Leben (Subst.).
1. All Levve well widderlääv sin. (Köln.) – Firmenich, I, 475, 186.
Ein unordentliches und übermüthiges Leben rächt sich. Weyden (II, 6) hat das Sprichwort in folgender Fassung, aber ohne Angabe seines Sinnes: All et Leven wel widerläv sin, oder Goddes Wôt es gelogen.
2. Auch das glücklichste Leben endet der Tod.
3. Auf dein Leben dich nicht verlass', der Tod macht bald ein'n Menschen blass.
Frz.: En ta vie ne te fie, la mort l'a trop-tôt ravie. (Kritzinger, 713a.)
4. Auf ein böses Leben folgt ein böses Ende.
Die Russen: Wer schimpflich gelebt hat, wird nicht ehrlich sterben. (Altmann VI, 297.)
Engl.: He that lives vickedly, can hardly die honestly. – The end of a dissolute life is commonly a desperate death. (Bohn II, 503.)
Frz.: La mauvaise vie attrait la mauvaise fin. (Leroux, II, 245.)
Lat.: Dura sunt leonis cubilia. (Seybold, 142.) – Flagitiorum turpis exitus. (Seybold, 185.)
5. Auf ein gutes Leben sieht man gern zurück.
Lat.: Conscientia bene actae vitae jucundissima est. (Philippi, I, 89.)
6. Bei einem lustigen Leben vergisst man Vater und Mutter.
Frz.: Joyeuse vie père et mère oublie. (Leroux, II, 243.)
7. Besser im Leben eine Brotrinde, als nach dem Tode ein Denkmal (oder: eine Messe).
8. Das elendeste leben ist besser denn der beste todt. – Henisch, 323, 3; Petri, III, 3.
9. Das halb Leben ist kein Vnterscheid vnter den Leuten. – Lehmann, II, 58, 31.
10. Das Leben beim Edelmann ist ein Leben in der Hölle. (Lit.)
11. Das Leben besteht aus Augenblicken.
Die Russen: Das Leben des Zaren besteht auch nur aus Jahren. (Altmann V, 110.)
12. Das Leben besteht aus Stunden, wer eine gewinnt (spart), hat Leben gefunden.
13. Das Leben dauert kurze Zeit und ist nichts als Mühe und Arbeit.
Lat.: Vita vitae nomen habet, sed re ipsa labor est. (Chaos, 1069.)
14. Das Leben der Menschen auf dieser Erd' ist ein Krieg, der immer währt.
It.: Il vivere dell' huom in questa terra, altro non è, che una perpetua guerra. (Pazzaglia, 414, 7.)
15. Das Leben der Narren ist ein Tod.
16. Das Leben der Sau ist ein Requiem, ihr Tod ein Gaudeamus igitur. – Eiselein, 541.
17. Das Leben des mindesten ist mit Pfennigen nicht zu vergelten. – Graf, 375, 501.
In Bezug auf die strenge Ahndung der Lüge und Verleumdung in gerichtlichen Angelegenheiten. War ungeachtet falscher Anklage ein nachtheiliges Urtheil nicht erfolgt, so sollte dessenungeachtet dem Verleumder zum Lohne seiner schändlichen That die Zunge ausgerissen werden, niemals aber sollte, was der Sinn des obigen Sprichworts ist, Buss- oder Wergeld in solchen Dingen die Schuld sühnen. In Hamburg: Der mynsten leuent myt penningen nicht ys tho vorgeldende. (Lappenberg, 293, 12.)
18. Das Leben des Priesters hebt die Kraft des Sakraments nicht auf.
Das unsittliche Leben der Geistlichen soll auf die segnende Wirkung der von ihnen verwalteten Heilsmittel nicht nachtheilig einwirken; fördernd wirkt es aber gewiss noch weniger ein.
[1835] 19. Das Leben dreier ist kein Leben: der zu Gefühlvollen, der Jähzornigen und der Schwermüthigen (Trübsinnigen). (Hebr.)
20. Das Leben eines Menschen muss man nach seinem Tode loben, den Tag, wenn's Nacht ist.
21. Das Leben fangt mit Weinen an, ohn' Weinen man's nit enden kan.
Lat.: Ut lachrymis caepi, lachrymis quoque finio vitam. (Chaos, 1068.)
22. Das Leben fleusst dahin wie Wasser vnd kompt nicht wieder. – Petri, II, 67.
Lat.: Ad mortem sic vita fluit, velut ad mare flumen, vivere nam res est dulcis, amara mori. (Seybold, 9.)
23. Das Leben hat den Kamen nur, dass es sei ein Leben pur; wann man aber die That besicht, in pur Arbeit es aussbricht. – Chaos, 1069.
24. Das Leben ist bald dahin, eh' man versteht den Sinn.
D.h. ehe man zu leben weiss.
Engl.: Life is half spent before we know what it is. (Bohn II, 13.)
Frz.: La vie est moitié usée avant qu'on ne sache ce qu'est la vie. (Bohn II, 31.)
25. Das Leben ist besser dann Gold. – Petri, II, 67; Henisch, 1677, 5.
Lat.: Vt uitam redimas, uestes ac omnia uendas. (Loci comm., 206.)
26. Das Leben ist dem Armen (Kranken) lang, dem Reichen (Gesunden) kurz. – Körte, 3727; Braun, I, 2189.
27. Das leben ist dem Schatten gleich, wenn's am besten ist, so verschwindt's. – Henisch, 328, 68; Petri, II, 67.
Das Leben ist ein Irrlicht, ein Windstoss der Tod, sagt ein ungarisches Sprichwort: Egy gyertyalang az élet és egy rohanat a halál. (Die Strafanstalten in Ungarn von Vünes in der Allgemeinen deutschen Strafrechtszeitung von Holtzendorff, 1867, Hft. 3, S. 147 Anm.)
Lat.: Heu quam cuncta abeunt celeri mortalia cursu. (Binder II, 1297; Palingen, 10, 716.) – Homo vitae commodatus, non donatus est. (Philippi, I, 181.) – Vita minus est. (Seybold, 642.) – Vita (que) mancipio nulli datur, omnibus usu. (Philippi, 258.)
28. Das Leben ist den Reichen lang, den Armen kurz. – Simrock, 6250.
29. Das leben ist edel. – Gruter, III, 13; Petri, II, 67; Lehmann, II, 75, 21.
Wenn es edel ist.
Lat.: Nil quicquam est homini vita pretiosius. (Seybold, 356.)
30. Das Leben ist ein Arzt, das viele Wunden (schlägt und heilt).
Böhm.: Na živém se vše zahojí. (Čelakovsky, 303.)
31. Das Leben ist ein Doppelspiel.
Holl.: Het leven is een dobbelspel. (Harrebomée, II, 19.)
32. Das Leben ist ein Jahrmarkt.
Auch: ein Meer, eine Promenade, eine Reise, eine Verbannung. Die Araber: Jeder Tag deines Lebens ist ein Blatt deiner Geschichte. Und: Das Leben des Menschen ist ein Tagebuch, in welches er nur gute Thaten eintragen sollte. (Reinsberg II, 149.)
»Niemandt gedenk auff dieser Erdt, das seins vnglücks ein ende werdt, diess leben ist ein steter kampff, nach dem Sonnenschein folgt ein dampff.« (Waldis, II, 93.) Die Engländer: Des Menschen Leben ist ein Wintertag und eine Winterwanderung. Wir dürfen in einem ehernen Alter kein goldenes Leben erwarten. – Ich weinte, als ich geboren ward, und jeder Tag zeigt mir warum. (Reinsberg II, 150.)
Mhd.: Des menschin lebîn ist ein strît ûf erden alle vrist. (Jeroschin.) (Zingerle, 87.)
Holl.: Ons leven is anders niet dan strijd. (Harrebomée, II, 20.)
Lat.: Militia est vita hominis super terram. (Chaos, 1067.) – Varia pericula obsident vitam humanam. (Seybold, 618.)
Schwed.: Lifwet är en strid från början. (Wensell, 49.)
34. Das Leben ist ein Nebel. – Gruter, III, 62; Lehmann, II, 377, 21.
Sprichwörtliches Buchstabenspiel, weil Leben, rückwärts gelesen, Nebel gibt.
35. Das Leben ist ein Punkt (oder: Augenblick). – Eyering, I, 333.
Lat.: Vita, qua fruimur brevis est. (Philippi, II, 257.) – Vitae brevis isthmus. (Seybold, 641.)
36. Das Leben ist ein Schwitzbad, je höher um so eher im Schweiss. – Wurzbach I, 17.
In den Schwitzbädern ist auf den höchsten Stufen auch die höchste Hitze.
[1836] 37. Das Leben ist ein steter Streit. – Petri, II, 67.
Mhd.: Allez mîn leben ist ein troum. (Wigalois.) – Irdisch leben daz ist ein troum. (H. Damen.) – Unsir leben ist ein troum. (Martina.) (Zingerle, 87.)
Holl.: Het leven is een droom. (Harrebomée, II, 19.)
Lat.: Vita hominum nil est aliud, quam fabula quaedam. (Binder II, 3581.)
39. Das Leben ist ein Wind. – Schulze, 23.
Lat.: Ventus est vita mea.
40. Das Leben ist eine Gebirgsreise.
Die Russen: Das Leben ist keine Reise durch eine Ebene. Und: Das Leben ist eine Reise mit Hindernissen. (Cahier, 2019, 204.)
41. Das Leben ist eine Mahlzeit, wenn's Essen am besten schmeckt, soll man aufhören. – Zinkgref, III, 347.
42. Das Leben ist eine Wanderschaft, sagte der Handwerksbursche, als er funfzig Jahre gelaufen war.
Engl.: La vie n'est qu'un passage, as the beadle said who passed his life in Burlington Arcade. (Hagen, 104, 27.)
Lat.: Vita hominis peregrinatio. (Seybold, 641.)
43. Das Leben ist geliehen Gut.
Die Araber: Das Leben ist eine Quarantäne fürs Paradies. Und: Die Güter dieser Welt gehören uns nur zum Niessbrauch; der Körper ist nur ein gemiethetes Kleid, das Leben nur ein Gasthaus. (Reinsberg II, 149.)
Mhd.: Lîp, sêle unde guot ist allez lêhen, swie man tuot. (Freidank.) – Lîp unde guot daz ist von got ein lêhen. (Ditm. von Lezzer.) (Zingerle, 87.)
Lat.: Homo vitae accommodatus, non donatus.
Schwed.: Lifwet är längods. (Grubb, 422.)
44. Das Leben ist halb (bald) Lust, halb (bald) Trauerspiel.
Lat.: Tragico-comoedia vita est. (Seybold, 608.) – Vita hominis comoedia, cujus ultimus actus in morte peragitur. (Chaos, 1067.)
45. Das Leben ist kurz, das Wissen (die Kunst) lang. – Eiselein, 413; Lohrengel, I, 113; Braun, I, 2587.
Engl.: Life is short, art is long. (Eiselein, 403.)
Lat.: Ars longa vita brevis. (Binder I, 86; II, 241; Lehmann, 186, 39; Philippi, I, 41; II, 257; Wiegand, 59; Seybold, 37 u. 640; Eiselein, 403; Sutor, 748.)
46. Das leben ist lang vnnd kurtz, danachs einer ergreiffet. – Franck, I, 72b; Lehmann, II, 59, 39.
Lat.: Vita misero longa, felici brevis. (Franck, I, 72b.)
47. Das Leben ist mehr als die Kleidung.
Dän.: Livet er kierere end klæderne, ja end og god set. (Prov. dan., 388.)
48. Das Leben ist schön, aber kostspielig. – Simrock, 12366.
In Ulm: 'S Leaba ist schö, aber koschpielig.
49. Das Leben ist schon halb vorbei, eh' man weiss, was Leben sei. – Struve, II, 10.
50. Das Leben ist süss.
Nach Goethe eine angenehme Gewohnheit.
Engl.: Life is sweet. (Bohn II, 110.)
Holl.: Het leven is zoet. (Harrebomée, II, 19.)
51. Das Leben ist voll eitler Sorgen.
Lat.: O curas hominum! o quantum est in rebus inane. (Persius.) (Egeria, 193; Philippi, I, 61.)
52. Das Leben ist warm und kalt der Tod. – Simrock, 11185.
53. Das Leben ist zu kurz für viele Proben, was unten wird gefehlt, das wird gerichtet oben. – Caspari, 3.
Lat.: Regula virtutum pulcherrima vita docentis. (Philippi, II, 153.)
54. Das Leben ist zur Arbeit, im Grabe können wir lange genug ruhen.
Holl.: Die u heeft gegund het leven, dien moet ge ook de tiende geven. (Harrebomée, II, 19.) – Het leven is, om te arbeiden; als de dood komt, kunt gij lang genoeg slapen. (Harrebomée, II, 19.)
Lat.: In vita nulla est intercapedo miseriae. (Cicero.) (Philippi, I, 209.)
55. Das Leben lob' am Ende und am Abend klatsch' in die Hände.
56. Das Leben misst nur eine Spanne, aber die Hoffnung geht darüber hinaus.
Lat.: Vitae summa, brevis spem nos vetat inchoare longam. (Horaz.) (Seybold, 64; Philippi, II, 257.)
57. Das Leben nehmen ist leicht, aber wer will es wiedergeben.
58. Das leben ohne frewde ist wie ein weiter Weg ohn eine Herberge. – Henisch, 1216, 35.
Lat.: Vita sine festivitate est longa via sine diversoriis. (Henisch, 1216, 36.)
[1837] 59. Das Leben soll der Lehre gleichen.
Dän.: Lev som du lærer. (Prov. dan., 373.)
60. Das Leben thut dem schatten gleichen, wans am besten ist, thuts weichen.
Lat.: Vita breuis, uelut umbra leuis sic annihilatur, sic uadit, subitoque cadit dum stare putatur. (Loci comm., 84.)
Schwed.: Lifwet är blott ett långods. (Wensell, 41.)
61. Das Leben verschwind't, wie Rauch im Wind.
Lat.: Ipsum quod vivît veluti rapidissimus amnis, qui sursum exoriens semper ad ima fluit. (Chaos, 1070.)
62. Das Leben von Gott, das Essen von Hof. – Sutor, 156.
Lat.: Equus me portat, alit me rex. (Sutor, 156.)
63. Das Leben wirkt mehr als die Lehre.
Wir folgen in unsern Handlungen mehr dem Beispiel anderer als deren Vorstellungen.
Dän.: Vi leve ei efter forskrifter, men exempler. (Prov. dan., 182.)
64. Das unordentliche Leben der Leute ist das Wohlleben der Aerzte.
65. Dat is en Leben in de Marsch, Alldag Speckpannkoken und Hühnersupp to Vesperkost. – Diermissen, 63.
66. Dat 's 'n Leben, säd' de Deern, da krêg se en Kind. (Flensburg.) – Hoefer, 234.
67. Dat 's 'n Leben, säd' de Jung, dôr bêt de Hund 'n Voss dôd. – Hoefer, 507.
68. Der führt ein schlechtes Leben, der sich nicht bessert.
Frz.: Mal vit, qui ne s'amende. (Lendroy, 28.)
69. Der uns gab das Leben, wird auch Brot und Kleider geben.
Lat.: Vitae dator et dator escae est deus. (Philippi, II, 257.)
70. Der uns gab das Leben, wird uns auch zu kauen geben.
Dän.: Man har ei livet af sig selv, saa ei heller livets velstand. (Prov. dan., 388.)
71. Ders leben veracht, förcht den todt nit. – Franck, I, 156a; Lehmann, II, 68, 1.
72. Des (zeitlichen) lebens aussgang ist des (ewigen) lebens eingang. – Henisch, 1429, 59; Petri, I, 23.
73. Des schönsten Lebens Ende ist der blasse Tod.
Frz.: Où ceste vie prend fin commence mort ou joye sans fin. (Leroux, II, 276.)
74. Diss kurtze leben verschwind wie ein blum oder wind. – Henisch, 430, 9.
75. Diss Leben lässt nicht glidgantz1 seyn. – Henisch, 1649, 36.
1) Dies Wort, das Henisch durch integrum, perfectum. ratione partium erklärt, ist leider aus dem Neuhochdeutschen verschwunden, um fremden Ausdrücken Platz zu machen oder durch Umschreibungen schwerfällig ersetzt zu werden. Als Beispiel der Anwendung mag hier aus Henisch (a.a.O.) noch stehen: »Es muss alles erarnet vnd erfochten sein, vnd soll nit glidgantz vnd recht zugehen auff Erden.« (S. ⇒ Ort.)
76. Durch nûchtern Leben wird man alt, durch Füllerey erstirbt man bald. – Lehmann, II, 74, 104.
77. E Lewe ohn Lêw öss wie e Hund ohn Zagel. (Insterburg.) – Frischbier2, 2342.
78. E Lewe ohn Lêw öss wie e Hund ver e Grosche. – Frischbier2, 2342.
79. Eh' man das Leben kennt, ist es halb verrennt. – Eiselein, 414.
80. Ehe man weiss, was Leben sei, ist das Leben schon halb vorbei. – Körte, 3724.
Frz.: La vie est demi usée, avant qu'on sache ce qu'est vie. – Les quatre âges se passent sans savoir qu'on y passe. (Masson, 225.)
81. Ein böses Leben führt zu keinem guten Ende.
Böhm.: Ze zlého živobytí neni dobrého vyjití. (Čelakovsky, 134.)
82. Ein böss Leben ist niemand schädlicher denn dem, der es führet. – Petri, II, 171.
Lat.: Non est malum vivere, sed male vivere. (Chaos, 1067.)
83. Ein ehrloss leben vnd armut sind für den Neid hart gut. – Henisch, 810, 12; Petri, III, 5.
84. Ein fettes Leben macht ein mager Testament.
Holl.: Een lekker leven maakt een mager testament. (Harrebomée, II, 19.)
[1838] 85. Ein gut, Gottselig leben wird alleinig von Gott gegeben.
Lat.: Virtutum munus praestare potest Deus unus. (Loci comm., 205.)
86. Ein gut Leben ist besser als eine schlechte Predigt.
Span.: Bien predica quien bien vive. (Cahier, 3600; Bohn II, 205.)
87. Ein gut Leben ist die beste Predigt.
It.: Chi ben vive, ben predica. (Bohn II, 78.)
88. Ein gut Leben macht auch trübe Tage heiter.
Frz.: Bonne vie embellit. (Leroux, II, 185.)
89. Ein hartes (saueres) Leben ist besser als ein weicher (süsser) Tod.
Böhm.: Lepší lýčený žyvot, než hedbávná (lýčená) smrt. (Čelakovsky, 147.)
Frz.: Miex voil vivre et sofrir les colx que morir par avoir repos. (Leroux, II, 265.)
Poln.: Lepszy žywot łyczany, niž jedwabna śmierć. (Čelakovsky, 147.)
90. Ein langes Leben, der gewisse Todt. – Henisch, 1604, 48; Petri, III, 17.
91. Ein langes Leben ist ein schlimmes Geschenk für den Geizhals.
Schwed.: Längt lijf är den girigas qwaal. (Grubb, 480.)
92. Ein langes Leben ist kein Verdienst.
Frz.: Il n'est que vivre et avoir du mérite. (Cahier, 1803.)
93. Ein Leben in Noth ist halber Tod.
Schwed.: Lifwet utan lust är halfwa döden. (Wensell, 48; Grubb, 452.)
94. Ein Leben mit heiterm Sinn ist der beste Gewinn.
Frz.: Il n'est vie que d'estre bien aise. (Leroux, II, 238.)
95. Ein Leben ohn' Gefahr ist aller Noth und Sorge bar.
Lat.: Miseriam nescire sine periculo est vivere. (Philippi, I, 252.)
96. Ein Leben ohne Ehr' ist kein Leben mehr.
Die Hebräer sagen: Das Leben von dreien ist kein Leben mehr: wer auf den Tisch eines andern hofft, wer unter der Herrschaft seiner Frau steht und wer mit körperlichen Leiden behaftet ist. (Reinsberg III, 38.)
Frz.: Mets ta vie pour ton honneur et tous deux pour ton créateur. (Cahier, 1796.)
Lat.: Vita et fama pari passu ambulant. (Egeria, 325.)
Schwed.: Lif och ära bör man hålla lika kära. (Wensell, 48.)
97. Ein Leben ohne Freund ist ein Welt ohn Sonne. – Petri, II, 211; Henisch, 1234, 17.
98. Ein leben ohne lehr vnd kunst ist gleich einem scheisshauss, mit gunst.
Lat.: Quid sine doctrina uita est, nisi foeda latrina? (Loci comm., 50.)
99. Ein Leben ohne Liebe ist eine Glocke ohne Hammer.
100. Ein Leben ohne Unfall ist eine todte See, die nur Gestank gebiert. – Winckler, III, 53.
101. Ein Leben von Gesang und Scherzen wischt den Staub vom Herzen.
It.: Chi vive cantando, more cacando.
102. Ein müssig Leben ist eine gute artzeney. – Petri, II, 215.
103. Ein new Leben ist die beste Buss. – Henisch, 571, 64; Petri, II, 217.
104. Ein nüchtern Leben ist das beste.
Lat.: Anima sicca, optima. (Philippi, I, 30.)
105. Ein schändlich Leben lässt sich mit Worten nicht auslöschen. – Grubb, 534.
106. Ein trostlos Leben kann man gern dem Tode geben.
Lat.: Minus timet mortem, qui minus deliciarum novit in vita. (Philippi, I, 251.)
107. Ein tugendhaftes Leben ist der schönste Adel.
It.: Vive nobilmente chi vive rettamente. (Pazzaglia, 414, 25.)
108. Ein unbefleckt Leben ist die beste Strafe für Verleumder.
Dän.: Lad dit ustraffelige levnet giøre bagvaskeren til en løgner. (Prov. dan, 370.)
109. Ein unmässig Leben macht die Aerzte reich.
Schwed.: Lijff och ähra håller man lijka kiära. (Törning, 103.) – Otijdigt lefwerne giör Läkiaren rijk. (Grubb, 658.)
110. Ein unnütz Leben ist ein früher Tod.
[1839] 111. Ein unruhig (unstet) Leben ist ein steter Tod.
Holl.: Een ongerust leven is een gestadige dood. (Harrebomée, II, 19.)
112. Ein vnbeflecket Leben ist das rechte alter. – Petri, II, 232.
Lat.: Vive diu, sed vive Deo. (Egeria, 303.)
Poln.: Kto cnotliwie i prawie żył, doṡć długo żył. (Lompa, 19.)
113. Es ist ein Leben voll Pein, kann das Auge nicht sehen ohne Brillen, der Arsch nichts thun ohne Pillen und kann man nicht schlafen ohne Arznei'n.
Holl.: Die zien door brillen, purgeren met pillen, en leven van medecijn, het leven wordt hun pijn. (Harrebomée, I, 91.)
114. Es ist ein Leben wie im Himmel, man isst und trinkt nicht. – Braun, I, 2192.
115. Es ist kein feyner leben auff erden, denn gewisse zinss haben von seinem lehen, ein hurlein darneben vnd vnserm Herrgott gedienet. – Agricola I, 344; Lehmann, II, 143, 174.
Spott auf das Pfaffenthum und Mönchsleben; vielleicht auch auf unsere modernen Heiligen und ihre Betbrüder- und Muckervereine.
Frz.: Il n'est vie que de coquins. – Il n'est vie que de faire bonne chère, mais la fin n'en vaut rien. (Leroux, II, 238.)
116. Es ist keiner des Lebens sicher, der krank ist. – Keller, 148a.
117. Es wäre wol recht das Leben, wär' nur nicht das Rechenschaftgeben. – Caspari, 2.
118. Et is kein beter Lêwen as en gaud Lêwen. – Schambach, II, 45.
Wer ein gut Leben hat, mag damit zufrieden sein, es gibt kein besseres.
119. Freut euch des Lebens, weil noch das Lämpchen glüht.
Lat.: Vive rnemor, quam sis aevi brevis. (Horaz.) (Binder II, 3587.)
120. Friedlich Leben hat unser Herrgott lieb. – Graf, 285, 1.
Wo Recht und Friede wohnet, da herrscht der Geist Gottes in der Gesellschaft. Die Russen: Je friedlicher dein Leben ist, je angenehmer du bei allen bist.
Mhd.: Friedlich leben hât vnser here got liep. (Wackernagel, 4, 51.)
121. Für hie ein rein gottselig leben, so wird dir auch das ewig geben.
Lat.: Dilige mundiciam super omnia munera primam: si mundus fueris Christum super astra videbis. (Loci comm., 138.)
122. Gib mir im Leben, was du mir willst geben.
Die Russen: Gib mir lieber bei meinem Leben einen birkenen Tisch, als dass du mir bei meinem Tode einen cedernen Sarg versprichst. (Altmann V.) Im ähnlichen Sinne sagen die Jakuten: Als er lebte, hatte er keine Fische zu essen und todt bekam er Stutenfleisch. Wenn nämlich ein Jakut gestorben ist, wird das Lieblingspferd desselben geschlachtet und in einer eigenen Grube verscharrt, ausserdem wird noch eine Stute zum Schmause geschlachtet. – Als er lebte, konnte er sich kein Feuer anzünden, nun er gestorben, gibt man ihm Stahl und Stein. (Der Gestorbene bekommt nämlich Stahl und Stein mit ins Grab.)
Mhd.: Rehte leben gît vil gerne guotes ende. (Rein. Zw.) (Zingerle, 87.)
Frz.: De bonne vie bonne fin, de bonne terre bon pepin. (Leroux, I, 58; II, 185.)
124. Gut leben, lang leben. – Schottel, 1123; Lehmann, 208, 2.
125. Gut leben vnd gesund tag stehn nymmer inn einem hag. – Franck, I, 53b; Henisch, 1582, 59; Petri, II, 367; Egenolff, 323b; Blum, 606; Bücking, 193; Theatrum Diabolorum, 290b; Simrock, 6249; Körte, 3726; Lohrengel, I, 354; Braun, I, 2188.
Ist nur wahr, wenn man unter »gut Leben« den Genuss köstlicher Speisen und edler Getränke und vielleicht geradezu den unmässigen versteht. Denn Heiterkeit, Frohsinn und Gesundheit bestehen nicht nur sehr wohl nebeneinander, sondern jene sind gerade die Bedingungen zu dieser.
Lat.: In multis cibis infirmitas. (Franck, I, 53b.)
126. Hartes Leben, gesundes Leben.
Homer sagt: Strenge ist für die Jugend die beste Amme.
127. Het menschlyke Leven is gelyk êne Zwynsblâs, als men met êne Spelde darin stêkt, puig, gât de wind daruit. – Frisia, Jahrg. 1, Nr. 23; Kern, 168.
[1840] 128. Ik seh di min Lewen nich weer (wieder), see de Stüermannsfru; do snof se sück in't Water, un hör Mann gung up de Reise. (Ostfries.) – Hoefer, 1014.
129. Im Leben a gut Bissel, am End' a Schlagflissel. (Schles.)
130. Im Leben ist uns mancher ein Dorn im Auge; könnten wir ihn nach dem Tode mit den Nägeln wieder ausgraben, man würd' es nicht sparen.
131. Im Leben soll man an den Tod, im Tode ans Leben denken.
Aehnlich hebräisch Cahier, 2511.
Lat.: In tota vita discendum est mori. (Seybold, 255.)
132. In deinem Leben hast du gute Tage gehabt vnd dieser böse, nun wird dieser getröstet vnd du wirdest gepeyniget. – Agricola II, 483.
133. In diesem Leben ist nichts als Herzeleid.
Schwed.: Jemmer och nöd är hwardagsbröd. (Grubb, 410.)
134. Is dat Leawen auk süerlik, so is et doch natürlik. (Westf.)
135. Ist das Leben noch so trüb, einmal scheint die Sonne lieb.
Lat.: Vita misero longa, felici brevis. (Publ. Syr.) (Chaos, 1068.)
136. Ist das Leben swerlich, so ist es doch natürlich. – Petri, II, 407.
137. Je angenehmer das Leben, je widerwärtiger der Tod.
Frz.: N'est si belle vivance qui n'estange (n'empêche de) mourir. (Leroux, II, 269.)
138. Je frölicher Leben, je trauriger Tod. – Schottel, 1132b; Gaal, 1073.
Gilt nicht von der Freude, die heilig und schon selber Tugend ist, sondern von dem Sinnenrausche, dem der Wüstling sein Leben opfert.
Holl.: Hoe vrolijker leven, hoe droeriger sterven. (Harrebomée, II, 20.)
It.: Chi più vive, più muore.
139. Je länger das Leben währt, je mehr man Brot verzehrt.
Holl.: Hoe langer leven, hoe grooter rekening. (Harrebomée, II, 20.)
140. Je länger Leben han, je mehr Sünd gethan. – Petri, II, 393.
141. Karg Leben ist arm, es friert bis in den Darm.
Böhm.: Skoupý život ošuméle chodí. (Čelakovsky, 53.)
142. Kein besser Leben ist in der Welt, als wann Soldaten (Studenten) haben Gelt. – Lehmann, II, 319. 25.
143. Kein Leben ergetzt, das man in Stunden zerfetzt.
»Kein schönes Leben wird gefunden, zerlegt man es in Tag und Stunden.« (W. Müller, 1.)
144. Kein Leben ohne Freud', währt's auch nur kurze Zeit.
Dän.: Hvert Liv sin lyst, hver lyet sin lov. (Bohn I, 376; Prov. dan., 388.)
145. Kein leben recht gelobet wirt, das nicht mit tugend ist geziert.
Lat.: Nulla ualet uita, nisi sit uirtute polita. (Loci comm., 204.)
146. Kurz Leben, kurz Unglück.
147. Lang Leben in Noth ist schlimmer als der Tod.
Dän.: Gid du maa leve lange, og altid trænge. (Prov. dan., 382.)
148. Langes Leben, lang Pein vnnd Marter. – Lehmam, II, 370, 14.
Lat.: Longa vita, longa calamitas.
Schwed.: Längie lefwa är längie plogas. (Grubb, 484.)
149. Langes Leben, langes Gut. – Hillebrand, 130, 186; Estor, III, 432; Cramer, Nebenstunden, XIII, 10.
150. Leben und Glas, wie bald zerbricht das. – Parömiakon, 2194.
151. Leben und Gras, wie bald welkt das! – Parömiakon, 1740.
152. Leben und Gut hängen oft an einem Haar.
153. Leben und Haas, wie bald verlauft das. – Parömiakon, 1741.
[1841] 154. Leben verloren, alles verloren.
»Wie ist leben so lieb, o Gott, wie bitter ist der leidig Todt.« (Froschm., Mm. jiii.)
Engl.: Every thing would live. (Bohn II, 112.)
155. Lenger Leben, lenger Gut. – Petri, II, 436.
156. Lieber das Leben verlieren als die Ehre.
It.: E meglio perder la vita, che la riputazione. (Pazzaglia, 281.)
157. Lieber das Leben verlieren als die Freiheit.
Lat.: Vitam potius quam libertatem perdere. (Egeria, 327.)
158. Lustig Leben können die Pfaffen nicht geben.
Frz.: Mieux vaut plein poing de bonne vie que ne faict sept moys de clergie. (Leroux, II, 263.)
159. Man braucht nur wenig zum Leben.
Lat.: Vivitur parvo bene. (Horaz.) (Binder II, 3589) – Vivitur exiguo melius. (Claudianus.) (Binder II, 3589.)
160. Man muss ein Leben führen, das lange dauert.
Man muss Geld und seine Gesundheit schonen, zu Rathe halten.
161. Man muss sich des Lebens freuen, weil man jung ist.
»Freut euch des Lebens, weil noch das Lämpchen glüht.«
Lat.: Dum licet, in rebus jucundis vive beatus. (Horaz.) (Binder I, 378; II, 869.)
Poln.: Trzeba używać świata, póki służa lata. (Lompa, 604.)
162. Man sagt uns viel vom ewigen Leben und noch viel mehr vom Steuergeben.
163. Man sieht mehr auf das Leben der Priester als auf ihre Lehre.
Lat.: Mores dicentis persuadent, non oratio. (Binder I, 1001; II, 1887; Seybold, 311.) – Orationi vita non dissentiat. (Seybold, 421.)
164. Man soll fürs Leben lernen, nicht (blos) für die Schule.
Lat.: Non scholae sed vitae discimus. (Schulblatt, 469.)
165. Man verliert so leicht das Leben als guten Namen. – Sutor, 509.
Lat.: Vita et fama pari passu ambulant. (Sutor, 509.)
166. Mitten wir im Leben sind von dem Tod umgeben. – Reinsberg II, 151. Der Anfang eines Luther'schen Kirchenliedes.
Stägemann gebraucht diese Stelle aus einem Kirchenliede in einem Briefe an Varnhagen vom 19. Mai 1819 sprichwörtlich, und zwar in Hinsicht auf die unsichere oder unzuverlässige Politik Frankreichs uns Deutschen gegenüber.
167. Nach einem lust'gen Leben mehr als nach viel Arbeit streben.
Lat.: Ingenium est omnium hominum a labore pro clive ad libidinem. (Terenz.) (Philippi, I, 157.)
168. Niemand weiss seines Lebens Ende. – Lehmann, II, 428, 120.
Lat.: Incertum est, quam longa nostrum cujusque vita futura sit. (Seybold, 235.)
169. Nimb deines Lebens eben war. – Lehmann, II, 426, 78.
170. Nüchtern Leben, das beste Leben. – Simrock, 6248.
Lat.: Anima sicca, optima.
Schwed.: Nöchter Siäl triffts altijd wäl. (Grubb, 664.)
171. Richt dein Leben nach dem Gesetz vnd nit das Gesetz nach dem Leben.
Lat.: Ad amussim applica lapidem, non amussim ad lapidem. (Chaos, 1069.)
172. Schlechtes Leben, ausgelassenes Leben.
173. Schlicht Leben hett uphört, Pantüffeln (Kartoffeln) waren up Brod schmêrt. (Pommern.)
174. Schönes Leben, sagte Klüge, das eine zerbricht Häfen, das andere Krüge.
175. Schrei um dein Leben, sagt das Huhn, aber nicht um deine Federn! (Surinam.)
Wo alles auf dem Spiel steht, kommt's auf eine Kleinigkeit nicht an; das Leben ist mehr als die Kleidung.
Holl.: Zulk leven, zulk einde. (Harrebomée, II, 20.)
177. Soll dir das Leben gedeihen, musst du kein Aergerniss wiederkäuen.
178. Uebel Leben fürchtet den Tod.
It.: Chi mal vive sta sempre in timore. (Pazzaglia, 414, 24.)
179. Unser Leben auf dieser Erd' ist ein Krieg, der immer währt.
Frz.: La vie de l'homme en cette terre, n'est que perpétuelle guerre. (Kritzinger, 713b.)
180. Unser Leben bestehet, wie ein Fähnlein auf dem Dach.
Lat.: Penna est vita malis, volat et pernicibus alis. (Chaos, 1072.)
[1842] 181. Unser Leben ist ein Uhrwerk, das man nicht mehr aufziehen kann, wenn's abgelaufen ist.
182. Unser Leben ist ein Gesangbuch, viel schwarze Noten und wenig weisse. – Winckler, III, 32.
Holl.: Ons leven is een muziekstuk, daar de zwarte en witte nooten onder een gemengd zijn, om een goed akkord te maken. (Harrebomée, II, 20.)
183. Unser Leben ist ein Schatten auf Erden. – Schulze, 24.
Lat.: Sicut umbra dies nostri.
184. Unser Leben ist eine Webe, dessen Einschlag Mühe ist. – Winckler, VI, 19.
185. Unser Leben ist lernen und vergessen. – Zinkgref, I, 248.
186. Unser Leben ist wie ein Fussstapf in einem staubichten Weg. – Opel, 375.
Holl.: Ons leven is een winterpad: na weinig droogs, al weder nat. (Harrebomée, II, 20.)
187. Vergangen Leben man bessern soll, das gegenwärtige führen wohl, das künftige bedenken fein, so wird man wohl berathen sein.
Lat.: Corrige praeteritum, praesens rege, cerne futurum. (Frob., 100; Philippi, I, 94.)
188. Vnser Leben hanget am Ende vnserer Lippen. – Lehmann, II, 803, 114.
189. Vnser Leben hangt an einem dünnen (seidenen) Faden. – Lehmann, II, 803, 113; Bücking, 246; Simrock, 6251.
Die Russen sagen daher: Man muss das Leben nicht aus dem Munde fahren lassen. (Altmann VI, 503.)
Frz.: On n'a pas lettres de tousjours vivre. (Leroux, II, 272.)
Holl.: Als med een kaars in't open veld, zoo is het met den mensch gesteld. (Harrebomée, II, 78b.)
Lat.: De filo, de pilo, pendet vita nostra. (Seybold, 116.)
190. Vnser Leben ist Angst, Noth, Mühe vnd Arbeit. – Lehmann, II, 803, 119.
Lat.: Funera sunt nostri continuata dies. (Seybold, 196.) – Magna vita pars elabitur male agentibus, maxima nihil agentibus, tota aliud agentibus. (Seybold, 290.) – Per varios casus praeceps rota volvitur aevi. (Seybold, 439.)
191. Vnser Leben ist ein Schawspiel, dessen letzter Actus der Todt ist. – Lehmann, II, 803, 115.
192. Vnser Leben ist ein Wanderschafft. – Lehmann, II, 803, 118.
Lat.: Ex ipsa vita discedimus tanquam ex hospitio non tanquam ex domo (Philippi, I, 144.) – Vita hominis est peregrinatio. (Philippi, II, 257.)
193. Vnser Leben ist kaum einer spannen lang. – Gruter, III, 92; Lehmann, II, 803, 111.
Lat.: Est tibi vita brevis modo vivis, cras morieris. (Chaos, 1067.) – Punctum est, quod vivimus et adhuc puncto minus. (Seneca.) (Philippi, II, 115.) – Spithama vitae. (Philippi, II, 199.)
194. Vnser Leben ist niemals vnvollkommen, wenn es nur ehrlich ist. – Lehmann, II, 803, 116.
195. Vnser Leben ist wie ein Wasserblass. – Lehmann, II, 804, 122.
196. Vnser Leben, wie es ist, so ist auch desselben Ende. – Lehmann, II, 804, 121.
197. Wâgst du dîn Lêwen, so wâg ik mîn fiev Dâler, säd' de Schipper, as de oll Mutt (oder: dat ôle Swîn), de he köft harr, mit Gewalt öwer Bord wull. (Jever.) – Hoefer, 912.
198. Wann das leben am liebsten ist, so ist gut sterben. – Franck, II, 67b.
Lat.: Dum est vita grata, mortis conditio optima. (Franck, I, 67b.)
199. Was das Leben gibt, nimmt der Tod.
Böhm.: Život bohatství dává, a smrt vše odnímá. (Čelakovsky, 313.)
200. Was das Leben uns geschenkt, das raubt der Tod alles wieder.
201. Was ist das nur für ein Leben, sagte der kranke Klas, dass man auf seine alten Tage noch sterben muss.
Holl.: Lieve Huibert-om, moest gij uwen ouden dag nog sterven. (Harrebomée, I, 337.)
202. Was kein Leben hat, kann kein Leben geben.
Dän.: Det føder ei, som ei er af noget levende. (Prov. dan., 190.)
Lat.: Quod nec animatum est, nec ab animato venit, non nutrit. (Prov. dan., 190.)
[1843] 203. Was man im leben hat bekommen, wird mit dem leben hingenommen.
»Dan niemand kan gold oder gelt mit sich tragen auas dieser welt.«
Lat.: Quicquid vita dedit, tollit cum vita recedit, nec tecum tolles plenos rubigine olles. (Loci comm., 137.)
204. Was nützt das Leben dem, der stets vor dem Tode zittert.
Lat.: Ne timeas illam, quae vitae est ultima finis; qui mortem metuit, quod vivit, perdit id ipsum. (Cato.) (Philippi, II, 21.)
205. Wat is 't vör 'n sûr Leben, îer man Grossmôder ward, säd' de oll Frû, un härr 'n Wesselbalg in de Wêg. – Hoefer, 331.
206. Wats dat da fer e krîzdollet Lewe, Mutter, rêk de Buddel her, wi wolle Enen hewe. – Frischbier2, 2345.
207. Wehe dem Leben der Braut, deren Schwiegermutter am Leben ist.
208. Wen (wer) well för sonn Lewen wal dôt sîn! (Meurs.) – Firmenich, I, 404, 257.
209. Wenn du das Leben vierundvierzig Jahr gekaut (genossen) hast, so halte auch still, wenn es nun dich kaut mit seinen Backenzähnen. – Burckhardt, 274.
210. Wenn man das leben nicht mit Narrheit verzuckert, so würde nichts als rauch vnd dampff im leben sein. – Lehmann, 530, 26.
211. Wenn 's Leben nicht mit Narrheit verzuckert wär', so ertrüg' es kein Bär.
212. Wer das alte Leben mit anderm vertauscht, findet sich oft betrogen.
213. Wer das Leben liebt, scheut den Tod.
Böhm.: Zivot se smrti bojí. (Čelakovsky, 314.)
214. Wer das Leben liebt und den Tod nicht scheut der ist Herr von jeder Zeit.
Lat.: Linque metum leti, nam stultum est tempore in omn dum mortem metuis, amittere gaudia vitae. (Cato.) (Philippi, I, 226.) – Nunquam est ille miser, cui facile est mori. (Philippi, II, 56.)
215. Wer das Leben liebt, vergeudet die Zeit nicht, denn Zeit ist Leben.
Frz.: Si vous aimez la vie, ne dissipez pas le temps; car la vie en est faite. (Cahier, 1696.)
216. Wer das Leben nicht will haben voll Mühen, muss das Thier, das Zöpfe hat, fliehen. – Fischart.
217. Wer das Leben satt, schlägt den Teufel matt.
Dän.: Ondt at slaaes med dem som kiedes ved at leve. (Prov. dan., 436.)
218. Wer das Leben verachtet, fürchtet den Tod nicht. – Simrock, 6256; Körte, 3728; Reinsberg II, 149; Braun, I, 2190.
Die Alten weihten mit Freuden Gut und Leben dem Vaterlande. Männer, welche den Tod wie Hunde die Geisel fliehen, erreicht er dessenungeachtet in Schande und Elend.
It.: Chi sprezza la vita non teme la morte. (Pazzaglia, 233, 2; 412, 9.)
219. Wer das Leben verliert, hat nichts weiter zu verlieren.
Frz.: Homme ne peut avoir en cest siecle (en ce monde). (Leroux, I, 164.) – Nous n'avons que notre vie en ce monde. (Leroux, II, 269.)
220. Wer durch sein Leben schadet, der nützt durch seinen Tod.
Die Russen: Wer durch sein Leben keinen Nutzen schafft, schafft Nutzen durch seinen Tod. (Altmann VI, 389.)
221. Wer ein heilig Leben führet, der ist Gott nahe. – Petri, I, 104; II, 703.
222. Wer ein langes Leben will erringen, halte Mass in allen Dingen.
It.: Chi vive sobriamente vive per ordinario lungamente. (Pazzaglia, 414, 5.)
223. Wer ein Leben will führen im Herrn, halte sich vom Hofe fern.
224. Wer einem andern nach dem Leben stehet, befördert seinen eigenen Tod. – Winckler, XX, 7.
225. Wer im Leben Galle gewesen, wird auch m Tode nicht Honig sein.
[1844] 226. Wer im Leben keinen Richter hat, dem zahlt der Tod (die Höll) sein Missethat. – Lehmann, 727, 5; Froschm., L, Vll.
227. Wer sein eigenes Leben verachtet, ist Herr über ein anderes. – Winckler, XVI, 13.
Dän.: Den er herre over en andens liv, som ei skiøtter sit. (Prov. dan., 281.)
228. Wer sein Leben nichts achtet, der ist geschickt, alles auszuführen.
Frz.: Quiconque a sa vie mépris, est maître de celle d'autrui. (Cahier, 101; Kritzinger, 451b.)
It.: E padrone della vita altrui, chi la sua sprezza. (Pazzaglia, 412, 3; Bohn II, 97; Cahier, 3160.)
229. Wer sein Leben wagen will, ist zollfrei. – Pistor., I, 99.
230. Wer von seinem Leben noch einen Zoll übrig hat, der hat noch tausend Geschäfte.
231. Wer will ein gut Leben führen, muss das Gegenwärtige ordiniren, das Vergangene bedächtig achten und das Zukünftige wohl betrachten.
232. Wer will ein Leben ohne Weh, nehme seinesgleichen zu der Eh'.
233. Wie das Leben, so das Ende.
Die Russen: Der Tod bekundet das Leben. Die Polen: Das Testament des Verstorbenen ist der Spiegel des Lebenden. Die Türken: Wir werden sterben, wie wir gelebt haben. Die Hindus: Wie die Seele, so sind die Engel (welche kommen, um sie beim Tode in Empfang zu nehmen). (Reinsberg II, 149.)
It.: Dimmi la vita, che fai; ti dirò la morte, che farai. (Gaal, 1469.)
Lat.: Qualis vita, finis ita. (Philippi, II, 120.)
Poln.: Jakie życie, taka śmierć. (Lompa, 13.)
Ung.: Minémü az élet, ollyan a' vege is. (Gaal, 1469.)
234. Wie das Leben, so der Nachruhm. – Ramann, Unterr., III, 28.
Aehnlich russisch Cahier, 2000.
Dän.: Godt levnet er giennest vey til godt navn. (Prov. dan., 248.)
235. Wie das Leben, so der Tod. – Schlechta, 431.
Böhm.: Jaké chování, takové skonání. (Čelakovsky, 314.) – Jaký žiwot, takowá smrt. (Čelakovsky, 313.)
Engl.: The end is answerable to one's life.
Frz.: Telle vie, telle fin. (Lendroy, 1402; Kritzinger, 672a.)
Krain.: Kakoršno življenje, taka smert. (Čelakovsky, 313.)
Kroat.; Kakvo živlenje, taka smert. (Čelakovsky, 313.)
Lat.: Qualis vita, mors est ita. (Čelakovsky, 313.)
Poln..: Jakie žycie, taka śmierć. – Jak žył, tak szończył. (Čelakovsky, 313.)
236. Wie das Leben, so die Rede.
Lat.: Qualis vita, talis oratio. (Seybold, 472.)
237. Wie 's Leben singt, der Tod nachklingt.
Lat.: Mors est echo vitae. (Chaos, 1068.)
238. Wie wohl mir steht mein Leben, sagte Kaiser Heinrich (I.), als er Wiehe, Wolmirstädt und Memleben (in der Güldenen Aue) sah. – Deutsche Romanzeitung, III, 43, 551.
239. Wiltu haben lang leben, so wasch die milch von der leber; ists nicht Wein, so lass denn Wasser sein. – Gruter, III, 114; Lehmann, II, 881, 296.
240. Zu einem glücklichen Leben gehören drei Stücke: mit wenigem vergnügt sein, Freundschaft halten und keinen Feind fürchten. – Winckler, XIV, 71.
241. Zum Leben gehört mehr als Brot und Lagerstroh.
Dän.: Man skal have somt for held og feyr, somt for kuld og veyr. (Prov. dan., 3593.)
242. Zum Leben ist wol wenig Hoffnung, sagte der Schneider, da hatten sie seine Frau secirt. – Hoefer, 945.
*243. Bei meinem Leben!
Betheuerungsformel, auch: so wahr ich lebe.
Jüd.-deutsch: Chaj (beim Leben) Rojschi (meines Kopfes.)
*244. Da ist Leben im Brotsack. (Frankenwald.)
*245. Da ist Leben im Staat Dänemark.
Es geht da lustig zu.
*246. Das ist ein Leben wie im Himmel (oder: im Sommer).
*247. Das ist mein Leben. – Eiselein, 413.
*248. Das Leben gehört ihm nicht mehr.
Er hat es schon versetzt, hat so viel Schulden, dass sein Vermögen zur Deckung derselben nicht zureicht.
[1845] *249. Das Leben ist mir feil.
Lebensüberdruss.
Jüd.-deutsch: Es is mir mies vor mein' Chajjes. (Tendlau, 623.)
*250. Dat es e Gülich'S Leve1. (Köln.) – Weyden, II, 8.
1) Womit man einen ungestümen Lärm, Tumult bezeichnet. Die Redensart bezieht sich auf die Bürgerunruhen in Köln unter Nikolaus Gülich und Abraham Sax vom Jahre 1680-86.
*251. Dat is sîn Lewen. – Döhnert, 275b.
Darin findet er sein grösstes Vergnügen.
*252. Dat öss e Lewe wie ömm Lehm, bloss dat et nich ilst so glabrich, so kliestrich öss. – Frischbier, 448; Frischbier2, 2341.
*253. Dein Leben ist jetzt Gras. – Frischbier2, 2340.
Scherzhafte Drohung.
*254. Du fürest ein still genugsam leben. – Tappius, 222b.
Lat.: Halcedonia sunt apud forum. (Erasm., 829; Tappius, 222b.)
*255. Ear hoad 's Lêb'n vô Gôd und's Ess'n vô Hôf. (Niederösterreich.)
Von einem schmarotzenden Müssiggänger, der sich füttern lässt.
*256. Ein fromm auffrecht leben führen. – Henisch, 1253, 33.
*257. Ein Leben haben wie ein junger Hund. – Baumgarten, 30.
*258. Ein Leben wie ein Schüttenhoff. (Göttingen.)
*259. En Lewen hewwen wie en Vögelschen en de Kau (Käfich). (Meurs.) – Firmenich, I, 405, 305.
*260. Er füret ein viehisch leben. – Tappius, 190b.
*261. Er hat das Leben von Gott und das Essen von den Leuten. – Blass, 9.
*262. Er hat ein gesund leben. – Jocosus, III, 39.
Sagt man in Hessen von einem Lügenhaften. (S. ⇒ Backen 15, ⇒ Beil 18, ⇒ Hausknecht 2 und ⇒ Sand.)
*263. Er hat ein Leben so zäh wie Hosenleder. (Köthen.)
Lat.: Sibylla vivacior. (Philippi, II, 182.)
*264. Er hat ein Leben wie ein Marder. (Rottenburg.)
*265. Er hat ein Leben wie eine Katze. (Nürtingen.)
Man will damit sagen, ein sehr zähes, obgleich das Leben der Hauskatze nichts weniger als zäh ist.
Lat.: Nisi crura fracta fuerunt, perire poterit. (Cicero.) (Philippi, II, 29.)
*266. Er hat ein Leben wie Gott in Frankreich. – Simrock, 4018.
*267. Er hat (es ist) ein Leben wie im Himmel. – Eiselein, 413.
*268. Er hat kaum (nichts als') das liebe Leben. – Körte, 3731a.
*269. Er wagt sein Leben wie 'n Stint. (Pommern.)
*270. Er wird sein Leben theuer verkaufen.
Holl.: Zijn leven duur verkoopen. (Harrebomée, II, 20.)
*271. Es geht auf Leben und Tod.
*272. Es ist ein Leben, dass einem Hören und Sehen vergeht.
Holl.: Het is een leven, alsof hooren en zien vergaat. – Men maakt daar een spaansch leven. – Zij maken een leven, alsof er een schip met vlooijen verging. (Harrebomée, II, 20.)
*273. Es ist ein Leben wie im Schlaraffenlande. – Braun, I, 3892.
*274. Es ist ein Leben wie vor der Revolution in Frankreich. – Willkomm, 82.
*275. Es ist noch Leben da.
Man darf die Hoffnung noch nicht aufgeben.
Engl.: There's life in a muscle. (Bohn II, 110.)
*276. Es ist nur ums Leben zu fristen.
Frz.: Il n'est que de vivre. (Leroux, 237.)
*277. Es ist um Lebens und Sterbens willen.
Empfiehlt die Vorsicht, nur gegen Quittung zu zahlen; denn für zwei Dinge hat man ein schwaches Gedächtniss: dass man schon bezahlt worden ist und dass man noch nicht bezahlt hat.
Frz.: On ne sait qui meurt, ni qui vit.
*278. Fer solk Lewe schon lêwer verheirathet sön. – Frischbier2, 2343.
*279. Hab' ich in meinem Leben so was gesehen! – Eiselein, 413.
*280. Hai hett sîn Lïewe näu kain gëut Gôrn spunnen. (Driburg.)
Er hat in seinem Leben noch kein gut Garn gesponnen.
[1846] *281. He frett söck dat Lewe ab. – Frischbier2, 2344.
*282. He het en Lewen wie enne jongen Hond. (Meurs.) – Firmenich, I, 405, 318.
*283. Ich habe das Leben satt.
Lat.: Quousque tandem? (Seneca.) (Binder II, 2912.)
*284. Ick will dat Lewen nig hebben. – Dähnert, 275b.
Eine Betheuerungsformel.
*285. Man hätte für sein Leben keinen Dreier mehr gegeben.
*286. Se Levven hängk an 'em sîde Fâm. (Bedburg.)
Um zu sagen, dass der Tod der betreffenden Person in naher Aussicht stehe oder das Leben sehr bedroht sei, sind mir ausser der vorstehenden noch folgende mehr oder weniger verwandte Redensarten zugegangen: Hä röp bald nach der Schöpp (Spaten, Schaufel). Hä steht met enem Foss em Graw. Hä vergeht wie Schûm om Wasser. Hä sieht us wie der Schatten an der Wank. Ich gew ken Pîf Tubak mieh für se Levven. Da wird noch fröög en et Gras biesse. Da wied noch bâl de Gass erav gon. (S. ⇒ Fuss 235.)
*287. Sei Laben is su vull Elendes as en beladen Mistwân (Mistwagen) vull Unrenikêt. (Schles.) – Palm, 58, 14.
*288. Sei Lab'n hengt ner nu ou (nur noch an) an Zwirnsfadala. (Franken.) – Frommann, VI, 327, 439.
*289. Sein Leben hengt an einem seidenen Fädelein. – Herberger, Herzpostille, I, 46.
Ist in augenscheinlicher Gefahr.
Holl.: Zijn leven hangt aau eenen zijden draad. (Harrebomée, II, 20.)
Lat.: Omnia sunt hominum tenui pendentia filo.
*290. Sein Leben hing an einem Haar. – Eyering, III, 300.
*291. Sein Leben in die Schanze schlagen. – Lohrengel, II, 433.
*292. Sein Leben ist ein lauterer Process. (Baiern.)
Von einem Processkrämer.
*293. Sein Leben ist wie der Mond, heute hohl (arm, hungrig, leer u.s.w.), morgen voll.
*294. Sein Leben steht auf dem Spiel.
Holl.: Zijn leven staat op het spel. (Harrebomée, II, 20.)
*295. Sein Leben theuer verkaufen.
Sich tapfer, kühn, bis aufs Aeusserste wehren.
Frz.: Vendre chèrement sa vie. (Kritzinger, 133a.)
*296. Zwischen Leben und Tod schweben.
297. Ain gut leben nympt ain gut end. – Granatapfel, 149a, 2.
298. Das Leben besteht aus Sonnenschein und Schatten.
299. Das Leben des Leklek (Storch) vergeht mit Laklak schreien. – Merx, 87.
300. Das Leben des Menschen ist eine Pilgerreise.
Lat.: Vita, peregrinatio. (Sailer, Sprüche, 149, 9.)
301. Das Leben ist ein Knopf, sagte Lump, denn es hängt an einem Faden.
302. Das Leben ist ein Musikblatt, auf dem mehr schwarze als weisse Noten sind. – Harssdörffer, 520.
303. Das Leben ist eitel Schinderei.
Lat.: Pati necesse est multa mortalem mala. (Philippi, II, 85.)
304. Das Leben ist Mühe und Arbeit, klagt der Träge; der Thätige spricht freudigen Muthes: Mühe und Arbeit ist Leben.
305. Dat Leben is de beste Schol vune Weeg' bet in'n Grotvaderstohl. – Plattdütscher Husfründ, III, 5.
306. Der hat vom Leben keinen Genuss, der jeden Bissen berechnen muss.
Der die Kosten von allem, was er isst und trinkt, veranschlagt.
307. Des Lebens Frühling ist schnell entflohen.
Lat.: Alata aetas. (Sailer, Sprüche, 123, 97.)
308. Des Lebens Mai blüht einmal und nicht wieder. – Braun, I, 2492.
309. Ein Leben, das stets im Fürchten steht, ist ärger als der Tod. – Wirth, II, 270.
310. Es wird kein Leben schön gefunden, wenn man's zerlegt in Tag' und Stunden. – W. Müller, Sprüche, 1.
311. Kurtz Leben und der Zufäll viel erfordern Rath und lesens Ziel. – Pauli, Schimpff, 16.
312. Leben und Leiden lassen sich nicht scheiden.
Lat.: Mortalis nemo est, quem non attingat dolor. (Cicero.) (Philippi, I, 257.)
313. Leben und Leumund gehen Hand in Hand. – Frisius, 186.
Lat.: Vita et fama pari passu ambulant.
314. Man braucht im Leben mehr Scheidemünze als Gold.
315. Mancher verkehret sein leben, so jhm ehre wirt gegeben. – Loci comm., 86.
Lat.: Immutant mores homines, cum dantur honores. (Loci comm., 85.)
316. Na, wenn mei Leben ka reg'lmässig's is, da hört schon alles auf, sagte der Mann, als[1543] seine Frau über sein unregelmässiges Leben klagte; i geh do reg'lmässig zum blau'n Hirschn, wo i reg'lmässig bis über die Mitternacht karte, trinke reg'lmässig meine sechs und komme reg'lmässig zwischen zwa und drei z' Haus.
317. Uose Löäwen währet korz, korz wie êne Gurke; kümmt de Dod un lätt 'n Forz, blauz, do leit de Schurke. – Schlingmann, 446.
318. Vnser aller leben gemein das endet Gott nach gfallen sein; kein mensch aber mag wissen haben, welchen man zuerst wird begraben. – Loci comm., 130.
Lat.: Omni placet Christo, de mundo tollimur isto. Nemo potest scire, quis primo debet abire. (Loci comm., 129.)
319. Wer das Leben gewinnen will, muss das Leben wagen.
320. Wer das Leben zu viel liebt, muss den Tod zu viel fürchten. – Harssdörffer, 2715.
321. Wer durchs Leben sich geschlagen, der kann von Erfahrung sagen.
322. Wer tugendhaft sein Leben zugebracht, sagt einst mit Freuden gute Nacht. – Gerlach, 154.
323. Wie man im Leben gesungen, so wird im Tode gesprungen.
Lat.: Qualis vita, finis ita. (Schreger, 90, 92.)
324. Willst du im Leben ruhig sein, so sieh nichts, hör' nichts, schweige fein. – Neue Freie Presse, 4576.
325. Zum Leben ein gut Bissel, zum Sterben ein Schlagflüssel. (Vogtland.)
Wohlleben und schliesslich schneller Tod wird als das beste Los bezeichnet.
*326. Ein Leben wie im Paradies.
Anfangszeile des im Musenalmanach von Voss 1776 abgedruckten und von Reichardt componirten Rheinweinliedes von Hölty.
*327. Ej Laben machen. – Larisch, 13.
D.i. Spectakel, Lärm machen.
*328. Er führet ein herteres Leben denn ein Cartheuser. – Aventin, CCCCXXXIb.
*329. 'S ist ein Leben wie in der Schlacht; an einem fährt's vorüber, den andern trifft's.
Adelung-1793: Leben, das · Leben
Eisler-1904: Wille zum Leben · Leben
Goetzinger-1885: Brüder vom gemeinsamen Leben
Herder-1854: Leben · Beschauliches Leben
Kirchner-Michaelis-1907: Leben
Meyers-1905: Losung ums Leben · Tod und Leben · Leben · Ewiges Leben · Freie Bühne für modernes Leben
Pataky-1898: Frauen, unserer, Leben
Pierer-1857: Thierisches Leben · Vegetatives Leben · Leben [2] · Ewiges Leben · Leben [1]
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