1. Ain Reicher dünckt sich weise sein, aber ain Armer verstendiger mercket jn. – Agricola II, 229.
2. Auch der Reiche kriegt nur ein Tuch als Leiche.
Frz.: Le plus riche n'emporte qu'un linceul. (Bohn I, 33.)
3. Auf den Reichen wie den Armen sind viel Augen gerichtet.
Dän.: De rige og de revne holde de alle paa. (Prov. dan., 297.)
4. Auf des Reichen Herde gefriert kein Wasser.
5. Bei den Reichen lernt man 's Hausen, bei den Armen 's Kochen. (Deisslingen.) – Birlinger, 30.
6. Beim Reichen ist alles Gold, was glänzt. – Eiselein, 525; Simrock, 8367.
Lat.: In divite ditia cuncta. (Eiselein, 525.)
[1611] 7. Bey den Reichen vnd Kargen ist nichts dann Ross vnd gross arbeit. – Eyering, I, 184.
8. De Riken heb't dat Geld, de Armen treckt int Feld. (Westf.)
9. De sin Riker wat gift un sin Wiser wat lehrt, de is in de Sottheit verkehrt. – Eichwald, 1589; Hauskalender, III.
10. Dem Reichen gehören des Armen Füss' und Hände.
Die Russen: Wenn der Reiche gehen will, kann er es auf der Armen Beinen thun. (Altmann VI, 453.)
11. Dem Reichen ist alles gesippet (verwandt). – Eiselein, 526; Simrock, 8368.
Lat.: Felicium multi sunt cognati. (Eiselein, 526.)
12. Dem Reichen kalbet bissweilen ein Ochs, da doch dem Armen keine Kuh kalbet. – Lehmann, 532, 47.
Der Gedanke, dass dem Glücklichen alles gelingt, wird jüdisch-deutsch in Warschau durch folgende Redensart ausgedrückt: »Der Ojscher (Glückliche) hot die Maarusche (glücklicher Zufall).«
13. Dem Reichen kalbt die Kuh oft, und dem Armen führt der Wolf das Kalb weg (oder: dem Armen frisst der Wolf das einzige Schaf). – Chaos, 279.
Um auszudrücken, dass der Reiche vom Glück begünstigt werde, sagen die Russen: Wenn sich der Reiche in den Wagen der Hoffnung setzt, kommt das Glück, sich vorzuspannen. Ferner: Dem Reichen kriecht das Glück in die Rocktasche. – Wenn das Schiff strandet, so rettet sich der Reiche an eine fruchtbare Insel, die Armen aber werden an die Felsen verschlagen. (Altmann V, 78, 104 u. 499.)
Frz.: Au riche homme souvent sa vache vêle et du pauvre le loup le veau emmène. (Kritzinger, 615a.)
14. Dem Reichen legt man alle Dinge wohl aus.
Die englischen Neger in Surinam sagen: Wenn ein Reicher stirbt, sagt man, er sei krank gewesen; stirbt ein Armer, so heisst's, er habe Erde gegessen; d.h. er sei selbst schuld an seinem Tode. Man will sagen: die Welt urtheile nach dem Ansehen der Person.
Lat.: Est nihil, est nihil, nisi certa pecunia totum. (Sutor, 657.)
15. Dem Reichen regnet's Gulden, dem Armen keine Pfennige für seine Schulden.
Böhm.: Groš bohatému a dítĕ chudemu. (Čelakovsky, 401.)
16. Dem Reichen thut sich jedes Thor auf.
Die Russen: Für einen Reichen gibt es keine Grenzsperre. (Altmann VI, 388.)
17. Dem Reichen (jüdisch: Kozen) und dem Schechter (Schoochet, Fleischer) bleibt nix übrig als ein weiter Hals. – Tendlau, 809.
Trostspruch für den Unbemittelten. Dem Reichen bleibt zuletzt nichts weiter übrig als dem Metzger, ein durch gutes Essen ausgeweiteter Hals.
18. Dem Reichen wiegt der Teufel die Kinder.
Sie gerathen selten.
19. Dem Reichen wil jederman verwandt seyn. – Suringar, LXXVI, 25.
20. Dem Reichen wird gegeben, der Arme muss in Sorge (Elend) leben.
»Den reichen gibt man gern viel gaben vnd lest die armen mangel haben.«
Lat.: Cui sunt multa bona, huic dantur plurima dona. (Loci comm., 44.)
21. Den Reichen bringt sein Gold herfür, der Arm muss liegen hind'r der Thür. – Dietrich, 213.
22. Den Reichen fehlt noch mehr als sie haben.
Die Chinesen: Die Reichen bedürfen (den Reichen fehlen) die meisten Dinge. (Cibot, 175.)
23. Den Reichen geht alles hin.
24. Den Reichen gibt man, den Armen nimmt man. – Grubb, 249.
25. Den Reichen hengt man in den Beutel, den Armen an den galgen. – Sarcerius, 497.
26. Den reichen in den beutel, den armen ins fewr. – Henisch, 357, 55; Petri, II, 79.
Holl.: Den rijke hangt men in den buidel of schoorsteen. (Harrebomée, II, 221a.)
27. Den reichen ins geld, den armen ins feld. – Henisch, 1062, 8; Petri, II, 79.
28. Den Reichen ist allzeit bange vor Dieben und Verräthern.
Bei Tunnicius (987): Den ryken is alle tyt leide vor deive unde vorreders. (Anxius est furti, metuit ditissimus auro.)
[1612] 29. Den Reichen muss das Fegefeuer weichen.
»Denn wenn das Geld im Kasten klingt, die Seele in den Himmel springt.«
30. Den Reichen muss Recht und Wahrheit weichen.
31. Den Reichen zu betrügen ist vielen ein Vergnügen.
Die Russen: Wenn der Reiche schlechtes (wohlfeiles) Tuch kaufen will, so vertheuere es ihm. (Altmann V, 76.)
32. Den Rîken werd ehulpen un de Arme werd tau Grunne 'drücket. – Schambach, II, 88.
Dem Reichen wird geholfen und der Arme zu Grunde gedrückt (unterdrückt).
33. Der Reich ein grosser bube ist, der arme leut betreugt mit list.
Lat.: Est scelus immensum, si diues fallit egenum. (Loci comm., 45.)
34. Der Reiche bedarf der armen Leut'; es sei früh oder spat, nah oder weit.
Dän.: Den rige har den fattige fornøden. (Prov. dan., 477.)
Frz.: Soit tôt ou tard, ou près ou loin, le riche a du pauvre besoin. (Kritzinger, 615.)
35. Der Reiche bleibt auf dem Kissen. – Murner, Nb., 75.
»Was man solt den armen geben, das gibt man da kein not nit ist, damit dem armen vil gebrist, so der reich bleibt auff dem küssen.« (Kloster, IV, 828.) Die Finnen: Der Reiche spricht sitzend. (Bertram, 56.) In angesehener, geachteter, behaglicher Stellung.
36. Der Reiche darff des Armen so wol als der Arme des Reichen. – Henisch, 652, 66; Petri, II, 104.
37. Der Reiche frisst den Armen, und der Teufel holt die Reichen, um es auszugleichen.
Holl.: De rijken vreten de armen en de duivel vreet de rijken, zoo worden allen gevreten. (Bohn I, 306.)
38. Der Reiche frist den Armen, das ist leider zu erbarmen. – Lehmann, 912, 5.
It.: La gallina è del povero, e il ricco se la mangia.
39. Der Reiche füllet nur die Augen und nicht den Bauch. – Pauli, Postilla, 366b.
40. Der Reiche geht nichts um. – Tendlau, 792.
Mag er seinen Weg noch so weit greifen, er macht nie einen Umweg, aber der Arme muss stets den kürzesten Weg zum Ziele einschlagen.
41. Der Reiche gibt mehr Schulgeld für seinen Hund als der Arme für seine Kinder.
Böhm.: Lépe bohatý psa cvičí, nežli chudý syna. (Čelakovsky, 406.)
Poln.: Lepiéj bogaty psa ćwiczy, niž ubogi syna. (Čelakovsky, 406.)
42. Der Reiche hat auch seine Sorgen.
Böhm.: Bohatým býti pracno, ale sytým netĕžko. (Čelakovsky, 169.)
Schwed.: Den rijke förer altijd ordet. (Grubb, 282.)
44. Der Reiche hat in einem Winkel mehr als der Arme im ganzen Haus.
Jüdisch-deutsch in Warschau: Wus bei an Ojscher (Reichen) verwalgert sich (sich versteckt), hot kein urm Mann nit in Vermögen.
45. Der Reiche hat schon recht, bevor er sich vertheidigt.
46. Der Reiche hat seinen Gott im Kasten.
It.: Più tosto all' or ch' al ciel riguarda il ricco. (Pazzaglia, 322, 16.)
47. Der Reiche hat wol weiche Betten (Kissen), aber oft keinen Schlaf.
Schwed.: Den rijke är ofta sömnlös. (Grubb, 128.)
48. Der Reiche hat Zeit, die Gemeinde zu verlassen, wenn der Arme Dorfrichter wird. (Tat.)
49. Der Reiche helt hauss, der Arm kommt auch aus. – Lehmann, 365, 17.
50. Der Reiche isst, wenn er will, der Arme, wenn er was hat. – Winckler, XIX, 57.
51. Der Reiche ist ein Schelm oder eines Schelmen Erbe. – Eiselein, 524.
»Es ist ein alt wort, der Reiche ist entweder ein vngerechter oder eines ungerechten Erbe.« (Heshusius, CCXCVIb.)
Lat.: Dives aut iniquus est, aut iniqui heres. (Gaal, 1311; Eiselein, 525; Faselius, 66; Seybold, 131.)
52. Der Reiche ist entweder selb nicht from oder eins solchen erb. – Gruter, III, 18; Lehmann, II, 81, 113.
[1613] 53. Der Reiche ist klug, sagt der Jude. – Frischbier2, 3107.
54. Der Reiche ist oft ärmer als ein Bettelmann.
It.: Più manca al ricco grande che al gran povero. (Pazzaglia, 322, 15.)
55. Der Reiche ist sehr arm, der alles hat und doch nichts hat. – Sutor, 31.
56. Der Reiche ist überall zu Hause.
Schwed.: Den rijka är allestädes hemma. (Grubb, 146.)
57. Der Reiche kann auch nur mit Einem Munde essen.
Böhm.: Také boháč jen dvĕ dírky v nose má, jako chudobný. (Čelakovsky, 169.)
58. Der Reiche kann Kuchen essen, wenn der Arme kein Brot hat.
Die Russen: Für den Reichen ist der Kuchen billiger als das Brot. (Altmann VI, 404.)
59. Der Reiche kann nicht begreifen, warum der, dem Brot fehlt, keinen Kuchen isst.
Böhm.: Bohatec se díví, čím chudý se živí: chudý ach a uch! ale při nĕm bůh. (Čelakovsky, 168.)
It.: S'il ricco sapesse la condizione del povero, gli farebbe più bene che non fà. (Pazzaglia, 300, 15.)
Poln.: Bogaty się dziwi, czym się chudzina žywi. (Čelakovsky, 168.)
60. Der Reiche kommt davon mit seinem Gelde, der Arme mit seiner Rückenhaut. (Finn.)
61. Der Reiche macht sich seine Gesetze selber. – Langbein, Werke, XXVII.
62. Der reiche muss das bad ausstragen, darzu auch leib vnd leben wagen. – Henisch, 169, 53; Petri, II, 105.
Lat.: Tibicen vapulat si quid peccet coquus, canis peccata nisus dependit. (Henisch, 169, 55.)
63. Der Reiche redet eitel centnerwort. – Henisch, 595, 14; Petri, II, 105; Sailer, 200; Simrock, 8369.
Die Türken: Reichthum gibt das Recht zu sprechen. (Cahier, 2737.)
Holl.: Is iemand rijk, zijn woord wordt gehoord. (Harrebomée, II, 221b.)
64. Der Reiche reit, der Arme leid. – Närrin, II.
Lat.: Formica camelus.
65. Der Reiche stiehlt, und der Arme wird gehängt.
Böhm.: Snadno bohatému krásti, a starému lháti. (Čelakovsky, 167.)
Span.: Traspasa el rico las leyes, y es castigado el pobre. (Bohn I, 259; Cahier, 3493.)
66. Der Reiche thut vnrecht vnd trotzt noch dazu, der arme muss leiden vnd dazu dancken. – Petri, II, 105.
67. Der Reiche weiss heute nicht, in wessen Hand sein Gut morgen sein wird.
Böhm.: Bohatí ne vždycky vĕdí, kdo po nich dĕdí. (Čelakovsky, 61.)
68. Der Reiche weiss nicht, wie dem Armen zu Muthe ist. – Klix, 76.
Die Russen: Wenn der Reiche den Pelz um die Schultern hat, begreift er nicht, wie dem Nackten die Zähne klappern können. (Altmann VI, 483.)
Jüd.-deutsch: Der Reiche waoss nit, wie den Dalfen zu Muthe is. (Tendlau, 791.)
It.: Il satollo non crede al digiuno.
Schwed.: Fetta soon weet intet huru den swullna lijkar. (Grubb, 208.)
69. Der Reiche weiss nicht, wie der Arme sich nährt.
It.: Corpo pieno non crede all' affamato. (Biber Ms.)
70. Der Reiche wird nicht ärmer, wenn man auf das Geld schilt.
Aehnlich die Russen: ... wenn man ihn seines Geldes wegen schmäht. (Altmann VI, 449.)
Dän.: Den rige spør hvor den fattige sig føder. (Prov. dan., 477.)
71. Der Reichen Buckel drückt bis auf der Armen Knie. – Altmann V, 106.
72. Der Reichen Freund vnd Gesell wil jedermann seyn. – Henisch, 1233, 54; Petri, II, 105.
»Reiche Leut haben freunde viel, arme freundt niemand kennen will. Welcher reich ist, vnd geht jhm wol, derselb vor freundt nicht sorgen soll. Jeder der best will seyn im brett, dieweil es glücklich vmb jhm steht. Jeder acht sich dem nechsten freundt, dieweil die Sonn hell vmb jhn scheint; wanns aber trüb herein thut gahn, dass er nicht mehr aussgeben kan, so ist kein freundt mehr weit vnd breyt, nicht einer, dem sein vnfall leyt. Denn gute freundt in höchster noth gehn wol fünffzig auff ein loth; soll es ein harter stande seyn, gehn hundert vff ein quintelein.« (Zinkgref, IV, 349.)
[1614] Die Russen: Der Reiche hat so viel Schmeichler als Freunde. (Altmann VI, 435.)
Mhd.: Der reich hat fründ vil, den armen niemand zu fründe wil. (Freidank.) (Germania, II, 141a.)
Böhm.: Přátel u boháčův jako plev okolo zrní. – Zbožný (bohatý, zbožim oplývající) má přátely, hubenému (nuznému) jich třeba. (Čelakovsky, 234.)
Frz.: Du riche, heureux et opulent chacun est cousin et parent. (Kritzinger, 615a.)
Holl.: De rijken hebben veel vrienden. (Harrebomée, II, 221a.)
Lat.: Amici divitum paleae sunt circa granum. (Varro.) – Fac numeres nummos, et mox numerabis amicos. (Gaal, 650.) – O dives dives, non omni tempore vives. (Philippi, II, 63.)
Schwed.: Når min tunna rann, kiände mig bäde qvinna och man. – Rijkedom har månge vänner. (Grubb, 685.)
Ung.: A' gazdagnak akár ki is rokannya. (Gaal, 650.)
73. Der Reichen Gebrechen deckt Silber und Gold, der Aerzte Fehler die Erde. – Gaal, 121.
It.: Gli errori de' medici son coperti dalla terra, e que' de' ricchi da' danari. (Gaal, 121.)
74. Der Reichen Kinder bekommen von jedem süsse Bissen, die der Armen weist man ab, wenn sie um Brot bitten.
Böhm.: Bohatému čert dĕti hejčí, a chudý ani chůvy nenajde. (Čelakovsky, 166.)
75. Der Reichen Kühe werfen immer zwei Kälber auf einmal.
Die Russen ebenso (Altmann V, 85). Ferner: Des Reichen Schafe lammen im Frühling und Herbst, des Armen Schafe nur alle zwei Jahre. (Altmann VI, 427.)
76. Der Reichen Rauch ist besser denn des Armen Fewer. – Lehmann, 262, 18 u. 828, 12.
Aehnlich sagen die Tataren der Krim: Von des Reichen Shepta (Schilfmatte) macht man mehr Geschrei als von des Armen Kis (Wollteppich). Die Russen: Des Reichen Arsch gilt mehr als des Armen Gesicht. – Des Reichen Rubel gilt 120 Kopeken, des Armen nur achtzig. (Altmann VI, 418 u. 420.)
Dän.: Den riges røg er bedre end den fattiges ild. (Prov. dan., 477.)
Schwed.: Den rijkas rök är bättre an den fattigas eld. (Grubb, 140.)
77. Der Reichen Schatzung ist, die Armen müssen die Haut hergeben. – Simrock, 476.
Böhm.: Boháč chudého trudí, a svĕdomí mĕšcem z lidí pudí. (Čelakovsky, 166.)
78. Der Reichen zeit, zu mittag vnd gen nacht zu essen, ist, wann sie wöllen, der Armen aber, wann sie können. – Henisch, 947, 4.
79. Der Rich chönt, der Arm muess faste. (Frickthal.) – Schweiz, II, 184, 8.
80. Des Reichen Gut ist eitel Schein, sobald er glaubt, nicht reich zu sein.
Holl.: De rijke is maar rijk in schijn, als hij gelooft, niet rijk te zijn. (Harrebomée, II, 221a.)
81. Des Reichen Lügen glaubet man, der Arme kann kein Recht mehr han. – Chaos, 741.
»Es ist jetzunder leyder der sitt, dem Armen thut man glauben nit; vnd ob sich fint die warheit schon, muss er doch weit dahin den stohn. Des Reichen lügen glaubet jeder Man, der Arme kan kein recht nicht han.« (Zinkgref, IV, 332.)
82. Des Reichen Pfannkuchen machen den Armen die Butter theuer.
Die Russen: Der Reichen Pasteten vertheuern die Kuttelflecke der Armen. (Altmann VI, 509.)
83. Des Reichen Sünden muss der Arme büssen.
Die Russen: Wenn der Reiche stolpert, so wird der Stein gestraft, der ihm im Wege lag; wenn der Arme stolpert, werden seine Augen gescholten, die er hätte aufthun können. (Altmann VI, 435.)
84. Des Reichen Ueberfluss ist der Armen Mangel.
Die Chinesen: Der Ueberfluss der Reichen ist das Nothwendige der Armen. (Cibot, 171.)
85. Des Reichen Vetter will jedermann sein.
Frz.: Le riche a plus de parents qu'il ne connaît. (Bohn I, 33.)
86. Des Reichen Wort gilt, denn es ist mit Gold gefuttert. – Henisch, 1677, 5; Petri, II, 120; Sailer, 200; Schottel, 1141b; Gaal, 1767; Simrock, 8370.
»Die noth lehrt sie, was die Reichen nicht wissen.«
Lat.: Cum plausu loquitur Pluto, tacetque Plato. (Gaal, 1767.)
87. Des Reichen Worte sind centnerschwer. – Gaal, 1767.
88. Des Reichen Worte sind Pfeile, des Armen haben keine Eile.
Der Arme kann (muss) warten.
[1615] 89. Dess Reichen gewald ist gleich gestelt dem Grass auff grüner awe. – Petri, II, 120.
90. Die Reichen essen den Braten und die Armen bekommen den Rauch. – Altmann VI, 464.
91. Die Reichen essen, wenn es ihnen beliebt, die Armen, wenn es etwas zu essen gibt.
Böhm.: Bohâč jídá kdy chce, a chudý kdy může (kdy má). (Čelakovsky, 168.)
Dän.: De rige æde naar og hvad de vil, de fattige naar og hvad de har. (Prov. dan., 477.)
Frz.: S'il est riche, qu'il dîne deux fois. (Lendroy, 610.)
Holl.: De rijke kan eten, als hij wil, de arme, als hij 't heeft. (Harrebomée, II, 221a.)
It.: L'ora del desinare de' ricchi è quando egli hanno fame; de' poveri, quando hanno che mangiare. (Gaal, 399.)
Kroat.: Siromak jé, kad ima, bogatuš, kad hoče. (Čelakovsky, 168.)
92. Die reichen essen, wenn sie wöllen, die armen, wenn sie können (oder: wenn sie was haben). – Petri, II, 141.
93. Die Reichen fressen die Armen und der Teufel frisst die Reichen, so werden sie alle beide gefressen.
Holl.: De rijken vreten de armen en de duivel freet de rijken, zoo worden allen gevreten. (Harrebomée, II, 221.)
94. Die Reichen geben, um in Ehren zu leben.
Böhm.: Boháč dává pro povĕst', chudý pro čest' (aby uctil). (Čelakovsky, 44.)
Ill.: Od bogatca na glas, od siromaha na čas (čast). (Čelakovsky, 44.)
95. Die Reichen haben den Glauben in der Kiste. – Eiselein, 525; Simrock, 8350.
96. Die Reichen haben den Himmel auf Erden.
97. Die Reichen haben die Frauen und die Armen die Kinder.
Die Chinesen sagen: Die Paläste der Grossen sind voll Frauen und die Hütten der Armen voll Kinder. (Cibot, 565.)
98. Die Reichen haben die Rinder, die Armen die Kinder. – Lohrengel, I, 176.
99. Die Reichen haben fünff Sinn, die Armen sechs. – Lehmann, 45, 55.
It.: Chi è ricco di robba, non è povero di pensieri. (Pazzaglia, 322, 1.)
100. Die Reichen haben ihren Gott und Glauben in der Kiste, und glauben andern, so viel sie Geld in der Tasche haben. – Günther, 85.
101. Die Reichen haben überall das meiste Geld.
»Es ist doch sonderbar bestellt, sprach Hänschen Schlau zu Vetter Fritzen, dass nur die Reichen in der Welt das meiste Geld besitzen.« (Witzfunken, Va, 24.)
102. Die Reichen halten alle andern Leute für Gänse.
»Machen sich doch die Reichen mit ihrer geringen Portecker so beschiessen, dass sie andere Leute für lauter Gänse halten.« (Luther, Hauspostille, 1.)
103. Die Reichen hinterlassen nichts.
Bei Tunnicius (606): De ryken laten nicht achter.
104. Die Reichen jubiliren, die Armen lamentiren. – Parömiakon, 587.
105. Die Reichen können gut Butter essen.
106. Die Reichen mit den Gulden klingen, wenn Arme vmbs Brot singen. – Petri, II, 141.
107. Die reichen müssen reich sein.
»Spricht man.« (Franck, Paradoxa, 26a.)
108. Die reichen seind entweder nit fromm oder vnfrommer erben. – Franck, I, 117a.
109. Die Reichen sind aussen von Gold, innen von Eisen.
Lat.: Nusquam fraude caret, semper mentitur avarus, erga inopes surdus, ferrea corda gerit. (Chaos, 69.)
110. Die Reichen sind für der Heuchler (Schmarotzer) Mund, was ein Knochen für den Hund.
Dän.: De rige ere hyklernes narre. (Prov. dan., 477.)
111. Die Reichen sind schwer zu erreichen.
Böhm.: Za bohatým se neuhonís. (Čelakovsky, 166.)
112. Die Reichen sollen der Armen gedenken.
»Wem Gott viel reichtumb thut bescheren, der brauch sie jhm zu lob vnd ehren, vnd den armen zu nuts vnd gut; denn also er fast weisslich thut.«
Lat.: Viuas prudenter, gazas habeas sapienter, non abscondendo, sed egenis distribuendo. (Loci comm., 47.)
113. Die Reichen sollen die Armen trösten.
Bei Tunnicius (406): De ryken sullen de armen trôsten. (Est hominis miserum solari ditis egentem.)
[1616] 114. Die Reichen tragen das Hirn in der Tasche.
115. Die Reichen vnd die grossen Herrn, die Gelehrten vnd die heiligen Gleissner sind des Teuffels leckerbisgen. – Zinkgref, IV, 124.
116. Die reichen vnd (zugleich) geitzigen sind jres guts kinder. – Tappius, 121b; Henisch, 1797, 9; Lehmann, II, 72, 61.
Böhm.: Skoupý boháč jako jeho skřínĕ; ač v ní zlato předce v koutĕ stává. (Čelakovsky, 53.)
Poln.: Skąpy bogacz jako jego skrzynia; choć w niéj złoto, przecię w kącie ležy. (Čelakovsky, 53.)
117. Die Reichen werden beneidet, die Armen bemitleidet. – Petri, II, 141.
118. Ein karger reycher ist Salomons esel. – Tappius, 52a; Gesner, I, 16; Eyering, I, 530; Körte, 5017; Simrock, 8354.
Er hat viel Verdruss und keinen Genuss.
Lat.: Balneatoris asinus. (Binder II, 315; Gesner, I, 16; Seybold, 50; Tappius, 51b.)
119. Ein Reicher bei einem Armen ist eine Thräne bei einem Hunde.
120. Ein Reicher, der arm wird, ist noch reicher als ein Armer, der reich wird.
121. Ein Reicher, der ein Pferd verliert, fühlt's nicht wie ein Armer, dem ein Huhn crepirt.
Böhm.: Boháč želí korábu, a žebrák mošny. (Čelakovsky, 164.)
122. Ein Reicher, der nicht ungerecht, kommt doch aus solchem Geschlecht.
123. Ein Reicher ist ein vergoldeter Bleiklumpen.
It.: E il ricco oro di fuori, ferro di dentro. (Pazzaglia, 322, 5.)
124. Ein reicher ist vngerecht oder eines vngerechten erb. – Henisch, 908, 40; Petri, II, 220.
125. Ein Reicher kann eher zum Bettler werden, als ein Bettler reich.
Aehnlich russisch Altmann VI, 455.
126. Ein Reicher kann in der Tiefe des Gebirgs wohnen, er findet seine Onkel und Basen.
Die Chinesen: Die Reichen finden Verwandte in den entferntesten fremden Ländern, die Armen selbst finden keine im Schose ihrer Familie. (Cibot, 172.)
127. Ein Reicher kniet gern vorm Speicher.
128. Ein Reicher lebt selten hundert Jahr.
»Es ist das sprichwort war: Ein Reicher lebt selten hundert Jahr.« (Ayrer, II, 1375, 12.)
129. Ein reicher muss klug seyn, wann er schon ein Narr ist. – Lehmann, II, 130, 177; Petri, II, 220; Simrock, 8372.
Die Russen: Der Reichen Kopf hat lauter Hirn, des Armen Kopf ist lauter Schädel. (Altmann VI, 468.)
Schwed.: Den rijkes ord är Salomons snak, den armas taal får ingen tack. (Grubb, 108.)
130. Ein Reicher ohne Freygebigkeit ist wie ein Baum ohne Frucht, ein Armer ohne Gedult wie eine Lampe ohne Oel, ein Jüngling ohne Zucht wie ein Hauss ohne Dach, ein Weib ohne Scham, eine Speise ohne Salz, ein Fürst ohne Gerechtigkeit, ein Fluss ohne Wasser, ein Gelehrter ohne gute Werke, eine Wolke ohne Regen. – Wirth, I, 47, 204.
131. Ein Reicher ohne Verstand ist ein Schaf mit goldener Wolle. – Winckler, XI, 50.
Die Türken: Ein Reicher ohne Güte, Grossmuth, ist ein Baum ohne Frucht. (Cahier, 2735.)
It.: Un ricco ignorante è una pecora con lana d'oro. (Pazzaglia, 322, 21.)
132. Ein reicher soll bedencken eben, dass er nicht ewig kan hie leben.
»Vnd sich halten in dieser Zeit, dass er dort leb' in ewigkeit.«
Lat.: O diues, diues, non omni tempore uiues, fac bene dum uiuis, post mortem uiuere si uis. (Loci comm., 45.)
133. Ein Reicher soll sich nicht vermessen. – Petri, II, 302.
134. Ein Reicher verhungert nicht von einer Misernte.
Die Russen: Ein Reicher verhungert nicht, wenn seine Felder auch Miswachs trifft. (Altmann V, 99.)
135. Ein reycher vnnd geytziger ist Salomons esel. – Agricola I, 507; Tappius, 122a; Gruter, I, 27; Petri, II, 220; Henisch, 941, 19; Egenolff, 225a.
Holl.: Een rijke en gierige (en karige rijke) is Salomo's ezel. (Harrebomée, II, 221a.)
[1617] 136. Einem Reichen begegnen Freunde auf allen Strassen.
It.: Il ricco non sà mai chi le sia amico. (Pazzaglia, 322, 8.)
Span.: Ni al rico faltan amigos, ni al pobre olvidos. (Cahier, 3686.)
137. Einem Reichen etwas abschlagen ist schlimmer, als einem Armen etwas nehmen.
138. Einem Reichen ist schwer schenken.
Böhm.: Tĕžko sytého častovati, a bohatému darovati. (Čelakovsky, 169.)
139. Einem Reichen muss man nichts schulden und einem Armen nichts versprechen.
140. Eines kargen Reichen kann man nicht geniessen, aber eines milden Armen. – Schottel, 1144b.
141. Eines reichen, der betreugt die armen, wirdt Gott sich wieder nicht erbarmen.
Lat.: Est nimis impia res si diues fallit egentes. (Loci comm., 71.)
142. Es ist das Beste, dass der Reiche das Alter nicht kaufen kann. (Wilfertsweiler.) – Birlinger, 427.
143. Es ist gut, dass die Reichen auch sterben müssen. (Oberschwaben.) – Birlinger, 426.
144. Es ist kein Reicher in der Welt, der saget, er habe genug. – Petri, II, 269.
Böhm.: Bohatý nemá dost, dokud mnoho chudých nesežere. (Čelakovsky, 167.)
Poln.: Ten temu pan, kto kogo zjé. (Čelakovsky, 167.)
145. Es sehen nit alle Reichen gern essen. – Henisch, 1512, 64.
146. Es stehet dem reichen alles wohl an. – Gruter, I, 39; Petri, II, 298; Lehmann, II, 133, 8; Wurzbach II, 112.
Böhm.: Bohatému všecko se připisuje. (Čelakovsky, 166.)
Poln.: Bogatemu wszystko przypisujemy. (Čelakovsky, 166.)
147. Fünfferley reichen schaffen nichts guts: füchsische triegen, greiffische Freueln, hündische Neiden, pfawische Prangen, sewische schlemmen. – Petri, II, 319.
148. Hat der Reiche nichts als Geld, so ist er ein Esel in der Welt.
It.: Bicchezze senza lettere sono un corpo senz' anima. (Pazzaglia, 322, 18.)
149. Helstu dich zu den Reichen, so must du sein jhr Knecht, so geschicht dir eben recht. – Petri, II, 369.
150. Jeder will des Reichen Vetter sein.
It.: Del ricco cerca ogn' un farsi parente. (Pazzaglia, 322, 4.)
151. Lieber der Reichen Esel als der Armen Ochs. – F. Trostb.
Sender (Sander, Alexander) Messel pflegte, wenn er sah, wie dem Reichen alles zu Willen ist, zu sagen: Legt mich (nach meinem Tode) zu den Kezinim, d.i. zu den Reichen, um ironisch zu sagen, es sei zu erwarten, dass die Reichen auch jenseits das beste Los haben würden. (Tendlau, 990.) Die Osmanen sagen: Am Reichen streiche gern, am Armen fern vorüber. (Schlechta, 243.)
152. Man muss es von den Reichen nehmen, die Armen haben nichts.
Die Russen: Man muss die Reichen rupfen, die Armen sind kahl. (Altmann VI, 483.)
153. Man sol den reichen geben, damit sie reich, vnnd den armen nemen, das sie arm bleiben. – Franck, I, 117a.
154. Nach des Reichen Tochter und des Armen Kuh greift ein jeder zu.
155. Reich vnd Arme müssen bey ainander sein, der herr hat sy alle gemacht. – Agricola II, 250; Sprichwort, 22, 3; Schulze, 85.
Lat.: Dives et pauper obviaverunt sibi.
156. Reiche behalten ihre Töchter nicht lange. – Siebenkees, 256 u. 257.
Es fehlt ihnen nicht an Heirathspartien.
157. Reiche essen, wann sie wollen, die Armen, wann sie was haben. – Lehmann, 190, 6; Eiselein, 525; Simrock, 8331.
»Der Reiche isst und trinkt, was (wann es) ihm beliebt, der Arme aber, wann er was hat.« (Chaos, 747.) Auf die Frage, wann die beste Zeit für das Mittagsmahl sei, antwortete ein verständiger Mann: für die Reichen, wenn sie Appetit, und für die Armen, wenn [1618] sie etwas zu essen haben. Die obige Frage wird übrigens durch das Wort selbst beantwortet – in der Mitte des Tages. Da sich jedoch die Menschen selten gern nach der Natur richten, sondern die Sache lieber auf den Kopf stellen, so hat die Zeit des Mittagsmahls gar häufig gewechselt. Die Alten pflegten ihre Mahlzeiten gern zur Nachtzeit zu halten. Der Prediger Salomonis sagt: Wohl dem Lande, dessen Fürsten zu rechter Zeit essen; aber er sagt nicht, welches die rechte Zeit sei. Im 14. Jahrhundert assen die Könige von Frankreich um 8 Uhr Morgens zu Mittag. Zur Zeit Philipp's des Guten von Burgund ass man früh um 9 Uhr Mittag nach der Tagesordnung, unter »Aufstehen« 22. Unter Heinrich IV. und Ludwig XIV. ging man um 11 Uhr, unter Ludwig XV. nachmittags 2 Uhr zu Tische. Unter Heinrich VIII. von England frühstückte die »gute Gesellschaft« früh um 7 und ass um 10 Uhr Mittag. Zur Zeit Elisabeth's ging man um 11 Uhr zum Mittagstisch und ass zwischen 5 und 6 Uhr zu Abend, eine Zeit, in der man jetzt in England kaum zu Mittag speist. In Frankreich pflegt man abends 6 Uhr zu Mittag zu essen, ist jedoch im Hinausschieben des Mittagsmahls auf dem Wege, es immer erst den folgenden Tag für den heutigen einzunehmen. In Ostindien herrscht die Sitte, eine halbe Stunde nach Sonnenuntergang sich zum Mittagstisch einzufinden. In Deutschland ass man bis zur Zeit der Französischen Revolution regelmässig um 12 Uhr Mittag, ist jetzt jedoch auch auf dem Verwirrungswege.
Frz.: Si tu es riche, mange quand tu voudras; si tu es pauvre, quand tu pourras. (Masson, 290.)
Poln.: Panowie jako chcą, ubodzy jako mogą. (Masson, 290.)
158. Reiche finden, Arme erfinden. – Sprichwörtergarten, 59.
Der Mangel zwingt sehr oft den Armen dazu, etwas noch nie Versuchtes zu wagen.
159. Reiche haben viel Freunde.
Die Chinesen sind entgegengesetzter Ansicht, indem sie sagen: Die Reichen wollen gelobt, beklatscht, gefeiert, bewundert u.s.w. werden; deshalb haben sie keine Freunde. (Cibot, 155.)
Dän.: Den rige haver mange frænder, den fattige ingen hør og kiender. (Prov. dan., 477.)
Holl.: Rijke lui hebben veel vrienden. (Bohn I, 337.)
160. Reiche lässt man gehen, Arme müssen an den Galgen. – Simrock, 8336; Körte, 5019; Masson, 54.
Böhm.: Bohatý v kuní čubĕ se protlačí, ale chudý v cvilinkové kytlici uvázne. (Čelakovsky, 166.)
Poln.: Bąk się przebije a mucha uwięźnie. – Ślosarz zgrzeszył, a kowala wieszają. (Masson, 54.)
Span.: Trapasa el rico las leyes y es castigado el pobre. (Masson, 54.)
161. Reiche leihen nicht gern, Arme zahlen nicht gern.
Bei Petri (II, 510) mit dem Zusatz: »ist eins so gut vnd recht als das andre.«
162. Reiche sind der Schmeichler Narren.
163. Reiche steckt man in die Tasche, Arme setzt man in die Asche. – Simrock, 8334; Körte, 5020.
Sehr häufig wird der Reiche nur seiner Güter wegen geschätzt.
164. Reiche tragen einen Narrenmantel.
165. Reiche und Arme essen zusammen aus Einer grossen Schüssel.
Geniessen das, was die Natur hervorgebracht hat, wenn auch der Reiche sich wohlschmeckende Nahrungsmittel wählt oder für deren Wohlschmack mehr verwendet.
Böhm.: Ač bydlíme v stáji, nežvýkáme předce slámu. – Však boháč také cukr nezobá, ani chudinec kameni nehryže. (Čelakovsky, 169.).
Dän.: Rijg og arm, alt af en malm. (Prov. dan., 451.)
166. Reiche und Arme können nichts mit aus der Welt nehmen als ein Sterbekleid.
Im Tode sind Reiche und Arme einander gleich.
Frz.: Le plus riche n'emporte q'un linceul en mourant, comme le plus pauvre. (Lendroy, 631.)
167. Reiche und Arme können nur ein Tuch zu Grabe mitnehmen.
Holl.: De rijkste behoudt maar een linnen kleed. (Harrebomée, II, 221a.)
It.: Il ricco non si porta nell' altro mondo chè un solo lenzuolo. (Pazzaglia, 322, 9.)
168. Reiche verlassen allhier das zeitliche vnd verlieren das Ewige. – Lehmann, 683, 34.
169. Reichen gibt man, Armen nimbt man. – Lehmann, II, 532, 42; Simrock, 8335; Körte, 5021.
170. Reichen kalbet bisweilen ein Ochs, Armen keine Kuh.
Wer hätte noch nicht gesehen, wie der Ochs eines Reichen gekalbt hat.
[1619] 171. Reicher Demuth meidet Gott, Armer Hoffen ist ein Spott. – Simrock, 8332.
172. Rikmâns Krânkhâïd an Ârmmâns Pankûke stirmi fîr. (Nordfries.) – Johansen, 57.
Des Reichen Krankheit und des Armen Pfannkuchen riechen weit, d.h. man spricht viel davon, kümmert sich sehr darum.
173. Seelig seindt die Reichen, da dz Fegfeuer muss jn weichen. – Fischart. Bk., 113b; Zinkgref, IV, 247; Lehmann, II, 577, 75; Eiselein, 525; Simrock, 8365.
174. Sei nicht den Reichen schuldig und versprich nicht den Armen.
175. Selig sind die Reichen, alles muss ihnen weichen.
176. Stirbt der Reiche, so geht man mit der Leiche; stirbt der Arme, so geht man mit, dass Gott erbarme. – Eiselein, 526; Simrock, 8333; Körte, 5018; Schuppius, Schriften, I, 698.
Die Chinesen: Den Begräbnissen der Reichen fehlt nichts als Leute, die sie bedauern. (Cibot, 172.)
Dän.: Naar den rige falder af, samles hvermand til hans grav; naar den arme tages bort, kommer neppelig een for port. (Prov. dan., 478.)
Lat.: Cum moritur dives, concurrunt undique cives; cum moritur pauper, vix advenit unus et alter. (Philippi, I, 103; Binder I, 263; II, 648; Eiselein, 526; Gartner, 129; Seybold, 101.)
Schwed.: När den rijke faller af, samblas hvar man til hans graaf; när den arme tages bort, kommer näplig en før port. (Grubb, 587.)
177. Sy seind nicht alle Raiche, die raich seind, sondern die inn Gott Raiche seind. – Agricola II, 473.
178. Vnter den Reichen ist gut samlen. – Lehmann, II, 792, 114; Petri, II, 563.
Die Finnen meinen aber, man solle das, was sie schenken, nicht zu scharf betrachten; sie sagen: Untersuche das Rennthier nicht, was dir der Reiche schenkt, du wirst es sonst ohne Geweih finden. (Altmann V, 86.)
Holl.: Onder den riken is goet rapen.
Lat.: Plurima colligere poteris sub principe dite. (Sutor, 659.)
179. Von des Reichen Krankheit und des Armen Bier hört man dort und hier.
180. Von des Reichen Tisch fällt mehr herab als beim Armen draufsteht.
Böhm.: Bohatý vice má na smetišti, nežli chudý v chýši. (Čelakovsky, 166.)
Krain.: Bogátic već imá na smetiši, kot siróta v'híši. (Čelakovsky, 166.)
181. Wann bey den Reichen die billigkeit und bey den Armen das Vergnügen wäre, so würde das Betteln bald aufhören.
Lat.: Das mihi tres obolos et vis patronus haberi, do tibi sex, duplex ergo patronus ero. (Chaos, 181.)
182. Wären die Reichen milde Leut' und besässen die Armen Zufriedenheit, so gäb' es wenig Bettelleut'.
Dän.: Var der billighed hos de rige, og fornøyelighed hos de fattige, da hørde snart betlen op. (Prov. dan., 71.)
183. Was dem Reichen Recht ist, das ist auch dem Armen Recht. – Graf, 381, 508; Dreyhaupt, Beschreibung des Saalkreises, II, 304, 425.
Im allgemeinen: Das Recht soll für alle gleich bemessen werden; dann im besondern: dass der ⇒ Hausfriede (s.d.) den Aermsten in seiner Hütte ebenso schütze, wie den Reichen in seinem Palast. (S. ⇒ Steinhaus.)
184. Was der Reich thut, muss alles heissen gut. – Petri, II, 588.
Die Russen: Der Reichthum gleicht das Laster mit der Tugend aus. (Altmann VI, 406.) Die Armenier: Isst ein Reicher eine Schlange, so heisst's, es ist Arznei; thut's der Arme, so heisst's, er hat Hunger. (Ausland, 1871, 404a.) Bei Rückert heisst es: »Alles, was den Reichen adelt, wird am armen Mann getadelt.«
Böhm.: Bohatství, rod a hodnosti jsou pĕkné pokryvky zlosti. (Čelakovsky, 166.)
Poln.: Bogactwa, rod i godności sa piękne pokrywki złości. (Čelakovsky, 166.)
185. Was die Reichen fallen lassen, heben die Armen auf.
Böhm.: Bohatého škody, chudého hody. (Čelakovsky, 170.)
Poln.: Bogatego pokuta, ubogiego biesiada. – Ubogiego łaźnina, pańska pokuta. (Čelakovsky, 170.)
[1620] 186. Was ein Reicher sagt und thut, das ist alles weis' und gut. – Gaal, 1306.
»Was ein reicher redt vnd thut, das schetzet man für weiss vnd gut; den armen gschicht das widerspil vnd ob er gleich ist weiser vil.« Die Russen: Des Reichen Schuss fehlt nicht. (Altmann VI, 509.)
Lat.: Dum diues loquitur, uerbum Salomonis habetur; dum pauper loquitur, tunc barbarus esse uidetur. (Loci comm., 44.)
187. Was man dem Reichen gibt, stiehlt man dem Armen. – Venedey, 126.
188. Was nützt dem Reichen sein Geld, wenn der Teufel den Schlüssel behält.
189. Was nützt es dem Reichen, wenn er sich mit einer goldenen Kugel erschiesst. – Altmann V, 120.
190. Was schad't 'n Reichen a Uhr, a hîrt offs Lôch. (Böhmisch Friedland.)
Wann dem Reichen auch ein Ohr fehlte, er würde auf dem Loch hören. Um zu sagen, das Geld ersetzt dem Reichen die Sinne.
191. Wenn bey den Reichen die Billigkeit und bey den Armen das Vergnügen were, so würde das betteln bald aufhören. – Wirth, II, 7, 41.
192. Wenn der Reiche das Saatkorn leiht, so nimmt er die Ernte als Zins. – Altmann VI, 446.
193. Wenn der Reiche den Armen längt, und wenn der Weise dem Narren sein Gut abdrängt, und der Volle den Hungrigen nicht will speisen, und wenn die Gelehrten und Schriftweisen den Laien böse Ebenbild vortragen, und wenn der Vater über das Kind wird klagen, und der Herr nicht befried't seinen Bauersmann; so hebt sich der Christen Unglück an.
Das wäre also immer. Das Ganze ist eine grelle Schilderung des Weltlaufs.
194. Wenn der Reiche fallen will, so helffen jhm seine Freunde auff. – Petri, II, 637.
»Wenn der Reiche fallen will, auffhelffen jnn seiner Freunde vil; doch wenn der Arme ist fallen nieder, stossen jn sein freund selber nider.« (H. Sachs, III, CXXX, 2.)
195. Wenn der Reiche in einer Höhle wohnt, findet man ihn; den Armen sieht man auf dem Markte nicht.
196. Wenn der Reiche knausert, prellt ihn der Teufel.
Die Russen sagen: Wenn der Reiche schlechtes Tuch kaufen soll (will), dann vertheure es ihm. (Altmann V, 76.)
197. Wenn der Reiche mit Gold bezahlen kommt, so muss der arme ein Schmeisser seyn. – Petri, II, 671.
198. Wenn der Reiche stirbt, so nimpt der feind die seel, die freund das gut vnd die Würmer den leip.
»Es ist eyn gemeyne red, dass man spricht, wenn der reich mensch stürbet, so hat er drey, die jn erben vnd deren keiner gäb seinen teil vmb die andern zwei; denn wenn er verscheidet, so nimpt der feind die seel, die leiplichen fründ das gut vnd die würm den leip.« (Geiler, Seelen Paradies, CXXXVIb, 1.)
199. Wenn der Reiche träumt, schläft der Arme.
200. Wenn der Reiche wüsste des Armen Noth, er gäb' ihm wol von seinem Brot (oder: ein Stücklein Brot).
Holl.: Wist de rijke, hoe de arme te moede is, hij zoude hem mededeelen. (Harrebomée, II, 222a.)
201. Wenn die Reichen bauen, haben die Armen zu thun. – Simrock, 8341; Körte, 5025.
202. Wenn die Reichen die Sonne verpachten könnten, würde das Licht theuer sein.
Die Russen: Wenn die Reichen mit der Sonne ihr Brot schmälzen könnten, so würden sie auch noch die Sterne als Salz daraufstreuen. (Altmann V, 121.)
203. Wenn ein reicher betreugt den armen, dess will sich Gott nicht wieder erbarmen. – Henisch, 352, 13; Petri, II, 653.
Lat.: Est nimis impia res, si dives fallit egentes. – Est scelus immensum, si dives fallit egentem. (Sutor, 642.)
204. Wenn ein Reicher krank ist, das wissen alle Leute; wenn ein Armer Pfannkuchen bäckt, das riechen alle Leute.
[1621] 205. Wenn ein Reicher stirbt, erfährt man es weit. (Wend. Lausitz.)
206. Wenn ein Reicher stirbt und ein Armer ein Schwein schlachtet, so wird ein gross Geschrei. (Wend. Lausitz.)
207. Wenns dem Reychen and Knye thut gon, so schlegts dem Armen biss an Halss. – H. Sachs, IV, XLVIII.
208. Wer einem Reichen gibt, trägt Wasser ins Meer. – Schlechta, 252; Cahier, 2593.
Holl.: Die zijn rijker geeft en zijn wijzer leert, is dikwijls van den weg gekeerd (doet zijne zaken verkeerd). – Die zijn rijker geeft, zijn wijzer leert en zijn sterker slaat, boeleert gaarne. (Harrebomée, II, 221a.)
209. Wer einem Reichern schenkt, als er selbst ist, gibt dem Teufel zu lachen. – Körte, 5022.
Böhm.: Bohatému dobře činit', ztráta (mrhactví). (Čelakovsky, 168.)
Holl.: Geef den rijke niet, hij lacht met u. (Harrebomée, II, 221a.)
Poln.: Bogatemu dobrze czynić, strata. (Čelakovsky, 168.)
210. Wer mit einem Reichen processirt, der verliert.
Die Russen sagen daher: Kämpfe nicht gegen einen Starken, streite nicht mit einem Reichen. Denn, sagt ein anderes Sprichwort, der Reiche hat schon recht, ehe er sich vertheidigt. (Altmann V, 127.)
211. Wer sich zu Reichen gesellt, der ist ihr Esel oder Narr, hat er kein Geld.
Die Türken warnen: Gehe nicht mit Reichern um, als du bist. (Cahier, 2736.)
212. Wie dem Reichen, so dem Armen rath', so findet die Seel' im Himmel Statt.
213. Wie viel der reiche güter hat, so wird er dannoch nimmer satt.
Lat.: Diues marcescit, quanto plus copia crescit. (Loci comm., 15.)
214. Will man ein reichen thun begraben, so lauffen man, weib vnd die knaben; die weinen all, das gelt thut klingen, der priester muss betten vnd singen.
Lat.: Cum moritur diues, concurrunt undique cives, aes sonat, urbs plorat, uir humatur, presbyter orat. (Loci comm., 44.)
215. Wiltu Reiche und Arme von dir abwenden, so bitte den Reichen umb ein Geschenk und leihe dem Armen Geld, so wird keiner wieder zu dir kommen. – Wirth, II, 1, 2.
216. Wir armen Reichen, sagte jener, sollen immer geben.
217. Wo die Reichen faul Garn spinnen, da werden die Armen zu knüpfen beginnen. – Fischart, Trostb.
*218. Den Reichen das Leder stehlen und den Armen Schuhe davon machen.
*219. Er hängt sich an die Reichen, wie Koth ans Rad. – Körte, 5025.
*220. Er ist wie für den Reichen nach dem Tode gegangen. (Ruth.)
Er lebt zu lange.
*221. Jetzt fahren die Reichen die Armen. – Tendlau, 904.
Wie einmal die magern Kühe die fetten gefressen haben, freilich nur im Traume. Zur Schilderung der verkehrten Welt.
222. Bis des Reichen Laune kommt geschlichen, ist der Arme Todes längst erblichen. (Rumänisch.) – Neue Freie Presse, 4581.
223. Dem Reichen Geld schenken, heisst Wasser ins Meer giessen. – Merx, 272.
224. Der Reiche lenkt seinen Wagen vom Berge herunter, der Arme verirrt sich auf ebenem Felde. – Merx, 271.
225. Der Reiche speiset, so oft er Hunger hat; wenn er was findet, wird der Arme satt. – Schuller, 47.
226. Der Reiche weiss, wie sich die Freunde nennen, die Noth lehrt sie erkennen.
227. Dess Reichen Lügen hat den fürgang, der Arm und Warheit leyden zwang. – Pauli, Schimpff, 61.
228. Die Reichen sind eine Speisekammer der Armen, ein Verlangen der Bedrängten, eine Zuflucht der Fremden, eine Herberge der Pilger. – Pers. Rosenthal, 256.
229. Ehe dem Reichen der Tag kommt, an dem er Almosen austheilt, ist der Arme todt. – Merx, 142.
230. Ein Reicher kann durch seinen Tod Vieren viel Freude machen: den Erben, den Priestern, den Würmern und dem Teufel. – Wirth, I, 338.
231. Ein Reicher ohne Barmherzigkeit ist die verfluchte Erde, welche keine Frucht bringt. – Harssdörffer, 1578.
232. Fällt ein Reicher, heisst's ein Unfall; fällt ein Armer, heisst's er ist betrunken. – Merx, 270.
233. Hat der Reiche ein besser Kleid an, der Arme hat eine reichere Seele. – Historien- Cabinet, 154.
234. Lieber der Reichen Wohlthaten entrathen, als die Schmähworte ihrer Thürhüter in sich fressen. – Wirth, II, 316.
235. Vor des Reichen Thür gibt es viel Brüder und Freunde; vor den Hütten des Armen fehlen sie. – Löwenheim, 55.
236. Wenn der Reiche reiset, so findet er überall einen guten Wirth. – Wirth, II, 318.
237. Wer Reiche beschenkt, trägt Wasser ins Meer. – Neue illustrirte Zeitung, V, 25.
Buchempfehlung
Das 1900 entstandene Schauspiel zeichnet das Leben der drei Schwestern Olga, Mascha und Irina nach, die nach dem Tode des Vaters gemeinsam mit ihrem Bruder Andrej in der russischen Provinz leben. Natascha, die Frau Andrejs, drängt die Schwestern nach und nach aus dem eigenen Hause.
64 Seiten, 4.80 Euro
Buchempfehlung
1799 schreibt Novalis seinen Heinrich von Ofterdingen und schafft mit der blauen Blume, nach der der Jüngling sich sehnt, das Symbol einer der wirkungsmächtigsten Epochen unseres Kulturkreises. Ricarda Huch wird dazu viel später bemerken: »Die blaue Blume ist aber das, was jeder sucht, ohne es selbst zu wissen, nenne man es nun Gott, Ewigkeit oder Liebe.« Diese und fünf weitere große Erzählungen der Frühromantik hat Michael Holzinger für diese Leseausgabe ausgewählt.
396 Seiten, 19.80 Euro