Pferd [1]

[945] Pferd, 1) (Equus), einzige Gattung aus der Familie der einhufigen Thiere; oben u. unten sechs Vorderzähne, 24 Backenzähne mit viereckiger Krone u. Schmelzplättchen; bei dem Hengst sind noch (bei der Stute sehr selten) oben u. unten zwei Hakenzähne, zwischen diesen u. den Backenzähnen eine Lücke; Gehirn sehr klein, Euter doppelt, Gallenblase fehlt, Sförmige Einpflanzung des Magenschlunds (weshalb sich das P. nicht erbrechen kann); Fraß: Vegetabilien; Arten: Pferd, Esel, Halbesel, Zebra, Quagga. 2) Gemeines P. (Eq uus caballus), das Männchen heißt Hengst, das Weibchen Stute, das Junge bis zum fünften Jahre, wo es sämmtliche Zähne gewechselt hat, Füllen (Fohlen); das entmannte Wallach; es hat langhaarigen Schweif, lange fliegende Mähne, kurze u. spitze Ohren, ist durch Zucht edler geworden, wiehert, beißt, schlägt, schläft kurz, sieht bei Nacht gut; die Lebensdauer ist nicht zu bestimmen, aber selten sind Pferde über 20–25 Jahre zu gebrauchen, nur edlere Racen bringen es höher als auf 40 Jahre. Das P. stammt wahrscheinlich aus den Steppen Mittelasiens von dem heerdenweise umherirrenden, kleinen wilden P. (Equus caballus ferus), ist ursprünglich nur in der alten Welt heimisch, verträgt aber alle Klimate, außerhalb der Polarkreise, am besten das gemäßigte wärmere Klima. Verwilderte Pferde sind am Don, in Syrien, in mehren Gegenden Rußlands, in Sardinien, auf der Insel Camargue, am Ausfluß der Rhone u. in Amerika. Bes. bemerkenswerth ist das wilde Syrische P. (Hémippe), isabellenfarbig, hat die eleganten Formen des Dschiggetai, aber kleineren u. feineren Kopf u. kleinere Augen. Das Tarpanpferd grast wandernd in den östlichen Gegenden der Tatarei; daselbst streift auch das verwilderte P. Muzir heerdenweise herum. Das wilde Baschkirische P. lebt auf der Hochebene von Pamer, ist weißlich, zottig behaart, 14 Hände hoch, hat großen Kopf, kleine Augen u. Ohren, dicke Schnauze, kurzen dünnen Hals, kurze struppige Mähne, lange Glieder.

A) Die Größe des Pferdes wird durch die Messung seiner Höhe am Vordertheile von der Sohle des vorderen Fußes bis zum Widerrist bestimmt. Man rechnet hierbei gewöhnlich in Sachsen nach Viertelellen, in Preußen nach Quartieren, in Österreich nach Fäusten u. Zollen u. bedient sich dazu des Ausmessungsbandes von Borte od. Pergament, welches am unteren Ende eine Schleife hat, welche an dem Stollen des Hufeisens angehängt wird, u. mit Viertelellenabtheilungen, vom achten Viertel an mit Zollstrichen versehen ist; od. der Ausmessungsschnure mit Knoten od. eingeflochtenen Zeichen; od. auch eines Ausmessungsstreifen von Pergament. Auch hat man Ausmessungsgalgen, deren beweglicher Querarm, wenn er bis auf den Widerrist des daneben stehenden Pferdes niedergeschoben wird, an der Zollscale des Baumes die Höhe desselben angibt. Als Normalgröße nimmt man 5 Fuß rhein. an, doch schwankt die Größe zwischen 3 u. 61 Fuß.

B) Eingetheilt wird das P. in die Vorderhand, den Leib u. die Hinterhand. a) Die Vorderhand besteht aus Kopf, Hals, Brust u. Vorderbeinen. Der Kopf darf nicht zu lang, mager u. dünn sein; die Stirn muß breit, erhaben, die Ohren klein, zart, schmal, nicht zu eng, gerade in die Höhe stehend sein; durch die Bewegung der Ohren (Ohrenspiel) deutet[945] das P. seinen Charakter im Allgemeinen u. die speciellen Neigungen u. Gefühle an; die Augen sollen groß, hell, voll Feuer, mit dünnen Augenlidern u. ausgefüllten Augengruben versehen, die Kinnbacken schmal u. mager sein u. an der unteren seinen, scharfen, nicht dickknochigen u. nicht zu fleischigen Biegung (Ganaschen, franz. Ganaches) in dem Ganaschenkanal nicht über 3 Zoll auseinanderstehen; die Nasenlöcher (Nüster) müssen weit, inwendig roth, das Maul ein wenig gespalten, innen roth die Nase gerade sein; gebogene Nasen (ganze u. halbe Ramsköpfe) sind nur dann gut, wenn der Schädel breit ist. Bes. wichtig am Pferdekopf sind die Zähne, weil dadurch das Alter des Pferdes bestimmt wird. Der Hengst hat nämlich 40 Zähne, 12 schaufelförmige Vorderzähne (Schneide-, Raff- u. Rabzähne), 4 längere u. spitzige Hundezähne (Haken) u. 24 Backenzähne (Stockzähne) mit Kronen; der Stute fehlen die Haken meist ganz od. sie sind sehr kurz. Nach dem Zahnen unterscheidet man bei den Pferden drei Perioden ihres Lebens: Wachsthum, Wechsel u. Veränderung der Zähne. Das Füllen bringt 12 Backenzähne, in jeder Kinnlade 3, mit auf die Welt, welche mit dem Kronenrand aus dem Zahnfleisch hervorragen; wenn dieselben aber noch nicht da sind, erscheinen sie binnen 8–14 Tagen. In der Regel 14 Tage nach der Geburt (denn nur Pferde gemeiner Race bringen die Schneidezähne mit auf die Welt) kommen 2 Vorderzähne oben, 2 unten hervor (Zangen); binnen 6 Wochen setzt sich zu jeder Seite derselben 1 Zahn (zusammen also 4) an (Mittelzähne), u. binnen 6 Monaten kommen auf gleiche Weise noch 4 Schneidezähne (Eckzähne) hervor. Diese 12 Backenzähne u. bes. die 12 Schneidezähne heißen Füllen (Milch- od. Saug-) zähne u. bleiben bis zum 2. Jahre stehen. Sie sind weißer, platter u. kürzer, ihr Hals ist schmäler, die krumme Beugung geht einwärts u. die Rinnen u. Furchen in den späteren Zähnen fehlen. Im 5.–6. Monat kommt bisweilen noch in jedem Ober- u. Unterkiefer ein überzähliger Zahn (Wolfszahn) hervor; er ist von doppelt kegelförmiger Gestalt, so daß der eine Kegel die Krone, der andere die Wurzel bildet; er liegt im Oberkiefer dicht nach vorn, an dem ersten Milchbackenzahn, u. dient dazu, dessen Oberfläche zu verlängern; im Unterkiefer steht er etwas vom vordersten Milchbackenzahn entfernt. Dieser überzählige Zahn fällt später in der Regel mit dem ersten Milchbackenzahn wieder aus. Nun brechen auch die nicht wechselnden, sondern stehen bleibenden Backenzähne hervor; der 4. Backenzahn (zusammen also 4) im 9. bis 12. Monat, der 5. im 2. bis 3. Jahr, der 6. im 4., zuweilen auch erst im 5. Jahre. Nun hat das P. die 24 Backen- u. 12 Schneidezähne vollständig (vgl. Frosch 2). Auch die Hakenzähne des Hengstes erscheinen zu Ende des 3. od. im 4. Jahre, zuweilen auch erst im 5., ja 6. Jahre u. vollenden so die Zähne des Pferdes. Das 6. Doppelpaar Backenzähne u. die Hakenzähne gehören eigentlich in die folgende Periode. Das P. wechselt in der zweiten Periode seine Schneidezähne u. die 12 ersten Backenzähne u. bekommt statt dieser Milchzähne Roß- od. Pferdezähne. Nur der 4., 5. u. 6. Backenzahn werden nicht gewechselt, sondern sind gleich Anfangs Pferdezähne. Mit dem 2. Jahre fallen die Milchbackenzähne, im 3. Jahre die 4 Vorderschneidezähne (Zangen), im 4. Jahre die 4 Mittelschneidezähne u. die 4 zweiten Backenzähne, im 5. Jahre die Eckschneidezähne u. die 3 Milchbackenzähne aus u. werden ersetzt. Nachdem das P. sämmtliche Zähne gewechselt hat, hat es abgezahnt. Sämmtliche gewechselten Vorderzähne sind gelblicher u. breiter u. zeigen das Alter des Pferdes bis in das 8. Jahr u. darüber an. Sowohl die Füllen- als die Pferdezähne sind nämlich auf der Oberfläche nach Art eines ovalen Trichters ausgehöhlt (Hohlzähne), so daß die Vertiefung bis auf 1/3 der Krone des Zahns u. noch tiefer herabreicht. Diese durch die Reste des Futters u. andere sich dort sammelnde Unreinigkeiten schmutzig braun aussehende Vertiefung heißt Bohne (Kern, Kennung, Kunde, Marke). Durch die dem Pferde als pflanzenfressendem Thiere eigene Seitenbewegung der Kinnladen beim Kauen werden die Vertiefungen der Oberfläche u. mit ihnen die der Zähne abgenutzt, so daß sie nach u. nach unscheinbar werden u. endlich ganz verschwinden. Anfangs bildet nämlich das Zusammenstoßen der äußeren u. inneren Zahnfläche mit der Oberfläche des Trichters eine ovale, die Kunde umgebende Linie; diese wird aber nach u. nach abgerieben u. bildet später eine 4 verschieden concentrische Massen darstellende Fläche. Die äußerste Fläche bildet eine dünne, vom Schmelz der äußeren u. inneren Zahnfläche gebildete Linie; dann folgt eine ziemlich breite Knochenmasse, eine der ersten ähnliche Schmelzlinie, dann der oben erwähnte Trichter od., wenn dieser ganz durch Abnutzung des Zahnes verschwunden ist, wieder Zahnmasse. Dies Abnutzen erfolgt ganz in der Ordnung, wie die Zähne hervorkommen, so daß man hiernach sowohl das Alter der Füllen, als das der Pferde bei gewöhnlichem Futter ziemlich genau bestimmen kann. Mit 1/2 Jahre hat das Füllen sämmtliche 6 Schneidezähne in jedem Kiefer; nur sind die 2 Vorderzähne bereits abgenutzt, haben jedoch noch die Kunde; weniger sind die 2 Mittelzähne abgerieben, gar nicht die 2 Eckzähne; im ersten Jahre haben die Vorderzähne die Kunde schon verloren, die Mittelzähne sind stark, die Eckzähne nur wenig abgenutzt. Mit dem zweiten Jahre haben sämmtliche Zähne, die Vorderzähne am meisten, die Kunde verloren, nur bei den Eckzähnen ist sie noch erkennbar. Ein solches Füllen ähnelt mit den Zähnen sehr einem achtjährigen Pferde. Mit 21 Jahr hat der Zahnwechsel bereits begonnen, u. die Vorderzähne haben sich schon erneuert, folglich wieder Kunde; die Mittel- u. Eckzähne haben sich mehr u. mehr abgenutzt. Mit 31/2 Jahr wechseln auch die Mittelzähne, u. die Eckzähne schleifen sich noch mehr ab; eben so beginnen schon die Vorderzähne durch Reibung, bes. an der vorderen Fläche, Masse zu verlieren. Mit 41/2 Jahr sind auch die Eckzähne gewechselt, die Vorderzähne schon bedeutend, die Mittelzähne etwas, bes. nach vorn, abgenutzt, die Kunde aber ist noch bei allen Zähnen stark vorhanden; in der Regel sind bei Hengsten auch die Hakenzähne hervorgesproßt. Mit dem fünften Jahre sind die Vorderzähne schon bedeutend, weniger die Mittelzähne, gar nicht die Eckzähne abgenutzt; alle aber haben noch die Kunde vollständig. Mit dem sechsten Jahre ist die Kunde an den Vorderzähnen kaum bemerklich, wird in den bedeutend abgenutzten Mittelzähnen schon schwächer u. tritt nur noch in den auch schon beschädigten Eckzähnen vollständig hervor. Mit dem siebenten Jahre ist die Kunde an den Vorderzähnen ganz, an den Mittelzähnen beinahe verschwunden, an den Eckzähnen nimmt sie bedeutend ab. Mit dem achten Jahre haben auch die Mittelzähne[946] die Kunde verloren, u. nur an den Eckzähnen ist sie noch als schmaler Strich bemerkbar; das P. hat ausgegleicht (ausgekernt). Mit dem neunten Jahre hat sich die Kunde gänzlich verloren, u. das P. ist an derselben nicht mehr kenntlich. Nur ein geübter Pferdekenner kann das Alter auch nach dem neunten Jahre noch nach den Zähnen u. zwar nach der Gestalt derselben bestimmen. Bei dem Wechsel der Zähne ähnelt nämlich die obere Fläche einem Oblongum, dessen breite Seiten nach außen u. innen, die schmalen nach den anderen Zähnen zu stehen. Je mehr nun die Kunde verloren geht, desto mehr nehmen die Zähne die Form von Ovalen an u. diese nähern sich im neunten Jahre sphärischen Dreiecken, von denen die breite Seite nach außen, eine Spitze aber nach dem inneren Munde zusteht. Nur bei den Eckzähnen steht die Spitze seitwärts nach hinten. Je älter nun das P. wird, um so mehr tritt diese Form des Dreiecks hervor; sie bildet vom 11.–19. Jahre ungefähr gleichseitige Dreiecke, noch später spitz-winklige, die Spitze nach innen stehend. Ein anderes Kennzeichen des Alters geben die Hakenzähne ab, welche bis zum 12. Jahre eine immer kleiner werdende, furchenähnliche Vertiefung bekommen, welche im 13. Jahre gänzlich verwischt ist. Im 15. Jahre zeigt sich der weiße Kern des Hakenzahns, welcher nun von Jahr zu Jahr immer sichtbarer wird. Nach dem 20. Jahre rundet sich der vorher spitzige Hakenzahn völlig ab. Zugleich wird der Hakenzahn von Jahr zu Jahr länger. Ein drittes Kennzeichen hohen Alters sind die immer weniger vom Zahnfleisch bedeckten u. daher scheinbar länger werdenden Schneidezähne. Trotzdem sind die Zähne als Maßstab des Alters nicht untrüglich; denn theils ist es ein großer Unterschied, ob Pferde mit Hartfutter gefüttert werden od. auf die Weide gehen, wo sich die Zeichen weit weniger abnutzen; theils benutzen Betrüger oft die Unkenntniß der Käufer, um bes. den Eckzähnen der Pferde eine Kunde (Contremarque) einzubrennen (auszugraben od. auszufeilen), was man jedoch bei näherer Untersuchung an der schwarzen Farbe u. an dem Mangel des weißen Ringes um die Kunde erkennen kann; theils ist zuweilen das irreguläre Wachsthum der Zähne Schuld, daß diese die Kunde nicht verlieren, sondern sie noch im 16.–20. Jahre tragen. Der Kenner unterscheidet diese älteren Pferde aber an der größeren Länge der Zähne. Der Hals des P-es muß lang, an den Schultern gerade u. hoch in die Höhe gehen, der Oberhals dünn, schlank u. schwanenhalsähnlich gekrümmt, der Unterhals fleischig, aber nicht zu dick sein u. lange Mähne haben. Die Brust muß breit u. fleischig, die Schultern flach u. mager, mit starkem Widerrist (dem Theile über den Schultern, wo die Mähne aufhört) sein; ein P. mit einem hohen Widerrist heißt hochristig u. ist edel; die Vorderfüße müssen lang, gerade, sein gebaut, nicht zu eng gegen einander gestellt sein u. nicht zu dicke Vorderknie, auch gute Hufe (s.u. Huf) haben.

b) Der Leib beginnt vom Widerrist an mit dem Rücken, welcher weder convex noch concav, sondern eben u. gerade fortlaufend sein soll; die Flanken, d.i. der Theil des Leibes, welcher keine Knochenunterlage hat, müssen schlank u. dünn, der Bauch eben sein. c) Die Theile der Hinterhand sind: die Croupe (das Kreuz), sie beginnt, wo die Hinterfüße an den Leib stoßen, u. muß lang, breit, rund u. horizontal gestellt sein; der Schweif, er soll aufgeschwungen u. fast wagerecht sein; die Hüften u. Oberschenkel, machen den Theil zwischen der Croupe u. den Hinterfüßen aus, u. sollen dick, fleischig u. sehnig sein; hochhüftig ist ein P. mit weit von einander stehenden, über die Rippen hervorragenden Hüften; dergleichen Pferde sind mißfällig u. sehen abgemagert aus; ein gehörntes P. ist ein P. mit hohen, weit über die Croupe hervorstehenden Hüften, die Hinterfüße, sie sollen dünn u. sein, das Hinterknie nicht zu stark sein u. hohe Hufe haben (s.u. Huf). Pferde mit hohen Füßen bezeichnet man als hochfüßig, hochschuhig, hochköthig (sie haben leichten Gang, sind aber leicht Verstauchungen ausgesetzt), hochhufig (besser als niedrige Hufe, doch zu Verengerung u. Spaltigwerden geneigt) etc. Den ganzen Rumpf des P-es nennt man Schaft. Ein P. von schönen Formen ist von gutem Leist; geschlossen ist ein P., wenn der Umkreis sämmtlicher Rippen weit genug ist u. die Rundung gleich vom Rückgrath anhebt; ein gedrängtes P. ist ein P., welches, im Mißverhältniß zu seiner Höhe od. Länge, stark ist; es ist gut zum Lasttragen u. Ziehen von Lastwagen, aber nicht zum Reiten.

C) Fehler: a) am Kopfe sind ganze u. halbe Ramsköpfe, d.h. gebogene Nasen; ganze Ramsköpfe sind vorhanden, wenn die Biegung schon beim Schädel beginnt, halbe Ramsköpfe, wenn die Nase allein gekrümmt ist (hechtnasiges P.); eingedrückte Köpfe (Schweins- od. Hechtköpfe) entstellen die Gesichtsbildung, doch kommen sie bei arabischen Pferden häufig vor; Keilköpfe sind am Backen verhältnißmäßig breiter als am Kinn, dabei kurz; Ochsen- (Bullen-) köpfe sind solche, wo der Knochen stark, die Stirn breit, die Nase oberwärts platt ist, die Ganaschen stark u. eckig, die Ohren schwer u. tief angesetzt sind; solche Pferde taugen nicht zum Reiten, sind aber, wenn der übrige Körperbau nicht entgegen ist, gut zum Ziehen schwerer Lasten; Alteweiberköpfe sind zu lang u. abgemagert. Eselsohren hat das P., wenn es zu lange u. hängende Ohren (Hängeohren) hat; engöhrig ist es, wenn die Ohren zu nahe an einander stehen; wechselseitiges bald Sinkenlassen, bald Erheben der Ohren, verrathen ein tückisches P.; das Hängenlassen beider Ohren deutet Faulheit an. Kleine tiefliegende u. weit vorstehende Augen lassen schlechte Sehkraft vermuthen. Falscher Hals ist ein Hals ohne Schweifung nach der Brust zu; gehackter Hals ein Hals, welcher mit dem Widerrist einen Winkel macht, als ob von da eingehackt wäre; Hieb ist eine Vertiefung am Anfang des Widerrists, so daß dieser eingekerbt, gleichsam mit einem Beile eingehackt erscheint; Hungerzitzen sind fadenartige Auswüchse an den Seiten der Zunge, welche beim Kauen zwischen die Zähne kommen u. dadurch am Fressen hindern. b) Am Rumpfe (Schaft), welcher gut abgerippt sein muß, tadelt man einen zu gewölbten (Karpfenrücken) u. einen zu sehr einwärts gebogenen hohlen (eingebogenen, eingedrückten) Rücken (eingesattelt), weil solche Pferde nicht gut aushalten; einen zu scharf aufwärts steigenden Rücken (Eselsrücken). Ist der Leib des Pferdes weniger lang als gewöhnlich, so nennt man dasselbe kurz. Bei der Croupe rechnet man als Fehler an, wenn sie zu hoch (hochkreuzig) u. wenn sie zu niedrig (hohlkreuzig) ist; wenn das P. eine Eselscroupe, d.i. eine große, schwere u. deshalb herabhängende Croupe, auch ein abdachendes (abgeschliffenes, abfallendes) Kreuz hat, nach[947] hinten niedriger wird; die Brust darf nicht zu schmal sein, weil sonst das P. leicht zu eng ist, d.h. die Vorderfüße zu nahe stehen u. sich leicht streifen. Gleiches findet beim Zunahestehen der Hinterfüße Statt. Der Bauch ist fehlerhaft, wenn er nach hinten abfällt (bauchenges P., Heringsbauch), wo der Sattelgurt sich nicht gehörig anziehen läßt, auch das P. gewöhnlich wenig Kraft hat; sehr häßlich ist auch ein Kuhbauch (Hängebauch), ein weit aufgetriebener, hängender Bauch. Fehlerhaft sind auch eingezogene Flanken, indem solche Pferde Schwäche verrathen u. schlecht fressen, noch schlimmer aber das Flankenschlagen, da es Kurzathmigkeit, wo nicht einen fieberhaften od. lungensüchtigen Zustand (Dampf) verräth; auch ist es ein Fehler, wenn das P. plattrippig ist (flache Rippen hat), d.h. wenn seine Rippen nicht die gewöhnliche Wölbung (1/4 Zirkelbogen) haben, indem es gewöhnlich kurzathmig ist. Der Schweif endlich darf nicht zu dünn u. nicht zu wenig behaart (Rattenschweif) sein; ist die Ribbe nur nach unten ein wenig mit Haaren bewachsen, so ist es ein Eselsschweif (Kuhschweif). c) Die Fehler der Füße können liegen: aa) im obern Gelenk (Hüftebug), hier kommen am wenigsten Fehler vor, wohl aber Krankheiten, wie Buglähme, Kreuzlähme; bb) im Knie, hier kommt vor das Bogenknie, Krümmung des Kniegelenks in Form eines Bogens (ein solcher Fuß heißt Bogenfuß); das Bocksknie, ein gebogenes od. vorwärts gekrümmtes Knie; das Hakenknie, ein Hinterknie, mit der Spitze sehr einwärts gekehrt, welche Knie sich dann streichen; das Ochsenknie, bei welchem die Knie zu nahe an einander stehen u. so den freien, leichten u. sichern Gang hindern, daher bes. bei Reitpferden ein großer Anstoß sind etc. Die Krankheiten des Knies s.u. besonderen Artikeln, wie Spath. etc. Auf einer spathähnlichen Anlage beruht auch der Hahnentritt (Streukrampf), wo das P. die Hinterknie hoch in die Höhe hebt, was indessen von manchen für eine Schönheit gehalten wird; hoch geht ein P., welches die Füße hoch hebt, so daß der Körper möglich weit vom Boden entfernt bleibt; es geht vorn hoch, wenn das P. viel Schulterbewegung hat, u. die Schnellkraft der Vorderfüße den Vordertheil beim Trabe immer ungewöhnlich hoch über den Boden erhält; es geht hinten hoch, wenn dieser Fall bei den Hinterfüßen eintritt; Fuchteln sagt man von Pferden, wenn sie beim Gehen die Vorderfüße nicht gerade aufheben u. niedersetzen, sondern sie bei jedem Schritte, sowohl im Schritte als im Trabe, aufwärts werfen; es zeigt Schwäche in den obern Gelenkverbindungen u. ist nicht zu verbessern; cc) im Schienbein, wenn es krumm ist (Bogenfüße); dd) in der Fessel, hier kann Bärenfüßigkeit (Bärentatzigkeit) vorkommen, wenn die Fußgelenke so schlaff sind, daß beim Gehen die Köthen beinahe, od. auch wohl ganz auf den Boden aufstoßen, es heißt auch Durchtreten; ochsenfüßig, wenn die große Beugesehne zu dünn ist, indem sie durch zu große Anstrengung mit ihrer Kraft auch ihre Gestalt verloren hat, so daß die breite Fläche der Sehne nun abgerundet erscheint; ein solcher Fuß heißt Ochsenfuß. Ferseneng ist ein P., wenn dessen Fersen zu nahe an einander liegen u. es sich daher leicht streicht; bemerkt u. vermeidet es dies im Gehen, so ist es fersenflüchtig. ee) Am Huf sind die meisten Fehler, so Hornklüfte, Hornspalten, Hornstreifung etc. s. Hufkrankheiten. Bärentritt ist eine Untugend mancher Pferde im Stalle, immer mit den Vorderfüßen von einer Seite zur andern schwankend zu treten, wie Bären, welche in einem Kasten eingesperrt sind. Im Pferdehandel sind die sogenannten Hauptfehler (Hauptmängel) wichtig. Sie sollen bei verkauften Thieren nach vielen Particulargesetzen allein die Wandelungsklage (s. Fehler 4) begründen, geringere Mängel blos die Minderung des Kaufpreises nach sich ziehen. Was zu Hauptfehlern zu rechnen sei, ist in einigen Ländern genau bestimmt, in andern nicht u. hängt dann vom Ermessen des Richters od. Sachverständiger ab. Übrigens kommen beim Pferdehandel die vielfältigsten Betrügereien vor, die gewöhnlichsten sind: ein altes P. für ein junges auszugeben, ein ganz junges für ein schon erwachsenes, ein krankes für ein gesundes zu verkaufen, äußere Gebrechen zu verkleistern u. innere zu verhehlen u. dem Thiere Abzeichen u. Farben anzukünsteln, welche es von Natur nicht hat. Zum Theil sind dies schon innere Fehler, welche unter den einzelnen Artikeln über Krankheiten des Pferdes, wie Hartschlächtigkeit, Koller, Dämpfigkeit etc., angeführt sind.

D) Beim Pferde haar unterscheidet man Deckhaare (die gewöhnlichen Haare), Mähnen-, Schweifhaare u. Baster (an den Lippen u. Augen). Das Ausfallen des Haares (Hären) geschieht ordentlicher Weise im Frühlinge u. zu Ende des Herbstes, u. wird durch das neu nachschiebende Haar veranlaßt. Manche Pferde hären sich nicht zur ordentlichen Zeit, u. dann sind Krankheiten Magerkeit etc. daran Schuld; manche hären sich aber auch zur Unzeit in Folge fieberhafter Krankheiten, der Influenza etc., u. dann wächst kein neues Haar nach, wenigstens nicht bald. Wenn sich das P. härt, sieht es rauh u. unansehnlich aus, sobald aber alles alte Haar ausgefallen ist, hat es sein glattes, glänzendes Ansehen wieder.

E) Die Farbe der Pferde ist sehr verschieden. Die ursprüngliche läßt sich nicht bestimmen, da die wilden od. verwilderten Pferde in Asien theils mausefahl, theils dunkelgelb, theils braun sind; sehr selten kommen unter den wilden Pferden schwarze (nur in Amerika oft) vor, nie Schecken od. Füchse, od. Pferde mit Abzeichen. Die Pferde theilt man nach der Farbe in Pferde mit einfarbigem u. gemischtem Haare u. diese wieder in mehre Untergattungen. a) Die Pferde von einfarbigem Haar werden eingetheilt in: aa) weiße Pferde mit weißer Epidermis: milchweiße Pferde (auch wohl Milch- od. Alabaster-, mit Glanz Atlasschimmel), milchweiß, mit sehr seiner, röthlich durchschimmernder Haut, die Hufe blaßgelb; kreideweiße Pferde (Glanzschimmel), kreideweiß, die Augen roth u. blöde, die Hufe lichtaschfarbig; beide sind die Kakerlaken unter den Pferden. Bei den Persern, Germanen u. Galliern waren diese weißen Pferde heilig; bb) gelbe Pferde (Isabellen): Blaß-Isabellen, nur wenig vom Weißen ins Gelbliche spielend; Hell-Isabellen, schon gelber; Gold-Isabellen, mit einem dunkleren Glanz; Hochgelb-Isabellen, ohne den Glanz der vorigen; Dunkel-Isabellen (gewöhnlich Hermelin), sich dem Fuchs nähernd, meist mit weißem Schweif u. Mähne. Die Isabellen sind gewöhnlich zärtlich, haben oft Glasaugen u. spröde Hufe; cc) Füchse (Alzans), von rother od. rothbrauner Farbe mit heller Mähne u. hellem Schweif: Hell- (Licht-, Feuer-) fuchs, fast gelb, mit weißlichen, nur wenig ins Rothe fallenden Extremitäten; Lehmfuchs, eben[948] wie der vorige, an die Isabellen u. an die weißen Pferde anstreifend; Goldfuchs, roth, aber noch ins Gelbe spielend, glänzend, Mähnen u. Schweif gelbröthlich; Kupferfuchs, von Kupferfarbe, mit einigem Glanze; Rothfuchs, braunroth; Schwarzfuchs, leicht geapfelt, dunkelroth, meist mit grauer od. weißlicher Mähne u. dgl. Schweife; Schweißfuchs, dunkel, jedoch ins Gelbe fallend, oft geapfelt, Schwanz u. Mähne unrein weiß od. grau; Leberfuchs, dunkelroth bräunlich schimmernd; Bronzefuchs, bronzefarben schimmernd, sehr selten; Kohlfuchs, sehr dunkel, mit dem röthlichen Glanz der Steinkohle; Zobelfuchs, schwärzlich, roth glänzend, Extremitäten braun u. weiß gemischt; Dunkel- (Braun-) fuchs, fast braun bis zum Unkenntlichen; Brandfuchs, Dunkelfuchs mit gleichsam versengten Haarspitzen; dd) braune Pferde: kirschbraune Pferde, röthlichbraun, mit dunkeln Mähnen; hellbraune Pferde, hellbraun, oft mit schwarzem Streif auf dem Rücken; goldbraune Pferde, ebenso, mit Goldglanz; rehbraune Pferde, gräulichbraun, Schweif u. Mähne heller, meist mit dunkelm Rückenstreif, fallen beim Schattiren ins Graue u. gehen oft ins Weiße über; kastanienbraune Pferde, kastanienbraun, sämmtliche Extremitäten (auch das Maul), die Füße oft, die Abzeichnung bis über die Knie schwarz; spiegelbraune Pferde, mit geapfelter Croupe u. Schulter; schwarzbraune Pferde (Kupfermäuler), nähern sich mehr den Rappen, Maul, Flanken u. Hinterbacken kupferroth, sehr dauerhaft; ee) graue (mäusefahle) Pferde: Mohrenköpfe, dunkelgrauer Kopf, Mähne u. Schweif fast schwarz; hellgraue Pferde, hellgrau, mit hellen Extremitäten; aalstreifige Pferde, mit einem dunklern Streife, gleich Aalen, auf dem Rücken; ff) schwarze Pferde (Rappen): Glanzrappe, schwarz, mit steinkohlenartigem Glanz; Kohlrappe, mit weniger Glanz; Rappe, ohne Glanz; Hell- (Sommer-) rappe, Haare fast röthlichbraun, an den Spitzen fahl, verändert sich nach Jahreszeit u. Futter, ausdauernd, meist die gewöhnlichen Bauerpferde. b) Mit gemischtem Haar, wo nämlich die Haare von zwei od. mehr Farben mit einander gemischt sind, von denen eine Farbe stets die Grundfarbe bildet: aa) Schimmel: der Grund weiß, dunklere Haare eingemischt, jedoch mit schwarzer Epidermis: Blau- (Hecht-) schimmel, weiß, mit etwas schwarzen Haaren; bilden diese kreisrunde verwischte Zeichnungen von 11–3 Zoll im Durchmesser, so heißen solche Pferde Apfel- (Spiegel-) schimmel; sie haben meist schwarze Schenkel bis an den Leib u. weiße Mähne u. Schweif; beide Gattungen werden im Alter fast ganz weiß; Eisen- (Eis-) schimmel, Farbenmischung u. Glanz ähneln dem frischen Eisenbruch, dem Mohrenkopf sehr ähnlich u. daher oft auch so benannt: Grauschimmel, schmutzigweiß, mit viel Schwarz gemischt, wird auch im Alter nicht ganz weiß; Schwarzschimmel, sehr mit Schwarz gemischt; Braunschimmel, stark mit Braun gemischt; Brandschimmel, mit dunkeln Flecken, welche wie versengt aussehen; Honigschimmel, das Haar an der Wurzel gelb, endigt mit weißer Spitze; Fliegen- (Forellen-, Mücken-) schimmel, mit ganz kleinen, braunen, schwarzen od. rothen Flecken übersäet; Rothschimmel, weiß, grau u. roth letzteres vorherrschend, meist mit braunem Kopie, Muskatschimmel, grau, gelb, weiß u. schwarz gemischt; Zimmtschimmel, weißgrau u. gelbroth; Drosselschimmel, röthlich od. bräunlich gefleckt; Staarschimmel, schwärzlich, mit kleinen weißen Flecken; Pfirsichblüthenhaar (Pfirsichblüthenschimmel), weiß mit röthlichem Schimmer. bb) Falben; die Haare sind roth, gelb u. etwas weiß u. weißlichblau gemischt; man unterscheidet: Heilfalben, ganz hell; Strohsalben, dunkler als die vorigen, das Gelbe vorherrschend; Goldfalben, sehr ins Gelbe spielend, oft etwas mit Schwarz gemischt; Mausesalben, mehr ins Graue fallend, noch lichter; Dunkelsalben, noch etwas dunkler; Schwarzsalben, bes. am Hals u. Kopf das Schwarze vorherrschend. cc) Stichelfarbene Pferde, wo der Grund dunkel ist u. weiße Haare eingemischt sind: Stichelfuchs, Stichelbrauner, Stichelrappe, je nachdem die Grundfarbe roth, braun od. schwarz ist. dd) Schecken, bei denen große Flecken von dunkler Farbe auf weißem Grunde sind; auch Mähnen u. Schweif pflegen gefleckt zu sein; zuweilen sind sie aber auch weiß od. schwarz. Nach der Farbe der Flecken hat man: Hellschecken, mit sehr hellen u. zarten Flecken u. meist Glasaugen; Porzellanschecken, mit bläulichen od. gelben Flecken, welche einen schönen Glanz haben; Fuchs- (Roth-) schecken, Braunschecken, Schwarzschecken, je nachdem die Farbe der Flecken ist; Achatschecken, mit verschiedenfarbigen, meist rothen u. gelben Flecken. ee) Tiger, mit etwa faustgroßen, über den Körper gesprengten Flecken; man unterscheidet: einfache. Tiger, bei denen sämmtliche Flecken von derselben Farbe sind, u. die hiernach Gelbtiger, Rothtiger, Brauntiger, Schwarztiger heißen; u. gemischte Tiger, von verschiedenfarbigen Flecken. Je seltener, sonderbarer u. bunter übrigens die Farbe eines Pferdes ist, um so mehr läuft man Gefahr, ein krankes od. schwächliches P. zu erhalten. Jahreszeit, Futter u. Alter haben auch großen Einfluß auf die Farben der Pferde; der Winter dunkelt, der Sommer macht heller; mehre Farben, bes. die Schimmel, werden auch im Alter heller. Beliebige Farben kann man durch die Paarung hervorbringen; so geben Goldbraun u. Goldfuchs wieder Goldbraun u. Goldfuchs; Braune mit Rappen erzeugen selten eine schöne Farbe, diese fällt meist in ein schmutziges mattes Braun zurück od. in Fahl od. Sommerrapp; Füchse mit Rappen, bes. Glanzrappen, erzeugen lebhaftere Farben, entweder ein gutes Schwarz, od. verschiedene Abstufungen von hellern Fuchshaaren bis zum Kohlfuchs; Falben mit Braunen gepaart geben vorzügliche Farben; Goldfalb u. Silberfalb geben oft ein schönes Braun; mit Rappen entsteht leicht Mausefalb; bei der Paarung von weiß- u. schwarzhaarigen Schimmeln mit Rappen entstehen entweder derartige Schimmel, od. schöne, im Sommer ausbleichende Rappfarben; Brandschimmel u. Rothschimmel, deren Haare aus braunrothen u. weißen gemischt sind, geben mit Braunen u. Füchsen ebenfalls gute Farben, entweder derartige Schimmel, od. reines Braun od. Fuchshaar; aus der Vermischung derartiger Schimmel mit Rappen erfolgen aber eben so selten reine Farben; als aus der Paarung von Rappen mit Braunen.

F) Abzeichen (Marken). Da dieselben fast bei allen Farben vorkommen, so geben sie keinen Eintheilungsgrund ab. Sehr oft sind die Extremitäten, d.h. nicht nur die Füße, sondern auch die Mähne, der Schweif u. das Maul, von anderer Farbe, als das übrige P. Pferde mit weißen Füßen heißen Weißfüße (fr. Balzan); der weiße Fuß[949] der Pferde, welcher mit Zacken gegen die angrenzende schwarze od. dunkle Farbe des Körpers absetzt, heißt gezahnter weißer Fuß; ein P. hat Hermelinfüße (ist Hermelinbalzan), wenn die weißen Füße mit schwärzlichen Flecken gesprenkelt sind; ein gezahnter Balzan, wenn der Rand des weißen Fußes gezackt ist, ist ein Travat, wenn zwei weiße Füße auf einer Seite liegen, hat Kreuzfüße (ist ein Transtravat, ein Kreuzweißfuß od. Kreuzsüßter), wenn nicht alle vier Füße, sondern nur zwei über das Kreuz von anderer Farbe sind; ist gekrönt, wenn das Abzeichen eine weiße Krone, ganz od. halb, innen od. außen bildet; halbgefesselt, wenn die weißen Haare bis auf die Mitte des Fußes reichen; gefesselt (hochschuhig), wenn sie bis über die Köthe u. bis zur Mitte des Schienbeins gehen; gestiefelt, wenn sie bis zum Knie u. Sprunggelenk reichen, hochgestiefelt, wenn die Abzeichen an den Füßen bis oberhalb der Knie reichen. Andere Abzeichen sind: der Fleck, einige weiße Haare auf der Stirn; das Blümchen (Flämmchen, Flocke), etwas mehr weiße Haare an der Stirn, indem die Phantasie mit den angegebenen Gegenständen Ähnlichkeit findet; gemischter Stern, wenn Haare von der Hauptfarbe unter der weißen Farbe gemischt sind; Stern, wenn dieser Fleck bes. schön, groß u. regulär ist, wird für eine Schönheit gehalten u. oft durch Kunst nachgebildet; Ringstern, weißer Fleck mit Haaren von der Hauptfarbe in der Mitte; Blässenstern, ein nach unten spitzer Stern, welcher bis auf die Nase reicht; Blässe, wenn sich der weiße Fleck die ganze Nase herabzieht, heißt nach Umständenbreit, schmal, schief; Laterne, wenn sie dieser oberflächlich ähnelt; Schnippe, ist ein schmaler, weißer Strich auf der Nasenspitze; bei einer durchgehenden Blässe ist Blässe u. Schnippe verbunden. Oft reicht das weiße Haar über die Oberlippe, u. der Franzos sagt dann das P. trinkt Milch. Ein weißes Maul, eine ganz weiße Stirn od. ein weißer Kopf sind Übelstände. Auch der verschiedene Stand der Haare bildet besondere Abzeichen; so ist ein Wirbel, wo das Haar sich in entgegengesetzter Richtung sträubt, eine Ähre, eine Reihe am Kamm hinlaufender Wirbel, beide gelten für eine Schönheit u. werden bes. an türkischen Pferden bemerkt; römischer Degen, eine längs der Mähne od. des Halses hinlaufende Haarmähne; Lanzenstich, der Narbe einer Lanzenwunde ähnlich, sich an verschiedenen Theilen des Körpers, gewöhnlich am Hals zeigend; Hieb, wenn das Zeichen länglicher ist; Wolfsbiß, einer Bißwunde ähnlich, häufig an den Hinterschenkeln bes. tatarischer Pferde sich zeigend, von einer zufälligen Spannung einer Sehne u. dadurch entstehender Senkung des Muskels entstehend.

G) Racen. Nach dem Klima haben sich die Pferde sehr verändert. Man kann dem Vaterlande nach die Pferde in folgende Racen theilen, welche sich jedoch wieder durch Vermischung vermehren: a) Das Araberroß, im westlichen Asien u. Nordafrika heimisch, von mittler Größe, aufgeworfenen Nüstern, feuersprühenden Augen, seinen Füßen, wenigen Haaren, sparsamen Mähnen, weit abstehendem, gebogenem, dünnem Schweif, hervortretenden Adern u. Flechsen, hohen Hufen, zwar mager, aber muskulös, unermüdlich, kräftig, gelenk, das Ideal aller Pferde. Für das beste unter ihnen wird gehalten: aa) das eigentliche Araberroß, bes. aus dem Stamme Koheyl, welcher unter den sorgfältig gehaltenen Stammbäumen der edelste ist u. zehnmal so viel kostet als ein anderes unedleres P. Man füttert oft im Orient mit rohem Fleisch, wodurch die Pferde muthiger, aber auch bösartiger werden. Das echte Arabische P. aus dem Nedsched ist der Typus der Gattung u. selbst in Ägypten erst durch die Eroberung von Centralarabien durch Ibrahim u. Kurschid Pascha näher bekannt geworden. Es lebt von Kameelmilch, Fleischbrühe, Mehl, Datteln u. Kameel- u. Schaffleisch. Nur während 40 Tagen im Jahre gewährt man ihm grünes Futter (denn die Araber sagen, daß dies für immer gegeben die Knochen erweichen würde). Die Beduinen entwöhnen die Fohlen mit drei od. vier Monaten u. ersetzen die Muttermilch durch reichliche Kameelmilch. Einige Stämme mischen Datteln darunter. Das P. aus Nedsched ist gelehrig u. folgsam, erkennt seinen Herrn, der es niemals mißhandelt, auf große Entfernung, bedarf keines Zügels, da ein Wort, ein Zeichen, die bloße Berührung zur Leitung des Thieres genügen. Ein edles P., der Stolz eines Stammes, gehört oft mehrern Beduinen gemeinschaftlich. Auf die Reinheit der Race wird sehr gehalten. Die älteste bekannte Race heißt Kewella; von dieser stammen vier Unterracen ab, welche den Namen Seklawe, Kuresche, Dyma u. Eubeya führen. Diese P. leben sehr lange, mit 25 Jahren sind sie noch jung, u. ihre mittlere Dauer ist 35–40 Jahre. Sie sind sehr mäßig; Magen u. Eingeweide nehmen nur halb so viel Raum ein, als die eines europäischen Pferdes, welches mit Heu, Stroh u. Hafer gefüttert wird. Sie können 2–3 Tage laufen, ohne zu fressen, wenn man ihnen nur vorher Kameelmilch gibt. Die Engländer recrutiren ihre Zucht fortwährend mit solchen echt arabischen Pferden von reinem Blute, welche von den syrischen, ägyptischen, türkischen u. barbareskischen Pferden sehr verschieden sind. Zu den arabischen Pferden gehört auch noch das Nackte od. Steinpferd, welches aus dem Peträischen Arabien stammt u. sehr selten ist; es steht der arabischen Race am nächsten u. verbindet mit der Schönheit eines arabischen Vollbluthengstes die Eigenthümlichkeit völligen Mangels an Haaren; selbst Nacken- u. Schwanzmähne fehlen, wofür es eine sammetweiche Haut hat. b) Das Berberroß, fast eben so edel als das Vorige u. nur sehr wenig von ihm unterschieden, in dem nördlichen Afrika u. Nubien gezogen, die besten in Marokko; meist grau, der Kopf klein u. sein, die Mähne dünn, der Körper schwach, wird bes. zur Zucht in den europäischen Stutereien gebraucht, ist kaltsinnig u. faul, aber guter Schwimmer. cc) Das Persische P., ebenfalls dem Arabischen sehr nahe kommend; hat trockenen, geraden Kopf, schlanken Hals, schmale Brust, spitze Croupe, gut angesetzten Schweif, kleine Extremitäten u. längliche Hüfte; die Schimmel sind vorherrschend. dd) Tscherkessisches P., wahrscheinlich Blendrace von dem Arabischen u. Persischen. ee) Türkisches P., Abkömmling von Persern u. Arabern, mit Tataren gemischt, bildet daher zu folgenden den Übergang; leicht, von gutem Athem, zu Strapazen geeignet, kräftig, wird oft zu Zuchtpferden in Stutereien gebraucht. b) Das Nordische P., eher klein als groß, kräftig, leicht, gelehrig, ein guter Läufer, verträgt Strapazen u. begnügt sich mit wenigem u. schlechtem Futter. Diese Pferde zerfallen in: aa) das Tatarische P., durch welches sie mit dem Araberroß[950] zusammenhängen Manche gleichen den arabischen Pferden sehr, haben kleinen u. leichten Kopf, langen, steifen Hals, hohe u. starke Schenkel, abgeschliffenes Kreuz, niedrigen Schweif, lange schmale Hüfte, wenig Brust u. Bauch, sind auch sonst sehr mager, haben als Gestützeichen meist aufgeschlitzte Ohren u. zum leichtern Schwimmen aufgeschlitzte Nasenlöcher. bb) Das Russische P., dem vorigen sehr verwandt, nur unansehnlicher, kleiner u. magerer, der Hals schlecht aufgesetzt u. daher gerade ausstehend, der Kopf fast viereckig. Am besten sind die donischen Kosackenpferde, durch Vermischung mit türkischen Pferden entstanden. cc) Das Polnische P, mehr klein als groß, Kopf ziemlich gut geformt, doch starke Ganaschen, meist hirschhälsig; hat starken geraden Rücken, starke, kurze Lenden, schöne Croupe u. gut angesetzten Schweif, stolpert leicht, ist tückisch, aber sehr ausdauernd, daher für leichte Reiterei vorzüglich tauglich. Die dauerhaften Podolischen P., mit langer Mähne, gute Paßgänger, doch brauchbarer für die Ebene, als für die Berge, welche nicht leicht beschlagen zu werden brauchen, heißen Bachmatten. dd) Das Finnische (Lithauische, Schwedische) P., um die Ostsee herum, bes. in Lithauen, Livland, Finnland, Schweden, auch in Norwegen u. Island sehr klein, sonst dem polnischen ähnlich, aber ebenmäßiger, für seine Größe sehr ausdauernd, schnell laufend u. kräftig, lange lebend, sehr steifhaarig u. daher gegen das Klima gesichert. Das Ausland sucht sie meist als Kinderpferde (Ponys), bes. die von der Insel Öland. c) Das Westeuropäische P., ist groß, doch weniger ausdauernd als die beiden vorigen. Untergattungen: aa) das Spanische P., durch arabische Zuchtpferde sehr veredelt u. diesen daher ähnelnd, Kopf groß, Nase mäßig gekrümmt u. spitz, Augen feurig, Ganaschen schmal, Ohren lang, Hals stark, lang u. aufrecht, Mähne dick, Brust breit, Kreuz rund, Füße gut geformt, Farbe meist schwarz, auf der Stirn weiß gezeichnet, vordere Schienbeine bes. lang, Gang schnell; bes. geschätzt sind die Andalusier u. Asturier, beide durch arabische P. veredelt. Genet (fr. Genette), nennt man eine Art nicht großer, doch wohlgewachsener spanischer Pferde von einem arabischem Hengste u. einer spanischen Stute. bb) Das Neapolitanische P., auch durch arabische Zucht veredelt, dem spanischen ähnlich, jedoch weniger gelehrig u. folgsam, im Gegentheil falsch, boshaft u. widerspenstig; hochbeinig, mit fleischigem Hals u. Widerrist, Ramskopf, maulthierähnlicher Croupe, stolz u. erhaben einherschreitend, weniger zu Reitpferden als zu Prachtzügen geeignet. cc) Das Englische P., unterschieden in gemeine u. Vollblutpferde. Erstere haben das Friesische P. zum Stammpferd, sind aber durch ausländische zur Zucht verwendete Hengste zu folgenden Arten veredelt worden: die Cleveländischen Braunen, in Yorkshire gezogen, größtenheils Braune, groß, gut u. stark gebaut u. daher zum Ziehen geeignet; die im östlichen Theile von Yorkshire dienen vorzüglich zu Reitpferden; die Suffolk-Punches, größtentheils Füchse, mit großem Kopf u. großen Ohren, niedriger Vorhand, langem geraden Rücken, platter Brust, vollem Bauch, mittelmäßigem Kreuz, kurzgefesselten Beinen, unschön, vorzüglich zu Karrengäulen gebraucht; die schweren schwarzen Pferde von Mittelengland, dienen zu Karrengäulen, Kutsch- u. Cavalleriepferden; die Walesschen Pferde, aus Wales, zu klein zu Zugpferden, aber im Schritt ausdauernd; die Clydesdaler Pferde, in Schottland, größer noch als die Suffolk-Punches, von gemeiner Bauart, aber ausdauernd; die kleinen Schottländer, sehr dauerhaft, bes. die jetzt fast ausgegangene Gallowayrace. Die Racepferde stammen von reinen arabischen Hengsten u. den besten englischen Stuten ab, u. man verlangt mindestens durch vier Generationen von Arabern od. andern Bluthengsten besprungene Stuten, ehe man dem Pferde den Namen Vollblutpferd (Blutpferd, Bloodhorse), ertheilt. Diese Race ähnelt daher der arabischen, ist weit größer, aber zärtlicher, der Kopf schön, oft zu lang, Nase oft krumm, Ohren steif u. klein, Hals wohl gebaut, oft aber zu dünn u. lang gestreckt, Ganaschen ungebrochen u. schwer, Widerrist mager, Schultern leicht, Rücken gerade, Leib lang gestreckt u. hinten dünn, Beine hoch, Schweif gut angesetzt. Diese Pferde haben festen Tritt, gewissen Schritt u. sind geschwind, aber dabei wild u. scheu. Sie stehen in einem größeren Ruf als sie verdienen u. haben manche Stuterei verschlechtert statt verbessert. Die Vollblutzucht stammt von früheren Zeiten. Schon König Athelstan hatte in der Mitte des 10. Jahrhunderts orientalische Pferde u. Cromwells berühmte Sargstute (Coffin mare) mochte wohl von Mischlingen von Orientalen stammen; ein von orientalischen Stuten gefallenes Pferd machte solches Aufsehen bei den Pferderennen, daß Karl II. um 1666 mehre Hengste u. königliche Stuten (Royal mares) aus dem Orient nach England kommen ließ. Später gelangten die Stammväter der jetzigen Vollblutpferde nach England nämlich Byerly Turk 1689, Darley Arabian 1705 u. Godolphin Arabian 1725. Von ihnen u. königlichen Stuten stammten der Herod, die Eclipse u. der Matchem ab, welche Stammväter sämmtlicher Vollblute wurden. Mit Cromwells White Turk beginnt das erste Stammregister (Pedrigee). Mit den Vollblutpferden herrscht auch viel Vorurtheil. Sie sind zwar zu Wettrennen vor allen geeignet, weniger aber zum Soldatendienst u. gewöhnlichen Gebrauch, wo sie bei weitem nicht so dauerhaft sind. Auch hier unterscheidet man: Wettrenner, die edelsten, Jagdpferde, minder edel u. von einem Bluthengst u. einer minder edlen Stute stammend; Kutschpferde, aus der Kreuzung eines Jagdpferdes mit einer vorzüglichen Jagdstute entsprossen; schwere Zugpferde, von einem Kutschhengst mit einer Landstute erzeugt; die drei letzten Arten nennt man auch Halbblutpferde. dd) Das Ungarische P., mit türkischen Pferden gemischt, hat etwas schweren Kopf, enge Nasenlöcher, ist lang von Leib, hat gute Schenkel, ist dauerhaft bei wenig Nahrung. ee) Das Siebenbürgische P., größer u. besser als das vorige. ff) Das Französische P., im Allgemeinen von wenig Werth; nur die Limousiner, Normannische u. Percheron-Race eigenthümlich u. hervorragend. Das Limousiner P. hat kleinen, meist fleischigen Kopf, mit lebhaften hervorstehenden Augen, große Nasenlöcher, lange, etwas hängende Ohren, schmalen Hals, schwache, seine Mähne, sehr freie Bewegungen der Ganaschen, nicht sehr starken Körper, erhabenen schmalen Widerrist, glatte nicht fleischige Schultern, gerades Kreuz, wenig behaarten Schweif, glänzendes, weiches Haar. Das Normannische P. zeichnet sich durch Größe u. schöne Verhältnisse aus, ist groß, regelmäßig gebaut, [951] Schenkel zart u. stark, regelmäßig. Das Percheronpferd, in der Perche einheimisch, erst in diesem Jahrhundert gezüchtet, pflanzt sich nicht constant fort. Es gibt einen kleinen u. einen großen Schlag; der kleine ist von mittler Größe, hat leichte Bewegungen u. eignet sich als Reit- u. Wagenpferd; der große Schlag ist höher, hat mehr Masse, stärkere Gliedmaßen u. eignet sich nur zum schweren, langsamen Zuge u. ist sehr ausdauernd. Der kleine Percheron gehört vorherrschend der eingebornen Race an, während der große keine reine Race ist; beide leiden fast nie an Knochenfehlern. gg) Das Deutsche P. Nur im Norden, an der Küste der Nord- u. Ostsee, gibt es noch echt deutsche Pferde, in dem ganzen übrigen deutschen Binnenlande, in Österreich, Preußen, Baiern, Sachsen etc. gibt es nur Mischlinge der verschiedensten Abstammung. Am vollkommensten kann noch als P. von deutschem Stamme: aaa) das Friesische P. (Hard-Dover, d.i. Schnelltraber), in Westfalen, Friesland u. Neuholland, gelten; es ist groß u. stark, von schwerem Kopf, kurzem Halse, breitem Rücken, gespaltenem Kreuz, niedrig angesetztem Schweif, starken, gerundeten u. dicht mit Haaren bewachsenen Schenkeln, groben u. platten Hufen, die Köthen mit langen u. dichten Haaren besetzt, daher unschön, aber ein guter Arbeiter, muthig, auch zu Kutschpferden, bes. in Frankreich gesucht; fast alle Rappen. Ähnlich ist bbb) das Niederländische (Holländische, Brabantische, Flamändische) P., fast nur eine Abart von dem vorigen; ccc) das Holsteinische P., mit englischen Pferden veredelt, größtentheils Ramsköpfe, mit gut gebautem Vordertheil, meist abschüssigem, gespaltenem Kreuz, niedrig angesetztem Schwanz; hat meist Kuhfüße u. platte Hufe; ist sehr groß, deshalb bes. zu Kutschpferden gesucht, doch vielen Krankheiten ausgesetzt u. nicht ausdauernd, wenigstens wenn es zu früh gebraucht wird, da es sich nur langsam entwickelt; daher zum Cavalleriedienst untauglich; ddd) das Mecklenburgische P., auch mit englischer Race vermischt, groß, doch minder als das vorige, hat schönen u. geraden Kopf, gut geformten Hals, gerade Croupe, gut angesetzten Schweif, kraftvolle Schenkel, seines Gefühl, edlen Anstand, Leichtigkeit; dient vorzüglich zu Reit- u. Kutschpferden. Noch gehören hierher eee) das Dänische P., vorzüglich in Seeland u. Jütland, dem Holsteiner sehr ähnlich, hat vollen Körper, großen Kopf, dicken Hals, starke Schultern, breite Brust, schmales Kreuz, mittleren Wuchs; dient vorzüglich zu Cavalleriepferden u. zum Zug, ist gelassen, guter Traber, aber wenig gelenkig; Braune u. Rappen sind sehr gemein; fff) das Preußische P., neigt sich nach dem polnischen hinüber, hat schönen Kopf, gut angesetzte Ohren, lebhafte Augen, langen proportionirten Hals mit gut angesetztem Kopf, hohen Widerrist, geraden Rücken, runde Croupe, gut angesetzten Schweif, hohle Kniekehlen; ist hochbeinig, auswärtsstehend u. langgefesselt, der Huf länglich; bildet sich erst im 6. Jahre aus; ggg) das Sennerpferd, in der Senne im Lippe-Detmoldischen, groß, schön, dauerhaft. Sonst waren noch die Zweibrückischen u. die Ansbachischen Pferde berühmt, beide sind aber in den Kriegen von 1792–1815 fast verschwunden. hhh) Das Pinzgauer P., in Salzburg einheimisch, der norischen Race angehörend, sehr hoch, stark, mäßig behaart, der Kopf mäßig schwer u. gerade, der Hals breit u. kurz, der Widerrist hoch u. abgerundet, die Brust sehr breit, der Rumpf tonnenförmig u. etwas gesenkt, die Croupe breit u. gespalten, die Schultern breit, schief, mit gerade abfallenden Vorderfüßen, die Fessel kurz, die Hufe groß u. flach. iii) Das Italienische P., hat schweren Kopf, Eselskreuz, Hängebauch u. engen Huf; am angesehensten sind noch die Polesinischen Pferde. Auch Savoyen hat gute Gestüte. kkk) Das Corsischen. Sardinische P., klein, in den Gebirgen weidend; dient zu Damenpferden. Die Unterscheidung der Racen nach ihren geographischen Ursprung ist zwar rücksichtlich der Originalität des Blutes von großem Werth, genügt aber nicht für die Gebrauchszwecke des Pferdes, welche durch die äußeren Formen bedingt werden. In dieser Beziehung kann man die Pferde auch eintheilen in Frachtpferde, Wagenpferde, für schweren u. leichten Dienst, größere u. kleinere Reitpferde u. Rennpferde.

H) Pferdezucht. Die wilden Gestüte findet man in Osteuropa, bes. bei den Tataren u. Kalmücken. Die in denselben erzogenen Pferde sind sämmtlich von einerlei Schlag u. zwar von dem der Husarenpferde. Hengste, Stuten u. Füllen bleiben in solchen Anstalten, auch ohne besondere Aufsicht, Tag u. Nacht u. zu allen Jahreszeiten auf den für sie b. stimmten Weideplätzen, aus welchen von Zeit zu Zeit diejenigen, die man verkaufen will, herausgefangen werden. Die halbwilden Gestüte sind im Wesentlichen den ersteren gleich, nur daß die Besitzer etwas mehr Sorgfalt auf dieselben verwenden, indem sie sich bemühen, bes. schöne Hengste zu bekommen, auch sowohl die alten als jungen Pferde im Winter unter Bedachung gebracht u. mit Stallfutter genährt werden. Dergleichen Stutereien findet man vorzüglich in der Ukraine, Volhynien u. Podolien, in Deutschland im Lippe-Detmoldischen auf der Senne. Sie liefern mitunter treffliche Pferde, welche zwar der Gestalt nach nicht zu den großen gehören, jedoch größer als die tatarischen sind. Die cultivirten (künstlichen) Gestüte sind entweder natürliche od. künstliche. In den natürlichen werden Pferde von einer gewissen Art gezogen, wie dies z.B. im Holsteinischen u. im Mecklenburgischen der Fall ist; die künstlichen hingegen sind so eingerichtet, daß sie Pferde von mancherlei Gestalt u. Farbe erzielen, jedoch immer in bestimmten Abtheilungen der Anstalt. Diese künstlichen Gestüte heißen auch Haupt- (Domänen-) Gestüte, im Gegensatz der Landgestüte, wo gute Hengste (Landbeschäler) gehalten u. zu gewissen Zeiten im Lande in gewisse Districte vertheilt werden, um Land- od. Bauerstuten ihnen zuzuführen. Privatleute, welche Hengste halten, um die Landstuten damit bedecken zu lassen, heißen Hengsthalter (Hengstreiter); ein Mann, welcher damit im Lande herumreitet, Hengstmann (Beschälknecht). Bei der Paarung ist vornehmlich auf Gesundheit u. Fehlerlosigkeit sowohl des Hengstes als der Stute zu sehen. Der Hengst (Beschäler) darf nicht unter dem fünften, die Stute nicht unter dem vierten Jahre zur Fortpflanzung gebraucht, u. die Stute darf nicht länger als bis zu dem 18. Jahre dazu angehalten werden. Die beste Beschälzeit sind die Frühlingsmonate März bis Ende des Mai. Die Stute darf nicht eher zum Hengste gelassen werden, bis sie den Trieb dazu zeigt, d.h. rossig wird, welches an den aufgeschwollenen Geschlechtstheilen u. daran zu erkennen ist, daß sie aus denselben eine gelbe Flüssigteit[952] von sich spritzt. Diese Zeit dauert gewöhnlich 14 Tage u. kehrt bei gefunden Stuten alle Frühjahre Ende März od. im April u. Mai wieder. Das Beschälen (Bedecken, Bespringen) geschieht am besten in den kühlen Morgen- od. Abendstunden, entweder so, daß Hengst u. Stute in einem eingeschlossenen Raum sich selbst überlassen sind; od. aus der Hand, wo beide am Zaume zu einander gebracht u. die Stute so gefesselt wird, daß sie dem Hengst nicht durch Ausschlagen Schaden thun kann; od. in einer Stuterei in einer bes. Hütte, deren Boden etwas abhängig ist, damit die kleineren Stuten bergan, die größeren bergab gestellt werden können. Der, welcher in Stutereien die Aufsicht über das Belegen der Stuten hat u. jeder Stute einen passenden Hengst wählt, heißt Hengstmann; der Knecht, welcher die Beschälhengste abwartet, Hengstknecht. Ist die Stute trächtig geworden, so läßt sie den Hengst nicht wieder zu u. kann bis vier Wochen vor der Geburt, doch mit einiger Schonung, zur Arbeit gebraucht werden. Hat sie nicht empfangen, so verlangt sie den Hengst meist selbst, od. man bringt ihn nach neun Tagen wieder zu ihr. Ein guter Hengst vermag des Jahres gegen 30 Stuten zu belegen, wenn man ihm mäßige Arbeit gibt u. jede Woche zwei Tage ruhen läßt; doch läßt man meist nur 20 Stuten zu ihm. Die Trächtigkeit dauert in der Regel 49–50 Wochen. Während der Trächtigkeit muß die Stute gegen alle Witterungseinflüsse geschützt u. mit gutem, unverdorbenem, nicht blähendem Futter genährt werden. Nähert sich die Geburt, was man an dem Einfallen der Flanken u. Abflachen der Croupe, Anschwellung des Euters u. Wurfs u. Aussickern einer klebrigen Feuchtigkeit aus den Zitzen erkennt, so wird sie in einen besonderen Stall gebracht u. unter gute Aufsicht gestellt; sie fohlt mehr liegend als stehend, aber nur in seltenen Fällen ist ihr Hülfe zu leisten. Reißt die Nabelschnur nach der Geburt nicht von selbst ab u. geht die Nachgeburt in 48 Stunden nicht ab, so muß der Thierarzt zu Rathe gezogen werden. Das Füllen sucht schon nach einer 1/2 Stunde das Euter u. wird, wenn die Mutter stirbt, künstlich getränkt. Den 9. od. 10. Tag nach der Geburt wird die Stute wieder rossig, u. man läßt den Hengst wieder zu, wo sie dann am besten empfängt. In den ersten Tagen nach der Geburt darf die Stute nur angefeuchtetes Kleie- od. Mehlfutter erhalten. Doch nach 5–6 Tagen gibt man kräftigeres Futter. Auch muß die Stute im ersten Monat mit aller Arbeit verschont werden u. darf während des Saugens kein Grünfutter erhalten, die beste Nahrung besteht aus Heu u. Hafer. In der Regel saugt ein Füllen 5–6 Monate an der Mutter, zeigt aber nach einem Monat schon Luft zum Fressen. Man gibt ihm dann, wenn die Stute gefüttert wird, in einer besonderen kleinen Raufe u. Krippe seines Wiesenheu u. guten Hafer. Das Putzen des Füllens, aber nur mit der Kardätsche, schon in frühester Jugend darf nicht versäumt werden. Nach der zwölften Woche kann man das Füllen entwöhnen; doch muß es hierzu einige Zeit vorbereitet werden, indem man es in einen entfernten Stall bringt u. nur zeitweise zur Mutter führt. Im ersten Jahre müssen die Füllen unangebunden im Stalle gehalten u., wenn man sie nach dem Absetzen nicht weidet, gut mit Hafer, Häcksel u. Wiesenheu gefüttert werden (Grünfutter erhalten sie nicht). Mit zunehmendem Wachsthum muß die Futtergabe etwas erhöht werden, gut ist eine wöchentliche Salzgabe. Nach dem zweiten Lebensjahre tritt das Zahnen (s. oben B) a) ein, bei dem man die jungen Thiere vor allen schädlichen Einwirkungen, namentlich Erkältung, sorgfältig schützen muß. Haben die Hengstfüllen das zweite Jahr zurückgelegt, so müssen sie verschnitten werden (Wallachen, Reißen, s. Castration). Nach dem vierten Jahre können die Füllen allmälig zur Arbeit gewöhnt u. müssen nun auch beschlagen werden. Schon vorher (im dritten Jahre) sind sie an Halfter, Leine u. Trense u. an das ruhige Gehen neben anderen älteren Pferden gewöhnt. Zwischen dem ersten u. zweiten Jahre gewöhnen sich die Füllen manche Untugenden an, welche später als wirkliche Fehler hervortreten, daher man ihnen diese abgewöhnen muß. Es gehören dazu das Belecken der Wände, Benagen des Holzes, Spielen in der Krippe, Leinweben etc. Sollen die Fohlen gedeihen, so ist ihnen öftere Bewegung im Freien nöthig. Wo es an freien Weideplätzen fehlt, werden sie in bes. dazu eingerichtete Plätze, Fohlentummelplätze (Koppeln), welche aus einem großen eingezäunten Raum bestehen, gebracht. Er muß mehr lang als breit, geebnet, eingezäunt, mit einigen Bäumen bepflanzt, mit einem Abzugsgraben umgeben u. am besten gegen Süden od. Westen in trockener freundlicher Lage gelegen sein.

H) Sehr wichtig für die Gesundheit der Pferde ist der Aufenthalt, die Abwartung u. Nahrung. Am besten befinden sie sich, wenn sie sich im Freien aufhalten u. grünes Futter genießen können. Da dies aber wegen Mangel an Weideland, od. da die Pferde gewöhnlich zur Arbeit verwendet werden, nicht überall thunlich ist, so werden sie häufiger in Ställen (s. Pferdestall) gehalten. Nur bei Stutereien u. in Gegend en, wo es viel Weideland gibt, werden die Pferde auf die Weide geschickt Doch soll jedes P. im Jahre wenigstens einige Wochen od. mindestens einige Tage auf die Weide gehen. Trockene Wiesen u. hauptsächlich Berggegenden sind die beste Weide. Gut sind kurzes Gras u. Klee, schädlich aber Laub, Taxus, Holzäpfel, Ottermennig, Spiräen, Baldrian, Hahnenfuß, Wolfsmilch u.m.a. Zur guten Abwartung der Pferde gehört ein reinlich gehaltener Stall, gute Streu von reinem Stroh, das tägliche u. vollständige Putzen mit Striegel u. Kardätsche, das Abstäuben mit dem Putzlappen od. mit einem in einen Stock gefaßten Pferdeschweif u. im Sommer das öftere Schwemmen. Eine besondere Rücksicht bei Pferden verdient noch der Hufbeschlag (s.d. u. Hufeisen). Die natürliche Nahrung des Pferdes sind frische Vegetabilien, bes. Gras; da man dieses aber nicht zu jeder Zeit haben kann, es auch nicht die gehörigen Kräfte zu angestrengter Arbeit gibt, so verwendet man als gewöhnliches Futter Heu, Hafer u. Strohhäcksel. Gewöhnlich füttert man 12–14 Pfund Hafer, 8–10 Pfd. Heu u. 5 Pfd. Häcksel. Eine solche Ration ist aber nur nöthig, wenn die Pferde angestrengt arbeiten müssen; bei wenig Arbeit u. noch mehr beim Müssigstehen genügt eine geringere Haferportion, im Sommer auch bloßes Grünfutter. Geschroten wird der Hafer nur für alte zahnlose od. verdauungsschwache Pferde. Surrogate für den Hafer sind: Buchweizen, dem Hafer gleich; Gerste, 3/4 Scheffel = 1 Scheffel Hafer, aber für junge Pferde zu hitzig; Roggen, 3/4 Scheffel = 1 Scheffel Hafer, sehr hitzig, nie ohne Beimischung von Hafer zu verfüttern; Dinkel, hat zu scharfe Hülsen u. ist daher mit Hafer zu mischen; Pferdebohnen, Erbsen u. Wicken[953] blähen, wenn sie nicht im Wasser eingeweicht werden, Mais sehr gut; Schrot ebenfalls u. wohlfeiler als Hafer, namentlich bei starker Beimischung von Kleie; Kartoffeln, Möhren u. Kohlrüben wenig nahrhaft; Brennereischlampe schwemmt sehr auf u. die Pferde schwitzen leicht darnach. In Gegenden, wo es keine Körnerfrüchte gibt, füttert man auch andere Gegenstände, so im Inneren Afrikas Moorhirse (Durra), in Arabien Fleisch u. in nördlichen Gegenden sogar gedörrte Fische. Das Heu darf nicht sauer u. muß mehr kurz als lang sein. Das starke Heufüttern ist den Pferden, u. zwar denen von edler Race, nachtheilig, es macht sie fleischig u. erzeugt zu viel dickes Blut, sie werden faul, unbehülflich, verlieren die Gelenkigkeit u. Beweglichkeit u. bekommen Dampf od. Koller. Der Häcksel wird von Roggenstroh geschnitten. Von Zeit zu Zeit kann man dem Pferde eine Salzgabe unter das kurze Futter mischen, welches ein wenig mit Wasser angefeuchtet wird. Die Fütterungszeiten sind gewöhnlich Morgens um 5 od. 6 Uhr, Mittags um 11 od. 12 Uhr, Abends um 7 Uhr. Das P. muß wenigstens eine Stunde ausgefressen haben, ehe es wieder zur Arbeit benutzt wird. Zum Tränken der Pferde dient reines gutes Wasser, unter welches man bei kranken od. angegriffenen Pferden zuweilen etwas Ölkuchen mischt. Das Wasser darf nicht zu kalt sein, muß daher im Winter eine Zeit lang im Stalle stehen; auch darf man das P. nicht auf die Hitze saufen lassen. Die Pferdekrankheiten sind der wichtigste Gegenstand der Thierarzneikunde u. einzeln unter den betreffenden Artikeln beschrieben; die wichtigsten sind Druse, Rotz, Wurm, Kolik, Strengel, Ruhr, Durchfall, Koller, Mauke, Hartschlächtigkeit, Dampf, Stallschwamm, Pferdeseuche (s.d.a.) etc.; ferner sind die verschiedenen Hufverletzungen, wie Hornklüfte, Hornspalten, Steingallen, Vernageln, Flußgallen, Buglähmung, Satteldruck zu bemerken.

I) Der Nutzen des Pferdes. Man braucht es zum Reiten. Ein Reitpferd muß mittelgroß, von gutem Maule, lebhaft u. muthig u. nicht störrig sein. Unter den Reitpferden unterscheidet man: Schulpferde, welche zum Unterricht in den Reitschulen gebraucht werden, sie müssen von bes. schöner Figur, gelehrig u. gewandt sein; Luxusreitpferde, welche zum Vergnügen gehalten werden, müssen schöne Figur, ausgezeichneten Schweif u. Mähne, Muth u. Stolz haben, zu ihnen gehören die leichten, kleinen u. sicheren Damenpferde, auch die bes. in England gewöhnlichen Wettrenner; Kriegspferde, zum Gebrauch für Cavallerie, sollen empfindlich, langsam, geschickt, leicht, munter, ausdauernd sein u. sich leicht an Strapazen gewöhnen. Man unterscheidet: Offizierspferde, zum Gebrauch für Offiziere, schöner u. seiner als die anderen; Pferde für schwere Cavallerie, größer u. stärker als die anderen, bes. Mecklenburger, Friesländer; Pferde für leichte Cavallerie, kleiner, leicht, gewandt, wie bes. die polnischen u. russischen Pferde; Jagdpferde (Parforcepferde), als Parforcejagden noch gewöhnlich waren, waren leicht u. geschwind laufend, von guter Brust, mit flachen, biegsamen Schultern, nicht zu emfindlichem Maule u. nicht scheu u. nicht zu hitzig; vor Beginn der Parforcejagd wurden sie nur mit Hafer gefüttert, um viel Kraft, aber wenig Fleisch zu bekommen. Pferde zum Ziehen müssen eher die mittlere Größe übersteigen, von breiter Brust u. starkem Kreuz sein. Diese unterscheidet man wieder als: Kutschpferde (Carössiers), welche schön, groß, wohl gebaut, wo möglich Racepferde u. stark sein, niedere Hinterschenkel, gerade Lenden, hohen Kopf u. ein gutes Maul haben müssen; Ökonomiepferde, müssen breite Brust u. starkes Kreuz haben, werden in dem Acker u. zu sonstigen landwirthschaftlichen Beschäftigungen gebraucht; Fuhrmannspferde, vorzüglich groß, von starken Knochen, kolossalem Bau, breiter Brust. Bei letzteren beiden ist es gleichgültig, ob sie Race, ein- od. auswärts stehende Ohren, gut aufgesetzten Hals etc. haben. Zu Lastpferden, Saumroß u. Packpferd, nimmt man bes. starkknochige, untersetzte u. gelassene Thiere. Zum Treten u. Drehen von Rädern in Maschinen nimmt man meist alte, abgesetzte Pferde. Zum Gebrauche werden die P. bes. abgerichtet, dies geschieht zum Zug durch das Einfahren, zum Reiten in besonderen Reitschulen, s. Reitkunst. Das Verfahren Rareys, P-e, selbst die unbändigsten u. scheuesten, in kurzer Zeit zu bändigen u. zu dressiren, beruht auf den drei Grundsätzen: a) das Pferd ist von Natur so geartet, daß es sich keiner Anmuthung widersetzt, welche es ganz versteht, sobald dieselbe nur in einer mit seiner Natur verträglichen Weise gestellt wird; b) das Pferd hat kein Bewußtsein seiner Kraft, so weit es seine Erfahrung nicht darüber belehrt hat, u. es läßt sich ohne Gewalt nach dem Willen des Menschen lenken; c) der Mensch kann dem Pferde jeden Gegenstand in die Nähe bringen, ohne daß es scheu wird, wenn dadurch dem Pferde keine Schmerzen zugeführt werden. Rareys Theorie gründet sich hauptsächlich auf liebreiche Behandlung der Pferde u. Verbannung aller barschen, rohen Behandlung derselben. Eine andere Art der Pferdebändigung ist die von Pouillon gelehrte, dieselbe beruht auf einem bes. dazu construirten Zaume, filet à poulic. Außer dem Gebrauch der lebendigen Pferde benutzt man von todten Pferden noch das Fleisch; dasselbe wurde im Alterthum von manchen scythischen Stämmen u. wird jetzt noch von Kalmücken, Tataren, Negern an der Guineaküste genossen. Cultivirte Völker sind lange, ungeachtet sich mehre Regierungen (z.B. die schwedische 1784) Mühe gaben, den Genuß desselben einzuführen, nicht dazu zu bringen gewesen; denn obgleich es gesund, schmackhaft u. nährend ist, so wird doch das Schlachten der Pferde gescheut, weil es gewissermaßen ein Familienthier ist, an welchem man mit vieler Liebe hängt; erst seit neuester Zeit haben sich in einigen Städten Deutschlands Vereine für den Genuß des Pferdefleisches (Hippophagen, s.d.) gebildet u. es gibt besondere Pferdeschlächtereien, wie in Wien, Berlin u. anderen großen Städten. In Belgien wird Pferdefleisch zu Dünger verwendet, indem es in eine Grube geworfen, mit Kalk u. Erde vermischt u. von Zeit zu Zeit umgestochen wird. Die frische Milch ist kräftig u. erquickend, enthält mehr geistige als fette Theile u. wird von den Kalmücken u. Tataren, welche sie als gewöhnliches Getränk genießen, durch Gährung zur Bereitung eines geistigen Getränkes (Kumiß, Kosmos, Araki) gebraucht. Von den Zähnen dienen die vorderen zum Glätten, die Backzähne (Roßzähne) zur Hornarbeit u. zu ausgelegten Sachen. Das Kammfett wird gebraucht, um das Leder geschmeidig zu erhalten. Die Blase dient zu Tabaksbeuteln, Bällen, auch sonst wie die Rindsblase. Die Haut zu Sohlen u. Riemenleder (das Roßleder[954] ist jedoch nicht sehr fest), zu Justen u. Chagrin, bei den Kalmücken auch zu Gefäßen, die von kochendem Wasser nicht erweicht werden u. dem Getränke auch keinen Beigeschmack mittheilen. Die Sehnen werden unter dem Namen Roßadern von Sattlern u. Orgelbauern zu festen Binden gebraucht. Die Haare, Roßhaare, werden zum Polstern, die Mähnen- u. Schweifhaare auch zu Haarleinen u. Schnuren, bes. die Schweifhaare zu Haarseilen, härenen Zeugen (Haartuch), zu Geigenbogen u. zur Verfertigung allerlei künstlicher Geflechte, z.B. Armbänder, Halsbänder u. Uhrketten, gebraucht; auch hat man von jeher die Pferdehaare zur Verzierung der Helme u. Casquets benutzt (vgl. Roßschweif). Die Hufe dienen zu Horndreherarbeit, zu Berlinerblau, zur Düngung, zur Bereitung des Cementstahles u. flüchtigen Laugensalzes. Der Pferdemist dient zur Düngung der Thon- u. Lehmfelder, ist sehr trocken u. hitzig, weshalb es nöthig ist, ihn bald auf die Äcker zu bringen, od., wenn dies nicht möglich ist, seine Gährung durch Vermischung mit anderem Mist, Begießen mit Jauche od. Bedecken mit Lehm u. Thon zu verhindern. Häufig wird er auch zur Unterlage in Mistbeeten, auch bei der Bleiweißbereitung, auch wohl statt der Lohe bei Lohbeeten, bei Champignonerzeugung angewendet.

K) Geschichte u. Antiquitäten. In Ägypten wurden frühe Pferde gezüchtet, man brauchte sie dort als Zahlungsstatt für Brod; hauptsächlich zum Fahren u. namentlich im Kriege, wo die mit Pferden bespannten Heerwagen ein. Haupttheil der Kriegsmacht waren. Auch in Syrien u. Palästina, bes. in der nördlichen u. südwestlichen Philisterebene, waren Pferde schon in alter Zeit einheimisch, indeß machten die ältesten Hebräer im nomadischen Zustande u. bis auf Saul von ihnen keinen Gebrauch, da der Esel für den gebirgigen Boden Palästinas passender war. Erst David od. Salomo legte eine Stuterei an u. Salomo führte nicht nur Reiterei u. Kampfwagen beim Heere ein u. vertheilte sie in mehre Städte, sondern trieb auch einen sehr starken Pferdehandel aus Ägypten als Regal. Seitdem blieb die Pferdezucht unter den Hebräern immer bedeutend, auch nach dem Exil, wo dann nicht blos Könige, sondern auch Privatpersonen Pferde hielten, Letztere nicht allein zum Reiten, sondern auch zu landwirthschaftlichem Gebrauch. Den Persern waren die Pferde, bes. die weißen, vorzüglich heilig, sie wurden der Sonne geopfert, welcher sie geweiht waren u. deren Wagen sie zogen. Der Umstand, daß Darios Hystaspis durch das Wiehern seines Pferdes zum Throne gelangte, deutet auf eine Art Pferdeorakel bei den Persern. Als Nutzpferde von dort waren bes. die hohen Nisäischen Pferde von den Weiden bei den Kaspischen Pforten berühmt. Nach dem Mythus der Griechen galt Poseidon als Schöpfer des Pferdes. Als nämlich einst Poseidon u. Athene um den Besitz von Attika stritten, entschied ein deshalb versammelter Götterrath, daß das Land demjenigen geweihet sein sollte, welcher demselben das nützlichste Product geschenkt haben würde. Poseidon stieß mit dem Dreizack in die Erde, u. sogleich entsprang das P.; Athene schuf den Ölbaum, welcher als segensreicher erkannt wurde. Die Erfindung, das P. zum Reiten etc. zu benutzen, wird den Amazonen, Kentauren, dem Kastor u. Bellerophon zugeschrieben. Den Zaum soll Athene dem Bellerophon im Traume gezeigt haben, um damit den Pegasos zu bändigen. Als Rosse höherer, selbst göttlicher Natur u. Abkunft sind bekannt der geflügelte Pegasos (s.d.), die Pferde des Boreas, die weissagenden Pferde des Achilles (Balios u. Xanthos) etc.; bes. berühmt war im Alterthume der Bukephalas, das P. Alexanders des Großen. Von dem Gebrauche des Pferdes bei den westlichen Völkern im Kriege s.u. Cavallerie II. In hohen Ehren stand das P. bei den Slawischen u. Germanischen Völkern, wo es zu religiösem Gebrauch diente. Der wendische tägliche Gottesdienst in Arcona bestand in der Pflege des weißen, dem Swantewit heiligen Rosses, welches nur der Oberpriester füttern u. reiten durfte. In ungewöhnlichen Fällen, z.B. beim Kriegsausbruch, hing die Entscheidung vom Rosse ab. Vor dem Tempel legte der Diener in gleicher Entfernung drei Spieße quer auf den Boden, an deren beiden Enden zwei andere, sich kreuzend, mit den Spitzen in der Erde staken. Nach feierlichem Gebet zog der Oberpriester das gesattelte Roß aus dem Stall, u. wenn es dreimal ohne Anstoß mit dem rechten Fuß zuerst über die Spitze wegschritt, so war es ein gutes Zeichen. In Stettin wurde ein großes, schwarzes, nie gerittenes Roß von einem Tempeldiener unterhalten. Vor einem Feld- od. Raubzug wurde es gesattelt u. gezäumt von seinem Pfleger über neun, einen Schuh weit von einander liegende Spieße in gleicher Absicht dreimal hin- u. hergeführt. Ähnliches in Rethra. Bei den Germanen wurden weiße Pferde, welche nie in menschlicher Arbeit gewesen sein durften, in heiligen Hainen auf Gemeindekosten erhalten, deren Wiehern u. Schnauben, wenn sie den heiligen Wagen der Priester u. Fürsten zogen, als Orakel beobachtet wurden. Merkwürdig sind die Pferdeorakel der alten Esthen. Kein Thier od. Mensch durfte als Opfer geschlachtet werden, bevor dieses entschieden hatte. Es wurde ein Spieß auf die Erde gelegt u. ein heiliges P. herbeigeführt; schritt es mit dem linken Fuße über die Lanze, so wurde das Opfer verschont, der rechte aber war der Todesfuß. Vgl. Buschendorf, Dictionnaire für Pferdeliebhaber etc., Lpz. 1797–1806, 4 Bde.; Dieterichs, Über Gestüts- u. Züchtungskunde, Berl. 1824; Derselbe, Anleitung das Alter der Pferde nach dem natürlichen Zahnwechsel u. den Veränderungen der Zähne zu erkennen, ebd. 1824; Derselbe, Katechismus der Pferdezucht, ebd. 1825; Derselbe, Die Fehler u. Hauptmängel der Pferde, Lpz. 1853; Naumann, Lehrbuch über die vorzüglichsten Theile der Pferdewissenschaft, 3. Aufl. ebd. 1828, 2 Thle; Justinus, Schriften über die wahren Grundsätze der Pferdezucht etc., herausgeg. von C. A. von Kápotsány, Wien 1830; K. von Hochstetter, Handbuch der Pferdekenntniß u. Pferdewartung, neue Aufl. Bern 1829, 3 Thle.; Das P., aus dem Englischen von E. Hering, Stuttg. 1837; J. J. Pessina, Über die Erkenntniß des Pferdealters aus den Zähnen, Wien 1824; A. von Bally, Über Pferdezucht, Reitkunst, Wettrennen u. Rennpferde, Stuttg. 1836; E. Jósch, Beiträge zur Kenntniß u. Beurtheilung der Pferderacen etc., Wien 1837; Walch, Die bäuerliche Pferdezucht, Stuttg. 1843; Kreissig, Die landwirthschaftl. Pferdezucht, Braunschweig 1844; Ammon, Das sicherste Mittel, gute Pferde zu erziehen, 2. Aufl. Königsb. 1847; Günther, Die Krankheiten des Pferdes u. ihre homöopathische Heilung, 7. Aufl. Sondersh. 1854; Derselbe, Die Beurtheilungslehre der Pferde, Hannov. 1859; Froriep, Die Pferderacen, Weim. 1852;[955] Daumas, Die Pferde der Sahara, Berl. 1853; Kruse, Die Beurtheilung des Pferdes beim Ankauf, 3. Aufl. Münster 1854; Magne, Die Wahl des Pferdes, Lpz. 1854; Mortgens, Enthüllte Geheimnisse aller Handelsvortheile Pferdeverschönerungskünste, 4. Aufl. Weim. 1855; Villeroy u. Müller, Der Pferdezüchter, Mainz 1856; Rarey, Die Kunst des Pferdebändigens u. der Pferdedressur, Lpz. 1858.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 12. Altenburg 1861, S. 945-956.
Lizenz:
Faksimiles:
945 | 946 | 947 | 948 | 949 | 950 | 951 | 952 | 953 | 954 | 955 | 956
Kategorien:

Buchempfehlung

Stifter, Adalbert

Der Condor / Das Haidedorf

Der Condor / Das Haidedorf

Die ersten beiden literarischen Veröffentlichungen Stifters sind noch voll romantischen Nachklanges. Im »Condor« will die Wienerin Cornelia zwei englischen Wissenschaftlern beweisen wozu Frauen fähig sind, indem sie sie auf einer Fahrt mit dem Ballon »Condor« begleitet - bedauerlicherweise wird sie dabei ohnmächtig. Über das »Haidedorf« schreibt Stifter in einem Brief an seinen Bruder: »Es war meine Mutter und mein Vater, die mir bei der Dichtung dieses Werkes vorschwebten, und alle Liebe, welche nur so treuherzig auf dem Lande, und unter armen Menschen zu finden ist..., alle diese Liebe liegt in der kleinen Erzählung.«

48 Seiten, 3.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Geschichten aus dem Biedermeier II. Sieben Erzählungen

Geschichten aus dem Biedermeier II. Sieben Erzählungen

Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Michael Holzinger hat für den zweiten Band sieben weitere Meistererzählungen ausgewählt.

432 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon