1. Beim Trinken und Essen wird der Kummer vergessen.
2. Besser trincken von einer fliegen, als von einem weidenblatt, denn das fellt ins Wasser, ein fliege wol in gutem Bier oder Wein ligt. – Henisch, 1146, 50; Petri, II, 39.
3. Bey Trincken vnd Essen soll man dess armen Lazari nicht vergessen. – Lehmann, 191, 20.
Lat.: Cum sis in mensa, tunc est de paupere pensa. (Chaos, 106.)
4. Da wir tranken unsern Trank, da wir sangen unsern Gesang, da wir trugen unser Gewand, da stand es wohl im deutschen Land. – Simrock, 10500.
5. Das Trinken wär' schon angenehm, wenn nur der Katzenjammer nicht käm'.
Dän.: Sødt er at drikke, og surt er igien at give. (Pron. dan., 120.)
6. Der du gern trinkest guten Wein, denk' auch, dass er bezahlt will sein.
Lat.: Nulla salus lymphis vinum se poscimus omnes. (Chaos, 217.)
7. Der kann gut trinken, der den Katzenjammer nicht kennt.
8. Der nicht mehr trinken kan, ist nicht mehr tauglich zur fröligkeit. – Lehmann, 880, 53.
9. Der trinkt genug, der Trauer hat.
10. Der viel trinkt, bezahlt langsam seine Schulden.
Frz.: L'homme qui trop boit, tard païe ce qu'il doit. (Kritzinger, 378a.)
11. Die gern trinken, nicht weit denken; kaum haben sie getrunken, soll man wieder schenken. – Witzfunken, IIIa, 9.
12. Dräinjk en äss, äsen Härgot nit vergäss. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 309b.
13. Dräinjk und äss, der uormer Likt nit vergäss. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 309a.
14. Dreimol über Tisch getrunken, ist das allergesundeste. – Simrock, 10496.
[1315] 15. Drinck unde ith, godt nicht vorgit, bewar din ehr, di wert nich mer van diner have, den dok tom grave. – Ebstorf, 20.
16. Drink êns tô, mîn lêw' Dûking1 segt oll Spinnsch, helpt all mit satten2. (Mecklenburg.) – Hoefer, 996.
1) Verkleinerungswort von »du« = Duchen.
2) Satt machen.
17. Drinken mâket Fründschaft. – Schambach, II, 141.
Beim Trinken werden viel Freundschaften geschlossen, wenn sie auch meist nicht von langer Dauer sind.
18. Du solt beim Trinken und Essen Lazarum nit vergessen. – Aarg. Taschenbuch.
19. Es soll einer trincken wie ein Kuh, die hört auff, wenn sie den Durst hat gelöscht. – Lehmann, 759, 56.
Wenn man von jemand sagt: er trinkt oder säuft wie eine Kuh, so meint man nicht, dass er aufhört, wenn er satt ist, sondern dass er, der Mensch, so viel trinkt, als wenn er eine Kuh wäre.
Dän.: Han drikker som en koe. (Prov. dan., 121.)
20. Es trincken Tausend eher sich den Tod, eh einer stirbt vor Hungersnoth. – Lehmann, II, 159, 193; Henisch, 779, 18; Eiselein, 604; Simrock, 10489; Körte, 6059; Körte2, 6708.
Lat.: Valde frequens haustus, non est, mihi credite faustus. (Chaos, 224.)
21. Es trincken tausent ehe den Tod, als dass einer stürb von durstes noth. – Gruter, III, 37; Petri, II, 301; Gerlach, 282; Braun, I, 4595.
22. Es trincket sich lustiger auss dem frischen brunnen, denn auss alten froschlachen. – Henisch, 1261, 13; Petri, II, 301.
23. Es trinkt ein jeder, was er kann; wer austrinkt, fängt von vorne an. – Neue stettiner Zeitung, 1865.
Dieser Spruch gehört dem lippehner Stadtrath an, und seine Entstehung soll folgende sein. Die jetzt zum Regierungsbezirk Frankfurt a.O., im Kreise Soldin, am Mandel-Wendelsee liegende kleine brandenburgische Stadt Lippehne gehörte, ehe sie mit der Neumark verbunden wurde, zu Pommern. In der Zeit, als die Rechtspflege noch mit der Verwaltung verbunden war, fanden die Sitzungen des lippehner Magistrats bei einem Trunke dortigen Doppelbiers statt. Der Stadtschreiber schenkte in einen mächtigen Humpen ein und überreichte ihn dem Bürgermeister, von dem er immer zum nächst ältesten Rathsherrn weiter ging. So war es Jahrhunderte gegangen, als plötzlich dieser schöne Brauch eine Störung erlitt. Es trat zwischen dem jüngsten und vorjüngsten Rathsherrn eine Spannung ein, und der letztere glaubte seinen Gegner nicht empfindlicher kränken zu können, als dass er jeden Humpen stets so weit austrank, dass für seinen Gegner nur ein schnöder Rest, kaum ein Kuhschluck übrig blieb. Der in so empfindlicher Weise geschädigte Rathsherr wurde endlich klagbar. Der lippehner Magistrat selbst war die erste Instanz. Die Sache nahm mehrere Sitzungen in Anspruch und führte zu dem Urtheil, dass jeder so viel trinken könne, als er wolle. Nach diesem Erkenntniss blieb dem jüngsten Rathsherrn nur der »Kuhtrunk« oder die »Bartneige«. Er appellirte an das Gericht zu Kollins, als die zweite Instanz. Nach langen Jahren, als ganze Gebirge von Actenstössen zusammengeschrieben worden waren, erschien der Gerichtsdirector aus Kollins endlich mit dem Gerichtsschreiber in Lippehne, um in einer angesetzten Magistratssitzung das Erkenntniss zu publiciren, dessen Tenor dahin lautete: Qui bibit ex negas, ex frischibus incipit ille, den der lippehner Stadtpoet in obiger Weise verstand und übersetzte. Das Erkenntniss trat sofort in Rechtskraft. Der Humpen wurde gestellt, und man begann in alter Ordnung zu trinken; und der vorjüngste trank wieder bis auf wenige Tropfen aus. Da liess der Bürgermeister aufs Neue füllen, und reichte selbst den vollen Humpen dem jüngsten Rathsherrn. So trat das reformirte Stadtrecht in Lippehne ins Leben. Der vorjüngste Rathsherr fiel aber infolge dieser Neuerung vom Stuhle und musste nach Hause getragen werden. Die Urkunden dieses wichtigen Processes sind leider im Jahre 1826 durch den Brand des Gerichtsgebäudes zerstört worden. (Niederschles. Zeitung, Görlitz 1865, Nr. 22.)
24. Es trinkt mancher nicht zu viel, er kann nur zu wenig vertragen. – Witzfunken, IVb, 111.
25. Es trinkt sich niemand weise.
Holl.: Niemand drinkt zich tot wijsheid. (Harrebomée, II, 466b.)
26. Früh getrunken, abends gehunken.
Dän.: Formiddags drankere, efter middags giekke. (Prov. dan., 181.)
[1316] 27. Gib einem zu trinken, so hörst du sein Dünken.
28. Ich trinke nach meinen Horis und Paternoster, sagte der Pfaff, wie des Papstes Esel, den reitet man zur Vesper zur Tränke. – Fischart.
29. Ich trinke nie als nach den Horen, sagte der Mönch, und deren sind im Tag nur sieben. – Klosterspiegel, 72, 10.
30. Ich trinke nur zu wenig, sagte der Kapuziner, als man ihm die Weinflecken an der Kutte vorwarf. – Klosterspiegel, 77, 22.
31. Ich trinke, was klar ist und glaube, was wahr ist. – Körte, 3143.
32. Ich trinke Wein wie Wasser, vom Baden wird man nasser.
33. Im Trincken mag viel vnmuths versincken. – Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 43.
34. Je mehr einer trinckt, ye mehr jn dürst. – Franck, II, 93a; Tappius, 135b; Gruter, I, 50; Henisch, 779, 30; Petri, II, 394; Egenolff, 94; Blum, 574; Eiselein, 604; Gaal, 308; Simrock, 10486; Körte, 3151; Braun, I, 4594.
Böhm.: Čim kdo více pije, tím více žízní. (Čelakovsky, 51.)
Engl.: Ever drunk, ever dry. (Bohn II, 88.)
Frz.: Plus il boit, plus il a soif. (Kritzinger, 74b.)
It.: Quanto più si bee, tanto più cresce la sete. (Gaal, 308.)
Lat.: Ilures necat crapula, quam gladius. (Seybold, 445.) – Nil adeo fortuna gravis miserabile fecit ut minuot nulla gaudia parte malum. (Sutor, 285.) – Nocet empta dolore voluptas. (Sutor, 428.) – Parti quo plus biberint, eo plus sitiunt. (Seybold, 427.) – Quanto plus biberint, tanto plus sitient parti. (Sutor, 251.) – Quo plus sunt potae, plus sitiuntur aquae. (Ovid.) (Gaal, 308; Binder II, 2861; Philippi, II, 147; Eiselein, 608; Seybold, 519.)
Schwed.: Ju mera dryk, ju större torst. (Grubb, 408.)
35. Je mehr er trinkt, je mehr er hinkt.
Lat.: Qui plus sunt potae, plus suriuntur aqua. (Chaos, 222.)
36. Je stärker getrunken, je schwächer geworden. – Petri, II, 396.
37. Kan einer nicht mehr trincken, so sihet er doch gern zäpffen. – Lehmann, II, 316, 3.
»Alte Geysen lecken auch gern Saltz, eim Alten verlegenen Fuhrmann thut auch dass Geyselklöpffen noch wol; kann einer nicht mehr trinken, so siehet er doch zepffen vnd hört gern die Kannen klöpffen.« (Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 490.)
38. Läwer gedranken uch gehanken, wä net gedranken und doch gehanken. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 283.
Scherzhafte Diätregel für Gicht und Hämorrhoiden.
39. Man drinkt wol mit all Mann ût êin Fatt, äwest nich ût êin Kann. – Raabe, 8.
40. Man kann nicht trinken und pfeifen zu gleicher Zeit.
Dän.: Man kan ikke drikke eg pibe paa eengang. (Bohn I, 388.)
41. Man kann, nicht zugleich trinken und blasen.
Dän.: Man kan ikke drikke og pibe tillige. (Prov. dan., 522.)
Schwed.: Ondt supa och bläsa tillijka. (Grubb, 632.)
42. Man kann wol einem andern zu Gefallen trinken, aber nicht glauben. – Sutor, 362.
43. Man kann wol zu viel trinken, aber nie genug.
»... Denket an den Spruch: Zu viel kann man wol trinken, doch trinkt man nie genug.« (Albr. Bierhahn, König Dagobert und seine Söhne.) – »Ein trunkener Dichter leerte sein Glas auf jeden Zug; ihn warnte sein Gefährte: Hör' auf, du hast genug. Bereits vom Stuhl zu sinken, sprach der: Du bist nicht klug; zu viel kann man wol trinken, doch trinkt man nie genug.« (Witzfunken, IIIa, 8.)
44. Man muss frisch trinken, wenn man's hat.
45. Man muss nicht trinken, ehe man durstet.
46. Man seggt wol vun den velen Drinken, awerst nich vun den groten Durst. – Eichwald, 368; Frommann, III, 352, 352; hochdeutsch bei Körte, 6058; Körte2, 7604; Simrock, 10487; Braun, I, 4592.
Dän.: Drikken er sød, gaaer glat ned; betalning er suur, vil nødig ud. (Prov. dan., 121.)
47. Man soll nichts trinken, ohne es zu sehen, und nichts unterschreiben, ohne es vorher zu lesen.
Port.: Não bebas cousa, que não vejas, nem ussines carta, que não leas. (Bohn I, 284.)
[1317] 48. Man soll trinken utiliter, realiter, familiariter, mirabiliter, solemniter. – Chaos, 217.
49. Man trincket wol auss einem fass, aber nit alle auss einer Kannen. – Henisch, 1011, 29; Petri, II, 847.
50. Man trinckt nicht nach durst, sondern nach wollust, offt nur nach vnlust. – Lehmann, 879, 43.
Dän.: Der drikkers meere for lyst end for tørst. (Prov. dan., 122.)
51. Man trinkt ebenso gut aus irdenen als goldenen Geschirren.
Lat.: Nulla aconita bibuntur fictilibus. (Juvenal.) (Philippi, II, 49.)
52. Man trinkt sich ebenso satt aus kleinen als aus grossen Brunnen.
53. Man trinkt sicherer aus irdenen als aus goldenen Gefässen.
54. Mancher trinkt heimlich und ist öffentlich besoffen.
55. Nach trincken muss man klincken. – Zinkgref, IV, 422.
56. Nie das Trinken vergisst, wer im Keller geboren ist. – Gruter, I, 66; Gaal, 1488; Birlinger, 558.
57. Ohn trincken schmecket kein essen. – Henisch, 949, 34; Petri, II, 504.
58. Süss getruncken, sauer bezahlt. – Lehmann, 209, 12; Eiselein, 585; Sailer, 68; Müller, 59, 4; Winckler, III, 47; Körte, 5812; Körte2, 7272.
Engl.: After sweet meat comes sour sauce.
Lat.: Blanda gule prendi fit pocio seua rependi. (Reuterdahl, 90.) – Gaudii moeror comes. – Impia sub dulci melle venena latent. (Seybold, 231; Philippi, I, 189; Chaos, 1091; Binder I, 1138; II, 1390.) – Nocet empta dolore voluptas. (Seybold, 359.) – Sperne voluptates, nocet emta dolore voluptas. (Horaz.)
Schwed.: Söth är at drykka ok surthather gioella. (Reuterdahl, 90.) – Sött dricka, surt betala. (Grubb, 790.)
Ung.: Az édes italnak keserü az ára. (Gaal, 1488.)
59. Trinck einmal vnd stehe; trinck zweimal vnd gehe; trinckstu zum drittenmal, so bezahl. – Petri, II, 550.
Es ist dies der einzige mir bekannte deutsche Spruch, der die Zahl der Gläser oder Becher andeutet und an das römische Wort erinnert, drei oder fünf, nur nicht vier zu trinken, ein von den Griechen entlehnter Brauch, der sich auf die Vorliebe bei den Völkern für die Zahlen 3 und 5 bezieht, die sie für Glückszahlen halten. Homer (Oden, III, 19) spielt auf die Sitte an, nur drei Becher oder mehrmals drei Becher zu trinken; und auch der Vers des Ausonius bezieht sich darauf: »Ter bibe vel toties ternos, sic mystica lex est.«
Lat.: Aut quinque bibe, aut tres aut ne quatuor. (Faselius, 26.)
60. Trinck flugs, so komstu aus der Schuld. – Petri, III, 11.
»D.i. so vergissestu der Sorg und denckst an keine Schuld.«
61. Trinck für den Durst, so drückt dich kein durst. – Gruter, III, 85; Lehmann, II, 629, 21.
62. Trinck nicht in die Suppen. – Petri, II, 550.
63. Trinck nicht zu viel, halt Mass vnd Ziel. – Petri, II, 550.
Dän.: Drik saa blak og bund, det tynde som det tykke. (Prov. dan., 119.)
64. Trinck, sprach einer dem andern zu; der Wein hat weder rast noch ruh. – Hätzlerin, II, 48.
65. Trinck vnd ys, Gottis nicht vergiss! – Agricola I, 130; Franck, I, 35a; Gruter, I, 67; Henisch, 949, 60; Petri, II, 550; Eyering, III, 328; Egenolff, 80b; Latendorf II, 28; Schottel, 1120a; Luther's Tischr., 218a; Gerlach, Luther's Werke, XXIV, 171; Herberger, Hertzpostille, I, 728; Mathesy, 85a; Eiselein, 604; Sailer, 219; Simrock, 10483; Blum, 69; Müller, 9, 1; Körte, 6057; Birlinger, 1174; Steiger, 348; Braun, I, 4593.
A. Stöber hat dies Sprichwort einer seiner Dichtungen als Ueberschrift gegeben. (Düsseldorf, II.)
Böhm.: Pij, pij, jen rozumu nepropij. (Čelakovsky, 140.)
Dän.: Drik og æd, gud ei forgæd. (Prov. dan., 120.)
Engl.: Spend, and God will send.
Lat.: Absint offensae, cum fit celebratio mensae. (Sutor, 128.)
Schwed.: Dryk och öt, gud tacka ej förgät. (Törning, 30.)
66. Trinck, zu leben, leb nicht, zu trincken. – Petri, II, 551.
[1318] 67. Trincke ich dich, so verderbe ich; trincke ich dich nicht, so sterbe ich; besser getruncken undt verdorben, alss gesparet undt gestorben. – Töppen, 79, 32.
68. Trincke, weil (wenn) du beim Brunnen bist. – Henisch, 536, 54; Petri, II, 550; Sailer, 279; Simrock, 1353; Gaal, 262; Körte, 753.
Frz.: Il faut puiser, tandis que la corde est au puits. (Gaal, 262; Masson 70.)
69. Trincken one essen, ist zwischen zween stülen gesessen; gessen vnd nicht getruncken, ist gesuncken. – Zinkgref, IV, 369.
70. Trink' ich, so hink' ich; trink' ich nicht, so hink' ich doch; also besser getrunken und gehunken als nicht getrunken und doch gehunken (oder: also besser trinken und hinken, als nicht trinken und doch hinken). – Neue preuss. Provinzialbl., XI, 444.
71. Trink' ich Wein, so red' ich Latein; trink' ich zwei-, dreimal, bin ich ein Künstler überall.
Lat.: Dum bibo vinum loquitur mea lingua latinum, dum bibo bis vel ter, sum qualibet arte magister. (Chaos, 217.)
72. Trink', trink', sagte die Frau zum Manne, und gab ihm die leere Kanne.
Holl.: Drink hortig, zei Neeltje tegen haar man, en zij gav hem de ledige kan. (Harrebomée, II, 118b.)
73. Trink', trink', so wächst dir's Ding. (Breslau.)
Als Antwort: Trink' du auch, so wächst dir's auch.
74. Trink' und gib's herum. – Blass, 49.
75. Trink' und iss, der Armen nicht vergiss. – Sailer, 219; Simrock, 10484.
76. Trink' und iss, Lazarum nid vergiss. – Sutermeister, 146.
77. Trinke als Gast, und iss wie daheim.
Dän.: Drik som giest, og aed som hiemme er van. (Prov. dan., 119.)
Lat.: Hospes vti bibito par lare mande cito. (Reuterdahl, 403.)
Schwed.: Aeth som hema staddir ok drik som goestbwdhin. (Reuterdahl, 403.)
78. Trinke ich Wein, so verderbe ich; trinke ich Wasser, so sterbe ich.
79. Trinke nicht in die Suppe. – Simrock, 10495; Körte, 6060; Petri, II, 550.
80. Trinke nur für den Durst, so plagt dich kein Durst.
81. Trinke, oder greife zur Klinke.
Wer in heiterer Gesellschaft nicht mittrinken will, thut besser, sich zu entfernen, er stört die Stimmung durch seine Theilnahmlosigkeit. Die alten Griechen sagten schon bei einem fröhlichen Mahl: Trinke oder gehe fort! (Witzfunken, III, 132.)
Dän.: Drik, eller faae munden fra dig. (Prov. dan., 119.)
82. Trinke, was du gebraut.
83. Trinke wie die Gans, aber friss nicht wie die Gans. – Körte, 1743.
84. Trinken ist gut, Nichttrinken besser.
Böhm.: Dobře jest píti, ale nepiti lépe. (Čelakovsky, 137.)
85. Trinken ist keine Schande, aber ertrinken.
In Venetien gilt es für eine Ehre, denn es heisst dort: Trinken ist für den Edelmann, Essen für den Lastträger. (Magazin, 1863, 604.) Die Italiener bitten sogar den Himmel, sie vor Leuten zu bewahren, die nicht trinken: Dio mi guardi da chi non bee. (Bohn I, 92.)
Dän.: Hvo som holder drikken i aere, og giør sig ei for gemeen med han holdes igien i aere, og ved forstand af den. (Prov. dan., 121.)
86. Trinken ist nicht Saufen.
87. Trinken macht Singen und Sinken, und Singen macht Trinken und Hinken.
Lat.: Potor esse volo, quia cantor esse volo.
88. Trinken macht viel Hinken.
Lat.: Gulosi morbosi. – Nascuntur morbi ex ebrietate. – Quilibet est fluxus mala causa superfluitatis.
89. Trinken und Borgen thun nur anfangs wohl.
Dän.: Vœr dig for drik og borg. (Prov. dan., 119.)
90. Trinken und Feuerschlagen ist der Maurer Athemholen.
Dän.: At drikke og file er saugskierers hvile. (Prov. dan., 120.)
[1319] 91. Trinken und Hinken sind gern beisammen.
Entweder weil man so viel trinkt, dass man nicht mehr gerade gehen kann, oder weil es bei Trinkgelagen häufig zu Prügeleien kommt.
Böhm.: Kmotra nozbiti, piva nepiti. – Špatnĕ tam pili kde se kmotři nezbili. (Čelakovsky, 140.)
92. Trinken und Stinken reimen sich gern. – Parömiakon, 1156.
Nämlich unmässiges Trinken.
93. Trinken ung'essen ist zwischen zwei Stühlen abg'setten; essen untrunken ist vom Stuhl g'sunken. – Aarg. Taschenbuch.
94. Trinken wir Wein, so beschert Gott Wein. – Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 140.
95. Trinkst du auf Borgen, so machst du neue Sorgen.
96. Trinkst du nicht, so trage ich dich fort.
Lat.: Aut bibas, aut abeas. (Cicero.) (Philippi, I, 55.)
97. Trinkst du nit gar zu sehr, so lebst du der Jahre noch mehr.
Lat.: Sanior esse pates, si cum moderamine potes. (Chaos, 103.)
98. Trinkt, Brüder, sagte der Mönch, dass euch der Teufel nicht müssig finde; denn Müssiggang ist aller Laster Anfang. – Klosterspiegel, 36, 7.
99. Trinkt, Brüder, trinkt, bis der letzte sinkt.
Inschrift im Weinkeller des neuen berliner Rathhauses. (Frieske, 9.)
100. Trinkts frisch, wenn jhrs habt. – Kloster, VIII, 43.
101. Ueber noht gedruncken, heist gezwungen Durst leiden. – Gruter, III, 86.
102. Viel Trinken löscht den Durst nicht.
Holl.: Geen dorst wordt door den drank gebluscht; hoe meerder drank, hoe meerder lust. (Harrebomée, I, 152b.)
103. Viel Trinken macht viel Hinken und Sinken. – Parömiakon, 2817.
Böhm.: Kdo dopívá, k zisku mu nebývá. (Čelakovsky, 139.)
Lat.: Non facit ad longum crapula multa diem. (Chaos, 205, 3.)
104. Wam 'me je un hants drinket, dann krieget me ken Dost. (Waldeck.) – Curtze, 329, 189.
105. Wann man drinckt, so kan man nit reden. – Tappius, 232a.
106. Was hilft's Trinken, wenn's den Durst nicht löscht.
Lat.: Qui sitis ardorem pullis, non probo fontem. (Sutor, 156.)
107. Wem Trinken eine Ehre ist, dem ist Speien keine Schande. – Simrock, 10491; Körte, 6059.
Bei Tunnicius: Dâr drinken ere is, dâr is spyen neine schande. (Si potasse decus, vitium cur esset orexis.)
108. Wenn du getrunken hast, so fahre nicht mit der Hand über das Maul wie die Sau über den Rübenacker. – Tischzucht, 1594.
109. Wenn einer trinkt, müssen neune zahnen. (Oberösterreich.)
Von schlechtem Getränk, das, wenn es einer geniesst, neun andern den Mund so auseinander zieht, dass die Zähne derselben sichtbar werden.
110. Wenn man ehedem getrunken, so wischte man den Mund; jetzt wischt man über die Augen.
Man sieht sich sorgfältiger vor im Kaufen, um nicht betrogen zu werden.
111. Wenn man trinkt, so kann man nicht sprechen.
Bei Tunnicius (950): Wan men drinket, so kan men nicht spreken. (Quando bibo, durum mihi respondisse rogunti.)
112. Wenn men nits drünke un nits eite, denn mögd' et en klein Rûm sîn, wo men seite. – Schambach, II, 500.
Wenn man nichts tränke und nichts ässe, dann müsste es ein kleiner Raum sein, wo man sässe, um zu sagen, dass alle andern Lebensbedürfnisse gering sind, gegen Speise und Trank.
113. Wer an das Trinken sich gewöhnt, hat immer Durst (oder: hat eine trockene Kehle).
Frz.: Qui a bu, bocra. (Bohn I, 48.)
114. Wer ein wenig zu viel trinkt, trinkt viel zu viel.
Frz.: On ne saurait si peu boire qu'on ne s'en sente. (Lendroy, 160.)
115. Wer einmal trinkt, trinkt immer.
116. Wer gern trinckt, dem bescherts Gott genug; ists nicht Wein, so ists Wasser. – Petri, II, 712.
[1320] 117. Wer getrunken hat, der muss auch zahlen.
Böhm.: Když jsi pil, plat' s šenkýřkou se nevad. (Čelakovsky, 275.)
118. Wer heute hat getrunken, der wollte morgen gern saufen. – Grubb, 409.
119. Wer jung trinkt, braucht alt nicht zu dursten.
An einem Gurtbogen des berliner Rathskellers.
120. Wer langsam trinkt und isst, auch ein träger Michel ist.
121. Wer mit wil trincken, muss auch mit klincken. – Henisch, 752, 52; Petri, II, 799; Eiselein, 604; Simrock, 10497; Graf, 306, 161.
Lat.: Nese nodosam medicus curare podagram; tollere nodosam nescit medicina podagram. (Chaos, 543.) – Numum pincerne soluas pro vase phalerni. (Reuterdahl, 626.)
Schwed.: Takir thu widh bikar tha takir thu widh goeld. (Reuterdahl, 626.)
122. Wer nicht trinken kann, der soll ins bad gan; wer nicht beten, uff das mer; wer nicht schlafen in die predig. – Eiselein, 604; Simrock, 10490.
»Es ist ein sprichwort: Wer nicht trincken u.s.w.« (Geiler, Alsatia, 1862-67, 434.)
123. Wer nicht will mittrinken, der mag hinken.
Wenn jemand bei einem fröhlichen Gelag sich den angeordneten Trinkregeln nicht unterwerfen will, der mag sich aus der Gesellschaft entfernen. (S. ⇒ Saufen 21.)
Lat.: Aut bibat, aut abeat. (Cicero.) (Binder I, 118; II, 301; Faselius, 26; Philippi, I, 52; Seybold, 49; Wiegand, 931.)
Poln.: Abo pij, abo jidz precz. – Pij, albo śie bij. (Čelakovsky, 138.)
124. Wer sich voll getrunken, braucht sich nicht voll zu essen. (S. ⇒ Brauhaus.)
Port.: Homen farto, não he comedor. (Bohn I, 279.)
125. Wer thut des morgens nüchtern trincken, nicht erst will essen von dem schincken, gehet spat dess nachts in der Eulen flucht, der kriegt zeitlich die Wassersucht. – Henisch, 950, 24.
126. Wer Trinckt ohne Durst, Bult ohne lust, vnnd isset ohne Hunger, der stirbt zehn Jahr desto Junger. – Lehmann, 794, 34 u. 849, 4; Simrock, 10488; Zinkgref, IV, 387; Mayer, I, 181.
Im Jahre 1869 ist im Verlage von Lucas in Elberfeld ein Holzschnittalbum, gezeichnet von Grot-Johann, in Holzschnitt ausgeführt und herausgegeben von O. Gehrke, erschienen, das altdeutsche Sprüche aus der Wartburg darstellt. Zu diesen Sprüchen gehört auch der vorstehende, der als Beispiel aus dem Prachtalbum in der Illustr. Zeitung (Nr. 1380) nebst der bildlichen Darstellung mitgetheilt wird.
Lat.: Qui vult alterius Scyathius haurire salutem, tale lucrum referet, perdat ut ipse suam. (Chaos, 226.)
127. Wer trinkt ohne Mass, wird bald der Würmer Frass.
Holl.: Die drinkt met volle snellen, zal zijn ligchaam maar ontstellen. (Harrebomée, II, 279a.)
128. Wer trinkt ohne zu essen, wird das Feld nicht lange messen.
Dän.: Han haver drukket før han haver aedt. (Prov. dan., 126.)
129. Wer trinkt, sei auf der Hut, vertrinke nicht den frohen Muth.
130. Wer trinkt und isst mit Mässigkeit1, der lebt gewöhnlich lange Zeit.
1) Weg mit dem mässigen Trinken, es ist der Weg ins Saufen, sagen die Enthaltsamkeitsvereine.
Frz.: Qui boit et mange sobrement, vit de coûtume longuement. (Kritzinger, 74b.)
131. Wer vil trinckt, muss vil durst leiden. – Franck, II, 93a; Gruter, I, 83; Petri, II, 773; Henisch, 779, 38.
132. Wer zu trinken liebt, spricht gern vom Wein.
It.: A chi piace il bene parla sempre di vino. (Bohn I, 67.)
133. Zu trinken ist nicht so schlimm, wenn man nur nach Hause gehen kann (oder: zu gelten weiss).
Fr. Schweiz.: De beyre ley a pas tant dé mau, porru qu'on chatzé retornâ à l'osháu. (Schweiz, II, 242, 41.)
134. Zu viel trinken macht hinken.
Holl.: Uit 't drinken broeit veel twist en moeit. (Harrebomée, II, 350a.)
135. Zu vil getruncken ist ein tödtlich gifft. – Henisch, 1588, 22.
Böhm.: Kdo mnoho pije, sám svou hlavu bije. (Čelakovsky, 139.)
Dän.: Megen drikken fortæret forstanden, megen aeden fortærer suudheden. (Prov. dan., 187.)
[1321] *136. A mohl getrunken, dass nich immer übersch assen giht. – Robinson, 352; Gomolcke, 176.
*137. Auf pfälzisch trinken. – K. Steffen's Hausfreund, 1844, 224b.
Lat.: More palatino bibimus ne gutte supersit, cude suam possit musca lerure sitim.
*138. Der trinkt, ohne dass man ihm pfeift.
Frz.: On a que faire de me siffler nour me faire boire. (Kritzinger, 649b.)
*139. Drinkst du vör oder noh der Predigt. (Lippe.)
Wird z.B. gesagt, wenn man einen Freund mit einem Frühstück, Abendbrot u.s.w. bewirthen und wissen will, ob er vor oder nach dem Essen trinke.
*140. Er hat getruncken vnd niemand auch geben. – Franck, II, 148b.
*141. Er lôt si nid zum Trinke zwinge. – Sutermeister, 63.
Um die Neigung zum Trunk zu bezeichnen, finden sich a.a.O. eine grosse Anzahl sprichwörlicher Redensarten, von denen ich zur Ergänzung früherer Zusammenstellungen folgende hier beifüge. Er cha die volle Gleser nid liide. Er cha de Wii halt nid im Hols dole. Er cha für keis Wirthshûs ane. Er goht i die Chilche, wo man mit de Glesern z'säme litet. Er hälbslet (trinkt gern ein Halbmass). Er het unten immer hoch. Et hät langi Site. Er het keis Vermöge as di ferndrige Trinkschuld. Er het nie us em leere Glas trunke. Er het en guete Zug im Hals (Wortspiel mit Zugvieh). Er het's Mizli uf de Sunnsite. Er lupft's Chrisili. Er ist e Wiikr ofe, Wiiwaem, a läbigi Wilägele, a Winponto. Er lebt mässig (Wortspiel mit Mass). Er streckt gern der chlii Finger i d' Höhe. Er schütt de Wii au nid i d' Schue. - Th. Bernd hat im Braunschweigischen Magazin, auf das bei Schlagen 71 und Sterben 186 näher verwiesen ist, die Ausdrücke, welche die deutsche Sprache für Trinken, und in Zusammensetzung und Verbindung auch für verschiedene Arten des Trinkens besitzt, gesammelt. Da die Deutschen in dem Rufe stehen, von jeher gute Trinker gewesen zu sein, so ist es natürlich, dass ihre Sprache auf diesem Felde auch sehr ausgebildet ist und einen grossen Reichthum an Bezeichnungen für Trinken besitzt, als: Bechern, bullen (pullen = aus der Bulle trinken), dutteln (tutteln, dudeln), füllen, seggen, (sich) sullen, suseln, güggeln (= gern und oft trinken), heben (gut heben können), klunkern, kümmeln (Kümmelbranntwein trinken), lecken (nur wenig trinken), luppen, lurken, lutschen, motzen, nippen, nollen, nudeln, nulken (nülken), nulpen, nünken, nutschen, pegeln, picheln, pichen, pitscheln, pulken (pülken), punschen, saufen (supen), saugen, schlabben, schlabbern, schlampen, schlickern, schluppen, schürfen, schlucken, schluttern, schnapsen, schöppeln, schüffeln, söpken (süpken), smuddern, smulzen, sobben oder sebben und supen, sulfern, supfen, surfen (sürfen), tüpseln, trinken, tschuggen, tüderlen (düderlen), tüncheln, tulken, ziehen, zechen. Diesen einfachen Ausdrücken schliessen sich eine Anzahl Bezeichnungen für Trinken an, die mit andern Wörtern verbunden unterscheidende Redensarten bilden, als: Getränke zu sich nehmen, ein Glas, ein Gläschen u.s.w., einen Schluck, einen Schnaps u.s.w. nehmen, einen Schluck, Trunk, Zug thun, gluglu oder gluckgluck machen; sehen, was die lieben Engelein machen (beim Trinken den Kopf rückwärts beugen und in die Höhe sehen), fleissig ins Glas gucken, dem Glase, Kruge u.s.w. gern auf den Boden sehen, gern Bescheid thun, eine Flasche ausstechen, einer Flasche nach der andern den Hals brechen, ein Glas nach dem andern hinunterstürzen, ein gutes Gefäll haben, sich antrinken, ansaufen, sich volltrinken, vollsaufen, saufen wie ein Loch, die Gurgel baden, schmieren, einen guten Stiefel vertragen, einen guten Pogel saufen, einen Henkelmann (eine Viertel Tonne) austrinken, dem Hagel das Bein absaufen (ausserordentlich trinken), eine durstige Leber haben, ein Bierigel sein (viel Bier trinken), immer auf der Bierbank, im Branntwein-, Wein-, Saufhause liegen. Dann für: sich betrinken und betrunken sein: Sich betrinken, besaufen, bezechen, berauschen, benebeln, bedutteln, besuseln, beguggeln, bekulen, beklunkern, bekümmeln, belecken (er hatte so lange geleckt und geleckt bis er sich beleckt hat), beluppen, belurken, belutschen, bemogen, benälen, benippen, benollen, benudeln, benulken, benulpen, bemünken, benüsseln, bepegeln, bepicheln, bepichen, bepulken, bepnuschen, beschickern, beschlickern, beschluppern, beschlürfen, beschlultern, beschmauchern, beschnapsen, beschnipsen, beschöppeln, beschöpken, besobbern, besurfen, belipseln, betischlern, betschuggen, betüderlen, betüncheln, betulken, betunteln, beweinen. Daran schliessen sich noch eine Anzahl Ausdrücke, Redensarten, Wortverbindungen u.s.w. zur Bezeichnung des Betrunkenseins, die aber wol sämmtlich bei frühern Anlässen aufgeführt sind. (S. ⇒ Ansehen 29, ⇒ Boden 38, ⇒ Hieb 16, ⇒ Mass 94, ⇒ Oberstübchen 3, ⇒ Oel 45, ⇒ Schatten 42, ⇒ Säusackvoll und ⇒ Selig 27.)
*142. Er trinkt aus keinem leeren Glas.
*143. Er trinkt bis d' Chue en Batz gilt. – Sutermeister, 64.
[1322] *144. Er trinkt böse Wy. (Solothurn.) – Schild, 79, 254.
Er wird zanksüchtig beim Wein.
*145. Er trinkt, dass die Leber schwimmt.
*146. Er trinkt en böses (guets) Trank. – Sutermeister, 64.
*147. Er trinkt en freine Wii. – Sutermeister, 64.
Frein = frei; von Sachen: artig, hübsch geschmakvoll, der Regel gemäss, hübsch, schön, ein freines Kleid, Zimmer u.s.w.; von Personen: freundlich, gefällig, gutmüthig, liebreich. (Vgl. Stalder, I, 395.)
*148. Er trinkt gern. – Tappius, 227b.
*149. Er trinkt guete Wy. (Solothurn.) – Schild, 79, 255.
Der Wein macht ihn heiter und lustig.
*150. Er trinkt mässig.
D.i. aus dem Masskruge.
*151. Er trinkt mehr als Alexander. (Altgriech.)
Philipp von Macedonien war dem Trunke sehr ergeben; noch berüchtigter aber war dessen Sohn und Nachfolger, der grosse Alexander, durch seine Trunkenheit. Und noch lange nach seinem Tode und dem Untergange seines Reichs herrschte in Griechenland zur Bezeichnung eines classischen Trinkers das obige Wort.
*152. Er trinkt nur zu seinen Stunden, aber er hat deren mehr als Arbeitsstunden.
Frz.: Ventre saint Quenet, parlons de boyre, je neboy qu'à mes heures, comme la mule du pape. (Leroux, I, 26.)
*153. Er trinkt ohne (über den oder für künftigen) Durst.
*154. Er trinkt reines Gotteswort. – Frischbier, 274.
Keinen Kartoffelfusel, sondern reinen Kornbranntwein.
*155. Er trinkt vor dem Durst.
Ihr habt gewiss ein hitziges Leben, sagte Fink zu einem kupferigen Volltrinker. Nein, antwortete dieser, ich spüre einen Durst. Das macht, versetzte Fink, ihr trinkt eher als euch durstet. (Einfälle, 162.)
*156. Er trinkt, wenn er nichts zu essen hat.
*157. Er trinkt wie der Büttel von Neuteich. (Ostpreuss.) – Frischbier, 118; Frischbier2, 3562.
D.h. allein. Diese Redensart hat ohne Zweifel ihren Ursprung darin, dass aus Verachtung niemand mit dem Scharfrichter hat umgehen und trinken wollen. (S. ⇒ Speisen 11.)
*158. Er trinkt wie der Fünfbouteillenmann.
*159. Er trinkt wie des Papstes Maulesel, den man zur Vesper zur Tränke reitet.
»Ich trinck nit denn nach meinen horis, Vhren vnd Paternostern, wie des Papstes Maulesel u.s.w. « (Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 144.)
*160. Er trinkt wie ein Bürstenbinder. (S. ⇒ Saufen 58.) – Frommann, III, 352.
*161. Er trinkt wie ein Deutscher und schläft wie eine Boa.
*162. Er trinkt wie ein Kamel.
*163. Er trinkt wie ein Loch.
Lat.: Thericlei amicus. (Philippi, II, 218.)
*164. Er trinkt wie ein Schwamm.
Dän.: Han drikker saa lungen kand fiyde. – Han drikker sin moders skaal. – Han saa en drukken-bolt, en skylle haes, fylde-bytte – Ørene rokke som paa heste. (Prov. dan., 187.)
Holl.: Hij drinkt als eene koe met teugje van een' vaâm. (Harrebomée, II, 338b.)
*165. Er trinkt wie ein Templer. – Wurzbach II, 335.
Aus den Schriften des 14. Jahrhunderts geht hervor, dass die Mitglieder dieses Ordens in einer Weise zu trinken pflegten, die man jetzt mit Saufen bezeichnet.
Frz.: Boire ou jurer comme un templier. (Leroux, I, 35.)
*166. Er trinkt wie ein Zimmermann.
Ein Glas nach dem andern, ohne zu pausiren.
*167. Er trinkt (mehr, stärker) wie Herr von Bassompierre.
Ein französischer Edelmann unter Heinrich IV. und einer der stärksten Trinker seiner Zeit, daher sprichwörtlich geworden. Als er aus der Schweiz, wo er Gesandter war, wegging, liess er sich vorher seine Stiefeln mit Wein füllen, und trank sie zum Abschied der dreizehn Cantone aus. Es ist eine sehr alte Behauptung, dass es unter keinem Volke mehr und stärkere Trinker gebe, als unter den Deutschen; aber es gibt deren auch unter den Franzosen, wie die vorstehende Redensart zeigt, unter Engländern und Italienern, wenn sie sich vielleicht auch mit den Deutschen nicht messen können. In den Lebensbeschreibungen, der römischen Kaiser sind eine Menge Namen von Trinkern aufgezeichnet, von deren Trinkkraft man nicht selten in Erstaunen gesetzt wird. Man erzählt, dass Tiberius Lucius Piso zwei Tage und zwei Nächte hintereinander weg trinken konnte. Dionysius[1323] hielt es neunzig Tage aus. Von deutschen Leistungen nur ein paar Beispiele. Als Winrich von Kniprode im Jahre 1551 zum Hochmeister des deutschen Ordens gewählt wurde, musste bei dem Ehrenmahle jeder Gast ein silbernes Becken mit acht Flaschen Wein, die sich selbst ergossen, auf einmal leeren; Veit von Bassenheim leerte es dreimal und wurde Schlosshauptmann. Am Hofe des Herzogs Bogislaus X. von Pommern (1490), der selbst ein Riese von Gestalt war, ausserordentlich viel essen und noch mehr trinken konnte, lebte Werner von Schulenburg, der ihn in beiden Stücken noch übertraf. Derselbe speiste einen ganzen Ochsen oder verzehrte eine Baille voll Fische auf einmal und trank darauf so viel, dass die ganze Gesellschaft daran satt gehabt hätte. Auf Erlaubniss seines Herzogs holte sich Dionys Kleist, Hauptmann zu Kolbotz in Pommern, seinen Schaftrunk, drei Tonnen Bier in einer Tracht selbst aus dem Keller. Mit jeder Hand fasste er eine Tonne bei dem Spunde und je eine halbe nahm er zwischen jeden Arm. Zu Bischofsgate, wo in dem dortigen Wirthshause sein Bildniss aufgehängt ist, starb im Jahre 1801 in seinem zweiundneunzigsten Jahre der sogenannte Fünfbouteillenmann, der das Haus täglich seit zwanzig Jahren besuchend, nie aus demselben fortging, ohne fünf Flaschen getrunken zu haben, was im ganzen 360000 Flaschen betrug. Von dem Dichter Eoban Hesse wird erzählt, dass er in einer einzigen Session einen Eimer danziger Bier ausleerte. (Anekdotenjäger, Nordhausen 1866, XXII, 113.)
*168. Gebt jhm zu trincken, er hats wol verdient. – Eyering, I, 397.
*169. He drinkt met Mâten. (Detmold.) – Firmenich, I, 360, 2; für Holstein: Schütze, III, 85.
D.i. massweise.
*170. Hei drinket 'ne Kanne Beier. (Westf.)
Wird gesagt, wenn jemand ungewöhnlich schnell etwas beendigt hat.
*171. Ich trinke vom Besten und warte, bis ein besserer kommt.
*172. Je mehr er trinkt, je mehr er trinken will. – Fabricius, 32.
Von einem Wassersüchtigen und einem geizigen Reichen.
*173. Oes (jhr) trinkt ja, dass es keinen Boden hat.
Hoefer (Etymol. Wb., I, 188) theilt diese Redensart mit. Noch jetzt sagt die Mutter in Wien, wenn die Kinder ungewöhnlich viel essen: Ihr bekommt aber nicht genug, ihr habt keinen Boden. (Oesterr. Schulbuch, Wien 1874, S. 577.)
*174. Sie han getruncken vnnd jhm nichts geben. – Eyering, III, 305.
*175. Sie tranken ein Glas, sie plauderten was und liessen die Sach' im alten Gemach.
Holl.: Ze dronken een glas, ze pisden een' plas en ze lieten de zaak zoo als ze was. (Harrebomée, II, 487a.)
*176. Trinck dir gnug, weil du bei dem brunnen bist. – Franck, II, 92b.
*177. Trincken vnd den Beeren leiten. – Mathesy, 287a.
*178. Trincken wie ein frosch. – Henisch, 1260, 48.
»Dem Trunck ergeben sein.«
Lat.: Ranarum more bibere. (Henisch, 1260, 49.)
*179. Trink' bis dir der Nabel glänzt. (Breslau.)
Scherzhafte Aufforderung zum Trinken.
*180. Trink' und bring' m'r's. (Horgen.) – Birlinger, 1052.
Gewöhnlicher Spruch des Ankommenden im Wirthshause.
*181. Trinke einmal, dass es nicht so stark über's Essen geht.
Scherzhafte Aufforderung zum Trinken während der Mahlzeit.
*182. Trinken aus des Büttels Flasche.
Der ⇒ Schandstein (s.d.) hatte an einigen Orten, z.B. in Bautzen, die Form einer Flasche, die an einem eisernen Kettengeschmeide um den Hals des zu Bestrafenden gehängt wurde. Von dieser Form nannte man die Strafe: das »Flaschentragen« oder das »Trinken aus des Büttels Flasche«. In Bischofswerda wurden im Jahre 1648 zwei solche Flaschen auf das Rathhaus gehängt. In Bautzen hängen sie über dem Pranger. Am 13. Oct. 1678 musste ein Bettelweib die Flasche dreimal um das Rathhaus tragen, während ihr der Gerichtsdiener voranging. In Leipzig war der Schandstein über dem Pranger aufgehängt. Der Büttel oder Stadtknecht hatte den Theil der streitenden Parteien, welcher angefangen, mit ihm zu schmücken. (Vgl. Gierke, Humor im deutschen Recht.)
*183. Trinken bis der Zapfen fliegt. – Eiselein, 659.
Tapfer zechen.
Frz.: Mettre pinte sur chopine.
*184. Trinken, dass die Leber schwimmt. – Eiselein, 604.
[1324] *185. Trinken, dass die Zungen hinken. – Eiselein, 604; Simrock, 10493.
*186. Trinken wie ein Kapuziner.
Es ist bekannt, dass Bischöfe und Aebte, Mönche, wie Geistliche überhaupt, namentlich in frühern Jahrhunderten im Trinken Ungewöhnliches leisteten. Als der Weinbau aus Italien nach Paris verpflanzt worden war, gewann das Böttchergewerbe im 12. Jahrhundert dort eine solche Wichtigkeit, dass die Bischöfe und Aebte den Böttchern gestatteten, sogar an Sonn – und Festtagen zu arbeiten. Die Kellereien der Mönche von Clairveaux und zu Paris umschlossen so viel Fässer als Tage im Jahre. Die Leistungsfähigkeit im Trinken der Mitglieder verschiedener Orden ist uns in sprichwörtlichen Redensarten und Trinkliedern aufbewahrt. In einem der letztern heisst es: »Trinken wie ein Kapuziner, heisst trinken wie ein armer Mann; doch ein Bruder Cölestiner ein Mehreres schon leisten kann. Und nun gar ein Jakobiner schleisst ein Schöppchen nach dem andern an, doch der Sohn des Sanct-Franziscus in dem Fass den Boden sehen muss.«
*187. Trinken wie ein Mühlrad. – Parömiakon, 1614.
*188. Und sie trunken auch dabei.
Früher, z.B. bei Kaufpunktationen u. dgl.
*189. Wenn er getrunken hat, so hat er Bilsenkraut genommen.
So wüthend ist er; ist er nüchtern, so trübt er kein Wasser.
*190. Wenn er nicht mehr trinken kann, so sieht er doch gern zapfen.
*191. Wenn 'n oft drinkt, wä(r)t 'n lang so döstig nich. (Altmark.) – Danneil, 277.
*192. Wer heut hat getruncken, der wolt morgen gern sauffen. – Lehmann, 759, 53.
Lat.: Qui vinum ferre non potest neminem ferre solet. (Lehmann, 759, 53.)
*193. Wer ne trinkt, setzt's furt. (Oberlausitz.)
Gibt das Glas weiter, ein anderer wird schon trinken.
194. Besser trinken aus der Quelle, ist sie auch klein, so ist sie helle.
Holl.: Drinkt uyte fonteyn, isse kleyn, s' is reyn. (Cats, 233.)
195. Ich tränk gern, und genug ist da, doch es ist fern, sprach die Gans, als sie in den Brunnen sah. – Fr. Rückert, Lieder und Sprüche, 156.
Sprichwort der Friesen.
196. Jeder trinkt, wie er dürstet. – Taubmannia, 112.
197. Man soll ringweise und nicht kreuzweise trinken.
Bei Gelagen nicht verschiedene Sorten von Getränken mischen.
198. Man soll trinken utiliter, realiter, mirabiliter, familiariter, solenniter, damit man es nicht bereue lamentabiliter. – Harssdörffer, 2188.
199. Zu viel Trinken macht den Kopf sinken.
It.: D'ove entra il bere se n' esce il sapere. (Giani, 221.)
*200. Der muss das Trinken beim Teufel gelernt haben.
Unter Kurfürst Johann Georg I. von Sachsen hatte der römisch-kaiserliche Gesandte, Freiherr von Questenberg, einen Zahlmeister bei sich, der eine ungeheuere Masse Getränke zu sich nehmen konnte, ohne dass ihm dasselbe in den Kopf stieg. Er war ein Böhme und hiess Herlska. Es galt nun, diesem Helden einen vaterländischen Trinker gegenüber zu stellen, der sich denn auch in der Person des Försters Christoph Koswig aus Finsterwalde fand, indem derselbe nacheinander 22 Mass dresdener Schlossbier in sich hineintrank. Vor dieser Leistung trat der österreichische Zecher erschrocken zurück, indem er obige Worte sagte.
*201. Er hat mehr getrunken, denn der König Alexander.
»Man schreibet von dem grossen Alexander, das er ein grosser gewaltiger Trincker gewesen. Denn als jn etwan Medeus Thesaleus zu gast geladen, alda sonst zwentzig mit geladene Geste vnd grosse Herren auch gewesen, hat er einem ein Becher voller Wein zugetruncken, dargegen auch von eim iglichen derselben wider gewartet, entpfangen vnd schleunig ausgetruncken. Hat sich derwegen viel vnd offt also im Wein eingeweiht vnd so weidlich bezecht, das er vor Trunckenheit mehrmals zween Tage vnd zwo nacht one vnterlass wie ein todt Mensch gschlaffen ..., von welchem auch ein sonder Sprichwort auffkommen: Du hast mehr denn u.s.w.« (Lauterbeck, LIIa.)
*202. Trinken wie ein Pole. – Illustrirtes Familien- Journal, 1859, 71b.
*203. Und sie tranken einmal und liessen sich's wohl schmecken.
Scherzhafte Aufforderung zum Trinken.
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