Venedig [3]

[412] Venedig (Gesch.). Im nordöstlichen Italien, zwischen dem Fluß Athesis, den Karnischen Alpen, dem Timavus u. dem Adriatischen Meere, wohnten im Alterthum die Venĕti, welche Einwanderer waren u. nach Ein. (welche sie mit den paphlagonischen Henetern identificirten) sich nach Trojas Zerstörung unter Antenor hier niedergelassen hatten; nach And. ein Zweig der celtischen Veneti, nach And. aber ein illyrischer od. pelasgischer Volksstamm waren. Ihr Land, Venetia, außer von den beiden Grenfzlüssen noch von Anassus u. Alfa bewässert, war sehr fruchtbar. Das Vieh gedieh, bes. Schafe u. Pferde (die Ausfuhr der Stuten war streng verboten) u. vortrefflicher Wein. Die Veneti trieben bedeutenden Handel, namentlich kam von ihnen der Bernstein, welchen sie durch Zwischenhandel von der Ostsee über Pannonien erhielten. Das stark bevölkerte Land zählte viele Städte, unter ihnen vorzüglich Patavium, Altinum u. Aquileja (s.d. a.). Um 475 v. Chr. waren die Veneter Roms Verbündete gegen die Gallier, später römische Unterthanen u. im 2. Punischen Kriege vertheidigten die Römer sie gegen die Carthager. Seit dem 1. Jahrh. v. Chr. erhielt das Land einen römischen Prätor, u. als Kaiser Constantin d. Gr. im J. 330 n. Chr. das Römische Reich in 17 Provinzen theilte, gehörte es zur 10 Provinz. Es erfreute sich lange einer ungestörten Blüthe unter der römischen Herrschaft u. erst seit dem Markomannenkriege, wo es die Straße zwischen den Römern u. den nordöstlichen Barbarenländern wurde, begannen die Verwüstungen. Zu Ende des 4. u. zu Anfang des 5. Jahrh., als die Gothen in Italien einfielen u. sich am Po festsetzten, flüchteten viele Veneter nach den Lagunen, bes. gründeten die Kauftleute von Padua eine Niederlage auf Rialto u. diese Niederlassung wurde von Consuln von Padua aus regiert. Bei dem Zug der Hunnen unter Attila wurde 452 Altinum zerstört u. die Bewohner ließen sich nun auf den Inseln der Lagunen nieder, aus welchen Ansiedelungen dann die Stadt V. entstand; auch Odoacers u. Theoderichs Züge (476 u. 493) hatten gleiche Folge, u. Cassiodorus schrieb zu [412] Ende des 5. Jahrh. von den vielen Schiffen dieser Inseln. Bes. stand V. mit Ravenna, der Residenz des Ostgothenkönigs Theoderich, in Verbindung. Die slawonischen Seeräuber nöthigte V. zum ersten u. langen Seekriege. Dieser Krieg u. die Vertreibung der Ostgothen durch Justinian aus Italien (552–554) öffnete den Venetianern aber die Häfen der Levante u. begründete so ihren Welthandel; bald sagte sich V. von Padua los, ja verbot diesem sogar die Schifffahrt in den Lagunen. Als die Longobarden Oberitalien 568 eroberten u. Padua zerstörten, flohen die Paduaner nach den Lagunen, auch der Patriarch von Aquileja flüchtete sich auf die Insel Grado, u. da der Longobardenkönig Alboin einen neuen Arianischen Patriarchen von Aquileja ernannte, so entstand ein Zwist zwischen den Patriarchen von Grado u. Aquileja um die Metropolitenwürde, welcher 600 Jahre dauerte. Die Longobarden traten bald in Verkehr mit V. u. der Reichthum der Stadt wuchs immer mehr, mit dem Reichthum wuchs aber zugleich die Absonderung der Stände.

Schon zu Anfang des 6. Jahrh. hatte man die Tribunen der größern Inseln zu Obertribunen ernannt u. ihnen die der kleinern untergeordnet, jetzt aber erwählten die Venetianer auf einer Versammlung zu Heraclea 697, auf Vorschlag des Patriarchen von Grado, einen Dogen (Herzog). Zwölf Männer vollzogen die Wahl, welche auf Paolo Anafesto (Paoluccio) fiel. Der Doge sollte allein herrschen u. nur in wichtigen Fällen die allgemeine Versammlung berufen; er ernannte die Tribunen, stellte die Richter an, schlichtete die Privatstreitigkeiten u. bestätigte die von der Geistlichkeit u. dem Volk gewählten Bischöfe. Anafesto schloß mit dem Könige der Longobarden einen Vergleich, welchem zu Folge dieser ihm das Küstenland zwischen der großen u. kleinen Piave abtrat, welche Mündungen er befestigen ließ. Der Sitz der Regierung war in Heraclea. 717 st. Anafesto, u. ihm folgten Marcello Tegagliano u. 726 Orso I., welcher den Longobardenkönig Luitprand besiegte, aber vom Volk 737 erschlagen wurde. Statt seiner wurde ein General der Milizen zum Staatschef gewählt, u. die Venetianer Domenico Leone, Felice Cornicola u. Teodato Orso II., der Sohn des ermordeten Dogen Orso I., bekleideten nach einander diese Stelle, Letzter blieb 2 Jahre Staatschef. 740 ersetzte ihn Jovian (Julian) Ceperio u. diesen 741 Giovanni Fabriciaco. Unter dem Letztern verursachte Teodato Orso Unruhen, Fabriciaco wurde abgesetzt, u. nun suchte der wiedergewählte Teodato Orso alles anzuwenden, um zur lebenslänglichen Dogenwürde zu gelangen. Um ihm zu widerstehen, wurde die Regierung nach Malamocco verlegt u. Teodato Orso 755 entsetzt u. Galla gewählt Dieser wurde 756 auch abgesetzt u. bestimmt, daß neben dem Dogen allemal zwei Tribunen als Vertreter des Volkes gewählt werden sollten. Aber der Doge Domenico Monegario herrschte, trotz der Tribunen, so willkürlich, daß 764 auch er das Schicksal seiner Vorgänger theilte. Mauricio Galbaio aus Heraclea, welcher seinen Sohn zum Mitregenten annahm u. dadurch die Wahlfreiheit des Volkes beeinträchtigte, errichtete einen Bischofssitz auf Rialto u. st. 787. Sein Sohn u. Nachfolger, Giovanni Galbaio, war ein Tyrann u. Wollüstling; 796 nahm er seinen ihm ähnlichen Sohn Mauricio Galbaio als Mitregenten an, welcher den Patriarchen von Grado ermorden ließ. Eine Verschwörung gegen den Dogen, von dem neuen Patriarchen Fortunat u. von Obelerio geleitet, mißglückte zwar, aber der verbannte Fortunat gewann Karl d. Gr. u. den Papst für sich u. bewog dieselben alle Venetianer aus ihren Staaten in Italien zu verjagen. Bei einer neuen Verschwörung 804 mußten Giovanni u. Mauritio flüchten u. Obelerio wurde Doge. Dieser erhob seine Brüder Beato u. Valentin zu Mitregenten u. verpflichtete sich zu einem Tribut an den König Pipin von Italien, den Sohn Karls d. Gr., aber dem König Beistand gegen die Dalmatier zu leisten, dazu konnten sich die Venetianer nicht verstehen, u. da deshalb Pipin sie mit Krieg überzogen u. mehre Städte zerstört hatte, unterstützten sie eine griechische Flotte unter Nikitas gegen Pipin. Da Obelerio gegen diese Hülfe war, so verjagten die Venetianer ihn u. seine Brüder 811 u. setzten Angelo Participaco an seine Stelle; dieser schlug Pipins Flotte in den Lagunen, verlegte die Regierung nach Rialto u. verband die um das Eiland herumliegenden kleinen Inseln durch Brücken mit demselben. 827 folgte ihm sein Sohn Giustiniani Participaco, welcher die Gebeine des St. Marcus aus Alexandrien nach V. bringen ließ. Auf diesen folgte 829 sein Bruder Giovanni Participaco I.; er schlug die Seeräuber u. nahm den verbannten Dogen Obelerio, welcher sich wieder regte, gefangen u. ließ ihn hinrichten, mußte aber kurz darauf selbst nach Frankreich flüchten. Zurückgerufen wurde er von seinen Gegnern 836 in ein Kloster gesteckt. Der folgende Doge Pietro Tradonico kämpfte glücklich mit den Veronesen, wurde aber im Verein mit den Griechen von den Sarazenen bei Crotona geschlagen u. deshalb in einem Aufruhr 864 ermordet. Der neue Doge, Orso Participaco, rächte sich an den Sarazenen u. regierte bis 88l; sein Sohn Giovanni Participaco II. trat 887 die Regierung an Pietro Candiano I ab; als dieser 888 gegen die Slawonier blieb, wurde Giovanni Participaco nochmals gewählt, trat jedoch abermals die Regierung, u. zwar an Pietro Tribuno ab, welcher den Handel hob, die Seemacht verstärkte u. V. befestigte, auch die Ungarn besiegte. Von 912–932 regierte Orso Participaco III., dann Pietro Candiano II., welcher die Seeräuber besiegte, seit 939 Pietro Badoer u. seit 942 Pietro Candiano III. Gegen diesen stand sein Sohn Pietro auf u. beunruhigte von Ravenna aus als Seeräuber V., aber dennoch wurde er 959, nach seines Vaters Tode, zum Dogen gewählt. Pietro Candiano IV. erneuerte die Verträge mit Kaiser Otto I. u. erweiterte den Handel mit dem Orient, aber 976 brach wegen seines schandbaren Lebens ein Aufstand gegen ihn aus, wobei er ermordet wurde, aber auch der Dogenpalast, die Marcuskirche u. 800 Häuser in Flammen aufgingen. Pietro Orseolo I. baute Kirche u. Palast wieder auf u. besiegte die Sarazenen, zog sich aber nach zwei Jahren in ein Kloster zurück. Unter ihm wurde die erste regelmäßige jährliche Abgabe für die Bürger festgesetzt, während man sich bis jetzt durch außerordentliche Steuern, Zölle u. die Salzeinkünste geholfen hatte. 978 folgte ihm Vitale Candiano, dankte aber 979 ab, u. Tribuno Memmo wurde Doge, unter welchem die Parteien im Innern V-s, bes.[413] die der Morosini (die griechische) u. Caloprini (die deutsche Partei), von Neuem erwachten. Kaiser Otto II. bedrängte V. u. schnitt der Stadt allen Verkehr mit dem Festland ab, aber sein plötzlicher Tod 983 rettete V., die Belagerung wurde aufgehoben u. drei Caloprini, welche als Bittende nach B. kamen, ermordet. Das Volk zwang den Dogen zur Abdankung, u. nach einem Interregnum von einigen Jahren wurde 991 Pietro Orseolo II., der Sohn Orseolos I., Doge. Unter ihm ergaben sich 997 die Städte Dalmatiens in V-s Schutz; deshalb führte er auch den Titel als Herzog von Dalmatien u. schickte obrigkeitliche Personen als Podestas in die schutzverwandten Städte. Sein Sohn Ottone Orseolo, seit 1009, welcher sich mit einer Tochter des Königs Stephan I. von Ungarn vermählte, besiegte die Bewohner von Adria, welche auf einen Theil des Gebiets von V. Anspruch machten, bezwang den König von Kroatien, seinen Schwager, welcher ihm Zara entreißen wollte, u. erhielt die Erwerbungen seines Vaters. Aber eine Partei unter Domenico Flabanico vertrieb ihn aus V. u. wählte Pietro (Barbonalo) Centranico zum Dogen, allein auch dieser wurde von einer Partei, an deren Spitze der Patriarch von Grado stand, 1030 abgesetzt, in ein Kloster geschickt u. Ottone Orseolo zurückberufen. Dieser war aber inzwischen in Constantinopel gestorben u. der dritte Bruder desselben, Domenico Orseolo, wurde 1032 Doge. Bald mußte er jedoch nach Ravenna entfliehen, u. Domenico Flabanico kam an seine Stelle, unter welchem die Orseoli auf immer aus V. verbannt wurden. Da die meisten Dogen bis zu dieser Zeit gestrebt hatten die Dogenwürde in ihren Familien erblich zu machen, so wurde unter Flabanico bestimmt, daß vor dem Tode des Dogen nie zu einer neuen Wahl geschritten werden sollte. Unter Domenico Contareno, seit 1043, wurde der Streit zwischen den Patriarchen von Aquileja u. Grado so ernsthaft, daß sich der Doge an den Papst wenden mußte, um Erstern zur Ruhe zu bringen. Einen Aufstand in Dalmatien, welchen der König von Kroatien unterstützte, bekämpfte der Doge persönlich u. eroberte Zara. 1071 wurde Domenico Silvio Doge; er stand dem byzantinischen Kaiser gegen die normannischen Fürsten, welche sich Süditaliens bemächtigt hatten, bei, entsetzte Durazzo u. zwang die Normannen zum Rückzug, wurde aber 1084 vom König Robert geschlagen u. seine Flotte zerstört; deshalb ward er abgesetzt u. Vitale Falieri (Faledro) an seine Stelle gewählt. Der Kampf gegen die Normannen dauerte auch unter ihm fort, u. zum Dank für die Dienste, welche V. dem byzantinischen Kaiser leistete, entsagte dieser allen Ansprüchen, welche er auf eine Oberherrschaft über V. u. Dalmatien haben könnte, u. gewährte V. bedeutende Handelsvortheile, auch wurden in V. zum Besten des Handels Messen eingerichtet.

Das Vordringen der Sarazenen gegen das Byzantinische Reich u. die Kreuzzüge der abendländischen Völker nach dem Orient brachten die Venetianer in große Verlegenheit, sie fürchteten, mochten nun die Christen od. die Sarazenen siegen, für ihren Handel in der Levante u. waren daher die Letzten, welche sich von dem allgemeinen Enthusiasmus fortreißen ließen. Erst nach dem Tode Falieris, 1096, unter dem Dogen Vitale Michieli I. wurde 1098 eine venetianische Flotte von 200 Schiffen nach Palästina gesendet. Sie begegnete bei Rhodos der pisanischen Flotte, u. obgleich beide Republiken im Frieden lebten u. beide Flotten gleiche Bestimmung hatten, so kam es doch zwischen ihnen zum Kampfe, in welchem die Pisaner unterlagen; die venetianische Flotte eroberte hierauf Smyrna, betheiligte sich mit Gottfried v. Bouillon an der Belagerung u. Eroberung Jaffas u. ging dann nach V. zurück, belagerte aber 1099 wieder Askalon u. Kaipha. Ordelafo Falieri (Faledro), seit 1102 Doge, sendete eine Flotte an die syrische Küste u. erhielt mit Pisa u. Genua vom König Balduin I. von Jerusalem große Handelsvortheile. Mit Padua gerieth V. wegen Grenzstreitigkeiten in Krieg; der deutsche König Heinrich (nachmals Kaiser Heinrich V.), welcher eben in Verona war, vermittelte den Streit u. bestimmte die Grenzen. Damals verzehrte eine Feuersbrunst ein Drittel der Stadt u. mit ihr den Dogenpalast. Als Koloman, König von Ungarn, einen Theil Dalmatiens zu erobern suchte u. Zara ihm 1115 seine Thore öffnete, ging der Doge selbst nach Dalmatien, schlug den König u. eroberte Zara wieder; doch schon nach zwei Jahren griffen die Ungarn Dalmatien wieder an, V. focht unglücklich u. der Doge blieb 1117 bei Zara. Der neue Doge, Domenico Michieli, schloß einen fünfjährigen Waffenstillstand mit den Ungarn u. unternahm 1123 einen Kreuzzug, segelte mit einer Flotte von 200 Schiffen nach Jaffa, schlug die der Sarazenen, zog 1124 in Jerusalem ein u. half dann Tyros u. Askalon erobern. Als der griechische Kaiser Johannes, eifersüchtig auf die Fortschritte V-s, die venetianischen Schiffe feindlich behandeln ließ, wendete sich der Doge gegen den Archipelagus, verheerte Skio, Samos u. Paros, strafte dann einige ungetreue Städte Dalmatiens u. kehrte hierauf nach V. zurück. Sein Nachfolger Pietro Polano, 1150, mischte sich in einen Krieg, welchen Kaiser Manuel Komnenos mit Roger von Sicilien wegen Korfu führte, u. unterstützte die Griechen, st. aber während des Kriegs 1148. Domenico Morosini, 1148–56, erzwang vom König Roger einen vortheilhaften Handelstractat; er erhob auch das Bisthum Zara zum Erzbisthum u. unterdrückte die anconaschen Seeräuber. Vitale Michieli II., seit 1156, stand dem Papst Alexander III. gegen den Gegenpapst Victor III. u. den Mailändern gegen den Kaiser Friedrich I. bei, demüthigte den Patriarchen von Aquileja u. zwang ihn zu einem jährlichen Tribut, welcher aus einem Ochsen u. zwölf Schweinen (den Patriarchen u. seine Chorherren vorstellend) bestand. Kaiser Manuel griff Dalmatien an, eroberte vier Städte u. bemächtigte sich mehrer venetianischen Schiffe; der Doge eroberte die Städte wieder, doch während er seine Flotte in Skio stationirt hatte u. mit Manuel unterhandelte, brach bort die Pest aus u. vernichtete die venetianische Armee fast ganz. Der Rest der Truppen brachte die Pest mit nach V. zurück u. Michieli wurde bei einem Aufstand 1173 ermordet.

Die Dogenwahl fiel durch ein neues Wahlsystem, welches der spätern Verfassung zu Grunde lag u. durch welches der Große Rath eingesetzt wurde, auf Orio Malapiero, welcher aber die Würde ausschlug, die nun der von ihm vorgeschlagene Sebastiano Ziani 1173 erhielt. Der griechische Kaiser hatte den Gesandten V-s, Enrico Dandolo, blenden lassen, ohne daß V. hierfür Rache nehmen konnte, es mußte sich vielmehr glücklich schätzen durch Sicilien Frieden[414] mit dem griechischen Kaiser zu erhalten. Dabei waren die Finanzen in Verfall u. gezwungene Anleihen mußten gemacht werden. Da ermannte sich V., nahm den Papst Alexander III., welcher, von dem Gegenpapst Pascal III. u. dem Kaiser Friedrich I. gedrängt, sich nach V. flüchtete, in seinen Schutz, trat dem Bund der Lombardischen Städte gegen den Kaiser bei, u. der Doge schlug am Himmelfahrtstage 1177 zwischen Pirano u. Perenzo bei Salvore mit 30 Galeeren die kaiserliche Flotte von 75 Schiffen u. nahm deren Befehlshaber Otto, Sohn des Kaisers, gefangen, entließ denselben aber wieder mit Friedensanträgen, u. auf diese basirt, kam ein Friede zu Stande, welchem gemäß Alexander III. als Papst anerkannt wurde. Nun kam Kaiser Friedrich I. nach V. u. versöhnte sich dort mit dem Papst; der Doge aber erhielt zum Lohn für seine Dienste mehre Ehrenrechte von dem Pabst bewilligt, unter andern auch einen Ring als Symbol der Oberherrschaft über das Adriatische Meer, mit welchem er u. seine Nachkommen sich jährlich vermählen sollten. Während dieser Zeit vollendete V. auch 1178 seine Verfassung, s. oben S. 410. 1183 wurde der Friede von Kostnitz geschlossen, welcher die Lombardischen Städte von den Ansprüchen des deutschen Kaisers befreite u. diesen aus Italien entfernte. Jene Städte bildeten nun kleine Staaten, welche V. nicht nur keine Besorgniß einflößen konnten, sondern sich sogar um Schutz an V. wenden mußten. Die Republik hatte sich mit Sicilien durch Tractate verbunden, der griechische Kaiser suchte sich ihr wieder zu nähern, Genua u. Pisa, ihre alten Nebenbuhler, waren uneinig, Alles hatte sich günstig für V. gestaltet, so daß von allen Feinden keiner mehr zu fürchten war, außer der König von Ungarn, welcher noch Zara besetzt hielt, welches der bereits seit Zianis Tode 1179 zum Dogen gewählte Orio Malapiero (Mastropietro) vergebens zu erobern strebte; dagegen schloß er einen Tractat mit dem griechischen Kaiser Andronikos, welcher V. alle Besitzungen wieder gab, die Manuel Komnenos V. im Archipelagus u. im Schwarzen Meere entrissen hatte. Eine venetianische Flotte nahm 1190 an der Belagerung von Akre Antheil. Malapiero dankte 1192 ab; sein Nachfolger, Enrico Dandolo, züchtigte erst die Pisaner, welche sich der Stadt Pola bemächtigt hatten, u. schloß darauf 1201 mit den französischen Kreuzfahrern einen Contract, welchem zufolge V. sich erbot 30,000 Mann Franzosen nach Palästina überzusetzen. Der Papst bestätigte diesen Vertrag, verbot aber die Armee gegen eine christliche Macht zu verwenden. Als aber 1202 die Kreuzfahrer die festgesetzten Überfahrtsgelder nicht zusammenbringen konnten, bewilligte ihnen Dandolo Credit, wenn sie ihm erst Zara erobern helfen würden, u. so segelten sie trotz aller Gegenvorstellungen des päpstlichen Gesandten, 40,000 M. stark, auf 500 Fahrzeugen im October 1202 aus den Lagunen, nahmen Zara, schleiften die Festungswerke u. plünderten die Stadt. Papst Innocenz III. drohte mit Bann, u. wenn auch die Franzosen um Vergebung baten, so blieb doch der Doge, welcher selbst die Venetianer geführt hatte, fest u. verschmähte es sich vor dem Papst zu demüthigen. In Zara kam Alexius, der Sohn des entthronten griechischen Kaisers Isaak Angelos, zum Dogen u. bat denselben seinen Vater wieder auf den Thron zu setzen, Der Doge beschloß ihm beizustehen, ob sich gleich unter den Kreuzfahrern viele Stimmen dagegen erhoben u. der Papst ihnen befahl zur Befreiung des Heiligen Grabes zu eilen. Das Heer landete bei Constantinopel, der Kaiser Alexius III. floh u. Isaak Angelos wurde aus dem Kerker geholt u. im September 1203 wieder auf den Thron gesetzt. Die Kreuzfahrer versprachen nun bis zum Frühjahr 1204 noch in Constantinopel zu bleiben. Aber nun brach zwischen ihnen u. dem Kaiser Streit aus, inzwischen rottete sich das Volk in Constantinopel zusammen, setzte Isaak Angelos ab u. wählte Alexius V. Dukas zum Kaiser, welcher nun mit dem Dogen wegen des Abzugs der Kreuzfahrer unterhandelte. Letztere verlangten, daß ihnen 200,000 Mark Silber bezahlt würden, daß der griechische Kaiser an dem Kreuzzuge Theil nehme u. sich der Römischen Kirche unterwerfe, was Isaak Angelos schon versprochen hatte. Am letzten Punkte scheiterte aber die Unterhandlung, u. im März 1204 schloß nun der Doge einen Theilungsvertrag über das Byzantinische Reich mit den französischen Kreuzfahrern u. griff am 9. Mai Constantinopel von der Seeseite an. Es wurde erobert u. am 8. April von den Kreuzfahrern der Graf Balduin von Flandern zum Kaiser gewählt u. dann das Land getheilt, in welcher Theilung V. einen großen Theil des Festlandes u. mehre Inseln (darunter mehre an der Küste von Ionien u. im Archipelagus, bes. aber Candia) erhielt, s.u. Byzantinisches Reich S. 530. Zu dem Antheile V-s gehörte auch Adrianopel, aber kaum war dieses von venetianischen Truppen besetzt, als dort ein Aufstand ausbrach u. die Venetianer verjagt wurden. Der neue Kaiser Balduin u. der Doge Dandolo eilten von Constantinopel zurück u. Letzter st. daselbst am 14. Juni 1205.

Das große Ansehen, welches sich dieser Doge erworben hatte, erregte die Unruhe des Großen Rathes von V., u. es wurden zur Zügelung der Macht des Dogen die fünf Eidesprüfer eingesetzt (s. oben S. 410). An Dandolos Stelle kam Pietro Ziani; dieser sendete Marino Zeno als Podesta mit vier Rächen nach Constantinopel u. eine Flotte von 31 Galeeren lief aus, um Besitz von dem Gebiet zu nehmen, welches bei der Theilung des Byzantinischen Reiches an V, gekommen war. Sie bemächtigte sich der Insel Korfu, besetzte Modon u. Koron auf Morea u. nahm Candia. Auf Candia kam es unter dem Markgrafen von Malta zu einem Aufstände gegen die Venetianer, nach dessen Niederdrückung 5–600 venetianische Familien als Colonisten dahin geschickt wurden. Genua ließ nun eine Flotte vor der Einfahrt in das Adriatische Meer kreuzen, aber der Admiral Trevisano schlug dieselbe in drei Treffen u. zwang Genua zum Frieden. An dem sechsten Kreuzzug nahm V. ebenfalls Theil v. schickte nicht nur seine Flotte dahin, sondern setzte auch die Truppen des Königs von Ungarn über, welcher dafür alle Rechte auf die Städte Dalmatiens an V. abtrat. Neue Aufstände in Candia, durch den Fürsten von Naxos, einen Vasallen V-s, angefacht, verursachten heftige Kämpfe, während deren 1229 der Doge starb. Auch unter dem Dogat Jacopo Tiepolo's wurde der Freistaat wegen Candia u. wegen der Streitigkeiten zwischen den griechischen Kaisern von Nikäa, von Trapezunt u. dem Kaiser Balduin II. von Constantinopel in Händel verwickelt. Letzter rief V. um Hülfe an, aber dieses war auf Candia zu beschäftigt u. schickte erst später einige Galeeren nach Constantinopel ab,[415] welches schon von den Kaisern von Nikäa u. Trapezunt u. dem König der Bulgaren belagert wurde. Die Podestas Querini u. Gussoni schlugen die griechische Flotte u. verschafften so Balduin II. den Sieg. Zwei Jahre später entschied noch einmal die Flotte V-s den Sieg für den Lateinischen Kaiser gegen den von Nikäa. Noch mehr Kämpfe verursachte Candia V. 1242–1261. In dem Streite der Guelfen u. Ghibellinen in Italien verfuhr V. sehr vorsichtig. Zwar wurde der Sohn des Dogen, Pietro Tiepolo, welcher an der Spitze der Mailänder stand, von einem Anhänger des Kaisers Friedrich II., Ezzelino, gefangen u. hingerichtet, aber dennoch gab V. nach des Kaisers Tode 1250 den Aufforderungen des Papstes gegen den Sohn des Kaisers kein Gehör, sondern unterstützte sogar dessen Ansprüche auf Neapel. Dagegen wendete sich V. gegen Ezzelino, dessen Waffenplatz, Padua, von ihnen erobert u. zerstört wurde. 1249 hatte Jacopo Tiepolo abgedankt u. Marino Morosini war gewählt worden, welchem 1252 Raniero Zeno folgte. 1256 gerieth V. mit Genua in Krieg wegen einer Gewaltthat, welche sich Genuesen in Akre gegen die Venetianer erlaubt hatten. Elf Jahre dauerte dieser Krieg u. verbreitete sich, nachdem am 25. Juni 1258 Andrea Zeno u. Lorenzo Tiepolo die Flotte der Genueser bei Tyros geschlagen hatten, bis Palästina. Hülfe fanden die Genueser an dem griechischen Kaiser Michael Paläologos, welcher Constantinopel 1260 wieder unterworfen hatte u. nun auch andere venetianische Besitzungen einnahm. 1261 vereinigte sich die genuesische Flotte mit der byzantinischen u. beide machten beträchtliche Eroberungen, aber 1262 schlugen die Venetianer die Genuesen bei Morea u. später bei Trapani. Wegen der Unglücksfälle seiner Bundesgenossen schloß der griechische Kaiser jetzt einen fünfjährigen Waffenstillstand mit V., Genua aber setzte den Kampf fort, überfiel Candia u. begann einen Caperkrieg. Nach Zenos Tode, 1268, wurde Lorenzo Tiepolo zum Dogen gewählt. Unter ihm wurde das Amt des Großkanzlers, welcher Justizminister war, den Rathsversammlungen, aber ohne Stimmrecht beiwohnte u. von dem Großen Rache gewählt wurde, gestiftet. 1269 entstand in V. eine Hungersnoth, u. als es von den Städten der Lombardei kein Getreide erhalten konnte, bezog es nun dasselbe von Griechenland, Tunis u. England. Damals widersetzten sich Bologna u. einige andere Städte der Anmaßung V-s Herr des Adriatischen Meeres zu sein; sie unterlagen aber im zweiten Feldzuge u. mußten die Prätension V-s anerkennen, doch erhielt der Zolltarif einige Ermäßigungen. Auch Ancona sah sich hierzu bewogen. Unter Tiepolo kam durch Ludwig den Heiligen ein Waffenstillstand auf mehre Jahre zwischen Genua u. V. zu Stande. Lorenzo Tiepolo st. 1275. In diese Zeit fällt auch die Ernennung einer Zahl von Rächen, welche den geheimen Rath des Dogen verstärkten u. dessen Macht verminderten. Der Doge unterzeichnete von nun an die Tractate im Namen des Großen Rathes u. der Bürgerschaft von V. Da die Dogen ihren Einfluß benutzt hatten Reichthümer zu häufen u. ihre Kinder an Vornehme des Auslandes zu verheirathen, so gab der Große Rath nun ein Gesetz, welches dem Dogen u. seinen Söhnen verbot Fremde zu heirathen, ebenso sollte keine Tochter eines venetianischen Edlen einem Fürsten des Auslandes sich vermählen, ohne zur Tochter V-s erklärt worden zu sein. Auch durfte kein Venetianer von jetzt an im Auslande ein Amt annehmen. Jacopo Contareno wurde nun 1275 Doge; er endigte den Krieg mit Ancona, stillte einen Aufstand in Istrien, verband Alonissa, Montana u. Cervia mit V. u. legte dann 1279 die Regierung nieder. Ihm folgte Giovanni Dandolo, unter welchem die ersten Goldmünzen in V. geschlagen wurden u. der Papst V., weil es nicht an einem Kreuzzuge Theil nehmen wollte, in den Bann that; nach Aussöhnung mit dem Papst wurde 1289 die Inquisition in V. eingeführt. Auf ihn folgte 1289 Pietro Gradenigo; unter ihm schlug der Patriarch von Aquileja diezur Vertheidigung von Triest bestimmten Truppen, drang verheerend bis Malamocco vor u. führte einen Caperkrieg gegen V.; 20 venetianische Galeeren konnten den Verlust von Tripolis in Syrien an die Ägyptier nicht hindern u. 1291 fiel auch Ptolemais, wo V. viele Leute u. Waarenniederlagen verlor. Der Deutsche Orden verlegte nun seinen Hauptsitz nach V. Gerade damals rüstete sich V. gegen Genua, da der Waffenstillstand mit dieser Republik seinem Ende nahete. Genua hatte die Pisaner geschlagen, war Herr der Insel Skio, hatte eine Niederlassung in Pera u. den griechischen Kaiser zum Bundesgenossen, Besitzungen am Schwarzen Meere u. ausgedehnten Handel. 1293 griff V. durch Morosini die Genuesen in Pera an, steckte es in Brand u. ging dann in das Schwarze Meer, wo es die Colonien der Genueser ebenfalls verwüstete. 1294 schlugen die Genueser eine venetianische Flotte bei Galiboli, landeten auf Candia u. verwüsteten diese Insel. 1298 zog der Genuese Lamba Doria mit 66 Galeeren gegen V. u. schlug den 8. Septbr. die Brüder Dandolo bei der Insel Curzola so, daß von 95 Fahrzeugen nur 12 nach V. zurückkamen. Dennoch wagte Doria nicht V. selbst anzugreifen, sondern ließ nur zwei seiner Galeeren bis Malamocco vorgehen. 1299 wurde Friede mit Genua geschlossen. Während dieses Krieges wurde 1297 die aristokratisch-oligarchische Verfassung eingeführt durch die sogenannte Schließung des Großen Rathes, indem ferner keiner in den Großen Rath gewählt werden sollte, dessen Familie nicht unter den Nobili im Jahre 1172 in das Goldene Buch eingetragen wäre. Dies rief mehre Verschwörungen, z.B. unter Marino Bocconio, gegen den Dogen u. den Großen Rath hervor, u. als durch eine Treulosigkeit V-s gegen Ferrara der Papst 1308 V. mit Bann u. Interdict belegte u. ein päpstliches Heer erschien u. die Venetianer bei Francolino am 28. August zu Land u. See schlug, brach ein allgemeines Mißvergnügen aus; die Querini, die Badoer u. die Tiepoli waren die Häupter der Unzufriedenen u. am 15. Juni 1310 sollte die Verschwörung ausbrechen, wurde aber entdeckt u. die Verschwörer verhaftet; nur Tiepolo entkam. Diese Verschwörung bewog die Regierung zur Errichtung des Raths der Zehn mit diktatorischer Gewalt, welcher über die öffentliche Sicherheit wachen sollte. Er sollte zwar nur zwei Monate bestehen, aber nachdem er sechsmal hinter einander auf dieselbe Zeit u. dann auf fünf Jahre verlängert worden war, wurde er 1335 für permanent erklärt. 1311 starb der Doge Pietro Gradenigo.

Unter Marino Giorgio empörte sich Zara zum sechsten Male, gestützt auf die päpstliche Bulle, welche die Unterthanen V-s von dem Eide der Treue entbunden hatte. Der Nachfolger [416] Giorgio's, Giovanni Soranzo, 1312, beruhigte die Einwohner Zaras durch Unterhandlungen u. schickte Francesco Dandolo an Clemens V., welcher die Aufhebung des Banns bewirkte. 1324 brach ein neuer Aufstand aus Candia aus, welcher erst nach zwei Jahren gestillt wurde. Soranzo starb 1327, Francesco Dandolo folgte 1328. Unter ihm wurde V. mit dem Herzog von Verona, Mastino della Scala, in Streit verwickelt, indem dieser es für schimpflich hielt sein Salz von V. beziehen zu müssen; er wollte daher selbst Salinen anlegen u. sperrte den Po bei Ostiglia. Die Venetianer aber, unterstützt von den anderen Fürsten Oberitaliens, stellten 30,000 Mann gegen den Herzog auf u. nöthigten ihn 1338 zum Frieden, in welchem sie Treviso u. Bassano erwarben. In diesem Kriege hatte ein Fremder, Peter Rossi, das venetianische Heer befehligt, u. dieses geschah von nun an immer, weil man einem Patricier nicht zu viel Einfluß gestatten wollte. Dem General standen übrigens stets zwei Nobili als Oberausseher zur Seite. Dandolo starb 1339; ihm folgte Bartolomeo Gradenigo, unter welchem die Candioten sich nochmals empörten. Unter Andrea Dandolo, seit 1343, vereinigte sich V. auf Betrieb des Papstes Clemens VI. mit den Johanniterrittern auf Rhodos u. dem König von Cypern zu einem Kreuzzuge, u. die vereinigte Flotte eroberte im Oct. 1344 Smyrna, welches aber 1345 wieder aufgegeben werden mußte, wogegen V. einen vortheilhaften Handelstractat mit den Türken schloß. 1346 empörte sich Zara nochmals, aber V. bezwang es wieder, obgleich Ungarn den Zaranern beistand, u. am 29. Aug. 1348 schlug die Flotte V-s unter Ruzini u. Morosini eine genuesische Flotte im Meerbusen von Karystos. 1349 vereinigten sich der König von Aragonien u. Johannes Kantakuzeno, der Nebenbuhler u. Mitregent des Johannes Paläologos, mit V., aber die Verbündeten wurden von den Genuesen unter Paganino Doria in der Schlacht im Bosporus 1352 zum Rückzuge gezwungen. Bald darauf aber wurde Doria bei Cagliari von dem venetianischen Admiral Pisani geschlagen, u. nun unterwarfen sich die Genueser dem Herzog von Mailand, Giovanni Visconti, u. der Dichter Petrarca kam nach V., um den Frieden zu unterhandeln; doch vergebens. Im Januar 1348 zerstörte ein Erdbeben einen Theil V-s, u. diesem folgte im April 1348 die Pest drei Monate lang. Im Sept. 1354 starb Andrea Dandolo (der letzte Doge V-s, welcher in der Marcuskirche beerdigt wurde) u. ihm folgte Marino Falieri. Pisani war am 3. Nov. 1354 von dem Genueser Doria bei Sapienza geschlagen worden, u. dies veranlaßte im Mai 1355 den Abschluß eines für Genua günstigen Friedens. Den Dogen bestimmte die Eifersucht gegen Michael Steno, welcher mit seinem jungen Weibe ein Verhältniß unterhielt, sich mit einigen Plebejern in eine Verschwörung einzulassen; am 15. April 1355 sollte der Große Rath u. die venetianische Aristokratie gestürzt werden, aber die Verschwörung wurde kurz zuvor verrathen u. der Doge am 17. April enthauptet. Giovanni Gradenigo wurde nun Doge. König Ludwig der Große von Ungarn, im Verein mit Österreich, dem Patriarchen von Aquileja u. dem Herrn von Padua, zog in dieser Zeit der Verwirrung gegen V., um dessen Besitzungen auf dem festen Lande an sich zu bringen. Umsonst suchte die Signoria zu unterhandeln; der König hatte Conegliano erobert u. rückte schon vor Treviso, da starb der Doge 1356, u. an seine Stelle wurde Giovanni Delfino gewählt. Er mußte 1358 den Frieden mit Ungarn durch die Abtretung von Dalmatien erkaufen, auch wüthete die Pest wieder in V., u. von dem öffentlichen Unglück gebeugt starb Delfino im Juli 1361. Sein Nachfolger Lorenzo Celso schloß einen Frieden mit Österreich ab u. ließ das nochmals empörte Candia 1364 unterwerfen. Er st. 1365, u. nach dem kurzen Regimente des Marco Cornaro folgte 1367 Andrea Contareno. Unter ihm wurde das aufrührerische Triest zum Gehorsam zurückgebracht, dann eine Verschwörung entdeckt, welche der Beherrscher Paduas, Franz Carrara, angezettelt hatte, u. gegen diesen gerüstet. Im Mai 1372 fiel ein venetianisches Heer unter Giustiniani im Paduanischen ein, doch kam König Ludwig I. von Ungarn den Paduanern zur Hülfe, schlug Giustiniani u. nahm ihn gefangen, später wurden aber die Ungarn besiegt u. zum Rückzuge genöthigt u. Carrara zu einem für Padua ungünstigen Frieden gezwungen. Bald aber gelang es Carrara den Herzog von Österreich zu einem Einfall in das Gebiet V. zu bewegen, jedoch schloß der Herzog bald wieder Frieden, u. nun brachte Carrara einen Bund zwischen Genua, Ancona, Ungarn, Neapel, Verona u. dem Patriarchen von Aquileja zu Stande. V. hatte nur den Herzog Barnabo Visconti von Mailand zum Bundesgenossen. Der Fürst von Padua, der König von Ungarn u. der Patriarch von Aquileja fielen 1378 mit 17,000 Mann in das Festland von V. ein, wurden aber von den Venetianern unter Carlo Zeno zurückgedrängt, u. eben so mißlang der Angriff Carrara's auf Mestre. Auch 1379 konnten die Verbündeten keinen entscheidenden Schlag thun, ebenso belagerte 1380 Carrara Treviso erfolglos, doch eroberte er Castel Franco, Sacile, Conegliano.

Unterdessen war der Seekrieg zwischen Genua u. V. sehr lebhaft geführt worden. Im Mai 1378 waren sich zuerst eine genuesische Flotte von 10 Galeeren unter Ludovico Fiesco u. eine venetianische von 40 Galeeren unter Victor Pisani bei dem Vorgebirge von Antium, unweit der Mündung der Tiber, begegnet. Die Venetianer hatten wegen des Sturms ihre Schiffe nicht gebrauchen können, blos 9 derselben hatten gegen 9 genuesische gefochten u. diese bis auf 3 vernichtet, aber diese 3 waren in das Adriatische Meer gesegelt u. dort bald bis auf 22 verstärkt worden. Fiesco schnitt mit denselben V. die Zufuhr ab u. der Hafen von Zara bot ihm stets einen Zufluchtsort. Die Venetianer griffen die Genueser auf Cypern an, kehrten aber, nachdem sie einige genuesische Schiffe verbrannt hatten, ins Adriatische Meer zurück, wo Pisani 33 Galeeren versammelte. Allein auch hier scheiterten alle seine Versuche die Genuesen zu vertreiben u. Pisani wurde sogar im Mai 1379 bei Pola von ihnen geschlagen u. deshalb zurückberufen u. vom Senat zu fünfjährigem Gefägnniß verurtheilt. Durch diese Unglücksfälle war die Flotte V-s bis auf 6 Galeeren vermindert, welche im Hafen V-S lagen; gegen sie segelte die verstärkte Flotte Genuas unter Pietro Doria heran, eroberte Cattaro u. Sebenico, zerstörte die venetianischen Colonien u. erschien im Juli vor V., kehrte aber, nachdem sie die Lagunen untersucht hatte, an Dalmatiens Küste zurück u. gab so V. Zeit die Seepässe von Malamocco, Chioggia u. S. Nicola zu sperren. Die 6 Galeeren[417] unter Giustiniani sollten den Eingang zum Hafen vertheidigen u. eine aus kleinen Schiffen zusammengesetzte Flotille kreuzte unter Barbarigo in den Lagunen, um die Verbindung der Paduaner mit den Genuesern zu stören. Am 16. Aug. eroberte Pietro Doria mit 46 Galeeren u. 20,000 paduanischen Landsoldaten Chioggia u. hatte so einen Paß sich eröffnet. V. schien verloren, bes. da auch die mit einem Friedensgesuch an den König von Ungarn geschickten venetianischen Abgeordneten mit abschläglicher Antwort zurückkamen. Aber der Senat ermannte sich, rüstete neue Galeeren aus, setzte Pisani in Freiheit u. übertrug ihm die Vertheidigung der Stadt. Ende Septembers waren schon 30 Schiffe kampffertig; Barbarigo erfocht mit seiner Flotille kleine Vortheile u. am 21. Dec. 1379 lief die Flotte V-s aus dem Hafen aus, u. indem sie die Ausgänge von Chioggia u. von Brandolo sperrte, schloß sie die Genueser in den Lagunen ein. Lange blieb die Entscheidung zweifelhaft, als Carlo Zeno von seinem Zuge in die Levante, wo er an der neapolitanischen u. ligurischen Küste mannichfache Vortheile über die Gegner erfochten hatte, bei der Nachricht von der dem Vaterlande drohenden Gefahr zurückkam u. die Verteidigung des Passes von Brandolo übernahm. Am 6. Jan. 1380 erfocht Pisani Vortheile über die Truppen auf Brandolo u. am 22. fiel hier Pietro Doria; sein Nachfolger wurde Napoleon Grimaldi. Alsbald ging Zeno, welcher den Oberbefehl über die venetianischen Landtruppen wieder übernommen hatte, mit 8000 Mann von Palestrina nach Brandolo über u. warf, von Pisani zur See unterstützt, die Genueser, welche auf einem durch die Insel Brandolo gestochenen Kanal zu entkommen suchten, nach Chioggia zurück. Am 15. April gelang es zwar Gasparo Spinola die genuesischen Truppen in Chioggia zu verproviantiren, u. Anfang Mai kam auch die genuesische Flotte, von Matteo Maruffo befehligt, an; dennoch stieg täglich die Noth in Chioggia u. am 24. Juni mußte es sich ergeben. Die neue Flotte der Genueser, bis auf 34 Schiffe verstärkt, eroberte jetzt, da die Entsetzung von Chioggia mißlungen war, Triest, Arbe, Pola u. Capo d'Istria u. erschien am 8. Juli vor V. Pisani ging ihr am 27. mit 47 Schiffen entgegen, starb aber am 13. Aug. Sein Nachfolger Zeno ging nun vor Zara, wohin sich Marusso zurückgezogen hatte; aber da es ihm nicht gelang denselben hervorzulocken u. es ihm an Lebensmitteln fehlte, so kehrte er Ende 1380 nach V. zurück. Zeno belagerte mit einer Flotille vergeblich Murano u. wurde dann mit einer Flotte nach dem Archipelagus geschickt. Die Venetianer sahen wohl ein, daß sie das Trevisanische Gebiet nicht behaupten könnten, u. um es nicht in die Hände Carraras gelangen zu lassen, knüpften sie 1381 mit dem Herzog von Österreich Unterhandlungen an u. wollten ihm Treviso überlassen. Indessen verloren auch die anderen Verbündeten die Lust zum Kriege; der König von Ungarn richtete damals sein Auge auf den Thron von Neapel, Genua war durch die Rüstungen erschöpft, u. da sich Florenz u. der Graf von Savoyen zu Vermittlern aufwarfen, so wurde am 8. Aug. 1381 der Friede von Turin unterzeichnet, in welchem V. auf die Lagunen wieder beschränkt wurde; doch mußte ihm der Fürst von Padua Cavarzere u. Moranzano abtreten. Dieser ganze Kampf heißt der Krieg von Chioggia.

Im Juni 1382 starb Contareno u. ihm folgte Michele Morosini, aber schon nach vier Monaten starb er an der Pest. Während seiner kurzen Regierung hatte der Herzog Leopold von Österreich das Trevisanische Gebiet an den Fürsten von Padua verkauft, dagegen erweckte V. diesem einen neuen Feind in dem Herrn von Verona, Antonio della Scala, welchem es Subsidien bezahlte. In Ungarn starb Ludwig der Große, u. da über die Nachfolge Streit entstand, so mischte sich V. hinein u. suchte eine Zerstückelung des Reiches zu bewirken, was ihm später auch gelang. Morosinis Nachfolger war Antonio Venieri. V. erholte sich bald von den Kriegsleiden, baute Chioggia wieder auf, bemächtigte sich 1386 der Insel Korfu, erwarb von hier aus unter mehren Vorwänden Durazzo, Alasseo, Argos u. Napoli di Romania durch Waffen od. Geld, vereinigte sich 1388 mit dem Herzog Galeazzo Visconti von Mailand gegen Padua u. besetzte hier im Dec. 1388 das Trevisanische Gebiet, nachdem es mit Mailand die Macht der Carraras in Padua gebrochen hatte. 1390 unterstützte es aber, um sich Mailands zu erledigen, den jungen Carrara gegen den Herzog von Mailand u. halfdemselben sich wieder in Besitz von Padua zu setzen. Zum Beistand des von dem Großsultan Bajazet hart bedrängten griechischen Kaisers Michael Paläologos ging eine venetianische Flotte mit einer genuesischen 1396 in das Schwarze Meer; aber der Sieg Bajazets bei Nikopolis entschied den Krieg u. die verbündete Flotte kehrte nach Italien zurück. Nach dem Tode Venieri's im Nov. 1400 folgte Michele Steno. Jetzt gerieth V. mit Frankreich in Zwist. Der französische Gouverneur von Genua, welches damals Frankreich unterworfen war, der Marschall von Boucicaut, segelte nämlich 1403 nach Cypern, um diese Insel zu bezwingen, er kam hierbei auch nach Beirut an der Küste von Syrien u. zerstörte diese Stadt, in welcher die Venetianer große Niederlagen hatten. Carlo Zeno aber war den Genuesern gefolgt u. schlug sie am 7. Oct. bei der Insel Sapienza. Hierauf kam der Friede mit Frankreich zu Stande. 1402 war Galeazzo Visconti, Herzog von Mailand, gestorben; seine Wittwe bat 1404 V. für ihre zwei unmündigen Söhne gegen ihre Vettern um Beistand u. versprach hierfür Vicenza, Feltre u. Belluno; diese Städte wurden nun von V. besetzt, aber gleich darauf erklärte der Fürst von Padua seine Alliirten V. den Krieg, weil Padua auf diese Städte Ansprüche hatte. Die venetianische Landmacht bestand aus 30,000 M., sie wurde von Malatesta befehligt u. machte solche Fortschritte, daß schon im Febr. 1405 der Markgraf von Este, Carraras Verbündeter, Frieden schließen mußte, in welchem er das Polesin von Rovigo an V. abtrat. Carrara setzte zwar den Krieg fort, aber im Juni 1405 fiel Verona u. im Nov. Padua, u. Carrara mit zwei seiner Söhne wurde gefangen. Padua wurde nun mit V. vereinigt u. die Carraras im Jan. 1406 hingerichtet. Bald darauf gewährte der König Johann I. von Portugal dafür, daß sein Sohn zu einer Wallfahrt nach dem Heiligen Grabe auf venetianischen Schiffen nach Beirut gebracht wurde, V. aus 100 Jahre Handelsfreiheit in seinen Häfen. Dagegen begannen mehre Aufstände in Albanien, u. die Republik behielt auf der Küste dieses Landes blos Scutari, Dulcigno u. die Salinen, erhielt aber 1407 u. 1408 Lepanto u. Patras abgetreten. Als zu dieser Zeit der König Ladislaw von Neapel mit dem König Sigismund von Ungarn wegen der [418] Krone Ungarns in Krieg verwickelt war, verkaufte der Erstere Zara für 100,000 Florenen an V.; dieser Platz wurde stark befestigt u. auch einige Inseln an der dalmatischen Küste von den Venetianern in Besitz genommen; auch Parma u. Reggio fielen 1409 in die Hände V-s, wurden aber für Guastalla, Casal-Maggiore u. Brescello an den Markgrafen von Ferrara abgetreten. Die Besetzung Zara's verwickelte aber V. 1411 in Krieg mit Ungarn, doch kam im April 1413 ein Waffenstillstand auf fünf Jahre zu Stande. 1414 starb Michele Steno u. wurde durch Tommaso Mocenigo ersetzt. Mit den Türken kam es 1416 zu einem kurzen Kriege, da diese die Niederlagen der Venetianer in Damask zerstört, die Insel Negroponte verwüstet u. mehre venetianische Schiffe gekapert hatten. Peter Loredano ging mit 15 Galeeren in den Bosporus, schlug am 29. Mai 1416 die türkische Flotte bei Galiboli u. erzwang so einen Frieden auf den Status quo. Der Fürst von Morea, von den Türken bedrängt, bat um V-s Schutz u. trat dafür mehre Schlösser in Morea u. Korinth an V. ab. Es kam nun zum Krieg mit dem König Sigismund von Ungarn, welcher die Wiederherstellung der Fürstenthümer Padua. Vicenza u. Verona, auch die Lehnsnahme von Zara forderte. V. ließ 1421 seine Truppen unter Philipp von Arzi rasch auf das Gebiet des Patriarchen von Aquileja vordringen, um den Krieg wo möglich nach Friaul zu spielen. Die Truppen des Patriarchen, durch die des Grafen von Görz u. 8000 Ungarn verstärkt, wurden geschlagen u.der Patriarch zur Abtretung seines Gebiets genöthigt; der Graf von Görz mußte V. Lehnspflicht leisten, Sigismund selbst wurde durch die Hussitischen Händel in Böhmen von einer Betheiligung am Kriege abgehalten. In Dalmatien waren dagegen die Ungarn Anfangs glücklicher, denn sie eroberten Scutari u. gewannen eine Schlacht; aber bald eroberten die Venetianer, unter Peter Loredano, Almissa, Brazza, Lesina, Curzola, Trau, Spalatro u. Cattaro u. besaßen nun alles Küstenland von der Mündung des Po bis nach Korfu, 2000 QM. V. selbst zählte damals 190,000 Ew., es war der Stapelplatz des Welthandels u. auf dem Gipfel seines Glückes.

Das weitere Umsichgreifen der Macht des Herzogs Maria Visconti von Mailand in Italien nöthigte V. jetzt seine Augen dahin zu wenden. Das von Maria Visconti bedrängte Florenz bat V. um Hülfe, u. wenn auch der Doge Francesco Foscari, seit 1423 Tommaso Mocenigos Nachfolger, den Florentinern gern Beistand geleistet hätte, so banden V. doch Tractate an Maria Visconti u. auch die Pest in V. hinderte einen Krieg; Lazarethanstalten wurden damals errichtet, um dem Einschleppen der Seuche vorzubeugen. Mit dem türkischen Großsultan Murad kam V. 1424 über Salonichi, welche Stadt der griechische Kaiser dem Freistaate abgetreten hatte, in Händel, welche fünf Jahre dauerten u. endlich mit Erstürmung der Stadt durch die Türken 1429 endeten. Der mailändische Feldherr Carmagnoli war damals nach V. geflüchtet u. dieser brachte es im Verein mit dem Dogen dahin, daß V. zu Ende Nov. 1425 ein Bündniß mit Florenz gegen Mailand u. Genua schloß, Aragonien, Savoyen, Ferrara u. Mantua traten dieser Ligue bei u. Carmagnoli wurde Oberbefehlshaber. Der Krieg begann im März 1426; die Venetianer eroberten im Nov. Brescia u. eine venetianische Flotte ging die Adda hinauf u. erschien endlich an der Mündung des Tessino, um Pavia anzugreifen. Papst Martin V. war allein auf Mailands Seite u. dieser vermittelte im Dec. 1426 den Frieden, in welchem Mailand den Venetianern Brescia mit Umgegend abtrat. Aber die Mailänder begannen alsbald den Krieg wieder, fielen im Frühjahr 1427 im Mantuesischen ein u. eine mailändische, in Pavia ausgerüstete Flotte von 27 Galeeren eroberte Toricello u. mit der Landarmee Casal-Maggiore. Indessen diese Vortheile gingen ihnen schnell wieder verloren; der venetianische Admiral Bembo eroberte Casal-Maggiore zurück u. die Landarmee unter Carmagnoli rückte gegen Cremona vor u. schlug den mailändischen General Malatesta bei Macale. Im April 1428 kam nun in Ferrara ein Friede zu Stande, in welchem V. noch die Provinz Bergamo u. einen Theil des Cremonesischen abgetreten bekam. Indessen führte die Erwerbung von neun schönen Provinzen auf dem Festlande Italiens dahin, daß V. von nun an mehr Aufmerksamkeit auf seine Landmacht, als auf seine Flotte wandte, u. dadurch verlor es sein Übergewicht zur See, ohne doch eine bedeutende Landmacht zu werden. Der Sultan von Ägypten hatte um diese Zeit Cypern überfallen, den König dieser Insel geschlagen u. gefangen genommen u. die venetianischen Niederlagen zerstört, was mancherlei Handelsunterbrechungen veranlatzte. Außerdem verwirrten sich die Verhältnisse im nördlichen Italien immer mehr; es brach ein Krieg zwischen Lucca u. Florenz aus, in welchen sich auch Mailand mischte, u. bald rief Florenz von Neuem V-s Hülfe an. V. war dazu um so mehr bereit, da der Herzog von Mailand in einige brescianische Städte Truppen zu werfen beabsichtigte. 1431 wurde die Ligue von 1425 gegen Mailand erneuert (nur Savoyen betheiligte sich jetzt nicht). Der ausbrechende Krieg, endete unglücklich für V., denn Carmagnoli konnte Cremona nicht erobern u. die venetianische Flotte unterlag am 23. Mai 1431 der mailändischen. Der Admiral Trevisani wurde auf ewig aus V. verbannt u. Carmagnoli, welcher dem Feinde keinen Vortheil abgewinnen konnte, vom Senat zum Tode verurtheilt, dieser Beschluß aber 8 Monate geheim gehalten u. ihm die Anführung der Armee während dieser Zeit sogar gelassen. Ein anderer Admiral, Peter Loredano, schlug indessen am 27. Aug. eine genuesische Flotte im Golfe bei Rapallo (bei Porto fino). Der Winter verging unter Friedensversuchen u. am 28. April 1432 wurde Carmagnoli nach V. berufen u. am 5. Mai hingerichtet. Der Fürst von Mantua, Franz Gonzaga, wurde nun Führer der Landtruppen, machte aber keine Fortschritte, u. am 8. April 1433 kam es zum Frieden, in welchem Mailand einen District am linken Ufer der Adda an V. abtrat. 1437 erklärte sich V. gegen das wider den Papst empörte Bologna u. überzog den Herzog von Mailand wiederum mit Krieg. Franz Gonzaga befehligte das Heer der Venetianer u. Franz Sforza das der Florentiner, dagegen Piccinino das der Mailänder gegen beide. Letzter siegte u. zwang V. Bergamo zu räumen. Da die Florentiner ihnen nicht zu Hülfe kamen, so entstand eine Kälte unter den Verbündeten, welche der Herzog von Mailand benutzte Florenz u. den Fürsten von Mantua zu einem Separatfrieden zu bewegen. V. kam durch diesen Abfall in große Verlegenheit, u. 1438 vermochte der Oberbefehlshaber seiner Landarmee, [419] Nanni Gattamelata, nur durch List sein Heer zu retten, während die venetianische Flotte von der mailändischen eine Niederlage erlitt u. Vicenza u. Verona verloren gingen. Aber dieses Glück der Mailänder bewog die Florentiner, den Papst u. die Genueser im Febr. 1439 mit V. einen Bund gegen Mailand zu schließen. Franz Sforza befehligte die Bundesarmee, u. es begann zwischen Sforza u. Piccinino ein Kampf mit abwechselndem Glück, welchen 1441 ein Friede endete, durch welchen V. seine Besitzungen um Lonato, Valeggio u. Peschiera vermehrt sah. Auch Ravenna schloß sich an V. an. Während aber V. diese Vortheile zu Lande errang, vertrieben die Ägyptier die venetianischen Kaufleute aus allen Städten Syriens u. nahmen deren Vorräthe weg, u. 10 Galeeren, welche V. zu einer gegen die Türken bestimmten italienischen u. ungarischen Flotte stoßen ließ, richteten nichts aus. Da V. 1445 in einem neuen zwischen Mailand u. Franz Sforza, dem Besitzer der Romagna, ausgebrochenen Kriege Letzterem beistand, wurde es von dem Papste mit dem Banne belegt. Cremona wurde nun wieder der Schauplatz des Kampfes, aber die Mailänder hatten Unglück, u. da die von Neapel u. Frankreich erbetene Hülfe verzögert wurde, bewog der Herzog von Mailand seinen Schwiegersohn Sforza, unter Vermittelung des Papstes Nikolaus V., von der Allianz mit V. abzufallen u. sich mit ihm zu verbinden. 1447 starb der Herzog Philipp Maria von Mailand. In dem Successionsstreite in Mailand (s.d. S. 734), an welchem sich V. auch betheiligte, blieb Sforza endlich Sieger u. zwang V. im Oct. 1448 ihn anzuerkennen u. ihm sogar Subsidien u. Hülfstruppen zur Eroberung Mailands zu geben, welches sich inzwischen als freie Stadt erklärt hatte. Der König von Neapel, der andere Prätendent der Herzogswürde von Mailand, erklärte deshalb an V. den Krieg, aber Ludovico erschien mit 45 Galeeren vor Messina u. zwang den König zum Frieden. Während nun Sforza mit Hülfe der Venetianer Mailand bekriegte, belagerte eine venetianische Armee Crema, welches sich am 15. Sept. 1449 ergab, u. nun warf V. die Maske ab u. erklärte Sforza, daß es sich mit Parma, Piacenza, Pavia etc. begnügen, die Stadt Mailand aber mit dem Lande zwischen den Alpen, dem Po, dem Tessino u. der Adda ein Freistaat bleiben müsse. Sforza verwarf diese Bedingungen u. schloß noch im Dec. 1449 Mailand ein, hielt ein venetianisches Heer, welches zum Entsatz herbeirückte, auf u. wurde endlich im März 1450 von den Mailändern als Herzog anerkannt. Die Venetianer zogen sich zurück, bildeten dann eine neue Ligue, welcher Bologna, Savoyen, Neapel u. Perugia beitraten, u. begannen 1452 einen neuen Krieg, welcher aber ohne Erfolg war u. 1454 durch den Frieden von Lodi geendigt wurde, in welchem Sforza als Herzog von Mailand anerkannt wurde. Kurz darauf gründete Sforza die allgemeine Ligue von Italien, welche einen allgemeinen Frieden u. Verhinderung fremder Einmischung in italienische Angelegenheiten zur Folge hatte. V. trat dieser Ligue sogleich bei u. schloß zu derselben Zeit einen Handelstractat mit dem Sultan Muhammed II., welcher 1453 Constantinopel erobert hatte, wodurch es sich den Handel mit der Levante sicherte. Kurz darauf wurde auch mit dem Patriarchen von Aquileja ein Vergleich abgeschlossen, welcher V. als Souverän von Friaul anerkannte u. dem Patriarchen nur die Städte Aquileja, S. Daniel u. S. Vito ließ; der Patriarchenstuhl von Grado aber wurde nach V. verlegt. 1454 wurde das Institut der Staatsinquisition (s. oben S. 411) geschaffen.

Der Doge Franc. Foscari war durch häusliches Unglück u. hohes Alter so geschwächt, daß man im Rath der Zehn 1457 seine Absetzung beschloß, worauf Pascal Maliviero Doge wurde. Unter dem neuen Dogen schloß V.mit dem Sultan von Ägypten einen Vertrag ab, welcher den venetianischen Kaufleuten freien Handel in dessen Staaten gewährte. Der Doge starb im Mai 1462, u. ihm folgte Cristoforo Moro. Die Türken dehnten jetzt ihre Herrschaft auf Morea immer weiter aus; 1463 wurden die Venetianer in einem, wegen eines zum Christenthum übergetretenen türkischen Sklaven entstandenen Krieg aus Argos vertrieben. Die Venetianer eroberten Argos wieder, belagerten Korinth, befestigten den Isthmus u. bauten eine 6 Meilen lange, 12 Fuß hohe Mauer mit 36 Thürmen, welche sie aber nicht vertheidigten, als der Sultan mit einem Heere herbeikam; bei Napoli die Romania schlugen sie dasselbe u. setzten, mit dem Könige von Persien u. dem Fürsten von Karamanien gegen Muhammed II. verbunden u. von dem Papst durch 300,000 Ducaten unterstützt, den Krieg fort, 1466 wurde Athen erobert, aber wieder verloren. Im Frühjah 1470 erschienen 108 türkische Galeeren im Archiperlagus u. eroberten Negroponte, worauf die venetianische Flotte nach Candia entfloh. Der Admiral Nicol Canale wurde deshalb von Pietro Mocenigo abgelöst, aber auch dieser, obgleich durch 38 päpstliche, neapolitanische u. Iohannitergaleeren verstärkt, konnte die Fortschritte der Türken auf Morea nicht hindern u. begnügte sich die Inseln des Archipelagus zu verwüsten u. Smyrna zu zerstören. 1471 starb der Doge, u. an seine Stelle wurde Nicolo Trono gewählt, welchem 1473 Nicolo Marcello, 1474 Pietro Mocenigo u. in demselben Jahre Andrea Vendramino folgte. Unter den beiden Letzten ging der Krieg mit den Türken in Albanien fort, bes. zeichnete sich Antonio Loredano 1474 durch die Vertheidigung von Scutari u.1476 bei Napoli di Romania gegen die Türken aus. Ein Einfall des Paschas von Bosnien 1477 wurde ebenfalls zurückgeschlagen; allein seine Armee ließ die Pest zurück, an welcher auch der Doge 1478 starb. Sein Nachfolger, Giovanni Mocenigo, schloß im Jan. 1479 Frieden mit den Türken, in welchem V. Negroponte, Kroja, Scutari u. Tänarum abtrat u. einen jährlichen Tribut von 10,000 Ducaten versprach, welchen aber der Sultan Bajazet 1482 wieder erließ. Durch Verzichtleistung der Katharina Cornaro, einer edlen Venenetianerin u. Gemahlin des Königs Jakob von Cypern, kam diese Insel 1489 an V. u. blieb bis 1571 in dessen Besitz (s. Cypern S. 614). 1480 bemächtigte sich V. auch der kleinen Insel Veggia u. 1483 der Insel Zante, 1478 u. 1479 mischten sich der König von Neapel u. der Papst Sixtus IV. in die inneren Handel von Florenz, wo die Medici damals herrschten, u. wollten Florenz unterdrücken; V., Mailand u. Ferrara traten als Verbündete des Herzogs von Florenz auf. Der Krieg endete mit einem Bunde zwischen den feindlichen Staaten, von welchem allein V. ausgeschlossen wurde. V. bemühte sich nun das Bündniß aufzulösen u. es gelang ihm in so fern, als es den Papst Sixtus IV. in sein Interesse zog, welcher mit der Republik im April 1480 ein Bündniß auf 25[420] Jahre schloß u. den Sultan zu bewegen suchte Neapel mit Krieg zu überziehen. Dagegen hetzte der König von Neapel den Herzog von Ferrara gegen V. auf u. ließ, da der Papst auf V-s Seite war, ein Heer gegen Rom marschiren, welches aber von den Venetianern im Mai 1482 bei Velletri geschlagen wurde. Aber nun brach der Papst mit V., that die Republik in den Bann u. überredete den Herzog von Ferrara in Bergamo einzufallen. Man fing aber an zu unterhandeln, u. im August 1484. kam ein Friede zu Stande. 1485 starb Mocenigo, u. ihm folgten Marco Barbarigo u. 1486 dessen Bruder Agostino Barbarigo. Unter ihm wurde 1492 (1494) in V. die neue Civil-Quarantia gebildet, s. oben S. 411. Gegen Ende des 15. Jahrh. war V. auf dem Gipfel seiner Macht; es besaß außer dem Ufer der Lagunen die Provinzen Bergamo, Brescia, Crema, Verona, Vicenza, Padua, die Mark Treviso, Feltre, Ravenna u. das Polesin von Rovigo, Friaul, einen Theil von Dalmatien, die dalmatischen Inseln, die Küste von Albanien, die Inseln Zante, Korfu, Candia u. Cypern, ferner Lepanto, Patras, Koron, Modon u. Napoli di Romania. Der Staat war hoch geehrt weit hin im Ausland, sein Senat von dem größten Ansehen, sein Volk durch Kunst u. Wissenschaft das gebildetste der damaligen Welt, sein Handel der ausgebreiteste u. das Staatseinkommen betrug 1,200,000 Ducati. Aber neben dieser Blüthe hatte sich auch ein die Lebenskraft zerstörendes Sittenverderben im Volke entwickelt u. der Welthandel erhielt jetzt durch die Entdeckung eines neuen Weges nach Ostindien um das Cap der guten Hoffnung u. durch die Entdeckung Amerikas, welches Spanier u. Portugiesen u. bes. später Holländer u. Engländer ausbeuteten, eine ganz neue Richtung; von da an sank der Handel V-s u. zugleich seine Macht.

König Karl VIII. von Frankreich war von dem Papst Alexander VI. u. dem Herzoge Ludovico Sforza von Mailand bewogen worden die Ansprüche des Hauses Anjou in seiner Person auf Neapel geltend zu machen. Beide beriefen ihn, weil sie V. u. Neapel nicht trauten, ob sie gleich im April 1394 mit Neapel ein Bündniß geschlossen hatten. Aber noch bevor die Franzosen in Italien ankamen, trat Papst Alexander VI. auf die Seite Ferdinands von Neapel. V., an welches sich Karl VIII. wendete, lehnte alle Einmischung ab, schloß aber, nachdem die Franzosen in Neapel eingerückt waren, am 31. März 1495 mit dem Kaiser Maximilian I., dem Könige von Spanien, dem Papste u. dem Herzoge von Mailand ein Bündniß, dessen ostensibler Zweck gegenseitige Garantie u. Schutz gegen die Türken, der eigentliche aber die Vernichtung des französischen Heeres in Neapel war. Karl VIII. ließ auf diese Nachricht ein kleines Corps in Neapel zurück u. zog sich eiligst gegen die Alpen zurück, schlug sich am 6. Juli 1495 bei Foronovo mit 8000 Mann durch 30,000 Venetianer unter Franc. Gonzaga u. erreichte glücklich Frankreich; König Ferdinand zog aber wieder in Neapel ein. Die Venetianer besetzten die Küsten dieses Landes u. erhielten für 3000 Mann Cavallerie, welche sie dem König von Neapel überließen, u. für die aufgewandten Kosten die Städte Otranto u. Brindisi als Sicherstellung. Indessen rüstete Karl VIII. zu einem neuen Zug u. V. wollte dem Kaiser Subsidiengelder zahlen; aber sein Tod befreite Italien von diesem Feinde. 1499 unternahm Bajazet II. einen vergeblichen Angriff auf Korfu, wendete sich dann gegen die venetianischen Besitzungen auf Morea, während andere Heere Dalmatien u. Friaul angriffen. 300 Schiffe unterstützten den Angriff, welchem V. nur eine weit schwächere Flotte unter Antonio Grimani entgegensetzen konnte. Da die Türken Lepanto eroberten, so wurde Grimani abgesetzt u. an seine Stelle kam Melchior Trevisani; doch konnte auch dieser den Verlust von Modon, Koron u. Zonchio nicht verhindern; ihn ersetzte Benedetto Pesaro, welcher die Türken in den Dardanellen u. im Meerbusen von Patras schlug u. ihnen 31 Galeeren abnahm. Drei Galeeren von Rhodos u. ein spanisches Geschwader unter Gonsalvo von Cordova stießen nun zur venetianischen Flotte u. auch König Ludwig XII. von Frankreich schickte ihnen 22 Schiffe zu Hülfe; aber das Kriegsglück der Türken bewog die Venetianer 1501 Frieden zu schließen; die Türken behielten ihre Eroberungen u. traten nur die Insel Cephalonien an V. ab. Das Haus Visconti war aus Mailand vertrieben u. die Hälfte des mailändischen Landes mit V. vereinigt worden; jetzt suchten sie die andere Hälfte noch von Ludovico Sforza an sich zu bringen, welcher die Franzosen nach Italien gerufen hatte. Ludwig XII. verfolgte seines Vorgängers Absichten auf Neapel u. wollte auch Mailand erobern; er schloß deshalb mit dem Papste Alexander VI. u. mit dessen Sohne, Cesare Borgia, ein Bündniß, wonach er Letzterem zu einer Souverainetät zu verhelfen versprach; auch V. schloß sich diesem Bündniß an u. 15. April 1499 mit Frankreich die Allianz zu Blois. 1499 rückte die französische Armee ins Mailändische ein, während ein venetianisches Heer die Ostgrenze des Herzogthums angriff. Ludwig Sforza entfloh, Mailand u. Cremona öffneten die Thore; bald aber kehrte Sforza zurück u. zwang die Franzosen Mailand zu verlassen. Die Venetianer aber blieben im Besitz des Theils von Mailand, welchen sie besetzt hatten, u. verweigerten dem Herzog den Frieden, worauf derselbe von den Franzosen gefangen u. nach Frankreich abgeführt u. Mailand im April 1500 von Neuem durch die Franzosen in Besitz genommen wurde. 1501 starb der bisherige Doge u. an seine Stelle trat Leonardo Loredano. Die Franzosen, nun Herren von Mailand, dachten jetzt daran auch Neapel zu erobern u. den Cardinal d'Amboise zum Papst zu erheben; da aber Beides fehl schlug u. Ludwig XII. glaubte, daß V. bei der Papstwahl gegen Amboise machinirt habe, so beschloß er, im Verein mit dem Kaiser, V. seine italienischen Besitzungen zu entreißen. Im Sept. 1504 wurde deshalb mit dem neuen Papste Julius II. u. Maximilian I. ein Bündniß geschlossen. Aber V. unterhandelte sogleich mit dem Papste u. gab demselben einige Plätze in der Romagna zurück, wofür er V. das Gebiet von Faenza u. Rimini überließ; der Kaiser allein griff nicht an, u. den König von Frankreich rief ein Aufstand in Genua dahin. Indessen wollte Maximilian I. sich in Rom krönen lassen u. verlangte freien Durchzug von V. Als V. diesen verweigerte, wollte Maximilian I. den Durchmarsch erzwingen. Im Februar 1508 kam er auf den Höhen von Vicenza an, wahrend ein anderes Corps in Friaul einfiel; aber die Schweizer verließen ihn, das Corps in Friaul wurde von den Venetianern eingeschlossen u. meist gefangen, u. der Kaiser selbst ging nach Innsbruck,[421] zurück. V. verfolgte nun den Sieg, eroberte Triest u. nöthigte den Kaiser im April 1508 einen Waffenstillstand auf drei Jahre einzugehen. Papst Julius II. wurde zu dieser Zeit höchlich auf V. erzürnt, da es einem Neffen von ihm das Bisthum Vicenza verweigerte, u. brachte es dahin, daß am 10. Dec. 1508 die Ligue zu Cambray zwischen dem Papste, dem Kaiser u. den Königen von Frankreich u. Aragonien zur Vernichtung V-s geschlossen wurde, auch belegte der Papst B. mit dem Bann. Aber V. hatte ein Heer von 45,000 Mann aufgebracht, welches der Graf Petigliano u. unter ihm Alviano befehligte, u. zahlreiche Schiffe beschützten seine Küsten. Im April 1509 ging das französische Heer in sechs Colonnen über die Grenze u. das Hauptcorps setzte über die Adda u. eroberte Trevi, das aber die Venetianer wieder nahmen; am 14. Mai 1509 siegten die Franzosen bei Agnadello über die Venetianer u. trieben dieselben bis in die Lagunen; Crema ging über, Triest verjagte die venetianische Besatzung u. ein deutsches Heer drang bis Cadore u. Trento vor; nur Treviso, Murano u. Osopo waren auf dem Festlande noch in venetianischen Händen. Aber die eroberten Städte waren von den Kaiserlichen schwach besetzt, u. so nahm am 17. Juli 1509 der Proveditore Andrea Gritti Padua wieder, u. als Ludwig XII. vom Kaiser sich beleidigt glaubte, ging er in seine Staaten zurück, dankte einen Theil des Heeres ab u. ließ blos 4000 Mann Reiterei in den eroberten Ländern. Dies Alles benutzten die Venetianer; ihre Geschwader erschienen an den Küsten Friauls u. Istriens, sie eroberten Fiume, bestürmten zweimal Triest, überfielen Legnago u. machten die Districte von Feltre, Belluno u. Cadore den deutschen Truppen streitig. Schon ließ der Papst, an welchen sich jetzt die Regierung V-s wieder wendete, gelindere Gesinnungen blicken, als Maximilian I. mit 32,000 Mann heranzog u. am 15. Sept. 1509 vor Padua erschien, aber am 1. Oct. die Belagerung aufheben mußte. Viele Städte wurden nun von B. zugleich erobert; doch blieb Verona noch in den Händen der Kaiserlichen. Jetzt schickte B. eine Flotte in den Po, um Ferrara zu erobern; aber am 21. Dec. 1509 wurde diese von Landbatterien zerstört. Als nun der Kaiser Verona, die einzige Stadt, welche er noch besetzt hielt, gegen 50,000 Ducaten an Frankreich abtrat, so beunruhigte dieser Handel den Papst so, daß er mit B. Frieden schloß u. das Interesse V-s ergriff. Er erlaubte, ob er sich gleich von der Ligue noch nicht offen losgesagt hatte, seinen Soldaten u. Offizieren bei den Venetianern Dienste zu nehmen, u. ein päpstlicher General, Paul Baglione, übernahm, da Pitigliano gestorben war, den Oberbefehl über die venetianische Armee. 1510 zwangen ein deutsches u. ein von Chaumont d'Amboise befehligtes französisches Heer die Venetianer sich von Vicenza nach Padua zurückzuziehen, worauf die Franzosen auch Legnano eroberten; zugleich war auch der Herzog von Ferrara im Venetianischen eingefallen, um das Polesin von Rovigo zu nehmen. Aber dem Kaiser fehlte es an Geld, auch entstand Uneinigkeit unter den Verbündeten. Der Papst zog zu Gunsten V-s die Schweizer von dem französischen Bündnisse ab u. fing mit dem Herzoge von Ferrara u. dem König Ludwig XII. Streit an, in dessen Folge seine Truppen in Ferrara einzogen. Den, König von Aragonien bewog er ebenfalls sich von der Ligue zu trennen, indem er ihn mit Neapel belehnte. So nahmen im Sommer 1510 die Angelegenheiten V-s eine günstigere Wendung; 6000 Schweizer bedrohten die Nordgrenze Mailands u. eine venetianische Flotte erschien vor Genua. Aber die Franzosen thaten nach allen Seiten hin Widerstand u. der Krieg wurde 1510 u. 1511 mit abwechselndem Glück geführt. Am 5. Oct. 1511 stiftete der Papst die zweite Heilige Ligue (s.d. 2) gegen Frankreich, welcher auch der König Heinrich VIII. von England beitrat. 1512 griffen die Schweizer, Päpstlichen, Neapolitaner u. Venetianer die Franzosen unter Gaston de Foix an, welcher ganz allein stand, indem der Kaiser einen zehnmonatlichen Waffenstillstand mit V. geschlossen hatte. Rasch drang aber Gaston de Foix in die Romagna vor u. schlug Cardona am 11. April 1512 die Verbündeten bei Ravenna. Jetzt boten die Franzosen, denen Rom offen stand, dem Papste den Frieden an, aber Julius II. zog die Unterhandlung in die Länge u. Gastons de Foix Nachfolger, la Palisse, sah sich durch einen Einfall der Schweizer ins Mailändische zum Rückzüge genöthigt. Am 28. Juni 1512 war der Rest der französischen Armee bis an die Alpen zurück; blos einige Forts in Italien waren noch von ihnen besetzt. Aber nun machte der Papst auf so viele Theile des Venetianischen Staates Anspruch, daß V. wohl erkannte, daß der Papst u. seine Verbündeten es nicht redlich meinten. Es ließ sich daher wieder mit Ludwig XII. in Unterhandlungen ein u. schloß am 14. März 1513 die Offensiv- u. Defensivallianz zu Blois mit Frankreich. Kurz zuvor war Papst Julius II. gestorben; sein Nachfolger Leo X. verfolgte dieselben Zwecke, wie sein Vorgänger. Anfangs 1513 waren die Venetianer, von Alviano, u. die mit ihnen verbündeten Franzosen, von La Tremouille befehligt, überall siegreich; aber am 13. Febr. wurden die Venetianer von Cardona bei Ceratia, am 6. Juli die Franzosen von den Schweizern bei Novara geschlagen u. über die Alpen geworfen, weshalb die Venetianer sich an die Etsch zogen. Die Spanier eroberten nun Cremona, Bergamo u. Brescia, u. die venetianische Armee mußte sich in Treviso u. Padua einschließen. Die Verbündeten belagerten hierauf Padua u. schlugen Alviano am 7. Oct. 1515 bei la Motta u. warfen ihn nach Treviso zurück. Bald aber eroberte Alviano Bergamo, Este u. Camisano wieder u. vertrieb die Spanier aus dem Polesin von Rovigo. 1515 schlössen der Kaiser, der Papst, Spanien u. die Schweiz ein Bündniß zur Vertheidigung Mailands, gegen welches die Franzosen wieder vordrangen, u. 12,000 Spanier unter Cardona rückten in das Venetianische Gebiet ein u. eroberten Vicenza. Der Sieg der Franzosen bei Marignano (15. Septbr. 1515) nöthigte aber die Schweizer u. Spanier zum Rückzuge, u. so sah sich B. wieder von allen Feinden befreit. Die verlorenen Städte wurden mit französischer Hülfe wieder erobert u. nur Brescia that entschlossenen Widerstand. Im März 1516 erschien der Kaiser Maximilian mit 30,000 Mann in Italien u. nöthigte die venetianisch-französische Armee sich nach Peschiera zurückzuziehen. Da er aber zu viel Zeit mit Eroberung kleiner Städte verlor u. so die Franzosen Zeit gewannen Mailand in Vertheidigungszustand zu setzen, zog er sich nach Verona zurück, worauf sich Brescia am 24. Mai 1516 den Venetianern ergab. Im Spätsommer belagerte Andrea [422] Gritti mit dem venetianischen Obergeneral Trivulzio Verona, aber auch diesmal vergebens. Indessen hatte Franz I., seit 1515 König von Frankreich, mit dem König Karl von Spanien am 13. Aug. 1516 den Frieden zu Noyon abgeschlossen, in welchem auch die Verhältnisse Italiens geordnet wurden. V. erhielt Verona zurück, verlor aber Cremona, die Ufer der Adda u. die Romagna, auch blieben Roveredo, Riva u. Gradisca noch in den Händen des Kaisers. 1521 starb der Doge Loredano u. ihm folgte Antonio Grimani. Jetzt schloß der Papst mit dem neuen Kaiser Karl V. ein Bündniß gegen die Franzosen, um diese aus Italien zu vertreiben. V. blieb Frankreich treu u. schickte ihm Hülfstruppen; aber bei der Vertheidigung von Mailand wurde Trivulzio gefangen u. die Venetianer unter Gritti zogen sich nach Como zurück. 1522 drangen zwar die Franzosen unter Lautrec wieder vor u. belagerten im Verein mit V. Pavia, aber die Schweizer verließen das französische Heer, u. die verbündete Armee mußte sich ins Venetianische zurückziehen. Lodi, Pizzighetone u. Cremona ergaben sich den Kaiserlichen, u. da die Venetianer sahen, daß ihnen ihr Bündniß mit Frankreich wenig Vortheil brachte, so verbanden sie sich am 25. Juni 1523 mit dem Kaiser gegen Frankreich. Am 7. Juli 1523 st. der Doge Grimani u. ihm folgte Andrea Gritti. Die Feldzüge von 1523 u. 1524 waren glücklich für die Franzosen, deshalb trennten sich die Venetianer wieder von Karl V. u. schlössen das Bündniß mit Franz I. wieder erst kurz vor dessen Niederlage am 24. Febr. 1525 bei Pavia. Nun verbündete sich V. mit dem Papst Clemens VII. u. Florenz, um ihre Unabhängigkeit gegen den Kaiser zu vertheidigen. Karl V. würde diese leicht besiegt baden, wenn nicht Heinrich VIII. von England ihm Besorgnisse erregt u. der freigelassene König von Frankreich im März 1526 mit Franz Sforza ein Bündniß in Cognac abgeschlossen hätte, wonach er diesem das Herzogthum Mailand abtrat. Der Krieg zwischen den Verbündeten u. Karl V. wurde im Ganzen schläfrig geführt. Der Herzog von Bourbon, welcher die Kaiserlichen commandirte, eroberte zwar im Mai 1527 Rom, dagegen nahmen die Franzosen unter Lautrec im August dieses Jahres Genua, Alessandria u. Pavia, worauf die Herzöge von Mantua u. Ferrara dem Bunde gegen den Kaiser beitraten. Im Januar 1528 zog Lautrec gegen Neapel, aber der Abfall von Andrea Doria u. die Pest nöthigten ihn im August 1529 zu Aversa zur Capitulation, worauf er nach Frankreich zurückkehrte. 1529 handelten die Franzosen u. Venetianer jede für sich u. deshalb erfolglos, auch kam Karl V. mit 40,000 Mann nach Italien u. schloß am 20. Juni d.i. mit Clemens VII. Frieden. Zugleich unterhandelte er zu Cambrai mit Franz I. einen Frieden, ohne V. mit zu den Verhandlungen zu ziehen, welchem man blos eröffnete, daß es dem Tractat beitreten könne, wenn es die Plätze zurückgeben würde, deren es sich in diesem Kriege bemächtigt hätte. Der Senat V-s wies dies von sich, u. Karl V., von den Türken bedroht, machte V. nun selbst Friedensanerbietungen; in dem Frieden zu Bologna am 1. Jan. 1530 blieb V., gegen Bezahlung von 300,000 Duc. u. Herausgabe von Ravenna u. Cervia an den Papst u. der neapolitanischen Häfen an Karl V., im Besitz seiner Staaten U. aller Handelsprivilegien im Königreich Neapel.

Zu jener Zeit beschäftigten V. bes. die Fortschritte der Türken in Europa. Das Hauptbestreben V-S dabei ging dahin, mit dem Kaiser u. dem Sultan zugleich in Frieden zu bleiben, u. um seiner Neutralität Achtung zu verschaffen, rüstete es eine Flotte von 60 Galeeren, welche am Eingange des Adriatischen Meeres kreuzte u. gegen die türkische, wie gegen die kaiserliche Flotte sich gleich freundschaftlich bezeugte, aber bereit war beiden den Eintritt ins Adriatische Meer zu wehren. V. u. der Sultan, seit 1517 Herr von Ägypten, hatten jetzt ein gemeinschaftliches Interesse, sie wollten Portugal den asiatischen Handel abgewinnen u. deshalb war der Sultan bemüht das Rothe Meer mit dem Mittelmeer zu verbinden. Die Venetianer hatten freien Handel u. theilweise Monopole in den Stapelplätzen Syriens u. Ägyptens. Aber eine Flotte von 300 Segeln, welche der Sultan 1535 in seinen Häfen ausrüsten ließ, erweckte die Besorgnisse V-s; dieses verstärkte seine Flotte zu 100 Galeeren, schickte Verstärkungen in die Colonien u. ließ den Admiral Pesaro mit 54 Galeeren vor Korfu kreuzen, während die 46 andern unter Vitturi die Küsten Dalmatiens beschützten. Im Frühjahr 1537 erschien die große türkische Flotte vor Zante; aber V. ließ sich nicht irren u. blieb neutral; erst als der Sultan Korfu besetzen ließ, erhielt Pesaro Befehl mit seiner Flotte zu der des Kaisers zu stoßen. Aber der kaiserliche Admiral Doria zog sich gerade zu der Zeit, aller Bitten des Papstes u. des venetianischen Admirals ungeachtet, nach Neapel zurück, u. schon wollte Pesaro allein die Türken angreifen, als diese Plötzlich Korfu wieder räumten. Der türkische Admiral Haireddin Barbarossa plünderte einige venetianische Inseln im Archipelagus u. die Venetianer eroberten Scardona in Dalmatien. Anfangs 1538 schloß V. mit dem Papste u. mit Karl V. ein Bündniß gegen die Türken, in welchem ausgemacht wurde, daß die Kosten des Kriegs gemeinschaftlich getragen werden u. V. ein Drittel derselben übernehmen, daß die verbündete Flotte (82 kaiserliche u. 118 venetianische Galeeren) Andrea Doria befehligen, die Landungstruppen aber der Herzog von Urbino führen sollte. Der Krieg wurde aber sehr lau geführt, Andrea Doria benahm sich zweideutig, u. so hielt es V. für das Beste im Frühjahr 1539 Unterhandlungen in Constantinopel zu beginnen, welche erst einen Waffenstillstand bis zum September d.i. u. im Mai 1540 einen Frieden herbeiführten, welchen V. durch Abtretung der Inseln Skio, Palmosa, Cesino, Nio u. Paros, der Stadt Nauplia u. durch eine Zahlung von 300,000 Duc. erkaufte. Kurz zuvor war Andrea Gritti gestorben u. an seine Stelle 1539 Pietro Lando getreten. V. blieb nun trotz aller Aufforderungen in den Kriegen Karls V. u. Franz' I. neutral. Auf Pietro Lando folgten 1545 Francesco Donato, 1553 Marco Antonio Trevisani, 1554 Francesco Venieri u. 1556 Lorenzo Priuli. Unter diesen Dogen suchten Pest u. Hungersnoth V. heim u. letztere führte eine Verordnung herbei, daß die Ländereien, welche aus Mangel an Händen wüst liegen geblieben wären, der Cultur zurückgegeben werden sollten; Lorenzo Priuli st. 1559 u. sein Bruder Hieronimo Priuli folgte ihm. Unter ihm wurde die Censur eingeführt u. Gesetze gegen das Spiel erlassen. Auch ließ V. Bergamo u. Udine befestigen. Damals blühten die Künste durch den Bildhauer Sansovino, die Maler Tizian, Paul Veronese u. Tintoretto[423] u. die Baumeister Scamozzi u. Palladio. 1567 starb Hieronimo Priuli u. an seine Stelle trat Pietro Loredano. Schon 1563 waren bei einer Unternehmung gegen die Uskoken eine türkische u. eine venetianische Galeere mit einander in Streit gerathen u. Solyman II. hatte darin eine Feindseligkeit gesehen, bald aber wurde der Zwist wieder beseitigt. Solymans II. Nachfolger, Selim II., wollte seines Vaters Plane auf Cypern ausführen u. ließ deshalb eine Flotte ausrüsten, deren Bestimmung der Gesandte von V. aber bald durchschaute. Indessen rüstete sich auch V. nach Kräften, unterstützt von Italien u. Spanien. Da sich 1570 der türkische Gesandte in I5 beleidigt glaubte, wurde der venetianische Gesandte in Constantinopel u. alle Consuln V-s auf türkischem Boden verhaftet u. türkische Truppen rückten in Dalmatien ein u. bedrohten Cattaro. Schon am 1. Juli 1570, kurz nachdem Ludovico Mocenigo Doge geworden war, erschien der Kapudan Pascha Piali mit 150 Galeeren u. 50 Transportschiffen vor Cypern; 1571 setzten unter dem Pascha Mustapha 50,000 Mann aus Land, stürmten Nikosia u. am 5. Aug. Famagusta, den letzten Platz Cyperns, nach der tapfersten Verteidigung durch Bragadino u. vollendeten so die Eroberung der Insel (s. Cypern S. 614). Unterdessen hatten sich die spanischen, päpstlichen u. venetianischen Truppen unter Don Juan von Austria im Hafen zu Messina vereinigt u. segelten nach Lepanto, wo sie am 1. Octbr. 1571 die Türken angriffen u. nach blutiger Schlacht vernichteten; auch die venetianische Flotte erwarb sich hier großen Ruhm. Später von seinen Verbündeten in Stich gelassen, sah sich V. genöthigt am 15. März 1573 Frieden mit den Türken zu schließen; es trat Cypern ab, verstand sich für Zante zu einem jährlichen Tribut von 1500 Duc. u. zahlte 300,000 Duc. Entschädigung an die Türken, erhielt aber dafür alle Handelsprivilegien in der Türkei zurück. 1577 starb der Doge Mocenigo; es folgte Sebastiano Venieri, u. als auch dieser im März 1578 starb, Nicolo da Ponte. Im Innern wurde unter diesen Dogen der Rechtsgang vereinfacht, dem Wucher mit Lebensmitteln entgegen gearbeitet, die Finanzen verbessert u. eine Akademie der Wissenschaften gegründet. Auf da Ponte folgte 1585 Pascale Cicogna, aus einer neuen Familie stammend. Nach dem Tode Heinrichs III. von Frankreich erkannte der Senat sogleich Heinrich IV. als König an u. dieser zeigte sich dafür dankbar, indem er in seinem Streite mit Savoyen wegen des Markgrafthums Saluzzo die Venetianer als Schiedsrichter annahm u. um Eintragung seines Namens in das Goldene Buch der Republik bat Unter Marino Grimani, seit 1595, bemächtigte sich Papst Clemens VIII. des Herzogthums Ferrara, u. V. machte Miene den Herzog Cäsar von Este zu unterstützen, der Herzog aber trat sein Land an den Papst ab. Auch wurde unter ihm die Macht des Rathes der Zehn beschränkt, indem derselbe allen Einfluß auf politische u. finanzielle Angelegenheiten verlor u. blos als eine obrigkeitliche Behörde blieb.

Der Anfang des neuen Jahrhunderts brachte V. in schweren Conflict mit dem Papste. Nachdem in V. 1603 u. 1604 durch Staatsgesetze die Erbauung von Kirchen u. Klöstern ohne Erlaubniß der Regierung u. Veräußerungen od. Schenkungen zu Gunsten geistlicher Stiftungen verboten, in letzterem Jahre auch zwei Priester wegen bedeutender Civilverbrechen verhaftet worden waren, erließ Papst Paul V. zwei Breven, worin er die Zurücknahme des Gesetzes u. die Freilassung jener Priester verlangte, sprach einstweilen die Excommunication aus u. protestirte, als der Doge Grimani am 26. Dec. 1605 starb, gegen die Wahl eines neuen Dogen. Dennoch wurde Leonardo Donato gewählt. V. holte ein Gutachten der Universität Padua ein, welches dies Benehmen billigte, u. der Senat erklärte nun, daß er Nichts gethan habe, was gegen die Rechte der geistlichen Gewalt streite u. also nichts zurücknehmen werde. 1606 wurden die beiderseitigen Gesandten abberufen, die Geistlichen in V. aber vom Senate aufgefordert den Gottesdienst in V. fortzuhalten u. die Kapuziner u. Jesuiten aus B. verwiesen, weil sie das Interdict beobachten wollten. Endlich vermittelte Frankreich am 21. April 1607 eine Aussöhnung zwischen dem Papste u. V., indem V. die beiden gefangenen Priester an den König auslieferte u. der Papst das Interdict aufhob. 1612 folgte auf Donato als Doge Marco Antonio Memmo, unter welchem die Uskoken durch ihre Seeräubereien gegen türkische u. später gegen venetianische Schiffe Anlaß zu Mißverhältnissen gaben. Die Türken drohten, wenn V. diesem Übel nicht abhelfe, selbst Kriegsschiffe in das Adriatische Meer zu schicken, u. da 1613 venetianische Truppen in die Grafschaft Görz, wo die Uskoken unter ungarischem Schutz wohnten, einrückten, erklärte ihnen der Erzherzog von Österreich, als Besitzer von Görz, den Krieg. 1615 hatte Memmo im Dogat Giovanni Bembo zum Nachfolger. Im Febr. 1616 rückten 12,000 Mann unter Pompeo Giustiniani vor Gradisca, aber der Papst u. die Könige von Frankreich u. Spanien hielten ihn, da sie die Sache vermitteln wollten, vom weiteren Vordringen ab, so daß die Österreicher über den Isonzo gehen u. Gradisca decken konnten. Giustiniani zwang sie zwar zum Rückzuge, blieb aber selbst bei dem Übergang über den Isonzo u. wurde durch Johann von Medici ersetzt. Da nun der König von Spanien gegen V. auftrat, weil es seine Friedensanträge nicht gehört habe, so verband sich V. mit dem Herzog von Savoyen, welcher mit Spanien in Krieg begriffen war, warb 4000 Schweizer u. schloß mit Holland ein Bündniß, welches 4000 Mann nach V. zu Hülfe sendete. Gradisca stand indessen auf dem Punkte zu fallen: da entschloß sich der Erzherzog auf Frankreichs Andringen, gleichzeitig mit Spanien, zum Frieden zu Madrid, welcher am 26. Sept. ratificirt wurde u. wonach der Erzherzog eine deutsche Besatzung nach Zeug legen u. die Schiffe der Uskoken verbrennen mußte; dagegen räumte B. sein Gebiet. 1618 wurde Antonio Priuli Doge. Da die spanische Flotte noch immer in Italien blieb u. Neapel die venetianische Schifffahrt beunruhigte, so dankte auch B. seine Truppen nicht ab u. blieb mit Holland u. Savoyen verbunden. Den Aufstand der Veltliner gegen die Graubündtner, im Juli 1620, unterdrückten Franzosen u. Venetianer; als die Veltliner, von den Spaniern u. Österreichern gereizt, 1622 einen neuen Aufstand machten u. spanische Besatzung in ihrem Thal aufnahmen, rüstete V., welches bei diesem Manöver von den Ufern des Isonzo bis zu denen des Po eingeschlossen werden sollte, zum Kriege u. forderte Frankreich zum Beistand auf, welches auch die Räumung des Veltelin von den Spaniern verlangte.[424] Die Spanier zwangen aber Graubündten ihnen das Veltelin abzutreten, während Österreich sich eines Theils von Bündten selbst bemächtigte. Nun schloß V. im Jan. 1623 ein Bündniß mit Frankreich u. Savoyen, u. obgleich Spanien zu unterhandeln begann u. das Veltelin dem Papste bis zur Beendigung des Streites, überließ, so rückte doch der französische General Coeuvres mit 6000 Franzosen u. 4000 Venetianern ins Veltelin ein u. vertrieb die Päpstlichen daraus. Dagegen rückten die Deutschen ins Veltelin ein u. Frankreich machte unterdessen ohne Zuziehung V-s mit Spanien den Tractat von Monzon, dem gemäß das Veltelin zwar unter Graubündtens Herrschaft zurückkehren, aber alle Festungen in demselben zerstört u. nur der katholische Cultus darin geduldet werden sollte. Dennoch schloß V., als 1628 Frankreich Anstalten traf dem spanischen Einfluß in Italien entgegen zu arbeiten, einen Allianztractat mit Ludwig XIII. u. stellte 11,000 Mann zur Vertheidigung des Herzogs von Mantua, auf dessen Land die Spanier Anspruch machten. Die Franzosen gingen über die Alpen, aber da der König von dem Herzog von Mantua für seine Hülfe die Abtretung von Montferrat verlangte u. dieser ausweichend antwortete, so kehrten die Franzosen heim. Die Venetianer betheiligten sich nun an den Angriffen gegen die Spanier u. Österreicher, welche Mantua belagerten, wurden aber nach der Niederlage bei Valesso, 1630, zum Rückzuge an die Etsch genöthigt. Indessen war der Kaiser in Deutschland zu sehr beschäftigt u. schloß deshalb am 6. April 1631 einen Tractat zu Cherasco mit den Franzosen. Aus Antonio Priuli waren inzwischen 1623 Francesco Contareno, 1624 Giovanni Cornaro, 1630 Nicolo Contareno u. 1631 Francesco Erizzo als Dogen gefolgt. 1638 begann ein Krieg gegen die Türken, da der Sultan Murad IV. nicht dulden wollte, daß V. die Seeräubereien der Barbaresken bestrafte, u. weil eine venetianische Flottem dem türkischen Hafen von Vallona 16 Schisse der Barbaresken genommen hatte. Doch kam es zu keinen Feindseligkeiten, da sich die Türken mit einer Entschädigung begnügten. Als aber Murads Nachfolger, Ibrahim I., die Insel Candia erobern wollte, weil ihm 1644 einige maltesische Galeeren eine Handelsflotte weggenommen hatten u. dann mit dieser Beute auf Candia gelandet waren, rüstete B. eine Flotte von 23 Galeeren in Candia aus u. organisirte die Milizen der Insel neu. 1645 ließ der Großvezier den venetianischen Gesandten in Constantinopel verhaften u. erklärte an B. den Krieg. Am 24. Juni 1645 landeten die Türken auf Candia u. nahmen am 17. Aug. Canea mit Sturm. Vergebens suchte die venetianische Flotte die Türken durch eine Diversion gegen Patras auf Morea von Candia wegzulocken. Mit einer beträchtlichen Flotte, zu welcher noch 21 Galeeren italienischer Fürsten stießen, lief der venetianische Generalissimus, Hieronimo Morosini, Ende Sept. aus dem Hafen von Suda aus u. verproviantirte die Häfen von Candia, lieferte den Türken aber keine Schlacht u. kehrte in seine Häfen zurück, während die türkische ebenfalls nach Constantinopel zurückging. Inzwischen war der Doge gestorben u. 1646 Francesco Molino gefolgt. Den Oberbefehl über Flotte u. Heer erhielt Giovanni Capello. Der Krieg um Candia wurde nun mit wechselndem Erfolge geführt, auch die Franzosen nahmen zu Gunsten V-s an demselben Theil. Capello wurde nach der Eroberung von Rettimo (23. Novbr. 1646) durch Battist Grimani u. dieser durch Leonardo Mocenigo ersetzt; dessen Unteradmiral Riva schlug die türkische Flotte 1649 bei Ischia u. sperrte die Dardanellen 1650. Mocenigo gewann am 10. Juli 1651 einen Sieg über die türkische Flotte bei der Insel Paros, so wie Morosini 26. Juni 1656 u. Lazaro Mocenigo am 17. Juli 1657 bei den Dardanellen über die Türken. Nachdem nach Molino's Tode, 1656, Carlo Contarini, Francesco Cornaro, Vernucci Valieri u. Giovanni Pesaro kurze Zeit regiert hatten, wurde 1659 Domenico Cantareno Doge. Der Krieg ging indessen fort, u. 1665 wurden 10,000 Mann, worunter 1000 Baiern, unter Franz Morosini nach Candia abgeschickt, aber die Türken behielten die Oberhand. Da endlich V-s Verbündete des Kriegs überdrüssig wurden u. keine Hülfstruppen mehr für den Krieg wegen Candia stellen wollten, so mußte Morosini am 6. Septbr. 1669 capituliren; die Insel Candia sollte an die Türken abgetreten werden, aber drei Häfen den Venetianern verbleiben, so wie auch alle ihre Besitzungen in Dalmatien u. Bosnien. 1675 starb der Doge Contareno u. ihm folgten Nicolo Sagredo, 1676 Ludovico Contareno 1684 Marco Antonio Giustiniani, der Letztere schloß ein Bündniß mit Österreich, Polen u. Rußland gegen die Türken. Franz Morosini eroberte im August 1684 die Insel Sta. Maura, im September Prevesa, landete mit 8000 Mann auf Morea u. nahm 1685 Koron. Auch 1686 u. 1687 war Morosini u. unter ihm der in venetianischen Diensten stehende Graf Königsmarck auf Morea siegreich; sie eroberten Patras, Korinth, Lepanto, Castelnuovo u. Athen u. belagerten Napoli di Romania. Als Francesco Morosini 1688 eben im Begriff war Negroponte anzugreifen, wurde er nach Giustiniani's Tode Doge. Aber von da an verließ ihn das Glück. Vor Negroponte brach die Pest im venetianischen Heere aus u. am 20. August 1688 mißlang ein Sturm, u. der Doge sah sich genöthigt die Belagerung aufzuheben u. sich wieder vor Napoli di Romania zu begeben. Von hier kehrte er nach V. zurück; sein Nachfolger im Commando, Cornaro, nahm Vallona u. 1690 sollte Dom. Mocenigo die Insel Candia wieder erobern; aber die Belagerung von Canea zog sich in die Länge, u. da Mocenigo erfuhr, daß die Türken eine Unternehmung gegen Morea vorbereiteten, so schiffte er sich dahin ein, glaubte aber, daß Morea nicht bedroht sei; er wurde deshalb verhaftet u. der Doge Franc. Morosini 1693 noch einmal an die Spitze des Heeres gestellt; aber er st. 1694 in dem Hafen von Nauplia u. wurde als Doge durch Silvester Valleri, im Obercommando durch Anton Zeno ersetzt. Die Flotte eroberte die Insel Skio, aber gleich darauf wurde sie von der türkischen am Eingange der Dardanellen geschlagen u. zur Räumung Skio's u. zur Rückkehr in ihre Häfen genöthigt. Zeno wurde des Commandos entsetzt; an seine Stelle trat Alessandro Molino Dieser schlug auf Morea ein türkisches Corps bei Argos u. gewann Seesiege 1696 im Archipelagus 1697 bei Andres. Auch 1698 siegte V. unter Jacopo Cornaro über die türkische Flotte. Darauf begannen die Friedensunterhandlungen, welche zu Anfang 1699 den Frieden zu Karlowitz zu Folge hatten. In diesem Frieden behielt V. von seinen Eroberungen ganz Morea,[425] die Inseln Ägina u. Sta. Maura, dann Castelnuovo am Eingange des Kanals von Cattaro u. einige Plätze in Dalmatien. Valleri st. 1700 u. ihm folgte Ludovico Mocenigo. Im Spanischen Erbfolgekriege blieb V. neutral, aber die Österreicher u. Franzosen durchzogen das Gebiet der Republik, ohne deren Neutralität zu respectiren. 1709 Mocenigo; unter Giovanni Cornaro machte die Pforte neue Rüstungen gegen V. Da dieselben angeblich gegen Montenegro bestimmt waren, so unterließ es V. Vorsichtsmaßregeln dagegen anzuwenden, u. der Proveditore von Morea, Hieronimo Delfino, hatte 1714 kaum 8000 M. u. eine kleine Flotte dort versammelt, als er von 100,000 M. unter dem Großvezier angegriffen wurde. Dieser drang durch die Landenge von Korinth in Morea ein, während der Kapudan Pascha bei Cerigo landete. 1715 waren alle Besten Moreas erobert, zum Theil mit Hülfe der Moreoten, welche von der venetianischen Herrschaft ledig sein wollten. 1716 schloß V. ein Bündniß mit dem Kaiser Karl VI., u. dieser begann, als sich die Türken nicht zu Unterhandlungen verstehen wollten, am 1. Juli den Krieg. Während der Hauptkampf an der Donau geführt wurde, betrieb der Kapudan Pascha die Belagerung von Korfu 1716 u. 1717 lässiger, u. als die Türken die Schlacht von Belgrad gegen die Kaiserlichen verloren hatten, endigte sich der Krieg im Juli 1718 durch den Frieden bei Passarowitz, in welchem V. Morea verlor u. dafür die Insel Cerigo erhielt.

Seitdem blieb V. bei allen Kämpfen neutral u. behielt alle seine Besitzungen unverändert. Diese bestanden damals aus den Inseln u. Ufern der Lagunen, das Dogat genannt; aus den italienischen Provinzen Bergamo, Brescia, Crema, Verona, Vicenza, dem Polesin von Rovigo, der Mark Treviso, Feltre, Belluno u. Cadore; aus Friaul u. Istrien, dem venetianischen Dalmatien u. den Inseln dazu; aus einem Theil von Albanien u. aus den Inseln Paxo, Sta. Maura, Cephalonia, Theaki, Zante, Asso, den Strophaden u. Cerigo Die Volksmasse belief sich auf 21/2 Mill. Einw., die Einkünfte auf 6 Mill. Ducati (71/2 Mill. Reichsthaler) u. die Staatsschulden auf 28 Mill. Ducati 1722 starb Cornaro u. an seiner Stelle wurde Sebastiano Mocenigo Doge. Unter kleineren Streitigkeiten mit den Türken verstrichen die nächsten Jahre u. hatten die Befestigung der Inseln im Griechischen Meere durch den Grafen Schulenburg zur Folge. Während des Polnischen Thronfolgekriegs 1731 bis 1737 zwischen Spanien u. dem Kaiser zog V. einen Cordon an den Grenzen der Herzogthümer Mailand u. Mantua, aber dennoch respectirten 1733 Franzosen, Spanier u. Österreicher diesen Cordon nicht u. rückten ungestört in das Gebiet der Republik ein. Auf Mocenigo folgte 1732 Carlo Ruzzini u. 1735 Ludovico Pisani. Während des Polnischen Thronfolgekriegs führte V. einen Streit mit Papst Clemens XII. über das Schutzrecht der Gesandten. Während des Kriegs, welchen der Kaiser Karl VI. von 1736–39 mit den Türken führte, gewann V. sehr durch Handel, da die Verbindung Österreichs mit der Levante aufgehört hatte. V. war 1736 genöthigt, da Österreich Triest u. der Papst Ancona zu Freihäfen erklärt hatten, auch V. zum Freihafen zu erklären. Die Messe, welche Clemens XII. zu Sinigaglia anlegte, beunruhigte die Venetianer ebenfalls, u. da V. allen seinen Unterthanen sie zu besuchen verbot, so brauchte der Papst Repressalien u. hob alle Handelsverbindung mit V. auf, u. erst unter Benedict XIV. wurden diese Verbote zurückgenommen. Die Händel mit den Türken dauerten immer fort, u. öfters sah sich V. in die demüthigende Lage versetzt auf Drohungen der Pforte Geldsummen als Entschädigungen an Unterthanen derselben zu bezahlen. 1741 starb der Doge Pisani u. an seine Stelle wurde Pietro Grimani gewählt. In dem Österreichischen Erbfolgekriege ließ V. blos 24,000 M. als Cordon gegen Westen aufstellen; der Golf von V. aber wurde von englischen u. kaiserlichen Kriegsschiffen durchfahren u. so die Souveränetät V-s über das Adriatische Meer täglich verletzt. Auf den Dogen Grimani, welcher 1752 starb, folgten Francesco Loredano, 1762 Marco Foscarini u. 1763 Aloisio Mocenigo. Schon 1753 hatte sich V. herbeilassen müssen von den Barbaresken die Sicherheit seiner Flagge zu erkaufen; da aber dieser Vertrag von den Raubstaaten nicht gehalten wurde u. V. 1764 u. 1765 nochmals mit denselben ohne Erfolg unterhandelt hatte, so erschien ein venetianisches Geschwader vor Tripolis, aber kaum hatte es hier Entschädigung erzwungen, als der Dey von Algier neue Forderungen stellte u. V., als dies nicht sogleich darauf einging, den Krieg erklärte. Eine venetianische Flotte erschien nun auch vor Algier, aber auch hier geschah nichts Entscheidendes u. der ungewisse Zustand dauerte fort. 1774 brach der Dey von Tunis die bestehenden Tractate u. nach langer Unterhandlung rüstete V. eine Flotte unter Angelo Elmo auch gegen Tunis aus, welcher es nach dreijährigem Kriege nicht gelang Tunis zu demüthigen. V. mußte daher einen Tribut an die Raubstaaten bewilligen. Auf Mocenigo folgte 1779 Paolo Renieri, unter dessen Regierung mit Holland ein Streit entstand, welcher aber durch den Kaiser Joseph II. beigelegt wurde. 1789 starb Renieri u. an seine Stelle wurde Ludovico Manini zum Dogen erwählt. Die Ordnung in der Verwaltung hatte sich seit zwei Menschenaltern in V. gehoben, ebenso der Ackerbau u. die Seidenzucht; die Einnahme hatte sich fast verdoppelt, denn sie betrug jetzt über 111/2 Mill. Ducati; aber die Armee u. Flotte befanden sich in kläglichem Zustande, die Landarmee, 14,000 M., theils geworbene Truppen, theils Slawonier, war schlecht bezahlt u. verachtet; die Flotte bestand aus 8–10 Linienschiffen, einigen Fregatten u. 4 Galeeren.

Die Französische Revolution wurde bei ihrem Beginnen in ihrer Wichtigkeit in V. nicht erkannt, man verdoppelte nur die Sicherheitsmaßregeln gegen Einschwärzung ihrer Grundsätze u. übertrug der Staatsinquisition die Sorge den Staat vor Ansteckung zu bewahren. Diese wachte sorgsam über alle Fremden, verdoppelte die strenge Censur über alle Bücher, welche in B. ankamen, u. belästigte alle Menschen durch ihre Wachsamkeit. 1791 kam der Graf von Artois nach V. u. wurde glänzend empfangen, um die Theilnahme für Ludwig XVI. an den Tag zu legen. V. wollte neutral bleibe, aber dennoch verweigerte es dem Gesandten der Französischen Republik den Zutritt u. nahm nur einen Legationssecretär; man gestattete den österreichischen Truppen den Durchmarsch durch das Venetianische Gebiet, unterwarf reisende Franzosen beleidigenden Formalitäten, ja man ermahnte die Republik Genua den Franzosen den Durchmarsch zu verbieten u. venetianische Matrosen beleidigten[426] in Genua die französische Flagge. 1794 beschloß man auf Englands Andringen eine Armee von 40,000 M. u. 60,000 Milizen aufzustellen, welche eine bewaffnete Neutralität behaupten sollte; man gab Befehl die Festungen zu bewaffnen, aber es fehlte an Geld u. es geschah nichts, als daß 7000 organisirt wurden. Endlich entschloß sich V. einen französischen Gesandten aufzunehmen, gestattete aber zugleich, daß der Graf von Provence (nachmals Ludwig XVIII.), seinen Wohnsitz in Verona aufschlug, umgab ihn aber mit Polizeispionen, u. so schwankte die Politik V-s zwischen beiden Parteien. Der neue französische Gesandte verlangte, daß die Republik ihre Neutralität nicht nur erklären, sondern auch durch die That beweisen u. die Franzosen, welche in derselben lebten od. dahin kämen, als Freunde aufnehmen sollte; nun schickte V. Aloisio Querini 1795 als Gesandten nach Paris. Die Beschwerden des französischen Directoriums brachten in der Politik V-s mehre Änderungen hervor; der Graf von Provence wurde aus Verona weggewiesen u. ließ sich aus dem Goldenen Buche, in welches die Bourbonen seit Heinrich IV. eingetragen gewesen waren (s. oben S. 424) streichen. Als Bonaparte 1796 sich mit seinem Heere den Grenzen V-s näherte, zeigte sich in Bergamo, Brescia, Crema etc. der Geist der Unzufriedenheit, u. die Negierung sendete Nicolo Foscarini als General-Proveditore auf dem Festland nach Verona. Indessen betraten die kriegführenden Armeen das Gebiet V-s u. die Festung Peschiera wurde erst von den Österreichern unter Beaulieu u. nach dem Rückzug der Österreicher von Bonaparte besetzt. In Brescia hatten die Franzosen einige Plünderungen verübt u. der General-Proveditore schickte einen Abgesandten an Bonaparte, um Ersatz zu fordern, aber dieser warf dem Venetianer die Parteilichkeit seiner Regierung vor u. forderte die Einräumung Veronas; Foscarini widersetzte sich nicht, u. so rückten die Franzosen am 1. Juni 1796 daselbst ein. V. hatte seit dem Vordringen der Franzosen auf einmal militärische Maßregeln ergriffen u. alle Streitkräfte aufgeboten. Man schickte zwei Patricier an Bonaparte, um mit ihm zu verhandeln, u. dieser nahm sie nicht nur gut auf, sondern bot sogar V. ein Bündniß mit bedeutenden Vortheilen an. V. verharrte aber auf seiner Neutralität, unterstützte jedoch zu derselben Zeit im Stillen einen Aufstand in Bergamo gegen die französischen Plünderer u. setzte die Rüstungen fort. Als aber die neue Expedition der Österreicher zum Entsatz von Mantua mißlang, litt das Festland V-s viel vom Krieg, u. bald darauf zeigte der Podesta von Bergamo an, daß diese Provinz in Masse gegen die Franzosen aufstehen wolle u. daß man auf 30,000 M. rechnen könne. Die Regierung ging hierauf ein, organisirte diese Masse in 18 Regimenter, ließ dort Magazine anlegen u. versprach sie durch reguläre Truppen zu unterstützen. Daneben versicherte V. fortwährend dem französischen Gesandten seine Neutralität. Bonaparte schlug am 26. Septbr. V. noch einmal ein Bündniß mit Frankreich vor, welches aber V. in Hoffnung auf Alvinczys Entsatz von Mantua wieder ablehnte. Doch auch Alvinczy wurde von Bonaparte geschlagen. Auf dem Gebiete von Bergamo waren einige französische Soldaten ermordet worden, u. deshalb erschienen am 25. Decbr. 1796 4000 Franzosen vor Bergamo u. besetzten das Schloß. Als Mantua, nach einem wiederholt vergeblichen Versuche der Entsetzung von Seiten der Österreicher, am 2. Febr. 1797 capitulirte, ließ Bonaparte Vicenza, Padua u. Treviso besetzen, sprach aber von Vortheilen, welche er in dem nahen Frieden dem Freistaate verschaffen wollte. Bald darauf, während sich Bonaparte eben zu einem neuen Feldzuge rüstete, brachen in Bergamo u. Brescia Unruhen zu Gunsten der revolutionären Ideen aus, u. nun forderte der Proveditore die Einwohner, welche es treu mit V. hielten, auf sich in Masse gegen die Franzosen zu erheben, aber die Regierung protestirte gegen dessen Proclamation u. sendete zwei ihrer Mitglieder an Bonaparte, um sich mit ihm zu versöhnen. Dieser ging darauf ein u. verlangte für die Dauer des Kriegs von V. Subsidien, was die Abgesandten aber nicht verwilligten. Einige Tage nach dieser Unterredung empörten sich unter Betheiligung der dortigen Franzosen Salo u. Crema gegen V., aber zugleich brachen auch an mehren Orten des venetianischen Festlandes Feindseligkeiten gegen die Franzosen aus. Bonaparte trat nun ernstlich mit den Beschwerden gegen V. hervor u. verlangte Abstellung derselben, welche der Senat auch versprach, aber gerade zu dieser Zeit brach in Verona ein neuer Aufstand gegen die Franzosen aus u. der Pöbel, von der Obrigkeit aufgereizt, plünderte das dortige französische Magazin u. ermordete mehre Franzosen, während die französische Besatzung in den Forts dieser Stadt von den slawonischen Truppen belagert u. beschossen wurde. Am 23. April 1797 kam aber die Nachricht von dem Abschluß der Leobener Friedenspräliminarien in Verona an u. benahm den Venetianern alle Hoffnung von den Österreichern Hülfe zu bekommen. Zugleich war auch in V. selbst ein französisches Schiff bei seiner Einfahrt in die Lagunen beschossen u. der Capitän desselben getödtet worden. Bonaparte brach sofort alle Unterhandlungen ab u. erließ eine Kriegserklärung gegen V. Neue Abgeordnete gingen nun an Bonaparte ab, welche einen Waffenstillstand auf sechs Tage erflehten u. ihm nach Mailand folgten. Hier wurde am 10. Mai 1797 der Vertrag von Mailand unterzeichnet, welchem zu Folge der Große Rath den erblichen Rechten der Aristokratie entsagte, die Souveränetät niederlegte u. dieselbe einem Verein der Bürger u. die Stadt V. den französischen Truppen übergab; außerdem wurde versprochen eine Contribution von 6 Mill. Ducati zu zahlen u. 20 Gemälde u. 500 Manuscripte den Franzosen zu übergeben. Am 16. Mai rückten 3000 Franzosen in V. ein, welches noch nie feindliche Truppen betreten hatten; eine provisorische Regierung von 60 Mitgliedern trat an die Stelle des Großen Raths u. diese beschloß am 25. Mai, daß das Gebäude u. die Gefängnisse der Staatsinquisition niedergerissen werden sollten. Am 4. Juni wurde das Goldene Buch am Fuße des neu errichteten Freiheitsbaumes verbrannt. Ein großer Theil der Venetianischen Staaten nebst V. wurden im Frieden von Campo-Formio an Österreich überlassen, welches am 18. Jan. 1798 von V. Besitz nehmen ließ. Das Venetianische Gebiet, welches an Österreich gekommen war, wurde in die Provinzen Venedig, Friaul, Treviso, Padua, Vicenza, Verona u. Belluno getheilt, das Ganze stand unter dem Generalgubernium zu V. Diese Organisation erfolgte 1803, hatte aber nur kurzen Bestand, denn schon nach dem unglücklichen Kriege Österreichs[427] gegen Frankreich wurde V. im Frieden zu Presburg am 26. Decbr. 1805 mit seiner Terra firma von Österreich an das Königreich Italien abgetreten u. bildete nun die Departements: Adriatisches Departement (Hauptstadt Venedig), Brenta (Hauptst. Padua), Bachiglione (Hauptst. Vicenza), Tagliamento (Hauptst. Treviso); die Departements Passerino (Friaul, Hauptst. Udine) u. Istrien (Hauptst. Capo d'Istria) fielen nach dem Kriege von 1809 wieder weg u. wurden zu den Illyrischen Provinzen geschlagen. Im August 1813 wurde nach der Kriegserklärung Österreichs gegen Frankreich nach dem Waffenstillstande der größte Theil der Terra firma von V. besetzt, doch hielt sich das Gebiet jenseit der Etsch bis Ausgang des Jahres, wo das ganze vormalige Gebiet von V., mit Ausnahme einiger Festungen u. der Stadt V. selbst, in österreichische Hände kam. Alle diese Provinzen wurden nach dem ersten Frieden von Paris 1814 förmlich an Österreich übergeben, welches nun alle italienischen Provinzen zu dem Lombardisch-Venetianischen Königreich (s.d. S. 478) verband u. organisirte. über die fernere Geschichte s. Lombardisch Venetianisches Königreich S. 479 ff. Am 25. Febr. 1848 wurde wegen der zunehmenden unzufriedenen Stimmung das Standrecht in V. proclamirt; am 17. März brach ein Volkstumult aus; am 22. März wurde der Oberst Marinovich, Chef der Arsenalarbeiter, ermordet; am 23. übergab Graf Zichy, der Militärcommandant V-s, die Stadt an die Provisorische Regierung u. die Republik wurde ausgerufen; die österreichischen Truppen räumten die Stadt u. Bolognesen rückten ein. Im April wurde die Stadt von den Österreichern in Blockadezustand erklärt. Am 8. Juli Ausfall der Belagerten aus dem Fort Brandolo Im Juni besetzten kurze Zeit piemontesische Truppen V.; am 10. Aug. ein neuer Volksaufstand. Im März 1849 wurde V. von österreichischen Fahrzeugen strenger blockirt u. vom 11. Juni bis Ende Juli bombardirt. Am 22. Aug. kam die Capitulation zu Stande, u. am 30. zog Radetzky in V. ein. V. wurde zwar der Rechte als Freihafen entkleidet, erhielt dieselben aber im Juli 1851 wieder. Über dies Alles s. ausführlich und Lombardisch-Venetianisches Königreich S. 481 ff. Erst am 1. Mai 1854 wurde der Belagerungszustand aufgehoben. In dem Kriege, welchen 1859 der König von Sardinien mit französischer Hülfe gegen Österreich führte, lag die Absicht vor, auch Venetien den Österreichern zu entreißen u. dem neu zu bildenden Königreich Italien einzuverleiben, indeß in dem Frieden zu Villafranca, 11. Juli 1859, wurde dieser Theil des Lombardisch-Venetianischen Königreichs unter dem Scepter Österreichs belassen, doch richtete die Actionspartei von Turin u. Mailand aus immer ihre Absichten auf eine Eroberung Venetiens, wo der Geist der Unzufriedenheit gegen Österreich sich fortwährend erhielt.

Vgl. A. Zeno, Istorici delle cose Veneziane, Ven. 1718–22. 10 Bde.; Fl. Biondi, De origine et gestis Venetorum, ebd. 1481, Fol.; M. A. Sabellico, Historia rerum Venetarum (bis 1485), ebd. 1487, Fol. (italienisch von M. Visconti, ebd. 1668); B. Giustiniano, De origine urbis Venetiarum, herausgeg. von B. Brugnoli, ebb. 1534, Fol. (italienisch von L. Domenichi, ebd. 1545); P. Bembo, Historia Veneta (von 1480–1513), ebd. 1551, Fol. (italienisch herausgeg. von F. Morelli, ebd. 1790, 2 Bde.); G. M. Bruto, De origine Venetiarum, Lyon 1569; P. Giustiniano, Rerum Venetarum historia (von 421–1560), Ven. 1560, Fol. (fortgesetzt bis 1575, ebd. 1576); P. Paruta, Storia Veneziana (1513–73), ebd. 1605, neueste Aufl. ebd. 1732; A. Mauroceni, Historiae Venetae (von 1521–1615), ebd. 1623, Fol.; P. Morosini, Storia della città e republica di Venezia, ebd. 1637; G. B. Nani, Storia della repubblica Veneta (1613–71), ebd. 1662–79, 2 Bde.; G. Contareni, Storia Veneta, ebd. 1663; A. M. Vianoli, Storia Veneta, ebd. 1680–84, 2 Bde.; G. Graziani, Historiae Venetae (bis 1700), Padua 1728, 2 Bde.; G. Diedo, Storia della repubblica di Venezia, Ven. 1754, 4 Bde.; M. A. Laugier, Histoire de la république de Vénise, Par. 1759–68,12 Bde. (deutsch von I. F. Lebret, Lpz. 1769–77, 3 Bde.); Tentori, Saggio sulla storia di V., Ven. 1785–90, 12 Bde.; Derselbe, Raccolta cronol. ragionata di documenti inediti, che formano la storia diplom. della caduta della repubblica di V., Aug. 1799; E. Labaume, Abrégé d'histoire de la république Vénétienne, Par. 1810, 2 Bde. (deutsch von C. von Benzel-Sternau, Frankf. 1812); V. Barzoni, Rivoluzioni della repubblica Veneta, Mail. 1814, 2 Bde.; P. Daru, Histoire de la république de Vénise, Par. 1819–21, 7 Bde., u.ö. (deutsch im Auszug von H. Bolzenthal, Lpz., 1825–27, 3 Bde.); D. Tiepolo, Discorsi sulla storia Veneta del Signor Daru, Udine 1828, 2 Bde.; K. F. Philippi, Geschichte des Freistaats V., Dresd. 1828, 5 Bdchn.; C. Ant. Marin, Storia civile e politico dei Veneziani; Fab. Mutinelli, Memorie storiche degli ultimi cinquant' anni della repubblica Veneta, 1854; Sam. Romanin, Storia documentata di Venezia 1853–61, 9 Bde. (unvollendet); G. Dandolo, La caduta della repubblica di Venezia et i suoi ultimi cinquant' anni, Flor. 1860; Documents et pièces authentiques laissés par Manin, Par. 1860, 2 Bde.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 18. Altenburg 1864, S. 412-428.
Lizenz:
Faksimiles:
412 | 413 | 414 | 415 | 416 | 417 | 418 | 419 | 420 | 421 | 422 | 423 | 424 | 425 | 426 | 427 | 428
Kategorien:

Buchempfehlung

Anonym

Tai I Gin Hua Dsung Dschi. Das Geheimnis der Goldenen Blüte

Tai I Gin Hua Dsung Dschi. Das Geheimnis der Goldenen Blüte

Das chinesische Lebensbuch über das Geheimnis der Goldenen Blüte wird seit dem achten Jahrhundert mündlich überliefert. Diese Ausgabe folgt der Übersetzung von Richard Wilhelm.

50 Seiten, 3.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Große Erzählungen der Hochromantik

Große Erzählungen der Hochromantik

Zwischen 1804 und 1815 ist Heidelberg das intellektuelle Zentrum einer Bewegung, die sich von dort aus in der Welt verbreitet. Individuelles Erleben von Idylle und Harmonie, die Innerlichkeit der Seele sind die zentralen Themen der Hochromantik als Gegenbewegung zur von der Antike inspirierten Klassik und der vernunftgetriebenen Aufklärung. Acht der ganz großen Erzählungen der Hochromantik hat Michael Holzinger für diese Leseausgabe zusammengestellt.

390 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon