1. Auch ein kleiner Stein kann tödten, wenn er recht geworfen wird.
2. Auch ein Stein verwittert, wenn er lange genug liegt.
Dem Zahn der Zeit widersteht nichts.
Lat.: Ferreus assiduo consumitur annulus usu. (Ovid.) (Philippi, I, 154.)
3. Auf dem rollenden Stein wächst kein Moos. – Bertram, 44.
4. Aus einem Stein ist schwer Oel pressen.
Von einem Geizigen ist schwer für milde Zwecke etwas zu erlangen.
Böhm.: Nevylovudíš u vlka kůže. – Tĕžko z kamene olej vytlačiti. (Čelakovsky, 55.)
5. Aus hartem Stein Zucker ballen und aus faulem Holze Wachs brennen.
6. Dä Stein, dä mer nit heve kann, dä lies (lässt) mer lige. (Köln.) – Weyden, IV, 15; für Düren: Firmenich, I, 483, 61.
7. Dat es 'r äin oane Stäin, harre (hatte) de Bûr sagt, doa harr 'e 'n Snâël friaten1 un maind, det wär 'ne Kwetsche. (Iserlohn.) – Frommann, III, 262, 60.
1) Schnecke gefressen, und gemeint, es sei eine Pflaume.
8. Dat is ein' oahne Stên, söät de Plumeröäter, doa ha'r 'ne Sckneck hinnerschluckt. – Schlingmann, 1138.
9. Dat was ên sünder Stên, sä de Feling, do harr he 'n Snigge dâlslaken vör 'n Plûm. – Kern, 630.
10. Den Stein, den ein Narr ins Meer (in den Brunnen) geworfen, können zehn Kluge nicht herausholen.
Frz.: La pierre qu'un sot a jetée dans la mer, cent sages ne l'en retireront point. (Cahier, 2008.)
11. Den Stein, den man nicht heben kann, soll man selbander liegen lan. – Lehmann, 257, 16; Pauli, Postilla, I; Gaal, 1602; Simrock, 9865; Schmitz, 194, 204; Riehl, Novellen, 20.
»Den schweren Stein, den man nicht auffheben kan, lasse man liegen. Mitte tendere.« (Theatrum Diabolorum, 147b.)
Engl.: He that cannot lift the stone, must roll it along.
Schwed.: Den sten man intet kan lyfta, den låter man liggia. (Grubb, 140.)
12. Den Stein, der im Wege liegt, muss man wegnehmen, dass niemand darüber falle.
13. Den Stein nach dem Senkel und nicht den Senkel nach dem Stein. – Eiselein, 578; Simrock, 9869.
»Einen Steen, den einer allene nicht vpheuen kan, den leth ha byllich vngeröret an, dat he nicht möge mit Schanden bestan.« (Gryse, Laienbibel, Fr. 3.)
14. Der eine rafft die Steine, der andere wirft sie.
15. Der härteste Stein erweckt dem Stahl die schönsten Funken.
16. Der kleinste Stein, den man zur Bürde legt, ist schwer.
Schwed.: Steen på börda är altid tung. (Grubb, 760.)
17. Der nachm stein greifft, kan wol davor ein Dreck ergreiffen. – Lehmann, 826, 3.
18. Der rauheste Stein wird glatt, wenn er viel gerollt wird.
Engl.: A rugged stone grows smooth from hand to hand. (Bohn II, 18.)
[808] 19. Der Stein, auf den ein jeder spuckt, wird zuletzt nass.
Dän.: Den steen hver spøtter paa, bliver vaad omsider. (Prov. dan., 530.)
20. Der Stein aus der Hand, ist des Teufels Pfand. (Oberösterreich.)
Pflegt man zu Kindern zu sagen, wenn sie Steine werfen.
21. Der Stein, den man auf andere wirft, fällt uns meist selbst auf den Kopf. – Parömiakon, 788.
Von Zornigen, die sich durch ihre Hitze meist selbst schaden.
22. Der Stein, der viel (oft) gerührt wird, bemooset nicht. – Frischbier2, 3614.
23. Der Stein der Weisen ist zu Kohle geworden.
24. Der Stein, geworfen in Sumpf, macht keine Ringe. – Körte, 5726.
25. Der Stein im Wege weicht nicht aus, du musst ausweichen.
26. Der Stein ist der Deutschen, das Zipperlein der Engländer Krankheit. – Eiselein, 327; Simrock, 9875.
27. Der Stein ist stark, darf kein beweisen, wird doch verschlagen von dem Eisen.
Die Russen: Der Stein springt im Feuer, das Wachs schmilzt. Jedes wird nach seiner Natur besiegt.
28. Der Stein kommt nicht zum Menschen, der Mensch muss zum Stein gehen. (S. ⇒ Durstiger 1.)
So sagen die Perser: Der Mensch kommt zum Menschen, aber der Berg kommt nicht zum Berge. Die Portugiesen: Die Mühle geht nicht zum Wasser, das Wasser muss zur Mühle gehen.
29. Der Stein, mit dem wir auf andere zielen, fällt meist auf unsern eigenen Kopf zurück. – Parömiakon, 1379.
Was man, andern zu schaden, ausgesonnen hat, trifft uns meist selbst.
30. Der Stein muss sich nach der Schnur, die Schnur nicht nach dem Stein fügen (richten).
Lat.: Ad amussim applica lapidem, non ad lapidem amussim. (Plutarch.) (Binder II, 49; Erasm., 535; Hanzely, 158; Philippi, I, 6.)
31. Der Stein prüft das Gold und das Gold die Leute. – Winckler, XIV, 63.
Böhm.: Kamen zlato probuje, a zlato lidi. (Čelakovsky, 163.)
Lat.: Quod index auro, id aurum homini. (Philippi, II, 143; Seybold, 506.)
Poln.: Kamień probuje złoto, złoto cnotę. – Złota proba osełka (ogień) a człeka złoto. – Złota kamieniem doz nawaj, a człowieka złotem. (Čelakovsky, 163.)
32. Die härtesten Steine entlocken dem Stahle die schönsten Funken. – Rumohr, Schule der Höflichkeit, II, 5.
33. Die klainste oder mainste stain beschlissen. – Gruter, I, 21.
34. Die Stan binne se an, die Hun lasse se lan. (Nassau.)
Während sie die Steine anbinden, lassen sie die Hunde los. Klage, dass die Grobheit und Ungerechtigkeit freien Lauf hat, indess der Bescheidene und Unschuldige leidet.
35. Die Steine sollen dem Hause wieder folgen. – Graf, 65, 16.
Die Nebensache folgt nach dem ältern deutschen Recht der Hauptsache; die Steine dem Hause als dazu gehörend.
Mhd.: De steine sullen deme huse wedir volgen. (Ortloff, III, 90.)
36. Drei Steine und drei Berge sind meiner Krone grösster Schatz.
Sprichwort Kaiser Ferdinand's II. von Oesterreich. Nämlich: Wallenstein, Liechtenstein und Dietrichstein; Eggenberg, Questenberg und Werdenberg. (Oesterreichischer Plutarch, II, 67.)
37. Edle Steine behalten ihren Glanz.
38. Ein geworfener Stein und ein gesprochen Wort kehren nicht zurück an ihren Ort.
Span.: Palabra y piedra suelta, no tiene vuelta. (Cahier, 3603.)
39. Ein grosser Stein fällt schnell in den Brunnen.
40. Ein kleiner Stein bricht ein starkes Bein.
41. Ein kleiner Stein bringt einen grossen Mann zu Fall.
Die Türken: Ein Stein braucht nicht gewiss zu sein, um ein Loch in den Kopf zu schlagen (den Schädel einzuschlagen). (Cahier, 2715.)
[809] 42. Ein kleiner Stein kann eine grosse Beule machen.
43. Ein kleiner Stein macht oft gross Geräusch.
44. Ein kleiner Stein zerschlägt ein grosses Fenster.
45. Ein oft (wol) gewelzter stein moset (begraset) nicht. – Suringar, CCII, 21, 38; Gaal, 1462.
Lat.: Lapis saepe volutus non obducitur musco. (Henisch, 358, 67.)
46. Ein rollender Stein kommt nicht zum erwärmen.
Nachtheilige Folgen zu grosser Veränderlichkeit.
47. Ein schlechter (kleiner, unbedeutender) Stein im Wege wirfft einen grossen Wagen umb. – Lehmann, 263, 40; Körte, 5716; Winckler, VI, 87.
»Ein kleiner stein stürtzt offt ein wagen, welcher ein fuder wein kan tragen.« »Ein kleiner Stein stürzt offt ein wagen, der dreissig centner kan ertragen.« (Waldis, II, 13, 25; III, 7, 37.)
It.: Pigliar la lepre col cerro. (Bohn I, 120.)
Lat.: Plerumque res parvae maximas trahunt. (Binder II, 2586; Lehmann, 263, 31.)
Poln.: Gadzić się nikim niegodzie i najpodlejsjy zaszkodzi. – Urosną wilczkowi zęby. (Masson, 82.)
48. Ein schlechter Stein ist bald geschliffen, aber noch schneller blind gegriffen. – W. Müller, 44.
49. Ein schwerer Stein ist von einem nicht wol zu heben. – Petri, II, 226.
50. Ein Stain ist auch from, man stost sich aber vbel dran. – Gruter, I, 28; Petri, II, 227; Henisch, 1255, 28; Eyering, II, 185; Lehmann, 217, 16; Simrock, 9861; Körte, 5717; Braun, I, 4267.
Dän.: En stene er stille og from, man støder sig dog der paard. (Prov. dan., 530.)
Lat.: Quidquid agit mundus, monachus vult esse secundus. (Sutor, 681.)
51. Ein Stein allein kann kein Korn mahlen.
Holl.: Een steen kan alleen geen meel malen. (Harrebomée, II, 302a.)
52. Ein Stein allein macht keine Mauer.
Ebenso die Türken Cahier, 2716.
53. Ein Stein athmet nicht, wenn ihn auch die Sonne bescheint.
54. Ein Stein bleibt wol auffm boden, aber wer jhn in eine Schlauder legt, der kan jhn hoch werffen. – Lehmann, 942, 19.
55. Ein stein bewert das gold, gold aber d leut. – Franck, I, 137b.
56. Ein Stein, den man offt weltzet, wird nicht mösicht (bewechst nicht). – Petri, II, 227; Eyering, II, 283; Henisch, 358, 66.
»Ein stein, der offt hin vnd her waltzet, berast nit.« (Mathesius, Leychpredigten, 185b.)
Dän.: Den steen, som tidt flyttes, bliver ikke musse-groed. (Prov. dan., 530.)
57. Ein Stein, der auf den Berg geworfen wird, fällt auf den Werfer zurück.
58. Ein Stein, der auf seinem Platze bleibt, bemoost; ein Stein, der hin- und hergewälzt wird, bleibt kahl. (Lit.)
59. Ein Stein, der ins Rollen kommt, ist schwer aufzuhalten.
60. Ein Stein ist ein Stein, doch ist ein Demant viel ein ander Stein, als ein Kieselstein, wack oder Backstein. – Lehmann, 540, 43.
61. Ein Stein schleift den andern, eine Hand wäscht die andere; gut Lohn macht die Arbeit leicht.
Schwed.: Steen steen glättar, hand hand tvättar, god lön tungt arbete lättar. (Törning, 141.)
62. Ein Stein schiebt den andern.
Lat.: Clavus clavum pellit. (Seybold, 78.)
63. Ein Stein sei noch so heiss, wenn es lange darauf tropft, wird er kalt.
64. Ein Stein verfault nicht im Wasser.
Um zu sagen: Die Sache eilt nicht, aufgeschoben ist nicht aufgehoben.
65. Ein waltzender Stein beraset nicht. – Sutor, 577; Mathesy, 330b.
66. Einem Stein kann man die Haut nicht abziehen. – Grubb, 152.
Engl.: No man can flay a stone. (Bohn II, 8.)
Frz.: L'on ne sçauroit écorcher une pierre. (Kritzinger, 258b.)
[810] 67. Einen geworfenen Stein kann man nicht zurückrufen.
Holl.: Een geworpen steen, een afgeschoten pijl en een gesproken woord zijn niet te herroepen. (Harrebomée, II, 302a.)
68. Einen schweren Stein kan man nicht fern werffen. – Henisch, 1071, 70; Petri, II, 180; Lehmann, II, 151, 189; Latendorf II, 12.
»An viel rhümen thu dich nicht kehrn, ein schweren stein wirfft niemand fern.« (Sutor, 419.) Bei Tunnicius (431): Ein grôt stein is quat vêr to werpen. (Non procul abiicitur magnus mihi crede molaris.)
Dän.: Ond er tvung steen langt at kaste. (Prov. dan., 530.)
Holl.: Een groote (zware) steen is kwaad vêr te werpen. (Harrebomée, II, 203a.) – Een swaer steen is quaet te werpen. (Tunn., 11, 20.)
Lat.: Non fit hirsutus lapis hinc atque inde volutus. – Nusquam iactares grandes procul ipse molares. (Fallersleben, 330; Loci comm., 89.) – Qui non potest eodem in loco consistere, raro fit, ut ditescat.
Schwed.: Tung steen är ond at kaste långt bort. (Grubb, 825.)
69. En rollenden Sten settet kain Moss. (Iserlohn.) – Woeste, 76, 269.
Engl.: A rolling stone gathers no moss. (Bohn II, 138; Gaal, 1562.)
Holl.: Een rollende steen gaart geen moos. (Harrebomée, II, 302a.)
70. Ên Stên kann kein Mehl mahlen. – Bueren, 451; Eichwald, 1821; Frommann, IV, 287, 434.
71. Es gibt Steine, über die auch ein Kluger fällt.
72. Es ist kein Stein so hart, man kann ihn glätten (poliren).
Span.: No hay piedra berroquena que dende a un año no ande lisa al pasamano. (Cahier, 3649.)
73. Es ist nicht allemal der schlechteste Stein, den der Maurer wegwirft.
74. Es ist nicht jeder Stein ein Edelstein.
Die Russen: Jedes grüne Steinlein möchte für einen Malachit gelten. – Nicht jeder grüne Stein ist ein Malachit. (Altmann VI, 386 u. 404.) Es ist nicht jeder blaue Stein ein Türkis. (Altmann V, 130.) Es ist nicht jeder Stein, den das Meer auswirft, Bernstein. Nicht jeder gelbe Stein ist Bernstein, aber jeder gelbe Stein hält sich dafür. (Altmann V, 74 u. 124.)
75. Es ist noch (nicht) alles vmb den ersten Stein gedoppelt. – Lehmann, II, 156, 154; Petri, II, 276.
76. Es ist nur ein Stein, sagte der Spatz und fiel todt nieder. – Altmann VI, 463.
Nicht blos das Blei tödtet, andere Stoffe können es auch. Man soll keinen Feind verachten.
77. Es kan niemand durch den Stein sehen. – Petri, II, 280.
78. Es soll nicht mit Steinen werfen, wer ein gläsernes Dach hat.
Aehnlich rassisch Altmann VI, 445.
79. Et is kein Stein sau klein, hei füllet en Lok. – Schambach, II, 184.
Es ist keine Sache, so unbedeutend sie scheinen mag, sie hat noch ihren Werth, und es kommt eine Zeit, wo man sie verwenden kann.
80. Eyn gewaltzeter steyn wirt nit mosig. – Tappius, 83b; Lehmann, 809, 8; Lehmann, II, 122, 33; Latendorf II, 11; Egenolff, 63; Bücking, 109; Hollenberg, II, 61; Körte, 5722; Körte2, 7160; Struve, I, 16; Braun, I, 4269; Suringar, CCII, 7, 9, 15, 19 u. 24.
Böhm.: Kámen čarto se hýbající neobroste. – Kámen často hýbaný neobroste mechem. (Čelakovsky, 379.)
Frz.: Pierre qui roûle, n'amasse pas de mousse. (Lendroy, 1043; Bohn I, 45; Kritzinger, 470b; Masson, 352.) – Pierre roulante n'ammasse jamais. (Cahier, 1375.) – Pierre souvent remuée de la mousse n'est vellée. (Leroux, I, 94.)
It.: Pietra che rotola non piglia rugine. (Bohn II, 128.) – Pietra mossa non fa muschio. (Gaal, 1462; Bohn I, 120.)
Lat.: Lapis saepe provolutus non obducitur cespite. (Frisius, S. 113.) – Non expedit concutere felicem statum. (Seneca.) (Philippi, II, 36.) – Non fit hirsutus lapis per loca multa volutus. (Binder I, 2172; Steinmeyer, 64.) – Planta quae saepe transfertur, non convalescet. (Seneca.) (Philippi, II, 38 u. 97.) – Saxum volutum non obducitur musco. (Egeria, 174; Eiselein, 578.) – Si qua sede sedes haec tibi commoda sedes. (Chaos, 937.)
Poln.: Kamień często poruszany mechem nieobrośnie. – Rychléj kamień obroście, gdy na miejscu leży. (Čelakovsky, 379.)
Ruth.: Zezaczy i kamen mochnatye.
Schwed.: Den steen som altid wältras ban mossas intet. (Grubb, 759.) – Ofta flytt får sällan root. (Grubb, 107.)
[811] Span.: Piedra movediza nunca moho la cobija. (Bohn I, 240.)
Ung.: Mely kővet sokszor hengergetnek, meg nem mohosodik. (Gaal, 1462.)
81. Festgelegner Stein lässt das Wasser nicht hinein.
Sogar dem Wasser wird es schwer, unter einen Stein zu dringen, der lange gelegen hat.
Böhm.: Pod zalehlý kámen ani voda nejde. (Čelakovsky, 125.)
82. Geschliffene Steine haben keinen Bruch.
83. Glatte Steine geben keine feste Mauer.
84. Grosser Stein ist schwer zu werfen. – Simrock, 9863; Körte, 5718.
85. Harte Steine und weicher Kalk gibt gutes Mauerwerk.
Auch russisch Altmann VI, 448. »Denn wo das Strenge mit den Zarten sich bindet, gibt es einen guten Klang.« (Schiller.)
86. Hette ich den steyn nicht gezogen, so hette ich das spiel verloren. – Agricola I, 417; Gruter, I, 48; Egenolff, 199a; Schottel, 1136b; Sailer, 115; Simrock, 8732.
87. Hintern schwarzen Steinen werden sie sich erhalten wie der Reif hinterm Zaun.
Verbreitete Prophezeiung in Betreff Böhmens Geschick.
88. Ick will lêwer Stêner bîten (beissen) as êten. – Bueren, 730; Eichwald, 1834; Frommann, VI, 283, 718; Hauskalender, III.
89. Ist der Stei us der Hand, wan er chunnt, ist unbekannt. – Sutermeister, 127.
90. Je grösser der Stein, je mehr plumpt es.
91. Je härter der Stein, je schöner die Funken.
92. Je mehr Steine man nach dem Hunde wirft, je mehr bellt er. – Ausland, 1871, 404a.
93. Kannst du einen stein nicht allein heben, so lass ihn auch selbander liegen. – Luther, 272; Guttenstein, II, 20; Bücking, 190 u. 293; Körte, 5723.
Selbst ist der Mann. Was man nicht mit eigenen Mitteln und Kräften auszuführen sich getraut, soll man nicht unternehmen.
94. Kein Stein von unsern Festungen, keinen Zoll breit von unserm Boden, sagt Jules Favres.
Sprichwörtlich gewordener Ausspruch Jules Favre's in der Sitzung der Regierung der Nationalvertheidigung am 27. Dec. 1870, als er sich bereit erklärte, nach London zu gehen, um dort eine Friedensvermittelung einzuleiten. (Vgl. Niederschles. Zeitung, 1873, Nr. 79.) Es war dies ein guter Vorsatz der provisorischen Regierung in Frankreich nach der Gefangennehmung Napoleon's am 2. Sept. 1870, der, wie viele andere nicht zur Ausführung gekommen ist, wenn man den Ausspruch nicht etwa buchstäblich versteht. (S. ⇒ Todt 2.)
95. Klag's dem Staan un behalt's allaan. – Tendlau, 641.
Als persönliche Abwehrungsformel, um das möglicherweise beabsichtigte Anthun eines Uebels, über welches jemand klagt, von sich abzuhalten.
96. Klag's einem Steine, behalt's alleine. – Meisner, 53.
Ward früher von abergläubischen Leuten gesagt, wenn ihnen ein Kranker von seinen Leiden (Zahnschmerzen u.s.w.) erzählte, weil sie meinten, dadurch die Ansteckung, das Uebergehen desselben Leidens auf sie, verhüten zu können.
97. Kleiner Stein wirft einen grossen Mann um.
98. Kû'st' (kannst du) an Ston' (Stein) nit weckheb'n, so muasst' drübe' springe'. (Tirol.) – Frommann, VI, 36, 51.
99. Lass den Stein liegen, der dir zu schwer ist. – Eiselein, 578.
100. Man besieht zu spät den Stein, über den man fiel und brach ein Bein. – Simrock, 9669.
101. Man kan kein Stein mit eim Fuchsschwantz ausshawen. – Lehmann, 50, 37.
102. Man kann auf Steine wol säen, aber nicht darauf mähen.
Holl.: Op steen rotsen is 't kwaad haver zaaijen. (Harrebomée, II, 303b.)
103. Man kann den Stein ohne Wasser nicht schleifen.
Span.: Piedra sin agua non aguza en la fragua. (Cahier, 3650.)
104. Man kann wol 'n Stân kaken, dat de Brühe gôd smeckt. (Bremen.) – Köster, 253.
105. Man könt ehe einen Stein schmeidig, denn ein böss Hertz gut machen. – Petri, II, 457.
[812] 106. Man muss den ersten Stein legen. – Lehmann, 18, 19.
Man muss den Anfang mit einem Geschäft machen, sonst geht's nicht fort.
Holl.: Hij heeft den eersten steen gelegd. (Harrebomée, II, 302b.)
107. Man muss den Stein aus dem Wege räumen, dass niemand darüber fällt (oder: sich daran stösst).
Holl.: Men moet den steen uit een weg leggen, op dat er niemand over valt. (Harrebomée, II, 303a.)
108. Man muss den Stein heben, so hoch er sich will heben lassen. – Lehmann, 275, 16.
109. Man muss den Stein nach der Schnur und nicht die Schnur nach dem Stein richten. – Petri, II, 460; Sailer, 286.
Verachte nicht die Sitte des Landes. Bei Gellert findet sich durchaus einsilbig: »Setzt nach der Schnur den Stein, nicht nach dem Stein die Schnur.« (Witzfunken, IIa, 200.)
110. Man muss keine Steine in den Bach werfen, in dem man Fische fangen will. – Altmann VI, 478.
111. Man muss keinen Stein in den Brunnen werfen, aus dem man getrunken hat. – Tendlau, 949; Jüd. Volksblatt, 1846, S. 132.
Nicht Gutes mit Bösem vergelten.
112. Man muss mit den Steinen bawen, die man hat. – Petri, II, 459.
In Luzern: Me muss mit den Steine mure, de me hed.
Dän.: Man faaer at bygge med de steene man haver. (Prov. dan., 97.)
113. Man muss nicht alle Steine auf die Seite schaffen (wollen).
Die zu schweren muss man wenigstens vorläufig liegen lassen, bis man sie spalten, sprengen, zerklopfen kann.
114. Man muss nicht Steine in des Nachbars Garten werfen.
Frz.: Il ne faut pas jeter des pierres dans le jardin de ton voisin. (Bohn I, 23.)
115. Man soll einen Stein nicht höher heben, als er sich heben lassen will.
Dän.: Løft ei steenen høyere end hand vil lade sig løtte. (Prov. dan., 528.)
116. Man wirft oft ein Stein nach einer Kuh, der mehr werth ist als die Kuh. – Kirchhofer, 117, 149; Simrock, 9871b.
Dieses schon in ältern Chroniken vorkommende Sprichwort, wird auf mehrere seltene Krystalle oder goldhaltige Steinarten im berner Oberlande, wie andern Gebirgsgegenden der Schweiz angewandt, in denen es wahrscheinlich seinen Ursprung fand, wie Kirchhofer bemerkt. Wenn ich mich nicht irre, kommt es aber auch in deutschen Gebirgsgegenden vor.
117. Mancher waltzt den grossen Stein vnd hat die arbeit zu lohn. – Lehmann, 39, 45.
118. Mann kann bald ein Stein finden, daran man sich stöst. – Lehmann, 386, 14.
119. Mit einem guten Steine kann man mehr als einmal Feuer schlagen.
120. Mit Einem Steine kann auch ein geschickter Müller kein Korn mahlen.
Engl.: The mill must be of two stones, two persons are required for friendship.
121. Mit Steinen muss man nicht nach Mücken werfen.
122. 'N Stên graut nich beter as up ên Stede. (Ostfries.) – Bueren, 932; Hauskalender, III.
123. Nicht alle Steine sind ohne Werth. – Simrock, 9871a.
124. Nicht unter jedem Stein steckt ein Skorpion.
Und wenn einer drunter steckt, so tritt herzhaft darauf, pflastere gut und lass den Skorpion stecken. Wer möchte klug sein, wo die Klugheit mit Angst erfüllt.
125. Niemand kann einen Stein schinden (ihm das Fell, die Haut abziehen).
Bei Tunnicius: Alle lude kunnen nicht einen steins villen. (Terrigenum possit nullus de glubere cotem.)
Holl.: Alle die leven en vilden niet enen weetsteen. (Fallersleben, 58.)
Lat.: Viveus nemo datur, per quem cos excoriatur.
126. Obschon ein Stein stets im Wasser liegt, wird er doch nicht weich. – Lehmann, 457, 56.
127. Rollender Stein begraset nicht. – Eiselein, 578; Simrock, 9868; Körte, 3722; Lohrengel, I, 726.
[813] 128. Stein gegen Krug und Krug gegen Stein, wird immer des Kruges Verderben sein.
129. Stein ist schwer und Sand ist Last; aber der Narren Zorn ist schwerer denn beide.
130. Stein vnd Blöck weichen niemand, man muss jhnen weichen. – Lehmann, 877, 28.
131. Steine aufwälzen ist schwerer als Steine abwälzen.
132. Steine essen, Wasser trinken und draussen schlafen, darum darf man niemand fragen.
Frz.: Manger des pierres, boire de l'eau, coucher dehors, il n'en faut demander congé à personne. (Kritzinger, 436b.)
133. Steine fürchten sich nicht, wenn auch die Heuschrecken ins Land kommen.
134. Steine, Kräuter, Wort han an Kräften grossen Hort.
Oder, wie es im Freidank heisst: »Krut, Steine unde Wort hant« u.s.w. Zur Ergänzung des unter Kraut 51 Gesagten sei hier noch bemerkt, dass schon Plinius in seiner Naturgeschichte alles angeführt hat, was der Aberglaube den Thieren und Pflanzen an Kräften zuschreibt. Man ersieht daraus, dass schon seit den ältesten Zeiten her Kräuter und Steine dem Volke zu mancherlei heilsamem und unheilsamem Brauch gedient haben. Aber eine noch weit stärkere Macht als jenen schrieb der Glaube der Leute dem Worte zu; bei allen Völkern vermochte es zu binden und zu lösen; zu schaden und zu heilen, diente es zum Fluch und zum Segen. Und diese Macht ist ihm geblieben bis auf den heutigen Tag. Des Weitern vergleiche darüber den Artikel Das Segnen und Beschwören als Hülfs- und Heilmittel in der Allgem. Familienzeitung, von L., Stuttgart 1872, Nr. 13. Nach Augustinus werden die Dämonen durch gewisse Kräuter, Steine, Thiere, Laute, Wörter u.s.w. beeinflusst. (Vgl. Rosskoff, Geschichte des Teufels, Leipzig 1869, II, 234 u. 260.)
135. Stên sünt allerwerts hart. (Altmark.) – Danneil, 278.
Es gibt überall Noth, Plage, Widerwärtigkeit und harte Menschen.
Frz.: Partout les pierres sont dures. (Gerny, 89, 362.)
136. Stên ut d' Hand iss'n Dûv'l in d' Hand. (Altmark.) – Danneil, 206.
137. Tau hart Stîner mâln ek gud töhop. – Hansen, 14.
Zwei harte Steine mahlen nicht zusammen.
138. Twe harde Stên malen selten klên. (Ostfries.) – Eichwald, 1818; Kern, 1281; Schütze, IV, 191; Hauskalender, I; für Iserlohn: Woeste, 77, 288.
139. Ungefährer Stein schlägt den Schädel ein. – Schlechta, 101.
140. Up de Stên is düer têren.
Auf dem Pflaster, in der Stadt sind überall die Steine hart, ist es theuer zu leben.
Frz. Schweiz.: Lé pertot que lé pierré schon duré. (Schweiz, II, 120, 13.)
141. Vnter diesem Stein ligt begraben der Pfarrer von Vthenheim; er war nicht von Eyssleben, Gott geb jhm das ewige Leben.
Grabschrift eines Pfarrers in der Nähe von Gelnhausen. (Zeiler, Handbuch, II.)
142. Viel bewegter Stein wird niemals moosig sein.
143. Waltzender stein wirt nit mosig. – Franck, II, 69b; Gruter, I, 71; Sailer, 182.
144. Wann der Stein vmblaufft, muss man schleiffen. – Lehmann, 258, 9; Simrock, 9084a.
145. Wann man ein vngebacknen Stein wäscht, je länger man wäscht, je mehr gibt er wuste. – Lehmann, 776, 32.
146. Was fragt ein Stein nach harten Streichen. – Parömiakon, 1921.
147. Wen die Steine verdriessen, der muss keine Kirschen (Pflaumen) essen. – Altmann VI, 474.
148. Wenn alle Steine Rubinen wären, so wären alle Rubinen Steine.
149. Wenn der Stein auf den Krug fällt, so zerbricht er (der Krug), fällt aber der Krug auf den Stein, so zerbricht er auch.
Das Schicksal des Schwachen bei seinem Zusammentreffen mit den Mächtigen. Talmudisch lautet derselbe Gedanke: Fällt der Stein auf den Krug, wehe dem Krug; fällt der Krug auf den Stein, wehe dem Krug; es sei, wie es wolle, immer ist wehe dem Krug. (Jüd. Volksblatt, 1865, S. 168.)
Lat.: Flet victor, victus interiit. (Sutor, 47.)
[814] 150. Wenn der Stein aufliegt, wird der Bratspiess nicht mehr laufen. – Fischart, Gesch.
151. Wenn der Stein aus der Hand ist, so ist er des Teufels. – Bücking, 11; Sonnenstäubchen, 75; Simrock, 9870; Körte, 5725; Braun, I, 4276; Schweiz, II, 242, 53.
152. Wenn der stein auss der Hand vnd dass wort aussm Mund ist, können sie nicht widerbracht werden. – Lehmann, 644, 34.
Böhm.: Kámen z ruky a slovo z úst (nevrátl se). (Čelakovsky, 79.)
Dän.: Steenen af haanden og ordet af munden er ei længer i vor magt. (Prov. dan., 530.)
It.: Pietra tratta, e parola detta non può tornan in dietro. (Gaal, 1249.)
Lat.: En semel emissum volat irrevocabile verbum. (Horaz.) (Philippi, I, 144.)
153. Wenn der Stein fällt, so fällt er auf den kranken Fuss.
Auch bei den Persern fällt der Stein auf den lahmen Fuss.
154. Wenn du Steine siehst, so denke an den Berg.
155. Wenn ein grosser Stein vom Berge fällt, so fallen ihm bald viele kleine nach. – Parömiakon, 5725.
156. Wenn ein Stein aus der Mauer ist, fallen auch die andern bald nach.
157. Wenn ein Stein berührt, muss er auch gezogen werden.
Frz.: Dame touchée, dame jouée. (Kritzinger, 198b.)
158. Wenn es beständig auf einen Stein tropft, wird er zuletzt hohl.
Ausdauernder Fleiss überwindet auch die grössten Schwierigkeiten.
159. Wenn ich ufm Steen sch--, su wirds zu Dr-. – Robinson, 195.
160. Wenn ma a Sten ufte imdrät, su beroast a nicht. (Schles.) – Frommann, III, 410, 382.
161. Wenn man den Stein nicht lupfen (heben, aufheben) kann, muss man ihn liegen lassen.
Man muss nichts Unmögliches unternehmen.
162. Wenn man einen Stein aufwirft, so weiss man nicht, wo er hinunterfällt.
163. Wenn man einen Stein ins Wasser wirft, der macht Bulzen (Striemen, Kreise) um sich. – Luther's Werke, I.
164. Wenn man zwei kalte Steine wider einander reibet, so geben sie auch Feuer. – Einfälle, 221.
Geiler von einem alten Ordensmann und einer alten Nonne.
165. Wenn zwei harte Steine zusammenkommen, gibt es schlechtes Mehl.
166. Wer auf andere will werfen einen Stein, kehr' erst vor seiner Thür rein.
»So jemand in ein vnglück fellt, als wolt sich jeder an jm rechen, da er thut niemand zum besten sprechen, jedermann kehrt ihn schimpflich an, als hab er selb nie böss gethan, vnd wer vor seiner Thür gantz rein, derselbig werff den ersten stein.« (Waldis, I, 85.)
167. Wer auf einen Stein zielt, verdirbt seine Pfeile.
Es ist schade um geistreiche, witzige Reden gefühllosen, ungebildeten Leuten gegenüber.
168. Wer aus einem Stein ein Hosenbändel und aus einer Nonne eine verständige Frau machen will, der hat unnütze Arbeit. – Klosterspiegel, 57, 6; Sailer, 124; Simrock, 9871; Lehmann, 460, 80.
169. Wer bei jedem Stein stehen bleibt, kommt nicht in die Stadt.
Frz.: Qui s'arrête à chaque pierre, n'arrive jamais. (Bohn I, 52.)
170. Wer den rechten stein nicht zeucht vnd der nicht die rechte karte wirfft, haben beide das spiel verloren. – Lehmann, 851, 7.
171. Wer den Stein nicht heben kan, derselbe soll jhn liegen lan. – Petri, II, 692.
»Wer den stein nicht kann schieben wol, derselb jn liegen lassen sol.«
Lat.: Si nescis jacere lapidem dimitte jacere. (Binder II, 3120; Neander, 310.)
172. Wer den Stein nicht heben (tragen) kann, der muss ihn wälzen. – Hollenberg, II, 59; Simrock, 9867; Körte, 5734.
Man muss thun wie man kann.
Schwed.: Den intet kan lyfta stenen, kan mäste wältran. (Grubb, 141.)
[815] 173. Wer den Stein vber sich (in die Höhe) wirft, dem fällt er auf den Kopff. – Eyering, III, 465; Pred. Sal. 27, 28; Petri, II, 702; Heuseler, 146; Simrock, 9864; Körte, 5719; Schulze, 166; Zehner, 186; Wahl, I, 75, 18.
Den Regierungen, welche absichtlich das Wachsthum des politischen Verstandes ihrer Völker unterdrücken, fällt die dadurch erzeugte öffentliche Dummheit am Ende, in ihrer eigenen Noth, auf den Kopf zurück, wie der Stein dem muthwilligen Knaben, welcher ihn in die Luft warf. »Wer walzt ein Stein uf in die Höh', uf den fallt er und tuet im we.« »Wer (wenn einer) einen stein wirfft vber sich, fellt auf jn selb gemeiniglich.« (Waldis, II, 35, 41.) »Wer den Stein in die Höhe wirfft, auff des Kopff fellet er gewis.« (Fischer, Psalter, 11b.)
Engl.: Who removes stones shall be hurt therewitch.
Frz.: Celui qui remue des pierres en sera blessé.
It.: Chi rimove le pietre ne sarà offeso.
Lat.: Ipse sibi nocet is, alium qui laedere quaerit. (Philippi, I, 210.)
Poln.: Kamień ku górze rzacony, wraca się nu głowe jącego. (Masson, 311.)
174. Wer einem andern einen Stein in Weg legt, der felt selbst darüber. – Fischer, Psalter, 55, 4.
175. Wer einen Stain nicht kan heben, der kan jhn nicht weit werffen. – Lehmann, 850, 3.
176. Wer einen Stein auffhebt auss dem Koth, der muss die Hende wider waschen. – Petri, II, 702.
177. Wer einen Stein gen Himmel schleudert, dem kann er leicht auf den Kopf fallen.
178. Wer einen Stein wirfft oben auss, dem fellt er auf sein eigen hauss. – Waldis, II, 80, 41.
»Du sollst niche wüten oder schelten in den, der dirs kan widergelten.«
179. Wer einen steyn allein nicht erheben kan, der sol yhn auch selbander ligen lassen (lan). – Agricola I, 284; Petri, II, 702; Gruter, I, 79; Sanders, 4; Egenolff, 169a; Luther's Tischr., 461b; Schottel, 1133b; Körte, 5723; Körte2, 7161; Venedey, 60.
»Vnd wer ein grossen schweren stein nit kan erheben selb allein, der gedenk, das er sich des masse, in auch selb ander ligen lasse.«
Holl.: Wie een' steen niet alleen opheffen kan, die zal hem ook andermaal wel laten liggen. (Harrebomée, II, 303.)
Lat.: Audaciam moderatur fortuna. (Saxum quod soli desint tibi tollere vires, adscitis sociis posse levare nega.) (Glandorp, 53, 42.)
Schwed.: Den intet kan ensam lyfta stenen, han låte sjelf annan liggian. (Grubb, 128.)
180. Wer hofft ein Stein zu legen auff eines andern grab, der legt jhn auff sein eigen. – Henisch, 1723, 31.
181. Wer irgendeinen Stein verwirft, ist kein guter Maurer. (s.d. ⇒ 2 u. ⇒ 8.).
182. Wer kan einem jeden Stein vnd Bein schweren! – Petri, II, 727; Mathesy, 146a.
D.h. in jedem Falle alle möglichen Beweise beibringen. Wer's nicht glauben will, der mag es bleiben lassen. Man kann nicht stets alle Heiligen hertragen.
183. Wer nach dir mit Steinen wirft, dem antworte mit Brot.
Böhm.: Kdo do tebe kamenem, ty do nĕho chlebem. (Čelakovsky, 16.)
Poln.: Kto na ciebie kamieniem, ty na niego chlebun. (Čelakovsky, 16.)
184. Wer nach einem Stein langt, kann dafür einen Dreck ergreifen.
185. Wer rund vnd eckichten Stein zwischen einander setzet ein, wil also auff richten ein Mawer, dem wirds werden mechtig sawer. – Mathesy, 244b.
186. Wer sich an ein Stein stöst, der sihet, woran er hat gestossen. – Lehmann, 590, 19.
187. Wer sich selbst auf Steine bettet, der liegt weich.
188. Wer sich zweimal an einen Stein stösst, verdient kein Mitleid.
189. Wer sich zwischen Steine legt, wird zerrieben. – Altmann VI, 456.
190. Wer Stein will brechen, der muss Pickel haben nicht Messer oder Schwerdt. – Lehmann, 460, 81.
Lat.: Ferro et igne pravitatem frangite doctrinis. (Lehmann, 460, 81.)
[816] 191. Wer Steine gern trägt, hat Flaum auf der Schulter. – Sprichwörtergarten, 20.
Lust zu einem Geschäft, macht das Schwierigste leicht, Widerwille das Leichteste schwer.
192. Wer Steine rückt, sehe sich vor, dass er sich nicht die Finger zerquetscht.
It.: Non è buon murator chi rifiuta pietra alcuna. (Bohn I, 112.)
193. Wer Steine wälzt, verwundet die Finger.
Engl.: Who remove stones, bruise their fingers. (Bohn I, 20.)
194. Wer Steine wegwaltzet, der wird Mühe damit haben. – Petri, II, 796.
195. Wer über spitze Steine geht, muss dicke Sohlen haben.
196. Wie man auf einen Stein schlägt, so gibt er Funken.
Wie die Frage, so die Antwort.
197. Wirf andern keinen Stein in den Weg, du kannst selbst darüber fallen.
198. Wirf den Stein und verstecke die Hand.
199. Wo der Stein ins Wasser fällt, sind die Wellen wol klein, aber stark.
200. Wo de Stein lît, da begraset he seck. – Schambach, II, 598.
Wie der Stein da, wo er liegt, beraset, wird auch der Mensch heimisch, wo er lebt; er verwächst gleichsam mit dem Boden.
201. Wun der Schtîn ous der Hand härus äs, äs i des Teiwels. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 732.
202. Zwa hoarte Stane geben selten a gut's Mehl. (Steiermark.)
203. Zwâi harder Stân' moahle selde rân. (Trier.) – Laven, 198, 148; Firmenich, III, 548, 83.
204. Zwei harte Steine geben Funken.
Böhm.: Dva křesací kameny jiskry dĕlají. (Čelakovsky, 116.)
Krain.: Dva ognjika (kresivna kamna) iskre délata. (Čelakovsky, 116.)
205. Zwei harte Steine mahlen rothes Mehl.
206. Zwei hell (harte) Steng' mahle selde reng' (rein). (Aachen.) – Firmenich, I, 492, 22; für Köln: Weyden, IV, 13.
207. Zwei kalte Steine, die sich reiben, fangen auch Feuer. – Eiselein, 578; Simrock, 9873.
208. Zwei rauhe Steine geben ein grobes Mehl. (Rott-Thal.)
209. Zwei ruhi (rauhe) Stein mâle selde rein. (Strasburg.) – Firmenich, II, 528.
210. Zwei Steine können eine ganze Mühle anzünden.
211. Zween harte Stein vnd storrische Köpffe stossen sich an einander ab. – Petri, II, 829.
212. Zwen alte kalte Stein in der Mühle (oder: die sich reiben) geben auch Fewer. – Lehmann, 7, 16 u. 151, 161.
213. Zwen hart steyn muelen nie kleyn. – Franck, I, 87b u. 90a; Mayer, II, 58; Theatrum Diabolorum, 300b.
214. Zwen harte steyn malen selten kleyn. – Tappius, 32b; Franck, II, 24a u. 80b; Gruter, I, 89; Eyering, III, 610; Egenolff, 26b; Petri, II, 829; Chaos, 284; Latendorf II, 33; Schottel, 1115b; Bücking, 204; Eiselein, 578; Sailer, 72; Gaal, 1808; Körte, 5720; Simrock, 9862; Birlinger, 478; Masson, 64; Braun, I, 4268; Lohrengel, I, 924; Frischbier2, 3618; für Rastede: Firmenich, III, 27, 30; ostfriesisch bei Bueren, 1088; siebenbürgisch-sächsisch bei Schuster, 886.
»Zween harte Steine malen nie rein.« (Stettler, Annalen, II, 44a.) »Es muss nicht hart gegen hart sein, sonst wirt der Deutschen Sprichwort war, Zween harte, steine malen selten klein.« (Wicelius, Dialog.) »Man sagt, zween harte mülen stein mahlen das körnlein selten klein.« (Waldis, I, 100, 41.) In Pommern: Twe harde Stên malen nig gôd. (Dähnert, 295b.)
Mhd.: Nimmer sich wol zwên geleich hart stain zu einander fügen oder malent chlain; also zwên geleich hart sich alzeit schelten und mit einander wol leben selten. – Zwêne gliche herte steine malent selten kleine. (Freidank.) (Zingerle, 143.)
Dän.: To haarde steene male sielden godt meel. (Prov. dan., 530.)
Engl.: Friends may meet, but mountains never greet.
Frz.: A dure enclume, marteau de plume.
Holl.: Twee harde steenen malen zelden goed (zuiver, klein). (Harrebomée, II, 303a.)
[817] It.: Chi contra a Dio gitta, pietra in capo gli ritorna. – Duro con duro non fece mai buon muro. (Zeiller; Kritzinger, 247a.)
Lat.: Mons cum monte non miscetur. (Tappius, 32a; Apostol., XIV; Binder I, 998; II, 1882; Erasm., 855; Gaal, 1808.)
Ung.: Nehéz két kevély embernek egymassal megalkunni. (Gaal, 1808.)
215. Zwey kalte Stein geben auch Fewer, wenn man sie zusammen schlecht. – Lehmann, 465, 63.
Dän.: To kalde stene give og ild naar de slaaes sammen. (Prov. dan., 531.)
216. Zwöa hoaste Stoa moal'n nit guat. (Alpach.) – Frommann, VI, 35, 19.
*217. Alle Steine aus dem Wege räumen.
Alle Hindernisse beseitigen.
Böhm.: Dva tvrda kameni zřídka dobré mouky namelí. (Čelakovsky, 116.)
Lat.: Lapis lapidem terit. (Seybold, 272.)
Schwed.: Twå hårda stenar mala sälln gott mjöl. (Grubb, 826.)
*218. Auf alle Steiner ün Beiner gesugt. (Jüd.-deutsch. Warschau.)
Beileidsausruf.
*219. Auf die Steine giessen.
»Demnach ich nun vor, in und nach der Hochzeit sehr auf die Steine gegossen und stark getruncken.« (H.v. Schweinichen, III, 291.)
*220. Auf die Steine säen.
Wer seine Kräfte so verwendet, dass er für seine Mühe keinen Lohn erwarten kann.
*221. Aus dem Stein gesprungen sein.
»So sind wir auch nicht auss eim Stein gesprungen, darinn kein lieb vnd mitleidig Gemüt ist.« (Mathesius, Postille, CXLa.)
*222. Aus Steinen Brot machen.
Frz.: Faire de pierre pain. (Leroux, II, 5.)
*223. Da könnte man nicht einmal einen Stein als Medicin bekommen.
Dies Sprichwort schildert die ausserordentliche Seltenheit der Steine in verschiedenen Gegenden Ungarns, z.B. im Theisgebiet. (Vgl. Ausland, 1863, S. 1527.)
*224. Da möchten doch die Steine weinen.
»Das die steine weinen möchten.« (Stralsunder Chronik, I, 295.)
*225. Da müssten (würden) die Steine schreien.
Wenn nämlich hier die Menschen schweigen. Nach Luc. 19, 40.
Holl.: Dan zouden de steenen spreken. (Harrebomée, II, 302a.)
*226. Da will kein Stein zischen.
»Wie wir Deutschen zu sagen pflegen.« »Da hat Christus gewehklaget; aber seine Hülffe ist ferne gewest, da hat kein Stein zischen wollen.« (Fischer, Psalter, 147, 1.)
*227. Das ist der Stein des Anstosses. – Braun, I, 4272.
*228. Das möchte einen Stein erbarmen. – Eiselein, 578; Simrock, 9874; Körte, 5726c; Braun, I, 4273.
Auch die unempfindlichsten Herzen könnte es zum Mitleid bewegen. Wahrscheinlich von den steinernen Heiligenbildern, die von dem Flehen der Gläubigen oft bis zu Thränen gerührt wurden. So gab dem heiligen Bernhard ein steinernes Muttergottesbild die süsseste Jungfermilch stromweis aus ihren Brüsten zu kosten. (Curiositäten, VIII, 147.) Der Abt Benedict Knittel von Schönburg, der Vater unserer Knittelverse, hat das Wunder durch folgende Verse am Eingange der Kirche jenes Klosters verewigt: »Salve, o Bernarde, pie, Jesu lactans et Mariae«.
Lat.: Adamanta movet. (Ovid.) (Binder II, 71.)
*229. Dat föllt up'n hêten Stên. – Dähnert, 459a.
Davon wird nicht lange etwas übrig bleiben.
*230. Dat mag 'nen Stên jammern. – Dähnert, 459a.
Das verdient Mitleid.
*231. Deam will i Stoin in Garte kein. (Ulm.)
*232. Dem Staan sei es geklagt (auch: gesagt). – Tendlau, 641.
In Warschau: Im Stein 's gesugt. Dem Stein sei's gesagt. Dem Stein sei die Noth, seien die Schmerzen geklagt. Pflegt bei Erzählung eines Uebels eingeschaltet zu werden, zur Versicherung, dass man dasselbe dem Zuhörer nicht »anklage«, dadurch mache, dass es auf ihn übergehe. (Vgl. Bock, Idiot. pruss., 66). Auch soll jeder, dem ein Kranker seine Leiden klagt, um eine Uebertragung derselben zu hindern, still vor sich hin murmeln: »Klag' du es dem Stein, behalt' es fein, aber allein«. (Frischbier2, 3613.)
*233. Den ersten Stein auf einen werfen. Beruht auf Joh. 8, 7.
Bei der jüdischen Strafe der Steinigung musste der Ankläger den ersten Stein werfen.
Holl.: Hij werpt den eersten steen op hem. (Harrebomée, II, 302b.)
[818] *234. Den Stein auf beiden Schultern tragen.
»Beim Fuchs wirdt der fein angezeigt, dern stein auff beiden schultern tregt.« »Aber wer sich kan zur seiten lencken, gegen den wird den mantel hencken, den stein auff achsseln tragen vnd, was man gerne hört, kan sagen u.s.w.« (Waldis, IV, 7, 124 u. 75, 149.)
*235. Den Stein, den seine Vorfahren nicht lichten (heben) konnten, wird auch er liegen lassen.
Er wird nichts mehr thun, als seine Vorfahren.
*236. Den Stein der Weisen suchen. – Braun, I, 4277.
Das Geheimniss, Geld zu machen.
Frz.: Travailler au grand oeuvre. (Kritzinger, 487b.)
Holl.: Hij zoekt den steen der wijzen. (Harrebomée, II, 302b.)
*237. Den Stein des Sisyphus wälzen.
Lat.: Sisyphi saxum volvere. (Cicero.) (Binder I, 1661; II, 3168; Seybold, 570.)
*238. Den Stein kann man nicht weit werffen. – Lehmann, 715, 2.
*239. Den Stein muss man ziehen, wenn man das Spiel will gewinnen. – Lehmann, 715, 242.
Der Ton liegt hier wie bei dem vorhergehenden auf den.
*240. Den Stein verstecken und das Brot zeigen.
Von einem hinterlistigen Menschen, der jemand durch Versprechungen an sich lockt, um ihn zu verderben, wie man einem Hunde ein Stück Brot zeigt, um ihn zu locken und dann mit dem Steine wirft, oder mit dem verborgenen Stocke schlägt.
Lat.: Altera manu fert lapidem, altera panem ostentat. (Faselius, 11.)
*241. Den Stein werfen und dann die Hand verbergen.
Span.: Tirar la piedra y esconder la mano. (Bohn I, 259.)
*242. Der schwerste Stein ist gehoben.
Das Schwierigste ist gethan.
Frz.: Le plus fort en est fait. (Kritzinger, 325b.)
*243. Der Stein ist abgewälzt.
Holl.: De steen is van het graf gewenteld. (Harrebomée, II, 302a.)
*244. Der Stein ist auf den Grind gefallen.
Hat den wunden, faulen Punkt getroffen.
*245. Der Stein nach dem Senkel und nicht der Senkel nach dem Steine.
*246. Derselbe Stein kann (wird) ihm an den Kopf fliegen.
Holl.: De steenen zouden hem tegen het hoofd springen. (Harrebomée, II, 302b.) – Dezelfde steen zou hem kummen treffen. (Harrebomée, II, 302a.)
*247. Die Steine auf der Gasse reden (munkeln) davon. – Eiselein, 578; Körte, 5726d; Simrock, 9872; Tendlau, 501; Braun, I, 4270.
So bekannt ist die Geschichte.
Jüd.-deutsch: Das is e alt Chiddesch (Neuigkeit).
Lat.: Etiam saxa loquentur. (Eiselein, 578.)
*248. Die Steine binden sie an und die Hund' lasse sie laufe. (Hechingen.)
*249. Die Steine müssen härter sein als das Korn. – Altmann VI, 422.
*250. Diesen Stein kann man nicht werfen (erheben).
*251. Du möchtest eben so mehr eynem steyn sagen. – Tappius, 35a.
Lat.: Lapidi loqueris. (Erasm., 100; Philippi, I, 220; Tappius, 35a.)
*252. Du sagst solchs eim kalten steyn. – Eyba, Schimpffl. Comödien.
*253. Du, Stein, pack' dich aus dem Rhein, denn diese Stadt soll heissen Stein. – Kirchhofer, 116, 148.
Bei der kleinen Rheininsel Werd soll, nach alten Ueberlieferungen, ein grosser, die Schiffahrt hindernder Fels im Rhein gestanden haben, der bei der Erbauung der Stadt im Jahre 966 gesprengt, und wobei von den Bauleuten obiger Reim gebraucht worden sein soll.
*254. Ein guter stein im bret. – Egenolff, 199b.
*255. Ein Stein des Anstosses (Aergernisses) sein (werden). – Eiselein, 578; Wurzbach II, 324.
Ein Hinderniss, das sich in Verfolgung eines Zwecks in den Weg stellt, über das man springen muss oder über das man fällt. Jemand ist andern ein Stein des Anstosses, wenn er ihnen durch seine Handlungen Aergerniss gibt. Der Stein des Anstosses findet sich Jes. 8, 14 und 1 Petri 2, 8.
Frz.: C'est une pierre de scandale. (Kritzinger, 532a.)
Holl.: Hij is een steen des aanstoots. (Harrebomée, II, 302b.)
[819] *256. Ein Stein fiel mir aufs Hertz (oder: vom Hertzen). – Schottel, 1112a.
*257. Einem den Stein stossen. – Simplic. (Nürnberg 1684), I, 113.
*258. Einem einen Stein aus dem Bret schlagen.
*259. Einem einen Stein in den Garten werfen. – Theatrum Diabolorum, 225a.
»Wirft jn heimlich ein stein in garten.« (Waldis, III, 44, 35.) In der Zueignungsschrift an den Grafen Hans Jakob Kiessl sagt Abraham a Sancta Clara (Judas der Erzschelm, II): »Im übrigen sind Euer hochgräflichen Gnaden Herr Obrister mir in Trapeiner, welches unser Convent im Münzgraben öfters anführt; und ist halt noch wahr, dass uns Gott kein bessern Stein in den Garten geworfen als den Obersten Kiessl.« (Parömiakon, 672.)
*260. Einem einen Stein in den Weg werfen.
Ihn bei seinen Unternehmungen hemmen.
Frz.: Il m'a jetté le chat aux jambes. (Kritzinger, 127b).
*261. Einem Steine aufs Herz wälzen.
Ihn ängstigen, ihm Sorge und Kummer machen. Jüdisch-deutsch in Warschau: Er legt ihm Steiner auf'm Harz.
*262. Einem Steine sein Leid klagen.
Böhm.: Marné kamenu slzy do klína sypati. (Čelakovsky, 55.)
*263. Einem Steine statt Brot geben.
Sprichwörtlich aus Matth. 7, 9.
*264. Einen mit Steinen todt werfen.
Frz.: Chacun lui jette la pierre. – Tuer quelqu'un à coup de pistolets de Laucerre. (Lendroy, 888 u. 1580.)
*265. Einen Stein auf dem Herzen haben. – Lohrengel, II, 240.
Traurige Empfindungen in ängstlichen Besorgnissen begründet.
*266. Einen Stein auf jemand finden.
Einem etwas schuld geben.
*267. Einen Stein auf jemandes Grabhügel werfen.
Wenn in Schottland ein Held begraben ward, warf man Steine auf sein Grab. Je grösser der Haufen, desto mehr Ansehen und Liebe hatte der Verstorbene beim Volke. So lange sein Andenken währte, ging kein Reisender vorbei, ohne einen Stein auf den Haufen zu werfen, was als eine Ehre für den Verstorbenen angesehen ward. Die obige Redensart will also sagen: ich will nach seinem Tode thun, was zur Ehre seines Gedächtnisses gereichen kann.
*268. Einen (guten) Stein bei jemand im Bret gewinnen (haben). – Luther's Tischr., 211a; Eiselein, 94; Meinau, 36; Körte, 5726a; Braun, I, 4275.
Bei ihm in Geltung sein oder kommen.
*269. Einen Stein in Nachbars Garten werfen.
Frz.: Jeter des pierres dans le jardin de quelqu'un. (Lendroy, 887.)
*270. Einen Stein vor die Ohren. – Frischbier2, 3615.
Der andere soll nicht zu seinem Nachtheil hören, worüber Klage geführt wird, das Leid soll an ihm vorüber und auf den fühllosen Stein übergehen. (S. ⇒ Bock 66 und ⇒ Stein 232.)
*271. En Stên in den Weg leg'n. (Rendsburg.)
Sich rächen wollen; scherzhaft auch, jemand Gegengefälligkeit verheissen.
*272. Er hat bei dem einen Stein im Bret.
Steht bei ihm in Gunst, in Ansehen, hat Einfluss.
*273. Er hat den falschen Stein gezogen. – Keller, 157a.
*274. Er hat schon viel Stein untereinander klaubt. (Oberösterreich.)
Hat in der Welt schon viel versucht, unternommen.
*275. Er hat stein im busen. – Franck, II, 97b.
*276. Er hat viel Stein im Bret.
»Wisst, dass ich noch viel Stein im Brete habe.« (Keller, 158b.)
*277. Er ist wie Stein so hart.
Lat.: Aes triplex circa pectus illi est. (Philippi, I, 13.)
*278. Er ist zwischen zwei Steine geklemmt.
Von Klätschern, Austrägern, Verleumdern. (Narrenspiegel, 7.)
*279. Er kann kleine Steine vertragen. – Frischbier2, 3616.
*280. Er mag keinen Stein umkehren, so gut ist er. (Rottenburg.)
*281. Er warf einen Stein in meinen Garten.
Stichelt, zielt mit den Worten auf mich.
*282. Er will sich einen Stein ins Bret setzen. – Klix, 84.
Bei jemand in Gunst setzen.
*283. Er wird noch kleine Steine essen.
[820] *284. Er wirft Steine an die Merkursäule. – Spr. Sal. 26, 8; Matth. 7, 6.
Von dem, der einem, unwürdigen Schüler Unterricht ertheilt.
*285. Er würde aus einem Stein was erpressen.
Dem Geizigsten, Zähesten etwas abringen.
Frz.: Il tireroit de l'huile d'un mur. (Kritzinger, 382a.)
*286. Es fällt auf einen heissen Stein.
Holl.: Het valt op een' heeten steen. (Harrebomée, II, 302a.)
*287. Es fällt mir ein Stein vom Herzen. – Lohrengel, I, 261; Braun, I, 4274; Körte, 5726b.
In Pommern: Dar fêl mi'n Stên vam Harten. (Dähnert, 459a.) Da wurde es mir leichter ums Herz, ich wurde bessern Muthes.
Holl.: Er valt een stein van mijn hart. (Harrebomée, II, 302a.)
*288. Es ist als wenn man mit einem Stein redete.
Von einem dummen, rohen, unwissenden Menschen.
*289. Es ist der Stein der Weisen.
Frz.: Pierre philosophale. (Kritzinger, 533.)
*290. Es ist ein Stein in dem Laden eines Glashändlers. – Burckhardt, 209.
Von etwas, das gar nicht an seinem Platze ist.
*291. Es ist noch alles vmb den ersten stein gedoppelt. – Gruter, III, 34.
*292. Es ist zum Stein erbarmen.
»Es möcht ein harten stein erbarmen.« (Waldis, II, 31, 94.)
*293. Es möchte einen Stein (in der Erde) erbarmen.
Bei Erzählung eines Unglücks. »Es möcht ain stain erparmen.« (Wolkenstein, I, 103, 12.) »Das möcht ain hertten stain erparmen.« (Hätzlerin, I, 35, 18.)
Jüd.-deutsch: Da is e Eezech: em Jammer, es möchte u.s.w. Mit »Echah« beginnt das Klagelied Jeremiä.
Holl.: Een steenen hart zou erven breken. – Een steenen mogt zich erbarmen. (Harrebomée, II, 302.)
Lat.: Niobes mala. (Philippi, II, 28.) – Vel hosti miserandus. (Erasm., 459; Tappius, 504b; Philippi, II, 241.) – Vel lapis cogatur ad fletum. (Seybold, 621.)
*294. Es soll kein Stein auf dem andern bleiben. – Eiselein, 578; Braun, I, 4271.
*295. Für ihn sind dort die Steine zu heiss.
Die Lage dort wird ihm gefährlich sein.
Holl.: Voor hem zijn de steenen daar te heet. (Harrebomée, 303a.)
*296. He löpt sick Stên un Bên af. (Mecklenburg.) – Günther (II), 199, 35.
Er ist sehr fleissig, er läuft sich Stein und Bein (Fussboden und Sohlen) ab.
*297. Hei is för'n brei'n Stein bedrogen. (Sauerland.)
*298. Ich hab ein guten steyn ym brette. – Agricola I, 418; Schottel, 1136b.
»Wer auf dem spiel einen guten bundt ym brett hat, darüber ein ander sein steine spielen muss, der hat das spiel halber gewunnen. Also auch, wer vor grossen herren vnd Redten zu schaffen hat, vnd hat yemand, der sein sach trewlich fordert vnd treibt, der hat einen guten stein ym brette, einen guten freunde, der yhm zu seiner sachen redt vnd hilfft.«
Lat.: Canis et equus homini fideles. (Gaudet, in alveolo cum felix calculus extat; gaudet et ob certam quisque potentis opem.)
*299. Ich kann es doch nicht aus einem Stein graben.
So viel wie: aus dem Aermel schütteln, aus den Rippen schneiden.
*300. Ich will dir auch einmal einen Stein in den Garten werfen. – Eiselein, 207; Simrock, 9873.
Scherzhafte Ankündigung einer Gegengefälligkeit als Dank.
*301. Ich will dir einen Stein an den Rücken werfen. (Steiermark.)
Um für eine Gefälligkeit zu danken.
*302. Jemand einen Stein in den Stiefel werfen.
Bedenklichkeit, Unruhe, Zweifel erregen.
*303. Man kann den Stein nicht erheben. – Lehmann, 715, 2.
*304. Man könnte noch mehr Steine auf ihn werfen.
Holl.: Dan zijn er wel meer steenen op hem te werpen. (Harrebomée, II, 301b.)
*305. Man muss den ersten Stein legen.
*306. Meynestu das ich von eynem steyn gesprungen bin? (S. ⇒ Stock.) – Tappius, 132a; Franck, II, 90a.
Lat.: E quercu, e saxo natus. (Tappius, 131b.)
*307. Mir ist ein Stein vom Herzen. – Frischbier2, 3617.
Ich bin von einer grossen Sorge befreit.
[821] *308. Mit einem Steine zwei Würfe machen.
Wie man sagt: Mit Einer Klappe zwei Fliegen schlagen. Mit Einem Pflaster zwei Schäden heilen. Mit Einer Bohne zwei Tauben fangen.
Engl.: To kill two birds with one stone.
Frz.: Abattre deux mouches d'un coup de savate. – Chasser aux lièvres et aux oiseaux ensemble. – Courir deux lièvres à la fois. – Faire d'une pierre deux coups. (Kritzinger, 179b; Leroux I, 55.)
It.: Batter duoi chiodi ad una cada. (Kritzinger, 179b.) – Pigliar due piccioni con una fava.
Lat.: Duos parietes de eadem fidelia dealbare. – In saltu uno duos apros capere.
Poln.: Dwie wrony sa jedną nogę złapać. – Jednym pocis kiem kilka wróblów zabił. (Masson, 171.)
*309. Nur echter Stein kann echtes Gold bewähren.
*310. Op state ein Stein. (Böhmisch. Kamnitz.)
Nur langsam in den Steinen.
*311. 'R hot 'n Stê in Garta g'schmissa. (Würzburg.) – Sartorius, 161.
Er hat ihm etwas Unangenehmes, einen Schaden u.s.w. zugefügt.
*312. 'S möcht an (einen) Stên ei der Arde derbormen. – Robinson, 466; Gomolcke, 1002.
*313. Sich bei jemand einen Stein ins Bret setzen. – Lohrengel, II, 50.
*314. Sich zweymahlen an einen Stein stossen. – Moscherosch, 276.
Dem Verständigen ziemt es nicht, zweimal über denselben Stein zu fallen.
Dän.: Det er slemt at støde sig to gange paa een steen. (Prov. dan., 534.)
*315. Stein und Bein frieren.
Holl.: Het vriest steen en been. (Harrebomée, II, 302b.)
*316. Stein und Bein klagen.
Holl.: Hij klaagt steen en been. (Harrebomée, II, 302b.)
*317. Stein und Bein leugnen. – Parömiakon, 2593.
*318. Stein und Bein schwören. – Körte, 5715; Wurzbach, II, 326; Mathesy, 20a; Frischbier2, 3456; Braun, I, 4266.
Etwas mit vielen Eidschwüren betheuern, es so fest und gewiss machen, wie Stein und Bein feste Massen sind. »Bein« in Bezug auf Reliquien der Heiligen, bei denen man schwur. »Stein« in Bezug auf die uralte Sitte, beim Stein zu schwören, Steine unter Verwünschungen ins Wasser zu werfen. Wurzbach versteht unter Stein den Altar (der ehemals steinern war), auf dem die Gebeine der Heiligen lagen und den der Schwörende mit dem Finger berührte. Er meint daher, die Redensart müsse lauten: Auf Stein und Bein schwören. So ist es wol aber nach Grimm's Mythologie nicht. (Vgl. auch Rasch, Die Sage vom Borstenstein bei Neukuem, 105, 89.) In Aachen: Krütz en Kraft schwäre. »Ich schwöre Stein und Bein.« – »Doch merket was ich thu. Ich schwere Stein und Bein, zur andern Thür bald einzugehen.« (Keller, 158b.)
Holl.: Hij sweert steen en been. (Harrebomée, II, 302b.) – Kris en kras.
Lat.: Jovem lapidem jurare. (Hanzely, 116; Philippi, I, 209.)
*319. Stein und Stock.
»Die stein sam die stocke.« (Titurel, 7406.) »Mine gebeine gerurten stein und stoc nie.« (Haupt, Zeitschrift, V, 540.)
*320. Steine breit schlagen.
*321. Steine im Wege finden.
Bei seiner Unternehmung auf ein Hinderniss stossen.
*322. Steine kochen wollen.
Von denen, welche den alten Zopf, die alte Perrüke nebst Hut und Stock dem Zeitalter und den Buchbindern den schweinsledernen Einband aufdringen wollen. Eigentlich von harten, durch keine Bitten zu erweichenden Menschen.
*323. Stên un Bên floken (swern). – Eichwald, 1817; Lohrengel, II, 316; Dähnert, 459a.
Etwas hoch betheuern.
*324. Up'n breden Stên stahn.
*325. Wenn ein Stein aus dem Himmel fiele, so fiel er ihm auf den Kopf.
Holl.: Viel er een steen uit den hemel, hij zou mij op het hoofd vallen. (Harrebomée, II, 303a.)
*326. Wenn ein Stein vom Himmel fällt, so fällt er auch auf mich.
*327. Wenn er mit einem Steine geworfen hat, sagt er, es sei ein Krapfen (Pfannkuchen) gewesen.
Die englischen Neger in Surinam sagen ähnlich von Leuten, die Böses thun und, zur Verantwortung gezogen, es ableugnen: Du wirfst mich mit einem Stein, und wenn ich dagegen rede, sagst du, es sei Erde gewesen. (Wullschlägel.)
[822] *328. Wenn es auch Steine regnete.
Ich will mich durch nichts abhalten lassen.
*329. Wenn kleine Steine Gold wären und Fluchen keine Sünde (so wüsste ich wol dies und das zu thun). – Schlesisch: Holtei, Eselsfresser.
*330. Wenn man über neun Stein' gefahren oder gangen ist, kann man wieder essen und trinken. (Oberösterreich.)
*331. Wenn solche Steine in der Strasse lägen, ich läse die ganze Nacht.
In Bezug auf irgendeinen Werthgegenstand.
Holl.: Als er zulke steenen in de straat lagen, ging ik nimmer te bed. (Harrebomée, II, 301b.)
*332. Wer sich zweimal stösst an denselben Stein, muss wol blind oder ein Schafkopf sein.
Frz.: Il est honteux de se heurter deux fois à la même pierre. (Cahier, 859.)
*333. Wie ein Stein im Wasser. (Poln.)
Der Pole bezeichnet damit das ewige Vergessen ehemaliger Feindseligkeiten, Beleidigungen, Unbilden, oder auch den Verlust einer Sache, wobei man die Hoffnung aufgegeben hat, sie je wieder zu finden. Von der Sitte der alten Slawen, wenn sie mit ihren Feinden Frieden schlossen, einen Stein ins Wasser zu werfen, zum Zeichen, dass, wie dieser, von der Tiefe verschlungen, verschwindet, ebenso auch ihre Zwietracht ein Ende habe.
*334. Wü es fallt a stein vün 'm Himmel, fallt er auf mir. – Blass, 22.
Klage des Unglücklichen und Pechvogels.
*335. Wü män warft a stein, is er du (da). (Jüd.-deutsch. Warschau.)
Von einem Hans Ueberall und Nirgend.
*336. Zweimal über denselben Stein stolpern. – Altmann VI, 514.
Holl.: Tweemaal over denzelven steen struckeln. (Harrebomée, II, 303a.)
Lat.: Iterum eundem ad lapidem offendere. (Philippi, I, 215.)
337. Bleibt in gleicher Lage der Stein, kann er nicht rings bewachsen sein. – Wenzig, 77.
338. De Stên is frumm, awer Ein 'n stött sich dran. – Schlingmann, 1327.
339. Der eine stösst sich an einen Stein, den der andere gar nicht sieht. (Köthen.)
340. Der Stein ruft aus der Wand und der Balken redet. – Habakuk, 2.
341. Der Stein wird nass, auf den viele spucken.
342. Man wirft keinen Stein nach dem Geier.
Es ist die Geierart gemeint, welche ein hohes Alter erreicht und deshalb von den Moslimen verehrt wird. (Merx, 185.)
343. Wenn der Stein umläuft, muss man schleifen; und wenn sich der Braten am Spiess dreht, ihn verzehren. – Storch, Freiknecht, I, 339.
344. Wenn zwei harte Stein z'samme kommt, gibt's Feur. – Kaisersberg, Scommata.
Lat.: Duo lapides frigidi ex hercunione.
345. Wie man einen Stein in Russland werfen mag, immer trifft man einen Spitzbuben.
Damit schildert M. Terentjew in der Russischen Welt die sittlichen Zustände der russischen Gesellschaft.
346. Wirf mit keinem Stein nach dem, der auf dem Meere fährt. (Arab.) – Harssdörffer, 503.
Man soll von Abwesenden nicht Uebles reden.
*347. Den sten afboren. – Freybe, Redentiner Spiel, 856.
Den Stein abheben; ahd. burjan und borôn = elevare; gelt up boren: Geld erheben. Der engel heft den sten afgeboret, der Engel (an Christi Grabe) hat den Stein vom Grabe abgehoben.
*348. Der kann Steine in die Erde ärgern. – Frischbier, II, 113.
*349. Es ist der Stein des Tantalus.
Von einer Gefahr, die jeden Augenblick hereinbrechen kann. Von dem Stein, der mythologisch dem Tantalus in der Unterwelt an einem schwachen Faden über dem Kopfe hing.
Lat.: Tantali lapis. (Philippi, II, 211; Erasm., 268.)
*350. Man kann einen Stein erweichen, aber ihn nicht.
Lat.: Mens immota manet, lachrymae voluntur inanes. (Philippi, I, 247.)
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