1. Ae Dieb hot ä gruss Racht. (Oberharz.) – Lohrengel, I, 8.
2. Alte Diebe sehen den Jungen gnau auf die Schantze. – Schottel, 1145a.
3. An der Diebe Schwören darf man sich nicht kehren.
4. Auch ein kluger Dieb wird gefangen.
5. Auch einem klugen Diebe wird zuweilen seine Beute gestohlen.
6. Bei Dieben lernt man stehlen.
Lat.: Corrumpunt etiam probos commercia prava.
7. Besser bei einem Diebe wohnen, als bei einem Klätscher.
Der Däne zieht die Nähe des Diebes der des Aussätzigen, Grindigen vor: Det er bedre at være af tyve-æt, end skurve-æt. (Prov. dan., 58.)
8. Besser diebe am galgen, denn in der Statt. – Henisch, 693.
9. Da hat der Dieb den Spitzbuben gefangen.
10. Dat is kên Dêf, de der stellt1 un't wêr2 bringt. – Eichwald, 293; Frommann, II, 537, 152.
1) Stiehlt.
2) Wieder. – In dem sehr selten gewordenen Jahrbüchlein von Bueren, aus dem Lübben (in Frommann, a.a.O.) und Eichwald geschöpft haben, lautet übrigens (Nr. 216) das Sprichwort: Dat is geen Deef, dee der stellt, man de't weer brengt. Ebenso im Hauskalender, II.
11. De klinn Dîbe hengt ma, de grûssen lest ma lôfen. (Breslau.) – Frommann, III, 409, 348.
12. Dem Diebe gilt's für keine Ehre hoch gehängt zu werden.
13. Dem Diebe ist selbst das Schilfrohr verhasst. – Altmann III.
Mit einer Schilfrohrfeder kann sein Urtheil geschrieben werden.
14. Dem Diebe knurrt der Leib.
Neger in Surinam, um zu sagen: Sein Gewissen schlägt ihn, er verräth sich selbst.
15. Dem Diebe passen alle Strassen.
16. Dem Diebe will kein Baum gefallen, daran er hänge. – Körte, 851; Simrock, 1579.
17. Dem grössten Dieb gehört der dickste Strick. – Binder II, 545.
Lat.: Congruit ingenti crassissima chorda latroni. (Buchler, 141.)
18. Den dieb erschrecket ein mauss. – Henisch, 693; Frank, I, 31b; Lehmann, II, 60, 67; Mayer, I, 79.
It.: Al ladro fa paura anch'un sorcio. (Pazzaglia, 172, 1.)
Lat.: Fures clamorem metuunt. (Seybold, 197.)
19. Den Dieb soll man hencken und die hur' erträncken. – Pistor., III, 48; Eisenhart, 465; Simrock, 1578; Hillebrand, 210; Sailer, 256; Eiselein, 117; Grimm, Rechtsalt., 687.
Das Sprichwort redet von den Strafen des Diebstahls und Kindermords. Der erstere ist in Deutschland verhältnissmässig weit härter als der letztere bestraft worden. Aber nicht bei allen deutschen Völkerschaften ward der Dieb mit dem Tode bestraft, bei einigen musste er den Werth mehrfach ersetzen und bekam noch eine Anzahl Streiche, wo es indess geschah, wurde ihm die Strafe des Stranges zuerkannt, was meist schon geschah bei Raubung einer geringen Summe von unfähr 15 Thalern. Die Strafe des Ertränkens (Säckens) der Kindermörderinnen ist nicht ursprünglich deutsch, sondern aus dem römischen Recht entlehnt und ist in unsern Tagen der Hinrichtung mit dem Schwert gewichen. Im deutschen Sprichwort erscheinen übrigens Huren und Diebe sehr häufig in Gesellschaft. (Vgl. Grimm, II, 1088, wie die betreffenden Artikel im Deutschen Sprichwörter-Lexikon [Glück, Geschlecht, Hure, Mutter, Vater u.v.a.]; ferner Grimm, Weisth., I, 794.)
[584] 20. Den dieben ist die nacht, der warheit aber das liecht dienlich. – Henisch, 693.
21. Der Dieb auf seinem Pfade stiehlt das Wasser vom Mühlenrade.
22. Der Dieb findet den Kelch so leicht wie der Glöckner. (Schwed.)
23. Der Dieb hält jeden Busch für einen Büttel.
24. Der Dieb hat ein einträglich Geschäft, aber es ist gefährlich für seinen Kopf.
Engl.: Thieves and rogues have the best luck, if they do but escape hanging. (Bohn II, 113.)
25. Der Dieb (der davonläuft) hat Einen Weg; der ihn sucht, hat viele.
26. Der Dieb im grossen wird geehrt, im kleinen er gar schimpflich fährt.
27. Der Dieb in die Tasche, der Schelm in den Sack. (Lit.)
28. Der Dieb kann die Schlüssel verbergen.
29. Der Dieb kennt sein Diebswerkzeug.
30. Der Dieb meint, es sei jeder so ehrlich wie er.
Holl.: De dief meent, dat ze allen zijn als hij. (Harrebomée, I, 129.)
31. Der Dieb meint, sie stehlen alle. – Simrock, 1571.
Dän.: Han holder ingen tyv, men stjæler selv. (Prov. dan., 558.) – Tyv tænker Hvermand stjæler. (Bohn I, 402.)
Frz.: Le larron pense que tous soient de sa condition. (Kritzinger, 413.)
It.: Pensa il ladrone, che tutti sian di sua condizione. (Gaal, 284; Pazzaglia, 270, 6.)
32. Der Dieb nimmt nur etwas, aber die Flammen nehmen alles zusammen. (Poln.)
33. Der Dieb sieht nicht gern einen andern einen Korb tragen. – Wullschlägel.
Neger in Surinam, um zu sagen: Hinter dem Strauche, hinter welchem man selber gesteckt hat, sucht man auch andere. Oder: Wer auf krummen Wegen geht, sieht nicht gern, dass ein anderer ihm ins Gehege kommt.
34. Der Dieb sieht wol das Kalb, aber er denkt nicht an die Knute, die ihm aus dessen Fell erwächst. (Moskau.) – Altmann V.
35. Der Dieb stiehlt so lange, bis er an den Galgen kommt.
Frz.: Tant prend le larron qu'on le pend. (Starschedel, 225.)
36. Der Diebe Ende fällt Zuchthaus und Galgen in die Hände.
37. Der einen dieb hinlast, den henckt man an sein statt. – Henisch, 693; Lehmann, II, 62, 102.
38. Der ist kein Dieb, der einen Dieb auszeucht (angreift).
Frz.: Il est bien larron qui dérobe un larron. (Leroux, II, 230.)
39. Der ist sowohl ein dieb, der die leiter helt, als der da stilt. – Henisch, 693; Grimm, II, 1088.
40. Die Dieb greiffen zu, ehe ihnen die Händ gebunden werden.
Lat.: Dum potui, rapui, rapiatis quando potestis. (Sutor, 372.)
41. Die dieb können den beutteln vnd hosensäcken den puls greiffen. – Lehmann, 119, 1.
42. Die dieb können ein handwerck, dass sie öffentlich nicht dürffen treiben. – Lehmann, 119, 1.
Dän.: Tven elsker altid mørk. (Prov. dan., 558.)
43. Die Dieb meinen stelen sey besser als müssig gehen, drumb schaffen sie jhnen mit Mausen arbeit. – Lehmann, 119, 6.
Frz.: Larron est toujours en pensée de mal faire. (Leroux, II, 123.)
44. Die grossen dieb hencken die kleinen. – Franck, II, 12a; Tappius, 14a; Sutor, 370; Pauli, Schimpf, LIXa.
45. Die grossen dieb lasst man gehn, vnnd die kleinen henckt man. – Pauli, Schimpf, LIXa.
46. Die grössesten diebe bleiben vngestrafft. – Henisch, 692.
47. Die kleinen dieb henckt man, die grossen lesst man lauffen. – Tappius, 14b; Kirchhofer, 144; Mayer, I, 79; Satirische Feldzüge, I, 72.
Frz.: On ne pend que les petits voleurs, les grands échappent. (Starschedel, 388.)
Holl.: Die clein (dief) hanct men, die grote laet men gaen. (Fallersleben, 274.)
It.: Spesso li ladroncelli sono impiccati alla presenza de ladroni. (Pazzaglia, 172, 7.)
Lat.: Parvus pendetur fur, magnus abire videtur. (Fallersleben, 274.)
[585] 48. Die kleinen dieb müssen die grossen fromm machen. – Henisch, 693.
49. Die kleinen Diebe hängt man in Gegenwart der grossen. – Winckler, XII, 100.
50. Die kleinen Diebe henckt man weg, die grossen han nun starck vorheg. – Henisch, 693.
51. Die kleinen Diebe rädert man, die grossen rädern sich selbst.
Fahren in schönen Carrossen daher.
52. Die kleinn dieb henckt man an den galgen, die grossen aber in die schorestein, oder in den seckel. – Tappius, 14b; Franck, II, 12a.
53. Die kleynen Dieb henckt mann, gegen den grossen zeucht man die kappen (hüt) ab. – Franck, I, 28a; II, 12a; Lehmann, II, 84, 160.
Vgl. Krünitz, Encyklopädisches Wörterbuch, den Artikel Dieb.
Engl.: A thief passes for a gentleman, when stealing has made him rich. (Bohn I, 302.)
54. Die sind die ärgsten Dieb, die man im Hauss hat. – Henisch, 693.
55. Dieb, die sich stelen reich vnd herrlich, helt man für fromm vnd ehrlich (redlich). – Henisch, 693.
56. Dieb müssen vmb der Gerechtigkeit willen leiden. – Lehmann, 120, 22.
57. Dieb und Lügner wohnen unter Einem Dache.
58. Diebe fängt man mit Dieben.
Engl.: Set a thief to take a thief. (Bohn II, 136.)
Holl.: Met dieven vangt men dieven. (Harrebomée, I, 131.)
59. Diebe im Haus sind ärger als die Laus.
Holl.: 'T is het allerergste kruis, dieven te hebben in zijn huis. (Harrebomée, I, 131.)
60. Diebe machen sich die Gelegenheit.
Holl.: Een dief maakt ook gelegenheid. (Harrebomée, I, 130; Bohn I, 312.)
61. Diebe schont man nicht.
62. Diebe sind böss zu vertheidingen. – Henisch, 693.
63. Diebe sind wie Aerzte, sie fühlen gern den Beuteln an den Puls.
64. Dieben sind alle Kleider gerecht.
65. Drei schlimme Diebe sind: Stehler, Hehler und Befehler.
66. Du musst den Dieb ergreifen, eh' er dich ergreift. (Aegypt.)
67. Een Dêf hett groot Recht, wenn 't Good erst upp de Nack hett. (Ostfries.) – Bueren, 902; Eichwald, 290; Hauskalender, I; für Waldeck: Curtze, 351, 456.
68. Ein Dieb baut dem andern keinen Galgen.
69. Ein Dieb, der alle Dinge wüsst', fänd leicht ein' offen Kist'.
Holl.: Een dief vond ligt een open kist, indien hij alle dingen wist. Harrebomée, I, 135.)
70. Ein Dieb, der einen goldnen Kelch begehrt, will auch ein gut Ding.
71. Ein Dieb, der sein Handwerk versteht, stiehlt nie in seinem eigenen (Stadt-)Viertel.
72. Ein Dieb, der sich anmelden lässt, findet wenig zu stehlen.
73. Ein Dieb erwischt dem andern die Händ' im Sack.
74. Ein Dieb hat Brot, solang er lebt.
It.: Chi rubba, ha sempre robba. (Pazzaglia, 314, 6.)
75. Ein dieb hat ein feig hertz. – Henisch, 694.
76. Ein Dieb hat kein Kreuz an der Stirn, wie soll man ihn erkennen.
77. Ein Dieb hat viel Augen. (Wend. Lausitz.)
78. Ein dieb hat vil rechts. – Henisch, 691; Körte, 858; Simrock, 1585.
Man braucht hinreichende Beweise, um sein Verbrechen darzuthun.
79. Ein Dieb heisst den andern Spitzbub.
80. Ein dieb hilfft dem andern so lang, biss sie beide an galgen kommen. – Henisch, 694.
81. Ein Dieb ist besser am Galgen als in der Stadt. – Lehmann, 119, 7.)
82. Ein Dieb ist ein Dieb, es sei ein Gelddieb oder Briefdieb.
[586] 83. Ein Dieb ist nicht gern allein, er will einen Gesellen haben.
84. Ein Dieb ist nicht so schlimm als ein Lästermaul.
Holl.: Ik heb liever een' dief aan mijne klink dan een' luistervink. (Harrebomée, I, 130.)
85. Ein dieb ist nyrgent besser, denn am galgen. Tappius, 178a; Agricola I, 318; Latendorf, 141; Lehmann, II, 121, 18; Körte, 852; Simrock, 1586; Henisch, 694; Schottel, 1134a.
Zu Agricola's Zeiten wusste man nichts Besseres mit Dieben anzufangen, als sie zu hängen, weil man von der an sich richtigen Ansicht ausging, dass ein gründlich gehängter Dich nicht mehr stehle; aber man hätte consequent sein und jeden andern Uebertreter der Gesetze auch hängen sollen, wodurch man sich am durchgreifendsten vor allen Rückfällen geschützt hätte.
Frz.: De cent noyés, pas un de sauvé, de cent pendus, pas un de perdu.
Holl.: Een dief past nergends beter dan aan de galg. (Campen, 42; Harrebomée, I, 130.)
86. Ein dieb ist schädlich, einem lugner fehlet's auch nicht. – Henisch, 694.
87. Ein Dieb ist wie der andere, der das Mehl stiehlt und der den Sack dazu hält (trägt). – Winckler, VII, 96.
88. Ein Dieb kann lange nehmen, eh' er etwas für den Himmel bekommt.
89. Ein Dieb kennt wie ein Wolf den andern. – Lehmann, II, 147, 24; Gruter, III, 26.
Die an denselben Fehlern leiden, erkennen sich nicht nur bald, sondern sie haben auch eine gewisse Zuneigung zueinander.
Engl.: A thief knows a thief, as a wolf knows a wolf. (Bohn I, 302.)
90. Ein Dieb stiehlt nicht immer, aber man muss sich immer vor ihm hüten.
91. Ein Dieb stiehlt sich selten reich. – Pistor., X, 33; Simrock, 1598.
92. Ein dieb stilt dem andern nicht. – Henisch, 694.
93. Ein Dieb vertreibt den andern.
94. Ein dieb vnd buler ist ein ding. – Henisch, 694.
95. Ein dieb vnd Wolff kent den andern. – Henisch, 691.
Lat.: Fur agnoscit furem, lupus lupum.
96. Ein Dieb vom Galgen löss kein Mann: er möcht' ihn selber bringen dran. – Crusius, I, 119a.
97. Ein dieb zeucht dem andern. – Henisch, 694.
98. Ein dieb zieret den galgen wol. – Henisch, 694.
99. Ein fauler Dieb ist besser als ein fauler Knecht. – Henisch, 692; Sailer, 276; Körte, 862.
Lat.: Fur ignavus praestat servo ignavo et negligenti. (Luther, 436.)
100. Ein fauler Dieb thut nicht so vil schaden als faul gesinde (oder: als ein fahrlässiger Knecht). – Henisch, 694.
101. Ein grosser Dieb verdient 'n grossen Strick.
Frz.: A gros larron grosse corde. (Leroux, II, 123.)
Holl.: Tot eenen grooten dief behoort cen groote strop. (Harrebomée, I, 131.)
102. Ein jeder ist ein dieb in seinem handwerck. – Henisch, 694.
103. Ein kleiner Dieb an Galgen muss, von grossen nimpt man pfenningbuss. – Henisch, 693; Simrock, 1567; Körte, 848.
»Raben lässt man entkommen, Täublein fängt das Gericht auf.« (Juvenal.)
104. Ein kluger Dieb erschrickt vor keinem Galgen.
105. Ein kluger Dieb hält sein Nest rein. – Simrock, 1597; Körte, 857.
106. Ein reifer Dieb hängt sich selber.
Engl.: Give a thief rope enough, and he'll hang himself. (Bohn II, 136.)
107. Ein schlauer Dieb stiehlt nicht in der Nachbarschaft.
108. Ein yeder dieb stilt frawen lieb. – Franck, I, 24a; Lehmann, II, 123, 62; Körte, 856; Simrock, 1573.
109. Ein zeitiger dieb verrath sich selbs. – Franck, I, 31b.
110. Einem dieb darff man nur die Thür auffthun. – Henisch, 653.
[587] 111. Einem dieb felt zuweilen auch wol ein stucke vom galgen. – Henisch, 694.
112. Einem dieb ist nirgend besser, dann am galgen, ein Münch im kloster vnd ein Ochs in der kuchen. – Henisch, 694.
113. Einem dieb sihe auff die hände, auff die flüsse darff man jhm nicht sehen. – Henisch, 694.
114. Einem diebe ist böss (nicht gut) stelen. – Henisch, 694; Körte, 843; Simrock, 1580.
Engl.: He that will deceive the fox, must rise betimes. (Bohn II, 8.)
Frz.: Corsaires à corsaires ne font pas leurs affaires. (Gaal, 285.)
Lat.: Callidus est latro, qui tollit furta latroni. (Gaal, 285.) – Hospes ubi fur est, durum est subducere quidquam. (Philippi, I, 182.)
Ung.: Nehéz ott lopni, hol a gazda tolvaj. (Gaal, 285.)
115. Einen dieb kan man wol vom galgen lösen, aber nicht gerecht machen. – Henisch, 694.
116. Einen Dieb über hundert Berge holt noch ein ein hinkender Scherge.
117. Einen zeitigen dieb erlauffet (holt ein) ein hinckender büttel (scherg, Stattknecht). – Henisch, 693; Franck, I, 31b, 53a; Lehmann, II, 133, 1; Guttenstein, II, 47; Steiger, 154; Sailer, 218; Mayer, I, 79; Simrock, 1576; Körte, 846; Eiselein, 116; Schottel, 1115b.
Entweder: Ein junger Dieb findet auch bei keiner ganz wachsamen Polizei bald die verdiente Strafe, oder gewöhnlicher und wol richtiger: Wenn das rechte Stündlein für den Dieb gekommen ist, verfällt er bei aller Schlauheit dem Arme der Gerechtigkeit, wenn sie auch noch so lau gehandhabt würde.
Holl.: Als de dief weeg is, een kreupele diender zal hem inloopen. (Harrebomée, I, 129.)
It.: La pena è zoppa, ma pur ella arriva. (Gaal, 286.)
Lat.: Malum virum vel mus mordeat. (Binder I, 944; II, 1784; Seybold, 297; Gaal, 286.) – Vel capra mordeat nocentem. (Binder I, 1824; II, 3478; Philippi, II, 241; Seybold, 621.)
118. Einer muss ein dieb vnd buben zum knecht, vnd ein hur' vnd diebin zur Magd haben (leiden). – Henisch, 694.
119. Eines diebes Feder schreyet vnd sprützet doch entlich, das mans erfehret. – Henisch, 694.
120. Eines Diebes Weib lacht nicht immer.
Holl.: Eens diefs wijf lagcht niet altoos. (Harrebomée, I, 130.)
It.: La moglie del ladro non ride sempre. (Pazzaglia, 310, 3.)
121. Einheimische Diebe und ausländisch Geld sind gefährlich.
122. Entgehet der dieb an einem ort, so henckt man jhn am andern. – Henisch, 694.
123. Elk is'n Dêf sîner Narung. – Hauskalender, I; Eichwald, 294.
124. Errette einen Dieb vom Galgen, so wird er dir zum ersten den Hals brechen. – Winckler, II, 110.
125. Es gehet nur vber die kleinen dieb auss. – Henisch, 693.
Lat.: Dat veniam corvis, vexat censura columbas. (Philippi, I, 111.)
126. Es gibt mehr Diebe als Galgen. – Eiselein, 118; Simrock, 1588; Winckler, XII, 98.
Dän.: Der ere flere tyve end galger. (Prov. dan., 558.)
Frz.: Il y a plus de voleurs que de gibets.
Holl.: Men vindt meer dieven dan galgen. (Harrebomée, I, 131.)
It.: Si trovano più ladri che forche. (Pazzaglia, 172, 6.)
127. Es gibt viel Diebe, die man nicht kennt.
Dies Handwerk bedarf nämlich kein grosses Kapital; sobald der Beutelschneider seine Arbeit gemacht, hat er baar Geld in Händen.
128. Es hilfft nichts für dieben. – Henisch, 694.
129. Es ist besser ein Dieb weidet die Heerde, als ein Hirt, der die Schafe schindet und frisst.
130. Es ist den kleynen dieben ein todtsündt, vnd den anderen ein tägliche sündt, vnnd (was) den dritten (grossen) ist es recht (ist). – Pauli, Schimpf, LIXa; Henisch, 693.
131. Es ist jeder ein Dieb in seiner Nahrung.
Zu diesem Sprichworte hat der holländische Schriftsteller A. Fokke eine ironisch-komische Erklärung geschrieben. In der Einleitung dazu spricht er auch von dem Ursprunge, dem Alter und der Geschichte der Sprichwörter.
[588] 132. Es ist kein grösserer dieb vnd wucherer, denn der schlaff, der raubet das halbe theil vnsers lebens. – Henisch, 693.
133. Es ist nicht jeder ein Dieb, der die Hand ausstreckt.
Holl.: Alle grijpers zijn geene dieven. (Harrebomée, I, 129.)
134. Es muss ein kluger Dieb sein, der einen Bettler bestiehlt.
135. Es sind die ärgsten Diebe, die man im Hause hat.
It.: Da ladri di casa è difficile guardarsi. (Pazzaglia, 172, 3.)
136. Es sind nicht alle Diebe, die der Hund anbellt. – Simrock, 1581.
Engl.: All are not thieves, that dogs bark at. (Bohn I, 136.)
137. Es traut ein Dieb dem andern nicht.
Holl.: De eene dief betrouwt den anderen niet. (Harrebomée, I, 129.)
138. Es will dem Diebe kein Baum gefallen, daran er hängen soll.
139. Es wird kein Dieb eher gehangen, bis man ihn hat gefangen. – Pistor., IV, 9.
140. Et is beter, dat ik min Deef entoog, als he mi. (Holst.)
Besser ich entlaufe meinem Diebe, als er mir, denn es gehört viel dazu, jemand des Diebstahls zu überführen.
141. Für einen alten Dieb gehört ein neuer Strick.
142. Gedächt der dieb an galgen, so liess er sein stelen. – Henisch, 694.
143. Gedächte der Dieb ans Hencken, er liess sein stehlen anstehen (er würde nicht ans Stehlen denken). – Lehmann, II, 224, 16.
144. Gelingt's dem Dieb einmal, so stiehlt er mehr.
It.: Il bel rubbare, fa rubbare. (Pazzaglia, 314, 4.)
145. Gross dieb hencken die kleynen. – Franck, I, 33a; Guttenstein, II, 88; Egenolff, 15b; Luther, 97 u. 201; Schottel, 1114b; Körte, 850; Henisch, 692; Sailer, 204; Lehmann, II, 232, 169; Eiselein, 117; Simrock, 1570.
Frz.: Les gros larrons font pendre les petits. (Gaal, 289; Starschedel, 225; Kritzinger, 413.)
Holl.: De groote dieven hangen de kleine. (Harrebomée, I, 129.)
It.: Li ladri grandi fanno impiccar i piccioli. (Pazzaglia, 172, 5.)
Ung.: Gyilkos vezeti tömlöczbe a tolvajt. (Gaal, 289.)
146. Grosse Diebe müssen grosse Galgen haben.
147. Grosse diebe vnd schälcke verdammen die kleinen. – Henisch, 692.
148. Hing man alle Diebe heuer, die Galgen würden theuer. – Simrock, 1589.
149. Ich bin auch ein Dieb, lasst mir die Gäule, sagte der Bauer zu den Soldaten, als sie ihm die Pferde nehmen wollten.
150. Ist der Dieb vom Galgen los, treibt er 's alte Handwerk fort.
It.: Ladro di natura sin alla fossa dura. (Pazzaglia, 172, 4.)
151. Je grösser des Diebes Eil', je schneller spinnt er sich sein Seil.
Ung.: A hamar tolvajságnak hóhér a megallitója. – Ki hamar kezdi a lopást, hamar felakad. (Gaal, 287.)
152. Je mehr der Dieb stiehlt, desto fertiger wird er.
Holl.: Hoe meer de dief zich oefent, hoe knapper hij wordt in't stelen. (Harrebomée, I, 130.)
153. Je schneller Dieb, je schneller Henker.
154. Jeder Dieb hat seine Ausrede.
155. Jeder ist ein Dieb in seinem Gewerbe (oder: in seiner Nahrung). – Körte, 844; Simrock, 1572; Tunn., 3, 10.
Holl.: Alleman is een dief van sijne neringhen.
It.: Ogn' uno ha 'l suo impiccato all' uscio. (Pazzaglia, 168, 2.)
Lat.: Quisque suo quaestu fur sicque tuo simul es tu.
156. Jeder ist ein Dieb in seiner Nahrung, sagte der Pfaff, und nahm zwei Schlucke.
Holl.: Elk is een dief in zijne nering, zei de prediker, en hij stootte aan den zandlooper. (Harrebomée, I, 130; Bohn I, 317.)
157. Junge Diebe werden nicht alt.
158. Junger Dieb, alter Galgenschwengel. – Körte, 860; Simrock, 1593.
Frz.: Jeune larron, vieux pendard. (Kritzinger, 413.)
159. Kein Deiw ward hängt gegen sinen Willen. (Mecklenburg.)
160. Kein Dieb hängt sich selber, weil er gestohlen.
[589] 161. Kein Dieb nennt es ein gerechtes Urtel, dass ihm die Hand abgehauen werde. (Aegypt.)
162. Klein Dieb das Recht an Galgen bringt, manch grosser aber durch sie dringt. – Sutor, 370.
Lat.: Irretit muscas, transmittit aranea vespas. (Sutor, 370.)
163. Kleine Dêwe hänget me, graute lett me laupen. (Waldeck.) – Curtze, 351, 457; hochdeutsch bei Pistor., III, 51.
Lat.: Olim perdebant fures ablata quadruplo, nunc ea pendendo simplice fune luunt. (Sutor, 370.)
164. Kleine dieb henckt man, gegen den grossen neigt man sich. – Henisch, 693; Lehmann, II, 313, 40; Eiselein, 117.
165. Kleine dieb henckt man, grosse dieb verschenckt man. – Henisch, 693.
166. Kleine dieb henckt man ins feld, die grossen ins gelt. – Henisch, 698; Lehmann, II, 313, 42; Körte, 849; Simrock, 1566.
167. Kleine Dieb henckt mann an galgen, die grossen an gulden Ketten. – Lehmann, 119, 4; Sutor, 370; Simrock, 1569; Sailer, 108.
»Privatdiebe fesselt man auf Lebenszeit im Kerker und öffentliche gehen in Gold und Purpur«, sagt schon Cato, und wahrscheinlich würde er es zu Cyrus' Zeiten auch schon gesagt haben. Bei allen Unternehmungen in der Welt kommt es blos auf die Kleinigkeit an, dass man sie aus- und durchführt.
Frz.: Les grands larrons sont pendus par la bourse, et les petits par cordes au gibet.
168. Kleine dieb ligen in stock gefangen, die grossen gehen in gold vnd seiden prangen. – Henisch, 693.
169. Kleine dich thut man an galgen bringen, die grossen dieb hindurchdringen. – Henisch, 693.
170. Kleine Diebe hängt man auf, grosse haben freien Lauf (lässt man laufen). – Pistor., III, 51; Hollenberg, IV, 77; Eisenhart, 468; Mauvillon, I, 12; Eiselein, 117; Reyscher, V, 193; Tunn., 11, 8; Zarnack, 62; Nopitsch, 58; Tappius, 14b; für Waldeck: Firmenich, I, 325, 32.
Villars erzählt, dass ihm ein Lieferant, den er mit dem Galgen bedroht, erwidert habe: »Wer einmal 100000 Thaler hat, wird nicht gleich gehängt.« Das Sprichwort tadelt die Ungerechtigkeit derer, die bei der Bestrafung eines Verbrechens auf den Stand und das Ansehen des Verbrechers Rücksicht nehmen und verwirft den Misbrauch, mit reichen und vornehmen Dieben (und Verbrechern überhaupt) gelind und mit solchen niedern Standes nach der Strenge des Gesetzes zu verfahren. Es will, dass derjenige, welcher sich strafbarer Handlungen nicht schämt, auch mit den Folgen belegt werde, welche die Gesetze auf diese Handlungen als Strafen festsetzen. Das Sprichwort schreibt sich wahrscheinlich ans dem Zeitalter des Ritterthums, der Fehden und des Faustrechts. Vgl. über dasselbe auch J.G. Fichtner, Geibel, Tritum sermone proverbium parvi fures suspenduntur etc., Altorf 1726. (Nopitsch, 58.)
Frz.: Le gibet est pour les malheureux. (Starschedel, 388.)
Holl.: Kleine dieven hangt men op, en groote laat men loopen. (Harrebomée, I, 131.)
It.: L'impiccano i ladrucci, non i ladroni.
Lat.: Dat veniam corvis, vexat censura columbas. (Juvenal.) Binder I, 286; II, 695; Faselius, 57; Franck, II, 12a; Philippi, I, 111; Seybold, 113; Tappius, 19a.) – Lex rumpitur validis, invalidosque tenet. (Altdorf, 144; Binder II, 1658.) – Parvus pendetur fur, magnus abire videtur. (Binder II, 2488; Gartner, 88.)
Ung.: A pók hálón felakad a légy, de azon a darázs keresztül veri magát. (Gaal, 288.)
171. Kleine Diebe henckt man, vor den grossen zeucht man den Hut (die Kappe) ab. – Lehmann, 119, 4; Sailer, 204; Körte, 847; Eiselein, 117; Simrock, 1568.
»Der Dieb im grossen wird geehrt, im kleinen er gar schimpflich fährt.« (Butler.) – Wer ein Königreich zu stehlen versteht, ist ein weit achtungswürdigerer Dieb als wer ein Taschentuch entwendet. »Gesteinigt und gerädert ruhen zwei Diebe hier; sie stahlen zehn Obolen. Sie hatten nicht genug gestohlen, um ihre Unschuld darzuthun.« Als Alexander der Grosse den Seeräuber Diomedes ergriffen hatte, sprach der letztere, seinen Tod ohnehin erwartend, zu ihm: »Ich werde als Seeräuber angeklagt und als Dieb verurtheilt. Du treibst dasselbe Handwerk viel toller und wirst Herrscher genannt. Wärst du wie ich gefangen und allein, so hiessest du Räuber und Mörder; hätte ich hingegen deine Macht, so begrüsste man mich wol als König. Welch anderer Unterschied ist aber unter uns, denn dass du das Rauben im grossen und mit Macht und Gewalt treibst und alles für recht erklärst, was dich zu thun gelüstet.« Alexander schwieg betroffen und machte den kühnen Seeräuber zum – Schiffshauptmann.
Frz.: Le gibet n'est que pour les malheureux. (Gaal, 288.)
[590] 172. Kleine Diebe hengt man umb den Hals, grosse umb den Beutel. – Winckler, XII, 96; Henisch, 693.
Holl.: Kleine dieven hangt men aan de keel, maar groote aan de beurs. (Harrebomée, I, 131.)
173. Kleine diebe tragen eiserne ketten am halss, wenn sie todt sind, grosse diebe tragen gulden ketten, wenn sie leben. – Henisch, 693.
174. Kluanni Diap henckt man und die grossn losst ma lafen. (Steiermark.) – Firmenich, II, 769, 134; hochdeutsch bei Simrock, 1565.
175. Kommt der Dieb zum Eide und der Wolf zur Heide, so gewinnen beide. – Simrock, 1596; Eisenhart, 610; Henisch, 695.
Dän.: Kunde tyven sværge sig fra galgen, han hengde aldrig. (Prov. dan., 558.)
176. Lieber mit einem Diebe gehn, als bei einem Klatschbruder stehn.
177. Liesse der Dieb sein Stehlen, so würden keine Galgen sein. – Lehmann, II, 375, 100.
178. Liesse der dieb sein stelen, so liesse der hund sein bellen (klaffen). – Henisch, 694; Sailer, 180; Körte, 854.
Holl.: Liet de dief zijn stelen, de hond liet zijn bassen.1 (Harrebomée, I, 131.) –
1) Fallersleben (455) hat dafür baffen.
It.: L'abbaiar del cane fà scoprir il ladro. (Pazzaglia, 174, 10.)
Lat.: Si fur cessaret furari, nemo latraret. (Fallersleben, 455.)
179. Man darf einem Diebe nur die Thür aufthun.
180. Man findet allezeit mehr Diebe als Galgen. – Winckler, XVII, 22; Körte, 859.
181. Man hängt keinen Dieb, bevor man ihn hat. – Simrock, 1594; Kirchhofer, 144; Mayer, II, 193; Eiselein, 117.
Holl.: Men hangt geene dieven, eer men ze gevangen hat. (Harrebomée, I, 131.)
182. Man henckt keine diebe, die sich vom galgen kauffen können. – Henisch, 695.
183. Man henkt die kleinen Dieb' allein. – Eiselein, 117.
Lat.: Irretit muscas, transmittit aranea vespas. (Eiselein, 117; Binder I, 813; II, 1573; Gartner, 99; Philippi, I, 212; Seybold, 262.)
184. Man ist vor Dieben nicht sicher, auch wenn alle Fenster zu sind.
185. Man kan für keinem diebe auffheben. – Henisch, 695; Sutor, 371; Gruter, I, 57.
Man kann eine Sache verbergen wie man will, ein Dieb kann sie finden.
Frz.: D'un larron privé ne se peut on garder. (Leroux, II, 123.)
Lat.: Non curat numerum lupus. (Sutor, 371.)
186. Man pflegt wenig grosse dieb auffzuhencken. – Henisch, 692.
187. Mit Dieben fängt man Diebe, sagte der Bauer zum Amtmann, als er ihn bat, einen Dieb zu verfolgen.
188. Nimm den Dieb vom Galgen, er wird Lust bekommen, dir den Hals abzuschneiden.
Engl.: Save a thief from the gallows, and he'll be the first shall cut your throat. (Bohn II, 136.)
Frz.: Otez un vilain du gibet, il vous y mettra.
It.: Dispiccha 1'impicchato che impiccherà poi te.
Lat.: Illius occumbes dextrae, cui dextra pepercit.
189. Nit wohl dem Diebe lachen staht, so er nach dem Galgen gat. – Liedersammlung; Eiselein, 116.
190. Nun bin ich vor Dieben sicher, sagte Hans, da hatte er seine Thür mit einer Rübe verriegelt.
Holl.: Nu ben ik voor dieven bewaard, zei Geurt de wever, en hij slott zijne deur met eene gele peen. (Harrebomée, I, 131.)
191. Nur kleine Diebe seynd Diebe, sagte der Soldat, Herr Hauptmann, ihr seid kein Dieb.
192. Reiche dieb hengt man in gülden ketten, arme in eisen. – Henisch, 692.
Holl.: Kleine dieven hebben ijzeren, en groote gouden ketenen. (Harrebomée, I, 131.)
193. Schält' ein Dieb den andern Dieb, das wär' den Nachbarn lieb. – Eiselein, 117; Simrock, 1582.
194. Schlechte diebe ligen in Thürnen vnd stöcken, offentliche gehen in gold vnd seiden. – Henisch, 693; Luther, 97.
[591] 195. So der Dieb des Stranges denkt, wird er selten aufgehängt. – Eiselein, 117.
196. Ueber einen Dieb, der einen andern bestiehlt, lacht der Teufel.
197. Vier Diebe sind in und ausser dem Haus: eine Katze, ein Loch im Sack, ein Rabe und eine Maus. – Kirchhofer, 287.
198. Vor dem dieb kamme auffheben, vor falschen zungen gar nicht. – Henisch, 695.
Lat.: A fure cavetur, a mendaci vix. (Bovill. II, 198.)
199. Vor Dieben muss man sich hüten.
200. Vor dieben muss man zuschliessen. – Franck, II, 17b; Lehmann, II, 794, 152.
201. Vor'n Deiwe kamme de Dör tausluten, vor'n Bedreiger awer nich. (Oberharz.) – Lohrengel, I, 692; Schambach, 162.
Vor dem Diebe kann man die Thür zuschliessen, aber nicht vor dem Betrüger.
Holl.: Liever bij een' dief dan bij een' leugenaar. – Voor den dief kan men zich wachten, maar wacht u eens voor den leugenaar. (Harrebomée, I, 131.)
202. Wann de Deiwe sik schennet (zanken), denn krigt de ehrlike Mann siyn Peard wiyer. (Westf.) (S. ⇒ Hirt, ⇒ Pfaffe.)
203. Was soll einem Diebe sein gestohlenes Gut, der morgen hängen, und was nützen einem Sünder gute Tage, der morgen zur Hölle soll.
204. Wenn alle Diebe am Halsbande stürben, so wurden die Seiler reich.
205. Wenn der Dieb an den Galgen gedächte, so liesse er das Stehlen.
It.: Se il ladro pensasse alla forca non rubberebbe mai. (Pazzaglia, 314, 2.)
206. Wenn der Dieb an einem Orte dem Galgen entgeht, so hängt man ihn am andern.
207. Wenn der Dieb das Stehlen liesse, so liesse der Hund das Klaffen. – Sutor, 375.
Lat.: Si fur cessaret nunquam canis ulla latraret. (Sutor, 375.)
208. Wenn der Dieb den Weg nicht wüsste, könnte er nicht stehlen.
Holl.: Hoe kan een dief stelen, als hij den weg niet weet. (Harrebomée, I, 130.)
209. Wenn der Dieb hungrig einschläft, so ist's sein eigener Wille.
Er ist selber schuld, er hat's nicht besser haben wollen.
210. Wenn der Dieb im Hause ist, darf man ihn nicht draussen suchen.
211. Wenn der Dieb im Hause ist, fragt man umsonst, wo er hereingekommen.
212. Wenn der Dieb nicht stehlen kann, hält er sich für ehrlich.
213. Wenn der dieb nicht wuste, wo er mit dem diebstal hin solte, so blieb vil stelens nach. – Henisch, 691; Kirchhofer, 145; Franck, Chron., II, CCXXXb; Lehmann, II, 845, 344.
214. Wenn der Dieb nützt, nimmt man ihn vom Galgen. – Eiselein, 117.
215. Wenn der Dieb sich nähren möchte (müsste), käm' er nicht an den Galgen. – Körte, 863; Simrock, 1592.
216. Wenn der Dieb von Bambus sprechen hört, reibt er sich den Rücken. (Abyssinien.) – Altmann II.
217. Wenn der Dieb wüsste, wo er stehlen könnte, würde er bald reich.
Holl.: Als een dief wist, waar hij stelen zou, en een jonkman, waar hij vrijen moest, zouden beiden schielijk rijk en gelukkig zijn. (Harrebomée, I, 129.)
218. Wenn der dieb wuste, wenn er stelen solt, so behielt einer wol nicht den koel im topffe. – Henisch, 659.
Holl.: Een dief vond ligt een open kist, indien hij alle dingen wist. (Harrebomée, I, 130.)
219. Wenn die Diebe sich zanken, kommen ehrliche Leute wieder zu dem Ihren. – Simrock, 1583.
Dän.: Naar tyvene trættes, faaer bonden sine koster. (Bohn I, 383.)
Frz.: Les larrons s'entrebattent et les larcins se découvrent. (Bohn I, 35.)
[592] Holl.: Wanneer dieven kijven, bekomen vrome lieden hunne goederen. (Bohn I, 342; Harrebomée, I, 131.)
Port.: Peleijaõ os ladrones, descobrem-se os furtos. (Bohn I, 291.)
Span.: Pelean los ladrones y descúbrense los hurtos. (Bohn I, 239.)
220. Wenn Dieb' und Schelme uneins werden, erfährt der ehrliche Mann, wo seine Sachen geblieben sind.
Vorausgesetzt, dass sie es nicht machen wie die Diebe in La Ferro, einem Palast in Venedig, in welchem zwei Diener sich den Tag über als bittere Feinde schalten, um nachts ohne allen Verdacht gemeinschaftlich stehlen zu können. (Reinsberg III, 45.)
221. Wenn ein dieb an galgen zeitig ist, so muss er den Strick selber bringen. – Henisch, 695; Blum, 530; Simrock, 1575.
Frz.: Un méchant ne peut pas échapper à son sort. (Gaal, 286.)
Holl.: Het is niet noodig, een' dief te vervolgen, hij vangt zich zelven. (Harrebomée, I, 130.)
222. Wenn man den dieb in die taschen hengt, so bleibt er ein schalck. – Henisch, 695.
223. Wenn man eins diebs bedarff, so nimpt (kaufft) man jn vom galgen; wenn man jn gebraucht hat, so henckt man jn wider dran. – Franck, II, 184a; Henisch, 695; Murner, Nb., 70; Simrock, 1590; Winckler, VIII, 30; Körte, 855.
Holl.: Als men een dief van doen heeft, men snijdt hem van de galg; heeft men hem niet meer noodig, men hangt hem er weder aan. (Harrebomée, I, 129.)
224. Wenn man's dem dieb auff ein eyd gibt, so wurd keiner gehencket. – Henisch, 695.
225. Wenn sich die dieb worgen, so kriegt der arme Mann sein kuhe wider. – Henisch, 695.
226. Wenn sich twei Deiw schelten, so kriegt'n ehrlich Mensch sin Kau werer. – Hochdeutsch bei Reinsberg III, 74.
Sie werfen einander ihre Diebsstreiche vor, und so erfährt der Bestohlene den Dieb.
227. Wer einem Diebe die Laterne hält, ist so gut als der da stiehlt.
228. Wer einen Dieb bessern will, muss ihm vertrauen.
It.: Per far il ladro fedele bisogna fidarsi di lui. (Pazzaglia, 122, 6.)
229. Wer einen Dieb fangen will, muss einen Dieb dazu nehmen.
230. Wer einen Dieb laufen lässt, den fängt man an seiner Statt. – Simrock, 1591.
231. Wer kein Dieb sein will, der soll auch nicht diebisch gebaren. – Henisch, 690.
232. Wer mit den dieben laufft, der muss mit jhnen hangen. – Henisch, 695.
233. Wer mit den Dieben theilhat, der hasset sein Leben. – Pistor., V, 74; Hillebrand, 205.
234. Wer mit Dieben stiehlt, muss mit Dieben laufen.
235. Wer mit Dieben umgeht, lernt bald stehlen. – Binder, II, 500.
Lat.: Claudi vicinus claudicat ipse brevi. (Binder I, 195; Seybold, 77; Tappius, 62b.)
236. Wer unter Dieben wohnt, muss nicht mit Gelde spielen.
237. Weren kein dieb, so weren keine galgen. – Franck, II, 60; Tappius, 65a; Lehmann, II, 854, 380; Henisch, 691; Körte, 853; Simrock, 1587.
Holl.: Waren er geene dieven, er waren geene galgen. (Harrebomée, I, 131.)
Lat.: Bonae leges ex malis moribus procreantur. (Macrobius.) (Philippi, 61.) – Rarus funesto fur sine fune perit.
238. Wo viel Diebe sind, muss man lustig aufhenken.
239. Wohin der Dieb mit dem Strange, dahin (gehört) der Hirsch mit dem Fange. – Eisenhart, 199; Sailer, 254; Pistor., VIII, 97; Blum, 747; Simrock, 1584; Hertius, III, 16; Estor, I, 1006; Grimm, Rechtsalt., 33 u. 873; Hillebrand, 88; Grimm, Weisth., II, 47, 89, 126 u. 396; III, 396 u. 688.
Unter Fang, das eigentlich einen Strick bedeutet, ist das Netz zu verstehen, dessen man sich bei der Jagd bediente. Das Sprichwort will sagen, dass dem auch die Jagd gebühre, welcher die peinliche Gerichtsbarkeit besitze, woraus aber nicht umgekehrt folgt, dass der, welcher die blosse Jagd besitzt, ein Recht habe, Wilddiebe zu bestrafen. Die neuere Gesetzgebung hat die Anwendung dieses Sprichworts aufgehoben.
[593] 240. Wucherischen dieben, thut thewrung lieben. – Henisch, 693.
241. Zeitiger dieb verreth sich selber. – Henisch, 693; Franck, I, 21a; Körte, 845; Simrock, 1574; Schottel, 1123a.
Lat.: Dum pyrum maturuit, decidit vel in caenum. (Binder I, 381; II, 874; Seybold, 140.)
242. Zum Diebe sagt er: »Stiehl!« und zum Wirth: »Gib auf das Deine Acht!« – Burckhardt, 776.
Von Zweiächslern.
*243. Dem Diebe den Geldbeutel aufzuheben geben.
Aehnlich sagen die Serben: Den Dieb zum Schatzmeister machen.
Frz.: Au plus larron la bourse. (Starschedel, 225; Kritzinger, 413.)
*244. Den Dieb vom Galgen nehmen. – Körte, 863.
*245. Der Dieb klagt dem Henker seine Noth.
*246. Die Diebe zweimal hängen wie in Bautzen.
Ein polnischer Student (Barthelmes), der um das Jahr 1558 in Bautzen lebte, war einem Schuhmacher Geld schuldig. Nachdem sich der letztere lange erfolglos bemüht hatte, seine Forderung zu erhalten, fragte ihn der Pole, ob er wol dürres Fleisch oder Leder an Zahlungsstatt nehmen werde. Der Schuhmacher willigte ein, und der Student ging in der Nacht des 17. September an den Galgen, nahm zwei schon längst Gehängte und stellte sie vor die Thür des Schusters, wo sie am andern Morgen mit Entsetzen von der Nachbarschaft betrachtet wurden. Da über den Thäter kein Zweifel obwaltete, wurde der Student verhaftet, in ein Fass gespunden, bis in die görlitzer Heide transportirt, wo man ihn laufen liess. Von da an wurde es sprichwörtlich, dass man in Bautzen die Diebe am besten zweimal aufhinge.
*247. Dieb ab dem galgen nemen. – Tappius, 144b; Henisch, 691; Murner, Nb., 70; Körte, 863.
Einem Unwürdigen Beistand oder Schutz gewähren.
*248. Du dreebüdeliger Dêf. (Holst.)
Du Dieb mit drei Beuteln. Schimpfname, womit Personen der untern Volksklassen, welche keine Haarbeutel trugen, ehemals die Herren belegten, welche in Beutelperrüken und Haarbeuteln gingen, wenn mit ihnen etwas abzumachen war. Mit der Mode ist auch der Schimpf veraltet.
*249. Er ist ein dieb in seiner Mutter leib gewesen. – Henisch, 691.
*250. Er geht wie ein Dieb durch den Jahrmarkt. (Lit.)
*251. Er ist vor Dieben (vor Gannoowim) sicher. (Jüd.-deutsch.) – Tendlau, 206.
*252. Er sieht einem Diebe so ähnlich wie der Schnitzer einem Messer.
*253. Er zog einem Diebe die Hosen vom Galgen aus wie Kunz Zwerg. – Simrock, 1595.
*254. Es gebürt dem dieb kein besser ehr, denn das man jhm das stelen wehr. – Henisch, 694.
*255. Wie ein Dieb in der Nacht. – Henisch, 691.
256. Arken as en Thief uun sin Nûrong. (Amrum.) – Haupt, VIII, 367, 267.
Jeder ist ein Dieb in seiner Nahrung.
257. Binde ihn, wie einen Dieb, so wirst du ihn finden wie einen Bruder. (Litauen.) – Frischbier, II, 529.
258. Da man die Diebe hinge an's Holz, behielten die Bauern ihre Pferde; nun man sie hänget an Geld, stehlen sie ihm die ganze Heerde. – Wirth, I, 66.
[1131] 259. Da soll der Dieb rechten, wo er stahl. – Graf, 437, 306.
Wo die That geschehen, da soll sie gerichtet werden.
Dän.: Thur sial hoern thi of daema sem stal. (Gulath, 535.)
260. De klein' Dew hangt 'n, de grôt'n lött 'n lop'n. (Altmark.) – Danneil, 34.
261. Dem Dieb brennt der Hut auf dem Kopf. – Schwarzwälder Dorfgeschichten, Stuttgart 1861, III, 332.
262. Dem Diebe läutet man nicht. – Graf, 341, 360.
Der Dieb war so verachtet bei unsern Vorfahren, dass sogar die Armensünderglocke, welche die Leute auf die Vollstreckung des Todesurtheils aufmerksam macht, bei der Hinrichtung eines Diebes nicht geläutet wurde » ...ein Dieb wäre; demselben lutt men niet.« (Schauberg, I, 382.)
263. Dem Diebe theilt man den Galgen zu. – Graf, 364, 447.
»Die regelmässige Strafe des einigermasen erheblichen oder durch persönliche oder örtliche Eigenschaften gefährlichen Diebstahls war der Galgen.«
Mhd.: Dem dyebe theilt man den galgen. (Grimmelshausen, Wb. I, 547.)
264. Dem Diebe und dem Mächtigen ist Jeder etwas schuldig. – Sanders, 60.
265. Den gebundenen Dieb kann Niemand entschuldigen. – Graf, 441, 325.
Wer auf frischer That gefangen wird, kann keinen Schuldigeren nennen und wird jedesmal verurtheilt.
Altfries.: Den bundene deef emnach gheen man vntschuldigen. (Richthofen, 37, 19.)
266. Der Dieb findet so leicht, wie der Glöckner den Kelch. – Graf, 363, 433.
Gegen die Ausrede der Diebe, das gestohlene Gut gefunden zu haben.
267. Der Dieb geht vor und der Henker folgt bei einer Hinrichtung.
So sagte ein Witzling, als ein Jurist und ein Arzt sich über die Oberstelle oder den Rang stritten; er meinte, der erste bringe die Leute um ihr Gut, der Andere um das Leben. (Wirth, I, 382.)
268. Der Dieb ist über den Arzt; wenn er aus einem Hause fortgeht, weiss er, was den Leuten fehlt.
269. Der Dieb klagt dem Henker seine Noth. – Eyering, I, 438.
270. Der Dieb lässt das Stehlen nicht. – Parömiakon, 518.
271. Der gebundene Dieb kann keinen Schuldigeren nennen. – Graf, 441, 326.
Wer auf frischer That ergriffen wird, kann keinen andern beschuldigen.
Altfries.: Di bondena tyaef mey nene schieldigga baria. (Richthofen, 27, 18.)
272. Der ist ein Dieb oder Diebgenoss, der den Kauf bekennt und die Gewer leugnet. – Graf, 261, 224.
D.h. er muss, wo es noththut, den Vorbesitzer nachweisen oder wie er das Gut erworben. Diebe und Diebeshehler können und thun dies nicht.
Mhd.: Der ist ein dieb oder eines diebs genosse, der einen kauff bekennet vnd der gewer laugent. (Wackernagel, Schwabenspiegel, 323, 375.)
273. Die Diebe sind alle in Krieg gezogen, sagte der Bauer, als ihn ein Soldat fragte, warum die Galgen alle so leer seien. – Wirth, I, 194.
274. Die grossen und reichen Diebe hängen die kleinen und armen an den Galgen. – Graf, 314, 210; Henisch, 109, 53.
275. Die klein Dieb' hengt man, gegen den grossen naigt man sich. – Hauer, Mij.; Frischbier, I, 77b.
276. Die klein Dieb müssen hangen, die grossen herrlich prangen. – Eyering, I, 688.
277. Diebe lieben die Nacht (Finsterniss).
Lat.: Diligit obscurum semper collectio furum. (Reuterdahl, 233.)
Schwed.: Thiwin aelska gerna myrkith. (Reuterdahl, 233.)
278. Dieben vnd reuber alle beid, die haben einen vnderscheid: die nacht begert mehrtheils der dieb, so hat den tag der reuber lieb.
Lat.: Fur non est latro, quia tempore fur rapit atro, tempore non atro, rapit omnes res tibi latro. (Loci comm., 105.)
279. Ein Dieb ist nirgend besser den am Galgen, ein Mönch im Kloster vnd ein Ochs in der Küchen. – Petri, II, 173.
[1132] 280. Ein Dieb kann nichts bessers thun, als zu schreien: halt den Dieb! und ein Reichsverwirrer, als: turbatos imperii status ausgehen zu lassen. – Opel, 390.
281. Ein Dieb lest das stelen nit, so wenig als der Hund das bellen. – Petri, II, 173; Graf, 364, 454.
282. Ein Dieb zieret den Galgen wol, weil er nicht anders verdienet hat. – Petri, II, 173.
283. Ein Dieb ziert den Galgen, wie das Magnificat die Vesper. – Graf, 364, 450.
Man kann daraus schliessen, in welcher Allgemeinheit der Galgen für den Dieb bestimmt gewesen ist.
Isl.: Ein thiofr prydhirgalga sem magnificat vesperam. (Jonssyni, 86.)
284. Ein stehlender Dieb und ein Büttel, ein bös Weib und ein grosser Knittel; grosse Gerten und böse Kind; ein Metzger und ein feist Rind; ein schneller Laufer und ein ebner Weg; ein hungrige Sau und ein warmer Dreck; saugendes Kind und melkende Ammen, diese Ding fügen sich wohl zusammen. – Nieritz, Deutscher Volkskalender für 1858, S. 73.
285. En Dêf hett en grôt Recht. – Schütze, I, 209.
Es gehört viel dazu, Jemand des Diebstahls zu überführen.
286. Es gebührt dem Dieb kein besser Ehr, denn dass man jhm das stelen wehr. – Petri, II, 245.
287. Es gehen viel Diebe ungehangen durch die Welt.
288. Für fremden Dieben kan man zuschliessen, nicht vor denen, die im Hause sind. – Petri, II, 320.
289. Gleiche Diebe, gleicher Galgen. (S. ⇒ Kopf. Glocke, Maus, Pferd.) – Parömiakon, 1888.
290. Gross Dieb henckt man an Seckel, die Armen an Galgen. – Lehmann, 730, 45.
291. Ist der Dieb gefangen, so soll man ihn hangen. – Graf, 342, 362.
Der Vollzug einer peinlichen Strafe kann natürlich erst dann eintreten, wenn man der Person des Uebelthäters habhaft geworden ist.
Niederd.: Is di dief ghevangen, soo sal men hanghen. (Mieris, II, 31.)
292. Kleine Diebe henkt man, vor grossen zieht man den Hut ab, sagte der Bauer, als er vor dem Prälat das Kreuz macht. – Klosterspiegel, 27, 9.
293. Kleine Diebe liegen im Stock gefangen, die grossen gehen in seide prangen. – Petri, II, 846.
294. Kleine Dieben werden gericht, den grossen wenig leid geschicht. – Loci comm., 74.
295. Kleinen Dieben hanget man eiserne Ketten an, die grossen aber prangen in güldenen.
296. Letz Thii war hing hat 'm ap, vöör gratten stal 'm a Hud laft. (Amrum.) – Johannsen, 151; Haupt, VIII, 367, 271.
Kleine Diebe hängt man auf, vor grossen soll man den Hut heben.
297. Man kann den Dieb zu den Ehrlichsten zählen, wird er nicht ertappt beim Stehlen. – Neue illustrirte Zeitung, V, 25.
298. 'N Dêf hett grôt Recht, wenn he 't Gôd erst upp de Nack hett. – Hauskalender, I.
299. Niemand kann seinen Dieb hängen. – Graf, 425, 198.
Jede Bestrafung kann nur auf Grund eines richterlichen Urtheils und in gesetzlichen Formen geschehen.
300. Nur die dummen Diebe werden gefangen. – Frischbier, I, 579; Neue Preussische Provinzialblätter, VIII, 461.
301. So geht's den kleinen Dieben allezeit, die grossen bleiben stets gefreyt. – Eyering, I, 489.
302. So lange man den Dieb nicht ertappen kann, gilt er soviel wie der ehrlichste Mann. – Schlechta, 297.
[1133] 303. Taai Thiiwer slaau ên Skelm. (Amrum.) – Haupt, VIII, 359, 127.
Zwei Diebe schlagen einen Schelm.
304. Vor den Dieben, so man im Hause hat, kan man sich nicht hüten. – Latendorf, Jahrb., 266.
305. Vor Dieben ist man sicher nicht, biss sie werden an galgen gricht.
Lat.: Tunc fiunt paces, cum pendent fure rapaces. (Loci comm., 74.)
306. Wann der Dieb wurd vom stelen lassen, wurd sich der hund auch bellens massen. – Loci comm., 74.
Lat.: Si fur cessaret, nunquam canis ulla latraret.
307. Wenn der Dieb am Galgen hengt, so hat man für jhm fride. – Henisch, 1337, 61; Petri, II, 633.
308. Wenn die Dewe sick schelden, kriggt de arme Mann süne Kô weder. – Globus, VIII, 176.
309. Wenn ein Dieb den andern bestiehlt, so lacht der Teufel.
Die Armenier: Ein Dieb bestahl den andern, und Gott wunderte sich darüber im Himmel. (Ausland 1871, 404a.)
310. Wenn ein Dieb gebunden vor Gericht kommt, braucht ihn Niemand zu verurtheilen. – Graf, 447.
D.h. wenn er auf frischer That ergriffen wird, ist er schon so gut wie verurtheilt. – In Flensburger Stadtrecht: Efte eyn deff kumet achterbundem to dinge, nemant scal eme vordomen. (Thorsen., 117, 107.)
311. Wenn man den Deif nich bî 'n Schâte (Schoss) hat, sau hat he en grât Recht. – Schambach, II, 495.
312. Wenn twê Defen Schäl (Streit) kriegen, krigt 'n ehrlik Minsk sîn Gôd wêr. – Kern, 307.
313. Wenn's dem Diebe kompt zum Eyd, vnd dem Wolff zur Heyd, so kommen sie beide dauon. – Petri, II, 671.
314. Wer nit für einen Dieb will geachtet werden, der soll nit Diebschlich gebaren.
»Ist ein Sprichwort.« (Gailer, Seelenparadies, 226a.)
315. Wo ein Dieb stiehlt, mag er seinen Hals und all sein Gut verstehlen, aber nicht seiner Freunde Gut. – Graf, 300, 114.
Altdithm.: Efft dar en deif stele, so mach de deif vorstellen sînen hals nodeol sin ghudnode nicht siner vrunde gut. (Michelsen, 20, §. 56.)
*316. Den Dieb mit der Hand im Sack ertappen.
»Wo ist der reiche Schatz des Fürsten hin? Man nehme die vor, so pecuniam seithero traktirt, man fordere Rechnung von ihnen; was gilts, wir wollen den Dieb mit der Hand im Sack ertappen.« (Olaus oder schles. Politici, II. Th. S. 158.)
*317. Einem Diebe die Laterne (das Licht) halten. – Hermes, I, 24 u. 178; Frischbier, II, 530.
*318. Er hält sich seinen eignen Dieb. – Frischbier, I, 577.
Er stiehlt selbst.
*319. Er ist ein Dieb und Diebsgeselle.
Holl.: Het is dief en diefjes maat. ( Harrebomée, I, 130a.)
*320. Hä seiht 'n Dêw ähnlicher ass 'ner Ant. – Schlingmann, 255.
*321. Kan Diab dafragt ma nöd. (Wien.)
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