Schwein (s. ⇒ Ferkel und ⇒ Sau).
1. A muar Swin, a thanner Speelang. (Amrum.) – Haupt, VIII, 354, 52.
Je mehr Schweine, desto dünnerer Spülicht.
2. A Schwein un a Kaufmann müssen ausgenommen sein, ehe mer sieht, was dran is.
3. Alle Schweine sind im Finstern Schwarzvieh.
Schwed.: Föra swin til Rhin, det blijr äntå swin. – Swijn alla swarta i mörkret. (Grubb, 232 u. 775.)
4. Alte Schweine haben harte (alte) Meuler. – Lehmann, II, 27, 33; Petri, II, 12; Simrock, 9392.
»Hart rüssel haben alte schwein, sein aber destomehr vnrein.«
Dän.: Gamle sviin har haarde trüner, gamle stude haarde horn. (Bohn I, 370.)
Holl.: Olde swijn hebben harde malen (snuten). (Tunn., 20, 4; Harrebomée, II, 517b.)
Lat.: Os veteris durum porcis et stercore foetet. (Tunn., 822.) – Os veteris durum porci, sed non bene purum. (Fallersleben, 580; Loci comm., 181; Sutor, 548.)
Schwed.: Gamla swin hafwa hårda tryn. (Törning, 133; Grubb, 244; Wensell, 34.)
5. An der Schweine Waschen ist Seife und Lauge verloren. – Chaos, 951.
6. Auch einem Schweine fällt zuweilen eine Perle ins Maul.
7. Auf ein Schwein gehört kein goldenes Zeug. – Chaos, 363.
8. Beim Schweine ist eine gelbe Rübe ein Geschenk.
In Bezug auf den Geizhals, bei dem das Geringfügigste, gebend oder empfangend, als Geschenk zu betrachten ist.
Jüd.-deutsch: Binn Chasser (Schwein) is e gele Rüb' auch e Mathone (Geschenk). (Tendlau, 908.)
9. Besser das Schwein im Stalle behalten als es in der Schwemme verlieren.
Engl.: Better my hog dirty home than no hog at all. (Bohn II, 11.)
10. Bin ich ein Schwein, sagte der Kerl, so schneide man Speck aus meinen Beinen.
Holl.: Ben ik een varken, zei kaatje, zoo eet spek van mijn' aars. (Harrebomée, I, 372b.)
11. Das blöde Schwein wühlt die tiefen Wurzeln auf.
12. Das heisst schweine baden, sagt der teuffel, und erseufft einen wagen vol münch undt nonnen. – Töppen, 81, 50.
13. Das junge Schwein findet ein gut Würzelein.
Frz.: Au petit pourceau Dieu donne bonne racine. (Bohn I, 6.)
14. Das lahme Schwein frisst die weiche Birne.
In Albanien von unpassenden ehelichen Verbindungen, wenn z.B. ein junges Mädchen aus irgendeiner Rücksicht einem alten Manne geopfert wird.
15. Das ruhige Schwein frisst sein Futter, das wilde stösst den Trog um.
Dän.: De lumske sviin æde masken, de galne løbe uden om. (Bohn I, 352.)
16. Das schlimmste (böseste) Schwein bekommt die meisten Körner.
It.: Al più cattivo (tristo) porco le miglior pere. (Pazzaglia, 297, 2 u. 379, 5; Cahier, 3061; Bohn I, 70.)
Port.: O peior porco come a melhor lande. (Bohn I, 289.)
Span.: Al mas ruin puerco la mejor bellota. (Bohn I, 197.)
[447] 17. Das Schwein ist gar grau, und grau sind auch die Ferkel. (Lit.)
18. Das Schwein muss Borsten lassen.
Es könnte sich glücklich schätzen, wenn es bei den Borsten bliebe. Die Türken sagen: Es ist ehrenhaft, dem Schweine Haare auszuraufen. Sie meinen damit den Franken, Fremden zu rupfen.
19. Das Schwein, sagte der Neger, ist der einzige Edelmann in England.
»Ein Negersklave, den Franklin mit nach England gebracht hatte, wurde von ihm gefragt, was er von England halte. ›Ei‹, sagte er, ›alles arbeitet in diesem Lande. Wasser arbeitet, Wind arbeitet, Feuer arbeitet, Rauch arbeitet, Ochse arbeitet, Pferd arbeitet, aber Schwein nicht arbeitet, thut gar nichts, ist der einzige Edelmann in England.‹« ( Witzfunken, VIIa, 110.)
20. Das Schwein schätzt man nach seiner Schwer', den Menschen nach seiner Ehr'.
Mhd.: Bei der swâr verkaaft man swein, den menschen nâch dem wizzen sein. (Ring.) (Zingerle, 136.)
21. Das Schwein stiehlt, was es sieht. – Schlechta, 303.
22. Das Schwein und sein Treiber suppen nicht aus Einem Trog.
Poln.: Nie składnie to: świnia zarówna z pastuehem. (Lompa, 25.)
23. Das Schwein weidet mit zehn Jungen und das Lamm kaum mit einem.
Ein rabbinisches Sprichwort (Ber. rab., 40a), das etwa den Sinn hat: Je ärger Schalk, je besser Glück. (Tendlau, 606; Jüd. Volksblatt, 1864, S. 147.)
24. Das Schwein, welches zu spät kommt, findet den Trog leer.
It.: Porco pigro non mangia pere mature. (Bohn I, 121.)
25. De letzt Schwîn kriege den dicksten Drank. – Frischbier2, 2405.
Wenn jemand durch eine Verspätung einen Vortheil erlangt.
26. Dem faulen Schwein ist die Erde immer gefroren.
Dän.: Jorden er altid frossen for utrevne sviin. (Bohn I, 382; Prov. dan., 328.)
27. Dem magern Schwein der vollste Trog.
Port.: A máo bacoro, boa lande. (Bohn I, 265.)
28. Dem Schwein muss man kein Belz anhängen und mit Perlen schmucken. – Chaos, 77.
29. Dem Schwéinj äs älent hisch. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 145.
30. Dem Schwéinj schmakt oalent nô Kreckt. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 148.
31. Der eine sticht die Schweine, der andere isst (geniesst) den Braten.
Lat.: Alter occidit apros, alter pulpamento fruitur. (Seybold, 21.)
32. Det Schwéinj äs ai wol e renlich Gedär. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 154.
33. Det Schwéinj äss nit haklich. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 147.
34. Det Schwéinj wer der bîsst Vuegel, wun et Fliged hêt. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 151.
35. Det Schwenj doatem krât, wit fätt, doat wîss uch der Zegun. (Schässburg.) – Firmenich, III, 425, 24.
Das Schwein, das man kratzt, wird fett, das weiss auch der Zigeuner.
36. Det Schwenj wîss net, wohär et fätt wit. (Schässburg.) – Firmenich, III, 425, 25.
37. Diar skal as an râr Swin tu, diar an Kriak üüb ridj' skal. (Amrum.) – Johansen, 152; Haupt, VIII, 358, 118.
Das muss ein sonderbares Schwein sein, auf dem eine Krähe reiten soll (kann).
38. Die dir ein Schwein schenken, die kannst du schon mit einer Wurst bedenken.
39. Die Schwein sind einander getrewer als die Menschen; wann eins noth leidet, so schreyen sie all vnd lauffen dem zu. – Lehmann, 374, 4.
40. Die Schweine mästet man nur, um sie zu schlachten.
Dän.: De svijn feedes til at slagtes. (Prov. dan., 501.)
41. E dîtschet Schwîn, e polscher Mönsch. – Frischbier2, 3440.
42. E licht Schwêinj blèift gärn än der Hiérd. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 155.
[448] 43. Ein blindes Schwein findet auch wol eine Eichel.
Lat.: Contigit etiam ignavis praeda. (Binder II, 571; Weber, I, 59.) – In sterquilinio margaritam reperit. (Binder II, 1471.)
44. Ein feist Schwein entlauft dem Metzger nicht. – Grubb, 766.
Wer übel gethan, wird der Strafe nicht entgehen.
45. Ein Feist Schwein ist vorm Metzger nicht sicher. – Lehmann, 685, 59.
46. Ein fettes Schwein bedarf keines Spickens.
47. Ein fettes Schwein ist der beste Advocat.
Dän.: Feth swiin fanger snart sag. (Prov. dan., 539.)
48. Ein fettes Schwein kann nie vorm Metzger sicher sein.
49. Ein finnig Schwein steckt die ganze Heerde an.
Span.: El puerco sarnoso revuelve la pocilga. (Bohn I, 219.)
50. Ein geborgtes Schwein grunzt das ganze Jahr.
51. Ein gemästetes Schwein und ein gebautes Haus wollen selten wiederumb so viel gelten als sie gekostet haben. – Schuppius, Schr., I, 55.
52. Ein gutes Schwein frisst alles.
53. Ein lang Schwein zieht.
54. Ein Schwein beschmuzt das andere.
Span.: Un puerco encenagado procura encenagar á otro. (Bohn I, 261.)
55. Ein Schwein bleibt bey einer Speiss, so wird es feist. – Lehmann, 191, 25.
56. Ein Schwein bleibt ein Schwein, sollt's auch mit Gold gezieret sein. – Seybold, 561.
Vielleicht nur, weil man seine Erziehung vernachlässigt. Im vorigen Jahrhundert reiste in England ein Künstler, der eine Anzahl Schweine melodisch grunzen, auf zwei Beinen stehen und tanzen liess. (Vgl. Sprache und Musik der Natur in der Gartenlaube, Leipzig 1855, Nr. 44.)
Lat.: Filia moechatur quae moecha matre creatur. (Chaos, 717.)
57. Ein Schwein, das sich im Kothe gewälzt hat, macht auch die andern schmuzig.
58. Ein Schwein ersetzt viel Hasen.
Die Russen im ähnlichen Sinne: Es ist besser, dass die Störe, als dass die Sterlete gerathen. (Altmann V, 100.)
59. Ein Schwein gehört nicht in ein Vogelkäfig. – Lehmann, 330, 80.
60. Ein Schwein hat seine Mistpfütze am liebsten.
61. Ein Schwein ist am liebsten da, wo es was zu schnüffeln gibt.
Dän.: Grisen er gjerne der han fær vel. (Prov. dan., 254.)
62. Ein Schwein sei noch so kühn, viel der Hunde richten es zu Grunde.
Mhd.: Twie küne ein swîn ouch sî, doch vil der hunde ziehent ez ze grunde. (H. von Meissen.)
63. Ein Schwein stirbt an keinem schmuzigen, aber an einem leeren Troge.
64. Ein Schwein und Pfaw werden fünfundzwanzig Jahre alt. – Oec. rur., 451.
Schmuzige Charaktere und hohlen Dünkel findet man stets.
65. Ein Schwein verwundet das andere nicht. – Cahier, 2723.
66. Ein Schwein wälzt sich am liebsten im nassen Koth.
Der unsaubere Geist durchwandert zwar dürre Oerter und sucht Ruhe, aber er findet sie da nicht. (Parömiakon, 1440.)
67. Ein Schwein wälzt sich lieber im Dreck als in Blumen.
Mhd.: Der swîne ein ebenspil er tuot mit willen, diu kürn ein hol wol mit unvlâte vür blüende grüen hübschlich mit hübschen râte. – Du tuost alsam ein tumbez swîn, daz vür den grüenen anger nimt die trüeben lachen unt das hor. (Frauenlob.) (Zingerle, 137.)
Lat.: Sus magis in coeno gaudet quam fonte sereno. (Mone, Anzeiger, VII, 503.)
68. Ein Schwein wälzt sich nicht im dürren, sondern im nassen Koth. – Parömiakon, 1440.
69. Ein Schwein weiss viel, wohin die Wolken ziehen.
70. Ein Schwein wird nicht von Worten fett.
Holl.: Men kan gheen verken met semelen mesten. (Tunn., 18, 1.)
Lat.: Sus male pinguescit cum furfure, sed bene crescit. (Fallersleben, 508.)
[449] 71. Ein Schwein zerwühlt in Einer Nacht mehr, als dreissig Hände in Einem Tage aufrichten.
72. Ein tückisch (boshaft) Schwein wühlt sich tief in die Erde.
Böhm.: Moroutná svinĕ hluboko zemi ryje. (Čelakovsky, 271.)
Poln.: Ponura świnia głęboko w ziemi ryje. (Čelakovsky, 271.)
73. Ein unruig Swin werd nich fett. (Westfr.)
74. Ein wild Schwein muss im Hag sein (oder: muss in den Hag hinein).
Dän.: Ag hører pa uvante sviin. (Prov. dan., 1.)
75. Einem blöden Schweine fallen keine teigen Birnen ins Maul.
76. Einem faulen Schweine ist der Boden (die Erde) immer zu hart (stets gefroren).
77. Einem faulen Schweine ist jede Eichel gut.
Span.: Para un ruin puerco no hay mala castaña. (Cahier, 3665.)
78. Einem Schwein g'hört kei Muskatnuss. (Amberg.)
79. Einem Schweine ist nirgends wohler als im Koth.
Frz.: Au pourceau l'ordure ne pue point. (Cahier, 1442.)
80. Einem todten Schweine kommt's auf einen Schinken nicht an.
81. Ên ault Schwîn kennt Eckern. (Lippe.)
Ein altes Schwein kennt die Eicheln. Der erfahrene Alte weiss, was bei Berathungen im Geschäft, Handel u.s.w. das Beste ist.
82. En gaud Swîn frett alles. – Schambach, II, 417.
83. Ên Swin gruit efter det öder (udder). (Amrum.) – Haupt, VIII, 362, 182.
84. En Swin knüffket1 woel, wenn me em entmött2. (Westf.)
1) Knüffken = stossen, grunzen.
2) Antworten, auch entmäuten = begegnen, Möte, Mäute = die Begegnung, das Begegnen. – Vorwurf für jemand, der im Vorbeigehen nicht grüsst.
85. Es ist ein böses Schwein, das seine Jungen frisst.
Dies Wort gebrauchte der sanftmüthige Herzog Philipp I. von Pommern, als man ihm rieth, gegen einige Verbrecher zu streng zu verfahren und sie mit dem Tode zu bestrafen.
86. Es ist nit noth das Schwein zu scheren, weil man's brühen kann.
Lat.: Agricolae magis appetunt lucrum, quam honorem; ideo delectabilius illis est laborare quam principare. (Sutor, 847.)
87. Es muss Schweine regnen, ehe jeder eine Borste bekommt. – Hertz, 63.
88. Es sind sonderliche Schweine, da die Krahen auffliegen. – Petri, II, 295; Henisch, 1150, 38.
89. Es wird kein Schwein gemästet der Borsten wegen.
90. Et is beter, de Swîne frätet met den Minschen as de Minschen frätet met de Swînen. – Schambach, II, 171.
Wenn die Lebensmittel wohlfeil sind, bekommen die Schweine auch wol von dem, was die Menschen essen; wenn dagegen Theurung herrscht, müssen sich arme Leute oft zu einer Kost bequemen, die sonst nur den Schweinen gegeben wird. Das Sprichwort charakterisirt also den Unterschied zwischen wohlfeiler und theurer Zeit.
91. Et is 'n sunderlik Swin, wor de Kraihe up fallt. – Eichwald, 1886.
92. Et sind böse Swine, de ere egen Farken, der se mechtig, sülvst toriten. – Dähnert, 479a.
Das Sprichwort wird im Rügenschen Landgebrauch auf ungerechte Richter angewandt.
93. Et sind man gewisse Schwiene, dar sick de kreyen up setten. – Mantzel, Bützow. Ruhestunden, XXIV, 54.
94. Fîf Schwîn maken nägen Sieden, denn en' kümmt in de Wust. (Greifswald.)
95. Fîf Schwin, sewe Sîde. – Frischbier2, 3441.
In Ostpreussen um falsche Berechnung auszudrücken oder zu verspotten, ähnlich wie: Fif Gille öss e Dahler.
96. Führe ein Schwein bis an den Rhein, es bleibt ein Schwein.
Die Russen: Wenn das Schwein aus Kiew kommt, predigt es vom Kothwühlen. (Altmann VI, 508.)
Schwed.: Föra swin til Rhin, det blijr äntå swin. (Grubb, 232.)
97. Fuor det Schweinj git et nässt Goarschtijed en der Wärlt. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 146.
[450] 98. Geborgt Schwein gibt fette Weihnacht und magere Ostern.
Port.: Bacoro fiado, bom inverno, e máo verão. (Bohn I, 268.)
99. Gnurrende Swîne terrît't (zerreissen) den Sack. (Ostfries.) – Bueren, 496; Frommann, V, 428, 491; Eichwald, 1894; Kern, 840; Hauskalender, III.
100. Hat mut (skal) Swin rîn (rinj), iar arkan an Bars (Barst) feit. (Nordfries.) – Johansen, 93.
Es muss Schweine regnen, ehe jeder eine Borste erhält. Für Amrum in der Klammerform. (Haupt, VIII, 355, 82.)
101. Hungrige Schweine nagen am Troge.
»Heest nogh, da let de krebb (fuar Tiinsten en Tjüg) nimmer leddig.« (Hansen, 10.)
102. Hungrige Schweine wühlen am meisten.
Schwed.: Svulten svin rota mäst. (Grubb, 775.)
103. Ich steche die schwein vnd ein ander geneusst den braten. – Henisch, 479, 6.
Lat.: Ego apros occido, sed alter fruitur pulpamento. (Henisch, 479, 7.)
104. Je fetter das Schwein, je näher wird's dem Ende (Tode) sein.
Die Chinesen sagen dasselbe auch vom Hunde. (Hlawatsch, 113.)
105. Je mehr Schweine, desto dünner die Schlampe.
In Ostpreussen: Je mehr Schwîn, je dönner de Drank. (Frischbier, 3444.)
106. Jedem Schwein kommt sein Martinsabend (oder: Weihnachten).
Frz.: A chacun porceau son saint Martin. (Leroux, I, 32.) – À châque pourceau sa saint Martin. (Kritzinger, 555a.)
Port.: Cada porco tem seu S. Martinho. (Bohn I, 271.)
Span.: A cada puerco le llega su San-Martin. (Cahier, 3664.)
107. Jedet Schwîn heft sin Krîz on jeder Mönsch sin Leide. – Frischbier2, 3443.
108. Junge Schweine riechen anders als alte. (Altröm.)
Erasmus sagt hierüber: »An den Kleidern kann man die Menschen nicht voneinander unterscheiden; aber es gibt etwas Angeborenes und Eigenthümliches, das jedem aus dem Gesicht leuchtet, woran man den Freien vom Knechte, den Adelichen vom Bauer, den Biedermann vom Schurken u.s.w. leicht unterscheiden kann. Und das ist gleichsam der eigene Geruch des Menschen, wenn man nur eine feine Nase hat, um ihn noch wahrzunehmen.«
109. Kitzle ein gewaschnes Schwein, es legt sich gleich in den Koth hinein; krau' ein bestäubtes Vögelein, es putzt sich gleich die Federn rein.
Engl.: A turd is as good for a sow as a pancake. (Masson, 146.)
110. Lahme Schwîn kame ok to Derp. – Frischbier2, 9445.
111. Langsame Schweine kommen auch ins Dorf. – Schles. Provinzialbl., 1862, 571.
In Ostpreussen: Langsame Schwîne kame ok tom Derp. (Frischbier, 2298.)
112. Man braucht das Schwein nicht zu scheren, weil man es brühen kann.
113. Man fasst das Schwein beim Schwanz, den Mann beim Wort.
Holl.: Men pakt het zwijn bij den staart, gelijk den man bij zijn woord. (Harrebomée, II, 517b.)
114. Man kann eher ein Schwein am eingeseiften Schwänzchen festhalten, denn einen Advocaten am Fuss. – Das neue Blatt (Leipzig 1871), S. 320.
115. Man mästet das Schwein nicht um des Schweins willen. – Braun, I, 4042 u. 5493.
Schwed.: Man gjøder och swinen til slachtetiden. (Grubb, 403.)
116. Man muss für das Schwein nicht eher danken, bis man es im Sack hat.
»Darumb danke nit ehr vor das schwein, du hets denn gschoben in sack hinein.« (Waldis, IV, 88, 52.)
117. Man muss (soll) nicht mehr Schweine schlachten als man einsalzen kann.
»Metzge nicht mehr rind oder schwein denn so viel du kannst saltzen ein.«
Lat.: Non plus mactabis, quam tu condire ualebis. (Loci comm., 192.)
118. Man soll sein Schwein nicht schlachten, ehe (bis) die letzte Borste bezahlt ist.
Auch russisch Altmann VI, 466.
[451] 119. 'N gôd Swîn frett all's. – Goldschmidt, II, 133; Firmenich, III, 39, 47.
Der oldenburger Landmann ist zu sparsam, als dass er um des blossen Wohlschmacks der Speisen willen grosse Opfer bringen sollte.
120. 'N Schwîn knüffket na wual, wann me em entmodt of vorbigeht. (Osnabrück.)
»'N Schwîn ... vorbigeht; man de unbeschufte (ungehobelte, unhöfliche) Zunge heft 't mi van sîn Liewesdâges nich es met'n bittersten (= geringsten, kleinsten) Wôrde Dank e wäst.« (Lyra, 18.)
121. Ohne Schweine zu hüten, wirst du nie Herr werden. (Lit.)
122. Schwarze Schweine sind bös in der Nacht zu treiben.
Dän.: Ondt er at drive sort sviin i mørke. (Prov. dan., 419.)
Engl.: It is ill to drive black hogs in the dark. (Bohn II, 73.)
123. Schwein ligen lieber im Kot, dann in einem Rosengarten. – Franck, Zeytbuch, I, XXXa.
124. Schwein töden ist der frölichsten Todt einer, neben der erbreichen Pfaffen vnd alten vergülten Weiber Todt. – Gruter, III, 83; Lehmann, II, 575, 59.
125. Schweine, Bienen und Weiber machen viel Noth dem Treiber.
Engl.: Swine, women and bees cannot be turned. (Bohn II, 138.)
126. Schweine, die zusammen liegen, haben sich lieb (trennen sich nicht gern).
Engl.: Pigs love that lie together. (Bohn II, 124.)
127. Schweine haben ein gut Leben, aber es dauert nicht lange.
Frz.: Vie de pourceau courte et bonne. (Bohn I, 63; Cahier, 1441.)
128. Schweine kümmern sich nicht um köstliche Salben. – Simrock, 9389; Körte, 5494.
129. Schweine leiden keine Noth, wenn's nicht mehr schmeckt, so kommt der Tod.
130. Schweine sind Schweine; weil sie leben, fressen sie Dreck und scheissen Koth, wollen erst nach ihrem Tod gute Würste und Braten geben. – Wirth, I, 98, 439.
131. Schweine und Geizhälse nützen erst nach ihrem Tode.
Dän.: Mange gavner som svinet ei før efter døden. (Prov. dan., 220.)
Engl.: He's like a swine never good until he come to the knife. (Bohn II, 64.)
132. Schweinens mit zippeln wol bereit bringt fördernuss zu der gesundheit.
Lat.: Carnes porcinae cum cepis sunt medicinae. (Loci comm., 24.)
133. Stille Schweine wühlen die grössten Wurzeln aus.
134. Swart Swîn hett'n swarten Swans. (Pommern.)
Spott gegen die Neuvorpommern und Mecklenburger, welche das sp und st rein, nicht wie in Pommern und Schlesien = schp und scht sprechen. Der Spott ist übrigens nicht gerechtfertigt, da sie das sch da, wo es hingehört auch richtig und keineswegs Swart Swîn u.s.w. sprechen, sondern Schwarz Schwein u.s.w.
135. Swîn hö(d)'n kümmt wedder rüm. (Altmark.) – Danneil, 905.
Schweinehüten kommt wieder herum. Wird einem Beleidiger, den man augenblicklich nicht erreichen kann, gesagt, um ihm die spätere Abrechnung in Aussicht zu stellen. Man gab früher dem Gemeindehirten in einzelnen Dörfern einen Gehülfen mit, der von den Höfen der Reihe nach gestellt ward.
136. Tau Swin un ian Stei hjr grui efter anöther, man selten tu wat Guts. (Föhr.) – Lappenkorb; Firmenich, III, 3, 18; für Amrum: Haupt, VIII, 362, 186.
Schweine in einem Stalle arten einander nach, die eine Natur bildet sich nach der andern, aber selten zu etwas Gutem. Von der grossen Macht der Gewohnheit, namentlich dem Uebergewicht des Bösen über das Gute.
137. Väl Swîn mâken den Drank dünn. (Mecklenburg.) – Günther, II, 201, 49; Bützow. Ruhestunden, V, 39; Schiller, II, 6; für Holstein: Schütze, IV, 236; für Altmark: Danneil, 219 u. 275; für Hannover: Schambach, II, 91; ostfriesisch bei Bueren, 1307; Stürenburg, 38a; Eichwald, 1887; Kern, 845; Hauskalender, I.
Wird gegen die Vielkinderei angewandt. Viel Erben machen das Erbtheil klein.
Dän.: Mange sviin giøre dranken tynd. (Prov. dan., 91.)
[452] 138. Verspricht dir jemand ein Schwein; so thu's sofort in den Sack hinein! (Böhmen.)
139. Viel Schweine machen den Trank dünn. – Blum, 183; Bücking, 254; Körte, 5492; Braun, I, 4042.
Wo viele dazu sind, etwas unter sich zu theilen, da bekommt keiner sehr viel, z.B. viel Erben zu einer Hinterlassenschaft. (S. Ferkel ⇒ 2 u. ⇒ 17 und ⇒ Mönch 241.)
Holl.: Vele zwijnen maken dunnen drank. (Harrebomée, II, 517b.)
Schwed.: Män swin giør dranken tun. (Grubb, 550.)
140. Viel Schweine machen dünnen Trank, sagte der Bauer in der Schenke, als er schlechten Kaffee bekam und drei schmuzige Mägde in der Küche sah.
141. Viel Schweine, viel Speck; viel Tauben, viel Dreck. (Sachsen.) – Boebel, 138.
142. Vor den Schweinen des Müllers und den Töchtern der Gastwirthe muss man sich hüten.
143. Vum Schwéinj lird em Mores. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 153.
144. Wann hat das Schwein nach der Wolke gesehen! (Lit.)
Von einem Unverschämten.
145. Wâr lêpe1 Schwînen fröten2 is 't hard. – Stürenburg, 61b.
1) Lêp = schlecht, schlimm, krank, schwach; 'n lêp Wark = eine schlechte, misliche Sache; 'n lêpen Schojen = ein arger Taugenichts; he is hês lêp = er (der Kranke) ist sehr elend.
2) Auch wröten = wühlen, aufwühlen, schlechte Arbeit, besonders Erdarbeit verrichten. – Dem Pfuscher wird die Arbeit schwer. Kern (838) gibt als Sinn an: Eigensinnige Leute stossen überall auf Hindernisse.
146. Was das Schwein verbrochen, wird am Ferkel (Hunde) gerochen.
Lat.: Canis peccatum suis dependet. (Gaal, 366.) – Culpam majorum posteri luunt. (Curtius.) (Philippi, I, 101.)
147. Was ist es nutz, der eim feisten Schwein den ars smirt. – Fastnachtspiel, 527, 22.
148. Was man seinem Schweine gibt, ist nicht weggeworfen.
Dän.: Det er intet borte man giver sin griis. (Prov. dan., 239.)
149. Was soll ein Schwein, das weder Speck noch Wurst gibt!
150. Wasch' und bügle ein Schwein, es bringt dir's hundertfach (zehnfach) ein. (Herford.) – Boebel, 138; Wunderlich, 9.
151. Wat en gaud Swîn is, fret alles. – Schambach, II, 417.
Es wird dadurch die Forderung ausgesprochen, zu essen, was auf den Tisch kommt, was es auch sei.
152. Wat en Swîn is, werd sîn Lêwe kein Osse. (S. ⇒ Esel 386.) – Schambach, II, 418.
153. Wat frôcht de Schwéinj no latèinjescher Kächen? (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 149.
Engl.: What can you expect of a hog but his bristles? (Bohn II, 166.)
154. Wat wiss det Schwéinj vu wat et fät wirt. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 155.
155. Wei sik ächter de Schweine vermed, mot sei hêien. (Sauerland.)
156. Wem das Schwein gehört, der macht die Würste, wie er will.
157. Wem ein Schwein verloren gegangen, der hört es hinterm Busche grunzen.
Böhm.: Komu prase zahyne, tomu dlouho v uších kvičí. (Čelakovsky, 187.)
Poln.: Komu prosię zginie, temu w uszy piszczy. (Čelakovsky, 187.)
158. Wem 'n Swîn anbaen wart, môt den Sack nich toholen. (Oldenburg.) – Weserzeitung, 4036.
Man muss glückliche Umstände rasch benutzen.
159. Wenn das Schwein am besten gemästet ist, hat es den Metzger zu fürchten. – Parömiakon, 609.
Traue dem Glück nicht! Wenn das dir am meisten schmeichelt, sieht es dich mit drohenden Augen an!
160. Wenn de Swîne satt sind, stöt'n se' Trogg üm. (Ostfries.) – Bueren, 1276; Kern, 841; Hauskalender, III; für Altmark: Danneil, 279; für Bremen: Köster, 255.
Böhm.: Syté prase vĕchtem hrá. (Čelakovsky, 167.)
Frz.: Quand les cochons sont soûls, ils renversent le baquet. (Cahier, 1660.)
Holl.: Als 't varken zat is, zoo stoot het de trog om. (Bohn I, 299.)
[453] 161. Wenn die Schweine frieren (hungern) und die Bauern trinken (voll sind), wird viel Lärm.
Frz.: Les pourceaux avec le froid et les hommes avec le vin, font grand bruit. (Kritzinger, 555.)
Port.: Porcos com frio, e homens com vinho, fazem grande ruido. (Bohn I, 291.)
162. Wenn die Schweine Hörner hätten, möchte der Teufel Sautreiber sein.
Jüdisch-deutsch in Warschau: Wenn a Chaser (Schwein) soll huben Hörner, wollt die Welt kein Kijem gehot. Die Welt wird dann keinen Bestand haben.
Poln.: Nie dal Pan Bóg świni rogów, boby niemi bardzo bodła. (Lompa, 25.)
163. Wenn die Schweine schlafen, träumt ihnen von Träbern.
»Wenn die schwein entschlaffen nur, kompt jhn'n im traum von trebern für.«
Lat.: Somnia de siliquis sus cernit, quando quiescit. (Loci comm., 185; Sutor, 583.)
164. Wenn die Schweine sich beissen, macht der Wolf Friede.
Erscheint der Wolf, so lassen die Schweine ihren Streit unter sich ruhen. So tritt häuslicher Unfriede vor äussern Angriffen zurück.
Dän.: Ulf gjør sviin saate. (Prov. dan., 564.)
165. Wenn du sähest, was das Schwein alles frisst, du würdest seine Eingeweide nicht essen. (Surinam.)
Um zu sagen: Es ist gut, dass man nicht alles weiss.
166. Wenn ein Schwein heisse Milch bekommt, geht's caput.
167. Wenn gebraten ist das Schwein, so gehört dazu ein guter Wein. – Petri, II, 660.
168. Wenn ich Schweine hüten (treiben) soll, lieber eine ganze Heerde als eins.
Sehr oft ist ein grosses Uebel einem scheinbar kleinern vorzuziehen. Neulich hörte ich es in Bezug auf die Stellung eines Lehrers an öffentlichen Schulen und eines Privatlehrers anwenden.
Böhm.: Mám-li svinĕ pásti, radše hned celé stádo. (Čelakovsky, 158.)
Poln.: Mam-li świnie paść, wolę całą trzodę. (Čelakovsky, 158.)
169. Wenn man die Schwein kutzelt oder krawet, so legen sie sich in den Dreck. – Lehmann, 360, 18; 489, 26 u. 906, 9; Chaos, 399.
Dän.: Naar man kløer svinet, legger det sig i skarnen. (Prov. dan., 349.)
170. Wenn man dir das Schwein anbeut, so sei mit dem Sacke bereit.
»Will man dir schenken ein gutes schwein, so lass am sack kein mangel sein.«
Böhm.: Když slíbí prase, vezmi hned pytel na se. (Čelakovsky, 94.)
Engl.: When the pig's proffer'd, hold up the poke. (Bohn II, 124.)
Lat.: Dum sus praebetur, tunc saccus pontificetur. (Loci comm., 138.)
Span.: Quando te dieren la cochinilla, acude con la soguilla. (Čelakovsky, 94.)
Tschud.: Kui porsas pakkutakse, siis pea kot lahti. (Čelakovsky, 94.)
171. Wenn man Ein Schwein beim Schwanze zieht, so schreien sie alle.
Holl.: Trekt men één varken bij den staart, dan schreeuwen zij allen. (Bohn I, 339.)
172. Wenn man ein Schwein durch die Schule jagt, so wird es verständiger als alle andern Schweine.
173. Wenn man Schwein käufft, da sehe man sich wol vor, dass nicht ein Schalcksauge dabey sey. – Coler, 463b.
»Denn man findet in der Welt schalck über schalck.«
Lat.: Inventa lege, invenitur etiam fraus legis. (Coler, 463b.)
174. Wenn sich das Schwein verlaufen hat, findet man es im Düngerhaufen.
175. Wer das Schwein kauft, muss auch die Schinken (den Speck) mit bezahlen. – Altmann V, 96; VI, 395.
176. Wer das Schwein Taja (eine Erdfrucht) im Maule herumtragen sieht, kann wissen, dass es satt ist. (Surinam.)
Sinn: Wenn die Maus satt ist, so ist das Mehl bitter.
[454] 177. Wer dem Schweine gibt, wenn's grunzt, und dem Kinde, wenn's schreit, bekommt ein fettes Schwein und ein verzogenes Kind.
Dän.: Giv griis naar han grynter og barn naar det græder, saa faaer du fager griis og fault barn. (Bohn I, 371.)
178. Wer ein einziges Schwein hat, der mästet es desto besser.
179. Wer ein Schwein aus dem Schlamm holt, erhält Dreck zu Dank.
Holl.: Die het zwijn uit den modder haalt, krijgt drek voor dank. (Harrebomée, I, 517a.)
180. Wer kein Schwein hat, braucht auch keins zu schlachten. (Trier.)
181. Wer mir ein Schwein schenkt, dem geb' ich gern eine Wurst.
It.: A chi ti dà un porco, tu gli puoi ben dar una carbonata. (Bohn I, 67.)
182. Wer nur ein Schwein hat, der macht's feist, und wer nur einen Sohn hat, der macht ihn zum Narren.
Engl.: He that has but one hog, makes him fat; and he that has but one son, makes him a fool. (Bohn II, 103.)
It.: Chi ha un sol porco, facilmente l'ingrassa. (Bohn, I, 82.)
183. Wer Schweine streichelt (striegelt), fällt leicht in Dreck.
Holl.: Wie zwijnen wil streelen, en met kinderen mallen, die doet ze bei in den modder vallen. (Harrebomée, II, 517b.)
184. Wer sein Schwein erhungern lässt, bekommt schlechte Schinken.
185. Wer sich mit Schweinen balgt, wird mit Koth eingesalbt. – Lohrengel, I, 852.
186. Wer sich zu Schweinen vermiethet, muss sie auch hüten. – Bücking, 322; Petri, II, 757.
187. Wer wird das Schwein mit Rosenöl salben!
Bei Tunnicius (10): Dat swyn heft nicht todoen mit kostbar salve. (Porcus amaracinum spernit vinumque melampus.)
188. Wer wird ein Schwein der Wolle wegen kaufen!
189. Wessen Schweine krank sind, der sucht die Medicin.
190. Wie kann ein Schwein vom Safran reden (urtheilen)!
191. Wie Schwein, so Schwarte.
Die Russen: Fettes Schwein, fette Schwarte. (Altmann VI, 391.)
192. Wo der Swéïne viele sind, is de Soap dünne. (Driburg.) – Firmenich, I, 362, 22.
193. Wo der Swîne vêle sind, da wörd dat Spoil dünne. (Hannover.) – Schambach, I, 9.
Eine Ueberzahl von Kindern entzieht oder schmälert den Aeltern die nothwendigen Mittel zur Erhaltung und Erziehung derselben und macht die Erbtheile sehr klein.
194. Wo die Schweine steigen, müssen die Steine schweigen.
Motto im Gasthof zu Schweinsteig bei Bairisch Zell, einer schönen, besuchten Gegend in Tirol. (Steub, I, 14.)
195. Wo Schweine streiten, halte dich von weitem.
Engl.: All asiding, as hogs fighting. (Bohn II, 49.)
*196. Da bring' wi dat Swîn na'n Swînmark hen. (Hamburg.) – Schütze, IV, 237.
Rufen die Gassenjungen einem Betrunkenen nach.
*197. Da haben die wilden Schweine gegrast.
Holl.: De wilde zwijnen hebben hier gegraasd. (Harrebomée, II, 517a.)
*198. Da liegen die Schweine, nu können wir Wurst machen. (Schles.)
*199. Da müssten ja einem wilden Schweine die Borsten zu Berge stehen.
So abscheulich, so grauenhaft ist es.
Holl.: Dat is zoo afgrijselijk dat het een wild zwijn de borstels zou doen te berge rijzen. (Harrebomée, II, 516a.)
*200. Dar kamt (kommen) kên Swîn up de Kanzlei. – Bueren, 253; Eichwald, 189; Frommann, II, 535, 103; Kern, 842; Hauskalender, II.
*201. Dar mutt'n old (dôd) Schwîn um lachen. (Ostfries.) – Bueren, 261; Frommann, II, 536, 112; Eichwald, 1891; Kern, 839; Hauskalender, III.
*202. Daraus kann kein Schwein klug werden. – Frischbier2, 3438.
[455] *203. Das haasst dem Chasser e Hoor ausgerisse'. – Tendlau, 271.
Wenn es gelungen ist, einem Geizhalse eine Gabe zu entwinden, da die Borsten den Schweinen sehr fest sitzen.
*204. Das ist für Schweine (kaum) gut genug.
Von schlechten Speisen, verdorbenen Nahrungsmitteln.
Engl.: Draff is good enough for swine.
*205. Das Schwein durch einen Rosengarten führen.
Wenn dem Rohen und Ungeschliffenen eine feine, daher unangemessene Behandlung zutheil wird.
Engl.: The hogs to the honey-pots. (Bohn II, 166.)
*206. Das Schwein mit Sägsel mästen wollen.
Ich habe die Redensart in einer alten Reisebeschreibung gefunden. Das Wort Sägsel für Sägespäne, das sich zwar im Holländischen, aber nicht bei Campe, der sogar viel neue Gebilde hat, findet, verdient wol im Hochdeutschen angewandt zu werden. Eine holländische Redensart lautet: Het is zoo droog als zaagsel. (Harrebomée, II, 485a.)
*207. Das Schwein stehlen und die Borsten um Gottes willen verschenken.
Die Basken haben den Spruch: Ancho hat eine Seele voll Erbarmen, die Füsse des gestohlenen Schweines gibt er den Armen. (Westermann's Monatsschrift, IV, 587.)
It.: Rubar il porco, e darne i piedi per l'amor di Dio. (Bohn I, 124.)
*208. Das Schwein stehlen und die Füsse als Almosen geben.
Span.: Hartar el puerco, y dar los piés por Dios. (Cahier, 3474.)
*209. Das Schwein tanzt.
Von denen, die etwas ohne allen Anstand thun. Wenn der Ungebildete ballmässig erscheinen will.
*210. Das Schwein will die Minerva lehren.
Frz.: Pourceau Minerve enseignant. (Leroux, I, 23.)
*211. Dat frett kein Schwîn. – Frischbier2, 3438.
*212. Dat Schwîn hät sick nich äwwer use nügge Mägger hät sich got. (Lippe.)
Das Schwein hat, d.h. nährt, mästet sich nicht gut, aber unser neuer Meier hat sich gut.
*213. De Schwîn dräge sick möt Lager, et ward regne. – Frischbier2, 3439.
Wenn die Schweine Stroh im Maule tragen. Wird beziehungsweise auch von Menschen gesagt.
*214. Der hat das Schwein am Schwanze.
Hat Glück, hält's fest.
*215. Dî hôt det Schweng un Zogel. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 32, 26.
*216. Die Schweine im Korbe verkaufen.
*217. Die wilden Schweine jagen sich. (S. ⇒ Schaf 343.) – Grenzboten, 1865, Nr. 41.
*218. Du hast deine Schweine auf einen schönen Markt gebracht.
*219. Ein Schwein singen lehren.
Engl.: He is teaching an old woman to danse. (Bohn II, 65.)
*220. Einem fetten Schwein den Schwanz schmieren.
Span.: Al puerco gordo untarle el rabo. (Bohn II, 7.)
*221. Einem Schwein den Arsch versiegeln. – Murner, Schelm., 7.
» ... Vnd wilt du es nit lassen sein, so gang, versigel du eim schwein das arssloch, das der donner drein schlag.« (Kloster, I, 836.)
*222. Einem Schwein einen Edelstein (auch: goldene Kette) anhängen.
Die Russen: Ein Schwein an einen goldenen Ring binden. (Altmann VI, 520.)
Engl.: A sow to a fiddle.
Lat.: Benefacta male locata malefacta arbitror. (Sutor, 83.)
Poln.: Zna się jak świnia na kompasie, jak wilk na gwiazdach. (Masson, 274.)
*223. Er hat Schwein. – Trachsel, 53.
Grosses Glück. Das ist Schwein! Das ist mehr als Schwein! Ausruf des Erstaunens, wenn jemand grosses oder ausserordentliches Glück hat. Im Kladderadatsch (1873, Nr. 51) liest man unter Kösen: »Zu Kösen auf dem Bahnhof, wie speist man da so fein! Man wickelt Butterbemmen in Actien dort ein. Von Dortmund sind's die vollen, noch siehst den Stempel du; auch schrieb man hundert Thaler gar säuberlich dazu. Zu Kösen auf dem Bahnhof im Hundertthalerschein ein Brot mit Schweinebraten, das nenn' ich doppelt Schwein!«
*224. Er ist ein Schwein.
Der Name dieses Thiers ist bei uns als Scheltwort für unsaubere, gefrässige und dergleichen Personen sehr in Brauch. Auch im alten Rom hatte sich die Benennung [456] dieses Thiers unter die Schimpfwörter eingebürgert, doch scheint es der Volksmund nicht so häufig auf menschliche Verhältnisse übertragen zu haben, wie bei uns. Und zwar ist es nicht sus, der naturgeschichtliche Name des Thieres, sondern porcus, das Hausschwein, und auch verres, der Eber, womit man seinem Aerger über jemand Luft machte. Wenn der eingebildete Schulmonarch Rhenimius Palömon den gelehrten Terentius Varro so nannte, wird er wol an keine einzelne Eigenschaft des Schweins gedacht haben. Das Gefrässige des Thiers, beim Menschen in das Genusssüchtige übersetzt, hat dagegen Horaz im Auge, wenn er sich selbst ein Schwein aus der Heerde Epikur's nennt. Mit verres, das auch bei Plautus als Schimpfwort vorkommt, that sich Cicero dem gleichnamigen berüchtigten Prätor von Sicilien gegenüber viel zugute. (Vgl. Römische Schimpfwörter im Ausland, 1871, Nr. 8.)
Dän.: Epikurisk sviin. (Prov. dan., 145.)
Holl.: Het is een zwijn. (Harrebomée, II, 517a.)
*225. Er ist wie das Schwein, er wird gut sein, wenn er todt ist. (S. ⇒ Geizhals 20.)
Von einem Geizhalse.
Holl.: Hij slacht de varkens, hij zal goed zijn, als hij dood is. (Harrebomée, I, 146b.)
*226. Er kann aus Einem Schwein zwei Rücken schneiden.
Wer es sehr sparsam anzulegen weiss.
*227. Er macht's wie das Schwein des heiligen Antonius.
Das von Haus zu Haus ging und sich füttern liess. Von Leuten, die sich bald hier bald dort an den Tisch schmarotzen.
Frz.: Faire comme le pourceau de Saint Antoine, se fourrer partout. (Leroux, I, 29.)
*228. Er träumt vom Schwein und isst Blutwurst.
*229. Es ist ein fett Schwein im Fass.
Lat.: Tondere suem. (Bovill, I, 4.)
*230. Es ist ein Schwein.
Von jemand, bei dem die sittliche Verderbtheit einen solchen Grad erreicht hat, dass moralischer Schmuz eine unwiderstehliche Anziehungskraft auf ihn ausübt.
*231. Es könnte Schweine regnen.
Wenn es sehr schwarz am Himmel aussieht.
*232. He heft sine fîf Schwîn nich tosamen. – Frischbier2, 3442.
*233. He hett sin fîf Schwin1 nich tohôp. (Pommern.)
1) D.i. seine fünf Sinne, seinen Verstand.
*234. Hei well dat Swin no mästen, wenn de Slächter all vör der Dör is. (Westf.)
*235. Hier sind wol Swine west. – Dähnert, 479b.
Wo es sehr unordentlich und unrein aussieht.
*236. Ich habe sein Schwein auf einen guten Markt gebracht.
Engl.: To bring one's hogs to a fair market. (Bohn II, 166.)
*237. Lât de Schwien sik schamen, de hebbt länger Schnuten. (Ostfries.) – Hauskalender, IV.
*238. Man hat ihm ein fettes Schwein entjagt.
*239. Seine Schweine mit Rosinen füttern.
Die Russen: Seine Schweine mit Feigen füttern. (Altmann VI, 517.)
*240. 'T geit hüm as de Swîne, de dôn erst gôd, wann se dôd sünt. – Bueren, 1091.
Die Engländer schildern den Geizigen durch folgende Redensarten: He'll dress an egg and give the offal to the poor. – He'll flay a flint. – He'll not lose the droppings of his nose. – He 's like a swine, never good until he come to the knife. – His money comes from him like drops of blood. – His purse is made of toad's skin. (Bohn II, 64.)
*241. Wann (wo) haben wir zusammen die Schweine gehütet? – Schuppius, Schr., I, 787; Simrock, 9391; Lohrengel, II, 391.
Zu jemand, der sich Familienannäherungen und Vertraulichkeiten erlaubt.
Frz.: Il semble que nous ayions gardé les cochons ensemble. (Kritzinger, 149.) – Je n'ai pas gardé les cochons avec vous.
Holl.: Hebben wij zamen de zwijnen gehoed? (Harrebomée, II, 517a.) – Niet zoo familiair voor zoo weinig kennis. (Harrebomée, I, 190.)
*242. Well hett mit di de Swine hott? – Eichwald, 1885.
Wenn einer von jemand unbefugt geduzt oder vertraulich angeredet und behandelt wird. Um Zudringlichkeit wie eine unberechtigte und widerwärtige Intimität zurückzuweisen, haben die englischen Neger in Surinam das Sprichwort: Der Indianer nennt den Europäer Freund, weil er's nicht besser versteht. (Wullschlägel.)
[457] *243. Wenn es auch Schweine regnete, er würde keine Borste bekommen.
Es ist für ihn nichts dabei, er hat kein Glück.
Holl.: Al regeude het varkens, gij zoudt niet éénen borstel kunnen krijgen. (Harrebomée, II, 358a.)
*244. Wen wi de swîne badet, schöle ji dat water dragen. – Lübben.
*245. Wer ein Schwein schlachtet, kann leicht Würste machen.
Span.: A quien no mata puerco, no le dan morcilla. (Bohn I, 202.)
*246. Wie ein Schwein schlafen gehen müssen.
*247. Wie ein Schwein zum Troge über etwas hinlaufen.
*248. Wilde Schweine in die Quelle (in den Brunnen) und den Südwind in die Blumen schicken.
Wer das wünscht und thut, was Nachtheil, Verderben bringen muss. Das Schwein verunreinigt die Quelle und der Südwind ist der gefährlichste Feind der Blumen (Italiens).
*249. Zum Schweine füttern. (Steiermark.)
Dass man die Schweine damit füttern kann, so viel ist davon vorhanden. Um Ueberfluss zu bezeichnen.
*250. Zwischen Schwein und Ferkel sitzen.
Holl.: Hij is tusschen zwijn en bigge in. (Harrebomée, II, 517a.)
251. Der Chaser (Schwein) is treife (verboten), ober der Mejkech (Preis) is kuscher (erlaubt).
Der Genuss von Schweinefleisch ist zwar den Juden verboten, aber der Schweinehandel ist erlaubt.
252. Ein gefrässig Schwein lässt sich nicht leicht vom Acker vertreiben.
253. Ein schwarzes Schwein lässt sich in finstrer Nacht schwer durch dunkle Strassen (Wälder) treiben.
254. Ein Schwein grunzt, wenn man es vom Acker treiben will, auf dem es wühlt.
255. Ein Schwein lernt nie aus einem Glase Wasser trinken. (Rumänisch.) – Franzos, Vom Don zur Donau.
256. Gut, immer gut ist unser Schwein, aber am Ende hat's die Krankheit (der Leber). (Cephalonia.)
257. Ich stich stätig die Schwein vnd ein anderer frisst allein den Pfeffer auss mit sampt dem fleisch.
»Sprach Kaiser Diocletianus.« (Aventin, Chronik, CCXXXIXb.)
258. Könnte fliegen das Schwein, die Vögel begrüssten es in ihrem Verein.
It.: Se volasse il porchetto, gli uccelli tutti gli farebbero di berretto. (Giani, 1378.)
259. Schweine, im Januar geschlach't, werden nur halb in die Esse gebracht. – Wunderlich, 20.
260. Wenn das Schwein die Weihen hätte, könnte es auch predigen. (Bukowina.) – Neue Freie Presse, 4592.
Zur Schilderung der Bildung und Sittlichkeit der dortigen Priester.
261. Wenn du ein Schwein auf den Schultern trägst, so stosse keinen Stock dazwischen; wenn Liebende sich umarmen, so drücke dich nicht in die Mitte.
Sagen die Siamesen.
262. Wer ein fettes Schwein tödten will, findet bald eine Ursache.
263. Wer ein Schwein will mästen, muss mehr thun als es füttern wollen.
Frz.: Nul n'est censé avoir une sottise. (Cahier, 1648.)
*264. Das Schwein bei der Eiche erwarten.
D.h. am rechten Platze.
It.: Aspettar il porco alla quercia. (Giani, 1809.)
*265. Gehn wir Schweine baden, so sollst du den Seifsack tragen. – Hausblätter (Stuttgart 1867), III, 316.
Darf ich mitgehen? fragt das Kind die Mutter; und diese pflegt zu antworten: »Versteht sich, du musst mit; gehn wir u.s.w.«
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