Preußisch-Russischer Krieg gegen Frankreich 1806-1807

[566] Preußisch-Russischer Krieg gegen Frankreich 1806–1807. Der Friede von Presburg hatte am 26. Decbr. 1805 den Krieg zwischen Österreich u. Frankreich beendigt, die Alliirten Österreichs, die Russen, waren nach der Schlacht von Austerlitz nach Hause gegangen, die in Niedersachsen gelandeten Engländer u. Russen hatten sich wieder einzeschisst u. nur ein schwaches Corps Schweden hielt noch Lauenburg besetzt. Preußen befand sich in einer gefährlichen Lage, es hatte bisher drohend in der linken Flanke Napoleons gestanden, der 15. Decbr. 1805 war zur Kriegserklärung gegen Frankreich bestimmt gewesen u. Haugwitz wie dem Ultimatum nach Wien gesendet. Dort hatte Haugwitz nach erfolgtem Waffenstillstande auf eigene Gefahr einen neuen Vertrag mit Frankreich geschlossen, worin Preußen Ansbach, Kleve u. Neufchatel abtrat, aber ein Arrondissement von 20,000 Seelen nahe bei dem Baireuthischen u. Hannover als Entschädigung zugesichert erhielt; der König Friedrich Wilhelm III. nahm nach einigem Zögern den Vertrag an, jedoch nur unter der Bedingung, daß Preußen Hannover nur einstweilen pfandweise bis zum allgemeinen Frieden besetze, wo England Hannover entweder förmlich abtreten, od. eine Entschädigung für Preußen vermittelt werde. Preußen entwaffnete nun u. besetzte Hannover. Napoleon ratificirte aber nicht, schlug die verheißene Entschädigung in Franken aus, forderte dagegen die ungesäumte definitive Besitznahme Hannovers u. die Schließung der Elbe u. Weser für England. Preußen war gezwungen das Ultimatum anzunehmen, u. im Febr. nahmen die Franzosen Ansbach u. Kleve, Preußen dagegen am 1. April Hannover definitiv in Besitz. In Folge davon erklärte England am 11. Juni. an Preußen den Krieg; gleiches that auch Schweden, welches Hannover den Besitz seiner Länder jenseit der Elbe, also Lauenburgs, garantirt hatte, legte Embargo auf die preußischen Schiffe u. blockirte mit einem englischen Geschwader zugleich die preußischen Ostseehäfen. Inzwischen hatte in Preußen eine Partei, welche, durch Napoleons Anmaßungen entrüstet, Krieg gegen Frankreich wollte, die Oberhand bekommen; an der Spitze derselben standen Hardenberg, Rüchel u. Prinz Ludwig; auch Rußland, wo der Kaiser Alexander die Ratification des Friedens mit Frankreich verwarf, u. England, wo mit Fox' Tode die Friedenssucht mit Frankreich aufgehört hatte, bemühte sich Preußen von Frankreich ab- u. zu sich hinüber zu ziehen. Während der König bes. wegen Geldverlegenheit noch unschlüssig war, entschied endlich die Errichtung des Rheinbundes (s.d.) u. die Gewißheit, daß Napoleon in den Unterhandlungen mit England Preußen um seine Entschädigung habe betrügen wollen, gegen Frankreich, u. der Krieg wurde beschlossen. Ende Augusts wurde Schweden die Forderung Lauenburg im Namen Englands zu besetzen zugestanden, das schwedische Embargo auf preußische Schiffe aufgehoben u. im September vorläufig auch mit England die friedlichen Verhältnisse wieder hergestellt, Subsidien u. eine Diversion unterhandelt, die englische Blockade der Elbe, Weser u. Ems wieder aufgehoben. Dennoch kam der förmliche Friede mit England erst am 28. Jan. 1807 in Memel zu Stande, in welchem Preußen alle Ansprüche auf Hannover aufgab. Im August wurde die preußische Armee, mit Ausnahme der ostpreußischen u. eines Theils der südpreußischen Inspection u. der Festungsbesatzungen, mobil gemacht, sie zählte damals 137,000 Mann u. bestand aus 2/3 Inländern u. 1/3 geworbenen Ausländern. Jene waren zum Theil Cantonisten (Söhne von Bauern u. Handwerkern), welche fast das ganze Jahr beurlaubt in der Heimath lagen; zum Theil Leute, welche erst seit Kurzem preußisch geworden waren u. für ihre neue Regierung keine Sympathie hatten. Auf die [566] Ausländer war vollends nicht zu rechnen. Rußland, England u. Schweden waren zwar sichere Alliirte, aber ihre Heere zu entfernt, um im Anfang des Feldzuges thätig zu sein. Nur nothgedrungen sagte Sachsen mit 34,000 Mann Hülfe zu, jedoch sollte der Krieg nicht auf sächsischem Gebiet geführt u. Dresden nicht als Festung angesehen werden; die Herzöge von Braunschweig u. Weimar leisteten als preußische Generale Beistand; Hessen-Kassel machte Schwierigkeiten sich schon jetzt für Preußen zu erklären u. erhielt von Preußen Neutralität zugesagt.

Preußen beabsichtigte mit dem im August gesammelten, vom Herzog Karl von Braunschweig befehligten Heer (rechter Flügel bei Mühlhausen, Centrum bei Magdeburg, linker Flügel bei Bunzlau, Reserve bei Küstrin, Avantgarde bei Weimar, detachirte Corps rechts in Westfalen, links im Baireuthischen) mit dem Centrum über Eisenach u. Vach nach Frankfurt vorzudringen. Der rechte Flügel sollte die rechte Flanke decken, der linke über Baireuth u. Amberg gegen die Mitteldonau vordringen. Hiervon geschah aber sehr wenig, denn der rechte Flügel ging nur bis Eisenach vor, die Mitte bis Weimar, der linke Flügel bis Chemnitz, die Reserve bis Magdeburg. Nun wurde das Heer so organisirt: die Avantgarde (Herzog von Weimar) zählte 11,600 Mann, der rechte Flügel (Rüchel), zu dem das westfälische Corps Blüchers gestoßen war, 21,200 Mann (7000 Mann waren außerdem unter Lecocq in Westfalen zurückgeblieben); die Hauptarmee (der König u. Feldmarschall Möllendorf), drei Divisionen u. eine Reserve von zwei Divisionen, 47,000 Mann; der linke Flügel (Fürst Hohenlohe), eine preußische u. eine sächsische Division mit dem abgesonderten Corps unter Tauenzien u. der Avantgarde unter Prinz Ludwig, 41,000 Mann, die Reserve (Prinz Eugen von Württemberg) 15,400 Mann. Das Ganze bestand demnach, ohne Lecocq, aus 137,000 Mann, darunter 27,700 Mann Cavallerie. Die französische Armee hatte Deutschland nach dem Frieden von Presburg gar nicht verlassen (nur das zweite Corps war nach Dalmatien marschirt, die Garden nach Paris zurückgekehrt), sondern cantonirte am Inn, in Franken, Baiern u. Schwaben, um Österreich sich nicht einer neuen Coalition anzuschließen zu lassen, Preußen Schach zu bieten u. die deutschen Fürsten, welche den Rheinbund bilden sollten, zu bewegen sich Napoleons Verlangen zu fügen. Als Ende Augusts u. Anfang Septembers über den Ausbruch eines neuen Krieges kein Zweifel blieb, stellte sich Napoleon als fürchte er den Krieg u. unterhandelte scheinbar versöhnter u. nachgiebiger als früher. In der Stille rüstete er jedoch mächtig, u. das Einrücken der Preußen in Sachsen entschied den Bruch. Am 24. Sept. erließ Berthier, welcher in Napoleons Abwesenheit von München aus die Armeebewegungen leitete, an sämmtliche Corps den Befehl, sich zu sammeln u. an den Main vorzurücken, zugleich an den König von Baiern die Einladung 15.000 Mann an den Inn zur Ablösung des vierten Corps zu schicken, 8000 Mann aber zu Eichstädt zum Abmarsch bereit stehen zu lassen; 8000 Württemberger sollten zu derselben Zeit in Elwangen, 4000 Badner in Mergentheim, 4000 Darmstädter in Frankfurt stehen. Auch Würzburg trat Ende September als Großherzogthum zum Rheinbund u. stellte sein Contingent. Die Infanterie der Garde schickte Napoleon Anfang Octobers aus dem Lager zu Meudon an den Rhein, ließ 20,000 Mann Nationalgarden zur Deckung der Grenzen Frankreichs aufstellen u. den König von Holland ein Corps bei Wesel versammeln. Die französische Armee bestand aus folgenden Corps: Gardecorps (die Infanterie unter Lefebre, die Cavallerie unter Bessières 1 Division Infanterie, 1 Division Dragoner zu Fuß, 1 Division Cavallerie), 12,400 Mann; das erste Corps (Bernadotte, 2 Divisionen Infanterie, 21/2 Cavallerie), 34,000 Mann; das dritte Corps (Davoust, 3 Divisionen Infanterie, 1 Brigade Cavallerie), 37,000 Mann; das vierte Corps (Soult, 3 Divisionen Infanterie, 21/2 Cavallerie), 50,800 Mann; das fünfte Corps (Lannes, 3 Divisionen Infanterie, 1 Brigade Cavallerie), 35,000 Mann; das sechste Corps (Ney, 3 Divisionen Infanterie, 11/2 Cavallerie), 40,000 Mann; das siebente Corps (Augereau, 2 Divisionen Infanterie, 11/2 Cavallerie), 28,400 Mann, darunter die Darmstädter; das achte Corps (Mortier, 2 Divisionen Infanterie, 1 Regiment Cavallerie), 15,700 Mann, war noch in der Bildung begriffen; die Reservecavallerie unter dem Großherzog von Berg (2 schwere Cavalleriedivisionen, 4 Dragonerdivisionen), 20,693 Mann, die Reserveartillerie u. das Geniecorps (Songis), 8000 Mann. Mit auf dem Marsch begriffenen Truppen zählte das Heer 218,000 Mann, worunter 45,000 Mann Cavallerie. Für den Augenblick standen aber, da manche Corps noch zurück waren, 200,000 Mann gegen 137,000 Preußen u. Sachsen.

Am 24. Sept. beschloß man im preußischen Hauptquartier einen anderen Operationsplan. Hohenlohe sollte sich zwischen Saalfeld u. Jena auf dem linken Saalufer, die Hauptarmee aber bei Weimar u. Erfurt aufstellen, u. Rüchel den rechten Flügel zwischen Gotha u. Eisenach bilden, so das Heer eine Linksschwenkung vornehmen u. den rechten Flügel gegen Frankfurt, die Hauptarmee über Meiningen nach Würzburg, den linken Flügel über Hildburghausen gegen das Bambergische zu dirigiren. Im Fall eines Angriffs auf den linken Flügel war Hochdorf bei Blankenhain zum Sammelplatz bestimmt. Man ließ so die linke Flanke, wo die Hauptstraße über Hof u. Plauen gerade in den Rücken der Preußen führte, mehr als 5 Meilen breit ungedeckt, beobachtete sie nur durch das schwache Tauenziensche Corps u. gab Napoleon Gelegenheit diese Flanke zu umgehen. Napoleon war den 1. Octbr. von Nancy abgereist u. hatte am 3. sein Hauptquartier in Würzburg. Sein Heer stand in zwei großen Colonnen, der linke Flügel auf der Straße von Würzburg nach Gotha, der rechte auf der von Nürnberg nach Leipzig. Der Kaiser von der Entblößung der linken preußischen Flanke unterrichtet, beschloß mit seiner ganzen Armee die Saale abwärts zu gehen, die Rückzugslinie der Preußen nach der Oberelbe u. Schlesien zu durchschneiden, die nach der Mittelelbe u. nach Berlin zu bedrohen, die preußische Armee zu schlagen u. ihr nur den Rückzug nach Magdeburg offen zu lassen, Thüringen aber, Westfalen, Sachsen u. das ganze linke Elbufer durch einen Schlag zu erobern. Er rief daher den linken Flügel von der Straße nach Münnerstadt u. Meiningen ab, dirigirte Lannes den 5. Septbr. über Haßfurt, Augereau nach Bamberg u. ließ das übrige Heer über Hof, Lobenstein u. Koburg vordringen; er selbst ging nach Bamberg u. den 8. nach Kronach. Am[567] 4. Septbr. war das preußische Hauptquartier nach Erfurt verlegt worden u. dort fand am 5. u. 6. ein Kriegsrath statt. Der Herzog von Braunschweig, in der Meinung, daß Napoleon sich hinter der Fränkischen Saale auf die Defensive beschränken werde, blieb bei dem Plan den Thüringer Wald zu überschreiten u. ließ den Herzog von Weimar in die Pässe des Thüringer Waldes nach Suhl u. Ilmenau vorgehen. Am 9. Octbr. wurde das Kriegsmanifest des Königs von Preußen erlassen. Da die inzwischen am 7. u. 8. Octbr. eingehenden Nachrichten Tauenziens u. des Herzogs von Weimar Napoleons Plan, zunächst den linken preußischen Flügel anzugreifen, außer Zweifel setzten, ließ der Herzog von Braunschweig die Hauptarmee bei Erfurt, das Rüchelsche Corps bei Gotha, das Hohenlohesche bei Hochdorf, zwischen Blankenhain u. Teichel, sich concentriren, das Reservecorps aber von Magdeburg nach Halle vorrücken u. Blücher eine neue Avantgarde des Centrums bilden. Mitlerweile hatte am 8. Octbr. Abends französischer Seite die Spitze des Bernadotteschen Corps den Paß von Saalburg durch 1700 Mann vom Tauenzienschen Corps besetzt gefunden; Tauenzien selbst stand mit 9000 Mann bei Schleitz, um nöthigen Falls Detachements aufzunehmen. Die französische Cavallerie passirte die Saale unterhalb Saalburg, umging die Preußen u. zwang dieselben zum Rückzug. Am 9. Octbr. Morgens zog sich Tauenzien zunächst hinter den Wiesenbach, wo er sich, Schleitz vor der Fronte besetzt haltend, aufstellte, dann aber, in der linken Flanke umgangen, auf Auma u. Mittelpöllnitz zurück. Die Arrieregarde unter General Biela litt einen Verlust von 400 Todten u. Verwundeten u. 300 Gefangenen. Am 9. October Abends stand der rechte. Flügel der Franzosen Soult bei Hof, Ney bei Münchberg, die Mitte Bernadotte bei Schleitz, Davoust einen halben Marsch zurück, der linke Flügel Lannes, welcher die Vorposten des Prinzen Ludwig zurückgedrückt hatte, bei Gräfenthal, Augereau bei Koburg. Bei Saalfeld erwartete der Prinz Ludwig mit der Avantgarde des Fürsten Hohenlohe (11,000 Mann Preußen u. Sachsen) die Franzosen. Er hatte zwar Befehl sich in kein Gefecht einzulassen, sondern sich auf den General Grawert bei Orlamünde zurückzuziehen, aber in der Meinung, nur ein Seitencorps vor sich zu haben, u. um das bedeutende Magazin in Rudolstadt zu erhalten, ging er am 10. Octbr. Morgens mit seinem Gros nach Saalfeld vor. Jetzt griff die Division Suchet u. die Cavallerie vom Lannesschen Corps Garnsdorf bei Saalfeld an, warf die Sachsen aus der Stadt u. umging den linken Flügel des Prinzen. Dieser, welcher jetzt erst dem Fürsten Hohenlohe von seiner Lage Meldung machte, mußte sein Corps zwischen Wöhlsdorf u. Graba, den Rücken gegen die Saale, aufstellen u. schon gegen Mittag war durch das Artilleriefeuer der Franzosen ein Schwanken in den Reihen bemerkbar; ein Angriff des Prinzen in der Mitte mißlang, u. nun nahmen die Franzosen auch eine wichtige Höhe auf dem rechten Flügel u. warfen mit ihrer Cavallerie die Linie zwischen Wöhlsdorf u. Graba u. trieben die Sachsen auf den linken Flügel über die Saale; der rechte Flügel floh über Schwarza, wo der sächsische General Bevilaqua gefangen wurde, Rudolstadt zu, die Mitte that ein Gleiches, der linke Flügel rettete sich durch Saalfeld über die Brücke; der Prinz Ludwig, von den Flüchtigen nach der Saale zu fortgerissen, wurde dort von französischen Husaren umringt u., da er sich nicht gefangen gab, erstochen. Die Preußen u. Sachsen hatten 1000 Mann Todte u. Verwundete, 1800 Gefangene, 4 Fahnen, 33 Kanonen verloren, die Franzosen kaum 5–600 Mann. Der preußische General Pelet, welcher rechts nach Blankenburg detachirt war, zog sich nach Stadt Ilm zurück.

Hohenlohe ging nun den 10. u. 11. Octbr. über Kahla u. Jena zurück u. schlug am 12. Octbr. ein Lager zwischen Kapellendorf u. der Schnecke auf. Tauenzien allein blieb auf dem rechten Ufer der Saale, beobachtete die Defilees von Kamburg, Dornburg, Burgau u. Lobeda u. zog die Division Grawert, welche die Trümmer des Corps des Prinzen Ludwig bei Rudolstadt aufgenommen hatte, über Magdala an sich. Die Franzosen drangen indessen immer über Auma, Mittelpöllnitz u. Gera vor u. Napoleon beschloß, da er die preußische Hauptarmee noch auf dem linken Saalufer vermuthete, die Umgehung derselben noch weiter fortzusetzen u. am 12. u. 13. Octbr. selbst die Straße von Weimar nach Leipzig bei Naumburg zu durchschneiden. Murat mit der Avantgarde sollte von Gera nach Zeitz marschiren u. sich, wenn die preußische Hauptarmee noch am linken Ufer der Saale wäre, nach Naumburg wenden; der rechte Flügel, Soult, sollte nach Gera, Ney nach Auma eilen, die Mitte, Bernadotte, hinter Murat nach Zeitz marschiren, Davoust aber von Mittelpöllnitz aus nach Naumburg vorrücken, die Garden u. die schwere Reservecavallerie dem Hauptquartiere nach Gera folgen, der linke Flügel, Lannes, von Neustadt gegen Jena, Augereau nach Kahla rücken. Am 13. Morgens traf die Avantgarde von Lannes die Vorposten Tauenziens bei Winzerle, eine Stunde von Jena, u. sah, als der Nebel fiel, die preußische Armee auf den Höhen jenseit Jena aufmarschirt. Lannes rückte in Jena ein u. Napoleon zog sogleich alle Corps u. die Garde dahin, nur Davoust u. Bernadotte sollten in Bewegung bleiben, um die linke Flanke der Preußen zu bedrohen u. nach Umständen zu handeln. Die ganze Schlachtordnung beider Theile hatte sich geändert; die Franzosen hatten den Rücken der Oberelbe, die Preußen dem Rhein zugewendet. Das Terrain war den Preußen sehr günstig. Die Armee war den 12. concentrirt; das Hohenlohesche Corps stand hinter der Chaussee von Jena nach Weimar, mit dem rechten Flügel an Kapellendorf, mit dem linken an die Schnecke gelehnt; die Armee des Königs zwischen den Chausseen von Weimar nach Jena u. Naumburg, u. hinter ihm, zwischen Weimar u. Erfurt, das Rüchelsche Corps. Dieser Aufstellung, bes. der des Hohenloheschen Corps, lag die Ansicht zu Grunde, daß die Franzosen die Preußen von Magdala her, nicht aber die linke Flanke angreifen würden. Als der Herzog von Braunschweig am 13. erfuhr, daß Franzosen am 12. in Naumburg eingerückt wären, beschloß er, weil er dies nur für ein Streifcorps hielt, mit der Armee des Königs den 13. nach Auerstädt, den 14. über Freiburg nach Weißenfels zu gehen u. sich mit dem Reservecorps des Herzogs Eugen von Württemberg zu vereinigen, die Division Schmettau aber sollte den Paß von Kösen besetzen u. Hohenlohe stehen bleiben, bis Rüchel von Erfurt der Hauptarmee folge, den Herzog von Weimar an sich ziehen u. dann der Hauptarmee als Arrieregarde folgen, sich aber durchaus auf kein ernstliches [568] Gefecht einlassen. Schon in der Nacht vom 12. auf den 13. hatte Tauenzien Jena verlassen u. sich jenseit Jena, zwischen Lützeroda u. Kospoda, die Frontnach dem Mühlthale zu, aufgestellt, dagegenden Landgrafenberg so wie den ganzen Thalrand unbesetzt gelassen, Lannes aber beide schnell besetzt. Dennoch blieb Hohenlohe am 13. Octbr. unthätig u. ließ nur den Paß bei Dornburg u. Kamburg durch General Holtzendorf mit 6000 Mann decken, an dessen Stelle die sächsische Brigade Cerrini zur Verstärkung Tauenziens auf die Höhe des Dornbergs, links von Tauenziens Corps, die Front gegen die Saale gerichtet, vorrückte. Am 13. Oct. Abends traf Rüchel mit 15,000 Mann (die sämmtlichen leichten Truppen waren bei Blüchers Avantgarde) auf dem rechten Flügel des Hohenloheschen Corps bei Lehnstädt vorwärts Weimar ein. Dennoch zählten mit ihm alle bei Jena versammelten Truppen, da Hohenlohes Corps kaum 31,000 Preußen u. 17,000 Sachsen stark war, nicht viel über 48,000 Mann. Obgleich Hohenlohe in der Nacht vom 13./14. Octbr. Nachricht von der Stellung des Feindes erhielt u. er wohl einsah, daß kein Angriff von Magdala, sondern von dem Saalthal her erfolgen werde, glaubte er diesen doch nicht so nahe u. wollte den 14. Octbr. eine Stellung zwischen Kapellendorf über Romstädt u. Stetten, gegen Utenbach hin, Apolda im Rücken lassend, nehmen, dort sich enger mit Rüchel verbinden, den Herzog von Weimar, welcher von Ilmenau her im Marsch war, erwarten u. den 15. dem Hauptcorps folgen. Unterdessen sammelte Napoleon, welcher schon seit dem 13. Nachmittags 4 Uhr gegenwärtig war, sein ganzes Heer auf u. um den Landgrafenberg; er selbst mit den Garden u. das Lannessche Corps bivouacquirlen auf demselben, den rechten Flügel gegen das Rauthal vorgeschoben; Augereau stand am Eingang des Mühlthales, Ney mit 3000 Mann bei Jena, sein übriges Corps vorwärts Roda, Soult zwischen Jena u. Zwätzen, ein Theil der Reservecavallerie bei Kamburg. Im Ganzen mochten die französischen bei Jena vereinigten Streitkräfte 130,000 Mann betragen, davon aber kamen mindestens 40,000 Mann nicht ins Gefecht. Nach Napoleons Disposition sollten in der Schlacht bei Jena Lannes u. Ney mit grauendem Morgen die Mitte der Preußen angreifen, Augereau sich links nach der Schnecke wenden u. Soult den linken preußischen Flügel umgehen. Morgens nach 6 Uhr griffen zwei Divisionen von Lannes im dicken Nebel Klosewitz u. das nahe Holz an u. warfen gegen 8 Uhr den Gegner. Gegen 9 Uhr war Lannes bis vor Kospoda vorgedrungen, zugleich erschien Soult durch das Rauthal (durch welches der Pfarrer Putsche aus Wenigenjena ihm den Weg zu zeigen gezwungen wurde) u. über Zwätzen, warf die Preußen u. Sachsen auf Lützerode, Krippendorf u. Alten-Gönna zurück, schlug eine Cavalleriecharge Holtzendorf's ab, verfolgte die Preußen bis Rödchen, machte 400 Gefangene u. schnitt das Holtzendorfsche Corps von den übrigen Corps ab. Andererseits drang Augereau durch das Mühlthal gegen den Flöhberg vor, u. die französische Armee fand nun auf dem Plateau vorwärts Kospoda u. der Schnecke Terrain sich zu entwickeln. Jetzt erfolgte ein allgemeiner Angriff, u. Tauenzien u. Cerrini wichen, auf das Tapferste fechtend, durch Lützerode u. Krippendorf auf Isserstädt u. Vierzehnheiligen zurück. Unterdessen hatten die ersten Kanonenschüsse bei Kospoda das Hauptquartier zu Kapellendorf in Bewegung gebracht; Hohenlohe, immer noch in der Meinung, daß es heute noch zu keiner Schlacht kommen werde, gab nur mit Mühe der Division Grawert Erlaubniß, sich zwischen Kötschau u. Romstädt, die Infanterie in einer Linie, die Cavallerie hinter ihr u. zwei Batterien auf den Flügeln, aufzustellen. Als gegen 9 Uhr der Nebel fiel, sah Hohenlohe wohl, daß er es mit einer beträchtlichen Truppenmasse zu thun habe, ging nun gegen Isserstädt u. Vierzehnheiligen vor, versuchte letzteres Dorf wieder zu nehmen u. befahl dem sächsischen General Zeschwitz mit dem rechten Flügel sich zwischen der Schnecke u. dem Isserstädter Forste aufzustellen, zugleich aber den Schwabhäuser Grund wegen Umgehungen zu beobachten. Anfangs ging Alles gut; die preußische Artillerie wirkte bedeutend; die französische Cavallerie, welche die Batterie auf dem rechten Flügel angriff, wurde geworfen, französische Kanonen erobert u. die Franzosen von der Cavallerie verfolgt. Aber das brennende Vierzehnheiligen, welches Hohenlohe nicht zu nehmen vermochte, war der Wendepunkt der Schlacht, u. vergebens sah er sich nach dem zögernden Rüchel um. Gegen 11 Uhr nahm dort Ney u. Lannes die Preußen in die linke Flanke, ein wenig später umging auch Soult über Hermstädt u. Romstädt den preußischen linken Flügel; rechts meldete Zeschwitz das Anrücken Augereaus durch das Mühlthal. Schon war gegen 1 Uhr der Rückzug befohlen, als ein Frontangriff der ganzen französischen Linie vollständig glückte; die Division Grawert wurde gegen Groß-Romstädt geworfen, die Cavallerie floh der Straße von Weimar nach Naumburg zu, die sächsische Brigade Dyherrn verlor ihre Artillerie u. wurde fast ganz zersprengt. In diesem Augenblick langte endlich Rüchel mit 9000 Mann an. Schon vom Feinde beschossen, marschirte er auf dem Sperlingsberg bei Kapellendorf, die Front gegen Groß-Romstädt gewendet, auf. Kaum begann er aber zu avanciren, so faßte ihn Soult in der linken, Augereau in der rechten Flanke u. Lannes in Front, u. trotz einer glücklichen Cavallerieattake auf den linken Flügel u. trotz der Tapferkeit der preußischen Infanterie zog er sich mit Resten des Hohenloheschen Corps nach Weimar zurück. Die Niederlage Hohenlohes bei Vierzehnheiligen trennte zwei Brigaden Sachsen, welche den rechten Flügel bildeten, von den übrigen Corps, u. nun griff die Division Heudelet von Augereaus Corps die Schnecke an. Das Artillerie- u. Pelotonfeuer der Sachsen unter Zeschwitz hielt sie etwas auf, als aber die von Rüchels Verfolgung zurückkehrende französische Cavallerie im Rücken der Sachsen erschien, begannen diese den Rückzug in Quarrés, wurden aber, eben als sie in die Chaussee einbiegen wollten, von der französischen Infanterie in Front, von der Cavallerie im Rücken angegriffen, gesprengt u. gefangen. Nur die Cavallerie schlug sich durch u. erreichte nach vielem Verlust die Ilm über Frankendorf u. Wiegendorf. Die Reste der preußisch-sächsischen Armee verließen nun um 4 Uhr das Schlachtfeld u. eilten entweder auf der Chaussee von Weimar nach Erfurt, od. suchten (bes. die Trümmer des Rüchelschen u. Tauenzienschen Corps) über Tiefurt, Dennstädt od. Ullrichshalben hinter die Ilm zu entkommen. Am Webicht, einem Gehölz dicht vor Weimar, sollte Cerrini sein Corps sammeln, auch stellte Hohenlohe einige Escadronen, Bataillone u. eine Batterie auf, um den rechten Flügel aufzunehmen,[569] als er aber dessen Schicksal erfuhr, befahl er den Rückzug über die Ilm gegen Buttelstädt, der jedoch nicht ohne Verlust geschah u. wobei das preußische Regiment Treuenfels viel litt. Ein glücklicher Angriff der sächsischen Cavallerie auf die französische deckte den Rückzug quer durch das Webicht, doch ging dieser unaufhaltsam nach Erfurt zu, der Hohenlohes, welcher 20 Escadrons gesammelt hatte, nach Buttstädt u., als er die Niederlage des Königs erfuhr, nach Schloß Vippach zwischen Buttstädt u. Erfurt.

Die französische Armee brachte die Nacht vom 14. auf den 15. auf dem Schlachtfelde, Napoleon in Jena zu. Die preußische Hauptarmee war den 13. Octbr. früh von Weimar nach Freiburg u. Weißenfels in einer Colonne links abmarschirt, erst um Mitternacht kamen die letzten Bataillone bei Auerstädt ins Bivouak; die Division Schmettau war am 14. zum Besetzen des Kösener Passes bestimmt, während die übrige Armee am 14. nach Freiburg u. Laucha gegen Weißenfels marschiren sollte. Obgleich unterrichtet, daß die Franzosen schon bis Hassenhausen streiften u. daß Davoust bis Naumburg vorgedrungen sei, sendete Schmettau dennoch nicht einmal einige Bataillone nach dem 2 Stunden entfernten Paß von Kösen. Thätiger war Davoust, welcher von Naumburg aus Kösen noch in der Nacht vom 13./14. mit zwei Bataillonen besetzt hatte u. am 14., während Bernadotte bei Dornburg über die Saale ging, seine Colonnen über Kösen vorschob, freilich nicht ahnend, daß er mit 26,000 M. die feindliche 42,000 M. starke Hauptarmee vor sich haben werde. Die Division Gudin ging früh bei Kösen über die Saale u. die zwei Bataillone, welche den Paß die Nacht über besetzt gehalten hatten, eilten gegen Hassenhausen vor; die Divisionen Morand u. Friant folgten schnell. Preußischer Seite befahl der König dem General Blücher, während seine Avantgarde sich bilden sollte, das Commando von 3 Bataillonen, 25 Escadronen, der Division Schmettau u. der Reserve, u. von einer reitenden Batterie zu übernehmen. Diese Avantgarde war aber noch nicht gebildet u. die Division Schmettau rückte daher einzeln u. ohne eine Avantgarde vor sich zu haben nach Hassenhausen. Ein dicker Nebel deckte das Land, u. die französischen vorgeschobenen Truppen stießen gegen 7 Uhr auf die Division Schmettau, ohne dieselbe vorher gesehen zu haben. Die Schlacht bei Auerstädt begann. Blücher griff sogleich die französischen bei Hassenhausen an, diese zogen sich hinter zwei Regimenter Infanterie, zu beiden Seiten der Chaussee, u. eine Batterie zurück; als die preußischen Escadronen auch diese angriffen, wurden sie zurückgeworfen, die Bedeckung der reitenden Batterie Blüchers durch Kartätschenfeuer zersprengt u. 6 Kanonen von den französischen Voltigeurs genommen, Hassenhausen auch von den Franzosen besetzt. Ungewißheit herrschte nun in den preußischen Bewegungen, indessen marschirte Schmettau auf, u. Wartensleben u. Oranien, welche schon auf dem Marsch gegen Freiburg waren, wurden zurückgerufen. Davoust ließ nun eine Brigade gegen Spielberg u. Punischerau aufstellen. Als der Nebel ein wenig fiel, bemerkte Blücher, daß er in der rechten Flanke u. im Rücken der französischen Linie stehe u. griff diese mit seiner Reiterei an. Aber kein Bataillon wurde gesprengt, u. als die Preußen sich nach großem Verlust gegen Spielberg zurückzogen, wurden sie von den eben über Puntscheran debouchirenden französischen Chasseurs in die Flanke gefaßt u. der Rückzug verwandelte sich in Flucht. Erst bei Eckartsberga, eine Stunde vom Schlachtfelde, gelang es Blücher, sie wieder zu sammeln. Jetzt erschien Wartensleben von Gernstädt aus auf dem Schlachtfelde u. rückte rechts der Chaussee gegen Hassenhausen vor. Vergebens attakirte er mit seiner Cavallerie die Division Gudin. Gegen 8 Uhr sendete Davoust die Division Friant auf den rechten Flügel Gudins, sie nahm 6 Kanonen u. vertrieb die Preußen aus Spielberg. Davoust suchte nun die Entscheidung in einer Umgehung des linken Flügels, während der Herzog von Braunschweig wieder den linken Davousts bei Hassenhausen zu forciren strebte. Hierbei wurde der Herzog unweit Hassenhausen durch einen Schuß am Kopfe tödtlich verwundet, wie auch kurz vorher Schmettau. Das preußische Heer war so seiner Führer beraubt u. das allgemeine Vorrücken gegen Hassenhausen kam wieder ins Stocken; die Division Schmettau zog sich selbst bis nach der Chaussee zwischen Tauchwitz u. Hassenhausen zurück. Zwölf auf dem Kirchhofe zu Spielberg placirte Geschütze nahmen die Preußen in die Flanke u. zwangen sie zu weichen; gegen den rechten Flügel rückte unterdessen die Division Morand an, Prinz Wilhelm von Preußen machte vergebens mit seiner Cavalleriebrigade zwei Angriffe gegen dieselbe. Langsam wich nach 11 Uhr auch die Infanterie des rechten Flügels nach Rehhausen u. Sonneborn. Schon früher hatte der linke Flügel, von Friant umgangen, Gleiches gethan. In der neuen Stellung von Rehhausen u. Sonneborn nahm nun die Reserve unter Kalkreuth die geworfenen Divisionen auf, u. ein lebhaftes Gefecht entspann sich. Bei Sonnendorf versuchte der König, welcher jetzt selbst commandirte, einen Angriff mit 4 Bataillonen Garde u. mehren leichten Bataillonen, allein das französische Artilleriefeuer vereitelte den Angriff. Nun wurden die Reste der geworfenen Divisionen aus Rehhausen u. Sonneborn u. die Brigade Prinz Heinrich aus Poppel, dem Stützpunkt des linken Flügels der neuen Stellung, vertrieben. Schmettau zog sich nach Eckartsberga, Wartensleben nach Reisdorf, Oranien nach Auerstädt zurück. Noch stand aber Kalkreuth u. Blücher mit einigen gesammelten Schwadronen auf den Höhen zwischen Gernsdorf u. der Emsermühle, aber der Versuch, die Schlacht wieder herzustellen, war vergebens; um 3 Uhr befahl der König den Rückzug. Der rechte Flügel zog sich nach Auerstädt, der linke nach Eckartsberga. Bei der Vertheidigung von Auerstädt wurde dieser Flecken von den Franzosen in Brand geschossen u. die preußischen Garden aus ihrer Position vorwärts Eckartsberga von Gudin u. Friant vertrieben. Nach 5 Uhr waren die Preußen überall in vollem Rückzug. Es war die Absicht des Königs sich auf Hohenlohe u. Rüchel, welche er noch ungeschlagen meinte, zurückzuziehen u. am folgenden Tage die Schlacht zu erneuen. Anfangs ging der Rückzug des rechten Flügels ziemlich geregelt von Statten, als man aber im Ilmthal angekommen jenseit Apolda das Bernadottesche Corps aufmarschirt bemerkte, wurden die Truppen von einem panischen Schrecken ergriffen u. bogen regellos rechts aus der Straße. Der König selbst verließ mit einigen Bataillonen die Straße u. ging über Buttelstedt nach Sömmerda, wo er den Oberbefehl dem General Kalkreuth übergab u. nach Magdeburg[570] eilte. Die Franzosen lagerten erschöpft auf dem Schlachtfelde, eine lebhafte Verfolgung war daher unmöglich. Nur auf der Straße nach Buttstädt verfolgte Villannes mit dem dritten Regiment Chasseurs die Preußen. Der Verlust der Preußen an Todten u. Verwundeten bei Jena betrug 10,000 Mann, bei Auerstädt 9000; tödtlich verwundet waren der Herzog von Braunschweig u. General Schmettau, schwer Rüchel u. Möllendorf u. 24 Generale; 18,000 Mann, darunter 12,000 Sachsen, waren bei Jena, bei Auerstädt etwa 4000 Mann gefangen; verloren wurden über 60 Fahnen u. über 300 Geschütze. Die Franzosen verloren bei Jena 5000, bei Auerstädt 6000 Todte u. Verwundete.

Den 15. Octbr. u. die folgenden Tage wurde die Flucht der preußischen Armee fortgesetzt; denn fast kein Corps (ausgenommen die Reserve unter Kalkreuth u. einige Cavallerie, welche den Rückzug unter Blücher deckte) war mehr zusammen, die Infanterie hatte ihre Gewehre größtentheils weggeworfen. Die Division Grawert floh gegen Erfurt; das Hohenlohesche Corps zog sich über Schloß Vippach u. Buttelstedt, wo es sich mit den Trümmern der bei Auerstädt geschlagenen Armee des Königs vereinigte, gegen Sömmerda, Langensalza u. Sondershausen zurück. Der König war den 15. in Sömmerda, beantwortete von hier aus den Friedensantrag, welchen Napoleon ihm schon nach ausgebrochenen Feindseligkeiten durch Montesquiou zugeschickt hatte, u. trug auf einen Waffenstillstand an. Am 17. übergab der König von Sondershausen aus dem Fürsten Hohenlohe den Oberbefehl über die Armee diesseit der Elbe, um die geschlagene Armee wo möglich bei Nordhausen, sonst bei Magdeburg zu sammeln u. zu reorganisiren, u. reiste hierauf über Magdeburg nach Küstrin ab. Napoleon war den 15. Octbr. noch in Jena u. gab Befehl, daß die Hälfte der Reservecavallerie unter Murat, von Ney gefolgt, gegen Erfurt vordringen u. dies zu nehmen suchen solle, der Rest der Reservecavallerie u. Soult sollte als Mitte den Feind über Weißensee u. Sömmerda verfolgen, Bernadotte über Nebra u. Querfurt nach der unteren Saale, Davoust von Naumburg über Leipzig nach Wittenberg marschiren, Lannes u. Augereau bei Jena als Reserve in Bereitschaft sein. Am 15. Octbr. Nachmittags erschienen Murat u. Ney vor Erfurt. Der Herzog von Weimar, welcher eben aus den Defiléen des Thüringer Waldes bei Erfurt angelangt war, suchte vergebens die Flüchtigen aufzuhalten u. zog sich am Abend über Langensalza zurück. Unterwegs schloß sich ihm der General Winning von Rüchels Corps an, welcher mit einigen tausend Mann von Eisenach aus eine Demonstration auf Hammelburg gemacht hatte. Erfurt mit seinen großen Vorräthen capitulirte den 16. Oct.; die Garnison war kriegsgefangen, die Offiziere behielten die Degen u. kehrten in ihre Heimath zurück, gaben jedoch ihr Ehrenwort in diesem Kriege nicht gegen Frankreich zu dienen. Feldmarschall Möllendorf u. der Prinz von Oranien wurden gefangen. Die Gefangenen wurden nach Frankfurt a. M. abgeführt, doch bei Eisenach überfiel am 18. Octbr. der Lieutenant Hellwig, vom Corps des Herzogs von Weimar, welcher einen Streifzug unternommen hatte, mit 30 Husaren die Bedeckung von 5000 Mann Gefangenen u. befreite diese, welche sich nun sogleich zerstreuten u. großtentheils ihre Heimath erreichten. Währenddem verfolgte Soult u. die Hälfte von Murats Cavallerie die Preußen auf der Straße von Nordhausen. Der französische General Klein mit einer Dragonerdivision schob sich am 16. Octbr. bei Weißensee zwischen die Hauptarmee u. die von Kölleda kommende vom General Lasalle verfolgte Arrieregarde unter Blücher ein. Blücher ritt keck nach Weißensee hinein, versicherte dem General Klein, daß ein Waffenstillstand bereits abgeschlossen sei u. daß er Befehl erhalten habe, nicht auf die Franzosen feuern zu lassen, verlangte u. erhielt gleiches Versprechen von Klein u. setzte seinen Marsch mitten durch französische Cavallerie nach Greußen fort. Hier fanden Kalkreuth u. Blücher die Franzosen unter Soult aufmarschirt, versuchten aber vergebens auch Soult vom Bestehen eines Waffenstillstandes zu überreden, vielmehr wurden sie angegriffen u. zogen sich, Blücher nach Sondershausen u. Kalkreuth nach Nordhausen zurück, wo Letzter am 17. Oct. wieder angegriffen u. geworfen wurde. Kalkreuth wurde nun abberufen, um die ostpreußische Inspection zu übernehmen, u. Blücher sollte die Nachhut befehligen. Die geschlagene Armee bei Nordhausen konnte nicht gesammelt werden, u. Hohenlohe setzte daher den Weg in drei Colonnen fort; die rechte unter Hohenlohe selbst über Stollberg, Quedlinburg u. Egeln; die zweite über Blankenburg, Halberstadt nach Magdeburg, wo Hohenlohe am 20. ankam; Blücher sollte die dritte (8000 Mann Fußvolk, 600 Mann Cavallerie, 32 Zwölfpfünder) über Osterode, Seesen nach Tangermünde über die Elbe führen. Aber auch bei Magdeburg, wo der General Kleist Gouverneur war, war die Unordnung zu groß, um die Reorganisation der Armee beginnen zu können; zudem war die rechte Flanke durch den Elbübergang der Franzosen bei Roßlau u. Wittenberg bedroht, u. als Soult den 21. Octbr. hinter der Sülze, zwei Stunden von Magdeburg, eintraf, setzte Hohenlohe den Rückzug gegen die Oder fort. Ney u. Soult berennten nun Magdeburg u. Murat ließ das Land 12– 15 Meilen weit mit Reiterei durchstreifen, um die Versprengten aufzugreifen; u. als die Einschließung auf beiden durch zwei Schiffbrücken verbundenen Elbufern vollendet war, zog Murat der Armee nach, nur eine Dragonerdivision bei Soult zurücklassend. Am 22. Octbr. schien der Herzog von Weimar, welcher durch den General Winning u. Versprengte 16,000 Mann u. 32 Kanonen stark geworden war u. sich über Langensalza u. Mühlhausen nach Braunschweig gezogen hatte, Anstalten zu machen, sich über Helmstädt nach Magdeburg durchzuschlagen. Sogleich stellte Soult zwei seiner Divisionen bei Olvenstädt auf, brach aber, als er erfuhr, daß die Bewegung des Herzogs nur eine Demonstration gewesen sei, um seinen ferneren Rückzug zu verbergen, Ney vor Magdeburg zurücklassend, über Gardeleben nach Tangermünde auf, um dort den Übergang des Herzogs zu verhindern. Dieser war indessen bereits in der Nacht auf den 26. bei Sandau u. Werben über die Elbe gegangen u. hatte dort, durch Nachrichten aus seinen Erblanden u. den Befehl des Königs bestimmt, das Commando dem General Winning übergeben u. kehrte nach Weimar zurück. Am 16. Octbr. war Napoleon in Weimar. Die Einnahme von Erfurt bestimmte ihn, Murat, Ney u. Soult über Nordhausen u. Halberstadt folgen, Lannes auf Naumburg u. Merseburg marschiren, Augereau aber über Auerstädt nach Merseburg rücken zu lassen, um mit Lannes vereinigt zu operiren; Davoust, welcher bis zum 17.[571] Octbr. bei Naumburg gelagert u. am 16. Octbr. das Dorf Prießnitz (s.d. 3) hatte niederbrennen lassen, sollte seinen Marsch auf Wittenberg beschleunigen. In Weimar hatte dem Kaiser auf die Frage an die Herzogin Amalie, warum ihr Gemahl gegen ihn gefochten habe, mit der muthigen Antwort, weil er preußischer General sei, imponirt u. er hatte dem Herzog Wiedereinsetzung in sein Land verheißen, wenn er sogleich zurückkehre. Dort hatte er auch 300 gefangenen sächsischen Offizieren verkündet, daß er sie u. ihre Soldaten gegen ihr Ehrenwort, in diesem Kriege nicht wieder gegen Frankreich zu dienen, entlasse u. das Land ihres Kurfürsten, wenn derselbe der preußischen Allianz entsage, als neutral anerkennen wolle. Wirklich nahm der Kurfürst von Sachsen dies Anerbieten an, erklärte sich am 17. Octbr. für neutral u. rief seine Truppen von der preußischen Armee ab.

Während der Schlacht von Jena hatte das preußische Reservecorps des Herzogs Eugen von Württemberg seine Bewegung von Magdeburg gegen Halle ausgeführt u. war den 16. Oct. dort eingetroffen. Hier war er Anfangs ganz unbesorgt u. fürchtete auch später, als er von Flüchtlingen die verlornen Schlachten bei Jena u. Auerstädt erfuhr, keinen Angriff, trug aber doch Bedenken sich über die Elbe zurückzuziehen, da ein Befehl vom 13. ihm die Annäherung der königlichen Armee u. für sie Lebensmittel in Bereitschaft zu setzen angekündigt hatte. Er bezog nun mit seinen 10,000 Mann eine Stellung am rechten Saalufer hinter Halle. Zugleich besetzte er die Brücke, die Dämme auf dem linken Saalufer u. Passendorf. Erst als am 17. die Franzosen über Querfurt anrückten, beschloß er den Rückzug, wollte aber zuvor noch detachirte Truppen an sich ziehen. Nachmittags griff aber Bernadotte unvermuthet an, nahm nach einer kurzen Kanonade Passendorf, überwältigte die Aufstellung auf dem linken Saalufer u. warf die Preußen in Unordnung durch die Stadt. Die Preußen jenseit der Stadt suchten den Franzosen durch Artillerie u. Füsiliere das Debouchiren aus dem Galgen- u. Steinthor zu wehren. Währenddem begann das Hauptcorps seinen Rückzug über Zörbig nach Dessau u. ließ eine starke Arrieregarde zurück. Bald erschien aber die Division Dupont u. Rivaud jenseit der Thore, warf die Arrieregarde u. verfolgte sie. Als das Gefecht eben begann, war das Regiment Treskow auf dem linken Saalufer von Magdeburg unterwegs u. wurde plötzlich angegriffen, umringt u. theils niedergehauen, theils gefangen, theils in die Saale gesprengt. Die Preußen verloren in dieser Schlacht 1000 Todte u. Verwundete, 2000 Gefangene u. mehre Kanonen u. 4 Fahnen; die Franzosen aber 800 Mann. Der Herzog Eugen zog sich nach Dessau, ging dort am 18. Oct. über die Elbe u. den 19. über Gommern nach Magdeburg, wo er sein Commando dem General Natzmer übergab. Bernadotte aber überschritt die Elbe den 22. bei Barby u. Roßlau u. kam den 25. bei Brandenburg an, wo er die Straße von Magdeburg nach Berlin durchschnitt, aber blos eine Arrieregarde fand, u. wurde von Napoleon wegen dieser Zögerung u. seines Ausbleibens am 14. Oct. scharf getadelt. Währenddem setzte der äußerste französische rechte Flügel seine Bewegung fort. Davoust besetzte am 18. Oct. Leipzig u. den 20. Wittenberg, welches sogleich in einen Waffenplatz umgewandelt wurde. Hinter Davoust überschritten Lannes u. Augereau die Elbe. Sie sämmtlich bewegten sich in zwei Colonnen, Davoust über Jüterbogk u. Trebbin, die übrigen über Treuenbrietzen u. Potsdam gegen Berlin, welche Stadt Davousts Corps am 23. Oct. besetzte u. bei Friedrichsfelde eine Stellung bezog; Lannes überraschte am 23. Spandau, welches mit 600 Mann auf die Bedingungen von Erfurt capitulirte. Am 24. Oct. war Napoleon in Potsdam, am 25. stand er am Sarge Friedrichs des Großen u. am 27. hielt er seinen Einzug in Berlin. Von Potsdam aus erhielten sämmtliche französische Corps am 26. Oct. den Befehl schleunig aufzubrechen, Davoust sollte nach Küstrin vordringen, seine Cavallerie aber nach Stettin u. möglichst weit an die Nieder-Oder streifen, Murat über Oranienburg, Zehdenik, Templin u. Prenzlau dem Fürsten Hohenlohe in die linke Flanke fallen, Lannes Murat sogleich folgen, Bernadotte von Brandenburg aus die preußische Arrieregarde über Nauen u. Kremmen drücken, Soult aber die Elbe überschreiten u. die Corps des Herzogs von Weimar u. Blücher möglichst drängen. Mit etwa 24,000 Mann, worunter 6000 Reiter, war Hohenlohe mittlerweile seit dem 21. Oct. auf dem Marsch gegen Stettin. Die Cavallerie zog über Havelberg u. Pasewalk, die Infanterie über Genthin u. Prenzlau. General Schimmelpfennig deckte mit 1000 Mann Infanterie u. 2000 Reitern die rechte Flanke längs des Finowkanals marschirend. General Natzmer, später Blücher, bildete mit dem Rest des bei Halle geschlagenen Corps die Arrieregarde. Gleich auf den ersten Märschen verwirrten sich die Bagagen wieder u. die Infanterie schlug den 24. einen falschen Weg ein. Am 26. traf die Spitze der Cavalleriecolonne der Franzosen, bei welcher sich Murat selbst befand, unweit Zehdenik auf das Seitencorps Schimmelpfennigs u. griff dies sogleich an. Anfangs wurden die Franzosen geworfen, später reussirten sie, tödteten 300 Mann, machten 700 Gefangene u. zersprengten den Rest. Hohenlohe war damals auf dem Marsche über Gransee nach Zehdenik u. wartete bei ersterem Ort auf Blücher, welcher an Natzmers Stelle die Arrieregarde übernommen hatte u. welchem Hohenlohe am Morgenden bestimmten Befehl zusendete, sich, sei es auch durch einen Nachtmarsch, von Gransee (21/2 Meile von Ruppin) an ihn heranzuziehen. Als jedoch Blücher, dessen Truppen zu ermüdet zu einem Nachtmarsch waren, nicht eintraf, Hohenlohe aber die Nachricht von dem Unfall bei Zehdenik erhielt, wendete er sich, da ihm der Weg über Zehdenik u. Templin nach Stettin schon versperrt war, nach Fürstenberg. Auch hier erschien Blücher nicht, u. Hohenlohe beschloß nun allein den 27. Oct. nach Prenzlau aufzubrechen; er gelangte dahin, nachdem das Regiment Gendarmen bei Wichmannshausen von den Franzosen gefangen worden war, nach einem Nachtmarsche den 28. Oct. früh u. vertrieb die französischen Husaren aus Prenzlau. Darauf erschien aber auch Murat in seiner rechten Flanke u. Lannes vor der Front; eine zur Vertheidigung der Stadt aufgeführte Batterie wurde genommen, die Stadt erstürmt, die Rückzugslinie durchschnitten u. drei Bataillone u. ein Kürassierregiment gefangen. Nach dreimaliger Aufforderung Murats capitulirte endlich Hohenlohe auf die Bedingung von Erfurt, die Garde sollte nach Potsdam gebracht werden u. daselbst bleiben. Gefangen wurden 6–7000 Mann u. 56 Kanonen genommen. Am 29. Oct. capitulirte[572] auch die andere Colonne Hohenlohes unter Schimmelpfennig mit etwa 4000 Mann u. einem Artilleriepark bei Pasewalk; am 30. Oct. General Bila, welcher sich mit der etwa 2000 Mann starken Garnison von Hannover mit dem jüngern, eben so starken General Bila vereinigt hatte, zu Anklam; am 29. fiel auch Stettin auf die Aufforderung Lasalle's.

Blücher war mittlerweile mit seiner noch gegen 10,500 Mann starken Arrieregarde dem Corps Hohenlohes immer in der Entfernung eines Marsches gefolgt u. wurde von Bernadotte stets lebhaft gedrängt. In Boitzenburg erfuhr er am 29. Oct. früh die Capitulation Hohenlohes; sogleich entschloß er sich links abzumarschiren, sich mit dem Corps des Herzogs von Weimar zu vereinigen, über die Elbe zurückzugehen, dort Lecoqs in Westfalen zurückgebliebenen Truppen an sich zu ziehen, zwischen Magdeburg u. Halle den Krieg im Rücken Napoleons zu organisiren u. so eine große Diversion zu machen. Er traf Winning, welcher das Corps des Herzogs von Weimar nach dessen Abgange befehligte u. sich über Stralsund nach Rostock zurückziehen u. sich dort nach Kolberg od. Danzig einschiffen wollte, den 31. Oct. bei Kratzeburg, übernahm das Commando über beide Corps, wurde dadurch 25,000 Mann stark u. setzte seinen Marsch den 31. nach Waren fort. Sämmtliche französische Corps in dortiger Gegend wendeten sich nun gegen Blücher. Schon am 26. marschirte Bernadotte (16,000 Mann) von Brandenburg über Kremen nach Gransee u. Lychen, drängte dort Blüchers Arrieregarde am 27. u. erfuhr am 29. in Boitzenburg die Capitulation von Prenzlau u. Blüchers veränderten Marsch auf Strelitz; er wendete sich den 30. nach Stargard u. schickte seine Reiterei nach Neu-Brandenburg vor, um Blücher den Rückzug abzuschneiden, während er den Nachtrab verfolgte u. bei Neu-Strelitz 400 Gefangene machte. Am 1. Nov. zog Bernadotte bei Ankershagen eine Brigade leichte Cavallerie von Soult, der 30,000 Mann stark von Magdeburg über Tangermündeden 31. in Mirow angelangt war, an sich, u. zu diesem, so auf 55,000 Mann angewachsenen französischen Heere kam am 3. auch noch Murat mit 12,000 Mann bei Güstrow. Blücher mußte daher vor dieser Übermacht seinen Rückzug sogleich fortsetzen. Die Ermüdung seiner Truppen u. Pferde machten seine Lage sehr schwierig, dagegen erleichterte das Terrain in Mecklenburg, welches fortwährend von Seen durchschnitten ist u. viele kleine ummauerte Städte hat, den Rückzug. So hielt sich am 1. Novbr. der Blüchersche Nachtrab unter Plötz in der starken Stellung bei Nossentin, welche die Franzosen erst nach einem Verlust von 500 Mann forcirten. Ein neues Nachtrabgefecht fand am 3. Nov. bei Krewitz Statt, wo die Preußen durch einen unerwarteten Angriff Maisons 700 Gefangene u. 7 Geschütze verloren. In Schwerin gab Blücher seinen Plan die Elbe zu erreichen auf u. strebte nur das befestigte Lübeck u. die Mündungen der Trave zu gewinnen, um sich hier einzuschiffen. Glücklich erreichte er Lübeck am 5. Nov. Abends, forderte von dem Senat, welcher unter Berufung auf seine Neutralität vergebens gegen den Einzug protestirte, auch noch eine Contribution unter dem Namen einer Anleihe u. traf alle Anstalten zu einer ernstlichen Vertheidigung, in der Hoffnung sich bei Lübeck u. in dem mit einem Grenadierbataillon besetzten Travemünde einige Tage zu halten, während welcher er seine Truppen einschiffen wollte. Bereits am 6. Nov. Morgens kam Bernadotte vor Lübeck u. nahm die Stadt mit Sturm; der Kampf entspann sich nun in der Stadt, in welchem die Preußen nach tapferer Gegenwehr endlich unterlagen. Blücher zog sich mit etwa 3000 Mann Infanterie nach Schwartau, die Cavallerie ließ er nach Ratkau gehen; das übrige Fußvolk war in Lübeck gefangen u. die Hälfte des Geschützes erobert worden. Lübeck wurde von 30,000 Franzosen die Nacht hindurch geplündert. Noch in der Nacht griff die Division Rivand Schwartau an, nahm es u. machte dort einige hundert Gefangene. Die Infanterie der Preußen zog sich nun auch auf Ratkau zurück. Blücher befand sich dort am 7. Nov. eingeschlossen, indem General Ewald mit den Dänen ihn hinderte, das dänische Gebiet zu betreten, u. er in der Meinung stand, daß Travemünde sich ergeben habe. Ein Durchschlagen mit Cavallerie war aber des morastigen Bodens halber unthunlich, u. so mußte Blücher denn mit seinem Reste von 9400 Mann in die Capitulation willigen, welche er schon zweimal ausgeschlagen hatte. Er erhielt dieselben Bedingungen wie Hohenlohe. Außerdem war General Usedom mit etwa 1500 Mann den 4. nach Wismar geworfen worden, wo ihn Savary abschnitt u. den 5. gefangen nahm. Pellet war mit 800 Mann nach der Elbe detachirt worden, konnte aber Blüchern bei Schwerin u. Gadebusch nicht mehr erreichen u. wurde von Drouet einige Tage später als Blücher gefangen genommen. Nach der Capitulation Blüchers eilte Murrt mit der Reservecavallerie nach Berlin, um der großen Armee zu folgen, Soult blieb im Mecklenburgischen u. Bernadotte bei Lübeck stehen; beide folgten aber nach kurzer Rast. Auch Davoust, dessen leichte Reiterei Frankfurt a. d. O. schon seit dem 26. Oct. besetzt hatte, war mit seinem Corps den 30. von Berlin aufgebrochen u. kam, nachdem er die Division Gudin gegen Küstrin detachirt hatte, den 31. Octbr. in Frankfurt an, u. Gauthier, welchen Gudin bei seiner Reise nach Frankfurt vor Küstrin gelassen hatte, erreichte durch Einschüchterung des Commandanten Ingersleben die Capitulation Küstrins auf die Bedingungen von Erfurt, 4000 Mann wurden gefangen, 490 Kanonen u. ungeheuere Vorräthe aller Art fielen in die Hände der Franzosen. Küstrin war so unzugängig, daß die französischen Besatzungstruppen mühevoll auf Kähnen über die Oder setzen mußten, um in die Festung zu kommen. Nun eilten Davousts Truppen über Meseritz u. besetzten am 3. Nov. Posen.

Während so die einzelnen Corps der großen französischen Armee das preußische Heer vernichteten, rückten von dem französischen Heere noch bedeutende Reserven nach, so das achte französische Corps (14,000 Mann), welches Mortier bei Frankfurt u. Mainz gesammelt, 15,000 Mann Holländer u. Franzosen, welche König Ludwig von Holland bei Wesel zusammengezogen hatte, u. endlich 16,000 Mann Baiern unter Deroi u. Wrede u. eine Württemberger Division unter Vandamme, beide in Franken gesammelt u. unter Oberbefehl des Prinzen Jerome, Bruder Napoleons. Die Baiern u. Württemberger, welche später die Plassenburg mit 700 Mann u. 65 Kanonen den 25. Nov. mit Capitulation nahmen, besetzten den 25. Oct. Dresden u. trafen Ende Octobers bei Frankfurt u. Glogau ein. Der König von Holland brach den 19.[573] Oct. von Wesel auf, durchzog Westfalen, besetzte Münster, Osnabrück, Paderborn u. wendete sich den 7. Nov. gegen Hameln. Dort campirte General Lecoq mit 5000 Mann u. 2000 Isolirten von der Schlacht bei Jena. Da der König Ludwig nach Holland zurückging, um sein Land gegen Landungen der Engländer zu schützen, so übernahm General Savary das Commando, u. mit ihm capitulirten am 20. Nov., weil das Corps nur sechs Wochen Lebensmittel hatte, Lecoq u. Schöler unter den nämlichen Bedingungen, wie Erfurt. 7000 Mann waren gefangen. Auch Nienburg übergab General Strachwitz mit 4000 Mann am 25. Nov. auf gleiche Bedingungen. Am 11. Nov. war auch Magdeburg von dem Gouverneur Kleist an Ney übergeben worden. Von Mainz war Mortier den 27. Oct. gegen Hessen aufgebrochen, hatte Fulda besetzt u. in Besitz genommen u. sich der hessischen Grenze genähert, u. als von allen Seiten französische Truppen in Hessen eindrangen, reiste der Kurfürst den 1. Nov. nach Schleswig ab, sein Land aber wurde von den Franzosen besetzt u. für Frankreich in Besitz genommen. Mortier u. der König von Holland trafen am 1. Nov. in Kassel ein. Hierauf wurde das Hannöversche in Besitz genommen u. Mortier zog am 10. Nov. in Hannover ein. Den 19. rückte er nach Hamburg. Dort, in Lübeck u. Bremen belegte er alles englische Eigenthum mit Beschlag, erließ auch strenge Befehle gegen den englischen Handel. Auch Braunschweig war den 26. Oct. von Abtheilungen des Soultschen Corps besetzt, die Truppen entwaffnet u. als Kriegsgefangene erklärt worden, der bei Auerstädt verwundete Herzog Karl ließ sich aber nach dem Holsteinischen schaffen, wo er bald darauf starb. Den 31. Oct. waren in Berlin Proclamationen erschienen, welche den Herzog von Braunschweig u. den Prinz von Oranien ihrer Länder für verlustig u. später erklärten, daß die westfälischen Besitzungen Preußens, so wie Erfurt u. Baireuth, nie. wieder unter preußische Herrschaft zurückkehren würden. Auch Ostfriesland u. Oldenburg wurden Ende Novembers vom achten Corps besetzt u. für den König von Holland in Besitz genommen. Mecklenburg occupirte Napoleon unter dem Vorwande, daß es 1805 den Russen u. Engländern freien Durchzug gestattet habe.

Napoleon blieb bis zum 24. Nov. in Berlin. Hier theilte er die eroberten Provinzen in Departements, deren jedem ein französischer General vorstand; Dazu wurde über die Verwaltung aller gesetzt. Ungeheure Lieferungen u. eine Contribution von 160 Mill. Francs sollte von Preußen gezahlt werden. In Sachsen wurde für Frankreich ein Regiment von vier Bataillonen organisirt; eine hessische Legion in Kassel, eine westfälische in Münster u. Braunschweig errichtet. Die Unterhandlungen über den Frieden gingen immer fort; Napoleon hatte zwar den ihm von Sömmerda aus vom König angetragenen Waffenstillstand ausgeschlagen, aber geäußert, daß er förmlichen Friedensunterhandlungen nicht unzugänglich sein werde, u. wirklich kamen mit Lucchesini u. Zastrow preußischer u. Duroc französischer Seite am 26. Octbr. die Präliminarien eines Friedens zu Stande. Preußen sollte das Baireuthische, Erfurt, Ostfriesland u. die andern westfälischen Provinzen abtreten u. 25 Mill. Thlr. Contribution zahlen. Alles übrige, selbst Magdeburg, Halberstadt u. die Altmark sollte es behalten; von Abtretung Südpreußens war gar nicht die Rede. Der König von Preußen unterzeichnete diese Bedingungen am 30. Oct., aber die in diesen Tagen Statt gefundenen Ereignisse bewogen Napoleon seinerseits die Ratification zu verzögern u. die günstigen Erfolge eines Anfang Novembers erlassenen Aufrufs an die Polen bestimmte ihn, seine Forderungen noch höher zu spannen. Daher kam statt des Friedens am 16. Nov. nur vorläufig ein Waffenstillstand zwischen Lucchesini u. Duroc zu Stande. Die preußischen Truppen sollten auf Altpreußen u. Südschlesien beschränkt werden, das übrige Königreich u. Südpreußen bis an die Mündung des Bug ganz, dann das ganze linke Weichselufer mit den Festungen Lenczysk, Thorn, Graudenz, Danzig u. Kolberg, in Schlesien Glogau, Breslau, alles Land östlich der Oder u. nördlich einer Linie von oberhalb Breslau bis an die böhmische Grenze bei Landshut sollte der französischen Armee eingeräumt werden, dagegen Neu-Ostpreußen für neutral erklärt u. von keiner Armee besetzt werden. Überhaupt sollten die Russen während des Waffenstillstands das preußische Gebiet räumen. Die preußischen Besatzungen von Hameln u. Nienburg, welche damals noch nicht capitulirt hatten, sollten zur Hauptarmee zurückkehren. Solche Bedingungen wollte aber Friedrich Wilhelm III. nicht bewilligen u. konnte es auch nicht, denn schon Anfang Novembers war eine russische Armee unter General Bennigsen, dem Vertrag am 22. Oct. zu Grodno zu Folge, in Preußisch-Polen eingerückt, um durch diese Provinz nach Schlesien zu gehn. Dazu kam das Decret von Berlin, welches alles englische Eigenthum confiscirte u. die Briten vom Continent ausschloß, u. die Erklärung Napoleons, Berlin, Warschau u. die eroberten preußischen Provinzen nicht vor erfolgtem allgemeinen Frieden räumen zu wollen. Am 1. Decbr. verweigerte daher der König von Preußen dem Waffenstillstand seine Bestätigung u. verkündigte die Fortsetzung des Kampfes. Vorher waren ernste Gerichte über das Benehmen der meisten Commandanten u. anderer Offiziere ergangen, der Commandant von Küstrin wurde zum Erschießen verurtheilt, der von Stettin cassirt, der Gouverneur von Magdeburg, so wie die Commandanten dieses Platzes u. des Petersbergs bei Erfurt u. die Offiziere, welche sich, ohne bei Prenzlau, Pasewalk od. Anklam gegenwärtig zu sein, freiwillig in die Hände der Franzosen gegeben hatten, ohne Abschied entlassen u. eine besondere Untersuchungscommission gegen alle gefangenen Offiziere ernannt. Eine andere Verordnung bedrohte in Zukunft jeden Commandanten, welcher pflichtwidrig seinen Platz übergäbe, mit dem Tode; jedes Regiment, welches fliehe, sollte untergesteckt, jeder Soldat, welcher die Waffen wegwerfe, erschossen, jeder Offizier, welcher freiwillig das Schlachtfeld verlasse, ohne blessirt zu sein, cassirt werden etc. Tod wurde auch allen Landeskindern, welche die Waffen gegen das Vaterland trügen, gedroht. Am 18. Nov. war auch von Preußen eine fulminante Proclamation an die insurgirten Polen erlassen worden.

Polen war das nächste Kriegsobject Napoleons. Im Marsch gegen Posen war Davoust, hinter ihm der Prinz Jerome mit zwei Divisionen Baiern bei Krossen u. die Division Vandamme belagerte Glogau. Lannes war von Stettin aus in Anzug gegen die Netze, als Reserve stand Augereau, die Garde u. die Kürassierdivision Nansouty bei Berlin Ney bei Magdeburg, Murat, Soult u. Bernadotte im[574] Mecklenburgischen bildeten die zweite Linie der Armee u. waren nach der Übergabe von Magdeburg u. nach Blüchers Capitulation bei Ratkau im Anzug über Berlin nach der Mitteloder. Mortier u. Savary sollten vereinigt das Land im Rücken der Armee westlich der Oder besetzen u. hauptsächlich die Küste u. Schwedisch-Pommern im Auge behalten. Davousts Avantgarde wurde mit Jubel in Posen empfangen u. zum Aufstand auffordernde Proclamationen der Generale Dombrowski u. Wibicki vom 1. Nov. 1806 brachten Schaaren in den Städten u. auf dem Platten Lande unter die Waffen. Napoleons nächstes Absehen war auf Warschau gerichtet. Die Oder sollte zur neuen Basis dieser Operationslinie dienen, Jerome mit dem 9. Corps Niederschlesien erobern. Das Glück begünstigte die Franzosen auch hier, denn schon am 29. Nov. fiel Glogau u. nachdem die Basis nun durch drei Punkte, Glogau, Küstrin u. Stettin, hinlänglich gesichert war, drangen Davoust u. Lannes in Polen vor u. Ende Novembers streiften schon die Franzosen bis an die Weichsel. Einem dieser Streifcorps von 100 Chasseurs fiel in der Nacht zum 18. Nov. Czenstochau mit 500 Preußen nebst 20 Kanonen durch Capitulation in die Hände. Die verfallene Festung Lenczysk räumten die Preußen, ohne sie zu vertheidigen. Lannes stand Ende Nov. vor Thorn, Soult u. Davoust folgten. Auch Napoleon langte den 27. Nov. zu Posen an u. that Alles, den Eifer der Polen möglichst zu entflammen, namentlich versprach er einer Deputation, daß er die Wiederherstellung Polens aussprechen werde, sobald er nach Warschau komme. Nun erhob sich Polen in völliger Revolution gegen Preußen. Kalisch verjagte am 16. Dec. die preußische Garnison, ihm folgten mehre kleine Städte mit ihren Depots nach; eine Conföderation wurde nach alter polnischer Sitte in Posen unter Dombrowski gebildet u. in 14 Tagen standen vier Nationalregimenter (8500 Mann) schlagfertig da, welche sich bald auf 25,000 Mann vermehrten. Aber Napoleon war es kein Ernst mit seiner Zusage, welche er den Polen gegeben hatte; er ließ dieselben durch falsche Proclamationen, im Namen Kosziusko's verfaßt, täuschen, während er selbst sich aus Rücksicht auf Österreich hütete, das Versprechen schriftlich auszustellen. Napoleons Macht vergrößerte sich noch, indem der Kurfürst von Sachsen am 12. Dec. durch den Frieden zu Posen dem Rheinbund beitrat u. im gegenwärtigen Krieg 6000 Mann für Frankreich zu stellen versprach. Am 15. Dec. traten auch die fünf sächsischen Herzöge dem Rheinbunde bei.

Schon am 30. Aug. hatte der Kaiser Alexander dem russischen Senat die Abbrechung der Unterhandlungen mit Frankreich angezeigt, aber zugleich im Krieg mit Persien u. der Türkei begriffen konnte Rußland nur mit getheilter Macht gegen die Franzosen auftreten; es stellte zwei Corps gegen Frankreich auf u. befahl die Errichtung einer Landmiliz von 82,000 Mann. Das erste Corps (Bennigsen, 55,000 Mann) zog über Grodno gegen Warschau; das zweite Corps (Buxhöwden, 36,000 M.) folgte. Eine Reservearmee von 2 Divisionen unter Essen I. wurde im Innern des Reichs organisirt. Die russische Armee gegen Frankreich befehligte Feldmarschall Kamenskoi. Das durch Kalkreuth reorganisirte preußische Corps (Lestocq) war ohne die Festungsgarnisonen (30,000 M.) 18,000 M. stark; 20 provisorische Bataillons (15,000 M.) wurden als Reserve Lestocqs in Königsberg u. der Umgegend organisirt. Dieser Armee von 91,000 Russen u. 18,000 M. Preußen setzte Napoleon 125,000 M. (Bernadotte 12,000 M., Davoust 20,000 M., Soult 25,000 M., Lannes 10,000 M., Ney 12,000 M., Augereau 16,000 M., Murat 15,000 M., die Garden 9000 M.), ohne die nachrückenden Sachsen (6000 M.) u.a. Rheinbundstruppen (15,000 M.), 25,000 M. polnische Insurrection, Mortier (30,000 M.) u. Jerome (20,000 M.) in Anschlag zu bringen, entgegen; mit diesen zählte sein Heer 220,000 M. Bennigsen kam am 11. Nov. zu Pultusk u. an der Weichsel an; etwa 16,000 M. Russen u. Preußen standen in Warschau, die Avantgarde unter Barclay de Tolly in Plock, mit dem preußischen Corps bei Thorn erhielt er Verbindung. So wollte er Buxhöwden erwarten. Napoleon übergab Ende November das Commando der Reservecavallerie u. der Corps von Davoust, Lannes u. Augereau an Murat u. ließ die Reservecavallerie, welcher Davoust folgte, rasch auf Warschau losgehen. Augereau beobachtete links die Preußen; Lannes folgte als Reserve. Am 28. Nov. wurde Warschau besetzt, wohin Davoust den 30. kam. Die Russen u. Preußen hielten sich nur noch kurze Zeit in Praga, den 2. u. 3. Dec. zog Bennigsen eilig über den Bug u. den Narew zurück. Auch Lestocq räumte Thorn, welches von Ney besetzt wurde. Den 2. Dec. besetzte Murat Praga, das sogleich in einen Brückenkopf verwandelt wurde. Davoust ging aber bis zum 8. Dec. über die Weichseln. nahm eine Stellung längs des Bugs u. des Narew. Den 6. Dec. drang die Avantgarde Ney's in Thorn ein u. trieb die Preußen nach preußisch Straßburg. Das ganze Neysche Corps ging nun bei Thorn über die Weichsel, ihm folgte das zweite Reservecavalleriecorps (drei Reiterdivisionen unter Bessières, welche der Kaiser von Murat getrennt hatte), u. später Bernadotte; Augereau ging zwischen Zacroczin u. Utawa bei Dobrczyskow u. Plock über die Weichsel. So bildete Davoust, Lannes, das erste Reservecavalleriecorps unter Murat u. die Garden bei Warschau den rechten Flügel; Augereau u. Soult bei Plonsk u. Zacroczin die Mitte; Ney, Bernadotte u. das zweite Reservecavalleriecorps unter Bessières den linken Flügel. Napoleon, welcher den 19. Dec. in Warschau angekommen war, befehligte das Ganze. Während dieser Bewegungen beschloß man im russischen Hauptquartier, noch bevor Napoleon seine völligen Kräfte an der Oberweichsel gesammelt hätte, ihn über die Weichselzurückzudrängen. Lestocq versuchte am 3. Decbr. vergebens Thorn wieder zu besetzen, Bennigsen ging den 8. Dec. nach Pultusk vor u. wollte sich Modlin (damals nur unbefestigtes Dorf an der Weichsel) bemächtigen. Davoust, der wegen Krankheit Murats den Oberbefehl über dessen Corps u. zwei Divisionen von der Reservecavallerie führte, ging indessen den 10. Dec. bei Okunin über den Narew. Die Russen versuchten zwar die Franzosen am 11. aus Pomichowo, einem Dorfe an der Narew, welches der Schlüssel zu der Stellung bei Modlin war, zu vertreiben, gaben aber den Plan später wieder auf u. bezogen unter Tolstoi eine verschanzte Stellung bei Czarnowo zwischen Wkra u. Narew. Den 20. Dec. wurde diese Stellung von den Franzosen (erst unter Davoust, dann unter Napoleon) angegriffen u. die Russen mit einem Verlust von 500 Todten, 1600 Verwundeten u. 500 Gefangnen aus den Schanzen[575] verdrängt. Der Rückzug der Russen ging auf Nasielsk, wo noch ein Nachtrabgefecht Statt fand, wobei dies Städtchen in Brand geschossen wurde. Rapp verfolgte lebhaft die Russen, wurde aber durch die schlechten Wege sehr aufgehalten. Am 24. December war auch Barclay de Tolly mit der Avantgarde des rechten russischen Flügels von Augereau's Corps bei Kolozomb angegriffen worden u. hatte sich auf Kamenskois Befehl nach Nowemiastro u. Strzegocin zurückgezogen. Dort traf er Bennigsen u. Beide setzten den Rückzug nach Pultusk fort. Am 25. Decbr. bildete die russische Armee zwei Massen, die eine (43,000 M.) stand zu Pultusk unter Bennigsen, die andere (20,000 M.) unter dem Fürsten Galyzin bei Golymin; zwei Divisionen standen außerdem bei Popowo am Bug, Buxhöwden aber mit einer Division zu Makow. Kamenskoi hatte Bennigsen das Commando übergeben u. sein Hauptquartier nach Lomza hinter den Narew verlegt. Die Absicht Napoleons war, die russische Armee zwischen dem Narew u. der Wkra anzugreifen, sie zu schlagen u. hinter den Narew auf das russische u. ostpreußische Gebiet zurückzudrängen. Deshalb dirigirte er den rechten Flügel, Davoust u. hinter ihm Lannes, so wie zwei Cavalleriedivisionen gegen Pultusk, Augereau u. zwei Divisionen Reservecavallerie unter Murat gegen Golymin, Soult gegen Czichanow in die rechte Flanke der Russen, Ney gegen Soldau u. Mlawa in die linke Flanke der Preußen, Bernadotte zur Unterstützung dieses Angriffs nach Biezun. Am 26. Decbr. Morgens griff Davoust mit seinem u. Lannes' Corps die Stellung Bennigsens bei Pultusk an; es wurde den ganzen Tag von beiden Seiten mit großer Bravour gekämpft, namentlich zeichnete sich hier die russische Cavallerie aus, bis sich endlich gegen 8 Uhr Abends die Franzosen von dem Schlachtfeld zurückzogen; zugleich gab aber auch Kamenskoi den Russen den Befehl, das Schlachtfeld um Mitternacht zu verlassen u. sich nach Ostrolenka zurückzuziehen. Die Franzosen gaben den Verlust der Russen auf 3500 Todte u. Verwundete, 800 Gefangene u. 12 Kanonen, den eignen auf 2200 (nach russischen Angaben 10,000) Todte u. Verwundete an; Lannes, nebst drei Generalen, war verwundet; auch bei Golymin hatten am 26. Dec. die Franzosen unter Augereau die russische Stellung unter Galyzin angegriffen, auf beiden Seiten wurde viel Tapferkeit entwickelt, doch kam es nicht zur Entscheidung. In der Nacht zog sich auch Galyzin über Makow auf Ostrolenka zurück. Auf beiden Seiten betrug der Verlust gegen 700 Mann. Die russische Armee setzte ihren Rückzug bis hinter die Ostrolenkaer Wildniß fort u. bei einem am 2. Januar 1807 zu Nowogorod unter Bennigsen u. Buxhöwden gehaltenen Kriegsrath wurde beschlossen, wegen des Benehmens des alten Oberbefehlshabers Kamenskoi, welcher keinem Gefecht, außer theilweise dem bei Nasielsk, beigewohnt, nach der Schlacht bei Pultusk, ungeachtet die Russen nicht geschlagen waren, den Befehl zum eiligsten Rückzug gegeben u. die Reserven bis tief in das russische Gebiet zurückgewiesen hatte, an den Kaiser Bericht zu erstatten. Als Kamenskoi diesen Beschluß vernahm, legte er den Oberbefehl nieder u. kehrte nach Rußland zurück; an seiner Statt übernahm Buxhöwden das Commando. Zugleich beschloß der Kriegsrath den Rückzug einzustellen u. die Offensive wieder zu ergreifen. Auch der linke französische Flügel unter Bernadotte (mit Ney u. Bessières Reservecavallerie) war offensiv verfahren; am 19. Dec. hatte die Avantgardendivision unter Maison Biezun besetzt, vergebens versuchte ihn am 23. Dec. Lestocq wieder von da zu vertreiben u. zog sich mit einem Verlust von 500 Gefangenen nach Soldau zurück. Hier wurde er 25. Dec. von Ney angegriffen u. räumte erst nach einem blutigen Nachtgefecht die Stadt. Nach zwei vergeblichen Versuchen, Soldau wieder zu gewinen, zog er sich am 26. über Neidenburg u. Rastenburg nach Angerburg zurück. Der Verlust der Preußen betrug gegen 1000 M., der der Franzosen auch gegen 1000 Mann. Napoleon hemmte unterdessen die Operationen des rechten Flügels. Zwar hatte er die Russen u. Preußen aus dem Terrain zwischen Wkra u. Narew herausmanöverirt u. ihnen einen großen Verlust beigebracht, aber dennoch blieb die russische Armee im leidlichen Stande, u. für fernere Operationen mußte Napoleon an der Weichsel, durch Eroberung von Graudenz u. Danzig, eine neue Basis gewinnen. Er kehrte daher selbst den 2. Jan. 1807 nach Warschau zurück u. ließ in den ersten Tagen Januars sein Heer, den rechten Flügel an der Wkra u. Narew, den linken bei Ostrolenka, Soldau, Neidenburg u. Marienwerder Winterquartiere beziehen. Das zweite Reservecavalleriecorps unter Bessières wurde aufgelöst, Bessières kehrte zur Garde zurück. Nur eine Dragonerdivision blieb bei Bernadotte. Statt dessen wurde ein neues Corps (Lefebre) aus 15,000 Polen u. den darmstädtischen, badenschen, nassauischen u. würzburgischen Contingenten (15,000 M.) organisirt u. zur Blockade von Danzig, die Darmstädter zu der von Graudenz bestimmt.

Unterdessen wurde der Festungskrieg in Schlesien u. Pommern fortgeführt. Prinz Jerome mit den Divisionen Baiern u. Württembergern sollte Schlesien erobern. Anfangs zog Jerome mit den Baiern zwar über Krossen zur Deckung der Belagerung von Glogau nach Kalisch u. entsendete den General Vandamme den 7. November mit den Württembergern zur Berennung von Glogau; sogleich wurde dies mit Granaten beworfen u., als seit dem 1. December die Beschießung lebhafter wurde, auch Stadt u. Land durch Deputation um Übergabe baten, capitulirte es am 2. December. Die Besatzung (2500 M.) war kriegsgefangen. Schlesien war, wie der übrige Preußische Staat, von den Ereignissen niedergedrückt. Nur wenige Männer, bes. Graf Pückler, trafen Anstalt zur Gegenwehr, aber nach seinem Tode stockte die Landesbewaffnung wieder, u. als der Fürst von Anhalt-Pleß mit dem Graf Görzen Schlesien bewaffnen sollte, hemmte die Annäherung der Franzosen an Breslau sein dortiges Bemühen, u. er zog sich mit den Kassen nach Neisse zurück. Hier u. in Glatz gelang es ihm endlich ein Corps von 8000 M. zu organisiren. Seit dem 4. Decbr. war Breslau, wo von Thiele mit 9000 M., zum Theil Polen, stand, von den Württembergern berennt u. das Blockadecorps durch den Prinzen Jerome mit der baierischen Division Wrede verstärkt worden. Die Vorstädte waren abgebrannt. Am 10. Decbr. wurde die erste Parallele u. am 15. die zweite Parallele angelegt u. die Stadt heftig beschossen. Auf die Nachricht von dem Anrücken des Fürsten Pleß von Ohlau her zum Entsatz war die baierische Division Deroi u. die Cavallerie von Kalisch zur Belagerung[576] entboten, u. als den 24. Decbr. der Fürst in drei Colonnen von Schweidnitz, Glatz u. Kosel aus bis Strehlen nahete, griff General Montbrun die von Schweidnitz kommende Colonne (3000 M.) an u. zersprengte sie. Dagegen schlich sich die Colonne des General von Kropf, von Glatz kommend, durch die französischen Beobachtungsposten durch u. erreichte den Fürsten von Pleß bei Michelau. Lebhaft waren unterdessen die Belagerungsarbeiten u. die Beschießung fortgesetzt worden, da Thiele eine ihm angebotene Kapitulation verwarf. Der Fürst von Pleß machte indessen einen zweiten Entsatzversuch; er ging mit seiner Hauptcolonne über Großburg auf Breslau los, warf die Vorposten Montbruns zurück u. kam den 30. Decbr. im Angesicht des württembergischen Lagers bei Kleinburg vor Breslau an; da er aber keine Anstalten zu einem Ausfall bei der Besatzung sah, gab er das Unternehmen auf u. zog sich verfolgt von der baierischen Division Minuci u. dem General Montbrun nach den Festungen Oberschlesiens zurück. Breslau capitulirte nun am 5. Januar, die Besatzung war kriegsgefangen; am 7. Januar marschirten die Franzosen ein u. machten am 9. Januar den Anfang mit Sprengung der Festungswerke. Schnell brach die Division Deroi zur Berennung von Brieg auf, während sich ein Beobachtungscorps bei Konradswaldau zur Deckung der Belagerung aufstellte. Am 10. Januar wurden die Laufgräben eröffnet u. am 12. begann die Beschießung. Der Commandant General von Cornerut capitulirte den 15. wie Breslau, gefangen wurden 1550 M. Am 10. Jan. erschien Vandamme vor Schweidnitz, wo General Haak befehligte; es war mit 4861 M. besetzt, von denen sogleich über 1800 M. besertirten, auch fehlten Artilleristen, das Geschütz zu bedienen; Haubitzbatterien beschossen die Stadt vom 31. Januar bis 5. Febr., u. am 6. capitulirte Haak. Die Garnison sollte, wenn nicht am 16. Februar Entsatz erfolgte, kriegsgefangen sein. Der Entsatz erfolgte nicht, u. 3000 M. ergaben sich den 16., 248 Kanonen fielen in französische Hände. Nun forcirte Vandamme noch den Paß von Martha den 8. Febr. nach einem mörderischen Gefecht u. warf die Preußen nach Reinerz zurück. Bereits in der Mitte Decembers wurde Jerome ab- u. zur Armee berufen, Vandamme übernahm für ihn das Commando.

In Pommern u. Mecklenburg beobachtete Mortier die Niederoder u. die Küste. Er sollte Stralsund u. Rügen, wo ein schwedisches Corps von 15,000 Mann stand, zugleich aber Wismar u. Travemünde, wo man Landungen der Engländer besorgte, u. Kolberg mit kaum 14,000 Mann beobachten u. stellte sich Anfang Decembers hinter der Peene zwischen Demmin u. Uckermünde auf. In Kolberg hatten sich unterdessen Versprengte von verschiedenen preußischen Corps gesammelt, u. Schill (s.d.) bildete ein Freicorps, mit welchem er die ganze Gegend bis Stettin hin unsicher machte. Den 6. Januar mißlang zwar ein Angriff der Besatzung von Kolberg auf Wollin, welches Mortier, so wie Usedom u. Swinemünde, besetzt hielt; allein an andern Punkten wurden die Parteigänger nur um so kühner u. unter anderen nahm Schill den General Victor, welcher das neuerrichtete Corps Polen u. deutscher Truppen vor Danzig, Kolberg u. Graudenz befehligen sollte, am 14. Jan. auf der Reise bei Stargard gefangen. Indessen überschritt Mortier am 28. Jan. die Peene u. drang fechtend am 30. Januar bis vor Stralsund vor. Dort standen 10–12,000 Schweden unter Essen. Mehre Ausfälle im Februar u. März mißlangen. Ende März rückte Mortier vor Kolberg. Währenddem seufzte Norddeutschland unter der Last der französischen Contributionen u. dem französischen Übermuth; Erbitterung war die Folge. Hier u. da suchten gefangene preußische Offiziere u. Soldaten Aufstand zu erregen u. sich an die Spitze desselben zu stellen, so wollte der Lieutenant Wilhelm bei Krossen ein Freicorps im Rücken der Franzosen errichten, wurde aber gefangen u. erschossen; in Hessen vertrieb ein Haufen Insurgenten in Marburg die schwache Besatzung, wurde aber von 2600 herbeigeeilten Franzosen zersprengt u. Anfang Januars trug der hessische Major von Mensing, welchen die Bauern selbst zu ihrem Chef gewählt hatten, in Einverständniß mit dem hessischen Ministerium u. dem Gouverneur, viel zur Dämpfung des Aufstandes bei.

Auf dem Kriegsschauplatze im Ostpreußen sollte der Angriff, welchen die Russen am 2. Januar im Kriegsrath zu Nowogorod beschlossen hatten (s. oben S. 576), gegen den linken Flügel der Franzosen gerichtet sein; man wollte diesen werfen, Ney u. Bernadotte von der Hauptarmee trennen, Thorn, bevor sich die Franzosen sammelten, nehmen u. Napoleon dadurch nöthigen, sich über die Weichsel zurückzuziehen. Aber Bennigsen legte der raschen Ausführung dieses Plans Schwierigkeiten in den Weg, da er nicht unter Buxhöwdens Commando dienen wollte u. selbst den Oberbefehl zu erhalten hoffte. Er ging daher statt den 6,, erst den 10. Jan. u. zwar an einem ganz andern Punkte, als ihm befohlen war, über den Narew u. vereinigte sich am 14. Jan. mit Buxhöwden. Wirklich erhielt er das Commando u. Buxhöwden wurde abberufen. Nun verfolgte er ernstlich den begonnenen Plan; ließ zwei Divisionen zur Beobachtung Napoleons bei Branks, eine zur Erhaltung der Verbindung mit ihnen bei Goniazd, zog sich mit den übrigen sechs Divisionen (etwa 70,000 M.) den 15.–17. Januar in vier Colonnen durch die Defilees zwischen dem Lö'wentiner- u. Spirdingsee durch u. ging bis Bischofsstein vor, wo er am 21. Januar eintraf u. bis zum 23. blieb. Gleichzeitig rückte Lestocq von seinen Cantonnements zwischen Angerburg u. Allenburg nach Landsberg. Unerwartet erschienen die Russen u. Preußen mitten unter den Cantonnirungen der Franzosen, welche durch ein Ausbreiten der Quartiere Neys 10 Stunden nach Königsberg hin zu weitläufig geworden waren. Nach einem heftigen Cavalleriegefecht bei Liebstadt wendete sich Bennigsen den 24. Jan. nach Heilsberg gegen Bernadotte, dieser concentrirte schleunig seine Divisionen zu Osterode u. Mohrungen. Vor letzterem Orte erschien am 25. Januar General Markow mit der Avantgarde des russischen rechten Flügels u. griff die zweite dort bei Pfarrersfeldchen zwischen zwei Seen aufgestellte Division unvorsichtig an u. wurde bald gedrängt. Gegen Abend rückte zu seinem Soutien zwar General Anrep mit seiner Cavallerie heran, allein die Russen wurden über Hagenau, Wiese u. Georgenthal umgangen u. zum Rückzug genöthigt; sie verloren 1000 M., worunter den General Anrep todt, die Franzosen dagegen 700 M. u. den Adler des neunten Infanterieregiments. Bernadotte, welcher 25. Januar während des Gefechts in Mohrungen sein Gepäck verloren hatte, zog sich am 26. Januar nach Liebemühl, wo sich sein Corps am[577] 27. Januar concentrirte, u. am 28. Januar nach Löbau. Dort vereinigten sich zwei Divisionen schwerer Cavallerie, welche bei Strasburg cantonnirt hatten, mit ihm u. verstärkten ihn bis auf 22,000 M. Den 31. Januar ging er, fortwährend von der Cavallerie des Feindes gedrängt, nach Strasburg u. blieb dort bis zum 3. Februar. Bennigsen, einen Angriff erwartend, sammelte nun sein Heer den 26. Jan. bei Liebstadt u. ging den 27. nach Mohrungen vor, wo er bis zum 2. Febr. blieb. Die Avantgarde theilte sich in zwei Theile, einer unter Fürst Bagration rückte gegen Liebemühl, der andere unter Fürst Galyzin V. nach Allenstein; am 31. Januar wurden Passenheim u. Hohenstein von der Avantgarde besetzt. Napoleon, durch die Meldungen Bernadottes am 26. Januar überzeugt, daß der größte Theil der Russen gegen diesen u. Thorn eindringe, gab allen Corps Befehl, schleunigst aufzubrechen u. am 31. Jan. zwischen Hohenstein u. Ortelsburg einzutreffen; Lefebre aber, welcher eben Truppen zur Belagerung von Danzig bei Thorn sammelte, sollte um jeden Preis Thorn halten u. das Lannes'sche Corps unter Savary, den General Essen bei Warschau u. am Bug beobachten. Er selbst war den 31. Jan. in Willenberg. Am 31. stand die französische Armee auf einem Raume von 15 Stunden concentrirt, die linke Flanke der Russen bedrohend, u. rückte am 1. Februar vor. Nachdem Bennigsen durch einen aufgehobenen Courier an Bernadotte von dieser Bewegung der Franzosen benachrichtigt worden war, sammelte er sein Heer am 2. Februar in der Stellung zwischen Jankowo u. Mondtken. Als Bennigsen am 3. in seiner Position unbeweglich beharrte, ließ Napoleon dessen rechten Flügel bei Jankowo beunruhigen u. die in der linken Flanke der Russen gelegene Brücke bei Bergfried über die Alle nehmen, worauf die Russen in der Nacht abzogen. Verlust der Russen 1100 M., der Franzosen 3–400 M. Die russische Hauptarmee zog sich nun nach Wolfsdorf zurück u. ließ nur eine starke Avantgarde unter Bagration in der alten Stellung, welche mit Anbruch des Tages lebhaft gedrängt wurde. Von Wolfsdorf setzte Bennigsen den Rückzug weiter fort. Die Franzosen verfolgten am 5. Febr. sehr lebhaft, u. Ney stieß auf seinem Marsch auf das preußische Corps Lestocq's, welcher sich über Liebstadt u. Waltersdorf mit ihnen in der Position von Jankowo vereinigen wollte. Sogleich setzte Ney u. die leichte Cavalleriedivision Lasalle über die Passarge u. ging gegen Liebstadt vor, um der preußischen Avantgarde den Rückzug abzuschneiden. Unterdessen waren auch einige Abtheilungen der Reservecavallerie Murats bei Deppen über die Passarge gegangen u. hatten die Preußen bei Waltersdorf in Front angegriffen. Die Preußen zogen sich in Ordnung zurück, stießen aber auf Ney, welcher sie in den Rücken nahm u. gänzlich aufrieb; 2000 M. wurden gefangen u. 16 Kanonen genommen. Das Hauptcorps Lestocq's zog sich nach Schioditen zurück. In der Nacht auf den 6. Februar erreichte der rechte Flügel der russischen Armee Landsberg, marschirte gegen Morgen vor der Stadt auf u. zog sich gegen Königsberg zurück. Die Arrieregarde bestand bei Hoff (wo die Russen 2000 Todte u. Gefangene verloren), Heilsberg u. Segothen lebhafte Gefechte. Am 6. Febr. gegen Abend zog sich Bennigsen nach Preußisch-Eilau, nahm hinter dieser Stadt eine Stellung u. vereinigte sich mit dem linken russischen, von Heilsberg kommenden Flügel. Die Arrieregarde (Fürst Bagration) war vor der Stadt bei dem Vorwerk Grünhöfehen aufgestellt, wurde Nachmittags von Murat u. Soult in drei Colonnen angegriffen u. von einer vierten in der linken Flanke umgangen; der Kampf wurde sehr lebhaft, ein französisches Bataillon wurde von der russischen Cavallerie niedergehauen, diese aber zuletzt geworfen, u. mit den Russen gemischt drangen die Franzosen in Eilau ein. Nachdem die Russen die Stadt am Abend geräumt hatten, warfen die Franzosen sogleich eine Division vom Soultschen Corps in dieselbe. Bennigsen war fest entschlossen, bei Eilau eine Schlacht zu wagen, um seinen fernern Rückzug über die Pregel u. nach Königsberg zu sichern. Sein Heer war 65–70,000 M. stark, dazu kamen 10,000 Preußen u. Russen unter Lestocq. Die russische Armee, in zwei Treffen zwischen Schloditten, Anklappen u. über dieses hinaus aufgestellt, bildete auf dem rechten Flügel einen Haken, indem sie der Straße nach Königsberg folgte; die Cavallerie u. Artillerie war auf die Flügel u. im Centrum vertheilt. An den rechten Flügel sollte sich das Corps Lestocqs anschließen u. den Raum zwischen Schioditten u. Althof einnehmen. Als Reserve standen die zwei Divisionen in Colonne. Tutschkow befehligte den rechten Flügel, Sacken die Mitte, Osterman-Tolstoy den linken Flügel, Dochterow die Reserve. Ihnen gegenüber standen 68–75,000 M. Franzosen unter Napoleons Oberbefehl; Soults Corps stand in Eilau, eine Division zwischen Eilau u. Rothenen, Augereau, die Garden u. die Reservecavallerie hinter Eilau; Davoust sollte den linken russischen Flügel von Heilsberg u. Braunsberg her umgehen, Ney sollte Lestocq folgen u. den linken Flügel der Franzosen bilden. Das Schlachtfeld war hügelig u. von Seen u. Bächen durchschnitten, welche aber, fest zugefroren u. mit hohem Schnee bedeckt, kein Hinderniß bildeten. Am 8. Februar früh begann ein starkes Artilleriefeuer von beiden Seiten die Schlacht. Bennigsen wollte Eilau wieder nehmen, bald aber gab er dies auf, indem er durch Bewegungen der Division St. Hilaire vom Soultschen Corps, welche sich weiter rechts gegen Serpallen zog, um sich Davoust zu nähern, für seine linke Flanke besorgt wurde. Mittlerweile zogen sich die beiden Divisionen des Augereauschen Corps in die Lücke, welche durch das Rechtsziehen der Division St. Hilaire zwischen dieser u. Eilau entstand, hinein u. avancirten gegen die Russen. Ein Schneegestöber trieb den Franzosen den Schnee ins Gesicht u. nahm ihnen alle Aussicht. Als dasselbe nach 9 Uhr etwas nachließ, befand sich Augereau zwischen dem rechten Flügel (Tutschkow) u. der Reserve (Dochterow) der Russen, welche nun sogleich ein mörderisches Feuer aus einer verdeckten Batterie gegen denselben begannen, wobei Augereau nebst seinen beiden Divisionsgeneralen verwundet u. sein Corps in Unordnung zurückgeworfen wurde. Napoleon befahl, um die hierdurch entstandene Lücke zu füllen, Murat einen Angriff mit fünf Divisionen Cavallerie gegen das russische Centrum zu machen; hier wurde die russische Cavallerie geworfen, zwei Linien Infanterie durchbrochen u. erst die dritte hielt den Angriff auf. Während darauf Murat die russische Infanterie, welche zum Angriff auf den Kirchhof von Eilau, wo sich Napoleon in Person befand, vorrückte, mit einer Chasseurbrigade sprengte, langte Davoust in der linken Flanke der Russen. vor Serpallen in Echelons an, nahm dies u. drängte Tolstoy[578] nach Kleinsausgarten zurück; lebhaft stritt man um dies Dorf u. Serpallen, u. die Franzosen behaupteten bes. letzteres nur mit großer Anstrengung. Desto mehr verstärkte Davoust seinen rechten Flügel, er drang nach Kuschitten vor, nahm selbst Anklappen für einen Moment u. fast wurde durch dieses Zurückdrängen des linken russischen Flügels die Schlacht zu Gunsten der Franzosen entschieden: da erschien plötzlich Lestocq. Er war den 7. von Hussehnen aufgebrochen, um bei Althof sich dem russischen rechten Flügel anzuschließen; bei Schlautienen traf seine Avantgarde schon auf Abtheilungen von Neys Corps u. wurde mit ihnen handgemein. Die Hauptcolonne bog aber, eine Stunde. weiter zurück, nach Bissena aus u. eilte dem Orte zu, wo sie das heftigste Schießen hörte. So kam es, daß sie statt auf dem rechten Flügel der Russen, wie es bestimmt war, auf deren Linken gerade im entscheidenden Moment, wo die Gegner das Dorf Kuschitten nehmen wollten, anlangte. Sogleich gingen die Russen wieder auf die Franzosen los, Lestocq marschirte mit seinen 6500 M. (die übrigen 8400 waren bei Schlautienen wegen des heftig andrängenden Neyschen Corps zurückgeblieben u. hielten nach einigen nachtheiligen Gefechten bei diese Orte u. Pompiken bei Kreuzburg dasselbe in Schach) auf das brennende Kuschitten los u. verjagte, mit den Russen vereinigt, die Franzosen daraus, theils nahm er die Gegner in die rechte Flanke u. zwang sie, als es dunkelte, zu weichen, mehre französische Regimenter wurden hierbei zersprengt. Nun vertrieb Lestocq die Franzosen zwischen Anklappen u. Lampasch u. warf die Trümmer auf die wenigen Bataillons, welche Davoust zur Reserve aufgestellt hatte, zurück. Die Nacht endigte das Gefecht. Auf dem linken französischen Flügel hatte der Theil des Neyschen Corps, welcher nicht zur Verfolgung Lestocqs verwendet war, Althof u. Schioditten, den Stützpunkt des russischen Flügels, genommen u. die Avantgarde nach Schmoditten vorgeschoben, u. vergebens versuchte Bennigsen bis zur Nacht Schloditten mit dem Bayonnet zu nehmen. Beide Heere hatten unendlich gelitten; russische Berichte geben ihren Verlust an Todten auf 7000 M., 18,000 M. Verwundete, darunter 9 Generale u. 400 Offiziere, französische den ihrigen auf 3 Generale, 1900 Todte, 1 Marschall (Augereau), 4 Generale u. 5700 M. Verwundete an; gewiß betrug aber auch der französische Verlust nicht unter 25,000 M.; die Franzosen hatten 16 Fahnen, die Russen 13 Adler u. 6 Fahnen genommen. Beide Armeen befanden sich fast im Zustande der Auflösung. Über ein Drittheil von jeder befand sich marodirend in den Dörfern hinter der Armee u. auf ihren Rückzugslinien. Bennigsen hatte kaum 30,000 M. unter den Waffen u. befand sich am 9. Februar auf beiden Flanken gefährdet; er trat daher, gegen den Rath des Generals Knorring, den Rückzug gegen Mitternacht an u. erreichte Königsberg, Lestocq aber am 10. Februar Allenburg. Von der französischen Armee waren die Corps von Augereau u. Davoust fast ganz aufgerieben, Soult u. die Reservecavallerie sehr geschwächt u. nur Ney, die Garden u. Bernadotte, welcher erst den 5. seinen Marsch angetreten hatte u. den 11. Eilau erreichte, befanden sich im schlagfertigen Stande. Napoleon ließ am 9. früh die Preußen verfolgen u. blieb mit den übrigen Truppen bis zum 13. Febr. auf u. bei dem Schlachtfelde stehen. Bernadotte stand als linker Flügel bei Kreuzburg u. Brandenburg, Ney zwischen Eilau u. Mühlhausen, Soult auf dem eigentlichen Schlachtfelde, Compans (an Augereaus Stelle) mit dem Observationscorps am französischen rechten Flügel unter Savary, aber durch das bei Thorn organisirte 10. Corps unter Lefebre verstärkt, General Grandeau bei Willenberg durch eine Division von Savary, die Grenadierdivision Oudinots u. die Dragonerdivision Grouchys verstärkt. Wirklich machte auch Essen Demonstrationen nach Willenberg hin. Jetzt sandte Napoleon den General Bertrand mit Friedensvorschlägen nach Memel zu dem König von Preußen, dieselben schienen indessen dem König so wenig genügend, daß er sie zurückwies, nur ein Vertrag kam zu Stande, nach welchem die gefangenen Offiziere ausgewechselt werden sollten. Gleichzeitig ging Fürst Bagration nach Petersburg, um dem Kaiser von Rußland Meldung von dem Geschehenen zu machen u. die Verstärkung des Heeres zu betreiben, auch ihm über den Zwist zwischen General Bennigsen u. General Knorring mündliche Meldung zu machen. Da die bisherigen Stellungen der Franzosen sehr unbequem u. die Vorräthe aufgezehrt waren, das eingetretene Thauwetter auch jedes Vorrücken unthunlich machte, so beschloß Napoleon Mitte Februars Winterquartiere hinter der Passarge zu beziehen; er deckte so die Belagerung von Danzig u. wollte hier weitere Verstärkungen abwarten. Am 19. Febr. waren die Bewegungen hierzu vollendet. Erst den 20. erfuhr Bennigsen den Rückzug der Franzosen u. ließ die russischen Vorposten nach Kreuzburg, Eilau u. Landsberg vorgehen, wo die Russen 3000 schwer verwundete Franzosen fanden, ihre Verwundeten dagegen u. zugleich die Vorposten bei Liebstadt einige tausend russische Gefangene befreiten. Die Hauptarmee lag während dem in u. bei Königsberg in Cantonnirungen, erst den 21. Febr. sammelte sie sich zu Allenstein u. ging gegen Landsberg, wohin das Hauptquartier kam, das preußische Corps, unter General Plötz, als rechter Flügel gegen Braunsberg, das Lestocqsche Corps als linker Flügel nach Bartenstein vor, verließ jedoch diese Stellung bald wieder, um sich mit Plötz vereinigt wieder auf den rechten Flügel zu begeben. Von da aus erließ Bennigsen eine Proclamation, worin er sich den Sieg von Eilau zuschrieb. Bis zum ersten März blieb Bennigsen, einige kleine Gefechte abgerechnet, unthätig stehen, besetzte Braunsberg u. schob seinen Vortrab bis Mühlhausen vor. Schon Anfang Februars hatte der linke russische Flügel unter Essen (22,000 M.) sich bei Nowgorod concentrirt u. durch Demonstrationen die Absicht zu erkennen gegeben, sich bei Willenberg zwischen die große französische Armee u. Savary zu werfen u. beide zu trennen. Unerwartet erschien aber Essens Hauptmacht am 15. Februar vor Ostrolenka u. griff die Stadt an. Zufällig befand sich aber ein Theil der Grenadierdivision Oudinots auf dem Marsche nach Willenberg bei Ostrolenka u. verstärkte sogleich die Besatzung, welche die Stadt so lange hielt, bis das Corps sich sammelte u. herbeieilen konnte, wo dann Essen angegriffen u. geworfen wurde. Die Russen verloren nach Angabe der Franzosen 1200 Todte, 2000 Verwundete, die Franzosen 1 General, 100 Todte, 600 Verwundete. Dieser Sieg sicherte erst die rechte französische Flanke, die directe Verbindung der Hauptarmee mit Warschau u. die Aufstellung hinter der Passarge völlig. Der rechte [579] Flügel wurde durch eine Division Baiern (Wrede, später Kronprinz von Baiern) vom 9. Corps (Prinz Jerome) verstärkt, dagegen verließ das 10. Corps (Lefebre) den rechten Flügel u. ging nach Danzig. Um die Winterquartiere des linken Flügels noch mehr zu sichern, ließ Napoleon Braunsberg durch Bernadotte am 26. Februar nehmen. Zwar bemächtigten sich die Russen am 8. März der Stadt wieder, wurden aber den 10. von Neuem vertrieben. Nun wurden die Brücken über die Passarge, mit Ausnahme der von Braunsberg u. Spanden, verbrannt, die Vorposten aber jenseit des Flusses vorgeschoben, Braunsberg, Spanden u. Lomitten mit Brückenköpfen versehen, Wolfsdorf, Gutstadt u. mehre Dörfer verschanzt. Als Bennigsen sein Heer am 1. März bei Frauendorf concentrirte u. die französischen Vorposten aus Gutstadt vertrieb, wollte Napoleon die Russen nicht so nahe dulden u. ließ deshalb den 3. März die ganze Linie vorrücken. Bernadotte u. Soult gingen daher über die Passarge u. Ney vertrieb in der Nacht auf den 4. die Russen aus Gutstadt. Am Morgen zogen sich die Franzosen wieder über die Passarge zurück u. ließen nur die Vorposten jenseit derselben u. in Gutstadt u. Allenstein stehen. Das russische Heer concentrirte sich nun bei Heilsberg u. bezog hierauf zwischen dieser Stadt u. Bartenstein Cantonnirungen; Hauptquartier in Bartenstein.

Danzig war, als sehr entfernt von dem vermuthlichen Kriegsschauplatze, vernachlässigt worden, erst im November waren die Werke eilig in Vertheidigungsstand gesetzt, der bedeckte Weg pallisadirt u. die Umgegend unter Wasser gesetzt, auch die nächsten Vorstädte Neugarten, Stolzenberg, Schottland bis 400 Schritt vom Glacis abgebrochen worden. Die Besatzung war 16,000 Mann Preußen stark. Der General Marwitz, später General Kalkreuth befehligte sie. Das 10. französische Corps unter Lefebre, 51/2 Divisionen Franzosen, Italiener, Polen, Badner u. Sachsen war zur Belagerung Danzigs bestimmt. Den 1. Febr. erschien zuerst Dombrowski mit seinen Polen zu Mewe, 8 Meilen oberhalb Danzig; am 11. Febr. griffen die Franzosen den General Rouequelle bei Marienwerder an u. drängten sein kleines Corps nach Danzig zurück. Die Badner mit Dombrowski vereinigt, stürmten den 23. Febr. Dirschau in zwei Colonnen u. machten die 1500 M. Preußen nach lebhafter Gegenwehr, obschon sie sich auf Discretion ergaben, fast ganz nieder. Gleichzeitig wurde der Angriff von etwa 2000 M., welche den Abgeschnittenen aus Danzig zu Hülfe kamen, abgeschlagen. Im Anfang März gingen Vorposten gegen Danzig vor u. nahmen die Anhöhen vor dem Bischofsberg u. Hagelsberg; am 12. März wurde der Platz auf dem linken Weichselufer weit eingeschlossen; am 18. war die engere Einschließung vollendet u. nur über die Nehrung u. zur See war die Communication nach Königsberg noch frei; am 20. nahm der französische General Schramm die Nehrung. Vergebens versuchte Kalkreuth mehre Ausfälle, u. nur der am Gründonnerstage war von einigem Erfolg. In der Nacht zum 2. April wurde die Tranchee vor dem Hagelsberg, welcher mit dem Bischofsberg eine starke Vorbefestigung der Höhen von Danzig bildet u. der Hauptangriffspunkt sein sollte, auf den Höhen bei Zigankenberg, am 9. April auch vor dem Bischofsberge, eröffnet. Die Preußen waren mit einer Contreapproche aus der Festung gegangen, um einen Hügel, 150 Schritte von der Festung, vor dem linken Flügel der Angriffswerke in Besitz zu nehmen. Um diesen kämpfte man nun mehrfach, selbst nach Eröffnung der zweiten Parallele in der Nacht zum 12. April, doch blieb er den 14. in den Händen der Franzosen. Nun versuchte man auch Weichselmünde u. Danzig zu trennen. Am 15. wurde das rechte Ufer der Laake, eines schmalen Armes der Weichsel, welcher einen Bogen des Hauptflusses zwischen Danzig u. Weichselmünde verbindet, besetzt u. dort zwei Schanzen mit doppelter Communication zum nahen Walde errichtet u. Brücken geschlagen. Ein Ausfall aus Weichselmünde den 16. April u. die Beschießung der französischen Werke durch englische Corvetten, welche deshalb in die Weichsel gesegelt waren, waren unwirksam. In der Nacht zum 24. April begannen die erneuerten Demontirbatterien das Feuer gegen die Stadt u. setzten dasselbe lebhaft fort. Bald waren die Erdwerke des Hagelsberges ganz durchlöchert, auch in der Stadt hatte das Bombardement großen Schaden gethan. Um diese Zeit wurde auch die dritte Parallele vollendet. In der Nacht zum 7. Mai überfielen u. nahmen die Franzosen, über die Weichsel setzend, den Holm, eine von der Weichsel u. der Laake gebildete große Insel, zwischen Danzig u. Weichselmünde, wobei sie 17 Kanonen eroberten. Sogleich wurden die Trancheen von dem Hagelsberge, welche der Holm bisher flankirt hatte, weiter vorgetrieben, die Schanzen des Holms aber gegen dieselben gewendet u. Wurfbatterien gegen die Stadt errichtet. Gleichzeitig nahmen auch die Belagerer die Kalkschanze in der linken Flanke der Angriffsfronte Am 10. u. 11. Mai krönten die Franzosen den Rand des bedeckten Weges des Hagelsbergs u. vertrieben die Preußen aus demselben, doch wurde dies Etablissement von den Belagerten durch Granaten fast ganz zerstört. Da erschienen plötzlich am 11. Mal 5300 M. Russen u. 1300 M. Preußen, unter General Kamenskoi II. von Pillau aus übergeschifft, zu Neufahrwasser. Hierdurch wurden die Franzosen auf der Nehrung, an der Laake u. auf dem Holm zwischen zwei Feuer genommen. Aber Oudinot eilte mit einer Grenadierbrigade von Marienburg herbei u. Napoleon ließ zu Marienburg durch Lannes ein neues Reservecorps (2 Divisionen Infanterie, 3 Regimenter Cavallerie) zur Unterstützung Lefebres bilden. Kamenskoi II. war, als er landete, von der Wegnahme des Holms durch die Franzosen noch nicht unterrichtet, er griff daher erst den 15. Mai den General Schramm am Holm mit 3 Colonnen an; eine 4. Colonne sollte die Nehrung attakiren, wurde aber mit 1500 M. Verlust zurückgeworfen. Ein Angriff mit 2000 M., welcher von Pillau aus längs der Nehrung geschehen sollte, kam zu spät. Auch die Besatzung war unthätig geblieben u. hatte nur lebhafter gefeuert. Den 19. Mai erschien eine englische Corvette mit 26 Kanonen in der Weichsel, welche der Stadt Pulver u. Vorräthe überbringen sollte; aber das Schiff wurde lebhaft beschossen, gerieth auf den Grund u. mußte die Segel streichen. Um diese Zeit langte Mortier mit einem Theil seines Corps von Kolberg an, u. mit diesem verstärkt wollte Lefebre den Sturm auf den Hagelsberg versuchen. Zuvor ließ er den General Kalkreuth nochmals auffordern, u. dieser capitulirte nach rühmlicher Vertheidigung den 24. Mai. Die Besatzung zählte, als sie am 27. Mai auszog, noch[580] 9000 M., darunter 4000 Kranke. Sie wurde von den Franzosen nach Pillau geleitet, versprach aber ein Jahr lang nicht gegen Frankreich zu dienen. Weichselmünde war nicht in der Capitulation begriffen, indessen capitulirte es den 27. auch, aber noch bevor die Capitulation geschlossen war, desertirte der größte Theil der Besatzung, meist Polen. Ähnliches war in Danzig geschehen. Die Franzosen fanden in Danzig 980 Kanonen u. bedeutende Vorräthe an Lebensmitteln. Auch Graudenz, wo Curbière befehligte, war seit Ende December mehr beobachtet als eingeschlossen, die blos ummauerte Stadt aber besetzt, welche bei dem Vordringen Lestocqs nach dieser Gegend Ende Januar entsetzt wurde. Erst Anfang Februars bewerkstelligte General Reyer, später Victor (nach seiner Auswechslung gegen Blücher) mit Franzosen, Polen u. Darmstädtern die engere Einschließung; die Beschießung begann erst nach dem Fall von Danzig, doch hielt Graudenz sich bis zum Frieden.

Während der Belagerung von Danzig verharrten beide Armeen in Ostpreußen an der Passarge in ihren Stellungen. Die Franzosen campirten seit Mitte März in einer Reihe verschanzter Barackenlager u. zogen 60,000 Conscribirte u. Rheinbundtruppen an sich. Napoleon legte sein Hauptquartier nach Schloß Finkenstein, um Danzig u. der großen Armee gleich nahe zu sein. Das erste Corps (Bernadotte, 3 Divisionen, 1 Cavalleriebrigade) betrug 17,780 M., das dritte (Davonst, 3 Divisionen, 1 Cavalleriebrigade) 19,740 M., das vierte (Soult, 3 Divisionen, 1 Cavalleriebrigade) 27,820 M., das fünfte (Massena, 2 französische, 1 baierische Division) 23,990 M., das sechste (Ney, 3 Divisionen, 1 Cavalleriebrigade) 16,000 M., das siebente (Augereau) war, da es sehr geschwächt u. der Commandeur desselben nebst den Divisionsgeneralen verwundet war, aufgelöst u. unter die übrigen vertheilt worden. Außerdem bestand das Gardecorps (die eigentliche Garde Bessières, 5400 M. Infanterie u. 3830 M. Cavallerie, u. die Grenadierreserve Oudinot, 6050 M.), die Reservecavallerie (Murat, 3 Kürassier-, 5 Dragonerdivisionen, 15,000 Pferde). Noch waren gegen 9000 M. Cavallerie u. Infanterie gegen die Weichsel im Marsch. Demnach hatte Napoleon an der Weichsel 110,000 M. Infanterie u. 24,000 M. Cavallerie. Außerdem standen folgende Corps detachirt: das achte Corps (Mortier, 2 französische, 1 italienische u. 1 holländische Division, 1 Reiterbrigade, 29,600 M.) stand in Pommern, das neunte Corps (Vandamme, 1 baierische, 1 württembergische Division) 14,650 M. in Schlesien, das zehnte Corps (Lefebre, 1 Division Franzosen, 1 Division Italiener, 2 Divisionen Polen, 1 Division Badner u. Sachsen) 33,000 M. vor Danzig u. Graudenz. Die polnische Division Zayonczek bestand für sich; die Truppen der kleinen Rheinbundfürsten waren in Anmarsch gegen Pommern, ein Reservearmeecorps (Brune, 2 Div. Franzosen, 1 spanische Div. u. 1 Div. Baiern u. Badner) war schon daselbst, u. mit diesen kann man die französische Armee wohl auf 248,000 M. anschlagen. Bei den Russen langten Verstärkungen, namentlich im März die Garden u. der Kaiser im April selbst bei der Armee an; Bennigsen behielt auch ferner den Oberbefehl. Die äußersten leichten Truppen befehligte Platow, die eigentliche Avantgarde Fürst Bagration u. unter ihm den rechten Flügel Bogowout, den linken Bestuschew, den Soutien Markow I. Von der Hauptarmee führte das erste Treffen Fürst Gotschakow I. u. das zweite Treffen Dochterow. Die ganze russische Armee zählte 20 Kosakenpuiks (9000 M.), 180 Escadrons (14,400), 92 Bataillone u. 30 Jägerregimenter (45,800 M.). Den rechten Flügel der Armee bildete das Corps des preußischen Generals Lestocq, es zählte 11 Bataillone, 79 Escadrons; 8,500 M. Cavallerie, 5,400 M. Infanterie, zu ihm detachirt waren 2 russische Divisionen (13,000 M.). Ganz von der Hauptarmee getrennt war der äußerste Flügel an dem oberen Narew u. der Pisek, jetzt unter Tolstoi (2 Divisionen Infanterie, 16,800 M., 1400 Kosaken u. 3000 M. Cavallerie). Die Reserve bildeten das Reserve- od. Gardecorps unter Großfürst Constantin, 350 Kosaken, 3000 Pferde, 9200 M. Im Ganzen mochte das russisch-preußische Heer an der Narew u. Passarge 38,000 M. Cavallerie, 96,000 M. Infanterie, also 134,000 M. betragen. Beide Heere in Ostpreußen u. Polen waren sich daher ungefähr gleich. Gleichzeitig waren durch Ukas vom 21. Mai die russischen Milizen von 200,000 M. in Activität gesetzt worden, um die ganze Armee zum Krieg verwenden zu können. Ungeachtet der angelangten russischen Verstärkungen unternahm Bennigsen nichts Ernstliches zum Entsatz Danzigs Dagegen griff Wittgenstein mit der Avantgarde am 30. April die befestigte Stellung unweit Ostrolenka an, eroberte 4 Kanonen u. machte 300 Gefangene, behielt auch von jetzt an Ostrolenka besetzt; am 1. Mai wurde Lemarois bei Sieradsk vom russischen General Lewis angegriffen u. mit 300 Todten u. Verwundeten, 110 M. Gefangenen Verlust zurückgetrieben, u. 4. Mai der Kronprinz von Baiern, welcher mit 4000 M. bei Pultusk den Narew passiren u. gegen Obrity vordringen wollte, mit Verlust von 400 Todten u. 100 Gefangenen von Lewis aufgehalten.

Während der factischen Waffenruhe Anfang Aprils versuchte Österreich vergebens den Frieden zu vermitteln. Dagegen wurde am 26. April eine neue festere Coalition zwischen Preußen, Rußland u. England gegen Frankreich geschlossen. Als die Capitulation von Danzig bei den Verbündeten bekannt wurde, entschlossen sich diese ungesäumt zum Angriffe, um Napoleon nicht Zeit zu lassen, die jetzt disponibel gewordenen Streitkräfte an sich zu ziehen. Den 4. Juni sammelte sich die Hauptarmee bei Heilsberg u. Umgegend, u. am 5. erfolgte der Angriff in 8 Colonnen, aber er mißlang, theils weil man Anfangs den 4. Juni zum Angriff bestimmt hatte, dies aber zu spät widerrief, weshalb die. Preußen den 4. mitten im Angriff auf Spanden Contreordre erhielten u. den 5. den Feind, welcher aufmerksam geworden war, nicht bezwingen konnten; theils weil der Angriff der Russen auf die Brückenköpfe von Lomitten u. Elditten u. bei Altkirch vereinzelt u. ohne Zusammenstimmung geschah. Der Verlust der Russen u. Preußen hierbei betrug etwa 3000 M., der der Franzosen 1500–2000 Todte u. Verwundete, der General Roget mit 1500 M. war gefangen worden. Nach diesem Angriff waren den 5. Juni die meisten russischen Colonnen bei Quetz versammelt; am 6. Juni griff die Avantgarde unter Bagration am Morgen die Franzosen an, welche aber jeden Schritt bis zur Passarge vertheidigten u. die Passarge bei Deppen passirten. Hier entspann sich nun eine lebhafte aber wirkungslose [581] Kanonade, denn Bennigsen ließ, durch eine fingirte Nachricht Davousts getäuscht, sein Heer Halt machen, begab sich in das Hauptquartier nach Gutstadt, um dort Befehl zu holen, was er ferner thun solle, u. kehrte erst den 7. zurück. Unterdessen hatte Napoleon seine Streitkräfte gesammelt, war von Finkenstein nach Deppen geeilt u. ging den 8. Juni wieder in die Offensive über. Zunächst ließ er Soult, um Lestocq von der russischen Hauptarmee zu trennen, vorgehen; auf diesem Marsch drang die Division Legrand zu rasch gegen Kleinenfeld vor, wurde umzingelt u. erlitt einen Verlust von 200 M. (darunter General Guyot) u. 100 Gefangenen; die Russen, statt Soult anzugreifen u. zu erdrücken, zogen sich nach Heilsberg zurück. Den 9. Juni gingen die Franzosen in drei Colonnen auf Gutstadt. Unterwegs wurde Soult unweit Dietrichsdorf von dem Detachement des Generals Kamenskoi II. angegriffen, doch zog sich Kamenskoi nach kurzem Avantgardengefecht über Wormdit nach Heilsberg zurück, u. Gutstadt wurde von den Franzosen besetzt. Die Stellung von Heilsberg, wo sich die Russen mit der Hauptarmee (84,000 M.) zu halten gedachten, war strategisch wichtig, indem sie sowohl die Straße nach Eilau u. Königsberg u. die Vereinigung der Straße von Wormdit, als die fernere directe Rückzugslinie nach Rußland sicherte u. den Mittelpunkt der strategischen Aufstellung bildete, welche sich rechts an das Frische Haff, links an die Seen bei Nikolaiten lehnte. Aus dieser Rücksicht waren die Höhen vor Heilsberg zu beiden Seiten der Alle stark befestigt. Am 10. Juni griff Murat die Avantgarde Bagrations an u. warf sie bis Beweriken zurück. Zwar kam ihm Uwarow mit 25 Schwadronen zu Hülfe, aber statt Bagration zu degagiren, wurde er von der Reservecavallerie Murats angegriffen, u. Bagration zog sich nun auf die russische Hauptstellung zurück. Murat folgte ihm dahin, stürmte eine der dortigen Schanzen mit Infanterie, mußte sie aber bald räumen u. zog sich in die Stellung von Bewerniken zurück. Am 11. Juni begann das Tirailleurgefecht wieder, wurde jedoch nicht sehr lebhaft unterhalten, da Napoleon erst die Erscheinung Davousts abwarten wollte, welchen er von Altkirch nach Grossendorf gesendet hatte, um hier die Straße von Heilsberg nach Eilau zu durchschneiden, die rechte Flanke der Verbündeten zu bedrohen, Lestocq von der Hauptarmee zu trennen u. Königsberg zu bedrohen. Als die Russen die Umgehung wahrnahmen, begann Bennigsen, von Lestocq getrennt, mit einbrechender Nacht seinen Rückzug in 4 Colonnen nach Bartenstein. Die Franzosen besetzten aber Heilsberg. Verloren hatten die Russen in den Gefechten vom 8.–11. Juni 2–3000 Todte, worunter 3 Generale, 6000 Verwundete, worunter 8 Generale; die Franzosen 12– 1500 Todte, worunter 1 General, u. 5–6000 Verwundete, worunter 3 Generale. Bennigsen verließ Bartenstein am 12. u. zog in 3 Colonnen nach Schlippenbeil u. Friedland. Zuvor hatte er Kamenskoi II. zur Deckung von Königsberg abgesendet, da aber die gerade Straße bereits von den Franzosen occupirt war, stellte er sich hinter dem Frisching auf. Eben dort stand getrennt von ihm Lestocq. Die Avantgarde vertrieb am 13. die Avantgarde des Lannes'schen Corps aus Friedland, die ermüdete russische Infanterie erreichte Friedland erst am 13. u. 14. Morgens u. nahm dort Position. Von der französischen Armee war nun ein Theil der Reservecavallerie, Davoust u. Soult unter Murats Oberbefehl gegen Königsberg über Eilau zu rücken bestimmt u. den 13. an dem Frisching angekommen, welchen Lestocq u. Kamenskoi den 13. verließen u. kurz vor Königsberg sich aufstellten. Diesem Corps war Napoleon mit den Garden, 5 Cavalleriedivisionen u. den Corps von Mortier u. Ney gefolgt, hatte aber das Lannes'sche Corps rechts zur Beobachtung u. weiteren Umgehung der russischen Hauptarmee nach Domnau. entsendet u. befahl demselben, als er am 13. Abends die Meldung von dem Cavalleriegefecht bei Friedland erhielt, gegen Friedland zu rücken u. setzte dagegen die Garden, Mortier, Victor u. Ney gegen Domnau in Bewegung. Am 14. Juni früh begann ein Gefecht zwischen der französischen Cavallerie u. der russischen Avantgarde unter General Kollogribow; allein die Russen schlugen den Angriff ab u. die Franzosen zogen sich in eine Stellung vorwärts Heinrichsdorf u. Posthenen rechts an den Sortlakener Wald gelehnt; die Cavallerie bildete den rechten Flügel. In dieser Stellung langte nach u. nach die Division Oudinot, der Rest vom Lannes'schen Corps, die Kürassierdivision Nansouty u. die Dragonerdivision Grouchy an. Lannes unterhielt mit etwa 14,000 M., bis Napoleon mit der Hauptarmee anlangte, ein lebhaftes Tirailleurgefecht u. zog dadurch die Aufmerksamkeit Bennigsens dergestalt auf sich, daß derselbe fast die ganze nach u. nach anlangende russische Armee auf dem linken Alleuser in der Stellung, wo er die Schlacht von Friedland annahm, aufmarschiren ließ. Beide Flügel lehnten sich an die Alle, der linke an das Dorf Sortlack (welches Lannes' Tiralleurs kurze Zeit nahmen), der rechte, eigentlich bei dem Stadtroßgarten u. dem dortigen Fließ, zog sich jenseit desselben bis an das Domnauer Holz u. das Dorf Dietrichswalde; das Mühlenfließ, welches bei Friedland in die Alle fällt, floß senkrecht durch die russische Stellung u. theilte dieselbe in zwei Hälften, im Rücken der Stellung lag Friedland u. die Alle; die Verbindung über diesen Fluß unterhielten die Brücke bei Friedland u. zwei ober- u. unterhalb der Stadt geschlagene, durch jenseit des Flusses aufgefahrene Batterien gedeckte Pontonbrücken. Das Terrain vor der Fronte war auf Kanonenschußweite offen; weiter zurück verdeckte der Heinrichsdorfer Wald, rechts der Wald von Sortlack die Aussicht. Die russische Armee stand im zweiten Treffen; 4 Divisionen u. viel Cavallerie bildeten den rechten Flügel, die Infanterie wurde dort vom Fürst Gortschakow I., die Cavallerie vom Fürst Galyzin V. u. Uwarow befehligt, den linken bildete die zweite Division unter Bagration, die dortige wenige Cavallerie commandirte Kollogribow, Alsufiew stand mit 6000 M. als Reserve in Colonne auf der Straße nach Schlippenbeil auf dem rechten Ufer der Alle. Im Ganzen waren etwa 61,000 M. thätig. Nach 7 Uhr kam Mortier an u. die am frühsten anlangende Division Dupas rückte sogleich auf dem linken Flügel bei Heinrichsdorf in Linie; um 9 Uhr erschien Ney u. die Gardecavallerie mit Napoleon selbst, welcher durch Ney den rechten Flügel verstärken ließ; gegen Mittag Victor, welcher hinter Ney aufgestellt wurde, u. gegen 3 Uhr die Infanterie der kaiserlichen Garde, welche zwischen Posthenen u. Heinrichsdorf die Reserve bildete. Die Kürassierdivision Espagne u. die Dragonerdivision Grouchy machte den linken, die Latour-Maubourg[582] den rechten Flügel, 2 andere standen unter Victor u. Lannes in Reserve. Im Ganzen war die französische Armee 70–80,000 M. stark. Seit 2 Uhr war das Gefecht auf der ganzen Linie lebhafter geworden. Bennigsen richtete seine ganze Aufmerksamkeit auf den französischen linken Flügel, u. Lannes ließ dort absichtlich den Russen Terrain gewinnen; u. schon machten die Russen Anstalt Heinrichsdorf anzugreifen: als plötzlich Napoleon Abends um 5 Uhr das Zeichen zum Angriff gab. Sogleich rückte Ney, welchen bisher der Sortlackener Wald verbarg, von Victor unterstützt, vor u. vertrieb die Russen aus dem Sortlackener Wald; die vorrückenden Massen von Latour-Maubourgs Dragonern, denen sämmtliches Geschütz vorausging, trieben die Russen zurück u. keilten sie in den engen Raum zwischen der Alle u. Friedland ein. Ein Theil derselben wurde selbst bei Sortlack an die Alle gedrängt u. entweder gezwungen den Fluß zu durchschwimmen od. sich zu ergeben. Vergebens machte die Reserve der Garde einen Angriff u. hielt den Gegenangriff auf; Victor griff wieder an u. warf die Garde, Friedland wurde genommen u. angezündet u. auch die Pontonbrücke oberhalb der Stadt verbrannt. Der russische rechte Flügel, welcher sich nun eilig in Bewegung setzte, um bei Friedland die Alleübergänge zu gewinnen, fand Friedland von den Franzosen besetzt u. brennend, zwei Divisionen schlugen sich durch die Stadt, zwei andere wurden, da die Brücken unterdessen in Flammen aufgingen, an die untere Alle gedrängt u. durchschwammen den Fluß od. ertranken darin. Nach französischen Berichten betrug der Verlust der Russen, 10,000 Todte, 15,000 Verwundete, 18 Kanonen, mehre Fahnen; der Franzosen, 1500 Todte, 4000 Verwundete; nach russischen der eigene 6–8000 Todte, 12,000 Verwundete, 16 Kanonen, der der Gegner, 3000 Todte, 8000 Verwundete; getödtet wurden 4 russische Generale, verwundet 4 russische, 4 französische u. 1 sächsischer. Von den Sachsen hatten etwa 3500 M. an der Schlacht Theil genommen. Die russische Armee wurde von der Division Alsufiew, welche als Reserve auf dem rechten Ufer der Alle aufgestellt war, aufgenommen u. zog sich in der Nacht in zwei Colonnen nach Allenburg zurück, passirte am 15. Morgens Wehlau u. nahm hinter dem Pregel Position, wohin sie von der französischen Avantgarde verfolgt wurde.

Murat war währenddem am 14. Juni mit dem Sonltschen Corps u. einem Theile der Reservecavallerie, von Davoust gefolgt, gegen Königsberg aufgebrochen. Lestocq hatte sich langsam hinter den Pregel gezogen, sich dort mit Kamenskoi vereinigt u. das Commando über das combinirte gegen 20,000 M. starke Corps übernommen. Entschlossen Königsberg zu vertheidigen, hatte er die Wälle besetzt u. die Vorstädte in Brand gesteckt. 1200 Mann u. sechs Kanonen wurden auf dem Rückzuge nach Königsberg abgeschnitten u. in Kahlden nach lebhafter Gegenwehr gefangen genommen. Soult griff die brennenden Vorstädte von Königsberg an u. nahm sie ungeachtet eines Ausfalles, worauf sich eine lebhafte Kanonade entspann. Abends marschirte Murat mit Davoust von Königsberg ab, um sich zur Hauptarmee bei Friedland zu begeben; Soult allein blieb zurück. Am Abend des 15. Juni traf die Nachricht der Schlacht von Friedland in Königsberg ein; sogleich verließ Lestocq die Stadt u. zog sich nach Labiau zurück. 200 Mann blieben als Besatzung zurück u. schlossen am 16. die Capitulation. Die Stadt wurde mit ihren Lazarethen (3000 Russen u. 4000 Preußen), zahlreichen Magazinen, großen Artillerievorräthen u. mit 160,000 eben aus England gelangten Gewehren u. 200 russischen Schiffen übergeben, auch ihr sogleich eine Contribution von 20 Mill. Franken, welche später auf 8 Mill. ermäßigt wurde, auferlegt. Den 16. Juni verließ die russische Hauptarmee die Stellung hinter dem Pregel u. ging den 17. bis Schillupischken, wo sie sich mit Lestocq u. Kamenskoi vereinigte, u. den 18. u. 19. bis Tilsit, wo sie über den Memel ging. Sogleich stellte sich Lestocq auf den rechten Flügel hinter dem Memel auf. Unterdessen versuchte Murat vergebens Lestocq abzuschneiden, in Labiau kehrte er wieder um u. ließ nur Davoust folgen, während er selbst wieder zur Hauptarmee stieß. Indessen folgte Victor an der Spitze, Lannes u. Mortier hinter ihm, Bennigsen auf dem Fuße, Ney war gegen Friedland entsendet. Murat langte mit der Hauptarmee den 19. bei Tilsit an, wo ein Parlamentär ihm vom Kaiser von Rußland Anträge zur Einstellung der Feindseligkeiten überbrachte. Noch zuletzt war Pillau, wo der Oberst Hermann commandirte, von Soult eingeschlossen u. wurde beschossen, capitulirte aber nicht. Auch der linke Flügel der Russen am Narew, unter Tolstoi, war gleichzeitig mit der Bewegung der Hauptarmee thätig gewesen. Am 11. Juni unternahm Fürst Wittgenstein mit 6000 Mann u. 4000 Pferden einen Angriff auf die Mündung des Omulew, wo die Franzosen in einem befestigten Lager bei Drenczewo standen; er bemächtigte sich des Postens von Borki, aber schon den 12. nahm Massena diese wichtige Stellung wieder u. trieb Wittgenstein nach Ostrolenka. Am 27. erhielten beide Theile Nachricht von den Schlachten bei Heilsberg u. Friedland. Massena ging gegen Ostrolenka vor, die Russen zogen sich aber gegen Tycoczin u. Bialystock zurück. In letzter Stellung erhielt man am 27. Juni Nachricht vom Waffenstillstand. Nämlich bei der Hauptarmee war der von den Russen angebotene Waffenstillstand von Napoleon angenommen u. wurde den 21. Juni in Tilsit zwischen Berthier u. dem Fürst Labanow abgeschlossen. Nur nach vier Wochen Aufkündigung sollten die Feindseligkeiten wieder beginnen u. während der Zeit am Frieden gearbeitet werden, die Demarcationslinie sollte von Nidden auf der Kurischen Nehrung durch das Kurische Haff längs dem Memel bis Grodno u. von der Lososna bis zum Bober u. Biebrz, dann aber von Wizna ab dem Narew entlang bis zur russischen Grenze gehen; von Wizna bis Nowgorod sollte eine Linie gezogen u. das Land jenseits. derselben nicht durch französische Truppen besetzt werden. Mit Preußen wurde am 25. Juni von Berthier u. Kalkreuth ein besonderer Waffenstillstand unter denselben Bedingungen geschlossen, nur wurde Blücher, welcher mit preußischen Truppen in Schwedisch-Pommern gelandet war, für neutral erklärt, u. die noch in preußischen Händen befindlichen Festungen sollten während desselben weder neue Werke errichten, noch Vorräthe einsammeln. Am 24. Juni trafen der Kaiser Alexander u. der König von Preußen bei der Armee ein u. nahmen in Piktupöhnen ihr Hauptquartier, am 25. begannen die Friedensunterhandlungen. Murat schlug sein Hauptquartier in Königsberg auf, blieb aber für seine Person bei Napoleon in Tilsit.

In Schlesien war nur noch Silberberg, Glatz[583] u. Kosel in preußischen Händen. Der Fürst von Anhalt-Pleß hatte nach dem Überfall von Wartha, verdrießlich wegen des Mißlingens seiner Pläne, dem Grafen Götzen das Commando übergeben, u. dieser ging, wie der Fürst, nach Wien, um dort seinem Monarchen durch Unterhandlungen mehr zu nützen. In seiner Abwesenheit befehligte der Major Stößel die außerhalb der Festungen befindlichen, aus dem Negro'schen Cavalleriecorps u. den verbundenen Freicorps Stößel's u. des Hauptmann Wallenstein (Jäger) bestehenden Truppen. Beide letztere hatten vor der Capitulation von Schweidnitz bei Landshut gestanden u. dem Feind durch zahlreiche Überfälle viel Schaden gethan u. standen später bei Neurode. Indeß mißlang eine Unternehmung von 1500 Mann, von da aus Schweidnitz zu entsetzen, u. die Truppen, welche diese ausführen wollten, wurden zum Theil nach Neiße, zum Theil nach Böhmen verschlagen; die übrigen retteten sich mit Stößel nach Glatz. In Glatz langte um diese Zeit, von Wienzurückkehrend, der Graf Götzen, vom König zum Generalgouverneur von Schlesien ernannt, an u. betrieb die Aufstellung der Truppen eifrig. Wirklich gelang es ihm nach u. nach acht Nationalhusarenescadrons, sechs Compagnien Jäger u. drei Bataillone zusammenzubringen. Die preußischen Streitkräfte in Schlesien mochten im März u. April 1807 etwa 4000 Mann in Kosel, 5000 Mann in Neiße, 5–6000 in Glatz u. Silberberg betragen. Schon seit den 23. Januar war Kosel durch die baierische Division Deroi u. Württemberger unter Seckendorf eingeschlossen u. zugleich Neiße berennt worden, u. nach der Eroberung von Schweidnitz u. der Erstürmung des Passes von Wartha wurde Götzen in der Grafschaft Glatz durch Lefebre mit Cavallerie beobachtet. Die Werke Kosels waren in gutem Stande u. das Terrain vor dieser Festung inundirt. Die Besatzung bestand aus 4200 Mann, welche aber schwierig waren u. haufenweise desertirten; Commandant war Oberst Neumann. Am 28. Jan. wurden die Trancheen eröffnet; durch die Beschießung war die Festung fast ganz ruinirt, dennoch capitulirte sie nicht, u. am 6. März wurde die Belagerung aufgehoben u. in eine Beobachtung verwandelt; die Baiern selbst verließen am 5. März das rechte Oderufer ganz u. zogen sich auf das linke. Erst den 11. April begaben sie sich wieder auf das rechte Oderufer u. schlossen die Blockade enger. Krankheiten wütheten unterdessen in Kosel u. an der Stelle des gestorbenen Obersten Neumann übernahm Major von Puttkammer das Commando; Mitte Juni war die Besatzung nur noch 1500 Mann u. sie hatte nur bis Mitte Juli Lebensmittel, deshalb capitulirte Puttkammer am 16. Juni auf die Bedingung, daß, wenn am 18. Juli die Festung nicht entsetzt wäre, die Besatzung kriegsgefangen sein sollte, jedoch erfolgte der Friede zuvor. Vandamme belagerte das schon längere Zeit beobachtete u. seit dem 24. Febr. blockirte Neiße. Commandant war General Steensen, Besatzung 5000 Mann; in der Nacht zum 2. März wurden die Trancheen eröffnet, am 11. April begannen die Batterien lebhafter zu spielen u. die Trancheen vorwärts zu gehen. Ein Angriff in zwei Colonnen von Glatz u. Silberberg aus, um Neiße zu entsetzen, wurde, da das Beobachtungscorps schon zu stark geworden war, vereitelt. Eine zweite Diversion unter dem Major von Losthin mit 1400 Mann gegen Kanth, welcher später das nun offene Breslau überrumpelu u. die Belagerer von Neiße nöthigen sollte, die Belagerung aufzuheben, gelang zwar Anfangs, indem der bei Kanth angreifende General Lefebre am 14. Mai geworfen wurde, 200 Baiern u. Sachsen im Strigauer Wasser ertranken, 100 Mann gefangen u. zwei Kanonen genommen wurden; Losthin sah jedoch die Unmöglichkeit nach Breslau durchzukommen ein u. begann den Rückzug nach Silberberg. Lefebre durch 800 Mann baierische u. polnische Cavallerie verstärkt, griff ihn aber den 15. bei Adelsbach an, warf ihn, befreite die Gefangenen u. nahm ihn selbst mit 350 Mann gefangen. Mit Mühe erreichte der Rest der Colonne Silberberg u. Glatz. Neiße, aller Aussicht auf Hülfe beraubt u. immer ärger bedrängt, capitulirte nun am 1. Juni. Die Besatzung war am 16. Juni kriegsgefangen. Die Baiern fanden hier 328 Geschütze Nun wendete sich die ganze französische Macht nach Glatz. Vor diesem Platze, am rechten Ufer der Neiße, war vor Kurzem ein verschanztes Lager für ein kleines Corps errichtet. In der Nacht zum 24. Juni wurde dasselbe, welches mit 1800 Mann besetzt war, von den Baiern u. Württembergern unter General Siebein u. Lilienberg überfallen, 1000 Preußen nach tapferem Kampfe getödtet od. gefangen u. 13 Kanonen erobert. Die Sieger gaben ihren Verlust auf 300 Mann an. Schon drangen die Baiern in die Vorstadt ein u. ein Bombardement, von Vandamme gedroht, war zu erwarten. Die Festung hatte aber nur noch zwölf Tage Munition, der Friede war nahe, daher beschloß Götzen zu capituliren, die Übergabe aber so lange zu verzögern, daß der Friede die Festung dem Könige erhielt. Den 25. Juni kam die Capitulation zu Stande, Glatz sollte den 26 Juli, wenn bis dahin kein Entsatz erschiene, übergeben werden u. die Garnison kriegsgefangen sein, unterdessen aber 8000 Mann die Festung blockiren.

In Pommern zog Kolberg, lange Zeit von den Franzosen übersehen, Anfangs des Jahres 1807 die Aufmerksamkeit durch die Kühnheit seiner Partisanen, bes. Schills, auf sich. Mitte Februars setzte sich die italienische Division Teuille gegen Kolberg in Bewegung, bestand zu Stargard mit den Partisanen der Festung ein Gefecht, nahm den 15. Febr. die Verschanzungen von Naugardten u. schloß Kolberg leicht ein. In der Nacht auf den 14. März nahm Teuille die Schanze auf dem hohen Berge. Fast täglich unternahm Schill gegen das schwache Blockadecorps Ausfälle u. that demselben beträchtlichen Schaden. Da Teuille allein keine Belagerung unternehmen konnte, so rückte Mortier von Stralsund mit einer Division u. einer Cavalleriebrigade vor Kolberg. Kaum hatte er sich aber den 29. März in Bewegung gesetzt, als die Schweden am 1. April mit 5000 Mann unter Essen u. Armfeld folgten. Langsam wich General Grandjean, welcher mit seiner Division stehen geblieben war, über Greifswald hinter die Peene zurück, wo er bei Anklam Position faßte. Essen u. Armfeld griffen aber den 3. April Grandjean an u. warfen ihn nach Uckermünde u. Stettin zurück, wo er den 7. April ankam. Auf diesem Rückzug verloren die Franzosen etwa 1600 Gefangene. Auf die Nachricht von Grandjeans Unfall kehrte Mortier um, zog die Nassauer u. andere Garnisonen an sich, vereinigte sich mit Grandjean, ging auf Essen zwischen Friedland u. Stolzenburg los, drang den 15. u. 16. April über Pasewalk, Belling u. Altkusserow, wo überall Gefechte stattfanden, vor u. schnitt am 17. den Oberst[584] Cardel ab, welcher sich mit Verlust von 800 Gefangenen über das Haff auf Schiffen retten mußte. Die schwedischen Generäle Armfeld u. Vegesackwaren verwundet. Essen trug bei Mortier den 18. April auf einen Waffenstillstand an, welcher in Schlatkow zu Stande kam. Die Schweden sollten Usedom u. Wollin räumen u. keiner gegen Frankreich im Krieg begriffenen Macht Vorschub leisten. Demarcationslinie wurde die Peene u. Trebel; zehn Tage (später vier Wochen) waren zur Aufkündigung bestimmt. Mortier ging nach Stettin u. später zur großen Armee. Sein Corps, bes. die Division Grandjean, wurde aufgelöst; aus einem Theile desselben u. einer polnischen Division bildete er ein neues Corps, welches mit bei Heilsberg u. Friedland war. Unterdessen ging die Blockade u. Belagerung von Kolberg immer fort; General Loison hatte dort das Commando übernommen, aber alle seine Anstrengungen wurden durch die rege Bürgerschaft, namentlich unter der Leitung des alten Nettelbeck (s.d.), vereitelt; auch Schill machte am 12. April einen neuen Ausfall u. schlug einen Theil des Blockadecorps bei Bork. An die Stelle des schwachen Gouverneurs Lucadou erhielt am 29. April Gneisenau das Commando des Platzes. Mit Ernst u. Eifer nahm sich dieser aller Anstalten zur Rettung der Festung an. Schon hatte am 28. April die Beschießung der Stadt begonnen; Gneisenau suchte aber die Fortschritte der Franzosen hauptsächlich durch kräftige Ausfälle zu hemmen. Sogleich wurden die Verschanzungen im Bullenwinkel wieder genommen, der Hafen durch eine schwedische Fregatte gedeckt u. durch den inzwischen von Stralsund wieder angekommenen Schill mehre Parteigängerstreiche ausgeführt. Indessen war das Belagerungscorps durch mancherlei Truppen verstärkt worden, u. Loison rückte mit den Laufgräben der Festung immer näher. Ein mißlungener Sturmversuch auf die Redoute auf dem Wolfsberg am 29. Mai kostete 600 Mann u. den General Teuille das Leben. Am 11. Juni wurde das Feuer des Wolfsberges durch ein anhaltendes Bombardement zum Schweigen gebracht, die Brustwehren u. Blockhäuser desselben zerstört u. die Stadt mit Bomben u. Granaten, welche vier Feuersbrünste erregten, überschüttet. Am 12. capitulirte die Besatzung des Wolfsberges u. erhielt freien Abzug, aber am Abend des 14. nahm die Besatzung durch einen Ausfall den Wolfsberg wieder. Den 15. ging er aber nochmals verloren. Am 23. nahmen die Franzosen die Schanze Stubenhagen u. am 1. Juli die Maikuhle am Ausgang des Hafens, u. hierdurch wurde die Communication mit dem Meere unterbrochen; am 2. wurde die Münde als ein wichtiges Außenwerk angegriffen. Am 3. Juli aber traf die Nachricht vom Frieden ein. Die Besatzung hatte aus 6000 Mann bestanden, hiervon waren 429 getödtet, 1093 verwundet, 209 gefangen, 159 vermißt. Das Belagerungscorps, 18,000 Mann, hatte 5000 Mann verloren. Der König erließ aus Rücksicht auf das brave Benehmen Kolbergs demselben seinen Antheil an der den Franzosen zu zahlenden Contribution, die Besatzung aber vereinigte er zu einem Kolbergischen Infanterieregiment.

Auf einem Floß mitten im Niemen (Memel) kamen am 25. Juni Napoleon u. Alexander zusammen u. hatten in dem Pavillon eine zweistündige Unterredung. Hierauf verabredeten sie, daß die Hälfte von Tilsit für neutral erklärt u. zum Hauptquartier des Kaisers von Rußland u. des Königs von Preußen bestimmt werden sollte. Am 26. fand eine zweite Zusammenkunft auf dem Floß statt, welcher auch der König von Preußen beiwohnte. Talleyrand, Kurakin u. Labanow sollten den Frieden schließen. Der Friede von Tilsit zwischen Frankreich u. Rußland wurde den 7. Juli zwischen den Hauptbevollmächtigten geschlossen, der zwischen Frankreich u. Preußen, zwischen Talleyrand, den Generalen Kalkreuth u. Grafen Goltz, den 9. Juli ausgewechselt u. in Königsberg den 12. Juli ratificirt. Preußen sollte von Frankreich einen Theil der eroberten Länder u. Provinzen zurückerhalten, jedoch alle westlich der Elbe gelegenen preußischen Gebiete nebst einem Festungsrayon um die Friedrichsstadt von Magdeburg auf dem rechten Elbufer, der Kotbuser Kreis u. alle seit dem 1. Januar 1772 von Preußen in Besitz genommenen polnischen Provinzen, mit Ausnahme von Westpreußen, letztere dem Könige von Sachsen unter dem Namen eines Herzogthums Warschau, abgetreten werden. Als Westpreußen wurde das Land, welches westlich von Altpreußen, östlich von Pommern u. Neumark, nördlich vom Kulmer Kreise u. einer Linie von der Weichsel über Waldau nach Schneidemühl u. längs des Bromberger Kreises u. der Straße von Schneidemühl nach Driesen liegt, nebst Stadt u. Festung Graudenz u. drei benachbarten Dörfern erklärt. Danzig, mit einem Gebiete von zwei Stunden im Umkreise, sollte unter Preußens u. Sachsens Schutze als Republik bestehen, auch dem Könige von Sachsen eine Kriegsstraße zwischen. Sachsen u. Warschau durch die preußischen Staaten gestattet sein. Die Schifffahrt auf der Weichsel, Netze u. dem Bromberger Kanal sollte frei sein. Rußland erhielt den Bialystocker K. eis von dem bisherigen Preußisch-Polen mit 100,000 Einw. Allen Polen wurde Straflosigkeit für begangene Vergehen zugesichert. Die Herzoge von Sachsen-Koburg, von Mecklenburg u. Oldenburg sollten wieder in den Besitz ihrer Länder gesetzt werden, jedoch die Häfen der letzteren bis zum Frieden zwischen Frankreich u. England französische Besatzung behalten. Napoleon erklärte sich bereit Rußlands Vermittelung zum Frieden mit England anzunehmen, wenn England binnen Monatsfrist die Annahme derselben erkläre. Rußland erkannte Joseph Napoleon als König von Neapel u. Ludwig als König von Holland, den Rheinbund u. den gegenwärtigen Besitzstand u. die Titel der Mitglieder desselben, so wie auch die Fürsten, welche vielleicht noch in der Folge dem Bunde beitreten möchten, Jerome Napoleon als König von Westfalen u. alle Verfügungen an, welche mit preußischem abgetretenem Gebiet von Napoleon getroffen werden möchten, u. trat die Herrschaft Jever an Holland ab. Das Aufhören der Feindseligkeiten zwischen den Türken u. Rußland u. die Räumung der Moldau u. Walachei von den Russen wurde festgesetzt, jedoch sollten letztere Provinzen nicht eher wieder von den Türken besetzt werden, als bis der Friede zwischen Rußland u. der Pforte unter Frankreichs Vermittelung bestätigt sein würde. Der Friede war für Preußen schmachvoll; der König mußte mehr als die Hälfte seiner Länder (3211 QM., 5,554,000 Ew., mit Einrechnung Hannovers, jedoch Nichtrechnung Kleves, Ansbachs u. Baireuths) abtreten u. behielt nur 2618 QM, 5,165,000 Ew., er trat somit unter die Mächte zweiten Ranges[585] zurück. Preußen bestätigte in Allem den Frieden mit Rußland. Außerdem sollten alle preußischen Häfen für England verschlossen bleiben. Bis zum 1. August sollte das Land bis an die Passarge, am 1. Octbr. aber ganz Preußen bis an die Elbe mit Ausnahme von wenigem, das bis zum 1. Novbr. besetzt bleiben sollte, von französischen Truppen geräumt sein. Alle diese Bestimmungen sollten in Vollzug gesetzt werden, sobald die dem Lande bis zum Frieden auferlegten Brandschatzungen bezahlt od. dafür Sicherheit geleistet worden wäre.

Soweit war die Ruhe wieder hergestellt, als die Hartnäckigkeit des Königs Gustav IV. von Schweden sie wieder unterbrach. Dieser hatte sich bereits im April mit England versöhnt, u. eine Diversion sollte unter seinem Befehl von Stralsund aus versucht werden. 30,000 Engländer waren hierzu eingeschifft; sie sollten sich mit 15,000 Schweden in Stralsund vereinigen, durch ein Corps Preußen, unter dem ausgewechselten General Blücher, von Pillau aus verstärkt werden u. dann unter dem Commando des Königs von Schweden etwas Ernstliches gegen die linke Flanke der französischen Basen unternehmen. Unerwartet kam Gustav IV. den 12. Mai in Stralsund an, übernahm am 13. das Commando u. erklärte, als am 14. ihm ein französischer Parlamentair meldete, daß Brune statt Mortier das Commando übernommen habe, diesem, daß er nur den Waffenstillstand von Schlatkau am 27. April, nicht aber dessen späteren Zusatzartikel, also auch nur eine Aufkündigung von 10 nicht 30 Tagen anerkenne. Am 4. Juni hatte er in Schlatkau eine Unterredung mit Brune, wo er diesem vergebens den Antrag machte, sich mit seinem Corps für Ludwig XVIII. zu erklären. Nach u. nach landeten nun 5000 Preußen auf Rügen u. in Schwedisch-Pommern u. bildeten den rechten Flügel der Schweden. Ende Juni langten auch die ersten zwei Divisionen englischer Truppen unter General Cathearth u. Linsingen, etwa 8000 Mann stark, in Stralsund an; indeß da gerade damals der Friede in Tilsit nahe bevorstand, so trafen die Engländer schon Anstalt, sich wieder einzuschiffen. Doch Gustav IV. kündigte am 3. Juli den Waffenstillstand auf. Zu spät langte die officielle Nachricht von dem Frieden, welche zugleich das preußische Corps ab- u. den 13. Juli nach Usedom u. Wollin berief, an, u. am 13. begannen die Feindseligkeiten wirklich, indem die Franzosen über die Peene gingen u. die schwedischen Vorposten den 14. nach Stralsund zurück drückten. Gustav IV. ließ auf einen neuen Waffenstillstand antragen; derselbe wurde ihm jedoch abgeschlagen, u. die Einschließung von Stralsund erfolgte nach einigen Gefechten. Bald waren Redouten gegen die Stadt u. Strandbatterien errichtet; in der Nacht zum 16. August wurden die Trancheen 600 Schritte vom bedeckten Weg entfernt, auf drei Punkten eröffnet u. rückten in vier Tagen bis 300 Schritte von der Festung vor, zugleich wurde das Bombardement, welches schon seit Anfang August begonnen hatte, stärker fortgesetzt. Während dieser Zeit schiffte sich Cathcart mit den Engländern wieder ein. Der Magistrat bat wiederholt um Capitulation u. ein Kriegsrath erklärte die fernere Vertheidigung für unnütz; die Stadt ward daher am 20. Aug. geräumt, indem sämmtliche Truppen nach Rügen übersetzten, u. der Commandant Peyron mit Abgeordneten des Stadtraths capitulirte; den 21. rückten die Franzosen in Stralsund ein, wo sie 500 meist vernagelte Geschütze fanden. In der Nacht auf den 24. Aug. wurde die Insel Dänholm nahe bei der Stadt, wo sich ein altes Fort u. ein befestigtes Lager befand, von General Freiron überfallen u. die Besatzung von 550 Mann gefangen. Aber auch Rügen zu nehmen machten die Franzosen Anstalt; da die Nationalschweden unzufrieden waren u. die geworbenen u. deutschen Truppen desertirten, so entschloß sich der König Rügen zu verlassen. Am 5. Septbr. wurde eine Capitulation zur Räumung Rügens zwischen Toll u. Reille verabredet. Am 6. schiffte sich Gustav IV. u. die Schweden bis zum 27. Sept. nach Schweden ein. Ihr Verlust vor dem Feinde betrug im Ganzen über 3000 Mann; 1000 Mann waren desertirt, 500 noch in den Lazarethen, die über 2000 Mann starke Landwehr wurde aufgelöst u. nicht ganz 10,000 Mann kehrten nach Schweden zurück.

Während dieser Episode war Alles geschehen, um von dem Kriegszustande wieder zum Frieden zurückzukehren. Die Russen waren auf ihr Gebiet zurückgekehrt u. hatten Bialystock in Besitz genommen; die französische Armee räumte Ostpreußen bis an die Passarge u. besetzte Schlesien, Pommern, Westpreußen u. Brandenburg bes. stark, schwächer das übrige Deutschland bis an den Rhein. Davoust war zum Gouverneur in dem neuen Herzogthum Warschau, sein Corps zur Besetzung desselben bestimmt, u. dieses Herzogthum wurde nun auf französischen Fuß organisirt. Unter dem Schutz anderer französischer Corps geschah Gleiches im neuen Königreich Westfalen. Die französischen Truppen zogen darauf größtentheils aus Deutschland ab, um sich andern Bestimmungen, hauptsächlich Spaniens Grenzen, zu nähern. Nur im Preußischen Staate blieben ansehnliche französische Streitkräfte bis zur vollständigen Zahlung der Contributionen an Frankreich stehen u. verließen Preußen erst beim Ausbruch des Spanischen Krieges 1808; doch blieben Glogau, Stettin u. Küstrin noch bis zur völligen Bezahlung der Contribution in den Händen der Franzosen u. wurden erst 1813 u. 1814 zurückerobert. Vgl. v. Höpfner, Der Krieg von 1806 u. 1807, Berl. 1850 f.; v. Montbé, Die kursächsischen Truppen im Feldzuge 1806, Dresd. 1860, 2 Bde.

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Pierer's Universal-Lexikon, Band 13. Altenburg 1861, S. 566-586.
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