1. Am Vater erkennt man den Sohn, an der Mutter die Tochter.
[1503] 2. Am Vater kennt man gemeiniglich die Kinder. – Petri, II, 14.
3. Arger Vater, ärger Kind.
Mhd.: Man sicht dicke, daz diu kint vil boeser denn der vatter sint. (Boner.) – Waz ob Helmbreht noch hât etewâ junge knehtel? die werdent ouch Helmbrehtel. (Helmbrecht.) (Zingerle, 81.)
4. As de Vatter, as de Su'n. (Attendorn.) – Firmenich, I, 356, 5.
5. As se nog Vâr un Môr (Vater und Mutter) segden (sagten), kunnen se Karken un Tôrens (Thürme) bôen; man (aber) as Pa un Ma segen, kunnen se kêne mêr underholden. – Bueren, 27; Frommann, II, 392, 39; Eichwald, 1985; Hauskalender, I.
6. Auf Vaters Platz soll man nicht sitzen.
Die Achtung der Kinder vor den Aeltern ist bei den Juden vielleicht grösser als bei jedem andern Volke. So ist es dem Sohne verboten, bei Tische des Vaters Platz, selbst bei dessen Abwesenheit, einzunehmen. Erst nach dem Ableben des Vaters kann der Sohn den Ehrensitz für sich beanspruchen. Jüdisch-deutsch in Warschau: Män thur (darf) nit sitzen auf'm Tatess Ort.
7. Besser einen Dieb zum Vater als einen Räudigen (Krätzigen, Schäbigen).
Dän.: Det er bedre at være af tyve-æt, end skarve-æt. (Prov. dan., 58.)
8. Beter en rîken Vader to verlêren as en krupen Moder. (Holst.) – Schütze, II, 357.
Krupen = kriechen, fleissig, thätig sein. Fleiss ist besser als Reichthum.
9. Bevor der Vater geboren, steht der Sohn schon auf dem Dache.
Von vorzeitigem, verfrühtem Handel in einer Angelegenheit. Jüdisch-deutsch in Warschau: Eider der Tati is geboren steht der Sühn auf'n Doch. Im ähnlichen Sinne wird auch die Redensart gebraucht: Er schappt (polnisch chapać = haschen, fangen) die Fisch var der Netz. Die Fische vor dem Netz, d.i. der Sache vorgreifen wollen.
10. Boa min Vâr niks krid, doa es ok niks, har de Junge sagt. (Kierspe in der Grafschaft Mark.) – Frommann, III, 257, 69.
11. Böser Vater hat auch wol einen frommen Sohn.
Dän.: Der er ikke saa arg en fader han haver gierne en from søn. (Prov. dan., 150.)
12. Böser Vatter ist doch ein Vatter. – Lehmann, 657, 67.
»Also auch ein Fürst.«
Lat.: Magis sentitur bonitas principis et patris, se quid ad spersum sit acidi. (Lehmann, 658, 67.)
13. Das ist ein glücklicher Vater, der wohlerzogene Kinder hat.
It.: Chi ha buon figli volo è vera mente padre. (Pazzaglia, 257, 6.)
14. Dass der Vatter ein Dreck getan, so stinckt doch der Sohn nicht darnach. – Lehmann, 841, 13.
15. Deinen Vater ehren, ist dein eigen Ehr. – Petri, II, 72.
16. Dem alten Vater wünscht man die Ruhe, und ruht er, möchte man ihn wieder aufwecken.
Böhm.: Když otec stár, râd bys ho zahrabal, a kdyz umřel, rád bis ho vyhrabal. (Čelakovsky, 399.)
17. Dem Vater gleicht oft der Sohn und singt gern nach seinem Ton.
Lat.: Saepe solet similis filius esse patri. (Chaos, 713.)
18. Dem Vater und der Mutter gehört keine Ehr', die ihre Kinder nicht weisen zu Zucht und Ehr'.
19. Den Vater erkennt man am Kinde, den Herrn am Hausgesinde. – Simrock, 10794; Körte, 6221; Braun, I, 4713; Lohrengel, I, 136.
Holl.: Den vader kent men bij zijn kind. (Harrebomée, II, 355.)
20. Den Vater erkennt man am Kinde, wie das Wetter am Winde. – Braun, I, 4712.
21. Der ist Vater, der die Hochzeit mit der Mutter gemacht hat. – Graf, 166.
Er wird gesetzlich so lange als Vater betrachtet, bis das Gegentheil bewiesen ist.
22. Der seinem vatter nit wil folgen, der muss zuletst dem stiffuatter folgen. – Franck, I, 85a; Gruter, I, 17; Petri, II, 754; Egenolff, 345a; Lehmann, II, 850, 324; Eyering, I, 589; Simrock, 10798; Eiselein, 500.
[1504] 23. Der Vater Alte ein Sparer, der Sohn ein Geuder. – Simrock, 9644.
24. Der Vater betrübt sich, wenn sein lieber Sohn stirbt.
Bei Tunnicius (220): De vader bedrovet sik sêr, als syn leive sone stervet. (Commovet genitor, si obiit carissima proles.)
25. Der Vater ein Pfaff, der Sohn sein Chorschüler, so gehn sie beyde im badhembt einer reinigkeit. – Zinkgref, IV, 51.
26. Der Vater entwendet, der Sohn verschwendet.
27. Der Vater erbt das Kind. – Graf, 194, 74.
Was ein Kind, das selbst keine Nachkommen hat, an Gut hinterlässt, fällt an die Aeltern. »De vader ervet dat kindt.« (Dreyer, III, 1377.)
28. Der Vater gibt dem Kinde den Namen.
Schwed.: Fadren måste altijd gje barnen namn. (Grubb, 198.)
29. Der Vater ging in die Grube und erwarb Vermögen, der Sohn ging in die Schule und verlor es.
Das Sprichwort gehört dem Grubenbezirk Englands, dem sogenannten schwarzen Lande und spricht die dort herrschende Unterrichtsverachtung aus. Eine Schilderung der Bevölkerung dieses Districts nach der Times enthält die Schles. Zeitung, 1861, Nr. 264.
30. Der Vater hat eine Liebschaft (ausser dem Hause), die Mutter ist eifersüchtig, die Tochter zu Hause ist in Verlegenheit, was sie thun soll. – Burckhardt, 113.
31. Der Vater ist der nächste Vorständer. – Graf, 172, 164.
D.h. der natürliche Vorsteher und Vertreter, Vormund seiner Familie, seines Weibes und seiner Kinder. »De vader is de negeste vorstender.« (Richthofen, 550, 8.)
Schwed.: Fadren är altijd äldst, fast barmen wore fyra och tiugu. (Grubb, 198.)
32. Der Vater ist des Sohnes Richter. – Graf, 172, 165.
Aus dem rigischen Ritterrecht entlehnt: De vader ys des sönes richter. (Oelrich, S. 99.)
33. Der Vater kann für seinen Sohn nicht denken (urtheilen).
Die Russen: Der Sohn ist mein, aber der Verstand ist sein. (Altmann V, 70.)
34. Der Vater Kaufmann, der Sohn Spazierer, der Enkel Bettler.
35. Der Vater kniet vor den Heiligen, der Sohn bestiehlt sie.
Frz.: De père saintelot, enfant diablot. (Leroux, I, 8.)
36. Der Vater lügt, der Sohn betrügt.
Mhd.: An boeser kluogheit kleiniu kint vil klüger denn ir vater sint. (Renner.) – Keye hât lâzen mangin kint, diu wirst dan er gerôten sint. (Haslan.) (Zingerle, 81.)
37. Der Vater muss dem Kinde den Namen geben.
38. Der Vater muss die Kinder ziehen, bis sie sich selbst erkennen. – Graf, 165, 151.
Er hat die Verantwortlichkeit für sie bis zu ihrer geistigen Selbständigkeit, also auch das entsprechende Züchtigungsrecht.
Mhd.: Der vader sal dij kind tzien, bis se sîch selber erkennen. (Kl. Kaiserrecht, II, 4.)
39. Der Vater nährt die Kinder mit Fischen und die Kinder nähren den Vater mit Hunden. (Lit.)
40. Der Vater sieht nicht wohl, die Mutter thut die Augen zu. – Simrock, 10799; Sailer, 104.
41. Der Vater sorgt für Mehl und die Mutter bäckt Kuchen.
Böhm.: Mámo, pecte koláče, táta jede ze mlýna. (Čelakovsky, 165.)
42. Der Vater Spir und Spar, der Sohn Rips und Raps. – Eiselein, 71; Simrock, 9645.
43. Der Vatter ein schlemmer, der Sohn ein bettler. – Henisch, 345, 56; Petri, II, 110; Sailer, 200.
»Der Vater ein Schlampamper, der Sohn ein Bettler; der Vater ein Dieb, der Sohn ein Landlauffer.« (Mathesy, 329a.)
44. Der Vatter sagt nicht zum Kinde: Wiltu? sondern: Da hast du. – Lehmann, 233, 15.
Wie man geben soll.
45. Des armen Vaters Sohn trägt gern die Nase hoch.
In dem Falle nämlich, dass er sich etwas emporgearbeitet hat.
Böhm.: Na otci vodu vozívali, a synn s chomoutem na oči nechod'. (Čelakovsky, 100.)
[1505] 46. Des Vâders Sêgen bugget en Hûs, der Motter er Flauk riet et ümm. (Waldeck.) – Curtze, 324, 121; hochdeutsch bei Braun, I, 4716.
Böhm.: Otcova kletba vysušuje, a matčina z kořen vyvracuje. (Čelakovsky, 19.)
Lat.: Felicus faciet natos benedictio patris. (Binder II, 1110.)
47. Des Vaters guter Namen ist der Kinder schönstes Erbtheil.
Schwed.: Fadrens dygd är barnsens skatt. (Grubb, 109.)
48. Des Vaters Schritte sind des Sohnes Tritte. – Suringar, CLXXXII.
Lat.: Ut pater incedit, sic gressus filius edit. (Wegeler, Phil. Petr., 1415.)
49. Des Vaters Segen und der Mutter Fluch fehlen nicht.
50. Des Vaters und der Mutter Hände sind sanft (weich). (Lit.)
51. Des Vaters Wacht und Hut, des Sohnes heilig Blut, des Geistes Kraft und Muth bringt mir das ewig Gut. – Gerlach, 211.
52. Des Vatters straffe ist rechte lieb, darumb du jhn mit nicht betrüb. – Gruter, III, 20; Lehmann, II, 83, 143; Petri, II, 121; Sailer, 263; Simrock, 9944.
53. Diar Atj an Mâm egh harki wul, maast at Kunlawskan harki. (Nordfries.) – Johansen, 69.
Der Vater und Mutter nicht gehorchen wollte, musste dem Kalbfell gehorchen.
54. Die geistlichen Väter suchen der Beginen, Nunnen und der jungen Wittwen Rosenkränz im Busen oder unter dem Fürtuch und geben ihnen dann ihr Paternoster. – Eiselein, 506; Klosterspiegel, 37, 2.
55. Die Väter haben Herlinge gegessen, aber den Kindern sind die Zähne davon stumpf geworden.
Die Armenier: Der Grossvater hat unreife Weintrauben gegessen, da bekommt der Enkel stumpfe Zähne. (Ausland, 1871, 404a.)
Lat.: Ob textoris erratum, sartor vapulavit. (Philippi, II, 59.)
56. Eim Vater, offt weiss, frumb vnd kün, schlagen selten nach de Söhn. – Crusius, Schwäb. Chronik, I, 119b.
57. Eim zähen Vater folgt ein milder Sohn. – Sutor, 26.
58. Ein alter Vater zeugt Waisen.
Böhm.: Starý otec sirotky plodí. (Čelakovsky, 390.)
59. Ein frommer Vater kan wol einen bösen Buben zeugen. – Petri, II, 188.
60. Ein frommer Vater zeucht selten böse Kinder.
»Doch hat mannich frum kindt ein scholck zu eynem Vatter, vnd ein frummer Vatter ein dieb zu eynem son.« (Wachter, Aiij.)
61. Ein guter Vater hält keine Schoskinder.
62. Ein jeder Vater soll seine Kinder auferziehen.
Bei Tunnicius (586): Ein itlik vader sal syne kinder upvöden. (Est patris justi proprios educere natos.)
63. Ein schlechter Vater, der nicht will, dass sein Sohn besser werde, als er.
64. Ein schlechter Vater hat auch wol ein gut Kind.
Holl.: Een slechte vader heeft wel een goed kind. (Harrebomée, II, 355b.)
65. Ein schwacher Vater zeugt hartnäckige Kinder und eine zärtliche Mutter grindige Köpfe.
66. Ein Vater aller Flüsse ist der Rhein, die Elbe könnte wol zunächst die Mutter sein; die Donau ist aller Wasser Frau, doch kann der Rhein mit Ehren ihr Mann sein. – Hesekiel, 13.
67. Ein Vater in einem Hauss ist besser denn zehen Söhne. – Petri, II, 234.
68. Ein Vater muss einem jungen Gesellen nicht feind sein, dem er sein eigenes Kind zur Ehe gibt.
»Man sagt, es muss ein Vater u.s.w.« (Mathesius, Postilla, XCVIIIa.)
69. Ein Vater soll die Kinder also erziehen, was er ihnen mit der rechten Hand gibt, dass sie es nicht mit der linken nehmen.
70. Ein Vater soll seinen Stab nicht auss der Hand geben, so lang er jhn führen kann. – Petri, II, 231.
[1506] 71. Ein Vater von Natur und von Recht soll sitzen vor und der Sohn auf seinem Spor. – Eiselein, 615.
72. Ein vatter kan ehe zehen1 kinder erneren, dann zehen kinder einen vatter. – Agricola I, 321; Franck, I, 78a; Gruter, I, 28; Eyering, II, 196; Petri, II, 231; Lehmann, 170, 33 u. 467, 79; Latendorf II, 10; Egenolff, 180a; Schottel, 1127b; Mathesy, 232b; Luther, 169; Luther's Tischr., 415b; Sailer, 265; Pistor., VI, 27; Eisenhart, 159; Gaal, 1596; Eiselein, 615; Simrock, 10800; Mayer, II, 12; Siebenkees, 67; Körte, 6225; Körte2, 7815; Pistor., VI, 27; Venedey, 101; Braun, I, 4714; Lohrengel, I, 245; Dove, 101; Birlinger, 503; Volksbuch, IX, 33.
1) Die Osmanen haben statt zehn die Zahl neun. (Schlechta, 143.) – Dies Sprichwort ist ein Erfahrungssatz, aber keine Regel. Die natürliche Liebe gegen die Aeltern ist der Grund davon. Ein Vater hat stärkere Beweggründe, er sieht sein Bildniss in seinen Kindern wieder aufleben. Man hat gefunden, dass die Liebe der Kinder gegen die Aeltern so stark nicht ist, und die Aeltern, bei allen ehrenvollen Ausnahmen, das nicht von den Kindern erwarten können, was sie an ihnen gethan haben. (S. ⇒ Mutter 64.)
Mhd.: Das gwârest spruchwort daz ist daz: Einiger vatter füret bas syben kinder durch einn gatter, dann siben kinder einen vatter. (Ring.) (Zingerle, 158.)
Böhm.: Chudá matka spíše sedm dĕtí vychová, než sedmero dĕtí jednu matku vyživí. (Čelakovsky, 402.)
Dän.: En fader føder mange børn, op men mång børn kunde ei føde en fader. (Prov. dan., 150.)
Holl.: Een vader kan beter zeven (tien) kinderen onderhouden dan zeven (tien) kinderen eenen vader. (Harrebomée, II, 355.)
It.: Basta un padre a governar cento figliuoli e cento figliuoli non bastono a governar un padre (o a far le spese ad un padre). (Gaal, 1596.) – E più facile ch' un padre faccia le spese a dieci figli voli, chè dieci figli voli ad un padre. (Pazzaglia, 257, 2.)
Lat.: Librorum ingratudo. Bis quinam sobolem levius pater educat unus, grandem quam nati bis modo quinque patrem. (Glandorp, II, 34, 186.) – Omnis in Ascanio cari stat cura parentis, at nulla Ascanium cura parentis habet. (Glandorp, 99, 226.) – Parentibus nulla lex data amandi filios. (Sutor, 604.) – Parentum et liberorum amor non est aequalis.
Poln.: Jeden ojciec dziesięć synów wychowa, a dziesięć synów jednego ojca żywić niemogą. (Čelakovsky, 402.)
Schwed.: En fader föder mång barn, men mang barn kunna icke föda en faar. (Grubb, 183.)
73. Ein Vatter strafft ein Kind an dem ort, da es am wenigsten schaden bringt. – Lehmann, 728, 28.
»Das sollen auch Regenten thun.«
74. Ein weiser Vater, der seine Kinder erkennt. – Eiselein, 572.
In Shakespeare's Kaufmann von Venedig (Act 2, Scene 2) sagt Lanzelot: It is a wise father, that knows his own child.
75. Ein weiser Vater zeugt auch wol närrische Söhne.
Lat.: Heroum filii noxae. (Suringar, LXXXVI, 11.)
76. Einen guten Vater soll man lieben, beim schlimmen denken, dass er Vater ist.
77. Ên Vater ernährt ihre (eher) tein Kinner as tein Kinner êinen Varer. (Mecklenburg.) – Raabe, 23; für Hannover: Schambach, II, 23.
78. Erst Vadder on dann Vadder sin Sahn. – Frischbier2, 2839.
79. Erst Vâder un denn Sûne. – Schambach, II, 166.
Erst Vater und dann Sohn. Ein Vater soll zuerst an sich selbst denken und nicht schon bei Lebzeiten den Kindern das Vermögen übergeben. (S. ⇒ Ausziehen 2-5 und ⇒ Kind 1039.)
80. Es ist besser, dass der Vater Gefatter werde, denn dass das Kind vngetaufft bleibe. – Petri, II, 255; Henisch, 1418, 5.
81. Es ist ein böser Vater, welcher Hunde füttert und die Kinder hungern lässt.
82. Es ist meinem Vater schon recht, dass ich mir die Hände erfroren, sagte der Junge, warum hat er mir keine Handschuhe gekauft. – Trachsel, 21.
Durch diese aus einer Gerichtsverhandlung in den Volksmund übergegangene Redensart drückt der Sprechende seine Gleichgültigkeit über einen ihm gemachten Vorwurf aus, über den er sich hinwegsetzt und den er einem andern aufbürden will. In Preussen: [1507] Dat öss dem Vader recht, dat mi frêrt, towat kefft hei mi kein Handschkes. (Frischbier2, 3582.) Die Breslauer Zeitung (1864, Nr. 465) wendet das Sprichwort auf Staatsmänner an, welche die materiellen Interessen ihres Volks verletzten, um sich an einer fremden Regierung zu rächen.
Lat.: Ridiculum est odio nocentis perdere innocentiam. (Philippi, II, 158.)
83. Es war kein Vater nie so böss, er zog dennoch fromme Kinder. – Eyering, II, 69.
84. Frommer Vater zeucht frommen Sohn.
Dän.: Det er en from fader, der gjerns vilde hans sør skulde blive frommere end han. (Prov. dan., 150.)
85. Gelinder Vater, ungerathene Kinder.
It.: Padre pietoso fà figli infelici. (Pazzaglia, 257, 5.)
Schwed.: Blöta bård skärare gjöre rutna sår. – Fadrens flättia gjör tredska barn. (Grubb, 198.)
86. Gleicher (rechter) Vater, gleiche (rechte) Mutter.
Von zwei Personen, die sich an Werth oder Unwerth genau gleichen. Der Sinn ist also: der eine ist wie der andere.
87. Grimmiger Vater, grimmiger Sohn. – Petri, II, 357.
88. Hat denn der geistliche Vater auch Fleisch und Eier feil, sagte die Dirne zum Kapuziner. – Klosterspiegel, 29, 8.
89. Hat der geistlich1 Vater auch Fleisch und Eier feil? – Eiselein, 217.
1) Bei Eiselein: geisslich, wie es nach dessen Angabe schon bei Kern und Notker stehen soll.
90. Hing mein Vater am Galgen und thät mein Bruder auf dem Rad umwälzen, hätt' ich Geld, ich wäre lieb.
91. Hinter des Vaters Haupte fiel auch nicht ein Haar herab. (Lit.)
92. Hinter des Vaters Rücken ist gut pfiffig sein.
93. Î Vuoter erhält ênder zä Käinjt wä zä Käinjt enn Vuoter. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 551.
94. In des Vaters Schatten wird der Sohn gross.
95. Je frömmer Vater, je ärger Kind. – Froschm., Ceiiii; Petri, II, 301; Henisch, 1256, 31.
96. Jeder Vater lobt (rühmt) sein Kind.
»A. Ralf's Schriften sind in Zeitungen erhoben. B. Ja, seht den frechen Kukuksstreich, er selber hat das Ruhmblatt eingeschoben. A. Nun, wär' es auch, was ärgert's euch? Ein Vater darf doch sein Kind loben.« (Witzfunken, Va, 8.)
97. Kalte Väter haben (oft) warme Töchter.
98. Karger Vater, diebischer Sohn.
Böhm.: U tvrdého (skoupého) otce zlodĕjské dĕti. (Čelakovsky, 406.)
99. Kein Vater kann seinen Sohn schelten. – Eisenhart, 158; Pistor., VI, 25; Eiselein, 615; Hillebrand, 132, 192; Simrock, 10804.
Dies Sprichwort entscheidet die Frage, ob Kinder von ihren Aeltern der Ehre beraubt und wegen erlittener Beschimpfungen deshalb ihre Aeltern gerichtlich belangen können. Sie wird verneint, da das zwischen Aeltern und Kindern bestehende Band der Natur der Vermuthung nicht Raum geben kann, dass Aeltern ihre Kinder in der Absicht schelten sollten, um deren Ehre zu kränken, weil der Schimpf gewissermassen auf sie zurückfallen würde. Hillebrand a.a.O. bemerkt jedoch, dass unter besonders erschwerenden Umständen die Injurienklage auch gegen Vater und Mutter begründet erscheine.
100. Last wul a up Vota un Mutta nich höan, un nu müd a up't Kalffell höan, säden de Lüed, as de unbennig Frita Zaldoet wurd un no de Trummel marschieren must. (Ukermark.) – Engelien, 216, 18.
Als der unbändige Friedrich Soldat ward, sagten die Leute, er, der Vater und Mutter nicht hören wollte, muss nun aufs Kalbfell hören und nach der Trommel marschiren.
101. Lîke Vader, lîke Moime. – Schambach, II, 287.
102. Lîr ta deinje Vuoter Käinjt mâchen. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 545.
103. Man draf sînen Vâ nich Herm1 heiten, wenn he auk so hêt. (Lippe.)
1) Abkürzung von Hermann. Vater hat im Lippeschen auf dem Lande sehr viele gleichbedeutende Wörter als: Teite, Teute, die verbreitetste Vâ oder Vaar, im westlichen Theil Bawwe, auch wol Pappe u.s.w.
104. Mei Voater is seit gestern Prazeljunge, sagte Hans, da wollte er nicht mit gemeinen Kindern spielen.
[1508] 105. Mein Vater ist der Höchste in Konstanz, sprach die Tochter des Thurmwarts. – Eiselein, 109; Simrock, 1467; Hoefer, 1074.
106. Mein Vater ist ein Nagelschmied, der geit Tag und Nacht kein Fried'. (Tuttlingen.) – Birlinger, 1040.
107. Mein Vater schnarrt, meine Mutter schnarrt, ich schnarre ôch. (Köthen.)
Neckend oder verspottend.
108. Mein Vater und Grossvater sind Teufel gewesen, ich will auch Teufel sein.
In einer kleinen Stadt war seit uralter Zeit die Leidensgeschichte Jesu in einem öffentlichen Aufzuge dargestellt. Einst wurden die Rollen dazu anders vertheilt. Da trat ein Bürger mit ernster Klage auf, dass man ihm die Rolle des Teufels genommen habe. Mein Altvater, Grossvater und Vater waren stets die Teufel, die Teufelsrolle ist dadurch in unserer Familie erblich geworden. (Witzfunken, Vb, 117.)
109. Mein Vater war ein spitzfindiger Mann, sagte des Nadelmachers Sohn.
110. Mein Vater würde eine Kuh kaufen, sagte der Junge, wenn er Geld hätte.
Holl.: Mijn vader, zei de ondeugende jongen, zou wel eene koe willen koopen, had de schelm naar geld. (Harrebomée, II, 456a.)
111. Milder Vatter zeucht einen muthwilligen Sohn. – Lehmann, 790, 6.
Lat.: Blanda patrum pravos facit indulgentia natus. (Lehmann, 790, 6.)
Poln.: Ojcowska lagodność syna psuje. (Čelakovsky, 406.)
112. Min Vader is kên Pape west. – Eichwald, 1476; Kern, 355.
Um zu sagen: ich bin nicht unehelich geboren.
113. Min Vader snarret, mîne Mutter snarret, awer ek spräke alles reine, rîne ût. – Schambach, II, 694.
So lässt man den Einbecker sagen, um die schnarrende Aussprache desselben zu verspotten.
114. Min Vaer wull wol 'n Bull kôpen, man hadd' he ok Geld? (Oldenburg.) – Firmenich, I, 232, 42; Hauskalender, II.
115. Mînen Vaer schêt ick nit dôt, darum bidd ick mînen Nebenmann, dat hei em dôt schütt, sagte der Soldat, als ihn der Offizier fragte, was er auf Vorposten thun werde, wenn ein Feind auf ihn zukomme.
Wenn der Feind sein Vetter, ja sein Bruder wäre, so wollte er ihn niederschiessen, wäre es aber sein eigener Vater, so wollte er seinen Nebenmann um diesen Dienst ersuchen.
116. Mit Vater und Mutter soll man nicht streiten.
Schwed.: Man får intet träta med faar och mor (= moder). (Grubb, 508.)
117. Mit Vatern ist nicht gut brudern. (Berlin.) – Holtei, Eselsfresser, I, 170.
118. Nachsichtige Väter, liederliche Söhne (Kinder).
It.: La perdizione de figli procede per lo piú dalla troppa indulgenza de padri. ( Pazzaglia, 257, 3.)
119. Nimmer Vater, nimmer liebes Kind. – Petri, II, 499.
120. Reiche Väter, leichtsinnige Söhne.
Dän.: Naar faderen har megen rigdom, har sønnen liden dyd. (Prov. dan., 151.)
It.: Quando il padre hà molta robba, il figlivolo hà poca virtù. (Pazzaglia, 257, 4.)
121. Rîke Vâder, rike Moime, gêt (alle) beide baddeln. – Schambach, II, 153.
122. 'S Vaters Tüsche thüend mänge wäsche. – Sutermeister, 117.
123. Sitzt der Vater in der Schenke, so liebt der Sohn die Tränke.
Böhm.: Kam rád chodí táta, tam i synek chvátá. (Čelakovsky, 410.)
124. Sparsamer Vater, verschwenderischer Sohn.
Böhm.: Skupec najde marnotratného. (Čelakovsky, 61.)
Holl.: Spaar-vader, kwist-kind. (Harrebomée, II, 356b.)
It.: A padre guadagnatore, figlio spenditore. (Pazzaglia, 257, 1.)
125. Stiehlt mein Vater, so hängt ein Dieb. – Eisenhart, 90; Pistor., I, 17; Simrock, 10802.
Wenn der Vater etwas verbrochen, so muss er die Strafe leiden; aber auf seine Kinder darf diese nicht ausgedehnt werden. Die Kinder sollen keinen Antheil an der Schande und dem Verluste der Ehre haben, die [1509] ihre Aeltern sich durch lasterhaftes Leben zugezogen haben. Es soll denselben ganz besonders kein Vorwurf gemacht werden, wenn ihr Vater eines verübten Verbrechens halber zu einer Strafe verdammt worden, welche mit dem Verluste der Ehre verbunden ist.
126. Strenger Vater, blöder Sohn.
Schwed.: Sträng fader gjör blödig barn. (Grubb, 769.)
127. Treibe deinen Vater nicht (aus dem Hause) in den Wald. (Lit.)
128. Vader hat de Sleierten1 äuk Schneken2, sagte de Junge, doa hadde 'n Paenwiewel sloeken3. (Westf.)
1) Nebenform von Sleihe = Schlehe.
2) Schneke = das Bein, der Schenkel.
3) Rosskäfer verschluckt.
129. Vader, sä de Junge, wi können liewen osse Bräuers (Brüder), wenn jr dat verdammt Slân leiten. (Schaumburg.)
130. Vader, si dem Sühn nich gramm, de Appel föllt nich wît vom Stamm. – Frischbier2, 3883.
131. Vâder, wat is de Welt sô grôt, sä' de Jung, as he innen anner Lôch kêm. (Jever.) – Frommann, III, 38, 5; Hoefer, 508a.
132. Vâr, drê Jungens in de Riege, ick un du, un de Hund. – Hauskalender, III.
133. Vâr lûrt, Môr lûrt, ick lûr mit, hadd de Jung seggt, hadd beden sullt. – Hauskalender, III.
134. Varrer, is dat juch (euer) Bengel? segt Stoppel (Stoffel), dat ward 'n groten Sloeks1. (Mecklenburg.) – Hoefer, 1011.
1) Ein gross aufgeschossener Bursche, oft auch in der Bedeutung: hungriger Schlucker. Bei Schlingmann (1031): Schloaks = grosser Junge, Schlingel.
135. Vater, raffe mich nicht hin, in der Blüte meiner Jahre, betete ein altes Mütterlein.
136. Vater, sagte er, soll derjenige, welcher seine Hände wäscht, mit uns essen? Weder er, noch auch du, erwiderte er. – Burckhardt, 514.
Von einem Menschen, welcher in der gewissen Hoffnung, einen Vortheil für sich zu erhalten, die Wünsche anderer zu vereiteln sucht, sich aber zuletzt in seinen eigenen Erwartungen getäuscht sieht.
137. Vater, sei dem Sohn nicht gram; wie das Schaf, so ist das Lamm.
138. Vater, sperr' mich ein, es wöllen mi all, sagte das Mädchen. (S. ⇒ Mutter 135.) (Franken.) – Hoefer, 380a.
139. Vater und Mutter erben vor Schwester und Bruder. – Graf, 194, 73.
Wenn Kinder, die noch unter väterlicher Gewalt stehen, sterben, so erben die Aeltern, nicht die Geschwister, ihr etwaiges Vermögen.
Mhd.: Vater unde muter nemen erbe vor swester unde bruder. (Ortloff, I, 6, 2.)
140. Vater und Mutter ist alles ein Recht. – Graf, 163, 121.
Schwed.: Faar och moor ha högsta rösten. (Grubb, 198.)
141. Vater und Mutter lieben sehr, aber Gott noch mehr.
Dän.: Fader og moder er god, dog er Gud bedre. (Prov. dan., 150.)
Lat.: Patres preconor iure deo sit honor. (Reuterdahl, 701.)
Schwed.: Fadher ok modher aeru godh, ok aer gudh baestir. (Reuterdahl, 701.)
142. Vater und Sohn gehören in Ein Reich (eine Familie), sind aber einander selten gleich.
Böhm.: Ridci synové otcům svým podobni se nalézajá. (Čelakovsky, 405.)
143. Vater unser, da du bist, bleib' im Lande, wo du bist. – Brachvogel, Schubart und seine Zeit, III, 138.
144. Vater unser, der du bist, niemand weiss, wer des andern Schwager ist.
145. Vater, zünd' d' Laterna an, die Kuh will kälbern; 's ist aber au a Stierle, sagte der dumme Bube. (Flohberg.) – Birlinger, 324.
146. Vaters Erbe ist des Sohnes Gewerbe.
147. Vaters Schelte thun mehr als der Mutter Prügel.
148. Vaters Schläge sind besser als des Fremden Schelte.
[1510] 149. Vaters Tod den Magen bedroht, der Mutter Tod bringt's Herz in Noth.
Frz.: Qui perd son père, il perd honneur; qui perd sa mère, il perd douceur.
150. Vaters Wort hilft mehr als der Mutter Schläge.
151. Vaters Zorn sol gnedig seyn. – Petri, II, 565.
152. Vatter vnd Mutter hat man lieb, vnd doch viel mehr ein ehrlich Weib. – Petri, II, 565; Henisch, 796, 2.
153. Vom Vater das Vermögen, von Gott die Frau als Segen. (Serb.)
154. Vmb eines gottlosen Vaters willen sind die Kinder veracht. – Petri, II, 555.
155. Wä der Vuoter, esi der San. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 1064.
156. Wann der vatter ist tugend ohn, selten geräth besser sein sohn.
Lat.: Saepe solet similis filius esse patris. (Loci comm., 151.)
157. Wärest du vor deinem Vater gekommen, so hâttest du deine Mutter zur Frau genommen.
Dän.: Havde du kommet for din fader, kunde du faaet din moder til ægte. (Prov. dan., 150.)
158. Was dem Vater Ehr gewint vnd Gold, dem sind die Weiber selten hold. – Petri, II, 587.
159. Was der Vater den Kindern mit der rechten Hand gibt, das müssen sie nicht mit der linken nehmen.
Sie müssen nicht anders thun, als sie gelehrt sind.
160. Was der Vater barfuss erworben, verthut der goldene (vergoldete) Sohn.
Schwed.: Hvad en sölester faar kan för würf wa, det kan en förgylter son för därfwa. (Grubb, 342.)
161. Was der Vater erspart, verthut (verbringt) der Sohn. – Simrock, 10807; Körte, 6225.
Frz.: A père avare, fils prodigue. – Père menager, fils prodigue. (Gaal, 1595.)
Holl.: De vader spaart, en de zoon verteert. (Harrebomée, II, 355b.)
It.: A padre guadagnatore, figlio spenditore. (Gaal, 1595.)
Ung.: Nem kaparhat annyit a' fösvény, melyet el-nem tékozolhatna korhely fia. (Gaal, 1595.)
162. Was der Vater erworben, wird von den Kindern verdorben.
Lat.: Hibrida sepe vorat id pro quo cura (iura) laborat. (Reuterdahl, 398.)
Schwed.: Man skal ok iilla staedhia sompt, som man afflar. (Reuterdahl, 398.)
163. Was der Vater genommen, wird kein Enkel bekommen. – Sprichwörtergarten, 104.
164. Was der Vater mit Seufzen zusammengebracht, hat das Söhnchen verjubelt und verlacht.
Böhm.: Otec stýsal, a syn výskal.
165. Was der Vater schlecht (morsch) gebaut, wird der Sohn leicht zerbrechen.
Poln.: Co ociec przedziurawi, syn jako słabe zlámie. (Čelakovsky, 399.)
166. Was ein Vater kann erwerben, kann ein böser Sohn verderben. – Gaal, 1595.
167. Was mir mein Vater zum Heirathguet geit? O Ente und Vögel und allerhand G'schmoiss und G'storia. (Hailfingen.) – Birlinger, 814.
168. Was sagst, ich hätte keinen Vater, rief Jobs einem andern Buben zu, ich hab' mehr Väter als du.
»Zwei Jungen balgten sich, wie zwei erboste Kater; der Bastard Görgel drasch auf Junker Fritzen zu. ›Geh, Lümmel', brüllte Fritz, 'du hast ja keinen Vater!‹ – ›Hoho, rief Görgel, mehr als du.‹« (Witzfunken, IIa, 112.)
169. Was Vater und Mutter lassen, das soll die Geburt besitzen. – Graf, 193, 65.
Was die Aeltern hinterlassen, erben die Kinder.
Mhd.: Wazs vatter ende mutter lossin, daz sal di gebort besiczen. (Kl. Kaiserrecht, II, 71.)
170. Was Vater und Mutter nicht ziehen kann, das ziehe der Henker (oder Teuffel). – Luther's Tischreden, 441b; Petri, II, 610; Eiselein, 615; Simrock, 10796.
»Das sind Gottes Scharpffrichter.«
171. Wat des Vuoters, as uch des Sanes. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 553.
[1511] 172. Wat Vadder, wat Fründ, Junge, treck de Böxen av, segt de Schaulmêster. (Hildesheim.) – Hoefer, 958; Peik, 196, 239; Schlingmann, 1271.
173. Wat Varrer, wat Fründ, sâd' de Bûr, de kên Geld hett (wer nich betahlt), bliv mi von'n Wagen. – Hoefer, 184; Fr. Reuter, Dorchleuchting, 59.
174. Wat Varrer, wat Fründ, wecker't meist givt, de hett 't. (Strelitz.) – Firmenich, III, 70, 14.
175. We Vadder en Modder ne hat leiv, wed veraht (verachtet) wie Schelm en Deiv. (Aachen.) – Firmenich, III, 233.
176. Weder Vater noch Tochter, weder Sohn noch Pater.
Lat.: Nec pater pro filio, nec filius pro patre. (Frisius.)
177. Weil ein Vater ein Stab tragen kan, soll er seinen Kindern sein Gut nicht vbergeben. (S. ⇒ Kind 1039.) – Petri, II, 616.
178. Welcher Vater das sein gibt auss der Gewalt, den soll man todt schlagen mit den Keulen bald. – Petri, II, 621; Luther's Tischr., 415b.
179. Well nich will Vader un Moder ehren, dei mott dat Kalwfell häören. (Münster.) – Firmenich, I, 298, 63; Frommann, IV, 424, 7.
180. Wenn de Vater will und de lieb Herrget will, und d' Mueter will nüd, so chüechlet si nüd. – Sutermeister, 103.
181. Wenn der Vater das Kind gesteupet hat, so wirfft er die Ruthe ins Fewr. – Petri, II, 539.
182. Wenn der Vater die Tochter verheirathet, besitzt er Weinberg noch und Haus, hat er sie verheirathet, ist Geld und Tochter 'naus.
183. Wenn der Vater die Zähne verliert, so wachsen dem Sohne die Hände.
Dän.: Naar du fælder dine tænder, som voxe mine hænder. (Prov. dan., 543.)
184. Wenn der Vater gehängt ist, melden sich die Kinder nicht zum Erbe.
Dän.: Siig barnet at faderen at hängt son kræver det ei arv. (Prov. dan., 38.)
185. Wenn der Vater krank ist, was nützt es, wenn der Sohn zur Ader lässt.
186. Wenn der Vater lügt, so wird auch der Sohn die Wahrheit sparen.
Mhd.: Dem kint schât, daz der vater tuot. (Welscher Gast.) (Zingerle, 82.)
187. Wenn der Vater stirbt, so muss das Dorf einen Sparren an das Gemeinhaus bauen. (Oberlausitz.)
In Bezug auf eine zahlreiche Familie, die nichts hat und nichts thut, und sofort der öffentlichen Unterstützung anheimfällt, wenn der Hausvater stirbt.
188. Wenn der Vater Würfel leit, sind die Kinder zum Spiel bereit.
189. Wenn der Vatter a Sau it, it der Bua scha a Ferkel. (Franken.)
190. Wenn die Väter sauere Trauben essen, werden den Söhnen die Zähne stumpf.
»Die Urtheile des grossen Publikums hinken meist nicht nur hinter den Thatsachen drein, sondern sie halten auch in der Regel Thatsachen noch fest, wenn dieselben bereits hinter uns liegen.« (Riehl, Gesellschaft, 214.)
191. Wenn du nicht mein Vater wärst, sagte der Mönch zum Abt, weiss Gott, ich würde dich. – Klosterspiegel, 37, 21.
192. Wenn sich der Vater selbst wegwirft, so heben ihn auch seine Kinder nicht auf.
Dän.: Forglemmer er fader sin myndighed, barner glemmer snart sin ærbødighed. (Prov. dan., 150.)
193. Wenn wir êr wesen wêren as unse Vader, so haven wir unse Moder frêt.
Zu einem, der oft das Vergangene bereuend erwähnt, und sein Zuspätkommen: Wäre ich eher dagewesen.
194. Wenns der Vater sihet, so thut der Sohn nicht. – Petri, II, 671; Simrock, 10801; Körte, 6222; Venedey, 104.
Empfiehlt strenge Beaufsichtigung der Kinder. Bei Tunnicius (135): Wan 't de vader sicht, so dor de sona nicht. (Filius absistit vitiis speculante parente.)
[1512] 195. Wer dem Vater nicht folgen will, der folge dem Kalbfell. – Eiselein, 615.
»De nicht sins vaders straf kan dragen, de geit van al sinen goden dagen.« (Verlorener Sohn, 356.)
Böhm.: Kdo otce a matky neposlouchá, bude posłušen telečí kůže. (Čelakovsky, 400.)
Schwed.: Hvilken som ey wil lijda faar og mor, han lijde pljpor och trummor. (Törning, 78.)
196. Wer dem Vater widerspricht, wird gar leicht ein schlimmer Wicht.
Poln.: Kto ojcowi niewycierpi, ten drugiemu oczy wyłupi. (Čelakovsky, 400.)
197. Wer den Vater kennt, der weiss, er hilfft den Kindern. – Eiselein, 615.
198. Wer den Vater nicht hört, fällt dem Henker in die Hände.
Bei Tunnicius (367): De synen rechten vader nicht en hôrt, de wert dem stefvader bevolen. (Vitricus exugitat speruntes iussa parentum.)
Böhm.: Kdo neposlouchá tátu, prokáže prosłušnost katu. (Čelakovsky, 400.)
Holl.: Die sinen vader niet horen en wil, hoort, die sinen stiefvader. (Tunn., 11b, 22.)
It.: Chi non vuol ubbidir al padre, col tempo ubbidira è al padrigno, è al capitano, e al boia. (Pazzaglia, 384, 3.)
Lat.: Audiat hic vitricum sperneus audire parentem. – Vitricus auditur, pater a quo verus abitur. (Fallersleben, 258.)
199. Wer den Vater schlägt, gibt dem Sohne den Stecken in die Hand.
Ill.: Ako vlečeš otca do praga, budu te tvoji sini čez prag sunuli. (Čelakovsky, 399.)
Krain.: Če vléčeš otca do praga, te bodo tvoji otroci čez prag sunuli. (Čelakovsky, 399.)
200. Wer den Vater veracht, dem wird ein Stieffvater gebracht. – Petri, II, 693.
Dieser Stiefvater heisse nun: Unteroffizier, Büttel oder Armuth und Noth.
Lat.: Audiet hic vitricum, qui patrem spernit amicum.
201. Wer den Vater verliert, verliert viel; wer die Mutter verliert, mehr.
Holl.: Scheidt uw vader uit den tijd, kind, dan zijt ge uwe eere kwijt; maar indien uw moeder rust, dan verlust ge uw' harden-lust. (Harrebomée, II, 356b.)
202. Wer des Vaters Feind ist, muss auch des Sohnes Feind sein. – Estor, III, 563; Hillebrand, 234.
Als Rechtssatz veraltet. Es hat seinen Ursprung in der altgermanischen Familienverbindung und der damit zusammenhängenden Rache.
203. Wer keinen guten Vater hat, liebe die Tugend wie seine Mutter.
Dän.: Har du ei en ædel fader, viis at dyden er din moder. (Prov. dan., 150.)
204. Wer seinen Vater erben wil, ehe jhm wehe wird, wie wil er Weib vnd Kind versorgen, wenn der Vater nicht mehr hinter der Thür steht. – Petri, II, 754.
205. Wer seinen Vater nicht will hören, der muss den Diebhencker hören. – Lehmann, II, 831, 325.
206. Wer seinen Vater verlest, der wird geschendet. – Petri, II, 754.
207. Wer sich an seines Vatters Reden nicht kehrt, dem wird vom Hencker ein Strick oder Schwerdt. – Gruter, III, 110; Lehmann, II, 877, 233.
208. Wer soll den Vater loben, als ein ungerathener Sohn. – Eiselein, 615; Simrock, 10814.
Lat.: Quis patrem laudet, nisi proles laudis in annis? (Eiselein, 615.)
209. Wer Vader un Moder nig hört, de mut de Trummel hören. (Holst.) – Schütze, II, 164.
210. Wer Varer un Morer nich hür'n will, möt 't Kalffell hüren. (Mecklenburg.) – Günther, II, 200, 41; für Altmark: Danneil, 200; für Pommern: Dähnert, 215a.
211. Wer Vater und Mutter nicht folgt, kann dem Bretthor folgen. (Posen.)
212. Wer Vater und Mutter nicht folgt, muss dem Kalbfell (der Trommel) folgen. – Körte, 6227; Simplic., Galgenmännlein; Sailer, 160; Simrock, 10797; Struve, I, 44; für Westfalen: Frommann, VI, 424, 7.
Holl.: Wie zijn' vader en zijne moeder niet hoort, moet het kalfsvel volgen. – Wie zijns vaders en zijner moeder leere niet volgt, die heeft een dom gemoed. (Harrebomée, II, 356b.)
[1513] 213. Wer Vater vnd Mutter ehret, der lebt lang. – Petri, II, 770.
Bei Tunnicius (1127): De êrt vader unde moder, de sal lange leven. (Perpetuo vivet reverens utrumque parentem.)
214. Wer vaters vnd mutter lere nicht folget, der hat einen tummen mut. – Agricola I, 730; Lehmann, II, 852, 341; Petri, II, 470.
215. Wer weiss, wer des andern vatter ist, da ein kirch vol leut ist. – Franck, II, 61b; Tappius, 69a.
Lat.: Nati prudentes sunt, qui novere parentes. (Sutor, 593.)
216. Wer woass, wem d' Vode 'n Schimmel schenkt. (Rott-Thal.)
D.h. seine Gunst zuwendet.
217. Wie der Vater auf dem Dudelsack spielt, so tanzt der Sohn.
218. Wie der Vater, so der Sohn, sagte der Kapaun zum Koch.
Holl.: Zou een kapoen beter zijn dan zijn vader. (Harrebomée, I, 2a.)
219. Wie der Vater, so der Sohn; wie die Mutter so die Tochter. – Parömiakon, 743, 745 u. 1427.
Die Chinesen: Wenn ihr wissen wolt was aus dem Sohne werden wird, so seht nur auf den Vater oder Lehrmeister desselben. (Hlawatsch, 160.) Da die Söhne ihren Vätern selten in jeder Hinsicht gleich werden, so wäre es wenigstens ein grosser Trost, wenn, wie viele behaupten, die Enkel ihren Grossvätern ähnlich würden. Das Feuer erzeugt nur Asche, und schon Hauer sagt, dass die Söhne selten den Vätern ähnlich sind. Es sind in Bezug auf dies Verhältniss vier Fälle denkbar und ein rabbinischer Schriftsteller sagt, dass sie auch im Leben sämmtlich vorkommen: ein braver (frommer) Vater und ein braver Sohn, ein gottloser Vater und ein gottloser Sohn, ein braver Vater und ein gottloser Sohn, und endlich ein gottloser Vater und ein braver Sohn. (Tendlau, 731.)
Böhm.: Jaký otec, taký syn; jaká voda, taký mlýn; jaké dřevo, taký klín. (Čelakovsky, 403.)
Engl.: Such a father, such a son. (Gaal, 82.)
Frz.: Tel père, tel fils.
Holl.: Hoe die vader is, so is die sone, hoe moeder so dochter. (Tunn., 15, 17.)
Lat.: Ex patre malo nunquam bonus filius. (Seybold, 164.) – Filius ut patri senulatur filia matri. (Fallersleben, 421) (Sutor, 519; Gartner, 76; Suringar, CLXXXII, 9.) – Patrem sequitur sua proles. (Binder I, 1332; II, 2495; Philippi, II, 85; Seybold, 430.) – Saepe patris mores imitatur filius infans; qualis erat mater, filia talis erat. (Seybold, 535.)
Poln.: Jakie drzewo, taki klin; jaki ojciec, taki syn. (Čelakovsky, 403.)
Ung.: Kutya apának eb a' fia. – Minö az atya olyan a' fia. – Rosz atyának ritka jó á fia. (Gaal, 82.)
220. Wie der Vater, so ist der Sohn; wie die Werke, so der Lohn; gleichwie der Herr, so ist der Knecht, Mutter und Tochter ist ein Geschlecht. – Chaos, 266; Zinkgref, IV, 354; Parömiakon, 718.
221. Wie der vatter ist, so ist auch der sun. – Gruter, III, 115; Lehmann, II, 854, 387.
Böhm.: Po otci syn, po matce dcera se poznává. – Rodila, matka mládence, podobného na otce. (Čelakovsky, 303 u. 304.)
Lat.: Qualis hera, talis pedissequa. (Tappius, 175; Suringar, CXXXII.)
222. Wie du deinen Vater ehrst, so wird dich dein Sohn ehren.
Poln.: Jako ty rodzice swoje, tak cię uczczą dziatki twoje. (Čelakovsky, 399.)
223. Wie wir den Vater, so der Vater uns.
Böhm.: Jak my tátovi, tak i nám táta. (Čelakovsky, 10.)
Poln.: Jak my tacie, tak nam tata. (Čelakovsky, 10.)
224. Wie wird der Vater doch so wert, wan er den Kindern den hindern kehrt. – Gruter, III, 114; Lehmann, II, 881, 289.
225. Wir haben alle Einen Vater.
Lat.: Omnibus ille idem pater est. (Philippi, II, 72.)
226. Wo kein Vater lebt, da ist der Bruder Vater gleich. – Graf, 172, 168.
Der älteste Sohn, sofern er wehrfähig war, war der nächste Schützer und Vormund der Familie.
Isl.: Ef eigi lifir vathir tha soll brothir sam fethri. (Graug., 192.)
227. Wo man Vater und Mutter spricht, da hört man die freundlichsten Namen. – Sailer, 84; Simrock, 10805.
[1514] 228. Wuor der Vuoter schlît, do wiezt det flîsch; wuor e Fremder schlît, do fält et uof. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 552.
Wo der Vater schlägt, da wächst das Fleisch; wo ein Fremder schlägt, da fällt es ab.
*229. Auf Vaters Sohlen gehen. – Frischbier2, 3527.
D.i. barfuss.
*230. Chasch es dem Vater säge und der Mueter singe. – Sutermeister, 22.
Erwidert spottweise ein Geschwister dem andern, das beim Vater klagen will.
*231. Da hat dich dein Vater noch im Säckel herumgetragen. (Breslau.)
Da war an dich noch nicht zu denken, du Grünschnabel.
*232. Dam sei Voatter is off en Nössbâm dersoff'n. (Henneberg.)
Von einem unehelichen Kinde, besonders wenn der Vater nicht zu ermitteln ist, sagt man: Sein Vater ist auf einem Nussbaum ersoffen. In der Eifel setzt man dafür Kirschbaum.
*233. Das hilft em Vater auf d' Muatter (Mamme). (Ulm.)
*234. Das können Vater und Sohn zusammen trinken, ohne sich dabei zu erzürnen.
*235. Dât äs senges Vôter se Sâhn. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 36, 82.
Der Sohn ist wie der Vater.
*236. Dat is Vaders Kind wêst. – Dähnert, 515b.
Er ist beim Vater gewesen, bis er geheirathet hat.
*237. Dear ist ganz sei Vater. (Ulm.)
Schlägt ganz seinem Vater nach.
*238. Dein Vater war kein Glaser (oder: ist dein Vater Glaser gewesen?). – Frischbier2, 1282.
Wenn jemand Licht oder Aussicht benimmt.
Jüd.-deutsch: Is um dein Tate (Vater) a Gláser?
*239. Dein Voda hat die 's Werf'n g'lernt, aber nit 's Treff'n. (Rott-Thal.)
*240. Der ist weder von Vater noch Mutter. (Lett.)
Wenn der Sohn den Aeltern nicht ähnlich ist.
*241. Der Vater ein Dudelbläser, der Sohn ein Trommelschläger. (Lit.)
*242. Der vater ist abermals kollern worden. – Agricola I, 650.
Wird von Kindern gebraucht, welche sich über die Strafe der Aeltern beschweren, sie tadeln.
*243. Der Vater sieht nicht wohl und die Mutter drückt ein Auge zu.
*244. Der Vater wird dir was mitbringen.
Ursprünglich zu Kindern, um sie zu beruhigen, wenn sie zu Hause bleiben müssen, dann scherzhaft auch zu Erwachsenen, wenn sie sich wegen Trennung betrüben. Jüdisch-deutsch in Warschau: Der Tate (Vater) wett dir mitbringen ganz Warsche.
*245. Der will seinen Vater lehren Kinder machen. (S. ⇒ Ei 41.) – Simrock, 10803; Eiselein, 615.
Die Russen: Das Kalb will den Stier belehren, wie er auf die Kühe steigen müsse. (Altmann VI, 416.)
Engl.: Jack Sprat would teach his grandam to grope hens. (Gaal, 331.)
Holl.: Hij wil zijn vader kinderen leeren maken. – Hij wil zijn' vader leeren wateren. – Hij wil zijn' vader ontvoogden. (Harrebomée, II 356a.)
Lat.: Sus Minervam. (Cicero.) (Binder I, 1705; II, 3258; Seybold, 591; Philippi, II, 207; Hanzely, 13; Fischer, 221, 149.)
Ung.: A tyúkmony okosb' akar lenni a' tyúknál. (Gaal, 331.)
*246. Er bläst nicht in des Vaters Horn.
Lat.: Haud canit paternos cantiones. (Frob., 347; Philippi, I, 174; Schonheim, II, 1; Tappius, 72b.)
*247. Er folgt seinem Vater wie ein Krebs seiner Mutter.
Dän.: Han følger sin fader saa lige efter, som krabben sin moder. (Prov. dan., 191.)
*248. Er ist auff seines vatters hochzeit gewesen. – Franck, II, 34a; Mayer, II, 112; Braun, I, 4715.
Der Ueberkluge. (S. ⇒ Floh 62.)
*249. Er ist der g'scheut Vater. – Sutermeister, 104.
*250. Er ist i des Vaters Muess und Brod. – Sutermeister, 101.
*251. Er ist nicht über seines Vaters Zaun gestiegen. – Parömiakon, 834.
*252. Er ist zu den Vätern gegangen.
Holl.: Hij is al voor langnaar de oudvaderen gereisd. (Harrebomée, II, 405a.)
[1515] *253. Er kennt seinen eigenen Vater nicht.
Holl.: Hij weet op geene honderd man na, wie zijn vader is. (Harrebomée, II, 356a.)
*254. Er kommt seines Vaters Esel suchen.
Holl.: Hij komt zijns vaders esels zoeken. (Harrebomée, II, 356a.)
*255. Er war darbei, da jn sein vatter macht. (S. ⇒ Floh 62 und ⇒ Gras 73.) – Franck, II, 34a.
*256. Er weiss nicht einmal, ob er einen Vater hat. – Philippi, II, 17.
*257. Er weiss nicht, wie sein Vater heisst.
Lat.: Matris, ut capra dicitur. (Tappius, 89b.) – Ne patris quidem nomen dicere possit. (Erasm., 670; Philippi, II, 17; Tappius, 89b.)
*258. Er wil seinn vatter fromm machen. – Franck, II, 64a; Eiselein, 623.
»D.i. der sun regiert so vbel dass ieder man seinn vatter wider zu Rohm holet.«
Holl.: Hij maakt zijn' vader tot een' goed' (eerlijk) man. (Harrebomée, II, 356a.)
Lat.: Quis parentum laudabit, nisi infelices filii. (Erasm., 200.)
*259. Er will seinen vatter zum frommen manne machen. – Tappius, 72a; Lange, 764; Lehmann, II, 125, 93.
Er schwelgt und dadurch erscheint seines Vaters Geiz als Tugend.
Holl.: Het is een goede zoon, hij wil zijnen vader deszelfs goeden naam niet benemen. (Harrebomée, II, 509a.)
*260. Er will seins vatters liedlin nit singen. – Tappius, 72a; Eyering, II, 248; Lehmann, II, 125, 94; Lange, 764; Sailer, 301.
Er schlägt dem Vater nicht nach, geht andere Wege, ist ihm unähnlich, hat einen andern Charakter.
Holl.: Hij slacht zijn' vader niet. (Harrebomée, II, 356a.)
*261. Er wird in seines Vaters Geschlecht keinen Zweifler bringen.
Ist ein Schwachkopf, dem kein neuer Gedanke entspringen wird.
Holl.: Hij zal geene twijfel aars in zijns vaders geslacht brengen. (Harrebomée, II, 356a.)
*262. Er wird seines Vaters graue Haare mit Schande in die Grube bringen.
Holl.: Hij zal zijns vaders grijze haren nog met schande doen ten grove dalen. (Harrebomée, II, 356a.)
*263. Er wird zu seinen Vätern gehen.
Holl.: Hij zal wel tot de vaderen komen. (Harrebomée, II, 356a.)
*264. Es ist der ei baar Vater. – Sutermeister, 104.
*265. Es ist der rechte vater. – Agricola I, 638.
Von dem, der seinem Vater sehr ähnlich ist »ynn geberden, gestalt, handel vnd wandel.«
*266. Ich hab's von meinem Vater (geerbt, gehört u.s.w.). – Eiselein, 615.
*267. In Vaters Schuhen gehen.
Holl.: Hij gaat in vaders schoenen. – Hij heeft een aardje naar zijn voârtje. (Harrebomée, II, 356a.)
*268. Lehre du deinen Vater Kinder zeugen. – Moscherosch, 511.
Frz.: Veux tu apprendre a fils de pescheur a manger poisson. (Moscherosch, 511.)
*269. Mei Voater hat mich nich larnen oassem ledigen Kruge trinken. – Robinson, 603; Gomolcke, 781; Frommann, III, 413, 491; hochdeutsch bei Simrock, 10808.
*270. Mîe Vader is kên Pape (Geistlicher) west. – Schütze, III, 192; Dähnert, 344a.
Wenn einer etwas nicht zweimal sagen will.
*271. Se Vôter fiert mät dem Pleag (Pflug). (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 37, 92.
Um zu sagen, er ist ein Bauernsohn.
*272. Sei Voater is wul ke Gloaser gewast. – Gomolcke, 905; Frommann, III, 245, 123.
*273. Sein Vater hiess Narration, die Mutter Narreburga. – Murner, Vom gr. luth. Narren.
*274. Sein Vater ist nicht weit her, und seine Mutter hat nicht weit heim. – Parömiakon, 1411.
*275. Sein Vater ist wol kein Glaser gewesen, dass er sich so im Lichten steht.
*276. Sein Vater macht bimlibum.
Ist ein Böttcher, oder: ist erhängt.
*277. Sein Vater thät sich im Grabe umkehren, wenn er 's wüsste. (Nürtingen.)
Wie es sein liederlicher Sohn treibt oder wie es ihm geht.
[1516] *278. Sein Vater war der Lump von Hadersdorf und seine Mutter die Fetzin.
*279. Sein Vuter is gesessen sieben Juhr über a S'ejpher (Buch). (Warschau.)
Verhüllend, um zu sagen: sein Vater ist ein Dieb oder Verbrecher gewesen. Ueber ein Buch sitzen heisst gewöhnlich, mit dem Verfassen oder Studiren eines Buchs beschäftigt sein, was bei den Juden als ein grosses Verdienst betrachtet wird. Da aber das Gesetz einen begangenen Kirchenraub, z.B. das Entwenden einer Thorarolle (S'ejpher), mit sieben Jahren Zuchthaus bestraft, so meint das Sprichwort, dass dieser oder jener Dieb sieben Jahre, d.h. wegen eines solchen, gesessen habe.
*280. Seinem Vater nachschlagen.
Er geräth nach dem Vater.
Holl.: De vader mag hem niet verloochenen. (Harrebomée, II, 355b.)
Lat.: Patris est filius. (Philippi, II, 85.)
*281. Sie trägt des Vaters Kanzel auf dem Rücken.
Von einer buckeligen Pfarrerstochter.
*282. Sien Vader is kien Glaser, anners har he hüm Ruten in de Ners sett. – Hauskalender, IV.
*283. Sin Vâr is im Häcksel verdrunken. (Iserlohn.) – Firmenich, III, 188, 99; Woeste, 85, 93.
Er ist unehelich geboren.
*284. So machte es mein seliger Vater, wenn er schlafen ging.
Zu jemand, der aus Unvorsichtigkeit das Licht ausputzt.
*285. Vadere ut de Spatz, o Modere ut de Ratz. (Jerentowitz.)
Antwort auf die Frage: Va voe best du? Dem Vater aus der Spitze, der Mutter aus der Ritze.
*286. Vor dem Vater in die Schüssel fahren. (Oberlausitz.)
*287. Wann dium muin Vâr sinn sollst, dann möch ik muine Mäuer im Hunnestalle séiken. (Sauerland.)
*288. Wat Vadder wat Fründ. (Holst.) – Schütze, IV, 294.
Bei mir gilt weder Gevatter noch Freundschaft, ich gehe gerade durch.
*289. Wenn du mein vatter nit weres. – Tappius, 213a; Lehmann, II, 828, 42.
Lat.: Ni pater esses. (Philippi, II, 29.)
*290. Wenn du nicht mein Vater werest, ich wolt dir ein bad zurichten. – Eyering, III, 394.
*291. Wenn man ihn nach seinem Vater fragt, so antwortet er: Mein Onkel heisst Schaib.
Sagt man in Aegypten, wenn jemand auf eine Frage eine ganz verkehrte Antwort gibt.
*292. Zu seinen Vätern versammelt werden.
Sterben. Der Ausdruck hat seine Quelle in 2 Kön. 22, 20.
293. Der Vater gab dem Sohne einen Weinberg, aber der Sohn dem Vater nicht eine Traube. (Türk.) – Ausland, 1872, S. 1205.
294. Der Väter Gewerbe bleibt der Söhne Erbe. – Merx, 197.
295. Der Vater vermehrt, der Sohn verzehrt, der Enkel kehrt (oder bettelt). – Engelbert, 64.
296. Des Vaters Lieb' hat sein Ehr', doch gilt des Lehrers Strafe mehr. – Pers. Rosenthal, 237.
297. Ihr Vater hat anders gedacht, sagte der Pfarrer, als der Edelmann meinte, wenn er einen dummen Jungen hätte, müsste er Pastor werden.
298. Lehr din Vader Kollen essen, ün ess den Dreck selver. – Geschräppels, 28.
299. Stirbt Vater oder Mutter im Haus, so weine dir die Augen aus; wer weint, wenn er sein Weib verlor, der ist ein Thor. (Rumänisch.) – Neue Freie Presse, 4581.
300. Vater und Mutter findest du nicht, Weiber so viel als dir gebricht. (Rumänisch.) – Neue Freie Presse, 4581.
301. Von meinem Vater hab' ich die krummen Beine, von der Mutter die lange Nase geerbt, sagte Jeremias, als ihn der Schreiber aufforderte, seine Erbschaft anzugeben.
302. Wer seinen Vater oder seine Mutter schlägt, dem wächst die Hand aus dem Grabe. (Köthen.)
Zu Kindern.
303. Was ein gottloser Vater verschluckt, das müssen die Kinder ausspeien. – Monatsblätter, V, 160, 33.
304. Wer seinen Vater gemordet und seine Mutter gemishandelt hat, gehe nach Malaga. – Ausland, 1837, S. 1362a.
Die Stadt steht in schlechtem Rufe.
*305. Der Vater der böhmischen Kritik.
Ehrenwort des Piaristenpaters Gelasius Dobner, gestorben zu Prag am 24. Mai 1790. (Bohemia, Octoberbeilagen, 1876.)
*306. 'N Vater sai Aug austräta. – Sartorius, 156.
In Kuh- oder Menschenkoth treten.
*307. Sein Vater war ein Drahtzieher.
Verhüllend für Bettler; er hatte nämlich den Klingeldraht an den Hausthüren in Bewegung gesetzt.
Brockhaus-1911: Weiße Väter · Väter der frommen Schulen · Apostolische Väter
DamenConvLex-1834: Vater unser
Eisler-1912: Thomasius, Jacob, Vater von Chr. Th.
Herder-1854: Vater Unser · Vater · Apostolische Väter
Meyers-1905: Väter vom Heiligen Geist · Vater Seemann · Weiße Väter · Vater, Abraham · Gegenschwieger-Vater · Apostolische Väter · Väter der frommen Schulen · Vater
Pierer-1857: Väter · Vater [1] · Vater [2] · Allerheiligster Vater · Apostolische Väter · Maurianische Väter
Buchempfehlung
Als Blaise Pascal stirbt hinterlässt er rund 1000 ungeordnete Zettel, die er in den letzten Jahren vor seinem frühen Tode als Skizze für ein großes Werk zur Verteidigung des christlichen Glaubens angelegt hatte. In akribischer Feinarbeit wurde aus den nachgelassenen Fragmenten 1670 die sogenannte Port-Royal-Ausgabe, die 1710 erstmalig ins Deutsche übersetzt wurde. Diese Ausgabe folgt der Übersetzung von Karl Adolf Blech von 1840.
246 Seiten, 9.80 Euro
Buchempfehlung
Romantik! Das ist auch – aber eben nicht nur – eine Epoche. Wenn wir heute etwas romantisch finden oder nennen, schwingt darin die Sehnsucht und die Leidenschaft der jungen Autoren, die seit dem Ausklang des 18. Jahrhundert ihre Gefühlswelt gegen die von der Aufklärung geforderte Vernunft verteidigt haben. So sind vor 200 Jahren wundervolle Erzählungen entstanden. Sie handeln von der Suche nach einer verlorengegangenen Welt des Wunderbaren, sind melancholisch oder mythisch oder märchenhaft, jedenfalls aber romantisch - damals wie heute. Michael Holzinger hat für den zweiten Band eine weitere Sammlung von zehn romantischen Meistererzählungen zusammengestellt.
428 Seiten, 16.80 Euro