Weg (Subst.).
1. A guter Weg krumm, ist nint um. (Deisslingen.) – Birlinger, 203.
2. Ach Gott, den Weg möten wi all, säd' de oll Frû, dôr füert de Schinner mit de Koh ût'n Stall. – Hoefer, 295; Schlingmann, 461.
»Einer Fraw war die Kuh gestorben. Als dieselbe vom Schinder nach der Schindergrub gefährtet ward, sagt sie: was ist da zu thun, wir müssen alle diesen Weg.« (Zinkgref, IV, 281.)
3. Alle Wähg gônt nô Rom. (Düren.) – Firmenich, I, 482, 8.
4. Alle wege des herrn sint warhet. – Hoefer, B. Waldis Parabel vom verlorenen Sohn.
[1841] 5. Alle Wege führen nach Rom.
Derselbe Zweck kann auf verschiedene Weise erreicht werden.
Frz.: Tous chemins vont à Rome. (Lendroy, 369.)
Schwed.: Alla wägar föra till Rom. (Wensell, 6.)
6. Alle Wege führen nach Rom, aber mancher eher als der andere. – Simrock, 8497; Hesekiel, 35.
It.: Ogni strada và a Roma, mal' una è più corta dell' altra. (Pazzaglia, 364, 3.)
7. Alle Wege führen nach Rom, sagte jener, ich gehe über Herrnhut.
Kladderadatsch (1872, S. 87) parodirt: »Alle Wege führen nach Rom, sagt Koszmian, da reiste er mit dem Peterspfennig nach Homburg.«
8. Alte Weg' und alte Freund' allezeit die besten seind.
Lat.: Calles antiquos serves, veteres et amicos. (Binder I, 152; II, 398; Chaos, 51; Gaal, 514; Gartner, 21; Philippi, I, 69; Seybold, 62.) – Nemo viam veterem nec amici spernat amorem. (Reuterdahl, 573.)
Schwed.: Man skal ey forsma gambla vini ök ey gambla vaegha. (Reuterdahl, 573.)
9. Alte Wege vnd alte Freunde soll man in Ehren (Würden) halten. – Petri, II, 12; Lehmann, II, 27, 36; Simrock, 2716; Grubb, 240.
Engl.: Old friends and old wine are best.
Frz.: Vieux amis, vieux écus.
It.: Amico e vino vogliono essere vecchi.
Schwed.: Gamla wänner och gamla wägar swika inte gerna. (Marin, 13.)
10. Am Wege enden alte Pferde und alte Soldaten ihr Leben.
Holl.: Aan den weg en aan de straat rekken oude paarden en trouwe veteranen hun leven. (Harrebomée, II, 446a.)
11. An leffen Wâi wânert 'm lagt. (Amrum.) – Haupt, VIII, 365, 241.
Einen lieben Weg wandert man leicht.
12. An Wâi diar altidj gingen waardt, diar wêkst nian gêrs. (Amrum.) – Haupt, VIII, 365, 241.
Auf einem Wege, der allezeit gegangen wird, wächst kein Gras.
13. Auch auf breitem Wege kann man sich verirren.
Lat.: Compita sunt plura fausti quibus actio pura. (Reuterdahl, 136.)
Schwed.: Widh, aero waegha moth sael aer thaen som wael gör. (Reuterdahl, 136.)
14. Auf allgemeinem (betretenem) Wege wächst nicht leicht Gras. – Pistor., X, 100.
Besonders mit Bezug auf die Kinderlosigkeit leichter Dirnen (Demi-monde). Bei einem Handel, auf den sich fast ein jeder legt, ist wenig zu gewinnen. Wo viel Verkäufer und wenig Käufer sind, fällt immer die Messe schlecht aus.
Engl.: Grass grows not upon the high-way. (Gaal, 805.)
Frz.: A chemin battu il ne croit point d'herbe. (Leroux, I, 50; Gaal, 805; Lendroy, 361.)
Holl.: Op een pad, dat veel begann wordt, wost geen koren. – Op eenen betreden weg wast geen gras. (Harrebomée, II, 167b u. 448a.)
Schwed.: Det wäxer intet gjärna grås å allmanna wägen. (Törning, 29.)
15. Auf bekanntem Wege ermüdet man nicht. – Schlechta, 499.
16. Auf bekanntem Wege und mit alten Freunden geht man wohl.
Lat.: Calles antiquos serves, veteres et amicos. (Philippi, I, 69.)
17. Auf betretenem Wege geht man am sichersten.
Frz.: Dans bien des choses il faut toujours suivre le chemin battu. – Il n'y a rien de si sûr que de toujours suivre le chemin battu. (Lendroy, 115 u. 365.)
18. Auf bösem Wege muss man sich fördern. – Winckler, V, 18.
19. Auf dem Wege, den viele gehen, wächst kein Gras. – Simrock, 11263.
20. Auf dem Wege schultert man die Bürde.
Wenn man nur erst Hand an die Sache gelegt hat, so kann man während der Ausführung noch manches daran verbessern.
It.: Per camino s'acconciano le some. (Pazzaglia, 38.)
21. Auf dem Wege zum Heile steht: Wanderer, eile! – Lohrengel, I, 57.
22. Auf dem Wege zum Himmel muss man sich biegen und schmiegen.
Holl.: De weg naar den hemel is zoo naauw, dat het hemd nog uit moet. (Harrebomée, II, 446.)
[1842] 23. Auf gebahntem Wege ist gut gehen.
Damit tröstet sich ein Freier für den Fall, dass die von ihm Erwählte keine Jungfrau mehr sei. (Köhler, 90, 14.) (S. ⇒ Pferd 30.)
24. Auf geradem Wege ist gut Fuhrmann sein (wandeln).
Lat.: In tranquillo quilibet gubernator esse potest. (Philippi, I, 207.)
25. Auf halbem wege ist gut vmbkehren, wenn man irre geht. – Henisch, 1434, 67; Petri, II, 25.
26. Auf holprigem Wege muss man mit Vorsicht fahren.
Frz.: Bride en main sur le pavé. (Gaal, 1590; Lendroy, 1172.)
27. Auf schlechtem Wege macht man lange verdoppelt man die Schritte.
Frz.: Au mauvais chemin double le pas. (Cahier, 328.)
28. Auf schlechtem Wege muss man die Zügel in der Hand halten.
In einer bedenklichen, kitzlichen Sache muss man behutsam und vorsichtig zu Werke gehen.
29. Auf schlüpfrigem Wege kann man leicht fallen.
30. Auf verbotenem Wege ist theuer fahren.
31. Auf verdriesslichem Wege ist auch ein Strohhalm beschwerlich. – Winckler, XVII, 14.
32. Auff ebenem weg soll man keine Hügel suchen. – Lehmann, 914, 7; Petri, II, 23; Oldenb. Volksbote, VII, 13.
Gegen die Querelmacher.
33. Aus dem Wege, sagte die Sonne zum Damenhut.
Engl.: You had better get out of my wag, as the sun said to the new bonnet. (Hagen, VI, 104, 2.)
34. Aus einem kurzen Wege kann ein langer Umweg werden.
Lat.: Sepe breuis strata cadit in dispendia lata. (Reuterdahl, 886.)
Schwed.: Opta wardher geen stiigh at glappa stiigh. (Reuterdahl, 886.)
35. Bamme alle Wä' wöst, ging me net err. (Meiningen.) – Frommann, III, 414, 65.
36. Befiehl du deine Wege, und fall' mir nicht vom Stege, weil du besoffen bist. (Kreis Hirschberg.)
37. Besser auf altem Wege geblieben, als einen ungewissen neuen versucht. – Winckler, XVII, 16.
38. Besser auf dem rechten Wege hinken, als auf dem falschen reiten.
39. Besser auf halbem Wege umkehren, als übel fort (oder: als toll in die Ferne) laufen. – Lohrengel, I, 81.
Böhm.: Lépe jest se s cesty vrátiti, nežli špatnou cestou do konce jíti. (Čelakovsky, 253.)
Frz.: Oui a perdu son chemin, doit rétourner sur ses pas. (Gaal, 1566.)
It.: Chi smarrita ha la strada, torni indietro. (Gaal, 1566.)
40. Betretener Weg ist glatt.
Frz.: Aller et retourner fait le chemin frayer. – Aller et venir font le chemin pelé. (Leroux, I, 41.)
41. Bliw up'm rechten Wêg, slân di kein Büsch in dei Ogen. (Mecklenburg.) – Raabe, 135; für Hannover: Schambach, I, 163.
Warnt vor Thorheiten und Schlechtigkeiten aller Art, indem es auf die Folgen verweist, und empfiehlt das Rechte und Angemessene zur Nachahmung.
42. Dä Weg hed der Tüfel g'messe und derbi den Schwanz nid vergesse. (Luzern.)
Von sehr starken Meilen oder Wegstunden.
43. De an den Weg bôt, het völ Mesters. (Ostfries.) – Bueren, 102; Eichwald, 2035; Frommann, III, 430, 280; Stürenburg, 149a; Hauskalender, I.
44. De den rechten Weg geit, de sleit kèn Zwick in't Oge. – Eichwald, 2034.
45. De hefft een goet stuck wegs getrocken, welcker de portn is vth geghainn. (Westph.) – Tappius, 243a; Eyering, III, 538.
46. De Weg môten wie all an, see't Wîw, dô fôren se mit hör Mann nâ de Galgen; un Gottlov, dat 's von mîn Volk nüms is. – Bueren, 325; Frommann, IV, 285, 383; Eichwald, 2057; Hoefer, 1112; Schlingmann, 1440; Hauskalender, III.
[1843] 47. De Weg wil Lüe hem. – Schambach, II, 78.
Mit den Worten: »der Weg will Leute haben«, entschuldigt man ironisch die unnöthigen und unnützen Wege, die sich jemand macht.
48. Den gemeinen Weg kann niemand verbieten. – Simrock, 11264; Körte, 6547; Graf, 509, 165; Henisch, 1486, 48; Petri, II, 455.
Bei Tunnicius (143): Den gemeinen wech en kan einem nymmant vorbeden. (Publica nemo vitat gradier per compita quemquam.)
Lat.: Nemo ire quemquam prohibet via. (Plautus.)
49. Den Weg verfehlt mancher aus Blindheit und mancher fällt mit sehenden Augen in den Brunnen.
50. Den Weg von Balize nach Omoa und zurück finden die Schiffe von selbst.
Sprichwort, an den Küsten des Golfs von Honduras, um den ruhigen Charakter des durch eine Reihe vorliegender Koralleninseln gegen die hohe See geschützten Fahrwassers zu bezeichnen. »Wenn die Fahrzeuge ihren Weg auch nicht von selbst fänden«, sagt Jul. Fröbel (Westermann's Monatschrift, XVIII, 640, Fahrten und Ansichten an den Küsten des Golfs von Honduras), »so wäre es unbegreiflich, wie sie des Nachts es vermeiden könnten, an der einen Seite auf die Riffe, an der andern auf die Küste zu laufen.«
51. Den Weg zu wählen gebührt dem Fuhrmann.
52. Den Weg zum Tode kann man mit blinden Augen finden.
53. Der ann weg bawet, hat vil meyster. – Egenolff, 344b.
54. Der auf übelm Weg ist, hat Noth, davon zu kommen. – Simrock, 11258.
55. Der betretene Weg trägt kein Gras. – Hollenberg, II, 5.
56. Der geht nicht aus dem Wege, der in ein gutes Wirthshaus einkehrt.
57. Der gelindeste Weg ist der sicherste Weg. – Pistor., IV, 83; Simrock, 11256.
58. Der gerade Weg ist der beste. – Simrock, 11255; Braun, I, 4938.
Ein gut Sprüchlein für den, der dem Glück aus dem Wege geben will. Schon ein älterer Dichter deutet dies in den Zeilen an: »Kupido dient verstohlnen Gängen, und willst du dich Fortunen nahn, so musst du schlängeln dich und drängen, in wunderlich gekrümmter Bahn. Vergebens hält sich der Modeste auf gradem Wege ehrsam blind. Der gerade Weg ist nur der beste, wenn wir der Täuschung müde sind.«
Böhm.: Kde cesta rovná, nezajíždĕj. (Čelakovsky, 62.)
Holl.: De kortste weg is de beste. ( Harrebomée, II, 446b.)
Lat.: Una per ambages, altera recta via est. (Binder I, 1791; II, 3404; Seybold, 648.)
59. Der gerade Weg ist der beste, sagte Hans, da stak er in einem Sumpfe neben der krum men Strasse.
60. Der gerade Weg ist der kürzeste (aber nicht immer der beste). – Mayer, I, 95; Dove, 347.
Schwed.: Bäst att följa marken efter. (Wensell, 11.)
61. Der hat den wahren Weg gefunden, der Nützliches mit Schönem hat verbunden.
Lat.: Omne tulit punctum, qui miscuit utile dulci. (Philippi, II, 68.)
62. Der hat ein guten Weg gangen oder gefahren, der zum Thor ist hinauss kommen. – Lehmann, 18, 38.
63. Der ist vff keinem bösen wege (oder: irret nit), wer auff halbem wege wider keret. – Tappius, 168a; Gruter, III, 19.
Lat.: Satius est recurrere quam male currere. (Suringar, CCI, 9.)
64. Der krumme Weg führt ins Zuchthaus. (Frankenwald.)
65. Der längste Weg ist der, auf dem man fällt (liegen bleibt). – Cibot, 160.
66. Der längste Weg ist der von der Mutter zur Hausthür.
Dän.: Længste vey fra moderen til porten. (Prov. dan., 71.)
67. Der längste Weg ist der zum Grabe.
Frz.: Le chemin le plus long est celui ou l'on tombe. (Perny, 134, 176.)
68. Der längste Weg ist oft der kürzeste.
Frz.: Le chemin le plus long est quelque fois le plus court. (Lendroy, 524.)
[1844] 69. Der mittelst Weg der sicherst. – Lehmann, II, 65, 155.
70. Der nächste Weg ist oft der schlechteste.
Holl.: De naaste weg is al vaak de vuilste. (Harrebomée, II, 446b.)
71. Der rechte Weg ist nicht krumm.
Holl.: De regte weg is niet krom. ( Harrebomée, II, 446b.)
72. Der rechte Weg ist wenig betreten.
»Niemand geht den rechten weg, jeder scheusst weit über das Zweck.« (Froschm., SsVb.)
73. Der Weg auss dem Fegfewer in den Himmel ist verwildert vnd verwachsen.
»Der Karchweg auss dem Fegfewer in den Himmel ist sehr verwildert, verwachsen vnd mit Dornen vngebräuchlich worden, so das die arme Seelen so auss dem Fegfewer wollen nach den Himmel fahren, nicht können durchkommen, entweder müssen vmbkehren in das Fegfewer oder an den Dornen hangen bleiben.« (Zinkgref, IV, 80.)
74. Der Weg, den ein Schiff durch's Meer geht, lässt keine Spur.
Dän.: Den vey er ond at vide, som skibet løber i haffuet. (Prov. dan., 562.)
75. Der Weg der Tugend ist nur einer, die Wege des Lasters sind unzählige.
It.: La via della virtù è una sola quella de' vizzi è senza numero.
76. Der Weg des Sterbens ist eng, aber nicht lang.
77. Der Weg durch's Leben ist kein Spaziergang.
Böhm.: Cesta životem není procházka polem. (Čelakovsky, 437.)
78. Der Weg gehet für der Thür (vber). – Luther's Ms., S. 1; Petri, II, 111.
»Wie man spricht.« (Luther's Werke, VII, 270b.)
79. Der Weg ist lang, von dem kein Umkehr ist.
Engl.: 'Tis a long run that never turns. (Bohn II, 113.)
80. Der Weg nach Rom geht über Herrnhut. (S. ⇒ Rom 4.)
81. Der weg, recht zu rhaten vnd zu thun ist gantz verwachsen. – Lehmann, 606, 177.
82. Der Weg von Petersburg nach Sibirien ist kürzer, als der von Sibirien nach Moskau. (Russ.)
Man kommt rascher hin, als zurück, schneller ins Unglück, als heraus.
83. Der Weg wird dich tragen, wie schwer du auch bist.
Nur muthig vorwärts, du wirst schon durchkommen! Nur frisch hinein, es wird so tief nicht sein!
84. Der Weg wird nicht kürzer, nicht länger, ob der Reisende eilt oder schleicht.
Die Chinesen: Wenn auch der Wandersmann schneller oder langsamer geht, so bleibt doch immer die Weite des Weges dieselbe. (Hlawatsch, 93.)
85. Der Weg wird nicht recht vom vielen unrecht gehen.
86. Der Weg zu Ruhm und Ehr' ist glatt und voll Beschwer'.
Krain.: Steza časti je ledena gaz, ka hitro zvodeni. (Čelakovsky, 104.)
87. Der Weg zum Ehestande ist stolpricht, wie eine sächsische Landstrasse; man wirft um, ehe man sich's versieht. – Kotzebue, Gedanken, 61.
88. Der Weg zum Heil führt nicht auf Rosen.
89. Der Weg zum Herzen geht durch den Kopf.
Holl.: De weg naar het hart gaat door het hoofd. (Harrebomée, II, 446b.)
90. Der Weg zum Himmel geht durch ein tiefes Thal. – Parömiakon, 2619.
91. Der Weg zum Himmel geht durch Kreuzdorn. – Eiselein, 311; Simrock, 4747; Goldschmidt, 506; Lohrengel, I, 159.
Engl.: The way to bliss lies not on beds of down. – The way to heaven is by weeping cross. (Gaal, 363.)
It.: Dalla terra alle stelle non è agevole il camino. (Pazzaglia, 40.)
92. Der Weg zum Himmel ist nicht so schmal, wie die Pfaffen sagen. – Parömiakon, 735.
93. Der Weg zum Throne ist gewöhnlich mit guten Vorsätzen gepflastert.
94. Der Weg zum Todt ist böss vnnd rauch, der Todt ist sanfft. – Lehmann, 748, 35.
95. Der Weg zum Verderben ist mit guten Vorsätzen gepflastert.
It.: Di buona volontâ l'inferro è pieno. (Gaal, 1639; Pazzaglia, 418, 4.)
[1845] 96. Der Weg zur Hölle ist breit.
»Es taumelt Bibulus, ist stündlich voll und toll; der Weg zur Höll' ist breit; er weiss, er trifft ihn wol.« (Witzfunken, IV, 5.)
97. Der Weg zur Hölle ist leicht.
Wahlspruch des deutschen Kaisers Arnulf. Nach Kornmann (IV, 115) füge ich hier die Wahlsprüche folgender deutschen Kaiser bei: Christus herrscht, siegt und triumphirt. (Karl der Grosse.) – Alles ist vergänglich. (Ludwig der Fromme.) – Das Glück sei der Arbeit gleich. (Lothar I.) – Ein Schwätzer verwickelt alles. (Karl der Dicke.) – Die Hände von vielen, der Rath von wenigen. (Ludwig IV.) – Das Glück betrügt, indem es schmeichelt. (Konrad I.) – Langsam bei Strafen, geschwind bei Belohnungen. (Heinrich I.) – Entweder ein rühmliches Leben oder einen rühmlichen Tod. (Otto der Grosse.) – Friede mit den Menschen, Krieg mit den Lastern. (Otto II.) – Nur die Tugend hat einen Werth. (Otto III.) – Nichts gar zu viel. (Heinrich II.) – Beobachte die Sitten aller Menschen, vorzüglich aber die deinigen. (Konrad der Salier.) – Viele wissen vieles, sich selbst aber kennt niemand. (Heinrich IV.) – Den Tod wünschen ist ein Uebel, ein grösseres, ihn fürchten. (Heinrich V.) – Höre auch den andern Theil. (Lothar von Sachsen.) – Weniges mit andern, mit dir vieles. (Konrad von Schwaben.) – Wer sich nicht zurückhalten kann, kann nicht herrschen. (Friedrich der Rothbart.) – Wer nicht zu schweigen weiss, weiss auch nicht zu reden. (Heinrich VI.) – Besser gut regieren, als das Reich erweitern. (Rudolf von Habsburg.) – Der Geist macht reich. Besser ein Mann ohne Geld, als Geld ohne Mann. (Adolf von Nassau.) – Das Beste das Angenehmste. (Albrecht von Oesterreich.) – Nur das ist gut, was rechtschaffen. (Ludwig von Baiern.) – Das Beste ist, sich fremdes Tollsinns zu bedienen. (Karl IV.) – Dem Elend gebührt Erbarmung. (Rupertus von der Pfalz.) – Ein Freund – der beste Lebensbesitz. (Albrecht II.) – Halte das Mass und sieh auf das Ende. (Maximilian I.) – Es geschehe Gerechtigkeit, damit die Welt nicht zu Grunde gehe. (Ferdinand I.) – Der Herr wird fürsehen. (Maximilian II.) – Mit Rath und Fleiss. (Leopold I.) (S. ⇒ Wunde und ⇒ Zorniger.) Kornmann a.a.O. bemerkt dabei auch: Der dänische Minister Graf Bernstorff war sehr aufmerksam auf die Wahlsprüche der Fürsten. Mit keinem war er so zufrieden als mit den Wahlspruche Franz II., der hiess: »Lege et fide.« Der Wahlspruch Kaiser Karl V.: »Plus ultra.« Immer weiter, hat selten gelungen, selten Glückliche gemacht. Schöner und gehaltvoller war der Denkspruch Karl V. von Frankreich: »Ich finde die Könige nicht weiter glücklich, als darin, dass sie die Macht haben, Gutes zu thun.« Heinrich III. von Spanien pflegte zu sagen: »Ich fürchte den Fluch meines Volkes mehr als meine Feinde.« Und Alfons von Aragonien: »Das Herz der Nation ist der König.« (Kornmann, IV, 116-120.)
98. Der Weg zur Hölle ist mit lauter guten Vorsätzen gepflastert. – Simrock, 11062; Gaal, 1639; Körte, 6358; Braun, I, 4838; Dove, 1143; Tribüne (Berlin 1868), Nr. 24.
Derselbe Gedanke ist auch von englischen Schriftstellern ausgesprochen. Johnson hat, wie sein Biograph Boswell mittheilt, gesagt: »Hell is paved with good intentions.« Walter Scott (Braut von Lammermoor, I, 7) führt das Wort auf den englischen Theologen Georg Herbert (gestorben 1632) zurück, der den Gedanken in seinem Jocula prudentum (Ausg. 1651, S. 11) in folgender Form ausgesprochen hat: »Hell is full of good meanings and wishes.« (Vgl. Büchmann, 8. Aufl., S. 126.)
99. Der Weg zur Tugend ist keinem verschlossen.
Frz.: La route de la vertu est ouverte à un chacun. (Kritzinger, 625b.)
Lat.: lnvia virtuti nulla est via. (Ovid.) (Philippi, I, 208.)
100. Die andern gern die Weg' abgraben, müssen den Spott zum Schaden haben. – Körte, 6549.
101. Die auf dem rechten Wege gahn, werden bald Gefährten han.
Dän.: Den som ganger af rette vey, skal ei være vonden igien at gange. (Prov. dan., 218.)
102. Die Wege sind vielfach, welche zum Herzen führen.
103. Drei Dinge gibt es, gut zu leben: ein Amt haben, betteln oder stehlen.
Dieser Gedanke wird dem französischen Grafen Mirabeau zugeschrieben. (Witzfunken, VIII, 28.)
104. Ebener Weg ist gut zu reysen. – Petri, II, 158; Henisch, 784, 12.
105. Ein alter (offener) Weg betreugt niemand. – Henneberger, 10; Petri, II, 165; Schottel, 1145a; Eiselein, 630; Körte, 6543.
Bei Tunnicius (650): Ein alt open wech bedrücht nummande. (Prisca viatorem seducit semita nunquam.)
[1846] 106. Ein guter Weg krumm ist nichts krumm.
Lat.: Saepe via obliqua praestat, quam tendere recta. (Binder I, 1578; II, 3003; Eiselein, 398.)
107. Ein guter Weg um (krumm) ist nicht krumm (um), sagte der Tanzmeister, da prügelte er seine Frau vorm Schlafengehen um das Haus.
Holl.: Dat is maar om kennis te maken, zei lose Flip, en hij lichtte zijne vrouw met eene houten lantaarn maar bed, daar de nachtegaal zeven jaren op gezongen had. (Harrebomée, I, 192.)
108. Ein guter weg vmb hat kein krum. – Hofmann, 38.
109. Ein guter Weg vmme ist keine krümme. – Hofmann, 29, 38; Wendvnmut, IV, 159; Petri, II, 195; Simrock, 11261; Bücking, 197; Gruter, III, 47; Schottel, 1133a; Chaos, 761; Ramann, Pred. I, I, 5; Ramann, Samml., II, 362; Rabener, Satiren, IV; Gaal, 1671; Dove, 542 u. 1122; Latendorf, II, 16.
D.h. ein guter, wenn auch etwas längerer Weg ist kein Umweg. Ueber krumme Wege findet sich ein Aufsatz im Breslauer Erzähler, 1807, S. 473.
Engl.: Better go about, than fall into the ditch. (Bohn II, 1.) – The fartest way about is the nearest way home. (Bohn II, 92; Körte, 6543; Gaal, 1671.)
Frz.: Le chemin le plus long est quelquefois le plus court. (Gaal, 1671.) – Les plus courts chemins ne sont pas toujours les meilleurs.
Holl.: Een goet wech omme, en is gheen cromme. (Tunn., 13, 23; Harrebomée, II, 446b.)
It.: La via buona non fà mai lunga. (Pazzaglia, 405, 3.)
Lat.: Circumiens ualida non dicetur uia curva. (Loci comm., 199; Fallersleben, 321.) – Non raro viae dispendium est itineris compendium. (Seybold, 378; Sutor, 982.) – Saepe via brevior recta quae fiexa videtur. (Philippi, II, 163.) – Viae dispendium non raro itineris compendium. (Binder II, 3529; Philippi, II, 43.)
Port.: Mais val arrodear, que afogar. (Bohn I, 281.)
Schwed.: Bättre gå en lijten knak än wata sin brook. (Grubb, 78.) – Bättre gå omkring, än falla i diket. (Marin, 6.)
Span.: Mas vale rodear que no ahogar. (Bohn I, 231.)
110. Eine Meile bösen Wegs findet man überall.
Bei jeder Unternehmung finden sich Schwierigkeiten.
Frz.: En tout pays il y a une lieue de mauvais chemin. (Lendroy, 362.)
111. Einen bessern Weg einschlagen, ist nie zu spät.
Lat.: Sera nunquam est ad bonos mores via. (Seneca.) (Binder I, 1616; II, 3086; Philippi, II, 177; Seybold, 552.)
112. En goede Wech in de Krum is nich üm. – Eichwald, 232.
113. En gueden Weg ümme giet keine Krümme. (Soest.) – Firmenich, I, 348, 7; für Holstein: Schütze, II, 355; für Altmark: Danneil, 118 u. 230; für die Grafschaft Mark: Woeste, 81, 377; für Hannover: Schambach, II, 303.
114. En Wiäg in de Krümme is nit ümme. (S. ⇒ Krümme und ⇒ Um.) (Marsberg.) – Firmenich, I, 321, 11; für Holstein: Diermissen, 275; für Altmark: Danneil, 207; für Waldeck: Curtze, 335, 263; für Strelitz: Firmenich, III, 72, 64; für Iserlohn: Woeste, 81, 377.
115. Es führen viel Wege nach Rom. – Gaal, 1670; Eiselein, 531.
Aber von Rom aus soll es nur einen einzigen in den Himmel geben, und der scheint dazu noch ziemlich schlecht.
Frz.: Tout chemin mène a Rome. – Tout chemins vont à Rome. (Gaal, 1670.)
It.: E si và per più strade à Roma. (Gaal, 1670.) – Tutte le strade menano a Roma.
Lat.: Mille viae ducunt hominem per saecula Romam. (Alan, 5; Binder II, 1858.)
Schwed.: Alla wägar bära till Rom. (Marin, 4.)
116. Es führen viel Wege zum Galgen.
117. Es führt mehr als ein Weg ins Holz (oder: in den Wald). – Eiselein, 319; Simrock, 4916.
Engl.: There are more ways to the wood than one. (Bohn II, 141; Gaal, 1670.)
It.: Per più strade si và al molino. (Pazzaglia, 364, 4.)
118. Es gehen viel Wege in den Himmel. – Parömiakon, 1363.
119. Es gehen viel Wege nach Darbstädt und Mangelburg. – Simrock, 1499; Lohrengel, I, 255.
Nach Darbstädt für den Kleinen, Niedern, nach Mangelburg für die Grossen und Vornehmen.
120. Es gehen viel Wege zur Garküche.
121. Es gibt auf jedem Wege Schmuz.
Frz.: En châque sentier son bourbier. (Kritzinger, 644b.)
[1847] 122. Es gibt keinen schlechten Weg, wenn er zu Ende ist.
123. Es gibt viel Wege ins Unglück.
Lat.: Innumerae sunt in fortunii viae. (Seybold, 246.)
124. Es ist besser auf altem Wege geblieben, als auf neuem irre gehen. – Chaos, 766.
125. Es ist besser, auf dem rechten Wege hinken, als auf dem unrechten reiten. – Wirth, II, 510.
Lat.: Equis non ipso cursu froenum injicimus, sed ante cursum. (Sutor, 600.)
126. Es ist der nechst weg zur reichtumb, den reichtumb verachten. – Franck, I, 118; Lehmann, II, 140, 125.
127. Es ist ein geringer Weg, da es wohl schmeckt. – Petri, II, 260.
128. Es ist ein langer Weg bis auf den Grund des Meeres.
Engl.: 'T is a great way to the bottom of the sea. (Bohn II, 141.)
129. Es ist ein richtiger weg zum vnglück, wenn man seinem eygensinnigen Kopff folget. – Lehmann, 601, 114.
130. Es ist kein sicherer Weg in den Himmel als der Kreuzweg.
131. Es ist kein so grader weg als zum Todt, den kan man mit blinden Augen finden. – Lehmann, 747, 11.
132. Es ist kein Weg so eben, man kann darauf straucheln.
Holl.: Er is geen weg zoo effen, of men struikelt er wel op. (Harrebomée, II, 447a.)
133. Es ist kein Weg so glatt, er hat seine Buckel und Pfützen.
Engl.: Every path hath a puddle. (Bohn II, 16.)
134. Es ist kein Weg so glatt, er hat seine Gruben (Runzeln, Buckeln).
Engl.: No way so smooth, but it hos somerub. (Gaal, 1159.)
135. Es ist kein Weg zu weit, wenn die Liebe treibt. – Birlinger, 351.
136. Es macht den Weg nicht schön, dass ihn viele gehn.
137. Es sein viel Weg gen Rom vnd gen Nürenberg. – Lehmann, 603, 139.
138. Es will mancher einem andern den Weg in den Himmel weisen und verirrt sich auf der Landstrasse.
Lat.: Qui sibi semitam non sapiunt, aliis monstrant viam. (Gaal, 1142.)
139. Essexer Wege, kenter Meilen und norfolker Witz haben schon manchen betrogen.
Engl.: Essex stiles kentisch miles and norfolk wiles, many men beguiles. (Bohn, II, 90.)
140. Et äs gôt, wun der Wiech brît äs, dat em ousweche kân. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 1052.
141. Et is man 'n korten Weg, wo 't gôt smeckt. (Bremen.) – Köster, 252.
142. Früh auf den Weg und spät in die Herberge.
Holl.: Kort op den weg en lang in de herberg. (Harrebomée, II, 447b.)
143. Gang du den engen Weg. – Notker.
144. Gât Wiech eräm äs nichem Kräm. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 1030.
145. Gauden Weg ümm het kên Krümm. (Mecklenburg.) – Günther, III.
146. Gebahnter Weg ist sicher.
Frz.: Il n'y a rien de si sûr que le chemin battu.
147. Gehe die wege nicht, darinne die Künige verderben. – Agricola II, 217.
148. Gemeinen Weg soll man nicht verlassen.
Holl.: Wijk niet van het gemeene pad. (Harrebomée, II, 167b.)
149. Gibt es gerade Wege, so wähle nicht krumme Stege.
Russ.: Gdje widjen putj praemoi, ne jesdi na kriwoi.
150. Grosse Wege, grosse Flüsse und grosse Herren sind schlimme Nachbarn; sie nehmen immer etwas von der nahen Erbschaft mit fort.
151. Gut weg um wart nie krumm. – Alsatia, 1862-67, 454.
Bei Tunnicius (499): Gût wegh umme is vake nein krumme. (Saepe iter utilius lunatum tramite recto.)
[1848] 152. Guten Weg, guten Steg. – Klix, 122.
153. Haben wir keinen Weg, so machen wir einen. – Eiselein, 630.
154. Halt den gemeinen weg! – Henisch, 1486, 46.
155. Ich bin der Weg, ihr geht mich nicht, ich bin gerecht, ihr ehrt mich nicht. – Zinkgref, IV, 395.
156. Ich laufe über dem Wege, weil ich unten nicht durchkommen kann, sagte der Fuchs zum Bauer.
157. Ih, geit denn de Weg dorch Minschen? sä' dat Mäken, da 'r Hans anwolle. (Hildesheim.) – Hoefer, 705.
158. In dem hohle Weg spokt Nachtwächter. (Meurs.)
Mahnung bei Tage nach Hause zu gehen.
159. In engem Wege ist nicht gut umwenden.
Schwed.: Ond wända på trängo wäger. (Grubb, 644.)
160. Ist das ein schlechter Weg, sagte Peter Meffert, als er trunken aus der Schenke kam und in eine Senkgrube fiel.
Holl.: Wat holligheid is dat, zei dronken Teeuwes, en hij vill in een kakhuis. (Harrebomée, I, 315.)
161. Je besser der Weg, je mehr rollt der Wagen.
162. Je enger der Weg, je schwerer das Weichen.
163. Je fetter die Wege, desto fetter die Bauern. (Altenburg.)
Wo der Boden am besten und daher die Bauern am wohlhabendsten, sind in der Regel die Wege am schlechtesten, passt aber jetzt nicht mehr so allgemein, da die Landesregierung die Herstellung guter Wege fordert.
164. Je kürtzer Weg, je mehr Proviant jhm der geitzige sucht. – Petri, II, 393.
165. Je lenger de Weg, je körter de Stred. – Schambach, II, 249.
Je länger der Weg, je kürzer der Schritt, weil mit der Länge des zurückgelegten Weges auch die Kräfte des Wanderers immer mehr abnehmen.
Holl.: De lange weg maakt den man moede. (Harrebomée, II, 446.)
166. Jeder bleibe auf (in) seinem Wege.
Engl.: Every man in his way. (Bohn II, 61.)
167. Jeder Weg führt auf den Kirchhof.
168. Kein Weg ohne Staub (Schmuz, Koth).
Holl.: Geen pad zonder modder. (Harrebomée, II, 167a.)
169. Krumme Wege beschädigen Recht. – Graf, 2, 22.
Dän.: Bøgur lyta løg. (Jonssyni, 59.)
170. Krumme Wege sind oft die geradeste Strasse.
Lat.: Arator nisi incurvus praevaricatur. (Plinius.) (Philippi, I, 38.)
171. Kurze Wege sind oft Umwege.
172. Lieber am Wege gegangen, als am Wege gehangen. – Frischbier2, 3991.
173. Man kann nicht immer auf dem vorgeschriebenen (vorgenommenen) Wege bleiben.
Holl.: Men kan niet altijd zijnen koers bezeilen. (Harrebomée, I, 428a.)
174. Man muss aus dem Wege gehen dem Mann, so weit als man ein weiss Pferd sehen kann.
Holl.: Men moet hem schuwen, zoo ver als men een wit paard zien kan. (Harrebomée, II, 165b.)
175. Man muss immer den geraden Weg gehen.
In keiner Sache viel Umschweife und Winkelzüge machen.
Frz.: Il ne faut pas aller par quatre chemins. (Lendroy, 368.)
176. Man muss seinen Weg nach dem Kompass nehmen.
Holl.: Rigt den koers naar 't kompas. (Harrebomée, I, 428a.)
177. Man muss sich nicht auf den Weg begeben, wenn der Mund nicht nach Wein riecht.
178. Mancher hat noch ein kleinen weg zum todt vnnd samblet zehrung, als hett er noch 100. Jahr dahin. – Lehmann, 252, 38.
179. Me ware sik vör alle (alte) Weage un nigge (neue) Werdshuiser. (Westf.)
180. 'N lîken Weg het nien (keine) Krümmete. (Rastede.) – Firmenich, III, 28, 99.
181. 'Ne gêre Weig es genge fêre (ist kein ferner) Weig. (Aachen.) – Firmenich, I, 491, 7.
182. Net alle Wêg sönd Kerchewêg. (Aachen.) – Firmenich, I, 493, 107; hochdeutsch bei Riehl, Nov., 180.
Angebliche Kirchwege sind manchmal Kneipenwege.
[1849] 183. Neue Wege, neue Länder, neue Liebe. – Scheffel, Ekkehard, I, 51.
184. Nicht alle Wege, die aus dem Paradiese führen, gehen geradeaus.
185. Nicht alle Wege sind Kreuzwege. – Dove, 228.
186. Säch der af de Wiech, sonst fälst te af te Nous. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 1019.
187. Schlechte Wege gibt's in jedem Lande.
188. Schöne Wege – kurze Wege.
Die Chinesen: Schöne Wege führen nicht weit. (Cibot, 157.)
189. Unter schlechten Wegen ist der kürzeste der beste.
It.: Delle triste vie piglia la più corta. (Pazzaglia, 405, 4.)
190. Vier Wege gehen zum Himmel aus der Noth: Wein, Schlaf, Lieb' und Tod.
191. Was auf schlechten Wegen kommt, ist bald wieder fort.
192. Was durch böse Wege fort kompt, dz hat kein bestand. – Henisch, 330, 70.
193. Was man am Wege find't, macht keinen, dass er brinnt. – Körte, 6545.
194. Was man auf allen Wegen findet, sammelt man nicht mühsam ein.
Lat.: In foribus urvum. (Philippi, I, 196.)
195. Was man auff einem Weg verrichten kan, da soll man nicht zweymal nachgehen. – Henisch, 1432, 82; Petri, II, 602.
196. Wat up'n Wäge is, dat blift nîg ûte. – Schambach, II, 492.
Was auf dem Wege ist, bleibt nicht aus; was dem Menschen bestimmt ist, wird ihm zu theil. Was geschehen soll, geschieht.
197. Wecker an 'n Weg bo't, hät vöäl Meisters. – Schwerin, 65.
198. Weg hast du allerwegen, sang der trunkene Bauer, und lief in eine Düngergrube.
199. Weg und Pfütze geben eine schlechte Ehr'. (Leipzig.)
200. Weg und Steg muss die Gemeinde halten. – Graf, 84, 101.
Mhd.: Wege und stege sol die gemein haltenn. (Grimm, Weisth., I, 481.)
201. Wege bessern macht nicht reich.
202. Weisst du selbst den Weg nach Flandern, so wart' auf keinen andern.
203. Weiter Weg, weiter Lohn. – Graf, 266, 242.
Arbeit oder Leistung und Lohn müssen im Verhältniss stehen. (S. Arbeit ⇒ 89 u. ⇒ 142.)
204. Welche die Wege bessern, fahren nicht am meisten darauf.
205. Wem jeder Weg der rechte ist, der kommt stets zu weit links.
206. Wenn auch der Weg nicht lang ist, sagt doch der kleine Frosch, er sei lang. (Surinam.)
Es kommt alles auf Verhältnisse, wie darauf an, mit welchem Auge man eine Sache ansieht.
207. Wenn dein Weg durch die Mühle geht, so schreie nicht, wenn dich ein Esel tritt.
208. Wenn der Weg fehlt, so machen wir einen.
209. Wenn der Weg gebaut ist, ist gut reisen. – Henisch, 180, 31; Petri, II, 640.
210. Wenn man in böse Weg kompt, so muss man fürspann suchen. – Lehmann, 377, 53.
211. Wenn's auf dem einen Wege nicht geht, muss man's auf einem andern versuchen.
Lat.: Destitutus ventis, remos adhibe. (Binder I, 308; II, 748.)
212. Wer alle weg will eben machen, der stösst an allen dreck, der im weg ligt. – Lehmann, 719, 11.
213. Wer alle Wege wüsste, der ginge nicht irre.
214. Wer alten Weg gibt für den neuen, wird gar bald den Trug bereuen.
Holl.: Die den ouden weg verlaat voor den nieuwen, dwaalt dikwijls (doolt ligtelijk). (Harrebomée, II, 446b.)
It.: Chi lascia la strada vecchia per la nuova, sempre alla fin in qualche imbroglio se trova. (Zeitung für Baukunst, 1871, S. 193.) – Chi lascia la via vecchia per la nuova spesse volte in gannato si rittova. (Pazzaglia, 405, 2.)
[1850] 215. Wer am Wege baut, wird getadelt, dass ihm graut. – Nass. Schulbl., XIV, 5.
216. Wer an Weg bawet, der hat viel Auffmercker. – Occ. rur., I, 1.
Holl.: Die aan den weg timmert, heeft veel meesters raadslieden. – Die aan den weg timmert, lijdt veel aanstoot (of: heeft veel beregts). (Harrebomée, II, 446a.)
217. Wer auf betretenem Wege geht, der verirrt sich nicht.
218. Wer auf dem rechten Wege ist, darf nicht umschauen.
Dän.: Hvo som gaaer ret, skal et see sig tilbage. (Prov. dan., 210.)
219. Wer auf einem falschen (schlechten) Wege ist, hat Mühe davon abzukommen. – Körte, 6542.
Holl.: Die op quade weghe is, pijn hem daer uut te comen. (Tunn., 8, 4; Harrebomée, II, 446b.)
220. Wer auf einem gefährlichen (unsichern) Wege ist, muss wacker umschauen.
Holl.: Die op eenen omveiligen weg is, moet dikwijls omzien. (Harrebomée, II, 446b.)
221. Wer auf falschem Wege ist, dem bringt Eilen mehr Schaden als Nutzen.
»Es ist alles eylen umbsonst, wo man auf unrechtem Wege ist.« (Wirth, I, 81.)
Lat.: Si quis calle malo fuerit, festinet ab illo. (Sutor, 92.)
222. Wer auf geradem Wege geht, fällt in keine Grube.
223. Wer auf gutem Wege ist, der gehe auf keinen andern.
224. Wer auff gebantem Weg bleibt, dem schlegt kein Reiss ins Aug. – Petri, II, 683.
225. Wer auff gebantem Weg bleibt, den verzäunt man nicht. – Petri, II, 683.
226. Wer auff halbem weg vmbkehret, der gehet nicht ganz irr (irrt nur zur Hälfte). – Lehmann, II, 839, 232; Günther, 19; Petri, II, 685; Körte, 6544; Simrock, 11257; Winckler, XII, 59; Venedey, 72; Braun, I, 4936.
Frz.: Il ne va pas dutout à honte qui de demi voie retourne. (Masson, 363.)
Holl.: Die te halve keert, en dwaelt niet al. (Tunn., 8, 5.) – Hij gaat niet geheel te schande, die ten halve wederkeert. (Harrebomée, II, 243a.)
It.: Chi torna in dietro a mezza strada non hà fallato tutto 'l camino. (Pazzaglia, 364, 1.)
Lat.: Tramite delirus non sit resipiscere dirus. (Reuterdahl, 1016.)
227. Wer aus dem Wege ist, wäre gern wieder drin. – Simrock, 11260; Körte, 6548; Petri, II, 685.
Bei Tunnicius (285): De ut dem wege is, de were dâr gêrne wedder inne. (Aggredier rectum callem molitur aberrans.)
Holl.: Die uit den weg is, was er wel weder gaarne in. (Harrebomée, II, 446b.)
228. Wer bey dem weg bawet, der hat vil meister. – Agricola I, 207; Franck, I, 85a; Gruter, I, 78; Eyering, III, 453 u. 512; Henisch, 205, 46; Egenolff, 717b; Petri, II, 681; Lehmann, 59, 19; Lehmann, II, 838, 228; Goler, 989a; Latendorf II, 7; III, 111; Schottel, 1128a; Pistor., III, 14; Chaos, 158; Mayer, II, 125; Beyer, II, 39; Eiselein, 630; Sailer, 288; Körte, 6540; Meinau, 179; Siebenkees, 164; Ramann, Unterr., IV, 22; Steiger, 377; Lohrengel, I, 785.
Dramatisirt findet sich dieses Sprichwort in Sammlung von Prologen, Gesprächen und dramatischen Spielen, Quedlinburg, 1833, S. 232-240. Bei Tunnicius (402): De by dem wege timmert, de heft vele meisters. (Mille docetur homo prope callem limina poneus.) Agricola sagt in seiner Erklärung: »Wer etwas offentlich anfehet vnd handelt, dazu vil leutte kommen, es sey ym regiment, ym bawen, ym bucher schreiben, odder was offentlich gethan werden muss, der muss einen yglichen dauon richten vnd meistern lassen. Ich baw hie mit diesem Buch der deutschen Sprichwörter auch am weg, darumb werd ich mich mussen ym stich geben, dass vil leutte taddeln werden, etlichen wirt es zu gering seyn, an etlichen orten wirt zu uil vnd zu wenig seyn, aber ich hab einen breyten rucken, der ists schier gewonet, ich kanns schier ertragen.« – »Wer offentlich am weg will bawen, da jedermann mag frei zu schawen, der muss sichs lan verdrüssen nicht, das jedermann darüber richt.« (Waldis, IV, 95, 297.)
Mhd.: Ich tzimbere so man seget bi dem wege, des mûz ich manegen meister han. (Sachsenspiegel.) (Zingerle, 165.)
[1851] Böhm.: Kdo staví na obecné cestĕ, nalezne oprávcův dvĕ stĕ. – Kdo u cesty staví mnoho správcův (správovatelův) mívá. (Čelakovsky, 286.)
Engl.: He that builds a house by the high-way side, it's either too high or too low. (Masson, 282.)
Holl.: Die bi den weghe timmert, heeft vele berichters. (Tunn., 11, 13.)
It.: Chi fa la casa in piazza, ò la fa troppo alta ò troppo bassa. – Chi fabbrica vicino alla strada, ha molti sindicatori. (Bohn I, 80; Gaal, 163.)
Kroat.: Koi pri putu zidje, vnogo ima mestrov. (Čelakovsky, 286.)
Lat.: Homo non satisfacit, qui in propatulo est. (Gaal, 163.) – Mille docent hominem, prope callem qui struit aedem. – Qui secus viam aedificat, multos habet informatores. (Eiselein, 630.) – Qui struit in callem, multos habet ille magistros. (Masson, 282.)
229. Wer den rechten Weg verfehlt, muss umkehren.
It.: Chi smarritu hà la strada, torni addietro. (Pazzaglia, 364, 6.)
Schwed.: Hwa som gaar aff raet waegh han skal ey wara wandin til at taka thaen raetta i geen. (Reuterdahl, 1016.)
230. Wer den Weg hat, muss Bahn halten.
231. Wer den Weg nicht selber kennt, muss einen Führer suchen.
Holl.: Die den weg zelf niet kent, die zoeke een' leidsman. (Harrebomée, II, 446b.)
232. Wer den Weg zum Meere finden will, darf nur den Flüssen nachgehen. – Simrock, 11262; Eiselein, 630.
Lat.: Viam qui nescit qua deviat ad mare eum opportet amnem quaerere comitem sibi. (Plautus.) (Eiselein, 630.)
233. Wer die Wege nicht weiss, gibt kein guten Fuhrmann. – Lehmann, 623, 86.
234. Wer einen falschen Weg einschlägt, kann ebenso leicht in eine Mistgrube als in ein Gasthaus kommen.
Holl.: Die eenen verkeerden weg inslaat, raakt zoo ligt in het kakhuis als in de spijskamer. (Harrebomée, II, 446b.)
235. Wer einen harten Weg gemach fehret, der kompt offt ehe in die Herberg, als einer, der lest vmbgehen, dass die Reder auffhüpffen. – Petri, II, 701.
236. Wer einen richtigen Weg hat, darf keinen Schlupfwinkel suchen.
237. Wer einen unbekannten Weg geht, bedarf einen Führer.
238. Wer einen vngewissen zweyffelhafften weg gehet, je lenger er gehet, je weiter er vom rechten weg jrr gehet. – Lehmann, 827, 12.
239. Wer einen Weg gehen sol, den er bereits weiss, der darff nicht fragen. – Petri, II, 702.
240. Wer jedem den Weg zeigen will, kommt selbst nicht ans Ziel.
241. Wer jeden Weg geht, erreicht kein Ziel.
It.: A nessun luogo viene, chi ad ogni via si tiene. (Pazzaglia, 405.)
Lat.: Aedificans coniuncta viae, nullo aere magistros inveniet plures, quam velit esse sibi. – Non caret magistris, qui prope viam aedificat. (Glandorp, 108, 268.)
Schwed.: Den som bygger wed allmenne wägen, han får många mästare. (Grubb, 121.)
242. Wer mitten im Wege bleibt, fällt nicht zur Seite ab.
243. Wer ruhig seines Wegs will ziehen, werfe nicht den Stock (Knochen) unter die Hunde.
244. Wer sich auf jedem Wege aufhält, kommt nicht weit. – Winckler, XII, 52.
245. Wer sich auff falschem weg verirrt, kehrt er nicht vmb, er wird verführt. – Loci comm., 177.
246. Wer sich lest in holen Weg treiben, der hat kein kehr. – Lehmann, 554, 5.
247. Wer Weg und Steg thut bauen, ist Gottes Freund, thu ihm vertrauen. – Birlinger, 1160.
248. Wer zween Weg will gehen, der muss den Arss vnd Bauch zerreissen. – Gruter, III, 113; Lehmann, II, 879, 271.
249. Wer zween Wege will begahn, der muss sehr lange Schenkel ha'n. – Eiselein, 630.
Mhd.: Wer sich zwaien weg wil fleiszen, der muss die pruch (Brôk, Beinkleider) oder arsloch zureiszen. (Fastnachtspiel.)
[1852] - Swer zwêne wege welle gân, der musz lange schenkel han. (Freidank.) – Wer zwêne weg wil gân, der muoz wei langiu bein han. (Diutisca.) (Zingerle, 164 u. 186.)
250. Wo der Weg ist glatt vnd der Wandersmann matt, allda die Reise Fahr hat. – Petri, II, 857.
251. Wo ein gerader Weg ist, da geht man keinen krummen.
Böhm.: Kde cesta rovná, nezajíždĕj. (Čelakovsky, 62.)
252. Wo viel Wege sind, da ist keiner gut. – Petri, II, 817.
253. Woun an We vafalsd, fro, is jo ibarol daidsch. (Steiermark.) – Firmenich, I, 765, 116.
Wenn du den Weg verfehlst, so frage, es ist ja überall deutsch.
254. Zu halbem weg ist gut vmkehren, will man sich offt nicht gar verirren.
Lat.: Non errat totum, faciens in calle regressum. (Loci comm., 177.)
*255. A îs wul uwen rechten Wäge. – Gomolcke, 96; Keller, 161b; Frommann, III, 249, 297.
*256. Alle krummen Wege wissen.
Frz.: Favoir bien tous les biais pour la grippe. (Kritzinger, 361a.)
*257. Auf dem betretenen Wege bleiben.
Von eingeführtem Gebrauche, von der alten Weise nicht abgehen.
*258. Auf dem (rechten) Wege sein.
Etwas recht anfangen.
*259. Auf den Weg zurückbringen.
*260. Auf ebenem Wege stolpern.
Frz.: Chopper en plain chemin.
Lat.: Plura offendere via. (Bovill, II, 68.)
*261. Aus dem Wege, was geringe (kleine) Leute sind! – Henisch, 1518, 37; Petri, III, 1.
Lat.: Nanus cum sis cede. (Binder I, 1056; II, 1969; Schonheim, N, 1; Seybold, 326; Froberg, 458; Philippi, II, 5.)
*262. Ausser dem Wege sein.
*263. Da hört der Weg auf.
Da stehen die Ochsen am Berge. »Hic haeret aqua, mein Herr Pfarr.« (Bürger.)
*264. Da ist der Weg alle.
*265. Dar kimmt mer schunn nohch uff'm raachten Wage rei. (Hirschberg.)
Die Gelegenheit wird sich finden, mit ihm abzurechnen.
*266. Das hat seinen geweisten Weg. – Willius, 155; Fischer, Psalter, 534, 2.
*267. Das hebt man nicht im Weg auf. (Meiningen.)
*268. Das ist der rechte Weg, um den Hals zu brechen.
Holl.: Dat is de regte weg om den hals te breken. (Harrebomée, II, 446a.)
*269. Das ist der Weg ins Holz. – Klix, 122.
*270. Das ist der Weg ins Paradies.
Das heisst: ein Fusssteg, enger Pass, auf dem nur wenige gehen oder zu gleicher Zeit gehen können.
*271. Das ist der Weg nach dem Armenhause.
Holl.: Dat is de weg naar het gasthuis. (Harrebomée, II, 446a.)
*272. Das ist der Weg über Danzig (von Tanzen) nach Leipzig.
Holl.: Dat is de weg naar Leipzig. (Harrebomée, II, 446a.)
*273. Dat is de Weg na'n Tugthuse. – Eichwald, 1952.
Zucht- oder Correctionshaus.
*274. Dat is de Weg na't Gasthûs1. – Bueren, 212; Frommann, II, 537, 149; Hauskalender, II.
1) Spital, Armenverpflegungshaus.
*275. Dat is de Weg tom Dôr henût. (Holst.) – Schütze, IV, 354; für Rastede: Firmenich, III, 28, 88.
Von Verschwendern.
*276. De wêt de Weg, ass Mulds olde Ruhn. – Hauskalender, IV.
*277. Dear ist net über den Weg z' trau'n. (Ulm.)
*278. Dem ist der Weg nicht breit genug.
»Ist manchem Prahler auch der Weg nicht breit genug.« (Keller, 173a.)
*279. Den betretenen Weg fortgehen.
Holl.: Het begane pad volgen. (Harrebomée, II, 167b.)
*280. Den geraden Weg gehen.
Frz.: Aller le droit chemin.
*281. Den schlag' ich den rechten Weg. (Rottenburg.)
D.h. tüchtig.
[1853] *282. Den Wag hat d'r Fuchs (Hund) g'mess'n und hat 'n Schwanz drei' gab'n. (Franken.) – Frommann, IV, 326, 413.
*283. Den Weag unter d' Füess nehme(n). (Ulm.)
*284. Den Weg alles Fleisches (aller Welt) gehen. – Lohrengel, I, 114.
D.h. sterben.
Holl.: Hij gaat den weg van alle vleesch.
*285. Den Weg der Ameise beschreiben.
Bis ins einzelne mit seinen Darlegungen und Mittheilungen gehen. Von Schwätzern, die in ihren Beschreibungen, Erzählungen kein Ende finden.
Lat.: Formicae semitam canere. (Faselius, 94.)
*286. Den Weg finden wir im (finstern) dunkeln. – Frischbier II, 2862.
*287. Den Weg muss jeder gehen. – Parömiakon, 1840.
Der Weg zum Tode.
*288. Den Weg öm. (Deutz.)
So ist's falsch, umgekehrt ist's recht.
*289. Den Weg zwischen die Beine nehmen. – Körte, 6548d; Braun, I, 4937.
*290. Der steht mir überall im Wege.
Holl.: Hij staat mij overal in den weg. (Harrebomée, II, 447b.)
*291. Der Weg geht mit. – Frischbier2, 3990.
Wenn der durch Regen erweichte Boden an den Rädern festsitzt und so durch sein »Mitgehen« die Bewegung des Wagens hindert. (Frischbier2, 277.)
*292. Der Weg ist postmässig ausgemessen.
*293. Die kürzesten Wege sind die geraden.
*294. Du bist auf dem rechten Wege.
Lat.: Rectam instas viam. (Suringar, CCXXV, 18.)
*295. Du bist nit recht auff dem Weg. – Comedie Vgolini.
*296. Du felest des rechten Weges. – Eyering, I, 789; Eiselein, 630.
»Ich weiss, wer euch will wehlen, wird niemals wie ein Thor des rechten Weges fehlen.« (Keller, 159a.)
Lat.: Tota erras via. (Eiselein, 630; Hanzely, 1.)
*297. Einem den rechten Weg zeigen.
Holl.: Hij wijst hem den koers aan. (Harrebomée, I, 428a.)
*298. Einem den Weg abschneiden.
Holl.: Iemand den weg afsnijden. ( Harrebomée, II, 447b.)
*299. Einem den Weg bahnen (öffnen).
Lat.: Aperire viam. – Depellere a via. – Facere viam. – Intercludere viam. – Monstrare viam. – Reducere in viam. – Sternere viam. (Erasm., 2.)
*300. Einem den Weg verhawen. – Lehmann, 386, 7.
Ihn in der Erreichung eines Zwecks hindern. (S. ⇒ Knopf 46.)
*301. Einem einen falschen Weg zeigen.
Holl.: Hij wijst hem den verkeerden weg. (Harrebomée, II, 447b.)
*302. Einem überall im Wege stehen.
*303. Einen auf den rechten Weg bringen.
Frz.: Quelqu'un au droit chemin. (Kritzinger, 579.)
*304. Einen auf guten Weg bringen.
Von Irrwegen ab, auf gute Gedanken.
Frz.: Mettre quelqu'un sur le bon pié. (Kritzinger, 531b.)
*305. Einen vom rechten Wege ableiten.
Holl.: Hij helpt hem van het pad of. (Harrebomée, II, 167b.)
*306. Einen Weg machen (zeigen). – Körte, 6548c.
*307. Er fährt den falschen Weg ins Holz. – Körte, 6548a.
*308. Er faret zu sehr übern weg. – Wicelius, Dialog.
*309. Er geht den geradesten (kürzesten, nächsten) Weg wie die Schulbuben.
Ironisch von einem, der grosse Umwege macht, weil Schulknaben selten auf geraden Wege nach Hause gehen. Knaben und Hunde machen den Weg immer in der Regel mehrfach.
Frz.: Prendre le chemin des écoliers. (Lendroy, 367.)
Poln.: Jechat z krakowa do Warszawy na. (Lipiński, 86.)
*310. Er geht den grasigen Weg. (Nürtingen.)
Er stirbt.
*311. Er geht den Weg, den schon viele gegangen sind. (Rottenburg.)
Den Weg des Todes.
*312. Er geht ihm aus dem Wege, wie der Teufel dem Kreuz. (Mewe.) – Frischbier II, 2863.
*313. Er geht immer den alten (breiten) Weg wie die Kühe.
Frz.: Il suit le grand chemin des vaches. (Lendroy, 366.)
[1854] *314. Er geht ruhig seinen Weg.
Frz.: Il va toujours son petit bon homme de chemin. (Lendroy, 364.)
Holl.: Hij vervolgt gerust zijnen koers. (Harrebomée, I, 428a.)
*315. Er hat den rechten Weg verfehlt.
Holl.: Hij is den koers kwijt. – Hij is van den koers. – Hij mist den regten koers. (Harrebomée, I, 428a.)
*316. Er ist auf dem Wege gestolpert.
Er hat sein Ziel nicht erreichen können.
Lat.: Cadere in cursu. (Faselius, 35.)
*317. Er ist vff dem rechten wege. – Tappius, 37a; Eyering, II, 367.
*318. Er ist vff gutem wege. – Tappius, 37a.
*319. Er ist wieder auf dem rechten Wege.
Lat.: Nunc in regionem veni. (Seybold, 339.)
*320. Er legt niemand nichts in den Weg. (Nürtingen.)
*321. Er liesse ihn nicht neben sich am Wege gehen. – Körte, 65486; Sutor, 572.
*322. Er mag ihn nicht über den Weg grüssen.
Dän.: Han vil ei bilse ham paa en vey. (Prov. dan., 292.)
*323. Er neme ein ackerleng wegs für einn langen spiess vnd were wol so freudig als ein andrer. (S. Bratwurst ⇒ 7 u. ⇒ 8, ⇒ Daheim 28 und ⇒ Krieger 19.) – Franck, II, 46a.
*324. Er nimmt den Weg unter die Füsse.
Macht sich auf.
*325. Er steckt im hohlen weg. – Lehmann, 244, 1 u. 937, 1.
Er befindet sich in Gefahr, auch: ist in Zweifel. (S. ⇒ Garn 56.)
*326. Er sucht auf ebenem Wege einen Hügel.
*327. Er weist andern den Weg und denkt nicht an (verfehlt) den eigenen.
Von Leuten, die, wie Meilenzeiger andern den Weg zeigen und selbst stehen bleiben, sagt eine jüdisch-deutsche Redensart in Warschau: A güter Mojre derech (Führer).
Lat.: Aliis prospiciens non sibi. (Faselius, 11.)
*328. Er wird ihm den Weg über den Bach weisen.
*329. Er wird mir schon wieder in den Weg kommen.
Ich werde ihn schon dafür finden.
*330. Er wird müssen einen andern Weg einschlagen.
Holl.: Hij zal eenen andern koers houden. – Hij zal zijn' koers wel anders nemen.
*331. Er zeyget eim nit den weg. – Franck, II, 73a.
*332. Es hat seine gewissen Wege. – Schottel, 1116b.
*333. Es ist ein ebener Weg.
Holl.: Het is een gebaande (ongebaande) weg. (Harrebomée, II, 447a.)
*334. Es ist ein Weg so eben wie der Tisch.
Span.: No hay camino tan llano, que no tenga, algun tropezon o barranco. (Don Quixote.)
*335. Es muss doch ein Weg ins Holz gehen. – Eiselein, 630.
*336. Et hôt geade Wieg. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 37, 104.
Es hat gute Wege, alles ist in guter Ordnung.
*337. Geh' aus dem Wege, Kleiner!
Um zu sagen: Der Kleine muss ausweichen, nachgeben.
Lat.: Cum sis nanus, cede. (Philippi, I, 104.)
*338. Geh' deiner Wege. – Klix, 124.
Lat.: Tu abi tuam viam. (Plautus.) (Binder II, 3349.)
*339. Gerade Wege gehen.
Geradheit bezeichnet die ehrliche Gesinnungs- und Handlungsweise im Gegensatz gegen alle Falschheit, die krumme ⇒ Wege (s.d.) geht und voll Hinterlist ist.
*340. I gang mein Weg wie d' Heohne. (Bietigheim.)
*341. I sich (ist euch) dar Weig nich breet genug? – Robinson, 895.
*342. Ich bin von denen, die am Wege sterben. – Gutzkow, Uriel Acosta.
*343. Ich dächte, der Wâk wär em brêt genunk. (Schles.) – Frommann, III, 248, 227.
*344. Ich weiss weder Weg noch Steg.
Holl.: Ik weet daar geen' weg mede. – Ik weet mij geen weg. (Harrebomée, II, 447b.)
*345. Ich wel dem (wollte ihm) nich quâr îber a Wäk gîn. (Schles.) – Frommann, III, 414, 545.
*346. Ich werde ihn einen Weg führen, wo er keine Steine finden wird.
Wo ihm alle Mittel zur Vertheidigung abgeschnitten sein werden. Ich werde ihm scharf zu Leibe gehen, ihn gewaltig in die Enge treiben.
[1855] *347. Ihm sind alle Wege Kreuzwege. – Parömiakon, 3013.
*348. Ihre Wege kreuzen sich.
Holl.: Hunne wegen kruisen elkander. (Harrebomée, II, 447b.)
*349. Immer den alten (ausgetretenen) Weg gehen, wie der (Mühlen-)Esel.
Holl.: Gelijk de ezels, det oude pad. (Harrebomée, II, 167a.)
*350. Immer den rechten Weg gehen. – Eiselein, 630.
Lat.: Rectam ambulare viam. (Eiselein, 630.)
*351. Krumme Wege gehen.
*352. Man hat vns in holen Weg geführt. – Lehmann, 715, 1.
Uns Schwierigkeiten bereitet.
*353. Man wird den Weg dazu schon finden.
Böhm.: Tomu se cesta najde. (Čelakovsky, 519.)
*354. Nach gelaufenem Wege einen Weg zurücksuchen.
*355. Nichts zu Wege bringen. – Frischbier II, 2864.
*356. Se könt et an de Wêg 'ên, wenn dat Kind pissen will un â dôn. (Holst.)
Von Ueberklugen; wenn nicht fein, doch gut.
*357. Sein Weg ist mit Dornen besäet.
Holl.: Zijn weg is met doornen bezaaid. (Harrebomée, II, 448a.)
*358. Seinen eigenen Weg gehen.
Lat.: Sibi canere. (Philippi, II, 181.)
*359. Sich auf den Weg machen.
Frz.: Je me suis acheminé. (Kritzinger, 7b.)
*360. Sich den Weg zum Himmel polstern.
Frz.: Faire un chemin de velours pour gagner le ciel. (Kritzinger, 131b.)
*361. Sich den Weg zum Galgen bahnen.
*362. Sich in den Weg legen. – Schottel, 1119a.
*363. Ut dem Weg, de Höfsche kame, möt Dreck to fahre. – Frischbier2, 3992.
Die Höfischen, d.h. die vom Edelhofe, im Gegensatz zu den Arbeitern eines Bauern.
*364. Vom rechten Wege abkommen.
Von der Hauptsache ab und auf Nebensachen kommen.
Lat.: A lineis excidere. (Faselius, 2.)
*365. Was ist diar über de Weg g'sprunge? (Bietigheim.)
*366. Weder Weg noch Wind scheuen.
Ich füge hier eine Fortsetzung der anreimenden sprichwörtlichen Formeln der deutschen Sprache bei, die C. Schulz in Herrig's Archiv (Bd. 50) gesammelt hat. (S. ⇒ Sammt 11, ⇒ Schloss 51, ⇒ Stock 105, ⇒ Trieb 2.) Weg und Weise. Weg und wenke (wanken); Weg und Weide. Wähnen und wissen, vor wage und vor waffin bescirnen. (Graff, Diut.) Waffen und Wappen, wêr und wâpen. (Neocorus, I, 26.) Wag und wasser, wag und wind, wahl und weihe (an ihm, dem König, geschieht). Wahrheit und Würde, Waiblinger und Welfen (Guelfen und Ghibellinen). Waisen und Witwen. Wald und Wasser, wazzer und wald, Wald und Weg (uuegas endi uualdas) böse Wege und dicker Wald. Wald und Weide, Wald und Wiese, Wald und Wild (haben). Wald und Wüste (in welden und in wüsten), sich des wallens und wandelns begeben. Walt und wolt (Gewalt und Willkür) dôn (lieben), wân (leiden) wank âne wig und wân (ohne zu wägen und zu wähnen). Wân und wille, wanke, winke (die Bäume werden gehen die winke, die wankĕ Böttchergesellenrede im altdeutschen, Wälden, I, 110) mit Warze und Wurzel (ausreuten), mit wirre, werre und appelliren (Fastnachtspiel, 894, 9) an wisen und wasen (Rechtsformel in einem appenzeller Kaufbrief), Wasser und Weg, Wasser und Weide (vergiften) Weide und Wasser geniessen. (Wendhagen, Bauernrecht, 203.) Wasser, Weide und Wildfang, an wyhern (Weiher) und wassern (appenzeller Kaufbrief). Wasser und Wein, Wasser und Wind, Weide und wunne. (Grimm, Rechtsalt., 44.)
*367. Wenn alle Wege werden gerade gehen, will er auch Fuhrmann werden.
»Gehen als dann alle Wege grade zu, so wil ich auch ein Fuhrmann werden.« (Keller, 158b.)
Lat.: Rectam ingredi viam. (Suringar, CCXXV.)
*368. Wenn der Weg nach Rom gepflastert wäre, so könnte ihn jeder Hund finden. – Fischart.
*369. Z' Weg springen, wie eine Katze am Hällig. – Gotthelf, Erzählungen, III, 134.
370. Auf dem Wege sieht man, ob man gut gepackt hat.
371. Auf krummen Wegen gedeiht selten viel Segen. – Devisenbuch, 402.
372. Besser schlechter Weg als schlechte Gesellen (Gesellschafter).
Frz.: Mieux vaut mauvaise route que mauvais compagnon.
373. Den Weg, welchen der Mensch gehen will, führt ihn Gott. – Löwenheim, 94.
374. Der gebanet weg lasst einen nit leichtlich verirren.
375. Der Weg zum Ruhme geht über Kreuzdorn.
It.: Alla gloria non si va senza fatica. (Giani, 798.)
376. Drei weg sein zu begreiffen schwer: Erstlich des vichs im dieffen mör, des Vogels in dem hohen Lufft, des wurmbs in der Erden grufft. – Wysing, 90.
377. Ebner Weg hat stets gut Fuhrleut. – Fastnachtsp. von J. Ayrer in Kloster, II, 414.
378. Ein schlechter Weg führt selten zu gutem Ende.
Span.: Quien mal anda, en mal acaba. (Cahier, 3519.)
379. Es führt kein andrer Weg nach Küssnacht.
Aus Schiller's Tell (IV, 3) in den Volksmund übergegangen, um auszudrücken, dass zur Erreichung eines bestimmten Zwecks es nur eben das Eine Mittel gebe.
380. Jeder sucht sich den Weg zum Abgrund selbst.
Lat.: Mens impudicam facere, non casus, solet. (Philippi, I, 247.)
381. Was auf schlechtem Wege kommt, geht auch wieder solchen.
It.: Quel viene di ruffa in raffa, se ne va di baffa in baffa. (Cahier, 3086.)
382. Wer alle Weg betreten will, kommt nie zu dem gewünschten Ziel.
It.: A nessun luogo viene, chi ad ogni via si tiene. (Giani, 1737.)
383. Wer auf rechtem Wege geht, findet auch gute Gefährten.
Lat.: Si recte feceris, comitem habebis Deum. (Sailer, Sprüche, 201.)
384. Wo steht »Verbotener Weg«, da ganget Se nuf, sagte der Bauer, als der Reisende fragte, wie er zu dem Wasserfalle komme.
*385. A Weg wie auf 'n Tisch. (Warschau.)
Ein sehr ebener, gerader Weg.
*386. Auf Einem Wege zwei Geschäfte besorgen.
It.: Far un viaggio e due servigi. (Giani, 1812.)
*387. Do gang i koan aus dem Weag. – Nefflen, 455.
Da nehm' ich es mit jedem auf, mess' ich mich mit jedem.
*388. Er geht wieder zu Weg und Stege. – Mathesius, Sarepta, XVIIIa.
Er ist wieder gesund und auf dem Platze.
*389. Er mag den Weg wieder heimgehen, den er herkommen ist. – Mathesius, Historia Jesu, II, XVIIb.
*390. Er weiss alle Wege in den Arsch, aber keinen heraus.
*391. Ich kann (mag) ihn nicht über den Weg riechen.
*392. Jemand nicht bei Wege ansehen. (Köthen.)
*393. Sonst leit mer nex uf 'm Weag. – Nefflen, 466.
Spottweise: das fehlt mir noch, geht mir noch ab.
*394. Ût 'n Wege, all wat 'r nich döcht. – Schröder, 960.
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