1. An skürw'd Schep kan an hian Hokfal umstegh. (Nordfries.)
Ein räudig Schaf kann eine ganze Hürde voll anstecken.
2. An suart Schep laat hör egh witi thau. (Nordfries.)
3. Annem nackte Schoffe ies nischte abzuscharen. – Robinson, 240; Gomolcke, 191.
4. Auch die Schafe empfinden's, wenn der Schäfer ein böses Jahr hat. – Winckler, XV, 23.
5. Besser ein Schaf als ein Aff.
Holl.: Beter een schaap dan een aap. (Harrebomée, II, 237a.)
6. Bey reudigen Schafen wird einer reudig, vnd am Köhler berusset man sich. – Mathesy, 147b.
7. Bin ich berufen Schafe zu hüten, so lass' ich es Geissen sein. – Chaos, 666; Winckler, X, 41.
8. Blökendes Schaf verliert ein Maul voll.
9. D' Schaf muess me schearn, wen's Woll' han. (Niederösterreich.) – Wolf, Zeitschrift, 145.
10. Dar gât vâl macke (zahme) Schâp in en'n Stall, un wille noch mêr, da stât ên op'n anner. – Bueren, 161; Eichwald, 1646; Frommann, II, 535, 96; Hauskalender, II.
Der frommen Schafe gehen viel in einen Stall, der wilden aber noch mehr, da steht eins auf dem andern.
11. Dar gaht väle frame Schape in enen Kafen. (Rastede.) – Firmenich, III, 28, 105.
12. Das blökende Schaf gibt wenig Wolle.
13. Das frei schaff frisst der wolff. – Franck, I, 125a; Gruter, I, 11; Eyering, I, 298; Petri, II, 60; Körte, 5206; Simrock, 2660; Dove, 9; Braun, I, 3752.
Frz.: Brebis mal gardée, du loup est tost happée.
14. Das gezelte Schaff frist auch der Wolff. – Eyering, I, 298; Schottel, 1114a.
15. Das ist ein närrisch Schaf, so sich dem Wolf vertrauet. – Winckler, VII, 68.
16. Das ist ein räudiges Schaf, das man von der Heerde absondern muss.
17. Das magere Schaf wird von allen Lämmern gesogen. – Winckler, V, 34.
18. Das schaaf tregt jm selbs kein wolle. – Franck, II, 57a; Tappius, 58a; Lehmann, II, 59, 44; Simrock, 8814; Körte, 5207; Braun, I, 3751.
19. Das Schaf blökt immer dieselbe Weise.
Was in der Natur begründet ist, ändert sich nicht.
Frz.: La brebis bêle toujours de même. (Lendroy, 123.)
20. Das Schaf, das frey gehet, das frisst der Wolff. – Lehmann, 202, 21.
Dän.: Det faar som løber paa egen kaand bliver gierne til ulvens deel. (Prov. dan., 149.)
21. Das Schaf des Hirten stirbt nicht zuerst.
Holl.: Het schaap van den herder sterft niet. (Harrebomée, II, 238b.)
22. Das Schaf hat einen goldenen Fuss. – Simrock, 8819.
In Ostfriesland: Dat Schâp hett'n golden Fôt. (Kern, 830.) »Das Schaf hat gülden Füsse.« (Florini, V, 1023.)
Holl.: Het schaap heeft een' gulden voet. – Schapen en zijdewormen worden meest geëerd bij groote en kleine Menschen. (Harrebomée, II, 238b u. 239b.)
23. Das Schaf hat einen silbernen Fuss. (Rott-Thal.)
24. Das Schaf ist offt nicht, wie es Wolle tregt. – Lehmann, 422, 4.
Lat.: Sub veste vili saepe fastus hospitus. (Lehmann, 422, 4.)
25. Das Schaf ist verloren, das sich Rath beim Wolfe holt.
Holl.: Het schaap gaat bij den wolf te rade. (Harrebomée, II, 238b.)
26. Das Schaf kann nur die Wolle geben, die es hat.
Aehnlich russisch Altmann VI, 396.
[54] 27. Das Schaf kennt die Arzneien, aber sein krankes Knie kann es nicht curiren. (Surinam.)
Von denen, die stets für andere guten Rath wissen, ohne sich selber helfen zu können.
28. Das Schaf muss sich hüten lassen, nicht nur, wenn's im Stall, sondern auch wenn's im Freien ist.
29. Das Schaf, so am meisten blökt, gibt die wenigste Milch.
Dän.: Faar som bræge meest, malke mindst.
30. Das Schaf trägt das Lamm auf dem Rücken. (Dönhofstädt.)
Wenn es nicht lammt, so doch in dem Werthe der Wolle.
31. Das Schaf trägt von Natur Wolle.
Bei Tunnicius (1352): Dat Schâp drecht van natur wulle. (Lanam portat ovis natura, gramina tellus.)
32. Das Schaf volgt der Herdt. – Lehmann, 852, 2.
33. Das Schaff, das der Wolff fressen soll, muss man jm lassen; – Lehmann, 88, 6.
34. Das schaff soll des hirten urteil fürchten. – Klingen, 48a, 1; Graf, 478, 657.
35. Das schaff vnder den welffen ist im elend. – Franck, I, 58b.
36. Dat beste schap schit jo in den stal. – Redent. Sp., 1805.
37. Dat eine schâp volget dem anderen.
Lat.: Agnus ovem sequitur, capras hoedique petulci. – Unam ovem aliae sequuntur, hoc est facile simul decipiuntur simplices. (Bebel.)
38. Dat fri Schap bitt dei Wulf. (Mecklenburg.) – Raabe, 75.
39. Dat gat völ macke (sanfte, ruhige) Schâp in ên'n Stall, un wilde noch mêr. – Frommann, II, 539, 96.
Holl.: Er gaan veel tamme schapen in een hok, maar nog meer wilde want die kruipen op elkander. (Harrebomée, II, 238a.)
40. Dat is en slecht Schâp, dat sin Wull nig dregen kann. (Hamburg.) – Schütze, IV, 1.
Um zu sagen: Aus Vorsorge gehe ich oder reise ich nicht ohne Mantel, damit ich Schutz gegen schlechtes Wetter habe, das eintreten könnte.
Dän.: Det er ondt faar der ei gider baaret sit eget faet. (Bohn I, 361.)
41. Dat Schâp het 'n'n güllenen Faut, wo et hentret, dâ wörd et gaud. (Hannover.) – Schambach, II, 311; für Holstein: Eichwald, 1636.
42. Dat Schâp hett kên Titten, sä de Schoster, do wull he de Ramm melken. (Ostfries.) – Hauskalender, IV.
43. Dat schâp is scharen, de wulle is dervan. – Lübben.
44. Dat Schap mökt uck Pillen un is doch kên Aptheker. (Pommern.)
45. De getellten Schâpe fret de Wulf âk. – Schambach, II, 194; hochdeutsch bei Simrock, 8817; Lohrengel, I, 137.
Die am sorgfältigsten aufgehobenen und am genauesten gezählten Sachen werden oft auch gestohlen. – Ein Tischler hatte vor seiner Hausthür ohne weitere Verwahrung Breter aufgeschichtet. Zu dessen kleiner Tochter sagte des Nachbars Knabe: »Sage doch deinem Vater, dass er sich die Breter zusammennagele oder besser verwahre, sie könnten sonst gestohlen werden.« – »Gestohlen werden?« antwortete das Mädchen; »nein, mein Vater hat sie ja gezählt.« (Witzfunken, IVb, 176.)
Frz.: A brebis comptées, le loup les mange. (Cahier, 261; Bohn I, 9; Lendroy, 243.)
46. De Schafe hebbet 'ne stöälerne Snute, awer 'n'n papêrn'n Magen. (Grubenhagen.) – Schambach, I, 312.
Durch die stählerne Schnute soll wol gesagt werden, dass sie die Grashalme so scharf abfressen.
47. De Schâp un de Göse (Gänse) frät't de Botter ût de Döse. (Oldenburg.) – Firmenich, I, 232, 41.
48. Dem Schaf, das dulden kann, steht keine Wolfsklaue an.
49. Dem Schaf wächst die Woll' im Schlaf.
Böhm.: Ovce vlnu rostí a skrblík se postí – pro jiného. (Čelakovsky, 56.)
[55] 50. Dem Schafe ist sein Fell so viel werth als dem Hermelin sein Balg.
Die Russen: Würdest du auch für den Pelz tausend Rubel zahlen, dem Zobel dünkt der Preis seines Felles doch zu gering angeschlagen. (Altmann V, 87.)
51. Den Schafen ist es gleich, ob sie geschlachtet oder vom Wolfe gefressen werden. – P. Heyse, Andreas Delfin.
52. Den Schafen thun auch bald die Beine weh, wenn der Hirt den Hund geschlagen hat.
Aehnlich russisch Altmann VI, 458.
53. Der eine schert die Schafe, der andere die Säue, sagte Hans; ich habe das Haar und er die Wolle.
Holl.: De een scheert de schapen, en de ander de varkens, zei Jan; ik heb er het haar, en hij er de wol van. (Harrebomée, II, 237b.)
54. Der geduldigen Schafe gehen viel in einen Stall. – Blum, 193; Gaal, 1385; Körte, 5209; Masson, 66; Lohrengel, I, 147; Braun, I, 3750.
Lat.: Inter bonos facile convenit. (Philippi, I, 205.) – Nulla pusilla domus, quae multos captat amicos. (Binder I, 1230; II, 2288; Buchler, 103; Chaos, 683; Philippi, II, 51.)
Ung.: Békes' malatzai egy olban kilenczen-is el-férnet. – Sok jó tánczolhat egy duda mellett. (Gaal, 1350.)
55. Der gedülligen Schâpe gât vêle in'n Stall. (Hannover.) – Schambach, I, 136.
56. Der könt'n Hüpen macke Schâp in'n Stall, un wilder noch mehr. (Ostfries.) – Hauskalender, I.
57. Der Schafe Zahl macht den Wolf nicht verlegen.
58. Der seine Schafe wenig acht't, der den Wolf zum Wächter macht.
Mhd.: Swer den wolf nimt ze râtgeben daz gât den schâfen an daz leben. (Freidank.) (Zingerle, 176.)
59. Der ûngeduldige Schaff gen vil in Schtoal, der geduldige oaber noch mée. (Henneberg.) – Frommann, II, 410, 92.
60. Diar kön völ tâm Schep ûn ian Heak1. – Johansen, 152.
1) Bei Haupt (VIII, 355, 79) und Sjep, Hêk. – Es können viel zahme Schafe in Einem Stalle sein.
61. Die geschorenen Schafe soll der Schäfer im Hemd austreiben. – Florini, XV, 1022.
Sie müssen also zu einer Zeit geschoren werden, die so warm ist, dass auch der Schäfer keines Rocks bedarf.
62. Die gezählten Schafe werden auch gestohlen.
Holl.: Getelde schapen gaan uit 't hok. (Harrebomée, II, 238a.)
63. Die nur Ein Schaf haben, reden am meisten vom Wollmarkt. – Altmann V, 94.
64. Die Schaf tragen jhnen selbst kein Woll. – Lehmann, 217, 14.
65. Die Schafe blöken heut' noch so, wie in Noah's Kasten.
66. Die Schafe haben einen goldenen Fuss. – Dove, 414.
67. Die Schafe haben es schlimm, wo der Wolf der Richter ist.
68. Die Schafe in England tragen goldene Wolle. – Deutsche Romanzeitung, III, 47, 867; Berckenmeyer, 88.
Von dem ausserordentlichen Gewinn, welchen die Engländer aus den feinen Tüchern zogen, womit sie, besonders früher, ganz Europa versahen.
69. Die Schafe schert man der Wolle wegen.
70. Die Schafe schert man und nicht die Pferde und Schweine.
Der Schwache muss herhalten.
71. Die Schafe trauen dem Hirten, vorm Metzger fürchten sie sich.
72. Die Schafe verziehen sich, wo der Wolf Richter ist.
Bei Tunnicius (1322): De Schape vortein sick, dâr de wulf de richter is. (Discedant agni moneo, lupus est ubi iudex.)
73. Die Schafe weidet man, um sie zu scheren.
74. Die Schaff frewen sich nicht, wenn die Wölffe kommen. – Petri, II, 143; Henisch, 1219, 48.
75. Die Schaff fürchten sich, wann die Wölff kommen. – Lehmann, 444, 135.
76. Die Schaff haben auch Zorn. – Lehmann, 242, 53.
»Die Gedult selbst köndt offt viel ding nicht leiden.«
[56] 77. Die Schaff können die Wölff nicht hencken. – Lehmann, 842, 13.
78. Die Schaff soll man scheren, die Sew brühen oder sengen. – Lehmann, 548, 31.
»Von Willigen nemen, von vnwilligen zwingen.«
79. Die schaff sollen iren hürtten nit straffen. – Hug, 62; Graf, 549, 91.
80. Die stillen Schaff haben Woll vnd Milch. – Petri, II, 144.
81. Do Sjep, dier iansi unn a Kual wêsen hâ, wel 'r hal wedder kem. (Amrum.) – Haupt, VIII, 353, 47.
Die Schafe, die einmal im Kohle gewesen sind, wollen da gern wiederkommen.
82. E Schap schöckt man, e Kalw kömmt wedder. (Ostpreuss.)
83. Ein geschundenes Schaf trägt keine Wolle mehr.
It.: Pecora scorticata non porta lana. (Pazzaglia, 341, 4.)
84. Ein grindig Schaff macht die gantze Herd grindig. – Petri. II, 191.
»Eyn schoff dem reudigkeyt hengt an vil ander schoff reudig machen kan.« (Werdea, Ei.) »Ein reudig Schaf man schädlich acht, ein ganze Heerd es reudig macht; ein wenig sauer Teig vorwar, ein ganzen Teig durchsauert gar. Ein faules Ai ein Kuchen gut mit seinem Geschmack verderben thut. Ein Narr zehn Narren thut machen, ein Lacher zehn macht lachen. Bei Kramern lernt man lauffen, bei Vollen lernt man sauffen, bei Lahmen lernt man hinken, bey Trünkern lernt man trinken u.s.w.« (Chaos, 925.)
Dän.: Et skabbet faar fordærver den hele hjord. (Bohn I, 367.)
85. Ein gutes Schaf (blökt nicht viel,) trägt (aber) gute Wolle.
Böhm.: Dobrá ovce mnoho nebĕcí, ale mnoho vlny dává. (Čelakovsky, 80.)
86. Ein gutmüthig Schaf wird von allen Lämmern gesogen.
Frz.: Brebis trop aprivoisée, de plusieurs agneaux est tettée. (Kritzinger, 91b.)
Holl.: Het makke schaap wordt van alle lammeren gezogen. (Harrebomée, II, 238b.)
It.: Pecora mansueta da ogni agnello è tettata. (Bohn I, 119.)
87. Ein hungrig Schaf wagt mehr als ein volles (sattes).
Span.: Oveja harta de su rabo se espanta. (Bohn I, 238.)
Port.: Ovelha farta, do rabo se espanta. (Bohn 290.)
88. Ein jung Schaf und ein alter Bock geben im Jahr ein Lamm.
Holl.: Een jong ooi en een oude ram geeft binnen 't jaar een lam. (Harrebomée, II, 146a.)
89. Ein kleines Schaf wird lange Lämmel genannt.
Frz.: Petite brebiette toujours semble jeunette. (Bohn I, 45.)
90. Ein krankes Schaff kan wol einen gantzen Stall voll verderben. – Coler, 432b.
91. Ein räudig Schaf darf nicht zur Heerde.
Holl.: Wanneer het schaap schurftig is, moet de herder het van de gezonde kudde afscheiden. (Harrebomée, II, 240a.)
92. Ein räudig Schaf macht den ganzen Stall räudig. – Lohrengel, I, 238.
93. Ein räudiges (grindiges) schaf steckt die gantze heerde an. – Franck, I, 18a; Latendorf II, 10; Henisch, 1746, 56; Lehmann, II, 573, 15; Hollenberg, II, 1; III, 24; Coler, 433b; Blum, 190; Bücking, 308; Eisenhart, 57; Müller, VI, 3; Eiselein, 542; Simrock, 8159; Gaal, 1349; Körte, 5205; Steiger, 393; Parömiakon, 347; für Waldeck: Curtze, 349, 438.
Von einem lasterhaften Menschen ist für die Gesellschaft ebenso viel zu befürchten, als von einem räudigen Schafe für die übrige Heerde. In Warschau jüdisch-deutsch: Ein parschiwe Schuf macht alle Schuf parschiwe.
Böhm.: Jedna ovce prašivá celé stádo nakazí. (Čelakovsky, 40.)
Dän.: Et skabbet faar fordœrver en heel flock. (Bohn I, 365.) – Et skabbet faar ganger gjerne med et andet. (Prov. dan., 499.)
Engl.: One scabb'd sheep will make a whole flock. (Gaal, 1349; Bohn II, 130.)
Frz.: Il ne faut qu'une brebis galeuse, pour infecter tout le troupeau. (Bohn I, 24; II, 130; Masson, 298.) – Une brebis galeuse gâte tout le troupeau. (Gaal, 1349; Lendroy, 241.)
Holl.: Een schurft schaap bederft de gansche kudde. (Bohn I, 316.) – Een schurft sohaap maakt er meer. (Harrebomée, II, 238a.)
[57] It.: Una pecora infetta inammorba una setta. (Bohn II, 150; Pazzaglia, 271, 9.) – Una pecora marcia (rognosa) ne guasta un branco. (Bohn I, 129; Gaal, 1349.)
Kroat.: I ču gava ovca cĕlo stado ošuga.
Lat.: Dum spectant oculi laesos, laeduntur et ipsi. (Philippi, I, 128.) – Unius scabie cadit et porrigine porci. (Juvenal.) (Binder II, 1260; Eiselein, 542.) – Unius prava pecus totum corrumpit ovile. (Gaal, 1349; Philippi, II, 233.)
Poln.: Jedna owca parszywa wszystko stádo nakazí. (Čelakovsky, 40; Masson, 298.)
Span.: El puerco sarnaso rebuelve la pocilga. (Bohn II, 130.)
Ung.: Egy ruhes júh az egész ny a jat meg-vess te geti. (Gaal, 1349.)
94. Ein reudig schaf macht ein gantz herd reudig. – Franck, II, 59a; Gruter, I, 27; Lehmann, 167, 21; Braun, I, 3748.
»Ein reudig schaf man schädlich acht, ein ganze heerd es reudig macht.« (Zinkgref, IV, 341.)
Lat.: Mala vicini pecoris contagia lædunt. (Binder I, 926; II, 1761.) – Morbida facta pecus totum corrumpit ovile. (Binder I, 1000; II, 1855; Fischer, 137, 99; Seybold, 311; Coler, 432; Philippi, I, 255.) – Unica prava pecus inficit omne pecus. (Chaos, 922; Neander, 319; Binder II, 3411.)
Schwed.: Et skabbot fåår smittar hela hopen. (Grubb, 296.)
95. Ein reudig Schaff vnd böser Gesell verderbet offt eine gantze Heerd vnd Schuel. – Mathesy, 76a.
96. Ein Schaf auf dem Berge hält die Ochsen unten für Zwerge.
Frz.: La brebis sur la montagne est plus haute que le taureau dans la plaine. (Bohn I, 28.)
97. Ein Schaf auf der Weide sucht sich die besten Kräuter.
Holl.: Het schaap, dat in de weide is, zoekt de beste kruiden. (Harrebomée, II, 238b.)
98. Ein Schaf bekehrt keine Heerde Wölfe.
99. Ein Schaf bleibt ein Schaf, wenn es auch sechs Hörner trägt.
100. Ein Schaf darf nicht zehn Hirten.
Böhm.: Jedna ovečka, a sedm pastuchův. (Čelakovsky, 319.)
101. Ein Schaf, das blökt, verliert den Bissen.
Wer bei Tisch viel plaudert, steht mit hungrigem Magen auf.
Frz.: Brebis qui bêle, perd sa goulée. (Bohn I, 9; Cahier, 260; Gaal, 1231; Lendroy, 122.)
It.: Pecora che bela perde il boccone. (Bohn I, 119.)
Port.: Ovelha, que berra, bocado perde. (Bohn I, 290.)
Span.: Oveja que bala, bocado pierde. (Bohn I, 238; Cahier, 3596.)
102. Ein Schaf, das dem Wolfe bestimmt ist, entgeht ihm nicht.
Holl.: Het schaap, dat den wolf toebehooren moet, moet hem gedijen. (Harrebomée, II, 238b.)
103. Ein Schaf, das geht allein, wird bald des Wolfes Beute sein.
Engl.: The lone sheep is in danger of the wolf. (Bohn II, 47.)
104. Ein Schaf, das man dem Wolfe abgejagt hat, gibt mürbes Fleisch.
105. Ein Schaf, das mit dem Wolfe vertraut wird, ist verloren.
106. Ein Schaf, das sich in Dornbüsche rettet, verliert seinen Pelz.
Man hat manche Gerichtshöfe mit Dornbüschen verglichen, in die sich ein Schaf gegen den Wolf rettet, aus denen es nicht herauskommt, ohne einen Theil seiner Wolle zu verlieren.
107. Ein Schaf, das sich nicht zur Heerde hält, frisst der Wolf.
Böhm.: Svéhlavá ovce viku kořist'. (Čelakovsky, 117.)
108. Ein Schaf folgt des andern Schritten, Tochter hat der Mutter Sitten. – Ehrmann, 21.
109. Ein Schaf gesellt sich gern zum andern.
Böhm.: S beranem ovce do páru.
Holl.: Een shaap bij een shaap, een aap bij een aap. (Harrebomée, II, 238a.)
Span.: Cada oveja con su pareja. (Cahier, 3594.)
110. Ein Schaf ist besser als ein Seidenwurm.
»Vnd also ist auch dasjenige besser, das von einem Schaff kompt, als das von einem seiden Wurm kompt«, sagte Longolius, der Kanzler des Herzogthums Geldern, als man ihm statt seiner einfachen Wollkleider Sammt und Seide empfahl. (Zinkgref, IV, 86.)
111. Ein Schaf ist wol fromm, aber es grast genau. – Blum, 666; Pistor., IV, 25; Körte, 5212.
Man treibt daher erst das Rindvieh auf die Weideplätze, und nachher die Schafe, denn diese nagen die kleinsten Gräser bis auf die Wurzel ab.
[58] 112. Ein Schaf kann wol seinem Feinde Wolf entrinnen, aber nicht seinem Freunde Mensch.
Dän.: Faar undkommer for ulven, men ikke for slagteren. (Prov. dan., 148.)
113. Ein Schaf kommt mit dem Fuchse nicht weit. – Sprichwörtergarten, 450.
Der Einfältige wird von dem Klugen, Schlauen bald übervortheilt, berückt.
114. Ein Schaf zürnt auch.
Frz.: Il n'y a point de si petit ver qui ne se recrocque ville, si l'on marche dessus. (Kritzinger, 590.)
115. Ein Schaff folgt dem andern. – Petri, II, 223; Henisch, 1171, 37; Lehmann, 852, 2; Körte, 5204; Eiselein, 542.
Wie Mutter, so Tochter. Der Einfluss der Mutter auf den Charakter der Kinder wird für entscheidend erachtet.
Holl.: Het eene schaapje volgt daar het andere, en meent, dat de herder altijd vóór is. (Harrebomée, II, 238a.)
Lat.: Unam ovem aliae sequuntur. (Bebel.) (Eiselein, 542.)
116. Ein Schaff folgt keiner Ganss. – Lehmann, 854, 24.
117. Ein Schaff gedeyet auffm Trucknen, ein Schwein auffm nassen. – Petri, II, 223; Henisch, 1407, 17.
118. Ein Schaff hat einen gülden Fuss (es tungt wol, wo es hergeht). – Henisch, 1322, 64; Oec. rur., 91, 120 u. 419; Blum, 182.
Von seiner ausserordentlichen Nutzbarkeit; Milch, Wolle, Fleisch, Haut, Knochen, Därme, Dünger, welches unserer Hausthiere kann mit ihm sich messen? »Darumb man auch zu sagen pfleget, ein Schaff hat allezeit einen güldenen Fuss, denn wo es seinen aufsetzt, da ist eitel Gottes Segen.« (Coler, 418a.)
119. Ein Schaff ist ein fromm Thier, aber doch streitig. – Petri, II, 223.
Es kämpft und vertheidigt sich bei Angriffen.
120. Ein Schaff lest sich schelten vnd gibt dennoch Woll vnd Milch, vnd lest sein Leben mit gedult. – Petri, II, 223; Henisch, 1382, 35.
121. Ein wüthendes Schaf ist schlimmer als ein Wolf.
Bei schweren Beleidigungen entbrennt ein sonst sanftes und zum Zorn wenig geneigtes Gemüth um so heftiger.
It.: Dio ti guardi da sdegno ti paziente.
Frz.: Quand brebis enragent elles sont pires que les loups.
Holl.: Een woedend schaap is erger dan een wolf. (Harrebomée, II, 238a.)
122. Einem geschorenen Schafe misst Gott den Wind. – Sprichwörterschatz, 82.
Gott legt niemand ein schwereres Kreuz auf, als er tragen kann.
Frz.: A brebis tondue Dieu mesure vent. (Cahier, 529; Kritzinger, 91b.; Lendroy, 242.) – Dieu mesure le froid à la brebis tondue. (Leroux, I, 11.)
123. Einem nackten Schafe ist nichts abzuscheren.
124. Einem Schaf, das dulden kann, steht keine Wolfsklau an. – Parömiakon, 2061.
125. Einer schirt das Schaff, der ander nimbt die Woll. – Lehmann, 827, 11.
126. En schuorwich Schâp stieket de gansse Härde an. (Iserlohn.) – Woeste, 78, 312; für Holstein: Eichwald, 1645.
127. Entelk (endlich) hett dat Schap en sachten Dôd. (Ostfries.) – Hauskalender, III.
128. Es gehen viel gedultig Schaf in einn stal. – Gruter, III, 31; Lehmann, II, 152, 100; Petri, II, 246; Henisch, 1436, 1; Braun, I, 3753.
»Es gehn viel gut Schaff in einen engen Stall, ich will nicht, dass ich allein im Himmel wer.« (Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 171.)
Böhm.: Tichých ovec mnoho se v jednom chlívku smĕstná. (Čelakovsky, 112.)
Kroat.: Mirnéh ovce vnogo v stalu stane. (Čelakovsky, 112.)
Wend.: Dźež je dobra mysl, tam je wšudžom ruma d osĕ. (Čelakovsky, 112.)
129. Es geht manch Schaf mit Wolle aus und kommt geschoren nach Haus'.
Dän.: Mangen et faar gaaer tykuldet ud og kommer klippet hiem. (Bohn I, 387.)
Span.: El carnero encantado que fué por lana, y volvió trasquilado. (Bohn I, 216.)
130. Es hat den Schaffen niemals gut gethan, wenn sie der Lewen gesellen seind worden, sondern sie habens allweg mit der Haut bezahlt. – Petri, II, 250; Henisch, 1556, 59; Lehmann, 106, 13.
131. Es ist den Schafen keine gute Zeitung, wenn sie vom Wolfe hören.
Lat.: Triste lupus stabulis. (Virgil.) (Philippi, II, 224.)
[59] 132. Es ist ein albern schaff, das dem wolff beichtet. – Lehmann, 845, 39; Simrock, 11775.
»Hüte dich vor dem Sauerteige und der Ohrenbeichte der Jesuiten und Compagnie! Wie Hunde hat man sie hinausgejagt, wie Wölfe kommen sie wieder.«
Frz.: Folle est la brebis qui au loup se confesse. (Bohn I, 18.)
It.: Folle è quelle pecora, ch' al lupo si confessa. (Pazzaglia, 264, 2; Bohn I, 110.)
133. Es ist ein faul (schlechtes) Schaff, das seine (eigene) Wollen nicht tragen mag. – Petri, II, 260; Henisch, 1021, 22; Lehmann, II, 141, 140; Simrock, 8815; Gaal, 1747.
In Hamburg und Altona: Dat is en slecht Schâp, dat sin Wull nig dregen kann. Um zu sagen: Ich reise des Regens u.s.w. wegen, der kommen kann, nicht ohne Mantel. »Ein faul schaaff ist es, mag ich sagen, das sein woll nicht kan ertragen.«
Dän.: Det er et ondt faar der ei gider baaret sit fedt. (Prov. dan., 149.)
It.: Trista quella pecora, che non puòl portar la sua lana. (Pazzaglia, 271, 8.)
Lat.: Est piger agnellus, quod non gestat bene uellus. (Loci comm., 90; Gaal, 1747.)
Ung.: Rosz júh, mely maga gyapjat nem birja. (Gaal, 1747.)
134. Es ist ein gut Schaff, das sich für seinen Herrn schlachten lässt. – Petri, II, 260.
135. Es ist für die Schafe besser, den Wolf zum Feinde als zum Freunde zu haben. – Altmann VI, 390.
136. Es ist kein Schaf so räudig, der Wolf hat Appetit darauf.
In Bezug auf heruntergekommene Dirnen, die auch noch ihre Leute finden.
Holl.: Geen zoo schurftig schaap, of de wolf lust het wel. (Harrebomée, II, 238a.)
137. Es ist nicht allezeit gut Schafe scheren.
Frz.: Il n'est pas toûjours tems de brebis tondre. (Kritzinger, 682b.)
138. Es ist um die Schafe geschehen, wenn der Hirt ein Wolf ist.
Die Russen: Die Schafe sind unglücklich, welche den Wolf zum Hirten haben. (Cahier, 1962.)
139. Es ist um die Schafe geschehen, wenn der Wolf Richter ist.
Böhm.: Béda ovcím kde vlk soudcem. (Čelakovsky, 362.)
Holl.: De schapen moeten zich wonderwel voorzien, waar de wolf regter is. (Harrebomée, II, 237b.)
140. Es können vil Schaffe durch einen Wolff verderbt werden. – Petri, II, 575.
141. Es läuft überall ein schwarz Schaf mit unter.
In jeder Familie gibt es einzelne Mitglieder, welche derselben Aerger und Verdruss machen.
Holl.: Er loopt al ligt een zwart schaap onder. (Harrebomée, II, 288.)
142. Es sind allzeit mehr Schaffe, denn Wölffe, ob man sie gleich täglich schlachtet. – Petri, II, 292.
143. Es sind nicht alle Schafe für die Wölfe.
It.: Non tutte le pecore sono per il lupo. (Bohn I, 115.)
144. Es were nicht gut, das alle Schaff sollen grindig seyn. – Petri, II, 304.
145. Et gô vil gât Schôw än ene Schtal. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 425.
146. Geduldige Schafe gehen viel in einen Stall, ungeduldige noch mehr. – Simrock, 8816.
In Schwaben: 'S gond viel geduldige Schof in oin Stall, und die ungeduldige noch viel me, me wirft's, no enne. (Birlinger, 175.) Die Chinesen ähnlich: Drei Schlangen, welche in ein Loch kriechen, finden Platz darin; eine einzige, die herauskriecht, findet ihn nicht. (Cibot, 163.)
147. Gefuger schaff der geen vil jn ein stal. – Hofmann, 26, 1.
148. Gekoppelte Schafe ersaufen leicht.
Holl.: Gekoppelde schapen die verdrinken. (Bohn I, 319.)
149. Gemeine Schafe fressen die Wölfe. – Winckler, X, 23.
Weil ihnen die sorgfältige Aufsicht des einzelnen Besitzers fehlt.
Holl.: Gemeene schapen eten die wolfen. (Harrebomée, II, 238a.)
150. Gezählte Schafe werden auch gebissen (oder: frisst der Wolf auch). – Schlechta, 360; Braun, I, 3754.
In der Ukermark: Jetelt Schöep frät de Wulf oek. (Engelien, 218, 52.) Durch die beste Ordnung wird oft [60] ein Strich gemacht, auch das kann verloren gehen, was wir ganz gewiss zu haben glauben.
Frz.: Brebis comptées le loup les mange. (Kritzinger, 91a.)
Holl.: Getelde Schapen dolen wel. (Harrebomée, II, 238a.)
It.: Anche delle pecore contate ne mangia il lupo. (Bohn I, 71.)
151. Gib dem Schaf Rosinen, es trägt doch nur Wolle. – Sprichwörtergarten, 338.
Die Natur lässt sich nichts abzwingen. Wenn sie einem Knaben die Anlagen versagt hat, ein Diener der Wissenschaft zu werden, so wird alle gelehrte Auffütterung erfolglos bleiben.
152. Ham klapt a Sjep; lik üüs 's Ol ha. (Amrum.) – Haupt, VIII, 364, 211.
Man schert die Schafe, je nachdem sie Wolle haben, in Beziehung auf Beamte.
153. Hast du gleich tausend Schaf erschlagen, noch solstus mit fünffzig Wölfen nicht wagen. – Henisch, 1289, 52; Petri, II, 373.
154. Hier gibt's keine Schafe, sondern nur Säue, sprach der Zeller (Zöllner) zu unserm Herrn, als er ins Baierland wollte, um seine Schäflein zu besuchen. – Hoefer, 1132.
Neckerei auf die Baiern, welche die Schafe Säue nennen.
155. Hinkende Schafe und gute Gedanken kommen hinterdrein.
Aehnlich russisch Altmann VI, 450.
156. Hir noa mai, sach 't Schoap, doa slaug iäm de Hagel vör de Fuet. (Grafschaft Mark.) – Woeste, 64, 48.
»Hir noa mai ist die Stimme des vom Hagel gepeitschten Thieres, bedeutet aber auch: Nach diesen Aprilschauern kommt der Mai.«
157. Hüte die Schafe, auch wenn du den Wolf nicht siehst.
158. Ich habe dem Schafe die Thür aufgemacht, kann aber nicht dafür, dass die Kuh herausgekommen ist. (Surinam.)
159. Ich kenne meine Schafe, und meine Schafe kennen mich, sagte jener Advocat, als man über Juristen stritt. – Zinkgref, IV, 99.
160. Ich komme immer wieder auf meine Schafe zurück, sagte der Wolf, als er um den Schafstall schlich.
Engl.: Revenons à nos moutons, as the wolf said when he went to the sheepfold. (Hagen, VI, 104, 26.)
161. Ich weide meine Schafe, sagte der Teufel, da machte er die Mönche trunken. – Hoefer, 1048.
162. Ik giewe sä alle därum te häupe, siewen Schope un einen Wulf, schmuit se dermank; buit se ne däut, dann buit se ne däut. (Sauerland.)
Ich gebe sie dafür alle zusammen, sieben Schafe und einen Wolf, schmeisse sie untereinander; beissen sie ihn todt, so beissen sie ihn todt.
163. Indem man die Schafe hütet, hütet man auch ihre Wolle.
164. Is dat Schâp dwâlen, müt de Schäper betâlen. (Lübeck.) – Deecke, 9.
165. Ist das Schaf from, man sticht jhm gleichwol den Hals ab. – Henisch, 1256, 34; Petri, II, 407.
166. Je magerer (räudiger) das Schaf, je mehr blökt es.
Holl.: Hoe schurfter schaap, hoe harder geblaat. (Harrebomée, II, 239a; Bohn I, 620.)
167. Je öfter man die Schafe schert, desto kürzer wird die Wolle.
168. Jedes Schaf bleibe bei seiner Heerde.
Engl.: Every sheep to her mate. (Gaal, 964.)
169. Jedes Schaf wird an seinen eigenen Füssen aufgehängt. (S. ⇒ Haut 61.)
Auch die Aegypter haben das Sprichwort um auszudrücken, dass jeder nur für seine eigenen Sünden und Vergehen verantwortlich ist. (Burckhardt, 545.)
Engl.: Every sheep is hung up by its foot.
Port.: Cada carneiro por seu pé pende. (Bohn I, 270.)
170. Junge Schafe sterben sowol als alte.
Holl.: Jonge schapen sterven zoowel als oude. (Harrebomée, II, 239.)
171. Kein Schaf beisst das ander. – Gruter, III, 64; Lehmann, II, 320, 34.
172. Kein schaff beisset den Wolff. – Wicelii Dialog.
173. Kein Schaff tregt jhn selber die Wolle. – Eyering, II, 81.
[61] 174. Mache dich nur zum Schafe, die Wölfe sind sofort bereit.
175. Machest du dich selbst zum Schaf, so beissen dich die Hund. – Schottel, 1130a; Sailer, 57.
176. Man braucht die Schafe nicht zu sengen, die Wolle gilt ihr Geld. – Körte, 5211.
177. Man darf (soll) das Schaf wol scheren, aber man soll es nicht schinden (rupfen). – Lehmann, II, 572, 13; Eiselein, 542; Simrock, 8811; Dove, 1205.
Man darf die Schafe scheren, aber die Haut muss man ihm nicht über die Ohren ziehen.
Dän.: Hvo som tager ulden, bør at lade faaret have skindet. (Prov. dan., 507.)
Frz.: Il faut tondre les brebis et non les écorcher. (Cahier, 259; Kritzinger, 91b u. 408b; Bohn, I, 23; Lendroy, 647.)
Holl.: Meent ge uw schapen wel, scheer dan de wol, maar niet het vel. (Harrebomée, II, 239b.)
It.: La pecora vuol esser tosata, ma non scorticata. (Pazzaglia, 271, 3.)
Lat.: Boni pastoris est tondere pecus, non deglubere. (Philippi, I, 62; Schonheim, B, 10.)
178. Man hält das Schaf der Wolle wegen.
Holl.: Man zoekt het schaap op zijne wol. (Harrebomée, II, 239b.)
179. Man kann das Schaf nicht weiter scheren als bis auf die Haut.
Dän.: Man kan ikke klippe faaret længer end til skindet. (Bohn I, 388.)
180. Man môt de Schapen na de Wulle scheren. – Bueren, 827; Hauskalender, I.
181. Man muss das Schaf nicht zum Wolfe in die Hut geben.
182. Man muss die Schaf nicht allezeit schären. – Lehmann, II, 573, 16.
Holl.: Alle tijden zijn niet goed, om de wol van het schaap te scheren. (Harrebomée, II, 237a.) – Men moet de schapen scheren, maar niet villen. (Bohn I, 333.)
183. Man muss die Schaf scheren, nicht metzeln. – Lehmann, 843, 26.
184. Man muss die Schafe nicht blos zählen, man muss sie auch hüten.
185. Man schert das Schaf der Wolle wegen.
Lat.: Lepus pro carnibus. (Binder I, 865; II, 1649.)
186. Man schert die Schafe vnnd nicht die Pferdt oder Säw. – Lehmann, 306, 29 u. 842, 4.
187. Man sieht's den Schafen an, welche geschoren sind.
Frz.: A l'aigneler verra-on lesquelles sont prains. (Leroux, I, 37.)
188. Man sol den Schafen die Woll nemen vnnd die Haut lassen. – Petri, II, 465.
189. Man soll die Schafe scheren, nachdem sie Wolle haben. – Winckler, X, 27.
Holl.: Men moet de schapen scheren, al naardat ze wol hebben. (Harrebomée, II, 239b.)
190. Man soll kein Schaf dem Wolf vertrawen. – Lehmann, II, 320, 35.
Frz.: Il ne faut pas donner des brebis à garder au loup. (Cahier, 968.)
191. Man zeigt ein Schaf wol für, und ein Wolf steht hinter der Thür.
»Wise, sich dich vür, er zeiget dir daz schaf unt stat ein wolf hinder tür.« (H.v. Meissen, Leiche, 317, 15.)
192. Markede Schapen werden ôk beten (stolen). – Bueren, 837; Hauskalender, I.
193. Mit Schafen fängt man keine Wölfe.
Holl.: Met schapen is 't kwaad wolven vangen. (Harrebomée, II, 239b.)
194. Mit Schafen und Bienen kann man leichter verlieren als verdienen.
Bezieht sich auf die, welche ohne ausreichende Kenntniss Schaf- und Bienenzucht treiben.
Frz.: Cheptel de moutons et d'abeilles, fait souvent bien gratter l'oreille. (Cahier, 1138.)
195. Nackte Schafe kann man nicht scheren.
Frz.: De mouton à courte laine, on n'aura ja bonne toison. (Cahier, 1139.)
196. Räudig Schaf im Stalle verderbt die andern alle.
197. Räudige Schafe blöken am meisten.
Holl.: Schurftige schapen bleeten meest. (Harrebomée, II, 239b.)
[62] 198. Räudige Schafe und stössige Böcke findet man überall.
Sogar mitunter da, wo der eigene Hirt nichts davon weiss. Kurz vor dem Ausbruch der Revolution zu Bologna (1831) versicherte der dortige Erzbischof zu Rom, »dass er für seine Heerde stehe, in der es wol räudige Schafe, aber keine stössigen Widder gebe«. (Vossische Zeitung, 1831, Nr. 43.)
199. Schaaf soll man scheren, nicht schinden. – Gruter, III, 77; Chaos, 980; Suringar, 29, 4.
200. Schaaf such allzeit fünff bein. – Gruter, III, 77; Lehmann, II, 573, 17.
201. Schaf bleibt Schaf auch in der Löwenhaut.
Frz.: Agneau en peau de tigre, craint encore le loup. (Cahier, 2046.)
202. Schaf und Kapaun sind theuer Fleisch.
Holl.: Schaap en kapoen is kostelijk venezoen. (Harrebomée, II, 239.)
203. Schaf' und Kühe gehen miteinander.
204. Schaf und Lamm kennen einander an der Stimme.
Holl.: Het schaap en het lam herkennen elkander aan hun geblaat. (Harrebomée, II, 238b.)
205. Schaf werden auch zornig. – Lehmann, 241, 22.
Aber dann muss es schon sehr weit gekommen sein.
206. Schafe beissen keinen Wolf.
Holl.: Het schaap verslindt den wolf niet. (Harrebomée, II, 238b.)
207. Schafe, die am meisten blöken, geben nicht immer die meiste Wolle.
It.: Pecora che più bela, hà manco latte. (Pazzaglia, 264, 4.)
Ung.: Melly juh sokat bekeg, kevés gyapjat ád. (Gaal, 686.)
208. Schafe, die viel blöken, geben wenig Milch.
Dän.: Det faar som breger saa meget, malker saa lidet. (Prov. dan., 89.)
209. Schafe, die zwischen Dornhecken weiden, verlieren viel Wolle.
Holl.: De schapen, die tusschen hagen en doornen weiden, laten er van hunne wol. (Harrebomée, II, 237b.)
210. Schafe haben goldene Klauen. (Frankenwald.)
Die Russen behaupten: Trügen die Schafe goldene Wolle, so würde man sie nicht blos scheren, sondern schinden. (Altmann VI, 462.)
211. Schafe ohne Hirten sind eine verlorene Heerde.
Böhm.: Ovce bez pastýře nečiní stádo. (Čelakovsky, 318.)
212. Schafe sengen und Säue scheren, heisst die Ordnung verkehren.
213. Schafe tragen von Natur Wolle. – Petri, II, 526.
214. Schafe und Bienen haben im April ihr Leid.
Frz.: La brebis et l'abeille, en Avril ont leur dueil. (Kritzinger, 91b.)
215. Schafe und Unterthanen können viel ertragen ohne zu mucksen.
216. Schafe und Wölfe muss man nicht zusammenreihen.
Holl.: Paar geene schapen met de wolven, maar schat uwe schade. (Harrebomée, II, 239b.)
217. Schafe werden überall vom Wolf gefressen.
Holl.: Allengskens eet de wolf het schaap. (Harrebomée, II, 237a.)
218. Schafe wollen Salz und die Bauern Freiheit.
Böhm.: Ovci se chce soli, a sedláku svobody. (Čelakovsky, 280.)
219. Schafe würgt auch der satte Tiger.
220. Schafe zu stechen, braucht die Biene lange Stachel. – Sprichwörtergarten, 423.
Der Unwissende, Dumme, versteht den treffenden Witz eines geistreichen Ausspruchs selten.
221. Schaff folgen dem Hirten gern, aber vorm Metzger fürchten sie sich. – Lehmann, 846, 52.
222. Schaff un Bie is bald g'wi und bald widder hi. (Kinzigthal.)
223. Schaff wissen der Glocke keinen Klöpffel einzuhängen. – Petri, II, 526; Sailer, 54.
224. Schâp bläen vêl. – Tunn., 182.
Die Schafe blöken viel. (Balat ovis multum, plus equo glacitat anser.)
225. Schâpe un Zwetschenböme wärt grâde grât, gâet âwer âk grâde wêer dâd. – Schambach, II, 353.
Schafe und Zwetschenbäume werden schnell gross, sterben aber auch schnell wieder. Dâd gân (todt gehen) = interire, vergehen, sterben. (S. ⇒ Mädchen 103.)
[63] 226. Schlacht das Schaf und scher mir übers Jahr wieder Woll davon. – Zinkgref, III, 55.
227. Seine Schafe kann man wol zählen aber nicht seine Freunde.
228. Tell'de Schape wärt uck stalen. (Rastede.) – Firmenich, III, 27, 65.
229. Tellt Schoap frätt de Wulf ok. (Strelitz.) – Firmenich, III, 73, 105.
230. Tellte Schâp wart ôk beten. – Schütze, IV, 17.
231. Thiar kön föl taam Schep un ian Heak, man noch muar wiljen. (Nordfries.) – Lappenkorb; Firmenich, III, 5, 59.
Es können viele zahme Schafe in eine Hürde, aber noch mehr wilde; die letztern drängen sich noch mehr zusammen.
232. Uebel gehütete Schafe nimmt der Wolf.
Frz.: Brebis mal gardée du loup est bien souvent mangée. (Kritzinger, 91b.)
233. Verirrte Schafe frisst der Wolf. – Sprichwörtergarten, 500.
It.: Pecora mal guardata vien dal lupo divorata. (Pazzaglia, 271, 11.)
234. Versuche nicht ein schwarzes Schaf weiss zu waschen.
Altfries.: Fuarsjuk ek en suurt sjip wit tö tauin. (Hansen, 4.)
235. Viel Schafe, viel Lämmer. – Schlechta, 206.
236. Vo am nackten Schoafe koan ma kêne Wulle runder schâr'n. (Schles.)
237. Von aussen Schaf, von innen Wolf.
It.: Tal sembra in vista agnello, ch'el di dentro è lupo. (Masson, 106.)
238. Von dickwolligen Schafen ist gut rupfen.
Holl.: Men prijst de dik gewolde schapen want, bij de ruige is 't goed rapen. (Harrebomée, II, 239b.)
239. Vor geschorenen Schafen soll man nicht von Wolle reden.
Aehnlich russisch Altmann VI, 460.
240. Während dat Schôp bläket, kann 't nit muffeln. (Waldeck.) – Curtze, 329, 184.
241. Wan a Schep iansis uun 'n Kual weesen hâ, kems bal a öödar an trâd Taagh. (Nordfries.) – Johansen, 66.
Wenn die Schafe einmal im Kohl gewesen sind, kommen sie bald zum zweiten und dritten mal wieder.
242. Wann ein Schaf den Wolff will wecken, muss es auch das Fell darstrecken. – Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 394.
243. Wär' manches Schaf als Löwe geboren, es bliebe kein Schäflein ungeschoren.
244. Was das Schaf an Milch gibt, gibt es nicht an Wolle.
Aehnlich russisch Altmann VI, 413.
245. Was kein gutes Schaf ist, kann ein guter Schafhund sein. – Burckhardt, 545.
246. Was mag das Schaf denken, wenn die Heide beschneit ist. – Schütze, II, 125; Simrock, 8818.
Von den Schafen entlehnt, die sich mit Heidekraut behelfen müssen. Wenn sich jemand einer Sache rühmt, die man ihn zu erreichen oder zu fassen für unfähig hält.
247. Wat bildt dat Schap sik in! Wenn de Haide witt beschnêt is, mênt 't is luter Klever. – Hauskalender, III.
248. Wem die Schafe wohl stehen und die bösen Weiber wohl (ab)gehen und die Bienen wol schwermen, der darf sich nichts hermen. – Oec. rur., 547.
249. Wem Schafe wol schwermen, der darf sich nichts hermen. – Oec. rur., 413; Simrock, 8820.
250. Wenn das Schaf ausserm Stall vmbschweifft, so ists den Wölffen preiss. – Lehmann, 70, 10.
Lat.: Praeda fit niso columba quae columbarium deserit. (Lehmann, 70, 10.)
251. Wenn das Schaf blähet (blöket), so schads ihm ein Maul voll. – Lehmann, II, 573, 14.
Schaden infolge von Zeitversäumniss.
252. Wenn das Schaf blehet und wiehert der Gaul, so fällt ihnen das Futter aus dem Maul.
Frz.: Brebis qui bêle, perd un morceau. (Kritzinger, 92a.)
It.: Gallina, che chiamazza, perde l'uova. ( Gaal, 1231.) – Pecora che bela, perde il boccone. (Pazzaglia, 271, 6.)
[64] 253. Wenn das Schaf blökt, hat es einen Bissen verloren.
254. Wenn das Schaf blos die Wolle verliert, so kann es von Glück sagen.
255. Wenn das Schaf den Wolff saugt, so gilts seinen Balg. – Lehmann, 910, 39.
256. Wenn das Schaf einen Träger findet, lässt's den Kopf herabhängen. (Surinam.)
Von jemand, der selbst gar nichts thun will, der, wenn er Hülfe findet, es um so bequemer haben will, je bequemer man es ihm macht.
257. Wenn das Schaf gestohlen ist, so sagt der Schäfer: der Wolf hat's gethan. – Sailer, 60; Simrock, 11779; Schulfreund, 87, 102; Schmitz, I, 188, 80.
258. Wenn das Schaf stirbt, lässt es seiner Haut das Elend zurück. (Surinam.)
Von jemand, der Elend eingebrockt hat, das er andern zum Aussuppen überlässt, oder der Schulden hinterlassen, die andere bezahlen müssen.
259. Wenn das Schaf todt ist, gibt es keine Wolle mehr.
It.: In pecora morta non cresce lana. ( Pazzaglia, 188, 3.)
260. Wenn das Schaf todt ist, ist es gleich, wie (ob) man ihm die Haut abzieht.
So fühlt es nicht, sagen die Türken, dass man ihm das Fell abzieht. (Weigel.)
261. Wenn das Schaf todt ist, schert man ihm keine Wolle mehr ab. – Winckler, VII, 51.
262. Wenn das Schaf todt ist, trägt es keine Wolle mehr.
Holl.: Als het shaap dood is, groeit de wol niet meer. (Harrebomée, II, 237.)
263. Wenn das Schaf vom Fuchse kauft, so hat es theure Waare. – Sprichwörtergarten, 255.
264. Wenn das Schaf will den Wolf wecken (necken), so muss es das Fell herstrecken. – Lehmann, 262, 24 u. 842, 10.
Dän.: Vil faaret vække ulven, mister det skindet. (Prov. dan., 149.)
265. Wenn das Schaff blehet, so verleurts das Futter aussm Mundt. – Lehmann, 558, 3 u. 713, 41.
266. Wenn de Schâpe Wâter seiet, sau wilt se sûpen. – Schambach, II, 474.
Wird gern auf Kinder angewandt, welche, sobald sie Wasser sehen, trinken wollen.
267. Wenn die Schaf den Löwen Predigen vnnd sie from wollen machen, so gilts jhren Beltz. – Lehmann, 462, 21.
268. Wenn die Schaf den Wolff zum Schutzherrn erwehlen, so müssen sie jhre Haut in acht nehmen. (S. ⇒ Frosch 63, ⇒ Huhn 177, ⇒ Pferd 691 und ⇒ Taube.) Lehmann, 70, 11.
269. Wenn die Schafe blöken, fällt ihnen das Futter aus dem Maule. – Simrock, 8806.
Dän.: Naar faaret breger, mister det fœret af munden. (Prov. dan., 149.)
Holl.: Als het schaap blaat, is het een' best kwijt. (Harrebomée, II, 237.)
270. Wenn die Schafe sich abends (im October) nicht gern eintreiben lassen, so fällt im Winter viel Schnee. (Oberösterreich.) – Baumgarten, 53.
271. Wenn die Schafe zu Martini gehen im Trocknen, so gehen sie zu Weihnachten im Pfuhl.
272. Wenn die Schaff dem Hirten weder Woll noch Milch geben, muss er dabey verderben vnnd die Schaff mit jhme. – Lehmann, 679, 216.
Dän.: Naar faarene ville hverken give melk eller uld, forderves hyrden, og faarene med hannem. (Prov. dan., 149.)
273. Wenn ein Schaf blökt, blöken die andern auch.
Holl.: Als één shaap blaat, zoo blaten ze allen. (Harrebomée, II, 237a.)
274. Wenn Ein Schaf flieht, so fliehen alle.
Dän.: Naar et faar løber, løbe de alle. (Prov. dan., 148.)
275. Wenn Ein Schaf flieht, so laufen alle davon. – Sailer, 163.
276. Wenn ein Schaf geschoren ist, kommt das andere dran.
Böhm.: Ovečku střihou a druhá téhož čekej. (Čelakovsky, 250.)
[65] 277. Wenn ein Schaf reist ausser Lands, bleibt es doch ein dummer Hans.
Holl.: Al reist een leêg hoofd buiten's lands, hij blijft nogtans een domme gans. (Harrebomée, II, 5.)
278. Wenn ein Schaf über die Brücke (durch das Thor u.s.w.) geht, so folgen mehr.
Holl.: Als één schaap over den dam (de brug, den post) is, volgen er meer.
279. Wenn ein Schaf über die Brücke ist, folgen alle die andern nach.
Holl.: Daer een schope voor gaet, volghen die anderen na. (Tunn., 6, 3; Bohn I, 298.)
Lat.: Hic primam relique comitantur oves et ubique. (Fallersleben, 163.)
280. Wenn jemand deine Schafe tränken soll, so schöpfe seinen Kamelen zuerst.
281. Wenn jhnen die Schaff lassen Hundszähn einsetzen, müssen die Schäfer eisern Handschuh anziehn, wann sie da melken oder scheren wollen. – Lehmann, 842, 12.
282. Wenn man den Schafen die Haut nimmt, tragen sie keine Wolle mehr.
283. Wenn man den schafen die woll vnzeitig nimmt, so werden sie kranck oder sterben gar. – Lehmann, 845, 40.
Dän.: Klipper man faarene i utide, saa blive de syge eller døe deraf. (Prov. dan., 149.)
284. Wenn man die Schafe schert, so zittern die Lämmer. – Frischbier2, 3237; Blass, 21.
In Warschau jüdisch-deutsch: Wenn män schert die Schuf', zittern die Lämmer.
285. Wenn 'nen Schâp schit, wedeln all de annern mit 'n Stêrt. (Süderdithmarschen.)
286. Wenn Schaf und Wolf sich auch ähnlich kleiden, man kann an den Zähnen sie unterscheiden.
287. Wenn sind die Schaf vnd Lemmer dein, so lass den Wolff nicht Hüter sein. – Petri, II, 673.
288. Wenn zwei um ein Schaf streiten, so wird's zum Friedensbraten. – Sprichwörtergarten, 184.
Wenn zwei Parteien um etwas hartnäckig streiten, so wird es gewöhnlich in Kosten aufgelöst.
289. Wer das Schaf hat, dem gehört auch die Wolle.
Engl.: Shear sheep, that have them. (Bohn II, 131.)
Lat.: Accessorium sequitur suum principale. (Binder II, 36; Altdorf, 136.)
290. Wer das Schaf nicht geben will, der verliert wol die Kuh.
In Astrachan heisst es ironisch: Wenn du dem Khan das Schaf nicht geben kannst, so gib ihm das Kamel.
291. Wer das Schaf schlachtet, kann's nicht mehr scheren.
292. Wer die Schafe hütet, hütet auch die Wolle. – Altmann V, 86.
293. Wer die Schafe nicht füttert, dem tragen sie keine Wolle.
Die Russen: Wer seinen Schafen das Gras weigert, der verwehrt ihnen die Wolle. (Altmann VI, 427.)
294. Wer die Schafe schert vor Sanct-Urban (25. Mai), schert für die Râf (Raben) und für die Kroan (Krähen). (Köln.) – Boebel, 26 u. 96.
295. Wer die Schafe schert vor Sanct-Voos (Servatius), der macht daraus ein Oos. (Euskirchen.) – Boebel, 24.
296. Wer die Schafe schiert, dem wird die Wolle. – Eiselein, 542; Simrock, 8812.
Mhd.: Ir enruochot wer diu schâfe schirt, daz ot in diu wolle wirt. (Buch der Rügen.) (Zingerle, 179.)
297. Wer die Schafe schneidt vor Orbe, der muss sie nach Haus tragen im Korbe.
298. Wer die Schafe weidet, der hat sie.
Die Neugriechen: Wer Schafe hat, der hat die Schafe; und wer sie weidet, der frisst die Schafe. (Sanders, 82.)
299. Wer die Schafe zweimal zählt, hat keine Zeit verloren.
300. Wer nur Ein Schaf hat, der redet gern vom Wollmarkt.
301. Wer Schaf' und Kühe halten mag, dem sagt ein jeder guten Tag.
Holl.: Als men shaapen en eene koe heeft, dan zegt ons iederen goeden dag. (Harrebomée, II, 237a.)
[66] 302. Wer Schafe austreibt, treibt Wollträger ein.
Span.: El que ha ovejas ha pellejas.
303. Wer Schafe hat, dem fehlt's nicht an Fellen (an Wolle).
304. Wer Schafe hat, hat Häute; wer Töchter hat, macht Bräute.
305. Wer seine Schafe schert vor Servaz (13. Mai), dem ist die Wolle lieber als das Schaf. – Schulfreund, 81, 29; Schmitz, I, 176, 19.
Engl.: Shear your sheep in may and shear them all away. (Bohn II, 30.)
306. Wer sein Schaff auff trucken behalten wil, der leid vnd trag mit Geduld. – Petri, II, 754.
307. Wer sich unter die Schafe mischt, der wird mit ihnen geschoren werden.
Bei den Tscheremissen heisst es: Wer sich zu den Bienen hält, der soll auch Honig haben. (Altmann V, 129.)
308. Wer sich zum Schaaff macht, den zerreissen (fressen) die Wölff. (S. ⇒ Esel 476-478 und ⇒ Taube.) – Gruter, III, 111; Petri, II, 763; Lehmann, 118, 10; Lehmann, II, 878, 246; Eiselein, 542; Gaal, 1348; Sailer, 57; Simrock, 8807; Körte, 5210; Winckler, XX, 63; Klosterspiegel, 15, 23; Venedey, 161; Braun, I, 3749; Rabener, Satiren, IV.
Die Russen: Mache dich zum Kanal und man wird Wasser in dich leiten. (Altmann VI, 387.) Aehnlich Kiesewetter, 43.
Böhm.: Učiň se jen ovci, a vlci hotovi. (Čelakovsky, 46.)
Dän.: Hvo sig giør til faar, bliver ædt af ulve. (Prov. dan., 235.)
Engl.: He that makes himself a sheep, the wolf will eat him. (Gaal, 1348; Bohn II, 131.)
Frz.: Deux fois bon, c'est une fois bête. (Masson, 298.)
Holl.: Die zich selven tot een schaap maakt, wordt van de wolven gegeten. (Harrebomée, II, 238a.)
It.: Chi pecora si fa, il lupo se la mangia. (Gaal, 1348; Bohn I, 86; Pazzaglia, 271, 1.)
Lat.: Ab omnibus violatur, qui omnibus cedit. (Gaal, 1348.)
Schwed.: Den som är för mycket god honom äta swijnen up. (Törning, 21.)
Span.: Hazéos miel, y comeros han moscas. (Bohn II, 131.)
309. Wer sich zum Schaf macht, den beissen die Hunde.
Holl.: Die zich zelven schaap maakt, bijten de honden. (Harrebomée, II, 238a.)
310. Wer um ein Schaf Process will führen, wird eine Kuh verlieren.
Holl.: Die om een schaap pleit, zal eene koe verliezen. (Harrebomée, II, 238a.)
311. Wer wenig Schaf hat, der schert vnd melckt sie desto öfftrer vnd verderbt sie desto bälder. – Lehmann, 44, 42.
Dän.: Hvo som haver faae faar, han klipper og malker dem des oftere og forderver dem des snarere. (Prov. dan., 149.)
312. Wer wird die Schafe fragen, was die Wolle gilt.
313. Wie d Schaff, so sein die Hirten. – Hoek, 16.
314. Wie viel Schafe sind beim Röster1 und wie viel Hunde in der Schafhürde! – Burckhardt, 535.
1) Der gebratenes Fleisch auf dem Markte verkauft. – Um den Gedanken auszudrücken: Wie viele gute Menschen fallen als Opfer, während der Bösewicht sein Leben gemächlich geniesst.
315. Wo ein Schaf vorgeht, folgen die andern nach. – Simrock, 8809.
Span.: Ovejas bobas, por do va una van todas. (Bohn I, 238.)
316. Wo ist ein reudisch Schaff im Stall, da werden reudig all. – Petri, II, 806.
317. Wo Schafe fehlen, gelten die Ziegen.
Die Türken: Wo die Schafe rar sind, sagt man zur Ziege: Frau Wollträgerin.
Böhm.: Když ovce pošly, i kozy ke cti přišly. (Čelakovsky, 105.)
318. Wo Schafe sind, da muss auch jemand sein, der sie schiert.
»Wenn die fromme Gesellschaft nun einmal belogen sein will, warum nimmt man es ihm (dem Verfasser vom Eritis sicut Deus) übel, dass er ihr diesen Dienst leistet. Wenn es Menschen gibt, die das Bedürfniss haben, sich betrügen zu lassen, so muss es auch andere geben, die geneigt sind, sie zu betrügen: Wo Schafe sind, da muss auch jemand sein, der sie schert.« (Deutsches Museum, Leipzig 1855, Nr. 23.)
319. Wo Schafe sind, da sind auch Wölfe.
[67] 320. Wohlverwahrte Schafe frisst kein Wolf.
321. Zwischen Schaf und Wolf ist keine Freundschaft.
Böhm.: Tĕžko berana s vlkem smiřiti. (Čelakovsky, 35.)
*322. A hot seine Schöffe schun iess troige brucht. – Robinson, 503; Keller, 130b; Frommann, III, 247, 218.
»Ich muss bei zeiten nur die Schaff ins Trockne bringen.« (Keller, 175a.)
*323. Ain armes schoff vnder den wolffen. – Hauer, L2.
Lat.: Asinus inter Simias quid facit? (Hauer, L2.)
*324. Als er nach einem Schafe schnappte, er dafür eine Mücke ertappte.
*325. Da möchte doch ein Schaf lammen.
Holl.: Daar zal eene ooi lammen. ( Harrebomée, II, 146a.)
*326. Da sön de Schap rewa gegange. (Natangen.) – Frischbier2, 3238.
Wird gesagt, wenn der dicke Reis, der beim Kindtaufs- und Hochzeitsschmause aufgetragen wird, mit Rosinen und Korinthen bestreut ist.
*327. Das merkt ein Schaf.
Holl.: Dat kan een schaap wel merken. (Harrebomée, II, 237b.)
*328. Das (dumme) Schaf.
Als Scheltwort sehr gebräuchlich und beiderlei Geschlechts. (Vgl. Cholevius, 24.) »Das Schaf, ihr Mann, schwieg zu allem diesen Unwesen still.« »Das dumme Schaf.« (Sophiens Reise, I, 185; VI, 250.)
*329. Das Schaf klagt dem Wolf die Noth.
Wie man seinen Kummer der Stiefmutter klagt.
*330. Das Schaf opfern, um die Kötel zu gewinnen.
*331. Das Schaf scheren, ohne es zu schinden.
D.h. mit Geschicklichkeit, so erpressen, dass nicht Klagen und Murren erregt wird.
*332. Das Schaf soll uns der Wolf nicht verjagen.
Mit dem Tone auf das. Wenn man jemandes Uebermacht nicht fürchtet.
*333. Das Schaf stehlen und die Füsse den Armen schenken.
Port.: Furtar o carneiro, e dar os pés pelo amor de Deos. (Bohn I, 278.)
*334. Das Schaf will den Wolf beissen.
Wer gegen jemand auftritt, dem er nicht gewachsen ist.
Holl.: Het schaap wil den wolf bijten. (Harrebomée, II, 238b.)
*335. Das Schaff hat dem Wolff das Wasser getrübt. – Eyering, I, 340.
Gegen ungerechte Anklagen.
*336. Dat Schâp sall wol 'n sachten Dot hebben. – Kern, 828.
Die Sache wird kein Aufsehen erregen, wird allmählich einschlafen.
*337. De kann met de Schap ut êne Rêp (Raufe) frête. (Litauen.) – Frischbier2, 3239.
Scherzhaft von einem Schmalbackigen.
*338. De lett söck vom Schap biete. (Ostpreuss.)
Der Verträgliche oder Feige.
*339. Der Schafe sind mehr als der Früchte.
*340. Der schiert für sich die Schafe und überlässt jenem die Schweine. (Deutz.)
*341. Die Schaf vnd Ochsen seynd noch nicht geboren, die man auf deiner Hochzeit essen soll. – Lehmann, 452, 27.
*342. Die Schafe dem Wolfe zu hüten geben.
*343. Die Schafe fahren über das Korn.
Wenn zur Blütezeit der Wind bei schönem Wetter Wellen im Getreide schlug, so sagte man in der Schweiz: Die Engel fahren über das Feld und segnen es. So hört man jetzt zur Zeit der Ernte die obige Redensart. Man sagt auch: Der Wolf läuft durchs Saatfeld. Die Sau läuft in der Frucht, die wilden Schweine jagen sich. Der Wind säuet im Korn. Das Korn wolket. (Vgl. Sutermeister, Erntesitten in der Schweiz, in den Grenzboten, 1865, Nr. 41, S. 595.)
*344. Die Schafe hüten um der Lorbern willen.
Holl.: Hij heeft de schapen geweid om de keutels. (Harrebomée, II, 238b.)
*345. Die Schafe scheren, aber nicht metzeln.
*346. Die Schafe schinden. – Murner, Nb., 32.
»Da die frummen alten woren, die haben jre schaaff beschoren; yetz sol man ein jungen finden, der seine schäflin gar will schinden.«
*347. Die Schafe sind gut geschoren.
»Gut geschoren die Schafe der Gironde.« (R. Griepenkerl, Die Girondisten, II, 1.)
[68] *348. Die Schafe über die Brache jagen. – Frischbier2, 3235.
Namentlich von Kindern, wenn sie von einem mit Butter bestrichenen Brote nur diese und nicht auch das Brot verzehren.
*349. Die Schafe wollen den Hirten fressen. – Aus einer Satire wider Murner.
*350. Die Schafe zu sehr scheren.
Dem Volke zu schwere Lasten auflegen, es zu sehr drücken.
*351. Die Schaff sengen. – Lehmann, 817, 14.
Engl.: He washes his sheep with scalding water. (Bohn II, 65.)
*352. Dieselben Schafe, aber ein anderer Bock.
*353. Dos thu doch, lass dich vom Schof beissen. – Lohrengel, II, 168.
*354. Du bist ein Schaf. (S. ⇒ Schöps.)
Ein bekanntes Scheltwort, um zu sagen: Du einfältiger, dummer Mensch. Seltener als wir scheinen die Römer den Namen des geduldigen Schafes, ovis, als unparlamentarische Anrede angewendet zu haben. Denn wenn in den »Zwillingsschwestern« des Plautus die beiden Alten Nicobolus und Philostratus von der einen Bacchis »Schafe« titulirt werden, so erkennt man aus dem weitern Verlauf des Gesprächs, dass dabei weniger die Dummheit, als der durch das Scheren zu erzielende Wollertrag in Betracht kommt. Ganz in dem bei uns gewöhnlichen Sinne dagegen wandten die Griechen den Namen des Schafs an; wie wenn in den Wolken des Aristophanes Strepsiades zum Publikum spricht: »Ihr Armen, was sitzt ihr so dumm herum, ein Spott für uns Weise, Klötze, Steine, Ziffern, Schafe, blindlings aufgehäuft.« Sogar der Schafpelz mastruca (ein sardinisches Wort, aus dem unser »Matratze« entstanden sein mag) kommt bei Plautus als Schimpfwort vor. (Vgl. Römische Schimpfwörter, im Ausland, 1871, Nr. 8.)
*355. Er hat kein Schaf mehr zu scheren.
Engl.: You have no more sheep to shear. (Bohn II, 177.)
*356. Er hat seine Schaf wider zusammen bracht. – Waldis, IV, 4.
Er hat sich besonnen, seine Gedanken gesammelt.
*357. Er ist kein Schaf wie er Wolle trägt.
Mhd.: Der burger sprach dinem libe yst nit zu gloubende das du seist du bist nit schaff als du wollen treist. (Dyocletian's Leben, 2632-2634.)
*358. Er ist wie ein liebes Schaf.
*359. Er schert die Schafe und ich die Ochsen.
Er hat die Vortheile.
*360. Er wird am Schafe nicht fünf Füsse suchen.
*361. Es ist ein gut (geduldig, dummes) Schaf.
Holl.: Het is een goed schaap. (Harrebomée, II, 238b.)
*362. Es ist ihm nicht um das Schaf, es ist ihm um die Wolle. – Eiselein, 542; Simrock, 8813.
*363. Es möcht (auch) ein schaff zürnen. – Franck, I, 53b; Eiselen, 542; Körte, 5212a.
*364. Es müsst's ein Schaf merken.
*365. Es sind Schafe ohne Hirten.
Holl.: Het zijn schapen zonder herder. (Harrebomée, II, 238b.)
*366. Hä schêt de Schôf un lies 'nen andre de Verke scheren. (Köln.) – Weyden, IV, 16.
Er schert die Schafe und lässt einen andern die Ferkel scheren.
*367. He bevelt dat schâp dem wulve. – Tunn., 696.
Er befiehlt das Schaf dem Wolf. (Gallinam vulpi committit flumina cribro.)
*368. He hett sîn Schâp up 't Dräge (Trockene). (Ostfries.) – Frommann, V, 429, 524.
*369. In Sanct-Anna Schaaf (Kleiderschrank) kommen. (Aachen.)
Sitzen bleiben. Von Jungfrauen, welche bereits verlegen werden, wenn von ihrem Alter die Rede ist und nicht über die Zwanziger hinauswollen. Zu Köln hat der Volkswitz für solche unfreiwillige Nonnen Sanct-Gereon's Kiste bestimmt.
*370. Lass die Schafe blärren.
Setze dich über unbegründete, alberne Gerüchte hinweg. »Lass die Hunde bellen, lass die Schafe blärren, lass die Gänse schnattern, lass die Leute reden.« (Judas der Erzschelm, IV.)
*371. Schap, kennst du din egen Lamm nich? (Strelitz.) – Firmenich, I, 72, 68.
*372. Seine Schafe von einem andern weiden lassen.
»Lesst sein Schaf ein andern weiden.« (Waldis, IV, 16, 48.)
[69] *373. Sich die räudigen Schafe behalten und die gesunden den Wolf fressen lassen. – Altmann VI, 522.
*374. Sie sind wie die Schafe, was die vordersten thun, machen die hintersten nach.
Frz.: Le peuple fait comme les moutons.
*375. Sîne Schâpe sind up de ⇒ Rick (s.d.) stegen. – Klein, II, 88.
Sind crepirt.
376. Das Schaf ist nicht wegen des Schäfers, der Schäfer ist wegen der Schafe da. – Harssdörffer, 731.
377. Das todte Schaf fürchtet den Wolf nicht. – Merx, 283.
378. Ein Schaf, das nicht blökt, wird nicht gefüttert.
379. Ein räudig Schaf gesellt sich gern zum andern.
380. Gy mogen wol gan myt den bescharenen schapen unt leren van nyes melk lapen. – Freybe, Redentiner Spiel, 649.
Von neuem anfangen zu lernen. Lapen oder lappen = trinken mit der Zunge wie ein Hund. (Vgl. Weinhold, Beiträge zu einem schlesischen Wörterbuch, 50.)
381. Ich hab mein Schaaff auff das treüge gebracht. – Monatsblätter, V, 141, 1.
382. Man mutt de Schâpe nach de Wulle scheren. – Schröder, 720.
383. Schafe, Bienen und Teich machen bald arm, bald reich. (Westl. Böhmerwald.) – Bohemia, 1875, Nr. 28, S. 4.
384. Schafe, die dem Hirten nicht folgen, frisst der Wolf.
Böhm.: Ovce neposlouchající pastýře, kořist' vlku. (Čelakovský, 16.)
385. Wer das Schaf hält, ist so schlimm, als der's schindet.
386. Wer das Schaf mit dem Wolfe theilt, bekommt nur die kleinere Hälfte. – Altmann VI, 450.
387. Wie Schafe kommen sie, und wie Wölfe regieren sie. – Junker und Pfaffen, II, 294.
Lat.: Intravimus ut agni, regimus ut lupi.
*388. Seine Schafe auf das Trockne bringen. – Fischer, Psalter, 112, 1.
Buchempfehlung
1587 erscheint anonym im Verlag des Frankfurter Druckers Johann Spies die Geschichte von Johann Georg Faust, die die Hauptquelle der späteren Faustdichtung werden wird.
94 Seiten, 6.80 Euro
Buchempfehlung
Im nach dem Wiener Kongress neugeordneten Europa entsteht seit 1815 große Literatur der Sehnsucht und der Melancholie. Die Schattenseiten der menschlichen Seele, Leidenschaft und die Hinwendung zum Religiösen sind die Themen der Spätromantik. Michael Holzinger hat elf große Erzählungen dieser Zeit zu diesem Leseband zusammengefasst.
430 Seiten, 19.80 Euro