1. A Konst at nian Bruat. (Amrum.) – Haupt, VIII, 369, 321.
2. Aller Kunst Anfang ist geringe.
3. Als beste Kunst wird gerühmt, dass man thut, wie sich geziemt.
Jeder seinem Stande und Alter angemessen.
4. Alte Kunst nährt.
Dän.: Bedre er gammel mad efter disse Landes skik, end løbe stedse med skillingen i haanden efter færsk. (Prov. dan., 33.)
5. Alte Kunst und alt Geld haben den Vorzug in der Welt.
6. An künsten tregt man nit schwer. – Franck, I, 148b; Eyering, I, 95; Petri, II, 17; Schottel, 1113a; Lehmann, II, 28, 51; Körte, 3632; Braun, I, 2090.
»An Kunst vnd weisheit tregst nit schwer.« (H. Sachs, II, XLVIII, 1.)
7. Bei vielen Künsten wird man zum Narren. – Pistor., 817; Graf, 503, 140.
8. Bei vil kunst ist vil vnmuss. – Franck, II, 99b; Petri, II, 44; Sailer, 165.
Wenig Zeit; Schicksal des Vielgeschäftigen.
9. Besser alte Kunst als neuer Bettelstab.
10. Brotlose Künste sind nichts werth, ob sie gleich hoch der Meister erth. – Petri, II, 52.
11. Das ist die beste kunst, wer auss einem Thaler vber Nacht zween oder drey kan machen. – Lehmann, 450, 10.
[1709] 12. Dat is kên Kunst, Bûr to ward'n, aber wul, ên to bliwe. (Süderdithmarschen.)
Es ist keine Kunst, Bauer zu werden, aber wol, einer zu bleiben.
13. De Künst stiggt immer höger, uns' Köster word 'n Kröger (Schenkwirth). – Kern, 332.
Von schlecht besoldeten Lehrern entlehnt, die, um ihren Lebensunterhalt zu erwerben, einen andern Beruf wählen oder aber als Nebenberuf betreiben.
14. De Kunst stigt ümmer höger, ut en Paster ward en Kröger; die Kunst ward ümmer 'ringer, ut en Doctor ward en Schinner. – Diermissen, 235; Eichwald, 1143.
Hausinschrift in Schönberg.
15. De Kunst wert balt betteln gîn. (Schles.) – Frommann, III, 413, 517.
16. Der Kunst Feinde sind jeweilen Gimpel, Gänse und Eulen. – Eiselein, 403.
It.: L'arte non hà maggior nemico dell' ignorante. (Pazzaglia, 18.)
17. Der Kunst ist niemand gram, als der sie nicht kann. – Lehmann, 450, 15; Petri, II, 99; Simrock, 6084.
18. Der Kunst kann kein grosser schimpff widerfahren, denn wenn sie dem dienen muss, ders nicht werth ist. – Petri, II, 99; Körte, 3640.
19. Der von der Kunst ist, beschemt den Meister nicht. – Schottel, 1130b.
20. Die arm kunst der artzney stehet jetzund jederman frey, wiewohl mit grosser sind vnd schand, doch leidet mans vmher im landt.
Lat.: Fingunt se medicos, omnes: idiota, sacerdos, judaeus, monachus, histrio, rasor, anus, miles, mercator, cerdo, nutrix et arator. (Loci comm., 112.)
21. Die beste kunst für die schüss, weit hintan. – Henisch, 326, 50.
22. Die beste Kunst ist all vmbsunst. – Henisch, 1470, 19.
23. Die grösste Kunst, die man im Säckel zeigen kann. – Sutor, 653.
24. Die grösste Kunst ist, seine Kunst verbergen können. – Opel, 378.
25. Die Kunst geht den Krebsgang.
»Wie, oder wiel etwann die Kunst den Krebsgang gehen? Soll auch wol da und dort ein schwacher Stümper stehen?« (Keller, 131b.)
26. Die Kunst hat das beste Fischergeschäft, sie fischt weder zu Lande noch zu Wasser umsonst.
27. Die kunst hat keyn feind, dann ders nit kan. – Franck, I, 87b; Egenolff, 346b; Gruter, I, 20.
»Die Kunst gar keinen feind thut han, dann nur allein den, ders nicht kann.« (Eyering, I, 704.)
Holl.: Eene kunst te verachten, is het zelfde, als ze niet te kennen. (Harrebomée, I, 457b.)
28. Die Kunst ist lang, das Leben kurtz. – Petri, II, 195; Gaal, 1058; Simrock, 6079; Braun, I, 2083.
Für die Spanne Zeit ist des zu Lernenden viel.
Mhd.: Die chunst ist lang, daz leben chlain. (Ring.) (Zingerle, 86.)
Engl.: Life is short, art is long. (Gaal, 1058.)
Lat.: Ars longa, vita brevis. (Egeria, 16; Gaal, 1058; Fischer, 17, 89; Philippi, I, 396.)
Schwed.: Konsten är lång, men lifwet kort. (Wensell, 46.) – Konsten är wijdh, och haar lijten tijd. (Grubb, 423.)
Ung.: Hosszú a' mesterség, rövid az élet. (Gaal, 1058.)
29. Die Kunst je hat zu Feinden Unwissende. – Eiselein, 403.
30. Die Kunst steckt in der Kutten.
»Die Bettlermönch haben jm selbs ein gemeines Sprichwort gemacht: Die Kunst stecket allein in der Kutten.« (Aventin, L, 11b.)
31. Die Kunst steckt nicht im Kleide.
Lat.: In vestimentis non est sapientia mentis. (Binder II, 1484; Neander, 287.)
32. Die Kunst will's der Natur nachmachen.
Holl.: Kunst volgt natuur. (Harrebomée, I, 458a.)
Lat.: Ars perficit naturam. (Philippi, I, 42.)
33. Die schwerste Kunst, sich selber kennen. – Simrock, 6101; Braun, I, 2088.
34. Dreizehn Künste, vierzehn Bettelleute.
Holl.: Zoekers van kunsten zijn vinders van den bedelzak. (Harrebomée, I, 458b.)
Lat.: Omnia qui tentat, nil apte perficit unquam.
35. Durch Kunst kompt Gunst. – Petri, II, 156.
[1710] 36. Ehrliche Kunst bezahlt die Welt mit Dunst.
Lat.: Artibus honestis nullus in urbe locus, nulla emolumenta laborum. (Juvenal.) (Seybold, 39.)
37. Ein edel Kunst ist Feder lesen; wer die brauchen kan, der nem ein Fuchsschwantz für ein Besen, die Welt wils jetzt so han. – Petri, II, 174.
38. Ein halb Pfund (Quentchen) Kunst ist mehr werth als ein Centner Gunst. – Parömiakon, 1734.
Abraham a Sancta Clara in Merks Wien.
39. Ein kunst, die man verborgen helt, nimpt ab vnd ist nicht nutz der welt.
Lat.: Condita decrescit, uulgata scientia crescit. (Loci comm., 12.)
40. Ein quentlin Kunst in einer guten sach wigt mehr als ein Centner in einer bösen. – Petri, II, 219.
41. Eine gute Kunst vnd gelehrte Hand passieret frey durch alle Land. – Petri, II, 193; Henisch, 1204, 52.
42. Eine Kunst ist bald gelernt, wenn Lust das Schulgeld zahlt.
Schwed.: Gilliare konsten läres snart.
43. Eine Kunst nährt besser als viel Künste.
Lat.: Multa novit vulpes, verum echinus unum magnum. (Seybold, 315.)
44. Einer Kunst Meister nährt Weib und sieben Kinder, Meister der sieben Künste nährt sich selber nicht. – Eiselein, 403.
45. Eines andern Kunst ist dem Neidischen ein Dunst. – Parömiakon, 62.
Macht ihm Augenschmerz.
46. Es gehört Kunst zum Aepfelbraten. – Sailer, 276.
Das Kleinste will seine Handgriffe, wenn es gelingen soll.
47. Es hilfft kein kunst noch witz wider Gott. – Petri, II, 252.
48. Es ist ein kunst, auss der Noth ein tugend machen. – Petri, II, 261; Lehmann, II, 141, 150.
49. Es ist ein kunst, dass man einen Rauch riecht, eh er aussbricht. – Lehmann, 900, 12.
50. Es ist ein kunst, künstlich reden vnd schweigen. – Franck, I, 158b.
51. Es ist ein Kunst, wercklich liegen (lügen). – Franck, Zeytbuch, CVa.
52. Es ist ein schlechte kunst einer lüg ein gestalt zu geben. – Franck, I, 160b; Henisch, 1572, 41; Lehmann, II, 142, 153.
53. Es ist eine böse Kunst, die Schlösser ohne Schlüssel aufzuriegeln.
54. Es ist eine grosse Kunst, keine Kunst gebrauchen. – Winckler, III, 29.
Holl.: Het is eene subtiele kunst, geene kunst te gebruiken. (Harrebomée, I, 458a.)
55. Es ist eine grosse Kunst, lachen zur Gesellschaft, weinen zur Andacht, reden zur Nothwendigkeit, singen zur Tröstlichkeit, trinken zur Durstigkeit.
In Fischart's Geschichtsklitterung lautet der Spruch vollständiger: »Es ist ein grosse kunst, lachen – tröstlichkeit, schweigen zun gedanken, schlaffen zur ruh, aufstehn zur Arbeyt, trinken zur durstlichkeit vnd aussauffen zu geselligkeit, also erlangt man die Lucernische seligkeit.« (Kloster, VIII, 280.)
56. Es ist eine grosse Kunst, leben können, wenn der Tod kommt. – Winckler, XV, 1.
Holl.: Het is eene kunst, te leven, als de dood komt. (Harrebomée, I, 457b.)
57. Es ist eine grosse Kunst unter Narren gescheit sein (bleiben).
Holl.: Het is eene groote kunst, om narren te voldoen. (Harrebomée, I, 457b.)
58. Es ist eine grössere Kunst, Geld behalten als gewinnen. – Eiselein, 403.
Holl.: Het ist geene kunst, geld te winnen, maar te bewaren. (Harrebomée, I, 458a.)
Lat.: Non minor est virtus, quam quaerere parta tueri. (Eiselein, 403.)
Schwed.: Ingen mindre konst behälla, än wärfwa. (Grubb, 398.)
59. Es ist eine Kunst, aus Armuth Reichthum zu machen.
Holl.: Het is eene kunst, van armoede rijkdoem te weven. (Harrebomée, I, 458a.)
[1711] 60. Es ist eine Kunst, aus sieben bösen Tagen einen guten herauszufinden.
Holl.: Het is eene kunst, uit drie kwaden één goede te kiezen. (Harrebomée, I, 457b.)
61. Es ist eine Kunst, reich zu werden. (Annweiler.)
62. Es ist eine Kunst über alle Künste, seine Kunst bergen können. – Einfälle, 291; Simrock, 6100.
Holl.: De kunst is niet achter houdende. (Harrebomée, I, 457a.)
63. Es ist eine Kunst, über sein Unglück lachen.
Dän.: Det er konst at lee naar det gaaer een selv ilde. (Bohn I, 361.)
64. Es ist eine Kunst, wol verlihren können. – Schottel, 1133b.
65. Es ist eine Kunst zu laufen, ehe man gejagt wird.
Holl.: Het is eene kunst, bij tijds te loopen. (Harrebomée, I, 457b.)
66. Es ist eine Kunst, zu rechter Zeit Ja und Nein zu sagen.
Holl.: Het is eene kunst in tijds ja te zeggen. (Harrebomée, I, 457b.)
67. Es ist eine schlechte Kunst, die ihren Meister hungern lässt.
It.: Cattiva quell' arte, che non può nutrir l'artifice. (Pazzaglia, 18.)
68. Es ist gleiche kunst, Gelt gewinnen vnd behalten können. – Lehmann, 255, 38.
Lat.: Non minor est virtus, quam quaerere parta tueri, casus inest illic, hic erit artis opus. (Ovid.) (Philippi, II, 39.)
69. Es ist kein kunst, bey gutem Wein wol leben vnd eim frommen Weibe nachgeben, mit einer guten Feder wol schreiben vnd auss gutem Flachs gut Garn treiben. – Gruter, III, 58; Lehmann, II, 319, 28.
Als Gegensatz fügt Fischart (Gesch.) hinzu: »Sondern bey eim schlimmen Wein auch frölich sein, vnd mit eim bösen Weib leben ohne Keib.« (Kloster, VIII, 334.)
70. Es ist kein kunst, ein ding tadeln; nachthun thets, wer es könnte. – Franck, II, 408a; Lehmann, II, 144, 182; Sailer, 281; Simrock, 10053.
71. Es ist kein kunst, Ziegen in Multen baden; auss ledigem Beutel gelt zahlen ist ein kunst. – Henisch, 1471, 5; Petri, II, 268.
72. Es ist keine Kunst, den Kalender zu machen, wenn's Jahr vorbei ist. (Wend. Lausitz.)
73. Es ist keine Kunst, ein Bauer zu werden, aber einer zu bleiben.
Holl.: Het is geene kunst, om boer te worden, maar om boer te blijven. (Harrebomée, I, 458a.)
74. Es ist keine Kunst, ein Kind, aber dem Kinde einen Vater zu machen. – Fischart.
75. Es ist keine Kunst, eine Fliege trunken machen.
76. Es ist keine Kunst, eine gute Sache zu gewinnen, sondern eine böse. – Eisenhart, VI, 33a; Pistor., II, 99; X, 87; Eiselein, 89; Simrock, 1236.
Wenn hier nicht unter »böser Sache« eine solche verstanden wird, deren Ausführung nur mit vielen Schwierigkeiten verbunden ist, sowie unter einer »guten« eine leicht ausführbare; so ist das Sprichwort nur ein Satz, den unredliche Sachwalter zur Beschönigung ihrer Kunstgriffe im Munde führen.
77. Es ist keine Kunst, Geld zu gewinnen, aber Geld gut zu verwenden und zu bewahren.
Holl.: Het is geene kunst, geld te winnen, maar te bewaren. (Harrebomée, I, 458a.)
78. Es ist keine Kunst Geld zu haben, wenn man's grosse Los gewonnen hat.
Lat.: Ars non ea est, quae ad effectum casu venit. (Fischer, 17, 90.)
79. Es ist keine Kunst, gut Bier zu trinken.
So sagte Luther zu Melanchthon, welcher an des erstern Bette sass und weinte. »Gottlob«, fuhr der kranke Luther fort, »ich kann auch in diesem Todeskampfe gutes Herzens sein, denn haben wir Gutes empfangen von Gott u.s.w.«
80. Es ist keine kunst mit frommen Leuten vmbgehen, sondern das ist kunst, bey bösen bleiben können vnd doch nicht böss werden. – Lehmann, 862, 43.
81. Es ist keine Kunst, seine Beine unter einen fremden Tisch stellen. (Wend. Lausitz.)
[1712] 82. Es ist keine Kunst unter Guten gut zu bleiben, aber unter Bösen.
Dän.: Det er ei kunst at omgaaes med gode, men med onde, og ei blive ond. (Prov. dan., 245.)
83. Es ist keine Kunst zu Fuss gehen, wenn man sein Pferd am Zaum hält.
Wer reich ist, hat gut Genügsamkeit zu predigen.
84. Es ist Kunst, wenn einer böss spiel hatt, dass er dabey lachen kann. – Lehmann, 78, 52.
85. Es ist Kunst, zu rechter Zeit Ja sagen. – Petri, II, 271.
86. Es ist nicht grosse Kunst, zwey Bein vbers Ross hengen. – Petri, II, 274; Henisch, 262, 86.
87. Es ist nit ein' kleinere kunst gelt behalten, als gelt gewinnen. – Franck, I, 87b; Gruter, I, 35; Henisch, 1471; Petri, II, 273; Egenolff, 346b.
88. Es ist viel ein anders vmb ein geübte erfaren kunst, als vmb ein gelesen. – Lehmann, 801, 25.
89. Für einen Heller Kunst in Gold gefasst, gibt man mehr, als für einen Centner im Zwilchsack.
90. Für einen Scheffel Kunst einen Löffel Gunst, ist schlecht gemessen.
91. Gross Kunst ist nicht ohne viel Geflunker.
Frz.: Qui plus art plus resplendit. (Leroux, II, 306.)
92. Grosse Kunst hasset man. – Sailer, 176; Petri, II, 360; Simrock, 6083; Eiselein, 403; Braun, I, 2097.
93. Grosse Kunst ist ein bös Ding, wens vbel geret. – Petri, II, 360.
94. Grosse Kunst ohn gute sitten ist ein vngesaltzen gericht. – Petri, II, 360; Mathesius, Postilla, XCIIIa.
Lat.: Qui proficit in artibus et deficit in moribus non proficit, sed deficit. ( Mathesius, Postilla, XCIIIa.)
Frz.: Fy de l'art, qui en raison n'a fondement ne part. (Leroux, II, 88.)
95. In seiner Kunst ist jedem zu glauben. – Eiselein, 403.
Lat.: Artifici in sua arte credendum est. (Fischer, 19, 95.)
96. Je schwerer die Kunst, je mehr Pfuscher. – Braun, I, 2096; Mayer, II, 22; Lohrengel, I, 417.
97. Jede Kunst erfordert den gantzen Menschen. – Mathesy, 68a.
98. Jede Kunst gilt, wenn man ihrer bedarf.
Böhm.: Každé umĕní hodí se svým časem. (Čelakovsky, 215.)
Poln.: Každe umieć przyda się na kiedy. (Čelakovsky, 215.)
99. Jede Kunst hat Geräth, sagte der Bauer und kämmte sich mit der Mistgabel. – Hoefer, 197.
100. Jede Kunst muss gelernt werden.
Frz.: A tout métier et science, il faut exercise. (Kritzinger, 1a.)
101. Jeder muss seine Kunst zu Markte bringen.
102. Jeder soll die Kunst treiben, die er gelernt.
Das Schiff kann nur der Schiffer regieren, Gift kann nur der Arzt in Heilkraft verwandeln.
Lat.: Artem quam quisque norit, in hac se exerceat. (Cicero.) (Philippi, I, 42.)
103. Jeder spricht am liebsten von seiner Kunst. – Simrock, 6077.
Holl.: Elk genere zich met zijne kunst. (Harrebomée, I, 457b.)
Schwed.: Hwar talar giärna om sin egen tarff. (Grubb, 293.)
104. Keine Kunst hat beim Tode Gunst. – Porömiakon, 2902.
Jeder ohne Ausnahme muss ihm folgen.
105. Keine Kunst ist umsunst.
Holl.: Geene konst omzonst. (Harrebomée, I, 457b.)
106. Keine Kunst ohne Dunst. – Sprichwörtergarten, 100.
Die Kunst kann sehr wohl ohne Dunst bestehen; sie wird nur von ihren unrechten Jüngern bei der Ausübung damit umgeben, um die grosse Menge zu täuschen.
107. Keine Kunst schwerer, als die Kunst bergen.
108. Kommt Kunst gegangen vor ein Haus, so heisst's: der Wirth ist nicht zu Haus.
109. Kunst adelt.
Lat.: Scientia nobilitat. (Seybold, 540.)
110. Kunst alweg bleibt vnd weret auch, da glück verschwindet als der rauch.
Lat.: Ars manet, ars durat, fortuna recedere curat. (Loci comm., 12.)
[1713] 111. Kunst artet der Natur nach, erreicht aber so viel sie kann. – Petri, II, 428.
112. Kunst bedarff Glück und Glück bedarff der Kunst. – Lehmann, 450, 13.
C. Schulze hat in einem Vortrag, den er im berliner Tonkünstlerverein über »Die Musik in den Sprichwörtern der Griechen, Römer und Deutschen« gehalten hat, auch Sprichwörter zusammengestellt, die sich auf Kunst im allgemeinen beziehen. Der Vortrag ist abgedruckt in der berliner Musikzeitung Echo, 1868, Beilage zu Nr. 19.
Dän.: Kunst behøver lykke, og lykke kunst. (Prov. dan., 367.)
It.: L'arte regge la fortuna. (Pazzaglia, 18.)
Schwed.: Konst behöfwer lycka, och lyckan konst. (Grubb, 44.)
113. Kunst behelt keine gunst. – Henisch, 1470, 22.
114. Kunst bei vernunfft jhr gunst gewinnt. – Henisch, 1602, 5; Lehmann, 296, 54.
115. Kunst beschämt ihren Meister nicht.
Dän.: Hvo kunsten veed, skal ei beskiemme mesteren. (Prov. dan., 367.)
Holl.: De kunst beschaamt haren meester niet. – Die van de kunst is, beschaamt zijnen meester niet. (Harrebomée, I, 457b.)
116. Kunst besiegt Stärke. – Gaal, 1056.
It.: Buona la forza, miglior l'ingegno. – L'arte avanza la forza. (Gaal, 1056.)
Ung.: Ahol nem elég az erö, ott a mesterség állyon elö.
117. Kunst besteht, Reichthum zergeht.
Schwed.: Guld förgår, konst består. (Grubb, 422.)
118. Kunst besteht, wenn alles vergeht.
Lat.: Ars manet (ars durat), fortuna recedere curat. – Vivitur ingenio, caetera mortis erunt. (Gaal, 1312; Seybold, 545.)
119. Kunst bildet die Natur.
Frz.: L'art passe la nature. (Kritzinger, 39a.)
Schwed.: Konsten bättrar naturens feel. (Grubb, 421.)
120. Kunst bläset (bläht) auff. – Franck, II, 99b; Gruter, I, 53; Petri, II, 428.
121. Kunst bleibt Kunst; wann das Glück gleich nicht wohl will. – Lehmann, II, 315; Petri, II, 428.
Dän.: Kunst bliver kunst om end lykken ei er med. (Prov. dan., 367; Bohn I, 383.)
122. Kunst bricht man nicht vom Baume (Zaune). – Eiselein, 403; Lehmann, 450, 12; Körte, 3622; Masson, 222.
123. Kunst, brieff vnd recht ward bei gunst, gelt, gewalt nymmer schlecht. – Frank, I, 810; Gruter, I, 53.
124. Kunst bringt arm Leut an Fürsten Höffen. – Petri, II, 428.
125. Kunst bringt Brot und Gunst.
Dän.: Kunst og lære giver brød og ære. (Prov. dan., 367; Bohn I, 383.)
126. Kunst bringt der Jugend Zucht, dem alter Trost, der armuth reichthum, dem reichthum eine Zier. – Petri, II, 428; Masson, 167.
127. Kunst bringt ehr vnd Gunst. – Henisch, 816; Petri, II, 428; Simrock, 6073; Gaal, 1054; Masson, 167.
Die Gartenlaube (Leipzig 1863) bemerkt dazu, es sei ein paar andern Sprichwörtern gegenüber (s. 176, 147) wol nur ein Minoritätsgutachten des Volks.
Holl.: Regte kunst draagt liefde en gunst. (Harrebomée, I, 458.)
It.: A chi sà, non manca nulla. (Pazzaglia, 333, 1.) – Chi hà arte hà parte. (Pazzaglia, 18; Gaal, 1054.) – In ogni parte si preggia l'arte. (Gaal, 1054.)
Lat.: Artes bonorum fontes. (Philippi, I, 42.) – Artibus ingenuis quaesita est gloria multis. (Ovid.) (Binder II, 249; Philippi, 43; Seybold, 38.) – Honor alit artes. (Faselius, 108; Wiegand, 913.)
128. Kunst bringt zuweilen Ruhm, aber selten Brot ins Haus.
129. Kunst brütet die Hüner auss. – Lehmann, II, 315, 78.
Dän.: Kunst finder allesteds føde. (Prov. dan., 366.)
130. Kunst, Ehr', Glück sind niemand versagt.
Lat.: Artibus ingenuis pectora mollescunt asperitasque fugit. (Seybold, 38.) – Dona ingenii et fortunae omnibus patent. (Seybold, 135.)
131. Kunst ehrt ihren Meister.
Schwed.: För konsten äras mästaren. (Grubb, 234.)
132. Kunst erbet nicht. – Petri, II, 428; Graf, 504, 160.
Frz.: Des talens ne passent point.
133. Kunst ersetzt Stärke.
Dän.: Kunst maa tit undsætte magten. (Prov. dan., 366.)
134. Kunst fahet man nicht mit dem Hamen.
[1714] 135. Kunst fischt nirgent vmbsonst. – Franck, II, 7b; Gruter, I, 53; Petri, II, 428; Henisch, 1107, 66; Eiselein, 402; Körte, 3629; Simrock, 6075; Sailer, 188; Braun, I, 2095.
Dän.: Er allevegne afholden. – Hver land føder den.
Lat.: Artem quaevis alit terra. (Sueton.) (Binder II, 245; Philippi, I, 42; Fischer, 19, 94; Froberg, 32; Steinmeyer, 14; Seybold, 37; Wiegand, 337.) – Artem qui sequit ur raro pauper reperitur. (Eiselein, 402.) – Quid natura negat, reddere nemo potest. (Sutor, 399.)
Schwed.: Konsten finner fulle födhan. (Grubb, 422.)
136. Kunst fischt oft umsunst.
Schwed.: Konsten släär offta feelt. (Grubb, 421.)
137. Kunst folgt der Natur nach.
Dän.: Kunst efterfølger naturen. (Prov. dan., 367.)
Lat.: Omnis ars est imitatio naturae. (Seneca.) (Seybold, 414.)
138. Kunst frisst kein Brot. – Fischer, Psalter, 706, 3.
139. Kunst gehet für gespunst. – Petri, II, 428; Körte, 3626; Franck, I, 57b; Egenolff, 305a; Lehmann, II, 315, 78; Sutor, 888.
140. Kunst gehet für krafft. – Henisch, 1431, 42; Petri, II, 428.
Holl.: Kunst gaat vóór kracht. (Harrebomée, I, 458a.)
141. Kunst gehet für Silber vnd Gold. – Petri, II, 428; Henisch, 1677, 48; Lehmann, II, 315, 79; Simrock, 6088.
Die Russen steigern anders; sie sagen: Kunst vermag viel, Liebe mehr, Gold alles. (Altmann VI, 504.)
142. Kunst gehet jetzt nach brot; aber brot wirt jhr wider nachlauffen vnd sie nicht finden. – Henisch, 518; Petri, II, 428.
143. Kunst geht betteln.
Lat.: Ars sterilis. (Binder I, 88; II, 244; Buchler, 236; Seybold, 38.)
144. Kunst geht durch alle Land.
Lat.: Artem scruteris, quamvis opulentus haberis. (Binder II, 246; Neander, 267.) – Insignium virorum sepulcrum in omni terra. (Fischer, 19, 94.) – Portus miseriae ars. (Seybold, 450; Eiselein, 403; Philippi, II, 42.)
145. Kunst geht nach Brot. – Latendorf, II, 20; Eiselein, 402; Körte, 3637; Sutor, 149; Braun, I, 2091; Briefe aus Berlin (Hanau 1832), II, 95.
Liess Lessing in seinem Trauerspiel Emilia Galotti den Maler Conti sagen. Vgl. über dies Sprichwort auch Briefe aus Berlin, Hanau 1832, II, 95. Wenn nur die Kunst dabei nicht selbst zum Brote, zum hausbackenen Brote wird, und das Brot zur Kunst. Das sei Sorge der Künstler; »denn«, sagt Schiller, »das Publikum zieht die Kunst nicht herab, der Künstler zieht das Publikum herab; und zu allen Zeiten, wo die Kunst verfallen ist, verfiel sie durch die Künstler.« (Schiller, Einleitung zur Braut von Messina.) – »Die Kunst geht immer noch nach Brot, Zu büssen ihre Hungersnoth. Willst aber einen Künstler suchen, Lauf' hinterdrein mit Wein und Kuchen.« (W. Müller, 80.) Traj. Bockatius, ein gelehrter Italiener, sagt: »dass die guten künst weren von Armuth her kommen, lebten in der Armuth als ihrem eigenen Element und sterben in Armuth.« (Welt und Zeit, V, 92, 83.)
Dän.: Kunst gaaer undertiden efter brødet. (Prov. dan., 367.)
Lat.: Artes mendicant. (Gaal, 1059.) – Fortunam ut ars, fortuna item artem amat in vicem. (Eiselein, 403.) – Sunt musae multae, nostraque fama fames. (Philippi, II, 206; Sutor, 149; Seybold, 586.)
Schwed.: Konst gär ofta om Brödh. (Grubb, 422.)
146. Kunst geht nach Brot und findet's. – Simrock, 6076; Körte, 3637 u. 4561; Masson, 167.
Lat.: Ars portus miseriae. (Fischer, 19, 93; Philippi, II, 102.)
147. Kunst geht nicht betteln.
Frz.: L'homme habile gagne son pain partout.
148. Kunst geht über Gewalt. – Petri, II, 428.
Mhd.: Ez gesieget ein kurzen man vil ofte mit kunst an einem der spanne lenger ist dan er. (Wigalois.) (Zingerle, 86.)
Dän.: Kunst gaaer ofte for styrke. (Prov. dan., 210.) – Konst ganger ofte for magten. (Prov. dan., 355 u. 367.)
It.: Val più arte che forza. (Pazzaglia, 18.)
Schwed.: Konst winner macht. (Grubb, 423.)
149. Kunst ging für Gold, jetzt ist man mehr dem Silber hold.
Lat.: Ingenium quondam fuerat pretiosius auro, nunc est barbaries grandis, habere nihil. (Ovid.) (Philippi, I, 197.)
150. Kunst hält bei einem fest, wenn alles ihn verlässt. – Simrock, 6086; Körte, 3638; Braun, I, 2093; Petri, II, 428.
151. Kunst hält man werth. – Sutor, 743.
[1715] 152. Kunst hat den vngelehrten zum Feind. – Petri, II, 428.
153. Kunst hat ein bitter Wurtzel, aber süsse frücht. – Petri, II, 428.
154. Kunst hat einen güldenen Boden. – Lehmann, II, 315, 80; Petri, II, 428.
Der tüchtige Künstler verdirbt nicht.
Mhd.: Gewunnen kunst ist niht ein troum. (Boner.) (Zingerle, 86.)
Holl.: De kunst heeft vier witte voeten. (Harrebomée, I, 457a.)
It.: Ogni arte hà il suo fondo d'oro. (Masson, 168.)
Schwed.: Konsten haar gyllende bottn. (Grubb, 421.)
155. Kunst hat gunst. – Franck, I, 89a; Gruter, I, 54; Wurstisen, CXLVIII.
Lat.: Artem scruteris, quamvis opulentus haberis. (Loci comm., 12.)
156. Kunst hat keinen Feind, als der's nicht kann. – Körte, 3628, 4551; Lohrengel, I, 455.
Tunnicius (1212): Nummant hatet de kunst dann de se nicht enkan. (Ignarus tantum praecluras oderit artes.)
Böhm.: Co neznáme, na to nedbáme. (Čelakovsky, 215.) – Umĕní chleba nejí, aniž pod ním nohy klesají. (Čelakovsky, 214.)
Holl.: De kunst en de wijsheid hebben geen grooter vijand dan den onwetende. (Harrebomée, I, 457a.) – Kunst is om niet, als de geest gegeven is. (Harrebomée, I, 458a.)
Kroat.: Za kaj se nezna, za tam se nehlepi. (Čelakovsky, 215.)
Lat.: Ars non habet osorem nisi ignorantem. (Fischer, 19, 91; Philippi, I, 42; Froberg, 33.)
Schwed.: Konsten haar ingen större fiende, än dhen som intet gott haar lärdt. (Grubb, 424; Wensell, 46.)
157. Kunst hat Meeresgrund. – Sprichwörtergarten, 216.
158. Kunst isst kein Brot.
Vnd ist ohn Zoll vnd Beschwerden vber Wasser vnd Land zu führen.
Dän.: Kunst æder intet brød. (Prov. dan., 366.)
Schwed.: Konsten beedz intet Brödh. (Grubb, 423.)
159. Kunst ist besser denn Geld (Gold). – Petri, II, 428.
Tunnicius (778): Kunst ist beter denn gold. (Quaerite doctrinam, gemmis quae praestat et auro.)
160. Kunst ist besser denn Habe.
It.: Una buon arte val per una buona possessione. (Pazzaglia, 18.)
Schwed.: Konst är meer än ägor. (Grubb, 422.)
161. Kunst ist das beste Patrimonium. – Sutor, 743.
162. Kunst ist des Alters Zehrpfennig. – Petri, II, 428; Simrock, 6089; Sailer, 195.
163. Kunst ist ein guter Rückhalter. – Petri, II, 428.
164. Kunst ist ein guter zerpfennig, man tregt nit schwer daran. – Franck, II, 7b; Latendorf, II, 20; Simrock, 6090; Eiselein, 403; Steiger, 434; Körte, 3630; Lehmann, II, 324, 103; Braun, I, 2087; Gruter, I, 54; III, 61; Mayer, II, 22; Birlinger, 1182; Masson, 167.
»Wer viel kunst bey sich vmherfürt, kein schwere Bürd denselben rürt.«
Lat.: Ars optimum viaticum. (Binder I, 87; II, 243; Philippi, I, 32; Buchler, 32; Seybold, 37.) – Ars si portatur, tunc portans non operatur. (Loci comm., 12; Philippi, I, 42.) – Sua cuique ars pro viatico est. (Philippi, II, 202; Froberg, 578; Seybold, 583 u. 650.)
Schwed.: Konst är en godh thäre penning. (Grubb, 422; Wensell, 46.)
165. Kunst ist ein Kräutlein, nicht für alle Leutlein.
Holl.: Kunst is om niet, als de geest gegeven is. (Harrebomée, I, 458a.)
166. Kunst ist ein Schild gegen alle Vngewitter. – Petri, II, 429.
167. Kunst ist für Dieben sicher. – Henisch, 694, 67; Petri, II, 428.
168. Kunst ist, got kennen. – Franck, I, 129a; Gruter, I, 83.
169. Kunst ist gut vber das feld (über Land) tragen. – Franck, II, 7b; Tappius, 8a; Eyering, I, 97; II, 107; Petri, II, 429; Simrock, 6091.
Kunst ist gut to dragen. Tunnicius (a.A. 16, 12; n.A. 625). (Ars gestu facilis, reddit sapientia clarum.)
Holl.: Const is goet te draghen. (Prov. comm.; Harrebomée, I, 458a.)
Lat.: A quo portatur ars portans non oneratur. (Fallersleben, 444.) – Artem quaevis alit terra. (Tappius, 8a.)
Schwed.: Konsten är intet tung at bära. (Wensell, 46; Rhodin, 35; Grubb, 421.)
170. Kunst ist gut zu tragen, aber schwer zu laden; es gehört mühe vnd arbeit dazu. – Lehmann, 296, 119.
[1716] 171. Kunst ist im Glück eine zier, im vnglück ein eisern Thür. – Petri, II, 429; Simrock, 6087; Körte, 3639; Braun, I, 2092.
172. Kunst ist leicht zu schelten, aber schwer zu bewälten.
Zu erlernen.
Dän.: Kunst er snarere lastet end lært. (Prov. dan., 366.)
173. Kunst ist leicht zu tragen, nur schwer auffzuladen. – Gruter, III, 61; Lehmann, 450, 17; Lehmann, II, 324, 104; Petri, II, 429; Theatrum Diabolorum, 393a; Eiselein, 403; Simrock, 6092; Körte, 3631; Lohrengel, I, 457.
Mhd.: Wer kunst und wîsheit haben sol sicher, der muoz erbeit han. (Boner.) (Zingerle, 86.)
Böhm.: Umĕní plece netíží, a sním blaze. (Čelakovsky, 214.)
Dän.: Konst er let at bære. (Prov. dan., 366.)
Holl.: Kunst is ligt te dragen. (Harrebomée, I, 458b.)
Lat.: Discere si vultis prodest sapientia multis. (Sutor, 732.)
174. Kunst ist nicht bald gelernt. – Petri, II, 429.
175. Kunst ist schwer zu buchstabiren, aber leicht zu schimpfiren.
Schwed.: Konsten blijr snarare lastad än lärd. (Grubb, 424.)
176. Kunst ist schwer zu laden, aber leicht zu tragen. – Herberger, II, 171.
177. Kunst ist über Natur.
In Paris ist kürzlich eine Fabrik zur Herstellung künstlicher Hahnenkämme entstanden. Der Begründer sagt: »Die Natur ist in Bezug auf Hahnenkämme reich an unverzeihlichen Fehlern; nicht zwei von ihnen sind ganz gleich, während alle, die ich fabricire, nicht allein schöner proportionirt, sondern an den Rändern auch mit der grössten Genauigkeit gezackt sind. Die meinigen sind das Werk eines Künstlers, und die Kunst ist nichts als die durch das Genie des Menschen vervollkommnete Natur. Die Natur schafft die Frau, aber das Genie des Menschen war erforderlich, eine mediceische Venus hervorzubringen, ein Ideal, welches selbst nur nachzuahmen die Natur unfähig ist.«
178. Kunst ist vnd bleibt kunst vnd verdient ehr vnd Gunst, wenn sie zu Gottes Lob vnd des nechsten best dienet. – Henisch, 414, 19; Petri, II, 429.
179. Kunst ist vnwerth. – Petri, II, 429.
180. Kunst ist wissen, das du nicht bist noch weysst. – Franck, I, 145b; Lehmann, II, 315, 81.
181. Kunst ist wolfeil. – Petri, II, 429.
182. Kunst ist zollfrei.
Dän.: Kunst er allevegne told-frie. (Prov. dan., 366.)
183. Kunst kan Hüner aussbrüten (aber keine Eier legen). – Lehmann, 450, 18.
184. Kunst kan nicht verborgen bleiben. – Petri, II, 429.
185. Kunst kann man nicht kaufen. – Petri, II, 429; Simrock, 6082; Körte, 3621; Lohrengel, I, 458; Braun, I, 2084; Masson, 222.
Tunnicius (906): Kunst enkan men nicht kopen. (Est doctrina potens nullo mercabilis auro.)
Holl.: Kunst kan men niet koopen. (Harrebomée, I, 458a.)
186. Kunst kann man nicht von Bäumen schütteln.
Dän.: Kunst voxer ikke paa træ. (Prov. dan., 366.)
Schwed.: Konsten wäxer intet på Trää. (Grubb, 422; Rhodin, 85.)
187. Kunst, königlicher Hof und Meer befördern oft die Männer sehr.
188. Kunst kostet Lehrgeld.
Lat.: Artes discuntur peccando. (Philippi, II, 43.)
189. Kunst lacht über Künste.
Lat.: Ars deluditur arte. (Fischer, 17, 88.)
190. Kunst lässt nicht verderben.
Böhm.: Umĕní v štĕstí okrasa a v neštĕstí útočištĕ. (Čelakovsky, 214.)
Dän.: Kunst er ulyksaligheds havn og tilflugt. (Prov. dan., 366.)
191. Kunst lässt nicht zu Schanden werden.
Wenigstens die nicht, welche dem Vergnügen dient; ihr schüttet man das Gold haufenweis in den Schos. Eine Tänzerin erhält von der noblen Gesellschaft an einem Abend mehr, als ein Mann der ernsten Wissenschaft sein ganzes Leben zu erwerben vermag. Was Kästner auf Keppler geschrieben, wiederholt sich alljährlich vielfach: »So hoch war noch kein Sterblicher gestiegen, als Keppler stieg, und er verging in Noth! Er wusste nur die Geister zu vergnügen, drum liessen ihn die Körper ohne Brot.« In ähnlichem Sinne lautet die Grabschrift, die Forkel dem hallischen (Friedemann) Bach geweiht hat: »Ach, hier liegt zum warnenden Exempel ein Poet, der hohen Ruhm erwarb, aber auf dem Weg zu Fama's Tempel Hungers starb.«
[1717] 192. Kunst lässt sich nicht verbergen.
Dän.: Kunst kand ei dølges. (Prov. dan., 366.)
Schwed.: Konsten läter intet döllia sigh. (Grubb, 423.)
193. Kunst lehrt Hühner ausbrüten, aber nicht Kinder zeugen. – Eiselein, 403; Simrock, 6102.
194. Die Kunst lobt und schimpfirt ihren Meister.
Dän.: Kunst og gierningen priiser mesteren; ja skiender ham ogsaa. (Prov. dan., 367.)
195. Kunst macht auch einen Lahmen werth.
196. Kunst macht die Natur vollkommen.
197. Kunst macht edel, sagte die Sackpfeife zur Orgel.
198. Kunst macht Gunst. – Lehmann, 450, 1; Sailer, 70; Günther, 75; Körte, 3627; Braun, I, 2091.
Frz.: Qui art a, partout part a.
199. Kunst macht muth, Gott lieben das ist gut. – Petri, II, 429.
200. Kunst macht narren. – Franck, II, 90b; Gruter, I, 84; Körte, 3635; Petri, II, 429; Schottel, 1128a; Sailer, 67; Simrock, 6097; Braun, I, 2089.
201. Kunst macht nit alweg reich vnd gunst. – Franck, I, 145b; Lehmann, II, 315, 82.
202. Kunst muss der Natur dienen.
Auch in dem Sinne, dass sie diese unterstützt oder ergänzt; ersetzt, was diese versäumt.
Dän.: Kunsten bedrer naturens feil; fuldkommer det naturen forglemmer. (Prov. dan., 367.)
203. Kunst muss mit der Natur gehn, sonst läutet sie sich selbst zu Grabe.
204. Kunst nehret den Mann, nicht das gelt. – Henisch, 1474, 41; Petri, II, 429.
It.: Chi ha arte per tutto ha parte. – Chi hà mestiere non può perire. (Masson, 168.)
Lat.: Artem qui sequitur, raro pauper reperitur. (Loci comm., 12.)
205. Kunst nimpt ab, wann man sie verberget vnd nimpt zu, wann man sie braucht. – Henisch, 483, 63.
206. Kunst offt ein ding vermag, daran grosse sterck erlag.
Lat.: Ars compensabit quae vis tibi parua negavit. (Loci comm., 12.)
207. Kunst ohne Geld ist Affenspiel, Armuth, hat nicht Ehren viel.
208. Kunst ohne Gewalt ist nichts (wird nicht alt). – Lehmann, II, 324, 107.
209. Kunst ohne Glück hat kein Brot.
210. Kunst ohne glück schafft wenig nutz. – Henisch, 1663, 47.
Lat.: Ars sola laborat, citra fortunae opem. (Henisch 1663, 48.)
211. Kunst ohne Gottesfurcht ist eitel Gift.
Lat.: Est quodvis studium dempta pietate venenum. (Seybold, 154.) – Hoc est nescire, sine Christo plurima scire. (Loci comm., 24.)
212. Kunst ohne Gunst ist vmsonst. – Petri, II, 429.
213. Kunst ohne Uebung ist verloren. – Petri, II, 429.
Niederdeutsch: De der kunst nicht öven, de vorgetten se bolde. (Percito dediscit qui non exercitat artem. Tunn., 579.) Wenn, wie auf diesem Bogen zum ersten mal geschieht, Tunnicius nur mit Einer Zahl erscheint, so ist die durch Hoffmann von Fallersleben veranstaltete neue Ausgabe (Berlin 1870) gemeint und die Zahl bezeichnet die Nummer. In Klammer ist der lateinische Hexameter beigefügt, durch den Tunnicius den Sinn des Sprichworts auszudrücken pflegte. Die Citate mit Blatt und Zeile beziehen sich auf die im Quellenverzeichniss aufgeführte kölner Ausgabe von 1515.
214. Kunst ohne Witz (Verstand) ist nicht viel nütz.
Mhd.: Kunst âne witze schiere zergât. (Colm.) (Zingerle, 86.)
215. Kunst pflegt kein feind zu han, als den, der sie nicht kan. – Gruter, III, 61; Lehmann, II, 324, 105.
216. Kunst recht man nicht auf dem Stoppelfelde zusammen.
Schwed.: Konsten tagz intet medh Haregarn. (Grubb, 386.)
217. Kunst schnitzt aus rohem Holz ein feines Bild.
Lat.: Didicisse fidelitur artes emollit mores, nec sinit esse feros. (Philippi, I, 118.)
218. Künste sind Brunnquellen alles Guten.
Lat.: Artes bonorum fontes. (Seybold, 38.)
219. Kunst soll ihren Meister ehren.
Dän.: For kunsten skal man mæsteren ære. (Prov. dan., 367.)
[1718] 220. Kunst soltu für gelt vnd gut lieben, denn sie ist sicher vor den dieben.
Lat.: Res ualet, ars praestat; si res perit, ars mihi restat. (Loci comm., 13.)
221. Kunst steckt nicht in den schönen Kleidern, sonst wär' sie bei den Schneidern. – Lohrengel, I, 459; Braun, I, 2086; Körte, 3623; Simrock, 6099.
Lat.: Saepe sub palliolo sordido summa sapientia est. (Sutor, 846.)
222. Kunst steht wohl zu tragen. – Lehmann, II, 315, 83.
223. Kunst und Betrug richten viel.
224. Kunst und Geschicklichkeit bringt Bescheidenheit.
Lat.: Adde quod ingenuas didicisse fideliter artes, emollit mores, nec sinit esse feros. (Ovid.) (Seybold, 7.)
225. Kunst und geschickte Hand ist willkommen in jedem Land.
Holl.: Kunst is welkom in alle landen. (Harrebomée, I, 458a.)
226. Kunst und List thun offt, was stärke nicht thun kann. – Petri, II, 429.
227. Kunst und Verstand beweret den Mann. – Eyering, I, 176.
228. Kunst und Verstand geht durchs ganze Land.
Dän.: Kunst og forstand er en myndt som gielder i alle land. (Prov. dan., 367.)
229. Kunst und Wissenschaft geben Ansehen, Muth und Kraft.
Mhd.: Kunst und togunt di sint frunde, di vele nutzis kunnen geberin. (Ritterspiegel.) (Zingerle, 86.)
It.: Chi hà la scienza, un buon maestro. (Pazzaglia, 339, 1.)
230. Kunst vbertrifft die Kräffte. – Lehmann, II, 324, 106.
231. Kunst vnd gelehrt sein ist bei Armen Silber bey Reichen Gold, bey Fürsten vnd Herrn, Edelstein. – Lehmann, 298, 78.
Dän.: Lærdom og kunst er hos de fattige sølv, de rige gule, herrer og førster ædelsteene. (Prov. dan., 374.)
232. Kunst vnd geschicklichkeit gehet im Bettelrock. – Lehmann, 450, 9.
Oft ist aber auch der Träger des Rocks selbst Ursache davon.
233. Kunst vnd geschicklichkeit geht offt nach Brodt. – Lehmann, 450, 9.
234. Kunst vnd Klugheit manchen sticht, dass er für witz sich kennet nicht. – Petri, II, 135.
235. Kunst vnd Künstler ist Gottes Gabe vnnd aller Ehren werth. – Petri, II, 429.
236. Kunst und Lehr' bringt manchen zu Ehr'.
Schwed.: Konst och Lära sätter mannen til ähra. (Grubb, 234.) – Konst och lähra gieer heeder (Bröd) och ähra. (Grubb, 388 u. 424.)
237. Kunst vnd Weissheit ist wol zu tragen, man gibt kein Zoll dauon. – Petri, II, 429.
238. Kunst vollendet die Natur.
239. Kunst ward bey Gunst, gelt, gewalt nimmer schlecht. – Henisch, 1474, 42.
240. Kunst wiegt mehr als Gunst. – Parömiakon, 829.
241. Kunst wil gerete haben. – Petri, II, 429.
242. Kunst will des Friedens Gunst.
Lat.: Amat pacem Phidias. (Philippi, I, 24.)
243. Kunst will Fleiss.
244. Kunst will gerete haben, sagt jener vnd kemmet sich mit einer Mistgabel. – Latendorf II, 20; Simrock, 6109; Körte, 3636; Hoefer, 197a.
245. Kunst will Gunst.
246. Kunst wird durch Ehr' gespeiset.
Lebt aber doch vorherrschend von gewöhnlichem Brot.
Frz.: Qui art a, partout part a. (Kritzinger, 39a.)
Holl.: Kunst wordt door geld gevoet. (Harrebomée, I, 458a.)
Lat.: Honos alit artes. (Faselius, 108; Wiegand, 83.) – Neque praemium ullum est, ars nec ipsa item viget. (Eiselein, 403.)
247. Kunst wird durch Kunst verlacht vnnd veracht. – Lehmann, II, 324, 108.
248. Kunst wird nicht angeboren.
Lat.: Nemo nascitur artifex. (Seybold, 339.)
249. Künste sind kein Schnupftaback. – Frischbier2, 2249.
250. Man bricht nit kunst von eim zaun. – Franck, II, 155b; Petri, II, 444; Gaal, 1057; Sailer, 185; Simrock, 6081.
Lat.: Gaudent sudoribus artes et sua difficilem reddunt [1719] ad limina cursum. (Gaal, 1057; Philippi, I, 167.) – Lurida plerumque est, et pallida turba scholaris, scilicet a studiis aegra, vel aegra fame. (Sutor, 752.)
Ung.: Faradtsággal adgýak a' tudományt. (Gaal, 1057.)
251. Man gibt mehr für einen Heller Kunst in Gold als um einen Centner im Zwilchsack. – Henisch, 1677, 49; Sailer, 200.
252. Man sol die Kunst zum Stichblatt auff die letzt behalten. – Petri, II, 847.
253. Manchen hat seine Kunst tausend Thaler gekostet, und er würde viel gewinnen, wenn ihm einer zehn Pfennige darum gäbe. – Sailer, 290.
254. Mancher kann sieben Künste und geht betteln.
255. Mit der newen sincern kunst schert man Weise und Narren über ein kamb vnd wirfft jhnen das Seil an die Hörner. – Lehmann, 92, 57.
256. Mit einer guten Kunst kommt man am besten fort, sagte die Katze zum Fuchs. – Lehmann, 450, 14; Hoefer, 585; Mathesy, 68a; Sailer, 127.
Als er ihr prahlerisch seine tausend Künste vorgerühmt hatte und sich dann vor einem Jagdhunde nicht retten konnte, während die Katze auf den ersten Baum kletterte. »Der Fuchs kundte alles, die Katze kundte Mäuse fahen vnd springen; aber mit jhren springen fristet sie jhr Leben vor Hunden; der Fuchs ward zerrissen.«
Lat.: Ars portus miseriae. (Philippi, I, 42.) – Ars manet, ars durat, fortuna recedere curat. – Discere si vultis, prodest sapientia multis. – Res valet, ars praestat; si res perit, ars mihi restat. (Gaal, 1055.)
257. Mit einer guten Kunst kompt man am weitesten. – Petri, II, 476.
258. Mit Kunst und Betrug kann man wohl fortkommen. – Lehmann, 450, 2.
259. Mit Kunst und Betrug lebt man das halbe Jahr, mit Betrug und Kunst die andere Hälfte. (Ital.)
260. Niemand kann alle Künste.
261. Nutzbare Kunst gibt Braut un Gunst. (Waldeck.) – Curtze, 322, 101; Simrock, 6074.
262. Ohne Kunst erlangen die Runzeln1 keine Gunst2.
1) Alter Frauen und bejahrter Jungfrauen.
2) Bei den Männern.
263. Seiner Kunst darf sich niemand schämen.
Holl.: Geen eerlijk man schame zich zijne kunst of zijnen naam. (Harrebomée, I, 457b.)
264. So jemand hat die Kunst zur Hand, so findt er leicht ein Vaterland. – J.M. Dither.
265. 'T is kîn Kunst, Kopman to wêren, man to blîven, dat's de Kunst. (Oldenburg.) – Weserzeitung, 4097; Bueren, 1079; Hauskalender, I.
266. 'T is kîne Kunst, Geld to verdênen, man tosamen to holen, is de Kunst. – Goldschmidt, 155.
267. Verstehst du nicht deine Kunst, so ist alle Müh umsunst. – Parömiakon, 2203.
268. Viel Kunst, viel Mühe. – Sutor, 918.
269. Viel Künste, gewisse Bettler. – Sarcerius, Hirtenbuch, S. 38.
270. Viel Künste lernen hat seine Noth; wenn man sie kann, so fehlt es an Brot.
Holl.: Kunsten leeren is verdriet; als men se kent, zoo acht men ze niet. (Harrebomée, I, 458a.)
271. Viele Künste sind vmbsonst. – Lehmann, II, 790, 73.
272. Vier Künste kann man nicht finden in der Welt: Schmeer in eine Pickelhaube treiben, einen Rappen baden, dass er weiss werde, fliegen ohne Federn, und aus einem Stocknarren einen Weisen machen. – Schaltjahr, I, 33.
273. Vierzehn Künste, funfzehn Unglücke.
Je mehr Kunstversuche der Künstler anstellt, um so mehr theuere Erfahrungen muss er machen.
274. Vil kunst, vil müh vnd vnwirsse. – Franck, I, 90b; Egenolff, 350a; Gruter, I, 68; Petri, II, 574; Sutor, 918; Schottel, 1128a.
»Ma spricht aber bey mem handprige: viel Kinste viel Unglicke. Das erfuhr jer Mêster der 7 freyen Kinste, dar sich bey am Basen Binder, der sich mit ener Kunst fort bringen muste, 's Brud bettelte, sen Hunger zu stillen.« (Keller, 154a.)
Lat.: Capram portare non possum et imponis bovem. (Sutor, 918.) – In nihil sapiendo jucundissima vita. (Egenolff, 350.)
[1720] 275. Vil künst, vil thorheyt. – Franck, I, 90b; Gruter, I, 68; Petri, II, 574; Simrock, 6096; Körte, 3634.
276. Von aller Kunst zu jeder Frist Erfahrung die grösste Meisterin ist.
277. Von seiner Kunst spricht jeder am liebsten.
278. Was helfe d' Künste, wenn me si nid tribt. (Luzern.)
279. Was keine Kunst vermag, bringt oft der Zufall aus dem Sack.
Frz.: Ce qu'art ne peut hazard l'achève. (Leroux, II, 190.)
280. Was nützt eine Kunst, von der niemand was erfährt.
Lat.: Scire tuum nihil est, nisi te scire hoc sciat alter. (Binder I, 1598; II, 3045; Schonheim, S, 10.)
281. Welcher Kunst und Tugend adelt, der bleibt wol ungetadelt.
282. Wenig Künst vnd Bücher viel, das ist der Narren Frewdenspiel. – Petri, II, 627.
283. Wenn die Kunst den Esel krönt, so hat sie sich selbst verhöhnt.
»Der gröst schimpff der Kunst widerfehrt, wenn sie dem dient der's ist unwerd.« (Froschm., EV.)
284. Wenn vor ein Creutzer kunst in Gold gefast ist, so gilt sie mehr als wenn zehn Pfunt Golt in einen Sack gefült weren. – Lehmann, 295, 34.
285. Wenn's a Kunst wäre, könnt's der Bauer nit; wenn's ungesund wäre, thät's der Doctor nit, und wenn's a Sünd wäre, so thät's der Pfarrer nit. (Schwäb.)
D.i. beischlafen.
286. Wer die Kunst kann (versteht, weiss), verräth (verrathe) den Meister nicht. – Pistor., IX, 4; Frischbier, 429; Linnemann, Deliciae calendariogr., 1653, Bg. Yy 3.
Ein Weber, der Aufschluss über die schlesische Leinweberei geben soll, sagt: »Derzu hest's och bey uns: War de Kunst kon, verroth a Mester nich.« (Keller, 152a.)
Schwed.: Din konsten förstår, förråder icke mästaren. (Rhodin, 26.)
287. Wer die Kunst versteht, fragt den Meister nicht.
288. Wer eine Kunst gelernt hat, kann überall durchkommen.
It.: In ogni parte si pregia l'arte. (Pazzaglia, 18.)
289. Wer eine Kunst kann, treibe sie als ehrlicher Mann.
Dän.: Vær saa kyndig at du ei vorder syndig. (Prov. dan., 368.)
290. Wer eine Kunst nicht vbet, der vergisset sie bald. – Petri, II, 704; Simrock, 6080; Körte, 3624; Braun, I, 2082; Petermann, Deutsche Jugendbibliothek, 1862, Nr. 23.
291. Wer freie Künste wohl studirt, sanftmüthig und bescheiden wird.
292. Wer gern Kunst und Weisheit hätte, such' sie nicht im weichen Bette. – Gaal, 1703.
Lat.: Non jacet in molli veneranda scientia lecto, ipsa assiduo parta labore venit. (Gaal, 1703.)
293. Wer in Kunst gelehrt ist und geübt im Recht, der ist nicht der Leute Knecht.
294. Wer keine Kunst kann, muss die Bude zumachen. – Winckler, XV, 63.
295. Wer seine Kunst bergen kan, das ist eine kunst vber alle kunst. – Henisch, 290, 26; Petri, II, 753; Eiselein, 403.
296. Wer sich in Künsten exercirt, derselb ein guter Meister wird. – Eyering, II, 530.
297. Wer zur Kunst nicht ist geboren, hat Fleiss und Mühe verloren.
Lat.: Tu nihil invita dices faciesve Minerva. (Horaz.) (Seybold, 612.)
298. Willtu in Künsten excelliren, lass dich die Weiber nicht verführen.
Lat.: Uxorem nullus ducat, me judice, vates; uxor obest studio, sit licet apta thoro. (Seybold, 664.) – Uxorem vates nullus me judice ducat: uxor obest studio, sit licet apta toro. (Binder I, 1818; II, 3460; Seybold, 664; Sutor, 455.)
299. Wo für die Kunst kein Brot im Haus, da wandert sie aus.
Lat.: Ubi non merces, ibi nec ars est. (Seybold, 620.)
[1721] 300. Wo Kunst vnd Natur zusammen kommen, da gibts gute Meister. – Petri, II, 807.
301. Wo nit viel kunst vnd hertz ist, da ist viel geschreys vnd hocherbrüstens. – Gruter, I, 86.
302. Wo viel kunst, da ist viel weisheit. – M. Wolfg. Büttner, Compendium der Logik (Leipzig 1574), Nr. 4.
Vgl. über diese sonst noch nirgends in der Sprichwörterliteratur erwähnten Schrift, A. Tobias im Serapeum, Leipzig 1869, Nr. 22.)
303. Wozu ist eine Kunst, die nichts in die Mehltonne bringt und keinen Speck in die Wurst gibt.
Holl.: Waartoe dient eene kunst, die niets tot de meelton brengt. (Harrebomée, I, 458b.)
304. Zu viel Kunst ist umsunst. – Körte, 3633.
*305. A ies vuller Kinste, wie de Sau vuller Muskaten-Nisse. – Robinson, 795; Gomolcke, 135.
Schwed.: Han är full med Lärdom som en koo af muskat. (Grubb, 309.)
*306. Deine Kunst geht betteln. – Klix, 33.
*307. Eine brotlose Kunst treiben.
*308. Einem seine Kunst zeigen.
Frz.: Servir à guelqu'un plat de son métier. (Leroux, II, 104.)
*309. Er hat der Kunst von fern einen guten Morgen geboten.
Holl.: Hij heeft de kunst van verre goden dag gezegd. (Harrebomée, I, 458a.)
*310. Er hat seine Kunst in Hamburg gelernt.
An der Nordküste Deutschlands, auch in Schweden gebräuchliche Redensart, um zu sagen: Er leistet etwas Tüchtiges. »Ich hab', wie das Sprichwort sagt, meine Kunst in Hamburg gelernt.« (Carlén, Der Stellvertreter, Stuttgart 1844, S. 125.)
*311. Er ist der Kunst gar vbers Nest vnd Eyer kommen. – Lehmann, 186, 5.
»Von einem der meint, er wisse vnnd verstehe ein Ding gar wohl.«
*312. Er ist seiner Kunst mächtig.
*313. Er ist seiner kunst meister, was soll man vil sagen. – Agricola I, 385.
Holl.: Hij is zijner kunst meester, wat zal men er veel van zeggen. (Harrebomée, I, 458a.)
*314. Er versteht (nur) die allgemeine Kunst. – Parömiakon, 141.
Nämlich die, zu essen und zu trinken.
*315. Er versteht die passauer Kunst.
Die passauer Kunst bestand oder besteht darin, sich hieb-, stich- und kugelfest zu machen, sodass Kugel und Säbel abprallen. Der Henker in Passau, von dem sie den Namen hat, gab den Soldaten papierne Zettel, eines Thalers gross zu verschlingen, die mit einem messingenen Stempel bedruckt und mit wunderlichen Zeichen bedeckt waren, wodurch sie, seiner Versicherung nach, so fest gemacht werden sollten, dass keine Kugel sie tödten, kein Schwert sie verwunden könne. Diese Kunst brachte ihm viel Geld ein, wie denn jeder zu seinem Vortheil rechnet, der die Dummheit der Menschen zum Vordersatz macht. Zahlreich waren die Mittel, sich und andere fest oder gefroren zu machen. Sehr alt sind die Noth- und Siegs- oder Sanct-Georgshemden, die in verschiedener Weise gefertigt wurden. Nach älterer Sitte sollten in der Christnacht unzweifelhafte Jungfrauen das leinene Garn im Namen des Teufels spinnen, weben und nähen; auf die Brust wurden zwei Häupter gestickt, das rechte ein bärtiges, das linke wie König Beelzebubs Kopf, mit einer Krone. Nach späterm Brauch musste das Nothhemd von Mädchen unter sieben Jahren gesponnen sein; es wurde mit besondern Kreuznähten genäht und musste verstohlen auf den Altar gebracht werden, bis drei Messen darüber gelesen waren. Ein solches Nothhemd wurde am Schlachttage unter dem Kleide angelegt. Andere Verwahrungsmittel gegen den Tod oder gegen Verwundungen waren geschriebene Zettel, die man unter dem linken Arme zu tragen pflegte oder verschluckte; auch alte Hexenkräuter, Wegewart, Sanct-Johanniskraut, Allermannsharnisch u.s.w. wurden zu Wundsegen verwendet; am kräftigsten war die geheimnissvolle Bellwurzel u.s.w. (Vgl. darüber G. Freytag, Aus dem Soldatenleben alter Zeit, Leipzig 1859.) Viel Aehnliches mit der passauer Kunst hat es, wenn Priester Blätter mit frommen Redensarten vertheilen, die, auf der Brust getragen, auch gegen Hieb, Stich und Schuss sichern sollen, sich aber in dem Feldzuge 1866 ebenso wenig bewährt haben, als im vorigen Jahrhundert der vom Papste geweihte Degen des österreichischen Feldmarschalls Daun gegen Friedrich II. von Preussen. (Vgl. Braun, Bibliothek des Frohsinns, Bd. 4, Nr. 319.)
*316. Es sind brotlose Künste. – Eiselein, 97.
Holl.: Het zijn broode loozekunsten. – Leer geene [1722] broodelooze kunsten aan uwe kinderen. (Harrebomée, I, 458a.)
Lat.: Ars sterilis. (Seybold, 38.) – Difficiles nugae. (Philippi, I, 42.)
*317. Ik hewwe dat bi de Kunst hirt. – Dähnert, 262b.
In Stralsund gebräuchlich, um zu sagen, dass man eine Neuigkeit bei der Wasserkunst (Hebewerk) vernommen habe.
*318. Seine Kunst geht nach dem April.
»Wer mit Verstand will Schätze graben, der muss, wenn er was haschen will, ein Messer mit drei Kreuzen haben, sonst geht die Kunst nach dem April.«
*319. Seine Kunst zu Markt bringen. – Dietrich, Buch der Weisheit, I, 659.
*320. So ists koi Kunst, so gewinnt's der Narr von Doctor a. (Ulm.)
321. Dat is Kunst, söä' de Nachtwächter, wenn man mî in 't Hoarn schitt. – Schlingmann, 1063.
322. Die kunst der Artzeney die grösste betteley. – Monatsblätter, VI, 192.
323. Die Kunst steckt nicht in Kleidern, sonst wär es auch beyn Schneidern. – Schreger, 83, 14.
324. Die Kunst steckt oft unter einem Hälmchen. – Merx, 77.
325. Es ist eine Kunst, zwölf lebendige Hasen in einer Hutschachtel einzupacken.
326. Es ist kein kunst zu verzehren, sondern zu gewinnen und zu ersparen. – Monatsblätter, V, 142, 49.
327. Es ist nit ein geringe kunst, dem kündt ein vatter zuzurichten und zu bekommen. – Zimmerische Chronik, III.
328. Ich habe die Kunst immer leidenschaftlich geliebt, sagte der Taube, als er die Orgel hörte. – Wetterbach, Genrebilder, II, 170.
329. Je grösser künstler, je grösser betler. – Monatsblätter, VI, 191, 38.
330. Kommt Kunst gegangen für ein Haus, so sagt man ihr, der Wirth sei aus; kommt Weisheit auch gezogen dafür, so findt sie zugeschlossen die Thür; kommt Zucht und Ehr' derselben Mass, so müssen sie gehn dieselbe Strass; kommt Lieb und Treu, die wär' gern ein, so will Niemand ihr Thorwart seyn; kommt Wahrheit denn und klopfet an, so muss sie lang vor der Thüre stan; kommt Gerechtigkeit auch für das Thor, so findt sie Ketten und Riegel vor; kommt aber der Pfenning geloffen, so findt er Thür und Thore offen.
Nach einer wolfenbütteler Handschrift in Eschenburg's Denkmälern, vgl. Schaltjahr, V, 599.
331. Kunst ist umsunst. – Lindau, Gegenwart, 1874, Nr. 9, S. 136.
332. Kunst kompt nicht vmbsonst; wer sie gern hett, sucht sie nicht im Bett. – Theatr. Diabolorum, 363b.
Lat.: Non jacet in molli veneranda scientia lecto ipsa, sed assiduo parta labore venit. (Seybold, 372.)
333. Kunst ohne gute Sitten wird nie gelitten (hat wenig Gunst).
Lat.: Qui proficit in literis et deficit in moribus plus deficit quam proficit. (Frisius, 111.)
334. Kunst und Erfahrenheit ist ein immerwährender Glücksbrunnen. – Wirth, II, 238.
[1529] 335. Kunst und Tugend soll man lieben, weil sie sicher sind vor Dieben. – Gerlach. 56.
336. Künste, Geld und Kerzen nützen verborgen nichts.
Bei Tunnicius (1289): Kunste, gelt unde kêrsen vorborgen en baten nicht. (Artes quid prosunt, simul aes et lumina tecta.)
337. Nicht Kunst, noch Fleiss, noch Arbeit nützt, wenn Gott der Herr den Bau nicht schützt. – Frieske, 16.
338. Vier dadliche oder sträffliche künst sind: Dialectica, logica, disputirkunst, die stütz in jhrer gschwätzigkait gepress; physica, naturkündigung, erhebt die augen gar durch den himmel; poesis, Versifex, carminifex, metrificulus, odista, reimendichter; begiehrige, geitzige, wuecherer. – Rasch, 246.
339. Vier facultet der freyen künsten sind: logica, Trinium, triuiales; mathematica, quadruuium; poetica; physica. – Rasch, 243.
340. Vier künst kan man nit gwiss wissen ohn stäte ybung: grammatisch reden, zierlich schreiben; Vers machen, wol predigen. – Rasch, 248.
341. Vier künst sind vor andern zu erlernen: heilig Schrifft, der seelen waid; gsatz, der armen aufhelffung; landsrecht, hülff der schlechten; arzney, der kranken zuflucht. – Rasch, 245.
342. Vier mathematische künst sind: Arithmetica, raittkunst; Musica, Singerey; Geometria, erdmessung; Astronomia, sternseherey. – Rasch, 244.
343. Vier vnfruchtbare künst sind, die den menschen in armut lassen: Grammatica, sprachkunst, der künsten verlauff vnd anfang, versperret aber die thür des einkummens; Dialectica, die kunst wares vnd falsches zu entschaiden vnd macht doch offt die person lächerlich; Arithmetica, lehret geben, gibt aber nit, was die zal begreifft; ist 0,0; Geometria, fühelt di visierung vnd messung der erdischen cörper. – Rasch, 247.
344. Vor der Kunst soll man den Meister ehren.
Der Schüler soll vor allem den Lehrer ehren und lieben.
345. Wer die Kunst versteht, sich selbst zu ehren, der kann die Titel wohl entbehren. – Devisenbuch, 494.
346. Wer in kunst nicht wil sein gering, der such erfahrung vieler ding. – Loci comm., 62.
Lat.: Est uulgi fama, docet experientia cuncta.
347. Wer selbst ein Kunst nicht hat studirt, ein andern nicht viel lehren wird. – Dietrich, I, 648.
Lat.: Quod que parum, nemo docere potest.
*348. Die grosse Kunst macht dich (ihn) rasen.
Gegen überspannte Behauptungen.
*349. So fragt man einem die Künste ab. (Köthen.)
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Brockhaus-1809: Die schwarze Kunst
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