Ei

1. A Ei es schnell gelêt, aber nit schnell ausgebrüt. (Nassau.)


2. Aier sind airen gleich.Gruter, III, 3.


3. Alte Eier, alte Freier, alter Gaul sind gewöhnlich faul.Simrock, 1886; Körte, 1269.

Eine Anzahl (16) Sprichwörter und sprichwörtliche Redensarten, die von Eiern entlehnt sind, hat der holländische Schriftsteller N. van der Hulst in seiner Schrift Scherz und Ernst oder Erklärung und Auslegung einiger vaterländischen Sprichwörter, von Eiern hergenommen (1823) behandelt.


4. Alte Eier schlottern.

Die Italiener sagen: Kein Ei, das nicht schwappte. (Reinsberg II, 75.)


5. Alte Eier sind im Innern faul und stinkend, sind sie aussen auch noch so weiss.Lehmann, 7, 25.


6. An Ai is an Ai, sad thi Pruwst, man hi greab doch efter at gratst. (Föhr.)

Ein Ei ist ein Ei, sagte der Propst, aber er griff doch nach dem grössten. Man will damit sagen, dass Geistliche wol die Eitelkeit und Verachtung irdischer Güter predigen, aber da, wo es Gelegenheit zum Zulangen gibt, gerade nicht blöde sind.


7. An einem weichen Ey kann man neun oder achtzehen Schanden begehen.Mathesy, 344a; Petri, II, 16.

»Das alt sprichwort sach: neun schand man ob eyen Ay entpfach.« – »Man sagt im Sprichwort, dass neun schanden an einem weichen Ey zu begehen seyen .... Da sich einer beschmieret, mehr als einen Streich auffs Ey thut, vom Brodt beisset, die Schale zubricht, oder aus dem Ey trincket, zweimal saltzet, vnd was dess Dinges der Höflichkeit mehr ist.« (Mathesy, a.a.O.) Nach Petri, Weisheit, 1609, sogar achtzehn Schand. In Kirchhof, Wend Vnmuth, 1602, heisst es: »Dass er fürhin nicht Brodt vnd Bisslein schneid, das Ey nicht am rechten Ort auffschläget, vmbrühret, reyn aussisset, nit recht wider die schalen vor sich legt.« (Vgl. Tauben- und Hühnerzeitung, Berlin 1862, Nr. 5.)


8. Auf Eiern muss man behutsam gehen; es ist bald um ein Küchlein geschehen.


9. Auf Eiern tanzen und mit Weibern umgehen muss gelernt werden sieben Jahr und Einen Tag.Simrock, 1889.


10. Auf ein Ei einen Trunk, auf 'nen Apfel einen Sprung, auf den Trunk einen Salat, ist dem Doctor ein Thaler Schad.

Holl.: Eet ge een ei, zoo doe een' dronk, eet ge een' appel, doe een' sprong. (Harrebomée, I, 176.)

Lat.: Omnibus est notum post ovum sumere potum. – Singula post ova, pocula sume nova.


11. Auff ein ey gehört ein trunck vnnd auff einn apffel ein sprung.Franck, II, 33b; Gruter, III, 7; Eyering, III, 346; Lehmann, II, 36, 68; Körte, 1278; Kirchhofer, 253.

Frz.: On boit sur un oeuf comme sur un boeuf. (Leroux, I, 95.)


12. Auff vngelegte eyer ist vngewiss hoffen.Henisch, 963; Petri, II, 27; Lehmann, II, 136, 61.


13. Aus den Eiern könnten schlimme Vögel kommen, sagte das Wiesel, und trank sie aus.


14. Aus Eiern entspringt nichts Vierfüssiges.


15. Aus schlechten Eiern kreucht kein guter Vogel.

Frz.: De put oeuf put oisel (De méchant oeuf méchant oiseau). (Leroux, I, 122.)

Lat.: Ex ovis pravis non bona venit avis. (Binder II, 1021; Schreger, 50.)


16. Auss einem bösen Ey wird kein gut Küchelchen.Petri, II, 28.


17. Auss einem weissen Ey schlupfft ein schwartz Hünlein.Lehmann, 172, 62.

Frz.: D'un oeuf blanc on voit souvent un poulet esclore bien noir. (Leroux, I, 127.)


18. Auss gebraten eyrn kommen nit kücken oder hünlein.Franck, II, 156b; Egenolff, 213b; Eyering, I, 150; Gruter, I, 6; Tunn., 3, 6; Blum, 688; Eiselein, 137; plattdeutsch bei Körte, 1258.

Die Perser sagen: Aus einem irdenen Ei kommt kein Hühnlein. (Reinsberg II, 60.)

Holl.: Uit gebraden eijers komen zelden kuikens. (Harrebomée, I, 178.)

Lat.: Ex oviculis vel ovulis assatis non pullantur pullastrae. (Eyering, I, 150).

Ung.: Ha borjait meg eszed, keveset szántasz a szokén. – Nem fott tojásbúl kél ki a csirke. (Gaal, 333.)

[750] 19. Auss vngelegten eyern werden spat (kompt kein) junge Hünlein.Henisch, 963; Petri, II, 28; Lehmann, II, 32, 67; Eiselein, 136; Simrock, 1874.

Dän.: Af ugiorde egg blive langsom unger. (Prov. dan., 139.)

Lat.: Ex ovis pullus non natis quando fit ullus?


20. Ayer soll man nicht nach Spatzen werffen. Lehmann, II, 33, 14.


21. Back mi en Ei, wenn 'k dout sin (bin). (Recklinghausen.) – Firmenich, III, 170, 5.


22. Besser das Ei zertreten, als einen Basilisk ausbrüten lassen.

Dän.: Bedre at du dræber egget, end basilisken dræber dig. (Prov. dan., 118.)


23. Besser ein Ei verlieren als das Huhn.

Dän.: Bedre ai give egget end hønen. (Prov. dan., 138.)

It.: È meglio perder un uovo che la gallina. (Pazzaglia, 360, 4.)


24. Besser ein halbes Ei, als gar keins.Steiger, 436; Eiselein, 135; Pistor., III, 98; Hertius, I, 43, 10; Eisenhart, 379.

Das halbe Ei kommt nicht nur in Sprichwörtern, sondern auch in alten deutschen Rechten häufig vor, wie das Ei überhaupt. »Jedes Viertel Landes gibt dem Grundherrn 71/2 Ei, und das achte Ei soll die Frau auf die Schwelle legen und der Schultheiss es mit einem Kolter (Pflugeisen) voneinander hauen. Was binnen die Schwelle fällt, soll der Gehöfer, und was draussen fällt, der Grundherr haben.« (Grimm, Weisth., II, 538.) »Wenn der Gehofner schuldig ist 21/2 Eier und will nicht drei ganzer Eier geben, so soll er das dritte Ei auf seine Schwelle legen und mit einem Messer entzwei hauen. Fällt das meiste Stück binnen die Schwelle, so ist er dem Herrn um eine Busse verfallen; fällt es aber vor die Thür, so ist der Gehofner los.« (Grimm, Weisth., II, 525.) »Etliche Hofe in Barmen geben halbe Eier. Wenn der Schultheiss umgehet mit einem Korb, die Eier für den Grundherrn zu sammeln, soll die Frau das Ei in die Hand nehmen und schlagen auf das Bord von der Krauchen (Krug). Fällt das Dotter in die Krauchen, so soll es der Grundherr behalten, behält die Frau das Dotter in der (Eier-) Schalen, so ist es der Frauen und soll damit bezahlt haben.« (Grimm, Weisth., III, 16; Grimm, Wb., III, 77.)


25. Besser halb Ey, denn eytel dopff (als eine leere Schale).Petri, II, 37; Gruter, III, 9; Schottel, 1121b; Simrock, 1860; Eisenhart, 524; Estor, I, 324; Sailer, 111; Eiselein, 135; Reinsberg IV, 9; für Eisenberg: Firmenich, I, 325, 16; für Soest: Firmenich, I, 348, 21.

Engl.: Better half an egg than an empty shell. (Bohn II, 89; Gaal, 332.)

Holl.: Beter een half ei dan een ledige dop. (Tunn., 6, 2; Harrebomée, I, 175; Bohn I, 331; Fallersleben, 128.)

Lat.: Tota equidem novi plus testa pars valet ovi. (Eiselein, 135; Binder II, 3330.)


26. Besser heut ein Ei, als morgen ein Küchlein (Huhn).Eiselein, 135.

Die Walachen sagen: Besser heut ein Ei, als übers Jahr einen Ochsen.

Dän.: Bedre et egg i dag end en hønne i morgen. (Prov. dan., 138.)

Engl.: An egg is better to-day, than a pullet to-morrow. (Eiselein, 135.)

Frz.: Mieulx vault promptement un oeuf que demain un boeuf. (Leroux, I, 95.)

It.: È meglio aver oggi un uovo, che domani una gallina. (Bohn I, 96.) – È meglio oggi un uovo, che domani due. (Pazzaglia, 360, 2.)

Lat.: In praesens ova cras modo pullis sunt meliora.


27. Böses Ei, bös Küchlein.Blum, 135; Pistor., IV, 4; Eiselein, 135.

»Das eben ist der Fluch der bösen That, dass sie fortzeugend immer Böses muss gebären.« (Schiller.)

Holl.: Kwaad ei, kwaad kuiken of zou het ei beter wezen dan het hoen? Dat zou de drommel doen. (Harrebomée, I, 178; Bohn I, 331.)


28. Böss Ey, böss Hünlein.Winckler, XVIII, 77; Henisch, 963; Petri, II, 50.

Lat.: Ex pravo pullus bonus ovo non venit ullus. (Gaal, 330; Gartner; Fallersleben, 601.)


29. Dar is't Ei, sogt Timian un kackt sîn Frû in 'ne Hand. (Mecklenburg.) – Hoefer, 1073.


30. Das Ei auf den Stein oder den Stein aufs Ei, ist immer einerlei.


31. Das Ei eines Faulen piept wol, aber es kriecht nichts aus.


32. Das Ei ist gewöhnlich verloren, das früher als das Nest wird geboren.

Von unehelichen Kindern, die in grösserer Anzahl sterben als die ehelichen.


33. Das Ei ist klüger als die Henne.

Holl.: Dat ei is kloeker dan die hen. (Harrebomée, I 175.)


[751] 34. Das Ei ist nicht besser als die Henne.


35. Das Ei ist noch nicht ausgebrütet.

Man weiss noch nicht, was aus der Sache werden, wie sie sich entwickeln wird. Die Perser sagen hoffnungsvoll: Vielleicht kann gerade dieses Ei ein Phönix werden. (Reinsberg II, 78.)


36. Das Ei ist schon da, aber die Henne fehlt noch.

Das Kind ist eher da als die Frau. Auch wenn jemand Hoffnungen, Träume für Wirklichkeit hält. Die Tataren haben ein ähnliches Sprichwort. (Reinsberg IV, 24.)


37. Das Ei lehret das Hun und die Kachel den Töpfer.Petri, II, 59; Schottel, 1119a.

Strafender Spott auf die vorwitzige Jugend, die alles besser wissen will, als das erfahrene, kenntnissreichere Alter.


38. Das Ei meistert die Henne.

Der Junge, Unerfahrene will den Alten, Erfahrungsreichen belehren, tadeln, zurechtweisen.

Frz.: Il veut apprendre à sa mère à faire des enfans.


39. Das Ei soll nicht klüger sein wollen als die Henne.Binder II, 1754.

Lat.: Majori minor cedat in arte sua. (Anonius.) (Binder II, 1754.)


40. Das Ei, was die Henne Sonntags legt, hat auch einen Dotter.Sprichwörtergarten, 166.

Die Irländer züchtigen die strenge Sonntagsfeier der Engländer mit dem Sprichwort: In Wales bringen sie die Katze am Montag um, weil sie am Sonntag Mäuse gefangen hat. (Gutzkow, IV, 1, 411.)


41. Das ey ist (will) klüger denn die henne (sein).Agricola I, 175; Franck, II, 13a; Tappius, 15a; Eyering, I, 293; Gruter, I, 10; Müller, 1, 3; Luther, 397; Guttenstein, I, 47; Blum, 501; Nieter, 170; Ramann, Unterr., I, 39; Simrock, 1876; Sailer, 190; Eiselein, 135; Körte, 1263; Kirchhofer, 280; Hollenberg, I, 98; Bücking, 363; Berl. Monatsschrift, XVI, 268; Petri, II, 59; Reinsberg IV, 61.

Dän.: Egget springer op og lærer hønen. (Prov. dan., 139.)

Engl.: Jack Sprat would teach his grandam. (Bohn II, 106.)

Frz.: C'est Gros-Jean qui remontre à son curé. – L'écolier prétend enseigner son maître. – Les oisons veulent mener paistre leur mère.

Lat.: Ante barbam doces senes. (Erasm., 30; Wiegand, 769; Philippi, I, 33; Binder I, 67; II, 186; Seybold, 29; Faselius, 17; Eyering, I, 293.) – Imberbis senes docet. (Binder I, 702; II, 1383; Philippi, I, 188; Seybold, 230.)

Ung.: A tyúkmony okosb akar lenni a tyúknál. (Gaal, 331.)


42. Das Ey lehret das Hun Eyer legen, vnnd das Kalb die Kuh Kälber machen.Lehmann, 457, 53.


43. Das heutige Ey ist besser, denn das morgende Küchelchen.Petri, II, 64.

Holl.: Heden een ei is beter dan morgen eene hen. (Harrebomée, I, 177.)


44. Dat Ei is kläuker o'se dat Haun (Huhn). (Waldeckisch Uppland.) – Firmenich, I, 325, 5.

Lat.: E stultiore candelabrum. (Bovill, I, 142.)


45. De een Ei inn Steert hett, de hett got kakeln. Eichwald, 435.


46. De en roh Ei in't Für rakt, mutt wachten, dat et barstet.Eichwald, 430.


47. Der die eyer will haben, muss das gatzen (kakeln) der hennen auch leiden.Franck, 1, 14b; Petri, II, 698; Henisch, 963; Lehmann, II, 62, 94 u. 841, 266; Winckler, II, 15; Eiselein, 136; Körte, 1265; Sailer, 53; Simrock, 4569; Reinsberg III, 101; Schottel, 1131b.

Wer auf Vortheile Anspruch macht, muss sich auch die Unannehmlichkeiten, welche damit unzertrennlich verbunden sind, gefallen lassen.

Dän.: Den som vil æde egg, maa og lide hønsene kagle. (Prov. dan., 8.)

Holl.: Die de eijeren wil hebben, moet het kakelen der hennen kunnen verdragen. (Harrebomée, I, 176.)

It.: Chi vuol l'uovo ha da patir la schiamazzo della gallina. (Pazzaglia, 360, 1.)

Lat.: Commoditas quaevis sua fert incommoda secum et sorti appendix illaetabilis omni. – Nullum lucrum sine incommodo. (Gaal, 334.) – Qui vult sentire commodum debet sentire et onus.


48. Die Eier aus dem Ramsthal in Schwaben hant das meiste Gelv.Bebel.


49. Die Eier des Eiteln haben zwei Dotter. Weber, Demokritos, 1837.


50. Die Eier in die Pfannen, so werden keine piepsenden Hühner daraus.Eiselein, 137; Hulst, 6.


51. Die Eier müssen erst ausgebrütet sein, ehe man die Küchlein braten kann.

Holl.: De eijeren moeten eerst gebroeid en gekipt zijn, zal de klokhen met hare kiekens gaan pronken. (Harrebomée, 1, 176.)


[752] 52. Die Eier rührt ein Cardinal dem neuen Papst an bei der Wahl.Eiselein, 136.

Infolge der Erzählung von der Päpstin Johanna.


53. Die Eier sind schlimmer als die Läuse. (Posen.)


54. Die Eier, welche oben schwimmen, sind nicht die besten.

Dän.: Det æg, som vil flyde oven paa, har gierne skade indeni. (Prov. dan., 138.)


55. Die Eyer seynd noch nicht gelegt, die vffm Reichstag (oder: daraus die Hühner) sollen aussgebrütet werden.Lehmann, 32, 15; Eiselein, 137.


56. E Ae 1 gi't 2 e grûss Geschrä. (Henneberg.) – Frommann, 412, 17.

1) Ei.

2) Gibt. – Im Kinzigthal sagt man: 'N Ae macht viel Geschrä.


57. Een Ei is een Ei, wenn 't fallt, so is't twei. (Holst.)


58. Een ful Ei verdarvt dat ganze Nest.Eichwald, 428; hochdeutsch bei Lehmann, II, 121, 26.

Holl.: Een vuil ei verderft (bederft) een (ge)heel supen (suipen). (Harrebomée, I, 176.)

Lat.: Sorbile prevalidum fetidum mox inficit ovum. (Fallersleben, 329.)


59. Een fûl Ei verdärwt dän ganzen Brei (Kuchen).Schwerin, 43; hochdeutsch bei Franck, II, 59a; Eyering, II, 65; Lehmann, II, 167, 21; Simrock, 1862; Blum, 157; Müller, I, 15; Eiselein, 135; Sailer, 46; Kirchhofer, 357; Körte, 1267; Reinsberg II, 63.

Engl.: One ill weed mars a whole pot of pottage. (Bohn II, 141.)

It.: Poco fele fa amaro motto mele. (Gaal, 329.)

60. Een halb Ey ist beter, as ên leddigen Dopp (Schale).Strodtmann, Idiot., Osnabrück 1756; für Waldeck: Curtze, 340, 332; für Münster: Firmenich, I, 297, 1; für Iserlohn: Woeste, 65, 4; für Oldenburg: Firmenich, III, 28, 92; für Eifel: Schmitz, 184, 24.


61. Een half gebroet ey stinkt meer dan een rou.Gruter, III, 27; Lehmann, II, 148, 31.


62. Ei is keen Ei.

So sagen hamburger und altonaer Eierverkäuferinnen, wenn ihnen jemand zu wenig bietet. Es ist ein Unterschied zwischen Gans- und Hühnereiern.


63. Ei is 'n Ei, sä(de) Pape1, dô grêp2 he na 't Gôseei. (Ostfries.) – Bueren, 412; Frommann, VI, 286, 411; für die Grafschaft Mark: Woeste, 63, 25; hochdeutsch bei Simrock, 1888.

1) Pastor.

2) Griff. – Auf der nordfriesischen Insel Sylt lautet es: En Ei es en Ei, seid de Pröst, man hi greep dapender de gurst. (S. Ei 6.)

Holl.: Een ei is een ei, zei de boer, en hij greep naar het ganzenei. (Bohn I, 313.)


64. Ei is 'n Ei! sät de Pâpe, un grêp na 't grötste. (Oldenburg.) – Goldschmidt, 63; Hauskalender, I; Eichwald, 424; hochdeutsch bei Körte, 1270.


65. Ei und Eid ist bald gebrochen.

Dän.: Ed og æg ere snart brudte. (Bohn I, 364.)


66. Eier, die man am Morgen gebraten, kann kein Huhn abends ausbrüten.


67. Eier in de Pann, ei, wo lecker is unse Madam.


68. Eier in de Pann, so kommt de keen Küken von. (Holst.) – Hochdeutsch bei Schottel, 1132a.

Holl.: Eier in die pan, daer en comen gheen cuken uut. (Tunn., 3, 6.)

Lat.: Ex frixis ovis pullus nunquam venit ullus. (Fallersleben, 53.)


69. Eier in der Pfanne geben Kuchen, aber keine Kücken.Körte, 1257.

Frz.: Epargner la bouche vaut rente au pré.


70. Eier vom Tage Valentin (14. Februar) bringen wenig Gewinn.

Sie sollen nämlich faul und zum Ausbrüten untauglich sein. (S. Boben, 11.)


71. Eier von einer Stunde, Braten von einem Tage, Wein von einem Jahre, Fische von zehn, Frauen von funfzehn und Freunde von dreissig Jahren.

Dän.: Æg time gammelt, brød dag gammelt, øl maaned gammelt, og viin aar gammelt. (Prov. dan., 138.)

Holl.: Neem een ei van een uur, vleesch van een jaar, en visch, die tien jaar oud is. (Harrebomée, 1, 178.)


72. Eier von heute, Brot von gestern und vorjähriger Wein am besten gedeihn. (Böhm.)


73. Eier wirft man nicht nach Sperlingen.


[753] 74. Ein Ei geht in vierundzwanzig Stunden durch drei Leiber.Simrock, 1865; Eiselein, 135.

Engl.: An egg will be in three bodies in twenty-four hours. (Bohn II, 89.)


75. Ein Ei im Frieden ist besser als ein Ochs im Kriege.Sailer, 187; Simrock, 2783.

Frz.: Mieux vault en paix un oeuf qu'en guerre un boeuf. (Leroux, I, 95.)

It.: È meglio in pace un buo che in guerra una gallina. (Pazzaglia, 240, 7.)


76. Ein Ei im Frieden verzehrt, ist besser als ein Huhn im Streit.


77. Ein Ei in der Hand ist besser als eine Henne über Land.

Frz.: Un tiens vaut mieux que deux tu l'auras.


78. Ein Ei ist dem andern ähnlich.


79. Ein Ei ist kein Ei, zwei Eier sind ein halb Ei, drei Eier sind ein Osterei.

Holl.: Eén ei is geen ei, twee ei is een ei, drie ei is 't regte paaschei. (Harrebomée, I, 176.)

Das holländische Sprichwort ist, wie Harrebomée a.a.O. bemerkt, der Schluss eines Verses, der in Holland noch von Kindern am Palmsonntage gesungen wird. Was den Ursprung des Sprichworts betrifft, so verweist er auf einen Artikel von J.H. Halbertsma unter der Ueberschrift: Paasch eijeren, der sich im Overijsselschen Almanak von 1840 (S. 154-188) befindet. Halbertsma betrachtet das Ei als Sinnbild der Auferstehung und hält dafür, dass durch das Sprichwort die Lehre von der Dreieinigkeit ausgesprochen sei. Sowie ein Ei kein Ei sei, so mache eine Person das göttliche Wesen nicht aus. Zwei Eier seien ein Ei, so seien Vater und Geist ein Wesen. Drei Eier sind aber das rechte Osterei, da Vater, Sohn und Geist zusammen das dreieinige Wesen bilden. – Mir erscheint es indess nicht sehr wahrscheinlich, dass die eiersammelnden Kinder an die Lehre von der Dreieinigkeit denken; ich glaube vielmehr, sie wollen einfach sagen, dass ihnen drei Eier lieber sind als eins, weil ein Ei allein kein sättigendes Mahl gibt. Schwerlich dürfte es eine bedenklichere Anwendung der Sprichwörter geben, als sie zu Trägern der Dogmatik zu machen.


80. Ein Ei ist schwer zu scheren.

Der Bosnier sagt: Der Deutsche fürchtet nicht, dass er seine Unterhosen verliere. Und der Albanese: Finde den Hasen und zieh ihm die Hosen aus. (Reinsberg IV, 2.)


81. Ein Ei ist wenig, zu viel tödten einen König.

Auch einen Bauer, wie dies im Januar 1864 infolge einer Wette in einem Dorfe bei Striegau (Schlesien) geschah. Nicht weniger als dreissig Hühnereier hatte sich der Wettende gegen einen Wettsatz von 15 Thalern hintereinander zu essen anheischig gemacht. Beim siebenundzwanzigsten starb er.

Dän.: Eet æg er intet, to ere sunde, tre nok, fire skadelige, fem døden. (Prov. dan., 138.)

Frz.: Un oeuf n'est rien, deux fond grand bien, trois est assez, quatre est trop, cinq donnent la mort.


82. Ein Ei ohne Salz schmeckt weder wohl noch übel.

Wol mehr übel als wohl. Von den portugiesischen Eiern heisst es übrigens: Ein Ei aus Portugal hat kein Salz nothwendig. (Reinsberg V, 7.)


83. Ein Ei und ins Bett nei.

Mässiges Abendessen.

Engl.: An egg and to bed. (Bohn II, 27 u. 158.)


84. Ein einzig stinkend Ei verdirbt die ganze Pastete.Sailer, 135.


85. Ein Ey hat kein Hertz vnd gibt doch ein Hertz.Henisch, 963; Petri, II, 182.


86. Ein Ey ist des Huns Tagwerck.Henisch, 963; Petri, II, 182.


87. Ein Ey ist einem Armen so lieb vnd angenehm als einem Reichen ein Ochs.Lehmann, II, 11, 49.


88. Ein faules Ei verdirbt zehn frische.

Bei den Russen zwanzig gute. (Reinsberg II, 64.)


89. Ein geschenktes Ei ist besser 1 als eine gekaufte Henne.

1) Die Russen sagen fetter. Und die Araber: Ein Ei aus der Hand des Bauern ist süss. (Reinsberg IV, 145.)


90. Ein halbes Ei ist besser als eine ganze Schale.Blum, 555; Bücking, 60; Eisenhart, (379) 525; Pistor., III, 98; niederdeutsch bei Eichwald, 417.

In jedem Rechtshandel ist es vortheilhafter sich mit einem kleinen Gewinn zu begnügen, als einem grössern ungewissen nachzujagen. Etwas von einem Schuldner annehmen ist besser als die ganze Forderung verlieren.

Engl.: Better half an egg than an empty shell. – Half a loaf is better than no bread. (Bohn II, 113.)


91. Ein hauff Eyer vnd hauff Kinder seindt bald vergangen.Henisch, 963; Petri, II, 196.


[754] 92. Ein rotes Ei vnd ein frischer trunck nach dem Bad ist der kleinsten Frewd gleich im Himmelreich.Petri, II, 185.


93. Ein ungelegtes Ei ist ein sehr unsicheres Ei.

Holl.: Een ongelegd ei, een onzeker ei.


94. Eines Eies wegen muss man keinen Pfannkuchen verderben.

Gegen unzeitige Sparsamkeit.


95. En Ei verdirwet den ganzen Pankauken, en Baukstawen de ganze Erfschaft. (Waldeck.) – Curtze, 349, 439.


96. Er gibt kein Ei, er wisse denn, dass er ein Hühnlein dafür bekomme.


97. Es ist ein theueres Ei, das eine Henne kostet.


98. Es ist gut, ein Ei dran zu setzen, um ein Hühnchen zu gewinnen.Winckler, XII, 6.


99. Es kommt oft aus einem weissen Ei ein schwarz Hühnlein.Winckler, III, 26; XII, 61.


100. Es sieht ein Ei dem andern gleich.Kirchhofer, 261; Simrock, 12291.


101. Et Ei maket 'n grot Geschrei un en klain Berai. (Iserlohn.) – Woeste, 65, 8.


102. Etliche legen Eyer, lassen sie andere bruten.Lehmann, 617, 60.


103. Eyr seind eyern gleich, ein milch der andern.Franck, II, 73b; Henisch, 963; Lehmann, II, 33, 13; Petri, II, 308.

104. Faule Eier kann man lange ausbieten, eh' eine feine Nase sie kauft.


105. Faule Eier schwimmen oben.


106. Faule Eier sind keine Kaufmannswährung.Graf, 252, 167; Normann, Wend.-rugianischer Landbrauch (Stralsund 1777), 209, 165.

Verdorbene Waare ist man nicht schuldig zu behalten, kann sie vielmehr binnen ortsüblicher Zeit dem Verkäufer wieder zustellen.


107. Faule Eier sind umsonst zu theuer.

Holl.: Vuile eijeren op een' hoop, hoe meer om 't geld, hoe slechter koop. (Harrebomée, I, 178.)


108. Faule Eier stinken, wenn sie brechen.

Holl.: Als dat ei breekt, zal het stinken. (Harrebomée, I, 175.)


109. Faule Eier und stinkende Butter geben schlechten Kuchen, sagt Mutter.


110. Faule eyr vnd stinckend butter gehören zusamen.Franck, II, 60a; Gruter, I, 40; Tappius, 13a u. 67a; Lehmann, 327, 21; Eiselein, 136; Körte, 1268; Sailer, 84; niederdeutsch bei Eichwald, 427.

111. Faule eyr vnd stinckend butter gehorn in ein eyr vnd schmaltz.Franck, II, 60b; Petri, II, 309.


112. Frische Eggere, gudde eggere. (Waldeck.) – Curtze, 342, 359; ostfriesisch bei Eichwald, 422; für Hannover: Schambach, 205; für Marsberg: Firmenich, I, 321, 23.

Frische Eier, gute Eier.

Holl.: Een versch ei is een zuiver eten. (Harrebomée, I, 176.)


113. Frische Eier sinken unter.


114. Für ein Ei kann man nicht viel Gold kaufen.


115. Für vngelegte Eyer sol niemand sorgen. Petri, II, 322.


116. Gebratene Eier geben keine Küchlein.

Engl.: You can't eat your cake, and have your cake. (Bohn II, 88.)

It.: Non si può mangiar la forcaccia e trovarla in tasca. (Gaal, 333.)


117. Geschenkte Eier sind immer frisch.


118. Haben wir nit eyr, so braten wirs nest. Franck, II, 103b; Gruter, I, 47; Blum, 407; Simrock, 1881; Kirchhofer, 357; Petri, II, 368; Eyering, III, 1.

Engl.: If you have not a capon, feed an onion.

Lat.: Maza etiam post panem bona. (Gaal, 336.)


119. Harte Eier sind übel auszutrinken.

Holl.: Harde eijeren zijn kwaad om te zuipen. (Harrebomée, I, 177.)


120. Je mehr man die Eier siedet, je besser schälen sie sich.


121. Je seltener ein Ei, je mehr Geschrei. Sprichwörtergarten, 355.


122. Jedem ein Ei, dem frommen (guten) Schweppermann zwei. (S. Mann.)Gruter, III, 52; [755] Körte, 5499 u. 6869; Pistor., III, 97; Simrock, 1858; Nopitsch, 59; Eiselein, 136; Lehmann, II, 281, 14; Zinkgref, II, 7.

Worte Ludwig's des Baiern am Abend (28. September 1322) der mühldorfer (ampfinger) Schlacht, die Verdienste anerkennend, die sich der siegende Schweppermann an den heissen Tagen erworben hatte. Einfach war das Mahl, jeder bekam ein Ei, dem Sieger Schweppermann legte der Kaiser zwei Eier mit obigen Worten vor. Fromm ist im Altdeutschen gleichbedeutend mit tapfer.


123. Jedem ein Ei, sagte der Bauer, ich muss ein klein Dutzend.

Holl.: Gij zult er wel komen met uw ééntje, zei de boer, ik heb er al tien geraden. (Harrebomée, I, 171.)


124. Kein ey nicht jss, dann weich vnd frisch. Henisch, 964.


125. Kümmere dich (sorge) nicht um ungelegte Eier.Eiselein, 135; Lehmann, II, 578, 93.

Ungelegte Eier bedürfen keines besondern Schutzes da sie gut aufgehoben sind.


126. Lege dein Ei ohne Geschrei.


127. Lever 'n half Ei as 'n lêge dopp. (Ostfries.) – Bueren, 799.


128. Lieber heut Ein Ei, als morgen ihrer drei. Lohrengel, I, 368; Reinsberg IV, 15.


129. Man gibt gern ein Ei, um ein Küchlein wieder zu bekommen.


130. Man jagt die Eier nicht durch die Windmühle, man isst sie wol mit dem Staube.


131. Man kann einen ganzen Tag an einem Ei schälen, so ist es abends noch ein Ei.

Man kann in kurzer Zeit ein Geschäft beenden und kann doch gut sein.


132. Man kann schon ein Ei wagen, um einen Ochsen zu gewinnen.

It.: Arrischia pur un uovo per guadagnar un bue. (Pazzaglia, 148, 1.)


133. Man kann von dem Ei keine Wolle scheren, noch das Eisen lehren schwimmen.Winckler, IX, 59.


134. Man kann wol bisweilen ein Ei legen, nicht aber darüber brüten.Winckler, II, 40.


135. Man legt immer die Eier aufs Gerathewohl zum Brüten.

Frz.: A l'aventure on couve les oeufs. (Leroux, I, 122.)


136. Man môet um ên Ei kin Pannkôken verdarven.Goldschmidt, 133; Bueren, 850.


137. Man muss die Eier nicht verkaufen, ehe sie gelegt sind.

It.: Far conto dell' uovo non ancor nato. (Bohn I, 98.)


138. Man muss die Eyer nicht im Nest sparen. Henisch, 963; Petri, II, 460.


139. Man muss nicht alle Eier in Einen Korb thun.

Nicht das ganze Vermögen bei Einer gewagten Unternehmung aufs Spiel setzen.


140. Man muss nicht alle Eier wegwerfen, die faul riechen.


141. Man muss nicht zu viel Eier unter Eine Henne legen.

Holl.: Men moet niet al de eijeren onder één hen leggen (Harrebomée, 1, 178.)


142. Man muss seine Eier nicht einem Hahn unterlegen, wenn man Küchlein haben will.

Holl.: Men moet niet een ei onder een' haan leggen, want die trapt het met zijne poten aan stukken. (Harrebomée, I, 178.)


143. Man pflegt nicht eyer nach Sperlingen zu werffen.Henisch, 963; Gruter, III, 3; Simrock, 1866; Sailer, 53; Petri, II, 462.


144. Mancher behelt das Ey vnd lest das Hun fliegen, vnd mancher behelt den Topff (die Schale) vnd lest das Ey fliessen.Henisch, 963; Petri, II, 448.

Holl.: Men ziet op het ei en laat het hoen loopen. (Harrebomée, 1, 178.)


145. Mancher kompt vnd will frische Eyer kauffen, obschon keine im hauss seind.Lehmann, 105, 32.


146. Mancher wartet des Eies und lässt die Henne laufen.Reinsberg III, 20.


147. Mann bedarff die eyer nicht wannen (abwaschen), man jssets wol mit dem staub.Henisch, 963; [756] Petri, II, 144; Gruter, I, 56; Egenolff, 93a; Bücking, 171; Eiselein, 137.

Bei den Eiern isst man die Schale nicht, wenn sie also auch von der Köchin vor dem Sieden nicht abgewaschen, sondern mit allem Schmuz auf den Tisch gebracht würde, so hätte das keinen Einfluss auf die Speise selbst.


148. Mit den Eiern in die Pfanne, so werden keine bösen Kyken daraus gebrütet.Körte, 1260.


149. Nicht aus allen Eiern kriechen Krokodile. (Aegypt.)


150. Quat ey, quat küyken.Franck, II, 8a; Petri, II, 508; Schottel, 1120a; Pistor., IV, 4; Körte, 1259; Eichwald, 423.

Holl.: Quaet ei, quaet cuken. (Tunn., 22, 13.)


151. Rathe, wie viel Eyer hab ich im Sack, ich will dir sie all sieben geben.Lehmann, II, 534, 2.


152. 'S Ey wiel immer klüger seyn, alss de Henne.Robinson, 274.


153. Schlimme Eyer, schlimme Hüner.Ritzius, Flor., 1728.


154. Schon am Ei sieht man, ob eine Gans auskriechen werde.


155. Sind die Eier geschält? fragte Faulert, als man sie ihm hingab.


156. Solch Ei, solch Küchlein.

Holl.: Zulk ei, zulk kieken.


157. Taube Eyer schwimmen empor, die vollen sincken zu boden.Lehmann, 393, 24.


158. Um ein Ei zu sieden, muss man nicht dem Nachbar das Haus anzünden.


159. Um ein Ei zu sparen, muss man nicht die Suppe verderben.

Dän.: For et æg skyld skal man ei fordærve een suppe. (Prov. dan., 138.)


160. Um ên Ei môt man nîn 'n Pankêk schennen. (Rastede.) – Firmenich, III, 29, 132.


161. Vil eyer machent grosse Kuchen.Sal. und Morolf, 13. Jahrhundert.


162. Vmb das Ey kriegen vnd lassen vnterdess die henne fliegen.Petri, II, 557.


163. Vngelegte Eyer sind vngewisse Hünlein (Küchlein).Petri, II, 558; Lehmann, II, 791, 99; Winckler, II, 51; Simrock, 1873; Körte, 1262; Sailer, 180; Reinsberg II, 24.

Dän.: Af uvorpene æg ere uvisse unger. (Prov. dan., 138.)

Holl.: Een ongelegd (onzeker) ei is een onwis kuiken. (Harrebomée, I, 176.) – Onghelede eier zijn onseker cuken.

Lat.: Ex ovis pullus non natis sero fit ullus. (Binder II, 1022; Fallersleben, 568; Gartner, 141.)


164. Von einem Ei kann man keine Wolle scheren.


165. Vth braden eyeren en komen nyne kuken. Tunn., 1513.


166. Was hilffts, dass man über Eyer sitzt vnd nicht aussbrütet.Lehmann, 20, 64.

167. Was im Ei ist, muss heraus.Murner, Gäuchmode.


168. Was nützen gute Eier, wenn sie schlecht gebrütet werden?

Dän.: Det æg som kundskab har født bør af viisdom opklækkes. (Prov. dan., 139.)


169. Weich gesotten Ei ist gesunde Speis.


170. Wenn das Ei auch gelegt ist, wer soll's brüten?

Holl.: Men mag daar wel een eitje leggen, maar niet broeijen. (Harrebomée, I, 178.)


171. Wenn du nicht mit dem Ei zu spielen verstehst, so spiele mit Dreck.


172. Wenn du runde Eier einlegst, so erwarte keine Truthühner.Burckhardt, 166.

Von thörichten Erwartungen. Truthühnereier sind oval und aus andern als Truthühnereiern können keine Truthühner hervorgehen.


173. Wenn er viel Eier hat, macht er viel Pfannkuchen.

Gewinnt er viel, lässt er viel aufgehen.


174. Wenn man die Eier nicht brütet, wie kann man Küchlein daraus bekommen?


175. Wenn man die Eier umwirft, bringt man den Korb nicht wieder voll.

Wenigstens nicht voll ganzer Eier.


[757] 176. Wenn ma'n e mol en Ae gnoh hed, chama nomma höra stehla. (Appenzell.) – Tobler.

Wer einmal gestohlen hat, kann vom Stehlen nicht mehr lassen.


177. Wenn man faule Eier auch in den wärmsten Ziegelofen legt, es werden keine Hühner ausgebrütet. (Aegypt.)


178. Wenn man's aus den Eiern holen muss, ist alles verloren.


179. Wer an einem Ey gnug hat, der lesst die Henn lauffen.Lehmann, 348, 3.


180. Wer die Eier des Königs frisst, muss hundert Jahre später mit seinen Federn herhalten.Wurzbach II, 234.

Ein pariser Kaufmann verbot, dass seine Kinder mit Familien in Verbindung träten, welche mit den öffentlichen Finanzen zu thun gehabt hatten, weil man dann keinen Tag vor Vermögensconfiscation sicher und jeden Augenblick der gerichtlichen Execution gewärtig sein könne. Als Grund dafür führte er zum Schluss das obige Wort an.

181. Wer die Eier kocht, dem piept kein Huhn im Hause.


182. Wer die Eier zerbrechen will, muss Narren darüber setzen.


183. Wer Eier essen will, muss die Hühner füttern.

Dän.: Hvo der gierne vil æde æg, skal hilse høns. (Prov. dan., 139.)


184. Wer Eier kauft und Kinder nimmt, weiss nicht, was er erwirbt.

Dän.: Hvo der kjøber æg, og fæster børn, veed ei hvad han faaer. (Prov. dan., 138.)


185. Wer Eier unter den Füssen hat, muss leise auftreten.Simrock, 1882; Tunn., 16, 13; Reinsberg IV, 53.


186. Wer Eier will, muss die Hühner nicht braten.

»Wenn du die Eier schlägst in den Topf, so steckt kein Küchlein heraus den Kopf.« (W. Müller.)


187. Wer ein Ei gestohlen, wird bald auch einen Ochsen holen.


188. Wer Eyer hat, der kan bald Döpffe machen.Petri, II, 698, 854.


189. Wer keine Eier findet, brütet das Nest.Eiselein, 136; Schottel, 1130a.


190. Wer keine Eier hat, bratet das Nest.Eiselein, 136.

Holl.: Die geene eijeren heeft, broedt het nest. (Harrebomée, I, 176.)

Lat.: Assabis nidum, si non inveneris ovum. (Binder II, 266; Eiselein, 136.)


191. Wer viel Eier hat, backt viel Kuchen.Simrock, 1869; Körte, 1273.


192. Wer viel Eyer hat, der macht viel Dotter. Petri, II, 772; Blum, 315; Eiselein, 136.

Ung.: A ki sokat farag, sok forgácsa vagyon annak. (Gaal, 335.)


193. Wer vil eyer hat, macht vil schalen.Tappius, 175a; Henisch, 963; Simrock, 1864; Körte, 1274; Sailer, 125.

Der Reiche lässt viel aufgehen.

Holl.: Hij slacht koppen, heeft hij veel eijeren, hij maakt veel doppen. (Harrebomée, I, 117.)


194. Wer vil eyr hat, der macht vil dutten. Franck, II, 109a; Gruter, I, 83.

Holl.: Die vele eier heeft, maket vele doppen. (Tunn., 9, 18.)

Lat.: Pipere abundans, etiam oleribus immiscet. (Binder II, 2575; Tappius, 175a.) – Stultus habens plura vorat haec vivens sine cura. (Fallersleben, 410.) – Testas ovorum faciet bene tentor eorum. (Fallersleben, 220.)

It.: Chi ha de' ceppi, può far delle scheggie. (Gaal, 335.)


195. Wer von einem Ei nicht satt wird, den sättigt auch kein Ochse. (Walachei.)


196. Wer weiche Eier kochen will, muss Narren dazu bestellen.Winckler, VI, 54.


197. Willst du nicht die Eier meiden, musst du der Hühner Gackern leiden.


198. Wird das Ei besser sein als das Huhn? Das müsste der Teufel thun.Hulst, 5.


199. Zu einem Ei legt die Henne gern ein zweites.

Wo ist, da kommt hin.


200. Zwischen faulen Eiern muss man behutsam gehen.


201. Zwölf Eier, dreizehn Küchlein.

Wer ausserordentliches Glück hat.

Holl.: Bompslomp, twaalf eijeren, dertien kiekens. (Harrebomée, I, 178.)


[758] *202. A wirft goar garne a Ê nôg am Sperlije.


*203. Alle Eier in Ein Nest legen.

Frz.: Mettre tous ses oeufs dans an même panier. (Leroux, I, 122.)


*204. Auf Eiern gehen und keins zerbrechen. Hulst, 13.

Von denen, die stets neutral zu bleiben suchen.

Frz.: Elle passerait sur des oeufs sans les casser. (Leroux, I, 122.)


*205. Aus dem Ei wird keine Henne.

Der Ton liegt auf dem.


*206. Da hab' ich ein Ei, ich hätt' gern zwei. (Nürtingen.)

Wird mit den Einleitungsworten: »Da heisst's auch« angewandt, wenn ein Armer einem Wohlhabenden etwas schenkt.


*207. Da wird kein Ei im Nest bleiben.

Holl.: Daar blijft geen ei in 't nest. (Harrebomée, I, 175.)


*208. Dar broit werra off annern Leut Eier. (Nassau.)

Der brütet wieder auf anderer Leute Eiern.


*209. Das Ei kostet mehr als die Henne.

So sagt man in Centralamerika, wenn die Auslagen mehr kosten als der zu erwartende Gewinn, wenn man z.B. die Erzeugnisse des Bodens auf einen fernen Markt bringen wollte, zu dem die Strassen fehlen, und wobei der Erlös für die Producte nicht ausreichen würde, die Transportkosten zu decken. (W, Marr, Reise nach Centralamerika.)

Span.: El huevo mas que la gallina.


*210. Das Ei nach dem Huhne werfen.Winckler, XX, 78.

Die Wurst nach der Speckseite.


*211. Das Ei neben das Nest legen.

Etwas verkehrt, anfangen. (S. Gaul.)


*212. Das Ei ist zu hart gesotten.

Holl.: Dat ei heeft wat lang in 't zout gelegen. (Harrebomée, I, 175.)


*213. Das ist mir wie ein böses Ei.(Türheim.) – Tristan, 1226-1250; Eiselein, 135.


*214. Das kann man für ein Ei und einen Apfel bekommen.Hulst, 2.


*215. Das kommt von keinen guten Eiern.


*216. Das sind nicht alle gelegten Eier.


*217. Dat Ei will klöker wesen, as dat Hohn. Eichwald, 426.


*218. Dat es en dick Ai, awwer et birstet noch as 'ne Karthaune. (Iserlohn.) – Woeste, 81, 2.

Von sehr grosser Freundschaft, die keine Dauer verbürgt.


*219. Dat is en ei unde en dop.Lübben.

Von Herzensfreunden.


*220. Dat is nett as'n Ei inn Hoppensack.Bueren, 347; Eichwald, 437.


*221. Dat sünd all ôle Eier. (Holst.) – Richey, 52.

Alte Geschichten, längst bekannte Dinge.


*222. Dat sünt Eier, de dar ut gat.Eichwald, 432.


*223. Den bringt twölf Eier darrtein (dreizehn) Küken. (Rastede.) – Firmenich, III, 28, 85.


*224. Der hat sein Ei gelegt. (Nürtingen.)

Er hat das Seinige gethan.

*225. Die Eier allein ausbrüten.

»Voss hat in Eutin noch zwei Freunde, mit welchen er allein seine Eier ausbrütet.« (Morgenblatt, 1857, S. 757.)


*226. Die Eier in fremde Nester legen.

Nutzen und Vortheil dem entziehen, der die gerechtesten Ansprüche darauf hat, und Fremden zuwenden.


*227. Die Eier oder die Hühner.

Dän.: Enten æg eller unger. (Prov. dan., 95.)


*228. Die Eier scheren, eh' man sie verkauft.

Von allem abzwacken. Von einem Knauser.


*229. Die Eier sind schon gebrütet.Eiselein, 136.


*230. Die Eier waren weg, als sie mit Salze kamen.


*231. Die Eier werden wohl gebrütet.Eiselein, 136.


*232. Die Eier zählen, ehe sie die Henne legt. Winckler, XX, 13; Reinsberg IV, 24.

Die Ungewissheiten der Zukunft als Wirklichkeiten der Gegenwart berechnen.


*233. Du wardst das ey vnd lessest die Henne lauffen.Henisch, 964; Tappius, 113b; Lehmann, II, 74, 103; niederdeutsch bei Eichwald, 425.

Für die ungewisse Zukunft Sorge tragen und darüber vergessen ein gegenwärtiges Gut zu geniessen.


*234. Een Ei upr Messbähre drägen.Eichwald, 419.


[759] *235. Eier auf dem Altar finden.Murner, Nb., 37; Kloster, IV, 735.

»Ich bin der pfaff vom Kalenberg, das ich ein grosse gnad verkünd, wann ich ein ey auff dem altar find.«


*236. Eier ausnehmen ohne Schale. (Schles.)

Schlechte Geschäfte machen.


*237. Eier kaufen, obschon keine im Herzen sind.

Von alten Buhlern, welche Begierden durch Kunst erwecken möchten, für welche die Natur zu schwach ist.


*238. Eier legen und sie andere ausbrüten lassen.


*239. Eier un Fett hebben.Richey, 53.

Sich im Wohlstande befinden.


*240. Eier wannen.Murner, Nb., 74; Kloster, IV, 824.

»Die arbeit ist bey Gott vmbsust, das auch eyerwannen gelust, so kein sprewer falt darneben vnd sie allsampt kein staub nit geben.«


*241. Ein Ei kann dem andern nicht mehr gleichen.

Holl.: Het gelijkt als het eene ei het andere. (Harrebomée, I, 177.)


*242. Ein Ei mit jemand zu schälen haben.


*243. Ein Ei nach einem Spatzen werfen.


*244. Ein Ei zusammenleimen.

Von lächerlicher Mühe.


*245. Ein ey hat mehr vnderscheydts von eim ey.Franck, II, 73b.


*246. Einem ein Ei auf der Schwinge holen. (Osnabrück.)

Ihn vexiren, weil die Schwinge, welche hier gemeint wird, ein beim Flachs gebrauchtes glattes Bret ist, wovon ein Ei leicht herabrollen kann.


*247. Einen mit faulen Eiern werfen.


*248. Einen über fremden Eiern treffen.

Holl.: De een heeft den ander op zijne eijeren betrapt. (Harrebomée, I, 176.)


*249. Emm e n' Eier vertrocka. (Appenzell.) – Tobler.

Einem ohne bösen Willen was sagen oder thun, was er sehr ungern hat.


*250. En Ai op de Schufkar un da Siewene an getuogen (oder: un siewen Mann dervör gespannt). (Iserlohn.) – Woeste, 81, 1.

Spott auf Aufschneiderei und Windbeutelei.


*251. Enem wich Oar schielen. (Siebenbürg.-sächsisch.) – Frommann, V, 173, 127.

Einem weiche Eier schälen, d.h. sehr schön mit ihm thun.


*252. Er acht sein nicht vmb eyn ey.

Worte Herzog Ernst's im 12. Jahrhundert.


*253. Er gibt ein Ei für einen Ochsen.Reinsberg IV, 147.

Frz.: Donner un oeuf pour avoir un boeuf.


*254. Er gibt ein Ei um die Henne.Eiselein, 136.

Holl.: Hij geeft een ei, om een kuiken weer te krijgen. (Harrebomée, I, 177.)

Lat.: Ovum dat nulli, nisi sit retributio pulli. (Binder II, 2463; Eiselein, 136; Lehmann, 236, 74.)


*255. Er gibt ein Ei und wollte gern drei.


*256. Er hat das Ei gelegt und ein anderer hat's ausgebrütet.

Holl.: Hij heeft het ei gelegd, dat een ander heeft uitgebroed. (Harrebomée, I, 177.)


*257. Er hat die Eier gerochen.


*258. Er hat Eier und gehet mit brülse(?) um. Schottel, 1116a.


*259. Er hat entweder Eier oder Junge.


*260. Er hat jmmer Eyer vnnd Junge beyeinander.Eyering, II, 292; Lehmann, 276, 35.


*261. Er ist auf den Eiern betroffen worden.

Auf frischer That ergriffen; von einem Vogel entlehnt, den man überfällt, während er auf den Eiern sitzt.


*262. Er ist aus demselben Ei gebrütet.

Holl.: Hij is uit hetzelfde ei gebroed. (Harrebomée, I, 177.)


*263. Er ist aus keinem guten Ei.

Holl.: Hij is van geene goede eijeren gezet. (Harrebomée, I, 177.)


*264. Er ist erst (kaum) aus dem Ei (gekrochen).


*265. Er ist wie ein schalloses Ei. (Nürtingen.)


*266. Er kann keine Eier legen, aber er gackert viel.

Holl.: Hij kan geen ei leggen, of hij moet kakelen. (Harrebomée, I, 177.)


*267. Er kann seine eigenen Eier nicht ausbrüten.


*268. Er kauft sieben Eier und gibt acht fort.

Gibt mehr aus als er einnimmt.


*269. Er kennt kein schöneres Ei als das, was er selbst legt.

Holl.: Hij kent geen schoonen ei, dan hetgeen 'hij zelf legt. (Harrebomée, I, 177.)


[760] *270. Er kommt jetzt auf (seine) Eier.

Wird wohlhabend, gelangt zu Besitz.


*271. Er kommt von keinen guten Eiern.

Ist nicht von guter Abkunft.


*272. Er lässt ihn auf seinen Eiern sitzen.Hulst, 2.


*273. Er legt die Eier ins eigene Nest.


*274. Er legt gern Eier in Andermanns Nester. Simrock, 1879.

*275. Er legt seine Eier in ein fremdes Nest.

Holl.: Hij legt zijne eijeren buiten zijn nest. (Harrebomée, I, 177.)


*276. Er macht es wie Eier, die auslaufen.Hulst, 8.

Von unpassendem Betragen.


*277. Er nimmt die Eier unter der Henne weg.

Holl.: Hij zou het ei stelen onder de hen. (Harrebomée, I, 178.)


*278. Er nimmt Eier für sein Geld.Hulst, 3.


*279. Er nimpt zv dem eye daz hvn.Trymb., Renner.


*280. Er redet von ungelegten Eiern.

Holl.: Hij kalt van ongelegde eijeren. (Harrebomée, I, 177.)


*281. Er wartet des Eies und lässt die Henne fliegen.Simrock, 1877; Körte, 1264.


*282. Er weiss nicht, wie man auf Eiern sitzt.

Holl.: Zij weten niet op hunne eijeren te zitten. (Harrebomée, I, 179.)


*283. Er will ein Ei scheren.Reinsberg IV, 66.

Sucht, wo nichts zu finden ist; unnütze Arbeit machen. (S. Aal 21.)

Holl.: Hij wil het ei scheren. (Harrebomée, I, 177.)


*284. Er will gebacken Eyer essen.

»Es geht jhm wie Bingels Hündlein, das wolt nicht Fleisch, sondern gebacken Eyer essen; nachdem es aber drey Tag eingeschlossen wider herfür ging, da frass es rohe Holtzäpffel.« (Kirchhof, Wend Vnmuth, 1602.)


*285. Er will lieber zwey Ayer dann ein Pflaumen.Henisch, 1268.

Frz.: Chercher à tondre sur un oeuf. (Leroux, 1, 122.)


*286. Er wollte Eier vom Feuer nehmen und fand nur Schalen.

Holl.: Hij meende eijeren te vuur te hebben, en hij had niet dan de schalen. (Harrebomée, I, 177.)


*287. Er wollte sein Ei hier niederlegen.Hulst, 10.

Seine Sache hier anfangen oder sich auf der Reise hier aufhalten.


*288. Er würde an einem Ei schaben.

Der Geizige.


*289. Es geht wie Eier aus dem Korbe.

Glatt und schnell.


*290. Es gilt nicht ein stinckendes Ey.Fischart, Bienenkorb, 1588.


*291. Es ist alles vmb der eier willen.Pauli, Schimpf; Eiselein, 136.


*292. Es ist das Ei des Colombo.

Holl.: Het ei van Columbus. (Harrebomée, I, 177.)


*293. Es ist ein bös Ei eines bösen Raben.Pauli, Schimpf, 68b.

Von einem bösen Kinde.


*294. Es ist ein Ei, aus dem eine Made kriecht.


*295. Es ist ein faules Ei.

Holl.: Het is een stinkei. (Harrebomée, I, 177.)


*296. Es ist kein Ei dem andern so ähnlich.


*297. Es ist so voll wie ein Ei.Hulst, 7.


*298. Eyer, so die Bawren haben gelegt.H. Rosenplüt, 1450.


*299. Für ungelegte Eier sorgen.Körte, 1276.


*300. He kann dar nich een Ei to schellen.Eichwald, 429.


*301. He sitt in Eiern un Fett.Volksbote, X.

Ist im Wohlstande, hat in Hülle und Fülle.


*302. He wêt sîne Eier got (woll) to schellen. (Rastede.) – Firmenich, III, 28, 96; Eichwald, 431.


*303. Hei waart et ei un lät et Kuiken fleigen. (Soest.) – Firmenich, I, 349, 57.


*304. Ich habe ein Ei mit ihm zu schälen.

Holl.: Ik heb een eitje met u te pellen. (Harrebomée, I, 178.)


*305. Ich nem nicht ein ey da fvr gebraten.Titurel, 13. Jahrhundert.


*306. Ich werde ihm kein rohes Ei schälen.

Kein gutes Wort geben.


*307. Ma wird ich (euch) eer schälen.Robinson, 966.

Ironisch zu sehr Gewählten.


[761] *308. Man kann Eier in seinem Arsche braten (sieden).Hulst, II.

In solcher Angst, Aufregung ist er.

Holl.: Men kan hem een ei in het gat gaar braden. (Harrebomée, I, 178.)


*309. Man kann es um ein Ei bekommen.

Holl.: Men kan dat voor en ei of een appel krijgen. (Harrebomée, I, 178.)


*310. Man sollte ihm mit faulen Eiern den Weg weisen.

Holl.: Men zoude hem met vuile eijeren smijten. (Harrebomée, I, 178.)


*311. Man lässt ihn auf seinen Eiern sitzen.

Ueberlässt ihn seinem Schicksal. Von einem Vogel entlehnt, der die Eier brütet und, wenn das Weibchen ihn abzulösen oder ihm Futter zu bringen ausbleibt, traurig sitzen bleibt.

Holl.: Hij laat hem op zijne eijeren zitten. (Harrebomée, I, 177.)


*312. Man muss etwas Eier daran (hinein) schlagen.

Die Sache etwas schmackhaft machen.


*313. Mit einem Ei nach einem Spatzen werfen. Körte, 1275.


*314. Nach Eiern gehen und die Henne darüber im Stiche lassen.Winckler, XI, 86.


*315. Nicht ein (halbes) Ei für etwas geben.Eiselein, 135.


*316. Nicht vmb ein aei, daz anegenge. – 12. Jahrhundert.


*317. Niht eines eies wert.Pfaffe Amis, 13. Jahrhundert.


*318. Niht umb ein halbez ei.Trojanischer Krieg, in den Jahren 1280-1300.


*319. Sawre Eyer essen.

»Wenn man das seine verzeret, so mus man darnach arme Ritter backen, dieselbige mit Armetill bestrawn vnd offt sawre Eier essen.« (Fischer, Auslegung des 128. Psalm, 1586.)


*320. Se sünt een Ei un een Dopp.Eichwald, 418.


*321. Sein Ei überall dazwischenlegen.

Sich in alles mengen.


*322. Sein Eyr haben all zween Dotter.Lehmann, 394, 34; Franck, I, 14b, Körte, 1272; in fränkischer Mundart bei Frommann, VI, 166, 74.

Einbildung, Dünkel, Glück; auch von einem, der alles besser wissen will.


*323. Seine Eier laufen aus.


*324. Seine Eier sind faul.


*325. Seine Eier sollen mehr gelten als anderer Leute Hühner.Simrock, 1878; Körte, 1266; Reinsberg III, 106.

Holl.: Zijne eijers zijn meer waard dan anderer lieden kiekens. (Harrebomée, I, 179.)


*326. Sich über ungelegte Eier ärgern.


*327. Sich um ungelegte Eier bekümmern. Blum, 165.

Sich Sorge machen über Dinge, die kaum erst in einer entfernten Möglichkeit da sind und in ungewisser, zweifelhafter Ferne liegen.

Lat.: Fac tua, quae tua sunt et non aliena require. – Neglectis propriis intendunt stulti alienis.


*328. Sie sind wie aus demselben Ei gekrochen.

An Gesicht, Geist, Charakter, Thaten, an allem gleich. Aristoteles zeigt die Möglichkeit, dass aus einem Dotter zwei Küchlein kommen können.


*329. Sinn Eier in de Netteln (Nesseln) leggen. (Kleve.) – Firmenich, I, 382, 21.


*330. Um en Ey un Botterbrot. (Holst.) – Richey, 53.

Sehr wohlfeil.


*331. Ungelegte Eier ausbrüten.

Lat.: Aliena incubare ova. (Bovill, I, 19.)


*332. Van Eiern maken.Richey, 53.

Sich nicht wohl halten, etwas verderben.


*333. Vber den eyeren tantzen.Henisch, 963.


*334. Von eyern biss zun öpffeln.Franck, I, 1b.

Von Anfang bis Ende, weil die Römer ihre Mahlzeiten mit Eiern begannen und mit Aepfeln endigten. Von der Vollendung einer ganzen Arbeit.


*335. Vörn Ei un en Botterbrot kopen.Eichwald, 416.


*336. Vun gêle Eiern drömen. (Holst.)

Ganz in der Irre sein.


*337. Weiche Eier essen.


*338. Wie auf Eiern gehen. (Rottenburg.)


*339. Wie aus dem Ei geschält.Eiselein, 136.

Von sehr Schönen und Netten, gleichsam den gewöhnlichen Weg der Geburt leugnen. Die griechische Mythe erzählt, dass Leda, infolge eines zärtlichen Besuchs des Jupiter, zwei Eier gelegt; aus dem einen seien Zwillinge, Kastor und Pollux, Jünglinge von ausgezeichneter [762] Schönheit, aus dem andern sei Helena, von gleich gefeierter Schönheit, hervorgegangen.

Lat.: Ex ovo emersit. (Eiselein, 136.) – Ex ovo prodiit. (Binder I, 474; II, 1023; Erasm., 319; Philippi, I, 144; Seybold, 164.)


*340. Wie ein Ei dem andern.Eiselein, 135.

Lat.: Ex ovo prognatus eodem. – Non tam ovum ovo simile. (Eiselein, 135.)


*341. Wo sind die gelegten Eier?


*342. Zwei Eier sind ihm lieber als eine Pflaume.

Er versteht seinen Vortheil.


[Zusätze und Ergänzungen]

343. Acht Eier gehen auf einen Batzen; für den Meier gibt man aber auch da, wo man ihn nicht kennt, zwei und ein halbes.Graf, 57.

Urtheil der Bauern über den herrschaftlichen Beamten.


[1215] 344. An Ei is en Gräul und en gross Geschrei um en Brei (Bereitung, Gericht). (Sauerland.)


345. Aus Einem Ei macht die Henne gern zwei.

Wo sie eins findet, legt sie gern ein zweites dazu.


346. Ausgepustete Eier sind keine Eier mehr. Augsburger Allgemeine Zeitung, 1869, Nr. 352, S. 5430.


347. Besser ein alleinig Ei, als eine gemeinsame Henne.Neue illustrirte Zeitung, V, 25.


348. Besser mit dem Ei sich begnügen, als um die Henne sich bekriegen.Feldbausch, 442.


349. Ei ist Ei, sagte der Doctor, aber es gibt Adlereier und Ganseier, frische und faule.


350. Ein Ei ist einem Armen so lieb vnd angenehm, als einem Reichen ein Ochs.Lehmann, II, 11, 49.


351. Ein Ei macht einen vollen Wagen bersten.

Von einem Tropfen fliesst das Meer über. »Diese Differenz ist wie das Ei, welches, dem Volkssprichworte zufolge, einen vollgeladenen Wagen bersten macht.« (Neue Freie Presse, Nr. 4819, Morgenbl.)


352. Ein Ei neckt blos den Mund, zwei sind gesund, drei das trifft, vier machen Noth (sind Gift), fünf sind der Tod.

353. Ein Ei und ein Butterbrod darf man vor jedermanns Thür (öffentlich) verzehren. Kern, II, 953.

Altfries.: Ohn Oye uhn buhterbraude kann me vor alle liues darr upäten.


354. Ein frisches Ei und ein Butterbrot mit Schinken darf man unserm Landesherrn vorsetzen.

Altfries.: Ohn fask Oye uhn buhterbraude met ohn Hamm mag man uhsen Lauhnesherrn vorrayken. (Kern, Nr. 952 u.S. 3.) – Diese beiden altfriesischen Sprichwörter sind von Kern (a.a.O.) einem Manuscript des Pastor Cad. Müller aus dem Jahre 1691 entlehnt.


355. Ên fule (schmuziges) Ei verdarft dat ganze Nüst.Kern, 947.


356. Es gilt nicht über die Eier setzen, es gilt ausbrüten.


357. Fule Eier stinken, reine Eier blinken (glänzen).Kern, 946.


358. Ick will blot moal mîn I'r awgôten, söä' de Köster, doa gung 'r moal pissen.Schlingmann, 871.


359. Ist auch das Ei voll Koth, der Dotter ist roth.Storch, Freiknecht, I, 366.


360. Man muss die Eier nicht zerschlagen, eh' man den Dotter fassen kann.

Die Franzosen sagen, um vor dem Handeln ohne Vorbedacht zu warnen: Leute von Beauvais, machet euere Tunkschnitte zurecht, bevor ihr euere Eier zerschlagt. (Reinsberg, V, 142; Bovill, II, 173.)


361. Man soll die Eier nicht wannen, sondern spiesen, wie das Huhn sie gelegt.Storch, Freiknecht, I, 68.


362. Me moen ol uins Eiers nie doen in ênen Pan' her. (Franz. Flandern.) – Firmenich, III, 698, 11.

Wir müssen alle unsere Eier nicht in eine Pfanne thun.


363. Nicht jedes Ei hat eine weisse Schale. Schlechta, 463.


364. O wenns Ê schunt kliger sein wil as de Henne. (Schles.) – Frommann, 248, 265.


365. Um eînes Eies willen bleibt kein Kuchen ungebacken.


366. Weisse ayer sind offt inwendig dooh faul vnd vnnutz.Lehmann, 705, 13.


367. Wer brav Eier und Schmalz haben will, muss junge Hennen und alte Kühe haben. (Rott-Thal.)


368. Wer Eier hebben will, möt sik Kakern gefallen laten. (Mecklenb.) – Schiller, III, 14b.


369. Wer heut ein Ei stiehlt, stiehlt morgen einen Ochsen. (Rumänisch.) – Franzos, Vom Don zur Donau.


370. Werden die Eier nicht gebrütet, so gibt's keine Küchlein.

Die Russen: Die Küchlein entstehen nicht vom Legen allein, sondern auch vom Brüten. (Altmann III, 445.)


[1216] *371. Auf ungelegte Eyer passen.Herberger, I, 28.


*372. Auf ungelegten Eiern brüten. (Deutz.)


*373. Da haben wir das Ei.Wetterb., Stuttgart 1845, II, 212.

In dem Sinne: Die Bescherung.


*374. Das Ei (des Columbus) zum Stehen bringen.

Eine schwierige, unmöglich scheinende Sache ausführen. »Es muss sich bald zeigen, wie der Kaiser das Ei des Columbus zum Stehen bringt.« (Berliner Zeitung, 1864, S. 2481.)


*375. Das hat seine Eier.

Es hat seine Schwierigkeiten.


*376. Dau hast en Oi, geb mir zwoi. (Ulm.)


*377. Dem dorf me ken weche Eier schelen. (Bedburg.)

Er bedarf strenge Behandlung.


*378. Dem es et Ei nen et Ness gelet wurden. (Bedburg.)


*379. Der muss Eier geladen haben.Frischbier, I, 692.


*380. Dies Ei will ich nicht ausbrüten.

»Ich bin nicht so thöricht, das Ei ausbrüten zu wollen, das in dem Eide von Dahlmann und dem der Herren Göttinger steckt.« (von Tadden-Trieglaff, vgl. Preussens erster Reichstag von Dr. Wöninger, Berlin 1847, X, 176.)


*381. Einem faule Eier an den Kopf werfen.

Etwas mit falschen Gründen bekämpfen.


*382. Em drömt vun gêle Eyer.Schütze, I, 296.

Er ist ganz in der Irre.


*383. Er hat seine Eier gelegt. (S. Löffel.)


*384. Es sind ausgeblasene Eier.

Im geschäftlichen Verkehr; es ist dabei nichts zu verdienen.


*385. Fremde Eier ausbrüten.

Von andern entworfene Pläne ausführen. Die englischen Neger in Surinam sagen: »Ich bin ein Tjotjo, um anderer Leute Kinder gross zu ziehen.« (Wullschlägel.) Der Tjotjo ist ein kleiner Vogel in Surinam, der mit dem dortigen Blauvogel thun soll, wie unsere Grasmücke mit dem Kukuk.


*386. He leggt sin Ei allerwürts twischen. (Holst.) – Schütze, IV, 299.

Mengt sich in alles.


*387. He mâkt von Eier.Hauskalender.


*388. He will 't all vör 'n Ei un 'n Appel hebben.Kern, 945.

Wohlfeil oder gar umsonst.


*389. Kannst ock all Eier kaken (kochen)?

Willst du auch schon die Hausfrau spielen?


*390. Noch im Ei stecken.


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 1. Leipzig 1867.
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