Italienische Literatur

[98] Italienische Literatur. Die i. L. hat sich verhältnismäßig spät entwickelt. In Frankreich hatten sich längst die provenzalische und die französische Literatur entfaltet, als Italien immer noch ohne eine eigne Nationalliteratur war. Da nun die politischen und Handelsverbindungen der beiden Länder den westlichen Literaturen leichten Eingang in Italien verschafften, so ist es erklärlich, daß die erste Periode der italienischen Literatur mit der Nachahmung beginnt.[98]

Erste Periode (13. Jahrhundert).

Vom Ende des 12. Jahrh. an, vielleicht schon früher, kamen häufig provenzalische Trobadors an die kleinen oberitalienischen Höfe, wo ihre Sprache leicht verstanden wurde, und bald begannen auch Italiener provenzalisch zu dichten, unter ihnen der durch Dante berühmt gewordene Sordel. Dagegen gab es in Mittelitalien damals keine glänzenden Höfe, die jenen Trobadors gastliche Aufnahme hätten gewähren können, und in Süditalien verstand man das Provenzalische nicht. So griff man hier zuerst zu der eignen Vulgärsprache: in Sizilien am Hofe Kaiser Friedrichs II. nahm die italienische Dichtkunst ihren Ursprung. Friedrich selbst, sein Sekretär Pier della Vigna, König Enzio, Giacomo da Lentino u. a. gehören der sizilianischen Dichterschule an. Aber ihre Dichtungen waren zumeist nur ein matter Abglanz der provenzalischen, ermangelten der Individualität und überboten sogar noch die Künsteleien und Frostigkeiten ihrer Vorbilder. Ihre Sprache war ein durch Einfluß des Provenzalischen und Lateinischen gereinigter Dialekt und kam dem Toskanischen nahe. Mit dem Sturz der Hohenstaufen verstummte dieser Minnesang in Sizilien. Er fand ein neues Heim in der Toskana, wo Guittone d'Arezzo (ca. 1215–1294), der durch seine Studien noch mehr unter provenzalischem Einfluß stand, das Haupt einer Dichterschule wurde, die auch die moralische und politische Dichtung eifrigst pflegte. Hier machte sich daneben eine frischere realistischere Strömung geltend, die namentlich durch Chiaro Davanzati und Rustico di Filippo vertreten war. Von Toskana kam die sizilianische Dichterschule nach Bologna, und hier entstand im Gegensatz zu ihr eine neue Dichtungsart, von Dante der »dolce stil nuovo« genannt, die durch die Einmischung der seit kurzem eifrig betriebenen philosophischen Studien einen symbolisch-allegorischen Charakter bekam. Ihr Haupt war Guido Guinicelli (gest. 1276). Diese Richtung fand in Florenz mit Cavalcanti und Dante ihre vollendetste Ausbildung. Daneben läuft eine burleske, triviale, satirische Lyrik weiter, deren Hauptvertreter Folgore da San Gemignano, Cene della Chitarra und Cecco Angiolieri waren, und der selbst Cavalcanti und Dante in einigen Sonetten folgten. Auch die französische Sprache gewann in Italien bedeutenden Einfluß. Manche Italiener schrieben ihre wichtigsten Werke französisch, so Brunetto Latino, Rusticiano da Pisa, Marco Polo etc., und in Oberitalien entwickelte sich unter dem Einfluß französischer Bänkelsänger sogar eine franko-italienische Literatur, die sich der Pflege des Ritterromans widmete. Daneben bestand in Oberitalien noch eine volkstümliche didaktische, religiöse und moralische Dialektpoesie, die zumeist von Geistlichen herrührt. In Umbrien wurde die geistliche Dichtung lyrischen Charakters (Laudendichtung) ausgebildet, und die aus Frankreich gekommene allegorische lehrhafte Dichtung fand bei Brunetto Latino, Francesco da Barberino u. a. bemerkenswerte Pflege. Auch die prosaische Literatur nahm in diesem Jahrhundert ihren Anfang. Wir haben Briefmuster von Guido Faba, Rechnungsbücher, Briefe von Kaufleuten, Novellensammlungen, Enzyklopädien, Übersetzungen aus französischen Abenteuerromanen und aus lateinischen Schriftstellern etc.

Zweite Periode (14. Jahrhundert).

Im 14. Jahrh. wurde Florenz der politische Mittelpunkt der Toskana und damit auch die i. L. fast ausschließlich toskanisch, der toskanische Dialekt gelangte zur vollen Herrschaft. An der Schwelle des Jahrhunderts begegnet uns eine der gewaltigsten Gestalten aller Zeiten. Die verschiedenen poetischen Elemente der ersten Periode der italienischen Literatur faßt er zu einem harmonischen Ganzen zusammen; in vollendeter Weise paaren sich in seinem Werke Wissenschaft, Allegorie und Dichtkunst. Dante (1265–1321) begründete zugleich durch seine gewaltige »Komödie«, durch seine lyrischen Gedichte und durch die Prosaschriften »La Vita Nuova« und »Il Convivio« die eigentliche Literatursprache Italiens. Ihm tritt der jüngere Petrarca (1304–74) zur Seite und führt die italienische Lyrik in seinen »Rime« auf ihren Höhepunkt. Er betrieb zugleich eifrigst das Studium der lateinischen Sprache und versprach sich Ruhm bei der Nachwelt durch seine zahlreichen, eleganten lateinischen Schriften. Endlich wird die Novelle um dieselbe Zeit von Boccaccio (1313–75) durch den »Decamerone« zur Vollendung gebracht. Neben diesem haben seine andern italienischen und seine lateinischen Werke nicht die gleiche epochemachende Bedeutung. Die übrige Literatur des 14. Jahrh. ist im Vergleich zu den Schöpfungen der drei Meister armselig. Teils knüpft sie direkt an die Erzeugnisse des 13. Jahrh. an, teils bewegt sie sich in deren Nachahmung. Der religiöse Aufschwung brachte eine reiche religiöse Literatur, besonders in Prosa, hervor. Dem Anfang des Jahrhunderts gehören die Predigten des Giordano da Rivalto (ca. 1260–1311) an. Fra Domenico Cavalca (gest. 1342) übersetzte frei die lateinischen »Vitae Patrum« u. d. T.: »Vite de' Santi Padri« und verfaßte viele asketische Traktate. Fra Jacopo Passavanti (ca. 1300–57) schrieb einen »Specchio della vera penitenza«, und von der heil. Katharina von Siena (1347–80) besitzen wir viele Briefe (373) und Traktate. Zu derselben Zeit entstand die Sammlung der »Fioretti di San Francesco«. Dazu haben wir unzählige Übersetzungen aus dem Lateinischen. Die Liebeslyrik ist teils Fortsetzung des dolce stil nuovo, so bei Cino da Pistoja (1274[?]-1337) u. a., teils Nachahmung Petrarcas. Die moralische Lyrik knüpft mit Bindo Bonichi (gest. 1338) und andern direkt an Guittone an. Politische Kanzonen dichteten Fazio degli Uberti, Saviozzo, Pucci u. a. Letzterer und der bekannte Architekt Andrea Orgagna pflegten auch die volkstümliche burleske Dichtung. Der Epik gehören eine große Anzahl aus dem Französischen übersetzter und nachgeahmter Abenteuerromane an, darunter die »Reali di Francia« von Andrea dei Magnabotti (1372 bis ca. 1431). In der ersten Hälfte des Jahrhunderts entstand der fälschlich Bosone da Gubbio zugeschriebene, geistlose moralische Abenteuerroman »L'Avventuroso Ciciliano«. Andre Romane sind in Oktaven geschrieben; Pucci verfaßte z. B. die »Istoria della Reina d'Oriente«, die »Istoria di Apollonio di Tiro« und schrieb auch historische Heldengedichte. Selbst ein »Poema della Passione« ist vorhanden. Die Novellendichtung ist Nachahmung Boccaccios, so Ser Giovannis »Pecorone« und Sercambis (1347–1424) Novellensammlung. Der am häufigsten genannte Nachahmer Boccaccios ist der auch als Lyriker bekannte Franco Sacchetti aus Florenz (ca. 1330 bis nach 1399). Zu den Nachahmungen Boccaccios gehört auch der lehrhafte Roman »Il Paradiso degli Alberti«. Die Didaktik bewegt sich ganz im Gleise Dantes, ohne das Vorbild auch nur annähernd zu erreichen. Fazio degli Uberti verfaßte einen »Dittamondo«, eine geographische Beschreibung der Welt[99] und Bruchstücke einer Weltgeschichte. Federigo Frezzi, Bischof von Foligno (gest. 1416), beschrieb im »Quadriregio« eine phantastische Reise durch die vier Reiche Amors, Satans, des Lasters und der Tugend. Die »Acerba« des Cecco d'Ascoli (1327 als Ketzer verbrannt) ist ein dürres Lehrgedicht von der physischen und moralischen Welt. Ähnlichen Inhalts ist das »Dottrinale« in Settenari von Dantes Sohn Jacopo. Pucci brachte die Chronik Giovanni Villanis in seinem »Centiloquio« in Verse. Die Literatur der Überarbeitungen und Übersetzungen aus dem Lateinischen und Französischen endlich wuchs in diesem Jahrhundert noch bedeutend.

Dritte Periode (15. und 16. Jahrhundert).

In Italien hatte tatsächlich die Überlieferung der klassischen Kultur nie aufgehört. Schon zu Dantes Zeiten wurden die Bestrebungen, die lateinischen Klassiker neu zu erwecken, eifrigst gefördert. Am tätigsten in dieser Richtung waren Albertino Mussato aus Padua (1262–1329) und Ferreto da Vicenza (ca. 1295–1337). Im 14. Jahrh. stellten sich Petrarca und Boccaccio an die Spitze der Bewegung. In Florenz wirkten in ihrem Sinne weiter Luigi Marsili (1330 bis ca. 1394), Coluccio Salutati (1330–1406) und Giovanni da Ravenna (gest. ca. 1420). Im 15. Jahrh. begannen Fürsten und Gelehrte im Aufsuchen alter griechischer und lateinischer Handschriften zu wetteifern. So ist es begreiflich, daß die durch die Eroberung Konstantinopels aus Griechenland vertriebenen Gelehrten in Italien enthusiastische Aufnahme fanden. Die Erfindung der Buchdruckerkunst und die vielen kleinen Fürstenhöfe begünstigten die Verbreitung der neuerworbenen Kenntnisse vom Altertum ungemein. Die berühmtesten Gelehrten dieser Blütezeit der klassischen Studien waren in Florenz, das auch hier wieder das Primat behauptete, und von wo aus sich die Bewegung rasch über ganz Italien verbreitete, z. B. Leonardo Bruni (1369–1444), Poggio Bracciolini (1380–1459), Carlo Marsuppini (1399–1453), Giannozzo Manetti (1396–1459) u. a. Viele von ihnen schrieben auch lateinische und griechische Gedichte.

Die gelehrte Bewegung im 15. Jahrh. unterdrückte anfänglich die Vulgärliteratur fast ganz, man verachtete sie als gemein, und erst allmählich fand sie wieder Verteidiger. Die i. L. der ersten Hälfte des 15. Jahrh. ist daher nicht bedeutend. In Florenz schrieb unter andern Giusto de' Conti (ca. 1400–49) einen »Bella Mano« betitelten Canzoniere und dichtete der Barbier Domenico di Giovanni, genannt Burchiello (gest. 1448), seine burlesken Sonette in grobem, oft schmutzigem Humor. Seine Manier fand viele Nachahmer und wurde »alla burchiellesca« genannt. In Venedig bildete der auch als Humanist bedeutende venezianische Patrizier Lionardo Giustiniani (ca. 1388–1446) in seinen reizenden Kanzonetten und Strambotti die volkstümliche Liebesdichtung nach und dichtete in ältern Jahren teils sehr schöne Landen. Seine Sprache ist mit Venetianismen reich durchsetzt. Um 1424 schrieb der Sienese Gentile Sermini 40 ziemlich obszöne Novellen, die mit Sonetten, Kanzonen und andern Gedichten vermischt sind. Die religiöse Dichtung der Lauden erweiterte sich in diesem Jahrhundert in Umbrien zum dramatischen Werke »Devozione«, in Florenz »Sacra Rappresentazione« genannt. Oft sind drastische und burleske Szenen eingeschoben. – Von der Mitte des Jahrhunderts an findet die italienische Dichtkunst wieder bei der vornehmen Welt an den Höfen Aufnahme und eifrige Pflege. Es bildeten sich drei literarische Mittelpunkte: Neapel, Ferrara und Florenz. Hier beschützte Lorenzo de' Medici (1448–92) die i. L., der selbst als Lyriker mit gutem Beispiel voranging und auch vielfach der volkstümlichen Dichtkunst huldigte. Ihm eng befreundet und den gleichen Bestrebungen ergeben waren Luigi Pulci (1432–84) aus Florenz und Agnolo Ambrogini, genannt Poliziano (1454–94). Ersterer schuf in dem Heldengedicht »Morgante« den Übergang des romantischen Epos von der volkstümlichen Form zu der reinen Kunstform, letzterer behandelte in der dramatischen Fabel »Orfeo« zuerst einen weltlichen Stoff in italienischer Sprache. Fast gleichzeitig mit Pulci verfaßte in Ferrara Matteo Maria Bojardo, Graf von Scandiano (1434–94), sein unvollendetes Epos »Orlando innamorato«, das erste wirkliche Kunstepos in Italien. Ein andrer Ferraresischer Dichter, Francesco Bello, genannt il Cieco, verfaßte gegen 1494 das Rittergedicht »Mambriano«. Unter den lyrischen Dichtern sind zu nennen der Neapolitaner Cariteo (gest. ca. 1515), Serafino d'Aquila (1466–1500), Bernardo Accolti aus Arezzo, auch als Improvisator berühmt, genannt l'unico (gest. ca. 1534), Panfilo Saffi aus Modena (gest. 1527) und Antonio Tebaldeo aus Ferrara (1456–1535). Die burleske und satirische Lyrik ist besonders durch Antonio Cammelli aus Pistoja (1440 bis 1502) vertreten. Die Dramatik der Zeit war Nachahmung der Alten. Unter den Prosaikern sind hervorzuheben Leon Battista Alberti (ca. 1406 bis 1472) und Matteo Palmieri (1406–78). Der bekannte Girolamo Savonarola aus Ferrara schrieb viele Predigten, einige Traktate und Landen. Von dem Bologneser Giovanni Sabadino degli Arienti haben wir eine um 1478 verfaßte Sammlung von 70 Novellen, »Le Porretane«, und zwischen 1460 und 1470 schrieb Masuccio da Salerno in Neapel seine 1476 in 5 Büchern veröffentlichten 50 Novellen. Beide ahmen das »Decamerone« nach. Gegen Ende des Jahrhunderts endlich schuf Jacopo Sannazaro aus Neapel (1458–1530) eine neue Literaturgattung mit dem phantastischen Schäferroman »Arcadia«, der in fast allen Literaturen Europas bedeutsam nachwirkte.

Im 16. Jahrh. verbinden sich der Humanismus und die Vulgärliteratur zu einem harmonischen Ganzen und erzeugen eine zweite Blüte der italienischen Literatur, die klassische Periode. Sie beginnt mit der Vervollkommnung des romantischen Heldengedichts durch Lodovico Ariosto (1474–1533). Sein »Orlando furioso« ist eine Fortsetzung des »Orlando innamorato« Bojardos, an dessen abgerissene Fäden er überall, aber ganz selbständig, anknüpft, und rief eine Hochflut jetzt meist vergessener Heldengedichte hervor. Daneben sind die Überarbeitungen von Bojardos Gedicht durch Lodovico Domenichi (1541) und Francesco Berni zu nennen, wovon jedoch die letztere nur auf eine Verbesserung der Sprache abzielte. Gleich nach dem ersten Erscheinen des »Orlando furioso« (1516) machte sich eine Reaktion geltend und stellte der seinen Darstellung der romantischen Welt eine unverhüllte, derbe Komik gegenüber. Ihr Haupt war der Mantuaner Teofilo Folengo (1492–1544), Verfasser vieler makkaronischer Dichtungen, der im »Baldus« (1517, ganz 1521) und »Orlandino« (1526) die Ritterdichtung verspottete. Fast gleichzeitig gab eine andre Schriftstellergruppe der italienischen Literatur eine neue Richtung: sie verlangte peinliche Nachahmung der Alten und verfaßte lange erzählende [100] Heldengedichte nach den Vorschriften des Aristoteles. Sie wendete sich vom karolingischen Sagenkreis ab und griff zur Geschichte und zur bretonischen und spanischen Heldensage. Ihr Haupt war Giangiorgio Trissino aus Vicenza (1478–1550), der in seiner »Italia liberata dai Goti« (in versi sciolti geschrieben) sich sklavisch an die »Ilias« anlehnte. Weiter gehören hierher des Luigi Alamanni aus Florenz (1495 bis 1556) »Girone il cortese« (1548) und »Avarchide« (gedruckt 1570), der »Amadigi« (1560) des Bernardo Tasso aus Venedig (1493–1569) u. a. Torquato Tasso (1544–95) nahm die Bestrebungen seines Vaters wieder auf und schuf das letzte Meisterwerk der klassischen Periode. Die »Gerusalemme liberata« verbindet Einheit der Handlung mit vielseitiger Erfindung und edle, ungekünstelte Sprache mit feierlicher Form. In dem Jahrhundert des Klassizismus wurde auch das Lehrgedicht der Alten vielfach nachgeahmt. Meistens dienten die »Georgica« des Vergil als Vorbild, und neben der italienischen Sprache fand die lateinische Verwendung. Giovanni Ruccellai (1475–1525) umschrieb in den »Api« (1539 gedruckt) das vierte Buch der »Georgica«. Deren ganzen Stoff behandelte Luigi Alamanni in der »Coltivazione« (1546 gedruckt). Hierher gehören ferner die »Caccia« (1591) des Erasmo da Valvasone aus Friaul (ca. 1523–93), die »Nautica« (1585) des Bernardino Baldi aus Urbino (1553–1617), Luigi Tansillos »Podere« und »Balia«; Girolamo Muzios (1495–1576) »Arte poetica« (1551) und Alessandro Tesauros (2. Hälfte des 16. Jahrh.) »Sereide« (1585). Lateinisch schrieb Girolamo Fracastoro (1483–1553) das berühmte »De morbo gallico«, Girolamo Vida (1490–1566) »De Bombyce« und »Scacchia«. Die Lyrik knüpfte wieder direkt an Petrarca an, nicht an seine Nachahmer des 15. Jahrh. Führer dieser Richtung war der Kardinal Pietro Bembo (1470–1547). Viele folgten seinem Beispiel: Francesco Maria Molza aus Modena (1489–1544), Giovanni Guidiccioni aus Lucca (1500–41), Giovanni della Casa (1503 bis 1556) und die drei Dichterinnen: die fromme Vittoria Colonna aus Marino (1490–1547), die tatkräftige Veronica Gambara (1485–1550) aus Brescia und die unglückliche Gaspara Stampa aus Padua, die in natürlicher Wärme ihre zügellose Liebe zu dem Grafen Collaltino von Collalto besingt und, erst 30 Jahre alt, an gebrochenem Herzen stirbt. Weiter sind zu nennen Michelangelo Buonarroti (1475–1564), der auch hier eigenartiger ist als die übrigen Petrarkisten, Luigi Alamanni, Lodovico Martelli (1499–1527), Bernardo Cappello aus Venedig (ca. 1500–65), Galeazzo di Tarsia aus Cosenza (1476–1553), Bernardino Rota aus Neapel (1509 bis 1575), Torquato Tasso, Bernardo Baldi, Annibale Caro, Luigi Tansillo u. v. a. Eine Gruppe von Dichtern mit Claudio Tolomei aus Siena (1492–1553) an der Spitze machte gegen den Petrarkismus Front und schrieb Gedichte in klassischen Metren. Die lateinische Lyrik wetteifert mit der italienischen und hat z. T. sogar Schöneres hervorgebracht. Wir nennen nur Sannazaro, Bembo, Molza, Castiglione, Vida, Marcantonio Flaminio. Neben der ernsten Lyrik wurde in reichem Maß auch die scherzhafte Dichtkunst angebaut. Sie bekam den Namen »poesia bernesca« nach ihrem bedeutendsten Vertreter, Francesco Berni aus Lamporecchio (1496–1535). Er schrieb »Capitoli« in Terzinen und Sonette. Die Nachahmer kamen nicht über ihn hinaus. Zu nennen sind von ihnen Giovanni Mauro (ca. 1490–1536) aus Friaul, Anton Francesco Grazzini aus Florenz (1503–83), Cesare Caporali aus Perugia (1531–1601), Francesco Coppetta u. a. Die Satire der Zeit war entweder persönlich, wie bei Berni, Grazzini, Pietro Aretino (1492–1556), oder Nachahmung des Horaz, meistens mit lehrhafter Tendenz. Die ersten Satiren dieser Art schrieb Antonio Vinciguerra (1495), die besten Ariosto. Die Dramatik ist im 16. Jahrh. in Italien noch wenig originell und brachte keine wirklich bedeutenden Arbeiten hervor. Im Anfang des Jahrhunderts machte man mit lateinischen Dramen Versuche.

Die erste regelmäßige italienische Tragödie ist die »Sofonisbe« (1515) des Giangiorgio Trissino (1478–1550) aus Vicenza. Weiter seien genannt Ruccellais »Rosmunda« und »Oreste«, »Canace« von Sperone Speroni aus Padua (1500–1588), die »Orbecche« des Giambattista Giraldi, die »Orazia« Pietro Aretinos und Tassos »Torrismondo«. In allen ist wenig Originalität, und statt kraftvollen Lebens macht sich die hohlste Rhetorik breit. Reicher und mannigfaltiger, z. T. auch höher stehend sind die Komödien. Fast alle weisen lateinischen Einfluß auf, vielfach sind es nur wenig geänderte Übersetzungen aus Plautus und Terenz, andre setzen die modernen Sitten an Stelle der alten, noch andre schweißen mehrere Stücke zu einem zusammen. Fast ein Meisterwerk ist Machiavellis (1469–1527) »Mandragola«. Ferner sind zu nennen des Kardinals Bernardo Dovizi, genannt Bibbiena (1470–1520), »Calandria«, Agnolo Firenzuolas (1493 bis ca. 1545) »Lucidi« und »Trinuzia«, des Lorenzino de' Medici »Aridosia«, Giambattista Gellis (1498–1564) »Sporta« und »Errore«, Anton Francesco Grazzinis »Gelosia«, »Spiritata«, »Strega« etc., Ariosts »Suppositi«, »Cassaria«, »Negromante« etc., Dolces »Marito« etc., Giovan Maria Cecchis (1518–87) »Assiuolo«. Wie das letztere Stück sind die Komödien des Pietro Aretino (1492–1556) durch größern Realismus und größere Originalität ausgezeichnet, z. B. die »Cortigiana«, der »Marescalco« etc., und Giordano Brunos (gest. 1600) »Candelajo«. Neben der klassischen Komödie entwickelte sich das Volksdrama. In Neapel haben wir in den »Farse cavajole« (so genannt, weil meistens ein dummer Bewohner von La Cava auftritt) die satirische Komödie; in Toskana entwickelt sich namentlich in Siena durch Einfluß der 1531 errichteten Gesellschaft Congrega de' Rozzi die Bauernkomödie. Die dialektische Komödie wird besonders im Venezianischen gepflegt durch den Paduaner Angelo Beolco, genannt Ruzzante (1502 bis 1542). und den Venezianer Andrea Calmo (ca. 1510–71), beides berühmte Schauspieler. Endlich haben wir die Commedia dell' arte oder a soggetto, die auf öffentlichen Plätzen oder in Holzbuden ausgeführt wurde, und der es nicht an kräftigem Volkswitz und komischer Wirkung fehlte. Sie verbreitete sich von Italien auch nach Frankreich etc. und verdrängte die klassische Komödie. Gleichzeitig wurde noch das aus der dialogisierten Ekloge entwickelte Pastoraldrama mit besonderm Eifer gepflegt. Das erste ist das »Sacrificio« des Agostino Beccari (ca. 1510–90) aus Ferrara, 1554 ausgeführt. Die Vollendung erreichte diese Art in Tassos »Aminta« (1573) und dem »Pastor fido« des Battista Guarini aus Ferrara (1538–1612), der 1581 begonnen, 1585 in Turin ausgeführt und 1590 gedruckt wurde. Am Ende des 16. Jahrh. entstand auch die erste Oper. Veranlassung dazu war die bei den Gelehrten herrschende Ansicht, die Alten hätten ihre Tragödien ganz gesungen.[101] Ottavio Rinuccini (gest. 1621) verband sich da mit dem Musiker Peri, um ein solches klassisches Drama zu schaffen, und so entstand die »Dafne«, 1594 im Hause des Jacopo Corsi in Florenz zum erstenmal ausgeführt. 1600 folgte »Euridice«, 1608 »Arianna«. Unter den Gattungen der Prosa schildern uns zunächst die Novellen und die Briefe das öffentliche und private Leben der Zeit aufs anschaulichste. Für die Novelle ist auch jetzt noch das »Decamerone« vorbildlich. Matteo Bandello aus Castelnuovo (ca. 1490 bis ca. 1560) sammelte seine Novellen z. T. aus dem Mund adliger und berühmter Zeitgenossen. Von Firenzuola haben wir 10 schlüpfrige Novellen. Grazzini verfaßte die vorzüglich geschriebenen »Cene«, Giraldi die »Ecatommiti« oder »Cento novelle« mit moralischer Tendenz, ebenso Sebastiano Erizzo aus Venedig (1525–85) die »Sei giornate«. Weiter sind zu nennen die lasziven »Giornate e notti dei novizi« des Pietro Fortini aus Siena (ca. 1500–1562), die »Diporti« des Girolamo Parabosco aus Piacenza (ca. 1500 bis ca. 1560), Machiavellis vorzügliche Novelle »Belfegor«, Straparolas (gest. nach 1557) »Piacevoli notti«, Luigi da Portos »Romeo und Julie« u. v. a. Der Brief wird als literarische Gattung gepflegt nach dem Vorbilde der Alten und Petrarcas. Er ist daher vielfach künstlich und rhetorisch, aber eine vorzügliche Quelle für Geschichte und Kulturgeschichte. Besonderer Erwähnung verdienen die Briefe von Tasso, Annibale Caro (1507–66), Bembo, della Casa, Jacopo Bonfadio (ca. 1500–50), Luigi da Porto (1485–1529), Filippo Sassetti (1540 bis 1588), Doni, Berni, Niccolo Franco (1509–69), Pietro Aretino. Auch der Dialog und Traktat erfreuten sich großer Beliebtheit. Baldassare Castiglione aus Casatico (1478–1529) schildert im »Cortegiano« das Ideal des höfischen Lebens und des Hofmannes. Della Casa lehrt im »Galateo« die seine Umgangsform. Giambattista Gelli aus Florenz (1498–1563) entwickelt in den »Capricci del bottajo« und der »Circe« moralische, auf ein kontemplatives Leben hinführende Gedanken. Pietro Aretino führt mit seinen »Ragionamenti« in die gemeinste Welt des Lasters, Doni bekämpft in der »Moral filosofia« und den »Marmi« Vorurteile und Aberglauben seiner Zeit. Bembo schreibt seine berühmten »Asolani«, Gespräche über die Arten der Liebe, und die »Prose della volgar lingua« zur Verteidigung der Vulgärsprache. In derselben Absicht verfaßt Varchi seinen »Ercolano«. Zahlreiche, Platon nachgebildete Dialoge über den Adel etc. haben wir von Tasso. 1582 entstand die berühmte Accademia della Crusca, deren Seele Leonardo Salviati war, und die 1612 das erste italienische Wörterbuch herausgab. Die ersten Anfänge einer Literaturgeschichte haben wir in Barbieris (1519–74) »Dell' origine della poesia rimata«. Das Jahrhundert brachte endlich auch noch musterhafte Übersetzungen klassischer Werke hervor und daneben die freien Bearbeitungen der »Äneis« durch Caro, der »Metamorphosen« durch Anguillara und des »Goldenen Esel« durch Firenzuola.

Vierte Periode (17. u. erste Hälfte des 18. Jahrh.).

Italien fällt etwa 150 Jahre in die Knechtschaft Spaniens. Mit diesem politischen, sozialen und religiösen Niedergange geht der Verfall der Literatur Hand in Hand, der sich unter zwei verschiedenen Gestalten, dem Secentismus und der Arcadia, zeigt. Unter Secentismus versteht man das kindische Spiel mit Worten bei völliger Leere des Inhalts, das Haschen nach blendendem Putz durch Verwenden der seltsamsten Bezeichnungen, der unpassendsten Metaphern, der geschrobensten und gekünsteltsten Redefiguren und Bilder, der gesuchtesten Gegensätze. Ansätze dazu findet man schon in der sizilianischen Dichterschule, bei Petrarca, bei einer Anzahl seiner Nachahmer im 15. Jahrh. (Cariteo, Tebaldeo, Serafino) und bei Tasso. Der besondere Charakter der Arcadia, einer Reaktion gegen den Secentismus, ist äußerste Gedankenarmut, Mangel an Phantasie, Unfähigkeit, sich für das Erhabene zu begeistern, Konventionalismus in der Form. – Das Epos ging einerseits in knechtischer Nachahmung Tassos zugrunde, anderseits wandelte es den Inhalt, das Idyll nahm seine Form und seinen Umfang an. Es wurde zum mythologischen Gedicht in dem »Adonis« (Par. 1623) des Neapolitaners Giambattista Marini (1569–1625). Dagegen erreichte das komische Heldengedicht eine bisher unerreichte Vollkommenheit durch die »Secchia rapita« von Alessandro Tassoni aus Modena (1565 bis 1635). Ihm ahmten viele nach, doch niemand erreichte ihn. So Francesco Bracciolini aus Pistoja (1566–1645) mit der »Croce racquistata« und dem »Scherno degli Dei«, der Maler Lorenzo Lippi aus Florenz (1606–64) mit dem »Malmantile racquistato«, Bartolomeo Corsini (1606–73) aus dem Mugello mit dem »Torracchione desolato«. Eine Sonderstellung nimmt Niccolò Forteguerri aus Pistoja (1674–1736) mit seinem »Ricciardetto« ein, der, von Secentismus frei, an Ariosto anknüpft. In der Lyrik folgten die meisten Dichter dem Beispiel, das Marini auch hier gab (daher Marinisten), so die Bolognesen Claudio Achillini (1574–1640) und Girolamo Preti (ca. 1590–1626) und Giovanni Ciampoli aus Florenz (1589–1643). Nur wenige setzen die von Tolomei begründete Schule der Klassizisten fort. So suchte Gabriello Chiabrera aus Savona (1552–1637) die Formen Pindars und Anakreons zu erneuern, und Fulvio Testi aus Ferrara (1593 bis 1646) dichtete nach dem Muster des Horaz. Allmählich empfand man jedoch das Bedürfnis, zur Einfachheit und Natürlichkeit zurückzukehren. An die Spitze einer Reform trat die in Rom lebende Königin Christine von Schweden, die eine Anzahl auserlesener Dichter um sich versammelte. Hervorzuheben sind Vincenzo da Filicaja aus Florenz (1642–1707), Benedetto Menzini aus Florenz (1646–1704), Francesco Redi aus Arezzo (1626–98) und der Liebling und Vertraute der Königin, Alessandro Guidi aus Pavia (1650–1712). Aus diesem Dichterkreis entstand 1690 die Accademia degli Arcadi, kurz die Arcadia genannt (s. Arkadier), deren Zweck es war, größere Einfachheit und Natürlichkeit zu verbreiten, die aber nur eine Geschmacklosigkeit durch eine andre verdrängte. Ihre Kolonien dehnten sich bald über ganz Italien aus. Sonette und Madrigale schrieben Carlo Maria Maggi aus Mailand (1630–99), Francesco di Lemene aus Lodi (1634–1704), Giov. Battista Felice Zappi aus Imola (1667–1719), Kanzonetten in Nachahmung Chiabreras, deren Inhalt aber auf Liebe und Galanterie beschränkt blieb, Tommaso Crudeli aus dem Casentino (1703–45), Paolo Rolli (1687–1765) und Pietro Trapassi (Metastasio), beide aus Rom (1698–1782). Carlo Innocenzo Frugoni (1692–1768) endlich sucht die Feierlichkeit der klassischen Dichtkunst mit der arkadischen Spielerei zu verbinden. Den reinen Petrarkismus vertritt in dieser Periode nur Eustachio Manfredi aus Bologna (1674–1739). Die Satire folgte zunächst der Weise des 16. Jahrh., allmählich jedoch lehnte sie sich gegen[102] die Verderbtheit der Zeit auf. Schon der Florentiner Jacopo Soldani (1579–1641) richtete seine Satiren gegen die Höfe, die Heuchelei, den Luxus und den wissenschaftlichen Scharlatanismus. Bedeutender sind der Maler Salvator Rosa aus Neapel (1615–73), Menzini und Lodovico Sergardi aus Siena (1660–1726). Hier ist auch nochmals Chiabrera mit seinen »Sermoni« in Horazischer Art zu nennen. Die burleske Dichtung fand Vertreter in dem Florentiner Antonio Malatesti (gest. 1672), Francesco Lazzarelli aus Gubbio (gest. 1694) und Francesco Baldovini aus Florenz (1634–1716). Die dramatische Dichtkunst verfiel schnell, obgleich das Schaubedürfnis in allen Kreisen gewachsen war und man an vielen Orten feste Bühnen errichtet hatte. Sie wurde durch die Commedia dell' arte verdrängt, deren berühmtester Vertreter der Schauspieler Flaminio Scala war, der auch eine Sammlung Szenarien herausgab. Nur das Pastoraldrama blühte in Nachahmung Tassos und Guarinis. Zu nennen ist vor allem die »Filli di Sciro« von Guidobaldo Bonarelli aus Pesaro (1563–1608). Unter den Fortsetzern der Überlieferung des 16. Jahrh. sind erwähnenswert in Neapel Giovambattista della Porta (1538–1615), Jacopo Cicognini, der jüngere Michelangiolo Buonarotti (1568–1646) aus Florenz mit seinen beiden Bauernkomödien »Tancia« und »La Fiera« und Giovambattista Fagiuoli aus Florenz (1660–1742), der einige 20 Komödien in schönster Florentiner Sprache schrieb. Das Melodrama, fortgesetzt durch Chiabrera, Testi, GuidiEndimione«), durch Apostolo Zeno (1669–1750) reformiert, kam durch Metastasio zur Vollendung. Unter den Tragödien ist der von Milton benutzte »Adamo« des Giovambattista Andreini aus Venedig zu erwähnen. Weiter schrieben Gravina und Dottori Tragödien in Nachahmung der Alten. Frisches Leben kam erst durch die Nachahmung der Franzosen in die Tragödie. Pier Jacopo Martelli aus Bologna (1665–1727) adoptierte auch den Alexandriner, der nach ihm verso martelliano genannt wurde. Scipione Maffei aus Verona (1675 bis 1755), der eifrigste Reformator des Theaters, schrieb die berühmteste Tragödie des Jahrhunderts: »Merope« (1713). Der Paduaner Antonio Conti (1677–1749) kannte zwar Shakespeare, verstand ihn aber nicht zu würdigen. Die Prosa dieses Zeitraumes ist in den Romanen, Novellen, Briefen, Traktaten etc. sehr gekünstelt und unbedeutend. In der historischen und rein wissenschaftlichen Prosa macht sich aber von Anfang an eine gesündere Richtung geltend. Auf grammatischem und literarhistorischem Gebiet beginnt ein reges Leben. Um die italienische Sprache ist der Florentiner Carlo Dati (1619–75) hochverdient durch die dritte Auflage des Crusca-Lexikons. Die grammatischen Regeln der italienischen Sprache setzten fest Marcantonio Mambelli aus Forli (1582–1644) in seinen »Osservazioni della lingua italiana« und Benedetto Buommattei aus Florenz (1581–1647) in dem Traktat »Della lingua toscana«. Daniello Bartoli schrieb das »Torto e dritto del non si può«. Celso Cittadini (1533–1627) und Gigli (1660–1722) bekämpften die Florentiner Schule. Trajano Boccalini aus Loreto (1556–1613) bekämpfte in den »Ragguagli di Parnasso« und der »Pietra del paragone politico« literarische und politische Vorurteile der Zeit. Die ästhetische Kritik ward gefördert durch Gianvincenzo Gravina aus Rogiano (1664–1718) mit der Schrift »Della ragion poetica« (1718) u. a., Sforza Pallavicino aus Rom (1607–67) mit der Abhandlung »Dello stile e del dialogo« und Lodovico Antonio Muratori aus Vignola (1672–1750) mit dem Traktat »Della perfetta poesia«. Die Literaturgeschichte beginnen zu behandeln Girolamo Ghilini in seinem »Teatro d'uomini letterati« (1647), Lorenzo Crasso in den »Elogi d'uomini letterati« (1656). Giovan Mario Crescimbeni aus Macerata (1663–1728) gab 1698 seine durch Gelehrsamkeit, nicht aber durch Kritik ausgezeichnete »Istoria della volgar poesia« heraus und ergänzte sie durch 5 Bände seiner »Comentarj« (1702–11). Francesco Saverio Quadrio aus Ponte (1695–1756) veröffentlichte 1734 zwei Bücher: »Della poesia italiana« unter dem Pseudonym G. M. Andrucci und 1739–52 in 7 Bänden das Werk »Della storia e della ragion d'ogni poesia«, das die Dichtung aller Sprachen umfaßt. Zur biographischen Behandlung kehrte der Graf Giammaria Mazzuchelli aus Brescia (1707–65) zurück in »Gli scrittori d'Italia, etc.« (1753 ff.). Das Werk, alphabetisch geordnet, geht nur bis B (6 Bde.). Schon der nächsten Periode gehört Tiraboschis (1731–1794) »Storia della litteratura italiana« an, die sich auf diesen Grundlagen aufbaut (Modena 1772–82).

Fünfte Periode (Neuzeit).

Die fünfte Periode der italienischen Literatur umfaßt die Zeit der politischen Wiedergeburt Italiens. Die Literatur begleitet diese Bewegung und bereitet sie auch vor. Von der Mitte des 18. Jahrh. an entsteht in ihr eine tiefgreifende Änderung. Die Gründe sind mannigfach: der Einfluß der philosophischen Richtung Frankreichs, die auf Umsturz der bestehenden sozialen und politischen Ordnung hinleitete, und damit Hand in Hand gehend die juristischen und ökonomischen Reformen in Oberitalien und die Stellungnahme des emporstrebenden Bürgertums neben dem Thron gegen Adel und Geistlichkeit, die tiefgehende, von Galilei und Newton eingeleitete Umwälzung auf dem naturwissenschaftlichen Gebiete, das Bekanntwerden mit der deutschen und englischen Literatur. Der neue Geist macht sich zuerst auf der Bühne geltend. Carlo Goldoni aus Venedig (1707–93), der zunächst der alten, an die Commedia dell' arte anknüpfenden Richtung folgte, schuf darauf in bewußtem Gegensatz zu ihr und in Nachahmung Molières durch eine ganze Reihe Lustspiele die italienische Charakterkomödie. Ihn bekämpften der oberflächliche Pietro Chiari aus Brescia (ca. 1700 bis ca. 1785) mit nach Effekt haschenden Dramen und Carlo Gozzi (1720–1806) mit phantastischen, Volksmärchen entlehnten FabelnL'amor delle melarance«, »L'augellin Belverde«, die von Schiller bearbeitete »Turandot« etc.). Goldoni hatte viele Nachahmer. Der Graf Vittorio Alfieri aus Asti (1749–1813) schuf gleichzeitig die echt italienische Tragödie nach antiken Vorbildern und erfüllt von glühender Vaterlandsliebe und Tyrannenhaß. Von gleichen Empfindungen beseelt ist die Lyrik und Satire des Giuseppe Parini aus Bosisio (1729–99). Er begann als Arkadier, schlug aber bald seine eignen Wege ein in seinen 21 Oden und vollends in der Satire auf das frivole, leichtsinnige, verlotterte Leben der lombardischen Aristokratie »Il Giorno«. Unter den Lyrikern dieser Zeit, die sich von der Arcadia abwenden, erwähnen wir noch Lodovico Savioli aus Bologna (1729–1804), Agostino Paradisi aus Vignola (1736–83), Luigi Cerretti aus Modena (1738–1808), Angelo Mazza aus Parma (1741–1817), Carlo Castone Rezzonico aus Como (1742–96), Giovanni Fantoni[103] aus Fivizzano (1755–1807), Amelio Bertòla aus Rimini (1753–98), Jacopo Vittorelli aus Bassano (1749–1835) und den Palermitaner Giovanni Meli (1740–1815), der reizende, frische Dichtungen in sizilianischem Dialekt schrieb. Auf andern Gebieten sind zu nennen Alfonso Varano aus Camerino (1705 bis 1788) mit den religiös-moralischen »Visioni«, Gian Carlo Passeroni aus Nizza (1713–1803) mit seinen Fabeln und der Satire »Cicerone«, Giambattista Casti aus Montefiascone (1721–1803), der laszive Novellen in Versen und das satirische Gedicht »Gli animali parlanti« verfaßte, Lorenzo Pignotti aus Figline (1739–1812) und Luigi Fiacchi aus Scarperia, genannt Clasio (1754–1825), mit ihren Fabeln, Lorenzo Mascheroni aus Bergamo (1750–1800) mit dem Lehrgedicht »Invito a Lesbia Cidonia« und Melchiore Cesarotti aus Padua (1730–1808) mit seiner Ossianübersetzung. Unter den Prosaikern dieses Abschnitts verdient vor allen genannt zu werden Gaspare Gozzi (1713–86), der in dem durch Addison angeregten »Osservatore« den neuen Ideen Bahn brach und auch in der »Difesa di Dante« gegen Bettinelli auf das Studium Dantes hinwies, und der Kritiker Giuseppe Baretti aus Turin (1719–89) mit den »Lettere familiari« und der »Frusta letteraria«. – Der nächste Abschnitt dieser Periode spiegelt in der Literatur die Ereignisse der Revolution, die Taten Napoleons und die erwachte italienische Einheitsidee wider. Den Reigen führen der charakterlose Vincenzo Monti aus Alfonsine (1754 bis 1828), der nacheinander dem Papst, der Republik, Napoleon und dem Kaiser von Österreich diente und in einer ganzen Reihe meist unvollendet gebliebener Werke, den Stil Dantes nachahmend, in vorzüglicher Sprache und unübertroffenem Wohllaut der Verse die Ereignisse seiner Zeit verherrlichte und klassisch mythologischen Stoff behandelte, und Ugo Foscolo aus Zante (1778–1827), Verfasser des herrlichen Gedichtes »Dei sepolcri« (1806) und des den »Werther« nachahmenden politischen Romans »Ultime lettere di Jacopo Ortis«. Beide schrieben auch Tragödien, beide sind Klassizisten, wie ihre Nachahmer, von denen hier nur der Lyriker Ippolito Pindemonte aus Verona (1753–1828) genannt sei. Als Komödienschriftsteller sind Giovanni Giraud aus Rom (1776–1834) und Alberto Nota aus Turin (1775 bis 1847), beides Nachahmer Goldonis, zu erwähnen. Bemerkenswert ist in diesem Abschnitt die Zuspitzung der Sprachfrage. Es entstand die Schule der Puristen, die zum Studium der Trecentisten zurückkehrten und sich gegen die Nachlässigkeiten und Inkorrektheiten der meisten zeitgenössischen Schriftsteller sowie gegen den französischen Einfluß wendeten. Ihr Haupt war Antonio Cesari aus Verona (1760–1828). – Inzwischen war Napoleon gefallen und eine völlige politische Reaktion eingetreten. Die Keime des Einheitsgedankens fanden aber Pflege in den beiden Dichterschulen der Romantiker und der Klassizisten, die einander im übrigen schroff bekämpften. Erstere bildete sich unter deutschem und englischem Einfluß im Gegensatz zu Monti und Foscolo. Ihr Organ war die mailändische Zeitschrift »Il Conciliatore«, ihr Haupt Alessandro Manzoni aus Mailand (1785–1873). Letztere hatte im Grafen Giacomo Leopardi aus Recanati (1798–1837) ihren bedeutendsten Vertreter.

Manzonis historischer Roman »I promessi sposi« ist eine der schönsten Blüten der romantischen Literatur überhaupt. Um ihn scharten sich viele Dichter. Giovanni Torti aus Mailand (1774–1858); der Lyriker Giovanni Berchet aus Mailand (1783 bis 1851); Tommaso Grossi aus Bellano (1791–1853), der Novellen in Versen und das Epos »I Lombardi alla prima crociata« und den Roman »Marco Visconti« verfaßte; Silvio Pellico aus Saluzzo (1789–1859), besonders durch die Schilderung seiner Einkerkerung (»Le mie prigioni«) bekannt; Luigi Carrer aus Venedig (1801–50); Goffredo Mameli (1827–49) mit seinen Vaterlandsliedern; Alessandro Poerio aus Neapel (1802–49); Giuseppe Giusti aus Monsummano (1809–50), als Satiriker unübertroffen; der burleske Dichter Antonio Guadagnoli aus Arezzo (1798–1858); Massimo d'Azeglio aus Turin (1798–1866), der die Romane »Ettore Fieramosca« und »Niccolò de' Lapi« verfaßte; die Romanschriftsteller Francesco Domenico Guerrazzi aus Livorno (1804–73); der fruchtbare Historiker Cesare Cantù aus Brivio (1807–95), mit dem Roman »Margherita Pusterla«; Giulio Carcano aus Mailand (1812–84); Giovanni Rosini aus Lucignano (1776–1855); der bekannte Verschwörer Giuseppe Mazzini aus Genua (1808–72), der Kritiker der romantischen Schule, u. a.-Leopardi hat in seinen Kanzonen in der modernen italienischen Literatur an Formvollendung u. Gedankentiefe nicht seinesgleichen. Er ist der Dichter des Pessimismus. In seinen »Operette morali« und »Pensieri« ist diese Weltanschauung in klassischer Prosa ausgedrückt. Zu seiner Schule gehören unter andern der ausgezeichnete Prosaiker Pietro Giordani aus Piacenza (1774–1848), Terenzio Mamiani aus Pesaro (1799–1885) und Giambattista Niccolini aus San Giuliano, der viele Tragödien schrieb, z. B. »Arnaldo da Brescia« (1843). – Namentlich seit der Einigung Italiens ist wieder eine rege Literatur auf allen Gebieten erblüht. – Die dramatische Dichtkunst, die nach den erwähnten Schöpfungen Manzonis und Niccolinis in Verfall geraten war, hob sich allmählich wieder. Paolo Giacometti aus Novi (1817–82) schrieb mit Beifall aufgenommene Tragödien und Komödien; Leopoldo Marenco verfaßte Tragödien, Familienstücke, Ritterschauspiele und Sittenkomödien, welche die Bühne eine Zeitlang beherrschten und vielfach nachgeahmt wurden. Zeitweisen Erfolg hatten ferner Domenico Bolognese, Battaglia, Zamboni, Salmini, d'Agnillo, Morelli, Montanelli, Chiossone, Giotti, Bracci, Barattani, Gazzoletti u. a. Die erste Stelle nimmt in der Tragödie Pietro Cossa aus Rom (1830–81) mit »Nerone«, »I Borgia« u. a. ein. Cavallottis »Alcibiade« fand gute Ausnahme. In der Komödie haben wir das komische Lustspiel und die soziale Komödie. Erstere Richtung war am glänzendsten durch den Advokaten Tommaso Gherardi del Testa aus Terricciuola (1815–81), letztere durch Paolo Ferrari aus Modena (1822–89) vertreten, der, solange er lebte, die Bühne beherrschte. Meisterwerke sind »Goldoni e le sue sedici commedie« und »Parini e la satira«. An diese beiden schlossen sich zahlreiche jüngere Schriftsteller an, z. B. Alberti, Leone di Castelnuovo, Riccardo Castelvecchio (gest. 1894). Giordano, Panerai, Calonzuoli, Suner, Bersezio, Carrera, Martini, Montecorboli, Costetti, Marco Praga, Rovetta, Giacosa, Camillo und Giannino Antona-Traversi, Bracco. Von neuern Lyrikern heben wir noch folgende hervor: Francesco dall' Ongaro aus Oderzo (1808–73) wegen der »Stornelli politici«; Giovanni Prato aus Trient (1815–84), sehr bedeutend als lyrisch-epischer Dichter (»Edmenegarda«, »Canti lirici«, »Iside«, »Psiche«); Aleardo Aleardi aus Verona (1812–78) mit den[104] »Lettere a Maria«; Giuseppe Regaldi aus Novara (1809–83); Giuseppe Maccari aus Frosinone (1840 bis 1867), der schöne Idylle verfaßte; Luigi Mercantini aus Ripatransone (1821–72), ein patriotischer Dichter, dessen »Inno di Garibaldi« (1860) Volkslied wurde; Ippolito Nevo aus Padua (1832–60); Andrea Maffei aus Riva (1798–1885), der auch Schiller übersetzte; Giuseppe Revere; Arnaldo Fusinato; Cesare Betteloni; Fabio Nannarelli, Ferdinando Bosio, Giuseppe de Spuches aus Palermo (1819–84), der leider zu früh verblichene Emilio Praga (gest. 1875) und der vielseitige, gelehrte Priester Giacomo Zanella (gest. 1888). Von den noch lebenden Lyrikern ist bei weitem der bedeutendste Giosuè Carducci aus Valdicastello (geb. 1836). In seinen frühern Gedichten verbindet er meisterhaft Satire und Lyrik, in den jüngern ist er zum gemäßigten »Verismus« übergegangen. Historische Betrachtungen und Betrachtungen der Natur in blendend schönem klassischen Gewande gelingen ihm am besten. Der Verismus wird zum Zynismus bei Lorenzo Stecchetti (Olindo Guerrini) und besonders dem großen Stilkünstler Gabriele D'Annunzio. Diese Richtung hat sich überlebt. Pessimistisch sind die gehaltvollen Dichtungen von Arturo Graf (geb. 1848 in Athen). Weiter sind bedeutende Lyriker, die z. T. die häusliche Dichtkunst pflegen, Guido Mazzoni, Severino Ferrari, Ettore Novelli, Giovanni Pascoli, Mario Rapisardi, Marc' Antonio Cassini, Giuseppe Chiarini, Giovanni Marradi, Ugo Ojetti, Guido Novelli u. a. Unter den Dichterinnen seien angeführt Laura Mancini, Rosa Taddei, Giacomina Milli, Francesca Lutti, Ermina Fuà-Fusinato, Giuseppina Guaggi-Nobile, Giuseppina Turrisi-Colonna, Maria Alinda Bonacci Bonnemonti, Ada Negri, Vittoria Aganoor. Im Roman und in der Novelle nennen wir endlich außer den angeführten die ältern Bazzoni, Varese, Falconetti, Lanzetti, Sacchi, Marocco, Zorzi, Vigna, Santa Rosa Battaglia, Ranieri, Antonio Bresciani, Niccolo Tommaseo und Ippolito Nievo mit seinen schönen »Memorie d'un ottuagenario«. Weiter sind zu erwähnen Bersezio, Donati, de Amicis, Barrili, Verga, Farina, Capuana, Ciampoli, Rovetta, Matilde Serao, die Marchesa Colombi, D'Annunzio, Antonio Fogazzaro, Graf u. a.

Wissenschaftliche Literatur.

Auf philosophischem Gebiet ist Italien nicht von so weit reichendem Einfluß auf andre Länder gewesen wie auf sonstigen Gebieten der Kultur; es steht hier hinter England, Frankreich, namentlich aber hinter Deutschland zurück. Eine Brücke, gewissermaßen von dem antiken zu dem mittelalterlichen Denken, bildet Boëthius (gest. 525), dessen eignen Schriften und Übersetzungen es besonders zuzuschreiben ist, daß die Logik des Aristoteles die formale Grundlage für die mittelalterliche Scholastik wurde. Von der römischen Kirche, welche die Bildung möglichst pflegte, wurden Elemente der alten Philosophie aufgenommen, und so entstand die Scholastik, deren bedeutendster Vertreter Thomas von Aquino (gest. 1274), ein Italiener, war. Sein großartiges, auf Aristoteles aufgebautes System ist in neuerer Zeit, besonders durch Papst Leo XIII., in der katholischen Kirche wieder zu neuem Leben erweckt worden. Mit dem Entstehen des Humanismus entwickelte sich in Italien und von Italien aus ein heftiger Kampf gegen den scholastisch, d. h. übel verstandenen Aristoteles, dem gegenüber der gleichsam neu entdeckte Platon eifrigst verehrt und gepflegt wurde, wenn man ihn auch mehr in neuplatonischem Sinn auslegte. Hier ragen besonders hervor Gemistos Plethon (geboren in Konstantinopel, gest. 1464) und Marsilius Ficinus (gest. 1499), der Über setzer Platons und Plotins. Seinen Mittelpunkt fand der Platonismus längere Zeit an dem Hofe der Mediceer in Florenz, woselbst eine platonische Akademie entstand. Zwischen Platon und Aristoteles vermittelnd wirkte Bessarion (gest. 1472), während andre den Aristoteles quellenmäßig zu verstehen suchten, auch im Gegensatze zu den Anhängern des arabischen Averrhoës auf Alexander von Aphrodisias, den griechischen Erklärer des Aristoteles, zurückgingen. So spalteten sich die Aristoteliker in zwei Parteien, in Alexandristen und Averrhoisten, wobei es namentlich auf die Lehre von der Unsterblichkeit der Seele ankam. Zu den erstern gehörten Hermolaus Barbarus (gest. 1493), Pomponatius (gest. 1525), der zum Naturalismus hinneigte und von der theologischen die philosophische Wahrheit unterschied, zu den Averrhoisten Vernias, Niphus (gest. 1546), Caesalpinus (gest. 1603). Einfluß übte im 16. Jahrh. auch die antike Naturphilosophie aus, so namentlich auf Telesius (gest. 1588), der freilich vielmehr neue Prinzipien: die selbständige Naturforschung, die Verifikation durch die Erfahrung, besonders betonte, zugleich Gründer der naturforschenden Academia Consentina in seiner Vaterstadt Cosenza war. Mit diesem Hinweis auf die Natur kam eine neue kräftige Bewegung in die italienische Philosophie, deren vornehmliche Träger Giordano Bruno (gest. 1600), Campanella (gest. 1639) und Galilei (gest. 1641) waren. Der erste, von glühender Liebe für die Natur, die unendliche, beseelt, bildete in Anlehnung an Nikolaus Cusanus, auch an die Alten, namentlich an die Stoiker, in phantasievoller Weise einen naturalistischen Pantheismus aus, dessen Elemente nicht zur Einheit verarbeitet sind, aber viel Anregung für spätere Systeme gegeben haben. Während der kirchlich gesinnte Campanella die Erkenntnistheorie zu begründen suchte, neben der Wahrnehmung auch den Glauben als Erkenntnisquelle annehmend, war der berühmte Physiker Galilei für die genaue Forschungsmethode überhaupt von großer Bedeutung und gelangte zu einer mechanischen Naturanschauung.

Das nationale Element, das neuerdings bei italienischen Philosophen eine Rolle spielt, brach sich im 16. Jahrh. schon entschieden Bahn bei dem Staatsmann Machiavelli (gest. 1527), der sein Buch über den Fürsten nur in dem Gedanken an die Einheit und nationale Selbständigkeit Italiens, namentlich der Kirche gegenüber, schrieb. In der philosophischen Entwickelung Italiens trat vom Anfang des 17. Jahrh. an eine lange Stockung ein, die nur durch Vico (gest. 1744) unterbrochen wurde, der dem unhistorischen Sinn der Cartesianer gegenüber die Geschichte besonders betonte und als Begründer der Geschichtsphilosophie und der Völkerpsychologie gelten kann, übrigens auch mit andern Gedanken bis in die Gegenwart in Italien fortwirkt. Sonst sind bis in die neueste Zeit bei regem, philosophischem Leben die verschiedensten Richtungen daselbst vertreten, ohne daß besonders eigentümliche Gedanken aufgetaucht wären und Wirkung gehabt hätten. Während der Cartesianismus noch bis Anfang des 19. Jahrhunderts seine Verehrer fand (Kardinal Gerdil, gest. 1802), huldigten andre dem Empirismus und Sensualismus Lockes und Condillacs, wie Genovesi (gest. 1769), Romagnosi (gest. 1835). Auch an Kant schlossen[105] sich manche an, so Cantoni, ebenso an Herbart, wie Labriola, der aber später den historischen Materialismus vertrat, und namentlich an Hegel: Vera, Mariano, Ragnisco, Spaventa u. a. In den Anhängern des Positivismus: Villari, Ardigò, Siciliani, Morselli, und in denen des Thomismus, von denen insbes. zu nennen sind: Liberatore, Sanseverino, Cornoldi, haben die extremen Richtungen ihre Vertreter.

Als selbständigere Denker idealistischer Richtung, aber ohne Einfluß auf andre Länder ausgeübt zu haben, treten hervor: Rosmini-Serbati (gest. 1855; vgl. Bd. 1 des unten angeführten Werkes von K. Werner), der in Anlehnung an Platon und deutsche Philosophen zu einem von der innern Wahrnehmung ausgehenden ideologischen Psychologismus gelangte, Gioberti (gest. 1852), der die politischen und nationalen Gedanken in den Vordergrund stellte und sich zu einem »Ontologismus« bekannte, nach dem man das absolute Sein unmittelbar schauen soll. Den Versuchen dieser beiden, die katholischen Lehren mit der Vernunft zu versöhnen, opponierten heftig: Ferrari (gest. 1876) und Franchi. In ähnlicher Weise wie Gioberti philosophierte auch der rege Politiker Mamiani (gest. 1885), der sich selbst einen Platoniker nannte und die von ihm gegründete Zeitschrift: »La filosofia delle scuole italiane« bis zu seinem Tode leitete; fortgesetzt wird sie in der »Rivista di filosofia italiana«, redigiert von Ferri. Vgl. Spaventa, La filosofia italiana dal 16. secolo (Modena 1860); Ferri, Essai sur l'histoire de la philosophieen Italie (Par. 1869); Giovanni, Storia della filosofia in Sicilia (Palermo 1879, 2 Bde.); Pompa, L'Italia filosofica contemporanea (Salerno 1879,2Bde.); K. Werner, Die italienische Philosophie des 19. Jahrhunderts (Wien 1884–86, 5 Bde., von denen Bd. 4 die Philosophie der Gegenwart behandelt).

Von einer italienischen Theologie ist eigentlich nicht zu reden. Die dogmatischen und ethischen Stoffe sind auch hier wie anderwärts in überlieferter Form bearbeitet worden, ohne daß in Italien Nichtkleriker und in der katholischen Kirche Europas Nichtitaliener davon Notiz genommen hätten. Höchstens die Ethik Liguoris (gest. 1787) und die Dogmatik Perrones (1794–1876) haben in der katholischen Welt eine maßgebende Bedeutung gewonnen. Dagegen hat es nicht an hervorragenden Klerikern gefehlt, die, wie Angelo Mai (1782–1854) und neuerdings G. Mercati, die patristischen Studien gefördert haben. Andre, wie Carlo Maria Curci (1810–91) und Carlo Passaglia (1814–87), glänzten als Publizisten. Einige Originalität auf dem Gebiete des religionsphilosophischen und dogmatischen Denkens hat nur einer, der schon erwähnte Antonio Rosmini-Serbati (1797–1855), an den Tag gelegt, aber nur, um von der Kurie verleugnet zu werden. Die Stimmung der gebildeten Kreise, soweit sie kirchlichen Dingen überhaupt noch zugewandt und günstig ist, wird viel mehr beherrscht durch die poetischen, philosophischen und historischen Schriften Manzonis, Giobertis, Cantus, als durch speziell theologische Geister. Soweit aber die internationale theologische Bewegung auch von Italien aus Förderung erfährt, geht letztere von Männern aus, die nicht Fachtheologen sind, wie Alessandro Chiapelli in Neapel, Raffaelo Mariano in Rom und Gaetano Negri in Mailand, die in biblischer Kritik und alter Kirchengeschichte, in Religionsphilosophie und kirchlicher Kulturgeschichte Bedeutendes geleistet haben.

Geschichtschreibung.

Erst im 14. Jahrh. begann man in Italien sich der nationalen Sprache für die Geschichtschreibung zu bedienen. Denn die Schriften, die man lange ala die ältesten Erzeugnisse der italienischen Historiographie betrachtet hat, die Tagebücher des Matteo di Giovinazzo (1249–68) und die florentinische Geschichte des Ricordano Malespini und seines Neffen Giacotto (bis 1286), sind jetzt als spätere Fälschungen entlarvt. Dagegen gilt die Chronik (bis 1312) des Florentiners Dino Compagni, die eine Zeitlang auch als Fälschung angefochten wurde, jetzt für echt, wenn auch nicht ganz unentstellt, und ist als das erste bedeutende Geschichtswerk der italienischen Literatur anzusehen. An Quellenwert übertroffen wird Dino von seinen Landsleuten Giovanni und Matteo Villani, deren Chronik (bis 1364) zwar gleichfalls die florentinische Geschichte in den Mittelpunkt rückt, aber auch auf die Ereignisse im übrigen Italien und in andern Ländern ihr Augenmerk richtet; mit diesem klar und verständig geschriebenen und umfassenden Werke können die trocknen Annalen des Florentiner Kaufmanns Paolino Pieri (bis 1305) in keiner Weise verglichen werden. Die ersten 11 Bücher der Chronik Villanis setzte der Florentiner Glockengießer Antonio Pucci (gest. nach 1373) in Verse und stellte auch sonst zeitgenössische Ereignisse, so den Krieg gegen Pisa 1362–65, in historischen Gedichten im Bänkelsängerton dar. Die zahlreichen und bedeutenden historischen Werke, die Italien den Humanisten des 15. Jahrh., wie L. Bruni, Enea Piccolomini, Poggio, Aretino u. a., verdankt, kommen, weil lateinisch abgefaßt, hier nicht in Betracht. Von italienisch geschriebenen Chroniken dieser Zeit verdient die »Historia di Milano« des Bernardino Corio (gest. 1519) Erwähnung, die von den Sforza durch Mitteilung wichtiger Urkunden unterstützt wurde. Hinter ihr steht die »Storia di Napoli« des Pandolfo Collenucio aus Pesaro (gest. 1504) weit zurück, und auch die Arbeiten der Florentiner Buonacorso Pitti, Piero Boninsegni und Gregorio (Goro) Dati reichen an Din o und Villani nicht heran.

Die Blütezeit der italienischen Historiographie ist das 16. Jahrh. An der Spitze der geistigen Bewegung stand Florenz: ihm gehört der größte politische und einer der größten historischen Schriftsteller des Cinquecento an, Niccolò Machiavelli (1469–1527), der in den »Discorsi sopra la prima decade di Tito Livio« an der ältesten römischen Geschichte sein republikanisches Staatsideal entwickelte, im »Principe« ein meisterhaftes Bild des modernen Fürstentums, das den Gedanken der Einigung Italiens verwirklichen sollte, entwarf und in den »Istorie Fiorentine« die Geschichte seiner Vaterstadt nicht immer richtig, aber stets anziehend darstellte. Francesco Guicciardini (1483–1540) machte zuerst in der »Istoria d'Italia« (1492–1534) die Gesamtgeschichte Italiens zum Gegenstand seiner Forschung; auch seine »Storia fiorentina« (bis 1378) ist wertvoll. Donato Giannotti (1492–1573) gab in seinen Hauptwerken »Della repubblica de' Veneziani« und »Della repubblica fiorentina« eine anschauliche Beschreibung der Verfassung und Staatseinrichtungen beider Städte. Neben ihnen verdienen Erwähnung die Florentiner Jacopo Nardi (gest. 1555), Filippo Nerli (gest. 1556), Bernardo Segni (gest. 1556), Benedetto Varchi (gest. 1565), Vincenzo Borghini (gest. 1570), Giambattista Adriani (gest. 1579), der in der »Istoria de' suoi tempi« (bis 1579) eine Fortsetzung Guicciardinis[106] gab, der gewissenhafte Sammler Scipione Ammirato (gest. 1601), Gino und Nero Capponi, Giovanni Cavalcanti u. a. Aus Venedig ist der namhafteste Schriftsteller der Epoche Pietro Bembo (1470 bis 1547), dessen im Auftrag der Republik ursprünglich lateinisch geschriebenen 12 Bücher venezianischer Geschichten (1487–1513) bedeutenden Wert besitzen. Piemont gehört der Nationalökonom Giovanni Bottero (gest. 1617) an, Genua der Annalist Giustiniani. In Ferrara schrieb Giambattista Pigna eine »Istoria de' principi d'Este«. Die Geschichte Neapels behandelten Gianantonio Summonte (gest. 1601) und Camillo Porzio (gest. 1603). Patrizio de' Rossi verfaßte »Memorie storiche« über die Geschichte Italiens unter Clemens VII., Francesco Giambullari (gest. 1556) eine »Storia dell' Europa 887–913« und Lodovico Guicciardini, der lange in den Niederlanden lebte, »Commentarj delle cose d'Eurepa, specialmente de' Paesi Bassi« (1529–1560). Auch Literatur- und Kunstgeschichte fanden Bearbeiter, namentlich in Giorgio Vasari (s. d.). Seit der Erstarrung des politischen Lebens unter der spanischen Herrschaft im 17. Jahrh. erlahmte das Interesse an der Geschichte der Gegenwart; die Geschichtschreibung wurde gelehrter. Die Kirchengeschichte Italiens fand einen einsam stehenden Bearbeiter in Paolo Sarpi (1552–1623), dessen meisterhafte Geschichte des Tridentinischen Konzils den Jesuitismus kühn bekämpfte. Als die bedeutendsten Geschichtswerke dieser Zeit verdienen daneben genannt zu werden: Arrigo Caterino Davilas (gest. 1631) »Storia delle guerre civili di Francia« (1547–98), Guido Bentivoglios (gest. 1644) Geschichte des Aufstandes der Niederlande, Francesco Capecelatros Geschichte Neapels von Roger I. bis zum Tode Friedrichs II., Battista Nanis (gest. 1677) Geschichte Venedigs von 1613–71 und die freilich trockne genuesische Zeitgeschichte des Giov. Antonio Capriata (gest. 1652).

Im 18. Jahrh., dem Zeitalter der gelehrten Forschung und Kritik, ist vor allen Ludovico Antonio Muratori (1672–1750) zu nennen, dem sein Vaterland die wertvollsten Quellensammlungen verdankt; neben ihm der Marchese Scipione Maffei (gest. 1750). Die große Reihe der fleißigen Lokal- und Territorialgeschichtschreiber überragt nur der Neapolitaner Pietro Giannone (1676–1748), trotz gelegentlicher Ausbeutung früherer Darstellungen ein wirklicher Historiker.

Im Zeitalter der Revolution erwacht in Italien mit dem politischen Leben der Nation auch die Geschichtschreibung zu neuem Aufschwung. Der fruchtbarste historische Schriftsteller des neuern Italien ist Cesare Cantù (1807–95), dessen vielbändige »Storia universale« auch außerhalb der Grenzen ihres Vaterlandes Beachtung fand. Ihm voran ging Carlo Botta (1766–1837), dessen »Storia d'Italia del 1490 al 1814« bis 1534 Fr. Guicciardini (s. oben) wiederholt und dann eine Fortsetzung bis zum Sturz Napoleons anschließt. Eine Fortsetzung seines Werkes lieferten L. Farini (bis 1850) und C. Turotti (bis 1854), dann Ant. Coppi (1782–1870), dessen »Continuazione degli Annali d'Italia del Muratori« (von 1750–1861) wieder von I. Ghiron bis auf die neueste Zeit fortgesetzt wird. Andre allgemeine Geschichten Italiens veröffentlichten Graf L. Bossi (gest. 1835), Gius. La Farina (1815–63), N. Nisco, Cesare Balbo (1789–1853), P. Balan u. a. Um die Geschichte Italiens im Altertum haben sich G. Micali (gest. 1844), Giamb. Garzetti, Atto Vannucci, F. Bertolini und vor allen E. Pais Verdienste erworben. Für die mittelalterliche Gesamtgeschichte der Halbinsel ist ein Hauptwerk Carlo Troy as (1784–1858) »Storia d'Italia del medio evo«, das in 17 Bänden bis auf Karl d. Gr. geführt ist und auf gründlichen Quellenstudien beruht; ebensoweit reicht Ces. Balbos zweibändige »Storia d'Italia«. Geschichten des italienischen Städtewesens schrieben C. Morbio und Lanzani. Fr. Bertolini hat in seiner »Storia delle dominazioni germaniche in Italia del V. al XI. secolo« seinen Landsleuten die Ergebnisse der deutschen Geschichtsforschung zugänglich gemacht; Malfatti die Beziehungen zwischen Päpsten und Kaisern im fränkischen Zeitalter mit Kritik erörtert. Eine brauchbare und fleißig gearbeitete Darstellung des spätern Mittelalters gab C. Cipolla. Auch die Rechts- und Verfassungsgeschichte des Mittelalters hat eifrige Pflege gefunden; unter ihren neuern Bearbeitern mögen hier A. Pertile, F. Schupfer, F. Patetta, G. Tamassia, C. Calisse, G. Salvioli genannt werden.

Die Periode des Übergangs vom Mittelalter zur Neuzeit bearbeitet der bedeutendste unter den lebenden italienischen Geschichtsforschern, Pasq. Villari, dessen Werke über die Zeitalter Savonarolas und Machiavellis sich durch Gründlichkeit der Forschung und durch Kunst der Darstellung auszeichnen. Dieselben Vorzüge eignen Gius. de Levas »Storia documentata di Carlo V in correlazione all' Italia«; auch die »Storia della riforma in Italia« des Waldenser Theologen E. Comba verdient rühmliche Erwähnung. Einen kirchlichen Standpunkt vertritt T. Dandolo. Erst die Zeit der Erhebung Italiens schuf auf dem Gebiete der neuesten nationalen Geschichte Werke von größerer Bedeutung, so von C. TivaroniStoria critica del risorgimento italiano«), F. Bertolini, Montanelli und La Farina, von Anelli, Belviglieri, La Porta, Sirao, A. Gualtiero, C. Mariana, V. Bersezio, vor allen aber N. Bianchis »Storia documentata della diplomazia europea in Italia 1814–1861«. Dazu kommt dann eine große Zahl von Memoiren (G. Pallavicini, Massimo d'Azeglio u. a.), die Biographien Cavours, Giobertis, Viktor Emanuels, Lamarmoras u. a. von Massari, Correntis von Massarani: fast jeder der bedeutendern Freiheitskämpfer des neuern Italien hat seinen Biographen gefunden.

Die unübersehbare Zahl derjenigen Historiker, deren Haupttätigkeit sich lokal oder provinzial beschränkten Gebieten zugewendet hat: so Neapel und Sizilien V. Cuoco (1770–1823), P. Colletta (1775–1831), in neuerer Zeit La Farina, Capasso, de Blasiis, Schipa, Alessi, Lanza, La Lumia u. a., überragt an Bedeutung Michele Amari (1806–89), dessen Hauptwerke: »La guerra del Vespro Siciliano« und »Storia dei Muselmanni di Sicilia«, durch die Genauigkeit der Forschung und durch die Kunst der Darstellung zu den bedeutendsten Erzeugnissen der neuern italienischen Historiographie gehören. Um die Geschichte Roms, des Kirchenstaates und der Päpste haben sich die Ausländer größere Verdienste erworben als die Italiener, von denen hier nur Bosio und Farini genannt seien. Geschichten Toskanas schrieben im 18. Jahrh. Galluzzi, im 19. Jahrh. Pignotti und Zobi; Florenz insbes. behandelten C. Paoli, Gino Capponi und P. Villari. Was Varese, Canale, Celesia, Serra u. a. für Genua, Romanin, Molmenti u. a. für Venedig geleistet haben, steht nicht auf der Höhe der hier gestellten großen Aufgaben;[107] von jüngern Gelehrten haben sich namentlich Cipolla und Monticolo um die Einzelforschung über die Geschichte Venedigs und seines Gebiets verdient gemacht. Für Mailand und sein Gebiet sind nach der noch dem 18. Jahrh. angehörenden, für ihre Zeit schätzenswerten »Storia di Milano« des Pietro Verri im 19. Jahrh. insbes. Bianchi-Giovini, Brambilla, Cantù, Cusati, Custodi, Ferrai, Magri, Osio u. a. tätig gewesen. Besonders die Geschichte des Hauses Savoyen und seiner Länder hat zahlreiche Bearbeiter gefunden, von denen hier Bianchi, Carutti, Cibrario, Claretta, Gerbaix-Sonnaz, Manno, Parri, Perrero, Ricotti, Gabotto genannt werden mögen. Die Geschichtschreiber der kleinern Städte und Landschaften auch nur summarisch zu verzeichnen, ist unmöglich.

Gegen über dem regen Interesse für die vaterländische Geschichte ist in dem neuern Italien die mitarbeitende Teilnahme an der Geschichte des Auslandes so gut wie ganz zurückgetreten; Werke wie E. Broglios »Vita di Federico il Grande« und »Il regnō di Federico II« (auf Carlylescher Auffassung beruhend) u. a. bilden vereinzelte Ausnahmen. Da gegen bildet die nationale Literatur und Kunst auch in neuerer Zeit den Gegenstand eifrigster Pflege; es genügt, an Namen wie Borghesi, Cavalcaselle, Cicognara, Fiorelli, Milanesi, de Rossi u. a. für Archäologie und Kunstgeschichte zu erinnern.

Übrige Wissenschaften.

Ein hervorragendes Verdienst hat sich Italien um die Pflege der klassischen Philologie erworben; die Nachkommen der alten Römer waren die berufenen Erneuerer der antiken Kultur. Seit Petrarca und Boccaccio bis ins 16. Jahrh. waren sie die Führer der neuen humanistischen Bewegung, und erst von ihnen wurden die Gelehrten der andern Nationen zu selbständiger Fortsetzung dieser Studien angeleitet. Der Wert der philologischen Arbeiten Italiens wird daher deutlicher im großen Zusammenhang der Geschichte dieser Wissenschaft überblickt (s. Philologie). Aber auch der italienischen Philologie haben sie seit Dante (»De vulgari eloquentia«) verständnisvolle Pflege gewidmet und in neuester Zeit sowohl auf literarhistorischem als im engern Sinne des Wortes philologischem Gebiet gründliche und geschmackvolle Arbeiten geliefert. S. die unten (S. 110) angeführte Literatur und Art. »Italienische Sprache«.

Bereits im 15. Jahrh. erzeugte die Zunahme wissenschaftlicher Bildung sowie das Aufblühen von Gewerbe und Handel die Anfänge einer staatswissenschaftlichen Literatur, die zwar hier wie anderwärts um diese Zeit vorwiegend von Theologen gepflegt wurde, aber doch schon eine eingehendere sachgemäße Behandlung einzelner Materien zeigt. Unter den Politikern des 15. Jahrh. ist Dom. Caraffa, unter den Theologen der heil. Leonhard von Siena und der heil. Antonin von Florenz zu nennen. In Machiavellis Schriften ist von der wirtschaftlichen Seite der Politik nur wenig die Rede. Um die Wende des 16. Jahrh. macht sich Guicciardini durch Beschäftigung mit finanzwirtschaftlichen Fragen bemerkbar. Aus den letzten Jahren dieses Jahrhunderts ist der Piemontese Botero, Abt und Sekretär des heil. Karl Borromäus, zu nennen, der in seinen politischen und volkswirtschaftlichen Ansichten stark von Bodin beeinflußt ist und in Italien bereits das Merkantilsystem vertritt. Die Wirren des Münzwesens veranlassen auch hier eine Reihe von Schriften, unter denen die von Davanzati und Scaruffi zu erwähnen sind; auch die von Th. Morus neu entdeckte Literatur der Utopien findet in dem Florentiner Gelehrten Doni (1513–74) und dem Kalabreser Mönch CampanellaCivitas solis«, 1643) phantasievolle Nachahmer. Unter den italienischen Anhängern des Merkantilsystems ist der bedeutendste Antonio Serra, dessen 1613 erschienenes Buch über die Mittel, wodurch ein Land sich Reichtum an Edelmetallen verschaffen könne, in der Geschichte der Volkswirtschaftslehre überhaupt eine beachtenswerte Stellung einnimmt. Im 18. Jahrh. sind Pascoli und Bandini, besonders aber A. BroggiaTrattati dei tributi, delle monete e del governo politico della società«, 1743) und der Neapolitaner A. Genovesi (1712–69) zu nennen. Sie alle stehen mehr oder weniger auf dem Boden des Merkantilismus. Die Physiokratie übte nur auf eine kleine Anzahl von Schriftstellern einen erkennbaren Einfluß, so auf den berühmten Kriminalisten Beccaria (1738–94), mehr noch auf den Mailänder Verri (1728–97), auf Galiani, Ricci, Ortes. Während Italien in der zweiten Hälfte des 18. Jahrh. auf dem Gebiete der politischen Ökonomie immerhin noch eine ehrenvolle Stellung einnahm, waren die zerfahrenen Verhältnisse Italiens zu Anfang des 19. Jahrh. der staatswissenschaftlichen Tätigkeit nicht günstig. Doch. erschien auf Veranlassung P. Custodis in Mailand von 1802–16 die wichtige Sammlung der »Scrittori classici italiani di economia politica«. A. Smith und I. B. Say fanden seit 1813 in verbreitetern elementaren Lehrbüchern Eingang. Als verspäteter Merkantilist gibt sich M. GiojaNuovo Prospetto«, 1815–17). In Mailand gründeten Custodi, Gioja und Romagnosi die seit 1824 erscheinenden »Annali universali di statistica«; in Paris erhielt der Italien er Pel. Rossi den Lehrstuhl Says. Außerdem verdienen Erwähnung Ant. ScialojaPrincipii d'economia sociale«, 1840), ein gewandter Verteidiger des Freihandels, L. CibrarioEconomia politica del medio evo«, 1839), Ger. BoccardoTratatto teorico-pratico di economia politica«, 1853)., der glänzende Polemiker Fr. Ferrara, der die Herausgabe der »Biblioteca dell' economista« leitete, und der neapolitanische Minister Bianchini. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrh. übte die Neubildung des Königreichs, die Rede- und Preßfreiheit, das Auftauchen neuer wirtschaftlicher, sozialer und finanzieller Probleme auf die Entwickelung der staatswissenschaftlichen Literatur einen unverkennbaren Einfluß; freilich bereitete die durch Ferrara herrschend gewordene, von Bastiatschen Ideen erfüllte Richtung den Fortschritten bis in die neueste Zeit manche Hindernisse. Unter den zeitgenössischen Nationalökonomen verdienen namentlich A. Messedaglia, Minghetti, Luzzani, Cernuschi, ganz besonders aber Luigi Cossa genannt zu werden. Cossa hat durch seine »Primi elementi di economia politica« (3 Bde.), die auch durch deutsche Bearbeitungen bekannt geworden sind, sehr viel zur Ausbreitung nationalökonomischer Kenntnisse getan und eine tüchtige Schule von Gelehrten gegründet, als deren Hauptvertreter Ferraris, Nazzani, Gabaglio, Ricca-Salerno, Rota, Cusumano, Nicolini, Loria, der jüngere Cossa zu erwähnen sind. Cossa und noch mehr die jüngern Gelehrten haben auch auf die Wichtigkeit der deutschen und englischen Literatur hingewiesen, wodurch die historisch-realistische Richtung zur Geltung gebracht und das Studium staatswissenschaftlicher Fragen neu angeregt und gefördert worden ist.[108]

Auf dem Gebiete der Rechtswissenschaft spielte Italien jahrhundertelang nicht bloß eine maßgebende, sondern geradezu eine führende Rolle; ein überaus großer Teil des modernen Rechts hat seine Wiege in I. zu suchen. Von der Wiederaufnahme des wissenschaftlichen Studiums des römischen Rechts durch die Schule von Bologna, besonders unter der Leitung des Irnerius (s. d.) um 1100, bis gegen das Ende des 15. Jahrh. fällt die Geschichte der italienischen Rechtswissenschaft mit jener der Rechtswissenschaft überhaupt zusammen; die Kenntnis und Anwendung des römischen und des von Italien ausgegangenen kanonischen sowie des nach und nach in den italienischen Städten ausgebildeten romanischen Rechts auf dem Gebiete des Zivilrechts, des Zivilprozeßrechts, des Strafrechts und Strafprozeßrechts, wie nicht minder des langobardischen Lehnrechts, verbreitete sich von dort aus über die ganze damalige zivilisierte Welt. Es war dies das Verdienst der aus der Geschichte des römischen Rechts bekannten Glossatoren und Kommentatoren. Wenn nun auch sodann die zivilistische Rechtswissenschaft in Italien bis gegen Ende des 18. Jahrh. im ganzen und großen eine Periode des Verfalls durchzumachen hatte, so hatte sie immerhin noch einige bedeutende Männer, wie Alb. Gentilis, Menochio, Mantica und De Luca, aufzuweisen, und in der neuesten Zeit ist das Studium des römischen Rechts, obwohl Italien sich schon seit 1865 eines einheitlichen bürgerlichen Gesetzbuches erfreut, durch die schriftstellerische und Lehrtätigkeit von F. Serafini, Padeletti, Scialoja, Schupfer u. a. wiederum zu hoher Blüte gelangt. Auf dem Gebiete des Strafrechts hatten sich im 16. Jahrh. Giulio Claro und Prospero Farinacci ausgezeichnet, und um die Mitte des 18. Jahrh. hat Italien ein geradezu epochemachendes, in fast alle Sprachen übersetztes Werk hervorgebracht: Cesare Beccarias Schrift »Dei delitti e delle pene« (1764), die den Kampf gegen den Fortbestand der Todesstrafe mit vielem Geschick und Erfolg eröffnete. Aus der neuern Zeit sind als hervorragende Vertreter des Strafrechts zu nennen: Romagnosi, Carrara, Lucchini und Brusa, und selbst der neuesten »anthropologischen« Schule, deren eifrigste Verfechter der Jurist Ferri und der forensische Mediziner Lombroso sind, kann Bedeutung nicht abgesprochen werden, wenn sie auch in ihren Thesen das Maß des praktisch Durchführbaren weit überschreitet. Infolge der besondern Ausdehnung des italienischen Handels entwickelten sich ebendort die meisten Grundsätze und Einrichtungen, auf denen das moderne Handels- und Wechselrecht beruht. Die ersten Anfänge des neuern Gesandtschaftsrechts sind auf die bezüglichen Geschäftsregeln der Venezianer zurückzuführen, und auch andre Materien des Völkerrechts, besonders das Kriegsrecht, haben, z. T. schon durch Alb. Gentilis und seine Nachfolger, in Italien ihre Pflege gefunden; nicht minder wurde die neueste und-schwierigste Rechtsdisziplin, das internationale Privat- und Strafrecht, dort mit solchem Eifer und solcher Sachkunde bearbeitet, daß auf diesem Gebiete mit einer besondern italienischen Schule zu rechnen ist, als deren bedeutendste Vertreter Mancini, Fiore, Pierantoni, Brusa, Sacerdoti und Fusinato gelten können.

Von der Heimat der Renaissance erhielt auch die Naturwissenschaft ihre ersten und kräftigsten Impulse, und es gibt kaum eine Disziplin, die nicht hier ihre neue Jugend durchlebt und in ihr Mannesalter eingetreten wäre. Die für Kunst und Wissenschaft begeisterten Fürstenhöfe, die berühmten Universitäten führten die Blüte der Jugend und die Gelehrsamkeit der Welt in Rom, Florenz, Padua und Bologna zusammen, als Pforte des Morgenlandes war Venedig ein Mittelpunkt des Handels und der Kaufleute, hier floß Bildung und Reichtum zusammen, um den Blick in die Naturschätze zu öffnen. Schon Dante entwickelt kosmologische Kenntnisse, die neben seiner theologischen Gebundenheit um so mehr überraschen. Sein Zeitgenosse Marco Polo liefert einen Bericht über seine weiten Reisen durch die Alte Welt, der an schlichter Wahrhaftigkeit mit den phantastischen Orientschilderungen der vorhergehenden Zeiten zu seinem Vorteil stark kontrastiert. Durch Kolumbus und Amerigo Vespucci geht auch die Entdeckung und erste Kenntnis der Neuen Welt von Italien aus, obwohl Spanien und Portugal in Reise- und Naturschilderungen aus fremden Ländern bald für längere Zeit die Führung übernehmen. Das Universalgenie eines Leonardo da Vinci, fast alle Naturwissenschaften umfassend, entwickelt zuerst vernünftige Anschauungen über Bau und Entwickelung des Erdballes und über die Versteinerungen; Fracastoro (gest. 1553) deutet gleichfalls die Versteinerungen als das, was sie sind, Nikolaus Steno (gest. 1687), ein am Florentiner Hofe lebender Däne, liefert, auf ihren Schultern stehend, in seinem Buche »De solido intra solidum naturaliter contento« (1669) den ersten Abriß einer wissenschaftlichen Geologie. Inzwischen hatte die Entdeckung der Buchdruckerkunst den Italienern die Möglichkeit geboten, das Erbe des Altertums auch nach der naturwissenschaftlichen Seite auszubeuten. Die Schriften des Plinius, des Theophrast, Dioskorides und Aristoteles wurden kommentiert und neu herausgegeben, Mattioli (1501–77) lehrt in seinem neugedruckten Kräuterbuch die Pflanzen der Alten kennen und legt dadurch den Grund zur botanischen Wissenschaft, die von Anguillaria, Fabius Colonna, Prosper Alpin u. a. beträchtlich gefördert, durch Cesalpini (1519–4603) die erste auf den Bau der Frucht begründete systematische Anordnung empfing. Für die Zoologie leistete Aldrovandi (1522–1605) die ersten Dienste einer umfassen den Beschreibung, worauf Fabricius von Acquapendente (1537–1619) die Grundlagen der vergleichenden Anatomie und Entwickelungsgeschichte der Tiere lieferte. Stelluti gab in seinem Bienenbuch (»Apiarium«, Rom 1625) die älteste mit Hilfe des Mikroskops unternommene Tierbeschreibung, worauf Marcello Malpighi (1628–1694) der Begründer der Histologie oder mikroskopischen Tier- und Pflanzenanatomie wurde und auch die entwickelungsgeschichtlichen Kenntnisse förderte. Für die Physiologie leistete Francesco Redi (1626–97) ähnliche Dienste, indem er die Wirkung der Gifte erprobte und die bis dahin geglaubte Lehre von der Selbstentstehung der Insekten und andrer Lebewesen experimentell widerlegte, Versuche, die Spallanzani (1729–99) später vervollständigte. Die physikalische Forschung hatte bereits in Leonardo da Vinci, der die Prinzipien des Stereoskops, des Fallschirms und vieler andrer späterer Entdeckungen kannte, einen bedeutenden Vertreter; ähnlich vielseitig, aber viel phantastischer war Porta (1538–1615), dem man die Entdeckung der Camera obscura und die frühesten Anregungen der Tier- und Pflanzengeographie verdankt. Er wirkte viel durch seine stark gelesenen Schriften, ähnlich wie später der ebenso ungründliche Athanasius Kircher (1601–80) in[109] Rom. Die Physik mußte sich früh vor der Eifersucht der Kurie in Akademien flüchten, die als Geheimgesellschaften für Forschung entstanden, und von denen der Academia dei Lincei zu Rom (1603) als der ältesten Akademie im neuern Sinne die Akademie des Experiments (del Cimento) 1657 zu Florenz folgte. Die Entdeckung der Fallgesetze durch Galilei, des Barometers durch Torricelli sind glänzende Leistungen dieser Schulen, die in Galilei auch auf astronomischem Gebiete die größten Erfolge feierte und trotz aller Anfeindungen der Kirche eine Tradition schuf, die durch Grimaldi (gest. 1663), den Entdecker der Lichtbrechung, Domenico Cassini (gest. 1712) u. a. bis auf unsre Tage fortwirkt. Denn auf astronomischem Gebiet hat die italienische Naturforschung in Schiaparelli und Secchi noch in jüngster Zeit bedeutende Vertreter und Erfolge aufzuweisen gehabt. Die Biologie, die auf botanischem Gebiet in Delpino, dem erfolgreichen Erforscher der Wechselbeziehungen zwischen Pflanzen und Tieren, auf zoologischem in Emery und Grassi, dem verdienstvollen Erforscher der Malariaparasiten, hervorragende Vertreter besitzt, hat einen neuen Mittelpunkt in dem Zoologischen Institut von Neapel empfangen, an dessen Arbeiten sich Italiener lebhaft beteiligen. Reiche naturwissenschaftliche Ausbeute lieferte die Forschungsreise des Vettor Pisani sowie die zum Zweck biologischer und geographischer Forschung unternommenen Meerfahrten des Fürsten Albert von Monaco, der in Monaco unlängst ein eignes Museum für Meereskunde begründete. Auch Prähistorie, Anthropologien. Ethnologie haben mannigfache treffliche Vertreter in Italien gefunden; die im Auslande meist genannten derselben, wie z. B. der fruchtbare Mantegazza, gehören indessen mehr der Romanschriftstellerei als der Forschung an.

Literatur.

Vgl. zu weitern ältern Schriften das unten angeführte »Avviamento« Mazzonis; Emiliani-Giudici, Storia delle belle lettere in Italia (5. Aufl., Flor. 1865, 2 Bde.); von neuern Darstellungen sind zu erwähnen: De Sanctis, Storia della letteratura italiana (9. Ausg., Neap. 1898, 2 Bde.); Settembrini, Lezioni di letteratura italiana (7. Aufl., das. 1881); A. Bartoli, Storia della letteratura italiana (das. 1878–89, 7 Bde., bis Petrarca reichend); die »Storia letteraria d'Italia« (Mail. 1878 bis 1880, 6 Bde.), bearbeitet von Tamagni und d'OvidioLetteratura romana«), BartoliI primi due secoli della letteratura italiana«), Invernizzi (»Il risorgimento«), Canello (»Il cinquecento«), Morsolin (»Il seicento«), ZanellaStoria della letteratura italiana dalla metà del settecento ai giorni nostri«); die ebendort erschienene »Storia letteraria d'Italia scritta da una società di professori« (1898–1904, 9 Bde.), bearbeitet von Giussani (»Letteratura romana«). Novati (»Le origini«), Volpi (»Il trecento«), ZingarelliDante«), RossiIl quattrocento«), Flamin iIl cinquecento«), Belloni (»Il seicento«), Concari (»Il settecento«), MazzoniL ' ottocento«); D'Ancona, La poesia popolare italiana (Livorno 1873); Rubieri, Storia della poesia popolare italiana (Flor. 1877); Roux, Histoire de la littérature contemporaineen Italie (1800–1896, Par. 1870–96, 4 Bde.). Von deutschen Werken: Ruth, Geschichte der italienischen Poesie (Leipz. 1844–47, 2 Bde.; unvollendet, bis Tasso); Gaspary, Geschichte der italienischen Literatur (Berl. 1884–88, 2 Bde., ebenfalls unvollendet, reicht nur bis ins 16. Jahrh.; ital. Übersetzung mit Zusätzen vom Verfasser, Tur. 1887–91; Bd. 2 in 2. Aufl., 1900–01); Wiese und Pèrcopo, Geschichte der italienischen Literatur (Leipz. 1899; ital. Übersetzung, Tur. 1904). Unter den Fachzeitschriften sind hier zu nennen: die »Nuova Antologia« (seit 1866); »Il Propugnatore« (1868–93); das »Giornale storico della letteratura italiana« (seit 1883); die »Rivista di filologia romanza« (1872–76), der das »Giornale di filologia romanza«, dann die »Studj di filologia romanza« und zuletzt die »Studj romanzi« folgten. Über die neuesten Erscheinungen berichten die »Bibliografia italiana« (Mail. 1835–1847, 14 Bde., und seit 1867 halbmonatlich), das amtliche, halbmonatliche »Bollettino delle pubblicazioni italiane« etc. (Flor. 1886 ff.) und die kritischen Blätter »Rassegna bibliografica della letteratura italiana« (Pisa 1893 ff.) und »Rassegna critica della letteratura italiana« (Neap. 1896 ff.). Spezialwerke über einzelne Perioden und Gattungen etc. sind verzeichnet in Mazzonis »Avviamento allo studio critico delle lettere italiane« (Verona-Padua 1892); eine vorzügliche allgemeine Bibliographie lieferten Ottino und Fumagalli: »Bibliotheca bibliographica italica« (Rom 1889–95, 2 Bde.).

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Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 10. Leipzig 1907, S. 98-110.
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180 Seiten, 9.80 Euro

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Große Erzählungen der Frühromantik

Große Erzählungen der Frühromantik

1799 schreibt Novalis seinen Heinrich von Ofterdingen und schafft mit der blauen Blume, nach der der Jüngling sich sehnt, das Symbol einer der wirkungsmächtigsten Epochen unseres Kulturkreises. Ricarda Huch wird dazu viel später bemerken: »Die blaue Blume ist aber das, was jeder sucht, ohne es selbst zu wissen, nenne man es nun Gott, Ewigkeit oder Liebe.« Diese und fünf weitere große Erzählungen der Frühromantik hat Michael Holzinger für diese Leseausgabe ausgewählt.

396 Seiten, 19.80 Euro

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