1. An der San verdänt em de Schäden. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 474.
2. An der Sonne öffnet sich die Rose.
3. Auch die Sonne hat ihre Flecken.
»Genug, wenn Fehler sich mit grösserer Tugend decken; die Sonne zeugt das Licht und hat doch selber Flecken.« (Haller.)
4. Auch die Sonne ist nicht ohne Flecken.
Frz.: Le soleil lui-même n'a-t-il pas des taches? (Bohn I, 35.)
Holl.: Men ziet zelfs vlekken in de zon. (Harrebomée, II, 507.)
5. Auch die Sonne kann nicht leuchten, wenn sie durch eine Wolke bedeckt wird.
6. Auch die Sonne zeigt sich zuweilen da, wo sie nicht ist. (Böhmen.)
7. Auf die Sonn volgt kelte vnd regen, nach freuden muss man trauernd pflegen.
Lat.: Frigora post soles, post gaudia saepe dolores. (Loci comm., 77.)
8. De San gît alen Dâch af. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 817.
9. De Sünne föllt in'n Sump, morgen regent', dat't so plumpt. – Schiller, III, 7a.
10. De Sünne geiht under den Huddick1, morgen regent 't uns in de Fuddick2. – Bützow. Ruhestunden, XIV, 72; Schiller, III, 7a.
1) Hutte = finstere Miene, Hutzler = schwarze Gewitterwolke.
2) Tasche.
11. De Sunne geit in'n Swalk1 et giewt morgen Reagen. (Westf.)
1) Dampf, Rauch, Qualm, von schwelen.
12. De Sunne het noch keinen Bûeren ût den Lanne schênen. – Schambach, II, 77.
13. De Sunne schinnt nit so kloar, et küemet doch woel en Wölksken dervöer. (Büren.) – Woeste, 77, 289.
14. De Sunne schînt olle Dâge an den Thoren, wat ick dün Dâg nit dôe, dat dô ick morgen. (Waldeck.) – Curtze, 335, 267.
15. De Sunne verdörwet nits. – Schambach, II, 364.
Die Sonne verdirbt nichts.
16. Dem einen scheint die Sonne, dem andern will nicht einmal der Mond scheinen.
Böhm.: Jednomu slunce svítí, a druhému ani mĕsíc nezašeří. (Čelakovsky, 157.)
17. Den einen wärmt die Sonne, den andern blendet sie.
Holl.: De een heeft de zon mede, de ander tegen. (Harrebomée, II, 506b.)
18. Der Sonne im August ist nicht zu trauen.
Holl.: De zon in den oogst bedriegt de meisjes in den hof. (Harrebomée, II, 506b.)
19. Der Sonne Klarheit löscht keinen Durst. – Petri, II, 107.
20. Der Sonnen auffgang vertreibt alle Nacht Vögel, Eulen, Fledermäuss vnd Raupen. – Lehmann, 706, 2.
21. Der sonnen vffgang ist des nebels, reiffen vnd der nacht vntergang. – Gruter, I, 17; Lehmann, 706, 1 u. 841, 11; Eyering, I, 543; Petri, II, 107.
22. Die aufgehende sonn hat mehr Anbeter (Freunde, Verehrer) als die untergehende. – Guttenstein, II, 171, 59; Sailer, 246; Simrock, 9545.
»Mehr gilt die Sonne, die Morgens leucht, denn die, so abends von uns weicht.« (Seybold, 444.)
[611] Böhm.: Každy k vycházejícímu slunci radĕji hledí. – Slunce jest milejší, když vychází, než když zachází. (Čelakovsky, 154 u. 305.)
Dän.: Alde tilbede den opgangende, ingen den nedgangende soel. – Man holder meere af den opgangende end nedgangende soel. (Prov. dan., 21 u. 298.)
Engl.: Men use to worship the rising sun. (Gaal, 881; Bohn II, 128.)
Frz.: On adore plutôt le soleil levant, que le soleil couchant. (Gaal, 881; Lendroy, 509.)
Holl.: Men bidt meest de opgaande zon aan, terwijl de ondergaande wordt gevloekt. (Harrebomée, II, 507.)
It.: Si stima più il sol levante, che l'occidente. (Pazzaglia, 355, 4.)
Lat.: Plures adorant solem orientem, quam occidentem. (Eiselein, 571; Gaal, 881.)
Poln.: Każdý nsłońce wzchodzące patrzy ochotniej. (Čelakovsky, 154.)
Schwed.: Opgående solen wördas mehr än nedgående. (Grubb, 648.)
23. Die heisse Sonne sticht nach einem Regen. – Petri, II, 131.
24. Die Sonn gehet alle tag gegen abend. – Lehmann, 410, 40.
25. Die Sonn ist dem Blinden so schwartz alss die Nacht. – Lehmann, 706, 5.
26. Die Sonn scheint allen Menschen vnnd Thieren. – Lehmann, 374, 2.
27. Die Sonn scheint in ein Schmeisshaus (oder: in den Koth) vnnd wird doch nicht besudelt. – Lehmann, 717, 18; Petri, II, 144; Winckler, VIII, 40.
Dän.: Solen skinner paa en møgdyng (møding) og besmittes ei. (Prov. dan., 518.)
28. Die Sonn wird darumb nit wüst, wann sie schon Wasser auss den Pfitzen zeucht. – Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 7.
29. Die Sonn wirdts bringen an den tag, was vndern schneh verborgen lag.
Lat.: Quicquid nix celat, solis calor omne reuelat. (Loci comm., 61.)
30. Die Sonn zeucht die Wolcken vff in die höhe vnd die stehen hernach der Sonn vors liecht. – Lehmann, 811, 19.
31. Die Sonne bedarf der Hülfe des Mondes nicht.
Die Russen: Der Mond will der Sonne beistehen. (Altmann VI, 477.)
32. Die Sonne beneidet den Abend nicht.
33. Die Sonne bleibt hell, wenn auch Wolken vor (neben) ihr stehen.
34. Die Sonne blendet keinen, der ihr den Rücken kehrt.
Die Russen: Wer aus der Sonne in den Schatten tritt, wird nicht geblendet. (Altmann VI, 435.)
35. Die Sonne brennt am meist, wenn sie am höchsten kreist.
Holl.: Waar de zon haren weêrschijn heeft, brandt ze allermeest. (Harrebomée, II, 507b.)
36. Die Sonne bringt es an den Tag. – Simrock, 9582.
Damit ist ein Gedicht von A. Chamisso überschrieben. (Düsseldorf II.)
37. Die Sonne bringt Wärm' und Licht, aber Schatten nicht.
Die Russen: Wenn die Sonne über deinem Haupte steht, dann verlange von ihr keinen Schatten. (Altmann VI, 433.)
38. Die Sonne, die schon sehr früh brennt (scheint), eine Frau, die lateinisch redet und ein mit Wein aufgezogen Kind nehmen kein gutes End'.
Frz.: Soleil qui luisarne (luit pâle) au matin, Femme qui parle du Latin, et un enfant nourri de vin, prennent rarement bonne fin. (Kritzinger, 652a.)
39. Die Sonne fragt nicht, was der Blinde von ihr spricht.
»Gleich wie die Sonne nicht darnach fragt, was von jhrem Licht der Blinde sagt, dem sehenden ist damit gedient.« (Lehmann, 296, 54.) Lass die Finsterlinge, Dunkelmänner und Jesuiten wider Aufklärung schreien und die Männer des Lichts verketzern und verdammen und gehe ruhig auf der Wahrheit Bahn fort.
40. Die Sonne frisst die kleinen Kinder.
Das Alemannische Kinderlied (Nr. 630, 662 u. 962) verzeichnet mehrfache Meinungen, wonach die Sonne kleine Kinder frisst. Man darf nach dem Volksglauben vor der Taufe nicht in der Sonne trocknen, man muss das Taufkind tief überdeckt zur Kirche tragen, damit Wind und Sonne es nicht fressen; man muss die Sonne bedrohen, den Kindern ja nicht in die Augen zu scheinen. (Vgl. Rochholz, Glaube, 68.)
[612] 41. Die Sonne geht auf über Böse und Gute. – Braun, I, 4124.
It.: Tanto splende il sol sopra i buoni, quanto sopra i cattivi. (Pazzaglia, 355, 6.)
42. Die Sonne geht auf, wacht auch der Blinde (Schläfer) nicht auf.
43. Die Sonne geht auf, wenn man auch die Fenster zumauert.
44. Die Sonne geht durch schwarze Wolken und bleibt rein.
Böhm.: Slunce prochází i kalné mraky, a předce se nepokálí. (Čelakovsky, 37.)
45. Die Sonne geht durch Wassermann und Stier und scheinet für und für.
Dän.: Vandrer solen end igiennem skorpionens tegn, saa bliver den dog en klar soel. (Prov. dan., 518.)
46. Die Sonne geht überall des Morgens auf. – Eiselein, 472; Steiger, 160; Simrock, 9586; Braun, I, 2769.
Engl.: In every country the Sun rises in the morning. (Gaal, 579; Bohn II, 20.)
47. Die Sonne geht von selbst unter. – Jüd. Volksblatt, 1865, S. 204.
Keine unnütze Sorge! Wer wird sich um Dinge bekümmern, auf welche man doch nicht einwirken kann.
48. Die Sonne gibt allen Sehenden Licht, aber all' erwärmt sie nicht.
49. Die Sonne hat auch ihren Schatten, aber je höber sie steigt, desto kleiner wird er.
50. Die Sonne hat (im Juli) noch keinen Bauer aus dem Lande geschienen. – Simrock, 9590; Braun, I, 4121; Boebel, 101.
»Doch vieler Regen nahm ihm den Erntesegen und hing ihm um den Bettelsack.«
Frz.: Qui a le soleil n'a jamais nuit. (Leroux, I, 84.)
51. Die Sonne hat noch keinen Bauer aus seinem Hofe hinausgeschienen, aber 's Wasser schon manchen herausgeschwemmt. – Peter, 452.
52. Die Sonne ist der Welt Auge.
53. Die Sonne ist eine Stiefmutter für ein krankes Auge.
Dän.: Saa er ofte Stivmoder imod barn, som salt i sare Øine, Molbeck, 3312. (Prov. dan., 530.)
54. Die Sonne ist hell, wenn sie gleich ein Blinder nicht sihet. – Lehmann, 706, 4.
55. Die Sonne ist nicht ohne Flecken, kein Schiff so leicht ohne Lecken.
56. Die Sonne kann lange auf eine Distel scheinen, und es wird keine Rose daraus.
Die Russen: Als die Sonne auf die Distel schien, hielt sie sich für eine Sonnenblume. (Altmann VI, 440.)
57. Die Sonne kann man eher entbehren als den Mond, sagte der Nachtschwärmer, am Tage ist's ohnedies hell.
58. Die Sonne kann nicht immer scheinen, sagte die Laterne, als sie erlosch. – Altmann VI, 419.
59. Die Sonne kêgl't auf die Berge an. – Schöpf, 308.
Sie bestrahlt dieselben bei ihrem Aufgange.
60. Die Sonne kommt nicht eher, wenn auch alle Kinder nach Licht schreien.
61. Die Sonne laufft und rennt zu jeder Stund und macht viel Krank und Schwach gesund. – Hueber, 20.
62. Die Sonne leuchtet für die ganze Welt.
Holl.: De zon schijnt voor iederen. (Harrebomée, II, 506b.)
Span.: Cuando Dios amanece, para todos amanece. (Cahier, 3195.)
63. Die Sonne leuchtet sich nicht aus, wenn auch die Bettler sehen.
Die Aufklärung muss das ganze Volk durchdringen und darf kein Alleinrecht für gewisse Volksklassen sein.
64. Die Sonne lindet das Wachs, die Sonne hartet den Lett. – Arpagaus, 681.
65. Die Sonne löscht am Himmelshaus den schlechten Amtmann um Mittag aus. (Polen.)
Weil er sich selbst zu dieser Zeit nicht scheut, Handlungen zu verrichten, die nie das Licht des Tags erblicken sollten.
66. Die Sonne macht warm. – Bücking, 291.
Frz.: Chaus soleil luit loins. (Leroux, I, 83.)
[613] 67. Die Sonne mag steigen, wie hoch sie will, sie muss doch wieder untergehen.
Holl.: De loopende zon zal haar westen wel finden. (Harrebomée, II, 506b.)
68. Die Sonne meines Landes kenne ich am besten. – Burckhardt, 57.
Jeder kennt am besten seine eigenen Angelegenheiten.
69. Die Sonn zwingt den Menschen mehr als der stärkste Wind. – Lehmann, II, 654, 37.
70. Die Sonne muss viel Thieren die Eier ausbrüten.
71. Die Sonne niemals schöner scheint, als wenn sie sich hat ausgeweint. – Parömiakon, 2863.
72. Die Sonne schein' auch noch so schön, einmal muss sie untergehn.
73. Die Sonne scheint aller Orten.
Die Finnen: Die Sonne scheint auch anderwärts, nicht allein auf des Vaters Fenster und die Thür des Bruders. (Bertram, 63.)
Frz.: Le soleil luit pour tout le monde. (Cahier, 1639.)
74. Die Sonne scheint an die Berge zuerst.
75. Die Sonne scheint auch auf den Dreck.
Dän.: Solen skinner og paa ureene stæder. (Prov. dan., 258.)
76. Die Sonne scheint auch dem Aermsten vor die Thür.
Slow.: Prisyalo bo sonce tudi pred naš prag.
77. Die Sonne scheint auch in unser Fenster.
78. Die Sonne scheint auf Schmuz und bleibt rein zum Trutz.
It.: Anche il sole passa sopra il fango, en non s'imbratta. (Bohn I, 71.)
Schwed.: Solen skijn ofta i oreent rum. (Grubb, 747.)
79. Die Sonne scheint den Armen wie den Reichen. – Petri, III, 17.
Dän.: Solen skinner for alle. (Prov. dan., 518.)
80. Die Sonne scheint den Teufel an und scheidet doch rein von ihm. – Eiselein, 571.
81. Die Sonne scheint eher ein Brot aus, als dass es eins ausregnet. (Schles.) – Bresl. Zeitung, 1863, Nr. 421, S. 2201.
Spricht die Erfahrung aus, dass trockene Jahrgänge, wenn die Trockenheit nicht geradezu in Dürre übergeht, mehr Segen bringen als nasse, welche in der Regel Miswachs im Gefolge haben. Die Jahre der Theuerung (z.B. 1796, 1804, 1817, 1847) waren allesammt nasse. Die Nässe versäuert den Boden und macht ihn unfruchtbar. Trockenheit entfernt die Säuern und macht den im Boden befindlichen Pflanzennahrungsstoff fähig, sobald Regen erfolgt, als gesunde Nahrung in Pflanzen überzugehen. Daher folgt auf anhaltende Dürre ein fruchtbares Jahr. (Vgl. die gründliche Abhandlung a.a.O.) In Frankreich sagt man: Ein trockenes Jahr machte noch niemals arm. Und in Parma: Trocknes Jahr, Brot überall.
Frz.: Jamai annee seiche ne faict poure son maistre.
Lat.: A sicco anno colonus nunquam pauper. – Siccus annus nunquam mendicus. (Bovill, II, 195.)
82. Die Sonne scheint für alle Leut'. – Aarg. Taschenbuch.
Am Wirthsschild zur Sonne in Oensingen.
83. Die Sonne scheint heller (klarer) dann der Mond. – Petri, II, 144.
Bei Tunnicius (128): De sune schynt klarer dan de mane. (Solares radii devincunt lampada Phoebos.)
84. Die Sonne scheint im Winter so schön als im Sommer, aber sie wärmt wenig.
»Also ist Gott allweg bei uns, aber nicht immer mit einerlei Hitze und Kraft.« Die Russen: Wenn die Sonne auch die Nacht anstrahlt, so erhellt sie dieselbe doch nicht ganz. (Altmann VI, 449.)
Dän.: Solen skinner saa vel vinteren som sommeren, men varmer ei eens. (Prov. dan., 518.)
85. Die Sonne scheint jedem einen jungen Tag ins Haus.
Die Sonne wärmt alle, sagt man in Apulien. (Ausland, 1870, S. 425.)
86. Die Sonne scheint jhr selber nicht. – Petri, II, 144.
Frz.: Le soleil luit pour tout le monde. (Leroux, II, 83, Bohn I, 35.)
Lat.: Malo me non esse, quam vivere mortuum. (Sutor, 681.)
87. Die Sonne scheint jmmerdar, ob sie wol der blinde nicht sihet. – Petri, II, 144; Lehmann, 97, 15; Henisch, 420, 19.
Dän.: Alle blinde ere eenige derudi, at ingen seer solen, dog skinner solen, om end ingen af dem seer den. – Solen er for den blinde saa soort som natten. – Solen er klar, om end den blinde ei seer det. (Prov. dan., 74 u. 518.)
[614] 88. Die Sonne scheint keinen Hunger ins Land. – Schweiz, II, 243, 52; Simrock, 9589; Körte, 5577; Braun, I, 4122.
Frz.: Seiche année n'est affamée. (Leroux, I, 62.)
89. Die Sonne scheint noch über den Zaun.
Es ist noch nicht aller Tage Abend gekommen, noch ist nicht alle Hoffnung verloren.
90. Die Sonne scheint selten recht.
91. Die Sonne scheint sich nicht selbst, sondern andern. – Simrock, 9592.
92. Die Sonne scheint wol um ein Haus, aber niemand zum Lande hinaus.
93. Die Sonne schmilzt den Schnee und thut dem Reife weh.
Die Russen: Die Sonne ist zwar des Reifes Tod, aber nicht des Schnees. (Altmann VI, 447.)
94. Die Sonne schnauzen und ein alt Weib bessern, sind zwei vergebene Dinge. – Simrock, 9585.
95. Die Sonne schwärzt alle Gesichter, aber das des Mondes macht es weiss.
96. Die Sonne steht am Himmel, auch wenn es der Blinde nicht glaubt.
Frz.: Il n'y a point de soleil pour les aveugles ni de tonnerre pour les sourds, s'ils ne veulent pas en croire aux autres. (Cahier, 2093.)
97. Die Sonne steht so hoch, dass sie niemand erlangen kann.
98. Die Sonne steht wol immer am Himmel, aber sie scheint uns nicht alle Tage.
Auch die Russen: Die Sonne scheint nicht an allen Tagen. (Altmann VI, 387.)
99. Die Sonne vergoldet viel Berge, man findet aber nicht in jedem Metall.
Die Russen: Es glänzt mancher Kulm im Abendgold, auf dem man doch kein Erz findet. (Altmann V, 90.)
100. Die Sonne verliert nichts von ihrem Glanze, wenn ihre Strahlen auch in den Koth fallen.
Frz.: Le soleil ne salit point ses rayons, quoiqu'ils tombent dans la bouë. ( Kritzinger, 85a.)
101. Die Sonne vertreibt die Wolken. – Petri, II, 144.
Bei Tunnicius (37): De sunne vordrift de wolken. (Sol abigit nubes, lux est contraria nocti.)
102. Die Sonne, welche den König bescheint, wärmt auch den Bettler.
103. Die Sonne wenig darnach fragt, was der Blinde von jhrem schein sagt. – Petri, II, 144; Gaal, 1152.
104. Die Sonne wird nicht dunkel, wenn auch Mücken in ihr spielen.
105. Die Sonne wird offt mit einer trüben Wolcken bedeckt, aber nicht versehrt. – Lehmann, 863, 9.
106. Die Sonne zieht Wasser, es gibt Regen.
107. Die Sunne derscheint äh'r an Läb (Laib) Broat, as si'n (als sie ihn) derrag'nt. (Franken.) – Frommann, VI, 324, 361.
108. Ein und dieselbe Sonne macht das Wachs weich und den Koth hart.
109. Eine Sonne bringt mehr Licht als hundert Sterne. – Sprichwörtergarten, 99.
Böhm.: Slunce jedno za všecky hvĕzdy stojí. (Čelakovsky, 318.)
110. Eine Sonne leuchtet mehr als (überstrahlt) viel Kerzen.
Span.: El sol me luza, que de la lumbre no he cura. (Cahier, 3515.)
111. Eine Sonne scheint uns allen.
Die Chinesen: Wohin man auch geht, es ist immer dieselbe Sonne. (Cibot, 160.)
112. Eine Sonne gibt viel Strahlen.
113. Eine Sonne zerschmelzt viel Schnee.
114. Erst Sonne, dann Regen kann die Früchte bewegen.
115. Es beten mehr der Sonnen Auffgang, dann ihren Niedergang an. – Lehmann, II, 126, 104; Körte, 5573.
Frz.: On adore plutôt le soleil levant que le soleil couchant. (Leroux, I, 83.)
Lat.: Plures adorant solem orientem quam occidentem. (Philippi, II, 98; Tappius, 106b.)
116. Es geschieht viel unter der Sonne, was kluge Leute nicht verstehen.
»Wovon sich unsere Philosophie nichts träumen lässt«, sagt Shakespeare.
Lat.: Homo diu vivendo multa, quae non vult, videt. (Philippi, I, 180.)
[615] 117. Es gibt nur Eine Sonne.
Frz.: Le soleil n'a pareil. (Leroux, I, 83.)
118. Es ist nicht noth, dass man der sonnen helfe mit fackeln1 und schauben2. – Alsatia, 416.
1) Brennen von Strohwischen.
2) Schaubhut oder jetzt Schainehut, Strohhut mit weiter Krämpe.
119. Es kam keyn so schön son, das den dieb lust ann galgen z gon. – Franck, I, 50a; Lehmann, II, 136, 66; Henisch, 1337, 33; Körte, 5580.
Engl.: Never seemed a prison fair, nor mistress foul.
120. Es kommt nicht alles von der Sonne, was glänzt.
121. Et kid ales un de San. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 34b.
Mhd.: Nu heln unt steln, doch breite ichz an die sunnen. – Ez komt wol ûf swaz niht ist guot. (Zingerle, 139-140.)
122. Frühe Sonne währet nicht lange. – Winckler, IX, 46.
123. Gait de Sünn' ünner gel, gift et Regen hêl vêl; gait de Sünn' ünner roth, ward dat Wedder hêl gôd. – Diermissen, 94.
124. Geht die Sonne nach Westen, arbeiten die Faulen am besten.
125. Geht eine Sonne auf, geht eine Sonne unter.
Sinn: Des einen Tod, des andern Brot.
126. Gleiche Sonne, gleicher Wind.
Sagte der deutsche Kriegsminister Graf Roon in seiner Beantwortung der Rede des Abgeordneten Lasker gelegentlich der Berathung des die Friedenspräsenzstärke und die Ausgaben für die Verwaltung des deutschen Heeres in den Jahren 1872-74 betreffenden Gesetzentwurfs im deutschen Reichstage am 29. Nov. 1871.
127. Hat die Sonn' am Michelstage (29. Sept.) keinen Rand, so hat das Wetter vier Wochen Bestand. (Wohlau.) – Boebel, 47.
128. Heraus an die Sonne damit, wie die Chorherren von Solothurn mit den Kindssäcken. – Klosterspiegel, 22, 15.
129. Ist die Sonne untergegangen, so sitzen viel Thiere im Schatten.
130. Je drei Tag Sonne und ein Tag Regen gleicht aus in Höh' und Niederung den Segen. – Bair. Hauskalender.
131. Je früher die Sonne aufgeht, desto später geht sie unter.
Kräfte, die sich zeitig entwickeln, überdauern das Grab.
132. Je höher die Sonne, je heisser die Strahlen.
»Wer höher vnd näher der Sonne sitzt, auch mehr schwitzt.« (Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 398.)
Dän.: Jo nærmer solen, jo førre sveder mand. (Prov. dan., 518.)
133. Je höher Sonne, je kleiner Schatten.
Holl.: Hoe de zon ons sterker en regter beschijnt, hoe onze ligchamen minder schaduw geven. (Harrebomée, II, 507a.)
134. Je näher der Sonne, desto kälter. – Altmann VI, 416.
135. Je näher man der Sonne sitzt, je eher (je mehr dass) man schwitzt.
Schwed.: Jw warmare band, jw mehrn swett. (Grubb, 403.)
136. Je tiefer die Sonne sinkt, desto grösser wird der Schatten. – Demokritos, IV, 60.
137. Keine Sonne ohne Schatten.
Holl.: Geene zon zonder schaduw. (Harrebomée, II, 506b.)
138. Lass dich nicht die Sonne aus dem Bett scheinen.
Böhm.: Je-li jasno, záhy vstávej; pakli mraĕno, déle spávej. (Čelakovsky, 296.)
139. Man darf auch der Sonne nicht immer trauen.
Sie blendet oft und zeigt uns die Dinge in einem falschen Lichte.
Böhm.: I slunce se nĕkdy dvoji, a tam se ukazuje, kdo ho není. (Čelakovsky, 251.)
140. Man hat die Sonn lieber, wenn sie auff, als wenn sie vntergehet. – Lehmann, 717, 15; Einfälle, 192.
141. Man kan der Sonn keine Augen aussstossen, wenn man schon Pfeil vnd Kugeln in Himmel schiesset. – Lehmann, 568, 38.
142. Man kann die Sonne durch ein klein Löchlein auch sehen.
It.: Anche da un picciol pertagio si può veder il sole. (Pazzaglia, 393, 3.)
[616] 143. Man muss die Sonne benutzen, wenn sie scheint.
Dän.: Man skal nytte den soll, som da skin. (Prov. dan., 518.)
144. Man muss (soll) nicht wider die Sonne reden. – Lehmann, 580, 11.
D.h. gegen das, »was offenbar vnnd am tag ist.« Die Ataranten Herodot's verwünschten die aufsteigende Sonne und stiessen gegen diese eine Menge Lästerungen aus, weil sie meinten, durch deren Hitze zu Grunde gerichtet zu werden. Diese Menschen sind das wahre Vorbild eines Völkchens, welches sich unter uns herumtreibt und jeden Morgen das Licht der Aufklärung verwünscht.
145. Man muss sich an der Sonne wärmen, so lange sie scheint.
Dän.: Man skal bruge den sol som nu skinner. (Bohn I, 388.)
146. Man muss von der Sonne nicht verlangen, dass sie flimmere, und von den Sternen, dass sie strahlen.
147. Man sol die Sonne lassen scheinen, wenns Zeit ist. – Petri, II, 466.
148. Man soll die Sonne nicht lassen über seinem Zorn untergehen. beruht auf Ephes. 4, 26
Schwed.: Man bör intet låta solen nedergå öfver sin vrede. (Törning, 106.)
149. Mancher meint sich in der Sonne zu wärmen und seine Zähne klappern vor Frost.
Böhm.: Odkud jsen se nadál, ze mne slunce ohřeje, odtud na mne mrazy bijí. (Čelakovsky, 183.)
150. Mät der San schlôfe gôn, mät der San afschtôn. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 421a.
151. Mit der Sonne (allein) kann man nicht wirthschaften.
152. Mit der Sonne kommt der Tag.
Die Russen: Wollte die Sonne nicht aufgehen, es würde nicht Tag werden. (Altmann VI, 456.)
153. Muess es doch die Sonne leiden, von dem Wolckchen vudertrückht; ey, wie solt dan ich vermeiden, dass der Neyd mich nit berückt. – Keil, 23.
154. O wie wird dich nach der Sonne frieren!
»Lautet der alte teutsche Sprichwort!« (Coler, I, 113, 2.)
155. Rede nicht wider die Sonne. – Körte, 5572.
Die Araber: Wirf deinen Speer nicht nach einem eisernen Götzen.
156. Scheint die Sonn' am Christtag hell und klar, so hofft man ein fruchtbar Jahr. (Oberösterreich.) – Baumgarten, 54.
157. Scheint die Sonn' am Fastweihnachtstag auf den Tisch, so bringt das nächste Jahr viel Aepfel. (Oberösterreich.) – Baumgarten, 54.
158. Scheint die Sonn' am Jakobitag, so führt man Kälte halber grosse Klag'. (Oberösterreich.) – Baumgarten, 50.
159. Scheint die Sonn' auch in den Koth, sie leidet dabei keine Noth.
Aehnlich die Russen Altmann VI, 444. Sie verliert dadurch nichts an ihrer Reinheit.
160. Scheint die Sonn' auch noch so schön, endlich muss sie untergehn. – Gaal, 5. ist aus Raimund's: »Der Bauer als Millionär« und zwar aus V, 1 des Liedes: »Brüderlein fein«. Heinr. Heine im Buch der Lieder, Vorrede zur 2. Aufl., auf dieser Stelle.
161. Schient de Sun uppen natten Schtên, jift et glîk noch werra ên. (Ukermark.) – Engelien, 215, 12.
Wenn die Sonne so schnell scheint, während die Steine noch nass sind, folgt bald wieder Regen.
162. Schöpfft die Sonn' heut' Wasser, so geust sie morgen dass Bad auss. – Lehmann, 717, 12; Fischart, Prakt.
163. So lange als einem die Sonne scheinet, kann man der Stern wol entrathen. – Wirth, I, 101, 454.
Die Russen: So lange die Sonne scheint, fragt man nicht nach dem Monde. (Altmann VI, 430.)
164. So oft die Sonne auf- und niedergeht, der Schilling doppelt. – Graf, 82.
Zur Strafe für säumige Zinszahler wurde durch den Rutschzins der rückständige Zins mit jedem Tage verdoppelt. (S. ⇒ Zins.)
165. Sonn vnd Regen gehören zu einem guten Jahr. – Petri, II, 537.
166. Sonne gilt im Sommer, Tag im Winter. – Graf, 404, 22.
Bei den alten Deutschen wurden Gerichtssitzungen [617] nur bei Tage, nie bei künstlichem Lichte abgehalten. (S. ⇒ Sonne 260.)
Dän.: Sol scal um sumar roda um dagr um vetr. (Galath, 442.)
167. Sonne und Regen von Gottes wegen.
168. Sonne und Salz kann man nicht entbehren.
Lat.: Nihil utilius sole ac sole. (Seybold, 351.)
169. Sunne warm macht niemand arm. (Luzern.)
170. 'T Sonneke schînt, 't Ponnke grînt, de Polleke steiht up de Schildwache. (Jerentowitz.)
Wenn eine weibliche Person gegen die Schamhaftigkeit so verletzt, dass sie in Gegenwart einer männlichen ihr Wasser lässt. Ponnke = vulva, Polleke = penis.
171. Unter der Sonne ist nichts beständig.
Lat.: Ut sunt humana, nihil est perpetunm datum. (Plautus.) (Philippi, II, 240.)
172. Vor finstrer Sonne in der Blüte, der liebe Gott das Korn behüte. (Westpreuss.) – Boebel, 98.
173. Wan a San un 't Wâst, san a Luien üüb't bâst. (Amrum.) – Lappenkorb; Firmenich, III, 4, 45; Haupt, VIII, 351, 9.
Wenn die Sonne im West, sind die Faulen aufs Best', d.h. am fleissigsten, denn sie hoffen, dass das Werk nun bald vorbei.
174. Wann de Sonn' schengk un et rähnt, dann het de Düfel Kirmess. (Bedburg.)
175. Wann de Sunne schint op'n natten Twick (Zweig), dann reagen't alle Aeugenblick. (Westf.)
176. Wann die Sonn scheinet, so fragt man nichts nach den Sternen. – Lehmann, 717, 16.
177. Wann die Sonn scheint, so fragt man nicht nach dem Mond. – Lehmann, 944, 43.
178. Wann die Sonn vffgeht, so helff Gott dem reiffen am zaun. – Franck, II, 152a; Eyering, III, 394; Petri, II, 646; Gruter, I, 73; Fabricius, 73; Sailer, 103.
Wider die Bedenklichen, die immer eine Menge Wenn und Aber in Bereitschaft haben.
Lat.: Uncus generatio alterius corruptio. (Fabricius, 73.)
179. Was die Sonne thun kann, überlässt Gott nicht den Sternen.
180. Was in der Sonne steht, reift oder verdorrt.
Dän.: Nær ved solen bliver enten snart mood, eller brænd. (Prov. dan., 518.)
181. Was in der Sonne steht, zeitigt viel eher. – Sailer, 330.
Von der Aufsicht des Regenten.
182. Was nahe bey der Sonnen ligt, dass wird bald zeitig. – Lehmann, 717, 9.
183. Wass kann die Sonne dafür, wenn sich einer die Augen zuhalten will. – Caspari, 14.
184. Wat helpt't et mi, dat de Sünn schînt, segt de anner, wenn mi nu dösten dêt?
185. Wem die Sonne auf den Rücken scheint, der friert nicht.
Die Kalmücken: In der Sonne wird der Mensch nicht frieren und bei einem guten Herrn nicht ohne Nahrung sein.
186. Wem die Sonne scheint, der fragt nicht nach den Sternen. – Wirth, I, 106, 401; Simrock, 9593; Gaal, 1409; Sailer, 165.
Böhm.: Komu slunce svítí, kiedy ksiežyc swieci. – Nedbáme na mĕsic (ani na hvezdy) kelyž mi slunce svítí. (Čelakovsky, 244.)
Dän.: Naar solen skinner skjøtter mand ei om stjernerne. (Prov. dan., 518.)
Engl.: The moon's not seen where the sun shines. (Bohn II, 117.)
It.: Qando il sole luce non ti curar della luna. (Pazzaglia, 204, 1; Bohn I, 122.) – Se'l sol mi splende non curo la luna. (Bohn I, 125; Gaal, 1409.)
Lat.: Quid curo stellas, si mihi Phoebe, faves? (Gaal, 1409.)
Poln.: Nietrwam o gwiazdy, kiedy księżyc. (Čelakovsky, 244.)
187. Wem die Sonne scheint ins Gesicht, der kommt zum Siege nicht.
Frz.: Soleil à la veue bataille perdue. (Leroux, II, 57.)
188. Wem die Sonne will gnädig sein, der fragt nicht nach dem Mondenschein (oder: der acht' nicht viel der Sternen Schein). – Chaos, 298.
189. Wen die Sonne durchscheint, der kann mit keinem (fetten) Dachse um die Wette hungern.
190. Wenn de Sonne schînt unn't regnet, dann krigt de Düwel Affkaten in de Hölle. – Goldschmidt, 58.
191. Wenn de Sünn schînt un 't regent, backen die Hexen Pankôk. – Kern, 1253.
[618] 192. Wenn de Sünn schînt un 't regent, is in de Höll Hochtîd. – Kern, 1253.
193. Wenn de Sunn schînt upp'n natten Paol (Pfahl), so regn't glîck noch'n maol. (Altmark.) – Danneil, 153.
194. Wenn de Sunne geiht na (steit in) Westen, sind de Loien (Faulen) die Besten. (Oldenburg.) – Bueren, 1247; Hauskalender, II; für Holstein: Schütze, IV, 226.
In Rastede: ...denn arbei't de Fûlen am bessten.
195. Wenn de Sunne sau frô schînt, gift es Regen. – Schambach, II, 97.
Man darf dem Tage nicht trauen, wenn er sich noch so schön ankündigt.
196. Wenn de Sunne schînt an de Wenne, rêpet de Fûlen de Henne. – Schambach, II, 460a.
Holl.: Als de zon is in't West, zijn de luije lui op hun best. (Harrebomée, I, 506a.)
197. Wenn de Sunne schînt, wenn et Tîd dervon is. – Schambach, II, 475.
Das Sprichwort enthält zwei parallele Vordersätze, und will sagen: man soll etwas thun oder ausführen, wenn die rechte Zeit dazu ist oder, wenn die Sonne (dazu) scheint. Es wird z.B. angewandt, um zu sagen, man solle die Mädchen nicht eher putzen, bis sie herangewachsen sind.
198. Wenn dei Sünn vom Himmel fällt, sitt wie all im Düstern. (Mecklenburg.) – Raabe, 75; hochdeutsch bei Simrock, 9594; Körte, 5579; Masson, 378.
199. Wenn die Sonn' am Sanct-Paulustage scheint, dadurch wird ein fruchtbar Jahr gemeint; ganz friedsam wird leben der ehelich Stand, und solches wird man spüren in manchem Land. – Chaos, 998.
Als alter Spruch im Hauskalender des landw. Vereins für Baiern 1854.
200. Wenn die Sonn scheinet vnnd zugleich regnet, so ist in der Hölle Kirchweih. – Lehmann, 334, 32; Sailer, 179.
201. Wenn die Sonn vntergangen ist, so scheinen die Sterne, aber man geht darbey im fin stern. – Lehmann, 569, 42.
202. Wenn die Sonn vom Himmel fiel, so sessen wir all im finstern. – Lehmann, 523, 8 u. 717, 11; Braun, I, 4126.
203. Wenn die Sonne am hellsten scheint, tritt eine Wolke vor.
204. Wenn die Sonne am Himmel ist, sieht man die Sterne nicht. – Pistor., VII, 45.
It.: Ove riluce il sol, non hà che, far la luna. (Pazzaglia, 355, 3.)
205. Wenn die Sonne am höchsten ist, so ist sie dem Untergange am nächsten.
206. Wenn die Sonne am Lichtmesstag den Geistlichen auf der Kanzel anscheint, so soll die grosse Dirn1 geschwind heimlaufen und alles2 z'samputz'n, sogar 's Gesod aus'n Bar'n, denn es wird ein schlechtes Jahr. – Baumgarten, Progr., 57.
1) Grossmagd.
2) Alles Futter (Heu), sogar die Streu.
207. Wenn die Sonne an einem Orth niedergehet, so gehet sie an einem andern Orth auff. – Lehmann, 717, 19; Eiselein, 571.
»Ist von Herren, Obrigkeiten, Glück vnnd gunst zu verstehen.«
Dän.: Gaaer solen en steds ned, saa gaaer den en anden steds op. (Prov. dan., 518.)
208. Wenn die Sonne an Fastnacht scheint, so behalte, Bauer, den Lein im Sack. (Franken.)
209. Wenn die Sonne auf einen Misthaufen scheint, so antwortet er mit Gestank.
So erwidert der Undankbare empfangene Wohlthaten.
Dän.: Naar mødingen nyder solens skin, saa yder den sin værste stank. (Prov. dan., 418.)
210. Wenn die Sonne auff Lichtmess schön scheinet, so soll der flachs auch wol gerathen. – Henisch, 1123, 64.
211. Wenn die Sonne aufgeht, fangen die Vögel an zu singen; wenn sie untergeht, schweigen sie. – Parömiakon, 2463.
Bild solcher Freunde, deren Freundschaft nicht länger dauert, als die Glückssonne scheint.
[619] 212. Wenn die Sonne aufgeht, ist gut beten.
Lat.: Solibus erratis breviaria ne timeatis. (Sutor, 688.)
213. Wenn die Sonne aufgeht, ist's um Reif und Thau geschehen.
Böhm.: Než slunce vyjde, rosa oči vypije. (Čelakovsky, 200.)
214. Wenn die Sonne aufgeht, müssen die Eulen und Fledermäuse Ade sagen.
215. Wenn die Sonne aufgeht, so ist der Reif am Zaun verloren. – Simrock, 9588; Körte, 5576.
216. Wenn die Sonne aufgeht, wird es Tag. – Eiselein, 570; Simrock, 9585; Braun, I, 4120.
217. Wenn die Sonne blinde Mäuse hinter den Wolken spielt, so zieht sie mit dem Herrn von Nassau ins Feld. – Fischart, Prakt.
218. Wenn die Sonne brennt, dann löscht man eine Oellampe aus.
219. Wenn die Sonne den Schein verliert, verliert sie genug.
Gilt auch von Tugend, Recht, Wahrheit.
220. Wenn die Sonne den Schein verliert, verlöschen auch die Sterne.
221. Wenn die Sonne den Schnee wegleckt, so blickt hervor, was er bedeckt. – Froschm., G, ibb; Körte, 5570.
222. Wenn die Sonne erst aufgeht, blendet sie nicht.
223. Wenn die Sonne hell scheint, kommt auch ein Strahl in des Blinden Auge.
224. Wenn die Sonne im Löwen geht, die grosse Hitz' im Jahr anfäht.
225. Wenn die Sonne lange genug auf das Eis scheint, schmilzt es. – Altmann VI, 429.
226. Wenn die Sonne leuchtet, verbrennt das Oel umsonst.
227. Wenn die Sonne scheinen will, kann kein Nachtvogel sie ausblasen.
228. Wenn die Sonne scheint am Jakobstag (25. Juli), bringt ein harter Winter Plag'. (Wohlau.) – Boebel, 38.
229. Wenn die Sonne scheint am Urbanstag, so wird der Wein gut, wie ich sag'.
Frz.: Si le soleil rit le jour sainte Eulalie (14. Febr.) il y aura pomme et cidre à folie. (Leroux, I, 77.)
230. Wenn die Sonne scheint, bedarf man der Lampe nicht. (S. ⇒ Lampe 5.)
231. Wenn die Sonne scheint, braucht man keine Laterne.
Schwed.: Når solen skijn, behöfwes ingen Lychta. – Når solen skijn, frågar man intet efter månan. (Grubb, 592.)
232. Wenn die Sonne scheint, erlischt der Mond.
Span.: El sol me luzga, que de luna no he cura. (Bohn I, 220.)
Ung.: Addig tündöklik a' hold, még a' nap helyre er. (Gaal, 1147.)
233. Wenn die Sonne scheint, erntet der Kluge.
234. Wenn die Sonne scheint fein klar, nach ihrer Art, an unsrer Frauen Himmelfahrt, so soll dies bei den Leuten guten Wein bedeuten.
235. Wenn die Sonne scheint in Dreck, so wird auch ein glänzend Fleck.
»Der Schmuz ist glänzend, wenn die Sonne scheinen mag.« (von Loeper, Goethe's Sprüche, 130.)
236. Wenn die Sonne scheint ins Land, grüsse sie mit thät'ger Hand.
Böhm.: Vítej slunce s modlitbou v ustech a s praci v rukou. (Čelakovsky, 130.)
237. Wenn die Sonne scheint, leuchtet eine Fackel nicht.
Engl.: The moon 's not seen, where the sun shines. (Gaal, 1147.)
Frz.: Où le soleil luit, la lune n'y a que fair. (Gaal, 1147.)
238. Wenn die Sonne scheint, nimm den Mantel mit auf die Reise. – Eiselein, 449.
Mhd.: Swann dir diu sunne schînet, lege den mantel an. (Colm.) (Zingerle, 90.)
Engl.: Though the sun shines don't leave your cloak at home. (Eiselein, 449.)
239. Wenn die Sonne scheint, nimm den Mantel mit, wenn's regnet, thue wie du willst.
[620] 240. Wenn die Sonne scheint sehr bleich, ist die Luft an Regen reich.
Holl.: Als de zon zoo bleek schijnt, wil 't gemeenlijk regenen. (Harrebomée, II, 506b.)
241. Wenn die Sonne scheint, so wirft sie Schatten.
Engl.: No sunshine but hath some shadow. (Bohn II, 135.)
242. Wenn die Sonne scheint, verbirgt sich der Mond.
Holl.: Daar de zon schijnt, wil't gemeenlijk regenen. (Harrebomée, II, 506a.)
243. Wenn die Sonne scheint, verschwinden die Sterne.
Der Herzog Alba machte einmal, da Alba auch der Tagesanbruch bedeutet, eine hübsche Anwendung von diesem Sprichwort. Der König von Spanien gab einen Ball und der Herzog erschien auf demselben mit einer Dame. Ein Bekannter von ihm fragte ihn: »Was sagt Alba?« Der Herzog erwiderte: »Der Anbruch des Tages sagt: Wenn die Sonne kommt, müssen die Sterne verschwinden.« (Dice, que los estrelles se apartem que vienne el sol.)
Dän.: Mand see ei stjerner, naar solen skinner. (Prov. dan., 532.)
244. Wenn die Sonne scheint, was soll da ein Talglicht.
Dän.: Naar solen skinner behøver mand intet andet lys. (Prov. dan., 518.)
245. Wenn die Sonne sich auf der Erde wälzte, so würde sie doch nicht austrocknen.
246. Wenn die Sonne sich verfinstert, gibt's dunkle (verdriessliche) Tage. – Parömiakon, 1385.
247. Wenn die Sonne Steipen stellt, bald vom Himmel Regen fällt. – Schulfreund, 83, 27; Schmitz, 174, 165.
248. Wenn die Sonne sticht, der Bauer spricht: die Kühe beissen und brommen, es wird ein Regen kommen. – Chaos, 1009.
249. Wenn die Sonne sticht, so folget gern ein Wetter hernach. – Petri, II, 646.
250. Wenn die Sonne unten ist, thut man den Bann auf. – Graf, 404, 23.
Mit Sonnenuntergang hört das Gericht auf, jedes Urtheil, das später erging, war nichtig, sogar die Ladung machtlos oder rechtsungültig.
Mhd.: Wannche die sonne onden is, alsdaen sall man den bannen aifdoin. (Grimm, Weisth., II, 718.)
251. Wenn die Sonne unter ist, stehen alle Kühe im Schatten. – Winckler, III, 85.
Frz.: Quand le soleil est couché il y a bien des bêtes à l'ombre. (Leroux, I, 83.)
Holl.: Als de zon onder is, zijn er vele beesten in de schaduw. (Harrebomée, II, 506a.)
252. Wenn die Sonne untergeht, erkaltet die Luft.
Frz.: Qui se sauve du soleil, aura un toujours froid. (Cahier, 2011.)
253. Wenn die Sonne vndergangen ist, so stehen die Eulen, Fledermäuss vnnd Nachtraben auff. – Lehmann, 706, 3.
254. Wenn die Sonne Wasser zieht, gibt's bald Regen.
255. Wenn die Sonne zu Rüst geht, hat die Ladung keine Kraft. (S. ⇒ Gericht 9, Sonne ⇒ 73 u. ⇒ 260 und ⇒ Urtheil.) – Graf, 404, 25.
Mhd.: So aber die sunne ze rest kumt, so hat ir gebot kein kraft.
256. Wenn du willst, dass die Sonne scheine, so lass den Gebrannten an die Strasse gehen.
257. Wenn in der Sonne Niedergehen rothe Wolken am Himmel stehen, so wird gewöhnlich nächster Tag gar schön nach der Abendröthe Sag'. – Chaos, 995; Fischart, Prakt.; Boebel, 123.
258. Wenn man die Sonne verpachten könnte, so sässen die armen Leute im Finstern.
Aehnlich sagt man in Habesch: Wenn die Morgenröthe ein Flamingo wäre und die Sonne ein Kammrienhase, wir würden beide nur noch im Hause des grossen Napus erblicken. (Altmann II.)
259. Wenn man von der Sonne spricht, so sieht man ihr Licht.
Holl.: Als men van de zon spreekt, ziet men hare stralen. (Harrebomée, II, 506b.)
260. Wenn mir die Sonne scheint, was frag' ich nach dem Monde!
261. Wenn mir die Sonne will gnädig sein, so acht' ich nicht des Mondes Schein.
262. Wenn zwei Sonnen am Himmel ständen, würde keine scheinen wollen. – Altmann VI, 447.
[621] 263. Wer an der Sonne geht, dem folgt der Schatten nach.
Böhm.: Kdo na slunci chodí, stín ho následuje. (Čelakovsky, 89.)
264. Wer die Sonne hat, braucht nicht nach den Sternen zu sehen.
265. Wer die Sonne nicht sieht, muss sehr blind sein.
Wer handgreifliche Dinge nicht fasst, muss sehr wenig Verstand besitzen.
It.: Del tutto è cieco chi non vede il sole. (Pazzaglia 55, 1; Cahier, 3113; Bohn I, 75.)
266. Wer für eine Sonne gelten will, mag auch wärmen und leuchten wie eine Sonne.
267. Wer gegen die Sonne spuckt, dem fällt der Speichel ins Gesicht.
268. Wer in die Sonne sieht, den blendet sie.
Die Russen: Eine Minute in die Sonne sehen, blendet mehr als eine Stunde in den Schatten. (Altmann VI, 441.)
269. Wer mit der Sonne aufsteht, dem geht sein Tagewerk frisch von statten.
Frz.: Homme matineux, sain et solliciteux. (Leroux, I, 164.)
270. Wer mit der Sonne schlafen geht, muss auch mit der Sonne aufstehen.
271. Wer neben der Sonne sitzt, der schwitzt leicht. – Lehmann, 717, 10.
272. Wer nicht mit der Sonne an die Arbeit geht, macht kein grosses Tagewerk.
Holl.: Die met de zon niet opstaat, geniet zijnen dag niet. (Harrebomée, II, 506b.)
273. Wer ohne Sonne muss sein, der nehme in Acht den Sternenschein.
274. Wer ohne Sonne muss sein, der nimpt fürlieb des Mondes Schein. – Petri, II, 747.
275. Wer sich lang an die Sonne setzet, der wirdt endtlich schwartz. – Petri, II, 760; Henisch, 890, 12.
276. Wer viel in der Sonne geht, wird gebräunt.
Engl.: They that walk much in the sun, will be tanned at last.
277. Wer wider die Sonn redt, richt nichts auss. – Lehmann, 571, 71.
278. Wer wird die Sonne anklagen, dass die Fledermaus am Tage nichts sieht.
279. Wider die Sonne soll man nicht reden.
Offenen Thatsachen nicht widersprechen, der am Tage liegenden Wahrheit nicht widerstreben.
Böhm.: Proti slunci neotvírej huby. (Čelakovsky, 64.)
280. Wie die helle Sonne hilfft dem Gesicht, so ist gut lehr dess gemüthes Liecht. – Lehmann, 297, 56.
281. Wie die Sonn das Liecht der Welt ist, so seynd die Augen dess Menschen Liecht. – Lehmann, 52, 1.
282. Wie die Sonne geht, so wendet sich auch die Sonnenblume. – Parömiakon, 750.
Einfluss des Beispiels hochgestellter Personen.
283. Wie viel die Sonne scheint am Fastnachttag, so viel scheint sie die Fasten ohn alle Tag. – Chaos, 999.
284. Will dir die Sonne gnädig sein, so achte nicht der Sterne (des Mondes) Schein.
285. Wo die goldene Sonne scheint, da ist keine Zeit für Regenwetter. – Parömiakon, 694.
286. Wo die sonn auffgehet, wirt es tag. – Franck, II, 84b; Gruter, I, 86; Petri, II 802; Egenolff, 90b; Simrock, 9587; Körte, 5574.
Lat.: Plures adorant solem orientem, quam occidentem. (Egenolff, 90b.)
287. Wo die Sonne aufgeht, steht jedermann auf. – Grubb, 648.
Junge Herren werden von allen begrüsst.
288. Wo die Sonne hineinkommt, kommt der Arzt nicht hinein.
Empfiehlt von der Sonne beschienene trockene Wohnräume als gesund. Aber auch das Eindringen der Sonne in die Zimmer hat seine Grenze, wenn sie wohnlich sein sollen.
[622] 289. Wo die Sonne, kein Arzt; wo keine Sonne, da der Arzt.
Einfluss des Sonnenlichts auf den gesammten Lebensprocess. (Vgl. Phrenologische Bemerkungen von Scheve im Telegraph, Leipzig 1865, Nr. 54.)
290. Wo die Sonne scheint, braucht man den Mond nicht. – Winckler, X, 72.
291. Wo die Sonne scheint, da ist's um die Irrlichter geschehen.
292. Wo die Sonne scheint, da tagt es. – Frischbier2, 3534.
293. Wo keine Sonne ist, da ist auch keine Wärme.
294. Wohin kann die Sonne fliehen vor den Bleichern.
Anspielung auf Personen, welche der Verfolgung zudringlicher Leute nicht entgehen können, weil die Bleicher beständig auf die Sonne lauern, um ihre Bleichstoffe auszubreiten.
295. Wun de San äm Angdergôn zeräksekt, äss hisch Wäder ze erworden. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 87.
296. Wun de San rît angdergît, kit Wäinjt. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 88.
297. Zwei Sonnen sind zu viel an Einem Himmel.
Böhm.: Jedno slunce dosti na nebi. (Čelakovsky, 318.)
Lat.: Non potest mundus duobus solibus regi. (Philippi, II, 42.)
Poln.: Jedno słońce dość (dosyć) na niebie. (Čelakovsky, 318.)
298. Zwei Sonnen vertragen sich nicht an Einem Himmel.
Holl.: Twee verscheiden zonnen kunnen niet aan den hemel zijn. (Harrebomée, II, 507b.)
299. Zwo Sonnen dienen nicht in der Welt. – Petri, II, 831.
*300. Bei Sonne und Mond speisen. (Oberösterreich.) – Baumgarten, 13.
Fasten.
*301. De San gît hîmen. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 328, 7.
Um zu sagen: Es wird Abend, wofür man auch folgende Redensart anwendet: De San gît schlofen. De Vigel zän än de Bäsch. Die Legt (Leute) ku vum Feld. De Bäsch brät (der Busch oder Wald brennt). De Hierde kun (die Heerden kommen). Em lookt Nôklok (man läutet Nachtglocke). Der Ôvendstern äs afgegangen. De Stärre kun eraus. (S. ⇒ Tag.)
*302. De Sunne nich ehr schinen lat'n, als bet et Tid is. – Eichwald, 1873.
*303. Der Sonne das Licht abzwingen wollen.
*304. Der Sonne das Licht bestreiten.
Lat.: Ex omnibus aliquid, in toto nihil. (Chaos, 803.)
*305. Der Sonne ein Licht anzünden.
Wenn man grosse Gelehrte belehren, oder wenn man das auseinandersetzen will, was an sich ganz klar, oder wenn man mit Lobreden das ohnehin und an sich Berühmte feiern will.
Lat.: Lumen soli mutuas. (Erasm., 10; Binder I, 900; II, 1709.) – Soli lumen inferre. (Faselius, 103.)
*306. Der Sonne Licht zuführen.
Etwas sehr Ueberflüssiges thun, weil sie die Quelle des Lichts ist, etwa wie wenn jemand Holz in den Wald, Wasser in das Meer trüge.
Holl.: Hij steekt der zon eene kaars aan. – Hij wil de zon verlichten. (Harrebomée, II, 507a.)
Lat.: Solem adjuvare facibus. (Gratianus.) (Hanzely, 11; Binder I, 1668; II, 3175; Philippi, II, 194; Seybold, 574.) – Soli lumen mutuare (inferre). (Quintilian.) (Hanzely, 11; Philippi, II, 194; Seybold, 574; Chaos, 392.)
*307. Dî wird 's nu noach der Sunna friar'n. (Franken.) – Frommann, VI, 324, 360.
Du wirst dich nach diesen angenehmen Verhältnissen zurücksehnen.
*308. Die Sonn auffhalten (wollen). – Eyering, I, 725.
*309. Die Sonn hat ihm zu lang geschienen. – Eyering, I, 50.
*310. Die Sonne für einen Dudelsack halten.
Von Betrunkenen.
*311. Die Sonne geht in seinem Staat nicht auf.
Scherzhaft von einem, der nichts besitzt. Umgewandelte Form der Worte Philipp's II. in Schiller's Don Carlos, 1. Act, 6. Scene: »Die Sonne geht in meinen Staaten nicht unter.«
*312. Die Sonne im Gesicht haben.
Sodass sie blendet; also in Bezug auf Hindernisse, die man bei einem Geschäft, besonders im Kampf findet.
Frz.: Auoir le soleil aus yeulx.
Lat.: Solem ab oculis habere. (Bovill, I, 170.)
[623] *313. Die Sonne ist in ihr Himmelbett gestiegen.
Ist hinter Wolken untergegangen. Himmelbett = Bett mit Vorhängen.
*314. Die Sonne ist untergegangen. – Parömiakon, 1371.
Das Glück lächelt nicht mehr, die Verhältnisse gestalten sich ungünstig, trübe. Es finden sich a.a.O. noch folgende Redensarten: Das Geschirr ist in Trümmer gegangen. Das Kraut ist angebrannt. Dem Fass ist der Boden ausgegangen. Der Bach ist ausgetrocknet. Der Blasebalg hat ein Loch bekommen. Der Degen ist verrostet. Der Wein ist zu Essig geworden. Die Blätter sind abgefallen. »Botz tausend, das ist ein grosser Unterschied von deinen jungen Jahren. Vor diesen ist keine Bibliothek gewesen, wo du nit gestudirt hast; kein Spielmann gewest, der dir nit pfiffen hat; kein Tanzboden, der dich nicht getragen hat, kein Gespass, den du nit vermehret hast. Wo ist dies alles hinkommen? O vanitas!« (Chaos, 612.)
*315. Die Sonne mit Fackeln (mit einer Laterne) erleuchten.
Frz.: Montrer le soleil avec un flambeau. (Bohn I, 39.)
*316. Die Sonne mit Kohlen malen. – Körte, 5581.
*317. Die Sonne möchte ihn nicht bescheinen.
Man gönnt ihm weder Licht noch Luft und Wasser. »Sie hassens wie ein offner Feindt, das jm die sonn ins wasser scheint.« (Waldis, I, 64, 21.)
*318. Die Sonne scheint. (Nordböhmen.)
Empfiehlt Vorsicht beim Reden, wenn Kinder anwesend sind. (S. ⇒ Schindeln 4.)
*319. Die Sonne scheint bei ihm durch.
Er besteht blos aus Haut und Knochen.
*320. Die Sonne scheint ihm ins Bett.
Mhd.: Diu sunne stêt wol boumes hò. (Lambel, Erz., 230, 504.)
*321. Die Sonne scheint noch über den Zaun. – Eiselein, 571.
Aller Tage Abend ist noch nicht gekommen.
Span.: Aun hay sol en las bardas. (Don Quixote.)
*322. Die Sonne vom Himmel wegleugnen.
Die Russen: Die Sonne verschenken, um den Mond zu bekommen. (Altmann VI, 495.)
Lat.: Adversus solem (lunam) ne loquitor. (Erasm., 19; Binder I, 23; II, 79; Seybold, 11; Philippi, I, 11.)
*323. Die Sonne wirft lange Schatten.
Der Tag neigt sich, der Abend (des Lebens) naht.
Holl.: De son maakt lange schaduwen. (Harrebomée, II, 506b.)
*324. Die Sonne ziehet wasser. – Tappius, 196a.
Scherzhaft, wenn jemand weint oder ihm die Augen thränen. (S. ⇒ Senf 21, ⇒ Zwiebel.)
Holl.: De zon trekt water. (Harrebomée, II, 506a.)
*325. Die sonnen auffhalten. – Franck, II, 133a.
*326. Eher würde die Sonne aus ihrer Bahn weichen.
Lat.: Scarabaeus citius faciet mel. (Philippi, II, 168.)
*327. Einen an die lichte Sonne setzen.
*328. Er hat die Sonne verspielt, ehe der Tag anbricht.
Von leidenschaftlichen Spielern. Wol spanisch aus den Zeiten der Goldjagden Pizarró's in Amerika. Wenigstens erzählt Garriloso, dass ein Spanier, dem bei der Vertheilung der Schätze Cuzcos die goldene Sonnenscheibe des Inkatempels zugefallen war, sie in einer einzigen Nacht im Spiel wieder verloren hatte.
*329. Er lässt das ganze Jahr keine Sonne von sich scheinen. – Tendlau, 292.
Von dem ist kein Vortheil zu erwarten; er lässt sich nicht geniessen.
*330. Er lässt sich die Sonne in den Magen scheinen. – Frischbier2, 3533.
Nämlich, um sich zu sättigen; also von jemand, der Mangel leidet.
*331. Er möchte andern vor der Sonne stehen. – Eiselein, 571.
*332. Er möchte der Sonne verbieten zu scheinen. – Masson, 377.
*333. Er sieht zwei Sonnen. (S. ⇒ Oberstübchen 3.)
Ist betrunken.
*334. Er würde einen vor die Sonne stellen, wenn er könnte.
*335. Es hat jn nie kein sonn beschienen. (S. ⇒ Lade 3.) – Franck, II, 34a.
*336. Es ist jhm die Sonne ehe im Hauss denn das Brot. – Theatrum Diabolorum, 56b; Lohrengel, II, 315.
»So du aber arm bist vnd auch vil Kinder hast, aber wenig Brot darzu, also das dir die Sonn ehe im Hauss ist, weder das Brot, ist fürwahr kein freund da.« (Geiler, Nsch., 52, in Kloster, I, 513.) »Die Sonne kommt ihm viel eher ins Hauss, als das liebe Brot.« (Herberger, Hertzpostille, I, 716.)
[624] *337. Es ist wie Sonn' und Mond gegeneinander.
Lat.: Lumen lucernae obscuratur luce solis. (Seybold, 285.)
*338. Es scheinet jhm kein Sonn, kein Stern. – Lehmann, 829, 1.
*339. Es wird dich noch nach dieser Sonne frieren.
*340. Gegen die Sonne harnen (sprechen).
Frz.: Parler contre le soleil. (Leroux, II, 279.)
Lat.: Mejere adverso et contrario solo. (Bovill, I, 48.)
*341. Ich wolt nit, dass mich die sonn anschin. – Franck, II, 37a.
*342. In der Sonne blinzeln. – Körte, 5581a.
*343. In seiner Sonne ist allzeit Finsterniss. – Parömiakon, 1622.
Von dem Schwermüthigen, Trübgestimmten.
*344. O Sonne, wo bist du geblieben. – Klix, 80.
*345. Seine Sonne ist untergegangen.
Holl.: Zijne zon heeft uitgeschenen. (Harrebomée, II, 507b.)
*346. Sich d' Sun in Arsch scheinen lassen. (Oberösterreich.)
Wie dies die Langschläfer thun.
*347. Sonne und Mond sind ihm entgegen.
Holl.: Zon en maan is hem tegen. ( Harrebomée, II, 507b.)
*348. Sonne und Wind im Rücken haben.
Eine günstige Stellung bei einem Geschäft oder im Kampfe.
Frz.: Le soleil et vent sont au doz.
Lat.: Sol et ventus a tergo sunt. (Bovill, I, 172.)
*349. Wenn die Sonn in die hell scheinet. (S. ⇒ Nimmerstag.) – Eyering, III, 373; Schottel, 1125b; Körte, 5581b.
*350. Wenn die Sonn' in Leuen geht, dann die grösste Hitz' entsteht. (Luzern.)
*351. Wenn die Sonne still steht. – Körte, 5581b.
*352. Wenn ihm nicht die Sonne in den Hals scheint, bekommt er nichts Warmes in den Leib.
*353. Wider die Sonne reden.
Gegen das, was klar am Tage liegt.
Lat.: Adversus solem ne loquitor. ( Pythagoras.) (Erasmus, 19.)
*354. Wie wird dich nach der Sonne frieren. – Nass. Schulbl., XIV, 5.
*355. Wo bist du, Sonne, (ge)blieben.
Volksthümlich geworden aus Paul Gerhardt's bekanntem Liede: »Nun ruhen alle Wälder.« (Büchmann, 49.)
356. Die in der Sunnen wandern, denen muss der Schatten nachfolgen.
»Also auch die in hohen Würden sind, denen folgt der Neidt nach.« (Lauterbeck, XLIIa.)
357. Die Sonne geht in seinem Reich nicht unter.
Bei ihm gibt es nur glückliche und heitere Tage. Die Worte sind aus Schiller's Don Carlos entlehnt.
358. Die Sonne ist ganz gut, aber was nützt sie am Tage, wo es ohnedies hell ist, sagte der Feling, der Mond ist mir lieber, er scheint des Nachts, wenn man Licht bedarf.
359. Die Sonne ist meinetwegen untergegangen, sagte die Wanze, als sie am Abend hervorkroch. – Franzos, Vom Don zur Donau.
360. Die Sonne scheint auch hinter den Wolken.
It.: Il sole dà lume anche dietro i nuvoli. (Giani, 1565.)
361. Die Sonne scheint durch die Ritzen in das Haus.
Bei Tunnicius (514): De sunne schynt dorch de reteren in dat hûs. (Phoebus splendor per rimas tecta subintrat.)
362. Geht die Sonne zu Nest, so hat die Ladung keine Kraft. (S. ⇒ Gericht 9, ⇒ Sonne 250, ⇒ Urtheil 26.) – Graf 404, 25.
363. Scheint die Sonn auff Vincenti bass, mit gutem Wein füllets vns die Fass. – Lins.
364. Scheint die Sonne aufs Wasser heiss, geht kein Fuchs mehr übers Eis. – Egerbote, 1879.
365. Selbst die Sonn' erwärmet nicht die ganze Welt mit ihrem Licht. – Schuller, 50.
366. Sobald die Sonne aufziehet, halten die Frösch ihre Goschen. – Arpagaus, 677.
367. Sticht die Sonne im Juli, kränkt sie leicht das Schweinevieh. – Wunderlich, 28.
368. Wenn die Sonne tritt ins Zeichen des Löwen ein, gibt's junge Hühnlein mit Tauben, und Melonen mit Wein.
It.: Quando il sole è in Leone, buon pollastro col piccione, e buon vino col popone. ( Giani, 1566.)
[1735] 369. Wenn roth die Sonne untergeht, es günstig mit dem Wetter steht; doch ist sie roth beim Morgenschein, stellt sich alsbald ein Regen ein.
It.: Se rosso il sole tramonta, bel tempo farà, se rosso e' si leva allora pioverà. (Giani, 1568.)
370. Wer die Sonne nicht gesehen, kennt auch nicht ihren Werth. – Merx, 318.
371. Zweimal geht die Sonne an einem Tag nicht auf. – Scheffel, Ekkehard, I, 48.
*372. Die liebe Sonne scheint durch den Ellenbogen. – Hermes, 630.
Zur Bezeichnung einer dürftigen Lage.
*373. Man gebe mir die Sonne und die Wespen, wenn sie auch stechen.
Span.: Sol y abispas, aunque pécan.
*374. Wenn die Sonne schwarz aufgeht. – Scheffel, Ekkehard, I, 39.
D.h. niemals.
Goetzinger-1885: Sonne und Mond
Herder-1854: Wasserziehen der Sonne · Sonne
Lueger-1904: Höfe und Ringe um Sonne und Mond
Meyers-1905: Wasserziehen der Sonne · Sonne · Meteorische Sonne
Pierer-1857: Stillstand der Sonne · Sonne [2] · Währe Sonne · Ungebildete Sonne · Fire Sonne · Durchgang der unteren Planeten Mercur u. Venus durch die Sonne · Sonne [1] · Sonne peilen
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