1. An einem Haar zieht man mich hin, wo ich gern bin. – Körte, 2504.
2. Auch ein Haar hat seinen Schatten. – Eiselein, 266; Simrock, 4151.
Böhm.: I vlas má svůj stín. (Čelakovsky, 284.)
Lat.: Etiam capillus unus habet umbram suam. (Eiselein, 266.)
Port.: Cada cabello faz sua sombra na terra. (Bohn I, 270.)
Span.: Un cabello hace sombra en el suelo. (Bohn I, 206 u. 260.)
3. Auch euere Haare auf dem Haupte sind alle gezählt. – Matth. 10, 30.
Dän.: Alle vore hoved-haar ere talte. (Prov. dan., 304.)
4. Auch schönes Haar kann faule Wurzeln haben.
Schott.: Fair hair may hae foul roots. (Bohn II, 352.)
5. Auch unter grauen Haaren findet man Kitzel und Wuth. – Parömiakon, 527.
Dän.: Tit ere graae haar i hovedet og darlighed i hiertet. (Prov. dan., 304.)
6. Aus schlechten Haaren wird kein guter Pelz.
Dän.: Stundum som et haar, og stundum som et laar. (Prov. dan., 534.)
8. Besser grawe Haar, denn gar keines. – Petri, II, 37.
9. Besser Haar verlieren, als die Haut lassen.
10. Besser rothes Haar zum Bart als gar keins.
11. Blond Haar soll dem grauen keine Schande machen.
Dän.: Lad ei din ungdoms guułe haar skiemme din alderdoms graae haar. (Prov. dan., 370.)
12. Da kein Haar, ist übel kemmen. – Schottel, 1133b.
13. Churzi Har sî glî b'bürstet. (Bern.) – Zyro, 44.
14. Das Haar der Todten muss den Lebendigen oft neues Leben geben. – Winckler, II, 90.
15. Das Haar zum Raufen geben, gelüstet niemand. – Simrock, 4160.
16. Das kleinste Haar wird auf der Zunge offenbar.
Holl.: Haar komt te baar, al is 't over zeven jaar. (Harrebomée, I, 268.)
17. De bî de Hâre over de Tûn (Zaun, Hecke) kummt, der kummt der ôk over. (Ostfries.) – Frommann, IV, 142, 352; Hauskalender, III; Bueren, 288; Eichwald, 1957; für Rastede: Firmenich, III, 29, 119.
18. Der Hâr1 geht neunmal durch des Menschen Hand, bis er ihm auf den Leib kommt. (Oberösterreich.) – Baumgarten.
1) Der Flachs bedarf so vieler Handhabung, bis er als Gewand getragen werden kann. Das Wort Haar, [217] althochdeutsch haru, altfriesisch her, nordfriesisch herl, bedeutete ehemals auch Flachs, woher unser neuhochdeutsches Flechse = Sehne. Daher Haarwachs = Sehnenwuchs, Verwachsung der Sehnen oder Flechsen. (Vgl. Stürenburg, 79a.)
19. Die grawen haar seind den Mägdlein disteln vnnd dornen inn den augen. – Henisch, 1734, 29; Petri, II, 835.
20. Die Haare des Mütterchens sind nicht deshalb grau, weil ich darüber gelacht habe. (Surinam.)
Wenn man jemand Dinge schuld gibt, die er unmöglich gethan haben kann.
21. Die Haare sind die Verräther der Jahre.
22. Die jüngsten Haar grawen gemeiniglich am ersten. – Petri, II, 133; Henisch, 931, 65.
23. Die lange Haare am Hals hat, bekommt einen reichen Mann. – Simrock, 6799a.
Sprichwörtlicher Aberglaube oder ein abergläubisches Sprichwort.
24. Drei Haare vom goldenen Vlies ziehen stärker als ein hänfener Strick. – Binder II, 483.
25. Eim der viel Haar hat, thuts eben so wehe, wenn jhm eines aussgerupfft wird, als eim kal Kopff. – Lehmann, 546, 4.
26. Ein graues Haar macht noch keinen Graukopf.
27. Ein Haar macht kein Weyhewedel. – Gruter, III, 27; Lehmann, II, 148, 32.
Die Russen sagen: Ein Haar macht noch keinen Pelz. (Altmann VI, 410.)
Holl.: Eén haar maakt geen' wijkwispel. (Harrebomée, I, 268.)
28. Ein Haar macht keinen Kahlkopf.
29. Ein nissig Har macht ein lausigen kopff. – Aventin, CLXXXVIb.
30. Ein rothes Haar macht keinen Fuchs. – Glass brenner, Reineke Fuchs (Leipzig 1846), S. 363.
31. Einer, der ein gross lang har tregt, ist nichts desto besser, als der kurtz balbirt ist. – Lehmann, 685, 70.
32. Es ist besser einige Haare als das ganze Leder lassen. – Winckler, VII, 46.
33. Es ist kein Haar so fein, es hat seinen Schatten.
Dän.: Der er intet haar saa lidet, der jo haver sin skygge. (Prov. dan., 265.)
Holl.: Geen haar zoo klein, of het heeft ook zijne schaduw. (Harrebomée, I, 268.)
34. Es ist nicht jeder, der langes Haar trägt, ein Turner.
Die Russen sagen: ein Jakute.
35. Es kann unter allen Haaren ein gutes Pferd stecken.
Die Farbe thut's nicht.
36. Es kommt auf ein Haar nicht an, wenn man die Kuh schont. (Hamm.)
37. Es kommt leicht ein Haar in die Butter.
38. Et kümmt up ein Haar nit an, wamme de Kau scheart. (Büren.)
39. Et wird ken Hôr sau fîn e' spunnen, et kümmet dach an de Sunnen. (Waldeck.) – Curtze, 353, 477.
40. Falsche Haare machen alte Schädel nicht jung.
Holl.: Als ik een valsch haar op het hoofd had, zou ik het uitrukken. (Harrebomée, I, 268.)
41. Frisch in't Hâr, säd' de Deern, 't giwt krûsköppke Jungs. (Hamburg.) – Schütze, II, 300; Hoefer, 219.
[218] 42. Für graue Haare passen keine grünen Gedanken.
Die Russen: Was will der Graukopf mit blonden Gedanken. (Altmann VI, 471.)
43. Grae har stehn wol auff einem jungen kopff. – Franck, I, 55a; Egenolff, 324a; Petri, II, 456; Gruter, I, 45; Henisch, 1734, 35; Schottel, 1126a; Simrock, 4033.
Dän.: Graa haar lade vel i den unges hoved. (Prov. dan., 250.)
Frz.: C'est une grande gloire à un jeune homme d'avoir la prudence d'un vieillard. (Kritzinger, 714a.)
Lat.: Senilis in juvene prudentia laus est. (Gaal, 833.)
44. Graue Haar allein machen kein ansehen. – Schottel, 1142b; Petri, II, 356; Henisch, 1734, 60.
Dän.: Skal graa haar ziire din alderdom, maae dyder ziire de graahaar. (Prov. dan., 250.)
45. Graue Haare sind des Todes Vorboten (Blüten).
Dän.: Graa haar ere dødens blomster. (Prov. dan., 250.)
Engl.: Gray hairs are death's blossoms. (Bohn II, 99; Gaal, 44.)
46. Graue Haare und Weisheitszähne kommen nicht stets miteinander.
47. Graues Haar – des Todes Postillon. – Sailer, 135.
Dän.: Hine mange hvide haar igien ei mange aar. (Prov. dan., 265.)
48. Graues Haar ist für Mädchen keine Waar'.
Sie lieben junge Männer mehr als alte.
Holl.: Wit haar behaagt aan de meisjes niet. (Harrebomée, I, 270.)
49. Graues Haar wächst auch auf einem jungen Kopfe. – Simrock, 4032; Sailer, 86.
50. Graw Haar seind der alten Schmuck. – Lehmann, 11, 91.
Dän.: Alderen ziires med graae haar, men dyden kroner dem. – Graa haar ere alderdommens prydelse. (Prov. dan., 129 u. 250.)
51. Graw Haar seind ein Cron der Ehren. – Lehmann, 11, 91.
Nach einem hebräischen Sprichwort sind weisse Haare ein gutes Zeichen für das Haus, in dem man sie findet. (Cahier, 2477.) Die Dänen dagegen: Dured ho ved er fattig mands hæder, og riig mands s m. (Prov. dan., 303.)
52. Grawe haar, Kirchhoffblumen. – Pauli, Schimpff, XXIXb; Eiselein, 266; Simrock, 3034; Braun, I, 1016.
Dän.: Graa haar ere dødens blomster. (Bohn I, 371.)
53. Grawe Haar machen niemand alt, die Haut thuts, wann sie sich runtzelt. – Lehmann, 6, 1; Eiselein, 257; Simrock, 4035; Braun, I, 1015.
54. Grawe Har sind des Todts Siegs Panier auf vnserm Haupt. – Gruter, III, 45; Lehmann, II, 238, 80; Einfälle, 453.
55. Haar auf Haar wird der rauchste Bauer klar (kahl).
Wenn man auch noch so wenig nimmt, so wird, setzt man es fort, der wohlhabendste arm. Auch: Haar auf Haar wird der dichtste Pudel bar.
Dän.: Et haar og et andet, giør bonden skaldet. (Prov. dan., 265.)
Engl.: Pull hair and hair, and you'll make the carle bald. (Gaal, 1068.)
Holl.: Alleinsken haren wort die man coel. (Tunn., 3, 18.)
It.: A penna a penna si pela un occa; a passo a passo si fa di gran cammino. (Gaal, 1068.)
Lat.: Nunc ruit hic post hic pilus et calvus sit homo sic. (Fallersleben, 61.)
56. Haar aus oder Garaus.
57. Haar für Haar (eins nach dem andern) reisst man dem Esel den Schwanz aus.
Dän.: Eet haar efter andet, giør bonden skaldet. (Bohn I, 364.)
Engl.: Pull hair and hair, and you'll make the carle bald. (Bohn II, 126.)
58. Haar um Haar; wer vom andern betrogen ist, wird's wohl werden gewahr. – Pistor., I, 38; Hillebrand, 104, 137; Graf, 260, 211.
Die Redensart »Haar um Haar« ist wie die beiden andern: »Sonder Nachspruch und Wandel«, und: »Wie ein und der andere geht und steht«, unter den Viehhändlern Brauch, um dadurch die gesetzliche Nachwährschaft des Veräusserns vertragsmässig auszuschliessen. Der neue Besitzer kann dann, wenn sich in der bestimmten Gewährzeit an dem gekauften oder getauschten Thiere Hauptmängel zeigen, den Verkäufer in der Regel nicht belangen.
59. Haar und Schaden wachsen alle Tage. – Simrock, 4147; Körte, 2502; Braun, I, 1025.
60. Haar und Unglück wachsen über Nacht. – Latendorf II, 17; Simrock, 4155.
[219] 61. Haar, was die Natur gekraust, macht der beste Kamm nicht glatt.
62. Haare apart und Braten apart. (Berlin.)
Um die Nothwendigkeit des Auseinanderhaltens gewisser Dinge zu bezeichnen. »Man sagt mit dem Berliner: Haare apart und Braten apart; d.h. Bankgeschäft und Eisenbahnen jedes für sich und nicht in Einem Topf gekocht.« (Neuyorker Staatszeitung vom 6. Nov. 1863, S. 1.)
63. Haare auf den Zähnen braucht keine Asche auf den Kopf.
64. Haare auf den Zähnen, Stacheln auf der Zunge, Spiesse im Herzen.
65. Haare ist ein gut Essen, man kann sie wieder herausziehen, wenn sie nicht schmecken.
66. Har, das zwantzig Jahr alt ist, grawet eher als das am Bart. – Gruter, III, 47; Lehmann, II, 262, 1.
67. Hübsch sacht ins Haar, sonst werden die Kinder kraus.
Holl.: Zacht in het haar, de kinderen worden anders kroes. (Harrebomée, I, 270.)
68. Immer nur Ein Haar und der Mann wird kahl. – Simrock, 4149; Körte, 2503; Braun, I, 1026.
Holl.: Allengskens een haar, zoo wordt de man kaal. (Harrebomée, I, 268.)
69. In alle Haar mag wol ein gut Pferd stecken. – Petri, II, 401.
Holl.: In alle haar mag wel een goed paard steken. – Van alle haar zijn goede paarden. (Harrebomée, I, 269b u. 270a.)
70. In grauen Haaren steckt auch ein guter Hengst. – Eiselein, 257; Simrock, 4036.
71. In langen Haaren stecken auch (kühne) Fechter. – Gruter, III, 53; Lehmann, II, 282, 32; Körte, 2506; Eiselein, 267; Simrock, 4156.
Das Sprichwort hat Frauen und nicht die Jahn'schen Turner im Sinn.
72. Je sliemer Hoar, je beater Glücke, je grötter Deiw, je dünner Stricke. (Büren.)
73. Jedes Haar hat seinen Schatten und jede Ameise ihren Zorn. – Meisner, 5, 4; Günther, 51; Simrock, 4152; Körte, 2501; Braun, I, 1027.
It.: Anche la mosca ha la sua collera. (Körte, 2501.) – Non v' i pelo, che non habbia la sua ombra. – Ogni corpo ha la sua ombra. (Pazzaglia, 252, 1; Gaal, 1317.)
Poln.: I włos ma swój cień. (Čelakovsky, 284.)
74. Jedes Haar wächst in eigener Richtung.
75. Korte Haare, korte Böste (Bürste). (Hannover.) – Schambach, 259.
Wer eine Sache kurz abmacht, vermeidet alle spätere Weitläufigkeit.
76. Kraus haar, krauss sinn. – Gruter, III, 60; Petri, II, 426; Lehmann, II, 324, 99; Eiselein, 267; Simrock, 4154; Körte, 2499; Braun, I, 1014.
Man will die Bemerkung gemacht haben, dass kraushaarige Menschen auch eigensinnig und heftig aufbrausend seien. Ueber die Haare und den durch deren Farbe und Form angeblich angedeuteten Charakter enthält das Hannöversche Stadtrecht, herausgegeben von Jul. Reichsfreiherrn Grote und Broennenberg, im Vaterländischen Archiv des historischen Vereins für Niedersachsen (Jahrgang 1844, S. 133) folgende »Versus de physibus«: »Schel ut, scel inne, crushar, dat heft cruse sinne. Strak har strak sinne, grawe (grau) har dat sparet de minne. Swart har rokelos (unbesonnen, sorglos) is, rot har betekenet unwis. Ghel har heft hoge mot, wit har betekenet enmot. De rode bart los is, valsch unde plengen des (?) art is. Dem calen coppe dat herte steyt in deme toppe.« – Nordfriesisch: Kral Hiar, kral Haad (Haupt, Kopf). (Firmenich, III, 3, 5.) Saterland in Oldenburg: Krus Hâr, krusen Sinn. (Eichwald, 688; Firmenich, I, 233, 54; Weserzeitung, 4077.) (Lockiges Haar ist hier eine Seltenheit und wird nicht geliebt.) Schlesisch: Krausbne Hoare, krausbne Sinnen. (Frommann, III, 409, 346.) Aachen: Krolle (krause) Hôre, krolle Senn. (Firmenich, I, 493, 89.) Köln: Krûs Hôre, krûs Sen, friet (hart, stark, ausdauernd, mittelhochdeutsch vrat, vredic) Hôre, friet Sen. (Weyden, II, 8.)
Dän.: Krused hoved, kruset sind. (Prov. dan., 302.)
Holl.: Gekruld haar, gekrulde zinnen. (Harrebomée, I, 268b.)
Lat.: Crispi capilli crispi sensus. (Binder I, 251; II, 613; Philippi, I, 98; Seybold, 96.)
77. Krauses Haar lässt sich nicht glatt kämmen.
78. Kruse Haar un kruse Sinn, spitze Näs' un spitzet Kinn, dar sitt de Deifel dreemal in. (Ostfries.) – Hauskalender, II.
[220] 79. Kruset Haar, krusen Sinn, da sitt de Düwel drêmol in. – Bueren, 772; Hauskalender, II; für Bremen: Köster, 253.
80. Kurzes Haar ist bald gebürstet (geschoren). – Blum, 177; Bücking, 62; Tendlau, 785; Eiselein, 266; Simrock, 4153; Körte, 2500; Braun, I, 1028; Frischbier, 285; Frischbier2, 1407; für Franken: Frommann, VI, 315, 137; für die Schweiz: Tobler, 274; für Solothurn: Schild, 65, 102.
Wo wenig ist, da ist bald aufgeräumt. Auch: Kleine Dinge sind bald abgemacht. – Dient oft als Antwort, wenn sich jemand wegen unbedeutender Angelegenheit, geringer Geschäfte mit Mangel an Zeit entschuldigt. Die Russen: An kurzen Haaren ist nicht viel zu kämmen. (Altmann VI, 453.)
Böhm.: Dlouhé vlasy, krátký rozum. (Čelakovsky, 392.)
Engl.: A bald head is soon shaven. (Gaal, 831.)
Frz.: De peu de drap courte cappe. (Moscherosch, 594.)
Holl.: Kort haar is gaauw gekamd. (Harrebomée, I, 269.)
81. Lang har, kurtzer sinn. – Franck, I, 81b; Egenolff, 340b; Lehmann, II, 370, 13; Sailer, 80; Körte, 2498 u. 3091.
Frz.: Longs cheveux, courte cervelle. (Kritzinger, 138a.)
Holl.: Lange haren, kort geheugen. (Harrebomée, I, 269.)
Ill.: Dùgi lasi kratka pamet. (Čelakovsky, 392.)
Krain.: Žene so dolgih lás, pa kratkih misel. (Čelakovsky, 392.)
Kroat.: Dugi lasi, kratka pamet. – Žene sù dugeh lasih, pak kratke nameti.
Lit.: Moteriszkês ilgas rubas, trumpas umas. (Čelakovsky, 392.)
Poln.: U białych głów długie włosy, a rozum krotki. (Čelakovsky, 392.)
Wend.: Naeste-rahwal on pitkad juuksed, lühhikessed mötted. (Čelakovsky, 392.)
82. Langes Haar – kurzer Verstand.
Angriff auf das Fassungsvermögen der Töchter Eva's. Die Nasiräer trugen aber gewiss nicht langes Haar, um ihren kurzen Verstand anzuzeigen. Döllinger (Heidenthum und Judenthum, Regensburg 1857) bemerkt vielmehr, dass ihnen das Tragen des langen Haares deshalb geboten worden sei, »weil es in der heissen Jahreszeit besonders lästig wurde«.
83. Man acht der har nicht, die vom kopf abgeschnitten sein. – Lehmann, 813, 10.
84. Man kann wol Haare lassen, aber man muss die Haut behalten.
85. Man muss Haare scheren, wo sie sind. – Simrock, 4157; Körte, 2507.
86. Mancher ohne Haar auf dem Kopf bekommt einen tüchtigen Zopf. – Simrock, 12132; Eiselein, 659.
87. Mit den Haaren zieht man einen hinauf, mit den Beinen herab.
88. Nach dem Haar gibt man dem Hund den Namen.
Böhm.: Podlé srsti psu jméno. (Čelakovsky, 267.)
89. Nicht (um) ein Haar, sagte der Kahlkopff. – Gruter, III, 72; Lehmann, II, 432, 49; Sailer, 127; Simrock, 4150.
Spott auf die, welche weit vom Ziel geblieben sind und doch in dem Wahne stehen, ihre Sache sehr gut gemacht zu haben.
90. Raue1 Hoore un Ellernsüchte2 dreget nenne3 gäone Früchte. (Lippe.) – Firmenich, I, 269.
1) Rothe.
2) Erlenbüsche.
3) Tragen keine.
91. Rît Hôr uch Erle wuosse net af gadem Boden. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 765.
92. Rod Hoar, ken god Hoar. (Strelitz.) – Firmenich, III, 71, 35.
In unsern Sprichwörtern sind die rothen Haare nicht gut angeschrieben; doch wechseln auch die Ansichten über die Farbe der Haare wie die Moden. Im 14. Jahrhundert wurden die rothen, im 15. die braunen, im 16. die blonden, im 17. Jahrhundert die schwarzen Haare für schön gehalten; im 18. war bald diese, bald jene Farbe Mode. (Vgl. Breslauer Erzähler, 1806, S. 727.) Gelb und schwarz haben in unsern Tagen den Vorzug. Jenes, das goldgelbe, verdankt nach Liebig sein Colorit einem Ueberschuss von Sauerstoff und Schwefel, während die Kohle zurücktritt, wogegen beim schwarzen die Kohle über jene vorherrscht. (Vgl. Morgenblatt, 1855, S. 315.)
93. Röe Hoe' un Erletholt wasset op kainem gueden Grund. (Rüthen, Kreis Lippstadt.) – Firmenich, I, 314, 2.
Rothes Haar und Erlenholz wachsen auf keinem guten Boden (Grunde). (Schmitz, 185, 33.)
[221] 94. Rohe Hoor on Elsenholt (Erlenholz) wass selden op guë Grond. (Meurs.) – Firmenich, I, 405, 307; für Oldenburg: Weserzeitung, 4077; Goldschmidt, 157; für Rastede: Firmenich, III, 29, 158; für Waldeck: Firmenich, I, 326, 44; Curtze, 327, 157; für Iserlohn: Woeste, 76, 271; für Münster: Firmenich, I, 297, 6; für Frankfurt a.M.: Firmenich, II, 66, 5; für Minden: Firmenich, I, 359, 2; für Altmark: Danneil, 77; für Gladbach: Firmenich, III, 517, 69; für Hannover: Schambach, 313; ostfriesisch bei Bueren, 987; Hauskalender, I; für Aachen: Firmenich, I, 493, 117.
Der Boden auf dem die Erle wächst, ist durchbrüchig, trügerisch. (S. ⇒ Ellernholz.)
95. Rood haer en ên elsenstomp wassen zelden op ên' goeden grond. – Wolff, Beiträge zur deutschen Mythologie (Göttingen 1852), I, 64.
Es wird gewöhnlich angenommen, dass Judas, der Verräther Jesu, rothe Haare gehabt habe; doch ist diese Sage deutschen Ursprungs; und sie scheint gerade ersonnen, um den alten Gott Donar in den Augen des Volks recht herabzuwürdigen, wozu nichts passender erschien, als ihn mit der verachtetsten Persönlichkeit des Neuen Bundes zusammenzustellen. Nach Wolff (Götterlehre, S. 25) sind dem Donar rothe Haare gegeben und das Volk hat sie später dem Judas beigelegt. (Vgl. auch Schiller I, 19a, und Stöber, Elsässisches Volksbüchlein, I, 139; Mone, VII, 501, 16; Kehrein, II, 29, 21.)
Holl.: Rood haar en elzenhout wordt op geen' goeden grond gebouwd. (Harrebomée, I, 270.)
96. Rot har, böss har. – Lehmann, 917, 23; Eiselein, 533; Simrock, 1562.
»Wenn die Farbe der Seele sich auf der Haut oder in den Haaren ausdrückt«, sagt L. Weckherlin in den Physiognomischen Fragmenten (I, 51) über die Blonden und Schwarzen, »so halte ich's mit den rothen. Messalina, Kleopatra, Maria von Medici waren Brünetten.«
It.: Rosso mal pelo. (Gaal, 832; Körte, 2497.)
97. Rot har ist entweder gar fromm oder gar böss. – Franck, I, 77a; Lehmann, II, 533, 62; Simrock, 8558; Körte, 2497; Körte2, 3089.
In alten Zeiten waren die gebildetsten Völker sehr für othes Haar eingenommen, z.B. Gallier, Römer. Auch jetzt wird es noch von einzelnen Völkern jedem andern vorgezogen. In einigen Districten Afrikas gilt lichtes Haar als das schönste. Die Türken lieben Frauen mit rothem Haar, während die heutigen Perser einen grossen Abscheu dagegen zeigen. Die Einwohner von Tripolis färben ihr Haar mittels Zinnober röthlich. In Europa dagegen ist man, Spanien etwa ausgenommen, wo man es fast bis zur Verehrung bewundert, gegen rothes Haar eingenommen.
98. Rôtes Haaer ôn e Èrleheck wasse selte of 'n gute Fleck. (Henneberg.) – Frommann, II, 408, 30.
99. Roth haar, erlenbogen, thust du guts, man soll dich loben. – Henisch, 925, 29.
100. Roth Haar, Schalck in der arth. – Petri, II.
101. Roth Haar und spitz Kinn, da sitzt der Teufel drin.
Holl.: Rood haar met eene spitse kin, daar steekt de duivel in. (Harrebomée, I, 270.)
102. Roth Haar verräth den Vater. – Simrock, 8562.
103. Rothe Haar und Erlehecke wachsen auf keine gute Hecke. (Kinzigthal.)
104. Rothe Haare und Kiefernholz wachsen auf schlechtem Boden. (Franken.)
Ein Deutscher hat die Haare auf Köpfen der verschiedenen Haarfarben gezählt. Auf dem blonden fand er 140000, auf dem braunen 109440, auf dem schwarzen 102962 und auf dem rothen 88740. Wenn man blos auf die Zahl der Haare sähe, so könnte man annehmen, dass der Grund und Boden, auf dem die rothen stehen, nicht gut sei, da er gegen blond um 50000 zurücksteht; allein was den rothen und schwarzen an der Zahl der Haare abging, wurde aufgewogen durch die grössere Stärke des einzelnen Haars. (Morgenblatt, Stuttgart 1855, S. 315.)
105. Rothes Haar und bärtiges Weib grüsse nur von fern.
Engl.: Do not buy a red haired person, do not sell on either, if you have any in the house drive them away.
Holl.: Eenen man met rood haar, eene vrouw met eenen baard, groet ze over vier mijlen ver of lang, met drie steenen in de hand. (Harrebomée, I, 268.)
106. Rothes Haar und Regenbogen, thun sie gut, so soll man's loben.
107. Rûre Hoor unn Erlerenn stechen neineneinzig Deiwel drenn. (Nassau.) – Kehrein, VI, 29.
Rothes Haar und Ellernrinde, stecken neunundneunzig Teufel darin.
[222] 108. Schlecht geschoren Haar trägt zweier Leute Schande baar.
Dän.: Ilde skaaret haar er tvende mænds skam. (Prov. dan., 265.)
109. Schönes Haar und rothe Wangen sind gar bald vergangen.
Holl.: Schoon haar an wel te zingen zijn vergankelijke dingen. (Harrebomée, I, 270.)
110. Schwarzes Haar und rother Bart – Teufelsart (oder: Zeichen einer bösen Art). – Körte, 2496 u. 3088.
Den Sprichwörtern, welche gegen das rothe Haar zu Felde ziehen, geht es, wie allen Regeln, die von einzelnen Fällen abgezogen und aufs Allgemeine übergetragen worden, sie werden unwahr, ungerecht. (Vgl. Weckherlin's Paragraphen, I, 151 fg.) Das Vorurtheil gegen Rothköpfe kann mit starken Autoritäten bekämpft werden. Ich erinnere hier nur an den gewiss redlichen Sokrates, an den, sobald es nicht Krieg galt, sanften Pyrrhus, an den braven Aristides. Römer und Griechen zeigen Helden, Gesetzgeber und Weise mit rothem Haar, die kein böses Haar an sich hatten. – Bei Fischart (Prakt.) findet sich statt »Teufelsart« – »Buhlerart«. Schwarze Haare und weisser Bart scheinen aber auch angefochten zu werden. Der Dichter St.-Amant (geboren 1593, gestorben 1660) sagte zu einem, der das Schwarzweiss ia der Art trug: »Es scheint, sie haben mehr mit den Kinnbacken als mit dem Hirn gearbeitet.« (S. ⇒ Larve.)
It.: Barba rossa, e capelliera nera sono indizii di perfida natura. (Pazzaglia, 240, 1.)
111. Verworrenes Haar rauft jeder Kamm.
112. Viel Haare geben eine Bürste.
Holl.: Veel haartjes maken eenen borstel. (Harrebomée, I, 270.)
113. Was in Haren steckt, kan man wol abschneiden, aber es wechst doch vber nacht wider. – Lehmann, 175, 11.
114. Welcher Haar hat, den kann man rüpffen, das kan man keinem Kahlkopff thun. – Lehmann, 681, 11.
115. Wem de Hoe grîs wärde, da ess en Essel âs. (Bedburg.)
116. Wem man das Haar bürsten soll, der muss selber dabei sein.
117. Wem seine Haare lieb sind, der muss keine Händel anfangen.
Die Russen: Sich in Streit begeben, heisst seine Haare nicht schonen. (Kiesewetter, 18.)
118. Wenn das Haar abgeschnitten ist, achtet man's nicht mehr.
119. Wenn die Haare geschoren sind, tanzen die Läuse auf den Stoppeln.
Ist das Vermögen weg, springen die Gläubiger aus ihrer Haut.
Holl.: Als de haren geschoren zijn, dan dansen de luizen op de stoppelen. (Harrebomée, I, 268.)
120. Wenn man das Haar wil zu klein kloben, so zureisst mans. – Petri, II, 662.
121. Wenn man ein Haar auszieht, wird das andere locker.
Dän.: Et haar borte, giør et andet haar blot. (Prov. dan., 265.)
122. Wenn man Haar vnd Bart schon abschert, es wechst doch wider. – Lehmann, 542, 93.
123. Wenn's in den Haaren steckt, so kann man's abschneiden, aber es wächst über Nacht wieder.
124. Wer blonde Haare hat, will sie auch noch gekräuselt haben. – Gartenlaube (Leipzig 1866), Nr. 4.
Dän.: Hvo der har et guult haar, vil have et kruset. (Prov. dan., 265.)
125. Wer die Haare selten kämmt, der rauft sich desto mehr.
Holl.: Wie zelden de haren kamt, doet het niet dan met pijn. (Harrebomée, I, 270.)
126. Wer einem die Haare schneiden will, dem muss man sich nicht in den Schos legen.
Erklärt sich aus der biblischen Erzählung von Simson.
Dän.: Betroe dig ei udi deus skied, som vil afklippe dig dit haar. (Prov. dan., 69.)
127. Wer Haare hat, den rupft man dran, bei einem Kahlkopf geht's nicht an.
128. Wer sich ein Haar krümmen lässt, dem krümmt man bald den Rücken.
In den deutschen Sprichwörtern von 1541 heisst es: »Lass dich den Feind nicht fassen, noch in Schlaf [223] bringen! Lässt du dir heut einen Span deines Feldes überackern oder deine guten Gedanken dir versperren, so prakticirt man dich morgen um mehr und jagt dich aus deinem Gute und aus dir selbst hinaus.«
129. Wer wenig Haare hat, der pflegt sie wohl.
Mag wol oft der Fall sein, wenn der äussere Kopf unordentlich ist und er nur als Abbild vom innern erscheint. Aussen verworren, innen verworren. – Die Russen: Die letzten sieben Haare kämmt man sehr sorgfältig. (Altmann VI.)
130. Wie das Haar, so der Mensch.
131. Wie lîht (leicht) könt net en Hôr ên de Botter! (Aachen.) – Firmenich, I, 494, 160; hochdeutsch bei Simrock, 4163.
132. Wo kein Haar ist, was will man kämmen? – Eiselein, 267.
Holl.: Het is kwaad kammen, daar geen haar is. (Harrebomée, I, 2; Bohn I, 324.)
Lat.: Quid pectunt qui non habent capillos. (Eiselein, 267.)
133. Wo weder Haare sind noch Federn, da ist bös (schwer) rupfen. – Gaal, 1329; Körte, 2505; Braun, I, 1024.
Engl.: It is very hard to shave an egg. (Gaal, 1324.)
Lat.: Nolo pilos trahere cum toto pilo carente. (Gaal, 1329.)
134. Zeugt man dich mit den Haaren hinauff, so zeugt man dich mit den Füssen wider herab. – Gruter, III, 118; Lehmann, II, 904, 4.
*135. A hätt mich bei am Hoare über a Haufen geschtûssen. (Schles.) – Frommann, III, 245, 122.
*136. A hot's ok ze holbe Hoaren gemacht. (Schles.) – Frommann, III, 413, 504.
Flüchtig, oberflächlich, ungenügend.
*137. A ward doch missen Hoare lussen, wenn's derzu kimt. (Schles.) – Frommann, III, 408, 326; Gomolcke, 246.
*138. An di is kên Haor gôds. (Altmark.) – Danneil, 77.
*139. Auf ein Haar schiessen (treffen). – Braun, I, 1018.
*140. Aufs Haar! – Eiselein, 266.
Lat.: Ad amussim. – Ad unguem. (Eiselein, 266.)
*141. Aus einem Haar einen Mastbaum machen. – Winckler, XI, 61.
*142. Begehrt unser Haar. – Schottel, 1116b.
*143. Bei den Haaren dazu gezogen sein (werden).
*144. Bei einem Haare wär' er gefallen (oder: vom Pferde gestürzt).
Es fehlte nicht viel.
*145. Bey einem Hor het e mich getruffen. – Gomolcke, 286.
*146. Bist du der Haar? – Simplic., 64.
*147. D' Hoa senn ma dapai ge Pea gstign. (Steiermark.) – Firmenich, II, 767, 74.
Die Haare sind mir dabei zu Berge gestiegen.
*148. Dar is kên gôt Hâr an em. – Eichwald, 685; Schütze, II, 85.
Es ist ein durchaus schlechter Mensch.
*149. Darüber sind mir schier nahe grawe haer gewachssen. – Franck, Paradoxa, 124b.
*150. Darum geb' ich kein Haar.
Holl.: Ik geef daarvoor geen haar van mijn hoofd. (Harrebomée, I, 269b.)
*151. Das geht vber sein Haar hinauss. – Herberger, I, 173.
*152. Das Har muss ich zu dem rauffen darleihen. – Franck, II, 81a.
»Das har müssen herleihen.« (Aventin, LXXXVIIb.)
*153. Das ist gegen die Haare.
Gegen den Strich oder Stachel, wider den Strom oder Wind.
*154. Das ist, ums Haar sich auszuraufen.
»Das ist ums Haar sich auszuraufen und an den Wänden hinaufzulaufen.« (Das enthüllte Preussen, Winterthur 1845, S. 379.) Die angeführten Stellen sind Worte Valentins in Goethe's Faust 1. Th., Hempel'sche Ausg., XVI, 117.
*155. Das kann einem die Haare wol grau machen.
*156. Das krümmt mir kein Haar.
Holl.: Het krenkt mij geen haar op mijn hoofd. (Harrebomée, I, 269a.)
*157. Das sol mir kein grawe har machen. – Franck, II, 23b; Eiselein, 266; Körte, 2503; Braun, I, 1022.
Um zu sagen: Das berührt mich gar nicht, geht mich nichts an. Franck drückt dadurch die lateinische Redensart aus: Non est curae Hippoclidi; indem er sie mit folgenden sinnverwandten zusammenstellt: Da wechsst mir kein bart von. Was geht das graf Ego an. Da fragt Contz onsorg vil darnach. Es fragen die von [224] Cöln vil darnach, das die vonn Teutsch kein brot haben. Er fragt vil darnach, was das korn gelt. »Das Grauen geschieht aus dreierlei Ursach: Die aus Weisheit sorgen, grauen am Haupt; die um Nahrung sorgen, am Bart; die für andere Leute sorgen, am Arsch.«
*158. Dass nicht vmb ein har vnd tüttel fehlet. – Aventin, CXXIIb.
*159. Dat geschütt nich um diner gêlen Hâr. – Schütze, II, 85; Eichwald, 683.
Es geschieht nicht um deiner gelben Haare willen. (Körte, 2507.) – Nicht deinetwegen. Goldgelbe Haare galten einmal für besonders schön.
*160. Dats Alles ên Haa, ên Farw, jun Schömmel on jun Fass. (Natangen.) – Frischbier2, 1409.
*161. Davon werde ich keine grauen Haare kriegen.
Dän.: Jeg faaer deraf ingen graa haar. (Prov. dan., 250.)
Holl.: Ik zal er mij geene grijze (graauwe) haaren van zetten. (Harrebomée, I, 269.)
*162. Der ist überall gen de Hor (gegen die Haare) truv.
Den Kamm gegen die Haare führen, verursacht unangenehme Empfindung und geht auch nicht so leicht. Von Personen, die vom Widerspruchsgeist erfüllt sind.
*163. Der wird a Hoar in Brei finnen (finden). (Franken.) – Frommann, VI, 315, 133.
Es wird Widerwärtigkeiten dabei geben.
*164. Diar san Hiaren uun a Bödder (Butter). (Amrum.) – Haupt, VIII, 361, 171.
*165. Die Haare auf dem Kopfe pfeifen ihm.
*166. Die Haare auf dem Kopfe verspielen.
Frz.: Jouer jusqu'à sa chemise.
*167. Die hat Haar den Rachen 'na (hinab). (Nürtingen.)
D.i. Entschiedenheit, Energie.
*168. Drê Haar on sêwe Rêge. (Insterburg.) – Frischbier2, 1410.
Zur Bezeichnung eines dünnen Bartes: Drei Haare und sieben Reihen.
*169. Du vermagst nicht ein einiges Haar weiss oder schwarz zu machen. – Matth. 5, 36.
*170. Ein Haar in etwas finden. – Campe, II, 488b.
Durch einen Umstand von etwas abgeschreckt, mit Widerwillen dagegen oder auch mit Argwohn, Bedenklichkeiten erfüllt werden.
*171. Ein Haar spalten.
*172. Ein Sach in die Har spielen. – Aventin, CCXLVIa.
Ob diese Redensart mit der S. CCCCCXVa in derselben Bairischen Chronik vorkommenden Redensart: Etwas in die harr (s. ⇒ Harren) spielen, d.i. auf die lange Bank schieben, gleichbedeutend ist, oder welchen andern Sinn sie hat, habe ich nicht ermitteln können.
*173. Einander in den Haaren liegen.
Uneins sein, sich im Streite miteinander befinden. »Die lagen einanderen für vnd für im har vnd konten nit mit einander gestellen.« (Jörg Wickrammen, Rollwagenbüchlein, 1555. Neu herausgegeben von H. Kurz in der Deutschen Bibliothek.)
Holl.: Iemand in het haar zitten. (Harrebomée, I, 269b.)
*174. Einem die Haare beschneiden. – Plauderstübchen (Kaiserslautern 1846), S. 195, 1.
In dem Sinne wie; Einem die Leviten lesen.
*175. Einem die Haare kämmen. – Eiselein, 267.
*176. Einem in die Haare wollen.
Gelegenheit suchen, Streit mit ihm anzufangen oder sich an ihm zu rächen.
Frz.: Il y a long tems qu'il me la gardoit. (Kritzinger, 343a u. 672b.)
*177. Einem nicht ein Haar trauen.
Sehr wenig.
*178. Einen beim har gen Himmel ziehen. – Aventin, CCCIIIIa.
*179. Er hat d' Hoor der lätz Wäg g'strählt. (Solothurn.) – Schild, 85, 321.
*180. Er hat ein Haar darin gefunden. (S. ⇒ Aal 19.) – Parömiakon, 1184; Körte, 25081; Braun, I, 1035.
Der Träge, z.B. in der Arbeit. Auch: er ist dadurch zu Schaden gekommen. (Liefl. Idiot., 86.)
Holl.: Er is een haar in het spel. (Harrebomée, I, 268b.)
*181. Er hat ein Haar im Schaffen (Arbeiten) gefunden, seitdem ekelt's ihn davor. (Nürtingen.)
*182. Er hat es in den Haaren.
Holl.: Hij heeft het in de haren. (Harrebomée, I, 269a.)
*183. Er hat graues Haar und ist wie er war.
Böhm.: Šedin dožil, a starých zvykův neodložil. (Čelakovsky, 233.)
Ill.: Ostario, a ćudi ne ostavio. (Čelakovsky, 223.)
[225] *184. Er hat Haar1 um die Füsse.
1) Oesterreichisch für Flachs.
*185. Er hat Haare. (Siebenbürgen.)
Es gibt sich ein Ansehen. Dass ein starker Haarwuchs bei den Alten für ein Zeichen der Stärke galt, ist aus der Geschichte Simson's bekannt.
*186. Er hat Haare auf den Zähnen (auf der Zunge). – Bücking, 271; Hollenberg, III, 21; Körte, 2508h; Braun, I, 1031.
Besitzt Erfahrung und Kenntnisse. Weil der Bart im männlichen Alter kommt und mit diesem auch in der Regel der Verstand. Der Spanier sagt von einem Hartherzigen: Er hat Haare auf dem Herzen. Die Franzosen von einem faulen Arbeiter: Er hat Haare in der Hand. (Avoir du poil du milieu de la main. Leroux, II, 2.)
Frz.: Cet homme a du sang au bout des ongles. (Lendroy, 1357; Starschedel, 403.)
Holl.: Hij draagt haar onder zijn hemd. – Hij heeft geen haar op zijne tong. – Hij heeft haar op zijne tanden. (Harrebomée, I, 269.)
Lat.: Antehac putabam te habere cornua. – Armaturam in lingua habet.
Span.: Tener pelos en el corazon. (Bohn I, 259.)
*187. Er hat Haare lassen müssen. – Schottel, 1113a; Franck, Zeytbuch, CXXXVIIb; Braun, I, 1030; Körte, 2508i.
Hat Schaden und Verlust erlitten oder bei einem Streit den kürzern gezogen, weil, wer in einer Schlägerei unterliegt, selten ohne Verlust von Haaren davonkommt. – Schwäbisch: Er muss Hôr laun. (Nefflen, 158.)
Frz.: Cela vous coûtera cher; vous en payerez la sauce. – Il est demeuré pour les gages. (Kritinger, 215a.) – Il y a laissé des plumes. (Lendroy, 1226; Starschedel, 403.)
Holl.: Hij heeft daar haar gelaten. (Harrebomée, I, 269.)
*188. Er hat Haare von demselben Hunde.
Holl.: Hij heeft het haar van denzelfen hond. (Harrebomée, I, 269.)
*189. Er hat (krause) Haare wie Lichtspiesse. (Ostpreuss.) – Frischbier, 286.
*190. Er hat kein Haar dabei gewonnen.
Holl.: Hij wordt geen haar rijker. Harrebomée, I, 269b.)
*191. Er hat kein Haar von seinem Vater.
Ist ihm auch nicht im geringsten ähnlich.
*192. Er hat nicht so viel Haare auf dem Kopfe als er Reue (Charote) hat. – Tendlau, 393.
*193. Er hat rothe Haare, er ist ein Letzer. (Nürtingen.)
*194. Er hat so viel Haar umbs Maul als ein Laubfröschlein. – Grimmelshausen, Vogelnest, I.
*195. Er hat's in die Haare gehen lassen.
Hat's absichtlich vergessen, so als wenn ihm der Befehl statt in die Ohren, nur in die Haare gegangen wäre.
*196. Er ist auch des Haares. – Herberger, I, 814.
D.i. desselben Gelichters.
*197. Er ist die Haare auf dem Kopfe schuldig.
Kann sogar buchstäblich wahr sein.
*198. Er ist kein Haar zu gut dazu.
Holl.: Hij is er geen haar te goed toe. (Harrebomée, I, 269a.)
*199. Er ist mir zu Haare gewachsen. – Gottsched, Beiträge (Leipzig 1732-44), XIII, 200.
*200. Er kan das har spalten. (S. ⇒ Floh.) – Franck, II, 97b.
Holl.: Hij kan een haar in drieën kloven. (Harrebomée, I, 269.)
*201. Er lässt kein ganzes Haar an einem. – Tendlau, 378.
So scharf und schneidend ist seine Zunge.
*202. Er lässt sich keine grauen Haare darüber wachsen.
*203. Er liegt ihm in den Haaren.
*204. Er muss das Haar zum Raufen hergeben. – Körte, 2508f; Sailer, 78.
Durch den Streit anderer leiden. (S. ⇒ Gelten 19.)
*205. Er nimmt das Haar mit der Haut. – Eiselein, 266; Braun, I, 1019.
*206. Er rauft sich darüber die Haare heraus.
*207. Er reisst keine Haare aus auf einem kahlen Schädel.
*208. Er sucht Haare am Ei.
Der Krittler.
It.: Niente cerca chi nell' ovo il pelo cerca. (Pazzaglia, 275, 5.)
*209. Er weicht kein Haar breit davon ab.
Holl.: Hij zal geen haar breed voor hem uit den weg gaan. (Harrebomée, I, 269.)
[226] *210. Er will auf's Haar bezahlt sein.
*211. Er will Haare davon haben.
Beansprucht einen Theil davon.
*212. Er will Haare vom Frosch.
Holl.: Hij wil haar van de padde. (Harrebomére, I, 269.)
*213. Er will mit ein paar Haaren einen wüthenden Stier fesseln.
Frz.: De petit crin lye la geant, qui sans pouvoir a vouloir grant. (Bovill, II, 23; Leroux, I, 162.)
Lat.: Nititur exiguo hic crine ligare gygantem. (Bovill, II, 23.)
*214. Er zieht's mit den Haaren herbei. – Körte, 2508b.
Jüd.-deutsch: Das haasst: bei de Hoor' herbeigezoge'. (Jes., 5, 19.) (Tendlau, 101.)
Holl.: Hij scheurt (sleept) het er als met de haren bij. (Harrebomée, I, 269.)
Lat.: Capillis trahere. (Binder II, 430; Eiselein, 266; Erasm., 942.)
*215. Es fehlte nicht ein Haar.
Mhd.: Daz vervieng niht als vmb ein hâr. (Alexius von Jörgen Zobel, v. 383.) (Aus dem Jahre 1455.)
*216. Es hängt nur an Einem Haare. – Körte, 2508g; Braun, I, 1032; Sandvoss, 411.
Von etwas sehr Gefährlichem. Wahrscheinlich von der Geschichte des Tyrannen Dionysius entlehnt, über dessen Haupte ein blos an einem Haar hangendes Schwert schwebte.
Holl.: Het hangt aan een haar. – Het hangt met een haartje aan den hemel. (Harrebomée, I, 268.)
*217. Es ist ein Haar in der Butter.
Holl.: Daar is een haar in de boter. (Harrebomée, I, 268.)
*218. Es ist kein gutes Haar an ihm; man greife ihn an, wo man will, so ist er stachlig. – Frischbier, 287; Frischbier2, 1405; Hennig, 97; Körte, 2508m; Braun, I, 1033.
»Es ist kein gut Fleck, kein gut Haar an jhm.« (Herberger, II, 199.)
Frz.: Ces gens sont aux epées et aux couteaux. (Kritzinger, 186a u. 282a.) – Il est tout composé de malice. (Kritzinger, 160b.) – Leurs chiens ne chassent pas bien ensemble. (Kritzinger, 140a.)
Holl.: Daar groeit geen goed haar op. – Daar zitten geene goede haren in hem. (Harrebomée, I, 268.)
*219. Es ist kein Haar auf dem Kopfe sein.
Lat.: Animam debet. (Terenz.) (Binder I, 61; II, 174; Philippi, I, 30; Seybold, 27; Faselius, 16; Wiegand, 4.)
*220. Es möchten einem alle Haar zu Berge steigen. – Spangenberg, Jagdteuffel (Eisleben 1560), im Theatrum Diabolorum, 262b.
*221. Es soll ihm kein Haar gekrümmt werden. – Braun, I, 1021; Eiselein, 267; Sandvoss, 407.
Es soll ihm nicht das Geringste zu Leide geschehen. (Campe, Wb., II, 488b.)
*222. Es soll nicht ein Haar von seinem Haupte fallen. – 1 Sam. 14, 45; 1 Kön. 1, 52; Apostelgesch. 27, 34.
Dän.: Der skal ei falde et haar af hans hoved. (Prov. dan., 265.)
*223. Es stehen (steigen) jhm die Haar zu Berge. – Heshusius, Vorrede; Herberger, II, 336; Braun, I, 1029; Körte, 2508.
Furcht und Entsetzen. Es kann dies aber auch Wirkung der Elektricität sein. In der Didaskalia (Frankfurt a.M. 1864) berichtet A. Finger, er habe sich am 17. Juli bei schwüler Luft und bedecktem Himmel auf der Plattform des Thurms der Königsteiner Ruine befunden, während südwestlich ein Gewitter gestanden. »Wir bemerkten«, schreibt er, »wie plötzlich einige unserer Haare und allmählich in immer grösserer Anzahl sich straff aufrichteten und fast senkrecht blieben. Es geschah dies bei mehrern Personen, auch bei einem Landmädchen mit den Haaren, die nicht durch das Haarnetz festgehalten wurden.« – Im Simplicissimus (90 u. 178) findet sich eine Umstellung der Redensart, es heisst dort: »dass mir alle Berg gen Haar stunden«.
Frz.: Les cheveux m'en dressent à la tête. (Kritzinger, 138a.)
Holl.: Dat is eene vervloeking, waar van de haren op het hoofd te berge rijzen. (Harrebomée, I, 268.)
*224. Es trifft auf ein Haar zu. – Campe, Wb., II, 488b.
So genau, dass auch nicht eine Haaresbreite als Unterschied bleibt.
Holl.: Er ontbreekt geen haar an. – Het scheelt geen haar breed. (Harrebomée, I, 269.)
*225. Es werden ihm die Haare geschnitten. (Westf.)
Er wird tüchtig mitgenommen, abgeführt, zurechtgemacht.
*226. Et ess kên Spier1 gôt Hoor an den Kêrl. (Lippe.)
1) Ein sehr schwacher (Gras-) Halm, für: etwas Kleines, Geringstes.
*227. Et is en Hor im Locke. (Sauerland.)
[227] *228. Etwas auf ein Haar wissen. – Campe, II, 489b.
Holl.: Hij weet het op een haar. (Harrebomée, I, 269.)
*229. Etwas bei den Haaren fassen.
Eine sich darbietende Gelegenheit ergreifen und festhalten.
*230. Etwas mit den Haaren herbeiziehen. – Simplic., 364; Braun, I, 1023.
*231. Etwas mit den haren dahin ziehen. – Hirtenbuch, 101.
*232. Fîf Haar, sêwe Locke. – Frischbier2, 1411.
*233. Hä maut wîer (er muss wieder) Hâr hewwen van dem Rü'en, dä 'ne gistern bîeten hiät. (Iserlohn.)– Firmenich, III, 183, 103; Woeste, 88, 159.
Sagen die Zechbrüder, um gegen die Folgen des gestrigen Zechens dieselben Genüsse zu empfehlen, weil ⇒ Hundshaare (s.d.) Hundsbisse heilen sollen.
*234. Haar an den Zähnen haben. – Eiselein, 266.
»Keck und rasch sein mit Worten, wie ein Soldat mit grossem Schnurrbart.«
*235. Haar auf Haar machen.
»Papst macht haar vff har.« (J. Stumpf, Chronik der Eydgenossenschaft, Zürich 1548, I, 72a.)
*236. Haar auf Haar rücken.
*237. Haar geben. – Mathesy, I, 77b.
»Der Wolf fiel in die arme Heerde und mancher Bock gab Haare her.« (Lichtwer.)
*238. Haar um Haar. – Körte, 2495 u. 3087.
Holl.: Het eene haar op 't andere. ( Harrebomée, I, 268.)
*239. Haar van der Straten. – Richey, 83.
Das Wort »Haar« muss nach Richey ehemals den »Unrath auf der Gasse, besonders Schneemassen bedeutet haben. Wenn tiefer Schnee gefallen war, ging ein Fronknecht in der Stadt herum und forderte zur Reinigung der Gassen mit den Worten auf: ›Haar van de Straten, edder myne Herren wardt ju panden laten.‹«
*240. Haar vnter Wollen schlahen. – Agricola II, 127. Schottel, 1123b; Körte, 2508a.
*241. Haare auf den Zähnen haben.
Diese Redensart soll daher kommen, dass die Alten, um zu wissen, ob ein Jüngling vierzehn Jahre alt sei, ihm unter die Nase griffen, ob er Haare auf den Lippen habe. Später nahm man das Wort Zähne für Lippe. In seinem Fache erfahren, geübt sein, viel Kraft, Erfahrung, Kenntniss besitzen. – Ostfriesisch: Hôr up'r Täne hebb'n. (Eichwald, 1903.)
*242. Haare aus flacher Hand raufen wollen.
Unmögliches anstreben.
*243. Haare in drei Theile spalten. – Eiselein, 266.
*244. Hâr lat'n. – Eichwald, 687.
*245. Har vnd den Kopff lassen. – Aventin, CCXVIIb.
*246. He hett noch en Haar im Nacken, dat en torügge holt. – Eichwald, 686.
Holl.: Hij heeft wel een haar in den nek, dat hem daar van zal terughouden. ( Harrebomée, I, 269.)
*247. He is bî de Hâr öwer den Tun kâmen. (Ostfries.) – Bueren, 680; Eichwald, 29; Frommann, V, 523, 578.
*248. He kikt dör de Haar, as de Auerker Swinen. (Ostfries.) – Bueren, 611; Hauskalender, III.
*249. Hei heat keine guede Hoar. (Büren.)
*250. Hei lett et in de Hoär dräupen. (Sauerland.) – Ostfriesisch bei Eichwald, 689.
*251. Holla, ist ein Haar vor. – Frischbier2, 1406.
Scherzhafter Zuruf, um einen Fuhrmann zum Anhalten zu bringen.
*252. I ho nit sou viel Hoar uf'n Koupf, as mi dös reut. – (Franken.) – Frommann, VI, 315, 136.
*253. Ich frage kein Haar danach.
Holl.: Ik vraag daar geen haar naar. (Harrebomée, I, 269b).
*254. Ich glaubte, er hab' Haare an den Zähnen.
*255. Ich möchte mir alle Haare einzeln ausraufen.
*256. Ich schere mich kein Haar um ihn. – Parömiakon, 2956.
Holl.: Ik acht hem geen haar. (Harrebomée, I, 269b.)
*257. Ich will ihm die Haare dehnen. (Schlesien, Kreis Mailitsch.)
D.h. ihn raufen, zausen.
*258. Ich will ihm die Haare einmal auskämmen.
Holl.: Ik zal hem het haar wel eens uitkammen.
*259. Ik heff dar en Haar in funden. – Schütze, II, 85.
Die Sache ist mir zuwider geworden.
*260. In de Haare drögen laten. – Richey, 82.
Ins Vergessen stellen, wissentlich ungethan lassen.
*261. Jemand (etwas) bei den Haaren herbeiziehen. – Parömiakon, 1034.
[228] *262. Kein gutes Haar an etwas (jemand) lassen.
*263. Kein Haar darum geben.
*264. Kein Har verwanken.
Mhd.: Noch het er sich nicht umb ain har verwendt. (Alexius von Jörg Breininc, XIV, 23, von 1488).
*265. Lass dir kein graw hare darumb wachsen. – Agricola I, 163; Egenolff, 86b; Guttenstein, 45, 45; Herberger, II, 142; Schottel, 1131a; für Steiermark: Firmenich, II, 770, 157; für Franken: Frommann, VI, 315, 134.
Gegen die peinigende Sorge, die das Haar bleicht. »Lasset euch kein grau Haar wachsen!« (Silmplic., 1033.)
Frz.: Il n'en perdra pas un coup de dents. (Lendroy, 583.)
*266. Man kann ihn mit einem Haar dazu ziehen.
Holl.: Hij is met een haar de trekken. (Harrebomée, I, 269.)
*267. Man möchte graue Haare davon kriegen.
Holl.: Men zou er grijze haren van krijgen. (Harrebomée, I, 270.)
*268. Man muss Haare im Loche lassen. – Schweiz, I, 144, 50.
Von einem durch Hecken fliehenden Thiere entlehnt.
*269. Man muss Haare in die Wolle schlagen.
*270. Man muss ihm das Haar etwas kämmen.
Holl.: Gij moet er de haren bij scheuren. (Harrebomée, I, 268.)
*271. Mehr denn Haar auf meinem Haupte. – Ps. 40, 13; 69, 5.
*272. Mit de Haare bihaln. – Eichwald, 684.
*273. Mit jemanden in den Haaren liegen. – Luther's Tischr., 134a.
*274. Nicht ein Haar von euerm Haupte soll umkommen. – Luc. 21, 18.
*275. Nicht eines Haares breit. – Campe, Wb., II, 488b.
*276. Nicht mit einem Haar an etwas denken.
Holl.: Ik heb geen haar op mijn hoofd, dat daaraan denkt, als ik wist, dat ik er een had, ik zoude het uittrekken. (Harrebomée, I, 269.)
*277. Nicht um ein Haar.
» ...Du möchtest in nit vmb ein har schelten.« (Brandt, Ob der König vss engelland ein lügner sei oder der Luther. Kloster, IV, 943.)
Mhd.: Wir liegen ir niht vm ein har. (Den vrstende, S. 114, 88, 12. Jahrhundert.) – Vnt wart nie mvde vmbe ein har. (Alexius von Jörg, Breininc, XIV, 1264.) – Ich zwifel daran nit ein hare. (Diocletianus Leben von Hans von Bühel, herausgegeben von Adalb. Keller, Quedlinburg 1841, V. 6468) – Nit als viel als vmmb ein hare. (V. 8365.) – Wande ich weiz dar umbe niht so grôz als ein kleinez hâr. (Sanct Alexius Leben von Kuonrât von Wirzpurc herausgegeben von H.F. Massmann, Quedlinburg 1843, V. 874-875.) – Das er sich nimmer dar an als vmb ein har gesaumen wil. (Konrad, Rolandslied um 1160 in Schilter, Thesaurus Antiquitatum Teutonicarum, Ulm 1728, II, 16b.)
*278. Nicht um ein Haar besser.
*279. Reiss' mer a Hoar 'raus, wu kê's (keines) stett. (Franken.) – Frommann, VI, 315, 132.
*280. 'S es ock zu halbe Hooren gemacht. – Robinson, 330.
*281. 'S ies kee gutt Hoor onem. (Schles.) – Robinson, 936; für Franken: Frommann, VI, 314, 131.
*282. Se hobm kuan guids Hoar an iam glosn. (Steiermark.) – Firmenich, II, 766, 38.
*283. Seine Haare stehen wie armer Leute Korn. – Eiselein, 267; Braun, I, 1013.
*284. Seine wilden Haare sind heraus.
Holl.: Hij heeft zijn wild haar verloren. (Harrebomée, I, 269a.)
*285. Si g'rath'n ananner in di Hoar. (Franken.) – Frommann, VI, 315, 135.
*286. Sich die Haare (aus)raufen. – Campe, II, 488b.
Holl.: Hij zit met de handen in het haar. (Harrebomée, I, 269b.)
*287. Sich kein Haar daraus machen.
Ohne Rücksichten handeln.
*288. Sie hat kein Haar von ihrer Mutter. – Campe, Wb., II, 488b.
D.h. nicht die geringste Aehnlichkeit mit ihr.
*289. Sie lausen einander das Haar.
*290. Sie liegen einander stets in den Haaren. – Körte, 2508k; Braun, I, 1034.
Frz.: Ils ont toujours quelque maille à partir ensemble. (Kritizinger, 427b.)
Holl.: Zij zitten elkander in het haar. (Harrebomée, I, 270a.)
[229] *291. Sie sind alle einer Haare. – Herberger, I, 2, 671.
*292. Sie sind einander in die Haare gerathen.
Sind uneins geworden, sind in Streit gekommen.
*293. So viel als Haar auff dem Kopffe. – Eydteuffel im Theatrum Diabolorum, 491b.
*294. So viel as Hoar opper Katte. (Iserlohn.) – Woeste, 85, 99.
*295. Sün Hâre sünd so krûs als ên Besemstêl. – Richey.
*296. Toller Haare sein. – Körte, 2508e.
*297. Um ein Haar wär' er drum gekommen.
D.h. beinahe.
*298. Um ein Haar zanken. – Schottel, 1117a.
Holl.: Hij kijft om een haar. (Harrebomée, I, 269a.)
*299. Wenn mir Haar auf den Zähnen (in der Hand) wächst!
Zu ergänzen, soll oder wird das geschehen, d.h. nie.
*300. Wie man ein Haar aus der Milch zieht. – Tendlau, 183.
Zur Bezeichnung eines leichten Vorgangs, z.B. eines sehr sanften Todes.
*301. Zupp, zupp am Haar, was Neu's vom Jahr. – Frischbier2, 1408.
Wird gebraucht, wenn ein Gericht zum ersten mal im Jahre auf den Tisch kommt.
*302. Zwei mit den Haaren zusammenknüpfen.
Gezänk erregen.
303. An die graue Hûr derkennt män die Juhr. (Jüdisch-deutsch. Warschau.)
304. Audaces fortuna pirat, das lange Haar macht keinen satt. – Döring, Geiselfahrt, I, 214.
305. Das graue Haar des Armen ist ein Schauspiel zum Erbarmen.
Lat.: Senex inops spectaculum est tristissimum. (Sailer, Sprüche, 70.)
306. Die grauen Haare kann man färben, aber der Rücken bleibt krumm.
Die Wirkungen des Alters lassen sich nicht beseitigen.
307. Die so rothe Haar und Bärt haben, geben keinen guten Kaminfeger. – Wendvnmut, I, 301.
308. Grauem Haar steht Weisheit wohl.
Lat.: Sapere ista aetate decet, qui sunt capite candido. (Plautus.) (Philippi, II, 165.)
309. Graues Haar mit Unverstand ist eine Schande für das Land.
Lat.: Sine mente cani, aetati sunt opprobrio. (Sailer, Sprüche, 43.)
310. Haar um Haar macht den Kopf baar.
311. Je weniger Haare, je mehr Blumen.
»Für jede neue Falte, die sich zeigt, schaffen sich die Frauen gewöhnlich einen Diamant an, und jedes fallende Haar ersetzen sie durch eine Blume.« (Ch. de Bernard.)
312. Rothe Haare, Gott bewahre. (Ulm.)
313. Rothe Haare und rother Bart stehen selten auf gutem Ort.
314. Selbst das feinste Haar wirft einen Schatten, sagte die Frau, ich seh's an der Stirn meines Mannes, wenn er eins in der Suppe findet.
315. Unterm rothen Haar steckt 'ne falsche Waar'.
316. Was in den Haaren wächst, das fängt keine Maus.
317. Weisse Haare und schimmlig Brot kommen allemal zusammen, wenn die Kinder Herren werden. – Horn, Spinnstube, 1857, S. 212.
318. Wer im grauen Haar das Abc lernt, kommt spät zum Lesen.
319. Wo Haar sein, da kann man rauffen.
*320. Das macht mir grawe Haar. – Mathesy, 357b.
*321. Dem haben sie die Haare verschnitten. – Klix, 26.
*322. Dem sind de Hore geschnigge wurden ohne Schier. (S. ⇒ Kapitel 4.) (Bedburg.)
*323. Der eine lässt so wenig gern Haar, als der andere.
Lat.: Non minus molestum est calvis, quam comatis, pilos velli. (Seneca.) (Binder II, 2192.)
*324. Deshalb will ich die Haare nicht mit ihm theilen. – Zinkgref, IV, 507.
Die Sache ist mir zu unwichtig, dass wir uns sollten streiten und in die Haare gerathen.
*325. Die Haare auf dem Kopfe gehören ihm nicht.
Von jemand, der bis über die Ohren in Schulden steckt.
*326. Einem die Haare einzeln ausraufen.
Ihm eine unangenehme Sache so schmerzlich wie möglich machen, ihn aufs längste damit quälen.
*327. Einen bei den Haaren aufhängen wie den Absalon.
*328. Einmol wie Haarl und einmol wie Farl (Ferkel). – Wurth, 102.
D.h. bald dünn, bald dick.
[1391] *329. Er hat ihm in die Haare geschissen. (Pfalz.) – Klein, I, 176.
Er hat ihm seine Hoffnung vereitelt.
*330. Er hat's aufs Haar errothe. (Ulm.)
*331. Er ist über die Haare 'nausgewachsen. (Rott-Thal.)
Scherzhaft von einem, der eine Platte hat.
*332. Es wird Haar darüber gewachsen sein. – Callenbach, 28.
*333. Hä hät so vel Hoar up 'n Kopp, ass de Padd up 'n Oars. – Schlingmann, 631.
*334. Haare scheiden.
Beruht auf dem Volksglauben, dass man mit jemand in Feindschaft gerathe, wenn man ihm Haare zum Andenken gebe.
*335. Hoar uff der Zung hawe. (Rheinpfalz.)
*336. Nicht ein Haar breit nachgeben.
Lat.: Ne altero quidem pede (discedere). (Lucian.) (Philippi, II, 8.)
*337. Sich die Haare mit den Fingern kämmen.
Lat.: Capillos dentata manu ducere. (Faselius, 160.)
Adelung-1793: Haar-Vitriol, der · Salamander-Haar, das · Haar, das · Haar-Tour, die
Brockhaus-1911: Haar [2] · Pélés Haar · Haar · Haar der Berenice
Meyers-1905: Haar [3] · Königin Pélés Haar · Pélés Haar · Haar der Berenike · Haar [1] · Haar [2]
Pierer-1857: Haar [1] · Haar [2] · Haar [3] · Dänisch Haar · Gelbe Band-, Haar- · Gericht über Hals u. Hand u. G. zu Haut u. Haar
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