1. Alles Reden ist verloren, findet man nicht offne Ohren. – Gaal, 1235.
2. Am Reden erkennt man den Menschen, am Geschmack den Wein, am geruch die blumen. – Lehmann, 917, 16.
3. An viel reden kennt man einen Narren. – Petri, II, 17.
4. An viel reden ohne Verstand wird der Narr erkannt.
Holl.: In woorden zonder slot is't kenmerk van een' zot. (Harrebomée, I, 392a.)
[1553] 5. Anders reden dann im hertzen han, ist gemein bey yederman.
Lat.: Est mens nostra suis contraria saepe loquellis. (Loci comm., 87.)
6. Anders reden vnd anders meinen ist das schendlichst auff Erden. – Petri, II, 15.
7. As män red' a S'ach (viel), red't män vün sich. (Jüd.-deutsch. Warschau.)
Schwätzer reden, wenn ihnen anderer Stoff gebricht, gern von sich selbst.
8. Bald geredt, aber nicht aussgetragen. – Dietrich, I, 273.
9. Beherzt geredet ist halb gefochten. – Winckler, XIV, 8.
10. Bei dem hilft kein Reden, der sich nicht will lassen überreden.
11. Besser rede als pfeiffe, dieweil es nicht vil fingerns darf. – Ayrer, IV, 2608, 27.
12. Besser zu spät reden als zuletzt misfallen.
Dän.: Bedre at tale for seent, end mishage omsider. (Prov. dan., 183.)
13. Christlich reden ist keine halsbrechende Arbeit (Tugend).
Frz.: Parler chrétien. (Leroux, I, 5.)
14. Das meiste rede mit dir selbst. – Schottel, 1125a; Sailer, 242.
15. De ene redt vom Beerenbrot, de andre seggt: dat Füer geit ut. (Ostpreuss.)
Wenn jemand auf die Unterhaltung der andern nicht eingeht, sondern abweichende, nicht zur Sache gehörende Antwort gibt.
16. Der anders redt vnnd anders meint, der redt des Teuffels sprach. – Lehmann, 335, 45.
17. Der kan nit reden, der nit kan schweigen. – Franck, I, 158b; Lehmann, II, 65, 146; Simrock, 9366.
18. Der vil redt, der leugt vil. – Franck, II, 169a; Gruter, I, 18.
19. Det Riéde kost näst. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 661.
20. Du hast gut reden, sagte ein Dieb zum andern, der ihm Muth einsprach, da sie beide an den Galgen sollten; ihr seid's bei euch gewohnt, gehängt zu werden.
21. Du sollst nicht eher reden, bis die Kuh niest, dann sollst du sagen: Helf dir Gott, liebe Grossmutter! – Gerber, I, 449; Meisner, 17.
22. Du solt nicht eh reden, ain alt Weib fortze dann, so solt du sagen: Glück zu, liebe grosse mutter. – Agricola II, 47.
»Das Sprichwort saget: Ihr sollet nicht ehe reden, denn wenn die Kühe ich weiss nicht was thun.« (Mathesy, 24a.)
23. Durch Reden ist schon mancher umgekommen, durch Schweigen hat niemand noch Schaden genommen.
24. Ehe man redet, soll man das Wort dreimal im Munde wenden, und ehe man schreibt, neunmal im Kopfe.
Es mag aber schwer sein. Selbst Arago klagte über sich: »Ich habe die Sucht, Vorlesungen zu halten; und wenn ich sie gehalten habe, damit sehr unzufrieden zu sein.« Und Montesquieu bekannte: »Ich leide an der Sucht, Bücher zu machen; und wenn ich sie gemacht habe, mich ihrer zu schämen.«
Dän.: Vær forstandig i din tale, og forsigtig i din skriven. (Prov. dan., 186.)
25. Ein jeder redt von seinem Handwerk. – Schleswig-holst. Jahrb., IV, 120.
»Denn wie der Schiffmann sagt von Winden, der Jäger von den Hirsch vnd Hinden, der Schäffer zelt stets seine Herd, ob sichs auch bessert vnd vermehrt, ein Ackermann lobt seine Farren, so zeigt der Landsknecht seine schmarren, ein jeder lust vnd gfallen hat an dem damit er stets vmbgaht.« (Waldis, III, 87.)
Lat.: Navita de ventis, de tauris narrat arator, enumerat miles vulnera, pastor oves. (Propert.) (Binder I, 1066; II, 1988; Schonheim, N, 5.)
26. Einem, der nicht reden kann, steht Stillschweigen sehr wohl an.
27. Einem, der ohn massen redet viel, ich schwerlich möchte glauben viel.
Lat.: Raro credatur homini, qui plurima fatur. (Loci comm., 76.)
[1554] 28. Einer hilft sich mit Reden, der andere mit Beissen.
Lat.: Aliis lingua, aliis dentes. (Philippi, I, 20.)
29. Einer kann reden und sieben können singen. – Simrock, 8283.
30. Einer redet aussm holen Hafen, hat er nichts, so will er doch lehre wörter einbrocken. – Lehmann, 715, 11.
31. Einer redet von Mose, der andere von den Propheten.
32. Einer redet von Propheten, der andere von Pasteten.
Schwed.: Den ene taler om gärdsgården, den andre om prestgården. (Wensell, 14.)
33. Einer redet wol, er hat aber nicht darumb sobald, was er wil.
»Ist ein gemeines Sprichwort.« (Lauterbeck, Regentenbuch, LXXXIa.)
34. Em kâ sich e ze Dit riede, wä ze dît falen. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 902.
35. Em kân vil Anäset riede, wun de Dâch lank äs. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 918.
36. Ener redt vom Holthaun, de andern vom Narschklaun. (Alt-Pillau.)
37. Englisch reden und teuflisch denken, hat jetzt Ruhm von klugen Ränken.
Frz.: Diseur de bons mots, mauvais caractère. (Cahier, 543.)
Lat.: Dat sine corde manus, et sine mente sonos. – Ore aliud profert, aliud sub pectore condit. (Chaos, 375.)
38. Es ist bald (leicht) geredet, aber langsam gethan.
Frz.: Il est aisé de dire, mais moins aisé de faire. (Masson, 284.)
Lat.: Nescit vox missa reverti. (Horaz.) (Seybold, 345; Binder I, 1108; II, 2068.)
39. Es ist böss reden mit denen, die einen mögen zu Todt reden. – Petri, II, 257; Körte, 4989.
Engl.: A man may hold his tongue in an ill time.
40. Es kommt nicht darauf an, wer redet, sondern was man redet. – Suringar, CXCVI, 32.
41. Es läst sich all ding reden, Brod vnd Keess läst sich essen. – Lehmann, 647, 72.
42. Es lest sich wol alles reden vnd thun, aber nicht alles verantworten. – Petri, II, 285.
43. Es ligt am reden nicht vil; es gehn viel wort in ein Bethzieche; wann nur die sachen gangen, wie wirs gern haben. – Henisch, 342, 46.
44. Es mag einer reden, was er will, er hat drumb nicht, was er will. – Lehmann, 647, 73.
45. Es red mancher ein wort, wenns ein gülden were, so legt ern in die täsch. – Franck, I, 51b; Petri, II, 291; Gruter, I, 37; Lehmann, 647, 81.
46. Es reden viele, aber nicht alle mit Verstand.
Dän.: Alle have talen, faa viisdommen. (Prov. dan., 545.)
47. Es redet jeder nach seinem Kopfe.
Lat.: Arbitrii nostri non est, quid quisque loquatur.
48. Es redet mancher wie ein Engel und handelt wie ein Teufel.
Dän.: Mangen taler godt, og tænker ondt. – Manger taler som en engel, og gjør som en dievel. (Prov. dan., 545.)
49. Es redet niemand einem andern ein Loch in den Kopf. – Horn, Spinnstube, 1849, S. 16.
50. Es redt ein jeder von dem Seinen.
Lat.: Tractant fabrilia fabri. (Sutor, 897.)
51. Es redt ein jeder von seinem Handwerk.
Lat.: Navita de ventis, de tauris narrat arator, enumerat miles vulnera, pastor oves. ( Chaos, 652.)
52. Freundtlich reden vnd wenig wort zieren die weiber an allem ort.
Lat.: Dulcibus et modicis ornatur foemina uerbis. (Loci comm., 130.)
53. Geredet ist nicht gebetet.
54. Geredt ist geredt, mann kans mit keinem schwamm mehr abwischen. – Franck, II, 9a; Gruter, I, 43; Petri, II, 334; Henisch, 1510, 34; Latendorf II, 16; Lehmann, 644, 31; Schottel, 1141a; Eiselein, 227; Chaos, 917; Sailer, 159; Körte, 2038; Winckler, I, 99; Gaal, 1299; Simrock, 8279; Braun, I, 736.
Lat.: Dicta semel nullum patiuntur jure (verba) recursum. (Horaz.) (Binder I, 318; II, 762; Gaal, 1299; Philippi, I, 118; Seybold, 123.) – Semel emissum volat irrevocabile verbum. (Horaz.) (Binder II, 3056.)
[1555] 55. Geredt ist nicht gemacht.
56. Hab acht heymlich, was ieder red, drinn sihst den menschen conterfeth. – Franck, I, 155b.
57. Heimlich g'redt is d' Leut ausg'richt't. (Oberösterreich.)
58. Herzhaft geredt ist halb gefochten.
Lat.: Roboris, aut artis, par est victoria mortis. (Chaos, 567.)
59. Hier geredt, hier verblieben.
Lat.: Hac non egrediatur verbum. (Philippi, I, 173; Seybold, 208.)
60. I mag nu nümme rede, hät de Kämifäger g'seit, wo'n er 's Kämi abe g'heit ist. – Sutermeister, 39.
61. I rede vu ander Leit und ander Leit vu mir, seit de Schwôb. – Sutermeister, 45.
62. Ich rede deutsch mit meinem Pferde, englisch mit den Vögeln, französisch mit meinen Freunden, italienisch mit meinen Geliebten und spanisch mit Gott. – Deutsche Romanzeitung, III, 235.
63. Ist das Reden einen Sela (Münze) werth, so das Schweigen zwei.
64. Jeder redet für das Seine.
Schwed.: Han wåcker gjärna waken som törstig är. – Hwar tålar gjärna om sin tarff. (Grubb, 350.)
65. Jeder redet wie er's versteht.
Böhm.: Jaký rozum taková řeč. (Haug.)
66. Jeder redet wie ihm der Schnabel gewachsen ist.
Holl.: Elk praat naar zijn mond staat. – Hij kalt, als hem de nebbe gewassen is. (Harrebomée, II, 118a.)
Lat.: Doribus dorica loqui fas est. (Philippi, I, 125.)
67. Kann nicht jeder wohl reden, so soll doch jeder wohl leben.
Dän.: Faa tale vel, det bør alle at leve vel. (Prov. dan., 544.)
68. Kannst rede, wenn de Hahn forzt, on segge: Prost, Grossvader. (Alt-Pillau.)
69. Klug reden kostet kein Geld.
Die Alliteration tritt noch mehr in der plattdeutschen Form hervor: Klôk kôse kost't kein Göld. (Frischbier, 3085.)
70. Kluok reäden kan ener in't liggen. (Neumark.) – Engelien, 221, 122.
71. Las jhn reden, was er wil, er hat darumb nicht, was er wil. – Lehmann, II, 370, 22; Schottel, 1134a; Chaos, 153.
»Lass sie reden, was sie wollen, sie haben drumb nicht, was sie wollen.« (Zinkgref, IV, 340.)
Lat.: Quasi mures semper edimus alienum cibum, ubi res prolatae sunt nostris dentibus. (Sutor, 204.)
72. Man darf ja doch reden, die Gäns' können's nicht. – Mayer, II, 106.
73. Man find jhr mehr, die wohl reden, dann die wol schweigen können. – Petri, II, 445.
74. Man kann nicht alles reden, man muss vieles pfeifen. – Lehmann, 649, 102.
Und manches bleibt am bessten auch ungepfif fen. – In Aegypten hat man das Sprichwort: Zweideutige Gespräche unterlasse und wäre es auch wahr. (Burckhardt, 288.)
75. Man muss reden wie das Volk und denken wie die Weisen.
76. Man redet nicht immer über eine (von einer) Sache, wenn man auch darüber seine Gedanken hat.
Frz.: Tel ne dit rien, qui n'en pense pas moins. (Cahier, 1546.)
77. Man redet nit allweg von einem Ding, es sei denn etwas Wahres daran.
78. Man redet selten von einer Sache, es ist etwas daran. – Siebenkees, 263.
79. Man redet so lange von einem Dinge, bis es geschieht. – Struve, II, 1; Tendlau, 705.
»Man thut so lang von eim Ding sagen, biss es sich letstlich thut zutragen.« Z.B. von Unternehmungen, Plänen u.s.w.
Frz.: On a tant chanté, tant crié Noël, qu'à la fin il est venu.
Lat.: Tantum clamatur, quod pascha uenit quidque amatur. (Loci comm., 63.)
80. Man redet sobald eine Lüge als eine Wahrheit.
81. Man redet viel an einem langen Sommertage.
Dän.: Man spaar saa længe om noget, til det gaaer for sig. (Prov. dan., 524.)
[1556] Frz.: Il y a autant à dire que du jour à la nuit. (Leroux, I, 69.)
Schwed.: Man kan mycket smaka en sommar lång dag. (Grubb, 510.)
82. Man redet viel, wenn der Tag lang ist. – Simrock, 8274.
83. Man redt mehr auss wahn als auss verstandt. – Lehmann, 358, 31.
84. Man redt vnnd lehret, niemand ist, der sich daran kehret. – Lehmann, 794, 8.
Lat.: Non emendat, sed peiorat castigatio improbos. (Lehmann, 794, 8.)
85. Man sol wenig mit andern, aber viel mit jhm selber reden. – Franck, I, 49a; Schottel, 1144b.
86. Man soll nichts heimlich reden, das man nicht auch öffentlich verantworten kann.
Dän.: Tale ei noget saa hemmelig, du jo tør tilstaae offentlig. (Prov. dan., 279.)
87. Mancher meint, er sey im reden ein Nachtigal vnnd mag doch nur für ein Guckgug passiren. – Lehmann, 650, 112.
88. Mancher red das best vnd thut das bösest. – Lehmann, 332, 8.
89. Mancher red so plump wie der Schuster vom Leder. – Lehmann, 648, 89.
90. Mancher redet vbel von weibern, weis nicht, was sein mutter that. – Luther's Ms., S. 1.
91. Mancher redet, wär's ein Gulden, er steckt' ihn in die Tasche. – Körte, 4045; Braun, I, 2510.
92. Mancher redet wie ein Engel vnd thut wie ein Teuffel. – Lehmann, 338, 89.
93. Mein Reden ist so grob wie ein Fichtelberger.
»Die Redlichkeit der Bewohner des Fichtelgebirges geht Hand in Hand mit jener Derbheit, die das Sprichwort bezeichnet: Mein Reden ist so grob wie ein Fichtelberger.« (Schöppner, Sagenbuch, I, 176.)
94. Mit reden hilft sich der eine, der andere mit beissen.
95. Mit (viel) reden lernt man reden. – Petri, II, 479.
96. Mit'n Red'n macht ma d' Hand'l aus. (Oberösterreich.)
Indem man eine Sache bespricht, nicht indem man darüber schweigt, bringt man eine Angelegenheit zum Austrag.
97. Net ried, wen en Trof ze vil än der Schtuw äs. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 900.
Es ist jemand im Zimmer, der nicht hören sollte, was gesprochen wird, z.B. ein Kind.
98. Net ried, wen Schäingeln af em Dâch sen. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 901.
Hat die Bedeutung des vorhergehenden.
99. Niemand also reden thut, dass es allen dünket gut.
100. Nimm allezeit wahr, wo du bist, wans gut reden oder schweigen ist.
Lat.: Omnis homo, quacunque domo, qua sede moratur, provideat quando taceat, uel quando loquatur. (Loci comm., 119.)
101. Offen reden und wahr bringt die meiste Gefahr.
102. Red, dass ich dich sehe. – Franck, I, 112b; Gruter, I, 63; Petri, II, 509; Eiselein, 522; Simrock, 8260.
Diese Worte sagte Sokrates zu dem Sohne eines reichen Mannes, dessen Fähigkeiten er prüfen sollte. Er sprach dadurch aus, dass die Sprache der sicherste und untrüglichste Spiegel der Seele sei. (Einfälle, 431.)
103. Red einer dir zu nahe, er hat dir drumb kein Beulen geschlagen. – Petri, II, 509.
104. Red kömpt von jnnen. – Eyering, III, 287.
105. Red' möt de Kobbel, wenn det Fölle söggt. (Alt-Pillau.)
Wenn das Füllen saugt.
106. Red nicht alles, was du weisst. – Grimmelshausen, Teutscher Michel.
107. Red nit vor deim gemüt. – Franck, I, 157b.
108. Red', richt' und trau nit bald.
109. Red wenig, gedenck vil vnd schreib wenig. – Lehmann, II, 531, 20.
110. Red wenig, hör vil. – Franck, I, 49a; Lehmann, II, 531, 27; Gruter, I, 63; Schottel, 1145a; Körte, 4986; Simrock, 8250.
Engl.: Hear twice before you speak once. – Wide ears and short tongue is best. ( Masson, 283.)
[1557] Frz.: Grandes oreilles, courte langue. – Une bouche et deux oreilles. (Masson, 283.)
It.: Odi, vedi e tace, se voi viver in pace. – Parla poco et ascolta assai, e giammai non fallirai. (Pazzaglia, 264, 38; Marin, 17.)
Schwed.: Hör mycket, tala litet. (Marin, 17.)
111. Red wenig vnd machs war, was du borgst, bezahle bar. – Gruter, III, 76; Henisch, 456, 14; Lehmann, II, 534, 12; Zinkgref, IV, 372; Chaos, 689; Luther's Ms., Append.
112. Rede dann, wenn schweigen schaden kann.
Böhm.: Mluv pane Martine, at' tvá vĕc nehyne. (Čelakovský, 75.)
113. Rede das best, es darff dannoch glück, dass es gerath. – Franck, II, 109a; Gruter, I, 63.
114. Rede das Meiste mit dir selbst.
Empfehlung der Selbstprüfung.
115. Rede nicht ehe, man frage dich denn. – Agricola II, 44.
It.: Non parlar senz' esser interrogato, cosi sarai più stimato. (Pazzaglia, 264, 34.)
116. Rede nicht gegen die Sonne. – Petri, II, 509.
117. Rede nicht mit dir selber, man möchte sonst sagen, dein Zuhörer sei ein Narr. – Sutor, 485; Sailer, 101; Simrock, 9502.
Die Russen: Wer nur bei sich selber gelernt hat, hat einen Narren zum Meister gehabt. (Altmann VI, 506.)
Frz.: Parler tout seul, est signe de folie. (Cahier, 1259.)
118. Rede nicht, wo kein Ohr ist. – Simrock, 8270; Körte, 4987.
119. Rede nichts, dann guts zu eim dinge, es gerath dannoch, wie es mag. – Egenolff, 103b; Gruter, I, 63.
Lat.: Et bene loquendo, vix bene succedet. (Sutor, 475.)
120. Rede nichts, was dein Feind nicht hören kann. – Müller, 51, 3.
121. Rede, so lernst reden. – Petri, II, 509; Gruter, I, 63; Körte, 4985; Simrock, 8269.
Lat.: Scribere scribendo, dicendo dicere disces. (Masson, 338.)
122. Rede und thu nichts als was dein Feind hören und sehen darf.
123. Rede, was wahr ist, trink, was klar ist, iss, was gar (fertig gekocht) ist. – Birlinger, 1165.
124. Rede, was wahr ist, trinke, was klar ist, liebe, was rar ist (so wirst du nimmermehr irren).
In Tolkemit: Red't, wat woa öss, on drinkt, wat kloa öss. (Frischbier, 3100.)
125. Rede wenig, aber wohl bedacht. – Chaos, 560.
Frz.: Parle peu et tu seras estimé. (Kritzinger, 508a.)
126. Rede wenig mit andern, aber viel mit dir selbst. – Petri, II, 467; Simrock, 8257.
Böhm.: Mluv ménĕ s jinými, a více s sebou. (Čelakovský, 78.)
Dän.: Man skal tale lidt med andre og meget med sig selv. (Prov. dan., 544.)
127. Rede wenig, rede wahr, zehre wenig, zahle baar, fürchte Gott und sei verschwiegen, was nicht dein ist, das lass liegen. – Simrock, 8258.
Der Spruch wird etwas ausführlicher auch in folgender Lesart gefunden: Red' wenig, mach es alles wahr; borg' nicht zu viel und zahl' es baar; viel wisse, doch nicht alles sag', nicht Antwort gib auf jede Frag'; merk' eben, was dein Rente sei; halt' dich in Ehren, fromm dabei; und sich dich für, trau' wol mit Masse, so gehst du sicher deine Strasse. (Gubitz, Gesellschafter, Berlin 1836, S. 895.)
128. Rede wenig und wahr, iss, trink' und zahl' baar; sei still und verschwiegen, und was nicht dein ist, lass liegen. (Deisslingen.) – Birlinger, 1158.
129. Rede wie andere Leute und iss, was dir schmeckt (du hast).
Frz.: Écris comme les habiles, et parle comme tout le monde. (Cahier, 1261.)
130. Reden bringen Schad, Schweigen Nutzen. – Lehmann, II, 531, 25.
Lat.: Nam nulli tacuisse nocet, nocet esse locutum. (Lehmann, II, 531.)
131. Reden bringt ehr, vnnd reden bringt schandt. – Lehmann, 650, 111; Petri, II, 509.
132. Reden bringt kein Geschwür in den Hals noch auf die Zunge.
133. Reden bringt öfter Schaden als Schweigen.
[1558] 134. Reden hat manchen gerewet. – Petri, II, 509.
Dän.: Man angrer ofte sin tale, men sielden sin taushed. (Bohn I, 386.)
135. Reden hat seine Zeit und Schweigen hat seine Zeit. – Pred. Sal. 3, 7; Petri, II, 509; Schulze, 115.
»Es ist eine zeit zu reden gut, auch offt mit schweigen man recht thut.« – »Wer zu rechter Zeit redet, braucht nur einmal zu reden; wer aber zur unrechten Zeit redet, muss so lange reden, bis die rechte Zeit kommt, und dann hat seine Rede schon ihre Wirkung verloren.« (Welt und Zeit, I, 134, 19.)
Böhm.: Bože dej v dobrý čas mluviti, a ve zly mlčeti. (Čelakovský, 76.)
Frz.: Il y a un temps de parler et un temps de se taire. (Kritzinger, 509a.)
Lat.: Nunc est dicendum, nunc est ratione silendum. (Sutor, 907; Loci comm., 119.)
Poln.: Daj bože w dobry czas mówié, a we zły milczeć. (Čelakovský, 76.)
136. Reden is kên Geld, Wostpell (Wursthaut) is kên Flêsch. (Seehausen.) – Firmenich, III, 122, 18.
137. Reden ist ein Caracter oder Zeichen dess Gemüths. – Lehmann, II, 582, 33.
138. Reden ist gut, aber sehen ist besser.
139. Reden ist gut, Schweigen besser.
Frz.: Il est bon de parler, et meilleur de se taire. – Parler est bien, mais faire est encore mieux. (Cahier, 1260 u. 1263.)
140. Reden ist leicht, aber schwer zu beweisen.
141. Reden ist leichter als schweigen. – Lehmann, II, 531, 29.
142. Reden ist leichter als thun, versprechen leichter als halten. – Simrock, 8272.
Frz.: Beaucoup savent parler, mais bien peu savent faire. (Cahier, 1264.) – C'est un bel instrument que la langue. (Lendroy, 881.) – Il est aisé de dire, mais moins aisé de faire. (Cahier, 541.) – Tel se ruine à promettre qui s'acquitte à ne rieu faire. (Masson, 355.)
Kroat.: Lasno je govoriti, al' je težko tvoriti.
Lat.: Dicere perfacile, est opus exercere molestum. (Seybold, 123.)
143. Reden ist nicht allweg gut, darum halt dein Maul in Hut.
144. Reden ist offt nicht gut, Schweigen selten schaden thut. – Petri, II, 509.
»Red ist nit gut zu allen zeiten, darumb so lern sparmunde machen.« (Murner, Schelm., 47, in Kloster, I, 888.)
145. Reden ist reden, aber Land kauft man mit Gelde.
146. Reden ist Silber, sagte der Krämer zum Juden, da sprach er eine Stunde und hatte kein Geld.
147. Reden ist Silber, Schweigen ist Gold. – Eiselein, 522; Gaal, 1298; Neus, 12; Sanders, 121, 7; Simrock, 8254.
»Wenn Reden Silber und Schweigen Gold ist, dann sind die Thronreden eine Mischung, in der das Gold jedenfalls das Uebergewicht hat.« (Dove, 594.) Die Rabbiner sagen: Wenn ein Wort einen Sela kostet, so ist Schweigen deren zwei werth. (Fürstenthal, 153.) Sehr oft ist Reden Gold und Schweigen blos Silber oder Blei. Dies Sprichwort gehört seinem Ursprunge nach den Arabern an, die gerade über das Reden eine grosse Anzahl charakteristische Aussprüche und Sprichwörter haben. Wie ihnen rasches Gehen als unangemessen gilt, ebenso wenig ist ihnen schnelles und lautes Sprechen erlaubt. Der Koran lehrt: »Befleissige dich, deine Schritte zu mässigen und einen leisen Ton zu reden, denn die unleidlichste aller Stimmen ist die Stimme des Esels.« Ein arabischer Dichter bemerkt dazu: »Zahllos sind die Laster der Menschen, eines sühnt sie alle: Schicklichkeit der Rede.«
Böhm.: Mluviti stříbro, mlčeti zlato. (Čelakovský, 78.)
Frz.: Le peu parler est or, le trop parler est boue. (Cahier, 1262.)
Lat.: Scire loqui decus est, sed plus est scire tacere. (Gaal, 1298.)
148. Reden ist Silber, Schweigen ist Gold, sagte der Candidat, als er in der Predigt stecken blieb.
149. Reden ist süss, aber nicht stets gesund.
Nicht allein das Rechte am rechten Orte zu sagen, ist schwer, noch viel schwerer ist es, das Unrechte in einem verführerischen Augenblicke ungesagt zu lassen.
150. Reden kompt von natur, schweigen vom verstandt. – Lehmann, 714, 46; Simrock, 8255; Körte, 4997.
151. Reden kurz und gut, den Handel wohl befördern thut.
Lat.: Est domino gratum verbum verum breviatum. (Sutor, 485.)
152. Reden lässt sich alles.
[1559] 153. Reden muss man.
Titel eines am 8. Dec. 1870 von Roderich Benedix erschienenen dreiactigen Lustspiels.
154. Reden ohne Bedacht hat oft Schaden gebracht.
Frz.: Trop gratter cuit, trop parler nuit.
Lat.: Ad poenitendum properat qui cito judicat. (Philippi, I, 10.) – Ex lingua stulta veniunt incommoda multa. (Egeria, 64.)
155. Reden ohne Bedenken ist Schiessen ohne Zielen. – Winckler, XVIII, 63.
Lat.: Sit verbum vox viva licet, vox mortua scriptum, scripta diu vivunt, non ita verba diu. (Chaos, 482.)
156. Reden ohne heiser werden, laufen ohne müde werden, saufen ohne einen Rausch zu bekommen und lügen ohne sich zu schämen, das ist das Thun der Advocaten.
157. Reden schadet oft, Schweigen nie.
Die Türken sagen sprichwörtlich: Wenn ich spreche, so folgt Streit, schweige ich, so fühle ich Kummer. (Weigel.)
Frz.: Discrétion de bouche vaut beaucoup et coûte peu. – Il faut tourner sept fois la langue dans sa bouche avant de parler. (Masson, 285.)
It.: Mai nacque 'l tacere, ma l'haver parlato. (Pazzaglia, 368, 14.) – Parla poco, ascolta assai, e non fallirai.
Span.: El poco hablar es oro y el mucho es lodo. (Masson, 286.)
158. Reden schadet öfter als Schweigen. – Gaal, 1296.
159. Reden schön wort vnd thun nerrische that vbel stat. – Werdea, Biiij.
160. Reden steht einem Jungen wohl an, Schweigen aber noch besser. – Eiselein, 522; Simrock, 8256.
161. Reden und Dreschen sind zwei verschiedene Dinge.
Böhm.: Tlachati není cepem máchati. (Čelakovský, 81.)
162. Reden und Halten pflegten unsere sel'gen Alten; jetzt verspricht man viel und hält, was man will.
163. Reden und Halten sind zweierlei Gestalten.
Lat.: Cum liquidis verbis aurea poma dabo. (Chaos, 452.)
164. Reden und Schweigen zu rechter Zeit ist wahre Weisheit. – Gaal, 297.
Mhd.: Ze mâze reden swer daz kan und ouch ze mâze swîget, den kleidet mâze in êren wât. – Ze rehte swîc, ze staten sprich. (Winsbeke.) (Zingerle, 119 u. 136.)
Dän.: At tale og tie i tide, er stor klogskab. (Prov. dan., 548.)
It.: È arte di parlare di parlar a tempo. (Gaal, 1297.)
Lat.: Nunc est dicendum, nunc est ratione silendum. (Gaal, 1297.)
165. Reden und Thun ist zweierlei.
»Es gibt aber Leute, welche ihre Worte für Handlungen ansehen und viel zu thun glauben, wenn sie blos viel reden.« (Welt und Zeit, I, 104, 330.) »Von allen Ding man reden kan, nicht allemal wils glücklich gan.« (Loci comm., 43.) Auch reden und schreiben, wie die Dänen sagen.
Dän.: At tale og skrive vel findes sielden sammen. (Prov. dan., 544.)
Frz.: Autre chose est dire et autre chose faire. (Cahier, 539.) – Dire et faire sont deux. (Bovill, I, 139.)
Lat.: Dicere et facere sunt duo. – Facile in cunctis nomen, res ardua. (Bovill, I, 139; III, 141.)
166. Reden vnbedacht hat bald schaden bracht. – Franck, II, 68a; Petri, II, 509; Lehmann, II, 532, 21; Körte2, 6254.
Mhd.: Reden unverdâhtez schadet. (Zingerle, 119.)
167. Reden vnd halten ist zweierlei. – Lehmann, II, 532, 32; Sailer, 272.
168. Reden vnd thun sollen eines schlags seyn. – Gruter, III, 76; Lehmann, II, 535, 14; Simrock, 8273.
169. Reden zur notwendigkeit ist grosse Kunst. – Gruter, III, 76; Lehmann, II, 535, 25.
170. Redt dir einer zu nahe, hat er dir darumb kein Loch in Kopff geschlagen. – Sutor, 200.
171. Red't Ji man, de Bart wat Ju wol wassen, seggt Schoster Lang in Wusterhusen. (Greifswald.)
172. Schön reden bricht die Zunge nicht.
Frz.: Beau parler n'escorche langue. (Leroux, II, 178.)
173. So einer lange redet, ist es luris liris leris. – Eiselein, 439.
Lat.: Jamque aderant ipsi nondum sermone peracto. (Eiselein, 439.)
174. So viel man redet, so viel wird geantwortet. – Kritzinger, 138a.
[1560] 175. Soll ich nicht reden wie ichs versteh, warumb fragt man mich dann? – Agricola II, 121.
176. Uebel reden und thun sind gern beisammen.
Dän.: At tale og gjøre ilde, er tidt tilsammen. (Prov. dan., 544.)
177. Viel geredt und wenig gethan, da ist wenig Fett daran.
178. Viel reden bringt Gefahr.
Holl.: Vele spreken heeft in meneghen stonden dicwile beraden toren, bi vele spreken is die meneghen verloren. (Esmoreit, 554.)
Lat.: E lingua stulta veniunt incommoda multa. (Binder I, 471; II, 902; Gartner, 114; Philippi, I, 144.)
Schwed.: Mycket snack är sällan utan lack. (Grubb, 543.)
179. Viel reden bringt (macht) Kopfweh.
Böhm.: Od mnoha mluvení hlava bolívá. (Čelakovský, 71.)
180. Viel reden bringt nichts zu Stande.
Worte thun's nicht.
181. Viel reden ist niemand gut. – Petri, II, 574.
»Audi, vide, tace: fürwahr, wer das nicht thut, raro vivit in pace, das Schweigen ist dein heyl, Donec interrogeris. Was du weist, sag mein Theil, si pie pacem quaeris. Eine falsche Zung bricht Bein, et tamen caret ossi so thut ein Wörtlein klein, hoc verbum recognosce.«
182. Viel reden und wenig richten aus, wohnen gern in Einem Haus.
Böhm.: Mnoho řeči, málo skutku. – Mnoho řečí, málo vécí. – Mnoho řečí, účinku nic. (Čelakovský, 80.)
Ill.: Vele rĕči, a ništa tvora. (Čelakovský, 80.)
Kroat.: Gde je vnogo rečih, malo hasne. (Čelakovský, 80.)
Poln.: Wiele gadki, mało uczynku. (Lompa, 33.)
183. Viel und gut reden ist selten beisammen.
»Reden, viel und gut, ist die Gabe des witzigen Kopfes; wenig und gut, der Charakter eines klugen Mannes; viel und schlecht, der Fehler eines Gecken; wenig und schlecht, die Eigenschaft der Dummköpfe.« (Bresl. Erzähler, 1806, S. 624.)
It.: Parlar molto, e parlar bene si trovano di rado assieme. (Pazzaglia, 264, 33.)
184. Viel und gut reden will nicht wol keden (queden1). – Franck, II, 116b; Petri, II, 574; Gruter, I, 69; Eiselein, 522; Simrock, 8251.
1) Dies Sprichwort ist das einzige, in dem sich das schon im Mittelhochdeutschen im Absterben begriffene alte Wort queden = keden im Neuhochdeutschen noch erhalten hat. Keden = reden, sagen, ist nach Grimm (Wb., V, 380) ein altes Stammwort, das neuhochdeutsch in Schriften nur noch anfangs und nur in absterbenden Resten erscheint, jetzt auch in den Mundarten so gut wie verschollen ist, ausser in getrübten Spuren in den Alpenländern, die immer das alte am längsten festhalten und in den vom Ganzen losgesprengten Sprachinseln im Süden, wo es noch jetzt wohlerhalten nachlebt, wie im Norden in friesischen Mundarten. (Vgl. darüber den sehr ausführlichen Artikel bei Grimm, V, 380-382.) D.h. nach Frisch (539b): Viel geredet ist noch nicht gut geredet.
Lat.: Multa et opportuna dicere non est ejusdem. (Binder I, 1024; II, 1914; Steinmeyer, 109.) – Scito eum pessime dicere, qui laudabitur maxime. (Eiselein, 522.)
185. Viel reden, viel irren.
»So man zweiffelhaft reden ist, das bringt irrung zu aller frist.«
Lat.: Erroris mater fuit aequivocatio semper. (Loci comm., 59.)
186. Viel reden vnd wol reden ist zweyerlei. – Petri, II, 574.
187. Viel vnd wol reden steht nit bey einander. – Franck, I, 74b; Gruter, I, 69; Schottel, 1145b; Lehmann, 646, 53.
Lat.: Non est ejusdem et multa et opportuna dicere. (Seybold, 316; Erasm., 348; Schulblatt, 467; Tappius, 181b.)
188. Vieles Reden führt zum Lügen.
189. Vil gerïed, wenich bedôcht huot schî vil Lekt än Âgläk gebrôcht. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 910.
190. Vil red macht vnutze wort. – Hofmann, 27, 6.
191. Vil reden ist kein kunst, ders wol künd. – Franck, II, 173a; Gruter, I, 68; Petri, II, 574.
192. Vil rieden, vil lijen. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 924.
193. Von dem man nicht redet, der wird auch nicht verleumdet.
Dän.: Saa længe en mand er unævnt er han uskiændt. (Bohn I, 396.)
194. Vorzeiten sagt man: reden vnd halten; nun ist es aber vmgewand vnd heist bey jungen vnd alten: vil reden vnd wenig halten. – Zinkgref, IV, 502.
[1561] 195. Was du redest, das mach wahr, was du kauffest, das zahl bar. – Petri, II, 591; Henisch, 187, 15.
196. Was geredt haben die Alten, das wurde gehalten, aber jetzt bei den Jungen lügen gar oft die Zungen. – Parömiakon, 3166.
Frz.: Parle peu, fais ta besogne; sage est qui ainsi besogne. (Masson, 283.)
It.: Parla bene, ma parla poco, se vuoi esser stimato. (Masson, 283.)
197. Was geredt ist, das ist geredt.
198. Was man redet, kann man nicht mit dem Schwamm wegwischen. – Mayer, II, 179.
199. Was man redt vnd helt, das gilt. – Henisch, 1622, 30.
200. Was wir hier reden vnter vns allein, soll dem ofen vnd wind (auch: der Wand) gesaget seyn. – Zinkgref, IV, 351; Chaos, 921.
Lat.: Mille annis jam peractis, nulla fides est in pactis, mel in ore, verba lactis, fel in corde, fraus in factis. (Chaos, 563.)
201. Wat helpt 't Reden, segt Buck (auch: Spölk), de Näs' (oder: dat Hûs) is weg. (Mecklenburg.) – Hoefer, 997.
202. Wat helpt 't Reden, segt Pieritz, wenn 'n stâlen (gestohlen) hett, giwt 't Släg; man hêr mit de fiefuntwintig. – Hoefer, 845; hochdeutsch in der Frankfurter Zeitung, 1872, Nr. 122.
203. Wemmer (wenn man) vom Röid'n hat so viel wie vom Schweigen, schweigt mer still. (Franken.) – Frommann, VI, 322, 317.
204. Wen man gern hört reden, von dem lest man sich gern vberreden. – Lehmann, 614, 18.
205. Wenig geredet und viel gethan, ist eine Ehre für den Mann.
Frz.: Peu parler, bien ouvrer. (Leroux, II, 282.)
206. Wenig geredt vnd vil gehalten, ists best. – Petri, II, 627.
207. Wenig reden altert die Frauen. – Simrock, 8559.
Da es also der Gesundheit schadet, so ist es erklärlich, dass die Frauen nicht »⇒ Sparmund« (s.d.) machen.
208. Wenig reden doch wolbedacht, hat manchem Nutz vnd Ehr gebracht. – Lehmann, II, 838, 221; Petri, II, 628.
Vgl. Seume's Kurzes Pflichten- und Sittenbuch für Landleute.
Engl.: Think twice, before you speak. (Masson, 283.)
Lat.: Nil melius vere, quam cum ratione tacere. (Binder I, 1122; II, 2090.) – Pauca loqui, sua verba coqui, qui talia consuescit, semper cum laude senescit. (Loci comm., 174.)
209. Wenig reden ist Gold, zu viel reden Koth.
Frz.: Le peu parler est or et le trop est boue. (Kritzinger, 508b.)
210. Wenig reden vnd nicht kläffig sein ist ein tugend den frauwen fein.
Lat.: Ex hoc laudatur mulier, si pauca loquatur. (Loci comm., 131.)
211. Wenig reden, wenig essen und trinken hat niemand gereut. – Chaos, 921; Winckler, X, 48.
212. Wenig vnd bedächtig reden ist ein Herren tugent. – Henisch, 230, 2; Petri, II, 628.
213. Wenn andere nicht übel von dir reden sollen, so rede nicht übel von andern.
Dän.: Vil du af andre ei tales ilde, bør du om andre ei ilde at tale. (Prov. dan., 545.)
214. Wenn das Reden Schaden bringt, dann ist gut Schweigen.
215. Wenn ihr hinter mir reden wollt, so muss ich schweigen, sprach der Bürgermeister von Rottweil, als ihm vor Kaiser Sigismund ein ... (mit Züchten) entfahren. – Eiselein, 534.
216. Wenn reden könnten tisch (Stühl) vnd Bencke, so würd man hören vil gute Schwenke. – Henisch, 277, 25.
217. Wer am wenigsten redet, hat am wenigsten zu verantworten. – Petri, II, 681.
218. Wer anders redet als er denkt, der handelt auch anders als er redet.
Lat.: Turpe est aliud loqui, aliud sentire. (Egeria, 304.)
219. Wer angenehm redet, dem hört man überall gern zu.
[1562] 220. Wer da redet, das jhm geliebt, der muss offt hören, das jhn betrübt. – Zinkgref, IV, 353.
Lat.: Quem semel horrendis maculis infamia turpat, ad bene tergendum multa laborat aqua. (Chaos, 480.)
221. Wer dir zu nahe redet, schlägt dir damit noch kein Loch in den Kopf.
222. Wer do redet, wass yhn gelüstet, der muss offt horen, dass er nicht gern horet. – Agricola I, 159; Lehmann, II, 839, 235; Müller, 51, 1; Körte, 4993; Simrock, 8278.
Engl.: He that speaks lavishly, shall hear as knavishly. (Gaal, 1295.)
Lat.: Qui quae vult dicit, quae non vult audiet ille. (Masson, 285; Seybold, 496.)
Span.: Mas vale bien callar que mal hablar. (Masson, 284.)
223. Wer dunckl vnnd verschraufft redt, der strickt garn im mund vnd gild: hab acht. – Lehmann, 648, 86.
Sei auf der Hut vor ihm.
224. Wer einem nicht redet nach Sinn, der verliert den Gewinn.
225. Wer gern höret wol reden, der lässt sich leicht überreden. – Lehmann, 767, 3.
226. Wer iedem redt, was jhme gefellt, der kompt damit durch die Welt. – Lehmann, 645, 46.
227. Wer immer reden will, dem glaubt man selten viel.
228. Wer immer redet, redet übel.
229. Wer kurtz redt, ob es schon vnwitzig ist, so ists doch nur ein kurtz vnwitz. – Lehmann, 646, 52.
230. Wer kürzlich vnd wol reden kan, der ist dem Herrn ein werder man.
Lat.: Est domino gratum verbum uerum breviatum. (Loci comm., 182.)
231. Wer nicht reden kan, der ist ein stummer Mann. – Eyering, III, 517-518.
232. Wer nicht reden kann, was die Leute gern hören, der ist nicht lange ihr Freund.
»Welch Mann woll bey den Leuten sein, jr Freundschaft behalten in gemein, der red was man gern hören wil, oder sitz bey jn, schweig stockstil.« (H. Sachs, III, LVIII, 2.)
233. Wer nicht reden will, dem geht das kürzeste Wort nicht über die Zunge.
234. Wer nicht redet, den kann man nicht hören.
Frz.: Celui qui ne parle, Dieu ne l'oit pas. (Kritzinger, 509.)
235. Wer nicht übel redet, den können alle hören.
It.: Chi non parla male di nessuno può ben esser udito da ciascuno. (Pazzaglia, 387, 2.)
236. Wer nicht viel redt, der hat wenig zu verantworten. – Petri, II, 744.
237. Wer nicht weislich reden kann und schweigt, der ist ein weiser Mann.
Ein brediger sprach also: Der nint wol reden kan, der swîge und schîne ein wîser man. (Frz. Pfeiffer, Sprüche deutscher Mystiker in der Germania, III, 232.)
238. Wer nicht wohl reden kann, der schweig'. – Eiselein, 522.
Mhd.: Swer niht wol gereden kan, der swîge und sî ein wîser man. (Freidank.) (Zingerle, 136.)
239. Wer nicht wol (verständig) reden kan, dem stehet schweigen sehr wol (besser) an. – Werdea, Aiiij; Petri, II, 745; Lehmann, 714, 43; Pauli, Postilla, I, 570b; Mathesy, I, 24b; Chaos, 487.
»Als denen die Zung gelemet, die nichts wissen, die verleumbden, die ergernus erwecken, die lügen zu marckt tragen, den Rültzen vnd Filtzen, die ihrn vnwitz plaudern, denen steht schweigen wol an, dass sie damit die lang ohren Grobianus vnnd Fabian verbergen.«
Dän.: Hvo ei kand tale vel, hannem lader taushed vel. (Prov. dan., 544.)
240. Wer nicht wol reden kan, wil mehr reden denn eyn ander man. – Werdea, Biiij.
241. Wer nicht zu reden weiss, der weiss auch nicht zu schweigen.
Lat.: Scire loqui decus est, sed plus est scire tacere. (Seybold, 283.)
242. Wer reden kan, dass besser ist als geschwiegen, der soll nicht schweigen. – Lehmann, 711, 11.
Als man einmal bei den Amyklern die Ankunft der Feinde meldete, ohne dass diese wirklich erschienen, [1563] wurde gesetzlich angeordnet, dass niemand wieder die Ankunft der Feinde melden solle. Später kam der Feind wirklich, da aber niemand seine Ankunft zu melden wagte, ging die Stadt verloren.
Mhd.: Die wîle daz swîgot der man, so enweiz man niht waz er kan. (Diutisca.) (Zingerle, 136.)
Lat.: Amyclae urbs silentio capta. (Philippi, I, 29.) – Amyclas perdidit silentium. – Nunc est dicendum, nunc est ratione silendum. (Erasm., 893.)
243. Wer reden kan, dass nutzen schafft, der macht jhme gunst, wer zu schaden schweigt, der macht jhme vngunst. – Lehmann, 711, 10.
244. Wer reden lernen will, muss erst stammeln lernen.
» ... Dann wer reden will lehrnen, muss vor stamlen lehrnen.« (Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 256.)
245. Wer reden lernen will, muss nicht den Mund verschliessen.
Denn durch Reden lernt man reden, durch Schmieden wird man ein Schmied, durch Singen und Spielen lernt man die Musik.
246. Wer reden sol, bedenck sich wol. – Petri, II, 748.
247. Wer reden vnd schweigen kan, zu Rechte, der ist ain weyser man. – Agricola II, 78.
248. Wer reden will und die Wahrheit nicht sagt, der muss lügen.
249. Wer redet, der säet, wer höret (schweigt), der erntet. – Winckler, XVII, 64.
It.: Chi parla semina, chi tace raccoglie. (Pazzaglia, 264, 50.)
250. Wer redet gut Latein, der trinke Edelwein.
Lat.: Ille bibat vinum, qui scit dictare latinum. (Eiselein, 636.)
251. Wer redet, muss sich bereden lassen.
252. Wer redet ohne zu denken, schiesst ohne zu zielen.
It.: Parlar senza pensare è tirar senza mirare. (Pazzaglia, 264, 40.)
253. Wer redet ohne Zügel, bekommt schlechten Brei in den eigenen Tiegel.
254. Wer redet ohne Zügel, verdient die erhaltenen Prügel.
255. Wer redet, rede scharf, sodass man zum Verstehen keine Zigeuner bedarf.
256. Wer redet, thut gut, wer schweigt, thut besser.
257. Wer redet, was einem jeden gefällt, der kommt glücklich durch die Welt.
258. Wer redet, was er nicht sollte, muss hören, was er nicht wollte.
It.: Chi dice ciò che non dovria, ode sovvente quel che non vorria. (Pazzaglia, 387, 1.)
Lat.: Quae non vis audire, ea ne quoque dicito. (Chaos, 487.)
259. Wer redet, was ihn gelüstet, muss hören, was ihn entrüstet. – Suringar, CXC, 35.
260. Wer redet, will verstanden werden.
Frz.: A quoi sert de parler, que pour être entendu? (Cahier, 1271.)
261. Wer redt das best zu allen Sachen, der kan jhm gunst vnnd Freunde machen. – Lehmann, 645, 43.
262. Wer redt, was er will, muss hören, was er nicht will. – Lehmann, 649, 106; Luther, 305 u. 433; Lehmann, II, 66, 164; Simrock, 8277; Körte, 4994; Masson, 284.
Böhm.: Kdo mluví, co chce, uslyší, co by nerad. – Kdo mluví, co se mu chce, musí slyšeti, co se mu nechce. – Kdo mluví, co ví, svých vad se doví. (Čelakovský, 73.)
Engl.: He who says what he likes, hears what he does not like. (Marin, 9.)
Frz.: Qui dira tout ce qu'il voudra, ouïra ce qui ne lui plaira. (Marin, 9; Masson, 284.)
It.: Chi dice quel che vuole, ode quel che non vorrebbe. (Gaal, 1295.) – Chi vuol dire tutto quello che sà, hà da sentire quello che non vuole. (Pazzaglia, 96, 1.)
Lat.: Dogma tuum sordet, cum te tua culpa remordet. (Binder II, 832; Buchler, 399.) – Os, qui non claudit, quae non vult, saepius audit. (Gaal, 1295.) – Qui, quae vult, dicit, quae non vult audiet. (Erasm., 590; Tappius, 121a; Hauer, Kij; Philippi, II, 136.)
Poln.: Kto mi mówi, co chce, usłyszy, czego niechce (czego by nierad). – Kto mówi, co wié, swych się wad dowié. (Čelakovský, 73.)
263. Wer treulich redet für die Gemein, der bleibt zuletzt gar allein.
Die Klage ist alt. Bei Dietrich (I, 226) heisst es schon: »Unsere Deutschen sagen in jhrem Sprichwort: Wer treulich redet für die Gemein, der bleibt zuletzt gar allein.«
[1564] 264. Wer übel redet, muss auch übel hören.
In Welschtirol: Chi mal parla abia passienza a la mala risposta. (Hörmann, 27.)
265. Wer übel redet, schmäht sich selbst.
Frz.: Qui parle oultrageusement il se damne éternellement. (Leroux, II, 306.)
266. Wer übel von andern redt, seh erst, was er selber thät.
Frz.: Quand d'autrui parler tu voudras, regarde-toi, tu te tairas. (Cahier, 1269.) – Qui d'autrui médire voudra, pense à soi et il se taira. (Kritzinger, 50b.)
It.: Chi d'altrui parlar vorrà, riguardi a se stesso, e tacerà. (Pazzaglia, 264, 11.)
267. Wer verstendig redt, der ist Weiss gnug. – Lehmann, 643, 6.
Lat.: Vis sapiens dici, pauca et meditata loquare. (Binder II, 3574.)
268. Wer viel (wenig) redet, der hat viel (nicht viel) zu verantworten. – Petri, II, 773.
It.: Nessun si penti mal d'aver tacciuto, ma sí bene d'aver parlato. (Gaal, 1296.)
269. Wer viel redet, der mus bisweilen auch etwas gutes reden. – Mathesy, 12a.
270. Wer viel redet, muss entweder viel wissen oder viel lügen. – Müller, 35, 4.
Böhm.: Ve mnohomluvném pravdy nemnoho. (Čelakovský, 80.)
It.: Chi troppo parla, spesso falla. (Pazzaglia, 264, 9.)
271. Wer viel redt und nid viel weiss, dä lügt ellimol eis. (Luzern.)
272. Wer vil redet, der leugt gern (viel). – Agricola I, 211; II, 42; Franck, I, 75b; Egenolff, 108b; Eyering, I, 201 u. 575; Petri, II, 773; Latendorf II, 28; Nas, 271; Schottel, 1127a; Simrock, 8253; Körte, 4988; Körte2, 6244; Siebenkees, 30; Steiger, 202; für Innsbruck: Frommann, VI, 35, 30.
»Das Sprichwort kann nimmer trügen, wer viel redt, muss viel wissen oder viel lügen.« (Neithart, Helvetia, Zürich 1852, S. 159; Zinkgref, IV, 412.)
Mhd.: Vil rede ist selten âne luc. (Colm.) (Zingerle, 119.)
Böhm.: Kdo mnoho mluví, lže anebo se chlubí. (Čelakovský, 80.)
Dän.: Han lyver ofte som meget vil tale. (Prov. dan., 407.)
It.: Molte parole, molte bugie. (Pazzaglia, 264, 31.)
Krain.: Kdor veliko govorí, veliko vé, ali veliko laže. (Čelakovský, 80.)
Kroat.: Koi vnogo govori, mora vnogo znati ali vnogo lagati. (Čelakovský, 80.)
Schwed.: Der mycket snackas, der liugs och mycket. (Grubb, 543.)
Tschud.: Kes paljo lobbiseb, paljo walletab. (Čelakovský, 80.)
Ung.: A' sok beszéd el nem készül hazuság nelkül. (Gaal, 1119.)
273. Wer voreilig redet, wird auch ohne Ueberlegung handeln.
Böhm.: Kvapný v řeči, kvapný ve všem. (Čelakovský, 76.)
274. Wer wenig redet, hat nur ein halbes Gehirn vonnöthen. – Winckler, XVII, 63.
275. Wer wenig redet, wird geachtet.
276. Wer wenig redt, hat nicht viel zu verantworten. – Lehmann, 710, 2; Moscherosch, 313.
277. Wer will wohl reden, muss erst wohl denken.
Böhm.: Kdo chce pĕknĕ mluviti, musí pĕknĕ mysliti. (Čelakovský, 71.)
278. Wer wohl reden will, muss zuvor das Herz um Rath fragen.
279. Wer wohl reden will, soll sich zuvor bedenken viel. – Sutor, 124.
It.: Chi vuol ben parlare pria ci dove ben pensare. (Pazzaglia, 264, 8.)
Lat.: Qui bene vult fari, debet bene praemeditari. (Binder I, 1453; II, 2757; Egeria, 241; Seybold, 480; Philippi, II, 126.)
280. Wer wohl redet, hat ein Schild wider alle Streiche.
281. Wer wohl redet und übel handelt, schüttelt das Mehl aus dem Sacke und rafft Kleien hinein.
Mhd.: Swer wol reit unde übele tuot, der hât niht gar getriuwen muot. (Freidank.) (Zingerle, 119.)
282. Wer wohl redet und übel thut, der hat einen bösen Muth.
283. Wer wohl redet und wohl thut, der kommt bald zu grossem Gut.
Frz.: Par beau parler et par servir peu l'en à moult grand bien venir. (Leroux, II, 277.)
[1565] 284. Wer wohl redet, weiss auch wohl zu leben.
It.: Ben parlare è la via del ben vivere. (Pazzaglia, 264, 7.)
285. Wer wohl zu reden weiss, dem wird viel Lob und Preis.
Dän.: God diæt gjør favr og net. (Prov. dan., 162.)
286. Wer wol reden wil, der muss vor lernen wol schweigen. – Petri, II, 782.
287. Wer wol vnd freundlich redt, der will böses thun. – Lehmann, 361, 37.
Lat.: Habet suum venenum blanda oratio. (Lehmann 361, 37.)
288. Wer zu reden weiss, der weiss viel, doch der weiss mehr, der schweigen kann.
Mhd.: Swer reden und ouch swîgen kan ze rehte, der ist ein wîser man. (Renner.) (Zingerle, 119.)
Lat.: Proximus ille Deo est, qui scit ratione tacere.
289. Wer zu viel von andern redet, verbrennt sich die Zunge. – Chaos, 921; Winckler, XVII, 76.
290. Wie ein jeder redt, also ist er, vnd wie ein jeder ist, also redt er. – Lehmann, II, 855, 3; Schottel, 1122a; Gaal, 1294; Körte, 4995.
It.: La botte non dà se non del vin che ha. (Gaal, 1294.)
291. Wie einer redet, so ist er. – Simrock, 8263.
Böhm.: Mluv každý, co by jej ctilo. (Čelakovský, 68.)
Lat.: Tales reddimur, qualia sunt nostra colloquia. (Seybold, 593.)
292. Willst du vernünftig reden, so schneide die Zunge ab.
293. Wo man redet wie Narren und Thoren, da ist gut Schweigen auch verloren.
294. Wo Reden den Hals kostet, ist Schweigen eine Tugend. – Altmann V, 127.
295. Wo reden nicht hilft, müssen Prügel helfen.
296. Wo reden nichts frommt, da spricht der Unschuld Schweigen.
297. Wo zu reden heilsam ist, da ist es unrecht zu schweigen.
298. Wohl reden ist besser als übel schweigen. – Winckler, IX, 73.
Engl.: Dumb folks get no to land.
299. Wohl reden ist gut, wohl thun ist besser.
Engl.: Say well, and do well end with one letter. – Say well is good, but do well is better. (Bohn II, 130.)
300. Wohl reden macht auch die Feinde zu Vettern.
It.: Bel parlare non scortica, ma sana. (Pazzaglia, 264, 4.)
301. Wohl reden und wohl thun stimmt gar wohl zusammen.
Dän.: At tale vel, og leve vel hør en viis til. (Prov. dan., 544.)
302. Wohl und viel reden sind selten beisammen.
Dän.: Man kand ikke tale baade vel og meget. (Prov. dan., 544.)
303. Wol reden ist Kunst. – Petri, II, 810.
304. Wol reden vnnd vbel thun ist gemeiniglich beysammen. – Lehmann, 181, 23.
305. Wol reden wirckt viel, wol thun noch viel mehr. – Lehmann, 752, 52.
Engl.: Brag's a good dog, but Hold fast is better. – Say well is good, but do well is better. (Masson, 355.)
Frz.: Bien dire, fait rire; bien faire, fait taire. – Bien dire vaut moult, bien faire passe tout. – Bien disons et bien ferons, mal va le nef sans avirons. (Cahier, 652; Leroux, II, 181.) – Bien parler est la voie de bien vivre. (Kritzinger, 508a.)
306. Wos ma geredt hôt, zoit ma nich wider zerike. (Schles.) – Frommann, III, 414, 535.
307. Wovon man gern höret reden, dass hat man lust zu thun. – Lehmann, 498, 31.
308. Wus weniger män redt, wus gesünder es es. (Jüd.-deutsch. Warschau.)
309. Zu süss reden ist verdechtig. – Petri, II, 827.
310. Zu viel reden und zu viel kratzen macht Schmerzen zum Platzen.
Frz.: Trop gratter cuit, trop parler nuit. (Gaal, 1296.)
311. Zu viel reden und zu viel lachen kann die Leute zu Narren machen.
Man wird sie dafür halten.
Frz.: On dit en commun langage: qui trop parle n'est pas sage. – Trop parler et beaucoup rire font l'homme pour fou tenir. (Kritzinger, 410a u. 508a.)
[1566] 312. Zu viel reden und zu viel schweigen ist allen Narren eigen.
Lat.: Non sis verbosus, nec in omni carmine mutus. (Sutor, 481.)
313. Zum reden gehören günstige Ohren. – Lehmann, 644, 17.
314. Zwischen reden und thun werden viel Kleider und Schuhe zerrissen. – Chaos, 699; Winckler, XIV, 9.
*315. A rätt asu vo d'r Lâw'r wäg, doass d' Hoanne gockan. (Oesterr.-Schles.) – Peter, I, 445.
*316. A rätt troppatraighe. – Peter, I, 445.
Ohne Umschweife, sagt, was er denkt, geradezu.
*317. A rätt wi's'm of d'r Plauze lait. (Oesterr.-Schles.) – Peter, I, 445.
*318. A redt a Wort, a labt a Johr dernoch. – Robinson, 713; Gomolcke, 196.
*319. A redt, an hoat ke Pferd. (Hirschberg.)
Wenn jemand etwas spricht, woraus niemand klug wird; wenn er ohne Verstand spricht und insofern einem Reiter ohne Pferd vergleichbar ist. Die dritte Person von »reiten« lautet nämlich mundartlich ebenso, wie die dritte von »reden« = er rett (reiten), redt (reden).
*320. A redt besser ass a Stummer. – Robinson, 931.
*321. A redt og su garne. – Gomolcke, 199.
Aus Gewohnheit, ohne begründetes Bedürfniss.
*322. A redt wie a beschissen Kind. – Gomolcke, 197; Robinson, 406.
*323. Da red' möt em Pêrd französisch. (Tilsit.) – Frischbier2, 3086.
Wenn sich jemand vergeblich bemüht, einem etwas klar zu machen.
*324. De red't, as wenn de Dwatsche öns Bêde kömmt. (Elbing.) – Frischbier2, 3087.
*325. Dei hefft nuscht to rede, hei liggt an de ⇒ Wand (s.d.). (Ostpreuss.)
*326. Der kann reden wie ein Buch. – Klix, 74.
*327. Du kannst lange reden, ehe mir ein Wort gefällt. – Klix, 76.
*328. Du kannst rede, wenn de Höhner pösse. – Frischbier2, 3088.
D.i. niemals; wenn jemand gar nichts dabei zu sagen hat oder nichts zu sagen weiss.
*329. Du kannst reden, bis dir der Mund hinten steht. (Rottenburg.)
D.h. es hilft dir nichts.
*330. Du must redn, wenn d' Henne brunzunt. – Sutermeister, 148.
*331. Du redest als wärest du toll.
Lat.: Citra vinum temulentia. (Tappius, 46a; Philippi, I, 83; Seybold, 76.)
*332. Du redest eben, als seyest voll. – Hauer, Kiij2.
*333. Du redest von Cöntzkens vercken. – Tappius, 48a.
Lat.: In lente fabulam. (Tappius, 48a.)
*334. Du redest von herr Dilmann. – Franck, II, 51a.
Bei Franck findet sich die Redensart für die lateinische: In lente fabulam, indem er noch folgende beifügt: »Es reympt sich eben wie ein haspel in einem sack. Du bist eben ein man wie Judas ein zwölffbot.« Und zur Erklärung sagt er: »Was nit zu rechter zeit, an sein recht ort wirt gattirt, als so einer ein gross geschwatz vnnd fabel von den vnguenten sagende, von der Linsen redt, so die augen vertunckelt, dem magen ein last ist u.s.w. Brauchs, so man widerwertige ding wil zusammenreymen, odder auss einem dreck gern bisam u.s.w. macht.«
*335. Du redest von Kuntzen jungen ferckeln. – Eyering, I, 815.
*336. Du redest weislich von der Sache.
Ironisch. Schiller: »Wohl gesprochen, Herzog.« Die aus Schiller angeführte Stelle steht in Don Carlos, III, 9.
Lat.: Pulchre dixisti. (Philippi, II, 114.)
*337. Du redest, wenn der Köiker (Hahn) brunzt. (Franken.)
Verhüllend für: du schweigst.
*338. Du redest, wie du's verstehst. – Klix, 74.
*339. Du redst, wenn die Gäns brunzen (pissen). (Rott-Thal.)
D.h. du hast (hier) gar nichts zu sagen.
*340. E ried af Boarg. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 173, 125.
Er redet auf Borg, d.i. Unsinn. Hat wol aber die Bedeutung: Er führt nicht aus, was er sagt, hält nicht, was er verspricht. Bei Grimmelshausen (Ewigwährender Kalender) heisst es: »Dieser redet auff Borges vnd keiner bezahlt gern sein eigen Wort.«
[1567] *341. E ried är siwen än de Sack. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 173, 122.
Er redet ihrer sieben in den Sack zusammen.
*342. E ried wä e Beach. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 173, 123.
Er redet wie ein Buch, sehr klug.
*343. Eins ins andere reden.
Frz.: Parler à propos de bottes. (Leroux, II, 113.)
*344. Er denkt, redt euch satt.
*345. Er hört sich am liebsten selber reden.
Frz.: Il n'aime pas le bruit, s'il ne le fait. (Lendroy, 251.)
*346. Er hört sich selbs gern reden. – Franck, II, 82a.
*347. Er kan reden vnd reiten. – Mathesy, LXVIIIa.
*348. Er kann lange reden, biss er mir ein Loch in Kopff redt. – Sutor, 993; Philippi, II, 244.
Lat.: Verba cutem non lacerant. (Altdorf, 241; Binder I, 1830; II, 3499; Seybold, 624; Philippi, II, 244.)
*349. Er kann nicht Reden noch Reiten. – Lehmann, 820, 16.
Lehmann hat diese Redensart, um einen Ungeschickten zu charakterisiren, und fügt noch folgende für diesen Zweck bei: Er versteht so viel von Sachen, alss die Katz vom Pfeiffer. Er ist ein Doctor biss an den Halss. Er ist ein Sackpfeiffer wie ein Schaff. Er ist noch im a.b.c., gehet noch an Bäncken, helt sich an Staab. Er taugt weniger als ein Bildstock an der Strasse, redt der nicht, so deut er doch, wo man hingehen soll.
*350. Er kann reden, bis er schwarz wird.
*351. Er kann reden wie ein Doctor und scheissen wie ein Apotheker. – Frischbier2, 3079.
*352. Er lässt in sich reden wie ein Stock.
Lat.: Lapidi loqueris. (Sutor, 231.)
*353. Er lest in sich reden als ain stain. – Hauer, L2.
Lat.: Lapidi (parieti) loqueris. – Surdo fabulam narras. – Mortuo verba facis.
*354. Er redet alles, was man gern hört, ausgenommen die Wahrheit. – Chaos, 37; Mayer, II, 187.
*355. Er redet, als wenn er keinen Kopf hätte.
*356. Er redet anders als ers meint.
Frz.: Il dit d'un et fait d'autre. (Kritzinger, 50a.)
*357. Er redet aus dem Wege.
D.h. er spricht von Dingen, die nicht zur Sache gehören; er ist im Gerstenfelde.
Lat.: Alia Menecles, alia porcellus loquitur. (Philippi, I, 18.)
*358. Er redet besser als ein Stummer. – Klix, 16.
*359. Er redet Blech. – Frischbier2, 3080.
Jüd.-deutsch: Reden Dwurim-beteylim, d.i. nichtige Dinge plaudern, Unsinn schwatzen.
*360. Er redet das Hundertste ins Tausendste. – Mayer, II, 106.
*361. Er redet, dass ein Gewölbe zittert. – Eiselein, 522.
*362. Er redet, dass ihm der Bart wächst.
*363. Er redet davon wie der blinde von der Farbe. – Eyering, II, 247 u. 417; Gruter, I, 24; Nigrinus, 42; Suringar, CXLIX, 2; Luther's Tischr., 213a; Chaos, 553; Mayer, II, 4; Franck, Zeytbuch, VIIb.
»Als wenn von farben redt ein blind.« (Waldis, IV, 26, 22.)
Engl.: Blind men can judge no colours. (Bohn II, 73.)
Frz.: Il est comme les gens de cour, il sait tout sans avoir rien appris. (Lendroy, 1362.) – Il parle à tors et à travers. – Il parle comme un aveugle des couleurs. (Kritzinger, 508b.).
Holl.: Hij oordeelt erover als een blinde over de kleuren. (Harrebomée, I, 414b.)
It.: Il cieco non giudica dei colori. (Bohn I, 101.)
Lat.: Caecus de coloribus. – Quid coeco cum speculo? (Chaos, 553.) – Quicquid in buccam venerit. – Verba cutem non laniant. (Sutor, 993.)
Span.: El ciego mal juzgará de colores.
*364. Er redet davon wie der Schuster vom Leder.
*365. Er redet davon wie der Taube vom Orgelspiel.
»Soviel die Blinden vnd die Tauben von Farben vnd von Orgelpfeiffen.« (Waldis, IV, 84.)
Frz.: Il raisonne comme une pantouffle. (Lendroy, 1141.)
*366. Er redet durch Brief und Zettel ein Loch.
Bestreitet, redet weg, was man schwarz auf weiss, in Schriften und Urkunden hat.
*367. Er redet durch die Blume. – Klix, 74.
*368. Er redet ein Wort und lebt ein Jahr.
*369. Er redet eine gute Nacht zusammen. (Ostpreuss.)
*370. Er redet einem ein Loch in den Leib.
[1568] *371. Er redet einen Berg übern Haufen. – Rank, II, 182.
*372. Er redet einen tagelangen Flöz.
Lat.: Hamaxiaea. (Eiselein, 625.)
*373. Er redet hoch von Nürnberg einher. – Theatrum Diabolorum, 373a.
*374. Er redet in den Wind. – Klix, 76.
*375. Er redet ins Gelag hinein. – Philippi, I, 228.
*376. Er redet Maculatur. – Frischbier2, 3080.
*377. Er redet nicht viel für einen Kreuzer.
Er ist wortarm oder wortkarg.
*378. Er redet quartweise.
Nimmt den Mund sehr voll.
*379. Er redet (spricht) seine Naht ruhig weiter.
*380. Er redet so fein, er könnt' ein bairischer Edelmann sein.
In Oesterreich nennt man nämlich die Schweine bairische Edelleute.
*381. Er redet so grob, dass man die Worte mit dem Besen zusammenkehren muss.
Von denen, die sich, besonders infolge unmässigen Genusses, erbrechen.
*382. Er redet so grob wie ein Fichtelberger. – Schöppner, Sagenbuch, I, 171.
*383. Er redet viel, aber man vernimmt nicht viel. (Ruth.)
Von einem verstandlosen Schwätzer.
*384. Er redet viel, wenn der Tag lang ist. (Steiermark.)
Seine Reden sind unverlässlich, ohne Gewicht.
*385. Er redet von gekochten Endten. – Coler, 501.
*386. Er redet von Heringen vor Johannis.
Vor dem 24. Juni durfte in Holland der Heringsfang nicht beginnen.
*387. Er redet von Herrn Tillmann's Kappen. – Simrock, 10321a.
Dieses alte, ehemals in Zürich übliche Sprichwort bedeutete, viel Worte über nichts machen, immer wieder dasselbe sagen, sodass man zu keinem Ende kam.
*388. Er redet, was ihm auf die Zunge (ins Maul) kommt.
Frz.: Parler à perte de vuë. (Kritzinger, 527b.)
*389. Er redet, was man gern hört.
Lat.: Rosas loqui alicui. (Seybold, 531.)
*390. Er redet wie beim Eich(en)baum. – Frischbier, 3081.
Freimüthig, unerschrocken die Wahrheit sagen. Es scheint diese Redensart aus den ältesten Zeiten des Heidenthums hergeleitet werden zu müssen, denn da die preussischen Götter unter Eichen verehrt wurden, so hatte man unter den Eichen eine sichere Freistatt, man stand unter dem Schutze der Götter. Man konnte freimüthig und ohne Bedenken sprechen, weil die Heiligkeit des Orts nicht erlaubte, jemand daselbst feindlich zu begegnen. (Pisanski, 14; Hennig, 57; Genlis, I, 46 u. 375.)
*391. Er redet wie der Wind geht.
Bald so, bald so, wie es der Augenblick gibt oder der eigene Vortheil gebietet.
*392. Er redet wie ein Buch. – Frischbier2, 3082.
*393. Er redet wie ein cometischer Gesandter vom Himmel mit jhm selber. – Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 394.
*394. Er redet wie ein Endchen Licht. – Frischbier2, 3082.
*395. Er redet wie ein Mann ohne Kopf.
Lat.: Scire, quod non prodest, obest. (Chaos, 803.)
*396. Er redet wie ein Professor. – Frischbier2, 3082.
*397. Er redet wie ein Prophet.
Frz.: Dieu t'a fait une belle grace, tu parles de bien haut. (Leroux, I, 12.)
*398. Er redet wie ein Schneider, der Hosen bereitet. – Frischbier2, 3083.
»Redet von solchen hohen Dingen mit so schimpflichen Worten, gleichwie ein Schneider, der Hosen bereitet.«
*399. Er redet wie ein Scythe. (Altgriech.)
Die Griechen nannten alles Barbarische, Bäuerische, Ungeschliffene: scythisch.
*400. Er redet wie ein Uhrwerk.
*401. Er redet wie er weiss ist. – Tappius, 120a.
*402. Er redet wie er's versteht.
Lat.: Loquax talpa. (Philippi, I, 228.) – Salem et fabam (scil. proposuit). (Philippi, II, 164.)
[1569] *403. Er redet, wie ihm der Schnabel gewachsen ist. – Frischbier2, 3084.
Wie es einem kommt, ohne Rücksicht auf Person und Umstände. Oft ist auch der Schnabel krumm gewachsen, dann ist auch die Rede danach.
*404. Er redet wie in Czenstochau. (Poln.)
Alles durcheinander, wie die Geisteskranken, deren es in Czenstochau eine Menge gibt. Vielleicht spielt die Redensart auch auf die verschiedenen Völker an, die sich dort zusammenfinden und die verschiedenen Sprachen, die dort laut werden.
*405. Er redet wie zu Hofe.
Die Russen sagen: Des Herren Geige streichen. (Altmann VI, 513.)
*406. Er redet wie's ihm ums Herz ist. – Chaos, 1052.
*407. Er redt als wär' er voll.
*408. Er redt als wenn er a Gänszung' g'schlückt (hinabgeschluckt) hätt'. (Oberösterreich.)
Von jemand, der sehr viel redet, weil die Gänse fast den ganzen Tag schnattern.
*409. Er redt bis em's Mûl chupferlet. – Sutermeister, 71.
*410. Er redt daruon, sagt vnser Barb, gleich wie der Blind red von der farb. – Eyering, I, 799.
Schwed.: Han weet intet till at gjöra åtskillnad emellan sin högra och wänstra hand. (Törning, 58.)
*411. Er redt eben, wie er ist. – Franck, I, 112a; II, 88a; Gruter, I, 29; Petri, II, 181.
*412. Er redt Gütterliwältsch. – Sutermeister, 72.
Von einem Schwätzer finden sich a.a.O. noch folgende sprichwörtliche Redensarten: Er ist b'redt wie en Landvogt. Er het e wackers Redhûs. Er macht Ghürsch. Er chunnt nid ab der Kanzle, wenn er emol umbruh kunnt. Er git sim Mûl nid vergäbe z'ässe. Er breiamblet (Priamel, auch! däderet). Si Sach het kei Zopf und kei End.
*413. Er redt in küchen. – Franck, II, 51b.
*414. Er redt mich krank (oder gesund). – Franck, II, 57b.
*415. Er redt nischt von a hohl Fass heraus. (Jüd.-deutsch. Brody.)
Seine Aussage ist nicht unbegründet.
*416. Er redt so gescheit als er ist.
Lat.: Stultus stulta loquitur. (Sutor, 916.)
*417. Er redt über Steiner ün Beiner. (Jüd.-deutsch. Warschau.)
Spricht ohne Ueberlegung, über Stock und Stein.
*418. Er redt (net) und deutet nicht. – Mayer, II, 179.
*419. Er redt var (vor) Feuer ün var Wasser. (Jüd.-deutsch. Warschau.)
D.i. ohne zu überlegen.
*420. Er redt von sachen, wie ein Papagey die deutsche sprach. – Lehmann, 822, 47.
*421. Er redt vün'm Weg. (Jüd.-deutsch. Warschau.)
Er phantasirt, faselt, weicht im Sprechen vom geraden Wege ab.
*422. Er redt, was ym in das maul kumbt. – Hauer, Lij.
*423. Er redt wie a Büchel. – Willkomm, 46.
*424. Er redt wie aus a Büch heraus. (Jüd.-deutsch. Warschau.)
D.i. gewählt, deutlich, klar.
*425. Er redt wie die Narren alle. – Eyering, II, 417.
*426. Er redt wie e Nachtkappe. – Sutermeister, 72.
*427. Er redt wie en Dokter. – Sutermeister, 119.
*428. Er redt wie es steht vor ihm geschrieben. (Jüd.-deutsch. Warschau.)
Er ist sehr beredt, er spricht als läse er aus einem Buche.
*429. Es ist daneben geredt. – Rollwagenbüchlein.
*430. Es ist leicht geredt, aber langsam gethan.
*431. Es redt einer wie der ander.
Lat.: Aut Plato Philonizat, aut Philo Platonizat. (Chaos, 808.) – Tanquam coecus de coloribus. (Seybold, 594.)
*432. Hast du geredet, so trink' einmal. (Sachsen.)
Zu jemand, der nicht zum Reden berechtigt ist, die Aeltern z.B. zu ihren Kindern.
*433. Hast du geredt, mach 's Maul zu. (Schles.)
Abweisend zu einem, der unberufen dreinredet.
*434. He kann mehr rede wie näge (neun) Stomme. (Stallupönen.) – Frischbier2, 3089.
Wenn einer viel redet.
*435. Hei redt möt sinem Broder önnerlich.
Von einem, der mit sich selbst spricht.
[1570] *436. Hei redt so, wie em de Mötz steit. (Stallupönen.) – Frischbier2, 3090.
*437. Hei redt wie e Endke Tolglicht. – Frischbier2, 3090.
*438. I ma nid rede wie de Ma e Nase hat. – Sutermeister, 55.
*439. I röid wi m'r d'r Schnoabel g'wachs'n ît. (Franken.) – Frommann, VI, 322, 318.
Wie ich es gewohnt bin; dann auch: geradeheraus, ungeschminkt.
Frz.: Il parle comme un perroquet. (Kritzinger, 509a.)
*440. Ich rede von Enten und du redest von Gänsen. – Sutor, 481.
*441. Ich rede von Grün, gebstu Tschuwe (Antwort) blau. (S. ⇒ Apfel 105 und ⇒ Ente 24.) – Tendlau, 97.
Engl.: I talk of chalk, and you of cheese. (Bohn II, 136.)
Holl.: De een kalt van het varken, en de ander van de os. – Ik sprak met u van Amsterdam, en gij antwoordt mij van Rotterdam. (Harrebomée, 154a; II, 231b.) – Kal ik van het Oosten, hij kalt van het Westen. (Harrebomée, II, 151b.)
It.: Io ti domando danari e tu mi rispondi coppe. (Bohn II, 136.)
Lat.: De illijs loquor, tu respondes de cepis. (Sutor, 481.)
*442. Ich rede von Knoblauch und du antwortest von Zwiebeln.
Holl.: Ik spreek van Brugge en gij antwordt mij van Gent. (Harrebomée, I, 99a.)
*443. Ihr hott gut räden. – Gomolcke, 615.
*444. Kannst rede, wenn de Henn pösst on de Hahn farzt, on denn kannst segge: Herr, öss erlaubt ok e Wôrtke to rede? – Frischbier2, 3091.
Zu Leuten, namentlich Kindern, die unberufen mitreden. Besonders um zu sagen, dass man sich aus dem Zorne und Schelten jemandes nichts mache.
Engl.: The mountain is angry with the mountain, but the other does not comprehend.
*445. Kohn, redt du, min Hart öss all voll. (Alt-Pillau.)
*446. Män redt in ihm herein wie ün a Stuck ⇒ Holz (s.d. 320). (Jüd.-deutsch. Warschau.)
Das Reden ist erfolglos.
*447. Mit einem reden, was der Weg ausweist. (Franken.)
D.i. nur das Nothwendigste, Unvermeidliche.
*448. Mit Verlêb ze räden, nu's 'raus is. (Schles.) – Frommann, III, 249, 263.
*449. Nicht anders reden als von ⇒ Löffelholz (s.d.). (S. ⇒ Löffel 5, ⇒ Löffelei, ⇒ Löffelgans u.a.) – Parömiakon, 3051.
*450. Nu redt Aaron, Moses öss schîte gegange. (Danzig.) – Frischbier2, 3093.
*451. Nu redt en Dwatscher möt em Damlige. – Frischbier2, 3094.
*452. Nu redt hei, sei ging nau Bast. – Frischbier2, 3096.
*453. Nu redt hei, sei ging nau Sep.
*454. Nu redt hei, sei öss pösse gegange. (Königsberg.) – Frischbier2, 3095.
Wenn ein Unberufener, Altkluger spricht.
*455. Ob du redest oder ob der Hund scheisst, ist mir gleich.
In demselben Sinne, um auszudrücken, dass man jemandes Reden nicht das mindeste Gewicht beilege, sagt man jüdisch-deutsch in Warschau: Män hört ihm wie die Katz oder: wie den Kuter (Kater). Auch: Män hört ihm wie dem Ruw in a klein Städtel. Seine Worte finden wenig Gehör, haben kein Gewicht, keinen Einfluss, wie die Rede eines Rabbiners in einer kleinen Stadt.
*456. Ob du red'st oder schöttst di wat af, öss mi glîk. – Frischbier2, 3096.
*457. Red, das ich verstee, ich kan nit behmisch. – Hauer, Kiij3.
*458. Red' du denn, wenn d' Henne brunzen. – Sutermeister, 72.
*459. Red' du, Kohn (oder Kohnheim). – Frischbier2, 3092.
*460. Red' du on noch êner, denn rede ehre twê. – Frischbier2, 3097.
*461. Red' mit a Schwanz Chochmes (Weisheit). (Jüd.-deutsch. Warschau.)
Im allgemeinen als Warnung, sich mit einem dummen Kerl, dem im Jüdisch-Deutschen das Epitheton »Schwanz« beigelegt wird, in eine Unterhaltung einzulassen. [1571] Im besondern dient diese Redensart als Antwort auf die Frage, warum meistens arme Leute viele Kinder haben, die sie schwer oder gar nicht ernähren können. In diesem Falle erhält es den Sinn des talmudischen Spruchs: Für Unkeuschheit gibt es keinen Vormund (Chullin, 11), oder: der Geschlechtstrieb ist schwer zu zügeln. Dann steht aber das betreffende Wort für Penis.
*462. Red' möt dem Dammelge (Dwatsche), wascht klôk. – Frischbier2, 3098.
*463. Red 'n Wort oder lass 'n Furz. (Pommern.)
*464. Red tutirisch ün terkisch. (Jüd.-deutsch. Warschau.)
Du magst tatarisch oder türkisch reden (zu ergänzen:) es wird dir nichts helfen. Es ist alles Reden umsonst.
*465. Redd mer ken Loch in de Kopf. – Stöber, Alsatia (1051), 29.
*466. Rede mit ihm und da hast du den Deutschen.
Sagt der Ruthene, um auszudrücken, dass er jemand nicht verstehe. (Howory s nym, a on niméc.) (Wurzbach I, 39.) – In den Augen der, wie sie selbst sagen, an der Spitze der Civilisation marschirenden Culturvölker, als der Franzosen, von denen drei Viertel nicht lesen und schreiben, aber gut tanzen können, der mit ihnen geistesverwandten Polen, welche vorherrschend mit Schweinen und anderm Gethier in einer uns wenig zusagenden gesellschaftlichen Verbindung leben; der Czechen, in deren Ortschaften Schmuz und Bettel herrschen, sind die Deutschen nur Barbaren. Der Pole nennt die deutsche Sprache, mit französischer Bescheidenheit, eine »Sprache der Böcke« Barani język. Nach seiner Anschauung versteht der Deutsche nicht einmal vernünftiger Leute Wort: Jak niemiec glosu ludzkiego nie rozumie. (S. Deutsche, der, ⇒ 11, ⇒ 37, ⇒ 49 u.a.)
Lit.: By wokitys batsa żmogaus ne suprant. (Wurzbach, I, 127, 39.) (S. ⇒ Deutscher, der, 49.)
*467. Rede nicht, Pereles!
Diese Redensart aus der (1859) erschienenen und häufig gegebenen Posse Einer von unsere Leut ist in Wien sprichwörtlich geworden. Sie wird gebraucht, um zu sagen, man solle kein Wort über die (traurigen) öffentlichen Verhältnisse verlieren.
*468. Rede, oder wirf Erbsen an die Wand.
Die Erbsen fallen ab und deine Worte finden keinen Boden.
Poln.: Mów mu co chcesz, jakbyś na ścianę groch rzucał. (Lompa, 21.)
*469. Reden, als wenn man Koch (Brei) im Maul hätte. (Oberösterreich.)
Undeutlich, schwer verständlich.
*470. Reden, dass die Schöffen den Galgen regen. – Körte, 4997a.
*471. Reden (berathen) un kleden. – Kern, 1484.
*472. Reden und Thun hat bei ihm nicht Eine Farbe.
Lat.: Alia dicunt, alia faciunt. (Wiegand, 990; Faselius, 9.)
*473. Reden von hörensagen. – Egenolff, 87b.
»Was man gehört, ist nicht so gewiss, als das man siehet.«
*474. Reden, was gesichtig, aber nicht gewichtig und richtig. – Parömiakon, 892.
*475. Reden, was jm in mund kompt. – Franck, II, 74a.
*476. Reden wie ein Buch.
Gescheit, geordnet, klar; wird oft aber auch ironisch gebraucht.
*477. Reden, wie es einem ins Maul kommt.
Ohne Wahl und Ueberlegung.
*478. Redst möt dinem Broder önnerlich? – Frischbier2, 3099.
Zu einem, der mit sich selbst spricht.
*479. Röd'n, wan d' Gäns brunzen. (Oberösterreich.) – Baumgarten, 90.
D.h. gar nicht, nie reden oder zu reden haben.
*480. Se kinn no lange reden, eh mer wird a Wort gefollen. (Oberlausitz.)
*481. Sein Reden hat keine Heimat. – Mayer, II, 178.
Vom Schwätzer.
*482. Sie reden ein ganz Sester voll Schelfen, so man nicht drei Nüsse darunter findet. – Eiselein, 547; Simrock, 8921.
*483. Sie reden (so) miteinander, dass sie die Haare vom Kopfe verlieren.
Sie raufen sich.
Holl.: Daar elk den ander het haar van het hoofd spreekt. (Harrebomée, I, 268.)
*484. Sie reden wie das Schwein mit der Gans.
*485. Sie reden, wie sie's treiben. – Kaiser Sigismund.
Lat.: Perspicito tecum tacitus, quid quisque loquatur, sermo hominum mores et celat et indicat idem. (Cato.) (Eiselein, 523.)
*486. Sie redet wie aus dem Sacke geschüttet. – Klix, 74.
[1572] *487. Sie redet wie ein Evangelienbuch. – Klix, 74.
*488. Sie redet wie ihr die Haube steht.
Nach Laune, Stimmung u.s.w.
*489. Viel reden und wenig sagen.
*490. Wann er redt, so ist der himmel in einer farb. – Franck, I, 49b.
*491. Wann er redt, so kräet der han auff der kirch. – Franck, I, 49b; II, 54a; Simrock, 4218; Eiselein, 271.
Von dem Stolzen, der viel Ansprüche macht.
Holl.: Als hij spreekt, zoo kraait de haan op den kerktoren. (Harrebomée, I, 265.)
Lat.: Qui tacet ut mutus, raro fit munere tutus. (Sutor, 904.)
Schwed.: Han talar få ord med god besked. (Törning, 53.)
*492. Wann er redt, so kräet die axt vnnder dem banck. – Franck, II, 54a.
*493. Wann er redt, so zittert der backoff. – Franck, II, 54a; Suringar, XIX, 4.
*494. Was er redet, hat Hände und Füsse.
*495. Wenn de su redst, do kimmst de mer groade zu réichte. (Oberlausitz.)
*496. Wenn ich mit oich war reden, su war ich's Hittel abziehn. – Gomolcke, 1078; Robinson, 983.
»Je, Mester Girge, wenn ich war mit oich reden, su war ich's Hittel obnahmen.« (Keller, 169a.) Um jemand mit verweisendem Spotte anzudeuten, dass er schweigen möge und gar nicht darein zu reden habe.
*497. Wenn's og reden könnte, 's grisste oalle Loite. – Gomolcke, 1103; Frommann, III, 408, 306.
*498. Wie redt a og naber der Wohrheit. – Gomolcke, 1115.
499. Kann der eine dumm reden, so kann der andere so klug sein und nicht darauf hören.
Böhm.: Ty umíš nectne mluviti, a já umím toho neposlouchati. (Čelakovský, 91.)
500. Mit dem Reden kommen die Leute zusammen. – Klement, 46.
501. Rede gerade, selbst wenn du dann krumm (krummgeschlossen) sitzen musst. (Rumänisch.) – Franzos, Vom Don zur Donau.
502. Rede wenig von Gott und gar nichts vom Staate. (Venedig.) – Neue Freie Presse, 5335.
503. Reden können alle, aber weiser Mann – seltener Mann.
Lat.: Sermo omnibus, sapientia at paucis datur. (Sailer, Sprüche, 196.)
504. 'S Red'n und 's Låcha kå ma nigs måcha. (Niederösterr.)
505. Viel reden zeigt des Menschen Armuth. (Rumänisch.) – Franzos, Vom Don zur Donau.
506. Wenn er redet, so gibt's Streit; redet er nicht, so drückt es ihn. – Merx, 109.
507. Wer nicht mehr reden kann, nimmt einen Strick und hängt sich dran.
508. Wohl reden und wohl schreiben finden sich selten beisammen. – Wirth, II, 498.
*509. Ear rêd't dahear wia dê Kuah in 'n Båch scheisst. (Niederösterr.)
D.h. einfältig, ohne Sinn und Ueberlegung.
*510. Er redet mir spanische Dörfer. – Callenbach, 29.
*511. Er weiss weder zu reden noch zu schweigen.
Diesen Vorwurf machte Augustinus dem Petilianus: Loqui nescit, at tacere non potest. (Zubrodt, 303.)
*512. Erst mit sich selber reden, ehe man mit dem andern spricht.
Lat.: Quidquid dicturus es, antequam aliis, dixeris tibi. (Sailer, Sprüche, 203, 23.)
*513. Red', oda scheiss' Buogschdâb'n. (Niederösterr.)
Damit man es sich wenigstens zusammenbuchstabiren kann.
*514. Sai Rêd'n is g'råd so vül wearth, åls 's Hund scheissen geh. (Niederösterr.)
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