1. Allens, wat liewet, dat liewet gêrn. (Waldeck.)
Holl.: Al, wat leven heeft ontvangen, gaat op losse en looze gangen. (Harrebomée, II, 19.)
2. Anders lebt man bei uns, anders zu Rom.
3. Aso lang man lebt, thur (darf) män nit reden; as män starbt, känn män nit reden. (Judisch-deutsch. Warschau.) – Hochdeutsch bei Blass, 18.
4. Bai lange liäwea well, maut di taum Doe schicken. (Iserlohn.) – Woeste, 83, 45.
5. Besser ärmlich leben, frei und recht, als herrlich und ein Knecht.
Dän.: Bedre at leve armelig en uretfærdig og herlig. (Prov. dan., 53.)
6. Besser christlich leben als christlich reden.
Frz.: Il faut parier chrétien si vous voulez qu'on vous entende. (Leroux, I, 5.)
7. Besser gar nicht leben als ein böses (schlechtes) Leben.
Dän.: Det ir ei værd at leve, som ei har omsorg for at leve vel. (Prov. dan., 383.)
8. Besser leben als sterben. – Reinsberg II, 158.
9. Besser niedrig leben als hoch sterben. – Reinsberg II, 84.
10. Besser wohl leben als lange leben.
Dän.: Bedre at være omhyggelig for at leve vel, end begjerlig at leve længe. (Prov. dan., 435.)
11. Das heisst recht adelig gelebt, wo man nach Ehr' und Tugend strebt. – Sutor, 140.
Lat.: Nobiliter vivens et agens, haec nobilis est gens. (Sutor, 140.)
12. Das heisst recht gelebt: Gott hertzlich, dem Fürsten treulich, dem Nächsten redlich und sterben seliglich. – Chaos, 1068.
13. De lank lêft, word old; do lank kackt, word de Nêrs kolt. – Kern, 520.
14. De leven will sonner Pin, de hö sick vör Stêfkinner un Winterswîn. – Eichwald, 1026; Frommann, IV, 142, 340; Bueren, 194; Goldschmidt, III; Hauskalender, I.
[1847] 15. De 't langst left, schall 't all hebben. (Ostfries.) – Bueren, 178; Eichwald, 1159; Hauskalender, I; Frommann, IV, 286, 597.
16. Der hat gut leben, dessen Grosemutter hexen kann. – Kiesewetter, 25.
17. Der lebe in aeternum, der gibt potare Valerum, wer aber mir gibt villum, all Teuffels plag torqueat illum. – Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 98.
18. Der lebt nicht wohl, der nicht weiss, wie er sterben soll.
Lat.: Male vivet, quisquis nesciet bene mori. (Seybold, 294.)
19. Der lebt nit, der jm selbs lebt. – Franck, I, 159a.
20. Der lebt schlecht, welcher sich nicht bessert. – Hollenberg, I, 14.
21. Der lebt übel, der nicht an seinen Tod gedenkt.
Frz.: Ceux-la vivent mal qui pensent toujours vivre. (Kritzinger, 720b.)
It.: Chi pensa di viver sempre vive male. (Pazzaglia, 414, 23.)
22. Der lebt wohl, der Frieden hat mit Gott und sich.
It.: Viver bene, e lasciar vivere è la vera strada di ben vivere. (Pazzaglia, 414, 20.)
23. Der lebt wohl, der so lebt, wie er einst wünschen wird, gelebt zu haben.
It.: Vive bene colui, ch' in vita fà quel bene, che vorrebbe haver fatto alla morte. (Pazzaglia, 414, 19.)
24. Der lebt wohl, der thut, was er soll.
Lat.: Is vivit, ut vult, qui recta sequitur. (Seybold, 264.)
25. Der meinet, er lebe allweg, der lebt vbel. – Lehmann, II, 65, 151.
26. Die am längsten leben, müssen endlich auch sterben.
Engl.: They that live longest must die at last. (Bohn II, 113.)
27. Die leben wie Hund und Katzen, haben wenig zu Tisch, aber viel zu kratzen.
Frz.: Qui vit comine chat et chien jamais n'a repos ne bien. (Leroux, 7, 101.)
28. Dieweil man lebet, hat man macht, der Tod schafft, dass ein niemand acht. – Petri, I, 27.
29. Dir leb' ich, dir sterb' ich.
30. Durch massig (nüchtern) leben wirdt man alt, durch füllerey erstirbt man bald. – Henisch, 1287, 24.
Lat.: Sicut sobrietas facit ut sit longior aetas sie facit ebrietas uitae breuiare diaetas. (Loci comm., 58.)
31. Ehrlos gelebt, schändlich (in Schande) gestorben.
Dän.: Hvo som ereløs lever, han ereløs døer. (Prov. dan., 145.)
Schwed.: Agelös lefwer, ärelös dör. (Wensell, 6.) – Hwa sum agalös lefwer han heederlös dör. (Törning.71.)
32. Em miss liéwen uch liéwe lossen. – Schuster, 984.
33. Es lässt sich überall gut leben, wenn man Geld hat.
Span.: Todo el mondo es pais. (Cahier, 3600.)
34. Es lebe die Gerechtigkeit, und sterbe die Welt.
35. Es lebe, was die Eva hat unter ihrem Feigenblatt.
36. Es lebt auff Erden nie kein Mann, der recht thun jedem Narren kan. – Petri, II, 284.
37. Es lebt jeder besser, als er geboren ist.
Lat.: Nemo ita pauper vivit, quam pauper natus est. (Publ. Syr.) (Binder II, 2045.)
38. Es lebt keiner so glückselig, er hat bisweilen trübe Wolcken. – Chaos, 1067.
39. Es lebt unser keiner, dem nicht eine Thorheit begegnet ist.
40. Es muss mancher leben, der nicht gen Rom kompt. – Petri, II, 289; Simrock, 8499; Körte, 5090; Reinsberg IV, 17; VI, 33.
Bei Tunnicius (191): It mot mannich leven, de nicht to Rome en kumt. (Vivunt et multi, qui non videre Corinthum.)
Lat.: Non cuivis homini contingit adire Corinthum. (Horaz.)
41. Es muss mancher leben, der Rom oder den keyser nit gesehen. – Franck, II, 164b; Lehmann, II, 138, 90.
42. Es will alles lange leben und doch nit alt werden. – Birlinger, 332.
[1848] 43. Es will em jeder leben, auch ein Dieb und Strassenräuber.
Wird gesagt, wenn man Leute charakterisiren oder entschuldigen will, die in der Wahl der Mittel, ihr Brot zu erwerben, nicht peinlich sind.
Frz.: Il faut que tout le monde vive, larrons et autres. (Kritzinger, 720b.)
44. Et is schwôr lêwen un dach nit stehlen. (Waldeck.) – Curtze, 351, 462.
45. Gât wer et lang lieven, wun det Âlder nit wêr. – Schuster, 563.
46. Geschwind leben, kurz leben.
47. Gleich wie man lebt, so stirbt man ab, solt schon das Wasser (Galgen) seyn das Grab. – Gruter, III, 44; Lehmann, II, 237, 62.
48. Gut leben, lang leben. – Körte, 3725; Lehmann, 233, 189; Simrock, 6217.
Nicht auf die Länge, sondern auf den Inhalt des Lebens kommt es an.
49. Gut leben vnd gesundt tag stehen nimmer in einem hag. – Gruter, I, 46.
50. Gut zu leben ist nicht leicht, ein schlimmer Tod ist bald erreicht.
Dän.: Det er besvaerligt ab leve vel, men let at døe ilde.
51. Ham lewwet man ians uun a Welt. (Amrum.) – Haupt, VIII, 365, 243.
Man lebt nur einmal in der Welt.
52. Hi lewwet üb sin Sönjhaid, hi skat üb Klaakslach. (Nordfr.)
53. Ich kann weder mit dir leben, noch ohne dich sein.
Von Eheleuten, die sich lieben und – nicht vertragen.
54. Ich leb' ein halbes Jahr von Pfiffen, das andere Halb von Kniffen, sagt Schwindler.
It.: Con arte, e con inganno, si vive mezzo l'anno, con inganno e con arte si vive l'altra parte. (Pazzaglia, 2, 18.)
55. Ich leb' so lang Gott will.
Dän.: Ee leffuer gammild men gud vil. (Prov. dan., 380.)
56. Ich leb, weiss nicht wie lang; ich sterb, weiss nicht, wann; ich fahr, weiss nicht, wohin; mich wundert dass ich noch frölich bin. – Gruter, III, 52; Petri, III, 7; Pauli, Postilla, II, 235a; Heuseler, 117 u. 370; Simrock, 2811.
Ein Reim und Spruch der Ungläubigen, wio Luther in einer Predigt über das 14. Kap. Johannis sagt; der Christ könne, wie er hinzufügt, den Spruch getrost umkehren und sagen: »Ich leb', und weiss wol, wie lange; ich sterb', und weiss wol wie und wann; ich fahr, und weiss Gottlob wohin, mich wundert, dass ich noch traurig bin.« (Luther's Werte, Jena 1581, VII, 69b.) »Vor zeiten haben die Klosterleute gesagt: Ich lebe, und weiss nicht u.s.w.« (Herberger, II, 216.)
57. Ich leb, wie ich mag, nit, wie ich wil. – Franck, II, 53a.
58. Ich lebe, wie ich kan vnd mag, nicht, wie ich will. – Lehmann, II, 277, 25.
59. Ich lebe, wie ich mag, und sterbe, wie ich muss.
Lat.: Optanda mors est, sine metu mortis mori. (Philippi, II, 74.)
60. Ich lebe, wie ich's wünschen mag, heut ist immer mein bester Tag.
Lat.: Equus me portat, alit rex. (Horaz.) (Philippi, I, 134.)
61. Ich lebe, wie im Himmel, sagt Haus, da wird auch nicht gegessen und getrunken.
62. Je länger, dass man lebt, je mehr einem widerfährt.
63. Je länger er (der Geck) lebt, je dümmer (närrischer) er wird.
Tunnicius (605): Jo he lenger levet, jo he geeker wert. (Quo magis accrescit tanto fit stultior amens.)
Holl.: Hoe hi langher leeft, hoe hi sotter wort. (Tunn., 15, 15.) – Hoe ouder, hoe zotter. (Harrebomée, II, 155.)
Lat.: Fatuus eo stultior quo diutius vivit. (Bebel.) – Quamdiu is vivit, tanto plus stultior hic fit. – Quod plus superstat fatuus eo stultior extat. (Fallersleben, 433.)
64. Je länger gelebt, je mehr nach gelt gestrebt. – Henisch, 1579, 29; Petri, II, 393.
65. Je länger man lebt, desto mehr muss man leiden.
Lat.: Plus suffert, vitae longos qui transigit annos. (Seybold, 447.)
66. Je länger man lebt, desto seltsamere Dinge erfährt man.
Frz.: Qui vivra, verra. (Bohn II, 54.) – Plus vit- on, plus voit- on. (Kritzinger, 720b.)
Lat.: Aetas semper apportat aliquid raro. (Philippi, I, 14; Seybold, 14.)
[1849] 67. Je länger man lebt, je älter man wird. – Simrock, 6259; Gaal, 32.
Frz.: On a tous les ans douze mois. – Qui plus vit plus languit. (Leroux, II, 307.)
It.: Chi più vive, piü lauguiece. (Pazzaglia, 414, 2.)
68. Je länger man lebt, je mehr man lernt.
Schwed.: Jw längre man lefwer, jw mehr man låhrer. (Grubb, 406.)
69. Je schwerer gelebt, je leichter gestorben. – Härms, 169.
Inschrift eines Trappistenklosters.
70. Jeder lebt bis sein Stündlein kommt.
Span.: Nadie puede prometerse en este mundo mas horas de vida de las que Dios quisiere darle. (Don Quixote.)
71. Jeder lebt in seiner Weise (nach seiner Art).
Frz.: Chacun vit à sa mode. (Lendroy, 1551.)
72. Jeder will lange leben, aber niemand will alt sein.
Dän.: Alde ville længe leve, men ingen vil gammel hed. (Prov. dan., 21 u. 215.)
73. Jeder will leben.
Frz.: Il faut que tout le monde vive. (Bohn II, 22.)
Holl.: Alle menschen moeten leven. (Harrebomée, II, 78b.)
74. Kaiserhaft gelebt, bettelhaft gestorben. – Lohrengel, I, 436.
75. Keiner lebt nach seiner Sitte besser als in eigner Hütte.
76. Kreuzdollet Lewe; Mutter, hal de Buttel ren, wi wölle enen hewe un dobi recht lostig sön. (Jerentowitz.)
77. Kurtz leben, kurtz Vnglück. – Lehmann, 10, 73.
78. Kurz gelebt ist kurz gelitten; wer nicht viel isst, braucht kleine Schnitten.
79. Lâb w'r, wî w'r lâwa, lâwa miss w'r âwe, lâb w'r lîw'r gutt. (Oesterr.-Schles.) – Peter, I, 449.
80. Laben und laben lussen, sagte der Knecht, als er zur Magd ins Bett stieg. (Oberlausitz.)
81. Lang leben ist das grösseste Creutz. – Henisch, 621, 66; Petri, II, 431.
82. Lang leben ist lang im vnglück schweben. – Petri, III, 18; Lehmann, 10, 73; Simrock, 6252.
Weil jeder mit mancherlei Uebeln zu kämpfen hat, die sich besonders im höhern Alter mehren und drückend gestalten.
Dän.: Længe at leve er længe at lide. (Prov. dan., 383; Bohn I, 383.)
It.: Longa vita, longa miseria. (Pazzaglia, 412, 6.)
Lat.: Longa vita, longa calamitas. (Froberg, 421; Philippi, I, 228; Schonheim, L, 8; Seybold, 282.)
83. Lange lebt, wer gut lebt.
Engl.: He lives long, that lives well.
84. Lasst uns jetzt leben im Saus, denn nach dem Tode wird nichts draus.
85. Leb, als wenn du jetzt sterben wilt, denn für den Todt ist gemacht kein Schild. – Petri, I, 70.
86. Leb also, das du nymmer sterbest. – Franck, I, 55b.
87. Leb, das du alweg lebest. – Frank, I, 55b; Lehmann, II, 371, 34.
Lat.: Vive ut vivas. (Egeria, 331.)
88. Leb dir vnd bleibe daheim. – Henisch, 634, 48; Petri, II, 434; Gaal, 1078; Heinsberg III, 112.
Ung.: Boldog ember, a' ki magánossán élhet. (Gaal, 1078.)
89. Leb erbarlich vnd frag nicht hoch, was ander Leut dir sagen nach. – Lehmann, II, 21.
90. Leb frey, so lebstu fein, – Petri, II, 434.
91. Leb fromm, so stirbstu fromm. – Henisch, 1256, 42; Petri, II, 434.
92. Leb' in der Welt, doch so', wie's Gott gefällt.
Böhm.: Živ bud' jak bud', jenom boha nehnĕvej. (Čelakovsky, 17.)
93. Leb nach Gott, so lebst du nach dem Tod. – Petri, I, 70.
94. Leb nicht allezeit im vollen, wilt du gesund sein. – Henisch, 1583, 30.
95. Leb wie vorzeiten, rede wie ietz. – Lehmann, II, 371, 36; Franck, I, 159; Simrock, 6264; Reinsberg II, 149.
96. Lebe, als solltest du morgen sterben, und arbeite, als solltest du ewig leben. – Simrock, 6265; Eyering, III, 205; Lehmann, II, 311, 135.
Dän.: Lev met menneskene som gud saae det, og tael med gud som menneskene hørde det. (Prov. dan., 382.) – [1850] Skik dig som du skulle leve mange aar, og døe i morgen. (Prov. dan., 506.,) – Vær i din huasholdaing dig og dine gavnlig, ingen skadelig, som du skulde altid leve, og dog i morgen døe. (Prov. dan., 220.)
It.: Vivi, come se havesti da morir domani, e studia come se dovesti vivere sempre. (Pazzaglia, 414, 17.)
97. Lebe für dich, Dienst hat Müh auff sich. – Henisch, 589, 9; Braun., I, 293; Simrock, 1621.
Lat.: Vive tibi et longe, nomina magna fuge.
98. Lebe nach der alten Welt, und sprich, wie's der neuen gefällt. – Simrock, 6262; Eiselein, 415; Braun, I, 2196.
Lat.: Vive moribus praeteritis, loquere verhis praesentibus. (Gellius.) (Philippi, II, 259; Eiselein, 415.)
99. Lebe recht, so stirbst du leicht.
100. Lebe recht, so stirbst du recht. – Schweiz, I, 24, 8.
101. Lebe, um zu lernen, und lerne, um zu leben.
Dän..: Lev for at lære, lær for at leve. (Prov. dan., 382.)
102. Lebe wie die Noth gebeut, nicht nach Willen andrer Leut'.
103. Lebe, wie du einst wünschest gelebt zu haben.
Lat.: Fac modo, quae moriens facta fuisse voles. (Binder II, 1061; Schreger, 46.) – Semper ita vivamus, ut rationem nobis reddendam arbitremur. (Seybold, 549.)
104. Lebe, wie du Ernte hast. – Simrock, 2123.
Frz.: Manger son blé en herbes. (Venedey, 57.)
105. Lebe, wie du kannst, nicht wie du willst. – Masson, 68.
106. Lebe wie vorzeiten und kleide dich wie jetzt.
107. Leben ist Angst vnd Noth, Mühe vnnd Arbeit. – Lehmann, II, 377, 22.
Lehmann (377, 13) enthält folgende Schilderung vom Leben: »Leben des Menschen auff dieser Erden ist voller Mühseligkeit, Schwachheit, Hinfälligkeit, Angst, Vnruhigkeit, ein Geschwätz, Gespött, Vnreinigkeit, Raub, Trübsal, Vnbeständigkeit, Gebrechlichkeit, Krankheit, Schatten, ein Spinweb, ein Flug einer Fliegen, eine stäte Wanderschafft, Flickwerk, ein Rauch, eine Wasserblasen, ein Weg zum Tode, ein wütendes Meer, ein Punct, ein Traum, ein Nest von Strohhalmen vnd Leim gemacht, ein Gefängniss vnd Exilium, eine Versuchung, ein Spielhauss, Vneinigkeit, ein Siegvnnd Trawerhauss, ein Circul, ein Scherz, eine Blume, ein Gras u.s.w.« Die Chinesen behaupten: Auch das kürzeste Leben enthält Jahrhunderte des Schmerzes. (Cahier, 2205.)
108. Leben ist ein kunst, sterben ist auch ein kunst. – Franck, I, 55b; Lehmann, II, 372, 37; Simrock, 6261; Körte, 3723.
109. Leben ist ein schwer Geschäft; man lernt daran bis zum Grabe, aber zum Meister bringt's keiner.
Lat.: Trahit sua quemque voluptas. (Egeria, 302.) – Quid est diu vivere, quam diu torqueri? (Seybold, 485.)
110. Leben ist eine Kunst, wenn man nichts zu beissen hat.
Holl.: Het is eene kunst te leven, praktijk is een molenpaard. (Harrebomée, I, 457b.)
111. Leben ist nicht nothwendig, aber arbeiten und schaffen. (S. ⇒ See.) (Oldenburg.) – Weserzeitung, 4057.
112. Leben ist wenig, wohlleben alles.
Dän.: At leve betyder lidet, men at leve og døe vel meget. (Prov. dan., 383.)
Frz.: N'est bien de vivre, mais bien vivre. (Cahier, 1799.)
113. Leben lassen und mitleben. – Körte, 3731; Reinsberg II, 148.
114. Leben ohne denken ist dürsten ohne schenken.
Böhm.: Živý o živém i myslí. (Čelakovsky, 203.)
115. Leben ohne lieb ist lebendig Tod. – Lehmann, 465, 61.
116. Leben ok leben lâten, säd de Bettelmann, un smêd sin Wamms voller Läus hînnern Zaun. (Danzig.) – Hoefer, 55; Frischbier, 79; Frischbier2, 2363.
117. Leben und leben lassen macht's lebhaft in Stadt, Land und Strassen. – Körte, 3730.
118. Leben und leben lassen, sagte der Armenvogt und liess den Bettler laufen.
119. Leben und leben lassen, sagte die faule Grete, und liess den gefangenen Floh springen.
120. Leben und leben lassen, sei die Losung. – Eiselein, 414.
121. Lebst du einfach; so, fürwahr kannst du leben hundert Jahr.
[1851] 122. Lebst du in andrer Mitte, so richte dich nach ihrer (nach Landes) Sitte.
Dän.: Man skal saa leffne, som i land er saed. (Prov. dan., 379.)
123. Lebstu mit vernunfft, so kompst nimmer in der armut zunfft. – Franck, I, 53b.
124. Lebstu wol, so stirbstu wol. – Petri, I, 70; Gruter, III, 52; Lehmann, II, 378, 25.
125. Lustig gelebt und selig gestorben, heisst dem Teufel die Rechnung (das Spiel) verdorben. – Beyer, II, 60; Körte, 5913; Lohrengel, I, 481; Mayer, I, 125; Simrock, 6697; für Köln: Weyden, I, 3.
In Siebenbürgen: Lastich geliéft und selich geschtorwen, hisst dem Téiwel de Rechnung verdorwen. (Schuster, 330.) In Bedburg: Löstig gelev un sillig gestorven, ess dem Düfel die Concep verdorven.
126. Man kann sein Leben kürzen, verlängern kann es Gott allein. – Simrock, 6112.
127. Man lebe dort, man lebe hier, stets wächst ein Dornbusch am Quartier.
128. Man lebt einen Tag nach dem andern.
Frz.: On a tous les ans douze mois. (Gaal, 32.)
129. Man (ge)lebt eins Gotts, aber nit eins menschen. – Gruter, I, 56; Henisch, 1708, 8; Blum, 52; Bücking, 325; Siebenkees, 281.
Lat.: Unus deus et plures amici. (Seybold, 652.)
Schwed.: Alla lefwa wedh en Gudh, men icke alla wed ett kiöp. (Grubb, 639.)
130. Man lebt immer von heut' zu morgen und braucht ums Altwerden nicht zu sorgen.
Frz.: A vivre, on acquiert de l'âge. (Cahier, 1800.)
131. Man lebt nicht, um zu essen, man isset, um zu leben.
Lat.: Ne vivas, ut edas, sed edas, ut vivere possis. (Seybold, 346.)
132. Man lebt nur einmal. – Gaal, 1077.
Frz.: On ne vit qu'une fois. (Gaal, 1077.)
133. Man lebt nur einmal in der Welt.
Auch die Perser: Niemand lebt zweimal. (Reinsberg II, 147.)
134. Man lebt, um zu lernen, und lernt, um zu leben.
Frz.: Il n'est que de vivre pour apprendre. (Cahier, 116.)
135. Man lebt, um zu sterben, und stirbt, um zu leben.
Dän.: Vi leve til at døe, og døe til at leve. (Prov. dan., 114.)
136. Man lebt, wie man kann.
Böhm.: Tak žij, jak samo bĕzí. (Čelakovsky, 282..)
It.: O bene o male, tutti dobbiamo vivere. (Bohn II, 115.)
137. Man lêft nêt all dage in Leileckerland. – Kern, 818.
In dem Sinne: Es ist nicht immer Sonntag, Fastnacht, Kirmes.
138. Man muss heute leben, dass man auch morgen leben kann.
Holl.: Men moet zoo teren, dat het morgen niet kan deren. (Harrebomée, II, 104a.)
139. Man muss heute leben, man weiss nicht, ob man's morgen kann.
Lat.: Vita data est udenta. (Philippi, II, 257.)
140. Man muss leben, dass man auch morgen leben kann.
Frz.: Il faut faire vie qui dure. (Cahier, 586.)
141. Man muss leben und leben lassen. – Hollenberg, I, 48; Mayer, I, 207; Beyer, II, 364; Siebenkees, 224; Zehner, 75; Gaal, 1076; Simrock, 6245; Venedey, 113; Braun, I, 2191; Reinsberg II, 148.
In Ostfriesland: Man mut leven un leven laten. (Hauskalender, I; Bueren, 829.) In Schwaben: Leaba und leaba laun. (Nefflen, 462.) Wo man dieses Wort mit der Moral übereinstimmend anwendet, enthält es das Gesetz der Bereitwilligkeit gegen andere. Sonst wird es wol auch gebraucht, um zu sagen, man müsse zuweilen bei der ungesetzlichen Handlungsweise anderer ein Auge zudrücken, damit sie ein Aehnliches in Beziehung auf uns thun möchten.
Engl.: Live and let live. (Bohn II, 112; Gaal, 1076.)
Frz.: Il faut laisser aller le monde comme il va. – Vivre et laisser vivre. (Masson, 226.)
Holl.: Men moet leven en laten leven. (Bohn II, 333.)
It.: Vivi, e lascia vivere. (Bohn II, 132.)
142. Man muss leben wie man kann, nicht wie man will. – Simrock, 6255; Körte, 4033; Braun, II, 549; Lehmann, 789, 26; Lehmann, II, 403, 98.
Frz.: Il ne faut pas péter plus haut que le cul. (Körte, 4033.)
[1852] Lat.: Lapis ad amussim, non amussis ad lapidem dirigenda est. (Seybold, 272.) – Non ut libet, sed ut licet, vivimus. (Seybold, 383.) – Vivimus non ut volumus sed ut possumus. (Seybold, 272.)
143. Man muss nicht leben, wie man will, sondern wie man kann. – Simrock, 5413; Mayer, I, 210.
Schicke dich in Zeit und Umstände. Die Czechen: Unter niedriger Zimmerdecke muss man nicht hoch springen. In Afrika: Ist eine kurze Matte nicht in jemandes Hand, so schläft er sitzend. – Wessen Hand keinen Stuhl erlangen kann, der setzt sich auf die Erde. (Reinsberg III, 26.)
Dän.: Jeg lever som jeg kund, ikke som jeg vil. (Prov. dan., 383.)
Frz.: Où la chèvre est attachée, il faut qu'elle y broute. (Gaal, 279.)
It.: Chi non può far, come vuole, faccia, come può.
144. Man soll daheim leben wie draussen.
Tunnicius (1120): Men sal also leven binnen als buten. (Sie intro vivas ut vivis in agmine multos.)
Lat.: Non in solitudine aliter vivo, aliter foro. (Publ. Syr.)
145. Man soll leben, um sterben zu lernen.
Frz.: Il faut vouloir vivre et savoir mourir. (Cahir, 1805.)
146. Man soll leben wie die Priester lehren, nicht wie sie leben.
Schwed.: Hwar äger lefwa, som prästen lärer, men ingen som han lefwer. (Törning, 75.)
147. Mancher fängt da zu leben an, wo er aufhören sollte.
Lat.: Serum est, tunc vivere incipere, cum desinendum est. (Seneca.) (Philippi, I, 179.)
148. Mancher hat nur wenig Jahre zu leben und spart, als sollte er so alt werden wie Methusalem.
Dän.: Mangen haver skattet livs-tiid, og samler som til hondrer aar. (Prov. dan., 503.)
149. Mancher will leben wie ein Herr vnd thun, was jhn gelust. – Lehmann, 497, 2.
150. Mässig leben macht reiche Leut'.
Frz.: Vivre modérément fait enrichir les gens. (Kritzinger, 720b.)
151. Mässig leben tregt frommen ins Hauss. – Petri, II, 473.
152. Mit wenigen gut leben ist besser, als mit vielen schlecht.
Aehnlich in der Lombardei, gegen die Aufnahme von Verwandten in die Familien. (Reinsberg I, 138.)
153. Morgen leben ist zu spät, heut' leb', damit es dir wohl geht.
Lat.: Sera nimis vita est crastina, vive hodie. (Chaos, 1069.)
154. Müssig leben verderbt den Leib vnd vernunfft wie rost dass Eisen. – Lehmann, 524, 14.
Lat.: Otium est rubigo ingenii. (Lehmann, 224, 14.)
155. Niemand hat so lange gelebt, er will noch länger leben.
Lat.: Nulla unquam de morte hominis cunctatio longa est. (Juvenal.) (Seybold, 390.)
156. Niemand lebet von dem, das er zu uil hat. – Agricola II, 485.
157. Niemand lebt nur sich selbst. – Simrock, 6253.
Lat.: Nemo sibi nascitur. (Philippi, II, 16.)
158. Niemand lebt unbeneidet. – Schottel, 1121a.
159. Niemand soll jm selbs leben. – Franck, II, 57a; Lehmann, II, 427, 89.
160. Nit wie lang, sonder wie wol gelebt. – Franck, I, 59b; Henisch, 1454, 64; Lehmann, II, 429, 130.
Dän.: Det er ei saa meget om læge at leve, som det er om vel at døe. (Prov. dan., 383.)
Engl.: It's not how long, but how well, we live. (Bohn II, 13.)
Lat.: Non quam diu, sed quam bene. (Egeria, 178; Seybold, 377.)
161. Nur wer wohl gelebt, kann wohl sterben.
162. Sage mir, wie du lebst, ich will dir sagen, wie du stirbst.
It.: Dimmi la vita, che fai, ehe ti dirò la morte, che farai.
163. So du lang lebst, so du alt wirst. – Simrock, 6258.
164. So gelebt, so gestorben. – Hollenberg, III, 2.
165. So lange einer lebt, soll man ihn nicht glücklich preisen.
Böhm.: Pokud kdo na živu, mĕj o štĕstí pochybu. (Čelakovsky, 158.)
Poln.: Póki kto żywy, niejest szezęśliwy. (Čelakovsky, 158.)
166. So lange ich und du wer'n leben, wird's noch harte Thaler geben. (Niederlausitz.)
[1853] 167. So lange man lebt, so lange man hofft. – Harrebomée, II, 20.
168. So lange man lebt, so lange man klagt.
Böhm.: Dokudkoliv žíti, vší touhy nelze zbyti. (Čelakovsky, 196.)
169. So lange man lebt, so lange man lernt.
Frz.: A vivre on apprend toujours quelque chose. (Cahier, 1801.)
170. So lange man lebt, so lange muss man lernen.
Lat.: Senesco quotidie discens. (Philippi, II, 176.)
171. So lange wir leben, so lange wir streben.
172. So lange wir leben, wird's auch zu lernen geben.
173. So leb' ich alle Tage, sagte der trunkene Jermis, als er im Gerinn lag.
Holl.: Zoo leef ik alle dag, zei dronken Maarten, en hij lag in de goot. ( Harrebomée, II, 48b.)
174. So was lebt nicht, sagte das Blaubeerweib, als sie in einen Dreck griff. (Oberlausitz.)
175. So was lebt nicht, sagte Schnabel, da fand er eine todte Lerche. – Hoefer, 931.
176. So wat lewt nicht, segge de Posmahler1 on rîde oppe dodge Sû. – Frischbier, 451; Frischbier2, 2356.
1) Die Einwohner von Posmahlen, einem Dorfe bei Kreuzburg, Kreis Preussisch-Eylau.
177. So wat lewt nicht, segge de Posmahler, onn schleppe mött dem dodge Gässel hindern Tûn. – Frischbier, 430; Frischbier2, 2367.
178. So wat lewt nich, seggt de Flescher, dat Kalw öss dodt. – Frischbier2, 2364.
179. So wat lewt nich, seggt de Flescher, on heft e dodget Kalw op e Schuller. – Frischbier2, 2364.
180. So wat sull nich lewe, säd' de packlapper (pechlappener) Schmedt, on hof een dodget Kalf op den Nacken. (Danziger Nehrung.) – Frischbier2, 2368.
181. Uebel lebt, wer nicht nach Besserung strebt.
182. Um lange zu leben, muss man zu rechter Zeit alt sein.
183. Wa et längste lêft, kritt Stolberg. (Aachen.) – Firmenich, I, 494, 146.
184. Wär lêwen wil âne Sorgen, dei mâket Bedde glîk ann morgen. (Hannover.) – Schambach, II, 206.
185. War wi lewe, war wi sehne. (Ostpreuss.) – Frischbier, 449; Frischbier2, 2369.
Auch: Warscht lewe, warscht sehne. – Wenn wir leben, werden wir es erfahren.
186. Was ist lang leben, denn lang in Vnglück schweben. – Petri, II, 601.
187. Was lange leben soll, muss langsam geboren werden. – Winckler, VI, 26.
188. Was lebt auf Erden, muss zu Asche werden.
Lat.: Nos, ubi decidimus, pulvis et umbra sumus. (Horaz.) (Binder I, 1217; II, 2258.)
189. Was lebt, das stirbt durch Adams noth; was stirbt, das lebt durch Christi todt. – Henisch, 599, 56; Petri, I, 91.
190. Wat leb'n soll, kommt ni um. (Rendsburg.)
191. Wei gud läwet, de gut stirwet. (Waldeck.) – Curtze, 350, 451; Firmenich, I, 326, 59.
192. Weil wir hie leben, gilts fallen vnnd wider auffstehn. – Henisch, 989, 35; Petri, I, 92.
193. Welcher wol lebet, lehret wol. – Schottel, 740.
Frz.: Plus instruit, qui vient vit, que qui bien dit. (Schottel, 740.)
194. Wenn du lebst wie ein Rab', kommst du nicht als Heiliger ins Grab.
195. Wenn du wohl leben willst, so lerne sterben.
196. Wenn man nicht mehr leben kann, ist es Zeit ehrlich zu sterben. – Opel, 384.
197. Wenn man will recht anfangen zu leben, so bricht der faden. – Lehmann, 747, 17.
198. Wer allein lebt, ist entweder ein Gott oder ein Teufel.
Dän.: Eenlig er enten gud eller beest. (Prov. dan., 136.)
199. Wer allein lebt, lebt ruhig.
In Venetien: Einzeln Leben, gesegnet Leben. Und: Besser sagen: ich Aermster, als: wir Aermsten. In [1854] Parma. Es ist besser sagen: Armer zu mir, als: Arme zu uns. Die Walachen: Besser: wehe mir, als: wehe uns. (Reinsberg II, 18.)
200. Wer alleweg zu leben meint, lebt übel.
201. Wer am besten lebt, betet am besten. – Einfälle, 502.
So pflegte Joh, Wicliffe zu sagen.
202. Wer am längsten lebt, kriegt alles. – Eiselein, 415; Braun, I, 2193.
Engl.: They that live longest must go farthest for wood. – They that live longest must fetch fire farthest. (Bohn II, 112-113.)
Holl.: Die het langst leeft, heeft al de musschen. (Harrebomée, II, 110a.)
Lat.: Sit divus, dumne sit vivus. (Eiselein, 415.)
203. Wer anfängt zu leben, fängt an zu sterben.
Holl.: Dat het leven ontvangt, woordt in den dood geërfd. (Harrebomée, II, 19.) – Toen het leven geschapen is, werd de dood geboren. (Harrebomée, II, 20.)
It.: Quando comincia la vita, nasce la morte. (Pazzaglia, 412, 7.)
204. Wer angenehm will leben in der Welt, der sag' (thu), was jedem gefällt.
»Cupido ist der Heidnisch Götz der freud vnnd fröligkeit. Den haben sie blind gedicht, weil bey dem kein vollkommen freud vnnd lust sein kan, der sich nicht allen Menschen vnd allen sachen vnnd hendeln kann bequemen; wer das hessliche für schön, das böss für gut, das schwartz für weiss, vnlust für lust, erkent vnd alles zum besten kan aufnemen, der hat ein ruhig freudig leben.« (Lehmann, 78, 50.)
205. Wer billig will leben, muss, so viel er kann, nehmen, und keinem was geben.
206. Wer ehrlich lebt, der stirbt auch ehrlich. – Petri, II, 697.
207. Wer ehrlich lebt, der wird gelobt. – Petri, II, 698.
208. Wer einfach lebt, wird nicht arm; wer schwelgt, bleibt nicht lange warm.
Dän.: Vil du leve efter naturen, bliver du aldrig fattig, efter din tanke, bliver du aldrig riig. (Prov. dan., 382.)
209. Wer einmal will gut leben, der nehm ein hübsch Meidlein und ein gebraten Huhn; wer zweimal, der nehm' eine Gans, am Abend hat er noch Kräglemägle; wer eine Woche, der nehme eine Sau ab, so hat er Kotfleisch1 und Würste zu essen; wer einen Monat, der schlacht' einen Ochsen, wer ein Jahr, der nehme ein Eheweib (währt es echter so lang); wer aber allweg gut leben will, der werd' ein Pfaff'. – Henisch, 481, 8 u. 1351, 52; Petri, II, 779; Eiselein, 414; Simrock, 6247a.
1) »Kotfleisch«, bemerkt Eiselein, »ist wahrscheinlich, wie Kotaweppi (bysus) componirt, und bezeichnete ursprünglich das einem Gotte zum Opfer bestimmte Fleisch von einem geschlachteten Thiere.« Mone's Anzeiger (VII, 163): »Kottfleisch ist wol, was sonst Kuttelfleck heisst, Fleisch aus der Wamme, sächsisch Wellfleisch, das Beste von der Schlachtschüssel.« (Vgl. auch Grimm, V, 1900.) – Bei Pauli, Schimpff (XXX VIIIb) heisst es: »Man spricht also: wer einmal ein gut leben will haben, der näme ein hüpsches meydlin vnd ein gebraten hün. Wer zweymal will gut leben haben, der brate eyn ganss; an dem morgen isset er die ganss, vnd zu nacht isset er das mäglin vnd das kräglin. Vnd welcher ein wochen will gut leben haben, der nem ein saw ab, so hat er kot, fleisch vnd würst zu essen. Wer ein Monat will gut leben haben, der nem ein ochsen ab. Wer ein jar will gut leben haben, der nem ein eefrawen, wert es anders also lang.« Derselbe Gedanke ist auch in folgender Form ausgedrückt: »Wer gut leben will einen Tag, eine Gans sich braten mag; wer gut leben will eine Wochen, eine Sau frisch gestochen; soll ihm ein Monat behagen, muss er einen Ochsen erschlagen; soll es ihm ein Jahr gedeihn, muss er hübsche Weibchen frei'n; will er bis zum Tod es gut auf Erden, dann muss er ein Pfaffe werden.«
Lat.: Si vis esse laetum per unum diem, intra balneum (post enim largius bibunt homines, unde laetitia nascitur); si per hebdomadam, minue sanguinem; si per mensem, interfice porcum ubi farciminibus et cornibus suillis homines lautius epulantur, si vero per annum ducas uxorem. (Eiselein, 414.)
210. Wer einsam lebt, hat keinen Zank mit Nachbarn.
Dän.: Eenlig levnet, engle-levnet. (Prov. dan., 136.)
211. Wer frei und wohl zu leben begehrt, habe Grenzen am eigenen Herd.
Dän.: Lev for dig; tieneste har møie med sig. (Prov. dan., 332.)
[1855] 212. Wer fromm gelebt, hat lange gelebt. – Simrock, 6246; Gaal, 1075; Reinsberg II, 149.
Böhm.: Ctnostný život, dlouhý život. (Čelakovsky, 315.)
Kroat.: Pravičen žitek, dug žitek. (Čelakovsky, 315.)
213. Wer für andere lebt, hat am besten für sich selbst gelebt. – Simrock, 6254; Reinsberg II, 148.
Dän.: Hver er forpligtet at leve Gud, fædernelandet, slægt og venner, hvermand til gavn. (Prov. dan., 383.)
214. Wer für sich selber leben kann, muss nicht fremde Dienste suchen.
215. Wer gelebt wie ein Hund, wird kein Engel in der letzten Stund'. – Parömiakon, 1343.
216. Wer geschwind lebt, wird geschwind zu Grabe getragen. – Struve, I, 47.
217. Wer gut lebt, der lebt lange. – Gaal, 1075; Eiselein, 415; Körte, 3725; Lohrengel, I, 813.
Engl.: He lives long, that lives well. (Eiselein, 415.)
Span.: Buena vida arrugas tira. (Bohn II, 206.)
218. Wer gut lebt, der stirbt auch gut und wird auch gut begraben. – Frischbier2, 2358.
219. Wer gut lebt, ist gelehrt genug.
It.: Molto sà, chi viver sà. (Pazzaglia, 333, 13.)
220. Wer gut lebt, predigt gut.
221. Wer gut will leben in der Welt, braucht Frieden, Gesundheit und Geld.
Aehnlich die Venetier Reinsberg II, 148.
222. Wer hie wol lebt, der find's am letzten end. – Henisch, 886. 17.
223. Wer hoffend lebt, wird singend sterben.
It.: Chi vive sperando, more cantando. (Welschtirolische Sprichwörter u.s.w. von Ludwig von Hörmann, Innsbruck, 1870, S. 22.)
224. Wer lang' lebt, der wird fast alt; wer bald stirbt, der wird früh kalt. – Eiselein, 534; Braun, I, 2194.
Dän.: Hvo lenge leffner, han vorder gammild omsider. (Prov. dan., 380.)
225. Wer lang lebt, trägt lang sein Creutz. – Lehmann, 10, 73.
Frz.: Qui vit longtemps, sait ce qu'est douleur. (Bohn II, 54.)
Span.: El que larga vida vive, mucho mal ha de pasar. (Cahier, 3764.)
226. Wer lang wil leben, der sol guten träncken was zu essen geben. – Petri, II, 731.
227. Wer lange lebt, der sündigt viel.
Böhm.: Dlouhý život, mnoho hříchův. (Čelakovsky, 24.)
228. Wer lange lebt, der wird alt. – Simrock, 6257.
Mhd.: Der lange lebt, der wirt alt. (Boner.) (Zingerle, 87.)
229. Wer lange lebt, erlebt (lernt) viel.
Frz.: Si l'homme ne vit longtemps ne peut avoir longue expérience. (Leroux, I, 171.)
It.: Bisogna viver assai per imparar assai. (Pazzaglia, 180, 4.)
Span.: Menester vivir mucho para ver mucho. (Don Quixote.)
230. Wer lange lebt, hat lange Leid und Freud'.
Frz.: Qui auques (longtemps) vit et souffrir peut, joit auques de ce qu'il veut. (Leroux, II, 290.)
231. Wer lange will leben, muss den Kohl von der Leber spülen.
Er muss auf den Kohl trinken.
232. Wer lange will leben, muss jung anfangen.
Engl.: He that would live for age, must cat sage in May. – If you would live ever, you must wash milk from your liver. (Bohn II, 27.)
Frz.: Pour vivre longtemps, il faut être vieux de bonne heure. (Cahier, 1802.)
233. Wer lange will leben, muss nicht zu gut essen und nicht zu viel heben (trinken).
Dän.: Vil du leve længe og vel, æd og drik med maade og skiel. (Prov. dan., 383.)
234. Wer lange will leben, thu' die Milch von der Leber, aber mit Wein, oder lass 's gar sein.
Die Italiener haben ein anderes Recept; sie sagen: Chi vuol longa vita, spesso convien che cangi vita. (Pazzaglia. 412, 1.)
235. Wer leben wil in Zucht vnd Ehrn, nur stehts bey Frommen soll einkehrn. – Gruter. III, 108; Lehmann, II, 874, 202.
236. Wer leben wil ohn sorg, der neme kein Weib. – Petri, II, 731.
Tunnicius (320): De wil leven sunder sorge, de neme nein wyf. (Coningium vitet securus vivere poscens.)
237. Wer leben will, findet in Rom und Algier Luft.
[1856] 238. Wer leben will in Ruh, höre, seh' und schweig' dazu.
Span.: Oir, ver, y callar, quieres del mundo gozar. (Cahier, 3268.)
239. Wer lebt, braucht täglich Brot, wer stirbt, der kommt aus aller Noth. – Reinsberg II, 157.
240. Wer lebt, findet überall sein Brot, und sein Grab, wer todt.
Böhm.: Živý nezůstává bez místa, a mrtvý bez hrobu. (Čelakovsky, 313.)
241. Wer lebt, hat Mängel, denn wir sind Menschen und keine Engel.
Mhd.: Si jehent, daz niht lebendez âne wandel sî. (Walther.) (Zingerle, 87.)
242. Wer lebt, hat seine Noth und doch fürchtet jeder den Tod.
Böhm.: Žíti – sebe mučiti; předc nechce se umříti. (Čelakovsky, 314.)
243. Wer lebt in dulci jubilo, der stirbt nicht in adagio.
Frz.: Qui vit charnellement ne vit pas longuement. (Kritzinger, 720b.)
244. Wer lebt in Frieden, schläft ruhig hienieden.
Frz.: Qui vit en paix, dort en repos. (Kritzinger, 720b.)
245. Wer lebt in Noth, dem fehlt das Brot; wer lebt in Leid, dem fehlt alle Freud'.
Böhm.: Zle žíti v nouzi, ale hůře v hoři. (Čelakovsky, 190.)
246. Wer lebt ohn keib, der hat keyn Weib. – Fischart, Ehez., in Kloster, X, 560.
247. Wer lebt ohne lieb, der ist lebendig tod. – Lehmann, 464, 21.
248. Wer lebt wie die Frösche, geht nicht mehr lange zu Oesche1.
1) Vgl. Campe, III, 569b. Hochdeutsche Esche. – Man versteht darunter die zu einem Orte gehörenden Felder; dann auch mehrere aneinander liegende und verschiedenen Besitzern gehörende Aecker, die nur durch Furchen oder Raine voneinander abgesondert sind. In dieser Bedeutung ist es besonders in Westfalen gebräuchlich, wo es den eingefriedigten Grundstücken oder Kampen entgegengesetzt wird. Man bezeichnet ferner mit dem Worte diejenigen Felder eines Orts oder Eigenthümers, die zu derselben Zeit bestellt sind. So werden die Felder in drei Eschen getheilt, die Sommer-, Winter- und Brachesche. In der Redensart: Die Esche und Trift haben, bezeichnet es endlich das Weide- und Hutungsrecht in der Brachesche. (Vgl. Campe, I, 1017.)
Lat.: Qui absque cibo vivunt ranarum more bibentes.
249. Wer lebt wie ein Fürst, kann sterben wie ein Bettler.
Engl.: He that feeds like an emperor, is apt to die like a beggar. (Gaal, 1732.)
250. Wer lebt wie ein Luder, stirbt nicht wie ein Jakobsbruder. – Parömiakon, 1345.
251. Wer lebt wie ein Poltron, darf nicht hoffen auf die ewige Kron. – Parömiakon, 1346.
252. Wer lebt wie ein Rab', kommt nicht als Heiliger ins Grab. – Parömiakon, 1344.
253. Wer lebt wie ein Schwein, stirbt mit keinem Heiligenschein. – Parömiakon, 1342.
254. Wer lebt wie ein Schwein, stirbt nicht wie ein Lämmelein. – Parömiakon, 2726.
255. Wer lustig lebt, der thuet übel haushalten. (Hauenstein im Aargau.) – Schweiz, II, 184, 11.
256. Wer mässig lebt, der wird alt, der sich offt fült, der stirbt baldt. – Lehmann, 302, 12.
257. Wer mässig lebt, hat ein gross Einkommen. – Sutor, 962.
258. Wer mässig lebt, kann lange leben.
Böhm.: Prostĕ-li žiješ, sta let dožiješ. (Čelakovsky, 294.)
Frz.: Qui vit, peut vivre. (Cahier, 1798.)
259. Wer morgen leben will, muss heute daran denken.
It.: Per viver sicuro pensa al futuro. (Paszaglia, 414, 13.)
260. Wer nicht lebt, wenn er gestorben, der hat nicht gelebt.
Durch das, was er gewirkt und durch Nachruhm.
It.: Le buone opere vivono ancor dopo morte. (Pazzaglia, 414, 10.)
261. Wer nur für sich lebt, dess Andenken fressen die Würmer; wer für die Menschheit lebt, der ist schon unsterblich auf Erden.
[1857] 262. Wer nur lebt mit Pferden, kann leicht selbst zum Viehe werden.
263. Wer ruhig leben will bis ans Ende, geb keinem Weibe die Hände.
Dän.: Vil du leve vel til ende, giv ei qvinden magt i hænde. (Prov. dan., 285.)
264. Wer ruig will leben, der muss den müssiggang meyden. – Lehmann, 524, 27.
265. Wer schendtlich lebt, der wird gebüsst. – Henisch, 570, 64; Petri, II, 766; Graf, 299, 100.
Jeder muss die Folgen seiner Handlungen tragen.
266. Wer teuflisch gelebt, kann nicht englisch sterben.
Engl.: He that lives wickedly, can hardly die honestly. (Gaal, 1409; Bahn II, 13.)
267. Wer übel lebt, dem folgt sein Unglück nach.
Mhd.: Ein boes leben wer daz hât, dar an ein boes end gerne stât. (Boner.) (Zingerle, 87.)
Frz.: Qui mal vit son propre mal le suit. (Leroux, II, 301; Kritzinger, 720b.)
268. Wer unordentlich lebt, mach' mit dem Todtengräber Brüderschaft.
It.: Poco vive, chi sregolatamente vive. (Pazzaglia, 414, 15.)
269. Wer unschuldig lebt, der lebt sicher.
270. Wer verständig lebt, kann oft (wol) den Doctor sparen.
Böhm.: Živ bud' s rozumem, obejdeš se bez lékařův. (Čelakovsky, 294.)
271. Wer wil lang leben, sol mass der Speiss geben. – Petri, II, 716.
272. Wer wil lange leben, der wasche die milch von der Leber, hat er nicht bier oder Wein, so lasse er eins oder dass ander seyn. – Mathesy, 258b; Petri, III, 15.
Nämlich das Milchessen oder Milchtrinken.
273. Wer will gut leben, muss sich der Tugend ergeben.
Lat.: Omnes bene vivendi rationes in virtute sunt collocandae. (Seybold, 407.)
274. Wer will leben in Ruh, der füge andern keinen Schaden zu.
Frz.: Ne fais à nullui (aucun) nuisement (mal) se vivre veuls seurement. (Leroux, II, 267.)
275. Wer will leben in Ruh, muss hören und sehen und nichts (oder: das Beste) sagen dazu.
276. Wer will leben ohne Pein, der hüte sich vor Stiefkindern und Winterschwein. – Reinsberg IV, 51.
277. Wer will leben wohl, saufe sich nicht voll.
Frz.: Si tu veux bien vivre, garde que ne t'enyvres. – Qui veut bien vivre, ne s'enyvre. (Kritzinger, 720b.)
278. Wer wohl gelebt hat, ist stets bereit zu sterben.
Holl.: Die zijn leven wel volbragt heeft, behoeft de schichten des doods niet de vreezen. (Harrebomée, II, 19.)
279. Wer wohl (übel) lebt, der stirbt auch wohl (übel).
Frz.: Qui bien vit saulvé sera. (Leroux, II, 292.)
It.: Chi ben (mal) vive, ben (mal) muore. (Pazzaglia, 414, 1.)
280. Wer wohl lebt, lebt lange.
Dän.: Godt levnet langt levnet. (Prov. dan., 384.)
Engl.: He liveth long, that liveth well. (Bohn II, 13.)
Frz.: Qui bien vit, le bien le suit. (Kritzinger, 720b.)
281. Wer wohl lebt, stirbt nicht.
Mhd.: Tôt ist sin lîp, noch lebet sîn lop, sîn name gestirbet nimer. (Romelant.) (Zingerle, 149.)
It.: Vivi bene, ch' ancor morto viverai. (Pazzaglia, 414, 22.)
282. Wer zu leben und zu schweigen weiss, hat genug gelernt.
Frz.: Assez sait qui sait vivre et se taire. (Bohn II, 5.)
283. Wi lävt wol van ên Gott, man wi etet doch nich ut ên Schöttel. – Hauskalender, II.
284. Wi leven wall van êne Gott, man nich van ên Minsk. – Bueren, 1258; Hauskalender, II.
Dän.: Alde leve ved een God, men ikke ved een lykke. (Prov. dan., 22.)
285. Wi lewwi wel bi ean God, man og bi ian Tidj. (Amrum.) – Haupt, VIII, 363, 207; Johansen, 89.
Wir leben wol bei einem Gott, aber nicht bei einer Zeit.
286. Wie du lebest, so helstu Hauss, darnach must du zum Thor hinauss. – Petri, II, 783.
[1858] 287. Wie einer hier lebt, also auch dort, das weiss Frau Erdmuth. – Frischbier, 162; Hennig, 80; Pisanski, 23; Henneberger, 481.
Henneberger (a.a. 0.) berichtet uns den lächerlichen Ursprung dieses preussischen Sprichworts. Es kam nämlich ein loser Mensch zu einer reichen, aber sehr einfältigen Frau, die Erdmuth hiess, und überredete sie, er sei als ein Bote vom Himmel von ihrem verstorbenen Ehemann an sie gesandt, um sie zu bitten, demselben etwas an Gold, Silber und Kleidung zu schicken, weil er im Bette spiele, aber an allem Mangel leide. Die Frau glaubte ihm dies nicht nur, sondern gab ihm 80 rhein. Gulden, wie auch Ringe, silberne Becher, Kleider und andere Dinge mit, um dieselben ihrem Manne im Himmel einzuhändigen. Dabei sagte sie: »Dass mein Mann im Himmel ein solch Leben führt, glaub' ich wol, denn das (Spielen im Bett) war auch sein Thun in der Welt.«
288. Wie einer lebt in der Zeit, so reden die Leut'.
Böhm.: Jak ziveš, tak slyneš. (Čelakovsky, 107.)
289. Wie einer lebt, so klingen ihm die Glocken. – Herberger, I, 2, 657.
290. Wie gelebt, so entschwebt. – Eiselein, 222.
Frz.: Telle vie, telle fin. (Masson, 379.)
291. Wie gelebt, so gestorben. – Henisch, 1451, 67; Gaal, 1469; Mayer, II, 136; Parömiakon, 2225; Reinsberg III, 66.
Engl.: The end is answerable to one's life. (Gaal, 1469.)
Lat.: Sicut vixit sic morixit. (Henisch, 1454, 57; Gaal, 1469.)
292. Wie man lebt, so stirbt man. – Parömiakon, 515 u. 2225; Teller, 199; Abh., 72.
Frz.: On meurt d'ordinaire comme on a vécu. (Kritzinger, 721a.)
It.: Ditemi la vita che menate, che vi dirò la morte che favete. (Pazzaglia, 233, 10.)
Lat.: Mors similis vitae, respondent ultima primis. (Seybold, 313; Philippi, I, 256; Kinder I, 1008; II, 1894.) – Mors consentanea vitae. (Seybold, 312.) – Qualis vita, mors est ita. (Philippi, II, 120; Gaal, 1469; Eiselein, 223.)
293. Wie man 's Leben erhält, ist die Hauptsorg'in der Welt.
294. Willst du lange leben, so kleide dich warm und füll' nicht zu sehr den Darm.
Frz.: Coucher en haut, dormir escharcement, loing de manger, soy tenir nettement, fait l'homme riche et vivre longuement. (Leroux, II, 257.)
It.: Per viver sano vesti caldamente, e mangia, e bevi parcamente. (Pazzaglia, 414, 14.)
295. Wilst wohl leben, lehrne wohl streben. – Sutor, 487.
296. Wilt einmal wol leben, so koch ein Henn; wilt zweymal wol leben, ein Ganss; wilt ein gantz Woch wol leben, so schlacht ein Schwein; wilt ein Monat, wol leben, so schlacht ein Ochsen. – Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 76.
297. Wiltu leben lang, so meid der Hure gang. – Petri, II, 795.
298. Wiltu leben lange gesund, is wie ein katz vnd trinck wie ein hund. – Gruter, III, 114; Lehmann, II, 881, 297; Simrock, 5487; Körte, 3316; Berlinger, 331; Lohrengel, I, 884; Braun, I, 1791.
Frz.: Pour mener une bonne vie, art, ordre et règle y remédia. (Leroux, II, 284.)
Lat.: Ferre solent paucas fercula pauca cruces. – Hoc bibe, quod possis, si tu vis vivere sanus, morbi causa mali nimia est quaecunque voluptas. (Cato.) (Philippi, I, 178.)
299. Wir (ge)leben eins Gots, nit eins menschens. – Franck, II, 164b u. 170b.
300. Wir leben nicht für uns allein. – Eiselein, 415.
Lat.: Quisque nostrum non sibi tantum natus est. (Eiselein, 415.)
301. Wir leben nicht mehr in den Zeiten des Herzogs.
302. Wir mögen leben wie wir wollen, so müssen wir doch sterben. – Eiselein, 416.
303. Wir wollen alle leben. – Hollenberg, II, 36.
304. Wirst du lange leben, so wirst du alt werden. (Böhmen.)
Zigeunerweisheit.
305. Wohl gelebt, lang gelebt. – Romann, II. Pred., II, 480.
»Denn leben«, sagt Seume, »heisst wirken und vernünftig wirken.«
It.: Nulla serve il viver assai, ma il viver bene. (Pazzaglia, 414, 12.)
[1859] Lat.: Non quam diu, sed quam bene vivas cogita. (Binder I, 1194; II, 2216; Egeria, 178; Seybold, 377; Philippi, II, 43.)
306. Wohl leben ist besser als wohl reden.
It.: Importa assai più saper vivere, che saper parlare. (Pazzaglia, 414, 9.)
307. Wol gelebt, wol gestorben. – Gruter, I, 86; Henisch, 1578, 26; Petri, II, 809; Gaal, 1074; Körte, 6923; Pistor., VI, 99; Simrock, 6200; Reinsberg II, 149.
Dän.: Lev saa at du kand leve efter døden. – Lev vel, saa døer du ikke ilde. (Prov. dan., 382.)
It.: Chi ben vive, ben muore. (Gaal, 1074.)
Lat.: Fine bono claudi vita benigna solet. (Henisch, 1578, 27.)
308. Woll gelêwet un gut gestorwen, het dem Düwel de Reckenunge verdorwen. (Waldeck.) – Curtze, 350, 452.
309. Wozu sollen wir schlecht leben, wir haben doch nichts; und so viel ersparen wir schon, dass wir im Alter barfuss gehen können. – Frischbier2, 2359.
*310. De lewt wie de Mad' im Speck.
*311. Dea lebt wia God in Frongraich. (Niederösterreich.) – Frommann, III, 391, 55.
D.i. unbekümmert, sorgenfrei.
*312. Dear lebt auf Unrechts Kosten.
*313. Der lebt nach der Gesundheit.
Meist ironisch von Leuten, die ihre Zeit für Essen und Trinken, Bewegung und Ruhe verwenden und grosser Anstrengung aus dem Wege gehen.
*314. Der lebt vom Winde wie der Dudelsack. – Klix, 122.
*315. Du wirst lang leben, dann du bist noch nicht halb faul. – Henisch, 1016, 53.
*316. E liewt wä âser Häregott ä (in) Paris. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 174, 141.
Woher diese Redensart, die wir im Hochdeutsch haben? Schwerlich, wie Frommann (III, 394, 45) meint, »zur Erinnerung an die Tage, als in Frankreich die Menschheit auf dem Throne Gottes gesessen«.
*317. E liewt wä en Horgesch1 (sehr gut). (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 174, 141.
1) Ein altes Goldstück im Werthe von 17 Kreuzern; hier muss das Wort offenbar eine andere Bedeutung haben.
*318. Er gelebt vom lufft vnd wind wie ein Stör. – Franck, II, 73a.
Lat.: Rore pascitur. (Sutor, 152.)
*319. Er hat gelebt, dass ihm der Dreck an'n Ohren klebt. – Waldis, III, 46.
*320. Er hat gelebt wie der reiche Mann im Evangelio, alle Tage herrlich und in Freuden.
Um zu sagen, dass jemand unter Vergnügungen alt geworden; mit Beziehung auf die Fabel von den Sirenen, er sei in der Nähe der Felsenhöhlen der Sirenen alt geworden.
Lat.: Consenescere ad Sirenum scopulos. (Faselius, 49.)
*321. Er lebet des winds wie der Stoer. – Tappuis, 88b; Gesner, 8; Micraelius, Altes Pommern, VI, 387.
Lat.: Rore pascitur. (Sutor, 152.)
*322. Er lebt als wären seine Güter bezahlt. (Altenburg.)
*323. Er lebt als wenn der Wolff alle Teuffel gefressen hätte. – Theatrum Diabolorum, 1a.
*324. Er lebt auch nicht von der Luft. – Eiselein, 435.
*325. Er lebt auf griechische Art. (Altröm.)
Tage und Nächte trinken, schmausen, buhlen.
*326. Er lebt auf Regiments Unkosten. – Frischbier2, 2341.
*327. Er lebt auf seine eigene Hand und kocht sich selber. – Frischbier2, 2846.
*328. Er lebt aus der Faust ins Maul.
Lat.: Molliter vivit. (Seneca.) (Binder II, 1880.)
*329. Er lebt dschiwo. – Frischbier2, 2348.
Von polnischen źywo = flott, lustig.
*330. Er lebt für sich selbst wie eine freie Reichsstadt. – Eiselein, 525; Körte, 5025b.
D.i. unabhängig von andern, ist keinem Herrn verbunden, kann sich alles einrichten, wie er will. Manchmal bezeichnet das Sprichwort auch das einsame, sich von der grossen Gesellschaft zurückziehende. Leben.
Frz.: Vivre paix et aise. (Lendroy, 1550.)
*331. Er lebt im Florium. – Sutermeister, 100.
[1860] 332. Er lebt im Salb. – Sutermeister, 100.
In dem Sinne: sitzt in der Wolle.
*333. Er lebt im Stande der geflickten Hosen.
Im Ehestände.
*334. Er lebt in Bausch und Bogen.
*335. Er lebt in den Tag hinein.
Frz.: Il vivre au jour la journée.
*336. Er lebt in der evangelischen Armuth. – Parömiakon, 1488.
*337. Er lebt in einer ganz andern Welt.
Von denen, die auffallend von Sitten anderer abweichen oder denen alles neu zu sein scheint, oder die weit vom Vaterlande entfernt sind.
*338. Er lebt in Saus und Braus, was der Brief vermag. – Mayer, II, 109.
Der Schwelger.
*339. Er lebt in seinen vier Pfählen. – Eiselein, 507.
Lat.: Intra quatuor. (Eiselein, 507.)
*340. Er lebt jm selbs wie ein vîhe. – Franck, I, 124a.
*341. Er lebt kodderig und lustig. – Frischbier2, 2349.
*342. Er lebt länger als ein Phönix.
Der nach Hesiod neun Rabenalter erreichen soll.
*343. Er lebt länger als eine Krähe.
Von sehr Alten.
*344. Er lebt mit der Wildenganss inn die wette. – Henisch, 1348, 52.
Frz.: Faire Ripaille. (Lendroy, 1583.)
Lat.: Samiorum flores. (Binder II, 3015; Erasm., 503; Seybold, 537.)
*345. Er lebt nach em alte säligmachede Kaländer wie d'Appezeller. – Sutermeister, 44; Tobler, 6; Kirchhofer, 51; Reinsberg V, 71.
Er lebt nach dem alten seligmachenden Kalender, wie die Appenzeller. Von denen, die immer beim alten bleiben, und sich nicht nach den jetzigen Sitten und Gebräuchen richten, wie die Appenzeller, die den verbesserten Kalender nicht annehmen wollten, sondern den alten so lange beibehielten, bis die Fortschritte der Zeit, besonders aber die Stürme der Revolution ihre Vorurtheile brachen.
*346. Er lebt nicht vom Winde.
Von jemand, der sehr gut isst und trinkt.
Frz.: Il ne vit pas de vent. (Kritzinger 720b.)
*347. Er lebt nur für sich selbst, wie ein Vieh. – Körte, 6502a.
Die Russen: Er lebte und lebte auch nicht, er war und war auch nicht.
*348. Er lebt so lange wie er will. (Köthen.)
*349. Er lebt so lange wie Methusalem.
Holl.: Hij leef't zoo lang als Methusalem. (Harrebomée, II, 80b.)
*350. Er lebt über den Faden (Rocken) hinaus. (Altgr.)
Wird ungewöhnlich alt.
*351. Er lebt vin Scheimes1. (Jüd.-deutsch. Brody.)
1) Bücherfetzen, d.h. er ist ein Bücherwurm.
*352. Er lebt vom Essen und Trinken. – Frischbier2, 2351.
Scherzhafte Antwort auf die Frage, wovon jemand lebe, d.h. welche Erwerbsquellen er habe, wenn diese besonders nicht offen liegen.
*353. Er lebt vom Stimmenhandel.
*354. Er lebt vom taw wie ein hewschreck. (S. ⇒ Herrgott 191.) – Franck, II, 73a; Eyering, II, 390.
*355. Er lebt vom Winde. – Frischbier2, 2350.
*356. Er lebt von der Adresse, wie eine Standesperson, und ist nichts.
Frz.: C'est un chevalier d'industrie. (Kritzinger, 137b.)
*357. Er lebt von der Hand ins Maul (von Hand zu Mund). – Für Strelitz: Firmenich, III, 72, 61.
*358. Er lebt von Gutglück. – Tendlau, 214.
Wer ohne bestimmten Erwerb beim Zufall zu Tische geht.
*359. Er lebt von seinem Fett wie der Dachs.
*360. Er lebt wie der Bauer Kiewit in Lohberg. (Tolkemit.)
Lohberg ist ein Dorf bei Mühlhausen und Kiewit war ein Bauer daselbst, von dem manche abenteuerliche Streiche berichtet werden. So erzählt man von ihm, dass er einst seine Frau zu Markte nach Mühlhausen führte, sie aber, bevor er dorthin kam, vom Wagen verloren habe.
*361. Er lebt wie der Hahn.
[1861] *362. Er lebt wie der Mond, bald vull, bald null.
Böhm.: Takový mu život jako mĕsíci, nĕkdy plný, nĕkdy na vetech. (Čelakovsky, 59.)
*363. Er lebt wie der Papst von Lenzen. – Frischbier2, 2353.
D.h. sorgenfrei, unabhängig, gut. Lenzen, Dorf bei Tolkemit. Die Bezeichnung »Papst von Lenzen« ist durch den Kladderadatsch aufgekommen, der das Benehmen des dortigen Pfarrers gegen einen zum Schulvorstande gehörenden Gutsbesitzer geiselte.
*364. Er lebt wie der Pfaff zu Ostern. – Geiler.
*365. Er lebt wie der reiche Mann im Evangelio.
Herrlich und in Freuden. Die Russen: Er lebt in Tula, um Quitten zu essen. (Reinsberg VI, 70.)
Frz.: Il mène des jours filés d'or et du soie. (Leudroy, 754.)
Lat.: Indulgere genio. (Persius.) (Schonheim, J, 14; Philippi, I, 193.)
*366. Er lebt wie die Cyklopen. (Altröm.)
Herumschweifend, keinem Gesetz gehorchend. Sie lebten, nach den Vorstellungen der Alten, zerstreut in den Bergen und jeder that in seiner Höhle, was er wollte; roh, ohne Gesetz und Religion.
*367. Er lebt wie die Eisvögel.
Die ein ruhiges und unthätiges Leben führen.
*368. Er lebt wie die Husaren.
Vom Plündern u.s.w.
*369. Er lebt wie die Katze zur Zeit der Vogelweide.
*370. Er lebt wie die Landstände.
Er macht sich viel Bewegung; Wortspiel mit Motion, wie die Anträge der Landstände genannt werden.
*371. Er lebt wie die Mad' im Käse (Speck). – Frischbier, 481; Frischbie2, 2355.
In Wohlsein und Sicherheit, hat alles vollauf, ist Hahn im Korbe, er sitzt iu der Wolle.
Frz.: C'est le chien en grand collier. – C'est le coq du village. – Il est à nage pataud. – Il est comme rat en paille, comme coq en pâte, comme poisson dans l'eau. – Il tient le haut du pavé. (Masson, 156.)
Poln.: Ma się jak pączek w maśle. (Masson, 156.)
*372. Er lebt wie die Sau in den Sechswochen.
Gut, ohne Sorgen, vollauf.
*373. Er lebt wie die Schnecken.
Sparsam und mit wenigem zufrieden oder sehr eingezogen.
*374. Er lebt wie die Sparter. (Altgr.)
Sehr sparsam und mässig. Die Sparter hatten bekanntlich öffentliche Oerter, wo sie zusammen assen, und wo sie auch die Fremden und Gesandten mit spärlicher Kost bewirtheten.
*375. Er lebt wie die Zigeuner. – Reinsberg V, 49.
Von Landstreichern, die ohne Dach und Fach herumirren.
*376. Er lebt wie ein Bauer auf seinen Hufen. – Frischbier2, 2354.
*377. Er lebt wie ein Domherr. – Lendroy, 350.
Ruhig, bequem, in Müssiggang und Ueberfluss.
Frz.: Mener une vie de chanoine. (Lendroy, 305.)
Lat.: Abronis vita. – Sybaritica mensa. (Philippi, I, 3.)
*378. Er lebt wie ein Edelmann (Fürst); er isst und trinkt gut und hat viel Schulden. – Einfälle, 261.
Frz.: Il vit en roi. (Leroux, II, 73.)
*379. Er lebt wie ein Einsidel. – Franck, I, 123; Sutor, 503.
Lat.: Gaudet vita umbratili. (Cicero.) (Binder I, 610; II, 1230; Froberg, 327; Philippi, I, 167; Seybold, 198; Sutor, 503.) – Zenone moderatior. (Philippi, II, 264.)
*380. Er lebt wie ein Flötenbläser.
Köstlich zwar, aber auf fremde Kosten.
*381. Er lebt wie ein fürstliches Hurenkind. (Schles.)
*382. Er lebt wie ein Graf.
Frz.: Il vit en roi. (Leroux, II, 73.)
Holl.: Hij leeft (teert) als eens graven kind. (Harrebomée, I, 405a.)
*383. Er lebt wie ein grosser Herr; er isst, trinkt und kleidet sich köstlich, und ist aller Welt schuldig.
*384. Er lebt wie ein Hund.
Frz.: Mener une vie de chien. (Kritzinger, 141.) – Vivre comme un chien. (Lendroy, 417.).
*385. Er lebt wie ein Hund vom Fett, womit sich andere die Hände gewaschen haben. (Altröm.)
Von Schmarotzern und allen von anderer Leute Gütern Lebenden. Weil sich die Alten nach der Mahlzeit die Hände mit einem gewissen Fett oder mit Kleien reinigten und dies dann den Hunden vorwarfen.
*386. Er lebt wie ein Kettenhund.
Dem Huude an der Kette ähnlich, ist ein Sklave seines Amtes, seiner Obliegenheiten.
*387. Er lebt wie ein Matador. – Frischbier2, 2355.
[1862] *388. Er lebt wie ein Pfeifer in der Garküche. – Eiselein, 509.
Lat.: Musice aetatem agitis. (Plautus.) (Binder II, 1962.) – Musice vivere. (Plautus.) – Tibicinis vitam vivit. (Binder II, 3325; Lang, 368.)
*389. Er lebt wie ein Philosoph.
Ernst, mässig, seine Leidenschaften zügelnd, Muth im Unglück zeigend.
*390. Er lebt wie ein Reichsstädtchen. – Graf, 47.
*391. Er lebt wie ein Spielmann.
Die draussen lustige Lieder singen und daheim in Noth und Elend sitzen.
Dän.: Han lever som spille-manden, der har værzt hiemme, og best ude. (Prov, dan., 383.)
*392. Er lebt wie ein Storch, er geht von Pfütze zu Pfütze.
Engl.: The life of stork passes in crying laklak.
*393. Er lebt wie ein Türke. – Reinsberg V, 40.
*394. Er lebt wie eine Laus auf einem kahlen Kopfe.
Leidet Noth.
Holl.: Hij banketeert als eene platluis op eene begraasde weide. (Harrebomée, II, 40.)
*395. Er lebt wie eine Laus im Grind (Schorf). – Körte, 3721g.
Im Ueberfluss. In Iserlohn: Hä leäwed as de Léus (Laus) im Sguarwed (Schorf). (Frommann., V, 161, 104.)
Holl.: Hij glorieert als eene luis in het schürft. (Harrebomée, II, 40.)
*396. Er lebt wie eine Maus auf dem Kornboden.
Holl.: Hij leeft ervan als eene muis op een' korenzolder. (Harrebomée, I, 439b.)
*397. Er lebt wie Gott in Frankreich. – Hesekiel, 38.
Ohne Beschäftigung und ohne Sorge. Aus der Zeit der ersten Französischen Revolution, zu welcher Zeit der Gottesdienst abgeschafft und ein Vernunfteultus eingeführt, der liebe Herrgott also gewissermassen in Ruhestand versetst und der Weltregierungssorgen quitt war. Anders lässt sich die Redensart wol kaum erklären. Die Hausblätter von Hackländer (1867) bemerken: »Oft ist's ein sonderbares Ding um eine Redensart; da sagen wir noch immer von solchen Personen, denen es unserer Meinung nach gut geht: Sie leben wie Gott in Frankreich, obschon doch gerade dort dem lieben Herrgott während der letzten achtzig Jahre schlimmer mitgespielt worden ist, als in irgendeinem andern Lande der Christenheit. Weit passender würde es sein, statt dessen zu sagen: Er lebt wie ein –scher Rittergutsbesitzer, der keine beträchtlichen Hypothekenschulden auf seinem Gute hat.« In Ostfriesland: He left, as Gott in Frankrêch. (Kern, 35; Bueren, 612; Hauskalender, III.) – Nordfriesisch: Hi lewwat üs God in Frankrik.
Dän.: Han lever som store herrer, æder, drikker og holder sig kostelig, og bliver aldt skyldig. (Prov. dan., 11.)
*398. Er lebt wie Hans ohne Sorgen. (Altenburg.)
In den Tag hinein.
Lat.: Thymbra victitat. (Philippi, II, 319.)
*399. Er lebt wie im Himmel, wo man weder isst noch trinkt. – Parömiakon, 2776.
*400. Er lebt zwischen Sitzen und Hängen.
Frz.: Il vit entre l'enclume et le marteau. (Kritzinger, 720b.)
*401. Er weiss nicht, wovon er leben soll.
Frz.: Vivre de la grâce de Dieu. (Lendroy, 1249.)
*402. Er weiss nicht zu leben.
Frz.: Il ne sçait gueres que c'est de vivre. (Kritzinger, 720b.)
*403. Er will leben bis alles Unrecht wird beseitigt (bestraft) sein.
Engl.: He would live as long as old Rosse of Pottern, who lived till all the world was weary of him. (Bohn II, 58.)
*404. Er würde nicht so schlecht (nothdürftig) leben, wenn andere wohllebten.
Besonders von denen, die mit ihrer Einnahme auf das Wohlleben, auf die Verschwendung anderer angewiesen sind. Je häuslicher die Leute leben, desto schlimmer steht's mit den Grastwirthen.
Dän.: Mange lever ikke vel, fordi andre lever ikke ilde. (Prov. dan., 383.)
*405. Es lebt sich so schön wie in Hamburg vor dem Dammthor an der Alster.
*406. Es ist um Leben und Sterben.
Um die Nothwendigkeit einer schriftlichen Urkunde auszudrücken.
*407. Es mag mancher leben, der den Kaiser nicht gesehen hat. – Sailer, 124.
*408. Ey, lass jn doch leben. – Tappius, 53a.
Lat.: Sine ut incolumis redeat. (Erasm., 81; Philippi, II, 188; Tappius, 53a.)
[1863] *409. Hä lääv vun singe Ränten un sitz mem Âsch om Kapital1. (Köln.) – Firmenich, I, 475, 193.
1) D.h. auf seinen Hosen.
*410. Hä, léäwed as en Kanêineken (Kaninchen) so saüte (süss). – Frommann, V, 161, 104.
*411. Ha léäwed as in Prêister-Gehannes-Lanne (Priester-Johannes-Lande), (Iserlohn.) – Frommann, V, 161, 104.
Ueber den sagenhaften Priester Johannes und sein wunderreiches Land vgl. Goedeke, Die Dichtungen im Mittelalter, 867.
*412. He läft as de Parl in't Gold. – Kern, 1166.
*413. He läft as'n Karnüütje. – Kern, 693.
Führt ein geselliges angenehmes Leben. Karnüütje = ursprünglich auserkorener Genosse, Kamerad, besonders in leichtsinnigen Streichen.
*414. He left as'n Graf. – Kern, 312.
*415. He lew so herrli as hadd he en Dukatenmâker in sin Tasch. – Piening, 42.
*416. He lewt as en Prins un – nog slegter. (Holst.) – Schütze. II, 115.
*417. He lewt so as Bonapart om (am?) Heckepost (?). (Jerentowitz.)
*418. He lewt ut Solt on Water. – Frischbier2, 2360.
*419. He lêwt vun Rawgôd (Raubgut). – Schütze, III, 311.
Von gewissenlosen Advocaten, Erbschleichern und Rechtsverdrehern.
*420. Hei leawet äs de Vugel in der Hampsat. (Westf.)
Er lebt wie die Vögel im Hanf.
Lat.: Bos apud acervum. (Erasm., 120; Tappius, 192a.)
*421. Hei leawt pännekenfett. (Westf.)
In Wohlleben und Schmausereien.
*422. Hei lewt wie e Mad' öm Speck. – Frischbier, 481.
*423. Hei lewt wie Förschte Su ön e Sesswäke. – Frischbier2, 2361.
*424. Hei liewet os de leiwe Hêer in Frankreïk. (Paderborn.) – Firmenirh, I, 362, 9.
*425. Ich kann nicht mit dir und auch nicht ohne dich leben. – Reinsberg I, 147.
Böhm.: Ani s tebou nemohu žíti, ani bez tebe býti. (Čelakovsky, 388.)
*426. Läw'n ass'n Lûs in'n Schorf. (Altmark.) – Danneil, 130; Eichwald, 1234.
Zur Bezeichnung des Wohllebens.
*427. Leben als die junckeren. – Comedia Vgolini.
*428. Leben as Katte un Hünn'. – Eichwald, 839.
*429. Leben Sie wohl und essen Sie Kohl.
Scherzhafter Abschiedsgruss.
*430. Leben wie Brüder und handeln wie Juden.
Böhm.: Žijmĕ po bratrsku, a smlouvejme po židovsku. (Čelakovsky, 329.)
*431. Leben wie Kesselflicker und Scherenschleifer. – Eiselein, 546.
*432. Nu wull wi lewe, nu wull wi ête, nu wull wi schlape gahne. – Frischbier2, 2265.
*433. Satese, do labte se noch, do warsche noch 'ne Jumfer. – Lohrengel, II, 420.
*434. Se läwen as Kukuk un Sävenstîrn. (Mecklenburg.) – Schiller, II, 12a.
Von uneinigen Eheleuten, die einander gern aus dem Wege gehen, weil das Siebengestirn, so lange der Kukuk ruft, nicht sichtbar ist. Das Sprichwort erinnert an die Sage oder ist vielmehr der übrige Rest derselben, dass die Frau des Kukuks mit ihren Töchtern an den Himmel als Siebengestirn versetzt wordea sei.
*435. Se läwt mit 'nander as Katt un Hund. (Rastede.) – Firmenich, III, 29, 111; für Holstein: Schütze, II, 236; Bueren, 909.
Frz.: Ile sont dans cette maison comme rats en paille. (Lendroy, 1122.)
*436. Se leaba wia d' Vögel im Hanfsoma. – Nefflen, 445.
Im Vollauf.
*437. Se lewe vom Profitt on föhre Staat vom Bedrêge. (Dönhofstädt im Kreise Rastenburg.)
*438. Se liewen wä de Schweng (Schweine) am Acker1. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 174, 141.
1) D.h. in den Eicheln, in der Eichelmast. Aeckern bezeichnet in der ältern Sprache die Frucht der Eiche und Buche. (Grimm, I, 173.)
*439. Sî lebed wie d' Kessler. – Sutermeister, 98.
[1864] *440. Sie leben in dulci jubilo (oder: lustig im wilden Hallo) und thun doch als ässen sie Haferstroh.
Lat.: Qui curias simulant et Bacchanalia vivunt. (Juvenal.) (Philippi, II, 128); Eiselein, 268.)
*441. Sie leben in Saus und Braus und thun ala ässen sie Haferstroh. – Eiselein, 268.
*442. Sie leben miteinander wie Turteltauben. – Eiselein, 606.
*443. Sie leben von einem Tag auf den andern.
*444. Sie leben von Rindenbrot und trinken Wein aus den Wolken.
*445. Sie leben wie Hund und Katze. – Mayer, II, 224; Parömiokon, 1276; Hennig, 119; Frischbier, 377; Frischbier2, 1918.
In der Altmark: Läw'n as Katt un Hund. (Danneil, 96.) – Sehr uneinig.
Frz.: Vivre comme chien et chat. (Leroux, II, 281; Lendroy, 9.)
Holl.: Zij leven als katten en honden. (Harrebomée, I, 388b.) – Zij leven met elkander als de kat met de muis.
Lat.: Mysorum ac Phrygum termini discreti sunt. (Philippi, I, 267.) – Vel serpentum major concordia. (Seybold, 622.)
*446. Sie leben wie Hund und Katz' in der Arche Noah.
»Diejenigen, die da leben wie Hunde und Katzen, die sind und werden bleiben Kinder der Seligkeit; aber sie müssen leben wie Hund und Katze in der Arche Noah, denn dazumal war die grösste Einigkeit unter ihnen und hat eins dem andern nicht einmal ein sauer Gesicht gezeigt.« (Abraham a Sancta Clara.)
*447. Sie leben wie Mann und Frau zusammen.
Frz.: Ils sont à pot et à, rôt. (Lendroy, 1234; Kritzinger, 553.)
*448. Sie leben wie Midian und Moab (Midjan un Móoew). – Tendlau, 24.
In steter Feindschaft wie die beiden arabischen Volksstämme. Der alte Jude sagte: »Frankreich und England waren von jeher Midjen un Moëv.«
*449. Sie lebt von der Hand, auf der sie sitzt.
Engl.: She lives by love and lumps in corners. (Bohn II, 55.)
*450. So lebt man im Schlaraffenland. – Eiselein, 551.
*451. So wat lewt nig. (Holst.) – Schütze, III, 27.
*452. Su wos labt ne! (Oberlausitz.)
Ausdruck der Verwunderung, auch in der Bedeutung: Och meine Zeit, oder: Hättch gesoit.
*453. Wie lieweden as ûse Herrgott in Frankrîk. – Lyra, 79.
*454. Zu leben wissen.
Die Gesetze des Anstandes beobachten; auch, und vielleicht mehr, um zu sagen: es verstehen, sich das Leben durch Genüsse angenehm zu machen, zu wissen was gut schmeckt.
*455. Zum Leben zu wenig, zum Sterben zu viel. – Braun, I, 2195.
456. All wüll'n se lang löäwen, awer keiner will olt war'n. – Schlingmann, 943.
457. Alle sollen leben, die uns Stoff zum Lachen geben. – Devisenbuch, 31.
458. As män lebt, derlebt sich alles. (Jüd.-deutsch. Warschau.)
Wenn man lebt, erlebt man vieles.
459. Berüglichs leben ist geldes werd. Biss danckbar dem, der dich geehrt.
Lat.: Bona res quies. Beneficium repende. (Spangenberg, 5.)
460. Besser einmal lustig gelebt, als immer so gehuckelt. (Flatow.) – Frischbier, I, 332.
461. Der d'lescht lieft, krit de Bâmbesch. – Dicks, I, 6.
462. Der lebt wohl im Land, der lebt nach seinem Stand.
Lat.: Tu recte vivis, si curas esse, quod audis. (Horaz.) (Binder, I, 1771; II, 3356; Kruse, 1128.)
463. Du sollst leben, rief der Fuchs, da verschlang er die letzten Reste einer Gans. – Wespen, 1873, 2.
464. Ehrlich gelebt und selig gestorben, heisset auf Erden gnugsam erworben. – Gerlach, 59.
465. Einer will leben ün känn nit; der andere känn ün will nit. (Jüd.-deutsch.)
Nicht immer gehen unsere Wünsche mit den Mitteln, sie auszuführen, Hand in Hand.
466. Ich lebe wie die grossen Herren, sagte Klaus; ich esse und trinke, vergnüge mich und bin jedermann schuldig. – Wirth, I, 328.
467. Ich lebe wie ein Fürst, sagte der Vogt, ich esse, trinke, schlafe und bin niemand etwas[1544] schuldig als den Leuten, die sehen mögen, wie sie bezahlt werden. – Harssdörffer, 1864.
468. Ist gut leben vff erdtrich, so ist es in den hohen schulen vnd in klöstern. – Geiler, Seelenparadies, CCXXXIa, 1.
469. Leben heisst wachen.
Wer schläft, lebt nicht.
Lat.: Vita, vigilia. (Sailer, Sprüche, 158, 32.)
470. Lebe jeden Tag als wär's der letzte.
Lat.: Sic vive, tanquam omnis supremus sit dies. (Sailer, Sprüche, 55.)
471. Man soll heut so leben, dass man morgen noch leben kann.
Lat.: Vive, ut post vivas. (Sailer, Sprüche, 125, 100.)
472. Mancher möchte leben und essen, er hat aber das Arbeiten vergessen.
473. Mässig und geschäftig leben ist der Liebe Gift. – Wirth, II, 281.
474. Mögen sie leben, wie sie wollen, wenn sie nur zahlen, was sie sollen. (Karlsbad.)
475. Noch lebt Damôt und bläst auf der Flöt. (Köthen.)
Noch hat's nicht viel zu sagen, ich bin noch da, um auszuhelfen.
476. So du wilt leben wol vnd recht, so behalt diese regel schlecht, eim andern zu thun lass vnderwegen das so dir auch wer vberlegen. – Loci comm., 99.
Lat.: Quod tibi uis fieri mihi fac: quod non tibi noli, sic potes in terris uiuere iure probi.
477. So was lebt nicht, sagte der Storch, als er einen todten Frosch fand.
478. Wer ehrlos gelebt, kann nicht mit Ehren sterben.
479. Wer froh will leben und sicher stehn, soll vorwärts und nicht rückwärts sehn.
It.: Se tu vuoi viver lieto, non ti guardare innanzi ma dietro. (Giani, 1783.)
480. Wer lange will leben, muss sparsam lieben. – Wirth, I, 318.
481. Wer lebt, der lebe nicht zu schnell.
D.h. er lebe mässig, bezähme seine Leidenschaften.
482. Wer recht zu leben weiss, der weiss auch recht zu sterben.
Lat.: Disce vivere, disce mori. (Sailer, Sprüche, 130, 113.)
483. Wer ruhig will leben, muss seine Zunge langsam (wenig) heben.
Holl.: Die gerust wil leven, moet zijn tong een toomken geven. (Harrebomée, II, 338a.)
484. Wer ruhig will leben zu jeder Frist, der nehme die Welt nur, wie sie ist.
It.: Chi vuol vivere e star bene, pigli il mondo come viene. (Giani, 1782.)
485. Wer so lebt wie die Menge, der kommt (mit den Leuten) nicht ins Gedränge.
Er wird von ihnen nicht angefochten, nicht verspottet, nicht verleumdet.
486. Wer will leben lang und gesund, ess' wenig und abends nicht zu später Stund.
It.: Chi vuol viver sano e lesto, mangi poco e ceni presto. (Giani, 1784.)
487. Wer will leben unverwundt und froh, hüt' sich vor Degenfeld und Mandelsloh. – Buch der Welt, 1851, S. 330a.
488. Wer's längscht lebt, kann überzwerch z' ackere. (Rheinpfalz.)
489. Willst du lange leben, iss mässig, schlaf im obern Stock und trink nicht viel vom Saft der Reben.
It.: Bevi poco, mangia assai, dormi in palco e viverai. (Giani, 271.)
490. Wiltu lustig leben, geh mit zwei Säcken, einen zum Geben, den andern um einzustecken.
491. Wir leben wie wir können, nicht wie wir wollen. – Bertram, 52.
*492. Chorherrisch leben. – Mathesius, Leichpredigt, 51a.
D.i. leichtfertig, schimpflich, epikuräisch.
*493. Der lebt nicht mehr lange.
Wenn jemand etwas Ungewöhnliches thut.
*494. Er lebt hinten und vorn wie der Bischof von Paderborn.
Der Bischof Martin von Paderborn machte einst eine Reise durch seinen Kirchenkreis. In Altenhagen liess [1545] ein sehr Strenggläubiger eine Ehrenpforte bauen und bat einen jungen Mann, ihm eine passende Inschrift zu machen, die sehr schön ausgeführt war und die Strasse zierte. Aber der Bischof liess sie doch bald, nachdem er Kenntniss davon genommen, durch den Küster entfernen; sie lautete: »Es lebe hinten und vorn der Bischof von Paderborn.« (Niederschles. Zeitung, 1874, 187.)
*495. Er lebt im Monde.
Von jemand, der für sich allein geht, den Blick nach oben richtet, ein Sonderling ist.
*496. Er lebt vom Profit und macht Staat vom Betrügen. – Braun, I, 3371.
*497. Er lebt vün lauter Taaneissim (Fasttagen). (Jüd.-deutsch. Warschau.)
Scherzhafte Antwort auf die Frage, wovon jemand sein Leben friste.
*498. Er lebt wie im Traum. – Braun, I, 4578.
*499. Er lebt wie in Abraham's Schos.
Holl.: Hij leeft als in Abrahams schoot. (Harrebomée, I, 9b.)
*500. Er lebte, nahm ein Weib und starb.
Aus Gellert's Gedicht Der Greis in den Volksmund übergegangen, um ein unnützes Leben zu schildern.
*501. He left as de Mus in den Mehlpott.
Er lebt wie die Maus im Mehltopf, im Ueberfluss. (Alte und neue Welt, 1877, S. 458.)
*502. He lêwt so glücklich as de Lues innen Schorf. – Engelien, 215.
*503. Sie leben wie eine Hechel, wo nichts ist als ein Raufen. – Heinmar, I, 205.
*504. So lebt man in Venedig.
*505. So was lebt nicht auf meiner Mutter Heuboden. (Schles.)
Adelung-1793: Leben, das · Leben
Eisler-1904: Wille zum Leben · Leben
Goetzinger-1885: Brüder vom gemeinsamen Leben
Herder-1854: Leben · Beschauliches Leben
Kirchner-Michaelis-1907: Leben
Meyers-1905: Losung ums Leben · Tod und Leben · Leben · Ewiges Leben · Freie Bühne für modernes Leben
Pataky-1898: Frauen, unserer, Leben
Pierer-1857: Thierisches Leben · Vegetatives Leben · Leben [2] · Ewiges Leben · Leben [1]
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