1. Ander Wind, ander Wetter.
2. As de wind weiet, so rûsken de böme. – Lübben.
3. Auch der beste Wind kann's nicht allen Schiffen recht machen. – Altmann VI, 397.
4. Auch der Wind des Zaren reicht nicht hin, die Sonne auszublasen.
[247] 5. Aus einem leisen Winde wird oft grosser Sturm.
Die Russen: Der Sturm kündigt sich durch einen Wind an. (Altmann VI, 420.)
Lat.: Turbo coit blando vento vehemens aliquando. (Reuterdahl, 992.)
Schwed.: Saman liggia waedher ok owaedher. (Reuterdahl, 992.)
6. Bei gutem wind ist gut seglen. – Franck, II, 102a; Schottel, 1113b; Eyering, I, 192; Lehmann, 574, 88; Sutor, 124; Simrock, 11647; Körte, 6861; Masson, 156.
Dän.: Godt at segle med god vind. (Prov. dan., 494.)
Frz.: Il est aisé de faire voile lorsque le ciel est serein. – Il n'y a pas de mauvais pilote quand le vent est bon. (Masson, 380.)
It.: Ognun sa navigar quando è buon vento. (Masson, 380.)
Lat.: Cum bonis bona est navigatio. (Sutor, 557.) – In tranquillo esse quisque gubernator potest. (Masson, 380.)
7. Bei gutem Winde gibt's keinen schlechten Steuermann.
Frz.: Il n'y a pas de mauvais pilote quand le vent est bon. (Cahier, 1773.)
8. Bei gutem Winde kann man den guten Steuermann nicht erkennen.
Dän.: Naar havet er stille, og veyret til ville kiendes ey en god styremand. (Prov. dan., 535.)
9. Bei gutem Winde soll man an den Sturm gedenken.
Böhm.: Při dobrém vĕtru na bouři pamatuj. (Čelakovsky, 150.)
10. Bei gutem Winde versteht jeder zu schiffen.
Dän.: Alde ville styre i godt veyr. – Godt at sidde ved styret i stille vand. – I stille veyr ere alde gode sømaend. (Prov. dan., 535.)
It.: Ogn' un sà navigar, quand è buon tempo. (Pazzaglia, 238, 3.)
11. Bei stillem Winde ist gut Hafer säen. – Simrock, 11643.
12. Bei widrigem Winde ist schlimm segeln.
Schwed.: Thz dugher ey at sighla i vgiorth waedher. (Reuterdahl, 1075.)
13. Bläst der Wind am Stephanitag recht, so wird der Wein aufs Jahr recht schlecht. – Prager Kalender, 1877.
14. Boa de Wint hiärküemt van Karfridäch bit Ostern, da blibt (bleibt) hä en Verdeljahr. (Iserlohn.) – Woeste, 60, 44; Firmenich, III, 185, 10; für Waldeck: Curtze, 314, 14.
15. Böhmischer Wind, böhmischer Wind, bitte schön, bitte schön, lass mir meinen Weizen am Berge stehn. – Schles. Provinzialbl., 1871, S. 437.
16. Böse Winde vergehen wider. – Lehmann, 239, 29; Bueren, 403.
17. Da man den Wind nicht nach der Mühle drehen kann, so muss sich die Mühle nach dem Winde drehen. – Altmann VI, 490.
18. Das ist ein böser Wind, der keinem nützt.
It.: Pessimo è quel vento, ch' a nessun è prospero. (Pazzaglia, 397, 2.)
19. Das muss ein böser Wind sein, der einem nichts Gutes herbläst. – Wilh. Raabe (Jak. Corvinus), Der Hungerpastor, Berlin, 1864, I, 233.
20. De Wind, de tegen de Sünn upgeit, 't is'n Wunner, dat he nêt ewig steit. – Kern, 1269.
Man hat beobachtet, dass der Wind, welcher von Westen nach Norden und von da nach Osten geht, sich dort lange hält.
21. De Wind flüggt mit de Höner to Wîm un ôk wedder af. – Schiller, III, 15a.
Der Wind, welcher sich am Abend erhebt, legt sich am Morgen.
22. De Wind is Ost, de Wind is West, mîn Hüsje steit up't allerbest. – Kern, 1270.
Pflegt der Müller zu sagen.
23. De Wind steit med den Swînen up un geit med den Swînen to bedde. – Schambach, II, 627.
Der Wind hebt mit Sonnenaufgang zu wehen an und hört mit Sonnenuntergang wieder auf.
24. De Wind wäjet wol Sneischanzen, âwer kene râe (rothe) köppe (dicke Büke). (Hannover.) – Schambach, I, 243.
25. De Wind wegget (wehet) wuel Schnaihäupe bi êne (bei einen = zusammen), man verwoahr [248] kînen dikken Eers. (Münster.) – Frommann, VI, 426, 64; für Osnabrück: Firmenich, III, 162, 12.
26. De wind weiet wol sandbarge tohop, men nene Blasbelge. – Lübben.
27. De Wind wêiht wol Barg tausam (tohop), äwest kein dick Bük. (Mecklenburg.) – Mussäus, 121, 14; Eichwald, 223; Raabe, 103; Schlingmann, 128; Hauskalender, I; für Rastede: Firmenich, III, 27, 32.
28. De Wind wejet rae (rothe) Backen, awer kene dicken Nacken. (Göttingen.)
29. De Wint, dä sik met der Sunne hiewet un liet, brenget selten Riägen. – Woeste, 58, 1.
30. De Wint waiget wuol dicke Röcke, awwer niene dicke Köppe. (Grafschaft Mark.) – Woeste, 79, 354.
31. De Wint weit (weht) wol Sandbargen, man kên Goldbargen tohôp (zu Haufen = zusammen). – Frommann, III, 429, 262; Eichwald, 2070; Goldschmidt, 153; Bueren, 195.
32. Dem Winde der vertraut, der auf Jungfrauen baut. – Schaltjahr, III, 648.
33. Dem Winde und dem Narren muss man Platz machen.
Span.: Al loco y al aire, darle calle. (Cahier, 3508.)
34. Dem Winde und Narren lass seinen Lauf. – Simrock, 11642; Masson, 355; Körte, 6858.
35. Den eignen Wind riecht jeder gern. – Binder III, 4073.
36. Den Wind im Felde holt man nicht ein, eine Schwätzerin im Hause wird man nicht los.
Böhm.: Vítr v poli nedohoníš, a kmotry klevetné se nesprostiš. (Čelakovsky, 412.)
37. Den Wind in den Segeln behalten.
Vor dem Winde fahren.
Frz.: Conserver l'avantage du vent. (Kritzinger, 675a.)
38. Den Wind mit dem Scheffel messen vnd das fewer auf der Wage wegen, ist Thorheit vnd vmbsonst. – Petri, II, 80.
39. Der stärkste Wind macht den meisten Lärm.
40. Der Wind ändert sich bei Hofe öfter (schneller) als auf der Gasse (auf dem Felde). – Altmann VI, 475.
41. Der Wind bläst Lichtlein aus und facht Flammen an.
42. Der Wind bläst nicht aus Einem Loche.
Lat.: Omnium rerum vicissitudo est.
43. Der Wind bläst nicht stets, wie der Schiffer will.
44. Der Wind bläst, wie der Schiffer nicht wünscht. – Burckhardt, 168.
Im allgemeinen von unglücklichen Umständen.
45. Der Wind bleibt uns nicht allemal im Segel. – Winckler, XX, 45.
46. Der Wind, der dreht sich um Sanct Veit, da legt sich's Laub auf die andere Seit'. – Gartenlaube, 1875, 466.
Um zu sagen, es kann noch anders kommen, die Ansicht wird sich noch ändern und kann leicht in den Gegensatz übergehen.
47. Der Wind dreht wohl den Wetterhahn, aber nicht den Thurm.
48. Der Wind entblättert nicht alle Blumen, die Sonne reift nicht alle Früchte. – Cibot, 160.
49. Der Wind gehört der Herrschaft. – Estor, I, 725; Eisenhart, 186; Eiselein, 644; Runde, 105; Hillebrand, 541, 76; Simrock, 11659.
Man hat durch dieses im Bremischen sehr gewöhnliche Sprichwort anzeigen wollen, dass, obwol die Luft an sich betrachtet unter die gemeinsamen Sachen gehöre, dieselbe doch in gewisser Beziehung der Herrschaft eines Landesherrn unterworfen sein könne. Es bezieht sich auf die erforderliche Erlaubniss zur Anlegung von Windmühlen.
50. Der Wind geht nicht so wie der Dumme meint.
Die Finnen: Anders meint der Dumme, anders weht's auf dem Meere. (Bertram, 69.)
51. Der Wind ist ein leichter Vogel.
Holl.: De wind is een ligte vogel. ( Harrebomée, II, 470a.)
[249] 52. Der Wind kommt nicht immer von derselben Seite.
Dän.: Vinden blæs ei altid uf et hiörne. (Prov. dan., 73.)
Engl.: The wind keeps not always in one quarter. (Bohn II, 142.)
53. Der Wind lässt sich nicht auf Flaschen ziehen. – Simrock, 11649.
54. Der Wind lässt weder schiffen noch ruhen.
Lat.: Ventus neque manere sinit, neque navigare. (Eiselein, 644.)
55. Der Wind mag gehen, wie er will, die Wellen treiben nach dem Ufer. – Altmann VI, 452.
56. Der Wind schlägt das Korn nieder, aber nicht den Schnee. (Norwegen.)
57. Der Wind schont die dürren Blätter mehr als die grünen. – Altmann VI, 477.
58. Der Wind schüttelt den Gipfel mehr als den Stamm. – Parömiakon, 1104.
59. Der Wind springt von einem Segel zum andern. – Altmann VI, 450.
60. Der Wind treibt die Späne weiter als die Scheite. – Altmann V, 104.
61. Der Wind treibt zwar die Wolken, aber nicht die Sonne.
62. Der Wind verschont den Purpurmantel so wenig wie die geflickte Jacke. – Heinmar, I, 4.
63. Der Wind vom Aufgang ist schönen Wetters Anfang.
64. Der Wind von Mittag unstät Wetter pflag.
65. Der Wind von Mitternacht, hart (kalt) Wetter bracht.
66. Der Wind von Niedergang ist Regens Aufgang.
67. Der Wind wartet nicht auf den Schiffer.
Dän.: Børen bier efter ingen. (Prov. dan., 86.)
68. Der Wind wehet mancherley Mutter vnd Kind zusammen an den orth, da grosse Freyheiten sind. – Petri, II, 114.
69. Der Wind wehet wol Sandberge zusammen, aber keine dicke (fette) Wemste. – Henisch, 1078, 57; Petri, II, 114; Simrock, 11657; Frischbier, 4052.
Von nichts wird nichts. Ein gemästeter Körper setzt gut Essen und Trinken voraus. Die Russen: Vom Luftkauen wird keiner fett werden. (Altmann IV, 410.)
Holl.: Niemand is dik (vet) en grof, of hij weet, waarof. (Harrebomée, I, 133.)
70. Der Wind wehet wol Schneewände zusammen, aber keine dicken Arschbacken.
Sagt man, wenn jemand behauptet, er sei ohne gute Nahrung, ohne Ruhe und Pflege fett geworden.
71. Der Wind weht zwar stark, aber die Welle meint, sie hebe sich selbst.
72. Der Wind, welcher von Norden weht, ist nicht der Samum. (Aegypten.)
73. Der Wind wirfft nur hohe Beum vmb. – Petri, II, 114; Sutor, 573.
74. Der Wind wirft die (goldenen) Reichsäpfel so gut herab, wie gemein Obst.
75. Der Wind wirft mehr grosse, als kleine Bäume um.
76. Die stärksten Winde legen sich am ersten.
Strenges Regiment kann sich nicht lange halten.
It.: Ogni vento s' acquieta col tempo. (Pazzaglia, 397, 4.)
77. Die Wind gebiert, mag den Sturm schon Vater nennen. – Altmann VI, 439.
78. Die Winde schaden dem Zaun mehr als der Sturm. – Altmann VI, 502.
79. Die Winde sind der Welt Besen.
Lat.: Venti scopari mundi. (Herberger, I, 554.)
80. Ehe die grossen Winde kommen, muss man zuvor die Tücher bewahren. – Geiler von Kaisersberg.
81. Ein fauler Wind kann keinen Hals zerbrechen. – Hertz, 17.
Ueber die Reden ungebildeter und unwissender Leute soll man sich wegsetzen, weil sie selten gefährlich sind.
82. Ein grosser Wind bringt grossen Regen. – Petri, II, 192.
Bei Tunnicius (1138): Grot wint bringet groten regen. (Ingentem boreas violentus suscitat imbrem.)
[250] 83. Ein grosser wind ist selten gelegen, er bracht zuletzt ein grossen regen.
Lat.: Raro cadit uentus nisi cum pluuia uiolentus. (Loci comm., 193.)
84. Ein guter Wind ist dem Doctor funfzehn Kreuzer Schaden. – Binder III, 4071.
85. Ein guter Wind weht nicht lange.
It.: Non dura sempre il vento in poppa. (Pazzaglia, 397, 5.)
86. Ein sanfter Wind biegt die Aeste, ein Sturm zerbricht sie. – Parömiakon, 1526.
87. Ein schwacher Wind hilft dem Feuer, ein starker bläst es aus. – Altmann VI, 432.
88. Ein starker Wind und ein altes Weib sind nie umsonst gegangen.
Frz. Schweiz: Grosch' oura et ville féna n'an djiamé crei porin. (Schweiz, II, 120, 12.)
89. Ein Wind, der von Ostern bis Pfingsten regiert, im ganzen Jahr sich wenig verliert. (Herford.) – Böbel, 62.
90. Erhebt sich ein Wind in der dritten Nacht, auff grosse Pest man habe acht. – Lins.
91. Es bläset nicht immer der nämliche Wind.
92. Es gehört nicht viel Wind dazu, einen Dudelsack aufzublasen.
Böhm.: Dechu málo, a dudy veliké. (Čelakovsky, 502.)
93. Es geht viel Wind in eine Florhaube.
Holl.: Daar gaat veel wind in eene huck. (Harrebomée, II, 469b.)
94. Es gohd nit eisder ei Wind. (Luzern.) – Schweiz, II, 243, 65.
95. Es ist ein böser Wind, bei dem man weder segeln noch vor Anker liegen kann.
96. Es ist ein böser Wind, der keinem dienlich ist. – Winckler, XIX, 80.
Engl.: It is an ill wind blows nobody profit. (Gaal, 1583; Bohn II, 142.)
Frz.: A quelque chose malheur est bon. (Bohn II, 142.)
97. Es ist kein Wind so bös (schlimm), der nicht Einem etwas Gutes (Vortheil) brächte. – Sprichwörtergarten, 196.
Was für einige ein Uebel ist, wird für andere ein Gut.
Holl.: De wind is nooit zoo slecht, of hij brengt iemand voordeel aan. (Harrebomée, II, 470a.)
98. Es ist keinem windt noch wetter zu trawen, es sehe so freundtlich, als es wolle. – Lehmann, 719, 20; Petri, II, 839.
99. Es leben viele vom Winde, die keine (Wind-) Mühle haben. – Binder III, 4074.
100. Es stiebet einem manch sawer Wind in der Welt vnter das angesicht. – Mathesy, Postilla, CLXVIIb.
101. Es wehet nit alzeit ein wind. – Franck, II, 104a; Gruter, I, 39; Lehmann, 175, 14; 808, 1; Petri, II, 303; Henisch, 837, 58; Masson, 347; Simrock, 11650; Körte, 6859.
Böhm.: Ne jeden vítr vždycky vĕje. (Čelakovsky, 157.)
Dän.: Det blaeser ei altid een vind. (Prov. dan., 153.)
Holl.: Het waait niet altijd eenen wind. (Harrebomée, II, 460b.)
Lat.: Omnium rerum vicissitudo est. (Terenz.) (Philippi, II, 73.) – Ruina ruinam trahit. (Sutor, 1002.)
102. Es weht nicht allzeit ein günstiger Wind.
Holl.: Het is niet altijd een gunstige wind. (Harrebomée, II, 470b.)
103. Fehlt's an Wind, so greif' zum Ruder. – Eiselein, 643; Simrock, 11648.
104. Gegen den Wind kann man nicht pûsten (blasen). – Frischbier, 4055.
Poln.: Przeciw wiatra tradno dmuchać. (Frischbier, 4325.)
105. Gegen Wind und Strom ist schwer zu segeln.
106. Grosse Winde, grosse Kriege. – Simrock, 11654.
107. Grosser Wind bringt oft nur kleinen Regen. – Simrock, 11652; Körte, 6860; Körte2, 8587.
Mhd.: Sich hebet manec grôzer wint des regene doch vil kleine sint. (Freidank.) – Sich hebet manig grôzer wint des regne doch vil kleine sint nâch grôzem donre dik beschicht, daz man gar kleinez wetter sicht. (Boner.) (Zingerle, 175.)
108. Grosser Wind ist selten ohne Regen. – Simrock, 11653.
[251] 109. Grosser Wind ohne Regen ist selten gelegen. – Lehmann, II, 568, 70; Petri, II, 520.
Frz.: Après vent pluye vient. (Leroux, I, 75.)
Lat.: Raro cadit ventus, nisi cur pluvia violentus.
110. Grosser Wind und starker Regen, ist mir offtermals entgegen; ich duck mich, lass vorüber gan, das Wetter will sein Fortgang han. – Gerlach, I, 17.
111. Guter Wind, gut Fahrwasser.
Holl.: Goede wind, goed tij. (Harrebomée, II, 470a.)
112. Guter Wind, gute Fahrt.
Schwed.: God wind gjer skeppet fahrt. (Grubb, 840.)
113. Heulende Winde, ächzende Tannen. – Altmann V, 85.
114. Hier ist Wind, sagte Hans, und blies in die Segel.
Holl.: Het is altemal wind, zei Fop, en hîj blijs in het zeil. (Harrebomée, II, 470a.)
115. Hinter dem Winde schifft der Kluge.
116. Je grösser des Windes Wuth, je fester muss man halten den Hut.
117. Je mehr der Wind geht, je mehr klappern die Mühlen.
118. Je nach dem Winde dreht sich die Fahne.
119. Je stärker der Wind, je grösser die Wellen.
120. Jeder fängt den Wind in seinem Segel.
Sucht das von der Gelegenheit Gebotene zu seinem Vortheil auszubeuten.
121. Jeder Wind hat seinen Gegenwind.
Holl.: Alle winden hebben hunne keer- (of: weêr-) winden. (Harrebomée, II, 469b.)
122. Kommen die Wind aus Süd' oder Westen, so gehen die Fische aus ihren Nesten. (Euskirchen.) – Böbel, 125.
123. Mag der Wind blasen, wie er will, Ostern kommt vor End' April (kommt zur rechten Zeit).
Böhm.: Duj vĕtře nebo neduj; Velkonoc přede dveřmi, a ne Vánoce. (Čelakovsky, 446.)
124. Man hört den Wind wol sausen, aber woher er kommt, weiss man nicht. – Eyering, I, 423; II, 605.
125. Man kann dem Winde nicht vor sein. – Eiselein, 644.
126. Man kann den Wind nicht in Netzen fangen.
It.: Non si può prender il vento con le reti. (Pazzaglia, 397, 1.)
127. Man kann von zwei Winden gefasst werden, aber nur einer treibt. – Altmann VI, 427.
128. Man muss den (guten) Wind benutzen, wenn er weht.
Die Holländer sagen mit Bezug auf ihre vielen Windmühlen: Man muss den guten Wind nicht (unbenutzt) über das Haupt hin wehen lassen.
Holl.: Men moet den wind gebruiken, terwijl men ze heeft. (Harrebomée, II, 472a.)
129. Man muss den Wind nützen, wenn er in die Segel bläst.
Schwed.: Nyttia vinden, dn west intet huru länge han bläs. (Grubb, 573.)
130. Man muss den Wind über die Häuser wehen lassen.
Frz.: Il faut laisser courir le vent par-dessus les tuiles. – On ne peut pas empêcher le vent de venter. (Kritzinger, 706b u. 707b.)
131. Man muss immer wissen, wo der Wind herkommt.
It.: Pazza è, chi non sa da che parte vien il vento. (Pazzaglia, 397, 3.)
132. Man muss nicht gegen den Wind pissen.
133. Mit dem Winde macht Gott die Bäwme fruchtbar, wenn sie sich in den zwölff Nächten ramlen. – Mathesy, 369a.
134. Mit gutem Winde ist gut segeln (schiffen). – Petri, II, 477.
Lat.: Velis secundis bene navigandum.
135. Mit Wind handeln gebürt Herren vnd nicht Krämern. – Lehmann, 931, 48.
136. Nach dem Winde schaut der Schiffer, auch wenn er auf dem Lande. – Altmann, VI, 499.
137. Nach dem Winde stellt man die Segel.
Die Mittel zur Erreichung eines Zweckes müssen sich nach den Umständen richten.
It.: Conviene navigar secondo il vento. (Biber.)
[252] 138. Nachdem der Wind weht, trägt (hängt, zieht) man den Mantel.
Böhm.: Jako voda, kam ji dolů, tam teče. – Kam vitr, tam plášt'. (Čelakovsky, 154.)
139. Nicht alle Winde wehen Nüsse ab.
Holl.: Alle winden schudden geene noten af. (Harrebomée, II, 469b.)
140. Nicht jeder Wind ist ein Orkan.
141. Ohne Wind und böse Weiber gäb' es kein bös Wetter im Feld und im Haus.
Dän.: Var der ingen vind og onde koner, saa var og intet ondt veyr, ingen onde dage. (Prov. dan. 563.)
142. Ohne Wind verscheinet das Korn.
»Wie die Fabel vom Bawern sagt, der dess Windes vergessen hatte.« (Mathesy, 369a.)
143. So as de Wind weit, brusen de Bomen. – Bueren, 1023; Hauskalender, III.
144. So der warmo Wind chumet, so smilzet das Is. – Notker.
145. Soll der Wind dem Matten frommen, muss er vom Meere kommen.
Aehnlich russisch Altmann VI, 397.
146. Speier Wind, Heydelberger Kind, Hessen Blut thut selten gut. – Gruter, III, 83; Lehmann, II, 579, 101; Berckenmeyer, 233; Eiselein, 572; Simrock, 9683; Körte, 5631; Rhein Antiq., I, 445; Deutsche Romanzeitung, III, 41, 392; Hesekiel, 14.
In ähnlicher Weise sagen die Neugriechen: »Sahst ein grünes Pferd im Land, sahst 'nen Chier mit Verstand.« (Sanders, 233.)
147. Stiller Wind macht schweigsame Wellen. – Altmann V, 93.
148. 'T geit nich altîd vör de Wind. – Bueren, 1082.
149. Unbestännigen Wind, bestännig Wädder. – Firmenich, III, 123, 19.
150. Viel rawer Wind auff Bergen als Thalen man find. – Gruter, III, 88; Lehmann, II, 798, 53.
151. Viel Wind im März bringt einen schönen Mai. – Egerbote, 1875.
152. Viel Wind, viel Obst.
Frz.: Année venteuse, année pommeuse. (Leroux, I, 61.)
153. Viel Wind, wenig Regen.
Holl.: Veel wind en weinig regen. (Harrebomée, II, 472a.)
154. Vill Wind, wennig Braud (Brot). (Waldeck.) – Curtze, 338, 305.
155. Vom Wind ist gut leben, sagte der (Wind-) Müller, und hielt sich den Bauch.
156. Vom Wind kann niemand leben. – Petri, II, 578; Simrock, 11655; Dove, 832.
In Pommern: Vam Winde kann me nig leven. (Dähnert, 552a.)
Holl.: Men kan van den wind niet leven. (Harrebomée, II, 472a.)
157. Vom Wind verweht der Rauch. – Petri, II, 578.
158. Vör de Wind is goot seilen. – Bueren, 1196; Hauskalender, II; Schröder, 972.
159. Vor Wind und Strom ist gut segeln.
Holl.: Voor wind en voor stroom is het good zeilen. (Harrebomée, II, 472a.)
160. Wann de wint den Snê frietet, dann schitt he 'ne ok wi 'er. – Woeste, 58, 2.
161. Warmer Wind räumt den Schnee geschwind.
Frz.: L'autal (austral, vent du midi) qu'on dit le droit vent dégelle comme eau bouillante. – Plus desgelle droit vent que ne fait eau boillante. (Leroux, I, 86.)
162. Was der Wind beweht und der Regen besprengt, das theilen wir zehenthaft. – Graf, 122, 320.
Mhd.: Alles waz der wint bewebet und der regen besprebet, daz theilen wir zehendhafftig. (Grimm, Weisth., III, 582.)
163. Was der Wind beweht und der Regen besprengt, ist Fahrhabe. (S. ⇒ Lehngut.) – Graf, 64, 9.
Mhd.: Alles waz der wint bewegt unde der regen besprecht, daz ist varnde habe. (Würdtwein, Urkundensammlungen.)
164. Was der Wind bringt, kann er auch wieder vertreiben.
Aehnlich die Armenier. (Ausland, 1871, 404a.)
[253] 165. Was der Wind zusammengeweht, jagt er auch leicht wieder auseinander.
Die Neugriechen: Was der Wind zusammengebracht, zerstreut der Teufel wieder. (Sanders, 231, 115.)
Böhm.: Mala jehlička zničí veliký mĕchýř. (Čelakovsky, 99.)
Poln.: Co się wiatrem nadstawia, wiatrem ginie. (Čelakovsky, 99.)
166. Was kümmert sich der Wind darum, ob er ein Dreierlicht ausbläst.
»Was bekümmerts den Engel, welcher über den Schatz der Winde verordnet, dass die Fackel eines alten Weibes durch das anblasen des Windes erstirbet und verleschet.« (Olearius, 311.)
167. Was man gestern in den Wind geschlagen, möchte man heut aus den Fingern nagen.
Lat.: Sepe reposit idem quod jactavit prius idem. (Reuterdahl, 887.)
Schwed.: Opta bedhis han thr budhit flyr. (Reuterdahl, 887.)
168. Wehet der Wind auf St. Stephans Tag, zeigt an, dass der Wein nit wohl gerath. – Lins.
169. Weht der Wind dauernd aus Süden, ist uns bald Regen beschieden. – Payne, 23.
170. Wei Wind schneiden well, dei mot en scharp Mess(er) hewwen. (Sauerland.)
171. Wem der Wind immer günstig in die Segel bläst, der glaubt nicht an Klippen und Sturm.
172. Wem der Wind ins Gesicht kommt, der lernt die Nase drehen (oder den Mantel ziehen.)
Frz.: Vent au visage, rend un homme sage. (Gaal, 1221.)
Ung.: Meg tanittya a' szükség a' restet dolgozni. (Gaal, 1221.)
173. Wem der Wind ins Gesicht kommt, der wird klug.
Frz.: Vent au visage, rend sage. (Cahier, 1589.)
174. Wenn de Wend kömmt ût de Oos, dann regenet 't drei Dag on en Pôs (31/2 Tag). (Meurs.) – Firmenich, I, 406, 361.
175. Wenn de Wind kömmt ut Sîde, ward et regne, morge vielleicht, ok noch hîde. – Frischbier, 4057.
176. Wenn de Wind sek dreit, oftmâls de Hitte vergeit. – Schambach, II, 66.
Wenn der Wind sich dreht, oftmals die Hitze vergeht.
177. Wenn de Wind weihet, wenn Christus im Grawe lich, so hölt he durchgeiens bis Christi Himmelfahrt. (Münster.) – Böbel, 60.
178. Wenn de Wind wäjet, sau rêget sek de Böme. – Schambach, II, 477.
Wo Streit herrscht, geht es in der Regel mit mehr oder weniger Lebhaftigkeit zu. Das obige Sprichwort wird nun dem zugerufen, der die Streitenden beschwichtigen will.
179. Wenn der warme Wind kommt, so schmilzt das Eis. – Eiselein, 643; Simrock, 11650.
180. Wenn der Wind an Lichtmess während der Prozession die Lichter in der Kirche auslöscht, gibt's ein schlechtes Bienenjahr. – (Euskirchen.) – Böbel, 11.
181. Wenn der Wind auch über den Sumpf geht, er schlägt keine Wellen. – Altmann VI, 454.
182. Wenn der Wind aus Abend kommt, muss man das Gesicht nach Morgen drehen.
183. Wenn der Wind bläst, blähen sich die Segel.
Böhm.: Jak vítr duje, tak plachty obracejí. (Čelakovsky, 154.)
184. Wenn der Wind bläst, kann man die Flöten sparen. – Altmann VI, 398.
185. Wenn der Wind das Boot nicht treibt, dann muss man rudern.
186. Wenn der Wind der Sonne folgt1, so bleibt das Wetter tagelang gut.
1) Also morgens aus Osten, mittags aber aus Süden weht.
Frz.: Quand le soleil est joint au vent, on voit en l'air pleuvoir souvent.
It.: Non fu pioggia senza vento, non fu vento senz' acqua.
187. Wenn der Wind die Eiche schüttelt, wie will ein Rohr widerstehen!
Poln.: Bac się trzeba trzcinie, gdy dąb wiatr wywinie. (Lompa, 5.)
[254] 188. Wenn der Wind die Segel bläht, hat der Schiffer gut fahren.
Holl.: Als de wind in het zeil waait, moet de schoot gevierd worden. (Harrebomée, II, 469b.)
189. Wenn der Wind einen Ziegel vom Dache jagt, so fällt das Haus noch nicht ein.
190. Wenn der Wind einmal geht, so geht er durch jede Ritze. – Burckhardt, 24.
Wer einmal Glück hat, den begünstigt es auch in den geringfügigsten Dingen.
191. Wenn der Wind flötet, posaunen die Segel. – Altmann, V, 83.
Auch: Wenn der Wind auf dem Dudelsack pfeift, so tanzt das Meer. (Altmann VI, 386.)
192. Wenn der Wind geht, rauscht's im Rohr. – Altmann V.
193. Wenn der Wind heult über die Stoppeln, muss man seinen Putz verdoppeln. – Frischbier, II, 2915.
194. Wenn der Wind in ein hauffen federn bläst, so sind sie bald zerstrewet. – Henisch, 1036, 42; Petri, II, 640; Sailer, 54; Simrock, 2328.
195. Wenn der Wind nicht ginge, würde das Meer faulen. – Altmann VI, 439.
196. Wenn der Wind nicht in die Pfeifen bläst, geben sie keinen Ton. – Parömiakon, 3079.
197. Wenn der Wind nicht wehet in den zwölf Nächten, damit sich die Böwme ramlen, so tragen sie auch nichts. – Mathesy, 319b.
198. Wenn der Wind pfeift, verbergen sich die Frösche.
So auch die kleinen Geister, wenn der Sturm der Begebenheiten eintritt. Ist der Sturm vorüber, so quaken beide sogleich wieder aus voller Kehle.
199. Wenn der Wind sich legt, legen sich auch die Wellen. – Altmann VI, 481.
200. Wenn der Wind über Haferstoppeln weht, der Sommer seiner Wege geht. (Brandenburg.) – Böbel, 114.
201. Wenn der Wind umwirft die Eiche, dann muss sich fürchten das Rohr im Teiche.
Weil es mit geknickt wird, da der Fall der Grossen gewöhnlich den der Kleinen nach sich zieht.
202. Wenn der Wind vorüber, bleibt die Mühle stehen.
203. Wenn der Wind weht, muss man worfeln.
204. Wenn der Wind weht, will der Müller Sturm, und wenn er stürmt, wünscht er Wind. – Altmann V, 98.
205. Wenn der Wind weht, zittert die Espe mehr als das Gras. – Altmann V, 133.
206. Wenn der Wind zu scharf in die Mühle bläst, zerreisst er die Flügel.
207. Wenn die Winde stürmen, so ist das Meer nicht still. – Petri, II, 646.
208. Wenn es an Wind fehlt, so greife zum Ruder.
Lat.: Destitutus ventis remos adhibe. (Seybold, 121.)
209. Wenn heftige Winde sich legen, so folgt Regen.
Holl.: Zelden gaat een hevige wind liggen zonder regen. (Harrebomée, II, 472b.)
210. Wenn kein Wind ist, tönt die Pfeife nicht. – Parömiakon, 3079.
211. Wenn kein wind wer vnd kein böss weib, so were kein böss wetter vnd kein böser Tag. – Lehmann, 873, 59.
212. Wenn man den Wind verloren hat, findet man ihn hinter dem Glockenthorm. – Petri, II, 663.
213. Wenn sich der Wind legt, wenn das Wasser verflossen, wenn die Pferde todt, so müssen die Mühlen stille stehen. – Herberger, I, 766.
214. Wenn sich Wind erhebt, kann (muss) man dem Schiffer keine Schuld geben.
215. Wenn weder Wind noch Weiber wären, so würde die Luft stets klar bleiben. – Winckler, IX, 56.
216. Wenn Wind kommt im Advent und Regen, so wird er sich sobald nicht legen. – Böbel, 65.
[255] 217. Wenn Wind kommt vor Regen, ist wenig daran gelegen, kommt aber Regen vor Wind, dann zieh die Segel ein geschwind.
Holl.: Komt wind vóór regen, dan is er niet aan gelegen; doch komt regen vóór wind, berg dan je zeilen gezwend. (Harrebomée, II, 471b.)
218. Wenn Wind und See kämpfen, so fahren die Schiffe am schlechtesten. – Burckhardt, 167.
Wenn zwei Nebenbuhler um die Oberherrschaft kämpfen, so sind die Unterthanen am meisten zu beklagen.
219. Wenn Winde wehen im Advent, so wird uns vieles Obst gesendt. (Euskirchen.) – Böbel, 65.
220. Wer auf allen Wind will sehen, der wird nicht säen und nicht mähen. – Simrock, 11644; Körte, 6587.
Dän.: Hvo som agter vinden, saaer ikke; hvo som seer til skyerne höster ikke. (Prov. dan., 20.)
Frz.: Il ne faut pas laisser de semer pour crainte des pigeons. – Qui prend garde à chaque nuage, ne fait jamais voyage.
It.: Chi guarda ad ogni vento, non semini panico. (Pazzaglia, 345, 7.)
221. Wer auff den Wind achtet, der säet nicht; wer auff die Wolcken siehet, erntet nicht. – Oec. rur., 150; Zinkgref, 320; Petri, II, 684.
Der Landmann achtet allerdings beim Säen auf den Wind, das Sprichwort ist nur gegen das Zaudern, Zögern, Tagewählen, gegen zwecklosen Aufschub, überhaupt dagegen gerichtet, den Ackerbau in eine abergläubische Abhängigkeit vom Kalender zu bringen.
Böhm.: Kdo vĕtrův šetři, nebude síti, a kdo oblakův, nebude žiti. (Čelakovsky, 439.)
Holl.: Wie op den wind acht geeft, die zaait niet, en wie naar de wolken ziet, die naait niet. (Harrebomée, II, 462a.)
222. Wer den Wind fürchtet, darf nicht auf dem Meere fahren.
Die Russen: Wer den Wind scheut, darf nicht Müller werden. (Altmann VI, 396.)
223. Wer den Wind im Rücken hat, kommt leicht (schnell) vorwärts.
Die Chinesen: Wind im Rücken und schönes Wetter bringen die Schüsseln näher. (Cibot, 159.)
224. Wer gegen den Wind speiet, besudelt seinen Bart. – Winckler, I, 100; Schlechta, 246.
Holl.: Wie tegen wind spuwt, maakt zijn' baard vuil. (Harrebomée, II, 472a.)
225. Wer kann (will) dem Winde das Wehen verbieten.
Frz.: On ne peut pas empêcher le vent est bon. (Cahier, 1773.)
226. Wer mit dem Winde ficht, gewinnt nichts als Luft. – Winckler, XII, 1.
Die Russen: Luft ist der Preis dessen, der mit dem Winde ficht. (Altmann IV, 469.)
It.: Chi s' impaccia col vento, si trova colle mani piene d' aria. (Pazzaglia, 397, 9.)
227. Wer sich auf den Wind verlässt, dess Rechnung gilt nicht lange.
228. Wer sich mit dem Winde einlässt, der hat nichts davon, als beide Hände voll Luft.
229. Wer sich nicht nach dem Winde dreht, dem wird Staub in die Augen geweht.
230. Wer über die Winde befiehlt, was kümmert's ihn, ob die Fackel eines Weibes erlischt! (Arab.)
231. Wer wider den Wind bruntzt, der macht nasse Hosen. – Lehmann, 894, 11; Simrock, 11646; Eiselein, 644.
In der Schweiz: Wer gege de Wind brunzt, macht nassi Hose. (Sutermeister, 134.)
It.: Chi sputa in faccia al vento, si sputa in viso. (Pazzaglia, 397, 6.)
Lat.: Adversus salem ne mejito. – Ne macules braccam per tempus quaere cloacam. (Eiselein, 644.)
232. Wer Wind säet, wird (Ungewitter) Sturm ernten. – Simrock, 11645; Petri, II, 781; Allgemeine deutsche Arbeiterzeitung vom 3. Januar 1864.
Das Wort beruht auf Hosea 8, 7. Mit Bezug auf den Führer der katholischen Fraction im Deutschen Reichstag und die Vorgänge in der Sitzung am 4. December 1874 heisst es im Neuen Blatt (Leipzig 1875, S. 111): »Wer Windhorst säet, wird Sturm in der Kammer ernten.«
Frz.: Celui qui sème le vent, moissonnera la tempête. (Lendroy, 1022.)
Holl.: Die wind zaait, zol onweêr maaijen. (Harrebomée, II, 470a.)
[256] 233. Wer zwischen zwei Winde kommt, muss feststehen.
234. Westen Wind erfrewet manches Fischers Kind. – Petri, II, 785.
235. Wider Wind und Flut ist selten gut.
236. Wie der Wind am dritten, besonders aber am vierten und am fünften Tage nach dem Neumond, so den ganzen Monat. – Simrock, 7516.
Eine der ältesten, auf vielfache Erfahrung begründeten Witterungsregeln.
Lat.: Prima et secunda nihil; tertia aliquid, quarta, quinta qualis tota luna talis.
237. Wie der Wind ruft, so antwortet die Welle. – Altmann V, 78.
238. Wie der Wind, so die Segel.
Frz.: Selon le vent, la voile. (Cahier, 1771.)
239. Wie der Wind weht, so biegen sich die Bäume. – Henisch, 369, 58; Petri, II, 788; Gaal, 1134.
240. Wie der Wind weht, so wärmt die Sonne.
Es ist bei uns kühl oder kalt bei Nordwind, warm oder schwül bei Südwind.
Böhm.: Jak vitr vĕje, tak slunce.
241. Willst du wider den Wind speien, so zieh dein altes Wams an.
Aehnlich die Russen: Wer wider den Wind speien will, muss sich sein Wams anziehen. (Altmann V, 133.)
242. Wind aus Nord im Junius ist des Regens Weihekuss. – Payne, 28.
243. Wind aus Ost bringt den Kranken schlechten Trost. – Bair. Hauskalender.
244. Wind in der Nacht, am Tage Wasser macht.
Holl.: Wind in den nacht is water in de gracht. (Harrebomée, II, 472a.)
245. Wind ins Gesicht, macht kluge Leute.
246. Wind nährt die Flamme, Sturm tödtet sie. – Altmann VI, 455.
247. Wind ohne Regen kommt selten gelegen.
Holl.: Selden is gheleghen groot wint sonder reghen. (Tunnicius, 27, 23.)
Lat.: Raro cadit ventus nisi cum pluvia violentus. (Fallersleben, 786.)
248. Wind ums Maul ist ein schlechtes Frühstück.
249. Wind und Flut warten auf niemand.
250. Wind vom Niedergang ist Regens Aufgang; Wind vom Aufgang schönen Wetters Anfang. – Böbel, 101.
251. Wo der Wind am Quatember herkommt, steht er das ganze Quartal.
252. Wo der Wind am Schafsonntage (1. Sonntag in den Fasten) wird herwehen, so wird er den ganzen Vorsommer stehen. – Schweiz, I, 170, 23.
253. Wo der Wind jede ⇒ Weichfasten (s.d.) hergehet, vom selben Orth wehet er das gantze folgende Quartal vber. – Henisch, 1015, 30.
254. Wo viel Wind ist, da ist selten Staub. – Simrock, 11656.
255. Zween widerwertige Wind bringen das Schiff in Gefahr. – Petri, II, 829.
256. A wird ihm noch manchen sauern Wind mössen lussen unter die Noase gihn. – Gomolcke, 266.
*257. All der Wind schüttelt keinen wurmstichigen Apfel.
Engl.: All this wind shakes no corn. (Bohn II, 182.)
*258. Als der grosse Wind ging (geschah, war etwas).
*259. Ar hat Wind kriagt. (Franken.) – Frommann, VI, 327, 425.
Er hat Kenntniss von der Sache durch geheime Nachricht erhalten.
*260. Ar hott Wend en de Uhren. (Nassau.)
Er ist ein Windbeutel, ein Narr. »Es schreibt Archelaus, dass die Ziegen nicht durch die Nasen oder den Mund Athem holen, sondern durch die Ohren.« Ob damit das obige Sprichwort zusammenhängt?
*261. Behoalt dinen Wint un bloas' en in de Güörte, dann verbriens du di ock 'et Mul nitt. (Grafschaft Mark.) – Woeste, 80, 371.
*262. Bei dar hoht der Wind an Schoben abgerissen. (Oberlausitz.)
Zur Bezeichnung der Schwangerschaft.
[257] *263. Bei Wind und Wetter drausse(n) sei. (Ulm.)
*264. Bläset der Wind von der Seite? – Willkomm. Der deutsche Bauer, S. 73.
*265. Da gehet der Wind aus einem andern Loche. – Herberger, I, 440.
*266. Dä het jetz der Wenk om Röcken. (Bedburg.)
Er hat jetzt den Wind im Rücken; seine Lage ist günstiger geworden. (S. ⇒ Taube 106.)
*267. Da 's lutr Wind. – Eichwald, 2067; Dähnert, 552a.
Sind leere Versprechungen, ist nichts als lügenhafte Prahlerei.
*268. Dar is Wind vör de Hofdör (eitel Schein). (Ostfr.) – Eichwald, 2069; Frommann, II, 535, 106; Bueren, 252; Hauskalender II; für Köln: Weyden, III, 11; Firmenich, I, 477, 266.
*269. Dar kummt Wind, de Swînen dragen mit Strôspieren1. – Kern, 843; Schröder, 346; Eichwald, 1889; Frommann, II, 555, 100; Bueren, 403.
1) Strohhalmen. Spiere = Spitze, besonders eines Gras- oder Getreidehalms.
*270. Das ist in den Wind geblasen. – Parömiakon, 1543.
*271. Das ist, wie wenn der Wind unter die Federn kommt.
Es verfliegt leicht, es ist leichte Waare.
*272. Das ist Wind von einem todten Pferde.
Holl.: Het is wind von een dood paard. (Harrebomée, II, 472b.)
*273. Das nimmt der Wind mit fort.
Frz.: Autant en emporte le vent. (Leroux, I, 85.)
*274. Dat geit vör de Wind int Gasthus (Spital, Armenverpflegungsanstalt). – Eichwald, 603; Bueren, 266.
*275. Dat gêt mit fullem Wind. – Dähnert, 552a.
*276. De stân sick as Wind un Sandbarg. – Dähnert, 552a.
Sie leben in Feindschaft.
*277. De Wind blâset ut en kôld Lok. (Holstein.) – Schütze, IV, 363.
Er weht wie aus einem kalten Loche.
*278. De Wind kumt her, wo use selge Mäuer her was. (Soest.)
*279. De Wind öss Noarde, kömmt von Kerspelle. (Alt-Pillau.) – Frischbier, II, 2916.
Der Wind ist dann West-Südwest. Kerspellen volksthümlich für Craxtepellen, ein Dorf im Kirchspiel Heiligenkreuz, Kr. Fischhausen.
*280. De Wint get all (bereits) üöwer de Stoppeln, un me härt de hültenen Klocken (Dreschflegel) goan. (Grafschaft Mark.) – Woeste, 91, 219; Firmenich, III, 188, 109.
Um den Eintritt des Herbstes zu bezeichnen.
*281. Dem stosset kein sawrer Wind unter die Augen. – Herberger, I, 100.
Er hat gute Tage.
*282. Dem Winde blasen helfen.
*283. Dem Winde das Wehen verbieten wollen. – Waldis, II, 88, 37.
*284. Dem Winde einen Sturm nachsenden. – Altmann VI, 521.
*285. Dem Winde folgen.
Holl.: Hij volgt den wind. (Harrebomée, II, 471b.)
*286. Den Wind auf Flaschen ziehen. – Eiselein, 643.
Lat.: Reti ventos venaris.
*287. Den Wind aus den Segeln nehmen.
»Eine Tunnel-Eisenbahn würde den Strassen- Eisenbahnen allen Wind aus den Segeln nehmen.« (Wochenblatt des Newyorker Journals, 6. April 1867, S. 6.)
*288. Den Wind blasen. – Brant, Nsch., 45.
»Wer bett (bet't), vnd weiss nicht, was er bett, der blosst den Wind, vnd fleucht die schet.« (Kloster, I, 468.)
*289. Den Wind im Gesicht haben.
Mit Hindernissen und Schwierigkeiten kämpfen müssen.
Lat.: Ventum a facie habere. (Bovill, I, 71.)
*290. Den Wind im Rücken haben.
Dän.: Al löbe for vind og vove. (Prov. dan., 394.)
Frz.: Avoir le dessus du vent. – Être au-dessus du vent. (Lendroy, 1515-16.)
*291. Den Wind in die Segel fassen.
Frz.: Gagner le vent. – Monter (passer) au vent. (Kritzinger, 707a.)
[258] *292. Den Wind in ein truhen sperren. – Eyering, I, 423.
*293. Den Wind in Garnen (Netzen) (fahen wollen). – Eiselein, 644.
Das machen die Aufpasser und Horcher.
Engl.: He catches the wind with a net. (Bohn II, 65.)
Holl.: Hij vangt den wind met het net. (Harrebomée, II, 471b.)
*294. Den wind verkauffen. (S. ⇒ Eiter 2; ⇒ Maul, 363.) – Franck, I, 51b; II, 11b; Eyering, I, 382; Sailer, 297.
*295. Den Winden ein Gebiss anlegen.
Von den Philosophen, welche die Begierden (Affecten) im Menschen ausrotten wollen.
*296. Der Wängd gît. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 326, 281.
Der Wind geht, d.i. es wird aufgeschnitten, gelogen.
*297. Der Wind bläst (geht, heult) heute (jetzt) aus einem andern Loche. – Frischbier, II, 2914; Mathesy, 353b.
Wenn jemand seine Meinung über eine Sache geändert hat.
*298. Der Wind geht, als wenn sich ein Paar gehängt hätten.
Im Volke herrscht der Glaube, dass sich ein starker Wind erhebt, wenn sich jemand hängt. Auch aus Tirol berichtet man: »Wenn der Wind recht anhaltend und heftig geht, sagt man: Jetzt haben sie gewiss irgendwo einen aufgehängt, weil der Wind gar nicht nachgeben will.« (Morgenblatt der Bairischen Zeitung, 1865, S. 970.)
*299. Der Wind geht über die (Hafer-) Stoppeln.
Es fängt an kalt zu werden. Der Herbst ist da; es kann nicht anders sein.
*300. Der Wind hat jm die freud entführt. – Eyering, I, 603; II, 707.
*301. Der Wind ist (nicht) günstig. – Eiselein, 643.
Frz.: Le vent du bureau est bon. (Lendroy, 1517.)
*302. Der Wind lässt weder schiffen noch ruhen. – Eiselein, 644.
Lat.: Ventus neque manere sinit neque navigare. (Eiselein, 644.)
*303. Der Wind pûstet (bläset) ihm durch die Backe. – Frischbier, 4056.
*304. Der Wind saust im Korn.
Schlägt Wellen.
*305. Der Wind stellte sich auf die Hinterbeine, drehte sich um sich selber und heulte wie ein Rudel von hundert Prairiewölfen.
In Nordamerika, um einen Wirbelwind zu schildern.
*306. Der Wind wehet nicht allzeit. – Eiselein, 643.
*307. Des Windes leben, wie der Müller.
*308. Die blasen kalten vnd warmen wind. – Henisch, 405, 37.
*309. Dieser Wind wäre besser zu verwenden.
In dem Sinne: es ist schade um die Worte, sie nützen nichts. In Kunst über alle Künste sagt die böse Katharina zu einem Freier: »Wendet solchen unnützen Wind an andern Orten an, hier fruchtet er nichts.« (Köhler, 69, 10.) »Spare diesen Wind nur, mein lieber Pfaffe.« (Rist, Das friedewünschende Teutschland, 59.)
*310. Dös is in Wind nei schwätzt. (S. ⇒ Tag 577.) (Schwaben.)
*311. Einem den Wind aus den Segeln nehmen.
Seine Wirksamkeit lähmen, einen Strich durch seine Pläne machen. »Blaine wollte seine Rede, die ein ungeheurer Treffer sein sollte, schon im December halten, aber obgleich sie bereits gedruckt war, konnte er erst im nächsten Februar dazu kommen. Tarbox war im Besitz des gedruckten Manuscripts, las sie nach und nahm ihm allen Wind aus den Segeln.« (Vereinigte Staaten-Zeitung v. 14. Juni 1876.) – »Indem Napoleon den Handelsvertrag mit dem Deutschen Zollverein aufhob, wollte er dem Schutzzöllner Thiers den Wind aus den Segeln nehmen.« (Breslauer Zeitung, 1870, Nr. 389.)
*312. Einem Wind verkaufen (verzapfen). – Eiselein, 644.
*313. Er bekommt den Wind ins Gesicht.
Wird in seinen Bestrebungen gehemmt, hat mit Widerwärtigkeiten zu kämpfen.
Frz.: Vent au visage rend l'homme sage. (Leroux, I, 85.)
Holl.: Hij krijgt den wind van voren. (Harrebomée, II, 471a.)
*314. Er dreht sich nach jedem Winde.
Holl.: Hij draait met alle winden. ( Harrebomée, II, 470b.)
*315. Er geht (kämpft) gegen den Wind.
Holl.: Hij draait tegen den wind. (Harrebomée, II, 470b.)
*316. Er geht vor Wind und Flut.
[259] *317. Er hat den Wind verloren.
Es geht mit seinen Sachen nicht vorwärts, es gebricht ihm an Umsicht, Muth u.s.w.
*318. Er hat guten Wind.
Ist in Gunst, sitzt im Glücke.
Frz.: Il a le vent en poupe.
*319. Er hat sich keinen (manchen, viel) Wind um die Nase wehen lassen. (S. ⇒ Schule 37.) – Frischbier, 4054; Masson, 73.
In Pommern: He môt sik noch vêl Wind üm de Oren weijen laten. (Dähnert, 552a.) Er hat noch viel Erfahrungen zu machen.
*320. Er hat (wird) sich müssen manchen sauern Wind unter die Nase gehen lassen. – Klix, 122.
»Is sich noch a Grînschnobel und wird sich noch manchen sauern Wind müssen lussen unter de Noase gihn.« (Keller, 176b.) Wird noch manche unangenehme Erfahrung machen müssen.
*321. Er hat viel Wind im Kopfe. – Frischbier, 4053.
Beschäftigt sich mit unnützen Sachen.
*322. Er hat Wind davon bekommen. – Eiselein, 643; Körte, 6861d.
Nachricht, Kunde. Von der Jagd entlehnt. Das Wild bekommt von der Gegenwart des Jägers Wind, wenn die Luftströmung vom Jäger auf das Wild zugeht. – » ... Weil mein Herr von meiner Einfalt Wind hatte.« (Simplicius, 154.) In Bedburg: Hä hät Wenk dervan kregen. In Pommern: He hett Wind davon kregen. (Dähnert, 552a.) Er hat (geheime) Nachricht davon erhalten.
Mhd.: Dit quam Koningh Waldemar vnder den Wint. (Lappenberg, Hamburger Chronik, 200.)
Böhm.: Navĕtřel (srozumĕl, dopátral se toho). (Čelakovsky, 518.)
Holl.: Hij heeft de lucht van zijn voorn anen kregen. – Hij krijgt er de lucht van in der neus. (Harrebomée, II, 39a.)
*323. Er hat Wind gespürt, weiss aber nicht, woher.
Böhm.: Učítil vítr, ale neví odkud. (Čelakovsky, 567.)
Slov.: Počul veter, ale nĕvie odkad'. (Čelakovsky, 567.)
*324. Er hat Wind und Strömung für sich.
Er hat eine gute Fahrt; das Geschäft wird von allen Seiten begünstigt.
Holl.: Hij heeft wind en stroom mede. (Harrebomée, II, 470b.)
*325. Er ist in einen bösen Wind gekommen.
Frz.: Il est frappé d'un mauvais vent. (Leroux, I, 86.)
Holl.: Ik ben in een' slechten mousson. (Harrebomée, II, 106a.)
*326. Er ist in en böse Wind cho. – Sutermeister, 105.
*327. Er ist mit allen (den) Winden so vertraut, wie ein Wetterhahn auf dem Kirchthurm.
*328. Er ist mit halbem Winde gesegelt.
Die Sache ist nur matt betrieben worden oder nur halb gelungen.
*329. Er ist schon in andern (schlimmern, stärkern) Winden gewesen.
*330. Er lebt des Windes wie der Stör. – Körte, 6161b.
*331. Er macht viel Wind.
Holl.: Hij voerd mars boven mars. (Harrebomée, II, 67b.)
*332. Er mag ihn nicht über den Wind riechen.
*333. Er muss gegen den Wind segeln.
Mit Widerwärtigkeiten kämpfen.
*334. Er muss gegen Wind und Sturm rudern.
Hat Schwierigkeiten aller Art zu überwinden.
*335. Er nimmt ihm den Wind ab.
Beraubt ihn seiner Vortheile. Von Fahrzeugen entlehnt, die einem andern durch ihre Segelstellung den Wind entziehen.
*336. Er schlägt alles in den Wind. – Masson, 270.
Von einem leichtsinnigen Menschen. Zur Bezeichnung eines solchen sind a.a.O. noch folgende Redensarten beigefügt: Er lässt sich keinen Bart, keine grauen Haare darüber wachsen. Er fragt kein Haar danach. Er macht sich keinen Pfifferling daraus. Er nimmt alles auf die leichte Achsel. Er schüttelt es ab wie der Hund den Regen.
Poln.: Jak z kaczki woda spadło to z niego. – Jakby groch na ściane miotał. (Masson, 270.)
*337. Er sieht den Wind auf der Gasse laufen. – Körte, 6861.
*338. Er sieht in den Wind.
Gibt acht, ob irgendeine Gefahr nahe.
*339. Er sieht, woher der Wind kommt.
Entweder von jemand, der müssig umhergafft, oder um zu sagen, dass sich einer bei seiner Unternehmung nach der Lage und den Umständen der Sache genau erkundige.
Frz.: Regarder de quel côté vient le vent. (Lendroy, 1493.)
[260] *340. Er treibt zwischen Wind und Wasser.
Holl.: Hij drijft tusschen wind en water. (Harrebomée, II, 470b.)
*341. Er wartet auf guten Wind.
Holl.: Hij wacht eenen voordeeligen wind af. (Harrebomée, II, 471b.)
*342. Er weht mit allen Winden.
Hält es bald mit diesem, bald mit jenem, ändert seine Ansicht nach Umständen.
*343. Er weiss nicht, woher der Wind kommt.
Holl.: Hij weet niet, waar de wind van daan komt. (Harrebomée, II, 471b.)
*344. Er weiss, woher der Wind kommt.
Böhm.: Cití odkud vítr vĕje. (Čelakovsky, 518.)
Frz.: Savoir de quel côté vient le vent. – Regarder de quel côté vient le vent. (Leroux, I, 86.)
Holl.: Hij weet wel, van welken kant de wind waait. (Harrebomée, II, 471b.)
Kroat.: Znam ja odkud taj veter puše. (Čelakovsky, 518.)
*345. Er wil den Wind mit Leffeln messen vnd das Fewer auff Wagen zuwegen. – Irenaeus, Spiegel.
*346. Er will den Wind auf Flaschen ziehen.
Lat.: Reti ventos venaris. (Philippi, II, 157.)
*347. Er will den Wind mit dem Mantel fangen.
*348. Er will den Windt vnd Schatten fangen. – Hans Sachs, III, CLXIII2.
*349. Es gehen Wind und Wasser.
»Sol uns der Nutz erfreun, muss Wind und Wasser gehen.« (Keller, 173b.)
*350. Es ist als wenn ein grosser Wind ausgezogen wäre.
Wenn ein Händel- oder Lärmmacher fort ist.
*351. Es ist alles in den Wind geredet. – Klix, 122; Lohrengel, II, 340.
Wenn erfolglos gesprochen wird.
Frz.: Autant en emporte le vent. (Lendroy, 82.)
Holl.: Het is al in den wind, dat gij zaait. (Harrebomée, II, 470a.)
Lat.: Littori loqueris. (Philippi, I, 227.) – Mortuo verba facis. (Plautus.) (Hauer, 96; Philippi, I, 258.) – Ventis verba profundere. (Lucrez.) (Binder II, 3493.)
*352. Es ist ein Wind so scharf wie an der preussischen Majorecke.
Diese vergleichende Redensart rührt wahrscheinlich vom Abgeordneten Dr. Löwe her, der einmal im preussischen Abgeordnetenhause die Worte gebrauchte: es wehe ein sehr scharfer Wind an der preussischen Majorecke, und zwar in Bezug auf den Umstand, dass die höchsten Stellen in der Armee vom Major an immer ausschliesslich von Adelichen besetzt werden. Nach der Rangliste (1869) sind unter 51 preussischen Generalen und Feldmarschällen 28 von prinzlichem und 23 von adelichem Geblüte, Bürgerliche fehlen ganz. Es befinden sich darin 8444 Secondelieutenants, darunter 5787 bürgerliche; dennoch zeigt dieselbe Liste im Majorrang nur 235 bürgerliche, während 456 adeliche dorthin vordrangen.
*353. Es ist em en böse Wind worden. – Sutermeister, 105.
*354. Es ist ihm schon manch rauher Wind unter die Nase gegangen.
»Wenn vns ein sawer Wind solte vnter Augen wehen.« (Chemnitius, II, 148.)
Lat.: Multa tulit, fecitque puer, sudavit et adsit.
*355. Es ist in alle vier Winde zerstreut.
»Es genügte eine halbe Schwadron, um die Masse in alle vier Winde zu verjagen.«
*356. Es ist in den Wind geredet.
Böhm.: Slovu na vítr sázsš. (Čelakovsky, 558.)
Poln.: Mów ty ścienie. (Čelakovsky, 558.)
*357. Es ist nichts als Wind. – Eiselein, 644.
*358. Es ist schade um diesen Wind.
Die Worte sind hier umsonst.
*359. Es ist schlechter Wind in seinem Segel.
*360. Es ist Wind in einem Käfig. – Burckhardt, 310.
Von nutzlosen, ungereimten Handlungen und Massregeln, die keinen Erfolg haben können.
Frz.: Autant en emporte le vent.
*361. Es ist Wind vor der Hofthür (auch: Hinterthür.) (Holst.)
Von Windbeuteln, Aufschneidern.
*362. Es weht kein guter Wind.
Lat.: Spirat Caecias. (Philippi, II, 198.)
*363. Etwas allen Winden preisgeben. – Eiselein, 643.
Lat.: Auris ferre dedit. (Faselius, 25.)
*364. Etwas in den Wind schreiben. – Fabricius, 20.
Was man vergessen will.
Lat.: In vento et rapida scribere aqua.
[261] *365. Etwas in Wind schlahen. – Franck, II, 89b; Mathesy, I, 6b; Eiselein, 643; Eyering, III, 180; Lohrengel, II, 285; Körte, 6861c.
Eine Sache gering schätzen, wie etwa der Bauer bei Worfelung des Getreides die Spreu in den Wind schlägt und solche wegführen lässt. »Sie schlagen alles in den windt.« (Waldis, III, 98, 127; Alsatia, 1862-67, 467.) Sla dat nich so in den Wind. (Dähnert, 552a.)
Holl.: Hij slaat het in den wind. (Harrebomée, II, 471a.)
Lat.: Ventis tradere. (Horaz.) (Tappius, 130b; Binder II, 3336; Philippi, II, 243.)
*366. Guten Wind haben.
Frz.: Aller au lis du vent. (Kritzinger, 19b.) – Faire (porter) vent arrière. – Voguer heureusement. (Kritzinger, 707a u. 722a.)
*367. He hett den Wind ünner Ogen. (Holst.) – Schütze, IV, 314.
Er geht gegen den Wind.
*368. He krigt de Wind van vörn. (Ostfr.) – Eichwald, 2071; Bueren, 547; Frommann, VI, 381, 65; Schröder, 497.
*369. He makt Wind as Eve. (Ostfr.) – Frommann, VI, 281, 670; Eichwald, 2072.
*370. Heut geht der Wind aus dem Backofen. (Oberösterr.)
D.h. sehr heiss.
*371. Ich bin schon in viel solchen Winden gewesen.
Böhm.: Mnoho jsem jó takových vĕtrův vidĕl. (Čelakovsky, 546.)
*372. Ich hab den windt geschliffen. – Hauer, Miija.
*373. Ich habe mir manchen scharfen Wind um die Nase gehen lassen.
Viel widrige Erfahrungen gemacht.
*374. Im Winde schiffen.
*375. In den vier Winden wohnen.
Sehr luftig.
*376. In den Wind bauen.
Sich vergebliche Hoffnungen machen.
*377. In Wind vnd Lufft dahin reden. – Mathesy, 175a.
*378. Jeder Wind bläst ihn um.
Frz.: Il ne vaut pas un coup de poing.
*379. Jetzt bläst ein anderer Wind. – Mayer, II, 168.
*380. Kommt der Wind daher?
*381. Lât di kenen Wind vörmaken. – Dähnert, 552a.
Lass dich nicht täuschen, lass dir nichts vorschwindeln.
*382. Manch saurer Wind hat ihn angeweht. – Schottel, 1118a.
Frz.: Il a essuyé de grands modifications; il a avalé bien des couleuvres.
*383. Macht mer kîn Wind. – Robinson, 541.
*384. Mit allen (vier) winden seglen. (S. ⇒ Fuchs 437.) – Franck, II, 16b u. 102b; Eyering, III, 227; Mayer, II, 96; Eiselein, 644; Körte, 6861a; Altmann VI, 518.
Schelten hier und loben dort, sagend nein, dort sprechen ja, lachend hier und weinend da, geistlich sein von Angesicht, und halten dennoch Frommkeit nicht.
Holl.: Hij zeilt met alle winden. (Harrebomée, II, 471b.)
Schwed.: Segla med allehanda wind. (Grubb, 906.)
*385. Mit gutem (günstigem) Winde segeln.
Wenn sich alle Umstände vereinigen, unsere Pläne zu fördern.
Frz.: Être porté d'un bon vent. (Kritzinger, 706b.)
Lat.: Bonis avibus. (Hanzely, 54; Philippi, I, 62.) – Secunda aqua. – Secundis ventis navigare. – Secundo flumine (aestu). (Faselius, 7.)
*386. Mit halbem Wind fahren (segeln). – Hans Sachs, 101; Theatr. Diabolorum, 373a.
*387. Mit seinem eignen Winde segeln.
*388. Mit widrigem Winde segeln.
Mit Widerwärtigkeiten zu kämpfen haben.
Lat.: Adverso Deo. (Ovid.) – Adversis Austris natare (navigare). – Adverso flumine. (Faselius, 6; Wiegand, 463.)
*389. Mit Wind und Strom kämpfen.
Mit allen möglichen Hindernissen zu kämpfen haben.
Frz.: Aller contre vent et marée. (Lendroy, 493.)
*390. Mit Wind handeln.
Wie dies Lügner, Grosssprecher, Maulmacher thun.
*391. Mit zweierlei Wind segeln. – Eiselein, 644.
*392. Mit'n Wind schif'n. (Oberösterr.) – Baumgarten, 42.
*393. Nach allen Winden hin.
»Man hat dafür gesorgt, dass in Deutschland nach allen Winden hin die Spanier sowie auch die Italiener als elende und sehr verdorbene Völkerschaften gelten.« (Stolz, Spanisches, 221.)
[262] *394. Pfeift der Wind aus dem Loch? (Oberösterr.) – Baumgarten, 42.
*395. 'S îs haite a Wend daussa, oass wänn d'r Taif'l Huchz't hätte. – Peter, I, 453.
*396. Schlag es in den Wind!
Lat.: Ventis tradere. (Erasm., 683.)
*397. Se mâkt Wind as Eva. – Kern, 110.
*398. Sich mit seinem eignen Winde blähen.
Vom Dünkel und von hohler Grossthuerei.
*399. Sich nach dem Winde drehen. – Eiselein, 644.
Engl.: To turn with the wind. (Bohn II, 181.)
Kroat.: Po vetru se obraća. (Čelakovsky, 533.)
*400. Sich nach jedem Winde drehen, wie eine Kirchthurm- (oder Wetter-) Fahne. – Parömiakon, 310.
Frz.: C'est un homme qui va à tout vent.
*401. So lang as de Wind waiht un de Hahn kraiht. – Volksbote, X, 156; Kern, 137.
Betheuerungsformel: Soll das dauern, gelten, oder nicht geschehen. So hiess es in alten Privilegien z.B. der hamburger Fleischer wegen Hutrecht auf dem Heiligen Geistfelde, d.i. bis zu ewigen Tagen. (Schütze IV, 355; für Altmark: Danneil, 246.)
*402. Vom Winde leben. – Eyering, II, 390; Schottel, 1115 Körte, 6861a.
Von Betrug und Lügen. »Hier liegt der Windmüller Jackson. Er lebte vom Winde mit Weib und Knaben; es leben auch sonst viele davon, die keine Mühle haben.« (Witzfunken, IVa, 19.)
Lat.: Aut etiam ventis pasci. – Vento sorbere. (Bovill, I, 3.)
*403. Vör Wind un We'r (Wetter) lopn. – Eichwald, 2068.
*404. Was wehet dich für ein Wind her!
*405. Was wirst du gegen den Wind blasen!
Was nützt es, sich gegen Gewalt aufzulehnen!
*406. Weht der Wind hier?
Engl.: Is the wind in that quarter? (Bohn II, 183.)
*407. Wend ohne Regen. (Meurs.) – Firmenich, I, 405, 274.
*408. Wenn der Wind nicht geht.
Wolle man dies oder jenes thun, werde etwas geschehen.
*409. Wer weiss (kann wissen), welcher Wind das Licht ausgelöscht hat. – Parömiakon, 803.
*410. Wider den Wind segeln.
Lat.: Delia invita venari. (Philippi, I, 113.)
*411. Wie der Wind in dem Rohr, jetzund hinten, jetzund vor. – Eiselein, 644.
*412. Wie der Wind weht.
Zu ergänzen: ist er, d.h. man kann sich nicht auf ihn verlassen. Er ist wie eine Wetterfahne; er geht stets mit der Strömung der stärksten Partei.
*413. Wind in die Welt blasen.
»Blase ich hier vergebens Wind in die Welt?« (Köhler, 135, 18.) D.h. verwahre, rufe, rede u.s.w. ich ganz umsonst, ohne allen Erfolg?
*414. Wind machen. – Dove, 637; Körte, 6861.
Prahlen, sich gross machen. »Du machst an allen Orten Wind, Wind in einem fort; du bist der Mann von Worten, doch nicht der Mann von Wort.« (Witzfunken, IIIb, 6.) – »Stille, Winde, hier! ein grösserer als ihr, der schlummert hier! Fürwahr er war weit mehr; denn was ihr seid, das machte er.« (Witzfunken, Ib, 14.) Die Franzosen gebrauchen dafür die Redensart: Conter des fagots, die jedoch auch für »aufschneiden« gebraucht wird, wie dafür, um zu sagen: alberne, abgeschmackte Märchen erzählen. (Lendroy, 1597.)
*415. Wind pflügen.
Ist z.B. das mühselige und fruchtlose Geschäft der Redner und Schriftsteller, welche über Verderbniss der Sitten eifern.
*416. Wind und Wort verkauffen. – Eyering, II, 57.
Mehr versprechen als man halten kann.
Frz.: Il vend du vent. (Kritzinger, 707a.)
*417. Wind verkaufen.
Holl.: Hij verkoopt wind. (Harrebomée, II, 471b.)
*418. Wind vör de Achterdör (auch: vör de Hofdör). – Schütze, I, 15.
Verspottung eines Aufschneiders oder Windbeutels.
*419. Wir sind der Winde gewohnt, wie der Stephansthurm.
Der österreichische Ministerpräsident Graf Belcredi im Reichsrathe. (Breslauer Zeitung, 1865, Nr. 439, S. 2505.)
*420. Zwischen zwei Winden segeln.
421. Ich meine, der Wind geht, sagte der Rekrut, als ihn der Offizier fragte, was er denke, wenn er im Felde so eine Fahne flattern sähe.
422. So as de Wind geit, so sleit de Wîwer de Rock. – Plattdütscher Husfründ, III, 18.
423. Vor dem Winde kann sich niemand bergen.
Bei Tunnicius (1040): Nummant kan sik bergen des windes. (Nemo potest aura vel ventos degere vitam.)
424. Wer auf den Wind warten kann, dem fehlt er gewiss nicht. – Fischer, Curiositäten-Almanach, 270.
[1813] *425. Er kann seinen unreifen Wind behalten und eine Suppe damit blasen (kühlen).
Zu einem, der etwas Dummes, Ungeeignetes sagt oder sich unberufen in eine Angelegenheit einmischt.
*426. In den Wind säen.
Sich vergeblich bemühen.
Lat.: Ventos colis. (Zenod.) (Erasm., 405; Philippi, II, 243.)
*427. Mit dem Winde kämpfen (streiten).
Sich vergeblich abmühen.
Lat.: Cum ventis litigare. (Petron.)
Adelung-1793: Wind-Kolik, die · Wind-Maschine, die · Wind-Instrument, das · Passar-Wind, der · Wind, der
Brockhaus-1911: Wind · Beim Wind
Meyers-1905: Wind River Range · Vor dem Wind segeln · Wind [2] · Wind [1] · Viechtauer Wind · Halber Wind · Elektrischer Wind · Spanischer Wind · Magnetischer Wind
Pierer-1857: Steifer Wind · Südlicher Wind · Stehender Wind · Spanischer Wind · Starker Wind · Wind [1] · Wind [2] · Wind River Mountains · Unterm Wind · Voller Wind · Halber Wind · Knapp am Wind · Frischer Wind · Abländischer Wind · Dicht beim Wind · Schravelen gegen den Wind · Schwerer Wind · Schlaffer Wind · Offener Wind · Raumer Wind
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