Gut (Subst.).
1. Alles gut ist eines andern. – Petri, II, 7.
2. Altes Gut hinter rost'gem Schloss macht neuen Adel mit blankem Tross. (Böhm.)
3. An eines Gutes Ansprach ist kein Verlust. – Klingen, 48 a, 1; Graf, 441, 332.
Wer einen Rechtsanspruch an eine Sache zu haben glaubt und diesen trotz der Weigerung des Verpflichteten geltend machen will, muss klagbar werden. Dabei kann er nichts verlieren als die Processkosten, hat aber die Aussicht, sich in den Besitz des Gegenstandes zu setzen, während der Gegner ausser den Processkosten noch die Sache selbst verlieren kann.
4. An übel gewonnenem Gut hat der dritte Erbe weder Freude noch Muth. – Pistor., 889; Graf, 364, 445.
Lat.: Et male partorum non gaudit tertius haeres. (Seybold, 117 u. 157.)
5. Anderleut Gut – anderleut Sorge. – Simrock, 4127.
6. Anderleut Gut ist gross (schön) Gut.
Holl.: Anderer goed behaagt ons 't meest. (Harrebomée, I, 246b.)
7. Angefailt guet verdenckt man.
Damit drückt Hauer (Liij2), mir unverständlich, dia lateinische Redensart aus: Merx ultronea pultet.
8. Ârêcht Gât gedât nit. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 638.
9. Ârêcht Gât kit ned on dräten Härn. – Schuster, 639.
10. Auff verzehret Gut leihet der Teuffel keinen Heller nicht. – Petri, II, 27; Mathesy, 327b.
[184] 11. Auk en klein Gutt erhält ennen bî frauhem Maude. (Waldeck.) – Curtze, 340, 335.
12. Bai dat Guet iärwet, dai iärwet ock dat Kruet. – Woeste, 68, 92; Hillebrand, 50.
Dies westfälische Sprichwort drückt denselben Rechtssatz aus, wie: Ist die Henne mein, so gehören mir auch die ⇒ Eier (s.d.).
13. Bauwendig und verlaufenes Gut gehört zur höchsten Hand. – Graf, 129, 348.
»Buwending gudt und verlopen gudt höret thor hogsten hand.« (Pufendorf, IV, 11.) Es war eine Regel der Herrschaft, dass ihr die Güter verfielen, deren Besitzer ausgewandert (wo der Bau gewendet wird) oder verschollen war. Man nannte verlaufen Gut, dessen Besitzer nicht aufzufinden war.
14. Bei vnrechtem gut kein segen ist, es gehet hin wie es herkommen ist. – Gruter, III, 9; Henisch, 1793, 58; Lehmann, II, 50, 20.
15. Besser ein Gut in der Ferne als ein Uebel in der Nähe. – Winckler, XIX, 94.
Die Russen: Das Gute in der Ferne sticht das Böse in der Nähe aus.
Engl.: Good at a distance is better than evil at hand. (Bohn II, 363.)
It.: Val più un ben lontano che un mal vicino. (Pazzaglia, 202, 2.)
Port.: Mais val bem de longe que mal de perto. (Bohn I, 281.)
16. Besser ist, das gegenwertig Gut gebrauchen, denn nach anderen gedencken. – Henisch, 1423, 40.
17. Beter Andermanns Gôd, as gên Gôd. – Bueren, 86; Eichwald, 661; Frommann, II, 390, 67.
18. Bey grossem Gut ist vbel forcht. – Petri, II, 43; Henisch, 1796, 66.
19. Da haben wir 's liebe Gut, und es ist nicht ausgebacken.
Ein junger Mensch, der unwissend, sittenlos und unbrauchbar von der Universität oder von seinen kostspieligen Reisen zurückkommt.
21. Das behaltene Gut trägt den Schaden mit dem verlorenen. – Graf, 270, 288.
Von anvertrautem Gute. Der Treuhänder, d.i. der, dem etwas zur Aufbewahrung übergeben worden ist, leistet keinen Ersatz, wenn er zugleich mit dem fremden Gute eigenes verlor, muss aber bezahlen, wenn die anvertraute Sache allein abhanden gekommen ist. Sein Gut theilt das Schicksal des ihm anvertrauten, und das behaltene trägt den Schaden für das verlorene. »Den schaden sall dragen dat beholdene goth mit dem verlornen.« ( Westphalen, IV, 3069, 57.)
22. Das beste Gut ist der beste Kauf. – Graf, 252, 157.
Vom Verhältniss zu Preis und Waare. Nicht der kauft am besten, der am wohlfeilsten kauft, sondern der die beste Waare wählt.
Holl.: Het beste goed is de beste koop. (Harrebomée, I, 247.)
23. Das ewig gut macht rechten muth. – Petri, I, 9.
24. Das grösste Gut ist Gesundheit, der grösste Schatz Zufriedenheit, die grösste Last ist Liebe, der grösste Trost der Schlaf, die beste Arznei ein wahrer Freund.
25. Das Gut bleibt bei dem Blute, woher es gekommen. – Hillebrand, 159, 222; Graf, 194, 83.
Dies in Livland besonders gebräuchliche Sprichwort bezeichnet das Rückfallsrecht und findet bei Erbgütern seine Anwendung. (Vgl. Bunge, Das liv- und estländische Privatrecht, 2. Auflage, 374 a u. 376.)
26. Das Gut bleibt bei denen, die in der Were sitzen. – Graf, 195, 87.
Wenn zwei, die zwei Erbschaften haben, sich verheirathen und ohne Kinder sterben, so fallen die Erbschaften wieder an den nächsten Stamm, aus dem sie gekommen, die des Mannes an den seinen, die der Frau an den ihren. Wenn ferner Kinder noch auf dem Gute der Familie leben, ohne eigene Haushaltung, so fällt ihr Nachlass an die Hausgenossenschaft. In Lübeck: Dat gudt blifft by den, de yn der were sitten. (Hach, 474.)
27. Das Gut einer Ehefrau, soll hinter ihrem Manne weder wachsen noch schwinden. – Graf, 154, 91.
War die Verbindung des ehelichen Vermögens blos für die Dauer der Ehe eingegangen worden, so musste bei des Mannes Tode das ehefrauliche Vermögen wieder ausgeschieden und der Frau und ihren Angehörigen zugestellt werden.
Mhd.: Eener Ehefrowen guot sol hinder jrem man weder swinen noch wachsen. ( Landbuch von Niedwalden, Bl. 13.)
[185] 28. Das Gut erbt Kind nach. – Graf, 193, 60.
Es folgt dem Kinde. (Vgl. Dreyer, Vermischte Abhandlungen zur Erläuterung der Rechte, Wismar 1763, I, 498.)
29. Das Gut fällt auf das nächste Blut. – Graf, 200, 113.
Die Gradesnähe entschied für das Recht zum Erbe.
30. Das Gut folgt seinem Herrn. – Eisenhart, 250; Hillebrand, 68, 99; Pistor., IX, 45; Simrock, 4143; Eiselein, 265.
Jeder hat das Recht, sein Eigenthum in Besitz zu nehmen, wo er es findet. Darüber, was dabei zu beobachten war, vgl. Eisenhart, 252. Das Sprichwort ist aus dem lübischen Rechte entlehnt.
Frz.: Le bien sieut (suit) la gent. (Leroux, II, 247.)
31. Das Gut geht in den Hof, daraus es gekommen. – Graf, 195, 96.
Bezieht sich auf den seltenen Fall, dass ein Gut wieder an den Gutsherrn zurückfällt, von dem die Verleihung ausgegangen ist.
Mhd.: Dat gued geit weder in den hof dar is us gekommen is. (Schildener, 21, 9.)
32. Das gut hat glück vnnd böss dück. – Gruter, I, 11.
33. Das Gut lehnet so viel als es zinset. – Hillebrand, 86, 116; Graf, 76, 81; Walter, System des deutschen Privatrechts, 538.
Sagt, dass die Grösse der Angabe eines Guts, die durch Laudemium, Handgeld, Handlohn u.s.w. bezeichnet wird, nicht überall dieselbe ist. Der Ertrag desselben konnte ohne Verschulden des Besitzers geringer werden, danach wurde auch der Erbpacht ermässigt.
34. Das Gut löset seinen Herrn. – Eisenhart, III, 1, 34; Pistor., X, 22; Sailer, 255; Graf, 321, 250; Eiselein, 265; Simrock, 4145; Braun, I, 1008.
Wer mit einer Schuldenlast beschwert ist, kann zur Tilgung derselben seine unbeweglichen Güter, über die er, wie sich von selbst versteht, nach Willkür schalten können muss, veräussern und mit dem daraus gelösten Gelde seine Schuld bezahlen. Auf diese Weise macht das Gut seinen Herrn von der Schuldenlast los. Das Sprichwort sagt aber auch, dass in vielen Fällen der, welcher mit Gelde büssen kann, nicht mit Verlust seiner Freiheit haften darf, nicht mit der Haut bezahlen muss.
35. Das Gut muss nicht grösser sein als sein Herr.
Frz.: Le bien est très mal employé qui de son maistre n'est subjugué. (Leroux, II, 247.)
36. Das Gut muss zwei Narren haben, einen, der 's sammelt (gewinnt), und einen, der's wieder zerstreut (verthut). – Kirchhofer, 177; Steiger, 67.
37. Das Gut muss zwei Schelme haben, der eine muss es hinein- und der andere muss es hinausschelmen. – Kirchhofer, 177.
38. Das Gut stirbt vom jüngsten zum jüngern. – Graf, 215, 219.
Da die Theilung eines Guts in so viel Theile, als Kinder vorhanden waren, eine nachtheilige Zersplitterung des Besitzes zur Folge hatte; so ward allmählich die Sitte Regel, nur Einem Kinde, in der Regel dem jüngsten Sohn, Haus und Hof zu überlassen, der seine Geschwister abfinden musste. Starb er ohne Kinder, so fiel der Besitz an den nächstjüngsten. (Vgl. von Kamptz, II, 396, 5.)
39. Das Gut sucht Gut.
Dän.: Et godt kaster ikke et ander bort. (Prov. dan., 248.)
40. Das Gut will keinen ruiwen1 Herrn hewwen. (Sauerland.)
1)Riv = freigebig, milde, aber auch auswürfisch, verschwenderisch. He is allto ryve = er wendet zu viel auf. He gift ryve = ist freigebig; ryve hûsholen = in der Haushaltung viel aufgehen lassen. (Richey, 213.) Nach Danneil (174a) bezeichnet riw einen geringern Grad von Verschwendung in der Hauswirthschaft. Von einer Hausfrau, Köchin u.s.w., die in der Küche mehr, als nöthig ist, verbraucht, sagt man: Se is to rîw. Rîw' upp geb'n = bei einem Gastmahl zu reichlich auftragen.
41. Das ist das beste Gut, das niemand Schaden thut.
Holl.: Het is van al het beste goed, welk winste niemand schade doet. (Harrebomée, I, 247.)
42. Das vordere Gut gibt dem hintern Weg und Steg. – Graf, 84, 98.
Es hiess sogar: »Kann der Mann nicht anderswo zu seinem Felde kommen, so darf er sich durch das fremde Korn den Weg schneiden ohne Entgelt, muss das geschnittene Korn aber liegen lassen.« (Vgl. Normann, 192, 155.) »Und wer sein Land düngen will, aber kein Dungweg hat, der soll klimmen auf seines Hauses höchste Spitze oder auf den Berg, soll suchen den nächsten Weg und den mindesten Schaden (seiner Fahrt) und soll den Weg mit Garben belegen.« (Grimm, Rechtsalt., 553.)
[186] 43. Dat Goet moet gaen van dar et gekommen ist. – Eisenhart, 279; Hillebrand, 158, 221; Simrock, 4141; Graf, 194, 85; Eiselein, 376.
Das Gut muss hingehen, woher es gekommen. Handelt von einem besondern Erbfolge-, dem sogenannten Rückfallsrechte, nach welchem, um die Güter bei der Familie zu erhalten, die Stammgüter, die der Verstorbene hinterlässt, dem Stamme wieder anheimfallen, von welchem sie hergekommen sind, die vom Vater erhaltenen also an die väterliche, die von der Mutter an die mütterliche Verwandtschaft.
Holl.: Het goed moet gaan, daar het van daan komt. (Harrebomée, I, 247.)
44. Dein Gut befiehl dem Trägen nicht. – Körte, 2485.
45. Der eilt nach fremdem gut, auff den wart armut. – Gruter, I, 14; Eyering, I, 438.
46. Der hat das Gut, der andere den Muth.
47. Des ungerechten Gutes soll sich der dritte Erb nicht freuen. – Sailer, 141.
48. Des wehrlosen Gut ist gemein. – Froschm., TVII.
49. Die Güter dieser Welt sind ein Fuder Heu, das in die Rapuse gegeben wird.
»Wir sollen nit gedencken, wie der Welt Sprichwort ist, als wenn die Güter dieser Welt wie ein fuder Häw, das in die Rappause gesetzt wirt, davon ein jeder so viel rapfen möge als jm gefalle.« (Chemnitius, II, 397.)
50. Du solt ehe dein eigen Gut verzehren, denn frembdes begeren. – Henisch, 245, 39.
51. Ehrlich Gut tröpfelt nur langsam, unrechtes (verbotenes) strömt reichlich herbei; aber wenig und gerecht ist besser als viel und schlecht. (Arab.)
Holl.: Eigen goed (grond) maakt eenen heer. (Harrebomée, I, 246.)
53. Ein Gut bringt das ander, ein Pfenning den andern. – Petri, II, 192; Henisch, 1797, 13.
Frz.: L'un bien attrait l'autre et l'une pauvreté l'autre. (Leroux, II, 257.)
54. Ein Gut, das nicht nützt, ist kein Gut.
Mhd.: Sol daz heizen guot, daz nieman hie ze guote kumt? (Marner.) (Zingerle, 60.)
55. Ein Gut, das übel gewonnen, ist bald zerronnen.
Lat.: Male parta, male dilabuntur. (Cicero.) – Male partum, male disperit. (Plautus.) (Seybold, 294.)
56. Ein Gut ist ein Bund Stroh. – Frischbier2, 1398.
»Wenn die Bewohner Nadrauens von Gütern gedenken, sprechen sie: Lobys kulys; nach den Worten wäre es soviel als: Ein Gut ist ein Bund Stroh. Der Gebrauch aber dessen gehet auf viel Begebenheiten aus; als: Wenn sich viele Erben in ein Gut theilen, sagen sie: Lobys kulys, wie sich ein Bund Stroh lässet in viele kleine Theile eintheilen, also auch das Gut. Item: Wenn jemand abbrennet, sprechen sie: Lobys kulys, es ist wie ein Bund Stroh, das bald verbrennet. Item: Eigen Herd ist Goldes werth, sagen die Deutschen; die Nadraver aber Lobys kulys, ein eigen Gut ist eine gute Ruhestätt, denn sie auf Stroh insgemein liegen.«
57. Ein Gut lässt sich eher verthun, als man's gewinnt, drum spare fleissig, dass es nicht zerrinnt.
58. Ein Gut schlegt das ander nicht aus. – Petri, II, 195; Henisch, 1797, 15; Schottel, 1143b.
59. Ein Gut so weit von dem andern trägt Flaschen und Weinkannen. – Moscherosch, 448.
Frz.: Terre loing de soy n'apporte que flaccons et bouteilles.
60. Ein Gut und Ein Blut. – Hillebrand, 131, 190; Graf, 153, 73.
Man bedient sich dieses Sprichworts besonders im Würtembergischen bei Eheverträgen, um auszudrücken, dass bei kinderloser Ehe der überlebende Gatte das gesammte Vermögen des Verstorbenen erhalte. (Vgl. Reyscher, Das gemeine und würtembergische Privatrecht, 554, 33.)
61. Ein jed gut muss zwo Personen haben, einen, der es erspart, den andern, der es verzehrt. – Lehmann, 722, 12; Eiselein, 547.
62. Ein jeder ist seines Gutes mächtig. – Simrock, 4144.
63. Einer der vnrecht Gut samlet, der ist wie ein Vogel, der Eyer legt vnd keines aussbrütet. – Lehmann, 251, 28.
64. Einer ist seines Guts der beste Kämmerer. – Mathesy, 232b.
[187] 65. Einer mit Gut, der andere mit Blut.
Holl.: De een het bloed, de aêr het goed. (Harrebomée, I, 246b.)
66. Eines andern Gut ist dem Neidischen ein Glut. – Parömiakon, 60.
67. Eines andern Gut kann man ohne Unrecht bessern, aber nicht brauchen. – Normann, 120; Graf, 94, 168.
68. Eines andern Gut muss jedermann bewahren wie sein eigenes. – Graf, 270, 284.
Derjenige, dem etwas zur Aufbewahrung anvertraut ist (der Treuhänder), muss für deren Erhaltung sorgen und der Sache warten, als ob sie seine eigene wäre, weil sie ihm gerade deshalb anvertraut wurde, um sie vor Untergang zu schützen.
69. Eines andern Gut nimmt man nicht mehr in Obacht als das eigene. – Graf, 270, 286; Wetten, I, 279, 29.
Nur der Schwabenspiegel verlangt für das anvertraute Gut noch grössere Sorgfalt als für das eigene.
70. Eingebracht Gut ergreift auch ererbtes Gut. – Pistor., V, 86; Eisenhart, II, 4, 22; Graf, 154, 97; Simrock, 1987; Hassl., 44.
Unter dem eingebrachten Gute werden die Güter verstanden, welche eine Ehefrau ausser dem Brautschatz dem Manne zubringt (Paraphernalgüter). Die Meinung des Sprichworts geht nun dahin, dass in den Fällen, wo man nicht weiss, ob etwas von dem zugebrachten Gute zum Brautschatz oder zu den Paraphernalgütern zu rechnen sei, stets das letztere angenommen werde, und dass unter den Paraphernalien, was der besondere Sinn des Sprichworts ist, auch die Güter begriffen sein sollen, die eine Ehefrau durch Erbschaft erhält.
71. Elternloses Gut mag weder wachsen noch schwinden. – Graf, 172, 181.
Nach der einen Ansicht soll der Vormund berechtigt gewesen sein, den Ertrag aus dem Vermögen des Mündels, den er nicht für dieses verbraucht hatte, für sich zu behalten. Nach der keineswegs vortheilhaften Meinung aber, welche über die Wirthschaft der Vormünder herrschte, will das Sprichwort nur sagen, dass das Vermögen der Mündel unter der Verwaltung der Vormünder nicht wächst.
Altfries.: Ther alderlasa god thet ne mei nauder naxa ni vonia. (Richthofen, 164, 23.)
72. Ererbtes Gut hält selten fest.
Port.: Fazenda herdada he menos estimada. (Bohn I, 277.)
73. Erschunden und geraubtes Gut bringt dem Besitzer schlechten Muth.
Mhd.: Guot ân êre ist enwiht. (Welscher Gast.) (Zingerle, 61.)
74. Es hilfft keyn gut für den geitz vnnd macht keyn gelt reich. – Franck, I, 67b u. 135a; Petri, II, 252; Henisch, 1797, 20; Lehmann, II, 127, 133.
75. Es ist eitel beschert gut. – Tappius, 36a; Eyering, II, 533.
Lat.: Sine sacris haereditas. (Plautus.) (Binder II, 3163; Tappius, 35b.)
76. Es ist eitel erobert gut. – Henisch, 867, 61.
77. Es ist kein besser Gut als erspartes.
Holl.: Men heeft niet meer goed dan dat men spaart. (Harrebomée, I, 248a.)
78. Es sol jhm keiner kein Gut zu lieb sein lassen, sein Leben zu retten. – Petri, II, 297.
79. Es stirbt kein Gut zurück, sondern vorwärts. – Pufendorf, I, 153; Eiselein, 265; Hillebrand, 156, 218; Eisenhart, 271; Simrock, 4140; Grimm, Rechtsalt., 477.
Das Sprichwort ist aus dem Kehdinger Landrecht entlehnt, und will sagen, dass nach dem Rechte verschiedener deutscher Völkerschaften die Aeltern nicht miterben, wenn ihre Kinder sterben, sondern dass sie bei der Erbfolge von der Seitenlinie ausgeschlossen werden sollen. Der allgemeine Satz, welcher dadurch ausgedrückt wird, ist wol aber der, dass kein Erbe zurück oder aufwärts geht, als bis alle Nachkommenschaft gänzlich mangelt.
80. Ewiges Gut macht rechten Muth, wer darnach thut, hat Gottes Hut. – Petri, I, 40.
81. Ewiges Gut macht rechten Muth, wer solches liebt, darin sich übt. – Petri, I, 40.
82. Frei Gut kommt nicht auf die dritte Brut.
D.h. solches, welches allen Kindern zu gleichen Theilen vererbt wird, im Gegensatz dem Majorat. Ein Wort gegen Güterzersplitterung. In Münster: Frie Guet kümpt nig an die diärde (dritte) Brut. (Frommann, VI, 425, 32.)
83. Frei Gut macht frei Schiff.
D.h. die Güter und Waaren, welche Bürgern oder Unterthanen eines Staats oder einer Macht, die sich [188] im Kriege befinden, gehören, sind keiner Beschlag- oder Wegnahme unterworfen, wenn sie am Bord neutraler Fahrzeuge befunden werden; es müsste denn sein, dass sie Kriegscontrebandeartikel sind. (Vgl. Artikel 1 des Vertrags zwischen den Vereinigten Staaten und Russland im Betreff neutraler Schiffe im Preussischen Staatsanzeiger, Berlin 1854, S. 2123.) In der Botschaft des Präsidenten der Vereinigten Staaten heisst es in Bezug auf den obigen Satz: »Die Erwägung desselben hat im Unabhängigkeitskriege zu der Bildung jenes berühmten bewaffneten Neutralitätsbundes geführt, dessen oberster Grundsatz darin bestand, festzustellen, dass die Flagge die Waare decke, mit Ausnahme von Kriegscontrebande: eine Lehre, welche seit dem Beginn unsers Staates bis auf den heutigen Tag der Lieblingsgedanke der Staatsmänner unsers Landes gewesen ist.« (Vgl. die Botschaft des Präsidenten im Preussischen Staatsanzeiger von 22. Dec. 1854, S. 2288.)
84. Frembdes Gut hat einen schmalen Fuss. – Petri, II, 314; Henisch, 1323, 8; Mathesy, 130a; Graf, 363, 435.
85. Fremd Gut verzehrt das eigene, wie der junge Schnee den alten.
86. Fremdes Gut thut nicht gut. – Mayer, I, 79.
87. Gebetten Gut ist am thewresten. – Petri, II, 324; Henisch, 1386, 55.
88. Geborgene Güter tragen ungeborgenen Schaden nicht. – Graf, 277, 307.
Alle diejenigen Güter, die aus Furcht vor Seegefahr im Hafen zur Aufbewahrung niederlegt wurden, nehmen an dem weitern Schicksal der übrigen Fracht keinen Antheil mehr. Geht die letztere im Verlauf der Seereise zu Grunde, so leiden die geborgenen Güter den Schaden nicht mit.
Mhd.: Van gebergeden guderen dorff me nener vngebergeten guder schaden draghen. (Lappenberg, Alterthümer des Hamburgerrechts, 180, 44.)
89. Gefunden Gut verholen, ist so gut wie gestohlen. – Graf, 363, 435.
90. Gegeben Gut gehört sich viel. – Simrock, 3097.
91. Geistliche güter gehören der Schreibfeder, den rechten Gottesdienst zu bestellen, so nimbt sie der Spiess vnd bestellet damit des Teuffels dienst. – Petri, II, 327; Henisch, 1792, 51; Graf, 543, 55.
92. Geistliche Güter haben Adlerfedern art, wo man sie zu andern leget, so verzehren sie dieselbigen. – Petri, II, 327; Henisch, 1445, 34.
Dieser Aberglaube hat einmal der Geistlichkeit gute Dienste geleistet, wirkt aber in unsern Tagen nicht mehr.
93. Geliehen Gut ist eigen Gut. – Hach, 347; Normann, 135 u. 233; Graf, 269, 267.
Wenn das geliehene Gut Schaden leidet oder verloren geht, so trifft der Verlust nicht den Darleiher, dem vollständiger Ersatz gewährt werden muss.
94. Geliehen Gut muss lachend wiederkommen. – Lohrengel, I, 306.
95. Gemein Gut, kein Gut.
Holl.: Gemeen goed is gemeenlijk kwaad. – Gemeen goed, geen goed. (Harrebomée, I, 247.)
96. Gemeines Gut geht zumeist verloren. – Winckler, V, 33; Simrock, 3384.
Holl.: Ghemeins goets blijft meest verloren. (Tunn., 13, 5; Harrebomée, I, 247.)
Lat.: Quae sunt communes perduntur sepius heres. (Fallersleben, 362.)
97. Gerecht Gut ist recht Gut.
Mhd.: Daz guot mac wol heizen guot dâ man mite rehte tuot. (Freidank.) (Zingerle, 60.)
98. Gesammt Gut, verdammt Gut. – Eisenhart, IV, 35; Pistor., IV, 97.
Bezieht sich auf die Unbequemlichkeit der Verwaltung gemeinschaftlicher Güter und die vielen Unannehmlichkeiten, die damit verbunden sind, weil gemeinschaftliche Güter in der Regel zu Streitigkeiten Anlass geben.
Holl.: Mandegoed – Schandegoed. (Harrebomée, I, 248.)
99. Geschenkt gut ist die beste Nahrung. – Lehmann, 292, 81.
Holl.: Gegeven goed is het beste. ( Harrebomée, I, 246.)
100. Geschenkt Gut ist ehrlich Gut. – Körte, 2478; Simrock, 4138.
101. Geschtîlä Gât dinkt munch ene gat. – Schuster, 1000.
102. Geschtîlä Gât krîscht ous der Jert. – Schuster, 641.
103. Gestohlen Gut am besten schmecken thut.
104. Gestohlen Gut gedeihet nicht.
Dän.: Staalet gods lykkes aldrig vel. (Prov. dan., 528.)
[189] 105. Gestohlen Gut liegt hart im Magen. – Graf, 364, 439; Simrock, 4129; Körte, 2479; Braun, I, 1009.
106. Gestohlen Gut schmeckt jedermann gut.
107. Gestohlen Gut und falsche Waar reicht nicht wohl ins zehnte Jahr. – Petri, II, 336; Henisch, 994, 18; Gaal, 821.
108. Gewonnen Gut behalten ist Kunst. – Petri, II, 338.
109. Gewonnen Gut ist bös verlassen.
Holl.: Ghewonnen goet is goed te holden. (Harrebomée, I, 247.)
Lat.: Prudentum more teneas quisita labore. (Fallersleben, 361.)
110. Gewonnen Gut sol man mit fleiss behalten. – Petri, II, 338.
111. Gleiche Güter sollen gleich hegen. – Graf, 84, 107.
Die Bestimmungen über die Einzäunungen waren mannichfach. (Vgl. Hofstatt, Krautgarten, Stuff.) Das obige Sprichwort spricht den Satz aus, dass bei gleichen Gütern die Verpflichtung der beiden Nachbarn gleich und auch der Zaun von derselben Art sein soll.
112. Gleiches Gut, gleiches Blut, gleiche Jahre gibt die besten Paare. (S. ⇒ Jahr.) – Simrock, 3693.
113. Gôd maokt Môd, Môd maokt Aeöw'rmôd, Aeöw'rmôd deit selten gôd. (Altmark.) – Danneil, 138; ostfriesisch in Hauskalender, I.
114. God of kên Geld. – Frommann, V, 429, 504; Bueren, 480; Hauskalender, I.
Lat.: Magnae periculo sunt opes obnoxiae. (Phaedra.) (Fischer, 125, 4; Binder II, 1740.)
116. Gross Gut, grosse Sorge. – Schottel, 1133a; Simrock, 4126; Gaal, 817; Körte, 2472; Braun, I, 1002.
Böhm.: Vĕtší dobré s vĕtší prací přichází. (Čelakovsky, 127.)
Holl.: Groot (veel) goed, groot (veel) zorg. (Harrebomée, I, 248.)
Lat.: Divitiae pariunt curas. (Binder II, 824.) – Opes nimiae magnae jacturae locum faciunt. (Gaal, 817.)
Poln.: Większe dobro s większą przychodzi pracą. (Čelakovsky, 127.)
Ung.: Nagy veszedelemmel jár a' nagy gazdagság. (Gaal, 817.)
117. Gross gut lest sich langsam gewinnen vnnd ist doch bald verthan. – Petri, II, 357.
118. Gross Gut macht nicht reich in der That den, der das Herz daran hängen hat, nur Genügsamkeit bringt die rechte Wohlhäbigkeit.
Frz.: Richesse ne fait pas riche, qui en trésors son coeur fiche; mais suffisance seulement fait vivre l'homme richement. (Kritzinger, 615b.)
Holl.: Groot goed maakt ons niet te wijzer (beter). (Harrebomée, I, 247a.)
119. Gross Gut macht weise Frawen. – Petri, II, 357; Henisch, 1196, 43.
120. Gross Gut nimmt auch ein End'.
Dän.: Stort gods kand ogsaa ende, dybe brønde kunde og udrømmes. (Prov. dan., 533.)
121. Gross Gut, viel sorg vnd vnruh. – Petri, II, 358.
Holl.: Des werelds goed ontrust 't gemoed. (Harrebomée, I, 246b.)
122. Gross Gut vnd Gelt hat recht über recht bei der Welt. – Petri, II, 358; Henisch, 1468, 32.
123. Gross Gut vnnd ein gesunder Leib seind selten beysammen. – Petri, II, 358.
124. Gross gut will haben starcken muth. – Franck, I, 71b; Eyering, II, 699; Petri, II, 358; Gruter, I, 45; Henisch, 1793, 1; Gaal, 655; Blum, 416; Siebenkees, 216; Körte, 2473; Simrock, 4135.
Lat.: Magnam fortunam magnus decet animus. (Binder I, 916; II, 1741; Fischer, 125, 5; Philippi, I, 234; Seybold, 298; Steinmeyer, 362.)
125. Gross Gut wird nicht an Einem Tag erworben.
Frz.: Grand bien ne vient pas en peu d'heures. (Bohn I, 19; Cahier, 1356.)
126. Gross Gut ziert grosse Herrn, milde Hand vnd Hertz noch mehr. – Petri, II, 358.
127. Grosse Güter vnd Reichthumb lassen einen nicht wol schlaffen. – Petri, II, 358; Henisch, 1800, 5.
Holl.: Het meeste goed geeft de meeste zaligheid niet. (Harrebomée, I, 247.)
128. Gudt maket mot, mot maket overmodt, overmodt maket nidt, nidt maket stridt, stridt maket armot, armot maket demot. – Ebstorf, 12.
Im Archiv für Niedersachsen, 1849, S. 323, findet sich der Spruch aus dem Jahre 1524 in folgender Fassung: [190] »Gud maket Mod, Mod maket Homod, Homod maket Nid, Nid maket Strid, Strid maket Armod, Armod maket Frede, den geve uns God nu unde Stede.«
129. Guht verlohren, Muht verlohren, Ehr verlohren, mehr verlohren, Seel verlohren, Hehl verlohren. – Schottel, 1133a.
Lat.: Facultatum jactura nulla, spei bonae permagna, animae vero omnium est amissio bonorum. (Seybold, 171.)
130. Gut an gut, Leib an leib. – Henisch, 1789, 24.
131. Gut braucht Hut. – Körte, 2484; Simrock, 4123; Braun, I, 1010.
132. Gut – eddel, blut – arm! – Agricola I, 276; Franck, I, 130b; II, 61b; Petri, II, 363: Gruter, I, 46; Henisch, 432, 30; Simrock, 1767.
Spott, dass Reichthum höher steht als der Adel der Gesinnung.
Holl.: Goed edel, bloed arm. – Goed rijk, bloed rijk. (Harrebomée, I, 247.)
133. Gut, Geld die Hülle voll, macht den Reichen toll. – Parömiakon, 3110.
134. Gut gewonnen und Ehre verloren, ist mehr verloren als gewonnen. – Winckler, XIX, 49.
135. Gut hat ein kurz Blut.
136. Gut hilfft nit für armut. – Franck, I, 135a; Simrock, 4137; Körte, 2481.
Die Bedürfnisse sind ungleich. Wovon eine Maus viel Mahlzeiten halten kann, dabei wird ein Elefant verhungern.
137. Gut hin, Muth hin.
Güthel hin, Müthel hin.
138. Gut ist gut, wenn man gut mitthut. – Körte, 2488.
Weiser Gebrauch der Güter wird empfohlen.
Mhd.: Guot ist guot swer daz hât. (Zingerle, 61.)
139. Gut kombt nicht von geuten, es kombt von kargen Leuten. – Gruter, III, 46; Petri, II, 367; Lehmann, II, 239, 102; Eiselein, 263; Simrock, 4122.
Vom Erwerben und weisen Sparen.
Lat.: Ex cocto pullus nunquam producitur ovo. (Seybold, 161.)
140. Gut kommt dem, der danach langt.
Frz.: Qui bien désire bien lui vient. (Leroux, II, 292.)
141. Gut macht Ehre. – Parömiakon, 2327.
142. Gut macht freund, aber not bewehrts. – Franck, I, 65a; Henisch, 1797, 40; Lehmann, II, 233, 190; Körte, 2471; Lohrengel, I, 355.
143. Gut macht Freunde. – Henisch, 1797, 38; Sprichwort, 19, 4; Schulze, 78; Zehner, 89; Parömiakon, 2327; Sailer, 67.
Lat.: Amicos res invenit. (Gaal, 819.)
144. Gut macht mut. – Agricola I, 51; Franck, I, 141b; Eyering, I, 367; Gruter, I, 46; Henisch, 1797, 42; Seybold, 538; Hauer, Mij2; Eiselein, 262; Simrock, 4130.
»Alssbald einem ein wenig Hellerlein zu gehen, pfleget jhm auch das mütlein vnd Dunckel zu wachsen; das Gütlein macht ein mütlein.« (Mathesy, 22b.)
Holl.: Goed maakt moed. (Harrebomée, I, 247.)
It.: Per le prosperità ingagliardisce l'animo. (Pazzaglia, 298, 2.)
Lat.: E copia ferocia. (Binder II, 896; Steinmeyer, 33.) – Opulentiae comes tumor et ferocia, opulentia inflat. (Seybold, 420.)
145. Gut macht Muth, aber viel grösser ist der Muth, den da macht das höchste (ewige) Gut.
146. Gut macht muth, armut demuth, die ist gut. – Petri, II, 367; Gruter, III, 46; Henisch, 1797, 41; Lehmann, 240, 103.
Böhm.: Statky čini statečnost, a nedostatky nestatečnost. (Čelakovsky, 164.)
Poln.: Dostatek czyni statek, a niedostatek niestatek. (Čelakovsky, 164.)
147. Gut macht Muth, Muth macht Hochmuth, Hochmuth macht Armuth, Armuth aber wehe thut, wehe thun sucht wieder Gut. – Heuseler, 124; Körte, 2469; Petri, II, 367.
148. Gut macht muth, muth macht hochmuth, hochmuth macht neyd, neyd macht streit, streit macht armuth, armuth macht demuth. – Petri, II, 367; Henisch, 1797, 46; Latendorf II, 15; Simrock, 4134.
149. Gut macht Muth, Muth macht Uebermuth, Uebermuth Schaden thut, Schaden aber wehe thut. – Teller, 60; Körte, 2469 u. 3056; für Holstein: Diermissen, 272; Eichwald, 659.
Die Sachsen in Siebenbürgen: Gäkt maucht Mäkt, Mäkt maucht Iwermäkt, Iwermäkt dit sälde gäkt. (Schuster, 1095.) [191] Der Litauer sagt: Bagocius raguczius irgi Pui koczius, was wörtlich heisst: Ein Reicher, ein Gehörnter, also ein Muthiger.
Frz.: L'abondance est voisine à l'arrogance. (Gaal, 816.)
It.: Chi ben siede, mal pensa. – Il buon tempo a molti fa scavezzar il collo. (Gaal, 816.)
Lat.: Ex copia ferocia. – Fustem copia gignit. – Ubi uber, ibi tuber. (Eiselein, 262.)
150. Gut macht muth, muth macht vbermuth, vbermuth nimmer gut thut. – Franck, II, 92; Gruter, III, 46; Lehmann, II, 240, 140; Simplic., 458; Mayer, I, 151; Bücking, 143; Körte, 2469; Simrock, 4132; niedersächsisch bei Frommann, V, 429, 505; Bueren, 479.
Dän.: Gods giør moed, moed giør overmod, overmod sielden god. (Prov. dan., 246.)
151. Gut macht muth vnd wirfft die Leut ins Teuffels glut. – Lehmann, 685, 60.
152. Gut macht Uebermuth, Armuth macht Demuth. – Pistor., IX, 44; Körte, 2468; Simrock, 4133; Braun, I, 1000.
Frz.: Les richesses enflent le coeur. (Gaal, 587.)
Lat.: Res secundae non habent unquam modum.
153. Gut macht vbermut. – Franck, I, 75a; II, 144b; Gruter, I, 46; Henisch, 1797, 43; Schottel, 1119b; Latendorf II, 15.
Mhd.: Daz guot machet dicke unguot. (Welscher Gast.) – Sanfte gewunnen guot machet üppigen muot. (Freidank.) ( Zingerle, 61.)
Lat.: Pecuniam sublati sequuntur. (Seybold, 434.)
154. Gut, muth vnd vbermuth bringt manchen in der Höllen glut. – Henisch, 1797, 49; Gaal, 816; Petri, II, 367; Schottel, 1143b.
155. Gut ohne Genuss ist eine Last und keine Lust.
Holl.: Jij hem, die goed heeft zonder vreugd. (Harrebomée, I, 246b.)
156. Gut ohne Hut führt im Trab zum Bettelstab.
Frz.: Qui ne garde le bien et ne defend de los, n'est de l'avoir pour sépulcre à ses os. (Leroux, II, 304.)
157. Gut, schwerd vnd Gold sind den Kindern nicht nutz. – Petri, II, 367.
158. Gut sucht Gut.
159. Gut und Gold sind oft den Dummen hold.
Engl.: Wealth is like rheum, it falls on the weakest parts. (Gaal, 818.)
Lat.: Plutus caecus et judicii expers. (Gaal, 818.)
160. Gut und Leben hängen an einem Haare (Zwirnfaden). – Sailer, 209.
Frz.: On a toujours plus de bien que de vie. (Cahier, 216.)
161. Gut und Noth schwinden mit dem Tod.
Die Araber sagen: Irdisch Gut und Uebel gehen, wie sie gekommen, am spätesten mit unserm Leben. (Cahier, 2373.)
162. Gut verlohren, muth verlohren. – Henisch, 1797, 51.
Holl.: Verlies van goed, verlies van moed. (Harrebomée, I, 248.)
Lat.: Prudens videtur ille cui sors prospera. (Henisch, 1797, 53.) – Vix in damno quis sapit. (Seybold, 646.)
163. Gut verlohren, nichts verlohren, Ehr verlohren, vil verlohren, Gottes Wort verlohren, alles verlohren. – Henisch, 1797, 55.
164. Gut verlohren, vil verlohren, Zeit verlohren, mehr verlohren. – Petri, II, 367; Henisch, 1797, 62.
165. Gut verloren – Blut verloren.
Frz.: Qui perd son bien, perd son sang (sens). (Cahier, 1332; Kritzinger, 644a.)
166. Gut verloren, Freund verloren.
Holl.: Als het goed verloopt, zoo sterven de vrienden. (Harrebomée, I, 246b.)
It.: Chi perde la robba perde gl' amici. (Pazzaglia, 281, 4.)
167. Gut verloren, nichts (wenig) verloren, Mut verloren, halb (viel) verloren, aber ehre (Freiheit) verloren, alles verloren. – Tappius, 197a; Petri, II, 367; Beneke, 255; für Trier: Laven, 182, 55; Firmenich, III, 546, 32; siebenbürgisch-sächsisch bei Schuster, 643a.
Dän.: Gods forloret, intet forloret; liv forloret, meget forloret; ære forloret, alt forloret. (Prov. dan., 13.)
168. Gut verlorn, vnuerdorben, mut verlorn, halb verdorben, Ehr verlorn, gar verdorben. – Franck, II, 119; Egenolff, 132a; Petri, II, 368; Gruter, I, 46; Henisch, 1797, 58; Latendorf II, 15; Pistor., III, 70; Ramann, I. Pred., IV, 1; Bücking, 370; Körte, 2483; Venedey, 151.
Engl.: Take away my good name, and take away my life. (Bohn II, 118.)
[192] Frz.: Pluie d'argent peut guérir. (Gaal, 321.)
Holl.: Goed verloren, niet verloren; moed verloren, veel verloren; eer verloren, meer verloren; ziel verloren, al verloren. (Harrebomée, I, 247.)
Lat.: Amissis rebus nemo sapiens. (Henisch, 1797, 52; Seybold, 25.) – Bona opinio tutior est pecunia. (Egenolff, 132a.) – Omnia si perdas, famam servare memento, qua semel amissa postea nullus eris. (Seybold, 411.)
Ung.: Inkább veszszen – el életed, mintsem betsületed. (Gaal, 321.)
169. Gut, Vernunfft, dapffer Hertz vnd weiser Rath hohe sachen aussrichten vnd grosse that. – Gruter, III, 46.
170. Gut vnd Gelt gehört der Welt. – Petri, II, 368.
171. Gut vnd Gelt herrschet die Welt. – Petri, II, 368; Henisch, 1797, 66; Lehmann, II, 233, 193.
172. Gut wehret nicht ewig. – Petri, II, 368.
173. Gut werbet Gut. – Petri, II, 368; Henisch, 1797, 67.
Holl.: Het goed trekt het goed. (Harrebomée, I, 247.)
174. Gut will ein (Ernehrer vnnd Ver-)Zehrer haben. – Gruter, III, 47; Lehmann, II, 240, 111.
Mhd.: Guot sol man behalten und dâ bî êren walten. (Zingerle, 61.)
175. Gut Will Hut.
Der Italiener sagt: Es ist schlimm für das Gut, das seinen Herrn nicht sieht. Denn, meint der Spanier, wo kein Herr ist, da ist Leid. Die französischen Neger behaupten: Wenn sich der Herr aus dem Garten entfernt, so verderben die Früchte. Und in Hindostan heisst es: Wenn der Herr fort ist, so scheint das Haus leer zu sein, auch selbst wenn hundert Sklaven da sind. (Reinsberg III, 35.)
176. Gut will zu Gut. – Eiselein, 265; Simrock, 4146; Braun, I, 1006.
Frz.: Le bien cherche le bien. (Eiselein, 265.)
177. Güter brauchen Hüter. (Luzern.) – Schweiz, II, 243, 33; Sprichwörtergarten, 124; Körte, 2484; Simrock, 2124.
Dän.: Forvar vel det gods som er dit eget, og meere dig selv fra det som er andres. (Prov. dan., 188.)
178. Guter haben vnnd nicht geniessen, das möcht den Teuffel verdriessen. – Henisch, 1495, 4.
Die Araber sagen: Die Güter dieser Welt gehören uns nur zum Niessbrauch. Der Körper ist nur ein gemiethetes Kleid, das Leben nur ein Gasthaus. (Reinsberg II, 149.)
Ung.: Gazdagsággal bírni, és azzal nem élni, éktelen bolondság. (Gaal, 823.)
179. Güter machen hohe Gemüther. – Parömiakon, 978.
180. Güter müssen sich selbst vertheidigen. – Pistor., VIII, 92; Graf, 94, 163; Simrock, 4125.
Die Thatsache, dass jemand im Besitze eines Guts ist, schliesst die Vermuthung für die Rechtmässigkeit dieses Zustandes in sich. Wer diesen Zustand nicht anerkennen will, darf sich nicht selbst Recht verschaffen; er muss die ⇒ Gewere (s.d.) oder den Besitz durch eine gerichtliche Klage brechen.
181. Güter sind gut denen, die sie brauchen; aber gross Gut ist denen böse, die es misbrau chen.
Frz.: Les biens sont bons à ceux qui bien en usent, mais ce font maux à ceux qui en abusent. (Kritzinger, 69b.)
Holl.: Goed is geen goed, dan bij een' goeden heer. (Harrebomée, I, 247.)
182. Güter sind nicht derer, die sie besitzen, sondern derer, die sie geniessen.
Engl.: Goods are theirs only who enjoy them. (Bohn II, 10.)
Frz.: Les biens soit d' iceux qui en jouissent. (Leroux, II, 250.)
Holl.: Het goed behoort niet dengenen, die het verkregen heeft, maar dengenen, die het geniet. (Harrebomée, I, 247.)
183. Güter sind Wasser, hat sie der Prasser. – Sprichwörtergarten, 302.
184. Güter werden mit Mühe erworben, mit Sorge bewahrt und mit Klagen verloren.
Holl.: Het tijdelijk goed wordt met moeite vergaârd, met zorg bewaard en met rouw verloren. (Harrebomée, I, 247.)
185. Hast du Gut, Gelt vnd Gold, nicht frech du dennoch werden solt. – Henisch, 1797, 68.
186. Huoszt te Gât, huoszt te Mât. – Schuster, 1094.
187. In fremdem Gut wirthschaftet man wie der Hase im Kohl.
Holl.: Hij grasduint in eens anders goed, als een haas in de koolbladeren. (Harrebomée, I, 247b.)
188. Inn gut vnd gelt triumphieret die Welt. – Petri, II, 405; Henisch, 1474, 29.
189. Irdisch Gut ist Ebb' und Flut.
Holl.: De goederen dezer wereld zijn gelijk aan sneeuwvlokken, die de oogen verblinden, en weldra versmelten. [193] (Harrebomée, I, 246b.) – Werelds goed is eb en vloed. (Bohn I, 343.)
190. Ist kein Gut da, so sind die Erben ledig. – Schwabenspiegel, 20, 2; Graf, 222, 272.
Die Erben haben nur insoweit für die Schulden des Erblassers einzustehen, als das hinterlassene Vermögen reicht, nach jetzigem Recht mit der Einschränkung, wenn sie die Erbschaft nicht unbedingt antreten.
191. Je grösser Gut, je grösser Brandholz, das wir in die Hölle tragen. – Winckler, III, 8.
Holl.: Hoe meerder goed, hoe meerder brandhout, dat wij in de hel brengen. (Harrebomée, I, 247.)
192. Je grosser gut, je schwerer muht.
»Man sagt im Sprichwort: Je grosser gut, je schwerer muht, je reicher, je bekümmerter.« (Sorgteuffel in Theatrum Diabolorum, 534b.)
193. Je grösser Gut und Ehr', man suchet immer mehr.
Holl.: Hoe groot ook 't goed en de eer, nog zoekt men altijd meer. (Harrebomée, I, 247.)
194. Je mehr Gut, je weniger Muth.
Mhd.: Swer rîchet an dem guote, der armet an dem muote. (Freidank.) (Zingerle, 61.)
Holl.: Of meerder goed, of minder moed. (Harrebomée, I, 248b.)
195. Je mehr Guts, je mehr sorg. – Petri, II, 394; Henisch, 1797, 70.
Jeder Weingarten, sagen die Osmanen, schlägt dem Herzen Scharten. (Schlechta, 460.)
Mhd.: Mit dem guote wehset girescheit, erge, vorht, sorge, müe, leit. (Welscher Gast.) (Zingerle, 61.)
196. Jeder ist seines Gutes mächtig. – Pistor., V, 87; Graf, 93, 154.
Mhd.: Diz guot ist nûnez unde wibs ouch eigentlîche han. (Zingerle, 62.)
197. Jeder nimmt sein Gut, wo er es findet.
Frz.: On prend son bien où on le trouve. (Bohn I, 43.)
198. Jedermann hat seines Gutes Gewalt. – Graf, 93, 151.
Altfries.: Allera monna kwek sinis godes walde. (Wiarda, 98, 22.)
199. Jedes Gut will einen gewissen Herrn haben. – Graf, 76, 73.
Es scheint Perioden zu geben, in denen die Menschen die Freiheit nicht ertragen können. Aus einer solchen scheint auch wol dies (aus Jurispr. Frisica, 242, entlehnte) Sprichwort zu stammen, welches das angebliche Bedürfniss kleiner freier Landgüter ausdrückt, in ein (zinspflichtiges) Abhängigkeitsverhältniss zu einem grossen Gute zu kommen, dessen Besitzer es als Obereigenthümer betrachtete. Die in dem obigen Sprichwort ausgedrückte Ansicht hat die bis dahin noch bestandenen freien Bauergüter vernichtet.
200. Kein Gut hilft für den Geiz. – Schottel, 1125a; Körte, 1868.
Je mehr er bekommt, je mehr will er haben.
Holl.: Goed bluscht (stopt) geene gierigheid. – Goed verzadigt niet. (Harrebomée, I, 247.)
201. Kein Gut ohne Hass, kein Brot ohne Mühe.
Frz.: Nul bien sans hayne, nul pain sans peine. (Kritzinger, 69b; Leroux, II, 270.)
Lat.: Nil sine labore paratur.
202. Kein Gut so gross, man wird es los.
203. Keiner darf auf eines andern Gut schlagen oder scheren. – Graf, 94, 158.
Wer im Besitze eines Guts ist, wäre derselbe auch noch rechtlich anfechtbar, hat auch das alleinige Nutzungsrecht, und er darf nicht dulden, dass andere seine Wiesen scheren oder in seinen Forsten Holz schlagen.
204. Klein Gut ist bald verzehrt.
Dän.: Lidt gods kand man værst hæge. (Prov. dan., 246.)
Holl.: Een klein goed is haast verteerd. (Harrebomée, I, 246.)
205. Klein Gut, klein sorge. – Petri, II, 424; Seybold, 432; für Waldeck: Curtze, 340, 336.
Lat.: Si tibi parva est res, est tibi magna quies. (Egeria, 276.) – Vivit securus, paupertas est sibi murus. (Seybold, 432.)
206. Lieber Gut geben, als Recht verlieren. – Graf, 426, 231.
Bezieht sich auf die Kostenvorschüsse, die beim bürgerlichen Rechtsverfahren zu machen sind, indem das Sprichwort sagt, es sei vortheilhafter, dieses Opfer vorerst zu bringen, als sein Recht zu verlieren.
207. Lieber Gut und Blut verloren, als gelogen und geschworen.
208. Lieber Gut und Leben verloren, als einen falschen Eid geschworen. – Ramann, Unterr., IV, 16.
[194] 209. Lieber Gut und Muth verloren, als die Ehre einmal verloren. – Gaal, 322.
Engl.: He that has an ill name, is half hanged. (Bohn II, 188.)
Span.: Quien la fama ha perdidu, muerto está en vida. (Bohn II, 118.)
210. Man kan bei kleinem Gut auch noch wol frolich seyn. – Petri, II, 454; Henisch, 1251, 10.
211. Man kan ein Gut nicht so bald werben als verderben. – Petri, II, 455.
212. Man kann die Güter nicht auf der Apothekerwage auswägen. – Graf, 480, 684.
Mit Bezug auf die gerichtliche Beitreibung einer Schuldforderung durch Pfandgegenstände, deren Werth sich selten ganz genau bestimmen lässt. Das Sprichwort gehört dem Canton Schwyz an: Man kann die Güeter nit mit der Bulffer-Wag vsswegen. (Kothing, 305, 26.)
213. Man kann wol unrecht Gôd erwarben, man nich verarben. – Goldschmidt, 73.
214. Man môt sin Gôd upp väle Schäpe (Schiffe) hebben. (Oldenburg.) – Weserzeitung, 4097.
Man muss nie das ganze Vermögen auf Einen Wurf setzen. Der Oldenburger bildet den Gegensatz zum Amerikaner. Wer in Amerika sein Geschäft krämerhaft betreibt, wird verachtet, während der, welcher sich in Oldenburg in gewagte Unternehmungen einlässt, deren Erfolg nicht mit grosser Wahrscheinlichkeit vorher zu berechnen ist, als leichtsinniger Thor und Windbeutel betrachtet wird.
215. Man muss nicht all sein Gut auf Ein Schiff bringen.
Holl.: Betrouw één schip niet al uw goed. (Harrebomée, I, 246.)
216. Man muss sein Gut lieben, als wenn man heute sterben, und es gebrauchen, als ob man ewig leben sollte. – Winckler, XIX, 39.
217. Man soll sein Gut geniessen, dass andern mag was fliessen.
Dän.: Gods skal man som vandet nyde, hvad ei bruges lad bortflyde. (Prov. dan., 246.)
218. Mancher gewinnt Gut mit Sünden, dass er muss in der Hölle drumb braten. – Petri, II, 449.
219. Mancher ringt nach grossem Gut vnd kompt doch nimmer auss armuth. – Petri, II, 291.
220. Manniges grot gudt is bald torunnen, dat man mit unrecht hat gewunnen. – Ebstorf, 27.
221. Mässig gut erfrewet am besten. – Petri, II, 474.
222. Mein gut ist dein gut. – Hauer, K2.
Für: Amicorum communia sunt omnia.
223. Mit Abtheilung der Güter zertrennen sich auch die Gemüther. – Simrock, 4104.
224. Mit dem Gut wächst der Muth.
225. Mit gut vnd Geld vnd schönem Kleid macht man nicht fromme Kinder. – Petri, II, 477.
226. Mit seinem eigenen Gut kan jeder Unrecht thun. – Graf, 365, 470.
»Die wile ein Sprikwort is, dat ein ieder mit seinem eigen gude kan vnrecht thon.« (Normann, 10, 8.) Im allgemeinen kann jeder mit seinem Eigenthum nach Belieben verfahren, doch nur insoweit, als er dadurch nicht das Eigenthum, die Rechte und das Leben anderer gefährdet. Wenn also jemand sein Haus in dem Falle anzündete, dass dadurch die Gebäude oder das Eigenthum anderer in Gefahr kämen, so würde er als Brandstifter straffällig sein.
227. Mit seinem Gut jemand zu niedern, ist nicht recht. – Graf, 558, 45.
Das Sprichwort gehört dem Lehnrecht an. Nach demselben ist der Lehnsherr befugt, seine Rechte, sammt dem Gute, auf dem sie ruhen, an einen andern zu übertragen, sodass das bisherige persönliche Band aufgelöst und der neue Erwerber verpflichtet wird, in dieses einzutreten; nur darf, was der Sinn des obigen Sprichworts ist, die Stellung des Lehnsmanns nicht benachtheiligt werden. Dieser braucht sich nämlich die Veräusserung an einen niedern Standes oder auch die Verwandlung in ein Burglehn nicht gefallen zu lassen, kann aber der Veräusserung an einen höhern Herrn nicht widersprechen.
Mhd.: Dat n' is nicht recht dat man jemande nedere mit sime gude. (Homeyer, Sächsisches Lehnrecht, 25, 1.)
228. Mit welchem Gut der Mann erstirbt, das heisst man aller Erbe. – Graf, 183, 1.
Alles, was bei seinem Tode in seinem Besitze ist, macht seinen Nachlass aus.
Mhd.: Mit swelkeme gude de man bestirft, dat het allet erve. (Sachsenspiegel, I, 6, 1.)
[195] 229. Nach dem Gute muss das Zehren sein; der Narr sagt: nein.
Frz.: Se lon les biens soit la dépense, le sage le croit, le foû n'y pense. (Kritzinger, 69b.)
230. Nach Gut vnd nicht nach Ehr freyen, nimbt ein böss alter. – Henisch, 1799, 15; Petri, II, 487; Schottel, 1143b.
231. Niemand kann des andern Gut verwirken. – Graf, 222, 275.
Kein Erbe ist verpflichtet, aus dem eigenen Vermögen die Schulden des Erblassers zu bezahlen, er müsste denn nach dem jetzigen Gesetz die Erbschaft unbedingt antreten.
232. Niemand kann eines andern Gut mehr in Obacht nehmen als sein eigenes. – Wetten, I, 181, 155; Asega, 96, 17; Graf, 270, 285.
233. Niemand kann Gut vnd Geld mittragen auss der Welt. – Petri, II, 495.
234. Nimmer Gut, nimmer muth. – Henisch, 1799, 18; Petri, II, 449.
235. Ohn Gut vil Ehr gilt nuh nicht mehr. – Henisch, 1799, 18.
Die Russen: Gut wirkt mehr als Muth. (Altmann VI, 404.)
237. Ohne Gut und Geld gilt man nicht viel in der Welt.
Frz.: Tout n'en vaut rien qui n'a du bien. (Kritzinger, 68b.)
238. Recht erworben Gut wudelt wol. – Andr. Länng, Sorgteuffel (Frankfurt 1573), in Theatrum Diabolorum, S. 533a.
239. Schlecht Gut ist auch um einen Heller zu theuer.
Frz.: On n'a jamais bon marché de mauvaise marchandise. (Kritzinger, 440a.)
240. Stâlen Gôd hett kên Dêr (Gedeihen). (Holst.) – Schütze, II, 50.
241. Stâlen Gôd liggt hart in'n Mâg. (Holst.) – Schütze, III, 67.
Gestohlen Gut bekommt selten gut.
242. Todtes Gut nimmt der Teufel in seine Hut.
Holl.: Het goed, dat niemand te passe komt, daar speelt de duivel meê. (Harrebomée, I, 247.)
243. Tracht vmb das gut, das, sos schiff bricht, mit dir aussschwimm. – Franck, I, 159a; Henisch, 1799, 22.
244. Trotz nicht auff dein grosses Gut. – Lehmann, II, 626, 33.
245. Uebel gewonnen Gut kommt selten an die Sonne. – Winckler, XI, 83.
Frz.: Bien mal acquis ne profite pas. (Starschedel, 403.)
246. Uebel Gut das reichet nicht. – Schottel, 1135a.
247. Ueber unrecht Gut mag man nicht testiren. – Graf, 206, 179.
Niemand kann über Dinge letztwillig verfügen, die ihm nicht rechtmässig gehören. Als unrecht Gut betrachtet das friesische Recht aber auch die Schulden und erklärt eine letztwillige Verfügung über das schuldenfreie Gut hinaus für ungültig.
Altfries.: Een menscha mey neen bokinghe dwaen fan onriucht guet. (Hettema, XLV, 30.)
248. Ungerecht Gut muss zwei Schelme haben, einer muss es hinein-, der andere muss es hinausschelmen. – Simrock, 10651a.
249. Ungerecht Gut will zwei Schelme haben, einen, der's gewinnt, den andern, der's verthut. – Sailer, 126; Winckler, IV, 36; Simrock, 10650; Eiselein, 611.
Dän.: Gods maa have to personer, een som samler og een som udspreder. (Prov. dan., 246.)
Holl.: Het goed will twee schelmen hebben. (Harrebomée, I, 247.)
Lat.: Dives aut iniquus, aut iniqui haeres. (Binder I, 350; II, 819.) – Opes magnae vix sine fraude parantur. (Seybold, 426.)
250. Ungerecht Gut wird dadurch nicht heilig, dass man es Klöstern (Pfaffen, Mönchen, Nonnen) schenkt. – Klosterspiegel, 63, 12.
251. Ungrechds Guid tuid kuan guit. (Steiermark.) – Firmenich, II, 769, 143.
Unrecht Gut thut kein Gut.
Frz.: Bien perdu, bien connu. (Cahier, 1337; Gaal, 838.)
It.: Il bene non è conosciuto, se non è perduto. (Gaal, 838.)
[196] Lat.: Tum demum bona cognoscimus, cum ea amisimus. (Gaal, 838.)
Ung.: Hamisan gyüjtött pénz el-emészti a maradékot. (Gaal, 822.)
252. Unrecht Gut dauert wie Butter an der Sonne. – Parömiakon, 1557.
Mhd.: Des argen guot, des gouches loup zergênt beidiu sam ein stoup. (Welscher Gast.) (Zingerle, 61.)
Holl.: Oneerlijk goed gedijt (beklijft) niet. (Harrebomée, I, 248.)
It.: Vien presto consumato l'ingiustamente acquistato. (Pazzaglia, 2.)
253. Unrecht Gut druhet nicht. – Luther's Werke, XXIII, 106; Petri, II, 560; Eiselein, 612.
Druhen, trugen oder truhen = gedeihen, zunehmen. »Wenn sie gleich reich werden, so drühets nicht.« (Luther's Tischreden, 62a.) Unrecht truhet nicht. (Mathesy, 88a.) Wo der geyr uf dem Dache sitzt, da trugen die küchlein selten. (Lied vom Prinzenraub in Wolff's Historischen Volksliedern, 655.) Es truht nicht bei ihm, = es bessert ihn nicht, ist nicht angelegt bei ihm, bleibt nicht, haftet nicht. (Reinwald, Idiotikon, 1, 173.) Das sind Beispiele der Anwendung, aber woher stammt das Wort und wie ist es zu erklären? Dr. Vonbun (Frommann, IV, 6) hat aus Vorarlberg wôl trüiht, mit dem Particip von trüiha zusammengesetzt = gut genährt, fett, stark. Dr. Frommann (II, 286, 63) stellt die Wurzel trû voran und erklärt es durch gedeihen, fruchten; angelsächsisch: throhan throva (Ettmüller, 613), englisch: to thrive, oberdeutsch: trühen, trüjen, truen. (Tobler, 57; Dieffenbach, II, 669; Schmid, 144.) Stalder (I, 311) sagt dafür: gedeihen, eigentlich dem äussern Umfang nach ausgedehnter, dicker, fetter werden, am Fette zunehmen, im engern Sinne von einer schwangern Frau. Eine trühehafte Speise = nahrhafte. Er ist trüehaft = Essen und Trinken bekommt ihm. Von Reinwald's Ableitung von treuen, trûwen sagt Grimm (Wb., II, 1456), sie sei gar nicht zulässig, und in Bezug auf Frisch, der das Wort (II, 392a) unter cista gestellt, bemerkt er, das leuchte nicht ein. Grimm selbst aber lässt das Wort im Dunkeln.
254. Unrecht Gut folget dem Erbe nicht. – Graf, 183, 8.
Daniels (Glosse zum sächsischen Weichbildrecht, Art. 26) sagt: »Ein Erbe ist anderes nicht, denn ein Nachfolger in all das Recht, das der Todte zu seinem Gut hatte. Ist es also eine Folge in das Recht und hatte der Erbe etwas Unrechtes gehabt, so folgt das Unrecht dem Erbe nicht.«
255. Unrecht Gut gedeihet (reichet) nicht. – Sprichwort, 10, 2; Hollenberg, II, 40; Teller, 653; Müller, 23, 3; Pistor., IX, 60; Steiger, 263; Kirchhofer, 174; Braun, I, 1006; Körte, 2475 u. 3064; Simrock, 10737 u. 10739; Lohrengel, I, 657; für Waldeck: Firmenich, 326, 51 u. 350, 445; für Iserlohn: Woeste, 79, 337; für Düren: Firmenich, I, 484, 122; für Soest: Firmenich, I, 349, 28; ostfriesisch bei Eichwald, 657.
»Unrecht Gut wudelt, truhet vnd faselt nicht.« (Mathesy, 32a; Latendorf II, 26; Körte, 2475.)
Engl.: Goods ill gotten never prosper. (Gaal, 820.)
Frz.: Bien volé ne profite jamais. (Lendroy, 1569.) – D'injuste gain juste daim. – Du diable vint, au diable retourna. (Körte, 2475.)
Holl.: Kwaad goed verrijkt niet. (Harrebomée, I, 248a.)
It.: Gli beni mal acquistati non arrichiscono. (Gaal, 820.)
Lat.: Damnum appellandum est cum mala fama lucrum. (Publ. Syr.) (Binder I, 283; II, 688; Philippi, I, 110; Seybold, 112.) – Malum lucrum aequale dispendio. (Binder I, 941; II, 1780; Buchler, 198; Philippi, I, 239; Seybold, 296.) – Nemo diu gaudet, qui judice vincit iniquo. (Dion.) (Binder II, 2042; Kruse, 626.) – Non habet eventus sordida praeda bonos. (Ovid.) (Binder I, 1177; II, 2178; Philippi, II, 37; Seybold, 371.) – Res parta furto durabit tempore curto.
256. Unrecht Gut gedeiht nicht, sprach der Rabe, und stahl einen Ring, den ein anderer Rabe gestohlen.
257. Unrecht Gut geht durch, wie Absalon's Maulesel. – Parömiakon, 1559.
Frz.: Les biens mal acquis s'en vont à vau-l'eau.
258. Unrecht Gut hält nicht vor. (Lit.)
259. Unrecht Gut hat Adlersfedern.
260. Unrecht Gut hat kurze Währ, der dritte Erbe sieht's nicht mehr. – Lohrengel, I, 658.
261. Unrecht Gut hilft nicht. – Sprichwort, 10, 2; Tappius, 641; Schulze, 50.
262. Unrecht Gut ist ein funken im Kleiderkasten. – Schottel, 1113a; Sailer, 160; Reinsberg II, 116; Simrock, 10741; Eiselein, 611.
Lat.: Mala lucra aequalia, damnis. (Gaal, 820.)
263. Unrecht Gut kommt wie Gott will, und geht wie der Teufel will.
[197] 264. Unrecht Gut reichet nicht (macht nicht reich, reichert), unverschämt lässt nicht gut, nährt aber gut. – Körte, 2475; plattdeutsch bei Schütze, II, 50.
265. Unrecht Gut thut nimmer (nicht) gut. – Hermann, III, 5; Struve, 16; Kirchhofer, 174; Körte, 2474.
266. Unrecht Gut und falsche Waar' reichet nicht ins zehnte Jahr.
Es gibt übrigens einzelne Genies, die beide Aufgaben lösen.
267. Vbel gewonnen Gut nimbt das gerechte vnnd wolerworbene Gut auch hinweg. – Lehmann, II, 786, 8.
Frz.: Ce que l'on acquiert méchamment, on le dépense sottement. (Cahier, 34.)
268. Vbel gewonnen Gut schwiert manchen zu den Augen vnd Nägeln herauss. – Lehmann, 15, 45.
269. Vbel gewonnen Gut wird den frommen fürgespart. – Petri, II, 353; Henisch, 1792, 61.
270. Verlier dein Gut, nur nicht den Muth. – Gaal, 1175.
Lat.: Omnia si perdas, te solum perdere noli. (Gaal, 1175.)
271. Verlohren Gut den erben kein frommen thut. – Petri, II, 567; Henisch, 1252, 26.
272. Verlorenes Gut beweint man nicht mit falschen Thränen.
Lat.: Ploratur lacrimis amissa pecunia veris. (Juvenal.) (Binder I, 1369; II, 2587; Kruse, 834.)
273. Verlorenes Gut, erkanntes Gut. – Winckler, XIX, 89.
274. Verschmecht gut gereth auch wol. – Henisch, 1506, 50.
275. Verschwindt das gut, so verlieren sich die Gesellen. – Henisch, 1799, 45; Petri, II, 568.
276. Viel Gut füllet den Geitzigen nicht. – Petri, II, 572; Henisch, 1449, 50.
277. Viel Gut macht nicht glücklich.
278. Viel Gut, viel Sorge.
Frz.: Plus de biens, plus de souci. (Kritzinger, 545a.)
279. Viel Gut, wenig Herz.
Frz.: Quant bien vient coeur fault. (Leroux, II, 286.)
280. Viel Güter zahlt des Fürsten Tasch, viel Meuler trenckt des Fürsten flasch. – Petri, II, 572.
281. Vier wichtige Güter sind: Altes Holz zum Brennen, alten Wein zum Trinken, alte Freunde zur Gesellschaft und alte Bücher zum Lesen.
282. Vmb verlohren Gut sol man sich nicht bekümmern. – Petri, II, 556.
283. Vmbs zeitlich gut jeder vnrecht thut. – Lehmann, 685, 91.
284. Vngerechts Guts werden die Erben queid ohn all Wurmkraut. – Petri, I, 558; Henisch, 1793, 67.
285. Vngewonet Gut gedeyet am besten. – Petri, II, 557.
286. Vnrecht gewonnen gut muss wider verschwinden vnd wenn es auch mit eysern Riegeln vnd Thüren beschlossen wird. – Lehmann, 913, 13.
287. Vnrecht gewunnen gut kompt selten auff den dritten Erben.
288. Vnrecht Gut faselt nit. – Franck, II, 149a; Gruter, III, 92; Petri, II, 560; Henisch, 1799, 28; Simrock, 10738.
Holl.: Kwaad goet verrijkt niet. (Harrebomée, II, 248.)
289. Vnrecht gut faselt nit vnd kommet selten ann dritten erben. – Franck, I, 119b; Lehmann, II, 803, 108-109.
Holl.: Kwalijk verkregen goederen gaan niet tot het derde lid over. (Harrebomée, I, 248a.)
290. Vnrecht Gut hilfft nicht, wenn die Anfechtung kommen. – Petri, II, 560.
291. Vnrecht gut kompt nit auff den dritten erben. – Franck, II, 124b; Petri, II, 560; Henisch, 1793, 62; Lehmann, II, 803, 67; Parömiakon, 2417; Luther, 450; Struve, 16; Kirchhofer, 174; Körte, 1476 u. 3086; Simrock, 10740; Lohrengel, I, 659; Braun, I, 1003; Venedey, 136; Reinsberg II, 116; für Waldeck: Curtze, 350, 444; Firmenich, I, 326, 50; für Hannover: Schambach, 393.
Dän.: Ilde adspurgt gods kommer ei gierne til tredie arving. (Prov. dan., 38.)
Frz.: De choses mal acquises le tiers hoir ne jouira. (Leroux, II, 97.) – Le troisième héritier ne jouit pas [198] des biens mal acquis. (Kritzinger, 33a; Venedey, 131.) – Mal acquis par art ou metier, ne profite au tiers heretier. (Kritzinger, 431b.) – Tiers hoir ne jouit de chose mal acquise. (Cahier, 865.)
It.: Della roba di mal acquisto non ne gode il terzo erede. (Gaal, 820.) – Delli beni mal acquistati non si rallegra il terzo herede. (Pazzaglia, 2, 2.) – La robba d'altri non passa agl' heredi. (Pazzaglia, 327, 4.)
Lat.: De male quaesitis non gaudet tertius haeres. (Binder I, 296; II, 707; Gaal, 820; Philippi, I, 114; Seybold, 117; Schonheim, D, 3.)
292. Vnrecht gut mus nicht gedeien in die dritte hand. – Pauli, Postilla, 326b.
Frz.: Ce qu'on dérobe ne fait pas garde-robe. (Cahier, 505.)
Lat.: Male parta, male dilabuntur. (Cicero.) (Binder I, 933; II, 1767; Fischer, 127, 16; Faselius, 139; Philippi, I, 237; Seybold, 294; Schonheim; Wiegand, 1069.) – Male partum, male disperit. (Binder II, 1767; Philippi, I, 237; Seybold, 294.)
293. Vnrecht gut will weg, wenn mans gleich bey den haaren hielt. – Petri, II, 560; Henisch, 1793, 65.
294. Vnrecht Gut wudelt nicht. – Petri, II, 560.
Frz.: Bien mal acquis ne prospere jamais. (Cahier, 35.)
295. Vnrechtfertig gut gedeyet nit. – Tappius, 221b; Lehmann, II, 792, 106.
296. Von vnrechtfertigem gut sol sich der dritt erb nit frewen oder frölich werden. – Tappius, 222a; Henisch, 1794, 1.
297. Wächst das Gut, so wächst der Muth.
Dän.: Naar mig voxer gods, da voxer mig hoff mod. (Prov. dan., 565.)
Holl.: Wast zijn goed, zoo wast zijn moed. (Harrebomée, I, 248b.)
298. Wann das gut verloren ist, so sihet man erst, das es gut gewesen ist. – Henisch, 1793, 48.
299. Wâr ên sind Gôd findt, dar sprecht he 't an. – Goldschmidt, 80; Hauskalender, I; Hillebrand, 63.
Der Eigenthümer kann sein Gut überall, wo er es findet, ansprechen.
300. Wären alle Güter gemein, so wäre die Hölle zu klein.
Holl.: Waren de goederen dezer wereld gemeen, zoo werd de hel te kleen. (Harrebomée, I, 248b.)
301. Was Güter ein Lehenmann hat, die fällt er alle mit Einem Falle. – Graf, 50, 175.
Es ist hier vom Todfall (Cormut, Besthaupt) die Rede, einer gewissen Abgabe, die nach dem Tode und vor dem Begräbniss (s. ⇒ Fall 6) an den Schutzherrn erfolgen musste. Bei einer Gutstheilung wurden so viel Cormute gefordert, wie Stücke entstanden waren, und waren diese so klein, »dass ein dreibeiniger Stuhl überall an die Grenzen streift«. (Grimm, Weisth., I, 521.) Das obige Sprichwort sagt nun, dass die Abgabe, da sie beim Tode des Besitzers geleistet wurde, auch nur einmal zu entrichten war, wie viel Güter er auch besass.
Mhd.: Was vellig gut ein gotzhus man hat, die vallet er alle mit eim val. (Grimm, Weisth., I, 325.)
302. Was sol gross Gut einem armen Mann, der sein nicht vil gebrauchen kan. – Petri, II, 609; Henisch, 1793, 5.
303. Was sol gut on muth! – Franck, 159b; Petri, II, 609; Gruter, III, 100; Henisch, 1799, 53; Lehmann, II, 836, 74 u. 866, 92; Körte, 2486.
304. Was soll gut, das nur macht vnmuth. – Henisch, 1796, 33.
Mhd.: Waz sol daz guot, daz schaden tuot. (Renner.) (Zingerle, 61.)
Frz.: Mal oyt le bien qui ne l'aprent. (Leroux, II, 258.)
305. Wei dat Gut hiät, hiät äuk dat Krut. (Sauerland.)
306. Weit deinem Gut, nahe deinem Schaden. – Petri, II, 619.
In Düren: Weck (weit) van sengem Gôt es noh bei sengem Schade. (Firmenich, I, 483, 71.)
Frz.: Loin de ses biens, près de sa ruine. (Cahier, 959.)
307. Weltlich Gut lässt sich geistlich machen, aber geistlich Gut nicht weltlich. – Schottel, 1117a; Graf, 543, 53; Eiselein, 263; Simrock, 4139; Braun, I, 1005.
Versuche in neuerer Zeit zeigen, dass auch das letztere sehr leicht auszuführen ist, und mitunter in kürzerer Zeit als das erstere.
308. Weltlich Gut vnd Glaub seind schwerlich beyeinander. – Henisch, 1799, 38.
309. Wem kein Gut bestimmt ist, verliert das Geld aus der Tasche (den Bissen aus dem Munde).
Holl.: Die niet bestemd is om goederen te bezitten, zal ze ook nimmer bekomen. (Harrebomée, I, 246b.)
[199] 310. Wem man das Gut gegeben hat, dem hat man es auch versprochen. – Graf, 229, 47.
Ein Versprechen dass jemand, wenn man gestorben sei, etwas von der Hinterlassenschaft erhalten solle, war nach deutschem Rechte unverbindlich, wenn es nicht durch einen gerichtlichen Act befestigt war. Wenn aber jemand bei seinen Lebzeiten etwas gegeben hatte, so nahm man an, dass er es ihm auch gelobt oder zugedacht habe, und es verblieb ihm.
311. Wenig Gut, leichtes Blut. – Eiselein, 264; Simrock, 4111.
312. Wenig Gut, wenig Hut (Sorge).
Engl.: Little wealth, little sorrow.
Frz.: Peu de biens, peu de soins. (Cahier, 1353; Kritzinger, 529a.)
It.: Chi hà poca robba hà pochi pensieri. (Pazzaglia, 312, 1.)
313. Wenn das Gut auff die neige kommen ist, so ists zu lang geharret mit sparen. – Petri, II, 630; Henisch, 1799, 43.
314. Wenn das Gut sich mehrt, ist man halb verzehrt.
Frz.: Quand les biens viennent les corps faillent. (Bohn I, 47.)
It.: Ben perduto è conosciuto. (Bohn I, 75.)
315. Wenn das Gut verzehrt, machen die Freunde kehrt.
Holl.: Als het goed verloopt, zoo sterven de vrienden. (Harrebomée, I, 246.)
316. Wenn einem an Gut bricht, so denkt man seiner Wolthat nicht. – Henisch, 1799, 42.
317. Wenn Geistlich gut vnter ander gut kompt, so frisst eins das ander weg. – Petri, II, 605; Henisch, 1792, 54.
318. Wenn Gut vnd Muth felt, so verzagt der Mann. – Petri, II, 658.
319. Wenn man ein Gut verloren, dann weiss man, was es werth.
Vom Teufel kam's, sagen die Franzosen, zum Teufel ging's. (Reinsberg II, 116.)
Dän.: Godt savnes først naar det er borte. (Prov. dan., 26.)
320. Wenn man sein Gut an nasse Wahr wendt, so wird es nicht verbrent. – Petri, II, 669.
321. Wenn man zu gemeinem Gute borgt, so zahlt man von gemeinem Gute. – Graf, 236, 93.
Bezieht sich auf Compagniegeschäfte. Schulden zu Gunsten eines gemeinschaftlichen Vermögens können aus diesem zurückverlangt werden. (Vgl. Geselle 51.)
Altfries.: Borgth ma to tha mena gode, sa skil ma 't ield fon ta mena gode. (Wetten, I, 135, 26.)
322. Wenns einem an Gut gebricht, so denkt man seiner Wolthat nicht. – Henisch, 1396, 19.
323. Wer das Gut geniesst, muss es versteuern. – Graf, 122, 312.
Der jedesmalige Besitzer eines Guts ist auch zur Tragung der daran haftenden Reallasten verpflichtet. (S. ⇒ Gabe 25.)
Mhd.: Wer daz guet nieszt, sol es verturen. (Jaeger, Schwäbisches Städtewesen des Mittelalters, Stuttgart 365, 22.)
324. Wer das Gut hat, bedient sich auch des Holzes. – Graf, 93, 146.
Wer sich im Besitze eines Guts befindet, dem gehört auch der Niesbrauch desselben.
Mhd.: We dat gut hedde de gebruckede sik ok des holtes. (Wigand, III, 7.)
325. Wer des andern Gut nimmt, ist mit derselben Hab' ein Dieb. – Oelrichs, 192; Graf, 363, 427.
Das Sprichwort ward auf die Fälle angewandt, wenn jemand auf der Strasse eine Sache gefunden hatte, ohne die erforderliche Anzeige, durch welche sie der Eigenthümer zurückerhalten konnte.
326. Wer eilt nach frembden gut, auff den wartet armuth. – Henisch, 1792, 35; Schottel, 1125a; Pistor., IX, 54; Körte, 2477; Simrock, 2687.
Dän.: Den mister tit sit eget, der staaer efter en andens. (Prof. dan., 416.)
327. Wer ein Gut besitzt, kann es dem Hunde an den Schwanz binden. – Graf, 96.
Der Besitzer hat freies Verfügungsrecht über sein Gut.
328. Wer ein Gut will erben, soll vom Schwert halben dazu geboren sein. – Graf, 188, 23.
Wie es im Wesen des deutschen Erbrechts lag, dass das Erbe in der Familie bleibe, so entschied innerhalb derselben die Art der Verwandtschaft über das Recht zur Erbfolge, die an die Verbindlichkeit und Fähigkeit [200] zum Kriegsdienst geknüpft war. Nur wehrfähige Männer sollten in erster Reihe liegende Güter besitzen.
Mhd.: Wer ein guets erb will sein, der sal swerts halb darzue geporen sein.
329. Wer fremdes Gut will erben, muss offt eins bösen todes sterben. – Henisch, 908, 17.
330. Wer geistliche Güter macht gemein, der wird zum Bettler eh ers meint. – Henisch, 1487, 1; Froschm., LIIII.
331. Wer greift nach fremden Gut, der greift nach Armuth.
332. Wer gibt Gut, Geld und Gaben, der kann alles haben. – Parömiakon, 866.
333. Wer Gut nicht acht, dem wird's vom Glück gebracht.
»Ein alt Sprichwort ist, das der, wellicher nimmer nach Gut stellt, vnd desselben nicht acht hat, denselben das glück den hauffen zu trage.« (Henisch, 1797, 4.)
334. Wer Gut hat, der hat auch Ehre. – Petri, II, 715; Henisch, 1799, 48.
Mhd.: Swer nû guot hât, der hât êre. (Renner.) (Zingerle, 62.)
Lat.: Si non habes, non vales. – Proficis in nihilo dum venis absque dativo.
335. Wer Gut sammlet und hat keinn frewd dabey, der ist ein Narr. – Henisch, 1799, 49.
336. Wer hat Gut viel, der thut, was er will.
337. Wer jagt nach Gut, oft übel thut.
Mhd.: Ez vichtet manger umb daz guot, daz im vil grôzen schaden tuot. (Boner.) (Zingerle, 61.)
338. Wer kleines Gut veracht't, nimmer grosses Gut macht.
Lat.: Majora perdes, minora ni servaveris. – Non minor est virtus, quam quaerere, parta tueri.
339. Wer legt sein Gut auf Kux, dem geht es bald in Dux.
340. Wer leicht sein Gut verzehrt, der ist nicht Ehren werth. – Petri, II, 731.
341. Wer möt geläge Got tau Hûs geit, möt nakten Arsch dasteit. – Frischbier2. 1399.
342. Wer nach fremdem Gute trachtet, verliert das Seine. – Simrock, 2688.
Lat.: Dum aliena affectamus, nostra amittimus. (Seybold, 139.)
343. Wer nicht Gut hat, der tregt böse wort ein. – Petri, II, 767.
344. Wer nicht hat das Gut, hat zur Hoffart doch den Muth.
345. Wer nicht hat Gut vnd Gelt, demselben Wuchern nicht gefelt. – Petri, II, 740; Henisch, 1476, 59; Graf, 269, 267.
346. Wer nicht vermag gross Gut vnd Gelt, der ist veracht inn aller Welt. – Henisch, 1476, 65.
347. Wer nit hat grosses Gut, hat Frommkeit offt und guten Muth. – Sutor, 632.
348. Wer nur fremdes Gut hat, der hat kein Gut.
Frz.: Qui n'a que l'autruy n'a rien. (Leroux, II, 303.)
349. Wer sein Gut mit fremdem Gelde bezahlt, der muss zuletzt mit blossen Füssen nach hungestorff reisen. – Petri, II, 752.
350. Wer sein Gut nicht brauchen kann, der ist ein armer Mann.
Mhd.: Swer sînem guot niht herschen kan, der ist der phenning dienstmann. (Wälscher Gast.) (Zingerle, 66.)
351. Wer sein Gut nicht braucht, dem ist es nicht Gut, sondern die höchste Armut. – Petri, II, 767.
352. Wer sein Gut umbbringt oder verspihlt, den bündt der Hencker, da er stihlt. – Sutor, 637.
Lat.: Perdens cuncta bona religatur brachia zona. (Sutor, 637.)
353. Wer sein Gut unnutzlich verthut, dem widerfehrt offt Armuth. – Sutor, 637.
Lat.: Qui sua demergit mendicus ad ostia pergit. (Sutor, 637.)
354. Wer sein Gut verliert, verliert auch seinen Witz.
Dän.: Hvo som mister gods, mister og sind. (Prov. dan., 416.)
355. Wer sein Gut verschenkt vorm Tod, bringt sich selbst in grosse (bittere) Noth.
Frz.: Qui le bien donne avant mourir bientôt s'apprête à moult souffrir. (Cahier, 552.)
Span.: Quien da lo suyo antes de morir, aparejese á bien sufrir. (Cahier, 3357.)
[201] 356. Wer sein Gut verschlemmt, als Bettler an die Thür kömmt.
357. Wer sein Gut verzehrt, der hat armut zum geferten. – Petri. II, 752.
358. Wer sein Gut wegwirft, muss nicht über den Bettelsack klagen.
Holl.: Die al willens zijn goed wil derven, behoeft niet te klagen. (Harrebomée, I, 246.)
359. Wer sein Gut will all machen, der machs in Geld, so wirds bald all. – Petri, II, 752.
360. Wer sein Gut will geniessen, muss es gut verschliessen.
It.: Chi ben serra, ben trova. (Gaal, 951.)
Lat.: Claude, tutus eris. (Gaal, 951.)
361. Wer seinem Gut zu viel aufflegt vnd helt alle tage Martensabent, da wird zuletzt ein ledige Hoffstet. – Petri, II, 752.
362. Wer unrecht Gut nahm, gibt eher zehn Gulden um Gottes willen, als einen an den rechten Stamm.
»Es ist ain gemayns sprichwort in aller der welt, das leüte, die vnrechtes gutt innen haben, die gebnn ee durch gottes willen zehen gulden dann das sy synen wid' geben an den rechtnn stammen.« (Himelstrass, im latin genant Scala celi [autore Joannes Junior Ord. Praed.], Augsburg 1510, S. CVI, 2a.)
363. Wer viel Gut hat, der hat viel freunde. – Petri, II, 777; Henisch, 1799, 58; Kirchhofer, 233.
Mhd.: Der vil gut hat, der hat vil fründ. (Brandt, Nsch., Quedlinburg 1839, S. 197.)
364. Wer viel Güter hat, esse sich zu Hause satt.
Der Reiche lebe, wenn er glücklich sein will, im Schose seiner Familie, im Kreise stiller Häuslichkeit.
365. Wer unrecht Gut sammelt, ist ein Vogel, der Eier legt und nicht ausbrütet.
366. Wer vnrecht Gut samlet, der muss dauon, wenn ers am wenigsten achtet vnd muss zuletzt spott dazu haben. – Petri. II, 774.
367. Wer vnrecht Gut sammlet, der beraitet seinen Kindern den weg zur armuth. – Petri, II, 772; Henisch, 1799, 59; Schottel, 1143b.
368. Wer will Gut, spar nicht das Blut.
Mhd.: Swer guot wil hân, der üebe sich. (Colm.) (Zingerle, 196.)
369. Wer zu Gute wird geboren, dem kommt das Gut im Traum.
370. Wie das Gut gekommen, so geht es.
Holl.: Het goed is gegaan, gelijk het gekomen is. – Het goed moet gaan, daar het van daan komt. (Harrebomée, I, 247.)
371. Wie einem wächst das Gut, so wächst ihm auch der Muth (oder: Verstand). – Körte, 2470; Simrock, 9131; Braun, I, 1004.
Holl.: Dien het goed toevloeit, die schijnt wijs te zijn. (Harrebomée, I, 246.)
372. Wie Gut, so Muth.
Holl.: Als enen wast sijn goet, wast hem sinen moet. (Fallersleben, 8; Tunn., 2, 19.)
Lat.: Dum quis ditatur, animosior esse probatur. (Fallersleben, 8.)
373. Wie wechst das Gut, so wechst der Muth. – Petri, II, 793; Henisch, 1799, 62.
Dän.: Naar mig voxer gods, saa og mod. (Prov. dan., 475.)
374. Will jemand sein Gut verkaufen oder versetzen, so soll ihm der rechte Erbe der Nächste sein. – Graf, 104, 220.
Handelt vom Näherrechte und lautet mhd. bei Grimm, (Weisth., III, 31): Wolde ermand sin guid versetten of verkopen, dem sal dei rechte erve de negste sin.
375. Wir tragen alle Güter von unserm Herrn Gott zu lehn. – Petri, II, 798; Henisch, 1800, 13; Sprichwörterschatz, 68; Sailer, 215.
376. Wo an Gut ist Ueberfluss, da ist Arbeit ein Verdruss. – Seybold, 89.
Lat.: Copia ignaviam affert. (Seybold, 89.)
377. Wo einer sein Gut findet, da spricht er es an. – Eisenhart, 248; Eiselein, 265; Hertius, I, 17; Estor, III, 797; Hillebrand, 67, 98; Sailer, 254; Graf, 110, 264; niederdeutsch bei Bueren, 1212.
Das Eigenthumsrecht, wovon dies Sprichwort handelt, gibt jedem die Befugniss, das Seine wieder zu nehmen, wo er es findet, falls es gegen seinen Willen aus seinem Besitz gekommen ist. Er wird daher berechtigt, gegen [202] diejenige Person eine Klage anzustellen, welche die Sache besitzt.
Lat.: Res clamat ad dominum. – Ubi meum invenio, ibi vindieo. (Binder II, 2954 u. 3385.)
378. Wo gross Gut vnd gewalt ist, da seindt auch grosse sünd vnd vnrecht. – Henisch, 1799, 66.
379. Wo grosse Güter sind, da leffelt man ein vnd scheffelt auss. – Petri, II, 805; Henisch, 1800, 15.
380. Wo Gut bei Muth nicht missethut, da senkt Frau Ehr' ihre Wünschelruth'.
381. Wo Gut, da muth. – Petri, II, 805.
382. Wo gut ist, da kompt gut hin. – Gruter, III, 116; Lehmann, II, 320.
Frz.: Le bien cherche le bien. (Lendroy, 377; Gaal, 661.)
Holl.: Daar het goed is, komt goed bij. (Harrebomée, I, 246.)
It.: Chi è in tenuta, Dio l'ajuta.
383. Wo kein Gut, da wenig mut. – Petri, II, 807; Henisch, 1799, 68.
384. Wo man das Gut hegt, da wächst es.
385. Wo min Got, dar min Blot. (Danziger Nehrung.) – Frischbier2, 1400.
386. Wo's Gut hinfällt, da fällt's mit Haufen.
Frz.: Quand viennent biens, ils viennent à monceaux. (Cahier, 218.)
387. Wo vil guts ist, da seind vil die essen. – Petri, II, 817; Henisch, 1799, 69.
Holl.: Waar veel goeds is, daar zijn er veel, die het eten. (Harrebomée, I, 250.)
It.: Maggior porta, maggior battitojo. (Gaal, 1309.)
388. Zu vil gut ist böss. – Henisch, 1794, 13.
*389. Das Gut fährt ihm alles durch den Bauch.
Holl.: Hij heeft zijn goed door de bi|len gelapt. (Harrebomée, I, 247.)
*390. Den well der Gut an. (Deutz.)
Er fordert ungebührlich.
*391. Er hat gut vnd mut verloren. – Agricola I, 229; Egenolff, 126; Eyering, II, 296; Guttenstein, I, 60.
So soll es nicht sein. Wer sein Gut verliert, muss darum den Muth nicht verlieren. Die Taube legt immer wieder Eier und brütet, wenn man ihr auch ihre Jungen wegnimmt.
Holl.: Hij heeft goed en moed verloren. (Harrebomée, I, 247.)
Lat.: Consilium simul cum re amisit. (Agricola I, 229; Binder II, 561.)
*392. Er hat sein gut an nasse wahre gelegt, dass sie jhm nit verbrenne. – Gruter, I, 29; Henisch, 1797, 16; Eiselein, 265; Sailer, 296; Körte, 2489.
Der Säufer
Dän.: Saette det paa vegge. – Saette sine penge paa ellkonen. (Prov. dan., 246.)
*393. Er hat sein0Gut durch die Gurgel gejagt. – Herberger, I, 256.
Holl.: Hij heeft zijn goed door de kaken wejaagd. (Harrebomée, I, 247.)
*394. Er hat sein Gut in Ganseleder verfressen. – Mathesy, 189b.
*395. Er hat sein Gut nicht, das Gut hat ihn.
Hell.: Het goed heeft hem. (Harrebomée, I, 247.)
*396. Er hat sein Gut unter der Nase (im Kloster Maulbrunn) angelegt (ausgethan, untergebracht). – Körte, 2489.
Holl.: Hij brengt het goed wel niet door, maar hij maakt het geld toch zoek. – Xij heeft zijn goed vertierelierd. (Harrebomée, I, 247b.)
*397. Er ist seines Guths so mild als St. Leonhard seines Eisens; der gibt keinem, man stehl es jhm dạn. – Lange, 2108.
*398. Er ist seines guts knecht. – Franck, II, 112a; Eiselein, 263; Sutor, 32.
Es selbst nicht geniessen können oder mögen und andern den Genuss wehren.
Lat.: Lari sacrificant. (Binder II, 1632; Erasm., 880; Philippi, I, 220; Sutor, 32; Steinmeyer, 106.)
*399. Er liegt auf seinem Gute wie der Hund auf dem Heu. – Seybold, 65.
Er kann oder mag es selrst nicht geniessen und will auch andern den Genuss wehren.
Lat.: Canis in praesepi. (Binder I, 162; II, 184; Germberg, IX, 156; Erasm., 253; Philippi, I, 71; Seybold, 65.)
*400. Er treibt sein Gut durch die Arschbacken.
Von Verschwendern, Schwelgern, Prassern.
*401. Es yst ain vnglückhaftigs guet. – Hauer, Liij 3.
Für: Equum habet Seianum. (Seybold, 147.) – Aurum habet Tolosanum. (S. ⇒ Gold 218.)
[203] *402. Es ist erarnet gut. – Agricola I, 735.
»Dieses wortts brauchen sich, die auff den Bergwercken arbeyten, vnd ist also vil, als thewer erkaufft gut, das man on schwere arbeyt, sorge vnd fahr, nicht wol gewinnen kan. Sonst heysset erarnen, thewer kauffen.«
*403. Es ist gestohlen Gut.
Lat.: Porsenae bona. (Binder II, 2611; Lange, 472.)
*404. Gut und Blut für jemand aufsetzen.
Alles für ihn wagen, Besitzthum und Leben.
*405. Oft viel Gut, aber wenig Muth.
*406. Sein gut heisst jn nit herr. – Franck, II, 112b; Eiselein, 263; Sailer, 173.
*407. Seine Güter liegen im Monde.
Die Russen: Er ist Herr der Schätze, die er finden wird. (Altmann VI, 403.)
*408. Seine liegenden Güter dürfen nicht viel Mist.
*409. Sich auf die liegenden Güter begeben. – Schöpf, 220.
Scherzhaft für schlafen gehen.
*410. Sin Gnd as hialantal wech; diar wânt nü nant üsh Staak an Pöösch. (Nordfries.) – Johansen, 67.
Sein Gut ist ganz und all weg (dahin), es fehlt ihm nichts als Stock und Beutel (zum Betteln).
*411. Wenn a su viel Gut hätte as Muth, 's käme kên Geier mit 'm (mit ihm) überên (oder: zurechte). – Gomolcke, 1085; Frommann, III, 249, 272.
412. Das beste Gut zu jeder Zeit ist, was ein gutes Handwerk beut.
It.: Il miglior podere è un buon mestiere. (Giani, 1066.)
413. Das gemeine Gut geht meist verloren.
Bei Tunnicius (481): Dat gemeine gût blift mêst vorloren. (Res privata viget ubi publica corruit omnis.)
Lat.: Communia multis bona perduntur. (Bebel.)
414. Die ihr Gut nicht pflegen, den bringt es keinen Segen.
415. Ein Gut wird dann erst recht erkannt, wenn es den Rücken uns gewandt.
It.: Il bene non è conosciuto, se non è perduto. (Giani, 217.)
416. Ein höheres Gut ist nicht zu sehn, als das, was wahr und schön.
Lat.: Id optimum est, quod fit vetustate melius. (Sailer, Sprüche, 173.)
417. Geborgtes Gut bringt nimmer Glück, es will immer zu seinem Herrn zurück.
418. Gestohlnes Gut brennt.
419. Getheilt Gut kommt nicht auf die vierte Brut. – Illustrirte Zeitung, 1860, S. 250c.
Lat.: Optima, cibus invidiae. (Sutor, 573; Philippi, II, 75.)
421. Gross gut ist raffengut, einer sammelt's, der ander verzert's. – Mathesius, Postilla, CCXVIIIb.
422. Gross Gut will zwei Schelme haben, einen, der's gewinnt, einen, der's verthut.
Lat.: Dives aut iniquus est aut iniqui heres. (Philippi, I, 123.)
423. Gut macht Muth, Muth macht Uebermuth, Uebermuth macht Kriegsmuth, Krieg macht Armuth, Armuth wehe thut. – Aargauer Taschenbuch.
424. In ein fremdes Gut schneidet mancher als in einen Filzhut. – Herberger, Herzpostille, Ib, 745.
425. Irdisch Gut, vergänglich Gut.
Lat.: Quod mutuavit natura repetet. (Sailer, Sprüche, 127, 107.)
426. Ist dir frembd gut lieber, dann deyn eygens, so wirst du nit selig. (Wachter.)
427. Jeder gebrauche sein Gut, dass es nützen thut.
Lat.: Utere quaesitis, sed ne videaris abuti. (Cato.) (Binder I, 1809; II, 3453.)
428. Klein Gut soll man hoch stellen.
Damit es in die Augen fällt; das Grosse wird überall bemerkt.
429. Man kann sein Gut nicht mitnehmen, wenn man stirbt.
Poln.: Wszystko tu zostanie po śmerci, mój panie. (Čelakovský, 56.)
430. Mancher fleisset sich nur auff gut, vnd hat nach ehren keinen mut.
Lat.: Ad lucrum mores multi sunt, non ad honores. (Loci comm., 14.)
[1387] 431. Mancher kompt vmb sein gut vnd ehr, darumb das er ist selten lär. – Loci comm., 56.
Lat.: O fili sperne delectas mensas tabernae tali dulcore multi priuantur honore.
432. Mit den Gütern wachsen die Sorgen.
433. Nur so viel Gut besitzt ein Mann, als er mit edlem Sinn geniessen kann. – Lindau, Gegenwart, 1874, Nr. 9, S. 136.
434. Ungerecht Gut frisst auch das gerechte.
Wend.: Njeprawe kubło prawe sobu zežerje. (Čelakovský, 61.)
435. Unrecht Gut, verflucht Gut. – Monatsbl., V, 141, 18.
436. Was hilft mir Gut, seh lang' ich's an, wenn ich's nicht auch gemessen kann.
Lat.: Quo mihi fortunas, si non conceditur uti? (Horaz.) (Philippi, II, 147.)
437. Was nützet alles Gut und Geld, kann (wenn) man's nicht brauchen (brauchet) in der Welt!
Lat.: Quo mihi divitiae, quarum si demseris usum? Etsi largus opum, semper egenus ero. (Corn.) (Philippi, II, 147.)
438. Welcher nur hat viel gut vnd gelt, diesen man jetzt für edel helt. – Loci comm., 144.
Lat.: Nobilis est ille, quem nobilitant bona villae. (Loci comm., 144.)
439. Wann du verloren hast dein gut, kein lieb der weiber dir guts thut.
Lat.: Post casum rerum, cessabit amor mulierum. (Loci comm., 133.)
440. Wenn es mit dem Gute (Vermögen) geht bergab, so werden die Suppen mager.
441. Wer mit fremdem Gute prahlt, wird mit Spott bezahlt.
Lat.: Aesopicus graculus. (Seybold, 14.)
442. Wer nach grossem gute tracht, schlaffet wenig manche nacht. – Loci comm., 168.
Lat.: Dormit nocte parum, possessor diuitiarum. (Loci comm., 168.)
443. Wer sein Gut will erhalten, der muss es selbst verwalten.
Holl.: Beveel het eigen goed den trage niet. (Harrebomée, I, 246b.)
444. Wer zu bewahren theures Gut, der sei stets auf seiner Hut.
445. Wo man findet viel reiches gut, da findt man selten weisen mut. – Loci comm., 45.
Lat.: Excaecat sensus, diuersi copia census.
*446. Das Gut an die Kerze bringen. – Möser, Phantasien, IV, 264.
Soviel wie unter den Hammer, es versteigern. In England wird bei Versteigerungen eine Kerze angezündet. Wer zuletzt geboten hat, wenn die Kerze verlischt, dessen Gebot gilt. (Vgl. Grimm, V, 617.)
*447. Er hat all' sein gut den armen Leuten zu verwaren gegeben, so vor den Wein vnd Bierzapffen sitzen. – Zinkgref, IV, 148.
Er hat's vertrunken.
*448. Er hält viel auf liegende Güter. (Ulm.)
Ist eine Schlafmütze, Schlafhaube, Langschläfer.
Adelung-1793: Gut, das · Gut · Familien-Gut, das
Brockhaus-1911: Laufendes Gut · Stehendes Gut · Gut · Hochwürdigstes Gut
DamenConvLex-1834: Eingebrachtes Gut
Eisler-1904: Sittlich gut · Gut · Praktisch-gut · Gut · Höchstes Gut
Herder-1854: Längst Leib längst Gut · Einschichtiges Gut
Kirchner-Michaelis-1907: höchstes Gut · Gut, sittliches · gut
Lueger-1904: Stehendes Gut · Pochgänge, -gut · Laufendes Gut
Meyers-1905: Gut [6] · Gut-Templer-Orden · Gut [4] · Gut [5] · Höchstes Gut · Leibfälliges Gut · Stehendes Gut · Längst Leib, längst Gut · Laufendes Gut · Frei Schiff, frei Gut · Geworfenes Gut · Eingebrachtes Gut · Frei Gut · Gut Heil · Gut [2] · Gut [3] · Gut of Canso · Gut [1]
Pierer-1857: Geworfen Gut · Geschwächtes Gut · Gut of Canso · Gut · Frei Schiff, frei Gut · Anvertrautes Gut · Ansterbendes Gut · Dreifaches Gut · Bauerpflichtiges Gut
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