1. Allein thon, allein büsst. – Franck, I, 74b.
2. Alles gethan mit bedacht, hat niemand in vnglück bracht. – Gruter, III, 4.
Lat.: Praecedat consideratio, et subsequatur operatio. (Chaos, 140.)
3. Alles ge(ver)than vor meinem end macht ein richtig Testament. – Gruter, III, 4.
4. Alles Thun auf Gott gebaut, keinem Menschen recht getraut, nicht zu gross und nicht zu klein, höflich, doch nicht zu gemein, viel Geduld bei wenig Geld, so kommt man fort in aller Welt. (Obersulzbach in Mittelfranken.) – Weininger, 169.
5. Also sei dein Thun und Mund, wie du bist in deines Herzens Grund.
6. As mün hot a S'ach (viel) zü thün, geht män in Bud (herein). (Jüd.-deutsch. Warschau.)
Oft greift man, wenn man gerade recht viel Geschäfte hat, zum unnöthigsten, macht gerade das, was man gar nicht beabsichtigte.
7. Bald gethan ist viel (wohl) gethan. – Petri, II, 30.
8. Bann me (wenn man) tût, bi (wie) all di Leut, se narrt1 me' nîet. (Meiningen.) – Frommann, II, 410, 99.
1) Wird man nicht zum Narren, macht man sich nicht lächerlich, handelt nicht thöricht.
9. Besser thun, als wünschen, dass es gethan sein möchte.
Engl.: Better it be done, than wish had been done. (Bohn II, 23.)
[1166] 10. Besser thun, was man kann und weiss, als lernen, was man nicht weiss.
Dän.: Bedre at een gjør som han veed, end lærer det han ikke veed. (Prov. dan., 234.)
11. Besser thun, was man nicht will, als thun, was man nicht soll.
Dän.: Bedre ad gjøre det man ikke vil, end at gjøre de man ikke skal. (Prov. dan., 235.)
12. Besser zu viel thun als zu wenig. – Bücking, 300.
13. Besser zu wenig thun als zu viel.
14. Da wir nicht thun, was wir sollen, thut Gott nicht, was wir wollen.
15. Dân is dân. – Schambach, II, 26.
Gethan ist gethan. Was man gethan hat, braucht mau nicht mehr zu thun, oder lässt sich nicht mehr ungethan machen.
16. Darffs einer thun, so darffs der ander sagen. – Petri, II, 545.
17. Darna einer deit, darna it im geit. – Simrock, 1503; Petri, II, 55.
18. Das eine muss man thun und das andere nicht lassen. – Mayer, I, 35.
Beruht auf Matth. 23, 23.
19. Das thu' ich für euch alle, säd' de Paster, sôp den Brannwîn allên ut. (Hamburg.) – Hoefer, 817; Schlingmann, 1157.
20. Das Thun zeigt besser, wie geschickt einer ist, als das Reden. – Opel, 377.
21. Das will ich thun, es ist des Vaters Wille. – Simrock, 10808a.
22. Dat dau man, segt Naumann. (Mecklenburg.)
23. Dat harr ik mal dôn schullt, säd' de Jung, dô schêt ên Swulk (Swölk, Schwalbe) in de Soppe. (Ostfries.) – Frommann, III, 430, 269; Eichwald, 922; Hoefer, 513a.
24. Dat sall mî ne dôn1, se(de) de Dêrn, ût wat vör'n Gat (Loch) dat wol ûtlöpt, dô pisste se in en Têmse2. (Ostfries.) – Bueren, 231; Frommann, III, 431, 220; Eichwald, 311; Hoefer, 229; Hauskalender, II.
1) D.h. das soll mich wundern, ich bin sehr neugierig, gespannt.
2) Auch Têmsk, d.i. ein Sieb.
25. De 't dôn kann, se(de) malle Jan, de gên mî 'n sülvern Oertje. (Ostfries.) – Eichwald, 896; Bueren, 321; Frommann, IV, 285, 384; Hoefer, 466; Kern, 1499; Hauskalender, II.
Ein Oertchen = 1/4 Stüber = 12/3, preussische Pfennig ist eine Kupfermünze. Dem Malljam wird im Märchen der kloke Jan als Bruder zugesellt. (Vgl. Kern, 134.) In Brandenburg: Dä 't dhon kann, söä' Jan, dä göäw mi 'n sülwernen Pennik. (Schlingmann, 703.)
26. De'r dööt, wat he kann, is werth, dat he liewet. – Lyra, XI.
In Ostfriesland: De deit, wat he kann, is werth, dat he lêft. (Kern, 1526.)
27. Der eine thut's aus Liebe, der andere, um Ehre, der dritte für Geld.
Holl.: De een doet het uit liefde, de ander om eere, de derde om geld. (Bohn I, 304.)
28. Der es mir thut, dem thu' ich's wieder, sagte die Frau, als die Nachbarin sie fragte, warum sie ihrem Mann die Hemden selber ausbessere und nicht der Nähterin gebe. – Zinkgref, III, 352.
29. Der hat viel zu thun, der seiner diener Schulmeister sein will. – Lehmann, 368, 70.
30. Der jm selbs nicht mag thun, was wolt der anderen thun. – Franck, I, 7a.
Lat.: Non sapit, qui sibi ipsi non sapit. (Suringar, CXL, 10.)
31. Der nichts thut, nichts weiss, nichts kan, muss allzeit bleiben hinden an.
Lat.: Raro doctus erit, qui semper luedere quaerit. (Sutor, 579.)
32. Der so viel thut als er kan, der thuts alss der beste Man. – Lehmann, 147, 99.
Meine Ausgabe (1630) hat die Nr. 98 und 99 zweimal.
33. Der thut bissweilen sehr viel, der nichts thut. – Lehmann, 524, 23.
34. Der thut genug, der geht vnd widerkehret. – Petri, II, 109.
[1167] 35. Derglîche thue ist nonig g'hüechlet, sust hetti schon Müngs Chüechli gha. – Sutermeister, 145.
36. Die am wenigsten zu thun haben, haben immer die grösste Eile.
Engl.: Who more busy than they that have least to do? (Bohn II, 75.)
It.: Far a guisa della coda del porco che tutto el giorno sela dimena, e por la sera non a fatto nulla.
37. Die böslich thun, soll man böslich verlassen. – Graf, 337, 321.
Der Grundsatz des Wiedervergeltungsrechts, wie er in den deutschen Rechten zur Anwendung kam, war damit nicht erschöpft, dass Aug' um ⇒ Aug' (s.d.), Mord um Mord, Fliesse um Fliesse, d.i. ⇒ Wunde (s.d.) um Wunde gefordert ward; er hat sich dahin erweitert, dass überhaupt jede böse That mit entsprechend schlimmen Folgen geahndet werden sollte, was durch das obige Sprichwort ausgedrückt wer den soll, welches das Kaiserrecht bei der Gelegenheit anführt, da es von der Strafe des böswilligen Verlassens der Ehefrau handelt. Es sagt: »Da jend ein ehelich Weib hat und fährt von da in eine fremde Stadt und betrüget dort ein ander Weib, und lässt die seine daheim sitzen als ein hingeworfen Mensch, findet der Kaiser (d.i. der Richter) die Wahrheit mit Recht, so soll er (der Ehebrecher) des Kaisers Finsterniss ewiglich bewohnen, also, dass er keinen Menschen mehr mag sehen.«
Mhd.: Die boslich tun, die sol man boslich verliesen. (Kaiserrecht, II, 85.)
38. Dignum et justum est, wer nichts thut, isst das best.
39. Dôn is 'n Ding, man snâken (schwatzen) könnt wî all. – Bueren, 197 u. 329; Eichwald, 333; Frommann, IV, 286, 401; Goldschmidt, 158; Kern, 1499; Hauskalender, II.
40. Durch Thun lernt man Thun.
It.: Facendo s' impara a fare. – Spesso quel ch' è fatto insegna quello che s' ha da fare. (Pazzaglia, 112, 4 u. 114, 6.)
41. E jêder dît nor, wat e kân. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 668.
42. Eh ich das thet, wolt ich mir eh den Kopff mit eim Tielen lassen abstossen.
»Vor Zeiten geschahe die Enthauptung auch in Teutschland nicht mit dem Schwerdt, sondern mit einem eigenen Holtz oder Tiel: woran ein scharfschneidendes Eisen war, daher das alte Sprichwort entstanden: Ehe ich das u.s.w.« (Vgl. M. Crusii Schwäbische Chronik aus dem Lateinischen übersetzt von J.J. Moser, Frankfurt 1733, Theil 3, Buch 5, Kap. 13, S. 956b.) »In dem alten Siechenhaus zu Halle hat man noch ein solches Instrument gegeben. Wenn jemand enthauptet werden sollte, so wurde diese Maschine von dannen heraus – und nach vollzogenem Urtheil wieder hinein gebracht. Dieser Tiel sahe wie ein Zwag-Stuhl, hat auf beiden Seiten Grundleisten, auf welchem der Tiel war, unter welchem ein wohlschneidendt Eisen. Wenn nun der arm Mann mit seinem Haupt auf den Stuhl gebunden war, gleich als wollte man ihn zwagen, so liess der Truckenscherer den Tielen, welcher an eim Seil hing, herab fallen; das hieb ihm mit dem Eysen das Haupt ab.« (Frommann, IV, 225.)
43. Ein jeder helt sein thun hoch. – Petri, II, 200.
44. Ein jeder thue, was er versteht.
Frz.: Chacun fasse ce qu'il entend. (Kritzinger, 300b.)
45. Ein jeder thut, wie er gelernt hat.
Die Aegypter sagen, um diesen Gedanken auszudrücken: Mein Mann erzählt mir Lügen, und Lügen erzähle ich meinem Nachbar. (Burckhardt, 316.)
46. Ein jeder thut, wies ihm dunkt gut.
Lat.: Ubi resta best, suspicio adest. (Chaos, 612.)
47. Einer thuts, der ander muss es tragen. – Petri, II, 182.
48. Elk deit wat, se(de) de Junge, mîn Vâder sleit mîn Moder, mîn Moder sleit mî, un ik sla de Bigge1. (Oldenburg.) – Bueren, 452; Firmenich, I, 18, 19; Frommann, IV, 287, 423; Hoefer, 505; Kern, 202.
1) Die vorherrschende Benennung der jungen Schweine in Jeverland. Ferkel kommt in Oldenburg dafür überhaupt nicht vor, dafür Farken, auf der Geest, theils Färken, theils Facken. (Vgl. K. Strackerjan, Ueber die Namen der Hausthiere im Oldenburgischen in Frommann, III, 490 fg.; Hagen, 101, 5.) Den Sinn betreffend, so rächt sich die Mutter für die erhaltene Züchtigung am Jungen und dieser wieder an den Ferkeln. Wie hier in der Familie im kleinen, so geht es im Staate im grossen. Jeder Beleidigte sucht sein Müthchen an seinen Untergebenen, und zwar vom höchsten Staatsdiener bis zum geringsten Unterthanen herunter zu kühlen. Ik sla di, slâ du verdann (weiter). (Kern, 577.) Es erinnert dies an eine von einem [1168] Herzoge von Braunschweig mit der Bemerkung ausgetheilte Ohrfeige: »Geb' er's weiter«. Bei Schlingmann (730): Jeder dheit wat, söä de Jong; mien Voader schleit mien Muo'r, mien Muo'r schleit mi, un ick schloa' de Su.
49. Ener dau, bat he dau: Raine Hant get dör't gansse Lant. (Iserlohn.) – Woeste, 76, 272; Firmenich, II, 187, 64.
50. Erst thun, dann ruhn.
51. Erst thun, was ich soll und dann, was ich will.
Dän.: Først jeg maae som jeg vil, da gjør jeg som jeg er til. (Prov. dan., 233.)
52. Es ist bald gethan, was lange reuen kann.
Dän.: Det kan snart skee, som længe maa angres. (Bohn I, 362.)
53. Es ist besser, dass einer thu, was er guts weiss, als dass er lern, was er nicht weiss. – Lehmann, 84, 10.
54. Es ist besser, etwas recht vnd löblich thun, als disputirn, wie mans thun soll. – Lehmann, 770, 6.
55. Es ist schnell gethan, was lange schaden kann.
Dän.: Det er snart gjort som længe kand skade. (Prov. dan., 231.)
56. Es ist so gut wie nichts gethan, so lange nicht alles gethan ist.
Frz.: Rien n'est fait, tant qu'il reste à faire. (Cahier, 654; Bohn I, 26.)
57. Es macht jhm ein jeder offt etwas zu thun, das er nicht bedarff. – Henisch, 230, 47.
58. Es muss einer offt thun vnd lassen, was er nit will, dass er dardurch darzu komme, was er haben will. – Lehmann, 751, 39.
59. Es soll einer thun, so viel er kan, vnd Gott, was er will. – Lehmann, 523, 4.
60. Es thu mit Willen jedermann, was er am allerbesten kann. – Simrock, 10301a.
Mhd.: Frow ez ist vor mangen jâr gesprochen ein wort und ist ouch wâr: ez tuet mit willen jeder man, waz er aller beste kan. (Liedersaal.) (Zingerle, 79.)
61. Es thut offt einer, das zehen möchten entgelten. – Franck, I, 59b.
62. Es war alles wohlgethan, wenn das Ende Lob gewann.
63. Es wird nichts gethan oder geredet, das nicht zuvor gethan oder geredet worden sei.
Lat.: Totum laudatur, si finis laude beatur. (Sutor, 413.)
64. Es wird nichts so gut gethan, es muss seinen Tadel han.
Dän.: Intet saa vel gjort, som jo kand lastes. (Prov. dan., 232.)
65. Es wird nichts so Uebles gethan, man kann etwas lernen daraus.
Dän.: Der høres ei saa ond en gjerning, som jo kand give en god lærdom. (Prov. dan., 229.)
66. Et doit nix, segt de Bûr, ik hew 'n Loch in 'n Hinnersten. (Hildesheim.) – Hoefer, 132; Schlingmann, 153.
67. Et get nitt devüör, we 't dauen kann, hadde de Kärl sacht, da was he met der sanftnen Bückse ûtem Hamer goan. (Iserlohn.) – Woeste, 63, 18.
68. Et is nun en. Daun wiu de Kauhe hêt, wenn se mär Mälke gitt. (Sauerland.)
69. Geschwind gethan, geschwind bereut. – Winckler, XX, 10.
70. Gethan ist gethan.
Frz.: Ce qui est fait, est fait. (Gaal, 683.)
71. Gezwungen thun gehet nicht von hertzen. – Henisch, 1612, 62; Petri, II, 338.
72. Gôt, dat ik d'r nix mit tô dôn hef, sä de Jung', as sik 'n pâr Kreien bêten. (Oldenburg.) – Hagen, 101, 9; Firmenich, I, 233, 66.
73. He deit 't (thut es) nich minder as'n Stück Botter in de Brê. (Ostfries.)
74. Höst nuscht to dohn, min Dochter, denn trenn' den Keddelsôm (Rocksaum) af on nêg em noch emoal. (Königsberg.)
75. Ich thät, was der Teufel selber nicht, sagte die Aebtissin, ich nähm' einen Mann für eine Seel'. – Klosterspiegel, 34, 2.
[1169] 76. Ich thu' es nicht, ich thu' es nicht, rief der Mönch, so der Nonne einen Bischof machen sollte, und machte ihr ein Töchterlein. – Hoefer, 767; Klosterspiegel, 25, 15.
77. Ich thue, danach es mich ansieht. – Simrock, 1504.
78. Ich thu's halt mit Willen, weil's so sein muss, sagte die Magd. (Oberösterreich.)
79. Ik kann 't dôn un kann 't lâten, säd' Paul Botterbrod, da hett he sick achter 't Flêsch sett't. (Flensburg.) – Diermissen, 324.
80. In allem thun undt lassen dein, lass gott anfang undt ende sein, denn wo er nicht das beste thutt, wird selten etwas recht undt gutt. – Töppen, 78, 28.
81. Je êer men daun wil, je êer werd men afehâlen. – Schambach, II, 246.
Je mehr uns daran gelegen ist, eine Arbeit, eine Sache rasch abzuthun, desto mehr wird man in der Regel abgehalten.
82. Jeder thut lieber, was jhm gelust, als was die Gesetz heissen. – Lehmann, 268, 47.
83. Jeder thut, so viel er kann. – Pistor., VIII, 60; Simrock, 5904.
Dän.: Hver gjørt hvad han kand, og Gud, hvad han vil. (Prov. dan., 232.)
Lat.: Est aliquid prodire tenus, si non datur ultra. (Seybold, 149.)
84. Jung gethan, alt gethan.
85. Keiner doit mär, as he kan. – Schambach, II, 265.
Lat.: Impossibilium nulla obligatio est.
86. Ma' muass thoa', wia ma ku (kann), nit wia ma moag. (Tirol.) – Frommann, VI, 35, 41.
87. Man kann nicht alles thun, was man sagt.
Holl.: Doen al wat men zeggen kan, is geen werk voor een man. (Harrebomée, II, 453b.)
88. Man kann nicht immer thun, was einem andern gefällt.
89. Man muss ihm thun, wie man kann.
Lat.: Ut possumus, quando ut volumus, non licet. (Sutor, 409.)
90. Man muss nicht alles thun, was man kann.
Dän.: Man skal ei gjøre alt det man kand. (Prov. dan., 236.)
91. Man muss nicht alles thun, was man kann, sonst thut man nicht viel gutes. – Lehmann, 749, 3; Schottel, 1134b.
92. Man muss nie selbst thun, was man durch andere kann thun lassen.
93. Man muss offt thun wie ein Hund vnnd seinen Schaden selbst lecken vnd heilen. – Lehmann, 695, 71.
Lat.: Faber mali sanet suum malum. ( Lehmann, 695, 71.)
94. Man muss oft thun, was man nicht will, um zu erreichen, was man will.
Dän.: Man gjør tit det man ikke vil, at erlange det man vil. (Prov. dan., 234.)
95. Man muss thun, wie man kann. – Seybold, 660.
96. Man muss viel thun, bis man einem sagt: Alte Hexe; und dann ist's noch keine Ehre.
97. Man sol immer zu etwas thun. – Franck, II, 41b.
98. Man soll nicht mehr thun, als was sich gebührt. – Lehmann, 752, 60.
99. Man soll nicht thun, was niemand wissen soll.
Dän.: Gjør ei det som du vilt ingen skal vide. (Prov. dan., 233.)
100. Man soll nichts halb thun.
Lat.: Nil actum credas, dum quid superesset agendum (Lucanus.) (Binder II, 2083.)
101. Man soll nichts thun, es sey dann bedacht. – Lehmann, 760, 31.
102. Man soll nichts thun ohne guten Rath.
Bei Tunnicius (1199): Men sal nicht doen sunder guden rât. (Nil sine consilio facies, bene consule multos.)
103. Man soll nichts thun, was man einst bereuen muss.
Holl.: Neemt nooit bijede hand dat u hier na mocht rouwen. (Bohn I, 335.)
104. Man thu, was man thu, man putze ja die Schuh; obs schon nicht nützen thut, ists doch den Schuhen gut. – Petri, II, 469.
[1170] 105. Man thu zu viel oder zu wenig, so ists doch beides vnrecht. – Henisch, 257, 5.
106. Man thue, was man kann, so hat man genug gethan. – Henisch, 1500, 45; Petri, II, 469.
Wenn es nämlich etwas Gutes ist, sonst wird man, wie das italienische Sprichwort sagt, noch wenig Dank damit verdienen.
Engl.: A man can do no more than be can.
It.: Chi fa quel che può, non e tenuto a far più. – Tal fà meglio che può, che pur fà male. (Pazzaglia, 123, 11.)
Lat.: Tantum quisque nitatur, quantum potest.
107. Man thut geschwind, was lange gereut. – Braun, I, 2502.
108. Man thut oft, was einen freut, und nicht, was gerade erlaubt ist. – Eiselein, 595; Körte, 4041.
109. Man thut viel um guter Freunde willen.
Dän.: Man gjør meget for gode venners skyld. (Prov. dan., 234.)
110. Man thut, was (so viel) man kann.
Lat.: Bovem si non possis asinum agas. (Seybold, 59.) – Est quoddam prodire tenus, si non datur ultra. (Horaz.) (Philippi, I, 137.) – Pro apibus nostris struimus moenia. (Seybold, 460.)
111. Mancher soll viel thun und hat dafür nur wenig Lohn.
Lat.: Dum pauper clamat, janua limen amat. (Sutor, 630.)
112. Mancher thut viel vnnd richt nichts aus. – Lehmann, 750, 28; Braun, I, 2512.
113. Mancher thut wie ein scheler Fechter, der zielt zum Kopff vnd schlägt auff die Arm oder Füss. – Lehmann, 756, 15.
114. Mancher thut wie ein Strauss, der meint, wenn er vnderm zweig stehet, so sey er gar bedeckt. – Lehmann, 181, 16.
»Also der sich mit ein garn bedeckt, der guckt doch herfür.«
115. Mer thon's nid, seit de Hallauer. – Sutermeister, 46.
116. Nach dem thon ist gut schlaffen gon. – Franck, II, 171b; Gruter, I, 60; Petri, II, 845; Sutor, 958.
117. Nê, dat wollen wi nich dûn, sagt der Stralsunder.
Als Wallenstein 1628 zum Admiral der Ostsee erklärt worden war und Stralsund sich geweigert hatte, ihn aufzunehmen, liess er sie durch den General Arnheim belagern. Wiewol dies erfolglos geschah, schickten die Bürger dennoch einen Abgeordneten aus ihrer Mitte nach Frankfurt a.d.O. an Wallenstein, um wo möglich fernere Feindseligkeiten abzuwenden. Wallenstein empfing den Abgeordneten zwar, liess ihn aber nicht reden, sondern fragte ihn blos, ob die Stralsunder Besatzung einnehmen wollten. Der Abgeordnete gab einfach die obige Antwort. »Dann werde ich sie mit hunderttausend Mann nehmen und selbst das Kind im Mutterleibe nicht verschonen«, erwiderte Wallenstein, »Dat mögen gy dun«, entgegnete der Pommer. Auf die Frage, ob er sonst noch etwas vorzubringen habe, gab er wieder sein gewichtiges Nê zum Bescheide, worauf er mit dem Worten »Gehe hin« entlassen wurde. »Dat will îk ok dun«, versetzte er und ging. Bekanntlich hat Wallenstein die Stadt nicht einnehmen können. (Preuss. Hausfreund, Berlin 1809, I, 267.)
118. Nicht mehr thun ist die beste Busse. – Beyer, II, 442; Hollenberg, I, 67; Eisenhart, 595; Eiselein, 104; Pistor., III, 32; Simrock, 1419; Siebenkees, 271; Ramann II. Pred., II, 295; Ramann, Unterr., I, 38; Teller, 697.
Lat.: Optimum est erranti portus mutatio consilii in melius. – Optimus poenitenti portus est mutatio consilii. (Cicero.) (Philippi, II, 76.)
119. Niemand kann mehr thun als er vermag.
It.: Nessun può far du più di quel che' e gli è.
Schwed.: Oefwer macht giör ingen pacht. (Grubb, 507.)
120. Niemand thut alles, niemand thut nichts. – Lehmann, II, 128, 111.
121. Nimmer thun ist ein gutes Opfer. – Mathesy, 247a.
122. Oft ist das Beste, was man thun kann, gar nichts zu thun.
123. Oft ists besser, man thu ein ding, als das man viel fragt, ob mans thun soll. – Lehmann, 750, 29.
124. Recht (wohl) gethan, ist willkommen bei jedermann.
Dän.: Naar vel er gjort, takker hver mand sig. (Prov. dan., 231.)
125. Sälb'r ta, sälb'r ha. (Bern.) – Zyro, 105; Sutermeister, 128; hochdeutsch bei Eiselein, 566.
[1171] 126. Selbs thon, selbs gehon. – Franck, II, 81b; Henisch, 506, 13; Suringar, CCXXX.
127. Selbs thun, selbs haben. – Tappius, 172a; Gaal, 345.
Engl.: Every bird must hatch her own egg. – Self do, self have. (Gaal, 345.)
128. So as man deit, so as en 't geit. – Hoefer, 220; Bueren, 1003; Kern, 1476.
Sinn: Wie man's treibt, so geht's.
129. So dü deist, so dü feist. (Amrum.) – Haupt, VIII, 364, 218; Johansen, 94.
So (wie) du thust, so empfängst du auch.
130. So gethan, so gegahn. – Henisch, 1585, 50; Petri, II, 535.
»So gethan, so gegangen ist ein Sprichwort in allen Landen.« (Petri, II, 547.)
131. So wat dô ik nich, säd' de Dêrn, do läer se 'n Bund Stroh unner. (Hamburg.)
132. 'T is gôd, de der nicks mit to dôn het, seit de Junge, da bêten sick twê Kraien. – Bueren, 1096.
133. 'T is noch lange nich dahn, 't fangt erst an te gahn. – Bueren, 1158; Hauskalender, III.
134. Thäte ich das, sagte der Wolf, als der Rabe auf der Sau sass.
135. Thäte jeder, was (wie) er sagte, es gäbe viel ehrliche Leute.
Dän.: Dersom hver gjorde som han sagde; fandtes ei mangel paa ærlinge folk. (Prov. dan., 231.)
136. Thäten wir, was wir sollten, Gott thäte, was wir wollten. – Simrock, 3942; Körte, 2837.
Frz.: Si nous faisions ce que nous devions Dieu ferait ce que nous desirons.
137. Thäten wir, was wir solten, so ging es uns wie wir wolten; weil aber das nicht geschicht, so gehets auch nach vnserm Willen nicht. – Pauli, Postilla, 552b.
138. Thet das, der tantz wurde jhm nicht halb so wohl anstehen. – Gruter, I, 66.
139. Thu, das dich nimmer rew. – Franck, I, 157a.
140. Thu das nit, dass du nit willst, das man wissen soll. – Lehmann, 750, 17.
141. Thu ein ding, das es thon heyss. – Franck, I, 163a; Körte, 5962; Körte2, 7478.
142. Thu es nit alles auff einmahl. – Gruter, I, 66.
143. Thu ichs nit, so thuts doch ain ander. – Agricola II, 484; Mayer, I, 51; Simrock, 10283.
144. Thu nichts ohn rath, so reuts dich nicht nach der that. – Lehmann, 599, 80; Körte, 5966.
145. Thu so uil du kanst vnd etwas weniger. – Egenolff, 327a; Gruter, I, 66; Petri, II, 547.
Erschöpfe die Kraft nicht, damit du das Werk fortsetzen kannst.
Engl.: I will do what I can, and a little less, that I may hold out the better.
It.: Farò quel che potrò, e un poco manco per potervi durare. (Bohn I, 98.)
Lat.: Est quadam, prodire tenus, si non datur ultra.
146. Thu, was du solt, so widerfährt dir, was dir gebührt. – Lehmann, 751, 35.
147. Thu, was du thust. – Franck, I, 63a; Egenolff, 228a; Lehmann, II, 624, 17.
Lat.: Age quod agis.
148. Thu, was du wilt, so wird dein Hertz gestilt. – Lehmann, 897, 18.
149. Thu, wie du kanst. – Franck, II, 103b.
150. Thue das Deine, Gott thut das Seine. – Simrock, 10290; Körte, 5952; Braun, I, 4503.
151. Thue das deinige, das vbrige lass den lieben Gott walten. – Lehmann, II, 624, 13.
Lat.: Fac tua, quae tua sunt, quae functio justa requirit, commendes uni caetera cuncta Deo. (Binder I, 505; II, 1063; Seybold, 171.)
152. Thue das Deinige und ich das Meinige.
Lat.: Tu in legione, ego in culina. (Sutor, 221.)
153. Thue das Gute, was ich rede, nicht aber das Böse, was ich thue.
Wird Lehrern in den Mund gelegt, deren Leben mit ihren Lehren im Widerspruch steht.
[1172] 154. Thue du das Dein', das Andere lass Gott befohlen sein.
Engl.: Let us do, what we can and ought, and let god do his pleasure.
Lat.: Officii cura est, eventum trade Jehovae. (Seybold, 403.) – Tu praesens cura, Domino committe futura.
155. Thue du das Dein', lass andere sein.
Lat.: Fac tua, linque alios, temne orbem, suspice coelum: Vivera disce, mori disce: Deus faciet. (Frob., 251; Seybold, 170.)
156. Thue es recht oder lass es ungethan. – Körte, 5961.
157. Thue etwas, dass es gethan heisst. – Simrock, 10284.
158. Thue gegen andere, wie andere gegen dich thun sollen.
Dän.: Gjør, som du vilt have gjort igien. (Prov. dan., 232.)
159. Thue gemach und lache, so gewinnst du alle Sache. – Simrock, 10286; Körte, 5965.
160. Thue gemach und siehe, hinter wem du sitzest. – Simrock, 10287.
161. Thue gemach, willst du haben Gemach. – Simrock, 10285.
162. Thue heute nicht, was du morgen bereuen musst.
Dän.: Die skait hare varet dig i gaar, for ei at giøre i dag, det du skalt angre i morgen. – Kom den forbigangne tid du, om du vil kiende den nærværende. (Prov. dan., 175.)
163. Thue nicht alles auf einmal.
164. Thue nicht Alles, was du kannst, gib nicht Alles, was du hast, glaub nicht Alles, was du hörst vnd sag nicht Alles, was du weisst. – Petri, II, 515.
165. Thue nicht alles, was du kannst und willst. – Körte, 5955.
Engl.: Do not all that you can do.
It.: Sia quel che dei non quel puoi, dell' opre tue misura.
166. Thue nicht alls, was du kanst! Red nicht alls, was du weist. – Grimmelshausen, Teutscher Michel.
167. Thue nicht heut', was dich reuen muss in der Zeit.
Dän.: Gjør ikke det du skalt skamme dig for. (Prov. dan., 502.)
168. Thue nichts Uebles, so widerfährt dir nichts Uebles. – Müller, 70, 1.
169. Thue nichts und fürchte dich nicht. – Blass, 19.
170. Thue nur das Rechte in deinen Sachen, das Andere wird sich von selber machen. – Körte, 5960.
171. Thue recht vnd lass die leut aufs Kerbholtz reden. – Lehmann, 749, 10.
Frz.: Fai bien, et laisse dire le monde. (Kritzinger, 300a.)
Lat.: Recte faciendo neminem timeas. ( Eiselein, 595.)
172. Thue, so wird's gethan.
Frz.: On ne peut faire qu'en faisant. (Lendroy, 696.)
173. Thue, was der Brief vermag.
174. Thue, was du kannst, und lerne, was du nicht weisst.
Dän.: Gjør hvad du kand og lær hvad du ikke veed. (Prov. dan., 233.)
175. Thue, was du nicht lassen kannst.
Stammt aus Lessing's Emilie Galotti, 2. Act, 3. Scene. (Büchmann, 8. Aufl., S. 46.)
176. Thue, was du sollst, komme, was da wolle.
177. Thue, was du sollst, und lass die Leute reden!
Böhm.: Čiň ty, co máš, a lidí nech mluviti, co chtí, pokoj, bude. (Čelakovsky, 90.)
Engl.: Do what thou ought, let come what may. (Bohn II, 6.)
Frz.: Fais que dois, adviegne que peut. ( Cahier, 548.)
It.: Fa que che devi, e n'arrivi ciò che potrà. (Bohn I, 98.)
178. Thue, was du thust. – Simrock, 10293; Körte, 5963.
179. Thue, was du thust vnd lass der bawren genss gehen. – Petri, II, 547; Henisch, 210, 65.
180. Thue, was du willt, so willt, so wird dein Herz gestillt.
181. Thue, was er (der Lehrer, Prediger u.s.w.) sagt, nicht, was er thut.
Falls seine Handlungen mit seinen Lehren im Widersprach stehen.
Engl.: Do as the friar saw, not as he does.
Frz.: Fai le bien, que je te dis, et non le mal je fais. (Kritzinger, 300b.)
[1173] 182. Thue, was heute noth, und für morgen lass Gott sorgen.
Dän.: Gjør hvad for haanden er, lad Gud raade for det til kommende. (Prov. dan., 234.)
183. Thue, was ich will, du thust genug, zerbrichst du auch den Krug.
Der Dienende hat vor allen Dingen zu gehorchen und seine Weisheit nicht zur Untersuchung zu, verwenden, ob das, was ihm aufgetragen wird, vortheilhaft oder nachtheilig sei.
Holl.: Doe mijnen wil, en doe kwalijk. (Harrebomée, II, 467b.)
184. Thue, was sich ziemt, nicht was du kannst.
Lat.: Id facere laus est, quod decet, non quod licet. (Seneca.) (Philippi, I, 185.)
185. Thue, wie andere thun.
D.h. schliesse dich den Orts- und Landesgewohnheiten und Sitten an.
Span.: Do fueres, harás como vieres. – Por donde fueres, haz como vieres. (Bohn II, 214 u. 241.)
186. Thue, wie andere Leute thun, so narrest du nicht. – Petri, II, 547; Heuseler, 95.
Dän.: Far som de fleeste, det skal være det beste. (Prov. dan., 156.) – Far som de fleeste, paa spotte dig de færreste. (Bohn I, 368.) – Hold dig kun som de fleeste, saa spotte dig de ferste. (Prov. dan., 169.)
187. Thue, wie der Pfaff sagt, aber nicht, wie er thut.
Engl.: Do as the friar saith, not as he doth. (Bohn II, 6.)
188. Thue wie die andern, bewahret vor dem Wandern.
189. Thue, wie du kannst, magst du nicht thun, wie du wilt. – Petri, II, 547; Blum, 303; Simrock, 5403.
Engl.: Lut your cloak according to your cloth.
Frz.: Quand on ne peut pas faire, comme on veut, il faut faire, comme on peut.
190. Thue, wie du thun siehst, so bleibst du ungefoppt.
191. Thue wohl, sieh' nicht, wem; das ist Gott angenehm. – Braun, I, 4505.
192. Thun geht über Sagen.
Holl.: Men prijst het seggen, maar meer de daad. (Harrebomée, I, 111b.)
193. Thun geht vor Meinen.
Holl.: Doden gaan voorr meenen. ( Harrebomée, II, 111b.)
194. Thun ist besser als Sagen.
Engl.: The best of the sport is to do the deed, and say nothing. (Bohn II, 19.)
195. Thun und Schweigen, zu Wasser und zu Lande.
Frz.: Faire et taire, par mer et par terre. (Kritzinger, 300a.)
196. Thun und Thun ist zweierlei.
It.: Non basta far il bene, quando non si fà bene. (Pazzaglia, 114, 5.)
197. Thun wir nicht, was wir sollen, so thut Gott nicht, was wir wollen. – Petri, II, 546; Henisch, 1713, 70.
198. Thun wir, was wir sollen, so thut Gott, was wir wollen.
199. Thustu wol, so wirst du guten lohn empfahen. – Tappius, 143b.
200. Thut mans einmal, so thut mans mehr (öfter). Gruter, III, 84; Lehmann, II, 627, 7.
Lat.: Qui bona consuescit, semper quis laude senescit? (Chaos, 144.)
201. Thut mans, so geschichts, thut mans nicht, so geschichts doch. – Gruter, III, 84; Lehmann, II, 627, 8.
202. Tu nit alles, was du macht, sag nit alles, das du weist, glob nit alles, das du hörest. – Mone, Anzeiger, 1835, 208.
203. Uwachtli (thöricht) thun macht bös Glick. – Sutermeister, 143.
204. Viel däun un woel däun is ni einerlei. (Driburg.) – Firmenich, I, 363, 36.
205. Viel dohn un wohl dohn kümt selten överêns. (Sauerland.)
206. Viel thun ist besser als viel schreiben. – Rhein. Blätter (Frankfurt a.M. 1871), S. 48.
207. Viel thun und wenig sagen, ist am Kleid der schönste Kragen.
Frz.: Il faut beaucoup faire et peu parler. (Kritzinger, 300b.)
It.: Far assai, e parlar poco. (Cahier, 3020.)
[1174] 208. Vill dohn un woll dohn kümmt sallen te häupe gohn. (Soest.)
209. Vill gedonn und god gedonn kann selden zosammegonn. (Bedburg.)
210. Wä 't mi deit, dem do ick 't wedder, söä' de Deer'n und flickte 'n Knecht 't Hemd. – Schlingmann, 308.
211. Wann wir theten, was wir solten, so thet auch Gott, was wir wolten; weil wir nicht thun, was wir sollen, so thut auch Gott nicht, was wir wollen. – Gruter, III, 97; Petri, II, 677; Lehmann, II, 863, 47; Opel, 376.
Lat.: In terra pax hominibus, bonae voluntatis. (Chaos, 1083.)
212. Wär nits doit, dei kan nits äten. – Schambach, II, 582.
Wer nicht arbeitet, der kann nichts essen.
Dän.: Et føe-nød, fœr-nød, det er en æder. (Prov. dan., 191.)
213. War nits tau daune hat, de klâge med Edellüen un Pfaffen1; het hei denn nits tau daune, so krigt he wat to schaffen. – Schambach, 79.
1) Des Reimes wegen das hochdeutsche Wort statt des plattdeutschen Pàpe.
214. Wäre Thun und Reden einerlei, es wäre heilig die ganze Klerisei.
215. Was alle thun sollen, thut niemand.
Engl.: Every body's is nobody's business. (Bohn II, 349.)
216. Was deines Thuns nicht ist, da lass deinen Vorwitz. – Bücking, 123.
217. Was dir andere thun sollen, das thue ihnen auch.
Dän.: Hvad du prætenderer hos andre, lad andre ei savne hos dig. (Prov. dan., 459.)
218. Was du andern thust, das thut man dir zuletst wider. – Lehmann, 72, 16.
219. Was du eim andern thuest, thu auch von einem andern gewarten. – Gruter, III, 98; Egenolff, 329b; Grubb, 255.
Engl.: Do unto others as you would be done unto. (Bohn II, 345.)
Frz.: Faites aux autres ce que vous voulez que les autres vous fassent.
It.: Non fare agli altri quello che non vorresti che fosse fatto ate.
Lat.: Ab altero exspectes, alteri quod feceris. (Sutor, 84.) – Ne facias cuiquam quae nolis facta tibi.
Schwed.: Gör som du will ha gjort igen.
220. Was du kannst thun, da lass dich an. – Körte, 6467.
221. Was du mir thust, werde ich dir thun, sagte die Ziege dem Zicklein.
Frz. Schweiz.: Tô te mè fâ, tô té fari dejec la tschivra vu tsevri. (Schweiz, II, 120, 10.)
222. Was du nicht gethan haben möchtest, das thue nicht.
Engl.: If you would not have a thing known of you, never do it.
223. Was du nicht selbst kannst thun, das soltu auff dein Freund nicht lahn. – Lehmann, II, 833, 124.
224. Was du nit selbs wöllst thun, das begere nit. – Franck, I, 72b.
225. Was du selbs kanst thun, das soltu auff dein freund nit lon. – Franck, I, 147a.
226. Was du selbst nicht thun würdest, das begehre nicht von andern. – Lehmann, II, 883, 123; Simrock, 10301; Körte, 6469.
227. Was du selbst thun kannst, dabei verlass dich nicht auf andere.
Engl.: For what thou canst do thyself rely not an another. (Bohn II, 1.)
228. Was du thun must, das lass nicht vnterwegen. – Wachter.
229. Was du thun must, das thue gern. – Lehmann, II, 833, 119; Simrock, 10303; Franck, I, 158a.
230. Was du thun willst (sollst), das thue bald. – Joh. 13, 27; Lehmann, II, 833, 120; Egenolff, 27a; Eiselein, 595; Simrock, 10305; Schulze, 246; Braun, I, 4501.
Böhm.: Co činiti máš, tim neodkladej. – Co se dlí, to se mdli. – Odkladki jsou odpadky. (Čelakovsky, 131.)
Krain.: Odkladki so odpadki. (Čelakovsky, 131.)
Lat.: Fac si quid facis. (Seneca.) (Philippi, I, 149.) – Quod agis, id agas. (Plautus.) (Philippi, II, 141.) – Quod facis, fac citius. – Quod vis facere, fac cito. (Eiselein, 595.)
[1175] 231. Was du thun willst, thu mit Bedacht und den Aussgang vor betracht. – Froschm., Eeiii.
232. Was du thust, das thue bescheid, dass es dich nicht reut in der Zeit. – Parömiakon, 2994.
233. Was du thust, das thue mit Fleiss.
Frz.: Il faut faire ce qu'on fait. (Bohn I, 212.)
Lat.: Hoc age. (Philippi, I, 178.)
234. Was du thust, fah weisslich an, betracht das end, wies wird ergahn. – Henisch, 1431, 19.
235. Was du thust, so bedenke das Ende. – Sir. 7, 40; Schulze, 145.
Was den nachstehenden lateinischen Spruch betrifft, so soll nicht Sirach, sondern die Aesopische Fabel (Nr. 45) bei Halm seine Quelle sein. (Vgl. Büchmann, 8. Aufl., S. 210.)
Lat.: Si quid agis, prudenter agas et respice finem. (Anonius.) (Binder II, 3129; Frob., 547; Philippi, II, 127; Schonheim, Q, 7.)
236. Was du willst gethan haben, da sei dein eigener Knecht.
Derselben Ansicht war auch Wellington; sein sprichwörtlicher Grundsatz war: If you want a thing well don, do it yourself. (Mair, 47.)
237. Was du willst thun und geben, das thu' und gib im Leben. – Eiselein, 414.
238. Was du wilt thun, bedenck das end, greiffs weisslich an, biss nit zu behend, sonst vbereilt sich zwar ein mann, der nicht mit sitten handeln kan. Biss fürsichtig vnd halt dich schlecht, biss nit zu gäch, bedenck dich recht. – Franck, I, 143b; Agricola I, 87; Latendorf II, 32.
Mhd.: Wasz du thust, das fah weiszlich aan, Betrachts End, wies hernoch wirdt gahn, bisz heimlich, sorgsam, halt dich schlecht, disc hab dir vonn Eim weisen knecht. (Latendorf, Jahrbuch, 264.)
Lat.: Qui bene distinguit, bene docet, qui male distinguit, male docet. (Chaos, 140.)
239. Was du wilt thun, das sag niemandt; dann gerath es nit, so musst den spot zum schaden han. – Franck, I, 157b.
240. Was du wilt thun, das verschweig, so kann dich niemand hindern noch verrathen. – Wirth, II, 424.
Schwed.: Hwad tu haver i sinnet, uppenbapenbara ingen, på det du icke warder bespottat, om thet mis gäs. (Törning, 72.)
241. Was einer gern thut, das ist kein Last. – Lehmann, 750, 20.
242. Was einer gern thut, das thut er zum ersten. – Petri, II, 593.
243. Was einer nicht gern thut, ist jhm schwer; vnd was er will thun, ist leicht. – Comedia Vgolini.
244. Was einer nicht thun mag öffentlich, soll er auch la'n heimlich. – Friedrich der Schöne.
245. Was einer nicht thun will, das wird nur schlecht (oder gar nicht) gethan.
Frz.: On n'obtient guère d'un homme ce qu'il ne veut pas faire. (Cahier, 3376.)
246. Was einer thun darf, das dürfen andere sagen. – Simrock, 10298; Körte, 5969; Braun, I, 4506.
247. Was einer thun darf, davon dürfen andere reden.
Dän.: Tør hand gjøre det, da tør andre tale derom. (Prov. dan., 552.)
248. Was einer thun muss, da sagt man jhm kein Danck vmb. – Henisch, 644, 62; Pauli, Schimpff, LVIb.
249. Was erst halb gethan ist, soll man weder loben noch schelten.
Dän.: Halv-gjort gjerning bør hverken at roses eller lustes. – Narren bør ei at see halv-gjørt arbeyde. (Prov. dan., 228.)
250. Was gethan ist, ist gethan, geht mich weiter gar nichts an. – Faselius, 84.
251. Was gethan ist, muss gethan bleiben. – Henisch, 414, 27; Graf, 229, 49.
Lat.: Quod factum est, fieri infectum non potest. (Henisch, 414, 28.)
252. Was gut gethan, ist bald gethan.
It.: Assai presto si fa quel che si fa bene. (Bohn I, 73.)
253. Was ich gestern hab' gethan, will mir Gott vergeben; morgen will ich wieder dran, so ich hab' das Leben.
»Singen die leichtsinnigen Weltleut.« (Herberger, Hertzpostille, I b, 231.)
[1176] 254. Was ich ihm thue, das mag er meinem Schatten thun. – Graf, 338, 329.
Der Schlag, den ein Mann von einem andern erhält, ist ein Unrecht; und es ist nach dem altdeutschen Wiedervergeltungsrecht recht und billig, dass auch dem Beleidiger gleiches Recht widerfahre. Da der unfreie Mann aber weit unter dem freien Manne stand, so ist durch das obige Sprichwort zwar die Form der Wiedervergeltung, wie sie verdient, in der That aber nur symbolisch ausgedrückt. Den Schlag, den der Unfreie vom Freien selbst erhalten hatte, durfte er nur dem Schatten des letztern zurückgeben. Das Sprichwort drückt also den Grundgedanken des Wiedervergeltungsrechts in den Scheinbussen gegen Leute in beschränkter Rechtsstellung aus. Bei Grimm (Rechtsalt., 740) heisst es in Bezug hierauf: »Spielleuten und all denen, die Gut für Ehre nehmen und sich zu eigen gegeben haben, gibt man eines Mannes Schatten in der Sonne, d.h. wer ihm Leides thut, das man bessern (büssen) soll, der soll zu einer Wand stehen, da die Sonne auf ihn scheint, und dann soll der Spielmann oder der sich so zu eigen hat gegeben, hinzutreten und soll den Schatten an der Wand an den Hals schlagen, und mit dieser Rache soll ihm gebessert sein.«
Mhd.: Swaz ich im tuon, daz sol er mînen schatten tuon. (Rochholz, Deutscher Glaube und Brauch, S. 114.)
255. Was ich selber thu', trau' ich andern zu. – Gaal, 1403.
Engl.: Every one measures other peoples corn by his own bushel. (Gaal, 1403.)
256. Was ist hier zu thun, sagte der trunkene Stromer, und lag in der Pfütze.
Holl.: Wat is het hier dun, zei dronken Joor, en hij lag in het water. (Harrebomée, II, 442b.)
257. Was jeder thun soll, thut keiner. – Eiselein, 347.
Engl.: Every bony's work ig nobody's work. (Schles. Zeitung, 1872, Nr. 6.) – What is every man's business, is none's. (Eiselein, 347.)
258. Was leicht zu thun, ist bald gethan.
Engl.: That which is easily done is soon believd. (Bohn II, 6.)
259. Was man andern gethan, muss man von ihnen erwarten.
Dän.: Det du en anden gjør, kand du fra anden vente. (Prov. dan., 234.)
260. Was man dir thun soll, das thue andern auch.
Mhd.: Tuo dem freunt und jedem man, das du von im begerest han. (Ring.) (Zingerle, 198.)
261. Was man durch andere thut, das ist als hätt' man's selbst gethan.
Dän.: Hvad en gjort ved en anden, synes han selv at gjøre. (Prov. dan., 232.)
262. Was man gern thut, davon spricht man auch gern.
Poln.: Co radzi czynimy to i mówimy. (Čelakovsky, 70.)
263. Was man gern thut, geht leicht von der Hand.
Engl.: That which a man likes well, is half done.
264. Was man gern thut (gibt), hat doppelten Werth.
Mhd.: Der man hât einen vrîen muot, der gerne tuot, daz er tuot. (Welscher Gast.) (Zingerle, 148.)
Lat.: Bis est gratum, quod ultro offeras. (Publ. Syr.) (Binder I, 129; II, 343; Philippi, I, 60.)
265. Was man gern thut, kommt einem nicht sauer an. – Müller, 23, 4; Struve, I, 9.
266. Was man gethan haben will, muss man selber thun, was nicht, einem Diener befehlen.
Die Basken haben den Spruch: Ich befahl's meinem Hunde, der hat's mit Bellen seinem Schweif gegeben zu bestellen. (Westermann, Monatsschrift, IV, 587.)
Engl.: He who goes about a thing himself, has a mind to have it done; who sends another, cares not, whether it be don or not. (Franklin.) – That which a man causes to be done, ho does himself. (Bohn II, 496.)
267. Was man gethan hat, ist nicht mehr zu thun.
268. Was man gezwungen thut, bringt selten gut.
269. Was man gut gethan haben will, muss man selber thun.
It.: Chi vuol presto e ben, faccia da se. (Bohn II, 87.)
270. Was man jetzt thun soll, darf man nicht auf morgen verschieben.
Engl.: Do what you have to do just now, and leave it for to morrow.
271. Was man nicht gern thut, das vergisst man bald.
272. Was man nicht gern thut, soll man zuerst thun. – Simrock, 10304.
273. Was man nicht thun geheissen, dass ist man nicht schuldig gut zu heissen. – Lehmann, 268, 46.
274. Was man nicht zu wohl thun kann, kann man auch nicht zu wohl bedenken.
[1177] 275. Was man nit thut, das weiss man nit. – Lehmann, 750, 17.
276. Was man selber thun kann, muss man nicht andern übertragen.
Dän.: Hvad man selv kand gjøre, skal man ei lide paa andre udi. (Prov. dan., 236.)
277. Was man thun muss, das geschieht einem wehe.
278. Was man thun muss, das thu man bei Zeit. – Petri, II, 604.
279. Was man thut, das muss man thun.
»Ich will, je nachdem ich bin, daher muss ich sein, je nachdem ich will.« (Schopenhauer, Wille in der Natur, 131.)
280. Was man thut, muss man recht thun.
»Was du thust, das thu so, dass es gethan sei.«
281. Was man thut, 's ist nicht von nöthen, viel darüber zu trompeten.
Böhm.: Tak dĕlej, cát nevelmi buchne. (Čelakovsky, 248.)
282. Was man thut, thut man sich selbst. – Schlechta, 455.
283. Was man ungern und übel thut, achtet man selten für gut.
Lat.: Non laudo factum, nisi sit cito, vel bene factum. (Sutor, 322.)
284. Was man zu thun sich schämt, das soll man auch zu sagen sich schämen.
Poln.: Co się czynić niegodzi, to teź i mówić szkodzi. – Co źle czynić, to źle i mówić. (Čelakovsky, 68.)
285. Was me früih um vieri thut, kummt eine z' Nacht um nüne gut. (Elsass.)
286. Was recht gethan ist, das hat einen Kopf.
Es gewinnt eine Gestalt.
287. Was wir heute haben gethan, das wöll vns Gott vergeben, morgen wollen wirs wieder thun, läst vns Gott das Leben.
»Solches ist unserer Gesellen, wenn sie sich voll vnd voll sauffen, Sprichwort.« (Chemnitius, Postille, II, 557.)
288. Was zu thun sich nicht ziemt, soll auch nicht über die Lippen gehen.
Lat.: Quod facere turpe est, dicere honestum ne puta. (Philippi, II, 112.)
289. Wass man nicht thun kan, da ist lassen dass best. – Lehmann, 835, 5.
Lat.: Tentanda non sunt quae non possunt effici. (Lehmann, 835, 5.)
290. Wat de eine nich daun will vor 'n Drîer, dat doit de andere gären vor drei Pennige. – Schambach, II, 407.
291. Wat deit, dat deit, 'n Wicht, of 'n Kind. – Bueren, 1282; Hauskalender, II u. IV.
292. Wat du von dag noch dûn kanns, dat sollstu nit op margen verschuwen; Moder, dann lot meh de Riesbrei noch eten, de öwer gebliewen es.
293. Wat man nich daun will, mot man gautwillig vergetten. (Braunschweig.)
294. Wenn du etwas allein thun kannst, so warte auf keinen andern.
295. Wenn du etwas gethan haben willst, so gehe selber, wenn nicht, so schicke einen andern.
Engl.: If you wish a thing done, go; if not, send. (Bohn II, 23.)
296. Wenn du thust das Deine, dann thut Gott das Seine. – Radowitz, 44.
297. Wenn einer thut im Verborgenen, so ist einer, der sieht im Verborgenen.
Die Neger in Surinam: Es wird nichts so heimlich gethan, das nicht offenbar werde.
298. Wenn êner dêt, wat he wêt, denn kann he nich mîr (mehr) dôn, as he dêt. (Pommern.)
299. Wenn ich so viel thue als ich kann, thue ich so viel als der römische Kaiser. – Coler, 629b; Nass. Schulblatt, XIV, 5.
300. Wenn ich thue, was Gott will, so thut Gott auch, was ich will; thu' ich aber das Widerspill, so thut Gott auch, was er will. – Haussprüche, 23.
301. Wenn ik 't nû dân härr! säd' de Jung, as 't Rothkehlken in de Schöttel schätten härr. (Mecklenburg.) – Hoefer, 513.
Holl.: Dat zou er wel een doen, die onecht is. (Harrebomée, II, 135b.)
[1178] 302. Wenn jeder dôn kun, wat he wul, much de Düüwel Herr wäs'n. (Süderdithmarschen.)
Wenn jeder thun könnte, was er wollte, möchte der Teufel Herr sein.
303. Wenn jeder thut, was er soll, so gehet Ross vnnd Wagen wol. – Lehmann, 751, 35; Henisch, 1435, 37; Petri, II, 659.
304. Wenn man etwas nicht thun kann, so ist lassen das beste.
305. Wenn man etwas oft thut, so wird's zur Gewohnheit.
Frz.: Continuance se convertit en usance. (Leroux, II, 205.)
306. Wenn man nett thut wi d' Leut, no gots oam au nett wi da Leuta. (Wurmlingen.) – Birlinger, 347.
307. Wenn man nicht thut, wird nichts gethan.
Frz.: On ne peut faire qu'en faisant. (Cahier, 659.)
308. Wenn man thut, was den Leuten gefällt, so kommt man am besten durch die Welt.
Lat.: Facilitate nihil est homini melius, neque clementia. (Terenz.) (Philippi, I, 148.)
309. Wenn man thut, was die Leute wollen, so bleibt man vngeschlagen. – Petri, II, 669.
310. Wenn man thut, was die Leute wollen, und redet, was sie gern hören, so ist man ihnen angenehm. – Wirth, II, 30.
311. Wenn man thut, was man (was die Leute wollen) will, bekommt man guter Freunde viel.
Lat.: Obsequio retinentur amici. (Sutor, 12.) – Obsequium amicos parit. (Seybold, 358.)
312. Wenn wir theten, wie wir sollten, so ging uns alles, wie wir wollten. – Gerlach, 75; Aarg. Taschenbuch.
313. Wenn zwei dasselbe thun, so ist es nicht dasselbe.
Lat.: Duo cum faciunt idem, saepe non est idem. (Binder II, 884; Eiselein, 662; Philippi, I, 129; Seybold, 141; Schulbl., 494.) – Multa fiunt eadem, sed aliter. (Eiselein, 662.)
314. Wer alles willig thut, sagt wenig vor der That. – Keller, 176a.
315. Wer alles wollt' thun, was die Leute sagen, der käme bald um Kopf und Kragen.
Dän.: Vel siges mangen godt nok fore, at følge sligt, det er en daare. (Prov. dan., 100.)
316. Wer am besten thut, hat den besten Muth.
Ein edles Gemüth offenbart sich in der Handlungsweise.
Dän.: Hvo er bedre uden har bedre giør. (Prov. dan., 56.)
317. Wer anders thut, als er spricht, dessen Rathe folge nicht.
Dän.: Hvis gjerning ei stemmer med haus ord, stem ei med ham i raad og daad. (Prov. dan., 229.)
318. Wer das thut, das er zu thun schuldig, der liffert seine Zahlung vnnd kein Praesent. – Lehmahn, 751, 47.
319. Wer durch sein Thun will nutz vnd Ehr erlangen, der muss zuvor wol lernen, was er thun soll. – Lehmann, 455, 31.
320. Wer etwas nicht thun kann, wie er will, der thue es, so gut er kann.
321. Wer etwas nicht will thun, wenn ers thun kann, der kanns offt nicht thun, wenn er gern wolt. – Lehmann, 741, 53.
Dän.: Hvo ei gjør naar han kand, kand ei naar han vil. (Prov. dan., 233.)
322. Wer etwas thun will, der sehe auf Gottes Uhr, ob die rechte Stunde für ihn geschlagen habe. – Sailer, 242.
323. Wer etwas thun will, der sehe auff Gottes Vhr, vnd versuch es, ob die stund geschlagen, darin er sein geschäfft verrichten will. – Lehmann, 920, 25.
324. Wer etwas thut, dem wird die Zeit nicht lang.
Lat.: Nullus agenti dies longus est. (Seneca.) (Seybold, 393.)
325. Wer gern zu thun hat, dem gibt Gott zu schaffen. – Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 395; Simrock, 10297; Körte, 5967.
326. Wer gern zu thun hat, der macht sich zu thun.
Holl.: Wie geen werk heeft, die maakt werk. (Harrebomée, II, 455a.)
[1179] 327. Wer gethan, was er konnte, hat genug gethan.
Frz.: Qui à fait ce qu'il pouvail, à ce qu'il devait. (Cahier, 1366.)
328. Wer gut thun wil, sol keine Zeit sparen. – Petri, II, 716.
329. Wer gut thut, der soll's gut finden. – Simrock, 10306; Körte, 6727.
330. Wer hüpsch thut, der ist hüpsch gformiert, den gottlosen sein gstolt nicht ziert.
Lat.: Dat probitas species, sed non species propitatur qui probitate caret, nil sua forma ualet. (Loci comm., 67.)
331. Wer immer do dôn hett, de is ni allemal de flitigste. (Rendsburg.)
332. Wer mehr thun darf als sich schickt, wird bald mehr thun, als recht und gut.
Engl.: He that is suffred to do more than is fitting, will do more than is lawful. (Bohn II, 8.)
333. Wer mehr thun will, als er kann, ist wol ein thöricht Mann.
Frz.: Qui oultre passe sa charge chet en désaveu. (Cahier, 1211.)
Holl.: Die meer wil doen, dan hij kan, is een zot. (Harrebomée, II, 510b.)
334. Wer mehr thun will, als er vermag, hat sich Schadens zu versehen. – Körte, 5954.
Holl.: Veel te doen met kleine magt, heeft er veel om laag gebragt. (Harrebomée, II, 51.)
335. Wer mehr thut, als er kann, der ist ein Schelm.
Lat.: In rebus magnis et voluisse sat est. (Chaos, 812.)
336. Wer meint, er thue zu viel, der thut gewiss zu wenig. – Körte, 5957.
337. Wer mirs thut, dem thu ich es wieder, sprach die Frau, als sie ihres Mannes Hemd flickte. – Lehmann, 72, 7; Hoefer, 307; Eiselein, 595; Simrock, 10307.
338. Wer nicht mehr thut als ein anderer ist auch nicht besser als ein anderer.
Span.: Quien no hace mas que otro, no vale mas que otro. (Bohn I, 251.)
339. Wer nicht thun kan, was er will, vnnd was jhn erlust, der ist kein grosser Herr. – Lehmann, 309, 75.
»Denn der Herrn gesetz ist: Quod libet licet sed tyrannica vox est, licet mihi. – Regia vox est, non decet. – Voluntas et potestas pro ratione.« (Lehmann, 310, 75.)
340. Wer nicht thun kan, was jhm gelüstet, der gilt nichts. – Henisch, 1480, 20; Petri, III, 14.
341. Wer nicht thun kann, was die Leute verdriesst, gibt keinen ⇒ Schulzen (s.d.) . – Eisenhart, 518; Pistor., X, 86; Eiselein, 557; Sailer, 252; Simrock, 9276; Graf, 516, 222.
Schulzen, wie überhaupt Beamte, dürfen bei der Verrichtung ihres Amts nicht auf das hören, was übelgesinnte Leute von ihnen sprechen. Wer zu sehr zum Mitleid geneigt ist, muss ein Amt, das ohne Strenge nicht verwaltet werden kann, gar nicht übernehmen.
342. Wer nicht thun kann, wie er will, der soll wollen thun, was er kan. – Lehmann, 898, 42.
343. Wer nicht thut, was er soll, erhält nicht, was er will.
Frz.: Qui ne fait pas ce qu'il doit ne reçoit pas ce qu'il croit. (Cahier, 550.)
It.: Chi non fa quel che deve, quel che aspetta non riceve. (Cahier, 2881.)
344. Wer nicht thut, was er soll, sondern thut, was bräuchlich ist, der narret nicht. – Lehmann, 752, 59.
345. Wer nicht thut, wenn er kann, kann oft nicht thun, wenn er will.
It.: Chi non fa quando può, non fà quando vuole. (Bohn I, 83.)
346. Wer nichts thut, dem mislingt nichts.
Frz.: Il n'y a que ceux qui ne font rien, qui ne se trompent point. (Cahier, 1729.)
347. Wer nichts thut, fehlt nicht, und durch Fehlen wird man klug.
348. Wer nichts thut, irrt nicht, und wer nicht irrt, bessert sich nicht. – Winckler, XII, 33.
It.: Chi non fà, non falla. (Pazzaglia, 108, 1.)
349. Wer nichts thut, schläft genug.
Dän.: Den sover nok, som intet gjør. (Prov. dan., 521.)
Frz.: A ne rien faire, on fait des dettes. ( Cahier, 1550.) – Assez dort qui rien ne fait. (Bohn I, 5.)
[1180] 350. Wer nichts thut, sündigt nicht. – Chaos, 168.
351. Wer nichts thut, thut Uebles genug.
Frz.: Qui ne fait rien, fait mal. (Bohn I, 50.)
352. Wer nichts zu thun hat, der fange Streit an mit Pfaffen, so kriegt er wol zu schaffen.
Holl.: Die niets te doen heeft, sla den baljuw. (Harrebomée, II, 453a.)
353. Wer nichts zu thun hat, macht jhm zu thun. – Petri, II, 746.
Das ginge noch an; sehr oft aber machen gerade diejenigen, welche nichts zu thun haben, andern sehr viel zu thun, eine Erfahrung, welche auch die Chinesen gemacht haben. (Vgl. Cahier, 2180.) Die Türken sagen: Man hat oft mit dem zu thun, was man nicht für nöthig hält. ( Cahier, 2685.)
354. Wer nicks to dohn hat, de maket sick wat to dohn. (Lippe.)
Der Müssiggänger beschäftigt sich aus langer Weile mit unnützen Dingen. Die Neger in Surinam sagen, um auszudrücken, dass man ein Geschäft blos zum Zeitvertreib treibe: Wenn der Indianer Zeit hat, macht er Dattelkörbe. (Wullschlägel.)
Lat.: Viro Lydo negocium non erat. (Erasm., 599; Tappius, 218.):
355. Wer nit thun kan, was er will, der neme das in willen, was er kan. – Lehmann, 751, 44.
It.: Chi non può far, come vuole, faccia, come può. (Gaal, 979.)
Lat.: Qui non facit, quod vult, facit, quod potest. (Gaal, 979.)
356. Wer nüt thuet, lehrt Uebels thun. (Hauenstein im Aargau.) – Schweiz, II, 184, 13.
357. Wer recht thut, kennt keine Furcht.
Die Russen: Wer recht thut, bedarf Muth.
358. Wer thun will, thut mehr, als wer thun kann.
Port.: Mais faz quem quer, que quem pede. (Bohn I, 283.)
Span.: Mas hace quien quiere que quien puede. (Bohn I, 231.)
359. Wer thun will, was eim jeden gefalt, muss Athem haben, warm vnd kalt. – Petri, II, 769; Henisch, 1416, 33; Simrock, 138.
Lat.: Ne Jupiter quidem omnibus placet. – Nemo invenitur, qui satis faciat omnibus. – Nemo placet omnibus unquam. – Nemo unus ex sententia omnium fecerit. (Henisch, 1416, 29.)
360. Wer thut, so viel er kan, der thut so viel, als der Babst zu Rom. – Lehmann, 749, 4; Henisch, 186, 36; Petri, II, 769; Eiselein, 360; Simrock, 10292; Körte, 5953; Braun, I, 1742.
Vielleicht auch wahr, da dieser wol nicht stets thut, was er kann. In der Schweiz: Wer thuet so viel as er cha, thuet so vil as der Pabst z' Rom. (Sutermeister, 121.)
Lat.: Ultra posse viri non vult Deus alla requiri. (Binder II, 3394; Neander, 319.)
361. Wer thut, was die Leute haben wollen, behält sie zu Freunden.
362. Wer thut, was er kan vnd will, der thut (oft), was er nicht thun soll. – Lehmann, 749, 8; Körte, 5956; Braun, I, 4499.
Frz.: Qui fait ce qu'on lui commande, ne sera pas battu. (Kritzinger, 156b.) – Qui peut tout ce, qu'il veut, veut plus, que ce qu'il doit.
Lat.: Une crine trahitur voluntarius. – Voluntario nihil difficile. (Eiselein, 643.)
363. Wer thut, was er kann, dem kommt der Segen Gottes an.
Engl.: Use the means and God will give the blessing. (Bohn II, 44.)
364. Wer thut, was er kann, hat genug gethan. – Körte, 5953; Gaal, 1031.
Frz.: Dieu ne veut pas plus qu'on ne peut. (Leroux, I, 11.)
365. Wer thut, was er kann, ist nicht gehalten, mehr zu thun.
Engl.: A man can do no more than he can. (Gaal, 1031.)
Frz.: Qui fait tout ce qu'il pouvait, a fait ce qu'il devait. (Cahier, 1363.)
It.: Chi fa quel che può, non è tenuto a far più. (Gaal, 1031.)
Lat.: Tantum quisque nitatur, quantnm potest. (Gaal, 1031.)
366. Wer thut, was er kann, ist werth, dass er lebt. – Simrock, 5405.
367. Wer thut, was er kann und will, der thut, was er nicht thun soll.
Schwed.: Då mannin ma som han wil, ta gjör han som han är til. (Grubb, 144.)
[1181] 368. Wer thut, was er kann und will, thut selten was ihm schadet.
Dän.: Hvo som gjör hvad han kand og vil, han gjör det ham ei skader. (Prov. dan., 233.)
369. Wer thut, was er nicht sollte, dem widerfährt, was er nicht wollte.
Dän.: Hvo som vil gjøre det han ei skalde, maae lide det han ei vilde. (Prov. dan., 233.)
Frz.: Qui fait ce qu'il ne devroit, il lui avient ce qu'il ne voudroit. (Kritzinger, 301a.)
It.: Chi fà quel che non deve, gl' interviencio che non crede. (Pazzaglia, 112, 5.)
370. Wer thut, was er nit thun soll, der muss gewertig sein, was er nicht will. – Lehmann, 747, 11.
371. Wer thut, was er soll, isst ruhig seinen Kohl.
Engl.: Do as you're bidden, and you'll never bear blame. (Bohn II, 71.)
372. Wer thut, was er will, dem thut der Kopff nicht weh. – Lehmann, 897, 18.
It.: Chi fa a suo modo, non gli duole il capo. (Bohn I, 80.)
373. Wer thut, was er will, der muss leiden, was er nicht will. – Lehmann, 897, 9; Chaos, 1083.
374. Wer thut, was er will, der thut selten, was er soll. – Eiselein, 643; Simrock, 10302.
Dän.: Hvo som gjør, hvad han vil, han gjör ei hvad han skal. (Prov. dan., 234.)
It.: Chi fà qual che vuole non fà sempre quel che deve. (Pazzaglia, 112, 1.) – Chi fa quello che vuole, fa spesso ciò che non deve.
Span.: Quien hace lo que quiere, no hace lo que debe. (Bohn I, 249.)
375. Wer thut, was er will, thut oft, was er nicht soll. – Simrock, 11631.
Engl.: He that doth wat he will, oft doth wat he ought not. (Bohn II, 22.) – He who does every thing, he has a mind to do, often does not, what he should do.
It.: Chi fa quel ch'e' pue, non fa mai bene. (Bohn I, 81.)
376. Wer thut, was Gott will, erreicht sein Ziel. – Parömiakon, 3228.
377. Wer thut, was jhm selbst wol gefällt, der thut nur was seim Gott missfällt. – Lehmann, 202, 26.
Dän.: Hvo som giør hvad ham selv behager, han giør hvad Gud mishager. (Prov. dan., 62.)
378. Wer thut, was recht ist, hat sich vor niemand zu fürchten.
379. Wer thut, was recht ist, wird von niemand betrogen. – Seybold, 613.
380. Wer vieles zugleich thut, macht nicht alles gleich gut. – Petri, II, 774; Simrock, 10296; Körte, 5964.
381. Wer will thun, was jedermann gefällt?
Lat.: Omnium difficillimum est multis placere. (Seybold, 416.)
382. Wer will thun, was jedermann gefällt, der ist fürwahr ein schlechter Held.
383. Wer will thun, was seinem Herrn gefelt, der kan nicht thun, was recht ist. – Lehmann, 387, 3.
384. Wer wohl thut, lebt sich selber wohl. – Eiselein, 595; Braun, I, 4502.
385. Wer wol thut, der darff nit vmsehen. – Tappius, 143b.
Dän.: Gjør vel, saa spørges det mindst; jo bedre ild, jo mindre røg. (Prov. dan., 232.)
386. Wer wol thut, der kriegt gut gewinn. – Henisch, 1601, 1.
387. Wer wol thut, der wirt wol finden. – Tappius, 143b.
Dän.: Gjør vel og fær vel, gjør ilde og fær ilde. – Værdig med Gud og æren. (Prov. dan., 232.)
388. Wer zu viel thut, der thut nicht allezeit recht. – Lehmann, 934, 15.
389. Wer zu viel thut, der thut oft zu wenig. – Jüd. Volksblatt, S. 148.
390. Wer zu viel thut, thut nimmer gut.
391. Wer zu viel zu thun fürchtet, thut immer zu wenig. – Braun, I, 4500.
392. Wers gethan hat, der hats gethan; wers nicht gethan hat, vber den gehets auss. – Lehmann, 841, 18.
393. Wer's gethan, der thut's nicht mehr.
It.: Chi il fece, nol faccia più.
394. Wer's gethan hat, muss nicht reden, sondern der's gesehen hat.
Wenn man ein gutes Werk gethan hat, muss man das Loben andern überlassen.
[1182] 395. Wers thut vnd jhm nicht verdreusst, es kommt die Zeit, dass ers geneusst. – Henisch, 1495, 61; Petri, II, 765.
396. Wie ainer thut auff Erden, so thut man jm wider in der Helle. – Agricola II, 481.
397. Wie du dem andern thust, dergleichen du gewarten must. – Eyering, III, 558.
398. Wie du thust, also gewinst ein blust. – Franck, II, 108a; Gruter, I, 85; Petri, II, 789; Henisch, 440, 29; Simrock, 10295.
399. Wie du thust, wird dir auch gethan.
Lat.: Justa malis haec admisso pro crimine poena est, si quae fecerunt, eadem patientur et ipsi. (Sutor, 303.)
400. Wie einer thut, so hat er glück. – Lehmann, 860, 17.
401. Wie man mir thut, so will ich wieder thun. – Spr. Sal. 24. 29; Schulze, 88.
Engl.: Claw me and i 'll claw thee.
Frz.: Comme il te fait, fais-lui. (Gaal, 810.)
402. Wie m'r ênem dêt, su ät ênem get. (Düren.) – Firmenich, I, 482, 22; für Köln: Weyden, I, 3.
403. Wie thon, also lohn. – Gruter, I, 85.
Lat.: Qui sua metitur pondera, ferre potest.
404. Wir können nicht thun, was jedermann wil, wir können aber wol thun, was wir wollen. – Luther's Tischr., 482a; Petri, II, 797; Zinkgref, IV, 57.
Dies Wort schrieb Luther einmal an seine Kammer.
405. Wo de eine et nich vôr daun wil, doit et de andere gären vor. – Schambach, II, 592.
Wofür der eine es nicht thun will, dafür thut es der andere gern. (S. ⇒ Thun 290.)
406. Wohl gedoan, vill gedoan. (Trier.) – Laven, 197, 141; Firmenich, III, 548, 79.
407. Wohl oder besser thun ist niemand verboten. – Pistor., IV, 100.
408. Wohl thun ist besser als wohl reden.
It.: E meglio ben fare chè ben dire. (Pazzaglia, 114, 3.)
409. Wol gethan ist bald gethan. – Tappius, 167b.
Lat.: Sat cito, si sat bene. (Tappius, 167a.)
410. Wol gethan ist vil gethan. – Tappius, 167b.
411. Wol thun vnnd vbel hören, ist Königlich. – Lehmann, II, 859, 469.
412. Zeitlich vnd bald thon hat doppelt lohn. – Gruter, I, 88; Petri, II, 821.
413. Zum Thun gehört Zeit, und Zeit will Thaten.
Dän.: Som din gjerning esker tiid, sa din tiid og esker gjerning. (Prov. dan., 229.)
414. Zuvor gethan und nach bedacht hat manchen in gross Leid gebracht.
It.: Altro è pensare avanti altri poi il male.
415. Zwischen Thun und Sagen geht ein breiter Wagen (ist ein grosser Raum).
Holl.: Lange mijlen leggen tusschen doen en zeggen. – Tusschen doen en zeggen is grooet onderscheid. (Harrebomée, II, 349b.)
*416. A hôt zu tûn wî'n Kotze ai a Säxwocha. (Oesterr.-Schles.) – Peter, 448.
*417. A thut, as wenn ihm nisch drimte wär. – Gomolcke, 225; Frommann, III, 246, 179.
*418. A thut, ass wenn a nich konde uf drey zehlen. – Gomolcke, 228; Robinson, 482.
*419. A thut, ass wenn a sich zerreisen welde. – Robinson, 530; Gomolcke, 230.
*420. A tutt wî Moatschke. (Oesterr.-Schles.) – Peter, 451.
Stellt sich dumm in einer Sache, wofür auch die beiden folgenden Redensarten gebraucht werden.
*421. A tutt wî Noarrntonk'l. – Peter, 451.
*422. A tutt wî Schmoackfufza. – Peter, 451.
*423. Dä dêt, als wenn e de Müllemer Töt ze schueren hät. – (Bedburg.)
*424. Da hast du deinen: 's thut dir nichts. – Simrock, 10309.
*425. Da hat er zu thun, wie Maibom zu Aachen. – Simrock, 50.
*426. Dar thutt as wenn a der Propst vu der Gorke wär. (Landeshut in Schlesien.)
Wird auf Leute angewandt, die sich sehr wichtig machen und herrschen wollen, wie ehemals der Propst von Gorkau geherrscht haben mag.
[1183] *427. Das thät' ich nicht, um alles auf der Welt.
Holl.: Ik deed dat niet om al de kveijen van Braband (oder: Sebaldeburen). – Ik deed dat om geene houten koe. (Harrebomée, I, 86b u. 336b.)
*428. Das thu' doch, lass dich vom Schaf beissen. – Lohrengel, II, 168.
*429. Das thu' doch, lass dich von der Köchin hacken. – Lohrengel, II, 169.
*430. Das thue, wer da will. – Eiselein, 595.
*431. Das will ich thun, es ist des Vaters Wille. – Kirchhofer, 157.
Mit den Worten: »Es ist des Vaters Wille«, entschuldigten die Wiedertäufer in Sanct-Gallen alle ihre seltsamen Lehren und Thaten. Die Rede ging nach und nach in ein Sprichwort über.
*432. Das wollen wir thun, wenn der Fuchs wird meiden das Huhn und wenn ein Hund den Hasen fleucht, der Einfältige den beschissnen Juden betreugt, und wenn der Frosch 'nen Storch verschlückt, der Bettler nimmer seine Kleider flickt, und wenn die Gans einen Wolf wird jagen, und wenn die Frauen kein Kind mehr tragen. (S. ⇒ Nimmerleinstag.)
*433. Dat heff ik noch är doan, as sik de Katte 'et Oge utlecket, wann he ock all op der Fuet sittet un well deran. (Iserlohn.) – Woeste, 83, 44.
*434. Dear thuät alles, was em Geldbeutel weh thuat. (Ulm.)
*435. Der thuet, as wenn ar uf die Kirm kumma wär'. (Franken.)
Von jemand, der zur Arbeit berufen ist und sich nicht beeilt, sie anzugreifen.
*436. Die thund älls, als nett ferrla1. (Saulgauer Heide.) – Birlinger, 142.
1) Schweinchen gebären. – Von zweideutigen, unsaubern Leuten gebraucht.
*437. Do is nei säu dünne tau, as 'ne Schitt op'n Spôn. (Westf.)
*438. Du däus gerâde as Gehänseken1 de Här2. (Grafschaft Mark.) – Frommann, V, 58, 27.
1) Hänschen.
2) Der Herr. – D.i. anmassend.
*439. Du thuest wie d' Müli vo Plämp. (Bern.) – Sutermeister, 60.
*440. Du thust wie Hans Koch. – Agricola II, 197; Egenolff, 23a.
*441. Du und dôn sünd twê. (Oldenburg.) – Firmenich, III, 12, 7.
*442. Dunn mêr nicks, ich dunn dêr og nicks. (Köln.) – Firmenich, I, 474, 144.
*443. Ea tuid, as woun de Prinz Ginggadl sain Ged wa. (Steiermark.) – Firmenich, II, 769, 122.
Er thut als wenn der Prinz Ginggerl sein Pathe wäre.
*444. Er hat gethan, was er schuldig ist, und ist schuldig, was er gethan.
Eine verarmte Stadt machte beträchtlichen Aufwand bei der Durchreise ihres Fürsten. Als er seine Verwunderung darüber äusserte, sagte ein Höfling: »Die Stadt hat nur gethan, was sie schuldig ist.« »Das ist wahr«, bemerkte jemand, »aber sie ist noch alles schuldig, was sie gethan hat.« (Witzfunken, III a, 170.)
*445. Er hät meh z' thun as e Chue z' schwanze. – Sutermeister, 93.
*446. Er hat mehr zu thun als die Pfanne zu Fastnacht.
*447. Er hat mehr zu thun als ein Backofen am Ostertage. – Winckler, X, 94.
*448. Er hat so viel zu thun, dass er nicht Zeit hat, eine Prise zu nehmen.
Holl.: Hij heeft zoo veel werk dat hij naauwelijks tijd heeft tot k .... ... (Harrebomée, II, 322b.)
*449. Er hat so viel zu thun wie die Maus im Kindbett (in Sechswochen). (Rottenburg.)
*450. Er hat so viel zu thun, wie eine Katze, die in Wochen liegt.
*451. Er hat yhm zu uil gethan. – Agricola I, 41.
Hat nicht Mass gehalten.
*452. Er hat zu thun wie der Magistrat von Leipzig.
Sagt man von jemand, der so thut, als wisse er vor Geschäften nicht, wo ihm der Kopf steht.
*453. Er hat zu viel gethan.
[1184] *454. Er hats gethan, eh die Katz ein Ey gelegt. – Eyering, II, 332.
*455. Er ist mein thun vnd lassen. – Tappius, 83a.
Mein A und O, mein ein und alles.
Lat.: Prora et puppis. (Erasm., 4; Tappius, 82b.)
*456. Er ist seines thuns so milt, als Sant Linhart seines Eisens, der es keinem gibt, er stels jhm denn. – Eyering, II, 363.
*457. Er thuet alles, was der Weltbrief ausweist. (Ulm.)
*458. Er thuet em's z' Trutz und z' Tratz. – Sutermeister, 78.
*459. Er thuet en nüschle. – Sutermeister, 78.
Die Quellenschrift erklärt »nüschle« durch betrügen, prügeln; nach Stalder (II, 246) heisst es: durch die Nase reden, den Schnupfen haben.
*460. Er thuet lästerli. – Sutermeister, 75.
*461. Er thuet nüt, as eim z' leid werche. – Sutermeister, 83.
*462. Er thuet nüt rechts. – Sutermeister, 83.
*463. Er thuet, was de Brief (Römerepistel) in sie hät. – Sutermeister, 85.
*464. Er thuet wie d' Chatz am Hälsig. – Sutermeister, 75.
*465. Er thuet wie d' Chatz in Hornig.
*466. Er thuet wie d' Sou am Gatter.
*467. Er thuet wie de Hund am Seil.
*468. Er thuet wie en Narr im Gitter.
*469. Er thuet wie en Spitoler. – Sutermeister, 75.
Zur Schilderung eines zanksüchtigen Menschen, bei Sutermeister eines Kümmelspalters und Streithahns.
*470. Er thuet wie der heilig Geist. – Sutermeister, 82.
*471. Er thuet wie 's beschisse Wagenrâd, wo zum B'soffer seit, er heb's beschisse. – Sutermeister, 43.
*472. Er thuet wie wenn er de Chlingeberg wett aberiiste. – Sutermeister, 44.
*473. Er thuet, wie wenn er's vom Stück hett. – Sutermeister, 72.
*474. Er thuet wie-n es Lohrind. (S. ⇒ Scheit 6.) – Sutermeister, 69.
*475. Er thuet wie-n-e Chatz a'me Seil. (Solothurn.) – Schild, 74, 195.
Geberdet sich sehr ungeduldig.
*476. Er thut als ging er über Kohlen.
Lat.: Non incedis per ignem. (Philippi, II, 38.)
*477. Er thut als ging ihn kein Dreck und kein Wetter nichts an. (Oppaland.) – Weinhold, 15.
*478. Er thut, als hätte er alle Taschen voll. – Klix, 108.
*479. Er thut als könne er nicht auf seinen Beinen stehen.
*480. Er thut, als könnte er nicht bis drei zählen. – Klix, 108.
Zur Bezeichnung eines sehr einfältigen Menschen.
*481. Er thut als könnte man's Geld aus den Aermeln schütteln.
*482. Er thut, als ob er Backholz gefrühstückt hätte.
Von einem, der sehr steif und unbehülflich ist, sich nicht biegen kann oder will. Unter Backholz ist hier das langscheitige gemeint, wie es zum Heizen der Backöfen verwandt wird.
*483. Er thut, als ob er von gestern wäre.
Stellt sich dumm.
*484. Er thut als ob's aus Gnade und Barmherzigkeit geschähe.
Und lässt sich gut bezahlen.
*485. Er thut, als sei ihm geboten, in Eile zu verderben.
*486. Er thut, als wäre der grosse Hofhund sein Pathe. (Köthen.)
Ton einem eingebildeten, hochmüthigen Menschen.
*487. Er thut, als wäre der Papst sein ärmster Vetter. – Simrock, 7699.
*488. Er thut, als wäre Dreck1 sein Vetter.
1) In Schlesien: Leckarsch. – Von eitler Ueberschätzung.
*489. Er thut, als wenn er alles fressen wollte.
Lat.: Gigantum arrogantia. (Philippi, I, 168.)
*490. Er thut, als wenn er den Klingenberg wollte herunterreiseen.
[1185] *491. Er thut, als wenn er der Grossmogul wäre.
Lat.: Tanquam Argivum clypeum obstulerit, ita gloriatur. (Philippi, II, 211.)
*492. Er thut, als wenn er einem Elefanten einen Dreier reichen sollte.
Sehr ängstlich. Bei den Römern waren die Elefanten abgerichtet, kleine Münzen mit dem Rüssel zu nehmen und sie ihrem Wärter zu reichen.
*493. Er thut als wenn er sich einkacken wollte. (Breslau.)
So unbehülflich, ängstlich.
*494. Er thut als wenn ihm die Hunde das Brot gefressen. – Klix, 108.
*495. Er thut als wenn ihn eine Ganss anpfiff. – Herberger, Hertzpostille, I, 766; Fischer, Psalter, 2d.
Achtet so wenig darauf.
*496. Er thut, als wolte er mit dem Kopffe ein Loch durch den Himmel boren. – Herberger, Hertzpostille, I b, 671.
*497. Er thut dabei so viel als der Hahn auf dem Ei.
Frz.: Vous y ferés autant qu'on coq sur un oeuf. (Kritzinger, 300b.)
*498. Er thut das Hinter herfür.
D.h. alles ungereimt, widersinnig.
Lat.: Albatus ad exequias, pullatus ad nuptias procedit. (Seybold, 16.)
*499. Er thut es gern, wie die baurn in thurn steigen. – Egenolff, 192a.
*500. Er thut es mit einem Dreul. (Holl.)
Langsam, mit wenig Eifer. Dreul (etruil) ist ein kleines Segel unten am Steuer, um bei stillem Wetter besser fortzukommen.
*501. Er thut es nicht für eine taube Nuss.
*502. Er thut gegen ihn wie Pimpel's Hündel. (Nordböhmen.)
Von einem Schmeichler oder Speichellecker.
*503. Er thut ihm, wie wenn er i kein Schuh inne meh guet wär. (Schaffhausen.) – Schweiz, II, 168, 40.
*504. Er thut ihr nicht, wie man über der Donau thut. – Eiselein, 122.
Eiselein führt Eib für diese Redensart an, der Domherr in Bamberg und Kämmerling bei Aeneas Sylvius war, als dieser Papst wurde, und sagt: »Man mag zu dessen Zeit mit den Worten: ›Was man über der Donau thut subtil‹ die Art zu lieben über den Alpen, d.i. in Italien, ausgedrückt haben, die Eib wol kennen musste. Eib sagt nämlich in Plauti Bachides: Ich schwöre dir bei Gott und allen Heiligen und bei des Kaisers Schwert, dass Eng bei Bachis weder leit noch schläft, noch sie hälset, noch sie küsst, noch das thut, als man sagt, was man thut über der Donau.« Bei Waldis (IV, 81, 10) kommt die Redensart ebenfalls vor: »Ein reicher mann war achtzigjärig, vmb seinen Kopf gantz grawhärig, ein junge Metz nam zu der Ehe; darob geschah jm bang vnd wehe, mit dem sie sich ehelich vereint; nicht jn, sondern sein gülden meint, der er jr etlich tausend bracht. Drumb sie jn nam, dabei gedacht: er kann dir doch nicht geben Muth, wie man jenseit des wassers thut.« H. Kurz bemerkt, ihm sei die Redensart nicht erklärlich, während sie für Sandvoss (Sprichwörterlese, 58) nichts Zweifelhaftes hat. Er fragt: »Was mögen denn Eheleute jenseit des Wassers anders thun als diesseits«, und fügt hinzu: »die Redensart bedeutet nichts anders als: wie es überhaupt gehalten wird, und erklärt es für irrig, den Ausdruck ›jenseits‹ des Wassers auf die Donau zu beschränken, da im Mittelhochdeutschen die Redensart (besonders vom Coitus) häufig sei, z.B. ›eins spils si dô begunden, als man jensît Rînes tuot‹.«
*505. Er thut nicht so viel wie zwei, die nichts thun.
Holl.: Hij doet net zoo veel als twee, die niets doen. (Harrebomée, II, 349b.)
*506. Er thut nichts, bis ihm das Feuer unter den Nägeln brennt. (Nürtingen.)
*507. Er thut, samb jn gebissen hab der Hon. – Chaos.
*508. Er thut, was der Brief vermag. – Eiselein, 95.
*509. Er thut, was Zeug hält. – Eiselein, 658.
*510. Er thut wie die Gänse, wenn's wetterleuchtet.
*511. Er thut wie ein scheler Fechter, er zielt auf den Kopf und schlägt auf die Arme oder Füsse.
*512. Er thut wie eine wilde Katze am Strick. – Gotthelf, Leiden, I, 19; Uli, 187.
Stellt sich so ungeberdig.
*513. Er thut wie jener rapp, der die schlangen stal.
»Wenn einer durch Füllerey vnd vberfluss sich selbs ze Grund richtet, oder der seinem eignen verderben [1186] nachjagt, spricht man also. Denn als der rapp hungerstottig war vnd die schlang sah an der Sonnen schlaffen, hat er sie hinweg tragen wöllen, sie aber beisst jn, dass er dess bissz musst sterben.« (Gessner, Schlangenbuch, Zürich 1589, 16b.)
*514. Er thut wie Simri und will Lohn wie Pinhos. – Tendlau, 20.
Von einem schlechten Menschen, der frech genug ist, die Belohnung eines guten in Anspruch zu nehmen. (4 Mos. 25, 7 u. 14.)
*515. Er thut wie Tulpe.
Stellt sich, als verstände oder wüsste er nichts davon.
*516. Er thut's nicht mehr wie gern.
*517. Er thut's obenhin.
Achtet wenig darauf.
Lat.: Crassa (pingui) Minerva aliquid facere. (Seybold, 92.)
*518. Er thut's, wenn auch ungern.
Dän.: Han faaer deran, enten han tripper eller traver, piber eller sjunger. – Han gjør og der nødig gjør. (Prov. dan., 234.)
*519. Es ist bald gethan, was lang schadt oder rewet. – Lehmann, 692, 15.
*520. Es ist ihm thon worden. (Baiern.) – Klein, II, 188.
Er ist bezaubert.
*521. Es ist um ihn gethan.
Frz.: Adieu la voiture, adieu vous dis, c'est fait de lui. (Kritzinger, 8b.)
*522. Es thut's auch wol ein schlechte(re)s Holz. – Körte, 2944a.
*523. Et (das Mädchen) däut, esse wenn Kaisers Katte siyne Nichte wör. (Westf.)
*524. Et is daen mit Katje. – Hauskalender, II.
*525. Ey thut es yhm nicht, er hat brieff, dass man sein nicht spotten sol. – Agricola I, 48; Simrock, 9771.
Gegen den Spott hat niemand Brief, wer ihn nicht leiden will, mag sie vorlegen.
Lat.: Mandatum vetans irrisionem. (Ludite quaeso alios, hic est diplomate tutus; iussa monarcharum quis violanda putet?) (Glandorp, 88, 182.)
*526. Guet Brief hû. – Tobler, 77.
Gut angeschrieben, wohl empfohlen sein.
*527. Hä däut as de Dulle. (Grafschaft Mark.) – Frommann, V, 58, 27; für Iserlohn: Woeste 83, 53.
Stellt sich dumm.
*528. Hä deit grâd, als ov de Krole (Krähe) gappte. (Köln.) – Firmenich, I, 473, 64.
*529. Hä deit grâd, als ov en Mösch (Spatz) verkâlt (erfroren) wör. – Firmenich, I, 473, 65.
*530. Ha öchs gethaë, straf Gott den angre. (Heilsberg.) – Frischbier2, 1257.
*531. Hast du 's gethan, so läugn' es dann.
Dies Wort ist römischen Ursprungs: Si fecisti nega.
*532. Hat mä du, wat 't dä, hat dä doch wat. (Nordfries.)
*533. He dêd dat vun Düvels Stank. – Schütze, I, 280.
Um Lärm und Scandal zu machen.
*534. He deit 't nich minder as 'n Stück Botter in de Brê. – Bueren, 582; Frommann, VI, 281, 656; Kern, 913.
Von einer verschwenderischen, luxuriösen Handlungsweise, weil es für überflüssig gilt, ein Stück Butter in den Brei zu thun.
*535. He deit 't üm der däuwen Nütte willen nitt. (Sauerland.)
*536. He deit, wat den Lüden verdrüdd. (Holst.) – Schütze, III, 54.
*537. He dhet, wat e Pärd für de Spore dhet. (Bedburg.)
*538. He düht, as wenn he den Deuwel bannen well. (Meurs.) – Firmenich, I, 405, 304.
*539. He düht, as wenn he Stöpp in de Ohren häd. (Meurs.) – Firmenich, I, 405, 303.
*540. Hei däut, äs wenn he den Düwel kneihaltern1 wöll. (Westf.)
1) Wörtlich: kniehalftern, d.h. unbändigen Hausthieren, Pferden u.s.w. die Vorderfüsse zusammenbinden, sie spannen. Halter = Halfter.
*541. Hei deit alles met halwen Moarsch. (Wehlau.)
*542. I thät's net, und wenn d'r Teufel uff Stelze käm. (Ulm.)
*543. I thua's (thue das) auf die Winterpfingsten (Franken.)
D.h. nie.
[1187] *544. I thua's, wenn die Hätzeln (Elstern) kälbern. (S. ⇒ Nimmerstag.)
*545. I thue nüd meh, als was der Brief vermag. – Tobler, 77.
Ich handle nur nach dem Inhalt (Wortlaute) des obrigkeitlichen Schriftstücks.
*546. Ich mues thun, als hette mich ein hund gebissen. – Luther's Ms., S. 8.
*547. Ich muss thun, weil ich's Heft an Händen hoa. (Schles.) – Frommann, III, 409, 367.
*548. Ich thu's des Glaubens halber, dass der Papst nicht toll werde. – Simrock, 7703.
Antwort auf die Frage: warum thust du das?
*549. Ich weiss wol (oder: jetzt weiss ich), was ich thu'; ich spiel' dem Bauer 'nen Schabernack und scheiss ihm in den Habersack und bind'n wieder zu. (Pommern.)
Der Nachsatz wird entweder scherzhaft vom Sprechenden oder von einem andern humoristisch oder satirisch hinzugefügt.
*550. Ich will thun alles, was yhr wollet, ist mirs anderst möglich zu thun. – Agricola I, 559.
*551. Ich wils thun nach meinem vermögen, sofern es zu thun stehet. – Tappius, 142a.
Lat.: Pro mea virili. (Erasm., 148; Tappius, 141b.)
*552. Ihr thond bi Gott wie's Wuetas.
So pflegt der allgäuer Bauer zu sagen, wenn es irgendwo recht kunterbunt durcheinander geht, dass einem Hören und Sehen vergehen könnte. Im Oberschwäbischen versteht man heutigen Tages unter Wuetas: Wodan's wildes Heer. (Vgl. den Artikel Das wilde Heer, in O. Mylius' Erheiterungen am häuslichen Herd, Stuttgart 1866, S. 235.)
*553. Ik deit, als of et de müllemer Teut1 zo schôren (scheuern) hät. (Köln.) – Firmenich, I, 474, 505.
1) Mühlheimer grosses Trinkgefäss. – Von einer (weiblichen) Person, die sehr geschäftig thut.
*554. Is mi säu dünne tau es en Schitt opp'n Spôn. (Sauerland.)
*555. Kann he wohl dên, mut ik wohl laten. (Hamburg.)
Wenn man sich ärmer macht, als der andere.
*556. Kannst mir sonst etwas thun. (Rottenburg.) (S. ⇒ Ellenbogen 6.)
*557. Man muss thun, als wollte man ihm kleine Fischel (Fischlein) aus dem Hintern ziehen. (Schles.)
Um zu sagen, dass man alle Freundlichkeit und alle Liebkosungen verwenden muss, um jemand für einen gewissen Zweck, z.B. zu einem Besuch oder zu längerm Verweilen u.s.w. zu bestimmen.
*558. Man thut geschwind, was lang gereut. – Simrock, 3498; Schottel, 1125a.
*559. Man thut's nicht um der Gänse willen.
*560. Mancher thut viel und richtet nichts aus. – Körte, 4059.
*561. Mer thun's nit, sagt der Hallauerle.
*562. Old dônd. – Dähnert, 337a.
Es sind Vorfälle, so alt, dass man dafür keinen Zeugen beschaffen kann.
*563. 'S thut nichts, der Jude wird verbrannt. – Breslauer Zeitung, 1864, Nr. 465.
Mag er immerhin unschuldig sein, es ist einmal beschlossen, ihn zu vernichten. Aus Lessing's Nathan der Weise, 4. Aufzug, 2. Scene, um zu sagen: mag man noch so viel Gründe dagegen haben, mag es noch so ungerecht u.s.w. sein, es geschieht doch.
*564. Se dunt grad, as wenn se de liewen Herrgott den Regen wollen afbêen (abbeten). (Meurs.) – Firmenich, I, 407, 429.
*565. Sei deit, as wenn sei dat Water nich slaumet hedde. (Hildesheim.) – Firmenich, I, 185, 10.
*566. Si tuid, as woun s' kuen Wassadl triab mochen kinnad. (Steiermark.) – Firmenich, II, 721, 181.
Sie thut, als wenn sie kein Wässerlein trübe machen könnte.
*567. Sie hat mehr zu thun als eine Maus im Kindbett.
Mit so vielen Jungen.
*568. Sie hat so viel zu thun wie Margarethe, die drei Bohnen am Feuer hatte, und sich nicht Zeit nahm, eine zu kosten. (Holst.)
Von einer sehr geschäftigen, unruhigen Person. Verwandt damit ist die französische Redensart: Il ressemble à logne-fêtu, il se tue et ne fait rien. Anlass [1188] zu derselben hat die Handlungsweise eines reichen Mannes in Vesoul in Franche-Comté, Namens Cognefêtu, gegeben, der die Gewohnheit hatte, sich andern durch guten Rath und Empfehlungen nützlich zu machen. Von früh an am Tage bis spät abends ging er von Haus zu Haus, um mit eigenen Augen zu sehen, womit er irgendjemand einen Dienst leisten könne; und wenn jemand seinen Dienst ansprach, ging er rechts und links, als wenn er die ganze Welt in Bewegung setzen wollte. Da man aber wusste, dass er niemals die Mühen derer bezahlte, die er in Anspruch nahm, indem er sich einbildete, die Ehre, die er durch seine Inanspruchnahme erweise, werde ihnen genügen, legte niemand Hand ans Werk, und alle seine Mühe blieb ohne den gewünschten Erfolg. (Lendroy, 459.)
*569. Sie hat zu thun, wie die Maus in Sechswochen. (Breslau.)
*570. Sie het z' thue, wie d' Brut im Bad. (Solothurn.) – Schild, 78, 242.
Ist sehr geschäftig.
*571. Sie thäte, was der Teufel nicht, sie nimmt einen Mann für eine Seele. – Eiselein, 448.
*572. Sie thun als ässen sie Haferstroh und leben in dulci jubilo.
Lat.: Qui curios simulant et Bacchantia vivunt. (Eiselein, 268.)
*573. Sie thun als ässen sie Haferstroh und leben doch in wildem Hallo. – Eiselein, 268.
*574. Sie thut nichts als laden und löschen.
So sagen die Seeleute von fruchtbaren Frauen.
*575. 'T is dân mit Katje. – Bueren, 1095.
*576. 'T is noch lang nich dân, 't fangt erst an to gân. (Ostfries.)
*577. Than, as wen ein' da Schîd'l raitöt. (Oberösterreich.)
Thun als ob einem der Schittel reiten würde.
*578. Thu' das, lass dich vom Schaf beissen.
*579. Thu ma nischt, ich thu de a nischt. (Böhmen.)
*580. Thue das, lass dich von der Köchin hacken.
*581. Thue mir nichts, ich thue dir auch nichts.
Wird z.B. auch scherzweise zu einem Hunde gesagt, der anbellt. Dies Sprichwort erinnert an das Wort der Fabel: Tret' er mich nicht, Herr Pferd, ich will ihn auch nicht treten.
*582. Thun, als ob einen der Esel getreten hätte. – Ramann, Unterr., III, 2.
*583. Thun, was der ful Brief vermag. – Tobler, 77.
Mehr als die rechten Mittel anwenden.
*584. Thüend doch au wie wän er Menschenverstand hettid. – Sutermeister, 20.
*585. Thut a doch, as welde ên mit a Oagen der stechen. – Gomolcke, 1030.
*586. Thut a doch su frustig, as wenn's Koilen schneite. – Gomolcke, 1029.
*587. Thut a doch wie de Gänse, wenn's Wâter loicht. – Gomolcke, 1032.
*588. Thut nichts, könnt's noeh öfter hören.
Aus Offenbach's Die schöne Helena, 3. Act, 2. Scene. (Büchmann, 8. Aufl., S. 59.)
*589. Tûd a duch, as wenn a welde am Hoasen dervôn lôfen. (Schles.) – Frommann, III, 248, 248.
*590. Tûd a duch, as wenn a welde uben naus foaren. (Schles.) – Frommann, III, 414, 553.
*591. Tûd a duch, as wenn's wêche Eer wär'n. (Schles.) – Frommann, III, 415, 584.
*592. Was er thut, hat Hände und Füsse.
Schwed.: Hans Gjärning har händer och fötter. (Grubb, 305.)
*593. Was er thut, thut er um Gottes willen.
Dän.: Han gjør alt hvis han vil ikke lade for Guds skyld. (Prov. dan., 234.)
*594. Was thut nun eine kluge Hausfrau? (Dönhofstädt.)
Wenn die Entscheidung, die Wahl schwer fällt.
*595. Was thut's, wenn auch das Wasserschiff ein Loch bekommt.
Wenn eine Sache bereits verfallen ist, dass es auf etwas Nachtheil mehr oder weniger nicht ankommt. Von Schiffen entlehnt, die entweder Süsswasser führen, oder Fische enthalten, die einen Zufluss von frischem Wasser bedürfen.
*596. Wenn du es thätest, so dürfts der Knecht nicht thun. – Fischart.
[1189] *597. Wenn ich es nicht gethan habe, bin ich des Todes; und wenn ich es thue, bekomme ich Prügel.
Lat.: Peribo si non fecero; si faxo, vapulabo. (Gellius.) (Binder II, 2552.)
*598. Wenn ich's nicht thue, thut's ein anderer. – Siebenkees, 279.
Als faule Entschuldigung gebraucht.
*599. Wer das thut, der muss das dulden.
*600. Wer das thut, macht ebenso viel, als die mit dem Hintern eine Nuss wollen aufbeissen.
*601. Zu thun haben, wie das Mäusel in den Sechswochen. (Schles.) – Weinhold, 61.
602. Bei schlimmem Thun und gutem Hoffen wird man vom Tode leicht getroffen.
It.: Facendo male e sperando bene, il tempo passa e la morte viene. (Giani, 1118.)
603. Der thut auch etwas, der die Hühner füttert.
Bei Tunnicius (459): He doet ôk wat de de höner vôrt. (Desidet haud penitus qui pullis obsipat escam.)
604. Ein anderes ist Reden, ein anderes ist Thun.
It.: Altro è dire, altro è fare. (Giani, 499.)
605. Ein jeder thue, was er soll, so gehet (stehet) alles wohl.
Lat.: Prudenter agito: viderit Deus postea. (Sailer, Sprüche, 27.)
606. Hab is tô, ve'schlucks mi der Mô!
Der Mond ist im Volksglauben überall der Wohnort der Verwünschten. Den obigen Spruch lässt man in Altbaiern naschende Kinder, die leugnen wollen, nachsprechen. In Würtemberg: Han is 's dann, so komm i in Mann. (Wolf, Zeitschrift für Mythologie, I, 169.)
607. Hat er diss gethan, so hat er wohl mehr gethan, on solchen Fuchs bricht man keine Wildbahn. – Döpler, I, 236.
D.i. »ungereimt schliessen«.
608. Man thu' auff erden was man wil, ohn gelt gibts nicht ein Pfefferstil. – Loci comm., 165.
Lat.: Est nihil et nihilum, nisi certa pecunia, totum. (Loci comm., 165.)
609. Man thut's nit überal, das man die schaff sengt. – Zimmerische Chronik, IV.
610. Nun ist's gethan, sagte jener, da er falsch geschworen hatte. – Carlén, Einsiedler, 209.
611. 'S thut nix, i hett ja ohnedem runter müassa, sagte Meyr, als er die Treppe heruntergefallen war und man ihn oben bedauerte.
612. Was du thust, also ausricht, dass dich es darf gereuen nicht.
Lat.: Ea facito quorum non possit te penitere. (Spangenberg, 12.)
[1767] 613. Was man thut in Eile, bereut man mit Weile.
It.: Chi promette in fretta, se ne pente adagio. (Giani, 718.)
614. Was mancher thut, das soll er nicht, und was er soll, das thut er nicht. – Devisenbuch, 103.
615. Wat kann ener dargegen don, wenn de Bessenstêl umfallt un 'n Suppenpott tweischleit. – Plattdütscher Husfründ, II, 44.
616. Wenn du recht thust, so wird's dir recht gehen. – Büttner, Comp., Nr. 4.
617. Wenn Einer dauhn deiht, wat hei kann, dem kann hei nich mehr dauhn, as hei deiht.
Motto des Hinstorff'schen Kalenders in Wismar.
618. Wenn man nichts zu thun hat, soll man ein Hemd entzweischneiden und wieder zusammen nehen für die bösen Gedanken. – Monatsblätter, VI, 185.
619. Wer gar nichts thut und immer schlemmt, behält zuletzt kein ganzes Hemd. – Wunderlich, 11.
620. Wer mir thoit, woss er mir gan, den wil ich loben als ich kan; es sy gut oder quaidt, ich wilss gedencken, vnd wil im vom besten inschenken. – Weinsberg, 25.
621. Wer was thut, thu's mit Bedacht, denn sonst wird er ausgelacht. – Devisenbuch, 137.
622. Wir thäten billig wol auff erden, seid wir doch asche müssen werden. – Loci comm., 136.
Lat.: Dum tumulum cernis, cur non mortalia spernis? Tali namque domo clauditur omnis homo. (Loci comm., 136.)
623. Wir wolten auch gern was thun, wenn wir's im leibe vnd seckel hetten. – Mathesius, Sarepta, LIIIIa.
*624. Eines thun und das andere nicht lassen.
Die Redensart findet sich in Lessing's Emilia Galotti, 2, 7 und beruht auf Matth. 23, 23 und Luk. 11, 42.
*625. Er thut als hätte er allein die Weisheit gefressen.
*626. Er thut, als ob er kein Wässerchen trüben könnte.
Lat.: Sedens columba. (Suid.) (Erasm., 618; Philippi, II, 172.)
*627. Er thut gerade, als wenn er die Schlacht von Königgrätz ganz allein verloren hätte.
So sagte man in Wien nach dem für Oesterreich unglücklichen Jahre 1866 von einem aufgeblasenen Offizier.
*628. Er thut mit em. – Schwäbischer Michel, 265.
Er nimmt es mit ihm auf, misst sich mit ihm.
*629. Er thut sich. (Leipzig.)
Er macht sich wichtig, drängt sich hervor.
*630. Sich was zu thun machen.
Bei Tunnicius (672): So maken sik al wat to doen. (Quaerunt in scirpo nodum pennasque luporum.)
*631. Thun (sich stellen) wie der heilige Feierabend. – Gotthelf, Jöggeli, 66.
*632. Was thun, spricht Zeus. – Schiller, Gedichte, I, 75.
*633. Was thut man nit einem Mädel zu Lieb! – Willkomm, Der Bauer, 73.
*634. Wer kann um nichts etwas thun?
Bei Tunnicius (573): We kan um nicht wat doen? (Quis teneros gratis velit erudisse puellos?)
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Zwischen 1765 und 1785 geht ein Ruck durch die deutsche Literatur. Sehr junge Autoren lehnen sich auf gegen den belehrenden Charakter der - die damalige Geisteskultur beherrschenden - Aufklärung. Mit Fantasie und Gemütskraft stürmen und drängen sie gegen die Moralvorstellungen des Feudalsystems, setzen Gefühl vor Verstand und fordern die Selbstständigkeit des Originalgenies. Für den zweiten Band hat Michael Holzinger sechs weitere bewegende Erzählungen des Sturm und Drang ausgewählt.
424 Seiten, 19.80 Euro