1. Bei den Juden ist es besser ein Schwein als ein Mensch zu sein.
Dieser Ausspruch soll, wie Macrobius 'erzählt, der römische Kaiser Augustus gethan haben, als ihm der Kindermord des Herodes berichtet worden sei.
2. Bei Juden, Bettlern und Spielern bringt man sein Geld allezeit für voll an. – Graf, 233.
Weil sie nichts nachfordern können, wenn sie auch angeblich zu wenig oder unrechtes Geld erhalten hätten. Bezieht sich namentlich auf Spielschulden. (S. ⇒ Ding 123 und ⇒ Doppler.)
3. Beim Juden und beim Raben ist alles Baden umsonst.
4. De ehrlichen Jiuden het Hor in der Hand. (Sauerland.)
5. De Jud deit den Christ kê Gut. (Rendsburg.)
6. Der Jid und der Bauer muss handeln (dingen).
In Bezug auf den Einkauf.
7. Der Jude achtet nichts gering, was er umsonst bekommt.
8. Der Jude nimmt eine Ohrfeige, wenn er sie umsonst bekommt; aber er gibt keine, wenn er nicht was dabei verdient.
Die Russen: Wenn der Jude umsonst zum Stricke kommen kann, so lässt er sich hängen. Und: Nichts beklagt ein geiziger Jude mehr, als dass er die Vorhaut hat geben müssen. Auch die Polen behaupten: Wenn man dem Juden die Vorhaut nicht nähme, geben würde er sie nicht. (Altmann, VI, 979.) Der Araber: Ein Jude fand Fleisch zu einem Spottpreise; es stinkt, sagte er (Burckhardt, 379), weil er es noch zu theuer fand. Und ein anderes legt ihm Undienstfertigkeit zur Last, weil er umsonst nichts thue: Sie bedurften des Juden; dieser Tag, sagte er, ist mein Festtag. (Reinsberg V, 31.)
Ung.: A' Zsidó se ád valamit a' voltra. (Gaal, 839.)
9. Der Jude weiss sich zu nähren und andere zu scheren.
Böhm.: Žid sebe střeže, a tebe stříže. (Čelakovsky, 329.)
10. Der Juden Fall, der Christen Heil.
11. Der Juden Spiess, der Kauffleute Knebel, der Kramer Schafft vnd der vmbschleger Stachel lauffen in allen hendeln mitvnter. – Petri, II, 96.
12. Des Juden liebste Farbe ist gelb.
Mit Bezug auf ihr fast ausschliessliches Geschäft, den Geld- und Handelsverkehr. Es hat schon früher jemand gesagt: »Wer die Juden vom Handel zum Ackerbau treibt, ist ihr wahrer Messias.« (Welt und Zeit, V, 361, 260.) Die Russen: Gelb ist der Juden Leibfarbe. (Altmann VI, 471.) Der Jude lässt seine Haut gelb sein, damit es ihm an gelb gemahne. (Altmann VI, 441.) Gib dem Juden einen Rubel, er frisst ein ganz Säulein. In Tula sagt man: Wüsste der Jude, dass die Sau einen halben Kopeken verschluckt hätte, er frässe sie. – Biete dem Juden tausend Rubel für sein Weib; er bittet noch um einen mehr und übergibt dir auch seine Tochter. (Altmann VI, 424 u. 434.)
13. Die Juden geben ihr meistes Geld aus am Paschafest, die Mauren bei Hochzeiten und die Christen in Processen. – Reinsberg V, 4; Gryphius, 52.
Nikol. Clenardus pflegte zu sagen: »Er wisse ein Sprichwort, das Erasmus nicht gewusst hat, nemblich dieses: [1031] Die Juden verschwenden ihr Gelt mit Festmahlen die Moren mit Hochzeiten und die Christen mit Rechten.« (Zinkgref, I, 219.)
Frz.: Juifs en Pasques, Mores en nopces, Chrestiens en plaidoyers despendent leurs déniers. (Leroux, I, 194; Kritzinger, 405b.)
Span.: El judío échase á perder con pascuas, el moro con bodas y el cristiano con escrituras. (Bohn I, 218; Cahier, 3410.)
14. Die Juden gehen ihren eigenen Weg.
Dän.: Det som lœd vel hos Jøderne, lœd ilde hos de Lyrer. (Prov. dan., 389.)
15. Die Juden haben ein Schwein geschlacht't in dem Tempel Mosis, in Strumpf geschissen und Wurst gemacht; ist das nit was Curioses. (Braunschweig.)
16. Die Juden schreiben gern mit doppelter Kreide.
Die Russen behaupten: Wer den Juden zum Schmiede macht, der muss ihm erst das Eisen bezahlen und dann die Nägel. (Altmann VI, 490.)
17. Die Juden seynd einem Land so nutz als die Mäuss auf dem Getraideboden und die Motten einem Kleide. – Sutor, 373.
Bogumil Goltz denkt darüber anders; er nennt sie (in seiner Naturgeschichte der Frauen) die »treibende Hefe der Weltgeschichte«.
18. Die Juden sind des Reichs Knechte. – Graf, 488, 52.
Bezieht sich auf die Ausnahmestellung, welche das specifisch christliche Mittelalter den Juden geschaffen hatte; sie waren so gut wie rechtlos. »Ein Wergeld kam ihnen nicht zu, weil sie unter allen Scheidemünzen standen; denn als Jerusalem erobert wurde, bot man die Juden feil und gab ihrer dreissig um einen bösen Pfennig.« (Vgl. Spangenberg, 221, 277.) Im Schwabenspiegel (Wackernagel, 214) heisst es: »Wenn ein römischer König oder Kaiser gekrönt wird, mag er den Juden allenthalben im Reiche Gut und Leben nehmen und sie tödten bis auf eine kleine Anzahl zum Gedächtniss.« Allein der Kaiser liess sie leben, unterstellte sie dem Schutze seiner Kammer und machte sie zu seinen Melkkühen. Nach den Reichspolizeiordnungen durfte daher niemand Juden halten, der nicht vom Reiche das Recht dazu erworben hatte.
19. Die Jüden thun ebenso viel nutz in der Welt schaffen als die mauss im weitzen. – Wolfius in Memorab. Cent., 13; Welt und Zeit, V, 88, 68.
20. Die Juden trincken auss den Quellen, die Griechen auss dem Ablauff und die Römer (oder Lateiner) auss den Pfützen. – Zinkgref, I, 213.
21. Die (ungetauften) Juden verkauften Jesum Christ; wär' er noch auf Erden, er würde von den getauften Juden aber verkaufet werden.
22. Drei Juden gehen auf einen Armenier, drei Armenier auf einen Griechen und dann bleibt noch ein Dutzend Christen übrig. (Orient.) (S. ⇒ Baseler 1.)
23. Du must vber einn juden vnd pfaffen sein, wiltu Got einn ströin bart flechten. – Franck, II, 53b.
24. E Jud heft ömmer Glöck, on wenn hei bet Möddag liggt. – Frischbier2, 1825.
25. Ehe der Jude stirbt, frisst er Schweinefleisch. (Oberlausitz.)
Ein Christ würde Hunde- oder Katzenfleisch essen, wenn dies gegen den Tod schützen könnte.
26. Ein alter Jude ohne grosses Gut, ein junger Kriegsmann ohne Muth, ein alter Weiher ohne Fische, eine grosse Wirthschaft ohne Tische, eine weite Küche ohne Hunde, ein reicher Mann ohne viel Freunde, ein alter Wirthsknecht ohne Kreide, ein neues Messer ohne Schneide, ein grosser Kaufmann ohne Schulden, ein alter Hausmann ohne Sorgen, ein alter Doctor ohne Lehre, ein alter Hausvater ohne Ehre, ein alter Rath ohne gut Gericht, ein altes Schiff und ungepicht, grosse (schöne) Städte ohne Mauern, grosses Leiden ohne Trauern, alte Hühner, die nicht scharren, junge Gesellen, die nicht narren, ein altes böses Weib ohne Wort, hab' ich mein Lebtag nicht nennen gehort.
Ich lasse dieser spruchartigen Zusammenstellung die grösste Priamel bei B. Waldis folgen, von der die vorstehende wahrscheinlich Anfang und Schluss entlehnt hat. Es mag hier dahingestellt sein, ob diese Priamel [1032] eine eigene Erfindung des Dichters ist, in der er Sprichwörtliches seiner Zeit zusammengestellt, oder ob er, wie H. Kurz meint, die bei A. von Keller (Alte gute Schwänk, S. 17) befindliche Priamel (s. ⇒ Maid) weiter ausgesponnen hat. Ich möchte der Ansicht von Sandvoss (Sprichwörterlese, S. 8) beitreten, dass Waldis nicht alles übrige selbst erfunden, sondern meist das im Volksmunde seiner Zeit Umlaufende benutzt und verbunden habe. Sie findet sich Waldis, IV, 93, 45-206 und lautet: »Drumb auch das alte sprichwort sagt: Ein alter Jüd on grosses gut, ein junger Kriegssman one mut, ein schöne junge Metz on liebe, ein grosser Jarmarckt one Diebe, ein alter Weiher one Fische, ein grosse Wiertsehafft one Tische, ein weite Küchen one Hünde, ein reicher Mann on viele Fründe, ein alter Müller one Korn, ein Leuchtenmacher one Horn, ein Würffelmacher one Bein, ein Hodenschneider one Stein, ein reicher Bawr on weites Veldt, ein Kauffmans Taschen one Gelt, ein mechtig König one Landt, ein alter Rheuter vnbekandt, ein alter Schneider one Scher, ein alter Stecher one Sper, ein frischer Honig vnd nit süss, ein guter Lauffer one füss, ein grosser Krieg, doch ohne schaden, ein alter fauler Käss on Maden, ein gutes Bier, doch ohne Maltz, ein gutes Muss, doch one Saltz, ein guter Essig vnd nit sawr, ein guter frischer Most on Lawr, ein altes Panzer one Rust, ein schöne junge Fraw on lust, ein rechter Christen glaub on frucht, ein frommer Schüler one zucht, ein alter Stier on grosse Hörner, ein Granatapffel one Körner, ein edler Stein, doch vagefasst, ein frommer Richter, vngehasst, ein guter hammer one stiel, ein guter Zimmermann on Biel, ein alter Wiertsknecht one Kreiden, ein newes Messer one schneiden, ein grosse Glocken one klanck, ein grosser Dreckhauff one stanck, ein ehrlich fromme Fraw on scham, ein alter Kessel one rham, ein grosser Fisch on allen gradt, ein grosser Regen one Kat, ein grosser Kauffman one borgen, ein armer Haussman one sorgen, ein alter Scheffel vngemessen, ein alter Stul, doch vnbesessen, ein alter Doctor one lere, ein alter Haussuatter on ehre, ein alter Mönnich one Blatten, ein alter Keller one Ratten, ein alter Nollhart one Kappen, ein alter Mantel one lappen, ein alter Landtsknecht on Frantzosen, ein Betler one Leuss in Hosen, ein alter Fuhrman one Taschen, ein alter Bilger one Flaschen, ein alter Schreiber one Feder, ein alter Schuhster one Leder, ein alte gute Stadt on warten, ein altes Messer one scharten, ein alter Scherer one zug, ein alter Kremer on betrug, ein alter Kühstall one Mist, ein alter roter Fuchss on list, ein alter Priester one Buch, ein alter Bader one Bruch, ein alter Rath on gut gericht, ein altes Schiff vnd vngebicht, ein alter Beltz on alle Leuse, ein alte Schewren one Meuse, ein alter Messner one Wachs, ein alte Spinnerin one Flachs, ein alt Apotecken one Würtz, ein alter Esel one Fürtz, ein altes Messbuch vngelesen, ein altes Tischthuch one Fesen, ein alter Wuchrer vnbeschatzt, ein alte Wunden vngekratzt, ein altes Schaf, doch vnbeschorn, ein alter Zwirn, doch vnuerworn, ein altes Dinthorn one schwartz, ein alte Küffen one hartz, ein alter Waldt on dörre Beume, ein alte Vettel one Treume, ein altes Sieb vnd one löcher, ein alter Schütze one Köcher, ein newer Harnisch one riemen, ein gutes stewpen one Striemen, ein alter Wagen vngeknarrt, ein alte Geigen vngescharrt, ein alte Wunden one schmertzen, viel junge Kelber one schertzen, grosse schöne Stedt one Mawren, grosses leiden one trawren, ein alter Rauber vngefangen, ein alter Dieb auch vngehangen, ein Kinderuatter one Frawen, ein alter Steinmetz one Hawen, ein alter Weinstock vnbeschnitten, ein gutes Pferd doch vnberitten, ein reiffe Gersten vngemäet, ein guter Acker vnbesäet, reiffe Trauben vnbehut, grosse Melonen, dennoch gut, ein alter Zaun vngetreten, schöne Frawen vngebeten, ein feister Bachen vngestochen, reiffe äpffel vnd vngebrochen, ein alter Wolff one weit maul, ein Sack voll Biern vnd keine faul, ein alter Landtsknecht one schrammen, ein saugends kleines Kind on Ammen, ein grosse Kranckheit one weh, ein langer Winter one schnee, reiffe Haselnüss vnd nit braun, ein guter Garten one Zaun, ein alter seiger Wein on kaem, ein süsse Sommermilch on raem, ein grosser Fürst vnd one Narren, ein grosser Rossstall one Barren, ein köstlich Buch vnd vngebunden, ein grosser Schatz vnd vngefunden, ein alte Orgel vngepfiffen, ein Badtstuben thür vnbegriffen, ein alter Schornstein one Russ, ein frommer Sünder one Buss, ein grosse Hochzeit one Tantz, ein zierte Jungfraw one Krantz, junge Pflantzen vnbegossen, ein langer Dienst vnd vnuerdrossen, ein lerer Wagen vngehemmet, ein grosses har vnd vngekemmet, ein guter Senff vnd vngerieben, feisste Rinder vngetrieben, ein alter Buchsbaum vnd nit grün, ein alter Kempffer vnd nit kün, ein alter Jäger one Hunde, ein alter Wieger one pfunde, ein alte Saw on grosse zitzen, ein alte Wand on grosse ritzen, ein alter Betler one stab, ein alte Bewrin one lab, ein gutes Schiff one Ruder, ein Obseruantz one Bruder, ein guter pflug one schar, ein schöner Kopff one har, ein alter Töpffer one Thon, ein alter Vatter one Son, die Müntz zu Strassburg one Hemer, die Mess zu Franckfurdt one Kremer, alte Vetteln, die nit schwatzen, alte Katzen, die nit kratzen, alte Hüner, die nit scharren, jung Gesellen, die nit narren, ein alter Eber one zäne, ein [1033] guter Bogen one Seene, ein altes böses Weib on wort hab ich mein tag nit nennen hort, vnd ein alter Bock one Bart, ist alls wider Natürlich art.«
27. Ein armer Jude kann nicht wuchern. – Riehl, Novellen, S. 394.
28. Ein Jud liehe nicht einen Pfenning auff den alten Adel. – Lehmann, II, 375, 103; Simrock, 94.
29. Ein Jüd steckt so voll Abgötterey vnd Zauberey als neun Kühe Haare haben. – Henisch, 1690, 42; Petri, II, 205; Luther's Werke (Jena), Vlll, 116b.
Aus den finstern Jahrhunderten mit ihren Judenverfolgungen. In unsern Tagen ist es kaum begreiflich, mit welchem Fanatismus die Juden einst verfolgt worden sind und in welcher Weise man sie geschmäht hat. Selbstredend hat dieser Judenhass auch in den Sprichwörtern seinen Ausdruck gefunden, und ich werde keins derselben unterdrücken, denn die Schmähungen, die sie enthalten, fallen auf die zurück, die sie ausgesprochen haben, und auf das Zeitalter, in dem ein fanatisches Pfaffenthum den blinden Glauben an die Stelle der humanen Grundsätze des Weisen aus Nazareth gesetzt hatte, der selbst ein Jude war. Wo es galt, einen Juden zu verfolgen, kannten die christlichen Priester keine Grenze, und keine Erfindung war zu dumm, um sie zu einer Anklage gegen sie zu benutzen. Noch im Jahre 1783 klagte der Bernhardinermönch Tyszkowsky die Jüdinnen der Zauberei an. Zuchowsky in seinem Oglos Processu behauptet: »Da der Jude Alexander den Kindesmord auf der Folter nicht eingestand, so hätte man sich nicht begnügen sollen, ihn zu verbrennen, sondern auch seinen Schatten, da es sehr wohl möglich, dass der Teufel zu Gunsten eines Juden ein Unding auf der Folter untergeschoben und dass der Schatten der wahre Jude gewesen.« (Vgl. Darstellung der innern Verhältnisse Polens von H. von Moltke.) Die blutrothe Monas prodigiosa (Infusionsthier) spielt, wie in der Geschichte des Aberglaubens überhaupt, so auch besonders in der der Judenverfolgungen eine furchtbare Rolle. Im Jahre 1510 fand sie sich in Berlin ein, besonders auf den Oblaten in den feuchten Gewölben der Sakristeien. Da erlitten siebzig Juden den Feuertod, weil sie angeblich die Hostien mit Christenblut vergiftet haben sollten. – Ich hätte mir aber ersparen können, Beispiele aus einer vergangenen Zeit zu entlehnen; denn indem ich diese Bogen in der Correctur lese, berichten die Zeitungen von einer soeben in Galacz stattgefundenen Judenhetze wegen Christenblut, das ein Jude vergossen, der zufällig einen Knaben mit einer Schere geritzt hat.
30. Ein Jude macht keinen Markt.
In Galizien gehören zwei Juden und zwei Jungfrauen dazu, einen (Jahr-) Markt zu machen; in Mailand: zwei Frauen und eine Gans; in Böhmen zwei oder noch besser drei Frauen. (S. ⇒ Frau 137.) (Reinsberg I, 18.)
Böhm.: Jeden žid nedĕlá jarmark. (Čelakovsky, 290.)
Kroat.: Jeden židov nečini senjma. (Čelakovsky, 290.)
31. Ein Jude sagt, links sei recht und sein Hintermaul sei das Vordermaul.
32. Einem Juden glaube nicht und wenn er vom Himmel wäre. (Ruth.)
Das Sprichwort hat die polnischen und russischen Handelsjuden im Auge.
Mhd.: Davon sullen sie (die juden) des reiches knechte sin. (Wackernagel, 214.)
33. En Jude blift en Jude un wenn he slöpt bet a'n Middag.
Um zu sagen, dass sich die Eigenheiten des jüdischen Charakters, wären sie auch lange zurückgetreten, unter gewissen Umständen zeigen. (S. Bauer ⇒ 48, ⇒ 84 u. ⇒ 160.)
34. Es darff jm keiner gedencken, das einer Juden leych, er sehe nur eben auff, das er jhn nicht bescheiss. – Franck, Weltbuch, CLVIIIb.
35. Es gehören neun Juden dazu, um Einen Schweizer (Baseler), und neun Schweizer (Baseler), um Einen Genfer zu betrügen. (Schweiz.) – Eiselein, 351; Klosterspiegel, 31, 13; Körte, 3201; Simrock, 5265; Reinsberg V, 33 u. 73.
In Livland gilt ein Russe für noch schlimmer als ein Jude; man sagt dort: Ein Jude betrügt drei Deutsche, ein Russe aber drei Juden. (Reinsberg V, 36.)
Frz.: En affaires il faut deux Juifs contre un Génois, deux Génois contre un Grec, et deux Grecs contre un Arménien. (Cahier, 807.) – Trois Juifs font un Balois, trois Balois font un Genevois. (Leroux, I, 193.)
36. Es ist gefährlich mit den Juden zu handeln, wenn sie miteinander anfahen zu hebräern. – Grimmelshausen, Vogelnest, 1672, S. 620.
37. Es sind dreyerley Jüden: geschorne Jüden, d.i. die Messpfaffen, welche alle tag Christum in der Mess creutzigen; güldene Ring[1034] tragende Jüden, d.i. die Kaufleuth, die treiben mehr wucher als die Jüden selbst; die beschnittenen Jüden. – Dionys. Melander, S. 2; Wett und Zeit, V, 92, 81; Zinkgref, III, 113.
38. Es stirbt ein Jude, wenn zwei über Kreuz pissen. – Frischbier2, 1823.
39. Fluddrige (zerlumpte) Juden haben das meiste Geld. (Westf.)
40. Frisch getaufte Juden nnd neugebackene Barone erkennt man am Tone.
41. Getaufter Jud' thut selten gut. (Bedburg.) – Boebel, 146.
Der Neugrieche fürchtet besonders bankrotte Juden; er sagt: Ein bankrotter Jude durchsieht seine alten Rechnungen. Der Czeche aber sagt: Mit dem getauften Juden nur wieder ins Wasser. (Reinsberg V, 36.)
42. Getaufter Jude, beschnittener Christ. – Graf, 488, 55; Körte, 3205 u. 3986; Braun, I, 1681; Reinsberg V, 36; Simrock, 5263.
Aehnlich russisch Altmann VI, 401. – Wiewol die meisten Judenbekehrungen nichts als täuschender Namenwechsel sind, so werden doch die Missionsbestrebungen mit viel Kosten, grossem Aufwand von frommen Redensarten und einem von dem obigen Sprichworte angezeigten Erfolge fortgesetzt. Jemand nannte einen getauften Juden ein leeres Blatt zwischen dem Alten und Neuen Testament. Es gibt nur eine erfolgreiche Missionarin, die überzeugende Macht der Wahrheit. Wenn das Christenthum diese auf seiner Seite hat, sind alle andern überflüssig; fehlt jene, schädlich. – Ein mainzer Prälat, ein getaufter Jude, hinterliess vor einigen Jahrhunderten seinen Erben eine goldene Katze mit einer goldenen Maus, mit folgender Aufschrift: »So wenig diese Katze diese Maus frisst, so wenig wird ein Jud' ein guter Christ.«
Böhm.: Zid křtĕný, vlk rkrocený, to je nepřítel smířený. (Čelakovsky, 236.)
Poln.: Miecz zkowany, wilk chowany, przyjaciel jednany, żyd chrzezony – nie pewny. (Čelakovsky, 236.)
43. Haust du meinen Juden, so hau' ich deinen Juden. – Graf, 530, 358. Vgl. dabei die Geschichte in Hebel's Schatzkästlein: »Die zwei Postillione« und Büchmann, 8. Aufl., S. 72.
44. In einem Juden stecken drei Christen und in einem Yankee drei Juden.
45. Jöden un Ministen1 bedregt alle Christen. (Ostfries.) – Frommann, VI, 284, 745; Bueren, 737.
1)Ministen, Menisten, Mennoniten, Mennonisten. (Stürenburg, 148.) – Wenn die Russen genau unterrichtet sind, lassen sie sich aber auch, falls es sonst jemand vermag, wieder betrügen: Betrüge den Juden, sagen sie, so küsst er dich; küsse den Juden, so betrügt er dich. (Reinsberg V, 31.)
46. Jöden und Ministen sünd de Düfel sîn Christen. (Ostfries.) – Hauskalender, III.
47. Jud' bleibt Jud' und wenn er auch Sporen an den Stiefeln trägt. – Gutzkow, Ritter vom Geist, I, 120.
48. Jud' und Kauwertz (Judenchristen) findet man allerwärts. – Nass. Schulbl., XIV, 5.
49. Jud' und Tatar ist einerlei Waar'. (Lit.) – Reinsberg V, 29.
50. Jud' und Weib sind Ein Leib.
Sie haben in ihrem Charakter grosse Aehnlichkeiten, worüber sich wol Bogumil, Goltz in seiner Naturgeschichte der Frauen am treffendsten ausgesprochen hat. Es heisst dort z.B.: »Die Juden und die Weiber sind furchtsam und widerspenstig, spröde und zähe, sanft und heftig, leidenschaftlich und doch nicht brutal, barmherzig und egoistisch, geld- und gewinnsüchtig; sie sind knauserig und verschwenden gleichwol mit Prahlerei; sie sind leicht erschöpft und noch leichter restaurirt; sie zeigen sich ausdauernd und doch abspringend, confus und scharf unterscheidend, oberflächlich und scrupulös, zerstreut und keinen Augenblick ihre Interessen vergessend, concentrirt und doch zerfahren, mutterwitzig und unwissend, phantastisch und trivial, eigensinnig und schweigsam, eigenartig und gleichwol über denselben natürlichen Leisten des Geschlechts und der Rasse geschlagen. Sie sind talentvoll, praktisch, anstellig, in allen Sätteln gerecht und gleichwol pfuscherhaft durch und durch u.s.w.«
51. Juden, Fuet und Pfaffen machen manchen Affen.
»Der Jud mit dem Gesuch (hohen Zinsen), der Pfaffe mit dem Buch, die Fuet unterm Tuch das wird verfit manig Schuch.« (Eiselein, 350.)
52. Juden muss man mit Juden überzeugen. – Graf, 457, 512.
Um durch Zeugen einen Juden zu überweisen, musste unter den Zeugen wenigstens Ein Jude sein.
Mhd.: Ein judenn mues man mit judenn überzeugen. (Maurer, I, 172.)
[1035] 53. Jüden, Schotten vnd bös Gelt findet man in aller Welt. – Fischer, Psalter, 352, 4.
54. Juden seid ihr, Juden bleibt ihr. – Graf, 488, 54.
Es würde daher besser sein, die Judenmissionen cultivirten einen Theil der afrikanischen Wüste.)
Mhd.: Joden sy gy, Joden blyve gy. (Westphalen, III, 79.)
55. Juden sitzen in der Fürsten Friede. – Graf, 488, 53.
Den sie durch ein hohes Schutzgeld erkaufen mussten.
56. Juden und beladene Wagen gehen nicht gern übers Eis.
Holl.: De kiuderen Abrahams durven zich niet ligt op zwak ijs wagen. (Harrebomée, I, 401b.)
57. Juden und Edelleute halten zusammen. – Eiselein, 350; Simrock, 5268; Körte, 3198.
Nämlich jede Körperschaft unter sich; daher auch der Bessere sich des Schlimmen gemeiniglich gegen andere Stände annimmt. So ergriff z.B. beim Sturze des französischen Adels der bessere deutsche dessen Partei oft schwärmerisch.
58. Juden und Flöhe sind die ungeduldigsten Geschöpfe auf Erden. – Welt und Zeit, V, 365, 296.
59. Juden und Juristen sind bitterböse Christen.
60. Juden und Krämersleut' sind des Teufels seine Freud' (oder: dienen dem Teufel zu aller Zeit).
Die Engländer sagen: Ein englischer Krämer, ein Jude, ein Basler, eine alte Nonne, ein Hofschranz und ein Affe sind des Teufels Sakramente. (Reinsberg V, 7.)
61. Kein Jude kann weiter Gewer sein, als sein Haus reicht. – Graf, 261, 225.
Wer von einem Juden kaufte, musste voraussetzen, es könne gestohlenes Gut sein und ohne Entschädigung für ihn vom rechtmässigen Besitzer in Anspruch genommen werden. Jeder andere Verkäufer musste den Erwerb nachweisen, den Vorbesitzer nennen und Gewer leisten; nur für die Juden fand ehedem eine Ausnahme statt; sie hatten das besondere Vorrecht, auch auf gestohlenes Gut Geld zu leihen und im gegebenen Falle dem Eigenthümer die Herausgabe des Pfandes verweigern zu dürfen. Kaufte ein Christ ein solches Pfand, so war er natürlich nie sicher, dass ihm die Sache »entwert« wurde.
Mhd.: Keynu Jude verrer geweren mag keynes kauffes wen also verre sein haus wendet. (Thüngen, 72, 352.)
62. Keines Juden Eid geht über einen Christenmann. – Graf, 457, 511.
Die Fähigkeit, ein gerichtliches Zeugniss eidlich abzulegen, war im Mittelalter sehr beschränkt und von vielen Umständen abhängig, wie dies durch eine Anzahl von Sprichwörtern für einzelne Fälle dargethan wird. Zur Erklärung des obigen ist zu bemerken (vgl. Graf, 464), dass Juden und Heiden rechtlos waren und gegen einen Christen kein Zeugniss ablegen konnten. Von den Juden glaubte man, dass sie sich jährlich am Versöhnungsfeste von allen auf Christen bezüglichen Eiden lossprechen liessen. (Vgl. Graf, 457, 512.) (S. Gast ⇒ 82 u. ⇒ 101.)
Mhd.: Deheines juden eid gêt gegen einen Kristen. (Wackernagel, 206, 214.)
63. Man darff keiner Jüden mehr, es sind andere, die wuchern können. – Petri, II, 444.
Juden und Wucherer sind im Sprachgebrauch des Volks fast gleichbedeutend, und dennoch sind die Juden durch die christliche Obrigkeit einer frühern vielgerühmten Zeit förmlich zu den Wucherern gemacht worden, als welche sie später verrufen sind. Die Juden waren rechtlos; sie genossen blos Schutzrechte seitens des Kaisers, die sie sehr theuer bezahlen mussten, wodurch sie die Melkkühe des Reichs wurden. Um ihnen viel auspressen zu können, mussten sie erst viel besitzen. Um den Judenschutz recht einträglich zu machen, verlieh man ihnen besondere Rechte, namentlich hinsichtlich der Faustpfänder und des Zinsennehmens, die sie in einer Weise benutzten, dass 60-70 Procent nicht ungewöhnlich schien. (Vgl. Bodmann, 716 und Mittermaier, Deutsches Privatrecht, Landshut 1837, II, 626.) So wurden Wucherer und Jude gleichbedeutend, und ein christlicher Pfandleiher hiess zum Unterschiede »getaufter Jude«. (Vgl. Westenrieder, II, 36.) Mit ihrem Reichthum wuchs aber auch der Hass des Volks gegen sie, die »schnöden, stinkenden Gottesverächter« (vgl. Lichner, 113, 191), der selbst am Galgen die Juden noch nicht als gleichberechtigt mit den Christen anerkannte. Sie erhielten ausserhalb des christlichen Galgens einen eigenen Balken, und wurden, einen Hut mit heissem Pech auf dem Kopfe, zwischen zwei wüthenden Hunden aufgeknüpft. Hut und Hund fielen nur dann weg, wenn sie in der Todesstunde Christen wurden. (Grimm, Rechtsalt., 685; Siebenkees, Materialien zur nürnbergischen Geschichte, Altdorf, II, 592; Tenzler, Laienspiegel, Augsburg 1509, S. 119.)
64. Man kann lewer (lieber) säm Jüd'n watt schulli (schuldig) sin as en Barn. (Rendsburg.)
[1036] 65. Mer kann dem Jid nit weher thun, mer get'm, was er fordert. – Tendlau, 903.
Da der Jude fast einzig auf den ungewissen Handel angewiesen war, so suchte er natürlich stets den höchst möglichen Gewinn zu machen. Wenn er nun das von ihm Geforderte ohne Zögerung erhielt, so hörte man von seiner Seite den Ausruf: »Hätt' ich nur mehr gefordert!«
66. Mit dem getauften Juden gleich wieder unters Wasser. – Frischbier2, 1822.
Warum tauft man sie denn erst, wenn es nichts nutzt?
67. Mit Juden und Pfaffen habe nichts zu schaffen!
68. 'Ne ärme Jüd kan net wôchre. (Düren.) – Firmenich, I, 483, 42; hochdeutsch bei Riehl, Novellen, 394.
69. Schlägst du meinen Juden, so schlag' ich deinen Juden. – Simrock, 5272; Reinsberg V, 34.
Wird in dem Sinne gebraucht: Wie du mir, so ich dir, und wird aus einer Anekdote hergeleitet. Zwei offene Postwagen begegnen sich. In jedem derselben sitzt ein Jude, der dem entgegenkommenden Postillon der letzten Fahrt das Trinkgeld vorenthalten hatte, wofür sich der eine Postillon dadurch rächt, dass er im Vorüberfahren mit der Peitsche in den Wagen des andern schlägt. Der andere Postillon that ein Gleiches unter dem sprichwörtlich gewordenen Zuruf: Schlägst du meinen Juden, so schlag' ich deinen Juden.
70. Sei ein Jude, oder spiele nicht mit der Thora. – Burckhardt, 559.
Was man heisst und bekennt, soll man auch wirklich sein.
71. Trau keinem Juden bei seinem Eid und keinem Wolf auf grüner Heid'. – Parömiakon, 361.
72. Twei Jude wete, wat e Bröll kost't. – Frischbier2, 1826.
73. Ueber Juden und Flöhe schreien viele Wehe.
74. Wann ein Jud den andern, ein Pfaff den andern oder ein Weib das andere betreugt, so lacht Gott im Himmel. – Gruter, III, 95; Lehmann, II, 861, 22; Eiselein, 350; Simrock, 5266; Reinsberg V, 34.
75. Wann 't up den Jiuden earen langen Dag (Versöhnungsfest) gued Wear is, dann bliwt et den ganssen Hearwest gued. (Büren.)
76. Wenn de Jüd ins Derp kömmt, belle de Huing. (Elbing.) – Frischbier2, 1827.
77. Wenn die Juden von Moses reden, so denken sie auch an die Propheten.
D.h. sie fassen ihn in der Bedeutung von Geld auf. Auch die Russen sagen: Die Juden sprechen wol vom Sinai, aber sie denken nicht an Moses. – Wenn die Kuhmilch im Preise steigt, trinkt der Jude die Milch seines Weibes. (Reinsberg V, 31.)
78. Wenn ein Jüd einem flucht, so wünscht er jhm, dass jhm Grass vor der Thür wachse. – Petri, II, 652.
79. Wenn ein Jude Geld zu empfangen hat, kommt er immer eine Stunde zu früh; wenn er bringen soll, wenigstens eine zu spät. – Welt und Zeit, II, 117, 224.
80. Wenn man dem Juden eine Sau schickt, so wird er erfreut, wie der Pfaffe, dem man die Maid geschlagen. – Eiselein, 351.
Lat.: Veneri suem immolavit. (Eiselein, 351.)
81. Wenn's nur zwaa Jehudim (Juden) get, kloppt aaner Schule un aaner get Schule (zur Synagoge). – Tendlau, 917.
Die Anhänglichkeit ans Judenthum wird sich trotz aller Bedrängnisse erhalten. In frühern Zeiten wurde durch den Gemeindediener durch Klopfen an die Thür jedes einzelnen zum Besuch der Synagoge (Schule) eingeladen. (Tendlau, 528 u. 1049.)
82. Wer alten Juden taufen will, der verliert des Wassers viel.
83. Wer bi de Jude chauft, darf nu 's halb biete. (Hauenstein.) – Schweiz, II, 184, 44.
84. Wer einem Juden die Hälfte bietet, ist schon betrogen.
85. Wer einem Juden glaubt und Gott verleugnet, ist ewig verloren. – Frischbier2, 1824.
86. Wer einem Juden glaubt und 's Bett verkauft, der muss sich aufs Stroh legen. (Kurhessen.)
[1037] 87. Wer einem Juden traut auf seinen Eid, und einem Wolf auf grüner Heid', und einem Freund auf sein Gewissen, der wird von allen dreien beschissen.
Die Venetier sagen: Glaube nicht der Frau, die weint, dem Pferde, das schwitzt und dem Juden, der schwört. Und: Judeneid, Klarheit in der Nacht und Frauenthränen sind keines Hellers werth. In Galizien: Einem Juden glaube nicht und wenn er vom Himmel wäre. (Reinsberg I, 22; V, 35.)
88. Wer einen Juden bescheisst, sündigt wie einer, so auf die Würfel hofirt. – Eiselein, 351; Simrock, 5267; Körte, 3202; Reinsberg V, 35.
89. Wer einen Juden betrügt, bekommt einen ersten Platz im Himmel.
Holl.: Die eenen Jood bedriegt, zal eenen stoel in den hemel hebben. (Harrebomée, I, 365b.)
90. Wer einen Juden betrügt, bekommt zehn Jahr Ablass.
Es soll aber die Aufgabe nicht ga l ei cht sein.
91. Willstu ein Juden betriegen, so musstu ein Jud seyn. – Lehmann, II, 856, 421; Simrock, 5264; Körte, 3200; Reinsberg V, 33.
92. Wo der Jude hingepisst hat, da wachsen rothe Kartoffeln. (Breslau.)
93. Wo Juden und Kohlen, da ist's zum Teufelholen.
Vgl. Zwei Curbriefe aus Karlsbad im Feuilleton der wiener Presse vom 16. Juni 1868, Nr. 165.
94. Wo viele Juden sind, da sind viel Diebe. – Körte, 3199.
Der Walache: Ein echter Jude niemals isst, bis du von ihm betrogen bist. Der Kleinrusse: Der Jude hat den Betrug nicht gelernt, er ist im angeboren. Der Pole: Der Jude ist von jeher ein Betrüger. Der Czeche: Der Jude betrügt, auch wenn er betet. Der Russe: Ein Jude ist im Stande sich selbst zu betrügen, wenn ihm gerade ein Betrug einfällt. Und fügt in einem andern Sprichwort erklärend hinzu: Wir haben die Läuse auf dem Kopfe, der Jude hat sie im Herzen. (Reinsberg V, 30.) Diesen ziemlich allgemein gehaltenen Aussprüchen gegenüber möchte ich die Bemerkung beifügen, dass ich zwar schon verschiedenemal von Christen, aber noch nie von einem Juden betrogen worden bin.
95. Wormser Juden, fromme Juden. – Pistor., IV, 23; Körte, 6972; Graf, 488, 56; Simrock, 5273; Reinsberg V, 33.
Wagenseil erklärt dies Sprichwort aus einer alten Sage, nach welcher schon vor Christi Geburt Juden in Deutschland gewesen seien, ganz besonders aber zu Worms. Diese sollen in frühern Jahrhunderten den deutschen Kaisern auf das klarste bewiesen haben, dass ihre Vorfahren sich schon lange vor Christi Geburt in Worms niedergelassen und sie also keinen Antheil an der Verurtheilung und Kreuzigung Jesu gehabt, worauf sie von den Kaisern mit grossen Freiheiten und Privilegien beschenkt worden seien, was zu dem obigen Sprichwort Veranlassung gegeben habe. Die in der Stadt Worms wohnenden Israeliten rühmen auch ihre Synagoge als die älteste in ganz Deutschland. Ihre Rabbiner hatten in frühern Jahrhunderten den Vorrang vor allen deutschen Rabbinern. Man setzt die Erbauung des Tempels in das Jahr 588 v. Chr. Wie die wormser, so galten auch die Juden von Ulm als unbescholten und an der Kreuzigung unschuldig, weil sie schon zur Zeit dieses Ereignisses in Deutschland ansässig gewesen sein sollen. (Vgl. darüber Graf, 495; S.C.W. Spiker, Ueber die ehemalige und jetzige Lage der Juden in Deutschland, Halle 1809; J.C. von Aretin, Geschichte der Juden in Baiern.) Man begreift übrigens ohne vollständige Verleugnung alles gesunden Menschenverstandes nicht, wie die Juden in und ausser Palästina, die nicht gerade »Kreuzige« geschrien, weniger gut und fromm sein sollen, als die zu Ulm und Worms.
Lat.: Judaei Wormatienses, Judaei boni. (Pistor., 195, 23.)
96. Wormser Juden, gute Juden; Klosterpfaffen, böse Pfaffen. – Klosterspiegel, 21, 6.
97. Zehn Juden mit den grössten Nasen jagt Ein Rekrute wie die Hasen.
98. Zwei Juden wissen, was eine Brille kostet. – Simrock, 12349.
Zwei in demselben Fache Durchtriebene werden einander nicht leicht übervortheilen.
Holl.: Twee joden weten wel, wat een bril kost. (Harrebomée, I, 366a.)
*99. Auf der Juden Christtag (Weihnacht). (S. ⇒ Nimmerstag.)
»Das Vrtheil soll auff nechste Griechisch Calendas, d.i. auff der Juden Christtag vnd der Genffer Lichtmess ausgesprochen werden.« (Garg., XXIII, in Kloster, VIII, 294.)
Lat.: Ad Calendas graecas.
[1038] *100. Beim Juden Gevatter stehen. (S. ⇒ Leihhaus.) – Körte, 2103; Braum, I, 779.
*101. Beschnittener oder unbeschnittener Jude.
»Beschneidung ein Diploma ist, das Venus ausstellt manchem Christ.« (Butler.)
*102. Bin kein Jud', leck' keine Sau. (Rott-Thal.)
Als Antwort auf die Einladung Ellenbogen 6, Hobel 5.
*103. Dä ess wie 'ne Jüd, wa mer den vür erauswirp, da kömt a hengen wieder erenn. (Bedburg.)
*104. Da habt ihr euern Juden. (Köthen.)
Während der Cholerazeit war in dem Hause eines Einwohners zu Köthen ein alter Jude gestorben, dessen Leiche er ohne Zögern fortgeschafft wissen wollte. Da es ihm nicht gelang, dies durchzusetzen, auch keiner der Glaubensgenossen sich zu der Leiche wagte, lud er dieselbe auf einen Schubkarren und brachte sie so nach der Wohnung des Schames (jüdischen Küsters), indem er die obigen sprichwörtlich gewordenen Worte hineinrief. Sein Verfahren blieb indess nicht ohne Ahndung.
*105. Da hat der Jude drauf gespuckt. (Henneberg.)
Scherzhaft zu einem Kinde, das ein Loch im Kleid oder Hemd hat.
*106. Darauf gibt (leiht) kein Jude was.
»Es ist kein Jud im gantzen Elsass, der ein Batzen darauff lyhe.« (Franck, Vom grewl. Laster der Trunckenheit, 22b.)
Holl.: Er is zooveel, daar de lombard geen geld op geeft. (Harrebomée, II, 35.)
Ung.: A' Zsidó se ád valamit a' voltra. (Gaal, 839.)
*107. Daraus kann kein Jude gescheit (klug) werden.
Holl.: Geen Jood kan eruit wijs worden. (Harrebomée, I, 365b.)
*108. Das haben ihm die Juden angethan. – Frischbier2, 1816.
Wenn jemand von irgendetwas nicht lassen kann.
*109. Das hält kein Jude aus (und wenn er steinalt ist). (Königsberg.) – Frischbier2, 1817.
Obgleich die Juden, wie ihre Geschichte beweist, sehr viel ausgehalten haben.
*110. Das ist der ewige Jude.
Frz.: C'est le Juif errant. (Starschedel, 412.)
*111. Das kann ein kranker Jude essen.
Um eine Speise als unschädlich oder sehr gut zu empfehlen, zu loben.
*112. Das müsste (würde) einen Juden verdriessen. (S. ⇒ Teufel.)
» ...Ein Jüden solt es wol verdriessen.« (Waldis, II, 31, 119.)
*113. Das nimmt dir (oder: dem nimmt's) kein Jud' mehr ab. (Riedlingen.)
Er hat seine Lection, seine Prügel.
*114. Dat is ên arg Jude. – Dähnert, 209b.
Sagt man von einem Christen, der unbilligen Gewinn, übermässige Zinsen nimmt.
*115. Dat kann kên Jöde lâten. (Ostfries.) – Frommann, III, 427, 201; Eichwald, 903; Bueren, 220; Hauskalender, II.
*116. Davor sen mer Jehudim (Juden). – Tendlau, 925.
Als Entgegnung, wenn jemand über Druck von aussen oder über Beengtsein im Judenthum selbst klagt.
*117. Der is kaan Jid un kaan Goj. – Tendlau, 640 u. 684.
Ist weder Jude, noch Nichtjude, gehört keiner positiven Religion an. Auch: ist indifferent.
*118. Der Jude fängt mit dem Goj (Nichtjuden) an. – Tendlau, 373.
Von jemand, der alle Ursache hat, sich ruhig zu verhalten, dennoch Streit anfängt.
*119. Dî äs îwer en Juden. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, III, 37, 100.
*120. Eher würde man beim Juden Speck finden. – Parömiakon, 2443.
Als bei ihm Geld, Verstand, Witz u.s.w.
*121. Einen Juden begraben. – Frischbier2, 1818.
Umschreibung für: Kleckse machen.
*122. Einen todten Juden taufen.
*123. Er gaht über zeah (zehn) Jude. (Ulm.)
*124. Er greift den Juden in ihr Recht. – Eiselein, 351; Reinsberg V, 34.
*125. Er hat einen Juden geküsst.
Von jemand, der unangenehm riecht.
Holl.: Hij heeft een' Jood gekist. (Harrebomée, I, 365b.)
[1039] *126. Er hat ihm einen Juden angehängt. – Reinsberg V, 34; Körte, 3205a.
Eine Lüge aufgebunden.
*127. Er hat Juden.
Studentisch für: Furcht.
*128. Er ist ein vndanckbarer Jüd. – Eyering, II, 342.
*129. Er ist mit dem Juden verwandt.
Hat schlimme Schulden.
Holl.: Hij wil toonen, dat hij met den lombard niet te schaffen heeft. (Harrebomée, II, 35.)
*130. Er ist wie der ewige Jude. – Eiselein, 350; Reinsberg V, 33.
Er ist in immerwährender, in unruhvoller Bewegung, mit Bezug auf die bekannte Sage von der Angst des bestraften ewigen Juden.
Frz.: C'est le juif errant.
*131. Er wollte den Juden bei den Füssen fassen und bekam den Teufel bei den Hörnern.
Poln.: Myślati źe ujał żyda za nogi, a on chwyeił djabła za rogi. (Lompa, 21.)
*132. Es ist ein Jude.
Sehr geschäftseifrig, oder auch übervortheilend im Handel, wie man dies in früherer Zeit den Juden zur Last legte.
Frz.: Vous êtes un Juif. (Leroux, I, 195.)
*133. Es ist ein jud an ein pfaffen gerathen. – Franck, II, 64a.
*134. Es leiht ein Jud kein Pfennig drauff. – II. Sachs, Von Tugend vnd Laster, L, 1.
Als Antwort, wenn jemand glaubt, dass ein anderer ihn ausforschen wolle, also um zu sagen: von mir ist nichts zu erfahren. Auch wendet man die Redensart gegen den an, von dem man meint, er wolle uns foppen.
*136. Ich kenne die Juden, trawe jnen ein ander. – Mathesius, Postilla, CXIIIIa.
*137. Juden führen.
Die Juden von Posen ritten bekanntlich, als Türken gekleidet, Napoleon entgegen. Ihr Anführer ritt an den kaiserlichen Wagen und sprach: »Ferchten Sie sich nicht, Ew. Majestät, mer sein keine Terken, mer sein verkleidete Jüden aus Posen.« Die ausserordentliche Furchtsamkeit dieses Volks bildete das fränkische Sprichwort, das von einem Furchtsamen sagt: »Er führt Juden.«
*138. Marsch mit dem Juden, hat Speck gefressen. (Köthen.)
*139. Mit der Jüden spies vnd der Kauffleute Knebel vnd der Vmbschleger stachel lauffen.
*140. Nach dem Juden riechen. – Frischbier2, 1819.
Eigenheiten kundgeben, die im übeln Sinne an einen Juden erinnern.
*141. So kann man's beim Juden kaufen. (Rottenburg.)
*142. 'T geitti1 jüst as 'n Jod, de frogt na'n Weg, deder wol wêt2. (Jever.) – Firmenich, III, 13, 21.
1)Geht dir.
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2)Den er wohl weiss.
*143. Willst aach dem Jüd sein Dreck zu Geld mache? – Tendlau, 1038.
Wenn jemand etwas von geringem Werthe sehr theuer an den Mann bringen will. Ein jüdischer Glaser, der in einer Kirche eingeschlossen worden war, hatte unter einem Heiligenbilde ein natürliches Bedürfniss befriedigt und erklärte es, um der Strafe zu entgehen, für ein Wunder des Heiligen. Er machte Medicin aus der heiligen Ausleerung und verkaufte sie sehr theuer.
144. A Jüd geboren, a Jüd verloren. (Jüd.-deutsch. Warschau.)
In Russland wollte man früher die Soldaten jüdischen Glaubens durch Versprechungen auf Avancement zum Bruche verleiten, was die meisten derselben mit obigen Worten zurückwiesen. Verloren hat hier den Sinn von zu Grunde gehen.
145. A Jüd git sich tummid (immer) an Eize (Rath). (Jüd.-deutsch. Warschau.)
Drückt den Gedanken aus, dass der Jude reich an Scharfsinn oder vielleicht Spitzfindigkeit sei.
146. A Jüd hot in Sinn Weib ün Kind; a pojlischer Puritz (polnischer Edelmann) hot in Sinn Ferd ün Hünd.
Der (polnische) Edelmann liebt Jagd und Sport; der Jude sorgt für Frau und Kind.
147. A Jüd mit a grossen Spodek (Pelzmütze), aber mit a treiphe Lew (unreinem Herzen). (Jüd.-deutsch. Warschau.)
Die Redensart wird von Scheinheiligen gebraucht, die auf Aeusserlichkeiten viel Gewicht legen.
148. A Jüden thur (darf) män nit geben dus gebotene Geld. (Warschau.)
Angeblich weil er sich kränken würde, keinen höhern Preis für die Waare verlangt zu haben.
149. Alle Juden haben Ein S'echel. (Warschau.)
Alle Juden haben Einen Verstand.
150. As ein Jüd stellt sich pischen, stellen sich die übrige auch. (Jüd.-deutsch. Warschau.)
Scherzhafter Vorwurf über das Zusammenhalten der Juden.
151. Den Juden hänget der Schelm im Busen, weil sie leben. – Markolf, 85.
152. Der Jüd schiesst mit der Rüje (Blick) ün schlügt sich mit der Deje (Meinung). (Jüd.-deutsch. Warschau.)
Spott auf die Abneigung der Juden vor Kämpfen und Duellen. Vielleicht auch Wortspiel, sich mit dem Degen, im jüdischen Jargon Deje, schlagen.
153. Der Jude sieht ihm aus dem Gesicht heraus.
Von Personen, die einen ausgeprägt jüdischen Typus haben. Der Zeilem-Elokim (Ebenbild Gottes) liegt ihm auf 'n Punim (Gesicht).
154. Drei Juden geben erst einen Raizen. – Neue Weckstimmen, Wien 1878, III, 9.
155. Ein echter Jude niemals isst, bis du von ihm betrogen bist. – Schuller, 38.
156. Ein Jud nützt, wo er wohnt allzeit, gleichwie die Motten in dem Kleid. – Kirchhöffer, Wendvnmut, I, 108.
157. Ein Jude geht nicht auf (über) das Eis, wenn nicht Rossäpfel darauf liegen.
D.h. wenn er nicht sieht, dass Pferde darüber oder darauf gegangen sind.
158. Ein Jude und ein Wolf gehen nie müssig (spazieren).
Jüd.-deutsch: A Jüd ün a Wolf gehen nit üm ledig.
159. Juden und Handwerksburschen findet man überall. – Horn, Gesammelte Erzählungen, XI.
160. Mit a Jüd is gut e a Schul zu gehen. (Jüd.-deutsch. Königsberg.)
Er gibt gute Rathschläge.
161. Wann mr eme Jud zu Mannem (Manheim) ins Ohr petzt (kneipt), do spüren's zu Berlin und zu Hamborg. (Rheinpfalz.)
Nämlich die Juden.
*162. Da könnte man gleich ein Jud werden! (Schwaben.)
Ausruf bei einer widerwärtigen Ueberraschung.
*163. Dem Juden eine Sau in die Küche jagen.
Lat.: Veneri suem immolare. (Binder II, 3485; Eiselein, 351.)
*164. Den Juden handeln (wuchern) lehren.
*165. Der Jud' kommt.
Eine Redensart, mit der man in Tirol die Kinder schreckt, wenn sie schreien oder sonst unartig sind.
*166. Ein Jud', der's weiter sagt. – Spindler, Bastard, I, 171.
*167. Er ist ein unruhiger Jude. (Köthen.)
*168. Es ist ein Jud' ins Wasser gefallen.
Die erste Zeile eines Volksreims, dessen folgende Zeile lautet: »Ich hab' ihn hören plumpen; und wär' [1470] ich nicht dazu gekommen, so wäre er ertrunken.« Der ganze Reimspruch selbst ist aus Fischart, Geschichtklitterung, 477 entlehnt, nur dass er dort vom Mönch handelt.
*169. Es ist ihm ein Jude über die Leber gekrochen. – Nonnenholz, Freunde und Brüder (Göttingen 1871.)
*170. He is met de Juden dörch de Wûöste lopen. – Schlingmann, 1480.
*171. Hier muss früher ein Jude gesessen haben.
Sagt der Spieler, der wiederholentlich schlechte Karten erhält.
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