1. Alten Wolf reiten Krähen. – Eiselein, 647.
2. Alten Wolf verspotten die Hunde. – Schlechta, 362.
[349] 3. Als der Wolf predigte, hatte er Gänse zu Zuhörern.
4. Als der Wolff in der Grube lag, wollt' er ein heiliger Mönch werden. – Mathesy, 108a.
5. An alten Wölfen und bösen Menschen ist Hopfen und Malz verloren. – Gaal, 1743.
6. Än diem der Wolf behôrt, än diem e begrôt. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 99.
7. An einem Wolff bricht man keine Wildbahn. – Henisch, 1274, 15; Petri, II, 16.
D.i. wer einen Wolf schiesst, der wird nicht als Jagdfrevler bestraft.
8. Auch der Wolf hat Wasser im Auge, wenn er in eine Grube gerathen ist. – Bertram, 69.
9. Auch der Wolf in der Mönchskutte stellt dem Lämmlein nach. – Eiselein, 647.
10. Auch der Wolf packt das Schaf erst, ehe er es würgt. – Altmann VI, 441.
11. Auch wenn dem Wolf die Zähne ausgebrochen sind, schielt er nach den Schafen. – Altmann VI, 475.
12. Auch wenn man den Wolf in den Schafstall sperrte, er würde in den Wald zu entwischen suchen. – Altmann V, 100.
13. Aus dem Wolfe wird kein Zugochs.
Böhm.: Nebude ze psa slanina, z vlka beranina. – Z vlka nebude beran ani ze psa ohař. – Z vlka nebude oráč. (Čelakovsky, 35.)
14. Aus einem alten Wolfe wird nicht erst ein Schaf.
Holl.: Een oude wolf verbetert sich niet. (Harrebomée, II, 447a.)
15. Aus einem (jungen) Wolfe wird kein Lamm. – Schlechta, 365.
Schwed.: Af ulfen bliver aldrig lam. (Törning, 4.)
16. Aus einem Wolf wird kein Schafhirt. – Schlechta, 359.
17. Aus einem Wolfe wird leicht ein böses Thier gemacht.
Holl.: Van een' wolf is haast een kwaad beest gemaakt. (Harrebomée, II, 478a.)
18. Bäst te angder de Wilwen, se mist te mäd en helen. – Schuster, 100a.
19. Bei Wölfen und Eulen lernt man heulen. – Simrock, 11803; Körte, 6958; Gaal, 1744; Lohrengel, I, 78.
Holl.: Bij wolven en uilen leert man huilen. (Harrebomée, II, 476b.)
20. Beim Wolf muss man nicht Hülfe gegen die Hunde suchen.
Böhm.: Nepřizývej vlka ku pomoci na psy. (Čelakovsky, 365.)
21. Ben men von Bolf sprêcht, sêtzt a hentan Zoan. (Ungar. Bergland.) – Schröer.
22. Besser der Wolf, als der Sonne Licht zu Lichtmess in den Schafstall bricht. – Boebel, 7.
23. Besser der Wolf fresse mich, als ein Schaf, so thut mir das Küffeln (Müffeln) nicht so weh. – Simrock, 11792; Eiselein, 647.
24. Besser die Wölfe fressen uns, als die Flöhe; das Beissen thut lange nicht so wehe.
25. Besser mit einem Wolff streiten, denn mit einem gebarteten bösen Weibe. – Petri, II, 38.
Frz.: Il est meilleur estre cheual que beuf, loup que brebis.
Lat.: Praestat equum esse, quam bouem, et lupum quam ouem. (Bovill, II, 150.)
27. Bleibt der Wolf in der Heide liegen, so wird er wenig Schafe kriegen. – Sutor, 577.
Lat.: Otium fortunas secundas perdit. (Philippi, II, 79.)
28. Blieb der wolff im wald, so würd er nit beschrien. – Franck, I, 88b; Lehmann, 112, 6; Gruter, I, 8; Petri, II, 48.
Bei Tunnicius (653): Bleve de wulf in dem busche, he en worde nicht angeropen. (Dum lupus antra colit, non inclamatur ab ullo.)
Holl.: Liet die wolf sijn lopen, dat volc liet sijn roepen. (Prov. comm., 465.)
[350] 29. Bliebe der Wolf im Walde und der Mönch in der Klausur, würden beide nicht beschrien. – Klosterspiegel, 21, 2; Eiselein, 647; Simrock, 11794; Sailer, 151; Körte, 6946; Blum, 337.
Durch seine räuberischen Streifzüge zieht er sich selbst die üble Nachrede zu.
30. Da der Wolff gefangen war, da wolt er fromb werden. – Henisch, 1254, 8; Petri, II, 54.
31. Da der Wolff ligt, da beist er nicht. – Henisch, 266, 50; Petri, II, 54.
32. Da es dem Wolfe nichts hilft, auf die Schafe zu lauern, so holt er sie aus der Hürde. – Altmann V, 127.
33. Da hant die Wölfe ein gämlich Uerten, wenn die Schaf spotten ihres Hirten.
34. Da hätt de Wulf dân, säd de Schêper, dôr wîer em 'n Schâp stâlen. (Eifel.) – Hoefer, 899; Schlingmann, 1224.
35. Das ist der gefährlichste Wolf, der als Schäferhund einhergeht. – Altmann VI, 491.
36. De eine Wulff vrit (frisst) vam anderen nich. – Neocorus, II, 380.
37. De Wulf fret äuk wal en getaiket (gezeichnetes) Schop. (Driburg.) – Firmenich, I, 363, 53.
38. De Wulf frietet ock van getallden Schoapen. – Woeste, 87, 378.
39. De Wulf fritt ok wol en tellt Schap. – Eichwald, 1637; Kern, 880.
40. De Wulf nömmt ok e getêkent Schap. – Frischbier, 4104.
41. De Wulf verlüst wol de Hâre, awer nich de Nupen. – Schambach, II, 80.
Der Wolf verliert die Haare, aber nicht seine Tücke. Neumark: Deär Wulf verliert de Hoare, aber ni de Nicken. (Engelien, 220, 95.)
Lat.: Lupus pilum mutat non mentem (animum.) (Schonheim, L, 12; Hanzely, 144; Philippi, I, 231; Hauer, 231.)
42. Dem liggende Wulf kömmt ôk wat ön 't Mûl. (Dönhofstädt.) – Frischbier, II, 2950.
43. Dem schlafenden Wolfe lauft kein Schaf ins Maul. – Schottel, 1130a; Gaal, 1370; Törning, 7; Simrock, 11780; Sailer, 60; Rossmässler, Heimat.
Bei Tunnicius (243): Dem slapenden wulve en löpt nein schâp in den munt. (Agna lupo nunquam stertenti occurrit agresti.)
Mhd.: Dem schlummernden Wolf glückt selten ein fang noch schlafendem Mann ein sieg. (Hawamal, 57.) – Traeges wolves munde geschiht von spîse selten guot. (Wigalois, 77, 19.) (Zingerle, 133.)
Holl.: Den slapenden wolf enloopt gheen schape in den mont. (Tunnicius, 7, 6; Harrebomée, II, 476b.)
Lat.: Si dormit lupula, non currit in os ovis ulla. (Fallersleben, 171.)
44. Dem Wolf braucht man den Weg (in den Wald, oder zu den Schafen) nicht zu zeigen.
45. Dem Wolf das Schaf, dem Fuchs die List, den Frauen Lob gefällig ist. – Birlinger, 765; Zinkgref, IV, 396.
»So nimbt der ochs der krippen war, also ist d' natur wunderbar.«
Lat.: Fit melior laudando bonus, pejorque malignus, cautior astutus, simplicior stolidus. (Chaos, 475.) – Vulpes uult fraudem, lupus agnum, foemina laudem; bos ad praesepe conatur currere saepes. (Loci comm., 142.)
46. Dem Wolf entgeht man nicht so leicht als dem Bären. – Altmann V, 103.
47. Dem Wolf gefällt keine Predigt besser als über Lammfleisch und Schöpsenbraten.
Böhm.: Rci vlku páteř, a on volí kozí mateř. – Vlkovi mluv: nebe! on zuby vyceří na tebe. (Čelakovsky, 36.)
Poln.: Mów wilku pacierz, a on woli kozią macierz. (Čelakovsky, 36.)
48. Dem Wolf ist bange vor der Grube.
Bei Tunnicius (564): Dem wulfe is leide vor de kule. (Antra lupus, laqueos formidat subdola vulpes.)
49. Den Wolf beim Ohr fassen ist schwer. – Schlechta, 368.
50. Den Wolf kennt man bey den Haaren. – Petri, II, 80.
Lat.: Noticia didimus est suspicione lupinus. (Reuterdahl, 622.)
Schwed.: Weff aer ödhkavndir man. (Reuterdahl, 622.)
[351] 51. Den Wolf schlage nicht, und das Schaf lass nicht hungern. – Burckhardt, 738.
Sei liebreich und mild gegen Freund und Feind. Unter den vielen in Kairo umlaufenden Sprichwörtern soll dies, nach Burckhardt, der einzige Grundsatz sein, welcher allgemeine Menschenliebe empfiehlt.
52. Den Wölffen soll man kein Schaaf vertrawen. – Lehmann, II, 320, 35.
53. Der faule Wolf steht vor der Thür und spricht: Schaf, komm heraus zu mir!
54. Der grossgezogene Wolf kehrt in den Wald zurück.
55. Der junge Wolf wird ein alter Wolf, auch wenn er unter Menschen aufwächst. – Schlechta, 364.
56. Der schlafende Wolf ist nett (mager), der laufende fett.
Der Litauer will damit sagen, dass nur der etwas hat, der arbeitet.
57. Der Wauf verlüst (verliert) wal sing au (seine alten) Hôre, mârr (aber) nit sing au Krämp (Mucken, Streiche). (Aachen.) – Firmenich, I, 492, 47; für Altmark: Danneil, 279.
58. Der Wäulf zecht de Schwäunz än. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 101.
59. Der Wolf ändert wol sein Haar1, aber er bleibt, wie er war. – Lehmann, II, 68, 205; Gaal, 1735; Eiselein, 647; Pistor., VIII, 20; Seybold, 286; Parömiakon, 500; Schlechta, 358; Blum, 129; Simrock, 11810; Körte, 6948.
1) Die Farbe desselben ist nämlich im Sommer lichter, im Winter dunkler. – »Sie singen vns ja recht das alte Liedelein von wohlversuchter vnnd bedachter Schalckheit vnd Hinderlist, noch jetziger Zeit vor. Der Wolff seine Haar zwar ändern thut im Alter, aber nicht den Muth, sein Art vnd Tück meynts nimmer gut.« (Abel, 247.) Auch die Türken sagen: Der Wolf wechselt den Balg, aber nicht seine Natur. (Weigel, 319.)
Engl.: The wolf changes skin, but nature.
It.: Il lupo cangia il pelo, ma non il vizio. (Gaal, 1735.)
Lat.: Lupus pilum mutat, non animum. (Eiselein, 647; Gaal, 1735.)
60. Der Wolf behält seine Haut, aber das Schaf muss das Fell lassen.
Holl.: De wolf zal zijne vacht wel hooden, maar het schaap moet gestroopt zijn. (Harrebomée, II, 477b.)
61. Der Wolf betet kein Vaterunser, wäscht sich nicht und lebt doch.
Poln.: Wilk pacierza nie mówi, ani się nie myje, a téż żyje (mówią leniwcy.) (Lompa, 33.)
62. Der Wolf beweint (beklagt) das Schaf erst, eh' er es frisst.
Holl.: De wolf beweent het schaap, en dan eet hij het. (Harrebomée, II, 477a.)
63. Der Wolf bleibt ein Wolf, auch wenn er einen Schafspelz trägt.
Schwed.: Ulfen är stundom hundalik. (Grubb, 832.)
64. Der Wolf erzeugte nie ein Lamm.
65. Der Wolf findet leicht eine Ursache, wenn er das Schaf fressen will. – Winckler, XII, 24; Simrock, 11774; Sailer, 151.
Holl.: De wolf vindt ligt eene oorzaak, waarom hij het lam eet. (Harrebomée, II, 477a.)
Schwed.: Ulfen får orsak med lambet, fast det drucke ned erst i bäcken. (Grubb, 831.)
66. Der Wolf fragt nicht nach seinem Kopf, wenn er auf Beute geht. – Schlechta, 357.
67. Der Wolf freut sich, wenn Sturm ist.
68. Der Wolf frisst (raubt) auch die gezeichneten Schafe. – Eiselein, 647; Blum, 665; Gesner, I, 765; Winckler, VII, 86; Schlechta, 360; Sailer, 60; Simrock, 11772; Körte, 6945; Schweiz, II, 243, 70; für Solothurn: Schild, 69, 149.
In Schwaben: Der Wolf frisst au de zoichnete Schauf.
Dän.: Ulf tager af talde faar. (Prov. dan., 564.)
Holl.: Die wolf it wael ghetelde schapen. (Tunn., 13, 17.)
Frz.: A brebis comptées le loup les mange. (Gaal, 1741.)
It.: Anche delle pecore annoverate mangia il lupo. (Pazzaglia, 205, 2; Gaal, 1741; Masson, 382.) – Pecore contate, il lupo se le mangin.
Lat.: Lupus nou veretur etiam numeratos oves devorare. – Quod lupus est gratos narratur oves numeratos. (Sutor, 143; Fallersleben, 316.) – Vulpes non curat numerum pecorum. (Gaal, 1741; Chaos, 306.)
Schwed.: Ulfwen biter ock räknade får. (Marin, 26.)
Ung.: Nem nézi farkas a' billeget. (Gaal, 1741.)
[352] 69. Der Wolf frisst das Schaf um geringer Ursach willen. – Simrock, 11773; Körte, 6938; Masson, 382.
Um eine Kleinigkeit.
Dän.: Det er ringe aarsag hvorfor ulven aeder faaret. (Prov. dan., 4.)
Frz.: A bien petite occasion se saisit le loup du mouton. (Masson, 382.)
Holl.: Om cleen sake bijt die wolf dat schape. (Tunn., 21, 19.)
It.: Per ben piccola occasione prende 'l lupo il montone. (Pazzaglia, 228, 13.)
Lat.: Sepe lupi modica fit ovis cibus undique causa. (Fallersleben, 590.)
Poln.: Zacno wilk na barana najdzie przyczynę. (Masson, 382.)
70. Der Wolf frisst das Schaf, und die Zeit die Lüge.
Lat.: Lupus mendacio tempus. (Sailer, Sprüche, 93, 16.)
71. Der Wolf frisst die Schafe überall, wo er sie findet.
Holl.: Allengskens eet de wolf het schaap. (Harrebomée, II, 476b.)
72. Der Wolf frisst die Schafe, wenn der Hirt nicht dabei ist.
Bei Tunnicius (1246): De wulf vrit de schape, als de herde dâr nicht by is. (Incustoditum en praedatur ovile.)
73. Der Wolf frisst jedes Fleisch, das seine leckt er nur. – Winckler, IX, 78; Keller, 136b.
Von denen, die streng oder hart gegen andere, gegen sich aber sehr nachsichtig und mild sind.
It.: Ogni carne mangia il lupo, e la sua lecca. (Pazzaglia, 205, 10.)
Lat.: Urit amor caecus, non est amor arbiter aequus. (Chaos, 61.)
74. Der Wolf frisst kein Ziel (keinen Zahltag). – Egenolff, 105, 6 u. 328; Pistor., I, 97; Eisenhart, 446; Eiselein, 648; Blum, 353; Graf, 229, 54; Simrock, 11769; Körte, 6954.
Von denen, welche viel versprechen, in der Hoffnung, dass der zur Erfüllung des Versprechens festgesetzte Zeitpunkt gar nicht, oder doch nicht sobald kommen werde. Das Sprichwort sagt also, dass der Zahlungstermin auch unvermuthet komme und es also thöricht sei, bei Versprechungen auf Umstände zu rechnen, welche von der Erfüllung derselben befreien könnten.
Lat.: Lupi nullum terminum comedunt. – Nam metam positam non lupus ipse vorat. (Eiselein, 698.)
75. Der Wolf frisst wol gezählte Schafe, aber keine versprochenen.
Poln.: Węchem wilk nietyje. (Čelakovsky, 94.) – Wilk i cechowane owce porwie. (Lompa, 33.)
76. Der Wolf gehet eher zum Stall, denn zu eines Fürsten Saal. – Petri, II, 115.
77. Der Wolf geht nicht auf Raub, er hungere denn.
Böhm.: Loví vlk na tlamu, než když ho chytí, bĕda mu. (Čelakovsky, 146.)
Poln.: Nosił wilk, ale przyniosą i wilka. – Nosi wilk, nosi, ale poniosą i wilka. (Čelakovsky, 146.)
Schwed.: Ulfvar bitas intet, utan om maten. (Grubb, 833.)
78. Der Wolf geht nicht zuvor nach Rom, wenn er in der Fasten Hühner (Schafe u.s.w.) fressen will.
79. Der Wolf hat allzeit Augen auf das Schaf. – Petri, II, 115.
Holl.: De wolf heeft altijd het oog op het schaap. (Harrebomée, II, 477a.)
Lat.: Dat lupus intuitum reliquis spretis super agnum. (Fallersleben, 313.)
80. Der Wolf hat die Hunde nicht gern um sich. – Fischart, Bienenk., 131; Petri, II, 115.
81. Der Wolf hat jedermanns Esel vorm Jahr gefressen.
82. Der Wolf hat kein Fleisch zu Kauf.
Holl.: De wolf heeft geen vleesch te koop. (Harrebomée, II, 477a.)
83. Der Wolf het no kein Winter g'fresse. – Sutermeister, 136.
84. Der Wolf heult nicht, wenn er das Lamm würgen (wenn er Lämmer stehlen) will. – Eiselein, 648.
85. Der Wolf hütet die Schafe.
Passt die Gelegenheit ab, um sie zu erbeuten.
86. Der Wolf im Stalle hat die Schafe alle.
87. Der Wolf in der Schafshaut ist gefährlicher, als das Schaf im Wolfsfelle. – Altmann VI, 413.
[353] 88. Der Wolf ist auch wol im Schafspelz zu erkennen.
Poln.: Peznać wilku w baraniéj skórze. (Lompa, 27.)
89. Der Wolf ist der Kutte gewohnt.
Böhm.: Brouku díra v obyčeji. – Vlku zima v obyčeji. (Čelakovsky, 222.)
90. Der wolf ist gerne in strûchen. – H.v. Meissen, Leiche, 55, 19.
91. Der Wolf ist vor den Wölfen sicher. – Altmann VI, 506.
92. Der Wolf ist wol ein grimmig Thier, aber Steine frisst er nicht.
Die Finnen: Der Wolf rührt nicht die Steine an, der Bär zerreisst nicht den Felsen. (Bertram, 49.)
93. Der Wolf ist wol ein guter Jäger, aber zum Bauer taugt er nicht.
Böhm.: Z vlka nebrzo bude oráč, a z zemana žák. (Čelakovsky, 168.)
94. Der Wolf ist wol flink, aber die Kugel des Jägers noch flinker.
Die Osmanen: Der Wolf entrinnt dem Adler nicht.
95. Der Wolf jagt, wenn der Hund schläft.
Holl.: De wolf neemt zijne kaus waar, als de hond slapt. (Harrebomée, II, 477b.)
96. Der Wolf kann nicht schmeicheln. – Simrock, 11768b; Rossmässler, Heimat.
97. Der Wolf kann nicht weit davon stehn, wo ich sein Ohr gesehn.
»Da wähne ich den Wolf, wo ich sein Ohr sah.« (Edda, 2, 183.) Vgl. damit verwandte Sprüche des Hâvamâl (Hauptmann, III, 411, 73.)
98. Der Wolf kann ruhig seines Weges gehen, die Schafe erschrecken (fliehen) doch.
Holl.: Een wolf kan sich behelpen, maar de lammeren zijn bang. (Harrebomée, II, 477a.)
99. Der Wolf kreisst nicht, dass er Mücken fange. – Simrock, 11795a.
100. Der Wolf lässt das Heulen nicht. – Parömiakon, 2519.
101. Der Wolf lässt nur liegen, was er nicht fressen kann.
Die Armenier: Gott bedauerte, was weggetragen war, der Wolf aber, was liegen blieb. (Ausland, 1871, 404b.)
102. Der Wolf lässt wol sein Haar, aber nicht seine Nicken.
Frz.: Le loup perd les dents, mais non pas la mémoire. (Masson, 110.)
It.: La volpe perde il pelo, ma non il vizio. (Masson, 110.)
Lat.: Lupus pilum mutat, non mores. – Pelliculam veterem retines, et fronti politus. (Masson, 110.)
103. Der Wolf läuft nicht länger, als ein alter Hund will.
Schwed.: Ulpen läpjar intet långer än gomel hund wil. (Grubb, 345.)
104. Der Wolf lebt nach seinem Willen, er heult aber gegen ihn.
Böhm.: Žije vlk po vůli, ale vyje přes vůli. (Čelakovsky, 280.)
105. Der Wolf lehrt seine Jungen heulen. – Bertram, 62.
106. Der Wolf muss auch des Löwen Zähne fliehn. – Petri, II, 115.
107. Der Wolf muss in seiner Haut sterben.
Frz.: Le loup mourra dans sa peau. (Lendroy, 931.)
Holl.: De wolf zal in zijne huid sterven, zoo men hem daar voorof niet uitsnijdt. (Harrebomée, II, 477a.)
It.: Nella pelle, dov' è il lupo, convien, ch' ei muora. (Pazzaglia, 274, 2.)
108. Der Wolf muss mit seinem Felle bezahlen.
Böhm.: Vlk koží platí. (Čelakovsky, 33.)
109. Der Wolf nennt den Fuchs Räuber.
Lat.: Quid lupus vulpem de proeda accusat? – Quis tulerit Gracchos de seditione quaerentes?
110. Der Wolf nicht lange fragt und wählt, er frisst die Schaf' auch gezählt.
It.: Anche delle pecore annoverate mangia il lupo. (Suringar, CXLVI.)
111. Der Wolf raubt nicht da, wo er wohnt.
Die Diebe pflegen in ihrer nächsten Umgebung nicht zu stehlen, wie auch die Zigeuner thun.
Böhm.: Vlk tu nebéře, kde má mladé. (Čelakovsky, 144.)
Frz.: Le loup ne pille pas ses voisins. (Cahier, 2659.)
Lat.: Agro quo latitat lupus agnum prendere vitat. (Reuterdahl, 70.) – Vix depredatur lupus in quo rare moratur. (Reuterdahl, 1064b.)
[354] Poln.: Wilk na dziedzinie nieszkodzi. (Čelakovsky, 144.)
Schwed.: Ulfen biter intet der han bör. (Grubb, 882.) – Wlff takir ey bradh a sinne aeghne mark. (Reuterdahl, 1064.) – Wluen bither ey lamb a the mark som han ær wan. (Reuterdahl, 70.)
112. Der Wolf richtet sein Auge auf das Schaf. – Eiselein, 647.
Lat.: Lupus visum dirigit ad ovem. (Eiselein, 647.)
113. Der Wolf säugt (zeugt) keine Schafe.
Frz.: Un loup n'engendre pas des moutons.
114. Der Wolf sieht nur nach dem Walde. – Bertram, 75.
115. Der Wolf spricht nicht schlecht von sich selber.
Er nennt sich nicht Räuber, er rühmt blos seinen scharfen Geruch. Aehnliches thun auch andere Thiere: der Igel nennt seine Stacheln krauses Haar und der Frosch sich laubfarbig.
Böhm.: Sobĕ vlk ostronos, sobĕ ježek kadeřav. – Sobĕ žába rusá, sobĕ srna lysá. (Čelakovsky, 507.)
116. Der Wolf stiehlt die Schafe, weil er sie nicht kaufen kann.
117. Der Wolf stillt seinen Hunger nicht mit Wolfsfleisch.
118. Der Wolf trägt keine Glocke (Schelle).
Kroat.: Vuk nenosi zvonca. (Čelakovsky, 143.)
119. Der Wolf trägt seinen Balg nicht zum Kürschner und wenn er noch so gut bezahlt würde. – Altmann VI, 410.
120. Der Wolf verändert das Haar, aber der Muth bleibt wie er war. – Lehmann, 11, 97 u. 542, 86; Sailer, 61.
»Der Wolff verendert nur die Jahr, der untrew Sinn bleibt immerdar.« (Froschm., Ribb.)
Böhm.: Dotud vlk nosí (vláčí), až samého ponesou. (Čelakovsky, 263.)
Frz.: Le loup mourra dans sa peau. (Kritzinger, 424b.)
It.: Il lupo cangia (muta) il pelo, ma non il vezzo (vizio). (Biber.)
Lat.: Ut pater incedit, sic gressus filius edit. (Chaos, 718.)
121. Der Wolf verändert nur die Haar; wer bös ist, bleibt es immerdar. – Gerlach, 108.
»So verändert der Wolf die Haar, aber die Haut nicht.« (Schaltjahr, V, 98.)
122. Der Wolf verkauft wol die Knochen des Schafes, aber nicht dessen Fleisch. – Altmann VI, 469.
123. Der Wolf verliert seine Haare, aber nicht seine Nicken. – Frischbier, 4101.
Engl.: Wolves lose their teeth, but not their memory. (Bohn II, 23.)
124. Der Wolf verliert wol die Zähne, aber nicht seinen Fleischappetit.
Frz.: Le loup perd les dens, mais non pas la mémoire. (Kritzinger, 424a.)
125. Der Wolf weint nicht über den Tod des Hundes. – Bertram, 49.
»Der Wolf schämt sich seiner Augen nicht.« (Bertram, 49.)
126. Der Wolf wird einmal satt, der Geizhals nie.
Böhm.: Sytý vlk se upokojí, lakomec nikdy. (Čelakovsky, 52.)
127. Der Wolf wird grösser ausgeschrien, als er ist.
Frz.: On crie le loup plus gros qu'il n'est. (Kritzinger, 424b.)
128. Der Wolf wird nicht satt (fett), wenn er einen Boten nach Schöpsenfleisch schickt.
Er muss es sich schon selber holen.
Poln.: Przez posła wilk nie tyje, jem jak sam zawyje. (Lompa, 502.)
129. Der Wolf wird seine Wolle wol behalten, aber das Schaf wird bestraft werden.
Will sagen: Bösewichter gehen häufig frei aus, während Unschuldige die Zeche bezahlen müssen.
130. Der Wolf wird wol älter, aber nicht frömmer (besser). – Simrock, 11810a; Blum, 362.
Lat.: Lupus pilum mutat, non mores (animum, mentem). (Apostol., XIV; Binder I, 907; II, 1717; Erasm., 471; Schonheim, L, 12; Seybold, 286.)
131. Der Wolf wittert für sich selbst so scharf, und Stacheln hat der Igel zum eigenen Bedarf. – Wenzig, 78.
132. Der Wolf würgt aus Hunger, der Mensch aus Neid (Hass).
Böhm.: Vlk loupí z přirození, a človĕk z závisti. (Čelakovsky, 109.)
133. Der Wolf zeugt keine Lämmer.
It.: Il lupo non caca agnelli. (Biber, Ms.)
[355] 134. Der Wölfe Siechthum ist der Schafe Heilthum.
Holl.: De ziekte van den wolf is het behoud van het schaap. (Harrebomée, II, 477a.)
135. Der Wölfe Tod ist der Schafe Leben (Heil.) – Pistor., VIII, 30; Winckler, X, 82; Simrock, 11787; Blum, 361.
It.: La morte de' lupi è la sanità delle pecore. (Pazzaglia, 205, 11.)
136. Der Wolff acht nicht der Zahl der schaf. – Eyering, I, 610, 763.
137. Der Wolff darff keines Artzts. – Henisch, 652, 68; Petri, II, 834.
138. Der wolff dem schaff mit arger list allezeit ganz gefärlich ist.
Lat.: Astu subtili, lupus insidiatur ouili. (Loci comm., 95.)
139. Der wolff endert sein har vnd jar, aber nit sein art. – Franck, I, 104a.
Die Neugriechen: Wird alt der Wolf, und ändert sich in seines Fells Erscheinung, doch ändert er im Kopf sich nicht und nicht in seiner Meinung. (Sanders, 231, 111.)
140. Der Wolff endert wol sein Haut, der Münch sein Kutten, aber nicht seinen Muth. – Lehmann, II, 68, 206; Petri, II, 115.
Holl.: De wolf ruit wel van baard, maar niet van aard. (Harrebomée, II, 477a.)
Schwed.: Ulfen byter falle hår, men aldrig sinne. (Grubb, 832.)
141. Der Wolff frisset die gezalte schaff auch. – Luther's Ms., S. 6; Tappius, 24b; Petri, II, 115.
»Dem wolff die schaaff zu fressen gefellt, ob sie gleich fleissig sein gezelt.« (Suringar, CXLVI, 18.)
Lat.: Non curat numerum lupus. (Tappius, 24b.) – Quod lupus est gratus, narratur olles numeratas. (Loci comm., 74; Gartner, 112b.)
142. Der wolff frisst auch von (ge)zelten schaffen. – Franck, II, 19a; Egenolff, 24b; Gruter, I, 18.
Bei Tunnicius (493): De wulf it ôk wol getelde schape. (Et quandoque lupus numeratus vescitur agnis.)
Böhm.: Vlk nešetří hospodářových péčí, a krade ovce i z počtu bez počtu. – Vlk také čtené a znamenané béře. (Čelakovsky, 143.)
Holl.: De wolf eet wel getelde schapen. (Harrebomée, II, 477a.)
Ill.: I brojene ovce kurjak jede, kamo-li nebrojene. (Čelakovsky, 143.)
Kroat.: Vuk i brojene grabi ovce. (Čelakovsky, 143.)
Lat.: De grege praedatur lupus is quamvis numeratur. (Reuterdahl, 207.) – Lupus non curat numerum. (Philippi, I, 231.) – Non curat numerum lupus. (Seybold, 365.)
Poln.: I liczone wilk bierze. (Čelakovsky, 143.)
Schwed.: Ulfen bijter och räknade får. (Grubb, 831.) – Wluin takir ok taaldh faar. (Reuterdahl, 207.)
Slov.: I z čítaného vlk bere. (Čelakovsky, 143.)
Span.: De lo contado come el lobo. (Čelakovsky, 143.)
Tschud.: Kül hunt wöttab loetust. (Čelakovsky, 143.)
143. Der Wolff frisst kein Ziel. – Luther's Ms., S. 6.
144. Der Wolff frist nicht vff einmal ein ganze Herd, sondern frist ein Schaf nach dem andern. – Lehmann, 776, 29.
145. Der Wolff gibt achtung auff die Schaaff. – Lehmann, II, 68, 207.
146. Der Wolff grüsst kein Schaf. – Lehmann, 309, 67; Winckler, XVI, 61; Eiselein, 647.
147. Der Wolff hat sein absehen auffs Schaff. – Lehmann, 309, 61.
148. Der Wolff hat weder schreiben noch lesen gelernt, vnterstandt sich doch ein Schrifft vnten an dess Pferdes Hufeisen zu lesen, der empfing davon ein streich, dass er schier das auffstehen vergessen. – Lehmann, 822, 48.
149. Der Wolff ist dess Geschreys gewohnt. – Lehmann, 135, 15.
150. Der Wolff ist ein Schalk, er fürcht gewalt vnd veracht gross geschrey. – Petri, II, 115.
151. Der Wolff kan nicht beissen, wen er will. – Henisch, 266, 64.
152. Der Wolff lieffe nicht auss dem Walde, wenn jhn der Hunger nicht triebe. – Petri, II, 115.
Lat.: Quod lupus est fugiens nemus, hoc facit esuriens dens. (Loci comm., 64.)
153. Der Wolff mag wol alten, er wird doch sein tücke nicht halten. – Gruter, III, 20.
[356] 154. Der Wolff mag wol greysen, er lesst aber seiner dücke nit. – Tappius, 28a; Henisch, 1738, 56.
Lat.: Lupus pilum mutat, non mentem. (Philippi, I, 231; Tappius, 27b.)
155. Der wolff pleget mit flyszen hinder den feichhirten wol czu schissen. – Calom und Morolf in Hagen's Gedichte des Mittelalters, I, 537.
156. Der wolff schnapt nach dem lamb, auch wann jm die seel aussgeht. – Franck, II, 50a; Lehmann, 250, 10; II, 68, 208; Petri, II, 115; Simrock, 11778.
Frz.: Le loup mourra dans sa peau.
Holl.: De wolf hapt nog naar het schaap, als hem de ziel uitgaat. (Harrebomée, II, 477a.)
Lat.: Audax furando, furcam timet haud aliquando. (Sutor, 373.)
Ung.: Nehéz a' vén farkast szelidségre venni. (Gaal, 1743.)
157. Der wolff sucht viel eh ein schaffstal, den eines reichen Königs sal.
Lat.: It lupus ad caulam citius, quam regis ad aulam. (Loci comm., 141.)
158. Der Woulf frässt uch de gezîchnet Schôf. – Schuster, 114.
159. Der Wulf äs äinjden hangerich. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 107.
160. Der Wulf äs und blîft e Wulf, wird e uch alt de hakel. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 103.
Ung.: Nehéz a' vén farkast szelidségre venni. (Gaal, 1743.)
161. Der Wulf bléift äinjden e Wulf. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 97.
Mhd.: Und trüege ein wolf von zobel ein hût, nâch künne er lîhte taete. – Ouch tuot nâch sîme künne der wolf. (Meisner.) – Der wolf hât die natûre an sich, nâch roube er strebet. (Boppe.) (Zingerle, 177.)
162. Der Wulf denkt net gärn un de Hochzit. – Schuster, 113.
Bezieht sich auf eine Wolfssage.
163. Der Wûlf dîd näckest nemesten näst. (Schässburg.) – Firmenich, III, 424, 9.
Der Wolf thut niemals niemand nichts, d.h. immer jemand etwas.
164. Der Wulf dît näkesst nimessten nässt. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 112.
165. Der Wulf frässt de Wäinjter nit. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 98.
Als Warnung bei schönem Spätherbst.
166. Der Wulf huot det völe Werjen häinjder'n Fren. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 110.
167. Der Wûlf verlint sich nit. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 120.
168. Der Wulf weisst den Hangden (Hunden) de Zäinjt (Zähne). – (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 108.
169. Der Wulf wiesselt det Hôr, awer nit séinj Gewunhît. – Schuster, 96.
170. Der Wûlf wiesselt (wechselt) det Hôr, oawer nêt senj Oort. (Schässburg.) – Firmenich, III, 424, 6.
171. Des Wolfes Freud ist der Schafe Leid.
172. Des Wolfes Gedanken sind im Schafstall, während der Pfaff predigt, dass Schafestehlen Sünde sei. – Altmann VI, 495.
173. Des Wolfes Magen, des Mönches Kragen und des Advocaten Taschen sind stets offen. – Klosterspiegel, 69, 10.
174. Des Wolfes Scherze gefallen der Wölfin. – Altmann VI, 447.
175. Des Wolfes Zahn ist schärfer als des Hirten Verstand. – Altmann VI, 402.
176. Des Wolffs Todt ist des Schafs genesen, es komme denn ein erger hernach. – Lehmann, 748, 26.
Holl.: Der wolven dood is de welvaart van de schapen. (Harrebomée, II, 476b.)
177. Die alten Wölfe sind vertrieben, die jungen sind im Nest geblieben.
178. Die jungen Wölfe sind bissiger als die alten. – Altmann VI, 403.
179. Die Wölf' auch pflegen Hund zu fressen, die grosser Klugheit sich vermessen.
[357] 180. Die Wölfe fressen auch oft die gescheidten Hündlein. – Mathesy, Postilla, CCLXb; Schuppius, I, 858; Petri, II, 151; Henisch, 1214, 41; Eiselein, 648.
181. Die Wölfe fressen einander selber, fressen sie keine Kälber.
Dän.: Selfne riffniis ulffne, naar de haffne ikke kalffne. (Prov. dan., 564.)
182. Die Wölfe fressen keine Zahltage. – Braun, I, 201; Graf, 229, 55.
»Die Wolffe fressen keine frist.« (Mathesy, 190b.)
183. Die Wölfe heulen alle auf Eine Art. – Bertram, 70.
184. Die Wölfe sind nicht faul beim Zerreissen von Schaf und Gaul.
Holl.: De wolven zijn vurig in't scheuren van het schap. (Harrebomée, II, 477a.)
185. Die wolff fressen keyn winter. – Franck, I, 79a; Egenolff, 338a; Henisch, 1213, 30; Petri, II, 157; Gruter, I, 22.
Lat.: Ne credas tempori. (Sutor, 985.)
186. Die wolff fressen keyn zil. – Frank, I, 79a; Lehmann, 709, 11; Gruter, I, 22; Egenolff, 338a; Petri, II, 151; Körte, 6954; Sailer, 266.
»Damit erinnert man die, so auff glück borgen vnnd der zalung halber sorgloss sein.« – »Es geschiht alles, wenn nur ein Zeit kommt.«
Holl.: De wolf zal geene zielen eten. (Harrebomée, II, 477a.)
Lat.: Unde habeas curat nemo, sed oportet habere. (Sutor, 32.)
187. Die Wölffe werden nimmermehr gute Schüler der Schaff. – Petri, II, 151.
188. D'r Wolf fresst a die gezächerte Schaff. (Henneberg.)
189. D'r Wolf hat nu (noch) kan Wint'r g'fressa. (Franken.) – Frommann, VI, 327, 426; hochdeutsch bei Schmitz, 1697.
190. D'r Wolf verlîrt seng âl Hôr, ävver seng âl Krätz1 net. (Düren.) – Firmenich, 483, 84.
It.: Il lupo perde i denti, ma non la memoria. (Pazzaglia, 205, 5.)
191. Du brauchst nur dem Wolfe die Schafe zu mästen, so wird er dir keine aus der Heerde stehlen.
Ist doch noch sehr die Frage.
192. Du magst den Wolf füttern, wie du willst, sein Sinn steht immer nach dem Wald.
193. Du must mit den Wolffen heulen, mit denen du wilst kurzweilen. – Mathesy, 215a.
Lat.: Ulula cum lupis cum quibus esse cupis. (Philippi, II, 231.)
194. Ein alter Wolf fragt nichts nach der Bauern Geschrei.
Dän.: Gammel ulv skjötter ei om böndernes skriy. (Prov. dan., 565.)
195. Ein alter Wolf ist das Geräusch gewohnt.
Weil er oft gejagt ist. Von Alten, Erfahrenen, die von keinem Geräusch so leicht erschreckt werden, sich durch keine Blase mit Erbsen bange machen lassen.
Dän.: Gammel ulf ræddes ei ved høie vaal. (Bohn I, 370.)
Holl.: Een oude wolf is wel gerucht gewend. (Harrebomée, II, 477a.)
Lat.: Avelli inveterata non possunt. (Chaos, 144.)
196. Ein alter Wolf ist übel zu bändigen. – Frischbier, II, 2949.
»Eyn alt wolff ist bose bendig zcu machen.« (Script. rer. Pruss. III, 376 v.J. 1417.)
197. Ein einziger Wolf kann eine ganze Heerde verderben.
198. Ein geborener Wolf wird kein Fuchs.
Böhm.: Kdo se narodil vlkem, tomu liškou nebýti. (Čelakovsky, 223.)
199. Ein gezähmter Wolf träumt gern vom Walde.
Frz.: Apprivoise le loup, il rêvera toujours au bois. (Cahier, 1959.)
200. Ein hungriger Wolf frisst mehr als Ein Schaf.
201. Ein hungriger Wolf hat scharfe Zähne.
Frz.: Loup affamé brise le loquet. (Cahier, 1963.)
Holl.: Een hongerige wolf bijt scherp. (Harrebomée, II, 477a.)
202. Ein lebendiger Wolf ist gefährlicher als ein todter Bär.
Aehnlich russisch. (Altmann VI, 438.)
[358] 203. Ein liegender Wolf magert ab, ein laufender wird fett.
204. Ein schlafender Wolf fängt kein Schaf. – Altmann VI, 410 u. 457.
205. Ein träger Wolf hat nicht viel zu beissen.
Lat.: Raro lupi lenti prebentur fercula denti. (Reuterdahl, 838.)
Schwed.: Siaellan faar lath wlff gola bradh. (Reuterdahl, 838.)
206. Ein Wolf bringt kein Schaf.
207. Ein Wolf bringt viel Schweine zur Ruh.
Lat.: Rixam porcorum rabies domat arta luporum. (Reuterdahl, 850.)
Schwed.: Wlff gör saat swin. (Reuterdahl, 850.)
208. Ein Wolf den andern nimmer beisst, gibt jeder halbpart, was er zerreisst.
209. Ein Wolf, der schläft, ein Jude der schwört, und eine Frau, die weint zum Torte, haben Bosheit erster Sorte.
210. Ein Wolf erschrickt nicht vorm andern.
211. Ein Wolf frisst (beisst) den andern nicht. – Lehmann, II, 132, 213; Schottel, 1132a; Henisch, 1213; Eiselein, 648; Gaal, 1736.
Unter den höhern Thieren gibt es bekanntlich keine, die von ihresgleichen leben; so halten sich Löwen, Wölfe, Adler, Geier u. dgl., ausser in äusserster Hungersnoth, nur an pflanzenfressende Thiere. Daher wol hält der Mensch, obschon Allesesser (Omnivore), weil selber Raubthier, die Raubthiere von seinem Tische fern, wie aus demselben Grunde die Tropenbewohner den Affen, die dem Menschen ähnlichste Thierbildung, nicht zur Nahrung wählen. (Vgl. Volksspeise und Volkscharakter in Schles. Zeitung, 1867, Nr. 122.) – »Es ist nie kommen in mein wissen, das ein wolff den andern het gebissen.« (Loci comm., 80; Sutor, 143.) – Bei Tunnicius (280): De eine wulf en bit den anderen nicht. (Non lupus ore lupum mordet nec latro latronem.) – Die Russen: Wolfsfleisch lieben die Wölfe nicht. (Altmann.)
Böhm.: Vlk vlka neruje. (Čelakovsky, 39.)
Dän.: En ulf bider ikke den anden. (Prov. dan., 70.)
Frz.: La famine est bien grande, quand les loups s'entremangent.
Holl.: De wolven eten elkander niet op. (Harrebomée, II, 477a.) – Die een wolf en bijt den anderen niet. (Tunn., 8, 21.) Bei Harrebomée, II, 476b mit dem Zusatz: of het moest een koude winter zijn.
It.: Il lupo non mangia della carne di lupo. (Čelakovsky, 39.) – Lupo non mangia di lupo. (Pazzaglia, 205, 6; Gaal, 1736.)
Lat.: Canis caninam non est. (Gaal, 1736.) – Lupus non mordit lupum. (Coler, 629b; Seybold, 786; Eiselein, 648.) – Non sibi monstrigena conformia mactat hyena. (Reuterdahl, 595.) – Quando lupum lupula vorat, esurit undique sylva. – Quod lupus est lupulum, numquam prius est mihi visum. (Fallersleben, 211; Loci comm., 80; Sutor, 143.)
Poln.: Juž to głod, kiedy wilk wilka kąsu. – Juž to źle, kiedy wilk wilka źrze. (Čelakovsky, 39.)
Schwed.: Eth trwl bither ey thz andra. (Reuterdahl, 595.)
Span.: Quando un lobo come a otro, no ay que comer en el soto. (Čelakovsky, 39.)
Ung.: A' farkasok meg nem eszik egymást. (Gaal, 1736.)
212. Ein Wolf frisst überall das Schaf.
213. Ein Wolf ist der Feind von hundert Schafen. – Altmann VI, 475.
214. Ein Wolf ist ein Wolf, wenn er auch noch keine Schafe zerrissen hat.
215. Ein Wolf kann nicht die Schafe führen.
Und ein ungerechter Fürst nicht regieren.
216. Ein Wolf ohne Zähne ist auch noch ein Wolf.
Die Russen: Die Wolfsnatur verlässt auch den zahnlosen Wolf nicht. (Altmann, VI, 390.)
217. Ein Wolf sagt nicht zum andern: Was für eine schreckliche Stimme du hast!
218. Ein Wolf und eine Hure bessern nicht. – Simrock, 11811.
Lat.: Lupus et meretrix non facile domantur. (Eiselein, 647.)
219. Ein Wolff beschreyt den andern nicht. – Petri, II, 237; Simrock, 11814; Körte, 6959.
Engl.: Ask my fellow whether I be a thief.
220. Ein Wolff im Schlaff fieng nie kein Schaff. – Lehmann, II, 132, 214; Petri, II, 237; Simrock, 11781; Körte, 6939; Körte2, 8682.
Mhd.: Traeges wolves munde geschiht von spîse selten guot. (Wigalois.) (Zingerle, 178.)
It.: Chi dorme, non piglia pesci.
Lat.: Dormientibus bona non deferuntur. – Si dormit lupula, non currit in os ouis ulla. (Loci comm., 149; Sutor, 584; Binder II, 3111.)
[359] 221. Ein wolff kent den andern wol. – Franck, II, 19b; Lehmann, 165, 11; Gruter, I, 28; Eyering, II, 37 u. 202; Petri, II, 237; Simrock, 1872; Masson, 148; Blum, 488; Körte, 6950.
Holl.: De eene wolf kent den anderen wel. – De wolf is aan den wolf gewend. (Harrebomée, II, 477a.)
It.: Un diavolo conosce l' altro.
222. Ein Wolff sihet offt eim Hundt gleich. – Lehmann, 337, 70.
»Darumb hat man sich vorzusehen, dass man nicht ein Wolff vor den Hund zum Wechter bekommt.«
223. Ein Wolff sihet sich nach nichts ohn nach einem Schaff vmb. – Petri, II, 237.
224. Ein Wolff und Schaff sind selten eins. – Petri, II, 237.
225. Ein Wolff, Weib vnd ein Hund, die drey haben einen offen Schlund; wer kann ermessen, wie viel sie haben fleisch gegessen. – Lehmann, II, 151, 74; Gruter, III, 29.
226. Ein Wolff wirft kein Lemlein (Schaf). – Petri, II, 237; Henisch, 510, 32; Seybold, 149.
Frz.: Un loup n'engendre pas des moutons. (Gaal, 18.)
227. Einem liegenden (schlafenden) Wolfe läufft kein Schaf in den Halss (ins Maul). – Petri, II, 177.
Böhm.: Chléb za břichem nechodí. – Kdo večeře nehledá, Sokol na jednom místĕ nesedí, ale kde ptáka zhlídne, toho večeře nenajde. – Jesle k skotu nechodí. – tam letí. – Vlka nohy krmí. (Čelakovsky, 125.)
Dän.: Liggende ulv löber ikke lam i munde. (Bohn I, 384.) – Sjelden kommer liggende wulf mad i mund. (Prov. dan., 567.)
Krain.: S břichem za chlebem. – S trebúhom za krúhom. (Čelakovsky, 125.)
Kroat.: Nejdu jasle k volu, neg vol k jaslam. (Čelakovsky, 125.)
Lat.: Non praesepe bovem, sed bos praesepe requirit. – Otia non ditescunt. (Binder I, 1314; II, 2455; Fischer, 167, 62.)
Poln.: Kto nieszuka wieczerzy, tego wieczerza nieszuka. (Čelakovsky, 125.)
228. Einem Wolf und Schmeichlern ist gleichviel zu trauen. – Grubb, 842.
229. Einem Wolfe entgeht man nicht so leicht, als einem Bären.
230. Einem Wolfe sieht nichts ähnlicher als eine Wölfin.
231. Einen schlafenden Wolf soll man nicht wecken.
So sagt man in Abessynien: Wenn du bei einem schlafenden Krokodil vorüberfährst, so ziehe die Ruder ein.
Holl.: Slapende wolven zal men niet wekken. (Harrebomée, II, 488a.)
232. Einen Wolf erlegt man nicht mit Zuckererbsen.
Die Finnen: Den Wolf tödtet man nicht mit einer Stecknadel. (Bertram, 40.)
233. Einen Wolf kann man mit einem Schlage tödten.
Frz.: Il ne faut qu'un coup pour tuer un loup. (Cahier, 456.)
234. Eines Wolfes Herz ist oft mit Schaffellen bedeckt. – Gaal 1742; Haupt, XII, 219; Simrock, 11788.
Eine freundliche, empfehlende Aussenseite verbirgt oft eine sehr unedle Gesinnung.
Mhd.: Der ist gar als ein lemblîn ûzen, doch mac ein wölflîn dâ wol lûzen. (Renner.)
235. En Wulw verlüst wöel de allen Hoar, owwer nit de oallen Nücken (Mucken). (Westf.)
236. Es beisst (frisst) kein Wolf den andern. – Lehmann, II, 152, 95; Gruter, III, 30; Henisch, 266, 66; Simrock, 11814; Sailer, 179; Grubb, 184.
Frz.: Les loups ne se mangent pas entre eux. (Cahier, 967.)
It.: Il lupo mangia ogni carne, e lecca la sua. (Biber.)
Lat.: Lupus non mordet lupum. (Binder II, 1716; Seybold, 286.)
237. Es beisst kein wolff den andern bald, es sey denn hungersnoth im wald. – Loci comm., 64; Petri, II, 419; Dove, 703.
Lat.: Quando lupum lupula vorat, esurit undique sylua. (Loci comm., 64; Sutor, 156; Gerlach, 265.)
238. Es fehlt dem Wolfe nie an einem Paragraph, wenn er fressen will das Schaf.
Frz.: A petite occasion prend le loup le mouton.
[360] 239. Es fress mich lieber ein wolff, dann ein schaaf, thet einem das kifen nit wehe. – Gruter, I, 30; Lehmann, 242, 44.
»Jedoch fress mich ebenso mehr ein Wolff als ein Schaff; dann er wird nicht so lang an mir kawen, auch mich bälder verdäwen.« (Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 441.)
Dän.: Man lader sig heller bide af ulve end faar. (Prov. dan., 69.)
240. Es frisst auch ein Wolf den andern. – Nigrinus, 326.
241. Es grüsst kein Wolf ein Lamm. – Lehmann, II, 127, 127; Simrock, 11776; Körte, 6943; Rossmässler, Heimat, 1865, Nr. 41.
242. Es hat noch kein Wolf einen Winter gefressen. – Simrock, 11710; Eiselein, 648.
Lat.: Lupi nullam hiemem comedunt. (Eiselein, 648.)
243. Es heisst mancher Wolf und ist ein Schaf.
Lat.: Omnibus est nomen, non nominis omnibus omen. (Chaos, 160.)
244. Es ist ain Wolff genug zu vnzelichen Schafen. – Agricola II, 475.
245. Es ist kein Wolf so zahm, die Klauen wachsen ihm wieder. – Plauderst., 1846, S. 358.
246. Es ist nicht für mich, sagte der Wolf, nur für meine arme Mutter.
Holl.: Het is niet om mijnen wil, zei de wolf, maar om mijne schamele moêr. (Harrebomée, II, 477b.)
247. Es ist nicht rathsam zu den Wölfen auf den Fleischmarkt zu gehen. – Winckler, XII, 49.
248. Es ist schwer, einen Wolf bei den Ohren zu fassen.
249. Es liegt an den wolffen nicht, das die Pferde...... – Luther's Ms., S. 3.
Die beiden Schlussworte des Sprichworts sind im Manuscript unleserlich; sie sehen aus, wie »vonde sterben.« Mir ist indess bisjetzt ein Sprichwort nicht begegnet, das Aehnlichkeit mit dem vorstehenden hätte und woraus sich der Schluss ergänzen liesse.
250. Es ligt nicht am Wolff, dass das Schaf hustet. – Petri, II, 286.
251. Es muss ein junger wolff sein, der nie kein gerücht oder geschrei gehört hat. – Franck, I, 88a; Lehmann, 772, 12; II, 137, 86; Henisch, 1546; Petri, II, 286; Tappius, 169a; Gesner, I, 766; Simrock, 11746; Körte, 6941.
Holl.: Tis een jonc wolf, die nie gheruft en hoorde. (Fallersleben, 680.)
Lat.: Est juvenis lupula, quam vox non terruit ulla. (Sutor, 208.)
252. Es muss ein junger wolff sein, der nie keine hundt hat hören bellen. – Franck, II, 42a.
253. Es muss wol ein fauler (dummer) Wolf sein, der vor der Schafstallthür steht und zu den Schafen sagt: Kommt heraus!
»Der faule Wolff steht vor der Thür, bitt: es komm ein Schaf heraus zu mir!« (Sutor, 365.)
254. Es sind nicht alles Wölfe, die graue Pelze tragen.
Böhm.: Není vše vlk, co šerou barvu má. (Čelakovsky, 269.)
255. Es stecken viel Wölfe im Schafspelze. – Binder III, 4113.
Lat.: Invenies multos, mores qui pelle sub agni celant luporum. (Binder II, 1552.)
256. Es steckt oft ein Wolf in der Schafshaut.
»Mit schönem schein wollen die leut betrogen sein, hilfft nicht, das wirs von Wolffen schrecken, die gemeinlich in der Schafshaut stecken.« (Waldis, III, 2.)
257. Für ein fresigen Wolff gehört ein bissiger Hund. – Lehmann, 578, 125.
258. Frisst der Wolf ein Schaf, so frisst er auch ein Ohr davon. – Petri, II, 317; Heuseler, 106; Simrock, 11771.
Wer eines grossen Bubenstücks fähig ist, dem darf man auch ein geringeres zutrauen.
259. Fürchte den Wolf im eignen Pelz, doch doppelt, wenn er im Schafpelz sich zeigt. – Ralisch, Schlagschatten, 173.
260. Füttere den Wolf im Winter, und im Sommer frisst er dich.
261. Gäb es keine Wölf' im Wald und keinen Teufel in der Hölle, Hirten und Pfaffen wären längst verhungert.
Böhm.: Kdy by čertův v pekle a vlkův v lese nebylo, dávno by knĕží a pastuchové hladem zemřeli. (Čelakovsky, 337.)
[361] 262. Gegen den Wolf braucht man einen Wolfshund. – Schlechta, 367.
263. Gezähmtem Wolf und getauftem Juden ist nimmer zu trauen. – Masson, 334.
264. Gezähmter Wolf und wilder Wolf sind beide Wolf.
265. Hat der Wolf den Ochsen gefressen, so fress' er auch die Hörner. – Kritzinger, 153a.
266. Hät der Wolf et Pärd fressen, da kann ä ôch der Zôm fressen. (Bedburg.)
267. Je jünger der Wolff, je besser; je älter, je ärger. – Lehmann, 411, 51.
268. Je mehr die Wölfe heulen, je weniger Gefahr für die Schafe.
269. Je mehr Wölfe, desto weniger Schafe.
270. Je schlimmer Wolf, je fetter. – Altmann VI, 435.
271. Jungen Wölfen soll man das Gelbe vom Schnabel wischen.
»Sy sprach: den jungen welffen sol man das gelb von schnabel wüschen.« (Hätzlerin, Liederbuch, II, 14, 322-323.)
272. Kein wolf sieht seinen Vater.
»Zum fünften, so ist ein Wolf so vergünstig dem andern, wen sie remlich mit einer wölfin sind, thar keiner vor dem andern zu der wölfin; so get die Wölfin zu eim. Derselbig handlet mit ir, und sobald darnach fallen die anderen wolf über denselbe uss vergunst und zerzerren jn, daruss denn das sprichwort kompt.« (Schade, Satiren, III, 11, 35.)
273. Kommt der Wolf einmal ins Geschrei, so kommt er nicht wieder heraus.
274. Kommt es mit dem Wolf zur Heide und mit dem Diebe zum Eide, so gewinnen alle Beide. – Eisenhart, VI, 19; Pistor., VIII, 27; Hasslocher, 14; Blum, 360; Sailer, 253.
275. Lass keinen Wolff ein Hütter seyn, über die Schaf vnnd Lämmer dein. – Lehmann, 70, 5.
276. Lehre den Wolf sprechen, und er ruft: Lamm, Lamm!
Holl.: Leer eenen wolf spreken, hij zal altijd roepen: lam, lam! (Harrebomée, II, 477b.)
277. Lieber den Wolf, der zerreisst, als den Fuchs, der gleisst.
278. Lieber ein Wolf in der Ferne, als ein bissiger und bellender Hund in der Nähe.
It.: Meglio lupo lontano, che cano rapace e baiante vicino.
279. Lieber von einem Wolf zerrissen, als von einem Schafe. – Altmann V, 94.
280. Liess der Wolff sein buffen, so liessen die Bauer ihr ruffen. – Lehmann, II, 375, 99; Petri, II, 440; Sutor, 560; Simrock, 11795.
Sutor hat als Reimwörter: buffen und ruffen; Lehmann und Simrock haben: laufen und raufen; die Loci comm.: lauffen und raufen. Im Lateinischen hat Fallersleben als Schlusswort: clamore, Sutor und Loci comm.: timore.
Holl.: Liet die wolf sijn lopen, dat volc liet sijn roepen. (Tunn., 16, 17; Harrebomée, II, 477b.)
Lat.: Dum manet in nemore lupus, est plebs absque clamore (timore). (Fallersleben, 465; Loci comm., 180.)
281. Machen wir es so, dass der Wolf satt wird und das Schaf verschont (ungefressen) bleibt.
Poln.: Robmy: źeby był wilk syty, a baran caty. (Lompa, 29.)
282. Man braucht dem Wolfe nicht zu rathen, wie er verspeisen soll den Braten.
283. Man darf auch einem kranken Wolfe kein Schaf anvertrauen.
Böhm.: Vlk i nemocný stačí na ovci. (Čelakovsky, 32.)
284. Man darf auch einem Wolfe nicht trauen, der im Kloster ist.
285. Man darf den Wolf nicht aus dem Walde herauslocken, er kommt schon allein. (S. ⇒ Teufel 645-650.)
Böhm.: Nepřivolávej vlka z lesa. (Čelakovsky, 32.)
Poln.: Niewywołuj wilka z lasu. (Čelakovsky, 32.)
286. Man darf den Wolf nicht bei seinem Namen nennen.
287. Man darff den Wolf nicht an die Schaffe hetzen. – Henisch, 653, 19; Waldis, III, 61, 47; Petri, II, 444.
[362] 288. Man draf den wulf nicht nömen, 't is in den hilligen dagen (den ⇒ Zwölfen, s.d.). – Lübben; Sandvoss, 138.
289. Man fragte den Wolf, warum er immer den armen Schäfchen nachfolge. Er antwortete: Ihr Staub, den sie erregen, ist gut für meine Aeugelchen. – Burckhardt, 520.
Von der Heuchelei der Tyrannen.
290. Man hasst (schlägt, verfolgt) den Wolf nicht, weil er grau ist, sondern weil er Schafe raubt.
Böhm.: Ne proto vlka bijí, že šerý, ale proto, že ovci snĕdl. (Čelakovsky, 358.)
Frz.: On ne bat pas le loup parce qu'il est gris, mais parce qu'il a mangé la brebis. (Cahier, 1960.)
291. Man kann dem Wolf eher ein Schaf abjagen, als den Pfaffen (Jesuiten) eine Erbschaft.
Dän.: Man kand før tage faaret fra ulven end rovet fra Tyrken. (Prov. dan., 149.)
292. Man kann dem Wolf nicht alle seine grauen Haare ausziehen.
Holl.: Den wolf kan men al zijne grijze haren niet uittrecken. (Harrebomée, II, 476a.)
293. Man kann dem Wolfe fluchen, wie man will, er wird doch fett von den Schafen.
Auch russisch. (Altmann V, 121.)
294. Man kann den Wolf mit Weihwasser besprengen, er geht doch wieder in den Wald (oder: er lässt doch der Schafe nicht).
Böhm.: Křti vlka, a vlk kudy do lesa. (Čelakovsky, 36.)
Ill.: Kèrsti vuka, a vuk u goru. (Čelakovsky, 36.)
295. Man kann den Wolf noch so gut füttern, er wird dabei nicht alt, er sehnt sich wieder nach dem Wald.
So kann es Menschen noch so gut im Auslande gehen, sie sehnen sich wieder in die Heimat.
Böhm.: Krm vlka jak chceš, on vždy k lesu hledí. (Čelakovsky, 224.)
296. Man kennt den Wolf am Gange (Fährte), die Glock' am Klange, den Franziscaner am Strange, den Bauer an der Gabel, die Advocaten (Jesuiten) am Schabel. – Pistor., VIII, 28; Simrock, 11815; Blum, 363.
So alt also ist der Satz, die Bildung der Menschen an der Gabel zu erkennen. Ein Franzose hat die Lehre aufgestellt, dass man an den Gabeln den Bildungsgrad der Völker erkennen könne. »Die Wilden«, sagt er, »haben eine Gabel mit Einem Zinken, die nordischen Völker mit zwei Zinken, die Engländer mit drei, und nur die Franzosen haben Gabeln mit vier Zinken, mit denen alle Speisen anständig genossen werden können.«
Böhm.: Berana po rounu poznáš. – Lišku po ocase, lva a medvĕda po pazouřích poznáš. – Vlčka po chodu poznáš. – Znám vlka po srsti neb po pazouřích. (Čelakovsky, 267.)
Kroat.: Pozna se lésica po repu. (Čelakovsky, 267.)
297. Man macht den Wolf allzeit grösser als er ist. – Winckler, VI, 84.
Dän.: Man siger ulven større end hand er. (Prov. dan., 565.)
It.: Sempre si dice il lupo più grande che non è. (Pazzaglia, 205, 7.)
298. Man mag den Wolf hassen, weil er das Schaf gestohlen, oder man mag ihn lieben der Haare wegen, er muss es immer mit seinem Felle büssen. – Altmann V, 102.
299. Man mag Wölfen den Rosenkranz lehren, sie werden doch nach Schafen begehren.
300. Man mot den Wulf nich taun Schapmeester1 setten. (Hannover.) – Schambach, I, 66.
1) Oberhirten über die Schafe.
It.: Non dar mai pecora in guardia al lupo. (Pazzaglia, 271, 10.)
301. Man muss dem Wolfe nicht die Schafe zum Hüten geben.
Lat.: Præclarum custodem ovium, ut ajunt, lupum. (Gaal, 1739.)
302. Man muss dem Wolff ein grub zurichten, soll er gefangen werden. – Lehmann, 89, 5.
Lat.: Virtute vinci quod nequit, vincit dolus. (Binder II, 3571; Lehmann, 89, 5.)
303. Man muss den Wolf erst fangen (haben), ehe man ihm das Fell abzieht.
Dän.: Faa först slaa sidin. (Prov. dan., 148.)
[363] 304. Man muss den Wolf nicht grösser machen als er ist.
Frz.: On fait toujours le loup plus gros qu'il n'est. (Čelakovsky, 965.)
305. Man schenckt dem Wolff oder Fuchs ein Ganss, dass er damit gefangen werde. – Lehmann, 290, 45.
»Obwol der wolff vil thiere sicht, sein aug er meist zun schaffen richt.«
Lat.: Dat lupus in tuitum, reliquis spretis, super agnum. (Loci comm., 96.)
306. Man soll den Wolf nicht wecken. – Spindler, Jude, II, 117.
307. Man soll den Wolff nicht vnter Schaff werffen. – Lehmann, 815, 34.
Nicht Uneinigkeit anstiften.
308. Man würde den Wolf schon satteln, wenn man ihn reiten könnte. – Altmann VI, 443.
309. Mancher Wolf trägt ein Schafskleid.
Mhd.: Innen wolf, ûzen schaf. (Spervogel.) (Zingerle, 176.)
310. Mät de Wilwen miss em helen. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 100b.
311. Mät entbode wird der Wûlf net kleach. – Schuster, 115.
Bezieht sich wahrscheinlich auf eine Fabel oder Sage. Ueber die mythische Bedeutung der Thiere, besonders Bär, Fuchs und Wolf, auch Pferd, vgl. Grimm's Deutsche Mythologie, Kap. III u. XXXV, und Schuster's Mythentrümmer; über ihre Beziehung zum Thierepos: J. Grimm's Reineke Fuchs und Haltrich's Aufsätze im Schässburger Schulprogramm von 1854-55.
312. Mit dem Wolfe kann man nicht pflügen, man mag ihn schelten oder hängen.
Poln.: Nie dobrze wilkiem oraé. (Lompa, 23.)
313. Mit den Wölfen muss man heulen. – Günther, 37; Eiselein, 648; Alsatia, 1862/67, 47, 4.
»Wilst du bey den Wölffen seyn, so heule mit ihnen.« (Herberger, Herzpostille, Pauli Bekehrung.)
Mdh.: We wont med wulven, mot mid en hulen. (Laiendoctor, 59.) Vor bösem Umgange warnend vgl. die Sprüche aus dem Hâmavâl. (Haupt, III, 726.)
Engl.: Who keeps company with wolves, will learn to howl. (Masson, 383.)
Frz.: A Rome comme à Rome. (Masson, 383.) – Avec les fous il faut foller. – Il faut braire avec les ânes. – Il faut hurler avec les loups. (Seybold, 877; Cahier, 969.) – Parler comme plusieurs, sentir comme peu. (Bovill, I, 205.)
It.: Bisogna zoppicar co' zoppi. (Masson, 383.)
Lat.: Loquendum vt plures. – Sapiendum vt pauci. (Bovill, I, 205.) – Si Romae fueris, romano vivito more. (Masson, 383.) – Ulula cum lupis, cum quibus esse cupis.
Span.: Cuando a Rome fueres, haz como vieres. – Quien con lobos anda, a echullar se enseña. (Masson, 383.)
314. Mit einem alten Wolfe haben die Hunde kein leichtes Spiel.
Alt steht hier nicht für abgelebt und schwach, sondern für kampfgeübt und erfahren.
Ill.: Star vuk pasija maskara. (Čelakovsky, 308.)
315. Nie hat ein Wolf seinen Vater gesehen. – Wurzbach, II, 341.
Wie Graf Phoebus de Foix in seinem Werk über die Jagd nachgewiesen hat, ergibt sich die Wölfin in der Brunst dem ersten besten Wolfe. Angewandt auf Kinder, deren Mütter keinen ehrbaren Wandel führen. (S. 272.)
316. Oft steckt ein Wolf im Schafspelz.
Lat.: Pelle sub agnina corda lupina latent. (Binder II, 2526.) – Pelle sub agnina latitat mens saepe lupina. (Binder I, 1346; II, 2526; Fischer, 173, 35; Philippi, II, 90; Seybold, 434.)
317. Ouss des Wulwe sînjem Rache' kan em nässt mi gewänen. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 109b.
318. Rufft der Wolff wol auss dem Holtz, so rufft man jhm wol wieder hinein. – Petri, II, 515.
319. Satter Wolf und hungriger Wolf bleibt immer Wolf.
320. Schlafendem Wolfe läuft kein Schaf in den Rachen.
321. Sieh dich vor den Wölfen vor, wenn du den Räubern entgangen bist. – Altmann V, 133.
322. So der Wolf nach Musen gat vnd der valk Keffer fat, vnd der König burge machet, so ist jr gewalt geswachet. – Lassberg, Liedersaal, III, 89-92.
Kommt schon im Wigalois (2879) vor.
Poln.: Pieczone gołąbki nie polecą do gąbki. (Masson, 78.)
[364] 323. So lange der Wolf befiehlt, frisst er nicht. (Rumänisch.) – Neue Freie Presse, 4592, aus Emil Franzos, Vom Don zur Donau.
324. Stirbt der Wolff, so gilt's dem Falken. – Petri, II, 541; Mathesy, 351b.
325. Trägen Wolfes Mund kriegt selten fette Bissen.
326. Trau keim Wolf uff wyter Heid, keinem Pfaff by synem Eid, keim Jud by synem G'wüsse, süsch bisch vo 'n alle b'schysse. (Solothurn.) – Schild, 48, 31; Körte, 6948a.
327. Traue keinem lahmen Wolfe, wenn du ihm die Beine nicht selbst entzweigeschlagen.
328. Um ein Wolf zu sein, braucht man nicht vier Füsse.
329. Unter hundert Wölfen ist nicht ein guter.
Holl.: Onder honderd wolven is er niet één goed. (Harrebomée, II, 478a.)
330. Unter Wölfen darf man ein Tiger sein. – Altmann VI, 492.
331. Unter Wölfen ist bös wählen. (S. ⇒ Wolfswahl.)
332. Vom Wolf erzählt man nichts Gutes.
Mhd.: Von schulden ist der wolf sô grâ, wan swaz er in der werlde tuot, ez sî übel oder guot, daz hât man ime doch vür arc. ( Krone.) (Zingerle, 178.)
333. Von Wölfen kommen keine Schafe. – Parömiakon, 2614.
334. Von Wölfen wird das Schaf zerrissen, von Schaben wird das Kleid, zerbissen, von Sorgen wird das Herz gefällt, den Geizhals frisst sein eigen Geld. – Chaos, 67.
Lat.: Avarus similis est inferno, qui nunquam dicit: sufficit. (Chaos, 67.)
335. Wad än des Wulve seinj Zäinjt kît, kît nimi erouss. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 109a.
336. Während der Wolf sch ...t, macht sich das Schaf fort.
Holl.: Terwijl de wolf sch.., loopt het schaap weg. – Terwijl de wolf vertoeft, wordt het schaapje uit de vrees gehaald. (Harrebomée, II, 478a.)
337. Während man dem Wolfe das Vaterunser lehren will, hat er die Gedanken auf die Schafe.
Böhm.: Uči vlky páteřům, a oni vždy k ovci. (Čelakovsky, 36.)
Poln.: Mów wilku pacierz, a on: owca. (Čelakovsky, 36.)
338. Wäld er de Wulf zem Ham (Grewe, Richter, Far, Kanter) mâchen? (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 106.
339. Wam' me des Wulfes gedenket, dann kükket hei öwwer de Hecke (oder: dann is hei nit wît.) (Waldeck.) – Curtze, 356, 531.
340. Wamme vam Wulwe kü'ert, süht me den Stiärt. – Woeste, 80, 375.
341. Wan a Wulw an a Hörd auerain san, God treast tho arm Schep. (Nordfries.) – Firmenich, II, 2, 1.
Wenn der Wolf und der Hirt einig sind, Gott tröste dann die armen Schafe.
342. Wan er de Wulf wil roven gan, so tuet he schapes kleder an.
343. Wan es dem wolff kumpt zum graen, so reiten jn auch wol die kraen.
Lat.: Cornix saepe lupum non effugit inueteratum. (Loci comm., 181.)
344. Wann der Wolf das maul leckt, und die junkfraw sich im bet streckt; so gelust dem Wolf nach dem lamb und der junkfraw nach einem Mann. – Mone, Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit, 1835, Sp. 206; Aus einem Stambuche von 1577.
345. Wann der Wolf künt spören, de Krohl (Krähe) künt scheren, dan künt geine Boor sich ernähren. (Köln.) – Weyden, I, 2.
346. Wann der Wolf öm Lêchmesse singe Schatte süüt, dann geit hä noch sächs Wochen en sing Höl. – Firmenich, I, 472, 38.
347. Wann der Wolff altet, so reiten jn die krähen. – Franck, II, 164a; Egenolff, 222a; Petri, II, 640; Gruter, I, 72; Winckler, I, 39; Gaal, 1740; Simrock, 11816; Körte, 6951; Masson, 201; Grubb, 888.
Spielen ihm die Krähen einen Reigen. Bei Tunnicius (151): Als de wulf oldet, so ryden ên de kreien. (Caeditur annosus lupus a cornice vetusta.)
[365] Mhd.: Alten wolf den rîten kran. (Liedersaal.) – So der wolf inz alter kumt, sô rîtet in diu krâ. (Neidhardt, XL, 4; Beneke's Beiträge, S. 415; Zingerle, 179; M. Haupt, II, 96, 2.)
Holl.: Als de wolf olt wort, so riden hem die creien. (Tunn., 5, 1; Harrebomée, II, 476b.)
Lat.: Annoso leoni vel lepores insultant. (Gaal, 1740.) – Cornix sepe lupum non effugit inveteratum. (Fallersleben, 102.)
348. Wann man den wolff nent, so kompt er gerennt. – Franck, II, 81a; Lehmann, II, 830, 72; 831, 80 u. 862, 38; Gruter, III, 96; Eyering, III, 405; Simrock, 11806; Eiselein, 648; Gaal, 173; Grubb, 582.
In der Beilage zu Nr. 43 der Bohemia (1843) heisst es in einem Artikel »Lupus in fabula«: Meinem Dafürhalten nach müsste das Sprichwort heissen: Man spricht vom Wolf, wenn er gerennt kommt. Es heisst aber nicht so.
Böhm.: O vlku hlas, a krade ovce Sas. (Čelakovsky, 145.)
Engl.: He comes like the catastrophe in the old comedy. (Eiselein, 648.)
Frz.: Il ne faut pas appeler le diable, il ne vient que trop tôt. (Masson, 384.)
Lat.: Atque eccum tibi lupus in sermone praesens esuriens adest. – Lupus in fabula. (Terenz.) (Froberg, 425; Hanzely, 211; Schonheim, L, 11; Eiselein, 648; Chaos, 154; Philippi, I, 231.)
Poln.: Nie maley diabła naścianie, byí się nieprzyśnił. – Nie wywolnj wilka z lasu. – Nie wzywajczarta, bo pew nie przyjdzie. – O wilku mowa, wilk idzie. (Masson, 384.)
Schwed.: När man talar om trollet är det inte långt borta. (Marin, 22.)
349. Wann man vom Wolff sagt, so ist er im spiel. – Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 486.
350. Wär under den Wülwen is, mot mêe hülen. – Schambach, 88.
351. Wäre der Wolf hinten so stark als für (vorn), er trüge dem Bauer das Pferd von der Thür. (Eifel.) – Schmitz, I, 183, 17.
352. Wär's doch ein Wolf, der da wider liefe zu Hof.
Lat.: Lupus ante clamorem festinat.
353. Was auch der Wolf fängt an, die Wölfin sagt: 's war wohlgethan.
Mhd.: Waz der wolf mag begân, daz dunket die wolfin wol getân. (Morolf.) (Zingerle, 178.)
354. Was dem Wolfe in die Kehle kommt, ist alles verloren. – Simrock, 11814; Rossmässler, Heimat, 1865.
Auch die Serben in der Herzegowina sagen: Was dem Wolf in den Rachen fällt, das entkommt nicht. (Hausfreund, XVI, 495.)
Mhd.: Swaz dem wolf komt in die kel, daz ist allez gar verlorn. (Wolf und Kranich.) (Zingerle, 179.)
Böhm.: Co vlk schvátí, nerad vrátí. – Vlk co vezme a uchvátí, nerad toho zase vrátí. (Čelakovsky, 143.)
Lat.: Gutture clausa lupi raro solet esca relabi. (Čelakovsky, 144.)
Poln.: Co wilk załapi, próžno wydzierać. (Čelakovsky, 143.)
Tschud.: Mis soe suun, se soe köttun. (Čelakovsky, 144.)
355. Was der Wolf ausspeit, taugt nicht viel.
Poln.: Co wilk ocharknie, to już na nic myjdzie. (Lompa, 8.)
356. Was der Wolf einmal im Rachen hat, kommt nicht unversehrt wieder heraus.
Lat.: Vix redit illesum lupus assumit quod ad esum. (Reuterdahl, 1060.)
Schwed.: Thz komber ey alt helbrogdhe aff wlfls mwn som ther komber i. (Reuterdahl, 1060.)
357. Was der Wolf gefressen, kann der Löwe nicht ausspeien (lebendig machen).
Poln.: Miastv złoczyńca spali, król go ledwo zbuduje. (Čelakovsky, 35.)
358. Was der Wolf im Rachen hat, ist schwer herauszubekommen.
Schwed.: Ond tå igen det som kommer i utve munnen. (Grubb, 635.)
359. Was der Wolf thut, gefällt der Wölfin. – Winckler, XIX, 36.
360. Was der Wolf zwischen den Zähnen hat, hat ihm Georg gegeben.
So sagen die Russen, die ausser dem Frühjahrs- Georg auch einen Herbst-Georg besitzen, an welchem sich die bäuerlichen Tagearbeiter in den Dienst auf ein ganzes Jahr vermiethen. Indem sie sich auf diese Weise in vielen Fällen so gut wie verkaufen, kommen sie oft wirklich den wahren Wölfen zwischen die Zähne; und es bleibt ihnen nichts übrig, als sich mit dem andern Sprichwort zu trösten: »Es kommt ja wieder der St. Georg« als Erlösungstag. (Čelakovsky, 454.)
[366] 361. Was ein Wolf gebissen, oder ein Pfaff, das heilet hart. – Eiselein, 648; Simrock, 11800.
Lat.: Quod momordit vel lupus vel presbyter, insanabile est. (Eiselein, 648.) – Quod morsus lupi letiferi sint, et puellae a sacerdotibus corruptae raro ad continentiam reducantur. (Eiselein, 648.)
362. Was ein wolff odder ein pfaff anwendt, das lässt nit nach vnd thut selten gut. – Franck, I, 79a.
363. Was fragt der Wolf danach, wenn die Schafhürde zerstört wird. – Burckhardt, 100.
364. Was hat der Wolf dem Fuchsen des Raubes halben aufzuheben.
»Wie es im Sprichwort ist.« (Schaltjahr, V, 17.)
365. Was in des Wolfes Rachen kommt, kommt selten unbeschädigt heraus.
Dän.: Der kommer ei aldt uskadt af ulfins mund som i kommer. (Prov. dan., 566.)
366. Was man sagt dem Wolff, so spricht er newr: Lamp, lamp! – Hofmann, 35, 110.
367. Was verweiset der Wolff dem Fuchs, dass er gestolen hab. – Henisch, 1274, 67.
368. Wat frôcht der Wûlf no de Schtatuten!1 (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 102; Firmenich, III, 424, 7.
1) »Statuten« ist der abgekürzte Titel des zum Theil aus gesammelten Gewohnheitsrechten zusammengestellten, seit dem Jahre 1583 in Kraft bestandenen, jetzt nicht mehr geltenden Gesetzbuchs der Sachsen in Siebenbürgen. Was kümmert sich der Wolf nach dem siebenbürgisch- sächsischen Landrecht oder Gesetzbuch.
369. Wê wet dem Wulf den Termen ofgewänen! – Schuster, 105.
370. Weder die Wölfe, noch die Austern fressen sich untereinander auf.
Mit Bezug auf den grossen Austernverbrauch in Paris, der 1870 ausfiel, weshalb sie auch mehrere Meilen im Umkreise von Paris geschenkt zu haben waren, da die Preussen kein übermässiges Verlangen danach trugen; der deutsche Bär ist kein solcher Feinschmecker wie der gallische Hahn. So entstand das Sprichwort. (Vgl. Reichenberger Zeitung, 1871.)
371. Wehe dem Wolfe, der in ein böses Gerücht kommt.
Holl.: Wee den wolf, die in een kwaad gerucht komt. (Harrebomée, II, 478a.)
372. Wehe dem Wolfe, der in einem schlechten Rufe steht.
Uebel ist der Mensch daran, der guten Namen und Ruf verloren hat; wenn irgendwo etwas Böses geschieht, so kommt er in Verdacht.
373. Wem der Wolff ins Maul siht, der kan nicht schreyen. – Eyering, III, 443.
374. Wen der Wolf erwürget hat, der schreit zu spät.
375. Wen der Wolf rächt, der ist wohlgerochen. – Simrock, 11800a; Haupt, XII, 218.
Mhd.: Als daz alte Sprichwort sprichet: swen der wolf richet, der ist errochen alsô wol daz mans niht fürbaz rechen sol. (Klage, 327, 15.) (Zingerle, 115.) – Man spricht: swen der wolf rach, der ist wol gerochen. Ich wolt, das es ain ander raeche, wann den der wolf richet, der ist gerochen. (M. Falkner.) (Zingerle, 178.) – Wen der wolff richet, der ist och errochen. (Lassberg, Liedersaal, XXXII, 234.)
376. Wen ma 's Wulffes gedenckt, su iess a do. – Robinson, 876; Frommann, III, 248, 229; hochdeutsch bei Lange, 415.
Mhd.: Sô man den wolf nennet, sô er zuo drenget. (Wackernagel.) – Ich schwig, der wolff ist mir nit verr. (Narrenschiff.) (Zingerle, 177.)
377. Wen man nicht für einen Wolf halten soll, der muss in keine Wolfshaut kriechen.
It.: Chi non vuol rassomigliar al lupo non porti la sua pelle. (Pazzaglia, 205, 3.)
378. Wen Wölfe anfallen, der muss Hunde zu Hülfe nehmen.
379. Wenn auch der Wolf hungert, so tauscht er doch nicht mit dem Hunde, der die Teller des Kaufmanns ableckt.
Bezieht sich auf die Nationalfreiheit der Ungarn.
380. Wenn dem Wolfe die Lämmer fehlen, holt er die alten Schafe. – Altmann V, 126.
381. Wenn der Wolf altet, so reiten ihn die Krähen.
Holl.: Wann de wolff altet, soo reiten hem de krehen. (Cats, 281.)
[367] 382. Wenn der Wolf auch ins Kloster geht, er hat immer noch Appetit auf Hammelfleisch.
Mhd.: Swie dicke ein wolf gemünchet wirt, diu schâf er drumbe niht verbirt. (Freidank.) (Zingerle, 176.)
383. Wenn der Wolf begraben wird, tanzen die Schafe.
It.: La morte de' lupi è la sanità delle pecore. (Cahier, 2972.)
384. Wenn der Wolf das Schaf gefressen, lässt er auch die Haut fahren, in die er sich ge hüllt. – Storch, Freiknecht, I, 62.
385. Wenn der Wolf das Schaf grüsst, so frisst er es statt Dank. – Altmann VI, 428.
Er wartet das Danken desselben nicht ab, er frisst es und erspart ihm so die Mühe des Dankens.
386. Wenn der Wolf den Gänsen predigt, so ist der Kragen sein Lehrgeld.
»Zu Pfortgen, in der Kirche zu St.-Michael neben dem Altar, ward ein solches Gemälde funden: Ein Wolff stund auff der Kantzel in einer Mönchskutte, hat mit den fordern Füssen ein Buch in Händen gehabt, als wann er etwas draus lese, inn der Kutten, so jhm ob den Rücken gehangen, hat er ein Ganss stecken gehabt; vnter der Cantzel oben stund Reinicke Fuchss vnnd hielte die Wacht, vn vor jhm ein gantzer Hauffen Gense, so alle Paternoster in den Mäulern gehabt vnd dem Wolff im Predigen zugehört vnd seyen diese Worte darbey geschrieben gewesen: Ich wil euch wol vil von Fabeln sagen, bis ich fülle alle meine Kragen.« (Dietrich, Buch der Weisheit, II, 551.)
387. Wenn der Wolf die Gänse beten lehrt, so frisst er sie auch für das Lehrgeld. – Henisch, 1497, 19; Petri, II, 640; Schottel, 1120b; Simrock, 11790; Sailer, 60; Rossmässler, Heimat, 1865.
Frz.: Quand le loup enseigne aux oies leurs prières, il les croque pour ses honoraires. (Masson, 108.)
388. Wenn der Wolf ein Schaf bittet, lässt er sich nicht abweisen.
389. Wenn der Wolf gefangen ist, so stellt er sich wie ein Schaf. – Simrock, 11792a.
390. Wenn der Wolf psalmodirt, gelüstet ihn der Schafe. – Haupt, XII, 216; Simrock, 11790a.
Mhd.: Ein wolf sîne sünde flôch, in ein Kloster er sich zôch, er wolde geîstlîchen leben. dô hiez man in der schâfe pflegen: sît wart er unstaete. dô beiz er schâf unde swîn: er jach daz ez des pfaffen rüde taete. (Spervogel.) (Zingerle, 176.)
391. Wenn der Wolf herumstreicht, trifft er auf etwas.
392. Wenn der Wolf heult, kehrt er das Maul zum Himmel.
393. Wenn der Wolf Hunger hat, darf das Schaf nicht blöken.
Holl.: Wanneer de wolf honger krijgt, is't noodig, dat het schaapje zwijgt. (Harrebomée, II, 478a.)
394. Wenn der Wolf Hunger hat, ist es zu verwundern, wenn er das Schaf lieber frisst als küsst?
»Frisst der Wolff in seinem Hunger ein Schäfflein, dass ist nit gross Wunder.«
Lat.: Si lupus est agnum, non est mirabile magnum. (Sutor, 142.)
395. Wenn der Wolf Hunger hat, zerreisst er, was ihm in die Zähne kommt.
Schwed.: Ulfen achtar intet frei bref. (Grubb, 833.)
396. Wenn der Wolf im Dorfe ist, ist keine Zeit Hunde zu füttern. – Frischbier, 1725.
Lit.: Wenn der Wolf Hunger hat.
397. Wenn der Wolf im Mai im Saatfeld liegt, die Last des Korns die Scheune biegt. (Dubeningken.) – Frischbier, 4102.
398. Wenn der Wolf in den Gemeindestall bricht, wehe dem, der nur ein Schaf hat.
399. Wenn der Wolf ins Geschrei kommt, so kommt er nicht bald wieder heraus. – Seybold, 490.
Lat.: Qui in uno impingit, in omnibus exploditur. (Seybold, 490.)
400. Wenn der Wolf ist losgeschnallt, rennt er wieder in den Wald.
Böhm.: Vĕčnĕ vlkem orati nebudeš, an rohův nemâ. – Vlka v pluh, a on k čertu v luh. (Čelakovsky, 224.)
Poln.: Wilcza natura do lasa ciągnie. (Čelakovsky, 224.)
401. Wenn der Wolf kommt, werden die sich stossenden Kühe Freunde.
Gemeinschaftliche Gefahr versöhnt.
[368] 402. Wenn der Wolf krank ist, will er ein Mönch werden; wenn er wieder gesund ist, bleibt er, was er war.
Mhd.: Ein wolf was siech, do er genas, er was ein wolf als er was. (Freidank.) (Zingerle, 177.)
403. Wenn der Wolf mit dem Schwanze wedelt, so will er Gänse fangen.
404. Wenn der Wolf nichts zu fressen hat, kratzt er nach Mäusen.
405. Wenn der Wolf predigt, muss man den Hund zuhören schicken.
406. Wenn der Wolf Richter ist, müssen sich die Schafe vorsehen.
407. Wenn der Wolf seinen eigenen Rock trägt, kennt ihn jedes Kind.
408. Wenn der Wolf sich auf die Wölfin setzt, thut er's nicht, um ihr den Kopf abzubeissen. – Altmann VI, 434.
409. Wenn der Wolf sich verwandelt, wird ein Lämmerwürger aus ihm. – Altmann VI, 388.
410. Wenn der Wolf stirbt, legen die Schafe kein Trauergewand an. – Altmann VI, 393.
Auch: ....halten die Schafe kein Todtenfest. (Altmann VI, 442.)
411. Wenn der Wolf todt ist, holen die Schafe frei Athem.
412. Wenn der Wolf todt ist, spielt ein Kind mit dessen Zähnen.
413. Wenn der Wolf zum Pfaffen kommt, und Psalmen mit ihm betet, so sieht er doch mit einem Auge nach dem Wald.
Holl.: Al komt de wolf tot den priester, en zet men hem voor het boek, om psalmen te lezen, toch houdt hij een oog naar het bosch gakeerd. (Harrebomée, II, 476b.)
414. Wenn der Wolff das Schaf helt bei den Ohren, so hat das Recht den Halss verloren. – Petri, II, 658.
415. Wenn der Wolff der Schafhirt ist, so gehts nicht an die Wolle, sondern auch ans Fell. – Lehmann, 578, 125.
Lat.: Officiales sunt lupi inter agnos. (Lehmann, 578, 125.) – Praeclarum custodem ovium, ut ajunt, lupum. (Gaal, 1739.)
416. Wenn der Wolff die Ganss beten lehrnet, so gilt's jhren Kragen. – Lehmann, 305, 12.
417. Wenn der Wolff die Schaf gebissen, da wil man erst den Stall verschliessen. – Petri, II, 658.
Holl.: Sluit den stal, de wolf heeft de sohaapen gegeten. (Harrebomée, II, 478a.)
418. Wenn der Wolff die Schaf hütet, so nimpt er zu grossen Zoll. – Petri, II, 640.
419. Wenn der Wolff ein Kapp angezogen vnnd Predigt, so muss mann Hund zu zuhörern schicken. – Lehmann, 309, 66.
420. Wenn der Wolff ein Schaf frist, so gesegnets jhme der Rab. – Lehmann, 327, 35.
421. Wenn der Wolff einen Menschen sihet, so nimpt er jhm die Sinne vnd macht jhn heiser. – Petri, II, 640.
422. Wenn der Wolff einmahl ein Ganss beisset, so ist jhm hernach nicht mehr zu trawen. – Henisch, 1275, 17.
423. Wenn der Wolff in der gruben ist, so thut er ein gelübd, er wolle ein heiliger Mann werden, wann er loss werde. – Henisch, 1760, 22; Petri, II, 64.
424. Wenn der Wolff kein Geschrey leiden könnt, so müsst er offt hungrig zu Bett gehen. – Petri, II, 640.
425. Wenn der Wolff will ein Arzt werden vnd dem hinckenden Pferde helffen, dass er nicht gelernet hat, so krigt er auch recht verdienten Lohn. – Henisch, 1457, 42; Petri, II, 640.
426. Wenn der Wolff will, so hat dass Lamb vnrecht, es stehe oben oder vnden an der Bach. – Lehmann, 182, 24; Törning, 100.
[369] 427. Wenn der Wolff zum Hirten wird, so sind die Schaf gar bald verzehret. – Petri, II, 641.
428. Wenn die Wölfe hungern und die Hirten schlafen, dann Gnade den Schafen.
Dän.: Ulvens sult og hyrdens sövn giör faarene til et bytte. (Prov. dan., 149.)
429. Wenn die Wölfe sich bekriegen, können die Schafe in Frieden liegen. – Bertram, 66.
430. Wenn die Wölff den Schaffhirten loben, so hat der hirt weder Woll, Milch oder Käss. – Lehmann, 680, 226.
431. Wenn du dem Wolfe entläufst, wirst du dem Bären in die Krallen rennen.
432. Wenn du mit Wölfen essen willst, musst du mit Wölfen heulen. – Blum, 178.
Lat.: Ulula cum lupis, cum quibus esse cupis.
Poln.: Kiedy przyydziesz mię dzy wrony musisz krakac jak i ony.
433. Wenn du Wölfe in dein Haus aufnimmst, so fressen sie dich.
434. Wenn du zum Wolfe gehst als Gast, so sorge, dass du einen Hund bei dir hast.
435. Wenn ein alter Wolf heult, so singen die jungen die gleiche Motette. – Parömiakon, 727.
436. Wenn ein Wolf den andern frist, ist Hungersnoth im Walde (oder: ist im Walde nichts zu fressen). – Simrock, 11813; Körte, 6947.
Bei Tunnicius (30): Als de eine Wûlf den andern it, so is grôt Hunger in dem Busche. (In nemore alta fames, ursus si devorat ursum.)
Frz.: La guerre est bien forte, quand les loups se mangent l'un l'autre.
Holl.: Als deen wolf de anderen et, so is hongher in den wolt. (Tunn., 2, 11; Harrebomée, II, 476b.)
Lat.: Quando lupum lupula vorat, esurit undique silva. (Fallersleben, 31.)
437. Wenn ein Wolff vnter eine Heerde Schafe kompt, so würget er zuvor alles todt, ehe er anhebt zu fressen. – Petri, II, 654.
438. Wenn ein Wolff zu kompt, so fressen jhn die andern. – Henisch, 1214, 58; Petri, II, 684.
439. Wenn einem ein Wolf, Hirsch und Eber begegnet, das ist ein Glückszeichen. – Schaltjahr, IV, 177.
440. Wenn einem ein Wolff vber den Weg leufft, das ist ein Glück. – Petri, II, 649.
»Denn es ist besser, als wenn er jhm zulieff vnd würget jhn.«
441. Wenn einen die Wölff wollen anfallen vnd fressen, der muss Hund zu hülff nehmen. – Lehmann, 70, 9.
442. Wenn ên Wulf vom andre frett, denn öss knapp Tît. – Frischbier, 4109.
443. Wenn ma 's Wulfis gedenkt, sô kimmt a. – Gomolcke, 1099.
444. Wenn ma under a Wülffen iess, muss ma miete hoilen. – Robinson, 139; Gomolcke, 1097; hochdeutsch bei Simrock, 11801.
445. Wenn man auch den Wolf in den Schafstall sperrte, er wird doch wieder in den Wald flüchten.
446. Wenn man dem Wolfe auch das Vaterunser lehrt, er schnappt doch immer wieder nach dem Lamm.
Die Polen: Wenn man dem Wolf auch das Paternoster spricht, die Ziege ihm doch ins Auge sticht.
Lat.: Si lupus instruitur in numen credere, magnum sepe dirigitur ab eo respectus ad agnum. – Vota dei discens lupus est agni reminiscens. (Reuterdahl, 969 u. 1082.)
Schwed.: Kaen wlff pater noster han bedhis ae lamb. (Reuterdahl, 969.)
447. Wenn man den Wolf auch das Vaterunser lehrt, er heult doch wie ein Wolf.
Holl.: Al leert men een' wolf ook het paternoster, hij roept toch altijd: blè. (Harrebomée, II, 476b.)
448. Wenn man den Wolf ladet ins Haus, er geht nicht ohne Schaden hinaus.
Mhd.: Ledestu den wolff heim czu husz, er in kommet nit an schaden darusz. (Salom und Morolf, in der Ausgabe von Hagen, Deutsche Gedichte des Mittelalters, I, 479.)
[370] 449. Wenn man den Wolf nicht von den Schafen thut, so frisst er sie. – Klosterspiegel, 64, 20.
450. Wenn man den Wolf ruft, so kommt er.
Die Bulgaren behaupten sogar, es komme eine ganze Herde herbeigerannt, wenn man auch nur einen rufe. (Altmann IV.)
451. Wenn man den Wolf schon sieht, braucht man nicht auf seine Fährte Acht zu geben. – Winckler, VII, 39.
452. Wenn man den Wolf sieht, braucht man seine Spur nicht zu suchen.
Holl.: Als gij den wolf ziet, zoek niet meer naar zijne voetstappen. (Harrebomée, II, 476b.)
453. Wenn man den Wolf zu treffen sicher ist, fürchtet man sich nicht vor ihm.
454. Wenn man den Wolf zum Schafhirten macht, ist die Heerde in Gefahr.
Holl.: Als man den wolf tot schaapherder maakt, is de kudde in groot gevaar. (Harrebomée, II, 476b.)
455. Wenn man den Wulf bî'm Name nennt, kömmt hei stracks im Galopp gerennt. – Frischbier, II, 2952.
456. Wenn man des Wolfes Ohren sieht, ist er selber nicht mehr weit.
Dän.: Naar man seer ørene af ulven, er han ei selft langt borte. (Prov. dan., 448 u. 565.)
457. Wenn man die alten Wölfe tödtet, so kommen keine jungen. – Törning, 137.
458. Wenn man ein Wolff fängt, so will er beissen oder scheissen. – Lehmann, 905, 20; II, 869, 135; Gruter, III, 103; Eiselein, 647.
459. Wenn man einen jungen Wolff an ein alt Schaf hengt, so frist er endlich seine Nehrerin. – Petri, II, 665.
460. Wenn man vom Wolfe redet, so guckt (sitzt) er über die (auf der) Hecke. – Petri, II, 669; Simrock, 11805; Haupt, XII, 214.
461. Wenn man vom Wolfe redet, so sieht man seinen Schwanz. – Simrock, 11805a.
Frz.: Quand on parle du loup, on en voit la queue. (Cahier, 986.)
462. Wenn man vom Wolfe spricht, so ist er nicht weit (oder: so ist er vor der Thür.) – Petri, II, 669; Ramann, Samml., IV, 3; Lohrengel, I, 773; Blum, 364; Simrock, 11804; Gaal, 1737.
In Ostpreussen: Wenn man e Wulf denkt, öss hei da (oder: öss hei nich wêt). (Frischbier, 4110.) Wie interessant es ist, die Anschauungs- und Denkungsweise der verschiedenen Völker in ihren Sprichwörtern zu vergleichen, zeigt sich auch hier. Während der Deutsche den Wolf blos in der Ferne vermuthet, sieht der lebhafte Franzose bereits den Schwanz desselben. (Vgl. darüber: Die Deutschen und Franzosen nach dem Geiste ihrer Sprachen und Sprichwörter von Venedey und Parallele deutscher und französischer Sprichwörter im Freimüthigen, Berlin 1822, Nr. 31.)
Engl.: Talk of the devil and his imp appears.
Frz.: Quand on parle du loup, on en voit la queue. (Gaal, 1737; Lendroy, 927; Masson, 384.)
It.: Chi ha il lupo in bocca l' ha su la coppa. – Cosa ragionata per via va. – Il lupo nella favola.
Lat.: Atque eccum tibi lupus in sermone praesens esuriens adest. (Plautus.) – Cura facit canos, homo quamvis non habet annos. (Sutor, 167.) – Etiam si lupi meminisses. (Philippi, I, 140; Tappius, 96a.)
Poln.: Kiedy a wilku mowa, wilk przychodzi. (Lompa, 16.)
Ung.: Farkast emlegetnek, a' kert alatt kullog. (Gaal, 1737.)
463. Wenn man von 'n Wulwe sprecket, sau sit he hindern Busche. – Schambach, I, 380.
464. Wenn man Wolf schreit, dann ist er nicht weit.
An den meisten Gerüchten ist wenigstens etwas Wahres.
465. Wenn nicht allein die Wölff, sondern auch die Schäfferhundt die Schaff verreissen, muss eine ganze herd gar leicht vergehen. – Lehmann, 842, 15.
466. Wenn nicht blos der Wolf, sondern auch der Hund die Schafe frisst, wird's mit der Heerde bald zu Ende sein.
Dän.: Naar ei allene ulven men end og hunden aeder faarene, bliver hiorden til intet. (Prov. dan., 292.)
467. Wenn Wolf den Wolf soll beissen, so muss es grosser Hunger heissen.
[371] 468. Wenn Wolf und Hirt in Ein Horn blasen, so ist's um die Schafe geschehen.
Schwed.: Når ulfen och herden blåsa i ett horn (sjungnett) så gåret över fåren ut. (Grubb, 578.) – Når ulfen och heerden qväda ett, så gjälleret färepalzen. (Grubb, 593.)
469. Wenn Wolf und Hirte sich verbünden, dann einer leicht die Heerde schinden. – Reuterdahl, 386.
470. Wenn Wölfe sich woll'n mit der Heerde bewirthen, so verleumden sie die Schafe bei ihrem Hirten.
471. Wer bei den wölffen ist (isst, speist), der muss mit jnen heulen. – Franck, II, 51b; Tappius, 49b; Gruter, I, 78; Latendorf II, 30; Parömiakon, 3092; Mayer, II, 177; für Osnabrück: Lyra, 41.
Schwed.: Aeta med ulfen, och tjuta med ulfen. (Grubb, 905.)
472. Wer beim Wolf zu Gevattern stehen will, muss einen Hund unterm Mantel haben. – Simrock, 11797; Winckler, VII, 38; Körte, 6940.
Auch die Türken sagen: Wer beim Wolf zu Gevatter steht, halte die Hunde nicht fern.
Frz.: Qui a le loup pour compagnon, porte le chien sous le hoqueton. – Qui de mâtin fait son compère, avec soi bâton doit porter. (Masson, 383.)
It.: Chi ha il lupo per compare, porti il cane sotto il mantello. (Masson, 383.)
473. Wer bey wölffen wil wohnen, sol auch mit jhnen gonen.
Lat.: Consonans esto lupis, cum quibus esse cupis. (Loci comm., 184.)
474. Wer dem Wolf entkommen ist, hüte sich vor des Fuchses List.
Dän.: Naar da flyer for ulvens tuden, vær dig, du ei falder i rævens grav. (Prov. dan., 171.)
475. Wer den Wolf als Geissel hat, muss einen guten Hund zur Seite haben.
Holl.: Die den wolf tot gezel heeft, drage den hond onder zijnen mantel. (Harrebomée, II, 477a.)
476. Wer den Wolf einladen will, der muss den Hund mitnehmen.
Dän.: Hvo som vil beede ulven, skal tage hund til hielp. (Prov. dan., 58.)
477. Wer den Wolf ins Haus lud ein, der mag sich seines Schadens freun.
Mhd.: Ledestû den wolf heim ze hûs, er enkommet nit ân schaden darûz. (Morolf.) – Swer den wolf ze hûse ladet, der merke daz ez ime schadet. (Liedersaal.) – Swer den wolf ze hûse ladet, der nimt sin schaden. (Spervogel.) (Zingerle, 177.)
478. Wer den Wolf nicht fürchtet um Lichtmess, die Bauern um Fastnacht und die Pfaffen in der Fasten, der ist ein verwegener Kriegsmann. – Körte, 6952; Blum, 296.
Um Lichtmess trifft die Begattungszeit der Wölfe; diese, sowie die oft noch eintretende Kälte macht sie besonders gefährlich. Der katholische Bauer ist in den Fastnachten voll und toll; auch die gebildeten Katholiken erlauben sich in der Zeit des Carnevals mancherlei Ausschweifungen, welche sie ihren Priester in den Fasten für Geld u. dgl. abbüssen lassen. »Es ist ein sprichwort, wer zu der lichtmess nit ein wolf förcht, und zu der fastnacht ein bauren und in der faste ein pfaffen, da man beichten sol, der ist ein gehertzt man.« (Geiler von Kaisersberg, Emeis (1516), Bl. 43.)
479. Wer den Wolf zu Hause ladet, der merk, dass es ihm schadet. – Eiselein, 647.
Mhd.: Wer den wolff ze huse ladet, der merk, das ez im schadet. (Lassberg, Liedersaal, II, CLXIII.)
480. Wer den Wolf zum Gefährten hat, muss sich auch mit einem guten Hunde versehen.
It.: Chi ha per compagno il lupo, porti il cane sotto 'l mantello. (Pazzaglia, 60.)
481. Wer den Wolf zum Wächter macht, hat den Schafstall schlecht bewacht.
482. Wer des Wolfes Pelz hat, der hat auch seine Haare. – Altmann V, 131.
483. Wer des Wolfes schont, der gefährdet die Schafe. – Simrock, 11782; Körte, 6944.
It.: Chi perdona al cattivo, offende il buono. (Masson, 48.)
484. Wer des Wolfes schont, der gefährdet die Schafe, und wer den Mönchen hofiret, ver räth das Land. – Klosterspiegel, 21, 1.
485. Wer des Wolfes Zähne wetzt, verdient von ihm zerfleischt zu werden. – Altmann V, 121.
[372] 486. Wer ein Wolff zum Gevattern hat, der schenck jhm vnterm Mantel ein Hund ins Kindsbett. – Lehmann, 590, 18; Simrock, 3564; Sailer, 284.
487. Wer einen Wolf gross zieht, wird zum Dank von ihm gefressen. – Altmann V, 102.
Die Neugriechen: Zieh den Wolf auf, dich zu fressen. (Sanders, 231, 124.)
488. Wer einen Wolf zum Freund hat, bedarf einen Hund zum Wächter.
489. Wer einen Wolf zum Nachbar hat, geb' auf seine Schafe Acht.
490. Wer einen Wolff in ein heilig Münchskap steckt, der streifft sie einem Schalck oder Schafmörder wider ab. – Lehmann, 541, 77.
491. Wer glaubt dem Wolf auf der Heid', dem Krämer auf seinen Eid, dem Juden auf sein Gewissen, wird seinen Glauben bereuen müssen. – Masson, 334.
492. Wer kann den Wülfen dat Huilen verwiehren! (Lippe.)
493. Wer kein Wolff ist, soll kein Wolffspeltz tragen. – Lehmann, 334, 39.
Lat.: Qui dignitatem non habet non debet dignitatis insignia portare. (Lehmann, 334, 39.)
494. Wer keine Wölfe haben will, muss schon die Wölflein umbringen. – Frost, 60.
495. Wer meint, eim Wolff auss dem weg zu entgehen, dem begegnet ein Wolff oder Bär. – Henisch, 172, 44; Petri, II, 734.
Lat.: In eum qui leue quoddam periculum euitaturus in aliud maius incidit. (Henisch, 172, 45.)
496. Wer mit dem Wolf angebunden hat, der muss ihn nicht wieder laufen lassen.
In der Herzegowina sagt man: Wenn du den Wolf getödtet hast, so wirf ihn auch in die Grube. (Hausfreund, XVI, 495.)
497. Wer mit dem Wolf in die Kost geht, wird oft gar übel bewirthet. – Parömiakon, 1442.
498. Wer mit dem Wolf macht einen Bund, der hab' zur Seit' 'n guten Hund.
499. Wer mit dem Wolfe verkehrt, muss einen Hund zur Seite haben. – Schlechta, 356.
500. Wer mit den Wölfen essen will, muss mit den Wölfen heulen. – Lehmann, II, 842, 291; Simrock, 11802.
Mhd.: Ein man sol mit den liuten wesen, mit wolven niemen kan genesen. (Freidank.) (Zingerle, 178.)
501. Wer mit einem Sack voll Wölfen auf den Markt geht, dem wird niemand ein Lamm heraus holen.
Holl.: Zijt gij met een' zak vol wolven geladen, zet hem vrij op de markt neder, gij zult er geene lammeren uit halen. (Harrebomée, II, 478a.)
502. Wer mit einem Wolf zu thun hat, der schicke jhm zur hinterthür ein Hund ins Hauss. – Lehmann, 591, 27.
503. Wer mit Wölfen umgeht, muss mit heulen.
»Ist man bey den wolffen, so muss man mit den wolffen heulen. Ist man bey den Gensen, so muss man mit den Gensen baden, ist man bey den Freunden der warheit, so sol man die warheit bekennen. Ist man aber bey den Feinden der warheit, so sol man sie verleugnen – vnd helffen lestern vnd verachten.« (Sartorius, 88.)
Dän.: Hvo som omgongis med ulfne, han skal tiwde. (Prov. dan., 435.)
504. Wer mit Wolffen pflügt, der wirds bald müd. – Petri, II, 737.
505. Wer nach einem Wolfe ruft, dem kommt sogleich eine ganze Heerde.
506. Wer sah den Wolf vor dem Arzte liegen?
Bei Tunnicius (646): We sach den wulf vor dem arsten liggen? (Nemo lupum vidit medicorum tecta subire.)
507. Wer sich nicht will zum Wolf machen, ziehe nicht sein Fell an. – Winckler, XIX, 73.
508. Wer sich selbst vorm Wolfe fürchtet, gibt auf seine Schafe nicht acht.
509. Wer sich vor Wölfen fürchtet, hält sich kein Schaf.
510. Wer trawet eim Wolff auff wilder heid, vnd einem bawren auff seinen eid, eim M. vnd[373] kramer auff sein Gewissen, der wird von allen vieren beschissen. – Henisch, 215, 14; Lehmann, II, 877, 232; Eiselein, 648.
Lat.: Qui cuivis quidvis credit, male creditur illi: quo mihi credis plus, hoc tibis credo minus. (Chaos, 298.)
511. Wer vnder den wölffen ist, muss mit jnen heulen. – Lehmann, II, 852, 354; Tappius, 226a; Pistor., VIII, 26; Eyering, III, 543; Hollenberg, I, 6; Hermann, I, 12; Ramann, II, Pred., 170; Eiselein, 648; Gaal, 1744; Körte, 6933; Sailer, 881; Sutor, 557; Meisner, 5; Schulze, 91; Bücking, 290; Schamelius, 91, 5; Siebenkees, 80; Blum, 355; Gerber, 97, 7; für Schlesien: Frommann, III, 246, 178.
»Was brauchts 'n viel, unter a wulfen muss ma mite hoilen.« (Keller, 143a.) – Bei Tunnicius (282): De mit den wulven is, de mot mit en hulen. (More lupi vivent habitantes antra luporum.) – In gleichgültigen Dingen mag das Sprichwort gelten, weil es besser ist, mitmachen, als den Sonderling spielen, wenn das Mitmachen unschuldig ist. Bei wirklich schlechten und strafbaren Handlungen kann man sich aber auf diese Ausrede nicht berufen, denn sie kann weder vor dem Richter rechtfertigen, noch das eigene Gewissen beruhigen. Die Russen: Wer sich unter die Wölfe mischt, den werden die Hunde zerreissen. (Altmann VI, 406.)
Böhm.: Kdo chce s vlky býti, musí s nimi (vlcky) výti. – Nelze jest, než s lidmi lidsky býti, a s vlky vlcky výti. (Čelakovsky, 39.)
Dän.: Kommer du først i lang med ulve, du lærer snart dens tone. (Prov. dan., 378.)
Engl.: Who keeps company with wolves, will learn to howl. (Gaal, 1744.)
Frz.: Avec les fous il faut foller. (Cahier, 769.) – Il faut hurler avec les loups. (Gaal, 1744.)
Holl.: Die mit wolven omgaet, moet er mede hulen. (Tunn., 8, 1; Harrebomée, II, 477a.)
It.: Chi pratica col lupo, impara a urlare. (Pazzaglia, 205, 4; Bohn II, 23; Gaal, 1744.) – In chiesa co' santi e all' osteria co' ghiotti.
Krain.: Kdor se s' volkom pajdaši, tudi s' njim tuliti mora. (Čelakovsky, 39.)
Lat.: Consonus esto lupis, si lupus esse cupis. (Binder I, 221; II, 562; Gärtner, 193; Philippi, I, 91; Seybold, 86; Eiselein, 648; Reuterdahl, 147.) – Cretiza cum Cretensi. (Binder II, 611; Erasm., 930; Philippi, I, 98; Schamelius, III, 91; Seybold, 95.) – Inter simias versantem oportet esse sumiam. (Seybold, 255.) – Si fueris Romae, Romano vivito more; si fueris alibi, vivito sicut ibi. – Si lupus ipse lare secum debes ululare. (Fallersleben, 210.) – Ulula cum lupis, cum quibus esse cupis. (Binder I, 1788; II, 3398; Schonheim, U, 24; Philippi, II, 231; Seybold, 647; Neander, 319; Gaal, 1744; Eiselein, 648; Schamelius, 91, 5.)
Poln.: Kto między wilki przyjdzie, wyć się nauczy. (Lompa, 17.)
Schwed.: Den med ulfwen äter, får med, ulfwen tjuta. (Wensell, 15; Marin, 21.)
Span.: Cuando a Roma fuéres haz como viéres. (Don Quix.)
Tschud.: Kes untide hulkas on, peab nendega ulluma. (Čelakovsky, 39.)
Ung.: A' ki ebbel jár, ugatni tanúl. – Hogy ha farkassal laksz, vele együtt ordíts. (Gaal, 1744.)
512. Wer vor dem Wolfe flieht, dem begegnet der Bär. – Bertram, 59.
513. Wer wird dem Wolfe Boten schicken.
Holl.: Die aan den wolf een' bode zendt, krijgt een aas t'huis. (Harrebomée, II, 477a.)
514. Wer Wölfe fangen will, muss einen Wolf mitnehmen. – Schmitz, 193, 143.
515. Wer zum Wolf zu Tische geht, muss sich einen Hund zur Begleitung mitnehmen.
Ill.: Kad ideš u vuka na pir, vodi psa uza se. (Čelakovsky, 249.)
516. Wie die alten Wölfe heulen, so heulen auch die jungen.
Lat.: Germen patrizat lupus vt resonans vlulizat. – Vllulat vnisono clamore lupina propago. (Reuterdahl, 391 u. 1084.)
Schwed.: Thz thiwter alt aff wluom aer komith. (Reuterdahl, 391.)
517. Wie mag der Wolf dem Fuchse Raub vorwerfen. – Eiselein, 647.
518. Wie oft der Wolf zum Mönche wird, der Schafe drum er nicht entbehrt. – Junker und Pfaffe, II, 125.
519. Will der Wolf ein Schäflein fahn, muss er aus dem Walde gahn.
»Der Wolff lieffe nit zum Walde aus, trieb ihn nit der Hunger drauss.«
Lat.: Quod lupus est fugiens nemus, hoc facit esuriens dens. (Sutor, 143.)
[374] 520. Wiltu mit Wölffen kurtzweilen, so mustu auch mit ihn heulen. – Petri, II, 795.
521. Wo der Wolf ein Schaf findet (raubt), da sucht er auch das andere. – Winckler, IX, 54.
Böhm.: Kde vlk jehnĕ byl snĕdl, tam se často válí. – Zvykne-li vlk do stavadel choditi, tam brzo po stádu veta. (Čelakovsky, 144.)
522. Wo der Wolf hûset (oder lît), da bît he nich. – Schambach, II, 509.
Der kluge Dieb bestiehlt diejenigen nicht, die in seiner nächsten Nähe wohnen.
Holl.: Daar de wolf woont, daar doet hij niemand kwaad. (Harrebomée II, 476b.)
523. Wo der Wolf liegt, da raubt (würgt) er nicht. – Gaal, 1738.
Dän.: Ulf tager ikke paa den mark, som hand er fod. (Prov. dan., 564.)
524. Wo der Wolf Richter ist, steht es schlimm um die Schafe. – Kiesewetter, 36.
Holl.: De schapen moeten zich wonderwel voorzien, waar de wolf regter is. (Harrebomée, II, 477a.)
Schwed.: Kombir the til wlua tha thi wth som the. (Reuterdahl, 147.)
525. Wo der Wolf Schafhirt ist, geht's nicht nur an die Wolle, sondern auch ans Fell. – Simrock, 11784; Eiselein, 648.
Mhd.: Swâ der wolf ze hirte wirt, dâ mite sint diu schâf verirt. (Freidank.) (Zingerle, 176.)
526. Wo der Wolf wird der Hirt, da sind die Schafe verirrt. – Simrock, 11785; Eiselein, 648.
527. Wo der Wolff den Bock bestaht, da hat's der Bock viel zu quad. – Petri, II, 801.
528. Wo der Wolff dess Gerichts will pflegen, da müssen andere Thiere gehn auss der wegen. – Henisch, 1516, 69.
529. Wo der Wolff Richter ist, da ist den Schaffen am besten, weit dauon. – Henisch, 665, 13; Petri, II, 801.
530. Wo der Wolff vbermag, des wohlfarth kriegt ein Verschlag. – Petri, II, 801.
531. Wo der Wolff weidet die Herd, da sind die Schäfflein bald verzehrt. – Froschmäuseler, Ppii; Simrock, 11786; Gaal, 1739; Rossmässler, Heimat, 1865.
532. Wo ein Wolf lebt, verhungert auch ein Vogel nicht. – Schlechta, 363.
533. Wo Wölfe haben Oberhand, da steht es schlimm um Stadt und Land.
Mnd.: We der stat unde deme lande dar wulve krigen de overen hande. (Lübben, Reineke Vos, 5489.)
534. Wolf und Schaf werden erst nach dem Tode Freund.
Frz.: Ce mariage serait malheureux, ce serait accoupler le loup et la brebis.
535. Wölfe, Bojaren und Tataren – Gott mag uns vor ihnen bewahren. (Rumänisch.) – Neue Freie Presse, 4592.
536. Wölfe fressen keine Schuld.
537. Wölfe kann man nicht mit Schafen fangen.
538. Wölfe rathen den Schafen nicht, was diesen zuträglich ist. – Petri, II, 808; Simrock, 11783; Körte, 6955; Klosterspiegel, 21, 3.
Von Mönchen und Pfaffen im Rath.
539. Wölfe sind schon jung Wölfe.
540. Wölfe werfen keine Schafe. – Parömiakon, 2767.
541. Wolfes Muth ward nimmer gut. – Simrock, 11809; Körte, 6937.
542. Wölff fressen kein Winter (Dezemberwärm' hat Eis dahinter). – Lehmann, 921, 47; Körte, 6954.
Lat.: Lupi nullam hiemem comedunt.
543. Wölff geben böse Hirten. – Lehmann, 671, 156.
It.: Non bisogna dar la pecora in guardia al lupo. (Gaal, 1739.)
544. Wölff tragen auch die weissen (weisen, klugen) hündlin ghen Holtz. – Franck, II, 166b; Lehmann, II, 859, 473; Eiselein, 648; Simrock, 11817.
545. Wolff vnd Füchs haben vngleiche Stimm, vnd gleiche Sinn. – Lehmann, 329, 69; Simrock, 11808; Schmitz, I, 191, 119; Sailer, 61; Rossmässler, Heimat, 1865.
[375] 546. Wolt lieber mit einem wolff streiten, dann mit einem bebarteten weib. – Friesen, Spiegel, Bl. XII.
547. Wonem des Wûlf geweehnt, ässe än der Neeht. (Schässburg.) – Firmenich, III, 424, 5.
Wenn man des Wolfes gedenkt, ist er in der Nähe.
548. Worin der Wolf gehutet, darin g'haaret er. – Sutermeister, 136.
Er wird älter, aber nicht besser. »Wo der Wolf den Bock bestat, ich weiss wol, welcher es besser hat.« (Boner.)
Holl.: De wolf zoekt nog een lam, waar hij het eerste nam. (Harrebomée, II, 477a.)
549. Woun mar an Wulf nennt, sa kimp a. (Steiermark.) – Firmenich, II, 769, 137.
Ein jüdisch-deutsches Sprichwort in Warschau drückt denselben Gedanken aus: As män rüft dem Mallach (Engel) kümmt der Gallach (der Geschorene, d.i. der katholische Geistliche, seiner Tonsur wegen so genannt).
550. Wu de Wulf lîggt, da bitt' r nich. (Altmark.) – Danneil, 278.
551. Wu Wilf uch Fis än de Muort kun, äs de Deirunk nimi fär. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 37.
552. Wun em vum Wulwe ried, äss e nit fär. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 95.
553. Zu einem reissenden Wolfe gehört ein bissiger Hund.
Schwed.: Til en glupande ulf hörer en bitande hund. (Grubb, 807.)
554. Zween Wölfe fressen leicht ein Schaf.
Holl.: Twee wolven eten ligt een schaap (zouden wel een schaap eeten). (Harrebomée, II, 478a.)
555. Zwei Wölfe in Einem Walde vertragen sich nicht. – Altmann V, 121.
556. Zwischen Wolf und Kokette ist ein geringer Unterschied.
*557. A su is d'r Wolf soad, äns Schôf blait ganz. – Peter, 454.
Auf der einen Seite Befriedigung schaffen, ohne auf der andern Seite Einbusse zu leiden.
*558. Ai wol from äss der Wulf. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 111.
*559. Aus des Wolfes Rachen. – Eiselein, 647.
*560. Das ist der Wolf, welcher das Lamm (Schaf) zerrissen hat.
Dies der Verführer, der Anstifter des Bösen. Der ist die Ursache von dem Misgeschick. Wenn die Mutter mit Galanen umgeht, die Töchter spiegeln sich daran; du, Mutter, bist der Wolf, der u.s.w.
*561. Dass neun Wölfe dich!
Lit.: Kad taw dewyni Wilkai. (Die Zahl neun scheint in alten Zeiten hier die heilige Zahl gewesen zu sein. Sie hat sich nicht nur in alten Volksliedern, sondern auch in alten Sprichwörtern aufbewahrt. Vgl. Rhesa, über Litauische Volkspoesie in den Beiträgen zur Kunde Preussens, I, 519.)
*562. De Wulf heft det Fêber. – Frischbier, 4103.
Wenn es bei Sonnenschein regnet.
*563. De Wulv' pösse. – Frischbier, 4103.
Wird in demselben Sinne gebraucht.
*564. Dei heft keine klêne Wulw gesehen. – Frischbier, 4105.
Von einem Lügner.
*565. Dem frisst der Wolf weder Kuh noch Kalb.
*566. Dem Wolf den Weg in den Wald zeigen.
Böhm.: Ukazovati vlku do lesa cestu. (Čelakovsky, 518.)
*567. Dem Wolfe beichten.
*568. Dem Wolfe das Lamm abjagen (wollen.) – Schottel, 1113a; Eiselein, 647.
Lat.: Ex ore lupi. – Vel hoedus ereptus lupo. (Eiselein, 647.)
*569. Dem Wolfe die Jungen aufziehen.
Eine ⇒ Schlange (s.d. 82) im Busen wärmen.
Lat.: Alere luporum catulos. (Faselius, 9; Wiegand, 48.)
*570. Dem Wolfe die Schafe zu hüten geben.
Engl.: You give the wolf the wether to keep.
It.: Dare in guardia la lattuga a' paperi. – Ha dato la pecora in guardia al lupo. (Bohn II, 183.)
*571. Dem Wolfe war das Maul zu weit. – Waldis, IV, 78.
Er war mir überlegen, ich fühlte mich zu schwach gegen ihn.
[376] *572. Dem wolff die schaf beuelhen. (S. Bock ⇒ 79 u. ⇒ 91; ⇒ Jungfrau 117.) – Franck, II, 18a; Eiselein, 647; Körte, 6957.
»Zum Königsamte passt nicht der Tyrann, gleichwie der Wolf nicht Schäfer werden kann.« (Sadi's Rosengarten, übersetzt von Graf, S. 27.)
Holl.: Den wolf het schaap aanbevelen. (Harrebomée, II, 476b.)
Lat.: Custos ovium lupus. (Cicero.) (Philippi, I, 108.) – Lupos apud oves custodes relinquere. (Plautus.) (Binder II, 1712.) – Ovem lupo committere. (Terenz.) (Tappius, 48b; Binder I, 1318; II, 2461; Erasm., 241; Philippi, II, 79; Froberg, 578; Hauer, kiij1; Seybold, 424.)
*573. Den Wolf haben.
Von ungewohntem Reiten an den innern Schenkeln verwundet sein.
*574. Den Wolf in den Schafstall einlassen (einschliessen.)
Holl.: Den wolf in de schaapskooi sluiten. (Harrebomée, II, 476b.)
*575. Den Wolf mit dem Zobel decken.
Innere Falschheit mit äusserer.
*576. Den Wolf über den Schafstall setzen.
Seine Sache verkehrt anfangen. Eine Wunde zuheilen, ehe sie ausgeheilt ist, ein äusseres Uebel nach innen treiben.
Frz.: Donner la brebis à garder au loup. (Lendroy, 934.) – Enfermer le loup dans la bergerie. (Lendroy, 126.)
Holl.: Den wolf over de schapen stellen. (Harrebomée, II, 476b.)
*577. Den Wolf z'risse hab'n. – Baumgarten, Ms.
Sagt man in Oberösterreich von Kindern, wenn sie aus dem Walde mit einem Munde kommen, der vom Heidelbeeressen geschwärzt ist.
*578. Den Wolf zum Schäfer machen. – Winckler, XII, 25.
Die Russen: Dem Tiger die Gazelle in Obhut geben. (S. ⇒ Hecht 32 u. ⇒ Fuchs 365.) (Altmann VI, 524.)
Schwed.: Gjöra ulfen til fåraherde. (Grubb, 786.) – Ulfen går wall med fåren. (Grubb, 45.)
*579. Den Wölfen die Zähne besehen.
»Besahe den Wölffen die Zän.« (Fischart, Gesch. in Kloster, VIII, 237.)
*580. Den Wolff bei 'n ohren halten. (S. ⇒ Aal 27.) – Franck, II, 15a; Wurzbach, II, 340; Körte, 6949.
Von Menschen, die sich in einer äusserst verwickelten Lage befinden, in der sie, ohne Gefahr zu laufen, weder vor- noch rückwärts können. Der Wolf hat sehr kurze Ohren und lässt sich schwer dabei halten. – » ... So hat mich die Sache verwirrt. Ich halte jetzt recht den Wolf bei den Ohren!« (Köhler, 238.) – Den wolff mit beiden oren halten. (Wicelii vertedigungsrede.) In der Schweiz: Er hät de Wolf bin Ohre. (Sutermeister, 92.)
Böhm.: Vlka za uši držeti, a hady v klínĕ nositi. (Čelakovsky, 530.)
Engl.: To have a wolf by the ears. (Bohn II, 183.)
Frz.: Tenir le loup par les oreilles. (Lendroy, 933.)
Holl.: Hij heeft den wolf bij den ooren, en weet niet, hoe hij hem zal vashouden of loslaten. (Harrebomée, II, 477b.)
Lat.: Lupum auribus tenes. (Franck, II, 15.)
*581. Den Wûlf zem Hoannen1 moachen. (Schässburg.) – Firmenich, III, 424, 8.
1) Auch: zum Grêwen, Richter (verschiedene Benennungen für das erste und höchste Amt in den Dorfgemeinden Siebenbürgens), oder: zem Foarr (Pfarrer), zem Kanter.
*582. Der ist vom Wolfe gefressen und wieder ausgeschissen.
*583. Der Wolf hat ihm die Schafe und der Fuchs die Hühner geraubt, (gefressen).
*584. Der Wolf hütet das Schaf. – Sailer, 57.
*585. Der Wolf im Korn.
So wird der Kornwurm genannt.
*586. Der Wolf in der Fabel. – Körte, 6959.
Dazu kommen, indem von uns, als vermeintlich Fernen, gesprochen wird.
*587. Der Wolf ist im Garn.
Holl.: De wolf is in het net (het want, den strik) geraakt. (Harrebomée, II, 477a.)
*588. Der Wolf ist in den Hecken.
Steht bereits in Alberus, Novum dictionarii genus 1540. »Ich schweig, der wolf ist nit verr.« (Narrenschiff.)
*589. Der Wolf ist ins Netz (in die Grube) gerathen.
Man hat sich endlich dieses gefährlichen Menschen bemächtigt.
*590. Der Wolf jagt die Schafe. – Frischbier, 4160.
Wird gesagt, wenn der Wind ein Roggenfeld wellenartig bewegt.
[377] *591. Der Wolf läuft durchs Saatfeld.
In der Schweiz, wenn der Wind durch das Getreide fährt und Wogen schlägt. (S. ⇒ Schaf 343.)
*592. Der Wolf sitzt im Korn.
Wird zu kleinen Kindern gesagt, um sie abzuhalten, im Getreide herumzulaufen. (S. ⇒ Kornmutter.)
*593. Des Wolfes Flügel suchen.
Sich unnütze Mühe machen.
Lat.: Lupi alas quaeris. (Erasm., 23; Philippi, I, 230.)
*594. Du hättest schier einen wolff erlauffen. – Luther's Ms., S. 8.
*595. Ehe man des Wolfs warnimt. – Schottel, 1116a.
Lat.: Ex improviso. (Schottel, 1116b.)
*596. Eher werden Wolf und Schaf Freunde werden. – Parömiakon, 1827.
»Eher werden sich die Rehe zu den apulischen Wölfen gesellen, als dass Pholaïs sündigen sollte.«
Lat.: Echivi duo prius amicitiam ineant. (Seybold, 143.) – Prius Appulis jungentur capreae lupis. (Horaz.)
*597. Eher wird der Wolf des Schafes Hüter.
Könnte man sagen, als dass goldene Zeit, Freiheit, Recht und Weisheit die allgemeinen Glücksgüter der Menschheit werden sollten.
*598. Ein Wolf im Schafspelz. – Eiselein, 648.
Lat.: Pelle sub agnina latitat mens saepe lupina. (Eiselein, 648.)
*599. Einem Wolfe ähnlicher sehen als einem Schafe.
*600. Einen Wolf ins Herz stechen.
*601. Er geht als Wolf ins Gotteshaus und kommt als Lamm heraus. – Parömiakon, 1145.
*602. Er geht (reitet) sich einen Wolf.
*603. Er hat dem Wolf in den Hals gesehen.
Er ist schon dabei gewesen, ist mit allen Hunden gehetzt.
Frz.: Il (elle) a vu le loup.
Holl.: Hij heeft den wolf in den hals (in de keel) gezien. (Harrebomée, II, 477b.)
*604. Er hat dem Wolff das Schaf verpfend. – Eyering, II, 267.
*605. Er hat dem wolff in den ars gesehen. – Tappius, 55b; Eyering, II, 353.
Von einem, der aus Furcht vor jemand schweigt, obgleich er sonst ein kühner Held in Worten ist. Nach Servius sollen die Wölfe die Kraft besessen haben, einem Menschen, der sie zuerst gesehen habe, seiner Stimme zu berauben.
Lat.: Lupi illum priores viderunt. (Erasm., 645; Tappius, 55a; Philippi, I, 230.)
*606. Er hat den Wolf beschrien.
Ist heiser. Man wendet zwar in demselben Sinne auch die Redensart an: Er hat den Wolf gesehen, was aber nur in demselben Zusammenhange geschieht. Einen Wolf sehen und »Wolf schreien«, um Hülfe herbeizurufen, ist dasselbe; das heftige Schreien aber hat Heiserkeit zur Folge.
Frz.: Il a crié au loup. (Lendroy, 72.)
*607. Er hat ein wolff gesehen. – Franck, II, 55b; Tappius, 55b; Eyering, II, 284; Sailer, 307.
Er hat viel erfahren. Er wird sich schon in Acht nehmen. Man bedient sich der Redensart auch von einem Menschen, der so heiser ist, dass er kein lautes Wort hervorbringen kann. Bei Franck a.a.O. heisst es: »Der erdattert in einer eil nicht reden kan, wie vielen geschehen, so sie vor rath oder auf der Cantzel etwas nötliches reden sollen. Er ist verstummt, gleich, als hab er einen wolff gesehen.«
Holl.: Hij heeft den wolf in den staart. (Harrebomée, II, 477b.)
Lat.: Lupi illum uiderunt priores. (Virgil.) (Franck, II, 55b; Philippi, I, 230; Egeria, 56a.)
*608. Er hat einen Wolff mit den Ohren gefangen.
»Lässt er jn, so hat er's nit gut; behält er jn, ist's noch erger.« (Aventin, Chronik, CCXXXIIa.)
*609. Er heult mit den Wölfen im Walde und blökt mit den Schafen im Felde.
Holl.: Hij huilt met de wolven, waarmede hij in het bosch is, en blaat met de schapen in het veld. (Harrebomée, II, 477b.)
*610. Er ist bald Wolf bald Fuchs.
*611. Er ist wie ein gieriger (hungriger) Wolf.
Holl.: Het is een hongerige wolf. ( Harrebomée, II, 477b.)
*612. Er jagt dem Wolfe das Fleisch ab.
Um ein gefährliches Unternehmen zu bezeichnen, sagten die Römer: Er holt sein Mahl aus einer Fischreusse.
Lat.: E nassa escam petere. (Faselius, 71.)
*613. Er jagt dem Wolfe das gefressene Schaf ab. – Sailer, 300; Simrock, 11791.
[378] *614. Er kann den Wolf von seiner Thür abhalten.
Er besitzt so viel, um nicht Hunger zu leiden.
Engl.: He had enough to keep the wolf from the door. (Bohn II, 23.)
*615. Er kann keinen Wolf von einem Hunde unterscheiden.
Holl.: Hij kan kwalijk een' wolf van een' hond onderscheiden. (Harrebomée, II, 477b.)
*616. Er spürt den Wolf im Korn.
Merkt die Sache.
Böhm.: Čije vlka v žitĕ. (Čelakovsky, 518.)
*617. Er wil den Wolff nit beissen. – Chemnitius, II, 117.
*618. Er will dem Wolf das Schaf entjagen (entreissen).
Holl.: Hij meent den wolf het schaap te ontjagen. (Harrebomée, II, 477b.)
Lat.: Agnum lupo eripere. (Seybold, 15.)
*619. Er will den Wolf suchen und läuft schon davon, wenn er die Spur sieht.
Poln.: Wilka szuka a ślad jego ujrzawszy zmyka.
*620. Er wird vom Wolf gestochen.
Sagt der Litauer von einem Faulpelz.
*621. Es ist, als ob man den Wolf über die Schafe setzte.
Lat.: Pone seram, cohibe: sed quis custodiet ipsos custodes? (Juvenal.) (Philippi, II, 101.)
*622. Es ist der Wolf in der Fabel.
Holl.: Dat was de wolf in de fabel. (Harrebomée, II, 476b.)
Lat.: Lupus in fabula. (Seybold, 286.)
*623. Es ist ein alter (schlauer) Wolf.
*624. Es ist ein Wolf im Schafskleide (Schafspelz).
Die Redensart hat ihre Quelle in Matthäus 7, 15.
Böhm.: Beránčí tvář, a vlčí srdce. – Tichý, ale lichý. – Vlk v rouše ovčím. (Čelakovsky, 530.)
Holl.: Het zijn wolven in schaapsvellen. (Harrebomée, II, 477b.)
Lat.: Ovem in fronte, vulpem in corde gerit. (Binder I, 1317; II, 2460; Philippi, II, 79.)
*625. Es ist ein Wolf im Schafstall.
*626. Es ist Wolf an Wolf. – Körte, 6959b.
*627. Es sind Wölfe auf dem Wege.
Man hat Hindernisse, Gefahren zu befürchten.
*628. Hast den wolf über die schaff gesetzt. – Hauer, Liij4.
*629. He hät den Wulf tom Schopmêster settet. (Lippe.)
*630. He heft em Wulf gesehen. (Goldapp.)
D.h. er ist heiser.
*631. He heft söck den Wulf tom Schapherd gestellt. – Frischbier, 4107.
In dem Sinne: den Bock zum Gärtner setzen.
*632. Ich hab' den wolff bei den ohren, ich weyss nit, ob ich jn sol halten oder lassen. (S. ⇒ Thür 221.) – Franck, II, 40b.
*633. Ich wollte lieber einem Wolfe begegnen.
Lat.: Album, malim offendere lupum. (Bovill, I, 45.)
*634. Junge Wölfe aufziehen.
Böhm.: Chová mladé vlky. (Čelakovsky, 530.)
Lat.: Alere luporum catulos. (Seybold, 17.)
*635. Kein Wolf soll es wegtragen. – Eiselein, 647.
*636. Man hat jhme ein Wolf auff den rucken gesetzt. (S. ⇒ Holzapfel 11.) – Lehmann, 80, 24.
*637. Mit den Wölfen heulen. – Dove, 82, 519, 581, 1015, 1050.
Oder, wie Grabbe hinzusetzt, mit den Weibern frömmeln, tanzen, lügen.
Frz.: Hennir avec les chevaux. (Leroux, I, 103.)
Lat.: Hinnire cum equis. – Oblatrare canibus. – Rugire cum leonibus. – Ululare cum lupis. (Bovill, I, 53.)
*638. Öck griep e witte Wulw hindre Awe. – Frischbier, I, 4108.
Wenn das geschieht, wenn du das durchführst, zurecht kriegst, in Ordnung bringst, so greife ich einen weissen Wolf hinter dem Ofen.
*639. Öck micht glîk e witte Wulf (önner Stäw) griepe. (Wehlau.) – Frischbier, II, 2951.
Um etwas zu betheuern.
*640. Sich 'n Wolf1 reiten. – Frischbier, II, 456c u. Fastnachtsspiel, 1481.
1) Frattreibung, Intertrigo. »Ich habe vor Euerm Schlitten heut einen Wolf mir geritten; doch, wär' in Britannien ich, so legt' ich aufs Reiten mich; denn dort, erzählen die Bücher, ist man vor Wölfen sicher.« (Witzfunken, VIIIa, 286.)
[379] *641. Sie han dem Wolff die Schaff befohlen. – Eyering, II, 267.
Die Russen: Dem Wolf das Lamm in Obhut geben. (Altmann VI, 523.) Die Lappen: Den Wolf zum Hirten der Rennthiere machen. (Altmann VI, 524.) (S. ⇒ Fuchs 365 u. ⇒ Hecht 32.)
*642. Unter Wölfen sein.
Lat.: Inter canem et lupum. (Bovill, I, 43.)
*643. Vom eisernen Wolf erzählen.
Von etwas Unbekanntem und Unverständlichem.
Poln.: Jakby mu o želazném wilku bajał. (Čelakovsky, 567.)
*644. Vom Wolfe das Lamm zurückfordern.
Lat.: Lupo agnum eripere postulas. (Plautus.) (Philippi, I, 230.)
*645. Vor dem Wolfe floh er, in die Grube fiel er.
*646. Wann der Wolf das Lamm heirathet. – Simrock, 11789; Eiselein, 647; Rossmässler, Heimat, 1865.
Lat.: Ante lupus sibi junget ovem.
*647. Wenn's ein Wolf wär', hätt' er dich schon gefressen.
Oft zu denen, die einen naheliegenden Gegenstand nicht sehen.
Holl.: Als het een wolf was, had hij u in de been gebeten. (Harrebomée, II, 476b.)
*648. Wider solche Wölfe ist nicht gut bellen.
*649. Wie der Wolf um den Brunnen tanzen.
Sich vergebliche Mühe um etwas machen. Man hat gesagt, der Wolf pflege, wenn er dürste, um den Brunnen herumzugehen und nach dem Wasser zu schnappen, ohne es zu erreichen. (S. ⇒ Darum 1.)
Lat.: Lupus circa puteum chorum agit. ( Erasm., 337; Philippi, I, 231.)
*650. Wo die Wölfe einander gute Nacht sagen. – Körte, 6959a.
*651. Wolf und Geier sind beisammen.
Von der Vereinigung gefährlicher Feinde gegen jemand.
*652. Wolf und Schaf würden eher Freunde werden.
Frz.: A chair de loup, dent de chien. (Cahier, 970.)
Holl.: De wolf en het schaap zouden eer vrienden worden. (Harrebomée, II, 477a.)
It.: A carne di lupo, dente di cane. (Pazzaglia, 205, 1; Gaal, 1024.)
653. Ein hungriger Wolf frisst altbachnes Brot. (Romagna.)
654. Nanu, söä' de Wulf to 'r Su, un doa nehm 'r se ôk all. – Schlingmann, 1475.
655. Ne üm mient wä'n, söä' de Wulf, awer 'n Schoap schmeckt do' schön. – Schlingmann, 1476.
656. Nun der Wolf das Lamm gefressen hat, schreit der Bauer um Hülfe. – Altmann VI, 474.
657. Vor den Wölfen schütze mich Gott, vor den Hunden will ich mich selber schützen. – Altmann VI, 466.
658. Warum ist des Wolfes Nacken wol so fett und frisch? Weil er selbst sich decket seinen Tisch. – Schuller, 54.
659. Wenn der Wolf alt wird, bellen ihn die Hunde an. – Schuller, 54.
660. Wer dem Wolf dient, kann der Heerde nicht dienen. – Altmann VI, 509.
661. Wer unter den Wölfen heult, muss so heulen, dass man die Hundsstimme durchhört. – Altmann VI, 496.
662. Zwei Wölfe sind nur ein Paar, aber drei eine Rotte. – G. Freytag, Nest der Zaunkönige (Leipzig 1877), S. 323.
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