Freund (Subst.).
1. Allermanns (Allerwelts) Freund, niemands Freund (jedermanns Geck). – Simrock, 2750; Winckler, X, 16; Eiselein, 185; Kirchhofer, 354; Reinsberg III, 143.
Dem Allerweltsfreunde empfiehlt W. Müller: »Willst du der Leute Liebling sein, sei charmant und sei gemein. Was sie nicht können und was sie nicht fassen, sie werden's verspotten oder hassen.«
Frz.: Ami de tous, ami de personne. (Cahier, 71.)
It.: Amico, e guardati. (Bohn I, 71.)
Lat.: Stultus cunctorum fit quivis amicus eorum. (Gaal, 509) – Nec multis, ut nec nulli dicaris amicus. (Eiselein, 185.)
Span.: Amistad de todos, y de ninguno, todo es uno. (Cahier, 3197.)
Ung.: A ki mindennek barátja, mindennek bolondja. (Gaal, 509.)
2. Allmanns Fründ is mennig mans Geck. – Goldschmidt, 162; Frommann, II, 388, 16; Bueren, 9.
Böhm.: Prítel ka?dému, jiste ?ádnému. (Celakovský.)
Dän.: Hvermands ven, hvermands nar. (Bohn I, 375.)
Frz.: Amy de plusieurs, amy de nully. (Leroux, II, 170.)
Holl.: Allemans vriend is veelmans gek (of: iedermans nar). (Harrebomée, II, 410; Tunn., 4, 15; Bohn I, 297.)
Lat.: Multum deliro, si cuique placere requiro. (Binder II, 1940; Lehmann, 919.) – Neque nulli sis amicus, neque multis. (Binder I, 1104; II, 2064.) – Ridiculus multis cunctis sit amicus oportet. (Binder II, 2971; Buchler, 24.)
3. Alt freund, alt wein vnd alt gelt führen den preiss in aller welt. – Franck, II, 5b; Lehmann, 8, 35; 205, 6; Lehmann, II, 27, 26; Petri, II, 10; Guttenstein, I, 6; Körte, 1557; Sailer, 93; Mayer, I, 118; Wurzbach I, 206.
Beinahe die Sprichwörter aller Völker rühmen alte Freunde und alten Wein. Junge Frau und alten Wein, sagt der Venetier; von Oel, Wein und Freunden das älteste, der Portugiese; der Spanier empfiehlt von Oel, Wein und Freunden immer einen guten Vorrath, und der Däne erklärt das älteste davon für das beste.
Dän.: Gamle venner, viin og penge elsker man, men ei gamle qvinder. – Olie, viin og ven ere best gamle. (Prov. dan., 434.)
Engl.: Old friends and old wine are best.
Frz.: Amys vieux (oder: Amis, or et vin vieux) sont bons en tous lieux. (Leroux, II, 171; Kritzinger, 25.)
It.: Amico vecchio è cosa nuova. – Amico, vino, formaggio vecchio. – Uova d'un ora, pan d'un dì, vin d'un anno, pesce di dieci, amico di trenta. (Cahier, 2794 u. 96.)
Lat.: Annosum vinum, socius vetus et vetus aurum, haec sunt in cunctis trina probata locis. – Antiquus gladius, [1171] vetus atque fidelis amicus, credite, temporibus haec valuere suis. – Vasa nova praestantiora sunt veteribus, sed amicitia, quo vetustior, eo melior. (Sutor, 19.)
4. Alte Freunde, alte Schwerter und alter Wein wollen nicht verhandelt sein. – Sailer, 186.
5. Alte Freunde, Gold und Wein nenn' an allen Orten dein.
6. Alte Freunde sind nicht mit Gelde zu bezahlen.
7. Alte freunde sol man nicht verkiesen, denn man weyss nicht, wie die newen geradten wollen. – Agricola, I, 145; Latendorf, 115; Schottel, 1131a; Franck, II, 5b; Tappius, 6b; Gruter, I, 3; Petri, II, 10; Egenolff, 10b; Körte, 1561; Eiselein, 186; Simrock, 2724; Schulze, 146; Pred. Sal. 9, 14; Zehner, 359.
Mhd.: Guoten vriunt alden sol man wol behalden. – Swer alte getriuwe friunde verkiuset mit niuwen friunden, er verliuset. (Zingerle, 41.)
Holl.: Men zal de oude vrienden niet verwerpen, gelijk men de oude schoenen doet. (Harrebomée, II, 413.) – Oude vrienden zalm en niet versmaden, want men weet niet, hoe de nieuwe gedijen zullen. (Harrebomée, II, 414.)
Lat.: Amicos ne mutaveris. (Philippi, I, 27.) – Ignotum noto noli praeponere amico. – Novos parans amicos, veterum ne obliviscare. (Eiselein, 186; Philippi, II, 48.)
8. Alte Freunde und alte Dukaten sind jedem zu rathen.
Frz.: Les vieux amis et les vieux écus sont les meilleurs. (Leroux, II, 96.) – Vieux amis, vieux écus. (Kritzinger, 25.)
9. Alte Freunde und alten Wein muss man zusammenhalten. – Kirchhofer, 233; Steiger, 243.
10. Alte Freunde und alter Wein sind am besten. – Kirchhofer, 233.
11. Alte Freunde und Wege soll man nicht verlassen.
Der Franzose will alte Freunde und alte Thaler, der Bergamaske alte Freunde und alten Wein, der Däne alte Freunde und altes Oel, der Mailänder alte Freunde und ein neues Haus. (Reinsberg III, 116.)
Mhd.: Swer sich von vriunden scheiden wil, geniuzt er des, daz ist niht vil. (Boner.) (Zingerle, 41.)
Dän.: Man skal ikke forsmaa gamle wie og ei heller gamle venner. (Prov. dan., 184.)
It.: Chi lascia la via vecchia per la nuova, spesse volte ingannato si ritrova. (Gaal, 514.)
Lat.: Calles antiquos serves, veteres et amicos. (Gaal, 514.)
12. Alte Freunde vnnd alte (oder versuchte) Schwerd in der Noth seynd Goldes werth. – Lehmann, II, 26, 15; Petri, II, 10.
13. Alte freundt soll man nicht verbiessen. – Henisch, 1231, 34.
Lat.: Non est antiquus per te damnandus amicus.
14. Alten Freund muss man sich sparen, vor allen Feinden sich bewahren.
Mhd.: Der alte vriunt ist dicke guot, der alte vîgent schaden tuot. (Boner.) (Zingerle, 41.)
15. Alter freund, altes weins vnd alter schwert sol man sich trösten. – Franck, I, 81b; Henisch, 1228; Gruter, I, 4; Petri, II, 11; Venedey, 106; Simrock, 2721; Körte, 1556.
Mhd.: Gewisse friunt, veruochtiu swert sint ze noeten goldes wert. (Freidank.) (Zingerle, 40.)
Frz.: Les vieux amis et les vieux écus sont les meilleurs.
16. Anderer Freund ist auch sein Freund.
17. Arme Freund' und aufgewärmte Fisch' hat man nicht gern am Tisch.
Schott.: Fresh fish an' poor freends grow soon ill-faur'd. (Bohn II, 235.)
18. Arme Freunde soll man nicht verschmähen. – Henisch, 1216; Petri, II, 19.
Holl.: Arme vrienden moet men ook kennen. (Harrebomée, II, 410.)
19. Arme freundt, arme Herren vnd schmachwort, verachtet kein weiser Mann. – Henisch, 1228.
20. Armer freunde dienst ist auch bequem. – Henisch, 1233; Petri, II, 19.
21. Auch Freunden muss man nichts wider Gott und Ehrbarkeit zu Gefallen thun. (S. 404.)
Ung.: Soha barátodért ne tagadd az igazat. (Gaal, 520.)
22. Aus einem Freunde kann leicht ein Feind werden.
Lat.: Ita amicum habeas, posse ut fieri inimicum putes. (Philippi, I, 213.)
[1172] 23. Bei dem Freunde halte still, der nur dich, nicht blos das Deine will. – Venedey, 108; Gaal, 506; Simrock, 2720; Körte, 1531; Körte2, 1905.
Lat.: Verus amicus erit, qui plus me, quam mea quaerit.
24. Bei Freunden muss man ein Auge zudrücken.
Lat.: Amici vitia noveris, non oderis. (Publ. Syr.) (Binder I, 49; II, 150; Philippi, I, 27; Seybold, 23.)
25. Bei guten Freunden verliert man viel Zeit. (S. 272.)
»Schnell vergeht die Zeit beim Freunde.« (Bertram, 55.)
Lat.: Amici fures temporum. (Altdorf, 48; Binder I, 47; II, 148; Philippi, I, 26; Seybold, 23.)
26. Bequeme freundt sind grad am weg. – Henisch, 1231.
Lat.: Amici idonei sunt juxta viam.
27. Besoldet Freund, besorget Feind. – Lehmann, II, 50, 26; Gruter, III, 9.
28. Besser alte Freunde bewahren, als neue machen.
Holl.: Beter vrienden houden, dan vrienden maken. (Harrebomée, II, 411.)
29. Besser bei Freunden sterben, als unter Feinden leben.
Frz.: Mieux vaut mouri près son ami que vivre chez son ennemi. (Cahier, 78.)
30. Besser ein Freund in der Ferne, als ein Feind in der Nähe. – Simrock, 2717.
Frz.: Il vaut mieux être ami de loin qu'ennemi de près. (Kritzinger, 24.)
It.: È meglio esser amici da lontano, che nemici da presso. (Cahier, 2798.)
Ung.: Jobb távolról szeretni, mint közelrül gyülölni. (Gaal, 508.)
31. Besser ein guter Freund, als Silber und Gold. – Sailer, 110.
Frz.: Mieulx vault amy du besoing, que denier au poing. (Leroux, II, 261.)
32. Besser ein sawersehender freundt, denn ein lachender (süsslächelnder) feindt. – Henisch, 1231; Petri, II, 134; Franck, I, 6 a; Lehmann, II, 47, 28; Egenolff, 296; Schottel, 1121a; Winckler, X, 10; Körte, 1534 u. 1910; Simrock, 2755; Gaal, 504; Sailer, 110.
Der Freund baut dir ein Haus, sagen die Russen, der Feind gräbt dir ein Grab. (Cahier, 1881.)
Engl.: A friend's frown is better than a fool's smile. (Bohn II, 287.)
Holl.: Beter een zuurziende vriend, dan een lagchende vijand. (Harrebomée, II, 377.)
It.: Chi ti fa più carezze che non suole, o tradito t'ha, o tradir ti vuole.
33. Besser einen Freund im Zorn, als Geld und Freund und alles verlor'n.
34. Besser Freunde als Geld. – Petri, II, 36.
Die Engländer meinen sogar, es sei besser, einen schlechten Freund zu haben, als gar keinen. (Reinsberg IV, 8.)
35. Besser hundert Freunde als einen Feind.
Holl.: Beter veel vrienden dan één vijand. (Harrebomée, II, 378.)
It.: Un nemico è troppo, e cento amici non bastano. (Gaal, 516.)
36. Besser sind des freunds wunden, dann des feinds kuss. – Franck, I, 6a; Körte, 1532.
Dän.: Saar af en ven er bedre end kys af en fiende. (Prov. dan., 484.)
37. Besser wahre Freunde stossen mit Füssen, als wenn falsche küssen.
Lat.: Amicum inimicum fugito.
38. Bewerte Freund vnd versuchtes schwerd seind in nöthen viel gelt (grossen Gutes) werth. – Gruter, III, 10; Lehmann, II, 51, 49; Simrock, 2728; Werdea, 3, 3.
39. Bey den newen freunden soll man der alten nicht vergessen. – Henisch, 1230; Petri, II, 42; Gaal, 512.
Poln.: Dla przyjaciela nowego, niezapominaj starego. (Wurzbach I, 206.)
Ruth.: Dla pryjatela nowcho ne puskajsia staroho. (Wurzbach I, 206.)
40. Bey guten Tagen besuche deinen Freund, wann er dich fordert, bey bösen Tagen komm ungefordert. – Sutor, 16.
41. Böss Freunde dawren nicht. – Petri, II, 48.
42. Das ist ein Freund, der thut, was dir lieb ist, vnd lest, was dir leid ist. – Lehmann, 207, 34.
43. Das ist ein Freund, der vorn freundlich vnnd hinter Rucks getrewe ist. – Lehmann, 206, 16.
Engl.: He's a good friend that speaks well of us behind our backs. (Bohn II, 96.)
[1173] 44. Das sind böse Freunde, welche erst die Hand drücken und dann das Herz.
45. Das sind die besten Freunde, die man bei sich im Säckel trägt. (S. 208 u. 256.)
Holl.: Gerande drie guldens zijn de beste vrienden. (Harrebomée, I, 154.) – Het zijn de besten vrienden, die men in de beurs draagt. (Harrebomée, II, 412.)
46. Das sind keine Freunde, die fern sind.
It.: Aqua lontana non ispegne fuoco vicino.
Lat.: Non sunt amici, qui procul degunt. (Philippi, II, 45.) – Parietes amicitiae custodes.
47. Das sind keine Freunde, die willkommen heissen, so lange man bringt.
Poln.: Przyjaciel nie ma bydz jako kwiatek który póki swiezy póty mily. (Wurzbach I, 223.)
48. De nâste1 Frün(de) folgt de Lîk2. (Ostfries.) – Bueren, 308; Frommann, IV, 286, 392; Eichwald, 580.
1) Nächste.
2) Leiche.
49. Dei Frünne häbben will, dei mott sei sick mâken. (Bielefeld.) – Firmenich, I, 281, 112.
50. Dein Freund sich zu dir stelt, wenn Reichthumb bei dir helt. – Petri, II, 73.
51. Dein guter Freund bin ich, zwei Ding' ausnehm' ich: ich geb' dir nichts, ich leih' dir nichts, sonst lass' ich dich mit nichten nit. – Nass. Schulbl., XIV, 5.
52. Deinen Freund lade selten, deinen feind nimmer. – Petri, II, 72.
53. Deinen Freund wähle eine Stufe über dir, deine Frau eine Stufe unter dir.
54. Dem Freunde Ein Licht, dem Feinde zwei.
Der Feind könnte leicht in der Vernachlässigung einer äussern Form eine beleidigende Absicht erblicken, was vom Freunde nicht angenommen werden kann. Dagegen empfiehlt der Italiener dem Freunde die Feige, dem Feinde die Pfirsiche zu häuten, damit jener dann das Fleisch, dieser den Kern erhalte. (Wurzbach II, 104.)
Holl.: Zend uwen vriend vijgen, uwen vijand perziken. (Harrebomée, II, 379.)
55. Dem Freunde ist eine Meile kein Umweg. (S. 556.)
56. Den alten freund nicht veracht, du weist nicht, wie der new geraht. – Gruter, III, 15; Lehmann, II, 77, 44; Lange, 167.
»Alten Freund für neuen wandeln, heisst für Früchte Blumen handeln.« (v. Logau.)
57. Den Freund, der Freund ist aus Gewinn, den geb' ich um einen Spatzendreck hin.
Holl.: Een vriend, die vriend is om 't profijt, een zwaluw, die in de oogen sch ... (Harrebomée, II, 411.)
58. Den freund erkent man in der noth. – Eyering, I, 453; Henisch, 1231; Körte2, 1930; Reinsberg II, 21.
Mhd.: Reht freunt erkennt man in der nôt, ir gên wol hundert uuf ein lôt. (Fastnachtsspiele.) (Zingerle, 39.)
Böhm.: Nestestí ukazaje, kdo pravdive miluje. (Celakovský, 231.)
Frz.: Au besoin l'on connaît l'ami. (Bohn I, 6 u. 41; Cahier, 77; Kritzinger, 25.) – L'adversité et les périls démontrent les vrais amis.
It.: La miseria discopre l'amistà. (Pazzaglia, 227, 1.)
Lat.: Ipsae amicos res opimae pariunt, adversae eprobant. – Tempore felici non cognoscuntur amici, sorte patet misera, quae sit dilectio vera.
Poln.: Nieszczescie pokazuje, kto prawdziwie miluje. – Przygoda pewna przyjaciol i nieprzyjaciol proba. (Celakovský, 231.)
59. Den Freund soll man nie mit dem Munde küssen, dass ihm das Herz darüber wehe thut. – Sailer, 286.
60. Den Freund strafe heimlich, lob' ihn öffentlich! – Simrock, 2752; Körte, 1533; Sutor, 430.
»Wenn ich meinen Freund im Unrecht fände, ich gäb' ihm im geheim einen Verweis, aber in Gegenwart anderer würde ich ihn loben.«
Frz.: Bien savoir fait amis, et vrai dire ennemis. (Venede, 107.)
Holl.: De vrienden mogen kijven, maar moeten vrienden blijven. (Harrebomée, II, 411.)
61. Den Freunden ist keine Thür verschlossen. – Gruter, III, 15; Lehmann, II, 77, 48.
62. Den Freunden nicht zu gnaden gehet, wo drauss dem Reich ein schaden entstehet. – Henisch, 1428.
»Ist von einem guten Regenten geredt.«
63. Den Freunden schliesst man 's Brot nicht ein. (S. 477.)
64. Der alten freund sol mann vor den newen nit vergessen. – Franck, I, 7b; Kirchhofer, 233.
[1174] 65. Der beste Freund wird oft der grösste Feind.
66. Der den Freunden mehr als dem Feind beschwerlich ist, der wartet vergeblich auf des Feindes Angriff. – Opel, 385.
67. Der freund gebrechen (gebrästen) soll man kennen, aber nit nennen. (S. 288.) – Franck, II, 118a; Tappius, 188b; Petri, II, 88; Henisch, 1233; Lehmann, II, 62, 107; Lange, 167; Gaal, 511.
68. Der Freund gebrechen soll man wissen, aber nicht hassen. (S. 91.) – Lehmann, 205, 11.
69. Der Freund Gottes kennt keinen Feind.
70. Der Freund man nicht entrahten kan. – Eyering, I, 453.
71. Der freund weiss sol man wissen, aber nit hassen. – Franck, II, 118b; Tappius, 188b; Gruter, I, 14; Eyering, I, 452; Henisch, 1231; Petri, II, 88; Schottel, 1142b; Egenolff, 131b.
Die schwache Seite eines Freundes muss man mit Schonung behandeln und nicht gehässig beurtheilen.
Lat.: Amici vitia si feras, facis tua. (Philippi, I, 27.) – Mores amici noveris, non oderis. (Gaal, 510.)
72. Der Freunde Aussgang ist leides Anfang. – Petri, II, 88.
73. Der Freunde guter Rath ist Gottes Rath. – Agricola I, 725; Petri, II, 314.
74. Der Freunde hat man immer viel, so lang man sie nicht brauchen will. – Bacmeister, 69.
75. Der Freunde Kranz ist die beste Schanz. (Böhm.)
76. Der Freunde müssen wenigstens zwei sein. – Lehmann, II, 903, 39; Simrock, 2770.
Holl.: De(r) vrienden moeten twee zijn (wesen). (Harrebomée, II, 411; Tunn., 28, 23.)
Lat.: Audivi dici duo semper erunt quod amici. (Fallersleben, 184.)
77. Der freunde radt ist gut. – Agricola I, 725; Eyering, I, 453; Gruter, I, 14; Latendorf, 109.
Holl.: Der vrienden raad is goed. ( Harrebomée, II, 411; Campen, 86.)
78. Der Freunde Rath ist gut, ihn nicht brauchen, besser. – Simrock, 2772.
79. Der Freunde Rath ist gut, wenn er wol geräth. – Petri, II, 88.
It.: Chi dell' amico il buon cuor non prende, ò ch' è pazzo, ò che non l'intende. (Pazzaglia, 8.)
80. Der grösseste freundt wirdt der grösseste feindt. (S. 324.) – Henisch, 1229; Petri, II, 91.
81. Der hat Freunde genug, dem das Glück lächelt.
»Ein mancher hat der Freunde viel, solang es glücklich gehen will; doch seine Nothgesellen, die kann er leichtlich zählen.« (Freidank nach Bachmeister, 69.)
Lat.: Fervet olla, vivit amicitia. (Binder I, 544; II, 1129; Erasm., 714; Seybold, 180.) – Ollae amicitia. – Te putat ille suae captum nidore culinae; nec male conjectat. (Juvenal.) – Ubi amici, ibi apes.
82. Der ist ein Freund, der in der Noth hilft. – Bertram, 65.
83. Der ist ein Freundt, der Gelts vnnd hilff nicht bedarff. – Lehmann, 208, 61.
84. Der ist kein Freund, der seinem freund seine Fehler nicht vntersagen darff. – Lehmann, 206, 27.
Engl.: He loves you well, that makes you weep. – He that loves dearly chides, severely.
85. Der ist mein Freund, der kommt und mahlt auf meiner Mühle.
Engl.: He is my friend that grindeth at my mill. (Bohn II, 95.).
Frz.: Celui est mon ami, qui vient moudre à mon moulin. (Kritzinger, 24.)
It.: Colui è il mio zio che vuole il bene mio. (Bohn II, 95.)
Port.: Este he meu amigo, quo móe no meu moinho. (Bohn I, 277.)
Span.: Ese es mi amigo el que muele en mi molinillo. (Bohn I, 222.)
86. Der jedermans freund will sein, muss jedermans Narr seyn. – Franck, I, 81b; Henisch, 1224; Eyering, I, 491.
87. Der nahest freundt, der nahest Vormund. – Henisch, 1230; Graf, 172, 169.
Wenn der Hausvater gestorben war, so übernahm der nächste (Bluts-)Freund die (Vor-)Mundschaft, den Schutz der Familie.
Mhd.: De negeste vrund is de negeste voremunt. (Lappenberg, Hamburgerrecht, V, 2.)
88. Der nam freund galt etwa vil. – Franck, I, 124a.
[1175] 89. Der war nie ein wahrer Freund, der wegen eines Katzendrecks aufhörte es zu sein.
Frz.: Qui cesse d'être ami ne l'a jamais été. (Bohn I, 48.)
Port.: Nunca foi bom amigo, quem per pouco quebrou a amizade. (Bohn I, 287.)
90. Des Freundes Heimlichkeit muss man nicht offenbaren.
Dän.: Siig ei, hvad der af din ven har hørt, aabenbar ei hvad han dig har betroet. (Prov. dan., 308.)
91. Des Freundes Mängel muss man kennen, aber nicht nennen. (S. 67 u. 68.)
Lat.: Amici vitia noveris, non oderis. (Philippi, I, 27.)
92. Des Freundes Rath ist Gottes Stimme. – Blum, 94; Bücking, 92; Müller, 19, 5.
93. Des Freundes Unglück soll man tragen helfen.
Frz.: On a toujours assez de force pour supporter le malheur de ses amis. (Leroux, II, 259.)
94. Dess Freundts wunden seind besser, dann des feinds Kuss. – Lehmann, 206, 18.
95. Die alten freunde die besten. – Agricola I, 138; Franck, II, 5b; Tappius, 6b; Henisch, 1228; Petri, II, 10; Eyering, I, 34 u. 643; Lehmann, II, 27, 25; Guttenstein, I, 38; Egenolff, 83a; Schottel, 1130b; Latendorf, 115; Stettler, 280b; Simrock, 2713; Reinsberg III, 115.
Frz.: Amis fidèles et vieux sont bons en tous lieux. (Gaal, 513.)
Holl.: Do oude vrienden zijn de beste. (Harrebomée, II, 411.)
It.: Amici fedeli ed antichi in ogni luogo sono buoni. (Gaal, 513.)
96. Die besten Freunde müssen sich trennen.
Frz.: Il n'y a si bons amis qui ne se quittent, comme disait Dagobert à ses chiens. ( Cahier, 73.)
97. Die besten Freunde sind Gott und ein Beutel Geld, alles andere ist Spass auf dieser Welt.
98. Die besten Freunde stecken im Beutel. (S. 227.) – Simrock, 2771; Eiselein, 185.
Engl.: The best friends are in the purse. (Gaal, 523.)
Poln.: Pan Bóg a mieszek to przyjaciel prawy, a ludzka przyjazn tylko dla zabawy. (Wurzbach I, 171.)
99. Die Freunde schwinden bald, wird die Küche kalt.
Mhd.: Wan vliusestu dîne habe, so gînt dir sân die vriunde abe. (Zingerle, 39.)
100. Die Freunde thun's Aam (einem). – Tendlau, 717.
Die Freunde sind mit unsern Verhältnissen vertraut und können einem am meisten schaden. Daher: Behüte mich, Herr, vor meinen Freunden u.s.w. »Der Mann, auf den ich baute, hob die Faust auf und stellte sich gegen mich!«
101. Die Freunde unserer Freunde sind auch unsere Freunde.
102. Die freundlichste Freundt sind wie die süsseste Wein, halten sich am wenigsten. – Lehmann, 208, 50.
103. Die freundt im Kasten thun das best. (S. 98 u. 227.) – Henisch, 1233.
Ung.: Jobb egy erszény, mint két barát. (Gaal, 525.)
104. Die guten Freunde bringen manchen an den Galgen.
Was man so Freund nennt – Sauf- und Spielgesellen.
105. Die nächsten Freunde, die ärgsten Feinde. – Pistor., II, 48; Simrock, 2710.
Unter Verwandten ist die Feindschaft heftiger als unter Fremden.
106. Die nächsten Freunde haben den nächsten Kauf. (S. 549.) – Graf, 103, 219.
Wenn Güter verkauft wurden, so hatten Blutsfreunde das nächste Anrecht dazu, und unter mehrern Erben der dem Verwandtschaftsgrade nach nächste. (Näherrecht.)
Altfries.: So mogen di negeste vrenden den negesten koop hebben. (Richthofen, 261, 4.)
107. Die nahen freund die besten sein. (S. 215.) – Eyering, II, 586.
108. Dreierlei Freunde sind in der Welt: Freunde, die dich lieben; Freunde, die sich nicht viel aus dir machen, und Freunde, die dich hassen. – Preuss. Hausfreund (Berlin 1810), Nr. 98.
109. Dreyerley seind die freund, Geniessfreund, Tischvnnd Glücksfreund. – Lehmann, 207, 35.
110. Een Frund inner Noth, een Frund inn Dod, een Frund achter Ruggen, dat sünt dree starke Bruggen. (S. 230.) – Eichwald, 210.
Holl.: Een vriend achter den rug is eene vaste brug. (Bohn I, 316.)
[1176] 111. Ehr deinen freundt, so ehret er dich wider. – Henisch, 1234.
112. Ein alter Freund ist besser als zwei neue.
Frz.: Cent amis c'est peu, un ami c'est beaucoup.
113. Ein alter (treuer) Freund ist der treueste Spiegel.
Span.: No hay mejor espejo que el amigo viejo. (Zeiller.)
114. Ein alter Freund muss manchen Sturm aushalten.
Er muss bittere Erfahrung machen, muss manche Pille schlucken, er muss, wie die Neger in Surinam sagen, Pfeffer essen.
115. Ein alter Freund, Oel und Wein muss zu einem Haushalt sein.
116. Ein falscher Freund hat im Mund Zucker vnd im Hertzen Galle. – Petri, II, 182.
Zu den Dingen, vor denen die Inder warnen, gehört der falsche Freund obenan: Schenke dem falschen Freunde kein Vertrauen, hoffe kein Vergnügen in der Nähe einer boshaften Frau, zähle nicht auf den, der gegen seine Neigung arbeitet und erwarte alle Uebel da, wo die Willkür herrscht. (Cahier, 2210.)
Ung.: A rút hizelkedés mérge a barátságnak.
117. Ein falscher Freund ist schlimmer als ein offener Feind. – Eiselein, 185.
Voltaire pflegte bei Indiscretionen seiner Freunde zu sagen: Je prie Dieu de me delivrer de mes amis; quant à mes ennemis, je m'en charge. (Annalen der leidenden Menschheit, 1799, Hft. 6, S. 167.)
Engl.: False friends are worse than open enemies. (Bohn II, 359.)
Frz.: Nul ne puet tant grever com privés ennemis. (Leroux, II, 270.)
118. Ein falscher freundt zeucht gute Seiten auff. – Henisch, 1228; Petri, II, 182.
119. Ein Freund bedarf des andern.
Lat.: Amicus amico indiget.
120. Ein Freund, der allein kommt, ist zweimal willkommen. (S. 200.)
121. Ein Freund der Armen schafft böse Hund' aus seinem Hause fort.
122. Ein freund, der einem nichts gibt, und ein Feind1, der einem nichts nimmt, ist einer so gut als der ander. – Lehmann, 206, 28; Henisch, 1382.
1) Henisch hat, offenbar Druckfehler, statt dessen: Freund. – Vom ersten hat man sich nichts zu getrösten und vom andern nichts zu besorgen.
123. Ein Freund, der nichts nützt, und ein Feind, der nicht schadet, ist einer so viel werth als der andere. (S. 122.)
Lat.: Nil prodest, quod non laedere possit idem. (Philippi, II, 27.)
124. Ein Freund, der schadet, ist schlimmer als ein Feind.
Holl.: Schadelijke vrienden zijn terende vijanden. (Harrebomée, II, 413.)
Lat.: Amicus nocens ab inimico nihil distat. (Henisch, 1228.)
125. Ein Freund des Sokrates und ein Freund des Plato, aber ein grösserer Freund der Wahrheit. (Altgr.)
Zur Bezeichnung von strenger Unparteilichkeit, fremd jeder persönlichen Beeinflussung.
126. Ein Freund (ist) Gold, zwei (sind) Silber. (Steiermark.)
Mehrere sind nicht rathsam. (S. 393 u. 465-467.)
127. Ein Freund hat wieder einen Freund. – Tendlau, 718.
Als Mahnung, bei Anvertrauungen selbst gegen einen Freund vorsichtig zu sein, da dieser wieder einen Freund hat.
128. Ein Freund im Glück bleibt in der Noth zurück.
Holl.: Een vriend in vreugd wordt vreemde in verdriet. (Harrebomée, II, 411.)
Port.: Amigo de bom tempo, muda-se com o vento. (Bohn I, 265.)
Span.: Amigo del buen tiempo mudará con el viento. (Bohn I, 198.)
129. Fin Freund im Haus schadet mehr als zehn Feinde drauss.
Engl.: God keep me from my friends, I'll keep myself from my enemies.
130. Ein Freund in böser Stund' wiegt mehr als hundert Pfund.
Dän.: En ven i nøden er guld værd.
Engl.: A friend is best found in adversity. (Bohn II, 287.)
131. Ein Freund in der Noth (Nähe) ist besser als ein Bruder in der Ferne. – Körte, 1545; Simrock, 2712; Venedey, 109.
[1177] Das Herz ist mehr werth als das Blut, sagen die Bergamasken; besser Freundschaft als Familie, die Czechen. Auch den Türken ist ein Freund mehr werth als ein Verwandter, den Franzosen gar mehr als hundert. (Reinsberg II, 21.) – »Verwandte sind uns octroyirt, Freunde sind Güter freier Wahl, jene beruhen auf Blutsgemeinschaft, diese sind verbunden durch Seelenübereinstimmung.« (Zeitung für die elegante Welt, 1823, Nr. 170.)
Engl.: A friend in the way is better than a penny in the purse. (Gaal, 505.)
Frz.: Mieulx vault prochain amy que long parent (parent éloigni). (Cahier, 80; Leroux, II, 264.) – On peut vivre sans frère, mais non pas sans amis. (Cahier, 81.) – Un bon ami vaut mieux que cent parents. (Gaal, 503; Kritzinger, 24.)
Holl.: Het is beter een goed vriend in den nood, dan de man zelf. (Harrebomée, II, 412.)
It.: È meglio un buon amico che cento parenti. (Gaal, 503.) – È meglio un prossimo vicino che un lontan cugino. (Pazzaglia, 202, 1.)
132. Ein Freund in der Noth ist ein Freund in der That (im Tod). – Simrock, 2733.
Mhd.: Ez zimt ouch noch den liuten wol, swer sînem vriunde bî gestêt, soz im an die rehten nôt gêt. (Zingerle, 39.)
Engl.: A friend in need is a friend indeed. (Bohn II, 95; Gaal, 526; Eiselein, 187.)
Holl.: Een vriend in nood, een vriend in dood. (Harrebomée, II, 411; Bohn I, 316.)
Port.: Aquelle he teu amigo, que te tira do arroido. (Bohn I, 267.)
Span.: Aquel es tu amigo que te quita de ruido. (Bohn I, 201.) – Mas vale buen amigo que pariente primo. (Bohn II, 95.)
133. Ein Freund ist bald gewonnen, aber behalten ist Kunst.
»Viel Freunde zu gewinnen, braucht's gar wenig Besinnen; doch der muss sein ein weiser Mann, der gute Freunde halten kann.« (Bacmeister, 69.)
134. Ein Freund ist besser denn Gelt im Beutel. (S. 103.) – Henisch, 1234.
Engl.: A friend in the market (way) is better than money (penny) in the chest (purse). (Bohn II, 287.)
Frz.: Amys vallent mieux que argent. (Leroux, II, 171.) – Mieux vaut ami au bésoin que deniers au poing. (Kritzinger, 25.)
Holl.: Beter een vriend overweg dan geld in den koffer. (Harrebomée, II, 410.) – Een vriend is beter dan geld in de beurs. (Harrebomée, II, 411; Bohn I, 316.)
Port.: Mais valem amigos na praça que dinheiro na arca. (Bohn I, 281.)
135. Ein Freund ist besser nahebei, denn ferne zwei oder drei. – Bacmeister, 68.
Lat.: Dulce est tueri hominis amici lumina. – Nil ego contulerim jucundo sanus amico. (Eiselein, 185.)
136. Ein Freund ist das andere Ich.
In diesem Sinne schreibt Jean Paul unterm 9. Jan. 1802 an Herder: »Schicken Sie mir immer alles, was Sie erleichtert; ich nehme alles gern, entweder ins Herz oder auf die Schulter.« (Herder's Nachlass, Frankfurt 1857, I, 339.) Ein Freund ist des andern Gott, sagen die Czechen. (Reinsberg II, 21.) Kann aber auch den Sinn haben, dass der Werth des einen Freundes durch den des andern gemessen werden kann. In diesem Sinne wol sagen die Franzosen: Il n'est nul mauvais amis. Il n'est nul petit amys. Il n'est nul petit ennemy. (Leroux, II, 236.)
Lat.: Amicus est alter ego. (Philippi, I, 27.) – Verus amicus est is, qui est tanquam alter idem. (Philippi, II, 246.)
137. Ein Freund ist leichter (schneller) verloren als gefunden (gewonnen).
Ein afrikanisches Sprichwort sagt daher: Halte deinen treuen Freund mit beiden Händen. (Reinsberg II, 21.)
Engl.: A friend is not so soon gotten (or recovered) as lost. (Bohn II, 8 u. 287.)
138. Ein Freund ist näher zum Kauf als ein Fremder. – Graf, 104, 222.
Bei Michelsen (Oberhof zu Lübeck, 345, 257): Eyn frunt is noger tho dem kope den eyn fremet.
139. Ein Freund ist überall ein sicheres Kapital. – Philippi, II, 229.
140. Ein Freund kann am meisten betrügen, weil man es ihm am wenigsten zutraut. – Opel, 379.
141. Ein Freund kann für den andern antworten. – Graf, 418, 141; Kraut, Das alte Stadtrecht von Lüneburg (Göttingen 1846), 74, 84.
Kann seine Vertheidigung vor Gericht führen.
Frz.: L'ung amy pour l'autre veille. (Leroux, II, 256.)
142. Ein freund sihet vnd hört sich im andern. (S. 147.) – Franck, I, 8b.
[1178] 143. Ein Freund soll dem andern dienen. – Henisch, 698.
144. Ein Freund vor Gericht hat viel Gewicht.
Engl.: A friend in court is worth a penny in a man's purse. (Bohn II, 81.)
Frz.: Bon fait avoir ami en cour, car le procès en est plus court. (Bohn II, 81.)
145. Ein Freund wird oft erst erkannt, wenn man ihn verloren.
Derselben Ansicht ist man in Mailand und Toscana. (Reinsberg II, 33.)
146. Ein Freund zieht den andern nach sich.
Aehnlich die Aethiopier. (Reinsberg III, 134.)
147. Ein freundt ist des andern (Freundes) spiegel. – Franck, I, 156b; Henisch, 1232; Eyering, II, 60; Egenolff, 385 a; Gruter, I, 25; Venedey, 106; Körte, 1537; Simrock, 2757.
Span.: No hay mejor espejo que el amigo viejo.
148. Ein freundt ist nothwendiger dann das Fewr vnd Wasser. – Henisch, 1231.
Lat.: Amicus magis necessarius quam ignis et aqua. (Eiselein, 185; Gaal, 505; Philippi, I, 28.)
149. Ein guter Freund, ein guter (der beste) Arzt. (S. 354.) – Sailer, 292.
»Lebensessenz für Gemüthskranke«, bemerkt Sailer hierzu.
Mhd.: Ich hoere sagen und ist wâr: Man sol durch vriunde sterben, unt genesen. (Zingerle, 42.) – Swer einen guoten vriunt hât, daz ist der beste arzat. (Zingerle, 41.)
Lat.: Non ullus medicus melior quam fidus amicus. (Sutor, 17.)
150. Ein guter freund, ein guter trunck vnd ein gut gespräch erfrischen leib vnd seel. – Henisch, 610.
151. Ein guter Freund im Unglücksstand am allerbesten wird erkannt.
152. Ein guter Freund ist besser als zehn ferne (falsche, schlechte) Vettern (Verwandte).
Aehnlich bei Opel, 379.
It.: È meglio un buon amico che cento parenti. (Kritzinger, 24; Pazzaglia, 10.)
153. Ein guter freund ist besser denn sylber vnd goldt. – Agricola I, 139; Latendorf, 90; Tappius, 75b; Egenolff, 364b; Franck, II, 65 b; Henisch, 1230.
Frz.: Amis valent mieux qu'argent (qu'or). (Kritzinger, 25.)
Holl.: Een goed vriend is beter dan zilver en goud. (Campen, 48; Harrebomée, II, 411; Bohn I, 314.)
It.: Gl' amici provati sono migliori dell' oro. (Pazzaglia, 8.)
154. Ein guter Freund ist ein edels kleinod. – Tappius, 76a; Franck, II, 65b; Lehmann, II, 122, 40; Sailer, 68; Simrock, 2705.
Holl.: Een goed vriend is een kostelijk kleinood. (Harrebomée, II, 411.)
155. Ein guter Freund ist ein seltsam Wildpret. – Parömiakon, 3016.
Dän.: Intet er meere selsomt end en trofast ven og retfærdigt gods. (Prov. dan., 496.)
156. Ein guter Freund ist eine Katze, ausser wenn sie krallt.
157. Ein guter freund ist geldes werth, man find ihn aber noch näh noch ferd; wer hat einen solchen, halt ihn fast, und lass ihn sein ein lieber Gast. – Gruter, III, 26; Lehmann, II, 148, 30.
158. Ein guter Freund ist Goldes werth. – Müller, 19, 1.
Mhd.: Ein triuwer friunt, swâ man den vint, is goldes wert. (Zingerle, 40.)
159. Ein guter freund ist in der not besser dann gelt. – Franck, I, 124 a.
160. Ein guter Freund ist mehr werth als hundert Verwandte. – Steiger, 438; Simrock, 2703; Eiselein, 185.
Mhd.: Ein trût geselle ist bezzer danne vil unholder mâge. – Mâc hilfet wol, friunt verre baz. (Zingerle, 40.)
Engl.: A good friend is my nearest relation. (Bohn II, 288.)
Holl.: Een goed vriend is beter dan een namaag. (Harrebomée, II, 411.)
161. Ein guter Freund kommt ungebeten. – Erklärung, 8.
Lat.: Boni ad bonorum convivia ultro accedunt. (Philippi, I, 62.)
162. Ein guter Freund straft einen um eine Missethat und freuet sich, wenn es einem wohl gehet.
163. Ein guter Freund und ein guter Fisch halten sich nur drei Tage frisch. – Frischbier, 192.
164. Ein guter freundt ist über silber vnd goldt. – Egenolff, 364b; Körte, 1550.
Lat.: Plus valet in vico bene fidus amicus amico, quam nummis plena de quolibet aere crumena.
[1179] 165. Ein guter freundt wacht auch für seinen freundt. – Henisch, 1229.
Lat.: Bonus amicus etiam pro amico vigilat.
166. Ein närrischer (thörichter) Freund macht mehr Verdruss (schadet mehr) als ein weiser (kluger) Feind.
167. Ein neuer Freund, neuer Diener und neu Geld uns vor allen wohl gefällt.
168. Ein newer freundt vnd ein vnverjärter Wein seindt zu loben, wenn sie wol gerathen. – Henisch, 1230.
169. Ein rechtschaffener Freund ist besser als hundert Vettern und Muhmen.
Frz.: Un bon ami vaut mieux que cent parents. (Gaal, 503.)
It.: È meglio un buon amico che cento parenti. (Cahier, 2795; Gaal, 503.)
Ung.: Jobb néha egy jó barát, mint száz atyafi. (Gaal, 503.)
170. Ein schwatzhafter Freund ist gefährlicher als ein Feind.
Frz.: Rien n'est si dangereux qu'un indiscret ami, mieux vaudrait un sage ennemi. (Cahier, 90.)
171. Ein solcher Freund verdient Lob, der im Unglück hält die Prob'.
172. Ein treuer Freund, drei starke Brücken, in Freud', in Leid und hinterm Rücken. – Körte, 1553.
173. Ein treuer Freund ist ein grosser Schatz. – Pred. Sal. 6, 14 u. 15; Schulze, 144.
Mhd.: Getriuwen vriunde ist nütze bî. (Gutt Frau.) (Zingerle, 194.)
It.: Chi fa un buon amico, acquista un buon capitale. (Gaal, 502.)
Ung.: Drága kincs a jó barát. (Gaal, 502.)
174. Ein treuer Freund ist mit keinem Geld und Gut zu bezahlen. – Schulze, 144; Pred. Sal. 6, 14.
175. Ein treuer Freund ist so viel werth wie ein Bruder.
176. Ein tückischer freundt ist schädtlicher, denn ein offentlicher feindt. – Henisch, 1231.
177. Ein unbesonnener Freund schadet mehr als ein verständiger Feind.
178. Ein verschmähter Freund und ein hungriger Hund gehn traurig schlafen zu mancher Stund'. – Simrock, 10896.
179. Ein vngerathener freundt ist ärger denn ein geringer feind. – Henisch, 1229.
180. Ein wahrer Freund muss zwey Schlösser haben, eins an dem Mund, das ander an den Füssen. – Sutor, 18.
Lat.: Amicus amico vigilat. (Sutor, 18.)
181. Ein wahrer Freund wol selten erscheint.
182. Ein wahrer freundt hat kein galle bey jhm. – Henisch, 1339.
183. Ein wahrer freundt ist der beste Artzt inn der noth. (S. 149.) – Henisch, 1230.
Lat.: Non quisquam melior medicus, quam fidus amicus. (Cato.) (Binder II, 2218.) – Verus amicus summus medicus necessitati.
184. Ein warmer Freund ist mehr werth als ein kalter Vetter.
Frz.: Un bon ami vaut mieux que cent parents. (Lendroy, 1150.)
185. Einem Freunde, der blos die Schüsseln sucht, muss man bald die Thür weisen.
»Zum Holen sind zwar oft die guten Freunde da; doch einen, der was bringt, den hab' ich noch zu sehen.« (Goethe in den Mitschuldigen.)
Port.: Nâo me pago do amigo, que come o seu só, e o meu comigo. (Bohn I, 285.)
186. Einem guten freund sol man etwas vbersehen. – Franck, I, 7b.
Frz.: On doit mout souffrir de son ami. (Leroux, II, 272.)
187. Einem schmeichelnden Freunde und einem lachenden Feinde soll man nicht trauen.
Dän.: Fly leendes fiende, og skillendes ven. (Prov. dan., 171.)
188. Einem versöhnten freund traw niemals. (S. 472.) – Henisch, 1229.
Span.: Amigo reconciliado, enemigo doblado. (Bohn I, 194.)
189. Einem versöhnten Freunde und einer aufgewärmten Speise muss man aus dem Wege gehen.
[1180] 190. Einen Freund, den man kann auf der Nase tragen, den kann jede Mücke verjagen.
191. Einen Freund muss man ins Gesicht ehren, hinterm Rücken loben und ihm in der Noth helfen.
Frz.: L'on doit pener pour son amy. (Leroux, II, 253.)
It.: Se col buon amico vuoi essere vero amico, lodalo in absenza, honoralo in presenza et aiutalo ne' bisogni. (Pazzaglia, 10.)
192. Einen Freund muss man zu Fusse und einen Feind zu Rosse prüfen. – Winckler, II, 30.
Holl.: Prijs een vriend te voet, en een' vijand te paard. (Harrebomée, II, 413.)
193. Einen Freund nimm um das, was er thut, ein Weib um das, was sie hat, und eine Waare, um das, was sie werth ist.
194. Einen gewissen Freund und ein versuchtes Schwert muss man in der Noth erkennen.
195. Einen guten freundt soll man inn der noth probieren. – Henisch, 1229; Eyering, I, 92.
196. Einen vertrawten freund soll mann nicht in die schantz schlagen, sondern sich vor seinen Tücken bewahren. – Lehmann, 206, 31.
197. Eines Freund, keines Feind. – Simrock, 2747; Körte, 1544; Venedey, 109.
198. Eines guten freunds halben soll sich keiner in gefahr seiner ehren begeben. (S. 404.) – Henisch, 815, 32.
199. Ên Fründ in der Nôt, vêruntwintig up ên Lôt, dog wart et goden Stand sin, vêruntwintig up ên Quentlin. – Schütze, I, 339.
200. Ên gôd Fründ mag de andre mitbringen. (S. 120.) (Ostfries.) – Bueren, 436.
201. Es fehlt an Freunden nicht, bis es der Küche an Holz (dem Fass an Wein) gebricht.
202. Es gehn nit vil freundt in ein kleynes hauss. – Franck, I, 72a; Henisch, 1234 u. 1435; Lehmann, 206, 32; Gruter, I, 30; Schottel, 1127a; Sutor, 430; Simrock, 2745; Körte, 1563; Gaal, 523; Mayer, I, 118.
Von denen, die ihre armen Freunde nicht besuchen.
203. Es gehn vil freund in ein klein hauss. – Egenolff, 332b.
Und doch wird oft noch einer übersehen, sodass die Dänen sagen: Man byder aldrig saa god en ven, at der sidder jo saa god en hiemme. (Prov. dan., 96.)
Holl.: Er gaan veel vrienden in een klein huis. (Harrebomée, II, 412.)
Lat.: Nulla pusilla domus, quin multos captet amicos. (Gaal, 523.)
Ung.: Sok jó barát elfér egy csekély kis helyen. (Gaal, 523.)
204. Es ist besser ein guter freündt betrogen, denn sich selbs. – Franck, II, 9b; Gruter, I, 32; Henisch, 322.
205. Es ist besser ein sonderer als vil gemeyne freund. – Franck, I, 158b.
206. Es ist besser einen Freund beschmeissen als sich selbst. – Lehmann, 91, 40; Petri, III, 1.
Holl.: Het is beter en goed vriend besch ...., dan de man zelf. (Harrebomée, II, 412.)
207. Es ist ein schlimmer Freund, der vorn schmatzt und hinten kratzt.
Span.: Reniego del amigo que cubre con las alas, y muerde con el pico. (Cahier, 3208.)
208. Es ist kein besserer Freund im Unglück als das Geld. (S. 45 u. 134.) – Winckler, XX, 1.
209. Es ist nicht vber einn guten freundt. – Franck, II, 57 b.
210. Es ist schwer sich vor zwostirnigen Freunden zu hüten, die mit worten heel sind vnd mit Katzenklawen vmb sich reissen. – Henisch, 1233.
211. Es lässt jhm keiner vmb eines freundts willen einen Zan aussbrechen, die Zähn seind vns näher verwanth. – Lehmann, 207, 42.
212. Es muss ein Freund den andern meistern.
Lat.: Amicorum est admonere mutuum. (Philippi, I, 27.)
213. Es muss ein guter Freund sein, der einen vor Schaden warnt. – Simrock, 8776a; Kirchhofer, 354.
214. Es seind nit all freund, die einn anlachen. – Franck, II, 197b; Lehmann, II, 138, 102; Henisch, 1234; Eiselein, 185; Kirchhofer, 254; Körte, 1535; Körte2, 1911; Simrock, 2741; Venedey, 108.
[1181] Die Neger in Surinam sagen: Es lachen nicht alle, welche die Zähne weisen. (Reinsberg IV, 20.)
Engl.: All are not friends that speak us fair. (Bohn II, 96.)
Holl.: Het zijn niet al uwe vrienden, die met u lagchen (of: u toelagchen). (Harrebomée, II, 412; Bohn I, 325.) – Ten sijn niet al vrienden, die ons toelachen. (Tunn., 26, 2.)
Lat.: Non est veridicus arridens quisquis amicus. (Fallersleben, 723; Eiselein, 185; Gaal, 522.) – Non omnis, qui nos arridet, amicus est. (Eiselein, 185.)
215. Es sind nit freunde, die fern seind. (S. 107 u. 237.) – Franck, I, 9a; Gruter, I, 38; Henisch, 1234; Eyering, II, 585; Lange, 168; Körte, 1549.
Mhd.: Ein friunt ist nützer nâhe bî, dan verre zwêne oder drî. (Freidank.) (Zingerle, 41.)
It.: Aqua lontana non ispegne fuoco vicino.
Lat.: Non sunt amici, qui procul degunt. (Philippi, II, 45.) – Qui procul, non sunt amici. (Sutor, 20.)
216. Falsche Freunde haben Brillen für alle Gesichter.
Die Türken sagen: Verstelle dich gegen deinen Freund und verschweige seinen Namen deinem Feinde. (Reinsberg III, 72.)
217. Falsche Freunde laufen mit den Hasen und jagen mit den Hunden. – Winckler, V, 37.
Port.: Amigos e mulas fallecem a duras. (Bohn I, 365.)
Span.: Amigos y mulas fallescen á las duras. (Bohn I, 199.)
218. Falsche Freunde sind Fischer, die das Wasser trüben, ehe sie angeln.
Holl.: Onder vriendschaps schijn bezorgt hij 't zijn. – Onder vriendschaps schijn zit 't ergste venijn. (Harrebomée, II, 415.)
219. Falsche Freunde sind Regenblasen auf dem Wasser. – Winckler, VIII, 19.
Die eben nur so lange dauern, als es regnet.
220. Falscher Freunde Tück' entdeckt das Unglück.
221. Flieh' den Freund, der's böse meint.
222. Freine in der Noth wiege fufzig noch kenn Loth. (S. 231 u. 232.) – Curtze, 362, 569.
223. Freund' aus guten Tagen kann eine Mücke schon verjagen.
224. Freund der Person, der Sache Feind.
225. Freund dess Glücks vnd der zeit, haben kein beständigkeit. – Lehmann, 205, 3.
Engl.: In time of prosperity friends there are plenty: in time of adversity not one among twenty. (Gaal, 528; Bohn II, 9.)
226. Freund' erkennt man in der Noth, die Reichen nach dem Tod. (S. 394.)
Holl.: Men kent den vriend in nood, den rijke na den dood. (Harrebomée, II, 413.)
227. Freund hin, Freund her, der beste Freund im Beutel. (S. 98.) – Oec. rur., 8, 312.
228. Freund hinter Rück ist eine feste Brück. – Schottel, 1131b.
229. Freund hond all ding gemeyn. (S. 350.) – Franck, II, 5b.
Frz.: Entre amis, tous biens sont communs. (Cahier, 82.)
Holl.: Lieve vrienden hebben geen' strik op den buidel. (Harrebomée, II, 413.) – Vrienden hebben alles gemeen. – Vrienden hebben geen verscheiden goed. (Harrebomée, II, 414.)
Lat.: Amicis omnia communia. (Philippi, I, 26.)
230. Freund in der not, freund in dem tod, Freund hinder rucken, seind drey starcker brucken. (S. 110.) – Franck, II, 57b; Lehmann, 205, 8; Lehmann, II, 172, 23; Tappius, 59a; Petri, II, 314; Henisch, 1234; Eyering, II, 631; Simrock, 2730; Sailer, 98; Körte, 1554; Parömiakon, 2020; Gaal, 527; Reinsberg II, 22; für Arnsberg: Firmenich, I, 353, 20; für Holstein: Diermissen, 205.
Engl.: He's a good friend that speaks well on us behind our backs.
Holl.: Een vriend achter den rug is eene vaste brug. (Harrebomée, II, 411.)
Lat.: Rebus in adversis magnum munimen amicus.
231. Freund in der not gehen zehen auff ein lot. (S. 222.) – Franck, I, 142a.
232. Freund' in der Noth gehen zwanzig auf ein Loth, und wenn sie sollen behülflich sein, gehen zwanzig auf Quentelein. (S. 260.) – Körte, 1554 u. 1933; Bücking, 207; Simrock, 2731.
233. Freund in der Noth ist ein bilt an der wandt. – Lehmann, 206, 17.
234. Freund ist Freund, aber der Handel muss genau sein.
[1182] 235. Freund' lade selten zu gast, Feinde nimmer mehr. – Gruter, III, 39; Lehmann, 176, 36.
Dän.: Byd sielden din ven, aldrig din uven til giest. (Prov. dan., 96.)
236. Freund nimm nit leicht auff, auffgenommen wirffs nit hin. – Franck, I, 158b.
Die Russen sagen: Suche einen Freund mit Sorgfalt, hast du ihn aber gefunden, so halt ihn fest. (Cahier, 1880.)
237. Freund seind (überall) gut bei dem weg. (S. 215.) – Franck, II, 57b; Tappius, 59a; Henisch, 1235; Eyering, II, 602; Körte, 1548; Simrock, 2714.
Holl.: Vrienden zijn goed bij den weg. (Harrebomée, II, 414; Tunn., 25, 3.)
Lat.: Usus amicorum bonus hic et ubique locorum. (Fallersleben, 775.)
Port.: A falta do amigo ha de se conhecer, mas aborrecer. (Bohn I, 264.)
238. Freund sind gleich wie Melonen, mann Versucht jhrer wol zehen oder mehr, biss mann ein gute findt. (S. 245.) – Lehmann, 208, 52.
Frz.: Les amis, pour l'heure présente, sont du naturel de melons, il faut choisir cinquante, avant trouver un bon. (Kritzinger, 25.)
It.: Gl' amici d'hoggidi sono come li meloni, che bisogna provarne cento per trovarne un buono. (Pazzaglia, 12. 10.)
Lat.: Pauci ex multis amici sunt, qui certi sint. (Plautus.) (Philippi, II, 86.)
239. Freund sol man prüfen dergestalt, das man noch lenger freund behalt. – Eyering, I, 27.
240. Freund sol man prüffen, doch das sie nicht darunter vergehen. (S. 521.) – Petri, II, 315.
Holl.: Die zijne vrienden behouden wil, moet ze niet beproeven. (Harrebomée, II, 411.)
241. Freund soll mann heimlich straffen, offentlich loben. – Lehmann, 205, 10.
Böhm.: Prítele tajne napomínej, a zjevne chval. (Celakovský, 232.)
Lat.: Secreto amicos admone, lauda palam. (Philippi, II, 171.)
Poln.: Przyjaciela jawnie chwal, tajemnie napominaj.
242. Freund thund mehr not, dann feur, wasser vnd brot. – Franck, I, 9a; Simrock, 2767; Körte, 1546; Körte2, 1933; Venedey, 109.
Lat.: Amicus magis necessarius, quam ignis et aqua.
243. Freund' und Anker kennet man, wenn sie Hülf' in Noth gethan. – Parömiakon, 2099.
Frz.: On connaît les amis au besoin.
Lat.: Noscitur in magno discrimine quis sit amicus, noscitur adverso tempore verus amor. (Gaal, 526.)
Ung.: A nyomoruság mutatja meg a jó barátot. (Gaal, 526.)
244. Freund' und Feind sollen beide leben. (Altröm.)
Von denen, die nicht mehr Rücksicht auf den Freund als auf den Feind nehmen.
245. Freund und Melonen muss man funfzig setzen, will man Einer Frucht sich letzen. (S. 238.)
246. Freund verloren, viel verloren.
Frz.: Ne set qu'il pert qui pert son bon ami. (Leroux, II, 286.)
Lat.: Amicum perdere est damnorum maximum. (Philippi, I, 27.)
247. Freund vnder augen, aber feind hinder rucke. – Tappius, 157b; Petri, II, 316; Henisch, 1235; Gruter, I, 41.
248. Freund' von Tisch und Wein gar schlimme Nachbarn sein.
Frz.: Amy de lopin et de tasse de vin tenir ne dois pour bon voisin. (Leroux, II, 170.) – Un ami de table et de vin tenir ne faut pour bon voisin. (Bohn I, 60.)
249. Freunde besuchen einander oft.
250. Freunde bey freunden, wehe dem elenden. – Henisch, 873, 14.
251. Freunde, dieweil man hat. – Körte, 1564; Körte2, 1947.
»So lang die Seckel klingen, die Freunde zu Haufen dringen, verlieren sie das Klingen, so schwindet sehr das Dringen.« (Bacmeister, 69.)
Mhd.: Die friunt getuont sîn lîhte rât, swenn er des guotes niht enhât. (Spervogel.) (Zingerle, 40.)
252. Freunde erkennt man erst dann, wenn Noth kommt an den Mann.
»Weiss keiner, wo ein Freund ihm steht, als wo's um Leib und Ehre geht; da wird der rechte Fund erkannt, der falsche hat sich bald gewandt.« (Bacmeister, 69.)
It.: Gl' amici certi si riconoscono nelle cose incerte. (Pazzaglia, 8.) – Si come il paragone l'oro, così l'avversità mostra l'amico. (Pazzaglia, 10.)
Lat.: It est amicus, qui in re dubia se adjuvat. (Plautus.) (Philippi, I, 213.)
[1183] 253. Freunde erkennt man in der Noth. – Pred. Sal. 6, 7; Schulze, 143; Kirchhofer, 354; Steiger, 41; Parömiakon, 1563; Körte, 1551; Körte2, 1930; Blum, I, 309; Müller, 19, 2; Schuppius, Trakt., 222.
Mhd.: Den freund man in den nôten mag versuochen bas, dan ander tag. (Ring.) (Zingerle, 194.)
Engl.: A friend in need, is a friend indeed. (Bohn II, 95.) – A friend is never known but in time of need. (Kritzinger, 25.) – Prove thy friend, ere thou hast need. (Bohn II, 95.)
Frz.: L'adversité est la pierre de touche de l'amitié. (Gaal, 526.) – On connaît les bonnes sources dans la sécheresse, et les bons amis dans la tristesse. ( Cahier, 83.)
Holl.: In den nood leert men zijne vrienden kennen. (Bohn I, 329.)
It.: A' bisogni si conoscon gli amici. (Bohn I, 65) – Alle nozze e alla morte, si conoscon gli amici e parenti. – Il paragone degl' huomini sono le avversità. (Pazzaglia, 22, 3.)
Lat.: Amicus certus in re incerta cernitur. (Gaal, 526.)
Port.: Nos trabalhos se vem os amigos. (Bohn I, 287.)
254. Freunde, es gibt keinen Freund. – Geiler.
255. Freunde Gebot gehet über Gottes Gebot inn der Welt. – Henisch, 1234.
256. Freunde gelten, da kein Geld gilt. (S. 208.) – Petri, II, 314; Henisch, 1479.
257. Freunde haben Einen Gedanken in zwei Köpfen. – Bertram, 70.
Von den Liebenden dagegen sagt Friedrich Halm: »Zwei Herzen und Ein Schlag.«
258. Freunde haben ist nützlich. – Petri, II, 314; Henisch, 1234.
259. Freunde helfen sehr, aber Gott hilft noch weit mehr.
Holl..: Vrienden houden zeer, maar God houdt meer. (Harrebomée, II, 414.)
260. Freunde in der Noth gehen fünff vnd zwentzig (fünffzig) auff ein loth; vnd wens ein harter stand sol sein, so gehen jhr funffzig (hundert) auffn Quentlin. (S. 231 u. 252.) – Pauli, Schimpf, LIIb; Pauli, Postilla, I, 50a; Petri II, 314; Henisch, 1232; Eyering, II, 631; Lehmann, II, 233, 202; Schottel, 1144a; Latendorf II, 13; Mayer, I, 118; Parömiakon, 1259 u. 1722; Guttenstein, II, 61; Pistor., V, 15; Müller, 19, 3; Venedey, 109; Simrock, 2730; Kirchhofer, 233; Eiselein, 187; für Holstein: Diermissen, 206; für Waldeck: Curtze, 324, 116; für Eifel: Schmitz, 182, 3; für Trier: Laven, 182, 54.
Frz.: Les amis sont rares dans le besoin. (Gaal, 528.)
Holl.: Vrienden in den nood: vier en twintig in een lood. (Harrebomée, II, 414.)
Lat.: Amici magnam partem cessatores sunt. (Binder II, 149; Gellius, II, 29, 11.) – Donec eris felix, multos numerabis amicos, tempora si fuerint nubila, solus eris. (Philippi, I, 124.) – Multum de verbis, de factis nihil habebis. – Simul intonuit, non noscitur ulli, agminibus comitum qui modo cinctus erat. (Ovid.) (Binder II, 3159.)
261. Freunde in der Noth und weisse Schwalben (Sperlinge) sind seltene Vögel.
Mhd.: Guoter vriunde in nôt ieman vil lützel siht. (Zingerle, 39.)
262. Freunde kommen wol zusammen, aber Berg und Thal nicht.
263. Freunde kommen zueinander, aber Berge nicht.
Dän.: Venner mødes, men bierge mødes aldrig. (Prov. dan., 561.)
Engl.: Friends may meet, but mountains never greet. (Bohn II, 96.)
264. Freunde mit dem Mund – einer auf ein Pfund; Freunde in der Noth – tausend auf ein Loth. – Simrock, 2729.
It.: Per tre cose se conserva l'amico: honorarlo nel presenza; lodarlo nel absenza; servirlo al bisogno. (Phil. v. Sittewald, II, 226.)
265. Freunde muss man sich erwerben.
Man kann sie, wie die Russen sagen, mit Gewalt machen.
266. Freunde muss man so behandeln, als könnten sie sich in Feinde wandeln. (S. 389 u. 419.)
267. Freunde muss man überall haben.
268. Freunde sehen auf den Kopf, Feinde auf den Fuss. (Türk.)
269. Freunde seind Hunde. – Henisch, 1235.
270. Freunde sind alleweg gut beym brete. – Petri, II, 314; Henisch, 1235; Lehmann, II, 173, 24.
Dän.: Hvo der er langt fra sin æt er nær sin uret. (Prov. dan., 15.)
Frz.: Il est bon d'avoir des amis partout. (Leroux, II, 230.)
[1184] 271. Freunde sind bald gefunden.
Solche nämlich in des Wortes gewöhnlichster Bedeutung.
Frz.: Quand le besoing court sur la seigneurie, lors voit-on l'amour et ami. (Cahier, 87.)
272. Freunde sind Diebe der Zeit. (S. 276.)
Daher sagen die Araber: Besuche deinen Freund, aber nur selten, durch zu viel Besuche verlierst du ihn. (Cahier, 2410.)
Lat.: Amici fures temporis. (Henisch, 1231.)
273. Freunde sind gut, aber weh dem, der yhr bedarff ynn der not. (S. 554.) – Agricola I, 68; Lehmann, 205, 4; Gruter, I, 41; Petri, II, 315; Henisch, 1235; Sutor, 430; Latendorf II, 14; Schottel, 1129b; Simrock, 2734.
Holl.: Vrienden zijn goed, maar wee, die ze behoeft in den nood. (Harrebomée, II, 414.)
Lat.: Quum fortuna manet vultum servatis amici: quum occidet, turpi vertitis ora fuga. – Tempora si fuerint nubila, solus eris.
274. Freunde sind zwei Mandeln in einer Schale. (S. 328.)
275. Freunde soll man nützen, wenn sie zu haben sind.
Aber nicht ganz auffressen.
Lat.: Amicis utendum, cum eorum copia datur. (Philippi, I, 26.)
276. Freunde stelen einem die Zeit vnter den Henden weg. (S. 422.) – Petri, II, 315; Henisch, 1235; Gaal, 521.
277. Freunde treu und alt sind gut allenthalb.
278. Freunde und Fische, je älter je besser.
279. Freunde und Geld muss man prüfen, ehe man sie nimmt.
280. Freunde verachten, ist sich selbst verachten.
281. Freunden ist im eigen nutz nicht zu trawen, sie seind offt die ärgsten feindt. – Lehmann, 208, 62.
282. Freunden ist keine Thür verschlossen.
Lat.: Amicis communia inter se omnia.
283. Freunden soll man nichts zuwiderthun. – Henisch, 1234.
284. Freundes Blut das wallt, und wenn es nur ein Tropfen ist. – Graf, 172, 177.
Von der Wahl eines Vormundes. Wo ein solcher nicht vom Verstorbenen bestimmt war oder nicht ein geeigneter naher Verwandter sich darbot, liebte man es, den Freund des Vaters aufzusuchen. Das obige Sprichwort scheint die Blutsfreundschaft, wenn auch noch so entfernten Grades, für den Zweck im Auge zu haben, weil man bei dem damaligen starken Familieninteresse annahm, dass diese zum Schutze derselben am geeignetsten seien.
285. Freundes Ehr' ist meine Ehr'.
Ein hebräisches Sprichwort sagt: Die Ehre deines Freundes muss dir so theuer als die eigene sein. (Cahier, 2503.)
286. Freundes Fehler dulden, heisst, sie selbst verschulden.
Lat.: Amici vitia si feras, facis tua. (Binder I, 50; Philippi, I, 27; Seybold, 23.)
287. Freundes Fehler lassen, aber nicht hassen. – Eiselein, 187.
288. Freundes Gebrechen soll man kennen und tragen, aber nicht nennen und nagen. (S. 67.) – Körte, 1530; Simrock, 2753; Venedey, 108.
Böhm.: Prítele svého vady znej, však ho v venávisti nemej. (Celakovský, 232.)
Dän.: Venners feil maa man mærke, men ei laste. (Bohn I, 403.)
Frz.: La complaisance fait connaître l'amitié, la franchise engendre la haine.
Holl.: De zeden uws vriends zult gij kennen, maar niet haten. (Harrebomée, II, 411.)
Lat.: Mores amici noveris, non oderis. (Binder I, 49; II, 150; Philippi, I, 255; Schonheim, A, 17; Sutor, 19; Eiselein, 187.) – Prudens celabis, quod amicis turpe putabis. (Gaal, 511.)
Port.: A falta do amigo ha de se conhecer, mas naõ aborrecer. (Bohn I, 264.)
289. Freundes Gulden, Feindes Schulden. (S. 505.)
Wer dem Freunde leiht, hat vom Feinde zurückzufordern.
290. Freundes Hülf' und Trost reiten auf der Schneckenpost.
291. Freundes Hülfe reitet (nicht) auf der Ochsen- (Krebs-)post. – Simrock, 2762; Körte, 1562; Sailer, 162.
[1185] 292. Freundes Lob hinkt, Feindes Lob klingt. – Kirchhofer, 162.
Frz.: Louange d'ami n'a nul crédit, ni mépris d'un ennemi. (Leroux, II, 257.)
It.: Non si debbe credere all' amico che loda, nè al amico che loda, nè al amico che biasima. (Cahier, 2967.)
293. Freundes Lob und Feindes Verachtung wiegen gleich schwer.
294. Freundes Mund redet allzeit was gutes. – Petri, II, 315; Henisch, 1235.
295. Freundes Schläge sind besser als Feindes Küsse.
Dän.: Bedre er venne-napp end fiende-klap. (Bohn I, 350.)
296. Freundes schläge sind liebe schläge. – Henisch, 1235; Simrock, 2754; Sailer, 142.
297. Freundes Stimme ist Gottes Stimme. – Petri, II, 315; Henisch, 1235; Venedey, 106; Simrock, 2756; Körte, 1573; Sailer, 142.
Lat.: Vox amici, vox Dei. (Binder II, 3597; Schonheim, V, 27.)
298. Freundes Tisch ist bald gedeckt. (S. 322.)
Frz.: Viande d'ami est bientôt prête. (Bohn I, 63.)
Holl.: Vrienden kost is haast gereed. (Bohn I, 341.)
Schott.: A friend's dinner is soon dight. (Bohn II, 229.)
299. Freunds Gebrechen soll man wissen, nicht hassen. – Lehmann, 504, 10.
300. Freunds rhat ist offt Gottes Stimme. – Lehmann, 598, 71.
301. Freunds vnrecht gestatten, ist selbst vnrecht thun. – Petri, II, 316; Henisch, 1235; Simrock, 2759; Sutor, 430; Venedey, 108; Körte, 1529.
302. Freundt in der noth gehen viel auff ein loth. – Gruter, I, 41.
303. Freundt mangeln ist böser denn feindt haben. – Henisch, 1234.
Lat.: Amicis carere pejus est, quam habere inimicos.
304. Frinjer san Hünjer, wan's man an Stört hed. (Amrum.) – Lappenkorb; Firmenich, III, 4, 44; Haupt, VIII, 358, 112.
Freunde, hier im Sinne von Schmarotzer, sind Hunde, wenn sie nur Schwänze hätten. Sie machen es in der Regel wie Hunde, die auch nur dahin laufen, wo sie einen guten Bissen erhalten, auch wedeln sie, wenn auch ohne Schwanz.
305. Frinjer uun a Nuad gung tau an dörtag (32) üüb an Luad. (Amrum.) – Haupt, VIII, 366, 254.
306. Fründ ha, ist gut, aber besser, me müest si nid bruche. (Luzern.)
307. Fründ wie Hünd, Gevatterlüt wie Hundsfütt, Vetter wie Kabisblätter. – Kirchhofer, 203.
308. Fründ wie Hünd und Nochburn wie Chalber. (Luzern.)
309. Frünne kiwen1, Frünne bliwen. (Oldenburg.) – Frommann, V, 430, 474; Eichwald, 581.
1) Keifen, zanken.
Holl.: Lieve vrienden schelden en verzoenen beide malkander. (Harrebomée, II, 413.)
310. Frünne sünd Hünne. – Köster, 252.
311. Frünn'n dôn mihr Noth als Füer, Water un Brôd. (Mecklenburg.)
312. Für einen guten Freund muss man ins Feuer gehen.
Lat.: Amicus usque ad aras. (Philippi, I, 28.)
313. Gegen Freunde muss man nicht zu scharf sein.
Holl.: Men moet tegen de vrienden niet scherp zijn. (Harrebomée, II, 413.)
314. Gekaufte Freunde dauern nicht.
Engl.: A friend that you buy with presents, will be bought from you. (Bohn II, 207.)
315. Gestorbene Freunde und zerbrochene Gläser werfen die Erben zur Thür hinaus. – Winckler, XIII, 52.
316. Getrewen freunden helffen vnd schencken ist ein schaz sammlen. – Henisch, 1230.
317. Getrewen vnd guten Freunden ist man vil schuldig. – Henisch, 1587.
318. Gewisser Freund, versuchtes Schwert, die sind in Nöthen Geldes werth. – Körte2, 1929.
319. Gut freund find man nit am weg. – Franck, I, 82b; Gruter, I, 46; Petri, II, 363; Simrock, 2715.
320. Gut freund, gut Pfand. – Gruter, III, 46; Lehmann, II, 239, 34; Simrock, 2706.
[1186] 321. Gut freund ist, der ein warnet. – Gruter, III, 46.
Dän.: Det er en god ven, der varer en ad sin skade. (Prov. dan., 561.)
322. Gut freund nemen mit einander käss vnd brodt für gut. (S. 298.) – Gruter, 46; Franck, I, 88a; Petri, II, 364; Egenolff, 347; Schottel, 1128a; Mayer, I, 118; Blum, 643.
Der Freund ist der Genosse des Schicksals; er kann, wenn er es redlich meint, nicht verlangen, dass ich ihn über Vermögen bewirthe.
323. Gut freund sind vber silber vnd vber gold. – Franck, I, 9b; Sutor, 19.
Engl.: Fire and water are not more necessary than friends are. (Bohn II, 355.)
Lat.: Nummis praestat carere, quam amicis. (Sutor, 19; Philippi, II, 55.)
324. Gut freund, so sie mit einander vneins werden, zürnen sie heftiger dann andere. (S. 80.) – Franck, I, 36a; Schottel, 1124b.
325. Gut freund strafft ein vmb ein Missethat, vnd frewet sich, wann es einem wohl geht. – Gruter, III, 46.
Ein tamulisches Sprichwort sagt in dieser Beziehung: Freundschaftmachen ist nicht zum Zusammenlachen, sondern zum wacker Dreinfahren bei Freundes übelm Gebaren.
326. Gut freund verzeihen einander leicht. (S. 338.) – Franck, I, 124a; Lehmann, II, 232, 186.
327. Gut freunde darff man nicht laden. (S. 339.) – Henisch, 652.
Engl.: Friends need no formal invitation. (Bohn II, 358.)
328. Gut freunde sind zwenn leib vnd ein Seel. (S. 274.) – Franck, I, 8b; Lehmann, II, 133, 197.
329. Gute Freund' am Hofe sind ein kräftig Vorgespann.
Ein morgenländisches Sprichwort sagt: Es ist gut einen Freund haben, der mit dem Fürsten eine Luft athmet.
Dän.: Hvo ingen ven haver til hove, er ei ret et menneske. – Ven til hove er ofte bedre end penge i pungen. (Prov. dan., 302.)
Frz.: Bon ami en cour, rend la procès plus court. (Cahier, 1476.)
Holl.: Goede vrienden in het hof maken een kort proces. (Harrebomée, II, 412.)
330. Gute Freund erkend man in der Noth. – Petri, II, 363; Siebenkees, 41.
331. Gute Freund ermahnen das Böse heimlich, (loben) das Gute offentlich. – Sutor, 16.
332. Gute Freund erzürnen sich auch wol miteinander, aber sie vertragen sich bald wieder. (S. 357.) – Lehmann, II, 133, 195.
333. Gute Freund straffen einander. – Franck, II, 160a; Lehmann, 233, 198.
334. Gute Freund thun guter Freund that. – Petri, II, 364.
Und sie regen einander auch zum Gutesthun an, wie die Araber sagen. (Cahier, 2278.)
335. Gute Freunde gehen viel in ein kleines Haus.
336. Gute Freunde haben alles gemein, sagte Tullian, da nahm er dem Pfarrer die Börse.
337. Gute Freunde haben einerlei Lieb vnd Leid. – Petri, II, 843.
338. Gute Freunde halten einander ihre Fehler zugut. (S. 326.) – Seybold, 23.
339. Gute Freunde kommen ungebeten (ungeladen). (S. 327.) – Blum, 633; Körte, 1555; Simrock, 2776.
Insofern dies Sprichwort den Gedanken aussprechen will, dass zwischen Freunden leere Förmlichkeiten keinen Boden haben, sagen die Franzosen: Freundschaft geht über den Handschuh. (L'amitié passe le gant. Lendroy, 817; Leroux, II, 120.)
Dän.: Venner komme vel ubudne til venners gestebud: de som kommer selv ere tit de kiereste. (Prov. dan., 225.)
Lat.: Boni ad bonorum convivia ultro accedunt. (Binder I, 135; II, 352; Erasm., 844; Gaal, 517; Philippi, I, 62; Seybold, 56.)
340. Gute Freunde sind besser als arge Verwandte.
Engl.: Friends are the nearest relations. (Bohn II, 358.)
341. Gute Freunde sind die beste Leibgarde.
Der deutsche Kaiser Albrecht nannte gute Freunde seinen grössten Schatz und höchsten Reichthum. (Zinkgref, I, 57.)
Lat.: Nullum potentius satellitium, quam amici fideles. (Binder I, 1237; II, 2301; Seybold, 392.)
[1187] 342. Gute Freunde sind dünn gesäet.
Holl.: Goede vrienden zijn dun gezaaid. (Harrebomée, II, 412.)
Lat.: Amicus verus rara avis. (Binder I, 57; II, 159; Philippi, I, 28; Seybold, 24.)
343. Gute Freunde soll man nicht überlaufen. – Kirchhofer, 233.
In Betreff' des Verhaltens gegen Freunde sagt ein hebräisches Sprichwort: Suche deinen Freund nicht zu beruhigen, wenn er im Zorn ist, noch ihn zu trösten neben der Leiche, die er beweint, noch zu fragen, wenn er betet. (Cahier, 2512.)
Lat.: Amicorum limina rarius sunt frequentanda. (Buchler, 24; Binder I, 52; II, 155; Philippi, I, 27; Seybold, 24.)
Span.: A casa de tu hermano no irás cada serano. – A casa de tu tia, mas no cada dia. (Bohn I, 194.)
344. Gute Freunde soll man nicht verschmähen.
Lat.: Salem et mensam ne praetereas. (Philippi, II, 164.)
345. Gute Freunde stehlen die Zeit.
»Denn es ist, ein wahres Sprichwort: Gute Freunde stehlen die Zeit.« (Luther's Werke von O. von Gerlach, Berlin, XXIII, 122.)
346. Gute Freunde und fromme Weiber sind dünn gesäet.
347. Gute Freunde und Thaler scheiden schwer.
Holl.: Een zak guldens en goede vrienden scheiden niet gemakkelijk. (Harrebomée, I, 263.)
348. Gute freundt haben alles gemein, ausgenommen die Börse. (S. 350.). – Henisch, 1229.
Engl.: Friends tie their purse with a cobweb thread. (Bohn II, 385.)
Frz.: Entre bons amis toutes choses sont communes. (Kritzinger, 25.)
Lat.: Amicitia aequalitas, amicus alter ipse. (Philippi, I, 26.) – Res amicorum communes sunt. (Henisch, 1232.)
Span.: Dos amigos de una bolsa, el uno canta, y el altro llora. (Cahier, 3248.) (Die Spanier meinen nämlich, dass dann, wenn der eine lache, der andere weine.)
349. Guten Freunden alten soll mau wohl behalten. – Kaiserchronik.
350. Guten Freunden ist alles gemein. (S. 229 u. 545.)
Pythagoras soll nicht allein der Urheber dieses Sprichworts sein, sondern er soll auch eine Art Gütergemeinschaft eingeführt haben. Wer in ihre Gesellschaft aufgenommen werden wollte, musste seine Habe zum Gemeingut aller machen. (Aeltester Communismus.)
Lat.: Amicorum omnia communia.
351. Guten Freunden lass jhre Weyss, hass sie drumb nicht, bistu weiss. – Lange, 167.
Gruter (III, 47) hat: Reyss.
352. Guten Freunden sol man etwas nachgeben vnd jn jre weise lassen. – Franck, II, 118a; Petri, II, 364; Henisch, 1230.
353. Guten Freunden soll man etwas nachsehen. – Lehmann, 233, 199.
354. Guter freund, guter Arzt (Fund). (S. 149.) – Franck, I, 124a; Lehmann, 233, 205; Körte, 1559; Kirchhofer, 233.
355. Guter Freund hat niemand zu viel. (S. 393.) – Lehmann, 233, 205.
Holl.: Men kan niet te veel goede vrienden hebben. (Harrebomée, II, 413.)
Lat.: Nemo sibi satis est, eget omnis amicus amico.
356. Guter Freund ist, der einen warnet. – Lehmann, II, 239, 95.
357. Guter Freund kieff ist bald gethan. (S. 326.) – Petri, II, 364.
358. Guter Freund kost ist bald gekocht. (S. 298.) – Lehmann, 245, 12.
Dän.: For gode venner er snart mad redt. (Prov. dan., 462.)
359. Guter Freunde Schelten und Versöhnen findet sich von selbst. (S. 357.) – Venedey, 108; Simrock, 2767; Körte, 1539.
Holl.: Lieve vrienden schelden ende verzoenen bij hem selven.
Lat.: Cari rixantur, quoque per se pacificantur. (Fallersleben, 467.)
360. Hast du einen Freund, so halt' ihn fest; hast du einen Feind, so gib ihm den Rest.
361. Heut' Freund, morgen Feind. – Parömiakon, 3038.
362. Hundert Freunde sind besser, denn ein Feind. – Petri, II, 385.
363. Hüte dich vor einem Freunde, der dein Feind ist!
Holl.: Schadelijke vrienden zijn terende vijanden. (Harrebomée, II, 379.)
Lat.: Amicum inimicum fugito.
Span.: Reniego del amigo, que cubre con las alas y muerde con el pico. (Bohn I, 254.)
[1188] 364. Hüte dich vor solchen Freunden, die es halten mit den Feinden.
365. Ich bin mir selber der beste Freund. – Petri, II, 397; Henisch, 327.
366. Ich habe den nächsten Freund im Busen.
Lat.: Proximus sum egomet mihi. (Terenz.) (Philippi, II, 113.)
367. Ik bün gên Fründ van warme Bollen1, see de Bur, as he vör tein2 Stüver up hadde. (Ostfries.) – Bueren, 788; Hoefer, 152.
1) Ein rundes kleines Weissbrot.
2) Zehn.
368. Ist dein Freund von Stroh, bring' ihn dem Feuer nicht zu noh.
369. Ist des Freundes Ehre hin, so ist die Freundschaft kein Gewinn.
Lat.: Ruborem amico excutere, amicum est perdere. (Philippi, II, 159.)
370. Je mehr Freund', je mehr Glück.
371. Je näher freundt, je bitterer zorn. – Henisch, 1230; Petri, II, 395.
372. Jeder Freund erlebt seines Freundes Gut. – Graf, 205, 157.
Ist im gegebenen Falle berechtigter Erbe.
373. Jeder hat Freunde und Feinde.
Holl.: Elk heeft vrienden en vijanden. (Harrebomée, II, 412.)
374. Jeder ist sich selbst der beste Freund. (S. 378.) – Eiselein, 185.
Frz.: Il n'est meilleur ami ni parent que soi-même. (Cahier, 94.)
Lat.: Nemo tamen sibi non videtur ego. (Sutor, 6.)
375. Jederman ist sein selbst bester vnnd nehester Freund. – Lehmann, 206, 24.
376. Jedermanns Freund ist keines Menschen Freund. (S. 1.)
Port.: Amigo de todos e de nenhum, tudo he hum. (Bohn I, 265.)
Span.: Amigo de todos y de ninguno, todo es uno. (Bohn I, 199.)
377. Jedermanns Freund, jedermanns Geck (Narr). (S. 2.) – Lehmmann, II, 278, 38; Simrock, 2751; Bohn I, 156; Gaal, 509; Reinsberg III, 143.
Holl.: Alder lude vrient is alder lude sot. (Tunn., 4, 15.)
Lat.: Beneficium quibuslibet datum, nulli gratum. (Seneca.) (Binder II, 335.) – Stultus cunctorum fit quivis amicus eorum. (Fallersleben, 65.)
378. Kein besser freundt, dann der Mann selbst. (S. 374.) – Henisch, 1235.
379. Kein Freund in der Welt geht über Geld. (S. 98.)
380. Kein freundt thu rühmen, biss du hast mit jhm ein Schäffel Salz verprast. – Henisch, 1232.
381. Keinen Freund zu haben ist so schlimm, als zu viele haben.
Holl.: Zonder vrienden kwaad, veel vrienden onraad. (Harrebomée, II, 414.)
382. Kleine freundt, geringe schaden. – Henisch, 1228.
383. Lächelndem Freunde ist nicht immer zu trauen.
Lat.: Non quisquis applaudit, idem et amicus est. (Binder I, 1196; II, 2220; Seybold, 378.)
384. Lange Freunde machen kurze Rechnung.
385. Lässest du deinen Freund Unrecht thun, so bist du selbst kein Biedermann. – Simrock, 2758.
386. Liebe Freunde scheiden nicht gern.
Auch Schmarotzer nicht; von einem solchen, der sich nicht abweisen lässt, wiewol er weiss, dass er nicht gern gesehen ist, sagt man in Aegypten sprichwörtlich: Ich will nicht dein Freund sein, noch dein Feind, noch will ich dich verlassen. (Burckhardt, 727.)
387. Lieber einen Freund, als einen witzigen Einfall verlieren.
Scheint ein von den Franzosen überkommenes Wort, doch lässt Büchmann (204) dahingestellt, ob die Quelle desselben im Quintilian (Just. orat., 6, 3) oder in den Satiren des Horaz (1, 4, 34), oder endlich in Boileau's Satiren (9, 22) zu suchen sei.
388. Mache dir Freunde, wann es dir wolgehet, dann es möchte dir wider vbel gehen. (S. 399.) – Lehmann, II, 411, 53.
389. Man darf sich einem Freunde wol leihen, aber nicht ganz übergeben. (S. 266.) – Winckler, IX, 4.
Dän.: Ligesom man intet skal dølge for sin ven, saa ei aabenbare hans hemmeligheder. (Prov. dan., 116.)
[1189] 390. Man erkennt einen Freund erst, wenn man ihn verloren.
It.: L'amico non è conosciuto finchè non è perduto. (Bohn I, 106.)
391. Man hat nur so lange Freunde, als man ihrer entrathen kann.
392. Man kann einen Freund wol beim Rocke, nicht aber bei der Haut erhalten.
393. Man kann nicht zu viel Freunde haben. (S. 355.)
Eine Andächtige brachte einst in einer dem heiligen Michael geweihten Kirche eine Wachskerze diesem, eine andere dem Teufel. Als man sie darauf aufmerksam machte, erwiderte sie: »Thut nichts, man weiss nicht, was aus einem werden kann, und gute Freunde sind überall unentbehrlich.«
Frz.: Il est bon d'avoir des amis partout. – On ne peut trop avoir d'amis et peu d'ennemis. (Leroux, II, 274; Kritzinger, 25.)
Holl.: Het is goed, dat men overal vrienden heeft. (Harrebomée, II, 412.)
It.: De amigos est bonu a nd'haer finzas in domo de su diaulu.
Lat.: Amicorum nunquam cuiquam hominum satis fuit.
394. Man kennt die freundt all in der noth, den Reichen kennt man nach dem todt. – Henisch, 1235; Petri, II, 457.
395. Man lehnet seinem Freunde und mahnet seinen Feind. (S. 505.) – Schottel, 1135a.
396. Man muss dem Freunde nicht verschweigen, was der Feind weiss.
Dän.: Det er ei værd at dølge for ven det uven veed. (Prov. dan., 116.)
397. Man muss den Freund bei kleinen Gelegenheiten prüfen, um ihn in grossen Fällen zu gebrauchen.
398. Man muss die alten Freunde nicht aufgeben. – Kirchhofer, 233.
399. Man muss sich Freunde machen für die Zeit, dass man ihrer bedarf. (S. 388.)
400. Man sol den Freunden guts thun, das mans keinen schaden hat. – Petri, II, 465.
401. Man soll auch für einen guten Freund was sparen.
Lat.: Relinque quippiam et Medis. (Philippi, II, 154.)
402. Man soll dem Freunde verbergen, was der Feind nicht wissen soll.
Dän.: Lad ei ven vide, det uven ikke maa vide. (Prov. dan., 567.)
403. Man soll den Freund durch Besuch erquicken, aber nicht erdrücken.
Engl.: Friendship increases in visiting friends, but more in visiting them seldom. (Bohn II, 359.)
404. Man soll den Freunden nicht zu gefallen thun, das wider Gott ist. (S. 21.) – Henisch, 1416.
Engl.: A friend as far as conscience allows. (Bohn II, 286.)
Lat.: Usque ad aras amicus. (Philippi, II, 234.)
405. Man soll keinem Freunde seine Fehler vorrücken, wenn er selber darüber bekümmert ist, und keinen Kranken aufdecken, wenn er schwitzt.
406. Man soll niemand zu seinem Freunde wählen, bis man einen Scheffel Salz mit ihm gegessen hat. (S. 453.) – Eyering, I, 644; Zinkgref, I, 213; Kirchhofer, 354.
Nach Sutor (334) genügt eine Metze. – »Eh du den Scheffel Salz mit dem neuen Bekannten verzehret, darfst du nicht leichtlich ihm trauen.« (Goethe in Hermann und Dorothea.)
Holl.: Men zal niemand vriend noemen, eer men eene mudde zout met hem gegeten heeft. (Harrebomée, II, 413; Bohn I, 296.)
It.: Prima di ben conoscer un amico bisogna haver mangiato seco un moggio di sale. (Pazzaglia, 10.)
Lat.: Multi modii salis simul edendi sunt, ut amicitiae munus expletum sit. (Cicero.) (Philippi, I, 262.)
407. Man spürt den frünt niena dann in nöten. – Etterlyn, XXVIa.
408. Man will oft einen Freund erhöhen und zieht ihm die Leiter unter den Füssen weg. – Winckler, VIII, 22.
Holl.: Men belooft eenen vriend te verhoogen, en men onttrekt hem de ladder. ( Harrebomée, II, 413.)
409. Mancher ist ein freund, wie ein fuchs der Hüner, oder ein Katz des Specks. – Lehmann, 206, 20.
[1190] 410. Mancher nennt sich Freund und 's ist nicht so gemeint.
Frz.: Il faut se dire beaucoup d'amis et s'en croire peu. (Bohn I, 22.)
411. Mancher will lieber ein Freund verlieren, als ein Klett, die er jhm anwirfft. – Lehmann, 702, 66.
412. Mein Freund ist nicht der Freund meines Feindes.
It.: Non è mio vero amico chi conversa col mio inimico. (Pazzaglia, 10.)
413. Mein Freund ist, wer mir hilft in Noth.
Engl.: He is my friend that succoureth me, not he that pitieth me. (Bohn II, 376.)
414. Meines Freunds Feind ist mein bester Freund. – Lehmann, 916, 35; Simrock, 2373; Eiselein, 165.
415. Mit alten Freunden und in alten Schuhen ist gut gehen.
Dän.: Ny venner som nye skoe, gangen falder best med de gamle. (Prov. dan., 432.)
416. Mit dem Freunde soll man trinken und essen, aber nicht messen.
D.i. keine Geschäfte verhandeln. – Die Chinesen sagen: Mit einem Freunde tausend Gläser Wein trinken ist wenig; aber ein halbes Wort ist zu viel gesprochen zu einem, bei dem Wort und Gedanke nicht übereinstimmt. Derselben Ansicht sind auch die Türken. (Cahier, 2531.)
Holl.: Met vrienden zal men goede sier maken, en met vreemden koopmanschap drijven. (Harrebomée, II, 413.)
417. Mit den besten freunden verhandelt man die schlimmsten Wahr. – Petri, II, 475.
418. Mit einem guten Freunde muss man nicht streiten. (Altgr.)
Holl.: Met hertensvrienden mijd van twisten zelfs 't begin; want gramschap teelt maar haat, en eendragt voed de min. (Bohn I, 334.)
419. Mit Freunden gehe um, als könnten sie deine Feinde werden. (S. 266 u. 389.)
Dän.: Omgaaes din ven, som han kunde blive din fiende, og din fiende som han kunde blive din ven. (Prov. dan., 434.)
Holl.: Betrouw uwen vriend nimmer zoo zeer, of denk, dat hij uw vijand kan worden. (Harrebomée, II, 378.)
Lat.: Ita amicum habeas, posse ut fieri inimicum putes. (Gaal, 519.) – Ita crede amico, ne sit inimico locus. (Philippi, II, 214.)
420. Mit Freunden keinen Scherz, der geht bis an das Herz. (S. 512.)
Dän.: Spel ei med din ven, at du ei vinder en fiende. (Prov. dan., 525.)
Engl.: Friends are like fiddle-strings; they must not be screwed too tight. (Bohn II, 858.)
Holl.: Met lieven vrienden zal men waren spot houden.
Lat.: Vera tibi dico quod amicus debet amico. (Fallersleben, 515.)
421. Mit Freunden muss man es nicht zu genau nehmen.
Engl.: A good friend never offends. (Bohn II, 288.)
Holl.: Wilt ge iemand vriendschap biën, gij moet zoo naauw niet zien. (Harrebomée, II, 415.)
Lat.: Amici vitia noveris, non oderis. (Philippi, I, 257.) – Amicitia ad calculum vocanda non est. (Gaal, 518.)
Ung.: Meg ne vesd barátodot egy kis fogyatkozásáért. (Gaal, 518.)
422. Mit guten Freunden verliert man viel Zeit. (S. 272.) – Eiselein, 188; Kirchhofer, 954; Sutor, 20.
Lat.: Amici sunt fures temporis. (Eiselein, 188; Gaal, 521; Sutor, 20.) – Ubi amici, ibi opes. (Gaal, 521.)
Ung.: Az ember barátival könnyen idöt veszthet. (Gaal, 521.)
423. Naher freundt, naher Vormund. (S. 284.) – Henisch, 1230; Graf, 172, 172.
424. 'Nen goden Fründ möt man nich to faken (oft) kamen. (S. 343.) (Rastede.) – Firmenich, III, 28, 106.
425. Neu freundt, neuer wein. – Gruter, I, 61; Henisch, 1231; Egenolff, 364b; Schulze, 147; Körte, 1558; Pred. Sal. 9, 15; Simrock, 2726.
Man weiss nicht, wie er sich halten oder wie er bekommen wird.
Mhd.: Niuwe friunde und niuwer wîn mügen wol gelîch einander sîn. (Renner.) (Zingerle, 41.)
Lat.: Vinum novum amicus novus.
426. Neuer Freund und junger Wein wollen wohl bewahret sein.
427. Newe Freund, newer Wein, lass jhn alt werden, so wird er wol schmecken. – Petri, II, 493; Franck, I, 111a.
428. Newe Freundt, newer Wein, newe Weiber, wenn sie geraten, seind sie zu loben. – Lehmann, 205, 7.
[1191] 429. Newen Freunden vnd altem Hauss ist nicht wol zu trawen. – Henisch, 1231; Petri, II, 493; Simrock, 2725; Sailer, 271; Reinsberg III, 116.
Mhd.: Mir ist ouch für wâr geseit, daz er lîhte vriunde sich bewiget, swer alle zît niugere pfliget. (Zingerle, 41.)
430. Niemand lässet jhm seines Freunds Noth befohlen seyn. – Lehmann, II, 427, 104.
431. Nichts ist vber trewe Freund, nichts vber arge Feind. – Lehmann, II, 429, 129.
432. Offt find einer beim freund so viel lieb vnnd freundschafft, wie ein Schaff beim Wolff. – Lehmann, 208, 51.
433. Ohne Freund und Brot leidet man am Besten noth.
It.: Non si hà meno bisogno dell' amico che del pane. (Pazzaglia, 10.)
Lat.: Amicus magis necessarius quam ignis et aqua. (Philippi, I, 28.)
434. Ohne Freund und ohne Freud' trägt man nur ein Züchtlingskleid.
Holl.: Vreugde en vriendschap zijn de gezellinnen des levens. (Harrebomée, II, 410.)
435. Ohne Freunde leben ist nur ein halbes Leben.
It.: Chi non hà amici non fà gran fortuna. (Pazzaglia, 12, 3; Cahier, 2779.)
436. Oll Frünn'n, ollen Wîn, oll Gelt mag jeder in de ganze Welt. (Mecklenburg.)
437. On gute freund ist keyn wirtschafft. (S. ⇒ Freundschaft 79.) – Franck, I, 87b; Gruter, I, 62.
438. Sauersehender Freund ist besser, denn lachender Feind.
439. Sei nicht Allerwelts Freund! – Simrock, 2749.
Holl.: Het is een allemans vriend. (Harrebomée, II, 414.)
440. Seinen Freund und sein Schwert muss man erst prüfen.
Holl.: Beproef uw' vriend, beproef uw' zwaard, dat is groote schatten waard. (Harrebomée, II, 410.)
441. Seinen Freunden gibt's Gott schlafend. – Sprichwörterschatz, 124; Blum, 5; Müller, 29, 3; Kirchhofer, 131.
Jedoch so, dass weder der Geber schläft, noch die Nehmer schlafen dürfen.
442. Seiner Freunde Fehler muss man heimlich und mit Sanftmuth strafen. beruht auf Ps. 127, 2, vgl. Büchmann, 8. Aufl., 205.
Sich vor beleidigenden Aeusserungen hüten. Ein Indianerhäuptling in Utah sagte: »Ich will gern ein Freund der Amerikaner sein, solange sie freundschaftlich gegen mich sind; aber wenn sie schlechte Reden gegen mich führen, so bin ich im Stande noch schlechtere zu führen.« (Aus der Fremde, Leipzig 1858, S. 372.)
Holl.: Vermaan uw' vriend met stil gemoed, en straf uw kind in koelen bloed. (Harrebomée, II, 414.)
443. Selbsterworbner Freund bleibt fest, wenn der Vetter uns verlässt. – Bacmeister, 68.
444. Thu' deinen Freunden (so) Gutes, dass du nicht Schaden leidest!
445. Trage deinen Freund nach Rom und setz' ihn unsanft nieder, so ist der Dank hin.
Holl.: Draag uwen vriend naar Rome en zet hem onzacht neder, dan hebt gij uwen dank weg. (Harrebomée, II, 411.)
446. Treue Freunde in der Noth gehen hundert auf ein Loth.
447. Treue Freunde strafen ins Angesicht.
448. Treuer Freund und altes (erprobtes) Schwert sind in Nöthen Goldes werth. – Bacmeister, 68.
Mhd.: Getriuwer vriunt, versuochtez swert, die zwêne sint in noeten guot. – Ouch hôrte ich ie mit volge des die liute jehen: gewissen friunt, versuochtin swert, sol man ze nôt ersehen. (Zingerle, 41.)
449. Trew freund haben har auff der zungen. – Franck, II, 96b.
450. Trewer Freundt besser dann Gold. – Henisch, 1128.
451. Trewer freundt ist ein seltzsam Gast; wer sie findt, der helt sie fast. – Henisch, 1231.
Die Araber sagen: Treuer Freund und redlich erworbene Reichthümer sind zwei seltene Sachen. (Cahier, 2416.)
452. Ueber einen guten Freund ist nichts.
Holl.: Niets voor een' getrouwen vriend. (Harrebomée, II, 414.)
Frz.: Il n'est que d'avoir des amis. (Kritzinger, 25.)
453. Um den Freund zu erkennen, muss man einen Scheffel Salz mit ihm gegessen haben. (S. 406.) – Simrock, 2744; Körte, 1571; Körte2, 1955; Venedey, 601; Hermann, III, 8.
[1192] Mathesy (18a) sagt: »Versuche zuvor die Freunde, ehe denn du jhnen zu viel vertrawest, jss zuvor einen Schöffel Saltz oder zwene mit jhme. Denn es sind viele Tischfreunde oder Leusefreunde, welche in der Noth weichen wie Leuse von den Sterbenden; Brodfreunde, Maulfreunde, Biervettern, Weingesellen, Sonnenfreunde, Fuchssschwentzer, Bierschwestern vnnd freundliche Gefattern, wie es die Erfahrung bezeuget, nimmer geld, nimmer geselle. Derhalben nim nicht einen jeden Knebelvetter vnd Nesselbruder vnd frater in Christo an. Item Topffreunde, weil der Topff siedet, wie die Griechen rund pflegen zu sagen: Dum fervet olla, vivit amicitia.« – Geiler nannte die, so ihre Freunde in der Noth liessen, Monatsfreunde. (Zinkgref, I, 194.)
Engl.: A man must eat a bushel of salt with another, before he takes him for a friend. – Before you make a friend eat a bushel of salt with him. (Bohn II, 326.)
Frz.: Pour bien connaître un homme il faut avoir mangé un minot de sel avec lui. (Leroux, I, 171; Kritzinger, 24.)
Lat.: Multi modii salis simul edendi sunt, ut amicitiae munus expletum sit. (Philippi, I, 262.)
454. Um eines Freundes willen lässt sich keiner einen Zahn ausbrechen.
455. Undankbare Freunde muss man schnell vergessen.
Lat.: Ingratos ante omnia pone sodales. (Juvenal.) (Philippi, I, 198.)
456. Ungeprüftem Freunde muss man nicht vertrauen. (S. 453.)
Span.: Quien se fia de amigo no fiel, buon testigo tiene contra él. (Bohn I, 252.)
457. Unter Freunden thut man sich keine Gewalt an.
458. Unter Freunden und Thalern sind die alten am besten zu behalten.
Der Spanier dagegen sagt: Entre dos amigos un notario y dos testigos. (Bohn I, 222.)
459. Unter guten Freunden ist alles gemein, sagte der Pfaff, und ging zu des Schulzen Weibe.
460. Verheirathete Freunde, halbe Freunde.
461. Versteht der Freund nur Kohlrüben, so muss man nicht von Melonen mit ihm reden.
Frz.: Ne dois ton ami esaier (entretenir) de la chose dont n'as mestier (besoin). (Leroux, II, 267.)
462. Vertraue dem Freunde deine Geheimnisse und er wird dir stets mit dem Fusse auf dem Halse stehen. (S. 266.) – Winckler, XIV, 22.
Aehnlich die Spanier: Sage deinem Freunde ein Geheimniss, und er setzt dir den Fuss auf die Kehle.
Holl.: Als gij niet zwijgt bij uwen vriend, zoo heeft hij den voet op uwe keel. ( Harrebomée. II, 395.)
463. Vertraw deim freund, das er nicht werd dein feind. – Eyering, II, 29.
464. Viel Freund', viel Feind', viel Vette'nt1, viel Füt2. (Tirol.) – Frommann, VI, 38, 46.
1) Vettern.
2) Füt = der Hintere, hier ein schofler Kerl, wie das davon abgeleitete Hundsfott.
465. Viel Freunde und wenig Nothhelfer. – Simrock, 2732; Eiselein, 187.
466. Vieler freundt, keines freundt. – Henisch, 1224; Petri, II, 571.
Frz.: Ami de plusieurs, ami de personne.
Lat.: Multus amicus, nullus amicus.
Span.: Amigo de todos y de ninguno, todo es uno.
467. Vil Freund, vil Augen und Ohren. – Sutor, 15.
Was die Zahl der Freunde betrifft, so gehen die Ansichten sehr auseinander, wenn sie auch in der Hauptsache zusammentreffen. Die Toscaner sagen: Hundert Freunde sind nicht genug und Ein Feind ist zu viel. Die Türken: Tausend Freunde, das ist wenig, Ein Feind, das ist zu viel. (Cahier, 2532.) Die Galizier: Freundschaft und Liebe haben nicht gern grosse Zahlen. Die Franzosen: Man kann nicht Freunde genug haben. Die Polen: Viel Freunde, viel Schätze. Die Portugiesen vermitteln: Viele Freunde im allgemeinen und einen im besondern. (Reinsberg II, 21.)
468. Vnder vil freunden habe wenig zu geheymen räthen. – Franck, I, 111a; Egenolff, 364b; Henisch, 1236; Gruter, I, 70; Petri, II, 564; Lehmann, II, 792, 115; Schottel, 1141a; Körte, 1569 u. 1953; Eiselein, 186.
Dän.: Blandt mange venner, brug faa til hemmelige raad. (Prov. dan., 466.)
It.: Sii familiare a pochi, et amico a tutti. (Pazzaglia, 12, 17.)
Lat.: Non omni socio cordis secreta revelo. (Eiselein, 186).
469. Vnsere nächste vnd beste freunde sind vnsere feinde. – Henisch, 1230.
»Vnsere aigen Kinder werden offt vnser Krebs vnd Wölf.«
470. Vnter freundes schein wirdt mancher vber das fuchsbret geruckt vnd inn ein Wolffes Grub gefellet. – Henisch, 1236.
[1193] 471. Vntrewer freundt ist kein freundt. – Henisch, 1231; Petri, II 564.
472. Vom freundt, der feindt gewesen ist, erlöss vns lieber Jesu Christ. (S. 476.) – Henisch, 1229.
473. Von guten Freunden scheiden bringt leyden. – Sutor, 17.
Lat.: Quilibet invitus caro valedicit amico. (Philippi, II, 133.)
474. Von guten Freunden scheidet man ungern.
Lat.: Divelli a caro res est durissima amico. (Binder I, 348; II, 815; Buchler, 23.)
475. Von lieben freunden ist böss scheiden. – Henisch, 1230; Petri, II, 581; Lehmann, II, 793, 140.
Holl.: Van lieve vrienden is 't kwaad scheiden. (Harrebomée, II, 414.)
Lat.: Quilibet invitus caro valedicit amico. (Binder I, 1473; II, 2841; Philippi, II, 133; Seybold, 490; Sutor, 17.) – Rebus ab amatis dolor est abcedere gratis. (Fallersleben, 736.)
476. Vor einem versöhnten Freunde und Zugluft muss man sich hüten. (S. 189 u. 472.)
»Ein versöhnter Feind ist wie ein zerbrochener Spiegel, der nie mehr so ergänzet wird, als er vorhin gewesen.« (Sutor.)
Lat.: Malorum amicitia et bonorum inimicitia fugienda. (Sutor, 19.)
477. Vor guten Freunden schliesst man kein Brot ein. (S. 63.)
478. Vorm falschen Freund uns Gott bewahr', des Feindes ich mich an allen Orten befahr'.
Frz.: De l'ami faux me garde Dieu, l'ennemi je crains en tout lieu. (Kritzinger, 25.)
479. Vorn Freund, hinten Feind. – Scheidemünze, I, 4795.
480. Wahre Freunde lernt man in der Noth kennen.
Frz.: Au besoing peut l'on esprouver qui est bon ami. (Cahier, 86.)
Holl.: Dat is eens menschen regte vriend, die hem in last en nooden dient. (Harrebomée, II, 411.)
Lat.: Amicus certus in re incerta cernitur. (Ennius.) (Binder I, 55; II, 158; Seybold, 24; Philippi, I, 27; Faselius, 13; Wiegand 194.)
481. Was der eine freundt schewet, das schewet auch der ander. – Henisch, 1236; Petri, II, 586.
482. Was der Freund bekommt, ist unverloren. – Körte, 1572; Venedey, 108; Simrock, 2763.
483. Was dir ein Freund vertraut, sag' niemals leise, niemals laut. – Inschrift eines Hauses zu Dinkelsbühl in Franken.
484. Was hilft der Freunde Hehlen, wenn mich die Feinde sehen stehlen!
485. Was man dem Freunde leihet, muss man vom Feinde wiederfordern. (S. 289.) – Körte, 1570 u. 1954; Simrock, 6331; Venedey, 108.
Frz.: Ami au prêter, ennemi au rendre. – Qui prête à l'ami, perd au double.
486. Was mann freunden guts thut, ist vnuerloren. – Lehmann, 208, 60.
487. Was soll mir ein Freund, der meinen Keller mit mir leert und seinen Wein allein verzehrt!
Port.: Arrenego do amigo que come o meu comigo, e o seu comsigo. (Bohn I, 467.)
488. Wat Fründ, wat Varrer (Gevatter), säd' de Bur; de keen Geld hätt' bliw mi von'n Wagen.
489. Wei Frönne hewwen will, mot se sik maken. (Büren.)
490. Wenig Freunde und viel Bekannte.
Engl.: Have but few friends, though many acquaintances. (Bohn II, 9.)
Span.: Conocidos muchos, amigos pocos. (Bohn II, 9.)
491. Wenn alle Freunde gehen, ein braves Weib bleibt bei dir stehen.
Geiler sagt: »Alle freundschaft weit übertrifft ein fromb Weib, das nichts böses stifft.« (Zinkgref, I, 189.)
492. Wenn deines Freundes Sohn stirbt, so lad' auf1; stirbt dein Freund selbst, lad' ab. – Tendlau, 724.
1) Den Schmerz nämlich, und weine mit ihm.
493. Wenn der Freund selbst kommt, darf der Bote keine Nachricht geben.
494. Wenn der Freund sich hält wie eine Schwalb', so ist die Freundschaft nur halb.
Lat.: Bonum amicum non hirundinem agere decet. (Henisch, 1229.)
495. Wenn der Freund von Honig (Zucker) ist, so soll man ihn nicht ganz auffressen.
»Wird dein Freund von Honig sein, so schluck' ihn nicht ganz hinein.« Aehnlich die Araber Cahier, 2345; [1194] wie sie auch sagen, man solle zwar Wärme für seine Freunde haben, sie aber nicht verbrennen. (Cahier, 2239.)
Holl.: Is uw vriend van suiker, eet hem daarom niet op (Harrebomée, II, 413.)
Lat.: Amicorum limina rarius sunt frequentanda.
496. Wenn die Freund' auch Mängel haben, muss man ihnen doch nicht Gruben graben.
497. Wenn du deinem Freund vngerne gibst, so verleurest du den Freund vnd die Gaben. – Gruter, III, 55; Lehmann, II, 284, 56.
498. Wenn du deinen Freund um seinen alten Hut bitten willst, musst du dir erst den ansehen, den er trägt. – Wullschlägel.
Ob er selbst einen bessern habe. Die Neger in Surinam wollen damit sagen: Ehe du jemand darum bittest, so überlege erst, ob er es entbehren kann. Ueberlege überhaupt erst, ehe du handelst!
499. Wenn ein armer Freund auch drückt, so liegt er doch fest und unverrückt.
500. Wenn ein Freund bittet, so gilt (da ist) nicht (kein) »Morgen«. (S. 503.) – Simrock, 2761; Sailer, 162.
Engl.: When a friend asks, there is no to morrow. (Bohn II, 8; Eiselein, 188.)
Span.: Quando amigo pide no hay mañana. (Bohn II, 8.)
501. Wenn ein Freund den andern wäscht, so werden sie beide rein.
Holl.: Vriend, wascht gij mij, zoo wasch ik u, en wij zijn beide schoon. (Harrebomée, II, 414.)
502. Wenn ein Freund schläft, so wacht der andere.
503. Wenn ein Freund will borgen, vertröst' ihn nicht auf morgen. (S. 509.) – Steiger, 305.
504. Wenn von zwei Freunden einer stirbt, so ist der überlebende am meisten zu beklagen.
505. Wer dem Freunde leiht, muss vom Feinde das Kapital wiederfordern. (S. 485.)
Dän.: Hvo der laaner hen, han sælger sin ven og kiøber sig en uven. (Prov. dan., 369.)
Engl.: He that doth lend, doth lose his friend. (Bohn II, 110.)
Frz.: Au prêter, ami, au rendre, ennemi. (Cahier, 1468; Starschedel, 15; Kritzinger, 25.) – Qui prête aux amis, perd au doubles. (Bohn II, 110; Cahier, 1467.)
Holl.: Die zijne vrienden behouden wil, moet ze geen geld leenen. (Harrebomée, II, 411.) – Di zijnen vriend leent, maant zijnen vijand. (Harrebomée, II, 378.) – Leent dînen vrient, maent dînen viant. (Tunn., 17, 5.)
Lat.: Praestat inimico quam amico mutuum dare. (Bovill, II, 57.) – Qui rem concedit socio caro, monet hostem. (Fallersleben, 453.)
Poln.: Chceszli przyjaciela stracic, pieniedzý mu pozycz. (Wurzbach I, 200.)
Span.: Mas vale dejar en la muerte al enemigo, que pedir en la vida al amigo. (Cahier, 3626.)
Ung.: Kinek nincs ellensége, kölcsönözzön valakinek valamit, tüstént arra talál, ha kéri. (Gaal.)
506. Wer den Freund liebt, liebt auch seine Ehre.
507. Wer den Freund nicht schont, der schont auch des Bruders nicht.
It.: Chi offende l'amico, non sparagnerà il fratello. (Pazzaglia, 360, 3.)
508. Wer dir als Freund nichts nützen kann, kann doch als Feind dir schaden. – Simrock, 2778; Körte, 1541; Kirchhofer, 234; Gaal, 507.
Holl.: Die u als vriend niet nutten kan, kan u als vijand schaden. (Harrebomée, II, 378.)
509. Wer ein guten freund macht, der hat ein gross Kapital angelegt. – Lehmann, 207, 36.
It.: Chi si fa un amico, acquista un buon capitale. (Pazzaglia, 12, 2.)
510. Wer einen echten Freund gewinnt, gewinnt einen Schatz.
Die Araber sagen: Wenn du einen treuen Freund gefunden, so bewahre ihn, du wirst nicht leicht wieder einen finden. (Cahier, 2394.)
Holl.: Wie een' waren vriend gevonden heeft, heeft zijn' dagloon wel verdiend. (Harrebomée, II, 414.)
511. Wer einen Freund hat und sich selbst, der hat genug.
Span.: Amico, e guárdati. (Bohn I, 71.)
512. Wer einen Freund im Scherz beleidigt, verliert ihn im Ernst.
Engl.: He that affronts a friend in jest, loses him in earnest.
Frz.: Qui veut garder son ami, n'ait nulle affaire avec lui. (Cahier, 93.)
[1195] 513. Wer einen Freund kennen lernen will, muss eine Erbschaft mit ihm theilen.
Lat.: Multi praedae spe amici, adeptae dispartitione inimici. (Bovill, III, 145.)
514. Wer einen Freund ohne Fehler haben will findet keinen (oder: muss auf Freunde verzichten). – Körte2, 1904.
Auch die Türken sagen: Wer einen Freund ohne Fehler sucht, wird keinen finden. (Cahier, 2533.)
515. Wer einen guten freund hat, der hat ein gut pfand. – Franck, II, 65b; Tappius, 76a; Lehmann, II, 840, 256; Körte, 1560.
Holl.: Wie een' goed' vriend heeft, die heeft een edel pand. (Harrebomée, II, 414.)
516. Wer einen guten Freund hat, der sol jhn jhm lieber lassen sein, den Silber vnd Gold. – Petri, II, 701.
517. Wer einen guten freundt hat, der spiele nicht mit jhm. – Henisch, 1230.
518. Wer einen treuen Freund nicht ehrt, der ist sein nicht werth.
Dän.: Den ikke græder sin ven varm, han faaer vist sørge ham kold. (Prov. dan., 251.)
519. Wer Freund ist ohne Spott, erkennt man in der Noth.
Lat.: In paupertate quis amicus noscitur a te. (Sutor, 624.)
520. Wer freund sei, sagt der armuth frei. – Franck, I, 116b; Simrock, 2743; Körte, 1565.
521. Wer Freunde genug behalten will, muss deren wenig probiren. (S. 239 u. 240.)
It.: Chi vuol amici assai, ne provi pochi. (Pazzaglia, 8.)
522. Wer Freunde hat und Geld findet Recht in aller Welt.
It.: Chi hà denari et amicizia si fà beffe della giustizia. (Pazzaglia, 153, 1.)
523. Wer freunden arges thut, was soll der frembden guts gönen. – Petri, II, 708.
524. Wer gute Freunde hat, ist reich.
Böhm.: Lepší prátelstvo ne? peníze. (Celakovský, 229.)
Span.: Aquellos son ricos que tienen amigos. (Bohn I, 201; Cahier, 3204.)
525. Wer jedermans freundt will sein, muss jedermans Narr seyn. – Henisch, 1224; Eyering, I, 491; Sailer, 204.
Span.: Quien de todos es amigo, ó es muy pobre, ó es muy rico. (Bohn I, 248.)
526. Wer keinen Freund hat, dess Wohnung steht lange leer.
Span.: Vida sin amigo, muerte sin testigo. (Cahier, 3203.)
527. Wer mit seines Freundes Feinden Freundschaft macht, beleidigt seinen Freund.
Dän.: Den der holder med din fiende, hold ham ikke for din ven. (Prov. dan., 298.)
528. Wer mit seines freunds Pflug ackert, der bawt auch gute Frucht. – Lehmann, 376, 46.
529. Wer neue Freunde sucht, vergesse nicht die alten.
Ruth.: Dla pryjatela nowoho ne puskajsia staroho. (Wurzbach I, 206.)
530. Wer nicht hört des Freundes Stimm', der fühlt des Feindes Grimm.
Dän.: Hvo ei vil lide paa mindelse af sin ven, er værd at lide straf af sin fiende. (Prov. dan., 384.)
531. Wer ohne Freund ist, lebt nur halb. (S. ⇒ Bruder 26.) – Simrock, 2702; Gaal, 505.
Die Portugiesen behaupten, man könne gar nicht leben ohne Freunde. In Toscana sagt man: Wer nicht Freund oder Bruder hat, hat keine Stärke, weder in der Hand noch im Arm. (Reinsberg II, 21.) Und ein arabisches Sprichwort lautet: Ein Mensch ohne Freunde ist die linke Hand ohne die rechte. (Cahier, 2397.)
Holl.: Wie geen' vriend heeft, wordt niet betreurd, wan eer hij sterft. (Harrebomée, II, 414.)
532. Wer sein eigener Freund ist, ist auch ein Freund anderer (ein Menschenfreund). (S. 534.)
Es gibt aber sehr viele, deren Freundschaft für sie selbst nichts taugt; welchen Werth kann sie für andere haben?
533. Wer sein freund liebt, der liebt sich selbs. – Franck, I, 8b; Lehmann, II, 850, 320.
534. Wer sein selbst bester Freund ist, der hat keinen Freund. (S. 532.) – Lehmann, 206, 25.
[1196] 535. Wer seinem Freund Gelt leyhet, der macht ihms einen feind, wenn ers wieder fordert. (S. 505.) – Lehmann, 102, 1.
Span.: Quien presta al amigo cobra un enemigo. (Cahier, 3662.)
536. Wer seinen Freund lehnet, mahnet sein Feind. – Lehmann, II, 850, 323.
An män'ge Frönde borge magd Anrauh merr en Sorge; se lenne fröndlich met Manier an gevve plomp en nuh (knapp, karg) merr wier. (Aachen.) (Firmenich, III, 234.)
537. Wer seinen freund schmehet, der zertret die freundschafft. – Petri, II, 752.
Dän.: Gjem din mund og gjem din ven. (Prov. dan., 223.)
538. Wer sich nicht als Freund zu stellen weiss, ist kein stolzer Feind.
539. Wer sich zwischen Freunde mengt, klemmt sich gern. (S. 560.) – Sutor, 18.
540. Wer vil freunde hat, der hat vil mehr feinde. – Henisch, 1233; Petri, II, 772.
It.: Chi vuol molti amici, non n'ha nessuno. (Bohn I, 87.)
541. Wer wil jedermans freund seyn, der muss vieler Leute Narr seyn. – Petri, II, 780.
542. Wer zu gut gegen seine Freunde ist, entfernt sie von sich.
543. Wer zum Freunde den Weg hat, fragt keine Wegweiser mehr.
544. Wer zwischen zwei Freunden richtet (Richter ist), verliert (den) einen. – Simrock, 2766; Körte, 1540.
Frz.: Qui juge entre deux amis, perdra l'un ou l'autre. (Bohn I, 49.)
Lat.: Praestat inter hostes quam inter amicos judicare. (Bovill, II, 14.)
545. Wi köönt woll gode Frönne wäsen, man wi möt us ût'n Geldbüdel blîven. (S. 548.) (Rastede.) – Firmenich, III, 28, 107; Bueren, 1250.
Wir können Freunde sein, nur muss der Geldbeutel nicht ins Spiel kommen.
546. Will ein Freund was borgen, bestell' (vertröst') ihn nicht auf morgen. – Simrock, 2760; Eiselein, 188.
Engl.: When a friend asks, there is no to morrow.
547. Wiltu sein eins gewaltigen freund, so verlier die warheyt oder die freundtschafft. (S. ⇒ Freundschaft 84.) – Franck, I, 73b.
548. Wir seindt wol alle gute freundt vnter einander, aber die Seckel sind vnterschiden. (S. 545.) – Henisch, 1230.
Holl.: Wel goede vrienden, maar elkander uit de beurs te blijven. (Harrebomée, II, 414.)
549. Wo ein Freund thun will, wie ein Fremder, da ist er näher. – Graf, 104, 223; Grimm, Weisth., III, 242.
Der Verwandte hat bei Käufen das Vorkaufsrecht. (S. ⇒ Freund 106.)
550. Wo freund, da reichtumb. – Franck, I, 9a; Lehmann, II, 857, 444; Körte, 1547.
Freunde sind ein grosser Schatz, ein edles Kleinod, ein sicheres Kapital.
Lat.: Ubi amici, ibi opes. (Plautus.) (Binder I, 1780; II, 3380; Faselius, 261; Philippi, II, 229; Seybold, 619; Wiegand, 908.)
551. Wo Freunde lieben, sammeln sich die Neider.
552. Wo mein freundt, da mein geldt, denn besser freund als gelt. (S. 98.) – Henisch, 1236; Petri, II, 803.
553. Wo viel Freund sind, do ist auch Geld. – Eyering, III, 585.
554. Wohl dem, der Freunde hat, wehe dem, der ihrer bedarf. (S. 273.)
555. Zu freunden sol man sich guts versehen, aber nicht zu viel auff sie bawen. – Petri, II, 823.
556. Zu guten Freunden ist der Weg nicht weit. (S. 55.)
Span.: En chica casa y en largo camino se conoce el buen amigo. (Cahier, 3206.)
557. Zu guten freunden mag man vngebeten kommen. (S. 339.) – Lehmann, 230, 8.
Port.: A casa do amigo rico irás sendo requerido, e a casa do necessitado sem ser chamado. (Bohn I, 264.)
[1197] 558. Zwey soll man nicht zu Freunden haben: ein Armer, der reich worden, vnd ein Bauer, der edel worden. – Lehmann, 207, 44.
559. Zwischen Freunden ist alles gemeinschaftlich. (S. 545.)
Lat.: Amicis communia inter se omnia. (Terenz.) (Binder I, 53; II, 154; Seybold, 24; Faselius, 13; Wiegand, 985.)
560. Zwischen gute Freunde soll man sich nicht legen. (S. 539.) – Kirchhofer, 233.
Frz.: Entre deux amis n'a que deux paroles. (Leroux, II, 221.)
*561. Ar it m'r Freund1 über zehn Böit Schroll'n2. (Franken.) – Frommann, VI, 170, 96.
1) Er ist mit mir befreundet, verwandt.
2) Ueber zehn Beete, d.h. sehr entfernt. Schrolle = Klumpen, Scholle. (S. 562 u. Gebäck.)
*562. E äs Frängd mät em aus der siwenter Schässel. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 326, 280.
Von einem entfernten Anverwandten.
*563. Er hat einen guten Freund am Bret.
Lat.: Tuus jam regnat Apollo. (Virgil.) (Philippi, II, 229.)
*564. Er hat einen guten freund an der handt. – Agricola I, 564; Latendorf, 104; Schottel, 1137b.
Holl.: Hij heeft eenen goeden vriend aan de hand. (Harrebomée, II, 412; Campen, 71.)
*565. Er hat seine Freunde im Seckel.
Holl.: Hij heeft zijne vrienden in den zak. (Harrebomée, II, 412.)
*566. Er hat weder Freund noch Vetter.
Holl.: Hij heeft vrienden noch magen. (Harrebomée, II, 412.)
*567. Er ist ein Freund, wie ein Fuchs der Hühner und eine Katze des Specks.
*568. Er ist ein guter Freund in der Ferne.
Dän.: Jeg vil gierne have ham til ven, men ikke til nabo. (Prov. dan., 423.)
*569. Er ist Freund bis zur Börse.
Bis es zum Geldleihen oder der Vortheil ins Spiel kommt.
Frz.: Il est ami jusqu'à la bourse. (Starschedel, 15.)
*570. Er ist so lange Freund, als die Schüsseln voll sind.
Von den Freunden, welchen Freundschaft eine milchende Kuh ist, die sie mit Butter versorgt.
It.: Ama l'amico suo, tanto che da del suo. (Cahier, 2797.)
*571. Er würde seinen Freund für einen Sechser verrathen.
Frz.: Cet homme vendrait son meilleur ami pour cinq sous. (Lendroy, 1486.)
*572. Es ist ein Freund am Wege.
Engl.: A friend in a corner. (Bohn II, 286.)
*573. Es ist ein Freund, man findet so viel Liebe bei ihm, wie ein Schaf beim Wolf.
*574. Es ist ein Freund mit der Zunge.
Wer seine Freundschaft nur mit Worten, aber nicht mit der That beweist.
*575. Es ist ein Freund mit Jakob's Sprache und Esau's Händen.
*576. Es ist ein Freund wie der Schatten einer Sonnenuhr, er zeigt sich, wenn die Sonne scheint, und verschwindet, wenn sie flieht
Frz.: Cadran solaire et faux ami parlent tant que le soleil luit, et se taisent quand il s'en fuit. (Cahier, 70.)
*577. Es sind Freunde, wie David und Jonathan.
Holl.: Het is de vriendschap van David en Jonathan. (Harrebomée, II, 415.)
Lat.: Naaera et Charmione. (Philippi, II, 5.)
*578. Es sind Freunde, wie Herodes und Pilatus.
Holl.: Het zijn vrienden als Herodes en Pilatus. (Harrebomée, II, 412.)
*579. Es sind Freunde wie Hund und Katzen.
Frz.: Amy comme chien et chat. (Leroux, I, 99.)
Lat.: Amici, ut canis et catus. (Bovill, I, 44.)
*580. Freund bis zum Altar. (Altröm.)
Will sagen, dass es bisweilen erlaubt scheine, ein wenig vom Recht abzuweichen, wenn es das Beste des Freundes gelte; aber nur insoweit, als wir dabei nicht die Ehrfurcht vor Gott aus den Augen setzen.
*581. Freund, dieweil man hat. – Franck, I, 37a; Körte, 1564.
*582. Gute Freunde, wie Koch und Kellner. – Körte, 1568.
*583. Seine Freunde sind im Zeichen des Skorpions. – Parömiakon, 27.
Sie lassen ihn im Stich.
[1198] *584. Seinen Freund heimlich durchhecheln.
Frz.: Déchirer ses amis dessous mains. (Kritzinger, 25.)
*585. Seinen Freund zwischen seiner Haut verbergen wollen.
Einem Freunde alle mögliche Zuflucht gönnen, ihn auf alle Art sicherzustellen, vor Gefahr zu schützen suchen.
*586. Seinen Freunden ausläuten.
*587. Sie sind Freunde wie Eck und Luther.
*588. Sie sind Freunde wie kaltes Wasser und glühendes Eisen. – Parömiakon, 389.
*589. Sie sind Freunde wie Katz und Ratz.
Manchmal bildet sich dennoch unter den feindseligsten Elementen ein zärtliches Verhältniss. So wird aus Königsberg i.d. Neumark von einer Katze berichtet, die sich an Stelle einiger ihr geraubten Jungen vier junge Ratten gesucht, welche in gemüthlicher Eintracht unter den jungen Katzen lagen und zum Erstaunen des Besitzers an der alten Katze sogen. (Schles. Morgenblatt, Breslau 1864, Nr. 137.)
*590. Sie waren gute Freunde, sie hätten Pferde miteinander stehlen können. – Meisner, 102.
591. Besser einen guten Freund betrogen als sich selbst. – Petri, III, 1.
592. Das wörtlein Freünd ist gar gemein, drumb bleibt es auch gar selten allein, und schir verleürt, was es bedeüt; so falsch sind leider itz die leüt. – Monatsblätter, 12, 188, 20.
593. Dein Freünd bin ich, fünff stück ausnem ich: Ich traw dir nicht, Ich glaub dir nicht, Ich leih dir nicht, Ich borg dir nicht, Ich werd nicht bürg für dich. Sonsten thu ich alles, ich ess und trinck gern mit dir. – Monatsblätter, 12, 36.
[1277] 594. Den Freunden zum Schutz, den Feinden zum Trutz.
Mit diesem Spruch vollzog der Gouverneur von Strassburg am 28. September 1872 bei dem Fort Nr. 5 die drei Hammerschläge bei der Grundsteinlegung zu den neuen Festungswerken.
595. Der Freund blickt auf den Kopf, der Feind auf den Fuss. – Merx, 99.
596. Der Freund sei in der Noth da, der Feind im Glück.
597. Der ist mein Freund, der es redlich mit mir meint. – Devisenbuch, 132.
598. Der seinen abwesenden Freund lestert und schendet wie ein Feind; der seinen Freund vertedigt nicht, wenn ein anderer ihm übel spricht; der tichtet, was nie ist geschehen, schweigt nicht, was er heimlich gesehen, oder was ihm war hochvertrawet. Ein solchem Mann eim billich grawet; er ist mit Schelmenfarb geschwerzt; für den hüt sich ein redlich Hertz. – Froschmeuseler, O.o.V.
599. Des Erhaltenen Freund, des Schlendrians Feind.
Der frühere (1873) bairische Ministerpräsident Graf von Bray auf einem Denkblatt des Germanischen Museums in Nürnberg.
600. Die alten Freunde halten in der Noth. – Petri, II, 122.
601. Die Freunde, die am ersten zum Gelde kommen, sind die nächsten Erben dazu. – Petri, II, 128.
602. Ein ferner Freund ist lang gesund. – Petri, II, 184.
603. Ein Freund besucht offt den andern. – Petri, II, 185.
604. Ein Freund, der selten kommt, ist am angenehmsten. – Wirth, II, 100.
605. Ein Freund ist des andern Spiegel. – Petri, II, 185; Einfälle, 169.
606. Ein Freund nur bei Tisch will nur deinen Fisch, ein Freund bei der Flasche leert auch deine Tasche.
607. Ein Freund theilet gern mit dem andern. – Petri, II, 185.
608. Ein geschminkter Freund sendet seine Hülfe mit der Krebspost. – Wirth, I, 117.
609. Ein gut Freund warnet. – Herberger, Ib, 426.
610. Ein guter Freund helt in der Noth wie Gold im fewr. – Petri, II, 193.
611. Ein guter Freund ist der beste Artzt. – Lehmann, II, 19, 16.
612. Ein guter Freund nimpt mit einem Kess vnd Brot fürlieb. – Petri, II, 193.
613. Ein guter Freund und scharfes Schwert seind ihres Geldes in Nöthen werth. – Gerlach, 204.
614. Ein rechtschaffener Freund steht bei bis ins Gefängniss.
615. Ein strafender Freund ist ein treuer Hund, der die Zung, aber nicht die Zähne gebraucht. – Harssdörffer, 1469.
616. Einem Freunde muss man mit Viererlei helfen: mit dem Leibe, mit Gut, mit Trost und Rath. – Wirth, II, 118.
617. Einen guten Freund kennt man, wenn er den andern strafft. – Petri, II, 179.
618. Einen treuen Freund erkennt man im Unglück. – Faselius, 14.
619. Es ist unter Freunden ganz egal, wer 's Geld hat.
620. Freund, der du kommst an diese Thür, sag' kürzlich dein Begehren mir, oder sei mir behilflich hier. – Hertz, 41.
Inschrift an einer Arbeits- und Studierstube in Heidelberg.
621. Freund hier, Freund dort, wenn ich nichts habe, wer hilft mir fort? – Gerlach, 94.
622. Freunde, die nicht helfen, Feinde, die nicht schaden, sind in gleicher Würde. – Wirth, I, 116.
[1278] 623. Freunde, Feind' und Hausgenossen, rausgeschmissen und zugeschlossen.
Für den, der ohne Klatscherei und deren Folgen ruhig leben will.
624. Freunde halten keine Farbe in der Noth. – Acerra phil.
625. Freunde thun mehr noth, als Feuer, Wasser und Brot. – Weingarten, 95.
626. Freunde und Feinde gleich gut. – Monatsblätter, 12, 31.
627. Freunde verzehren, Feinde verheeren. – Monatsblätter, 12, 189.
628. Freunde, Wein und Gläser sind eine vergängliche (zerbrechliche) Gesellschaft. – Wirth, I, 113.
629. Fründt, gedencket an mich, gelich als ich an dich; nith mehe begeren ich. – Weinsberg, 91.
630. Frünnes Blaud dat quillt, un wenn et âk mant ein droppen is. – Schambach, 25.
631. Für einen guten Freund pflegt man allzeit ein stellichen zu halten. – Herberger, I, 576.
632. Gut Freund im Regen sind auch gut Freund im Sonnenschein, aber nicht umgekehrt. – Storch, Freiknecht, II, 232.
633. Gute Freunde liebt man sehr, doch edle noch viel mehr. – Devisenbuch, 184.
634. Gute Freunde muss man nicht zu oft überlaufen, sagte der Bauer, als ihn der Pfarrer schalt, dass er so selten in die Kirche komme. – Harssdörffer, 1401.
635. Guten Freunden soll man nicht zu lang' auf dem Halse liegen. – Gryphius, 35.
636. Ich habe schon einen Freund, aber ich kann ihn nicht leiden, sagte Hans, als ihn die Mutter fragte, warum er immer allein spiele, ob er gar keinen Freund habe.
637. Je lieber freünd, je hefftiger feind. – Monatsblätter, 12, 23.
638. Je näher de Fründ, je ärger de Düwel. – Schambach, II, 253.
Je näher Freunde oder Verwandtschaft, je bitterer die Feindschaft; die nächsten Freunde und Verwandten suchen dann am meisten zu schaden.
639. Lîf de Fräinjd, wund te mäd 'n gedîlt huost. – Schuster, 787.
Lobe die Freunde, wenn du mit ihnen getheilt hast.
640. Man hat dreierlei Freunde: Schulfreunde, Jugendfreunde und Hausfreunde.
Mit dem Schulfreunde theilt man seine Prügel, mit dem Jugendfreunde seine dummen Streiche und mit dem Hausfreunde seine ehelichen Donnerwetter. Nur mit dem Unterschiede in Betreff des letzteren, dass es über dem Haupte des Mannes donnert und beim Hausfreund einschlägt.
641. Man kann niemand zum Freunde prügeln.
Aber auf politischem Boden zum Verbündeten. (Kornmann, III, 77.)
642. Man soll seinen Freund so lieben, als könnte man ihn hassen, und seinen Feind so hassen, als könnte man ihn lieben. – Einfälle, 82.
643. Man verliert mehr Freunde durch Wohlthaten, als man durch Dankbarkeit gewinnt.
644. Mer muss 'ne gode Frönk net zu döckes besöken. (Bedburg.)
645. Min fruind achten min gar clein, und bin ir aller überbein.
Im Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit, 1873, S. 132 nach einer münchener Handschrift Nr. 641.
646. Mit Freunden einig, fest und treu, vor Feinden niemals bang und scheu, das macht Soldaten frisch und frei.
Spruch des preussischen Generals von Blumenthal in der Autographensammlung des Germanischen Museums in Nürnberg.
647. Mit jedem Freund, an keinem Freund.
648. 'Ne gode Frönk ess besser als Geld en der Täsch. (Bedburg.)
649. Niemand lässt sich seines Freundes willen einen Zahn ausziehen. – Abele, Gerichtshändel.
[1279] 650. Straff dein freund heymlich, lob jn öffentlich. – Petri, II, 542.
651. Tausend Freunde verlieren ist leichter zu ertragen, als Einen Feind leiden müssen.
652. Treuer Freund ein seltsam Gast, der Melone gleich zu schätzen; fünfzig Kerne musst du setzen, eh' du eine gute hast. – Gerlach, 285.
653. Viel Freunde haben und wenigen trawen, ist Weisheit. – Wirth, II, 103.
654. Vier fürnembe art der freünd sind: glücksfreünd, wetterhanen; dischfreünd, bauchgötter; dienstfreünd, nutzherren; treufreünd, glücks vnd vnglücks. – Rasch, 166.
655. Vnter Freundes Kleid steckt offt Hass und Neid. – Petri, II, 563.
656. Vor gute Freunde ist bald gekocht. – Zinkgref, IV, 156.
657. Wer keine Freunde hat in der Noth, der ist lebendig todt.
Niederd.: De nenen freund hat in der nôd, luttik bäter wän de dod. (Haupt, III, 403, 50.)
658. Zwischen guten Freunden ist bös Richter sein.
Mhd.: Besser ist ze aller frist ze rihten zwüschen veinten zwain, danne zwüschen freunden gemain. (Zingerle, 121.)
*659. Du bist mein Freund, wie der Teuffel ein Zwölffbote. – Herberger, I, 220.
*660. Er ist ein Freund vom schönen Geschlecht.
*661. Fründ, wie Hünd, und Vetter wie Arschbletter. (Solothurn.) – Schild, 60, 18.
*662. Sei mein Freund und leih mir fünf Groschen. – Simrock, I, 2303.
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