1. Alle Mäuler sind Schwesterkinder.
Sie essen alle gern etwas Gutes.
It.: Tutte le bocche sono sorelle. (Pazzaglia, 34, 10.)
2. Besser, dass ma dem Mul e Brötli chaufe, as all schwätze. (Appenzell.)
Besser dem Munde einen guten Bissen geben, als ihn zu Schwätzereien misbrauchen.
3. Böss maul redt niemand wol. – Franck, II, 167b; Egenolff, 224b; Petri, II, 51; Gruter, I, 9; Lehmann, 791, 7; Henisch, 461, 68.
4. Brick mi 't Mûl ne up, o'r 't kümmt dumdicke rut, söa' de dune Bûr. – Schlingmann, 236.
5. Das is Mul as Salat, seggt de Esel, as hei Disteln fret. – Raabe, Volksb., 82.
6. Das Maul ist der Münzer. – Körte, 4155; Simrock, 6898.
7. Das maul ist des leibs Hencker vnnd artzt. – Lehmann, 304, 39 u. 432, 15; Simrock, 6880; Körte, 4145.
Die Russen: Der Mund lässt sich öfter vom Bauch verführen, als der Bauch vom Munde. (Altmann VI, 482.)
Dän.: Munden er livets bøddel og læge. – Munden læger maven best. (Prov. dan., 420.)
8. Das Maul ist ein kleines Loch und verzehrt Haus und Hof.
9. Das maul ist ein lügner, der magen ist ein Schalck. – Mathesy, 238b.
10. Das maul ist ein schalck, wann man jhm was gibt, so isst's. – Gruter, III, 13; Lehmann, II, 76, 14.
Holl.: De mond is een schalk, biedt men hem wat, hij neemt het. (Harrebomée, II, 97a.)
11. Das Maul ist ein theures Löchlein.
Dän.: En mund kostar meget aaret igienem. (Prov. dan., 420.)
[502] 12. Das Maul ist ein theures Thor.
Lat.: Alvus homini plurimum negotii exhibet. (Binder I, 45; II, 143; Buchler, 374; Seybold, 21; Philippi, I, 23.)
13. Das Maul ist ein Verräther.
Holl.: De kwakkelen verraden zich zelven door hunnen bek. (Harrebomée, I, 44b.)
14. Das Maul ist eine Mühle, die selten steht.
Holl.: De mond is een gaande molen. (Harrebomée, II, 97a.)
15. Das Maul ist leicht verbrannt.
16. Das Maul ist schnell gefüllt, aber langsam (schwer) das Auge.
Holl.: De mond ist haast gevuld. (Harrebomée, II, 97a.)
17. Das Maul ist wie der Gaul, beide haben einen Zaum vonnöthen.
18. Das Maul kostet am meisten.
19. Das Maul lehrt Hände und Kopf viel Arbeit.
20. Das Maul macht die Küche warm.
Man kann durch Reden den Brotschrank füllen, aber auch die Küche kalt machen. Wer redet, wie es den Leuten angenehm ist, dessen Küche ist meist wohl versorgt.
It.: Per la bocca si scalda il forno. (Pazzaglia, 34, 7.)
21. Das Maul muss nehmen, wenn es was bekommt.
Böhm.: Když nám, jen ham; nemám, hubĕ nedám. (Čelakovsky, 59.)
Wend.: Dyž mam, da ham; dyž nimam, da tradam. (Čelakovsky, 69.)
22. Das Maul muss sich nach dem Beutel richten.
Frz.: Gouverne ta bouche selon ta bourse. (Leroux, I, 138.)
Schwed.: Man mäste ställa munnen efter matsäcken. (Grubb, 511.)
23. Das Maul spricht offt: Freund, Gott grüsse dich: aber das Hertz meint: Freund, hüte dich. – Pauli, 188a.
24. Das Maul thut einer leichter auf als den (Sack) Beutel.
25. Das Maul trägt die Füsse (Beine). – Winckler, XV, 68.
26. Das maul tregt den Fuss hinweg. – Franck, I, 162b.
27. Das vngezeumpte Maul nach vnglück ringt. – Eyering, I, 343.
28. Dat Maul is 'ne begänge (gangbare) Landstrate. (Hannover.) – Schambach, II, 238.
29. Dat Mûl bringet den Deif an'n Galgen. – Schambach, II, 26, 100; hochdeutsch bei Graf, 445, 410.
Bezieht sich im Mittelalter auf das vom Diebe entweder freiwillig abgelegte oder durch Kerker und Folter erzwungene Geständniss; kann sich in neuerer Zeit aber auch auf belastende Zeugenaussagen beziehen.
30. Dat Mûl is 'n Schelm, wenn man emm man wat butt (bietet), denn jahnt he upp. (Oldenburg.) – Goldschmidt, II, 73.
31. De mit'n Mule flötet, mutt mit'n Eerse bottern. – Eichwald, 1354.
32. De 'n grôt Mûl het, mutt ôk 'n brêd'n Rüch (Rücken) hebe. (Süderdithmarschen.)
33. Dem Maul abgedarbt, ist so gut wie der Pacht von einer Wiese. – Eiselein, 445; Simrock, 6877; Körte, 4143; Braun, I, 2626.
Die Franzosen: Wollt ihr reich sein, lernt nicht blos, wie man erwirbt, sondern auch, wie man erspart. Die Ersparniss, sagen die Italiener, ist der erste Verdienst. Die Serben: Besser ist Sparsamkeit als selbst gute Arbeit. (Reinsberg III, 18.)
34. Dem Maul darf man nicht trauen.
35. Der all Mäuler verkleiben will, muss des Meels haben gar viel. – Eyering, I, 519.
36. Der muss das Maul weit aufmachen, der sich mit dem Backofen vergleichen will. – Winckler, XVII, 50.
37. Der muss ein gross Maul haben, der gegen den Backofen gähnen will. – Henisch, 171, 3.
In Mecklenburg: Wer kann gegen 'n Backâben hojanen. (Latendorf II, 223.) »Ein jeder seh sich für gar eben, thu keinem sterckern widerstreben; wer sich eim grössern widersetzt vnd auff jn seine zäne wetzt, derselb sich gar vnnützlich zerrt, gegen backofen das maul auffsperrt.« »Die hoffart ist ein grosse sündt, vnd sonderlich, wenn man sie findt bei armen vnuermögnen leuten, wenn sie wöll'n wider d starken streiten; ein weites maul hat gnug zu schaffen, wenn's widern backofen will gaffen.« »Für dem starken soltu dich krümmen: böss ist's, gegen das Wasser schwimmen, fall nicht dem grössern in die straff, vnd nicht [503] gegen backöfen gaff.« (Waldis, I, 37, 9; II, 28, 45 u. 80, 43.) »Es dunket mich ein tumber sin, swer went den oven übergin.« (Freidank.) Der Sinn des Sprichworts ist aus den angeführten Beispielen klar und geht dahin, es sei unklug oder unmöglich, gegen Mächtigere sich aufzulehnen oder in einen Kampf einzulassen. Sandvoss (Sprichwörterlese, 18) meint aber, der Vergleichungspunkt liege nicht sowol in der Grösse der Backofenöffnung dem Munde gegenüber, wie so ziemlich allgemein angenommen werde, und wie auch Kurz die obige Stelle aus B. Waldis (II, 28, 50) erklärt; sondern »gähnen« sei hier in dem Sinne von anhauchen zu fassen, es sei also an den geheizten Backofen zu denken. So verstanden, erhalte auch das »gegen« erst volle Bedeutung. Hätte Kurz recht, so wäre nicht einzusehen, warum eben ein Backofen und nicht eine noch grössere Oeffnung, z.B. ein Scheunthor gewählt sei, zumal man wirklich von einem ungenirt Gähnenden sagt: »Er reisst das Maul auf wie ein Scheunthor.« Sandvoss sagt, es komme nicht auf die Grösse, sondern auf die Glut an, und er beruft sich dabei auf das im Deutschen Sprichwörter-Lexikon unter Backofen 7 aufgeführte Sprichwort aus Rendsburg: Man kan ni geg'n enn hädden Backawen anjappen, und auf 13 (aus Henisch, 171, 2): Es ist böss hauchen wider einen heissen backofen. (S. Backofen ⇒ 5, ⇒ 7, ⇒ 11 u. ⇒ 12.)
Holl.: Hij staat tegen een' oven te gapen. (Harrebomée, II, 157a.)
38. Det Mel vôl nien kân e jeder. – Schuster, 945.
Das Maul vollnehmen kann ein jeder.
39. Deu met der Miulen schmännet, kann mit der Nesen bottern. (Lippe.) – Firmenich, I, 967.
Wer mit dem Munde den Rahm (Sahne, Schmant) von der Milch verzehrt, behält nichts zur Butterbereitung übrig.
40. Eim vngewaschen maul ist vnglück zum zil gsteckt. – Franck, II, 68a; Petri, II, 178.
41. Ein bös Maul kann kein Loch in den Rock reden.
Böhm.: Zlá huba na šíji neuvisne. (Čelakovsky, 91.)
42. Ein böses Maul macht die Leute reich und arm.
43. Ein böses Maul redet niemals Gutes. – Chaos, 154.
44. Ein böses Maul verschont niemand.
Frz.: Mauvais chien n'épargne personne. (Kritzinger, 446a.)
45. Ein böses Maul verträgt sich nicht mit einem guten Herzen.
Dän.: En ond mund vidner om et ondt sind. (Prov. dan., 420.)
46. Ein böses Maul verwirrt das Land. – Pred. Sal. 28, 16; Schulze, 167.
47. Ein böss Maul hat kein glück sein Lebenlang. – Petri, II, 171.
48. Ein böss maul ist scherpffer dann ein schwert. – Franck, I, 86b; Petri, II, 442; Gruter, 24; Simrock, 6892; Körte, 4150; Masson, 390; Braun, I, 2583.
49. Ein böss maul läst die Rosen stehen vnnd bricht die Dornen. – Lehmann, 505, 25.
50. Ein böss Maul macht viel Leute vneins vnd zubricht feste Stetten. – Petri, II, 171.
51. Ein böss Maul reisst in Einer Stunde ein, wozu viel Arbeit dann und Zeit muss sein.
Lat.: Pessumdat petulans una delator in hora, quae possunt longi vix reparare dies. ( Binder II, 2565.)
52. Ein böss maul schendt vnnd schmecht getrost, man wird das Schandflecks nicht bald loss. – Lehmann, 791, 8.
53. Ein faul Maul muss viel darben.
54. Ein furchtsames Maul und ein herzhafter Degen sind sicher vor Schlägen.
55. Ein gefrässig Maul ist nicht blöde (verschämt).
Holl.: Een gulzige mond is zelden verzadigd. (Harrebomée, II, 97b.)
56. Ein geneschig Maul, satter Bauch vnnd lediger Kasten vnd Kornboden stehen nicht fern von einander. – Petri, II, 189; Henisch, 208, 22.
57. Ein geschwetzig maul verwirrt ein gantz land. – Franck, I, 87b; Simrock, 6891; Körte, 4154; Braun, I, 2588.
58. Ein grosses Maul ist schwer zu stopfen.
59. Ein grosses Maul thut's nicht allein.
Lat.: Saepe minus faciunt homines, qui magna minantur. (Anon.) (Binder II, 2994.)
60. Ein grosses Maul, zum Handeln faul.
Die Neger in Surinam haben, um diesen oder verwandte Gedanken auszudrücken, um einen Grosssprecher zu charakterisiren, das Sprichwort: Der Lomp hat ein gross Maul, aber einen engen Schlund. (Wullschlägel.) Der Lomp ist ein dortiger Fisch.
[504] 61. Ein hungrig Maul lässt sich nicht lange nöthen.
Holl.: Hongrige monden zijn hast te lokken. (Harrebomée, II, 99b.)
62. Ein loses Maul braucht einen starken Rücken.
Dän.: En on mund skal lave sig paa en stærk ryg. (Bohn I, 366.)
63. Ein Maul gross gestalt, wird zornig bald. – Fischart, Gesch., in Kloster, XIII, 599.
64. Ein Maul ohne Zähne ist eine Mühle ohne Steine. – Körte2, 5212.
65. Ein Maul saugt seine Mutter vnd schlegt sie dafür mit füssen. – Petri, II, 214.
66. Ein schwetzig Maul verwirrt alles vnd schafft kein frieden im Hauss. – Henisch, 1241, 27.
67. Ein unflätiges Maul kann nichts Gutes reden.
It.: Bocca guasta non può parlar bene. (Pazzaglia, 34.)
68. Ein ungewaschenes Maul bringt ihm und andern gross Unglück. – Sutor, 210.
69. Ein vngewaschen Maul bekompt allzeit das Faul. – Petri, II, 233; Henisch, 1021, 47.
70. Einem gesunden Maul schmeckt alles wohl.
Holl.: In eenen gezonden mond is alles zoet. (Harrebomée, II, 99b.)
71. Einem verlogen Maul glaubt man nichts, wenn jhm Gott gleich ein war Wort beschert. – Petri, II, 177.
72. Es hat schon mancher sein Maul verbrannt.
73. Es heisst: Maul, richt' dich nach der Tasche.
74. Es ist im en jedere 's Mûl sälber gwachse. – Sutermeister, 144.
75. Es ist keinem Maul zu trauen. (Deisslingen.) – Birlinger, 368.
76. Es ist Maul wie Salat, sagt der Esel, so er Disteln frisst. (S. ⇒ Lippe 10 und ⇒ Salat.) – Simrock, 6879; Eiselein, 454; Hoefer, 260.
77. Es müst ein schlimm Maul sein, das sein eigen Glück verriethe. – Petri, II, 290; Henisch, 1659, 8.
78. Es thut einer leichter das maul auff als den Seckel. – Lehmann, 722, 22.
79. Es were ein böss Maul, das seinen eigen Halss verrihte. – Petri, II, 304.
80. Eynem vnge(waschenen)zeumpten maul ist das vnglück zum Zil gesteckt. – Tappius, 80a; Lehmann, II, 133, 7; Simrock, 10702; Sailer, 282.
Lat.: Oris infraenis finis est calamitas. (Gellius.) (Philippi, II, 77.)
81. Fall' mir ins Maul, sagte die faule Magd zur Kirsche, an die sie mit der Nase stiess.
82. Frisches Maul und lahme Füsse.
Holl.: Versche mond, droog aan de voeten. (Harrebomée, II, 100a.)
83. Für solche Mäuler gehört ein solcher Salat, sprach Crassus, da er einen Esel sah Disteln fressen. (S. ⇒ Salat.) – Hoefer, 844a.
84. Gäf dem Mil, ed ässt. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 302.
85. Geht's nicht zum Maul aus, so muss es hinten hinaus. – Eiselein, 455.
86. Gleiches Maul, gleicher Löffel. – Parömiakon, 1885.
87. Halt dein Maul, halt deinen Gaul, halt dein Tück, sonst kombst nit mit glück vom Hundsrück. – Gruter, III, 47; Lehmann, II, 263, 6; Simrock, 5081; Reinsberg V, 86.
Es zerschneidet Ehre und guten Namen, was kein Schwert kann.
88. Halte das Maul, so verscherzt du nicht den Gaul. – Parömiakon, 1895.
89. Halt's Maul und lass die Mutter kallen (reden), sagte jene fromme Frau.
Gegen unbeliebte und unberechtigte Einsprache.
90. Halt's Maul und lass mich reden, sagte die Frau zu ihrem Mann.
Engl.: Hold your tongue, husband, and let me talk, that have all the wit. (Bohn II, 61.)
91. Halt's Maul, und wenn der Backofen das Laufen anfängt, dann schreist: oha. (Rott-Thal.)
92. Halt's Mûl, se flîgt der kei Mugg drî. – Sutermeister, 147.
[505] 93. Herzhaft Maul, furchtsam Degen.
94. Hielt ein jeder sein Maul, so wer es gantz stil. – Gruter, III, 50.
95. Hol det Miul tau'm Aese, dann hest diu kein Verdruss.
96. Holt 't Mûl, segt de Katt tô'n Bratfisch. (Danzig.) – Hoefer, 583; Frischbier, 382; Frischbier2, 1927; Globus, III.
97. Hungrige Mäuler machen leere Schüsseln.
Holl.: Grage monden maken ledige schotels. (Harrebomée, II, 97b.)
98. I mag nid 's Mûl ufthun, hät de Sämichasper gseit, wo-n er is Gülleloch abe gheit ist. – Sutermeister, 39.
Gülle = Pfütze, Wasser; dann auch Mistjauche. (Stalder, I, 493.) Wer in ein Loch, mit solcher Flüssigkeit gefüllt, fällt, hütet sich wol, den Mund zu öffnen.
99. Ich hab' ein maul, dem geb ich zu essen, das muss reden, was ich will. – Agricola I, 191; Lehmann, II, 277, 21; Simrock, 6884; Körte, 4149; Eiselein, 455; Braun, I, 2596; Schweiz, II, 243, 49.
Von denen, die gerade das reden, was ihnen Vortheil bringt, und dann, wenn's Nutzen schafft. In Brandenburg: Ick häwn' Mûl, dem göäw ick wat to öäten, dat mött röän, wenn ick will. (Schlingmann, 1050.)
Dän.: Jeg giver min mund at æde, han skal tale naar jeg vil. (Prov. dan., 8.)
Holl.: Ik heb eenen mond, dien ik te eten geef; die moet spreken, wat ik wil. (Harrebomée, II, 99b; Bohn I, 329.)
100. Ich will mein Maul nit zu Bösem aufthun, aber – Tendlau, 613.
Um zu sagen, man wolle durch Vorhersagung nichts Schlimmes heraufbeschwören.
101. In bösen Mäulern wird manche Ehre klein gebissen. – Altmann VI, 508.
102. In ein schleckrig Maul gehört viel. – Petri, II, 404.
103. Je glatter Maul, je fauler Arss. – Lehmann, II, 276, 5; Simrock, 6893.
104. Je grösser Maul, je kleiner Kopf.
105. Keiner soll sein Maul in allen Dreck stossen. – Gruter, III, 38; Lehmann, II, 320, 42.
106. Klein Maul ist melancholisch und faul. – Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 599.
107. Kombts Maul einmal in Schwang, hörts den gantzen Tag nit auf zu leuthen.
Lat.: Scripta diu vivunt, non ita verba diu. – Sit vox viva, licet verbum, vox mortua scriptum. (Sutor, 478.)
108. Licht Mel git un der Zel, awer de Schtrôf kit iwer en Wel. – Schuster, 665.
Dän.: Uforskammet mund, uforskammet hierte. (Prov. dan., 420.)
110. Loss der nit det Mil gô, mä der in der Uorsch. – Schuster, 905.
111. Mach's Maul zu, sagte der Kutscher zum Magister, als er den Kopf aus dem Wagen steckte und klagte, dass es ihm hineinregne.
Spott auf die unbeholfene Stubengelehrsamkeit.
112. Man kann nicht allen das Maul stopfen. – Parömiakon, 2116.
113. Man kann nicht jedermann vor dem Maule sitzen.
114. Man kann nur mit Einem Maule essen.
Holl.: Een man kan niet meer dan met éénen mond eten. (Harrebomée, II, 97b.)
115. Man muss am meisten vor das Maul sorgen.
Lat.: Alvus hominis plurimum negotii exhibet. (Sutor, 408.)
116. Man muss das Maul am rechten Orte aufthun.
117. Man muss das Maul nach dem Bissen aufthun. – Winckler, XV, 67.
118. Man muss dem Maul nicht alles glauben.
Böhm.: Hubĕ nikdy nevĕř. (Čelakovsky, 296.)
Lat.: Os est impostor.
Poln.: Nietrzeba gebie wierzyć. (Čelakovsky, 296.)
119. Man sieht nicht mit einem schmuzigen Maule zum Fenster heraus, man habe denn einen Witwer geheirathet. – Simrock, 11730.
120. Man sol das Maul nach der Tasche richten. – Petri, II, 456; Gaal, 1506; Körte, 4144; Reinsberg III, 26; Sailer, 284; Siebenkees, 202; Braun, I, 2625.
[506] »Legt einer sich aufs naschen, so spricht die Sparsamkeit: Maul richt' dich nach d' Taschen.« (Keller, 133b.)
Dän.: Man skal tæring efter næring. (Bohn I, 389.)
Engl.: Stretch your arm no farther than your sleeve. (Masson, 68.)
Frz.: Gouverne ta bouche selon ta bourse. – Il faut se régler sur sa bourse. (Gaal, 1506.) – Selon le pain le couteau.
It.: Bisogna fare la spesa secondo l'entrata. – È bisogna aprir la bocca secondo i bocconi. (Gaal, 1506.) – È bisogna, far i bocconi a misura della bocca. (Körte, 4144.) – Noi facciamo le spese secondo l'entrata. (Masson, 68.)
Lat.: Messe tenus proprio vive. – Sumptus censum ne superet. – Tuo de pede metiri oportet. (Masson, 68.)
Poln.: Niebądź błaznem, kiedy niewiesz byé wielkim panem. – Podług stawu grot'la. – Tak musisz kąsać, jak połkniesz. – Tak trzeba rzemien ciągnąć, jako by się niezerwał. – Zgadzaj się geba z mieszkiem. (Masson, 68.)
Schwed.: Man bör rätta munnen efter matsäcken. (Marin, 20.)
121. Man thut lieber das Maul auf als den Beutel. – Eiselein, 454.
Dän.: Man lader heller munden op, end pungen. (Prov. dan., 524.)
122. Mancher hat ein hertzhafft maul vnd furchtsamen Degen. – Lehmann, 446, 6.
123. Mancher macht's Maul krumm und weiss nicht warum. – Opel, 174, 9.
124. Mancher nimbt dass maul voll brey, wann er die warheit sagen soll, das niemand wissen kann, was er munckt.
125. Mancher wird aufs Maul geschlagen, weil (wenn) sein Maul zu viel will (alles) sagen.
Böhm.: Pro hubu na hubu. (Čelakovsky, 358.)
126. Maul als Salat, da der Esel die Distel frass. – Gruter, III, 68; Lehmann, II, 411, 57.
127. Maul, gross gestalt', wird zornig bald.
128. Maul iss, Beutel zahl'.
Holl.: Mondje toe, beursje toe. (Harrebomée, II, 100a.)
129. Maul, richt' dich noch der Tosche. – Robinson, 506; hochdeutsch bei Simrock, 6876.
Dän.: Tæring efter næring. – Lav munden efter mad-pose. (Prov. dan., 147.)
130. Maul, schweig, ich geb' dir ein Weggli1. (Schweiz.)
1) Verkleinerungsform von Weggen, in den vierwaldstädter Cantonen eine Art keilförmiger Kuchen, worauf man Butter und Kümmel thut. (Stalder, II, 440.)
131. Maul und Arsch sind Brüder.
Holl.: De mond en de aars zijn gebroeders. (Harrebomée, II, 97a.)
132. Maul und Gaul haben beide einen Zaum vonnöthen. – Parömiakon, 2814.
133. Me muess dem Mûl öppen emol e Brödli ge und 's abeschlucke. – Sutermeister, 147.
In dem Sinne: Schweigen ist Gold.
134. Mer soll sein Maul nit zu Bösem aufthun. – Tendlau, 747.
135. Mit dem Maul gewackelt, ist nicht geredet.
136. Mit kleinem Maul ist nicht gut Salat essen.
137. Mit schmuzigem Maul kann man wol zum Fenster aussehen. – Gruter, III, 69; Lehmann, II, 413, 81.
138. Mit vollem Maule ist schlimm blasen. – Simrock, 6882; Körte, 4153; Braun, I, 2607.
Zwei entgegengesetzte Dinge kann man nicht gleichzeitig ausführen.
Lat.: Indecora est in dextrum et laevum latus vacillatio. (Fischer, 213, 86.) – Simul flare et sorbere haud facile. (Plautus.) (Binder I, 1645; II, 3158; Faselius, 239; Fischer, 213, 86; Wiegand, 495; Philippi, II, 187; Seybold, 563.)
139. Muel warm, Backôfe warm macht d'n rêche (reichen) Bauer arm. (Meiningen.) – Frommann, II, 407, 6.
140. Nimm das Maul in Acht, dass es keinen Schaden macht.
141. Rölers Maul frisst die Suppen vngeblasen. – Gruter, III, 76.
142. 'S Maul findt me allêne.
143. 'S Maul findt me auch im Finstern (bei Nacht).
144. 'S Maul ist ein kleines Loch, verzehrt oft Haus und Hof. – Peter, 450.
145. 'S Maul spitze gilt nicks, 's muss gepfiffe sein. (Nassau.) – Kehrein, VI, 30.
[507] 146. 'S Moal ês e klei Lauch (Loch) und verzäihrt Huos und Hauf (Hof). (Sprottau.) – Firmenich, II, 298, 33.
147. 'S wer möngs mol besser, me wor uf's Mûl sitze as uf's H. – Sutermeister, 131.
148. Schweig, Maul, ich geb' dir ein Wecklein. – Simrock, 6884b.
149. Sie lässt sich gern das Maul geben.
»Sie, die Jungfrau, liesse ihr gerne das Maul geben.« (H. von Schweinichen, I, 96.) Hat wol den Sinn unserer Redensart: Einem den Mund gönnen, ihn um etwas bitten.
150. Sol em sich det Maul drê, wai der Blôch den Wirbes? – Schuster, 662.
151. Solt ich mein maul zu essen geben vnd solt mich verrathen? – Franck, II, 54a; Lehmann, II, 570, 93.
Um zu sagen: Ich weiss wol zu schweigen, ich werde zu meinem Nachtheil nichts sagen.
152. Thiar Lidj's Müther stâpi skal, hi skal föl Slonten ha. (Nordfries.) – Lappenkorb.
Wer der Leute Mäuler stopfen soll, der muss viel Lumpen haben.
153. Thüar an füllen Müth hä, mut an starken Ragh ha. (Amrum.) – Lappenkorb; Firmenich, III, 6, 78.
Wer ein böses Maul hat, muss einen starken Rücken haben.
154. Thust du das Maul auf, so wirffst du das Kind auss der Wiegen, also beisse dir auf die Zungen. – Chaos, 728.
155. Umbs Maul wegen geschieht viel. – Sutor, 149.
156. Ungewaschenem (ungezähmtem, ungezäumtem) Maul (hier auch Maulthier) ist das Unglück zum Ziel gesteckt. – Simrock, 6690; Körte, 4152.
157. Up 'n leiget (böses, schlimmes) Mûl gehört 'n Klapp. (Minden.) – Firmenich, I, 359, 10.
158. Up 'n wîs Mûl hürt 'n breden Rüggen.
159. Viel Mäuler gehen auf, blos um nein zu sagen.
160. Viel Mäuler machen eine Schüssel bald leer.
Die Störche sind mager, sagt man in Toscana, weil sie in Scharen ziehen. (Reinsberg III, 140.)
Holl.: Veel monden maken een' ledigen schotel. (Harrebomée, II, 100a.)
161. Viel Mûls, wenig Herz. – Sutermeister, 125.
162. Vntrewem Maul vnd falschem Hertzen stehet nicht zu glauben. – Petri, II, 564; Henisch, 993, 54.
163. Vor bösen Mäulern kann sich niemand hüten. – Petri, II, 495; Lehmann, II, 794, 150.
164. Vor meinem Maule liegt auch kein Schloss.
165. Wär einmôl sich de Mûl verbrannt hät, dä blîs zom zweite mol. (Köln.) – Firmenich, I, 474, 155.
166. Was das Maul sagt, muss offt der halss bezahlen. – Lehmann, 179, 13.
Lat.: Maleficis in equuleo expressa confessio necem parit.
167. Was dem Maul woll thut, das muss offt der Bauch oder Fuss entgelten. – Lehmann, 179, 15.
168. Was dem Maule bitter, ist dem Herzen gesund. – Winckler, XVIII, 55.
169. Was ich mit dem Maule fortbringe, ist nicht gestohlen. (S. ⇒ Schlucken.)
Gesinde und Bedienungen meinen mitunter, was sie auf Kosten der Herrschaft verzehren, vernaschen u.s.w., sei kein Unrecht. Sie würden es für Sünde halten, einen Sechser zu entwenden, aber sie finden es mit ihrem Gewissen sehr wohl vereinbar, zehnmal so viel wegzunaschen oder zu vergeuden.
170. Was nicht ins Maul geht, geht in den Aermel.
Holl.: Dat in het lijf niet gaat, dat gaat in de mouwen. (Harrebomée, II, 30.)
171. Wat em mät de Mel gewäne kan, mess em ned erarbeden. – Schuster, 995.
172. Wea 's Mâl nid aufmocht, dea muass in Bai'l aufmoch'a. (Niederösterreich.) – Frommann, III, 389, 2; hochdeutsch bei Mayer, I, 130; Simrock, 6895.
Wer 's Maul nicht aufmacht, der muss den Beutel aufmachen.
173. Wei jiedem dat Mûl stoppen wull, möste viel Höpp (Heu) hewwen. (Büren.) – Woeste, 73, 211.
174. Wei met de Muile smännet1, kann mit dem Mäse kearnen2. (Büren.)
1) Smännen = Rahm abnehmen, sonst Rahm ansetzen, von Smand = Rahm.
2) Buttern. – Wer den Rahm von [508] der Milch verzehrt, behält nichts zum Buttern. – In Brandenburg: Wä met 't Mûl flaut't, mött met'n Oars bottern. (Schlingmann, 1043.)
175. Wenn an jedes lose Maul ein Schloss müsste angelegt werden, dann wär' die edle Schlosserkunst die beste Kunst auf Erden.
Inschrift an einer Schlosserwerkstatt. (Hertz, 20.)
176. Wenn auch das Maul leer ist, ist nur der Bauch gefüllt.
177. Wenn das Maul nicht will schweigen (schwiegen), so muss der Buckel leiden (liegen).
Wer nicht nachgibt zur rechten Zeit, erhält oft noch Züchtigung. Besonders von rechthaberischen Eheweibern.
178. Wenn die Mäuler von selbst aufgehen, kommen bessere Zeiten. – Mayer, II, 9; Braun, I, 2600.
179. Wenn man alle Mäuler verstopfen wollte, müsste man viel Dreck haben. – Fac. fac.
180. Wenn man einem das Maul voll gibt, so kan er nicht blasen. – Lehmann, 288, 4.
181. Wenn man manchem das maul einmal in schwang bringt, so hörts ein Stundt nicht auff zu leuten. – Lehmann, 715, 9.
182. Wenn's nit Maul hältst, sagte der Eckensteher, i leg di zwischen e paar Butterbröte un fress di wie 'ne Sardelle z'samm.
183. Wer alle Mäuler will verstoppe, der braucht viel Lumpe. (Luzern.)
184. Wer andern das Maul verbieten will, soll erst das eigene zuhalten.
Dän.: Hvo der vil binde for en andens mund, skal først snøre for sin egen. (Prov. dan., 420.)
185. Wer das Maul am Hirsebrei verbrannt hat, der bläst auch kalte Milch.
Ung.: A' hinek egyszen a' kása meg égette a' szágát, még a' tarhót is fújja. (Gaal, 986.)
186. Wer das Maul aufmacht, dem fällt leicht was hinein.
Wer begehrt, fordert, verlangt, bekommt. Ein offener Mund bleibt nicht hungrig, sagen die Osmanen. (Schlechta, 19.)
187. Wer das Maul nicht halten kann, den sieht man für 'n Narren an.
Lat.: Qui nimium fatur, stultissimus esse putatur. (Egeria, 242.)
188. Wer das Maul nicht vergessen hat, findet überall seinen Weg. – Masson, 86; Frischbier2, 2570.
189. Wer das Maul verbrent hat, der blässt die Supp. – Lehmann, 68, 3; Eiselein, 617; Körte2, 5217; Simrock, 10829; Masson, 107; Schweiz, II, 243, 73.
190. Wer dek vêle wat to Mûle schwatzet, dei wil dek anfören. – Schambach, II, 512.
Warnt vor denen, die einem nach dem Maule schwatzen, einem vorreden, was man gern hört, weil meist ein Betrug dahintersteckt.
191. Wer ein bitter Maul hat, dem ist alles bitter. – Lehmann, 798, 18.
192. Wer ein gutes Maul hat, findet überall Zuhörer.
Böhm.: Máš-lí cinkače, najdeš i posluchače. (Čelakovsky, 234.)
193. Wer ein loses Maul hat, muss einen starken Rücken haben.
Schwed.: Den som har en stoor mund, skal räda sig en stark rygg. (Törning, 20.)
194. Wer ein wüst Maul hat, der hat ain wüst Hertz. – Lehmann, 698, 8.
195. Wer einmal in die Mäuler kommt kommt selten unverletzt heraus. – Körte, 4156; Simrock, 6894; Braun, I, 2688.
196. Wer jedem das Maul stopfen wollte, müsste viel Mehl haben. – Simrock, 6883; Reinsberg III, 80.
Dän.: Han skal have meget smør, som skal stoppe hver mands mund. (Bohn I, 373.)
197. Wer kan einem jeden für das Maul sitzen. – Chaos, 158.
198. Wer mit dem Maul im Gotteshaus, mit dem Herzen im Wirthshaus, der richt mit Beten wenig auss. – Chaos, 700.
[509] 199. Wer mit dem Maul im Gotteshaus und mit dem Herzen in der Schenke ist, dess Gebet ist eine Nuss ohne Kern. – Parömiakon, 1052.
200. Wer mit gewischtem Maule vom Tisch geht, kommt mit ungewischtem nicht mehr hinzu.
Lat.: Qui cognoscit beneficia transacta, recipit futura. (Chaos, 328.)
201. Wer mit seinem Maul herauss fehret, der wirdt erschreckt. – Henisch, 1041, 59.
202. Wer mit 't Mûl römt, kann mit'n Aors bottern. (Altmark.) – Danneil, 278.
Wird dem Gesinde zugerufen, wenn es dicke Milch mit Sahne (Rahm, Rôm) essen will, oder den Kindern, wenn sie Sahnstulle verlangen. Ist die Sahne verzehrt, so kann es keine Butter geben.
203. Wer nur mit dem Maule plappert im Gotteshaus, der richtet mit Beten wenig aus.
204. Wer 's Maul aufmacht und schlingt, der trinkt.
Holl.: Gapen en gieten is de kunst van drinken. (Harrebomée, II, 457b.)
205. Wer 's Maul aufsperrt, dem regnet's hinein.
206. Wer 's Maul nicht aufmacht, dem bleibt der Hals trocken, und wenn es noch so stark regnet.
Böhm.: Kdo má hubu, ten má v ruce (ten béře). (Čelakovsky, 74.)
Wend.: Štóž ma hubu, tón ma rucy. (Čelakovsky, 74.)
207. Wer 's Muul no em Sack richtet, der verdirbt nit. (Frickthal im Aargau.) – Schweiz, II, 184, 14.
208. Wer sein Maul nicht halten kann, der wird draufgeklopft.
Böhm.: Kdo se nestydí za hubu, dostane do ní anebo přes hubu. – Pro hubu na hubu. (Čelakovsky, 73.)
Frz.: Qui ne scait refrener sa bouche sent à la fois de main la touche. (Leroux, II, 304.)
209. Wer sein schwätzig (kläffig) Maul nit halt, muss offt hören, was ihm nit gefallt. – Sutor, 481; Simrock, 6890a.
Lat.: Os, qui non claudit, quod non vult, saepius audit. (Sutor, 484.)
210. Wer sein Maul nicht halten kann, dem muss man's stopfen.
211. Wer seinem Maule abbricht, meint's mit seiner Seele gut.
212. Wer sich das Maul am Brei verbrannt hat, der bläst auch den Teller. – Altmann VI, 410.
213. Wer sich einmal 's Maul verbrannt, der bläst nachher die Suppe. – Klix, 46.
It.: Chi s'è scottato una volta, l'altra vi soffia su. (Gaal, 1001.)
214. Wider bös Maul ist schweigen das Beste.
215. Wider ein böss Maul vnnd wider der Frösche gaxen nichts bessers als ein gut baar Ohren. – Lehmann, 701, 50.
216. Wie das Maul, also der Salat. – Simrock, 6878; Körte, 4148.
In Hindostan: Wie das Maul, so der Klapps. Die Neugriechen: Wie die Wange, so der Schlag. (Reinsberg III, 59.)
Engl.: Like lips, like lettuce. (Gaal, 1431.)
Frz.: A gens de village trompette de bois.
It.: A tal labbra, tal lattuga.
Lat.: Crassis crassa conveniunt. – Qualis vervex, talis offa. (Gaal, 1431.)
Schwed.: Åsnan tiänar tijstel. – Sallaten efter munnen. (Grubb, 706.)
217. Wie das maul, also die speiss. – Franck, II, 181a; Egenolff, 239b; Gruter, I, 84; Petri, II, 787.
218. Wie das Maul, so der Wein. – Sutor, 549.
219. Wo einer hat ein garstig Maul vnd vnzüchtige Ohren, so hat er auch ein bübisch Hertz. – Henisch, 1359, 61; Petri, II, 802.
220. Wüstes Maul frisst die Suppe ungeblasen.
221. Wüstes Maul, wüstes Herz. – Körte, 4147.
222. Ziehen dir die Leute ein schiefes Maul, so sei im Gesichterschneiden auch nicht faul. – Riehl, Novellen, 27.
223. Zwischen Maul und Löffel wird viel Suppe verschüttet. – Winckler, XVII, 51.
224. Zwüsche Mûl und Suppe vergönd viel Sache. – Sutermeister, 125.
[510] *225. A hôt a Maul wie a Advocate. – Gomolcke, 63; Robinson, 449.
*226. A hôt a Maul wie a Schlachtschwart. – Gomolcke, 71.
*227. A hot a Maul wiera Fratschlweib. (Oberösterreich.)
Die wiener Fratschlweiber haben ihrer derben volksmässigen Beredsamkeit halber einen weiten Ruf.
*228. A hot a Maul wiera Schleifara. (Oberösterreich.)
Ein Maul wie ein Schleifer, d.h. ein böses Maul haben, zanksüchtig sein wie ein Schleifer.
*229. A hot a Maul wiera Stâdlthor. (Oberösterreich.)
Wie ein Scheunthor; von jemand, der einen unförmlich grossen Mund hat.
*230. A hot an Flonscha Maul, 's kennda a Poar Schneider an Schuttscha (schottischen Tanz) druffe tanza. – Schles. Provinzialbl., 1871, S. 67.
*231. A hot em traflich 's Maul verbrannt. – Robinson, 739; Gomolcke, 77.
*232. A hot ems1 Maul recht eyde2 falten geruckt. – Gomolcke, 1134; Robinson, 340.
1) Hat ihn, d.h. sich, das.
2) In die.
*233. A hôt immer sei Maul vurnefîr. (Schles.) – Gomolcke, 42; Frommann, III, 345, 138.
*234. A hôt immer viel Mauls, und wann's zum Treffen kimmt, so sitzta, als wär'n ins Maul gethoan. – Gomolcke, 58; Robinson, 196.
*235. A hot sei Maul en allem Dr-–. – Robinson, 386.
*236. A magems (mag ihm das) Maul wider de Tischecke schloin. – Robinson, 221; Gomolcke, 1151.
Er wird nichts bekommen.
*237. A reist ems Maul uf biss zu'n Uhren. – Robinson, 524; Gomolcke, 195.
*238. Andern ins Maul sehen müssen.
Ihrer Gnade leben müssen.
*239. Ar hat m'r ner 's Maul g'macht. (Franken.) – Frommann, VI, 320, 272.
Er hat versprochen, ohne zu halten.
*240. Ar hat 's Maul uf 'n racht'n Flak. (Franken.) – Frommann, VI, 320, 270.
In Würzburg: Sie hot's Maul auf'n rächta Fläck. (Sartorius, 173.)
*241. Auf dem Maul liegen bleiben. (Schles.)
Vor Anstrengung, Ermattung.
*242. Aufs Maul fallen.
Frz.: Aller parterre. (Kritzinger, 20a.)
*243. Aus Einem Maule kalt und warm blasen.
Von einem Zweizüngler. Nach der bekannten Fabel, in welcher sich jemand mit demselben Munde die Hände warm und die Suppe kalt bläst.
*244. Aus seinem Maul lässt sich kein Gallert machen.
»Der ein wîl der Hahn in allen Körben sein; ja fragt man jhn auch nicht, mischt er sich dennoch ein; sein Maul, das würde wol wie Gallert nie gerinnen.« (Keller.)
*245. Bei dem kann man sich 's Maul aufreden. – Klix, 40.
*246. Beständig auf dem Maule liegen.
Herzen und küssen.
Frz.: Lecher le grouin. (Kritzinger, 362b.)
*247. Bringt man ihr das Maul in Schwung, hört's den ganzen Tag nicht auf zu läuten. – Braun, I, 2616; Keller, 131b.
*248. Da hett he mi an 't Mûl megen.
Er hat mich übervortheilt. Mîgen = pissen, lateinisch mingere.
*249. Da muss man Maul und Augen aufsperren. – Mayer, II, 191.
*250. Dä pack immer de Mûl ze voll. (Bedburg.)
*251. Da 's blot so'n Mûl brüen. – Goldschmidt, 134.
Von ungenügender Kost. Der Mund wird angeführt, er meint, er bekäme was und es ist doch nichts Ordentliches. Brüen, auch brüden = aufziehen, necken, vexiren. (Stürenburg, 14b.) (S. ⇒ Brüden.)
*252. Dai héäd 'et Méul uàpen, as wen et Brêi rêägende. (Iserlohn.) – Woeste, 87, 136; Frommann, V, 162, 118.
*253. Das kommt mir selten vor 's Maul.
Frz.: C'est pour moi des fruits nouveaux. (Kritzinger, 336b.)
*254. Das Maul aufsperren wie eine Seemöve.
Wer allzu hastig nach Beute schnappt, weil die Möve ein gieriger Vogel ist.
[511] *255. Das Maul auffthun vnd deutsch reden. – Mathesy, 224a.
*256. Das Maul auffwerffen. – Luther's Tischr., 75; Mathesy, 333a.
Ueber etwas unwillig sein, ein unfreundlich Gesicht machen, heimlichen Unwillen mit Murren bezeigen, auch wol: Ekel vor etwas ausdrücken.
Frz.: Faire la grogne. (Kritzinger, 361b.)
*257. Das Maul bis zu den Ohren aufreissen.
Keller (166b) lässt ein breslauer Kräuterweib sagen: »Bald druf riss sie's Moal biss zu'n Uhren uf und ging ohne Gott danck ich dervaun, und doas argerte mich su sihr, doas mer de Golle boalde is an Magen getraten.«
*258. Das Maul einziehen.
Frz.: Faire le petit bee. (Kritzinger, 65b.)
*259. Das Maul frisch auffthun. – Luther's Tischr., 68.
Frei herausreden.
*260. Das Maul gegen einen aufwerfen.
Mit ihm maulen, zürnen.
Frz.: Faire la lippe à quelqu'un. (Kritzinger, 426a.)
*261. Das Maul geht ihm den ganzen Tag als wenn's geschmiert wäre. – Mayer, II, 106; Braun, I, 2599.
*262. Das Maul geht ihm wie dem Bäcker (Seifensieder) der Arsch. (Ostpreuss.)
*263. Das Maul geht ihm wie der Wasserstelze der Schwanz.
*264. Das Maul geht ihm wie ein Spulrad.
*265. Das Maul geht ihm wie einer Pfeffermühle. – Chaos, 488.
*266. Das Maul geht ihr wie eine Windmühle. (Steiermark.)
Nicht wie eine Mahlmühle, sondern wie ein klapperndes Windrad auf einer Stange zum Vögelscheuchen.
*267. Das Maul geht ihr wie 'ne Flachsbreche. – Braun, I, 2623.
*268. Das Maul geht mit ihm durch. – Frischbier2, 2561.
*269. Das Maul hängen.
Schmollen; aus Bosheit, Eigensinn, Verstimmung nicht reden. In Würzburg: 'S Maul henga. (Sartorius, 173.)
*270. Das Maul hat er immer voll, aber nichts im Bauch.
*271. Das Maul hat mir schon lange danach gestunken (gewässert).
*272. Das Maul in den Himmel stossen. – Murner, Schelm., 30; Körte, 4154.
Von Leuten, die alles tadeln, mit allem unzufrieden sind; die Sonnenschein haben wollen, wenn's regnet und Regen, wenn die Sonne scheint. – » .... Der mit seim maul erreichen mag den Himmel vnd die stern all tag und straffen Gott in seinen zeichen. Jetzt hat er jn nit recht gethan, das er vns hie hat regen lan. Jetz ist's zu warm, denn ist's zu kalt vnd reden Gott in sein gewalt.« (Kloster, I, 864.)
*273. Das Maul (nicht) in die Tasche stecken.
In Schwaben: 'S Maul in Tascha stecka. (Michel, 277.) Von seiner Zunge keinen oder einen nur sehr schüchternen Gebrauch machen; schweigen, wo man sprechen sollte. Die Redebetrüger und Schwätzer haben das Maul nicht in der Tasche.
*274. Das Maul in etwas (alles) hängen. (Henneberg.)
Unbefugt, ohne Beruf reden.
*275. Das Maul ist das Beste an ihm. – Mayer, II, 116; Braun, I, 2605.
Frz.: Il fait plus de bruit que d'effet. (Kritzinger, 97a.)
*276. Das Maul ist ihm verschwollen. – Eiselein, 454; Körte, 4159a; Braun, I, 2621.
Er kann oder will nicht reden.
*277. Das Maul ist ihm verstopft wie dem Frosch nach Sanct-Jakobstag. – Körte, 4157; Braun I, 2610.
*278. Das Maul ist ihr nicht zugefroren.
Sie weiss wol zu reden, die Zunge ist ihr gelöst.
Frz.: Elle a, n'a pas le bec gelé. – Il n'est pas estropié de la langue. (Kritzinger, 289b.)
*279. Das Maul mit Honig beschmieren. – Schottel, 1115a.
*280. Das Maul mit Würsten messen.
»Der ist mehr dann einmal darbey gewesen, wann man einander dass Maul mit Würsten gemessen hat.« (Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 137.)
*281. Das Maul nach der Taschen richten. – Mathesy, 170b.
*282. Das Maul nach etwas hängen (spitzen).
»Da sich nun der von Navarra je länger je feindseliger zeigte, und das Maul nach dem König in Engelland hienge u.s.w.« (Gottfried, 626a.) D.h. wol mit demselben unterhandelte.
[512] *283. Das Maul nicht auffthun dürfen. – Mathesy, 126a.
*284. Das Maul rahten lassen. – Schottel, 1116b.
*285. Das Maul rennt mit ihm weg. – Frischbier2, 2561.
*286. Das Maul spaziera laun. – Nefflen, 453; Michel, 258.
Ohne Beruf, unbescheiden, von allem sprechen oder sich ohne Bedenken, ohne Mass und Ziel in alles mischen.
*287. Das Maul spitzen.
Frz.: Faire le cû de poule. (Kritzinger, 195.)
*288. Das Maul steht ihr (den ganzen Tag) nie still. (Nürtingen.)
Frz.: C'est un petit bec qui n'a pas la pepie. – La langue lui fretille. (Kritzinger, 65a u. 333b.)
*289. Das Maul stinkt ihm danach. – Parömiakon, 996.
Hat eine Begierde nach irgendetwas, namentlich nach etwas schwer Erreichbarem.
*290. Das Maul stinkt ihm nach Dreck. – Fischart.
*291. Das Maul thut ihm nicht wehe.
»Redt einer allzuviel, so heisst's: ihm thut das Maul gewisslich keinmal wehe; es lauft ein starcker Gaul nicht so geschwinde fort, als dessen Klappermühle, die so geläufig ist.« (Keller, 134a.)
*292. Das Maul über sich werfen.
Das Kinn aufheben, ein Herz fassen, auch wol: die Nase höher tragen.
Frz.: Lever (secouer) le menton. (Kritzinger, 451a.)
*293. Das Maul vmsonst waschen. – Mathesy, I, 215a.
*294. Das Maul wässert ihm danach. – Eiselein, 454.
Er empfindet eine grosse Begierde danach. (Campe, Wb., III, 232b.) »Und wässerte ihnen das Maul nach der Herrschaft.« (Gottfried, 916b.) » .... Einer von den Suppenfressern, dems maul nach gelt auch grund zu Wässern.« (Waldis, IV, 100.)
Dän.: Det kløer hans næse efter. – Han slikker sine fingre efter det. – Hans tænder løbe i vand der efter. (Prov. dan., 349.)
Holl.: Zijn mond watert er van. (Harrebomée, II, 100b.)
*295. Das Maul wischen vnd davon gehen. – Agricola II, 42.
Von denen, die etwas gethan haben, es aber leugnen und sich stellen, als hätten sie es nicht gethan. Auch nach Campe (III, 232b) etwas von jemand geniessen und, ohne dafür zu danken, fortgehen.
*296. Das Maul zrinnt (zerrinnt) ihm. (Oesterreich.) – Klein, II, 250.
Er sperrt das Maul vor Erstaunen auf.
*297. Das Maul zu weit aufthun. – Mathesy, 187b.
Zu freimüthig sein.
*298. Das Maul zur (Lügen-)Taschen machen. – Körte, 4169.
*299. Das Mûl öss em wie e Schoppeloch (Schüneloch) on de Mage wie e Möddfach1. – Frischbier2, 2571.
1) Mittelfach der Scheune.
*300. Das war beim Maule weg.
*301. Dat Miul geiht äm äs 'ne Antenfutt. (Sauerland.)
*302. Dat Mûl geit em1 as en Scheermest (Scheermesser).
1) Nämlich beim Sprechen.
*303. Dat Mûl geit em as 'n Spolrad. – Eichwald, 1336; Kern, 503.
Schnurrt in einem fort.
*304. Dat Mûl geit em as 'ne Garnwinne (Garnwinde). (Westf.)
*305. Dat Mûl in de Pünte (Spitze) trecken. (Büren.)
Den Mund verziehen.
*306. Dat Mûl plappert on de Narsch wêt von nuscht. – Frischbier2, 2572.
*307. Dat Mûl ümmer vör hebben. (Mecklenburg.)
Vorlaut sein. In Bedburg: Dä hät immer et Mûl vüron. Bei Keller (146b) findet sich ein aus Sprichwörtern zusammengestelltes Sonett zur Schilderung eines Schwätzers, in dem auch die obige Redensart vorkommt. Keller lässt einen der auftretenden Gymnasiasten sagen: »Ich habe schon öffters gehört: Wagen gewinnt, wagen verliert, und kein Meister fällt vom Himmel; desswegen habe ich auch diessmal einen Muth gefasst, und, so viel meine Kräfte zulassen, einen schwatzhaften in schlesischen Sprichwörtern nach der Ordnung eines Sonetts beschrieben. Mein Trost ist hierbey noch dieser, dass wer in solchen Fällen es niemals böss mache, mache es auch niemals gutt. Es lautet aber also: ›Wer reinen Mund nicht hält und ins Gelag hinschreit, wer gerne vor das Maul in allem führet; diess, was ein anderer mit ihm hat discuriret, alsbald zu Polsten (Bolzen) dreht und aus Leichtsinnigkeit des andern seinen Feind mit solchem Dienst erfreut, wird, wenn er den Credit bey aller Welt verlieret, mit seinem Schaden klug, dieweil er endlich spühret, es mach' ein loses Maul dem leib unruh und Streit; drum, wie man's treibt, so [513] geht's. Ein unverschämter Wäscher wird überall zur Last; und einem Wortedräscher den sieht man niht einmahl nur über Achsel an. Wer Ruh und Frieden liebt, lernt reden und auch schweigen; wenn beydes sol gescheh'n, wird die Vernunfft ihm zeigen; so reuet ihm niemals, was er geredt, gethan.‹«
*308. Dat Mûl upsparr'n. – Eichwald, 1441.
*309. Davon wird ihm nichts am Manie hängen bleiben.
Er wird nichts davon bekommen.
Frz.: Il n'a qu'à s'en torcher le bec. (Lendroy, 1432.)
*310. De hät 'n Mûl vör'n Kopp ass 'n Schêrmetz. – Schlingmann, 1051.
*311. De Mull geht em wie en Schnekeschur. (Aachen.)
*312. De Mull geht em wie ene Schottelsplack. (Aachen.)
*313. Dea ged 's Maul wiar a Prechl. (Steiermark.) – Firmenich, II, 770, 164.
Dieser geht das Maul wie eine (Flachs-)Breche.
*314. Deare muess me a maul 's Maul no extra todt schlage(n). (Ulm.)
*315. Dein Maul soll Dreck fressen.
Soll verstummen. Formel, am böse Anwünschungen abzuwehren.
*316. Dem geht das Maul wie den Gänsen der Arsch.
Zur Bezeichnung eines geschwätzigen, plauderhaften Menschen.
*317. Dem geit dat Mûl as dem Teller de Narsch. (Danziger Nehrung.) – Frischbier2, 2574.
*318. Dem ist bange, sein Maul hielt nicht so lange als der Hintere.
In Westfalen, wenn jemand auf eine Begrüssung nicht dankt.
*319. Dem ist das Maul geschmiert. – Mathesy, 122b.
*320. Dem ist das Maul zugefroren. – Frischbier2, 2569.
*321. Dem thut das Maul nicht wehe.
*322. Dem will ich das Maul stopfen. – Klix, 40.
*323. Dem wird 's Maul noch scheel vor lauter Nein sagen. (Rott-Thal.)
*324. Den wirr i1 's Maul sauber halt'n. (Franken.) – Frommann, VI, 320, 271.
1) Dem werde ich. – Er wird davon nichts bekommen.
*325. Der füttert sein Maul nicht umsonst. – Frischbier2, 2562.
Es muss ihm auch viel leisten, d.h. er redet viel.
*326. Der gibt ihm 's Maul voll. (Nürtingen.)
*327. Der hat 's Maul auf dem rechten Fleck. – Klix, 40.
328. Der ist nicht aufs Maul gefallen.
Er weiss zu sprechen, sich zu vertheidigen, verantworten u.s.w. In Ulm: Dear ist net aufs Maul g'falle. Dui ist net aufs Maul g'falla. (Michel, 261.) In Würzburg: 'R is nit aufs Maul g'falla. (Sartorius, 173.)
*329. Der macht ein Maul wie en Berd Röbben.
Wie eine Bürde Rüben, also ziemlich gross, und zwar infolge einer Beleidigung, Verdruss.
*330. Der stopft ihm 's Maul.
*331. Der wird sich das Maul verbrennen. – Klix, 40.
*332. Der wischet das maul vnd gehet dauon. – Agricola I, 42; Tappius, 167a; Eyering, I, 607; II, 473; Henisch, 665, 13; Sprichwort, 30, 20; Schottel, 1129a; Körte, 4159c; Sailer, 300; Tendlau, 375; Braun, I, 2619.
»D.i.«, erklärt Agricola, »er thut es vnd leugnet es, stellet sich, als hab ers nicht gethan, sey auch nicht dabey vnd mitgewesen. Es ist aber wider ehr gehandelt, dass sich einer zu seiner that nicht wil bekennen, sondern schewet das liecht.«
Lat.: Immunem venire. (Tappius, 167a.) – Os tergit, et tergit.
*333. Des Mauls geben. – Schottel, 1117b.
*334. Dessen Maul muss extra todtgeschlagen werden. – Frischbier2, 2564.
*335. Det Mél gît er wä der Int der Ôrsch. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 35, 68.
Das Maul geht ihr, wie der Ente der Arsch.
*336. Dî kâ det Mél lâken. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 32, 27.
Der kann 's Maul lecken, der hat's gut getroffen, namentlich durch Heirath.
*337. Die hat ein Maul wie eine Flachsbreche. – Klix, 40.
*338. Dös wechst en zum Maul 'raus. (Franken.) – Frommann, VI, 320, 268.
Die Sache wird widerlich.
[514] *339. Du bist aller Mäuler voll. – Chaos, 487.
Alles redet von dir.
Lat.: Omnium sermo nomen tuum celebrat. (Chaos, 487.)
*340. Du darfst das Maul darauf nicht spitzen.
Holl.: Gij behoeft uwen mond daar niet op klaar te houden. (Harrebomée, II, 97b.)
*341. Du darfst mir's Maul (das Reden) nicht verbieten. (Rottenburg.)
*342. Du hältst dein Maul, du kriegst dein Futter. Klix, 40.
*343. Du hast ein Maul wies Madläli Bader. (Schweiz.)
*344. Du siehst ums Maul aus wie Moses um den Arsch. (Pommern.)
*345. Dui ist net uf's Maul g'falla. – Nefflen, 455.
Die ist nicht schüchtern, hat ein gutes Mundstück, spricht geläufig, besonnen, frei.
*346. Ei warum wird dir's Maul nicht krumm!
*347. Ein gross Maul haben. – Körte, 4149b; Braun, I, 2594.
Viel sprechen und versprechen, auch grosssprechen, prahlen. (Campe, Wb., III, 232b.)
Frz.: Elle est grande comme un four. (Kritzinger, 329a.)
*348. Ein krummes Maul machen. – Parömiakon, 934.
Murren, unzufrieden mit etwas sein.
*349. Ein loses (unnützes) Maul haben. – Campe, Wb., III, 232b.
Ueber diese wie verwandte Ausdrücke und Redensarten (vgl. Schles. Provinzialbl., August 1794, 156.)
Frz.: C'est une pie griêche. (Kritzinger, 530b.)
*350. Ein Maul aufreissen wie eine Fuhrmannstasche. – Parömiakon, 2741.
Sich auf eine dumme Art verwundern.
*351. Ein Maul, das bis an die Ohren geht. – Campe, Wb., III, 232b.
Ein sehr breites.
*352. Ein maul machen. (S. ⇒ Eiter 2.) – Franck, I, 51b; II, 92.
Den Mund verziehen. (Campe, Wb., III, 232a.)
*353. Ein Maul wie ein Schlachtschwert. – Braun, I, 2591.
*354. Ein schiefes Maul machen. – Klix, 40.
In der Bedeutung: das Maul hängen lassen, d.i. durch niederhängende Lippen und Schweigen seine Unzufriedenheit, sein Misvergnügen an den Tag legen. (Campe, III, 232b.)
*355. Ein vngewaschen (leichtfertiges) maul haben. – Franck, II, 67b.
Von denen, die unnützes, unüberlegtes Gewäsch reden.
Frz.: Avoir la gueule ferrée. – Être fort en gueule. (Kritzinger, 365b.)
*356. Einander das Maul mit Würsten messen.
Sich gegenseitig zu Wurstmahlen einladen.
*357. Einem alles ins Maul streichen. (Oberösterreich.)
Wie es die Mutter dem kleinen Kinde thut. Einem aus übertriebener Gunst und Zärtlichkeit die Sache zu leicht machen, der eigenen Thätigkeit zu sehr überheben.
*358. Einem auffm Maul trumpeln. – Mathesy, 55b.
*359. Einem aufs Maul trumpfen.
»Wöll'n wir stets fressen solche grumpen, das vns auff dem Maul mag trumpen, sein groll vnd mutwilln an vns vben.« (Waldis, IV, 98.)
*360. Einem das Maul aufsperren. – Kritzinger, 51a.
Einen zu etwas nöthigen, das er nicht gern thut. Auch in dem Sinne von vexiren: Einem das Maul aufsperren und nichts hineingeben, ihm vergebliche Hoffnung machen, ihm gleichsam etwas vorhalten, wonach er den Mund öffnet und es ihm nicht geben. (Campe, Wb., III, 232b.) »Simplicius verliess aus Einfalt einen Lehrer, der seine Kunst verstund, und ward darauf ein hörer von dem, was Nullus sprach. Hier ward er auf einmahl gelehrt und klug gemacht und rühmte diese Wahl. Denn man versprach recht kühn dem ärmsten goldne Berge; drum schienen neben ihm die andern nur als Zwerge. Man sperrte ihm sein Maul durch Winde sehr weit auf und gab ihm wenig nein, da reut' ihn bald der Kauf. Der Beutel, welchen er sehr offters auffgeschnieret, ward mit dem Kopffe leer. Er sprach: Ich bin verführet; nur glaub' ich allererst, was man fast täglich spricht: Ein Meister macht es recht, jedoch ein Stömper nicht.« (Keller, 164b.)
Frz.: Vous me la baillés belle. (Kritzinger, 52b.)
*361. Einem das Maul aufsperren und nichts hineingeben. – Faselius, 97.
*362. Einem das Maul in die Fâlden rücken. (Schles.)
Ein breslauer Kräuterweib: »A soite, lust mich og gihn, viellechte koan ich em auch 's Moal am Kratschem in die Faalden rücken.« (Keller, 167b.)
[515] *363. Einem das Maul machen. – Sutor, 925; Mayer I, 68 u. 109.
Für betrügen, täuschen u.s.w. Als sinnverwandt sind von Sutor angeführt: Eins auf den Aermel mahlen. Die Augen verkleben. Den Halm durchs Maul ziehen. Einem den Kautzen streichen. Ein Nasen drähen. Die Gemse melken. In das gemahlte Stübli führen. Den Wind verkauffen. Stroh in Bart flechten.
Frz.: Endormir une personne par ses contes. (Kritzinger, 270b.)
Lat.: Os sublinire. (Sutor, 925.)
*364. Einem das Maul mit Erde stopfen wie ein schlechter Medicus dem Patienten.
*365. Einem das Maul nicht gönnen. – Chemnitius, II, 574; Mathesy, 142b.
Sich nicht einmal die Mühe nehmen, ihn in einer Sache oder um eine Sache anzusprechen. (Campe, III, 233a.)
*366. Einem das Maul öffnen.
Machen, dass er spricht.
Frz.: Ouvrir la bouche à quelqu'un. ( Kritzinger, 81.)
*367. Einem das Maul schmieren. – Braun, I, 2612.
Frz.: Il lui a donné du plat de la langue. (Kritzinger, 410b.)
*368. Einem das Maul schmieren, ohne ihm etwas zu geben. – Luther's Tischr., 362a.
Ihn mit glatten Worten betrügen. Wünsche in ihm erregen, ohne sie zu befriedigen. An einer andern Stelle heisst es auch: Einem das Maul fein schmieren und (ihn) hernach aufs Eis setzen. (Luther's Tischr., 461a.)
Frz.: Donner à quelqu'un un tirelaisse. (Kritzinger, 408b.)
*369. Einem das Maul stopfen. – Chemnitius, I, 585; Mathesy, 393a; Körte, 4157c; Lohrengel, II, 183.
Ihn zum Schweigen bringen. Von jemand, der mit Geld bestochen war, dass er die Wahrheit nicht sagen soll sagte man: Bos in lingua, weil bei den Griechen ein Rind auf das Geld geprägt wurde.
Frz.: Abatre le caquet de quelqu'un. (Kritzinger, 2.) – Faire rentrer les paroles dans le ventre à quelqu'un. (Lendroy, 1526.) – Fenner la bouche à quelqu'un avec de l'argent. – On l'a rendu muet comme poisson. (Kritzinger, 81b u. 548a.)
Holl.: Iemand den mond snoeren (stoppen). (Harrebomée, II, 99b.)
*370. Einem das Maul verbieten. – Campe, III, 233a.
Ihm das Sprechen auf eine grobe Weise untersagen, meist mit den Worten: Halt's Maul.
Frz.: Couper la racine à quelqu'un. (Kritzinger, 181a.)
*371. Einem das Maul wässerig machen. – Klix, 40; Fabricius, 23; Braun, I, 2609.
In Schwaben: 'S Maul wässerig macha. (Michel, 277.)
Sinnliche Begierden, eitle Hoffnungen in ihm erregen.
Frz.: Faire venir l'eau à la bouche. (Kritzinger, 81a.)
Lat.: Corvum delusit hiantem. (Horaz.) ( Binder II, 591; Faselius, 51; Seybold, 92; Wiegand, 1056.)
*372. Einem das Maul wischen. – Kritzinger, 209a.
*373. Einem dat Mûl wach maken. (Büren.)
Ihn zu Erwiderungen reizen.
*374. Einem ein fett Maul machen. – Körte, 4157a; Braun, I, 2613.
*375. Einem ein Maul anhängen. (Pfalz.) – Klein, II, 9.
Ihm grobe Reden sagen.
*376. Einem eins auf das Maul geben. – Kritzinger, 53b.
Frz.: Donner sur la balafre de quelqu'un.
*377. Einem etwas in das Maul kauen (schmieren). – Körte, 4157b.
Einem etwas wiederholt vorsagen, ihm handgreifliche Erklärungen machen. (Campe, III, 233a.)
*378. Einem etwas ins Maul hineinsagen. – Mathesy, 115b.
*379. Einem etwas vom (vor dem) Maule wegnehmen (wegschnappen, wegschneiden). – Luther's Tischr., 241b; Campe, III, 232b.
Ihm etwas nehmen, dessen er sich gerade bedienen, das er schon ganz sicher zu haben glaubte.
Frz.: Couper l'herbe sous le pied de quelqu'un. – Il l'enleva à sa barbe. (Kritzinger, 57a.)
*380. Einem nach dem Maule reden. – Chemnitius, I, 136.
Wie er es gern hört und wie er selbst zu reden pflegt. (Campe, III, 232b.)
Frz.: Donner du plat de la langue à quelqu'un. (Kritzinger, 542a.) – Grater à quelqu'un la plante des piés. (Kritzinger, 541a.) – Se conformer aux desirs de quelqu'un. (Kritzinger, 165a.)
*381. Einem nicht das Maul in einer Sache gönnen.
Ihn keiner Besprechung, Rücksprache würdigen.
*382. Einem übers Maul fahren. – Mathesy, 38b u. 51a Körte, 4159b; Braun, I, 2620; Schöpf, 121; Nefflen, 467.
Ihm trotzig, in einer Mangel an Achtung zeigenden Form antworten oder mit ihm sprechen. (Campe, Wb., III, 233a.)
Lat.: Os laedere. (Binder I, 1312; II, 2447.)
[516] *383. Einem ums Maul gehen. – Campe, Wb., III, 232b.
Ihm schmeicheln.
*384. Einem ums Maul glumpern. (Schles.)
Ein breslauer Kräuterin: »Der Malcher is auch a bössel onkretsch, und lesstem nich viel ims Moal rim glumpern. Ihr meigt mer's gleiben, ma muss bem Malcher auch de Waurte recht auf de Gauldwauge leen, dass man nich derzirnt, denn a iss baalde über an über thiricht.« (Keller, 167b.)
*385. Einem was aufs Maul geben.
Frz.: Donner sur la moustache à quelqu'un. (Lendroy, 34.)
Holl.: Iemand op den mond slaan.
*386. Einen aufs Maul schlagen.
Frz.: Donner sur la gueule à quelqu'un. – Donner sur le museau à quelqu'un. (Kritzinger, 375a u. 473a.) – Masquer le grouin à quelqu'un avec les quatre doigts et le pouce. (Kritzinger, 444a.)
*387. Einen ins Maul schmeissen. – Luther's Tischr., 362a.
*388. Em geit dat Mûl as en Schîrmesser. – Frischbier2, 2575.
*389. Em geit dat Mûl as verschemmelt Brot. (Danziger Nehrung.) – Frischbier2, 2576.
*390. Em geit dat Mûl wie dem Bäcker (auch: Sêpsêder) de Narsch. – Frischbier2, 2577.
*391. Em wâtert dat Mûl darna. – Dähnert, 387a.
Er hat eine grosse Begierde danach.
*392. Enn äwer dat Mul haun. (Rendsburg.)
*393. Er darff nicht das Maul auffthun. – Mathesy, 50b.
*394. Er fährt ihm übers Maul.
Heisst ihn schweigen.
*395. Er findet das Maul im Finstern (bei Licht).
»Er trug seine Hand am Arm, schoss es alles under der Nase ein, fand das Maul finsterling.« (Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 237.)
*396. Er hängt einem 's Maul an. (Nürtingen.)
*397. Er hängt 's Maul wie der Esel vor der Schmiede.
*398. Er hängt 's Mûl wie en alti amler Gîge. – Sutermeister, 76.
Ist in ärgerlicher, trüber, gedrückter, widerwärtiger Stimmung, wofür noch folgende Redensarten als in der Schweiz üblich a.a.O. verzeichnet sind: Er macht en ⇒ Lätsch (s.d. 4) wie der Hengst vor der Schmiede. Er ist ulîdig wie e Mûs in der Kindbetti. Er het e Giftbolle im Hals. 'S isch bi'n em es Rad ab.
*399. Er hängt sein Maul in alles. – Körte, 4194a; Braun, I, 2595.
Auch in der Schweiz sagt man vom Schwätzer und Zungendrescher: Er hängt 's Mûl in alles. (Sutermeister, 71.)
*400. Er hat a Maul wie a Wäschweibl. (Ulm.)
*401. Er hat das Maul am rechten Orte. – Braun, I, 2602.
*402. Er hat das Maul auf der rechten Stelle.
*403. Er hat das Maul aufgesetzt. – Frischbier2, 2569.
Spricht nicht.
*404. Er hat das Maul in porzellanischem Geschirr. – Parömiakon, 342.
Liebt schlüpfrige Scherze, unflätige Spässe; porzellanisch von porcus, das Schwein.
*405. Er hat das Maul mit Honig bestrichen. – Eyering, II, 263.
*406. Er hat das Maul nicht aufgethan.
Frz.: Il n'a pas desserré les dens. (Kritzinger, 217a.)
*407. Er hat das Maul zu Haus gelassen (vergessen). – Mayer, II, 180; Braun, I, 2604.
*408. Er hat das Maul zu spät aufgethan.
Frz.: Vous avés ouvri la bouche trop lentement. (Kritzinger, 81b.)
*409. Er hat das Maul zu weit aufgethan. – Chaos, 1057.
Er hat zu frei oder zu unüberlegt gesprochen. (Campe, III, 232b.)
*410. Er hät e verkrättles Mûl. – Sutermeister, 71.
*411. Er hat ein ganzes Maul voll Wolfszähne.
*412. Er hat ein grosses Maul bei den Seinen.
*413. Er hat ein loses Maul.
»Ich hab wul gehurt, woss ihr vor a luse Maul hot; weil ihr enen olle bissen, wenn ma wilich isst, ins Maul zehlt, su denckt ihr, ich bin a Wulf.« (Keller, 169a.)
*414. Er hat ein Maul als wenn es zugefroren wäre.
Frz.: Avoir toujours le bec gelé. (Kritzinger, 65a.)
*415. Er hat ein Maul, das bis an die Ohren geht.
Frz.: Avoir la gueule fenduë jusqu'aux oreilles. (Kritzinger, 308.)
*416. Er hat ein Maul, das haut und sticht. – Eiselein, 455; Braun, I, 2624.
[517] *417. Er hat ein Maul, er kann sich selber was ins Ohr sagen. – Körte, 4149c; Braun, I, 2593.
*418. Er hat ein Maul, es haut wie ein Schwert.
Frz.: C'est un couteau de tripière. (Lendroy, 582.)
Lat.: Armaturam in lingua habet. (Binder I, 84; II, 237; Seybold, 37; Philippi, I, 41; Buchler, 295.)
*419. Er hat ein Maul, man könnte mit einem Fuder Heu darin umlenken.
Frz.: Cet homme a une bouche grande comme un four à ban. (Kritzinger, 55b.)
*420. Er hat ein maul, man solt jhm nur drein hofieren. – Franck, II, 67b.
*421. Er hat ein maul, mann solt jm nur windlen drinn waschen. – Franck, I, 86b; II, 67b; Eiselein, 454; Simrock, 6889; Körte, 4194c.
Lat.: Scorta pudet dici, non tamen esse pudet. (Sutor, 426.)
*422. Er hat ein Maul von einem Ohr zum andern. (Nürtingen.)
*423. Er hat ein Maul wie d' Ganss im Brache. (Nürtingen.)
*424. Er hat ein Maul wie ein Bürstenbinder. – Frischbier2, 2565.
*425. Er hat ein Maul wie ein Entenarsch.
*426. Er hat ein Maul wie ein Kesselflicker. – Frischbier2, 2565.
*427. Er hat ein Maul wie ein Kuppelweib.
Genirt sich nicht, andere öffentlich zu schimpfen.
*428. Er hat ein Maul wie ein Scheunenthor.
*429. Er hat ein Maul wie ein Schlachtschwert. – Körte, 4149d.
*430. Er hat ein Maul wie ein Schleifermensch. (Salzburg.)
*431. Er hat ein Maul wie ein Schwert.
*432. Er hat ein Maul wie eine alte Waschfrau. (Baiern.)
*433. Er hat ein Maul wie eine Bracke (Flachsbreche). – Frischbier2, 2566.
*434. Er hat ein Maul wie eine Breche. – Kritzinger, 13a.
*435. Er hat ein Maul wie eine Dreckschleuder. – Körte, 4149d; Braun, I, 2592.
*436. Er hat ein Maul wie eine Fischhökerin.
Holl.: Hij heeft een' mond als een vischwijf. (Harrebomée, II, 98b.)
*437. Er hat ein Maul wie eine Klappermühle.
Lat.: Dodonaeum aes. (Binder II, 831.)
*438. Er hat ein Maul wie geschliffen. (Steiermark.)
*439. Er hat ein ungewaschen Maul. – Demokritos, I, 348; Braun, I, 2578.
Redet schmuzige Dinge.
Holl.: Het is (hij heeft) een ongewaschen mond. (Harrebomée, II, 98a.)
*440. Er hat ein verhauenes Maul. – Frischbier2, 2567.
*441. Er hät es Mûl wie e Bachofe. – Sutermeister, 71.
*442. Er hät es Mûl wie es Ofeloch. – Sutermeister, 71.
*443. Er hat es Mûl wie es Trottbett. – Sutermeister, 55.
*444. Er hät es Mûl wie 'n e laufedi Schuld. – Sutermeister, 71.
*445. Er hät es Mûl wie 'n Relle (Rölle). – Sutermeister, 71.
*446. Er hät es Mûl wie 's Madläli Bader. – Sutermeister, 71.
*447. Er hät es Mul, wie wenn er sibe Tüfel g'frässe hett und der achte au no wett. – Sutermeister, 71.
*448. Er hat ihm das Maul vergebens aufgesperrt.
Lat.: Corvum delusit hiantem.
*449. Er hat mir's aus dem Maul genommen.
*450. Er hat mit dem Maule gewackelt (Köthen.)
Wegwerfende Bezeichnung für: er hat geredet, etwas gesagt.
*451. Er hat mit einem gewischten Maul davongehen müssen. (Meiningen.)
Er ist leer ausgegangen.
*452. Er hat nichts als das Maul.
Frz.: N'avoir que du babil. – N'avoir que de la gueule. (Kritzinger, 50a u. 365b.)
[518] *453. Er hät 's Mûl nid im Sack. – Sutermeister, 71.
*454. Er hät 's Maul verlore, me muss em es Kalberschnörrli kaufe. – Sutermeister, 71.
Von einem, der unhöflich, die üblichen Begrüssungsformen unterlässt. An derselben Stelle finden sich für den gleichen Zweck noch folgende in der Schweiz äbliche sprichwörtliche Redensarten aufgeführt: Er hät's Dütsch vergässe. Er hät de Hals verbrännt. Er seit nit vil um en Schillig. Er ged doch lötzel om en Krüzer. Vögel pfîfed enand Gotib'hüeti zun! Wie höch d' Kappe'n um en Schillig? Er het Harze i der Kappe. Setz de Huet ûf, dass der d' Schlacht-Lüs nid verfrüred.
*455. Er hat sein Maul mit Honig und seine Hände mit Vogelleim gesalbt. – Sailer, 302.
Der listige Betrüger.
*456. Er hat sich 's Maul verbrannt. – Chaos, 943.
In Würzburg: 'R hot si's Maul verbrennt. (Sartorius, 173.) Hat wegen seiner (vorlauten) Rede Verdruss. »Das sie das maul verbrennen dran.« (Waldis, IV, 17.)
*457. Er hat stets das Maul vorne vor.
Der Vorlaute.
*458. Er hed es Mul, es haut und sticht. (Luzern.)
*459. Er hot a Maul. (Jüd.-deutsch. Brody.)
D.h. er widerspricht gern.
*460. Er hot a Maul wie a Rohrspatz. (Ulm.)
Schimpft wie ein Rohrsperling.
*461. Er hot a Maul wie auf Schrauffen. (Jüd.-deutsch. Brody.)
D.h. ein gutes Mundstück.
*462. Er hot e Maul wie e Schârmesser. – Tendlau, 378.
So scharf und schneidend.
*463. Er hot es Mul wie wenn er Gitzi1 g'frässe hätt. (Solothurn.) – Schild, 88, 353; Sutermeister, 106.
1) Junge Ziegen. – Widerlichen Geschmack zu bezeichnen.
*464. Er ist der meuler stieffvatt er. – Franck, II, 112a; Eyering, II, 338; Sailer, 296.
*465. Er ist ein verwents maul. – Agricola I, 634; Schottel, 1138b; Sailer, 369.
*466. Er ist nicht aufs Maul gefallen. – Frischbier2, 2567.
Frz.: Il a bec et ongles. – Il a de l'esprit argent comptant. – Il est prompt à la riposte, à la repartie. – Il n'a pas beaucoup de cheveux. (Masson, 161.) – Il n'a pas le bec gelé. (Masson, 21.) – Il ne met pas sa langue dans sa poche.
Holl.: Hij is niet op zijn mondje gevallen. (Harrebomée, II, 98b.)
Lat.: Armaturam in lingua habet. (Masson, 161.)
*467. Er ist noch zu glatt ums Maul, alt Schelck from zu machen. – Eyering, II, 361.
*468. Er ist nur ym maul pöss. – Hauer, Miij2.
*469. Er ist seinem Maule keine Stiefmutter.
In der Schweiz: Er ist sim Mul kei Stüfmuetr. (Sutermeister, 62.) Er weiss gut zu leben.
Frz.: Il n'est pas traitre a son corps. (Kritzinger, 175a.)
*470. Er ist seines Maules Herr.
Er weiss zu reden wie zu schweigen, jedes zu seiner Zeit.
Frz.: Être maitre de sa langne. (Kritzinger, 411a.)
*471. Er ist seines Maules Stiefvater nicht.
*472. Er ist seins mauls stieffvatter. (S. ⇒ Herrgott 191.) – Franck, II, 73a.
*473. Er ka 's Mûl ufhängge. – Sutermeister, 97.
Es fehlen ihm die ersten Lebensbedürfnisse. Um Armuth, Verarmung, Noth bis zum Hungerleiden u.s.w. zu bezeichnen, begegnen wir a.a.O. noch folgenden schweizer Redensarten: Er ist, wie ein Bettelbub, der in die Höll abegeit. Kei Aeckerli wo'n er säet, kei Wisli wo'n er mähet. Er het de Gasthuet abzoge. Das Hischi (nämlich: Häuschen) ist leers. Er het Schabe'n im Buche. Er het nid vil z' bîsse und nid vil z' krache. 'S Thau isch em ob dem Mage. Er het afe Hunger wie en Aff. Er möcht vo Hunger bald Rossnegel frässe. Er het d' Bagge'n abg'luegt. Er muss mit guete Zähne übel bîsse. 'S isch troch wie's Käfers-Loch. Das gäb nid gnueg für Salz uf d' Suppe. Er verdienet bloss 's lau Wasser. Er hät meh Schlêg überkô weder Brod. Er hocket uf em Blutte. Er ist z' arme Tage grathe. Er ist Eine wie Güge en Ritter, ritet uf em Stosskare in Spittel. Er het nit, was em in Auge inne weh thut. I will's in Auge trege, was i gha ha.
*474. Er kann mit einem schmuzigen Maule zum Fenster hinaussehen.
Er hat gute Tage.
*475. Er kann nach dem Maul reden. – Klix, 40.
[519] *476. Er kann sein Maul nicht halten.
Frz.: C'est un saint Jean bouche d'or. – Être secret comme un coup de canon. (Kritzinger, 81b u. 105a.)
Holl.: Hij kan zijn' mond niet digt houden. (Harrebomée, II, 98b.)
*477. Er kommt in allen Mäulern (oder: in der Leute Mäuler) herum.
*478. Er lässt das Maul bis auf die Schuh hängen. – Der Morgernstern, Doylestown Pennsylvanien, vom 16. Aug. 1854.
Holl.: Hij laat de lip hangen tot op het derde knoopsgat. (Harrebomée, I, 421a.)
*479. Er lässt das Maul hängen wie ein Leithund. – Körte, 4161b; Braun, I, 2622.
*480. Er lässt dem Maul viel Willen.
*481. Er lässt sich nicht lange im Maule herummären.
Frz.: La soutane de cet homme ne tient qu'à un bouton. (Kritzinger, 88b.)
*482. Er lässt vor seinem Maul kein Spinnweb wachsen.
»Wollt ich keins schweigens mich anmassen, fürm Maul kein spinnweb wachsen lassen.« (Waldis, II, 57.)
Frz.: Il n'est pas estropié de la langue. (Masson, 371.)
*483. Er macht e schmutzig Maul. – Sutermeister, 85.
Er schmarotzt.
*484. Er macht ein Maul wie die Prophetenkinder zur Zeit Elisa's.
Die es wegen eines bittern Krautes verzogen.
*485. Er macht ihr's Maul.
*486. Er macht 's Maul zu weit auf.
Holl.: Hij gaapt te wijd. – Hij gaapt zich de kaak uit het lid. (Harrebomée, I, 369a.)
*487. Er macht sich kalie (verdirbt sich) das Maul. (Jüd.-deutsch. Brody.)
Er spricht umsonst, müht sich vergebens ab.
*488. Er muss andern ins Maul sehen. – Campe, Wb., III, 232b.
D.h. ihrer Gnade leben.
*489. Er muss das Maul gegen die Tischecke schlagen.
» ...So geschieht es leicht, dass er (der Ungeschickte, Träge u.s.w.) das hungrige Maul muss wider die Tischecke schlagen.« (Keller, 141b.)
*490. Er muss sein maul in alle ding schlagen. – Franck, II, 95b.
*491. Er nimmt das Maul immer zu voll. – Eiselein, 454.
Uebertreibt, schneidet auf. (S. ⇒ Beil 18.)
Frz.: Le Bargamasque ha le parler gros et le faire subtil. (Leroux, I, 188.)
Lat.: Projicit ampullas et sesquipedalia verba. (Horaz.) (Binder II, 2671.) – Quid dignum tanto feret hic promissor hiatu? (Eiselein, 454.)
*492. Er reisst das Maul auf wiera Stadl(Scheun)thor. (Oberösterreich.)
Holl.: Hij heeft monds genoeg, maar gaapt te wijd. (Harrebomée, II, 98b.)
*493. Er reisst das Maul uf wie en Vorsinger inner Niggermieten1. (Penns.-deutsch.) – Bucks-County-Express, Doylestown Pennsylvanien vom 31. Oct. 1854.
1) Meeting. – Die Vorsänger in einer Negerversammlung leisten in der bezeichneten Richtung das Mögliche.
*494. Er reisst Maul und Augen auf.
*495. Er schmiert yhm das maul vnd gibt yhm einen dreck dreyn. – Agricola I, 692; Schottel, 1110a.
Holl.: Hij smeert hem den mond en geeft hem eenen drek daarin. (Harrebomée, II, 98b.)
*496. Er soll Maul und Nase aufsperren. – Campe, Wb., III, 232b.
Er soll sich höchlich verwundern.
*497. Er sperrt das Maul auf wie ein Karausch. (Lit.)
*498. Er sperrt Maul und Augen (oder Nase) auf. – Klix, 40.
*499. Er sperrt 's Maul auf wie Kielg'rabb (Kohl- , Kolkrabe). (Rottenburg.)
*500. Er spitzt scho's Maul dernauch. (Ulm.)
*501. Er streicht ihr 's Mulle. (Rottenburg.)
*502. Er thut das Maul den ganzen Tag nicht zu. – Campe, Wb., 232b.
Er hört nicht auf zu reden.
*503. Er thut das Maul nicht auf. – Campe, III, 232b.
*504. Er thut mit seinem Maule grosse Thaten.
Frz.: Il fait plus de bruit que de besogne. (Lendroy, 129.)
[520] *505. Er thut sein eigen maul straffen. – Eyering, II, 447.
*506. Er trîbt 's Mûl latinisch. – Sutermeister, 72.
*507. Er weiss sein Maul auch zu gebrauchen.
*508. Er will immer das Maul allein haben.
Frz.: Parler tout seul est un signe de folie. (Kritzinger, 322.)
*509. Er wird sich davon nicht viel vom Maul wischen.
Er wird davon nichts bekommen.
Frz.: Il n'a qu'à s'en laver les barbes. (Lendroy, 909.)
*510. Es geht jhm das maul auff vnd zu, wie ein wasserstälzen der arss. – Pauli, Schimpff, XLVIIIb.
*511. Es geht mir im Maule herum. – Eiselein, 454.
*512. Es ist besser, dass ma dem Mul e Brötli chaufe, als all (immer) schwätza. – Tobler, 22.
Es ist besser dem Munde einen guten Bissen geben, als ihn durch stete Schwätzereien misbrauchen.
*513. Es ist ein unverschämt (ungewaschen, ungezähmt) Maul. – Eiselein, 454.
Lat.: Os in freno. (Erasm., 348; Tappius, 80a.)
*514. Es ist ein verwents maul. – Agricola I, 634.
»Der mensche, welcher nur gute schleckbisslein suchet.«
*515. Es ist keinem Maule zu trauen. – Eiselein, 454.
*516. Es ist Maul wie ⇒ Salat (s.d.). – Eiselein, 538.
*517. Es ist nicht über ein böss maul. – Franck, I, 86b; Gruter, I, 35.
*518. Es ist nur das Maul mit ihm.
*519. Es ist nüt an em as Mûl. – Sutermeister, 72.
*520. Es ist ym ins maul kom. – Luther's Ms., S. 1.
Holl.: Hij loopt hem in den mond. (Harrebomée, II, 98b.)
*521. Es läuft mir vor dem Maule vorbei.
In dem Sinne: es liegt mir auf der Zunge.
Frz.: Il me va par la bouche. (Kritzinger, 21b.)
*522. Et fällt öm (ihm) ut de Mull, as et de Kuh ût et Gatt (iut dem Mäse). (Meurs.) – Firmenich, I, 402, 153.
*523. Etwas an seinem Maule ersparen.
Frz.: Prendre sur sa bouche les dépenses de quelque chose. (Kritzinger, 81a.)
*524. Für das maul klopffen. – Franck, II, 103a.
*525. Für ein solch Maul gehört ein solcher Salat.
*526. Für sein Maul werden keine Lampreten gebraten.
»Schmeckt unsre Zunge schon nicht süssen Nektarwein, brüdt man vor unser Maul auch niemals nicht Lomparten, so gibt ein frischer Brunn uns eben den Geschmack.« (Keller, 173a.)
*527. Giht's im doch vum Maule as wenn's geschmert wäre. – Keller, 163a.
*528. Gross ist sein Maul, doch klein ist Saul.
*529. Hä deit de Mûl op, dat mer met em Heuwagen eren (hinein) fahre künnt. (Köln.) – Firmenich, I, 472, 58.
*530. Hä hät alltüd 't Mûl bawert (über) 't Woater. – Schlingmann, 1053.
*531. Hä hät en gruss Mûl un winnig dren. (Bedburg.)
*532. Hä hät 'n Mûl, hä kann sich süwst wat în 't Ohr säg'n. – Schlingmann, 1048.
*533. Halt's Maul! – Eiselein, 454.
Lat.: Digito compesce labellum. (Juvenal.) (Philippi, I, 119; Binder I, 330; II, 781; Faselius, 62; Kruse, 201; Seybold, 125; Wiegand, 33; Eiselein, 454.)
*534. Halt's Maul und setz' dich auf deine vier (fünf) Buchstaben. – Frischbier, 492; Frischbier2, 2568.
*535. Halt's Maul, und wenn der Hund farzt, sprich Amen.
Holl.: Houd uw kinnebakken, en als de hond vijst, zeg amen. (Harrebomée, I, 408a.)
*536. Hê günnt ên dat Mûl nich. (Altmark.) – Danneil, 141.
Er ist nicht in der Stimmung, jemand zu bitten oder mit ihm zu sprechen.
*537. He hett dat im Mûl. – Dähnert, 317b.
Er ist ein Grossprahler.
*538. He hett ên Mûl vörn Kopp as ên Slagswêrd. – Dähnert, 317b.
Er hat ein böses, gottloses Maul.
Lat.: Qui bene vult fari, debet bene praemeditari.
*539. He hett 'n Mul as 'ne Kô un geiht doch wat bitô. (Mecklenburg.) – Günther, III.
Trotz des grossen Mundes geht noch viel daneben. »Zur Bezeichnung eines ungeschickten Fressers.« (Globus, VIII.)
[521] *540. He hett 'n Mul vörn Koppe as 'n Schêrmest. – Eichwald, 1335; Kern, 502.
Er hat eine scharfe Zunge, gleich einem Rasirmesser.
*541. He kickt hüt mit 'n fett Mûl ut hogen Finstern. (Mecklenburg.) – Mussäus, 120, 3; für die Altmark: Danneil, 260.
Er guckt heute mit einem fetten Maul aus hohen Fenstern, d.h. er thut einmal gross.
*542. He spetz de Mull wal, mâr he flôtt nît. (Meurs.) – Firmenich, I, 406, 372.
Er spitzt wol das Maul, aber er flötet (pfeift) nicht.
*543. Hei heat wat met der Miule ämme de Aêhren kriegen. (Büren.)
Scheltworte, Vorwürfe.
*544. Hei hefft e gottvergêtnet Mûl. (Königsberg.)
*545. Hei is oppet Miul fallen un hett et Aeskerw verstiuket. (Sauerland.)
*546. Hei kann der sik dat Mûl vor wisken. (Büren.)
Der Vortheil, den er erwartete, ist ihm entgangen.
*547. Ich glaub, er hab kein Maul. – Eyering, III, 60.
*548. Ich kan nit für ein jedes böses Maul sitzen. – Chaos, 153.
Lat.: In omni loco linguae sunt contumeliosae.
*549. Ich lass' mir 's Maul nicht anhängen (verbieten). (Rottenburg.)
Dulde keinen Widerspruch.
*550. Ich lasse mir nicht übers Maul fahren. – Klix, 40.
*551. Ich mach mer 's Maul nich garne zur Tosche. – Robinson, 843; hochdeutsch bei Simrock, 6888.
*552. Ich will euch schon das Maul stopfen.
Eine ausgesprochene Drohung. Für eine nicht ausgesprochene, die denselben oder einen verwandten Sinn hat, wie etwa: Euch soll ja gleich .... pflegt man die lateinische Redensart: Quos ego anzuwenden, ein Halbvers aus Virgil's Aeneide, womit der Dichter den Neptun die Zornrede schliessen lässt, die er an die Winde richtet, welche in seiner Abwesenheit, durch Juno aufgereizt, das Meer stürmisch gemacht hatten, um der Flotte des Aeneas den Untergang zu bereiten. (Vgl. Faselius, 222; Wiegand, 322.)
*553. Ich will ihm lehren das Maul aufthun.
Frz.: Faire peter la goule à quelqu'un. (Kritzinger, 353a.)
*554. Ich will ihm 's Maul sauber halten. (Pfalz.) – Klein, II, 102.
Er soll davon nichts bekommen.
*555. Ick war di dat Mûl stoppen. – Dähnert, 317b.
Ich werde dir was aufs Maul geben, dich zum Schweigen bringen.
*556. Ihr kinnt's Maul kêmoal hal'n. – Gomolcke, 622.
*557. Ihr Maul geht wie eine Brecha. – Körte, 4161b.
Frz.: C'est un moulin à paroles. – C'est un parlement sans vacances. – Elle a la langue percée comme le cliquet d'un moulin. – Elle a le filet coupé. – Elle blague comme une pie borgne. – La langue lui va comme la navette d'un tisserand. (Masson, 92.)
Holl.: Haar bek gaat, als een teljoors aars. – Haar bek gaat als een wagenmans zweepje. – Haar mondje gaat als de pan te vasten avond. (Harrebomée, I, 44b; II, 97b.)
*558. Ihr Maul geht wie eine Dreiackersbüchse. (Meiningen.)
*559. Ihr Maul geht wie eine Klappermühle. – Carminum, I, 182.
Frz.: Sa langue va comme un cliquet de moulin. (Kritzinger, 148a.)
*560. Ihr Mûl sticht und haut wie's Anni Böllemässer. – Sutermeister, 72.
*561. Im ist das maul verschwollen, er kan nit reden. – Franck, I, 49b.
*562. Im Mul omma goh. – Tobler, 231.
Auf der Zunge schweben.
*563. Immer das Maul allein haben. – Campe, Wb., III, 232b.
Allein sprechen, das grosse Wort führen.
*564. Is gieht'm aus'm Maule wie Pragel-Arbsen1. – Gomolcke, 659; Frommann, III, 249, 280.
1) Prâgelarbsen (Brägelerbsen) = gekochte, aber nicht zerrührte Erbsen, in Norddeutschland auch Löffelerbsen genannt. Brägeln (vgl. Grimm, II, 191), schlesisch prâgeln, heisst zunächst schmoren, braten, dann auch: Geräusch machen mit etwas, das brät, besonders gebraucht von fallenden Hagelkörnern (Schlossen), Erbsen, Schrot, kleinen Steinen u. dgl., namentlich wenn diese dicht fallen und massenhaft zum Vorschein kommen, wie beim Hagel. (Vgl. Frommann, III, 253, 280.)
[522] *565. Lust ig ock 's Maul nich zu lang waren. – Robinson, 535.
Lasst euch nur das Maul nicht zu lang werden.
*566. Ma koan's Maul balde bey em verbrennen. – Robinson, 794; Gomolcke, 738.
*567. Mach 's Maul zu, wir haben den Ochsen wieder. – Klix, 40.
*568. Macht vin dem Maul a Choliowe (Stiefelröhre). (Jüd.-deutsch. Brody.)
Von jemand, der nie Wort hält.
*569. Mak det Mûl to, sonst schött di de Sparling rönn. – Frischbier2, 2578.
*570. Man solt jhm das Maul mit eim handvölligen Baurenkegel wischen. – Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 187.
*571. Man wird ihm das Maul rein halten. (Meiningen.)
*572. Maul und Augen (Nase) aufsperren. – Braun, I, 2613; Körte, 4157d.
Etwas mit dummer Verwunderung betrachten.
*573. Mer kou 's Maul nît 'nauf 'n Schloat henga. (Franken.) – Frommann, VI, 320, 273.
Essen muss man, wenn man leben will.
*574. Mer muss 'n alles 'nei 's Maul streichen. (Franken.) – Frommann, III, 320, 274.
Alles nahe legen, mundgerecht machen.
*575. Met'm Mûle, met'm Müle, dorin es he graut. (Lippe.)
Mit grosssprecherischen Worten leistet er mehr als durch die That.
*576. Mit dem Maul klappern.
Von Frost, Hunger, Schwäche, Elend. Im Chaos (530) ist das Bild von einer menschlichen Jammergestalt entworfen: »Hat ein glatzete Kopff, eissgraue Haar, gefaltete Stirn, runtzlete Wangen, eingeschnurffte Ohren, rothe Augen, triefende Nase, kropffenden Hals, aussgefallene Zähne, blaue Leffzen, ein stinkendes Maul: mit dem Maul klappert er, mit dem Buckel wackelt er u.s.w.«
*577. Mit dem Maule hofiren und mit dem Arsche reden.
Aehnlich russisch Altmann VI, 513.
*578. Mit Maul und Augen sehen.
*579. Mit zwei Mäulern essen.
Um auszudrücken, dass gewisse Dinge sich nur einmal geniessen lassen, sagt ein jüdisch-deutsches Sprichwort: Mit zwei Mäuler esst män nit.
*580. Net moach der ämsäst det Mêl garz. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 325, 266.
Mach' dir nicht umsonst das Maul bitter.
*581. Nimm das Maul nit so voll! – Tendlau, 70.
Gegen Grosssprecher.
*582. Nu hoat ams1 Maul racht a die Falten gerickt. – Gomolcke, 813.
1) Hat er ihm, d.h. sich.
*583. Putz 's Maul a. (Ulm.)
*584. 'S hêsst: Moal, richt dich nog der Toasche. – Gomolcke, 960.
*585. 'S Mail aufreissa wiera Kapp. (Oberösterreich.)
D.i. sehr weit aufreissen. Die Kappe (Cottus gobio Linn.) hat einen grossen Kopf und grosses Maul.
*586. 'S Maul aufreissen, dass man mit eim Heufahrtl'1 'nein kumt.
1) Mit einem Fuder Heu.
*587. 'S Maul ged 'n wiar a Wintmühl. (Steiermark.) – Schottel, 1134a.
*588. 'S Maul geht ihm wie der Arsch den Gänsen. (Oberösterreich.)
Von einem Schwätzer.
*589. 'S Maul geht ihr wie a Choarfreitoags-Rotschen1.
1) Jene Schnarre, die am Charfreitage und bis zur Auferstehungsfeier die Stelle der Kirchenglocken vertritt.
*590. 'S Maul gîd 'r wie a Aentaoarsch. (Oesterr.-Schles.) – Peter, I, 444.
*591. 'S Maul giehtem (geht ihm) wie a Schlacht- Schward. – Robinson, 450.
*592. 'S Maul giehtem wie anne Windmühle (Schles.) – Robinson, 350; für Steiermark: Firmenich, II, 768, 92.
*593. 'S Maul g'steht ihm nie. (Rottenburg.)
*594. 'S Maul halten, so fest als wie a Strumm (?). (Oberösterreich.)
Es recht fest halten.
[523] *595. 'S Maul in Tascha stecka. – Nefflen, 466.
Da, wo man sprechen sollte, aus Furcht schweigen.
*596. 'S Maul wässrig macha. – Nefflen, 466.
Lüstern nach etwas machen; eitle Hoffnungen erregen.
*597. 'S Moal is 's best on em. – Gomolcke, 1004.
Das Maul ist das Beste an ihm. »Ich glaube 's Maul is beste on em, a iss gewiss nich der Moan dernauch, dar solche Thoaten osrichten selte.« (Keller, 154b.)
*598. 'S Mul goht em wie ama Wasserstälzli 's Födli. – Sutermeister, 72.
Seine Zunge ist in beständiger Bewegung, sie läuft wie die Schnur im Rade.
*599. 'S Mul voll nüh. (Luzern.)
Voll nehmen, übertreiben.
*600. 'S Mul wüst1. (Luzern.)
1) Wüst = unansehnlich, schlecht, hässlich; wüst thun = lärmen, zanken, wüstes = abgenutztes Kleid, wüste = schmuzige Hände, das Kleid wüstet = es verliert den Glanz, 's Maul wüst = es geht ohne Dank davon. (Stalder, II, 461.)
*601. 'S steubt em oasem Moal wie schimmlig Brût. – Gomolcke, 840.
*602. Schwig, Mûl, i git der e Weggli. – Sutermeister, 72.
*603. Se äs net ze loanzem kum, wä em de Mêler ausdîlt. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 35, 68.
Sie ist nicht zu langsam (spät) gekommen, als man die Mäuler ausgetheilt hat.
*604. Sê Moal is ke Evangelium-Buch. – Gomolcke, 900; Frommann, III, 411, 412; Holtei, Eselsfresser, I, 228.
*605. Sê Moal schick sich nig zu Goallert, es stiht kemol stille. – Gomolcke, 899; hochdeutsch bei Simrock, 6886.
*606. Sei Maul gett wie a Siechenklippen. (Koburg.)
Von einem Schwätzer. Verächtlich nennt man dort ein Taschenmesser, dessen Feder lahm geworden, sodass die Klinge hin und her schlottert: a Siechnklipp'n. (Frommann, V, 371.)
Frz.: Sa langue va toûjours. (Kritzinger, 411a.)
*607. Sein Maul arbeitet wacker.
Frz.: Branler la machoire. – Jouer de la machoire. – Remuer les machoires. (Kritzinger, 89b u. 426b.)
*608. Sein eigen Maul klopfen. – Eyering, III, 299.
*609. Sein Maul geht auf und zu wie eine Badstubenthür.
Holl.: Zijn mond gaat als een pot met grutten, die op het vuur staat en kookt. – Zijn mond gaat met een strootje open, en is met geen' koevoet te stoppen. (Harrebomée, II, 100b.)
*610. Sein Maul geht im a Ring wie ene Gründurschklopper. (Nordböhmen.)
*611. Sein Maul geht wie a Bettelkutsch'n. (Franken.)
Nämlich der Mund, womit sich der Bettler weiter hilft.
*612. Sein Maul geht wie ein Bachstelzenfidle. (Nürtingen.)
*613. Sein Maul geht wie ein Hühnerfidle. (Rottenburg.)
*614. Sein Maul geht wie ein Mühlwerk. (Nürtingen.)
Holl.: Zijn mond gaat als een Lazarus-klop.
*615. Sein Maul geht wie eine Drakschleuder. (Nordböhmen.)
*616. Sein Maul geht wie eine Quarzschleuder.
*617. Sein Maul ist froh, dass es Nacht ist. – Simrock, 6885; Körte, 4159; Braun, I, 2606.
*618. Sein Maul ist im Zeichen des Wassermanns. – Parömiakon, 426.
Er darf keinen Wein trinken.
*619. Sein Maul ist kein Schöppenbuch. (Hirschberg.)
Seine Rede verdient keinen unbedingten Glauben.
*620. Sein Maul ist stärker als die Hand. – Sonntag.
*621. Sein Maul kann nichts verschweigen.
»Mit seinem teutschen Maul nichts verschweigen kann, sondern jedermann ohne Scheu die Wahrheit trucken herauszusagen gewohnt ist.« (Grimmelshausen, Vogelnest, I.)
*622. Sein Maul kommt den ganzen Tag nicht aus dem Barn.
Zur Bezeichnung von Genusssucht, unausgesetztem Wohlleben. Barn = Futterkrippe, Fresstrog, hier sprichwörtlich für Schüssel. In einem Spottliede aus den Zeiten der Bauernkriege auf den Adel und die Reichen jener Zeit heisst es: »Das maul kumbt In den gantzen tagnit aus dem Barn.« (Alsatia von A. Stöber, 1854-55, 96.)
*623. Sein Maul redet süsse Worte, aber sein Herz ist voll Galle.
Die Irländer sagen: Ein Mund von Eppig und ein Herz von Stecheiche. (Morgenblatt, 1849, Nr. 187, S. 746.)
[524] *624. Sein Maul sieht aus wie eine Ziegelhütte im Schwarzwalde.
*625. Sein maul steht im vorder, er lasst nicht vnberaflet. – Franck, II, 95b.
*626. Sein Maul weiss, was gut schmeckt.
Holl.: Zijn mond is van geen schaapsleêr. (Harrebomée, II, 100b.)
*627. Seinem Maule abdarben.
Frz.: Épargner sur sa bouche. (Kritzinger, 81a.)
*628. Sich auf das Maul schlagen.
Sich zu rechter Zeit ans Schweigen erinnern. (Campe, Wb., III, 232b.)
*629. Sich auf dem Maul trumlen lassen. – Schottel, 1112b.
*630. Sich das Maul über etwas zerreissen. – Campe, Wb., IV, 232b.
Viel und heftig über etwas tadelnd reden.
*631. Sich das Maul verbrennen. – Kehrein, VII, 110; Körte, 4157; Keller, 130a; Braun, I, 2614.
Durch eine zu freie Sprache anstossen, sich durch unüberlegtes Reden Nachtheile zuziehen. »Bliess kein Muss, verbrant das Maul.« (Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 237.)
*632. Sich det Mel kên äst wâzen. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 324, 231.
Sich das Maul gegen etwas wetzen.
*633. Sich etwas am Maul abbrechen (absparen). – Mathesy, 41b.
In dem Sinne wie: sich am Munde abdarben, sich etwas versagen, etwas selbst nicht geniessen, damit es ein anderer habe. (Campe, III, 232b.)
Frz.: Faire l'alchimie avec les dens. – Il se plaint sa vie (un habit). (Kritzinger, 18a u. 539b.)
*634. Sich etwas aus dem Maul entziehen.
In einer Biographie Winckelmann's heisst es: »Um diesen Aufwand zu machen, hatte er es sich aus dem Maul entzogen.«
*635. Sich mit dem Maule wehren.
Frz.: Donner un coup de bec.
*636. Sich selber aufs Maul schlage mit ere Behauptung. (Ulm.)
Auch Würzburg Sartorius 173. Sich selbst widersprechen, sich durch sein Reden eine Niederlage bereiten. Nach mehrern deutschen Gesetzen musste man bei dem Widerruf von Schmähungen sich selbst aufs Maul schlagen. (Grimm, Rechtsalt., 143.)
Frz.: Chanter la palinodie. (Kritzinger, 502a.)
*637. Sie gibt ihrem Maule nicht umsonst zu essen. – Eiselein, 454; Simrock, 6884a; Braun, I, 2718.
In der Schweiz: Er git sim Mul nid vergäbe z'ässe. (Sutermeister, 72.) Sie ist eine Plaudertasche. Ein feister Mann hatte ein mager Pferd, als man sich darüber wunderte, sagte er: »Sehr natürlich, meines Maules warte ich selbst, meines Pferdes nur ein Knecht.«
Holl.: Hij heeft haar bekje goed tot haar' wil. (Harrebomée, I, 45a.)
*638. Sie hat das Maul in der Mitte und immer geladen.
*639. Sie hat ein lecker Maul.
Holl.: Zij heeft een lekker bekje. (Harrebomée, I, 45a.)
*640. Sie hat ein Maul wie ein Schermesser.
Holl.: Zu heeft een' bek als een scheermes. (Harrebomée, I, 45a.)
*641. Sie het es Mûl, es sticht und haut wie en Schweizerdäge. – Sutermeister, 72.
*642. Sie hot a Maul wie a Schlachtschwart.
»Möchte se doch immer su garne gan ass se Foier frisst, wenn se og nich derben a Moal hette wie a Schlachtschward.« (Keller, 166b.)
*643. Sie hot'n a loas Maul oug'hengt. – Sartorius, 173.
Sie hat ihn mit Grobheiten, Scheltworten, Vorwürfen überschüttet.
*644. Sie lässt vor ihrem Maul keine Spinnweb wachsen.
*645. Sie zerschlägt sich das Maul darüber. – Klix, 40.
*646. Sihe wie henckt er das maul, ich wil ihm den zornbraten abschneiden. – Agricola I, 323.
»Die da zurnen, sehen sawr vnd lassen das maul mit den lippen lang herausshengen, wie ein sewrüssel; darumb sagt man denn zu yhnen, wo sie yhren zorn nicht fallen lassen, so wolle man yhnen den zornbraten, d.i. das fleisch das herfür hangt von beyden lippen, abschneiden.«
*647. Sîn Mûl ward froh sind, wenn 't Nacht ward. – Schlingmann, 1047.
[525] *648. Sîn Mûl ward moal extra met'n Kohschwanz dodtschloa'n. (S. ⇒ Maulwerk 2.) – Schlingmann, 1044.
*649. Sinem Mûle Verlöf gewen. (Wolfenbüttel.)
Seinem Maul Erlaubniss zum Schwatzen geben, der Zunge freien Lauf lassen.
*650. Thut ich 's (euch das) Moal nich wüh. – Gomolcke, 1031.
*651. Ufem Mul hore. (Luzern.)
Genau auf das achten, was man redet.
*652. Wann das Maul hier Junge hat. – Eyering, III, 373.
*653. Wäre sein Maul eine Brücke, ich ginge nicht darüber.
Er sprudelt von Lügen über.
Jüd.-deutsch: Dem laaft der Scheker zum Maule heraus. (Tendlau, 320.)
*654. Wenn er das Maul aufthut, so laufft gleich ein Lugen herauss. – Chaos, 562.
Frz.: C'est un homme qui n'enrage pas pour mentir. (Kritzinger, 451a.)
*655. Wenn er nur sein Mäul voll hat, so kümmert er sich nicht um andere.
Holl.: Hij is goed voor zijn eigen' bek, en laat anderen op de krib bijten. (Harrebomée, I, 45a.)
*656. Wenn er öffnet das Maul, rollt der Unsinn kaul, kaul.
*657. Wenn me dear 's Maul todtschlüg, thet d' Foz no schnappe(n). (Neresheim.)
*658. Wenn nu min Mûl e Schiendär wär, on de Mage e Kiekelholt1 hadd. (Samland.) – Frischbier2, 2579.
1) Querbalken zwischen den Sparren des Dachs.
*659. Wenn sein Maul schwiege, sein Arsch würde reden.
Vom Schwätzer.
*660. Wenn's ein Maul hätte, so biss' es dich.
Wenn jemand etwas, das ihm sehr nahe liegt, nicht findet.
*661. Wenn's nid zum Mul ûsgoht, so muess es hinden ûse. – Sutermeister, 72.
*662. Wer 's Mûl verbrönnt, blost d' Sopp. (Luzern.)
*663. Wisch' das Maul und sag': ich hab' genug (ich bin satt).
Zu dem, der ungewaschene Dinge schwatzt, um ihm zu sagen, dass es genug sei, dass er aufhören möge.
Holl.: Veeg uwen mond maar, en zeg, dat gij gegeten hebt. (Harrebomée, I, 100a.)
*664. Zwei Mäuler mit Einem Bissen stopfen.
665. As män macht dus Maul nit auf, flieht (fliegt) kein Flieg nit herein. (Jüd.-deutsch. Warschau.)
Wer sich von öffentlichen Geschäften fern hält, den trifft auch kein Vorwurf für die schlechte Ausübung derselben. Wer schweigt, hat das öffentliche Urtheil nicht zu fürchten.
666. Böses Maul, böses Herz. – Horn, Spinnstube, 1849, S. 180.
667. Die Mäuler zu stopfen allen Leuten, gäbs viel Leinwand zu bereiten. – Wenzig, 82.
668. Ein ungezähmtes Maul ist wie ein toller Gaul. – Frieske, 12.
669. Grosses Maul, kleines Herz. – Frommel II, 69.
Ein windiger Prahler ohne Muth.
670. Hiazt håb i ma åba 's Mal ausglart. (Niederösterreich.)
Jetzt hab' ich mir einmal das Maul ausgeleert, sagt derjenige, der einem anderen die ungeschminkte Wahrheit in das Gesicht sagt.
671. Maul und Hölle werden nicht satt.
»Des Menschen Maul der Hölle gleicht, stets ruft es: mehr, wie viel man ihm auch reicht.« (Schuller, 43.)
672. Mäuler, die mit Buhlerleim und Löffelkleister zusammengefügt sind, lassen sich schwer trennen. – Schaltjahr, III, 647.
673. Man kan einen wohl ins Maul, aber nicht ins Herze sehen! – Döpler, I, 511.
Darum traue nicht zu viel.
674. Man kann sich das Maul auch mit Kosten verbrennen.
Die Russen: Der Narr steckt die Zunge in den Kochtopf, um zu schmecken, ob die Suppe heiss sei. (Altmann VI, 420.)
675. Mit dem Maul ist Mancher gesund zu waschen, aber er hat krampfhafte Hände zu thun. – Wirth, I, 489.
676. 'S Maul is ner a klas Lechla, 's v'rschlingt ob'r 's Hoîsla mot somt 'n Dechla. (Wien.)
677. Stets verschlossenes Maul ist auch zu andern Sachen faul. – Devisenbuch, 52.
[1593] 678. Was ins Mal einigeht is kan Sind, oft åwo dös, was aussa geht. (Wienerwald.)
679. Was man mit dem Maule davonbringt, hat man weg. – Storch, Freiknecht, I, 339.
680. Wer ein Maul hat, zu reden, der kann nach Rom.
Frz.: Qui tongue a, à Rome va. (Cahier, 923.)
681. Wer ên grôt Mul hett, de môt ene breden Rüggen hebben. – Dähnert, 388a.
Wer seinen Mund nicht zähmen kann, der muss sich auch auf Prügel gefasst machen.
682. Woas mr innes Maul steckt, îs neit gestoihn. (Oberhessen.)
Was man in den Mund stecken kann, ist nicht gestohlen, sagen die, welche Obst, Trauben, Schoten u.s.w. beim Vorübergehen in fremden Gärten und Feldern abbrechen. (Vgl. über Diebstahl und Mundraub Drei 34.)
*683. Das ist erlogen ins Maul hinein. – Hans Sachs, III, XXIII, 2.
*684. Das Maul anziehen. – Frischbier, II, 1806.
*685. Das Maul beschmieren.
»Er will allezeit das Maul beschmieren.« (Köhler, 207, 7.) – Ueber den Sinn dieser sprichwörtlichen Redensart wird a.a.O. etwas Näheres nicht angegeben.
*686. Das mul voll fladen han. – Der drei Marien Salbung, XV, 2a.
In dem Sinne: Brei im Munde haben.
*687. Der hat a gross Maul hinter dem Ofen. (Ulm.)
*688. Du reisst 's Maul auf, dass a Heuwag nei'fahre könnt'. (Schwaben.)
*689. Eim a Maul oi henke. (Ulm.)
D.i. Maulen.
*690. Ein grosses Maul und nichts darin. (Rheinpfalz.)
*691. Einem ins Maul greiffen.
»Hadrianus III., Papst 885, war so küne, das er dem Kayser dorffte ins Maul greiffen vnd eyntrag thun.« (Nigrinus, 319.)
*692. Er hängt a Maul ro, wie der ⇒ Lellekönig (s.d.) von Basel. (Schwaben.)
Das Wort »Lell« wird wie Laitsch, Gosch, Roffel gleichbedeutend mit Maul gebraucht.
*693. Er hat sich das Maul gespült. – Dietrich, I, 180.
Ist angetrunken.
*694. Er macht sein Maul zur Tasche. – Herberger, II, 417.
Er spielt mit Worten und Eiden.
*695. Er wirft das Maul auf, als wollte er Spatzen fangen. – Schaltjahr, III, 528.
*696. Es ist nicht über ein böss maul. – Egenolff, 345b.
*697. Halt's Maul, es zieht.
*698. Ihr Maul taugt zu keiner Gallert, denn es kann nicht still stehen. – Herberger, II, 570.
*699. Maul und Ohren aufsperren.
*700. 'S Maul auf 'n Nagel hängen. – Wurth, 40.
Hunger leiden.
*701. Sein Maul hat den Durchfall. (Breslau.)
Von einem Schwätzer.
*702. Sein Maul ist so glatt wie Butter. – Herberger, Ib, 815.
*703. Sein Maul sah (von weitem) aus wie eine Ziegelhütte im Schwarzwalde.
So schildert Abraham a Sancta Clara den Esau, hinzufügend: »Die ganze Gestalt sah gleich einer afrikanischen Wüste.« (Heinmar, II, 61.)
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