1. Abgeschnitten Brot hat keinen Herrn.
Frz.: Pain coupé n'a point de maître.
2. Alles Brot ist dem gesund, der hungert.
3. Alt Braut un drüge Holt helpen hushalten. (Westf.)
4. Alt Brot, alt Mehl, alt Holz und alter Wein sind Kleister. – Kirchhofer, 252.
5. Altes Brot ist auch unter der Rinde verdorrt.
Mit dem Hinschwinden der Körperkräfte verliert auch der Geist seine jugendliche Spannkraft.
6. Altes Brot will gute Zähne.
Frz.: A pain de quinze jours, faim de trois semaines.
7. Am Brot isst man sich nicht den Tod.
8. Ander Leut Brot schmeckt allzeit besser. – Lehmann, 35, 50.
9. Anderswo ist auch gut Brot essen. – Kirchhofer, 252; Henisch, 523; Reinsberg II, 72.
Lat.: Omne solum forti patria est.
10. Annerwegen ward ok Brod backt. – Eichwald, 191.
11. Annertwäigen wärt äuk Bräoud backen. (Arnsberg.) – Firmenich, I, 353, 6.
12. Auch schlechteres Brot schmeckt wohl bei geliebtem Mann und eigenem Kohl.
13. Auch schwarzes Brot schützt vorm Hungertod.
14. Beater en Stück Braud in der Kipe, as Fearen1 un Flünke2 am Haut. (Büren.)
1) Für Feaderen = Federn.
2) Flunk, der Flügel.
Holl.: Beter en stuk brood in den zak dan eene veêr op den hoed. (Harrebomée, I, 94.)
15. Bei schwarzem Brot leidet man nicht Noth.
16. Beim Bissen Brot vergisst man alle Noth.
Ung.: Könnyü elélni, csak kenyér legyen. (Gaal.)
17. Besser bei trockenem Brot in der Dachspelunke, als mit Galgenangst bei fetter Tunke.
18. Besser eigen Brot als fremden Braten.
Lat.: Alterius non sit, qui suus esse potest. (Binder I, 41; II, 139.)
19. Besser ein halb brot, denn gar keines. – Henisch, 322.
Dän.: Bedre er halv brød end alt mist. (Bohn I, 350.)
Holl.: Beter een half brood dan geen. (Harrebomée, I, 94.)
20. Besser hartes Brot als gar keins.
21. Besser hartes Brot als leiden Noth.
22. Besser ist ein halbes Brot als gar keins und leiden Noth. – Sutor, 132.
Holl.: Beter half broot dan gheen. (Harrebomée, I, 94.)
Lat.: Non panis nullus, sed dimidius valet ullus. (Fallersleben, 117.)
23. Besser trocknes Brot daheim als draussen Semmel mit Honigseim.
In (czechisch) Böhmen sagt man: Besser zu Haus ein Ranft Brot als in der Fremde eine ganze Kuh. (Reinsberg III, 113.)
24. Bî'n'n Stücke Brât is gaud reisen. – Schambach, 304.
Es ist gut auf der Reise ein Stück Brot bei sich zu führen.
25. Bleib beym Brot im dienst, biss man dir Fleisch dazu gibt. – Lehmann, 128, 93.
[469] 26. Brot allein thut's nicht, denn eitel Brot und nichts dazu, das gibt schmale Bäuche; und wer dabei etwas thun soll, bekommt die gelbe Seuche (Gelbsucht).
27. Brot bäckt man nicht ohne Mehl. – Simrock, 1327; Tunn., 18, 15; Eiselein, 96.
Holl.: Men en can gheen broot backen sonder meel. (Fallersleben, 519.)
Lat.: Panem Catharina non conficit absque farina. (Fallersleben, 519.)
28. Brot, das Augen hat, Käse, der weint, und Wein, der springt, gibt ein Frühstück, das gelingt.
Frz.: Pain qui ait des yeux, vin qui pétille, fromage qui pleure.
29. Brot, das vor vierzehn Tagen gebacken, bedarf einen zehntägigen Hunger, um es zu knacken.
Frz.: A pain de quinzaines, faim de trois semaines. (Leroux, II, 148.)
30. Brot essen lernt sich leichter als Brot verdienen.
31. Brot findet man auch anderwärts.
32. Brot genug, aber keine Zähne.
Von einem reichen Kranken oder Geizhals, oder einem Greis mit jungem Weibe.
It.: Son acerbi tormenti haver del pane ed esser senza denti. (Pazzaglia, 248.)
33. Brot ist der Hasen Tod.
Nämlich das, womit die Jagdhunde gefüttert werden.
Holl.: Brood is der hazen dood. (Harrebomée, I, 94.)
34. Brot ist ein guter Gefährte.
35. Brot ist leicht gebacken, wenn's nur nicht an Roggen fehlt.
It.: Non si può haver pane senza pena. (Pazzaglia, 248.)
37. Brot leidet keinen Hunger. – Henisch, 524.
38. Brot macht die Backen roth. – Lehmann, II, 52, 63.
39. Brot mit fremdem Messer geschnitten, schmeckt nicht gut.
40. Brot mit Schande verdient, ist bald gegessen. – Henisch, 523; Körte, 731.
41. Brot nährt gar mancherlei Leute.
Frz. Schweiz: Le pan nuré bin dey schoarté dé dzin. (Schweiz, 120.)
42. Brot nicht zu alt, Wein nicht zu jung, gibt 'n guten Schlung.
Holl.: Neem brood van een' dag, meel van eene week en wijn van een jaar. (Harrebomée, I, 97.)
43. Brot so lang' es nährt, aber Wein mit Mass.
44. Brot und Rinderbraten halten im Bauche wider. – Lehmann, II, 52, 64.
45. Brot und Salz isst man im Hunger für Schmalz.
46. Brot und Tod finden sich leicht.
47. Brot und Wäsche macht die Frau zornig. (Toscana.)
48. Brot und Wasser in Fried' und Ruh', ist besser als alle Fülle in Unruh'.
It.: Povo e in pace molto mi piace.
Ung.: Jobb egy száraz falat nyugolalombam, mint tizenkét pástétom veszekedésben.
49. Brot und Wein gibt auch eine Suppe. – Simrock, 1334; Eiselein, 97.
50. Brot unter Spänen erkenn' ich ohn' Wähnen. – Eiselein, 96.
51. Brot vnd saltz soll man nicht schwechen (oder aufflösen). – Henisch, 523.
D.h. Tischfreundschaft soll man halten.
52. Brot vnd wein macht ringer alle pein. – Henisch, 523.
53. Brot von zehnerlei Acker macht alte Leute wacker.
Holl.: Brood van allen akker maakt den kreuple wakker. (Harrebomée, I, 94.)
54. Brot ward nie so wohlfeil, dass es die Falken ässen. – Eiselein, 96.
Es soll den Falken den Tod bringen.
55. Bu's1 verschimmelt Brûd git2, do git's â verschimmelte Tâler. (Henneberg.) – Frommann, II, 413, 40.
1) Wo es.
2) Gibt.
[470] 56. Dar is nien krummer Brod as Kringel (Brezel). (Rastede.) – Firmenich, III, 28, 75.
57. Das Brot bäckt sich nicht im kalten Ofen. – Sailer, 151.
58. Das Brot, das ich gegessen, wurde nicht in deinem Ofen gebacken.
59. Das Brot, das im Unglück nähren soll, muss im Glücksofen gebacken sein.
60. Das Brot der Geliebten ist süsser als der Mutter Kuchen.
61. Das Brot geht nicht dem Bauche nach.
Man muss es durch Thätigkeit erwerben; der Bauch muss dem Brote nachgehen, wie ein krainisches Sprichwort sagt. (Reinsberg III, 136.)
Russ.: Chljeb za brjuchom ne chodit. (Wurzbach I, 467.)
62. Das Brot gut gekaut, ist halb verdaut.
63. Das Brot hat Hörner. (Lit.)
Der volle Magen weicht davor zurück, als wenn es Hörner hätte.
Poln.: Ma chleb rogi. (Wurzbach I, 182.)
64. Das Brot ich esse, das lied ich singe. (S. 91 u. 303.) – Agricola II, 100.
65. Das Brot ist des Menschen Tod.
66. Das Brot ist gut, wo ist der schwarze Kleister her?
Spott auf schlechtes Brot wie auf andere schlechte Sachen.
67. Das Brot ist mir aus den Zähnen gerissen.
Von dem Getäuschten, der schon am Ziele zu sein glaubte.
68. Das Brot ist nicht viel werth, das von der Hand gleich ins Maul begehrt.
69. Das Brot ist noch nicht gebacken, was mancher essen soll.
70. Das Brot kommt nicht mit dem Winde geflogen. (Lit.)
71. Das Brot (sei) leicht, der Käse schwer. – Simrock, 1340; Eiselein, 97.
Brot soll man nach der Leichte, Käse nach der Schwere kaufen.
Span.: Pan con ojos, y queso sin ojos. (Bohn II, 3.)
72. Das Brot, so ich gegessen, war nicht alles in Einem Ofen gebacken. – Eiselein, 97.
Engl.: All the bread, I have eaten, was not bak'd in one oven.
73. Das Brot vom Bäcker, das Fleisch vom Fleischer.
Immer vor die rechte Schmiede.
Engl.: Take bread from the baker, and meat from the butcher.
74. Das Brot weint, wenn's vergeblich gegessen wird. (Lit.)
75. Das Brot will (ihm) nicht gar werden.
76. Das Brot wird überall im Ofen gebacken.
Die Verhältnisse und Umstände sind sich überall so ziemlich gleich.
Engl.: In every country the sun riseth in the morning.
Frz.: C'est partout comme chez nous.
77. Das halb Brûd hängt an den Bäme1. (Meiningen.) – Frommann, II, 412, 151.
1) Bäumen. – Zur Bezeichnung der Wichtigkeit des Obstes als Nahrungsmittel.
78. Das ist gut Brot, das nährt.
Jedes Geschäft ist gut, welches das Bestehen sichert.
Dän.: Det er godt brød os føder. (Prov. dan., 4.)
79. Das kann viel Brot geben, sagte Eulenspiegel, als er einen Sack Mehl, den er aus der Mühle brachte, unter die Brücke in den Fluss fallen liess, wenn nur das Wirkemehl1 nicht ausgeht.
1) Mehl zum Auskneten.
80. Das schönste Brot legt der Bäcker aufs Fenster.
Holl.: Het beste brood legt men op het venster. (Harrebomée, I, 95.)
81. Das tägliche Brot in der Ehe ist selten wohl und allweg wehe.
82. Das verborgen brot ist niedlich. – Henisch, 523.
83. De Brot hett, den ward Brot badn. – Eichwald, 187.
84. De 't Brôd itt, is êben sô gôt, as de 't gift. – Goldschmidt, 103; Eichwald, 199; Bueren, 115.
85. De van nix kummt so Brot, de deit Gott un de Düwel nich gôd. (Ostfries.)
86. Den sîn Brot ik ät, den sîn Lêd ik sing. (Süderdithmarschen.)
[471] 87. Der brot hat, dem lehnet man brot. – Lehmann, II, 78, 63.
88. Der du mein Brot verlangst, wisse, Brot ist das Hauptstück unter allen Dingen. – Burckhardt, 767.
Daher steht es auch als Stellvertreter aller übrigen irdischen Bedürfnisse im Vaterunser.
89. Der eine gewinnt sein Brot mit Sitzen, der andere mit Laufen und Schwitzen.
90. Der hat das Brot gefunden, der es gibt anderer Leute Kindern und fremden Hunden.
91. Dess Brot ich ess', dess Wort ich sprech'. (S. 303.) – Schwerin, 31; Henisch, 523.
92. Dessen Brodt einer jsset, dessen Lied singt er. – Lehmann, 76, 17.
93. Dessen Brod ik ete, dessen Wort ik spreke. – Eichwald, 195.
94. Die in eines Brot sein (sind), müssen auch in seinem Besten sein. – Simrock, 1331; Eisenhart, 536; Hillebrand, 225; Pistor., III, 27; Hassl., 35; Hertius, I, 62.
Da die Herrschaft den Dienstboten Unterhalt gibt, so ist es die Pflicht der letztern, dem Interesse der Herrschaft jedes andere nachzusetzen. Darin liegt der Grund, warum dem Zeugnisse des Gesindes für den Brotherrn kein voller Glauben beizumessen ist. Indessen wird ihr Zeugniss dann immer für gültig angenommen, wenn es Dinge betrifft, die in den Häusern vorgefallen sind, und von denen sonst niemand bessere Kenntniss haben kann.
95. Doss Brudt ich asse, doss Lied ich singe. – Robinson, 74, 950.
96. Drüj (trocken) Broed macht die Backe roeth. (Siegen.) – Firmenich, I, 520, 12.
97. Eigen Brot nährt am besten. – Simrock, 1316; Eiselein, 96.
Holl.: Eigen brood boven al. – Eigen brood kost weinig (Harrebomée, I, 95.)
Lat.: De meo ligurire libido est. – Proprio vivere quadrat.
98. Eiln1 Braud, un doa nix tou, dat geit de gansse Weake2 sou. (Marsberg.) – Firmenich, I, 321, 8.
1) Eitel, lauter, nur, nichts als.
2) Woche.
99. Ein Bissen Brot in Ruhe ist besser als Braten in Unruhe.
Holl.: Beter een drooge bete broods met rust dan schatten. (Harrebomée, I, 94.)
100. Ein bissen Brot stillet allen kummer. – Henisch, 523.
101. Ein Bissen Brot stillt keinen Kummer. – Henisch, 396.
Port.: Bocado comido naõ ganha amigo. (Bohn I, 269.)
Span.: Bocado comido no gana amigo. (Bohn II, 117.)
102. Ein Brot kann den weiten Bauch füllen, aber die ganze Welt nicht das enge Auge.
103. Ein nachtalt Brot gibt neue Stärke. – Simrock, 12283; Henisch, 521.
104. Ein Stück Brot, ein Trunk Wein und ein Hühnerei sind eine gute Arznei. – In fränkischer Mundart bei Frommann, VI, 165, 53.
105. Ein Stück Brot in der Tasche ist besser als eine Feder auf dem Hut. – Simrock, 1314.
106. Ein wenig brots vnd nahrung ist dess armen Manns leben. – Henisch, 523.
107. Eitel brot macht arme gesellen. – Henisch, 522.
108. Èrs Brôt un denn Flêsch. (Süderdithmarschen.)
109. Erst bittet man um Brot und Salz, dann nimmt man selber sich das Schmalz.
110. Erst Brot, dann Fleisch. – Simrock, 12283.
111. Erst Brot, dann Tugend. (Alltröm.)
Horaz ruft den Römern ironisch zu: »Bürger, Bürger! Erst muss man nach Gelde streben, die Tugend wohnt (kommt) hinter den Barren.«
Lat.: Quaerendae facultates, deinde virtus. (Erasm., 722.)
112. Erst Brût, d'rnach Dreiackers. (Meiningen.)
Unter Dreiackers ist wahrscheinlich der ehemals im Volke als Heilmittel und Gegengift verbreitete Theriak, mittelhochdeutsch triak, triakel, driakel zu verstehen, der gewissermassen unmittelbar nach dem Brote kam. (Frommann, II, 416, 155.)
113. Erst tracht nach brot, dann nach dem schein, so wirt dir alles bequemlich sein. – Henisch, 524.
114. Es ist anderswo auch gut Brot essen. – Seybold, 1, 228 u. 430.
Lat.: Abdera pulchra Tejorum colonia. ( Erasm., 812.)
[472] 115. Es ist böse Brot, daran man erworget. – Henisch, 522.
116. Es ist theures Brot, das einen Kuchen kostet. – Simrock, 1320; Körte, 729.
117. Es ist überall gut Brot essen (wenn man eins hat). – Kirchhofer, 252; Seybold, 471; Mayer, II, 164; Beyer, II, 146.
Frz.: L'habile homme trouve son pain partout. – La patrie est partout où l'on est bien.
Lat.: Illa mihi patria est, ubi pascor, non ubi nascor. (Philippi, I, 186.) – Omne solum forti patria est, ut piscibus aequor. (Sutor, 610; Philippi, II, 67.)
118. Es muss ein grosses Brot sein, von dem jeder brechen will.
119. Es muss sich einer mit Brot behelfen, bis er Fleisch bekommt.
120. Es wird nicht alle Tage frisch Brot gebacken.
Dän.: Det er ei hver dag bage-dag. (Prov. dan., 44.)
121. Es wird überall (auch: anderwärts) gut Brot gebacken.
Dän.: Man bager saa godt bred andensteds som her. (Prov. dan., 44.)
Holl.: Men bakt overal goed brood. (Harrebomée, I, 97.)
122. Es wirt im Jar vil veröntes brots gessen. – Henisch, 522.
123. Et is alle ên Brod, dar een Rinde umgeit. – Eichwald, 198.
124. Et is better en Stücke Braud in der Kiepe o' se enne Fedder upp'm Haute. (Waldeckisch Uppland.) – Curtze, 338; für Eifel: Schmitz, 184.
Das sogenannte waldeckische Uppland liegt am Rothhaargebirge in der Gegend des westfälischen Astenbergs und besteht aus den Ortschaften Usseln, Rattlar, Schwalefeld und Willingen. (Vgl. Firmenich, I, 325.)
125. Et is kenn Brot, dat me fend, mâr dat me went1. (Meurs.) – Firmenich, I, 400, 20.
1) Gewinnt.
126. Fehlt das Brot im Haus, so zieht der Friede aus.
127. Frembd brot schmeckt wol. – Egenolff, 294b; Franck, I, 1b; Schulze, 19; Sailer, 170; Simrock, 1325; Kirchhofer, 252; Körte, 736.
Holl.: Vreemd brood smaakt wel. (Harrebomée, I, 98.)
It.: Il pane degl' altri par sempre più saporito. (Pazzaglia, 248.)
Lat.: Aliena nobis, nostra plus aliis placent. (Philippi, I, 18.) – Juvat inconcessa voluptas. (Ovid.) (Philippi, II, 217.)
128. Fremdes Brot ist der Kinder Semmel. – Schleicher, 80; Grimm, II, 402, 5.
Die fränkische Mundart hat statt Semmel – Zucker. (Vgl. Frommann, VI, 169, 51.)
Frz.: A table d'autrui on mange de meilleur appétit que chez soi. (Starschedel, 387.)
It.: Sempre la parte del compagno par più grande. (Gaal, 253.)
Lat.: Fertilior seges est alieno semper in agro, vicinumque pecus grandius iber habet. (Gaal, 253) – Sordent plerumque domestica. (Plinius.) (Philippi, II, 96.)
Ung.: Az idegen szakacs jobb izü levest föz. (Gaal, 253.)
129. Fremdes Brot ist schwer zu kauen.
D.h. hier das Brot, was man sich in hartem Dienste bei andern sauer erwerben muss.
It.: Il pane altrui è duro da digerire. (Pazzaglia, 248.)
130. Fremdes Brot macht Backen roth. – Simrock, 1324; Eiselein, 96.
131. Fremdes Brot nährt (schmeckt) besser (als eigenes). – Eiselein, 96; Mayer, II, 229.
132. Fremdes Brot und alter Wein sind gute Arzenei'n.
Holl.: Veranderd brood en oude wijn is voor gezonden medicijn. (Harrebomée, I, 98.)
133. Frisch Brot und frische Butter ist ein gut Futter. (Schles.)
134. Frisches Brot und grünes Holz verwüsten ein Haus.
Der gute Wirth bäckt stets frisch Brot, wenn er noch altes hat. Frisches Brot essen, ist für die Kasse so nachtheilig wie für den Magen; und grünes Holz brennen beisst gleich sehr in die Augen wie in den Beutel.
Frz.: Pain tendre et bois vert mettent la maison au désert. (Kritzinger, 500.)
135. Frösches Brot on frösche Botter, olet Bêr onn e junge Mutter, dat schmeckt onsem Voder got. (Ostpreuss.)
136. Für Brot – Brot, für 'nen Stein wieder 'nen Stein. (Poln.)
[473] 137. Für dein täglich Brot mache dir nicht zu grosse Noth. – Sprichwörterschatz, 126.
138. Gebetteltes (gestohlen) Brot schmeckt süss. – Simrock, 1326.
Weil es zu verdienen keinen sauern Schweiss gekostet hat.
Lat.: Nil mendicatis sociorum dulcius offis. (Gaal, 252.)
139. Gegeben (gegessen) brots soll man lang gedenken. – Henisch, 522; Simrock, 1323.
Holl.: Gegeten brood zal men gedenken. (Harrebomée, I, 95; Fallersleben, 367.)
Lat.: Sit cordis festum, panem cogitare comestum.
140. Gegessen Brot ist bald vergessen. – Körte, 733.
It.: Il pane mangiato è presto dimenticato. (Bohn I, 103.)
141. Gegessen Brot – vergessen Brot.
142. Gekauftes Brot hält nicht lange vor.
143. Gesalten Braud maket dei Backen raut. (Bielefeld.) – Firmenich, I, 281, 8.
144. Geschnittenes Brot hat keinen Herrn.
Frz.: Pain coupé n'a point de maître. (Lendroy, 1030.)
145. Gestohlenes Brot gedeihet gut.
146. Gestohlenes Brot schimmelt noch im Magen.
Auf unrechtem Erwerb ruht kein Segen.
147. Gestohlenes Brot schmeckt wie Lebkuchen.
Frz.: Pain dérobé réveille l'appétit.
Holl.: Een lekker beetje smaakt wel, al is het gestolen. (Harrebomée, I, 42.)
148. Gestohlenes Brot schmeckt wohl. – Spr. Sal. 9, 17; Henisch, 522; Zehner, 48; Schulze, 49; Kirchhofer, 252; Lehmann, II, 228, 103; Seybold, 345; Nopitsch, 73.
Ueber dies Sprichwort vgl. I.D. Maucharts, Phänomene der menschlichen Seele, Stuttgart 1789, XI, 291.
Lat.: Aquae furtivae dulciores. (Binder I, 74; II, 208; Buchler, 140; Philippi, I, 36; Seybold, 32.) – Dulce pomum, cum abest custos. (Seybold, 138.) – Nitimur in vetitum. (Philippi, II, 29.)
149. Gestohlenes Brot wird noch im Munde zu Kieselsteinen. – Sailer, 158.
Frz.: Pain dérobé se pétrifie avant d'être avalé. (Cahier, 4262.)
150. Gestriges Brot, heut gelegte Eier, einjähriges Fleisch, zweijähriger Wein, dreijähriger Fisch, Käse der weint, und Suppe mit Augen sind die besten Speisen. – Sutor, 145.
Lat.: Caseus et panis sunt optima fercula sanis. (Sutor, 145.)
151. Gib mir Brot und heisse mich einen Hund. – Winckler, XVIII, 56.
152. Grob Brot, dünn Bier und lange Meilen haec sunt in Westphalia, si non vis credere, lauf da! Wenn du nicht musst, wirst nicht lang verweilen. – Simrock, 11576; Sailer, 133; Lehmann, II, 232, 168; Tappius, 29b.
Ein Spruch, mit dem man die Westfalen neckt.
153. Gut Brot, guter Käse und gute Butter, ist wider den Tod ein gutes Futter.
Frz.: Bon pain, bon beurre et bon frommage contre la mort est la vraye targe. (Kritzinger, 499; Leroux, II, 147.)
It.: Formaggio pere, e pan, non è pasto da villan.
Lat.: Panis, vina, caro mihi sint, et caetera linquam.
154. Gut Brot und guter Rath sind theuer. – Eiselein, 97.
155. Häd me sîn Braud, dann kümmet de Daut. – Curtze, 345.
156. Halt brot, dir kommen ayer. – Klosterspiegel; Henisch, 524.
157. Hart Brot, hart Bett und schlechtes Bier ist eines Soldaten Leben schier.
Frz.: Pain dur, lit dur et vin gâté c'est la vie du soldat rusé. (Kritzinger, 500.)
158. Hat er Brot, thut Salz ihm noth, und hat er Salz, so fehlt's an Brot. (Serb.)
159. Hat man Brot, so ist keine Noth.
Frz.: Si tu te trouves sans chapon, sois content de paia et d'oignon. (Venedey, 117.)
160. Hausbacken Brot ist ein gut Essen (oder: ist gut zu essen).
In Italien sagt man: Das Brot des Hauses ist das beste. Und: Das Brot ausser dem Hause ist zu sehr gebacken oder zu sehr gesalzen. (Reinsberg III, 110.)
161. Heimlich Brot ist angenehm.
162. Ich hab' mein Brot bis auf die Rinde aufgegessen. (Holst.)
Mit meiner Lebenszeit ist's bald zu Ende.
163. Ihr müsst uns das Brot aus dem Schimmel fressen helfen.
[474] 164. Ile Brât tüt mannigen Schelm grât. – Schambach, 234.
Eitel Brot zieht manchen Schelm gross. – Trost für die, welche sich mit trockenem Brote begnügen müssen; auch dabei kann man also gedeihen.
165. Ile Brât, un da nits tau, dat gift smâle Büke, un weer dâ wat bî daun sal, de kriegt de gele Süke. – Schambach, 232.
Eitel Brot und nichts dazu, das gibt schmale Bäuche, und wer dabei etwas thun soll, der bekommt die Gelbsucht.
166. Is Braut te dick, dann spoall1 et, is't di te dünn, dann foall2 et. (Westf.)
1) Spalte.
2) Falte.
167. Iss das Brot trocken, die Butter ist theuer, sagte die Frau zum Mann, ich muss Pommade haben.
Holl.: Mannetje, eet uw broodje droog, de boter geldt twee blanken. (Harrebomée, I, 60.)
168. Jetzt wird Brot gebacken und keine Semmel.
Wenn wir jemand erinnern, die Aufmerksamkeit auf einen bestimmten Gegenstand zu richten.
169. Kein Brot ohne Krusten, kein Wein ohne Hefen, kein Baum ohne Rinde, keine Jugend ohne Fehler. – Winckler, X, 52.
170. Kein Brot ohne Müh', ohne Pflege kein Vieh.
171. Kein Brot ohne Noth.
172. Kein Brot schmeckt besser, als das man mit Armen theilt.
Holl.: Er is geen lekkerder brood, dan hetgeen men met de armen deelt. (Harrebomée, I, 95.)
173. Klein Braud un Butter drup, dat mûlet gut. – Curtze, 329.
174. Leicht Brot und schwerer Käse ist ein gutes Essen.
Altfries.: Brea by 't ligt en tjiez by 't wigt.
Frz.: Pain argus et bien oreillé, frommage taupe et aveugle. – Pain leger et pesant frommage prens toujours, si tu es sage. – Pain qui a des yeux, vin qui pétille, frommage qui pleure. (Kritzinger, 500.)
Holl.: Brood bij het ligt, maar kaas bij het gewigt. (Sprenger I, 22.)
It.: Pan che veda, vin che salti, formaggio che pianga. (Kritzinger, 500.)
175. Lieber das Brot essen, das eine Frau mit blutiger Nase gebacken, als das Brot von derjenigen, die stets darin erinnert, dass sie es gegeben hat. – Burckhardt, 541.
Es gibt für den Morgenländer kein ekelhafteres Brot als das, was eine Frau mit blutiger Nase gebacken hat, sowie keine Beschimpfung, durch welche das Gefühl mehr verletzt würde, als durch die Erinnerung an erwiesene Wohlthaten.
176. Lieber trocken Brot essen, als sich fremden Quark betteln.
Holl.: Liever droog brood gegeten, dan kaas gebedeld. (Harrebomée, I, 97.)
177. Man bäckt überall das Brot im Offen. – Lehmann, 259, 5; Simrock, 1337; Eiselein, 96.
Frz.: C'est partout comme chez nous.
Lat.: In nostra villa tigno suspenditur hilla.
178. Man isst nicht Brot zu Käse, sondern Käse zu Brot. – Sailer, 123; Lehmann, II, 408, 11.
179. Man isst sich oft an weissem Brot so satt, dass man Schwarzbrot essen wollte.
180. Man isst solange Brot, bis man sich nach Kuchen sehnt.
Holl.: Als men alle dagen brood eet, wil men ook wel eens wat anders hebben. – Altijd brood te eten, verdriet ook. (Harrebomée, I, 94.)
181. Man isst solange weisses Brot, bis man nach schwarzem verlangt. – Simrock, 1322; Körte, 735.
Holl.: Also langhe et men witbroot dat ment brune beghordt. (Fallersleben, 79.)
Lat.: Fit quod contemptis peto nigrum panibus albis.
182. Man kann nur Brot backen aus dem Mehl, das man hat.
Dän.: Man faaer at bage brød af det meel man haver. (Prov. dan., 44.)
183. Man muss ans Brot denken, eh' man zu Tische geht.
184. Man muss das Brot der Kinder nicht den Hunden geben.
Frz.: Il ne faut pas donner aux chiens le pain des enfants.
185. Man muss das Brot nicht bei der Thür vorbeigehen lassen.
[475] 186. Man muss das Brot nicht wegwerfen, wenn man auch satt ist. (Böhm.)
187. Man muss Gottes Brot nicht verschmähen, wenn es auch in Essig geweicht ist.
188. Man muss mehr können als Brot essen. – Kirchhofer, 252.
189. Man muss sich erst um Brot bemühen, ehe man Fleisch holt zu Brühen.
190. Man muss sich mit Brot behelfen, bis man Fleisch bekommt. – Struve, 7; Simrock, 1333.
191. Man schiebt das Brot rund ein und es kommt doch oft eckig heraus.
Lat.: Panes cum clibano imponuntur fiunt angulares. (Bovill, I, 38.)
192. Man schleust kein brot für die freund. – Henisch, 517.
193. Man soll jhm erst lassen das brot im munde sterben, ehe man sich schlaffen legt. – Henisch, 524.
194. Man soll sein Brot auch übers Wasser fahren lassen.
Auch denen Gutes thun, von denen man nicht auf Wiedervergeltung zu hoffen hat.
195. Man wird des weissen Brotes auch satt.
196. Mancher isst vorgegessen Brot und bezahlt damit einen Schleck.
197. Mancher sorgt für ein ganzes Brot und braucht kaum ein Schnitt.
Holl.: Men zorgt voor een heel brood, en heeft genoeg aan eene snede. (Harrebomée, I, 97.)
198. Mein Brot ist gebacken. – Luther.
Aus dem von der Schletter'schen Buchhandlung in Breslau (Katalog, Nr. 85, S. 14) für 300 Thaler ausgebotenen eigenhändigen Manuscript Luther's.
199. Missgunnt Braud weerd viel egeaten1. (Büren.) – Eichwald, 194.
1) Gegessen.
200. Missgünstig Bräoud wärt äuk giäten. (Arnsberg.) – Firmenich, I, 353, 7.
201. Mit Brot ist gut wandern. – Gaal, 251.
Frz.: Bon pain et bon vin, aident à passer chemin.
It.: Buon pane e buon vino, ajutano a far cammino.
202. 'N Stück Brot in der Taske es biäter as 'ne Fiär1 omme Haue2. (Iserlohn.) – Firmenich, III, 185, 30; Woeste, 65, 24.
1) Feder.
2) Auf dem Hute.
203. Niene1 Brot ist bös Brot. – Kirchhofer, 252.
1) Nirgends. (Stalder, II, 237.)
204. Ohne Brot ist schlimm Gastiren, – Körte, 740.
205. Ohne Brot taugt kein Mahl.
Lat.: Quando deest panis, cibus est tunc omnis inanis. (Sutor, 132.)
206. Ohne Brot und ohne Wein friert die Liebe ein.
207. Posener Brot und bairisch Bier, das behaget schier.
Engl.: Buckinghamshire bread and beef. (Bohn II, 197.) – Lemster bread and Weably ale. (Bohn, II, 206.)
208. 'S ît überoll guát Broat ass'n, wemmer1 es hat. (Franken.) – Frommann, VI, 165, 52.
1) Wenn man.
209. Schimmlig Braud giw kloare Augen. (Westf.)
Scherzend oder tröstend zu Kindern, die schimmlig Brot essen sollen.
210. Schimmlig Brot habe ich genug zu Hause, sagte das Mädchen, als der graue Abt sie fragte, ob er ihr das Brot geben solle. – Eiselein, 97.
Lat.: Sic enim coitum circumloqui mos es nostris. (Bebel.)
211. Schwarz Brot und Freiheit. – Kirchhofer, 149.
212. Schwarzes Brot macht Backen roth. – Simrock, 1324.
It.: Su chivarzu faghet sos pilos brundos. (Der Italiener behauptet, dass schwarzes Brot blonde Haare mache.)
213. Schwarzes Brot macht so satt als weisses.
Zu weissem Brot, sagt der Böhme, gehört Butter, zu schwarzem Hunger. Und in Serbien heisst es: Besser ist selbst ein schwarzes Brot als eine leere Tasche.
214. Solange es Brot gibt, ist die Hungersnoth blind. (Lit.)
Solange man Brot hat, kann man die Hungersnoth belächeln. Das Sprichwort weist auf ein wirthschaftliches, genügsames Volk hin, wie es die Litauer sind. (Wurzbach I, 289.)
[476] 215. Spar' dein Brot, es kommen Eier! – Simrock, 1329; Tunn., 14, 7; Körte, 741.
Holl.: Holt u broot, u comen eier. (Fallersleben, 400.)
Lat.: Observa panem, tibi protenus ova dabuntur. – Ova dabuntur eo panis servabitur imo. (Fallersleben, 400.)
216. Stahlen Brod schmeckt ôk gôd. – Hauskalender, I.
217. Stahlen Brod smeckt söte. – Eichwald, 193.
218. Süss ist zuerst gestolen brot, darnach ist es der bitter todt. – Henisch, 521.
219. 'T Brot wurd unglîk verdênt un ok vertêrd. (Ostfries.) – Bueren, 1103; Hauskalender, III.
220. 'T ward ok annerwärts Brot backt. – Goldschmidt, 150.
Damit trösten sich die Dienstboten und Heuerleute, wenn ihnen der Dienst oder die Pacht gekündigt wird; sie bekommen dadurch auch wol den Muth, selbst zu kündigen, wozu es eines grossen Entschlusses bedarf.
221. Trocken Brot daheim schmeckt wie Honigseim.
Holl.: Een drooge bete broods onder zijne betrekkingen smaakt beter dan eene wel gesmeerde boterham op vreemden bodem. (Harrebomée, I, 42.)
222. Trocken Brot mit Freuden ist besser denn Gebratenes mit Kummer. – Venedey, 117; Simrock, 10522; Körte, 737.
223. Trocken Brot und Friede ist besser als Fleisch mit Jammerbrühe.
Frz.: Pain sec et la paix vaut mieux que bonne chère et querelle.
224. Um Brot ist alles feil.
Um den Hunger zu stillen, gibt man alles hin.
It.: Dove manca il pane ogni cosa è da vendere. (Pazzaglia, 248.)
225. Um ein Stück Brots thut mancher, was man haben will.
Lat.: Frusto panis potest conduci. (Seybold, 195.)
226. Ungegönnt Brot macht auch satt. – Körte, 738; Kirchhofer, 357.
227. Ungegönntes Brot gedeiht am besten.
228. Ungönnd Brot ward ok êten. (Rendsburg.) – Hochdeutsch bei Simrock, 1338; Hollenberg, II, 11.
Frz.: Pour être envié on n'est pas moins à son aise. (Starschedel, 448.)
Holl.: Ongegund brood wordt het meest gegeten. (Harrebomée, I, 97.)
229. Verdientes Brot macht die Wangen roth.
230. Verschimmeltes Brot fressen auch hungrige Mäuse nicht.
231. Vertheile so dein Brot, dass du nicht leidest Noth. – Gaal, 250.
232. Viel Brot im Lande gibt Noth im Sande.
233. Vöergeaten Bräud daüt manigem im Liywe wei. (Westf.)
234. Von angeschnittenem Brote ist leicht ein Stück zu stehlen.
235. Von fremdem Brote ist gut (dicke Scheiben) schneiden.
236. Vorgegessen Brot bringt (grosse) Noth. – Simrock, 1321; Mayer, 463; Körte, 732.
237. Vorgegessen Brot macht faule Arbeiter. – Simrock, 1322; Eiselein, 96.
238. Vorgegessen Brot macht langsam arbeiten. – Simrock, 11050.
239. Vorgegessen Brot schmeckt bitter.
240. Vorgessen brot bezahlen thut wehe. – Henisch, 364.
241. Wäa Brot hät, denn wat Brot boaten1. (Ukermark.)
1) Geboten. – Wer da hat, dem wird gegeben, dass er die Fülle habe.
242. Wär' nur Brot, es fänden sich auch Zähne.
243. Wär sächt Brât in'n Hunnestalle! (Hildesheim.) – Schambach, 299.
Wer sucht Brot im Hundestall. – Wenn jemand Dinge an einem Orte sucht, wo sie, nach der Natur der Verhältnisse, nicht erwartet werden können.
244. Was ans Brot gewöhnt ist, kommt wieder.
245. Wehe dem, der Brot hat und keinen Zahn, womit er's beissen kann.
246. Wehe dem, der fremd Brot essen (von anderer Gnade) leben muss. – Tendlau, 802.
247. Wei Braud hät, dem wêrd es e'boden. – Curtze, 323.
248. Weiss Brot ist besser als schwarzes.
[477] 249. Weiss Brot ist gut, je weisser, je besser.
250. Weisses Brot ist nicht für alle (für die) Hunde.
251. Well1 kin Braud in't Schapp2 het, de mott de Tiäne3 in de Wand slaon. (Münster.) – Frommann, VI, 429; Frommann, VI, 424, 6.
1) Wer.
2) Schrank.
3) Zähne.
252. Wem heute noch geschmiertes Brot nicht schmeckt, der morgen schon nach trockner Rinde leckt.
Böhm.: Mnohy chlebem pohrdal, a suchou kurkou za vdĕk vzal. (Haug.)
253. Wem man schwarzes Brot schenkt, der will auch noch gelbe Butter.
254. Wenig Brot, aber ein hübsches Gesicht auf dem Kopfkissen. – Venedey.
Arm, aber eine schöne Frau.
255. Wenn das Brot mangelt, isst man Kassaba. (Surinam.)
Man muss sich zu helfen wissen und aus der Noth eine Tugend machen.
256. Wenn das Brot weg ist, empfehlen sich die Gäste.
Holl.: Als het brood gegeten is dienen de gasten te scheiden. (Harrebomée, I, 94.)
257. Wenn das Brot weg ist, weiss man wie gut es geschmeckt hat.
It.: Il bene bisogna cercarlo et il male aspettarlo. (Pazzaglia, 30.)
258. Wenn das brot wolfeil ist, so soll man sein am meisten achten. – Henisch, 523.
259. Wenn man kein Brot hat, nimmt man wol mit einer Pastete (mit Pastetenrinde) fürlieb.
Holl.: Bij gebrek van brood, eet men korstjes van pasteijen. (Harrebomée, I, 94.)
260. Wenn man sein Brot in Wein weicht, soll man auch seinem Nachbar die trockene Rinde besprengen.
261. Wenn man über schlechtes Brot auch ein Kreuz macht, es wird keine Semmel daraus. – Scheidemünze, II, 168.
Auf dem Lande macht man häufig ein Kreuz übers Brot, ehe es angeschnitten wird.
262. Wenn man zwei Brote aneinander reibt, ihre Krumen werden nicht zweifelhaft sein. – Burckhardt, 212.
Will man den Charakter zweier Männer von gleicher Macht kennen lernen, so stelle man sie einander gegenüber.
263. Wenn 'n schimmelt Brot itt, find't 'n Gold. – Schwerin, 47.
264. Wer brod hat, dem beütt man brod. – Tappius, 224a; Franck, II, 129a; Simrock, 1315; Tunn., 12, 11; Eiselein, 96; Körte, 739; Sailer, 125; Henisch, 358.
Holl.: Die broot heeft, gheeft men broot. (Fallersleben, 293; Harrebomée, I, 55.)
Lat.: Cui panis est, panis datur. – Cui sunt multa bona, huic dantur plurima dona. (Fallersleben, 293.) – Habenti dabitur. – Hic mos est genti, panis praebetur habenti. – Sidera coelo addere.
265. Wer (dem Hungrigen, Nothleidenden) Brot beut, der findet Brot.
Die Russen sagen: Wirf das Brot hinter den Rücken und du wirst es vor dir finden. Und die Hebräer: Wirf das Brot aufs Land, am Ende findet's deine Hand. (Reinsberg II, 30.)
266. Wer Brot haben will, muss den Schweiss nicht scheuen. – Scheidemünze, II, 4.
267. Wer Brot hat, der bekommt Brot.
268. Wer brot hat, der stirbt nicht vor Hunger. – Henisch, 524.
Holl.: Die brood heeft, sterft niet van honger. (Harrebomée, I, 95.)
269. Wer Brot hat, kann leicht einen Hund haben.
It.: A qui ha pane non li falta cane.
270. Wer Brot hat, muss nicht glauben, dass die Butter von den Bäumen fällt.
Holl.: Als men zijn brood heeft, moet men niet denken, de raven schijten mij de boter wel. (Harrebomée, I, 83.)
271. Wer Brot hat und Wein, kann zeitig gehn ins Bettelein.
Holl.: Die brood en wijn heeft, gaat vrij te bed. (Harrebomée, I, 95.)
272. Wer Brot im Korbe hat, weiss nicht wie dem ist (gleicht nicht dem), der keins darin hat.
[478] 273. Wer Brot im Ofen hat, muss zuweilen nachsehen.
Holl.: Die zijn brood in den oven heeft, geef dien van uwen koek. (Harrebomée, I, 95.)
274. Wer Brot zum Kreuz hat, trägt es desto leichter. – Eiselein, 97.
275. Wer das Brot schlecht einschiebt, nimmt es buckelig (klumpig, schief) heraus.
Frz.: A mal enfourner on fait le pain cornu.
Holl.: Door het kwalijk in den oven schieten, woordt het brood scheef. (Harrebomée, I, 95.)
276. Wer das Brot (nicht) schneidet gleich, der wird (nimmer) reich. – Blum, 620.
Wer auch im kleinsten die Ordnung liebt, wird manches ersparen, was sonst verloren gehen würde, und auf diesem Wege sicher zu Wohlhabenheit gelangen.
Frz.: Jamais pains à deux couteaux ne furent ni bons ni beaux.
277. Wer das Brot verdient, bekommt es nicht.
278. Wer das Brot zu Pillen dreht, der hat den Magen voll.
279. Wer das feine Brot vorisst, muss das grobe nachessen. – Simrock, 1334; Tunn., 29, 3; Körte, 741.
280. Wer des Brotes hat, braucht nur hungern zu wollen, aber er muss nicht hungern. (Russ.)
281. Wer einem andern das brot bettelt, der ässe es offt selbst lieber. – Henisch, 523.
282. Wer kein Brot backen will, der bedarf fünf Monate zum Mehlsieben. (Neugr.)
283. Wer kein Brot hat, dem kommen viel Gedanken.
284. Wer kein Brot hat, dem muss auch der Mehlbrei schmecken.
Von denen, die aus Ermangelung von etwas Besserm das Geringere, Schlechtere ergreifen.
Lat.: Bona est offa post panem. (Zenodot.) (Erasm., 786.)
285. Wer kein Brot hat, soll das Hemde nicht mit Spitzen besetzen.
286. Wer kein Brot hat, wird auch wol von Kuchen satt.
287. Wer lange Brot isst, der wird alt. – Simrock, 1317.
Wenigstens lebt er so lange, als er Brot isst.
Ung.: Ki sokáig eszi a levest, sokáig él. (Gaal, 249.)
288. Wer mit einem Stück Brot fürlieb hat, darf für kein ganzes sorgen.
289. Wer nicht Brot mit (bei) Brot kann erwerben, der muss verderben. – Henisch, 523; Lehmann, 128, 94.
290. Wer nur Ein Brot einzuschieben hat, dem kommt's verbrannt aus dem Ofen.
It.: Chi non ha che un pane, il fornaro glielo bruggia. (Pazzaglia, 248.)
291. Wer schön brot vorjsset, der muss grob brot nacher essen. – Henisch, 520.
292. Wer sein Brot allein isst, muss auch sein Pferd allein satteln. – Simrock, 1318; Eiselein, 96; Körte, 730.
293. Wer sein Brot in die Gosse taucht, muss gern Brühe essen.
294. Wer sein Brot sauer verdient, dem schmeckt es desto besser.
Holl.: Zuur brood, zalig brood. (Harrebomée, I, 98.)
295. Wer sein Brot selbst bäckt, lässt sich keinen Teig stehlen.
296. Wer selber kein Brot zu essen hat, muss keinen Schoshund halten.
Lat.: Te ipsum non alens, canes alis. (Binder II, 3290; Faselius, 252; Philippi, II, 212; Wiegand, 1033.)
297. Wer um Brot bittet, weiss warum.
298. Wer viel gestohlen Brot oder Käs' isst, bekommt das Schlucken davon. – Simrock, 9851.
299. Wer viel schimmelig Brot isst, wird alt. – Simrock, 9019.
300. Wer weisses Brot hat, lässt das schwarze liegen.
301. Wer will haben gut Brot und guten Wein, der hol' es aus dem Kloster fein.
Ein Beweis für den guten Geschmack der Mönche, der sich freilich mehr in geniess- und verdaubaren, als in geistigen Dingen ausspricht.
Frz.: Pain et vin de chapitre. – Pourveu qu'il nous laisse le pain du chapitre. (Leroux, I, 5.)
302. Wer's brot ins andern ofen beckt vnd sich mit fremden kleidern deckt vnd graset in seins nachbarn wiesen, der muss an gleicher müntz verliesen. – Henisch, 529.
[479] 303. Wessen Brot ich esse, dessen Lied ich singe. – Schulzeitung, 389; Pistor., III, 27; Kirchhofer, 97; Sailer, 116; Henisch, 523; Simrock, 1330; Hertius, I, 62; Eiselein, XLI u. 97; Eisenhart, 538; Hillebrand, 225; Beyer, I, 280; Körte, 734; Ramann, Unterr., III, 25; Günther, 55; Lehmann, II, 83, 140; Agricola II, 100; Sutor, 156; Koch, Allgem. Gerichtsordnung, I, 233, 5; Mayer, II, 96.
Es ist natürlich, dessen Bestes zu befördern, von dem unser Bestehen abhängt; doch darf dies nicht über die Grenzen des Rechts ausgedehnt werden, sonst gilt, was jemand behauptet, dies Sprichwort gehöre in einen Hundekatechismus. Das Sprichwort gibt die kurze Selbstcharakteristik derer, die gern gut Brot essen und nicht Pumpernickel verdienen; von feilen Schriftstellern, die für Geld im 19. Jahrhundert die Melodien des Mittelalters singen; überhaupt derer, die stets das Lied dessen singen, der sie am besten füttert. Seb. Franck sagt bei demselben: »Man singt das ⇒ Bettelliedlein (s.d.) dem Loch unter der Nase zu lieb. Wenn das zu wäre, wie einem Frosch nach Sanct-Jakobstag, blieb viel unterwegs, das um des lieben Mauls willen gethan und geredt wird.« (Kirchhofer, 97.) Der Italiener sagt auch sprichwörtlich: Gib mir Brot und heisse mich Hund!
Frz.: Celui louer devons de qui le pain mangeons. – Je tiens avec celui qui me donne du pain. (Starschedel, 387.)
Holl.: Wiens brood ik eet, wiens woord ik spreek. (Magazijn, 82; Harrebomée, I, 98.)
It.: Dammi pane, e dimmi cane. (Pazzaglia, 248.)
Lat.: Cujus edis panes, illius et adspice nutum. (Seybold, 98.) – Ejus cantilenam cane, cujus plaustro veheris. – Siceram eujus quis bibit, hujus et carmen canat.
Ung.: A kinek szekere farkán ülsz, annak nótáját fújjad. (Gaal, 248.)
304. Wie Brot, so Messer.
Man soll sich nach seinen Verhältnissen richten und das Messer nicht zu gross nehmen, wo das Brot klein ist.
305. Wie das Brot, so ist die Suppe.
Frz.: Tel pain, telle soupe. (Kritzinger, 500.)
306. Wie das Brot, so sind die Brocken.
307. Wo brot gewesen ist, da sind noch wol krümichen (brosamlein). – Henisch, 517.
308. Wo Brot mangelt, da ist alles feil.
Frz.: Où pain faut, tout y est à vendre. (Kritzinger, 499.)
309. Wo des Brotes genug ist, da ist gut sein.
310. Wo es an Brot fehlt, da fehlt es auch an Scham.
Holl.: Bij gebrek van brood, is de schaamte dood. (Harrebomée, I, 94.)
311. Wo es an Brot fehlt, muss man sich mit Kuchen behelfen.
312. Wo es nach Brot riecht, wird der Sack des Bettlers weit.
313. Wo kein Brot im Haus, macht sich selbst der Hund hinaus.
314. Wo man Brot austheilt, fehlt's nicht an Bettlern.
Frz.: A la porte où l'on donne les miches, les gueux y vont. (Lendroy, 1012.)
315. Wo schimlich brot, dürr fleisch vnd sawer bier, da ist noch kein (Hungers)noth vorhanden im hauss. – Henisch, 522.
316. Wo schimmelig Brot, dürr Fleisch und geseigter Wein, da kann man noch wol kehren ein. – Sutor, 156.
Lat.: Non miser ille mas est, cujus in nigra coquina mucidus est panis, caro rancida, pendula vina. (Sutor, 156.)
317. Wohlfeil Brot ist des Wucherers Tod.
318. Wolfeil brot soll man zur noth in grossen ehren auffheben. – Henisch, 523.
319. Zu Brot ist kein Geld da, aber zum Gehänge (zu eitelm Putz). – Tendlau, 248.
320. Zum harten (letzten) Brot, zur harten Nuss gehören scharfe Zähne. – Sailer, 83.
Frz.: A pain dur et noix dures, dents dures. (Cahier, 3908.)
*321. A iss gor inne ufs wese Brudt. – Gomolcke, 99.
*322. Brot bieten und Stein geben. – Sutor, 723.
Lat.: Melle litus gladius. (Erasm., 863.)
*323. Brot im kalten Ofen schieben (backen).
Thörichtes Beginnen, vergebliche Arbeit. (S. ⇒ Aal 21.)
Holl.: Hij steekt brood in een kouden oven. (Harrebomée, I, 96.)
Lat.: In frigidum furnum panes immittere. (Erasm., 399; Wiegand, 160.)
*324. Brot und Haare miteinander essen. – Eiselein, 97.
*325. Dabei ist kein trocken Brot zu verdienen.
Holl.: Daar is geen droog brood aan te verdienen. (Harrebomée, I, 94.)
*326. Dar is noch keen Brot up backt. – Eichwald, 192.
[480] *327. Das brod ist mir auss den zenen gerissen. – Tappius, 30b; Sailer, 118.
Sagt der Getäuschte, der am Ziele zu sein glaubt.
Lat.: Bolus ereptus e faucibus. (Erasm., 336.)
*328. Das Brot am Laden nehmen. – Henisch, 518.
Von Armen, die nach ihren geringen Einkünften nur sehr wenig auf einmal kaufen können, oder von denen, die eine unordentliche Wirthschaft treiben.
Lat.: In diem vivit. (Sutor, 152.)
*329. Das Brot ist schon (noch) im Ofen.
Holl.: Het brood is er al weêr in den oven geschoten. (Harrebomée, I, 95.)
*330. Das Brot müsste sehr theuer sein, wenn er hungern sollte.
Frz.: L'herbe sera bien courte, s'il ne trouve de quoi brouter. (Lendroy, 249.)
*331. Das ist Brot von Kornmehl, aus welcher Torfgrube ist es?
Holl.: De bakkers zouden hiertegen kunnen protesteren en zeggen dat zij het van de beste bloem gomaakt hebben. (Harrebomée, I, 28.)
*332. Das ist ein sauer Bissen Brot.
Holl.: Het is een zuur stukje brood. (Harrebomée, I, 95.)
*333. Das trägt kein Brot ins Haus. – Kirchhofer, 252.
*334. Dat brod in ein koulden ofen stecken. – Tappius, 27.
*335. Dazu gehört mehr als Brot essen. – Simrock, 1341.
*336. Der redet brots halben. – Agricola II, 101.
*337. Einem Brot geben (verschaffen).
Jemand Gelegenheit bieten, sich die Mittel zu seinem Bestehen zu erwerben.
Frz.: Mettre le pain à la main à quelqu'un. (Lendroy, 1131.)
*338. Einem Brot geben, wenn er keine Zähne mehr hat.
*339. Einem das Brot in die Hand geben.
Ihm Mittel und Gelegenheit bieten, sein Bestehen zu begründen.
Frz.: Mettre le pain à la main à quelqu'un. (Kritzinger, 500.)
*340. Einem das Brot vor dem Munde abschneiden (wegnehmen). – Geiler, Nsch., 24; Sandvoss, 163.
Jemand um einen Vortheil bringen, den er schon ganz sicher zu haben meinte.
Holl.: Hij haalt hem het brood voor den neus weg. (Harrebomée, I, 96.)
Lat.: Bolum e faucibus eripere. (Terenz.) (Binder I, 133, II, 349; Faselius, 33; Philippi, I, 61; Seybold, 55; Wiegand, 856.)
*341. Einem das letzte Brot backen.
*342. Emesten zem drêge Brît1 gärn hun2. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 173, 138.
1) Trockenem Brot.
2) Haben. – Ihn sehr lieb haben.
*343. Er findet überall sein Brot.
Ist geschickt und fleissig.
Frz.: Il sait son pain manger. (Lendroy, 1133.)
*344. Er geht für einen Bissen Brot durchs Feuer.
*345. Er gibt es vmb ein stuck brodts. – Tappius, 215b.
Lat.: Frusto panis. (Erasm., 165; Philippi, I, 164.)
*346. Er hat Brot für Kuchen genommen. – Schaltjahr, II, 137.
Von einem, der sich hat täuschen lassen, der unvorsichtig im Geschäft war.
*347. Er hat kein Brot für sich und füttert Hunde.
*348. Er hat nit das liebe brodt zu essen. – Agricola, 707; Campen, 83; Latendorf, 108; Tappius, 236a; Sandvoss, 164.
Von bitterer Armuth.
Holl.: Hij heeft niet dat lieve brood te eten. (Harrebomée, I, 96.)
*349. Er hat sein Brot gegessen bis auf den letzten Knust.
*350. Er hat sein Brot und seine Noth.
*351. Er hat sein gutes Brot. – Sandvoss, 164.
*352. Er hat viel fremdes Brot gegessen.
Ist weit in der Welt herum, hat viel Erfahrungen gemacht.
*353. Er hat von mehr als Einem Brote gegessen.
Ist weit in der Welt herumgekommen.
Frz.: Il a mangé de plus d'un pain. (Lendroy, 1132; Kritzinger, 500.)
*354. Er hilft ihm vom Brote.
*355. Er holt sein Brot beim Bäcker.
*356. Er holt sich einen Bissen Brot aus dem Feuer.
Von einem, der alles um des Essens willen thut, sagt man, er hole sich die Speise aus dem Feuer.
Holl.: Om een stuk brood zou men hem door een vuur jagen. (Harrebomée, I, 97.)
Lat.: E flamma cibum petere. (Erasm., 180; Philippi, I, 131.)
[481] *357. Er isst sein Brot nicht trocken.
Lebt gut.
Holl.: Zij zorgen er wel voor, dat ze hun brood niet te droog eten. (Harrebomée, I, 98.)
*358. Er isst sein eigen Brot.
Holl.: Hij eet zijn eigen brood. (Harrebomée, I, 96.)
*359. Er ist ans Brot gewöhnt (er kommt wieder). – Sandvoss, 162.
*360. Er ist's, der das Brot austheilt.
Von ihm kommen die Gnadenbezeigungen, die Wohlthaten.
*361. Er kann mehr als Brot essen. – Tendlau, 139; Eiselein, 97; Sandvoss, 161.
D.h. einmal, er weiss es auch zu verdienen; dann aber auch in abergläubischem Munde, er hat geheime Kräfte, dir zu schaden; nimm dich vor ihm in Acht. Er ist ein Hexenmeister, Possenmacher.
Frz.: Il fait plus que son pain manger. (Kritzinger, 500.) – Il fait mieux que son pain manger. – Il fait son pain manger.
Lat.: Cereas imagines movet. (Horaz.) (Binder II, 477; Philippi, I, 80.)
*362. Er lässt das Brot, das er gebacken, andere fressen.
*363. Er muss trocken Brot essen.
*364. Er weiss, dass man das Brot hat, um Butter darauf zu streichen.
*365. Er will besser Brot suchen, als man aus Weizen backen kann.
*366. Er will Brot im kalten Ofen backen. – Sandvoss, 7.
*367. Er würde so viel Brot essen, als ein Bischof segnen kann.
*368. Es bringt kein Brot in die Küche. – Schamelius, 53, 4.
Lat.: Nihil ad farinas confert. (Seybold, 347.) – Non est de pane lucrando.
*369. Es ist Brot und Korb dahin.
Von einem, der sein gesammtes Vermögen vergeudet. Es war bei den Alten Sitte, die Speisen in Körben hereinzubringen.
Lat.: Una cum canistro. (Zenodot.) (Erasm., 777.)
*370. Es ist ein sauer Bissen Brot.
Frz.: C'est du pain dur.
*371. Es ist falsch Brot.
Von verstellter Freundschaft.
*372. Es ist gut ein Stück Brot auf der Reise bei sich zu führen.
*373. Es ist ihm kein Brot gut genug.
Engl.: Would you have better bread than is made of wheat? (Bohn II, 3.)
*374. Es ist vorgegessen Brot.
Holl.: Dat is voorgegeten brood. (Harrebomée, I, 94.)
*375. Etwas für ein Stück Brot hingeben.
Wohlfeil verkaufen.
*376. Goldenes Brot essen. (It.)
In Italien trug man im 14. Jahrhundert, um eine üppige Lebensweise zu bezeichnen, vergoldetes und versilbertes, d.h. mit dünnen Gold- und Silberblättchen belegtes Brot auf den Tisch, woher eben die obige Redensart.
It.: Mangiar il pan d'oro.
*377. He givt mi dat up't Brod to eten. (Mecklenburg.) – Latendorf, 222.
Holl.: Hij geeft het hem op zijn brood. (Harrebomée, I, 96.)
*378. He hett sin Brod bet uppen Knust getn. – Eichwald, 197.
*379. He hett 't Brôt vör't Kauen, as de Rötten1. (Nordfries.) – Bueren, 592; Hauskalender, III; Frommann, V, 430, 529; Eichwald, 200.
1) Ratten.
*380. He kann mehr als Brod êten. – Bueren, 605; Eichwald, 201.
*381. He kann meir osse Braud eten. (Lippe.) – Firmenich, I, 270.
*382. He kann nich Brod spreken. – Eichwald, 190.
*383. He trett se Brûd mit Füsse. (Meiningen.)
*384. Hei kann nit meih osse Braut etten. – Curtze, 359.
*385. Ich geb's um ein Stück Brot. – Sailer, 117.
Zur Bezeichnung von etwas Unbedeutendem.
*386. Ich hoa's olle Tâge müssen uf'm Brûte frassen. (Schles.) – Frommann, III, 413; Gomolcke, 829.
*387. Ihr müsset uns helfen das Brot aus dem Schimmel fressen. – Eiselein, 97.
*388. Iss das Brot, der Hahn (Göker) ist über den Backofen geflogen.
[482] *389. Iss das Brot, es sind Eier daneben hingeschlagen. (Meiningen.)
Sagt die Mutter zum Kinde, wenn's nicht anbeissen will.
*390. Jemandem das Brot vor der Nase wegschnappen.
Geschenke, Verdienste, Arbeiten, Erwerbsquellen.
*391. Jetzt wird Brot gebacken und keine Semmel.
Die Aufmerksamkeit gehört jetzt diesem Gegenstand.
Lat.: Hoc age. (Erasm., 101.)
*392. Ma muss' olle Tage uf em Brudte frassen. – Robinson, 559.
*393. 'S Brot sett vor em leere Chaste1 abschlagen. (Schaffhausen.) – Schweiz, 168, 25.
1) Vor der Ernte.
*394. Sein Brot in der Tasche essen.
Nicht gern etwas mittheilen, alles für sich behalten.
Frz.: Il mange son pain dans son sac. (Kritzinger, 500.)
*395. Sein Brot ist gebacken.
Er hat zu leben, besitzt Vermögen; es wird ihm nichts fehlen.
Frz.: Il a du pain cuit.
*396. Sein Brot ist geknetet und sein Wasser ist im Kruge. (Aegypt.)
Er darf keine Sorge für die ersten Bedürfnisse des Lebens tragen. Seine Zukunft ist gesichert.
*397. Sein Brot ist ihm gebacken.
Sein Urtheil ist gefällt.
Frz.: Il est déjà condamné. – Il n'en échappera; on n'en reviendra pas.
*398. Sein Brot mit Sünden essen (oder: verdienen).
Unverdient oder auf eine unerlaubte Weise verdient.
Frz.: Il ne vaut pas le pain qu'il mange.
*399. Sein eigenes Brot essen.
Sein eigener Herr sein, von seinem Eigenthum leben.
*400. Sein letztes Brot ist ihm gebacken.
Holl.: Hij zet zijn laatste brood bij. (Harrebomée, I, 97.)
*401. Sie honn d's Brud net über Nacht. (Henneberg.)
Sind sehr arm.
*402. Um des lieben Brotes willen.
Holl.: Hij doet het om den broode. (Sprenger II, 12.)
*403. Ut dat Brot smîten. (Holst.)
Aus der Nahrung setzen.
*404. Vmb ein stuck brot, thut er, was man will. – Henisch, 517.
*405. Vmbs brot singen. – Henisch, 518; Egenolff, 54b.
Von denen, die nur für den Genuss reden und handeln.
Lat.: Canendis psalmis victum ostiatim quaerere.
*406. Von solchem (diesem) Brote will ich keine Suppe.
*407. Was nun zum Brot, der Käs ist olle. (Meiningen.)
Was fängt man nun an, da diese Quelle u.s.w. versiegt.
*408. Wat dat Brot nich fött! (Ostfries.) – Bueren, 1287; Hauskalender, II.
*409. Wenn du und das liebe Brot nicht wären, müssten viele verhungern. – Mayer, II, 78.
*410. Wenn er Brot backen sollte, fiel ihm der Ofen ein. – Kirchhofer, 340.
zu9.
Dän.: Man bager saa godt bröd andensteds som her. (Prov. dan., 44.)
zu14.
Der Däne zieht sogar das Brot dem Vogelsang vor. (Magazin, 1863, S. 604.)
zu16.
Span.: Todos los duelos con pan son buenos. (Don Quixote.)
zu18.
Die Russen: Besser der eigene Kwaas als der fremde Wein. (Altmann V, 98.)
zu19.
Lat.: Non panis nullus sic dimidius valet ullus. (Fallersleben, 117.)
zu20.
Norw.: Bolge bobora slama, kakor prozne jåsli.
zu22.
»Viel besser ist ein halbes brot, dann gar keins, sag ich ohne spot.« (Loci comm., 113.)
zu28.
»Das Brot muss locker, der Käse saftig sein, und der Wein muss funkeln.«
It.: Pan che veda, vin che salti, fromaggio che piangi. (Giani, 1254.) – In Italien sagt man auch: Brot mit Augen, Käse ohne Augen (fett), und Wein, der die Augen aussticht: Pan cogli occhi, cacio senza occhi, e vino che cavi gli occhi. (Giani, 1255.)
Holl.: Luchtig broot en zware kaes dat is geen onbillick aes. (Cats, 315.)
zu36.
Böhm.: Kdo chce chleba, práci znoje treba. (Haug.)
zu43.
Frz.: Pain tant qu'il dure, mais vin à mesure. (Bohn I, 44; Leroux, II, 148.)
zu60.
Der Italiener sagt: »Brot und Käse, aber mit dir, der du meinen Kummer kennst.«
zu71.
Frz.: Pain léger et pesant fromage, prends toujours si tu es sage. (Magazin, 1863, S. 570.)
Holl.: Brood bij deligt kaas bij de wigt.
zu114.
Dän.: Brödet kant smage lige, saa vel andensteds som hiemme. (Prov. dan., 91.)
Span.: Tan buen pan hacen aqui como en Franceo. (Don Quixote.)
zu115.
Bei Tunnicius (947): It is quât brôt, dâr men sik ane worget. (Est nimium durus suffocans guttura canis.)
zu121.
Die Krainer, die als Hausirer weit umherziehen, trösten einander mit dem Sprichwort: Wo die Sonne geht, wird gebacken. Die Kroater sagen: Ueberall wird Brot gegessen. Die Czechen: Ueberall wird Brot mit zwei Rinden gebacken.
zu128.
Lat.: Juvat inconcessa voluptas. (Ovid.) (Philippi, I, 217.)
zu139.
Bei Tunnicius (526): Gegetten brodes sal men lange denken. (Usque decet meminisse dapum panisque comesti.)
Lat.: Nescit iniquus homo panis meminisse comesti. (Mone, Rein. Vulpes.)
zu141.
Dän.: Bröd som er aedt, bliver snart forgiaet. (Prov. dan., 178.)
zu148.
Die Russen: Das gestohlene Kleienbrot hat einen reineren Geschmack als das gekaufte Weizenbrot. (Altmann VI, 453.)
Dän.: Det aedes kand med skiael, ey smager halv saa vel. – Staalne vande ere söde. – Staalet bröd altid söd. (Prov. dan., 90.)
Lat.: Vetitis poteri ulcius est. (Binder II, 3524; Palingen, 2, 393.)
zu149.
»Süss ist erstlich das gestohlen Brodt, aber zuletzt der bitter Todt.« (Froschmäuseler, L. VII.) – Die Kalmücken: Unrechtmässig erworbene Speise bleibt zwischen den Zähnen stecken.
zu155.
Jüdisch-deutsch in Warschau: As män kriegt schon Brot, kümmt der Tod. – Hat man endlich auf die alten Tage ein ruhiges Auskommen gefunden, so ist es nicht von langer Dauer, weil der Tod uns bald abruft.
zu159.
Holl.: Vrient hebje broot, een duympje groot, ghij hebt geen noot noch voor de doot. ( Cats, 315.)
Ung.: Konnyü el élni, csak kenyér legyen. (Gaal, 982.)
zu175.
Dän.: Heller aede bröd udi lappet kjol, end tage smod fore kastelse. (Prov. dan., 341.)
zu177.
Die morgenländische Brotbäckerei liegt den Deutschen zu fern.
zu206.
Frz.: Sans pain, sans vin, amour n'est rien. (Bohn I, 55.)
zu207.
It.: Pan padovan, vin visentin, tripe trevisane e donne veneziane. (Magazin, 1863, S. 603.)
zu227.
»Ich bleib dabei, dass es nach altem Sagen geht: je ungegonntres Brot, je lieblicher zu essen.« (Sibylla Schwartzin, Leben und Werke deutscher Dichter von O.F. Gruppe.)
zu228.
»Bi en Buan an de Kami endö er was en Uel afmölt, un de had en Mues in ärn Schnöbel; dvabi schtünt en Kat un jiperte. Unna dät Bitt schtünt schräven: Kat: Ule, de Mues kümt mi to! Ule: Katte, dat müst du weten, unjegúnt Broed wat oek jeäten.« (Engelien, 216.)
zu237.
Dän.: Op-aeden bröd gjöre lade urbeydere og seene betalere. – Op-aeden mad og udgiven lön gjör fule arbeidere. (Prov. dan., 441.)
zu240.
Dän.: Op-aedt bröd vil nödig betales. (Prov. dan., 441.)
zu245.
Mhd.: We dem, der prot hat und kein zan. (Fastnachtsspiele, 528, 8.)
zu264.
Bei Tunnicius (444): De brôt heft, dem büt men brôt. (Dantur opes Croeso, nihil hoc praebetur egent.)
Dän.: Hvo der haver bröd, hannem gives bröd. (Prov. dan., 90.)
Böhm.: Chléb nejtužeji váže. (Čelakovský, 44.)
Poln.: Chléb najmocniéj wiąže. (Čelakovský, 44.)
zu272.
Jüdisch-deutsch: Der Reiche waass nit, wie dem Dalfen zu Muth is. (Tendlau, 791.)
zu276.
Schneit d' Brot gleich, da' ges de reich. (Dicks, I, 7.)
zu295.
Span.: A quien cueve y amasa no le hurtes bogâza. (Don Quixote.)
zu303.
Die Türken in demselben Sinne: In wessen Wagen du dich befindest, dessen Lied singe. (Ausland, 1872, S. 1205.)
Dän.: Dens bröd som du aeder, dens viise bör du qvaede. (Prov. dan., 90.)
Lat.: Ibi fas, ubi plurima merces. (Lucan.) (Philippi, I, 184.)
zu323.
»Das er Brot in einen kalten ofen schuss.« (Nas, 135a.)
Dän.: At saette bröd i en kold oon. (Prov. dan., 90.)
zu325.
»Gy sint helde to der not, twar gy vardenet alle nycht en hellinkbrot.« (Freybe, Redentiner Spiele, 951-952.)
zu333.
Lat.: Non est de pane lucrando. (Binder II, 2159; Schambach, II, 53.)
zu340.
Dän.: Al tage brödet fra munden. (Prov. dan., 91.)
zu348.
« . ... das er oft kowt an armetei, die jn besessen vnd hat offt kaum das Brodt zu essen.« (Waldis, IV, 82, 32.)
Dän.: Hans bröder smaa skouret, og vidt spredt. (Prov. dan., 90.)
zu370.
Lat.: Victus spinosus (Suid.). (Philippi, II, 249.)
zu386.
Es wird mir bei jeder Mahlzeit, bei jeder Gabe vorgeworfen.
zu395.
In Luxemburg: Sei Brot gebackt hun. (Dicks, II, 6.)
411. A weng a Brod is a gueda G'fahrt. (Oberösterr.)
So sagt der Bauer, der nicht leicht ohne etwas Brot auf einen weitern oder wichtigern Gang sich macht. In häufig wiederkehrenden Sagen schützt ein Stück Brot vor der Wuth des wilden Jägers, der Macht des Bösen u.s.w. Vgl. darüber, wie über Heirathsbrot, Hochzeitsstör, Krös'n u.s.w., Baumgarten, Programm, S. 7. Nach dem Volksglauben kann auch der Teufel dem, der ein Stück Brot bei sich hat, nichts anhaben. (Vgl. Baumgarten, II, 42.)
412. Ach, wenn's Brot wäre, sagte jener Hungrige, als er eine Perle fand. – Pers. Rosenthal, 144.
413. Allein von Brot vnd kess wird kein gross gesess. – Ayrer, IV, 2501, 16.
414. An Brot und Ehr' trägt man nicht schwer.
Lat.: Mantica cum pane non est vectigal inane. (Reuterdahl, 503.)
Schwed.: Ae laettis mota byrdhe. (Reuterdahl, 503.)
415. Anderes Brot hat sieben Rinden.
It.: Il pane degli altri ha sette croste. (Bohn I, 103.)
416. Anderes Brot ist sehr gesalzen.
It.: Il pane degli altri è troppo salato. (Bohn I, 103.)
417. As dus Brot fallt mit der Pütter (Butter) herub, is die Kalle (Braut) hungerig. (Jüdisch-deutsch. Warschau.)
Wird gesagt von einem Knaben, dessen Butterbrot aus der Hand und zwar auf die Butterseite fällt.
418. As män hot Brot, soll män kein Semmel nit süchen. (Jüd.-deutsch. Warschau.)
Man soll mit dem Guten vorlieb nehmen und nicht Besseres verlangen.
419. Bäs det Brît bakt, schtärf det Käinjt. – Schuster, 589.
Bezieht sich auf eine Romanze: Vom hungernden Kind, die sich bei Schuster im ersten Buche findet.
420. Behalte das Brot, dir kommen Eier.
Begnüge dich vorläufig mit einem Stück Brot, Besseres wird noch kommen. – Bei Tunnicius (552): Helde 't brot, dy komen eier. (Observa panem, tibi protinus ova dabuntur.)
421. Bei Brot ist gut wandern.
422. Bei Brot und Festen beruhigt sich das Volk am besten.
It.: Pane e feste tengon il popol quieto. (Giani, 1133.)
423. Bei Brot und Wein kann man fröhlich sein.
Der Engländer sagt: Wer Brot und Wein hat, kann ruhig schlafen gehen. (Magazin, 1863, S. 604.)
424. Beneidet Brot schmeckt (bekommt) gôt. – Frischbier, II, 436.
425. Besser bezahltes Brot gegessen, als bei geborgtem Kuchen gesessen.
426. Besser Brot im Sack, als Federn auf dem Hut. (Rheinpfalz.)
427. Besser ein Stück Brot in der Tasche als ein Sträusschen auf dem Hute. – Klement, 47.
428. Besser theuer Brot als leiden Hungersnoth.
Lat.: Far plus prosit emi quam famis ensi premi. (Reuterdahl, 318.)
Schwed.: Baetra aer dyrth köpa aen swaelta. (Reuterdahl, 318.)
[1058] 429. Besser trocken Brot gegessen, im geflickten Rock gesessen und sich an seiner Armuth weiden, als der Leute Vorwurf leiden.
430. Brît verlîren, vil verlîren, Îr verlîren ales verlîren. – Schuster, 643b.
431. Brot aus Padua ist ein guter Bissen, Wein aus Vicenza möcht' ich nicht missen, Frauen Venedigs möchte ich küssen.
It.: Pan di Padova, vin di Vicenza, donna di Venezia. (Giani, 1261.)
432. Brot genug, Wein ein'n Schluck.
Frz.: Pain tant quil dure, vin à mesure. (Bohn I, 44.)
It.: Pane finchè dura, ma il vino a misura. (Giani, 1076.)
433. Brot gibt die Kraft allein, Butter braucht nicht drauf zu sein. (Holstein.) – Nissen, Unterricht über die Biblische Geschichte, Kiel 1864, S. 193.
434. Brot Tag für Tag wird nicht zur Plag.
Man wird des Brotes nicht überdrüssig, wenn man es auch alle Tage isst. Der Italiener: Des Brotes wird man nimmer müde: Dal pan no se stiefa mai. (Magazin, 1863, S. 604.)
435. Brot und Butter ist ein beliebtes Futter.
Wird allgemein von hoch und niedrig gern gegessen. Aehnlich sagt der Italiener, dass Brot und Nüsse ein Dogen-, Nüsse und Brot ein Bauernessen sei.
It.: Pan e nose, mangier da Dose, nose e pan mangiar da velan. – Pan e nus mangia da spus. (Magazin, 1863, S. 570.)
436. Brot und Käse schliesst den Magen zu. – Frischbier, I, 457.
437. Brot und Salz machen selbst die Räuber demüthig. – Heimat, 618.
438. Brot vnd gesunder Leib sind die besten Stück im Hauss; Mühlen vnd Backöfen sind die besten Bäw in der Stadt. – Dietrich, II, 930.
439. Brot vom Bäcker, vom Metzger Fleisch. – Merx, 125.
440. Brot zu Brot passt nicht.
Wird gesagt, um bei Tafel oder in Gesellschaft bunte ⇒ Reihe (s.d.) zu empfehlen, d.h. eine solche Aufeinanderfolge, dass männliche und weibliche Personen regelmässig abwechseln.
441. Brût, wenn's koan sein, Brantwein muss sein. (Kreis Hirschberg.)
442. Däjlich Brît schtält de Nit. – Schuster, 293.
443. Das Brot am eignen Tisch ist besser als der Schwester Kuchen.
Lat.: Malo frui propriis quam rebus egere sororis. (Reuterdahl, 501.)
Schwed.: Baetra aer siaeluir hawa aen syster widherthorffna. (Reuterdahl, 501.)
444. Das Brot in fremdem Haus hat sieben Krusten. – P. Heyse.
445. Das Brot thuts nicht allein, es soll auch etwas Braten sein.
446. Drâser Brît, hêltner Kreokt, strekferder bâflîsch, bulkeser wêinj schässburger frân, bä dién äs geát seinj. – Schuster, 282.
Ung.: Darótzi kenjér Diszn ôdi kapossta Mirkwasari szalona Bogastsi hor Leges wári menge tske – Aval lehet ilni. (Schuster, Schriften, 3. Buch, S. 463, Nr. 282.)
447. Der bedarf viel Brotes, der jedem den Mund will stopfen.
Bei Tunnicius (324): He behovet vele brodes, de malk wil den munt stoppen. (Panis eget magni qui cunctis ora replebit.)
448. Des Brâes (auch Brôes) dat ek äte, des Wôres, dat ek spräke. – Schambach, II, 92.
449. Des gegeben Brodts soll man lang gedencken. – Gruter, I, 19.
450. Eignes Brot schmekt gut, und fremdes wie Semmel.
Böhm.: Do svého d'ábel lžíci medu vpustil, a do cizího dvĕ. (Čelakovský, 147.)
Poln.: Do swego diabeł łyžkę miodu włożył, a do cudzego dwie. (Čelakovský, 147.)
451. Ein Bissen Brot ist gut vor Hungersnoth.
Holl.: Vrient hebje broot een duijmtje groot; 't is voor noot. (Cats, 233.)
452. Ein Bissen Brot, wenn ich hungere, ist mir lieber, als ein Denkstein auf dem Grabe.
Böhm.: Dej mi radĕj cos do úst živých, do mrtvých mi netřeba. (Čelakovský, 47.)
[1059] 453. Ein Brot kann den Magen füllen, aber die ganze Welt nicht das Auge.
454. Ein Stückchen Brot und ein Glas Wein kann Festtag für den Armen sein.
It.: Un tozzo di pane ed un bicchier di vino è una festa pel poverino. (Giani, 1394.)
455. Einer hat das Brot, und der andere den Hunger.
Die Russen: Marja hat den Flachs, und Natja die Kunkel. (Altmann V, 104.)
456. Eintägig Brot und einjähriger Wein sollen gut zu geniessen sein.
It.: Pan d' un dì, vino d' un anno. (Giani, 1253.)
457. Es is allenne gut Brûd esse. (Henneberg.) – Frommann, II, 409, 64.
458. Es ist besser, wenn dat Brot nach dem Backofen riecht, als nach dem Troge. (Oderbruch.) – Engelien, 222, 154.
459. Es ist sauer Brot, das von Freunden in der Noth gebrochen wird. – Pers. Rosenthal, 138.
460. Es ist schlimm, mit Brot im Munde geboren werden und es dann verlieren.
Traurig nach einer im Wohlstande verlebten Jugend später in Noth gerathen.
Dän.: Det er slemt at födes med en guldring i munden og tabe den. (Prov. dan., 512.)
461. Es sol jhm einer erst lassen das Brot im Munde sterben, eh' er sich schlafen legt. – Petri, II, 279.
462. Fäärgiätten Braut deit manchen an Beine (Leibe) weh. (Soest.)
463. Far (für) Brod gahet man Steine. (Jüdisch-deutsch. Brody.)
D.h. Undank ist der Welt Lohn.
464. Fremd Brîd äs der Känijär Semel. (Siebenbürg.-sächsisch.)
465. Fremdes Brot ist gut fürs Zahnweh. (Bremen.)
466. Fremdes Brot schmeckt besser als Hausbrot. – Gaal, 253.
467. Frischbacken Brot schimmelt nicht.
Am Neuen sieht man keinen Fehler.
468. Frisches Brot, frische Butter, junge Mutter ist das beste Futter. (Werder.) – Frischbier, II, 433.
469. Geschmiert Brîd äs des Schiler seinj hånklich. – Schuster, 297.
470. Geschnîen Bräud un gehagget Holt ist riewe1 Waare. (Sauerland.)
1) Verbraucht sich bald.
471. Gib mir Brot und nenne mich Krot.
Es ist mir gleich, wie du über mich denkst und von mir redest, wenn du mich nur versorgst, oder fütterst.
It.: Dammi pane, e dimmi cane. (Giani, 1260.)
472. G'sâlza Brût macht Wanga rût. – Peter, 445.
473. Gut Brot kent man an der leicht, gute Kese an der schwere. – Petri, II, 363.
474. Hab' ich nur immer gutes Brot, hat's mit dem Hunger keine Noth. (Rheinpfalz.)
475. Hast du kein Brot, so lebe nicht wie ein Sultan. – Merx, 282.
476. Île Brâd mâket de Wangen râd. – Schambach, II, 239.
Eitel Brot macht die Wangen roth.
477. Irlîch verdänt Brît schmakt äm biessten. – Schuster, 684.
478. Jedes Brot ist gut, das nährt.
Dän.: Det er godt bröd os föder. (Prov. dan., 4.)
479. Kommt Brot, kommt Tod. (Flatow.) – Frischbier, I, 460.
480. Lass dein Brot über's Meer fahren. – Pred. 11, 1; Fabricius, 66.
Thue auch denen Gutes, von denen keine Wiedervergeltung zu hoffen ist.
481. Lêw'r drög Brod in Frä(d)n as Saoden un Braod'n in Strît. (Altmark.) – Danneil, 276b.
Lieber trockenes Brot in Frieden, als Gesottenes und Gebratenes in Streit.
482. Lieber hartes Brot, als überreife Feigen.
Die Feigen müssen, um ihren Wohlgeschmack zu behalten, sobald sie reif sind, gepflückt und binnen [1060] wenig Stunden genossen werden; sie verlieren durch langes Hängen am Baume und durch das Aufbewahren an Wohlgeschmack. (S. ⇒ Feige.)
It.: Meglio pan duro, che fico maturo. (Giani, 672.)
483. Lieber trocken Brot, als im Fleisch den Tod. (Rheinpfalz.)
484. Man muss dahin nach Brot gehen, wo es welches gibt.
Dän.: Man skal gaae efter brödet som det er. (Prov. dan., 1195.)
485. Man muss ums Brot arbeiten, bis man zum Fleisch kommen kann. – Bazar, XIII, 26, 214.
486. Man soll nicht sein eigen Brot an dem Tische eines andern essen. – Günsburg, III, 152.
487. Mancher hat wol Brot, aber die Zähne fehlen ihm.
Frz.: Tel a du pain qui n'a plus de dents. (Bohn I, 58.)
488. Masgonnen bruad ward ok eeden. (Amrum.) – Haupt, VIII, 375, 13.
Misgönntes Brot wird auch gegessen. Misgönt Brôd werd ôk egeten. (Schambach, II, 313.) – Auf Sylt: Forgöndt bruad uud' uk iiten.
Schwed.: Missundt bröd giör intet magan ondt. – Qweden maat korrar intet i bevken. (Grubb, 675.)
489. Mein Brot kann mir niemand essen. (S. ⇒ Bescheren.)
Schwed.: Ingen äther annars maat. (Grubb, 388.)
490. Mit Brote, noch so fein, wird der Bäcker nicht zu betrügen sein.
Span.: A quien cuece y amasa, no hurtes hogaza. (Cahier, 3467.)
491. Neubacken Brot – auf der Hand ein Pfund, im Magen ein Loth.
It.: Pan bollente – molto in mano e poco nel ventre. (Giani, 1251.)
492. Ôlt Brod liggt achtern Tûn. (Rendsburg.) – Schütze, IV, 291.
Es wird damit der doppelsinnige Ausdruck des »alten, ôlen«, auch schlechten Brotes getadelt.
493. Ongegönnt Brot gedeiht nich. – Frischbier, I, 469.
494. 'S Brod und der Wy göh enangere noh. (Solothurn.) – Schild, 100, 17.
Wenn das Getreide geräth, soll auch der Wein gerathen.
495. Schneids Brot gleich, so wirst du reich.
496. Schwarz Brît mâcht de Baker rit. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 248.
497. Schwarz Brot, saur Bier, lange Mile seyn in Westphalen, wilt du es nicht glauben, log dar. – Schuppius, I, 740.
498. Schwarz Brot, Wangen roth. (Breitingheim.)
499. So weinich also wi konnen sin ane brodt, ane water unde win, so weinich konnen wi ent beren der konige, fersten und ok heren. – Ebstorf.
500. Trocken Brot macht Wangen roth, aber gar kein Brot, das ist Noth. – Klix, 16.
501. Trocknes Brot mit Freuden ist besser als Braten mit Zank.
Bei Tunnicius (781): Beter is dröge brôt mit vrouweden dan gebrât mit kyve. (Malo ego laetitia panem quam litibus assa.)
502. Ungegünnt Brod word am mîesten êten. – Bueren, 1183.
503. Ungünnt Brot schmeckt ok god. (Strelitz.) – Firmenich, III, 72, 83.
504. Unser täglich Brot gib uns heute, sagte der Todtengräber zu Dokter Pollmann.
505. Verdientes Brot ist herrlich Brot.
506. Verdientes Brot schmeckt süss.
It.: Pan di sudore ha gran sapore. (Giani, 1252.)
507. Verredtes Brot schmeckt gut (oder: schmeckt oft am besten). (Steiermark.)
Verreden = abschwören. »Verred es nicht zu sehr.« (Frau Ute in den Nibelungen.)
508. Vorgegessen Brot ist schwer abzuarbeiten. – Frischbier, II, 435.
509. Vorgekautes Brot ist schwer verdienen. (Königsberg.)
510. Vum Brîde liewen, äs licht. – Schuster, 856.
511. Wär det Brâd (tweimal) bret, is nich wärt, dat he 't (einmûl) et. – Schambach, II, 519.
Die Volksanschauung tadelt es als sündlich, hartgewordenes Brot in die Ofenpfanne zu legen und dort wieder zu erweichen.
[1061] 512. Was hilft Ein Bissen Brot, wenn hundert Hunger haben. – Altmann VI, 393.
513. Weck sin Brôt ick ät, denn' sin Lêd ick sing. (Altmark.) – Danneil, 25a.
514. Wem nur ein Stück Brot bestimmt ist, der bekommt nie einen ganzen Laib. (Steiermark.)
515. Wenn das Brot nur gut ist, mag es ein Jude oder Türke gebacken haben. – Ausland, 1871, S. 404b.
516. Wenn de kein Brôd hest, sau brûkst de kein mest. – Schambach, II, 467.
517. Wenn der Laib Brot einmal angeschnitten ist, so wird er nimmer ganz. – Wirth, 85.
Mit Beziehung auf den Tod eines Familiengliedes.
518. Wenn ma lang grob's Brod esst, so ward ma n' alt (oder starche). – Tobler, 236.
519. Wenn man die Brote schlecht einschiebt, kommen sie nicht rund (glatt) heraus.
Frz.: A mal enfourner on fait les pains cornus. (Bohn I, 3.)
520. Wenn man ein Brot zerschneidet, so langen drei Hände nach einer Hälfte.
Böhm.: Překroj pecen, a dej obĕ půle. (Čelakovský, 52.)
521. Wenn man weiss Brod hat, so lest man das schwartz liegen. – Lehmann, 772, 15.
522. Wenn mancher ein stück Brot vnd Fleisch hat, so meinet er, es sey fastnacht. – Lehmann, 349, 13.
523. Wer auf das Brot anderer wartet, der wird oft hungern müssen. – Günsburg, III, 188.
524. Wer Brot hat, suche nicht Kuchen. – Frischbier, 4247.
Poln.: Kto ma chléb, niech nieszuka kołaczów.
525. Wer Brot hat und sucht Semmel, verliert Brot und Semmel.
Masur.: Kto chleb ma a szuka kołace, to straci chleb i kołace. (Frischbier, II, 3046.)
526. Wer Brot, Wasser, Kleider vnd ein Hauss hat, der ist reich genug. – Lehmann, 535, 35.
527. Wer Brot zu essen hat, knabbert keine Eicheln.
Dän.: Skulle jeg aede ageren, naar jeg hover bröd. (Prov. dan., 8.)
528. Wer das Brot nicht achtet, der kommt nicht zu Brot.
Als holsteinisches Sprichwort angeführt von Nissen in dessen Biblischer Geschichte, II, 195.
529. Wer das Brot verachtet hat, muss oft später mit trockner Rinde fürlieb nehmen.
Böhm.: Mnohý chlebem pohrdal, a suchou kůrkou za vdĕk vzal. (Čelakovský, 60.)
Poln.: Kto gardzi, jada chleb twardy. – Kto przebiera, ten przymiera. (Čelakovský, 60.)
530. Wer denkt ans Brot, wenn er Kleider macht. (Sauerland.)
531. Wer frisch Brot haben will, muss backen.
Dän.: Ingen faaer nyt bröd uden han bager. (Prov. dan., 90.)
532. Wer gekauft sich theures Brot, der kommt nicht um in Hungersnoth.
Lat.: Non famis ense perit qui care far sibi querit. (Reuterdahl, 586.)
Schwed.: Han dör ey aff hungir som dyrth köpir. (Reuterdahl, 586.)
533. Wer gutes Brot hat, bekommt leicht Fleisch dazu. (Breslau.)
Wer eine einträgliche Stellung hat, erhält bald eine Frau.
534. Wer kein Brot hat, bedarf kein Messer.
Ironischer Trost für die, denen es an Nahrung gebricht.
535. Wer kein Brot hat, muss die Fingerringe ablegen und arbeiten.
Lat.: Annulus abdatur et inops opus aggrediatur. (Reuterdahl, 57.)
Schwed.: Stryk aff gulfingran ok arwodha for brödh. (Reuterdahl, 57.)
536. Wer kein Brot hat, muss Semmel essen.
Scherzhafter Rath.
537. Wer kein Brot hat, scheut den Weg zum Bäcker nicht.
Er ist nicht wählerisch in der Arbeit, durch die er es erwerben kann.
Frz.: De tout s'avise à qui pain faut. (Bohn I, 15.)
[1062] 538. Wer kein Brot heft, mot de Botter drêg ête. – Frischbier, I, 470.
539. Wer nicht Brot essen mag, der wander. – Luther's Ms., 14.
540. Wer nicht Brot kneten will, muss fünf Tage sieben. (Kephalonia.)
541. Wer sein Brot allein isst, pflügt auch sein Feld allein. – Schlechta, 61.
542. Wer sein Brot holt aus der Stadt, isst sich selten völlig satt.
Dän.: Hvo der gaas i bye at bage, mister baade kul og koge. (Prov. dan., 44.)
543. Wer sein Brot selber bäckt, wird gut genährt.
544. Wer sich das Brot nicht verdienen kann, soll es sich auch nicht abschneiden.
Kinder bekommen es abgetheilt.
545. Wer vom Brote kommen soll, der braucht auch kein Messer.
Masur.: Komu z chleba, to i noźa nie trzeba. (Frischbier, II, 3047.)
546. Wer zu einem ehrlichen Bissen Brot will kommen, darf nicht sagen: der Montag ist Sonntags Bruder. – Herberger, Ib, 631.
547. Wer zu viel Brot hat, sieht sich gleich nach Fleisch um. – Storch, Freiknecht, I, 340.
548. Wessen Brod ick êt, dessen Lied ik sing. – Schütze, I, 154; für Schlesien: Frommann, II, 243, 56.
549. Wiem drêch Brît zu lahte äs, wird îst frî sen äm verdraht krasten. – Schuster, 291.
550. Wier verschämelt Brid ässt, fäinjt Krezer. – Schuster, 292.
551. Wir haben so schimmlich Brot, was wir wollten nicht in die Grütze brocken, wollen wir den Bär mit locken. (Sauerland.)
552. Wo Brot ist, da fehlt's an Hunden nicht.
It.: Chi ha de' pani, ha de' cani. (Bohn I, 81.)
553. Wo der drêch Brît nit schmakt, fräs 'n Zäng dôsen. – Schuster, 290.
554. Wo der drêch Brît nit schmakt, se sälz der 't. – Schuster, 289.
555. Wo findt man Brod im Hünnerstall. – Schütze, II, 173.
Von Sachen, die gesucht werden, wo sie nicht sind. In Westindien sagt man: Wo findet man Kakerlaken in Hönerärs. Der Hund lässt kein Brot, die Hühner lassen keine Kakerlaken ungefressen.
556. Wo mangelt Brodt, da folget sterbensnoth. – Coler, 1570.
557. Zu hartem Brote gibt Gott gute Zähne.
558. Zuerst sorg for's Broad, härnach for's Fläsch. (Würzburg.) – Sartorius, 157.
Zuerst sorge für ein Einkommen, dann nimm eine Frau.
559. Zum täglichen Brot gehört viel.
Holl.: Er moet veel gedaan worden, om aan den kost te komen. (Harrebomée, I, 441b.)
*560. Am dut wälle mer es det Brît net af zwo Seyte schmieren. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 327, 307.
Darum oder deswegen wollen wir das Brot nicht auf zwei Seiten schmieren.
*561. Ar habs immer af 'm Brôt. (Franken.)
Es wird ihm immer wieder vorgeworfen.
*562. Beym stück Brot lassen. – Schottel, 1115b.
*563. Brot bidden up der straten. – Freybe, 1620.
*564. Da kann ik min Kinner kên Brod för kopen. – Schütze, I, 154.
Sagen bedürftige Mütter, die Mühe und Arbeit ohne entsprechenden Lohn thun sollen. Davon kann ich nicht leben.
*565. Dar word annerwegen ôk Brod back. – Kern, 835.
*566. Das Brot auf beiden Seiten mit Butter bestreichen. – Europa, Leipzig 1870, Nr. 40.
*567. Das Brot hat der Has mitgebracht. (Franken.)
Wird häufig zu Kindern gesagt.
*568. Das Brot läuft ihm nach und findet ihn nicht.
Von Müssiggängern.
*569. Das liebe Brot Semmel heissen. – Herberger, I, 26.
[1063] *570. Dat es Bräud asse Kistekauken. (Grafsch. Mark.) – Frommann, V, 58, 23.
*571. Dat fritt kên Brod. – Schütze, I, 155.
Von Dingen, die man nimmt und verwahrt, weil sie, wie Hausthiere, keinen Unterhalt kosten.
*572. Dat is väörgät'n Brot. (Altmark.) – Danneil, 278.
*573. Dat kem ôch de Bröd net fett machen. (Bedburg.)
*574. De kann mêr as Brot êten. – Schütze, I, 154.
Der Abergläubige von einer alten Frau, die er im Verdacht von Zaubermitteln hat.
*575. Dem fällt sein trocken Brot in einen Honigtopf. – Auerbach, Barfüssle, 61.
Er hat Glück.
*576. Der hat sein Brot all gessen. – Fischer, Psalter, 618, 3.
*577. Der verschneidt' Stück Brot in der Mitt'n und b'hält all zwä. (Franken.)
Er gibt sich blos den Schein der Wohlthätigkeit.
*578. Det Brît läwer endôzen wä en flosen. – Schuster, 274.
*579. Dös is ém wie täglich Brot. (Oberösterr.)
D.h. etwas ganz Gewöhnliches.
*580. Du suchst Brot im Hundestall. – Faselius, 19.
*581. Ein Stück Brot nehmen, wie einer, der zu Hof oder auf Robot geht.
*582. Einem das Brot abschneiden lassen. (Oberösterr.)
Tritt ein Fremder in die Stube, so werden, will man ihm ein Zeichen der Freundschaft geben, das Brot und ein Messer auf den Tisch gelegt mit den Worten: »Geh', schneidt's a !« Das Gegentheil sieht man als einen Beweis von Misachtung an, und man sagt: Man hat mich nicht einmal das Brot abschneiden lassen.
*583. Einem das Brot aus dem Maule abstehlen. – Theatr. Diabolorum, 440b.
*584. Einem etwas aufs Brot streichen. – Frischbier, II, 431.
Eine erledigte, unangenehme Sache wieder zur Sprache bringen, in verletzender Weise daran erinnern. »Das streicht er mir alle Tage aufs Brot.« – »Etwas täglich auf dem Brote essen müssen.« (Hermes, I, 399.)
*585. Einem vom Brot helfen. – Demokrit, III, 212.
*586. Einen bey dem Brot zalen. – Aventin, CCCLXIb.
Gleich, baar, prompt.
*587. Er bäckt sein Brot in Nachbars Ofen.
*588. Er hat Brot mit Thränen gegessen.
Er hat sehr trübe Erfahrungen gemacht. Bezieht sich auf die Worte des Harfenspielers in Goethe's Wilhelm Meister (Lehrjahre, I, 2, 13): »Wer nie sein Brot mit Thränen ass, wer nie die kummervollen Nächte auf seinem Bette weinend sass, der kennt euch nicht, ihr himmlischen Mächte.«
*589. Er hat kein Brot, und will eine Frau nehmen. – Globus, VIII, 7b.
*590. Er hat kein Brot zu essen und brät den Katzen Speck.
Die Russen: Es brät manche ihren Katzen den Speck, die den Armen verhungern lässt. (Altmann VI, 491.)
*591. Er hat sein Brot zu spät eingeschoben.
*592. Er hat sich seinen Bissen Brot ehrlich verdient.
Holl.: Hij heeft zijn' kost eerlijk betaald, als een paard zijne stalhuur. (Harrebomée, I, 442a.)
*593. Er hat wol ein Brot zu essen. – Franck, II, 58b.
*594. Er ist nicht eines Stückes Brot werth. – Bohemia, Prag 1875, Nr. 68, Beil.
*595. Er ist seines Brot's mild. – Franck, II, 62b.
*596. Er sucht sein Brot aus dem Schutthaufen.
Von denen, die in Städten u.s.w. täglich umhergehen, auf Höfen, Abladeplätzen u.s.w. die Schutthaufen durchwühlen, um Lumpen, Knochen, Lederflecke, Eisen u.s.w. zu sammeln. Im alten Rom gab es Leute, welche nach Verbrennung einer Leiche die Asche des Scheiterhaufens durchstörten, um zurückgebliebene Schmucksachen zu suchen; daher die Redensart: Coenam ipso e rogo carpere. (Faselius, 47.)
*597. Er verliert das Brot aus dem Kober.
Das zu nichts kommen soll. (S. ⇒ Bettler 157.)
*598. Es gehört bei ihm zum täglichen Brote.
*599. Es ist ein schwerer Bissen Brot.
Die ursprüngliche Bedeutung der Redensart ist aus dem Volksbewusstsein entschwunden; man denkt jetzt bei der Redensart nur an die grosse Anstrengung, mit der er erworben ist. Sie führt aber auf eine Strafe der frühern Zeit zurück, auf das Tragen des Klapper-, Laster- oder Schandsteins, der an verschiedenen Orten verschiedene Formen hatte, in Bautzen z.B. die einer Flasche. In einigen Städten bestand der Schandstein [1064] aus einem Halseisen, an welchem ein runder oder brotförmiger Stein hing. Der Stadtfrohn oder Büttel führte sodann den zu dieser Strafe Verurtheilten unter Begleitung eines Hornes oder einer Trommel auf den Markt. Und diese Steine waren nicht leicht. (Vgl. Gierke, Humor im deutschen Recht.)
*600. Es ist ihm ein Brot von der Hänge gefallen.
Er hat einen Theil seines Einkommens verloren.
Holl.: Het is eene rib uit zijn schotel. (Harrebomée, II, 219a.)
*601. Gy vordenet nycht en hellinkbrot. – Freybe, Redentiner Spiele, 951.
Ihr verdienet nichts, nicht einmal ein Brot für einen Heller.
*602. He heft Brot on ok Tobrot. – Frischbier, I, 468.
Es geht ihm gut. Unter Zubrot wird alles verstanden, was man zum Brote geniesst, wie Butter, Käse, Fleisch u.s.w.
*603. He kann mihr as Brot essen, he mak uk Flêsch datô. (Pommern.)
*604. He kann wol 'n Brod dragen. – Kern, 934.
Zu Kindern, die man in Betreff ihrer Körperkraft loben will.
*605. He kriegt vorgieten Brot met in 'n Kaup. – Lyra, 59.
Wer so heirathet, dass er kurze Zeit nach der Hochzeit mit einem Kinde beschenkt wird. (S. ⇒ Kukusküken.)
*606. He leggt mi 't all Dag up 't Brot. – Kern, 923.
Einem etwas Kränkendes bei jedem Anlass in Erinnerung bringen.
*607. Ik haff min Brot bit up en klênen Knaust upeten. – Schütze, I, 155.
Mit meiner Lebenszeit ist's bald am Ende.
*608. Man hat jhms Brot aussn Zeen gerissen. – Eyering II, 292.
*609. Man hat sein Brot und seine Noth. (Köthen.)
Sprichwörtliche Antwort auf die Frage, wie es gehe.
*610. San Stückel Brot habn. (Oberösterr.)
Sein mässiges, aber sicheres Auskommen haben.
*611. Sech d' Brot aus der Hant friesse lossen. – Dicks, II, 6.
*612. Sein Brot in Nachbars Ofen backen. – Waldis, IV, 16, 46.
*613. Sein Brot steht wie armer Leute Sommerkorn. (Frankenwald.)
*614. Sein tägliches Brot ist aus neun Backöfen.
Lat.: Diurnum petere. (Faselius, 66.)
*615. Sich selbst vom Brot thun.
D.h. sich selbst tödten. In Abele, Seltene Gerichtshändel, II, 70, heisst es von einem Selbstmörder »er hat sich lieber selbsten vom Brot thun wollen.«
*616. Sie hat's übernächtia Broad nit. – Sartorius, 157.
Sie ist in der grössten Armuth.
*617. Sie sind wie Brot und Käse.
Mit einander einverstanden, unter einander einig.
It.: Essere pane e cacio. (Giani, 1831.)
*618. Wir haben kein Stück Brot, und die Katze frisst Tauben. – Sanders, 89.
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