1. Allein der Todt zeigt an, woran man genug muss han. – Henisch, 1500, 24.
2. An den Tod denken, ist der Weg zur Weisheit.
Den Arabern gegenüber hat man aber im allgemeinen jede Erwähnung des Todes zu vermeiden. Der Tod ist ein leidiges Wort; nur der im Glaubenskriege macht eine Ausnahme. Sogar wenn nach einer verstorbenen Person gefragt wird, darf man nicht geradezu antworten, sie ist todt, sondern muss umschreibend erwidern: Möge Gott ihr gnädig sein. Der Frager weiss schon, was das zu bedeuten hat. Auch hat man, wenn man eines Verstorbenen gedenkt, bei Nennung seines Namens zu sprechen: Sei mir Gott gnädig. (Europa, 1870, Nr. 50.)
Frz.: Celuy a grant sapience, qui iour et nuict a la mort pense.
It.: Quello tiene gran prudenza, che' alla morto sempre pensa. (Pazzaglia, 312, 5.)
Lat.: Summa sapientia mortis memoria. (Bovill, II, 34.)
3. An den Tod muss jeder einmal glauben. – Altmann VI, 407.
4. Auch der Tod ist nicht umsonst, er kostet das Leben. – Altmann VI, 410.
5. Auf einen gottlobigen Tod (Todesfall) kommt gern ein trauriger. – Simrock, 10397.
In der Schweiz: Uf en gottlobige Tod chumt glii en trurige. (Sutermeister, 144.)
6. Auf eines andern Tod ist nicht gut hoffen, denn es stirbt einer so bald als der andere. – Agricola I, 515.
7. Besser der Tod, als ein elendes Leben. – Tendlau, 364.
8. Besser ein Tod mit Ehren, als ein Leben mit Schande.
Dän.: Bedre en ærlig død, end skammelig levnet. (Prov. dan., 112.)
9. De Dôd is kên Spälmann, he kumt nich, wenn he rôpe ward. (Süderdithmarschen.)
Der Tod ist kein Spielmann, er kommt nicht wenn er gerufen wird.
10. De Dod kumt nig up en Dunenküssen anrêden. – Schütze, I, 226.
Er kommt nicht so sanft.
11. De Dod meld't söck, et heft geknastert. – Frischbier2, 3778.
12. De Dôd wil 'n Orsak hebben. (Ostfries.) – Bueren, 129; Frommann, III, 429, 243; Hauskalender, I.
13. De ên sîn Dôd is de anner sîn Brot. – Kern, 895.
14. De wast (wächst) den Dod in de Möthe, see de Dokter, as Jan de Schwindsucht harr.
[1225] 15. Dem Diud äs nemest ze schtark. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 535.
16. Dem Tod kan niemand entlauffen. – Petri, II, 76.
Die Russen: Vor dem Tode kann man sich nicht verstecken. Den Tod verträumt keiner. (Altmann VI, 401 u. 422.) Die Finnen: Nicht entgeht dem Tode, wer der Geburt nicht entlaufen. (Bertram, 40.) Ich füge hier die Grabschrift für Bädecker oder ein Sinngedicht auf ihn, den Herausgeber der viel bekannten Reissehandbücher bei: »Er folgte uns in alle Länder nach, und jeden Berg hat er beherzt erklommen; dies ist der erste Hügel, ach, an welchem er selbst nicht vorbeigekommen.«
Frz.: Va ou voulx, quant et comment, la ou tu doibt mourir conuient.
Lat.: I quo vis, qualiter, quando, quo debes loco moriere. (Bovill, I, 203.) – Mors sua quemque manet. – Omnia sub leges mors vocat atra suas. (Seybold, 313.) – Tendimus huc omnes, metam properamus ad unam omnia sub leges mors vocat atra suas. (Philippi, II, 216.)
Schwed.: Döden är en snäll jägare. (Grubb, 170.)
17. Dem Tode geht jeder aus dem Wege.
Lat.: Omnibus ignotae mortis. (Philippi, II, 72.)
18. Dem Tode ist alles gleich, der Arm wie der Reich'.
Lat.: Mors servat legem tollit cum paupere regem. (Chaos, 587.)
19. Dem Tode ist der Knecht so lieb wie der Herr. – Binder III, 3712.
20. Dem Tode ist nicht zu trauen.
21. Dem Tode ist niemand zu stark (und schön, er zwingt ihn, mitzugehn). – Simrock, 10362a.
Engl.: Death when it comes, will had no denial.
Frz.: Contre la mort il n'y à chose forte. (Kritzinger, 466b.) – La frageur de la mort ebranle le péls fermer. (Kritzinger, 254b.)
22. Dem Tode kann man auf keinem Gaul davonreiten. – Binder III, 3712.
23. Den Dâe kan men nich entlopen. – Schambach, II, 85.
»Des synt wy seker und ghewiss: Des dodes ghan wy nicht miss.« (Fastnachtsspiel, 1874, 21.)
Dän.: Døden er en snel jæger, ingen kand endløve. (Prov. dan., 114.)
Lat.: Mors et fugacem persequitur virum. (Horaz.) (Philippi, I, 256; Binder I, 1902; II, 1889.)
24. Den Tod fürchten ist schlimmer als sterben. – Grubb, 85.
»Was sollt' ich vor dem Tod erschrecken? Ein gutes Ding ist's um das Grab; denn, seht nur, alle die es schmecken, die lassen gar nicht wieder ab.« (Witzfunken, IVb, 25.)
25. Den Tod fürchtet niemand, der das Leben verschmähen kann. – Liedersaal.
26. Den Tod kann (soll) man überall erwarten.
Poln.: Wszędzie śmierci cżekać. (Lompa, 34.)
27. Den Tod kann sich niemand abkauffen. – Petri, II, 76.
Lat.: Per nullam sortem poteris depellere mortem.
Ung.: A' halàllal senki se ivott áldomást. (Gaal, 1532.)
28. Den Tod lassen wir auf die Letzt. (Böhmen.)
29. Den Tod und Ehrabschneiden ein jeder Mensch muss leyden.
Lat.: Nemini parco detractori, et morti proprium est. (Chaos, 151.)
30. Den todt frisst ein ieder am ersten prey. – Franck, I, 159a; Lehmann, II, 60, 71.
Lat.: Nascentes morimur, finisque ab origine pendet.
31. Denk' an den Tod, ist Gottes Gebot.
Lat.: Ipse jubet mortis te meminisse deus. (Martius.) (Philippi, I, 210.)
32. Denn ênen sîn Dôd is denn annern sîn Brod. (Bremen.) – Köster, 251.
33. Der Dît kit, ôw ver em grâld oder nit. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 737.
34. Der fürcht den todt nicht, der alle stunden dazu bereit ist. – Henisch, 284, 16.
35. Der ist dess Tods Vätter, der in straffen gleichheit helt. – Lehmann, 729, 39.
36. Der scheuet nicht den Tod, dem das Leben voller Noth.
Lat.: Non metuit mortem, qui scit contemnere vitam. (Cato.) (Seybold, 321.)
37. Der Tod acht kein Gewalt (weder Pomp) noch Gut, dem Pabst er wie dem Bauern thut. – Petri, I, 20.
[1226] 38. Der Tod allein kann die Hoffnung tödten.
Frz.: Il n'y à que la seule mort qui puisse tuër l'esperance. (Kritzinger, 366b.)
39. Der Tod baut sich sein Nestl, wenn sonst nirgends, doch in der grossen Zehe. (Oberösterreich.)
40. Der Tod begegnet uns überall.
Engl.: Death meets us every where. (Bohn II, 342.)
41. Der Tod begleitet den Menschen wie sein Schatten.
»Ein Melancholischer Mensch sah stets seinen Schatten an vnnd sagte, es wer der Todt, der wer immer bey ihm.« (Lehmann, 746, 6.)
42. Der Tod bezahlt alle Schulden.
Frz.: La mort nous acquite de nos obligations. (Kritzinger, 466b.)
43. Der Tod bläst das Ade nicht stets auf der Flöte. – Sprichwörtergarten, 416.
44. Der Tod bläst keine Trompete.
Dän.: Døden blæser ei lyd for sig. (Bohn II, 363.)
45. Der Tod braucht keinen Kalender. – Winckler, VII, 100.
46. Der Tod bringt das Gut auf die nächste Hand. (S. ⇒ Blut 41, Erbe ⇒ 4, ⇒ 7 u. ⇒ 10, ⇒ Geboren 9, ⇒ Glied 17, ⇒ Grad 3, ⇒ Gut 29, ⇒ Kind 163, ⇒ Knie 10, ⇒ Mensch 568, ⇒ Nachlass, Nächster ⇒ 5, ⇒ 6 u. ⇒ 12 und Sippe ⇒ 3 u. ⇒ 5.) – Graf, 201, 127.
Holl.: Dij daed brinkt dat gued op da nesta hant. (Hettema, Landregt, II, 142.)
47. Der Tod bringt das Oberste in das Niederste. – Eiselein, 598.
48. Der Tod, das fehlet nie, ist der beste Treffer in der Lebenslotterie.
»Im Lebensspiel gewann er kaum das Brot; sein bester Treffer war der Tod.« (Witzfunken, IVb 15.)
49. Der Tod des Guten ist ein Siegen, der Tod des Bösen ein Erliegen.
It.: La morte è pena agl' empii, e porto abuoni. (Pazzaglia, 233, 14.)
50. Der Tod endet alles.
»Wer je mit Tod abstirbt, der lit und hat darnach kein fröhlich Zit.« (Brant.)
Lat.: Mors ultima linea rerum. (Gaal, 1534.)
Ung.: Minden dolognak vége a' halál. (Gaal, 1534.)
51. Der Tod entdeckt, was man versteckt. – Parömiakon, 2160.
52. Der Tod erwürget alle gleich, wie er sie findet, arm und reich.
Lat.: Est commune mori, mors nulli parcit honori. (Seybold, 150.)
53. Der Tod facht die Liebe an.
Lat.: Fortuna amorem pejor inflammat magis. (Philippi, I, 160.)
54. Der Tod fällt Arm und Reich. – Philippi, I, 13.
55. Der Tod findet bald eine Ursache.
Holl.: De dood komt altijd ergens bij. (Harrebomée, I, 144a.)
56. Der Tod fragt nicht nach den Zähnen.
57. Der Tod fragt nicht nach Zeit, würgt alt' und junge Leut'.
Frz.: La mort abat aussi la jeûnesse. (Kritzinger, 2a.)
58. Der Tod fragt nicht, ob die Leute fertig sind, er nimmt den Greis und auch das Kind.
Die Russen: der Tod macht oft ein Ende, ehe noch der Anfang gemacht ist. (Altmann, VI, 427.)
59. Der Tod fragt nicht, wie alt? (Altpreuss.)
Engl.: Death makes no difference af persons.
Lit.: Giltine ne weizd dantu. – Giltine war bei den alten heidnischen Preussen die Würge- und Pestgöttin oder der Tod. Das Wort kommt her von gilti = stechen wie eine Schlange. (Hennig, 84; Frischbier, 261.)
60. Der Tod frisst hin all Menschenkind, fragt nicht, wess Stands vnd ehren sie sind. – Petri, II, 20; Körte, 6005; Simrock, 10361.
Engl.: Death spares neither small nor great. (Gaal, 1532.)
Frz.: Aussitot meurt veau comme vache et l'homme hardi que le lâche. – Il n'y a si fort que la mort ne renverse. – La mort frappe sans respect. – Mort n'épargne ni petit ni grand. – Un plus tard, un peu plus vite nous vencris tous un même gîte. (Masson, 332.)
Lat.: Debilis ac fortis veniunt ad limina mortis. (Gaal, 1532.)
61. Der Tod füllt Himmel und Hölle und macht Raum in der Welt.
Böhm.: Kdyby lidé nemřeli, konĕ se nedřeli, dávno by svét potřeli. (Čelakovsky, 312.)
Krain.: Ako bi ludje ne merli, se konje ne derli, bi davno svet poderli. (Čelakovsky, 312.)
[1227] 62. Der Tod fürchtet sich vor keiner rothen Wange.
Mhd.: Wâ kome ich hin, waz wirde ich dort? Ich weiz niht war ich wander. (Frauenlob.) (Zingerle, 148.)
63. Der Tod fürchtet sich vor starken Leuten nicht.
It.: La morte non perdona al forte. (Pazzaglia, 233, 16.)
64. Der Tod für's Vaterland ist süss.
Lat.: Dulce et decorum est pro patria mori. (Horaz.) (Philippi, I, 126.)
65. Der Tod geht auf des Königs Schloss, wie auf des Bettlers Hütte los. – Binder III, 3707.
66. Der Tod geht stets vor uns her, wir sehen ihn nur nicht. – Altmann VI, 488.
67. Der Tod gibt nichts zurück.
Böhm.: Mrtvých z chrámu (z hrobu) nenavracují. (Čelakovsky, 49.)
68. Der Tod greift nach dem Besten.
Lat.: Mors optima rapit, deterrima relinquit. (Seybold, 313.)
69. Der Tod hält Gleichheit (ist ein gleicher Richter).
Frz.: Le plus riche n'emporte qu'un drap en mourant, comme le plus pauvre.
Lat.: Mors sceptra ligonibus aequat. – Ultimas nos omnes efficit hora pares.
70. Der Tod hält kein Mittagsschläfchen.
71. Der Tod hält keine Ordnung.
72. Der Tod hält (kennt) keinen (fragt nicht nach dem) Kalender. – Lohrengel, I, 158.
Engl.: Death keeps no kalendar. (Bohn II, 5.)
Holl.: De dood kent geen' almanak. (Harrebomée, I, 144a; Bohn I, 304.)
It.: La morte non guarda calendario. (Gaal, 1531.)
73. Der Tod hängt einem jeden im Haar.
74. Der Tod hat einen Mörser, darin er kann harte Köpfe mürbe machen.
75. Der Tod hat immer vollen Köcher. – Altmann VI, 399.
76. Der Tod hat kein Gesetz.
77. Der Tod hat keinen Trompeter zum Vorreiter.
78. Der Tod hat lange Schenkel. – Fischer, Psalter, 484, 4.
79. Der Tod hat noch keinen vergessen.
Die Russen: Der Tod hat ein wachsames Auge. (Altmann VI, 404.)
Lat.: Longius aut propius mors sua quamque manet. (Properz.) (Philippi, I, 228.)
80. Der Tod hat Respect sehr wenig, nimmt er, wie den Armen, auch den König. – Mayer, II, 136.
81. Der Tod hebt alles auf. – Eisenhart, 508; Pistor., X, 70; Eiselein, 598; Hillebrand, 197; Gaal, 1534; Simrock, 10352; Sailer, 252; Körte, 6003; Graf, 222, 287 u. 322, 264.
Als Rechtssprichwort bezieht es sich auf die Haftbarkeit der Erben für Spielschulden, gewisse Bürgschaften u. dgl. (Vgl. Graf, 226.) Man kann dies Sprichwort auf alle Verbindlichkeiten anwenden, in welchen jemand in seinem Leben gestanden hat, und die mit dessen Tode aufgehoben worden, z.B. Contracte. Wenn jemand wegen eines Verbrechens in Untersuchung war, und während derselben starb, so wird am todten Körper keine Strafe vollzogen, obgleich hier Ausnahmen stattfinden, und der Tod nicht alles aufhebt.
Frz.: L'homme mort, le plait est mort. (Loysel, 864.)
82. Der Tod heilt alle Leiden.
Engl.: Death cures.
83. Der tod helt gleichheit, drumb förcht jhn jederman. – Lehmann, 329, 61.
84. Der Tod hilft den Gläubigen aus der Noth.
85. Der Tod holt auch den Schnellläufer ein. – Altmann VI, 401.
86. Der Tod hört nicht auf unsere Klagen, er fasst, wen er will beim Kragen.
Engl.: Death is deaf, and hears no denial.
87. Der Tod ist aller Elenden Ruhebett. – Grubb, 172.
88. Der Tod ist allzu schwer anzutreten.
Bei Tunnicius (1332): De dôt is alto swâr antogân. (Mortis obire diem vere durissima res est.)
89. Der Tod ist besser als ein sieches Leben. – Petri, II, 110.
Peter Bayle wollte daher durchaus keine Arzneien nehmen, weil er die Natur wirken zu lassen, für besser hielt, als sie durch Arzneien zu hemmen, und weil er den Tod einem kränklichen Leben vorzog. (Einfälle, 43.)
90. Der Tod ist das Ende vom Liede.
Dän.: Døden er ende paa visen.
91. Der Tod ist den Armen eine süsse Ruhe und angenehmer Gast. – Wirth, II, 435.
[1228] 92. Der Tod ist der Armen Arzt.
93. Der Tod ist der beste Prediger. – Parömiakon, 1358.
94. Der Tod ist der letzte Arzt (die letzte Hülfe).
Schwed.: Döden er sidsta rätten. (Grubb, 172.)
95. Der Tod ist der Sünden Sold. – Röm. 6, 23; Schulze, 25.
»Tod ist der Sünde Sold! fing Sauss die Predigt an. Ein schlechter Sold, von dem nicht einer leben kann«. (Witzfunken, Vb, 169.) Asmus, der Wandsbecker Bote (M. Claudius), nannte den Tod einen Professor moralium (einen öffentlichen Lehrer der Sitten), wie Jean Paul die Lebensbeschreibung des Plutarch ein göttliches Vademecum, wie Balzac eine gestrichene Pension une pension d'heureuse memoire (d.i. eine Zahlung seligen Andenkens), wie Rabener die Schneider Leutefabrikanten, Menage den Hunger Daemonium meridianum (mittägliches Gespenst).
96. Der Tod ist der Sünden Sold, drumb müssen die meisten Soldaten sterben. – Wirth, I, 97, 433.
Holl.: De bezolding der zonde is de dood. (Harrebomée, I, 144a.)
97. Der Tod ist des Lebens Krone.
98. Der Tod ist des Lebens letzter Act.
»Ein Kapuziner bewies sehr eifrig die weise Einrichtung der göttlichen Vorsehung unter anderm auch daraus, dass der Tod an das Ende des menschlichen Lebens gesetzt sei.« (Witzfunken, VII, 190.)
Dän.: Naar alting er vendt, er døden ved end. (Prov. dan., 114.)
99. Der Tod ist die Thür zur ewigen Wohnung.
100. Der Tod ist ein Becher, den alle leeren müssen.
101. Der Tod ist ein bitter kraut. – Henisch, 402, 33.
Dän.: Døden haver en bitter forsmag, men sød eftersmag. (Prov. dan., 114.)
Holl.: De dood is een bitter kruid. (Harrebomée, I, 144a.)
Lat.: Ut corpus redimas, ferrum patiaris et ignem. (Philippi, II, 236.)
Schwed.: Döden är bitter at pågå. (Grubb, 170.) – Döden är en bitter ört, men en söt eftersmaak. (Grubb, 169.)
102. Der tod ist ein end aller not. – Gruter, I, 18; Simrock, 10349; Körte, 5995; Braun, I, 4534.
Dän.: Døden er god, endog veyen dertil er besværlig. (Prov. dan., 113.)
103. Der Tod ist ein Freund der Elenden.
Dän.: Da er døden best, naar en gammel lider armod, en fangen svaghed, en æret foragt, og en hver landflygtighed. (Prov. dan., 114.)
104. Der Tod ist ein gleicher Richter. – Braun, I, 4548.
105. Der Tod ist ein Schalck, machts allen gleich. – Henisch, 1645, 56.
106. Der Tod ist ein scharfer Bote. – Eiselein, 598.
107. Der Tod ist ein Schlaf frommen Christen, ein Schrecken der Reichen, den Armen eine sanfte Ruhe und lieber Gast, ein Verlangen der Betrübten, eine Scheidung der Freunde, eine ungewisse Reise. – Chaos, 592.
108. Der Tod ist ein Schrecken der Reichen, ein Scheideweg der Freunde, ein Verlangen der Armen und Betrübten, ein Dieb der Menschen und ein Anfang der Sterbenden. – Wirth, II, 446.
109. Der Tod ist eine Hochgezit, die uns de Welt ze jungist git. – Liedersaal.
110. Der Tod ist eine Nuss, die ein jeder schlucken muss.
111. Der Tod ist gewiss, doch ungewiss die Stunde.
Mhd.: Nichte ist gewisser todes schlund, nichte ungewisser seiner stund. (Ring.) (Zingerle, 148.)
Dän.: Døden er vis, mentimen uvis. – Intet vissere end døden, og intet uvissere end dødens tiid, sted og maade. (Prov. dan., 114.)
It.: Non v' è cosa più certa della morte e nulla più incerta dell' hora. (Pazzaglia, 233, 19.)
Lat.: Moriendum certe est, et id incertim, an eo ipso die. – Mors certa est, in certa dies, hora aguita nulli. (Seybold, 311 u. 312.) – Nemo tam dives habet faventes, erastrum ut sibi prollicere possit. (Seneca.) – Nestca mens hominum fati, portisque futurae. – Omnem crede diem tibi di laxisse supremum.
Schwed.: Döden är wiss, men stunden owiss. – Ingen har snöre på lijfstijden. (Gruub, 168 u. 290.)
113. Der Tod ist gut, der uns das Leben gibt.
114. Der Tod ist Halsherr, macht weder Freund noch Gevatterschaft.
Lat.: Omnibus atra horis stant tibi fata foris. (Chaos, 596.)
[1229] 115. Der Tod ist im Topfe. – 2 Kön. 4, 40.
Holl.: Het is de dood in de pot. (Bohn I, 320.)
Lat.: Mors est in olla. (Eiselein, 599.)
116. Der Tod ist kein Kinderspiel.
Die Finnen: Der Tod ist keine Kirchmesse und das Hinscheiden kein Spiel. (Bertram, 42.)
117. Der Tod ist kein Schalk, er macht's allen gleich.
118. Der Tod ist keines Menschen Freund.
»Fürm Todt eim jeden billig grawt.« (Froschm., RVII.)
119. Der Tod ist nicht böse, wenn er thut, was er thun soll.
Frz.: La mort mest pas mauvaise faisant ce qu'elle doit. (Kritzinger, 466b.)
120. Der Tod ist nicht fern.
Bei Tunnicius (726): De dôt en is nicht ver. (Omnibus impendet letum, mors usque minutur.)
121. Der Tod ist nicht wählig, er nimmt holdselig und goldselig. – Parömiakon, 1769.
Lat.: Fata manent omnes, metam properam us ad unam, omnia sub leges, mors vacat atra suas.
122. Der Tod ist nicht zu fürchten, denn es hat noch niemand erlebt, dass er gestorben ist. – Altmann V, 111.
123. Der Tod ist oft ein süsses Mahl.
Schwed.: Döden är ofta i sockrad mat. (Grubb, 170.)
124. Der Tod kan all böse Zeene ausschlagen. – Herberger, Hertzpostille, Ib, 105.
125. Der Tod klopft sobald an des Königs Hof als an einer Bauernhütte an.
Dän.: Døden agter pallads og hytte, scepter og spade, fløyel og vadmel, lige høyt. (Prov. dan., 113.)
126. Der Tod kommt als ein Dieb und scheidet Leid und Lieb'. – Simrock, 10372; Braun, I, 4540; Binder III, 3711.
Lat.: Nec mors humano subjacet arbitrio. (Cornelius.) (Binder II, 2015.)
127. Der Tod kommt auf keinem Dunenkissen angeritten. (Holst.)
Nicht immer sanft.
128. Der Tod kommt im Sprung und nimmt Alt und Jung.
Die Russen: Der Tod sieht Frühling für Winter an. (Altmann VI, 426.)
129. Der Tod kommt nicht als Fee, doch stillt er vieles Weh.
Engl.: Though death be poor, it ends a mortal woe.
130. Der Tod kommt nicht, wenn wir wollen.
»Man weiss wol, dass der Tod geschicht, sin Kunst weiss man aber nicht.« (Liedersaal.)
Lat.: Certius est quam mors, quam mors incertias nil est. (Binder, II, 480; Palingen, 8, 343.)
131. Der Tod kommt ölleweil no z' bald, wenn er kommt. (Ulm.)
Die Russen: Der Tod gibt Antwort ehe er gefragt wird. (Altmann VI, 416.)
Engl.: Death spares neither small nor great. (Gaal, 1532.)
Frz.: La mort frappe sans respét. (Kritzinger, 466b.)
132. Der Tod kommt stets zur ungelegenen Zeit.
Lat.: Dulce mori miseris, sed mors optata recedit: At cum tristis erit, praecipitata venit. (Cornelius.) (Philippi, I, 126.)
133. Der Tod kommt unangemeldet.
Lat.: Tu ne quaesiers (nefas) quem mihi, quem tibi finem Di dediunt. (Horaz.) (Philippi, II, 225.)
134. Der Tod kommt ungeladen. – Eiselein, 598; Simrock, 10369; Braun, I, 4533.
Mhd.: Tôt, dû bist et immer umbescheiden, als man seit. (Mai.) (Zingerle, 148.)
Frz.: A toute heure la mort est prête. – La morte vient, mais on ne sait l'heure. (Masson, 331.)
Holl.: De dood gaad meestentijds te gast daar ze ongenood den waard verrast. (Harrebomée, I, 144b.)
Lat.: Bona mors est homini, vitae quae extinguit mala (Philippi, I, 61.) – Mors optata recedit ateum tristis erit, praecipitate venit. (Binder II, 1891; Seybold, 313.) – Noctes atque dies patet atri janua Ditis. (Masson, 331.)
135. Der Tod kommt uns gleicherweise, sang der Cantor, als der Dieb gehängt war.
136. Der Tod lässet nicht mit sich marken, er nimmt den Schwachen wie den Starken.
Frz.: Le coup de la mort est inévitable. (Kritzinger, 179b.)
Lat.: Est commune mori, hors nulli parcit honore, debilis est fortis veniunt ad limine mortis. (Chaos, 587.)
[1230] 137. Der Tod lässt sich durch Bitten nicht abweisen.
Lat.: Mors non accipit excusationes. (Seybold, 312.)
Schwed.: Döden läter intet skrämma sig. (Grubb, 169; Törning, 110.)
Span.: La muerte es sorda. (Don Quixote.)
138. Der Tod lässt sich nicht mit Geld abfinden. (Wend. Lausitz.)
Dän.: Døden lader sig ei afvise. (Prov. dan., 113.)
Engl.: Death, when it comes, will have no denial.
Holl.: De dood neemt geen presentje aan. (Harrebomée, I, 144a.)
It.: Contra la morte non si può aver per danari privilegio, che vaglia. – La morte non ammette scusa. (Pazzaglia, 233, 13.)
Lat.: Mors non curat munera. (Seybold, 313.)
Schwed.: Döden taar inga mutor. (Grubb, 171.)
139. Der Tod lässt sich nicht weg schelten oder fluchen. – Henisch, 1160, 37; Petri, II, 110.
140. Der Tod lauert überall, er kommt zu Fest und Ball.
Lat.: Quam varia lethi genera mortalem trahunt. (Philippi, II, 321.)
141. Der Tod legt seine Axt auch an die stärksten Eichen.
142. Der Tod liebt nicht lange Vorreden. – Altmann VI, 391.
143. Der Tod macht all Ding vnwerd. – Petri, II, 110.
Lat.: Mors est ubique senibus injanuis, juvenibus in insidiis. (Seybold, 312.)
Lat.: Mors ultima linea rerum. (Horaz.) (Binder I, 1079; II, 1595; Fischer, 137, 139; Frob., 559; Gaal, 1534; Chaos, 601; Schonheim, M, 31; Philippi, I, 257.)
144. Der Tod macht alle Dinge gerade. – Eiselein, 598.
It.: La morte acconcia ogni cosa.
145. Der Tod macht alle Menschen gleich, inn allen Ständen, Arm vnd Reich. – Lehmann, 747, 18.
Engl.: Death and the grave make no distinction of persons. (Bohn II, 342.)
It.: La morte non la perdona a chicchessia. – La morte non risparmia nessuno.
146. Der Tod macht alle zufrieden. – Mayer, II, 219.
147. Der Tod macht allen Dingen den Garaus.
Lat.: Omnium rerum mors est extremum. (Philippi, I, 73.)
148. Der Tod macht alles gleich, er frisst Arm und Reich. – Eiselein, 597; Mayer, II, 136; Steiger, 62; Simrock, 10356; Wurzbach II, 353; Braun, I, 4532.
Engl.: Death makes no difference.
Lat.: Mixta senium et juvenum densantur funera. (Horaz.) (Binder I, 994; II, 1876; Eiselein, 597.) – Mors optata recedit. (Cornelius.) (Binder I, 1005; II, 1891; Philippi, I, 256.) – Mors sceptra ligonibus aequat. – Ultima nos omnes efficit hora pares. (Gaal, 1553.) – Vertitur in cineres totum quod splenduit ante finita est, scenaque clausa tacet. (Gaal, 1534.)
149. Der Tod macht Arm und Reich, Bettler und grosse Herren gleich. – Chaos, 256.
Lat.: Mors certe aquabit, quos pecunia separaverit. (Plinius.) (Seybold, 312.) – Mors nescit legem, tollit cum paupere regem. (Gaal, 1532.)
150. Der Tod macht Arm und Reich im Grabe gleich.
151. Der Tod macht ein Ende aller Noth. – Körte, 5995; Körte2, 7516; Agricola I, 516; Egenolff, 313.
Die Russen: Der Tod ist ein Mittel gegen alle Leiden. – Der Tod hilft uns aus mancher Verlegenheit. Aber auch: Der Tod ist nicht die letzte der Strafen. (Altmann VI, 399, 404 u. 405.)
Engl.: Death is the utmost boundary of our uves.
Frz.: Au bout le bout. (Gaal, 1465.) – La mort fait le souci mourir. – La mort nous guérit de tous nos maux. (Kritzinger, 363b.)
It.: La morte è fin d' una prigione oscura. – La morte è il fin di tutti mali. (Pazzaglia, 233, 24.) – Morte è del corso iunan ultima meta. – Morte non è gi à tormento, anzi è fine e ripose di pianto a catti vita.
Lat.: Malorum meta mors. (Gaal, 1535.)
Ung.: A' halál szekere minden bú bánatot et-visz. – Minden nyomerúságnak vége a' halál. (Gaal, 1535.)
152. Der Tod macht ein Ende an allen Dingen.
153. Der Tod macht gleich Arm und Reich.
Dän.: Døden agter alle liige, derfor frygte hannem alle. (Prov. dan, 114.)
Engl.: Death is the grand leveller. (Bohn II, 342.)
Lat.: Dispar vivendi ratio est, mors omnibus una. (Binder II, 806.)
154. Der Tod macht mit allem Feierabend. – Simrock, 10354; Gaal, 1524.
Die Russen: Der Tod ist Befehlshaber in allen Provinzen. (Altmann VI, 400.)
It.: Amor può tutto, pecunia vince tutto, il tempo consuma tutto, e la morte termina tutto. (Gaal, 1534.)
[1231] 155. Der Tod macht starre Köpfe weich.
Die Russen: Gegen den Tod ist auch der Gröbste kleinlaut. (Altmann VI, 403.)
156. Der Tod macht stille Leute.
Lat.: Magnifica verba mors prope admota excutit. (Philippi, I, 235.)
157. Der Tod macht uns im Grabe gleich, in der Ewigkeit ungleich. – Gaal, 1533; Simrock, 10359; Müller, 62, 3.
Engl.: We shall lie all alike in our graves. (Gaal, 1533.)
Lat.: Apud inferos est aequalitas. (Lehmann, 329; Binder II, 205.) – Aequa tellus pauperi recluditur, regumque pueris. (Gaal, 1533.)
Ung.: Halál a' kapásokat és a' nagy urakat mind eggy rákásra vágja. (Gaal, 1533.)
158. Der Tod mit wehe trennt manche ehe. – Henisch, 801, 59.
159. Der Tod muss eine Ausrede haben. – Mayer, II, 36.
160. Der Tod nimmt alle beim Krätsche. (Nordböhmen.)
161. Der Tod nimmt alle Menschenkind, fragt nicht, ob alt, ob jung, wess Stands und Ehr'n sie sind.
Holl.: De bleeke dood spaart klein noch groot. (Harrebomée, I, 144b.)
Lat.: Fata manent omnes, metam prosperamus ad unam; omnia sub leges mors vocat atra suas. (Binder I, 323; II, 1100.) – Omnia mors poscit. (Binder II, 2398.) – Omnes una manet nox et culcanda semel via lethi. (Philippi, II, 68.)
162. Der Tod nimmt allen Schein, er macht die Grossen klein.
163. Der Tod nimmt Alt und Jung.
Die Russen: Der Tod hat einen derben Rücken, er kann Alte und Junge tragen. (Altmann VI, 449.)
Engl.: Death devours lambs as wel as sheep. (Bohn II, 342.)
Slow.: Smert noti koso, ne te kire. (Haug.)
164. Der Tod nimmt erst den guten Mann und lässt den Teufel gahn.
It.: La morte fura prima i miglîore, e lascia star i rei.
165. Der Tod nimmt kein Geld, das ist das Schönst' auf der Welt; sonst müsst oft mancher arme Schlucker dem Reichen stehn vor der Lucker. (Amberg.)
166. Der Tod nimmt kein Leid an.
167. Der Tod nimmt nur die Lebenden.
Schwed.: Döden tar intet der intet är. (Grubb, 169.)
168. Der Tod nimpt den braven Mann und lesst den Schelm daneben stahn.
Lat.: Mors optima rapit, deterrima relinquit. (Binder I, 1006; II, 1892; Erasm., 469; Hauer, Mij2.)
169. Der Tod richtet recht, den Herren wie den Knecht. – Lehmann, 746, 1.
170. Der Tod scheidet alles. – Graf, 322, 265.
171. Der Tod scheidet die Ehe ohne langes Wehe.
Und auch so, dass bald wieder zu einer neuen Ehe geschritten werden kann. Ein ägyptisches Sprichwort sagt: Der Tod der Frau ist die Erneuerung der Hochzeit. (Burckhardt, 635.) Das Sprichwort bezieht sich auf die Sitte, sich unmittelbar nach dem Tode der einen Frau eine andere zu nehmen, was beim Witwer vierzehn und bei der Witwe vierzig Tage nach dem Tode des andern Theils geschehen kann, ohne dass sich beide einem Tadel aussetzen.
172. Der Tod scherzt nicht.
Schwed.: Döden skjämtar intet. (Grubb, 171.)
173. Der Tod schickt keinen Boten.
Engl.: Death mows down all.
Schwed.: Döden blås intet i horn. (Grubb, 169.)
174. Der Tod schiert alle über Einen Kamm.
Schwed.: Döden seer intet efter åren. (Grubb, 171.)
175. Der Tod schüttelt auch unzeitige Aepfel. – Parömiakon, 1834.
176. Der Tod siegt zu aller Zeit. – Rollenhagen.
177. Der Tod sieht uns aus allen Gliedern heraus.
178. Der Tod sitzt mir auf dem Kragen.
179. Der Tod steckt im Hafen.
180. Der Tod steht nicht stets vor der Thür des Krankenhauses. – Altmann VI, 432.
181. Der Tod steht vor der Thür.
182. Der Tod thut keinen Fehlgriff. – Petri, II, 834.
»Wen er haben will, den weiss er gewiss zu finden.«
[1232] 183. Der Tod trinkt lieber frischen Meth als alten Wein.
Uhland lässt den Tod sagen: »Nur im Frühling brech' ich Rosen.« »Wer mit dem Tode will gahn, was ficht den die Welt noch an!«
Lat.: Cum tumulum cernis, cur non mortalia spernis?
184. Der Tod überwindet den Arzt.
Engl.: Death de fies the doctor. (Bohn II, 233.)
185. Der Tod und das Kloster geben nichts zurück. – Graf, 593, 45; Braun, I, 4543.
Wenn man die Kirche und alle zu ihr gehörenden Anstalten die »todte Hand« heisst, so bezieht sich dies nicht auf das Annehmen, denn dafür hat die Kirche stets eine lebendige, rasch zugreifende Hand, sondern, wie hier, auf das Wiedergeben. Was sie erwirbt, wird dem öffentlichen Verkehr entzogen, und ist insofern todt.
186. Der Tod und die Herrschaft brechen Kauf und Miethe. – Graf, 237, 112.
»De dodt und de Herschop breken alle Köpe vnd Hueren.« (Normann, 139, 110.)
187. Der Tod und die Weiber haben gleichen Sinn, wer sie flieht, den suchen sie, und wer sie sucht, vor dem fliehen sie hin.
»Man hat die Weiber mit dem Tode verglichen. Sie verfolgen wie er, den, der sie flieht, und fliehen den, der sich nach ihnen heftig sehnt.« (Witzfunken, IIIa, 108.)
188. Der Tod vergisst keinen.
Die Araber sagen: Der Tod ist ein schwarzes Kamel, das vor jeder Thür niederkniet. (Schlechta, 95.)
Engl.: Death spares neither small nor great. (Masson, 152.)
Lat.: Certa dies lethi est cunctis. (Binder II, 3203; Palingen, 8, 333.) – Nos habebit humus. (Binder II, 2255.) – Stat sua cuique dise. (Virgil.) (Binder II, 3203; Philippi, II, 199; Kruse, 1069.) – Unius corrupta est alberius generatis. (Philippi, 233.)
189. Der Tod verschont der Ehren nit, zum Sterben müssen alle mit.
Lat.: Fugere licet mortem, sed non effugere. (Chaos, 588.)
190. Der Tod verschont niemand. – Eyering, III, 571.
Holl.: De dood viert niemand. (Harrebomée, I, 144a.)
191. Der Tod weicht nicht von der Hand, es sey zu Wasser oder Land. – Lehmann, 746, 5.
192. Der Tod will eine Ausrede haben. – Körte, 5999.
193. Der Tod will einen Anfang haben. – Körte, 5999.
194. Der Tod will nicht borgen, heut' oder morgen.
Lat.: Causam mors aliquam semper habere cupit. (Lindenberg, Moralia, 1227.) – Cum veni aut ultro, simulant se fata vocari. – Est commune mori, mors nulli parcit honori. (Gaal, 1532.) – Hominis tota vita nihil aliud, quam ad mortem iter est. – Irruit et quaerit mors accersita videri: Hac cruce nil homini durias esse potest. (Glandorp, 100, 235.) – Lerx nimis vita est crastina, vive hodie. – Longius aut propius mors sua quemque manet. – Mors quaerit occasionem. – Sed rigidum jus est, inevitabile mortis. (Sutor, 493.)
195. Der Tod würgt alle gleich, wie er sie findet, arm und reich. – Gaal, 1532.
196. Der Tod würgt Jung und Alt.
Frz.: La mort abat aussi la jeûnesse. (Kritzinger, 2.)
It.: La morte non conosce nè età, nè giorno. (Pazzaglia, 233, 12.)
Lat.: Mors omni aetati est communis. ( Philippi, 256.) – Omnes majores mors occupat atque minores. (Sutor, 488.)
197. Der Tod zahlt alle Schulden. – Simrock, 10357; Eiselein, 598; Hillebrand, 197, 281; Braun, I, 4536.
Vielleicht im uneigentlichen Sinne ausserhalb des Rechtsbodens und für den Gestorbenen, nur nicht für die Erben; denn die ⇒ Schulden (s.d.) sind die ersten Erben. In strafrechtlicher Hinsicht zahlt die Todesstrafe, die der Verbrecher leidet, alle Schuld; er sühnt durch sie das begangene Verbrechen. Es gibt daher neben der Todesstrafe keine Leibes-, insbesondere keine Vermögensstrafe mehr.
Lat.: Sunt aliquid manes, lethum non omnia finit. (Properz.)
198. Der Todt bringt vhrplötzlich den Menschen in wandel, wer gestern der Erden Herr war, der wird heut jhr vnterthan. – Lehmann, 747, 16.
Lat.: Improvisa lethi vis rapuit rapietque gentes. (Horaz.) (Philippi, I, 190.)
199. Der Todt hat kein Calender, weder alten noch neuwen. – Lehmann, 746, 3; Simrock, 10371; Braun, I, 4537.
»Im zunemmen nemmen wir ab, vnnd sterben gemächiglich alle Tag.«
200. Der Todt hilft auss aller noth. – Lehmann, 749, 40; Schottel, 1124a; Mayer, II, 136.
[1233] Dän.: Døden hielper af nøden. (Prov. dan., 113.)
Holl.: De dood is een goed ding, hij helpt ons uit allen nood. (Harrebomée, II, 144a.)
Lat.: Mors est echo vitae. (Chaos, 590.) – Mors meta malorum. (Seybold, 312.) – Mors miseriarum finis. (Philippi, II, 256.)
Schwed.: Döden hielper ur nöden. (Grubb, 172.)
201. Der todt ist der sünd obendrauff. – Franck, I, 52b.
202. Der todt ist des todts aussgang. – Franck, I, 148a; Lehmann, II, 67, 181.
Lat.: Nascem di vices altena morte rependis. (Claudius.) (Eiselein, 598.)
203. Der Todt ist dess Lebens Bottenbrot. – Petri II, 10; Lehmann, II, 67, 180; Eiselein, 598; Körte, 5996; Simrock, 10351.
204. Der Todt ist ein gleicher Richter (oder schidman), darumb förcht jhn jederman. – Lehmann, 746, 1; Simrock, 10358; Körte, 6000; Körte2, 7527.
Mhd.: Der tôd die leng vil sach richt slicht und mangen krumper syn. (Wolkenstein.) (Zingerle, 148.)
205. Der Todt ist ein Schlaff; wer schlafft ist nicht todt. – Lehmann, 749, 40; Werdea, Diij.
Dän.: Døden er en søvn, hvo som sover er ei død. (Prov. dan., 114.)
206. Der Todt ist ein vnuermeidlich noth. – Lehmann, II, 87, 183; Eyering, I, 561-568; Latendorf II, 7; Simrock, 10365.
It.: A tutti noi la morte e necessita.
207. Der Todt ist grewlich demjenigen, der jhn nicht kennt. – Lehmann, II, 67, 184.
Engl.: Death hath nothing terrible in it but whal life hath mado so. (Bohn II, 342.)
208. Der todt ist gut für den todt. – Franck, II, 11a.
209. Der Todt klopffet bei allen an, beim Keyser vnd beim Bettelmann. – Lehmann, 747, 18; Törning, 82.
»Mitten in aller Herrlichkeit packt er im Holbein'schen Todtentanz den Papst, als er, von seinen Cardinälen umgeben, den vor ihm knienden Kaiser krönt. Dem Kaiser, der auf seinem Throne sitzt, drückt er die schwere Krone in das Haupt. Dem König reicht er beim Freudenmahl die Schale. Galant bietet er der Kaiserin den Arm, um sie zum offenen Grabe zu führen. Im Narrenhabit, wie das damals bei Hofe angebracht war, ergreift er die Königin und schleudert den Kämmerer, der sie von ihm losmachen will, mit einem Fusstritt fort. Dem Grafen wirft er sein Wappenschild an den Kopf, der Braut legt er ein Halsband von Todtengebeinen um, aus der Hütte raubt er der Mutter das jüngste Kind.« (Vgl. H. Schwabe, Die Herrschaft des Menschen über den Tod, in Westermann's Monatsschrift, Nr. 137, S. 479.)
Frz.: Le plus riche n'emporte qu'un drap en mourant, comme le plus pauvre. (Gaal, 1533.)
It.: La morte non è più distante da i palazzi de prencipi, di quello sia da ì tuguri de poveri. (Pazzaglia, 233, 15.) – La morte non sparagne nè rè di Francia o di Spagua.
Lat.: Pallida mors aequo pulsat pede pauperem tabernas regumque turres. (Horaz.) (Philippi, II, 80; Gaal, 1533.) – Quis furor est, atram bellis accersere mortem, imminet et tacito clam venit illa pede. (Chaos, 524.)
210. Der todt muss (wil) ein vrsach haben. – Franck, I, 142a; Agricola I, 67; Gruter, I, 18; Petri, II, 110; Egenolff, 36a; Schottel, 1129a; Gaal, 1536; Bremser, 18; Bücking, 334; Simrock, 10370; Tendlau, 772; Braun, I, 4531; Körte, 5999; für Waldeck: Curtze, 435, 387; für Meiningen: Frommann, II, 410, 84; für Oldenburg: Frommann, VI, 429, 243; für Holstein: Schütze, I, 227; Eichwald, 325.
In Ostfriesland: Der Dôd will 'n Orsâk hebben. (Kern, 886.) Stirbt jemand eines plötzlichen Todes, so findet sich immer eine Ursache, die ihn herbeigeführt hat. Aber die Russen sagen: Wenn der Tod nach einem Grunde sucht, so findet er ihn. (Altmann VI, 462.)
Jüd.-deutsch: Der Malech-Hamuwes (Todesengel) hot tummit (immer, stets) an Ausred.
Dän.: Døden vil have en aarsog. (Prov. dan, 113.)
It.: La morte sempre trova qualche scusa. (Pazzaglia, 233, 17; Gaal, 1536.)
Poln.: Smierć zawsze jakiej przy czyny szuka. (Lompa, 31.)
Schwed.: Döden wil haa en ordsaak. (Grubb, 169.)
211. Der Todt nimbt dem Menschen nichts als den madensack, darin das Leben steckt. – Lehmann, 746, 9.
Lat.: Mors sola fatetur, quantula sint hominum corpuscula. (Juvenal.) (Philippi, I, 256.)
[1234] 212. Der todt nimbt weder gift noch gab, dass er vorm reichen vorüber trab. – Zinkgref, IV, 413; Parömiakon, 2247.
213. Der todt nimpt hin zu seiner zeit herren vnd knecht on vnderscheidt.
Lat.: Mors nescit legem, tollit cum paupere regem. (Loci comm., 128.)
214. Der todt nimpts alles hin, ein gleicher richter. – Franck, II, 165a.
Lat.: Omnia debentur morti. (Philippi, II, 69.)
215. Der todt scheidet alle krieg. – Gruter, I, 18; Petri, II, 110; Körte, 6002; Körte2, 7523; Simrock, 10353; Graf, 237, 110.
216. Der todt schonet niemands. – Agricola I, 527.
Die Russen: Der Tod nimmt, wenn es ihn beliebt, auch den Zar und die Zarin auf den Rücken. (Altmann VI, 457.) Und: Der Tod ist ein Riese, vor dem auch der Zar die Waffen strecken muss. (Altmann VI, 401.)
Lat.: Certo veniunt ordine Parcae. (Seneca.) (Binder I, 481.) – Invadit quos cumque status mors invida mundi, imperisque premit cuncta creata suo. – Mors rapit hinc omnes nullo discrimine, doctos atque rudes, plebem conspicuosque viros. (Buchler, Gnomol., 205.)
217. Der todt thut allem fleisch obligen, kein stercke mag jhm angesigen.
Lat.: Nullus tum fortis, cui parcant uincula mortis. (Loci comm., 120.)
218. Der todt verschont kein stand der welt, den armen er zum reichen gsellt.
Lat.: Omnes maiores mors occupat atque minores. (Loci comm., 129; Binder II, 2383; Neander, 297.)
Port.: Tanto morre o Papa, como o Sue não tem capa. (Bohn I, 293.)
219. Der todt vnd ein braut machen die armen gut. – Henisch, 487, 28; Petri, II, 119.
»Denn da gibt man almosen in den kasten für die armen.«
220. Der zeitlich Todt macht ein end an der Welt noth. – Lehmann, 748, 31.
221. Des einen Tod, des andern Brot. – Eiselein, 598; Simrock, 10360; Braun, I, 4539; für Waldeck: Curtze, 345, 386.
Dän.: Eens død, en andens brød. (Prov. dan., 112.)
Engl.: One man's meat is another man's raison. (Masson, 152.)
Frz.: Ce qui nuit à l'un, duit a lautre. – Les chirurgicus ne demandent que plais et bosses. (Masson, 152.)
Holl.: Des eenen dood is des anderen brood (leven). (Harrebomée, I, 144b.)
It.: Non e mai male per uno, che sia ben per un altro. (Masson, 152.)
Schwed.: Den enes död är den andres bröd. (Wensell, 13.)
222. Des Todes Ausgang ist den Gläubigen des Lebens Eingang.
223. Des Todes Pfad ist stets geebnet. – Simrock, 10367; Braun, I, 4545.
224. Des Todes Pfeile schiessen durch alle Mauern.
225. Des Todes Stunde ist verborgen.
226. Des Todes Stündlein recht ermessen, macht alle Wollust vergessen.
It.: Miglior diventarai s'alla morte pensarai. (Pazzaglia, 233, 18.)
227. Dess todes forcht vom hertzen treib, denn sie betrübet seel vnd leib.
Lat.: Non tibi sit curae mortis formido futurae. (Loci comm., 128.)
228. Dess Todts Regiment ist gleichheit halten vnd jedem mit gleicher elen messen. – Lehmann, 329, 61.
229. Diess ist allein todes leid vnd eines truncknen vnterscheid, dass man den truncknen athmen sieht, dasselbe mag der tode nicht.
Lat.: Hand differt multum, te inter, fatoque sepultum: flat tibi adhuc parce de cordis spiritus arve. (Loci comm., 55.)
230. Du kannst nach dem Tode nicht besser sein, als du im Leben geworden bist. – Simrock, 10386.
231. E de Dôd nich up der Hûke sit, êer werd nich êgan (oder: eschicket, ebâet). – Schambach, II, 112.
Ehe der Tod nicht auf der Gitterthür, der untern halben Thür (in Schlesien Gatter) sitzt, eher wird nicht (nach dem Arzt) gegangen, eher nicht gebetet.
[1235] 232. E mich de Dôd up der Tunge sit, êer werd nich schicket. – Schambach, II, 112.
In den untern Volksklassen ruft man in der Regel die Hülfe des Arztes erst an, wenn es zu spät ist.
233. Ein ehrlicher Tod ist unsterblich. – Chaos, 365.
234. Ein ehrlicher todt ist ewig Leben. – Franck, I, 74a; Gruter, I, 24; Henisch, 805, 15; Egenolff, 134a; Petri, II, 147.
Lat.: Satis est beatus, qui potest laetus mori.
235. Ein gemalter Tod, ein hinckender Bot, ein blinder Schütz seynd alle drey kein nütz. – Chaos, 288.
236. Ein kurzer Tod endet das längste Leben. – Altmann VI, 435.
237. Ein schöner Tod ehrt (krönt) das ganze Leben.
It.: Un bel morir tutta la vita honora. (Pazzaglia, 233, 23.)
Lat.: Satis est beatus, qui potest laetus mori.
238. Ein sel'ger Tod hilft aus aller Noth.
Lat.: Janua coelorum pia mors finisque malorum. (Seybold, 226; Binder II, 1584; Philippi, I, 184.)
239. Ein Tod des andern Brot.
240. Ein Tod gehört wider den andern. – Graf, 337, 606.
Wiedervergeltungsrecht (Jus talionis). (S. ⇒ Auge 12, ⇒ Fluss, ⇒ Glied 18, ⇒ Haupt 20, ⇒ Lähmung, Leib ⇒ 72 u. ⇒ 73, ⇒ Mann 1648 u.s.w.)
Mhd.: Wer den andern toedet an Recht, da gehoert ein Toedt wider den andern. (Ludwig, IV, 5, 5.)
241. Einen Daud kan men mant starwen. – Schambach, II, 121.
Um zu sagen, dass man in einer und derselben Sache nicht mehrfach in Anspruch genommen werden darf.
242. Einen Daud sin we schüllig. – Schambach, II, 122.
Früher oder später müssen wir alle sterben. Damit ermuntert sich der eine zu einer gefährlichen Unternehmung, damit tröstet sich der Krieger, der jeden Augenblick sein Leben aufs Spiel zu setzen hat.
243. Ên Dôd is man Gôd schuldig. (Süderdithmarschen.)
244. Ên sîn Dôd is 'n annern sîn Brot. (Altmark.) – Danneil, 275b.
245. Enes séínj Dît, des ândre se Brît. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 762.
246. Es frisst mancher den Tod an einem guten Bissen.
Lat.: Lethale mulsum. (Seybold, 277.)
247. Es gucket vns der Todt zu allen Gliedern herauss. – Henisch, 1650, 39.
248. Es hilfft für den todt kein gold noch gut, kein kunst noch gunst noch stoltzer muth. – Henisch, 1677, 15.
249. Es isst sich mancher den Tod an Honigkuchen und Zuckerbrot.
Dän.: Døden er ofte i sukkermad, drikkes af guld-skaal. (Prov. dan., 114.)
250. Es ist dem Tode gleich, ob König oder Bauer, ob arm oder reich.
251. Es ist ein gut ding vmb den todt, er hilfft vns aus aller not. – Agricola I, 516.
252. Es ist ein langsamer Tod, sich von Mücken todt stechen zu lassen.
Dän.: Det er en seen død at lade gjæs træde sig ihiel. (Prov. dan., 112.)
253. Es ist ein schöner Tod, der zum Leben führt.
Frz.: Bonne est la mort qui nous donne la vie. (Kritzinger, 467a.)
254. Es ist kein leichterer (sanfterer) Tod, als einem alten Mann ein junges Weib. – Fischart, Ehez.
255. Es ist kein schönerer Tod als für's Vaterland sterben.
Lat.: Dulce et decorum est, pro patria mori. (Faselius, 68.)
Poln.: S nieprzyjacielem umrzeć nie źal. – Smierć dla ojouzyony miła i chwailebna. (Čelakovsky, 236.)
256. Es ist nicht gut auff eines andern tode zu hoffen, denn es stirbt einer ia so bald als der ander. – Agricola I, 515; Petri, II, 24; Lehmann, II, 135, 45.
Lat.: Non sperandum in mortem alterius. – Nullius iniustis exspectes funera votis: Mors captatores ludere saepe solet. (Glandorp, 77, 139.)
257. Es ist nichts gewisser als der Tod und nichts ungewisser, als die Stunde.
Engl.: Nothing is more certain than death.
Frz.: Il n'est rien le plus certain que la mort, et rien plus incertain que son heure. (Kritzinger, 466b.)
Holl.: Niets is zekerder dan de dood, niets onzekerder dan het uur. (Harrebomée, I, 146a.)
[1236] 258. Es kan einer nicht zweyer Tode sterben. – Petri, II, 280.
259. Es kan niemand sagen, was der Todt ist, er sey denn drey Tag im grab gelegen. – Lehmann, 748, 33.
260. Es thut mir bass ein kurzer Tod, denn dass ich lange leide Noth.
261. Es weyss niemand, wie yhm sein tode bescheret ist. – Agricola I, 54; Lehmann, 145, 204; Eyering, II, 602; Simrock, 10368.
Lat.: Hora mortis incerta. (Mortis nemo suae novit tempus que modumque: cogitet hinc semper quisque salutis iter.) (Glandorp, 100, 232.) – Mors certa est incerta dies hora aguita nulli: providus extremam quam libet esse puta. (Buckler, Gnomol., 207.) – Mors est ubique. Incertum est, quando ac ubi mors certa manebit; illam igitur semper promptus ubique mane. (Lindenberg, Moralia, S. 1227.)
262. Fîr den Dîd äs niche Krokt gewuossen. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 536.
263. Fir 'n Tod is kuan Kraiddl g'morn. (Steiermark.) – Firmenich, II, 768, 105; für Rastede: Firmenich, III, 27, 68.
Für den Tod ist kein Kräutlein gewachsen.
264. Frisst der Tod de Kuh, so iss dos Kalb der Hunde. (Schles.) – Palm, 93, 19.
265. Für den Tod hilfft kein Kunst noch List (sobald die Zeit gekommen ist). – Petri, I, 40.
266. Für den Tod hilft kein Weinen.
Lat.: Nullus homo lachrymis unquam revocatur ab umbris. (Sutor, 489.)
267. Für den Tod kein Kraut gewachsen ist, süng de Aptheker, da mâkt' he Lûs'salw. (Hamburg.) – Hoefer, 23; Schlingmann, 30.
268. Fur den tode ist kein kraut gewachsen. – Agricola I, 200; Tappius, 208a; Gruter, I, 42; Egenolff, 113b u. 376b; Petri, I, 48; Schottel, 1132a; Latendorf II, 14; Eiselein, 598; Sailer, 90; Simrock, 10364; Körte, 6006; Braun, I, 45447; Lohrengel, I, 292; Dove, 433 u. 807; Frischbier2, 3777.
In Bedburg: Für de Dud ess ke Krock gewâssen. In Litauen: Es gibt Kraut für die Krankheiten, aber nicht für den Tod. – Für den Tod fand sich kein Kraut, aber für die Gesundheit. (Schleicher, 169.) D.h. es gibt kein Mittel, das Leben in diesen Verbindungsformen für immer zu erhalten, wol aber gibt es tausend Kräuter und Mittel gegen die vorzeitige Auflösung dieser Verbindung. Die meisten Menschen sterben früher als es nöthig gewesen wäre, wenn sie zur rechten Zeit das rechte Kraut gekannt und angewandt hätten. In einem Bezirk der Stadt Neuyork stirbt der neunzehnte Mensch, in einem andern erst der sechzigste. Vor Einrichtung einer guten Sanitätspolizei starb in London 1 von 20 Menschen, in Liverpool 1 von 28, in Philadelphia 1 von 30; nach Einrichtung derselben in London 1 von 45, in Liverpool 1 von 44, in Philadelphia 1 von 37. Ist dadurch die Sterblichkeit um 25 Procent vermindert, so wird an einem Orte, wo jährlich 100 Menschen sterben, 25 das Leben erhalten. In einer grossen Stadt, in der auf 28 Krankheitsfälle 1 Todesfall kommt, werden mit 1000 Todesfällen 28000 Krankheitsfälle verhütet. Eine gute Landesverwaltung ist ein vorzügliches Kraut gegen den Tod. In Preussen worden von 1000 Grubenarbeitern getödtet 1/9; in Belgien 2/8; in England (Staffordshire) 7/8. Ein ebenso gutes Kraut ist eine ordentliche Lebensweise. So sterben z.B. aus dem Lebensalter 28-40 Jahren Unmässige 10 Procent, mässig Lebende nur 1 Procent. (Vgl. Die Herrschaft des Menschen über den Tod von H. Schwabe in Westermann's Monatsschrift, 1868, Nr. 137, S. 471 fg.)
Mhd.: Den tôt enmag erwenden niht deheines mannes wîstuom. (Eraclius.) (Zingerle, 148.)
Dän.: Der er raad mod alt, uden mod døden. (Bohn I, 356.)
Engl.: There is no medicine against death. – There's a salve for every sore (all sores) but death. – There's no remedy for death.
Frz.: Contre la mort n'y a point d'appel (de médecine). – Il y a remède à tout fors à la mort. (Bohn I, 27; Gaal, 1529; Lendroy, 1297.) – On trouve remede à tout hors qu'à la mort. (Kritzinger, 466b.) – Saint Luc était saint et médecin et pourtant il est mort. (Masson, 331.)
Holl.: Voor de ziekte is soms baat (of: voor alle ding is nog eens beat); maar voor den dod is geen raad. – Voor den dood is geen kruid gewassen. (Harrebomée, I, 146a.)
It.: A tutto c'è rimedio fuorchè alla morte. – Contra la morte non si val muro, ne porte.
Lat.: Ah nimium celebris vulgi sententia vera est: tristia iura necis nulla medela fugat. (Buchler, Gnomol., 208.) – Contra vim mortis non est medicamen (herbula [1237] erescit) in hortis. (Binder I, 228; II, 575; Henisch, 1423, 65; Frob., 96; Faselius, 50; Seybold, 94; Philippi, I, 93; Wiegand, 797; Egeria, 38; Eiselein, 598.) – Mors equas pede pulsat. – Mors omnibus communis. – Nec Dii quidem a morte liberant. – Neque ulla est, aut magno aut parvo lethi fuga. – Non est in medico semper relevetur ut aeger, interdum docta plus valet arte malum. (Ovid.) (Frob., 483; Philippi, I, 53.) – Omnia mors poscit. – Omnia sub leges, mors vocat atra suas. – Omnes una manet nox et calcanda semel via lethi. – Per nullam sortem poteris depellere mortem. (Masson, 331; Gaal, 1532; Binder II, 2536; Gartner, 128.)
Poln.: Co się urodziło, úmrzeć mu. – Niepomogą zioła, gdy rozkaże wscadać goła. (Masson, 331.) – Na śmierć nie uroło ziele, choć go viele. (Lompa, 24.)
Schwed.: Döden är allom öden. (Grubb, 170.) – Ingen ört hjelper mot döden. (Marin, 57.)
Span.: A le muerto no ay cosa fuerte.
269. Für den todt wechst kein kraut im garten. – Franck, I, 144a; II, 119b.
»Baldt wirdt diess Leben angefangen, ist vber vns das vrtheil gangen vnd steckt vns stetes in der haut: für solche krankheit ist kein kraut.« (Waldis, III, 25.)
270. Für e Tod ist kei Chrut g'wachse, sust würd'ns die Aerzte für sich sdare. (Luzern.) – Schweiz, II, 243, 72.
Einem Gutsbesitzer, Namens Tod, hatte man in einer Nacht sein Krautfeld abgeräumt und an einer Stange einen Zettel mit der Inschrift befestigt: Für den Tod ist kein Kraut gewachsen. – Die Russen: Für Sterbende gibts keine Arznei. (Altmann, VI, 405.)
271. Fürchte nicht den Tod, er hilft aus aller Noth. – Gaal, 1535.
272. Het ich für den Tod ein Schwert, das wer viel tausend Gulden werth. – Petri, II, 378.
273. Hungriger Tod gibt den Aerzten das Brot.
274. Ich fürchte nicht den Tod, was auf ihn folgt, das macht mir noth.
Einer las: Ich fürchte nur den Tod, was auf ihn folgt macht mir nicht noth.
Lat.: Non timeo mortem, timeo, quae fata sequuntur. (Chaos, 590.)
275. Im Dôd simmer alle glîch. (S. ⇒ Odem 1.)
276. Im Tod fragt man nicht, wie lang einer gelebt hat. – Petri, II, 400.
277. Im Tode sind wir alle gleich. – Lohrengel, I, 386.
Der Volkswitz verneint es, indem er sagt: Der Adeliche wird zu seinen Vätern versammelt. Dem Arzt thun die Zähne nicht mehr wehe. Dem Apotheker ist kein Kraut gewachsen. Der Diener ist zum Herrn gegangen. Der Fährmann hat dem Charon das Fahrgeld entrichtet. Der Feinschmecker muss Erde kauen. Der Flucher hat das Zeitliche gesegnet. Der Flötist pfeift auf dem letzten Loche. Der Gelehrte gibt den Geist auf. Der Gottlose hat daran glauben müssen. Der Höfliche hat der Welt Lebewohl gesagt. Der Idealist wandelt im Lande der Vollendung. Der Jude sitzt in Abraham's Schos. Der Kaufmann hat seine Rechnung abgeschlossen. Das Kindlein ist unter die Engel aufgenommen. Der Krieger hat den letzten Kampf gekämpft. Dem Laternenanzünder hat der Tod das Licht ausgeblasen. Der Läufer hat seinen Lauf vollendet. Dem Musikanten geht der Athem aus. Der Müde hat sich zur Ruhe gelegt. Dem Neugierigen drückt der Tod die Augen zu. Dem Nachtwächter hat die letzte Stunde geschlagen. Der Schiffer ist in den Hafen eingelaufen. Der Schläfrige hat die Augen geschlossen. Der Schnitter hat ins Gras gebissen. Der Seemann ist abgesegelt. Der Todtengräber sinkt in die Grube. Der Trinker liegt in den letzten Zügen. Der Unglückliche haucht seinen letzten Seufzer aus. Dem Uhrmacher ist die Uhr abgelaufen. Dem Weber haben die Parzen den Lebensfaden abgeschnitten. Der Wanderer ist zur Heimat eingegangen. Die Waschfrau hat ausgerungen. (S. ⇒ Odem 1.)
278. Jeder frisst den Tod an der ersten Suppe. – Winckler, X, 98.
It.: Tal pensa essit sano che porta la morte in seno. (Pazzaglia, 233, 21.)
279. Krigst 'n Dôd in de Waden, säd' de Förster, dôr härr he in 'n Dûrnbusch schâten. – Hoefer, 281; Schlingmann, 438.
280. Lass dir den todt nicht grausam sein, weil er ist aller welt gemein.
Lat.: Ne metuas mortem, communem despice sortem; Communis sors est que cunctis debita mors est. (Loci comm., 128.)
281. 'M oima sin Taod ist 'm andera sein Braot. (Ertingen.) – Birlinger, 97.
282. Man darf dem Tode keinen Boten schicken.
Lat.: Mori volenti, deesse nunquam mors potest. (Philippi, I, 256.)
[1238] 283. Man frist den Todt so mehr an einem jungen Hünichen, als an einer Gluckhenne. – Petri, III, 8.
Engl.: One had as good be nibbled to death by ducks, or, peckied to death by a hen. (Bohn II, 157.)
284. Man geht dem Tode entgegen, flieht man ihn auch auf allen Wegen. – Gaal, 1532.
285. Man hat nicht einmal den Tod umsonst. (Böhmen.)
286. Man kan den Tod nicht scheusslich genug abmalen. – Acerra phil.
287. Man lobt im Tode manchen Mann, der Lob im Leben nie gewann. – Simrock, 10387.
288. Man muss dem nächsten Tode wehren. – Eiselein, 598.
Lat.: Praesuitibus rebus consulendum. (Eiselein, 598.)
289. Man muss den Tod weder wünschen noch fürchten.
Engl.: Men fear death as children to go in the dark. (Bohn II, 5.)
Lat.: Mortem optare malum at timere pejus. (Egeria, 137.)
290. Man muss überall auf den Tod gefasst sein.
Poln.: Wszędzie trzeba śmierci czekać. (Lompa, 33.)
291. Man soll keinen vor seinem Tode glücklich preisen. – Simrock, 10375.
Lat.: Ante obitum nemo supremaque funera felix. (Eiselein, 590.)
292. Mancher wil dem Todt entlauffen vnd falt allererst zu hauffen. – Phil. von Sittewald, I, 143.
293. Mit dem Tod ist böss beuten. – Petri, II, 474.
294. Mit dem Tode hat niemand Leiekauf getrunken.
295. Mit dem Tode hört nicht alles auf.
Lat.: Sunt aliquid manes, lethum non omnia finit. (Properz.) (Binder I, 1697; II, 3245.)
296. Mit dem Tode ist kein Pact zu schliessen. – Lohrengel, II, 516.
297. Mit dem Tode ist kein Scherz zu treiben.
Die Russen: Der Tod lässt sich nicht foppen. (Altmann VI, 506.)
298. Mit dem Tode wettet man dem Richter und büsst den Kläger. – Eisenhart, 505; Hillebrand, 195, 279; Graf, 323, 284.
Wette und Busse sind mittelalterliche Geldstrafen, von denen jene dem Richter, diese dem Verletzten gezahlt wurde. Das Sprichwort will sagen, dass diese Strafen keine vererblichen seien, obgleich nach dem sächsischen Landrecht (Sachsenspiegel, II, 31, 2) die Verbindlichkeit zum Schadenersatz nicht aufgehoben war.
299. Nach deinem Tode wird dein Gut einen andern Herr heissen. – Eiselein, 302.
300. Nach dem Tode Arznei, dann ist's vorbei.
Zum Todten kommt der Arzt zu spät.
Frz.: Après la mort le médecin.
It.: Dopo morte non val medicina. (Gaal, 258.)
301. Nach dem Tode braucht man kein Recept mehr.
In der untern Volksklasse ruft man in der Regel die Hülfe des Arztes erst an, wenn es zu spät ist.
302. Nach dem Tode fehlt es nicht an Greifnurzu's.
Bei Tunnicius (468): Na dem dode sint wol tastmentô. (Ignavis vultur solet expectare cadaver.)
303. Nach dem Tode gilt das Geld nicht mehr. – Simrock, 10357; Lohrengel, I, 530.
304. Nach dem Tode hört der Neid auf.
305. Nach dem Tode kommt die Busse zu spät.
Böhm.: Pozdĕ po smrti pokání činiti. (Čelakovsky, 27.)
Kroat.: Késno se je po smérti za grehe kajati. – Po smérti késno se je žaluvati. (Čelakovsky, 27.)
306. Nach dem Tode kommt die Liebe zu spät. – Lohrengel, I, 531.
307. Nach dem Tode kompt Lob. – Petri, II, 485.
Bei Tunnicius (1225): Na dem dode so kumt dat lof. (Post hominum cineres oritur clarissima fama.)
Dän.: Døden skiemter ikke. (Prov. dan., 113.)
308. Nach dem Tode rechten und borgen, macht Kummer und Sorgen. – Gutzkow, Hohenschwangau, II, 196.
309. Nach dem Tode weiss man, wer Zwingel vnd Bapst gewesen seyn. – Mathesy, 341b.
310. Nach seinem Tode widerlegt man den Löwen nicht.
311. Niemand ist des Todes gefreyt. – Eyering, III, 263.
312. Niemand kan dem Todt entlauffen. – Lehmann, II, 427, 96; Gaal, 1532; Simrock, 10362.
[1239] Frz.: La mort n'épargne personne, tout ce qui vit est sujet à la mort. (Kritzinger, 466b.)
Lat.: Dici beatus ante obitum nemo supremaque funera debit. – Longius aut proprius mors sua, quemque manet. – Non est leti fuga. (Ovid.) (Gaal, 1532.)
Ung.: A' halállal senki se ivott áldomást. – Senki sem szaladhat-el a halál elött. (Gaal, 1532.)
313. Niemand kan vor dem Tod beschliessen, sein pfeil thut durch alle mauren schiessen.
Lat.: Nemo uitare mortem ualet, aut superare: nam clau sis portis, intrat loca singula fortis. (Loci comm., 128; Sutor, 439.)
314. Niemand weiss, wo (wie) sein (was für ein) Tod ihm beschert ist.
Holl.: Niemand weet, waar hem de dood beschoren is (of: hoe na hem de dood is). (Harrebomée, I, 146a.)
315. Of'n frödige Tûd kömmt e lediger. (Henneberg.) – Frommann, II, 411, 135.
316. Sich zu Tode zapfen ist so schlimm als sich zu Tode trinken.
Holl.: Also qualic varen si diet tappen als diet drinken.
Lat.: Hic trahit, ille bibit simul ac uterque peribit. (Fallersleben, 88.)
317. Sobald der Todt ein thut verschlucken, so kehret die Lieb den Rucken. – Gruter, III, 82; Lehmann, II, 577, 82.
318. Sprich zum Tode: Wenn du mich fassen willst, so fang hinten an, so hastu Senff und Salsen zuvor. – Luther's Werke, VI, 247.
319. Tod hat kein Gebot.
320. Tod ist der Sünde Sold und Obendrauf.
321. Tod ist des Lebens Botenbrot. – Braun, I, 453.
322. Tod ist des Todes Ende (Ausgang). – Simrock, 10355; Körte, 5994; Körte2, 7575.
323. Tod ist gut vor den Tod.
324. Tod und Ehe sind nicht ohne Wehe.
Schott.: Death au' marriage mak term-day. (Bohn II, 234.)
325. Tod und Ehrabschneiden ein jeder Mensch muss leiden. – Körte, 6007; Simrock, 10385.
326. Tod und Kirche (Kloster) geben nichts mehr zurück. – Eiselein, 599; Simrock, 10382.
327. Tod und Leben sind auf einen Ton gestimmt. – Parömiakon, 1351.
328. Tod und Leben sind über einen Leisten geschlagen. – Parömiakon, 1352.
»Wie der Mensch lebt, so stirbt er.«
329. Tod und Schlaf sind Zwillingsbrüder. – Eiselein, 550.
330. Tod und Sprichwort lieben die Kürze.
Die Russen: Der Tod macht es kurz wie ein gutes Sprichwort. (Altmann VI, 391.)
331. Tod und Teufel nimmt kein Geld, das ist das Beste in der Welt, sonst müsste mancher arm' G'sell für ein' Reichen in die Höll'. – Haussprüche, 35.
332. Tod vnd Leben mügen nicht zusammen wohnen. – Petri, II, 547.
Bei Tunnicius (1346): De dôt unde leven en mogen nicht tosamen wonen. (Mors et vita domo nequeunt habitare sub una.)
333. Tod vnd Leben steht in der Zungen Gewalt. – Petri, II, 547.
334. Ueber des Todes Klingen muss ein jeder springen.
335. Um drei Tode soll man nicht klagen: eines fetten Schweins, eines Diebes und eines hochmüthigen Fürsten. – Morgenblatt, 1849, Nr. 187, S. 746.
336. Vber den Tod derer, denen das Gut jhr Gott ist, frewen sich drey: der teufel, dass er die Seel, die Würm, dass sie den Leib, vnd die Erben, dass sie das gut bekommen. – Zinkgref, IV, 16.
337. Vom Tode kann sich niemand loskaufen.
»Einen pfad müssen wir alle gehn, den vor dem todt mag niemand b'stehn.«
Böhm.: Hlavu mám na dluh, a smrti se nevykoupím. (Čelakovsky, 118.)
Lat.: Omnia peribunt, sic ibimus, ibitis, ibunt. (Loci comm., 179.)
338. Vom Tode reden ist etwas anders (oder: ist leichter) als sterben.
[1240] 339. Von Tod vnd Sterben reden, sind kein Tischmährlein. – Petri, III, 21.
340. Vor dem Tode gilt keine Ausrede.
Lat.: Mors non accipit excusationes. (Philippi, I, 256.)
341. Vor dem Tode ist niemand sicher. – Altmann VI, 401.
Frz.: Aussitôt meurent jeunes que vieuz. (Kritzinger, 389b.)
342. Vor dem Tode kann sich niemand verbergen.
Die Finnen: Der Tod fasst seine Opfer auch hinter einer Thür. (Bertram, 64.)
343. Vor dem Tode sind alle gleich.
Frz.: Personne n'est relevé devant la mort pour être mineur. (Kritzinger, 527b.)
344. Vor dem Tode und vor einem Orden ist niemand sicher.
345. Vor den Tod hilft weder Geschenk noch Bitte.
Lat.: Mors habet incomitos precihusque, minisque furores et saxo, et pelago, et tyride, saeva magis. (Chaos, 600.)
346. Vor den Tod hilft Weinen nicht.
347. Vor seinem Tode soll man niemand glücklich preisen. – Pred. Sal. 17, 30; Schulze, 150; Zehner, 30; Gaal, 1538; Tendlau, 755; Braun, I, 4538.
Dän.: Ingen kand sige sig lyksalig, før han kommer i sin grav. – Ingen kand siges lyksalig eller ulyksalig for sin død. – Priis ingen salig for sin ende. (Prov. dan., 404 u. 460.)
Engl.: No man kan be called happy before his death. (Gaal, 1539.)
Holl.: Niemand gelukkig vóór zijnen dood. (Bohn I, 335; Harrebomée, I, 246a.)
It.: Avanti la morte non lice chiamar alcun felice. (Gaal, 1538.) – Fino alla morte non si sa la sorte. (Bohn I, 99.) – Mentre l'uomo ha denti in bocca, non sà quello che gli tocca. (Gaal, 1538.) – Sin ch' ei vive a te non lice il chiamar alcun felice. (Pazzaglia, 118, 5.)
Lat.: Ante obitum nemo supremaque funera debet. (Binder I, 317; II, 758; Philippi, I, 117.) – Beatus dici ante obitum nemo supremaque funera debet. (Ovid.) (Philippi, I, 55.) – In fine videbitur cujus toni. (Schamelius, 149, 5.) – Nemo ante obitum felix. – Ultima semper expectanda dies homini est, dicique beatus. (Gaal, 1538.)
Schwed.: Prijsa ingen lycksalig för än han är död. – Rosa ingen för ändan. (Grub, 693.)
Span.: No me llames bien hadada, hasta que me veas enterrada. (Zeiller.)
348. Vor'n Dâd kein Krûd ewossen is. – Schambach, II, 359.
In Ostfriesland: Vör de Dôd is gên Krût wussen. (Kern, 896.)
349. Vör'n Dôd is kên Krût wussen, sä' de Dokter, as sick ên dat G'nick brâken harr. (Mecklenburg.) – Hoefer, 246; Schlingmann, 319.
350. Wann der Todt kompt, ists Kunst zu leben. – Lehmann, II, 827, 33.
351. Was fürchtet der den Tod, der im Leben nichts als Noth!
Lat.: Quod nequeas vitare fugis? mors omnibus instat nec formidando est, nec fugienda tibi. (Chaos, 895.)
352. Wem der Tod bestimmt ist, den erbeisst eine Laus.
Holl.: Als iemand veeg is, dan zou hem eene luis dood bijten. (Harrebomée, II, 40.)
353. Wem der Tod ist angeerbt, darf der sich wundern, dass er stirbt?
Holl.: Dien de dood is aangeërfd, is het wonder, dat hij sterft? (Harrebomée, I, 145a.)
354. Wen der Tod will mit sich führen, bei dem hilft kein Aderlassen und kein Klystieren.
355. Wen der Tod zur Reise ruft, der darf kein Gepäck mitnehmen.
Dän.: Tage samle, eye, du skal dog forlade det. (Prov. dan., 179.)
356. Wenn der Tod anklopft, ruft niemand: herein.
357. Wenn der Tod auf der Zunge sitzt, helfen Doctor und Apotheke nicht.
Lat.: Desperatis Hippocrates vetat adhibere medicinam. (Cicero.) (Binder I, 307; II, 747; Philippi, I, 116; Seybold, 120; Frob., 134.)
358. Wenn der Tod auf der Zunge sitzt, ist die Busse nicht schwer.
Poln.: Nieskoro do pokuty, gdy juź śmierć studzi krupy. (Lompa, 23.)
359. Wenn der Tod auf der Zunge sitzt, kommt die Arznei zu spät.
Frz.: Tart médecine est aprestée à maladie enracinée. (Leroux, I, 179.)
It.: Tardi la medicina è preparata, quando la malatia è radicata. (Pazzaglia, 217, 9.)
[1241] 360. Wenn der Tod das Kind hinrafft, so höret auf die Gevatterschaft.
Lat.: Est commune mori, mors nulli parcit honori.
361. Wenn der Tod die Apotheke verschliesst, ist's um Doctor und Apotheker geschehen. – Wirth, I, 509.
362. Wenn der Tod im Topfe ist, kommt er auch leicht in die Schüssel.
363. Wenn der Tod kommt, bringt er einen Wechsel ohne (auf) Nachsicht. – Winckler, III, 22.
364. Wenn der Tod kommt, gibts immer eine Ausrede.
365. Wenn der Tod kommt in den Stall, kommt er wol bald überall.
Holl.: Als de sterfte komt in den stal, gaat ze gemeenlijk overal. (Harrebomée, II, 298b.)
366. Wenn der Tod kommt in den Stall, so nimmt er sie all.
In Bezug auf Viehseuchen.
367. Wenn der Tod kommt, ist Feierabend.
Holl.: Als de dood komt, is 't al gedaan. (Harrebomée, I, 144a.)
368. Wenn der Tod kommt, ist's eine Kunst zu leben.
Die Russen: Wenn der Tod da, ist das Sterben vorüber. (Altmann VI, 402.)
Holl.: Het is eene kunst te leven, als de dood komt. (Harrebomée, I, 145a.)
369. Wenn der Tod ruft, kann man keinen Stellvertreter schicken.
Engl.: There's nodying by proxy.
370. Wenn der Tod ruft, nützt keine Ausrede.
Dän.: Den død er hver mands alfar-vey. – Det hielper ei at sige ney. (Prov. dan., 112.)
Engl.: Death when it comes, will have no denial. (Gaal, 1532.)
371. Wenn der Tod vor der Thür ist, fürchtet sich jeder.
Bei Tunnicius (1235): Malk vruchtet, als de dôt is vor der dör. (Quis non formidat, dum mors in limine pendet?)
372. Wenn der Tod will erben, schickt er einen Quacksalber werben.
373. Wenn der Todt die Herberg heist räumen, so gehets zum Himmel oder zur Hellen. – Lehmann, 747, 20.
374. Wenn sich der Tod meldet, flüchtet man zur Kirche.
Holl.: Die verveert is, loop in die kerc. (Tunn., 11b, 3.)
Lat.: Currat ad ecclesiam, metuit qui perdere vitam. (Fallersleben, 252.)
375. Wenn's an den Tod geht, lernt auch der Teufel beten. – Altmann VI, 484.
376. Wenn's dem Tode ein Ernst ist, hilft kein Pflaster.
In der Herzegowina drückt man denselben Gedanken durch das Sprichwort aus: Wenn der Tod kommt, rückt man den Termin nicht weg. (Hausfreund, XVI, 495, 84.)
Frz.: A longue corde tire qui d'autri mort d'esire. (Bohn I, 3.)
377. Wer an den Tod denkt, fängt an zu leben.
Engl.: He who often thinks on death, provides for the next life.
Holl.: Geen wijsheid was er doit zoo groot, als veel te denken aan den dood. (Harrebomée, II, 466a.)
It.: Chi ogni giorno crede di morire non potrà mai perire. – Chi pensa sempr' alla morte non fà peccato d'alcuna sorte. – Chi sovuente pensa alla morte fà opere di vita degne. (Pazzaglia, 233, 4-5.)
378. Wer an den Tod denkt, sündigt nicht.
It.: Di tutto quello, che vuoi fat, ò dire pensa prima ciò, che nè può segvire. (Pazzaglia, 278, 5.) – Per star fungi dal peccato pensa da chi devi esser giudicato. (Pazzaglia, 272, 7.)
379. Wer auf eines andern Tod wartet, zieht an einem langen Strick.
Dän.: Han skal have en stor slumpe i munden, der bier efter en andens død. (Prov. dan., 511.)
Holl.: Hij wacht lang, die naar eens anders dood wacht. (Bohn I, 327.)
It.: A lunga corda tira chi la morte altrui desira. (Bohn I, 70; Pazzaglia, 233, 1.) – Al mal mortale nè medican, nè medicina vale. – Chi l'altrui morte aspetta spesso s'ingauna. (Pazzaglia, 217, 1 u. 233, 3.)
Schwed.: Han måste läggia wäl i matsäcken som vil lefva en annan ut. (Grubb, 290.)
[1242] 380. Wer den Todt fürcht, der plagt sich selbst mit vnnützer furcht. – Lehmann, 746, 10.
»Denn er fürcht, was er vnd niemand meiden kan.«
381. Wer den Tod fürchtet, der verliert sein Leben. – Witzfunken, Ia, 186.
Das Wort findet sich bei Seume; und man kann hinzufügen: Wer das Leben erkannt, hat den Tod überwunden. (Blumenthal, 91.) »Wer den todt zu sehr förchten wil, der hat auff erd nicht freuden vil.« (Loci comm., 128.)
Engl.: Fearing dying pays death servile breath. – He who fears death, lives not.
Lat.: Mortis linque metus, si tu vis vivere laetus. (Sutor, 494.)
382. Wer den Tod fürchtet, kommt nicht nach Ehrenberg.
Böhm.: Kdo se smrti boji, o slavu nestojí. (Čelakovsky, 118.)
Poln.: Kto się śmierci boji, o sławę niestoji. (Čelakovsky, 118.)
383. Wer den Tod nicht fürchtet, der fürchtet nichts.
Böhm.: Kdo se smrti neboji, ten každemu dostojí. (Čelakovsky, 118.)
Dän.: Den frygter for intet som i frygter for døden. (Prov. dan., 205.)
Poln.: Kto się śmìerci niebojí, ten każdému dostoji. (Čelakovsky, 118.)
384. Wer den Tod nicht fürchtet, der hat den Sieg in der Tasche.
Böhm.: Kdo o strachu nevi, ten vitĕzi. (Čelakovsky, 118.)
385. Wer den Tod nicht fürchtet, trutzt ihm am ehrlichsten. – Winckler, XIII, 38.
386. Wer den Tod nicht kennt, muss sich den Schlaf ansehen. (Surinam.)
387. Wer den Tod nicht scheut, dess Zunge ist auch im Kerker frei.
Lat.: E vinculis sermocinantur. (Faselius, 72.)
388. Wer den Tod wünscht, ist arm, aber ärmer ist, wer ihn fürchtet. – Körte, 6001.
389. Wer den Tod wünscht, verlängert sein Leben.
Auch ein altes italienisches Sprichwort sagt: Morte desiderata, vita allungata. (Sion, 1873, Nr. 37, S. 366.)
390. Wer einem andern den Tod bringt, bereitet ihn sich selbst.
It.: Gli artifici dell' altrui morte persono per l'arte lon.
391. Wer gedenket an den Tod, dem macht die Erde nicht mehr Noth.
392. Wer mit dem Tode will gahn, was ficht den die Welt noch an!
393. Wer nach dem Tode gedenkt zu leben, der muss zeitig danach streben.
Lat.: Plus ultra. (Chaos, 1072.)
394. Wer nicht an den Tod gedenkt, an den gedenkt der Tod.
It.: Chi non pensa al morire, muore apponto quando non ci pensa. (Pazzaglia, 278, 4.)
395. Wer selber den Tod nicht achtet, dem gilt das Leben anderer nichts. – Altmann VI, 429.
Auch: Wer seinen Tod betreibt, der kann auch dir leicht nach dem Leben stehen. (Altmann VI, 449.)
396. Wer sich den Tod wünscht, ist verliebt. (Niederlausitz.)
397. Wer sich zu Tode arbeitet bei Hof, der wird nicht begraben auf dem Kirchhof. (S. ⇒ Herrendienst.)
398. Wer sich zu Tode arbeitet, wird unter dem Galgen begraben.
Ist wol nur Spott in Bezug auf die seltenen Fälle, dass sich Arbeiter zu sehr übernehmen. Sie bedürfen wol eher des Sporns zum Fleisse, als der Abschreckungsmittel. Eine andere Ansicht stellt Sprenger van Eyk (III, 8) auf, die mir jedoch nicht aus dem Geiste des Sprichworts hervorgegangen zu sein scheint.
399. Wer sich zu Tode fürcht, den begrabt man mit der Haut, das thut man einem Esel nit. – Eyering, III, 528.
400. Wer vom Tode lebt, der pfeift auch, wenn er schlafen sieht.
401. Wer vor dem Tode sich begibt des Seinen, der eilt in kurzer Frist zu langen Peinen. (S. Kind ⇒ 1309 u. ⇒ 1040 und ⇒ Uebergeben.) – Graf, 188.
402. Wer zum Tode verurtheilt wird, der ist in allen Stücken todt. – Graf, 340, 839.
Mhd.: Wer zu dem tode wirt geurteilt, der sal an allen dingen wesen tod. (Kl. Kaiserrecht, II, 16.)
[1243] 403. Wider den Tod hilfft kein Panzer. – Fischer, Psalter, 788, 2.
404. Wider den Tod ist bös streiten.
»Das ist wol eine grosse not, das kein gwalt hilfft für den todt.«
Holl.: Het is tegen den dood gevochten (geworsteld). (Harrebomée, I, 145b.)
Lat.: Omnia mors tollit, quam nulla potentia mollit. (Loci comm., 129.)
405. Wider den Tod ist kein Kraut gewachsen. – Franck, I, 144; Henisch, 1423, 64; Lehmann, II, 224, 25; Beyer, II, 276; Bücking, 54; Körte, 6006; Müller, 62, 2; Steiger, 227; Ramann, II, Pred., II, 498; Ramann, Unterr., V, 23; für Waldeck: Curtze, 344, 382; für Oldenburg: Firmenich, III, 27, 68.
Schon in den neuen angelsächsischen Sprüchen des Königs Aelfred (871-901) heisst es: »Allein unvermuthet erscheint der Tod und gegen ihn ist kein Kräutlein gewachsen.« (R. Wülcker, Ueber die nachgelassenen Sprüche Aelfred's in den Beiträgen zur Geschichte der deutschen Sprache und Literatur von H. Paul und W. Braune, Halle 1874, I, 255.)
Ung.: Halál ellen nincs fü a' patikában (nincs bátor sáncz). (Gaal, 1529.)
406. Wider den Tod kann man nicht appelliren.
Dän.: Han ladersig ikke kyse. – Hvo kand giøre forbud for døden? (Prov. dan., 175.)
407. Wider den Tod schützt kein Harnisch.
Die Russen: Mit Lanzen lässt sich der Tod nicht abwehren. (Altmann VI, 402.)
Holl.: Tegen den dood is geen schild, leef dan gelijk gij sterven wilt. (Harrebomée, I, 146a.)
408. Wider des Todes Kraft hilft keines Krautes Saft (kein Pflanzensaft). – Seybold, 89.
»Wider des Todes krafft grünet keines Krautes safft.« (Fischer, Psalter, 302, 4.) »Wider den todt ist nichts erdacht, ersterbet aller kräuter macht.« »Was hilfft die Sterck, was hilfft Weissheit? Der Tod siget zu aller Zeit.« (Froschm., AaaVIII.)
It.: Al mal mortale nè medicar, nè medicina vale. (Gaal, 1529.) – Ch' cruda morte. – Contro 'l tuo pontiglio non val arte nè consiglio. (Pazzaglia, 233, 20.)
Lat.: Contra uim mortis, non est medicamen in hortis. (Loci comm., 126.)
Span.: A todo hay maña, sine á la muerte. (Bohn I, 203.)
409. Wie der Tod, so das Begräbniss.
410. Wir haben uns alle dem Tode verschrieben.
Lat.: Debemur morti nos, nostraque. (Philippi, I, 111.)
411. Wir kommen dem Tode täglich näher.
Holl.: Klein et groot komen dagelijks nader aan den dood. (Harrebomée, I, 145b.)
412. Wir können nur einen Tod sterben. – Schulze, 202.
It.: A ogni cosa è rimedio, fuor ch'alla morte. (Gaal, 1529.) – Contro la morte non vi è cosa forte. (Pazzaglia, 203, 9.)
Lat.: Statutum est hominibus semel mori.
413. Wir sind all des Todes eigen. – Eyering, III, 571.
414. Wir sind nur einen Tod schuldig. – Hebr. 9, 7.
415. Wo der Tod erlangt seine Kraft, da hilft weder Kraut noch Saft.
416. Zwei Tode kann niemand sterben.
Böhm.: Dvakrát nikdo nežhyne, a jedné smrti nemine. – Dvou smrti nebude, a jedné minouti nelze. (Čelakovsky, 118.)
*417. A wär' gut nach'm Tude zu schicken. – Gomolcke, 243.
*418. Ach, du kriegst 'n Dot in de Woten (Waden). (Ukermark.)
Ausruf des Schreckens.
*419. An des Todes Seil kommen. – Eiselein, 599.
*420. Auf den Tod eines andern warten.
Wie z.B. Substituten und solche, die Altentheile u. dgl. zahlen müssen.
Dän.: En vente-død. (Prov. dan., 113.)
Holl.: Het is een dwaas, die zich betrouwt op eens andermans dood. – Het is niet goed, op eens anders dood te hopen, want de een sterft zoo ras als de ander. – Hij wacht lang, die naar eens anders dood wacht. (Harrebomée, I, 145b.)
*421. Bis an meinen Tod.
Lat.: Ad cineres usque meos. (Philippi, I, 7.)
*422. Das wird einen sanften Tod haben.
Die Sache wird wieder still einschlafen.
Holl.: Dat zal een' zachten dood hebben. (Harrebomée, I, 144a.)
*423. Dass er des jähen Todes stürbe! – Agricola II, 519.
*424. Dat öss, glîk den Dod to krige. (Ostpreuss.)
[1244] *425. De Dôd löppt äöwert Grafft. (Altmark.) – Danneil, 36; Eichwald, 322; Schütze, I, 226; Richey, 37.
*426. De Dod sitt em up'r Lippen. – Eichwald, 321.
*427. Dear hot au no a mol mot'm Taod uff a Johr ackedirt. – Birlinger, 1048.
D.h. er ist aus einer schweren Krankheit genesen.
*428. Dem Tod auf die Hatschen1 treten. (Niederösterreich.)
1) Hausschuhe, Pantoffeln. – Von jemand, der sehr schwer krank ist.
*429. Dem Tod in de Möte (ihm entgegen) wassen. (Oldenburg.) – Weserzeitung, 4057.
Von Kindern, die ungewöhnlich rasch wachsen und die Besorgniss eines frühen Todes erregen. (S. ⇒ Spill.)
*430. Dem Tode etwas aus dem Rachen reissen.
»Sie würden dem Tod aus dem Rachen gerissen.« (Gottfrid, 730a.)
*431. Dem Tode in die Augen sehen.
Holl.: Den dood onder de oogen zien. (Harrebomée, I, 144b.)
*432. Den Dod op de Leppen hebben. (Meurs.) – Firmenich, I, 405, 310.
In Ostfriesland: De Dôd sitt hum up de Lippen. (Kern, 501.) Man hält blasse Lippen für Vorboten des Todes.
Holl.: Den dood op de lippen hebben. (Harrebomée, I, 144b.)
*433. Den hat der Tod verzimmert. – Wurzbach II, 354.
*434. Den Tod am Leibe herumtragen.
Frz.: Mourir tout debout. (Kritzinger, 470b.)
*435. Den Tod austragen.
Der Gebrauch des Todaustragens rührt aus der heidnisch-germanischen Zeit her und bestand darin, dass man einen Strohmann, welcher den Winter vorstellte, am Sonntag Lätare, d.i. kurz vor Frühlingsanfang, im feierlichen Aufzuge ins Wasser trug oder auf freiem Felde verbrannte, auf dem Rückwege aber nach dem Orte ein Tannenbäumchen mitführte, zum Zeichen, dass nun der Frühling den Sieg gewonnen habe.
*436. Den Tod austreiben.
In Italien geschieht Aehnliches, der Donnerstag vor Mitfasten ist auf den lombardisch-venetianischen Dörfern zum Verbrennen von Strohfiguren bestimmt, die man le vecchie, die Alten, nennt und welche bald Hexen, bald heidnische Gottheiten vorstellen sollen, vielleicht aber auch wie anderwärts den Winter bedeuten. Hier und da geschieht das Verbrennen dieser Alten auch in den Carnevalstagen, im Friaul an Lätare, wo man in Venedig sonst die Alte entzwei zu sägen pflegte (siegàr la vecchia), indem man die Strohfigur zur Repräsentantin der Fastenzeit oder Leca machte. In Toscana heisst es sogar la monaca (die Nonne entzwei sägen). (Vgl. Gebräuche aus Oberitalien in Hausblätter von Hackländer, Stuttgart 1855, S. 140.) verweise ich auf einen gediegenen Vortrag von Drescher über den Sommer- oder Todsonntag (Lätare) in der Schles. Zeitung, 1867, S. 152.
*437. Den Tod für ein paar Pfennige wagen.
Böhm.: Za haléř vážím smrt', hlava jmĕní, a vše ostatni mrt'. (Čelakovsky, 118.)
*438. Den Tod im Busen tragen.
Holl.: Den dood in den boezen dragen. (Harrebomée, I, 144b.)
*439. Den Tod in den Beinen haben. (Holst.)
Geschwollene Beine haben.
*440. Den Tod mit nach Hause führen.
Das geschieht nach dem Volksglauben in Oberösterreich, wenn der Todte nicht mit dem Füssen voran aus dem Hause gebracht wird, in welchem Falle der Todte wiederkommt, umgeht (spukt). Der Todtenfuhrmann bekommt einen Wecken, damit der Tod nicht mit ihm nach Hause fahre. (Baumgarten.)
*441. Den Tod vor Augen sehen.
*442. Den Tod zum Nachbar schicken.
Lat.: Mors alios morde, mihi parce, precor, per amor. (Sutor, 499.)
*443. Der dhoit sech eme vth den oegen. (Westph.) – Tappius, 49a.
Lat.: In foribus ad esse. (Tappius, 49b.)
*444. Der hat sich den Tod selber geholt.
Holl.: Het heeft zich zelven den dood gekocht. (Harrebomée, I, 145b.)
*445. Der ist zum Tod in d' Kost gangen. – Birlinger, 1000.
*446. Der Tod geht (läuft) über's Grab. (S. ⇒ Engel 43.) – Körte, 6005c; Braun, I, 4550.
Von der Empfindung eines Schauers, der einen überläuft und dessen Ursache man nicht kennt.
Lat.: Fures clamorem (metuunt). (Philippi, I, 166.)
*447. Der Tod guckt ihm aus allen Gliedern heraus. – Schottel, 1124b.
[1245] *448. Der Tod hält (reiche) Ernte.
*449. Der Tod hat ihm das Licht ausgeblasen. – Lazarus, XVII, 119.
*450. Der Tod isst mit ihm. (Oberösterreich.) – Baumgarten.
Von Heisshungrigen, wie von solchen, die im Bette essen.
*451. Der Tod ist da sitzen geblieben.
Wenn in Oberösterreich der Stuhl, auf dem ein Gestorbener während seines Lebens gesessen hat, nicht auf einige Zeit umgestürzt wird, so bleibt nach dem Volksglauben der Tod darauf sitzen.
*452. Der Tod ist in den Töpfen.
Dän.: Der er døden ì gryden. (Prov. dan., 114.)
*453. Der Tod ist in diesem Hafen. – Eyering, II, 507.
Holl.: Het is de dood in den pot. (Harrebomée, I, 145a.)
*454. Der Tod ist jm vor der Thür. – Eyering, II, 470.
*455. Der Tod pocht an (hat angepocht). – Eiselein, 598.
*456. Der Tod siehet jhm zum Augen heraus. – Schottel, 1114b.
*457. Der Tod sitzt iem schon af'n G'nak. (Oberösterreich.) – Baumgarten.
Der Tod sitzt ihm auf dem Genick, d.h. steht ihm nahe bevor. Wird gesagt, wenn einem ein kalter Schauer überläuft.
Frz.: Avoir la mort dans son seîn. (Kritzinger, 466b.) – Avoir la mort entre les dens. (Kritzinger, 217a.) – Avoir la mort sur le bord des levres. (Kritzinger, 78b.) – Être à deux (à quatre) doigts de la mort. (Kritzinger, 243a.) – Être sur le grabat. (Kritzinger, 354b.)
*458. Der Tod sitzt ihm im Nacken. – Braun, I, 4544.
*459. Der Tod sitzt mir uf dem Kragen (Nacken). (S. ⇒ Fuss 235, ⇒ Leben 216 und ⇒ Tannenholz.)
*460. Der todt sass jm in den augen. – Tappius, 49a.
*461. Der todt sieht jhm zu den augen heraus. – Eyering, II, 211; Henisch, 1758, 49; Sailer, 298.
Dem von Noth oder Krankheit Ausgezehrten. In Oberösterreich hat man folgende Redensarten, um das Ableben von jemand als nahe bevorstehend zu bezeichnen: Der Tod schaut ihm bei den Augen heraus. Es ist mit ihm Mathies am letzten. Er hoats ganz kloan bananda. Der Tod sitzt ihm schon auf dem Zungenspitzl. Er ist auf der Crepirmühl, die wahrscheinlich den Gegensatz zu der Mühle bildet, auf der alte Weiber jung gemacht werden. (Vgl. Baumgarten, III, 98.)
Frz.: Il a une dent les dents. – L'ame sur le bord des lèvres.
Holl.: De dood ziet hem uit de oogen. (Harrebomée, I, 144a.)
Poln.: Choć nie widział kalworyi Gory, jednak mu kalwarya z oczu patrzy. (Lipińsky, 26.)
*462. Der todt sucht ihn. (S. ⇒ Fuss 235.) – Franck, II, 57a; Sailer, 380.
Um auszudrücken, dass es mit dem Leben eines Menschen zu Ende geht, sagt eine jüdisch-deutsche Redensart in Warschau: Mögst schon Widde sagen. D.h. kannst Widde oder richtiger Wìduj beten, das Gebet, welches der Sterbende hersagt.
*463. Der todt stund jm für der thüre. – Tappius, 49a.
*464. Dö beest am a Düus to haal'n föör di dir eg haal sterwe wal. (Nordmarsch.) – Haupt, VIII, 375, 19.
*465. Dod komm, hol' weg! (Dönhofstädt.)
*466. D'r Tod is m'r über's Groab g'loffen. (Steiermark.)
Wird gesagt, wenn einem ein Schauer überläuft.
*467. Du bist gut nach den Tûd schecke. (Henneberg.) – Für Steiermark: Firmenich, II, 768, 119.
»Die wären beyde gutt nochm Tude zu schicken.« (Keller, 170b.)
Holl.: Het is een goede bode om den dood te halen. (Harrebomée, I, 145b.)
*468. E hôt dem Dîd noch emôl e Brîtchen gegien. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, III, 326, 306.
Er hat sich mit dem Tode, der als Bote erscheint (Grimm. Myth., 740 fg.) durch ein Brötchen, dem üblichen Botenlohn, abgefunden, er ist ihm mit Mühe entronnen.
*469. Ein gemalter Tod.
In Luther's Tischreden geschieht eines vom Kaiser Maximilian I. gemilderten Todenurtheils Erwähnung. Wenn man den Uebelthäter zum Richtplatz bringt, soll ihm die Erde seines Schattens weggestochen und er selbst darauf Landes verwiesen werden; und das heisst: »ein gemalter Tod«. Also eine Scheinhinrichtung am Schatten vollzogen. (Rochholz, Deutscher Glaube und Brauch, S. 114.) (S. ⇒ Thun 254.)
[1246] *470. Einem den Tod auf den Hals jagen.
Holl.: Iemand den dood op het lijf jagen. (Harrebomée, I, 145b.)
*471. Einen zu tode ansehen. – Schottel, 1118b.
*472. Er hackelt den Tod. (Nassau.) – Kehrein, VII, 110.
*473. Er hat dem Tod an Bock Hoanlbirn verehrt. (Oberösterreich.)
So sagt man von denen, welche aus einer schweren Krankheit, die den Tod befürchten liess, genesen sind. Das Wort »Bock« bedeutet nach Baumgarten (III, 99) eine Zahl von vieren, oder auch ein Häufchen, Stösschen. Aus den Hoanlbirnen macht man eine sehr gerühmte Gattung Most. Rochholz (Deutscher Glaube und Brauch im Spiegel der heidnischen Vorzeit, I, 140) führt als volksthümliche Redensarten für Sterben folgende an: »In die Holzbirnen gehen«. Wenn die Spätbirnen mürbe und freiwillig abfallen, sagt er daselbst, so tritt auch für die Greise eine kritische Periode ein, die bereits im Renner des Hugo von Trimberg ihre sprichwörtliche Form gefunden habe: »Seht, als müssen wir von hinnen alle scheiden, nach der birne valle.«
*474. Er hat dem Tode ein Paar Schuhe gegeben. (Niederösterreich.)
Wenn jemand aus einer schweren Krankheit genesen ist.
*475. Er hat dem Tode einen Scheffelshafen gegeben.
Wie die Korngarbe allgemeines Erntesymbol ist, so ward Naturalleistung ursprünglich Form aller Abgaben und Steuern. Alterthümlich sagt man im Norden von einem, nach schwerer Krankheit wieder Genesenen: Er hat dem Tode einen Scheffel Hafer gegeben. (Vgl. Rochholz, Deutscher Glaube, I, 315.)
*476. Er hat dem Tode einen Strich durch die Rechnung gemacht.
Er ist einem sichtbaren Verderben entronnen.
Lat.: Ex ore lupi. (Viogenian.) (Philippi, I, 144.)
*477. Er hat den Tod an der Hand. – Körte, 6005b; Wurzbach II, 354; Braun, I, 4551.
Bezieht sich vielleicht auf den Todtentanz, ein im 13. Jahrhundert von Künstlern häufig benutztes Symbol.
*478. Er hat einen leichten Tod.
Jeder wünscht sich einen solchen, d.h. ein mit wenig Schmerzen und Widerwärtigkeiten begleitetes Erlöschen des Lebens. So sagen wir auch in Bezug auf einen gestorbenen Freund: Die Erde sei ihm leicht. Diese Redensart erinnert an eine verwandte arabische in Aegypten, welche lautet: Der Tod war nicht hinreichend für den Todten, das Grab musste ihn noch drücken, d.h. nicht allein mit dem Tode wurde er für seine Sünden bestraft, auch das Grab drückte ihn noch. Die Mohammedaner glauben nämlich, dass der Leichnam vom Grabe mehr oder weniger gedrückt werde, je nachdem die Sünden oder Verdienste des Verstorbenen grösser oder kleiner gewesen sind. (Burckhardt, 629.)
*479. Er ist am Tode gestorben, wie der Bär der sieben Schwaben. – Plauderstübchen, 1846, S. 364b.
*480. Er ist dem Tode näher als Schaffhausen dem Rhein. – Eyering, II, 337.
*481. Er ist dem Tode so nahe wie eine Laus auf dem Kamme.
Wer sich in augenscheinlicher Gefahr befindet.
*482. Er ist eines natürlichen Todes gestorben.
Man will damit sagen, es habe ihn kein Arzt umgebracht. Ein Reisender fragte in einer Dorfschenke den eben erkrankten Wirth, warum er keinen Arzt brauche. »Ei«, gestand der Kranke, »wir halten in unserm Dorfe nichts auf Aerzte und sterben alle gern eines natürlichen Todes.« (Witzfunken, Vb, 39.)
*483. Er ist (wäre) gut nach dem Tode zu schicken. – Simrock, 10389; Sailer, 300; Körte, 6005a; Braun, I, 4552; Tendlau, 187; für Nassau: Kehrein, VII, 110.
In Schwaben: Der äst guat nach em Tod schicke. Der Langsame und Träge.
Altfries.: Hi wear gud om eeder de Duad tö stjüüren. (Hansen, 3.)
Dän.: God at vise efter helsvet. – Leenere end noe ravn. (Prov. dan., 428.)
Frz.: Il est allé à la bonne eau. (Kritzinger, 253a.) – Il serait bon à aller querir la mort. (Kritzinger, 19b.)
*484. Er nähme sich zu Tode.
Lat.: Atticus vel moriens porrigit manum. (Philippi, I, 47.)
*485. Er sieht dem Tode ins Auge.
Holl.: Hij ziet den dood onder de oogen. (Harrebomée, I, 145b.)
*486. Er trägt den Tod Huckepack. (Ostpreuss.)
*487. Er will das um den Tod nicht lassen.
Holl.: Hij wil dat om den dood niet laten. (Harrebomée, I, 145b.)
Frz.: Il sent a sapin. (Masson, 332.)
Lat.: Alterum pedem in cymba Charontis habet; in peculis Proserpinae numeratur. (Masson, 332.)
[1247] *488. Er wird einen leichten Tod haben; er hat nur wenig Geist aufzugeben. – Witzfunken, VIIa, 113.
Scherzhaft von einem, der keinen Geist aufzugeben braucht, weil er keinen hat. »Hier schläft Herr Stax, er ging sehr ruhig aus dem Leben, denn wenig Geist nur hatt' er aufzugeben.«
*489. Es ist als ginge er nach seinem Tode.
Holl.: Het is, alsof hij naar zijn' dood gaat. (Harrebomée, I, 145a.)
*490. Es ist der Tod von Ypern.
Eine sehr abgemagerte, verfallene, wie ein Gerippe aussehende Person, Veranlassung zu der Redensart gab ein zur Erinnerung an die herrschende Pest in Ypern (Belgien) aufgestelltes Todtenbild.
Holl.: Het is de dood van Ypern. ( Harrebomée, II, 484b.)
*491. Es ist en gottlöbige Tod. – Sutermeister, 108.
*492. Es ist Tod im Topf.
*493. Et äs mät Dîd âfgegangen. (S. ⇒ Empfehlen, Löffel ⇒ 89 u. ⇒ 118 und ⇒ Odem 1.) (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 328, 286.
*494. Für den Tod fand sich kein Kraut, aber für die Gesundheit. (Lit.)
*495. He drigt den Dod in de Bên. – Schütze, I, 80.
Von einem, der geschwollene Beine hat.
*496. He hett den Dod en Schipp Haver geven. – Schütz, I, 226.
So sagt man auf der Insel Föhr, wenn jemand von einer schweren Krankheit genesen ist und sich gewissermassen mit dem Tode abgefunden hat.
*497. Herme dich nit zu todt.
Lat.: Cor ne adito. (Hauer, K2.)
*498. Hi as a Duus al iar ans störwen. (Nordmarsch.) – Haupt, VIII, 375, 5.
Er ist des Todes schon früher einmal gestorben.
*499. Hu, d'r Taud leift m'r ebersch Groaub. (Sprottau.) – Firmenich, II, 299, 37.
Wird gesagt, wenn jemand, ohne dass das Gespräch dazu Veranlassung gibt, plötzlich ein Schauern wie von Frost überläuft.
*500. I' will's no lieber z' Tod rühre, als no einist wintere. (Bern.) – Schweiz, II, 248, 2.
*501. Ich bin des blassen Todes.
Lat.: Nullus sum. (Philippi, II, 55.)
*502. Ich fürchte Tod und Teufel nicht.
Franz von Sickingen'g Wahlspruch.
*503. Ich wil dich ze tôde slân.
So heisst es in der Vrouwenzuht von Sibote (Erzählungen und Schwänke von Hans Lambel, Leipzig 1872, S. 319, 225).
*504. Man solt dich nach dem tod aussenden. – Eyering, II, 337.
*505. Mit dem Tode ringen.
Frz.: Être aux dernîers abbois. (Kritzinger, 2b.)
*506. Nach dem Tode zum Doctor schicken.
Engl.: After death the doctor. (Bohn II, 84.)
Frz.: Apres la mort le médecin. (Bohn I, 4.)
Lat.: Post bellum auxilium.
*507. Nach seinem Tode werden sich die Kammacher und Beindrechsler um seine Verlassenschaft reissen. – Chaos, 528.
Scherzweise von einem sehr hagern, blos aus Haut und Knochen bestehenden Menschen.
*508. Nach sim Tod fahrunt d' Chind uf d' Sach wie d' Rappei (Raben) uf die Bleger (Aas). (Wallis.) – Sutermeister, 67.
*509. Oeck hadd mi eher den Dod vergestellt. (Ostpreuss.)
Als dass dies geschehen sollte.
*510. Sich zu Tode grämen.
»Kommt gleich ein Unglück, so geh' ich drunter hin, denn man kann selbigem nicht allemal entfliehen, ich muss mich nur dabei nicht gar zu Tode grämen.« (Keller, 175a.)
*511. Sich zu Tode lachen. (S. ⇒ Lachen 141.) – Eiselein, 600.
Lat.: Emori risu, defluere risu. (Eiselein, 600.)
*512. Sich zu Tode studiren.
»Und su studirt ma sich och bald zu tude.« (Keller, 141a.)
*513. Sich zum Tode fertig machen.
Frz.: Graisser ses bottes. (Kritzinger, 80b.)
*514. Tod oder Sieg.
Lat.: Horae momento icta mors venit aut victoria laeta. (Horaz.) (Philippi, I, 182.)
*515. Tod und Teufel. – Wurzbach II, 353.
[1248] *516. Vor dem Tode floh er und dem Tode fiel er in die Hände. – Burckhardt, 491.
*517. Wenn d' z' Tod g'heitest. – Sutermeister, 26.
Ausdruck der Verwünschung. (S. ⇒ Roth 37.)
*518. Wer wird den Tod fürchten!
Es hat noch niemand erlebt, dass er gestorben ist.
*519. Zum Tode ist nur ein Schritt.
520. An den Tod denkt er nicht, aber einen Sarg von Nussholz will er haben. – Merx, 42.
521. Besser ein ruhiger Tod als ein Leben voll Sorg' und Noth.
522. Besser ereilt dich jäher Tod, als es läuft die Thräne einer Waise dir nach. (Montenegro.) – Unsere Zeit, XI, 770.
523. Bis zum Tod thut's Lernen Noth.
It.: Fino alla bara sempre se ne impara. (Giani, 831.)
524. De Dod kümmt ass 'n Dêw un schied 't Lîd und Lêw. – Schlingmann, 338.
525. Der Tod acht't keiner Bitte, er pocht an den Palast wie an die Hütte.
Lat.: Pallida mors aequo pulsat pede pauperum tabernas regumque turres. (Horaz.)
526. Der Tod fasst alle gleich, es sei arm oder reich.
Lat.: Quid interest, divem an inopem mori hominem? (Sailer, Sprüche, 18.)
527. Der Tod hat ihn vertrieben und sein Gut ist hier geblieben. – Pers. Rosenthal, 326.
528. Der Tod im wündschen ist nicht gut; und wer in fürcht, noch übler thut. – Spangenberg, 37.
Lat.: Mortem optare malum, timere peius.
529. Der Tod ist blind, sieht doch all an; er schiesst gewiss, trifft jedermann. – Keil, 54.
Spruch unter dem Bilde des Todes.
530. Der Tod ist doch gar zu was Schreckliches. – Struve, I, 28.
[1770] 531. Der Tod kommt nicht, wenn du willst; er kommt, wenn du nicht an ihn denkst. – Schuller, 52.
532. Der Tod lässt sich nicht erbarmen, weder der Reichen noch der Armen, er fragt nicht nach den Gelahrten, frisset weg Bischöff und Prelaten, Thumbherrn, Pfaffen und Chorales, Klosterjungfrawen und Scholares; kein Fürst so hoch ist gesessen, den er nicht hat aufgefressen. Wo ist der starke Held Samson? Wo ist der weise Salomon? Wo ist der schnelle Azahel? Oder die schnöde Isabel? Wo ist des Königs Davids Thron? Sein schöner Sohn der Absalon? Der Tod macht sie alle gleich, Scepter und Kron, Arm und Reich, fragt nicht nach Titel und Geschlecht; ihm gilt der Herr gleich wie der Knecht, er schonet keiner Lautenisten, auch Schreiber, Dichter, Symphonisten, die obersten Haupt- und Kriegesleut, Friedrich, Hans Hun und Bruder Veit, wie starck, wie böss, er sie alle frist, ihn keiner nie entlauffen ist; die kleinen kind, wie er sie find, frist er mit Haut und Haar geschwind. – Monatsblätter, V, 95, 3.
533. Der Tod versöhnt. – Ueber Land und Meer, 1876, Nr. 14, S. 284.
534. Doas îs a rîhrender Tud, sagte Hans, als er sah, wie die Meisterin einige Fliegen mit in die Suppe quirlte.
535. Jenseits des Todes gibt es kein Dorf. – Merx, 284.
536. Tod bricht Miethe.
537. Tod, du bist ein grober Flegel, dass du den Gelehrten nicht verschonst, sagte der Schulmeister, als er seinem Collegen die Leichenrede hielt.
538. Tod ist ein langer Schlaf, und Schlaf ein kurzer Tod. – Logau, Sinngedichte.
539. Tod und Trunkenheit sind nahe Nachbarn.
540. Vor dem Tod gibt's keine Schutzwache.
Vor den Uebeln, die den Menschen treffen, schützt weder Beruf noch Stand, weder Alter noch Stellung.
541. Vorm Tod ist niemand selig. – Frischbier, 4328.
542. Vorm Tode nicht bebt, wer schuldlos gelebt.
Lat.: Morte repentina noli gaudere malorum, felices obeunt, quorum sine crimine vita est. (Catull.) (Philippi, I, 257.)
543. Wenn der Tod das Lebenslicht auslöscht, so wird es offenbar, wer Talglicht und wer Wachslicht war.
544. Wer den Tod fürchtet, verachtet den Ruhm.
It.: Chi teme la morte, non stima la fama. (Giani, 1114.)
545. Wer den Tod nicht fürchtet, hat das Leben anderer in seinen Händen. – Harssdörffer, 643.
546. Wer den Tod wünscht, dem ist das Leben eine Last.
Lat.: Occidere est, vetare cupientem mori. (Seneca.) (Philippi, II, 60.)
547. Willkommen Tod, sagte die Ratte, als die Falle zufiel.
Engl.: Welcome death, quoth the rat, when the trap fell down. (Bohn II, 22.)
*548. Den tod am halse tragen. – Mathesius, Postilla, III, LIXa.
*549. Der hett für sein todt nit öpfelküechlin gessen. – Zimmerische Chronik.
Brockhaus-1837: Tod [2] · Tod [1] · Schwarze Tod
Brockhaus-1911: Schwarzer Tod · Tod · Tod [2] · Albharts Tod · Alpharts Tod · Bürgerlicher Tod
Herder-1854: Tod [2] · Tod [3] · Tod [1] · Bürgerlicher Tod · Schwarzer Tod
Meyers-1905: Tod und Leben · Tod [1] · Tod [2] · Tŏd · Alpharts Tod · Bürgerlicher Tod · Schwarzer Tod
Pierer-1857: Tod [1] · Tod [2] · Schwarzer Tod · Alpharts Tod · Bürgerlicher Tod
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