Asien

[854] Asien (hierzu zwei Karten: »Asien, Fluß- und Gebirgssysteme« und »Politische Übersicht«), der größte, höchste und nach seiner geschichtlichen Entwickelung älteste Erdteil. Der Name stammt von dem assyrischen »Aszu« = Aufgang (der Sonne), im Gegensatze zu Ereb (dem Dunkel oder Sonnenuntergang), wovon Europa (vgl. Erdteil). Übersicht des Inhalts:

Tabelle

Lage, Größe und Gestalt.

Die Ausdehnung des Festlandes beträgt vom Kap Tscheljuskin (77°34´ nördl. Br.) bis Kap Buru in Malakka (11/4° nördl. Br.) 8620 km, vom Kap Baba in Kleinasien (26°4´ östl. L.) bis zum Ostkap an der Beringstraße (169°44´ westl. L.) 9646 km. Der Flächeninhalt ist auf 44,179,400 qkm berechnet worden, wovon 41,499,700 qkm auf das Festland, 2,679,700 qkm auf die Inseln entfallen. Rund drei Viertel gehören der nördlichen gemäßigten Zone an, je ein Achtel der kalten und der heißen Zone.

Die Grenzen sind: im N. das Nördliche Eismeer; im O. der Große Ozean, der längs der Küste von A. die Namen Ochotskisches, Japanisches, Gelbes, Chinesisches Meer trägt; im S. der Indische Ozean als Bengalisches und Arabisches Meer; im W. das Rote Meer, die Landenge von Suez, das Mittelländische und Schwarze Meer, beide verbunden durch die Dardanellenstraße, das Marmarameer und den Bosporus, und innerhalb des Festlandes ferner etwa der Kaukasus, der Uralfluß und das Uralgebirge. Der Rumpf Asiens gleicht einem Trapez, dessen vier Ecken in die Landenge von Suez, den Golf von Tongking. das Karische Meer und den Anadyr-Busen (südlich vom Ostkap) fallen. Die Nordseite des Trapezes ist mit 4450 km die kürzeste, die Westseite mißt 4570, die Ostseite 6820, die Südseite 7550 km. An diesen Rumpf sind weit vorspringende Halbinseln angegliedert: im N. die Tschuktschenhalbinsel, im O. Kamtschatka und Korea, im S. Hinterindien mit dem langgestreckten Malakka, Vorderindien und Arabien, im W. Kleinasien, zusammen etwa ein Fünftel des Gesamtareals. Im Reichtum der Gliederung steht A. hinter Europa bedeutend zurück; in A. kommen auf eine Küstenmeile 105 QM. Kontinent, in Europa nur 37. Dagegen ist A. der inselreichste Erdteil, auch haben die Inseln (s. S. 856) meist eine auffallend selbständige Stellung zum Festlande. Die Glieder, Inseln und Halbinseln zusammengenommen, verhalten sich zum Rumpf des Kontinents wie 1:3.

Bodengestaltung.

Das Tiefland nimmt in A. etwa 17,340,000 qkm ein, d.h. nur etwa 37 Proz. der Gesamtfläche, während das Verhältnis in Nordamerika 45, in Südamerika 55, in Europa 68 Proz. beträgt. Nom Tief land fällt ein Fünftel auf Zentralasien, fast die Hälfte (8 Mill. qkm) auf Sibirien und nur etwas über 3 Mill. qkm auf die peripherischen Gebiete. China (1,1 Mill. qkm). die indogangetische Niederung Vorderindiens, Mesopotamien und das kleine Tiefland von Siam. All diese Niederungen ordnen sich im [854] Kreis um das zentrale Hochland. Der festen Besiedelung sind nicht alle günstig, wurden aber andernfalls die Schauplätze der gewaltigsten Völkerverschiebungen in sich und nach S. und W.

[Gebirge.] In Kettengebirgen und Hochplateaus besitzt A. den größten Komplex von Massenerhebung auf der Erde; über zwei Fünftel (etwa 18,72 Mill. qkm) des Erdteils entfallen auf diese Massenerhebung einschließlich der Stufenländer. Drei Hochgebirgssysteme: Himalaja, Kwenlun und Tiënschan, verknoten sich unter 75° östl. L., wo von NO. her noch die Ausläufer des Altaisystems, von W. der Hindukusch hinzutreten. Der Himalaja (s. überall die besondern Artikel), das höchste Gebirge der Erde, bildet die Grenze zwischen dem reichen Indien und dem öden Zentralasien; eine stattliche Zahl von Gipfeln erreicht über 8000 m (Gaurisankar 8840 m; die mittlere Paßhöhe 5340 m). Parallel dem westlichen Himalaja bildet der ebenso hohe Karakorum (Godwin Austen-Pik 8620; mittlere Paßhöhe 5610 m) die Grenze gegen Turkistan. Das von W. nach O. langgedehnte Kwenlun gebirge vollendet auf der Nordseite die Umgrenzung des Hochlandes Tibet in einem Mauerabfall, der nach O. an Höhe abnimmt. Während im Himalaja üppiger subtropischer Pflanzenwuchs bis 3000 m hinaufsteigt, ist Tibet Steinwüste oder Steppe. Die höchsten Ansiedelungen liegen im Himalaja bei 2700 m, in Tibet bei 3500 m (Kloster Hanle sogar 4606 m mit 2.3° mittlerer Jahrestemperatur), im Kwenlun bei 3600 m (Karakaschtal). Das Kwenlunsystem besteht aus vielen verschieden benannten Parallelketten, die das Hochland von Tibet fast in ganzer Breite durchsetzen, nach O. aber an Zahl und Breite zusammenschrumpfen, so daß nach China nur noch eine Kette (Tsinlingschan mit der östlichen Fortsetzung Funjuschan bis 113° östl. L.) quer hineinragt. Im südöstlichen Tibet entwickelt sich das meridionale Hinterindische Gebirgssystem, das in zahlreichen Hochketten von etwa 30° nördl. Br. nach der hinterindischen Halbinsel ausstrahlt. Das übrige China wird von dem diagonalen (SW.-NO.) Sinischen Gebirgssystem beherrscht, dessen Ketten im südlichen China in ein fast regelloses Hügelland aufgelöst sind, mit der Annäherung an den Tsinlingschan und die hinterindischen Ketten aber immer größere Höhen erreichen. Auch der Gebirgswall nördlich von Peking, auf der Grenze gegen die Mongolei, gehört zum Sinischen System. während Nordwestchina ein zerstücktes Tafelland darstellt. Bedeutsam ist die neuestens durch v. Richthofen nachgewiesene Verwerfungsstufe, die von der Mandschurei an ganz China etwa von NNO. nach SSW. in bogenförmigen Abschnitten durchzieht. ein östlich tieferes von einem westlich höhern Gebiet scheidend. Im N. des Kwenlun und der Nordgrenze Chinas erstreckt sich die von Wüste und Steppe erfüllte wellige Hochebene von Ostturkistan und der Mongolei, begrenzt im N. durch den Tiënschan und Altai, im O. durch das die Mandschurei durchziehende meridionale Chingangebirge (bis etwa 2000 m), dem sich ähnliche Ketten im W. (Jablonoigebirge), im O. (Bureja oder Kleiner Chingan) und als nördliche Fortsetzung längs der Küste bis zum Eismeer (Stanowoigebirge) angliedern und 1000–1800 m Kammhöhe erreichen.

An den sonderbar gestalteten Tiënschan (bis 6500 m) schließt sich, durch eine nur 20 km breite Einsenkung (im O. bei Luktschun 35–5010 unter dem Meer) die ihm parallele Irenchakette an, als südlicher Rand der im N. vom Altaisystem begrenzten Dsungarei. Die verschiedenen Ketten des Altai (Alatau, Tarbagatai etc.) mit 4800 m mittlerer Gipfelhöhe, ziehen sich nach O. teils in die Mongolei hinein, teils bilden sie deren Grenze gegen das sibirische Tiefland (östliche Fortsetzung als Sajanisches Gebirge).

Nach W. schließt sich dem Tiënschan das Alaisystem an, das im Transalai 7000 m (Pik Kauffmann) erreicht und den Nordrand des über 4000 m hohen Pamirplateaus bildet, das seinerseits im O. vom Saryk Kol (Mustagata 7864 m), im S. vom Karakorum und dessen westlicher Fortsetzung, dem Hindukusch, eingeschlossen wird. Das Hindukuschgebirge (Tiratschmir 7740 mim O.) führt nach Westasien hinüber, indem es das nördliche Afghanistan durchsetzt und mit seinen westlichen Fortsätzen den Nordrand des iranischen Hochlandes bildet.

Das Hochland von Westasien zerfällt in drei Teile: Iran, Armenien mit Kurdistan und Kleinasien. Iran wird im N. durch die gewaltige Gebirgsmauer des Elburz (Demawend 5900 m) gegen das Kaspische Meer begrenzt. Der Westrand steigt gegen die mesopotamische Ebene im Elwend zu 3353 m an und geht bei Ispahan in den Südrand des iranischen Hochlandes mit dem 5180 m hohen Kuhi Dena über. Den Ostrand bilden das Suleimangebirge (bis 3600 m). Ein schmaler Küstenstrich mit der einst dem Heer Alexanders d. Gr. verderblichen Wüste von Gedrosien trennt Iran vom Meer. In Ostiran (Chorasan) ragen die Bergzüge 300–500 m über die Täler empor; westwärts hat das Plateau 1300 m Höhe. Über den waldreichen Gebirgsrand von Lasistan steigt man zu den Plateauflächen Hocharméniens, das (Erzerum 1625 m) von mächtigen Bergmassen und Hochgipfeln überragt wird. Das große Becken des Wansees, umringt von den steilen Hochgebirgen des Sipan und Nemrûd Dagh, liegt 1430 m hoch. Der berühmteste Gipfel Armeniens ist der Große Ararat (5156 m). Die schroffen Gebirge Kurdistans, im S. des Murad, werden durch breite, fruchtbare Längstäler voneinander getrennt. Den westlichen Schluß des Hochlandes bildet das auf drei Seiten vom Meer umspülte Hochland von Kleinasien, an den Meeresküsten von Niederungen umsäumt, von denen breite Talflächen ins Hochland hineinziehen. Das vom armenischen Bergland hereinreichende Gebirge steigt bis 3400 m auf. Längs der Nordküste verläuft das bis 2500 m hohe Pontisch-Bithynische Gebirge mit dem Bithynischen Olymp bei Brussa (2530 m) und dem sagenreichen Ida. Im O. bildet der Antitaurus (3500 m) die Wasserscheide zwischen Euphrat und Kisil Irmak. Unter den Gebirgen an der Südküste erreicht der Lykische Taurus (3034 m) die größte Höhe; über die 900–1200 m hohen ausgedehnten Berg laude im W. ragt der Ala Dagh mit 2440 m. Die tiefsten Stellen sind die abflußlosen Salzsteppen um den großen Salzsee Tüs Tschöllü (770 m).

Die Richtung des Kaukasus, der als gewaltige Mauer 950 km lang vom Schwarzen zum Kaspischen Meer zieht und sich jenseits im niedern Kopetdagh fortsetzt, besitzt in seinen höchsten Teilen die geringste Breite und besten Pässe (Wladikawkasstraße), während er sich nach O. (Daghestan) verbreitert. Der südliche Kleine Kaukasus (3700 m) ist im Gegensatze zum nördlichen Großen Kaukasus (Elbrus 5630 m) durch Plateaubildungen ausgezeichnet.

Auf der Südseite von Kleinasien führen Pässe der Amanischen Kette (Kilikische Pforten des Altertums) nach Syrien, Palästina, Arabien. Das syrische Hochland (400–500 m) wird südlich Homs durch[855] das Längstal von Bakan (Kölesyrien) in den Libanon im W. (3067 m) und den Antilibanon im O. (Großer Hermon 2769 m) geschieden. Daran schließt sich südlich die merkwürdige Jordanspalte mit dem Tiberiassee (208 m unter dem Meer) und dem Toten Meer (394 m unter dem Meer), als Wadi el Araba fortsetzend, dann vom Busen von Akaba durch eine Bodenschwelle (250 m ü. M.) getrennt. Im W. dieser Spalte liegen die Plateaus von Galiläa (Tabor 561 m), Samaria (Garizim 868 m) und Judäa (800 m mittlerer Höhe). Die im S. anschließende Wüste Tih, bis zum Sinai (2602 m) ausgedehnt, steigt bis über 1400 m an. Die Plateaus von Palästina fallen nach W. in Stufen zur Küste (Karmel 468 m) zu den Ebenen von Sephela, Saron und Akka ab, nach O. steiler zum breiten Jordantal, auf dessen östlicher Seite das Bergland Hauran wieder bis 1839 m ansteigt, um sich dann in die arabisch-syrische Wüste zu verflachen.

Von den Gliedern des Festlandes wird das im Innern wenig bekannte Arabien von Plateauabstürzen umrandet, die im S. von Akaba Gipfel von 2750 m, die höchste Erhebung (Dschebel Akhdar 3018 m), in Oman haben. Die Vorderindische Halbinsel wird als Plateau durch die Windhya- und Satpurakette von der indogangetischen Niederung, durch die Ost- und Westghats (Nilgiri 2630 m) von den Küsten abgesetzt.

[Inseln.] Von den Inseln im S. und O. sind die Malediven und Lakkadiven niedere, in der Senkung begriffene Koralleninseln, alle übrigen fast durchaus gebirgig (Ceylon bis 2540 m). Der große ostasiatische Inselbogen von Sumatra über Java, die Kleinen Sunda-Inseln, Molukken, Celebes und Philippinen nach den Japanischen Inseln und weiter über die Kurilen ist eine großartige Reihe tätiger Vulkane mit z. T. hohen Gipfeln (auf Sumatra bis 3736, auf Java bis 3666, auf Bali bis 3200, auf Lombok bis 4200, auf Sumbawa bis 3090, auf Ostcelebes bis 2019, auf Nippon bis 3750, auf Iturup in den Kurilen bis 163 im). Auf Borneo, der größten Insel der Erde (bis 4175 m), sind nur kleine tätige Vulkane, auf Formosa (bis 3290 m) gar keine bekannt.

Flüsse und Seen.

Der mächtigen Entwickelung Asiens entspricht die Fülle und Größe seiner Gewässer. Unter den Strömen ragen in Sibirien drei hervor: Ob, Jenissei und Lena, allerdings weil ins Eismeer mündend, nur während des kurzen Sommers schiffbar und dann mit vielen kleinern Flüssen Hauptverkehrswege, z. T. mit Dampfern. Dem Großen Ozean strömt zu der Anadyr, im äußersten Nordosten, der Amur, dem Ussuri und Sungari aus der Mandschurei zufließen. Unter den zahlreichen Küstenflüssen zwischen Amur und Hwangho ist nur der im Unterlauf schiffbare Peiho von Wichtigkeit, der den Zugang zu Peking eröffnet. Hwangho (4100 km lang) und Jangtsekiang (etwa 5100 km lang), die gewaltigen chinesischen Zwillingsströme, entspringen im Kwenlun in Nachbarschaft und entfernen sich dann in entgegengesetzter Richtung, um sich im Mündungsgebiet wieder enge zu berühren.

Ins Südchinesische Meer mündet bei Kanton mit noch zwei andern Flüssen der Sikiang, in Tongking der Songkoi, an der breiten Südspitze von Hinterindien der aus Tibet kommende Mekhong, der trotz großer Wassermenge seiner Stromschnellen wegen wenig Wert für die Schiffahrt hat. Die wichtigsten Ströme Hinterindiens sind ferner der Menam in Siam, der Salwen, der, auch in Tibet entspringend, in den Busen von Pegu mündet, und der Irawadi in Birma.

Vom Himalaja fließen dem Indischen Ozean zu Brahmaputra, Ganges und Indus. Brahmaputra und Judus entspringen benachbart in Tibet und fassen, entgegengesetzt laufend (der Indus nach NW., der Tsangpo, der Quellfluß des Brahmaputra, nach SO.), fast die ganze Himalajakette mit dem nördlichen Ganges- und Dschamnagebiet zwischen sich. Der Indus empfängt links den Satledsch mit seinen Zuflüssen Tschenab, Dschelam und Ravi, rechts den Kabul und mündet nach 2916 km langem Lauf ins Arabische Meer. Der Brahmaputra verliert den Namen Tsangpo beim Austritt aus Tibet, heißt nun Dihong, in Assam Brahmaputra und strömt dem Bengalischen Meerbusen zu. Der zuflußreiche Ganges (2460 km lang) entspringt am Südabhang des Himalaja, etwas westlich die Dschamna; bei Allahabad vereinigt fließen sie Bengalen zu. Schon bei der Südbiegung des Flusses beginnt die Deltabildung, deren wichtigster Arm der Hugli ist. Zuletzt vereinigen sich Ganges und Brahmaputra und münden in zahllosen Kanälen in den Bengalischen Meerbusen. Im Südplateau Indiens fließen Narbada und Tapti nach W., alle andern größern Flusse (Mahanadi, Godaweri, Kistna, Kaweri) ostwärts.

In Westasien sind Euphrat und Tigris die einzigen bedeutenden Zuflüsse des Indischen Ozeans. Der Tigris entspringt aus zwei Armen, auf der Nordgrenze Kurdistans, bez. nordwestlich von Diarbekr. Der Euphrat entsteht auf den Hochebenen Armeniens. Von der Grenze der Syrischen Wüste an umschließen beide Ströme das obere Mesopotamien und münden vereinigt als Schatt el Arab in den Persischen Golf. Arabien hat keinen bedeutenden Fluß. – Von den abflußlosen Binnengebieten hat das größte Stromsystem Ostturkistan, wo der Tarim den Khotan, Jarkand und Kaschgarfluß aufnimmt und in den Lob-Nor mündet. Im westlichen Afghan. stan ist Seïstan Sammelbecken für den Hilmend, dessen Quellgebiet bis zum Hindukusch reicht, und den Harud, die beide dem großen Sumpf Hamun zuströmen. Im Sande verlaufen Herirud, am Ostrande der persischen Wüste, und Murghab im Turkmenenland. Überall werden diese Flüsse verwendet zur Bewässerung der Felder und Obstgärten. Ins Schwarze Meer münden Sakaria und Kisil Irmak (Halys), der am Nordende des Antitaurus entspringt und einen mächtigen, nach O. geöffneten Bogen bildet; weiter östlich Jeschil Irmak, Tschoruk, der Hauptfluß Lasistans. und vom Kaukasus kommend der sagenreiche Rion (Phasis) und der Kuban, dessen Quellen am Elbrus liegen. Das Marmarameer empfängt mehrere kleinere Zuflüsse, deren berühmtester, der Granikos, vom Ida kommt. Ins Ägäische Meer fallen Hermos (Gediz) mit dem goldreichen Paktolos und Mäander; auf der Südküste Gök-su, Seihan (Saros) und Djihan (Pyramus). Zum syrischen Küstenlande gehören Orontes (Nahr el Asi) und Litani, beide in Kölesyrien entspringend. Unter den Küstenflüssen Palästinas ist der längste der Kison. Östlich in einer tiefen Spalte fließt der Jordan, der, am Ostfuß des Großen Hermon entspringend, die Seen Merom und Tiberias durchfließt und in das Tote Meer mündet. Aus dem über 1600 m hohen Gebirgsland Hauran fließen die Bäche, meist in der Wüste versiegend oder in Seen endend, nach allen Richtungen.

[Seen.] Mit 438,688 qkm ist das Kaspische Meer der größte Binnensee der Erde. Seine Hauptzuflüsse[856] sind Emba (aus der Kirgisensteppe), Ural und Wolga (aus dem Innern Rußlands), Terek und Kur (aus dem Kaukasus), Atrek auf der persischen Grenze. Das Kaspische Meer liegt um 25,5 m tiefer als das Schwarze Meer. Der Lauf des Manytsch stellt eine natürliche, breite Wasserverbindung zwischen dem Kaspischen und dem Asowschen Meer dar und wurde noch im 17. Jahrh. befahren. Der Aralsee ist der zweitgrößte Binnensee Asiens mit 67,769 qkm; der Wasserspiegel liegt 76 m höher als der des Kaspischen Meeres. Er empfängt den Amu Darja und Sir Darja. Sein Wasser ist schwach salzig. Der Tschu bildet zuletzt den Samalkulsee, der Talas (Taras) den Karakulsee, der Sari Süden Telekulsee, alle im Stromgebiete des Sir Darja; der größte See Turkistans ist der Issyk-kul (1615 m ü. M.) zwischen Tiënschan und Alatau. In Armenien liegen die hoch gelegenen salzigen Binnenseen von Urmi (1330 m ü. M.), Goktscha und Wan (1666 m ü. M.); in Kleinasien der abflußlose Tüs Tschöllü (770 m) und viele kleinere, in Syrien der See Tiberias und das Tote Meer (394 m unter dem Mittelmeer). Zu Westsibirien gehört der bittersalzige Balchaschsee (18,432 qkm), dessen bedeutendster Zufluß der Ili ist; zu Ostsibirien der Baikalsee, der größte Süßwassersee der Alten Welt (34,180 qkm), der in 469 m Höhe zwischen steilen Felswänden mit Schneegipfeln liegend von der Angara durchflossen wird. Zahlreich sind in den Steppen kleine Salzseen. In Ostturkistan sammelt die Abflüsse des westlichen Kwenlun und Tiënschan der große Sumpf Lob-Nor; in Osttibet ist das geschlossene Becken des Kuku-Nor (3070 m ü. M.) von Hochgebirgen umringt. Im südlichen Tibet ist der größte Salzsee der Tengri-Nor (4630 m ü. M.).

Geologische Verhältnisse.

A. wird geologisch in zwei ungleich große Teile von verschiedenem Bau geschieden. Syrien, Arabien und Vorderindien sind Reste eines alten, seit Schluß der paläozoischen Zeit nicht mehr gefalteten Kontinents (Indo-Afrika), der einen großen Teil des heutigen Indischen Ozeans ausfüllte und fast das ganze Afrika umfaßte. Das ganze übrige A. wird mit dem nahe verwandten Europa zu Eurasia zusammengefaßt. Hier fanden bis in die Tertiärzeit hinein Faltungen (Schub meist gegen S.) statt, die besonders im S. und auf der Grenze gegen Indo-Afrika gewaltige Kettengebirge aufstauten und gleichzeitig zur Bildung der abflußlosen Gebiete im Innern Anlaß gaben, die in solcher Ausdehnung kein andrer Erdteil besitzt.

Als direkte Fortsetzung des Balkans und somit auch der Karpathen und Alpen werden die Gebirge der Krim und des Kaukasus betrachtet. Granite, Gneise, kristallinische Schiefer, oberkarbonische Fusulinenkalke, Jura (mit Flözen trefflicher Steinkohle), Kreide und Tertiär (besonders Nummulitenkalk), auch ungeheure Massen trachytischer und andesitischer Eruptivgesteine, die unter andern die beiden höchsten Gipfel, den Kasbek und den Elbrus, zusammensetzen, beteiligen sich an dem Aufbau. Die Faltung erfolgte im Pliocän.

Armenien, Kleinasien und das östlich anstoßende Gebiet entsprechen geologisch den Dinarischen Alpen, d.h. den Kettengebirgen, die von der Balkanhalbinsel über Griechenland östlich ausstrahlen, aus dem Ägäischen Meer nur als Inselreihen (Kreta, Cypern) aufragen und in Kleinasien wieder größere Höhen gewinnen. Sie bestehen aus vielfach gefalteten und ausgerichteten kristallinischen Schiefern, die ein jugendliches Alter (Kreide) besitzen sollen, und aus Hippuritenkalken und slyschähnlicheu Gesteinen der obern Kreide und des Eocäns sowie aus eocänen Nummulitenkalken und jungtertiären Süßwasserkalken und Meeresbildungen, dazu kommen große Massen jüngerer Eruptivgesteine. Im Taurus treten auch Granit (an der Nordseite des Plateaus des Ardschisch), Marmor, Tonschiefer und paläozoische Kalksteine (mit Eisenerzlagern und dem Bleiglanz vorkommen von Gitlek-Boghaz) auf. Ungeheure Vulkane, deren bedeutendster der Große Ararat (Andesit) ist. waren hier in der Tertiärzeit (der Ararat noch im 15. Jahrh.) tätig, woran noch jetzt häufige und starke Erdbeben erinnern. In der Mitte des armenischen Hochlandes biegen die nordöstlich streichenden Gebirge nach SO. um in die Ketten des persischen Hochlandes. Die nördlichste, der Elburz, hat etwa den gleichen Bau wie der Taurus; Paläozoikum, Jura (mit Kohlen), Kreide und Nummulitenkalk bilden das gefaltete Gebirge, das von dem noch nicht vollständig erloschenen Vulkan Demawend überragt wird. In Belutschistan und an der indischen Grenze ändert sich wiederum das Streichen der Ketten; sie biegen zuerst nach O., dann nach NO. bis N. um und vereinigen sich zu dem gewaltigen System des Hindukusch, an dessen Außenrand, schon im Pandschab, die verwickelt gebaute Salzkette (Salt Range) lagert, mit roten Sandsteinen und seit uralter Zeit abgebauten salzhaltigen Schichten, zu unterst (Paläozoikum), darüber Kohlenkalk, Perm, Trias, Jura, ältere Kreide und mächtiges Tertiär. Das mächtige Kettengebirge des Hindukusch (besonders kristallinische Gesteine) dringt nach NO. gegen die noch gewaltigern Ketten des Himalaja und Kwenlun vor, setzt sich aber nach der Begegnung mit diesen Gebirgen ohne Unterbrechung in die Ketten des Pamir fort und dann in den Tiënschan. Paläozoikum, mariner und pflanzenführender Jura, sehr fossilreiche obere Kreide (Rudistenkalke) und unteres Tertiär (Nummulitenkalk) sind hier die hauptsächlichsten Sedimentbildungen; daneben kommen Granit und Syenit und vielleicht vulkanische Gesteine vor.

Während die bis jetzt erwähnten Gebirge etwa das Alter der Alpen haben, fällt die Aufstauung des Himalaja und des Kwenlun, der höchsten Gebirge der Erde, die bis auf die nach S. geschobene Faltung den Alpen ähnlich gebaut sind, in eine viel spätere Zeit. Im Himalaja sind noch jungtertiäre Ablagerungen mit Resten von Elefanten, Mastodonten, Nashörnern, Hippopotamen und Rindern von der Faltung mitbetroffen. Außer den jungtertiären Süßwasserbildungen von bisweilen über 1000 m Mächtigkeit (Sivalikschichten), die den äußersten Saum des Gebirges gegen die indische Ebene einnehmen. beteiligen sich an dem Aufbau des Himalaja noch viele andre fossilreiche Schichten (vom Silur bis zum eocänen Nummulitenkalk, Triasablagerungen von alpinem Charakter und gewissen nordischen [russischen] Vorkommnissen ähnliche Jurabildungen), dann vor allem kristallinische Gesteine. aus denen gerade die höchsten Ketten und Gipfel bestehen. Auch im Kwenlun sind kristallinische Gesteine, Triaskalke, obere Kreide entwickelt.

Von den hinterindischen Gebirgen meridionaler Richtung ist die westlichste am Kap Negrais endende Kette innerhalb Birmas gut erforscht. Sie besteht aus Trias von alpinem Charakter, mächtigen, dem Flysch und Macigno der Alpen ähnlichen Sandsteinen und Schiefertonen mit massenhaften Serpentineinlagerungen, eigentümlichen kristallinischen Schiefern, denen Griechenlands und Kleinasiens ähnlich, und Nummulitenkalk. Die Ähnlichkeit des geologischen[857] Baues mit den Dinarischen Alpen ist auffallend. Das Gebirge setzt sich gleichbleibend über die Andamanen und Nikobaren, dann in den großen Ostasiatischen Inselbogen fort. Dieser zerfällt in mehrere einzelne Bogen, entsprechend den von ihnen eingeschlossenen Binnenmeeren (Senkungsfeldern): Süd- und Ostchinesisches, Japanisches, Ochotskisches Meer; die zugehörigen Inselbogen sind: Sundainseln mit Molukken und Philippinen, Riukiuinseln, Japanische Inseln, Kurilen mit Kamtschatka, sämtlich von Vulkanen besetzt, die zu den höchsten und tätigsten der Erde gehören (Ausbruch der Krakatau 1883). Die vulkanische Tätigkeit auf dem Inselgürtel ist durch das Vorwalten von Schlammströmen und Aschenregen gegenüber den Lavaergüssen ausgezeichnet. Geologisch am besten bekannt sind Java (alte Formationen durch mächtige Miocänablagerungen bedeckt) und die Japanischen Inseln, die in der Längsrichtung von einem schmalen Urgebirgsstreifen mit angelagerten gefalteten Sedimenten des Devon, Kohlenkalk, Jura, der Kreide und des Tertiär erfüllt sind. Die Vulkane Japans (31 erloschene, 19 tätige) sind in parallelen Ketten angeordnet. Die innern Kettengebirge Hinterindiens setzen sich durch Malakka nach Bangka und nach Borneo etc. fort. Sie bestehen vielfach aus alten kristallinischen Schiefern und Granit (darin die Zinnlager von Malakka und Bangka) und aus paläozoischen Sedimenten; die Niederungen zwischen den Ketten enthalten Tertiärablagerungen (berühmte Fundstelle für Säugetierknochen am Irawadi), die große Ähnlichkeit mit den pliocänen Süßwasserbildungen am Südfuß des Himalaja aufweisen und auch in Java und Japan auftreten.

Die geologischen Verhältnisse von China sind hauptsächlich durch v. Richthofen in ihren wesentlichen Zügen aufgeklärt worden. Der östliche Kwenlun (Tsinlingschan), der das Land quer durchsetzt, besteht aus zwei eng verschweißten Längszonen, von denen die nördliche höher ist und den Urgebirgskern enthält, während in der südlichen die paläozoischen Sedimente vorwalten. Im nordchinesischen Gebirgsrost überwiegt neben Urgestein die Sinische Formation (etwa = Kambrium). Das Plateau der Provinz Schansi ist aus den Schichten der Steinkohlenformation zusammengesetzt, die sich nach W. durch Schensi und Kansu fortsetzt. Das ganze nördliche China ist überschüttet mit einer mächtigen Decke von Löß, die das Tafelland einhüllt und hoch in die Gebirge hinaufsteigt. Auf die Erforschung der unvergleichlich großartigen Lößverbreitung in China gründete v. Richthofen seine berühmte Theorie von dessen Erzeugung durch den Wind (Staubstürme). Die Lößdecke erstreckt sich auch auf die Mandschurei, Mongolei und das nordöstliche Tibet. Das Hügelland des südlichen China ist geologisch noch sehr wenig erforscht; Urgestein tritt an der Küste und in einzelnen Zügen des Innern auf, bedeutende Verbreitung haben paläozoische (sinische) und mesozoische Sedimente, die besonders großartig im »Roten Becken« von Setschuan auftreten.

Über die Geologie des Amurlandes und Nordostsibiriens und zumal der Gebirge, welche die Plateaus Innerasiens vom sibirischen Tiefland trennen, haben erst die Arbeiten der russischen Geologen im Anschluß an den Bau der Transsibirischen Eisenbahn in neuester Zeit genauere Aufklärung geliefert. Im Amurland bis zum Baikalsee setzen kristallinische Schiefer in ungemein großer Ausdehnung sowie Ablagerungen der Steinkohlenformation mit Porphyr und Melaphyr die Gebirge und Plateaus zusammen. Verbreitet sind ferner pflanzenführender Jura an einzelnen Stellen, z. B. Nertschinsk, im Quellgebiete des Amur, am Mittellauf des Wilmflusses, auch mariner Jura und Kreide. Im Altai herrschen kristallinische Schiefer und Granit vor; auch sind Tonschiefer mit Einlagerungen von Quarzit, Hornstein und Sandstein sowie Kalksteine der Silur-, Devon- und Karbon formation recht verbreitet. Produktives Steinkohlen gebirge findet sich am Nordabhang; auch Eruptivgesteine, Porphyr und jüngere serpentinartige Gesteine werden erwähnt. Für die Goldgewinnung wichtig sind die diluvialen und alluvialen Schuttmassen am Fuß des Gebirges. Jüngere Eruptivgesteine treten als Decken an der untern Tunguska auf.

Die Tiefebene Sibiriens und Turkistans ist noch wenig durchforscht. An einzelnen Stellen ist die Steinkohlenformation (Kohlenkalk) nachgewiesen von der gleichen Entwickelung wie auf Nowaja Semlja und Spitzbergen. Versteinerungsführende untere Trias, reich an Ammoniten, kennt man von der Mündung des Olenek. Bis an die Ufer des Stillen Ozeans sind allenthalben, wo die sibirischen Ströme tief genug eingeschnitten sind, marine Schichten der sogen. Wolgastufe (oberer Jura und untere Kreide) bloßgelegt, durch zahlreiche Ammoniten und besonders durch die Muschelgattung Aucella charakterisiert. Auch sind im südlichen Teil des großen Flachlandes, in Turau, sehr versteinerungsreiche Schichten der obern Kreide, gleichfalls mariner Entstehung. aufgefunden, während obere Kreide im eigentlichen Sibirien wenig bekannt ist. Wahrscheinlich lag die große nordasiatische Niederung in der obern Jurazeit vollständig unter dem Meer, am Ende der Kreidezeit aber, als das Meer noch das ganze zentrale A. bedeckte, bereits zum größten Teile trocken. In der Diluvialzeit war die weite sibirische Tiefebene eine ähnliche Steppe, wie jetzt ein großer Teil des Innern des Kontinents vielfach von Flüssen durchschnitten, an deren Rändern ein reichlicher Baum- und Graswuchs den sie bevölkernden Säugetieren Nahrung lieferte. Der Steppenboden entstand durch Sandstürme. Es bildeten sich Moräste und Salzseen. wie sie noch jetzt in den ausgedehnten, an Salzausblühungen reichen abflußlosen Depressionsgebieten im westlichen und mittlern A. vorkommen (Kaspisee, Aralsee, Hamunsee im persischen Hochland, Balchaschsee, Lob-Nor etc. in der Wüste Gobi, Tengrisee etc. in Tibet). Aus den morastartigen Bildungen der Diluvialzeit bildete sich in der Eiszeit der Eisboden, ohne später wieder vollständig aufzutauen; er beherbergt in großer Zahl Skelette des Mammuts und andrer Steppentiere, zumal im N. an der Mün dung der Lena, die damals das nördliche Sibirien in großen Herden bevölkerten. Man schätzt die Zahl der Mammutindividuen, die in den letzten 200 Jahren durch Tauen des Bodens, oft noch lebendfrisch, mit Fleisch. Haut und Haaren, bloßgelegt oder durch die Gewässer ausgewaschen wurden, auf 20,000; etwa der dritte Teil des in den Handel gebrachten Elfenbeins stammt von deren Stoßzähnen. Daß das sibirische Flachland in der Diluvialzeit von Gletschern bedeckt gewesen sei, hat Nansen wenigstens für die Nordküste Asiens nachgewiesen. Auch in den gebirgigen Teilen zwischen Baikalsee und Ochotskischem Meer finden sich deutliche Spuren der Vereisung; sie fehlen aber dem Altai trotz seiner bedeutenden Höhe mangels genügender Niederschläge. Auch im Kaukasus, im Tiënschan, im Himalaja und im Ural sind Spuren einer bedeutenden alten Vergletscherung beobachtet worden.[858]

Die seit dem Schluß der paläozoischen Zeit nicht mehr gefalteten Gebiete von Vorderindien', Arabien und Syrien zeigen in ihrem Bau große Ähnlichkeit mit Afrika. Die vorderindische Halbinsel, südlich von den weiten Alluvialebenen des Indus und des Ganges, setzt sich, zumal in ihrem nördlichen, östlichen und südlichen Teil, aus Gneis, kristallinen Schiefern, Marmor zusammen; auch Granit und Syenit treten bedeutsam auf. In der Windhyakette liegen auf dem gefalteten Grundgebirge in ziemlich flacher Lagerung versteinerungsleere Sandsteine, Schiefer und Kalksteine, die wohl paläozoischen Alters sind. Dann folgen die Gondwanaschichten, pflanzen- und reptilienführende Sandsteine (zuweilen mit abbauwürdigen Kohlenflözen). ausschließlich Binnenablagerungen von der Mitte der Steinkohlenformation bis Ende der Trias. An ihrer Basis liegen die Talchirschichten, karbone Tone und feinkörnige Sandsteine mit eingestreuten größern Blöcken und Geschieben fremdartiger Gesteine, anscheinend unter der Mitwirkung von Eis gebildet, entsprechend den Ecca-Konglomeraten Südafrikas. Die ältern Ablagerungen der Gondwanastufe liegen vorzugsweise in Versenkungen der ältern Formationen, während die obern Gondwanaschichten sich ziemlich gleichmäßig bis in die Mitte des Landes erstrecken. Jüngere Meeresablagerungen finden sich nur an den flachen Küstensäumen. Man kennt im NW. an der Indusmündung Jurabildungen in auffallender Übereinstimmung mit denen Europas, ferner versteinerungsreiche Kreidegesteine bei Ponditscherri und Madras, nahe verwandt mit den Vorkommnissen in Südafrika, in Japan, im Amurgebiet und an der Westküste von Nordamerika. – Wie der Granit dem Süden Dekhans seinen Charakter ausdrückt, so der Basalt im N., wo er in beispielloser Ausdehnung auftritt. Von Malwa bis zur obern Kistna, von Madras bis zum Lande des Nizam deckt er alles Land mit seinen Tuffen und Mandelsteinen und bildet das große Plateau Norddekhans. Von noch jüngern Bildungen besitzt in Dekhan eine weite Verbreitung der die Ostgehänge der Westghats und fast alle Ebenen Dekhans bedeckende überaus fruchtbare Regur (»schwarze Erde«). – Ceylon ist ganz aus Granit, Gneis und kristallinischen Schiefern aufgebaut.

In den bekannten Teilen Arabiens besitzen die kristallinischen Schiefer eine weite Verbreitung. Am Meerbusen von Akabah lagern Gneis und Glimmerschiefer an ausgedehnten Granitmassiven; auch die Gebirge südwärts durch Hidschaz bis Jemen, in Omân und hinter den flachen Küsten des Persischen Golfes zeigen denselben Bau; nur wird im O. das Grundgebirge von Nummulitenkalk, an der Südküste auch noch von der Kreideformation überlagert. Spuren vulkanischer Tätigkeit, die an den Küsten des Roten Meeres bis in die neueste Zeit (1834) fortgedauert hat, finden sich namentlich in der Gegend von Medina und Aden; die Stadt Aden selbst liegt im mächtigen Krater eines alten Vulkans. Am Südende der Sinaihalbinsel türmen sich großkörniger Granit und Syenit zu Hochgipfeln auf und setzen sich jenseit der Bucht von Akabah nach O. bis in die Nähe des Toten Meeres fort, begleitet von Urgebirge, auch von rotem Porphyr und Diorit. Darauf liegt der braune (nubische) Sandstein, in seinem obern Teil von cenomanem Alter, nach unten vielleicht bis zum Karbon reichend. Auch dieser Sandstein erlangt namentlich an der Ostseite des Toten Meeres eine große Ausdehnung und scheint in den roten Sandstein des Libanon überzugehen. Auch Kreide- und Nummulitenkalke finden sich über dem nubischen Sandstein, auf der Sinaihalbinsel nach Palästina hinüber, weiterhin in den Bergen von Jadäa bis zum Berge Karmel. Jenseit der Senke von Jesreel, mit vulkanischen Gesteinen, setzen sich die Kreidekalke mit schollenförmig ausgelagerten Nummulitenkalken bis in den Libanon fort. Hier treten auch grünliche flyschartige Gesteine und buntfarbige Sandsteine mit mächtigen Kohlenlagern auf; in dunkeln Mergeln bei Schach el Alma, nördlich von Beirut, ist die berühmte, wohl eocäne Lagerstätte der fossilen Fische des Libanon. Im Antilibanon ist alles Kreide. Kreide und Nummulitenkalke hat man auch bis in die östliche Syrische Wüste verfolgt, sie herrschen auf der Ostseite des Jordans, dessen Tal in seinem südlichen Teil einer großen, noch jugendlichen Grabenversenkung entspricht. Weiter nach O. hin werden die Sedimente von vulkanischen, wesentlich basaltischen Massen bedeckt; diese reichen nördlich bis Aleppo, westlich bis in den Libanon; im größten Maßstab tritt Basalt in Mittelsyrien auf, wo er die mächtige Gebirgsmasse El Hauran zusammensetzt und ausgedehnte Distrikte in der Ledscha und nordöstlich vom Tiberiassee bedeckt. Häufig sind Erdbeben und heiße Quellen, deren berühmteste die von Tiberias, Gadara und Kallirrhoe sind. Die Syrische Wüste bis zum Euphrat hin wird von einem flachgelagerten Sandstein eingenommen.

Nutzbare Mineralien.

Asiens Schätze an edeln Metallen und Steinen waren schon im Altertum berühmt. Gold wurde namentlich in den vom Hindukusch sich abzweigenden Gebirgszügen am Nordrand von Chorasan (Baktrien) sowie in den südsibirischen Gebirgen, im Kaukasus und am Phasis (Sage vom Goldenen Vlies) gewonnen; aus dem Sande der Flüsse Paktolos und Mäander wurde Gold gewaschen. Auch der Bergbau auf Silber ist schon alt. Am berühmtesten war dafür der westliche Kaukasus. Auch der Gebrauch der Edelsteine reicht weit über die persischen Zeiten hinaus. Jetzt wird Gold vielfach in den Alluvionen des obern Indus, am Südwestabhang der Nilgiri, in Siam. Borneo, Celebes und Sumatra, China (Tibet) und Japan sowie am Altai und in den am Oberlauf des Ob, Jenissei und der Lena gelegenen Ländern, auch in Turkistan und im Ural (s. d.) gewonnen. Die gesamte Goldausbeute Sibiriens in den letzten 200 Jahren wird auf 1,2 Mill kg veranschlagt, doch wird sie durch die Entdeckungen von Goldreichtümern im Osten wohl noch bedeutend steigen. Silber-, Blei- und Kupfererze finden sich in Kleinasien, im kristallinischen Gebirge Vorderindiens (Bengalen, Radschputana), in Hinterindien, China, Japan, am Ural, am Altai, wo seit 1743 ein reger Bergbau im Betrieb ist, und im Nertschinskischen Gebirge. Platin kommt im Ural und im Edelsand von Borneo zusammen mit andern seltenen Metallen der Platingruppe vor; Zinn vornehmlich in Seifen auf Malakka und Bangka. An Eisenerzen sehr reich sind Ural, Kleinasien, Persien, Indien, Tibet, China und Japan; in China finden sich mächtige und sehr gute Eisenerze in der produktiven Steinkohlenformation eingelagert. Steinkohlen bergen in größter Menge China, ferner Indien (in Bengalen und in den Zentralprovinzen südlich von der Narbada), Persien, der Altai und die Tertiärformation von Japan; Petroleum liefern viele Quellen in Armenien (Baku), auch in Persien, Birma und Japan wird Petroleum gewonnen. Asphalt findet sich am Toten Meer, Graphit in den kristallinischen Schiefern Sibiriens und des Urals. Die schönsten Edelsteine liefern Ceylon und Indien, ersteres als schöne Spinelle, Zirkone, [859] Saphire, Rubine und Granaten; Vorderindien liefert die schönsten Diamanten, wenn auch jetzt die Ausbeute nur noch gering ist, Hinterindien prachtvolle Smaragde, Rubine und Saphire; China (Tibet), Persien, Hochasien und der Ural den Lasurstein und eine Menge andrer Edelsteine (Topas, Chrysoberyll, Rubellit). Der Türkis wird in Nischapur und anderwärts in Persien, auch am Sinai gefunden, Malachit im Ural, Nephrit in den kristallinischen Schiefern des Kwenlun, Marmor in sehr verschiedenen Arten namentlich in Kleinasien. Erwähnt seien noch der Meerschaum aus der Gegend von Eskischehr in Kleinasien, die für die chinesische Porzellanindustrie so wichtigen Kaolinlager in der chinesischen Provinz Nganhwei und in dem angrenzenden Kiangsi, und die reichen Salzvorräte in den meisten Ländern Asiens. Steinsalz findet sich besonders im Pandschab, in Persien, im Innern Kleinasiens und Armeniens, vor allem in den Steppen und vielen Seen; Salmiak kommt aus der Hohen Bucharei, Borax und Salpeter aus Tibet, Schwefel aus Persien.

Klima.

Asiens klimatische Verhältnisse sind bedingt durch die große Ausdehnung des Festlandes, das im Sommer eine sehr starke Erhitzung, im Winter eine entsprechende Abkühlung erfährt. Daraus ergibt sich, daß auf dem Zentrum des Erdteils im Sommer eine Region ständig niedrigen, im Winter eine solche ständig hohen Luftdrucks (Kern im N. des Arabischen Meerbusens) lagert, die alle andern Elemente des Klimas bestimmt, zunächst die Windrichtung. davon abhängig wiederum die Niederschläge. Im Winter sendet das Gebiet hohen Luftdrucks im Innern die Winde nach allen Seiten in die peripherischen Teile des Festlandes, im Sommer saugt es sie umgekehrt von allen Seiten an. Somit wird der Kontinent im Winter größtenteils beherrscht von trocknen, kalten Landwinden, im Sommer von frischen, feuchten Seewinden (Monsune). Daraus entspringt die segensreiche Tatsache, daß alle peripherischen Länder von A. (außer Vorderasien) Sommerregen haben. die jedoch in das Innere nicht eindringen, weil den feuchten, von S. herkommenden Seewinden der Weg durch hohe Gebirgsmauern versperrt wird, an denen sie ihre Feuchtigkeit größtenteils abgeben müssen. Die peripherischen Länder sind umgekehrt vor den winterlichen Landwinden geschützt, insoweit sie vom innern A. durch hohe Gebirge getrennt sind, was in Ostasien nicht genügend der Fall ist. (Vgl. die »Temperaturkarte« bei Artikel »Lufttemperatur«, mit Textblatt.)

Im nördlichen und innern A. muß also ein scharf ausgesprochenes Kontinentalklima mit großen Gegensätzen zwischen Sommer und Winter herrschen, den stärksten auf der Erde überhaupt. Mit 63° nördl. Br. beginnt das arktische Klima; alle höhere Vegetation erstirbt, während in Europa unter gleichen Breiten noch Feldbau getrieben wird. Im N. dieser Grenze ist der Sommer nebelig, die Flüsse nur von Juni bis September eisfrei. Der jahreszeitliche Gegensatz nimmt nach O. bis zur Lena und Jana zu, reicht aber bis über die Ostküste weit ins Meer hinaus. Der Kältepol der Erde liegt bei Werchojansk, nahe der Jana, mit -53° mittlerer Januartemperatur; Minima von -60° sind gewöhnlich, im Winter 1886 kamen -665° vor. Im Sommer steigt die Wärme bis 35 und 40°, die Vegetation ist in Ostsibirien reicher als unter gleicher Breite in Deutschland. Die starken Winde in Sibirien und den russischen Steppen werden Burane genannt und sind im Sommer drückend heiß und staubig, im Winter furchtbar kalt und mit Schnee beladen. Die Winterburane richten oft ungeheuern Schaden unter den Viehherden, auch an Menschenleben an. Nordtibet wird von Sommerregen reichlich befeuchtet, der Winter bringt wenig Schnee, aber, wie auch das Frühjahr, viele Stürme. Die Wüsten Asiens gehören zu den regenärmsten der Erde, indem sie meist von nördlichen Landwinden überweht werden. In der Mongolei und Ostturkistan ist die anhaltende Trübung der Luft durch Staub bemerkenswert. Südchina hat Sommerregen (Südostmonsun). Japan hat mildern Winter, reichlichere Niederschläge (Maxima im Frühsommer und Herbst) als die Ostküste Asiens, wo übrigens der Monsun bis Ochotsk hinausreicht. Der südasiatische Sommermonsun, der die allgemeine Regenzeit bringt, beeinflußt die Umgebungen des Arabischen Meeres, Vorder- und Hinterindien bis zum Himalaja und die Inseln im S. und O. bis zum Äquator und etwa 140° östl. L. Er setzt an der afrikanischen Küste im März ein, erreicht im April Südpersien, Mitte Juni Bombay. Im September hören mit ihm die Regengüsse auf, das Wetter wird dann nur selten durch große Wirbelstürme beunruhigt. Ende Oktober setzt der Nordostmonsun ein und weht bis März oder April mit großer Beständigkeit, das Wetter ist fast anhaltend schön, die Temperatur minimal. Im Frühjahr hebt sich die Temperatur rasch und erreicht bis Juni den höchsten Wert. Die größte bekannte Regenmenge der Erde fällt zu Tscherrapundschi (Khassiaberge) in 1200 m Seehöhe, nämlich jährlich 12,090 mm, d.h. 17mal mehr als in Deutschland. Diese Regenmenge tritt indes hier ganz lokal auf, indem der Südwestmonsun bei hoher Temperatur und gesättigter Luft besonders rasch emporsteigt. Sehr große Regenmengen fallen auch in den Westghats (Mahabaleswar 6630 mm). Birma (Akyhab 5020 mm), Sandoway (5380 mm) und an der Westküste von Ceylon. Mittlere Jahresextreme: Hakodate 29°, -17°, Tokio 34°, -7°, Colombo 33°, 21°, Madras 43°, 16°, Lahore 48°, 0°, Andamanen 35°, 20°, Hongkong 33°, 1°, Zikawei 36°, -9°, Batavia 33°, 20°; weiteres s. im Artikel »Russisches Reich«. Gewitter tage im Jahre (nach Kuhn). Persien 25, Tiflis 25, Altai 19. Kleinasien 20, Ostturkistan fast 0, Untermesopotamien 12, Hindostan 56, Borneo 54, Sumatra 86, Java 97.

Schneelinie: Altai, Südabhang 2600 m; Kaukasus, W.: Nordabhang 3300, Südabhang 2900, O.: Nordabhang 3900, Südabhang 3500, Tiënschan 3300, Transalai 4250, Ararat NW. 4370, Himalaja N. 5300, S. 4920, Karakorum N. 5800, S. 5500 m. Untere Gletscherränder: Munko-Sardyk (Irkutsk) 3240, Altai 1240, Kaukasus SW. 1954, N. 3163, Alaigebirge SW. 2700, Biafaro (Westtibet) 3012 m.

Pflanzenwelt.

Die Pflanzenwelt vereinigt in sich die Gegensätze der Mannigfaltigkeit und der Einförmigkeit. Jene wird erzeugt durch die Erhebung breiter Ländermassen hoch über das Meer. Länder einer klimatischen Zone zerfallen dadurch hinsichtlich ihrer Erzeugnisse in mehrere Striche. Umgekehrt entsteht Einförmigkeit durch die große Übereinstimmung ausgedehnter Länderstriche, die durch mehrere klimatische Zonen reichen. Den äußersten Norden Asiens, im Samojeden-, Ja kuten- und Tschuktschenlande sowie auf den polwärts gelegenen Inseln, beherrscht die arktische Flora (s. d.) mit ihren ausgedehnten Moos- und Flechtenbeständen (Tundren). Die Vegetation an der Nordküste Sibiriens. von der etwa 160 Blütenpflanzen bekannt sind, besteht aus spärlichen Moospolstern, dazwischen [860] Riedgräser, Dryas, Cassiope u.a. Auf nassen Stellen treten Torfmoose, auf Fels zahlreiche Flechtenarten auf, nur auf den Abhängen blumenreiche Matten. Im O. der Kolyma ändert sich durch Auftreten eigner Arten, z. B. des Rhododendron kamtschaticum, der floristische Charakter. Südlich der Baumgrenze, die im Taimyrland unter 71,5° nördl. Br., an der Lena unter 71°, an der Beringstraße bei 64° liegt, beginnt die sibirische Waldzone, die bis zu den Quellgebirgen des Ob, Jenissei und der Lena hinaufsteigt; weiter östlich greift sie mit dem Jablonoigebirge tief ins mongolische Steppenland ein und reicht bis zum Ochotskischen Meer und zur Halbinsel Kamtschatka. Die Vegetation dieses weiten Gebietes ist innig verwandt mit der nord- und mitteleuropäischen Waldflora und bildet mit ihr das nordische Florenreich der Alten Welt; nur dringen von S. her einzelne Steppenpflanzen aus der Mongolei, im W. aus den pontischen und kaspischen Ländern, im O. mandschurische Formen ein. In den nördlichen Gebieten herrscht der Nadelholzwald mit sibirischer Lärche, Zirbelkiefer, Fichte (Picea obovata), im S. die sibirische Tanne (Abies Pichta) vor; dazu zahlreiche, auch in Nord- u. Mitteleuropa verbreitete Staudengewächse. Von Laubhölzern bilden nur Birken, Espen, Erlen und Weiden größere Bestände, während Eichen und Buchen fehlen. Im N. mischt sich der Lärchenwald mit der Tundra. Im W. kommt eine ähnliche Mischung zwischen Steppe und Wald als Birkensteppenregion zu stande, mit riesigen Doldengewächsen (Heracleum) neben charakteristischen Steppenpflanzen (Stipa). Im Altai folgt über dem Steppengürtel, der am Südabhang höher aufsteigt als an den Nordlehnen, zunächst (zwischen 300 und 800 m) die Kiefer nebst Birken und Espen, dann die Lärche, Fichte, sibirische Tanne und Zirbelkiefer, welche die Waldgrenze (1360 m an der Nordseite, 1700 m an der Südseite) bildet. Die oberhalb der Waldzone beginnende alpine Region (2100–2300 m) zeigt floristisch ebenfalls Anklänge an die europäischen Hochgebirge. Im O. vom Baikalsee und vom Jablonoigebirge tritt ein auffallender Wechsel der Arten ein. Im nordöstlichen Teil des Gebietes zwischen Stanowoigebirge und der Küste macht sich der Einfluß Nordwestamerikas geltend, von dem einzelne Baumarten, wie Picea sitchensis, über das Beringmeer herübergreifen. Auf Kamtschatka tragen die niedern Landschaften mit Ausnahme der Westküste herrlichen Wald und üppige Grasfluren; als Charakterpflanze kann eine Birkenart (Betula Ermanni) mit gewundenem Stamm und sehr rissiger, grauer Rinde gelten.

Während die Zone des sibirischen Bodeneises, deren Südgrenze von Samarowsk am Ob ostwärts einen tiefgreifenden, bis südlich von Jakutsk reichenden Bogen beschreibt, mit einem großen Teil der Waldzone zusammenfällt, ist der Getreidebau viel schärfer an die erwähnte Grenze gebunden; bei Jakutsk taut der Ackerboden kaum bis zu einer Tiefe von 1 m auf, während er unter gleicher Breite in Nordamerika bis zu 3 m eisfrei wird. Die Getreidebaugrenze sinkt an der Ostküste von A. sogar bis 531/2° nördl. Br. herab.

Die Hauptmasse Asiens, nämlich ganz Innerasien mit Mongolei, Tibet, Turkistan und den Kaspi- und Aralseeländern, ferner das Innere von Kleinasien, Syrien, Persien, Afghanistan und Belutschistan nebst den nördlichen Ketten des Himalaja, bildet den Sitz einer großartig entwickelten Steppen- und Wüstenflora. Der Steppencharakter erscheint nur da weniger ausgeprägt, wo, wie in der Dattel regi on am Per fischen Golf, Schneefälle und Fröste selten, Regenfälle häufiger eintreten, oder wo Gebirgserhebungen, wie am Kaspischen Meer oder im nordwestlichen Himalaja und in Osttibet, durch größere Feuchtigkeit das Auf treten zusammenhängender Waldungen ermöglichen. Das Steppengebiet gliedert sich in einen orientalischen und innerasiatischen Abschnitt, von denen ersterer den Übergang zu den nach Südrußland übergreifenden pontischen Grassteppen vermittelt; die pflanzengeographische Grenze gegen letztere liegt zwischen Uralgebirge und Kaspischem Meer. In den Hochsteppen Armeniens und Irans herrschen halbkugelige Stachel- und Dorn pflanzen vor; viele Arten treiben Zweige, die ganz zu Dornen auswachsen, bei andern, wie den Tragantsträuchern, bleiben nur die Blattrippen als Dornen stehen. so daß dichtästige Stachelpolster bis zu 1 m Durchmesser entstehen. Die Steppenformen gehen im Gebirge bis zu 4000 m Höhe und bedingen fast ausschließlich das landschaftliche Vegetationsbild. Unter den Charakterpflanzen der innerasiatischen Steppen stehen Salsolazeen, Tamarisken, Zwiebelgewächse und hochwüchsige Gräser obenan. In der Steinwüste Nordtibets liegen gänzlich pflanzenleere Gebiete. Im nord westlichen Himalaja, dessen Berglehnen zwischen 1200 und 2500 m mannigfaltige Waldbestände tragen, findet der Übergang zu der orientalisch-pontischen Flora, in Osttibet zur Vegetation Chinas und Japans statt

China und Japan bilden das ostasiatische Gebiet der immergrünen Gehölze, das die Mandschurei bis zum Amur, Korea. das östliche und südliche China bis Hongkong sowie Japan mit Ausschluß des nördlichen Sachalin umfaßt. In der nördlichen Mandschurei herrschen Laubholzwälder (mit Juglans mandschurica, Pirus mandschurica, Quercus mongolica u.a.), gemischt mit Nadelhölzern, Wiesen, Steppen und Mooren. Dann folgt im östlichen China eine Übergangszone mit Paulownia imperialis, Gleditschia chinensis, Ailanthus glandulosa und dem Papiermaulbeerbaum; in Südchina sind ausgedehnte, immergrüne Strauchbestände (vorwiegend Camellia- und Eurya-Arten) an die Stelle der durch die Bevölkerung ausgerotteten Wälder getreten. Auch die Nadelhölzer (Gingko, Biota u.a.), unter den Kulturpflanzen Teestrauch und Ginseng, spielen eine wichtige Rolle. Die Bergregion Jünnans zeichnet sich durch eine reiche endemische Flora mit zahlreichen borealen Gattungen aus. Im nördlichen Nippon steigt die Laubwaldregion mit Buchen, Ahornarten, Eschen bis 2000 m; das südliche Nippon und Kiusiu werden durch immergrüne Sträucher (Magnoliazeen, Laurazeen, Teruströmiazeen) charakterisiert.

Das tropische Gebiet von A. umfaßt die Südküste Arabiens mit einem Gemisch von ostafrikanischen, abessinischen und Saharapflanzen (Balsambäume), ferner Vorder- und Hinterindien, die Sundainseln und Philippinen. Die indische Wüste und das Pandschab gehören zu der mesopotamischen Dattelzone. der größere Teil Arabiens zum Saharagebiet. In Vorderindien entwickeln sich tropische, immergrüne Regenwälder (s. Tropenwald) vorzugsweise an der feuchten Malabarküste und von den Südhängen des Himalaja bis zum Brahmaputra und der Gangesmündung. Charakteristisch sind zahlreiche Palmen (Corypha, Caryota, Areca, Nipa, viele Arten von Calamus), ferner Dipterokarpeen, Klusiazeen, Ebenazeen, zahlreiche Arten von Ficus. Von Kulturpflanzen haben Gurken. Melonen, Zitronen, Orangen, das Zuckerrohr, die Baumwollenstaude, die Zinnbäume, die Pfefferarten, der Ingwer, die Galgantwurzel, der[861] Kardamum und die Banane indischen Ursprung, ebenso auch der Reis, dessen Vaterland außer dem nördlichen Indien auch den Südwesten Chinas umfaßt. Die Waldvegetation Vorderindiens setzt sich aus Mangrovebeständen an der Küste, aus Sumpfwaldungen auf Niederungen des Innern, ferner aus echten Tropenwäldern mit vorherrschenden Palmen, Pandanus, Lianen und Bambus sowie aus Hügelwäldern mit Eichen, Rhododendron zusammen. Weniger feuchte Gebiete werden von ausgedehnten regengrünen Waldungen bedeckt; in höhern Lagen treten auch Nadelhölzer auf. Im nordwestlichen Himalaja stehen bis 900 m Trobenwälder mit Bambus, Palmen, Dalbergien u.a.; dann folgt subtropischer Wald (bis 2100 m) mit immergrünen Eichen, Arten von Rhus u.a., darauf eine Waldregion gemäßigten Klimas (bis 3600 m) mit Birken, Tannen, Echen, Walnuß, der Himalaja-Zeder; den obersten Gürtel bis zur Schneelinie (3900 m) bildet die alpine Region mit Rhododendron und zahlreichen borealen Staudengewächsen. Auf den Sundainseln reicht die tropische immergrüne Region durchschnittlich bis 300 m, die untere Bergwaldregion mit Dipterokarpeen und zahlreichen Farnen bis 1800 m, die obere Waldstufe mit Podocarpus und epiphytischen Erikazeen bis 2700 m. Im Innern liegen zwischen 1000 und 1800 m häufig ausgedehnte Savannen mit dichten, mannshohen Gräsern. Auch die Kasuarinen in Java und Sumatra bilden eine charakteristische, wohl aus Australien eingewanderte Vegetationsform.

Unter den in A. heimischen Kulturpflanzen nehmen außer den erwähnten indischen Gewächsen die Getreidearten die erste Stelle ein. Die Stammform des Weizens war vermutlich eine orientalische, mit Aegilops nahe verwandte Art. Das Einkorn (Triticum monococcum) stammt aus Kleinasien (Mesopotamien); der Roggen aus dem Mittelmeergebiet und Zentralasien, die Gerste aus denselben Gebieten; die Kultur beider Getreidearten scheint von Zentralasien ausgegangen zu sein. Orientalischen Ursprung haben auch der Granatapfel (von den Küsten des Kaspischen Meeres und Persien), Maulbeerbaum, Feige und Quitte. China wird als Heimat von Aprikose und Pfirsich, die kaspischen Länder als die der Weinrebe und Sauerkirsche betrachtet. Buchweizen und Hanf stammen aus der Mandschurei und Daurien, im Indischen Archipel sind Rosenapfel, Sesam, Betelpfeffer, Betelnußpalme, Brotbaum, Netzgurken, auf den Molukken Muskatnuß und Gewürznelke heimisch.

Tierwelt.

A. beherbergt gemäß der bedeutenden Verschiedenheit seiner natürlichen einzelnen Teile eine sehr verschiedenartige Tierwelt. Es gehört zu drei tiergeographischen Regionen, der arktischen Zirkumpolarregion, der paläarktischen Region und der orientalischen Region. Der nördlichste, der arktischen Zirkumpolarregion angehörige, aus Eismeer grenzende Teil enthält deren Charaktertiere: Lemming, Renntier, arktischen Fuchs, Eisbär, Vielfraß und, nicht bis an die Nordgrenze gehend, Hermelin und Zobel. Die südlich sich anschließende sibirische Subregion der paläarktischen Region: vom Kaspischen Meer bis nach Kamtschatka und dem Chingangebirge im O., im S. bis zum Himalaja, umfaßt den nordasiatischen Walddsstrikt, das Tiefland Westsibiriens und die Kirgisensteppe, Ostsibirien, den gesamten Nordrand des innerasiatischen Hochlandes, die Wüste Gobi, Tibet und den Himalaja. Die Wälder des Nordens sind reich an Pelztieren: Fuchs, Marder und Verwandte und besonders Eichhörnchen, deren Felle einen wichtigen Handelsartikel bilden; in den Steppen hausen große Rudel von Wölfen, Dschiggetais und Wildeseln. Von Antilopen sind für diese Region charakteristisch die Chiru- und Vierhornantilope Tibets, der Goral des westlichen Himalaja, die Saiga-Antilope der Steppen Sibiriens. Das Moschustier findet sich in Tibet, ebenso der Yak, von den Schafen lebt das Argali in Nordasien, von den Ziegen die Kaschmirziege in Tibet. Bemerkenswert ist das Vorkommen eines Seehundes im Baikal-, Kaspi- und Aralsee. Die Vogelwelt nähert sich sehr der europäischen und enthält wenige charakteristische Formen (einige Finken, das Königshuhn und die Flughühner der Steppen). Reptilien und Amphibien sind selten, charakteristische Steppenbewohner sind Krötenechsen. Die Insekten dieses Teiles von A. ähneln denen Europas. Der östlichste Teil des Kontinents nebst Japan gehört ebenfalls zur paläarktischen Region und bildet die mandschurische Subregion (s. Paläarktische Region). Bemerkenswerte Tiere sind hier Katzenbär, Marderhund, eigentümliche Hirsche, charakteristische Insektenfresser, Fledermäuse. Unter den Vögeln treten die hier heimischen Fasanen hervor, von den kleinern Vögeln Sänger, Meisen und Finken. Von den Amphibien ist das merkwürdigste Tier der Riesensalamander Japans. Neben der mandschurischen und sibirischen Subregion greift auch die mittelländische Subregion nach A. hinein, sie zieht sich von Kleinasien, am Kaukasus ihre Grenze findend und die nördliche Hälfte Arabiens einschließend, durch Persien, Afghanistan und Belutschistan bis zum Hindukusch und Indus.

Außer einem Teil der Zirkumpolar- und dem größten Teil der paläarktischen Region umfaßt A. noch die gesamte orientalische Region (s. d.), zu der außer dem südlichen Teil des Festlandes A. auch noch die zahlreichen Inseln und Inselgruppen zwischen A. und Australien nebst Nikobaren, Andamanen und Ceylon gehören. Vorderindien in seinem nördlichen Teil stellt den ärmern Teil dieser Region dar, während die Südspitze mit Ceylon, Birma. Siam, Hinterindien und die Inselwelt an eigentümlichen Tierformen überreich sind. Unter den charakteristischen Tieren spielen unter den Säugetieren verschiedene Familien eine hervorragende Rolle. Sehr zahlreich sind die Affen vertreten mit zum Teil charakteristischen Arten, wie Orang-Utan, Gibbon; außer in Madagaskar und Afrika haben die Halbaffen, vertreten durch das Gespensttier, hier ihre Heimat, sehr zahlreich sind Fledermäuse, die Insektenfresser in bemerkenswerten Gattungen, wie Flattermaki und Spitzhörnchen. Unter den Raubtieren spielt der Königstiger die Hauptrolle, außerdem finden sich viele Formen der Zibetkatzen und aus der Familie der Marder; die Bären sind durch Malaiischen Bär, Lippenbär, Bärenmarder vertreten, dem Ganges und Indus kommt ein Flußdelphin zu; wen mer entwickelt sind die Nager und einige Familien der Paarzeher, während andre, besonders die Ochsen, su charakteristischen Arten vertreten sind. Wie in Afrika sind hier Elefanten und Rhinozeros die größten Landsäuger. Die Vögel sind außerordentlich zahlreich; unter ihnen ragen die Sonnenvögel, Pittas, Königsfischer, Trogon, Pfauen, Argusfasanen und das Bankivahuhn hervor. Sehr reich ist das südliche A. an Reptilien: Peitschenschlangen, Elapiden, Wasserschlangen, Grubenottern. Baumeidechsen, Agame; der Gavial des Ganges. Auch die Amphibien sind durch charakteristische Gruppen vertreten, und die süßen Gewässer werden von zahlreichen Fischen verschiedenster Familien bewohnt. Seiner Molluskenfauna nach zerfällt A.[862] in eine Reihe von Provinzen: Kleinasien gehört zur levantischen Provinz, Innerasien zeigt wahrscheinlich eine Mischung von Ausläufern der paläarktischen Fauna mit solchen der indischen und namentlich der chinesischen; China beherbergt eine selbständige Molluskenfauna, Vorder- und Hinterindien sind durch einen Reichtum an Helix, Nanina und gedeckelten Landschnecken sowie den vollständigen Mangel der Gattung Achatina ausgezeichnet. Die Mollusken-Süßwasserfauna ist echt tropisch. Asiens Insekten zeichnen sich besonders im tropischen Süden durch erstaunliche Mannigfaltigkeit und Farbenpracht aus.

Bevölkerung.

(Hierzu die »Asiatische Völker I u. II«, mit Erklärungsblatt, und »Asiatische Kultur I, mit Erklärungsbl., u. II, III«.)

Für die Bevölkerung Asiens ist man meist nur auf Schätzungen angewiesen. Zählungen liegen außer für die europäischen Kolonien nur für Japan und China (zuletzt 1894, aber nicht zuverlässig) vor. Wagner und Supan veranschlagen Asiens Volkszahl auf 813,589,000 Seelen, d.h. weit über die Hälfte sämtlicher Bewohner der Erde (1479,7 Mill.). Die Dichtigkeit der Bevölkerung ist in den einzelnen Gebieten sehr verschieden. Neben riesigen Strecken fast unbewohnten Landes finden sich die größten Gebiete dichtester Besiedelung auf der Erde überhaupt. Eine am Süd- und Ostrande Hochasiens entlang laufende Linie scheidet die dichtbevölkerten von den schwachbevölkerten Ländern. Auf 1 qkm wohnen in Nord-, Zentral- und Westasien nur 2, in Südasien dagegen 60 Einw., genauer: im nördlichen Waldgebiet 0,5, in den Steppen und Wüsten der zentral-asiatischen Hochländer 1,4, des Aralokaspischen Beckens 2,2 und Vorderasiens 5, im Monsungebiete der tropischen Waldlandschaft (Hinterindien und Ostindischer Archipel) 14, in dem Kulturland Vorderindiens 67 und China-Japan 95 Einw. durchschnittlich. Die Bevölkerungsdichte des Erdteils beträgt nur 18 auf 1 qkm. Vgl. Karte »Bevölkerungsdichtigkeit der Erde« mit Nebenkärtchen von Südostasien und Tabelle. Nach der politischen Einteilung ergibt sich folgende Übersicht:

Tabelle

Ethnographisch gehört die Bevölkerung Asiens drei verschiedenen Rassen an: 1) Kaukasier im asiatischen Rußland und in der Türkei, Araber, ein Teil der Perser, Afghanen, Belutschen, Ostindier und Sibirier: 1/10 aller Bewohner; 2) Mongolen (Nord- und Mittelasiaten) in China, im asiatischen Rußland und der Türkei, eingewanderte Stämme in Persien, Afghanistan, Belutschistan, Vorder- und Hinterindien, Japan: 7/10; 3) Malaien (Südasiaten) in Japan, Vorder- und Hinterindien und auf den hinterindischen Inseln: 2/10. Europäer leben in den europäischen Besitzungen (Britisch- und Niederländisch-Indien) als Beamte, Soldaten und Kaufleute, doch nur in sehr geringer Zahl, in Russisch-Asien aber fast 6 Mill. Dagegen beherrschen europäische Mächte 3/5 des gesamten Erdteils und weit über 2/5 seiner Bevölkerung.

Eine Einteilung nach Sprachen gibt für die Bevölkerung Asiens ungefähr folgende Gruppen:

A. Nordasiaten.

I. Inkagirisch.

II. Korjakisch, Tschuktschisch.

III. Sprachen von Kamtschakta und Kurilen (Aino).

IV.Jenissei-Ostjakisch und Kottisch.

B. Mittel- oder Hochasiaten.

I. Uralaltaische Sprachen.

a) Samojedische Gruppe: Jurakisch, Tawgy, Ostjakisch-Samojedisch, Jenisseisch, Kamassinisch.

b) Finnische Gruppe: Ostjakisch, Wogulisch.

c) Tatarische Gruppe: 1) Jakutisch; 2) Türkisch; 3) Nogaisch, Kumükisch; 4) Tschagataisch, Uigurisch, Turkmenisch; 5) Kirgisisch.

d) Mongolische Gruppe: 1) Ostmongolisch; 2) Westmongolisch (Kalmückisch); 3) Nordmongolisch (Burätisch).

e) Tungusische Gruppe: 1) Mandschu; 2) Lamutisch; 3) Tschapogirisch, Orotongisch.

II. Japanisch.

III. Koreanisch.

IV. Indochinesische Sprachen.

a) Tibetisch.

b) Himalajasystem (Khyen, Zabaing, Singpho, Mischmi, Abor, Miri, Garo, Bodo etc.)

c) Birmanisch, Rakhaing, Kuki, Naga.

d) Thai-Sprachen (Siamesisch, Schan, Lao, Khamti, Ahom, Aitom).

e) Sprache der Sifan, Miaotse, Lolo und andrer Stämme Südchinas.

f) Chinesisch: Kuanhoa (Dialekt von Peking und Nanking); Fukian; Kuangtung.

V. Môn-Anam-Sprachen.

C. Südostasiaten.

I. Drawida-Sprachen:

Tamil, Telugu, Tulu, Kanari, Malajalam, Toda, Gond.

II. Singhalesisch (Elu).

III. Malaiisch-polynesische Gruppe.

D. Südwestasiaten.

I. Kaukasische Sprachen.

a) Georgisch, Lasisch, Mingrelisch, Suanisch.

b) Lesghisch, Awarisch, Kasikumükisch.

c) Kistisch (Tusch).

d) Tscherkessisch, Abchasisch.

II. Semitische Sprachen.

a) Nördliche Gruppe: Syrisch, Assyrisch.

b) Mittlere Gruppe: Hebräisch, Phönikisch.

c) Südliche Gruppe: Arabisch, Himyaritisch.

III. Indogermanische Sprache.

a) Indische Gruppe: Altindisch (Pâli, Prâkrit); Neuindisch (Bengali, Assami, Orija, Nepali, Kaschmiri, Sindhi, Pandschabi, Hindostani, Gudscharati, Marathi).

b) Iranische Gruppe: Zend, Altpersisch, Pehlewi, Parsi; Neupersisch mit seinen Dialekten, Kurdisch (Kurmandschi, Zaza), Belutschi; Afghanisch; Ossetisch.

c) Armenisch.


Die Nordasiaten (zur Gruppe der Arktiker oder Hyperboreer) sind meist im Aussterben begriffen. Die [863] Jukagiren am äußersten Nordrand zählen noch etwa 1000 Seelen, die Tschuktschen (Tafel I, Fig. 1) im äußersten nordöstlichen Winkel etwa 7000, die Kamtschadalen (Taf. I, 2) kaum 2000, die Jenissei-Ostjaken, zwischen den Städten Jenisseisk und Turuchansk, kaum 1000 Köpfe. Die Kotten sind bereits ausgestorben. Die Aino (Taf. 1,3) wohnen vornehmlich auf Sachalin, Jeso und den Kurilen, als Giljaken (Taf. I, 4) auch auf dem Festland südlich vom untern Amur. Von den uralaltaischen Völkern sitzen die Samojeden (Taf. I, 5) an den Küsten des Eismeeres, die finnischen Ostjaken in Tobolsk und Tomsk (Taf. I, 6), die Wogulen im nördlichen Ural. Die Tataren (Taf. I, 7) wohnen im SW. Sibiriens und in ganz Innerasien zwischen dem Kaspischen Meer und der Wüste Gobi. Sie sind fast sämtlich Mohammedaner. Der meist verbreitete und kräftigste Zweig der Tataren sind die Kirgisen (Taf. I, 8). Die Tataren und die Mongolen z. T. sind Nomaden, letztere aber Buddhisten. Die Buräten (Taf. I, 9) wohnen um den Baikalsee, die Kalmücken (Taf. I, 10) im Altai und zwischen Wolga, Don, Kaukasus u. Kaspischem Meer, die übrigen Mongolen in China. Die Tungusen (Taf. I, 11) wohnen vereinzelt als Jäger in den Wäldern Ostsibiriens, angesiedelt im Amurgebiet neben den Giljaken und Ghelgauen oder Golden (Taf. I, 12), in der chinesischen Mandschurei und als Soldaten zerstreut durch ganz China. Die Japaner (Taf. I, 13 u. 14) haben Ackerbau wie Industrie zu hoher Blüte gebracht. ihre mehrsilbige Sprache schließt sich an das Mandschu u. Mongolische an. Die Koreaner (Taf. I, 15) haben erst jüngst ihr Land Fremden geöffnet, wogegen die Tibeter sich noch ängstlich abschließen. Im Himalaja gibt es eine große Zahl von Resten der ältern vorarischen Bewohner, sie sind im W. mehr kultiviert, aber auch weniger rein erhalten. In Hinterindien herrscht eine große Zahl von Dialekten; Thai ist die Sprache der Schau oder Lao (Taf. I, 16) wie der Siamesen. Die Birmanen sind zerstreut in der britischen Provinz und im vormaligen Königreich Birma; die Kambodscher, Tongkingesen, Kotschinchinesen und Anamiten bewohnen den Osten und Südosten der Halbinsel, Malaien die Südspitze Reste der frühern Bewohner Chinas sind in den Sisan, Miaotse und Lolos erhalten. Die gegenwärtigen Chinesen (Taf. I, 17) zeigen in ihren physischen und intellektuellen Eigenschaften große Verschiedenheiten. Von den Südasiaten bewohnen die von den Indo germanen verdrängten Drawida die unzugänglichen Gebirgsgegenden (Tamulen, Telugu, Kanaresen); in Ceylon gehören zu ihnen die Weddah (Taf. II, 12). Die Bewohner von Indonesien sind zu sondern in Papua oder Negrito (Taf. I, 18), im Innern der östlichen Inseln, und in Malaien. Letztere bewohnen die Philippinen als Tagalen und Bisaya, die Halbinsel Malakka (Malaien im engsten Sinne), die Insel Java als Sundanesen (Taf. II, 1) den westlichen, als Javaner (Taf. II, 2) den östlichen Teil, woran sich die Bewohner von Bali (Taf. II, 3) anschließen; als Batta Sumatra (Taf. II, 4), als Dajaken Borneo (Taf. II, 5), als Makassaren und Buginesen Celebes (Taf. II, 6). Die malaiischen Sprachen zerfallen in die tagalische (auf Formosa, den Marianen und Philippinen) und in die malaiojavanische Gruppe.

Die Kaukasier zerfallen der Sprache nach in eine kaukasische, semitische und indogermanische Gruppe. Von ersterer bilden die von SO. eingewanderten Georgier (Taf II, 7) im S. des Kaukasus den Grundstock, wozu Lesghier. Kisten und Tscherkessen, auch Kabardiner (Taf. II, 8, 9) genannt, im nördlichen Kaukasus kommen.

Im Innern Vorderasiens bis zum Halys herrschte vor alters die altphrygische Sprache, eine Tochter der armenischen. Die Nordküste war großenteils mit eingewanderten thrakischen Stämmen besetzt. Eine noch größere Zersplitterung in Mund arten scheint in den gebirgigen Südländern der Halb insel (Pisidien, Pamphylien und Kilikien) stattgefunden zu haben. Von der semitischen Gruppe haben wir in A. heute nur noch die Araber (Taf. II, 10) und die Juden (Taf. II, 11) und von den drei Hauptzweigen des semitischen Sprachstammes wird heute nur noch der arabische, allerdings in großer Verbreitung. gesprochen.

Die asiatischen Indogermanen umfassen neben den beiden Hauptgruppen der Arier, den Indern und Iraniern, noch bedeutende Bruchstücke des slawischen und germanischen Stammes. Die indische Familie (Taf. II, 13, 14) drängte, als sie aus ihrem Ursitz, der Pamirhochebene, nach Indien herabstieg, die vor gefundene drawidische Bevölkerung ins Gebirge nach S. Den Grundstock der iranischen Familie bildeten im Altertum Meder und Perser, heute die Dadschik (Taf. II, 15), Parsi, Kurden, Belutschen (Taf. II, 16), Afghanen, Armenier. Endlich ist der indogermanische Stamm noch vertreten durch slawische Bestandteile, wie die Kosaken (Taf. II, 17) im asiatischen Rußland, und durch andre Familien (germanische, keltische) in den von Europäern kolonisierten Gebieten.

Soziale Verhältnisse, Religion.

Die sozialen Verhältnisse der asiatischen Völker sind äußerst verschieden. Unter den Mohammedanern und ganz allgemein im südlichen A. ist die Vielweiberei gestattet, tatsächlich freilich auf die Reichen beschränkt. Dagegen besteht Polyandrie auf Ceylon, in Indien, Tibet und bei mehreren Stämmen im Nilgirigebirge. Die Stellung der Frau ist ungleich. nirgends aber beneidenswert. Sklaverei besteht überall bei den muhammedanischen Völkern des westlichen A., die ihren Bedarf noch immer meist aus Afrika beziehen; im Turkmenenland hat die russische Eroberung diesen Zustand beseitigt. In China ist die Sklaverei eine hergebrachte Einrichtung; in Britisch Indien ist die ähnliche Gebundenheit des Bauern erst in jüngster Zeit gemildert. Während die Hindu in streng geschiedene Kasten zerfallen, besteht bei andern Völkern völlige Gleichstellung. Die Kultur der Asiaten ist seit Jahrhunderten auf derselben Stufe stehen geblieben. namentlich in China, wo ohne Berührung mit fremden Völkern eine Reihe wichtiger Erfindungen gemacht und eine großartige Literatur geschaffen wurde. Dagegen suchen die Japaner in Übereile die europäische Kultur anzunehmen, doch bleibt, wie auch in Britisch-Indien, die Masse des Volkes davon unberührt Gleiches gilt von Russisch Asien, wo, wie in Indien und Japan, auch Universitäten gegründet worden sind.

Hinsichtlich der staatlichen Verfassung bestehen große Gegensätze. In China ist die Regierungsform streng patriarchalisch, in Hinterindien, soweit es nicht unter europäischer Verwaltung steht, sowie in Persien und Turan rein despotisch, unter den Malaien staatlich zersplittert. Theokratisch ist die Regierung von Tibet, Bhutan und Sikkim. Japan hat in neuester Zeit eine konstitutionelle Verfassung nach europäischen: Muster eingeführt.

Die Stifter sämtlicher höherer Religionen: Zoroaster, Moses, Buddha, Christus und Mohammed, gehören A., und zwar der subtropischen Zone an.[864] Versprengte Reste der Anhänger Zoroasters, Gebern oder Parsi, haben sich nach in Vorderindien und in kleinen Kolonien bei Baku erhalten. Elemente des alten Sabäismus, mit mohammedanischen, teilweise auch christlichen Ideen versetzt, finden wir bei den Jeziden am obern Tigris und den Sabiern in dessen Mündungsland, Anklänge an den altsyrischen Götterdienst unter den Drusen und Ansariern in den Gebirgen Nordsyriens. Der Brahmanismus mit seinen zahlreichen Sekten herrscht in Vorderindien; nach Nordasien, ja bis nach Europa hinein reicht der Buddhismus, in Tibet und bei den mongolischen Völkern als Lamaismus, in China und Japan vermischt mit dem ursprünglichen Religionssystem beider Völker. In seiner vorderindischen Heimat ist er durch das Brahmanentum auf kaum 200,000 Seelen und auf den Inseln durch den Islam bis auf wenige Reste zusammengeschmolzen. Juden leben zerstreut über den ganzen Westen, am zahlreichsten in der asiatischen Türkei, insbes. in Palästina, wo sich auch noch Reste der Samaritaner finden. Das Christentum hat in seiner ursprünglichen Wiege Palästina trotz des Islam sich bis heute erhalten. In Kleinasien und vereinzelt in Syrien wie durch das ganze russische A. nördlich vom Kaukasus herrscht das griechisch-katholische Bekenntnis. Die armenische Kirche ist noch selbständig organisiert. In Westkurdistan finden wir Nestorianer, im Libanon Maroniten, in Syrien die syrischen oder jakobitischen Christen (auch noch ein Rest im südwestlichen Vorderindien als Thomaschristen), in Mesopotamien und Persien die Johannisjünger (Sabäer). Christliche Missionare wirken in den verschiedensten Teilen Asiens, katholische arbeiten seit langem in Indien, China und den Philippinen mit erheblichem Erfolge. Die evangelische Mission arbeitet auf mehr als 970 Stationen mit 1420 europäischen Missionaren und einer Jahresausgabe von 17,5 Mill. Mark. Von Missionsgesellschaften bestehen 13 deutsche, 19 englische, 23 amerikanische, 11 private englische, 12 niederländische, 2 dänische und eine schwedische. Die katholische Mission zählt in A. 3,076,106, die protestantische 1,019,500 Anhänger. Der Islam herrscht in Vorderasien, Turkistan, im W. Vorderindiens, unter den Malaien und im W. Chinas; zerstreut sitzen Mohammedaner in allen Teilen Asiens. Die Mehrzahl sind Sunniten, nur die Perser Schiiten. Der Konfutsianismus und Taoismus in China und den südlich angrenzenden Ländern sowie der Ahnenkultus (Kamidienst) auf Japan sind praktisch gestaltete Religionsphilosophien. Der Schamanismus oder der Glaube an gute und böse Geister und an Zauberei herrscht von der Nordküste bis zur Südspitze Asiens. Von den 814 Mill. Einw. entfallen höchstens 15 Mill. auf die (oft nur nominellen) Christen, 80 Mill. auf die Mohammedaner, der Rest, fast die Hälfte der ganzen Menschheit, auf Brahmanismus, Buddhismus und Heidentum.

Erwerbszweige, Handel, Verkehr.

Hauptbeschäftigungen sind Ackerbau und Viehzucht. In China hat sich der Landbau zu staunenswerter, als Gartenbau sogar zu musterhafter Stufe erhoben. Die künstliche Bewässerung wird selbst im zentralen A. mit Sorgfalt gepflegt; deren Vernachlässigung unter türkischer Herrschaft hat fruchtbare Landschaften zu Wüsten umgewandelt. Die vornehmsten Bodenprodukte sind Baumwolle, Reis, Tee, Kaffee, Tabak, Indigo, Zucker, Gewürze, Weizen, während die Viehzucht Wolle, Häute und Felle liefert. Hinsichtlich der Seidenproduktion steht China überhaupt an erster Stelle, dann folgen Japan, Ostindien, Syrien und Kaukasien; hinsichtlich der Teeproduktion steht A. vorläufig noch einzig da. Die Industrie der Asiaten ist im Vergleich zu der Fülle von Rohmaterialien wenig bedeutend, doch wird in einigen Zweigen Bewundernswertes geleistet, namentlich in der Seidenweberei der Chinesen, den Baumwollenfabrikaten Vorderindiens und Javas, den Schalwebereien Kaschmirs, den Porzellan-, Lack- und Elfenbeinarbeiten Chinas und Japans, den Waffen Indiens und Syriens, den Teppichen Indiens, Bocharas. Persiens und der Türkei. In Britisch-Indien hat sich unter englischem Einfluß eine bedeutende Baumwoll- und Jute-Industrie mit moderner Technik entwickelt. Gefördert wird das Aufblühen industrieller Unternehmungen durch große Kohlenlager in Britisch-Indien und Japan, während die unermeßlichen Kohlenschätze Chinas noch sehr ungenügend verwertet werden. Kunsterzeugnisse asiatischer Völker, Waffen, Geräte zeigen beifolgende Tafeln.

Der Handel zu Land ist zum allergrößten Teil in den Händen der Eingebornen; Seehandel wird in beschränktem Maße von Arabern, Malaien, Chinesen und Japanern, in großem Umfang von Europäern und Amerikanern betrieben. In China, Japan und Korea ist jetzt den Fremden eine Anzahl von Häfen eröffnet. Griechische, österreichische und französische Schiffe vermitteln den Verkehr im W., britische, deutsche und holländische im S., chinesische und japanische nebst den Schiffen aller Nationen im SO. Unter den Handelsplätzen sind Singapur, Rangun, Jokohama, Schanghai, Taschkent, Bombay, Kalkutta, Madras, Karatschi, Batavia, Tiflis Beispiele des Aufschwungs; Basra, Bagdad, Aleppo, Trapezunt und die Handelsstädte Chinesisch-Ostturkistans Beispiele des Verfalls. Der Welthandel Asiens, an dem in erster Linie Britisch-, Niederländisch- und Französisch-Indien, China, Japan, die Philippinen, Siam und Persien sich beteiligen, übersteigt jährlich 6000 Mill. Mark, wovon 2700 Mill. auf die Einfuhr, 3300 Mill. auf die Ausfuhr entfallen.

Der Verkehr wird im Innern vermittelt durch Karawanen; Hami, Bochara, Taschkent, Kiachta sind Knotenpunkte der Karawanenstraßen. In Sibirien dienen Renntiere, Hunde und Pferde, weiter südlich Kamele, im Himalaja auch Yaks als Zug- und Lasttiere. Die neueste Zeit hat durch europäischen Einfluß Eisenbahnen entstehen lassen, deren Länge 40,000 km betragen mag (vgl. Art. »Eisenbahn« nebst statistischer Tabelle), während die Länge der Telegraphenlinien 107,038 km erreicht. Zu den Haupthafenplätzen Asiens führen von Europa, Amerika und Australien Kabellinien und Überlandtelegraphen (vgl. die Weltverkehrskarte beim Art. »Dampfschiffahrt«).

Entdeckungsgeschichte.

(Hierzu die Karten: »Forschungsreisen in Asien und in Zentralasien«, mit Registerblatt.)

Die Kenntnis von A. beschränkte sich zu Homers Zeit auf die Westküste Kleinasiens. Hekatäos, Herodot und Ktesias (540–400) beschreiben schon ziemlich genau die 20 Satrapien des persischen Reiches, auch manches von Kolchis, Arabien und Indien. Sehr viel trugen zur weitern Erkundung die Feldzüge Alexanders d. Gr. bei sowie die auf seinen Befehl unternommenen Seefahrten, insbes. die des Nearchos von der Indus-zur Euphratmündung. Durch die[865] (Megasthenes, Patroklos) erhielt man weitere Nachrichten über Indien, Taprobane (Ceylon), den Indischen Ozean und das Kaspische Meer. Neue Quellen eröffneten die von den Ptolemäern veranstalteten Fahrten nach Indien sowie die Entstehung griechischer Königreiche in Baktrien und Indien; ferner die Herrschaft der Römer in Vorderasien und ihre Kriegszüge gegen die Parther sowie öftere Handelsreisen nach Mittelasien und Indien.

Die Araber fuhren im 8. und 9. Jahrh. durch den ganzen Indischen Ozean bis nach Südchina. Europäer führte seit dem 10. Jahrh. religiöses Interesse nach A.; man wallfahrtete nach dem Heiligen Grabe, schickte (um 1000) Missionen und seit 1096 in den Kreuzzügen bewaffnete Heerhaufen nach Palästina. Die christlichen Nestorianer gründeten seit dem 11. Jahrh. Gemeinden in allen Oasen der Wüste Gobi und in Turkistan. Unter den Missionen des spätern Mittelalters nach Inner- und Ostasien sind zu nennen: Rubruquis (Ruysbroek), Joh. von Montecorvino und Odorico von Pordenone. Der Venezianer Marco Polo bereiste zu Ende des 13. Jahrh. in 25 Jahren die Mongolei, China, Bengalen und die entlegensten Teile Ostasiens. Der Araber Ibn Batuta drang 1324–53 bis Indien und China vor. Auch Schiltberger, Ruy Gonzalez Clavigo, Barbaro und der Venezianer Niccolò Conti, der zuerst im 15. Jahrh. Dekhan durchwanderte und nach Hinterindien vordrang, förderten die Kenntnis Asiens. Nachdem Vasco da Gama 1498 einen direkten Seeweg nach Indien gefunden hatte und in Kalikut gelandet war, begannen die Entdeckungen und Eroberungen seitens Portugals durch Albuquerque und Almeida, Antonio d'Abreu (entdeckt 1511–12 die Molukken), d'Andrade (Malediven), João de Silveira (Bengalen), Fernando Perez (1516 Liukiuinseln).

Seit Magalhães' Weltumsegelung (1521 Entdeckung der Philippinen) fuhr man teils um die Südspitze Amerikas nach Ostasien, teils unternahm man besondere Reisen nach Nordostasien, um die Frage nach dem Zusammenhang Amerikas mit A. zu lösen und an dem ungeheuern Handelsgewinn der Portugiesen in Ostindien teilzunehmen. Garcia Henriquez besetzte 1525 Celebes, Vasco Laurez 1526 Borneo; Pinto durchzog 1537–58 das Innere von China, Japan und Indien. Anton de Moto wurde 1542 nach Japan verschlagen. Als Nebenbuhler wurden den Portugiesen zunächst die Spanier gefährlich, die von Amerika Schiffe nach Indien schickten und 1571 die Philippinen besetzten. Die Eroberung Sibiriens durch die Russen beginnt mit Jermak Timosjews Vordringen 1580 ff., die Kosaken durchstreiften im 16. und 17. Jahrh. ganz Nordasien. Die Lena wurde 1628, das Ochotskische Meer 1639 erreicht. Die Holländer gewannen Einfluß und Besitz in Indien zu Anfang des 17. Jahrh. Als erster Engländer kam Th. Stephan (1579) nach Indien; 1600 schickte die Königin Elisabeth eine Gesandtschaft an den Großmogul Akbar; noch in demselben Jahre wurde die Britisch-Ostindische Handelskompagnie gegründet. Thomas Roe ging 1611 als Gesandter nach Dehli, dessen Herrscher den Engländern den Handel in seinem ganzen Reiche gestattete. Auch die Franzosen fuhren seit 1601, als erster Franz Poyrard, nach Indien.

Die genauere Kenntnis des Archipels verdanken wir den Holländern, die hier den Portugiesen im 17. Jahrh. eine Besitzung nach der andern abnahmen.

Im 18. Jahrh. wurde besonders Nordasien durch die Russen, vor allem (1734–43) durch die große russische Expedition (Gmelin, Steller, Müller, Laptew, Tscheljuskin, Bering, Tschirckow, Prontschischtschew, Murawiew, Pawlow u.a.) durchforscht, wobei Tscheljuskin bis zur Nordspitze Asiens vordrang, während Bering die nach ihm benannte, aber schon 1648 von Deschnew entdeckte Straße durchfuhr. Russische Pelzjäger entdeckten 1745 die Alëuten. Die unter Pallas, Gmelin u.a. 1776 abgesandte Expedition erforschte Sibirien und die angrenzenden Länder am Kaspischen und Aralsee, besuchte auch die Tatarei, Mandschurei, China und Japan. James Cook durchfuhr bei seiner Erdumsegelung 1776–79 auch die Beringstraße und besuchte Kamtschatka. Jean Pitton de Tournefort und Gundelsheimer bereisten 1700–1712 Kleinasien, Armenien, Kaukasus, Chiwa, Buchholz 1714–15 Russisch-Turkistan, Chr. Buxbaum 1724–27 Kaukasien, Persien und das südliche Sibirien, John Bell 1714–38 Sibirien, Kaukasien, Daghestan, Persien, Tatarei und China, Hawkins 1742 bis 1750 von Nordindien nach Persien. Kleinasien und Syrien durchforschten Pocock (1739), Chandler (1764), Niebuhr (1761), Volney (1783) u. a.; Arabien Niebuhr (1761–64); Tibet Desideri (1714 ff.), Samuel van den Putte (1719, bis China), Hallerstein (1760), Bogle (1773), Turner (1783); China Lord Macartney (1792–94) mit G. Staunton, Barrow und Hüttner; Japan Thunberg (1772), Lapérouse (1786) und Laxmann (1791).

Sibirien.

Auf der ersten russischen Erdumsegelung unter Krusenstern 1803–1806 wurden die Küsten Ostsibiriens genauer aufgenommen; Sannikow entdeckte 1805 Neusibirien; Wrangel bereiste 1820–25 die Nordküste Asiens und Kamtschatka, Ledebur die Kirgisensteppe; A. v. Humboldt 1829 mit Ehrenberg und Rose Ural, Altai, Dsaisansee, Kaspisches Meer und gab zuerst eine klarere orographische Darstellung Innerasiens. Hoffmann untersuchte 1843 die Goldwäschen im östlichen Sibirien, Middendorff 1843–45 das Taimyrland und Sibirien bis zum Ochotskischen Meer; 1845–49 machte Castrén linguistische und ethnologische Studien, 1855–58 Ahlquist. 1851–1854 untersuchte Dittmar Kamtschatka geologisch. Transbaikalien und das Amurland wurden seit der Besetzung durch die Russen (1854) sorgfältig erforscht (Radde, Meglitzki, L. v. Schrenk, Schmidt, Maximowitsch, Cotta), durch v. Maidel mit C. v. Neumann die Tschuktschenhalbinsel. Schwarz bereiste 1864–67 Transbaikalien, ein Netz von meteorologischen Stationen wurde in Sibirien errichtet. 1868–75 forschte in Ostsibirien Czekanowski, ein polnischer Verbannter; 1877 wurde ein großes Nivellement bis zum Baikalsee vollendet, das 1873–76 von Scharnhorst und Kulberg vorbereitet worden war. 1875 wurde die Triangulation von Transbaikalien begonnen. 1876 fuhr der Schwede Theel den Jenissei hinab, Poljakow bereiste den Ob und den Irtisch, den Altai, die Kirgisensteppen und das Siebenstromland, während Finsch, Brehm und Graf Waldburg-Zeit im Auftrag der Bremer Geographischen Gesellschaft das Land von der chinesischen Grenze bis zur Karabai durchforschten. 1877 erkundete Ahlquist die Ostjaken und Wogulen, Ingenieure unter Aminow untersuchten die Wasserscheide zwischen Ob und Jenissei, die geologische Untersuchung des Baikalsees wurde begonnen. Jadrinzew machte Völkerstudien im Altai; Michaelis forschte 1879 ff. am Schwarzen Irtisch und Saisansee; Runeberg ermittelte 1883 die Möglichkeit einer regelmäßigen Dampfschiffahrt auf der Angara.[866]

Die glückliche Fahrt Nordenskjölds durchs Eismeer (1878–80) erweckte die Hoffnung auf eine regelmäßige Handelsverbindung mit den sibirischen Flüssen, aber erst 1887 gelang dem Kapitän Wiggins die Wiederholung der Fahrt, die seitdem jährlich je nach den Eisverhältnissen mit mehr oder minder Erfolg wiederholt worden ist. Die Tschuktschenhalbinsel wurde von Artur und Aurel Krause 1881 besucht, das Innere Kamtschatkas seit 1879 von Dzybowski, Kettlewell, Powell und Guillemard. Poljakow untersuchte 1880–81 Sachalin, Sommier machte 1880 ethnographische Studien am untern Ob. Nadarow bereiste 1882–83 den obern Ussuri, Bergingenieur Martin 1882–86 Ostsibirien, Jacobsen machte 1885 für das Berliner Museum für Völkerkunde ethnographische Sammlungen in Ostsibirien. Vorstudien für eine Eisenbahn über den nördlichen Ural machte 1883–84 Nossilow, das Obgebiet bereiste 1884 Golochwastow zum Studium der Produktion und des Handels; de Dobbeler nahm an der ersten Dampfschiffahrt vom Ob nach dem Tasbusen teil und kehrte auf neuen Landwegen nach Surgut am Ob zurück; Dubrow machte ethnographische Forschungen unter den Buräten bei Irkutsk und in Transbaikalien, Säwenkow prähistorische am obern Jenissei, wo auch die Entomologen Emberg und Hammerström sammelten. 1885–87 unternahmen Bunge und Baron Toll ihre wichtige Forschungsreise nach der untern Lena, der Jana und den Neusibirischen Inseln.

Zu archäologisch-ethnographischen Zwecken reisten 1886 Jadrinzew in Westsibirien, Margaritow im Amurgebiet, Aspelin 1887 am obern Jenissei. 1888 machte Stelling erdmagnetische Beobachtungen im Gouv. Irkutsk, Preyn botanische im Angaragebiet, Makerow geologische in den Uferlandschaften an den linken Zuflüssen des Amur, Katanow 1889 ethnologische und linguistische unter den Turkstämmen am obern Jenissei. Grinewetzki studierte 1887–89 die Ethnologie der Tschuktschen, Jelissejew 1889 die Bewohner des russischen Ussurilandes und von Teilen der Mandschurei. Der Bau der Transsibirischen Bahn gab seit 1893 Veranlassung zu umfangreichen Forschungen über die Landesnatur, namentlich mit Bezug auf Geologie und Mineralschätze (Bogdanowitsch, Krasnopolski, Obrutschew, Inostranzew, Wenjukow, Iwanow in Westsibirien, Transbaikalien und den Gebieten der Ostküste). Der Baikalsee unterliegt seit 1897 einer auf 5 Jahre berechneten hydrologischen Untersuchung durch Drishenko. Um die Erforschung Nordsibiriens erwarben sich der Geolog Tscherski 1891–92 und besonders Baron v. Toll (Neusibirische Inseln) seit 1893, dann wieder seit 1900 große Verdienste, namentlich wurden die Mammutreste untersucht. Auch Nansens Fahrt 1893 und Wilkizskis Küstenaufnahmen zwischen Ob und Jenissei (1894–1895) führten zu erheblichen Berichtigungen der Küstenkarte. Völkerkundliche Forschungen betrieben Frau Potanin, Katanow, Sjeroschewski (Jakuten), Chaffanjon (1896), Huth (1897), Laufer (1898–99), Labbé, Martin, Graf Zichy (1898–1900), nach dem Ursprung der Ungarn in A. suchend, und besonders die großartige ethnologisch-archäologische amerikanische Jesup-Expedition (seit 1898). Für die Gebiete des Ob und Jenissei haben die zweijährigen Arbeiten von Markgraf aufklärend gewirkt, für das Altaisystem Soboljew, Michelis, Peretoltschin und Saposchnikow.

Turan.

In den Ländern am Kaspischen Meer und Aralsee waren tätig: Klaproth 1807 (Kaukasus), Porter 1817–20 (Georgien, Armenien und Persien), Murawiew 1819 (Bochara und Chiwa), Negri, Eversmann und Meyendorff 1820–21 (Bochara), Eichwald 1825 (Kaukasien, Georgien), Baer und Helmersen seit 1827 (ebenda), Koch und Thümmel 1836 (Kaukasus), Lehmann 1841–42 (Bochara und Samarkand), Basiner 1842–43 (Chiwa), Haxthausen 1843 (Transkaukasien), Schultz 1847–49 und Melgunow 1863 (Kaspisches Meer und Aralsee), Abich 1850 ff. (Kaukasus und Armenien), Radde 1864 ff. (Kaukasus). Die kaukasischen Lande bis zum Ararat wurden sorgfältig trianguliert (1860–62, Oberst Chodzko). Mit der Besiedelung des Tscherkessengebiets durch russische Einwanderer und der Eroberung des Kirgisenlandes hat hier die Erkundung begonnen. Radloff bereiste seit 1861 wiederholt den Altai, die beiden Alatau, das Ilital, 1871 Samarkand. In der Provinz Turkistan begann Butakow 1853 Aufnahmen am untern Sir; den Tiënschan bereisten Osten-Sacken und Sewerzow 1867. Eine nach Persien und Herat ausgeführte politische Mission Khanikows (1857–59) gab neue Aufschlüsse. Vambéry reiste 1863–64, als Derwisch verkleidet, von Teheran durch das Turkmenengebiet nach Chiwa, Bochara und Samarkand und kehrte über Herat nach Persien zurück. 1868 ff. drang Fedtschenko durch Turkistan ins Pamirplateau ein und erforschte den Serafschan, v. Kaulbars 1869 ff. den Tiënschan. Daneben sind zu nennen: Skobelew 1871 und v. Markosow 1872 in Transkaspien. Kostenko befuhr 1873 den untern Amu und den Aralsee; 1874 erforschte die große Amu Darja-Expedition unter Skoljetow den Strom und sein Delta. 1874–76 arbeitete der Geolog Muschketow im Alai und Tienschan; 1875 ff. Majew im Bergland von Hissar, Lupandin nahm den Usboi auf. 1876 folgte die große Expedition unter Skobelew bis zum Karakul (Pamirplateau), 1877 die hauptsächlich ethnographische Reise Ujsalvys, 1877–78 die naturwissenschaftliche Sewerzows durch Ferghana bis zum Rangkul und den Alitschur-Pamir; Oschanin erforschte 1878 Karategin. Bykow nahm den mittlern Amu auf, v. Middendorff studierte die landwirtschaftlichen Verhältnisse von Ferghana, Matwäjew ging nach der westlichen Dsungarei, Romanowski und Muschketow erforschten die Geologie von Ferghana, Ruksow die des südlichen Sirgebiets und des Serafschanbezirks.

Die großartigste Unternehmung war die Samara-Expedition unter Rostowtzew 1878 ff. für die geplante Transkaspische Eisenbahn und zur Untersuchung der Schiffbarkeit des Amu, wobei letzterer von seinen Quellflüssen an abwärts befahren wurde Die geplante Wiedereinleitung des Amu in sein vermeintliches früheres Bett (s. unten) blieb unausgeführt. Die Unterwerfung der Turkmenen von Merw hatte die Reisen von Lessar 1881 ff., Gladychew, Lukianow und Komarow zur Folge. Balchaschin suchte neben ethnologischen Arbeiten 1880 einen Fahrweg durch die Kirgisensteppe nach Taschkent; v. Schulz untersuchte 1880 das Terrain für eine Eisenbahn von Orenburg zum Aralsee; Capus und Bonvalot bereisten 1881–82 Chiwa, Bochara, Ferghana; Muschketow und Iwanow 1880 die Gletscher des obern Serafschan, Fetissow 1879 zu botanischen Zwecken den westlichen Tiënschan. Das noch ganz unbekannte Darwas am Pandsch besuchte 1881 der Botaniker Smirnow, 1881 und 1882 Regel, der auch das noch unerforschte Schugnan und 1883 mit Iwanow und Putjäta das östliche Pamirplateau durchzog, wohin bisher nur der Pundit Abd ul Subhan 1878–81[867] von Indien aus gekommen war. Ende 1884 begann eine britisch-russische Kommission ihre Arbeiten zur Feststellung der Nordgrenze von Afghanistan.

H. Moser bereiste 1868–69 und 1883–84 Westturkistan. 1884 erforschte A. Regel den östlichen Teil der Turanischen Wüste von Bochara zum obern Murghab, Sorokin den russischen Tiënschan archäologisch und botanisch. Konschin machte 1880–86 geologische Forschungen in der Wüste Karakum, zuletzt als Mitglied der großen Raddeschen Expedition nach Transkaspien und Nordchorasan, wobei er nachwies, daß der Amu nie durch den Usboi geflossen ist, auch nicht durch ihn in das Kaspische Meer geleitet werden kann. 1884 durchforschte Grum-Grshimailo Ferghana, 1885 die westlichen Vorländer des Pamir. Die Fertigstellung der 1200 km langen Transkaspischen Bahn 1880–88 durch General Annenkow förderte die Kenntnis sehr bedeutend, weil sie das früher so verschlossene Gebiet leicht zugänglich machte. 1885 ließ das russische Kriegsministerium durch Oberst Bjeljawski den Amu von seiner Mündung bis nach Tschardschui aufnehmen. An der Raddeschen Expedition (1886) nahmen auch Walter und Konschin teil, besonders zu zoologischen und botanischen Forschungen. Schwarz führte zahlreiche astronomische und hypsometrische Bestimmungen im östlichen Bochara aus, seine Begleiter Myschenkow, Rudnew und Glagolew geologische und topographische Arbeiten; im archäologischen Interesse bereiste Wesselowski das Tal des Serafschan. Die Franzosen Capus, Bonvalot und Pepin gingen vom nördlichen Persien über Merw nach Tschardschui und Samarkand, überschritten im Winter den Pamir bei -44°, wurden aber in Tschitral festgehalten. 1887 machten Bogdanowitsch und Obirischew in Bochara und Transkaspien geologische Untersuchungen, Nikolski in der Umgebung des Balchaschsees, während Lidski 1888 das östliche Bochara und Karategin erforschte. Im letzten Jahrzehnt arbeiteten hier der Ethnolog Bastian, der Mineralog Bartschewski, die Geologen Andrissow, Nikitin und Walther, der Botaniker Komarow, die Zoologen Schmidt und v. Almassy, Fedtschenko u.a. Die Gletscher des Alatau wurden erforscht von Leonow und Fedischenko (1897 bis 1898).

Hochasien.

Nach Tibet drangen von Indien aus vor: Webb (1805), Fraser (1815), Moorcroft (1822), Strachey (1828), Csoma (1834), dem wir die erste genaue Grammatik und ein Wörterbuch des Tibetischen verdanken; Cunningham (1846 und 1847), Hodgsom (1848, Sikkim). 1856–58 erforschten die Gebrüder Schlagintweit den Kwenlun, der eine (Adolf) wurde 22. Aug. 1858 in Kaschgar ermordet. Dasselbe Schicksal hatte Hayward in Kafiristan 1870 nördlich von Yassin, nachdem er 1865–69 mit Forsyth und Shaw Kaschgar erreicht hatte. Dardistan erforschte 1866–69 Leitner. Shaw machte 1868–74 drei Reisen nach Ostturkistan, 1870 und 1873 leitete Forsyth englische Gesandtschaften dorthin, die zweite mit reichen wissenschaftlichen Ergebnissen. Permikin forschte 1857 am See Kossogol, Wallehanow 1858–59 am Issyk-kul und Kaschgar, Sewerzow 1864–68 im Tiënschan bis zu den Quellen des Sir, 1867 drang Osten-Sacken bis über den Südrand des Tiënschan vor. 1870 durchzogen Matusowski und Pawlinow die westliche Mongolei, Palladius die Mandschurei, Prschewalskij auf seiner ersten großen Reise durch die Gobi nach Peking und über den Kuku-Nor bis an den obern Jangtsekiang. 1872 begaben sich Kaulbars und Scharnhorst mit einer russischen Gesandtschaft nach Kaschgar, 1873 erforschte der Pundit Nain Sing das innere Tibet von Ladak über den Tengri-Nor und Lhassa nach Assam. 1876–77 reisten Kuropatkin und Wilkens nach Ostturkistan längs des Südfußes des Tiënschan bis Karaschahr, und 1877 drang Prschewalskij ins Ilital und am Tarim hinab zum Lob-Nor und Altyn Dagh. 1877 erforschte Potanin die westliche Mongolei und durchschnitt zweimal die Gobi zwischen Altai und Tiënschan. Fetissow bereiste 1879 den westlichen Tiënschan und besuchte den Tschatyrkul (nördlich von Kaschgar). A. Regel durchforschte seit 1877 die Umgebung Kuldschas, das Tal des Ili und den Saisan- und Ebisee und erreichte 1879 das vor ihm nur von dem Jesuiten Goës Anfang des 17. Jahrh. besuchte Turfan in Ostturkistan.

Die nordwestliche Mongolei zu erforschen, ging 1879 Potanin an den Kirgis-Nor und dann südwärts nach Kobdo, 1883 von Peking aus durch die südliche Mongolei. Pjevzow reiste 1878–79 über Kobdo durch die Gobi nach Kweihwatschong in China und zurück über Urga und Uliassutai.

Prschewalskij ging 1879 über Saisan und Zaidam nach dem Quellgebiete des Jangtse und über das Tamagebirge, konnte aber Lhassa nicht erreichen, wurde vielmehr zur Umkehr nach Siningsu gezwungen. Von da aus erforschte er 1880 das Quellgebiet des Hwangho. Schon 1875 war der Pundit L– von Indien aus nach Schigatse am Tsangpo gegangen, worauf ein zweiter Pundit, N. m. y, 1878 ff. den Fluß noch 320 km weiter östlich verfolgte. Needham und Molesworth 1885–86 und der Pundit R–N– setzten diese Forschungen fort, aber erst der Pundit K–P– vermochte die Identität des Tsangpo mit dem Brahmaputra nachzuweisen. Jarkand wurde 1879 und 1880 von Ney Elias, Kaschgar 1880 von Petrow besucht. Ausgedehnte Reisen im östlichen Tibet und der südlichen Mongolei machte 1878–82 der Pundit Krischna (unter der Chiffer A–K–), der ein volles Jahr in Lhassa verweilte. Prschewalskij ging auf einer vierten Reise 1884–85 von Kiachta zu den Quellen des Hwangho, nach der Salzwüste Zaidam und dem Nordrande des tibetischen Hochlandes, wieder zum Lob-Nor, dann über Tschertschen nach Chotan und Aksu und über den Tienschan zurück. Er starb beim Antritt seiner fünften Expedition nach Tibet in dem nach ihm benannten Karakol am Issyk-kul. Sein Unternehmen führte Oberst Pjevzow fort, in Begleitung von Prschewalskijs treuen Mitarbeitern Roborowski und Koslow und des Geologen Bogdanowitsch. Sie erreichten 1889 Jarkand, gingen nach Chotan, Keria, der Oase Nija und drangen in Tibet ein. Potanin erforschte 1884–87 mit seiner Frau und Beresowski die Mongolei, drang in die noch nie von Europäern betretene tibetische Provinz Amur ein und kehrte über den Kuku-Nor, den Nanschan und durch die Gobi nach Sibirien zurück. Carey erforschte mit Dalgleish (ermordet) das Tarimbecken, die Gobi und das nördliche Tibet. Grombtschewski bestimmte 1885 die Grenze Ferghanas gegen China, ging dann nach Kaschgar, Jarkand und Chotan, bereiste 1887 den Hindukusch und gelangte bis in das 1889 auch von Younghusband besuchte Chanat Kundschut, 1889–90 forschte er auf dem Pamir, in Wachan, Ostturkistan und Kundschut. Grum-Grshimalo forschte 1886–87 auf dem Pamir und 1889–90 mit seinem Bruder im östlichen Tienschan, am Lob-Nor und im Altyn Dagh. Ignatiew und Krasnow untersuchten 1886 das Gletschergebiet des Chantengri im Tienschan. Die erste[868] Durchkreuzung Zentralasiens von O. nach W. führte 1887 Younghusband, und zwar von Peking über Kukuchoto, Chami, Turfan, Kaschgar und Kaschmir nach Indien, aus. In demselben Jahre durchforschte Bill Ostturkistan, verschiedene russische Reisende das Sajanische Gebirge. Im Chingangebirge arbeiteten 1887 die Brüder Harnak und Russin. Russisch-Turkistan, den Tienschan, Pamir und Ostturkistan durchwanderte 1888 Duvergne; Katanow ging 1889 zu ethnographischen Studien in den östlichen Tiënschan, Troll von Russisch-Turkistan über Kaschgar und Jarkand nach Indien, Martin von N. her über den Kuku-Nor. Younghusband untersuchte 1889 die Pässe über den Hindukusch und Karakorum; Bonvalot und Prinz Heinrich von Orléans gingen 1889 von Kuldscha über den Tiënschan zum Lob-Nor, kreuzten das Altyntaggebirge, erreichten den Tengri-Nor, zogen bei Lhassa, das sie nicht betreten konnten, vorüber und kamen über Tatsiënlu und Jünnan 1890 nach Tongking. Der Amerikaner Rockhill wollte 1889–1890 vom Kuku-Nor aus Lhassa erreichen, reiste aber an den Quellseen des Hwangho durch das östliche Tibet zum Oberlauf des Jangtsekiang. Jadrinzew bereiste 1889 und wieder 1890 mit dem Archäologen Clemens und dem Sinologen Koch die nördliche Mongolei. 1889 erforschte Younghusband mehrere Pässe zwischen Kaschmir und Ostturkistan, und Duvergne machte eine zweite Reise über den Karakorumpaß zum Pamir, von da über den Hindukusch zurück nach Gilgit. Russische Forscher haben auch im vorigen Jahrzehnt die größte Arbeit übernommen, besonders die Brüder Grum Grschimailo (1889–91 Tiënschan, Ostturkistan, Kuku-Nor); Pjewzow mit Bogdanowitsch und Roborowski (1889–90 Ostturkistan und Nordtibet), Grombtschewski (1889–90 Pamir, Alai), Roborowski und Koslow (1893–94 Ostturkistan und Nanschan, Koslow wieder seit 1899 im Altai und in der Gobi), Obrutschew (1892 Nanschan). Von größtem Wert sind die Arbeiten des Schweden Sven Hedin im Pamir, Ostturkistan und Tibet (1894 bis 1896 und wieder 1899–1902); er bestieg den Mustagata, löste die Lob-Nor-Frage und durchwanderte A. bis Peking. Wichtige Reisen durch Tibet unternahmen 1891–92 Bower und Thorold (von Indien nach China), Rockhill 1893–94, Dutreuil de Rhins (vorher in Ostturkistan, in Osttibet ermordet) mit Grenard; Littledale mit seiner Frau 1893 (Durchquerung Asiens von Batum bis Peking) und 1895, Wellby und Malcolm, Deasy. Futterer und Holderer gingen 1897–98 von Tiflis durch Ostturkistan, die Gobi und Nordosttibet zum Oberlauf des Gelben Flusses, dann durch China bis Schanghai. Im Pamirgebiet betätigten sich Nasarow (1892), Bower und Younghusband (1892–93), Olufsen (1896 und 1898 bis 1899), auch die Mitglieder der englisch-russischen Grenzkommission 1895 und verschiedene einzelne russische Forscher. In der Mongolei reisten Putjata 1891 (östliches Randgebirge: Inschan, Chingan), der Ethnolog Chaffanjon 1895 im O. bis in die Mandschurei, Monnier 1896, die Archäologen Radloff (nördliche Mongolei) und Klementz (Dsungarei), der Zoolog Leder (seit 1899).

China, Korea und Japan.

Über China gaben die Aufzeichnungen Marco Polos die ersten zuverlässigen Aufklärungen, später besonders die jesuitischen Missionare, dann die beiden englischen Gesandtschaftsreisen, die ebenso wie die Reise Timkowskis schon erwähnt wurden. 1830 begleitete Bunge russische Missionare dorthin, 1823–29 weilte Siebold in Japan. 1844–46 zogen Huc und Gabet durch China, die Mongolei und das östliche Tibet. Nach der amerikanischen Expedition unter Perry (1853–54) nach Japan und seit dem französisch-englischen Krieg gegen China (1858) haben sich die Reisen in beiden Reschen gemehrt.

Über China berichteten die Missionare Gützlaff, Edkins, Eitel und die Mitglieder der russischen Mission in Peking sowie der China Inland Mission. Außer den schon erwähnten Reisen, deren mehrere das chinesische Gebiet treffen, sind noch anzuführen die Befahrung und Aufnahme des Jangtsekiang und Sikiang 1858 ff. durch Bullock, Blakiston, Sarel, die gleichzeitigen Forschungen des Obersten Budogowski im Amurgebiet und bis Korea hin; die Aufnahmen an den Küsten von Korea (Fregatte Pallas und Guérin) 1854 und 1856, der Mandschurei (Hill und Freeman) 1855–56, des Golfs von Liautung 1858; die Reisen Schismarews 1864 und 1868 in der Mongolei; Michies und Pumpellys 1863 ff., des Abbé David Forschungen in China und Tibet (1861–74); ferner Ney Elias, Swinhoe, Oxenham 1868 ff., Fritsche 1868–1871, Rocher, Palladius, Prschewalskij 1870 ff. Letzterer zog mit Pjevzow durch die Gobi nach Peking und über Tibet nach Sibirien zurück. Jünnan wurde 1866–68 von Kotschinchina aus durch die Expedition De Lagrée (mit Garnier) auf dem Mekhongfluß erreicht; Cooper nahm 1868 den Weg von Chinas Küste nach Tibet; v. Richthofen zog 1868 ff. von Kanton bis Peking, bereiste außer der südlichen Mandschurei in sieben Reisen die meisten Provinzen Chinas. 1875 reiste Margary durch Kweitschou und Jünnan bis Bhamo, wurde aber auf der Rückreise ermordet; seit 1875 bereiste auch Grosvenor mit Baber Jünnan und dann Baber 1877 Setschwan und Jünnan, wobei er die unabhängigen Lolostämme erkundete. Gill erreichte von Tschingtu, der Hauptstadt Setschwans, über Talisu Bhamo in Birma. 1878 ging Morrison von Hankau nach Kanton und vom Jangtsekiang zum Peiho, Graf Széchényi zog mit v. Loczy und Kreitner den Jangtsekiang hinauf, dann zum Kuku-Nor, dann südwärts nach Bhamo; zahlreiche Missionare der China Inland Mission durchwanderten seit 1876 Kansu. das westliche Setschwan, Schensi, Schansi, Hunan, Honan, Kwangsi, Kweitschou und Jünnan. Soltau und Stevenson gelangten 1880–81 zum erstenmal von Bhamo aus nach Itschang am Jangtsekiang. Viele dieser Reisen bezweckten die Auffindung einer bequemen überlandroute nach dem südlichen China, so auch die Reise von Colquhoun, der 1882 von Kanton aus den Sikiang und Jükiang hinausfuhr, beide Flüsse aufnahm und dann über Pese, Kaihua und durch das noch unerforschte Gebiet des obern Papiën über Talifu nach Bhamo ging. Im nördlichen Setschwan reiste neuerdings Parker. Der Distrikt Hundes im westlichen Tibet wurde 1877 durch Ryall z. T. aufgenommen. In dasselbe Jahr fällt die Reise des Abbé Desgodins von Batang in Tibet nach Tatsiënlu in Setschwan. 1877 bereiste von Möllendorff den nördlich der Großen Mauer gelegenen Teil von Tschili, und 1878 ging Baber in Setschwan nach Tatsiënlu. 1879 besuchte Riley von der China Inland Mission mit Mollmann den Omischan, den berühmten Götterberg im westlichen Setschwan; Easton reiste im äußersten Nordwesten. Die Mandschurei durchkreuzten 1881 de Mailly-Chalon und Baron Benoist-Méchin von Jingtse am Meerbusen von Liautung aus. In das Innere der Insel Hainan drang 1882 zum erstenmal Henry mit Jeremiassen. Zu kommerziellen Zwecken bereiste 1883 der[869] englische Konsul Hosie das Becken von Setschwan, den früher unbewohnten und neutralen Grenzstrich zwischen China und Korea 1884 Webster und Roß und 1885 Gardner, die Provinzen Setschwan, Jünnan, Kwangsi und Kweitschou 1885–86 Bourne; 1886 entdeckten James, Younghusband und Fielford die Quellen des Sungari, den Sikiang befuhr Schröter, die Provinzen Fukiën und Kiangsi durchwanderten Mey und de Groot, den obern Jangtsekiang befuhr 1887 Little zu Vorstudien zur Ausdehnung der Dampfschiffahrt. 1892–93 reiste Potanin mit Obrutschew in China (Setschwan) und den Gebirgen des nordöstlichen Tibet, 1894–98 hat der Franzose Monnier ausgedehnte Gebiete Ostasiens von Tongking bis Korea durchwandert, und kehrte über Sibirien, Turan und Persien nach 32,000 km langen Streifzügen zurück, 1899 der Belgier Fivé die nördlichen Provinzen. 1897–98 untersuchte Cholnoky die große chinesische Ebene. Von S. her sind mehrere französische Forscher nach China gegangen: Madrolle 1893, Prinz Heinrich von Orléans 1895, Bonin in zwei großen Reisen 1896 und 1898–1900, während Wingate 1898–99 von Schanghai nach Bhamo und Jünnan zog; ferner die Expedition der Handelskammer von Lyon 1896–1897. De Vaulserre und Amundsen erforschten 1898 bis 1899 den mittlern Jangtsekiang. Die Erwerbung von Pachtgebieten und Eisenbahnkonzessionen durch die europäischen Großmächte hat die Erforschung der betreffenden Landesteile und deren Umgebung gefördert, russischerseits in der Mandschurei, deutscherseits namentlich in Schantung (Frantzius, Gaedertz), durch Franzosen in Südchina (Hainan); verschiedene Handelskommissionen wurden, z. T. auch ins Innere, entsendet. Die kriegerischen Operationen der jüngsten Vergangenheit haben dagegen der weitern Erforschung kaum etwas Nennenswertes eingetragen. (S. übrigens auch den vorigen Abschnitt: Hochasien.)

Die Erweiterung unsrer Kenntnis von Korea haben wir hauptsächlich Japan zu danken, das 1879 die Eröffnung von drei Häfen erlangte, worauf noch andre Staaten (auch Deutschland) Verträge mit Korea schlossen. Bis zur Possjetbucht an der Nordgrenze drang der russische Oberst Barabasch von der Ussurimündung durch noch unbekannte Teile der Mandschurei vor. Oppert unternahm 1866–69 drei Fahrten nach Korea. 1884 wanderte Gowland von Söul nach Fusan, Bernerston von Söul nach Pengjang, Gottsche untersuchte das Land geologisch. Carles folgte denselben Routen zur Untersuchung der Produkte und des Handels, 1885 besuchte er auch die Goldminen von Phyonyang; 1885–87 bereisten Kalinowski und Delatkewitsch das Land. 1888 machte Varat hier ethnographische Studien, Webel 1889 umfangreiche Aufnahmen; Chaillé-Long besuchte 1888 die Insel Quelpart. Campbell untersuchte 1889 das nördliche Korea; später reisten hier der Ethnolog Varas, Braß, Wacker, Grünau u.a. Turley erforschte das Grenzgebiet gegen China. Auf Formosa reisten Bernard, Scheelelig, Brooker, Thomson (1872), Ibis und Beazély (1875), Corner (1876) und Steere. Seit der Besitzergreifung durch die Japaner haben sie auch auf Formosa (1889 bis 1890 durchquert von Ede) eine rege Tätigkeit entfaltet; der Morrisonberg wurde 1897 und 1898 (durch Stöpel) erstiegen. Die Liukiuinseln wurden in ihrem nördlichen Teil von Döderlein, später von Chamberlain und Furneß durchforscht. Auf Hainan verweilte Swinhoe schon 1868, später Stuhlmann, 1881 nahm Carpenter die Westküste auf, Taylor untersuchte den Osten, Warburg machte botanische Sammlungen

Über Japan konnte Pagès 1859 schon 672 Aufsätze und Werke verzeichnen. Wie erwähnt, erschlossen die Amerikaner 1854 das Reich; Österreich sandte Expeditionen 1857 (die Novara) und 1868, Preußen 1859. Die Arbeiten v. Scherzers und seiner Mitarbeiter begreifen den ganzen Osten Asiens; Japans Flora und Fauna beschrieben Hofmann und Siebold, welch letzterer sich 1859 wieder auf 3 Jahre nach Japan begab. Naumann begann 1879 die Landesaufnahme in Bezug auf Topographie, Geologie, agronomische Verhältnisse, Erz- und Kohlenlagerstätten etc. Europäer und Japaner sind bestrebt gewesen, das Inselreich zu bereisen und nach allen Richtungen zu erforschen, so Rein 1874–75, Marshall, Knipping 1875 ff., v. Drasche 1876, Wojeikow 1876, Lyman 1876 ff., Kempermann, Gebauer, Wenjukow 1878 f., Wada, Wagener, Woolley, Guppy, Satow, Schütt, Scheube 1881, Siebold der jüngere 1882. Seitdem setzen die regelmäßigen Aufnahmen der offiziellen Topographen und Geologen die Forschung fort.

Hinterindien.

Lange blieb dieser Teil Asiens den Europäern völlig verschlossen, doch tat Crawfurd seit 1821 und Pallegoix seit 1830, 1850 auch Bowring viel für die Erkundung. Mac Leod forschte 1837 zwischen Salwen und Mekhong; Heathcote nahm mit Yule und Rennie den untern Irawadi auf, wo seit 1856 auch Brandis arbeitete. Außerdem bereisten Hinterindien Henri Mouhot (1859–61), v. Richthofen (1861–62), Bastian (1861–64), letzterer zu bedeutsamen Volksstudien. Kambodscha wurde durch die französischen Eroberungen, das Grenzgebiet gegen China durch die Versuche der Engländer, von Birma über Bhamo einen Handelsweg nach China zu eröffnen, bekannt. Die französische Mekhong-Expedition durchzog 1866–67 das Laosgebiet. Der Versuch Coopers (1870), am Irawadi hinauf nach Jünnan zu gelangen, blieb ohne Erfolg. Zu nennen sind noch: Dupuis' Erforschung des Songkoi in Tongking (1870 ff.) und sein Versuch, Handel mit Jünnan anzuknüpfen, was 1873 zur Einmischung Frankreichs führte (Tod Garniers); die Reisen von Morice in Französisch-Kotschinchina (1871–1876), von Strettel im nördlichen Birma (1873–74), Miklucho-Maclay in Malakka (1874–75), wo 1875 ff. auch Daly und 1879 Hervey Aufnahmen machten. Harmand überschritt zuerst (1875–77) die Wasserscheide zwischen dem Mekhong und dem Chinesischen Meer von W. her nach Huë. Viele andre französische Reisende, Blanc, Aymonier, Boulaugier, Villeroi d'Angis mit Courtin Gautier, Delaporte, Neïs, Septans, unternahmen von Kotschinchina aus nach Siam, Kambodscha und Anam Expeditionen. Auch im westlichen Hinterindien waren neben englischen Forschern Franzosen tätig, wie Marche und Deloncle in Malakka. Garanger untersuchte 1882 die wirtschaftlichen Verhältnisse in Oberbirma, Bock die Tierwelt im nördlichen Siam; der Pundit A-a nahm 1879–80 einen noch unbekannten Teil des obern Irawadi bis in sein Quellgebiet (26°8´) auf, wodurch die Annahme der Identität des Sangpo mit dem Irawadi beseitigt wurde. Mac Carthy führte 1881–87 eine Aufnahme der wichtigsten Teile von Siam aus; 1883 überschritt Pater Blanc vom südlichen Tongking aus die Wasserscheide des Mekhong nach Tran-Ninh, Pater Pinabel erforschte die Flüsse Am und Chao in Tongking, Deloncle untersuchte die schmälste Stelle der Halbinsel Malakka im Hinblick auf ihre Durchstechung. Neïs untersuchte 1883–84 den Mekhong und nahm 1885–1886 an der Festsetzung der Grenze zwischen China[870] und Tongking teil. Das Gebiet der Schau untersuchten 1883–84 Perucca und 1887–88 Jackson. 1884 nahm Humann den Oberlauf des Langa auf, Hardouin reiste im westlichen Siam, Tenison Woods bestieg den Gunong Bubu, Naville reiste von Südanam zum Mekhong, Holt-Hallett in den Grenzstrichen zwischen Birma und Siam, Woodthorpe und Macgregor mit wissenschaftlichen Begleitern untersuchten von Assam aus das Quellgebiet des Irawadi, den 1885 Cairns oberhalb Bhamo bis Mogoung aufnahm. Im Sultanat Pahang forschten 1885 Cameron, Swettenham und T. Woods. Die Stromschnellen des Mekhong überwanden 1885 Reveillière und 1886 de Fésigny und gelangten bis zu den obern Katarakten, Vaudens untersuchte den Schwarzen Fluß in Tongking. Die Annexion Birmas durch die Engländer 1886 gab ihnen Anlaß zu lebhafter Forschungstätigkeit. Der Irawadi wurde 1887 von Rimmer untersucht und bis 240 km oberhalb Bhamo schiffbar befunden; Gordon untersuchte die berühmten Rubinengruben von Mogok; Woodthorpe u.a. vermaßen den Tschindwin, den größten rechtsseitigen Zufluß des Irawadi. Pavie versuchte 1887 eine Verbindung zwischen dem Mekhong und Tongking zu eröffnen, doch gelang ihm sein Vorhaben erst 1888 auf einer dritten Expedition. Gauthier befuhr 1887–88 den Mekhong von Luang-Prabang bis zur Mündung, Archer reiste 1888 nach Schlengtong und vermittelte die Unterwerfung der Schanstaaten unter englische Herrschaft. Archäologisch tätig waren seit 1887 Tauptin und Fournereau in Kambodscha und Siam. Eine Untersuchung des obern Songkoi durch Gouin stellte die Beschiffung bis Laokai als unmöglich dar, wohin aber ein eigens gebauter Dampfer 21. Juni 1889 dennoch gelangte. Für eine Eisenbahnverbindung zwischen Assam und Birma untersuchten 1888 Needham und Michell das Land zwischen Assam und Oberbirma, Rosset machte 1888–90 ethnographische Reisen am Mekhong und Donnai, Anrep-Elmpt ethnologische nach Kambodscha, dann nach Siam, wo er dem Fieber erlag; 1888–89 untersuchten Marquis de Mores, Thorel und van Driesche die Grenze zwischen Tongking und China. 1889 konnte Heurtel wiederholt mit kleinen Dampfern die Stromschnellen des Mekhong forcieren; die nördliche Grenze von Siam im Schangebiet nahm Ney Elias auf, die siamesische Grenze gegen Tongking und Anam Pavie, der auch 1890 den ganzen Schwarzen Fluß erforschte. In Birma machten die Engländer seit 1887 regelmäßige Aufnahmen und bahnten seit 1889 eine genauere Erforschung des wilden Berglandes zwischen Bengalen und Oberbirma an. Die beiden Quellflüsse des Irawadi, den Mehka und den Mali, erforschten 1890–91 Barwick und Hobday.

Auf Hinterindien bezogen sich z. T. die S. 870 erwähnten Reisen des Prinzen von Orléans (Aufklärung der Irawadiquelle) und v. Bonins. In Birma forschten Walker, Needham und Gray 1891–97; in Siam und Malakka Wanington Smyth 1891–96, Skeat 1899 (naturwissenschaftlich) besonders in Malakka; in den Schanstaaten der Geolog Nötling 1891, Archer 1890–91, Lamington 1891, Pavie 1889–1891, Frau Massieu 1896–97, Carey 1899; in Französisch-Indochina Capet 1890–91 (Laos), Yersin 1892–93, Simon 1896 (Mekhongschiffahrt), Bel 1896–97, Barthélemy und Marsay 1899 (Anam). Stevens erforschte 1888–95 die hinterindischen Naturvölker; Otto Ehlers (der 1895 in Neuguinea einen frühen Tod fand) durchzog 1891–92 Hinterindien von Birma bis Tongking.

Ostindien.

Um die Erforschung von Britisch-Indien erwarb sich die »Asiatische Gesellschaft von Bengalen« (gegründet 1874) die größten Verdienste. Wissenschaftliche Reisen machten Moorcroft 1812 ff. am Indus und in Kaschmir, 1821–42 Csoma in Kaschmir und und Lahor, Wood 1835–36 am Indus, v. Hügel 1835–36, v. Orlich 1842 ff. in Hindostan. Im Himalaja forschten Waugh seit 1844, die Botaniker Hooker und Thomson 1847–51. In dreijähriger naturwissenschaftlicher Reise erforschten seit 1854 die drei Gebrüder v. Schlagintweit alle Teile Indiens, des Himalaja und sogar nördlich desselben. Godwin Austen machte 1860 ff. im westlichen Himalaja bis nach Tibet hinein Aufnahmen; Lejean bereiste 1866 das Indusgebiet bis Kaschmir; verschiedene Punditen durchzogen Nepal und Ladak sowie das südliche Tibet, Blanford, Dechy und Harman besuchten den Sikkim-Himalaja, Woodthorpe machte mit Harman 1877 ff. an der Grenze von Assam Aufnahmen, wo Bastian 1882 die Bergvölker studierte. Ujfalvy arbeitete ethnologisch 1881–82 im westlichen Himalaja bis zu den Indusquellen, der afghanische Missionar Munschi Synd Schah 1882 und der Feldmesser Mac Nair 1883 in Kafiristan. Im Himalaja erstieg Graham mehrere Gipfel; Himalaja, Kaschmir, Hindostan und Ceylon wurden von E. Riebeck durchzogen, Ceylon von Haeckel, wo 1884–86 F. und P. Sarasin gründliche Forschungen anstellten. Die Andamanen wurden 1880 durch Hobday, die Nikobaren 1886 durch Strahan aufgenommen. 1885 gingen Lockhart, Woodthorpe, Hiles u.a. nach Gilgit und über den Hindukusch in das Quellgebiet des Amu und nach Badakschan. Portman wurde 1886 mit der Vermessung der Küsten beauftragt. 1888 machte Wahab in den Schwarzen Bergen wertvolle Aufnahmen, Hartert legte zoologische Sammlungen in Assam an, Walther führte geologische Untersuchungen in Südindien und Ceylon aus. E. Schmidt forschte 1889 unter den Drawida Ostindiens und Ceylons; zu ethnographischen Zwecken ging Bastian 1890 nach Ostindien. Der Geolog Diener machte 1892 bedeutsame Studien im mittlern Himalaja, dessen Hochspitzen und Gletscher neuerdings die Alpinisten angelockt haben (White 1891, Mummery 1895, Workman und Freshfield 1899). Von andern Reisenden sind zu erwähnen: Ehlers (vgl. den Abschnitt »Hinterindien«) 1890–91 quer durch Nordindien, Knight, der damalige Thronfolger von Rußland mit Radde und Uchtowski 1890–91, Jagor und Ehrenreich 1891, Geiger 1895–96 (Ceylon). 1892 wurden die Landschaften Hunza und Nagas, 1893 Tschilas von den Engländern eingezogen.

Indonesien.

Auch die Niederländer sind in Erforschung ihres Kolonialbesitzes unermüdlich tätig gewesen, besonders durch das Niederländische Institut für Sprach-, Land- u. Völkerkunde für Niederländisch-Indien (seit 1853). Ein wertvolles Werk lieferte 1820 Crawfurd. Junghuhn untersuchte namentlich Java, ebenso gründlich sind die Arbeiten von Zollinger und Rosenberg auf den Sundainseln und Molukken 1840–66. Seit 1857 war auch F. Jagor tätig. Wallace bereiste seit 1854 Borneo, Celebes und andre Inseln mit ausgezeichnetem Erfolg, Bernstein 1855 die Molukken, v. Richthofen 1860 Java, Semper 1858 ff., A. B. Meyer 1870–71 Celebes und die Philippinen, Beccari 1865 ff. Borneo, Montano 1879 ff. Borneo und die Philippinen. Eine große holländische Expedition (Schouw, Santwoort, Veth) erforschte 1877–79 Sumatra, wo[871] 1879 B. Hagen den Tobasee besuchte. Borneo wurde durch Bock, Tromp und Hager 1879 ff. und durch Grabowski 1881 von S., durch Gerlach 1881 von W. her, F. Witti 1881 ff. und Hoskyn im N. erforscht. Zu ethnographischen Zwecken weilte Bastian 1879 auf Sumatra und Java, Charnay untersuchte die mächtigen Tempelbauten auf Java. Im nördlichen Borneo waren 1878–87 tätig Dobree, Prettyman, Witti, Pryer, v. Donop, Davies, F. Hatton, Treacher und Dalrymple, Daly, Hendrich, Walker, Beeston, Seston und Little. Forbes arbeitete (1878–83) im westlichen Java, im südlichen Sumatra, auf Amboina, Timorlaut, Buru und Timor. Riedel schilderte die Aruinseln und bereiste 1879 das niederländische Timor. Dietz und Hagen reisten 1883 nach dem Tobasee auf Sumatra. Van Rijn van Alkemade befuhr 1885 den Siak in Sumatra. Kapitän A. Langen machte eine Aufnahme der Keyinseln. 1888–90 forschten hier Planten und Wertheim. 1886 führte Modigliani Forschungen auf der Insel Nias aus. Das Innere von Celebes untersuchten Frantz auf Metalle, Wichmann und Weber 1888 Flores geologisch und zoologisch, van den Booek geodätisch. Wichmann forschte 1889 noch auf Sumbawa, Roti, Java. Guppy untersuchte 1888 die Korallenbauten; Jacobson und Kühn machten 1887–88 ethnologische Sammlungen auf den kleinen Inseln. Die Baltaländer in Sumatra durchkreuzten 1887 v. Brenner und v. Mechel, befuhren auch den Tobasee, ebenso Modigliani. Drei Expeditionen nach Flores unter van Schelle 1889–90 hatten mit den Eingebornen schwer zu kämpfen. Doch wurde es 1890 von Meersburg durchkreuzt. Im letzten Jahrzehnt wurde die Erkundung von Borneo sehr gefördert durch Dunlop 1890, Hosé 1891, Hariland 1892, van der Willijen 1894 (Durchquerung Südostborneos), vor allem aber durch die Expedition Molengraaff 1893–94, die naturwissenschaftliche Studien besonders im Gebiete des Kapuas machte. Nieuwenhuis gelang 1896 die erste Durchquerung der Insel in ihrer größten Breite. Ijzerman durchquerte 1891 mit großer wissenschaftlicher Ausbeute Sumatra; außerdem forschten hier Claine, Romswinkel, Heyting, Westenberg, Volz. Die geologische Aufnahme von Java und Madura beschlossen 1896 Verbeek und Fennana durch eine großartige Arbeit. In Celebes sind an erster Stelle die Forschungen der Brüder Sarasin 1893–95 zu nennen, dann die von Kruijt 1893–99 (Posso- und Lindusee). Die Kleinen Sundainseln untersuchte Ten Kate 1891, die Molukken Martin 1891–92, Kükenthal 1893–94. Größere Ausdehnung durch den ganzen Indischen Archipel hatten die Reisen von Pleyte und die hydrologisch bedeutsame Tiefsee-Expedition von Weber 1899–1900 (Schiff Siboga). Die Mentaweiinseln wurden 1897 von A. Maaß, die Christmasinsel 1897–98 von Andrews, die Malediven u. Lakadiven von Gardiner 1899 (Korallenforschungen) besucht.

Auf den Philippinen forschten Marche 1879 ff., Schadenberg und Roth 1881 (Manila), Landau und Hans Meyer (Luzon) 1882, auf Luzon und Palawan machte Marche 1879–80 ethnographische und anthropologische Studien, der Geolog Woods studierte die dortigen Vulkane, Worcester und Bournes 1389–91 die Pflanzen- und Vogelwelt. Seit der Besitzergreifung durch die Amerikaner (1898) wird die Erkundung der Philippinen, die baldige Pazifizierung vorausgesetzt, planmäßiger werden.

Iran.

Die Kenntnis wurde gefördert durch die Gesandtschaftsreisen Elphinstones 1808–1809 nach Kabul, Pottingers 1810 nach Kelat, Conollys 1829 von Kaukasien nach Indien, Skinners 1835 über Babylon nach Persien, auch durch Stoddarts und Conollys Reise 1840 s. von Indien durch Afghanistan nach Bochara. Auf Blaramberg 1837–40 folgten in Persien Du Couret 1846–47, Abbot 1849 f., Sir W. Williams of Kars und Loftus 1850 ff., Czarnotta 1852, der den von Kotschy 1843 zum erstenmal wissenschaftlich untersuchten Demawend erstieg. 1857 bereiste Blau von Sinope aus einen Teil Persiens, v. Seidlitz 1856; 1859–60 begab sich eine preußische Gesandtschaft unter Minutoli und Brugsch nach Persien, wobei abermals der Demawend untersucht wurde, während eine russische Expedition unter Chanykow 1858–59 einen großen Teil Persiens bereiste und aufnahm. Die Arbeiten der englischen Grenzkommission 1870–72 sind besonders wichtig für den Osten. Bellews reiste 1871–72 vom Indus durch Belutschistan nach dem Tigris; das nördliche Persien, namentlich Chorasan, bereisten 1873 Baker und Gill, 1874 Napier, 1875 Mac Gregor. 1874 beginnen die Ausgrabungen von Andreas bei Buschir und die ausgedehnten Reisen des Photographen Stolze im westlichen Persien. Gleichzeitig gab der Geolog Tietze neue Aufschlüsse über Elburz und Demawend. Seit 1875 machte Houtum-Schindler wertvolle Routenaufnahmen in persischen Diensten. Mac Gregor erforschte 1877 mit Lockwood das nördliche Belutschistan. Der englisch-afghanische Krieg 1878 erweiterte die Kenntnisse von Afghanistan durch Russen und Engländer. An der Grenze von Afghanistan und Kaschmir forschte der indische Pundit »Molla«; ein andrer, Abd ul Subhan, ging vom Kabul über den Hindukusch nach Faisabad. In Persien bereiste Stewart 1880 ff. Chorasan und Daragez, Gasteiger Chan 1880 die Grenze gegen Belutschistan, eine wissenschaftliche österreichische Expedition unter Polak, Wähner u. Pichler seit 1882 den Westen, Lovett 1881 den Norden.

In Afghanistan wurde die Nordgrenze 1884–1888 durch eine britisch-russische Kommission festgesetzt. Die englischen Delegierten nahmen dabei die ganze Provinz Herat, fast ganz Afghanistan-Turkistan sowie große Teile des Hazaralandes und der persischen Provinz Chorasan auf. Eine 1884 vom Pandschab unternommene militärische Expedition führte zur Aufnahme der Täler Zhob und Bori in Ostafghanistan, später von Holdich fortgesetzt. Ney Elias bereiste 1885 die Grenzgebiete von Afghanistan und chinesischen Besitz. Griesbach erforschte 1887–1889 Afghanistan auf seine Mineralschätze und untersuchte dann mit Oldfield ebenso Belutschistan. Das französische Ministerium entsandte Develay und Pisson nach Persien und Afghanistan, die britisch-indische Aufnahme wurde auch auf Belutschistan ausgedehnt. Aus den letzten Jahren sind besonders die Forschungen von Mae Mahon und Holdich an der indischen Grenze von Afghanistan und Belutschistan zu nennen, außerdem die von Leontiew und Patrin in der Wüste von Belutschistan. In Persien machte Preece im Auftrag der englisch-indischen Telegraphengesellschaft 1884 topographische Aufnahmen von Schiraz bis Dschask am Arabischen Meer, Oberst Bell durchreiste das südwestliche Persien, 1888–89 Belutschistan und Persien. Dieulafoy unternahm 1885 Ausgrabungen in den Ruinen des alten Susa, Rees durchwanderte das unbekannte Gebiet zwischen Kazwin und Hamadan. 1886 besuchte Radde Chorasan, das Bogdanowitsch 1886–87 geologisch untersuchte, Gore reiste über Herat durch die Wüste Lut nach Bender Abbas,[872] Rodler unternahm eine geologische Reise in das Bachtijarengebirge und zum obern Karun, wo 1889–90 auch Curzon reiste; Lynch erforschte das Bachtijarengebiet, Vaughan die innere Wüste. Hedin bestieg 1890 den Demawend, Stahl machte 1890–94 umfassende Reisen durch Persien, ebenso wieder der Engländer Houtum-Schindler. Umfangreiche Forschungen unternahmen ferner Curzon 1889–91, Biddulph 1891, de Morgan 1891–92 und 1897–98 (archäologisch), Maunsell 1892, Sawyer, Sykes 1893–97, Sarre 1897–98, F. Stahl 1890–94. Die archäologische und ethnologische Erkundung von Armenien hat durch Belck und Lehmann (Rudolf Virchow-Stiftung) große Fortschritte gemacht.

Vorderasien.

Arabien, das im 18. Jahrh. trotz Niebuhrs Reise fast unbekannt blieb, wurde im Norden von Seetzen 1807, Burckhardt 1812 und Sadlier 1817 ff. durchzogen, Burckhardt konnte 1814 ff. sogar Mekka und Medina besuchen, Wellstedt bereiste 1834 die Süd- und Südostküste, Wrede 1843 Hadramaut, Du Couret und Wallin auch das Innere, Burton durfte 1853 gleichfalls die heiligen Orte Arabiens betreten. Palgrave drang 1862–63 durch das Innere bis zum Persischen Golf vor, es folgten Guarmani (1864), Pelly (1865), Germain (1867), v. Maltzan (1865 und 1870). Seit 1870, wo Halévy seine archäologisch wichtige Reise von Hodeida über Sana nach Nedschran ausführte, Munzinger und Miles Hadramaut, v. Maltzan die Umgegend von Aden erkundete, ruhte die Erforschung, bis 1876 Peters die heißen Quellen von Bescheir und Miles Birema, beides in Omân, besuchte. 1877 reiste Doughty durch Hidschas und Kasim und erreichte als erster die Ruinenstadt El Hidschr (s. d.). Fast dieselben Gegenden durchzog Huber (1884 auf einer neuen Reise ermordet); Manzoni besuchte 1877–80 dreimal Sana. Eine Forschungsreise durch Südwestarabien kostete Langer 1882 das Leben. Sein Nachfolger wurde hier 1883–84 Glaser. Blunt reiste 1878–79 mit seiner Frau von Damaskus nach Dschof und durch die Sandwüste Nefud nach Schammar. Den Nordwesten bereiste zu epigraphischen Zwecken 1883–84 Euting unter Lebensgefahr. Snouck Hurgronje besuchte 1885 unter der Maske eines Schriftgelehrten Mekka, Glaser unternahm seine zweite und 1887–88 seine dritte Forschungsreise nach Jemen, wobei er viele alte Inschriften auffand. Hierher reiste 1887 auch der Botaniker Deflers, im südlichen Jemen machte Schweinfurth 1888 reiche botanische Sammlungen. Glaser setzte 1892 seine Forschungen zwischen Hadramaut und Mekka fort. Als wichtigste Reisen der letzten Jahre sind ferner zu nennen die von L. Hirsch 1893 (Hadramaut), Bent mit Frau 1893–94 und 1897 (Fadhli und Yasei), H. Müller mit Jahn und Burg 1899 (Südarabien und Sokotora).

Syrien, Palästina und Sinaihalbinsel. Im Ostjordanland und auf der Sinaihalbinsel forschten 1802 Leake, 1803–1807 Seetzen, 1808–12 Burckhardt, 1831 s. Michaud. In Palästina begann 1835 Titus Tobler seine über 30 Jahre verteilten Forschungen, 1838 Robinson die seinigen. Weitere Palästinareisende sind: 1837 Schubert, Moore und Beke, 1841 Symonds, 1850–51 Saulcy, 1851 van der Velde und Michon, 1852 Smith u.a. Von Bedeutung sind ferner die Höhenmessungen von Roth (seit 1857), die Expeditionen Grahams (1857) und Wetzsteins (1858) in den Hauran und die östliche Wüste, Guérins (1863 und 1870–71) in Samaria und Galiläa, Garovaglios und Vigonis (1869), Kieperts (1870) im Transjordanland, besonders aber die von Tyrwhitt Drake 1871 eröffnete vollständige Vermessung von Palästina im Auftrag des Palestine Exploration Fund, während Steever im Auftrag einer amerikanischen Gesellschaft und 1881 Conder die Aufnahme des Transjordanlandes in Angriff nahmen. 1880 forschte Lortet am See Tiberias, Langer 1881 im Transjordanland, Hall am Toten Meer und im Wadi el Araba; 1885 führte Schumacher eine Aufnahme der vulkanischen Landschaft Dscholan aus. Die Sinaihalbinsel wurde 1868 von Wilson und Palmer aufgenommen, Midian 1877–1878 von Burton erforscht. Syrien bereisten Seiff 1871–72, Fraas 1875, Blunt 1877–79, Cahun und Sachau 1879–80, Hartmann mit Schumacher, Euting, der 1883 bei Palmyra Inschriften sammelte, und Stübel bis zum Hauran. Der 1883 aufgetauchte Plan, den Suezkanal mit dem Wadi el Araba zu verbinden, erwies sich als unmöglich. Hull machte hier geologische und topographische Aufnahmen, Walther studierte 1887 Fragen der dynamischen Geologie; Moritz war 1884 und 1885 zwischen Damaskus und dem Euphrat und in Mesopotamien tätig und bereiste 1885 mit Diener Mittelsyrien. Auf Syrien und Nordarabien erstreckte sich die Reise von Baron Nolde 1893. v. Oppenheim machte 1893 und 1899 in Syrien wichtige archäologische Entdeckungen. Zimmerer und Oberhummer gingen zu gleichen Zwecken 1896 von Nordsyrien nach Kleinasien. In Palästina machte Blanckenhorn 1894 geologische Studien, Kersten richtete meteorologische Stationen ein. Bliß-Macalister deckte bei Tell-es-Safi (Judäa) Reste eines kanaanitischen Tempels auf. Rothpletz untersuchte 1891 die Westküste der Sinaihalbinsel geologisch.

In den Euphrat-Tigrisländern untersuchte Chesney 1835 s. das Euphratbett behufs Herstellung einer Postverbindung mit Indien, und 1872–73 vermaß Cernik eine hier zu erbauende Eisenbahn. Um Erforschung der Ruinen in Mesopotamien machten sich namentlich verdient (seit 1843): Botta, der Entdecker der Ruinen von Ninive, Layard, Plare, Grant, Perkins, Shiel, Rich, Lynch, Ainsworth, Fulgence, Fresnel, Oppert, Spiegel, Rawlinson, Smith u.a. Mesopotamien und Armenien wurden 1849 von Walpole, 1853 von Langlois und Petermann, 1855 ff. von Seidlitz, Blau, Tschichatschew, Kotschy und Abich, letzterer durch Kurdistan bis Persien, 1880 von Cahun und Rassam besucht. Auch Moltke, Schaefli, John Taylor, Floyer 1875, Josefowitsch 1882, Puchstein und Sester, Wünsch 1882 gaben Nachrichten über Kurdistan. 1885–86 machte Oberst Bell eine militärische Reise in Mesopotamien und Armenien, Moritz und Koldewey machten 1887 Ausgrabungen in den Ruinen des südlichen Babylonien. Der Geolog Naumann ging 1890 nach dem Quellgebiete des Euphrat zwecks Studien für die geplante Euphratbahn. Wundervolle Ergebnisse haben die 1888–96 betriebenen Ausgrabungen der Amerikaner Peters und Haynes in den Ruinen von Nippur gebracht, die seit 1899 noch fortgesetzt werden; seit 1898 forschte Koldewey in den Ruinen des alten Babylon.

Kleinasien durchforschten 1800 Wittmann, Leake und Beauchamps, 1802 Browne und Seetzen, 1809 bis 1815 Burckhardt, 1810 Clarke, 1816 v. Prokesch-Osten, 1823 Parthey. 1830 Michaud, 1834 ff. Texier, 1835 Hamilton (bis nach Armenien), 1835 ff. Russegger und Kotschy. 1838 Fellows, 1839 Ainsworth,[873] 1841 H. Kiepert (im Nordwesten). Unter den spätern Erforschern stehen Tschichatschew (sechs Reisen, 1847 bis 1858) und Kotschy, der auch Cypern, den Taurus, Syrien und Kurdistan untersuchte (1840–62), in erster Reihe. Auch forschten hier Mordtmann (1850–59), Loftus (1849–52), Barth (1858–59), Lejean (1865–67). Archäologische Untersuchungen unternahmen Curtius und Hirschfeld 1871 ff., Rayet und Thomas 1872 ff., Baumeister, Eggert, Favre, Mandrot 1874, Schliemann 1879 ff., Virchow 1879, Humann und Clarke (die letztern in den alten Landschaften von Troas und Pergamon, Humann 1882 auch bei Angora); ferner: Bischoff 1881 und Benndorf 1881–82 in Kilikien. Seit 1880 läßt England die ganze asiatische Türkei aufnehmen. Seit 1881 war der Ethnolog v. Luschan hier fast alljährlich tätig (1888–90 mit Koldewey) bei Ausgrabungen in Sindscherli im nördlichen Syrien. Der Amerikaner Sterrett machte 1884–85 archäologische Reisen, Ramsay besuchte 1884 mit Smith, 1890 mit Hogarth mehrere Landschaften, H. Kiepert setzte 1886 und 1888 seine Reisen im Westen fort, 1886 z. T. mit Schuchardt, der 1887 die lange gesuchten Ruinen von Kolophon auffand, 1888 mit Fabricius, der später das Tmolusgebirge rekognoszierte. v. Diest nahm 1886 die Umgebung von Pergamon auf und machte dann eine Reise zum Schwarzen Meer. Der Russe Elissejew verfolgte 1886 von Alexandrette nach Samsun anthropologische Zwecke, de Launay machte geologische Forschungen in Lesbos, Thasos und Samothrake, die Brüder v. Quast geographische und archäologische im Nordwesten. Geologisch tätig war im Westen 1890 v. Burkowski. Im letzten Jahrzehnt forschten in Kleinasien archäologisch 1890–91 und wieder 1898 Munro, Hogarth, Anderson, 1895 Sarre, 1898 Gebr. Körte (Gordium); botanisch Bornmüller 1889–90; geologisch Schaffer 1900 (Kilikien); anthropologisch Ramsay; geographisch Märker 1893, Munro 1894, Buresch 1888–95 (Lydien), v. Diest 1896, Leonhard 1899–1900 (Aladagh), Fitzner 1900 (Bithynische Halbinsel).

Kaukasien bereisten im Anfang des 19. Jahrh. Klaproth, 1811 Engelhardt, 1817 Porter, 1826 Schulz, 1829 Parrot. Sie drangen bis nach Armenien vor, wo 1838 ff. auch Texier, La Guiche und Labourdonnaye tätig waren, 1844–52 Moritz Wagner. 1836 ff. forschte der Botaniker Koch, 1843 der Nationalökonom v. Haxthausen in Transkaukasien, wo 1850 Chodzko, Chanykow u.a. gelegentlich der Triangulation den Ararat bestiegen. 1864 begann Radde in Tiflis seine verdienstvollen Forschungen in Transkaukasien, Hocharmenien und im Süden vom Kaspischen Meer. Kaukasien besuchten 1875 O. Schneider, N. v. Seidlitz, Zagurski, Prof. Müller, Komarow; Armenien Deyrolle 1870, Tozer 1879, Clayton 1881. Naturwissenschaftliche Forschungen unternahmen, besonders an den Gletschern, Dinnik, Rossikow (zuletzt 1888) und Smirnow. 1887 führte Fürst Massalski ethnographische und botanische Forschungen in Transkaukasien aus, Graf Bobrirski erzielte eine reiche archäologische Ausbeute aus alten Kurganen, Tulatow erklomm 1888 den Kasbek, Baron v. Ungern-Sternberg erreichte die Spitze des Elbrus, während am selben Tage Markow, Popow und Manukow den Ararat erstiegen. Mummery bezwang den Koschtantau, Holder, Cockin und Wolley auch die benachbarten Piks am Bezingigletscher, während Donkin und Fox hier ihr Leben einbüßten. Kunczow machte 1888 bis 1889 botanische Beobachtungen auf der Nordseite des Kaukasus, und im zentralen Teil waren 1889 tätig Freshfield, Powell, Dent, Wolley und die Italiener V. und E. Sella. Neuerdings ist der Kaukasus viel von Alpinisten erkundet worden: Gebr. Sella 1890, Merzbacher und Purtscheller 1891 (Elbrus, Kasbek) und 1892 (Daghestan), Baker 1892, v. Dechy 1897–98. Der Meteorolog Pastuchow erstieg 1890–91 mehrere Gipfel (1893–94 auch den Ararat, den 1894 Arzruni geologisch untersuchte). Radde hat seine Erforschung Kaukasiens alljährlich fortgesetzt. Busch studierte 1896 die Gletscher des Kaukasus, Levier mit Krasnow 1890, Albow 1893, Seidlitz 1894 dessen Pflanzenwelt. Iwanowski und Markow besuchten 1893, bez. 1894 den Goktschasee. 1898 forschten im Kaukasus der Geolog Andrussow und der Botaniker Kußnezow.


1884. 31. Jan.: Die Merw-Turkmenen unterwersen sich den Russen; zwei neue Bezirke: Tedschen und Merw, gebildet. – 9. März: Die Stadt Anapa und der Distrikt Nawagir vom Bezirk des Schwarzen Meeres abgetrennt und mit dem Kubangebiet vereinigt. – 1. Mai: Die britische Nordborneo-Kompagnie erwirbt das Gebiet des Putatanflusses. – 6. Juni: Anam erkennt Frankreichs Protektorat über Anam und Tongking an. – 16. Juni: Transbaikalien, das Amurgebiet, das Küstengebiet nebst Wladiwostok und Sachalin aus der Oberverwaltung Ostsibiriens losgetrennt und dem neuen Generalgouvernement des Amur unterstellt. – November: Der Padasdistrikt auf Borneo von der britischen Nordborneo-Gesellschaft erworben.

1885. Chinas Vertrag mit Frankreich über die Nordgrenze von Tongking. Aus den westlichen Teilen von Kansu, den Gebieten von Hami und Tschenti, den Nord- und Süd-Tiënschanländern und dem chinesischen Ostturkistan wird die neue Provinz Sintsiang mit der Hauptstadt Urumtsi gebildet. – 7. März: Übereinkommen zwischen England, Deutschland und Spanien: Die Inseln Balanbang, Banguey, Matawalli etc. an der Nordspitze von Borneo zu Britisch-Nordborneo geschlagen, dem am 10. April auch die Mantiinseln einverleibt werden.

1886. 1. Jan.: Oberbirma dem indischen Kaiserreich einverleibt. – Im Staate Jolebu auf der Halbinsel Malakka britische Verwaltung eingeführt. – China und Rußland vereinbaren die Grenze an der Bucht von Wladiwostok. – Die Keelinginseln dem Gouverneur der Straits Settlements unterstellt. – In Türkisch-Armenien fünf neue Wilajets: Dersirn, Má Muret ül-Azig, Diarbekr, Bitlis und Wan.

1887. 1. Jan.: Das Generalgouvernement Turkistan enger begrenzt und in drei Provinzen geteilt: Sir Darja (das Gebiet Amu Darja mit dem Distrikt Sir Darja), Samarkand (früher Serafschan) und Ferghana. – Der Tayama Ken in Zentral-Nippon (Japan) von Ischikawa abgezweigt. – 2. Juni: Das Generalgouvernement von Ostsibirien aufgehoben und die Gouvernements Jenisseisk und Irkutsk nebst der Provinz Jakutsk zu einem Generalgouvernement Jakutsk vereinigt. – 10. Juli: England und Rußland schließen in St. Petersburg einen Vertrag über die Nordwestgrenze von Afghanistan. – 24. Juli: Formosa, bisher zur Provinz Fukian gehörig, zu einer selbständigen Provinz mit der Hauptstadt Taipeifu erhoben. – 1. Nov.: Die Grenze zwischen Sind und Belutschistan genauer bestimmt und die Landschaften Shorarud, Pischin, Kas Kawas, Harnai, Thal, Chotiali und Sibi zu einem Verwaltungsbezirk als Britisch-Belutschistan vereinigt. Die östlichen Schanstaaten unter britischen Schutz gestellt. – 8. Dez.: Der Staat Pahang auf der Halbinsel Malakka schließt mit England einen Freundschaftsvertrag.

1888. 1. Jan.: Das neue Wilajet Beirut gebildet, Belka größtenteils zum Mutessariflik Jerusalem geschlagen und das Wilajet Damaskus auf Damaskus, Hama und Hauran beschränkt. – 21. März: Die Osthälfte des Gebiets der Kara-Nogaier vom Gouvernement Stawropol getrennt und dem Terekgebiet einverleibt. – 12. Mai:[874] Nordborneo unabhängiger Staat unter englischem Schutz. – 6. Juni: Die Christmasinsel den Straits Settlements unterstellt. – 9. Juni: Der Sitz der Regierung der russisch-sibirischen Küstenprovinz von Chabarowka nach Wladiwostok verlegt. – Britisch-Belutschistan durch Khetran nebst den Barkhantälern vergrößert. – Pahang auf der Halbinsel Malakka erhält einen britischen Residenten. – 17. Sept.: Englands Protektorat über das Sultanat von Brunei und über Sarawak. – 3. Dez.: Auf der japanischen Insel Shikoku das Ken Kagawa von China und auf Kiushiu Meyasaki von Kagoshima abgetrennt.

1889. Das transkaspische Gebiet nach Vollendung der Transkaspischen Eisenbahn von Kaukasien abgetrennt und dem Generalgouverneur von Turkistan unterstellt.

1890. 1. Jan.: Die Verwaltung der britischen Kolonie Labuan der britischen Nordborneo-Kompagnie übertragen. – Die Nordgrenze von Kaschmir bis an die Längstäler des Karakasch und Raskem Darja vorgeschoben. – 17. März: Vertrag zu Kalkutta: China erkennt das englische Protektorat über Sikkirn an.

1891. Januar: Britische Truppen rücken von Kohat in die Täler des Sefid Koh, um den Miranzai die britische Schutzherrschaft aufzuzwingen.

1892. Die Landschaften Hunza und Nagos dem indischen Kaiserreich einverleibt.

1893. 1. Okt.: Siam verzichtet auf das linke Ufer des Mekhong zu gunsten der französischen Schutzstaaten Anam und Kambodscha. – 24. Nov.: Rußland tauscht mit Persien die Gebiete von Hissar und Abassabad gegen den Landstrich Firiuse in Chorosan aus. – Aus dem nordöstlichen Sibirien zwischen 62 und 70° nördl. Br. und 134 und 166° östl. L. die neue Provinz Anadyr gebildet.

1894. Afghanistan erkennt die Besetzung von Tschaman durch die indische Regierung an. – 1. Mai: Yatung in Tibet als Vertragsmarkt den Ausländern geöffnet.

1895. 11. März: Englisch-russische Verständigung über den Pamir: Die Landschaften Roschan und Schugnan an Rußland überlassen, dafür an Afghanistan Wachan und Teile der Landschaft Darwas. – 17. April: Friede von Simonoseki. China tritt an Japan die Insel Formosa und die Pescadoresinseln ab; Korea für unabhängig erklärt. – 20. Juni: Frankreich und China vereinbaren die Grenzen des Tongking und der chin. Provinz Jünnan. – August: Spanien und Japan verständigen sich über die Grenzlinien zwischen den Philippinen und den Pescadoresinseln. – Afghanische Truppen erobern Kafiristan. – Tschitral dem indischen Kaiserreich einverleibt.

1896. 1. Juni: Teile der arabischen Halbinsel Katar am Persischen Meerbusen unter britischen Schutz gestellt. – Die malaiischen Staaten auf der Halbinsel Malakka: Perak, Selangor, Negri Sembilan und Pahang, Staatenbund unter britischer Oberhoheit.

1897. Aufstand der Afridi und Arakzai an der indischen Nordwestgrenze. – 4. Juni: Der Unterlauf des Sikiang in China für fremden Handelsverkehr freigegeben. – 12. Juni: Frankreich erhält von China die Erlaubnis zum Ban einer Eisenbahn von der Grenze Kotschinchinas nach der Hauptstadt von Jünnan. – 3. Juli: Reorganisation der Verwaltung in Französisch-Indochina. – 14. Nov.: Deutsche Marinetruppen besetzen die Kiautschoubucht.

1898. 6. März: Vertrag zwischen Deutschland und China: die Kiautschoubucht auf 99 Jahre mit allen Hoheitsrechten an Deutschland überlassen. – Unter ähnlichen Bedingungen erwerben Rußland Porth Arthur und Talienwan (auf 25 Jahre vorläufig), England 1. Juli (auf 99 Jahre) den Hafen Wei-hai-wei. – 10. April: China sichert die Hergabe des Bodens für die Eisenbahn von Französisch-Kotschinchina nach Jünnan zu. – 27. April: Das Pachtgebiet von Kiautschou durch kaiserliche Verordnung deutsches Schutzgebiet; Sitz des Gouverneurs in Tsintau. – 10. Dez.: Friede zwischen Spanien und den Vereinigten Staaten in Paris: Spanien tritt seine Hoheitsreche über die Philippinien und Suluinseln gegen 20 Mill. Doll. an die Vereinigten Staaten ab.

1899. 20. Juni: Spanien verkauft die Karolinen, die Palau und die Marianen (ohne Guam, das die Amerikaner besetzten) für 16,750,000 Mk. an Deutschland, das den neuen Besitz unterm 18. Juli zu deutschen Schutzgebieten erklärt. – Oktober und November: Tatsächliche Besitzergreifung der Karolinen durch den deutschen Gouverneur v. Bennigsen (auf Yap 6. Nov.). – Oktober: Beginn des Winterfeldzugs des amerikanischen Generals Otis gegen die Filipinos unter Aguinaldo.

1900. 13. Juni: Beginn der Boxerunruhen in Peking; 17. Juni: Erstürmung der Takuforts; 13. und 14. Juli: Kämpfe um Tiëntsin; 26. Juli: der russische Vizeadmiral Alexejew besetzt den Hafen von Niutschwang; 16. Aug.: Entsatz der in Peking belagerten Gesandtschaften; 27. Sept.: Graf Waldersee trifft als Oberbefehlshaber der internationalen Streitkräfte in Tiëntsin ein; 1. Nov.: russisch-chinesisches Abkommen über die Nordprovinzen Chinas; 18. Dez.: Wiedereröffnung der Eisenbahn Tiëntsin-Peking.

1901. 3. Jan.: Sturm der Deutschen unter Oberst Pavel auf die Befestigungen von Ho-phu nördlich von Peking. – 11. Jan.: Österreich-Ungarn sichert sich eine Niederlassung in Tiëntsin; Fengtin-Abkommen zwischen Rußland und China über die provisorische Verwaltung der Mandschurei; 20. Febr.: Gefechte der Deutschen unter Hoffmeister bei Kwang-tschang und am An-tsu-ling; Ende Februar: Auslieferung der Eisenbahn Peking-Shan-hai-Kwan an die Engländer; 4. April: Rußland läßt den Abschluß des Mandschurei-Abkommens mit China vorläufig fallen; 9. April: Eröffnung der Eisenbahn Tsingtau-Kiautschou; 23. und 24. April: Kampf der Deutschen unter General von Kettler bei Ku-Kuan gegen den chinesischen General Liu; 25. Mai: Auflösung des Ostasiatischen Expeditionskorps; 3. Juni: Abreise Waldersees aus Peking. – 7. April: Aufhebung aller Binnenzölle in Persien. – 7. Sept.: Unterzeichnung des Friedensprotokolls zu Peking. – 13. Okt.: Gutschein über 450 Mill. Taëls von China an die europ. Vertretung gegeben. – 6. Nov.: Lihungtschang gestorben. – 14. Dez.: Rückkehr des chines. Hofs nach Tschili; Tschingwantes dem internation. Handelsverkehr geöffnet.


[Literatur.] Spezialdarstellungen über ganz A. sind nur in geringer Zahl vorhanden. Die Berichte der Forschungsreisenden bleiben daher die Hauptquellen für dessen Kenntnis. Von zusammenfassenden Werken sind hervorzuheben: A. v. Humboldt: Fragments de géologie et climatologie asiatique (Par. 1832; deutsch von Löwenberg, Berl. 1832), Asie centrale, recherches für les chaînes de montagnes et la climatologie comparée (Par. 1843, 3 Bde.; deutsch von Mahlmann, Berl. 1844, 2 Bde.), Die Bergketten und Vulkane Innerasiens (in Poggendorffs »Annalen der Physik«, Bd. 94, 1830); Ritter, Erdkunde von A. (2. Aufl., Berl. 1832–59, 20 Bde.); Brauer und Plath in Stein-Hörschelmanns »Handbuch der Geographie und Statistik«, Bd. 2 (Leipz. 1858–64); Keane, Asia, with ethnological appendix (Lond. 1896, 2 Bde); E. Reclus, Nouvelle géographie universelle, Bd. 6–9 (Par. 1881 ff.); W. Sievers, A. Eine allgemeine Landeskunde (Leipz. 1892).

[Karten.] d'Anville, Carte del'Asie (Par. 1751 bis 1753,6 große Blätter); Ritter, Atlas von A. (zu seiner »Erdkunde« gehörig, bearbeitet von Grimm, Mahlmann und Kiepert, Berl. 1833–54, 20 Bl.); Klaproth, Tableaux historiques de l'Asie (Par. u. Stuttg. 1824); v. Spruner, Atlas zur Geschichte Asiens (2. Aufl., Gotha 1855, 10 Bl.); v. Spruner-Sieglin, Atlas antiquus (im Erscheinen begriffen, 34 Bl., davon 1–14 auf A.Bezugnehmend); Grundemann, Missionsatlas von A. (das. 1868–70, 28 Karten); Kiepert, Physikalische Wandkarte von A. (1: 4,000,000, 4. Aufl., Berl. 1889); Johnston, General Map of Asia (4 Bl., 1: 9,218,000, Lond. 1889); Sydow-Habenicht, Wandkarte von A. (1: 6,000,000, Gotha); v. Haardt, Übersichtskarte der ethnographischen Verhältnisse von A. (1:8,000,000, Wien 1887); »Karte der südlichen Grenzgebiete des asiatischen Rußlands« (1: 1,680,000, Petersb. 1894,[875] 27 Bl.); E. Koverski, Karte des asiatischen Ruß-. land und seiner Nachbarländer (1: 8,400,000, dazu 1 Bd. Erläuterungen, Petersburg, Akademie der Wissenschaften, 1900); »Carte d'Asie« (1: 1,000,000, Paris, Serv. géogr. del'armée, 1900, im Erscheinen).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1905, S. 854-876.
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