Gehen

1. Barfuss gehen hilft nichts zur Seligkeit.

Wider die barfüssigen guten Werke der Mönche und Wallfahrer.


2. Besser allein gehen, als in schlechter Gesellschaft stehen.

Frz.: Il vaut mieux aller seul que d'être mal accompagné. (Kritzinger, 21.)


3. Besser ehrlich gegangen, denn hochmüthig gefahren.


4. Da gehet es gut, wenn schon ein ganzes Dorf verbrennt, wenn nur des Pfaffen Haus aufrecht bleibt.


5. Da geht es übel, wenn Frevel die Frommen schlägt und Hoffart das Fähnlein trägt.


6. Das geht ja wie am Schnürel, sagte der Dieb zum Henker, als er ihm die Schlinge an den Hals legte.


7. Dat geid, dat et schnüff, sag de Junge, doa rêt (ritt) he up de Suege. (Münster.) – Firmenich, I, 298, 41; Frommann, VI, 424, 11; ostfriesisch bei Frommann, II, 539, 196; hochdeutsch bei Hoefer, 180.

Das geht, dass es schnauft, sagte der Junge, da ritt er auf der Sau.


8. Dat geit nich, hadd de Kerl seggt, hadd krapen. (Ostfries.) – Hauskalender, IV.


9. Dat geit so nich, Plûmen (Pflaumen) êten un kên Geld geven.Frommann, II, 538, 188; Hauskalender, III.


10. Dat gêt nich anners, segt de Jung, un fidelt up 'n Stock. (S. Instrument.)Hoefer, 553; für Mecklenburg: Raabe, 82.


11. Dat gêt nich so, segt Beckmann, as slâp bî't Mäten un dô ehr nix.Hoefer, 49.


12. Dat het de ganze Dag also gân, se(de) Anke Diedels, do lêg se mit Appels in de Göte (Gosse). (Ostfries.) – Frommann, III, 428, 215.


13. Dat sall woll gân, sär dei Jung, as hei't Kalf nâ dei Stadt drägen süll. (Mecklenburg.) – Schiller, II, 5; Hoefer, 511.


14. De geit't nett as jenen Jung, was 'n Vierteljahr weg, da frôg he sîn Moder, wat de Katt för'n Ding was. (Ostfries.) – Hauskalender, IV.

15. De gradig1 geit, kann gradig wedderkommen. (Holst.) – Schütze, II, 61.

1) Schnell, geschwind.


16. De langsam geit, kumt ôk.Bueren, 145; Eichwald, 613; Hauskalender, I; Frommann, IV, 141, 304.


17. De nich geit, de nich kummt. (Oldenburg.) – Bueren, 384; Frommann, IV, 143, 361; Eichwald, 614.


18. De sulwst (selbst) no' gân kann, de schall (soll) sik ni drägen laten. (Stadland in Oldenburg.) – Firmenich, III, 24, 8.


19. Der geht weit, der niemals wiederkehrt.

It.: Corre lontano chi non torna mai. (Bohn I, 89.)


20. Der hat gut gehen, der 's Pferd am Zügel führt.

Dän.: Godt at gaae, naar man leder hesten ved bidselet. (Prov. dan., 378.)


21. Der muss gerade gehen, der den Hinkenden vexirt.


22. Der recht gehet, soll nicht zuruck sehen.Henisch, 1435, 10.


23. Die hinter sich gehen, vor deren Sprung hüte dich.


24. Die kê goahn en stoahn, is a kloeken Man. (Franz. Flandern.) – Firmenich, III, 697, 8.

Derjenige, welcher kann gehen und stehen, ist ein kluger Mann.


25. Entweder gehen oder auskleiden.Eiselein, 215.

Baderegel.

Lat.: Aut abire, aut exui. (Eiselein, 215.)


26. Es gehet eben wie es Füsse hat.Petri, II, 246.


27. Es gehet einem wie dem anderen.Henisch, 1436, 8; Petri, II, 246.


[1422] 28. Es gehet gemeinigklich vber die frömmsten. Henisch, 1436, 9; Petri, II, 246.


29. Es gehet wie es gehen soll, ohn das auff dem rechten weg nichts bleiben will.Henisch, 1436, 14.


30. Es gehet, wie es mag vnnd nicht, wie es wil. Tappius, 51a; Gruter, III, 31; Lehmann, II, 153, 104.

Lat.: Ut possumus, quando, ut volumus, non licet. (Terenz.) (Erasm., 786; Philippi, II, 238; Tappius, 51a.)

31. Es gehet wie es mag, wenn Krebs den Schlitten ziehen.


32. Es gehet, wie Gott will.Agricola I, 575; Petri, II, 247; Henisch, 1427, 53; Lehmann, II, 127, 118.

Holl.: Het gaat, zoo het God wil. ( Harrebomée, I, 243.)

Lat.: Omnia sic fiant ut vult divina voluntas. (Henisch, 1427, 54; Tappius, 51a.)


33. Es gehet zuweilen ausser gissen, wer's meint, zu han, der muss seiner missen (oder: der ist beschissen).Petri, II, 247.


34. Es geht alles in d' Halm (oder: in Herbst, ins Mess').


35. Es geht alles, wie's Beine hat.


36. Es geht, hat der Bettscheisser gesagt. (Rottenburg.)


37. Es geht heute besser, sagte der Arzt, da lag der Kranke im Sterben.

Ein ägyptisches Sprichwort heisst: Als sie fragten, wie es dem Kranken gehe, antwortete man: Sonst spie er auf die Erde, jetzt speit er auf die Brust. (Burckhardt, 509.) Von leidigen Tröstungen im allgemeinen, besonders solcher, wie sie häufig Aerzte zu geben pflegen. Der Zustand eines Kranken, der seinen Speichel nicht mehr auf den Boden werfen kann, was er früher vermochte, muss ein äusserst geschwächter sein; er kann sich nicht gebessert, er muss sich wesentlich verschlimmert haben.


38. Es geht, je länger, je schlechter.


39. Es geht jeder mit seinem Sacke zur Mühle.


40. Es geht nicht allezeit Ein Wind.

Unbeständigkeit.


41. Es geht nicht allezeit, wie man es wol meint.


42. Es geht nicht, dass man mit dem Arsche zuerst durch die Thür rennt.


43. Es geht nicht den ersten Ruck; treib' es, so geht's.


44. Es geht nicht immer, wie man will.


45. Es geht nicht, wenn man nicht salbt (schmiert).


46. Es geht nicht wie wir die Rechenpfennige legen.


47. Es geht, wenn mans selbst angreifft.Lehmann, 197, 6.

48. Es geht wie es kann (mag) und geht doch nicht recht.Kirchhofer, 242.


49. Es geht wie es mag (kann), wenn ein Schaf am pflug zeucht.Lehmann, 851, 20.


50. Es geht, wie man geht (steht).

Darum soll man auf den am dankbarsten sehen, der uns lehrt auf unsern Füssen stehen.


51. Es geht, wie man's versteht.


52. Es geht, wie's Gott gefällt.

Ziemlich, schlecht.


53. Es ginge besser, wenn man mehr ginge.

Seume sagt: »Alles würde besser gehen, wenn man mehr ginge. Man kann fast überall blos deswegen nicht auf die Beine kommen und auf den Beinen bleiben, weil man zu viel fährt.« Es fehlt auch bei uns nicht an Leuten, welche die Ansicht theilen, die von den Indern der Küste Koromandel in dem Sprichwort niedergelegt ist: Gehen ist besser als Laufen, Sitzen besser als Stehen und Liegen das Allerbeste.


54. Es gohd so lang es mag, sagte der Narr am Kloster Muri, als er dem herrschaftlichen Wagen die Lonen1 ausgezogen hatte, wonach die Räder von der Achse sprangen und der Wagen stürzte. (Luzern.)

1) Lon, Loner, Lun, Lune = Lünse. (Stalder, II, 178.)


55. Es ist gut gegangen, bis auf selb Plätzlein, sagte der Kapuziner von Bremgarten, als er im Rausche in die Grinngrube gefallen war.Klosterspiegel, 74, 8.


56. Es muss gehen, sagt Blücher.

Als seine Krieger bei Belle-Alliance im Moraste wateten, sagte er: »Kinder, es heisst wol: Es geht nicht! Aber es muss gehen; ich habe Wellington Hülfe versprochen.«


[1423] 57. Es muss gehn oder brechen.Franck, I, 50b; Kirchhofer, 153.


58. Et sall woel1 gaen, hadde dat Meaken auk sagt, doa hadd' et en Kind kriegen met einem Bein. (Büren.) – Honcamp; für Hagen: Frommann, II, 258, 92.

1) »Et sall woel« in der Bedeutung: es wird schon.


59. Ett get nitt dervüör, we't dauen kann, hadde de Kärl sacht; da was he met der sanftnen Bükse intem Hamer gân.Woeste, 63, 18; Hoefer, 594.


60. Ga na Huus un gröt (grüsse) Möm (oder: un segg, dat du da west büst). (Holst.) – Schütze, I, 1.

Formel, womit man jemand ab- und von sich weist.


61. Ga'n mott't; wenn et nich will, lat ik 'ne Krücke machen, sagte das Mädchen, da hatte es ein Kind mit nur Einem Bein bekommen.


62. Geh und werd' ein Krämer, sagte der Henker zu seinem Knechte.


63. Geh vorsichtig, aber nicht sicher.


64. Gehe nicht viel in des Nachbars Haus, du trägst nur wenig Ehr' heraus.


65. Gehe von der Wand, so zustöstu den Hinder nicht.Petri, II, 327.


66. Gehe wohin du willst, du stirbst wie du sollst.


67. Gehen macht müde Beine.

Frz.: En cheminant l'on se lasse. (Leroux, II, 218.)


68. Gehet es nit zum ersten mal, so gehet es zum andern mal.Franck, II, 68a; Kirchhofer, 160.


69. Gehet es wohl, so gibt man Zoll.


70. Geht es nit, so muss man's anders angreifen.Eiselein, 215.

Lat.: Hac non successit, alia adgrediamur via. – Posterioribus melioribus. (Eiselein, 215.)


71. Geht's, so ist es gut, geht's nicht, so ist's auch gut.


72. Geit et gôd, so geit et gôd.Schütze, II, 2.

Von mislichen Dingen und Unternehmungen.


73. Gu, stu, bliba lu; wer di drü Ding nit cha, muss nit zu Schaffhuse gu.Kirchhofer, 110.

Gu für gehen, stu für stehen und lu für lassen ist eigenthümliche Ausdrucksweise der Schaffhauser und daher in ein Sprichwort übergegangen.


74. Hinter sich gehen ist besser, als unrecht vor sich gehen.


75. Hübsch langsam gegangen, ausgenommen beim Flöhefangn.


76. Ik lât em gân, säd' de oll Frû, un süll dat Kalv drêgen.Hoefer, 511b.


77. Je länger man geit1, je länger dau't En'n de Tene wei. (Hannover.) – Schambach, 38.

1) Auf der Erde lebt, je länger thun einem die Zähne wehe, d.h. je länger hat man des Lebens Noth und Ungemach zu ertragen. Wer todt ist, dem thut freilich kein Zahn mehr wehe.


78. Komm nicht zu oft zu mir gegangen, so hab' ich oft nach dir Verlangen!Hertz, 40.

Inschrift an einer Wohnstube aus dem Jahre 1647.


79. Lange gehen machet müde Bein.Petri, II, 431.


80. Lass es gehen, wie es gehet, es will doch gehen, wie es gehet.


81. Lass es gehen, wie es geht, es will doch seinen Gang haben.Lehmann, II, 370, 20.


82. Lass gehen wie es geht, es will doch nicht anders gehen, als es gehet.Heuseler, 393; Petri, II, 433.

Lat.: Mitte vadere sicut vadit, quia vult vadere sicut vadit.


83. Lass goh wie's goht, 's Schlecht geht vorbi wie's Guet.Schweiz, I, 216, 136.


84. Lasst uns gehn, Zeit hat Ehr', sagt die gut Dirn', do ging sie zur Mettenzeit heim. Hoefer, 245.


85. Lât gân, wo't geit, lât stân, wo't steit, stâ du man fast, du olde Quast, dan sal't wol gan.Bueren, 814.


86. Lat uns tausam gahn, seggt dêi Schnick tum Badengänger. (Mecklenburg.)


87. Loat et di nit goan as dem Askenpuideler (Aschenputtel), dai hadde Soppe ghiäten un sin Miul ferbrand. (Hagen.) – Frommann, III, 259, 100.


[1424] 88. Mag's gehen wie's will, wenn's nur wenigstens immer klappert. (Wend. Lausitz.)


89. Man kann zugleich gehen und schlingen, aber nicht zugleich essen und singen.

Frz.: Aller, boire et manger peut-on bien ensemble, mais parler non. (Kritzinger, 21.) – Aller et parler peut-on bien. (Leroux, II, 170.) – Aller et parler peult on, boire et manger ne peult on. (Bovill, III, 104.)

Lat.: Ire, edere et loqui, una licet edere et bibere simul non licet. (Bovill, III, 104.)


90. Man sieht wal Eenen gohen, äwwer man weit nich, wat he fretten hät. (Lippe.)

Die Kleidung wird von andern bemerkt, nicht das, was man gegessen hat; im weitern Sinne: man bemerkt zunächst das Aeussere des Menschen, aber nicht die Gesinnungen, die Kenntnisse, die er besitzt, nicht Kopf und Geist.


91. Mancher fragt mich, wie mir's geh', wenn mir's wohl ging, 's thät ihm weh.


92. Mer wend gu, sagt der Schaffhäuser.Kirchhofer, 110; Hoefer, 904.

Sagt man sprichwörtlich im Canton Thurgau, wenn man zum Gehen auffordert, auf das obenerwähnte »Gu« (s. 73) der Schaffhausener anspielend.


93. Mit langsam gehen kompt man das fernest. Henisch, 1435, 1.


94. Nu gohne sie mett emm, Herr Hevelke. (Königsberg.)

Ausruf bei Verhaftungen. Soll von einem Kaufmann dieses Namens herrühren, dessen Speicherarbeiter nach Vollendung ihres Tagewerks ihr Weggehen von einem ihrer Genossen durch die halbgeöffnete Thür mit den Worten anzeigen liess: Herr Hevelke, nun gohne wi! Bei dem Begräbniss desselben schuf ein Arbeiter das obige Sprichwort.


95. O weh, wie geht es so vbel zu, wann Frevel die Frommen schlegt vnd Hoffart das Fänlein trägt.Gruter, III, 74.


96. 'S geht, sagt der Bettscheisser von Ulm. Hoefer, 62.


97. Säou geut et in der Welt, de Enne hät den Buiel, de Annere hät dat Geld. (Lippe.) – Firmenich, I, 269.


98. Sieh nicht auf das, was geht, sondern auf das, was kommt.


99. So geht es in der Welt, der eine steigt, der andere fällt.

Frz.: Einsi est de ce monde, quant l'ung descent l'autre monte. (Leroux, II, 217.)


100. So geht's, wenn Bauern der Edelleute Gevattern sein wollen.


101. 'T geit hüm as de Kösters Koh, de gung drê Dage vör de Regen na Hûs, un krêg doch ên natte Stêrt. (Ostfries.) – Hauskalender, II.

Es ging ihm wie Küsters Kuh, die war drei Tage vorm Regen zu Hause und bekam doch einen nassen Schwanz.

102. 'T geit hüm as de Swîne, de doen erst gôt, wenn se dodt sündt. (Ostfries.) – Hauskalender, II.


103. 'T ging wol, äöwer 't geit nich. (Altmark.) – Danneil, 62.

Es könnte an sich wol geschehen, aber Rücksichten gestatten es nicht.


104. Uet1 gât nich wisser2, säd' de Knecht, meinste ik hebb'n Eikebôm im Mârse? (Lüneburg.) – Hoefer, 612.

1) Es.

2) Fester, gewisser, sicherer.


105. Un wer nich wîder geit, is mit Dummerjân erökert, sä' de Knecht. (Hildesheim.) – Hoefer, 617.


106. Vemme wiyt gêit, mot me wiyt ümme kehren. (Büren.) – Honcamp.


107. Viel Gehen und früh zu Nest macht die Gesundheit fest.

Gehörige Bewegung und gesunder Schlaf.


108. Viel vnnd vnrecht gehen macht drumb den weg nicht recht.Lehmann, 316, 39.


109. Was nicht geht im Guten, geht mit Ruthen.


110. Was nicht will gehen, das lass stehen.Simrock, 3170; Lehmann, II, 835, 62.


111. Wass nicht will gehn, dem muss man Füss machen.Lehmann, 386, 8.


112. Wat gut geit, deit de Buer sülwest, segt se in'n Kalenbergschen. (Hildesheim.) – Hoefer, 575.


[1425] 113. Wat nich geit, dat geit nich, von Schemper1 steit nich, Behr gefft2 Perle. (Königsberg.)

1) Tafelbier.

2) Gibt.


114. Wem es hart geht, der darf um die Worte nicht sorgen.


115. Wem es nicht geht nach seinem Willen, den stechen leicht Grillen.


116. Wenn dat gôd geit, denn geit der mehr gôd. (Ostfries.) – Bueren, 1271.


117. Wenn einer nicht mehr gehen kann, so bleibt er liegen.Kirchhofer, 242.


118. Wenn es so nicht geht, muss man es anders angreifen.


119. Wenn man selbst geht, betrügt einen der Bote nicht.Simrock, 1249.

Frz.: Il n'est point de meilleur messager que soi-même. (Lendroy, 1005; Gaal, 236.)


120. Wenn me wît got, so wird me wît g'wiese. Schweiz, II, 216, 2.


121. Wenn's gehen soll, muss man den Daumen rühren.Simrock, 1507; Mayer, I, 66.


122. Wenn's nich annerscht gieht, muss mer zum Teifel ah Vetter sa'n. (Oberhessen.)


123. Wenn's nicht geht wie man will, muss man thun ('wollen), wie man kann.

Die Bosnier: Wenn wir nicht können, wie wir wollen, so wollen wir, wie wir können. Die Italiener: Wer nicht kann wie er will, mach' es wie er kann. (Reinsberg IV, 88.)

Dän.: Kand det ei skee som du vil, saa skal du ville det som kand. (Prov. dan., 504.) – Vil det ei gaae som du vil, saa lad det gaae som Gud vil. – Vil noget ei gaae som man vil, saa lad det gaae som det selv vil. (Prov. dan., 210.)


124. Wer am schlechtesten gehen kann, der ist (sei) Vordermann.

Holl.: Die quaetste gangher sal voor gaen.

Lat.: Previus in valle fiat bene qui nequit ire. (Fallersleben, 290.)


125. Wer gehen kann, lernt auch springen.


126. Wer gehen will, den wollen wir nicht halten.


127. Wer gehen will, für den kann man 's Fuhrlohn auslegen.


128. Wer gehet gemach, dem kommt das Elend nach; und wer eilet fein, der holt es ein.


129. Wer gehet voll in eine Stadt und hungrig wieder 'raus, der ist reif fürs Narrenhaus.


130. Wer geht, gewinnt.

Frz.: Qui partout va, partout prend. (Bohn I, 51.)


131. Wer gemach geht, kommt auch weit.

Engl.: Fair and softy goes far in a day. (Bohn II, 91.)

Frz.: Vient toujours, qui vient tard. (Gaal, 1068.)

Ung.: Lassan járgy, tovább jutsz. (Gaal, 1068.)


132. Wer langsam gehet, der kompt auch fort. Henisch, 1435; Petri, II, 730.


133. Wer langsam geht, der seh' sich für, dass man ihm nicht verschliesst die Thür.


134. Wer langsam geht, geht sicher.

It.: Chi và piano, và sano (è anche lontano). (Pazzaglia, 16; Bohn II, 91.)


135. Wer langsam geht, kommt auch (weit) ans Ziel.Bücking, 91; Gaal, 1068.

Lat.: Paullatim lento succedunt omnia motu. (Gaal, 1068.)


136. Wer nich gân kann, mut krûpen. (Holst.)

Wer nicht gehen kann, muss kriechen.

Frz.: Ainsi va qui mieux ne peult. (Leroux, II, 170).


137. Wer nicht für sich gehet, der gehet hinder sich.Petri, II, 740.


138. Wer nicht gehen kann, kann noch weniger laufen.Winckler, XX, 73.


139. Wer nicht gehen kann, wird schlecht springen.


140. Wer schlecht geht, stolpert über einen Strohhalm.

Holl.: Die qualic gaet, stoot hem aen een stroo. (Tunn., 16, 12.)

Lat.: Fit cito commotus cui sors contraria totus. (Fallersleben, 295.)


141. Wer schnell geht, wird bald müde.Schlechta, 188.


142. Wer selber geht, den betrügt der Bote nicht.

It.: Non vi è così buon messo, come il padrone istesso.


143. Wer weit geht, geht weit irre.


144. Wer weit will gehen, muss früh aufstehen.


[1426] 145. Wer weit will gehen, muss langsam gehen.

It.: Se vuoi andar lontano devi andar piano. (Pazzaglia, 188, 5.)


146. Wie es gangen ist, so gehets noch, vnd wie es gehet, so wirdts auch hernach gehen.Henisch, 1436, 51.


147. Wie es gehe, so gehets; wie es fellt, so fellts. Henisch, 1436, 53.


148. Wie geht's so ungleich in der Welt; der eine hat den Beutel, der andere das Geld.


149. Wie lange geht's noch, bis wir bei ihnen schlafen müssen? fragte die brabanter Nonne beim Einmarsch der Franzosen. Klosterspiegel, 50, 3.


150. Will's nicht gehen, so lass es stehen.Lehmann, 275, 16.

Dän.: Vil det ei gaa, saa lad staa. (Prov. dan., 228.)


151. Will's nicht gehen wie man gern wolt, so gehe es wie Gott will.Lehmann, 275, 22.


152. Wir gehen durch Ein Thor in die Kirche.


153. Wo einer gehet, da folgt jhm der Todt alle stund auffm Fuss nach.Petri, II, 115; Henisch, 1436, 58.


154. Wo sie mich heissen gehn, bleib' ich noch etwas länger stehn. (Schles.)

Lässt man in Schlesien lästige, widerwärtige Besucher sagen, denen man zu verstehen gibt, sich zu entfernen, die aber dann erst um so länger warten.


155. Wo viele gehen, da geht man mit.

Dän.: Man gaaer alt som de fleeste gaaer for. (Prov. dan., 210.)


*156. A wird am längsten gegangen sien.Gomolcke, 251.


*157. Dä (Frau) géit, as 'ne Gäus, dä 't Ai nit los wer(d)en kan. (Grafschaft Mark.) – Frommann, V, 59, 62.

*158. Dä géit daheär as de Rüe na der Hochtîd. (Grafschaft Mark.) – Frommann, V, 59, 62.


*159. Da wird's gîn, Mutter hald a Hund, luss de Katze lôfen. (Schles.) – Frommann, III, 417, 636.


*160. Dahin gehen noch mehr. (Rottenburg.)

Spott auf einen danebengegangenen Streich.


*161. Dai géid der düär as de Kau düär den Niewel. (Grafschaft Mark.) – Frommann, V, 59, 62.


*162. Das geht hinten hott. (Rottenburg.)

Die Sache kommt in Unordnung, besonders die Haushaltung geht den Krebsgang.


*163. Das geht nicht so leicht, wie man ein Butterbrot isst.


*164. Das geht nicht (so leicht, so geschwind) wie die Vermehrung der Karnikel.Eiselein, 106.

Im Jahre 1831 bediente sich dieser Redensart ein Regierungscommissar in der badischen Kammer, um den Ständen zu sagen, dass man Gesetzentwürfe nicht mache wie Karnikel, die sich bekanntlich sehr stark vermehren.


*165. Das geht über den Brocken. (Harz.) – Gebhard.


*166. Das geht übers Conversations-Lexikon. Gutzkow, Lenz und Söhne.


*167. Das geht wie am Rädle (wie am Schnürle). (Rottenburg.) – Haug.


*168. Das geht wie auf der Accise.

Ununterbrochen heraus und hinein.


*169. Das geht wie auf der Ochsenpost.Mayer, I, 175.


*170. Das geht wie auf der Schneckenpost.


*171. Das geht wie auf'm Schneckenrennen. Mayer, I, 175.


*172. Das geht wie commandirt (exercirt, geschmiert).


*173. Das geht wie der Blitz (wie der Teufel, wie's Wetter, wie der Wind u.s.w.).Sandvoss, 334.


*174. Das geht wie ein Lauffeuer.


*175. Das geht wie eine Kugel aus dem Rohr.


*176. Das geht wie 's Brezelbacken.

Frz.: Cela va comme les Heures de notre curé. (Leroux, II, 39.)


*177. Das ging hast du nicht gesehen.Frischbier, 242; Hennig, 92.

Schnell, lustig.


*178. Dat géid ächterä's1 as de Hûne krassed2. (Grafschaft Mark.) – Frommann, V, 57, 1.

1) Hinterarsch, rückwärts.

2) Kratzen. (Frommann, III, 261, 41.)


[1427] *179. Dat géid asse gesmeärd. (Grafschaft Mark.) – Frommann, V, 59, 62.


*180. Dat geiht, dat et schnüfft (schnaubt). (Lippe.)


*181. Dat geiht em wie dem Esel, dei twei Herren har: Ein meint ümmer, dei Anner har em all fauret. (Mecklenburg.) – Raabe, 8.


*182. Dat géit as wan der Duiwel 'ne Katte fuksed1. (Grafschaft Mark.) – Frommann, III, 366, 17; V, 59, 62.

1) Fuchsen, fuxen = einen als Herr und Meister wie einen Fuchs hart behandeln, vexiren, plagen, ihm Mühe und Verdruss machen. (Frommann, III, 185, 42; Stalder, I, 401; Schmeller, I, 508.)


*183. Dat géit asse wamme 'ne Katte düär de Dréite jâged. (Grafschaft Mark.) – Frommann, V, 59, 62.


*184. Dat geit bî Hôsten un Snûwen (Schnauben).Frommann, II, 539, 193; Bueren, 340.


*185. Dat geit bi Kaw un Sträu. (Büren.) – Honcamp.

Von dem, was in jeder Weise geht.


*186. Dat geit bî Nurten1 un Stöten as de Swîne pisst.Frommann, V, 539, 191; Bueren, 338.

1) Sätzen, Stössen.


*187. Dat geit dôr et Lüsch (Schilf). (Meurs.) – Firmenich, I, 401, 100.

Um zu sagen: das geht zu weit, geht verkehrt.


*188. Dat mütt gaen as wenn de Bûr Plûm fritt. (Altmark.) – Danneil, 278.

Sehr eilig.


*189. Dat geit na dusend Döwel.


*190. Dat geit na Sacken Keller. (Ostfries.) – Hauskalender, II.


*191. Dat geit över de Böme (hoch över all' de Bargen). (Holst.) – Schütze, II, 5.

Es ist sehr viel.


*192. Dat geit över de Schrewe1. (Ostfries.) – Frommann, II, 539, 194; Bueren, 342.

1) Linie, Richtschnur, Strich.


*193. Dat geit so lîk (gleich) as de Weg na Bremen. (Hamburg.)

D.i. krumm und schief.


*194. Dat gêit so nich, as Frau goaht sitten. (Recklinghausen.) – Firmenich, III, 170, 1.


*195. Dat gêit so nich, as wenn 'm (man) en Bûer düer de Dreït (Dreck) jägt. (Recklinghausen.) – Firmenich, III, 170, 2.


*196. Dat geit ümmer hulter de pulter.Frommann, II, 228.

D.i. über Hals und Kopf. (Vgl. darüber Brem. Wb.)


*197. Dat geit um'n golden of um'n îsern.Frommann, II, 539, 192; Bueren, 338; Eichwald, 649.


*198. Dat geit van de Hand in den Tant. (Ostfries.) – Hauskalender, III; Frommann, II, 539, 189.

*199. Dat geit vör de Wind in't Gasthûs.Frommann, II, 539, 190; Hauskalender, III.


*200. Dat geit't Sandpatt (Sandpfad) up. (Ostfries.) – Frommann, II, 538, 187; Hauskalender, II.


*201. Dat ging, dat de Haie (Heide) wackele. (Lippe.)


*202. Dat gink: Hest du nich, so wullt du nich!


*203. Dei geit, als wenn emm der Arsch brennt. (Ostpreuss.)

Schnell.


*204. Deöm géit et as dem undüenigen Gelle1, dat es ümmer doa. (Grafschaft Mark.) – Frommann, V, 59, 62; für Iserlohn: Woeste, 90, 201.

1) Untauglichen, schlechten Gelde.


*205. Der geht auf deutschem Boden.

Ohne Stiefelsohlen.


*206. Det gongt bi a Triad deel. (Amrum.) – Haupt, VIII, 365, 246.

Es geht beim Draht (Faden) herunter.


*207. Det gongt üüs wan't smerret as. (Amrum.) – Haupt, VIII, 365, 246.

Es geht als wenn's geschmiert ist.


*208. Dit geid üs en Lüs üp en tiaret Presenning. (Sylt.) – Lappenkorb.

Das geht wie die Laus auf dem getheerten Segeltuch.


*209. Do gings Pritz, Pratz.Gomolcke, 207.


*210. Doat äs wä won em gît en brangt näst (nichts). (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 326, 274.


[1428] *211. Dös gêit wêi 's Mändlalafen. (Nürnberg.) – Frommann, VI, 415, 4.

In rascher und ununterbrochener Folge. Männleinlaufen ist die volksthümliche Bezeichnung in Nürnberg für das von Georg Heuss im Jahre 1509 gefertigte künstliche Uhrwerk über dem Haupteingange der Frauenkirche und zwar wegen seiner ehedem umlaufenden Kurfürstenfiguren.


*212. Du gehest als ein aussgeschelt aylen. Franck, II, 33b.


*213. Du gehest, als soltestu zum opffer gehen. Tappius, 34b; Franck, II, 33b; Henisch, 1427, 17.

Von jemand, der sehr geputzt und geziert einherschreitet, dessen Tritte (s.d.) »geldeswerth« sind.

Lat.: Junonium ingredi. (Tappius, 34b; Henisch, 1427, 18.)


*214. Du gehest wie du kommst.Kirchhofer, 242.


*215. Duoas ging, as wenn der Taud1 ann Batteljung'n hault2. (Freistadt in Schlesien.) – Firmenich, II, 298, 21.

1) Tod.

2) Holt.


*216. Duoas ging, as wenn me a Draik1 mit Pätschen2 hieb. (Sprottau in Schlesien.) – Firmenich, II, 298, 23.

1) Dreck.

2) Peitschen. – Um einen heftigen Zank mundfertiger, in der Wahl der Ausdrücke nicht peinlicher Leute zu schildern.


*217. E gît äm den Èlter. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 173, 129.

Er geht um den Altar.


*218. E gît gärn dôr1, wo aser2 Härrgott de Hand eraus râkt3. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 35, 65.

1) Dahin.

2) Unser.

3) Ins Wirthshaus.


*219. E gît wä der Tôst (Dachs) äm't Loch. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 173, 129.

Geht nicht recht daran, ist voll Bedenklichkeiten.


*220. Er gehet, als hette er ein Schwerdt verschlungen.Henisch, 1427, 24.

Lat.: Sybaritae per plateas. (Erasm., 85; Henisch, 1427, 25.)


*221. Er gehet auff der gruben.Henisch, 1427, 22.

Der den Tod nahe vor sich hat.

Lat.: Alterum pedem in cymba Charontis habet. (Henisch, 1427.)


*222. Er gehet einher wie der reiche Wanst in Luca (Kap. 16).Mathesy, 341a.


*223. Er gehet herein wie ein Edelmann.Mathesy, 340b.


*224. Er gehet von dannen, als were jhm das maul geschwollen.Comedia Vgolini.


*225. Er geht als hätte er eine Treip im Maul. (Eifel.)

Er hält den Kopf so hoch, als wie ein Hund, der ein Eingeweide im Maul hat.


*226. Er geht, als hätte er einen Degen (eine Elle, einen Ladestock) verschluckt.Frischbier, 226.

Sehr steif.


*227. Er geht, als ob er die Hacken verloren hätte.Frischbier, 225.


*228. Er geht, als ob ihm der Arsch brennt. Frischbier, 223.


*229. Er geht, als ob ihm jeder Schritt einen Dukaten kostet. (Ostpreuss.)


*230. Er geht, als wenn er auf Eiern ginge.

Vom leise Auftretenden.

Holl.: Hij loopt zoo snel of hij eijeren in zijne schoenen had. (Bohn I, 327.)


*231. Er geht, als wenn er ausgeschüttet wäre.

Vgl. Griessbach, Abhandlung von den Fingern.


*232. Er geht, als wenn er dem babylonischen Thurme den Knopf aufsetzen wollte.Parömiakon, 395.

Von einem, der sehr hochmüthig einhergeht.


*233. Er geht, als wenn er eine Laus im Ohr hätte.

Wie im Traume.


*234. Er geht, als wenn er nach dem Tode ginge.

Sehr langsam.


*235. Er geht, als wenn ihm die Beine in den Arsch gebohrt wären. (Meiningen.)

Langsam, schlecht, wackelig.


*236. Er geht, als wenn ihm die Büxen (Hosen) brennten.Frischbier, 224.


*237. Er geht, als wenn's durchs Feuer ginge.


*238. Er geht auf den letzten Füssen. (Schles.)


[1429] *239. Er geht darum, wie die Katze um den heissen Brei.


*240. Er geht drei Heller und schnaubt sieben Batzen (oder auch: dreizehn Groschen).

Von einem Fetten, Dicken, Kurzathmigen.


*241. Er geht hin, wohin man niemand schicken kann.

Frz.: Aller où le roi à pied, où le roi ne va qu'en personne. (Leroux, II, 72.)


*242. Er geht hinter sich und dreht vor sich wie ein Seiler.

Von einem, der klüglich auszuweichen und nachzugeben versteht.


*243. Er geht leise, er fürchtet, er trete in ein Glas.

Der Stille.


*244. Er geht mit Ebb' und Flut.

Ohne Ziel und Zweck.


*245. Er geht nicht, bis er seinen Pygel1 voll hat. (Osnabrück.)

1) Bestimmtes Mass. – Er hört nicht auf zu saufen, bis er voll ist.


*246. Er geht nicht wie die Leute hierzulande. Bebel.

Er hinkt.


*247. Er geht oose-scholem. (Jüd.-deutsch.) – Tendlau, 158.

Von einem, der in seinen Studien u.s.w. zurückgeht. Mit Oseh schalom (der Frieden bringt) beginnt ein Spruch im jüdischen Gebetbuch am Schluss der achtzehn Benedeiungen, bei dem einige Schritte rückwärts gethan werden.


*248. Er geht so schnell, als ob er Eier in den Schuhen hätte.

Spottend von jemand, der sehr langsam geht.


*249. Er geht und kommt wie die Erbsen in dem Topf.

Er ist keinen Augenblick ruhig, sehr beweglich.


*250. Er geht vor ihm die andere Gasse.

Lat.: Ne via quidem eadem cum illo vult ingredi. (Philippi, II, 21.)


*251. Er geht vorwärts wie die Krebse.

Lat.: Praeposteris incedere vestigiis. (Bovill, II, 74.)


*252. Er geht wie auf Hefen. (Ostpreuss.) – Frischbier, 227.


*253. Er geht wie auf Hühnern.


*254. Er geht wie auf Krücken.Frischbier, 228.


*255. Er geht wie auf Socken.Frischbier, 229.

Frz.: Il va comme un preneur de taupes. (Lendroy, 1399.)


*256. Er geht wie der Bauer auf Saffianschuhen. (Königsberg.) – Frischbier, 230.


*257. Er geht wie der Bauer in den (blauen) Thurm. (Königsberg.) – Frischbier, 231.

Langsam, verdriesslich, unwillig.


*258. Er geht wie der Fried Stockömmarsch. (Ostpreuss.) – Frischbier, 232.

Steif, stolz.


*259. Er geht wie der Reif (pruina) vom Zaune.


*260. Er geht wie der Storch durch den Salat. Frischbier, 234.

Sinn: wie auf Eiern.


*261. Er geht wie die Katze auf Nussschalen. (Ostpreuss.) – Frischbier, 233.


*262. Er geht wie die Katze vom Taubenschlage. (Köthen.)

Mit grosser Eile.


*263. Er geht wie ein begossener Hund.


*264. Er geht wie ein Hund aus einer kalten Küche.Parömiakon, 2064.

Hungrig, misvergnügt, weil er seine Absichten nicht erreicht.


*265. Er geht wie ein Hund, der einen Knüttel am Schwanz hat.

Von einem, dem man schon am Gange ansieht, dass er sich in mislichen Umständen befindet.

Holl.: Hij heeft zulk een aardigen gang als een hond, die een knuppel an den staart heeft. (Harrebomée, I, 280.)


*266. Er geht wie ein Kranich.

»Wenn jemand seinen majestätischen Gang nicht durch Majestät der Gesinnung rechtfertigt, bedient sich der Litauer der obigen Redensart, weil dieser Vogel mit spanischer Grandezza seine langen Beine hebt und bei jedem Schritte rechts und links sieht, um sich gleichsam zu überzeugen, ob er auch bemerkt werde.«

Lit.: Wajkszczio kajp giarwy. (Wurzbach I, 106.)

Poln.: Chodzi jak żóráw.


*267. Er geht wie ein Spielmann am Freitag. Parömiakon, 2063.

Verdrossen.


[1430] *268. Er geht wie ein Tanzmeister. (Salzburg.)

Dän.: Han gaaer som hver mands dør. (Prov. dan., 116.)


*269. Er geht wie ein Wagen, wenn er geschmiert ist.Parömiakon, 2017.


*270. Er geht wie ein wormdittscher Schuster. (Ostpreuss.) – Frischbier, 235.

Krumm, latschig.


*271. Er geht wie eine Laus auf dem Theerkleide.

Holl.: Hij loopt als een haan, die in den stront getrapt heeft. (Harrebomée, I, 266.)


*272. Er geht wie eine Schnecke über die Brache.


*273. Er geht wie eine Spitaluhr.Parömiakon, 2062.

Sehr langsam.


*274. Er geht wie man ihn führt.

Lässt sich blindlings leiten.


*275. Er geht wie Trotzbartel. (Schles.)


*276. Er geht wie Wind und Meer.


*277. Er geht, wohin ihn die Füsse tragen.

Er hat kein bestimmtes Ziel seiner Unternehmungen.


*278. Er geht zu Fusse und mit blossem Kopfe wie ein Hund.

Der Abgehärtete, Wind und Wetter Trotzende.


*279. Er ginge um die Wette, wenn er nur einen Stab hätte.

Spott auf Leute, welche mit dem Munde ungeheuere Thaten thun.


*280. Er gohd als hättn der Hund bisse. (Luzern.) – Ineichen.


*281. Er ist gegangen, wie er gekommen ist.

Leer, erfolglos, hat nichts ausgerichtet.

Frz.: Il a eu l'aller pour le venir. – S'en est allé comme il était venu.


*282. Er lässt es gehen wie es geht (oder: wie es gehen will).


*283. Er will gehen, wo ihn das Glück hinführt.


*284. Es gehe wie es gehe.

Frz.: Vogue la galère. (Lendroy, 805.)


*285. Es gehet alles im Bettel.Henisch, 1427.


*286. Es gehet, als hett es das podagram.Lehmann, 850, 1.


*287. Es gehet für sich, als wenn krebs am schlitten ziehen.Lehmann, 850, 1.


*288. Es gehet ihnen wie den Schwaben vor Lucca. (S. Glücken.)Pistor., I, 33.


*289. Es gehet wie ein vngeschmirter Wagen. Lehmann, 850, 13.


*290. Es geht.

Es mag hier an das französische »Ça ira« erinnert werden, das in der ganzen gebildeten Welt bekannte Wort, welches bis auf Franklin zurückzuführen ist. »Ça ira« (es wird gehen), rief er, als er die Fortschritte des amerikanischen Aufstandes sah. »Ça ira, ça ira!« wiederholte er nach jedem Siege Washington's. In den ersten Tagen der französischen Revolution von 1789 verpflanzte Lafayette dies Lieblingswort Franklin's auf französischen Boden. Um diesem Ausdrucke aber einen noch kräftigern, zu gewaltigen Thaten entflammenden Widerklang zu geben, wünschte Lafayette, dass ein Mann aus dem Volke es zum Texte und Refrain eines Liedes mache. Die Wahl fiel auf den Strassensänger Ladre, dem Lafayette dabei völlige Freiheit liess, indem er sich blos, republikanischem Ungestüm gegenüber, das Durchsichtsrecht vorbehielt, durch das zwei Strophen ausgeschieden wurden. So entstand das gewaltige Lied. (Janus, Neuyork vom 27. Oct. 1852.)


*291. Es geht als den kindern, wenn sie auss kartenblettern steinen heuser bawen.Lehmann, 850, 1.


*292. Es geht bunt über Ecke.


*293. Es geht daran herab. (Rottenburg.) – Haug.

Es ist nahe daran, es kommt beinahe so weit.


*294. Es geht drunter und drüber.

Ordnungslosigkeit und Verwirrung.


*295. Es geht für sich, als wenn man mit katzen wolt hasen fangen.Lehmann, 850, 1.


*296. Es geht für sich wie Bech von händen. Lehmann, 850, 1.


*297. Es geht für sich, wie die hüner scharren. Lehmann, 850, 1.


*298. Es geht für sich, wie die krebs kriechen. Lehmann, 850, 1.


*299. Es geht hinten hoch und vorn auf Absätzen. (Meiningen.)


[1431] *300. Es geht hoch und niedrig, wie die Sterbelieder. (Oberlausitz.)

Bei sehr wechselndem Geschick, auch wenn man auf schlechten Wegen fährt. Es antwortet ferner der Lahme damit, wenn man ihn fragt, wie es gehe.


*301. Es geht ihm besser als dem Bauern, er darf nicht dreschen.Frischbier, 238.


*302. Es geht ihm besser als Pfitznern, der wurde gehängt.

Wer dieser Pfitzner war und wo er gelebt hat, habe ich nicht erfahren können.


*303. Es geht ihm nach Wunsch.


*304. Es geht ihm was aus der Hand.Mayer, I, 175.


*305. Es geht ihm wie dem David mit dem Harnisch.Parömiakon, 234.

Er kann sich in seine Lage, Verhältnisse, Schicksale nicht finden.


*306. Es geht ihm wie dem Demas, die Welt ist ihm auch lieber als Gott.Kirchhofer, 354.


*307. Es geht ihm wie dem Esel, der dreien Brüdern diente.Geiler.

Jeder dachte, der andere habe ihn gefüttert oder werde ihn füttern.


*308. Es geht ihm wie dem Esel, der Hafer trägt und Heu frisst.

Holl.: Het gaat met hem als de ezels, die de haver dragen, en hooi eten. (Harrebomée, I, 291.)

*309. Es geht ihm wie dem Hündlein von Bretten.Eiselein, 331.

Ein Bürger in Bretten hatte sein Hündlein so abgerichtet, dass es ihm Wurst oder Fleisch in einem kleinen Körbchen vom Fleischer holte. Einst schickte er sein Hündchen an einem Fasttage mit dem Körbchen und einem Zettel, durch den Wurst verlangt wurde, zum Fleischer. Dieser aber, der mehr Glauben an die Fasttage als menschliches Gefühl besass, hieb dem Hündchen den Schwanz ab und warf ihn mit den Worten in das Körbchen: »Hier hast du eine Wurst.« Das Hündlein brachte seinem Herrn treulich, was es erhalten hatte, legte sich aber nieder und starb alsbald. Die ganze Stadt trauerte darüber, und das Bild eines Hündchens ohne Schwanz ward in Stein ausgehauen an der Kirchenmauer angebracht.


*310. Es geht ihm wie dem Raben, der mit den Enten fliegen wollte.


*311. Es geht ihm wie dem Zaunkönig, der sein eigen Nest nicht verwahren kann.


*312. Es geht ihm wie den Erbsen am Wege.


*313. Es geht ihm wie den Ratten im Kloster, die nie lebendig herauskommen.

*314. Es geht ihm wie den Schoten am Wege, jedermann pflückt von ihnen.

Vom Schwachen, häufig Uebervortheilten, von dem nimmt, wer kann.


*315. Es geht ihm wie den Seidenwürmern, er kann nicht mit dem Kopfe durch.


*316. Es geht ihm wie des Bauern Kapaun.

Wenn er auch nicht spricht wie ein Papagei, so denkt er desto mehr.


*317. Es geht ihm wie Franz Melcher's Sohn in Bremen.

Wenn ein sehr Reicher durch verschwenderisches Leben verarmt.


*318. Es geht ihm wie Fugger's Hunde.

Nach Pauli (384), Luther (Tischreden, Bl. 59) und Auerbach (II, 92 u. 93) holte ein Hund Fugger's in Augsburg für seine Herrschaft das Fleisch in einem Korbe nach Hause und war so lange treu, bis ihn andere Hunde anfielen und überwältigten, wo er sich dann auch sein Theil nahm.


*319. Es geht ihm wie Götz bei Jankow.

Unglücklich. Bei Jankowitz fand am 5. März 1645 eine Schlacht zwischen den Kaiserlichen und Schweden statt, in welcher der kaiserliche Feldherr Götz fiel. (Reinsberg VI, 81.)


*320. Es geht ihm wie jenem Schulmeister, da er Mist fuhr und eine Stimme vom Himmel hörte. Du bist zu Besserm berufen.


*321. Es geht ihm wie Stoffen seiner Glucke (Bruthenne). (Marburg.)

Von jemand, der kein Glück hat.


*322. Es geht ihnen wie den alten Pferden.

Von denen, die in ihrer Jugend grosse und ruhmvolle Thaten gethan, sobald sie aber alt geworden, den drückendsten Sorgen anheimfallen. Das Bild ist von den edeln Pferden entlehnt, die im Alter in die Stampfmühle, an den Mistwagen u.s.w. verstossen oder zur Drehmangel verdammt werden.


[1432] *323. Es geht im Galop mit ihm.

Nämlich zu Ende mit Leben oder Geld.


*324. Es geht jm eben, wie er ist.Franck, I, 53a.


*325. Es geht mir bis an die Bundriemen.


*326. Es geht mit Dampf.

Erst aus der Dampfzeit, früher: Es geht wie geschmiert (s.d.).


*327. Es geht nicht wie bei der Aepfelfrau, dass man sich den dicksten heraussucht.Simrock, 1564a.


*328. Es geht Ripsraps.Mayer, I, 174.


*329. Es geht, sagen die Kiebinger.

Kiebingen ist ein würtembergisches Dorf, dessen Einwohner vom Volkswitz sehr gehänselt werden. Wie er ihnen andichtet, sollen sie sich unter anderm einmal in Besitz des Mondes haben setzen wollen. Sie sahen ihn im Neckar und wollten ihn mit einem Netz fangen, er entschlüpfte aber ebenso oft, als sie ihn zu haben glaubten. Ein anderes mal, als er in einen Schweinestall schien, wollten sie sich seiner durch Verschluss der Thür bemächtigen, was ebenso wenig gelang, da er stets im Freien war, wenn sie den Stall geschlossen hatten. Sie kamen endlich auf den Gedanken, den Mond durch eine Stange herunterzustossen, die sich aber zu kurz erwies. Einer gab den Rath, sie zu strecken. Zwei starke Bauern fassten sie an beiden Enden an und zogen, bis der stärkere den schwächern niederriss und allein mit der Stange fortlief. Da schrien die andern vergnügt: »Es geht, es geht!«


*330. Es geht so lala.

Antwort auf die Frage, wie es gehe, um zu sagen, dass es sich erträglich mache, nicht gerade sehr gut, aber auch nicht schlecht.

Frz.: Cela va comme il plaît à Dieu. (Lendroy, 711.)


*331. Es geht über Hals und Kopf.Mayer, I, 174.


*332. Es geht um den bunten Riemen. (Schweiz.)


*333. Es geht und geht auch nicht.


*334. Es geht von statten, wie jenem, der aus Käse wollte Kälber braten.


*335. Es geht was Hast, was Geist.Mayer, I, 174.

D.i. es geht so hastig wie ein Geist.


*336. Es geht wie am Schnürlein.


*337. Es geht wie an einem Draht gezogen.

Grosse Ordnung und Regelmässigkeit.


*338. Es geht wie auf der Schneckenpost.


*339. Es geht wie beim babylonischen Thurm, wenn man Stein ruft, so bringt man Wasser.


*340. Es geht wie das (oder: von selfs wie et) Kippehuser Pärd.

Zur Erklärung dieser bergischen und allgemeiner bekannten Redensart sagt die Wupperzeitung (Hückeswagen 1863, Nr. 121), dass sie sich von einem Pferde herschreibe, welches auf dem Rittergute Kippinghausen (Kippehusen, Rittergut bei Bensberg, zwei Stunden von Köln) gelebt habe. Einer der frühern Besitzer des Guts hatte ein altes Ross, das zeitlebens in der Braunkohlengrube beschäftigt gewesen war. Er beschloss, diesem Thiere bei vorgerücktem Alter das Gnadenbrot zu geben und führte diesen Gedanken in der Art aus, dass er ihm seinen bisherigen Platz im Stalle und den Tag über volle Freiheit liess, zu gehen, wohin es wolle. Das Pferd folgte nun seiner alten Gewohnheit; es ging morgens, sobald die Stallthür geöffnet wurde, nach der Trassel- oder Braunkohlengrube, von dieser nach dem Kalkofen, und so den Tag über hin und her, als ob ihm eine Inspectorstelle über die andern Gäule übertragen worden wäre. Erst zur Zeit der Fütterung oder am Feierabend begab es sich an seine Krippe oder zu seinem Lager. In dieser Weise bis an sein Lebensende ausharrend, lebt das brave Ross im Sprichwort fort. (Vgl. auch Rossmässler, Aus der Heimat, 1864, Nr. 22, S. 351.)


*341. Es geht wie ein alt Weib am Stecken. Fischart.


*342. Es geht wie ein Uhrwerk.


*343. Es geht wie es kann, es geht wie es mag und geht doch nicht recht. (Schweiz.)


*344. Es geht wie gehext.Mayer, I, 174.


*345. Es geht wie geschmiert.Mayer, I, 174.


*346. Es geht wie Kugel aus dem Rohr.


*347. Es geht wie nach Noten.Frischbier, 537.


*348. Es geht, wie's geht, aber nicht wie's gehen soll.

Frz.: Il va comme il va, mais non pas comme il doit. (Kritzinger, 21.)


*349. Es geht wie vor Rossbach.Frischbier, 241.


*350. Es geht wie wenn die Junker wollen Kaufleute und die Kaufleute Kriegsleute sein.


[1433] *351. Es geht wie wenn ihrer sieben hielten und der achte nicht wollte gehen lassen.Kirchhofer, 337.


*352. Es geht wie wir die Rechenpfenning legen.Lehmann, 609, 2.


*353. Es geht wie zu reiten auf dem Jagdschlitten.Frischbier, 240.


*354. Es ginge wol, aber es geht nicht. (Berlin.) – Sandvoss, 338.


*355. Es ist gut gegangen und nicht in die Hosen.


*356. Es ist ihr gegangen wie den grazer Landkutschern.Parömiakon, 262.

Von Frauen, die unglücklich verheirathet sind und einen groben, leidenschaftlichen Mann besitzen. Die grazer Fuhrleute kehrten im vorigen Jahrhundert meist zu Wien auf der Kärrnerstrasse in einem Gasthofe ein, welcher das Schild führte: Zum wilden Mann. So erläutert Abraham a Sancta Clara die obige Redensart.


*357. Es ist ja bisher gegangen.

Gegen Verbesserungen.


*358. Es mag gehen wie es will.

Fester Entschluss.


*359. Es muss gehen oder brechen.

Wer seine Absichten mit Gewalt durchzusetzen entschlossen ist.


*360. Es muss gehen, vnnd were es so rauch wie ein Igel.Lehmann, 22, 27.


*361. Es wird dir gehen wie den Franzosen zu Oliva.Berckenmeyer, 368.

Oliva ist ein Marktflecken im preussischen Regierungsbezirk Danzig und bekannt wegen des im Jahre 1660 daselbst zwischen Polen und Schweden geschlossenen Friedens. Das Sprichwort spielt aber auf die Flucht der Franzosen an, welche sie im Jahre 1697 daselbst ergreifen mussten, sowie es eben dieser Flucht seine Entstehung zu verdanken hat.


*362. Es wird gehen, wie's gehen wird, zu gut nicht. (Lit.)


*363. Es god, wie e Bröckli Brod.Tobler, 78.

Nämlich hinunter. Es geht wie 's Brotessen, es geht nach Wunsch von statten.


*364. Es god wie 's Häftlimacha.Tobler, 250.

Es geht schnell von statten.


*365. Es god wie Schmalz.Tobler, 392.

Es geht sehr leicht, so wie das Zerstreichen der Butter.


*366. Es gohd eis der wie eis der. (Luzern.) – Ineichen.

*367. Es gohd, 's muss gut si, bis's besser chund. (Luzern.)


*368. Es gohd uf de Chopfe, wenn me Nägel i de Schuhe hed. (Luzern.)


*369. Es gohd wie es will. (Luzern.)


*370. Es gohd wie me's tribt. (Luzern.)


*371. Es gohd wie's cha und mag. (Luzern.) – Ineichen.


*372. Es gohd wie's cha und mag, nur nid recht. (Luzern.) – Ineichen.


*373. Es gohd wie's der Tüfel am liebste hed. (Luzern.) – Ineichen.


*374. Es gohd zeingelun, wenn e uf ei Site stehd. (Luzern.) – Ineichen.

Bei Schiffsleuten.


*375. Es gohd zweimal übel, eb ein ist gut. (Luzern.) – Ineichen.


*376. Es goht nüd uf eim Bei. (Luzern.) – Ineichen.


*377. Et gäid iäm as dem bräimer1 Häiren2, dä hadde twäi Stöcke un äine Kau. (Hagen.) – Frommann, III, 258, 94.

1) Bremer von Bremen, einem Dorfe bei Werl.

2) Hirt.


*378. Et gäid iäm as dem Brumêster1 te Hachen, bat2 dai Annern befield, maut 'e selwer dauen. (Hagen.) – Frommann, III, 258, 97.

1) Bürgermeister.

2) Was.


*379. Et gäid iäm as dem Kuckuk, dä räuped sinen äigenen Nâmen. (Hagen.) – Frommann, III, 258, 95.


*380. Et gäid iäm as Tommes im Oare1, hä denked: leck me de Fuet. (Hagen.) – Frommann, III, 258, 96.

1) Thomas im Ohre, der Ohrwurm, der sich in seinem Versteck so sicher weiss, dass er sich schon eine herausfordernde Sprache erlauben darf.


*381. Et gäid iäm äuk as Täubold's Katte, diar genk de Natiur üäwer de Läre. (Hagen.) – Frommann, III, 258, 98.

»Täubold hatte seine Katze zum Lichthalten abgerichtet. Als die erste Maus erschien, funkelte ihr [1434] Auge; als die zweite kam, zitterte ihre Pfote; als die dritte sich zeigte, liess sie den Leuchter fahren und sprang nach ihr.«


*382. Et gäid iäm ok as Hamplepamp, dä at fiel laiwer, at hä drank. (Hagen.) – Frommann, III, 259, 99.


*383. Et geit äs de Krinnekranen (Kranich) fleiget. (Büren.) – Honcamp.


*384. Et geit, äs mit den siewen Ziegenboeken: de eine verleit (verlässt) sik up den annern, un de Ziege bleiw güsse. (Büren.) – Honcamp.


*385. Et geit, äs wamme bi Sträu bäcket. (Büren.) – Honcamp.


*386. Et geit, as wamme en däuen Rüen döern Släut (Pfütze) jaget. (Büren.) – Honcamp.


*387. Et gêit di, ässe Frasswamms; dêi fratt siewen Bieken1 vull Papp. (Büren.) – Honcamp.

1) Bieke, der Bach.


*388. Et geit eame äs den Gäusen te Dealbrügge (Delbrück); dêi hett earen eigenen Kopp. (Büren.) – Honcamp.


*389. Et geit em, as de betsken Hünn', de in heler Hud nich leben könnt.


*390. Et geit em, as de Faselswine, die eet nich satt un hungert nich dot.

*391. Et geit mi, ässe wamme1 enn Hitteken2 an den Toun3 binget. (Marsberg.) – Firmenich, I, 321, 24.

1) Als wenn man.

2) Zieglein.

3) Zaun. – D.h. nicht sehr leicht.


*392. Et geit platt unner as de Göse.Eichwald, 656.

Scherzhafte Antwort auf die Frage, wie es geht.


*393. Et geit so lichte äs ne Puppe. (Büren.) – Honcamp.


*394. Et genk äs de Fearken jung weerd. (Büren.) – Honcamp.

D.h. eins nach dem andern.


*395. Et gît un am Schnärchen. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 173, 130.

Es geht an einem Schnürchen.


*396. Et gît wä't Wasser. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 173, 130.

Es geht wie's Wasser, gut fliessend.


*397. Et moss gôn, mêr1 sîl2 et äm Lôch ôfbrechen3. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 175, 166.

1) Obschon, wenngleich.

2) Soll.

3) Abbrechen.


*398. Et mut gaan över Ars oder över Kopp. (Holst.) – Schütze, II, 324.

Schlecht oder gut.


*399. Et will (schall) wol gân, wenn't man êrst Fött hett. (Holst.) – Eichwald, 560; Schütze, I, 331; II, 2.

Von einer Sache, an deren gutem Fortgange man noch zweifelt.


*400. Extra gahn. (Holst.) – Schütze, II, 1.

Untreu in der Ehe sein.


*401. Gä na Nöttens un ler(e) dat Gôsewâren. (Ostfries.) – Frommann, V, 428, 475.

Gehe nach Nöttens (ein Ort nahe bei Wittmund, Amt Aurich, Hannover) und lerne das Gänsehüten.


*402. Gand in aller Säue Namen, so frisst dich kein Jud'.Kirchhofer, 295.


*403. Gang mir die Gasse hinab. (S. Ellenbogen 6.) (Nürtingen.) – Haug.

D.i.: Lass mich ungeschoren.


*404. Gang mir vom Stand1. (Nürtingen.) – Haug.

1) Marktbude, um zu sagen: Scher' dich fort.


*405. Gang mitten hindurch, so betrübstu am Ort nichts.Lehmann, II, 234, 3.


*406. Gehn, als wenn man Schnecken treiben thät'.Baumgarten, 122.


*407. Gî a ok, oder ich schmeiss'm 's Gesichte a de Ogen. (Schles.) – Frommann, III, 415, 559.


*408. Gihste doch wie Trotzbartel.Weinhold, 8; Gomolcke, 417.


*409. Gît a doch wî ane Brâtsâge su brêt. (Schles.) – Frommann, III, 412, 478.


*410. Gît's doch, oas wenn's geschmärt wär. Gomolcke, 407; Frommann, III, 409, 369.


*411. Gît's doch rass, wie Pragelarbsen.Gomolcke, 408.


[1435] *412. Got, strigelt de Puika1. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 327, 304.

1) Die Indianer. – Scherzhafte Redensart, Kinder fortzuweisen.


*413. Hä géit strak tau as 'ne Stadtkau (Stadtkuh). (Iserlohn.)


*414. Hai gait derümme, ärre de Katte ümme den haiten Briei. (Arnsberg.) – Firmenich, I, 353, 2.


*415. Hat gongt üüs an Lüüs üüb Tjârkuâst. (Amrum.) – Haupt, VIII, 357, 107; Johansen, 58; Firmenich, III, 3, 22.

Es geht wie eine Laus auf einem Theerquast. d.i. sehr langsam, namentlich um zu sagen, dass man sich abmüht, ohne von der Stelle zu kommen. Auf Sylt: Dit geid' üs en Lüs üp en tyâret Persenning. (Haupt, VIII, 557, 107.)


*416. He geit as de Hund in de Twölften.Beyer, in den Mecklenb. Jahrb., XX, 163; Schiller, III, 14b.

Er geht still und trübselig einher.


*417. He geit as de Pogg in Mânschîn (Mondschein).Frommann, V, 524, 583; Bützower Ruhestunden, VI, 74; XXIV, 62; Beyer in dem Mecklenb. Jahrb., XX, 165.


*418. He geit, as wenn he na'n Hofdênst (s.d.) geit.Goldschmidt, 88; Frommann, V, 524, 591.


*419. He geit, as wenn he up Eier geit. (Holst.) – Schütze, I, 296.


*420. Hê geit as wenn hê up Eier pedd't. (Mecklenburg.) – Schiller, III, 14b.

»Kümpt lyse darher slykende, alse efft se vp Eyern vnde Natelen ginge, edder vp dem gladen Yse popdanzig darher slissede.« (Gryse, 27.)


*421. He geit derût as de Katt, de't Dönnern hört. (Ostfries.) – Frommann, V, 524, 588.


*422. He geit derût as de Küster von Bargebûr. (Ostfries.) – Frommann, V, 524, 586.


*423. He geit derût as de Snîder ut'n Slôt (Graben).Frommann, V, 524, 587.


*424. He geit dör Gras und Stroh. (Holst.)

Es ist etwas anzufangen mit ihm.


*425. He geit en Streck in de Richte, as de Lus öwer de Eerskarn1.

1) Karn = Karve, Karbe, Einschnitt.


*426. He geit mit Nebukadnezar in de Güstweide. (Ostfries.) – Frommann, V, 527, 584.

Güst = nicht trächtig, unfruchtbar vom Vieh, brach, unbebaut vom Acker. Güstweide ist die Weide für güst Vieh. Ueber Nebukadnezar ist nachzulesen Daniel 4, 28 fg.

*427. Hê geit so stur1, as hâr hê 'n Paol in'n Aors. (Altmark.) – Danneil, 279.

1) Aufrecht, gerade, steif.


*428. He geit up de Föte assn Gaudêf.Frommann, V, 524, 589; für Mecklenburg: Bützower Ruhestunden, VI, 74; XXIV, 62; Mecklenb. Jahrb., XX, 165; Schiller, I, 4a.

Gau bedeutet hier klug, schlau. (Vgl. Frommann, V, 65, 60.)


*429. He geit up de letzten Bên. (Holst.)

Er wird bald sterben.


*430. He geit up Grabes Bord.


*431. He hät dat Gân nach mîr. (Mecklenburg.) – Frommann, II, 228.

Ist so schwach, dass er ausser Stande ist, zu gehen.


*432. Hei geit, als wenn emm de Boxen (Hosen) brenne. (Ostpreuss.)

D.h. sehr schnell.


*433. Hei geit, äs wenne en Poal im Aese hädde. (Büren.) – Honcamp.


*434. Hei geit, ässe wann'e Lear (Leder) freaten hädde. (Büren.) – Honcamp.


*435. Hei geit nich met sech daleen (allein). (S. Ansehen 29 u. Boden 38.) (Ermland.) – Frischbier, 236.

Er ist betrunken.


*436. Hei geit so strack1 äs wenn'e Eale sloeken2 hädde. (Büren.) – Honcamp.

1) Gerade.

2) Verschluckt.


*437. Hi gongt so hard bêft üütj, üüs an Hingst rên kaan. (Amrum.) – Haupt, VIII, 367, 284.

Er geht so stark hintenaus, als ein Pferd rennen kann.


*438. Hi hea't, liküsch jü Bridi, diar siad föör a Ufhâler. (Nordfries.) – Johansen, 94.

Es geht ihm wie jener Braut, die der Abholer sitzen liess.


[1436] *439. Ich hîren gîn, a hôt Pantuffeln oan. (Schles.) – Frommann, III, 248, 236.


*440. Ich wil gehen, wo mich die Füss hintragen.Eyering, III, 74.


*441. Ich wil so weit gehen, als mich die Füss tragen wöllen.Tappius, 205a.


*442. Ich will gîn su weit mich meine Bêne troan. (Schles.) – Frommann, III, 244, 111; Gomolcke, 586; Robinson, 120; hochdeutsch bei Sailer, 117.

Verzweifelter Entschluss, um aus einer verdriesslichen Lage herauszukommen.


*443. Lass ihn gehen, er ist von Schiers. (Schweiz.) – Kirchhofer, 93.


*444. Lass sie gehen, 's sind Tieffenbacher.

Aus Wallenstein's Lager (10. Auftritt), wo ein Jäger ein paar Burschen abfertigt, mit denen man nichts zu thun haben will; für ähnliche Zwecke sprichwörtlich geworden.


*445. Lass sie gehen, sie muss eine Nonne werden.Lehmann, 412, 14.

Scherzhaft von einem Mädchen, das nicht heirathen will oder zu wollen vorgibt.


*446. Mag er gehen, er wird schon auf meine Mühle kommen.

Er wird uns schon einmal nöthig haben.


*447. Mag's gehen wie es will!

Lat.: Quamcunque viam dederit fortuna, sequamur. (Binder I, 1436; II, 2731.)


*448. 'R geit wîe n' Chatz um a heissa Brei. (Bern.) – Zyro, 38.


*449. 'S geit i's Herre-n-Erbs. (Solothurn.) – Schild, 80, 260.

D.i.: Er hat neben der Scheibe vorbeigeschossen.


*450. 'S giht as wenns geschmeert wär.Gomolcke, 952.


*451. 'S giht em an der Noase uf wie Pfaffer. Gomolcke, 958.


*452. 'S giht em1 wie anne Kloppermühle.Gomolcke, 956.

1) Nämlich das Maul.


*453. 'S giht em wie as salber hoan wel.Gomolcke, 951; Robinson, 668.


*454. 'S ging, doass der dunnerte.Gomolcke, 947.


*455. 'S ging, doass goar pragelte.Gomolcke, 948.


*456. 'S gît og olles îber mich. (Schles.) – Frommann, III, 408, 418; Gomolcke, 660.


*457. 'S goht imm wie n'em Auerbübli: it e gotzigs Nissli.Kirchhofer, 333.

Von jemand, der das nicht oder nicht gern gibt, was er geben sollte oder zu geben versprochen hat, oder auch überhaupt nicht gern schenkt. Eine Frau von der Insel Richenau ging mit ihrem Knaben Nüsse zu sammeln und bat ihn, ja recht Sorge zu tragen, dass er nicht herunterfalle, gelobte auch der heiligen Jungfrau einen Korb mit schönen Nüssen, wenn er glücklich wieder vom Baume herunterkomme. Als er wieder unverletzt auf dem Boden war, trug sie ihm auf, zur Erfüllung ihres Gelübdes einen Korb voll von der gewonnenen Frucht für die heilige Jungfrau auszulesen, zum Dank, dass sie ihn beschützt habe, worauf der Knabe antwortete: »Nä, it e gotzigs Nissli.«


*458. Se geit nig to Kark (Kirche) nog to Markt. (Holst.)

Sie kommt nicht aus dem Hause.


*459. Se geit os up Eggern. (Paderborn.) – Firmenich, I, 362, 23.


*460. Se geit to Water. (Hamburg.) – Schütze, II, 2.

Von leichtsinnigen, sich preisgebenden Dirnen.


*461. Se gît wä en Pô. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 32, 23.

Sie geht wie ein Pfau, stolz, aufgeputzt.


*462. Se gôn wä de Heangd1 kê Blosenderf2. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 174, 139.

1) Hunde.

2) Gen, nach Blasendorf; einer nach dem andern, im Gänsemarsch.


*463. Se gôn wä de Zegunen af de Margrêti1. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, 174, 139.

1) Einer der siebenbürgischen Hauptjahrmärkte am Margarethentage.


*464. Sie gehen nebeneinander. (Rottenburg.)

Es ist einer wie der andere, im übeln Sinne.


*465. Sie gehen wie die Jünger nach Emmaus.


*466. Sie gehen (sitzen) wie gepfropfte Affen. (Schles.) – Weinhold, 5.


*467. Sie geht nicht mit sich allein.Frischbier, 237.

Sie ist schwanger.


[1437] *468. Sie geht wie der Palmesel acht Tage vor Ostern.Parömiakon, 351.

Sehr aufgeputzt.

*469. Sie geht wie eine Zwiebel.

Hat viel Kleider übereinander, ist sehr dick angezogen.

Frz.: Il est vêtu comme un ognon. (Lendroy, 1458.)


*470. Sie geht wie Langrock's Regine.

Nicht knapp und nett.


*471. Sie kommen gegangen, geritten, gefahren und es stehn auch noch welche hinten drauf.Schles. Provinzialblätter, 1862, 570.

Um grosse Menge, ungewöhnlichen Zudrang anzuzeigen.


*472. So gehet man nicht zum Himmel.Henisch, 1428.


*473. So geht's in der Welt.

Frz.: Ainsi va le monde. (Leroux, II, 170.)


*474. So goht's, wenn's bricht, so lot's. (Solothurn.) – Schild, 61, 62.


*475. 'T gait 'n ässe dän Gäsen tëu Dealbrügge, dai hät (haben) üren eigen Kopp. (Driburg.) – Firmenich, I, 363, 57.


*476. 'T geit der bi lang as Snöter bi de Pankoek. (Ostfries.)


*477. 'T geit hüm as de Swine, de doen erst gôt, wenn se dodt sündt.Hauskalender, II.


*478. Wenn a ne gît, ich schmeiss'em 's Gesichte a de Ogen. (Schles.) – Frommann, III, 415.


*479. Wenn ick gahn kun, so lach' ik den Scholmester wat ut, so wuss ik min Lex. (Holst.) – Schütze, II, 2.

So sagen alte Leute, die nicht mehr gut zu Fuss sind und sich dabei ihrer Schulzeit erinnern.


*480. Wie er geht und steht, so ist er gar (Schles.) – Sandvoss, 331.

Der Dürftige, von allem Entblösste.

Holl.: Daar ik gaa, daar gaat mijn geld. (Harrebomée, I, 217.)


*481. Wie geht's, wie steht's?Agricola I, 573; Schottel, 1138a.


*482. Wir wollen gehen, das Kriechen möchte zu lange dauern.


*483. Wo er geht, da stösst er sich, was er angreift, damit ritzt er sich. (Lit.)


[1438]

484. Alles geiht, men kein Forsk. (Sauerland.)

Der Frosch hüpft.


485. As es geht, lauft es. (Jüd.-deutsch. Warschau.)

Wird gesagt, wenn einem das Glück lächelt.


486. Da bin i gange vnd ha der Sack to hange; und hed e niemer g'no, so hanget er iez noh. (Luzern.)


487. Daher geiht he un denkt wi Goldsmidts Junge, de dachte ôk Mester tau wêren. (Braunschweig.)


488. Danach geht's nicht, wenns Herz man gut ist.

In Berlin gebräuchlich, um zu sagen: Darauf kommt's nicht an.


489. Das geht wie geschmiert, sagte Töffel, als er den Oelkrug fallen liess.


490. Dat geit so eben as wenn Gottlieb danzt. (Pommern.)

So eben, d.h. so langsam, ruhig.


491. Dat geit, dat 't stuft (stiebt), sä de Jung, do rêd he up 'n Katt aver de Plât1.Kern, 195.

1) Die Herdplatte.


492. Es gehet ihm wie jenem Töpffer, der will einen Weinkrug machen, und wird ein Wasserkrug daraus.Lauterbeck, CXLIIa.


493. Es geht Alles, wenn man's nur am rechten Zipfel anpackt.Klix, 23.


494. Es geht als wo die ehrbaren Hunde Hochzeit haben, einer hat den Geschmack, der andere nur den Geruch davon.

In Kuss über alle Küsse wird dies angewandt, um den Gedanken auszudrücken, dass nur einer von einer Anzahl Bewerbern um eine Dame in ihren Besitz kommen werde. (Köhler, 43, 157.)


495. Es geht nun schon, sagte der Barbier, als der Bursche drei Stunden über einen Bart geschoren hatte.


496. Es geht, wie wenn man einen Zapfen zieht. (Schles.)

Von fliessender, strömender Rede, auch vom Durchfall.


497. Es ist ihm gegangen wie Behringern.

D.h. ist gar auf eine listige Weise betrogen worden. (Sprichw.-Allerlei, III, 15, 3.)


498. Es könnte ihm nicht besser gehen, als were vnser Herr Gott sein Ohm.Henisch, 518, 2.


499. Guet gang, koin Baur ins Fenster. (Ulm.)


500. Man gehe, wie man will, so geht man den Leuten nicht recht.

Die Türken sagen: Gehst du schnell, so sagen die Leute, du willst wettrennen; gehst du langsam, so halten sie dich für einen Bären. (Weigel, 319.)


[1313] 501. Schnell gegangen, bald ermüdet.


502. So gehts, der eine schneidert, der andere flickt (Rumänien.) – Neue Freie Presse, 4092.


503. So geht's nicht, sagte der Bauer, als er mit dem Wagen im Graben lag.


504. 'T geiht ne wieder, söä' de Knecht, mênste, ick häw'n Ekbom in 'n Oars.Schlingmann, 849.


505. Warum geht's denn nun, sagte Pathe Schaf, nu 's Hemde weg ist? (Köthen.)


506. Was nicht gehen will, das muss man tragen. (Kamnitz.) – Klix, 23.


507. Was nicht gehen will, muss gegangen werden. (Köthen.)


508. Wenn's gut geht, ist gut rathen.Körte, 6715.


509. Wenn's ne geht, do musst's truren (tragen).

Scherzhafte Antwort, wenn jemand sagt, etwas gehe nicht.


510. Wenn's nicht gehen will, dann geht's nicht.


511. Wenn's nicht geht, sowie ich will, dann bin ich zufrieden und schweige still.


512. Wer geht, der seh' sich vor, dass er nicht stolpere (strauchle).

Lat.: Vade certo gradu. (Seneca.) (Philippi, II, 240.)


513. Wer nicht schnell gehen kann, muss trippeln.

Bei Tunnicius (446): De nicht bolde gân kan, de mot draven. (Qui propere ire nequit, cursum captabit honeste.)


514. Wie es einem geht, so schaut er aus.


515. Wie's geht, so steht's.


516. Will's nicht gehen, wie du willst, so lass es gehen, wie es will.

Lat.: Si id fieri, quod vis, non potest, velis id quod possit. (Terenz.) (Philippi, II, 185.)


517. Wo geiht 't? Platt unner ass de Gose. Schlingmann, 547.


518. Wo man nicht gehen kann, da ist nicht gut springen.Petri, II, 812.


519. Wohin man geht, da geht die Sorge mit.

Lat.: Et mala sunt vicina bonis. (Ovid.) (Philippi, I, 140.)


*520. A giht, oss wenn a Schtäcke g'frasse hätte.Peter, 452.

Sehr steif, hochmüthig.


*521. A giht wî a Ferle. (Oesterr.-Schles.) – Peter, 446.

Flink.


*522. A giht wî a Fitsch'feil.Peter, 446.


*523. A giht wî a Lôtschtäubrig.

Von einem latschenden, schleppenden Gange. Latschtauben sind solche mit befiederten Füssen.


*524. A git of Schtälza.Peter, 452.

Schreitet stolz einher.


*525. Da geh' ich auf alle Viere über die Ringstrasse. (Wien.) – Grandjean, Unterhaltungen, I.

Zu ergänzen: Ehe ich das thue.


*526. Das geht aufeinander, wie die Säue zum Thor einlaufen.Lehmann, 512, 18.


*527. Das geht mir über die braune Butter. Klix, 23.


*528. Das geht über den kölner Dom.

Lat.: Acesei et Heliconis opera. (Philippi, I, 6.)


*529. Das geht wie gehext.Gotthelf, Uli, 226.


*530. Das geht wie gepfiffen.Gotthelf, Bauernsp., 125.


*531. Das geht wie Oel.Fliegende Blätter 1859, S. 182b.


*532. Das geht wie's Kukukgeschrei.Klix, 26.


*533. Das geht wie's Wasser.Wurth, 97.

Gut, glatt, z.B. das Lesen ohne Stocken.


*534. Das muss gehen, und wenn der Teufel auf Stelzen geht. (Franken.)

*535. Dat geit as de Fleig' inner Bottermilk.


*536. Dat geit wie von Schapert's Erker. (Litauen.) – Frischbier, I, 672.

Um starken Durchfall zu bezeichnen.


*537. De geit as wenn hein Plock in'n Hindersten härre. (Hannover.)


*538. Der gehet jhn mit keiner Ader an.Herberger, Ib, 281.


*539. Er geht ab mit Gestank.


[1314] *540. Er geht, als wenn er auf Nadeln ginge.


*541. Er geht, als wenn er sich in die Hosen geschissen hätte.


*542. Er geht drauf wie Paulus auf die Korinther.


*543. Er geht ein, wie's neudecker Tuch.Egerbote, 1875, S. 64.


*544. Er geht herum, als wenn ihm die Hühner das Brot genommen hätten.Egerbote, 1875, S. 64.


*545. Er geht nicht weiter, als er des Vaters Backofen rauchen sieht.

Spott auf die Scheu, in die Fremde zu gehen.


*546. Er geht umher, als ob er ein Ei legen wollte.Illustrirte Zeitung, Stuttgart 1860, S. 707b.

Von einem unschlüssigen, unruhig bewegten Menschen.


*547. Er geht wie der Storch im Salat, wenn er Schnecken sucht.


*548. Er geht wie ein Alp.

Langsam, verdrossen.


*549. Er geht wie auf Stelzen.

Von einem eiteln Menschen.


*550. Er geht, wohin der Kaiser niemand schicken kann.

Holl.: Hij gaat, daar de paus te voet gaat. – Hij gaat, daar de Keizer zonder lakkei gaat. – Hij gaat, daar de Keizer geen ambasaade kan zenden. (Harrebomée, I, 391b.)


*551. Er kan nicht anders gehen, dann wie ihn die Ross ziehen.Pauli, Schimpff, 70.


*552. Erst gehen und nachher tanzen.Fr. Reuter, Schurr-Murr, 217.


*553. Es gehe, wie es will, ich muss damit zufrieden sein.


*554. Es gehet ihm wie Peter Steffen.


*555. Es geht bei ihm, als wenn man an der Uhrschnur gezogen hätte. (Ulm.)


*556. Es geht ihm, wie dem Esel Buridan's.

Der zwischen zwei Heubündeln stand und sich nicht entscheiden konnte, von welchem er fressen sollte, und daher von keinem frass und verhungerte.


*557. Es geht ihm, wie dem Fuchs mit den Trauben.


*558. Es geht ihm wie dem Schweinehirten zu Dorstfeld, er hat sieben Brücken und Ein Schwein.

Auf dem Hellwege in Westfalen. Von einem, der mehr Anstalten macht, als nöthig ist.


*559. Es geht ihm wie den Erbsen am Wege; wer nicht zu faul ist, der zupft ihn.Frischbier, 4264.

Poln.: Ma się jak groch przy drodze, kto się nie leni to drze.


*560. Es geht ihm, wie jenem Hirten, er hat zwei Stöcke und eine Kuh. (Iserlohn.)


*561. Es geht im Hundegalopp.

Wenn etwas in unangemessener Eile abgemacht wird.


*562. Es geht mir wider den Mann (Strich).

D.h. es widerstrebt meinem Sinn oder Ehrgefühl.


*563. Es geht wie auf der Accise.


*564. Es geht wie auf der Diligence.

»Ich erinnere mich aus meiner Kindheit, dass der Ausdruck: ›Es geht wie auf der Diligence‹ sprichwörtlich als die Bezeichnung einer überraschenden Geschwindigkeit galt.« (Bohemia, 1875, Nr. 102.)


*565. Es geht so schnell wie's Brezelbacken.


*566. Es geht, was hast du, was kannst du? (Breslau.)


*567. Es geht wie auf der Reise.


*568. Es geht wie damals, als es gar nicht ging.


*569. Es geht wie mit Häscherstangen. (Köthen.)

Sehr behend.


*570. Es geht mit Pauken und Trompeten.


*571. Es geht wie a Radel. (Nordböhmen.)


*572. Es geht wie's Amen beim Gebet.


*573. Es ist jhm gangen, wie es dess Heintzen mutter ging.

»Hett ich gethan nach deinem raht vnd mich gesetzet in das Bath, dastu mir lecker, dass vberhangen, so wer es mir nicht anders gangen, wie es dess Heintzen mutter ging.« (Ayrer, IV, 2579, 19.)


*574. Es muss gehn und sollt's durch die Mauer gehn. (Steiermark.)


[1315] *575. Es muss gehn und wann i a Bret vor'n Arsch hätt. (Steiermark.)


*576. Es muss gehn und wenn der Säbel bricht. Klix, 23.


*577. Es wird dir gehen, wie dem Marquis von Villena, der in eine Flasche kroch und den seine Weisheit nicht retten konnte.

Dies spanische Sprichwort bezieht sich auf eine mittelalterliche Sage, nach welcher ein berühmter spanischer Dichter den verunglückten Versuch machte, sich ewige Jugend zu verschaffen; vgl. Th. Drobisch im Feuilleton der Dresdener Presse vom 5. August 1874.

*578. Gehn, dass der Weg nöt ohn Leut' ist. (Oberösterreich.)

Scherzend, um das Ueberflüssige, Unnütze eines Ganges zu bezeichnen.


*579. Geh, potz di nêt ån so. (Wien.)

Thu nicht so wichtig, mach dich nicht so gross.


*580. Geh, scheiss di nêt ån. (Wien.)

Mach dich mit deiner Prahlerei nicht lächerlich.


*581. Hä hêrt di wol gahn, du häst Holsken (Holzschuh) an.Schlingmann, 649.


*582. He geit as ên Schuvut.Richey, 249.

Wie eine Nachteule, lumpig.


*583. He geit'r um to as de Küper um de Tünne.Bueren, 523.


*584. He hört di gahn.Kiel, 13.

Er merkt deine Absicht.


*585. Hei geit äs wann a op Erfte genge. (Sauerland.)


*586. Hei geit durch wie e Holländer, awer de Stewel lätt hei torügg. (Tilsit.) – Frischbier, I, 674.


*587. Hei geng' as wenn hei 'ne Luis im Ohre hätte. (Sauerland.)


*588. Ich gehe und wenns Bauern- oder Betteljungen regnete. (Oberlausitz.)


*589. Ich gehe und wenn es Schmierknechte regnete. (Würtemberg.)


*590. Ich kann gehen wie die Dirne vom Tanz. (Wien.)

Sagt der, welcher undankbar entlassen wird.


*591. Ich lasse ihn gehen, wo Pferd und Kühe gehen.Monatsblätter, 12, 191.

Ich will mit ihm nichts mehr zu thun haben.


*592. 'S goht nex über's net Nachgebe. (Schwaben.)


*593. 'S ist gange wie a siediges Donnerwetter. (Ulm.)


*594. Sich gehen lassen.


*595. Wenn nur der ging und trappet nit. (Franken.)

Es ist Zeit, dass er still abzieht, stirbt.


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 1. Leipzig 1867.
Lizenz:
Kategorien:

Buchempfehlung

Hoffmann, E. T. A.

Fantasiestücke in Callots Manier

Fantasiestücke in Callots Manier

Als E.T.A. Hoffmann 1813 in Bamberg Arbeiten des französischen Kupferstechers Jacques Callot sieht, fühlt er sich unmittelbar hingezogen zu diesen »sonderbaren, fantastischen Blättern« und widmet ihrem Schöpfer die einleitende Hommage seiner ersten Buchveröffentlichung, mit der ihm 1814 der Durchbruch als Dichter gelingt. Enthalten sind u.a. diese Erzählungen: Ritter Gluck, Don Juan, Nachricht von den neuesten Schicksalen des Hundes Berganza, Der Magnetiseur, Der goldne Topf, Die Abenteuer der Silvester-Nacht

282 Seiten, 13.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Große Erzählungen der Spätromantik

Große Erzählungen der Spätromantik

Im nach dem Wiener Kongress neugeordneten Europa entsteht seit 1815 große Literatur der Sehnsucht und der Melancholie. Die Schattenseiten der menschlichen Seele, Leidenschaft und die Hinwendung zum Religiösen sind die Themen der Spätromantik. Michael Holzinger hat elf große Erzählungen dieser Zeit zu diesem Leseband zusammengefasst.

430 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon