1. A Niada woas, wou 'n da Schuig druckt. (Steiermark.) – Firmenich, II, 765, 21.
Ein jeder weiss, wo ihn der Schuh drückt.
2. Ach gott, wie gerne ich wissen wolt, wem ich auf erden vertrawen solt. Wenn einer zu mir spricht: Gott grüsse dich! so spricht das hertz: hüte dich! – Töppen, 76, 18.
3. All te vill witten mäck Koppîn. (Westfalen.) – Boebel, 143.
4. Alle wissen guten Rath, nur (der) nicht, der ihn nöthig hat.
5. Alle wissen und sehen nicht alles, was soll einer alle wissen und sehen.
Lat.: Qui statuit aliquid parte inaudita altera aequum licet statuerit, haud aequum est tamen. (Sutor, 360.)
6. Alles to weten noch vêle to jung. – Schambach, 149.
Zur Abfertigung der unberufenen Jugend.
7. Alles wessen mäht Kopping1. (Köln.) – Weyden, I, 4; für München-Gladbach: Firmenich, III, 515, 3.
1) Kopfpein.
8. Alles zu wissen, macht Kopfschmerzen. – Frischbier, II, 2924.
9. Alles zu wissen noch viel zu jung, alle Jungfern zu küssen noch keinen Mund. – Lohrengel, I, 24.
10. Alles zu wissen noch viel zu jung, alte Weiber im Arsch zu lecken noch Zeit genung. – Frischbier, 4071.
11. All't to wéiten, is bäter, ass all't to häw'n. – Schlingmann, 1431.
12. Allzuviel Wissen macht Kopfweh. – Sailer, 114.
13. Am Wissen trägt man nicht schwer. (Nürtingen.)
14. Auf das Wissen soll sogleich folgen das Können.
Denkspruch des bairischen Generals von der Tann auf einem Blatte des Germanischen Museums in Nürnberg.
15. Bat îk nitt wêt, makt mi nitt hêt. (Grafsch. Mark.) – Woeste, 80, 373.
16. Besser nicht wissen, als übel wissen.
Frz.: Mieux vaut ne sçavoir, que mal sçavoir. (Kritzinger, 636b.)
Lat.: Satius est bene ignorare, quam male didicisse. (Seybold, 539; Sutor, 735.)
17. Besser viel wissen, als viel haben (oder: reden). – Winckler, XVI, 24; Henisch, 323.
Dän.: Bedre er meget at vide, end meget at tale. (Prov. dan., 55.)
Frz.: Il vaut mieux savoir beaucoup, que parler beaucoup.
Lat.: Plus scire satius est, quam loqui. (Seybold, 447.)
18. Besser wissen, als wähnen (rathen).
Lat.: Vitiosum est, velle potius sciri quam scire. (Egeria, 329.)
19. Bischof Gamrock wusste auch alles und wusste doch nichts. (Poln.)
Am Hofe des polnischen Königs Siegmund lebte der Bischof von Krakau: Maciejowsky, reich an Kenntnissen und sehr bescheiden, eine Zierde des Hofs; und der Bischof Gamrock von Gnesen, ein eitler Grosssprecher. Bei einer passenden Gelegenheit sagte der Hofnarr Namczyk zum Könige, es befänden sich an seinem Hofe die zwei grössten Lügner des Landes: Maciejowski, der alles wisse und nichts zu wissen vorgebe, und Gamrock, der nichts wisse und alles zu wissen behaupte. Der letzte Theil dieser Vergleichung ist in obiges Sprichwort übergegangen.
20. Das weiss ein jeder deutsche Christ, dass Montag Sonntags Bruder ist. (Posen.)
[289] 21. Das Wissen blähet auf (aber die Liebe bessert). – 1 Kor. 8, 1; Schulze, 262; Petri, II, 71.
Lat.: Scientia inflat.
22. Das Wissen hilft nichts, wenn man nicht danach thut. – Simrock, 11697.
Span.: Quien poco sabe, presto lo roza. (Cahier, 3697.)
23. Das Wissen ist theuer. (Surinam.)
24. De mit Weten en Hor nimmt, is 'n Schelm, of ward een.
25. Der alles weiss, dem mangelt nichts.
Frz.: A celui qui tout sçait rien ne manque. (Kritzinger, 637b.)
26. Der alles weiss, wird auch betrogen.
27. Der nicht weiss, wo hinaus, läuft entweder in den Krieg oder in ein Kloster.
Lat.: Desperatio aut facit militem, aut monachum. (Seybold. 120.)
28. Der Nönt (Neunte) wä'ss nîet, bu d'n Zahnt der Schuh dröckt. – Frommann, II, 409.
29. Der weiss, ist wie ein gemahlet Bild; der es thut, hat Händ vnd Füss. – Lehmann, 900, 11.
30. Der weiss viel, der weiss, dass er nichts weiss. – Winckler, XIII, 73.
It.: Non sa poco, chi confessa non saper niente. (Pazzaglia, 318, 16.)
31. Die alles wissen wollen, wissen wol gar nichts.
Lat.: Qui omnia se simulant scire, nequicquam sciunt. (Seybold, 495.)
32. Die am wenigsten wissen, wollen immer die klügsten seyn. – Lehmann, 357, 8.
Frz.: Au coeur malin doctrine ne sert de rien. (Gaal, 1399.)
Holl.: Hoe minner kennis, hoe hostiger vonnis. (Harrebomée, II, 392b.)
It.: A cuor maligno non giova dottrina. (Gaal, 1399.)
33. Die nicht viel wissen, die bringen allezeit ein Stück.
D.h. sie bringen immer dasselbe zum Vorschein, erzählen immer dieselben Anekdoten u.s.w. Bei Tunnicius (618): De nicht vele en wetten, de bringen alle tyt ein stucke. (Cupressum simulat semper rudis arte superbus.)
Lat.: De eo, qui subinde eadem repetit. – Ridetur chorda qui semper oberrat eadem: nec laudem passim picta cupressus habet. (Glandorp, II, 113, 287.)
34. Die viel wissen, seynd wie der Maler Schurzfell, die mit allerley Farben besudelt seyn. – Lehmann, 901, 24.
35. Die wissen, was im Himmel geschieht, wissen meist nicht, was vor der Nase ist.
Lat.: Coeli scrutantur plagus, et quae ante pedes eunt. (Seybold, 79.)
36. Du musst viel wissen, um Gott zu betrügen.
Lat.: Deum fallere volenti multa scienda. (Seybold, 121.)
37. Du weisst ja selber wol, was die Buben den Mägden auf dem Heuboden thun, sagte das Beichtkind zum Mönch. – Klosterspiegel, 30, 2.
38. Ehe wir wissen, was Leben sei, ist das Leben schon halb vorbei.
39. Ein ieder soll wissen, wem, wie vnd wenn er muss gehorsam sein. – Lehmann, 249, 15.
40. Ein ieder weyss, wo jn der schuch truckt. – Franck, I, 84b; II, 62a; Gruter, I, 26; Egenolff, 344b u. 382a.
Engl.: A man knows himself best, where his sore lies. (Gaal, 1384.)
41. Ein jeder weiss so viel, als er auswendig kann.
Lat.: Tantum scimus, quantum memoria tenemus. (Philippi, II, 211; Schonheim, T, 3.)
42. Ein' wett ne, aw ein' Fisch, o'r Flêsch an em hät. – Schlingmann, 424.
43. Einen wat te weten is keine Kunst, awer beter mâken, dat is 'ne kunst. – Schambach, II, 123.
Einen was zu wissen, d.h. ihn zu tadeln, ist leicht, besser machen ist aber die Kunst.
44. Einer kann nicht alles wissen.
It.: Un solo non può saper tutto. (Pazzaglia, 333, 21.)
45. Elk môt wêten, wat he deit (thut). (Ostfr.) – Frommann, IV, 287, 426; Bueren, 454; Eichwald, 1680; Schröder, 389.
46. Elk wêt am besten, war üm de Schô drückt. – Frommann, IV, 287, 429; Bueren, 456; Schröder, 390; hochdeutsch: Franck, I, 153a.
[290] 47. Es gehört viel Wissen zum Glauben. – Witzfunken, Ib, 144.
48. Es ist besser wissen als wehnen. – Lehmann, 900, 7.
49. Es ist nicht genug zu wissen, was gut ist, man muss das Gute auch thun.
Lat.: In virtute oculi et manus. (Sailer, Sprüche, 128, 108.)
50. Es ist schwer zu wissen, wer in einer Kirche des andern Schwager ist.
51. Es kann niemand wissen, wohin der Hahn (Hase?) laufen wird.
52. Es muss nit wol gewisst, sonder wol thon sein. – Franck, I, 71b; Henisch, 1535, 51.
53. Es nützet offt nit wissen, was du bist vnd weysst. – Franck, I, 67b.
Lat.: Quod scis et sis, interdum expedit oblivisci. (Franck, I, 67b.)
54. Es soll einer nicht mehr zu wissen begeren, als jhm zu wissen gezimbt. – Lehmann, 900, 20.
55. Es weiss einer wol offt ein ding, er thut's darumb nicht allzeit. – Petri, II, 303.
56. Es weiss es niemand als Kirchen- und Marktleut. – Eiselein, 377; Simrock, 11721a.
57. Es weiss keiner, wer ihn beerben wird.
Schwed.: Ingen weet hwem den andra ärfver. (Grubb, 397.)
58. Es weiss niemand, wie jhm sein Tod bescheeret ist. – Petri, I, 39.
59. Es weiss niemand, wie lang er wird fromb bleiben; was diesser heut ist, das kanstu morgen werden. – Lehmann, 218, 23.
60. Es weiss no niemer, wo der Choli trampet. – Sutermeister, 81.
61. Es weyss (und kan) keiner (alles) allein. – Franck, II, 129a; Gruter, I, 39; Schottel, 1144b; Petri, II, 303.
62. Es weyss niemand dauon, dan die jungen kinder vnd alte leut. – Tappius, 17b; Simrock, 11720; Sailer, 105.
63. Es weyss niemand wo einen der schuch drucket, denn der yhn an hat. – Agricola, I, 61; Latendorf, I, 14 u. 126; III, 19, 40.
64. Es wissen nicht alle, was ein gutes Kraut kostet.
65. Es wissen vil vil, könden aber jhn selbs weder rathen noch helffen. – Franck, I, 129a; Lehmann, II, 146, 215.
66. Et wett 't Keinen, ass blot Jedermann. – Schlingmann, 801.
67. Gar zu viel wissen wollen, bringt den Fuchs um den Schwanz.
68. Hätte ich früher gewusst, dass Feuer in der Laterne sei, so wäre der Gries längst gekocht.
69. Hätte ich gewusst, dass Wasser auch den Durst löscht, sagte der Müller, so hätte ich meine Mühle noch.
In Böhmen: Hätte ich g'wusst, dass 's Wasser so gut schmeckt, hätte ich meinen Hof noch, sagte jener Bauer, der Hab und Gut in Bier und Branntwein vertrunken hatte.
70. Hett ich's gewusst, ist schon zu spat nach der that. – Lehmann, 903, 47.
71. Ich möchte wissen, wie der hiess, der durch Geschenke sich nicht narren liess. – Chaos, 452.
Lat.: Quid sapiens faciat? stultus quoque munere gaudet ipse quoque accepto munere mitis erit. (Ovid.) (Philippi, II, 131.)
72. Ich möchte wissen, wie der hiess, der sich durch Geld nit blenden liess. – Chaos, 184.
73. Ich möchte wissen, wie der hiess, der sich vom Weib nicht narren liess. – Parömiakon, 1699.
Lat.: Ejus ego vellem viventis noscere nomen, qui non foeminea lusus ab arte foret. ( Chaos, 285; Seybold, 145; Eiselein, 633.)
74. Ich weiss nicht, ist die beste Rede. – Schlechta, 77.
Nämlich dann, wenn man durch Mittheilungen über eine Sache Nachtheile herbeiführen könnte.
[291] 75. Ich weiss nicht, wie mir ist; ich bin nicht krank und bin nicht gesund, ich bin blessirt und hab' keine Wund'.
76. Ich weiss nichts, als dass ich weiss, dass ich nichts weiss, so ich Gott nicht weiss.
Frz.: Rien je ne sçai, si non que je sçai, que rien je ne sçai, si Dieu je ne sçai. (Kritzinger, 616a.) – Rien ne scays que ce que rien je ne scays.
It.: Niente so, se non ch' io so, che niente so, se Dio non so. (Pazzaglia, 333, 15.)
Lat.: Nil scio praeterquam me scire nihil. (Bovill, II, 33.)
77. Ich weiss, wie viel Wind zum Glauben gehört, sagte der Balgentreter zum Küster.
Ein Organist gerieth kurz nach seiner Anstellung mit dem Balgentreter darüber in Streit, dass er nicht geschwind genug trete, vorzüglich beim Glauben. Endlich verklagte er ihn. Der Balgentreter sagte zu seiner Entschuldigung: »Meine Herren, ich weiss gar nicht, was der Organist will; ich bin schon seit vielen Jahren Balgentreter und muss wol besser wissen als er, wie viel Wind zum Glauben gehört.« (Braun, Bibliothek des Frohsinns, III, Bd. 2, Nr. 336.)
78. Ich weiss wohl, was ich habe, aber nicht, was ich kriege.
79. Ich weiss wohl, was ich weiss.
80. Ich weiss wohl, was ich will, aber nicht, was ich thäte.
81. Ich wist gern, wie der hiess, der sich von Weibern nicht äffen liess. – Gruter, III, 52; Eiselein, 633.
82. Ick weit nit watte grinst1; de Müse mött kein Süerwater2 hebben. (Westfalen.)
1) Grinen, griynen = greinen, weinen.
2) Wasser zum Säuern. Um zu sagen, du hast keinen Grund zu weinen.
83. Ick weit wat ick weit; wist ick nit, dat wer my leit. – Weinsberg, 50.
84. Ick woll wuol wieten, wo de Junge hête, de sick van Wichtern nich wat narren löte. – Lyra, 59.
85. Ihrer viele wissen viel, aber keiner hat ausgelernt.
86. Ik wêt, wat ik wêt, säd' Jochim, do hadde he in de Büxen schäten. (Flensburg.) – Schlingmann, 598; Hoefer, 487.
87. Insgemein etwas wissen ist nur Stückwerck. – Gruter, III, 55; Lehmann, II, 284, 53.
88. Je mehr einer weiss, je bescheidener ist er.
89. Je mehr einer weiss, je weniger behauptet er.
It.: Chi più sa, meno crede. (Cahier, 3089.)
90. Je mehr man weiss, je mehr will man wissen. – Dove, 908.
91. Je weniger einer weiss, je höher trägt er die Nase.
Schwed.: Ju mindre wett, ju större möd. (Grubb, 660.)
92. Jeder mag (soll) wissen, wo er kehren und wenden soll. – Graf, 22, 249.
Rechtsunkenntniss entschuldigt nicht. (S. ⇒ Recht 116 und ⇒ Unwissenheit 3.)
Mhd.: Mallich weisz, war hie kehren und wenden sall. (Lünig, I, 1994, 34.)
93. Jeder mot wête, wat 'e dêt. – Röttscher, 144.
94. Jeder muss wissen, was ihm zukommt.
Sagen auch die Türken. (Cahier, 2743.)
95. Jeder weiss am besten, wo ihm der Dreck in die Schuhe dringt.
96. Jeder weiss am besten, wo ihn der Schuh drückt. – Luther, 202; Ramann, Samml., 4; für Waldeck: Curtze, 357, 536; für Hannover: Schambach, 109.
Bei Tunnicius (461): Ein yder wet wol wâr em de scho dwinkt. (Certius ipse scio quo me calceus urit.)
Böhm.: Každý nejlépe ví, co nese. (Čelakovsky, 186.)
Engl.: None knows the weight of another's burden. (Čelakovsky, 186.) – The wearer best knows where the shoe wrings him. (Bohn II, 131.)
Holl.: Elk weet waer hem de schoen wringt. (Cats, 252.)
It.: Nissuno sa meglio di me, dove le scarpe mi fan male.
Lat.: Quisque est pectori suo promus. (Philippi, II, 138.)
Span.: Cadu uno sabe ad onde la aprieta el çapato.
97. Jeder weiss Sein's, und der liebe Gott weiss alles. (Köthen.)
98. Jeder weiss soviel als er auswendig kann.
Lat.: Tantum scimus, quantum memoria tenemus. (Binder I, 1721; II, 3285; Schonheim, T, 3; Seybold, 596; Fischer, 223, 11; Philippi, II, 211.)
[292] 99. Jeder weiss, was gut (schön) ist.
It.: Ogni uccel conosce il grano. (Biber.)
100. Jeder will viel wissen, aber nur wenige wollen was lernen.
Lat.: Scire volunt omnes, studiis incumbere pauci. (Gaal, 213.)
101. Keiner weiss allein. – Körte, 6890.
102. Keiner weiss nit, wejmes1 Morgen es is. (Jüd.-deutsch. Warschau.)
1) Wessen. – Niemand weiss, was ihm der folgende Tag bringen wird.
103. Keiner weiss, was Gott über ihn verhängt hat.
104. Keiner weiss, was hinter dem andern steckt. – Gruter, III, 58; Lehmann, II, 320, 43.
105. Ma woisst no ett, weam der Vater den Schimmel schenkt. (Saulgau.) – Birlinger, 1007.
106. Man darff wol alles wissen, aber nicht alles thun. – Lehmann, 900, 5; Lehmann, II, 402, 27; Petri, II, 458.
107. Man muss alles wissen, aber nicht alles zu Bolzen drehen (auch: strafen). – Simrock, 11707; Körte, 6887.
108. Man muss nicht alles wissen, was man weiss, nicht alles glauben, was man glaubt. – Lehmann, 899, 2.
109. Man muss viel wissen, um zu wissen, wie wenig man weiss.
Und nur wenige wissen dies.
110. Man muss wissen, wen man treibt, wenn man einen Esel vor sich hat. – Schmitz, I, 196, 181.
111. Man kann nich wêten, wâr de Âl löpt, ser de Junge, dô hadde he de Fuke (Fischreuse) in 't Wagenspôr (Schörstên, Götegat) sett't. (Ostfr.) – Hauskalender, III; Hoefer, 523.
Holl.: Visch, daar je vermoedt en niet vermoedt, zei de gek, en hij zette eene fuik op een kerkhof, en ving er een' paap in. (Harrebomée, I, 197.)
112. Man kann nich wêten, wî de Hâs löppt. (Mecklenburg.) – Schiller, III, 1b.
Man kann nicht wissen, wie die Sache kommt.
113. Man kann nicht wissen, wer in einer vollen Kirche des andern Schwager ist. – Eiselein, 561.
114. Man kann nicht wissen, wie die Hinkel pissen. (Rheinhessen.)
115. Man kann nicht wissen, wo eine Kuh einen Hasen fängt.
116. Man kann nie wissen, ob der Nachbar Durst hat.
117. Man kann nie wissen, wo ein Has' eine Kuh fängt.
Als Spott, wenn jemand etwas Unglaubliches erzählt.
118. Man soll nicht mehr zu wissen begehren, als einem zu wissen ziemt.
Dän.: Begier ei at vide meere end dig sömmer at vide. (Prov. dan., 60.)
119. Man ward nig eer wêten, êer man is half verslêten. – Simrock, 11724.
120. Man weiss nicht immer, was zwischen Glas und Lippen vorfallen kann.
121. Man weiss nicht, in welchem Brunnen am längsten Wasser sein wird.
Lat.: Nescis cisterna qua durat limpha diurna (diuturna). (Reuterdahl, 574.)
Schwed.: Thu veth ey j hwat brunne laenksth aer wath. (Reuterdahl, 574.)
122. Man weiss nicht, soll man fluchen oder beten.
Lat.: Nescis quid optes, aut quid fugias, ita ludit dies. (Seybold, 345.)
123. Man weiss nicht, was man damit anfangen soll.
Lat.: Neque coelam, neque terram contingit. (Philippi, II, 18.)
124. Man weiss nicht, wen der Herr schickt. – Simrock, 11723a.
125. Man weiss schon, zu welchem Loche er 'naus will.
126. Man weiss wol, wann (wie, dass) man weggeht, aber nicht, wann (wie, ob) man wiederkehrt. – Körte, 4038; Braun, I, 2501.
Frz.: On sait bien quand on s'en va, mais on ne sait pas quand on revient. (Kritzinger, 637a.)
[293] 127. Man weiss wol, was man hat, aber nicht, was man bekommt (wiederkriegt). – Petri, II, 470; Siebenkees, 299; Körte, 4137; Braun, I, 2503.
128. Man weiss wol, wer weggeht, aber nicht, wer wiederkommt.
129. Man wêss ne, wam der Voater a Schimmel schenkt.
Wen er zum Erben einsetzt, oder wem er die Tochter zur Frau gibt.
130. Man wêt gar ni, wat en Minsch affkann. (Rendsburg.)
131. Man wêt nich, of man mit hüm in de Arften of in de Bohnen is. – Bueren, 852; Hauskalender, II.
132. Man wêt nich, wo de Aal löpt. – Bueren 851; Hauskalender II.
133. Mancher weiss nicht, dass er's kann; wenn er's übet, geht es an.
Lat.: Scire quod non prodest, obest. (Egeria, 266.)
134. Manches Wissen ist für die Seel' ein bittrer Bissen. – Parömiakon, 1153.
135. Me wet nitt, bai der ächter sittet. (Grafschaft Mark.) – Woeste, 65, 13.
136. Mer wêss ju wull, wos ä helserner Bock for Tallig hot. – Lohrengel, I, 513.
Aus eigenem Einkommen und Vermögen kann er diesen Aufwand nicht machen. (Für Hildesheim: Firmenich, I, 185, 9.)
137. Nicht alles Wissen ist gut fürs Gewissen. – Parömiakon, 1152.
138. Nicht wie viel man weiss, sondern was man weiss.
Frz.: Il n'importe combien on sait, mais comment on sait. (Cahier, 1606.)
139. Nicht wissen, die höchst kunst. – Franck, I, 90b; Gruter, I, 61; Petri, II, 499.
140. Nichts wissen, ist dess Pöbels weissheit. – Lehmann, 821, 40.
Lat.: Imprudentia et ignorantia plerunque pro ignorantia est. (Lehmann, 821, 40.)
141. Nichts wissen, ist ein elendes Leben.
Die Gesichtspunkte sind verschieden.
Lat.: Nihil scire est vita jucundissima. (Gaal, 307.)
142. Nichts wissen, ist ein süss Leben. – Lehmann, 820, 21.
Lat.: Ignorantia nil sapientius. (Lehmann, 820, 21.)
143. Nichts wissen, ist keine Schande, aber nichts lernen wollen. – Meisner, 41, 2.
Mhd.: Wisst, es ist ein schand ze lernen einen greysen part syben und sibenczîg jâren alt; doch ist böser wann ein man pey alten zeiten nicht enkan und im auch lernen nicht enwil, des hât er schand und lasters vil. (Ring.) (Zingerle, 190.)
Holl.: Niet te weten is geene schande, maar niet te willen leeren. (Harrebomée, II, 243a.)
Lat.: Non pudor est, nil scire, pudor, nil discere velle. (Binder I, 1193; II, 2215; Schonheim, N, 30.)
144. Nichts wissen, ist viel wissen; Gott wissen, ist alles wissen. – Lehmann, II, 429, 128.
145. Niemand kan wissen, ob der Haf rin oder kling, biss man daran klopffe. – Gruter, III, 73; Lehmann, 412, 19; Lehmann, II, 433, 66.
146. Niemand weiss alles (oder: kann alles wissen).
It.: Ogni bue non sa di lettera.
Schwed.: Visdomen räker inted altijd til. (Grubb, 860.)
147. Niemand weiss mit gewissem Ding, ob jhm in seinem streit geling.
Lat.: Est nulli certum, cui pugna uelit dare sertum. (Loci comm., 176.)
148. Niemand weiss, von welcher Stärke Ochsen und der Weiber Hoffart sind.
149. Niemand weiss, was der Sund (Stralsund) für eine schöne Stadt ist, er habe denn einige Jahre zu Kröplin1 geherbergt.
1) Pommersche Stadt und Wortspiel mit Krüppel, wie Sund mit Gesundheit. Daher der Sinn: Nur wer lange krank gelegen, weiss die Gesundheit zu schätzen.
150. Niemand weiss, wem das Glück wohl will.
151. Niemand weiss, wer den letzten begräbt. – Herberger, I, 342.
152. Niemand weise, wie es morgen gehen wird.
Die Armenier: Niemand weiss, ob sein Licht bis zum Morgen brennt. (Ausland, 1871, 404a.)
Lat.: Nescia mens hominum fati sortisque futurae. (Virgil.) (Binder I, 1107; II, 2066.)
[294] 153. Niemand weiss, wie nahe ihm der Tod ist. – Petri, I, 75.
154. Niemand weiss, wo ihm sein Glück blüht.
Lat.: Semper homo nescit ubi plus fortuna latescit. (Reuterdahl, 485.)
Schwed.: Man weth ey kwar lykkan aer maest. (Reuterdahl, 485.)
155. Nit vil wissen, sonder vil thun, ist wolthon. – Franck, I, 71b; Körte, 6892; Simrock, 11700.
Die Araber: Ein Gelehrter ohne That ist eine Wolke ohne Regen. (Cahier, 2326.)
Frz.: Science sans fait ne profite à nul. (Masson, 381.)
Lat.: Nihil prodest didicisse, si cesses bene facere. (Franck, I, 71b.)
156. Nit wissen, ist die höchste Kunst. – Lehmann, II, 429, 132.
157. Nur der weiss ein Ding recht, der den grund vnd vrsachen weiss. – Lehmann, 900, 13.
Lat.: Vna scientia est per causas altera per sensus. (Lehmann, 900, 13.)
158. Ohne Wissen, ohne Sünd'. (Luzern.) – Körte, 6888; Simrock, 11714; Graf, 291, 40.
Die Unwissenheit selbst kann schon Sünde sein. Nicht stets ist eine ungesetzliche Handlung schon deshalb strafbar, weil sie ungesetzlich ist. Wer z.B. als Fremder die Gesetze des Landes nicht kennt, kann wegen geringen Uebertretungen wol nachsichtige Beurtheilung finden, doch entschuldigt das Nichtwissen nicht immer.
159. Olles weit me nit. (Waldeck.) – Curtze, 333, 228.
160. Sich wissen ist viel wissen, Gott wissen ist alles wissen. – Simrock, 11704.
161. So viel weiss ich, wer mit Kothe streitet, siegt, immer aber wird er beschmuzt. – Heuseler, 19.
Luther, von der babylonischen Gefängniss der Kirchen, sagt: »Am Kessel fäht man gern den Rohm, Koth, Wust und Dreck gibt Unflatssom. Ich gewinn' verlier', gilt eben gleich, kämpf' ich mit Dreck, Dreck befleckt auch mich.« (Heuseler, 369.) (S. ⇒ Dreck 77.)
162. Todtes Wissen hat keinen Werth.
Schwed.: Själflärd är ingo wärd. (Grubb, 716.)
163. Unser Wissen ist nur ein blindes Scheibenschiessen.
164. Unser Wissen ist Stückwerk. – 1 Kor., 13, 9.
Holl.: Weten is maar stukwerk. (Harrebomée, II, 319b.)
Lat.: Humana nequit mens lucem attingere veri. (Binder II, 1347.)
165. Unser Wissen und Verstand ist mit Finsterniss umhüllet.
Eine Stelle aus einem Kirchenliede, die sprichwörtlich auf unwissende Personen angewandt wird. Ich habe es auch schon vom Sprechenden auf sich selbst scherzhaft an wenden hören, wenn er sagen wollte, dass er von irgendetwas nichts wisse, begreife, verstehe.
166. Viel bemühen sich, dass sie viel wissen, achten aber wenig dess Gewissens. – Lehmann, 311, 8.
167. Viel wissen ist besser, als viel haben.
168. Viel wissen ist besser als viel reden. – Chaos, 921.
Böhm.: Lépe jest více vĕdĕti, a ménĕ mluviti. – Více vĕz, a malo mluv. (Čelakovsky, 78.)
169. Viel Wissen macht Kopfweh. – Steiger, 318; Struve, 11; Günther, 100; Gaal, 1730; Dove, 290; Simrock, 11698; Eiselein, 639; Mayer, I, 211; Körte, 3502; Braun, I, 1954.
Ueber einer Studirstube in Schwaben steht: »Mein Sohn, hab' mir das Wort in Acht, dass vieles Wissen Kopfschmerz macht; was man vermag und was man kann, das macht erst den gemachten Mann.« (Hertz, 40.)
Frz.: Trop enquérir n'est pas bon. (Masson, 381.)
Lat.: In nihil sapiendo jucundissima vita. – Nam sapere nil, doloris expers est malum. (Eiselein, 639.) – Nihil inanius, quam multa scire. (Masson, 381.) – Suavissima haec est vita, si sapias nihil.
170. Viel wissen thut's nicht.
Lat.: Qui fructuosa, non qui multa scit, sapit. (Seybold, 490.)
171. Viel wissen und wenig sagen, steht einem weisen Mann wohl an. – Wirth, II, 492.
172. Viel Wissen, viel Gewissen. – Sutor, 737.
173. Viel wissen vnd wenig sagen, antwort nicht auff alle Fragen; red wenig vnd mach es wahr, was du kaufest, zahle baar, lass Jeden sein, was er ist, so bleibst du wohl auch, was du bist. – Luther's Werke von Gerlach, XXIII, 168; Luther's Tischr., Appendix; Gruter, III, 88; Zinkgref, IV, 405; Töppen, 95, 128; Eiselein, 661; Hertz, 31.
[295] 174. Viel wissen, wenig sagen, bringen zu guten Tagen. – Hertz, 65.
175. Viel Wissens, wenig Gewissens. – Gruter, III, 88; Simrock, 11705; Lehmann, II, 798, 64.
Ein Prediger in der Schweiz pflegte zu sagen: Die Alten hatten ein Gewissen ohne Wissen. Wir heutzutage haben das Wissen ohne Gewissen. »Am Wissen mangelt's nicht, nur leider am Gewissen; auf jenes ist man sehr, auf dies gar nicht beflissen.« (Keller, 164a.)
Frz.: Au cœur malin doctrine ne sert de rien.
It.: A cuor maligno non giova dottrina. – Tal ha molta scienza, ma poca coscienza. (Biber.)
176. Viele wissen mehr, als einer.
177. Viele wissen nicht, was schlimm oder gut ist.
Bei Tunnicius (557): Vele witten nicht wat slim of gût is. (Ignorant multi, plumbum quid distet ab auro.)
178. Viele wissen viel, aber keiner hat ausgelernt.
Lat.: Multi multa sciunt, nemo omnia. (Binder II, 1925; Eiselein, 47.)
179. Viele wissen viel, aber niemand alles. – Simrock, 11701.
Engl.: No living man all things can. (Bohn II, 67.)
Frz.: Il y a quelqu'un qui a plus d'esprit que Voltaire, c'est tout le monde. (Marin, 4.)
It.: Tutto il cervello non è in una testa. (Marin, 4.)
Lat.: Non omnia possumus omnes. (Bohn II, 67.) – Non uni dat cuncta deus. (Marin, 4.)
Schwed.: All hjerna finnes, inte i ett hufwud. (Marin, 4.)
180. Viele wissen viel, aber sich selbst hat niemand ausgelernt. – Simrock, 11703.
181. Viele wissen viel, sich aber selbst niemand. – Lehmann, II, 790, 79; Simrock, 11702.
182. Vil wässe mâcht Hîftwî. – Schuster, 936.
183. Vom Wissen kommt Haben. – Winckler, XVI, 27.
Frz.: De savoir vient avoir. (Kritzinger, 637a.)
184. Wä net besser wêss, dem schmät de Bröd, wie et Flêsch. (Bedburg.)
185. Wä wess, dä wönn. (Bedburg.)
186. War wäss, war de Letzten begrebt. (Oberrhein.)
187. Wâr weit, wo Hans îs, wenn 't Gras wôsset. – Schambach, II, 584.
188. Was die einen nicht wissen, wissen die andern.
189. Was drey wissen, das erfahren hundert. – Agricola I, 195; Latendorf I, 47; II, 31; III, 60, 169; Henisch, 921.
Frz.: Secret de deux, secret de Dieu; secret de trois, secret de tous. (Masson, 122.)
It.: Segreto confidato non è più segreto. (Masson, 122.)
Lat.: Quod tribus est notum, non est a plebe remotum. (Buchler, 289.)
Poln.: Co chiesz mieć torjemnego, miej u subie samego. (Masson, 121.)
Span.: Lo que sabes tres, sabe toda res. (Masson, 122; Cahier, 3608.)
190. Was du allein willst wissen, das sage niemand. – Törning, 72.
Schwed.: Tijg sjelver, så tija andra med. (Grubb, 801.)
191. Was du allein wissen willst, streiche niemand an die Zähne.
Lat.: Alium silere, quod voles, prius sile. (Chaos, 916.)
192. Was du weisst allein, nur das ist dein. – Gaal, 620.
193. Was du weisst, behalte für dich.
Lat.: Quod scis, nescis. (Philippi, II, 145.)
194. Was du wilt allein wissen, das sag niemand. – Agricola I, 194; Franck, I, 144a; Latendorf III, 60, 168; Gruter, I, 75; Simrock, 11710; Eiselein, 643; Körte, 6471.
»Was du nit haben wilt gemein, da schweig vnd behalts bei dir allein.« (Waldis, IV, 89, 47.) Bei Tunnicius (1178): Dattu wult alleine wetten dat segge nimmande. (Quod tacitum petis esse, cave narraveris ulli.)
Dän.: Hvad du vilt allene vide, siig ingen. (Prov. dan., 563.)
It.: Quel che tu vuoi saper solo, non lo dir ad altri. (Pazzaglia, 330, 20.)
Lat.: Qui bona cognoscit, nec eorum commoda sumit, se monstrat fatum, corde volente, virum. (Buchler, 179.) – Quidquid vis esse tacitum, nulli dixeris. (Publ. Syrus.) – Tacendum, quod sciri nolis. – Quod soli constare velis, ne dixeris ulli: credita orduntur, nec viget ulla fides. (Glandorp, I, 68, 349 u. 118, 349.)
195. Was einer nicht weiss, das schadet jhm nicht. – Schottel, 1121a.
196. Was einer nicht weiss, davon soll er nicht reden.
Span.: A lo que sabes ignorar, con dedo aprieta el labio. (Cahier, 3476.)
[296] 197. Was einer nicht weiss, weiss der andere. – Sutor, 264.
198. Was einer nit weiss, steht ihm das Fragen wol an.
Lat.: Dum quid nescitur, quaerere quemque decet. (Chaos, 816.)
199. Was einer nit weyss, das thut jm nit wee. – Franck, I, 67b; Lehmann, 899, 3; Lehmann, II, 834, 136.
It.: Quello che non si sa, non affligge.
Lat.: Dimissum quod nescitur, non amittitur. (Franck, I, 67b.)
200. Was einer selber nicht weiss, kann er andern nicht lehren. – Henisch, 1384, 1.
»Was eyner nicht weyss oder kan, wie kann ers lernen eyn andern man.« (Werdea, Aiiij.)
201. Was einer wohl weiss, davon kann er auch wohl reden.
Lat.: Quod vis plures ignorare, illud omnino nulli dices. (Sutor, 908.) – Rem bene provisam non verba invita sequentur. (Sutor, 735; Binder I, 1546; II, 2949; Seybold, 526.) – Quo mihi si morum teneam praecepta bonorum omnia, et his vitae discrepit ordo meae? – Scire non prodest bona, nisi facias. (Glandorp, I, 13, 63.)
202. Was hilft's, wenn er's schon lang weyss, vnd thut's nicht. – Agricola I, 223; Latendorf III, 34, 99; Gruter, I, 75.
203. Was ich nicht weiss, darf ich nicht verantworten. – Siebenkees, 31; Struve, II, 14; Trinius, 2; Simrock, 11718.
204. Was ich nicht weiss, macht mich (mir) nicht heiss. – Pistor., VIII, 11; Siebenkees, 32; Bücking, 149; Körte, 6486; Struve, 176; Meisner, 32, 2; Nieter, 176; Sydow, I, 5; Beyer, I, 391; Simrock, 11717; Eiselein, 634; Braun, I, 4914; Mayer, I, 211; Dove, 240, 266, 368, 944, 1170. Ferner: Friedrich, Satyrischer Zeitspiegel, VII, 92; Ramann, II. Pred., 15; für Köln: Weyden, I, 3; für Waldeck: Curtze, 358, 553; für Iserlohn: Woeste, 80, 373; für Düren: Firmenich, I, 484, 120; für Eifel: Schmitz, 189, 94; für Siegen: Firmenich, I, 520, 17; für Rastede: Firmenich, II, 27, 34; für Altmark: Danneil, 82; für Trier: Laven, 193, 116; für Schlesien: Frommann, III, 410, 394; Gomolcke, 1074; für Bern: Zyro, 78; für Franken: Frommann, VI, 326, 416; für Ostfriesland: Bueren, 1236; für Krefeld: Frommann, VII, 86, 233.
»Wer ein Ding nicht weiss, dem macht's auch nicht heiss.« (Simplic., VI, 531.)
Frz.: Ce qu'on ignore ne fait pas de mal. – On ne s'attriste pas de ce qu'on ignore. (Masson. 372.) – On ne se fait pas de peine des choses qu'on ignore.
It.: Quello, che non si sa, non affligge. (Gaal, 1730.)
Lat.: Dimissum quod nescitur, non amittitur. (Philippi, I, 121.) – Ignoranti nulla cupido. (Chaos, 815.) – Ignoti nulla cupido. (Seybold, 227; Egeria, 103; Masson, 372; Philippi, I, 186; Eiselein, 639; Gaal, 1730; Binder, I, 690; II, 1369; Schonheim, J, 3). – Nemo amat quod ignorat. – Mon aliud mage inane pecta quam plurima scire. (Eiselein, 639.) – Quidquid agant homines, intentio judicat omnes. (Chaos, 1086.) – Quod latet, ignotum est; ignoti nulla cupido. (Ovid.) (Seybold, 507; Philippi, II, 143.) – Ubi abest sensus mali, nihil est mali. (Seybold, 619.)
Schwed.: Hvad man intet weet, det gjör icke heller förtreet. (Grubb, 345.)
205. Was ich nicht weiss, macht mir das Herz nicht heiss. – Blass, 21.
»Ist wahr das alte Wort: ›Was ich nicht weiss, macht mich nicht heiss!‹ Warum sucht fort und fort die Jungfrau einen Mann, den sie nicht kennen kann?« (Witzfunken, VIIa, 29.)
206. Was ich nicht weiss, wird mich nicht umbringen.
207. Was ich weiss, macht mir nicht heiss, sagt Doctor Dünnmantel.
Der arme Gelehrte, der bei all seinem Wissen kalte Küche hat und in der Stube friert.
208. Was ich weiss, weiss ich ebenso gut, wie unser Pfaffe.
Holl.: Ik weet niet veel, maar wat ik weet, weet ik zoo goed als onze paap. (Harrebomée, II, 159b.)
209. Was jedermann weiss, das weiss ich auch.
Holl.: All man het weet, zoo weet ik et mede. (Harrebomée, II, 52a.)
210. Was jedermann weiss, ist schwer zu verbergen.
[297] 211. Was man nicht weiss, eh's trifft, oft grossen Schaden stift't.
Lat.: Gravius nocet, quodcunque inexpertum accidit. (Seybold, 206.)
212. Was man nicht weiss, ist am besten zu verschweigen.
Nordfries.: Wat em ek weet, dit kjen em bääst swügge. (Hansen, 10.)
213. Was man nicht weiss, kann man nicht ausführen (schaffen, thun).
Böhm.: Tolik známe, co v pamĕti chováme. (Čelakovsky, 215.)
214. Was man selber nicht weiss, danach muss man fragen. – Wirth, II, 485.
Mhd.: Waz du niht weist, daz soltu eben fragen. (Colm.) (Zingerle, 175.)
215. Was man selber weiss, braucht man nicht von andern zu lernen.
Lat.: Non eget exterius qui moribus intus abundat. (Reuterdahl, 631.)
Schwed.: Han thorff ey laera off androm som nakat kan siaelwer. (Reuterdahl, 631.)
216. Was man weiss, das macht einen heiss. – Dove, 1170.
217. Was man weiss, ist kein Räthsel mehr.
Holl.: Als men't eens weet, is't geen raadsel meer. (Harrebomée, II, 207b.)
218. Was niemand wissen soll, muss man niemand sagen.
Poln.: Co chcesz mieć tajemnego miej u siebie samego. (Čelakovsky, 79.)
219. Was nützt alles Wissen, wenn man Gott nicht weiss.
It.: E insipido quel sapere, che non ha di Dio il sapere. (Pazzaglia, 334, 2.)
220. Was nützt alles Wissen, wenn man zum Thun nicht ist beflissen.
Lat.: Scire tuum nihil est, nisi te scire hoc sciat alter. (Seybold, 543.)
221. Was soll der wissen, der nichts versucht hat.
Lat.: Non tentatus qualis scit. (Seybold, 381.)
222. Was weiss ich oben davon, dass unten die Füsse nass sind, sagte der lange Ga.
223. Was wir nicht wissen sollen, das sollen wir nicht wissen wollen. – Lehmann, 900, 19; Simrock, 11713.
224. Wat du nich weisst, vergetest du nich weer (wieder). (Hannover.) – Schambach, 148.
Wenn ich etwas, das zu vergessen ich wünschen muss, nicht weiss, so brauch' ich es nicht zu vergessen.
225. Wat ick nich wêt, dat wêt mîn Köster, segt de Pastor. (Ostfr.) – Bueren, 1264; Kern, 339.
226. Wat ik eg witj, det bat mi eg. (Amrum.) – Haupt, VIII, 351, 10.
227. Wat ik ni weit, dat makt méi ni heit. (Paderborn.) – Firmenich, I, 362, 2; für Hannover: Schambach, 147; für Aachen: Firmenich, I, 492, 23; für Holstein: Schütze, II, 123; für Innsbruck: Frommann, VI, 36, 49; für Beckum: Boebel, 143.
228. Wat 'n wêt, dat weten even so gôd as de Pastor. – Hauskalender IV.
229. Wat wêt de Bûr van Gurkesalat, hei ett em möt de Messfork (auch: möt dem Läpel.) – Frischbier, 4085.
230. Wat wêt de Su vom Sinndag. – Frischbier, 4086; Hauskalender II.
231. Wei dem anderen weit dütt un datt, de hät selwer ennen grauten Klack. (Waldeck.) – Curtze, 349, 436.
232. Wéi 't nit beater wéit, deam schmecket de Brögge (Brühe, Suppe) ässe dat Fléisk. (Westf.)
233. Wei wenig wéit, het lichte te bêen (beten). (Sauerland.)
Wer etwas wissen will, muss sich anstrengen.
235. Weisst du nicht, dass Königin ⇒ Bona (s.d.) gestorben ist? (Poln.)
Die Nachricht von dem Tode dieser den Polen so verhassten Fürstin wurde dem Volke erst sehr spät bekannt, und obige Frage, die bald in ein Sprichwort überging, ward ein Denkmal, das der Spott ihr, die so viel Unheil angestiftet hatte, setzte.
[298] 236. Weisst du nicht, was die Buben den Mägden thun auf dem Heuboden, sprach das Beichtkind zum Mönch. (S. ⇒ Stadelweis.) – Eiselein, 307.
237. Weistu was, so schweig; ist dir wol, so bleib; hast du was, so halt, Vnglück mit seinen breiten Füssen kömpt bald. – Mathesy, 196b.
238. Well wêt, wâr de Aal löppt, sä Jann, do sett't he de Fuke in 't Wagenspôr (oder: in 't Götegatt, in de Schösstein). – Stürenburg, 63a.
239. Wenn du alles weisst, so sage mir, was mir die vorige Nacht geträumt hat.
240. Wenn du viel weisst, wirst du nicht feist.
241. Wenn du weisst, wie ein Hund antwortet, so mach es, wenn's die Zeit erheischt.
242. Wenn du wissen willst, wo du bist, so stecke den Finger in die Erde und rieche daran. (Fries.)
Bei steinigem Grunde kann man sich kaum auf diese Weise orientiren.
243. Wenn du wüsstest, was ich weiss, würd' es dir in einer warmen Stube zu heiss. (Passau.)
Um Besorgniss zu erregen, Angst zu machen.
244. Wenn ich das gewusst hätte! ist keine kluge Rede.
It.: Oh se avessi saputo, non è dir da uom' saputo. (Pazzaglia, 335, 1.)
245. Wenn ich nicht weiss, wer von beiden die Braut ist, sagte der Pastor, so kann ich nicht trauen.
Ursprünglich gegen einen geckenhaft ausgeputzten Bräutigam von weibischem Aussehen gerichtet. Dann in der Bedeutung gebraucht: Man kann nicht eher handeln, bevor man die Verhältnisse klar übersieht.
246. Wenn ich wüsste, was ich nicht wüsste, dann wüsst' ich genug.
247. Wenn man nicht weiss, wie oder wo, so spielt man Carreau.
Redensart beim Kartenspiel.
248. Wenn man nicht weiss, wo aus, wo ein; so schaut Gott unversehens drein.
Lat.: Deus ex improviso apparet. (Seybold, 121.)
249. Wenn man nicht weiter weiss, schmeckt das Kraut wie Fleisch.
250. Wenn mancher wüsst, wer mancher wer, er thet jm grösser gunst vnd ehr. – Henisch, 817, 60.
251. Wenn mancher wüsste, wer mancher wär, so gäbe mancher manchem oft mehr Ehr. – Schmitz, 193, 142.
252. Wenn mer alles wüsst', wär mer bald reich. – Tendlau, 869; Simplic., 691; Simrock, 11709.
Holl.: Die alles van te voren (vooruit) wist vroeg (spoedig) rijk. (Harrebomée, II, 221a.)
It.: Fammi indovino, e ti farò ricco. (Bohn I, 98.)
Poln.: Uczyń mię wieszczym, a uczynię cię bogatym. (Čelakovsky, 214.)
253. Wer ain Ding nit waiss, der scheme sich nit, zu fragen. – Agricola II, 32.
It.: Chi molto sa, poco parla. (Pazzaglia, 264, 10.)
254. Wer alle Ding will wissen, wird leicht aufs Maul geschmissen. – Zinkgref, IV, 404.
255. Wer alles vorher wüsste, könnte leicht reich werden.
Lat.: Nec leviter laedit, quidquid praevideris ante. (Chaos, 766.)
256. Wer alles will wissen, dem wird die Nase abgebissen (auch: beschissen).. – Frischbier, 4080.
257. Wer alles will wissen, wird zu geschwind alt.
258. Wer alles wissen wil, der erfehret vil, das er nicht gern weiss. – Petri, II, 679.
259. Wer alles wissen will, weiss (gewöhnlich) nichts.
It.: Niente sa, chi tutto di saper pretende. (Pazzaglia, 333, 14.)
260. Wer alles wüsste, der thäte darnach.
Die Russen behaupten gerade das Gegentheil: Wenn die Menschen auch die Zukunft wüssten, es würden doch alle handeln, als wüssten sie dieselbe nicht. (Altmann VI, 393.)
261. Wer allzuviel wissen will, verzagt am leichtesten.
262. Wer am wenigsten weiss, will gern der Klügste sein.
Dän.: De som vide mindst, ville altid være de klogeste. (Prov. dan., 562.)
[299] 263. Wer da wil wissen, wer er sey, der frag seiner nachbaurn ij oder drey, werden es jm die vertragen, der vierdte wird's im doch wol sagen. – Agricola II, 33; Egenolff, 286a.
264. Wer da will wissen, wer einer sey, der frag seiner nachbarn zwen oder drey, werdens jhm die drey vertragen, der vierdt wirdt's jhm doch wohl sagen. – Gruter, I, 78; Petri, II, 690; Lehmann, II, 850, 316; Eiselein, 626; Gaal, 485; Braun, I, 2863; Simrock, 11716; Körte, 4392; Körte2, 5516; Schmitz, I, 200, 238.
In einer Handschrift der königl. Bibliothek zu Königsberg aus dem 17. Jahrhundert lautet der Spruch: Wer will wissen, wer er sey, er höre seiner Nachbarn zwey oder drey, werdens die Ihme nicht fürtragen, so werdens doch Ihme die andern sagen. – »Wer echt will wissen, wer er si, der schelt' siner Nachgeburen dri; so wird es ihm vil schier erkant, den G'lauben geben s'ihm in die Hand.« (Boner.)
Lat.: Qui se non noscat, vicini jurgia poscat. (Loci comm., 200; Eiselein, 626; Gaal, 485.) – Si te non noscas vicina jurgia poscas. (Chaos, 1029.)
Schwed.: Din nästes synd du täck wäl till, om du din ey höra wil. (Grubb, 154.)
265. Wer da will wissen, wer er sey, frag seiner Nachbawrn zween oder drey vnd mess sich mit seinen eygenen füssen, so thut er selb den kützel büssen. – Waldis, III, 60.
266. Wer ein ding weiss, der hat der Sachen guten grund; der es aussm Wahn weiss, der ist im zweiffel. – Lehmann, 901, 25.
267. Wer etwas weiss, ist wie ein gemalt Bild; der es thut, hat Händ' und Füsse.
268. Wer etwas weiss und kann, trägt niemals schwer daran. – Feldbausch, 111.
269. Wer etwas weyss, der schweig. – Franck, II, 181a.
270. Wer etwas wissen soll, der muss es lernen. – Herberger, II, 53.
271. Wer etwas wissen und kennen will, der muss danach fragen.
Böhm.: Kdo chce vĕdĕti a znáti, musí se na to piloče pt'áti. (Skola, 74.)
272. Wer in Wissen gewinnt und in Sitten verliert, der verliert mehr als er gewinnt.
Lat.: Qui proficit in litteris et deficit in moribus, plus deficit, quam proficit. (Philippi, II, 136.)
273. Wer kann das wissen, sagte die Maid, als man sie fragte, wer Vater zu ihrem Kinde sei.
274. Wer kann wissen, was der Abend bringt!
Böhm.: Nevíš, co večer zlého prinese. (Čelakovsky, 437.)
275. Wer kann wissen, was einer kann, wenn er sich nicht lässt hören. – Chaos, 803.
276. Wer kann wissen, wer eines jeden Kindes Vater ist!
Lat.: Multi nothi non sunt noti. (Binder I, 1030; II, 1927; Philippi, I, 262; Seybold, 318.)
277. Wer nicht vil weiss, der geiget immer einerley. – Henisch, 1442, 9; Petri, II, 744.
278. Wer nicht vil weiss, der wehnt vil. – Petri, II, 744; Friesen, Spiegel, Bl. IIb.
279. Wer nicht weiss, muss weise Leute (einen Wissenden) fragen. – Schlechta, 158.
Mhd.: Wer dâ selber nicht enwest, der solt die wîsen fragen. (Müglin.)
280. Wer nicht weiss, und nicht weiss, dass er nicht weiss, der bleibt in Ewigkeit in doppelter Unwissenheit.
281. Wer nicht weiss, und weiss, dass er nicht weiss, der ist's, der noch vielleicht die Wissenschaft erreicht.
282. Wer nicht weiss, was er will, kann nicht thun, was er soll.
283. Wer nicht weiss, was er wissen soll, der kommt zu Schaden (Schande).
Dän.: Det er slunt ikke at vide, det mand skalde vide. (Prov. dan., 512.)
284. Wer nicht weiss, was für ein Geck dies ist, der kann's an seinem Pferde sehen.
285. Wer nicht weiss, wie er einen Fisch sieden soll, der brate jhn; weiss er nicht, wie er jhn [300] braten soll, so leg er ihn auffn Rost vber die Kohle. – Lehmann, 821, 36.
286. Wer nichts weiss, dem entfällt nichts. – Simrock, 11719; Eiselein, 639.
Frz.: Qui ne sait rien, ne doute rien. (Venedey, 43.)
Lat.: Abs re qui vadit, res sibi nulla cadit. (Philippi, I, 4.)
287. Wer nichts weiss, der glaubet leicht.
It.: Chi non sa niente, non dubita di niente. (Pazzaglia, 333, 5.)
288. Wer nichts weiss, ist in allen Dingen bewandert.
289. Wer nichts weiss, kann nichts vergessen.
290. Wer viel waist, wirdt nit faist. – Gruter, I, 83; Petri, II, 774; Lehmann, 294, 27; Eiselein, 639; Körte, 6891; Masson, 381.
Lat.: Aliis inserviendo consumitur. (Lehmann, 294, 27.) – Doctus aliis inserviendo consumitur. (Binder II, 828.) – Nihil scire est vita jucundissima.
291. Wer viel weise, der weiss viel; doch der weiss mehr, der schweigen kann.
Mhd.: Swer selbe enkan, der suoche wîse raete. (Hohenfels.) (Zingerle, 79.)
292. Wer viel weiss, fällt in viel Plagen.
293. Wer viel weiss, fehlt viel. – Schlechta, 203.
294. Wer viel weiss, hat viel zu verantworten. – Gaal, 1730.
295. Wer viel weiss, kann auch irren.
Sagen auch die Türken. (Cahier, 2742.)
Frz.: Savoir beaucoup, n'empêche pas de se tromper un peu. (Cahier, 2764.)
296. Wer viel weiss, vergisst viel.
297. Wer viel weiss, von dem wird viel gefordert.
298. Wer viel weiss, wird früh alt.
299. Wer viel wissen will, darf nur wenig schlafen. – Kiesewetter, 30.
300. Wer vil weiss, muss vil leiden. – Franck, II, 99b; Petri, II, 856.
»Wer viel versteht und kann, der ist ein hochbeschwerdter Mann.« (Froschmeuseler, 6.)
301. Wer vöhl wett, het vöhl te verantworden. (Meurs.) – Firmenich, I, 401, 82.
302. Wer vorher wüsst', wie die Ding gerathen, der befliss' sich oft anderer Thaten. – Storch, Freiknecht, II, 65.
303. Wer was weiss, den sieht man gern, wer nichts weiss, den hält man fern.
304. Wer was weiss, der schweig; wem wohl ist, der bleib; wer was hat, der behalt, Unglück kommt ohn das bald. – Einfälle, 279; Töppen, 78, 29.
Ein Lieblingsspruch Luther's.
305. Wer was wissen wil, der ist kein Thor. – Petri, II, 777.
306. Wer wat wet, de swiege, wen wol is, de blive; wol wat hat, de behalt, den ungelücke kümpt gar balt. – Ebstorf, 33.
307. Wer weel will weeten, mott nich veel eten.
308. Wer weis, wen es noch gerewet! – Gruter, III, 112.
309. Wer weis, wer des andern (oder: wo einer des andern) bedarff. – Gruter, III, 112.
310. Wer weis, wo sie lauffen! – Gruter, III, 112.
311. Wer weiss, dass er nichts weiss, weiss viel.
Holl.: Die weet dat hij gansch niet en weet, heeft wel zijn moeite entijd besteed. (Harrebomée, II, 331a.)
312. Wer weiss, dass er Schmuzflecke im Gesicht hat, ist halb gewaschen.
Dän.: Hvo som kiender sig at være ond, er paa det nærmeste trin at vorde from. (Prov. dan., 435.)
313. Wer weiss, dass er wenig weiss, weiss viel.
Jüd.-deutsch: A Jojdea sche-ejnoj jojdea, is a Jojdea. (Warschau.)
314. Wer weiss es, wo die Katze im Heu liegt. – (Körte, 3319b.)
315. Wer weiss nicht, dass ein Bratwurst zween Zipffel hat. – Lehmann, 311, 9.
316. Wer weiss, sieht durch eigene Augen; wer glaubt, durch Brillen.
It.: Chi sa ha due occhi, chi non sa cieco affatto. (Pazzaglia, 333, 6.)
317. Wer weiss, üb' Fleiss!
[301] 318. Wer weiss und doch nicht wissen will, der slaht sich mit sin selben Hand. – Singenberg.
319. Wer weiss und nicht weiss, dass er weiss, der treibt so so den Esel zu Stroh.
320. Wer weiss, und weiss, dass er weiss, der treibe nicht faul durch die Bahn der Ehre den Gaul.
321. Wer weiss vnd fragt, der ist ein Schalck. – Henisch, 1190, 6; Petri, II, 777.
322. Wer weiss, was ein ander in seinem Haffen kocht, der ein Deckel hat. – Lehmann, 33, 34.
323. Wer weiss, was Gott noch geben kan. – Henisch, 1707, 50.
324. Wer weiss, was gut ist vnnd das nicht thut, der verdampt sich selbst. – Lehmann, 902, 29.
325. Wer weiss, wer dem andern sein Brot für dem Maul abschneidet. – Petri, II, 777; Mathesius, Sarepta, XXXVIIIa.
326. Wer weiss, wer dem andern jagt. – Petri, II, 777.
327. Wer weiss, wer den andern Schutz vnd Platz gibt. – Petri, II, 777.
328. Wer weiss, wer den letzten vergräbt. – Gruter, I, 84; Egenolff, 378b; Henisch, 1721; Petri, II, 777.
329. Wer weiss, wer des andern Erb ist. – Petri, II, 777.
330. Wer weiss, wer dess andern vater oder schwager ist, da ein kirch voll leut ist! – Gruter, I, 84; Petri, II, 777.
Lat.: Ne patris sui nomen nouit. (Egeria, 182.)
331. Wer weiss, wer mit dem andern jsset. – Mathesius, Sarepta, XXXVIIIa; Petri, II, 777.
332. Wer weiss, wer nass wird, wenn's Glück regnet!
333. Wer weiss, wer nun den Esel reit. – Henisch, 944, 13; Petri, II, 777.
334. Wer weiss, wie lange jeder von uns leben wird.
Lat.: Incertum est quam longa nostrum cujusque vita futura sit. (Seybold, 235.)
335. Wer weiss, wo das Glück liegt!
Wer das moralische Glück nicht in sich selbst und das bürgerliche nicht in seinem Hause findet, kanu nie glücklich werden.
336. Wer weiss, wo der Hase im Pfeffer sitzt.
337. Wer weiss, wo der Hase lauft, sagte jener, und spannte das Garn aufs Dach.
In der Schweiz: Wer weiss, wo de Haas lauft, hät desäb g'seit, wo-n er 's Garn uf 's Dach g'sponne hät. (Sutermeister, 41.)
338. Wer weiss, wo der Wind herkommt vnnd wider hinstreicht, der weiss auch der gedancken ein- vnnd aussflug. – Lehmann, 238, 16.
339. Wer weiss, wo Hans ist, wenn Gras wächst (ist)!
340. Wer weiss, wo Hase läufft! – Petri, II, 777.
341. Wer weiss, wo Hengst ist, wenn Gras wächst.
342. Wer weiss, wo man einander gebrauchen kann.
343. Wer weiss, wo 's Glück sein Nest hat.
Dän.: Man veed ikke hvor löcken kand skulke. (Prov. dan., 394.)
344. Wer wenig weiss, kann wenig lehren.
345. Wer weyss, was der abent bringt. – Franck, II, 95b; Gruter, I, 84; Petri, II, 777; Masson, 235.
Frz.: Il a plus d'une heure au jour. – Le temps se change en bien peu d'heures, tel rit le matin qui le soir pleure. (Masson, 236.)
346. Wer wil wissen, wer er sey, der erzürn seiner nachbaurn zwei oder drei. – Franck, II, 112a; Pauli, Schimpff, XXVIIa; Zinkgref, IV, 359.
»Wä will weiten, wä hä sî, verzêrn der Noahbern zwe o'r drî.« (Schlingmann, 1079.)
Lat.: Qui quae vult dicit, quae non vult audiet. (Binder I, 1483; II, 2799; Seybold, 496; Fischer, 193, 64; Philippi, II, 136.)
347. Wer wird's wissen, was die heiligen drei Könige geopfert haben!
348. Wer wissen wil, ob das Meerwasser saltzig sey, der darff nit das gantze Meer ausstrinken, er kanns wol an einem kleinen Träncklein schmecken. – Petri, II, 781.
[302] 349. Wer wissen will, was ein Thaler werth ist, muss einen borgen.
Span.: Si quieres saber, quanto vale un ducado, buscado prestado. (M. Zeiller.)
350. Wer wissen will, was im Fass ist, muss am Spund kosten (lecken).
Ein junger Herr ging in Mainz vor einem alten, wohlbeleibten Fischer, der vor seiner Thür sass, vorüber. »Ach, min Jott«, sagte er zu dem Fischer, »er hat ja in jottvoll schweres Fass anhängen«, auf den Fettbauch deutend, »was mag drin sein, Stein- oder Grünberger?« – »Ja, lieaber Härr«, antwortete der Fischer, »wenn 'r dess genau wissa wollt, do könnt 'r nichts Bessers thun, als Ihr schmeckt selber am Spund.« (Sartorius, 218, 4.)
351. Wer wissen will, was Wucher fresse, der zieh' am Main und Rhein zur Messe. – Gubitz, Jahrbuch, 1847, S. 20.
352. Wer wissen will, wie seines Herrn Hertz gegen ihm stehet, der sehe nur die Hoffdiener an. – Petri, II, 713.
353. Wer wissen will, woher der Wind kommt, wirft keinen Stein, sondern eine Feder in die Luft.
Holl.: Wie weten wil, van welken kant de wind waait, werpt geen' steen, maar eene veêr in de lucht. (Harrebomée, II, 472a.)
354. Wer wüsste, der gewönne. – Petri, II, 783.
355. Wer zuviel weiss, dem mangelts an Weissheit. – Lehmann, 902, 30.
356. Wer zuviel weiss, der hat ein Wurm im Verstandt. – Lehmann, 904, 18.
357. Wer zuviel wissen will, verzagt am leichtesten. – Körte, 6889.
358. Wer's nit besser weiss, dem schmeckt Kraut so wohl als Fleisch. – Lehmann, 787, 2.
359. Wer's weiss, braucht nicht zu fragen.
Lat.: Si nescis referam, si scis, cur fingere pergis? (Chaos, 808.)
360. Wer's weiss, wird's wissen. (Schwaben.)
361. Wer's wissen soll, erfährt's zuletzt (am letzten). – Simrock, 11712; Mayer, II, 211.
362. Wer's zuerst gewusst, der hat davon gekusst't.
Böhm.: Kdo nejdřív vĕdĕl, ten na tom sedĕl. (Čelakovsky, 372.)
363. Wier ales wäl wässen, diem wird af de Nuos geschässen. – Schuster, 937.
364. Wier wiss, wat der More bräinjt. – Schuster, 751.
365. Wier wiss, wat es noch betrêfe sâl. – Schuster, 753.
366. Wier wiss, wat es noch bevîrschtît. – Schuster, 752.
367. Wiér wîss, wô diér rekt, diér nô mir sekt; wiér wîss, wô diér fiért, dier mich begiért; wiér wîss, wô dîér gît, dîer mich nit. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 350.
368. Will man wissen, ob einer witzig oder ein Narr sei; so lege man ihm ein paar Sporen an, oder geb' ihm eine Feder in die Hand. – Vulpius, Curiositäten, S. 237; Richard, 395; Lehmann, 533, 66.
369. Willst du wissen des Weines Frommen, so lass den Mai zu Ende kommen.
370. Willst du wissen, so leide; willst du haben, so arbeite.
Frz.: Souffre pour savoir et travaille pour avoir. (Kritzinger, 657a.)
Lat.: Ejicias servos, quos noveris esse protervos. (Chaos, 665.)
371. Willst du wissen, wer du bist; so sieh, wer deine Gesellschaft ist.
372. Willst du wissen, wer jemand sei, dann ihm Macht und Gewalt verleih.
373. Willst du wissen, wer sei der Mann, so siehe seine Gesellschaft an.
Lat.: Noscitur ex comite, qui non cognoscitur ex se. (Sutor, 565.)
374. Willst du wissen, wieviel ein Dukaten gilt, so borge einen.
375. Wiltu wissen, wer einer sey, so füll jhn voll (Weins) vnd mercks dabey. – Franck, I, 88b; Henisch, 1279, 7; Latendorf II, 28; Lehmann, II, 856, 420; Gaal, 1691; Körte, 6655.
Lat.: Vinum animi speculum. (Philippi, II, 251.)
[303] 376. Wiltu wissen, wer einer sey, so siehe drauf, wem er wohnt bey. – Pauli, Postilla, 74a.
377. Wir wissen nicht allweg, was wir geniessen oder entgelten. – Henisch, 1495, 70.
378. Wir wissen wol, was wir sind, aber nicht, was wir werden. – Eiselein, 508.
379. Wiss vil vnd wenig sage, auch antwort nit vff all frage.
380. Wisse nicht alles, was du liesest; sage nicht alles, was du weisst. – Petri, II, 515; Körte, 6886.
Frz.: Toutes vérités ne sont pas bonnes à dire.
381. Wisse viel, nur wenig (nicht alles) sag', antworte nicht auf jede Frag'. – Masson, 283; Gaal, 79.
382. Wissen führt zum Haben.
Frz.: De savoir, vient avoir. (Cahier, 1603.)
383. Wissen geht oft über Haben.
In der Herzegowina sagt man in ähnlichem Sinne: Wissen ist besser als haben. (Hausfreund, XVI, 591, 97.)
Frz.: On peut perdre ami et avoir, mais on ne perd pas le savoir. (Cahier, 1604.)
It.: E meglio molto capere, che molto avere. (Pazzaglia, 333, 11.)
384. Wissen geht über (ist besser als) Glauben.
It.: Chi più sa, meno crede. – Chi più sa, meno presume. (Pazzaglia, 333, 3 u. 8.) – Chi sa è padrone di chi non sa. (Pazzaglia, 333, 7.)
Poln.: Lepiéj wiedzieć, niź mniemać. (Čelakovsky, 257.)
385. Wissen ist eine Waare, die dauert.
Frz.: La science est bonne drogue, mais elle dépend du vase. (Cahier, 1609.)
386. Wissen ist Gold.
Dies Sprichwort allein, würde die Welt umgestalten, wenn es der Wahlspruch aller Menschen, besonders der ländlichen Bevölkerung würde. Wissen ist nicht blos Silber beim arbeitenden Volk, sondern, wie der Italiener sagt, Gold beim Adel.
It.: La dottrina nè plebei è argento, nè nobili oro, nè principi una gemma. (Pazzaglia, 104, 1.)
387. Wissen ist leichter, als thun. – Simrock, 11696; Eiselein, 646.
Lat.: Jam dudum si quidem novique et sentio cuncta, quae bona, quaeque mala. (Eiselein, 646.)
388. Wissen ist Macht.
Ein rabbinischer Sprach sagt: »Wehe den Menschen, welche sehen ohne zu wissen, was sie sehen, welche stehen, ohne zu wissen, worauf sie stehen.«
Engl.: Knowledge is power. (Bohn II, 438.)
Kroat.: Blago onomu, koji što zna.
Schwed.: Lärmdom ökar mandom. (Grubb, 487.)
389. Wissen kostet Schweiss.
In der Herzegowina sagt man: Ohne Mühe keine Lehre. (Hausfreund, XVI, 591, 93.)
390. Wissen macht bescheiden.
It.: Chi più sa, meno presume. (Biber.)
Port.: O sisudo naõ ata o saber á estaca. (Bohn I, 290.)
391. Wissen macht frei.
392. Wissen ohne Gebrauch ist Feuer ohne Wärme.
Schwed.: Lärdom utan bruk är eld utan warme. (Grubb, 488.) – Visdom uten bruk är salt utan sälta. (Grubb, 860.)
393. Wissen ohne Gewissen ist Tand. – Radowitz, 19.
Lat.: Qui proficit in literis et deficit in moribus, plus deficit quam proficit.
Schwed.: Lärdom utan seder är til föga heder. (Grubb, 487.)
394. Wissen ohne Verstand ist Tand.
Frz.: Savoir est peu si on n'est sage. (Kritzinger, 637a.)
395. Wissen, schweigen; erkennen, nicht hassen; ertragen, nicht zürnen.
»Die sicherste weis, einigkeit zu erhalten mit Leuten, die nicht auffrichtig seyn.« (Zinkgref, IV, 94.)
396. Wissen und Meinen ist zweyerley. – Trutz Simplex, S. 145.
397. Wissen und nicht thun, ist eine Wolke ohne Regen.
398. Wissen und Thun sind Nachbarsleute wie Himmel und Erde.
399. Wissen und Zweifel führen zum Teufel.
Ansicht der (Blind-) Gläubigen.
Mhd.: Wer vil waiss, der zweivelt vil. (Vintler.) (Zingerle, 27.)
400. Wissen vnd thun müssen bey einander sein. – Pauli, Postilla, 425a.
401. Wissen vnnd thun seynd so weit voneinander als Himmel vnnd Erden. – Lehmann, 900, 14.
[304] 402. Wissen, Wollen, Können, machen einen guten Meister. – Boebel, 145; Simrock, 11715; Körte, 6885.
Dän.: At vide, kunne og ville, gjør en god mester. (Prov. dan., 414.)
403. Wo das Wissen aufhört, fängt das Glauben an.
404. Wo nichts Wissen Vortheil bringt, ist's Narrheit weise zu sein. – Bohemia, 1874, S. 10.
405. Woss ich nich weess, macht mer nich heess. – Robinson, 575.
406. Zu viel wissen wollen, bringt den Fuchs um den Schwanz. – Winckler, XV, 22.
It.: Uomo che cerca saper tutto, sovente perde tutto. (Pazzaglia, 333, 12.)
407. Zu wissen, was morgen geschicht, wär' ein gar schlimmes Gericht.
Lat.: Scire nefas homini, quid crastina volveret aetas. (Seybold, 543.)
408. Zuletzt weiss man alles.
Frz.: A la longue, tout se sait. (Cahier, 961.)
409. Zwei wissen mehr, als einer.
*410. A weiss nöt, ob er en Mandl oder en Weibel is. (Oberösterr.)
Von Betrunkenen oder auch solchen, in deren Kopfe eine grosse Verworrenheit der Ansichten herrscht.
*411. A wêss es besser als mans ihm san (sagen) kann. – Gomolcke, 268.
*412. A wêss nischt, als die Loite zu tribuliren. – Gomolcke, 245.
*413. Alles zu wissen, ist er noch viel zu jung. (Köthen.)
*414. 'Ch wîss net, äs et der Pêter awer der Pâl. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 324, 226.
*415. 'Ch wîss net, bän ich gekôcht âwer gebrôden. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 324, 226.
*416. Dä weiss, was d' Küebli gelte. (Luzern.)
Der Aberwitzige.
*417. Dä wêss, wat der Gohns gitt. (Bedburg.)
*418. Dä wêss, wo der Has em Pfeffer lett. (Bedburg.)
*419. Dä wêss, wo Has höpp. (Bedburg.)
*420. Dar wêt he so väl af, as de Krai van'n Sonndag. (Rastede.) – Firmenich, III, 29, 123.
*421. Das hab' ich gewusst, eh' an dich gedacht worden ist.
Lat.: Hoc noveram, priusquam Theognis natus est. (Philippi, I, 178.)
*422. Das hab' ich seit Menschengedenken gewusst.
»Sei Ausdruck îs: woas du merr predige tust, doas hab ich seit Menschegedenke gewusst.« (Bertermann, Gedicht, 200.)
*423. Das habe ich schon gewusst, als du noch die ersten Hosen trugst.
Lat.: Hoc noveram, antequam Theognis natus est. (Seybold, 218.)
*424. Das kann man so prick (genau) nicht weissen (wissen). (Ukermark.)
Im Scherz in der sogenannten messingschen Sprachweise (d.h. platt- und hochdeutsch gemischt, gezwungen vornehm) von Dingen gesagt, die niemand wissen kann.
*425. Das muss ich wissen, was mein Weib für Schenkel hat.
Um zu sagen: in dieser Sache habe ich nur die genaueste und zuverlässigste Kenntniss.
*426. Das waiss ich vnd der zehent nicht. – Hätzlerin, II, 42, 73.
*427. Das weiss er so wohl, wie seinen eigenen Namen.
*428. Das weiss Gott und die bunte Kuh. (Pommerellen.) – W. Mannhardt, German. Myth., 332.
*429. Das weiss niemand ausser jedermann.
Schwed.: Det weet ingen utan gud ock hvar man. (Grubb, 626.)
*430. Das Wissen wird ihn nicht aufblähen.
*431. Das wusste er schon, eh' er auf den Strohwisch gethan hat. – Luther's Tischreden, 302b.
*432. Das wusste Johann Heinrich 1620 wohl. (Holl.)
*433. Das wussten wir, ehe du in die Windeln hofirt hast. – Eiselein, 646.
*434. Dat heff ik all wêten, as min Scho nog drê Sösling kosten. (Hamburg.) – Schütze, IV, 351; Simrock, 11722.
Das wusste ich schon als kleines Kind in wohlfeilen Schuhen.
[305] *435. Dat müsst ick wêten, dat dar Hasen in den Busch weren. – Globus, VIII.
*436. Dat wet ek ôk. (Deutz.)
Beifall sowol als Widerspruch.
*437. Davon weiss niemand ausser Gott und Menschen. – Simrock, 11721.
*438. De wêt, wer de Worscht opgefrête hefft. (S. ⇒ Herauskommen 4.) (Ostpr.) – Frischbier, II, 2936.
*439. Dear woiss, was der Teufel in Paris thuet. (Neresheim.)
*440. Dei wêt aller Närsch Opgäng', awer de Togäng' mot hei biete. (Dönhofstädt.) – Frischbier, II, 2935.
Wer leichtgläubig Orts- und Tagesneuigkeiten für baare Münze annimmt und ausgibt.
*441. Der wäss, wu Barthel Moust hollt. (Franken.) – Frommann, VI, 326, 417.
*442. Der weiss am besten, wo ihn der Schuh drückt. – Klix, 122; Keller, 146a.
*443. Der weiss mehr als gemeine Leute.
Lat.: Ultra peram sapere. (Philippi, II, 231.)
*444. Der weiss noch nicht, dass es zweierlei Menschen gibt.
Nämlich zweierlei verschiedene Geschlechter. Von einem Kindlichen, Unschuldigen, Dummen.
*445. Der weiss schon, wie man Gimpel fängt. (Steiermark.)
*446. Die weiss, wie man zu Ettlingen betteln geht.
*447. Du wêtst väl, wat et Schap an Arsch hat. (Stallupönen.)
Du verstehst das nicht.
*448. Du wêtst, wat Krûs wêt. (S. ⇒ Kriegen 13.) – Frischbier, II, 2937.
*449. Ea woas, wou da Paddlmai Mousd foal hod. (Steiermark.) – Firmenich, II, 765, 26.
Er weiss, wo der Bartholomäus Most feil hält. Vgl. Barthel 6. Weiteres in den Nachträgen zu Barthel. Inzwischen hat Karl Braun in Paul Lindau's Gegenwart (XIII, 1, 77) die Ansicht aufgestellt, die Redensart sei auf »dummpfiffige« Menschen anzuwenden, welche sich einbilden, Dinge zu wissen, die es nicht gibt, da Bartholomäus keinen Most holen kann, da am 24. August die Trauben noch lange nicht reif sind. Wer also weiss, wo Barthel Most holt, der ist so klug, wie einer, der das Gras wachsen und die Flöhe husten hört, oder wissen will, welche Farben die Küchlein haben werden, bevor sie ausgebrütet sind.
*450. Er kann's ja wissen, er hat ein Buch, darin steht alles. – Mayer, II, 112.
*451. Er möchte gern wissen, wie die Mädchen pissen. – Frischbier, 4072.
*452. Er soll nicht wissen, ob er ein Jungchen oder ein Mädchen ist. (Korkehnen.) – Frischbier, II, 2926.
So derb soll er gezüchtigt werden.
*453. Er wasst, äm wevel (um wie viel, welche Stunde) et wôr. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 325, 255.
Er weiss, um wieviel, welche Stunde es war.
*454. Er weiss alles, er hört 's Gras wachsen und die Flöhe husten. – Mayer, II, 112.
*455. Er weiss am besten, wo es ihm sitzt. – Frischbier, 4073; Hennig, 235.
*456. Er weiss au nid, worum d' Chrotte keini Schwänz händ. (S. ⇒ Schuld.) – Sutermeister, 89.
*457. Er weiss auch schon, dass es zweierlei Menschen gibt. – Frischbier, 2614.
*458. Er weiss auf jeden Hafen einen Deckel und für jede Flasche einen Zapfen zu finden.
*459. Er weiss, aus welcher Gegend der Wind kommt.
Holl.: Hij weet wol, van welchen kant de wind waait. (Harrebomée, I, 380b.)
*460. Er weiss bei einem Haar, wie viel die Kuh Schwänze hat.
Der Ueberkluge.
*461. Er weiss darauf zu laufen, wie das Kamel auf den Birnbaum. (Mewe.) – Frischbier, II, 2927.
[306] *462. Er weiss das nicht zu kauen.
Von einem, der etwas Gutes hat, aber es nicht zu gebrauchen weiss.
*463. Er weiss, dass der Thaler dreissig Silbergroschen hat. (Schles.)
Ist sparsam, weiss sein Geld einzutheilen. Vom unverständigen, leichtsinnigen Wirth sagt man: Er weiss nicht, dass der Thaler dreissig Silbergroschen hat.
*464. Er weiss davon so viel wie die Kuh vom grünen Thor. (S. ⇒ Ansehen 52.)
Pfarrer Jordan in Ragnit bemerkt handschriftlich: Wahrscheinlich soll damit nur gesagt werden, die Sache ist ihm so unbekannt und gleichgültig wie der Kuh ein grünes oder unangestrichenes Thor, und ist dabei wol nicht an das grüne Thor zu Königsberg zu denken. Ich meine aber gerade, dass diese ostpreussische, königsberger Redensart das grüne Thor Königsbergs im Sinne hat. Ich möchte mich der Erklärung des Lehrers Frischbier anschliessen, der hervorhebt, dass das »grüne Thor« ein Wahrzeichen Königsbergs ist, und der Sinn der Redensart dahingeht: Obgleich das grüne Thor von Königsberg allgemein bekannt ist, so weiss doch die Kuh davon nichts, ebenso wenig wie vom Sonntage.
*465. Er weiss davon so viel wie die Kuh vom Sonntage. – Frischbier, 428; Frischbier2, 2235.
Holl.: Hij weet er zooveel van als van den keizer van Marokko. (Harrebomée, II, 67b.)
*466. Er weiss die Feder nach der Schrift zu schneiden.
*467. Er weiss die Seide zu spinnen.
*468. Er weiss es besser, als man's ihm sagen kann.
»Mein Sohn weiss es schon besser als man's ihm sagen kann.« (Keller, 148b.)
*469. Er weiss es bis aufs Pünktel überm i.
*470. Er weiss es weniger, denn sich eine Kuh vmbs bretspiel verstehet, vnd ein Esel mit der Lauten kan. – Franck, Weltbuch, CXXVIIb.
*471. Er weiss es, wie das A-b-c.
Dän.: Han veed det som sit A B. – Kand det paa sine fingre. (Prov. dan., 5.)
*472. Er weiss gar wol, wie er der geilen Ziegen sol den schwantz verschneiden. – Herberger, Hertzpostille, Ib, 701.
*473. Er weiss mit gekochtem Essen umzugehen. – Frischbier, 4074.
*474. Er weiss morgens nicht, was er am vorigen Abend gesagt (gethan) hat.
Span.: Ser como el escudero de Guadalascara, que de lo que dice de noche, no hay nada á la mañana. (Bohn I, 256.)
*475. Er weiss nicht, aus was für Holz er Pfeile machen soll. – Eiselein, 509.
*476. Er weiss nicht, dass (warum) er lebt.
*477. Er weiss nicht mehr davon, als ein neugeboren Kind.
Holl.: Hij weet er niet meer van dan een pas geboren kind. (Harrebomée, I, 405a.) – Ik weet er zooveel van als van het uur van mijn' dood. (Harrebomée, II, 354a.)
*478. Er weiss nicht mehr, wie er dahersteigen soll. – Mayer, II, 115.
*479. Er weiss nicht, ob die Henne oder der Hahn kräht.
Von einem sehr unwissenden Menschen sagten die Römer: Er weiss nicht einmal den Weg auf das Forum: Viam in forum ignorat. (Zubrodt, 304.)
*480. Er weiss nicht, ob er Buttermüller oder Hummelmichel heisst. (Leipzig.)
*481. Er weiss nicht, ob er ein Knäblein oder ein Mädlein (Bub oder Mädel) ist. – Eiselein, 100.
»Der Mönch versatzt jhm mit dem Creutzstock ein, dass er nichts vmb sich selbst wust, ob er ein Knäblin oder ein Meydlin wer.« (Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 480.) – Von einem sehr beschränkten, einfältigen Menschen sagt man jüdisch-deutsch in Warschau: Er weiss nit vün seine Händ ün Füss zü suchen. Und: Er weiss nit, wer es hot ihm dem Kopp gemacht.
Lat.: Inguinis et capitis quae sint discrimina, nescit. (Philippi, I, 198; Seybold, 243.)
*482. Er weiss nicht, ob er geboren sei. – Sailer, 301.
*483. Er weiss nicht, ob er innen Kohl oder Rüben ist.
Der verworrene Mensch.
*484. Er weiss nicht, ob er Mandel oder Mangel essen soll. – Parömiakon, 594.
Der sehr Dürftige.
[307] *485. Er weiss nicht, ob er's will gebraten oder gesotten haben.
Dän.: Han veed ikke, enten han vil have ham steget eller søden. (Prov. dan., 530.)
*486. Er weiss nicht, obs gehawen, oder gestochen ist. – Mathesy, 306b.
*487. Er weiss nicht von vorn, dass (wie) er (von) hinten lebt. – Frischbier, II, 2928.
*488. Er weiss nicht, was das Korn gilt.
*489. Er weiss nicht, was der Elefant gefressen hat, bis er so gross geworden ist.
Er hat keine Ahnung davon, was für Mühe es gekostet hat, bis es soweit gekommen ist. Auch: Man sieht's ihm nicht an, wo er's her hat.
*490. Er weiss nicht, was die Rübchen gelten.
*491. Er weiss nicht, was Hühner oder Gänse sind.
*492. Er weiss (noch) nicht, was in der Welt zu Kauf ist.
Lat.: Ne pictum quidem vidit. (Tappius, 209b; Erasm., 365.)
*493. Er weiss nicht, welche Gewalt das Gebäude umgeworfen hat. – Parömiakon, 805.
*494. Er weiss nicht, wer Karte gegeben hat.
*495. Er weiss nicht, wer seine Gänse oder Enten sind.
Er ist von dunkler Abkunft, ich kenne ihn gar nicht.
*496. Er weiss nicht, wie beten und wie thun. – Gotthelf, Käthi, 93.
*497. Er weiss nicht, wie das Brot für Hunger geht. – Mayer, I, 221.
*498. Er weiss nicht, wie er der Hacke einen Stiel finden soll.
Ist über die Mittel zu irgendetwas in Verlegenheit.
*499. Er weiss nicht, wie er in der Hose steckt. – Mayer, II, 187.
*500. Er weiss nicht, wie er sein Leben anstellen soll. – Frischbier, II, 2931.
*501. Er weiss nicht, wie man um den Altar herumgeht. – Meisner, 70.
Wenn jemand in Trinkgesellschaften das Glas oder den Becher in verkehrter Richtung kreisen lässt. Dann auch von einfältigen Leuten überhaupt, oder Unwissenheit in kirchlichen Dingen. Um einen Unwissenden der letzten Art zu bezeichnen, haben die Juden in Warschau die Redensart: An Am-Urez (Ignorant) miderajsse (nach dem Gesetz.) Ein Unwissender, der nicht einmal in gewöhnlichen Religionsfragen Bescheid weiss.
*502. Er weiss nicht, wie viel Füsse in einen Schuh gehen. – Winckler, XIII, 66.
Engl.: He knows not whether his shoes go away. (Bohn II, 59.)
*503. Er weiss nicht, wo aus, wo (noch) ein (an). (S. ⇒ Schmalhans.) – Franck, Zeytb., CXVIIIb; Mathesy, 123b; Masson, 28.
»Ich waiss weder ein noch ûss.« (Hätzlerlin, I, 112, 10.)
Frz.: Il ne sait pas plus de quel bois faire flêche.
Lat.: A fronte praecipitium, a tergo lupi. (Sutor, 668.)
*504. Er weiss nicht, wo Barthel Born holt.
*505. Er weiss nicht, wo Drumb oder End ist. – Mathesy, 306b.
*506. Er weiss nicht, wo er den Arsch verheben soll. (Nürtingen.)
*507. Er weiss nicht, wo er in der Haut bleiben soll. – Mathesy, Hist. Jesu, I, LXXXIIIb.
*508. Er weiss nicht, wo er seine Eier hinlegen soll. (Oberösterr.)
Ueber irgendetwas unschlüssig sein.
*509. Er (ich) weiss nicht, wo ihm (mir) der Kopf steht.
Z.B. der Geschäftsüberhäufte.
*510. Er weiss nichts von Gott und seinem Wort.
Lebt in den Tag hinein.
Holl.: Hij weet van God noch zijn gebod. (Harrebomée, I, 244a.)
Lat.: Barbarus ex trivio. (Philippi, I, 55.)
*511. Er weiss nid, worum d' Frösche keine Schwänz hend. (Luzern.)
*512. Er weiss nit wêmes (wessen) Bojrer (Schiedsrichter) er is. (Warschau.)
Von einem sehr Beschränkten heisst es: Er weiss nicht einmal, wer ihn zum Schiedsrichter gewählt hat, in dessen Sinn er handeln soll.
[308] *513. Er weiss noch, dass Sanct Petrus ein Schüler war.
*514. Er weiss noch nicht alle Märkte im Lande.
Er weiss noch lange nicht alles, hat noch nicht allen Witz.
*515. Er weiss noch nicht, wie einem Ochsen zu Muthe ist.
Es fehlt ihm an ernsten Erfahrungen, er ist mit seinem Kopfe noch nicht angelaufen. Ein Packträger fiel mit seinem Kopfe so heftig an ein eisernes Gitter, dass er eine Weile bewusstlos liegen blieb. Als er wieder zu sich gekommen war, rief er aus: »Na, nu weess ich doch, wie 'nem Ochsen zu Muthe is.«
*516. Er weiss noch nicht, wohin der Finke den Schnabel kehrt, wenn er sich setzt.
Man gebraucht diese Redensart von Personen, die man noch für völlig unschuldig oder unerfahren hält. Sie ist aus einer Räthselfrage entstanden: Wohin kehrt der Finke seinen Schnabel, wenn er sich setzt? Antwort: Gegen den Wind, damit dieser ihn nicht, wenn er ihm in den Rücken kommt, die Federn zerzausst.
Böhm.: A tý nevíš kam pĕnkava nosem sedá. – Nevi ještĕ, kam pĕnice nosem sedá. (Čelakovsky, 520.)
*517. Er weiss nümme, gäb er e Bueb oder es Meitschi isch. – Sutermeister, 65.
*518. Er weiss schon, warum er's thut. – Mayer, I, 9.
*519. Er weiss seinen Kram nach einer jeden Elle zu messen.
*520. Er weiss sich drein zu fügen, wie Semmelbäcker Johann. (Holl.)
*521. Er weiss sich wohl zu schicken.
*522. Er weiss soviel darumb, als ein Esel umbs Lautenschlahen.
*523. Er weiss soviel davon als der Blinde von der Farbe.
»So viel darum wissen, als ein blinder von den farben.« (Wicelius, Dialog.)
*524. Er weiss soviel davon, wie die Kuh (die Krähe) vom Sonntage. – Simrock, 6553; Lohrengel, II, 259; Körte, 3520a.
Holl.: Hij weet er zooveel van als het kalf van de hoogmis. (Harrebomée, I, 376a.) – Hij weet er zooveel van als van den keizer van Marokke. (Harrebomée, I, 391b.)
Lat.: Res divinae vulgus latent. (Zubrodt, 304.)
*525. Er weiss so viel davon wie ein Pfeifenkopf von einem Spuckkasten.
Holl.: Hij weet er zooveel van als een pijpendop van eene kwispedoor. (Harrebomée, I, 463b.)
*526. Er weiss soviel davon, wie eine Katze vom Siebengestirn.
Er ist sehr unwissend in der Sache. In Warschau hat man von jemand, der in religiösen Dingen sehr wenig weiss, die jüdisch-deutsche Redensart: »Dus is a Wejtek gummer«, d.h. ein vollkommener Wojciech, ebenso unwissend wie dieser. Wojtek ist Verkleinerungsform den polnischen Namens Wojciech.
Holl.: Hij weet er zooveel van als een os van de musiek. (Harrebomée, II, 154b.) – Hij weet er zooveel van als eene kat van het zevengesternte. (Harrebomée, II, 499b.)
Lat.: Magis latet eos, quam maris arenae. (Zubrodt, 304.)
*527. Er weiss soviel davon, wie eine Kuh von der Muskatnuss und ein Esel von der Feige.
*528. Er weiss so viel davon, wie Faust von Schwerdtlein's Tode.
»Von diesen geistigen Dingen und Fragen wissen die Herren so viel als Faust von Schwerdt lein's Tode und einigen andern Dingen gewusst hat.« (Kanzelvorträge von P.R. Pösinger, V, 328.)
*529. Er weiss viel, möchte aber alles wissen.
Lat.: Nihil dulcius, quam omnia scire. ( Cicero.) (Philippi, II, 22.)
*530. Er weiss vom blauen Deiwel nichts. (Königsb.) – Frischbier, II, 2929.
*531. Er weiss vom hellen lichten Tage nichts. – Frischbier, 4075.
*532. Er weiss von seinem Gott nichts.
Ist betrunken.
*533. Er weiss, was die Elle kostet (gilt).
Wie es damit zugeht, was dabei herauskommt, ist durch Schaden klug geworden.
*534. Er weiss, was die Rüben gelten. – Eiselein, 534.
*535. Er weiss, was ein hölzerner Bock für Inselt hat. (Schles.)
*536. Er weiss, was es heisst, wenn die Maus bei der Katze zu Gericht geht.
[309] *537. Er weiss, was fünf graue Erbsen für Suppe abgeben. – Frischbier, II, 2930.
*538. Er weiss, was Jupiter der Juno ins Ohr raunt. – Eiselein, 354.
Lat.: Scit quomodo Jupiter duxerit Junonem. (Erasm., 193; Eiselein, 354.)
*539. Er weiss, was man hat sagen wollen, ehe man selber daran gedacht hat.
Schwed.: Mängen luchtar ord för än det kommer. (Grubb, 533.)
*540. Er weiss, was schwarz oder weiss ist.
Lat.: Non tamen ignorant, quid distent aera lupinis. (Horaz.) (Philippi, II, 45.)
*541. Er weiss, was Trumpf ist. – Gotthelf, Uli der Knecht, 228.
*542. Er weiss, was unser Herrgott vor der Erschaffung der Welt gemacht hat.
Holl.: Hij weet, wat de koning der koningin in het oor heeft geluistert. (Harrebomée, I, 432b.)
*543. Er weiss weder aus noch ein.
Lat.: Errat ut a ventis discordibus acta phaselus. (Philippi, I, 134.)
*544. Er weiss weder Gix nach Gax.
Holl.: Hij weet van Feeuwes noch Meeuwes.
*545. Er weiss weder rechts noch links.
Ist bedeutend dumm.
*546. Er weiss, wi man kriegt Zücker. (Jüd.-deutsch in Warschau.)
Hat Erfahrung, ist ein gewiegter, durchtriebener Geschäftsmann.
*547. Er weiss, wie a Sattel gefikst1 un a Zâm getrimmt2 sein muss. (Pennsylv.-deutsch.)
1) Vom englischen to fix = befestigen, das aber in Amerika die Bedeutung des Herstellens, Vollendens, in Ordnung bringen hat.
2) Das englische trim = putzen, zurechtmachen, schön ausstatten. – Sinn: Er hat Erfahrung, er versteht die Sache, besonders in dem Sinne wenn durch einen günstigen Eindruck, wohlgefällige Entscheidung, ein bestimmter Zweck erreicht werden soll. Es ist eine wesentliche Eigenthümlichkeit des sogenannten Pennsylvanisch-deutsch, das Englische mit deutschen Biegungssilben zu versehen und dann als deutsch zu gebrauchen. So bildet man aus dem englischen to move = bewegen, wegschaffen u.s.w. das deutsche Wort »muffen« für Wohnungswechsel. Man mufft, wenn man umzieht.
*548. Er weiss, wie der Boden im Fass steht. – Schaltjahr, III, 234.
*549. Er weiss, wie dergleichen Vögel singen. – Parömiakon, 374.
*550. Er weiss, wie die Glocken in Marburg hangen. – Ueber Land und Meer, 1862, 275a.
*551. Er weiss, wie die Ziegen meckern. – Parömiakon, 372.
*552. Er weiss, wie er's angreifen muss.
Lat.: Pedum visa est via. (Terenz.) (Philippi, II, 89.)
*553. Er weiss, wie lang das Fuhrwerk geht.
Wenn jemand flott lebt, ohne viel Mittel zu besitzen.
*554. Er weiss, wie man die Geiss scheren muss.
*555. Er weiss, wie man die Kastanien aus dem Feuer holt. – Eiselein, 106; Simrock, 1436c.
Nämlich mit fremden Fingern.
*556. Er weiss, wie man mit der Geiss ackern soll.
Der zu Gescheite.
*557. Er weiss, wie Schiffszwieback und Ochsenziemer schmecken.
*558. Er weiss, wie solche Katzen schmeicheln. – Parömiakon, 373.
*559. Er weiss, wie theuer Korn gilt. (Warschau.)
*560. Er weiss, wie viel Ameisen im Sommer sind.
*561. Er weiss, wie viel Klössel man aus einem Mässel Mehl macht. – Parömiakon, 85.
*562. Er weiss, wie viel Sprossen Jakob's Himmelsleiter hatte.
*563. Er weiss, wo Abraham das Holz holt.
Zur Opferung seines Sohnes. Er ist mit den Mitteln zur Erreichung seines Zweckes bekannt.
*564. Er weiss, wo Barthel Most holt. – Lohrengel, II, 516.
Weiss mehr davon, als man glaubt, weiss alle Schliche. Wie neulich K. Braun in P. Lindau's Gegenwart, XI. Bd., S. 31 zu beweisen sucht, steht der Mensch, welcher weiss »wo Barthel Most holt«, auf gleicher Linie mit denjenigen, welche das Gras wachsen und die Flöhe [310] husten hören; er ist ein dumpfiffiger Mensch, welcher sich einbildet, Dinge zu wissen, die es nicht gibt, weil es am Bartholomäustage (24. August) noch keine reifen Trauben gibt, also auch noch keinen Most geben könne.
Holl.: Hij weet wel, waar Abraham den mutsaard haalt. (Harrebomée, II, 111b.)
Lat.: Cereas imagines movet. – Scit quod Juno fabulata est cum Jove. – Scit quomodo Jupiter duxerit Junonem. (Masson, 74.)
*565. Er weiss, wo das Gold im Rheine liegt. – Eiselein, 246.
Der Nibelungenhort.
*566. Er weiss, wo dem Hasen das Bein entzwei ist. – Frischbier, 4076.
*567. Er weiss, wo der Schuh drückt. – Eiselein, 555.
*568. Er weiss, wo der Teufel den Schwanz (auch: sein Nest) hat. – Simrock, 10224.
Die Serben in der Herzegowina: Man weiss, in welchem Wasser der Käse sein kann. (Hausfreund, XVI, 495, 44.)
*569. Er weiss, wo die Katze im Heu liegt.
*570. Er weiss, wo die Zäume hängen.
Er ist pfiffig, verschlagen.
*571. Er weiss, wo ein Rosskäfer wühlt und eine Aasfliege sitzt.
*572. Er weiss, wo ein Stossvogel gern ist.
*573. Er weiss, wo einem der Schuh drückt. – Lohrengel, II, 517.
*574. Er weiss, wo er das Garn ausstecken soll. – Eiselein, 206.
Lat.: Scit bene venator, cervos ubi tentat. (Eiselein, 206.)
*575. Er weiss, wo es hangt und langt.
Was dahinter steckt.
Frz.: Il sait la carte du pays, il sait qui en est.
*576. Er weiss, wo es ihm sitzt.
*577. Er weiss, wo Luks (Lukas) Bier holt. – Frischbier, 4077.
Nach Hennig 29 soll Luks (Lukas) ein Schuster in Königsberg und nebenbei ein guter Bierschmecker gewesen sein, der aus allen Häusern Proben geholt, da er dann, wo er das beste gefunden, so lange holen liess, als es gut geblieben ist, worauf er aber seine Versuche aufs neue begonnen habe.
*578. Er weiss, wo Matz nach Hefen geht. – Frischbier, II, 2934.
»Ich hab' so was in meinem Sinn und weiss, wo Matz nach Hefen gehet.« In einer Sammlung von Hochzeitsgratulationen aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Vgl. Frischbier, II, Vorw. IX.
*579. Er weiss, woher das Wasser zur Mühle fliesst.
*580. Er weiss wol, aber er thut's nit.
Lat.: Virtus consistit in actione. (Sutor, 118.)
*581. Er weiss wol, auf welcher Seite sein Brot geschmiert ist.
Engl.: He knows which side his bread is buttered on. (Bohn II, 151.)
It.: Conoscere il pel nell' uovo. (Bohn II, 151.)
*582. Er weiss wol, was für Fleisch er in der Tonne hat.
Er kennt seinen Charakter, sein Temperament. Vom Einpökeln des Fleisches entlehnt und meist von Aeltern in Bezug auf ihre Kinder gebraucht.
*583. Er weiss wol, was weiss oder schwarz ist.
Lat.: Quid distent are lupinis. (Seybold, 485.)
*584. Er weiss, wü dus Grus wachst. (Warschau.)
*585. Er weiss, wus es kocht sich. (Warschau.)
Er weiss alles, was in seinem Hause vorgeht; er bekümmert sich um jede Kleinigkeit.
*586. Er weiss, wus es thät sich ünter die Nägel. (Warschau.)
Er weiss das Verborgenste.
*587. Er weisst nit, in welchem hafen die gersten stat. – Paternoster, Strassburg 1516.
*588. Er weisst nitt, öb em 's Fahren oder 's Rîte wöler thuët (angenehmer ist). (Breisgau.) – Frommann, V, 406.
Von einem in Ueppigkeit Lebenden.
*589. Er weyss es wol, aber er thut es nicht. – Agricola I, 222; Latendorf III, 34, 98.
*590. Er weyss nichts drumm vnd geht erst dauon. – Franck, II, 170a.
»Die der beern sehen, vnd aber nit gern stechen, die thund als sehn sie jn nit, vnd suchen jn, suchen das gespür vnd sehen das schwein vor augen. Von den, [311] die ein ding nit wöllen wissen, fragen vnd suchen, das sie vor wissen, spricht man: Er suchet das gens hörnlein. Er suchet den bern. Wie wolt ers wissen. Er weyss nichts drumm vnd geht erst dauon.«
*591. Er weyss vor nit, das er hinden lebt. (S. 622.) – Franck, II, 97b; Tappius, 146b; Sailer, 301; Schottel, 1115a; Eiselein, 639; Eyering, II, 455.
*592. Er weyss weder wortt noch weyse darzu. – Agricola I, 437; Latendorf III, 390; Egenolff, 202b.
Er weiss nichts, kennt weder den Text noch die Melodie des Liedes, er ist ganz untüchtig dazu.
*593. Er will wissen, ob der Hammer oder Amboss eher gewesen ist.
*594. Er will wissen, was in eines jeden Hafen siedet.
*595. Er woas nöt, is es Gick oder Gack. (Baiern.)
Er versteht nichts davon.
*596. Er wusste nicht, ob seine Büchse Hinteraugen habe, oder nicht.
Ob er treffen werde; Sprichwort der Trapper.
*597. Es weiss dies niemand, als Kirchen- und Marktleute.
Frz.: La chose est publique, est connue de tout le monde.
Lat.: Notum lippis ac tonsoribus. (Horaz.)
*598. Es weiss niemand davon, als die jungen Kinder und die alten Leute.
*599. Es weisst's Niemer as de Chile- und d' Märtlüt. – Sutermeister, 102.
*600. Es weyss niemand, wer sein gens sein. – Franck, II, 90a.
Er ist von unbekannter Herkunft.
*601. Es wissen's die Kinder auf der Gasse.
*602. Hä weiss och, wat de Botter gilt. (Köln.) – Firmenich, I, 475, 210.
*603. He wat all wête, wo sin Hauwe (Hafer) Mêl gift. (Conitz.) – Frischbier, II, 2938.
*604. He weet der sovöl van, as wenn de Oss in de Bibel kickt. – Hauskalender, IV.
*605. He weet nich vun Hott noch vun harr. – Eichwald, 825.
*606. He weet nich vun Jagn noch vun Fangn. – Eichwald, 888.
*607. He wêt dar nett sovöl vun as de Kreih vum Sündagg. – Schlingmann, 908; Eichwald, 1119; Kern, 738; Richey, 138.
*608. He wêt der nett so völ van, as de Mutt (Muttersau) van 't Wafelbacken (oder: van 't Jôdenhûs). – Kern, 786.
*609. He wêt der so völ van as mîn lüttje Tôn. – Kern, 551.
Er weiss davon so viel wie meine kleine Zehe, d.h. gar nichts.
*610. He wêt drop to lôpe. – Frischbier, II, 2939.
Er versteht seinen Vortheil.
*611. He wêt nêt van Tempel of Moses. – Kern, 156.
*612. He wêt nich, wo he sik têren (anstellen) sgall. (Stadland, Oldenburg.)
*613. He wêt nicks as bû un bâ. (Altmark.) – Danneil, 30.
Um einen einsilbigen, unfreundlichen Menschen zu bezeichnen.
*614. He wêt so vêl vun Tutn as vun Blasn.
*615. He wêt van kên tûten noch blasen. (S. ⇒ Tewes und ⇒ Tuten.) – Frommann, 525, 627.
*616. He wêt, wat füf un drê is. (Holstein.) – Schütze, 351.
Er ist ein gescheiter Rechner, ein kluger Geschäftsmann.
*617. He wêt, wo der Forke im Steel (Stiel) stickt.
*618. He wêt wol, wat he rögt, wenn he de Näs in Drek stikt. (Holst.)
Wenn er mitten drin ist, so weiss er, woran er ist.
*619. He wête dervan eben so väl als de Oss van de Bibel. – Piening, 106.
Lat.: Ne umbram quidem ejus novit. (Cicero.) (Philippi, II, 21.)
*620. He wett nît, of he kalt of wärm is. ( Meurs.) – Firmenich, I, 402, 134.
[312] *621. He wett so vöhl davan, as de Kuh (Katte, Krägge) van de Sonndag. (Meurs.) – Firmenich, I, 402, 137; für Ostfriesland: Frommann, V, 525, 629; für Marsburg: Firmenich, I, 321, 29; für Waldeck: Curtze, 360.
*622. He wett vör (vorn) nît, of he achter läft (lebt). (Meurs.) – Firmenich, I, 402, 120; für Ostfriesland: Frommann, V, 525, 628.
Jüdisch-deutsch in Warschau: Er weisst nit vün sein Chojes (Leben), d.h. ist sehr dumm. Auf Amrum: Hi wijt eg föör, dat 'r bêft lewwet. (Haupt, VIII, 363, 201.) In Ostpreussen: He wêt von värn nich, af he hinde noch levet. (Frischbier, 4083.) In der Schweiz: Er weiss vorne nid, dass er hinde läbt. (Sutermeister, 89.)
*623. Hei weit äuk, dat de Welt keine Strumphoese ies. (Westf.)
Ironisch von einem, der die Welt kennt.
*624. Hei weit auk nit mehr, wo 'e hear ies. (Westf.)
*625. Hei weit nit mehr, av 'e 'n Männeken oder en Wijweken is. (Westf.)
*626. Hei wéit nit weas äs hei glöggen sall. (Westf.)
Vom Muthwilligen.
*627. Hei weit sou vil dovan, oasse de Osse vamme Vuggelsneste. – Firmenich, I, 321, 29.
*628. Hei weit soviel dervon, ässe de Krägge (Krähe) vom Sunntage. (Westf.)
*629. Hei weit van Goed niks Leges (Niedriges, Gemeines, Schlechtes). (Westf.)
Ist ein harmloser Mensch.
*630. Hei wéit, wo de Ruiens henjaget. (Sauerland.)
*631. Hei weit woel witt, wann't snigget (schneit). – Firmenich, I, 321, 2.
*632. Hei wêt nich vom blaue Donst. – Frischbier, 4084.
*633. Hei wêt wol, wie hei den Bär mau. (Sauerland.)
*634. Hi witj, hüü faale Klompe dir üüt en Pön Meel kôn. (Nordfr.) – Haupt, VIII, 375, 16.
Er weiss, wie viel Klösse aus einem Pfund Mehl (gemacht werden) können.
*635. Ich hab gewusst, der Schimmel geht kappore. – Tendlau, 1024.
Wenn jemand an einem Dinge so lange hämmert, pfuscht u.s.w., bis es verdorben, zu Grunde gerichtet ist. Der Vorgang, welcher jener Redensart Anlass gegeben hat, ist unbekannt.
*636. Ich soll aso wissen vün Bös ün vün Schlechts. (Jüd.-deutsch.)
In Warschau, um zu sagen: Ob ich davon etwas weiss?
*637. Ich wayss nicht wa auss.
Einen ähnlichen Sinn hat auch wol die bei Cicero, Catull u.s.w. vorkommende Redensart: Quo me vertam, nescio, mit der man die Ungewissheit einer Lage bezeichnet. (Binder II, 2858; Faselius, 218; Wiegand, 913.)
Lat.: In trivio sum. (Hauer, Kiij; Binder II, 3235; Manutius, 100.)
*638. Ich weess nich, wumer der Kup stieht. – Robinson, 675.
*639. Ich weiss davon so wenig als die Wand da.
*640. Ich weiss es sowol als meinen Namen.
Frz.: Je sais le fonds et le très-fonds de cette chose. (Seybold, 770.)
Lat.: Tanquam meos digitos. – Tanquam meum nomen. (Seybold, 595.)
*641. Ich weiss (heut) nicht, bin ich ein Mädl oder ein Bub. (Troppau.)
*642. Ich weiss nicht, bin ich gekocht oder gebraten.
*643. Ich weiss nicht, durch was für Hitze dies Gras zu Heu geworden ist.
*644. Ich weiss nicht, ist es gestochen oder gehauen.
Lat.: Tua quod nihil refers percontari desinas. (Chaos, 161.)
*645. Ich weiss nicht, warum dies Brot geschimmelt ist. – Parömiakon, 807.
*646. Ich weiss nicht, warum dieser Fisch abgestanden ist. – Parömiakon, 806.
*647. Ich weiss nicht, warum dieser Wein zu Essig geworden ist. – Parömiakon, 808.
*648. Ich weiss nicht, was das Gebäude umgeworfen hat.
[313] *649. Ich weiss nicht, welcher Wind dies Licht ausgelöscht hat.
*650. Ich weiss sowol als wolbart, wo die Katz im Häw leit. – Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 283.
*651. Ich weiss, was ich weiss, kalte Erbsen sind nicht heiss. – Frischbier, 4078.
*652. Ich weiss, was seine Kreide schreibt.
*653. Ich weiss, wie die Kreide schreibt.
*654. Ich weiss, wo der Hâs löpp. (Köln.)
*655. Ich weiss, wo die Katze im Heu liegt.
*656. Ich weiss (heut) nicht, wo mir der Kopf steht.
*657. Ich wêss schon, was ich wêss.
Sagt jemand, der meint im Besitze eines Geheimnisses zu sein. Man antwortet dann mit dem Zusatz: Gebratene Hasen sind nicht bös.
*658. Ich weyss nit, ob du fisch oder fleysch seyest. – Franck, II, 117a.
*659. Ich weyss nit, ob er ye geboren sei. – Tappius, 209b.
Der Unbegabte, Unbildsame.
*660. Ich weyss nit, obs weiss oder schwartz vmb jn sei. – Franck, II, 117a.
*661. Ich will wissen, was die Semmeln kosten.
Wie die Sachen wirklich stehen, man soll mir reinen Wein einschenken.
*662. Ich will wissen, wo Barthold den Most geholt hat. – Schuppius, I, 617.
Nach K. Braun (s. 564) holt Barthold gar keinen Most.
*663. Ich wiss net, äs et der Peter awer der Pâl (Paul). (Siebenbürg.-sächs.)
*664. Ich wusste nicht einmal, dass er auf der Welt sei.
Lat.: Non novi natos. – Natum non novi. (Philippi, II, 40.)
*665. Ich wusste nicht, wie mir geschah. – Agricola I, 381; Latendorf III, 583.
*666. Ik wéit et so gut, ös wenn mi 'ne Fläuge sticket. (Sauerland.)
*667. Man weiss nicht, geht man drauss oder drein. (Nürtingen.)
Nützt oder schadet das Unternehmen.
*668. Man weiss nicht, ist es gix oder gax, hüst oder hott, gehauen oder gestochen.
Verlegenheit; wo guter Rath theuer ist.
*669. Man weiss nicht mehr, wo aus noch ein. – Mayer, II, 177.
*670. Man weiss nicht, ob er ein Pfund oder ein halb Pfund ist.
*671. Man weiss nicht, ob's Tag oder Nacht bei ihm ist.
*672. Man weiss nicht, soll man lachen oder weinen. – Mayer, II, 177.
*673. Man weiss nicht, was man aus ihm machen soll.
*674. Man weiss nicht, wer Koch oder Kellner ist. – Frischbier, 4079.
*675. Man weiss nicht, wer seine Enten und Gänse sind. (Nürnberg.)
Seine Herkunft ist dunkel.
Lat.: Albus an ater sit, nescio. (Seybold, 16.)
*676. Man weiss nicht, wo man einander wieder brauchen kann.
*677. Man weiss, wer du bist.
»Man weiss schon, wer du bist, dein Schafpelz wird gar gern vermisst.« (Keller, 158a.)
*678. Man wêt nett, war he stafen (gestoben) of flagen is. – Kern, 1498.
*679. Me wäss nett, bärr sei Hünner onn Gäns senn. (Hamburg.)
*680. Mehr wêten as andere Lüd'. (Meurs.) – Firmenich, I, 402, 130.
*681. Nicht wissen, wie lang die Elle ist.
*682. Nicht wissen, wo man suppen und juppen finden werde.
»So lange bleiben sie nur noch in Klöstern bis sie wissen, wo sie die suppen und die juppen finden und haben werden.« In einem Pasquill. (S. Birlinger, Alemannia, III, 294.)
*683. Ök wêt von Gott nuscht Böses. – Frischbier, II, 2940.
D.h. die Sache ist mir völlig fremd.
[314] *684. Se wêt vun nix as vun Snau'n un Bit'n. – Eichwald, 1765.
*685. Sie weiss es unter den Mantel zu halten.
Eine Sache wohl zu verbergen.
*686. Sie weiss nicht, welcher Unterschied zwischen Supp' und Brühe ist.
Von einer in der Wirthschaft ganz unerfahrenen Frau.
*687. Sie weiss schon mehr als sie in der Kinderlehre gelernt hat.
Die Römer haben in Bezug auf Mädchen, die schon mit Männern Umgang gepflogen haben, die Redensart: Ferre jugum, welche Plautus im Curculio und Horaz in den Oden sprichwörtlich anwendet. (Faselius, 88.)
*688. Sie weiss, was in der Welt vorgeht und draussen.
Lat.: Hæc eadem novit, quid toto fiat in orbe. (Seybold, 209.)
*689. Sie weiss, wo die Katze den Teig langt. (Schwaben.) – Simrock, 5515.
*690. Sie weiss, wo unsere Zäume hängen.
Sie weiss in der Sache genauen Bescheid. »Die Jungfer weiss, wo unsere Zäume hängen.« (Heinrich von Kleist, Der zerbrochene Krug, 9. Aufl.)
*691. Was hilfft's, wenn er's schon lang weyss vnd thut es nicht. – Agricola I, 223; Latendorf III, 99.
*692. Wat du nich wêtst! – Frischbier, II, 2941.
*693. Wenn ich das wüsste1, blieb ich nicht in Meiningen.
1) Wüsste, könnte, verstände, wenn ich diese Wissenschaft besässe.
*694. Wenn ich wüsste, was du nicht weisst, wär' ich der gescheiteste Mensch in der Welt.
*695. Wer es nicht wüsste, der glaubte es nicht. – Keller, 145a.
*696. Wer nig wêt, wat dat vörn Geck is, de kann 't an sin Pêrd sên. (Holst.) – Schütze, IV, 351.
Von oder zu einem, der eine Schecke reitet.
*697. Wer weiss es!
Damit drückt der Deutsche seinen Zweifel an etwas aus; er hält die Sache für noch nicht erwiesen genug. Die Redensarten der Völker scheinen nicht ohne Einfluss auf deren Thun. Das deutsche »Wer weiss es!« regt zu weitern Forschungen und Prüfungen, zu schärfern Untersuchungen an. Jedes Volk hat seine eigenen Redensarten, die ihm ein bestimmtes Gepräge verleihen, so die deutsche, welche den Trieb nach weiterm Wissen ausdrückt. Der Russe wiederholt gern das Wort »Nitschewo«, d.i. »thut nichts«. Das Wort erklärt das Grosswerden des russischen Volks, deutet aber auch die Grenze seines Wachsthums an. Mit »Nitschewo« stürmt der Russe auf die feindlichen Batterien los, lässt sich haufenweis niedermähen, bataillonsweise im Schnee begraben (im Krimkriege), setzt im Winter über ungangbare Alpen (Suworow) u. dgl. m. Aber die Redensart »thut nix« taugt nicht dazu, für die Dauer grosse Dinge durchzuführen. Der Türke sagt zu allem: »jok, jok«, d.h. das ist mir gleichgültig. Und in der That, wo man den Boden des türkischen Reiches betritt, da sieht man auch, dass diesen Leuten alles gleichgültig ist. Wege, Brücken und Städte verfallen, die nützlichsten Unternehmungen werden eines augenblicklichen Vortheils wegen zerstört, die besten Industriezweige durch thörichte Steuern unmöglich gemacht, das ganze Reich verödet. »Alles gleichgültig.« Das Lieblingswort der Neugriechen ist »Dembikasi«, d.h. »es wird wol noch gehen«, früher oder später, auf diese oder jene Weise, wenn nicht heute, so doch morgen, oder übermorgen, oder übers Jahr. Diese Redensart hemmt in Griechenland hauptsächlich den Fortschritt in Unternehmungen, hemmt die Verbesserung aller Art von Angelegenheiten. Der Spanier hat die Redensart: »Mos or menos«, d.i. »Mehr oder weniger«, welche die Neigung ausdrückt, nichts Bestimmtes zu denken, zu sagen, zu thun, also der Charakter geistiger Schlaffheit. Ganz anders der Amerikaner in den Vereinigten Staaten Nordamerikas. Sein Lieblingswort ist: »Go ahead« (s. ⇒ Vorwärts 21.) Auch sagt er nicht wie wir: »Ich meine, glaube, halte dafür«, sondern: »ich rechne« (I calculate), wo durch er gewissermaassen sich selbst zwingt, seine Gründe mathematisch abzuwägen und zusammenzustellen. In demselben Sinne setzt er seinen Aussprüchen gern hinzu: »It is a fact« (das ist Thatsache), womit er sich in die Nothwendigkeit versetzt, sie auch thatsächlich zu beweisen. (Vereinigte Staaten-Zeitung, Philadelphia vom 20. Dec. 1876.)
*698. Wer weiss, wem der Vater den Schimmel schenkt! – Simrock, 11723; Mayer, I, 218.
*699. Wer weiss, wem es noch gereuet!
*700. Wer weiss, wie lang das Fuhrwerk geht! – Frischbier, II, 2932.
Wenn jemand flott lebt ohne die erforderlichen Mittel dazu zu besitzen.
[315] *701. Wer weiss, wozu es gut ist. – Eiselein, 639; Siebenkees, 151; Dove, 1054.
Seichtes Trostwort bei Misgeschick. Wenn jemand bei Misgeschick auf diese Weise tröstet, so haben die Juden die Redensart: E jüdischer Gam-su-letoowe! die Tendlau 987 ausführlich erläutert.
Lat.: Jovis tergus. (Philippi, I, 210.)
*702. Wêten wo de Forke inn Stêl stickt. – Eichwald, 547.
*703. Wêtst nich, denn warscht ôk nich vergête. – Frischbier, II, 2942.
*704. Willst's wissen? Nimm 'n Mann und küsse'n (ihn).
Antwort auf eine vorwitzige Frage.
*705. Wissen, was die Glocke geschlagen hat. – Frischbier, 4081.
*706. Wissen, wo der Teufel den Schwanz hat. – Winckler, XVI, 28.
*707. Wissen, wo es hangt und langt. – Lohrengel, II, 518.
*708. Wissen wollen, ob der Hammer eher als der Amboss gewesen ist. – Winckler, XVI, 25.
*709. Yhr werdet michs wol wissen lassen, wenn ich gewinnen sol. – Agricola I, 332; Latendorf III, 336.
Selbstspott derer, die nichts gewinnen; oder, wie Franck sich ausdrückt: »Ein speywort, wenn einer seine sach verspilt meynet.«
710. Der weiss viel, der zu schweigen weiss.
It.: Molto sa chi tacer sa. (Giani, 1603.)
711. Diener vieles wissen, wenig reden müssen.
Lat.: Servum plus oportet scire, quam loqui. (Plautus.) (Philippi, II, 180.)
712. Es ist nicht kommen in mein Wissen, dass ein Wolf hätt' den andern gebissen.
713. Was man nicht weiss, kann man nicht bezeugen.
Böhm.: Čehož nejsi vĕdom, ne můžeš vysvĕdčiti. (Rybička, 1663.)
714. Wenn ich wüsste, was er nicht weiss, aber zu wissen sich einbildet, wäre ich der grösste Gelehrte in der Welt. – Harssdörffer, 782.
715. Wer nichts weiss, ist ein' Wais'. – Harssdörffer, 117.
Verlassen wie ein Kind ohne Aeltern.
716. Wer nichts weiss und nichts kann, ist lebendig ein todter Mann.
Lat.: Vita sine litteris mors est. (Philippi, II, 258; Schonheim, V, 21.)
717. Wer sagt: ich weiss alles, der weiss gar nichts. – Merx, 324.
718. Wer zu sagen weiss rechtzeitig Nein, braucht später nicht I-a zu schrein.
It.: Dì pur sempre mai di no, se non vuoi passar da bò (= bue). (Giani, 501.)
719. Willst du wissen, wer du bist', sieh wie dein Gruss beschaffen ist.
720. Wissen ohne Geld, kommt nicht weit in der Welt.
It.: Ben puoi sapere, ma non ti vale senza avere. (Giani, 182.)
*721. Er möchte gern wissen, warum die Vögel nicht pissen.
Von einem Müssiggänger. – Jüd.-deutsch in Warschau: Er klärt (denkt nach) var-wus (warum) a Vögele pischt nit.
*722. Er weiss gleich, wo das Messer steckt. – Trutz Simplex, 229.
*723. Er weiss nicht vor Freuden, ob er auff dem Kopff oder auff den Füssen steht. – Vogelnest, 457.
*724. Er woasst glei wo's naushangt. – Nefflen, 458.
Er weiss, wo's fehlt.
*725. Hä wett noch, ass Sanct Peter 'n Schuoljung wêr. – Schlingmann, 125.
*726. Ich main, du begerest auch zu wissen, wie ain carfunkelstain sehe. – Zimmerische Chronik, IV.
*727. Wissen, auf welchen Tag Sanct Blasius fällt.
In dem Sinne: »Wissen, wo Bartel Most holt.«
It.: Sapere a' quanti dì è San Biagio. (Giani, 1873.)
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