1. A guids Woat pfint a guids Oat. (Steiermark.) – Firmenich, II, 767, 73.
2. A güt Wort bringt a güte Äntver (Antwort). (Warschau. Jüd.-deutsch.)
Freundliches Entgegenkommen gewinnt die Herzen.
3. Allen Worten ist nicht zu glauben. – Henisch, 1635, 67; Petri, II, 6.
4. Allermanns Wort lügt selten.
Dän.: Dit almindelige rygte lyver ikke. – Hver mands ord ere gjerne sande. (Prov. dan., 441.)
5. Allzugute Wort haben wenig Glauben. – Henisch, 1632, 14; Lehmann, II, 27, 40; Schottel, 1144; Petri, II, 9; Simrock, 11883; Sailer, 114; Gaal, 1759; Körte, 7001.
6. An den Worten erkennt man den Mann.
Holl.: De woorden doen den man kennen. (Harrebomée, II, 479b.)
7. An den Worten erkennt man den Thoren, wie den Esel an den Ohren. – Zinkgref, IV, 401; Eyering, I, 98 u. 419; Simrock, 11899; Mayer, II, 9.
Lat.: Ex verbis fatuos, ex aure tenemus asellos. (Sutor, 923.)
8. An den Worten höret man, wess Geistes Kind er ist.
Lat.: Effoeminatorum etiam oratio effoeminata. (Philippi, I, 133.) – Mihi quale ingenium habere, fuit indicio oratio. (Philippi, I, 249.)
9. An den Worten kent man den thorn, bey dem Angesicht den Morn. – Gruter, I, 57.
10. An Wort und Schritten erkennt man den Mann und seine Sitten.
11. An Worten und an Werken kann man den Heuchler merken.
It.: Per l' opere non per il vestito vien conosciuto l' hipocrita. (Pazzaglia, 168, 2.)
12. An Worten und Laken muss man immer etwas gegen die Krümme haben.
13. An worten vnd grawem (ungenetztem) tuch geht vil ein. – Franck, I, 88a; Henisch, 1734, 44; Eiselein, 650; Gaal, 1753; Braun, I, 4617; Simrock, 11838; Körte, 6904; Sailer, 164; Schmitz, I, 202, 264.
Holl.: Aan woorden en laken, neem altijd wat tegen het krimpen. (Harrebomée, II, 479b.)
14. Auf das erste Wort soll man acht geben. – Blass, 6.
15. Auf die Worte kommt's nicht an, That macht den Mann.
Böhm.: Nehled' na řeč, ale na vĕc. (Čelakovsky, 80.)
16. Auf ein schlechtes Wort tritt mit dem Fusse.
Das ist: Sprich es nicht aus.
17. Auf närrische Worte gehören taube Ohren. – Winckler, XIV, 11.
It.: A parole lorde orecchie sorde. (Pazzaglia, 253, 2.)
18. Auf süsse Worte ist nicht zu bauen.
Böhm.: Na líbezná slova se nespouštĕj, a pro hrubá nehnĕvej. (Čelakovsky, 93.)
19. Auff alle Wort gehört kein Antwort. – Lehmann, II, 30, 40.
Holl.: Op alle woord dient geen antwoord. (Harrebomée, II, 481b.)
20. Auff solche wort gehört vngebrente Asche vnd ein eychen Butterweck, der jm auffm Rücken zerschmelz. – Theatrum Diabolorum, 438a.
21. Aus den Worten erkennt man den Gecken.
Bei Tunnicius (1260): Ût den wôrden kent men den gek. (Ex verbis fatuum, ex sonitu cognoscimus ollas.)
[398] 22. Aus kleinen Worten wird oft grosser Zank. – Simrock, 11889; Eiselein, 649.
Frz.: Du petit on vient au grand. (Masson, 388.)
Lat.: Lis oritur minimis interdum maxima verbis. (Eiselein, 649.)
Poln.: Od slów do mieczów. (Masson, 388.)
23. Auss einem schlechten Wort entstehet offt grosse Vnlust, Krieg vnd Mord. – Petri, II, 28.
24. At Wurd komt widjer üüs a Mân. (S. 60.) (Amrum.) – Haupt, VIII, 369, 311.
Ein Wort kommt weiter als der Mann.
25. Bei vil Worten seynd wenig Thaten. – Eyering, I, 20.
Lat.: Veritas nullam requirit praemeditationem. (Sutor, 485.)
26. Besser auf Worte hören als auf Schläge warten.
Lat.: Cede magis verbis ferulis quam deris acerbis. (Reuterdahl, 119.)
Schwed.: Bætra ær voeia vidh ordh æn vidh hugh. (Reuterdahl, 119.)
27. Besser ein gut Wort, denn ein verlornen Freund. – Henisch, 1233, 21; Petri, II, 35; Simrock, 6267.
28. Besser ein lebendes Wort als hundert todte. – Lohrengel, II, 83; Sailer, 110.
29. Besser ein Wort vorher, als zwei darnach.
Schwed.: Bättre ett ord före, än tio efter. (Wensell, 11.)
30. Besser mit Worten, als mit Schlägen (Prügel).
Dän.: Det er bedre at see ved oord end af hag. (Prov. dan., 440.)
31. Besser wenig Worte und viel Herz als viel Worte und wenig Herz.
32. Bös Wort find't keinen guten Ort.
Frz.: Meschantes parolles ont mechant lieu. (Leroux, II, 261.)
Holl.: Kwade woorden stichten niet. (Harrebomée, II, 481b.)
33. Böse Wort dämpfen die Lieb, und der Rauch das Feuer. – Lehmann, 464, 24.
34. Brauch der Worte, wie der Münzen, die gang und gäbe sind.
Lat.: Verba valent ut numi. (Horaz.)
35. Brauch wörter wie gelt. – Franck, I, 159a.
36. Das alte Wort kann nit lügen: was nit dein ist, das lass liegen. – Chaos, 312; Zinkgref, IV, 350.
37. Das beweisende Wort hat, wer sich wehrt1. – Graf, 433, 264.
1) Der Beklagte.
38. Das böse Wort unter allen lass unter die Sohlen fallen.
Lit.: Ladoka Zodi pamik po Padu.
39. Das kaiserliche Wort ist so kräftig als ein Eid. – Eiselein, 358.
40. Das letzte Wort gilt. – Graf, 280, 312.
Das letzte Uebereinkommen ist massgebend. (S. ⇒ Handel.)
41. Das redende Wort trifft das Herz. – Petri, II, 68.
42. Das Wort aus Einem Munde dringt in tausend Ohren.
Die Neugriechen: Von der Lippe kommt die Rede und geht zu Tausenden hin. (Sanders, 223, 35.)
43. Das wort, der glaub, das gebet vnd die geduld sind der Kirche Waffen. – Henisch, 1387, 39.
44. Das wort ehre vnd ansehen hat, darauf auch erfolget die that. – Sutor, 407.
Lat.: Verbum laudatur, si factum tale sequatur. (Loci comm., 198.)
45. Das Wort eines ehrlichen Mannes ist so gut wie seine Handschrift.
It.: La parola d'un galant'uomo vale uno scritto (denaro contante, cento ipoteche). (Biber.)
46. Das Wort fliegt als Spatz aus und kehrt als Rabe nach Haus. (Lit.)
47. Das Wort geht weiter als der Mann.
Holl.: Het woord gaet vorder dan de man. (Harrebomée, II, 480b.)
48. Das Wort Gottes ist nicht schwer, wenn nur der Eigennutz nicht wär'. – Markgraf Jörg von Brandenburg; Eiselein, 650.
49. Das Wort hat einen guten Sinn: was weg ist, das lass fahren hin.
[399] 50. Das Wort heraus, schlägt's übers Haus.
51. Das Wort ist heraus, aber der Esel steht noch.
Holl.: Het woord is eruit, maar de ezel staat er nog. (Harrebomée, II, 480b.)
52. Das Wort ist wie der Wind, man holt es weder mit dem Hengste, noch mit Windhunden ein.
Sprichwörter der Rumänen von Emil Franzos in Neue Freie Presse, Wien, Nr. 4576.
53. Das Wort keimt durch das Wort, ein Moor brennt von einem Funken.
54. Das Wort macht den Handel.
55. Das Wort mag nicht hinwider in. (Winsbeke.)
Lat.: Nescit vox missa reverti. (Horaz.) (Philippi, II, 20.)
56. Das Wort muss stehen. – Graf, 227, 16.
Das gegebene Wort wird vom Gericht als verpflichtend anerkannt.
Fries.: Dat word moet staen. (Hettema, Wetten, II, 175, 23.)
57. Das Wort von einem ist Wort von keinem.
Holl.: Hed woord van één is 't woord van geen. (Harrebomée, II, 480b.)
58. Dat sind Wört, säd der Düvel, du soach hä en e Messeboch. (Bedburg.)
59. Dat Wôrd is herût, un de Esel binnen. – Frommann, II, 537, 140; Schlingmann, 1481.
Von und zu unbesonnenen Schwätzern.
60. Dat Wôrt (Gerücht) kummt wîder as de Mann. (S. 24.) (Ostfr.) – Kern, 239; Bueren, 100; Eichwald, 2087; Frommann, II, 537, 139; Hauskalender, I; für Bremen: Köster, 252; für Hannover: Schambach, II, 105.
61. Dem der dir gibt z'vil gute wort, glaub nicht allzeit an jedem ort.
Lat.: Non bene creduntur, nimium quae blanda loquuntur. (Loci comm., 15.)
62. Dem Worte folgt die That.
Dän.: Gjörning bör at folge ord. – Siig og gjör. – Tak smukt, og gjör godt. (Prov. dan., 230.)
Lat.: Dictis dabit ipsam fidem res. (Faselius, 61.)
63. Dein Wort sei wahr und mild, der Liebe Ebenbild.
Lat.: Sit lingua nata gratiae, et bonis dictis. (Sailer, Sprüche, 28.)
64. Der gute Wort gibt, der förcht sich darumb nicht. – Lehmann, 360, 9.
65. Der ist das Wort, der andere der Hort. – Gruter, III, 17; Lehmann, II, 80, 85.
66. Det eine Wôrd langet det andere. – Schambach, II, 705.
Hat erst einmal ein Wortwechsel begonnen, dann ruft leicht ein heftiges Wort von Seiten des Gegners ein anderes, noch heftigeres hervor.
67. Die viel mit Worten thun, sind oft sehr arm an Werken.
Holl.: Die veel met woorden voldoen, voldoen zelden met werken. (Harrebomée, II, 480a.)
68. Die Wort seind bey den Leuten gewiss, die Werck beschiss. – Lehmann, 750, 30.
69. Die wort seind gut, aber wenig darhinder. – Franck, II, 96a.
70. Die wort seind offt gut, aber man muss sehen, wie viel Kegel der Hanss wird werffen. – Lehmann, 927, 9.
71. Die wort seindt gut, sprach jhener wolff, aber ich komm ins Dorff nit. – Franck, II, 40b; Lehmann, II, 73, 85; Simrock, 11882; Hoefer, 1139.
Holl.: De woorden zijn goed, zei de wolf, maar ik kom in het dorp niet. (Harrebomée, II, 480.)
72. Die wort sindt Zucker, die Werck Gall. – Lehmann, 334, 37.
73. Die wort verrathen den kauffmann. – Franck, II, 86a; Gruter, I, 27; Petri, II, 152.
74. Die Wort verrathen, was einer für Kauffmannschafft treibt. – Petri, II, 152.
75. Die Wort zwingen Grotiam nicht, ohn was mit Hand und That geschicht. – Eyering, I.
76. Die Worte am Abend sind oft anders als die am Morgen.
Frz.: Les paroles du matin ne ressemblent pas à celles du soir. (Cahier, 1277.)
77. Die Worte auf die Goldwage legen. – Herberger Herzpostille, 64b.
[400] 78. Die Worte der Reichen bewegen sich schnell wie ein Pfeil. – Altmann V, 118.
79. Die Worte des Herrn haben Hende und Füsse. – Luther's Tischr., 3a.
80. Die Worte eines Mannes sind Pfeile, die einer Frau sind Fächer.
Holl.: De woorden van een' man zijn als een pijl, zij gaan op het doel af; die van eene vrouw als een gebroken waaijer, zi hebben geen vereenigingspunt. (Harrebomée, II, 479b.)
81. Die Worte eines Mannes sind wie ein Pfeil (sind Pfeile), sie gehen gerade nach dem Ziel; die einer Frau gleichen einem zerbrochenen Fächer (sind zerbrochener Fächer Spiel). (China.)
82. Die Worte gelten wie die Münzen und erlangen ihren Werth durch den Gebrauch. – Graf, 205, 175; Kreittmayr, S. 59.
Was in einem Testament ausgesprochen ist, soll nicht willkürlich gedeutet werden; diese Verfügungen haben aber erst dann Werth, wenn sie in Anwendung kommen, nach dem Tode des Testators, weil er, so lange er lebt, Aenderungen eintreten lassen kann.
83. Die Worte machen das Weib, die Thaten den Mann. – Altmann VI, 417.
84. Die Worte muss man wägen, aber nicht zählen.
85. Die Worte müssen den Gedanken nachgehen, wie die Pfeile dem Ziel. – Altmann VI, 453.
86. Die Worte sein gut, sagte der Fuchs, aber nei ins Dorf geh ei nit. (Vogtland.) – Hoefer, 1139a.
»Die Wort seynd gut, sagt der Fuchs, ich komm aber den Bauern nit ins Dorf.« – »De Wöörde sind gôt, sä de Wolf, awer in 't Dörp kam ich doch nich.«
Lat.: Fistula dulce canit, volucrem dum decipit auceps. (Sutor, 567.)
87. Die Worte seynd gut, aber Gelt bleibt besser im Seckel, oder in der Kist. – Lehmann, 361, 31.
88. Die Worte sind bei den Leuten gewiss, die Werke ungewiss.
89. Die Worte sind gut, aber ich traue nicht darauf. – Gaal, 1765.
90. Die Worte sind gut, haben wir Geld, so kriegen wir Schuh.
Dän.: Ordene ere gode have vi penge, sa faae vi skoe. (Prov. dan., 442.)
91. Die Worte sind gut, sprach der Schuster; gibst du Geld, so hast du die Schuh. – Hoefer, 964; Gaal, 1766.
Engl.: Less of our courtesy, and more of your purse. (Gaal, 1760.) – Talk is talk, but money buys land. (Gaal, 1766.)
It.: Le parole son belle e buone, ma ci vuol altro che parole. (Gaal, 1766.)
Lat.: Non satis est tutum mellitis credere verbis. (Sutor, 70.)
Schwed.: Orden äre god, hår du mynt, så får da skoe. (Grubb, 650.)
92. Die Worte sind gut; thue das, so wirst du leben.
Holl.: De woorde sijn goet, vervolghen hem die werken. (Tunn., 6, 22.)
Lat.: Cave doctor dissonus esse tibi. (Binder II, 168.) – Sermo bonus, quamquam stolidi contemnere pergunt; sortitur meritum dignus honore locum. (Glandorp, 51, 35.) – Verbum laudatur, dum factum tale sequatur. (Fallersleben, 202.)
93. Die Worte sind schon gut, aber die Hühner (Gänse) legen Eier.
Holl.: Het zijn mooije woorden, maar de eenden leggen de eijeren. (Harrebomée, II, 480b.)
94. Die Worte sind Weiber, die Thaten sind Männer.
95. Die Worte sind weibisch, die Thaten männlich.
Frz.: Paroles sont femelles et les faits sont mâles. (Kritzinger, 510a.)
It.: Le parole son femmine e fatti son maschi. (Kritzinger, 510a.)
96. Die Worte, so man abends spricht, findet man am Morgen nicht.
Engl.: Words spoken in an evening, the wind carrieth away. (Bohn II, 24.)
97. Dy wort haben macht. – Nering, I, 16; Graf, 228, 17.
Besonders solche, durch welche man etwas verspricht und Verbindlichkeiten eingeht.
98. Durch ein einziges Wort hat sich schon viel Krieg entzündet. – Burckhardt, 312.
[401] 99. Durch gute Wort vnd newe Mähr wird mancher betrogen sehr. – Henisch, 352, 47; Petri, II, 156.
100. Durch (heuchlerische) Worte werden (weise) Narren betrogen. – Winckler, IX, 21.
101. E gât Wirt häinjt en gâden Irt. – Schuster, 1054.
102. E gud Wôrd fönnd e gud Ô'rd. (Trier.) – Laven, 180, 39; Lohrengel, I, 224.
Lat.: Gratia gratiam parit. (Chaos, 327.)
103. E Wîrd äs schärfer wä e Schwiert. – Schuster, 903.
104. E Wîrd schlît niche Räp än. – Schuster, 677.
Ein Wort schlägt keine Rippe ein.
105. Ein böses Wort verwundet mehr, als ein geschliffenes Schwert.
It.: Più offende una mala parola, ch' una spada affilata. (Pazzaglia, 264, 44.)
106. Ein böss wort bringt das ander, wo man schendt einander. – Petri, II, 172.
Engl.: One ill word asketh another. (Bohn II, 24.)
107. Ein böss wort ist ein pfeil oder stich, der nicht blutet. – Henisch, 431, 5; Petri, II, 172.
108. Ein böss wort schadet jedermann vnd frommet niemand. – Petri, II, 172.
109. Ein böss Wort wetzt das ander. – Lehmann, 701, 43.
It.: Una parola cattiva ne domanda un' altra. (Pazzaglia, 264, 48.)
Lat.: Contumeliam qui dicit audiet. (Lehmann, 701, 43.)
110. Ein böss wort zündet Fewr vnd Hader an. – Petri, II, 173.
111. Ein edles Wort klingt (wirkt) noch nach vielen Jahren.
112. Ein einziges Wort reicht schon hin für den Weisen. – Burckhardt, 475.
113. Ein entflohenes Wort kehrt nie mehr in den Mund zurück.
It.: Sciolta voce più non torna al labbro. (Biber.)
114. Ein freundlich Wort erfrewt. – Petri, II, 185.
115. Ein freundlich Wort schliesst Thür und Herzen auf.
»Ein freundlich Wort viel stärker ist als tausend Mann zu jeder Frist.« (M. Zeiller, Handbuch, I, 125.)
Holl.: Een beleefd woord weegt geen pond. (Harrebomée, II, 480a.)
Poln.: Tanio dostać przyjaciela, kogo słowem dobrym a czapką sobie kupisz. (Čelakovsky, 86.)
116. Ein freundlich Wort schmeckt wie Kuchen.
Böhm.: Laskavé slovo lepší než mĕkký koláč. (Čelakovsky, 84.)
117. Ein gesprochen Wort ist nicht wieder einzufangen.
Böhm.: Pozdĕ po lidech na zavírku dávati. – Pozdĕ po lidech slova chytati. (Čelakovsky, 79.)
Lat.: En semel emissum volat irrevocabile verbum. (Horaz.) (Philippi, I, 133.)
118. Ein gesprochen Wort ist Silber, ein verschwiegnes Gold.
Span.: El poco hablar es oro, y el mucho es lodo. (Čelakovsky, 78.)
119. Ein gesprochen Wort und ein geworfener Stein kehren nicht wieder in ihren Schrein.
Die Finnen sagen: Ein gesprochen Wort ist (wie) ein abgedrückter (geschossener) Schuss. Und die Chinesen: Ein Wort, das einmal gesprochen ist, kann mit einem vierspännigen Wagen nicht mehr eingeholt werden. (Hlawatsch, 68.)
Engl.: A word and a stone let go cannot be recalled. (Bohn II, 144.)
It.: Parole uscite di bocca non ponno rivocarsi. (Pazzaglia, 264, 41.)
Lat.: Vox, postquam est edita, retro haud remeare potest. (Binder, II, 3599; Palingen, 4, 784.)
Poln.: Słowo wyrzeczone, dziedzictwo stracone, i czas który minie, s wodą co upłynie, nigdy się niezwracajaą. (Čelakovsky, 290.)
Span.: Palabra y piedra suelta no tiene buelta. (Bohn II, 144.)
120. Ein gesprochenes Wort ist ein verschossener Pfeil. – Chaos, 699; Winckler, III, 97.
121. Ein gesprochenes Wort lässt sich nicht wieder einsacken.
Ung.: Az el mondott szavat nem lehet viszsza nyelni. (Gaal, 1299.)
[402] 122. Ein gut wort findet ein gute stadt. – Agricola I, 158; Franck, I, 74b; 112b; II, 35a; 57b; 112a; Latendorf II, 10; Latendorf III, 68; Henisch, 1099, 23; Petri, II, 85 u. 195; Gruter, I, 25; III, 47; Hauer, Kij; Egenolff, 297b; Lehmann, II, 240, 110; Schottel, 1121b; Eyering, II, 66 u. 140; Herberger, I, 418; Siebenkees, 122; Egeria, 47; Eisenhart, 297, 6; Ramann, Pred. II, 7; Hollenberg, I, 93; Gaal, 1754; Bücking, 4 u. 206; Beyer, I, 251; Teller, 249; Müller, 7, 1; Schulze, 66; Mayer, I, 123; Simrock, 11864; Körte, 6976; Berliner Monatsschrift, XVI, 272; für Waldeck: Curtze, 357, 545.
Dies Sprichwort wird als das einzige Beispiel bezeichnet, in welchem neben »Statt« sich ein Adjectivum erhalten habe. – »Bewegt es nicht den Feind, so bewegt es den Zuhörer; würkt es nicht beym Herrn, so gilts bey der Frawen.« (Lehmann, 361, 14.) – »Ich hab ofte gehort, eyn gute stat finden gute wort.« (Werdea, Ci.) – »Ein gut wort findt ein gute statt, das bedenck, wer gern friden hatt.« (Loci comm., 17 u. 98.) – »Vo süsser Antwort man zürnen lath, dan gute rede findt gute stadt.«
Böhm.: Dobrá řeč dobré místo nalezne. – Dobré slovo nachází mĕkkou odpovĕd. – Laskavé slovo najde laskavé ucho. (Čelakovsky, 84.)
Dän.: Godt ord finder et godt stedt. (Prov. dan., 249.)
Frz.: Bonne parole bon lieu tient. (Kritzinger, 510a.) – Jamais beau parler n'écorcha langue.
Holl.: Een goed woord vindt eene goede plaats. (Harrebomée, II, 480a.) – Goede groete maect gode antwoerde. (Prov. comm., 368.) – Gude groete eyghet eyn gude antworde. (Tunn., 528.) (Comiten affanti dauda est responsio mollis.)
It.: Le buone parole trovano buon luogo. ( Gaal, 1754; Pazzaglia, 264, 15.) – Onestà di bocca assai vale, e costa poco. (Biber.)
Lat.: Amor amore venditur. – Benignitas superat rigorem. (Philippi, I, 59.) – Dissipat ardentem flammati pectoris iram sermo bonus; duro crescit ab ore furor. (Glandorp, II, 60.) – Dulcibus est verbis alliciendus amor. (Binder I, 373; II, 858; Philippi, I, 126; Seybold, 138.) – Est precibus locus. (Philippi, I, 137.) – Frangitur ira gravis, cum fit responsio suavis. (Philippi, I, 163.) – Gratia gratiam parit. (Franck, I, 74; Binder I, 52; II, 1250; Lehmann, 117, 5; Schonheim, G, 9; Sutor, 74.) – Hostiles sedant καῖρε valeque minas. (Binder, 1344; Seybold, 224.) – Iras sustollis, si sit responsio mollis. (Loci comm., 97 u. 98.) – Oratio medetur iracundiae. (Cicero.) (Philippi, II, 76.) – Qui gratum dat Ave, responsum fertque suave. (Prov. comm., 368.) – Sermo mollis frangit iram. – Ut salutabis, ita resalutaberis. (Ritzius, 998) – Vincuntur molli pectora dura prece. (Tibull.) (Binder I, 1848; II, 3542.)
Schwed.: God ord finna god rum. (Grubb, 258.)
Slow.: Lepa beseda najde lepo mesto.
123. Ein gut wort findt guten Ort. – Simrock, 11865; Sailer, 150; Eiselein, 649.
124. Ein gut Wort ist besser, denn ein gross Gab. – Henisch, 1328, 27; Lehmann, 1, 12; Petri, II, 195.
Die Chinesen: Ein gut Wort kann einen Menschen drei Wintertage lang wärmen, ein böses ihm drei Sommertage kalt machen.
Schwed.: God ord är meer än gåfva. (Grubb, 266.)
125. Ein gut wort richt etwa mehr auss, dann ein fenlin landsknecht. – Franck, I, 162; Lehmann, II, 122, 134; Steiger, 277; Simrock, 11866; Körte, 6977; Körte2, 8732.
Böhm.: Laskavé slovo nemi tčžké, ale vydajné. – Laskavé slovo jest kyje silnèjši. – Pĕkné slovo zelezné vrata otvírá. – Pokorné slovo hnĕv ukroueje. (Čelakovsky, 84.)
Dän.: Gode oord ere bedre end guld, meere end gave. (Prov. dan., 440.)
Frz.: On prend plus de mouches avec du miel, qu'avec du vinaigre. (Gaal, 1754.)
Holl.: Op een goet woort mach men vele doen.
It.: Fa più talvolta una buona parola, ch' una compagnia di soldati. (Pazzaglia, 264, 19.)
Lat.: Qui sancte fame nunquam reprehenditur a me. (Fallersleben, 586.)
Tschud.: Hea sanna sööb woöra wäe. (Čelakovsky, 84.)
126. Ein gut Wort stillet grossen Zorn. – Petri, II, 208.
Lat.: Sermo mollis frangit iram. (Binder I, 1619; II, 3090; Seybold, 553.)
Schwed.: God ord äre god Låkeblad. (Grubb, 265.)
127. Ein gut Wort und ein sanfter Regen dringen überall durch.
Frz.: La parole fait le jeu. (Kritzinger, 510a.)
128. Ein gut Wort vermag viel.
»Die Kraft der guten Wort lässt sich in vielem spüren, ein gut Wort kann am Haar den Elefanten führen.« (Persischer Rosengarten, 162; Jördens, Blumenlese, S. 75.)
[403] Engl.: Good words cool more than cold water. (Masson, 386.)
Poln.: Rzadko rzecz uczciwa bez požytku bywa. (Čelakovsky, 84.)
129. Ein gutes Wort bleibt lange im Gedächtniss. – Bertram, 71.
130. Ein gutes Wort bricht die Zunge nicht.
Frz.: Beau parler n'écorche point langue. (Guiguard, 113; Lendroy, 646.)
131. Ein gutes Wort bricht einem kein Bein. – Masson, 386.
132. Ein gutes Wort bricht keine Steine. – Gansler, II.
133. Ein gutes Wort findet immer seinen Mann.
134. Ein gutes Wort führt die Kuh in den Stall.
Mit Sanftmuth richtet man mehr aus als mit Strenge.
135. Ein gutes Wort hat Wärme für drei Winter.
136. Ein gutes Wort ist halbes Futter. – Binder III, 4122.
Nur nicht für lange Dauer.
137. Ein gutes Wort kostet nichts und vermag viel. – Simrock, 11880a.
Engl.: Fair words hurt not the mouth.
Frz.: Les belles paroles ont bien de la force et coûtent peu. (Kritzinger, 510b.)
It.: Onor di bocca assai vale, poco costa. (Kritzinger, 510b.)
138. Ein gutes Wort kostet wenig und gilt viel.
Holl.: Op een goed woord mag men veel doen. (Harrebomée, II, 482a.)
139. Ein gutes Wort löscht besser als ein Eimer Wasser. – Winckler, XV, 34.
Mhd.: Süsze wort machent frewnt vnd stillent die grôssen veint. (Vintler.) (Zingerle, 181.)
It.: Una buona parola smorza più ch' una caldaia d'acqua. (Pazzaglia, 264, 46.)
Lat.: Dextera praecipue capit indulgentia mentes. – Sermo mollis frangit iram. (Seybold, 553.) – Vincuntur molli pectora dura prece. (Masson, 386.)
140. Ein gutes Wort schadet dem Munde (der Zunge) nicht.
Böhm.: Dobré slovo hubu nespálí. – Nezabolí jazyk od dobrého slova. (Čelakovsky, 84.)
Dän.: Gode oord skade intet munden. (Prov. dan., 439.)
Engl.: Fair words hurt not the mouth. (Čelakovsky, 84.)
141. Ein gutes Wort verwundet nicht. – Bertram, 47.
142. Ein gutes wort vorab ist offt vil besser denn die gab. – Hans Sachs, III, 5, CXXXXIIII2.
143. Ein hart Wort richtet an Hader vnd Mord. – Petri, II, 196.
144. Ein hart Wort vom Mann ist einer guten Frau lieber, als süsse Rede von einem andern.
Dän.: Bedre et hart ord af sin mand end gode ord af andre. (Prov. dan., 441.)
145. Ein Heerwagen guter Worte und ein Malter Grüsse gewinnen das Spiel und kosten nicht viel.
146. Ein königlich Wort soll man nicht drehen und deuteln.
So sagte Kaiser Konrad III. 1140, als die Weiber aus Weinsberg auf Grund des kaiserlichen Wortes, dass sie das mitnehmen möchten, was ihnen das Liebste wäre, ihre Männer aus der eroberten Stadt heraustrugen.
147. Ein kühnes Wort macht Muth.
Span.: Quales palabras te dizen, tal corazon te ponea. (Cahier, 3604.)
148. Ein offenes Wort schmeckt, oft bitter. – Schlechta, 298.
149. Ein sanftes Wort stillet den Zorn. – Spr. Sal. 15, 1 u. 25, 15.
»Wenn du in einer widerwärtigen, bittern Sache Sanfftmuth und Demuth gebrauchest, kanstu bissweilen eines Menschen Hertz besenfftigen vnd gleich als mit einem Stil zu dir ziehen; aber mit harten Zornreden soltu wol hundert Krüge Zucker Candis zu Coloquinten machen.« (Persischer Rosengarten, 286, 20.) – Die Russsen: Ein mildes (goldenes) Wort schlichtet oft einen ehernen Streit. (Altmann VI, 484.)
Mhd.: Senfte wort brechent zorn. (Morolf.) (Zingerle, 180.)
Holl.: Een zoet (zacht) woord breckt groote gramschap. (Harrebomée, II, 480a.) – Op quade woorden goede reden, stelt menig korsel hooft tevreden. (Cats, 203.)
It.: Le buone parole acconciano i mal' (mali) fatti.
Lat.: Dissipat ardentem flammati pectoris iram sermo bonus; duro crescit ab ore furor. (Glandorp, I, 12, 60 u. 76, 60.) – Mulcet superba lene verbum pectora. (Sailer, Sprüche, 66.) – Sermo mollis frangit iram.
[404] 150. Ein sanftes Wort zieht mehr als vier Pferde.
Frz.: Doux et courtois langage vaui mieux que riche héritage (apanage.) (Guiguard, 116.)
151. Ein scharfes Wort kann aus einem guten Herzen kommen.
Frz.: Ce qui est amer à la bouche peut être doux au cœur. (Cahier, 67.)
152. Ein silbern Wort öffnet ein eisern Schloss leichter als ein eherner Schlüssel. – Altmann VI, 397.
153. Ein solch wort ist lobenswerth, das man steiff helt ohn alles pferd. – Lehmann, 927, 10.
Lat.: Verbum laudatur, si factum tale sequatur. (Binder II, 3509.)
154. Ein starkes Wort macht noch keine Helden. – Altmann VI, 420.
155. Ein tröstlich wort ist des gemüts (der Seelen) speiss. – Franck, II, 57b; Lehmann, II, 131, 203; Tappius, 60a; Simrock, 11879; Körte, 6979; Körte2, 8734.
Engl.: Good words cool more than cold water.
Lat.: Animo aegrotanti medicus est oratio. (Erasm. 62; Philippi, I, 30; Tappius, 59b.)
156. Ein tröstlich Wort ist so gut als Arzenei dem Trauernden. – Simrock, 11877.
Mhd.: Sücziu wort benement grôze swaere. (Zingerle, 180.)
Dän.: Gode oord læge venne saar. (Prov. dan., 440.)
Holl.: Een trostelijk woord is der zicken spijs. (Harrebomée, II, 480a.)
Lat.: Animo aegrotanti medicus est oratio. (Sutor, 859; Seybold, 27.) – Medicus oratio. (Seybold, 301.)
157. Ein trunken Wort trägt wenig Weisheit fort.
Holl.: Een dronken woord brengt geene reden voort. (Harrebomée, II, 480a.)
158. Ein unüberlegt Wort hat schon manchem den Hals gebrochen.
Holl.: Een haastig woord heeft er menigeen den nek gebroken. (Harrebomée, II, 480a.)
159. Ein unzeitiges Wort ist wie ein rothes Band auf einem schwarzen Trauermantel.
160. Ein vnnütz Wort gibt das ander. – Petri, II, 233.
161. Ein Wort bindet das andere.
Nordfr.: Dit jen Uurd bänt dit üdder. (Hansen, 14.)
162. Ein Wort, das einmal entflogen, wird von zehn Pferden nicht zurückgezogen.
163. Ein Wort, das nicht gesprochen, wird auch nicht gerochen.
Dän.: Naar man tier fortaler mansig ikke. – Tanker ere told fri! – Tiende oord kommer ei til tinge. (Prov. dan., 439.)
164. Ein Wort des Weisen ist schwerer, als die Rede eines Schwätzers.
165. Ein Wort dringt so tief, wie sieben Briefe. – Braun, I, 5306; Graf, 228, 21; Simrock, 11869; Körte, 7004.
166. Ein Wort, ein Mann; ein Mann, ein Wort. – Dove, 81 u. 520; Masson, 357; Körte, 7006.
Galt und war gang und gäbe zu jener Zeit, da Redlichkeit nicht als Tugend gepriesen, sondern als heilige Pflicht geübt wurde.
Slow.: Bodi mož beseda.
167. Ein Wort, ein Wort; ein Mann, ein Mann. – Pistor., VIII, 22; Parömiakon, 2385; Eisenhart, 340; Lehmann, II, 151, 75; Gruter, III, 29; Lohrengel, I, 247; Hertius, I, 8; Estor, II, 292; Hollenberg, I, 61; Hillebrand, 96, 126; Graf, 227, 12; Simrock, 11888; Gaal, 1751; Eiselein, 446 u. 649; Dove, 1063; Meisner, 66, 4; Körte, 7005; Körte2, 8767; Grubb, 385; für Schlesien: Robinson, 860; für Waldeck: Curtze, 347, 419; für Pommern: Dähnert, 556b.
Dies Sprichwort ist noch ein Zeugniss von der grossen Treue, welche unsere Vorfahren in ihren Verträgen und Zusagen beobachtet und wodurch sie die Bewunderung anderer Völker, ja selbst ihrer grössten Feinde, sich erworben haben. (S. 166.)
Nordfr.: En Uurd, en Uurd, en Man, en Man. (Hansen, 10.)
Böhm.: Co slovo to slovo. – Slovo délá muže. – Slovo je slovo. – Slovo za skutek. (Čelakovsky, 345.)
Engl.: A word and a blow. (Bohn II, 183.)
Frz.: L'homme de parole se dit toujours, chose promise chose dûe.
It.: La parola d'un huomo da bene è il suo sigillo. (Pazzaglia, 264, 23.) – L' uomo onesto non fa fango delle sue parole. – L' uomo onesto non manca di fede. – Un uomo onesto mantiene la sua parola. (Biber.)
Lat.: In bonum virum non cadit mentiri. (Cicero.) (Froberg, 380; Philippi, I, 191.)
Schwed.: Bakom ordet bör finnas en man. (Wensell, 9.) Ord äre ord, och man ar man. (Grubb, 650.)
[405] 168. Ein Wort fliegt, aber ein Zug bleibt.
169. Ein Wort gehört, ist bald vergessen; schreib's, so bleibt's. – Petri, II, 238.
170. Ein Wort geredt zu seiner Zeit, ist wie ein gülden Apfel in silbernen Schalen. – Gryphius, Räthselweisheit, 33.
Schwed.: Tala i tijd är högt förstånd. (Grubb, 793.)
171. Ein Wort gibt (holet) das andre. – Etterlyn, LXXXb; Petri, II, 238; Eiselein, 649; Simrock, 11886.
Engl.: One word brings out another.
Frz.: Une parole tire l'autre. (Gaal, 1760.)
Holl.: Het eene woord halt (lokt) het andere uit. (Harrebomée, II, 480b.)
It.: Il dire fa dire. (Gaal, 1760.) – Il discorrere fa discorrere. – Una parola tira (tocca) l'altra.
Lat.: Lis litem serit. (Plautus.) (Hauer, M2; Philippi, I, 227.)
172. Ein Wort gibt das andere, bis es kommt zum Keilen.
Poln.: Od słowa do słowa, až boli głowa. (Čelakovsky, 73.)
173. Ein Wort Gottes ist grösser denn drey Welt. – Henisch, 1701, 12; Sailer, 227.
174. Ein Wort, ins Ohr gesagt, wird weit gehört. – Cibot, 169.
175. Ein Wort ist ein Hauch, ein Hauch ist ein Wind. – Simrock, 11836.
Holl.: Een woord is een woord, het vliegt daar heen. (Harrebomée, II, 480a.)
176. Ein Wort ist ein Wind, wer's fehet, ist ein Kind. – Henisch, 1038, 4; Petri, II, 238.
177. Ein Wort ist ein Wind, wo es aussgeht, da geht es auch wol wieder ein. – Tappius, 202a; Henisch, 1429, 39; Lehmann, II, 215; Körte, 6984.
Darum lege keinen zu hohen Werth darauf. Die Chinesen dagegen sagen: »Ein Wort ist tausendmal leichter als Luft; ist es jedoch aus dem Munde heraus, so haben alle Pferde der Welt nicht Kraft genug, es zurückzuziehen.« (Alte und neue Welt, 1876, S. 969.)
178. Ein wort ist ein windt. – Tappius, 202a; Graf, 351, 402.
Hier mit Bezug auf Beleidigungen, um zu sagen, dass man ein übles Wort nicht zu scharf auffassen, sondern sich begnügen solle, wenn der, so es gesprochen, es wieder zurücknehme. »Eyn wort ysz eyn wint.« (Lappenberg, Hamburger Recht, 287, 1.)
179. Ein Wort ist einen Thaler werth, Schweigen zwei. – Löwenheim, 243.
180. Ein Wort ist für den Weisen mehr, als eine ganze Predigt für den Narren. – Binder III, 4124.
181. Ein Wort ist genug für den, der's (so es) merken mag. – Simrock, 11871; Eiselein, 649.
Engl.: A word is enough to the wise. (Bohn II, 144.)
Frz.: A bon entendeur il ne faut que demie-parole. (Bohn II, 144.)
Lat.: Dictum sapienti sat est. (Eiselein, 649.)
182. Ein Wort ist kein Donnerschlag (Donnerkeil). – Klix, 124.
Empfiehlt, es mit einer hingeworfenen Aeusserung nicht zu genau zu nehmen.
183. Ein Wort ist kein Knebelspiess, macht drumb auch keine Wunden wie Knebelspiess. – Dietrich, Weisheit, II, 649.
184. Ein wort ist kein Pfeil. – Egenolff, 183b; Petri, II, 238; Schottel, 1134b; Pistor., VIII, 24; Ramann II, 401; Meisner, 101; Gaal, 1761; Simrock, 11840; Graf, 293, 76; Grubb, 508.
Die Russen sagen: Das Wort ist kein Pfeil, es ist aber schlimmer als ein Pfeil. (Cahier, 1985.)
Lat.: Argutiae sunt innocuae. (Philippi, I, 41.) Levissima res oratio. (Philippi, I, 224.)
185. Ein wort ist kein pfeil, Mussquet oder Hellepart. – Lehmann, 644, 30; Mathesy, 188a.
Holl.: Een woord is geen pijl. (Harrebomée, II, 480a.)
186. Ein Wort ist kein Pfeil, sonst hätten die alten Eidgenossen ihre Weiber im Bett erschossen.
187. Ein Wort ist kein Pfeil und ein F ... kein Donnerkeil. – Meisner, 10; Siebenkees, 82; Ramann, I. Pred., 530; Sailer, 282; Körte, 6985.
In Schlesien: A Wort is kê Pfeil, a F ... kê Dunnerkêl. (Gomolcke, 1157.)
Lat.: Verba cutem non laniant. (Gaal, 1761.) – Levissima res oratio.
Ung.: A' föt bé nem töri a' szó. (Gaal, 1761.)
[406] 188. Ein Wort ist kein Sprichwort.
189. Ein Wort ist keine Keule. (Wend. Lausitz.)
Engl.: Words may pass, but blows fall heavy. (Bohn II, 183.)
190. Ein Wort ist leicht zu verdrehen.
Die Russen: Die Sprache ist ohne Knochen, man dreht sie, wie man will. (Cahier, 1956.)
191. Ein Wort ist leichter zurückgehalten als zurückgenommen.
Im zweiten Beiblatt zu Nr. 32 des Kladderadatsch (1876) als ein altes Sprichwort bezeichnet.
192. Ein Wort ist (ein) Wind, und Wind (ist) kein Pfeil.
193. Ein Wort kann viel thun.
Die Finnen: Ein Wort hilft, ein Wort stürzt. (Bertram, 60.)
194. Ein Wort kann viel Zorn richten an. – Petri, II, 238.
195. Ein Wort locket das andere. – Schottel, 1132a.
196. Ein Wort muss so gut sein als Brief und Siegel. – Estor, II, 293, 3487; Graf, 228, 19.
197. Ein Wort ohne Galle ist ein Ei ohne Salz. – Winckler, III, 37.
198. Ein Wort reisst das andere fort.
Holl.: Het eene woord brengt het andere voort. (Harrebomée, II, 480b.)
199. Ein Wort schlägt (stösst) den Kopf nicht ein.
Empfiehlt Friedfertigkeit und warnt vor zu grosser Reizbarkeit.
200. Ein Wort soviel als tausend, sagte der stumme Klaus zum Richter, ich kann nicht sprechen.
201. Ein Wort soviel wie tausend, sagte der stumme Bettler.
Holl.: Een woord zooveel als duizend, zei stomme Flip, en hij kon niet spreken. (Harrebomée, II, 480a.)
202. Ein Wort thut viel am rechten Ort.
Böhm.: Mnoho může pečet' v listu, více slovo v čas a k mistu. (Čelakovsky, 75.)
203. Ein Wort zieht das andere nach sich.
Holl.: De woorden zijn als kersen, het eene trekt het andere. (Harrebomée, II, 479b.)
204. Ein Wort zu rechter Zeit ist besser als zehn zur Unzeit.
Mhd.: In rehter zît ein man in were ist bezzer dann zunzît ein here. (Colm.) (Zingerle, 182.)
It.: E arte di parlare, il parlar a tempo. (Pazzaglia, 264, 18.)
205. Ein Wort zu seiner Zeit ist erlaubt. – Globus, VIII, 72.
206. Ein Wort zuviel verdirbt die beste Sache; ein Augenblick Geduld bringt die schlechteste in Ordnung. – Cibot, 168.
207. Ein zeitig wort findt alzeit gnad. – Franck, I, 112b; Gruter, I, 28; Henisch, 1099, 25; Petri, II, 238; Schottel, 1141a.
208. Ein zu lautes Wort zieht eine Lawine fort. – Dove, 1064.
Ein geringer Umstand kann grosses Unglück herbeiführen.
209. Einer ist das Wort, der andere der Korb.
Lat.: Illo respiciens, sed hic remitte bona. (Philippi, I, 187.)
210. Em mess net e jêd Wîrt af der gûldwôch wejen. – Schuster, 914b.
211. Em sâl de Wîrt kân, dernô ousschpôn. – Schuster, 911.
212. En basch Woord holt 'n Kerl fan de Düör (oder: vom Lieve).
Ein barsches Wort hält den Kerl von der Thür.
213. En böse Wôrd von fremmen Lüen doit weier as 'ne dögnde Dracht Släge von de Eldern. – Schambach, II, 133.
Ein böses (unfreundliches, tadelndes) Wort von fremden Leuten thut weher als eine Tracht Schläge von den Aeltern.
214. En gaud wôrd finnt en'n gauen ôrd. – Schambach, 74.
215. En god Wort find en gode Ste (Stätte). – Eichwald, 2082.
216. En hart Wort holt en Kerl vun de Bo'st. – Eichwald, 2089; Hauskalender, I; Kern, 219.
Bange machen gilt nicht.
[407] 217. En Wart maut en Wart sin. (Grafsch. Mark.) – Woeste, 79, 353; hochdeutsch bei Graf, 227, 15.
218. En Wäurd ies näu (noch) kein Dunnerkeil. – Firmenich, I, 362, 2.
219. En Wôrd is kein Donderslag. – Schambach, II, 153; Dove, 976.
Ist nicht stets so schlimm gemeint und gefährlich.
220. En Wôrd is keine Dracht. – Schambach, II, 153.
Es wird oft leicht hingesprochen und wiegt nicht so schwer.
221. En Wôrd is kên Bênbruch. (Bremen.) – Köster, 252.
222. Es fehlt an Worten nicht den Herrn, die sich selber loben gern.
Böhm.: Kdo dvorný, ten i hovorný. (Čelakovsky, 75.)
Poln.: Kto dworny, ten i wielomowny. (Čelakovsky, 75.)
223. Es gehen viel Worte in einen Sack und noch viel mehr heraus.
224. Es gehen viel Worte in einen Sack und Schafe in einen Stall.
Holl.: Baar gaan veel woorden in een' zak, en eenden in eene kooi. (Harrebomée, II, 179b.)
225. Es gehen vil gute wort auff einen Centner. – Henisch, 595, 20; Petri, II, 246.
226. Es gehoret auff alle wortt kein antwort. – Agricola I, 212; Latendorf III, 164; Gruter, I, 30; Schottel, 1132a; Guttenstein, 53, 57.
Lat.: Non omni verbo respondendum. – Responsum verbo non mox debebitur omni: omnibus et ratio non sua danda venit. (Glandorp, II, 108, 267.)
Schwed.: Icke all ord man swarar til. (Törningen, 27; Grubb, 16 u. 377.)
227. Es gehöret nit, auff alle Wort zu antworten. – Eyering, II, 478; Henisch, 1440, 4.
228. Es gibt gewiss kein schlimmers Wort, als: Was ich hatt', ist alles fort.
229. Es ist besser ein gut wort, denn einen freund verloren. – Mathesy, 188a.
230. Es ist besser ein scharff wort fahren lassen, denn das gewissen verletzen vnd ander leut guten namen anrührig machen. – Henisch, 323, 30.
231. Es ist ein gut Wort, das ein gut Schweigen verbessern kann.
Holl.: Het is een goed woord, dat een goed zwijgen verbetert. (Harrebomée, II, 480b.)
232. Es ist jetzund kein Wort, das vor nie war gehort. – Petri, II, 264.
233. Es ist kein gut Wort verloren. – Petri, II, 417.
234. Es ist manchen in Worten, wie andern im Sinne. – Petri, II, 271.
235. Es ist offt auss eim schlechten wort erstanden krieg vnd grosses mord.
Lat.: Fit lis ex minimis interdum maxima uerbis. (Loci comm., 153.)
236. Es ist schnell ein Wort geredt und ein Bissen versäumt. (Breslau.)
Ermahnung, statt zu reden, sich zum Essen heranzuhalten.
237. Es lässt sich mit dem Worte Gottes nicht stückeln noch flicken.
238. Es liegt nicht an den vielen Worten, sondern an den Thaten.
239. Es ligt nit an vil worten, sonder an vil thun. – Franck, II, 40b.
240. Es macht niemand mehr Worte als die Thiere, so reden können. – Opel, 371.
241. Es muss ein schlechtes Wort sein, das sich nicht reden und schreiben lässt. – Pistor., VIII, 19.
Lat.: Vilo verbum sit, oportet, quod dici vel scribi nequit.
242. Es sagt mancher ein Wort, wär's ein Gulden, er steckte ihn in die Tasche.
243. Es sein Worte, sprach der Teufel, kam er über ein Messbuch. – Nass. Schulblatt, 162b; Hoefer, 1046.
244. Es seind eitel Wort, sprach der Wolf. – Franck, Weltbuch, CLVIIIb.
[408] 245. Es sind manches Wort so stark vnd tief, dass er ein Loch red durch ein Brieff. – Petri, II, 293.
246. Es sind nicht viel Worte, die einen schuldig machen. – Graf, 327, 7.
Der blosse Wille bindet; man kann mit einem einzigen kleinen Ja grosse Pflichten und Verbindlichkeiten übernehmen.
Mhd.: Is sint nicht ire wort, die eynen man schuldig machen. (Daniels, 290, 45.)
247. Es sind viel Worte, die keiner Antwort bedürfen.
Holl.: Het zijn vele woorden, die geen antwoord hebben. (Harrebomée, II, 481a.)
248. Es sind Wort. – Luther's Ms., S. 1.
249. Es soll einer ein Wort eher neunmal im Mund vmbkehren, ehe er's ausssagt. – Lehmann, II, 139, 113; Henisch, 794, 68; Petri, II, 297; Simrock, 11896; Sailer, 281.
250. Es sollen nit wort, sonder that sein. – Franck, II, 41a.
251. Es stolpern oft die besten Worte durch der Lippen glatte Pforte.
252. Et is 'n hart Wort, dat sik ni seggn lett. – Eichwald, 2086.
253. Eure Worte sind gut, ihr von Halle; aber der Teufel traue euch, sagte Gustav Adolf zu den Hallensern. – Deutsche Romanzeitung, III, 43, 512.
254. Falsche Wort mit gutem Schein sind die betrüglichsten. – Henisch, 994, 13; Petri, II, 308.
255. Freundlich Wort und Hand am Hut, kostet nichts und ist doch gut.
Aehnlich die Russen. (Altmann VI, 406.)
256. Freundliche Wort vnd süsser Wein fallen bald ab (oder: werden im ersten ablass sawer). – Lehmann, 360, 27.
257. Freundliche Worte machen die Zunge nicht wund und die Zähne nicht stumpf. – Simrock, 11874; Eiselein, 650.
Dän.: Tungen slides ei, eller tænderne stumpe af gode oord. (Prov. dan., 439.)
Frz.: Les douces paroles n'écorchent point les oreilles. (Kritzinger, 249a.)
258. Freundliche Worte sind oft mehr als Gold.
Lat.: Aurum fulgorum superat favor eloquiorum.
Schwed.: Godh ord aero gulle baetra. (Reuterdahl, 60.)
259. Folget meinen Worten, aber nicht meinen Werken. – Simrock, 11851.
260. Für dumme Worte gehört ein taubes Ohr.
Frz.: A sottes paroles, sourde oreille. (Cahier, 1278.)
Span.: A palabras locas orejas sordas. (Cahier, 3590.)
261. Für Worte kauft man keine Ochsen (keine Waare), aber für Geld.
Engl.: One cannot live by selling ware for words. (Bohn II, 140.)
Poln.: Za pierdoły nie będą woły, jeno za pieniądze. (Lompa, 35.)
262. Gaue Wôre kostet kein Geld. – Schambach, II, 210.
263. Geflügelt Wort geht von Ort zu Ort.
Die Chinesen dagegen sagen: Fliegende Worte kommen nicht weit. (Cibot, 158.)
264. Gelinde wort stillen den Hader. – Henisch, 1460, 55.
265. Geredt Wort kommt nicht zurück. – Grubb, 650.
266. Geschmiert Wort vnd ein freundliches Hertz sind selten beysammen. – Petri, II, 336.
267. Geschmierte Wort, nichts dahinder. – Petri, II, 335.
268. Gesprochen Wort entflieht, geschriebenes bleibt.
Frz.: La parole s'enfuit, et l'écriture demeure. (Cahier, 603.)
269. Gesprochen Wort kommt nicht wieder an seinen Ort.
Mhd.: Ê daz diu rede entrinne dir ze gaehes ûz dem munde dîn besnît si wol ûf den gewin, daz si den wîsen wol behage. daz wort mac niht hinwider in und ist doch schiere för den munt. (Winsbeke.) – Mit witzen sprechen, daz ist sin: daz wort enkumt niht wider in. (Freidank.) (Zingerle, 180.)
Böhm.: Které slovo z úst vyletí, nižádnou mĕrou zase nevleti. (Čelakovsky, 79.)
[409] Dän.: Det oord ei kaldes kand tilbage, som er udsagt, det er stor klage. (Prov. dan., 439.) – Oord er ei vand, som med svamp afifke kand. – Oord have ei rumpe, de kunne ei holdes ti bage igien. (Prov. dan., 438.)
Kroat.: Reč izrečenu ni moči nazad vernuti. (Čelakovsky, 79.)
Span.: Palabra echada mal puede ser retornada.
270. Gib jhm gute Wort vnnd thu darnach, was du willst. – Lehmann, II, 229, 123; Henisch, 1382, 65.
271. Gib mir gute worte, das ist mir ein halb essen. – Tappius, 60a; Henisch, 947, 7; Körte, 6980.
Engl.: Welcome is the best cheer. (Masson, 141.)
272. Gibt einer gute wort, so meint man, er förchte sich. – Lehmann, 360, 9.
273. Glatte Worte sind ein Deckel der Unwahrheit. – Parömiakon, 2589.
274. Glaube den Worten nicht, wenn auch mancher von Treue spricht.
275. Goldene Worte erzeugen oft bleierne Thaten.
Holl.: Gouden woorden telen veeltijds looden daden. (Harrebomée, II, 478b.)
276. Gross mit Worten, wenig in der That. – Lehmann, II, 238, 85.
Lat.: Magnus es in verbis, in factis nullus haberis. (Philippi, I, 235.)
Schwed.: Stoor ord sittia intet i kalsen fast. (Grubb, 762.)
277. Grosse wort vnd dick gelogen haben manchen Mann betrogen. – Henisch, 689, 37; Lohrengel, I, 340; Körte, 7000.
278. Grosse Worte halten den Mann von der Thür.
Mit Grosssprechereien verscheucht man verständige Männer, die den Prahler bemitleiden und ihm gern ausweichen.
279. Grosse Worte, kleine Werke. – Simrock, 11852; Gaal, 1764.
Mhd.: Wâ wort und werk sint ungelîch, der mensch wirt hûm an êren rîch. (Boner.) (Zingerle, 180.)
280. Grosse Worte tragen nicht die Häut' frommer Leut'.
Dän.: Store oord gjøre spelden from i gjemingen. (Prov. dan., 439.)
281. Grosse Worte und Federn gehen viel auf ein Pfund. – Simrock, 11854.
282. Grosse Worte und kleine Macht hat der Teufel zusammengebracht.
Dän.: Store oord og liden magt, haver fanden sammen bragt. (Prov. dan., 439.)
Schwed.: Stor ord och liten macht hår hin håle sammenanbracht. (Grubb, 763.)
283. Grosse worte vnd nichts dohynder. – Agricola, I, 44; Lehmann, II, 232, 182; Schottel, 1129a; Simrock, 11853; Sailer, 282.
Frz.: Grand vanteur, petit faiseur. (Kritzinger, 702b.)
Lat.: Gloriosus et miser. – Quamlibet et iactet sese dotesque celebret, ipse suos, et egens et miserandus homo est. (Glandorp, 112, 282.)
284. Grote Wörde fallen nich in den Sack.
»Dat Sprekwort, dat min Oldervader sprak: Grote Wörde fallen nich in den Sack, dat will to düssen Tiden nich gelden, dat dröpt nich in oder jo gar selden.« (Diermissen, 254.)
285. Grote Wörde füllen nicht den Sack. – Lauremberg, IV, 84.
Dän.: Store oord fylde ei sack, men snarere røbe mangen gæk. (Prov. dan., 439.)
Schwed.: Stör ord fylla intet säcken. (Grubb, 762.)
286. G'schliffni Wort und e schlähti Meinig sind hunderttusigbeinig. – Sutermeister, 125.
287. Gut Wort, betrogen Werck, sind falscher Leute Merck. – Henisch, 944, 1; Petri, II, 361.
288. Gut Wort find ein gut ort. – Lehmann, 360, 20; Tendlau, 856.
289. Gut Wort hilft fort.
Lat.: Modus loquendi in tribus consistit in gestu, in sono, et significatione. (Chaos, 484.)
290. Gut Wort und schlechte Thaten erhält man viel für 'nen Dukaten.
291. Gut Wort vnd böser Kauff ist jetzund der Welt Lauff. – Petri, II, 366.
292. Gute Wort, arge tuck, viel gruss, böss blick ist jetzt der gebrauch auff Erden. – Henisch, 1772, 7; Petri, II, 366.
Schwed.: Mången gjer god ord af falsk hjerta. (Törning, 108.)
[410] 293. Gute Wort auss falschem Hertzen sind nichts den Gifft und Schmertzen. – Petri, II, 366.
Lat.: Verba bona ex falso si sunt manantia corde; pectore virus habet mellis in ore locum. (Sutor, 478.)
294. Gute Wort, böse Tück. – Petri, II, 366.
295. Gute wort, böser keuff. – Franck, II, 180b; Lehmann, 359, 4 u. 421, 73; Gruter, I, 46; Egenolff, 238b; Petri, II, 364; Eiselein, 650.
296. Gute wort darff man nicht kauffen. – Lehmann, 360, 8.
Und dennoch ist man oft sehr karg damit. So sagen die Finnen: »Ehe kriegst du vom Steine eine Zunge, als von den Bösen ein gutes Wort.« (Bertram, 53.)
Böhm.: Dobrá slova se nekupují. (Čelakovsky, 84.)
Poln.: Słowo dobre mało kosztuje. (Čelakovsky, 84.)
297. Gute Wort der Herren sind ein Mawerbrecher, damit man grosse Löcher in der Stätt Schatzkammer gebrochen. – Lehmann, 361, 42.
298. Gute Wort erfrewen den Narren. – Lehmann, II, 233, 200; Petri, II, 366.
Lat.: Laetatur stultus, dum sermo datur sibi cultus.
Schwed.: Söt ord frögda en dåra. (Grubb, 788.)
299. Gute Wort, falsch hinter ruck, ist jetzund ein Meisterstuck. – Lehmann, 359, 1; Keil, 20.
300. Gute Wort füllen den Sack nicht. – Lehmann, 359, 4.
Frz.: Belles paroles n'emplissent pas la bourse. (Kritzinger, 510b.)
Schwed.: God ord fylla intet säcken. (Grubb, 266.)
301. Gute Wort, hab acht zum Seckel. – Lehmann, 361, 36.
302. Gute Wort, Händ' und Suppen sind wolfeil zu Hofe. – Petri, II, 366; Eiselein, 315.
303. Gute Wort heilen böse stich. – Lehmann, 360, 26; Eiselein, 650.
It.: Le buone parole ungono, le male pungono. (Pazzaglia, 264, 24.)
Schwed.: God ord låkja wånne sår. (Grubb, 265.)
304. Gute Wort im Mund und den Hut in der Hand, kostet nichts und nützet Leut und Land.
Bei Tunnicius (647): Wrede wôrde maken kyf, gude tobreken en. (Mititia verba ruunt, trucibus sed tollitur ira.)
Lat.: Cedere majori non est pudor inferiori. (Chaos, 376.)
305. Gute Wort klieben kein Holz. – Gansler, II.
306. Gute Wort kosten nichts; wenn sie ein batzen werth weren, würde man sie lieber behalten als hingeben. – Lehmann, 361, 20.
307. Gute Wort machen keine stumpffe Zähn. – Lehmann, 359, 7.
308. Gute Wort machen keine Wunden in der Zunge. – Lehmann, 359, 7.
309. Gute Wort ohn' Herzens Gunst ist Betrug und Heuchlers Kunst. – Gerlach, 145.
310. Gute wort sind allzeit gut. – Ayrer, IV, 2276, 18.
311. Gute Wort sind der Seelen speiss. – Eyering, II, 717.
312. Gute wort sollen vorgehen, die waffen folgen. – Lehmann, 444, 114.
313. Gute wort sonder meinen haben mehr betrogen als einen. – Henisch, 352, 58; Petri, II, 366.
314. Gute Wort' und böse Tück' ist jetzt das (rechte) Meisterstück. – Lehmann, 337, 77.
Lat.: Plerique specie boni sunt mali. ( Lehmann, 337, 77.)
315. Gute (schöne) wort verkauffen böse Wahr. – Gruter, I, 46; Latendorf, II, 16; Egenolff, 375a; Eyering, II, 714; Petri, II, 366; Sailer, 164; Körte, 6991.
Die Russen: Ein schöner Mund entleert den Beutel, eine schöne Waare winkt ihm nur. (Altmann VI, 452.)
Frz.: A vieille mule frein doré. – Avec de bonnes paroles on débite la mauvaise marchandise.
Lat.: Per bona verba menditur mala herba.
316. Gute Wort vnd alte Gulden verführen manchen Gesellen. – Petri, II, 366.
317. Gute Wort' vnd böse werck' betriegen die Weisen vnd die Thoren. – Lehmann, 359, 3.
318. Gute wort vnd falsche Trew ist jetzo der Welt nicht new. – Zinkgref, IV, 367; Henisch, 994, 11; Latendorf, II, 16; Petri, II, 366.
[411] 319. Gute Wort vnd sincerationes geben nicht holtz zu Brücken. – Lehmann, 360, 12.
320. Gute Worte beruhigen (besänftigen, kühlen) mehr als kalt (Quell-) Wasser (kalte Umschläge.)
Engl.: Good words cool more than cold water. (Bohn II, 144.)
Span.: Mas apaga buena palabra, que caldera de ogna. (Bohn II, 144.)
321. Gute Worte besänftigen einen bösen Hund und verwunden nicht den Mund.
Engl.: Soft words break no bones. – Soft words hurt not the mouth. (Bohn II, 144.)
Frz.: Douces ou belles paroles n'écorchent pas la langue. (Bohn II, 144.)
Holl.: Goede redenen zijn beter dan heilzame balsem. (Harrebomée, II, 211b.)
It.: Parole dolci raffrenano grand' ira. (Pazzaglia, 264, 42.)
322. Gute Worte, böse Waare, treue Hand, gut Gericht, böse Käuf' geht durch alle Land.
Lat.: Ubi leges multae, et lites multae, sed vita parva et mores pravi. (Sutor, 334.)
323. Gute Worte brechen einem kein Bein. – Gaal, 1756.
Engl.: Fair words hurt not the mouth. (Gaal, 1756.) – Good words breaks no bones, but foul words many a one. (Bohn II, 353.)
Frz.: Jamais beau parler n'écorcha langue. (Gaal, 1756; Cahier, 579.)
Holl.: Goede woorden niemand moorden. (Harrebomée, II, 480b.)
Lat.: Sermones blandi non radunt ora loquentis. (Gaal, 1756.)
324. Gute Worte feilen schlimme Waare. – Graf, 260, 217.
Holl.: Goede woorden veilen kwaade koopmanschap. (Harrebomée, II, 480b.)
325. Gute Worte füllen den Magen nicht.
Holl.: Goede woorden, waren gij goed, om te eten. (Harrebomée, II, 478b.)
Schwed.: God ord måtta intet magan. (Grubb, 266.)
326. Gute Worte heilen, böse verwunden.
Holl.: Goede woorden zalven, maar kwade woorden steken. (Harrebomée, II, 478b.)
327. Gute Worte herzen, böse schmerzen.
Jene thun wohl, diese weh.
It.: Le buone parole ungono, le cattive pungono. (Biber.)
328. Gute Worte im Munde und den Hut in der Hand, kostet nichts und nützet Leut und Land.
Pflegte Heinrich IV. von Frankreich zu sagen. (Döpler, I, 812.)
329. Gute Worte klingen fein und zerbrechen kein Bein.
330. Gute Worte können einen Elefanten am Haare führen.
Gute Worte, sagen die Türken, wirken bei Soldaten mehr als Sold. (Cahier, 2701.)
331. Gute Worte kosten nichts. – Lehmann, 360, 8; Eiselein, 650.
»Warumb wollte man zehe vnd karg damit seyn!«
Engl.: Good words cost nought. (Bohn II, 144.) – Good words break no bones. (Kritzinger, 258b.)
Holl.: Goede woorden kosten geen geld. (Harrebomée, II, 480b.)
Lat.: Verba nullo pretio emuntur. (Eiselein, 650.)
Port.: Palavras naõ custaõ dinheiro. (Bohn II, 114.)
332. Gute Worte kühlen mehr als kaltes Wasser. – Binder III, 4131.
333. Gute Worte machen die Kehle nicht wund. – Frischbier, II, 2961.
Frz.: Beau parler n'écorche langue. (Kritzinger, 64a.)
334. Gute Worte machen kein Halsweh. – Winckler, XIV, 12.
335. Gute worte müssen böse waaren verkauffen. – Lehmann, 645, 37; Simrock, 11885.
336. Gute Worte ohn Gunst ist ein Stück von Judas' Kunst. – Lehmann, II, 233, 201; Zinkgref, IV, 402; Henisch, 1783, 23; Petri, II, 366; Simrock, 11881.
Lat.: Hunc fidum dico, bene qui succurrit amico. (Chaos, 56.)
337. Gute Worte ohne Thaten sind eine Pfanne ohne Braten.
Engl.: Good words without deeds are rushes and reeds. (Bohn II, 23.)
338. Gute Worte schwatzen, die bösen kratzen.
[412] 339. Gute Worte sind selten aufrichtig.
Lat.: Ubi maxime gaudebis, metues maxime. (Philippi, II, 230.)
340. Gute Worte soll man nicht in schlechte Ohren bringen.
Frz.: Bonne parole à cœur mauvais, c'est bon vin en vaisseau punais. (Cahier, 1276.)
341. Gute Worte thun den Ohren nicht weh.
342. Gute Worte und nichts dahinter geben sie im Sommer und Winter. – Petri, II, 366.
Frz.: Paroles de saints et griffes de chats.
343. Gute Worte und strenge Strafe erhalten ein gut Regiment.
Dän.: Gode oord og stræng straf opholder regimenter. (Prov. dan., 439.)
344. Gute Worte und strenge That erhalten die Ordnung im Staat.
Milde Gesetze und strenge Bestrafung der Uebertretung derselben.
Schwed.: God ord och sträng straf hålla land och ståder wed mocht. (Grubb, 265.)
345. Gute Worte verhüllen böse Thaten.
It.: Le buone parole acconciano le cose malfatte. (Pazzaglia, 264, 27.)
346. Gute Worte vermögen viel und kosten wenig. – Gaal, 1756.
It.: Onor di bocca assai giova e poco costa. (Gaal, 1756.)
Kroat.: Lĕpa rĕč grozdena vrata otvara.
347. Gute Worte versöhnen böse Thaten.
It.: Le buone parole acconciano i malfatti.
348. Gute Worte, Zaum und Sporen machen das Pferd fromm. – Simrock, 7859; Eiselein, 510.
349. Gutes Wort ist halbes Futter. – Simrock, 11875.
350. Gutes Wort und böses Spiel betrügt der Jungen und Alten viel. – Gaal, 1757.
Frz.: Belles paroles et mauvais jeu trompent les jeunes et les vieux. (Kritzinger, 510b.)
It.: Belle parole e cattivi fatti ingannano savi e matti. (Gaal, 1757.)
351. Gutte Worte ohne trew ist heüer nichtt new.
Aus einer Handschrift der königlichen Bibliothek zu Königsberg aus dem 17. Jahrhundert.
352. Hâlt ich nô méinje Wîrten, net nô meinjen Tôten. – Schuster, 1068.
Haltet, richtet euch nach meinen Worten, nicht nach meinen Thaten.
353. Hart Wôrt kann 'n Kerl van de Bost (Brust) holden. – Goldschmidt, 96; Frommann, V, 429, 516.
Mit einem harten Worte kann man sich einen Kerl vom Leibe halten.
354. Harte Wort auss gelindem Hertzen sind wol zu verantworten. – Petri, II, 371.
355. Harte wort machen czorn. – Werdea, Ci.
356. Harte Worte können auch aus einer weichen Seele kommen.
357. Harte Worte machen Zank, gute zerbrechen ihn.
Lat.: Dextera præcipue capit indulgentia mentes. (Ovid.) (Binder II, 82; Kruse, 192; Philippi, I, 117; Seybold, 122.)
358. Hässliche Worte passen in keine gute Gesellschaft, sagte der Vorleser und überschlug, was er nicht lesen konnte.
Holl.: Kwade namen stichten niet, zei de voorlezer, en hij sloeg maar over, die hij niet lezen kon. (Harrebomée, II, 113b.)
359. He hett dat in de Worde als Katteker (Eichhörnchen) in dem Start. – Globus, VIII.
360. Heraus mit dem Wort, wenn es wahr ist; hinab mit dem Trunk, wenn er klar ist. (Thüringen.)
361. Heuchlerische Worte betrügen weise Narren.
362. Hier das Wort und da die That.
363. Höfliche Worte binden niemand.
364. Höfliche Worte vermögen viel und kosten wenig. – Simrock, 11880.
365. Honigsüsse Worte sind nicht ohne Gift.
366. Honigsüsse Worte und Gift im Herzen.
Lat.: Impia sub dulci melle venena latent. (Seybold, 231.)
367. Ich gebe niemand mehr gute wort, alss den ich berupffen will, sagte jener Meister in der Simulirkunst. – Lehmann, 337, 71.
368. In den süssesten Worten ist der grösste Betrug. – Chaos, 292.
[413] 369. In viel Worten ist viel Sünde. – Simrock, 11855; Körte, 6995.
370. In wenig Worten liegt oft ein tiefer Sinn.
Dän.: Faae oord er teyn til forstand. (Prov. dan., 440.)
Holl.: In luttel woorden veel bescheid. (Harrebomée, II, 481b.)
371. In Worten, in Kräutern und Steinen verborgene Kräfte erscheinen. – Petri, II, 406; Eiselein, 649.
Lat.: In verbis, herbis et lapidibus est magna virtus. (Markolf, 63; Pauli, Schimpff, 146.)
372. In Worten nichts, in Werken viel, bringt am geschwindesten zum Ziel.
373. In Worten ohne Sinn steckt ein Narre drin.
Holl.: In woorden zonder slot is 't kenmerk van een' zot. (Harrebomée, II, 481b.)
374. In Worten zart, in Werken hart. – Simrock, 11850; Eiselein, 649.
Lat.: In verbo suavis, in re gravis. (Eiselein, 649.)
375. In Wörtern, Kräutern, Steinen wol grosse Krafft vnd Tugend seyn sol. – Mathesy, 165a.
»Hat einer ein böss Weib, vnnd will gerne, dass sie from würde, der mag Salomonis raht folgen: In verbis, herbis et lapidibus u.s.w.« (Mathesy, 165a.)
376. Ist das Wort erst aus Paul's Munde, dann bellen es schon Peter's Hunde.
Aehnlich russisch. (Altmann VI, 387.) Wenn ein gescheiter Gedanke ausgesprochen ist, dann meint jeder, er hätte ihn auch gehabt. Wenn Amerika entdeckt ist, erscheint es jedem als eine Kleinigkeit, es aufzufinden.
377. Ist das Wort heraus, kommt's nicht wieder zurück ins Haus.
378. Ist das Wort heraus, so ist's in fremdem Haus.
379. Ist doch ein wort kein pfeyl nicht. – Agricola, I, 336; Gruter, I, 51; Eiselein, 649.
Lat.: Convicium non est telum. – Cur adeo offendunt hominis mala verba loquacis? – Nunquid vim teli vox inimica tenet? (Glandorp, II, 85, 171.)
380. It quea Wird seil me min Andert jaen. (Westfr.)
Einem bösen Worte soll man keine Antwort geben.
381. Je mehr man das Wort Gottes drückt, je weiter läuft's aus.
382. Je mehr Wort, je minder Werk; je mehr Geschrey, je minder Wolle; je mehr Geschwätz, je minder Herz; je mehr Schein, je minder Gold. – Philander von Sittewald, Ib (Strassburg 1643).
383. Je mehr Worte, je ärger Gebet. – Körte, 6996.
384. Je süesser d' Wort, je weniger trau. (Aargau.) – Schweiz, II, 184, 34.
385. Je weniger wort, je besser Gebet. – Henisch, 1388, 2; Petri, I, 59; Lohrengel, I, 418; Simrock, 11856; Körte, 6996.
386. Je weniger Wort, je weniger zu verantworten. – Petri, II, 396.
387. Jeder hat sein Wort in seinem Fache. – Seume, Spaziergang, Hempel'sche Ausg., I, 131.
388. Jeder ist seiner Worte bester Ausleger. – Pistor., II, 44, 8; Simrock, 664.
Dän.: Hver er sine egne oords tolk. (Prov. dan., 438.)
Holl.: Jeder is zijn eigen taal-ontleder. (Harrebomée, II, 321b.)
Schwed.: Hvar tyder sjelf sin egen ord. (Grubb, 348.)
389. Kaiserliches Wort ist so kräftig als ein Eid. (S. ⇒ König 62.) – Graf, 28, 12.
Ein Ausspruch Kaiser Friedrich's I.
390. Keärte Wirden in dy faest, dy sluwte baest. (Westfr.)
Kurze Worte und die fest, die schliessen, passen best.
Holl.: Corte woorde gheven einde. (Tunn., 8, 4.)
Lat.: Expediunt brevia finem donantia verba. (Fallersleben, 151 u. 445.)
391. Kriech ins Wort, wie ein Hase in die Steinritze. – Luther; Br. Schulblatt, XXVI, 648.
Will sagen, man soll dem Bibelworte glauben, auch wenn man's nicht versteht; aber die Hasen kriechen selten in Steinritzen; im Kohl ist ihnen wohl.
392. Kurtze Wort die besten. – Henisch, 328, 34; Petri, II, 430.
393. Kurtze Wort haben end. – Henisch, 887, 32; Simrock, 11887.
Bei Tunnicius (263): Korte wôrde hebben ende. (Expedienda cito sunt cuncta negotia paucis.)
Holl.: Korte woorden hebben een einde. (Harrebomée, II, 481b.)
394. Kurze Worte sind bald am Ende.
[414] 395. Lass ein böss Wort eine alte Freundschafft nicht zutrennen. – Petri, II, 433.
396. Leere Worte machen falsche Herzen. – Pestalozzi, XII, 397.
397. Linde Worte verletzen die Zunge nicht.
Lat.: Sermones blandi non radunt ora loquentis. (Sutor, 723.)
398. Man darf nicht um Worte sorgen, wenn es hart hergeht.
399. Man darff sich auff jedermans wort nicht verlassen. – Henisch, 653, 26.
400. Man findt offt allweg gute wort bei einem Herrn vnnd bösen kauff. – Lehmann, 339, 37.
401. Man hat einem so gute Wort geben, sie hetten ein Münch tantzent gemacht. – Lehmann, 301, 32.
402. Man höret an (auss) den worten wol, was kauffmansschatz jr (jemand) treibt. – Tappius, 113a; Lehmann, II, 402, 18; Simrock, 11898; Sailer, 182; Lange, 593.
Lat.: Ut quisquis est, ita et loquitur. (Sutor, 117.)
403. Man hört's ihm an den Worten an, er muss mehr Tuch zu Kappen1 han. – Eiselein, 351.
1) Nämlich zu Narrenkappen.
404. Man hüte sich für den Worten, die man kann in die Kästen legen. – Petri, II, 447.
405. Man kann auch oft ein halbes Wort verstehen.
Lat.: In cantore scia poterit fore semilogia. – Interdum semi vox intellecta fit nemi. (Reuterdahl, 440.)
Schwed.: Man ma ok forsta halft sakt ordh. (Reuterdahl, 440.)
406. Man kann die Worte nicht mehr hineinschlucken.
Ein Wort, das uns entschlüpft, ist Herr über uns, aber wir sind Herren des Worts, das wir für uns behalten.
Lat.: Et semel emissum volat irrevocabile verbum. (Seybold, 159.)
407. Man kann nicht alle Worte auf die Goldwage legen (auf der Goldwage abwägen.) – Eiselein, 650; Simrock, 11895.
Dän.: Ikke all oord paa vegt-skaalen. (Prov. dan., 440.)
It.: Le parole non s' infilzano con l' ago. (Pazzaglia, 264, 28.)
408. Man kaufft nichts so vngern (oder vnsanfft) als Wort. – Petri, II, 457.
Schwed.: Wåg icke all ord på gullwicht. (Grubb, 870.)
409. Man macht mehr mit Einem guten Wort, als mit zehn Scherdichfort.
410. Man muss die Wort verstehen, von den Handel, da sie von reden. – Petri, II, 460.
411. Man muss für das Wort eine Statt suchen.
412. Man muss nicht auf jedes Wort antworten, sagte jener, als man ihn einen Dieb schalt.
Dän.: Man skal ei svare til hvert ord, sagde manden, de kaldte ham en tyv. (Prov. dan., 444.)
413. Man muss nicht jedes Wort zu Bolzen schnitzen (drehen). – Körte, 7010.
Frz.: Il ne faut pas toujours prendre leg choses au pied de la lettre. (Masson, 385.)
414. Man muss uns nach unsern Worten und nicht nach unsern Thaten richten, sagen die Pfaffen.
415. Man sagt ein Wort und lebt ein Jahr.
Man kann viel reden.
Böhm.: Reč se mluvi a pivo se pije. – Řeči se mluvi, à chléb se jí. (Čelakovsky, 74.)
416. Man soll die Worte wägen, nicht blos zählen.
Böhm.: Reč se váží (mĕří), a nepočítá. (Čelakovsky, 81.)
417. Man soll ein Wort neunmal im Munde umdrehen, ehe man es ausspricht.
Böhm.: Slovo řekni, jen se nepodřekni. (Čelakovsky, 71.)
It.: Le parole devono esser esaminate prima d'esser pronunciate. – Le parole hanno da venir prima due volte alla lima, ed una alla lingua. (Pazzaglia, 264, 26 u. 32.)
Lat.: Stillet in ore favus, sed mente resultet olivus, et non sic totus sensus in ore tuus. (Sutor, 903.)
418. Man soll nicht allen Worten zu essen geben.
Nicht alle Reden beachten, ihnen Bedeutung beilegen.
Schwed.: Thw skalt ey allom ordhom aetes giffna. (Reuterdahl, 313.)
419. Man soll nicht blos Worte geben für Gold.
Holl.: Geef geene schoone woorden voor 't geld. (Harrebomée, II, 480b.)
[415] 420. Man soll seine Worte auf die Wage legen, ehe man redet.
Böhm.: Řeč na váze mĕř, málo komu vĕř. (Čelakovsky, 76.)
421. Manch Wort fliegt wie ein Sperling aus und kommt als Ochs zurück.
Sagen die Russen. (Čelakovsky, 79.)
422. Mancher schlägt einen mit bösen worten, das Maul und Nasen davon schwitzen möchten. – Lehmann, 700, 33.
It.: Le buone parole ungono, e le cattive pungono. (Gaal, 1756.)
423. Manches worte sind so starck vnd tieff, dass er ein loch redt durch ein brieff. – Henisch, 508, 39.
424. Mein Wort ist mein Siegel. – Graf, 228, 20.
Böhm.: Slovo zákon drž se za nĕ jak za nátoři (kůl). (Čelakovsky, 345.)
Holl.: Mijn woord is mijn zegel. (Harrebomée, II, 481a.)
425. Milde mit Worten und karg mit Halten, steht an weder Jungen noch Alten.
426. Mit bösen worten gewinnt niemand nicht. – Henisch, 462, 25; Petri, II, 474.
427. Mit einem harten Wort stifft man viel Verraths. – Petri, II, 475.
428. Mit einem Worte gibt man's (verletzt man jemand) und mit dem zweiten bekommt man's zurück.
429. Mit freundlichen Worten erreicht man mehr als mit Schlägen.
Besonders in der Erziehung, aber auch in andern Verhältnissen.
Böhm.: Vlídnou získáš řĕci vícenožli sečí. (Skola, 74.)
430. Mit freundlichen Worten kann man nasse Augen trocknen.
Poln.: Łagodnym słowy wybijesz kłopot z głowy. (Čelakovsky, 75.)
431. Mit freundlichen Worten kann man wilde Thiere zähmen.
Böhm.: Laskavé slovo a laskavý pohled i divoké zvíře k ruce přivábí. (Čelakovsky, 85.)
432. Mit gelerten worten vberredt man Baurn. – Franck, I, 29b; Gruter, I, 59; Simrock, 3353; Körte, 6999; Frost, 42.
433. Mit glatten (süssen) Worten gewinnt (betrügt) man die Thoren.
Lat.: Mulcent delirum verba polita virum. (Reuterdahl, 540.)
Schwed.: Fagher ordh frögdha aen dara. (Reuterdahl, 540.)
434. Mit glatten (guten) Worten täuscht man die Leute. – Bücking, 362; Simrock, 11859; Blum, 370.
It.: Se alcuno inorpella le parole, è ingannatore.
Poln.: Łagodna mowa, pewna namowa. (Čelakovsky, 75.)
435. Mit guten worten fahet man leute. – Franck, I, 159; Lehmann, II, 406, 80; Mayer, II, 120; Simrock, 11884.
Engl.: Full of courtesy, full of craft. (Gaal, 1758.)
Lat.: Dulcia praefatur, qui fallere praemeditatur. (Gaal, 1758.)
436. Mit guten Worten gewinnt man mehr, als mit bösen.
Dän.: Man faaer det for gode oord som man mister for onde. (Prov. dan., 439.)
437. Mit guten werten kan man kein Suppen schmeltzen, noch saltzen. – Lehmann, 360, 10.
438. Mit guten Worten kann man kein zerbrochen Glas ganz machen.
Dän.: Aldrig kunne gode ord skjule en ond gjerning eller onde ord fordærve en god. (Prov. dan., 245.)
439. Mit guten worten lassen sich narren lenken vnd drehen, wie man will. – Lehmann, 360, 23.
Dän.: Med gode oord kand man lede narren som man vil. (Prov. dan., 488.)
440. Mit guten Worten muss man die Leute betriegen. – Herberger, Ib, 815.
441. Mit guten Worten richt't man viel, bis man kommt zum Ziel. – Chaos, 447.
442. Mit guten Worten speisen arm leut jr ehehalten. – Franck, II, 58a.
443. Mit guten Worten thut man niemand wehe.
Holl.: Goede woorden sparen niemand. (Harrebomée, II, 480b.)
444. Mit guten Worten und Geschenken kann man die Herzen lenken.
Dän.: Gode ord og gave, milder vred hin. (Prov. dan., 245.)
[416] 445. Mit guten Worten und scharfen Strafen regieren die zu Nürnberg. – Mathesy, 55b.
446. Mit guten worten verkaufft man böse wahren. – Franck, I, 161a; Lehmann, 359, 5; Graf, 260, 216; Mayer, I, 68; Braun, I, 5285.
Die Russen: Es bedarf nur eines Pfundes duftiger Worte, um ein Pud stinkenden Talges zu verkaufen. Sie versichern sogar, dass es zum Verkauf guter, sich selbst empfehlender Waare vieler Worte bedürfe, indem sie sagen: Rede ein Pud Worte, mein Sohn, willst du ein Pfundchen Patoka (Honigseim) verkaufen. Auch die Letten versichern: Man muss ein Toof gute Worte zugeben, wenn man ein Stof Zuckerschoten verkaufen will. (Altmann V, 117.)
Dän.: Blind hést behøver en god talsmand. – Gode oord fælge onde vare. – Gode oord, gjöre suurt kjøb.
Schwed.: God ord sälja elacka waror. (Grubb, 266.)
447. Mit guten Worten vnnd falschen wercken kan man Weise vnd Narren betriegen. – Lehmann, 334, 33.
Schwed.: God ord frögda en dåra. (Grubb, 266.)
448. Mit guten worten vnnd harten straffen helt man den Pöfel im zaum. – Lehmann, 654, 33.
Lat.: Praemio et poena res publica continetur.
449. Mit sanften Worten und guten Gründen kann man leicht gut Ende finden.
Engl.: Soft words and hard arguments. (Bohn II, 144.)
450. Mit schönen Worten ein Ding gezeigt, ist halb verkaufft. – Petri, II, 480.
451. Mit schönen Worten kocht man keinen Brei. – Schlechta, 417.
Die Türken sagen auch: »Mit schönen Worten kocht man den Reis nicht weich.« (Neue illustrirte Zeitung, 1877, Nr. 41.)
452. Mit süsse Worte kann me d'r sur Wy z' holb verbessern. – Gotthelf, Geldstag, 33.
453. Mit süssen (glatten) Worten geht man auf den Narren-(Thoren-)fang.
Lat.: Demulcet multum dulcis promissio stultum. (Reuterdahl, 240.)
Schwed.: Fagher ordh frögdha een dara. (Reuterdahl, 240.)
454. Mit süssen Worten lockt man Schlangen aus der Erde. – Schlechta, 284.
455. Mit süssen Worten wird nicht immer viel ausgerichtet.
Böhm.: Cvikem, ne jazykem. (Čelakovsky, 94.)
Krain.: Od sladkih besedí se niče ne zredí. (Čelakovsky, 94.)
456. Mit unnützen Worten kann man ein schändlich Leben nicht auslöschen. – Grubb, 534.
457. Mit viel Worten wenig sagen, ist die grösste Thorheit. – Einfälle, 290.
458. Mit wenig Worten viel anzeigen, ist Kunst. – Petri, II, 482.
459. Mit worten bawt vnd zerbricht man. – Franck, II, 57b.
460. Mit Worten betreugt man die leuth. – Henisch, 352, 10.
Lat.: Nisi me lactasses amantem, et falsa spe produceres. (Terenz.) (Henisch, 352, 11.)
461. Mit Worten geht es einem an die Pfennige, mit Werken an die Hand. – Graf, 293, 84; Rössler, I, 139, 130.
Wennschon vom Drohen niemand stirbt, können doch unter Umständen Drohungen straffällig werden, sobald jemand dem andern mit Hand und Mund Sühne gelobt hat. Bricht er den Frieden durch Worte, so hat dies Geldstrafe zur Folge; geschieht es durch Gewalt, dann wird er am Leibe, ursprünglich durch Abhauen der wortbrüchigen Hand, gestraft.
462. Mit Worten jagt man keine Katze in den Sack.
463. Mit Worten kann man Leute verweisen, aber keine speisen. – Dove, 32.
464. Mit worten lert man die leuth. – Franck, II, 30b.
465. Mit Worten lert vnd regiert man alle ding. – Franck, II, 57b.
466. Mit worten richt man mehr auss, denn mit henden. – Franck, II, 57b; Simrock, 11867; Körte, 7003.
Poln.: Koniowi bystremu munsztuka nie ostrog trzeba. (Masson, 385.)
467. Mit Worten richtet man mehr aus als mit den Händen, sagte der Mönch, drum brauch' ich lieber das Maul. – Klosterspiegel, 21, 10.
[417] 468. Mit Worten rodet man keine Stöcke (sprengt man keine Steine).
Böhm.: Frašky takovým kvadrátem nepohnou. (Čelakovsky, 81.)
Poln.: Ręki tu trzeba, nie gęby. (Čelakovsky, 81.)
469. Mit Worten schlägt man die Leut nicht, sie hawen vnnd stechen nicht. – Lehmann, 644, 26.
470. Mit Worten schlägt man Einem kein Loch in den Kopf.
Lat.: Tutius est igitur fictis contendere verbis. (Philippi, II, 228.)
471. Mit Worten speisen, ist wohlfeil; man darf sie nicht kaufen.
472. Mit Worten speiset man nicht viel. – Petri, II, 482.
473. Mit Worten speiset man nicht wol, dann der Leib wird dauon nicht voll. – Gruter, III, 70; Lehmann, II, 414, 89.
474. Mit Worten spielt der Wind.
Thaten sind Steine, die er nicht verjagt.
475. Mit worten teuscht man die Leute. – Latendorf, II, 22; Petri, II, 482.
476. Mit Worten todtschlagen ist auch gemordet.
477. Mit Worten und Gesetzen regiert man die Welt.
Dän.: Med oord og lover regieres verden. (Prov. dan., 438.)
478. Mit Worten und Werken beweiset man den Willen. – Graf, 292, 72.
Man kann über den Willen nicht eher urtheilen, bis er sich in Worten oder Handlungen kundgegeben hat; erst dann kann er auch erst vom Strafgesetz erreicht werden, falls er ein sträflicher war. In Hamburg: Vth den worden, wercken (effte scryfften) bewyszet me den willen. (Lappenberg, 280, 2.)
479. Mit worten verfürt man die leuth. – Franck, II, 30b.
480. Mit Worten, Vexiren und Spotten schlägt man die Feinde nicht. – Eiselein, 650.
481. Mit Worten zahlt man keine Schulden.
482. 'N good Woort find ook 'n goode Städe. (Ostfr.) – Hauskalender, I; Bueren, 910.
483. 'N hart Woort hollt 'n Kärel van de Bosst. (Ostfr.) – Hauskalender, I; Bueren, 910.
484. 'N Word, 'n Wôrd; 'n Mann, 'n Mann. – Bueren, 922; Hauskalender, I.
485. Nich alle Wôre fallet lîke lichte up de Tunge. – Schambach, II, 325.
Man findet nicht stets im Augenblick das rechte Wort, daher soll man sich auch nicht sofort verletzt fühlen, wenn ein unpassender Ausdruck gebraucht wird.
486. Nicht stelle in Wort deinen pracht, an der that liegt die meiste macht. – Sutor, 407.
Lat.: Verbis non iacta te, sed facias bona facta. (Loci comm., 90.)
487. Niemand ist seines Wortes Sklave. – Dove, 13.
488. Niemand kann mit Worten Gewalt thun. (S. Drohen ⇒ 15, ⇒ 16, ⇒ 27.) – Graf, 292, 75.
In Bremen: Dhar ne mach neman mit wordhen welde don. (Oelrichs, 98, 54.)
489. Niemand lest sich mit wortten settigen. – Lehmann, 644, 22.
Schwed.: All ord geer man intet bröd. (Grubb, 13.)
490. Nur die Worte sind böse, die übel aufgenommen werden.
491. Nur Ein Wort ist immer das rechte.
Frz.: Il n'y a qu'un mot qui serve. (Cahier, 1627.)
492. Nur Worte werden gekauft ohne Geld.
Bei Tunnicius (1313): Alleine wôrde wêrden gekoft sunder gelt. (Praeter verba nihil sine re mercatur in orbe.)
493. Richtet euch nach meinen Worten und nicht nach meinen Thaten (Werken).
Holl.: Doe naar mijne woorden maar niet naar mijne werken. (Harrebomée, II, 480a.)
It.: Fate il bene ch' io dico, e non il mal ch' io faccio. (Pazzaglia, 122, 4.)
Lat.: Nihil ad fides. (Philippi, II, 21.) – Regula virtutem pulcherrimae vita docentis. (Seybold, 525.)
Span.: Haz lo que dice et fraile, y no lo que hace. (Bohn I, 224.)
494. Sanfte Worte stillen den Zorn.
Frz.: Paroles douces apaisent grande colère. (Gaal, 78.)
It.: Parole dolci raffrenano grand' ira. (Gaal, 78.)
Schwed.: Söt ord stilla wreden bäst. (Grubb, 788.)
[418] 495. Sanfte Worte und Zeit machen vergessen das Leid.
Lat.: Levat dolorem consolatio. (Seybold, 277.)
496. Schamhafte Worte weichen der Trunkenheit und Buhlschaft.
Bei Tunnicius (9): Schämel Wôrde wyken der Vulheit unde bôlschap. (Sermo pudens Baccho cedit Venerique malignae.)
497. Schandbare Wort verderben gute Sitten. – Eyering, III, 293.
498. Schandliche Wort seynd Blassbelg, Sünd vnd Schand auffzublassen. – Lehmann, 698, 18.
Mhd.: Vnsawbre wort wuesten guet sitt. (Vintler.) (Zingerle, 183.)
499. Schlicht Wort und gut Gemüth ist das rechte deutsche Lied.
So schreibt Uhland an Graf von Löben 1812. (Vgl. Uhland's Leben, von seiner Witwe, S. 81.)
500. Schoene worth synt nyt dan wynt, da die wirken nyt bei en synt. – Weinsberg, 36.
501. Schön wort, obgleich nichts ist darhinder, macht narren frölich vnd die kinder.
Lat.: Letatur stultus, dum sermo datur sibi cultus. (Loci comm., 188.)
502. Schöne wort füllen den sack nit. – Henisch, 1285, 55; Tappius, 143; Lehmann, II, 567, 41; Latendorf II, 25; Petri, II, 532; Eiselein, 650; Sailer, 272.
Engl.: Good words fill not a sack. (Bohn II, 144.)
It.: Belle parole non pascon i gatti. (Bohn II, 144.)
Lat.: Peculium re non verbis augetur. (Henisch, 1285, 56; Eiselein, 650.)
503. Schöne Wort helffen nicht, wo man die Werck nicht sicht. – Petri, II, 532.
504. Schöne Wort reden vnd närrische Thaten thun stehet vbel. – Petri, II, 532.
505. Schöne Wort und falsche Gunst ist aller Ort und wenig Kunst. – Chaos, 556.
506. Schöne Wort und falsche Gunst ist manches beste Kunst.
»Die Worte lauten: Einen freundlichen Trunk von gutem Hertzen; aber die Gedanken waren: Sauff, dass dir der Trunk die Gurgel abstösst.« (Alamodischer Politici, I, 75.)
507. Schöne Wort vnd die erlogen, haben manchen einfältigen betrogen. – Gruter, III, 79; Zinkgref, IV, 379; Lehmann, II, 574, 39.
508. Schöne Wort vnd falsche Gunst ist gemeiner Betrug aber wenig Kunst. – Gruter, III, 79; Lehmann, II, 574, 40; Zinkgref, IV, 373.
Engl.: Fair words and foul play cheat both young and old. (Bohn II, 353.)
Holl.: Schoone woorden en kwade werken bedriegen dwaze en wijzen klerken. (Harrebomée, II, 482a.)
Lat.: Magnus es in verbis, in factis nullus haberis. (Binder I, 922; II, 1748.)
509. Schöne wort vnd nichts dahinder. – Tappius, 143a; Lehmann, II, 567, 42; Körte, 6989.
Frz.: Donner de l'eau bénite de cour.
Lat.: Verba cupressis similia. (Seybold, 624.)
Schwed.: Gifva smicker för smör. (Grubb, 250.)
510. Schöne Wort vnd wol besehen machen den Kauff wol halb geschehen. – Petri, II, 532.
Lat.: Vendita pro parte res est monstrata venuste. (Sutor, 415.)
511. Schöne Worte, böser Kauf. – Franck, I, 128; Simrock, 11860; Körte, 6990; Masson, 365.
Frz.: Belle parole, garde la bourse.
512. Schöne Worte, die erlogen, haben manchen betrogen.
It.: Non ti fidare dell' altrui parole dolci. (Gaal, 1759.)
Lat.: Non bene creduntur nimium quae blanda feruntur. (Gaal, 1759.) – Non satis est tutum mellitis credere verbis. (Gaal, 1759.)
513. Schöne Worte erfreuen die Gecken.
Bei Tunnicius (932): Schone wôrde vorvroewen de gecken. (Exhilarant fatuos blandissima verba diserti.)
Lat.: Laetificare solet stultum promissi dives. – Quando promittis quid stulto, laetificatur. (Haupt, XI, 246.)
514. Schöne Worte für Geld, sagte der Küster, als man ihn fragte, was der Herr Pfarrer mache.
515. Schöne Worte geben keine fette Suppe.
[419] 516. Schöne Worte gemacht, ist halb verkauft. – Simrock, 11861; Körte, 6992.
Frz.: Marchandise offerte a le pied coupé. – Marchandise parée est à demi vendue. (Masson, 365.)
Lat.: Laudat venales, qui vult extrudere merces. (Masson, 365.)
517. Schöne Worte helfen nicht, wo das Werk nicht kommt ans Licht. – Simrock, 11857.
Mhd.: Schœniu wort enhelfent niht, sô man der werke niht ensiht. (Freidank.) – Vil lützel helfent schœniu wort, sô mir der werke niht entuon. (Spervogel.) (Zingerle, 180.)
518. Schöne Worte helfen viel und kosten wenig. – Simrock, 11863; Eiselein, 650.
It.: Onor di bocca assai giova e poca costa. (Masson, 486.)
Lat.: Auriculas hominum mulces praenomine multum. (Eiselein, 650.)
519. Schöne Worte hört jedermann gern.
Schwed.: Söt ord frögda och den fromma. (Grubb, 788.)
520. Schöne Worte können auch dem Rauche Gewicht geben.
521. Schöne Worte können wol verkauffen. – Petri, II, 532.
Bei Tunnicius (934): Schone wôrde kunnen wol vorkopen. (Rem facile vendit dulcis facundia pravam.)
522. Schöne Worte machen das Kraut (den Kohl) nicht fett. – Lohrengel, I, 595; Eiselein, 649; Simrock, 11862; Körte, 6988.
Es gibt Leute, welche ihre Worte für Handlungen ansehen, und viel zu thun glauben, wenn sie blos viel reden.
Engl.: Fair words butter no parsnips. (Masson, 355; Bohn II, 144.)
Frz.: Belles paroles ne font pas bouillir la marmite, ne mettent pas de beurre dans les panais. (Masson, 355.)
Holl.: Schoone woorden maken de kool niet vet. (Harrebomée, II, 482a.)
It.: Le parole non bastano. (Masson, 355.)
Lat.: Ne verba pro farina. (Masson, 355.)
Poln.: Laska pańska bez datku nic nieważy. – Za Bóg zapłać niewele kupisz. (Masson, 355.)
523. Schöne Worte machen den Gecken fröhlich. – Simrock, 11858; Körte, 6987.
Dän.: Fawre ord frøg en daare. (Prov. dan., 442.)
Engl.: Fair words make fools fain (glad). (Bohn II, 144.)
Frz.: Douces promesses obligent les fols. (Bohn II, 144.)
Holl.: Schoon woorde maken sotten blide. (Tunn., 22, 23; Harrebomée, II, 482a.)
It.: I fatti sono maschii, le parole femmine. (Bohn II, 144.)
524. Schöne Worte machen keine Butter, und Schwatzen ist kein Pferdefutter.
525. Schöne Worte machen nicht satt.
»Der Hunger hat kein Ohr für schöne Worte, nur Speise stillet ihn.«
Lat.: Non verba mulcent dulcia, quem torquet fames. (Sailer, Sprüche, 181.)
Schwed.: Fager ord matta intet magen. (Grubb, 200.)
526. Schöne Worte müssen schlechte Waare verkaufen. – Körte, 6991.
Poln.: Każdy kupiec swój towar chwali. (Masson, 365.)
527. Schöne Worte ohne Werke sind wie 'ne zerbrochne Barke (Harke). – Petri, II, 532; Körte, 6975.
Engl.: Good words without deeds, are rushes and reeds. (Gaal, 1753.)
528. Schöne Worte schmecken im Munde ganz anders als in den Ohren.
Was der eine als Höflichkeit sagt, wird vom andern als Schuldigkeit aufgenommen.
529. Schöne Worte speisen vnd kleiden nicht. – Petri, II, 582.
530. Schöne Worte und böse Thaten des Menschen Sinn verrathen.
It.: Belle parole e tristi fatti ingannano i savii ed i matti. (Pazzaglia, 264, 4.)
531. Schöne Worte und nichts drin, hat man bei falschen Leuten zum Gewinn.
Holl.: Schoone woorden zonder meenen die verraders u verleenen. (Harrebomée, II, 482a.)
532. Schöne Worte und schlechtes Spiel betrügen der Alten und Jungen viel.
It.: Belle parole e cattivi fatti ingannano savj e matti. (Cahier, 3029.)
533. Schone worte, vnd die gelogen, haben manchen menschen bedrogen. – Weinsberg, 39.
[420] 534. Seine eigenen Worte hinunterschlucken ist ein bös Mahl.
Schwed.: Hård spijs, äta sin egen ord. (Grubb, 358.)
535. Seine eigenen Worte hinunterschlucken ist eine bittere Kost.
Wenn man sich etwa sagen muss: Schweige, Maul, du lügst!
Dän.: Det er haard kost, at æde sine egne oord. (Prov. dan., 439.)
536. Sichere Worte sollen eher unter die Feile als auf die Zunge kommen. – Winckler, XIV, 83.
537. Sitzt 's Wort einmal auf der Lippe, bekommt's auch vollends die Hüppe (hüpft's auch noch herunter).
538. So manches Wort, so manche Antwort. – Simrock, 11886a.
539. Speisse jhn mit Worten, darffstu sie doch nicht kauffen. – Lehmann, II, 570, 102.
540. Spitzige Worte gehen durchs Herz. – Grubb, 755.
541. Starcke Wort halten den Kerl vor (von) der Thür – Petri, II, 540.
542. Starrige Wort machen Kieff, gute zerbrechen jhn. – Petri, II, 542.
543. Süsse wort, sawer gelt. – Lehmann, 361, 29.
Schwed.: Söt ord gjöra surt kjöp. (Grubb, 789.)
544. Süsse Wort sind selten ohne Gifft. – Petri, II, 544.
Frz.: Les grands diseurs ne sont pas les grands faiseurs.
545. Süsse Wort und süsser Wein seynd selten rein. – Sutor, 482.
546. Süsse Wort vnd grosse Gnad betriegen viel. – Petri, II, 544.
547. Süsse Worte bringen kein Korn auf den Boden.
Holl.: Honigzoete woordekens brengen geene haver in de kast. (Harrebomée, II, 481b.)
548. Süsse Worte passen nicht an jedem Orte.
549. Süsse Worte sind der Liebe Zunder.
Schwed.: Söt ord äre kjärleeks tunder. (Grubb, 788.)
550. Süsse Worte und offene Ungerechtigkeit. – Burckhardt, 566.
551. Süsse Worte vermögen viel.
Die Türken sagen: Süsse Sprache lockt die Schlange aus ihrer Höhle. (Cahier, 2651.)
552. Süsse Worte werden bald zu Essig.
553. Süssen Worten ist nicht zu trauen.
Lat.: Melle litus gladius. (Seybold, 302). – Scorpio est. (Seybold, 514.)
554. Süssen Worten traue nicht, auf Redensarten baue nicht.
Schmeichelnde Worte, sagen die Russen, sind gefährlicher als der Stock. (Cahier, 1947.)
555. Tausend schöne Worte sind nicht so viel wie Eine gute That.
556. Treulose Worte, untreue Thaten.
Dän.: Utroe og falsk i oord, er ligesaa i gjerningen. (Prov. dan., 439.)
557. Uebrige Wort' bringen übrige Werk'.
Lat.: Sermonis quamquam vitio, Balbine, laboras, nemo potest nisi tu, dicere: Papa, pater. (Chaos, 488.)
558. Um ein gut Wort mag man viel thun. – Körte, 6978.
Engl.: All by love and nothing by force. (Masson, 385.)
Frz.: Tout par amour et rien par force. (Masson, 385.)
559. Um eines Wortes willen verderbe ich keine Lüge, sagt Flausmann.
560. Unnütze Wort finden auch ihren Ort.
Böhm.: Tvé jsou řeči, ale jdou bohu v uši. (Čelakovsky, 6.)
561. Unnütze Worte, verlorene Schritte und müssige Gedanken verkürzen das Leben. – Cibot, 178.
562. Upp 'n fûl Woôrt hört 'n grofen Schlag. (Ostfr.)
563. Van 'n gôd Woord wêrt de Tänen (Zähne) nit Stumpf. (Stadland Oldenburg.) – Firmenich, III, 25, 33.
564. Vereinbart Wort bestärkt des Papstes und des Kaisers Briefe. – Graf, 25, 266.
Wenn bei irgendeinem Geschäft die Beurtheilung nach einem bestimmten Rechte vorbedungen oder vereinbart wird, so soll ausschliesslich dieses angewandt werden.
Altfr.: Gheechtiget wort vormitz den pawes offte des keysers breuve. (Land Wursten.) (Richthofen.)
[421] 565. Vergeben Wort sind niemand nütz. – Herberger, I, 576.
566. Viel sind von Worten klug, ziehn doch im Narren Pflug. – Petri, II, 575.
567. Viel wort füllen den Säckel nicht. – Lehmann, II, 790, 80.
»Vil Wort füllen den Sack nicht, sondern die That.« (Brebiss, Nr. 7.) Bei Tunnicius (1136): Vele wôrde en vullen de büdels nicht. (Plurima non opplent nummorum verba crumenos.)
568. Viel Wort gehen nicht ohne Sünd ab. – Petri, II, 576.
569. Viel Wort machen das Hertz wund. – Petri, II, 576.
570. Viel Wort sind ein Mord. – Binder II, 1914.
571. Viel Wort' sind kein Gewinn, sie decken schlechten Sinn.
Die Osmanen sagen: Viel Worte – schlechtes Gewissen. (Schlechta, 207.)
572. Viel Wort ohn Hertz machen Schmertz. – Petri, II, 576.
573. Viel wort, viel lügen. – Gruter, I, 69; Petri, II, 576.
574. Viel wort, viel schelfen, wenig nüss. – Geiler, Alsatia, 1862-67, 477.
Lat.: Sermo datur cunctis, animi sapientia paucis. (Philippi, II, 178.)
575. Viel wort vnd nichts (wenig) darhinder. – Henisch, 653, 67; Petri, II, 576.
»Es ist ein gar gemein Laster in der Welt, fürnemlich aber bey grossen Hansen, bei welchen viel geschrey (vnd wie man spricht) wenig Wolle gemein ist.« (Mathesy, I, 21a.)
Frz.: Conteur sempiternel; pauvre cervelle. (Cahier, 447.)
Lat.: Lingua quam manu promtior. (Philippi, I, 226.)
576. Viel wort vnnd geschrey vnd wenig wolle. – Lehmann, II, 790, 81.
577. Viel wort, wenig hertz. – Franck, II, 173a; Gruter, I, 69; Schottel, 1145b; Petri, II, 576; Sailer, 80.
578. Viel Wort, wenig Werk. – Eiselein, 649; Simrock, 11849.
In Frankreich sagt man auch: Er läutet die Frühmetten in Longpré. Die dortigen Nonnen standen nämlich in dem Rufe, ihre Regel nicht allzu streng zu beobachten, liessen aber stets die Frühmette mit grossem Glockengeläute verkünden. (Reinsberg V, 155.)
Frz.: Beaucoup de caquet, peu d'effet. – Peu de paroles, peu d'affaires. (Cahier, 1274.)
It.: Assai parole, e poche lanze rotte. – Cantar bene e razzolar male. – Più le parole pesano, che i fatti. (Biber.) – Molte parole, pochi fatti. (Pazzaglia, 264, 30.)
Lat.: Magnus es in verbis, in factis nullus haberis. (Masson, 356.) – Mare verborum, gutta rerum. (Egeria, 131.)
Poln.: Kto złote góry obiecuje, i ołowianych nieda. (Masson, 356.)
579. Viel Wort zerstören gute Sitten. – Petri, II, 576.
580. Viel Worte füllen keinen Sack (Scheffel). – Petri, II, 576.
581. Viel Worte und wenig Sinn, da ist keine Ehre drin.
It.: Chi molto parla e poco intende, per asino si vende. (Pazzaglia, 264, 12.)
582. Viel Worte und wenig zerbrochne Lanzen.
583. Viel Worte, viel Sünde. – Sprichwörtergarten, 10, 19.
Lat.: In multi loquio non deerit peccatum.
584. Viel Worte, wenig Verstand.
Lat.: Vasa inania plurimum sonant. (Philippi, II, 241.)
585. Viele Wort, ein halber Mord. – Eiselein, 650; Simrock, 11841a.
586. Viele Worte bleiben ohne Antwort. – Körte, 7011.
587. Vier wort soll ieder merkhen: miltigkait wehret nit, zins gült sichert nit, sorgfeltigkait betreugt nit, mass läst nichts nach oder übrig. – Rasch, 217.
588. Vnbedächtige wort sind offt wahre wort. – Henisch, 231, 47.
Lat.: Lingua lapsa saepe verum dicit. (Seybold, 279; Henisch, 231, 48.)
589. Von geringen Worten kompt offt ein grosse Vnlust. – Petri, II, 580.
590. Von Wort zu Werk ist ein grosser Berg.
Auch: ein weiter Weg.
Böhm.: Od slova do skutku, co od hlavy do kůtku. (Čelakovsky, 94.)
It.: Dal detto al fatto, v' è un gran tratto. (Biber.)
[422] 591. Von Wort zu Wort schreibt man grosse Bücher. – Winckler, XV, 64.
592. Von Worten ist nicht weit zur Faust.
Böhm.: Od slov k pĕsti. (Čelakovsky, 73.)
Poln.: Od słów do mieczów. (Čelakovsky, 73.)
593. Von Worten kommt es (oft) zu Schlägen.
Lat.: Post verba verbera. (Binder II, 2626; Faselius, 206; Wiegand, 790.)
594. Von Worten wird der Bauch nicht voll. – Simrock, 763.
595. Von wortten zu wercken (ist) ein weiter weg. – Lehmann, 135, 10.
Frz.: Du dit au fait il y a grand trait. (Gaal, 1753.)
It.: Dal detto al fatto v' è un gran tratto. (Gaal, 1753.)
596. Wenn das wort auss ist, so ist es andern. – Tappius, 202a; Lehmann, II, 826, 20; Sailer, 159; Körte, 6998.
Die Araber: Ehe das Wort gesprochen ist, bist du sein Herr; ist es gesprochen, beherrscht es dich. (Cahier, 2232.)
Engl.: A word spoken is an arrow let fly. (Bohn II, 304.)
Frz.: Un mot lâché ne revient jamais.
It.: Parola detta e sasso tirato non torna più indietro.
Lat.: Semel emissum volat irrevocabile verbum.
Schwed.: Ett utfluget ord kommer aldrig åter. (Marin, 12.)
597. Wären diese Worte Brücken, so wär' es nicht sicher, darüber zu rücken. – Gaal, 1765.
598. Was einer einem gibt vor wort, der gleichen er herwieder hort. – Zinkgref, IV, 355.
599. Was nützen fette Worte, wenn die Küche mager ist.
Holl.: Het zijn vette woorden in magere keukens. (Harrebomée, II, 481a.)
600. Was schadet ein gut Wort auss einem falschen Hertzen? – Lehmann, II, 866, 86.
601. Was schadet ein guts Wort, darf man kein Geld darum ausgeben. – Sutor, 324.
602. Was schadet ein scherzhaft gesprochen Wort?
Bei Tunnicius (1312): Wat hindert ein bûrdich (possen- oder scherzhaft) wôrt gesprôken? (Quid nocet ex animo verbum dixisse iocosum?)
603. Was schadt ein gut wort, darf mans doch nit kauffen. – Franck, II, 155b; Gruter, I, 76; Eyering, III, 414; Schottel, 1145b; Gaal, 1755; Petri, II, 608.
Engl.: Good words cost nothing. (Gaal, 1755.)
Ung.: A' szép szó pénzbe nem kerül. (Gaal, 1755.)
604. Was thun Worte ohn Werk. – Eiselein, 650.
605. Was wort nicht können, das erstatten (erfüllen) brieffe. – Henisch, 508, 49.
Bei Tunnicius (1286): Dat wôrde nicht enkunt, dat vorvullen de breve. (Quod vox clara nequit, complebit epistola crebra.)
606. Wem das (blosse) Wort nicht als Eid gilt, dem gilt der Eid nur als blosses Wort. – Blumenthal, 95.
607. Wem man mit guten Worten lohnt, der wird nicht reich. – Lehmann, 361, 43.
608. Wen das Wort nicht schlägt, den schlägt auch der Stock nicht. – Masson, 385.
609. Wen nicht treibt das Wort, den treibt der Eichenknüppel fort.
610. Wenig vnd süsse Wort sind ein Frawen zür. – Petri, II, 628.
611. Wenig Wort und die wohl betracht, kleine Anschläg und die wohl bedacht, Mass halten in allen dingen, thut manchen zu ehren bringen. – Zinkgref, IV, 391.
612. Wenig Wort und fest, ist's Best'.
Holl.: Korte woorden, en die vast, sluiten best. (Harrebomée, II, 481b.)
613. Wenig Wort und grosse Kraft ist der Bibel safft. – Henisch, 366, 35.
614. Wenig Wort und viel That ist rechter Christen Staat.
It.: Poche parole, e buon reggimento. (Biber.)
615. Wenig wort vnd viel Eyer. – Mathesy, 240b.
616. Wenig Wort vnd vil Meinung ist christlich; vil Wort vnd wenig Meinung ist heidnisch. – Petri, II, 628.
617. Wenig Worte, die Saw ist gestochen. – Gruter, III, 103; Lehmann, II, 870, 141.
[423] 618. Wenig Worte, grosse Schritte.
In Moltke's Deutschem Sprachwart, IX, 104 heisst es: An Professor R(aumer) in Erlangen, mit Bezug auf die seitens des preussischen Cultusministers Dr. Falk an ihn gerichtete Aufforderung, Vorschläge zu einer einheitlichen deutschen Rechtschreibung zu machen: »Di Preussen sollst du leiten, recht zu schreiben, da mög' der halbheit auch kein türchen offen bleiben. Lernst du von inen nur, wi recht zu handeln sei, gleich Spartas helden sind sie gross in taten; drum kannst getrost du inen, klein zu schreiben raten, dem warspruch: ›wenig worte – grosse schritte‹ treu.« (Dingelmann in Dresden.)
619. Wenige Worte und viel Sinn, das ist Gewinn.
Böhm.: Čti tomu, kdo rozumí, a mnĕ prostĕ povež. (Čelakovsky, 74.)
Holl.: Luttel woorden en veel zin. (Harrebomée, II, 481b.)
620. Wenig Worte und was drin, das ist der Weisen Sinn.
Dän.: Faae oord og festelige (fyndige). (Prov. dan., 440.)
621. Wenig Worte, wenig Geschäfte. – Cibot, 160.
Frz.: Peu de paroles, peu d'affaires. (Cahier, 1274.)
622. Wenig Worte zieren den Mann.
Engl.: Few words are best. (Bohn II, 144.)
It.: Poche parole è buon reggimento. (Bohn II, 144.)
Schwed.: Få ord och dryga hedra mannen bäst. (Grubb, 396.)
623. Wenig Worts vnd vil glaubens brauchen die Alten. – Henisch, 1637, 52; Petri, II, 628.
624. Wenn das Wort aus dem Munde ist, es kommt nie wieder zurück.
Holl.: Als het woord uit den mond is, gaap dan tot morgen, het zal er niet weder inkomen. (Harrebomée, II, 479b.)
625. Wenn das Wort geredt ist, so ist's der Leut, vnd kan mans auch nicht wieder kriegen. – Petri, II, 632.
626. Wenn das Wort heraus ist, gehört's einem andern. – Henisch, 73, 157; Winckler, IX, 94; Simrock, 11897; Braun, I, 5296; Gaal, 1752; Körte2, 8760.
Mhd.: Ein wort daz ein mâl kumt herûz, daz enmac in nîht komen wider. (Cohn.) – Is iz dir lichte vnt sprungen; ez ga dan zu schaden odir zu frumin daz wort in mac nummer wider kumin. (Elmendorf.) (Zingerle, 180.)
Frz.: Le mot et la pierre lancés ne reviennent plus. – Parole donnée ne se retire pas. – Parole jetée prend sa volée. (Masson, 384.)
Lat.: Lingua mentem ne praecurrat. (Seybold, 279.) – Nescit vox missa reverti. (Masson, 384.) – Semel emissum volat irrevocabile verbum. (Gaal, 1752.)
Poln.: Słów ko wyleci wroblem, a wróci się wotem. (Masson, 384.)
Ung.: Az egyszer ki mondott zsót nem lehet a' zsebbe el rejténi. (Gaal, 1752.)
627. Wenn das Wort über die Brück, bringen es zehn Pferde nicht zurück.
Böhm.: Propovíš-li slovo plasĕ, tisící koňmi nevtáhneš ho zase. – Slovo vypustiv a vodu rozliv, nikdy neschytíš. (Čelakovsky, 79.)
628. Wenn das Wort von der Zunge, so ist der Mann gebunden.
Die Araber sagen: Von dem Worte, welches nicht gesprochen ist, bin ich der Herr, von dem Worte dagegen, das gesprochen, der Sklave.
Holl.: Als het woord van de tong is, is de man gebonden. (Harrebomée, II, 479a.)
Lat.: Displicet is, qui plus loquitur, quam quod sit honestum. (Chaos, 918.)
629. Wenn die Wort brücken weren, so könnt man nicht sicher drauff gehen. – Lehmann, 360, 12.
Mit dem Tone auf die; doch hört man vorherrschend: das Wort. In der ersten Form findet sich das Sprichwort bereits in Lehmann's 1630 erschienenem Florilegium Politicum a.a.O., kann sich also weder, wie Büchmann (8. Aufl., S. 56) annimmt, auf eine Gellert'sche Fabel, noch auf eine Erzählung im Kurtzweiligen Zeitvertreiber stützen, es muss älter sein, und die letztern sind wahrscheinlich nur erfunden, um das Wort zu veranschaulichen. – Die seitdem ich dies geschrieben, erschienene 10. Aufl. weist auch als älteste Quelle eine Fabel in Burkhard Waldis' 1548 erschienenem Esopus, 3, 88, nach.
630. Wenn die Wort Leut schlügen, so were mancher ein dapffrer Held. – Petri, II, 647; Sailer, 301.
631. Wenn die Worte gesprochen sind, ist das Wasser gesegnet (eingeweiht).
Frz.: Quand les mots sont dits, l'eau bénite est faite. (Cahier, 536.)
632. Wenn ein Wort gesprochen ist, können es vier Pferde nicht aufhalten.
Die Finnen: Das Wort aus dem Munde, ist klein wie ein Hermelin, nachher wird es gross wie ein Ochse. (Bertram, 65.)
[424] 633. Wenn einer ein Wort geredt, so ist es nimmer sein, sondern eines andern. – Eyering, III, 395.
634. Wenn einer süsse Worte macht, so gib auf deinen Beutel acht.
635. Wenn gute wort nicht helffen, so thun die waffen das beste. – Lehmann, 444, 133.
636. Wenn man die Worte kaufen müsste, würde man sparsamer damit sein.
Böhm.: By lidé řeč kupovali, ne tak mnoho by mluvili, řeči by sobĕ vážili. (Čelakovsky, 82.)
637. Wenn Worte speiseten, so lebten alle (seine) Freunde wohl. – Eiselein, 650.
Lat.: Et verum, inquis, amo; verum mihi dicito: dii, me. (Sutor, 722.)
638. Wenn Worte Thaten wären, man würde Wunderdinge hören.
Lat.: Corpora magnanimo satis est prostrasse leoni, pugna suum finem, cum jacet hostis, habet. (Chaos, 567.)
639. Wer allzu schmeichliche wort gibt, der hat betrogen, oder wil betriegen. – Lehmann, II, 838, 227.
640. Wer auff alle wort will antwort geben, der richt nur Vnglück an. – Henisch, 1384, 17.
641. Wer bezahlet gute Wort, geht mit einem schlimmen Handel fort.
642. Wer dir kein sauer Wort geben soll, dessen Mund schmiere mit Honig.
643. Wer ein halbes Wort nicht versteht, den macht auch ein ganzes nicht klug. – Bertram, 40.
644. Wer einem ins Wort fällt, der will sich selbst hören. – Simrock, 11892; Eiselein, 649.
645. Wer freundliche Worte spricht, dem fehlt's an Kuchen nicht.
Böhm.: Dobrá řeč jídá jáhly v mléce. – Dobrá, slova kolá če jidaji. (Čelakovsky, 84.)
646. Wer gegen Worte verkauft, dess Handel hat einen schnellen Lauf.
647. Wer gute Worte gibt, der förcht sich drumb nicht. – Lehmann, 876, 6.
648. Wer guten worten trawt, dem wird mit bösem kauff gelohnt. – Lehmann, 324, 52.
649. Wer mit unwilligen Worten gibt, macht es wie eine Kuh, die zwar Milch gibt, aber selbe mit dem Kübel umstösst.
Lat.: Bis non spondebis, quod mox praestare valebis. – Qui cito dat bis dat, qui tardat munera, nil dat. (Sutor, 68.)
650. Wer mit Worten speist, füllet keinen Bauch. – Parömiakon, 36.
651. Wer mit Worten viel schmeicheln kann, der betrügt wol manchen Mann.
Lat.: Hi sunt fallaces plus justa blanda loquaces. (Sutor, 979.)
652. Wer nach seinen worten wirkt, ist ein grosser Lerer. – Wachter.
653. Wer nicht Ein Wort hören will, muss oft der Worte hören viel.
654. Wer nicht um Worte gibt, der gibt auch nicht um Schläge. – Siebenkees, 63.
Böhm.: Kdo se domluvy (slova) nebojí, nebojí se ani holi. (Čelakovsky, 409.)
Lat.: Si cui mens est tam illiberalis, ut objurgatione non corrigitur, is etiam ad plagas durabitur. (Seybold, 558.)
655. Wer nicht will auf Worte hören, dem müssen Spiess und Büchsen lehren (rathen).
656. Wer nicht Wort hält, dem braucht man auch nicht Wort zu halten.
Lat.: Frangenti fidem, fides frangatur eidem.
657. Wer sein Wort bricht, bekommt einen Fleck ins Gesicht.
Dän.: En genkalding som de kalde og graede igien. (Prov. dan., 224.)
658. Wer sein Wort nicht hält, kann leicht versprechen.
Holl.: Die zijn woord niet houdt, heeft goed beloven. (Harrebomée, II, 480a.)
659. Wer sich an die Worte nicht kehrt, muss einen eichenen Prügel kosten. – Gryphius, 53.
[425] 660. Wer sich das erste Wort spart, dem sparen andere das letzte.
Dän.: Spar dig selv det første ord, saa sparer andre dig der sidsto. (Prov. dan., 524.)
661. Wer sich mit Worten nicht lässt strafen oder ziehen, an dem darf man sich auch mit Schlägen nicht bemühen.
Holl.: Die door geen reden zich laat leiden, ga bij de koejjen in de weiden. (Harrebomée, I, 423a.)
662. Wer sich mit Worten wolt speissen lassen, der wurde sat werden, sonst ist müe darbey. – Gruter, I, 82.
Böhm.: Na líbezná slova se nespouštĕj, a pro hrnbá nehnĕvej. – Nespoléhej na cizí trošty. (Čelakovsky, 93.)
663. Wer sich mit worten ziehen lest, der ist wol unter allen der best. – Henisch, 325, 41.
664. Wer sich mit wortten nicht ziehen lesst, an dem helffen auch keine schlege. – Agricola, I, 653; Latendorf III, 410; Gruter, I, 82; Egenolff, 251b; Petri, II, 761; Schottel, 1138b; Struve, I, 19.
Holl.: Wie zich met woorden niet laat trekken, dien helpen ook geene slagen. (Harrebomée, II, 482a.)
Lat.: Legat rubum, qui vult intelligere nigrum. (Sutor, 604.) – Magis verba quam verbera prosunt. – Verbera non emendant malos. (Quem non verba monent, non acria dicta coercent, efficient frugi verbera nulla virum.) (Glandorp, II, 67, 344.) – Verbere vexatus nimio data verbera spernit, efficiunt plus, quam verbera verba bona. (Lindeberg, Moralia, 1213.)
665. Wer sich vff wort verläst, dem wird nichts. – Lehmann, 928, 14.
666. Wer sich vor Worten forcht, der hat kein Hertz zum thun. – Lehmann, 228, 46 u. 749, 12; Wirth, II, 145.
667. Wer süsse Worte stellt, will oft nur saures Geld.
668. Wer um das Word nid thuet, wie um â Schlag, der erlebt kein guten Tag. – Sutermeister, 124.
669. Wer um gute Worte nichts gibt, dem helfen auch Schläge nichts. – Simrock, 11870; Mayer, I, 104.
Dän.: Hvo ei agter ord, agter ei heller slag. (Prov. dan., 20.)
670. Wer von worten stirbt, den soll mann mit fürtzen begraben. – Franck, I, 51a.
671. Wer Worte auszahlt und Prügel zurückbekommt, macht einen schlimmen Handel.
Dän.: Det er ondt kiffne-bytte at tage hug ind. (Prov. dan., 341.)
Lat.: Est mala campsura riseando luem peritura. (Reuterdahl, 302.)
Schwed.: Thz aer onth skiptaz taka in stoor hug ok wtgiua ondh ordh. (Reuterdahl, 302.)
672. Wer Worten folgt, darf keiner Schläge.
Lat.: Verbera non metuet, metuit qui verba magistri. (Binder II, 3506.)
673. Wich deinj Wîrt, î em se hîrt. – Schuster, 912.
674. Wider spitzige wort gehören verharnischte Ohren. – Lehmann, 700, 22; Eiselein, 650.
675. Wir haben gute Worte zu Haufen, um böse Waare zu verkaufen.
676. Wîrter se Schwierter. – Schuster, 904.
677. Wo böse Worte, da ist (gemeiniglich) auch böse Sache. – Sailer, 348.
678. Wo böse Worte, da übel Handel. – Eiselein, 650.
679. Wo das Wort, da geist vnd glaub; wo glaub, da werck vnd Creutz; wo Creutz, da anruffung; wo anruffung, da errettung; wo errettung, da ewiges Leben. – Henisch, 623, 64.
680. Wo ist einer, der Wort hält.
Bei Tunnicius (849): Wâr is ein de geloven holt? (O fidei custos jam corvo rarior albo.)
681. Wo man die Wort nicht darff verzollen, da hatt man Freyheit zu reden. – Lehmann, 203, 33.
682. Wo vel Woore sind, do geht et onne Sünnen nich af. (Waldeck.)
683. Wo viel Wort, da viel Sünde. – Petri, II, 817.
Schwed.: Hvar mång ord aro, ther är och synd. (Törning, 76.)
684. Wo viel Wort sind, da ist wenig That. – Pauli Postilla, 49b.
[426] 685. Wo viel Worte sind, da hört man den Narren. – Petri, II, 817.
686. Wo viel Worte sind, ist meist wenig Herz.
687. Wo vil wort sind, da ist gemeingklich armut. – Henisch, 1484, 61.
Nur der Verstand gefällt sich in Reden, die Empfindung ist schweigend am thätigsten. Auch die Griechen auf der Insel Cephalonia sagen: Wo man mit Worten macht, da ist Armuth.
688. Wo Worte nicht helfen, da wirkt der Stock.
Böhm.: Koho se dobrá slova nechytají, toho se musí karabáč chytati. (Čelakovsky, 357.)
Poln.: Kto gardzi słowy prostymi, tego trzeba dębowymi. – Kto się nieporusza słowy, tego poruszy dębowy. (Čelakovsky, 357.)
689. Wort darff man nit kauffen. – Franck, I, 80b; Egenolff, 339b; Siebenkees, 123; Schottel, 1127b; Simrock; 11873; Petri, II, 815.
Und dennoch richtet man mehr mit ihnen aus, als mit Gewalt.
690. Wort füllen den beutel nit. – Franck, I, 82b; Gruter, I, 87; Egenolff, 342a; Dove, 828.
Engl.: Many words will not fill a bushel. (Bohn II, 23.)
Schwed.: Ord gjöra kjöp, men penningen betaler. (Grubb, 651.)
691. Wort füllen den Sack (Bauch) nicht. – Pistor., VIII, 23; Graf, 230, 71; Braun, I, 5276; Simrock, 11833; Moscherosch, 323; Körte, 6986; Gaal, 1763.
Besser thätige Hülfe, als die wortreichsten Versprechen. (S. ⇒ Bauch 71.) »Dat sprickwort, dat min oldervater sprak: grote wörde füllen nicht den sack.« (Lauremberg, IV, 84.) »Vele wort füllen nicht den sack.« (Verlorener Sohn, 398.)
Engl.: Good woords fill not a sack. (Gaal, 1763; Bohn II, 144.) – Fair words butter no parsnips. (Bohn II, 144.) – Talking pays no toll. (Gaal, 1763.) – The belly is not fill'd with fair words.
Frz.: Le ventre ne se rassasie pas de paroles.
Holl.: Praatjes vullen den buck niet. (Harrebomée, II, 199a.) – Praatjes vullen geen gaatjes. – Schoone (veel) woorden vullen geen zak. (Harrebomée, II, 482a.) – Vele woorden vullen den sac nîet. (Tunn., 27, 4.)
It.: Beltà di parole non empie la borsa. (Pazzaglia, 264, 6.) – Le parole non bastano. – Le parole non empiono il corpo. (Gaal, 1763.)
Lat.: Animus in patinis. – Bursa manet vacua, vox licet ampla tua. (Fallersleben, 783.) – Peculium re, non verbis augetur. (Binder I, 1341; II, 2517; Manot, 636; Philippi, II, 88; Seybold, 433.)
Schwed.: Fagra ord mätta inte magen. (Marin, 12.)
692. Wort machen keyn meyster. – Franck, I, 61b; Petri, II, 815; Körte, 6993.
Frz.: A peu parler, bien besogner. – Grand diseur n'est pas faiseur. (Masson, 388.)
693. Wort schlagen die leut nit. – Gruter, I, 87; Eyering, III, 583; Petri, II, 815; Sutor, 184; Eiselein, 650; Körte, 6982.
Könnte man grosse Dinge und Thaten mit dem Munde verrichten, so würde unsere Welt von Helden aller Art wimmeln.
Dän.: Oord slaae ingen mand ihiel, uden haanden folger med. (Prov. dan., 438.)
694. Wort schliessen den kauff, aber ohne Geld geht er wieder auf.
695. Wort schliessen den Kauff, Gold bezahlt. – Lehmann, 414, 10.
696. Wort seind nit wasser, die sich mit einem Schwammen wider aufheben lassen. – Lehmann, 644, 33.
It.: Le parole non s' infilzano. (Gaal, 1752.)
697. Wort seind Wind. – Lehmann, 644, 24.
Holl.: Woorden zijn wind. (Harrebomée, II, 482b.)
698. Wort sind offt frecher als die That. – Gruter, III, 117; Lehmann, II, 884, 340.
699. Wort speisen die leut nit. – Franck, II, 96a; Lehmann, II, 859, 476.
Engl.: Fair words butter no parsnips. – One cannot live by selling ware for words. (Gaal, 1763.)
700. Wort speisen und trencken auch. – Franck, I, 112b; Gruter, I, 87; Petri, II, 815; Simrock, 11876; Blum, 591; Bücking, 187.
Ein freundlicher Wirth würzt und veredelt auch das einfachste Mahl.
701. Wort ohne Sinn ist schnell dahin.
[427] 702. Wort um Wort ist Narrenweise.
»Wort geben vmb wort, ist Narrenweiss, Guts geben vmb böss hat hohen preiss.« (Brandt, Nsch., 68.)
703. Wort und Federn führt der Wind weg. – Winckler, XX, 96.
Holl.: Woorden en veren vliegen daar heen. (Harrebomée, II, 482a.)
Span.: Palabras y plumas, el viento las lleva. (Cahier, 3605; Bohn II, 23.)
704. Wort und Schleudersteine kommen nicht wieder zurück.
705. Wort und That sollen gehen Einen Pfad.
Holl.: Woord en daad zijn een. (Harrebomée, II, 482a.)
706. Wort und Werk verrathen einander.
Holl.: Woorden en daden verraden malkander. (Harrebomée, I, 482a.)
707. Wort und Werke werden selten (nicht immer) auf einer Wage gewogen. – Chaos, 293; Winckler, XIV, 14.
708. Wort vnd glauben seind einander zur Ehe gegeben; vnd kan keins vom andern sich scheiden lassen. – Henisch, 1638, 23; Sailer, 227.
709. Wort vnd wercke sind zwey ding. – Gruter, III, 117; Lehmann, II, 884, 34; Petri, II, 815.
710. Wort zahlen die Schulden nicht, Hauss vnd Hof muss in die lucken stehen. – Lehmann, 914, 8; Eiselein, 650.
Dän.: Ord betaler ey gjeld. (Prov. dan., 442.)
711. Worte backen nicht Küchlein. – Simrock, 11857; Eiselein, 650.
712. Worte beissen (stechen) nicht.
Holl.: Woorden bijten niet. (Harrebomée, II, 482a.)
713. Worte binden den Menschen, Stricke die Hörner der Stiere.
Dän.: Oord binde manden, og hampe reep oxen. (Prov. dan., 438.)
714. Worte brechen kein Geleit. – Pistor., IX, 72; Eisenhart, 590; Hillebrand, 235, 346; Hertius, II, 15; Graf, 293, 78; Simrock, 3364; Eiselein, 223.
Wem sicheres Geleit zugesagt ist, der geht dessen verlustig falls er neue Uebelthaten begeht, zu denen äussere Gewalt erfordert wird. Durch unziemende Worte soll aber, wie das Sprichwort sagt, das Geleit nicht verletzt werden, was aber von den Auslegern bezweifelt wird, weil sie meinen, dass der des sichern Geleits unwürdig sei, der durch lästerliche und ehrenverletzende Reden zu neuen Beschwerden Anlass gibt.
Frz.: Sauve-garde n'est pas enfreinte par parole, mais par fait. (Loisel, II, 795.)
715. Worte, die im Beutel klingen, sind die beste Zahlung.
Poln.: Dżierž się tych słow, co je w mieszek kłada. (Čelakovsky, 94.)
716. Worte eines Heiligen und Klauen einer Katze.
Holl.: Woorden van een' heilige, klaauwen van eene kat. (Harrebomée, II, 482a.)
717. Worte für Worte, als ich dik horte. – Geiler, Alsatia, 1862-67, 476.
Lat.: Scriptum est in porta: Pro verbis verba reporta.
718. Worte geben keinen Zoll.
719. Worte gebrauche wie Geld! – Steiger, 333; Körte, 6997.
720. Worte gehen nicht in Leib, aber schlagen Wunden ins Hertz. – Lehmann, 644, 23.
721. Worte gelten wie die müntze. – Sarcerius, Hausbuch, CXa.
»Solche Worte haben ihren Curs, und es muss jeder wissen, wie viel sie gelten. Wer das nicht weiss, wer nicht beurtheilen kann, inwieweit sie wörtlich aufzufassen sind, oder nicht, hat keine Befähigung über den Charakter eines ganzen Volks zu urtheilen.« (Bohemia, 1875, Nr. 159, Beil.)
Lat.: Vocabula ualent usu sicut muneri.
722. Worte gibt jeder Buhle genug. – Körte, 7012.
723. Worte haben Flügel.
Dän.: Oord have vinger. (Prov. dan., 438.)
724. Worte haben keinen Schweif.
An dem man sie wieder zurückziehen könnte, wenn sie aus dem Munde heraus sind.
Schwed.: Ord hå ingen rumpa. (Grubb, 650.)
725. Worte helfen nicht, wann That erfordert wird. – Chaos, 579; Winckler, XX, 32.
726. Worte helfen nicht, wenn's brennt.
727. Worte hin, Worte her.
[428] 728. Worte im Munde dauern (verschwinden) wie Welle und Stunde.
Böhm.: Lidská mluva, mvřská vlna. (Čelakovsky, 90.)
729. Worte in eines Weisen Munde sind wie tiefe Wasser. – Fabricius, 6.
730. Worte kosten kein Geld.
Mitunter sehr viel, z.B. in Injurien- und Pressprocessen. Wie die Czechen behaupten, sind sie, wie bei uns die ⇒ Gedanken (s.d.), zollfrei.
Böhm.: Ze slov se clo neplatí. (Čelakovsky, 74.)
731. Worte kosten nichts.
Holl.: Woorden kosten niet. (Harrebomée, II, 482a.)
It.: Di parole è buon mercato.
732. Worte lassen sich nicht an eine Schnur reihen.
It.: Le parole non s' infilzano. (Biber.)
733. Worte lohnen nicht.
734. Worte machen den Handel. – Graf, 228, 18.
Holl.: De worden maken de kopmanschap. (Harrebomée, II, 479b.)
735. Worte machen den Kauf, aber mit Geld muss man zahlen. – Winckler, XVII, 66.
Böhm.: Řeči nenaplníš povĕtří. (Čelakovsky, 94.)
Dän.: Hvo som troer gode ord, bliver lönnet med ondt kjöb. – Man findet alt gode ord, og ondt kjöb. – Ord gjör kjöb, men pengene betaler. (Prov. dan., 442.)
It.: Parole fan mercato ed i danari 'l pagano. (Pazzaglia, 264, 43.)
736. Worte machen kein Loch in die Haut.
Die Neugriechen: Worte wenden des Menschen Sinn und Wind das Wasser. (Sanders, 231, 121.)
Holl.: Woorden gaan door het vel niet. – Woorden gaan in het lijf niet. (Harrebomée, II, 482a.)
737. Worte machen keine Beulen. – Petri, II, 815.
738. Worte machen Leute.
739. Worte machen so wenig satt, wie der Wind.
740. Worte müssen sterben, damit die Menschen leben. (Neger auf Trinidad.)
741. Worte ohne Sinn und Hosen ohne Lenden kommen nicht weit.
Worte und Phrasen ohne vollen lebendigen Geist sind nichts als Hosen ohne Lenden.
742. Worte reichen nicht aus, will man im Urwald bauen sein Haus.
743. Worte sättigen so wenig als Wind. – Eiselein, 650.
It.: Le parole non empiono il corpo. (Biber.)
744. Worte schlagen kein Loch in den Kopf. – Simrock, 11839; Graf, 293, 77; Mayer, I, 130.
745. Worte schlagen leut auch. – Franck, I, 112b; Gruter, I, 87.
Frz.: Les paroles ne tuent pas. (Masson, 384.)
746. Worte schlagen Wunden, die nicht bluten.
Dän.: Oord hugger og stikker intet og dog saarer hiertet. (Prov. dan., 438.)
747. Worte schmähen wol, aber Fäuste treffen.
748. Worte sind Abrisse des Herzens. – Winckler, XIV, 7.
749. Worte sind doch nur Worte. – Murner, Vom luth. Narren: Eiselein, 650.
750. Worte sind ein gut Füllsel für die Ohren, aber schlecht für den Bauch.
Lat.: Ne verba pro farina. (Erasm., 414; Tappius, 165b.)
751. Worte sind gut, aber Brot sättigt mehr.
D.h. Thaten sind besser als Worte. Der Director in Goethe's Faust sagt: »Der Worte sind genug gewechselt, lasst uns nun endlich Thaten sehn.«
It.: Parole fan il mercato e li danari lo pagano. (Bohn II, 144.)
Lat.: Ne verba pro farina. (Apostol., 13; Binder II, 2012.)
752. Worte sind gut, aber Hüner legen Eyer. – Lehmann, 377, 48; Simrock, 11842; Eiselein, 650.
753. Worte sind gut, wenn man darnach thut.
Durch Rath und durch That, durch Handlung und nicht durch Wort lebt und wird die Welt belebt.
754. Worte sind gut, wenn Werke folgen. – Körte, 6973.
Bei Tunnicius (977): Wôrde sint gût, wan dâr werke na folgen. (Verbula laudantur, propere dum facta sequuntur.)
Böhm.: Slovo s to a ruka v rukávĕ. (Čelakovsky, 345.)
Engl.: Deeds are fruits, words are but leaves. (Gaal, 1765.)
Frz.: Les effets sont les mâles, et les paroles sont les femelles.
Holl.: De woorden zijn goed, volgen de werken na. (Harrebomée, II, 480a.)
It.: Le parole son femmine, e i fatti maschi. (Gaal, 1765.)
[429] 755. Worte sind gute Speise für die Ohren, aber nicht für den Magen.
Holl.: Woorden zijn goed voedsel voor de ooren, maar de buck heeft er niet aan. (Harrebomée, II, 482b.)
756. Worte sind keine Mühlsteine.
Schwed.: Ord äre inga qvarnstenar. (Grubb, 650.)
757. Worte sind keine Thaler. – Simrock, 11834.
758. Worte sind keine Thaten, sagt Herr von Vincke. (Berlin.)
Hat seine Entstehung in einer Rede, die der Abgeordnete von Vincke in der Kammer (Juni 1862) gehalten hat.
759. Worte sind Münzen. – Gotthelf, Uli der Pächter, 123.
760. Worte sind nicht Stüber. – Simrock, 11835.
761. Worte sind nur Wind, aber Prügel fühlt man geschwind.
Engl.: Words are but wind, but blows unkind. (Bohn II, 144.)
762. Worte sind oft Schwerter.
Holl.: Een woort is soms een zwaard. (Harrebomée, II, 480a.)
763. Worte sind Sand, mit Geld kauft man Land.
Engl.: Words are but sands; 't is money buys lands. (Bohn II, 144.)
764. Worte sind Schatten der Werke. – Winckler, XV, 33.
Engl.: Deeds are males, words are females. (Bohn II, 144.)
Frz.: Mieux vaut estre martyr que confesseur. (Leroux, I, 22.)
It.: I fatti son maschii, le parole femmine. (Bohn II, 144.)
765. Worte sind Weiber, Thaten aber Männer.
766. Worte sind Wind und verfliegen geschwind.
»Das Menschenwort, ein Schatten an der Wand – stets wandelbar.«
Lat.: Ut umbra, sic est oratio mutabilis. ( Sailer, Sprüche, 75.)
767. Worte sind Wind, vom Dräuen stirbt kein Kind.
Holl.: Woorden zonder meenen gelijken dreigen zonder slaan. (Harrebomée, I, 482b.)
768. Worte soll man nicht auf der Goldwage wägen.
Lat.: Minima non curat praetor. (Masson, 385.)
769. Worte stinken nicht.
So sagt man, wenn man eine schmuzige Sache bei ihrem Namen nennen muss.
Frz.: Parole ne pue point. (Lendroy, 1256.)
770. Worte thun es nicht, das Leben spricht.
Lat.: Non cajas, sed quis es, expedit te ostendere. (Sailer, Sprüche, 49.)
771. Worte thun (bessern, wirken) oft mehr als Schläge. – Simrock, 11868; Gaal, 1762; Schulze, 72; Zehner, 101.
Dän.: Bedre at curere med advarsel end straffe med pidske. (Prov. dan., 58.)
772. Worte thun's nicht. – Petri, II, 815; Sailer, 142.
»Es muss es die Warheit vnd ein gut Gewissen thun.«
Holl.: Geene woorden, maar zaken. (Harrebomée, II, 480b.) – Woorden gelden nooit. (Harrebomée, II, 482a.)
It.: Il voto, senza l' opera, non basta. (Biber.)
773. Worte verrathen und Worte verbergen. – Eiselein, 649.
Frz.: Dieu nous a donné la langue pour cacher les sensations du cœur. (Talleyrand nach Eiselein, 649.)
Lat.: Verba satis celant mores, eademque revelant. (Eiselein, 649.)
774. Worte verwunden die Haut nicht.
775. Worten vnd weissen Kleidern steht nicht allzeit zu trawen. – Petri, II, 815.
776. Wörter seind auch schwerter. – Franck, I, 162b; Lehmann, II, 859, 477; Simrock, 11841; Körte, 7002.
Engl.: Many words hurt more than swords. (Gaal, 1802.) – Sometimes words hurt more than swords. (Gaal, 1762.)
777. Wörter sind keine Schwerter.
778. Wörter verwunden oft mehr als Schwerter.
779. Wôt1 sin kein Stüver2, säd' der Deuvel, do soch hä ä Messenboch. (Köln.) – Weyden, I, 4.
1) Wort.
2) Stüber. In Bedburg: Wört sind ken Stüvere.
780. Zu närrischen Worten gehören taube Ohren.
Holl.: Voor vuile (zotte) woorden doove ooren. (Harrebomée, II, 482a.)
781. Zu wenig Worte ist kein Gewinn, wenn dunkel bleibt der Sinn.
Lat.: Brevis esse laborat, obscurus fit. (Philippi, I, 66.)
782. Zwei Wort seynd im Latein, die tragen wacker ein: der Medicorum Recipe und der Juristen Excipe. – Chaos, 537.
[430] 783. Zwei Worte machen keinen Markt.
Engl.: More words than one go to a bargain.
Frz.: On ne fait pas marché au premier mot.
*784. A nimt mer gleich 's Wûrt ausem Maule. (Schles.) – Frommann, III, 242, 31; Gomolcke, 188.
*785. Alle Wort auf das Goldwägelein legen. – Mathesy, I, 88a.
*786. Auf dein Wort geh' ich ins Gefängniss. – Blass, 6.
*787. Auf jemandes Worte schwören.
Holl.: Bij iemands woorden zweren. (Harrebomée, II, 479b.)
*788. Auf sein Wort kann man Kirchen bauen.
Böhm.: Na jeho slovo mohl by skály zakládati. (Čelakovsky, 523.)
*789. Auf seine Worte ist kein Thurm zu bauen. – Chaos, 555.
*790. Aus eines Worte höllisch Feuer machen. – Schottel, 1112a.
*791. Bei dem ist jedes Wort verloren. – Tendlau, 403.
*792. Bei dem muss man ein jed's Wort uf d' Wag' legen. – Wurth, 51.
*793. Breite Worte, so lang, wie ein Floss.
*794. Breyte glatte wort schleiffen. – Franck, I, 51b; II, 11b, 96a; Gruter, I, 44; Eyering, II, 6669; Schottel, 1119b; Petri, II, 339.
Von einem Feinen, Ueberlistenden, der andere durch schöne Worte betrügt, von Komplimentemachen. »Die welt ist jetz der list so voll, welcher sie überlisten sol, muss nach dem rechten Schnürlin greiffen und freilich glatte wörter schleiffen ....Es seind der schmeichler also viel, dass keiner die warheit reden will ....Man find jetz meister, die dich lehren, wie du dein wörter umb solt kehren, schleiffen glat und glitzend gerben vnd auff der zungen zierlich ferben, dass sie gantz glat mir fallen ein, als wer' es nichts als süsser wein.« (Murner, Schelmenzunft, 24 in Kloster, I, 857.)
Lat.: Dure verba. (Philippi, I, 110.) – Fumos vendere. (Martial.) (Froben, 325; Philippi, I, 165.)
*795. Dä hät et Wort un och de Kann. (Bedburg.)
Zur Bezeichnung von Plauderhaftigkeit.
*796. Dai hiät en Woart as en Lintkrämer. (Grafschaft Mark.) – Woeste, 87, 127.
*797. Das grosse Wort führen.
Grosssprechen. Horaz (in der Schrift: De arte poetica) sagt von einem Solchen: Brocken wirft er von sich und gewiss sechs Schuh lange Worte. Aus dem betreffenden Verse stammt die lateinische Redensart: Ampullas projicere (loqui). (Faselius, 15.)
*798. Das ist das Wort noch einmal werth. (Köthen.)
Für: So ist es eher etwas; oder: so ist es noch einmal so gut.
*799. Das ist ein Wort so gut (viel) wie tausend. – Klix, 124.
*800. Das ist ein Wort zu seiner Zeit. – Eiselein, 649.
*801. Das letzte Wort behalten (haben wollen). – Schottel, 1119a.
Wer beim grossen Haufen Recht behalten will, darf sich das letzte Wort nicht nehmen lassen.
*802. Das Wort haben.
In Pommern: Dat Wôrd hebben. (Dähnert, 557a.) Die Erlaubniss, das Recht, die Pflicht zu sprechen.
*803. Das Wort im Munde verdrehen.
*804. Das Wort schwebt (läuft) mir auf der Zunge (herum).
Frz.: J'ai le mot sur les lèvres, sur le bord des lèvres.
*805. Das Wort stirbt auf seinen Lippen.
Holl.: Het woord sterft op zijne lippen. (Harrebomée, II, 480b.)
*806. Dat Wôrt is herût, un de Esel is drinnen. – Eichwald, 2088; Kern, 596.
Der Holsteiner von unbesonnenem und einfältigem Schwatzen.
*807. De hat et in Wören, wie et Eckerken (Eichhörnchen) in Schwanze. – Frischbier, II, 2960.
*808. Den werd' ich beim Worte halten. – Klix, 122.
*809. Der muss immer das grosse Wort führen. – Klix, 124.
*810. Die muss immer das letzte Wort haben. – Klix, 122.
*811. Die siben wort sagen. – Franck, II, 92a.
[431] *812. Die worden in den Hals halen. – Tappius, 162b.
Das Gesprochene widerrufen.
*813. Die Wort dünn schnitzen. – Lehmann, 382, 17.
Sehr sanft auftreten, mit Sammtschuhen gehen, um nicht anzustossen.
*814. Die Wort sind dess Gelts wehrt. – Gruter, III, 22; Lehmann, II, 85, 180.
*815. Die Wort sind grösser (stärker) als der Mann. – Gruter, III, 22; Lehmann, II, 86, 181.
Wenn jemand mehr verspricht, als er zu leisten vermag, oder mehr von sich berichtet, als er gethan.
Dän.: Ordene ere større en manden. (Prov. dan., 442.)
*816. Die Worte auf die Goldwage legen. – Schottel, 1113a.
»Ihr meigt mers glauben, ma muss bei ihm de Waurte recht uf de Gauld Wauge lên, dass man nich derzirnt.« (Keller, 167b.)
*817. Die Worte auf Schrauben setzen.
»Da (bei den Alten) galt sehr vieles Treu und Glauben, die Worte setzte man nicht so auf Schrauben; es hiess ein Wort, ein Wort, ein Mann, ein Mann.« (Keller, 156b.)
*818. Die Worte sind nicht mit ihm verwachsen. – Eiselein, 650.
*819. Die Worte sind nicht theuer bei ihm.
Frz.: Il ne prend point d'argent de tout ce qu'il dit.
*820. Die Worte sterben ihm im Munde.
*821. Die Wörter färben. – Murner, Nb., 5.
Sprache der Verstellung. »Ja, wenn sie bulbrieff wollen schreiben, so künnent sie die Wörter ferben, ein Teutschen text gantz glitzent gerben.« (Kloster, IV, 642.)
*822. Die Wörter sind gut, aber ich traue nicht darauf.
Frz.: Tout cela est bel (beau) et bon, mais l'argent vaut mieux.
*823. Dir ist es in Worten, wie manchem im Sinne. – Simrock, 11843.
*824. Doas woar a Wôrt, doas wog a Pfund. (Schles.)
*825. Dor häwwe wi manchem Wôr den Hals broken. (Lippe.)
Wir haben manchem Worte den Hals gebrochen; pflegt man am Ende eines Gesprächs, einer Unterhaltung zu sagen.
*826. Du bedarffest fur vnnutze wortt nicht sorgen. – Agricola I, 428; Latendorf III, 554; Schottel, 1136b.
*827. Du bestast auff deinen worten, wie ein Beltz auf seinen ermeln. – Friesen, Spiegel, VI.
*828. Ea hod a kuan ungschoffnes Woat geben, und si is don hab gwoatn. (Steiermark.) – Firmenich, II, 768, 112.
Er hat ihr kein ungeschaffenes (d.h. kein grobes) Wort gegeben, und sie ist doch böse geworden.
*829. Een Wôrd gav dat ander. – Dähnert, 556b.
Die Unterredung dauerte länger als zu erwarten war.
*830. Ein deutsches Wort mit jemand reden.
Ich will derb, ehrlich, verständlich mit ihm sprechen. Jedes Volk hält sich andern gegenüber für besser, für ehrlich und treu. So nennen die Böhmen eine ehrliche, aufrichtige Rede ein böhmisches Wort. Was bist du für ein Böhme, dass du nicht dein Wort hältst: České slovo (poctivé vĕrné).
Poln.: Co za Ceach, słówo nietrzy mac? (Čelakovsky, 459.)
*831. Ein gräut Wot, dat dör de Mund nit geiht. (Sauerland.)
*832. Ein grosses Wort gelassen aussprechen.
*833. Ein Wort auf der Zunge haben.
Frz.: Avoir un mot sur le bout de la langue.
*834. Ein Wort bringt ihn in Harnisch.
Lat.: Quid juvat irasci, si sint sine verbo irae. (Chaos, 414.)
*835. Ein Wort ist bald entwischt.
Lat.: Verba alata, volucria sunt. (Seybold, 623.)
*836. Ein Wort, wie tausend.
Ung.: Egy szó mint száz. (Gaal, 1751.)
*837. Einem das Wort aus dem Munde nehmen. – Lohrengel, II, 185; Klix, 122.
Das eben sagen, was ein anderer auch gerade sagen wollte. »A nimmt mer's Wort gleich ausm Maule, denn das wult ich och fast son.« (Keller, 161b.) – Jüdisch-deutsch in Warschau: Er hot mir dus Wort vün'm Maul herausgenömmen.
*838. Einem das Wort reden. – Mathesy, 351a.
*839. Einem die Worte aus dem Munde heraussehen.
Holl.: Jemand de woorden uit den mond zien. (Harrebomée, II, 481b.)
[432] *840. Einem die Worte in den Mund legen.
Holl.: Jemand de woorden in den mond leggen. (Harrebomée, II, 481b.)
*841. Einem ein krump Wort sagen. – Mathesy, 261b.
*842. Einem süsse Worte geben.
*843. Einen bei seinem Wort halten.
In Böhmen sagt man Leuten gegenüber, welche sich an ein im Scherz oder unüberlegt ausgesprochenes Wort ernstlich halten wollen: U nás se, panáčku, bere za kliku, ne za slovo. (Čelakovsky, 71.)
Holl.: Ik houd u bij (aan) uw woord. (Harrebomée, II, 481b.)
*844. Einen mit (guten) Worten abspeisen. – Schottel, 1115a; Mayer, I, 68.
»Redt jhn mit süsse worten ab.« (Hans Sachs, III, LXIIII, 1.)
Lat.: Hermodorus verba importat. (Binder II, 1294; Tappius, 146b.)
*845. En smuck Woort wenn et wuschen is. (Holst.) – Schütze, IV, 374.
Wenn einer Rede nicht so ganz zu trauen ist, um etwas Gesagtes verdächtig zu machen.
*846. En Woart, oder – en Fort (Furz). (Danzig.) – Frischbier, 4121.
*847. Ên Wôrd so vêl as dusend. (Holstein.) – Schütze, IV, 374.
*848. Er bindet sich nicht an seine Worte.
Engl.: He pins his faith on another man's sleeve. (Bohn II, 159.)
*849. Er bleibt bei seinen Worten wie der Dreck am Rade.
Holl.: Hij blijft aan zijn woord, als het slijk aan het wiel. (Harrebomée, II, 481a.)
*850. Er bleibt bei seinen worten, wie ein Hase bei seinen Jungen. – Franck, II, 66a; Lehmann, II, 134, 23; Henisch, 412, 45; Egenolff, 60b; Latendorf, II, 12; Simrock, 11845; Eiselein, 283.
N. Gryse in Slüter's Leben (1593): »Alse nu solckes Jochim Rosin erfaren, dat de vornemsten des Caspuls neumst dem wanckelmödigen gemeinen Mann by em stünden alse de Hase by synen Jungen, hefft se sick vth der Stadt begeuen.« (Schiller, III, 4b.)
Holl.: Hij blijft bij zijn woord, als een haas bij zijne jongen. (Harrebomée, II, 481a.)
Lat.: Aliud stans, aliud sedens loquitur. (Tappius, 77a; Erasm., 424; Gesner, I, 716; Seybold, 19; Philippi, I, 21; II, 162.)
*851. Er bleibt bey seinen worten, wie der Hase bei der Trommel. – Simrock, 11845.
Holl.: Hij blijft bij zijn woord, als een haas bij eene trommel (trompet). (Harrebomée, II, 481a.)
Lat.: Tot modo sunt mores, quot habet natura colores. (Chaos, 146.)
*852. Er besteht bei seinen worten wie butter an der Sonnen. – Egenolff, 60b.
Holl.: Hij bliijft bij zijn woord als de zon bij de boter. (Harrebomée, II, 481a.)
*853. Er besteht bei seinen worten (odder bei der warheyt) wie ein hase bei einer bauckeln (Trommel). – Egenolff, 60b.
Lat.: Aliud stans, aliud sedens (loquitur). (Erasm., 424; Seybold, 19; Philippi, I, 21; Binder I, 38; II, 129.)
*854. Er bringt viel Worte um den Hals.
Er hält wenig von dem, was er zusagt.
Holl.: Hij breekt daar vele woorden den hals om. (Harrebomée, II, 481a.)
*855. Er darf für unnütze Worte nicht sorgen.
Der Scharfzüngige, Bösmäulige.
*856. Er drehet seine Worte auff beide Seiten, wie eine Weiberwatschgen. – Herberger, Hertzpostille, Ib, 37.
*857. Er fieng yhn ynn seinen eygenen wortten. – Agricola I, 190; Latendorf III, 161; Eyering, II, 231.
Holl.: Hij vangt (verstrikt, doodt, straft) hem met (in) zijne eigene woorden. ( Harrebomée, II, 481b.)
Lat.: Suo sibi hunc gladio jugulo. (Sutor, 484; Seybold, 589.)
*858. Er flickt sich mit leeren worten. – Eyering, II, 232 u. 581.
*859. Er frisst seine Worte wieder hinein, wie der Hund das Gespiene.
Holl.: Hij laat hem de woorden weder in de keel (door den hals) halen. (Harrebomée, II, 481a.)
*860. Er führt das grosse Wort.
*861. Er geht gern ab de Worte. – Sutermeister, 83.
[433] *862. Er geht mit leeren worten vmb. – Eyering, II, 247.
*863. Er gibt geschmiert vnd feiste wort. – Mathesy, 259a.
*864. Er gibt ihm kein gut Wort.
Holl.: Hij geeft hem geen goed woord. (Harrebomée, II, 481a.)
*865. Er gibt nicht alle seine Worte schriftlich.
Man kann sich nicht darauf verlassen; er redet manchmal so, manchmal anders.
Dän.: Han giver ei alli sine oord beskrevne.
*866. Er gibt viel gute Worte, lässt sich dieselben aber gut bezahlen.
Holl.: Geef hem goede woorden, maar reken ze hem duur genoeg. (Harrebomée, II, 480b.)
*867. Er gibt wort vmb schlege. – Agricola I, 46; Latendorf III, 31; Schottel, 1129a; Eyering, II, 20; Richard, 379; Sailer, 302.
Worte um Schläge ist ein ungleicher Wechsel. Wer sich blos mit Worten wehrt, hat keinen Muth.
Holl.: Hij geeft woorden om slegen. (Harrebomée, II, 481a.)
Lat.: De timidis. – Hic iactat verbis, animis sed cogitat alter: ad facinus vires nobile neuter habet. (Glandorp, 81, 155.)
*868. Er hält sein Wort, wie ein alter Deutscher.
Die Russen rühmen die Zuverlässigkeit der Bürger von Nowgorod; sie sprechen von nowgoroder Ehre, einer nowgoroder Seele, um zu sagen: Sie halten Wort, und halten Glauben. Auch die Einwohner der Stadt Pskow genossen in dieser Hinsicht einen guten Ruf. Man sagte: Man kann sich darauf verlassen wie auf das Wort der Pskower. (Čelakovsky, 485.)
*869. Er hält sein Wort wie ein Weib.
Holl.: Hij houdt zijn woord als een wijf. (Harrebomée, II, 481a.)
*870. Er hält Wort, wie der Hund die Fasten.
Böhm.: Drží slovo jako pes půst. (Čelakovsky, 527.)
Dän.: Han holder oord som hunden fasten. (Prov. dan., 438.)
*871. Er hält Worte für Thaten.
Schwed.: Halt ord för gjärning. (Grubb, 359.)
*872. Er hängt jedem Worte ein Siegel an.
Bestätigt jedes seiner Worte noch besonders.
Böhm.: Každé slovo zapečeti. – Mluví, co by k slovům pečet' přívĕšoval. (Čelakovsky, 525.)
*873. Er hat drei lateinische Wörter auf einem Lebkuchen gegessen.
»Es seyndt nicht stracks vor gelehrte Männer zu achten, die drey Lateinische wort uff einer scheib von Lebkuchen gessen haben.« (Zinkgref, IV, 494.)
*874. Er hat ein griechisch (hebräisch, lateinisch) Wort am Fensterbret gelesen.
Von denen, deren gelehrte Schulbildung nur eine äusserst dürftige ist.
*875. Er hat mir das Wort aus dem (vom) Munde weggenommen.
Holl.: Gij haalt mij de woorden uit den mond. Dat wilde ik juist gezegd hebben. (Harrebomée, II, 480b.)
*876. Er hatt's mit eim wort ausgericht. – Tappius, 120a.
*877. Er ist bei den drei Worten angekommen.
Ist vom Tode nicht mehr zu retten. In Athen bestand der Brauch, dass Verbrecher vor ihrer Hinrichtung an Essen und Trinken verlangen konnten, was ihnen beliebte; sie hatten ausserdem die Erlaubniss, drei Sätze auszusprechen und darin zu sagen, was sie wollten, worauf ihnen aber der Mund bis zu ihrem Tode zugebunden wurde. (Vgl. über die Sprichwörter der Griechen: Morgenblatt, Stuttgart 1820, Nr. 298 fg.)
*878. Er ist so voll Worte, wie ein alter Weiberpelz voll Flöhe.
Holl.: Hij is zoo vol reden als een ei vol zwivel. (Harrebomée, II, 513a.)
*879. Er käut die Wörter, sowie die Kuh das Haberstroh.
Von sinn- und gedankenlosen Reden.
*880. Er kramt schöne Worte aus.
Holl.: Hij kraamt schoone woorden uit. (Harrebomée, II, 408a.)
*881. Er lässt sich nicht mit glatten Worten abspeisen.
Frz.: Il se ne paie pas de chansons.
*882. Er macht schöne Worte, es ist aber nichts dahinter.
Lat.: Verba importat Hermodorus. (Cicero.) (Philippi, II, 244.)
[434] *883. Er muss stets das letzte Wort haben. – Mayer, II, 107.
Holl.: Hij moet (wil) altijd het laatste woord hebben. (Harrebomée, II, 481a.)
*884. Er redt ein Wort und lebt ein Jahr. (Schles.)
Wer viel verspricht und wenig hält, viel spricht und wenig ausführt.
*885. Er setzt die Worte, wie der Bauer die Käse. – Klix, 122.
*886. Er setzt die Worte wie ein Bettelmann die Flecke. (Altenburg.)
Von jemand, der sich in Reden ziert, besonders wenn er nicht viel Kluges sagt.
*887. Er speiset mit Worten, wie jener Goldschmied mit Beschauung.
Derselbe hatte nämlich seinen Gästen ein Kunstwerk auf den Tisch gestellt als – Bewirthung.
*888. Er spricht süsse Worte.
Holl.: Hij spreekt suiker zoete woordekens. (Harrebomée, II, 481b.)
*889. Er steckt voll vnnützer Worte. – Eyering, III, 61.
*890. Er stehet auff seinen Worten, wie ein beltz auff den ermeln. – Egenolff, 60b; Eiselein, 504; Simrock, 11894.
»Bis stark wider die Ding, dass du nicht standest auf dir selbst als ein Pelz auf seinem Aermel.« (Geiler.)
*891. Er steht auf seinem Wort, wie der Bauer auf seinen Holzschuhen.
Holl.: Hij staat op zijn woord als een boer op zijne klompen. (Harrebomée, I, 71a.)
*892. Er weyss weder wortt noch weyse darzu. – Agricola, I, 437; Latendorf III, 390; Guttenstein, 80, 99; Schottel, 1136b; Eiselein, 649.
Wer untüchtig ist zu etwas. Wer ein Lied singen soll, der muss den Text (Wort) und die Melodie (Weise) können, sonst ist er es nicht im Stande.
Lat.: Non numeros, non verba tenet miser opta gerendis, quae suscepta numeris scit residere suis. – Rei inperitus. (Glandorp, II, 99, 230.)
*893. Er wil vns mit worten speisen. – Franck, I, 49a; Körte, 6981.
Frz.: Il dit la bouche, mais le cœur n'y touche.
*894. Er will das letzte Wort haben.
Engl.: He'll have the last word though he talk bilk for it. (Bohn II, 150.)
*895. Er zieht die Wörter länger als der Schuster das Leder. – Grimmelshausen, Teutscher Michel.
*896. Es fehlt ihm an Worten, wie der Nachtigall an Liedern.
Lat.: Lusciniae deest cantio. (Seybold, 236.)
*897. Es ist das zehnt Wort nicht wahr, das er redet. – Mayer, II, 42.
Ein sehr bescheidener Lügner, der neunzig Procent Wahrheit beifügt.
*898. Es ist dir ynn den wortten, wie manchem ym synne. – Agricola I, 43; Latendorf III, 30; Eiselein, 650.
Im Sinne hat's mancher, er wollte grosse Dinge thun, aber wenn's zur That kommt, fehlet es weit.
*899. Es ist (jedes) kein Wort verloren, was man ihm sagt. – Eiselein, 649.
*900. Es ist nichts, allein dass er der wortt nicht lassen kan. – Agricola, I, 45; Latendorf III, 29.
Zu und von denen, welche blos reden, aber nichts thun.
*901. Es ist sein drittes Wort.
*902. Es kann bei ihm niemand zu Wort kommen.
Holl.: Niemand mag bij hem te woord kommen. (Harrebomée, II, 481b.)
*903. Es mocht niemantz sin eigen wort hören. – Etterlyn, XCVa.
*904. Es sind breite Worte, anderthalb Schuh lang. – Körte, 7013.
*905. Es sind hochstilige Worte.
Lat.: Verba Corinthiaca et Jonica. (Seybold, 624.)
*906. Es sind leere Worte. – Eiselein, 650.
Lat.: Verba sine pane et pecunia. (Plautus.) (Eiselein, 650; Philippi, II, 244.)
*907. Es (das) sind so breite Worte, man sollte darauf kugeln können.
*908. Es sind Wörter und keine Schwerter. – Parömiakon, 788.
[435] *909. Etwas mit guten Worten unterhalten.
Mit Redensarten, Versprechungen.
Holl.: Dat wordt met goede woorden onderhouden. (Harrebomée, 479b.)
*910. Etwas mit zwei Worten sagen. – Eiselein, 650.
Lat.: Tribus bolis. (Plautus.) (Erasm., 124; Binder II, 3344). – Tribus verbis. (Erasm., 125; Tappius, 120a; Eiselein, 650.)
*911. Euer Wort in Ehren!
*912. Gata ock gude Woorte und asst deste winger. (Schles.)
Gebt ihm gute Worte und esst desto weniger.
*913. Geschmierte Worte geben.
*914. Gib ihm gute Worte und thue, was du willst. – Körte, 6994.
*915. Gute Worte aus falschem Herzen.
*916. Gute Worte unters Gesicht, den Teufel auf dem Rücken.
*917. Guldene wort reden. – Agricola, II, 466; Eiselein, 262.
*918. Hä blitt bi sinem Woarde as de Hase bi der Trumme. (Iserlohn.) – Woeste, 91, 214; Firmenich, III, 188, 108.
*919. Harte Worte reden.
Lat.: Lapides loqueris. (Plautus.) (Erasm., 400; Seybold, 272; Philippi, I, 220.)
*920. Hätt ich mei Wort wieder. – Gomolcke, 435.
*921. Hê hat in d' Wör as d' Êker in 'n Swans. – (Altmark.) – Danneil, 276; für Pommern: Dähnert, 556b.
Von einem Grossprahler.
*922. He hett dat grote Wôrd. – Dähnert, 556b.
Er will entscheiden, den Ausschlag geben.
*923. He hett't in de Wôrd', as 't Katteker (Eichkätzchen) in 'n Stêrt. – Diermissen, 116.
*924. He lett mi nig to Wôrd komen. – Dähnert, 556b.
Er lässt mich nicht sprechen.
*925. He seggt wol en Wôrd un lêvt 'r en Jâr na. (Holst.) – Eichwald, 2085; Schütze, IV, 93.
*926. Hei heat en Woord äs en Lindkrämer.1 (Westf.)
1) Lind, Lindband, aus Leinzwirn gewebtes Band.
*927. Hei heat en Word, me kann der en Ossen anbinnen. (Westf.)
*928. Hei mot dat letzte Wort hebbe, on wenn hei et sull en e Stall segge. – Frischbier, 4122.
*929. Ich hab jhm die sieben Wort angezeigt. – Moscherosch, 342.
*930. Ich mach nicht vil wordt, ich schmeiss fluchts mit feisten drein.
Lat.: Verberibus soles, non verbis decertare. (Peters.)
*931. Ich will mein Wort nicht zur Maultasche machen.
D.h. ich werde mein Wort halten.
*932. Ik kann em nig to Wôrden krigen. – Dähnert, 556b.
Ich kann ihn nicht zu sprechen bekommen.
*933. In hochtrabenden Worten reden.
Lat.: Tragice loquuntur. (Philippi, II, 222.)
*934. Ist es erlaubt, ein bürgerliches Wort zu reden?
Scherzfrage, um eine laute Blähung anzukünden.
*935. Jedes Wort ist verloren, was man ihm sagt.
*936. Jemands Worte borgen.
»Um den Pudel vollständig zu kennzeichnen, borge ich mir Scheitlin's Meisterworte.« (Brehm's Thierleben.)
*937. Ma muss de Worte gor uf die Guldwage lehn. – Robinson, 310; Gomolcke, 767; Frommann, III, 242, 19; Würth, 51.
*938. Man hat ihm so gute Worte gegeben, ein Mönch hätte getanzt davon.
*939. Man kann auf sein Wort zählen (rechnen, sich verlassen).
*940. Man kann ihn beim Wort halten wie einen Aal.
Engl.: There is as much hold of his word as of a wet eel by the tail. (Bohn II, 158.)
*941. Man kann sein eigenes Wort nicht hören.
Lat.: Sarpedonium littus. (Philippi, II, 166.)
*942. Man muss die Worte aus seinem Munde herausholen.
Holl.: Men moet hem de woorden uit de keel haln. (Harrebomée, II, 481b.)
[436] *943. Man muss die Worte bei ihm kaufen.
»Ein anderer ist sehr rar, wenn man ihn etwas fragt; es wird nach vieler Zeit sehr kümmerlich gesagt, was man von ihm verlangt; die Worte muss man kauffen, und könnte, eh er spricht, wohl bis nach Jena lauffen.« (Keller, 132a.)
*944. Man muss nach ihren Worten, nicht nach ihren Werken thun. – Matth. 23, 3; Schreiber, 227.
*945. Man muss sich nach seinen Worten, aber nicht nach seinen Thaten richten.
Von Lehrern, deren Leben nicht mit den von ihnen vorgetragenen Lehren übereinstimmt.
Engl.: A man of words and not of deeds is like a garden full of weeds.
Lat.: Bene consulit, sed male facit. (Philippi, I, 57.) – Non idem sunt scriptura et Leucaeus. (Philippi, II, 38.)
*946. Man mut dat Wort mit Tangen ut em hâlen. (Holst.) – Schütze, IV, 248.
Der sehr Einsilbige und Wortkarge.
*947. Mank (zwischen) sine Wörd kann man e Mötz (Mütze) dorchschmiete. – Frischbier, 2700.
*948. Mein Wort zum Fenster hinaus. (Köthen.)
Ich will nichts gesagt haben.
*949. Mit Einem Worte. – Eiselein, 650.
Holl.: Met één woord. (Harrebomée, II, 481b.)
Lat.: Summa summarum. (Seneca.) (Binder II, 3240.)
*950. Mit guten Worten bezahlen.
Holl.: Met goede woorden betalen. (Harrebomée, II, 481b.)
*951. Mit kurtzen worten, krumm vnd schlecht. – Hätzlerin, Liederbuch, II, 72, 38.
*952. Mit schönen Worten hinhalten. – Masson, 356.
In dem Sinne wie: an der Nase herumführen.
*953. Mit wortten speysen. – Agricola, I, 355; Franck, I, 74; Egenolff, 191a; Latendorf III, 302.
»Mit wortten speyset man nicht wol, denn der bauch wirt damit nicht satt.« »Wo nur ein Wirt ist, der den gesten gute wortt gibt, vnd nichts hernach folgt, von den sagen die geste: Wer sich mit wortten wolt speysen lassen, der wurde sat werden, sonst ist muhe darbey.«
Holl.: Met woorden spijzen. (Harrebomée, II, 481b.)
Lat.: Caupones sunt garruli. – Hospites plerumque loquacis. – Hospitibus plus verborum quam suggerit escae Suevus, Franco, Misus; non ita Saxo cibat. (Glandorp, II, 100, 236.) – Verbo caupo cibat; si quem bona verba repleunt, gaudeat: ast aliis venter inanis erit. (Glandorp, 59, 67.)
*954. Nun mit kurzen Worten beschlossen.
Um zu sagen: ich will mich (man muss sich) kurz fassen. Bei Tunnicius (765): Nu mit korten wôrten besloten. (Accipe rem paucis, alias tibi plurima dicam.)
*955. Nur zwei Worte.
Ich will mich kurz fassen; ich habe dir blos zu sagen (jüdisch-deutsch): Schlojsche Dewurim, zwei Wörter. Der Witz liegt darin, dass schlojsche (drei) mit zwei übersetzt wird.
*956. Redt er ein wort darumb, so hat er den Rein entbrandt. – Mathesy, 252a.
*957. 'S giht 'm kê wohr Wôrt aus 'm Holse. – Gomolcke, 955.
*958. Sein Wort ist eine Brücke, auf die ich nicht einmal meinen kleinen Finger lege. (Litauen.) – Frischbier, II, 2963.
*959. Sein wort schneiden. – Franck, II, 97b.
*960. Sein wort sind mit eim dreck versiegelt. – Eyering, II, 57.
*961. Sein wort sind mit einer Wichsnen falle verrigelt. – Eyering, II, 57.
*962. Sein Wort sind nichts dann faule zotten. – Eyering, II, 233.
Böhm.: Ani za trojník v uĕm provdy nemí. (Čelakovsky, 538.)
*963. Sein Wort zur Tasche machen. – Frischbier, II, 2964.
»Ich werde mein Wort doch nicht zur Tasche machen«, d.h. es nicht halten.
*964. Seine Worte auf die (der) Goldwage legen (wägen). – Pauli, Postilla, 587a.
Mit der reiflichsten Ueberlegung und der grössten Vorsicht reden. (Sirach, 28, 29.)
*965. Seine Worte auf Schrauben stellen. – Eiselein, 555; Braun, I, 3969.
Frz.: Parler par ambigu. (Kritzinger, 23b.)
*966. Seine Worte bestehen, wie Butter an der Sonne. – Tendlau, 169; Eiselein, 104.
»Es gibt so unzuverlässige Menschen, dass man glaubt, sie müssten gelegentlich zum Wortbrechen eingenommen haben.« (Blumenthal, 96.)
[437] *967. Seine Worte haben Augen. – Herberger, II, 569.
*968. Seine Worte haben Gewicht.
Sie klingen wie Gold.
Dän.: Hans oord klinger som penge. (Prov. dan., 440.)
*969. Seine Worte schneiden wie Schermesser.
Holl.: Zijne woorden snijden als een schermes. (Harrebomée, II, 482b.)
*970. Seine Worte sind allweg Orakelsprüche. – Eiselein, 501.
Lat.: Haec ex oracula Apollinis. – Oracula loqui. – Pythii tibi edita puto. (Eiselein, 501.)
*971. Seine Worte sind baar Geld.
Seine Versprechungen sind nicht leer, man kann sich auf sie verlassen.
*972. Seine Worte sind ins Wasser zu schreiben.
Böhm.: Piš jehô slova na vodĕ. (Čelakovsky, 527.)
*973. Seine Worte sind kein Evangelium. – Sutor, 479.
Frz.: Ses promesses ne sont pas de l'argent.
Holl.: Zijn woord is een evangelie. (Harrebomée, II, 482b.)
*974. Seine Worte sind so angenehm, wie die Klänge einer geborstenen Glocke.
Holl.: Zijne woorden hebben zooveel in vloed als de slagen van eene gescheurde klok. (Harrebomée, II, 482b.)
*975. Seine Worte sind so stark und tief, dass er ein Loch redet in einen Brief. – Brandt, Narrenschiff, 19.
»Des wort die seind so starck vnd tieff, das er loch red in ein Brieff.« (Brant, Narrenschiff, XIX in Kloster, I, 326.)
*976. Seine Worte sind theuer.
Frz.: Ma langue n'attend pas que l'argent la dénoue.
*977. Seine Worte sind wie eine Eiche und seine Thaten wie Gesträuche.
Böhm.: Slovy stele co lípa, a skutky píchá co jalovec. (Čelakovsky, 537.)
*978. Seine Worte treffen wie Ohrfeigen. – Altmann VI, 475.
*979. Seine Worte und Gedanken sind so nah, wie Freiburg und Neuburg. – Parömiakon, 3047.
*980. Sich in seinen eigenen Worten fangen.
Lat.: Suo gladio jugulari. (Terenz.) (Philippi, II, 206; Seybold, 201.)
*981. Sich mit leeren Worten flicken. – Schottel, 1114b.
*982. Speis' ihn mit Worten, brauchst sie ja nicht zu kaufen. – Körte, 6982b.
Engl.: Good words cost nothing. (Gaal, 1755.)
Ung.: A' szép szó pénzbe nem kerül. (Gaal, 1755.)
*983. Spricht er sieben Worte, so sind es acht Lügen. – Altmann VI, 415.
*984. Sôl ich em denn olle Wurte obkêfen? (Schles.) – Gomolcke, 933; Frommann, III, 249, 283.
*985. Tieffe wörter geben. – Murner, Schelmenzunft, 22.
Wenn jemand Dinge ausspricht, die gar nicht seine wahre Meinung sind. Von den Falschen, die gut reden und bös meinen. – »Als wenn ich näm ein altes weib mit einem runzelechten leib, vnd hett doch gulden vil darneben, so kan ich tieffe wörter geben.« – »Hett sie zwelff jar an krücken krochen vnd den arss in die falten gstochen ..... o wie tieff schöpfft er die wort, wenn er spricht, mein höchster hort.« (Kloster, I, 854-855.)
*986. Up de Wörder kauen. – Dähnert, 556b.
Mit der Sprache nicht fertig werden können.
*987. Viele Worte um nichts.
Frz.: Voilà bien des mots.
*988. Von den Worten zu Streichen kommen.
Lat.: Verbera post verba. (Seybold, 624.)
*989. Wann d' worte d' leut schlügen, so were er ein freudig man. – Franck, I, 51a; Eyering, III, 449; Körte, 6982a.
Frz.: Qui a langue longue, aura les mains courtes.
Lat.: Extra periculum ferox (audax). (Philippi, I, 146; Schonheim, E, 19.) – Idem metus, qui cogit fugere, fugientes moratur. (Sutor, 990.)
*990. Wäre sein Wort eine Brück', ich ginge nicht hinüber. – Simrock, 11846; Eiselein, 649; Frischbier, II, 2965.
»So man die klag, welch sie (die Frauen) so treiben, wollt fassen vnd gar fleissig schreiben, fest knüpffen vnd zusammenstücken vnd dann darauss machen eine brücken, vbers wasser fest zu bestehn, wolt' ich zwar nicht gern drüber gehn.« (Waldis, II, 86, 35.)
Böhm.: Kdyby řeč jeho byla mostem, nechtĕl bych já po nĕm choditi. (Čelakovsky, 538.)
[438] *991. Wenn dat Wôrd en Brügg wêr, so full he oder ik daröver. – Schütze, I, 169.
Wird bei verfänglichen Fragen oder Reden angewandt.
*992. Wenn er dos Wort saht, is su gut, as wenn de Bauer ä falsch Äd schwört. – Lohrengel, II, 507.
*993. Wenn er drey Wort sagt, so seind vier verlogen. – Chaos, 562.
*994. Wenn Worte speiseten, so lebten seine Freunde wohl. – Schottel, 1121a; Mayer, II, 182; Eiselein, 650; Körte, 6981.
*995. Wie die Worte, so das Herz.
Holl.: Zulke woorden, zulk hart. (Harrebomée, II, 482b.)
*996. Worte spalten. – Dove, 255.
»Worte spalten wird kein Mann, nicht sich freun an Lumpenfehden; wer mit Thaten zahlen kann, hasst den Brei der langen Reden.«
*997. Worte vom Schnee, der vorm Jahr fiel. – Körte, 7009; Körte2, 8772.
Von Versprechungen, die nicht erfüllt werden, die zerronnen sind, wie der vorjährige Schnee, wenn man ihre Erfüllung erwartet.
Frz.: Nues et vents sans pleuvoir.
*998. Wörter, so lang als ein Flotz. – Eiselein, 625.
999. A Wort is asoj güt wie a Chsimes-Jad (Unterschrift). (Jüd.-deutsch. Warschau.)
Ein Wort (vor Zeugen) ist so gut wie eine Unterschrift.
1000. A Wort ün a Forz känn män nit zurücknehmen. (Jüd.-deutsch. Warschau.)
1001. Aus honigsüssen Worten wird oft viel Galle.
It.: Parole di miele son spesso pien di fiele. (Giani, 1286.)
1002. Aus Worten werden Thaten, aus Thaten Worte. – Schuller, 54.
[1817] 1003. Das Wort ist hundertköpfig.
It.: La parola ha cento capi. (Giani, 1281.)
1004. Ein bitteres Wort kommt aus bitterem Herzen. – Merx, 216.
1005. Ein gutes Wort bringt die Schlange aus der Höhle. – Merx, 290.
1006. Ein tröstend Wort fürs kranke Herz ist Balsam ihm für seinen Schmerz.
Lat.: Animo aegrotanti medicus est oratio. (Fischer, 1369.)
1007. Ein wahres Wort ist bitterer als Gift. – Ausland, 1872, S. 1206.
1008. Ein Wort gibt das andere, sagte der Mann; sag' ich mein Engel, so sagt sie mein Schatz, sag' ich dumme Gans, so sagt sie du Flegel und grober Hans.
1009. Freundlich Wort und artige Sitten sind bei allen wohl gelitten.
It.: Gentili modi e belli tratti legano savi e matti. (Giani, 1081.)
1010. Guete wort und alt gelt das verricht alles. – Zimmerische Chronik, IV.
1011. Mit dem Wort verändert sich das Haus. – Storch, Freiknecht, I, 62.
1012. Mit guten Worten und bösen Thaten wird Narr und Weiser schlecht berathen.
It.: Buone parole e cattivi fatti ingannano i savi ed i matti. (Giani, 1285.)
1013. Verschiedene Worte haben verschiedenen Sinn.
1014. Von Worten zu Werken ist ein weiter Weg. – Wirth, II, 456.
1015. Wer durch Worte sich bindet, sich der Verpflichtung schwer entwindet.
It.: Chi una volta s' è impacciato, non è presto spacciato. (Giani, 829.)
1016. Wort für Wort ist gut gewählt, nur das Salz ist's, das noch fehlt. – Schuller, 54.
1017. Wort ohne That ist Acker ohne Saat.
1018. Wort und Wind holt weder Ross noch Windhund ein. – Schuller, 54.
1019. Worte kann man nicht heben.
Gesprochen Wort hat man nicht an der Schnur, um es zurückzuziehen.
It.: Le parole non s' infilzano. (Giani, 1282.)
1020. Worte ohne Thaten sind Dinge, die misrathen.
It.: Detto senza fatto ad ognun par misfatto. (Giani, 635.)
1021. Worte sind Zwerge, aber Beispiele sind Riesen.
1022. Wie viel Worte du sprichst, so viel Worte verkaufst du; wie viel Worte du nicht sprichst, so viel Worte kaufst du. – Schuller, 54.
*1023. Der Worte sind genug gewechselt.
Aus Goethe's Faust (Vorspiel); um zu sagen, dass man endlich die besprochene Sache ausgeführt sehen möchte.
*1024. Einem nicht ein gut Wort dazu wünschen. – Lauterbeck, Regentenbuch, LXXIIIIb.
*1025. Er ist reich an Wort, kommt aber mit dem Verstande nicht fort. – Schuller, 47.
*1026. Grüne Worte reden. – Wahl, Jahresbericht, 18.
*1027. Sei deines Wortes Mann. – Ausland, 1872, S. 1204.
In dem Sinne wie Mann und Weib Ein Leib sind, so soll der Mann mit seinem Worte Eins sein.
*1028. Süsse Worte machen.
Lat.: In melle sunt linguae sitae vostrae. (Plautus.)
Buchempfehlung
Eine Reisegruppe von vier sehr unterschiedlichen Charakteren auf dem Wege nach Braunschweig, wo der Luftschiffer Blanchard einen spektakulären Ballonflug vorführen wird. Dem schwatzhaften Pfarrer, dem trotteligen Förster, dem zahlenverliebten Amtmann und dessen langsamen Sohn widerfahren allerlei Missgeschicke, die dieser »comische Roman« facettenreich nachzeichnet.
94 Seiten, 5.80 Euro
Buchempfehlung
Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Michael Holzinger hat für den zweiten Band sieben weitere Meistererzählungen ausgewählt.
432 Seiten, 19.80 Euro