Russisch-Deutscher Krieg gegen Frankreich 1812-1815

[559] Russisch-Deutscher Krieg gegen Frankreich 1812–1815. I. Rußlands Krieg von 1812 bis zur Erklärung Preußens im Febr. 1813 gegen Frankreich. A) Veranlassung u. Rüstung zum Kriege. Bald nach der Vermählung Napoleons I. mit der Erzherzogin Marie Luise u. nach Abschluß des Bundes mit Österreich folgten die Zerwürfnisse Frankreichs mit Rußland. Schon als Rußland noch mit Frankreich in gutem Einvernehmen stand, hegte der Kaiser Alexander große Besorgnisse, daß ihm von dem 1807 von Napoleon gestifteten u. 1809 vergrößerten Herzogthum Warschau Gefahr drohe; diese Besorgnisse mehrten sich, als 1810 durch Besitzergreifung großer Ländertheile in Mitteleuropa das Französische Kaiserreich Rußland immer näher rückte u. der französische Machthaber auch im Süden alle italienischen Länder u. Küsten erworben hatte. Es wurde immer klarer, daß Napoleon den Kampf mit Rußland suchte, fügte er doch dem Kaiser Alexander als dem Chef des Hauses Oldenburg die größte persönliche Kränkung zu, indem er den Herzog von Oldenburg seines Landes beraubte. Von da an hielt sich Alexander an den Tractat von Tilsit nicht mehr gebunden, u. um sich England zu nähern u. sich mit ihm zu verbinden erlaubte er am 19. Dec. 1810 die ungehinderte Einfuhr englischer Waaren auf neutralen Schiffen, verbot dagegen am 29. Dec. durch einen neuen Zolltarif die wichtigsten französischen Waaren, andere besteuerte er sehr hoch. Hiernach protestirte er gegen die Vertreibung des Herzogs von Oldenburg u. richtete seine Streitmacht gegen das Herzogthum Warschau. Der Notenwechsel wurde lebhaft in gereiztem Tone geführt, der französische Gesandte in Petersburg, Caulincourt, gab die Hoffnung auf den Frieden zu erhalten u. trat seinen Posten an Graf Lauriston, einen strengen, stolzen Soldaten, ab; der russische Gesandte in Paris, Fürst Alexander Kurakin, war ein Frankreich geneigter, schwacher Diplomat. Oberst Tschernytschew wurde von 1808–1812 zwölfmal nach Paris geschickt, um über die Lage zu kundschaften, u. that es mit Erfolg, indem er schon Anfangs 1811 erfuhr, daß der Krieg gegen Rußland beschlossen sei. Die diplomatischen Verhandlungen dauerten fort, Napoleon beklagte sich immer heftiger, konnte aber Rußland nicht zum Nachgeben bewegen. Kurakin forderte im April 1812 die Verringerung der Besatzung Danzigs, die Räumung[559] der preußischen Staaten u. Schwedisch-Pommerns u. erklärte, neutrale Flaggen würden auch fernerhin in russischen Häfen zugelassen. Dies entschied den Krieg, Napoleon reiste den 9. Mai 1812 nach Dresden u. später zur Armee in Ostpreußen, u. der nach Wilna zum Kaiser Alexander gesendete Graf von Narbonne ertheilte den Bescheid, daß Frankreich nicht in die russische Forderung willigen könne. Napoleon, eng verbunden mit Italien, den Rheinbundstaaten u. dem König Joseph von Spanien, bewog auch den Kaiser von Österreich dadurch, daß er demselben Galizien garantirte u. eine Vergrößerung versprach, zur Allianz mit ihm u. zu dem Versprechen 30,000 Mann Auxiliartruppen zu stellen; der König von Preußen wurde durch die Verhältnisse, bes. dadurch, daß Rußland den Angriff Napoleons abwarten wollte, gezwungen am 24. Febr. zu Paris einen Tractat mit Napoleon abzuschließen, wonach er 20,000 Mann stellte, Spandau räumte, den Durchzug der Franzosen gestattete u. sich nur einen Theil von Schlesien u. Potsdam als neutral vorbehielt. Nur Dänemark, die Türkei u. vor der Hand Schweden blieben neutral. Um sein ganzes Heer verwenden zu können, hatte Napoleon die Nationalgarde in 3 Banne getheilt, von deren erstem (20–25 Jahre) 88 Cohorten zu 1000 M., zum inneren Dienste mobilisirt wurden u. die Bewachung der Küsten, Grenzen u. des Innern übernahmen; das Heer von 275,000 M. zog gegen Rußland. Das Königreich Italien stellte 45,000, die Schweiz 10,000, Spanien u. Portugal 6000, das Großherzogthum Warschau 50,000, Österreich 30,000, Preußen 20,000 M. zu diesem Kriege; Baiern sendete 30,000, Württemberg 12,000, Sachsen 20,000, Westfalen 21,000, Darmstadt 5000, Baden 8000, Würzburg 2000, die kleineren Rheinbundsfürsten 15,000 M., der ganze Rheinbund gegen 120,000 M. Im Ganzen zählte das französische Heer u. seine Verbündeten 500,000 M. zu Fuß u. 95,000 zu Pferde, einschließlich der Artilerie u. Ingenieure, wobei die Truppen des großen Artillerie- u. Genieparks, der Train, die Bespannung der Munitionswagen nicht mitgerechnet sind. Die Zahl der Geschütze, incl. der Belagerungsgeschütze für Riga, betrug 1372; die der Munitions- u. Transportwagen wird auf ca. 33,000 berechnet, u. dienten zum Transport von Brückenmaterial, Handwerkszeug, Armeebedürfnissen, Baumaterialien, Mühlen, Feuerspritzen, Eissporen, Lazarethutensilien etc.; ganze Compagnien von Handwerkern, Lazarethwärtern u. Wärterinnen, Todtengräber etc. folgten. Dieses Heer war folgendermaßen vertheilt: die Hauptarmee, 204,000 M. unter Napoleon, stand am Niemen bei Kowno u. enthielt das Gardecorps (4 Div. Inf. Fußvolk, 1 Reiterei [außer den Darmstädtern fast lauter Franzosen]) 47,000 M., das 1. Corps unter Davoust (5 Div. Inf., 1 Div. Cav. Franzosen u. 2 Regimenter Portugiesen), 71,500 M.; das 2. Corps unter Oudinot (3 Div. Inf., 1 Div. Cav., Franzosen, Schweizer, Illyrier, Portugiesen u. Polen), 36,800 M., das 3. Corps unter Ney (3 Div. Inf., 1 Div. Cav., Franzosen, Württemberger u. Polen) 38,000 M.; die Reservecavallerie unter dem König von Neapel, bestehend aus dem 1. Cavalleriecorps Nansoutys, dem 2. Montbruns, dem 3. Grouchys, jedes von 3 Div., 32,000 Mann. Die Armee des Vicekönigs von Italien, 69,000 M., ebenfalls am Niemen, enthielt des 4. Corps (4 Infanterie, 1 Cavalleriediv., Italiener, Illyrier u. Spanier), 44,000 M., unter dem Vicekönig, dann unter Junot, u. das 6. Corps unter Gouvion St. Cyr (2 Div. Inf., 1 Div. Cav., sämmtlich Baiern), 25,000 M. Das Heer des Königs von Westfalen, 83,000 M., auf der Straße von Grodno heranziehend, enthielt das 5. Corps des Fürsten Poniatowski (3 Div. Inf., 1 Div. Cav., Polen u. Franzosen), 36,000 M.; das 7. Corps unter Reynier (3 Div. Inf., 1 Div. Cav., Sachsen u. Franzosen), 17,000 M.; das 8. Corps unter Vandamme (2 Div. Inf., 1 Div, Cav., Westfalen), 18,000 M., u. das 4. Cavalleriecorps Latour Maubourgs (2 Div. Polen, Sachsen u. Westfalen), 8000 M. Den rechten Flügel machte das österreichische Auxiliarcorps unter dem Fürsten Schwarzenberg bei Lublin (3 Div. Inf., 1 Div. Cav.), 33,000 M., den linken Flügel das 10. Corps aus dem preußischen Hülfscorps u. 1 Div. Polen, Baiern u. Westfalen, 32,500 M., bestehend, unter Macdonald bei Tilsit. Als Reserve folgte zwischen Weichsel u. Elbe das 9. Corps unter Victor (3 Div. Inf., 1 Div. Cav., Franzosen, Rheinbundstruppen u. Polen), 33,600 M., u. das 11. Corps unter Augereau (4 Div. Inf., Franzosen u. Rheinbundstruppen).

Rußland beeilte sich zunächst mit den Mächten, mit denen es im Krieg begriffen war, Frieden zu schließen; mit England kam der Friede zu Örebro am 18. Juli u. ein Vertrag über große Subsidien zu Stande, wogegen Rußland seine Ostseeflotten (18 Linienschiffe, 12 Fregatten) zum Pfand gab; mit der Türkei kam der Friede zu Bucharest am 12. Mai zu Stande, mit Schweden wurde am 24. März ein Allianztractat geschlossen, durch welchen Rußland diesem Norwegen garantirte u. ein Hülfscorps von 25–30,000 M. versprochen bekam; mit der in Spanien die Herrschaft führenden Junta wurde am 20. Juli ein Allianztractat zu Welikie Luki geschlossen; mit Persien allein blieb es im Krieg. Zu seiner Rüstung hatte Rußland 1811 u. 12195,000 M. ausgehoben u. dazu nach Beginn des Krieges noch 40,000 M. aus den Westgouvernements verlangt, u. da diese nicht alle erschienen, so wurden 2 von jedem Hundert der Kronbauern u. eben so viel von den Gouvernements, wo bisher keine Aushebungen Statt gefunden hatten, begehrt; außerdem stellte in Folge der an das Gouvernement Moskau u. dann an die Statthalterschaften ergangenen Aufrufe der Adel von Moskau 80,000, das Gouvernement Petersburg 30,000, Kaluga 23,000, Smolensk 20,000, Wladimir u. Nishnel-Nowgorod jedes 15,000 Milizen, die andern Gouvernements auch bedeutende Milizen; die Großfürstin Katharina rüstete auf eigene Kosten ein Bataillon, andere Große stellten einzelne Abtheilungen. Die meisten von diesen rückten aber nicht sogleich in die Linie ein, sondern nur etwa 40,000 Milizen, bes. von den Gouvernements Petersburg u. Moskau, nahmen an dem Kriege von 1812 Theil, die übrigen folgten dem Heere 1813 zum Theil nach Polen u. Deutschland, zum Theil wurden sie wieder entlassen. Der Stand des russischen Heeres war: Hauptquartier Wilna; zur 1. Westarmee unter Barclay de Tolly gehörten: das 1. Corps unter Wittgenstein (20,000 M.) als rechter Flügel bei Schawle, das zweite unter Baggehusswudt (15,000 M.) bei Wilkomierz, das 4. unter Schuwalow (16,000 M.) bei Troki, das 6. unter Dochturow (16,000 M.) bei Lida, das 3. unter Tuschkow I. (15,000 M.) u. das 5. unter [560] Großfürst Constantin (18,000 M., darunter die Garden), so wie das 1. Corps schwere Reiterei unter Uwarow (12,000 M.), das 2. unter Korff (10,000 M.) u. das 3. unter Graf Pahlen (8000 M.) als Reserve bei Wilna. Im Ganzen 128,000 M., etwa 1/3 des ihm gegenüberstehenden französischen Heeres. 20 Meilen davon stand die 2. Westarmee unter Fürst Bagration bei Slonim; sie enthielt das 7. Infanteriecorps unter Rajewski (15,000 M.), das 8. unter Barasdin I. (15,000 M.), das 9. unter Woronzow (15,000) u. 3 Reitercorps unter Knorring, Stewers u. Wassiltschikow (25,000 M.). Im Ganzen 63,000 M. In Volhynien stand die Reservearmee unter Graf Tormassow, unter ihm die Generallieutenants Markow, Kamenskoi u. Lambert mit 47,000 M. Das Hauptquartier war Mozyr am Przpiec. Die Avantgarde bildete der Hetman Platow bei Bialystock. Ihm gegenüber standen 122,000 M., fast die Hälfte mehr. Fürst Pahlen III. vom 2. Cavalleriecorps unterhielt die Verbindung zwischen der 1. u. 2. Armee. Jedes russische Infanteriecorps enthielt 2 Divisionen (nur das erste 3, das 10. aber nur 1), die Reservecavalleriecorps aber 3 Divisionen (das zweite 2). Essen sollte mit 10,000 M. Riga schützen. Auf dem Heimweg war die durch den Frieden mit der Türkei frei gewordene 35,000 M. starke Donauarmee unter Kutusow, welche aus 2 Corps, dem von Langeron u. von Markow, u. dem Cavalleriecorps des Generals Saß (jedes 2 Divisionen) bestand; dazu kam noch das abgesonderte Corps Steinheils, welcher 12,000 M. stark von Finnland gegen Riga zog; General Miloradowitsch, welcher durch 25,000 Milizen Anfang Septembers die Hauptarmee verstärkte; General Ertel, welcher etwa 15,000 M. bei Smolensk zusammenzog u. zur Armee in Volhynien stieß, u. die Milizen von Petersburg u. Twer (15,000 M.), welche zu Ende des Feldzugs die Armee Wittgensteins verstärkten. Mit allen diesen war doch das russische Heer nie stärker als 315,000 M. u. zählte daher immer fast 2/5 weniger, als das französische Heer mit seinen Reserven.

B) Operationen der Hauptarmee in Lithauen u. Volhynien bis zur Beziehung der Erholungsquartiere bei Smolensk. Am 23. Juni setzten 3 Kähne mit Tirailleurs über den Niemen u. schleunig folgten auf 3 bei dem Dorfe Alexioten in der Nähe von Kowno geschlagenen Brücken die Reservecavallerie unter Murat, das 1., 2. u. 3. Corps u. die Garden, später der Vicekönig. Schon am 28. Juni war nach leichten Avantgardengefechten bei Troki u. Waka die französische Avantgarde in Wilna. Überall zogen sich die Russen, ihrem vom General Phull entworfenen Operationsplan treu, zwar fechtend, aber keinen ernsten Widerstand leistend, zurück u. verbrannten alle Magazine. In Wilna, der Hauptstadt Lithauens, verweilte Napoleon 14 Tage, ließ die Stadt befestigen u. Magazine anlegen u. suchte die Lithauer durch Aufrufe, in denen er die Wiederherstellung des alten Polens verhieß, zu den Waffen zu bringen. Doch nur Wenige folgten seinem Aufrufe u. die Formation von 6 lithauischen Regimentern Fußvolk u. 4 Regimentern Reiterei kam langsam zu Stande, dieselben bestanden meist aus russischen Überläufern, die Offiziere aber aus unzufriedenen lithauischen Adligen. Langsam drängte nun vom 29. Juni bis 6. Juli der König von Neapel, von Nansouty mit dem 1. Cavalleriecorps u. 1 Division des 1. Corps unterstützt, die russische Hauptarmee in das Lager von Drissa zurück u. Macdonald ging zwischen Dünaburg u. Drissa über die Düna, wobei mehre heftige Reitergefechte stattfanden. Die zweite russische Westarmee war unterdessen 15 Meilen weit von der ersten Westarmee entfernt, unangegriffen geblieben. Von Wilna aus detachirte Napoleon sogleich Davoust mit 35,000 M. gegen die rechte Flanke der zweiten Westarmee über Oszmiana nach Minsk, um die Vereinigung derselben mit der ersten Westarmee zu hindern. Davousts Avantgarde stieß unversehens auf Dochturow u. Pahlen III., welche nach Wilna marschirten, das sie noch in den Händen der ersten Westarmee wähnten, u. drängte Dochturow von allen Seiten, allein die Russen erreichten mit ihren leichten Pferden, während die schwereren französischen in den üblen Wegen versanken, den 6. Juli die Dzisna u. das Lager von Drissa. Um so lebhafter verfolgte Davoust aber seinen Marsch gegen Minsk u. erreichte diese Stadt den 9. Juni, noch vor der zweiten Westarmee, welche unter Bagration Ende Junis sich in Rückzugsbewegungen gesetzt u. Kamenskoi u. Lambert in Volhynien zurückgelassen hatte u. von dem König von Westfalen, wiewohl nur nachlässig, verfolgt wurde. Bagration schlug von Mir über Njeswisch nach Slucz u. die Feste Bobruisk, wo er die Beresina überschritt, einen großen Bogen u. wendete sich den 19. Juli zwischen der Beresina u. dem Dniepr nach Mohilew. Diese Stadt besetzte Davoust am 20. Juli, während Grouchy weiter nördlich schon am 15. Juli das ummauerte Borisow u. am 18. Juli Orsza eingenommen hatte. Bei allen diesen Bewegungen litten die Franzosen großen Mangel u. verloren viele Pferde. Der König von Westfalen verfolgte seit dem 8. Juli lebhafter, er lieferte Bagration täglich kleine Cavalleriegefechte, u. nur mit Mühe schafften sich die Russen durch eine Schlappe, welche sie der polnischen Reiterei den 14. Juli bei Romanow anhingen, einige Zeit Ruhe. Endlich griff Bagration mit 50,000 M. Davoust, der ihn immer in der Flanke gehabt hatte, am 22. Juli bei Mohilew mit 50,000 M. an. Davoust, welcher viele Abtheilungen detachirt hatte u. nur 15,000 M. stark war, befand sich in einer sehr mißlichen Lage, schlug sich aber hinter einem sumpfigen Bache so gut, daß Bagration das Gefecht plötzlich abbrach u. sich auf einem neuen Umweg, bei Buchow den Dniepr überschreitend, auf dessen linken Ufer nach Smolensk zog. Wegen des Schwankens in den Bewegungen zürnte Napoleon seinem Bruder Jerome u. befahl, daß an seiner Stelle Davoust den Befehl über den linken Flügel übernehmen, Jerome aber nur das 8. Armeecorps, die Westfalen, führen sollte. Hierüber ärgerlich, verließ dieser das Heer u. übergab Junot (denn auch Vandamme, der militärische Vormund Jeromes, war in Ungnade gefallen u. abgerufen worden), das Commando über das 8. Corps. Während dieser Operationen des rechten französischen Flügels stand der linke dem stark verschanzten Lager von Drissa an der Düna gegenüber. Da es zu gefährlich war das Lager anzugreifen, so machte Oudinot auf Napoleons Befehl 13. u. 14. Juli einen bloßen Scheinangriff auf den Brückenkopf von Dünaburg. (Dieser nach Napoleons Absicht nicht gelungene Angriff gab zur Siegesnachricht in Petersburg Anlaß.) Eine wirkliche Schlappe aber brachten die Russen der Reiterbrigade St. Genies durch den Überfall bei [561] Drujä am 15. Juli bei, wo St. Genie u. 300 M. Franzosen gefangen wurden. Unterdessen umging aber der Kaiser mit dem Vicekönig, dem 6. Corps u. den Garden den linken Flügel des Lagers, u. die Russen konnten nun über die Absicht Napoleons nicht nach Petersburg, sondern nach Moskau zu marschiren, nicht mehr zweifelhaft sein. Der Kriegsrath u. Barclay de Tolly mußten daher den Stimmen, denen das bisherige System der Zögerung für Feigheit u. Schwäche galt, nachgeben u. sich zur Schlacht entschließen. Diese sollte aber nur nach der Vereinigung mit der zweiten Westarmee Statt finden, u. deshalb brach die erste Westarmee am 18. Juli nach dem Lager von Drissa auf u. zog die Düna aufwärts über Polock nach Witebsk, wo sie den 24. Juli eintraf, aber hier wegen des Gefechts bei Mohilew zum Marsch nach Smolensk genöthigt war. Der Kaiser Alexander ging aber nach Petersburg ab, um von da die Rüstungen zum Nationalkriege kräftiger zu betreiben, u. Schuwalow wurde im Commando des 4. Corps durch Osterman-Tolstoi ersetzt. Um dem 6. Corps unter Dochturow, welcher von den Russen allein noch auf dem linken Dünaufer stand, den Übergang zu erleichtern, ging das 4. Corps (Osterman) dem Vicekönig entgegen, u. am 25., 26. u. 27. Juli kam es bei Ostrowno zu lebhaften Gefechten, in denen jeder Theil 3–4000 M. verlor, bis sich die Russen am 26. auf Witebsk u. am 27. sammt der ganzen Bevölkerung von Witebsk, mit Zurücklassung der Juden, nach Smolensk zurückzogen. Barclay de Tolly kam am 30. Juli bei Smolensk an u. vollzog hier am 6. Aug. die Vereinigung der ersten mit der zweiten Westarmee. Die Franzosen waren lange ungewiß, ob die Russen nach Smolensk od. längs der Düna gezogen wären; der Vicekönig ging auf letzterem Wege vor, der König von Neapel marschirte über Porjeczie gegen Smolensk, aber die Garden u. Napoleon blieben in Witebsk. Die Truppen erholten sich etwa 8 Tage lang, da sie durch Hitze u. Mangel an Lebensmitteln sehr ermüdet waren.

Auf dem französischen rechten Flügel in Volhynien hatte der König von Westfalen auf Befehl Napoleons das 7. Corps unter Reynier (17,000 M.) Anfang Julis bei Slonim zurückgelassen, um Schwarzenberg abzulösen, welcher hinter der Armee weg über Minsk zu Napoleons Hauptheer stoßen sollte. Napoleon hatte, indem er Schwarzenberg berief, wahrscheinlich die Stärke der Russen in Volhynien nicht gekannt, od. darauf gerechnet, daß auch Tormassow nach dem Innern sich zurückziehen werde. Dieser blieb aber, um den Marsch des französischen Hauptheers durch eine Bewegung in dessen Rücken u. Flanke aufzuhalten. Am 25. Juli überschritten Kosackenabtheilungen den Bug bei Horodle, streiften bis nach Rubieska, Wlodowa u. Krielow u. setzten Warschau in großes Schrecken. Mit Mühe raffte General Krasinski noch einige Depots zusammen u. trieb mit diesen u. einigen Tausend bewaffneten Bauern die Russen zurück. Nun wendete sich Tormassow gegen Reynier, welcher seine Vorposten bis Kobryn vorgeschoben u. dies mit etwa 2300 Sachsen unter General Klengel besetzt hatte, u. beschoß den 27. Juli Kobryn von drei Seiten heftig. Vergebens suchte sich die Cavallerie durchzuschlagen, u. nachdem 1000 M. gefallen u. alle Munition verschossen war, mußte sich Klengel ergeben. Reynier aber zog sich schleunig nach Slonim zurück u. vereinigte sich hier am 3. Aug. mit Schwarzenberg. Aus dem französischen linken Flügel hatte Macdonald, den Niemen am 24. Juni überschreitend, Samogitien überschwemmt u. drang nun mit den Preußen im Juli u. August über Bauske u. Eckau nach Riga von während Grandjean das verlassene Dünaburg besetzte u. die Werke demoliren ließ. Am 20. Juli langten die Preußen unter General Grawert, nachdem sie mit General Lewis am 19. ein leichtes Vorpostengefecht bestanden hatten, vor Riga an. Der Gouverneur dieses Platzes hatte die verfallenen Festungswerke wieder aufnehmen, Pallisaden setzen, Außenwerke jenseit der Düna anlegen lassen u. Befehl gegeben, daß jeder Einwohner sich auf vier Monate verproviantiren solle. In der Nacht zum 24. Juli ließ er aber, ohne die Einwohner gewarnt zu haben, die Vorstädte abbrennen, worauf am 1. Aug. englische u. russische Kanonenboote vor dem Platze anlangten. Oudinot, welcher das Lager von Drissa zerstört hatte, war Ende Juli (26.) in Polock hinter der Düna, Wittgenstein ihm gegenüber bei Osweia auf der Straße nach Petersburg. Beide waren aber bes. durch Krankheiten u. Strapazen geschwächt, so daß Oudinot kaum 45,000 Mann u. Wittgenstein 25,000 Mann zählte. Am 28. Juli brach Oudinot von Polock u. Disna auf, um nördlich über Sebesh auf der großen Straße nach Petersburg vorzudringen. Wittgenstein griff am 30. bei Jacubowo an u. warf ihn ebenso, wie am 31. auf Polock, hinter die Drissa zurück, wo er eine verdeckte Aufstellung nahm, aus welcher er über die unter Kuiniew vorgehenden Russen herfiel u. sie schlug, ohne sie jedoch zu verfolgen.

C) Zug nach Moskau. Operationen des Hauptheeres. Napoleon concentrirte seine Streitmacht, die Garden, das 3. Corps, das 4., das 1., 5. u. 8. Corps unter Davoust u. die Reservecavallerie bis zum 14. Aug. vor Smolensk; nur rechts in Volhynien blieben Schwarzenberg u. Reynier, links an der Düna Macdonald, Oudinot u. St. Cyr zurück. Die Bewegungen der Hauptarmee u. Davousts begannen gegen den 9. Aug. u. waren den 14. ausgeführt. Barclay hatte um den 12. Aug. eine offensive Bewegung vor, kehrte aber sogleich um, als er die Bewegungen der Franzosen erfuhr. Bei Liady, dem letzten Städtchen auf sonst polnischem Gebiet, u. Krasnoi kam es zu Arrièregardengefechten; die Russen, 3000 M. unter General Newerowski, bildeten bei Krasnoi ein grosses Quarré u. setzten in demselben, mehr als 40 mal von der französischen Reiterei angegriffen, ihren Rückzug nach Smolensk fort. Smolensk war mit einer 20 Fuß starken, 40 Fuß hohen steinernen, von Thürmen flankirten Mauer umgeben; Volk u. Heer forderten dessen Vertheidigung u. erklärten Rückzug für Verrath. Daher mußte Barclay, der noch immer befehligte, nachgeben u. mit 130,000 gegen 180,000 Mann wenigstens scheinbar eine Schlacht annehmen; er wollte die Stadt durch das erste Corps vertheidigen, währenddem das auf dem rechten Ufer des Dniepr aufgestellte Hauptheer den Rückzug decken sollte. Die Communication über den Dniepr unterhielten drei Schiffbrücken. Ben 15. u. 16. Aug. recognoscirte Napoleon die Stellung u. suchte die Russen aus der Stadt zu locken, u. als dies nicht gelang, begann am 17. August Mittags der Angriff. Das 3. Corps lehnte sich mit dem linken Flügel an den Dniepr, dann kam [562] Davoust mit dem 1. Corps, dann Poniatowski mit dem 5. Corps u. die Reiterei Murats füllte vollends den Raum rechts bis wieder an den Dniepr aus. Das 4. Corps (Eugen) u. die Garden standen rückwärts hinter dem rechten Flügel u. der Mitte in Reserve. Das 8. Corps (Junot) sollte den Dniepr zwei Meilen oberhalb Smolensk überschreiten u. so die Russen flankiren u. zum Rückzug vermögen; es zögerte aber u. kam erst Abends 10 Uhr bei Smolensk an. Als Barclay de Tolly diese große, zum Angriff bestimmte Macht wahrnahm, sandte er das 6. Corps (Dochturow) Smolensk zur Hülfe u. übernahm selbst den Befehl in der Stadt. 8000 M. standen, den rechten Flügel bildend, vor Krasnoier Straße u. dem Dniepr, 15,000 M. vertheidigten zwei verbarricadirte Vorstädte, der linke Flügel hielt zwei andere bis an den Dniepr besetzt. Ney griff das Heilige Feld, Davoust u. Poniatowski die Vorstädte an, Sorbières ließ 60 Geschütze gegen Die Russen antworteten mit 40 Kanonen. Bald waren vier Vorstädte genommen; am längsten hielten die Russen, von Barclay mit der Reserve verstärkt, sich auf dem Heiligen Felde gegen Ney, aber um 6 Uhr waren sie überall auf die Ring-Stadt, drei Batterien versuchten vergeblich Bresche zu schießen. Bei Tagesbruch fanden die Franzosen die Stadt geräumt u. fast alle Einwohner abgezogen; die Stadt stand in Flammen, 250 Kanonen u. Mörser schweren Kalibers waren zurückgelassen. Der französische Verlust soll 10–12,000 M., der russische 6–8000 M. betragen haben. Der Dorgobush; die eine südliche bildete die zweite, die andere die erste Westarmee; das 6. u. 7. Corps unter Dochturow folgten; Korff bildete den Nachtrab. Das Corps Ney's, welchem erst in der Nacht auf den 19. Aug. der Übergang über den Dniepr, welchen russisches Geschütz vertheidigte, gelungen war, bildete den französischen Vortrab. Am 19. Aug. früh entspann sich etwa eine Stunde vom Dniepr, beim Dorfe Walutina-Gora (nach russischen Quellen am Strachan Bach bei Lainchino) ein Nachtrabgefecht, wobei Ney von Junot unterstützt wurde; da Barclay mit dem 2. u. 3. Corps auf dem Schlachtfeld erschien u. auch Napoleon persönlich Succurs herbeiführte, wurde dasselbe sehr lebhaft, die Russen hielten sich dort gegen die doppelte Übermacht bis zum Abend u. setzten den Rückzug nach Moskau u. Twer fort. Verlust der Franzosen 10,000 M., der der Russen 6000 M.

Napoleon hielt in Smolensk einen Kriegsrath, in welchem es ihm gelang die Mehrzahl seiner Generale von der Nothwendigkeit des Zugs nach Moskau zu überzeugen, u. den 25. Aug. wurde der Marsch dahin fortgesetzt. Murat, Davonst u. Ney zogen auf der Hauptstraße, der Vicekönig einige Stunden links, Poniatowski u. Junot einige Stunden rechts parallel derselben. Alle Städte, Dörfer u. Hütten in der Breite von einigen Stunden wurden von den zurückziehenden Russen in Brand gesteckt u. alle Einwohner zogen mit Weib u. Kind dem Heere nach, od. seitwärts in sicherere Gegenden; nur Wenige blieben zurück. Dorgobush, Slawkowo, Wjäsma, Gshatsk, das man den 1. Sept. erreichte u. wo das Heer den 2. u. 3. Sept. rastete, fand man in Flammen. Beim russischen Heere, welches bei Czarewo Zaimisze eine feste Stellung eingenommen hatte, kam am 29. Aug der neue Oberfeldherr Kutusow an, zog die Reserven von Markow u. Miloradowitsch an sich u. nahm erst hinter Gshatsk, dann 27 Stunden von Moskau bei Moshaisk hinter dem Flüßchen Kalotscha am 3. Sept. eine Stellung ein, um nun eine Schlacht anzunehmen. Am 5. Sept. erschien die Avantgarde der französischen Armee vor dieser Stellung, u. am 6. Sept. begann die Schlacht bei Moshaisk (auch bei Borodino, od. an der Moskwa genannt). Die russische Aufstellung fand in zwei Treffen hinter der Kalotscha statt; der rechte Flügel (das 2. Corps u. 6. Infanteriecorps) unter Barclay de Tolly zog sich bis fast an das Flüßchen Moskwa hin u. lehnte sich an einen steilen Abhang u. an das große, von den Russen stark besetzte Dorf Borodino jenseit des Abhangs u. der Kalotscha; das Centrum unter Bennigsen (4. u. 7. Corps) zog sich über ziemlich flach ansteigende Höhen hin, welche durch zwei nur halb vollendete Redouten zu beiden Seiten eines zerstörten Dorfes verstärkt waren; der linke Flügel unter Bagration (3. Corps) dehnte sich nach einem Walde bei dem Dorfe Semenowskoi hin u. war auch durch starke, halb vollendete Verschanzungen gedeckt. Vor demselben lag vorgeschoben noch eine große Redoute, welche das Kalotschathal bestrich. Die Garde war als Reserve hinter der Mitte u. dem linken Flügel, als dem schwächsten Punkt, aufgestellt, auch befand sich hier eine Cavallerie- u. große Artilleriereserve von 300 Geschützen u. die Moskauischen u. Smolenskischen Landwehren; die neue Straße von Smolensk nach Moskau zog sich durch den rechten, die alte über Kaluga durch den linken Flügel dieser Stellung. Napoleon sah sogleich, daß der Angriffspunkt auf dem linken Flügel der Russen liege, er ließ daher am Abend des 5. Sept. die Redoute bei Schewardino am rechten Kalotschauser durch 2 Divisionen vom 1. Armeecorps stürmen u. den Rand des Waldes in der Richtung auf Utiza durch das 5. (Poniatowski) besetzen; der 6. Sept. wurde zur Auskündung des Feindes u. zum Aufsuchen von Stellungen von den Franzosen verwandt; in der Nacht zum 7. Sept. wurden die Stellungen eingenommen. Auf dem äußersten rechten Flügel im Walde von Utiza bis an die alte Straße von Smolensk standen die Polen, es folgten vom rechten zum linken Flügel in der Fronte die 3 Divisionen von Davoust am Waldrande, rückwärts westlich von der eroberten Redoute 3 Reitercorps, von Nansouty, Montbrun u. Latour; von der Redoute bis zur Kalotscha Ney u. Morand, in zweiter Linie die Westfalen; die Garden hinter der Redoute; die Italiener, die Division Gerard u. Grouchy standen auf dem andern Ufer der Kalotscha gegen Borodino. Die Franzosen hatten 130,000 M., die Russen etwa 120,000, worunter 20,000 Milizen. Am Morgen des 7. Sept. früh 6 Uhr begann auf allen Punkten der Angriff der Franzosen, am heftigsten auf den russischen linken Flügel. Poniatowski drang mit großer Anstrengung tiefer in den Wald ein u. Davoust längs desselben nach Semenowskoi vor; beide mußten von den Westfalen unterstützt werden; Davousts Zweck war die großen Bagrationschanzen zu nehmen; Ney folgte links von Davonst gegen dieselben Schanzen, von Cavallerie unterstützt; 1/2 8 Uhr wurde die erste Schanze gestürmt, aber wieder verloren; nach 9 Uhr waren sie sämmtlich[563] genommen. Im Centrum beschränkte sich das Gefecht auf Kanonenfeuer. Der Vicekönig griff, um die Aufmerksamkeit des Feindes zu beschäftigen, gegen 6 Uhr Borodino an u. nahm es, verlor es aber durch einen Angriff Barclays zum Theil wieder; seine weiteren Operationen waren gegen die große Rajewskischanze gerichtet, welche auch gegen 11 Uhr auf kurze Zeit in seinen Besitz kam. Zu gleicher Zeit war auf dem rechten Flügel Semenowskoi genommen, wobei sich die sächsische Cavallerie auszeichnete. Gegen 3 Uhr sandte Napoleon nochmals das 4. Cavalleriecorps gegen die Rajewskiredoute, um sie von der Rückseite anzugreifen, u. der sächsischen Brigade unter General Thielmann gelang es endlich sie zu nehmen. Vergebens suchte Kutusow u. Barclay durch mehre heftige Angriffe das verlorene Terrain wieder zu gewinnen; mit dem Verlust der großen Schanze war die Schlacht für die Russen verloren. Die Franzosen geben ihren Verlust in dieser Schlacht, der blutigsten, welche in einem Tage je gekämpft worden ist, auf 49 Generale u. 28,000 M. an, die Russen den ihren auf 18 Generale u. 52,000 M.; die Franzosen eroberten 40 meist zerschossene Geschütze, die Russen deren 13. Am 8. Sept. Morgens begann der Rückzug der Russen über Moshaisk, das in Flammen aufging, nach Moskau.

In Moskau hatte bisher Vertrauen auf die Unbesiegbarkeit des russischen Heeres u. die zuversichtlichen Proclamationen des Gouverneurs Grafen Rostoptschin das Volk in Sicherheit erhalten. Als aber am 13. Sept. das geschlagene Heer erschien, als sämmtliche Behörden, auch die Polizei sammt 2100 Spritzenleuten mit 96 Spritzen u. Rostoptschin selbst Moskau verließen, folgte die übrige Bevölkerung, u. nur 14,000 Einwohner u. 2000 schwer Verwundete blieben von 240,000 Ew. zurück. Am 14. Sept. Morgens erschien der französische Vortrab unter Murat im Angesicht von Moskau, der letzte russische Nachtrab auf dem Sperlingsberge zog sich zurück u. die Franzosen rückten gegen Mittag ein. Kein russischer Soldat, nicht einmal ein Bürger ließ sich sehen; endlich vor dem Kreml erblickte man einen Haufen von einigen Tausend Menschen; einige Kartätschenschüsse zersprengten sie, u. Murat zog nun im Kreml ein, wo er 120 Kanonen u. 60,000 Gewehre fand; seine Cavallerie nahm einige Stunden jenseit Moskau, nach Wladimir zu, eine Stellung. Vor den Barrieren wartete Napoleon unterdessen auf eine Deputation des Magistrats; da sie nicht kam, so trieben die Franzosen eine Anzahl Leute aus dem niedern Volke zusammen, welche als Repräsentanten Moskaus vor Napoleon erschienen. Nun zog auch Napoleon in den Kreml u. die Garde in die Stadt ein; das übrige französische Heer bivouaquirte vor den Thoren. Schon als der Vortrab in Moskau einrückte, standen die Börse, bedeutende Waarenmagazine, so wie mehre Heu-, Stroh- u. Getreidedepots etc. in Flammen; in der Nacht zum 15. Sept. brach beim Findelhause Feuer aus, wurde aber gelöscht, doch am Morgen zeigten sich neue Feuersbrünste. Ruhig brannte es den ganzen 15. Sept. fort u. am 16. Sept. erhob sich um 9 Uhr ein Sturm aus Nordwest u. verbreitete die Brunst. Nun kam der Pöbel herzu u. machte mit den plündernden Franzosen gemeinschaftliche Sache u. verbreitete die Feuersbrunst; gegen Mittag standen schon die Quartiere längs der Moskwa in Flammen, dann ergriff das Feuer die Lazarethe; am Abend brannte bereits die halbe Stadt. Vergebens suchte nun die Garde nach Löschgeräth umher, u. als endlich schon die Außengebäude des Kremls zu brennen anfingen, verließ Napoleon denselben u. nahm seinen Sitz in Petrowski, einem kaiserlichen Lustschloß eine Meile nördlich der Stadt, kehrte aber den 19. Sept. wieder in den stehen gebliebenen Kreml zurück; erst am 21. Sept. löschten Regengüsse den Brand u. die Armee suchte sich in den verschont gebliebenen Häusern einzurichten. Es ist vielfach behauptet u. wieder geleugnet worden, daß Rostoptschin den Brand von Moskau planmäßig angeordnet habe; gewiß ist, daß er sein Landhaus vor Moskau selbst anstecken u. Vorbereitungen zur Vernichtung der Magazine treffen ließ u. wenigstens so die Veranlassung zu jenem Brande geworden ist, an dessen Verbreitung sich nachher Russen u. Franzosen betheiligten.

Kutusow hatte Anfangs seinen Rückzug auf der Straße nach Rjäsan genommen, war dann, rechts ausbiegend, über Tula, am 18. Septbr. bis hinter die Oka gezogen, ein Corps zur Besetzung von Kaluga entsendend. Die Straße von Moskau nach Petersburg ließ er nur durch das schwache Detachement des Generals Winzingerode zu Klin besetzen u. die nach Jaroslaw u. Dmitrow durch Kosacken beobachten. So deckte Kutusow, in der rechten Flanke der Franzosen, die reichen südlichen Provinzen u. die Waffenfabriken zu Tula, war Smolensk näher, als die Franzosen, u. hinderte diese etwas gegen Wladimir od. Petersburg zu unternehmen, indem er in beiden Fällen ihren Rücken bedrohte. Die Franzosen aber vergaßen über dem Brand von Moskau Verfolgung u. Beobachtung, u. erst nach einigen Tagen rückte das dritte Corps auf der Straße von Wladimir, Murat gegen Kolomna, Tula u. Kaluga bis an die Bachra, Abtheilungen des vierten Corps gegen Twer u. Jaroslaw vor. Nur Poniatowski, welcher, Murat folgend, gegen Kaluga marschirte, stieß am 29. September bei Czerikowo auf den russischen Nachtrab, wurde angegriffen u. hatte einen schweren Stand; die Nacht endigte das Gefecht. Langsam rückte am 2. u. 3. October Murat unter steten Gefechten an die Nara, wo drei Wochen lang ein Waffenstillstand eintrat. In Moskau selbst suchte Napoleon Ordnung herzustellen, ein Gouverneur (Lesseps) u. Commandant (Milhaud) wurden eingesetzt, die Stadt in 20 Quartiere getheilt, eine Municipalität niedergesetzt, die Einwohner zur Rückkehr eingeladen, der Gottesdienst wieder hergestellt etc., aber dennoch dauerten Plünderungen u. Unordnungen jeder Art fort. Bald fehlten Brod, Pferdefutter u. frisches Fleisch in der Stadt, Kartoffeln u. Kraut waren die einzige Nahrung. Außerhalb der Vorposten zu fouragiren war wegen der bewaffneten Einwohner u. der Kosacken unmöglich. Viele Pferde fielen u. die Cavallerie mußte deren zur Bespannung des Geschützes abgeben. Einmüthig erhoben sich jetzt bes. die Gouvernements, in denen der Krieg geführt wurde, zum Kampf auf Leben u. Tod. Der Brand von Moskau, die Plünderungen u. der Übermuth der Franzosen reizten das Volk zur Rache, u. Tausende der Franzosen wurden auf gräßliche Weise gemordet. Wohl sah Napoleon die Unmöglichkeit den Winter in Moskau zuzubringen ein, aber er hoffte von Tag zu Tag russische Unterhändler wegen des Friedens ankommen zu sehen; deshalb suchte er[564] bei den Russen den Glauben zu erregen, als gedächte er den Winter in Moskau zuzubringen. Der Kreml wurde befestigt u. dem Heer befohlen sich für zwei Monate mit Lebensmitteln zu versehen; Kutusow dagegen wußte nur zu gut, welche Vortheile den Russen ein Winterfeldzug gewähren würde, u. war nur darauf bedacht die Franzosen möglichst lange in Moskau zurückzuhalten. Geschickt verbreitete Gerüchte erzählten daher von Uneinigkeiten unter den russischen Generalen, von Friedensboten, welche nächstens abgesendet würden, von fast erschöpften Hülfsquellen des Russischen Reichs etc. Endlich sendete Napoleon selbst den General Lauriston am 5. Octbr. ins russische Hauptquartier, um Friedensanträge zu machen, aber Kutusow behauptete keine Vollmacht zu Unterhandlungen zu haben, versprach jedoch Verhaltungsbefehle von Petersburg einzuholen. Am 9. Octbr. erschien Lauriston wieder, um Kutusow Briefe an den Kaiser Alexander zu überreichen, allein dieser verweigerte die Bestellung derselben unter dem Vorgeben dadurch die Würde seines Herrn zu beleidigen, wies auch Anträge eines Waffenstillstandes, während dessen sich die französische Armee hinter den Dniepr ziehen wollte, zurück. Erfolglos mußte daher Lauriston den 11. Octbr. nach Moskau zurückkehren, u. nun war der Rückzug entschieden.

Begebenheiten auf dem Französischen rechten Flügel. Durch Schwarzenbergs u. Reyniers Vereinigung den 3. August bei Slonim war die österreichisch-französische Macht in Volhynien bis auf 45,000 Mann angewachsen u. daher Tormassow, welcher nur 30,000 Mann zählte, weit überlegen. Schwarzenberg, welcher den Oberbefehl übernahm, ging daher, die Offensive ergreifend, in zwei Colonnen, die Sachsen rechts, die Österreicher links, fortwährend fechtend, nach Podubuie vor, wo er die Russen den 12. August angriff u. sie gegen Abend zum Rückzug nach Kobryn u. hinter den Przypiec zwang, dann folgte er ihnen bis zum Styr, aber der linke österreichische Flügel, die Division Mohr, gen Pinsk u. den Przypiec; dieser wich jedoch, als er am 8. Septbr. auf den Vortrab des Generals Ertel stieß, nach Pinsk zurück. Schwarzenberg wurde durch die zusammengerafften Truppen des Generals Krasinski aus dem Herzogthum Warschau verstärkt u. verweilte nun beobachtend den Russen gegenüber bis zum 20. Septbr., wo die russische Donauarmee, 35,000 Mann stark, unter Tschitschagow anlangte u. die russische Armee auf 65,000 Mann brachte. Tschitschagow übernahm das Commando, griff Schwarzenberg an, drückte ihn hinter den Turia zurück u. forcirte am 27. Sept. auch diese Stellung. Krasinski kehrte nun, um Zamosc u. den südlichen Theil des Herzogthums Warschau zu decken, über den Bug zurück; Schwarzenberg wollte aber als österreichischer General seine Verbindung mit Galizien nicht aufgeben, hielt sich daher immer Anfang Octobers im Herzogthum Warschau, statt nördlich zu gehen, u. setzte erst den 14. Octbr. wieder bei Drohiczyn über den Bug zurück, als General Mohr sich in großen Bogen über Bialystock mit ihm in Verbindung gesetzt hatte. Hier, hinter dem Bug, langte auch endlich die 8000 Mann starke französische Division Durutte bei Reynier an. Obgleich Tschitschagow, da Schwarzenberg sich nicht von dem Bug entfernte, die Communicationen der Franzosen mit Deutschland hätte unterbrechen können, so begnügte er sich doch Volhynien u. einen Theil von Lithauen mit seiner leichten Reiterei zu überschwemmen u. Parteien nach Warschau streifen zu lassen, bis ihm Schwarzenberg durch Cavallerie unter General Fröhlich Schranken setzte. Jetzt hob Dombrowski, welcher mit seiner Division u. zwei Regimentern Cavallerie Bobruisk blockirte, diese Blockade vor dem anrückenden russischen General Ertel den 14. Septbr. auf u. zog sich auf das neunte, 25,000 Mann starke Corps unter Victor zurück, welches in der Mitte Septembers sich als Reserve der großen Armee u. des rechten u. linken Flügels bei Smolensk aufstellte.

Auf dem linken französischen Flügel erfolgte am 10. August bei Swolna ein abermaliger Angriff Oudinots auf die Russen, welcher fehl schlug u. einen neuen Rückzug nach Polock zur Folge hatte, wo er eine Stellung einnahm, welche Wittgenstein am 17. Aug. angriff. Der Angriff erfolgte auf das Centrum bei dem Dorf Spas, wo Wrede u. Deroy standen. Die Baiern hielten das Dorf, Oudinot ward schwer verwundet u. gab das Commando an St. Cyr ab, welcher am 18. die Russen mit Erfolg im Centrum angriff. Wittgenstein zog sich auf der Petersburger Straße gegen Newel zurück u. concentrirte sich am 19. Aug. an der Drissa bei Obojarszina. Der Verlust der Russen betrug 9000 Mann Todte u. Verwundete (unter Letzteren 3 Generale), 1000 Gefangene u. 21 Kanonen, der der Franzosen 4 Generale, 8000 Mann, 500 Gefangene u. 2 Kanonen. Bis Mitte Octobers standen sich die Heere an der Düna gegenüber; St. Cyr zog sich in das verschanzte Lager von Polock. Oudinot hatte noch 35,000 Mann; Wittgenstein hatte sein Heer durch Zuzug der Petersburger u. Nowgoroder Landwehr, sowie durch das Corps Steinheils auf 40,000 Mann gebracht, es theilte sich nun in zwei Infanteriecorps unter Fürst Jaschwill u. Steinheil; die Miliz bildete ein eigenes Corps unter Mordwinow, die Cavallerie befehligte Repnin. Wittgenstein rückte am 16. Oct. von Osweia gegen die Verschanzungen der Franzosen vor, Steinheil ging bei Disna über die Düna, St. Cyr mit dem Gepäck u. der Cavallerie auf das linke Ufer zurück, in den Verschanzungen postirte er Wrede, welcher nach Deroys Tode nach dem Gefecht am 18. August das 6. Corps commandirte, links zur Behauptung der Polota, Oudinot von der Polota rechts bis zur Düna. Am 18. Oct griff Wittgenstein an, reüssirte aber nicht, doch als am 19. Oct. Steinheil die Stellung von Uszacz anfiel u. Wittgenstein den Brückenkopf vor Strudina heftig angriff, räumte St. Cyr Polock, Wittgenstein aber ließ, um dies zu hindern, Polock in Brand schießen. Der Verlust der Russen vom 14. bis 20. Oct. betrug 12,000 Todte u. Verwundete (darunter 6 Generale) u. 2000 Gefangene, der der Franzosen 6000 Mann. Schon am 21. Oct. nöthigte Wittgenstein durch Überschreitung der Düna oberhalb Polock St. Cyr zum ferneren Rückzug. Das zweite Corps (jetzt von Legrand befehligt) vereinigte sich am 20. Oct. mit dem neunten Corps unter Victor. Das sechste (Wrede), von Steinheil mehr gedrängt, deckte das Lager bei Daniolowicze, wo er, von den Russen wenig beunruhigt, bis zum 19. Nov. blieb. Bei diesem Rückzuge war eine schwere baierische Batterie nach Uszacz detachirt worden u. hier mit 22 Fahnen in die Hände der Russen gefallen. Auf dem äußersten linken [565] Flügel konnte Macdonald bei Riga nichts Ernstliches unternehmen, so lange das Belagerungsgeschütz nicht angelangt war u. Wittgenstein noch in seiner rechten Flanke stand. Im August legte der preußische General Grawert sein Commando wegen Kränklichkeit u. Zwistigkeiten mit Macdonald nieder u. übergab es dem General York. Am 6. August segelten 19 englische u. 10 russische Kanonenboote unter dem englischen Capitän Stuart die Aa bis Mitau hinauf u. 1000 Mann Russen machten einen Ausfall aus der Festung Dünamünde. Beide Unternehmen wurden aber nach einem leichten Gefecht vereitelt. Einen Ausfall aus Riga vom 9. Aug. trieb General Kleist zurück. Am 22. Aug. griff eine gegen 5000 Mann starke Colonne unter Lewis den rechten Flügel des Belagerungscorps unter Horn bei Dahlenkirchen an, Horn wehrte sich aber tapfer u. nahm Dahlenkirchen wieder. Eben so mißglückte der Versuch des General Essen das bei Ruhenthal aufgestellte Belagerungsgeschütz am 26. Sept. mit Hülfe des 12,000 Mann starken Corps von Steinheil wegzunehmen. York hatte sich aber bei Eckau concentrirt, u. Kleist u. Massenbach mit Cavallerie erschienen zu rechter Zeit. York rückte wieder vor, griff die Russen den 30. Sept. bei Bauske an, nahm vier Bataillone gefangen u. warf Steinheil am 2. Oct. mit einem Verlust von 2500 Todten u. 2500 Gefangenen wieder nach Riga. Ein neuer Ausfall am 17. Oct. wurde abgewiesen. Gegen den 20. Oct. wurden die Hauptquartiere Yorks u. Macdonalds nach Mitau verlegt u. Anfang November die Blockade Rigas aufgehoben. Das preußische Corps ging hinter die Aa u. nach Eckau zurück. Paulucci, welcher in Riga den Oberbefehl erhalten hatte, wollte folgen, wurde aber bei Dahlenkirchen am 17. Nov. mit Verlust zurückgewiesen.

D) Rückzug der Franzosen von Moskau bis zur Beresina. Am 13. Oct. entschloß sich Napoleon zum Rückzug. Am 15. Oct. zogen schon die transportabeln Verwundeten, Kranken, die mit dem von dem Thurm der Iwanskirche abgenommenen Kreuze, alten Waffen u. Fahnen u. dgl. beladenen Wagen u. Droschken mit den Reichthümern von Rußland u. Polen ab. Noch zählte das Heer über 100,000 Mann Infanterie u. die Artillerie war leidlich bespannt, nur die Cavallerie schlecht beritten. Auf der alten Straße über Moshaisk u. Wiäsma sollte das dritte Corps (Ney), mit den Übrigen wollte Napoleon auf der noch freien Straße von Kaluga nach Smolensk zurückgehen. Deshalb sollte sich das Hauptheer (4., 1., 8. u. 5. Corps, Murats Cavallerie u. die Garden) vom 15. bis 19. Oct. an der Nara sammeln u. dann gegen Kaluga operiren. Kaum bemerkte aber Kutusow die erste Bewegung der Franzosen, als er hierin das Beginnen des Rückzuges sah u. zur Offensive überging. Bereits war die russische Armee hierzu organisirt; Oberbefehlshaber war Kutusow, Chef des Generalstabes Bennigsen. Die Vortruppen bestanden aus 20 Pulks Donischen Kosacken, 2 Regimentern Jäger zu Pferd, 2 Batterien unter dem Hetman Platow, außerdem gehörten noch 8 Kosackenpuiks, 2 Regimenter Husaren, 1 reitende Batterie u. 5 Streifcorps dazu. Die Avantgarde (das 2. u. 7. Corps u. die 2. Cavalleriedivision) befehligte Miloradowitsch; die Hauptarmee stand unter Tormassow, zu ihr gehörte das 3., 4., 5., 6. 8. Infanteriecorps u. das Cavalleriecorps des Generals Uwarow. An der Düna stand das Corps des Generals Paulucci in Riga, ferner die Armee des Generals Wittgenstein u. in Volhynien Tschitschagow mit der Donau- u. Vothynischen Armee. Schnell gingen das 2., 3., 4. u. 6. (50,000 Mann) Corps über die Nara, u. den 18. Oct. mit Tagesanbruch begann der Angriff auf die französische Stellung bei Winkowo gegen den linken Flügel Murats (25,000 Mann); schnell waren mehre Divisionen desselben geworfen, aber Murat machte mit der schweren Cavallerie einen Angriff u. deckte den Rückzug mit einem Verlust von 2000 Mann, 2 Generalen u. 38 Kanonen. Von den Russen befand sich General Bagehosswudt unter den 1000 Todten. Napoleon ließ, als er diesen Unfall den 19. Oct. in Moskau erfuhr, gegen Kaluga aufbrechen u. befahl Mortier mit 3000 Mann junger Garde den Kreml noch einige Tage zu halten. Der Marsch ging über Fominskoe u. Borowsk. Das italienische Heer hatte die Vorhut, dann folgte Ney, Davoust, Roguet mit der Garde, Morand bildete die Nachhut. Poniatowski unterhielt die Verbindung mit Ney in Wereia. Kutusow sah aus diesen Märschen, daß es auf Kaluga abgesehen sei, warf sich den 24. zwischen Kaluga u. die Franzosen u. griff das schwach besetzte Städtchen Malo Jaroslawez an u. vertrieb die Franzosen. Man kämpfte nun um das brennende Städtchen, welches die Franzosen endlich behaupteten. Von den Franzosen waren 3000 Mann, darunter 5 Generale, getödtet od. verwundet, von den Russen eben so viel. Als Napoleon den 25. sein Hauptquartier, das Dorf Gorodnia, verließ, um den Kampf zu erneuern, machten die Kosacken Kaisarows einen kühnen Überfall auf ihn u. sein Gefolge, eroberten 11 Kanonen u. hätten beinahe den Kaiser gefangen. Der Angriff wurde aufgegeben u. der Rückzug über Moshaisk gegen Wiäsma angetreten, welches Napoleon den 1. Novbr. erreichte. Das Heer folgte; Chastel, bei Malo Jaroslawez zurückbleibend, bildete die Nachhut. Unsern des Schlachtfeldes von Moshaisk gewann die Colonne die große Straße. Die Besatzung des Kremls unter Mortier war unterdessen immer von Kosacken geneckt worden; am 22. Oct. war Winzingerode zu drei Barrieren eingedrungen, wurde aber, als er sich zu weit vorwagte, gefangen. Zwar behauptete er Parlamentär zu sein, Mortier sendete ihn aber ins Hauptquartier u. Napoleon schickte ihn, als geborenen Hessen, nach Kassel zu Jerome, um ihn vor ein Kriegsgericht zu stellen, Tschernyschews Kosacken befreiten ihn aber bei Minsk. Nachdem Mortier am 22. Oct. mit Einbruch der Nacht die noch stehen gebliebenen öffentlichen Gebäude im Kreml angezündet u. die Befestigungen durch Minen gesprengt hatte, verließen am 23. Oct. die letzten Franzosen Moskau, worauf sogleich ein Schwarm von Kosacken u. von bewaffneten Bauern in die Stadt stürzte u. Verwundete, Kranke, Nachzügler niedermachte. Bei Moshaisk wurde der Rückzug geordnet. Voraus zogen die Wagen mit den Trophäen u. der allgemeine Troß, dann folgten die Garden, hinter diesen Murats Reiterei, das 3. u. 5. Corps, hierauf das 4. u. 8., das 1. schloß, von Davonst befehligt u. von einer Reiterdivision Murats unterstützt. Schon in Malo Jaroslawez hatte Napoleon, um die Verfolgung durch die Russen zu erschweren, befohlen das ganze Land zu verwüsten u. alle Städte u. Dörfer abzubrennen. Aber anstatt vom Nachtrab wurde schon alles vom Vortrab niedergebrannt,[566] daher litten die nachfolgenden Corps bitteren Mangel u. waren auf Pferdefleisch beschränkt. Im Anfang ging der Rückzug dennoch leidlich. Die Nächte fror es ein wenig, den Tag über hatte man 6 bis 10° Wärme. Nur die Pferde litten sehr, da Futter u. Obdach fehlte, tausende fielen schon in diesen Tagen, u. fast die ganze Cavallerie mußte zu Fuß marschiren, um nur die Reiterei der Garde beritten zu erhalten u. das Geschütz die Beutewagen der höheren Offiziere fortzuschleppen. Am 6. Nov., als das Hauptquartier u. die Garden in Dorgobush war, fiel zwei Tage lang starker Schnee u. die Kälte stieg bis 8–10° u. nahm, bevor das Heer am 10. Nov. Smolensk erreichte, bis 18° zu. Die Soldaten warfen nun zum großen Theil ihre Waffen weg u. marschirten verwirrt durch einander, später lösten sich diese großen Haufen in kleinere von 6–10 Mann auf u. jeder sorgte nur für seine Kameradschaft. Wagen u. Geschütze blieben vor der geringsten Erhöhung stehen. Wohl 30,000 Pferde u. 500 Kanonen gingen bis an den Dniepr verloren. Kam am Abend der Jammerzug ins Bivouacq, so beeilten sich die noch Kräftigen Brennmaterial zu holen u. ein aus Schneewasser u. zwischen Steinen zerriebenem Getreide, dazu aus Schnittchen von Pferdefleisch, welche auf heißen Steinen geröstet waren, bestehendes Mahl zu bereiten. Bald entschlief Jeder am Feuer gelagert, Manche, um mit erfrorenen Gliedern zu erwachen, Andere verbrannten am Feuer, ohne es zu fühlen, die schon fühllos gewordenen Glieder. Solche Unglückliche blieben dann verlassen von den Ihrigen, welche nur für sich zu sorgen hatten, ohne Hülfe liegen. Napoleon verließ oft seinen mit Pelz ausgeschlagenen Wagen u. redete den fast von Frost Erstarrten freundlich zu; als bei Smolensk Kälte u. Mangel auch die Dienstpferde der Garde aufgerieben hatte, bildete er aus allen Offizieren, welche ihre Pferde noch hatten, vier Escadrons, die sogenannte Heilige Schaar; Obersten versahen den Dienst als Unteroffiziere, Generale als Offiziere; Murat u. unter ihm Grouchy führte das Ganze.

Kutusow ließ Miloradowitschs Avantgarde (etwa 20,000 Mann) auf der großen Straße dem französischen Heere folgen u. entsendete etwa 8000 Pferde unter Platow, welche meist nördlich der Straße operirten, er selbst aber marschirte von Malo Jaroslawez über Juchnow u. Jelnia mit der Hauptarmee sehr langsam, hatte aber angeordnet, daß Tschitschagow u. Wittgenstein kräftig gegen Borisow operiren u. dort, indem sie den Übergang über die morastige Beresina vertheidigten, der französischen Armee jeden Ausgang versperren sollten. Erst am 3. Nov. erfolgte ein Arrieregardengefecht an dem Wiäsma, wo das erste Corps in große Gefahr gerieth, auf das vierte geworfen wurde u. nur von dem dritten, welches von nun an den Nachtrab bildete, gerettet wurde. Verlust der Franzosen 2000 Mann Todte u. Verwundete u. 2500 Mann Gefangene. Bei Dorgobush detachirte Napoleon am 7. Nov. den Vicekönig rechts nach Witebsk, um das zweite Corps unter St. Cyr aufzusuchen, während er in Smolensk Victor mit dem neunten zu finden u. die Winterquartiere beziehen zu können hoffte. Schon seit fast 14 Tagen war nämlich der Kaiser ohne Nachricht von diesem Corps u. Frankreich, indem russische Streifcorps die Verbindung durchaus unterbrochen hatten; als er aber am 9. Nov. in Smolensk ankam, war das neunte Corps dem andringenden Wittgenstein entgegengerückt, u. er mußte daher den Marsch nach der Beresina fortsetzen. Auch das vierte Corps des Vicekönigs hatte, von Platows Cavallerie fortwährend beunruhigt, an den steilen Ufern des Wop sein Geschütz u. Gepäck stehen lassen müssen, aber doch in Duchowschtschina am 10. Nov. Lebensmittel gefunden, u. da es erfuhr, daß Witebsk von den Russen besetzt sei, sich in Smolensk wieder mit der Armee vereinigt. Am 9. Nov. war auch die Division Baraguay d'Hilliers in ihren Cantonirungen zwischen Smolensk u. Jelnia von den Kosacken des Generals Orlon Denissow überfallen u. 2000 Mann gefangen worden, zugleich ging ein großer Transport von 1000 Pferden, 400 Wagen u. 1500 Ochsen auf der Straße von Mohilew nach Smolensk verloren. In Smolensk, wo die großen Magazine geplündert wurden, hielt Napoleon am 14. Nov. einen Kriegsrath. Es fand sich, daß das Heer zwar noch gegen 70,000 Mann, aber nicht mehr als 40,000 unter den Waffen u. in Regimenter geordnet zähle. Da nun zu fürchten stand, daß Kutusow von Jelnia aus Krasnoi, welches die Armee passiren mußte, früher erreichen würde, als die Franzosen, so beschloß der Kriegsrath den Rückzug eiligst nach Wilna fortzusetzen. Vom 14._– 17. marschirte daher das Heer von Smolensk ab, nachdem die dasigen Festungswerke gesprengt worden waren. Unterdessen hatte Milo radowitsch, bei Dorgobush links ausbiegend, in einen Bogen Krasnoi am 15. Nov. erreicht u. sperrte mit 20,000 Mann den Franzosen die Straße, während Kutusow nur zwei Stunden seitwärts davon lagerte. Als die französische Garde anrückte, beschoß die russische Artillerie dieselbe, am 16. das vierte Corps, welches nach einem vergeblichen Angriff der Höhen rechts ausbiegend die Garden erreichte, u. am 17. das erste Corps in der Flanke. Die Franzosen verloren hierbei 2–3000 Mann, viele Kanonen u. 5–6000 Mann Gefangene. Als Ney mit dem Nachtrab (8000 Mann, 20 Geschützen u. 9000 Isolirten), am 18. Abends anlangte, fand er Napoleon, welcher vergebens fast den ganzen 18. Nov. auf sie gewartet hatte, abmarschirt u. bei Orscha schon über den Dniepr gegangen; Miloradowitsch versperrte ihm den Weg u. die Division Paskewitsch beschoß seine Flanke. Ney wies alle Aufforderungen zur Übergabe ab, allein zwei Angriffe der Russen auf beide Flügel trieben das ganze Corps in wilder Flucht auseinander, u. mit Mühe vermochte Neo 5000 Mann, bei denen sich aber alle Generale befanden, zu sammeln, mit denen er 3/4 Stunden auf der Straße nach Smolensk zurückwich. In der Nacht fand er eine Stelle des Dniepr bei dem Dorfe Danilowa, wo das Eis nothdürftig hielt, 3000 Mann u. 3000 Nachzügler kamen glücklich hinüber, aber sämmtliches Gepäck u. die Geschütze gingen verloren. Auch auf dem rechten Ufer noch nicht sicher, von Kosacken Platows verfolgt u. öfters genöthigt anzugreifen, erreichte er sehr geschwächt die große Straße von Witebsk nach Orscha u. das italienische Corps, mit welchem er sich vereinigte. Die russische Hauptarmee blieb auf dem Schlachtfelde von Krasnoi stehen u. feierte ein großes Siegesfest. Nur die Generale Osorowski u. Borosdin folgten Anfangs mit leichten Truppen den Franzosen. Den 23. Nov. setzte aber Miloradowitsch, den 26. das Hauptheer zwischen Kopüß u. Mohilew über den Dniepr u. nahm die Verfolgung wieder auf. Das französische Herr, nur noch[567] 40,000 Mann stark, worunter nur 8000 Mann Garde u. 4–6000 Mann des übrigen Heeres bewaffnet waren u. wobei sich nur noch 36 schlecht bespannte Kanonen befanden, brach am 22. Nov. von Orscha auf. Bei Bobr vereinigte sich das neunte Corps (Victor), das zweite (Oudinot) u. die Division Dombrowski vom fünften Corps, zusammen 35,000 Mann, mit diesen Trümmern u. deckten ihren Rücken. Zugleich erhielt Napoleon durch gegen die Beresina abgesendete Cavallerie die Meldung, daß Tschitschagow mit der Donauarmee hinter der Beresina stehe u. dort den Franzosen den Übergang wehren wolle, dagegen meldeten dieselben von Wittgensteins Anwesenheit nichts. Vom Bug brach Tschitschagow auf Kutusows Befehl um den 27. Oct. mit drei Infanterie- u. zwei Cavalleriedivisionen, so wie mit der Division Kamenskoi u. der Hälfte von Sackens Cavallerie (etwa 35,000 Mann) auf u. marschirte gegen Minsk; 24,000 Mann unter Sacken blieben gegen Schwarzenberg zurück, welcher den 29. u. 30. Oct. bei Mogielna den Bug überschritt u. ihm folgte. Reynier wurde auf dem Marsch von Slonim am 8. Nov. bei Rudnia lebhaft von Sacken angegriffen u. am 13. Nov. auf Lazcieca, den 14. auf Wolkowisk zurückgedrängt. Hier hielt er Stand, wurde aber in der Nacht zum 15. Nov. überfallen u. war eben den 16. in lebhaftem Gefecht, als Schwarzenberg mit dem größten Theil der Österreicher im Rücken Sackens erschien. Zwar zog sich Sacken nun eilig zurück, allein dennoch verlor er 3000 Todte u. 7000 Gefangene, Reynier aber nur 3000 Mann. Schwarzenberg verfolgte mit Reynier Sacken, kehrte bei Kobrya am 27. Nov. um u. wendete sich nach Slonim. Aber dennoch hatte Sacken seine Absicht erreicht, Schwarzenberg von Tschitschagow u. der Unterstützung von Napoleons Rückzug abgezogen, u. ungestört konnte die Donauarmee den Marsch gegen die Beresina verfolgen. Tschitschagow entsendete den 8. Nov. Tschernyschew mit einem Kosackenregiment, um Wittgenstein an der Ula Kunde von der Annäherung der Donauarmee zu bringen, er selbst ging indessen gerade auf die Magazine von Minsk los, welche General Bronikowski vergebens mit 3000 Mann zu vertheidigen suchte, der sich sammt Dombrowski, welcher, 5500 Mann stark, von Igumen zur Hülfe anrückte, den 16. Nov. nach Borisow zurückziehen mußte. Am 21. Nov. griffen die Russen Borisow u. dessen Brückenkopf an u. drangen in denselben ein, u. Dombrowski mußte sich durchschlagen; Verlust der Franzosen 2000 Mann, der der Russen 800 Mann. Tschitschagow stellte sich nun hinter Borisow, die Beresina vor der Front, auf, sendete die Avantgarde unter General Pahlen II. nach Borisow vor, detachirte den General Orurk mit Cavallerie nach Uschaloda, den Fluß abwärts, u. folgte ihm den 26. Nov. mit der Division Woinow; nur die Division Langeron u. die Reiterei Lamberts blieb bei Borisow zurück. Indessen war St. Cyrs Rückzug an die Ula, wo er sich mit Victor zu einem Corps von 36,000 Mann vereinigte, u. die Baiern gegen Gluboköe gegangen; u. während Wittgenstein gegen Letzteren den General Steinheil u. zur Beobachtung Macdonalds an der unteren Düna andere Abtheilungen schickte, folgte er selbst mit 40,000 Mann St. Cyr u. Victor gegen Czasnicki an der Ula u. griff dieselben hier am 31. Oct. an; die Franzosen ließen sich jedoch auf den Kampf nicht ein, sondern zogen sich nach Senno zurück. Auch als Wittgenstein am 7. Nov. den General La Harpe entsendete, um Witebsk zu besetzen, zogen sich die Franzosen eiligst gegen Smolensk zurück u. theilten sich nun: das zweite Corps, über welches der wieder hergestellte Oudinot das Commando übernahm, zog sich gegen Bobr, um die große Straße zu besetzen u. dieselbe gegen Tschitschagow zu sichern; das neunte Corps blieb unter Victor in Senno stehen u. griff am 15. Nov. Wittgenstein bei Smoliany an, wurde aber mit einem Verlust von 1500 Mann zurückgewiesen.

E) Fernerer Rückzug über die Beresina, den Niemen, die Weichsel u. die Oder. Am 27. November langte das französische Heer unter Napoleon zu Bobr an, nachdem Dombrowski am 24. November Tschitschagows Vortrab über die Brücke von Borisow zurückgeworfen u. 700 Gefangene gemacht hatte. Noch zählte Dombrowski 10,000 Bewaffnete, Oudinot 20,000, Victor 20,000. Von mehren Übergangspunkten über die 100 bis 150 Schritte breite Beresina wählte Napoleon Weselowo, dirigirte am 26. November Oudinot u. alle Colonnen, mit Ausnahme des 9. Corps, welches sich nach Borisow zog, um nicht den wahren Übergangspunkt zu zeitig zu verrathen, dahin, u. schnell gingen Truppen vom 2. Corps bei Weselowo über, vertrieben die Reiterei des General Tschaplitz, schlugen zwei Brücken, eine für Fuhrwerk u. Reiter, die andere für Fußgänger, u. am 27. November setzte das 2. Corps dort über die Beresina. Tschitschagow drängte am 28. lebhaft am rechten Ufer der Beresina herauf, sein Angriff wurde aber abgeschlagen, u. das 2. Corps machte selbst Gefangene u. nahm Kanonen. Nun ging die verworrene Masse der Flüchtlinge mit Napoleon über den Fluß. Ost brachen die schlecht gebauten Brücken u. störten wieder den Zug, doch blieb die Ordnung so ziemlich erhalten, als aber die Garden durch die Flüchtigen sich einen Weg gebrochen hatten, riß grenzenlose Verwirrung ein, da nun jeder über den Fluß kommen wollte; viele kamen in den Fluthen um, welche schwimmend od. zu Pferde überzusetzen versuchten. Die Nacht steigerte die Verwirrung. Am 28. Nov. Morgens langte die Arrieregarde, die Division Daendels u. die Reiterbrigade Fournier vom 9. Corps vor Borisow bei der Brücke an. Die Division Partonneaux u. 2 Regimenter Reiterei waren dagegen in der Nacht von der Hauptcolonne abgekommen u. wurden am 28. November Morgens nach verzweifelter Gegenwehr (4 Generale, 4–5000 M. Verlust) von den Russen gefangen. Nur ein Bataillon, der Nachtrab, erreichte die Brücke. Noch hielt sich die Arrieregarde, aber auch sie mußte sich endlich über die eine noch übrig gebliebene Brücke ziehen u. die letzten, die Polen, sich durch die dichte Masse der Flüchtlinge mit dem Bayonnet einen Weg bahnen. Bereits begann die Artillerie, welche die Russen auf Schlitten mit sich führten, die Masse zu beschießen u. jede Kugel streckte Reihen der wehrlosen Unglücklichen nieder, während die Übrigbleibenden nach der Brücke hindrängten. Endlich brach auch die letzte Brücke, u. die ganze Masse, welche noch auf dem linken Ufer war, gegen 15,000 M., meist Isolirte, war gefangen, 10,000 M. aber todt od. verwundet, unter Letzteren Oudinot u. noch 4 Generale. Das Gepäck des 2. u. 9. Corps, unzählige Wagen mit Moskauer Beute, auch das Kreuz von dem Thurme der Iwankirche u. andere [568] Tropäen u. 20 Geschütze fielen den Russen in die Hände. Das übrige französische Heer entkam theils dadurch, daß Kutusow in der Meinung, die Franzosen würden bei Ukoloda übergehen, seine Streitkräfte dahin dirigirte; theils dadurch, daß Wittgenstein sich nicht durch einen Flankenmarsch mit Tschitschagow in Verbindung setzte. Napoleon sammelte sein Heer den 27. u. 28. November jenseit der Beresina bei Sembin, von wo aus er das bekannte 29. Bulletin erließ, worin er zum erstenmal seinen ungeheueren Verlust eingestand. Am 29. Nov. brach das Heer, noch 12,000 Bewaffnete, 2000 Reiter, 30,000 Unbewaffnete u. 200 Geschütze stark, auf u. zog auf ungebahntem Wege gegen Pleschtschenizy u. von da gegen Minsk u. Wilna; das 9. Corps bildete den Nachtrab. Lebhaft verfolgten die Russen, voran Platow u. Miloradowitsch, u. machten zahlreiche Gefangene. Mit der wieder stärker eintretenden Kälte, welche bis zu 30° stieg, wuchs auch das Elend der Armee. Die letzten Bande des Gehorsams schienen sich aber zu lösen, als Napoleon nach gehaltenem Kriegsrath am 6. December das Commando dem König von Neapel übergab u. selbst, begleitet von Cautincourt, Duroc u. Lobau, über Warschau, Dresden u. Mainz nach Paris zurückkehrte, wo er schon den 19. December eintraf u. persönlich die Rüstungen zum neuen Feldzug beleben wollte. Der Herzog von Bassano sendete von Wilna aus die halb aus französischen, halb aus den Truppen der kleineren Rheinbundsfürsten gebildete, 13,000 M. starke Division Loison dem Heere nach Oszmiana entgegen, welche dort die Arrieregarde übernahm. Binnen 3 Tagen war aber auch diese Division durch Hunger u. Kälte bis auf 3000 M. zusammengeschmolzen, u. statt ihrer wurde nun den Baiern unter Wrede, welche den 29. November ihren Rückzug von Gluboköe begannen u. auf der großen Straße die allgemeine Flucht den 9. December erreichten, die Nachhut übertragen. Allein auch sie waren binnen 24 Stunden aufgelöst. In Wilna erregte der Auihli, der einst so stattlichen Armee Schrecken, denn der Herzog von Bassano hatte bisher den wahren Zustand des Heeres verborgen. Am 10. December verließen die Franzosen Wilna, nachdem sie die Magazine geplündert hatten, nur 14,000 Ermattete, Kranke u. Verwundete blieben zurück. Gleich bei Wilna führt die Straße bei Ponary einen steilen Berg hinan; dieser war mit Glatteis bedeckt, u. fast alles noch übrige Geschütz u. Gepäck blieb daher an diesem Berge stehen, mehre Kriegskassen wurden unter die Truppen vertheilt. In Kowno überschritt das Heer vom 12._– 14. December den Niemen; 500 M. (das Bataillon Lippe) u. Überreste der alten Garde vertheidigten hier den 14. December einen Park von 20 Kanonen gegen Platows Kosacken u. räumten die Stadt erst, als diese sie im Rücken bedrohten. In Kowno wies Murat, welcher seit dem 18. in Königsberg war, den verschiedenen Corps Sammelplätze an; die Garden sollten in Königsberg, das 2. u. 3. Corps in Marienburg, das 4. u. 9. Corps in Marienwerder, das 1. u. 8. Corps u. die Württemberger in Thorn, das 6. Corps (die Baiern) in Plock, das 5. Corps (die Polen) in Warschau reorganisirt werden. Ein neues Corps unter Ney wurde aus drei noch kampffähigen Divisionen des 11. Corps gebildet u. eine von diesen löste die Garde bei Labiau u. Wehlau in den Vorposten ab. Danzig, Thorn, die Brückenköpfe von Marienwerder u. Marienburg wurden in Belagerungsstand erklärt. Von 610,000 M., welche nach u. nach Rußland betreten hatten, kehrten nur 58,000 M. zurück; von 1372 Geschützen wurden nur 200, größtentheils österreichische u. preußische, gerettet. Das ganze Gepäck u. Material war verloren. Der Verlust der Russen ist auf 300,000 M. zu berechnen. Wittgenstein stand am untern, Tschitschagow am mittleren Niemen bei Tilsit. Nur Platow folgte auf der großen Straße über Kowno, General Tutschkow II. wendete sich mit dem 8. Corps von Moskau gerade gegen Slonim, wo er die Österreicher vermuthete.

Fürst Schwarzenberg auf dem rechten Flügel hatte sich nach dem Siege bei Wolkowisk u. der Verfolgung nach dem Przypiec Anfang Decembers, um sich nicht zu weit von dem Bug zu entfernen, wieder nach Slonim begeben. Dort den 10. Dec. angelangt, erfuhr er den Rückzug des französischen Hauptheeres u. trat am 14. December den weiteren Rückzug an, indem er sich über Bialystock nach Pultusk zog, wo er unverfolgt am 30. December ankam. Vier Wochen lang verweilte er hier u. sendete Streifcorps nach Rozan am Narew u. Brok am Bug vor. Mit ihm zugleich ging Reynier von Roganna über den Bug zurück u. stellte sich bei Wengrow auf. Er u. Schwarzenberg zusammen waren noch 30,000 M. stark. Ihnen gegenüber, jenseit des Bugs, nahm Sacken eine beobachtende Stellung. Macdonald auf dem linken Flügel erhielt erst am 18. December den Befehl von Murat, sich nach Königsberg zurückzuziehen, sein Corps zählte 15,000 Preußen u. 6000 Polen u.a. Truppen (Grandjeau). Die Division Grandjean u. 6 Bataillone, 10 Schwadronen u. 2 Batterien Preußen unter Massenbach eröffneten den Marsch, York folgte im Zwischenraum eines Tagemarsches. Es ging in der Richtung auf Tilsit. Die Besatzung von Riga störte den Marsch nicht, sondern sandte eine Abtheilung auf Memel u. bemächtigte sich dieser Stadt am 27. December. Macdonald mit Grandjean erreichte am 27. Tilsit, wo er bis zum 31. auf York wartete, welcher aber nicht kam. Als sich an diesem Tage Massenbach mit seinen Truppen heimlich aus Tilsit entfernte u. an demselben Tage durch York selbst dessen Übereinkunft mit dem russischen General Diebitsch, abgeschlossen den 30. Decbr. in der Poscherauer Mühle bei Tauroggen, erfuhr, brach er in Eilmärschen nach Königsberg auf, wo er den 3. Jan. ankam u. die Division Hendelet zu seiner Unterstützung fand. Am 4. Januar Abends verließen Murat u. die Garden, Ney u. Macdonald Königsberg. Mehre Gefechte mit dem verfolgenden Tschernyschew fanden bei Brandenburg u. Braunsberg Statt, u. am 10. Januar wurde Elbing erreicht. Hier übergab Ney den Oberbefehl über die 4 Divisionen an Macdonald u. reiste nach Frankreich ab. Der Rückzug ging nun unter Gefechten nach Marienwerder; hier übergab Macdonald 13. Januar den Oberbefehl dem Vicekönig Eugen u. reiste ebenfalls nach Paris ab. Eugen warf nun 3 Divisionen nach Danzig u. zog mit den übrigen nach Polen. Napoleon war mit den Maßregeln Murats sehr unzufrieden, denn er hatte erwartet, daß schon der Niemen die Sieger aufhalten sollte. Er übertrug daher den Oberbefehl an Murats Stelle dem Vicekönig Eugen u. ließ Murat im Moniteur bitter tadeln, weshalb dieser nach Neapel abreiste

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Der Vicekönig strebte nun, indem er das 2.,[569] 3. u. 4. Corps bei Posen sammelte, Ende Januar Davoust mit dem 1. u. 8. Corps u. den Württembergern von Thorn, das 6. Corps unter Wrede von Plock näher gegen Posen zog, diese Reste wieder in schlagbaren Stand zu setzen. Zugleich sendete er Victor mit dem 9. Corps nach Berlin u. Magdeburg, um letzteres schleunigst in Belagerungsstand zu setzen, u. warf die baierische Brigade Zollern nach Thorn. So brachte er, nachdem Davoust Ende Januar nach der Neumark aufgebrochen war, 8–10,000 M. zusammen. Außerdem stand Fürst Schwarzenberg mit 25,000 M. bei Pultusk, Reynier mit dem 7. Corps (10,000 M.) u. Poniatowski mit 8000. M. Polen bei Warschau; die ganze Macht der Franzosen im offenen Felde zählte daher 50–53,000 Mann. Langsam folgten die Russen. Wittgenstein besetzte den 6. Januar Königsberg u. blockirte mit Platow Danzig. Da es gefährlich schien mit einem geschwächten Heere sich immer weiter von den Grenzen zu entfernen, wollte Kutusow hinter der Weichsel stehen bleiben; um jedoch Preußen u. Deutschland durch das Erscheinen eines Heeres Muth einzuflößen, setzte die russische Armee im Januar in 5 Colonnen den Marsch fort. Kutusow u. Kaiser Alexander befanden sich bei der 4. Colonne, überschritten den Niemen, als die Grenze Rußlands, am 13. Januar (dem russischen Neujahrstag) u. nahmen ihr Hauptquartier am 27. Januar in Willenberg. Von den vorrückenden Russen wendeten sich nur Miloradowitsch, Dochturow u. Sacken (25,000 M.) unmittelbar auf Warschau u. konnten durch die Hauptarmee, Woronzow u. Bachmellew (32,000 M.) unterstützt werden. Schwarzenberg hätte mit seinen 42,000 M. Warschaus Vertheidigung übernehmen können, doch das wahre Interesse Österreichs galt ihm höher als das Frankreichs; er concentrirte sich zwar bei Warschau, unterhandelte aber, als Miloradowitschs Vortruppen dort erschienen, mit den Russen über den Abzug der Österreicher aus Warschau Hieran knüpfte sich ein Waffenstillstandsvertrag, welcher den Österreichern die Pilica als Demarcationslinie setzte u. die Unverletzlichkeit des österreichischen Gebietes durch die Russen verhieß. Krakau blieb von den Österreichern besetzt. Reynier u. Poniatowski waren nun zu schwach, um den Russen in Warschau widerstehen zu können, u. zogen sich, Erster nach Kalisch, Letzter nach Petrikau zurück. Am 8. Febr. besetzten nach dem Vertrag die Russen das am 7. Febr. von den letzten Österreichern verlassene Warschau, wo Dochturow Kriegsgouverneur wurde, dessen Corps in Polen zurückblieb u. Modlin einschloß, während das Corps des Generals Radt unter Muschin Puschkin am 7. u. 23. Febr. Zamosc durch Handstreich zu nehmen versuchte. Bereits früher war aber schon der rechte russische Flügel gegen die Oder aufgebrochen u. der linke Flügel folgte ihm. Wittgenstein zog nun mit 16,000 M. (22,000 M. standen vor Danzig u. Pillau) der Oder zu, vorher schwärmten aber Platows Kosacken, von denen Tschernyschew am 4. Februar 1500 M. von dem Davoustischen Corps zu Landsberg überfiel, Tettenborn aber u. Benkendorff mehr rechts gegen Pommern streiften; Tschitschagow zog, Thorn einschließend, mit Woronzow gegen Posen; die disponiblen Truppen des linken Flügels (Miloradowitsch u. Sacken) brachen am 10. Februar ebenfalls gegen die Warthe auf. Am 14. Februar übernahm Barclay de Tolly den Befehl über das ganze Tschitschagowsche Corps, u. Tschitschagow selbst kehrte nach Petersburg zurück. Fechtend zog sich Eugen, mit Baiern als Arrieregarde, nach der Oder zurück; Reynier (10,000 M.), welcher am 12. Febr. in Kalisch eingetroffen war, sollte seinen rechten Flügel bilden, wurde aber am 13. Februar von Winzingerode u. Bachmellew (15,000 M.) überfallen, verlor 1500 M. Todte u. Verwundete u. 2000 Gefangene (unter diesen wurde der sächsische General Nostitz mit 2 Bataillonen gefangen) u. entkam nach Glogau. Der gleichfalls abgeschnittene sächsische General Gablenz rettete sich über Schildberg nach der Pilica zu Poniatowskis Corps. Die Russen verloren 1 General u. 1000 Mann. An der Oder, deren rechtes Ufer die Franzosen nun verließen u. wo nur Poniatowski u. Gablenz an der Pilica zurückblieben, trafen mehre Verstärkungen beim Vicekönig ein, so die Division Grenier (19,000 M.), welche von nun an das 11. Armeecorps hieß, u. 3300 andere Truppen. Hierdurch wuchs sein Heer, ohne die Festungsbesatzungen, auf 45,000 Mann. Außerdem befehligte Angereau 5000 Mann in Berlin. Als nun Tettenborn am 16. Februar bei Zellin über die Oder ging, Benkendorff u. Tschernyschew ihm bald folgten, concentrirte der Vicekönig 20,000 M. bei Berlin u. den Rest bei Frankfurt. Tschernyschew ging aber gerade auf Berlin los, Kosacken drangen am 20. Februar durch das schwach besetzte Landsberger Thor in die Stadt, verließen sie aber bald, als sich die Garnison sammelte. Nun zog sich der Vicekönig hiuter die Spree u. ließ nur den General Gerard (5000 M.) in Frankfurt zurück; als jedoch Wittgenstein die Oder am 2. März bei Güstenbiese, unweit Zellin, überschritt u. Küstrin einschloß, Benkendorff aber Fürstenwalde überfiel u. sich so zwischen Gerard u. das Hauptcorps drängte, eilte Gerard über Mittenwalde u. Jüterbogk, um Wittenberg zu erreichen. In der Nacht zum 4. März räumte auch der Vicekönig Berlin, zog nach Wittenberg u. Magdeburg hinter die Mittelelbe u. nahm am 9. März in Leipzig, Reynier am 7. in Dresden sein Hauptquartier. Die Russen besetzten am 4. März Berlin, berannten Spandau u. folgten den Franzosen gegen Wittenberg, wo sie unterwegs bei Kähnsdorf am 6. Nov. ein heftiges Arrieregardengefecht bestanden. An der Niederelbe verließ Morand (4000 M.) Stralsund am 8. März, um sich nach Hamburg zurückzuziehen. Schon hatten sich in Hamburg am 24. Februar Widersetzlichkeiten gegen die Douaniers gezeigt, u. obgleich diese Unruhen mit Hülfe der Dänen unterdrückt u. 6 der Schuldigsten erschossen worden waren, war doch der Volksunwille so groß, daß der französische Commandant, General Carra St. Cyr, Hamburg am 12. März sammt allen Douaniers verließ u. sich nach Bremen zurückzog. Hamburg war sich nun selbst überlassen u. der Maire Abendroth setzte eine interimistische Commandantschaft von 6 Bürgern ein, welche die Ruhe erhielten. Der anrückende französische General Morand scheute aber den Geist, welcher in Hamburg herrschte, zugleich hatte der dänische General Ewald, welcher mit 3000 M. u. 24 Kanonen bei Altona stand u. wegen der Unterhandlungen, welche Dänemark damals mit Rußland führte, erklärt, er werde das Einrücken Morands in Hamburg nicht zugeben. Morand zog sich daher gerade nach Lauenburg u. der Fähre bei dem Zollenspieker zurück, wo ihn Tettenborn den 15. März mit 1500 Pferden u.[570] 2 Geschützen angriff. 6 Kanonen deckten indessen den Übergang Morands über die Elbe, von wo aus er sich mit Carra St. Cyr vereinigte. Nachdem die alte reichsstädtische Verfassung in Hamburg wieder hergestellt war, hielt Tettenborn hier am 18. März seinen Einzug. Auch Lübeck wurde von Benkendorff besetzt u. in Kuxhafen wurden englische Truppen gelandet.

II. Feldzug von 1813 bis zum Waffenstillstand zu Poischwitz am. 4. Juni. A) Politische Verhältnisse; Abfall Preußens von Frankreich; Rüstungen. Der Feldzug von 1812 hatte den Glauben an Napoleons Unüberwindlichkeit vernichtet; Deutschland begriff, daß es frei sein könne, wenn es wolle. Preußen vornehmlich, seit 1807 von den Franzosen mit Füßen getreten, ausgesogen u. ausgeplündert, sah, daß jetzt nur Sieg od. Untergang in Aussicht stehe, denn Napoleons Äußerungen u. Marets Noten wegen Yorks Abfall zeigten, daß für Preußen alles zu fürchten sei. Der König konnte sich noch nicht offen erklären, denn noch war das Land von den Franzosen besetzt; er mißbilligte daher öffentlich das Benehmen Yorks, welchen er abberufen ließ, u. bot Napoleon statt desselben neue Truppen an, verließ aber am 21. Januar mit Hardenberg u. den preußischen Garden Potsdam u. begab sich nach Breslau. Dort erließ er am 3. Februar den berühmten Aufruf an sein Volk, sich zum bevorstehenden Krieg zu waffnen, u. an die nicht Cantonpflichtigen, als freiwillige Jäger in das Heer zu treten, u. am 9. Febr. eine Bestimmung, wodurch die bisherigen Ausnahmen vom Kriegsdienst aufgehoben wurden. Mit Begeisterung wurde diesem Aufrufe Folge geleistet, fast der ganze Adel, Studenten, Künstler, Beamte, Kaufleute, Handwerker eilten zu den Waffen, selbst ältere Männer folgten dem Rufe, da jedem Staatsdiener, welcher die Waffen ergriff, seine Stelle aufbewahrt bleiben sollte. 27,000 M. alter Truppen unter Blücher waren in Schlesien, 24,000 M. unter Bülow in Pommern kampfbereit, 13,500 M. zogen von Tilsit nach Königsberg. Die pommerschen Truppen weigerten sich auf des Vicekönigs Befehl zu Victors Corps zu stoßen, weil sie nicht zu dem bestimmten Contingent gehörten u. ohne Instruction wären. Nachdem am 27. Febr. ein Offensiv- u. Defensivbündniß zwischen Preußen u. Rußland zu Kalisch geschlossen u. dann eine geheime Unterredung zwischen beiden Monarchen an der schlesischen Grenze gehalten worden war, zog Kaiser Alexander am 15. März in Breslau ein, u. die Allianz zwischen Rußland u. Preußen wurde öffentlich bekannt gemacht, den 16. dem französischen Gesandten notificirt u. den 17. Proclamationen an Volk u. Heer erlassen, der Orden des eisernen Kreuzes gestiftet u. die Einrichtung einer Landwehr u. die Verpflichtung jedes wehrhaften Mannes zum Landsturme befohlen. Nach den Bestimmungen des Tilsiter Friedens hatte die preußische Armee nur 42,000 M. stark sein sollen, um indeß möglichst gerüstet zu sein, hatte der König eine zahlreichere Artillerie (5000 M.) als eigentlich nöthig war, unterhalten u. auch eine möglichst große Anzahl Recruten ausexerciren lassen, welche, sobald sie eingeübt waren, auf Urlaub entlassen wurden (s. Krümper). So konnte jetzt ein geübtes Heer aufgestellt u. vor den Festungen 41 Reservebataillone ausgerüstet werden. Außerdem vermehrten die freiwilligen Jäger, das Lützowsche Freicorps, die Reichischen Jäger, die Nationalcavallerieregimenter von Westpreußen, Pommern u. Schlesien das Heer, u. Preußen hatte daher eine sogleich kampfbereite Armee von 130,000 M. auf den Beinen. Außerdem wurden noch 130,000 M. Landwehr aus den nicht cantonpflichtigen u. den verheiratheten Männern aufgestellt, welche, wo die Gewehre fehlten, mit Lanzen bewaffnet u. bald zu Blockaden verwendet wurden. Die übrigen deutschen Staaten temporisirten; nur die Herzöge von Mecklenburg erklärten am 25. u. 26. März ihre Allianz mit Rußland, stellten auch, Schwerin ein Regiment Infanterie u. freiwillige Jäger, Strelitz ein Husarenregiment, zusammen 3000 M., für die Verbündeten. Ein schwaches anhaltisches Bataillon schloß sich ebenfalls der deutschen Sache an; auch ein herzoglich sächsisches Bataillon ließ sich später bei Marksuhl gefangen nehmen u. trat als Thüringisches Bataillon in preußische Dienste. Österreich trat um diese Zeit als vermittelnde Macht auf u. wollte, indem es Anfang Februars 13 Divisionen (etwa 100,000 M.) auf den Kriegsfuß setzte u. theils in Galizien, theils in Böhmen aufstellte, den Frieden dictiren. Die Franzosen sollten bis an den Rhein zurückweichen u. Österreich wie früher seinen Einfluß auf Deutschland u. Europa üben. Wer dies nicht wollte, sollte Krieg haben. Bei den Verbündeten fand Österreich willkommenes Gehör; aber Napoleon gab dem Kaiser Franz eine ausweichende Antwort, verlangte von ihm 180,000 M. Hülfstruppen gegen die Russen u. versprach ihm als Lohn Preußisch- Schlesien. Österreich wies diesen Vorschlag zurück u. setzte durch den Fürsten Schwarzenberg die Unterhandlungen fort. Der König von Sachsen hatte Napoleon bei dessen Rückkehr aus Rußland versprochen ihm treu zu bleiben, deshalb sein Heer ergänzt u. war bei Annäherung der Russen Anfangs März nach Plauen, dann nach Regensburg abgereist. Dort gab er aber den Vorschlägen Österreichs Gehör u. begab sich Mitte Aprils nach Prag, von wo aus er den 19. April dem General Thielmann, welcher mit 8000 M. in Torgau stand, befahl weder Russen noch Franzosen ohne handschriftlichen königlichen Befehl den Eintritt in diese Festung zu gestatten (weshalb dieser auch Reynier beim Rückzug den Durchzug weigerte). Baiern berief die 2. Klasse der Nationalgarde zum Dienst innerhalb des Landes, behielt aber sein Heer, mit Ausnahme der Division Raglowich, zur Beobachtung Österreichs innerhalb des Landes; Württemberg betrieb seine Recrutirungen mit Eifer, Baden u. Hessen-Darmstadt ergänzten ihre Contingente, dagegen Westfalen u. die übrigen Rheinbundstaaten mit minderem Eifer. Auch die Schweiz machte die 3000 M., welche sie in jedem Kriegsjahre verbunden war zur Ergänzung der Schweizertruppen im französischen Sold zu stellen, vollzählig. Das Königreich Italien hob 16,000 M. aus, sendete aber nur eine Division nach Deutschland; Neapel berief die von der letzten Aushebung noch reservirten 8000 M. ein, doch bestand das gespannte Verhältniß zwischen dem König Muratu. Napoleon fort. Die größte Kraft entfaltete Frankreich, am 10. Januar begehrte Napoleon vom Senat 300,000 neue Truppen u. bekam 350,000 bewilligt. Später, nach Preußens Kriegserklärung, wurden noch 80,000 M. Nationalgarde u. 90,000 Conscribirte bewilligt; außerdem stellten sich 10,000 M. Ehrengarde. Diese Mannschaft wurde eiligst organisirt, alle Depotbataillone, die Marineregimenter,[571] die Küstenartillerie u. was sonst verfügbar war, zur Armee gesendet u., um Cavalleriepferde zu erhalten, die Gensdarmenpferde requirirt.

B) Feldzug von 1813 bis zum Rückzug der Verbündeten nach Schlesien. Der französische rechte Flügel, bestehend aus dem Corps von Reynier (Durutte u. die Sachsen 3000 M.) u. dem ersten Corps (Davoust 10,000 M.), stand bei Dresden, 8000 Sachsen (Thielmann) sich neutral haltend in Torgau; in Meißen die Baiern unter Rechberg 1600 M.; bei Bernburg bildete sich das zweite Corps unter Victor 5000 M. stark, im Braunschweigschen das erste Reitercorps Latour-Maubourg 1800 Pferde u. das zweite Sebastiani 1000 Pferde. Von der Niederelbe hatten sich die Generale Carra St. Cyr u. Morand mit 4000 M. nach Bremen gezogen; am Main u. Rhein wurden von Ney u. Macdonald neue Corps u. von Bessières die Garden gebildet. Bertrand führte ein Reservecorps aus Italien heran, die Baiern sammelten sich bei Bamberg, die Württemberger, Badener u. Darmstädter bei Würzburg. Von den Verbündeten nahte Winzingerode (13,000 M.) Bautzen u. besetzte es am 25. März; Wittgenstein (16,000 M.) bewegte sich gegen Wittenberg u. Dessau u. ließ Tschernyschew gegen Magdeburg, Dörnberg u. Tettenborn gegen Hamburg ziehn. Ihnen folgten die Preußen, Blücher mit der Schlesischen Armee (25,000 M.) von Breslau, welches er am 18. März verließ, gegen Dresden; York (15,000 M.) von Königsberg, Bülow aus Pommern kommend, zogen gegen Wittenberg u. Dessau; Tauenzien blockirte Stettin, wo Grandeau 8000 Franzosen befehligte. Thümen aber mit 2200 M. belagerte das von 3000 M. unter Bury besetzte Spandau u. beschoß den 18. April die Citadelle; ein Pulvermagazin flog in die Luft u. warf eine Bastion in den Graben; ein Sturm mißlang, aber der Commandant capitulirte am 21. April u. erhielt mit der Besatzung freien Abzug; 115 Geschütze wurden gefunden. Den Preußen folgte die russische Hauptarmee. Die Avantgarde unter Miloradowitsch (16,500 M.) zog von Warschau über Kalisch vor das von 6000 M. unter General Laplane besetzte Glogau, ließ dort unter dem preußischen General Schüler nur 2300 Russen, welche von 4000 preußischen Rekruten u. von 3000 M. Landwehr verstärkt wurden u. Versuche machten die Brücke durch einen Brander zu zerstören u. die Trancheen zu eröffnen, zurück u. zog weiter nach Dresden; rechts hatte Miloradowitsch den General Kapzewitsch zur Beobachtung von Küstrin geschickt. Barclay de Tolly (12,000 M.) belagerte Thorn. General Poitevin capitulirte mit 5500 M. nach eröffneten Laufgräben u. Beschießung den 4. April u. erhielt freien Abzug. Das Belagerungscorps vereinigte sich Mitte Mais in Bautzen mit der Hauptarmee. Die Hauptarmee des General Tormassow (Garde u. Grenadiere, 17,500 M.) zog im April von Kalisch durch Schlesien u. die Lausitz nach Dresden. Bei ihr war Kutusow, dieser starb aber unterwegs am 28. April zu Bunzlau. Weiter zurück sollte Sacken (9800 M.) das polnische Gebiet vom Feinde säubern. Nachdem er Czenstochan Anfang Aprils zur Capitulation genöthigt u. die Besatzung (900 M.) gefangen genommen hatte, wendete er sich gegen Poniatowski, welcher mit etwa 8000 M., wobei 1000 M. Sachsen u. Franzosen, bei Tarnowitz an der österreichischen Grenze stand. Bald kam unter österreichischer Vermittelung eine Convention zu Tarnowitz zu Staude, wornach Poniatowski ohne Waffen durch die österreichischen Staaten marschirte, zu französischen Armee stieß u. dort die Waffen wieder erhielt. Sacken brach nun Mitte Aprils nach Schlesien auf. Andere Streitkräfte wurden in Warschau, Lithauen u. Volhynien organisirt; das 7. Corps unter Dochturow, welches Warschau besetzt hielt u. Modlin blockirte, bildete dazu den Kern; im Ganzen mochten diese Truppen 50,000 M. betragen. Prinz Alexander von Württemberg mit dem 6. Corps (Läwis) blockirte Danzig. Davoust zu schwach, um an der Oberelbe ernstlichen Widerstand zu leisten, begab sich, nachdem er den 12. März die Brücke von Meißen abgebrannt u. den 15. einen Pfeiler der Brücke von Dresden gesprengt hatte, mit seinem Corps von Dresden über Leipzig u. Aschersleben nach Hamburg u. übernahm dort den Oberbefehl über den linken Flügel. Der Vicekönig aber verlegte den 21. März sein Hauptquartier von Leipzig nach Magdeburg. Eben dort wurden die Corps von Victor, Grenier u. Lauriston (40,000 M.) concentrirt. In Dresden blieben nur die Division Durutte u. die Baiern, u. auch diese zogen den 25. u. 26. März über Altenburg nach Erfurt ab, als die Kosacken über die Elbe gesetzt waren u. längs derselben streiften. Ein Nachtrabgefecht fiel bei Kolditz am 20. März vor. Winzingerode ging nun bei Dresden über die Elbe u. langte den 3. April bei Leipzig an; die Schlesische Armee erreichte Ende Mai's Dresden u. ging den 14. April nach Altenburg. Nur Streifcorps gingen bis an den Thüringer Wald u. Harz vor. Andere Parteiführer unternahmen ähnliche Coups; so überfiel der preußische Major Hellwig am 13. April mit zwei Escadrons 2000 M. Baiern unter dem General Rechberg in Langensalza u. nahm ihnen fünf Kanonen u. viele Gefangene ab. Man hatte erwartet, daß bei dem Erscheinen der Verbündeten Sachsen u. Norddeutschland sich insurgiren werde; jedoch zeigte sich trotz der preußischen u. russischen Proclamationen wenig Bewegung u. kaum 1000 Jünglinge reihten sich dem Freicorps an. Unterdessen war auch Miloradowitsch u. die Hauptarmee der Russen bis Dresden u. Meißen gekommen, überschritten den 20. April die Elbe u. Miloradowitsch rückte gegen Chemnitz vor. Nur York, Bülow u. Wittgenstein waren noch bei Wittenberg auf dem rechten Elbufer, um den Vicekönig (40,000 M.), welcher einen Zug nach Berlin versuchen konnte, zu beobachten. Ende März hatte Tschernyschew, welcher Magdeburg u. Wittenberg beobachtete, durch mehre Streifzüge in die Altmark u. in das Hannöverische, die ohnehin gegen die Franzosen sehr aufgeregte Gegend noch unruhiger gemacht, u. zu Lüneburg kam es zur offnen Empörung. Aber Morand eilte von Bremen herbei u. ließ 50 Einw. verhaften, welche erschossen werden sollten; doch rückte Dörnberg u. Tscherynschew in Eilmärschen heran u. griffen 2. April die Stadt an; in dem Gefecht hatten die Franzosen 500 Todte u. Verwundete, 2500 M. (größtentheils das sächsische Regiment Maximilian) u. Morand selbst wurden gefangen; auf Seite der Russen u. Preußen waren 250 getödtet u. verwundet. Schon den 3. April mußte Dörnberg sich aber wieder über die Elbe ziehn, indem sich die Spitze von Davousts Corps, auf dem Marsche von Dresden nach Hamburg, zeigte u. der Vicekönig über die Elbe setzte, um gegen [572] Berlin vorzugehn. Sogleich ließ Wittgenstein sein Corps u. die Corps von York, Bülow u. Borstell sich brigadenweise concentriren u. sendete Borstell am 28. März nach Ziesar gegen Magdeburg u. Kleist am 2. April gegen Wittenberg vor. Am 5. April griff er die Franzosen mit 27,000 M. in ihrer Stellung bei Möckern an, das Gefecht drehte sich um die Dörfer Danigkow, Vehelitz u. Möckern, doch wurde nur Vehelitz genommen u. in der Nacht zogen sich die Franzosen nach einem Verlust von 600 Todten u. 900 Gefangenen nach Magdeburg zurück; der Verlust der Verbündeten betrug 600 M. Der Vicekönig nahm nun eine Stellung am Einfluß der Saale. Wittgenstein folgte ihm, ließ Bülow vor Magdeburg zurück, ging den 9. April bei Aken u. Roßlau über die Elbe u. streifte gegen die Untersaale. Um aber einen festen Übergang über die Elbe zu gewinnen, ließ er Wittenberg am 18. April beschießen, doch ohne Erfolg, u. blockirte hierauf Wittenberg. Kleist zog nun den 22._– 24. April nach Halle; die Russen u. York bewegten sich, um sich mit der Schlesischen Armee u. der russischen Hauptarmee zu verbinden, gegen Leipzig. Der Vicekönig ging, nachdem er das 2. Corps bei Magdeburg zurückgelassen hatte, um sich mit Napoleon zu vereinigen, am linken Ufer der Saale aufwärts, wobei er den General Kleist den 28. April in Halle kanonirte u. den Major Lobenthal den 29. April aus Merseburg vertrieb.

Unterdessen nahte das französische Hauptheer unter Napoleon vom Rheine u. durch den Thüringer Wald, u. bereits hatte die Avantgarde unter Souham am 16. April ein Gefecht mit dem Major von Blücher (zwei Escadrons) bei Weimar bestanden u. ihn zurückgedrängt. Das französische Hauptheer bestand aus dem 3. Corps, Ney, dem 4., Bertrand, dem 6., Marmont, den Garden, unter Mortier u. Bessières (zusammen 22,000 M.). Mit diesem Hauptheer stand der Vicekönig, mit dem 5. Corps unter Lauriston u. dem 11. unter Macdonald, im Begriff sich zu vereinigen, die Württemberger, eine Gardedivision u. eine Division vom 5. Corps waren noch zurück. Außerdem folgte noch in Entfernung von wenig Märschen das 12. Corps unter Oudinot, die Division Durutte vom 7. Corps u. das erste Cavalleriecorps unter Latour Maubourg. Mit diesen noch Zurückgebliebenen zählte Napoleons Heer 120,000 M., 5000 Reiter, 250 Geschütze. Viel schwächer waren die Verbündeten um diese Zeit. Als rechter Flügel stand das Corps unter York (16,000 M.) bei Zwenkau, hinter ihm das Wittgensteinsche Corps unter Berg (9000 M.), Kleist (5800 M.) als Vorhut gegen den Vicekönig bei Lindenau vor Leipzig; der linke Flügel unter Blücher (25,000 M.) stand bei Borna u. Altenburg; bei ihm war das russische Corps Winzingerodes (10,500 M.). Die russische Hauptarmee (Tormassow, 17,500 M.) war von Dresden gegen Lobstädt in Anmarsch, weiter links sollte Miloradowitsch (15,500 M.) bei Altenburg eine Umgehung des linken Flügels hindern. Das ganze Heer bestand aus etwa 96,000 M., dabei 20,000 M. Cavallerie u. 524 Geschütze; den Oberbefehl führte Wittgenstein. Dieser Minderzahl ungeachtet wollte man eine Schlacht annehmen. Am 1. Mai traf die von Souham geführte Avantgarde des französischen dritten Corps, das vorgeschobene Corps von Winzingerode bei Rippach; eine lebhafte Kanonade entspann sich, wobei der Marschall Bessières getödtet wurde; endlich zog sich Winzingerode südlich der Chaussee zurück, Souham besetzte aber Lützen u. den Floßgraben. Hierdurch war es entschieden, daß Napoleon auf der Straße von Leipzig anrücke u. sich mit dem Vicekönig zu vereinigen hoffe. Es schien für die Verbündeten möglich zu sein noch vor dieser Vereinigung einige Corps unterwegs anzugreifen u. einzeln zu schlagen. Wittgenstein überschritt daher in der Nacht zum 2. Mai die Elster bei Pegau, Groitsch u. Storkwitsch mit dem Heere u. marschirte jenseits des Floßgrabens zwischen Domsen u. Weiben auf; in erster Linie stand das Corps von Blücher, in zweiter das von York; rechts von York die russische Division Berg, die preußische Reservecavallerie unter Oberst von Dolfs ging links vorwärts von Blücher gegen Starsiedel vor; hinter ihr das Corps von Winzingerode rechts von Domsen, hinter diesen bildeten die Russen unter Kanonwizin u. Galyzin die Hauptreserve. Wittgenstein griff gegen 12 Uhr an; Napoleon vermuthete den Angriff nicht; er war mit der ganzen Macht auf dem Marsche nach Leipzig, hatte sich bereits mit dem Vicekönig bei Markranstädt vereinigt u. ließ den General Kleist bei Lindenau eine Stunde von Leipzig, durch Lauriston lebhaft angreifen. Nur das dritte Corps (Ney) war, Winzingerode folgend, von der Straße südlich ausgebogen, u. bivouacquirle die Division Souham hinter Groß-Görschen, die übrigen hinter Rahna u. Kaja, welche nebst Klein-Görschen im verschobenen Viereck zwischen dem westlich fließenden Grunobach u. dem Floßgraben in einer Ebene bei einander liegen. Gegen die Erwartung der Verbündeten wurden diese Dörfer nicht geräumt u. nur Groß-Görschen im ersten Anlaufe genommen, Klein-Görschen u. Rahna aber gut vertheidigt. Als Napoleon das Kanonenfeuer vernahm, ließ er nur Lauriston gegen Leipzig zurück u. wendete mit den Übrigen nach dem Kampfplatze um. Gegen zwei Uhr, als York an dem Gefecht Antheil nahm, hatten die Verbündeten Klein-Görschen, Rahna u. Kaja fast ganz genommen, wurden aber theilweise durch zwei Divisionen des dritten Corps wieder verdrängt, u. es wurde nun den ganzen Tag um diese Dörfer gekämpft. Um zwei Uhr kam Marmont bei Starsiedel an, warf Infanterie in das unbesetzte Dorf u. drang daraus gegen die vier Dörfer vor. Das Yorksche Corps versuchte nach drei Uhr vergebens ihn aus Starsiedel zu verdrängen. Später, gegen vier Uhr, besetzte die Infanterie Winzingerodes unter dem Prinzen Eugen von Württemberg, welche hinter dem linken Flügel stand, Eisdorf, um von da durch eine Bewegung in der linken französischen Flanke gegen Kaja zu operiren; sie wurde jedoch durch Macdonald aus Eisdorf vertrieben u. konnte es nicht wieder nehmen. Nach sechs Uhr war auch Bertrand in die Linie gerückt, u. die französische Macht zählte jetzt 105,000 M.; die der Verbündeten nur 70,000 M. Marmont nahm nun Kaja, die Division Marchand Klein-Görschen u. Rahna, u. als es dunkelte, waren dte Verbündeten nur noch im Besitz von Groß. Görschen. Ein Angriff, welchen Marmontnach Einbruch der Nacht bei Rahna auf Steinmetz machte, veranlaßte Blücher mit 11 Escadrons vorzugehen, die Franzosen wichen u. selbst Napoleon kam in Gefahr gefangen zu werden; ein Hohlweg u. eine Kartätschensalve zwang aber die Preußen umzukehren.[573] Beide Theile verließen nun das Schlachtfeld, die Franzosen zogen sich nach Lützen, die Verbündeten gegen Groitsch. Die Verbündeten verloren 8000 M. Preußen u. 2000 M. Russen; todt war der Prinz von Hessen-Homburg, verwundet Scharnhorst, Blücher u. noch zwei Generale, gefangen nur die schwer Verwundeten. Die Franzosen verloren 15,000 M. u. 800 Gefangene. Hauptsächlich vermochte die Besetzung Leipzigs durch Lauriston u. die Nachricht, daß die Munition der russischen Artillerie nicht mehr für einen Schlachttag zureiche, die Verbündeten zum Rückzug. York, Berg u. Winzingerode zogen nach Frohburg, Blücher nach Borna, die russische Hauptarmee nach Altenburg. Der weitere Rückzug geschah in zwei Colonnen; die Wreußen über Kolditz, Döbeln auf Meißen, die Russen über Rochlitz, Nossen, Wilsdruf auf Dresden. Von den Franzosen blieb das dritte Corps, welches am meisten gelitten hatte, auf dem Schlachtfelde, das 11. folgte am 3. Mai früh über Pegau, die übrige Armee Nachmittags. Macdonald holte am 5. Mai die preußische Brigade Steinmetz bei Kolditz ein u. besetzte diese Stadt; Steinmetz mußte nun sich die Mulde aufwärts nach Waldheim zurückziehen, wo er mit Miloradowitsch den Vicekönig sechs Stunden lang aufhielt; die Russen bestanden bei Etzdorf, Wilsdruf u. Kesselsdorf leichte Nachtrabgefechte. Am 6. Mai passirten die Preußen bei Meißen u. Mühlberg, die Russen den 7. u. 8. bei Dresden die Elbe. Die französische Hauptmacht folgte gegen Dresden, das fünfte Corps nach Meißen, das dritte nach Torgau. Am 9. Mai wurde von den Franzosen der Elbübergang bei Dresden u. Prießnitz, trotz des lebhaftesten Widerstandes der Russen, bewirkt. Die Verbündeten bezogen eine Stellung bei Bautzen; die Hauptquartiere kamen nach Wurschen. Kaum war Napoleon in Dresden angelangt, als er den König von Sachsen zur Rückkehr von Prag nach Dresden u. zur Erfüllung seiner Verbindlichkeiten als Rheinbundfürst aufforderte, u. der König, welcher vergebens auf den Abschluß eines Vertrags mit Österreich geharret hatte, worin dieses seine Lande garantirte, folgte nun gedrängt der Aufforderung Napoleons. Am 12. Mai kam er nach Dresden zurück, stellte sogleich die zwei Kürassierregimenter, welche er mitbrachte, u. die übrige Armee in Torgau den Franzosen zur Verfügung u. ließ letztere Festung dem Neyschen Corps öffnen. Thielmann aber nahm seinen Abschied u. verließ Torgau mit dem General Aster u. dem Chef seines Generalstabs Langenau, um bei den Alliirten Dienste zu suchen.

Vom 11. bis 16. Mai überschritt die französische Armee die Elbe bei Dresden u. Prießnitz; Ney, Lauriston u. Reynier, mit welchem sich die Sachsen vereinigten, bei Torgau; das 2. Infanteriecorps u. 2. Cavalleriecorps zogen gegen Wittenberg u. das 4. Corps, welches den Vortrab hatte, bestand den 11. u. 12. bei Ottendorf, Fischbach u. Weißig Avantgardengefechte mit Miloradowitsch u. drängte die Russen den 15. bis hinter die Spree bei Bautzen zurück. Dort beschlossen die Verbündeten eine Stunde hinter Bautzen wieder eine Schlacht anzunehmen, um die preußischen Rüstungen vollenden zu lassen u. nicht zu weit von der österreichischen Grenze abzukommen. Die Preußen waren nördlich der Straße nach Görlitz, die Russen südlich derselben, die Avantgarde an der Spree aufgestellt. Die Stellungen waren nach Bautzen zu befestigt. Die Armee, welche aus Sachsen zurückkehrte, zählte noch 76–78,000 M., war aber durch 4000 M. preußischer Ersatztruppen u. durch das Corps von Barclay de Tolly (20,000 M.), welches den 18. Mai bei Bautzen eintraf u. sich hinter dem rechten Flügel aufstellte, verstärkt worden. Napoleon hatte, in der Voraussetzung, daß die Gegner unausgesetzt bis an die Oder zurückweichen würden, fast die Hälfte seiner Macht gegen die Mark dirigirt, u. Ney war bereits den 12. bis Luckau vorgerückt. Als Napoleon aber bei der Arrieregarde mehr Widerstand fand, als er erwartete, beauftragte er Ney das 5. Corps zur Hauptarmee zu schicken, aber mit dem 2., 3., 7. Corps u. Sebastianis Cav. (im Ganzen etwa 55,000 M.) gegen Berlin zu ziehen. Als jedoch Ney den Marsch des Barclayschen Corps durch Breslau zur Hauptarmee erfuhr, brach er sogleich, gegen den kaiserlichen Befehl, am 17. Mai mit dem 2., 3. u. 7. Corps gegen Bautzen auf, u. als die Verbündeten Stand hielten, ließ Napoleon die drei Corps, welche ihm nach Bautzen gefolgt waren, sich am linken Spreeufer aufstellen, die Garden u. das 2. Corps nachrücken u. Ney sich schleunigst mit ihm vereinigen. Ihm entgegen schickte Napoleon die italienische Division Peri vom 4. Corps am 17. Mai gegen Königswartha, während die Verbündeten seine Annäherung durch Barclay de Tolly, Rajewski u. York (23,000 M.) erkunden ließen. Die Avantgarde des Ersteren, General Tschaplitz, stieß am 19. Mittags vor Königswartha auf die Division Peri, warf dieselbe nach Königswartha hinein, wurde jedoch hier durch die Avantgarde des 5. Corps unter Kellermann aufgehalten, u. ein zweiter Angriff auf das Städtchen brachte das Geschütz der Franzosen (10 Kanonen) in die Hände der Russen; General Peri u. noch drei Generale wurden tödtlich verwundet, sowie 750 M. gefangen. Gleichzeitig war York längs des rechten Spreeufers vorgerückt, um in den Rücken der Gegner vorzudringen. Unerwartet stieß er aber gegen 3 Uhr bei Weißig auf das stärkere 5. Corps unter Lauriston; doch erst nach eingebrochener Nacht zog sich York mit Barclay nach Bautzen zurück. Die Franzosen hatten 1800, die Verbündeten 1900 M. verloren. Ney setzte sich aber am 20. früh mit der Hauptarmee in Verbindung. Die Stellung der wiederum von Wittgenstein befehligten Verbündeten bei Bautzen (bei Wurschen) zog sich von Gottamelda u. Malschwitz bis Kunitz an der Spree, welche einen großen Bogen um die Stellung beschrieb. Den linken Flügel bildeten die Russen. Gortschakow stand auf dem Kunewalder Gebirge von Groß- u. Klein-Kunitz bis Klein-Ienkwitz u. Baschütz, das Centrum, die Preußen unter York u. Blücher, übersprang den Blösaer Bach bei Litten u. Burschwitz u. setzte sich auf den Kreckwitzer Höhen fest bis an die Teiche bei Preititz, den rechten Flügel bildete Barclay von Preititz bis Gotta. Vor dem linken Flügel hielt St. Priest u. Prinz Eugen von Württemberg die Höhen von Doberschaun. Ienkwitz besetzt. Bautzen vertheidigte Fürst Schachowski, die Vortruppen des linken Flügels standen unter Miloradowitsch, die Vortruppen des Centrums unter Kleist hielten unterhalb Bautzen alle Spreeübergänge. Die Vortruppen Barclays unter Tschaplitz waren bis Klix an der Spree vorgeschoben u. besetzten Malschwitz, die Reserve unter Großfürst Constantin stand bei Kukschütz u. Klein-Burschwitz. Der rechte Flügel der französischen Armee (das 12., 11. Corps)[574] sallte oberhalb Bautzen, das 4. u. 6. Corps unterhalb über die Spree gehen, der linke (das 3., 5. u. 7. Corps) unter Ney bei Klix die Spree angreifen. Die Garden des 4. u. das 1. Cavalleriecorps bildeten die Mitte u. Reserve. Die Franzosen waren 130,000 M. stark, die Verbündeten 100,000. Am 20. Mai, Nachmittags um 3 Uhr, ging das 11. Corps über die Spree u. griff Bautzen um 5 Uhr mit Tirailleurs an; sie drangen in die Stadt ein u. überraschten dort eine russische Batterie. Langsam zogen sich Miloradowitsch u. der Prinz von Württemberg zurück; die französischen Tirailleurs besetzten die nächsten Dörfer, bis Diebitsch mit einem Theile der Reserve sie wieder aus mehren verdrängte. Gleichzeitig hatte bei Grubschütz das französische 12. Corps u. das 6. weiter unterhalb, später auch das 3. die Spree überschritten u. Terrain gewonnen, auch Dörfer besetzt, aber der Übergang des 4. Corps bei Neu-Gurkau wollte nicht gelingen. Am 21. Mai erneuerte das 11. u. 12. französische Corps schon vor 6 Uhr Morgens die Schlacht u. etwas später erfolgte Neys Angriff auf dem rechten alliirten Flügel. Das 3. u. 5. Corps überschritten die Spree bei Klix u. Leichnam u. rückten gegen Barclay u. Tschaplitz vor. Um 9 Uhr war der Windmühlenberg genommen u. Barclay wich vor der Übermacht mit einer Colonne nach Preititz u. mit der Hauptcolonne nach Baruth zurück, u. bald war Preititz, Malschwitz u. Pliskowitz genommen. Durch Preititz mußte sich General Blücher mit dem Centrum zurückziehen, wollte er nach Weißenberg gelangen, daher nahm er dieses Dorf schnell wieder. Auf ihn richtete sich nun der Hauptangriff Napoleons, mit dem 6. Corps u. der Garde griff er gegen 2 Uhr Doberschütz u. Kreckwitz, mit der württembergischen Division Franquemont die rechte Flanke der Preußen an. Diese hielten aber das mörderischste Artilleriefeuer u. die heftigsten Angriffe ab. Allein schon zeigte sich das 5. Corps auf dem Schafberge, das 3. Corps hatte Preititz wieder genommen, das 7. Corps war eben angelangt u. auf dem Windmühlenberge im Aufmarsch begriffen; die anderen Divisionen des 4. Corps zeigten sich schon drohend diesseit der Spree. Es war daher gegen 3 Uhr hohe Zeit die Schlacht abzubrechen, obschon sich Barclay bei Gröditz gegen das 5. Corps noch immer hielt u. Miloradowitsch auf dem linken Flügel gegen Oudinot u. Macdonald Vortheile erfochten hatte. Blücher zog sich über Burschwitz, Kommenitz u. Belgern zurück, während Uwarow mit sämmtlicher Reservecavallerie gegen Burschwitz u. das Centrum vorrückte u. dadurch den Franzosen so imponirte, daß sie nichts gegen den Rückzug Kleists unternahmen. Die Alliirten verloren 18,000 M., die Franzosen 25,000. Der Rückzug des rechten Flügels, gedeckt von Yermolow (die Preußen u. Barclay), ging nach Reichenbach (wo am 23. der französische General Bruyères bei einem Nachtrabgefecht durch eine Kanonenkugel beide Beine verlor) u. Markersdorf (wo der Marschall Duroc tödtlich verwundet wurde), ferner nach Waldau, Haynau u. Liegnitz; der linke Flügel ging über Görlitz, Lauban u. Löwenberg nach Goldberg. Napoleon ließ die nördliche Colonne von dem 7. Corps (Reynier) u. die rechte von dem 4. (Bertrand) verfolgen; er selbst folgte mit dem Heer; nur das 12. Corps blieb 4 Tage auf dem Schlachtfelde stehen u. brach dann nach der Mark gegen Bülow auf. Am 26. Mai übernahm Barclay de Tolly, statt Wittgenstein, den Oberbefehl über beide Heere, Langeron dagegen den über dessen Corps. Bei den Franzosen war der Vicekönig von Italien schon bei Dresden nach Italien abgegangen, um dort das Commando des Observationscorps gegen Österreich zu übernehmen. Der Rückzug war bisher ungeachtet zweier verlorener Schlachten in bester Haltung geschehen. Napoleon, unzufrieden mit den geringen Folgen des Sieges, befahl ungestümer nachzudrängen. Dieser Avantgarde wurden 25 Escadronen u. 16 Geschütze der reitenden Batterien unter Dolfs u. Blüchers Oberbefehl, verdeckt, etwa 1/2 Stunde südlich der großen Landstraße zwischen Baumannsdorf u. Überschaar unweit Haynau, in Versteck gelegt. Die Division Maison vom 5. franz. Armeecorps hatte an diesem Tage die Spitze der Avantgarde u. rückte gegen 3 Uhr jenseit Haynau bis Michelsdorf vor; General Ziethen ließ nun als verabredetes Signal die Windmühle von Pohlsdorf in Brand stecken, u. sogleich stürzten 3 preusische Cavallerieregimenter hervor u. griffen die Franzosen in der rechten Flanke an, jagten die französische Reiterei in die Flucht, ritten 3 Bataillone zusammen, nahmen 3–400 M. gefangen u. eroberten 11 Kanonen. Die übrigen französischen Bataillone retteten sich nach Michelsdorf. Kaum konnte Oberst Mutius mit 2 Regimentern Reserve herbeieilen, um an dem Gefechte Theil zu nehmen. Die Preußen verloren 6 Offiziere u. 229 M., Oberst Dolfs blieb. Dies Gefecht machte die Franzosen auf ihrem Marsch in 2 Colonnen etwas vorsichtiger, sie hielten den ganzen 27. mit der Verfolgung ein, doch nahm die Avantgarde einer 3. Colonne, welche von Görlitz über Sprottau nach Glogau zog, 2 russische Batterien zu Sprottau. Das Anhalten der französischen Avantgarde benutzten die Verbündeten, um eine Schwenkung gegen Schweidnitz auszuführen. Den 31. Mai waren sie in der Stellung bei Pützen, hinter der Peile, angekommen; da dieselbe aber manche Fehler hatte, begaben sie sich den 4. Juni in die Stellung von Strehlen. Napoleon, welcher diesen Flankenmarsch nicht vermuthete, ging vorsichtig mit dem linken Flügel nach Liegnitz, mit dem rechten nach Goldberg u. Jauer vor u. setzte mit der Hauptmacht den Marsch nach Breslau fort, überzeugt, daß die Verbündeten schon von selbst durch diese Bewegung ihre Stellung aufgeben würden. General Schüler deckte mit einem Theil das Blockadecorps von Glogau (der übrige größere Theil war nach Schweidnitz marschirt) u. zog sich endlich, immer fechtend, um Breslau herum nach Ohlau u. über die Oder zurück; die Franzosen aber besetzten am 1. Juni Breslau mit dem 5. Corps. Schon vor der Schlacht von Bautzen war von Napoleon durch Caulaincourt um eine Unterredung mit dem Kaiser Alexander nachgesucht worden; jetzt nahm man die Unterhandlungen von Seiten der Verbündeten wieder auf u. erhielt die Antwort, daß Napoleon bereit sei einen Waffenstillstand zu schließen, auf welchen vielleicht, unter Österreichs Vermittelung, der Frieden erfolgen könne. Graf Schuwalow wurde nun von russischer, General Kleist von preußischer, Caulaincourt von französischer Seite den 27. Mai nach dem für neutral erklärten Pläswitz, unweit Strigau, gesendet, u. am 1. Juni kam zu Gäbelsdorf, unweit Pläswitz, ein 36 stündiger Waffenstillstand, mit 12 stündiger Aufkündigung, u. dann am 4. Juni Nachmittags, der Waffenstillstand zu Poischwitz, unweit Jauer, zu Stande, s. S. 576. [575] Nördlich von der Hauptarmee wurde Bülow, als Wittgenstein über die Elbe vorging, mit 10,000 M. zur Einschließung von Magdeburg entsendet u. ging dann, dort von Woronzow abgelöst, in die Gegend von Dessau u. Köthen, wo er den Auftrag erhielt die Straßen nach Berlin zu decken, die Belagerungscorps von Magdeburg u. Wittenberg zu verbinden u. mit einem Theil seines Corps Halle zu nehmen. Nachdem er Halle am 2. Mai genommen hatte, zog er sich am 4. wieder gegen Wittenberg zurück, damit nicht etwa von diesem Platze aus die Franzosen gegen Berlin zögen. Nach u. nach durch Borstell, Thümen u. Hirschfeld verstärkt, wurde er mit dem Blockadecorps von Wittenberg 30,000 M. stark. Als Ney gegen die Lausitz vordrang, ließ Bülow den Oberst Boyen zur Blockade von Wittenberg zurück u. zog nach Bautzen. Unerwartet stieß er den 27. bei Hoyerswerda auf das 17,000 M. starke 12. Corps der Franzosen, welches, um die linke Flanke u. den Rücken der Hauptarmee zu decken, nach der Schlacht von Bautzen gegen Luckau vordrang. Er zog sich nach Cottbus u. von da nach Luckau zurück, wo sich das ganze Corps am 4. Juni sammelte. Oudinot griff den 4. die 15,800 M. mit 20,000 M. an. Doch zwei Angriffe auf die Stadt wurden zurückgeschlagen, ein Cavallerieangriff Oppens gelang, u. die Franzosen mit Verlust von 700 M. zum Rückzug genöthigt, auf welchem die Nachricht von dem Waffenstillstand eintraf. Die Verbündeten hatten 600 M. verloren. Gleichzeitig strebten mehre andere Abtheilungen der Alliirten die Verbindung der Franzosen im Rücken derselben zu unterbrechen; so ging der Rittmeister von Colomb mit einem Detachement freiwilliger Jäger am 10. Mai bei Rathen, zwischen Pirna u. Königstein, über die Elbe, beobachtete die von Baiern nach dem Heere führende Straße, machte eine ansehnliche Menge Gefangene, nahm den 29. Mai bei Zwickau 18 französische Kanonen u. 6 Haubitzen u. kam nach dem Waffenstillstand bei Tochen glücklich über die Elbe. Die russischen Generale Emanuel u. Kaisarow gingen mit Kosacken nach dem Rückzug nach Bautzen längs des Böhmisch-lausitzer Gebirges vor, rückten der französischen Armee in die rechte Flanke, nahmen dort u. so auch zwischen Reichenbach u. Görlitz einen Artillerietransport u. machten 800 Gefangene. Über das Unternehmen des Lützowschen Corps im Rücken der Franzosen, wo es von der Priegnitz bis Hof vordrang u. dann den 18. Juni bei Kitzen zersprengt wurde, s.u. Lützow. Auch von dem Corps des Generals Woronzow streiften Kosacken jenseits der Elbe; ebenso überschritt Tschernyschew den 28. Mai die Elbe bei Verchland, eroberte 30. Mai mit 1200 Kosacken, Dragonern u. Husaren einen Artillerietrain bei Halberstadt u. machte dabei den westfälischen General Ochs u. 1000 M. zu Gefangenen. Später vereinigte er sich mit Woronzow u. der Infanterie des Lützowschen Freicorps, u. diese griffen, etwa 6000 M. stark, am 7. Juni den General Arrighi, welcher mit etwa 3000 M. zu Leipzig stand, an. Schon hatten sie über 500 Gefangene gemacht, als der Waffenstillstand bekannt wurde, worauf Woronzow den 8. Juni über die Elbe zurückkehrte. Hamburg, welches seit dem 18. Mai von dem schwachen Detachement Tettenborns besetzt worden war, organisirte größtentheils aus Freiwilligen 2400 M. Fußvolk u. 600 M. Cavallerie, welche mit 2000 Bremern u. 1000 Lübeckern vereint die Hanseatische Legion bilden sollten; außerdem eine Bürgerlandwehr von 6000 M. Den Oberbefehl führte der russische General Graf Wallmoden-Gimborn. Inzwischen war aber Carra St. Cyr mit 6000 M. von Bremen, Vandamme mit 8000 M. von Holland u. Davoust mit 2 Divisionen von Dresden über Lüneburg gegen Hamburg in Anmarsch. Tettenborn ließ nun die Elbinsel Wilhelmsburg, zwischen Hamburg u. Harburg, durch ein Bataillon Hanseaten u. 200 Jäger besetzen u. verlegte die andere Infanterie längs der Elbe u. die Cavallerie weiter zurück nach Eimsbüttel u. Eppendorf. Am 9. Mai wurde die Insel Wilhelmsburg von den Franzosen genommen u. mehre Versuche zur Wiedereroberung mißlangen. Damals stand Dänemark mit den Alliirten noch in Unterhandlungen u. wollte sich gegen Frankreich erklären. Um indessen 2000 dänische Matrosen zu retten, welche auf französischen Schiffen gedient hatten u. auf dem Marsche nach Dänemark waren, erhielt der General Wegner Befehl, bevor diese die Elbe passirt wären, nicht in Hamburg einzurücken. Der dänische Commandant in Altona vermittelte einen Waffenstillstand mit Vandamme, als aber jene Matrosen die Elbe passirt hatten, sendete Wegner seit 11. Mai ein Corps Dänen mit 10 Kanonen zur Hülfe nach Hamburg, welche aber der König, in Folge der den Verbündeten ungünstigen Schlacht bei Lützen, am 17. Mai wieder abberief u. Frankreich treu blieb; auch 2400 Schweden, welche kurz vorher eingerückt waren, wurden von dem Kronprinzen am 25. Mai zurückgerufen. So verlassen mußte Hamburg, welches seit 14. Mai von Vandamme beschossen wurde, endlich unter dänischer Vermittelung capituliren. Nachdem in der Nacht zum 30. Mai Tettenborn u. die Hanseaten nach Boizenburg abgezogen waren, rückten am Morgen Dänen ein, welche die Stadt für die Franzosen besetzten, u. am Abend folgte Davoust u. Vandamme mit 8000 Franzosen. Nun wurde hartes Gericht über Hamburg wegen des Abfalls von der französischen Sache gehalten, bei Todesstrafe mußten alle Waffen abgeliefert werden, die Stadt wurde befestigt u. mußte 48 Mill. Franken Contribution zahlen. Erst am 24. Juli erschien eine Amnestie für die 32. Militärdivision (die deutschen zu Frankreich geschlagenen Nord- u. Ostseeländer), welche jedoch 28 Personen namentlich von dem Pardon ausschloß, auf ewig verbannte u. deren Güter confiscirte.

Der Waffenstillstand zu Poischwitz vom 4. Juni war beiden Theilen höchst willkommen; den Franzosen, weil ihre Ausrüstung u. Truppenorganisation sehr eilig geschehen war u. sie Ersatzmannschaften aus Frankreich hofften; den Alliirten, weil Preußen während desselben seine Landwehren (150,000 Mann) kampffähig zu machen u. auch russische Verstärkungen heranzuziehen gedachte, weil Preußen u. Rußland sich bei Fortsetzung der Feindseligkeiten in der Verlegenheit sahen sich nach Polen u. Ostpreußen zurückziehen zu müssen od. das Heer zwischen den schlesischen Festungen dem Verhungern auszusetzen, u. endlich weil der Kaiser von Österreich, wenn ihm sein letzter Versuch der Friedens-stiftung nicht gelang, sicherlich die Sache der Alliirten ergreifen würde. Österreich verlangte aber, um seine Rüstungen zu vollenden u. mit voller Kraft auf dem Kampfplatze auftreten zu können, eine Frist von mindestens sechs Wochen. Die Bedingungen des Waffenstillstandes waren: er sollte bis zum[576] 20. Juli u. dann, da sechstägige Aufkündigung bedingt war, noch sechs Tage über denselben währen. Jedoch wurde er nach Ablauf desselben am 26. Juli bis zum 10. August verlängert. In Schlesien war Breslau u. ein Stück Landes von der schlesisch-böhmisch-sächsischen Grenze bis zur Mündung der Katzbach neutral, dann folgte die Demarcationslinie der Oder bis zur sächsischen Grenze u. von da dieser bis zur Elbe, welche wieder die Grenze machte. Nördlich bei Hamburg sollte die Stellung am 8. Juni um Mitternacht die Grenze bilden. Danzig, Modlin, Zamosc, Stettin u. Küstrin sollten alle fünf Tage verproviantirt, dies jedoch von den Franzosen monatlich bezahlt werden. Die Stellungen sollten bis zum 12. Juni eingenommen u. die Streifcorps bis dahin zurückgezogen sein. Von den Verbündeten wurde die Aufhebung des Lützowschen Corps durch die Franzosen, zum Vorwand genommen die Festungen nicht zu verproviantiren. Die beiderseitigen Armeen blieben nun ziemlich in den Stellungen, welche sie vor dem Waffenstillstand einnahmen, doch breiteten sie sich in weiten Cantonnirungen aus. Das Hauptquartier des Kaisers von Rußland war auf dem Schlosse Peterswalde, das des Königs von Preußen in Neuhof bei Schweidnitz, das Napoleons in Dresden. Wie wenig es aber beiden Theilen mit Schließung eines Friedens Ernst war, zeigte sich durch die diplomatischen Verhandlungen nach dem Waffenstillstand, Preußen u. Rußland schlossen nämlich schon den 14. u. 15. Juni neue Verträge in Reichenbach mit England; Preußen versprach in einem derselben, gegen eine englische Subsidie von 666,666 Pfund, 1813 80,000 Mann gegen Frankreich unter den Waffen zu halten u. England garantirte Preußen im Frieden ein Gebiet von der Größe, wie es 1806 besessen hatte, wogegen Preußen Hildesheim, Lingen u. Ostfriesland an Hannover abtreten wollte. Rußland versprach in dem andern Vertrag, gegen eine Subsidie von 1,333,334 Pfund, 160,000 Mann zu stellen; auch sollte England die Unterhaltungskosten der russischen Flotte in den englischen Häfen mit 500,000 Pfund tragen, wogegen diese in allen europäischen Meeren verwendet werden könne. Nachdem Frankreich lange durch Ausflüchte einem allgemeinen, von Österreich verlangten Congreß zu Prag zu entgehen gesucht hatte, brachte es Metternich Ende Juni dahin, daß der Waffenstillstand bis zum 10. August verlängert wurde u. Frankreich in einen Congreß zu Prag willigte, welcher den 12. Juli begann. Napoleon legte den Unterhandlungen sichtliche Schwierigkeiten in den Weg; Caulaincourt, der französische Hauptgesandte, kam erst den 28. Juli nach Prag, klagte dort über Rußlands Anmaßungen u. Österreichs Vermittlerschaft u. wollte über die Art der Unterhandlungen rechten. Deshalb erklärten am 11. August die verbündeten Gesandten ihre Vollmacht für erloschen u. Metternich das Vermittelungsgeschäft Österreichs für aufgelöst, worauf den 12. die Kriegserklärung Österreichs an Frankreich u. den 19. ein Kriegsmanifest folgte.

III. Der Krieg 1813 nach Aufkündigung des Waffenstillstandes von Poischwitz u. der Kriegserklärung Österreichs bis zur Vertreibung der Franzosen aus Deutschland. A) Vorbereitungen zum Feldzuge. Der Bestand der französischen Armee bei wiederausbrechenden Feindseligkeiten war folgender: in Sachsen u. Schlesien die kaiserlichen Garden (Mortier u. Lefebre mit 4 Divisionen zu Fuß u. 1 Division Cavallerie der Garde, 40,000 Mann), das 1. Corps, welches sich während der Waffenruhe von Hamburg nach Sachsen zog (Vandamme, 25,000 M.), das 2. (Victor, 18,000 M.), das 3. (Ney, 24,000 M.), das 4. (Bertrand, 21,000 M.), das 5. (Lauriston, 20,000 M.), das 6. (Marmont, 31,000 M.), das 7. (Reynier, 20,000 M.), das 8. (Poniatowski, 13,000 M.), das 11. (Macdonald, 21,000 M.), das 12. (Oudinot, 24,000 M.), das 14. (St. Cyr, 21,000 M.); an Cavallerie: das 1. Cavalleriecorps (Maubourg, 10,000 M.), das 4. Cavalleriecorps (Kellermann, 5000 M.), das 5. Cavalleriecorps (Milhaud, 5000 M.); als Reserve folgte das Reservecorps (Augereau, 15,000 M.), welches schon im September von Würzburg aus in die Linie rückte; mit ihm zählte das Heer 313,000 M. Detachirt war auf dem rechten Flügel zur Beobachtung der Österreicher an der Donau das 9. Corps (Baiern unter Wrede, 25,000 M.); auf dem linken in Hamburg das 13. Corps (Davoust, 30,000 M.); in Italien die Armee des Vicekönigs von Italien, Eugen, 35,000 M. stark. Festungsbesatzungen: in Danzig das 10. Corps (Rapp, 16,000 M.), in Zamosc der polnische General Hanke (4000 M.), in Modlin General Daendels (3000 M.), in Stettin General Grandeau (10,000 M.), in Küstrin General Fournier d'Albe (5000 M.), in Glogau General Laplane (7000 M.); im Ganzen 45,000 M. Die Totalsumme der französischen Streitkräfte in Polen, Preußen, Deutschland u. Italien betrug 418,000 M. u. außerdem 80–90,000 M. Ersatzmannschaften in den Rheinbundstaaten, Italien u. Frankreich. Weit beträchtlichere Streitkräfte entwickelten aber die Verbündeten: bei dem Haupt- od. Böhmischen Heere unter Schwarzenberg bildeten von den russisch-preußischen Truppen unter Barclay de Tolly den rechten Flügel die Russen unter Wittgenstein, das 1. (Fürst Gortschakow II.) u. 2. (Prinz Eugen von Württemberg) Infanteriecorps u. die Cavalleriedes Generals Pahlen III.; den linken Flügel die Preußen unter Kleist, das 2. preußische Armeecorps, 4 Divisionen Reservecavallerie unter General von Röder, 31 Schwadronen, Reserveartillerie (Oberstlieutenant Braun) 64 Geschütze; Reserve unter Großfürst Constantin: das russische Grenadiercorps unter Rajewski, 2 Divisionen, das russisch-preußische Gardecorps unter Yermolow, 2 russische u. 1 preußische Division, das russisch-preußische Cavalleriecorps der Garde unter Galyzin V., 4 russische u. 1 preußische Division, Reserveartillerie unter Glüne, 84 Geschütze, das Kosackencorps Platows, 64 Schwadronen. Osterreichische Truppen gehörten dazu: Avantgarde, zwei leichte Divisionen, unter Liechtenstein u. Neipperg; rechter Flügel unter dem Erbprinzen von Hessen-Homburg: 4 Infanterie- u. 3 Cavalleriedivisionen; linker Flügel unter Gyulay: 2 Infanterie-, 1 Cavalleriedivision; Reserve unter Klenau: 3 Infanteriedivisionen. Die. Stärke des Böhmischen Heeres betrug 130,800 Österreicher, 58,400 Russen, 48,500 Preußen; zusammen 237,800 Mann, darunter 172,200 M. Infanterie, 34,500 M. Cavallerie, 14,900 M. Artillerie, 7200 Kosacken; die Anzahl der Geschütze war 700. Das Nordheer unter dem Kronprinzen von Schweden bestand aus preußischen Truppen: das 3. Armeecorps unter Bülow, 4 Infanteriedivisionen; Reservecavallerie unter Oppen, 27 Schwadronen; Reserveartillerie unter Holtzendorff, 32 Geschütze; von[577] russischen Truppen waren zugetheilt 4 Kosackenregimenter u. 24 Geschütze; das 4. preußische Armeecorps unter Graf Tauenzien; Reservecorps bei Berlin unter Dobschütz, 20 Bataillone, 25 Escadronen, 1 Kosackenpulk, 28 Geschütze; vor Stettin u. Küstrin Wobeser mit 15 Bataillonen, 12 Schwadronen, 8 Geschützen; vor Magdeburg Hirschfeld mit 12 Bataillonen, 8 Schwadronen, 12 Geschützen; an der Niederelbe Puttlitz mit 8 Bataillonen, 4 Schwadronen, 4 Geschützen; dann aus russischen Truppen unter Winzingerode: 2 Infanteriedivisionen, 8 Schwadronen, 8 Kosackenregimenter, 56 Geschütze; vor Magdeburg Woronzow, 8 Bataillone, 24 Schwadronen, 14 Pulks Kosacken, 56 Geschütze; ferner aus schwedischen Truppen unter Graf Hedingk: 3 Infanteriedivisionen, 1 Cavalleriedivision, 62 Geschütze; endlich aus Truppen an der Niederelbe unter Walmoden: die Truppen von Tettenborn, die Russisch-Dentsche Legion, das Lützowsche Corps, die Truppen von Mecklenburg-Schwerin, schwedischpommersche Truppen, mecklenburgische Landwehr, Dörnbergs Truppen, hannöverisch-englische Truppen, das Dessauische Bataillon; zusammen 37 Bataillone, 33 Schwadronen, 53 Geschütze, 4 Kosackenpuiks = 28,396 Mann. Das ganze Nordheer betrug 113,000 M. Infanterie, 23,000 M. Cavallerie, 6200 M. Artillerie, 9000 Kosacken, 3000 M. englische Truppen; in Summa 154,100 M. mit 387 Geschützen; Preußen stellte dazu 94,000 M. Das Schlesische Heer unter Blücher; den rechten Flügel bildete das russische Corps unter Sacken: 2 Infanterie-, 1 Cavalleriedivision, 11 Kosackenregimenter, 60 Geschütze; das Centrum unter York bestand aus 4 Divisionen, der Reservecavallerie unter Oberst von Jürgaß (30 Schwadronen) u. Reserveartillerie unter Oberst von Schmidt (56 Geschütze); der linke Flügel unter Langeron bestand aus 3 russischen Infanteriecorps à 2 Divisionen, 1 Reitercorps von 30 Pulks Donischer Kosacken u. 144 Geschützen; hierzu gehörte noch das Corps des Grafen St. Priest, bestehend aus 20 Bataillonen, 21 Schwadronen, 15 Pulks Kosacken u. 72 Geschützen. Das ganze Schlesische Heer zählte 100,000 M., wobei fast 20,000 M. Cavallerie u. 380 Geschütze; es betrug demnach die ganze Armee der Verbündeten gegen Napoleon in Norddeutschland 490,000 M., wobei fast 102,000 M. Cavallerie u. 1467 Geschütze ohne die Belagerungstruppen vor Glogau, Danzig u. den östlichen Festungen. Ein österreichisches Heer von 42,000 M. stand unter dem Fürsten Reuß am Inn gegen Baiern, ein anderes österreichisches Heer unter Hiller, aus 50,000 M. bestehend, gegen Italien; bedeutende Reserven wurden gebildet, in Polen sammelte Bennigsen ein Heer von 57,000 M. u. die österreichische Reserve zwischen Wien u. Presburg betrug 60,000 Mann.

Napoleon wählte nun Schlesien zum Hauptangriff u. wollte gleichzeitig von Wittenberg aus Berlin angreifen lassen. Zunächst ließ er die Armee in ihren bisherigen Stellungen, das 3. u. 6. Corps bei Bunzlau u. Liegnitz, das 11. u. 5. Corps u. das 2 Cavalleriecorps bei Löwenberg u. Goldberg stehen u. brach den 15. August mit den Garden u. dem 1. Cavalleriecorps von Dresden nach Schlesien auf. Das 8., 1. u. 2. Corps sammelte sich bei Zittau gegen Böhmen, das 4., 7. u. 12. Corps, sowie das 3. Cavalleriecorps unter Oudinot, vorwärts Wittenberg, das 14. Corps deckte in einem Lager bei Pirna Dresden, den Centralpunkt aller Bewegungen. Die Verbündeten hatten in der Voraussetzung, daß Napoleon sich zunächst gegen die Österreicher wenden werde, in der Conferenz zu Trachenberg am 12. Juli, an welcher der Kaiser von Rußland, der König von Preußen u. der Kronprinz von Schweden (insgeheim auch ein österreichischer General) Theil nahmen, beschlossen nur 87,000 Preußen u. Russen in Schlesien zu lassen, 100,000 M. sollten über Glatz, Königgrätz u. Jung-Bunzlau nach Bilin marschiren u. sich hier mit der österreichischen Hauptarmee zu einem Heere von 220,000 M. vereinigen, 10,000 M. Russen ein Zwischencorps zwischen Schlesien u. Böhmen bilden, der Kronprinz von Schweden aber mit Bülow, Tauenzien, Winzingerode u. Woronzow Berlin decken od. nach Umständen offensiv verfahren. Das Object der Letztern war Leipzig, das des Böhmischen Heeres Dresden. Das Schlesische Heer sollte die Franzosen im Fall ihres Zurückweichens verfolgen, im Fall ihres Vorrückens aber je nach Umständen eine Schlacht liefern, sonst langsam fechtend bis in das verschanzte Lager von Neisse zurückweichen. Das Hauptheer sollte über Eger u. Hof vorrücken, wenn sich Napoleon aber gegen dasselbe wendete, der Kronprinz u. die Schlesische Armee lebhaft aufdrängen. Im Fall die Schlesische Armee bis an die Elbe vordränge, sollte sie dieselbe zwischen Torgau u. Dresden überschreiten u. sich mit dem Kronprinzen bei Leipzig vereinigen, im Fall aber das Böhmische Heer Hülfe bedürfe, das Schlesische nach Böhmen zur Hülfsleistung eilen. Das Polnische Heer unter Bennigsen sollte von Kalisch aus bei Glogau über die Oder gehen u. Polen decken, im Fall die Franzosen dahin vordrängen, sonst aber nach Umständen handeln. Ein Corps, aus Engländern, Russen. Preußen u. Mecklenburgern gebildet, war bestimmt Davoust an der Niederelbe abzuhalten. Dieser Disposition gemäß überschritt das russische Corps Wittgensteins, die russischen u. preußischen Garden (Constantin) u. das preußische 2. Armeecorps (Kleist) am 11. August die schlesische Grenze u. zogen in 6 Colonnen, Prag links liegen lassend, nach Budin an der Eger, wo sie den 19. Aug. mit den Österreichern zusammentrafen u. sich auf deren rechten Flügel setzten.

B) Operationen der Verbündeten bis nach der Schlacht von Dresden. Napoleon eröffnete den Feldzug, indem er den 19. Aug. von Zittau aus eine große Recognoscirung mit 60,000 Mann über Rumburg nach Böhmen machte, um sich zu überzeugen, ob ihm nicht von der österreichischen Armee eine Flankenbewegung drohe, u. die Aufmerksamkeit der österreichischen Hauptarmee dahin zu lenken. Als er nur die leichte Division Bubna (7000 M.) dort fand, kehrte er um u. eilte seinen Zug gegen Blücher fortzusetzen. Am 21. früh langte er bei der Armee an u. mehrte dieselbe auf 150,000 M. Blücher hatte am 14. August auf die Nachricht, daß französische Streifparteien im neutralen Gebiet souragirt hätten, dasselbe besetzen lassen, u. hier schon zeigte sich die Abneigung der Russen, bes. Langerons, unter einem preußischen General zu stehen. Nach einigen Vorpostengefechten am 16. u. 17. zogen sich die Franzosen zurück, die Verbündeten folgten in drei Colonnen, Langeron durch das Gebirge nach Zobten; York über Goldberg nach Löwenberg, Sacken über Liegnitz u. Haynau nach Bunzlau. Langeron lieferte dem 11. französischen Corps am 19. Aug. ein Nachtrabgefecht[578] bei Siebeneichen, York traf aber das 3. Corps, welches mitten in die verbündeten Colonnen hineingerathen war, in einer Stellung am Gräditzberge; Ney entzog sich aber der Gefahr abgeschnitten zu werden durch einen Nachtmarsch über Bunzlau. Unterdessen hatte die verbündete Hauptarmee sich am 21. August in 4 Colonnen gegen Dresden in Bewegung gesetzt, um diese Stadt zu überraschen u. Napoleon den Weg aus Schlesien zu verlegen. Nur Wittgenstein mit der rechten Flügelcolonne traf auf den Feind, drängte die Vorposten St. Cyrs bei Hellendorf zurück u. ein heftiges Gefecht entspann sich bei Gießhübel; auch das feste Lager bei Königstein u. die Stellung bei Pirna wurde von den Franzosen verlassen. Nur langsam folgte Wittgenstein, um dem linken Flügel zu einer Schwenkung Zeit zu lassen, u. vereinigte sich erst den 25. Aug. mit Kleist, welcher über Dippoldiswalde, u. mit der österreichischen Hauptarmee, die über Marienberg anrückte, vor Dresden. Die Reserve unter Miloradowitsch stand in Dippoldiswalde. Dresden war von den Franzosen als verschanztes Lager sehr befestigt, die Vorstädte mit in den Befestigungskreis gezogen, Erdwerke mit starken Profilen in Form detachirter Bastionen u. Fleschen, welche sich gegenseitig flankirten, an sämmtlichen Ausgängen angelegt worden. Diese Werke sollte St. Cyr halten, bes. war der Große Garten stark besetzt. Schon am 25. August entspann sich längs der ganzen Fronte ein lebhaftes Tirailleur- u. Kanonengefecht. Murat, welcher sich wieder mit Napoleon versöhnt hatte, war in Dresden angelangt u. übernahm die Vertheidigung. Napoleon selbst war indessen, als er den 23. August bei Löwenberg von der Bewegung des Hauptheeres gegen Dresden hörte, mit der Garde, dem 6. Corps u. dem 1. Cavalleriecorps umgekehrt u. hatte das 2. Corps, sowie die Cavallerie unter Lefebre-Desnouettes von Zittau berufen, dem ersten aber Befehl ertheilt bei Königstein über die Elbe zu gehen u. in dem Rücken der Verbündeten zu operiren. Während diese Corps am 26. Aug. früh seit 9 Uhr in Dresden einzogen u. sich zwischen ihrer u. Wittgensteins Artillerie ein lebhaftes Feuer entspann, griff Ziethen mit 5 Bataillonen den Großen Garten an u. vertrieb die Franzosen aus der größeren Hälfte desselben. Allein zwei andere Stürme scheiterten an der steinernen Mauer des Prinz Antonschen Gartens, ebenso der Angriff Colloredos auf den Moczinskischen Garten, nachdem die Schanze vor demselben bereits erstürmt war. Die Divisionen Chasteler u. Mezko fochten gegen den Freiberger Schlag u. um die davor liegenden Dörfer, bes. das Dorf Löbda, eben dort seit Nachmittag auch der linke österreichische Flügel unter Gyulay. Gegen 5 Uhr brach das 2. französische Corps aus der Friedrichsstadt mit 40 Stück Geschützen hervor u. begriff die Österreicher in Löbda an. Um 6 Uhr kam der König von Neapel mit dem 1. Reitercorps u. 2 Divisionen Garde aus der Friedrichsstadt, Mortier aus dem Pirnaischen Schlage hervor. Letzter warf sich auf Wittgenstein u. trieb die Russen aus Strießen bis an die Blasewitzer Heide zurück; Erster attakirte mit seinen Truppen u. dem 2. Corps das Dorf Löbda u. die aufgestellte Division Mezko. Obschon die blos mit Infanterie fechtende Division Weißenwolf Löbda hielt, machte die französische u. sächsische Cavallerie das österreichische Infanterieregiment Manfredini zu Gefangenen. Während der Zeit waren auch die russisch-preußischen u. die österreichischen Reserven vollends angekommen. Erstere (Constantin) stellte sich zwischen Prohlis u. Torma hinter Löbda, letztere aber bei Tharand auf. Über 180,000 Mann waren so bei Dresden versammelt. Als Abends bei den Verbündeten die Meldung einging, daß Vandamme mit dem 1. Corps die Elbe bei Königstein überschreite, wurden 8 Bataillone der 1. russischen Gardedivision nebst 14 Escadronen der Reservecavallerie unter dem Prinzen Leopold von Koburg, welche bei Gießhübel zurückgeblieben waren, u. 19 Bataillone des Prinzen von Württemberg beordert den General Helfreich, welcher bisher Königstein beobachtet hatte, zu unterstützen u. Vandamme möglichst lange von dem Debouchiren aus dem Lager bei Königstein abzuhalten. Um Mitternacht zum 27. begann es heftig zu regnen, u. dieser Regen dauerte den 27. u. 28. August fort. Die Gewehre gingen daher den 27. fast nicht mehr los u. nach Mittag beschränkte sich das Gefecht fast nur auf Artilleriefeuer u. Bayonnetgefecht. Am 27. August war die französische Armee bis auf 180,000 Mann verstärkt, u. Napoleon ging nun zum Angriff gegen beide Flügel der Gegner auf der Freiberger u. Pirnaischen Straße über. Nach 9 Uhr rückten allenthalben Infanteriecolonnen u. der König von Neapel mit seiner Cavallerie von der Friedrichsstadt gegen die Österreicher zwischen dem Plauenschen Grund u. der Elbe vor. Diese waren, da Klenau noch nicht in die Linie gerückt war, zu schwach, um das große Terrain zu besetzen; die Dörfer Löbda u. Kotta gingen bald verloren u. die Österreicher wurden bis an den Plauenschen Grund zurückgeworfen; General Weißenwols zog sich über denselben zurück, wo ihn Klenau aufnahm. Die Division Mezko, 10,000 M., aber wurde abgeschnitten u. von der Infanterie des zweiten französischen Corps in Front, von Murats Cavallerie in der rechten Flanke angegriffen, umzingelt u. gefangen. Dieser Unfall, sammt den Nachrichten von Vandammes fernerem Vorrücken, entschied, obgleich die Preußen als Centrum u. der rechte Flügel (Wittgenstein) alle Angriffe abgeschlagen hatte u. letzter nur wenig zurückgedrängt worden war, u. Schwarzenberg trat um 7 Uhr Abends den Rückzug an. Von den Alliirten waren 15,000 Mann todt u. verwundet, 23,000 M., bes. Österreicher, gefangen, 26 Kanonen u. 130 Munitionswagen verloren; dagegen verloren die Franzosen nur 4000 M., 600 Gefangene u. 9 Kanonen. Die russischen Generale Moreau (dieser am 27. August Mittags auf der Höhe von Räcknitz an der Seite des Kaisers Alexander) u. noch zwei waren getödtet, drei österreichische u. noch zwei andere verwundet, Mezko u. noch ein General gefangen. Die Österreicher zogen sich durch das Erzgebirge auf Teplitz zurück; Barclay ließ Kleist über Maxen u. Glashütte nach Altenberg, die Garden, voran Wittgenstein mit der preußischen Brigade Klüx, nach Dippoldiswalde, Ostermann über Pirna nach Gießhübel u. Peterswalde zurückgehen. Ostermann kamen auf dem Kohlberge bei Zehist Franzosen entgegen; er verjagte sie aber durch einen Bayonnetangriff, welcher sich in drei verschiedenen Aufstellungen wiederholte, bis er endlich am 29. August früh Kulm erreichte. Hinter diesem Flecken war die einzige Stellung, wo man sich einigermaßen halten konnte, u. hier, 1/4 Meile hinter Kulm, stellte sich Ostermann mit seinen 18,000 M., à cheval der Chaussee nach Teplitz, auf. Der linke Flügel[579] lehnte sich an den Geiersberg, die Mitte stand bei Pristen; der rechte Flügel dehnte sich bis Karbitz aus. Vandamme drängte gegen 9 Uhr die russischen Tirailleurs aus Arbesau u. Kulm zurück, sein Angriff auf Karwitz wurde jedoch zurückgeschlagen. Nun wollte er Ostermann in der Aufstellung bei Kulm mit 2 Colonnen u. 1 Bataillon durchbrechen, doch machte die Cavallerie der Verbündeten einen glücklichen Angriff gegen diese, wobei 500 Franzosen gefangen wurden. Damit schloß dieser Tag; Ostermann hatte die Stellung behauptet, aber 6000 M. Russen waren todt od. verwundet; ihm selbst hatte eine Kanonenkugel den linken Arm genommen u. Miloradowitsch übernahm den Oberbefehl; auch der König von Preußen nahm am Commando Theil. Schwarzenberg u. Barclay, die Spitze der russischen Reserven u. 2 Escadronen des österreichischen Dragonerregiments Johann trafen am Abend, die österreichische Division Colloredo u. Bianchi u. die Cavalleriebrigade Sorbenberg in der Nacht auf dem Schlachtfelde ein. Die Reserven bildeten nun den linken Flügel. Vandamme griff am 30. Aug. früh den linken Flügel der Russen mehrmals an, wurde aber zurückgeworfen, u. der linke Flügel war gegen 11 Uhr im Vorrücken, während die russische Cavallerie in einer glücklichen Attake 3 Kanonen eroberte. Da erschien das zweite preußische Armeecorps (Kleist) im Rücken Vandammes auf der Chaussee von Dresden über Nollendorf nach Kulm. Kleist hatte, als die zweite Rückzugscolonne, den 28. August sehr früh das Schlachtfeld von Dresden verlassen u. sich über Maxen u. Glashütte nach Fürstenwalde gezogen. Als er am 30. August früh nach dem Befehl des Königs über den Geiersberg zu den Garden stoßen wollte, ging die Meldung ein, daß das den Geiersberg hinabführende Defilee ganz mit Artillerie u. Bagagewagen verfahren u. völlig unwegsam sei, er wählte daher den Weg links von der Graupener Straße längs dem Kamm des Gebirges nach Nollendorf, welcher ihn in den Rücken Vandammes führte. Kleist erschien Morgens um 10 Uhr auf der Nollendorfer Chaussee u. traf hier bei Arbesau einige französische Truppen, welche angegriffen u. geworfen wurden. Kaum hörte aber das Hauptcorps das sich hierbei entspinnende Kanonenfeuer, als die ganze russische Linie im Sturmschritt vorging u. die französische Linie über den Haufen warf. Die Franzosen wollten nun Nollendorf gewinnen, allein allenthalben fanden sie den Weg dahin versperrt. Nur etwa 1200 M. Reiterei gelang es sich einen Ausweg zu bahnen u. durch die preußische Linie durchzubrechen; der größte Theil des übrigen Corps, die Generale Vandamme, Haxo, noch zwei Generale u. 10,000 M. wurden gefangen, 81 Kanonen u. 3 Adler erobert; 5000 Franzosen waren gefallen, 5000 M. entkamen zerstreut rechts durch die Wälder u. Berge nach Dresden. Die Russen verloren 7300, die Österreicher 800, die Preußen 1500 Mann. Mittlerweile langten auch die anderen Colonnen von Dresden durch das Erzgebirge glücklich bei Teplitz an. Auf dem ganzen Rückzuge schadete den Verbündeten am meisten der stromweise herabfallende, die Wege fast grundlos machende Regen. Erst am 28. August Morgens hatten die Franzosen den Abzug der Alliirten bei Dresden bemerkt u. die Verfolgung konnte wegen des Wetters nur unvollkommen sein, u. weder der König von Neapel, noch Marmont, welcher den Österreichern u. Preußen nach Dippoldiswalde, noch St. Cyr, welcher nach Maxen folgte, richteten viel aus; sie machten nur Marode, Zurückgebliebene u. Verwundete zu Gefangenen. Napoleon ging mit der jungen Garde in das Lager vor Pirna u. kehrte noch am 28. August nach Dresden zurück, ohne Befehl zur nachdrücklichen Verfolgung hinterlassen zu haben.

In Schlesien räumten die Franzosen am 20. Aug. alle Stellungen am rechten Boberufer u. zerstörten alle Brücken. Am Morgen des 21. August kam Napoleon bei seinem Heer an; ging wieder zur Offensive über, ließ die Brücke bei Löwenberg sogleich wieder herstellen u. den General Maison noch an demselben Tage übergehen. Blücher entschloß sich zum Rückzug, hielt jedoch Löwenberg u. Plagwitz mit der Nachhut bis zum Abend, um seinem Heere Zeit zur Formation u. zum Rückmarsch zu schaffen; er verlor bei diesen Gefechten gegen 1700 M. Am 22. mußte der Rückzug, welchen Langeron gegen den Befehl eigenmächtig unternahm, langsam gegen Jauer fortgesetzt werden. Am 23. kam es bei Goldberg u. dem Wolfsberg zu heftigem Gefecht, in Folge dessen Blücher seinen Rückzug über die Katzbach bis Jauer fortsetzte, wo er am 24. eine Stellung nahm, welche er zu halten entschlossen war. Die Armee war durch die vielen Märsche u. erfolglosen Gefechte ermüdet u. mißvergnügt u. es kam selbst zwischen Blücher u. York u. Langeron zu heftigen Auftritten. Napoleon erfuhr, daß die große Armee der Verbündeten Dresden bedrohe u. schickte am 22. August die Garde nach Bautzen, welcher am 23. u. 24. August das 6. Corps u. das 1. Reitercorps folgte. Auch nahm der Kaiser den Marschall Ney mit u. übertrug dem General Souham den Oberbefehl über das 3. Corps, welches auch schon auf dem Rückmarsch war u. erst bei Haynau umkehrte. Den Oberbefehl in Schlesien erhielt Macdonald. Als Blücher dies erfuhr, befahl er am 25. das Vorrücken über die Katzbach, um den Feind anzugreifen. Eine gewonnene Schlacht mußte alle Zerwürfnisse ausgleichen. Macdonald hatte sich am 26. in Marsch gesetzt. Der Regen floß in Strömen herab. Als am Morgen des 26. Aug. Blücher die Meldung erhalten hatte, daß der Feind vorrücke, ließ er seine Corps anhalten u. sie verdeckt aufstellen, bis sich die Absicht Macdonalds näher entwickelt hätte. Yorks Corps, bei welchem sich Blücher befand, blieb bei Brechtelsdorf stehen. Bald entwickelten die Franzosen zahlreiche Cavallerie u. Artillerie, welcher einige Bataillone Infanterie folgten, von Niederkrain her gegen Jänkowitz; ihre Absicht war auf die Höhe von Eichholz gerichtet, welche aber von Sacken schon besetzt war u. von wo seine Batterien zu feuern begannen. Eine preußische 12 pfündige Batterie fuhr nun zwischen Christianshöhe u. Eichholz auf. 21/2 Brigade Preußen sollten zwischen Christianshöhe u. dem Thalrande, ohne sich zu entwickeln, vorrücken, 1/2 preußische Brigade die Verbindung zwischen York u. Langeron bilden, die 4. in Reserve bleiben. Dieser Umstand, verbunden mit dem strömenden Regen u. dem wellenförmigen Terrain war Schuld, daß die Franzosen die Annäherung der preußischen Infanterie erst spät bemerkten. Eine Division vom 11. französischen Corps eilte ihr entgegen, wurde aber mit dem Bayonnet geworfen, französische Reiterei kam herbei u. bedrohte die preußischen Vierecke, aber als jetzt auch die Cavallerie[580] der Verbündeten anrückte, entspann sich ein Reitergefecht, welches unentschieden fortdauerte, bis die russische Cavallerie von Sacken anlangte, die französische in die linke Flanke nahm u. den Rückzug der Franzosen entschied. In dem steilen Wege nach Niederkrain hatte sich das französische Geschütz verfahren, einige Kanonen umgeworfen u. so den Weg versperrt; 30 Geschütze fielen hier in preußische Hände. Während dieses im Centrum vorgegangen war, war der linke Flügel der Verbündeten unter Langeron von dem 5. französischen Corps bei Reichau angegriffen worden u. hatte sich ohne großen Widerstand zurückgezogen. Als aber Blücher sogleich die preußische Reservebrigade nach Schlaupe in die linke Flanke des 5. französischen Corps vorrücken ließ, zog sich dasselbe, nachdem es noch dazu die Nachricht von dem Unfall des 11. Corps erhalten hatte, nach Hennersdorf zurück. Gegen Abend erhielt Sacken die Nachricht, daß eine französische Colonne über die Katzbach vorrücke, um seine rechte Flanke zu umgehen. Es war dieses das dritte französische Corps, welches die Brücken, über welche es gehen sollte, nicht passiren konnte u. deshalb weiter abwärts einen Übergangspunkt suchen wollte. Sacken ging ihm entgegen u. nöthigte es zum Rückzug. Während am 27. August York vergebens versuchte bei Kroitsch über die Katzbach zu kommen, überschritt sie Sacken bei Liegnitz ohne Schwierigkeit u. folgte Souham gegen Hainau, Langeron aber nach Goldberg u. sprengte vor dieser Stadt die französische Nachhut, welche ein Viereck von etwa 1400 M. gebildet u. seine Reiterei Anfangs zurückgewiesen hatte, mit Hülfe seines Geschützes. Der Rückzug der Franzosen wurde dadurch zur Flucht, in der Stadt stopfte sich Alles u. vieles Geschütz fiel hier in die Hände der Verfolger. Am 28. überschritt das 5. u. 11. französische Corps den Bober bei Löwenberg, aber die Nachkommenden konnten schon nicht mehr über ihn u. mußten sich nach Bunzlau, wo Souham über denselben gegangen war, wenden, verloren aber viele Gefangene. Die Division Puthod hatte durch das Gebirge nach Jauer marschiren sollen, sich aber dort verspätet u. wollte nun nach vergeblichen Versuchen von Hirschberg bis Lähn über den Bober zu setzen, bei Löwenberg übergehen u. drang von Zobten gegen diese Stadt vor. Langeron ließ aber eine Höhe besetzen, wodurch sie nicht nur von Bunzlau abgeschnitten, sondern von drei Seiten umzingelt war, während die 4. den Bober im Rücken hatte. Jetzt griff sie Langeron an, u. nach tapferem Gefecht wurde Puthod mit 4000 Franzosen gefangen. Viele stürzten sich in den Bober, aber nur wenige erreichten das jenseitige Ufer. Hiermit endigte die Schlacht an der Katzbach, wie die Gesammtheit dieser Gefechte genannt wird; die Alliirten hatten gegen 18,000 Gefangene gemacht, 103 Kanonen u. 250 Munitionswagen erbeutet etc.; der Feind verlor gegen 30,000 Mann. Aber wichtiger als alle diese Vortheile war der Geist, welcher durch diese Schlacht in die Schlesische Armee kam, Blücher hatte sich als Commandant bewährt u. Russen u. Preußen, Offiziere u. Soldaten dienten von jetzt an gern unter ihm u. alle Zwietracht u. Verstimmung hatte geendet. Das Heer rückte am 31. August an den Queis, feierte dort ein Tedeum u. bezog am 3. September ein Lager an der Landskrone.

Der Nordarmee der Verbündeten gegenüber stand Oudinot, das 4. französische Corps bildete den rechten, das 12. den linken Flügel, das 7. das Centrum, das 3. Reitercorps die Reserve, im Ganzen etwa 73,000 Mann. Oudinot sollte Berlin erobern u. eine Division, welche unter dem General Girard aus Magdeburg am 21. August ausrückte, ihn unterstützen u. über Brandenburg gegen Berlin vordringen. Am 18. August waren seine Truppen bei Baruth u. Luckau versammelt u. er überschritt am 19. die Grenzen der Mark Brandenburg u. drang am 21. weiter vor. Der rechte Flügel unter Bertrand ging über Sperenberg zwischen Trebbin u. Zossen durch; Reynier links davon über Lüdersdorf u. Gatzdorf nach Christinendorf; das 12. Corps, den linken Flügel bildend, bog in der Nähe von Luckenwalde nordwärts nach Mellin aus. Der Kronprinz von Schweden hatte sein Heer bei Ablauf des Waffenstillstandes bei u. vorwärts Berlin gesammelt; Bülow hatte die Vorposten an der Grenze; er zog sich nach lebhaftem Kampfe auf das Hauptcorps zurück u. Bülow concentrirte sich bei Großbeeren, Tauenzien bei Blankenfelde. Am 23. August griffen die Franzosen die Stellung an, das 12. Corps bildete den linken Flügel u. wendete sich gegen Ahrensdorf u. Sputendorf, das Centrum (7. Infanterie- u. 2. Reitercorps) drang über Genshagen gegen Großbeeren u. das 4. Corps, der rechte Flügel, gegen Blankenfelde vor u. attakirte dort gegen 10 Uhr den General Tauenzien, wurde aber fünfmal zurückgewiesen. Währenddem drang das 7. Corps u. das 2. Cavalleriecorps gegen Genshagen vor, u. da Bülow fürchtete, der General Borstell, welcher in Kleinbeeren stand, möchte dieser Übermacht nicht zu widerstehen vermögen u. durch die Franzosen von dem Tauenzienischen Corps getrennt werden, so marschirte er von Heinersdorf links ab u. Groß- u. Kleinbeeren rechts lassend, ging er bis Diedersdorf vor, wo er bis Mittag um 1 Uhr stehen blieb. Aber um diese Zeit wurde auch der rechte Flügel der Verbündeten von dem 12. französischen Corps bei Sputendorf angegriffen, u. nun rief der Kronprinz den General Bülow in seine alte Stellung nach Heinersdorf zurück, welche jetzt als Centralpunkt der Schlachtlinie zu betrachten war. Groß- u. Kleinbeeren wurden, ersteres durch 2 preußische Bataillone u. 4 Escadrons, letzteres durch ein Bataillon besetzt. Um 3 Uhr Nachmittags griff das 4. französische Corps noch einmal den General Tauenzien an, das 12. Corps bedrohte den rechten Flügel des Kronprinzen, um die Aufmerksamkeit desselben dort festzuhalten, u. zugleich rückte Reynier als Hauptangriff gegen Großbeeren vor u. eroberte es. Hierdurch wurde der linke Flügel der Alliirten sehr gefährdet. Borstell, welcher mit seiner Brigade hinter Kleinbeeren stand, war dem Angriff einer großen Übermacht ausgesetzt, Tauenzien u. Bülow in Gefahr von einander getrennt zu werden, denn schon hatten sich die Franzosen zwischen sie hinein geschoben. Bülow wollte daher Großbeeren um jeden Preis wieder nehmen u. setzte sich zwischen 5 u. 6 Uhr in Bewegung. Da der fortwährende Regen das Losgehen der Gewehre verhinderte, so wurde das Dorf mit dem Bayonnet erobert, das französische u. sächsische Fußvolk suchte sich zu sammeln, aber in der rechten Flanke von Borstells Artillerie, von vorn von der Bülows beschossen u. durch die Reservecavallerie des Generals von Oppen angegriffen, gerieth es in Verwirrung u. zog sich in Unordnung gegen Gottov zurück. Dadurch wurde auch das 12. zum [581] Rückzug über Trebbin nach Baruth gezwungen u. das 4. retirirte nach Salov. Die Preußen, welche in dieser Schlacht allein fochten, hatten 14 Kanonen erobert u. 1500 Gefangene gemacht, aber 1600 Todte u. Verwundete verloren. Berlin war gerettet. Die Nordarmee folgte Oudinot, welcher gegen Wittenberg u. Luckau in 2 Colonnen zurückging, in diesen Richtungen. Ein wenig später als Oudinot (am 21. August) war General Girard mit 10–11,000 M. von Magdeburg aufgebrochen, um über Brandenburg nach Berlin zu operiren; er drängte das Beobachtungscorps des Generals Puttlitz über Ziesar gegen Brandenburg zurück, als er aber am 25. Nachricht von der Schlacht bei Großbeeren erhielt, lagerte er sich den 27. bei Lübitz, unweit Beelen, wo ihn General Hirschfeld den 25. bei Brandenburg, von Puttlitz verstärkt, angriff u. verdrängte. Aber Girard sammelte seine Truppen wieder, wies den Angriff auf Hagelsberg zurück u. griff nun die Preußen hinter diesem Dorfe selbst an. Die Preußen wichen, u. erst ein neuer Angriff, von Tschernyschews Kosacken unterstützt, entschied den Sieg; Girard trat den Rückzug über Wittenberg nach Magdeburg an; er hatte 3000 Gefangene, die Verbündeten 1000 M. Todte u. Verwundete verloren. Napoleon, betroffen über das Unglück seines linken Flügels, schickte Ney ab, um den Oberbefehl dort zu übernehmen. Dieser kam am 3. September bei Wittenberg an, wo er das französische Heer gelagert u. die Nordarmee in einem Halbkreise ihm gegenüber fand. Nach einem Gefecht am 4. zwischen Dobschütz u. den Franzosen bei Eupern u. Woltersdorf, brach Ney schon am 5. gegen Zahna auf u. drängte Dobschütz mit 2500 M. Verlust nach Zalmsdorf zurück, wo ihn Tauenzien aufnahm u. sich in der Nacht noch nach Jüterbogk zurückzog. Bülow, welcher den Franzosen am nächsten stand, beschloß sie bei weiterem Vorrücken in der linken Flanke anzugreifen u. rückte in der Nacht mit 3 Brigaden nach Kurz-Lippersdorf u. Kaltenborn, 11/2 Meile von der linken Flanke des Gegners, vor. Der Kronprinz aber beschloß die Schlacht bei Dennewitz am 6. September. Die verbündete Armee stand mit dem rechten Flügel (Schweden u. Russen) zwischen Lobessen u. Marzahne; den äußersten rechten bildete Hirschfeld, welcher von Hagelsberg zurück kam. Das Centrum (Bülow) stand bei Kurz-Lippersdorf; der linke Flügel (Tauenzien) vorwärts Jüterbogk nach Zahna zu. Am 6. Sept. früh 7 Uhr rückte Ney mit dem linken Flügel (4. Corps) von Neundorf gegen Jüterbogk, um diese Stadt zu umgehen, mit dem Centrum (7. Corps, Reynier) gegen Rohrbeck u. dem rechten Flügel (12, Corps, Oudinot) gegen Ofen vor. Von Zahna u. Ofen her griffen die Franzosen zuerst Tauenzien in geschlossenen Colonnen an, während Bertrand, um diese Bewegung zu verbergen, mit dem 4. Corps eine Demonstration gegen Bülow bei Kurz-Lippersdorf machte. Tauenzien stand aber von Bülow 1 Stunde weit entfernt u. eilte stets fechtend ihm näher zu kommen, er hielt sich bis um 1 Uhr, wo Bülow heranrückte u. sich bei Nieder-Görsdorf aufstellte. Ihm gegenüber rückte jetzt aber auch das 7. französische Corps in die Schlachtlinie ein u. stellte sich bei Dennewitz ihm gegenüber auf. Hier focht man auf das heftigste um die Dörfer Nieder-Görsdorf u. Gölsdorf, u. das 7. Corps attakirte Bülow mit Macht. Um 4 Uhr Nachmittags erschien im entscheidenden Moment Borstell mit der letzten Brigade vom 3. Corps. Das Dorf wurde nun sogleich wieder mit dem Bayonnet erobert u. kurz darauf der Feind auch aus seiner Stellung rechts vom Dorfe vertrieben. Während der Zeit hatte auch das 12. französische Corps, von Öfen herkommend, den General Tauenzien, jedoch ohne Erfolg, angegriffen, ja die Cavallerie Tauenziens ging jetzt selbst gegen das 4. französische Corps vor u. brachte es zum Weichen, zugleich warf Oppen die französische Reiterei auf das Fußvolk zurück, die Brigade Thümen drang vor u. eroberte Dennewitz, u. schon hatte sich die Schlacht zu Gunsten der Verbündeten gewendet: als auch der Kronprinz mit 36,000 Russen u. Schweden von Eckmannsdorf her auf dem Schlachtfelde erschien. 4000 Reiter, von mehren reitenden Batterien begleitet, stürzten sich auf die bedrohten Punkte, die Franzosen wankten, mehre Vierecke, von Artillerie beschossen, geriethen in Unordnung u. um 5 Uhr trat Ney den Rückzug mit dem 4. Corps nach Dahme, mit dem 7. u. 12. nach Schweinitz an, welcher aber, als Rohrbeck verloren wurde u. der Wald von Dennewitz erobert war, sich in Flucht verwandelte. Vergebens führte Ney die Reserven persönlich ins Gefecht, seine Armee hielt nirgends mehr Stand. Die Franzosen verloren 18,000 M. u. 80 Kanonen, die Preußen 9000 M. Auch diesmal hatten 50,000 Preußen gegen 75,000 M. fast allein gekämpft. Ney mußte, um sein Heer wieder zu sammeln, bei Torgau über die Elbe gehen u. sich auf dem linken Ufer derselben aufstellen.

C) Operationen der Verbündeten vom September an bis zum 10. October. Die Hauptarmee der Verbündeten stand bei Teplitz u. Kommotau u. ersetzte seine bei Dresden erlittenen Verluste, um dann vereinigt mit der über die Elbe gegangenen Schlesischen u. Nordarmee eine Schlacht zu versuchen. Die Franzosen standen bei Dresden, die junge Garde, das neuorganisirte 1. Corps unter dem Grafen von Lobau, das 14. Corps bei Hellendorf u. Gießhübel u. das 6. bei Altenberg. Als am 3. September Schwarzenberg erfuhr, daß Napoleon mit den Garden, dem 6. Corps u. vieler Reiterei wieder gegen die Schlesische Armee aufgebrochen sei, ließ er die Hauptarmee am 4. Sept. eine Bewegung vorwärts machen. Das 1. französche Corps wurde am 5. September durch den General Ziethen bei Hellendorf angegriffen u. den 7. Pirna u. Dohna besetzt; Mouton zog sich gegen Dresden zurück. Der vermuthete neue Angriff Napoleons war aber nur eine große Recognoscirung gewesen; wohl aber erschienen am 8. starke französische Streitkräfte, den 9. die Garden u. das 2., 1. u. 14. Corps u. diese warfen Ziethen nach Peterswalde u. Geiersberg zurück. Das ganze alliirte Heer ward allarmirt u. nahm Positionen. Am 10. September kam es am Geiersberge u. am 11. bei Nollendorf zum Gefecht, aber schon an diesem Tage kehrte Napoleon nach Pirna zurück u. auch die übrigen französischen Corps rückten nicht weiter vor, sondern traten den 15. September den Rückzug an u. concentrirten sich bei Gießhübel. Zwar erfolgte an demselben Tage ein nochmaliges Vorrücken der Franzosen, u. es kam am 15. bei Hellendorf u. am 16. bei Peterswalde zu lebhaften Gefechten, aber den 18. September trat Napoleon den Rückmarsch nach Pirna an, nachdem die Franzosen am 17. September in dem Gefecht bei Nollendorf gegen Wittgenstein u. Ziethen[582] 2000 M. verloren hatten. Am 18. September rückte der österreichische General Scheither ins Erzgebirge vor, überraschte Freiberg u. nahm dort den französischen General Bruno mit einigen hundert Mann gefangen. Am 18. September langte in Teplitz der russische General Bennigsen mit der polnischen Reservearmee an; er zählte 57,000 M. Die Hauptarmee ruhte noch einige Tage u. setzte sich dann den 1. October gegen Sachsen in Bewegung. Kleist u. Wittgenstein sollten nach Zwickau u. Altenburg, die 1. leichte österreichische Division bis Gera marschiren u. von dort aus nach Jena u. Naumburg detachiren, um die Communication zwischen Erfurt u. Leipzig zu unterbrechen. Gyulay u. Klenau brachen nach Chemnitz auf u. Meerfeldt u. der Prinz von Hessen-Homburg folgten als Reserve. Unterdessen brach Napoleon den 5. October mit dem König von Sachsen über Meißen nach Leipzig auf, während Macdonald eine starke Recognoscirung gegen Bubna bei Stolpen unternahm Dresden blieb durch das 1. u. 14. Corps unter St. Cyr besetzt. Am 6. Octbr. kam es bei Öderan zwischen der Avantgarde Gyulays u. dem König von Neapel zu einem lebhaften Gefecht. Bis zum 10. October waren die beabsichtigten Bewegungen ausgeführt, u. der König von Neapel schien mit dem 2., 5., 8. Corps u. der Reiterei auf den Höhen von Gestewitz u. Klein-Zössen hinter Borna Stand zu halten. Früher hatten schon Streifcorps, welche von Thielmann u. Platow u. dem österreichischen Obersten Mensdorf geführt, Böhmen über Eger verließen, die Franzosen im Rücken beunruhigt. Am 11. Sept. eroberte Thielmann mit 1500 M. Cavallerie u. 2 Kanonen Weißenfels, machte 1200 Gefangene u. nahm einen Munitionstransport in Naumburg fing er 300 M. Am 18. September fiel auch Merseburg in Thielmanns Hände, wo die steinerne Saalbrücke gesprengt wurde, u. nun vendete er sich wieder gegen Naumburg, um sich mit Mensdorf zu vereinigen, aber hier traf er auf den General Lefebre-Desnouettes, welchen Napoleon mit einer Reiterdivision der Garde, 2 Bataillonen badenscher Infanterie u. 3 Kanonen gegen ihn entsendet hatte. Es entspann sich ein hitziges Cavalleriegefecht, u. am 20. September bemächtigte sich Thielmann bei Kösen eines großen Wagentransports; an demselben Tage befreite Mensdorf in Lützen 600 österreichische u. russische Gefangene. Lefebre-Desnouettes hatte indessen Verstärkung erhalten u. drang von Naumburg aus mit 5 Reiterbrigaden, 3 leichten Batterien u. 2 badenschen Bataillonen (etwa 7000 M.) gegen Thielmann u. Mensdorf vor, schlug diese am 24. Sept. zwischen Zeitz u. Altenburg u. drängte sie bis über Altenburg zurück. Aber von Chemnitz her zog jetzt Platow herbei u. am 28. September kam es bei Altenburg zum Gefecht, welches mit Gefangennehmung der Badener u. der Zersprengung eines Husarenregiments endigte; auf dem Rückzug nach Zeitz wurden bei Meuselwitz noch 2 Escadrons gefangen. Am 29. September kam Lefebre in Unordnung in Weißenfels an; Platow, Mensdorf u. Thielmann aber gingen in die Umgegend von Penig zurück.

Die Schlesische Armee sollte am 4 September ihren Marsch von Landskrone gegen Bautzen fortsetzen, aber da Napoleon inzwischen mit seinen Garden bei Bautzen angekommen war, zogen sich die Verbündeten, da sie eine Schlacht vermeiden wollten, sogleich zurück. Bei Görlitz stieß das russische Corps unter Pahlen (später St. Priest), welches bei Eröffnung des Feldzugs in Landshut stand, zur Schlesischen Armee u. machte von nun an einen Theil des Langeronschen Corps aus. Napoleon war indeß schon am Abend des 5. Sept. mit den Garden nach Bautzen zurückmarschirt u. hatte Murat als Führer der Armee bei Görlitz zurückgelassen. Sogleich machte Blücher wieder Front, u. Murat wich nun zurück. Bei der Verfolgung stieß auch die österreichische Division Bubna, eigentlich zum Böhmischen Heere gehörig, zu Blücher. Am 12. September räumte Murat Bautzen u. zog sich nach Bischofswerda zurück, wo die französische Nachhut am 13. September ein hitziges Gefecht mit St. Priest zu bestehen hatte. Der Zweck dieser Bewegung war das französische. Heer bei Dresden zu concentriren; um aber einen Überfall zu vermeiden, blieb Blücher bei Bautzen stehen; am 16. räumten aber die Franzosen auch Bischofswerda u. zogen sich nach Hartha zurück. Jetzt sollte ein neuer Operationsplan für die ganze verbündete Armee Statt finden, nach welchem Blücher durch Bennigsens russische Armee ersetzt werden u. selbst rechts abmarschirend über Böhmen zum Hauptheer stoßen sollte. Blücher aber rieth Bennigsen zur großen Armee zu senden, da sein Abmarsch keinen Tag unbemerkt bleiben könne; er wollte sich dann zu dem bisher ziemlich theilnahmlos gebliebenen Kronprinzen von Schweden wenden u. ihn mit fortzureißen suchen. Dieser Plan fand im Hauptquartier Beifall. Während der Zeit war Napoleon, nachdem er eine neue Demonstration gegen Blücher gemacht hatte, am 21. September nach Dresden zurückgekommen u. am 22. nach Hartha gegangen. Sogleich mußte sich die französische Armee gegen Bischofswerda in Marsch setzen, die Stadt nehmen u. bis Förstchen, 11/2 Ml. von Bautzen, vordringen, zog sich aber schon an dem anderen Tage zurück, u. nun begann Blücher am 25. September die Bewegungen nach der Nordarmee zu. Am 27. Septbr. nahm Sacken Großenhain u. außer ihm u. dem Fürsten Scherbatow (9000 M. von Langerons Armee), welcher bei Bautzen, Bubna bei Stolpen stehen blieb, marschirte Blücher über Jessen nach Elster, wo er den 3. October eintraf. Dort fand Blücher, statt des Kronprinzen, welcher den Elbübergang zu erleichtern versprochen hatte, den französischen General Bertrand mit dem 4. Corps, ihn zu vertheidigen, weshalb er das Dorf Wartenburg verschanzt u. dieses nebst Bleddin u. Globig besetzt hatte. Yorks Fußvolk ging den 4. October zuerst über die. Elbe, Langeron blieb in Reserve; der Prinz von Mecklenburg nahm mit der 2. preußischen Brigade Bleddin u. umging Wartenburg, während die Brigade Horn mit dem daselbst verschanzten Feinde tiraillirte u. es nahm. Bertrand zog sich gegen Wittenberg zurück. Um sich den Rückzug zu sichern, wurde Wartenburg preußischer Seits noch mehr verschanzt. Am 4. October setzte Blücher seinen Marsch gegen die Mulde fort u. stellte am 5. October in Dühen die Brücke wieder her am 7. October traf er mit dem Kronprinzen von Schweden in einer Zusammenkunft zu Mühlbeck die Verabredung, daß beide Heere nach Leipzig marschiren u. dort am 9. October eintreffen sollten. Alles war hierzu bereit, als die Nachricht eintraf, daß Napoleon am 5. October Dresden verlassen habe u. mit dem Hanptheer gegen Leipzig im Anmarsch sei. Sogleich wollte der Kronprinz von Schweden über die Elbe zurückgehen[583] u. blos dann auf dem linken Ufer bleiben, wenn Blücher sich mit ihm hinter der Saale aufstellen wolle. Um dem Kronprinzen nicht den Vorwand zu lassen sich über die Elbe zurückzuziehen, willigte Blücher ein, u. die Schlesische Armee ging bei Jeßnitz am 10. October über die Mulde u. vereinigte sich mit der Nordarmee; Blücher nahm sein Hauptquartier in Zörbig. Das 12. französische Corps wurde um diese Zeit aufgelöst u. das 4. u. 7. damit ergänzt; Oudinot erhielt aber dafür 2 Divisionen der Garde.

Nach der Schlacht bei Dennewitz hatte der Kronprinz von Schweden mit der Nordarmee sein Hauptquartier in Jüterbogk genommen; Tauenzien war nach Luckau vorgeschoben; Tschernyschew hielt Wittenberg eingeschlossen. Die Nordarmee zog nun den ganzen Rest des Septembers an der Elbe umher. Roßlau, Acken u. Elster waren die projectirten Übergangspunkte, doch hinderte das Anrücken Neys u. Bertrands die Ausführung des Übergangs. Das Hauptquartier des Kronprinzen war seit dem 15. Sept. in Zerbst. Tschernyschew war unterdessen vor Wittenberg von Bülow abgelöst worden u. ging mit 2000 leichten Reitern bei Roßlau über die Elbe u. dann auf einem Streifzug gegen Kassel ab, erschien am 26. Sept. vor Kassel, welches der König von Westfalen zwei Stunden zuvor verlassen hatte, verjagte bei Melsungen den General Bastineller u. kehrte hierauf nach Kassel zurück, stürmte das Leipziger Thor u. schloß mit dem westfälischen General Alix eine Capitulation, welcher zufolge die westfälischen Truppen auszogen, worauf Tschernyschew am 1. Oct. seinen Einzug hielt u. das Königreich Westfalen für aufgelöst erklärte. 1500 Freiwillige schlossen sich ihm an, das Zeughaus wurde ausgeräumt, die Kassen, das königliche Eigenthum etc. fortgeschafft u. dann Kassel am 3. Oct. Nachmittags wieder verlassen. Ein am 25. Sept. vom preußischen Oberstlieutenant von der Marwitz gegen Braunschweig unternommener Zug glückte ebenfalls. Erst als am 3. Oct. die Schlesische Armee bei Wartenburg über die Elbe gegangen war, bewerkstelligte auch das Nordheer, mit Einschluß Tauenziens, am 4. u. 5. Oct. bei Roßlau u. bei Acken den Übergang. Nur Thümen blieb zur Blockade von Wittenberg stehen, Ney zog sich aber nach Delitzsch zurück. Die Schweden u. Winzingerode standen bei Radegast, Bülow bei Jeßnitz, später bei Zörbig, Hirschfeldt bei Roßlau; am 10. Oct. verband sich die Schlesische Armee mit der Nordarmee bei Zörbig. Am 8. Oct. schloß Baiern mit Österreich einen Vertrag in Ried ab, worin dem König von Baiern alle jetzigen Besitzungen garantirt wurden, erklärte am 14. Oct. an Napoleon den Krieg u. entsendete den Theil seines Heeres, welcher bisher unter Wrede am Inn zur Beobachtung Österreichs aufgestellt war, durch drei österreichische Divisionen verstärkt, gegen die französische Rückzugslinie. Hierdurch war der Rheinbund aufgelöst, u. nun erst konnte Österreich, im Rücken frei, gegen Italien etwas Ernstliches unternehmen.

D) Schlacht bei Leipzig. So waren denn jetzt alle drei Hauptheere der Verbündeten auf dem linken Elbufer. Die Hauptarmee drang über Altenburg, Frohburg u. Gera gegen Leipzig vor; die polnische Reservearmee stand vor Dresden; das Nordheer in u. um Dessau, die Schlesische Armee auf dem linken Muldeufer, bei Zörbig u. Raguhn. Dagegen hatte Napoleon seit dem 9. Oct. sein Hauptquartier in Düben, von wo er bedeutende Demonstrationen über Wittenberg u. Dessau nach Berlin machte, um den Kronprinzen u. Blücher zur Rückkehr aufs rechte Elbufer zu vermögen u. dann umzukehren u. das vereinzelte Hauptheer zu schlagen, gegen welches außer den Garden das französische 3., 6. u. 11. Infanterie-, so wie das 1. u. 2. Cavalleriecorps stand; das 2., 5. u. 8. Infanterie- u. 3. Cavalleriecorps unter Murat standen nördlich von Borna; das 4., 7. Infanterie- u. 4. Cavalleriecorps unter Ney bei Delitzsch; das 1. u. 14. Corps unter St. Cyr hatten Dresden u. den Sonnenstein besetzt u. das Reservecorps unter Augereau marschirte über Weißenfels nach Leipzig. Während nun am 10. u. 11. Oct. die verbündete Armee ihren Marsch fortsetzte, zog Blücher auf dem rechten Flügel am 11. u. 12. Oct. nach Halle hinter die Saale, links u. rechts starke Detachirungen entsendend; der Kronprinz blieb in seiner Stellung. Nachdem Blücher am 14. Oct. erfahren hatte, daß Napoleon von Düben nach Leipzig zurückgegangen sei, zog er auf Leipzig. Am 14. Oct. kam es bei dem Vortrab der Hauptarmee bei einer Recognoscirung, welche Wittgenstein u. Kleist gegen Leipzig vornehmen ließen, bei Liebertwolkwitz zu einem Reitergefechte, in welchem die Generale Pahlen u. Röder (mit der preußischen Reservereiterbrigade des zweiten Corps) gegen die französische Cavallerie, unter dem König von Neapel, fochten. Das Gefecht kostete beide Theile viel Leute u. Liebertwolkwitz wurde von den Franzosen verloren, am Abend aber zurückerobert. Am 15. Oct. befand sich das Hauptquartier des Kaisers von Rußland u. Schwarzenbergs in Pegau; des Kaisers von Österreich u. des Königs von Preußen in Altenburg. Die Hauptarmee war vorwärts Borna à cheval der Pleiße u. Elster bei Lützen u. Markranstädt, welches Gyulay u. Mensdorf besetzt hielten, aufgestellt, od. auf dem Marsch nach Borna. Im Ganzen zählte die Hauptarmee 136,500, mit den Kosacken 144,500 Mann; Bennigsen mit der österreichischen Division Bubna, 41,000 Mann stark, war in Waldheim; die Schlesische Armee unter Blücher, 56,000 Mann stark, im Marsche gegen Schkeuditz; die Nordarmee unter dem Kronprinzen von Schweden, 68,000 Mann, im Marsche von Köthen nach Halle; im Ganzen zählte das verbündete Heer gegen 300,000 Mann. Napoleons Heer stand im Halbzirkel um Leipzig herum; die Garden in Reudnitz u. Krottendorf, das 4. Corps in Lindenau, das 8. an der Pleiße in Konnewitz u. Dölitz, das 2. bei Wachau, das 5. bei Liebertwolkwitz, auf den Höhen von Wachau die Reiterei unter Murat; Macdonald stand mit dem 11. Corps bei Holzhausen u. bildete hier den äußersten linken Flügel; das 6. Corps stand bei Lindenthal; das 7. war im Marsch von Wittenberg nach Delitzsch, das 3. von Delitzsch nach Leipzig begriffen; letztere sollten zum 6. stoßen. Das französische Heer bei Leipzig zählte 171,000 Mann. Fürst Schwarzenberg beabsichtigte, als die Franzosen vor Leipzig Stand hielten, seine Hauptmacht auf den rechten Flügel derselben zu werfen, denselben zurückzudrängen, die Franzosen von ihren Hülfsquellen abzuschneiden, sie so gegen die Elbe zu drängen u. zur Ergebung zu zwingen. Diesem Plan stand entgegen, daß der rechte französische Flügel sich an ein sumpfiges, mit mehren Armen der damals sehr angeschwollenen Pleiße durchschnittenes Terrein lehnte, dagegen der französische[584] linke nur an Dörfer u. Hölzer gelehnt, der alliirten Cavallerie einen leichteren Angriff darbot, daher fand Schwarzenbergs Plan bedeutenden Widerspruch, u. im Kriegsrath wurde durchgesetzt, daß der Großfürst Constantin von Pegau aus wieder nach dem rechten Pleißenufer zurück gesendet, das zweite österreichische Corps (Gyulay), die österreichische leichte Division u. das 2. Corps (Meerfeldt), das Reservecorps (Hessen-Homburg) dagegen von Altenburg aus gegen Zeitz u. Pegau dirigirt wurden, um von dort aus Lindenau u. die Pleiße oberhalb Leipzig anzugreifen.

In der Schlacht bei Leipzig am 16. bis 19. Octbr. bildete den rechten französischen Flügel, bei Kröbern an die Pleiße gelehnt, das 8. Corps (Poniatowski), dann folgte das 2. (Victor) u. 5. (Lauriston), das 11. bildete bei Fuchshain den rechten Flügel; Kröbern, Markkleeberg, Wachau, Liebertwolkwitz, Holzhausen, Fuchshain waren stark besetzt. Augereau, das 1., 2. u. 5. Corps u. die Garden bildeten die Reserve; Napoleon u. unter ihm Murat befehligte das Ganze. Von den Verbündeten bildeten am linken Pleißenufer das 3. österreichische Corps (Gyulay) bei Lindenau u. das 2. österreichische Corps (Meerfeldt) den linken Flügel u. sollten zugleich Dölitz u. Kröbern angreifen, die Pleiße passiren u. den Franzosen in den Rücken zu kommen suchen; hinter ihm stand das Reservecorps Hessen-Homburg; am rechten Pleißenufer standen die Russen u. Österreicher, gemischt in vier Colonnen, am rechten Flügel Klenau u. Zielhen, Fuchshain gegenüber, dann Wittgenstein u. Kleist an der Pleiße wieder mit Österreichern; die Reserve bildete Constantin u. die russischen u. preußischen Garden, vorwärts u. hinter Magdeborn. Der Kaiser von Rußland u. der König von Preußen sahen der Schlacht hinter Güldengossa zu. Die Franzosen zählten an diesem Tage 94,000, die Verbündeten 106,500 Mann. Die Schlacht begann Wittgenstein den 16. Oct. gegen 8 Uhr durch einige Kanonenschüsse; bald war Markkleeberg genommen; um Wachau schlug man sich heftig, ein zweimaliger Angriff auf Liebertwolkwitz wurde jedoch abgeschlagen. Währenddem hatte auch Meerfeldt den Angriff im Rücken des rechten französischen Flügels auf Konnewitz auszuführen versucht, er fand jedoch die Brücken abgebrochen, die Pleiße sehr angeschwollen, das Ufer tapfer vertheidigt u. mußte den Angriff aufgeben. Vergebens versuchte er oberhalb Dölitz überzugehen u. wurde bei einem neuen Versuche überzusetzen gefangen. Beim Hauptcorps drehte sich unterdessen der Kampf um Wachau, wo ein furchtbares Artilleriegefecht sich entspann u. man fortwährend um das Dorf kämpfte, zwei Divisionen französische Garde, das 1. Cavalleriecorps u. 150 Kanonen concentrirten sich dort, zwei andere Gardedivisionen zogen nach dem linken französischen Flügel, um dort in Reserve aufgestellt zu werden. Deutlich leuchtete gegen Mittag die Absicht der Franzosen hervor, das Centrum der Alliirten zu durchbrechen, dieselben an die Pleiße zu drängen u. aufzureiben. Schwarzenberg zog zwar schnell das Reservecorps (Hessen-Homburg) über die Pleiße zurück, um dem linken Flügel des Hauptcorps zu Hülfe zu kommen, die österreichische Cavallerie unter Nostitz warf die französische bei Kröbern u. zugleich löste die Division Bianchi die Preußen in Markkleeberg ab. Aber noch war die Mitte nicht gehörig verstärkt, blos das russische Grenadiercorps (Rajewsky) u. die erste Brigade Kürassiere an den linken Flügel gerückt, u. die russische Gardecavalleriebrigade marschirte eben bei Gossa auf. Da brach plötzlich die feindliche Cavallerie hervor, sprengte zwischen der in Quarrés formirten russischen u. preußischen Infanterie durch, warf die zehn Escadrons, welche sich ihr entgegensetzten, so wie die im Aufmarsch begriffene Gardecavallerie, eroberte 26 Geschütze u. drang bis wenige hundert Schritte von der Höhe hinter Güldengossa, wo die Monarchen hielten, vor. Da jetzt Kaiser Alexander das zu seiner Bedeckung dienende Gardekosackenregiment entgegenwarf, stand der Feind, u. als sich auch die russische Gardecavallerie sammelte u. preußische Cavallerieregimenter herbeieilten, so wurde dieser Angriff abgeschlagen. Am Abend wurde um die Schäferei Auenhayn gefochten, welche die Österreicher wieder nahmen u. behaupteten, doch verlor Klenau Seyssartshayn; bei einbrechender Nacht nahmen die beiden Parteien ziemlich dieselbe Stellung ein, wie am Morgen, u. die Siegesnachricht, welche Napoleon durch Glockenläuten in Leipzig hatte verkündigen lassen, war verfrüht gewesen. Während diesem Hauptgefecht rückte 11/2 Stunden links Gyulay mit dem zweiten Armeecorps u. der Division Liechtenstein u. dem Thielmannschen Streifcorps, im Ganzen 20,000 Mann u. 50 Kanonen, von Altranstädt in drei Colonnen gegen Lindenau heran, um den Franzosen die einzige Rückzugslinie zu versperren. Das französische 4. Armeecorps (14,000 Mann) hatte Lindenau besetzt u. vor dem Dorfe vier Batterien hinter Erdaufwürfen aufgestellt. Gyulay nahm schnell Lindenau u. warf Bertrand hinter die Luppe. Kaum erfuhr aber Napoleon, was dort geschah, als er Lindenau durch Bertrand sogleich wieder nehmen u. die Österreicher bis Plagwitz u. Klein-Zschocher zurückdrängen ließ. Den 16. Morgens war auch Blücher von Schkeuditz aufgebrochen u. gegen Leipzig vorgerückt. Das 6. französische Corps (Marmont) hatte Möckern u. Wahren, das 7. (Reynier) Groß- u. Klein-Widderitsch besetzt; das 3. (Ney) stand noch mehr rechts, zog aber, als er um 10 Uhr keinen ernstlichen Angriff bemerkte, ab, um Napoleon bei Wachau zu unterstützen. Bald darauf erschien Blücher, warf die Franzosen aus den nur leicht vor der Front besetzten Freiroda u. Lindenthal, fand aber in Möckern den ernstlichsten Widerstand; die Franzosen schlugen dort vier Angriffe ab u. beschossen mit 50 Geschützen die Preußen. Langeron griff indessen Klein- u. Groß-Widderitsch an u. sendete seine Reiterei links, um die noch immer auf der Straße von Düben zurückkehrenden französischen Truppen zu beunruhigen. Abends um 5 Uhr unternahm Major Sohr mit den brandenburger Husaren bei Möckern einen glücklichen Angriff, welchen sogleich York benutzte u. mit Reiterei u. Fußvolk vorging, u. nun flohen die Franzosen in Unordnung aus Möckern, die Cavallerie nahm fast ihre ganze Artillerie u. jagte die Infanterie versprengt nach Eutritsch u. Gohlis; auch Groß- u. Klein-Widderltsch wurde genommen. Vergebens suchte Ney das Gefecht herzustellen; die Sieger machten noch 2500 Gefangene, verloren aber selbst über 5000 an Todten u. Verwundeten.

Gegen alle Erwartung verging der 17. Oct. ziemlich ruhig. Die Verbündeten blieben im Ganzen in ihren Stellungen, die Nordarmee aber, unter dem Kronprinzen von Schweden, zog von Halle über [585] Landsberg u. Breitenfeld gegen Taucha, das Polnische Heer, unter Bennigsen, nebst der österreichischen Division Bubna über Grimma gegen Fuchshain, das 1. österreichische Armeecorps (Colloredo), von Borna kommend, traf bei Kröbern ein; im Ganzen zogen 130,000 M. heran. Man fürchtete im großen Hauptquartiere, daß Napoleon sich in der Nacht zurückziehen werde, u. hatte daher auf den Nachmittag, wo man schon über einen Theil der Verstärkungen verfügen konnte, einen allgemeinen Angriff beschlossen, gab diesen aber, als man Blüchers Sieg am 16. u. die Ankunft des Kronprinzen bei Breitenfeld, so wie Bennigsens bei Fuchshain erfuhr, wieder auf, um dem Kronprinzen u. Bennigsen die Strecke zwischen Taucha u. Seyssartshayn vollends schließen zu lassen. Napoleon griff nicht an, obschon er den ganzen Tag von seinen Feldherrn gedrängt wurde, sich zurückzuziehen od. noch heute anzugreifen. Nur im Norden von Leipzig kam es am 17. zu einigen Gefechten, indem Sacken Gohlis, Eutritzsch u. Mockau angriff u. die Franzosen hinter die Parthe drängte, auch die russischen Husaren einen glücklichen Angriff auf die Reiterei des Herzogs von Padua machten. In der Nacht zum 18. hatte Napoleon eine gedrängtere Stellung, 1/2– 1 Stunde näher gegen Leipzig bezogen. Sie zog sich von Konnewitz über Probstheida, Holzhausen, Mölkau, Stünz nach Schönfeld an der Parthe, von da ging sie mit der Parthe hart an Leipzig bis zu ihrer Einmündung in die Pleiße. Die Stellung der Corps war: rechter Flügel unter dem Könige von Neapel, Poniatowski an der Pleiße, Augereau u. Victor bis Probstheida, Lauriston war in Stötteritz, Macdonald bei Holzhansen; der linke Flügel, die Corps von Ney u. Marmont, vertheidigter unter dem Befehl Ney's, dann auch das Corps von Reynier, welches eigentlich das Centrum bei Paunsdorf bildete, die Linie der Parthe bis zur Mündung. Alle Dörfer in u. vor der Stellung waren stark besetzt. Bertrand, mit dem 4. Corps u. dem ganzen Train, befand sich seit Morgens 3 Uhr auf dem Marsche gegen Lützen, um die Straße vom Feinde zu reinigen. Napoleon entließ den gefangenen General Meerfeldt auf Ehrenwort u. gab ihm einen Brief an den Kaiser Franz mit, worin er sich erbot die Oder- u. Weichselfestungen zu übergeben, wenn man ihm freien Abzug hinter die Saale gewähre. Die Alliirten nahmen jedoch von diesem Vorschlag keine Notiz. Diese hatten ihre Truppen in 6 große Heerhaufen getheilt; der erste, aus 40,000 Österreichern bestehend (Hessen-Homburg), sollte von Merkkleeberg gegen Konnewitz vordringen, am andern Ufer durch die Division Lederer unterstützt; der zweite (Barclay), 55,000 Russen u. Preußen, sollte gegen Probstheida wirken; der dritte (Bennigsen), 60,000 Russen, 1 Brigade Preußen (Ziethen) u. das österreichische Corps von Klenau u. Bubna sollte über Holzhausen u. Stötteritz vordringen; der vierte (Kronprinz von Schweden), 100,000 M. Schweden, Russen u. Preußen von der Schlesischen u. Nordarmee, sollte den Raum zwischen Holzhausen u. der Parthe ausfüllen u. war gegen das feindliche Centrum gerichtet, der fünfte (Sacken u. York), 25,000 M. unter Blücher, sollte gegen den linken französischen Flügel vorgehen; der sechste (Gyulay), Österreicher u. das Thielmannsche Corps, sollte den Angriff auf Lindenau erneuern.

Die ersten drei Heerhaufen drangen am 18. Oct, seit Morgens um 8 Uhr vor; die Österreicher suchten Lößnitz, Dölitz u. Dösen zu erobern, wurden aber durch die Polen u. Franzosen aufgehalten, der Erbprinz von Hessen-Homburg verwundet u. selbst die Heranziehung der Reserven vermochte sie nicht weiter zu bringen. Bei dem Anrücken des 2. Heerhaufens (Barclay) zogen sich die Franzosen aus Wachau u. Liebertwolkwitz zurück, man drang gegen Probstheida vor; dieses war von dem Victorschen Corps besetzt u. wurde von Nachmittags 2 Uhr bis gegen Abend hartnäckig vertheidigt u. noch am Abend gehalten; der dritte (Bennigsen) nahm Holzhausen u. die nahen Höhen, Pößna, Baalsdorf, Zweinaundorf, Mölkau u. Paunsdorf; der vierte Heerhaufen unter dem Kronprinzen nahm Taucha, überschritt in 4 Colonnen die Parthe u. drängte die Franzosen aus der Stellung bei der St. Theklakirche, Neutsch u. Abtnaundorf in die zwischen Schönefeld u. Paunsdorf zurück. Schon bei dieser Bewegung ging das sächsische Husaren- u. Uhlanenregiment zu den Verbündeten über. Als aber das preußische Armeecorps unter Bülow sich mit dem Hetman Platow in Verbindung setzte u. so den Halbkreis vollends schloß, avancirten die übrigen Sachsen plötzlich u. 5 Bataillone, 1 Cavallerieregiment, 19 Geschütze u. 2 württembergische Cavallerieregimenter unter General Normann gingen zu den Verbündeten über. Die französische Cavallerie versuchte zwar die Sachsen hieran zu hindern, allein Platow hielt die Franzosen von der Verfolgung ab. Durch diesen Abfall war dieser Punkt entblößt, u. die Franzosen mußten von allen Seiten Truppen heranziehen, um die Lücke wieder zu füllen. Dennoch ging Ney gegen 3 Uhr wieder zum Angriff auf Sellershausen u. Volkmannsdorf über, wurde aber zweimal abgewiesen. Rasch drangen die Verbündeten nun auf diesem Flügel vor u. nahmen Schönefeld, Stünz u. Sellershausen; Napoleon aber, welcher die Schlacht von der Tabaksmühle aus beobachtet hatte, eilte mit einer Division Garde u. 20 Geschützen hinzu u. brachte bei Reudnitz das Gefecht wieder zum Stehen. Die französische Aufstellung zog sich am Abend von Dölitz u. Dösen nach Probstheida, Stötteritz u. von da rückwärts nach Krottendorf, Volkmannsdorf u. Reudnitz, bis dicht an Leipzig heran, während die Alliirten die Linie vorwärts dieser Dörfer einnahmen. Ihr rechter Flügel u. die Mitte hatten bedeutend Terrain gewonnen, der linke nur wenig. Die Lage der Franzosen begann verzweifelt zu werden, sie hatten viel Leute verloren, der Abfall der Sachsen u. Württemberger ließ auch den der übrigen Rheinbundstruppen befürchten, fast die ganze Munition war verfeuert, die Verbündeten waren nordwärts Leipzigs fast bis an die Thore vorgedrungen u. Napoleon mußte fürchten die Rückzugsstraße zu verlieren u. mit dem ganzen Heere gefangen zu werden. Er beschloß daher den Rückzug u. befahl, daß die Truppen in der Nacht möglich still nach u. nach abziehen, Leipzig aber bis zum letzten Moment, um den Rückzug zu decken, vertheidigt werden sollte. Die Verbündeten aber entsendeten das 3. österreichische Corps (Gyulay) noch am Abend nach Pegau, das 1. preußische (York) nach Hallen. Platow über die Pleiße u. Elster, um den Rückzug der Franzosen zu beunruhigen.

Als am 19. Oct. Morgens die Verbündeten bemerkten, daß sich die Franzosen nach Leipzig zurückgezogen hatten, drangen sie rasch vor, warfen die feindliche zum Nachtrab dienende Cavallerie zurück u. stießen erst dicht bei Leipzig wieder auf stärkere[586] feindliche Abtheilungen, indem das 8. Corps (Poniatowski) u. das 11. (Macdonald) die verbarricadirten Vorstädte vertheidigten. Vergebens bat Macdonald um mehrstündigen Waffenstillstand, um die Stadt räumen zu können, vergebens der nach Leipzig geflüchtete König von Sachsen, vereinigt mit dem Magistrat, die Monarchen um Schonung der Stadt. Nach 9 Uhr ritt Napoleon von seinem Hauptquartiere in der Petersvorstadt (Hôtel de Prusse) weg, nach der Stadt zum König von Sachsen, um Abschied zu nehmen; er bot demselben an mit ihm zu gehen, aber der König schlug es aus, indem er das Schicksal seines Landes theilen wollte. Nachdem Napoleon schon nicht ohne Schwierigkeit Leipzig verlassen hatte, eilten alle Franzosen auch aus der Stadt zu kommen, Kanonen u. Wagen verwirrten u. verfuhren sich, u. bald war der ganze Ranstädter Steinweg, welcher allein nach Lützen führt, von einem Gewirr von Fuhrwerkbedeckt. Um 111/2 sprengten die französischen Sappeure die dort über die Elster führende Brücke u. schnitten so gegen 10,000 M., welche sich noch auf dem rechten Elsterufer befanden, ab. Die Artillerie der Verbündeten beschoß nun kurze Zeit von allen Seiten die Stadt. Der Sturm selbst sollte in 4 Colonnen geschehen; die erste Colonne (das Böhmische Heer) sollte von Süden her das Floßthor u. äußere Petersthor stürmen, doch kam es hier zu keinem ernstlichen Sturm; die zweite Colonne (Bennigsen) rückte über Stötteritz an, stürmte das Windmühlen-, Sand- u. Hospitalthor; die dritte Colonne (Nordarmee) stürmte das Wurzner u. Schönfelder Thor u. drang bis an die Esplanade vor. Ein wenig später überwältigte auch die vierte Colonne (Sacken) das Gerberthor. Nach 12 Uhr drangen die Verbündeten durch das Hallische Pförtchen u. zwischen dem Grimmaischen u. Hallischen Thore in die Stadt. Hier fand kein Widerstand mehr Statt; die Franzosen eilten dem Ranstädter Thore zu, fanden aber dort die Brücke gesprengt u. den Ausweg gesperrt. Viele suchten einen Ausweg durch den Richterschen (später Reichenbachschen, jetzt Gerhardschen) Garten, wo eine Nothbrücke geschlagen war, allein diese brach bald unter der Last der Fliehenden; Viele versuchten die Elster zu durchschwimmen, aber die meisten ertranken, so Poniatowski u. Dumoussier. Während dies vor dem Thore geschah, zogen die alliirten Monarchen u. Fürst Schwarzenberg gegen 1 Uhr durch das Grimmaische Thor ein. Noch fielen in den Straßen Schüsse, noch waren Tausende von Franzosen unentwaffnet u. standen zum Theil noch Schildwache; geplündert wurde von den Siegern nicht. Die Franzosen verloren in dieser Schlacht 15,000 Todte, 30,000 Verwundete, 15,000 Gefangene, 300 Kanonen (von denen mindestens 130 auf dem Schlachtfelde erobert worden waren) u. 900 Munitionswagen. Unter den Todten waren Fürst Poniatowski u. 5 Divisionsgenerale, verwundet die Marschälle Ney, Marmont u. Macdonald u. 6 Corpsgenerale, gefangen die Corpscommandeurs Lauriston u. Reynier, 6 Divisions- u. viele Brigadegenerale, so wie der Prinz Emil von Hessen-Darmstadt u. 8 baierische, württembergische u. badensche Generale. Von den Österreichern waren 1 General u. 2500 M. todt, 5 Generale u. 5000 M. verwundet, 1 General (Meerfeldt) u. 1000 M. gefangen; bei den Russen waren 5 Generale u. 3900 M. todt, 7 Generale u. 14,500 M. verwundet, außerdem 2800 M. vermißt; von den Preußen waren 15,400 M., von den Schweden etwa 100 M. todt u. verwundet. Im Ganzen betrug also der Verlust der Verbündeten 21 Generale u. 47,000 M.

E) Operationen nach der Schlacht bei Leipzig, bis an den Rhein. Napoleon nahm mit dem Reste seines Heeres (etwa 90,000 M.), seinen Rückzug in 2 Colonnen über Weißenfels u. Freiburg, von da nach Erfurt, Gotha u. Eisenach, wo er den 25. ankam. Nur York, Bülow u. Platow folgten, Erstere über Schkeuditz u. Halle, Letzter über Zeitz; York holte am 21. Oct. die französische Armee bei Freiburg, wo kurz zuvor der preußische General Henckel von Donnersmarck mehre tausend Gefangene, bes. Österreicher, befreit hatte, ein u. warf den Nachtrab in die Vorstadt hinein. Blücher, welcher unmittelbar hinter York herzog, kam während des Gefechts mit den Corps von Langeron u. Sacken von Weißenfels heran, u. nun wurden die Franzosen von allen Seiten nach der Unstrut hin gedrängt, wobei sie viele Kanonen u. Wagen verloren. Von da umging die Schlesische Armee Erfurt über Langensalza, lieferte den Franzosen ein Nachtrabgefecht am Hörselberge bei Eisenach, während das 4. Corps, welches noch zurück war, über Ruhla entkam. Auch das Hauptheer verfolgte Napoleon in zwei Abtheilungen; die eine zog in 3 Colonnen über Naumburg, Eckartsberga, Weimar (Erfurt rechts u. links umgehend) nach Gotha u. Eisenach; die andere in 2 Colonnen über Zeitz, Eisenberg, Jena, Ichtershausen u. Altenberg nach dem Thüringerwald, welchen sie überschritt. Von Eisenach an wurde die Verfolgung langsamer u. erst am 1. Nov. kamen die Alliirten bei Fulda an. Napoleon hatte unterdessen seinen Rückzug auf der großen Straße fortgesetzt u. stieß am 30. Oct. auf die baierisch-österreichische Armee, welche der baierische General Wrede (30,000 M. Baiern u. 25,000 M. Österreicher stark) nach dem Rieder Vertrage über Landshut, Nördlingen u. Ansbach gegen ihn heranführte. Sie hatte Würzburg, wo der französische General Tharreau sich auf die Festung Marienburg zurückzog, nach lebhafter Beschießung am 26. Oct. besetzt u. war am 28. Oct. in Hanau angelangt. Von hier detachirte Wrede 1 Division Baiern nach Frankfurt u. 1 baierische Division u. 1 österreichische Brigade nach Aschaffenburg, um die linke Flanke des Rückzugs zu bedrohen, so daß er nur noch etwa 36,000 M. bei Hanau hatte. Nachdem die Franzosen am 29. Oct. Langenselboldt mit Sturm genommen hatten, stellte sich Wrede am 30. bei Hanau quer über die Straße so auf, daß Hanau vor der Front besetzt war. Die Kinzig durchschnitt die Stellung. Am Morgen griff Macdonald die baierischen Vorposten an u. warf sie zurück. Beim Ausgang des Lamboywaldes waren 60 österreichische u. baierische Kanonen aufgefahren, welche die Franzosen am Debouchiren hindern sollten. Am Abend ließ Napoleon geschlossene Massen, die alte Garde an der Spitze, hervorbrechen, während Nansouty mit der Cavallerie einen Angriff auf das Centrum Wredes machte, welcher aber abgewiesen wurde, u. Drouot mit 50 Kanonen den linken Flügel der Verbündeten stark beschoß. Letzteres entschied, u. Wrede zog sich auf das linke Kinzigufer zurück. Die Stadt Hanau blieb blos durch Österreicher besetzt; das Heer bezog eine Stellung an der Aschaffenburger Straße. In der Nacht zum 31. Oct. beschossen die Franzosen Hanau u. besetzten es um 8 Uhr Morgens u. griffen nun[587] die Alliirten fortwährend an, den rechten Flügel derselben, welcher bei der Lamboybrücke stand, nach den Ufern des Mains zurückdrängend. Nachmittags um 4 Uhr nahm Wrede die Stadt mit Sturm wieder u. warf die 2 Regimenter Franzosen, welche sie besetzt hielten, nach der Kinzigbrücke zurück. Auf dieser Brücke, welche die Franzosen abbrannten, wurde Wrede verwundet u. Fresnel übernahm nun den Oberbefehl. Der rechte Flügel drängte die Franzosen nach der Lamboybrücke zurück, die Cavallerie setzte über die Kinzig u. verfolgte die sich zurückziehenden Franzosen, deren Hauptgros schon über Wilhelmsbad u. Hochstädt den Rückzug fortsetzte, während sie nur das 4. u. 5. Corps u. die letzte Nachhut (Mortier mit 2 Divisionen Garde) aufnahmen u. dann am Abend gegen Frankfurt abzogen. Dort hatte sich die baierische Division auf Sachsenhausen beschränkt u. vertheidigte die Brücke. Am 2. Nov. gingen die Franzosen, etwa noch 70,000 M. u. 120 Geschütze, über den Rhein zurück; Napoleon eilte nach Paris, Macdonald nach Köln, Victor nach Strasburg, Marmont blieb in Mainz, Kellermann organisirte in Metz die Reserve; die Nachhut ging bis an die Nidda zurück u. Bertrand blieb mit 2 Divisionen (Morand u. Guilleminot) in Hochheim stehen bis zum 9. Nov., wo er von Gyulay daraus vertrieben wurde.

Während dies geschah, war die Schlesische Armee am 1. Nov. aus Fulda von der großen Straße rechts ausgebogen, hatte den 3. Nov. bei Gießen Erholungsquartiere bezogen u. war den 7. gegen Köln weiter gezogen, um Holland zu erobern. Aber zur Blockade von Kassel u. Mainz berufen, kehrte sie nach Kassel um. Die Nordarmee erhielt schon bei Leipzig die Bestimmung Nordwestdeutschland von den Franzosen zu reinigen u. zog gegen Hamburg, das 4. preußische Corps (Tauenzien) blieb zur Einschließung der Elb- u. Oderfestungen zurück, Woronzow u. Winzingerode wendeten sich gegen Hessen, das 3. preußische Corps (Bülow) über Göttingen, Westfalen gegen Holland, die Böhmische Armee, welche Anfangs November am Untermain angekommen war, blieb auf beiden Seiten des Mains in Cantonnirungsquartieren stehen u. blockirte Mainz, bis sie von der Schlesischen Armee dort abgelöst wurde u. an den Oberrhein marschirte, wo sie nebst der Wrede's u. den russischen u. preußischen Garden u. Wittgenstein zwischen Frankfurt u. der schweizerischen Grenze am 18. Nov. cantonnirte. Das 2. preußische Corps (Kleist) lag vor Erfurt. Auf dem Wege gegen Hamburg übernahm Bennigsen, nachdem er den 8. Nov. die Franzosen bei Schönebeck angegriffen u. mit einem Verlust von 5 Kanonen u. 12–1500 Gefangenen nach Magdeburg geworfen hatte, bis zum 10. Dec. die Blockade von Magdeburg, worauf er von Hirschfeld abgelöst wurde u. seinen Weg nach Hamburg fortsetzte. Die drei verbündeten Monarchen waren während dieser Zeit in Frankfurt, auch kamen die Könige von Baiern u. Württemberg u. mehre andere Rheinbundfürsten dahin, welche Napoleon verlassen u. sich den Alliirten angeschlossen hatten; der König von Sachsen war aber von Leipzig aus nach Friedrichsfelde abgeführt u. sein Land unter ein russisches Gouvernement gestellt worden. Sachsen u. die deutschen Länder, welche unter der unmittelbaren Herrschaft Napoleons od. seiner Familie u. seinen Treuen gestanden hatten od. mit demselben alliirt gewesen waren, trugen zur allgemeinen Wehranstalt gegen Napoleon bei u. bildeten ein Ganzes unter der Centralverwaltung einer am 26. Oct. 1813 für alle Länder des ehemaligen Rheinbundes niedergesetzten Commission, an deren Spitze Freiherr von Stein stand, dieselbe sollte dafür sorgen, daß die Kräfte der einzelnen Staaten am vortheilhaftesten für die Alliirten verwendet würden. Seit dem 12. Jan. 1814 kamen auch die eroberten Provinzen jenseit des Rheins hinzu, welche in 3 Provinzen, jede zu 4 Gouvernements, getheilt wurden.

F) Die Ereignisse bei der Nordarmee. Während sich bei der Nordarmee der Kronprinz von Schweden gegen Davoust in Hamburg u. die Dänen wendete, wurden Woronzow, welcher nach dem Abzug des Königs Jerome, am 28. Oct. Kassel besetzt hatte, nebst Winzingerode u. Bülow gegen Holland gesendet. Bülow war den 22. Oct. von Leipzig abmarschirt, hatte sich am 5. Nov. bei Eimbeck mit der von Wittenberg kommenden Brigade Thümen vereinigt u. vor Wesel Borstell zur Blockade zurückgelassen; während Winzingerode Bremen besetzte u. Oldenburg u. Ostfriesland vom Feinde säuberte. Dem Bülowschen Corps weit voran zogen die Vordertruppen unter Oppen, welche am 23. Nov. Doesburg u. am 24. Zütphen eroberten. In Holland war seit der Mitte Novembers Alles im Aufstande gegen die französische Regierung; die wenigen französischen Truppen u. die Douanen zu Utrecht wurden in Regimenter formirt, Amsterdam aber, wo schon am 15. Nov. ein Aufstand ausgebrochen war, wurde am 18. Nov. geräumt. Überall sammelten sich Freiwillige, um sich an die verbündeten Heere anzuschließen, u. als nun auch die vordringenden Preußen die Holländer zu den Waffen riefen, wurde die Bewegung allgemein. Im Haag stellte sich Hogendorp an die Spitze der oranischen Regierung u. der Graf von Styrum-Limburg übernahm den Oberbefehl über das neu zu bildende Heer. Am 21. Nov. erließ die provisorische Regierung ein Einladungsschreiben an den Prinzen Wilhelm von Oranien welcher darauf am 30. Nov. von London in Scheveningen ankam, am 2. Dec. seinen Einzug in Amsterdam hielt u. am 6. Dec. das Volk zu den Waffen rief. Von Doesburg hatte sich Oppen gegen Arnheim gewendet, dessen Besitz für Holland sehr wichtig war u. wohin Macdonald selbst am 28. Nov. 3000 M. Verstärkung geführt hatte. Oppen's Angriff auf das verschanzte Lager mißlang, aber am 29. Nov. stürmte Bülow die Stadt mit 2 Brigaden u. zwang die Franzosen zum Abzug. Ein französischer General war geblieben, ein anderer u. 1000 M. wurden gefangen; die Preußen hatten 500 M. eingebüßt. Am 2. Dec. besetzte Bülow Utrecht, schloß Gorkum ein, nahm am 17. Dec. die Insel u. Stadt Bommel, ferner Crevecoeur. Die Russen unter Benkendorff hatten währenddem Breda u. die Gertruidenburg besetzt; die Engländer von Amsterdam, wo ein Corps von 8000 M. unter Graham gelandet war, Wilmstadt besetzt. Indessen hatte Napoleon 6000 M. Garde nach Antwerpen gesendet; eben dahin zogen sich die übrigen französischen Truppen in Holland u. brachten die dortige Macht auf 16,000 M. Am 20. u. 21. Dec. versuchten von da aus 8000 M. Inf., 800 Reiter u. 30 Kanonen Breda dem General Benkendorff wieder zu nehmen u. beschossen die Stadt lebhaft; als aber eine preußische Brigade von Heusden mit einer englischen Abtheilung zum Entsatz heranrückte, zogen sie sich den 22. nach Antwerpen zurück. Die Engländer schlossen nun Bergen[588] op Zoom ein, Bülow aber streifte bis Nymwegen hin. So kam das Ende des Jahres 1813 heran.

Wallmodens Corps bestand aus dem leichten Corps von Tettenborn (1628 M.), der Russisch-Deutschen Legion (4250 M.), dem Lützowschen Corps (2230 M.), der schwedischen Division Vegesack (4000 M.), 3500 Mecklenburgern u. später noch 3600 M. mecklenburger Landwehr, ferner aus dem Corps des Generals Dörnberg (2450 Hanseaten u. 3000 Hannoveranern) u. den englischen Truppen unter General Gibbs u. Lyon (3538 M.). Das ganze Corps zählte also etwa 28,000 M. Dagegen war das 13. französische Corps (4 Divisionen u. 1 Cavallerieregiment) 20,000 M. stark u. außerdem focht eine dänische Division von 10–11,000 M. für die Franzosen, daher sollte Wallmoden, wenn er durch Übermacht zu sehr gedrängt werde, die Schweden u. Mecklenburger nach Stralsund senden u. mit den Übrigen nach Berlin gehen. Am 17. Aug. griffen 6000 M. die Vorpostenlinie Wallmodens zwischen Mölln u. Lauenburg an; langsam zog sich Tettenborn bis zum 21. Aug. zurück, wo es zwischen 20,000 M. unter Davoust u. Tettenborn (5000 M.) u. Dörnberg zu einem Gefechte kam, wo die Alliirten die Stellung behaupteten. Davoust besetzte nun am 23. Aug. Schwerin u. concentrirte dort 30,000 M., war aber, von den leichten Truppen der Verbündeten rings umstellt, ohne Zufuhr u. Nachrichten. So blieb es ihm unbekannt, daß von Magdeburg u. Wittenberg aus 3 Colonnen unter Girard u. Oudinot gegen Berlin aufbrachen u. daß er die 4. Colonne zu bilden bestimmt war. Er entsendete nur am 25. Aug. Loison gegen die Division Vegesack u. ließ dieselbe nach Wismar u. Rostock drängen. Am 2. Sept. verließ Davoust Schwerin u. zog sich in 2 Colonnen an die Stecknitz zurück; sein Hauptquartier war in Ratzeburg. Die Verbündeten folgten, u. es kam bei Groß-Turow, Zarreuthin u. Mölln zu Arrieregardengefechten, in denen die Franzosen viele Gefangene verloren. In Schönberg trennten sich die Dänen von den Franzosen u. gingen über Lübeck nach Oldeslohe, wo sie, Lübeck besetzt haltend, lagerten. Wallmoden verlegte nun am 6 Sept. sein Hauptquartier nach Dömitz, wo er eine Brücke über die Elbe schlagen u. leichte Truppen auf das linke Elbufer übergehen ließ, um die Verbindung Davousts mit dem Hauptheere zu unterbrechen. Gegen den. 12. Sept. entsendete Davoust die Division Pecheux (8000 M.), die Elbe auf dem linken Ufer aufwärts, um die Besatzung von Magdeburg zu verstärken u. das linke Elbufer von Streifparteien zu säubern. Sogleich ging Wallmoden, Vegesack an der Stecknitz zurücklassend, mit 16,000 M. bei Dömitz auf das linke Elbufer u. schlug am 16. Sept. in einem Gefecht an der Göhrde, unweit Dannenberg, die Division Pecheux gänzlich, so daß nur 2000 M. nach Lübeck entkamen, welche sich später nach Hamburg zurückzogen. 1800 Gefangene waren in die Hände der Verbündeten gefallen, welche ihrerseits über 1000 Todte u. Verwundete hatten. Wallmoden ging nun wieder über die Elbe zurück u. ließ Tettenborn jenseit derselben. Davoust stand bei Ratzeburg, wo am 6. Oct. Wallmoden ihn vergebens durch eine Kanonade zu vertreiben suchte. Dagegen überraschte Tettenborn, von den Lützower Fußjägern begleitet, am 13. Oct. Bremen u. beschoß es; als am 14. Oct. der Commandant Thuillier auf dem Walle blieb, capitulirte die Besatzung, u. Tettenborn besetzte die Stadt am 15. October. Zwar mußte dieselbe am 22. Oct. vor den Franzosen wieder geräumt werden, doch rückten bereits am 26. Oct. aufs Neue Kosacken ein. Jetzt nahte auch der Kronprinz von Schweden u. ging am 24. Nov. bei Boitzenburg über die Elbe; auf dem linken Elbufer rückte der russische General Stroganow gegen Stade vor u. Woronzow besetzte Winsen, so daß das linke Elbufer bis an die Nordsee besetzt u. Oaarburg eingeschlossen war. Auch wurde Stade, nachdem ein Sturm der Russen von der 3000 M. starken Besatzung abgeschlagen war, genommen u. Kuxhafen besetzt. Davoust verließ am 13. Nov. Ratzeburg u. zog sich hinter die Stecknitz zurück, räumte am 2. Dec. sein dortiges Lager u. retirirte bis hinter die Bille u. nach Hamburg. Durch diesen Rückzug trennte er sich von den Dänen, die unter Prinz Friedrich von Hessen bei Oldeslohe standen. Am 4. Dec. ging der Kronprinz in 3 Colonnen über die Stecknitz; Woronzow vertrieb am folgenden Tage die Franzosen aus Bergedorf, u. die schwedische Armee zog gegen Lübeck, um von hier aus nach Holstein vorzudringen, Hamburg ganz einzuschließen u. Davoust zu verhindern sich dorthin zurückzuziehen. Lübeck ergab sich den 5. Dec. mit Capitulation. Die Dänen, welche noch immer nicht an einen feindlichen Einfall glaubten, waren nicht auf den Krieg gerüstet, aber da sie den Feind nahen sahen, rückten sie von Oldeslohe nach Kiel, um nicht in Front u. Flanke zugleich angegriffen zu werden, wendeten sich hier plötzlich gegen Rendsburg, überfielen am 10. Dec. Wallmoden mit 4900 M. in Seestädt, nahmen dies Dorf mit Sturm, machten einen glücklichen Cavallerieangriff u. erzwangen so den Marsch auf der großen Straße nach Rendsburg, wo sich ihr Corps vereinigte; Wallmoden hatte über 1000 Todte u. Verwundete eingebüßt. Der Kronprinz von Schweden schloß am 15. Dec. mit den Dänen einen 14tägigen Waffenstillstand, dem zu Folge das verbündete Heer eine Linie von Husum bis Eckernförde besetzte. Die Festungen Glückstadt u. Friedrichsort waren hiervon ausgeschlossen; u. am 19. Dec. capitulirte Friedrichsort, auch Glückstadt wurde von den Schweden zu Lande eingeschlossen u. zu Wasser durch eine englische Kriegsbrigg bombardirt, in Rendsburg aber 10,000 Dänen unter dem Prinzen Friedrich von Hessen eingeschlossen. In Kiel wurden während der Zeit die Friedensunterhandlungen fortgesetzt u. deshalb der Waffenstillstand bis zum 6. Jan. 1814 verlängert. Am 14. Jan. 1814, nachdem die Feindseligkeiten schon wieder begonnen hatten, wurde der Friede zu Kiel von Dänemark mit Schweden u. England, am 8. Febr. aber mit Rußland zu Hannover unterzeichnet. Dänemark trat ganz Norwegen ab, erhielt aber Schwedisch Pommern als Entschädigung.

G) Blockaden u. Belagerungen vom Waffenstillstande am 4. Junian bis Ende 1813. Als Napoleon Dresden verließ, ließ er das 1. u. 14. Corps (28,000 Mann) unter Gouvion St. Cyr daselbst, in Meißen u. in der Stellung bei Pirna zurück. Aus letzterm Ort wurden die Franzosen den 9. Octbr. verdrängt. Bennigsen, das österreichische Corps von Colloredo u. Bubna blockirten nun Dresden, brachen aber, nachdem sie Gefechte bei Wilsdruf u. Plauen bestanden hatten, den 13. Oct. nach Leipzig auf, u. nur die russischen Corps von Scherbatow u. Tolstoi blieben[589] vor Dresden. Gegen dieses weit schwächere Belagerungscorps unternahm St. Cyr am 17. Octbr. einen Ausfall, in welchem die Russen bis nach Dohna zurückgetrieben wurden, aber dennoch konnte die Besatzung nur wenig Lebensmittel aus der ausgezehrten Gegend nach Dresden schaffen. Am 26. erschien das 4. österreichische Corps unter Klenau vor Dresden, während Chasteler schon früher aus Böhmen herbeigekommen war. Durch ihn wuchs das Blockadeheer auf 45,000 M., u. die Franzosen mußten nun auch die letzten Dörfer außerhalb der Stadt räumen. Nachdem St. Cyr Anfang Novbrs. die Nachricht von Napoleons Rückzug an den Rhein erhalten hatte, beschloß er sich wo möglich nach Torgau u. Magdeburg durchzuschlagen, u. deshalb zogen am 6. Novbr. gegen 12,000 Franzosen u. 200 Wagen mit Tagesanbruch aus Dresden auf der Straße nach Großenhain aus; die Österreicher aber nöthigten sie mit 800 M. Verlust zum Rückzug nach Dresden. Hier stieg nun die Noth auf solche Höhe, daß am 11. Novbr. St. Cyr sich zu einer Capitulation genöthigt sah, welcher zu Folge sein Heer ohne Waffen u. unter der Bedingung in 6 Monaten nicht gegen die Alliirten zu kämpfen nach Frankreich zurückkehren sollte. Schon waren die Franzosen zum Theil nahe am Rhein, St. Cyr selbst in Altenburg, als die Nachricht kam, daß der Fürst Schwarzenberg die Capitulation nicht ratificirt habe, u. sie wurden als Gefangene nach Böhmen u. Ungarn transportirt. Durch die Capitulation von Dresden fielen 1 Marschall, 12 Divisions- u. 20 Brigadegenerale, 35,500 Mann, 94 Feld- u. 151 Festungsgeschütze in die Hände der Verbündeten. – In Danzig war seit dem 16. Jan. 1813 das 10. französische Corps (Rapp), 4 Divisionen, 1 Cavalleriebrigade u. 35,000 M., eingeschlossen. Seit dem Januar bis zum Waffenstillstande schmolzen sie durch Nervenfieber um die Hälfte. Als die Feindseligkeiten wieder begannen, hatte die Garnison die ganze Gegend auf eine Stunde rings um die Stadt herum noch im Besitz, der Prinz Alexander von Württemberg, welcher vor Danzig befehligte, trieb sie am 29. Aug. u. 2. Sept. aus Langfuhr. In der Nacht vom 10. zum 11. Oct. wurden die Schottenhäuser u. einige nahe Verschanzungen genommen, hinter den Schottenhäusern Wurfbatterien angelegt u. die Stadt nun mit Bomben beworfen, wodurch fast jede Nacht Feuer ausbrach, das heftigste in der Nacht zum 2. Novbr., wo über 120 Speicher mit fast allen Magazinen der Besatzung abbrannten. Nachdem die Vorstädte Stolzenberg u. Schidlitz genommen worden waren, wurden am 3. Novbr. die Laufgräben gegen den Bischofsberg eröffnet u. am 17. Novbr. das Feuer gegen denselben begonnen, so daß am 22. Novbr. zwei französische Redouten geräumt werden mußten. Wegen der großen Noth der Einwohner u. Soldaten ging Rapp am 27. Nov. einen Waffenstillstand ein, welchem am 30. die Capitulation folgte. Die Garnison sollte ihr zu Folge am 1. Jan. die Stadt verlassen u. nach Frankreich gebracht werden; aber auch diese Capitulation wurde vom Kaiser Alexander nicht ratificirt, u. die Franzosen u. Neapolitaner wurden kriegsgefangen nach Rußland gebracht, die Polen entlassen u. die Deutschen u. Spanier mit Waffen u. Gepäck nach Hause geschickt. Außer Rapp bestand die Besatzung von Danzig aus 7 Divisions- u. 6 Brigadegeneralen u. 15,100 Mann u. 10,000 Kranken; an Geschützen fand man 1300 Stück. Modlin war von dem General Daendels mit etwa 5000 M. besetzt u. von dem russischen General Kleinmichel seit dem Jan. 1813 eingeschlossen; am 25. Decbr. ergab sich die Garnison (3000 M.) kriegsgefangen. Zamosc, welches seit dem Januar General Radt blockirte, ergab sich den 22. Decbr., 4000 Polen unter General Hauke wurden entlassen. In Stettin befehligte Grandeau 9000 Franzosen u. Holländer, u. der preußische General von Plötz mit Landwehr blockirte; der Platz ergab sich ausgehungert am 21. Novbr. 1813. Grandeau mit 6 Generalen u. 7700 M. waren kriegsgefangen. In Torgau commandirte Narbonne u. nach dessen Tode am 17. Novbr. Dutaillis 12,000 Mann; die Festung wurde zuletzt von den Brigaden Lindenau u. Wobeser unter Tauenzien belagert, vom 3. Novbr. an beschossen u. in der Nacht zum 27. Novbr. die Laufgräben gegen das Fort Zinna eröffnet; am Morgen des 27. begannen 2 Batterien ihr Feuer gegen dasselbe, worauf es in der Nacht zum 11. Decbr. von den Franzosen geräumt wurde. Am 26. Dec. ergab sich die Garnison (10,000 M., wovon aber 4000 in den Hospitälern lagen) kriegsgefangen, aber die Stadt wurde, weil das Lazarethfieber darin grassirte, erst am 10. Jan. 1814 von den Preußen besetzt. Wittenberg hatte am 24. Septbr. Thümen eingeschlossen, die nächsten Dörfer erobert u. am 25. eine Parallele eröffnet u. 3 Batterien angelegt, am 5. Octbr. gelang es den Preußen die Brücken zu sprengen u. dadurch die Communication des Brückenkopfs mit dem rechten Elbufer aufzuheben. Am 12. Octbr. mußte Thümen aber die Belagerung aufheben, da das 4. französische Corps gegen die Stadt anrückte, u. erst am 23. wurde sie durch die preußische Brigade Dobschütz wieder auf beiden Elbufern eingeschlossen. Nach dem Falle Torgau's kam Tauenzien vor Wittenberg, u. in der Nacht zum 29. Decbr. wurde die erste Parallele gegen die Festung eröffnet, am 11. Jan. 1814 eine Breschbatterie vollendet u. am 13. Jan. um Mitternacht die Stadt erstürmt. Das verschanzte Schloß wurde noch einige Stunden vertheidigt; General Lapoype mußte sich aber auf Discretion ergeben; gefangen wurden 12–1500 M.

H) Krieg in Italien bis Ende Decembers 1813. Gleich nach der Schlacht bei Lützen hatte Napoleon den Vicekönig von Italien, Eugen, nach Mailand zurückgeschickt, um dort Rüstungen zu veranstalten, im Fall daß Österreich sich gegen Frankreich erkläre. Ende Juli hatte Eugen schon ein Heer von 8 Divisionen Fußvolk u. 1 Reiterdivision, 40–45,000 M., versammelt, welches er im August in seinem Hauptquartier Udine zusammenzog, u. außerdem Mantua u. Venedig mit Garnison versehen. Ihm gegenüber stand Hiller mit 1 Cavallerie- u. 6 Infanteriedivisionen (50,000 M.); Hauptquartier Pettum. Der Vicekönig, dessen Vorposten an der Drau standen u. Villach besetzt hatten, machte nur zum Schein einige Offensivdemonstrationen; dagegen griff Hiller an, nahm den 23. u. 24. August Villach u. ließ Ende August ganz Kroatien u. alle Häfen des Littorale besetzen. Am 28. August wollte der Vicekönig die Österreicher aus ihrer festen Stellung an der Drau vertreiben, aber diese hatten die Brücken zerstört u. hemmten so sein Vordringen. Villach gerieth hierbei in Brand. Hiller verhielt sich darauf trotz der ernstlichen Gefechte bei Feistritz am 6. Septbr., wa[590] sich die Österreicher, u. bei Weichselburg am 8., wo sich die Franzosen zurückziehen mußten, an der Drau rein defensiv u. hoffte durch das strategische Manöver Radivojewichs, welcher gegen Triest vordrang, den Vicekönig zum Rückzug zu bringen. Zwar wurde Radivojewich den 14. Septbr. in mehren Gefechten von dem Vicekönig geschlagen u. sogar genöthigt Fiume auf zwei Tage wieder zu verlassen, aber nun ging Hiller mit dem rechten Flügel wieder über die Drau, besetzte am 18. Tarvis u. am 24. Krainburg u. nöthigte den General Verdier zum Rückzug über die Sau. Währenddem war der österreichische General Fenner in Südtyrol eingedrungen, aber der italienische Brigadegeneral Bonfanti trieb ihn über Botzen zurück u. schlug ihn am 28. Septbr. bei Brunecken. Aber schon am 3. Octbr. drang Fenner, welcher Verstärkung erhalten hatte, wieder vor, schlug die Italiener bei Percha, besetzte am 4. Brunecken wieder u. erstürmte am 7. die Mühlbacher Klause. Der Vicekönig mußte daher Illyrien gänzlich räumen u. sich mit dem rechten Flügel hinter den Isonzo zurückziehen, während der linke Flügel unter Grenier die Ausgänge des Fellathals vertheidigte. In dieser festen Stellung, welche sich rechts an das Meer lehnte u. durch das Fort Grudo u. die Festung Palma-Nuova gedeckt war, glaubte der Vicekönig sich halten zu können; da aber Baiern durch den Vertrag von Ried zu Frankreichs Gegnern übertrat u. Hiller nun Ende October mit dem größten Theile seines Heeres nach Südtyrol ging, während General Radivojewich mit dem linken Flügel hinter dem Isonzo blieb, zog sich der Vicekönig, von Radivojewich verfolgt, Ende October erst über den Tagliamento, dann über die Etsch zurück. Palma-Nuova wurde von den Österreichern sogleich eingeschlossen. Währenddem kam es auch zwischen den Truppen des rechten österreichischen Flügels u. Grenier zu einigen Gefechten, u. der französische Rückzug war durch den rechten österreichischen Flügel nicht wenig gefährdet. Um sich den Weg nach Verona wieder frei zu machen, ließ Eugen am 26. Octbr. den österreichischen General Eckardt bei Bassano angreifen u. nach einer Reihe von Gefechten bezog die französische Armee am 6. Nov. eine Stellung an der Etsch; das Hauptquartier war Verona. Hiller erließ am 8. Novbr. aus seinem Hauptquartier Trient eine Proclamation, in welcher er den Völkern Italiens die Ereignisse von Leipzig u. Hanau mittheilte u. sie aufforderte sich Napoleons Herrschaft zu entziehen. Eugen hatte die Etschstellung vortheilhaft gewählt; im Rücken durch den Gardasee, durch Peschiera auf der linken, durch Mantua auf der rechten Flanke gedeckt, konnte er sich überall mit überlegener Macht hinwenden u. lieferte der österreichischen Armee mehre Gefechte, bevor sich ihre beiden Flügel vereinigten. Das wichtigste war bei Caldiero, wo der Vicekönig 10,000 Österreicher bis über den Alpon trieb; doch Hiller kam am 16. Novbr. nach Vicenza, vereinigte dort seine beiden Flügel u. versuchte in dem unentschiedenen Gefecht bei St. Michael die Etschposition zu forciren. Später gab es hier nur kleine Gefechte. Unterdessen war die Cavalleriebrigade des Generals Nugent in Triest eingeschifft u. am 14. nahe am Ausflusse des Po gelandet, um im Rücken der Franzosen zu operiren. Die schwach besetzten Forts Volano u. Giro capitulirten sogleich, u. nun besetzte Nugent am 18. Novbr. Ferrara u. streifte bis Rovigo. Eine englische Escadre unter Freemantle schloß indessen Venedig von der Seeseite ein, während zwei österreichische Brigaden es von den Lagunen her blockirten. Gegen Nugent u. zur Verstärkung Pinos, welcher in Bologna eilig Truppen zusammenraffte, schickte der Vicekönig zwei mobile Colonnen ab; deshalb mußte Nugent am 2. Decbr. Ravenna räumen u. sich bei Mesola aufstellen. Von Anfang December an trat zwischen beiden Heeren Waffenruhe ein, welche bis zum Februar 1814 dauerte; während derselben wurde Hiller vom Commando abberufen u. dieses dem Grafen Bellegarde übertragen, welcher am 15. Decbr. in Vicenza eintraf.

IV. Krieg von 1814. A) Politische Verhältnisse zu Anfang dieses Jahres. Anfangs 1814 standen die Heere der Verbündeten am Rhein, die der Briten, Spanier u. Portugiesen an den Pyrenäen auf französischem Boden, Holland war verloren, der Rheinbund war aufgelöst, Napoleons Anhänger waren seine Gegner geworden, der König von Dänemark gezwungen sich gegen Frankreich zu erklären, der König Joachim von Neapel stand in Unterhandlung mit dem Kaiser von Österreich u. schloß am 11. Jan. 1814 ein Bündniß mit demselben ab; die Schweiz erklärte ihre Neutralität u. Napoleon erkannte dieselbe am 14. Dec. 1813 an; die französische Armee war geschlagen u. fast vernichtet. Von Seiten der Verbündeten überschritten 300,000 Mann Frankreichs Grenzen schon im Januar, 80,000 M. standen gegen Italien, 235,000 M. folgten als Reserve od. hatten die Festungen eingeschlossen (jeder Fürst des ehemaligen Rheinbundes stellte fast das Doppelte seines Rheinbundscontingents). Wellington stand mit 120,000 Engländern, Spaniern u. Portugiesen an den Pyrenäen. Napoleon, welcher von der Flucht aus Deutschland am 9. Novbr. in Paris angekommen war, verordnete hiergegen eine Aushebung von 120,000 M. auf das Jahr 1814, von 160,000 M. auf das Jahr 1815 u. am 16. Novbr. noch eine von 300,000 M., wovon die Hälfte sogleich in Thätigkeit gesetzt werden sollte. Bei Wiedereröffnung des Feldzugs befehligte Napoleon 150,000 M., die Garden bei Paris u. Troyes; 2. Corps (Victor) am Oberrhein, 3. Corps (Ney) bei Nancy, 6. Corps (Marmont) an der Mosel u. an den vom Rhein dahin führenden Straßen, 7. Corps (2 Divisionen von Suchets Corps aus Spanien, unter Oudinot), 11. Corps (Macdonald) am Niederrhein u. 4 Cavalleriecorps (Grouchy, Sebastiani, Milhaud, Excelmans); außerdem stand Maison mit dem 1. Corps (20,000 M.) in Belgien, Augereau mit 40,000 M. bei Lyon, Davoust mit 20,000 in Hamburg, Soult mit 60,000 u. Suchet mit 10,000 an den Pyrenäen, der Vicekönig mit 40,000 M. in Italien; so hatte Napoleon seinen Gegnern, mit den 180,000 in den Festungen Deutschlands, Frankreichs u. der Niederlande Zerstreuten, nur 476,500 M. entgegenzusetzen. Von Frankfurt aus schickten die Verbündeten im November den gefangenen Baron St. Aignan an Napoleon u. boten ihm einen Frieden auf die Grundlage der Unabhängigkeit Deutschlands, Italiens, Spaniens u. Hollands an, wogegen ihm Belgien u. das linke Rheinufer verbleiben sollte. Napoleon erklärte sich bereit auf diesen Grundlagen zu unterhandeln u. schlug einen Congreß in Manheim vor, doch zerschlugen sich die weiteren Verhandlungen im December.[591] Unterdessen erkannten die Verbündeten die Neutralität der Schweiz nicht an u. Fürst Schwarzenberg erklärte den 19. Decbr., daß er durch die Schweiz marschiren werde, worauf sich die Schweizer zurückzogen u. am 21. Decbr. begann der Einmarsch der Hauptarmee in die Schweiz.

B) Ereignisse in Frankreich bis Ende Februar. Das Böhmische od. Hauptheer unter Schwarzenberg bestand aus den drei österreichischen Corps Colloredo, Liechtenstein, Gyulay, den Divisionen Liechtenstein u. Bubna, dem 4 (württembergischen) Corps unter dem Kronprinzen von Württemberg, dem 5. (baierischen) Corps unter Wrede, dem 6. Corps (Wittgenstein); als Reserve kam dazu das österreichische Reservecorpsunter dem Erbprinzen von Hessen-Homburg u. die russischpreußischen Garden u. Grenadiere unter Barclay. Dazu stieß noch das 6. Bundescorps (Österreicher, Würzburger, Frankfurter, Hessen) unter Feldmarschall von Hessen-Homburg u. das 8. Bundescorps (Badener) unter Graf Hochberg, außerdem noch 10,000 Württemberger, so daß das Heer 261,560 Mann mit 736 Geschützen betrug. Die Absicht der Verbündeten war, mit dem Hauptheer von der Schweiz aus über Epinal, Chaumont, Bar gegen Troyes u. die Oberseine vorzudringen, während die Schlesische Armee über Metz nach Chaumont u. der Marne operiren sollte. Die Baiern, Württemberger u. Wittgenstein sollten die Verbindung unterhalten. An der Marne u. Seine wollte man sich vereinigen, Napoleon eine Schlacht liefern u. dann nach Umständen handeln u. wo möglich nach Paris gehen. Bubna rückte am 30. Decbr. ohne Widerstand in Genf ein, Gyulay war am 3. Jan. in Mömpelgard, Liechtenstein rückte gegen Besançon vor; andere österreichische Colonnen operirten gegen Auxonne; die österreichische Reserve zog über Schaffhausen, Zürich, Dijon nach Chatillon sur Seine; Bianchi von Basel gegen Bedford; Wrede ging bei Basel über den Rhein, schloß Hüningen ein u. dehnte sich bis Colmar aus, wo er am 3. Jan. sein Hauptquartier nahm; der Kronprinz von Württemberg ging bei Markt, unweit Hüningen, über den Rhein, schloß Neu-Breisach ein u. rückte nach Epinal; Wittgenstein blockirte Kehl, passirte den Rhein bei Fort St. Louis u. zog nach Landau, welchen Platz er einschloß. Am 18. Jan. war ein großer Theil der Hauptarmee bei Langres versammelt, wo Schwarzenberg sein Hauptquartier nahm. Allenthalben hatten sich die Franzosen fechtend zurückgezogen. Am 24. Jan. griffen der Kronprinz von Württemberg u. Gyulay Mortier an, welcher mit etwa 12,000 M., meist Garden, den Paß bei Bar sur Aube vertheidigte. Dieser widerstand den ganzen Tag u. zog sich in der Nacht auf Troyes zurück; am 25. besetzte Gyulay Bar sur Aube. Die Schlesische Armee unter Blücher bestand außer den ursprünglichen drei Corps (York, Langeron u. Sacken) noch aus dem Corps Kleists (welches jedoch noch vor Erfurt stand), dem 4. deutschen Corps (Hessen) u. dem 5. deutschen Corps (Herzog von Koburg), u. die Schlesische Armee zählte zusammen 93,390 M. u. 436 Geschütze; das 4. Corps schloß Luxemburg, das 5. Mainz (beide erst später erscheinend) ein. Am 1. Jan. 1814 ging Sacken bei Manheim, York u. Langeron bei Kaub, St. Priest bei Coblenz über den Rhein u. York rückte gegen Kreuznach, Sacken gegen Kaiserslautern vor, Langeron aber schloß Mainz ein, doch folgte von ihm das 9. russische Infanteriecorps (Olsuwiew) am 6. Jan. dem Schlesischen Heere. Marmont zog sich Anfang Januars nach Metz zurück; Trier war besetzt, Sacken streifte bis Nancy, York beobachtete Luxemburg u. Thionville. Am 17. rückte Blücher mit Sacken in Nancy ein. York hatte indessen Metz, Thionville u. Luxemburg recognoscirt u. kleine Beobachtungscorps davor gelassen. Von Toul aus, welches sich an Sacken ergeben hatte, rückte Blücher in zwei Colonnen vor; die eine, bei welcher er selbst war, kam am 26. in Brienne an; die andere unter Fürst Scherbatow (10,000 M.) fand am 22. die französische Nachhut in Ligny, das sie am 23. besetzte, rückte am 25. nach St. Dizier, ließ dort Lanskoi zurück, um Yorks Corps zu erwarten, welches von St. Mihiel nahte, u. vereinigte sich bei Brienne mit Sacken. Napoleon reiste am 25. von Paris nach Chalons ab, um sich an die Spitze seines Heeres zu stellen. Er wollte die große Armee immer zusammenhalten, u. noch bevor sich die alliirten Armeen vereinigt hatten, auf einzeln marschirende Colonnen fallen, diese durch taktische Manöver schwächen u. dann schnell umwendend Gleiches mit andern versuchen, zugleich aber die äußersten Flügel durch besondere Corps (in Belgien Maison u. in Burgund Augereau) beunruhigen, um von da Entsendungen zum Hauptheer zu hindern, ja vielleicht dieses zu bewegen, dergleichen dahin zu machen, u. im Rücken der Alliirten einen vollständigen Aufstand organisiren. Zuerst wendete er sich gegen das Centrum der Verbündeten, die Baiern u. Wittgensteins Corps, dann gegen Blücher. Am 27. Jan. vertrieben die Franzosen Lanskoi aus St. Dizier, welcher sich nach Joinville auf Wittgensteins Avantgarde zurückzog, u. wendeten sich dann, Scherbalows Corps verfolgend, den 29. nach Brienne. Schwarzenberg war bei der Hauptarmee u. das 5. u. 6. Corps (Wrede u. Wittgenstein) im Marsche nach Joinville. Das 3. u. 4. Corps (Gyulay u. Kronprinz von Württemberg) waren befehligt sich jenseit Bar sur Aube zu vereinigen, um Blücher zu unterstützen. Pahlens Cavallerie war auf der Ebene des Dorfes Maizières aufgestellt, um den Marsch Sackens, welcher eben gegen Brienne zog, zu verbergen. Bei Brienne sollte auf Blüchers Vorschlag Napoleon angegriffen werden; Gyulay, der Kronprinz von Württemberg u. Colloredo wurden nach Trannes geschickt; Sacken, Gyulay u. der Kronprinz sollten das Centrum, Wrede den rechten, Colloredo den linken Flügel bilden; über den rechten Flügel hinaus sollte noch Wittgenstein mit 16,000 M. stehen. Die Alliirten waren 123,000 M., von denen 80,000 zum Schlagen kamen. Napoleons Centrum (1 Division Garde u. das Marmontsche Corps zum Theil) stand bei Brienne, der rechte Flügel unter Gerard u. Duhesme, verstärkt durch Ney, Mortier u. die übrige Garde bei Dienville u. la Rothière; der linke Flügel stand bei dem Dorfe Morvilliers, welches der Rest von Marmont inne hatte. Am 29. Jan. griff Napoleon Brienne an u. nahm nach heftiger Gegenwehr das Schloß. Sowohl Napoleon als Blücher liefen hier Gefahr gefangen zu werden. Blücher zog sich am 30. auf die Höhen von Trannes zurück. Napoleon blieb den 31. unthätig, während die Verbündeten 138,000 M. concentrirten. Am 1. Febr. wollte sich Napoleon zurückziehen, doch Blücher griff ihn an, u. es entspann sich gegen Mittag die Schlacht bei La Rothiere durch einen Angriff des Kronprinzen[592] von Württemberg auf La Gibrie, welches er erst eroberte, dann aber wieder verlor. Sacken trieb die Franzosen bis La Rothière, aber hier entspann sich ein hitziges Reitergefecht, während welchem französisches Fußvolk das Dorf besetzte. Sacken griff es an, Blücher mußte seine Reserve heranziehen, u. erst Nachts um 11 Uhr fiel La Rothière in die Hände der Verbündeten. Unterdessen hatte Wrede den französischen linken Flügel angegriffen, Morvilliers u. Chaumenil genommen u. 25 Kanonen erobert; nicht so gelang es Gyulay mit Dienville. Um Mitternacht zogen sich die Franzosen nach Lesmont zurück, wohin ihnen das 3. u. 4. Corps der großen Armee folgte. Wrede wendete sich nach Roney, um wo möglich Marmont abzuschneiden, was aber nicht gelang; Sacken sollte dem 3. u. 4. Corps folgen. Verln st der Alliirten 6000 Todte u. Verwundete, der Franzosen eben so viel, doch verloren sie noch 73 Kanonen u. 4000 Gefangene. Napoleons natürlicher Rückzug ging auf dem kürzesten Wege nach Paris über Arcis u. Mery; als aber Blücher, welcher bis La Fere Champenoise vorgerückt war, am 4. Febr. erfuhr, daß sich der Kaiser nach Troyes zurückgezogen habe, beschloß er, denselben nicht aufzusuchen, sondern sich gegen Macdonald zu wenden, welcher zu Chalons an der Marne stehen sollte, u. brach am 5. Febr. in zwei Colonnen dahin auf. In der Nacht erhielt indeß Blücher die Nachricht, daß York Chalons durch Capitulation genommen habe u. Macdonald sich auf dem linken Ufer des Flusses nach Epernay zurückziehe, ein kleiner Theil des Corps aber den Weg nach Montmirail eingeschlagen habe. Er beschloß ihm zu folgen. Da sich Macdonald im großen Bogen auf der großen Straße zurückzog, welche bei Epernay auf das rechte Marneufer führt, bei La Ferté sous Jouarre aber wieder auf das linke läuft, so rückte Sacken auf der kleinen Straße nach La Ferté vor, um ihn wo möglich abzuschneiden. Am 9. Febr. stand Sacken bei Montmirail, Olsuwiew bei Champaubert, Kleist zwischen Chalons u. Vertus, Kapzewitsch zwischen Vitry u. Vertus, York in Dormans; Blücher wollte mit Olsuwiew Kleist u. Kapzewitsch abwarten. Die Hauptarmee hatte sich nach veränderter Disposition links gezogen u. selbst Wittgenstein war wieder auf das linke Aubenfer zurückgekehrt, so daß die Schlesische Armee auf dem rechten Ufer derselben vereinzelt war. Napoleon hatte sich am 7. Febr. von Troyes nach Nogent zurückgezogen, hier wendete er sich aber plötzlich links gegen die linke Flanke der Schlesischen Armee, vertrieb den russischen General Carpow, welcher Sezanne u. die linke Flanke Blüchers decken sollte, den 9. Febr. von da u. warf denselben auf Sacken zurück, welcher indessen, ohne das Anrücken vom 3. Corps in seiner Flanke zu vermuthen, seinen Marsch nach La Ferté fortsetzte. Während nun Blücher, hiervon benachrichtigt, am 10. York u. Sacken über Montmirail zurückrief u. Kleist u. Kapzewitsch auf Fére Champenoise dirigirte, erdrückte Napoleon bei Champeaubert u. Bay das Olsuwiewsche Corps; Olsuwiew selbst war gefangen. Napoleon besetzte hierauf Montmirail durch 2 Garde-Reiterdivisionen unter Nansouty u. schnitt also den linken Flügel der Schlesischen Armee ab. Dahin setzten sich Sacken Abends von La Ferté sous Jouarre u. York von Chateau-Thierry aus in Marsch, Kleist u. Kapzewitsch aber wurden nach Bergères zur Deckung von Chalons zurückgeschickt. Am 11. griff Sacken Montmirail an, um sich durchzuschlagen, dies gelang jedoch nicht, obschon er das Dorf Blessines nahm, welches er aber nicht behaupten konnte, u. trat den Rückzug nach Chateau-Thierry an. Zwar erschienen jetzt 2 Brigaden von York, versuchten aber auch vergebens Blessines wieder zu nehmen, u. als die Franzosen l'Epine aux bois eroberten u. Sackens rechten Flügel mit Cavallerie umgingen, setzte dieser den Rückzug nach Chateau-Thierry völlig in der französischen linken Flanke fort. Aber die französische Cavallerie that ihm auf demselben vielen Schaden u. beide Corps verloren zusammen 7000 Mann. Sacken u. York gingen bei Chateau-Thierry über die Marne zurück, wohin ihnen Mortier folgte, Napoleon aber kehrte am 13. gegen Montmirail zurück, wohin Blücher, unbekannt mit Yorks u. Sackens Geschick, mit dem Corps von Kleist u. Kapzewitsch im Marsche war. Ziethen führte am 14. Morgens die Avantgarde u. kam ungehindert bis Joinvilliers, hinter welchem Dorfe die Franzosen aufgestellt waren. Es entspann sich sogleich ein Gefecht, die Preußen besetzten Joinvilliers, aber das 6. französische Corps griff das Dorf an, während Grouchy mit dem 1. Reitercorps die rechte Flanke desselben umging. Marmont eroberte Joinvilliers, u. die Preußen, welche beim Räumen des Dorfes von der französischen Cavallerie im Rücken angegriffen wurden, verloren viele Leute. Unterdessen waren die Hauptcorps herangerückt. Grouchys Reitercorps bemühte sich den rechten Flügel (Kleist) desselben zu umgehen, u. Blücher ließ den Rückzug antreten. Zwischen Champeaubert u. Etoges hatte sich Grouchys Cavallerie, welche wegen der grundlosen Nebenwege die Artillerie zurückgelassen hatte u. den Preußen zuvorgeeilt war, auf beiden Seiten der Landstraße in ihrem Rücken aufgestellt, um den Weichenden den Rückzug zu versperren. Blüchers Heer schlug sich durch u. erreichte glücklich einen schützenden Wald; 6000 M. gingen hierbei verloren. Blücher zog sich nach Chalons zurück, wo er sich am 16. u. 17. mit York u. Sacken vereinigte. Die Schlesische Armee hatte in vier Tagen 35 Kanonen u. 16,000 M. verloren, doch erhielt sie jetzt wieder Verstärkung, da Langeron im Anmarsch war u. auch Kleists zurückgelassene Truppen nach u. nach eintrafen. Napoleon hatte sich indessen rasch wieder rechts gegen das Hauptheer gewendet. Schwarzenberg hatte nämlich am 7. Febr. Troyes besetzt; sein Heer, die Baiern u. Württemberger, u. Wittgenstein bewegten sich die folgenden Tage die Seine abwärts gegen Mery, wo er am 21. Febr. eine Schlacht zu liefern gedachte u. das Schlesische Heer deshalb herbeirief. Schon waren die Hauptquartiere in Pont sur Yonne u. Pont sur Seine, die österreichischen Vortruppen in Fontainebleau, 7 Meilen von Paris, als Schwarzenberg die Niederlage Blüchers erfuhr u. den Rückzug nach Arcis befahl, während Wittgenstein u. Wrede nach Sezanne marschiren sollten, um Blücher Luft zu machen u. die Bewegung der Hauptarmee zu verbergen. Am 17. Febr. wurde Pahlen, welcher Wittgensteins Vorhut befehligte, beim Dorfe Marment, unweit Nangis, von Milhauds u. Kellermanns Reiterei u. 1 Division vom 2. Corps angegriffen u. zur Flucht genöthigt, auf welcher er 2000 M. verlor. Wittgenstein zog sich aber bei Nogent über die Seine zurück. Am 17. wurde auch die Vorhut Wredes unter Hardegg[593] u. 1 Division Vaiern bei Nangis von Gerard angegriffen u. nach Bray zurückgedrängt, so aber die Bewegung gegen Sezanne gänzlich vereitelt. Einen gleichen Angriff sollte Victor am 17. auf den Kronprinzen von Württemberg bei Montereau ausführen, kam jedoch blos bis Salins, weshalb ihm der Kaiser sein Commando abnahm u. dasselbe dem General Gerard übertrug. Der Kronprinz hielt Montereau am 18. Febr. sehr tapfer, befahl aber, als die Württemberger durch das französische Geschütz sehr viel Verlust erlitten, den Rückzug nach Bray, wobei er 3000 M. verlor. An demselben Tage vertrieben die Generale Alix u. Charpentier die Vorhut des ersten österreichischen Corps aus Fontainebleau. Am 21. Februar traf Blücher von Chalons kommend in Mery ein, wohin ihn Schwarzenberg gerufen hatte, fand aber in Folge der veränderten Disposition dort nur noch Wittgenstein, welcher eben das rechte Seineufer verlassen wollte, u. das Heer auf dem Rückzuge gegen Troyes. Er selbst war fest entschlossen dem Rückzuge der großen Armee nicht zu folgen, sondern bei Anglure über die Aube zurückzugehen, unterwegs die Corps von Bülow u. Winzingerode, welche aus den Niederlanden kamen, an sich zu ziehen u. gerade auf Paris zu marschiren. Er meldete dies an die Monarchen u. ging am 24. Febr. über die Aube, worauf sich Marmont, welcher bei Sezanne stand, nach Epernay u. la Ferté sous Jouarre zurückzog, wohin ihm York u. Kleist folgten u. wo er sich mit Mortier vereinigte. Blücher befahl von Epernay aus dem General St. Priest sich bei Vitry aufzustellen u. lud auch Winzingerode ein sich in Meaux mit ihm zu vereinigen. Währenddem Blücher so wieder vorwärts rückte, setzte zwar das Hauptheer, nachdem es Troyes nach lebhaftem Gefecht den 24. geräumt hatte, den Rückzug fort, in Bar sur Aube wurde aber ein Kriegsrath gehalten, wo Blüchers Ansicht unter Beistimmung des Kaisers Alexander durchdrang, sich zwar, wenn der Feind die Hauptarmee dränge, mit ihr bis nach Langres zurückzuziehen, dort aber sich mit den österreichischen Reserven zu vereinigen u. entweder eine Schlacht anzunehmen od. den Angriffskrieg von Neuem zu beginnen; das Schlesische Heer sollte sich aber an der Marne mit Bülow, Winzingerode u. Woronzow vereinigen u. so 100,000 M. stark gegen Paris vorrücken. Schwarzenberg verließ daher am 26. Bar sur Aube, kehrte aber schon den 27., als er Napoleons Wendung gegen Blücher erfahren hatte, zur Offensive zurück. Während der Zeit war am 4. Febr. in Chatillon ein Friedenscongreß versammelt worden, an welchem von österreichischer Seite Graf Stadion, von russischer Graf Rasumowski, von preußischer Wilhelm v. Humboldt, von englischer die Lords Aberdeen, Cathcart u. Stuart u. von französischer Caulaincourt Theil nahmen. Als zu Anfang Febr. die alliirten Heere sich Paris näherten, schlug der französische Abgeordnete einen Waffenstillstand vor, welcher aber nicht angenommen wurde; jetzt da die französischen Waffen wieder im Vortheil waren, erklärte Caulaincourt, daß er keine Instruction habe. Da also wenig Hoffnung auf Frieden vorhanden war, so schlossen Rußland, Österreich, Preußen u. England am 1. März ein neues Schutz- u. Trutzbündniß geg en Frankreich zu Chaumont u. setzten den 10. März als letzten Termin der endlichen Entscheidung Frankreichs fest, welcher auf Caulainco urts Ansuchen bis zum 15. März verlängert wurde. An diesem Tage legte der französische Abgesandte, statt aller Antwort auf die Vorschläge der Verbündeten, einen Gegenentwurf vor, in welchem Napoleon große Forderungen machte, worauf der Cengreß sich auflöste.

C) Weitere Ereignisse bei der Haupt- u. Schlesischen Armee von Ende Februar bis zur Einnahme von Paris. Am 26. Februar erfuhr Napoleon in Troyes Blüchers Marsch gegen die Marne u. wendete sich sogleich wieder gegen ihn, nur das 7. Corps (Oudinot) u. das 11. (Macdonald) blieben gegen das Hauptheer zurück. Zugleich wendete sich aber Schwarzenberg am 27. Februar wieder zur Offensive. Oudinot war zu Bar sur Aube in einer vortheilhaften Stellung stehen geblieben u. hielt diese Stadt stark besetzt. Das Gefecht drehte sich, als die Russen unter Wittgenstein den linken Flügel Marmonts u. dessen Flanke angriffen, bes. um den Besitz des rechten Thalrandes der Aube, von welchem die Russen mehrmals herabgeworfen wurden, u. um das russische Centrum, welches in Gefahr war durchbrochen zu werden, bis Baiern u. Österreicher zu Hülfe kamen. Nachmittags um 4 Uhr entschied endlich die Jägerbrigade Wlastef, welche jenen Thalrand erstieg; ihm folgten rasch mehr Truppen, u. die Franzosen wichen. Jetzt ließ auch Wrede die Stadt Bar sur Aube angreifen, aber die Franzosen vertheidigten sie aufs Äußerste u. räumten sie erst spät. Oudinot zog sich nach Vendoeuvres zurück u. ging bei Doulancourt auf das linke Aubenfer. Er hatte 2000 Todte u. Verwundete u. 800 Gefangene verloren. Weniger glücklich war der Kronprinz von Württemberg bei la Ferté sur Aube gegen Macdonald, dessen Stellung am linken Aubenfer sehr vortheilhaft war. Erst am 28. Februar überschritten der Kronprinz u. Gyulay die Aube, u. Macdonald zog sich nach kurzem Kampfe nach Bar sur Aube zurück Seit dem 25. Februar war Blücher mit der Schlesischen Armee immer gegen die Untermarne in Bewegung. Die Corps von Marmont u. Mortier, welche sich vereinigt hatten, wichen kämpfend vor ihm zurück u. bei Ferté sous Jouarre u. am 1. März bei Lizy an der Marne focht man lebhaft. Am 1. März erhielt Blücher die Nachricht, daß die Corps von Winzingerode u. Bülow, welche eben Soissons belagerten, u. des Herzogs von Weimar unter seine Befehle gestellt worden wären; er beschloß nun diesen entgegen zu gehen u. nach der Vereinigung mit ihnen Napoleon, welcher gegen ihn im Anmarsch war, sich über die Marne nachzuziehen, um ihm dort eine Schlacht zu liefern. Er zog sich am 2. u. 3. März an die Aisne u. wollte auf ihr rechtes Ufer übergehen. Kleist hatte den Nachtrab, wurde aber von Marmont u. Mortier, welche den Ourcq überschritten hatten, lebhaft verfolgt. Während dieser Gefechte traf die Nachricht von der Übergabe Soissons' ein, wohin nun Blücher seinen Weg nahm u. durch welche Stadt er am 3. u. 4. ungestört marschirte. Jetzt waren die 3 preußischen Armeecorps (York, Kleist u. Bülow) vereinigt, sie zählten 40,000 M., die Reste von 120,000 M., welche nach dem Waffenstillstand gebildet u. nach der Leipziger Schlacht schon einmal ergänzt worden waren, u. Blücher befehligte nun wieder 110,000 M. Napoleon war inzwischen am 4. März zu Fismes an der Aisne angelangt u. rief von hier aus das Voll zu den Waffen, welches in[594] der Champagne schon seit den Schlachten bei Champeaubert u. Montmirail ganz insurgirt war. Blücher aber sammelte sein Heer den 6. März auf dem Plateau bei der großen Straße von Soissons nach Laon, 3 Stunden von Soissons, doch sollte Langeron diese Stadt mit 5000 M. besetzt halten. Marmont u. Mortier, welche am 5. März vor Soissons erschienen waren u. sofort die Stadt beschossen u. die Vorstadt von Reims erobert hatten, setzten von da aus am 6. März die Beschießung der Stadt fort, aber nur, um ihren Abzug nach Fismes zu verbergen. Reims war am 5. März vom General Corbineau überfallen u. die schwache Besatzung zu Gefangenen gemacht worden. Am 6. März ging Nap oleon bei Berry au Bac über die Aisne u. besetzte Craonne u. den Wald von Corbeny, wo Tschernyschews Truppen standen, welche aber zurückgetrieben wurden, u. am 7. kam es zu Craonne zwischen Napoleon u. den Corps von Winzingerode u. Sacken zu einer Schlacht, in welcher die Russen nach tapferm Widerstande u. einem Verlust von 5000 M. zum Rückzuge nach Laon genöthigt wurden. Auch die Franzosen hatten 8000 M. verloren, Victor (welcher jetzt eine Gardeabtheilung befehligte) u. Gronchy wurden verwundet. Am 8. März stand die Schlesische Armee bei Laon, Winzingerode (rechter Flügel) lehnte sich rechts an das Dorf Thierrat, links an die Felsen von Laon; Bülow sollte die Stadt vertheidigen, Langeron u. Sacken standen hinter den Felsen von Laon bei St. Marcel als Reserve; das 1. u. 2. preußische Corps (linker Flügel) lehnte sich rechts an das Dorf Athis 4000 Schritt von den Felsen von Laon; die Besatzung von Soissons stieß am Morgen des 9. März zur Armee, General St. Priest war mit etwa 5000 Russen u. Preußen nach Reims detachirt, das ganze Heer zählte 104,000 M., von denen 60,000 zum Kampfe kamen. In der Nacht zum 9. März wurden die Vorposten unter Tschernyschew von Napoleon, welcher die Stadt durch Überrumpelung nehmen wollte, zurückgedrängt. Am Morgen nahm Ney (linker Flügel) das Dorf Semilly am Fuße des Berges, auf welchem Laon liegt. Als der Nebel um 11 Uhr fiel, sah man die Franzosen im Besitz der Dörfer Etouvelle u. Chivy, sich gegen Leully ausdehnen u. zu Mittag die Corps von Marmont u. Mortiers (rechter Flügel) auf der Straße von Berry au Bac vorrücken. Da die beiden französischen Flügel noch sehr weit von einander getrennt waren, glaubte Blücher mit seinem linken Flügel (1. u. 2. preußische Corps) einen Hauptschlag gegen Marmont u. Mortier führen zu können, u. um die Aufmerksamkeit der Franzosen abzulenken, umging eine russische Cavallerieabtheilung unter Wasiltschikow den linken Flügel derselben. Diese Täuschung gelang, u. Ney entsendete Truppen mit Artillerie gegen denselben; Oppen nahm aber das Dorf Leully u. verhinderte so die Verbindung der beiden französischen Flügel. Nachmittags kämpfte man auf dem verbündeten linken Flügel um das brennende Dorf Athis. Als Mortier u. Marmont beim Dunkelwerden ihre Truppen eben in die Bivouaks rücken ließen, rückten die Angriffscolonnen vom 1. u. 2. preußischen Corps, um jenen Angriff auszuführen, in tiefer Stille an, überraschten die Franzosen u. warfen dieselben nach kurzem Widerstande in Unordnung nach Fetieux. Die Nationalgarden von Marmonts Corps flohen über die Aisne u. wurden erst bei Fismes aufgehalten. Napoleon hatte sich während der Zeit in Chanignon, hinter seinem linken Flügel, befunden, u. um ihm einen etwaigen Rückzug nach Soissons abzuschneiden, ließ Blücher das Corps von Sacken u. Langeron auf dem Plateau von Craonne. Napoleon blieb indeß bei Laon stehen, um Blücher abzuhalten die geschlagenen Marschälle zu verfolgen. Da am Morgen des 9. März ein Angriff auf Clacy mißlang u. Napoleon selbst Laon wieder angriff, so erhielten die entsendeten Corps schnell Befehl zur Rückkehr, bevor sie aber ankamen, hatte sich Napoleon in der Nacht schon nach Soissons zurückgezogen. Verlust der Franzosen 9000 M. u. 46 Kanonen, der Verbündeten 2000 M. Am 11. folgten ihm Sacken gegen Soissons, York u. Kleist zogen nach Berry au Bac, Bülow über die Oise nach Noyon zu, Langeron nach la Fére, Winzingerode allein blieb bei Laon stehen.

Konnten während dieser Vorgänge die weit schwächern 2. u. 7. französischen Corps nichts gegen das alliirte Hauptheer unternehmen, so gewann dagegen der Aufstand in Lothringen u. Elsaß, von den Festungen unterstützt, einen immer ernsthaftern Charakter. Vom 13. bis 18. März concentrirte sich das Hauptheer an der Aube u. beschloß hier den von Laon anrückenden Napoleon zu erwarten. Dieser hatte nur Mortiers schwaches Corps der Schlesischen Armee gegenüber in Soissons stehen lassen u. nahte in 4 Colonnen. Unterwegs erhielt Napoleon die Nachricht, daß Reims von St. Priest u. der preußischen Brigade Jagow erobert sei; er marschirte sogleich dahin, um durch ein glückliches Gefecht den Muth seiner Truppen wieder zu beleben. Am 13. März griff er die Stellung vor Reims an, u. St. Priest wurde geschlagen. Der Rückzug ging durch einen Engpaß; hier stellte sich Jagow mit 3 preußischen Bataillonen auf u. verhütete durch tapfern Widerstand den gänzlichen Untergang des St. Priestschen Corps, welches nach einem Verluste von 5000 M. nach Berry au Bac abzog, aber Reims durch einige Bataillone unter dem russischen General Bistram besetzt hielt, welcher sich dort so tapfer hielt, daß in der Nacht Napoleon demselben freien Rückzug anbieten ließ, welchen er auch annahm, worauf Reims am 14. März früh von Napoleon besetzt wurde. Er zog nun aus Mezières einige Verstärkungen an sich u. brach am 17. März gegen Arcis sur Aube auf, ging am 19. März bei Plancy über die Aube u. rückte in 2 Colonnen an; die schwächere schlug die Straße nach Merry ein, er selbst ging mit der stärkern nach Arcis, wo er am 20. März die große alliirte Armee sich gegenüber fand. Er hatte dem Schlesischen Heere einige Märsche abgewonnen u. hoffte das Hauptheer in seiner rechten Flanke zu überfallen, die Linie an der Aube zu durchbrechen, die an der Seine stehenden Corps abzuschneiden, einzeln zu schlagen u. so die Champagne zu befreien. Doch schon hatte Schwarzenberg das 3., 4. u. 6. Corps, Troyes besetzt haltend, an sich gezogen u. eröffnete gegen 1 Uhr Mittag die Schlacht bei Arcis sur Aube durch einen Reiterangriff des russischen Generals Kaisarow, u. darauf griff die österreichische Brigade Volkmann Groß-Torcy u. Arcis an. Da dieser nicht gelang, so schickte Wrede Verstärkung, aber so tapfer die Baiern u. Österreicher auch anstürmten, alle ihre Angriffe wurden durch die französische Garde zurückgeworfen. Jetzt rückte der Kronprinz von Württemberg mit dem linken Flügel (3., 4. u. 6. [595] Corps) gegen den rechten französischen heran, traf aber auf keinen Feind, da sich Napoleon näher an Arcis herangezogen hatte, u. blieb 2 Meilen vom eigentlichen Schlachtfelde. Auf dem linken französischen Flügel dauerte aber das Gefecht bis Mitternacht fort. Arcis gerieth in Flammen, Napoleon behauptete seine Stellung, ohne jedoch vordringen zu können; beide Heere lagerten auf dem Schlachtfelde. Am Morgen des 21. März stand die französische Armee vor Arcis dicht zusammengezogen, eben so concentrirt Schwarzenberg ihm gegenüber, da löste plötzlich die französische Schlachtlinie sich auf u. ging über die Aube zurück, nur das 7. Infanteriecorps u. 2 Divisionen des 2. Cavalleriecorps blieben zurück, um den Marsch des Heeres zu decken. Verlust der Alliirten u. Franzosen jedes 3500 M., der Franzosen außerdem 2500 Gefangene u. 7 Kanonen. Napoleons Lage war nun, als er Schwarzenberg nicht überwältigen konnte, sehr schwierig, denn er war mit 70,000 M. zwischen 2 Heeren, von denen jedes ihm überlegen war, u. mußte fürchten, daß Blücher, die schwachen Corps von Mortier u. Marmont erdrückend, in seinem Rücken erscheine. Daher wollte er über Vitry nach St. Dizier marschiren, sich dort mit den Besatzungen der Festungen verstärken, den Aufstand des Volks unterstützen u. die verbündeten Heere von Paris ab u. sich nachziehen. Als Fürst Schwarzenberg diesen Abzug sah, sendete er das 5. Corps bei Lesmont über die Aube u. ließ gegen Mittag den Kronprinzen von Württemberg mit dem 3., 4. u. 6. Corps das 7. französische, welches noch bei Arcis stand, angreifen. Die Franzosen wichen zurück, behielten aber Arcis noch den ganzen folgenden Tag besetzt u. zogen erst in der Nacht zum 23. März nach Vitry ab.

Am 23. März wurde in einem großen Kriegsrath zu Pougy beschlossen die bisherige Communicationslinie aufzugeben, sich mit dem Schlesischen Heere zu vereinigen, in des Feindes Rücken u. Flanken zu manövriren u. der Hauptarmee eine Communication durch die Niederlande zu eröffnen. In Folge dieses Beschlusses trat die Armee noch an demselben Tage den Marsch nach Chalons sur Marne an. Blücher hatte sich indessen durch die französischen Bewegungen zu der Meinung verleiten lassen, daß Napoleon ihn mit der Hauptarmee nochmals angreifen wolle, er concentrirte daher sein Heer bei Laon u. verlor mehre Tage, dann noch einige mit Brückenschlagen über die Aisne u. ließ dann den 21. u. 22. Winzingerode nach Chateau Thierry folgen. Von da wurde Letzter mit 8000 Reitern entsendet, um Nachrichten von Napoleons Heere einzuziehen, u. durch ihn erfuhr Blücher aus einem aufgefangenen Briefe Napoleons an die Kaiserin, daß dieser durch seinen Marsch nach Lothringen die Feinde von Paris wegmanövriren wollte. Blücher befahl nun dem General Bülow Soissons wegzunehmen, ließ Kleist u. York Marmont folgen u. brach am 23. März mit dem Hauptcorps über Reims nach Chalons auf, wo er am 24. März ankam. Hier erhielt er die Nachricht von dem Beschluß blos Winzingerode Napoleon folgen zu lassen u. mit der Haupt- u. Schlesischen Armee gegen Paris zu marschiren. Der Kaiser Alexander, der König von Preußen u. Schwarzenberg waren in Vitry, der Kaiser Franz aber hatte sich von Bar sur Aube nach Dijon begeben, Indem Blücher die auf diese Vereinigung Bezug habenden Bewegungen einleitete, erfuhr er, daß Marmont von Chateau Thierry über Montmirail nach Sezanne marschire, um sich mit Napoleon zu vereinigen, u. rückte sogleich nach der Gegend, wo er Marmont vermuthete, fand ihn aber nicht, denn dessen Avantgarde war schon auf das 4. u. 5. Corps des Hauptheeres gestoßen u. auf dem Rückzug gegen Sezanne, statt dessen bemerkte aber General Korff, welcher Marmont zu suchen ausgeschickt war, am 25. März früh 2 Divisionen Infanterie (Pactod u. Aimée), welche einen Wagentransport zur großen Armee convoyirten, sie wurden theils niedergehauen, theils gefangen. Marmont selbst entkam über Sezanne u. erreichte den 29. März auf Umwegen Paris.

Der Montmartre vor Paris war einigermaßen verschanzt u. mit 30 Kanonen besetzt; die Höhen von Belleville u. jener Berg bildeten gewissermaßen 2 Bastionen, die Vorstädte Vilette u. la Chapelle lagen in der Umschließung u. der Ourcqkanal bildete einen nassen Graben vor demselben. In dieser Stellung hatten Mortier u. Marmont 30–35,000 M. versammelt, da sie durch die Garnison von Paris unter Vincent u. die Depots von 70 Bataillonen unter Compans verstärkt wurden. Die Alliirten hatten zum Angriff auf den 30. März die Corps von Gyulay, Kronprinz von Württemberg, Wittgenstein, die Grenadiere u. Garden, Blücher mit den Corps von York, Kleist, Langeron u. das Fußvolk von Winzingerode, zusammen 100–110,000 M. gegen dieselben. Das Hauptheer sollte die Höhen von Belleville u. Romainville, das Schlesische Heer aber den Montmartre stürmen. Blücher erhielt jedoch die Disposition zu spät, konnte erst um 11 Uhr erscheinen u. fand Pantin fast erobert. Eine heftige Kanonade entspann sich nun, wobei der Schlesischen Armee viel Geschütz demontirt wurde, auch griffen die Preußen das Vorwerk le Rouvoix an. Mittlerweile zog das Hauptheer auf den Höhen von Bellevjlle heran u. eine preußische Gardebrigade rückte hinter Pantin, wo die Reserven standen, vor, nahm eine französische Batterie u. trieb die zwischen dem Kanal u. den Höhen befindlichen Franzosen in die Barriere von Paris od. nach la Vilette zurück. Auch das 1. u. 2. preußische Corps waren im Vorrücken, u. nachdem ein Angriff der Franzosen abgewiesen worden war, wurden die französischen Tirailleurs hinter die Barrieren von Paris zurückgeworfen. Auf dem linken Flügel hörte jetzt das Feuern auf, u. es kam die Nachricht, daß die verbündeten Monarchen einen Waffenstillstand auf 2 Stunden bewilligt hätten, gerade als Langeron mit 10 Infanterieregimentern auf der halben Höhe des Montmartre angekommen war. Er hielt aber nicht inne, sondern stieg vollends hinauf u. eroberte 29 Kanonen. Die Preußen unter York u. Kleist hatten zu gleicher Zeit La Chapelle genommen. Die Capitulation von Paris wurde nun geschlossen, u. am 31. März 1814 hielten der Kaiser von Rußland u. der König von Preußen in Paris ihren Einzug. Sogleich wurde hier von den Siegern die Restitution der Bourbons u. die Absetzung Napoleons proclamirt u. eine provisorische Regierung bis zur Ankunft Ludwigs XVIII. od. seiner Stellvertreter eingesetzt. Während sich dies begab, war Napoleon am 22. u. 23. März var Vitry erschienen, hatte diesen Ort vergeblich aufgefordert u. dann seinen Marsch nach St. Dizier u. seine Vorhut noch weiter fortgesetzt. Plötzlich kehrte[596] er aber um u. fiel am 27. März unweit St. Dizi er auf den General Winzingerode u. schlug denselben, welcher sich von St. Dizier nach Bar le Duc u. Chalons zurückzog. Am 28. März griff Napoleon den Prinzen Biron von Kurland, welcher in Nancy die Reconvalescenten u. nachkommenden Truppen gesammelt hatte, an u. erfuhr hier den Marsch der Alliirten nach Paris; er dirigirte sein Heer schnell über Troyes u. Fontainebleau dahin u. eilte ihm voraus, so daß er am 80. März bei Essonne ankam. Hier kehrte er, als er den Kanonendonner auf dem Montmartre vernahm, nach Fontainebleau zurück, um seine Armee abzuwarten, welche den 4. u. 5. April ankam. Indeß nachdem Marmont sich den Beschlüssen der provisorischen Regierung gefügt u. sein Corps von dem Heer des entsetzten Kaisers getrennt hatte, folgten ihm die übrigen Marschälle, Generale u. Truppen nach, u. Napoleon, welcher den Muth verloren hatte, unterzeichnete, da auch seine Treuesten abfielen u. nur ein Theil der Garde ihm blieb, am 12. April seine Thronentsagung. Er behielt den Kaisertitel, die Souveränetät von Elba u. ein Jahrgehalt von 2 Millionen Franken u. begab sich unter Begleitung von 4 Commissärs, mit 400 M. seiner alten Garde nach Frejus, wo er sich den 28. April nach Elba einschiffte.

D) Ereignisse im südöstlichen Frankreich. Als General Bubna am 30. Decbr. 1813 Genf mit dem österreichischen äußersten linken Flügel besetzt hatte, schickte er Abtheilungen voraus, um sich der Juraübergänge zu versichern. Fort l'Ecluse u. Fort Joux capitulirten, u. nachdem der französische General Desaix mit 6000 M. von Zechmeister am 18. Januar bei Rumilly geschlagen worden war, wurden Aix u. Chambery besetzt. Bubna war indessen gegen das schwachbesetzte Lyon vorgerückt, Augereau aber, in die Dauphiné entsendet, um dort eine französische Südarmee zu sammeln, hatte bereits 15,000 M. zum Theil alte Truppen aus Spanien zusammen, aus den Fabrikarbeitern Lyons bildete er Bataillone u. zog zugleich die Nationalgarde der Umgegend zusammen, worauf Bubna hinter den Ain u. nach 2 Gefechten bei Chambery mit den Generalen Desaix u. Marchand weiter nach Genf zurückging, um dort die anrückenden Verstärkungen abzuwarten. Auf die Nachricht nämlich, daß Augereau in Lyon ein Heer bilde, sendete Schwarzenberg das 1. österreichische Corps (Colloredo), einen Theil des 2. (Liechtenstein), die Grenadierdivision Bianchi u. das 6. deutsche Bundescorps u. die neugebildete Österreichisch-deutsche Legion dahin ab. Die 50,000 M. starke Südarmee befehligte der Prinz von Hessen-Homburg; der Überrest des 2. österreichischen Corps hatte Besançon eingeschlossen. Ende Februar u. Anfang März umspannte Augereau, nachdem Fort l'Ecluse wieder in französische Hände gefallen war, Genf von der Südseite durch die Generale Serrant u. Marchand immer mehr u. mehr u. setzte sich selbst gegen die Franche Comte in Marsch, um Besançon zu entsetzen. Als der Prinz von Hessen-Homburg gegen ihn rückte, zog er sich bei dem Anmarsche dieser zahlreichen Armee gegen Lyon zurück u. berief den General Marchand von Genf zu sich. Am 11. März vereinigte sich Bubna mit dem General Wimpfen, welcher die Mitte der Südarmee führte, ungeachtet die Franzosen dies durch einen Angriff auf den General Scheither bei Maison blanche zu hindern suchten, u. am 16. März war die ganze Südarmee bei Macon versammelt. Am 18. März kam es bei St. Georges zu einem Gefechte, in welchem Augereau durch ein Manöver Bianchis, welcher ihn in der Fronte festhielt, während eine seiner Divisionen die linke französische Flanke umging, zum Rückzug nach les Echelles u. am 20. März auf die Höhen vor Lyon genöthigt wurde; aber die Österreicher folgten ihm schnell, griffen ihn an u. zwangen ihn in der Nacht vom 20. zum 21. März zum Rückzug nach Vienne, u. Lyon fiel nun den 21. in die Hände der Österreicher, welche in allen Gefechten vom 17. bis 20. März 2900 M. verloren hatten. Nun wurde auch Genf blockirt u. die Verfolgung Augereaus über Vienne u. Annonay bis gegen Grenoble fortgesetzt, hier erhielt der Prinz von Hessen-Homburg am 7. April die Nachricht von den Vorgängen in Paris, worauf am 11. April auch hier ein Waffenstillstand geschlossen wurde.

E) Vorfälle in den Niederlanden vom Anfang Januar bis zum Waffenstillstand vom 12. April. Anfangs 1814 hatte Napoleon Macdonald aus den Niederlanden zurückberufen u. übertrug Maison die fernere Vertheidigung. Dieser verproviantirte Bergen op Zoom, Fort Lillo, Lieskenshoeck, Vließingen u. Tervere u. bezog mit 15,000 Mann eine Stellung zwischen Hoogstraten, Loenhut u. Westwesel. 3000 Mann deckten Antwerpen u. bei Venloo standen etwa 7000 Mann. Da im Anfang des Januar ein starker Eisgang die Brücken über die Waal u. Maas zerstörte u. Winzingerode am Rheinübergang hinderte, so wurde Bülow für seine linke Flanke, welche Macdonald bedrohte, besorgt u. griff, nachdem er durch ein leichtes, gegen Venloo entsendetes Corps die Verbindung zwischen dem rechten Flügel des 1. französischen Corps u. Macdonald unterbrochen hatte, am 11. Jan. die Stellung bei Hoogstraten an, warf in zwei Colonnen die Franzosen nach Westmalle zurück u. drückte am 12. u. 13. den Feind bis unter die Wälle Antwerpens zurück. Bülow zu schwach eine förmliche Belagerung einzuleiten, zog sich nach Breda zurück, um die Unternehmungen auf die Festungen Gorkum u. Herzogenbusch zu decken u. um das dritte Bundescorps abzuwarten. Die Engländer zogen sich über Rosendaal nach Bergen op Zoom zurück u. schlossen diese Festung ein. Winzingerode hatte nach langem Zögern am 13. Jan. mit seiner Vorhut bei Düsseldorf den Rhein passirt u. zog nun Macdonald, welcher auf Namur u. Chalons zurückging, zögernd über Aachen, Lüttich, Namur bis Avesnes nach. Von hier wendete er sich nach Epernay, wo er zur Deckung der großen Straße von Chalons u. zur Beobachtung der Marne stehen blieb, bis er sich mit der Schlesischen Armee vereinigte. Nach dem Rückzuge Macdonalds konnte Maison seine Stellung bei Löwen, Mecheln u. Lier nicht mehr behaupten, sondern zog sich nach Brüssel u. Hall. Nachdem am 26. Jan. Herzogenbusch von Hohe genommen u. das Hellwigsche Streifcorps am 29. Jan. in Brüssel eingezogen war, brach auch am 30. Jan. Bülow von Breda gegen Antwerpen auf, seinen linken Flügel durch Borstell gegen Mecheln u. den Dyle, wo Maison stand, wieder sichernd. Aber am 6. Febr. zog Bülow von da mit zwei Brigaden über Brüssel, Mons nach Laon, wo er am 24. Febr. eintraf u. Cantonnirungsquartiere bezog; Borstell blieb mit 9500 Mann unter den Befehlen des Herzogs von Weimar, welcher am 7. Febr. in Brüssel sein Hauptquartier[597] nahm, in den Niederlanden stehen. Der Herzog, vorerst zu ernstlichen Unternehmungen zu schwach, begnügte sich die Niederlande gegen das 1. französische Corps, welches sich zwischen Lille, Ypern, Douai, Valenciennes, Condé u. Mäubeuge bewegte, zu decken u. die Garnison von Antwerpen im Zaum zu halten, u. ließ zu diesem Zwecke die Sachsen eine Position zwischen Ath, Mons u. Senze beziehen. Am 15. Febr. wurde Tournay u. Courtray besetzt u. am 20. Febr. capitulirte Gorkum, u. nun marschirte die preußische Brigade Zielinski erst vor Mastricht, dann ihrem Corps nach. Der russische Oberst Geismar u. der preußische Major Hellwig machten zu dieser Zeit mehre Streifzüge, überfielen Depots u. machten Gefangene; der Letztere wurde aber am 22. Febr. von Ypern nach Courtray u. von da nach Oudenaarde zurückgetrieben, u. am 24. Febr. besetzte Maison Courtray wieder u. machte Miene nach Gent vorzudringen, da indessen die Anhalt-thüringische Brigade (etwa 5000 Mann stark) unter Prinz Paul von Württemberg, welche am 26. Febr. in Brüssel angekommen war, nach Alost u. Termonde geschickt wurde, so kehrte Maison nach Courtray zurück. Am 1. März unternahm Hobe eine Recognoscirung von Tournay aus nach Courtray, rückte nach einem hitzigen Gefechte mit einer aus Lille kommenden Abtheilung Franzosen am 2. März bis vor Courtray, fand aber hier am 3. März ernsten Widerstand, indem Maison mit 4000 Mann u. 18 Kanonen Lille verlassen hatte, um die Verbündeten zu allarmiren. Hobe zog nun nach Oudenaarde, wurde hier von Maison am 5. März erfolglos angegriffen u. bestand am 7. März ein bedeutendes Gefecht bei Courtray, in Folge dessen Maison diese Stadt räumte u. sich nach Lille zurückzog. Mit den Bewegungen Maisons übereinstimmend, hatte die Garnison von Antwerpen einen Ausfall auf das linke Scheldeufer unternommen u. war bis Lokeren auf dem halben Weg nach Gent vorgedrungen, kehrte aber auf die Nachricht, daß Maison sich nach Lille zurückgezogen habe, wieder um. Die Festung Bergen op Zoom war von dem englischen General Graham eingeschlossen, welcher in der Nacht zum 9. März eine Überrumpelung versuchte, die vollständig mißlang, 1 General u. 300 Mann waren geblieben, 2 Generäle u. 2000 Mann wurden gefangen. Auch von Condé, Philippeville, Maubeuge u. Ostende aus machten die Franzosen Ausfälle, der von Antwerpen am 17. März wurde abgewiesen. Am 12. März traf Thielmann mit 7000 Mann sächsischer Landwehr in Brüssel ein u. verstärkte so das 3. Armeecorps bis auf 19,500 Mann. Borstell u. der Herzog von Weimar konnte nun, die Streifcorps mitgerechnet, über 28,000 Mann verfügen. Mit diesen wollte er Maubeuge überfallen, berannte diesen Platz den 21. März, nahm das dortige verschanzte Lager u. beschoß die Stadt, verwandelte aber später die Belagerung in eine Blockade. Maison benutzte aber seine Abwesenheit, um aus Lille einen Ausfall gegen Courtray zu machen, während Carnot von Antwerpen Truppen nach Gent entsendete. Dort vereinigten sich beide Garnisonen zu einem Corps von 13,000 Mann mit 36 Kanonen. Thielmann besetzte, um Maison den Rückzug abzuschneiden, Courtray mit 5000 Mann, kehrte aber am 27. März vor der Übermacht der Franzosen nach Tournayzurück, um von Oudenaarde Verstärkungen an sich zu ziehen. Um einem etwaigen Angriff Maisons auf Brüssel vorzubeugen, sammelte der Herzog von Weimar am 30. März bei Alost 7000 Mann u. 30 Kanonen, wozu noch 3000 Mann unter Wallmoden kamen, welcher unter den Befehlen des Kronprinzen von Schweden bei Löwen stand, u. wollte mit diesem Corps Maison in der Front angreifen, während Thielmann mit 9000 Mann denselben in der Flanke von Oudenaarde aus bedrohen sollte. Maison wollte aber nicht nach Brüssel vorrücken, sondern trat am 30. März den Rückzug von Gent nach Courtray an. Hier traf er am 31. mit Thielmann zusammen, welcher sich mit ihm in ein Gefecht einließ, welches er erst am Abend abbrechen konnte u. worin er 600 Mann verlor. Maison suchte nun Tournay zu nehmen, welches von dem weimarischen Oberst Egloffstein mit drei Bataillonen vertheidigt wurde, mußte sich aber nach mehren Stürmen nach Lille zurückziehen. Am 4. April kam die Nachricht von der Einnahme von Paris in Brüssel an, u. am 9. April wurde eine Übereinkunft zwischen beiden Theilen getroffen, welcher am 12. April ein Waffenstillstand folgte. Der Kronprinz von Schweden hatte während der Zeit unthätig Anfangs bei Köln u. dann bei Lüttich gelegen.

F) Krieg in Italien. Im Decbr. 1813 u. im Jan. 1814 standen der Vicekönig von Italien in u. bei Verona u. die Österreicher unter Bellegarde bei Vicenza einander ruhig gegenüber. Die Österreicher harrten nämlich auf eine Flankenbewegung des Königs von Neapel, welcher schon seit dem November mit ihnen u. den Engländern in Unterhandlung stand, die Mark Ancona mit einer Division besetzte, die andere bei Florenz organisirte u. am 11. Jan. 1814 Frieden mit den Verbündeten schloß, worin ihm seine Staaten garantirt wurden, er dagegen mit 30,000 Mann gegen den Vicekönig zu wirken versprach. Am 15. Jan. besetzten die Neapolitaner Rom u. rückten am 1. Febr. bis Bologna vor, worauf der Vicekönig sich am 3. Febr. gegen Mantua u. Vallegio zurückzog. Die österreichische Vorhut folgte ihm rasch, bestand am 4. Febr. ein Gefecht mit seinem Nachtrab bei Villafranca u. traf nun alle Anstalten zum Übergang über den Mincio: als der Vicekönig, um die Österreicher auf dem Marsche zu überraschen, plötzlich umkehrte u. Bellegarde am 8. Febr. zu der Schlacht am Mincio (eigentlich eine Reihe von mehren, von einander fast unabhängigen Gefechten an beiden Ufern des Mincio) nöthigte, von welcher sich beide Theile den Sieg zuschrieben. Beide Heere gingen am 9. in ihre frühere Stellung zurück. Die Österreicher hatten indessen viel Verlust erlitten u. ihre Bewegungen wurden auf lange Zeit gelähmt, auch ein neuer Versuch am 10. Febr. mit 10,000 Mann über die Brücke von Borghetto auf das rechte Mincioufer überzugehen, mißlang. Im Centrum blieb nun eine Zeitlang Alles ruhig, u. blos auf den Flügeln hatten einige Bewegungen u. Gefechte Statt. Auch Murat blieb unthätig bei Bologna, da die Ratification des Vertrages mit Österreich erst Ende Februar eintraf. Nugent, welcher mit einer Brigade Cavallerie, dem äußersten linken Flügel der Österreicher, bei Goro gelandet war, war mittlerweile Ende Februars im Rücken der italienischen Armee vorgedrungen, aber die Division Grenier eilte ihm entgegen, u. am 2. u. 3. März kam es zu heftigen Gefechten bei Parma u. auf der Straße von Reggio, in welcher die Österreicher[598] großen Verlust erlitten. Wenige Tage darauf griff der König von Neapel die zwischen Reggio u. Rubiera aufgestellte Division Severoli von der Armee des Vicekönigs an u. drängte sie gegen Parma zurück, u. am 8. u. 9 März landete nun auch General Bentinck von Sicilien aus mit 9000 Briten u. Sicilianern. Bellegarde unternahm nichts Wesentliches gegen den Vicekönig, weil er dem König von Neapel nicht traute, nur daß General Marschall am 23. März Venedig enger einschloß. Das letzte Gefecht fand in Italien am 13. April statt, als der König von Neapel u. der General Nugent in drei Colonnen über den Tero setzten; gleich darauf wurden Unterhandlungen angeknüpft u. schon am 17. April kam eine Convention zu Stande, vermöge welcher die Franzosen Italien räumten u. der König von Neapel sich in die Marken zurückzog.

G) Festungskrieg. Über die Belagerungen einiger Plätze, deren Übergabe sich bis Anfang 1814 hinzog, wie die von Danzig, Modlin, Zamosc, Wittenberg, s. oben S. 590. In Wesel befehligte Bourke, es wurde seit Dec. 1813 von Borstell belagert, dieser jedoch im Jan. 1814 von Russen u. diese Anfangs März durch die preußische Brigade Puttlitz abgelöst, an welche sich die Festung 6. Mai ergab. In Würzburg hatte sich der französische Divisionsgeneral Tarreau, als Wrede nahete u. den 26. Oct. die Stadt beschoß, mit 1500 Mann nach der Citadelle Marienburg zurückgezogen u. die Stadt den Baiern überlassen. Erst nach dem Frieden am 22. Mai wurde die Festung übergeben. In Erfurt wurde der Divisionsgeneral d'Alton (5000 Mann, von denen nur etwa 2000 Mann dienstfähig, die anderen krank waren), am 30. Oct. von dem 2. preußischen Corps (Kleist) eingeschlossen, u. am 6. Nov. die Citadelle Petersberg u. die Stadt beschossen; wegen mangelnder Munition begann die Beschießung erst am 27. Nov. wieder u. am 20. Dec. capitulirte die Stadt, worauf die Franzosen sich am 6. Jan. 1814 auf die Cyriaksburg u. den Petersberg zurückzogen. Das 2. preußische Corps folgte hierauf der Armee, nur eine Brigade, erst unter Oberst Jagow, dann unter General Dobschütz, blieben in u. um Erfurt zur Beobachtung der Citadellen stehen. Die Belagerten machten geringe Ausfälle. Erst den 5. Mai wurde Erfurt übergeben, 800 Mann zogen nach Frankreich ab. Magdeburg, worin Lemarrois commandirte, wurde nach der Schlacht von Dennewitz am rechten Elbufer von der preußischen Brigade Puttlitz beobachtet, welche, als Napoleon vor der Schlacht von Leipzig durch Ney Demonstrationen über Wittenberg gegen Berlin machen ließ, auf einige Tage gegen Genthin zog, aber bald wieder umkehrte. Am 8. Nov. berannte Bennigsen Magdeburg auch am linken Ufer bis Anfang December, wo er nach Hamburg fortmarschirte u. durch Hirschfeldt mit 9000 Mann Preußen u. 3000 Mann Russen vor Magdeburg ersetzt wurde. Nach einem zurückgewiesenen Ausfalle am 16. Decbr. gegen Pechau u. Wollmirstädt u. nach mehren im Januar unternommenen, wurde die Brigade Puttlitz durch General Jeanneret ersetzt. Nach der Eroberung von Wittenberg verlegte Tauenzien, als Commandeur des 4. Corps, zu welchem alle Blockade- u. Belagerungscorps in Deutschland (außer dem von Hamburg) gehörten, sein Hauptquartier nach Quedlinburg u. übertrug dem Generallieutenant Wobeser den speciellen Oberbefehl über das Blockadecorps, zu welchem jetzt auch die vor Torgau u. Wittenberg thätig gewesenen Brigaden stießen, wodurch das Belagerungscorps auf 18,000 Mann stieg. Es drängte nun die Besatzung aus den nächsten Dörfern in die Stadt u. wies einen Ausfall am 1. April auf Wollmirstädt ab. In Folge der Einnahme von Paris wurde am 23. April ein Waffenstillstand geschlossen u. am 19., 21. u. 23. Mai marschirte die Besatzung aus, worauf Tauen zien am 24. Mai seinen Einzug in Magdeburg hielt. Küstrin, wo Fournier d'Albe befehligte, wurde am 7. März 1814 durch Capitulation übergeben; die Garnison war kriegsgefangen. Glogau wurde von dem preußischen General Heister eingeschlossen; in der Stadt commandirte General Laplane. Es kam öfters zu lebhaften Ausfallgefechten, so am 2., 8., 10. Sept. u. 10. Nov. Im Jan. 1814 wurden alle deutsche, spanische u. kroatische Truppen (2270 Mann) aus der Festung entlassen u. der Rest capitulirte am 10. April 1814; 2400 Mann kehrten nach Frankreich zurück. In Hamburg wurde Davoust, welcher sich am 2. Dec. von der Steckenitz hierher zurückgezogen hatte, seit dem 24. Dec. 1813 von einem Theil des russischen Reserveheeres unter Bennigsen u. durch Wallmoden eingeschlossen. Es kam nun fast täglich zu Gefechten, wodurch die Franzosen immer mehr u. mehr auf Hamburg selbst beschränkt wurden. Am 20. Jan. unternahm Schemschuschnikow vom Ochsenwerder aus eine Demonstration gegen die Insel Wilhelmsburg, zerstörte die Verschanzungen auf derselben u. nahm 500 Mann gefangen. Angriffe auf die Insel Wilhelmsburg am 9. u. 17. Febr. mißlangen. Wallmoden marschirte in der Mitte Februar mit der Russisch-Deutschen Legion u. einigen hannöverischen Truppen nach Belgien, dagegen wurde Haarburg von dem General Lyon mit Hanseaten u. Hannoveranern bis zum 4. April blockirt, wo sie durch den russischen General Tolstoi abgelöst wurden u. nach Bremen marschirten. Um die Vertheidigung Hamburgs zu erleichtern, ließ Davoust mehre nahe Dörfer abbrennen u. die Hamburger Bank wegnehmen. Nach der Einnahme von Paris schloß Davoust einen Waffenstillstand auf 13 Tage. Altona wurde diesem zufolge von den Russen besetzt; aber wenn auch Davoust Ludwig XVIII. anerkannte u. die weiße Fahne aufsteckte, so weigerte er sich doch Hamburg zu übergeben. Endlich kam am 12. Mai der General Gerard als Commissär des Königs an, übernahm das Commando über das 13. Corps u. am 25. Mai marschirte die erste Colonne der noch 13,000 Mann starken Garnison aus, am 31. Mai hielt aber Bennigsen seinen Einzug. Mainz wurde zuerst auf dem rechten Rheinufer von dem 1. preußischen Corps, dann seit dem 1. Jan. von Langeron eingeschlossen u. Anfang Februar vom 5. deutschen Corps (Herzog von Koburg) blockirt. Am 9. April kam die Nachricht von den Vorfällen in Paris an, am 17. April wurde ein Waffenstillstand proclamirt u. am 4. Mai die Festung übergeben. Die Garnison war beim Ausmarsche noch 15,000 Mann stark. In Strasburg u. Fort Kehl befehligte General Brousier 10,000 Mann, es wurde erst von den Baiern, dann von Württembergern, später von Wittgenstein, seit Januar von dem badischen Corps unter Hochberg blockirt. Am 13. April wurde auch hier Waffenstillstand geschlossen u. Kehl am 2. Mai den badischen Truppen übergeben. Pfalzburg, dessen Commandant Brancion war, wurde von russischen, dann von badischen Truppen blockirt u. in der [599] Nacht zum 2 Febr. beschossen; nach einem zeitweiligen Waffenstillstand begann Ende März die Beschießung der Stadt wieder u. am 11. April schwor die Besatzung Ludwig XVIII. Treue. Landau schloß der russische General Schachowskoi, dann Badenser ein; von Ausfällen mißglückte bes. der letzte am 26. März; am 25. April schwur Landau Ludwig XVIII. Treue u. wurde am 28. April, wie Pfalzburg, von den Badensern gemeinschaftlich mit den Franzosen besetzt. Bedfort wurde von Baiern u. Russen, dann von Österreichern blockirt u. ergab sich nach einigen Ausfällen den 16. April. Hüningen wurde von Baiern unter General Beckers, später General Zollern, eingeschlossen u. zwei Mal stark beschossen u. Trancheen eröffnet. Am 10. April, wo die Belagerungswerke schon weit fortgeschritten u. die Sternschanze genommen war, erfuhr man die Vorfälle in Paris; da aber General Barbanegre in einem Waffenstillstand von 24 Stunden auf nichts eingehen wollte, so wurde am 11. April das Feuer wieder eröffnet, doch am 14. die Capitulation abgeschlossen u. am 17. die Stadt zu gemeinschaftlichem Dienste besetzt. Auch Neu-Breisach u. Schlettstadt blockirte General Beckers. In Besançon befehligte der französische General Marulaz etwa 4000 Mann; schon zu Anfange des Jahres 1814 wurde diese Festung von dem 2. österreichischen Corps (Liechtenstein) eingeschlossen, welches später nur einen kleinen Theil Truppen davor ließ, u. seit dem 7. Jan. beschossen; im April huldigte Besançon Ludwig XVIII. In Metz commandirte General Durutte u. wurde Anfangs von Preußen, dann von Russen, zuletzt von der kurhessischen Brigade Müller blockirt. Durutte machte auf Napoleons Befehl, als dieser auf seinem Marsche nach St. Diziers die Verbindungslinie der Hauptarmee durchschnitt, mit 8000 Mann einen Ausfall, erreichte, da das Blockadecorps bei seiner Annäherung sich zurückgezogen hatte, am 26. März Thionville, am 27. Luxemburg u. am 30. Longwy u. zog überall einen Theil der Besatzung zur Verstärkung seines Corps an sich, kehrte aber am 2. April, da er eine bedeutende Macht sich gegenüber gesammelt fand, nach Metz zurück. Luxemburg, Thionville, Longwy, Saarlouis wurden von Hessen u. Kosacken mehr beobachtet als eingeschlossen, sie begünstigten sämmtlich den Aufstand in Lothringen durch Ausfälle in die Umgegend u. nahmen an dem Unternehmen Duruttes Theil. Sie sämmtlich huldigten im April Ludwig XVIII. Verdun wurde nur vom Prinzen Biron mit 5000 Reconvalescenten u. Isolirten blockirt, welche er in Nancy gesammelt hatte, er hob aber am 2. April die Blockade wieder auf, um bei der Annäherung Duruttes von Luxemburg her Nancy zu decken u. vereinigte sich mit dem hessischen General Müller u. dem russischen General Jusefowitsch Die Nachrichten aus Paris endigten auch hier die Feindseligkeiten.

H) Ende des Krieges 1814. Ludwig XVIII., von dem Senat auf den französischen Thron zurückgerufen, landete am 24. April in Calais u. hielt am 4. Mai seinen Einzug in Paris. Am 30. Mai wurde der Friede von Paris unterzeichnet. Jeder der Verbündeten schloß einen besonderen Friedensvertrag mit Frankreich, welcher, bis auf die besonderen Artikel, mit dem der anderen Souveräne gleichlautend war. Frankreich wurde auf seine alten Grenzen von 1792 beschränkt, doch behielt es außer Avignon u. Venaissin, auch Mümpelgard u. alle ehemals zu Deutschland gehörigen Enclaven, zusammen 150 QM. mit 450,000 Einw. Dagegen verlor es auf dem seit 1792 eroberten Gebiet 15,360,000 Einw. Holland sollte an das Haus Oranien mit einer Vergrößerung zurückfallen; die deutschen Staaten u. die Schweiz wurden für unabhängig erklärt u. sollten durch besondere Bundesverhältnisse vereinigt werden; Italien aber, mit Ausnahme der an Österreich zurückfallenden Länder, sollte aus selbständigen Staaten bestehen; Malta wurde an England abgetreten, wogegen dasselbe die eroberten französischen Colonien, mit Ausnahme von Tabago, St. Lucie u. Isle de France, zurückgab; Antwerpen sollte nur Händelshafen bleiben. Jedem Einwohner in den abgetretenen Ländern sollte 6 Jahre Frist zur Auswanderung bleiben; zugleich leisteten sowohl Frankreich als die Verbündeten wechselseitig auf alle Summen Verzicht, welche sie noch aus Contracten, Lieferungen u. Brandschatzungen an einander zu fordern haben möchten, nicht aber auf den Schadenersatz wegen sonstiger Ansprüche; ausdrücklich verpflichtete sich vielmehr die französische Regierung alle in fremden Ländern schuldige, aus Contracten mit Privatpersonen od. Instituten herrührende Schulden zu bezahlen. Dagegen aber wurde Frankreich, vom 1. Jan. 1814 an gerechnet, von der Bezahlung aller Pensionen an nicht mehr französische Unterthanen befreit; der Verkauf aller Nationalgüter in den abgetretenen Departements wurde bestätigt das Abzugsgeld aufgehoben. Binnen zwei Monaten sollten alle Mächte Bevollmächtigte nach Wien zu einem allgemeinen Congreß senden.

V. Krieg von 1815. A) Interimistischer Zustand. Im Spätsommer 1814 kehrten die Heere der Verbündeten in ihre Heimath zurück, doch blieb von jeder Macht, Rußland ausgenommen, ein Corps an den Grenzen Frankreichs zurück, so wie den Verträgen von Chaumont u. London zu Folge, auch Linientruppen wie Landwehr auf dem Kriegsfuße blieben, bis alle Anordnungen des politischen Zustandes von Europa vollendet wären. In Wien versammelten sich indessen die Fürsten u. ihre Minister, um einen dauernden Frieden zu begründen, veruneinigten sich aber bald über Polen u. Sachsen (s. Wiener Congreß). Dunkle Kriegsgerüchte durchflogen Europa schon im Jan. 1815, u. neue Bündnisse u. Rüstungen mehrten sie. Indessen kam man doch im Februar dem Schluß der Verhandlungen etwas näher, u. Alles schien sich friedlich endigen zu wollen: als das Wiedererscheinen Napoleons in Südfrankreich am 1. März 1815 u. sein Marsch nach Paris das Kriegsfeuer wieder entzündete. Am 26. Febr. 1815 hatte Napoleon Elba verlassen u. sich mit 400 Mann alter Garde, 100 polnischen Reitern u. 400 Mann anderer Truppen eingeschifft u. landete am 1. März bei Cannes im Golf von Juan. Proclamationen verkündeten seine Absicht den Thron wieder zu besteigen. Am 5. März war er in Gap, am 6. in Corps, am 7. kam ihm die Vorhut einer von Grenoble gegen ihn gesendeten Division unter General Marchand entgegen. Auf seine Ansprache ging die Division zu ihm über. Am Abend vereinigte sich noch das 7. Linienregiment mit ihm, u. er zog, schon 10,000 Mann stark, in Grenoble ein. Der Graf von Artois eilte nun sogleich mit Macdonald u. St. Cyr nach Lyon, der Herzog von Angoulème nach Nismes u. seine Gemahlin nach Bordeaux,[600] um die Truppen u. das Volk in der Treue gegen Ludwig XVIII. zu erhalten. Aber alle Bemühungen waren vergebens, u. da das Schweigen der 8000 Mann in Lyon dem Graf Artois verkündeten, daß auf sie nicht zu zählen sei, eilte er am Morgen des 10., von Allen verlassen, nach Paris zurück, u. am Nachmittage zog Napoleon in Lyon ein, wo die Garnison zu ihm überging. Noch setzte Ludwig XVIII. einige Hoffnungen auf Ney, welcher dem Kaiser mit 10,000 Mann entgegenzog, aber auch dieser vereinigte sich am 17. März bei Montereau mit dem Kaiser. Dieser verließ am 18. März Lyon mit fast 25,000 Mann, u. überall gingen die königlichen Truppen zu ihm über. Am 19. März Abends reiste Ludwig XVIII., von dem Grafen von Artois, dem Herzog von Berry, Berthier, Marmont, Macdonald, Victor, Clarke u. Maison begleitet, nach Lille ab, u. ging, weil sich die dasige Besatzung gegen ihn empörte, am 23. März weiter nach Gent. Napoleon zog schon, nur von einigen Reitern begleitet, am 20. März in Paris ein. Schnell unterwarf sich nun ganz Frankreich dem Kaiser, u. der Herzog von Angoulème wurde am 8. April bei Pont St. Esprit von Grouchy gefangen, doch entließ ihn Napoleon nach Spanien. Am 8. März kam die Nachricht von Napoleons Landung nach Wien, u. am 13. März unterzeichneten die Gesandten von Österreich, Rußland, England, Preußen, Frankreich, Spanien u. Schweden ein Actenstück, in welchem sie Napoleon außer dem Gesetz erklärten. Alle Versuche Napoleons sich mit den Monarchen zu verständigen mißglückten, u. alle Mächte trafen Anstalten den Krieg gegen ihn von Neuem zu beginnen. Viel trug hierzu der König von Neapel bei, welcher jetzt die Sache der Verbündeten verließ u. an den Po vordrang, allein bald bei Tolentino von den Österreichern geschlagen, erst nach Neapel u. dann nach Frankreich floh (s.u. Neapel S. 742). In Frankreich fand Napoleon zwar nur ein 100,000 Mann starkes Heer, aber aus 150,000 aus der Kriegsgefangenschaft Zurückgekehrten u. durch die Conscription von 1815 schuf er sich rasch ein neues von 350,000 Mann, ungerechnet die 600,000 Mann Nationalgarden. Zu dieser Zeit bestand seine Nordarmee aus dem 1. Corps (Drouet d'Erlon), in Lille, 2. (Reille), in Valenciennes, 3. (Vandamme), in Mezières, Reservecorps (Mouton) bei Laon, die Moselarmee od. das 4. Corps (Gerard) bei Metz; die Rheinarmee od. das 5. Corps (Rapp) stand im Elsaß bei Landau; das Beobachtungscorps am Jura, das 6. (Lobau) bei Hüningen; das 7. (Suchet) bei Grenoble; das 8. (Brune) bei Toulon; das 9. (Clauzel) bei Bordeaux; das 10. (Decaen) bei Perpignan. In der Vendée befehligten die Generale Laborde u. Travot einige Truppen, die Garden (Mortier) standen in Paris, Laon u. Avesnes. Dazu kamen noch vier Reitercorps unter Pajol, Excelmans, Kellermann u. Milhaud; die gesammte Cavallerie befehligte Grouchy. Bei den Verbündeten war die preußische Armee am Niederrhein unter Kleist während des Winters bis auf 30.000 Mann vermindert worden, welche Anfangs März die Festungen Jülich, Wesel u. Luxemburg besetzt hielten. 20,000 Engländer u. Hannoveraner unter dem Prinzen von Oranien lagen in den Niederlanden. Kleist sammelte sein Heer nun bei Jülich, der Prinz von Oranien das englische u. niederländische bei Ath. Die Festungen wurden bewaffnet u. die preußische Landwehr einberufen. Am 25. März verpflichteten sich Österreich, Rußland, England u. Preußen jedes 150,000 Mann zu stellen. England versprach am 30. April 5 Mill. Pfund Subsidien u. für jeden an seinem Contingent fehlenden Mann 30 Pfund zur Vertheilung an die vier Mächte zu zahlen. Von allen Seiten rückten nun Verstärkungen herbei, der Herzog von Wellington kam in Brüssel an, um den Oberbefehl über die Engländer u. Niederländer, Blücher in Lüttich, um den über die Preußen u. das norddeutsche Bundescorps, dessen Kern aus 12,000 Hessen bestand u. welches sich bei Coblenz sammelte, zu übernehmen. Am 14. Juni hatten die Armeen folgende Stellungen: das Niederländische Heer unter dem Herzog von Wellington deckte, vor Brüssel aufgestellt, diese Stadt; es bestand aus zwei getrennten Theilen, der eine für den Feldkrieg, der andere zu den Besatzungen der belgischen Festungen, der letztere Theil bestand aus einer Anzahl niederländischer Bataillone, einer englischen Division von 6 Bataillonen u. 4 hannöverschen Brigaden, welche unter General von der Decken eine Reservedivision bildeten. Das Heer für den Feldkrieg bildete 2 Armeecorps, 1 Reserve- u. 1 Reitercorps, u. zwar: 1. Corps, Prinz von Oranien, 5 Divisionen = 40 Bataillone, 23 Schwadronen, 64 Geschütze = 31,500 Mann; 2. Corps: Generallieutena nt Hill, 3 Divisionen, 2 Brigaden = 38 Bataillone, 12 Schwadronen, 40 Geschütze = 27,300 Mann; Reserve`= 3 Divisionen, 2 Brigaden = 31 Bataillone, 5 Schwadronen, 52 Geschütze; das Reitercorps, Generallieutenant Uxbridge, 71 Schwadronen, 30 Geschütze; Totalsumme 95,500 Mann. Das Hauptquartier Wellingtons war in Brüssel, das des Prinzen von Oranien in Braine le Comte, das von Hill in Ath, das von Uxbridge in Grammont, die Reserve stand in Brüssel u. Concurrenz. Die Sammelplätze der Divisionen des 1. Corps waren Nivelles, Fayt, Soignies, Enghien, Roeulx, für die des 2. Corps Ath, Renaix, Oudenaarde, Landskauter, für das Reitercorps Grammont. Das Hanseatische Corps, 4000 Mann u. das dänische Hülfscorps, 12,000 Mann, traf erst nach der Schlacht von Waterloo ein. Das Niederrheinische Heer unter Blücher bestand aus folgenden Truppen: das preußische Gardecorps (Prinz Karl von Mecklenburg-Strelitz, 2 Brigaden Infanterie, 1 Cavallerie u. 4 Batterien), 13,600 Mann, traf erst später ein; das 1. Corps (Ziethen), 32,700 Mann, 96 Geschütze, stand an der Sambre bei Charlerois; 2. Corps (Kleist, einstweilen da dieser krank war, Pirch I.), 32,700 Mann, 80 Geschütze, bei Namur; 3. Corps (Thielmann), 24,000 Mann, 48 Geschütze, zwischen Namur u. Lüttich, bei Ciney am rechten Maasufer; 4. Corps (Bülow), 31,100 Mann, 88 Geschütze. Dazu kam noch das norddeutsche Bundesheer (2 kurhessische Infanteriebrigaden u. 3 Brigaden kleinerer Fürsten, 1 Cavalleriebrigade, 21 Batterie, 26,200 Mann) bei Trier. Blüchers Hauptquartier war in Namur.

B) Krieg in Belgienn. Nordfrankreich bis zur Einnahme von Paris. Als am 15. Juni die Franzosen das 1. preußische Corps längs der Sambre angriffen, einem Theil desselben bei Gosselies u. Gilly Gefechte lieferten u. es am Abend bis nach Fleurus drängten, sammelte Blücher das 1., 2. u. 3. Corps bei Ligny u. Sombreffe u. nahm den 16. Juni folgende Stellung: das 1. Corps bei Ligny u. St. Amand bildete den[601] rechten Flügel; hinter ihm stand das 2. Corps bei Mozy u. Namur, das 3. machte längs der Straße von Namur u. bei Sombreffe den linken Flügel. Das 4. Corps sollte das 2. Treffen des 3. bilden, aber es war noch im Marsche von Lüttich her. Das preußische Heer zählte am 16. mehr als 80,000 Mann. Mit Anbruch des 16. Juni ließ Napoleon seine Armee vollends über die Sambre gehen u. theilte sie hierauf, in der Absicht, das britisch-niederländische Heer von dem preußischen zu trennen, in zwei Colonnen, deren linke (44,000 Mann, bestehend aus dem 1. u. 2. Infanterie- u. dem 3. Reitercorps) Ney, deren rechte 51,000 Mann (aus den Garden, dem 3., 4. u. 6. Iufanterie- u. dem 1., 2. u. 4. Reitercorps bestehend) Napoleon selbst führte. Von den Höhen hinter Fleurus herab übersah Napoleon die Stellung der Preußen. Weit später als die Preußen war die Vorhut des Prinzen von Oranien am 15. bei Frasnes angegrisfen worden, u. die Nachricht von dem Überschreiten der Grenze kam erst den 15. Abends in Brüssel an. Am 16. Mittags war der Prinz von Oranien bei Quatrebras aufgestellt u. wurde hier von Ney angegriffen. Um 3 Uhr kam die 5. englische Division, etwas später das braunschweigische Corps u. dann noch die 3. britische auf dem Schlachtfelde an u. nahmen ihre Stellungen zu beiden Seiten der Chaussee nach Brüssel ein. Man focht lebhaft, bes. auf dem rechten englischen Flügel, wo der Herzog von Braunschweig tödtlich verwundet wurde. Die braunschweigische Artillerie u. eine schottische Brigade eilten dem rechten Flügel zu Hülfe u. stellten dort das Gefecht her, hannöversche Landwehr nahm das früher verlorene Dorf Piermont wieder, u. Ney zog sich nach Frasnes zurück. Das englisch-niederländische Heer hatte 5000 Mann verloren, der Herzog von Braunschweig war todt, der Prinz von Oranien verwundet; Verlust der Franzosen 3000 Mann. Die rechte französische Colonne rückte gegen 2 Uhr in zwei Colonnen gegen die Preußen an u. begann die Schlacht bei Ligny. Die eine marschirte auf der Straße von Namur nach Quatrebras u. wendete sich dann links, um Ligny anzugreifen, während die andere bereits St. Amand angegriffen hatte. Beide Dörfer werden durch den Lignybach in zwei Theile getheilt, u. von beiden eroberten die Franzosen den nach ihnen zu gelegenen Theil, ihren Angriff auf den anderen lebhaft fortsetzend. Das 1. französische Corps, welches Ney als Reserve bei Frasnes hatte stehen lassen, wurde befehligt die Preußen bei St. Amand in die linke Flanke zu nehmen, da es jedoch nicht zeitig genug ankam, versuchte Napoleon das Centrum der Preußen bei Ligny zu sprengen. Die Garden hinter St. Amand sollten sich rechts gegen Ligny wenden u. auch das 6. Corps wurde dahin dirigirt. Um diese Bewegung auszuführen, mußte sich die Garde aus dem preußischen Kanonenfeuer zurückziehen u. auch ihre Batterien abfahren lassen; Blücher sah dieses für eine rückgängige Bewegung an u. sendete das 2. preußische Corps nach St. Amand, um dem Feinde nach Fleurus zu folgen. Unterdessen nahmen aber die französischen Garden Ligny vollends, u. nun rückten 16 Escadrons französische Cavallerie mit 2 Bataillonen u. 1 Batterie gegen die Höhen zwischen Ligny u. Brie vor. Blücher warf sich mit 6 Escadrons der feindlichen Cavallerie entgegen, aber die preußische Reiterei wurde durch Kartätschenfeuer zurückgewiesen, Blüchern selbst wurde ein Pferd erschossen, u. die französische Reiterei sprengte zweimal an ihm vorbei, ohne den Daliegenden zu bemerken; so entging er der Gefangenschaft. Die ganze preußische Linie zog sich gegen Abend nach Brie u. von da nach Tilly zurück. Die Regimenter waren in großer Unordnung, doch auch die Franzosen (bes. das 2. Corps unter Gerard) waren so ermattet, daß sie die preußische Nachhut ruhig in Brie (1/4 Stunde vom Schlachtfeld) ließen. Der Verlust der Preußen war sehr groß, das 1. Corps allein hatte am 15. u. 16. Juni 11,000 Mann, das 2. Corps 5000 Mann, das 3. Corps 2000 Mann außer dem Gefechte; Gefangene waren von beiden Seiten wenige gemacht worden. Auch die Franzosen verloren 11,000 Mann. Sie waren etwa 75,000 Mann stark gewesen. Erst am 17. Juni früh erhielt Wellington Kunde von der Schlacht bei Ligny u. vom Rückzug der Preußen nach Wavre u. zog sich, um nicht in die linke Flanke genommen zu werden, um 10 Uhr mit der Hauptmacht in eine Stellung zwischen Braine la Leud u. Papelotte zurück. Den Prinzen Friedrich von Oranien mit 18,000 Mann schickte er nach Hall, um dort eine Umgehung des rechten Flügels u. eine Alarmirung Brüssels zu vermeiden. Nachdem Wellington mit Blücher in gleicher Höhe angekommen war, setzte er sich mit diesem in Verbindung, u. Blücher versprach ihm den 18. Juni mit seiner ganzen Armee auf St. Lambert zu marschiren, um ihn, im Falle daß er angegriffen würde, zu unterstützen, sonst aber am 19. Juni mit ihm vereinigt die Franzosen anzugreifen. Wellington blieb daher stehen, u. am Abend des 17. Juni erschien die Spitze der französischen Armee ihm gegenüber auf der Höhe von la Belle Alliance.

Napoleon hatte nämlich nach der Schlacht von Ligny das 3. u. 4. Infanterie- u. das 1. u. 2. Cavalleriecorps unter Grouchys Oberbefehl den Preußen gegenüber gelassen u. war am 17. Juni mit dem 6. Infanterie-, dem 4. Reitercorps u. den Garden gegen Frasnes aufgebrochen, wo er die Armee unter Ney (das 1. u. 2. Infanterie- u. das 3. Reitercorps) fand, u. mit diesem Wellington gefolgt. In dem Thale vorwärts Mont St. Jean hatte Wellington sein Heer in zwei Treffen aufgestellt. Die Höhen dahinter waren stark mit Geschütz u. das Vorwerk La Haye Sainte, fowie die Meierei Hougoumont vor der Front, Braine la Leud mit 2 Bataillonen besetzt. Die Chausseen von Nivelles u. Genappe waren durch Verhaue für die Cavallerie versperrt u. der linke Flügel durch die Besetzung von Papelotte gedeckt. Wellington hatte 64,000 Mann, worunter 12,000 Reiter u. 150 Geschütze, Napoleon dagegen 80–90,000 Mann. Vom 17. Juni früh bis zum 18. Morgens um 9 Uhr hatte es ununterbrochen geregnet, erst nach dieser Zeit konnte die Artillerie auf dem Felde auffahren, u. gegen 12 Uhr gab Napoleon das Zeichen zur Eröffnung der Schlacht. Hougoumont wurde zunächst von Jerome angegriffen, aber tapfer vertheidigt; zwei Stunden später rückte, das 1. französische Corps in vier große Infanteriemassen getheilt, in Echelions vom linken Flügel gegen die englische Position vor; ein furchtbares Kanonenfeuer entspann sich, die französische Reiterei brach zwischen das erste u. zweite britische Treffen, wurde aber von der englischen des Lord Somersett zurückgeworfen, u. nun erfolgte auf der Chaussee der Angriff des 1. französischen Corps, der jedoch vom General Picton, welcher hinter[602] einem mit einer Hecke eingefaßten Hohlweg stand, abgeschlagen wurde. Auch ein Cavallerieangriff mißlang, u. die verfolgende britische Reiterei hieb einige Bataillone vom 1. Corps nieder. Aber gleich darauf sammelte sich das 1. Corps wieder zu neuen entscheidenden Angriffen, Ney selbst führte es, La Haye Sainte wurde erobert, u. da jetzt die niederländische Schlachtlinie zurückwich, so wurde auch Hougoumont, welches in Flammen stand, geräumt. Es war gegen 3 Uhr. Alles französische Reservegeschütz fuhr nun vor u. große Reitermassen eilten ihm zur Seite das Plateau hinan, wo sich zwischen der Cavallerie beider Heere ein Kampf entspann, welcher mit der Flucht der Franzosen endigte. Aber Napoleon, entschlossen hier durchzubrechen, ließ einen Angriff auf den anderen folgen, u. einmal war es den Franzosen schon gelungen, bis auf die Höhen von Mont St. Jean vorzudringen. Das britische Heer schmolz durch diese Gefechte sehr, kaum waren einig 30,000 Mann noch streitfähig, u. die Lage Wellingtons wurde gegen 8 Uhr mit jedem Augenblick bedenklicher. Da nahete sich das preußische 1. Armeecorps u. mit ihm die Hülfe u. Entscheidung. Die preußische Armee war nämlich mit Tagesanbruch von Wavre in 2 Colonnen abmarschirt; die zur Linken bestand aus dem 4. Corps, welchem das 2. folgte, die zur Rechten aus dem 1. Corps. Das 3. Corps blieb unter Thielmann bei Wavre stehen. Die Preußen hatten viel mit Terrainschwierigkeiten zu kämpfen, welche noch durch die schlechten Wege vermehrt wurden. Dennoch langte das 4. Corps gegen 3 Uhr in St. Lambert an, bei ihm war Blücher; das 2. folgte etwas später. Blücher rückte nun durch die Engpässe von St. Lambert nach Lasne vor, um sich jenseit derselben auf der Ebene von Frichemont zu entwickeln. Um halb 5 Uhr rückten zwei Brigaden (etwa 18,000 Mann stark) zum Angriff auf die rechte Flanke u. den Rücken der Franzosen vor. Diese setzten blos Reiterei u. eine Tirailleurlinie entgegen, als aber die 15. Brigade das Dorf Frichemont eroberte, so ließ Napoleon eine Division der jungen Garde, so wie das 6. Corps, welches in Reserve war, rechts schwenken u. gegen Planchenoit u. Frichemont Front machen, u. ersteres stärker als bisher besetzen u. vertheidigen. Die zwei preußischen Brigaden bekamen nun harten Stand, u. selbst als der Rest der 4. u. 2. Brigade, das 2. Corps, ankamen u. Smohain nahmen, konnten die angestrengtesten Bemühungen Planchenoit nicht bezwingen. So stand das Gefecht, als gegen 8 Uhr eine Brigade u. die Reiterei vom 1. preußischen Corps auf dem linken Flügel der niederländischen Armee erschien u. das eben verlorene Papelotte wieder nahm, Ziethen aber aus 22 Kanonen sein Feuer eröffnete u. einen Angriff gerade gegen die französische rechte Flanke unternahm. Dieser Angriff entschied die Schlacht. Die französischen Tirailleurs wurden zurückgetrieben; die englische Cavallerie brach links von Hougoumont vor; das Kanonenfeuer mußte wegen der großen Nähe der Fechtenden einige Zeit aufhören, u. von beiden Seiten machte die Menge zurückgehender Verwundeten glauben, daß ein Rückzug Statt finde. Zwar wichen einige englische Bataillone zurück, aber die von dem rechten Flügel der englischen Armee machten Luft. Die vier französischen Gardebataillone, welche auf dem Plateau von Mont St. Jean im Feuer standen, sahen sich durch diesen Angriff in ihrer linken Flanke bedroht u. zogen sich bis gegen die Höhe von Belle-Alliance zurück. Jetzt gab Wellington dem ganzen Heere Befehl zum Vorrücken, u. obgleich die Briten noch durch die französische Artillerie auf jenen Höhen, welche den Rückzug der Ihrigen deckten, viel Verlust erlitten, so wurden doch die Retirirenden durch Angriffe der englischen Cavallerie gesprengt, worauf sich die ganze Armee Napoleons in einen großen Knäul zusammendrängte u. ihr Heil in der Flucht suchte. Zu Ende der Schlacht wurde Planchenoit genommen. Abends 9 Uhr trafen die beiden Feldmarschälle bei dem Vorwerke Belle-Alliance zusammen; der Fürst Blücher erbot sich zur Verfolgung des Feindes über Charleroi u. Avesnes, während Wellingtons Heer über Nivelles u. Binche in Frankreich eindringen sollte. Die Preußen nennen die Schlacht nach jenem Vorwerk die Schlacht von Belle-Alliance, die Engländer nach dem großen Dorfe im Rücken der Engländer die von Waterloo u. die Franzosen die von Mont St. Jean. Die Briten verloren 8358 Mann, die Hannoveraner 2228 M., die Holländer 3100 M., die Braunschweiger u. Nassauer 1300 M., die Preußen 6000 M.; die Franzosen 32,000 M., 6000 Gefangene, 200 Kanonen, über 100 fielen noch auf dem Rückzuge in die Hände der Verbündeten, das ganze Gepäck der Franzosen, alle Kriegskassen, selbst der Wagen Napoleons wurden erobert. Von den Franzosen war General Michel, Duhesme, Desvaux geblieben, Prinz Jerome u. 17 Generale verwundet, die Generale Lobau u. Cambronne wurden gefangen. Von der englisch-niederländischen Armee waren die Generale Picton, Ponsonby u. noch ein General geblieben, Lord Uxbridge u.a. Generale verwundet.

Das 3. preußische Corps unter Thielmann, welches bei Wavre zurückgeblieben war, bezog dort hinter der Dyle eine Stellung u. hielt das brennende Wavre, wo eine Brücke über die Dyle führte, besetzt. Während der Schlacht bei Belle-Alliance rückte Grouchy mit dem 3. u. 4. Infanteriecorps u. mit dem 1. u. 2. Cavalleriecorps gegen Wavre heran; schon am 18. Juni Morgens hatte seine Avantgarde den Paß von Mont St. Guibert angegriffen, aber erst um 3 Uhr Nachmittags begann das 3. Corps den Angriff auf Wavre. Vandamme eroberte schnell den auf dem rechten Dyleuser gelegenen Theil der Stadt u. bemächtigte sich auch der Brücke, verlor sie aber alsbald wieder. Grouchy ließ auch den Übergangspunkt bei der Mühle von Bierge angreifen, wo der rechte Flügel des Thielmannschen Corps stand, konnte aber auch hier den Übergang nicht erzwingen. Ziethen, welcher mit dem 1. Corps bei Limale aufgestellt gewesen war, hatte zur Sicherung seines Marsches eine Nachhut von dem 19. Infanterieregiment u. einigen Escadrons gebildet, welche auf die Nachricht, daß die Franzosen gegen Wavre vorrückten, Befehl erhielten sich links zu wenden u. die Brücke über die Dyle bei Limale zu behaupten, um das Napoleon zu Hülfe gesendete 4. Infanterie- u. 1. Reitercorps aufzuhalten, u. es gelang ihm den Übergang der Franzosen so lange zu verhindern, daß die Nacht einbrach, bevor Gerard mit dem 4. Corps das jenseitige Ufer gewonnen hatte. Thielmann, welcher den Feind verhindern wollte sich im Rücken der zur Schlacht marschirten Armee fest zu setzen, entsendete nach Gerards Übergang über die Dyle eine Brigade u. seine Cavallerie, um denselben überall anzugreifen u. über den Fluß zurückzuwerfen, aber[603] am Morgen des 19. Juni nöthigten die Franzosen diese Brigade sich zurückzuziehen, u. Thielmann nahm, da seine Stellung durch den Übergang Gerards unhaltbar geworden war, mehr rückwärts eine andere Stellung u. zog sich, um Grouchy abzuschneiden, gegen Mittag selbst nach Löwen zurück. Nachdem Grouchy Nachrichten von der verlorenen Schlacht bei Belle-Alliance erhalten hatte, trat er seinen Rückzug über Gembloux nach Namur an. Von seinem Heer war General Alix getödtet. Sonst verloren beide Theile jeder etwa 2000 M. Grouchy erreichte am 20. Juni Namur, dessen demolirte Befestigung er besetzen ließ, um seinen Truppen Zeit zu lassen Dinant zu erreichen Pirch war mit dem 2. Corps am 19. Juni stehen geblieben; am 20. griff er u. Thielmann vergebens Namur an, wobei sie 1700 M. verloren. Namur wurde erst geräumt, als Grouchys Rückzug gesichert war. Wellington war am 19. Juni über Nivelle, Binche, Malplaquet u. Chateau Cambresis, wo er am 22. Juni eintraf, den Franzosen gefolgt, hatte sie aber nirgends getroffen. Blücher zog über Gosselies, Charleroi, Beaumont. In der Nacht zum 22. ließ Ziethen Avesnes beschießen, das Pulvermagazin flog in die Luft u. zerstörte die halbe Stadt, worauf die Festung capitulirte. Am 23. war Ruhetag, damit die verbündeten Heere sich sammeln u. den Marsch nach Paris vorbereiten könnten. Man wollte nun rasch am rechten Oiseuser gegen Paris losgehen u. vielleicht Grouchy, welcher noch weit zurück sein mußte, von Paris abschneiden u. ins Gedränge mit den Colonnen der Hauptarmee bringen, zuvor aber Laon u. Soissons, den präsumtiven Sammelplatz der Franzosen, erreichen u. das Sammeln vereiteln; übrigens sollte die englische Armee die Belagerungen der Festungen westlich der Sambre, die preußische (das 2. preußische Corps u. die Nordarmee) die östlich unternehmen. Das 1. preußische Corps wurde nun nach Guise gesendet, um die dortige Citadelle zu erobern, welche sich sogleich ergab, u. 12 preußische Escadrons erhielten Befehl gegen Laon vorzurücken. Am 24. Juni nahmen die Engländer Cambray u. am 26. Peronne, worauf Wellington den König Ludwig XV III. einladen ließ sich nach Cambray zu begeben.

Napoleon war indessen am 20. Juni in Paris angekommen u. die Kammern hatten sich für permanent erklärt. Ney berichtete in der Pairskammer die Größe des erlittenen Verlustes u. der nahenden Gefahr, u. da Fouché die Kammern gegen Napoleon aufhetzte, indem er ihnen heimlich vorstellte, Napoleon habe die Absicht sie aufzulösen u. sich zum Dictator zu erklären, auf der anderen Seite aber dem Kaiser sagte, daß die Kammern die Absicht hätten ihn abzusetzen, u. ihn so verhinderte sich in Person in dieselbe zu begeben, so kam es dahin, daß die Kammer der Deputirten am 22. Juni auf die Entsetzung des Kaisers antrug. Da Napoleon fürchtete, daß Grouchy Paris nicht wieder erreichen würde, u. er sich also von allen Mitteln zur Vertheidigung entblöst sah, so entsagte er am 22. Juni 1815 zum zweiten Male zu Gunsten seines Sohnes Napoleon II., zog sich nach Malmaison zurück u. reiste 29. Juni nach Rochefort ab. Die Kammern nahmen diese Entsagung an u. setzten eine Regierungscommission aus Carnot, Fouché, Grenier u. Quinette bestehend nieder. Napoleons II. Name wurde dabei gar nicht genannt, dagegen ein Aufruf an alle Franzosen zur Vertheidigung des Vaterlandes erlassen u. Abgeordnete an die Monarchen nach Hagenau geschickt. Am 27. überschritt Blücher mit dem 1. u. 3. Corps nach einem Gefecht mit der französischen Avantgard unter Drouet d'Erlon die Oise bei Compiegne, aber das 4. marschirte auf Verberie u. Pont St. Maxence, um die durch die anderen Corps festgehaltenen Franzosen in den Rücken zu nehmen. Dieses Manövre gelang; Ziethen überraschte am 28. Juni bei Villers Cotteret den Feind auf dem Marsche, eiligst zogen sich die Franzosen zurück, aber in der Gegend von Nanteuil trafen sie auf die Nachhut Bülows u. verloren viele Gefangene, worauf Grouchy sich nun links nach Meaux zog, wo er die Marne überschritt u. Paris erreichte. Am 29. Juni stand Blücher vor den Linien zwischen St. Denys u. Vincennes, welche die Franzosen wieder in Vertheidigungsstand als Festungen gesetzt hatten. Über das französische, durch Grouch's Ankunft auf 65,000 M. gewachsene Heer in Paris erhielt von der provisorischen Regierung Davoust den Oberbefehl u. dieser theilte es zur Vertheidigung von Paris in zwei Corps. Mit dem einen besetzte er den Montmartre u. die erwähnten starken Linien, mit dem 2. besetzte Vandamme den Montrouge auf der anderen Seite von Paris. In dieser Stellung versuchte Davoust umsonst Unterhandlungen mit Blücher u. Wellington; nach einem Beschluß in einem Kriegsrath zu Gonesse, daß die Briten die Franzosen in den Linien von St. Denys festhalten, die Preußen aber bei St. Germain unterhalb Paris die Seine überschreiten u. die Stadt auf dem linken Seineufer einschließen sollten, brach das 3. u. 1. preußische Corps sogleich dahin auf, u. nachdem das 4. von der britisch-niederländischen Armee vor den Linien von St. Denys abgelöst worden war, folgte es über Argenteuil den anderen nach. Am 1. Juli wurden zwei preußische Husarenregimenter unter Sohr nach Versailles vorgeschoben, um die Feinde zu beobachten. Excelmans erwartete sie mit vier Regimentern in einem Versteck, warf sie in die Straßen von Versailles hinein, wo sie von der Nationalgarde der Stadt aus den Fenstern beschossen u. von einem Infanterieregiment im Rücken genommen wurden, aber sich durchschlugen. Am 2. Juli rückte das 3. Corps nach Plessi Piquet, das 1. nach Meudon, das 4. Corps als Reserve nach Versailles. Das 1. Corps fand die Franzosen bei Sevres, warf dieselben zurück u. besetzte Issy, wo sich am 3. Juli ein lebhaftes Gefecht entspann. Als hier der Angriff der Franzosen nicht glückte, beschloß Davoust Paris zu übergeben, weil in einem Kriegsrathe mit 48 gegen 2 Stimmen bekannt worden war, daß Paris nicht zu vertheidigen wäre, u. am Abend schloß General Guilleminot die Capitulation zu St. Cloud; das französische Heer zog sich über die Loire zurück u. am 7. Juli besetzten die Alliirten Paris.

C) Krieg in West- u. Südfrankreich. Am Oberrhein war währenddem unter Schwarzenberg ein großes Heer aufgestellt worden, welches aus dem 1. österreichischen Corps (Colloredo), dem 2. österreichischen Corps (Hohenzollern-Hechingen), dem 3. Corps (Kronprinz von Württemberg), dem 4. Corps (Wrede), der österreichischen Reserve (Erzherzog Ferdinand), dem Blockadecorps der Rheinfestungen (Erzherzog Johann) u. dem sächsischen Corps (Herzog von Koburg), zusammen aus 254,000 M. bestand. Dieses Heer hatte eine Stellung[604] von Manheim an bis zum Bodensee genommen u. der linke Flügel ging erst am 19. Juni zwischen Basel u. Rheinfelden, der rechte zwischen Manheim u. Germersheim über den Rhein. Das Operationsobject des rechten Flügels u. eines Corps des linken war Nancy, wo die Armee des Oberrheins sich mit der des Mittelrheins, den Russen unter Barclay de Tolly, vereinigen sollte. Die Franzosen leisteten bei diesem Vordringen nur unbedeutenden Widerstand, u. blos der Kronprinz von Württemberg, welcher den General Rapp in Strasburg einschließen wollte, bestand am 28. Juli mit dem 3. Corps, aus Württembergern, Österreichern u. Hessen-Darmstädtern bestehend, ein lebhaftes Gefecht bei Mundolsheim u. Lambertsheim, welches endlich durch die württembergische Cavallerie entschieden wurde. Die Franzosen zogen sich nach Strasburg zurück, sie hatten gegen 3000 M., die Verbündeten über 2000 M. eingebüßt. In der Nacht vom 25. zum 26. Juni hatten die österreichischen Truppen, das 1. u. 2. Corps u. die Reserve, bei Rheinfelden u. Basel den Rhein überschritten u. nahmen, das 1. Corps seinen Marsch nach Bedfort u. Montbeliard, das 2. u. das Blockadecorps nach Hüningen u. von da nach Kolmar. Ernstlicheren Widerstand leistete ihnen General Lecourbe mit seinen 9000 M., es fanden am 26. u. 28. Juni Gefechte Statt, in deren Folge Strasburg u. Bedfort eingeschlossen wurden. Unterdessen setzte das 4. Corps seinen Marsch über Bar le Duc, Chalons sur Marne, Chateau Thierry bis la Ferté sous Jouarre fort; das 3. Corps wurde am 5. Juli von dem 2. österreichischen Corps vor Strasburg abgelöst u. ging über Luneville nach Milecort, wo es am 10. Juli ankam. In Oberitalien hatte sich im Monat Juni ein österreichisch-sardinisches Heer von 60,000 M. gebildet; es bestand aus 3 österreichischen u. 1 piemontesischen Corps (Radiojewich, Bubna, Meerville u. Latour) u. 1 Reserve Cavalleriedivision (Kinski) u. setzte sich im Juni unter Frimont durch Wallis u. Savoyen, unter Bubna durch Piemont u. Savoyen gegen die Rhone in Bewegung. Die französische Alpenarmee (Suchet, 2 Divisionen Infanterie nebst einiger Cavallerie, 15–18,000 M.) sollte die Gebirgspässe in Wallis u. Savoyen versperren u. jenes Corps vom Vordringen in Frankreich abhalten. Allein die Österreicher drangen allenthalben vor u. am 1. Juli war Bourg en Bresse u. von den Piemontesern Grenoble erreicht, welches am 9. Juli capitulirte. Das 1. Corps besetzte am 10. Juli Macon u. General Bubna rückte an demselben Tage auf dem linken Rhoneufer bis Lyon vor, während das Corps von Meerville auf dem rechten Ufer vor dieser Stadt erschien. Am 12. Juli capitulirte auch Lyon u. Suchet zog hinter die Loire. Frimont nahm am 17. sein Hauptquartier in Lyon.

D) Festungskrieg. Nach der Schlacht von Belle-Alliance blieb Prinz Friedrich von Oranien mit 1 1/2 niederländischen Divisionen zurück, um die französischen Festungen westlich der Sambre einzuschließen. Er rückte zuerst gegen Valenciennes, wo General Rey befehligte; am 30. Juni wurde die Stadt eingeschlossen u. am 31. Juni in Brand geschossen; die Einwohner erhoben sich gegenidie Besatzung u. steckten für einen Augenblick die weiße Fahne auf; am 12. Aug. 1815 wurde indessen eine Capitulation abgeschlossen, welcher zufolge die Besatzung entlassen u. die Festung blos von Bürgern besetzt wurde. Die Festungen le Quesnoi u.

Condé wurden ebenfalls von den Niederländern eingeschlossen, heftig beschossen u. ergaben sich. Das 2. preußische Armeecorps blieb nach der Schlacht von Belle-Alliance zur Belagerung der flanderischen u. lothringischen Festungen zurück, u. auch das norddeutsche Bundesheer war dazu bestimmt. Später erhielt der Prinz August von Preußen den Oberbefehl über diese sämmtlichen Belagerungen. Maubeuge, von 3000 M. unter Latour-Maubourg vertheidigt, wurde unter General Tippelskirch. Am linken Sambreuser eingeschlossen. Am 23. Juni kam die 7. Brigade vor Maubeuge an u. nahm unter Pirch I. am 27. Juni das verschanzte Lager von Maubeuge; am 29. u. 30. Juni wurde die Stadt beschossen, in der Nacht zum 9. Juli die Laufgräben gegen eine Redoute eröffnet u. diese in der Nacht zum 10. geräumt. Zugleich wurde die Parallele am anderen Sambreufer gegen eine Lunette eröffnet, u. am 11. ergab sich die Festung auf die Bedingung, daß die Nationalgarde die Waffen niederlegte, die Linientruppen aber (250 M. mit 4 Kanonen) freien Abzug hinter die Loire erhielten. Am 14. Juli wurde Maubeuge von den Preußen besetzt. Landrecy war seit dem 15. Juli durch General Brause mit 6 Bataillonen von der 7. Brigade eingeschlossen; am linken Sambreuser wurden die Trancheen eröffnet, am 21. Juli begannen die Belagerer ihr Feuer u. wenige Stunden darauf capitulirte die Festung auf dieselben Bedingungen, wie Maubeuge, u. wurde am 23. Juli übergeben. Marienbourg wurde in der Nacht zum 28. Juli beschossen, die Garnison ergab sich am 31. Juli. Philippeville wurde von der 5. preußischen Brigade unter General Pirch I. eingeschlossen u. in der Nacht zum 8. Aug. beschossen; am 8. Aug. capitulirte der General Casergue u. am 10. Aug. übergab er die Festung. Rocroi war seit dem Juni blockirt, am 17. Aug. wurden aber die Laufgräben auf 200 Schritt vom Glacis eröffnet u. am 18. wurde es von den Preußen besetzt. In den beiden Givets, dem Charlemont, Mont d'Haurs u. dem Fort de Vignes befehligte General Bourke, sie wurden von mehren Truppentheilen, seit dem 29. Juli vom General Kraft blockirt; am 11. Sept. übergab Bourke die unteren Festungen u. die Besatzung (3500 M.) zog sich in den Charlemont zurück, worauf seit dem 20. September eine blose Blockade eintrat. Das norddeutsche Bundescorps, wegen Krankheit Kleists von dem kurhessischen Generallieutenant von Engelhardt, später von dem preußischen General Haake befehligt, hatte sich am 22. Juni in Marsch gesetzt, um Sedan u. Bouillon zu berennen. Bouillon wurde seit 25. Juni durch das Regiment Lippe-Waldeck u. seit 21. Aug. von Niederländern blockirt; Sedan dagegen ergab sich, nachdem es eine kurze Zeit bombardirt worden war, an die Hessen, welche am 27. Juni die Stadt besetzten. Die Franzosen zogen sich auf die Citadelle zurück, welche sie am 15. Sept. übergaben. Das norddeutsche Heer rückte vor Mezières u. schloß die Festung auf beiden Maasufern eng ein. Am 29. Juni erstürmten die Hessen die Stadt Charleville, unterhalb Mezières, u. obgleich nun Mezières am 16. Juli die weiße Fahne austreckte, so wollte es doch nicht capituliren; erst als in der Nacht zum 9. Aug. die erste Parallele eröffnet wurde u. am 9. früh 5 Batterien gegen die Festung feuerten, capitulirte es am Abend, die Garnison zog sich am 13. Aug. auf die Citadelle zurück[605] u. übergab dieselbe am 13. Septbr. Montmedy wurde am 30. Juni durch eine Abtheilung von dem norddeutschen Corps blockirt, in der Nacht zum 15. Sept. nahmen 900 M. die Stadt Medybas mit Sturm, worauf in der folgenden Nacht 5 Batterien gegen die Festung erbaut wurden; aber bereits am 19. Sept. capitulirte der General Lamarque; Montmedy wurde am 22. Sept. besetzt u. die französische Garnison zog nach der Loire ab. Vor Longwy rückte Prinz Ludwig von Hessen-Homburg mit 2300 M., schloß es ein u. ließ in der Nacht vom 1. zum 2. Juli die Festung bomberdiren. In der Nacht zum 14. Juli rückte eine starke Abtheilung der französischen Garnison von Metz u. Thionville gegen Longwy vor u. griff gleichzeitig mit einem Ausfall aus dieser Festung das schwache Blockadecorps an, welches sich bis Dippach zurückzog. Als aber der Vortrab des 6. preußischen Corps bei Trier ankam, rückte es am 28. Juli wieder vor u. schloß, bis auf 3000 u. noch später bis 10,000 M. verstärkt, die Festung von Neuem ein. In der Nacht zum 11. Aug. wurden Trancheen eröffnet u. einige Batterien bewaffnet, doch schloß der Gouverneur Ducos einen Waffenstillstand auf vier Wochen ab. Am 9. Sept. begann das Bombardement wieder u. in der Nacht zum 10. Sept. wurde die Parallele angelegt, worauf die Stadt am 15. Sept. capitulirte u. am 18. Sept. übergeben wurde; die Besatzung (476 M.) kriegsgefangen. Der provisorisch befestigte Platz Laon, welchen Napoleon zum Hauptwaffenplatz bestimmt hatte, wurde von den Preußen belagert u. verblieb nach dem Frieden den Franzosen. Das 6. russische Corps, unter Langeron, schloß Metz, Thionville, Verdun, Saarlouis u. Soissons ein. Am 23. Juli wurde für Metz u. am 24. für Saarlouis eine Übereinkunft abgeschlossen u. Demarcationslinien bestimmt, die Einwohner der von den Rufsen besetzten Gegenden hatten freien Verkehr mit den Festungen; Soissons aber wurde übergeben u. am 14. Aug. von den Russen besetzt. Die Besatzung von Strasburg unter General Rapp bestand aus 15,500 M. Es wurde seit dem 6. Juli durch das 2. österreichische Corps, die Division Vaquant u. die Badener, unter dem Prinzen Franz von Hohenzollern, eingeschlossen; am 9. Juli fand ein großer Ausfall statt; am 22. Juli kam zwischen dem Prinzen von Hohenzollern u. Rapp ein Waffenstillstand, nicht allein für Strasburg, sondern für alle Festungen in Elsaß zu Stande, welche aber ihrem Oberbefehlshaber nicht gehorchten. Vom 9. Aug. an entließ Rapp die Nationalgarden, als nun aber auch Linientruppen aus Strasburg entlassen werden sollten u. diese noch Sold rückständig hatten, so erregten sie am 2. Sept. einen Aufstand, arretirten alle Generale u. Offiziere u. gaben sich nicht eher zur Ruhe, bis die Einwohner der Stadt den rückständigen Sold für die Truppen vorgeschossen hatten. Die Unteroffiziere führten während der Zeit den Befehl über die Garnison. Am 6. Sept. zog hierauf die Besatzung ab u. die Verbindung mit Kehl wurde wieder frei. Landau u. Bitsch wurden von dem preußischen General Krauseneck, welcher einen Theil der Mainzer Besatzung befehligte, blockirt; Anfang Sept. wurde die Garnison entlassen u. der Dienst blos von Nationalgarden versehen. Pfalzburg wurde nur einige Zeit beobachtet, als sich die Garnison für Ludwig XVIII. erklärte, jede Blockade aufgehoben. Bedfort, wohin sich ein Theil des Lecourbschen Corps zurückgezogen hatte, so daß es stark besetzt war, wurde Anfangs von dem 1. österreichischen Corps enge eingeschlossen, später aber nur beobachtet. Auxonne im Saonethal wurde vom Obersten Maçon vertheidigt, welcher sich weigerte die Festung auf Ludwigs XVIII. Befehl zu räumen, deshalb wurde er von der österreichischen Division Stutterheim vom Reservecorps eng eingeschlossen u. in der Nacht vom 27. zum 28. Aug. lebhaft beschossen, doch schon am 29. ergab sich die Stadt u. die Besatzung zog hinter die Loire. Hüningen wurde von der österreichischen Division Mariassy eingeschlossen; in der Festung befehligte General Barbanegre 4000 M., meist Nationalgarden; am 17. Aug. wurden die Laufgräben eröffnet u. am 22. die Festung aus 28 Batterien beschossen, wodurch einige ihrer vorliegenden Batterien demontirt u. ihre Magazine in Brand gesteckt wurden; am 24. Aug. kam es zum Waffenstillstand, worauf am 26. die Capitulation erfolgte; die Linientruppen zogen sich hinter die Loire, die Nationalgarden gingen nach Hause. Schlettstadt, wo General Berkheim 6000 M. Invaliden u. Nationalgarde befehligte, wurde zuerst von der österreichischen Division Mazzuchelli u. württembergischen Landwehr eingeschlossen; am 22. Juli erklärte sich die Garnison für Ludwig XVIII. u. die Festung blieb bis zum 21. Sept. eingeschlossen. Neu-Breisach u. Fort Mortier wurden Anfangs von Badenern u. Österreichern unter General Volkmann eingeschlossen, welche manchen Ausfall des französischen General Dremencourt zurückwiesen; dann blockirte sie der sächsische General Leyser mit 8000 M. bis zum 22. Sept., wo die Blockade aufgehoben wurde.

E) Schluß des Krieges. Als Napoleon am 22. Juni zu Gunsten seines Sohnes entsagt u. sich nach Malmaison zurückgezogen hatte, sendete die Provisorische Regierung Abgeordnete in das Hoflager der Monarchen in Hagenau. Sie erhielt hier eine ausweichende Antwort, welche aber am 7. Juli von den verbündeten Generalen vor Paris dahin erläutert wurde, daß die Souveräne Ludwig XVIII. auf seinen Thron zurückführen würden. Die Provisorische Regierung dankte hierauf ab, die Kammern lösten sich auf u. Ludwig XVIII. hielt am 9. Juli wieder seinen Einzug in Paris. Napoleon (s.d.) aber wurde am 15. Juli nach Helena geführt. In Paris fanden Friedensunterhandlungen statt u. am 20. Nov. 1815 wurde der zweite Pariser Friede abgeschlossen, in welchem Frankreich die Festungen Landau, Philippeville u. Bouillon nebst Gebiet abtreten mußte, aber das Elsaß behielt. Es mußte 700 Mill. Franken zahlen u. auf fünf Jahre eine fremde Besatzungsarmee von 150,000 M. in seinen Grenzen aufnehmen u. unterhalten. Durch den Congreß von Aachen wurde im Nov. 1818 die Besetzungszeit der Alliirten, da Frankreich seinen Geldverpflichtungen genügt hatte, abgekürzt u. Frankreich wieder in den Bund der Großmächte aufgenommen.

Über diesen Krieg vgl. B. Lüders, Darstellung des großen Kampfes im J. 1812, Berl, 1815–16, 2 Bde.; R. Ker-Porter, Der Russische Feldzug im Jahre 1812, aus dem Engl., Lpz. 1815; I. L. F. v. Liebenstein, Der Krieg Napoleons gegen Rußland in den Jahren 1812 u. 1813, Frankf. 1818, 2 Bde.; M. de Chambray, [606] Hist. de l'expédition de Russie, Par. 1824, 3 Bde. (deutsch von Blesson, Berl. 1824, 2 Bde.); Blesson u. Buturlin, Hist. militaire de la campagne de Russie en 1812, Par. 1824, 2 Bde.; P. P. de Ségur, Hist. de Napoléon et de la grande armée pendant l'année 1812, 10. Aufl. Par. 1834, 2 Bde. (deutsch von C. Kottenkamp, 2. Aufl. Manh. 1836); G. de Gourgaud, Napoléon et la grande armée en Russie etc., Par. 1825, 2 Bde. (deutsch Stuttg. 1825); Otuniew, Considérations sur les grandes opérations, les batailles etc. de la campagne de 1812 en Russie, Par. 1829; Beitzke, Geschichte des Russischen Kriegs von 1812, Berl. 1856; Meerheim, Erlebnisse eines Veteranen der Großen Armee während des Feldzugs in Rußland 1812, Dresd. 1860; Sir Robert Wilson, Narrative of events during the invasion of Russia by Napoleon Bonaparte, herausgeg. von H. Randolph, Lond. 1860 (deutsch von Seybt, Lpz. 1861); Derselbe, Private diary of travels, personal services and public events during mission and employments with the Éuropean armies in the campaigns of 1812, 1813, 1814, herausgeg. von H. H. Randolph, ebd. 1861, 2 Bde.; F. v. Smitt, Zur nähern Aufklärung über den Krieg von 1812, Lpz. 1861; C. v. W. (General v. Müffling), Die preußisch-russische Campagne im Jahre 1813 bis zum Waffenstillstand, Bresl. 1813; Derselbe, Napoleons Strategie im J. 1813 von der Schlacht von Großgörschen bis zur Schlacht bei Leipzig, Berl. 1827; Norvin, Portefeuille von 1813, Ilmenau 1826, 2 Bde.; Ders., Geschichte des Feldzuges von 1813, Darmst. 1832; Aster, Die Kriegsereignisse von 1813, Dresd. 1844; C. Friccius, Geschichte des Kriegs in den Jahren 1813 u. 1814, Altenb. 1843, 1. Bd.; Beitzke, Geschichte der deutschen Freiheitskriege 1813–14, Berl. 1855, 3 Bde., 2. Aufl. 1859 f.; C. v. Plotho, Der Krieg in Deutschland u. Frankreich in den Jahren 1813–1815, Berl. 1817–18, 4 Bde.; E. v. Pfuel, Übersicht der Kriegsjahre von 1813–15, ebd. 1828; C. v. W. (v. Müffling), Geschichte des Feldzugs der Armee unter Wellington u. Blücher im Jahre 1815, Stuttg. 1817; Geschichte des Feldzugs von 1815 in den Niederlanden u. in Frankreich etc. (vom General v. Grolmann, herausgeg. vom Major v. Damitz), Berl. 1837, 2 Thle.; Charras, Histoire de la campagne de 1815, Waterloo 1858, deutsche Ausgabe, Dresd. 1858; K. H. G. Venturini, Rußlands u. Deutschlands Befreiungskrieg von der Franzosenherrschaft unter Napoleon, Lpz. 1816–1819, 4 Bde.; F. Förster, Geschichte der Befreiungskriege von 1813–15, Berl. 1856–61, 3 Bde.; A. Fain, Manuscrit de 1812 etc., Par. 1826–27, 2 Bde. (deutsch von E. Klein u. Belmont, Lpz. 1827, 2 Bde.); Derselbe, Manuscrit de 1813, Par. 1824, 2 Bde. (deutsch Stuttg. 1825, 2 Bde.); Derselbe, Manuscrit de 1814 etc., Par. 1823 (deutsch Berl. 1823).

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Pierer's Universal-Lexikon, Band 14. Altenburg 1862, S. 559-607.
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