Artikel in der Wikipedia: Köln
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949. Köln.
949. Köln.
Mittleres Westdeutschland I. (Karten)
Mittleres Westdeutschland I. (Karten)
Renaissance. I. 1. Palast Vendramin zu Venedig (Ende des 15. Jahrh.). 2. Säulenhof des Palastes Sauli bei Genua (16. Jahrh.). 3. Ehemalige Markusbibliothek zu Venedig (1536 begonnen). 4. Markuskloster in Leon (16. Jahrh.). 5. Uhrpavillon des Louvre zu Paris (1624 begonnen). 6. Treppe am Schlosse zu Blois (16. Jahrh.). 7. Friedrichsbau des Schlosses zu Heidelberg (1556-59). 8. Portal des Piastenschlosses zu Brieg (16. Jahrh.). 9. Treppe des Rathauses zu Görlitz (1537). 10. Rathaus zu Bremen (1602-12 umgebaut). 11. Vorhalle des Rathauses zu Köln (1569-71).
Renaissance. I. 1. Palast Vendramin zu Venedig (Ende des 15. Jahrh.). 2. Säulenhof des Palastes Sauli bei Genua (16. Jahrh.). 3. Ehemalige Markusbibliothek zu ...

[989⇒] Köln (amtliche Schreibung Cöln, lat. Colonia Agrippina, frz. Cologne), Hauptstadt des Reg.-Bez. K. (3977 qkm, 1.021.878 E., 3 Stadt-, 10 Landkreise), preuß. Rheinprovinz, Stadtkreis und Festung 1. Ranges, l. am Rhein [Karte: Mittleres Westdeutschland I, 7, bei Rheinprovinz], (1900) mit Deutz 372.529 (1905: 425.944) E., Garnison, Erzbischofssitz, Oberlandes-, Land-, Amtsgericht, Oberpost-, königl. Eisenbahndirektion, Reichsbankhauptstelle, Handels-, Handwerkerkammer, Dom (s. Kölner Dom), Rathaus [Tafel: Renaissance I, 11], Gürzenich (alter Festsaal des Rates, berühmte Konzerte), Walraff-Richartz-Museum, viele Standbilder, Akademie für praktische Medizin, Handelshochschule (1901), Maschinenbauschule, 5 Gymnasien, Realgymnasium, Oberrealschule, Priester-, israel. Lehrerseminar, Lehrerinnenseminar, Konservatorium der Musik, zoolog. Garten, Flora u.a.; bedeutende Industrie (Leim, Eau de Cologne, Glaswaren, Seife Leder, Gasmotoren), Handel und Schiffahrt. – K. ist als röm. Militärkolonie entstanden. Das Erzstift K. wurde durch Karl d. Gr. vor 800 gegründet. Der Erzbischof war der dritte geistl. Kurfürst des Deutschen Reichs und Erzkanzler desselben für Italien. Streitigkeiten mit der Stadt hatten unter Engelbert II. von Falkenburg (1261-74) die Verlegung der Residenz nach Bonn zur Folge. Letzter souveräner Erzbischof war Max Franz Xaver von Österreich (seit 1784), den 1794 die Franzosen vertrieben. 1801 wurde das Erzstift säkularisiert, 1814 mit Preußen vereint und 1824 neu organisiert. Erzbischöfe seitdem: Graf Spiegel, seit 1835 Droste zu Vischering, 1846 Geissel, 1866-76, 1866-76 Melchers, 1885 Krementz, 1899 Simar, seit 1902 Ant. Fischer. - Vgl. Mehring (4 Bde., 1838-42), Ennen (5 Bde., 1863-80), Binterim und Mooren (2 Bde., 1892-93). [⇐989]

Quelle: Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 1. Leipzig 1911., S. 989.
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Verweise:

Kölnisches Wasser, s. Eau.

Siehe auch:
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[275⇒] Köln (Cöln, K. am Rhein, franz. u. engl. Cologne; hierzu der Stadtplan, mit Registerblatt, und die Tafeln »Dom zu Köln I-III«), Hauptstadt des gleichnamigen Regierungsbezirks (s. S. 281) und größte Stadt der preußischen Rheinprovinz, bedeutende Festung, ehedem mächtige freie Reichs- und Hansestadt, jetzt einer der blühendsten Industrie- und Handelsplätze des Deutschen Reiches, liegt an beiden Ufern des Rheins 35,935 m ü. M.

Wappen von Köln.
Wappen von Köln.

Der rechtsrheinische kleinere Stadtteil bildete unter dem Namen Deutz bis zu der 1888 erfolgten Einverleibung in K. eine selbständige Gemeinde und führt seitdem den Namen »K.-Deutz«. Der linksrheinische Teil der Stadt, das eigentliche K., dehnt sich in Form eines ungeheuern Halbkreises an dem hier wenig malerischen und flachen, aber ungemein fruchtbaren Rheinufer aus.

Bis 1882 war K. von einer aus dem 13. Jahrh. herrührenden Festungsmauer mit acht Toren eingeschlossen, wodurch die Ausdehnung der Stadt wesentlich behindert wurde. Nachdem indes durch Anlegung zahlreicher detachierter Forts die alte Befestigung Kölns überflüssig geworden war, kaufte die Stadt vom Militärfiskus des Deutschen Reiches das alte Festungsterrain gegen eine Summe von 12 Mill. Mark. Im Laufe der letzten 20 Jahre entstand dann auf dem ehemaligen Festungsgelände unter der Leitung des königlichen Baurats Stübben die imposante Neustadt, die vornehmlich mit ihrer prächtigen, 6 km langen Ringstraße die äußere Peripherie der Stadt K. bildet. Seit 1888 erfolgte dann die Einverleibung der Gemeinden Deutz, Bayenthal, Lindenthal, Ehrenfeld, Nippes. Das linksrheinische K. und das rechtsrheinische K.-Deutz sind durch eine Pontonbrücke und eine eiserne Brücke miteinander verbunden; letztere, 418,50 m lang, wurde 1855–59 auf Grund der Vorentwürfe Wallbaums durch den Oberbaurat Lohse mit einem Kostenaufwand von ungefähr 10 Mill. Mk. erbaut. Die ganze Brücke hat eine Breite von 16 m, wovon 8,5 m auf die Chaussee- und Fußgängerbrücke und 7,5 m auf die Eisenbahnbrücke entfallen. An der Deutzer Rampe befindet sich die Reiterstatue Kaiser Wilhelms I. von Drake, an der Kölner Rampe die Reiterstatue König Friedrich Wilhelms IV. von Bläser. Mit dem Bau von zwei weitern Eisenbrücken, die eine für den Eisenbahn-, die andre für den Personenverkehr als Ersatz für die eingehende Pontonbrücke, wurde im J. 1905 begonnen. Die Kölner Altstadt ist trotz ihrer engen Bauart ziemlich reich an öffentlichen Gartenanlagen und Plätzen, während die Straßen, sowohl die engen der Altstadt als die breiten der Neustadt, das Bild eines großstädtischen Lebens gewähren. Unter den öffentlichen Gartenanlagen steht obenan der in Lindenthal gelegene Stadtwald, der im Südwesten der Stadt gelegene Volksgarten, ferner der Stadtgarten im westlichen Teile der Neustadt. Unter den ca. 30 öffentlichen Plätzen stehen der Domhof, der Neumarkt (Paradeplatz), der Alte Markt mit dem v. Werth-Brunnen, der Heumarkt mit dem Denkmal Friedrich Wilhelms III., der Königsplatz, der Deutsche Ring und der Hansaplatz obenan. Als die schönsten Straßen gelten neben der Ringstraße namentlich die Villenstraßen am Volksgarten, die 10 km lange Rheinuferstraße und die Straße Unter-Sachsenhausen mit zahlreichen palastartigen Bauten, während als die vornehmsten Geschäftsstraßen die Hohestraße, Schildergasse, Obenmarspforten und die Breitestraße gelten können.

[Kirchliche Bauwerke.] K. ist an prächtigen romanischen Kirchen reicher als jede andre Stadt der Welt. Von ihnen sind folgende hervorzuheben: Sankt Maria im Capitol, 1049 vom Papst Leo IX. eingeweiht, eine Pfeilerbasilika, verbunden mit einem weitgedehnten Chorbau und einer interessanten Krypte. Die alte Kirche von St. Gereon, angeblich von der heil. Helena im 4. Jahrh. gegründet, erfuhr einen völligen Umbau durch den Erzbischof Anno. Das alte Dekagon wurde im 13. Jahrh. niedergelegt und durch das jetzige Schiff, ein längliches Zehneck, ersetzt; Spuren des römischen Baues sind noch an den untern Teilen des Dekagons zu sehen. Dieser prächtige Kuppelbau, 16,9 m breit und 18,2 m lang, wurde 1219 begonnen und 1227 vollendet. Die St. Pantaleonskirche (jetzt Garnisonkirche) datiert mit ihren Fundamenten von 964. Im J. 980 geweiht, wurde sie im Anfang des 13. Jahrh. umgebaut. Im 17. Jahrh. wurde das Mittelschiff neu eingewölbt und das Chor in spätgotischem Stil umgebaut; der flache Turm, der zu Anfang des 19. Jahrh. als Station des optischen Telegraphen diente, wurde 1893 abgerissen und durch ein neues, stilgerechtes Turmpaar ersetzt. St. Martin, früher auf einer Rheininsel gelegen, wurde 1172 vom Erzbischof Philipp eingeweiht und hat im Innern unter allen Kölner Kirchen die sorgfältigste stilgerechte Ausstattung (nach den Plänen Essenweins) erhalten. Der gewaltige Ostbau mit dem majestätischen Turm wurde erst im Anfang des 14. Jahrh. errichtet. St. Andreas zeigt in seinen einzelnen Bauteilen eine Zusammenstellung der verschiedenen Stilarten, welche die Hauptperioden der kirchlichen Baukunst charakterisieren. St. Severin wurde unter Erzbischof Bruno I. begonnen, im 11. Jahrh. aber gänzlich umgestaltet. Einen neuen Umbau nahm man im 13. Jahrh. vor; der Turm wurde von 1393–1411 errichtet. St. Kunibert, 1247 durch Erzbischof Konrad unter Assistenz Alberts d. Gr. eingeweiht, ist eine gewölbte Basilika mit zwei Querschiffen. Die Apostelkirche wurde von Erzbischof Heribert 1021 begonnen und von Pilgrim gegen 1030 vollendet. Nach wiederholtem Brandunglück fand gegen Ende des 12. Jahrh. ein Neubau statt (s. Tafel »Architektur VIII«, Fig. 5 u. 6). Die Kirche St. Ursula wurde nach der normannischen Invasion neu aufgebaut; bedeutende Umgestaltungen erfuhr sie im 12. Jahrh., die Wölbung stammt aus gotischer Zeit.

Von den Kirchen der gotischen Zeit ist vor allen [⇐275][276⇒] andern der Dom zu nennen (s. beifolgende Tafeln). Schon Engelbert der Heilige hatte den Plan gefaßt, an der Stelle der alten romanischen Kathedrale einen Neubau auszuführen. Dieser Gedanke sollte unter Konrad von Hochstaden zur Ausführung gebracht werden. Der Grundstein wurde 14. Aug. 1248 gelegt. Als der geniale Schöpfer dieses großartigen Wunderwerkes gotischer Baukunst wird vielleicht der Dombaumeister Gerhard von Rile angesehen werden dürfen. Nur langsam schritt der Bau des Chores fort; Kollektengelder, Opfer, Zinsen, Vermächtnisse, die Einkünfte suspendierter Benefiziaten boten die Mittel zum Bau des gewaltigen Werkes. Die Bausteine wurden vom Drachenfels bezogen. 1297 konnte Gottesdienst in den Kapellen um das Hochchor gehalten werden, während man noch mit dem Bau des Chores selbst beschäftigt war. 1322 waren die Seitenkapellen vollendet, die feierliche Einweihung fand 27. Sept. durch den Erzbischof Heinrich von Virneburg statt. Die Baumeister, die beim Dombau tätig gewesen, sind: Gerhard von Rile, Meister Arnold, dann dessen Sohn Johann, der 1330 starb, nach diesem Meister Rütger, nach ihm Meister Michael; darauf Meister Andreas von Everdingen, der noch 1412 als »Werkmeister in dem Doyme« erscheint, Nikolaus von Büren (gest. 1446), Meister Konrad Kuyn, endlich Johann von Frankenberg. Gleich nach der Einweihung des Chores schritt man zur Fundamentierung des nördlichen Kreuzschiffes, 1325 zu der des südlichen. Die alte Kirche wurde in ihren einzelnen Teilen nach Maßgabe des Fortschreitens des Neubaues niedergelegt. 1447 war der südliche Turm so hoch ausgeführt, daß er die Glocken, von denen die größte 112 dz wog, aufnehmen konnte. (Neben diesen alten Glocken ist neuerlich die aus eroberten französischen Kanonen gegossene neue »Kaiserglocke« im Gewicht von 262 dz aufgehängt und 30. Juni 1887 kirchlich geweiht worden.) Vom Hauptbau des eigentlichen Kirchenschiffs war 1388 ein Teil so weit vorgeschritten, daß derselbe mit Altären versehen und für den Gottesdienst eingerichtet werden konnte; der Fortbau wurde aber mit immer schwächern Kräften betrieben. Am Ende des 15. Jahrh. gab man jede Hoffnung auf, die Kirche nach dem ursprünglichen Plan vollenden zu können; Langschiff und Seitenhallen wurden durch ein provisorisches Dach geschlossen. 1796 ward der Dom von den Franzosen zu einem Frucht- und Furagemagazin erniedrigt; das Gebäude geriet immer mehr in Verfall und drohte völligen Einsturz. Da gelang es Sulpice Boisserée und Joseph v. Görres, den Kronprinzen von Preußen, spätern König Friedrich Wilhelm IV., und das deutsche Volk für den Plan einer Restauration des Domes zu begeistern. Auf Betreiben des Kronprinzen beauftragte Friedrich Wilhelm III. den Oberbaurat Schinkel, den baulichen Zustand des Doms zu untersuchen, und auf Grund von dessen Gutachten befahl der König, daß »das Vorhandene erhalten werden solle«. Aber erst 1823 wurden die Restaurationsarbeiten unter Leitung des Bauinspektors Ahlert begonnen. Nach Ahlerts Tod wurde 1833 der Landbaumeister Zwirner mit der Leitung der Domarbeiten betraut. Es gelang ihm, eine Bauhütte zu gründen, die sich bald des besten Rufes erfreute, und in der Kräfte gebildet wurden, die, wie V. Statz, Fr. Schmidt und Fr. Schmitz, zu den gefeiertsten Meistern der gotischen Baukunst gehören. Zwirner schwang sich zuerst zu dem Gedanken auf, den Dom ganz auszubauen. In K. wurde 1840 der Gedanke angeregt, durch Gründung eines Dombauvereins der allgemeinen Begeisterung für die große Sache einen kräftigen Halt zu geben, und 8. Dez. 1841 wurde das Statut dieses Vereins von Friedrich Wilhelm IV. genehmigt. Am 4. Sept. 1842 wurde der Grundstein zum Fortbau gelegt und nun jährlich eine Summe von etwa 300,000 Mark auf denselben verwendet. Reichlichere Mittel verschaffte seit 1863 die wiederholt erneuerte Dombaulotterie. Im J. 1862 starb Zwirner, und seinem Nachfolger Voigtel war es vergönnt, den Bau glücklich zu Ende zu führen. Schon im Herbst 1863 konnten Schiff und Chor miteinander vereinigt werden, und der Bau der beiden Türme wurde so beschleunigt, daß 15. Okt. 1880 in Gegenwart des Kaisers Wilhelm und aller deutschen Fürsten die Vollendung des großen Werkes mit außergewöhnlichem Glanz begangen werden konnte. Die seit Wiederaufnahme der Arbeiten (1823) aufgewandten Mittel belaufen sich auf 22 Mill. Mk. Die äußere Länge des Domes mißt 135 m, die Breite 61 m, das ganze Gebäude bedeckt einen Flächenraum von 6166 qm Der First des Daches hat eine Höhe von 61 m über dem Erdboden, die Türme eine Höhe von 157 m über dem Bodenbelag oder 160 m über der Straße. Die Grundform des Domes ist die des Kreuzes. Die Langkirche hat fünf Schiffe, das Querhaus drei. Von den Schiffen des Langhauses finden die beiden äußersten beim Beginn des Chorhauptes ihr Ende; statt ihrer Fortsetzung zieht sich um dieses Chorhaupt ein Kranz von sieben polygonalen Kapellen, während die beiden mittlern Seitenschiffe sich als Umgang um das Hauptchor fortsetzen. Die Hauptfront wird durch die beiden westlich sich an die Seitenschiffe anlehnenden kolossalen viereckigen, vom vierten Stockwerk an achteckigen Türme mit dem zwischen ihnen sich entwickelnden Hauptportal und dem darüber aufsteigenden Mittelfenster gebildet. Das südliche Turmportal ist schon seit dem 15. Jahrh. mit einem Teil seiner Skulpturen versehen. Diese Figuren, in edlem Stil gehalten, verraten, was Gedanken wie Ausführung betrifft, eine hohe künstlerische Bildung ihres Meisters; wahrscheinlich sind sie ein Werk des Meisters Konrad Kuyn. Vgl. Boisserée, Geschichte und Beschreibung des Doms zu K. (2. Aufl., Stuttg. 1842); Schmitz, Der Dom zu K. (150 Tafeln, mit historischem Text von Ennen, Köln 1868–77); Bock, Der Kunst- und Reliquienschatz des Kölner Doms (das. 1870); Wiethase, Der Dom zu K. (40 Tafeln, Frankf. 1884–89); Helmken, Der Dom zu K. (4. Aufl., Köln 1899).

Ein andrer hervorragender gotischer Bau ist die Minoritenkirche, eine Basilika mit schmalen Seitenschiffen und einem einschiffigen Chor ohne Querschiffe. Erwähnung verdienen auch die Ratskapelle, ein kleiner gotischer Bau von 1426, mit einem äußerst zierlichen, bleigedeckten Dachreiter und einer 1474 angebauten, durch das freistehend gearbeitete Maßwerk ihres schönen Gewölbes ausgezeichneten Sakristei; die Mauritiuskirche, die 1861–65 nach dem Plan von V. Statz ausgeführt ward; die St. Peterskirche, spätgotisch, wo Rubens getauft wurde; von des Meisters Hand gemalt die Kreuzigung Petri als Altarbild. Die Jesuitenkirche, ein vortreffliches Muster der gotisierenden Jesuitenrenaissance, wurde 1618 begonnen und 1629 vollendet. Das prächtige Gewölbe, die kühne Bogenspannung des Mittelschiffs und die mächtigen Säulen machen einen überwältigenden Eindruck. Erwähnung verdienen noch von neuern Kirchen die kath. Herz Jesu-Kirche, das letzte Werk des Wiener Dombaumeisters v. Schmidt, die kath. Michaelskirche, die kath. Agneskirche, alle drei [⇐276][277⇒] in der Neustadt, und die neue katholische Kirche in K. – Deutz, ein imposanter romanischer Bau nach Plänen des Architekten Pickel. Fast alle diese Kirchen sind, obgleich in den Stürmen der Revolutionszeit vieles verloren gegangen ist, noch jetzt außerordentlich reich an Kunstschätzen. Der Dom birgt die romanische Prachttumba der heiligen drei Könige, ein Meisterwerk kölnischer Goldschmiedearbeit des 12. Jahrh., den Sarkophag des heil. Engelbert, das berühmte Gemälde: die Anbetung der heiligen drei Könige von Meister Stephan Lochner, prächtige Vortragekreuze und Monstranzen. Beachtenswert sind dort auch die Bischofsgräber im Chor. Sehr reich ist die Schatzkammer von St. Ursula, in St. Andreas befindet sich der Sarkophag Alberts d. Gr. Vieles aus untergegangenen Kirchen ist in das Museum Wallraf-Richartz und in das erzbischöfliche Museum gerettet worden. – Die Evangelischen besitzen 4 Kirchen: die Antoniterkirche, ehemals Klosterkirche, die 1857–59 neuerbaute Trinitatiskirche im Basilikastil, die prächtige Christuskirche im gotischen Stil (nach Plänen von Hartel und Wiethase) und die der Vollendung entgegengehende Lutherkirche am Wormser Platz. Endlich verdient noch die Synagoge in der Glockengasse, ein von Zwirner 1859–61 ausgeführter Bau in maurischem Stil, sowie die in der Neustadt am Königsplatz gelegene Synagoge nach dem Entwurfe der Baumeister Below und Schreiterer erwähnt zu werden.

[Profanbauten.] Von hervorragenden alten Profanbauten sind zu nennen: Das Tempelhaus, der Familiensitz der Overstolzen in der Rheingasse, jetzt Handelskammer, ein prächtiger Bau aus dem 12. oder 13. Jahrh., der 1836 von der Stadt erworben und restauriert wurde, und das Stapelhaus, in gotischem Stil, am Rhein gelegen und zu einem besuchten Wirtschaftsetablissement umgebaut. Aus romanischer Zeit stammen die beim Abbruch der mittelalterlichen Befestigungen erhaltenen, vom Bauraut Stübben restaurierten Stadttore: Eigelstein-, Hahnen- und Severinstor. Von den gotischen Profanbauten nimmt den ersten Platz das Rathaus ein. Sein ältester Teil, der hinter dem Portal gelegene Mittelbau mit dem schön restaurierten Hansasaal, stammt aus dem Anfang des 15. Jahrh. Der nördlich vom Hansasaal liegende prächtige fünfstöckige Turm wurde 1107–14 erbaut; 1540 wurde der südöstlich an den Turm anstoßende Löwenhof vom Steinmetzmeister Lorenz in dem eben aus Italien nach Deutschland gekommenen Stil der Renaissance »auf antik« ausgeführt. Der nach dem Alten Markt hin gelegene Teil wurde 1549–50 erbaut. Der Hauptteil dieses Marktbaues mit dem »Muschelsaal« ist ein Werk von 1761. Die Gobelins, womit der Saal geschmückt ist, sind nach Zeichnungen von Wouwerman durch D. Vos ausgeführt und wurden vom Rat aus dem Nachlaß des Kurfürsten Klemens August angekauft. Die Fassade des Marktbaues wurde 1591 vollständig umgebaut und in der Weise ausgeführt, wie sich dieselbe bis zu ihrer Abtragung 1870 erhalten hat. Die neue, im Stil der alten gehaltene Fassade ist von Jul. Raschdorff entworfen. Der zierlichste Bauteil des Rathauses ist das Renaissanceportal, durch den Bildhauer Wilhelm Vernickel 1569–71 ausgeführt (s. Tafel »Architektur XI«, Fig. 2). Dem Rathausturm gegenüber liegt der 1887 wiederhergestellte sogen. Spanische Bau, ein Werk des 17. Jahrh., mit schöner Halle und kühnem Giebel. Der Bau des Gürzenich wurde 1441 begonnen, um als Festsaal zu dienen; der untere Raum wurde zu einem öffentlichen Kauf- und Lagerhaus hergerichtet und das erste großartige Fest daselbst 1475 zu Ehren des Kaisers Friedrich III. gefeiert. Im 17. und 18. Jahrh. geriet der große Saal in Verfall, und erst in neuerer Zeit wurde er seiner ursprünglichen Bestimmung zurückgegeben. In den Jahren 1855–57 baute ihn Jul. Raschdorff völlig um. Der Hauptsaal hat 54,61 m Länge und 23,85 m Breite und ist auf der nördlichen Langwand geschmückt mit Darstellungen aus dem historischen Festzug bei Vollendung des Domes. Das unter dem Hauptsaal liegende Lagerhaus wurde 1875 zu einer prachtvollen Börsenhalle umgebaut. Das an der Wollküche gelegene alte Patrizierhaus Wolkenburg stammt aus dem 15. Jahrh. und zeichnet sich durch seine schöne Gotik aus; es wurde 1874 stilgerecht restauriert und ist jetzt Eigentum des weithin bekannten Kölner Männergesangvereins. Zu diesen hervorragenden Gebäuden aus älterer Zeit gesellt sich eine Reihe erst in unsern Tagen entstandener palastähnlicher Wohn- und Geschäftshäuser, von denen wir folgende anführen: das Haus des Freiherrn Ed. v. Oppenheim, das Geschäftshaus der Colonia, der Schaaffhausensche Bankverein, das Gebäude der Rheinischen Diskontogesellschaft, alle unter Sachsenhausen, das Scheebensche Haus gegenüber dem Domportal, das Deichmannsche Haus in der Trankgasse, die Häuser der Herren v. Mevissen und Königs in der Zeughausstraße, das v. Mummsche Haus und das Haus von Statz auf der Apernstraße, das Mülhenssche und das Liebmannsche Haus in der Glockengasse, das Steinmannsche Haus auf dem Neumarkt, das 1893 eröffnete Domhotel (am Südportal des Domes), die Häuser von Grüneberg, Leyendecker, Guilleaume, Prill am Sachsenring, Oelbermann am Hohenstaufenring, vom Rath, Andreä, Meuser, Leyendecker am Kaiser Wilhelm-Ring, Pfeifer und Schnitzler am Deutschen Ring, von Stollwerck, Oppenheim in der Volksgartenstraße, zahlreiche palastähnliche Bauten an der Rheinuferstraße von Heyer, Kayser u. a. Von öffentlichen Bauten sind neben einer Reihe von geräumigen, lustigen Schulhäusern entstanden: das Regierungsgebäude, das Justizgebäude, ein ausgedehnter Renaissancebau mit sehenswertem Treppenhaus, 1893 eröffnet, das Reichsbankgebäude im gotischen Stil (s. Tafel »Bankgebäude«, Fig. 3), das Hauptpostamt im gotischen Stil (1893 vollendet), der Hauptbahnhof, im Renaissancestil 1889–94 nach Plänen des Professors Frentzen erbaut, mit 30,000 qm großer, bedeckter Bahnsteighalle und 40,7 m hohem Uhrturm (s. Tafel »Bahnhöfe II«, Fig. 5), die Handelshochschule (ein neues Hochschulgebäude am Agrippina-Ufer, nach Plänen von Professor Vetterlein, wurde 1905 begonnen), die Maschinenbaufachschule; ferner verdienen Erwähnung die Hospitäler, das Museum Wallraf-Richartz und das Kunstgewerbemuseum, die Verwaltungsgebäude der ehemaligen Rheinischen und K.-Mindener Eisenbahn, das alte Stadttheater, von Raschdorff 1869–72 erbaut, und das neue Stadttheater (Opernhaus) in der Neustadt, 1900–03 von Moritz mit einem Kostenaufwand von 4 Mill. Mk. erbaut. Beide Theater sind Eigentum der Stadt K.; ferner sind zu erwähnen das neue Archiv- und Bibliotheksgebäude am Gereonskloster und das 1885 eröffnete Hohenstaufenbad. Im Nordwesten der Stadt zwischen den Stadtteilen Ehrenfeld und Nippes ist ein großer Schlacht- und Viehhof erbaut und im Süden die neuen Hafenanlagen, die auch im rechtsrheinischen K.-Deutz ihrer Vollendung entgegengehen. Von öffentlichen Denkmälern sind zu nennen außer den beiden [⇐277][278⇒] schon oben genannten auf den Rampen der Rheinbrücke: das Denkmal König Friedrich Wilhelms III. auf dem Heumarkt (von Bläser), aus freiwilligen Beiträgen der Rheinländer 1865–78 errichtet, die Bismarckstatue auf dem Augustinerplatz (1. April 1879 enthüllt), die Moltkestatue auf dem Laurenzplatz (seit 1881), der Jan v. Werth-Brunnen (seit 1884), der Heinzelmännchenbrunnen (von Renard) am Hof; das Denkmal Kaiser Wilhelms I. (von Anders 1897) auf dem Kaiser Wilhelm-Ring; das Kaiser Friedrich-Denkmal von Professor Breuer am Rheinufer, das Kaiserin Augusta-Denkmal am Kaiser Wilhelm-Ring, die Denkmäler von Wallraf und Richartz und von Kolping im Museumsgarten und der Bismarckturm am südlichen Ende der Rheinuferstraße.

[Bevölkerung.] Der Flächenraum der Stadt K. umfaßt 107,48 qkm; die Bevölkerung, die 1817 erst 49,145 Einw. zählte, betrug 1. Dez. 1890: 281,681,2. Dez. 1895: 321,564,1. Dez. 1900: 372,529 Seelen und war 31. Dez. 1904 bis auf 419,849 gestiegen. Zur eigentlichen Stadt gehörten 1900: 243,193, zu den seit 1888 einverleibten Vororten 129,336 Einw. Hinsichtlich der Konfession ergab die Volkszählung von 1900: 80 Proz. Katholiken, 18 Proz. Protestanten und 2 Proz. Juden. Auch besteht in K. eine altkatholische Gemeinde.

[Industrie und Handel.] Kölns Hauptbedeutung liegt auf dem Gebiete des Handels und der Industrie. Die Kölner Großindustrie besteht in der Fabrikation von Zucker, Schokolade, Tabak und Zigarren, Leim, Mineralwasser, Kölnischem Wasser, Teppichen, Möbelstoffen, Möbeln, Tapeten, Seife, Lichten, Farben, Firnis, Glas, Samt, Seide, Woll- und Baumwollwaren, Gummi- und Guttaperchawaren, Trikotwaren, Maschinen, Dampfkesseln, Pferde- und Eisenbahnwagen, Telegraphendrähten, Draht- und Hanfseilen, Wappen, Pumpen, Spritzen, hydraulischen Pressen, Blechwaren, Marmorwaren etc. Von industriellen Aktiengesellschaften verdienen Erwähnung: Chemische Fabrik Weiler -ter Meer, Gasmotorenfabrik Deutz, Maschinenbau-Aktiengesellschaft (Bayenthal), Gebr. Stollwerck (Schokolade), Vereinigte Ultramarinfabriken, Rheinische Glashüttenfabrik (Ehrenfeld), Vereinigte Köln-Rottweiler Pulverfabriken, Kölnische Baumwollspinnerei, Waggonfabrik Ehrenfeld, Kölner Verlagsanstalt und Druckerei, Land- und Seekabelwerke, Vereinigte Stahlwerke van der Zypen-Wissen. Von K. aus erstrecken sich die Linien der ehemaligen, jetzt verstaatlichten Rheinischen, K.-Mindener und Bergisch-Märkischen Eisenbahngesellschaften und zwar die linksrheinischen Linien K.-Aachen (-Herbesthal), K.-Krefeld (-Zevenaar), K.-Trier, K.-Koblenz-Bingerbrück und K.-Grevenbroich-Gladbach, die rechtsrheinischen Linien K.-Gießen, K.-Niederlahnstein, K.-Elberfeld-Hagen, K.-Hamm-Hannover, K.-Emmerich (-Holland), K.-Osnabrück-Hamburg, sodann die Sekundärbahn Deutz-Bensberg. Außerdem führt eine Kleinbahn nach Frechen, zwei Kleinbahnlinien nach Bonn, die eine dem Vorgebirge, die andre dem Rheinufer entlang, eine Kleinbahn über Rath zum Königsforst und eine über Bergisch-Gladbach nach Bensberg. Den Personen- und Güterverkehr auf dem Rhein vermitteln die K.-Düsseldorfer Gesellschaft, die Niederländische Dampfschiffsreederei, beide rheinaufwärts bis Mannheim, rheinabwärts bis Rotterdam; ferner die Mülheimer Lokaldampfschiffahrt zwischen K. und Mülheim. Den Güterverkehr vermitteln die Rhein- und Seeschiffahrtsgesellschaft und die Kölnische Dampfschleppschiffahrt. An sonstigen Transport- und Verkehrsanstalten sind noch zu nennen: Westdeutsche Eisenbahn-Gesellschaft, Moselbahn-Aktien-Gesellschaft, Brohlthal-Aktien-Gesellschaft, Deutsche Seetelegraphengesellschaft und Deutsch-Atlantische Telegraphengesellschaft. Die Artikel, die hauptsächlich dem Kölner Handel seine Bedeutung geben, sind: Getreide, Kaffee, Rohtabak, Häute, Schiefer, Kohlen, Metalle, Baumaterialien, Farb- und Materialwaren, deutsche und ausländische Arzneien, Parfümerien, Leinen, Weißwaren, Plüsche, Seidenstoffe, Bänder und Spitzen. Der Hafenverkehr stellte sich im J. 1903 auf rund 1 Mill. Ton., der Eisenbahngüterverkehr auf 4,5 Mill. Ton., 80,000 Stück Großvieh und 300,000 Stück Kleinvieh. Der Eisenbahnpersonenverkehr bezifferte sich auf 4,300,000 Personen. Der Post- und Telegraphenverkehr weist für das Etatsjahr 1903/04 folgende Ziffern auf: Aufgegebene Briefsendungen 80 Mill. Stück, eingegangene Briefsendungen 73 Mill. Stück, eingegangene Pakete 3 Mill., aufgegebene Pakete 3,5 Mill., aufgegebene Wertsendungen 191,000 Stück mit einem Gesamtwerte von 311 Mill. Mk., eingegangene Wertsendungen 225,800 Stück mit einem Wert von 519 Mill. Mk., die eingezahlten Postanweisungen lauteten auf einen Betrag von 132 Mill. Mk., die eingegangenen Postanweisungen auf 205 Mill. Mk. Das städtische Fernsprechamt hat 8400 Anschlüsse. An Telegrammen gingen ein 858,428 Stück, während 751,209 aufgegeben wurden. Die Einnahmen im Post- und Telegraphenverkehr stellten sich auf 8,453,500 Ml. Die Stadt ist Sitz einer Reichsbankhauptstelle (Umsatz 1903: 6508 Mill. Mk.); die andern bedeutendsten Geldinstitute sind: der Schaaffhausensche Bankverein, die Rheinische Diskontogesellschaft, die Kölner Gewerbebank, die Rheinisch-Westfälische Bodenkreditbank, die Rheinische Volksbank, die Westdeutsche Bodenkreditbank. Von Versicherungsanstalten sind zu nennen: Concordia (Lebensversicherung), Colonia (Feuerversicherung), Agrippina (Transportversicherung), Rhenania (Transport- und Unfallversicherung), Kölnische Unfallversicherungs-, Kölnische Rückversicherungs-, Kölnische Hagelversicherungs-, Kölnische Glasversicherungsgesellschaft (Minerva, Retrozessionsgesellschaft) und Rheinische Viehversicherungsgesellschaft. Die Verwaltung der Handelsangelegenheiten liegt in der Hand der Handelskammer. Die Handelsbörse, 1820 eröffnet, befindet sich seit 1. Okt. 1875 in den untern Räumen des Gürzenich (s. oben). Die Länge der elektrischen Straßenbahn (städtisches Eigentum) beträgt 175 km. Personenbeförderung 1904: 52 Mill.; Bruttoeinnahme 5,3 Mill. Mk.

[Bildungsanstalten.] In K. bestehen eine Akademie für praktische Medizin, eine Handelshochschule, eine königliche Maschinenbauschule, ein kath. Priesterseminar, 4 königliche Gymnasien (3 katholische und ein simultanes), ein städtisches Realgymnasium, eine städtische Oberrealschule und eine Realschule. Auch die zur Vorbildung junger Techniker bestimmte gewerbliche Fachschule nebst Fortbildungsschule ist eine städtische Anstalt, ebenso die Zeichenschule für Kunsthandwerker und eine höhere Töchterschule; dagegen ist die Taubstummenlehranstalt ein Privatunternehmen, das von der Provinz unterstützt wird. Auch befindet sich in K. ein Mädchengymnasium. Für das Elementarschulwesen sorgt die Stadt in einer großen Zahl meist in der Neuzeit hergestellter stattlicher Neubauten. Der musikalischen Bildung dienen ein Konservatorium, die Gürzenichkonzerte und viele [⇐278] [279⇒] Gesangvereine, darunter der berühmte Männergesangverein. In K. erscheinen ca. 50 Zeitungen und Zeitschriften, darunter die »Kölnische Zeitung« (im Verlag von Du Monk-Schauberg), die »Kölnische Volkszeitung« und das »Kölner Tageblatt«. Ausschließlich der Kunst gewidmet ist das Museum Wallraf-Richartz in der Nähe des Domes. Es enthält eine äußerst reichhaltige Sammlung von Bildern (über 400) aus der altkölnischen Schule, meist herrührend aus dem Vermächtnis des Kanonikus F. Wallraf (gest. 1824), sowie hervorragende Werke der mittelalterlichen und neuern Kunstepoche. Der Kölnische Kunstverein veranstaltet seine Ausstellung moderner Gemälde in einem Flügel des untern Stockwerkes. Auch des erzbischöflichen Diözesanmuseums am Domhof, das hauptsächlich kirchliche Kunstgegenstände enthält, des 1888 eröffneten Kunstgewerbemuseums, des historischen Museums in der alten Hahnentorburg, des naturgeschichtlichen Museums im Stapelhaus ist hier zu gedenken. Ein ethnographisches Museum, eine Stiftung des verstorbenen Afrikareisenden Joest und der Familie Rautenstrauch, ist nahezu vollendet. Die städtische Bibliothek umfaßt 185,000 Bände. Zahlreiche Volksbibliotheken bestehen in allen Stadtteilen. Bemerkenswert sind der 1860 eröffnete Zoologische Garten, einer der größten in Deutschland, in dessen Nähe die großartigen Anlagen der Aktiengartenbaugesellschaft Flora, nach Lennés Plänen 1863 angelegt, und der etwa 2 km von der Stadt entfernt gelegene, 1810 eröffnete Friedhof Melaten, der allmählich bis zu mehr als 34 Hektar erweitert worden ist und eine große Zahl künstlerisch ausgeführter Denkmäler aufweist. Daneben entstanden der Nord- und der Südfriedhof in den Vororten Merheim und Zollstock. Wohltätigkeitszwecken dienen nachgenannte Anstalten: das städtische Bürgerhospital, das städtische Augustahospital, das evang. Krankenhaus in Sülz, das Vinzenzhospital, die Provinzial-Hebammenanstalt, das Wöchnerinnenasyl, eine städtische Volksheilanstalt für unbemittelte Lungenkranke in Roßbach, das städtische Hospital in K.-Deutz, das städtische Invalidenhaus, das städtische Krankenhaus Lindenburg, das Versorgungshaus für Invaliden (Stiftung de Noel), das städtische Waisenhaus, das Kinderhospital (Stiftung der Freifrau Abraham v. Oppenheim), das Marienhospital für Unheilbare, das Asyl für arme Mädchen, das protestantische Klara-Elisenstift (errichtet von den Eheleuten Karl Joest), das israelitische Asyl für Kranke und Altersschwache, die Augenheilanstalt für Arme, die spezialärztliche Poliklinik, der Kölner Wohltätigkeitsverein, die Kölner Krippe, der Verein für Volkswohl, der Zweigverein vom Roten Kreuz, der deutsche Samariterverein u. a.

[Behörden etc.] Staatliche Behörden sind in K.: die königliche Regierung, die königliche Provinzial-Steuerdirektion, das Polizeipräsidium, die Oberpostdirektion (mit 35 Postämtern und 4 Bahnpostämtern), das Oberlandesgericht, das Landgericht mit 7 Zivilkammern, 5 Strafkammern und 4 Kammern für Handelssachen, das Amtsgericht mit 53 Abteilungen, die königliche Eisenbahndirektion und eine Wasserbauinspektion. An Militärbehörden haben hier ihren Sitz: ein Gouvernement, die Stäbe der 15. Division, der 27. Infanterie- und der 15. Kavalleriebrigade, der 15. Feldartilleriebrigade, der 7. Festungsinspektion, der 2. Fußartillerieinspektion, ein Artilleriedepot und eine Linienkommission. Die Garnison, wozu auch Kalk und Mülheim gehören, besteht aus 3 Infanterieregimentern (Nr. 16, 53, 65), dem rheinischen Kürassierregiment Graf Geßler Nr. 8, dem bergischen Feldartillerieregiment Nr. 59, dem Fußartillerieregiment Nr. 7, dem 1. Bataillon des Fußartillerieregiments Nr. 9 und dem Pionierbataillon Nr. 7. An der Spitze der katholischen Kirchenangelegenheiten steht der Erzbischof und das erzbischöfliche Generalvikariat. An der Spitze der Gemeindeverwaltung steht das Bürgermeisteramt (ein Oberbürgermeister und 11 Beigeordnete); das Stadtverordnetenkollegium zählt 47 Mitglieder, aus denen eine Anzahl von Deputationen zur Verwaltung der Gas- und Wasserwerke, des Schulwesens, des Armenwesens, der Straßenbahnen etc. gebildet ist. Der Gesamtetat der Kommunalverwaltung für 1904/05 ist auf 26,765,000 Mk. festgesetzt (Kommunalsteuer 125 Proz., Überschuß im Etatsjahr 1903/04: 519,295 Mk.). In K. bestehen 24 Konsulate fremder Staaten. Zum Oberlandesgericht K. gehören die neun Landgerichte: Aachen, Bonn, Düsseldorf, Elberfeld. Kleve, Koblenz, K., Saarbrücken und Trier (die Landgerichte Düsseldorf, Elberfeld und Kleve gehen indes im Herbst 1906 an das neugebildete Oberlandesgericht Düsseldorf über); zum Landgericht K. die neun Amtsgerichte: Bensberg, Bergheim, Gummersbach, Kerpen, K., Lindlar, Mülheim a. Rh., Wiehl und Wipperfürth. Die Festungswerke Kölns bestehen aus einer neuen Umwallung, deren Schleifung indes in naher Aussicht steht, und vielen detachierten größern und kleinern Forts und Lünetten, die in ihrer Kehle von kreisförmigen Reduits geschlossen werden; sie sind meist 7–8 km vom Dom gelegen. Das Wappen der Stadt K. (s. Abbildung, S. 275) zeigt einen zweigeteilten Schild, oben rot und unten weiß; im obern Felde befinden sich drei goldne Kronen, im untern elf schwarze Flocken oder Flammen. Als Schildhalter hat das Wappen jetzt einen Löwen und einen Greis. S. auch das Kärtchen der Umgebungen Kölns auf der Karte »Rheinprovinz«.

Geschichte.

Ein um den Beginn unsrer Zeitrechnung entstandenes römisches Lager, das Hauptquartier von zwei Legionen, ist der Keim der Stadt K.; vielleicht hatten schon die Ubier bei ihrer Übersiedelung auf das linke Rheinufer an derselben Stelle ein Fischer- oder Schifferdorf angelegt. Hier stand seit dem Sommer des Jahres 9 n. Chr. die Ara Ubiorum, nach der der Ort bis zum Ende des 2. Jahrh. benannt wurde. Das römische Lager wich im J. 50 einer befestigten Stadt, einer Gründung der Agrippina (s. Agrippina 2), die, im Lager geboren, der in der neuen Stadt angesiedelten Veteranenkolonie ihren Namen beilegte. Eine starke Mauer umgab die weitläufige Stadt; von ihren zahlreichen Türmen ist der »Römer- oder Klarenturm« an der Zeughausstraße noch erhalten. In der mit ins Italicum ausgestatteten Provinzialhauptstadt wurde 69 n. Chr. Vitellius zum Imperator ausgerufen; Trajanus erhielt 98 hier die Berufung zur Kaiserwürde; der Franko-Römer Silvanus wurde hier 355 ermordet. Unter Konstantin d. Gr. verband die Stadt eine feste Brücke mit dem rechten Rheinufer, die im Mittelalter verfiel.

Unblutig ging im 5. Jahrh. die Herrschaft über K. von den Römern dauernd auf die Franken über, von denen die Stadt, wenn auch schon in römischer Zeit Bischofssitz und in der fränkischen der Hauptort Ripuariens, nur als ländliches Gemeinwesen behandelt wurde. Zur Zeit Karls d. Gr. wird Hildebold als der erste Erzbischof, zugleich Metropolit mehrerer benachbarten Bistümer, genannt. Damals lag innerhalb [⇐279][280⇒] der Mauern außer dem Dom nur die später »auf dem Kapitol« genannte Marienkirche, eine Stiftung der in K. residierenden Plektrudis, der Witwe Pippins von Heristal. Vor den Mauern umgürtete die Stadt ein Kranz von Kirchen, unter denen die Märtyrerkirchen St. Gereon und St. Ursula sowie die Kirchen St. Severin und St. Kunibert hervorragten. 881 erfuhr K. die Greuel der normannischen Zerstörung. Dann trat aber der Aufschwung ein, durch den es infolge des seit der Zeit der Ottonen gewaltig anschwellenden Handelsverkehrs zur größten Stadt Deutschlands im spätern Mittelalter heranwuchs. Verdienste um K. erwarb sich Erzbischof Bruno (953–965, s. Bruno 1), Ottos d. Gr. Bruder, der mit der geistlichen Würde die weltliche Herzogsgewalt vereinigte; seitdem waren die geistlichen Hirten auch die politischen Beherrscher des aufblühenden Gemeinwesens. Mit dem wachsenden Reichtum der Bürgerschaft ging jedoch ihr Streben nach politischer Selbständigkeit Hand in Hand. Schon unter Anno II. (s. d.) kam es 1074 zum Aufstande; 1112 folgte die coniuratio pro libertate, wodurch die in zahlreichen Sondergemeinden wahrscheinlich unter Führung der Richerzeche (d. h. »Gesellschaft der Reichen«, der Kaufleute) organisierten Bürger den Grundstein für die in langen Kämpfen mit den Erzbischöfen zu erringende Selbständigkeit legten. Kurz vorher war die Stadt durch die Eingemeindung von drei Vorstädten, Oversburg im Süden, Niederich im Norden und St. Aposteln im Westen, die ein gemeinsamer, 1106 bei einer drohenden Belagerung aufgeworfener Wall mit Graben schützte, beträchtlich vergrößert worden; 1180 folgte eine letzte Umwallung, die im 13. Jahrh. durch gewaltige Mauern und Tore verstärkt wurde. Diesen Festungsgürtel hat erst die neue Stadterweiterung nach genau 700 Jahren gesprengt.

Dem Drang der Bürgerschaft nach politischer Freiheit gaben die Erzbischöfe nur mit starkem Widerstreben Raum. Von Philipp von Heinsberg (1167–91, s. d.) bis auf Siegfried von Westerburg (1274–97) rückte die Bürgerschaft Schritt für Schritt ihrem Ziele näher, bis die Schlacht bei Worringen 1288 der Stadt die ersehnte Selbständigkeit brachte; seitdem nahmen die Erzbischöfe ihre Residenz außerhalb der Stadt auf den benachbarten Schlössern. Nur die hohe Gerichtsbarkeit haben die Kölner dem Erzbischof niemals entreißen können. Die Regierung der Stadt ruhte seit dem 13. Jahrh. in den Händen des Rates, an dessen Spitze zwei der Richerzeche entnommene Bürgermeister die oberste Gewalt ausübten. Ein enger, rein patrizischer Rat aus den »Geschlechtern« besaß im 14. Jahrh. die Macht. Da aber die herrschenden Geschlechter durch die Kämpfe zweier Parteien, der »Freunde« und der »Greifen«, gespalten waren und das gemeine Wohl hierdurch erheblich litt, so erhoben sich, nachdem sich schon 1370 die Weber vorübergehend des Regiments bemächtigt, 1396 die Zünfte und begründeten eine neue demokratische Verfassung, deren Urkunde, der »Verbundbrief«, in einzelnen Punkten verbessert durch den Transfixbrief von 1513, bis zur französischen Okkupation in Geltung geblieben ist, wenn auch in den Jahren 1481–82,1512–13, in den 1680er Jahren (durch den »Gülichschen Aufstand«) und in den 1780er Jahren (durch die bürgerliche Deputatschaft) Änderungen im Regiment angestrebt und zum Teil auch für kürzere Zeit durchgesetzt wurden.

Die Grundlage des Wohlstandes und der politischen Macht Kölns war der Handel, der die Kaufleute bereits im 11. Jahrh. nach England führte, wo der Londoner Stahlhof ursprünglich nur eine Niederlassung der Kölner Händler war. Wein und Heringe bildeten die Massenartikel des Handels, daneben die Tuche, welche die in K. seit alters heimische Webindustrie erzeugte; auch Kölns Waffen- und Goldschmiede genossen Weltruf. Als sich K. der Hansa (s. d.) anschloß, bedingte seine überragende Stellung im Westen von vornherein, daß es Vorort eines Drittels wurde; der Umstand, daß Kölns Sonderinteressen den allgemeinen hansischen Interessen häufig zuwiderliefen, trübte allerdings das Verhältnis der Stadt zum Bunde. Eifrig wachte der Rat über das der Stadt 1259 verliehene Stapelrecht, das ursprünglich für den Handelsverkehr von größtem Nutzen, unter späteren Verhältnissen sogar direkt den Niedergang des Kölner Handels mitverschuldete, da die umliegenden Fürstentümer Gegenmaßregeln ergriffen.

Die Kölner Bevölkerung war von jeher kirchlich gerichtet; die große Zahl der gottesdienstlichen Gebäude hat K. den Namen des »deutschen Rom« eingetragen, wie es sich selbst in der Umschrift des Stadtsiegels »der römischen Kirche getreue Tochter« nennt. Noch heute zeugt eine große Zahl stattlicher Kirchen aus allen Jahrhunderten des Mittelalters von der Opferwilligkeit des Volkes; doch blieb infolge des spätern materiellen Niederganges der Ausbau des weltberühmten Domes dem 19. Jahrh. vorbehalten. Hervorragende weltliche Gebäude aus der alten Zeit sind Rathaus und Gürzenich, ein herrliches Privathaus ist das Overstolzenhaus in der Rheingasse. – Kirchlich war dem Geiste des Mittelalters entsprechend auch durchweg die Kunst, die im 14. und 15. Jahrh. eine besondere Malerschule pflegte; ihre besten Schöpfungen werden mit dem Namen »Meister Wilhelm« in Verbindung gebracht. – Als Vertreter der Wissenschaft lebten im mittelalterlichen K. die Mathematiker Ragimbold und Franko, die Theologen Rupert von Deutz, Duns Scotus und vor allem Albertus Magnus, der gerade in K. eine umfassende Wirksamkeit entfaltet hat. Aus eigner Kraft schuf sich die Stadt ihre Universität, die, 1389 eröffnet, rasch einen großen Aufschwung nahm und im 15. Jahrh. eine erhebliche Fernwirkung, namentlich auch nach Schottland und den skandinavischen Ländern hin ausübte; weit über 1000 Studenten gab es in dieser Zeit zugleich in K. Auch dem Humanismus verschloß sich die Hochschule von vornherein nicht grundsätzlich; doch schädigte ihre Stellungnahme im Reuchlinschen Streit und der diesem folgende Spott der »Dunkelmännerbriefe« ihr Ansehen. Reißen d ging dann die Besuchsziffer herunter, als Universität und Bürgerschaft der Reformation den Eingang wehrten. Im Bunde mit dem Domkapitel vereitelten beide den Reformationsversuch des Erzbischofs Hermann von Wied (s. Hermann 3). Indem die Universität gleichzeitig die Jesuiten zuließ, denen die Stadt ein Gymnasium einräumte, hob sich durch deren Bemühungen allmählich die Zahl der Studenten wieder; aber das Rekrutierungsgebiet der Hochschule war fortab eng begrenzt, wissenschaftliche Bedeutung erlangten nur wenige ihrer Professoren. Im Gegensatze zu der einseitigen Richtung der städtischen Universität schritt der aufgeklärte Erzbischof Max Friedrich 1777 zur Gründung der Bonner Akademie. Bald darauf, 1798, ist die Kölner Hochschule in den Wirren, welche die französische Okkupation mit sich brachte, klanglos untergegangen. An ihre Stelle setzten die Franzosen eine Zentralschule. [⇐280]

[281⇒] Auch die Stadt verlor durch ihre Anhänglichkeit an Rom zahlreiche strebsame Bürger. Nach einer kürzeren Zeit milder Praxis gegen Andersgläubige knüpfte der Rat seit Ende des 16. Jahrh. auf Drängen der Jesuiten den Erwerb des Bürgerrechts an den Nachweis strengkatholischer Gesinnung und Religionsübung. Protestanten wurden nur unter drückenden Beschränkungen als Beisassen unter Verweigerung jedes Gottesdienstes geduldet. Juden gab es seit der Austreibung von 1424, die einer zeitweisen Unterdrückung 1349–72 gefolgt war, bis zum angehenden 19. Jahrh. in K. überhaupt nicht. Hand in Hand mit der religiösen Unduldsamkeit ging der wirtschaftliche Niedergang, zu dem mancherlei beitrug. Der Handel schlug andre Wege ein, die Verknöcherung der Zünfte lähmte das Handwerk; die Folgen der niederländischen Wirren, des truchsessischen und Dreißigjährigen Krieges, der französischen Raubzüge und der beiden Erbfolgekriege kamen hinzu. Fiel die Stadt auch nie in feindliche Hände, so vernichtete doch die Aussaugung des umliegenden Landes zugleich die Wurzel des ehemaligen Wohlstandes.

Das Einrücken der Franzosen 1794 bereitete eine neue Zeit vor. K. zählte damals 1400 Häuser und überschritt die für die Mitte des 16. Jahrh. berechnete Einwohnerzahl von 37,000 nur wenig (1798: 38,844); daß die Zahl, wie behauptet wird, im Mittelalter je 120,000 betragen haben kann, ist völlig ausgeschlossen. Der Sturz des Alten brachte nicht sofort eine neue Blüte; K. wurde nur Arrondissementsstadt, Aachen aber Hauptort des Departements und Bischofssitz. Die Aufhebung der Klöster 1802 und die folgende Mobilisierung des kirchlichen Gutes legten eine Bresche in den bisherigen Beharrungszustand ebenso wie die Religionsfreiheit, die fortan die Bürger genossen. Als K. 1815 der Krone Preußen zufiel, blieben zwar viele Wunsche der Bürgerschaft unerfüllt (die Universität kam endgültig an die Rivalin Bonn, eine Reihe Provinzialbehörden wurden in andre Städte gelegt), aber K. erhielt doch den Appellhof (seit 1879 Oberlandesgericht), die Provinzialsteuerdirektion, eine Oberpostdirektion und wurde Sitz eines Regierungspräsidenten sowie nach der Reorganisation der katholischen Kirche in Preußen eines Erzbischofs. Die im 19. Jahrh. einsetzende neue Blüte der Stadt entsprang vor allem der Tatkraft ihrer Bürger: sie machte K. zum Mittelpunkte des rheinischen Großhandels und, als die Eisenbahnen den Verkehr in neue Bahnen lenkten, zu einem ihrer wichtigsten Knotenpunkte. Der alte Festungsgürtel ward 1881 weiter hinausgeschoben, eine rasch aufblühende Neustadt vermehrte mit den 1888 eingemeindeten links- und rechtsrheinischen Vororten überaus schnell die Zahl der Einwohner, die jetzt auf über 400,000 gestiegen ist. Das 20. Jahrhundert sieht die Stadt im Besitze neuer Hochschulen: der Handelshochschule, dank des Vermächtnisses Mevissens (s. d.) 1901 errichtet, und der Akademie für praktische Medizin, 1904 gegründet.

Vgl. Gelenius, De admiranda sacra et civili magnitudine Coloniae (Köln 1645); Ennen, Geschichte der Stadt K. (Köln u. Neuß 1863–80, 5 Bde.), Frankreich und der Niederrhein (das. 1855 bis 1856, 2 Bde.) und Zeitbilder aus der neuern Geschichte der Stadt K. (Köln 1857); Schultze und Steuernagel, Colonia Agrippinensis (Bonn 1895); Heldmann, Der Kölngau und die civitas K. (Halle 1900); Korth, K. im Mittelalter (Köln 1891); »Chroniken der deutschen Städte«, Bd. 12–14: Köln (Leipz. 1875–77); Lan, Entwickelung der kommunalen Verfassung und Verwaltung der Stadt K. bis 1396 (Köln 1898); Keussen, Die Kölner Revolution 1396 (das. 1888) und Historische Topographie der Stadt K. im Mittelalter (Bonn 1906); Behnke, Aus Kölns Franzosenzeit (Köln 1901); Helmken, K. und seine Sehenswürdigkeiten (20. Aufl., das. 1903); Hoenig, Sprichwörter und Redensarten in kölnischer Mundart (das. 1895). – Quellen: Ennen und Eckertz, Quellen zur Geschichte der Stadt K. (Köln 1860–79, 6 Bde.); »Mitteilungen aus dem Stadtarchiv von K.« (das. 1883–1904, 32 Hefte). Aus den »Publikationen der Gesellschaft für rheinische Geschichtskunde«: Hoeniger, Kölner Schreinsurkunden des 12. Jahrhunderts (Bonn 1884–94, 2 Bde.); Höhlbaum und Lau, Das Buch Weinsberg, Kölner Denkwürdigkeiten 1518–1597 (Leipz. u. Bonn 1886–98, 4 Bde.); Keussen, Die Matrikel der Universität K. (1. Bd.: 1389–1559, Bonn 1892); Stein, Akten zur Geschichte der Verfassung und Verwaltung der Stadt K. im 14. und 15. Jahrhundert (das. 1893–95, 2 Bde.); Knipping, Die Kölner Stadtrechnungen des Mittelalters (das. 1897–98, 2 Bde.); v. Loesch, Kölner Zunfturkunden des Mittelalters (das. 1905); Voullième, Der Buchdruck Kölns bis zum Ende des 15. Jahrhunderts (das. 1903); Merlo, Kölnische Künstler in alter und neuer Zeit (hrsg. von Firmenich-Richartz und Keussen, Düsseld. 1895); Weiteres bei Artikel »Kölnische Malerschule«.

Der Regierungsbezirk Köln (s. Karte »Rheinprovinz«) umfaßt 3977 qkm (72,23 QM.) mit (1900) 1,021,878 Einw. (257 auf 1 qkm), davon 173,594 Evangelische, 830,618 Katholiken und 14,950 Juden, und besteht aus den 13 Kreisen:

Tabelle

Über die 6 Reichstagswahlkreise des Regierungsbezirks vgl. die Karte »Reichstagswahlen«. [⇐281]

Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 11. Leipzig 1907, S. 275-281.
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[273⇒] Köln, ehemals deutsches Erzstift und Kurfürstentum im kurrhein. Kreis, das im Reichstag auf der rheinischen Bank die erste Stimme hatte, bestand aus mehreren gesonderten Teilen: längs des Rheins auf dem linken Ufer zwischen den Herzogtümern Jülich und Berg lag der Hauptteil, zwischen Jülich und dem Erzstift Trier ein andres Gebiet, und auf dem rechten Rheinufer lagen die Grafschaft Recklinghausen und das Herzogtum Westfalen. Die eigentlichen erzstiftischen Lande (ohne Recklinghausen und Westfalen) umfaßten etwa 2750 qkm (50 QM.) mit 100,000 Einw., das ganze vom Kurfürsten beherrschte Gebiet aber ungefähr 6600 qkm (120 QM.) mit 230,000 Einw. Der Erzbischof von K. war der dritte geistliche Kurfürst des Deutschen Reiches und Erzkanzler des heiligen römischen Reiches in Italien sowie des Papstes, seit Innozenz IV. auch geborner päpstlicher Legat. Bei der Wahl des römischen Königs hatte er als Kurfürst die zweite Stimme und genoß das Vorrecht, innerhalb des Erzstifts und außerhalb Deutschlands zur Rechten des Königs gehen zu dürfen. Zwischen ihm und dem Kurfürsten von Mainz bestand wegen der Kaiserkrönung ein langer Streit, der erst 1657 dahin entschieden wurde, daß stets derjenige die Krönung vollziehen sollte, in dessen Sprengel sie stattfinde; sofern sie aber an einem Ort außerhalb der beiden Bistümer vollzogen würde, sollten beide Kurfürsten miteinander abwechseln. Die Landstände des Erzstifts bestanden aus dem Domkapitel, den Grafen, der Ritterschaft und den Städten, und die Landtage wurden gewöhnlich in Bonn gehalten. Die Stadt K. hatte sich schon im 13. Jahrh. von der Herrschaft des Erzbischofs befreit, und dieser residierte meist in Brühl und Godesberg, später in Bonn. Das Domkapitel dagegen, das fast nur aus Mitgliedern reichsunmittelbarer Häuser bestand, hatte seinen Sitz in der Stadt K., wo sich auch die erzbischöfliche Kathedrale (der Dom) sowie das geistliche und das weltliche Hofgericht befanden. Das Erbhofmeisteramt des Erzstifts hatten die Grafen von Manderscheid, das Erbmarschallamt die Grafen von Salm, das Erbschenkenamt die Herzoge von Arenberg und das Erzkämmereramt die Grafen von Plettenberg inne. Die jährlichen Einkünfte betrugen etwa 600,000 Tlr. Das Wappen zeigte ein schwarzes Kreuz im silbernen Feld (Erzstift K.), ein weißes springendes Pferd im roten Feld (Herzogtum Westfalen), drei goldene Herzen im roten Feld (Herzogtum Engern) und einen silbernen Adler im blauen Feld (Grafschaft Arnsberg).

Die Legende nennt als den Stifter des Bistums K. den heil. Maternus, der mit dem vom Tod erweckten Jüngling zu Nain identifiziert wird. Erst im 4. Jahrh. kommt indes beglaubigt als Bischof ein Maternus vor. St. Kunibert, Bischof von K. 622–663, bereicherte das Stift durch seinen Einfluß und durch das Vermächtnis seiner Besitzungen Zeltingen und Rachtig a. d. Mosel, Rhens und Boppard. Unter Hildebold, Erzkaplan und Freund Karls d. Gr., wurde K. 785 Erzbistum, dem die Bistümer Lüttich, Minden, Utrecht, Münster und Osnabrück unterstellt wurden. Bruno, der Bruder Ottos I. (s. Bruno 1), seit 953 Erzbischof, wurde zugleich Herzog von Lothringen. Seine Nachfolger behaupteten diese Würde aber nur in dem schmalen Landstrich am Rhein, der später das weltliche Gebiet des Erzbistums bildet. In Brunos Geist wirkten seine Nachfolger Folkmar, Garo, Marinus und Heribert. Erzbischof Pilgrim, 1021 gewählt, war Kanzler Heinrichs II., sein Nachfolger Hermann II., Erzkanzler des apostolischen Stuhles. Auf ihn folgte Anno II. (1056–75), der Held des Annoliedes, Kanzler Heinrichs III. und Vormund Heinrichs IV. sowie Reichsverweser. Arnold 11., ein Graf von Wied (1151–56), erhielt vom Papste die unmittelbare Abhängigkeit der Metropolitane von Rom sowie das Recht zugestanden, den Kaiser in seinem Sprengel zu salben. Erzbischof Reinald von Dassel (1159–67) begleitete den Kaiser Friedrich I. nach Italien, verhalf ihm bei Tusculum zu einem Sieg und erhielt von ihm den Königshof in Andernach. Sein Nachfolger Philipp von Heinsberg (gest. 1191) erwarb nach der Ächtung Heinrichs des Löwen den westlichen Teil des alten Engern und Westfalen für das Erzstift; seitdem schrieben sich die Erzbischöfe von K. Herzoge von Westfalen und Engern. Seit dem 13. Jahrh. sind die Erzbischöfe damit beschäftigt, alle ihre Besitzungen zu einem Territorium zusammenzufassen und den Besitz möglichst auszudehnen und abzurunden. Dieses Bestreben führte zu beständigen Feindseligkeiten mit den benachbarten Dynasten und den Städten, besonders mit Soest und Köln. Die langen Streitigkeiten mit letzterm begannen schon unter Philipp von Heinsberg und erreichten ihre Höhe unter Konrad von Hochstaden (1238–61), Engelbert von Falkenburg (1261–74) und Siegfried von Westerburg (1275–97), verloren zwar nach der Austreibung des Erzbischofs Siegfried aus der Stadt an Schärfe, hörten jedoch nicht eher ganz auf, als bis bei der französischen Invasion die Selbständigkeit des Erzstifts und der Stadt aufhörten. Die vielen Fehden, die Wikbold von Holte (1297–1304), Heinrich von Virneburg (1304–32), Walram von Jülich (1332–49), Wilhelm von Gennep (1349–62), Adolf II. von der Mark (1363–64) und Engelbert III. von der Mark (1364–69) führten, stürzten das Erzstift in eine bedeutende Schuldenlast, deren Druck unter der langen Regierung Dietrichs von Mörs (1414–63) besonders stark wurde und Verpfändungen und Anleihen nötig [⇐273][274⇒] machte. Als Dietrich der Stadt Soest (s. d.) neue Lasten auslegen wollte, stellte sich diese in den Schutz des Herzogs Adolf von Kleve und fiel nach einer heftigen Fehde 1449 an die Grafschaft Mark. Nach Dietrichs Tode benutzten die Stände die Gelegenheit, sich vor der Neuwahl zu organisieren und in der sogen. Erblandesvereinigung die Forderungen niederzulegen, die der neue Erzbischof anerkennen mußte. Dies war Pfalzgraf Ruprecht bei Rhein, der sich allerdings nicht viel darum kümmerte und dadurch eine Gehorsamsverweigerung der erzstiftischen Stände herbeiführte. Letztere bestellten in der Person des Domherrn, Landgrafen Hermann von Hessen, dem Stift einen Administrator. Es nutzte Ruprecht nichts, daß Karl von Burgund ihm zu Hilfe kam und die Stadt Neuß belagerte (1474); der Burgunder zog ab, und Ruprecht unterlag in dem Kampf; er starb 16. Juli 1480 auf der Feste Blankenstein. Am 11. Aug. 1480 wurde Hermann zu seinem Nachfolger gewählt und starb 1515.

Hermann V. (1515–46), Graf von Wied, anfangs heftiger Bekämpfer der Reformation, ging seit 1542 ernstlich mit dem Gedanken um, das Stift zu reformieren, mußte aber deshalb aus seinem Stifte weichen. Gebhard II., Truchseß von Waldenburg, trat offen über, verehelichte sich 1583, wurde jedoch exkommuniziert und abgesetzt und mußte sich in dem sogen. Kölnischen Krieg (s. d.) gegen den neuen Erzbischof, Herzog Ernst von Bayern, verteidigen. Trotz der Hilfe des Kurfürsten von der Pfalz unterlag er endlich durch das Einschreiten der Spanier und Bayern und zog mit seiner Gemahlin Agnes von Mansfeld nach Straßburg, wo er 1601 als Domdechant starb. Infolge dieses Krieges schuldete das Erzstift allein an Bayern 1,600,000 Tlr., eine Finanzreform war unabweisbar, und sie kam, 1599 begonnen, infolge allmählichen Verzichts der Stände auf ihre Privilegien, 1669 tatsächlich zustande. Ernsts Nachfolger und Neffe Ferdinand (1612–50) schloß sich im Dreißigjährigen Kriege der Liga an und wählte 1642 den bayrischen Prinzen Maximilian Heinrich zum Koadjutor, wofür Bayern auf die oben gedachte Schuld verzichtete. Letzterer ward 1650 Erzbischof, schloß ein Bündnis mit Ludwig XIV., veranlaßte dadurch den Einmarsch der Kaiserlichen und Holländer in das Erzstift und erhielt es erst im Nimwegener Frieden (1679) zurück. Maximilian Heinrich ist auch der Schöpfer der Rechtsordnung, die als Kölnisches Landrecht oder Kölnische Rechtsordnung bis in die neuere Zeit Gültigkeit hatte. Den nach Maximilian Heinrichs Tod unter französischem Einfluß von der Mehrheit des Kapitels gewählten Koadjutor Grafen Wilhelm Egon von Fürstenberg erkannten der Papst und der Kaiser nicht an. Der von diesen bestätigte, aber nur von neun Stimmen gewählte Erzbischof, Prinz Joseph Klemens von Bayern, vertrieb mit Hilfe der zweiten Koalition gegen Ludwig XIV. Fürstenberg 1689 und behauptete sich im Frieden von Rijswijk (1697), hielt es aber im Spanischen Erbfolgekrieg mit Frankreich und trat nach dem Einrücken der holländischen Truppen ins Kölnische 1702 und nach der Eroberung von Bonn 1703 unter französischen Schutz, ward 1706 in die Reichsacht erklärt und blieb in der Verbannung, meist in Lille, bis er durch die Friedensschlüsse zu Rastatt und Baden 1714 wieder in sein Land eingesetzt wurde. Joseph Klemens starb 1723, nachdem er den bisherigen Bischof von Münster und Paderborn, seinen Neffen Klemens August, zum Koadjutor angenommen hatte. Seine Kriegsmacht von 12,000 Mann stellte Klemens August im Siebenjährigen Krieg unter kaiserlichen Oberbefehl, wofür er von Frankreich bedeutende Subsidien bezog. Nach seinem Tode (1761), mit dem die Reihe der seit 1583 regierenden bayrischen Prinzen endigte, wurde Maximilian Friedrich, Graf von Königseck-Aulendorf, gewählt, der mit den Gütern der aufgehobenen Jesuitenkollegien in Bonn eine Akademie stiftete. Sein Nachfolger, Erzherzog Maximilian Franz von Österreich (seit 1785), regierte ganz im Geiste des Kaisers Joseph II., verwendete die Ersparnisse des Hofes zum Besten des Staates, förderte Künste und Wissenschaften, erhob die Akademie in Bonn zur Universität und hielt seine Gerechtsame dem Papst gegenüber mit Energie aufrecht. Er mußte indessen infolge der französischen Revolution schon 1794 das Erzstift verlassen und starb 27. Juli 1801. Um die Existenz des Erzstifts zu retten, wählte das Domkapitel zwar den Erzherzog Amadeus Viktor zu seinem Nachfolger; allein durch den Lüneviller Frieden 1801 wurde das Erzstift säkularisiert, und der Teil auf dem linken Rheinufer kam an Frankreich, während die auf dem rechten Rheinufer gelegenen Reste, mit Ausnahme der Ämter Altenwied und Neuenburg, die der Fürst von Wied-Runkel erhielt, an Nassau-Usingen fielen. Das Herzogtum Westfalen kam an Hessen-Darmstadt und die Grafschaft Recklinghausen an den Herzog von Arenberg, 1811 an den Großherzog von Berg.

Im ersten Pariser Frieden 1814 mußte Frankreich den bisher französischen Anteil des Erzstifts K. zurückgeben; derselbe ward Preußen zugeteilt, desgleichen die auf dem rechten Rheinufer gelegenen Reste des Erzbistums, die Nassau besessen hatte, die Grafschaft Recklinghausen und das Herzogtum Westfalen. Bei der neuen Organisation des Erzstifts auf Grund der päpstlichen Bulle »De salute animarum« 1821 wurde das Erzstift wieder hergestellt und demselben die Bistümer Trier, Münster und Paderborn unterstellt und der Freiherr Joseph Anton, Graf Spiegel zum Desenberg und Canstein, ein wissenschaftlich gebildeter und freisinniger Mann, im Dezember 1824 zum Erzbischof von K. ernannt. Ihm folgte 1835 Klemens August, Freiherr v. Droste zu Vischering (s. d.), der mit der preußischen Regierung den Streit über die gemischten Ehen (Kölnischer Kirchenstreit) anfing, der 1837 mit der Amtssuspension des Erzbischofs endigte. Das Erzbistum ward nun vom Domkapitel mittels eines Verwesers und Kapitelvikars, Hüsgen, verwaltet, dem auch im Mai 1838 die päpstliche Sanktion erteilt ward. Später (1841) wurde mit Zustimmung des Erzbischofs Droste zu Vischering der Bischof Johannes v. Geissel (s. d.) zu Speyer zum Koadjutor cum jure succedendi ernannt, der 1842 sein Amt antrat, ein ruhiges Verhalten beobachtete und nach seines Vorgängers Tod 1. Jan. 1846 demselben in der Würde als Erzbischof von K. folgte. Ihm folgte 1864 der Bischof von Osnabrück, Paul Melchers (s. d.), der bei Beginn des Kulturkampfes seine Diözese verließ und 12. Juli 1876 abgesetzt wurde. Nachdem er zum Kardinal erhoben worden, verzichtete er auf sein erzbischöfliches Amt, und im Einverständnis mit der preußischen Regierung ernannte der Papst 1885 den Bischof Krementz (s. d.) zum Erzbischof von K., der am 6. Mai 1899 starb. Ihm folgte der Paderborner Bischof Hubertus Simar (s. d.), der schon 23. Mai 1902 starb. Seitdem ist der bisherige Weihbischof Fischer (s. d. 4) Erzbischof. Vgl. Binterim und Mooren, Die alte und neue Erzdiözese K. (Mainz 1828–31, 4 Tle.; neubearbeitet von A. Mooren, Düsseld. 1892–93, 2 Bde.); Mering und [⇐274] [275⇒] Reischert, Die Bischöfe und Erzbischöfe von K. (Köln 1842–44, 2 Bde.); Varrentrapp, Hermann von Wied und sein Reformationsversuch in K. (Leipz. 1878); Jansen, Die Herzogsgewalt der Erzbischöfe von K. in Westfalen (Münch. 1895); Hansen, Zur Vorgeschichte der Soester Fehde (im 3. Ergänzungsheft zur »Westdeutschen Zeitschrift«, Trier 1888); Ennen, Geschichte der Reformation im Bereich der alten Erzdiözese K. (Köln 1849); Lossen, Der Kölnische Krieg (Münch. 1882–97, 2 Bde.); Ennen, Frankreich und der Niederrhein oder Geschichte von Stadt und Kurstaat K. seit dem Dreißigjährigen Kriege bis zur französischen Okkupation (Köln 1855, 2 Bde.); Walter, Das alte Erzstift und die Reichsstadt K. (Bonn 1866); Podlech, Geschichte der Erzdiözese K. (Mainz 1879); Maurenbrecher, Die preußische Kirchenpolitik und der Kölner Kirchenstreit (Stuttg. 1881). [⇐275]

Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 11. Leipzig 1907, S. 273-275.
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Verweise:

Kölnische Konföderation, s. Hansa, S. 789.

Kölnische Mundart, s. Deutsche Sprache, S. 744.

Kölnischer Essig, s. Essige, aromatische.

Kölnischer Kirchenstreit, s. Köln (Erzstift), S. 274.

Kölnisches Wasser, s. Eau de Cologne.

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[661⇒] Köln, sonst Erzstift des Deutschen Reiches, im Kurrheinischen Kreise, schmaler, langer, nicht zusammenhängender Landstrich, fast ganz auf dem linken Ufer des Rheins, etwa 50 QM. u. 100,000 Ew.; zerfiel in Ober- u. Unterstift. Der Kurfürst besaß auch die Grafschaft Recklinghausen u. das Herzogthum Westfalen, mit diesem ungefähr 120 QM., 230,000 Ew. u. 600,000 Thlr. jährliche Einkünfte; Residenz: Bonn. Nach der Erblandseinigung, welche 1463 von dem Domcapitel, den Grafen, Rittern n, Städten abgeschlossen u. 12. Mai 1550 erneuert wurde u. als Staatsgrundgesetz galt, waren die Stände des Landes: a) das Domcapitel, von dessen 50 Präbenden je eine der Kaiser u. der Papst besetzte, 24 waren Capitular- u. 24 Domicellarpsründen; b) die Grafen: der Erzbischof von Odenkirchen, der Herzog von Aremberg u. Croy wegen des Thurmes bei Ahrweiler, der Erbmarschall Graf von Salm wegen Bedburg, Alster u. Hackenbroich, der Graf von Salm zu Bedburg wegen Erp, der Graf von der Mark wegen Sassenburg, der Graf von Bentheim-Tecklenburg wegen Wevelinghofen u. Helfenstein, der Graf von Bentheim-Bentheim wegen der Erbvogtei Köln, der Graf von Bentheim-Steinfurt wegen Alpen; c) der Ritterstand die Besitzer der landtagsfähigen, adeligen Güter; d) die Städte. Der Erzbischof, von der Majorität des Capitels erwählt, mußte allgemein anerkannt werden, die Wahlcapitulation anerkennen, sich gleich nach der Konfirmation zum Priester weihen u. consecriren lassen, sich verpflichten, die geistlichen u. weltlichen Gerichte ordentlich zu bestellen, die bestehenden Freiheiten u. Privilegien aufrecht zu erhalten, ohne Wissen u. Willen der Stände keinen Krieg anzufangen, kein Bündniß einzugehen etc. Der Erzbischof von K. war der dritte geistliche Kurfürst des Deutschen Reiches u. Erzkanzler des Apostolischen Stuhles u. des Heiligen Römischen Reiches in Italien. Innocenz IV. ernannte den Erzbischof von K. auch zum geborenen Legaten u. Leo IX, zum Cardinal von der Kirche St. Johanns des Evangelisten ante portam latinam, Bei der Wahl des römischen Kaisers hatte der Kurfürst von K. die zweite Stimme u. ging in Deutschland dem Kaiser zur linken Hand, in seiner Provinz aber u. außerhalb Deutschland zur rechten. Wegen der Krönung hatten die Kurfürsten von Mainz u. K. einen langen Streit mit einander. Von Konrad I. bis Heinrich III. hatte immer der von Mainz dieses Amt verrichtet; Heinrich III. aber ließ sich von dem Kurfürsten von K. krönen, daher dieser auch bis auf Ferdinand I. dieses Recht ausübte, weil Aachen, der gewöhnliche Krönungsort, in seinem Sprengel lag. Endlich 1657 wurde dieser Streit dahin entschieden, daß allemal derjenige die Krönung verrichten sollte, in dessen Sprengel sie vollzogen würde; wenn sie aber an einem Orte außerhalb der beiden Bisthümer geschähe, sollten beide mit einander abwechseln.

Die Kirche zu K. soll durch St. Maternus, den ersten Bischof, Schüler des St. Petrus, gegründet worden sein, welcher gleichen Namen hat mit dem späteren Bischof unter Constantin dem Großen, des Letzteren Nachfolger war Euphrates, welcher 344 auf dem Concil zu Sardica erwähnt wird; die ferneren Bischöfe sind: St. Severin, um 365, St. Ebregisil I. (Evergisel), um 403, Solatius, Sunnoveus, Domitianus, Charentinus, Ebregisil II., welcher von der Königin Brunhild oft als Gesandter gebraucht wurde u. um 600 starb; Remedius (600–622); Kunibert (623–663), welcher Rath mehrer fränkischen Könige von Dagobert bis Sigbert war; Botadus, Stephan, um 673, Aldewin, Giso, Anno I. (s.d.), 708, Faramund, 710, St. Agilolf, 713, Reginfrid, 718. Schon damals wurde K. auf Bitten der fränkischen Könige vom Papst Zacharias zum Erzbisthum erhoben, aber 748 die Würde auf Mainz übergetragen u. K, von Maiz abhängig gemacht. Auf Reginfrid folgte Agilulf; um 750 Hildeger, welcher 753 auf einem Zuge gegen die Sachsen blieb: Berthelin (Berthem), st. 763; Riculf (763–785), unter welchem die Sachsen 778 einen verheerenden Einfall in das Kölnsche machten; Hildebold (785–819), ein Vertrauter Karls des Großen u. dessen Erzcaplan.

Unter Hildebold wurde K. wahrscheinlich zwischen 794–799 zum Erzbisthum erhoben, u. die Bischöfe von Bremen (bis 834), Utrecht (bis 1559), Lüttich, Minden (bis 1648), Münster u. Osnabrück als Suffraganbischöfe dem Erzbischof von K. untergeben. Auf Hildebold folgte 819–842 Hadebald, unter welchem Ludwig der Fromme der Kirche zu K. einen ausgedehnten Wildbann schenkte, u. welcher seit 834 an dem Chorbischof Hildebert einen Stellvertreter gehabt hatte; als dessen Nachfolger Günther, weil er die Scheidung des Königs Lothar u. der Theutberga gutgeheißen hatte, vom Papst Nicolaus I. 864 abgesetzt wurde u. Lothar dies nicht hindern konnte, so setzte er an Günthers Stelle Hugo, Abt von St. Martin in Tours, 869 aber Günthers Bruder Hilduin als Erzbischof ein, welcher jedoch die Weihe nicht empfing. Nach Lothars Tode wurde 870 Willibert gewählt u. nach Günthers Tode 873 eingesetzt. Bei der Abhaltung einer Nationalsynode 873 wurde die Domkirche eingeweiht. Willibert st. 889; seine Nachfolger waren: Hermann I. (Hartmann), welcher zwischen Karl dem Einfältigen u. Heinrich dem Vogelsteller den Frieden zu Bonn stiftete u. 925 st.; Witfrid, 925–953; Bruno, Sohn des Kaisers Heinrich I., 953–965. Da Kaiser Otto I., diesem seinen Bruder 853 die provisorische Verwaltung des Herzogthums Lothringen übertragen hatte u. dieselbe 959 zurücknahm, so hat sich daraus die Sage gebildet, daß Lothringen der Kirche zu K. geschenkt u. dann widerrechtlich wieder entzogen worden sei. Dagegen gewann in der nächstfolgenden Zeit diese Kirche ebenso durch den Einfluß, welchen die Erzbischöfe bei den deutschen Königen hatten, als durch die Vermächtnisse, welche diese aus ihren Reichthümern derselben vermachten, [⇐661][662⇒] große Besitzungen. Auf Bruno folgten: Folkmar, ein sächsischer Edler, 965–969; Gero, Markgraf von der Lausitz, Caplan des Königs Otto I., 969–976, welcher 971 für Otto II. in Constantinopel um die Prinzessin Theophania warb; Warin, 976–984, Erzieher Ottos III.; Euergerus, bis 999; St. Heribert, Graf von Rotenburg, Ottos III. Kanzler, seit 999; da er nach des Kaisers Tode Eckhard auf den Thron setzen wollte u. deshalb dem designirten König Heinrich II. die Reichskleinodien vorenthielt, so nahm ihn Heinrich II. gefangen u. zwang ihn zur Auslieferung der Kleinodien. Gleichwohl blieb er Reichskanzler u. st. 1021; Pilegrin (Belgrin), 1021–36, welcher zuerst die Kanzlerwürde des Apostolischen Stuhles bekleidete. Er erscheint seit 1031 u. dann Nachfolger bis auf Kaiser Heinrich V. als Erzkanzler für Italien. Hermann II, Enkel des Kaisers Otto II., 1036–56, welchem der Papst mehre Ehrenrechte, so den Gebrauch eines Prunkpferdes bei Festzügen, den Primat unter den deutschen Kirchenfürsten u. die Kanzlerwürde des Apostolischen Stuhles bestätigte u. die Kirche St. Johannis ante Portam latinam in Rom als Wohnung für seinen Aufenthalt in Rom anwies, bei Functionen im Dome die Verwendung von je sieben Cardinalpriestern, Diakonen u. Subdiakonen verstattete u. die Krönung des Königs, wenn sie in seinem Sprengel geschah, auftrug. St. Anno II., Rath des Kaisers Heinrich III. u. Coadjutor Hermanns, 1056–75; er war ein strenger Reformator der Geistlichkeit u. Klöster. Ihm verdankt die Kirche zu K. eine wesentliche Vergrößerung ihrer Besitzungen, u. unter ihm wurde wahrscheinlich die Erzdiöcese in Archidiakonate getheilt; ursprünglich waren deren vier: beim Domcapitel zu K. u. bei den Collegiatstiften zu Bonn, Xanten u. Soest, wozu dann noch die zu Neuß u. Dortmund kamen. Von seiner Beziehung zum Kaiser Heinrich IV. u. seinem Einfluß ruf die Regierung s.u. Deutschland (Gesch) VI.

Unter Anno's Nachfolgern, Hildulf (Hildebold), 1076–79, Sigewin, 1079–89, Hermann III., 1089–99, u. Friedrich I., 1099–1131, begannen die Kirchengüter des Stiftes großen Schaden zu leiden, da sich die Vögte gegen die Stiftungen allerhand Bedrückungen erlaubten u. mit den benachbarten Dynasten Streitigkeiten ausbrachen; dazu kamen die Zerwürfnisse zwischen dem Papste u. den Kaisern Heinrich IV. u. V., in denen die Erzbischöfe meist auf Seiten der Kaiser standen u. deshalb die Mißgunst des Papstes erfuhren; u. unter Erzbischof Bruno II. von Berg, welcher 1137 in Italien st., der ganz kurzen Regierung Hugos von Sponheim u. unter Arnold I. von Randerode, welcher 1148 wegen Simonie abgesetzt wurde u. 1151 st., war das Erzbisthum in solche Bedrängniß gekommen, daß Arnold II. von Weda (Wied), Kanzler des Kaisers Konrad III., die erzbischöfliche Würde 1151 nur annahm, nachdem der Kaiser ihm nachdrückliche Hülfe für das Erzstift versprochen hatte. Auf einer Reichsversammlung wurde festgesetzt, daß die Tafelgüter des Erzbischofs nicht verpfändet od. verliehen, u. wo dies geschehen wäre, zurückgegeben werden sollten; zugleich waren alle unter Hermann II. dem Erzbischof ertheilten Privilegien vom Papst erneuert. Seit der Mitte des 12. Jahrh. bekleideten die Erzbischöfe von K. auch dauernd, wie schon vorher hin u. wieder, die Würde eines Erzkanzlers des Heiligen Römischen Reiches durch Italien. Arnold II. st. 1156; ihm folgte bis 1158 Friedrich II. von Berg, 1159–67 Reinald von Dassel, ein treuer Freund des Kaisers Friedrich I., welcher demselben bes. wesentliche Dienste in Italien leistete, wofür der Kaiser ihm umfangreiche Besitzungen in Italien verlieh (welche jedoch bald wieder verloren gingen); unter Reinald erwarb die Kirche in K. auch viele andere Güter u. Privilegien u. erhielt dieselbe durch ihn die Reliquien der Heiligen Drei Könige; Philipp I. (s.d.) von Heinsberg (bis 1191), welcher 1178 Heinrichs des Löwen Untreue gegen den Kaiser strafte u. dafür 1180 für das Erzbisthum alle Rechte, welche der Herzog von Sachsen in den Bisthümern K. u. Paderborn gehabt hatte, u. einen großen Theil von Westfalen u. Engern erhielt; seitdem schrieben sich die Erzbischöfe von K. Herzöge von Westfalen u. Engern, er umgab die Stadt mit Mauern. Im folgte 1191–1193 Bruno III. von Berg; dessen Nachfolger, Adolf I. Graf von Altena, erst Anhänger des Kaisers Otto IV., dann durch Geld bestochen des Gegenkönigs Philipp von Schwaben, wurde deshalb abgesetzt u. 1205 Bruno IV. von Sayn gewählt. Jetzt begann wieder eine betrübte Zeit für das Erzbisthum: das Land wurde durch Bürgerkrieg u. Spaltungen unter dem Clerus zerrüttet, Bruno wurde gefangen u. zwar nach der Ermordung des Kaisers Philipp entlassen, st. aber bald darauf 1208; ihm folgte Dietrich I. von Heinsberg; wegen seiner Anhänglichkeit an Kaiser Otto wurde er 1212 abgesetzt, u. Adolf wollte die Gelegenheit benutzen, um wieder Erzbischof zu werden; der Kampf zwischen Beiden dauerte bis 1216, wo auch Dietrich abgesetzt u. Engelbert I. Graf von Berg zum Erzbischof gewählt wurde; Kaiser Friedrich II. bestellte ihn 1220 bei seinem Römerzug zum Vormund seines Sohnes Heinrich u. zum Reichsverweser. Für die Wiederherstellung der Verhältnisse des Erzbisthums wirkte Engelbert sehr vortheilhaft, ertilgte die Schulden u. wendete der Kirche die alten Güter wieder u. noch neue zu, vertheidigte die Freiheit der Kirche Deutschlands ebenso sorgsam gegen die Großen des Reiches, wie gegen den Papst u. war bemüht die Sittlichkeit der Geistlichkeit zu heben. Er wurde 7. Novbr. 1225 von dem Grafen von Isenburg bei Gevelsberg ermordet. Ihm folgte 1225–38 Heinrich von Molenarck, welcher seines Vorgängers Mörder u. Feinde strafte.

Konrad von Hochstaden, ein gelehrter, beredter u. kriegerischer Mann, wurde 1238 Erzbischof; er hatte Kämpfe mit Brabant, Limburg u. Jülich, welche ein Friede 1240 endigte; von dem Grafen von Jülich wurde er, als er 1242 Partei für den Papst Gregor IX. gegen den Kaiser Friedrich II. nahm, gefangen u. nur gegen 4000 Mark freigegeben. Dennoch blieb er Friedrichs Feind u. krönte dessen Gegenkaiser Wilhelm von Holland 1248 u. Richard von England 1257. Unter ihm wurden auch die Kämpfe zwischen dem Erzbischof u. den Kölnern ernstlicher; er suchte die Gemeine gegen die edeln Geschlechter u. diese unter einander zu entzweien, um selbst desto leichter die Herrschaft an sich zu reißen, bes. durch das neben dem Rathe bestehende Schöffenamt, welches der Erzbischof besetzte. Der erste Kampf entstand 1258 wegen einer Münze, welche Konrad einführen wollte. Den Prinzen Waldemar von Dänemark hielt er zu Gunsten Alberts von Stade vier Jahre in Köln gefangen. Durch ihn erhielt das Erzbisthum [⇐662][663⇒] die hochstadischen Güter, in deren Besitz daselbe aber erst nach langem Streite kam; auch vergrößerte er den Besitz der Kirche durch mehre Güter, aber da die Besitzungen derselben durch die Länder der Grafen von Jülich, Kleve, Mark u. Berg zerstückelt wurden, so litten sie durch die wachsende Macht dieser Herren große Einbuße. 1248 legte Konrad den Grundstein zum neuen Dome, hielt 1260 noch eine Provinzalsynode wegen des Verfalls der Disciplin des Clerus u. der Mönche u. st. 1261. Sein Nachfolger, Engelbert II. von Falkenburg, setzte die Streitigkeiten mit den Kölnern fort, wurde 1264 von denselben gefangen genommen u. 1267 beim Ulrichsthor u. unweit Zülpich von dem Grafen von Jülich, welchen die Kölner zu Hülfe gerufen hatten, geschlagen u. in letzter Schlacht gefangen u. erst 1270 losgelassen, nachdem er der Stadt ihre Freiheiten verbürgt hatte. Er verlegte, wegen der ihm von den Kölnern angethanen Unbilden, seine Residenz nach Bonn u. besuchte das Concil zu Lyon, 1274; kurz darauf starb er. Sein Nachfolger, Sigfrid von Westerburg (1275–97), setzte den Krieg gegen Jülich fort bis 1279; dann stritt er mit Brabant um das Schloß Kerpen u. wurde 1288 bei Worringen vom Grafen Adolf von Berg, dem Bundesgenossen der Brabanter, gefangen; 1290 freigelassen rächte er sich an Adolf, welchen er 1295 fing u. nicht losließ. Sein Nachfolger, Wickbold von Holte (1297–1304), versöhnte sich mit den Kölnern u. bewog den Papst, das Interdict, welches über die Kölner 1290 ausgesprochen war, 1299 aufzuheben. Zur Beilegung seiner Fehden mit Jülich, Kleve u. Mark machte er 1302 mit seinen Feinden Frieden u. stiftete dann mit dem Bischof von Münster, dem Grafen von Mark, Kleve u. den Städten Soest u. Dortmund den Landfrieden zur Unterdrückung der Privatfehden. Heinrich II. von Virneburg (1304–32) stand auf der Partei Friedrichs von Österreich u. hatte dadurch die Anhänger Ludwigs des Baiern gegen sich. Weil er durch Räubereien den von Ludwig gestifteten allgemeinen Landfrieden gebrochen u. den Handel gestört hatte, wurde sein Schloß Brühl 1318 genommen u. K. an Ludwig den Baier übergeben. Erst 1322 kehrte er nach K. zurück. Unter ihm kam die Grafschaft Hülchrath u.a. Güter an das Erzbisthum. Er sorgte auch für die kirchlichen Angelegenheiten u. hielt mit seinem Clerus Provinzial- u. Diöcesansynoden u. weihte 1322 den Chor des Doms ein. Walram von Jülich (1332–49), Gegner Ludwigs des Baiern, wählte Karl IV. zum Kaiser; deshalb von Ludwig angegriffen, überall besiegt u. von Allen verlassen, flüchtete er sich nach Frankreich, wo er 1349 in Paris starb. Wilhelm von Gennep (1349–63), wirkte sehr wohlthätig durch Sparsamkeit u. suchte die Schulden zu tilgen u. den Landfrieden aufrecht zu halten. Die ersparten Schätze hatte Johann von Virneburg, welcher nach Wilhelms Tode 1363 von einer Partei gewählt wurde, dazu benutzt, seine Creaturen zu beschenken, aber der Papst erkannte ihn nicht an, sondern setzte Adolf II. von der Mark, Bischof von Münster, ein, welcher aber 1364 zu Gunsten seines Oheims Engelbert III. von der Mark verzichtete; dieser, in mehre Kriege verwickelt, stürzte K. in große Schulden, u. da ihm eine Empörung drohte, nahm er 1366 den Erzbischof Kuno von Trier zum Coadjutor an; dieser ließ sich angelegen sein, die verwirrten Verhältnisse des Erzbisthums zu ordnen, u. wurde nach dem Tode Engelberts 1368 vom Papst Urban V. als Generalvicar eingesetzt. Kuno löste das Schloß Zülpich wieder ein u. erhielt von dem Grafen Gottfried von Arnsberg u. seiner Gemahlin Anna von Kleve die Grafschaft Arnsberg als Geschenk fürs Erzstift. 1370 kehrte er nach Trier zurück, u. Graf Friedrich III. von Zaarwerden wurde Erzbischof. Er war ein kräftiger Regent u. spielte auch in den damaligen politischen Angelegenheiten eine Rolle; der Kaiser Karl IV. verwendete sich für ihn beim Papste, daß dieser die Schuld Kölns an ihn von 120,000 Goldflor, auf 30,000 herabsetzte; seit 1375–77 hatte er mit den Kölnern, welche die von ihm eingesetzten Schöffen verjagt hatten, mit abwechselndem Glück Kämpfe; bei dem ausgebrochenen Schisma stand Friedrich auf der Seite Urbans VI., den Landfrieden hielt er mit der größten Energie aufrecht, löste mehre verpfändete Güter ein, erwarb neue u. stiftete 1388 die Universität zu K. 1401 wurden die Unterthanen des Herzogs von Berg in allen weltlichen Civil- u. Criminalstrafen durch eine päpstliche Bulle von den Gerichten des Erzbischofs eximirt; da Gleiches 1402 auch in Kleve u. der Mark geschah, fing der Erzbischof einen Krieg mit dem Grafen Adolf an, in welchem er den Grafen besiegte, aber den Streit nicht beendigte. Ihm folgte 1414 Dietrich II. von Mörs, ein sehr prachtliebender Mann; er hatte seit 1418 eine sechsjährige Fehde mit der Stadt; seine Theilnahme am Hussitenkriege endigte mit seiner Niederlage u. Flucht; sein Streit mit Soest, welcher Stadt er ihre Verfassung ändern wollte, endete damit, daß sich diese 1444 in den Schutz Kleve's begab; ein darüber ausgebrochener Krieg endigte 1449 durch den Frieden von Mastricht, in welchem Dietrich die Klevesche Schutzherrschaft über Soest anerkennen mußte; weil er es auf dem Concil zu Basel mit dem Papst Felix V. hielt, so entsetzte ihn der andere Papst Eugen IV. 1444 u. eximirte die Kleveschen Besitzungen von seiner Gerichtshoheit, doch wurde dieser Entscheid nach seiner Unterwerfung von dem Papst wieder rückgängig gemacht. Bei seinem Tode 1463 war die Kirchenzucht im tiefsten Verfall u. das Land auf das furchtbarste verwüstet u. unübersehbar verschuldet.

Um diesen Übelständen abzuhelfen u. für die Zukunft neuen vorzubauen, machte Domcapitel, Grafen, Ritterschaft u. Städte 1463 eine Erblandsvereinigung, welche von da an als Staatsgrundgesetz galt (s. oben), nach welchem der neugewählte Erzbischof zu regieren sich verpflichten mußte. Dietrichs Nachfolger, Pfalzgraf Ruprecht (Robert), 1463–80, fand so geringe Einkünfte vor, daß er, da die Geistlichkeit u. die Ritterschaft die von ihm erbetene Beihülfe nicht zahlen wollte, dieselbe gewaltsam eintrieb. Als es darüber zur Empörung kam, setzte das Capitel den Erzbischof 1473 ab u. wählte den Landgrafen Hermann von Hessen als Administrator. Ruprecht wendete sich an den Herzog Karl den Kühnen von Burgund, welcher ihn wieder auf den erzbischöflichen Stuhl zurückführen sollte. Doch ein kaiserliches Heer zwang den Herzog zum Rückzug, u. unter Vermittelung des Herzogs von Jülich u. Berg ward Friede geschlossen, u. Ruprecht erhielt eine Pension von 3000 Flor. 1478 wurde er auf einer Reise durch Hessen von landgräflichen Leuten aufgehoben u. nach Blanckenstein in Gewahrsam gebracht, wo er 1480 st. u. nun [⇐663][664⇒] wurde der bisherige Administrator, als Hermann IV. Erzbischof; er regierte in Frieden, wurde 1496 auch Administrator in Paderborn u. st. 1508. Unter Graf Philipp II. von Dann-Oberstein (1508_–15) wurde in der neuen Kreiseintheilung durch Kaiser Maximilian K. zum Kreise Niederrhein geschlagen. Hermann V., Graf von Weda (Wied), 1515–46, 1532 auch Bischof von Paderborn, war Anfangs ein Gegner der Lutherischen; seit 1540 aber, wo er Bucer hatte kennen lernen, neigte er sich der Reformation zu, ließ diesen 1542 nach Bonn kommen u. dort u. in der Umgegend predigen. Der Clerus war sehr dagegen, u. Hermann wurde 16. April 1546 vom Papst excommunicirt; Adel u. Stadt wollte ihn zwar nicht lassen, aber er legte 25. Febr. 1547 sein Amt nieder (s. Hermann 45). Seine Nachfolger, Adolf III. von Schauenburg (st. 1556) u. Anton von Schauenburg (st. 1558), führten die Katholische Lehre zurück; doch konnten sie es nicht verhindern, daß in Jülich, Kleve, Berg, der Mark, Paderborn etc. die Reformation sich verbreitete; außerdem wurde der Sprengel der Erzdiöces verkleinert durch die Errichtung des Bisthums Roermonde, wozu das Dekanat Geldern geschlagen wurde, u. durch die Erhebung des Bisthums Utrecht zu einem Erzbisthum, wodurch diese Diöces der Erzdiöces verloren ging. Auf Anton folgten Graf Johann Gebhard von Mansfeld (1558–62) u. Friedrich IV. von Wied, welcher 1567 abdankte (u. 1568 st.); auch Salentin von Isenburg dankte 1577 ab, um zu heirathen, da sein Haus im Begriff stand auszusterben. Sein Nachfolger, Gebhard II., Truchseß von Waldburg, verliebte sich in die Gräfin Agnes von Mansfeld u. heirathete sie 1582 insgeheim zu Bonn. Seine Duldsamkeit gegen die Protestanten u. die öffentliche Heirath mit Agnes riefen einen Aufstand der Kölner hervor; der Papst exkommunicirte ihn 1583, der Kaiser erklärte ihn in die Acht u. das Capitel wählte an seine Stelle Ernst, Herzog von Baiern. Gebhard suchte sich mit Gewalt zu behaupten, siegte bei Huls, aber 31. März 1584 bei Flockenburg geschlagen, floh er u. ließ sich in Strasburg nieder (wo er 1601, nach Anderen schon 1589 st.). Ernst wurde 1585 auch Bischof von Münster, nahm 1595 seinen Neffen Ferdinand zum Coadjutor an u. st. 1612 zu Arnsberg. Ferdinand wurde Erzbischof u. war zugleich auch Bischof zu Lüttich, Münster, Hildesheim u. Paderborn.

Im Dreißigjährigen Kriege wurde das Kölnische 1642 von den Franzosen u. Hessen besetzt u. erst im Westfälischen Frieden erhielt Ferdinand die Plätze zurück, mußte aber 600,000 Thaler zahlen. Er st. 1650 zu Arnsberg u. ihm folgte Maximilian Heinrich, Herzog von Baiern, welcher schon seit 1643 seines Oheims Coadjutor gewesen war u. bald darauf auch Bischof von Hildesheim wurde. Er kräftigte durch die 1651 u. 1662 publicirten Synodalbeschlüsse die kirchliche Ordnung u. ließ 1663 das Kölnische Landrecht, eine Rechtsordnung für die wichtigsten bürgerlichen Institute, ausarbeiten. Auf den Rath des Bischofs Egon von Strasburg schloß er 1669 ein Bündniß mit Frankreich u. räumte den Franzosen Kaiserswerth, Neuß u. Bonn ein; deshalb besetzten die Kaiserlichen seine Staaten, u. er mußte sich in ein Kloster zurückziehen, wo er 5 Jahre lebte. 1674 schloß er Frieden mit Holland u. erhielt das, seit 1633 von den Holländern besetzte Rheinberg wie der. Der Friede zu Nimwegen 1679 gab ihm auch seine anderen Staaten zurück. 1683 wurde er auch Bischof von Münster u. st. 3. Juli. 1688. Sein Nachfolger, Joseph Clemens, Herzog von Baiern, welcher erst an dem, um das Erzbisthum sich bewerbenden Bischof Egon von Strasburg einen Nebenbuhler hatte, hielt es im Spanischen Successionskriege mit Frankreich, mußte aber nach dem Einrücken der holländischen Truppen im Kölnischen 1702 u. nach der Eroberung von Bonn 1703 nach den Niederlanden fliehen. Der Kaiser übergab die Verwaltung des Erzstiftes einem Ausschuß des Capitels, u. der König von Preußen u. der Kurfürst von Pfalz besetzten die kölnischen Städte. Der Erzbischof-Kurfürst wurde 1706 noch in die Reichsacht erklärt, aber durch die Friedensbeschlüsse zu Rastatt u. Baden 1714 wieder in sein Land eingesetzt; 1715 verließen die Holländer auch Bonn. 1723 st. Joseph Clemens, u. ihm folgte Clemens August, sein Neffe u. seit 1722 sein Coadjutor; er war auch Bischof von Münster, Paderborn, Hildesheim u. seit 1727 von Osnabrück, seit 1732 auch Großmeister des Deutschen Ordens. Seine lange Regierung (bis 1761) war eine gesegnete für sein Land; er wendete von seinen großen Einkünften viel auf den Aufbau von Kirchen, Schulen, Schlössern, auf die Verbesserung des Landes u. auf Wiedererwerbung früher verkaufter od. verpfändeter Besitzungen; aber seine Verbindung mit Frankreich brachte auch dem Lande wieder viel Schaden. Er st. 6. Febr. 1761, u. als sein Nachfolger wurde Maximilian Friedrich, Graf von Königsegg-Rotenfels, gewählt; seine Altersschwäche nöthigte ihn, die Regierung seinen Räthen zu überlassen; in K. stand bes. von Belderbusch an der Spitze; er stiftete 1777 die Akademie in Bonn, verbesserte die Gerichtsordnung u. verband sich auf Hontheims Anregung mit Trier u. Mainz zu Vorstellungen bei der Päpstlichen Curie, wegen deren Eingriffe in die Angelegenheit des Deutschen Reiches u. in die kirchliche Verwaltung der Deutschen Bisthümer. Clemens August st. 1785; ihm folgte, 1784 Maximilian Franz, Erzherzog von Österreich, seit 1780 Coadjutor. Er verwendete die Ersparnisse des Hofes zum Besten des Staates, unterstützte Künste u. Wissenschaften, erhob die Akademie zu Bonn zur Universität u. hielt ernst über seine Gerechtsamen gegen den Papst. Am Kriege gegen Frankreich nahm er als Reichsstand Theil, mußte aber deshalb 1797 aus Bonn fliehen, lebte Anfangs zu Mergentheim, seit 1800 zu Wien u. st. 28. Juli 1801 zu Hetzendorf bei Wien. Das Domcapitel wählte zu seinem Nachfolger den Erzherzog Anton Victor, aber durch den Lüneviller Frieden 1801 wurde das Erzstift säcularisirt u. der Theil auf dem linken Rheinufer fiel an Frankreich, welches denselben mit dem Roer- u. mit dem Rhein- u. Moseldepartemente vereinigte. Die auf dem rechten Rheinufer gelegenen Reste kamen an Nassau-Usingen, mit Ausnahme der Ämter Altenwied u. Neuenburg, welche der Fürst von Wied-Runkel erhielt. Das Herzogthum Westfalen kam an Hessen-Darmstadt u. die Grafschaft Recklinghausen an den Herzog von Arnsberg, später (1811) an den Großherzog von Berg. In geistlicher Hinsicht wurden die am linken Rheinufer gelegenen erzstiftlichen Pfarreien dem Bisthum Aachen, die auf dem rechten den Generalvicaren in Deutz u. Arnsberg untergeben. [⇐664][665⇒] Durch den ersten Pariser Frieden 1814 mußte Frankreich auch den bisher französischen Antheil des Erzstiftes K. zurückgeben, welcher durch den Wiener Congreß Preußen zugetheilt wurde. Dasselbe erhielt auch die auf dem rechten Rheinufer gelegenen Reste von K., welche Nassau gehabt hatte, die Grafschaft Recklinghausen u. das Herzogthum Westfalen. Das eigentliche Erzstift K. bildet jetzt Bestandtheile der preußischen Regierungsbezirke Düsseldorf, Köln u. Coblenz.

Bei der neuen Organisation des Erzstiftes auf Grund der päpstlichen Bulle De salute animarum, 1821, wurden die Bestandtheile des wiederaufgehobenen Bisthums Aachen, so wie die an Preußen gefallenen Diöcesen Lüttich u. Roermonde u. die früher zum Sprengel von K. gehörigen Kirchen (außer Recklinghausen, Westfalen etc.) zu dem neuen Erzstift geschlagen u. demselben die Bisthümer Trier, Münster u. Paderborn unterstellt u. der Freiherr Ferdinand August Graf Spiegel (s.d.) zum Desenberg 20. Dec. 1824 zum Erzbischof erwählt u. 25. Juni 1825 eingesetzt, ein wissenschaftlicher, kluger u. freisinniger Mann, der zwar auf die Wiedergewinnung der in der französischen Zeit verlorenen Rechte der Kirche sah u. den katholischen Glauben aufrecht erhielt, aber durch Toleranz ein gutes Vernehmen zwischen Protestanten u. Katholiken zu Stande brachte, das Domcapitel regenerirte, die Erzdiöces in 44 Dekanate theilte, die Schulen hob, Hermes u. seine Schule begünstigte, Künsten u. Wissenschaften hold war u. auch schon zum Weiterbau des Doms in K. Sammlungen veranstaltete. Er st. 2. Aug. 1835, u. ihm folgte Clemens August II. Freiherr Droste (s.d. 3) zu Vischering. Dieser verbot durch die Beichtväter das Lesen aller von Hermes od. in dessen Geiste geschriebener Schriften u. untersagte den Besuch der Vorlesungen der Hermesianer. Diesen selbst wurde die Approbation zu ihren Vorlesungen versagt u. seit 1837 den neu zu approbirenden Geistlichen der Erzdiöcese, aber auch von andern des Hermesianismus verdächtigen Priestern die Unterzeichnung von 18 Thesen gefordert, welche den Gegensatz zu dem Hermesianismus bezeichnen sollten. Clemens August gerieth bald in Conflicte mit der preußischen Regierung, indem er die von seinem Vorgänger beobachtete mildere Praxis hinsichtlich der Gemischten Ehen wider alle Erwartung aufhob u. die Pfarrer dahin instruiren ließ, die Trauung nur zu gewähren, wenn von Seiten der Verlobten das Versprechen der katholischen Erziehung der Kinder vorausgegangen sei. Da der Erzbischof trotz allen Vorstellungen der Regierungen auf seiner Praxis beharrte, so wurde er am 20. November 1837 nach Minden abgeführt; die Verwaltung der Erzdiöces wurde von dem Metropolitancapitel übernommen u. der zeitherige Generalvicar Hüsgen zum Capitularverweser ernannt. Von Seiten des Papstes, welcher von der Regierung eine Sühne für das gegen den Erzbischof angewendete Verfahren forderte, wurde in einem Epistolarbreve vom 9. Mai 1838 an das Capitel der zeitherige Bisthumsverweser bis zur Rückkehr des Erzbischofs od. bis zu anderweitiger Entscheidung des Römischen Stuhls, als Generalvicar u. Subdelegat des Erzbischofs anerkannt, mit der Anweisung jedoch, seine volle Unterwerfung unter das apostolische Urtheil über den Hermesianismus zu erklären u. dieselbe von den Geistlichen der Erzdiöces zu fordern. Gegen den Papst erklärte die preußische Regierung ihr Recht rücksichtlich der gegen den Erzbischof getroffenen Maßregeln Von Tag zu Tag steigerte sich die Unzufriedenheit der Katholiken, die bes. vom Auslande aufgeregt wurden. Das Resultat war, daß die Confessionen sich nur noch schroffer gegenüber traten. Es entstanden sogar Vereine katholischer Jungfrauen gegen die Gemischten Ehen. Auch von mehreren preußischen Bischöfen u. Geistlichen wurde jetzt nicht die gewünschte Willfährigkeit gegen die Regierung erwiesen, u. die Bischöfe von Münster u. Paderborn erklärten im Jan. 1838 geradezu ihren Rücktritt von der Convention vom Jahr 1834. Der Erzbischof selbst erhielt 1839 die Erlaubniß Minden zu verlassen u. auf sein Stammschloß Darfeld zu ziehn. Nach mannigfachen Verhandlungen seit der Thronbesteigung Friedrich Wilhelms IV. 1840, wobei von dem frühern energischen Verfahren der Regierung nicht wenig zurückgegangen wurde, ließ sich der Erzbischof, auf Anrathen des Papstes selbst, endlich 1841 bestimmen, den Bischof Geissel zu Speier als Coadjutor anzunehmen, welcher 1842 sein Amt antrat u. ein ruhiges Verhalten beobachtete. Mit der Erhebung Johanns von Geissel auf den erzbischöflichen Stuhl nach dem Tode des Erzbischofs Clemens August (1845) am 1. Jan. 1846 endigten sich die langjährigen Streitigkeiten zwischen der römischen Curie u. der preußischen Regierung. Sehr bemüht war der Erzbischof Johannes für Errichtung eines Knabenseminars zur Heranbildung einer größeren Anzahl von jungen Geistlichen u. widmete auch dem Dombauvereine seine Theilnahme. Die Bewegungen des Jahres 1848 berührten auch das Erzbisthum K. Es wurden Petitionen an den Erzbischof erlassen, daß Diöcesansynoden gehalten, die Besetzungen der Stellen nach der Anciennetät der Priester vorgenommen werden möchten etc. Doch hatten diese Wünsche keinen Erfolg. Nur die Umgestaltung der geistlichen Gerichtsbarkeit in der Erzdiöces K. brachte in der Anwendung der Gerichtsform einiges Neue, indem für mehrere zeither auf dein Verwaltungswege abgemachte Angelegenheiten die kanonische Proceßform eingeführt wurde. Der Umschwung im politischen Leben wirkte auch auf die kirchlichen Verhältnisse zurück, die streng römische Partei erhob sich wieder u. die 1850 von den Jesuiten gehaltenen Missionen wurden zahlreich aus den verschiedenen Klassen der Bürgerschaft besucht. Vgl. Merssäus, De electorum ecclesiast. archiepiscoporum ac episcoporum Coloniensium origine et successione, Köln 1580 u.ö., zuletzt 1736; Ag. Gelenius, De sacra et civili magnitudine Coloniae, Köln 1645; Cäsar Heisterbach u. Levold von Northof, Catalogi archiepiscoporum, im 2. Bd. von Böhmers Fontes rerum german.; Cronica presulum ecclesie Coloniensi um; Kolb, Series episcoporum et archiep. Mogunt., Trev. et Colon., Augsb. 1733; Moerkens, Conatus chron. ad catalogum archiepiscoporum Colon., Köln. 1745; Binterim u. Mooren, Die alte u. neue Erzdiöcese Köln, Mainz 1828, 2 Bde.; Ennen, Geschichte der Reformation in der Erzdiöcese K., 1849; Mering, Geschichte der vier letzten Kurfürsten von K, 1842; Derselbe, Stadt u. Kurstaat K. seit dem Dreißigjährigen Kriege bis zur Französischen Revolution, 1855, 2 Bde.; Sammlung der die Verfassung [⇐665][666⇒] des Erzstiftes K. betreffenden Stücke, Köln 1712, 2 Bde. Fol.; Scotti, Sammlung der Gesetze für Kur-K.; Podesta, Sammlung der Verordnungen etc. seit der Wiederherstellung des Erzbisthums K., 1851. [⇐666]

Quelle: Pierer's Universal-Lexikon, Band 9. Altenburg 1860, S. 661-666.
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[666⇒] Köln, 1) Regierungsbezirk der preußischen Rheinprovinz, gebildet aus Theilen des französischen Departements Roer u. des Departements Rhein (Großherzogthum Berg), od. aus der vormaligen freien Reichsstadt K. u. aus Theilen des Erzstiftes K. u. der Herzogthümer Berg u. Jülich, u. aus den Standesherrschaften Gimborn u. Neustadt; grenzt an die Regierungsbezirke Düsseldorf, Arnsberg, Coblenz u. Aachen, auf der linken Rheinseite eben u. sehr fruchtbar, auf der rechten ziemlich gebirgig (Eifel, Siebengebirge u.a. Zweige des Westerwaldes); Hauptfluß der Rhein, mit den Nebenflüssen Sieg nebst Erst; man treibt Ackerbau, Viehzucht, Bergbau auf Eisen u. Blei; in einigen Gegenden ist eine ziemlich bedeutende Industrie; 72, 4 QM. mit (im J. 1855) 514, 386 Ew., meist katholisch. Eintheilung in 11 Kreise: Bergheim, Bonn, Euskirchen, Gummersbach, Köln (Stadt- u. Landkreis), Mühlheim, Rheinbach, Sieg, Waldbroel, Wipperfurt; 2) zwei Kreise dieses Regierungsbezirks: a) der Stadtkreis K., 0, 13 QM., begreift blos die Stadt K.; b) der Landkreis K., 8, 12 QM., umfaßt außer dem flachen Lande auch noch die Stadt Deutz, insgesammt 51, 147 Ew.; 3) (lat. Colonia Agrippina, französisch u. englisch Cologne), seit 1815 neu befestigte Hauptstadt des gleichnamigen Regierungsbezirks; Sitz einer Regierung, des Appellationshofs für die Rheinprovinz, Landgerichts, eines Tribunals erster Instanz, des Erzbischofs u. Domcapitels; am linken Ufer des Rheins. K. war nach alter Art mit starken, halbkreisförmig die Stadt umgebenden, 7300 Schritte im Umfang habenden Mauern, mit 83 Thürmen u. tiefen Graben befestigt; diese Werke hat man, als man K. seit 1815 als wichtigen Übergangspunkt über den Rhein u. Punkt der Basis gegen Belgien u. Frankreich zu einer Festung zweiten Ranges umschuf, benutzt u. vor die Thore u. langen Fronten gewöhnliche Befestigungswerke vorgelegt, das Ganze mit einem bedeckten Weg umgeben u. dann in Entfernung von 800–1000 Schritten detachirte Forts (Montalembertsche Thürme) vorgeschoben. Solcher Thürme sind 11, jeder Thurm hat eine Nummer. Auf ähnliche Art ist auch Deutz (s.d.) befestigt, auch dies ist durch Umwallung u. Thürme geschützt u. so der doppelte Brückenkopf vollendet. K. ist eng u. unregelmäßig gebaut, mit vielen krummen, finstern Straßen; hat jedoch neuerdings durch Verschönerung sehr gewonnen. K. hat 19 (sonst 24) Thore, 33 Plätze (darunter der Alt-, Waid-, Neu- u. Heumarkt), schließt viele Gärten ein. Unter den 31 katholischen u. 2 protestantischen Kirchen u. Kapellen, Simultankirche u. jüdischen Synagoge ragt vor allen die katholische Kathedrale, der Dom, hervor. Der Baumeister desselben ist unbekannt; nach Einigen soll Albert der Große, damals in Köln lehrender Dominikanermönch, später Bischof von Regensburg (st. 1280), den Plan dazu entworfen haben, nach Andern der Steinmetzenmeister Gerhard, nachdem schon Erzbischof Engelbert I. den Plan des Dombaues gefaßt hatte, aber daran durch seinen Tod gehindert worden u. sein Nachfolger Heinrich I. auch nicht dazu gekommen war, faßte 1248 Bischof Konrad von Hochstaden den Plan wieder auf, an die Stelle des alten Doms einen neuen zu bauen, u. legte in demselben Jahre den Grundstein zu dem jetzigen Dome. 1322 wurde der Chor dem Gottesdienste übergeben, der damalige Erzbischof wie die ihm verwandten Grafen von Hennegau u. Holland, Jülich, Kleve u. die mächtigsten Geschlechter der Stadt Köln sorgten für die gemalten Glasfenster; 1347 begann der Bau der vorderen Thurmfacade u. der Verbindungsmauern des Langschiffes. Indessen ging der Bau langsam von Statten, so daß erst 1437 der südliche Hauptthurm soweit vollendet war, daß die Glocken aufgehängt werden konnten. Von da an blieb der Domkrahn 400 Jahre lang unthätig. Im Anfange des 10. Jahrh. wurde das Langschiff in den Hauptmauern u. Säulen bis zur Höhe der Capitäle der Seitenpfeiler angelegt u. ein Theil des nördlichen Seitenschiffs überwölbt. Jetzt gerieth der Bau gänzlich ins Stocken, bis das Interesse 1807 durch die Gebrüder Sulpiz u. Melchior Boisserée wieder angeregt u. durch Fr. von Schlegel, Wallraf, Görres, Goethe u.a. gesteigert wurde. 1814 wurde auch der Originalplan des Domes zu Darmstadt auf dem Speicher eines Gasthauses wieder aufgefunden. Demnach begann der Weiterbau unter dem Könige Friedrich Wilhelm III., welcher vorher die nöthigen Reparaturen machen ließ u. 1830 auf unbestimmte Zeit jährlich 10,000 Thlr. bewilligte. Die Wiederherstellung schritt nun ansehnlich fort, Friedrich Wilhelm IV. wies dazu jährlich 50,000 Thaler an u. legte 1842 den 4. September den Grundstein zum Weiterbau. In demselben Jahre constituirte sich der Kölner Central-Dombauverein, der in den Filialvereinen bis weit über die Grenzen Deutschlands Unterstützung fand. König Ludwig I. von Baiern schenkte im südlichen Nebenschiffe die Prachtfenster u. zeigt sich für die Vollendung des Baues sehr thätig. Gegenwärtig (1860) ist der Bau so sichtbar fortgeschritten, daß die südliche u. nördliche Portalfronte mit den 20 Fuß hohen Kreuzblumen in einer Gesammthöhe von 220 Fuß, die sämmtlichen 150 Fuß hohen Umfassungsmauern des Mittelschiffes u. Kreuzschiffes vollendet u. die Überdachung, so wie der Aufbau des nördlichen Thurmes begonnen sind. Die ganze Länge des Domes beträgt 466 preußische Fuß, die Breite 274, die Höhe des Mittelschiffes 150, Höhe der Thurmfacade 195, in der Vollendung werden die Thürme eine Höhe von 476 Fuß erreichen. Von den 6 Glocken wiegt die größte 224, die zweite 125 Centner. Um den Chor herum befinden sich viele Kapellen mit den Grabmälern von Erzbischöfen u. sonstigen hohen Persönlichkeiten, die merkwürdigste ist die der Heiligen drei Könige, in welcher sich der höchst kostbare Reliquienschrein mit deren Gebeinen befindet, welche Erzbischof Reinald von Dassel nach der Eroberung von Mailand von Friedrich I. Barbarossa zum Geschenk erhielt u. 1164 nach K. brachte. Sehr reich an kostbaren kirchlichen Gegenständen ist die in der Nähe der Sakristei befindliche Schatzkammer. In einer der Kapellen wird auch das berühmte Dombild aufbewahrt, welches Stephan Lothener in der ersten Hälfte des 15. Jahrh. gemalt hat. Sonst sind in K. noch merkwürdig: die Kirche zum St. Gereon, ein Zehneck mit merkwürdiger Kuppelrotunde, wo St. Gereon u. die Thebaische Legion den Märtyrertod erlitten haben sollen; Sta. Maria im Capitol, [⇐666][667⇒] an der Stelle des römischen Capitols erbaut; die vormalige Jesuitenkirche, jetzt Maria Himmelfahrtskirche, die St. Kunibertskirche, deren Thurm 1830 einstürzte, später wieder aufgebaut u. 1859 vollendet wurde, die St. Ursulakirche (merkwürdig durch die Legende von dieser Heiligen [s. Ursula] u. ihren 11,000 Jungfrauen, deren Schädel u. Gebeine in der goldenen Kammer aufgestellt sind), die St. Peterskirche, worin Rubens 1577 getauft wurde (mit Kreuzigung Petri von Rubens), die St. Severinskirche mit den Gebeinen des St. Severin in vergoldetem Schreine, die Kirche zu den Aposteln, eine Kuppelkirche; die Groß-Martinskirche im Romanischen Style; Maria Lyskirchen; die St. Cäcilien-, Pantaleon-, Mauritius, St. Johanns-, Albans-, Schnurgassen-, Ursulinerkirche, die im maurischen Style erbaute jüdische Synagoge, die neue protestantische Kirche. Klöster: ein Jesuiten-, Lazaristen-, Alexianer-, Ursulinerinnen-, Carmelitessen- u. Schwestern zum Herzen Jesu-Kloster (1853); außerdem begann im Sept. 1852 der Orden der Franciscanerinnen seine Thätigkeit zur Pflege armer Kinder. Andere Gebäude: das Rathbaus mit Hansesaale, das ehemalige Kaufhaus (Gürzenich), der größte Saal in Deutschland, im Gothischen Style hergestellt u. erweitert 1859, wo der Mittelpunkt des kölnischen Carnevals (s. Carreval) ist, das vormalige Jesuitencollegium (enthält jetzt Gymnasium, die Bibliothek desselben u. Priesterseminar), das neuaufgeführte, im altdeutschen Styl gebaute Lagerhaus, das neue 1859 größtentheils niedergebrannte Theater, das neue Regierungsgebäude, das Justizgebäude, das beinahe vollendete im Gothischen Style von der Reichartzschen Stiftung erbaute städtische Museum, das im Bau begriffene erzbischöfliche Museum, das städtische Hospital u.a. Wissenschaftliche, Kunst- u. Lehranstalten: K. hatte sonst eine Universität, 1388 gegründet, nach Art der katholischen Universitäten eingerichtet, 1801 aufgehoben, jetzt noch ein Priesterseminar mit Bibliothek, katholisches Gymnasium u. Friedrich Wilhelmsgymnasium, physikalisches Cabinet u. Bibliothek. Die steigende Anzahl der Schüler hat ein drittes Gymnasium nöthig gemacht, welches 1860 vollendet wird. Außer den genannten Bibliotheken gibt es noch die Stadtbibliothek, durch die Wallrafsche Bibliothek gegründet, die erzbischöfliche Bibliothek, Polytechnischer Verein, die Wallrafsche Kunst- u. Gemäldesammlung, jetzt zum städtischen Museum erhoben (s. Wallraf), viele Gemäldesammlungen von Privaten, Rheinische Musikschule, Divisionsschule, Taubstummeninstitut, Hebammenschule mit Gebärhaus, Gewerbschule, Gesellenvereine, Elementar-, Armen- u. Sonntagsschulen, Unterrichtsanstalten für Mädchen im Ursulinerkloster. Wohlthätigkeitsanstalten: Allgemeine Armencommission (Wohlthätigkeitsbureau), Klöster barmherziger Schwestern, Bürgerspital, Krankenspital der St. Cäcilia, 40 Convente, für ledige Weibspersonen u. Wittwen, Waisenhaus für 300 Waisen- u. Findelkinder, Irrenanstalt, Arbeitshaus, Zucht- u. Besserungshaus etc. Freimaurerlogen: Agrippina u. Minerva zum vaterländischen Verein. Industrie: Fabriken in Baumwolle, Seide, Wolle, bes. in Strumpfwaaren, Tabak, Weinessig, Kölnisches Wasser (s. Eau de Cologne) u. in andern chemischen Producten, in Steingut, Seife, Wachs- u. Talglichtern, Stärke, Farben etc., Gerbereien, Spitzenfabrikation, Zuckersiedereien, 14 Buch- u. Kunsthandlungen, 20 Buchdruckereien, mehrere Steindruckereien. Hier erscheint auch die Kölnische Zeitung (s.u. Zeitungen) u. m. a. Blätter. Handel (bes. Commissions- u. Speditionshandel) u. Schifffahrt sind sehr wichtig, da K. der Mittelpunkt u. der Hauptstapelplatz des Rheinhandels zwischen Holland u. Deutschland ist. Begünstigt wird der Handel durch die vereinigte Köln-Düsseldorfer Dampfschifffahrtsgesellschaft, durch die Dampfschleppschifffahrtsgesellschaft, durch die Köln-Düsseldorf-Mindener, die Links-Rheinische (Köln-Bonn-Mainz), die Rheinische (Köln-Aachen) u. die Köln-Neuß-Krefelder Eisenbahnen, welche K. mit dem übrigen Deutschland, Holland, Belgien, Frankreich verbinden u. vom Rheine durch die 1855 begonnene, 1859 vollendete eiserne Brücke, 4 Million Thaler kostend, nicht unterbrochen werden, durch den Frei- u. den Sicherheitshafen am nördlichen Ende der Stadt, durch Börse, Handelskammer, Handelsgericht, Bancocomtoir etc. Schöne Spaziergänge umgeben das Glacis u. den Hafen; vor dem Ehrenthor liegt der große städtische Garten mit Baumschule. Am Schlusse des J. 1858 betrug die Einwohnerzahl von K. 108, 680, darunter 94, 505 Katholiken, 12, 050 Evangelische, 2120 Juden. In K. sind geboren: Agrippina, St. Bruno, Johann Vondel, Rembrandt, Wallraf u. Begas; auch wurde Peter Paul Rubens (geb. in Siegen) früher hierher gerechnet u. noch 1822 an seinem angeblichen Geburtshause (in welchem 1641 Maria von Medici starb) eine Denktafel eingesetzt. Auch behaupten Manche, Berthold Schwarz habe in K. das Schießpulver erfunden.

K. wurde von den Ubiern, die von den Sueven von dem rechten auf das linke Rheinufer verdrängt worden waren, erbaut u. führte darum den Namen Colonia Ubiorum. 50 Jahre n.Chr. führte Agrippina, Tochter des Germanicus u. Mutter Nero's, die hier geboren war, eine römische Colonie hierher, Colonia Agrippinensis, später Colonia Claudia Agrippina genannt. K. blieb nun römisch, die Hauptstadt Niedergermaniens. Vitellius wurde hier zum Kaiser ausgerufen. Unter Vespasian wurde es durch die empörten Bataver genommen, doch ermordeten die Einwohner ihre Unterdrücker bald u. blieben den Römern treu. Trajan ließ K. auf römische Art bauen u. schenkte der Stadt das römische Bürgerrecht u. ansehnliche Freiheiten. Im 4. Jahrh. wurde das Bisthum hier gegründet. 356 wurde K. von den Franken belagert u. zerstört, unter Valentinian III. wieder von den Franken erobert u. bald darauf durch Attila zerstört. 475 eroberte sie der fränkische König Childerich u. machte sie zu seiner Residenz, wie sie es schon früher 457–65 gewesen war. Zu Anfang des 7. Jahrh. wurde K. vom König Theodrich von Burgund eingenommen, kam aber bei der Theilung des Fränkischen Reichs 843 an das Reich Arelat u. nach Lothars des Jüngern Tode 868 an Deutschland; 881 eroberten es die Normannen. Otto der Große gab der Stadt viele Freiheiten u. seinem Bruder, dem Erzbischof Bruno, die Schutzgerechtigkeit über sie. Trotz lang andauernder Zwistigkeiten zwischen der Stadt u. den Erzbischöfen, welche die freie Reichsstadt sich unterwerfen wollten, wuchs doch die Stadt durch Handel u. Betriebsamkeit, so wie durch die große Gunst mehrer Kaiser. 1064 gerieth K. mit dem Bischof Anno in Streit u. zwang denselben, es gänzlich zu räumen; der Bischof eroberte [⇐667][668⇒] es aber u. der u. verfuhr gegen die Einwohner sehr strenge. Kaiser Heinrich V. belagerte die Stadt als eine Anhängerin seines Vaters, des Kaisers Heinrich IV. vergebens. Als freie Stadt trat K. 1201 in die Hansa, wurde auch bald Quartierstadt derselben. 1248 wurde der Bau des Doms angefangen. Der Zwist zwischen den Bürgern u. den Bischöfen dauerte indessen immer fort, bes. seit 1258 unter Konrad von Hochstaden u. seinem Nachfolger Engelbert von Valkenburg, so daß Letzter 1262 seinen Sitz nach Brühl, später nach Bonn verlegte, s. Köln (Gesch. des Erzbisth.). Um 1370 erhoben sich die Handwerker, bes. die Wollenweber, gegen die Patricier; in Folge eines für Erstere unglücklich endenden Kampfs (Weberschlacht) wurden diese zwar aus der Stadt verbannt, aber der Mittelstand erhielt Theil an Verwaltung u. Regierung der Stadt, indem seine Glieder in den weitern Rath aufgenommen wurden. 1388 gründete Erzbischof Friedrich III. eine Universität in K., die in der Folge durch die Hauptvertreter der Scholastik, Albertus Magnus, Thomas von Aquino u. Duns Scotus, weltberühmt wurde. 1393 kam zwar ein Vergleich zwischen der Stadt u. dem Erzbischof zu Stande, doch brach 1396 die gegenseitige Eifersucht wieder aus, die Städter unterlagen u. die Vornehmsten aus dem Rathe wurden enthauptet, die andern verjagt u. eine neue Regierungsform eingeführt, die bis zum Aufhören der kölner Reichsfreiheit bestand. Gegen Ende des 14. u. im Anfange des 15. Jahrh. blühte die Altkölnische Malerschule durch Meister Wilhelm um 1380 u. Meister Stephan 1410. In Folge des allmäligen Sinkens der Hansa verlor K. bedeutend an Macht u. Ansehn, auch brach die alte Feindschaft oft wieder aus, so mit Erzbischof Dietrich, der die Stadt unter Kaiser Sigismund belagerte. 1513 gab es wieder einen Tumult, in dessen Folge einige Glieder des Raths enthauptet u. ein neuer Rath gewählt wurde. Auch noch im 17. Jahrh. zeigten sich diese Streitigkeiten zwischen Stadt u. Erzbischof; 1608 wurden die Protestanten vertrieben u. hierdurch 1400 Häuser leer. 1671 kam es zu einem Vergleich zwischen der Stadt u. dem Erzbischof. 1674 wurde hier der Friede zwischen Deutschland u. Frankreich unterhandelt. Durch den Frieden von Campo Formio 1797 verlor K. seine Reichsunmittelbarkeit u. kam an Frankreich; am 14. Jan. 1814 wurde die Stadt von den Franzosen geräumt u. kam durch den Pariser Frieden von 1814 an Preußen. Am 25. Sept. 1848 hier Aufstand, in dessen Folge der (bis zum 3. Oct. dauernde) Belagerungszustand über die Stadt verhängt u. die Bürgerwehr aufgelöst wurde. Im Januar 1849 brachen hier Militärexcesse u. im März Arbeiterunruhen aus; 31. März 1851 erfolgte eine Pulverexplosion im Artillerielaboratorium. Vgl.: Cronica van der hilligen Stat van Coellen, 1499, u. Reimchronik der Stadt K. von Meister Gottfried Hagen, herausgegeben von E. von Groote, Köln 1834; A. Gelenius, Sacrarium s. de admiranda sacra et civili magnitudine Coloniae Agripp., Köln 1645; Mooren, K. u. seine Umgebungen, Köln 1828; Boisserèe, Ansichten, Risse u. einzelne Theile des Doms zu Köln, Stuttg. 1822–24; Derselbe, Geschichte des Doms, Köln 1842; K. u. Bonn mit ihren Umgebungen, ebd. 1828; H. Püttmann, Der Kölner Dom, neueste Nachrichten über den Fortbau desselben, ebd. 1842; E. Zwirner, Vergangenheit u. Zukunft des Kölner Doms, Köln u. Aachen 1843; Pfeilschmidt, Geschichte des Kölner Domes, Halle 1842; von Mering, Geschichte der Stadt Köln, Köln 1842 ff.; E. Weyden, Die neuen Glasgemälde etc., ebd. 1854; Blömer, Zur Literatur des Kölner Domes, Berl. 1857; F. C. Eisen, Beschreibung des Domes zu K., Köln 1857; Das Kölner Dombaublatt etc. [⇐668]

Quelle: Pierer's Universal-Lexikon, Band 9. Altenburg 1860, S. 666-668.
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[267⇒] Cöln, s. Köln. [⇐267]

Quelle: Pierer's Universal-Lexikon, Band 4. Altenburg 1858, S. 267.
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Verweise:

Kölnische Eschen, K. Quentchen, K. Pfennig, K. Loth, K. Unze, s. Kölnische Mark.

Kölnische Albus, K. Gulden, K. Heller, s. Kölnische Rechnungsmünzen.

Kölnische Erde, so v.w. Umbra, s.u. Braunkohlenformation.

Kölnische Umbra, so v.w. Erdkohle, s. Braunkohlenformation b).

Kölnischer Brand, so v.w. Bartholomäibrand, s.u. Häringe.

Kölner Dom, s.u. Köln 3).

Kölnisches Wasser, so v.w. Eau de Cologne.

Kölnischer Duckstein, so v.w. Traßstein.

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[625⇒] Köln, das Erzstift K. hatte im 4. Jahrh. an dem hl. Maternus den ersten geschichtlich bekannten Bischof, gehörte zur Kirchenprovinz Trier, wurde aber unter Karl d. Gr. Erzbisthum (mit den Suffraganstühlen Utrecht, Lüttich, Münster, Minden, Osnabrück, Bremen, das jedoch bald getrennt wurde), erhielt im 12. Jahrh. die Kurwürde und das Erzkanzleramt in Italien, durch den Sturz Heinrichs des Löwen das Herzogthum Westfalen. Viele kölnische Erzbischöfe gehörten zu den einflußreichsten Großen des Reichs (vgl. Anno, Bruno). Unmittelbar [⇐625][626⇒] nach der Reformation gerieth das Erzstift durch die Erzbischöfe Hermann und Gebhard (s. d.) in die Gefahr protestantisirt zu werden, die jedoch glücklich überwunden wurde; von da an hatten 178 Jahre bayer. Prinzen den erzbischöflichen Stuhl inne, die in der Politik sich Bayern anschlossen, darum auch unter Ludwig XIV. und XV. die franz. Plane gegen Oesterreich begünstigten, wodurch großes Kriegsleiden über das Erzstift kam. Die letzten Erzbischöfe waren Maximilian Friedrich von Königseck-Aulendorf (1761–84), Maximilian Franz, Erzherzog von Oesterreich (1784–1801); Anton Victor von Oesterreich war von dem Capitel gewählt, aber das Jahr 1803 brachte die Säcularisation. Das Gebiet, unregelmäßig und vielfach durchschnitten, betrug 120 QM., mit 230000 E.; Residenz des Erzbischofs war seit dem 15. Jahrh. Bonn. Durch den Wiener Congreß kam K. an Preußen; 1821 wurde K. wieder Erzbisthum mit den Suffraganen Trier, Münster, Paderborn (etwa 900000 Seelen); erster Erzbischof war Ferdinand Joseph Anton Graf Spiegel zum Desenberg (1824–35); ihm folgte Clemens August (s. Droste), 1845 Johannes von Geissel (s. d.). [⇐626]

Quelle: Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1855, Band 3, S. 625-626.
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[626⇒] Köln (frz. Cologne), Hauptstadt der preuß. Rheinprovinz, am linken Rheinufer, Festung, mit dem gegenüberliegenden festen Deutz durch eine Schiffbrücke verbunden, hat über 100000 E., unter denselben beinahe 10000 Protestanten, die 2 Kirchen besitzen. K. hat ein alterthümliches Aussehen, und ist reich an ausgezeichneten Gebäuden: Dom, St. Peterskirche (mit der Kreuzigung von Rubens), Kirche zu St. Gereon, St. Kunibert, St. Ursula, St. Severin, Mariä Himmelfahrt etc.; Rathhaus, Gürzenich (ehemaliges Kaufhaus), das ehemalige Jesuitencollegium, das neue Lagerhaus, Regierungsgebäude, Gymnasium etc. Anstalten: Priesterseminar, zwei Gymnasien, Gewerbschule, Taubstummeninstitut; mehre öffentliche Bibliotheken, Kunst- und Gemäldesammlungen. An wohlthätigen Instituten ist K. reich: mehre Spitäler, Klöster barmherziger Schwestern, Waisenhaus etc. Als Handelsstadt ist K. von großer Bedeutung, der Mittelpunkt des niederländ.-deutschen Verkehrs, hat einen Frei- und Winterhafen und steht durch Eisenbahnen mit Antwerpen u. den norddeutschen Städten in directer Verbindung; die Industrie liefert Eau de Cologne, Tabak, Steingut, Zucker, Tapeten, optische u. musikalische Instrumente, Leder, Seife, Weinessig, Gold- und Silberwaaren etc. – K., die röm. Colonia Ubiorum, nach Claudius Gemahlin C. Agrippina genannt, war ein röm. Hauptwaffenplatz und erhielt durch Trajan das Bürgerrecht. Nach den Stürmen der Völkerwanderung war es fränkisch. blühte als freie Stadt unter dem erzbischöflichen Schutze auf, überwarf sich jedoch schon 1064 mit dem Erzbischofe; der Vergleich von 1393 stellte einen öfters unterbrochenen Frieden her. Zur Zeit der Hansa war K. in höchster Blüte, im 16. Jahrh. verwelkte dieselbe größtentheils, seit 1815 jedoch hat sich K. wieder bedeutend gehoben. [⇐626]

Quelle: Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1855, Band 3, S. 626.
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Verweise:

Kölnische Mark, s. Mark.

Kölnisches Wasser, s. Eau.

Siehe auch:
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Köln
Köln

[633⇒] Köln (franz. Cologne), eine der ältesten Städte Deutschlands, liegt in der Gestalt eines Halbkreises am linken Rheinufer, und ist Hauptstadt eines Regierungsbezirks der preuß. Provinz Rheinland, der aus Theilen des vormaligen Kurfürstenthums Köln und der Herzogthümer Jülich und Berg besteht.

Ehe Köln den Namen Colonia Agrippina erhielt, [⇐633][634⇒] hieß es die Stadt der Ubier, und war ein wichtiger Platz für die Römer, welche es zum Municipium erhoben; 449 wurde es von den Franken besetzt, deren Könige bis auf Karl den Großen hier häufig verweilten. Im I. 957 erklärte Kaiser Otto I. es zur Reichsstadt, 1187 wurde es mit Mauern umgeben, trat später in die Reihe der Hansestädte und schwang sich zu hoher Blüte empor. Schon im 4. Jahrh. hatte es seine Bischöfe, welche im 14. Jahrh. Kurfürsten wurden, und im Fortgange der Zeit so ausgedehnte Besitzungen erwarben, daß sie zu Ende des vorigen Jahrhunderts 134 ! M. mit 220,000 Einw. und mehr als 1 Mill. Gulden Einkünfte besaßen. Der letzte Kurfürst war Maximilian Franz Xaver, Kaiser Joseph II. Bruder; er starb 1801. Im luneviller Frieden erwarb Frankreich einen Theil vom Stifte Köln; dieses hörte auf ein Kurfürstenthum und deutsches Erzbisthum zu sein; die Länder wurden vertheilt und kamen nach dem allgemeinen Frieden an Preußen. Die Stadt K. ist alterthümlich und unregelmäßig gebaut; ein Drittel ihres Umfanges besteht aus Gärten, Plätzen und Spaziergängen; die Straßen sind eng und düster, aber viele Gebäude erinnern noch an den alten Glanz, vor allen der herrliche Dom, dessen Bau schon 1248 begonnen ward, aber bis auf den heutigen Tag noch nicht vollendet ist. Der regierende König von Preußen hat der Stadt mehrmals ansehnliche Summen zum Ausbau dieses herrlichsten Denkmals der deutschen Baukunst geschenkt. Der Dom ist 400 F. lang und 180 F. breit. Das Innere desselben ist ungemein großartig und majestätisch; der Chor steht vollendet da und hat 200 F. Höhe; das Gewölbe wird von 100 Säulen getragen; die beiden Thürme sollten nach dem ursprünglichen Plane 500 F. hoch werden; er enthält eine Menge Reliquien, herrliche Glasmalereien und Schnitzwerke, und eine 225 Centner schwere Glocke. Andere bemerkenswerthe gottesdienstliche Gebäude sind: die Gereonskirche, die Petrikirche mit der Kreuzigung Petri von Rubens, der in K. geboren und hier getauft ward; die Ursulakirche enthält die Gebeine dieser Heiligen und der 11,000 Jungfrauen. Ein durch seine Bestimmung und seine Bauart bemerkenswerthes Gebäude ist der umstehend abgebildete Gürzenich oder das Herrenhaus. Derselbe hat den Namen von seinem Gründer, einem Ritter von Gürzenich, welcher es dem öffentlichen Vergnügen, namentlich dem Ballspiel, widmete und es der Stadt schenkte. In dem obern Theile des viereckigen, mit einer Mauerkrone gezierten Gebäudes befindet sich ein großer Saal, dessen Decke durch eine Reihe von Säulen gestützt wird. Später wurde der Gürzenich zu Waarenniederlagen u. dgl. benutzt, bis er in neuerer Zeit seinen frühern Zwecken insoweit wiedergegeben wurde, daß man den Saal zur Aufführung von Musikfesten, zur Carnevalsfeier, zu Bürgerbanketten u. dgl. benutzte. Als ausgezeichnete Gebäude sind noch zu erwähnen: das nebenstehend abgebildete Rathhaus mit einem schönen Portale, das vormalige Jesuitercollegium, der Justizpalast und das Bankcomptoir. Von den 64,000 Einwohnern sind etwa 3000 Protestanten, 400 gehören der Mosaischen Religion, alle übrigen der katholischen Kirche an. K. ist Sitz eines Bischofs (der gegenwärtige Clemens Anton, Freiherr von Droste zu Vischering, wurde gegen Ende des Jahres 1837 von der preuß. Regierung seiner Stelle enthoben und nach Minden abgeführt, s. Preußen), eines Appellationshofes für die Rheinprovinz, hat ein Handelsgericht, zwei Gymnasien, Bibliotheken, mehre andere Bildungsanstalten, z.B. eine Militairschule, einen botanischen Garten, Gemäldesammlungen, Walraf's Sammlung für Kunst und Alterthum, und treibt einen sehr ausgedehnten Handel, der durch die lebhafte Dampfschifffahrt wesentlich befördert wird; es ist zugleich [⇐634][635⇒] Freihafen und hat mehre beträchtliche Fabriken, welche Baumwollenwaaren, Steingut, Taback, Wollenwaaren u.s.w. liefern. K. ist befestigt, und mit der gegenüber am rechten Rheinufer liegenden Stadt Deutz vermittels einer auf 39 Schiffen ruhenden, 1250 Schritte langen Brücke verbunden. – Berühmt ist das kölnische Wasser oder (franz.) Eau de Cologne, das zuerst gegen Anfang des vorigen Jahrhunderts von Joh. Maria Farina bereitet worden ist, jetzt aber nicht nur in K., sondern auch an andern Orten nachgemacht wird. In K. gibt es über 50 zum Theil sehr wohlhabende Fabrikanten dieses wohlriechenden Wassers, unter denen die Farina, sowie Zanoli und Herstadt die berühmtesten sind. Die Fabrikation des Wassers ist noch immer ein Geheimniß, was das richtige Verhältniß der zu denselben zu verwendenden Substanzen betrifft. Seine Bereitung ist im Allgemeinen die, daß man völlig reinen Weingeist in eine Destillirblase bringt, und denselben mit gewissen duftenden Pflanzentheilen vermischt, als Orangeblüte, Citronenmelisse, Zimmt und dergl. Nachdem ein Theil abdestillirt worden, werden ätherische Öle zugesetzt, als Citronenöl, Bergamotöl, Rosenöl, Lavendelöl und dergl. Bei gutem Eau de Cologne darf keiner der aromatischen Bestandtheile sich vor den übrigen bemerklich machen, auch dann nicht, wenn man jenes langsam verduften läßt. [⇐635]

Quelle: Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 633-635.
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[179⇒] Köln, eine der ältesten Städte in der preußischen Monarchie und ganz Deutschland, von den Römern erbaut, liegt am linken Rheinufer, hat 64,000 Ew. und besitzt viele Merkwürdigkeiten, unter welchen der Dom besondere Erwähnung verdient. Er ist von 1248 bis 1499 erbaut, aber noch nicht vollendet. Seine Zierden sind die herrlichen Glasmalereien, die Bilderwerke im Chore, verschiedene Gemälde, die goldene Kammer mit schönen Kunstwerken, eine 225 Centner schwere Glocke etc. K. hat außerdem viele sehenswerthe Kirchen, 2 Gymnasien, mehrere öffentliche Bibliotheken, bot. Garten, Gemäldegallerien, Kunst- und Alterthumssammlungen, Theater etc. Ferner Fabriken in Seide, Baumwolle, Tabak, Zucker etc., treibt bedeutenden Handel mit dem Kölnischen Wasser (s. Eau de Cologne) und wird durch einen Freihafen und die Lage am Rhein besonders begünstigt. Durch täglich ankommende und abgehende Dampfschiffe bildet sich ein reges Leben, während der Carnevalsfeier ist hier der Zusammenfluß einer großen Anzahl Fremder aus allen Gegenden des Rheins. Der Stadt gegenüber, und mit ihr durch eine Schiffsbrücke verbunden, liegt Deutz.

S. [⇐179]

Quelle: Damen Conversations Lexikon, Band 6. [o.O.] 1836, S. 179.
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[231⇒] Cöln, ehedem ein Erzbisthum in dem ehemaligen Nieder- oder Chur-Rheinischen Kreise, zwischen Jülich und Berg, und eines der drei geistlichen Churfürstenthümer in Deutschland. Der Erzbischof daselbst war, so lange die deutsche Reichsverfassung bestand der dritte geistliche Churfürst, Erzkanzler [⇐231][232⇒] des deutschen Reichs durch Italien, und Legatus natus (d. h. vermöge seines geistlichen Amtes geheimer Staatsrath und Gesandter) des päpstlichen Stuhls. Auch hatte er als Churfürst verschiedene Vorrechte. (Die durch den Tod Churf. Maximilians 1801 herbeigeführten Ereignisse in Ansehung der neuen Wahl etc. s. m. in dem Art. Churfürsten in den Nachträgen S. 221.) – Dieses an Wein und Getreide gesegnete Land wurde in das obere und untere Erzstift getheilet. Die Hauptstadt des Erzbisthums im obern Stifte war Bonn (s. dies. Art. Th. I. S. 165. u. in den Nachtr.). Außer dieser sind auch noch von den Städten dieses Erzbisthums besonders die Stadt Rense (s. dies. Art.) und

die Stadt Cöln am Rhein berühmt. Diese letztere ist eine der größten und ältesten Städte des ehemaligen deutschen Reichs, in dem sie von der Agrippina, Kaiser Claudius Gemahlin (s. dies. Art.), erbaut wurde. Sie war seit 957 eine freie Reichsstadt, und auf ihre Domkirche zu St. Peter, als die größte Kirche in Deutschland, das Erzbisthum Cöln mit seinem Erzbischof und Domcapitel gewiesen Auch war das Domcapitel beständig hier, obgleich der Erzbischof in Bonn residirte. Seit 1388 hatte sie eine Universität. Durch den Frieden zu Lüneville (9. Febr. 1801) kam bei der Abtretung des linken Rheinufers auch dieses Erzbisthum an Frankreich, und ist jetzt dem Rhein-und Mosel- und Ruhr-Departement einverleibt. (S. auch den Nachtrag zu dem Art. Deutschland, n. VI. 3.) [⇐232]

Quelle: Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 7. Amsterdam 1809, S. 231-232.
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