1. Alle Händ' voll to dohne, seggt de ol Zahlmann1, on heft man êne. (Insterburg.) – Frischbier2, 1469.
1) Der Name eines Feldwächters in Insterburg.
2. Alten Händen hilft kein Nagelschminken. – Laus. Magazin, XXX, 251.
Russisch Altmann V, 85.
3. An schlüpfrigen Händen bleibt leicht etwas kleben.
4. An schmierigen Händen bleibt viel hängen. – Eiselein, 278; Simrock, 4262.
Wendisch in der Oberlausitz: Druha ruka, druhje zbożo. – In der Niederlausitz: Druga ruka, druga glika.
Böhm.: Jiná ruka, jiné štĕstí. (Čelakovsky, 150.)
6. Andere Hände haben immer die fettesten Schnitte.
Böhm.: V cizích rukou vždy vĕtší krajíc. (Čelakovsky, 109.)
7. Aene Hand giht än Gang. – Lohrengel, I, 15.
8. As man en Hand ümkîrt, ligt en Minsch up den annern, har jene lütj Diern seggt. (Holst.) – Schütze, III, 101; Hagen, 99, 23; Hoefer, 224.
9. Aus der Hand in den Mund gibt schlechte Nahrung (Haushaltung) kund. – Körte, 2560; Simrock, 4289.
10. Aus einer unglücklichen Hand muss man nicht wahrsagen.
D.h. aus einer solchen, die Schlimmes zu verkünden geböte. Sinn: man soll es vermeiden, sich zum Verkünder von Unglücksbotschaften zu machen.
Böhm.: Z nehezkých rukou nehádej. (Čelakovsky, 248.)
11. Aus erster Hand ist der beste Kauf.
Dän.: Af første haand er beste kiøb; thi i anden og tredie haand bliver det dyrere. (Prov. dan., 342.)
12. Auss flacher hand kan man kein Haar rupffen. – Lehmann, 836, 11.
Dän.: Ondt er at plukke haar of loe. (Prov. dan., 437.)
13. Beide Hände müssen dem (einen) Kopf dienen. – Schlechta, 111.
[293] 14. Bereite Hand lobt alles Land. – Simrock, 4256; Körte, 2551.
15. Besser die Hand in einem Kuhfladen als in fremdem Golde. – Meisner, 29; Simrock, 6860.
16. Besser die Hand reichen, als stehlen.
Lieber die Hand nach einem Almosen ausstrecken, als nach fremdem Eigenthum und dann mit dem Halse büssen.
17. Besser die Hand schlägt, als die Zunge sticht.
Frz.: Myeulx vault des mains estre battu que de langue estre feru. (Bovill, II, 85.)
Lat.: Praestat manibus interdum quam labiis caedi. (Bovill, II, 85.)
18. Besser die Hand verlieren als den Kopf.
Frz.: Mieux vaut tendre la main que le cou. (Cahier, 981.)
19. Besser die Händ zittern von trincken als von hencken. – Gruter, III, 9; Körte, 2581.
20. Besser einmal helfen mit der Hand als zweimal mit dem Maul.
Dän.: Haande-hielp er bedre end munde-hielp. (Prov. dan., 265.)
21. Besser eins in der Hand als zwei über Land.
22. Besser in die Hand des Herrn fallen als in die Hand der Menschen. – Opel, 376.
23. Besser mit den Händen erwerben, als von reichen Vettern erben.
Holl.: Beter op eene eerlijke wijze mit de handen geld te winnen, dan dit op eene gemakkelijke wijze te erven. (Harrebomée, I, 276b.)
24. Betrügliche Hand macht arm.
Holl.: De bedriegelijke hand maakt arm. (Harrebomée, I, 276.)
25. Blutige Hand mag kein Erbgut empfahen. – Graf, 211, 201.
In Ostfriesland: De bloedige hand mach nicht Loffguit entfangen. (Wicht, II, 128, 431.)
26. Boshafte Hände nehmen ein schändliches Ende.
Dän.: Haand som vaade giører sorg tilrede. (Prov. dan., 264.)
27. Chalt Händ, früsch Herz. (Luzern.) – Schweiz, II, 243, 79.
28. De eine Hand recket (reichet) der andern. (Hannover.) – Schambach, 75.
29. De in de en Hand fleut un in de anner wünscht, hett in beid lik väl. (Strelitz.) – Firmenich, III, 73, 118.
30. De lang Händ mäht der möde Mann. (Bedburg.)
31. De lang Händ mäht Heu un et Wedder noch besser. (Bedburg.)
32. De sîn Hand tüschen Bôm und Borke steckt, klemmt sick. (Ostfries.) – Frommann, IV, 142, 345; Eichwald, 717.
33. Dein eygen Hand dich nehren sol, so lebstu recht vnd geht dir wol. – Gesind Teufel im Theatrum Diabolorum, 235b.
34. Der freigebigen Hand fehlt es an Freunden nicht.
Dän.: Runde haender gjøre mange venner. (Bohn I, 396.)
35. Der gesammten Hand muss man Folge leisten. – Eisenhart, 691; Hillebrand, 84, 111; Pistor., V, 92; Hertius, 42; Simrock, 3462; Eiselein, 228.
Dies Sprichwort bezieht sich aufs Lehnrecht und erklärt sich aus demselben. Unter der »gesammten Hand« ist nämlich eine Art der Belehnung zu verstehen, die mehrern auf einmal geschieht, wobei jedoch nur einer der Belehnten zum wirklichen Besitz des Lehns gelangt, während die übrigen es erst nach demselben, dem Erbgangsrechte gemäss, erhalten. Es war nun die Pflicht jedes Mitbelehnten bei einer Veränderung des Lehnsherrn, sich dem Nachfolger desselben darzustellen und mittels Ablegung des Lehneides die Lehne zu erneuern. Dies nannte man: der »gesammten Hand Folge leisten«. Das Wort »Folge« heisst hier so viel, wie es in den deutschen Lehnsgesetzen des Mittelalters häufig vorkommt, als Bitte um Erneuerung der Belehnung.
36. Der mit Händen vnnd Füssen in die sach ist gefallen, der fellet mit Händen vnnd Füssen wider darvon. – Lehmann, 277, 43.
37. Der muss eine glückliche Hand haben, der das Glück fassen (ergreifen) will.
Die Russen haben: Um das Glück zu greifen, muss man selbst eine glückliche Hand haben. (Altmann VI, 477.)
38. Der reinen Hand deckt Gott den Tisch.
Frz.: A main lavée Dieu envoie un bon repas. – A main lavée Dieu mande le repas. (Leroux, I, 173.)
[294] 39. Der schaffenden Hand fehlt's nicht an Brot.
Holl.: De werende hant wordt immer raad. (Harrebomée, I, 277a.)
Lat.: Palma laboriosa valet, nil accidiosa. (Fallersleben, 302.)
40. Dessen Hände nicht werben, der wird an Braten (Kuchen) nicht sterben.
41. Deutsche Hand, sicheres Pfand. – Sprichwörtergarten, 121.
Zum Ruhme deutscher Ehrlichkeit und Treue.
42. Die blutige Hand nimmt kein Erbe. – Eisenhart, 316; Estor, II, 250 u. 332; Hillebrand, 149, 209; Pistor., III, 83; Eiselein, 147; Graf, 211, 200; Simrock, 2090.
Durch dies, aus dem römischen Rechte entlehnte und in den Niederlanden mehr als in Deutschland übliche Sprichwort wird angezeigt, dass der, welcher einen andern umgebracht oder doch verwundet, überhaupt seine Hand mit einem Verbrechen befleckt und sich dadurch von der Verwandtschaft ausgeschlossen hat – im Sprichwort durch die »blutige Hand« bezeichnet –, von der Erbschaft ausgeschlossen sei, wenn er der nächste Erbe des Ermordeten war oder Hoffnung hatte, es infolge eines Testaments zu werden. Einige Ausleger wenden das Gesetz auch auf die an, welche Personen, die sie zu beerben hoffen, ohne die nöthige Pflege in ihrer Krankheit oder ohne rechtzeitige ärztliche Hülfe lassen u. dgl., was die »blutige Hand« in der weitern Bedeutung ist.
Altfries.: Thiu blodich hant ne mey neue lawa fagia. (Richthofen, 205.)
Holl.: De bloedige hand neemt geene erfenis (oder: erft niet). (Harrebomée, I, 276.)
43. Die breite hand schmuckt wol. – Henisch, 497, 32; Petri, II, 125.
Lat.: Larga manus. (Henisch, 497, 33.)
44. Die erste Hand des Gerichts ist der König. (S. Gericht ⇒ 3 u. ⇒ 11.) – Graf, 403, 13.
45. Die fleissige Hand erwirbt, die faule (Hand) verdirbt.
46. Die fleissige Hand nehret Gott. – Petri, II, 127.
47. Die geringere Hand zieht die Kinder nach sich. – Graf, 58, 219.
Spricht den Rechtssatz aus, dass das Kind, wenn eins von den Aeltern unfrei, ebenfalls unfrei ist. (S. ⇒ Kind.)
Mhd.: Dy ring hantt zuicht dy Kind nach jm. (Maurer, II, 104.)
48. Die Hand am Hut kostet nicht viel und ist doch gut.
Heinrich IV. von Frankreich liebte zu sagen: »Toujours la main au bonnet ne coûte rien et bon est.«
49. Die Hand an den Pflug gibt Brot genug.
Holl.: Hand aan den ploeg, zoo zal't God vorderen. – Sla handen aan, zoo zal't wel gaan. (Harrebomée, I, 278 u. 282.)
50. Die Hand des Armen ist Gottes Schatzkammer.
Nämlich die Hand des Armen, der es ohne seine Schuld ist.
51. Die Hand dess, der hat, reicht weiter als die Schleuder dess, der borgt.
52. Die hand, die den eid aufnimpt, kan jhn auch wider erlassen. – Henisch, 823, 24; Graf, 525, 328; Simrock, 1902.
53. Die Hand, die man nicht abhauen kann, muss man küssen.
54. Die Hand Gottes schlegt manchen stoltzen Held zu Todt. – Petri, II, 130; Henisch, 1693, 41.
55. Die Hand hat fünf Finger, aber jeder ist anders.
Böhm.: Ruka má pĕt prstův, a kuždý jiný. (Čelakovsky, 403.)
56. Die Hand ist ein halbes Leben. – Graf, 323, 291.
Vom ⇒ Wergeld (s.d.), d.h. der Entschädigung, welche die Familie für die Tödtung oder Verstümmelung eines ihrer Mitglieder forderte. Das obige Sprichwort sagt nun, dass für den Verlust einer Hand die Hälfte des für Tödtung bestimmten Betrags gefordert ward.
Altfries.: Thiu hand is en halff liff. (Richthofen, 338, 2.)
57. Die Hand küssen, welche schlägt, ist hündisch. – Riehl, Eisele und Beisele.
58. Die Hand muss den Kopf schützen.
Dän.: Det er en ond haand, der ei vil sit hoved vaerge. (Bohn II, 359.)
59. Die Hand muss gelöst werden, wo sie gebunden ist. – Graf, 111, 273.
Von der Gewährspflicht. Wenn man eine Sache jemand freiwillig leihweise überlassen hat, so kann man sie nur von diesem und nicht von einem dritten, an den sie übergegangen wäre, zurückfordern.
[295] 60. Die Hand muss klüger als die Zunge sein.
61. Die Hand muss langsamer sein als die Zunge.
62. Die Hand muss nicht alles thun, was die Zunge sagt.
Span.: La mano cuerda no hace todo lo que dice la lengua. (Bohn I, 227; Cahier, 3490.)
63. Die Hand, so an dem Wegscheid steht, zeigt einen Weg, den sie nicht geht. – Petri, II, 195; Eiselein, 277.
Lat.: Saepe manus fixa in directo tramite campi, monstrat iter rectum, per quod non ambulat ipsa. (Eiselein, 277.)
64. Die Hand, so den Eid aufnimpt, kan jhn auch wider erlassen. – Petri, II, 130; Henisch, 823, 24; Eisenhart, 557; Pistor., II, 56; Hassl., 13; Hertius, I, 32; Hillebrand, 229, 336; Sailer, 251; Simrock, 1902.
Derjenige, zu dessen Gunsten ein anderer etwas eidlich versprochen hat, kann ihn auch von der Erfüllung des Versprochenen entbinden, ohne dass es einer gerichtlichen Lossprechung vom Eide für den, der ihn geleistet hat, wie sie das geistliche Recht, welches den Eid für unverletzlich erklärt, bedarf.
65. Die Hand vom Sacke, das Mehl ist verkauft. – Simrock, 2484; Körte, 2573 d.
66. Die Hand vom Sack, sagt der Bettelmann.
67. Die Hand von der Butten, es sind Weinbeeren drin. – Simrock, 4285; Körte, 2573e.
In Schwaben: D' Hand vom Butta, 's sind Weinbeer drinn. (Nefflen, 454.)
68. Die Hand von der Butten, es sind Weinbeeren darin, sagte der Abt zum Mönch, als er die Nonne küssen wollte. – Klosterspiegel, 9, 23.
69. Die Hand von der Butter, die Haare sind heraus. – Simrock, 4286.
70. Die Hand vor den Mund, das ist gesund.
Holl.: Hand voor mond is gesond. (Harrebomée, I, 278.)
71. Die Hand wächst dem noch aus dem Grabe, der seine Aeltern schlägt.
Dieser Glaube hielt manchen rohen Naturausbruch in Ordnung. J. Weber (Demokritos, IV, 66 u. 67) bemerkt in Betreff dieser »Fraubasenlehre«: »Unsere Grossmütter waren nicht so dumm, als naseweise Jugend glauben mag; sie hingen ihren moralischen Sprüchelchen Klötzchen an, um sie desto besser flüchtiger Jugend einzuprägen. Wenn du das Messer auf den Rücken legst, sagten sie, so schneiden sich die Englein. Wenn man abends in den Spiegel guckt, guckt der Gottseibeiuns heraus. Mache kleine Schritte, sagten sie zu den Mädchen, du wirst sonst ein Junge. Und den Jungen: Wenn du auf einen Baum siehst, worauf ein Mädchen steht, wirst du blind. Der Glaube, Garn, von jungen Mädchen gesponnen, sei gut gegen Hexerei und Gicht, es gäbe das beste Hasenfutter und bei Freischiessen Gewinn, es mache fest gegen Hieb und Schuss, gewöhnte zur Spindel; und der Glaube: Die Katze putzt sich, es kommen Gäste, viel Hausschlampen an grössere Reinlichkeit. Die Fraubasenlehre: Leere Eier muss man zerbrechen, sonst essen die Hexen mit, beruht auf der Erfahrung, dass Hennen unzerquetschte Eierschalen gern auffressen und dadurch auch volle Eier fressen lernen. Der Satz: Einer Bruthenne muss man die Eier in ungerader Zahl unterlegen, hat seinen Grund darin, dass sie so dichter beisammenliegen. Eine krähende Henne bedeutet Unglück; denn sie fängt dann in der Regel an fett zu werden und legt keine Eier mehr. Der Aberglaube: Der Alp holt ein allein gelassenes Kind und legt einen Wechselbalg unter, machte die Wärterinnen aufmerksamer. Nichts beweist besser den Oekonomiegeist unserer guten Alten, als ihre Lehre: Wer das Salzfässchen umstösst, bekommt Verdruss.«
72. Die Hand, welche kurz ist, andern Dienste zu leisten, soll nicht nach hohen Stellen langen. – Burckhardt, 594.
Denn der, welcher keiner Aufopferung für andere fähig, verdient keine hohe Stellung.
73. Die Hand will allzeit an der Wunde sein. – Winckler, V, 75.
74. Die Hand wird gelöst, wie sie gebunden ist. – Graf, 235, 74.
Wie ein Vertrag nur durch gegenseitige Uebereinstimmung der betreffenden Personen entsteht, so kann er auch nur durch gegenseitige Einwilligung aufgelöst werden. Das Sprichwort stammt aus dem römischen Recht. In Hamburg: De hant schal werden gheloszet, dar he wert ghebunden. (Lappenberg, 247, 4.)
75. Die Hand wird gerühmt und der Meissel hat's gethan.
76. Die Händ zu Hof haben keine Hertzen. – Lehmann, 390, 49.
[296] 77. Die Hände am Rocken, die Augen an der Thür.
Von der Hausfrau.
78. Die Hände ins Wasser; fängst du keinen Fisch, so werden sie doch nass und rein.
79. Die Hände reiben, heisst nicht Balgentreten; und auf den Knien liegen ist nicht beten.
80. Die Hände vergessen leicht, was der Mund versprochen hat.
81. Die hend helffen dem kopff mehr als die Füss. – Lehmann, 527, 26.
82. Die Hend können dem Kopff mehr helffen als die Füss. – Lehmann, 378, 76.
83. Die krumme Hand kendt man zu Hofe. – Agricola II, 124; Egenolff, 34a; Petri, II, 135; Körte, 2569; Eiselein, 277; Simrock, 4828.
Lat.: Clauditur oranti, sed panditur aula ferenti. (Philippi, I, 84; Seybold, 77.)
84. Die krumme Hand zu Hofe thut das Beste. – Herberger, I, 638.
»Nach der Hofleute Symbola: Da capias, quaerat plurima pauca, nihil.«
85. Die linke Hand geht von Herzen. – Pistor., V, 26; Eiselein, 279; Körte, 2571; Simrock, 4268; Braun, I, 1103.
»Die lincke giht von hertzen.« (Keller, 170a.) – Heirathen zur linken Hand, sagt man, geschehen aus Liebe. Sind etwa daher viele unserer Ehen so kalt, weil sie mit der rechten Hand geschlossen werden?
It.: La mano sinistra è la mano del cuore. (Pazzaglia, 212, 1.)
86. Die linke Hand ist der rechten nicht so nötig als einigkeit den lehrern in reiner lehr. – Henisch, 838, 47; Petri, I, 26.
87. Die linke Hand juckt mir, ich werde Geld bekommen. – Frischbier2, 1459.
Das Jucken der rechten Hand dagegen soll Ausgeben von Geld andeuten.
88. Die linke Hand soll nicht wissen, was die rechte thut. – Pistor., I, 40.
Leider wissen sie oft beide nicht, was sie thun.
Holl.: Laat de linker hand niet weten, wat de regter doet. (Harrebomée, I, 281.)
89. Die linke Hand weiss nicht, was die rechte thut, sagte Lips, und schlug den Pfarrer zwischen die Ohren.
90. Die mild Hand verlest Gott nicht. – Petri, II, 138.
91. Die rechte Hand ist Schicketanz der linken.
It.: La diritta è serva della mancina. (Bohn I, 105.)
92. Die rechte Hand muss die linke nicht verachten.
93. Die rechte Hand soll nicht wissen, was die linke thut.
Ein biblischer Ausspruch, der auch bei den Arabern, sprichwörtlich geworden ist. (Burckhardt, 778.)
94. Die rechte Hand vollbringt, die linke wird beringt.
Dän.: Den høyre haand forretter verket, og den venstre ziires med ringen. (Prov. dan., 265.)
95. Die todte Hand ist fromm und faul, und gibt nichts wieder her, was einmal an sie gekommen ist. – Klosterspiegel, 9, 22.
96. Die vnreine hand erwerbet fette bisslein. – Henisch, 396, 3; Petri, II, 146.
97. Dritte Hand soll antworten. – Graf, 110, 267.
Wenn jemand ohne seinen Willen eine Sache weggekommen ist; so kann er jeden, in dessen Besitz er sie findet, deshalb in Anspruch nehmen, auch dann, wenn dieser sie im guten Glauben erworben hat, weil ein Dieb u.s.w. dem Käufer kein besseres Recht übertragen kann, als er selber hat. Die Gewährspflicht springt von einer Hand zur andern zurück. Nur die nordischen Rechte lassen eine Beschränkung der Verfolgung eintreten, worauf sich das obige Sprichwort bezieht. Beim dritten Verkauf soll sich sogar der Diebstahl lösen, d.h. die Sache nicht mehr als gestohlen gelten.
Mhd.: De drüdde hant de schal antworten. (Haltaus, 794; Westphalen, IV, 3006.)
98. Dürre Hände, dicke Beine (Füsse).
Wenn die Hände vor Hunger mager werden, schwellen die Füsse vor Kälte an.
99. Eh' sich die Hände binden, sollen sich die Herzen finden.
100. Ehrelke Hand geit dör't ganze Land. – Hauskalender, I; Bueren, 413.
101. Ehrliche Hand geht durch alle Land. – Körte, 2566; Mayer, I, 95; Braun, I, 1108.
[297] 102. Eigene Hand ist die nächste.
Dän.: Eens egne haender ere huld este. (Prov. dan., 136.)
103. Eigene Hand ist Herr im Land.
Sie herrscht, gebietet, ordnet, regiert, waltet und schaltet am besten. Die Russen: Eigene Hand ist Herrscher. (Altmann V, 70.)
Böhm.: Svá ruka vládyka. (Čelakovsky, 133.)
104. Eigene Hand ist stärker als fremdes Eisen.
Dän.: Egen haand er altijd huldest. (Prov. dan., 264.)
105. Ein handt juckt die ander. – Egenolff, 315b; Petri, II, 195; Gruter, I, 25; Eiselein, 276.
106. Eine, der man die Hände einweiht und die Jungfernschaft ist weg, lässt selten nach. – Klosterspiegel, 31, 14; Eiselein, 354.
107. Eine ehrliche Hand kommt durchs ganze Land und endlich durch Trogen auch. – Kirchhofer, 147.
Die appenzellisch-ausserrhodische Gemeinde Troga, durch welche die Goldach fliesst. Tobler (153) bemerkt zu dem Sprichwort: »Vielleicht Wortspiel. Da man vor 900 Jahren dem Rinnsale eines Wassers zuweilen die Benennung troc beilegte, so verdiente da die tiefe Bergschlucht billig den Namen Trog und die an derselben erbauten Menschenwohnungen die Benennung Trogen.«
108. Eine ehrliche Hand kommt durchs ganze Land und wieder zurück.
109. Eine fleissige Hand machet reich. – Coler, 94.
110. Eine fleissige Hand wird mit ehren reich, wenn sie an einem Gottseligen Hertzen steht. – Petri, II, 184.
111. Eine goldene Hand heisst man überall willkommen. (Wend. Lausitz.)
112. Eine Hand allein klatscht nicht.
113. Eine Hand, die schenkt, wird nicht gekränkt. – Schlechta, 439.
114. Eine Hand, die uns geschlagen, küsst sich schwer.
115. Eine Hand, die zu nehmen gewohnt ist, gibt nicht gern. – Burckhardt, 536.
116. Eine Hand dient der andern. – Eyering, II, 104 u. 185.
117. Eine Hand geit einen Gang. (Hannover.) – Schambach, 180.
Ein Mensch kann auch bei allem Fleisse nicht so viel ausrichten als mehrere.
118. Eine Hand gibt, die andere nimmt.
Böhm.: Jedny ruce práva píší, jedny je i maží. (Čelakovsky, 339.)
119. Eine Hand hilft dem Kopfe mehr als zwei Füsse.
Dän.: Haanden hielper hovedet meere end foden. (Prov. dan., 265.)
120. Eine Hand voll Gold ist schwerer, denn ein Sack voll Recht und Wahrheit. – Sailer, 201.
121. Eine Hand voll Wind verfliegt geschwind.
Holl.: Het is maar eene hand vol wind. (Harrebomée, I, 278.)
122. Eine Hand wäscht die ander, beide waschen das gesicht. – Lehmann, 374, 8 u. 235, 50; Sailer, 241; Schlechta, 62; Körte, 2554.
Böhm.: Jedna ruka druhou myje, a obĕ spolu tvář. (Čelakovsky, 86.)
Frz.: Un engagement en entraîne un autre. (Gaal, 1.)
Holl.: De eene hand wascht de andere, en beide waschen het aangezigt. (Harrebomée, I, 276; Bohn I, 304.)
It.: Una mano lava l'altra e le due il viso. (Pazzaglia, 212, 3; Gaal, 847; Bohn I, 129.)
Kroat.: Ruka ruku umiva, obodve obraz. (Čelakovsky, 86.)
Poln.: Reka reke umywa, noga nogę wspiera. (Čelakovsky, 86.)
Port.: Huma maõ lava a outra, e ambas o rosto. (Bohn I, 180.)
Span.: La una mano á la otra lava, y las dos á la hace. (Bohn I, 228.)
123. Eine Hand wäscht (kraut, reibt) die andere. – Franck, II, 69; Petri, II, 196; Egenolff, 315b; Eyering, III, 306; Bücking, 5; Blum, 541; Neus, 33; Schamelius, 86, 2; Siebenkees, 220; Müller, 9, 5; Pulvermacher, 35, 47; Meinau, 207; Ramann, Unterr., I, 2; Lohrengel, I, 200; Campe, 572b; Braun, I, 1104; Eiselein, 276; Mayer, I, 82 u. 174; Simrock, 4252; Wurzbach II, 167; Friedrich, Satirische Feldzüge, I, 125; für Rastede: Firmenich, III, 26, 14; für Holstein: Schütze, III, 286; für Waldeck: Firmenich, I, 325, 11; Curtze, 355, 512; schlesisch bei Keller, 163; Gomolcke, 370.
» ... Das eine Handt wesch die ander rein.« (Waldis, IV, 61.) Eine Gegengefälligkeit hat eine andere zur [298] Folge. Oft auch: die unerlaubte Handlung des einen bleibt infolge der unerlaubten Handlung des andern ungestraft, indem keiner den andern verräth. (S. ⇒ Dienst 22, ⇒ Hund u. ⇒ Traube.) Die Neger in Surinam sagen ähnlich: Die rechte Hand wäscht die linke Hand, die linke Hand wäscht die rechte Hand. Fast denselben Gedanken drückt ein anderes ihrer Sprichwörter aus: Eine Hand kann ihren Rücken nicht waschen, noch kann ein Euss allein gehen.
Böhm.: Ruka ruku mývá. (Čelakovsky, 86.)
Dän.: Den eene haand toer den anden.
Frz.: D'une main laver l'autre doibs, comme du poul ce les autres doigts. (Leroux, I, 174.) – Il passeront la rhabarbe en faveur du séné. (Lendroy, 1167.) – Une main frotte (lave) l'autre. (Gaal, 847; Cahier, 189 u. 982; Leroux, I, 175.) – Une main per l'autre, un pied fait lever l'autre. (Cahier, 1965.)
It.: Una man lava l'autra, e doe lavo la cera. (Čelakovsky, 86.)
Krain.: Roka toka vmije. (Čelakovsky, 86.)
Lat.: Manus manu indiget, pes pede. (Binder II, 1795; Novarin, 481.) – Manus manum, digitum digitus abluit. (Eiselein, 276.) – Manus manum fricat (lavat). (Tappius, 238a; Binder I, 953; II, 1795; Bovill, I, 11; Egeria, 130; Schamelius, 86, 2; Schonheim, M, 7; Eiselein, 276.) – Officium officio provocatur. (Binder I, 1268; II, 2359; Seybold, 403.) – Tradunt operas mutuas. (Terenz.) (Binder II, 3337.) – Utraque mundatur, dum palma palma lavatur. (Binder II, 3462; Gaal, 847; Sutor, 108 u. 264; Egeria, 314.)
Slow.: Roka roka umijo, obedve palice.
Span.: La una mano á la otra lava, y los dos á la cara.
Tschud.: Kässi pesseb teist, siis sawad mollemad puhtakks. (Čelakovsky, 86.)
Ung.: Egy kéz a másikat mossa. (Gaal, 847.)
124. Eine Hand wäscht die andere, nur muss ein dritter nicht die Seife dazu hergeben sollen.
125. Eine Hand, welche schlägt, muss auch segnen.
126. Eine Hand zieht an, was der ganze Leib nicht wieder vertreiben kann. – Körte, 2568.
127. Eine hässliche Hand wird nicht schöner durch einen goldenen Ring.
Die Russen: Eine hässliche Hand begehrt keines Ringes. (Altmann VI, 510.)
128. Eine kluge Hand macht nicht alles, was eine närrische Zunge schwatzt.
It.: La saggia mano non fa tutto quello, che dice la lingua sciocca. (Pazzaglia, 212, 4.)
129. Eine saubere Hand fährt allzeit in magern Beutel. – Winckler, II, 78.
130. Eine schöne Hand bedarf keiner Ringe.
131. Einer solchen Hand gehört kein ander Scepter. – Parömiakon, 2668.
Megerle wendet diese Redensart auf Ehebrecher an, die bei einem Volke verkehrt auf einen Esel gesetzt wurden, den Schwanz des Thieres in der Hand halten mussten und so in der Stadt herumgeführt wurden.
132. Einmal die Hand an den Pflug und nicht wieder davon. – Körte, 4798.
Gegen das Umsatteln.
133. En kram Hând mâcht ale Dîren af. – Schuster, 1038.
Eine krumme (bringende, mit Geschenken versehene) Hand macht alle Thüren auf.
134. Endeliche hand macht reich. – Henisch, 890, 28.
135. Enne Hand hät ennen Gang. (Waldeck.) – Curtze, 341, 345.
136. Erfrorenen Händen ist kein Ofen zu heiss.
137. Erst die Hand an den Pflug, dann die Augen auf die Ernte.
Dän.: Leg först haanden paa ploven, før du vender öyne til høsten. (Prov. dan., 456.)
138. Erst die Hand füllen, dann den Mund.
Holl.: De hand te vullen is het middel, om den mond te vullen. (Harrebomée, I, 277a.)
139. Erst die Hände bewegen, dann die Zähne regen.
140. Es gehören rauhe Hände dazu, einen Aal zu fangen.
141. Es gibt nicht eine Hand voll, es gibt ein ganzes Land voll.
Damit tröstet sich ein Bewerber, der eine abweisende Antwort erhalten hat oder dem seine Geliebte untreu geworden ist.
142. Es gibt viel Hände; was eine nicht kann, das macht die andere. – Simrock, 10964a.
143. Es ist eine böse Hand, die den Kopf nicht schützen mag.
Dän.: Det er en ond haand ei sit hoved til værge. (Prov. dan., 265.)
[299] 144. Es ist eine faule Hand, die sich selber nichts Gutes gönnt. – Gruter, III, 34.
Böhm.: Odsekni tu ruku po loket, která sobĕ dobra nepřeje. (Čelakovsky, 57.)
145. Es ist nicht in vnsern Händen, dass wir edel geboren werden. – Lehmann, II, 156, 152.
146. Es kommt von guter Hand, sagte Peter Möffert, als ihm ein Spatz auf die Nase schiss.
Holl.: Het komt van goeder hand, zei Goosen, en zij schijt hem op zijn' kop. (Harrebomée, I, 278.)
147. Es muss eine geschickte Hand sein, die einem Narren den Kopf waschen soll.
Holl.: Het moet een wijze hand zijn, die een zotte kop wel scheeren zal. (Bohn I, 325.)
148. Faul hend verarmen. – Franck, I, 163a.
Slow.: Ruka bez roboty přijde do žebroty. (Čelakovsky, 136.)
149. Faule Hand ist des Maules Unglück. – Fischer, Psalter, 239a, 372a u. 705c; Seybold, 303.
Lat.: Manus sine opere, mendicabit propere. (Seybold, 298.)
150. Faule Hände fangen nicht Spinnen. – Winckler, XVIII, 87.
Holl.: Slappe handen maken kwade banden. (Harrebomée, I, 282.)
152. Faule Hände hat das Glück; es zieht in die Höhe den Strick und lässt ihn fallen im Augenblick.
Böhm.: Líná ruka (huba) holé nĕstešti. (Čelakovsky, 136.)
153. Faule Hende müssen ein böss (Mis-) Jahr haben. – Petri, II, 309; Gaal, 423; Körte, 2549; Eiselein, 279; Simrock, 4269a.
Der Träge hat stets ein Unglück in Bereitschaft, das er zu seiner Entschuldigung vorschützt.
Engl.: Idle folks lack no excuses. (Gaal, 423.)
Lat.: Segnities difficultatem praetexit. (Gaal, 423.)
154. Faulen Händen gibt Gott die Drüsen. – Simrock, 4269; Eiselein, 279.
155. Fertige Hand lobt alle land. – Franck, I, 138b.
156. Feuchte Hand bedeutet Liebe. – Simrock, 4206; Eiselein, 278.
157. Fleissige hand bawet leut vnd land. – Henisch, 205, 20; Eyering, 619; Petri, II, 311.
158. Fleissige Hand bestreicht das Brot mit Fett.
Frz.: Mains ouvreuses (travailleuses) sont heureuses. (Leroux, I, 173.)
Holl.: De hand des vlijtigen maakt rijk. (Harrebomée, I, 277.)
159. Fleissige Hand erwirbt des Faulen Land.
Holl.: Eene naarstige hand, en sparende tand koopt eens anders land. (Harrebome, I, 277.)
160. Fleissige Hand erwirbt sich Brot in jedem Land.
161. Fleissige Hand greift nicht nach Tand.
Holl.: De naarstige hand geen snoepers tand. (Harrebomée, I, 277.)
162. Fleissige Hand kauft des faulen Schleckers Land.
Dän.: En flittig haand og sparende tand kiøber andres huus og land. (Prov. dan., 169.)
163. Fleissige Hand machet reich. – Coler, 209; Petri, II, 311; Henisch, 1142, 1.
Lat.: Sedula manus ditat. (Coler, 209.)
164. Fleissige Hand nehret ein dürftig Leben. – Petri, II, 311.
165. Fleissige Hand segnet Meer und Land. – Sprichwörtergarten, 37.
166. Fleissige Händ' und kräftige Bein' sind gern miteinander gemein.
Holl.: Vlitige handen passen bij stramme beenen. (Harrebomée, I, 282.)
167. Fleissige handt bawt leut vnd landt. – Franck, I, 63b; Eyering, II, 619.
Holl.: De gestadige hand breekt het ijs. (Harrebomée, I, 277.)
168. Fleissiger Hand wird wol rath. – Petri, II, 312.
169. Föl Hunnen mâge lagt Werk. (Amrum.) – Haupt, VIII, 365, 229.
Viele Hände machen leicht Werk.
170. Freigebige Hand hat viel Freund' im Land.
Dän.: Runde hænder giør gode venner. (Prov. dan., 482.)
171. Freigebige Hand ist mit allen verwandt.
172. Fremde Hand verdirbt (ruinirt, verwüstet) wohlgebautes Land.
Die Aegypter: Fremde Hand zerstört die wohlbestellten Häuser. (Burckhardt, 131.)
[300] 173. Frömde Hand fruchtet am besten. (Lippe.)
Von den Vorzügen fremder Zucht und Unterweisung. So sagt z.B. der Vater, wenn er, obgleich selbst geschickter Meister, seinen Sohn einem andern übergibt.
174. Für treue Hände macht man kein Schloss und keinen Schlüssel. – Sailer, 238.
175. Gebende Hand hat viel Freunde.
Böhm.: Každá ruká pĕkna, která dává. (Čelakovsky, 44.)
Poln.: Každa reka piękna, która co daje. (Čelakovsky, 44.)
176. Gebundene Hände machen freie Gedanken.
Engl.: A long tongue is a sign of a short hand.
177. Gemain hand baut alle landt. – Gruter, 43; Petri, II, 333; Graf, 77; Eiselein, 276; Körte, 2570; Simrock, 4254.
Wirksamkeit für das allgemeine Beste hebt den Wohlstand des ganzen Landes.
178. Geschickte Hand isst Kuchen, wenn's am Brote fehlt.
Span.: Manos duchas comen truchas.
179. Geschickte Hand ist daheim in jedem Land.
Frz.: Main droite et bouche ronde pour aller partout le monde. (Leroux, I, 173.)
180. Geschickte Hand thut viel, aber Muth gewinnt das Spiel.
Holl.: Handen heeten kloek en sterk, maar courage doet het werk. (Harrebomée, I, 278.)
181. Getreue hand gehet durch alle Land. – Lehmann, 323, 39.
182. Getreue Hand muss allzeit offen sein. – Graf, 270, 289.
Derjenige, dem eine Sache zur Aufbewahrung übergeben, zur »treuen Hand« anvertraut worden ist, »Treuhändner« genannt, darf sie nicht weiter an dritte geben; er muss sich vielmehr stets in der Lage erhalten, sie sofort dem rechten Herrn auszuantworten, wenn sie zurückverlangt wird.
Mhd.: Getruwe hand sal alliczit uffin sten. (Böhme, Historisch-diplomatische Beiträge, IV, 31.)
183. Gewinnende Hand ist mild. (Holst.)
Holl.: De winnende hand is mild. ( Harrebomée, I, 277.)
184. Gib mir die Hand, so werden wir bekannt; gib mir die Faust, so gehen wir nach Haus. (Osnabrück.)
Unsere Altvordern kamen freundschaftlich zusammen und gaben sich zum Zeichen der Freundschaft, wie noch jetzt gewöhnlich, einander die Hand. Das Abschiedscompliment aber war gemeiniglich eine Tracht Schläge, wenn sie sich betrunken hatten, wie es wol auch heute noch zuweilen in den untern Volksschichten vorzukommen pflegt. Im Westfälischen: Giw mi de Hand, dann wer' wi bekannt; giw mi de Fust, dann goa wi noa Hus. (Friedlich sich gesellen, in Streit scheiden.)
185. Giv die best Hand, kraz achterut un mak en krummen Lorenz, sagt der Bauer zum Buben. (Holst.) – Schütze, II, 98.
Ländliche Höflichkeitsregel. Die beste Hand ist die rechte, auch witt Hand, die weisse.
186. Hab reine Hand vnd höfischen Mund, so bleibet dein Leib vnd Seel gesund. – Petri, II, 368.
187. Hand, Geld und Herzen richten in der Welt viel aus.
188. Hand in Hand das beste Eheband.
189. Hand in Hand hat Segen zugewandt.
Friedliche Ehe.
190. Hand mot Hand levern (liefern) oder wâren. (Ostfries.) – Bueren, 507; Frommann, V, 429, 515; Goldschmidt, 80; Hauskalender, I; Eichwald, 723; für Holstein: Schütze, II, 97; für Hannover: Schambach, II, 337; hochdeutsch bei Körte, 2556.
Holl.: Hant zal hant waren. (Tunn., 15, 1; Harrebomée, I, 278.)
Lat.: Palme quando datur quid, palme restituatur. (Fallersleben, 382.)
191. Hand mott Hand wasken. (Büren.)
192. Hand muss Hand fassen. – Graf, 243, 114.
Bei Abschliessung eines Vertrags kommt es darauf an, durch ein äusseres Zeichen auszudrücken, dass die beiderseitige Willenseinigung erfolgt sei. Als Urkunde dieser Willenseinigung diente z.B. das gleichzeitige Tasten der Parteien in einen Hut oder die Uebergabe von Hut oder Handschuh. Die einfachste, passendste und darum auch üblichste Form zur Bekundung des erzielten Einverständnisses, ist, worauf sich das obige Sprichwort bezieht, der Handschlag.
Isl.: Hønd skal hendi fo. (Jonssyni, 172.)
[301] 193. Hand muss Hand fassen oder der Mund schwört falsch. – Graf, 243, 115.
Dies Sprichwort ist eine Ergänzung des vorigen und will sagen, dass da, wo der dort erwähnte Gleichklang fehlt, Untreue und Meineid ist.
Dän.: Hønd skal hønd fanga edr munne meim eidh sverja. (Jonssyn, 173; Grimm, Rechtsalt., 34.)
194. Hand muss Hand folgen. – Graf, 110, 271.
In Betreff der Fahrhabe muss man sich an die Hand halten, der man sie übergeben oder von der man sie erhalten hat. – Hand skal Hand folgia. (Hertius, II, 3, 281.)
195. Hand muss Hand wahren (wehren). – Pistor., V, 70; Eisenhart, 348; Reyscher, V, 199; Runde, 199; Estor, II, 468, 488 u. 1169; III, 1190; Tunn., 15, 1; Fallersleben, 382; Eiselein, 277; Simrock, 4251; ferner Dissert. von H. Chr. Wulff, 1698 (Nopitsch, 258, unter dem Namen Amsel); Hillebrand, 69, 100; Petri, II, 370.
Wer, will das Sprichwort sagen, jemand etwas geliehen hat, kann das geliehene Gut nicht von einem dritten Besitzer, in dessen Gewalt es gekommen ist, sondern nur von dem zurückfordern, dem er es geliehen hat, weil sonst der Handel untergraben werden würde, indem jeder Käufer eine Vindicationsklage zu fürchten hätte. Die Absicht dieses Sprichworts geht (s. ⇒ Glaube 136) also besonders dahin, weitläufigen Processen zu begegnen. Eins der ältesten Zeugnisse für das Sprichwort bietet Art. 69 des Billwerder Rechts aus dem 14. Jahrhundert: »We dem anderen was lenet, de schal eme dat wedder afeschen, wente hant schal hand waren.« (Vgl. Lappenberg, Hamburger Rechtsalterthümer, Einl. S. 159.) Wie sehr über den Sinn dieses Sprichworts die Ansichten der Rechtslehrer auseinandergehen, ist bei Hillebrand a.a.O. einzusehen.
Altfries.: Hond skel hond wera. (Richthofen, 240, 12.)
Böhm.: Od kohos vzal, tomu odved' komus dal, na tom pohledávej. – Ruka ruce svudi. – Ruka ruce známa. (Čelakovsky, 547.)
Dän.: Haand skal haand vare. (Prov. dan., 265.)
Frz.: En fait de meubles la possession vaut titre. (Loysel, 221; Code civil, 2279.)
196. Hand, nim du; Mund, verzehr du; Hals, bezahl du! – Petri, III, 6.
197. Hand ön e Sied, Lûs öm Bossem, Schnodder op e Back, terrätnet Jack. – Frischbier2, 1470.
198. Hand ön e Sied, Lûs öm Bossen, Schnodder undre Näs'. – Frischbier2, 1471.
199. Hand um Hand! – 2 Mos. 21, 24; Schulze, 10.
200. Hand vom Sack, de Hawer öss verkofft. (Danziger Nehrung.) – Frischbier2, 1472.
201. Hand vom Sack, öss Hawer bön. – Frischbier2, 1472.
202. Hand wehre Hand. – Graf, 110, 270; Hertius, I, 18; Eichwald, 723.
203. Hände ohne Arbeit tragen bald (früh) ein Bettelkleid.
Lat.: Mendicat propere manus sine opere. (Gaal, 431.)
Ung.: A dolgot kerülö hamar koldulásra jutt. (Gaal, 431.)
204. Hände, Suppen und gute Worte sind wohlfeil zu Hofe.
205. Häng met Deiemante Steng send dröm ömmer noch net reng. (Aachen.)
Hände mit Diamantensteinen sind darum immer noch nicht rein.
206. Hänne inn'n Schäut (Schos) mäket das Hius bläut (bloss, leer). (Soest.) – Firmenich, I, 349, 32.
207. Harte Hand behält Recht. – Altmann VI, 505.
208. Hend vnd Füsse kan man nicht essen. – Petri, II, 376.
209. Hertzhafft Hand erhelt Leuth vnd Land. – Lehmann, 384, 12; Eiselein, 276; Simrock, 4255; Braun, I, 1082; Körte, 2550.
210. Horwig Hand machet selten weiss Gewand. – Liedersammlung.
Hor = Schmuz, horwig = schmuzig.
211. Ik möt ümmer wat ümme de Hand hewwen1, sagde de Frugge, dô stond se amme Schandpâl2. (Westf.) – Hoefer, 311.
1) D.h. Beschäftigung haben.
2) Schandpfahl, Pranger. Mit Bezug auf die um die Handgelenke gelegten Fesseln. – Wird scherzhaft von jemand gesagt, den man mit Kleinigkeiten, mit Nebendingen beschäftigt findet, und ihm Befremden darüber zu erkennen gibt. Uemme de Hand häwwen, ist eine sehr gebräuchliche Redensart im Lippeschen und bedeutet: sich mit etwas abgeben, befassen, beschäftigen. A hät nicks ümme de Hand, heisst: er hat nichts zu thun.
[302] 212. In den Händen steinreich, im Sack bettelarm, sagte der Maurer. – Parömiakon, 2486.
Zunächst ein Spott auf arme Maurer, dann auf alle Grossprahler.
213. In der Hand den Hut, kost't nichts und ist doch gut.
214. In die Hand gegeben, ist angenehm. – Petri, II, 403.
215. In die Hänn gespitzt, in die Arbet gesch ...t. (Henneberg.)
216. In die vierte Hand kann kein Lehen kommen. – Graf, 559, 55.
Es sind hier Lehen an dem vom Könige stammenden peinlichen Gericht gemeint, die nur einmal verafterlehnt werden dürfen, also nicht in die vierte Hand kommen können.
Mhd.: An die vierdiu hant ne mach nen len komen. (Freyberg, 573, 117; Homeyer, III, 52, 3; VI, 10, 58.)
217. In einer Hand Brod, in der ander ein Stein. – Gruter, III, 55; Lehmann, II, 284, 50; Eiselein, 276.
Lat.: Altera manu fert lapidem, panem ostentat altera. (Eiselein, 276.)
218. Jan Hun thwâit jü öönder. (Amrum.) – Haupt, VIII, 367, 274.
Eine Hand wäscht die andere. Auf Sylt: Jen Hun taued di üd'er.
219. Jan pôr Hunnen sam garu fol. (Amrum.) – Haupt, VIII, 365, 320.
Ein paar Hände sind bald voll.
220. Je fertiger Hand, je lieber Pfand. – Körte, 2552.
221. Je flinker sich die Hand bewegt, je rascher sich die Seele regt. – Sprichwörtergarten, 22.
222. Je langsamer die Hand, je flinker die Noth. – Sprichwörtergarten, 324.
223. Je schlimmer Hand, je besser das Land. – Sutor, 80.
224. Je weniger die Hände thun, desto mehr thut die Zunge.
Holl.: Die weinig met de handen willen, doen veel met den mond. (Harrebomée, I, 277.)
225. Jede Hand fährt schief zum Leibe. (Poln.)
Ein den Eigennutz trefflich zeichnendes Sprichwort. In dem Worte »schief« ist das Unedle des Eigennutzes, wodurch er in Unrechtmässigkeiten ausarten kann, ausgedrückt.
226. Jede Hand ist fünf Finger werth.
227. Jeder lege seine Hand aufs Herz.
Holl.: Een ieder legge zijne hand op het hart en kenne zich zelven. (Harrebomée, I, 277b.)
228. Jeder muss die Hand im Teige haben.
Jeder muss etwas Nützliches treiben.
229. Jeder stecke die Hand in den eigenen Busen.
Holl.: Elk steke de hand in zijn' eigen' boezem. (Harrebomée, I, 278.)
230. Kale Hände, warme Liebe. (Schles.) – Frommann, III, 411, 414.
231. Kalte Hand, warmes Herz. – Braun, I, 1096.
232. Kalte Hände machen keinen Todten warm.
233. Kalte Hände, warme Liebe. – Körte, 2578; Simrock, 4266; Frischbier2, 1464; Eiselein, 278; schlesisch bei Gomolcke, 686.
Böhm.: Studené ruce, upřímné srdce. (Čelakovsky, 243.)
Frz.: Froides mains, chaudes amours. (Lendroy, 945; Gaal, 852; Leroux, I, 174; Kritzinger, 335b.)
234. Kleine Hände, grosses Maul.
Holl.: Sterk in den mond en zwak in de handen. – Stijf in de kaken, slap in de zaken. (Harrebomée, I, 282.)
235. Kleine Hände müssen sich nicht mit grossen messen.
Böhm.: S pány rukama se nemĕř: máš-li dĕlsí, odsekou; máš-li kratši, vytáhnou. (Čelakovsky, 325.)
236. Kole1 Hände, verlewte Harten2. (Rendsburg.)
1) Kalte.
2) Verliebte Herzen.
237. Krumme Hand kennt man bei Hofe.
Gegen die an den Höfen herrschende Gewohnheit, sich bestechen zu lassen.
Lat.: Clauditur oranti, sed panditur aula ferenti. (Binder I, 194; II, 503; Buchler, 39; Philippi, I, 84.)
238. Kunstreiche Hand bringt viel zu Stand. – Simrock, 4258; Eiselein, 278; Braun, I, 1095.
Frz.: Main droite et bouche ronde pour aller par tout le monde.
239. Kunstreiche Hand geht durch alle Land. – Simrock, 6093; Eiselein, 403; Braun, I, 2099.
Lat.: Ars ipsa inopiae portus est mortalibus. – Artem quaevis alit terra. – Sua cuique ars pro viatico est. (Eiselein, 403.)
[303] 240. Kurz von Händen, lang von Zungen.
Viel sprechen und versprechen, wenig thun und halten.
Holl.: Die kort van handen zijn, zijn gemeenlijk lang van tong. (Harrebomée, I, 277.)
241. Lange Hände und kurzes Gewissen.
Der Lord Chesterfield meinte, dieser Besitz sei einem Minister ebenso nöthig, als dem Hebarzt (der Hebamme) eine lange Hand und kleine Finger.
242. Lass deine linke Hand nicht wissen, was die rechte thut. – Matth. 6, 3; Büchmann, 157.
243. Lässige Hand macht arm. – Spr. Sal. 10, 4; Coler, 210; Petri, II, 437; Berndt, 77; Körte, 2548.
244. Leere Hand verschont nicht Bruder noch Freund.
Böhm.: Prázdná ruka ubíjí přítele. (Čelakovsky, 235.)
245. Leeren Händen entfällt nichts.
Frz.: Ki prie nue main il se travaille en vain. (Leroux, II, 308.)
246. Leg die Händ an Pflug vnnd sehe nicht hinder dich. – Lehmann, 800, 14.
247. Legstu deine Hand an den Pflug, so siehe nit hinder dich. – Lehmann, II, 372, 38.
248. Linke Hand geit von Harten. (Ostfries.) – Hauskalender, I; Bueren, 800.
249. Ma muss zu beeden Handen nehmen. – Robinson, 492.
250. Mächtige Hand, schönes Gewand und leicht gewonnen Gut machen grossen Uebermuth. (Eifel.)
251. Mager Hände machen feiste Füsse. – Lehmann, II, 401, 4; Winckler, IV, 74; Körte, 2580; Simrock, 4270.
Holl.: Magere handen maken vette voeten. (Harrebomeé, I, 281.)
252. Man braucht blos die Hand zum Arbeiten zu bitten, der Mund isst ungebeten.
Böhm.: Ponoukej ruce k dílu, a ne hubu k jídlu. (Čelakovsky, 215.)
253. Man hält oft mit einer Hand, was man mit beiden nicht mehr los werden kann.
Holl.: Man haelt mit enen hant wael dat aen, dat al dat lijf niet en can verdriven.
Lat.: Scit manus attrahere quod homo nescit removere. (Fallersleben, 538.)
254. Man hat die Hände gern, wo es wehe thut.
Frz.: On ne se peut tenir de porter la main ou il deult. (Kritzinger, 674b.)
Holl.: Daar de pijn is, is de hand. – Daar het zeer is, daar is de hand. – Daar zeer, daar hand. (Harrebomeé, 214b.)
255. Man hat zwei Hände, um einen Kopf zu vertheidigen.
256. Man kan niemand aus der Hand har rupffen. – Lehmann, 779, 4.
257. Man kann die Hände lange reiben, ehe ein Stock spaltet.
258. Man kann in keine schlimmern Hände fallen, als in seine eigenen.
259. Man kann mit den Händen eher anstossen als mit den Füssen.
Frz.: Il faut plutôt prendre garde à ses mains qu'à ses pieds. (Leroux, I, 174.)
260. Man kans einem an den Henden sehen, ob er mild oder karg sey. – Petri, II, 456.
261. Man muss auch mit Händ anlegen. – Seybold, 42.
262. Man muss die Händ an den Pflug legen. – Lehmann, 751, 36.
Dän.: Leg haanden paa plogen. – Kast garnet ud i Guds navn. (Prov. dan., 456.)
Holl.: Men moet de handen uit de mous steken. (Harrebomée, I, 281.)
263. Man muss einander die händ bieten wie die Gratien-Mägdlein. – Lehmann, 377, 63.
264. Man muss es in die Hand nehmen, so bringt ein Handgriff den andern.
265. Man muss (aber) hand mit anschlagen. – Franck, II, 79b; Tappius, 94a; Lehmann, II, 402, 28.
Gottes Segen ist gut, aber die Hände müssen mit in Rechnung gebracht werden.
Lat.: Cum Minerva manum quoque move. (Tappius, 94a.)
266. Man muss in die hände speyen vnd vil streich thun, will man den baum fellen. – Henisch, 223, 24; Petri, II, 461.
267. Man muss manchem auff die Hende sehen, dem man nicht darff auff die füsse sehen. – Petri, II, 461.
[304] 268. Man muss nicht die Hände übereinanderschlagen (oder: in den Schos legen), sondern den Kuchen unter dem Arm fallen lassen und die Arbeit frisch angreiffen. – Coler, 210.
269. Man muss nicht in die Hände klatschen, bis man den Process gewonnen.
270. Man muss nicht jedem die Hand reichen.
Sich nicht zu gemein machen.
Böhm.: Nedávej každému hned ruky. (Čelakovsky, 85.)
271. Man muss nicht nur die Hände, sondern auch die Kehle schmieren. – Simrock, 5548; Eiselein, 369.
272. Man muss oft die Hände küssen, die man lieber treten (brechen) wollte.
Die Türken sagen: Man muss die Hand küssen, die man nicht abhauen kann.
Frz.: Aucune fois on seut baiser la main qu'on voudroit qui fust arse. – Souvent on a coutume de baiser la main qu'on voudroit qui fût brûlée. (Leroux, I, 174.)
It.: Si bacia tal volta quella mano, che si vorrebbe veder tagliata. (Pazzaglia, 26.)
Port.: Muitos beijão a mão, que quizerão vor cortada. (Bohn I, 284.)
Span.: Muchos besan manos que querian ver cortados. (Bohn I, 233.)
273. Man muss seine Hand nicht zwischen Thür und Angel bringen.
Dän.: Mand skal ei stinge haand mellem bark og træ. (Prov. dan., 532 u. 535.)
Holl.: Steek uwe hand niet tusschen den post van de deur (oder: tusschen de schors en den boom). (Harrebomée, I, 282.)
274. Man muss seine Hände nicht jedem Dreckbuben leihen.
Die Araber: Nur ein Schurke leiht seine Hand dem Unterdrücker gegen die Unterdrückten. (Cahier, 2455.)
275. Man muss sich nichts in die Händ brennen lassen. – Mayer, I, 66.
Steht unter der Ueberschrift: »Bestechung.«
276. Man soll die Hand nicht in alles rühren. – Eiselein, 276.
277. Manche Hand ist schwach zum Erwerben und stark zum Verthun. – Burckhardt, 567.
278. Mancher erhebt wol die Hand, aber er schlägt nicht zu.
Böhm.: Rozpřáhni se, ale neuhod'. (Čelakovsky, 73.)
279. Mancher wollte die Hände in Unschuld waschen, aber er findet kein Wasser dazu.
280. Mät den Häinjden bäinjt em Elekt, mät de Fisse lûfe se vun enander wekt. – Schuster, 363.
Schuster bemerkt: »Dies Sprichwort scheint aus Deutschland eingeschleppt, da das Beiwort wekt in dieser Verbindung im Sächsischen ungebräuchlich ist.« Es ist auch wirklich im Hochdeutschen vorhanden (s. 289); doch bin ich der Ansicht, dass es nicht das einzige ist, welches aus Deutschland nach Siebenbürgen »eingeschleppt« ist. Die Schuster 'sche Sammlung von 1131 würde gar sehr zusammenschrumpfen, wenn Deutschland seinen Antheil zurückfordern und sie auf das specifisch Siebenbürgische reduciren wollte.
281. Meine Hand gegen jedermann und jedermanns Hand gegen mich.
Ursprünglich ein Wort der Araber der Wüste.
282. Meine Hände glauben, was sie greifen.
Dän.: Mine hænder have øyne de troe det de see. (Prov. dan., 267.)
283. Milde Hand ist eines guten Herzens Dienerin.
Frz.: Main serrée, coeur étroit. (Cahier, 985.)
284. Milde Hand – starke Hand.
Span.: Manos generosas, manos poderosas. (Cahier, 3438.)
285. Milder Hand hat niemals gemangelt. – Petri, II, 473.
286. Milder Hand mangelt nichts.
Dän.: Rund haand fattes ikke. (Prov. dan., 482.)
287. Milder Hand nie gebrach. – Theatrum Diabolorum, 560a.
288. Milder Hand nie zerrandt. – Mathesy, 250a; Petri, II, 473; Herberger, I, 630.
289. Mit den Händen bindet man Eheleut', mit den Füssen laufen sie voneinander weit.
290. Mit der Hand redet man besser als mit dem Munde. – Altmann V, 115.
291. Mit der handt sol man sehwen, nit mit dem sack. – Franck, I, 50a; Lehmann, II, 405, 75; Simrock, 8623; Winckler, V, 33; Körte, 5130.
Empfehlung weiser Sparsamkeit.
Dän.: Saa med haanden og ei med sækken. (Prov. dan., 483.)
[305] 292. Mit einer Hand allein kann man nicht klatschen.
293. Mit einer Hand gibt der Geitzig, mit der andern nimpt er wider. – Lehmann, 233, 10.
Dän.: Giver med een haand og tager igien med anden. (Prov. dan., 239.)
294. Mit Einer Hand kann man sich übel wehren.
295. Mit einer hand zächen (ziehen), mit der andern zahlen. – Blumer, II, 124; Graf, 105, 237.
Es genügte nicht, dass jemand, der sein Näherrecht ausüben wollte, der Veräusserung blossen Widerspruch entgegenstellte; er musste vielmehr auch sofort die gebotene Kaufsumme erlegen; d.h. mit der einen Hand zieht er das Gut an sich, mit der andern bezahlt er den Verkäufer.
296. Mit einer hant krauet man das Schwein, mit der andern sticht man (ihm) die Gurgel ab. – Lehmann, 89, 6.
297. Mit einer leeren Hand allein fängt man keinen Habicht ein.
»Mit einer leeren Hand allein wird man der Habich fangen kein.« (Sutor, 78.)
298. Mit fremde Händ' ist gut Feuer scharren (schüren). (Jüd.-deutsch. Brody.)
Die Russen: Mit fremder Hand ist es selbst nicht gefährlich, einen Bären anzufassen. (Altmann VI, 475.)
299. Mit fremden Händen ist gut Kohlen schüren.
Böhm.: Cizíma rukama dobře uhlí zahřebati. (Čelakovsky, 381.)
300. Mit Händen gibt man die Leut zusammen, mit Füssen lauffen sie voneinander. – Lehmann, 140, 22; Eiselein, 279; Simrock, 4280.
301. Mit Händen greifen macht Glauben.
Lat.: Propter sentire creduntur res, scio, mirae. (Sutor, 264.)
302. Mit ledigen Henden vnd der Eltern vnwillen kan niemand wol eine Hausshaltung richten. – Petri, II, 478.
303. Mit lediger Hand fengt man keinen Habicht. – Petri, II, 478.
304. Mit leeren Händen allein bekommt man keinen Vogel ins Netz herein.
305. Mit leeren Händen lassen sich die Processe schwer beenden.
306. Mit leerer Hand ist schwer Vögel fangen. – Simrock, 4264; Braun, I, 1105.
Engl.: Empty hands no hawks allure. – It's ill killing a crow with an empty sling. (Gaal, 849.)
Lat.: Si manus est vacua, non accipitrem capit illa. (Gaal, 849; Sutor, 25.)
307. Mit leerer Hand kauft man übel.
Holl.: Het is kwaad met ledige handen ter markt te gaan. (Harrebomée, I, 278.)
308. Mit leerer hant dorft niemand erscheinen vor gots angesicht. – Hug, 27; Graf, 544, 59.
Die Kirchenversammlungen des 10. Jahrhunderts hatten den Geistlichen das Fordern von Sporteln verboten; diese erfanden daher die freiwilligen Geschenke, ohne welche niemand vor Gottes Angesicht, d.h. vor ihnen erscheinen durfte. (S. ⇒ Pfaffensack u. ⇒ Umsonst.)
309. Mit leren henden faht man keinn falcken oder habich. – Franck, I, 84; Lehmann, II, 406, 82; Simrock, 4263; Blum, 731; Eiselein, 278.
Mhd.: Den sperwer unt daz hebechlîn mit blôzer hant mac niemen vân, er müeze ein luoder drinne hân. (Heinzelin.) (Zingerle, 63.)
Holl.: Men lokt geene haviken met ledige handen. (Harrebomée, I, 292 fg.) – Met ledige handen is het kwaad havikken vangen. (Bohn I, 334; Harrebomée, III, 216b.)
310. Mit vergoldeter Hand öffnen sich die Thüren leicht.
Die Russen: Mit einer goldenen Hand kann man weit greifen. (Altmann VI, 492.) Mit einer goldenen Hand kann man auch der Sprödesten drei Spannen tief unterm Kinne streicheln. (Altmann VI, 501.)
311. Müssige Hand thut kein Gut.
Holl.: Ledige handen doen geen goed. (Harrebomée, I, 281.)
312. Müssige Hände, schön Gewand und leicht gewonnen Gut machen Uebermuth. – Eiselein, 263.
313. Müssige Hende, müssige Zeen vnd Kinbacken. – Petri, II, 484.
314. Nach todter Hand darf man nicht zeugen. – Graf, 221, 270.
Wer Forderungen an die Erben hatte, konnte dieselben nach einzelnen Rechten nicht durch Zeugen, sondern nur durch Urkunden beweisen. Im altgrazer Stadtrecht [306] heisst es in Bezug hierauf: »Nach todter Hand soll man die Schuld weisen mit gesiegelten Briefen.« (Rössler, I, 81.)
Mhd.: Na doder hand en mag neen man tügen. (Westphalen, IV, 2093.)
315. Niemand hat alles in seinen Händen. – Lehmann, II, 427, 107.
316. Nimm de eune Hand vull Dreck, un wünske dui wat in de annre; denn kuik täöu (guck zu), in wecker (welcher) dat diu dat Beste häst. (Lippe.)
317. Nimm es in die Hand, so bringt ein Handgriff den andern. – Lehmann, 771, 15; Körte, 2564.
318. Nürnberger Hand geht durchs ganze Land. – Pistor., VIII, 38; Berckenmeyer, 245; Körte, 4605; Deutsche Romanzeitung, III, 41, 392.
Bezieht sich nicht nur auf die nürnberger Spielwaaren und andere Kunstproducte, die einen weit ausgebreiteten Absatz haben, sondern auf den regen Eifer der Nürnberger auf allen Gebieten der Kunst und Wissenschaft, des Handels und der Industrie.
319. Offene Hand macht offene Hand. – Sailer, 207; Körte, 2573; Simrock, 7663.
Dän.: Efter en aaben haand folger et tillukt øre. (Prov. dan., 101.)
320. Ohne Hände fasst es sich übel.
Holl.: Het is kwaad grijpen zonder handen. (Harrebomée, I, 278.)
321. Op schwarte Hand wasst Brot, op witte Hand wasst Hundeschît. – Frischbier2, 1473.
322. Räne Hand, räne Nachtmitz'. – Lohrengel, I, 562.
323. Reine Hand gett dürr't ganze Land. (Waldeck.) – Curtze, 350, 450.
Dän.: Reen haand færdes tryg giennem land. (Bohn I, 365.) – Reen haand gaaer sikker giennem land. (Prov. dan., 469.)
324. Reine Hand liebt man (gilt) im ganzen Land.
Holl.: Eene reine hand steekt altijd in eene magere beurs. (Harrebomée, I, 277.)
Span.: Los manos blancas no offenden. (Bohn I, 228.)
325. Reine Hand, trockner Mund.
Dän.: Den ureene haand giør den feede mund. (Prov. dan., 298.)
326. Reine Hände braucht man nicht zu waschen.
327. Reine Hände lassen den Nachbar gern arbeiten.
Frz.: Mains blanches aiment le travail d'autrui. (Cahier, 1964.)
328. Rühr' Hand und Fuss, dann schmeckt das Mus.
Holl.: Rep handen en voeten, God zal het verzoeten. (Harrebomée, I, 282.)
329. Rühre munter deine Hände, Fleiss belohnt sich doch am Ende.
Dän.: Røør haaand og fod, saa hielper dig God. (Prov. dan., 481.)
330. Rührige Hand behält (erwirbt) das (ihr) Land.
Holl.: Die houdt zijn hand, behoudt zijn land. (Harrebomée, I, 277.)
331. Rührige Hand macht aus Felsen Gartenland.
Lat.: Labor improbus omnia vincit. (Schonheim, I, 1.)
332. Schmiert man die Hände, so hat der Handel schnell ein Ende.
Dän.: Naar man balsamerer hænderne paa folk, faaer sagen en god smag. (Prov. dan., 486.)
333. Schmuzige Hand macht kein rein Gewand.
Dän.: Man giør ei skidne hænder paa sit eget arbeyde. (Prov. dan., 267.)
334. Schöne Hand braucht keiner langen Wäsche.
Holl.: Schoone handen zijn genoeg gewasschen. (Harrebomée, I, 282.)
335. Schöne Hände sind leicht zu waschen. – Winckler, VIII, 35.
336. Sihe jm auff die hend, darffst jm nit auff die füss sehen. – Franck, I, 145a; Lehmann, II, 569, 83; Simrock, 4281.
337. Sind Hände und Füsse gebunden, so läuft die Zunge am meisten. – Simrock, 12184.
338. So man in die eine Hand wünscht und in die andere pfeift, hat man in beiden gleich viel. – Simrock, 11922; Eiselein, 651.
339. Sparsame Hand greift in keine leere Tasche.
Dän.: Sparsommelig haand meget samle. (Prov. dan., 524.)
Frz.: Celui est homme sage qui use de bon menage.
340. Spi in de Hand un wehr di. – Eichwald, 720.
341. Starke Hand fackelt nicht.
Frz.: Forte main n'attend le lendemain. (Leroux, II, 224.)
[307] 342. Steck die Händ in di Täsche, hast de eppes (etwas) ze näsche. (Henneberg.)
343. Steck die Hand in sein Gewissen, und zieh' sie heraus – du bist beschissen.
Holl.: Steek de hand in je conscientie, en zie, of ze er niet pik zwart weder uit komt. (Harrebomée, I, 282.)
344. Stecke die Hand in deinen eigenen Busen.
345. Stoss die Händ ins Wasser, fängst du kein Fisch, so werden sie doch nass. – Lehmann, 801, 18.
Dän.: Haanden i vandet, fanger hun ei fisk, saa bliver hun dog toet. (Prov. dan., 265.)
346. Tapfere Hand schützt das Land.
Dän.: Modig haand værier land. (Prov. dan., 417.)
347. Todte Hand nimmt Erbe. – Graf, 216, 230.
In Hamburg: Dode hant schal erwe nehmen. (Gengler, 557.)
348. Trâ Hand gît durch't gânz Land. – Schuster, 1039.
349. Träge Hand kommt auf den Sand.
Dän.: Lad haand giør arm mand. – Ladhed giør fattigdom. (Prov. dan., 370.)
Holl.: Een trage hand krijgt leed en schand; een kloeke hand krijgt eer en land. ( Harrebomée, I, 277.)
350. Treue Hand geht durchs ganze Land; der gute Name aber geht voran und macht die Thür auf.
351. Treue Hand geht durchs ganze Land, diebische Hand kommt bald in Schand. – Laus. Magazin, XXX, 252.
352. Treue handt gehet durch alle landt. – Egenolff, 27b; Gruter, I, 67; Hollenberg, I, 71; Bücking, 308; Latendorf II, 26; Müller, 58, 1; Siebenkees, 173; Eiselein, 276; Simrock, 4257; Schottel, 1129a; Petri, II, 549.
»Dass eine treue Hand durch alle Länder geht, ist ein gewöhnlich Wort.« (Keller, 133.)
Frz.: Avec la bonne foi on va le plus loin. (Gaal, 848.)
Holl.: Eene trouwe hand magw andelen door al het land. (Harrebomée, I, 277.)
Lat.: Ire redire fides solet per omnes regiones. (Binder I, 811; II, 1571; Philippi, I, 212; Seybold, 262; Steinmeyer, 30.)
353. Trewe hand gehet durch alle land, vntrewe hand gehet hyn, kompt aber nicht herwid der. – Agricola I, 121.
354. Trockene Hand gibt ungern. – Simrock, 4267; Eiselein, 278; Braun, I, 1098.
355. Tüsken Hand un Tand1 râkt'r2 viel' to Schand. (Osnabrück.) – Firmenich, III, 162, 4; für Münster: Frommann, Vl, 427, 69.
1) Zahn.
2) Râken = rühren, gelangen, gerathen. – Bevor man einen Bissen aus der Hand in den Mund bringt, kann sich gar manches ereignen.
356. Unberufene Hände verbrennen sich die Hände am Topfe. – Sprichwörtergarten, 65.
357. Unfreie Hand zieht die freie nach sich. – Graf, 59, 240; Eisenhart, 76; Blum, 515; Hillebrand, 18, 28; Grimm, Rechtsalt., 137; Simrock, 4261; Körte, 2533.
Das Sprichwort kann nur da noch Geltung haben, wo noch Leibeigenschaft besteht; es will lehren, wie jemand auf eine schweigende Weise sich dieselbe zuzieht, nämlich durch Heirath mit einer Person leibeigenen Standes. Also nach dem Rechte der Barbarei. Wenn du meine Sklavin heirathest, so wirst du mein Sklave.
Frz.: En formariage le pir emporte le bon. (Loysel, I, 43.)
358. Untreue Hand findet man in jedem Land.
Dän.: I hvor man sig hen vender, falske tunger, utro hænder. (Prov. dan., 280.)
359. Vel hande mâkt leddige schotteln. – Lübben
360. Verknüpfte Hände sind nicht stark.
361. Verliebte Hände spinnen schlecht. – Altmann V, 124.
362. Viel geben manchen die Hand, sagte jener, vnd denken: das dich der Teuffel hole. – Pauli, Postilla, II, 50a.
363. Viel händ haben viel. – Gruter, I, 68.
364. Viel händ im haar rauffen hart. – Gruter, I, 68; Petri, II, 572; Eiselein, 276; Simrock, 4271.
Es rauft ja eine schon genug.
365. Viel händ zerreissen die wend. – Gruter, I, 68; Lehmann, 806, 4; Simrock, 4276; Körte, 2577; Braun, I, 114.
366. Viel Hände machen der Arbeit bald ein Ende. – Parömiakon, 990; Simrock, 4273.
Ung.: Sok kéz kamar kész. (Gaal, 850.)
367. Viel Hände machen kurze Arbeit.
»Mit vielen Händen kann man sehr bald ein Werk vollenden, doch mit viel Köpfen oder Sinnen man kommt gar langsam nur von hinnen.«
[308] Dän.: Mange hender giøre snar gierning. ( Prov. dan., 280.) Engl.: Many hands make quick works. (Gaal, 851; Körte, 2576.)
Frz.: Quand il y a beaucoup d'ouvriers, la besogne est bientôt faite.
368. Viel Hände machen kurze Arbeit, aber der Teufel fährt in die Schüssel. – Simrock, 4277.
Holl.: Veel handen maken ligt werk, maar zijn de droes in den schotel. (Harrebomée, I, 282.)
369. Viel hande machen leicht arbeit (Werk). – Luther' s Ms., 2; Lehmann, 806, 3; Lehmann, II, 789, 64; Schottel, 1122a; Winckler, XII, 31; Körte, 2574.
Im Ostfriesischen: Völe Hände mâkt lichte Arbeit.
It.: Molte mani fanno l'opera leggiera. (Pazzaglia, 212, 6; Gaal, 851.)
370. Viel Hände machen leicht (bald) Werk, aber ledige Schüsselen. – Schottel, 1136a; Frischbier2, 1468.
Dän.: Mange hænder giøre rar gierning, og mange munde tommefade. (Prov. dan., 229.)
Holl.: Veel handen maken ras een' schotel leêg. (Harrebomée, I, 182.)
371. Viel Hände machen leichte Arbeit, sagten die Bauern, als sie den Amtmann draschen.
372. Viel Hände und wenig Köpfe gewinnen die Schlacht.
373. Viel Hende heben viel. – Petri, II, 572.
374. Viel Hende, leicht arbeit. – Petri, II, 572.
375. Vil hände heben leicht ein Bürde (Last). – Henisch, 560, 61; Petri, II, 572; Simrock, 4275; Eiselein, 278.
376. Vil Hänn mâche schnell en Enn'. (Trier.) – Laven, 193, 113; für Franken: Frommann, VI, 315, 153; hochdeutsch bei Eiselein, 278; Körte, 2576; Braun, I, 1113.
In Bedburg: Vill Häng mat schwind, en Eng.
377. Vil hend tragen leicht. – Franck, I, 75a; Lehmann, II, 789, 64; Latendorf II, 26; Petri, II, 572.
378. Vil hend machen bald feirabent. – Franck, II, 100b; Henisch, 1090, 67; Petri, II, 572; Gruter, I, 68; Lehmann, 806, 3; Schottel, 1120a; Latendorf II, 27; Blum, 307; Siebenkees, 188; Sailer, 276; Eiselein, 278; Simrock, 4272; Körte, 2577.
379. Vil hend vnd wenig hertzen gibt man zu hof für ein weichbrunnen. – Franck, II, 96a; Petri, II, 572; Lehmann II, 789, 65; Sailer, 235; Wurzbach II, 131; Eiselein, 315.
Wie man auch wol in katholischen Kirchen und Häusern die Finger gedankenlos in Weihwasser eintaucht.
380. Vil hende machen ein leicht bürde. – Franck, II, 100a; Tappius, 150a; Eyering, I, 159; Gruter, I, 68; Petri, II, 571; Henisch, 560, 61; Schottel, 1113b; Siebenkees, 187; Sutor, 421; Blum, 344; Sailer, 274; Körte, 2575; Simrock, 4274.
Böhm.: Z mnoha ruk vĕtží pomoc. (Čelakovsky, 44.)
Holl.: Veele handen maaken ligt werk. (Bohn I, 340.)
Lat.: Multa manus onus levius reddunt. (Erasm., 139; Tappius, 150a; Henisch, 1090, 68; Seybold, 316; Eiselein, 278.) – Multorum manibus allevatur onus. (Gaal, 851.)
Poln.: Z wielu rąk wieksza pomoc. (Čelakovsky, 44.)
Ung.: Könnyü a nagy terh is, ha sokan emelik. (Gaal, 851.)
381. Vntreu hand gehet hin, kompt aber nit herwider. – Gruter, I, 70; III, 92.
382. Vntrewe Hand geht auch hin durch die Land, kommt aber nicht wieder. – Lehmann, II, 804, 126; Latendorf II, 26; Petri, II, 549; Siebenkees, 174; Körte, 2567.
Der Listige hintergeht uns wol einmal, aber nicht weiter. Untreue Dienstboten werden bald entlassen.
Holl.: Ontrouwe handen gaan heen, maar komen niet weder. (Harrebomée, I, 282.)
383. Völ Hunnen mâgi lacht Werk. – Johansen, 151.
384. Völe Hende mâkt lichte Arbeit. – Bueren, 1205; Hauskalender, I.
385. Volle Hand ist beliebter als krumme.
Wer bringt, lieber, als wer haben will.
386. Voller Hand öffnet sich jede Thür.
387. Von der Hand ins Maul, auf den Esel vom Gaul. – Braunschweig. Kalender, 1860.
388. Von der Hand zum Mund ist ein weiterer Weg, als vom Mund zum Magen. – Altmann VI, 505.
389. Von der Hand zum Munde verschüttet mancher die Suppe. – Eiselein, 279; Simrock, 4288; Körte, 2562; Braun, I, 1107.
Frz.: De la main à la bouche on perd souvent la soupe. (Gaal, 1111.)
It.: Dalla mano alla bocca qualche volta si perde la zuppa. (Pazzaglia, 281, 3.)
[309] 390. Von welch höherer Hand das Gericht ist, an die kann man sein Urtheil ziehen. – Graf, 477, 639.
Die Berufung (Appellation), die man gegen ein ergangenes Erkenntniss einlegen will, muss bei dem Gericht angebracht werden, von dem das erste abhängig ist, oder unter dem das erste steht.
Mhd.: Von swelcher hohern hand daz gerichte ist, da mag man syne urteyl wol hin ziehen. (Schwabenspiegel, 95, 2.)
391. Wan ein handt die ander weschet, so werden sie beyd reyne. – Tappius, 238b; Lehmann, II, 829, 54.
392. Warme Henne, kâle Lîwe; kâle Henne, warme Lîwe. – Schambach, II, 105.
Die in diesem Sprichwort enthaltene Volksansicht scheint anzunehmen, dass das aus den Endgliedern oder Gliederenden (Extremitäten) zurückgetretene Blut im Herzen eine grössere Glut der Liebe errege.
393. Was die eine Hand thut, das hat die andere wohl gethan. – Graf, 140, 8.
Von der Einheit und Innigkeit des ehelichen Lebens.
Mhd.: Waz ein hant getuot, daz hat die ander getan. (Wackernagel, 306, 345, 110.)
394. Was die Händ' erwerben, muss im Maule sterben.
Frz.: Ce que le gantelet gagne le gorgeret le mange. (Bohn I, 10.)
It.: Spesso la bocca guasta ciò, che coi piedi, e con le mani s'acquista. (Pazzaglia, 34, 9.)
395. Was die Hand schreibt, dafür muss der Kopf haften. – Körte, 5396 u. 6749; Kiesewetter, 15.
396. Was die Hand verwundet, heilt das Herz.
Dän.: Der er haand som saar, og hiertet som kier. (Prov. dan., 264.)
397. Was die Hände geliehen, müssen die Füsse wiederholen (zurückfordern).
Böhm.: Dal jsi rukama, vybĕhej nohama. (Čelakovsky, 276.) Ill.: Zajemnik dava rukami, shodjava nogami. (Čelakovsky, 276.)
Poln.: Dawszy rękoma, biegaj nogoma. (Čelakovsky, 276.)
398. Was die Hände nicht erhalten, müssen die Zähne fassen.
Frz.: Ce que l'on ne gagne pas sur ses mains, il faut le retrouver sur ses dents. (Cahier, 788.)
399. Was die mehrere Hand macht, muss die mindere halten. – Graf, 415, 127.
Die Minderheit muss sich den Beschlüssen der Mehrheit unterwerfen (s. ⇒ Folge 2, ⇒ Mehr, ⇒ Mehrheit u. ⇒ Stimme). »Was die merer Hand machet, dz soll die mindere halten.« (Kothing, 349, 44.)
400. Was die rechte Hand thut, soll die linke nicht wissen. – Neus, 17.
401. Was die rechte Hand thut, weiss auch die linke. – Graf, 140, 9.
Eheleute sollen vor einander keine Geheimnisse haben.
402. Was du nimmst vor die Hände, bedenke wohl das Ende!
403. Was durch viel Hände geht, wird nicht besser.
Holl.: Eene zaak moet niet door vele handen gaan. (Harrebomée, I, 297.)
404. Was einer mit den Händen bawet, das zutritt vnd zubricht er offt selbst mit den füssen. – Petri, II, 593.
405. Was einer nicht in Händen hat, kann er auch nicht halten. – Simplic. (Nürnberg 1684), I, 121.
»Eine Entschuldigung derer, die gern zu menscheln pflegen.«
406. Was frembde Hende bawen, das kompt auch wider in frembde Hende. – Petri, II, 594; Henisch, 205, 37.
407. Was gesammte Hand thut, soll stet sein. – Graf, 153, 63.
Die rechtlichen Verhältnisse der Eheleute in Ansehung ihres Vermögens sollen nach den Ehepacten beurtheilt werden.
Mhd.: Waz gesamment hant tut, daz sal stete sin. (Freiberg, II, 96.)
408. Was in eines andern Hand, ist immer besser.
Aehnlich russisch Cahier, 1893.
409. Was in viel Händen vmbgehet, ist verbabelte wahr. – Lehmann, 259, 7; Eiselein, 716.
410. Was man in der Hand, ist das beste Pfand.
Holl.: Het beste is, dat men in de hand heeft. (Harrebomée, I, 827.)
[310] 411. Was man in die Hand nimmt, muss man ordentlich anfassen.
Holl.: Wat men ter hand neemt, moet men niet ten halve doen. (Harrebomée, I, 282.)
412. Was man mit den Händen erreichen kann, darff man keiner Leiter darzu. – Lehmann, 453, 14.
Dän.: Det man kand naa, med hænderne behøves ey stige til. (Prov. dan., 422.)
413. Was man mit eigenen Händen thun kann, muss man nicht fremde thun lassen.
Span.: A lo que puedes solo, no esperes á otro. (Bohn I, 197.)
414. Was man nicht in der Hand hält, hat man nicht gewiss.
Lat.: Quicquid non possunt manibus apprehendere revera esse non credunt. (Plato.)
415. Was man nicht in Händen hat, kann man nicht heben.
416. Was man nicht mit der Hand halten kann, lässt man fahren.
417. Was seine Hände heute werben, das muss im Bauche morgen sterben.
418. Was sparsame Hand gesammelt, kommt nicht um.
419. Wäscht eine Hand die andere fein, so werden sie alle beide rein. – Sutor, 108.
420. Wat men med einer Hand daun kann, da brûkt men keine twei tau. – Schambach, II, 432.
Man braucht nicht zwei Hände, wenn eine ausreicht. Gegen einen grössern Aufwand von Mitteln, als zur Erreichung des Zwecks erforderlich sind.
421. Weiche Hände, faule Wunden.
Holl.: Zachte handen maken stinkende wonden. (Harrebomée, I, 282.)
422. Weisse Hände sind genug gewaschen.
Frz.: Mains blanches sont assez lavées. (Leroux, I, 173.)
423. Wem die Hände fehlen, der muss die Füsse zu Hülfe nehmen.
Dän.: Hvo som ei haver hænder, faaer at tage hielp af fødderne. (Prov. dan., 268.)
424. Wem die Hände gebunden sind, der kann wenig thun.
425. Wem die Hände verkehrt gewachsen sind, der bringt nichts Gerades zu Wege.
Holl.: Dien de handen verkeerd staan, die zijn tot werken bedorven. (Harrebomée, I, 277.)
426. Wem man die Hände abgeschlagen hat, der kann mit den Fäusten nicht drohen.
Holl.: Zoo de beul met een de toppen van de vingers afslaat, wie zal de handen beklagen. (Harrebomée, I, 283.)
427. Wen eine frembde Hand ernehrt, der wirdt selten satt. – Henisch, 1210, 1.
Lat.: Quem aliena manus nutrit, raro fit satur. (Henisch, 1210, 2.)
428. Wen seine Hand ernähren kann, der ist ein glückseliger Mann.
429. Wenn die Hand gebunden, so ist die Zunge frei.
Böhm.: Nevolník májazyk volný. (Čelakovsky, 280.)
Poln.: Niewolnik ma język wolny. (Čelakovsky, 280.)
430. Wenn die Hand nicht haut, der Zahn nicht kaut.
Holl.: Ledige handen, ledige tanden. – Traag ter hand, traag ter tand. (Harrebomée, I, 281.)
431. Wenn die Hände sich nicht bewegen, brauchen sich auch die Zähne nicht zu regen.
Holl.: Die spaart zijn handen, spaart ook zijn tanden. – Liggen de handen, zoo liggen de tanden. (Harrebomée, I, 281.)
432. Wenn die Hend von einander sind, so kan man nichts guts schaffen. – Petri, II, 643.
433. Wenn die rechte Hand ein Armband trägt, will die linke auch eins haben.
434. Wenn du deine Hand legst an den Pflug, so sieh nicht hinter dich.
435. Wenn du di in de een Hand wat wünscht, un in de anner wat schitst, so schast (sollst) du mâl sên, welk tom êrsten ful ward.
436. Wenn du die Hände faltest, macht Gott die seinen auf.
[311] 437. Wenn du mich heut bei der Hand hältst, so halte ich dich morgen am Fusse. – Burckhardt, 258.
Versicherung, eine erwiesene Gefälligkeit doppelt zu erwidern.
438. Wenn eine Hand die andere wäscht, bleiben (werden) sie beide rein. – Körte, 2555; Simrock, 4253.
Böhm.: Když ruka ruku myje obĕ bývají bílé (obĕ bývátč bíle, čistĕ). (Čelakovsky, 86.)
Dän.: Hond skal anden toe, eller baade ureene blive, haar en toer den anden, blive de begge skiønne. (Prov. dan., 298.)
Holl.: Als die een hant de ander wast, so sijn se beide schoon. (Tunn., 2, 21; Harrebomée, I, 276.)
Lat.: Palme quando lavant mutuo se mutuo mundant. (Fallersleben, 21.)
439. Wenn eng Hank de anger wescht, dan blieven se alle beide reng. (Aachen.) – Firmenich, I, 494, 129.
440. Wenn Hande geht, muss Fude (Fuss) gehn. (Nassau.) – Kehrein, VIII, 235.
441. Wenn man der Hand hülff bedurfftig ist, so seind Wort vnnd Schreiben nichts nutz. – Lehmann, 377, 49.
442. Wenn man die Hand überall im sode hat, so heisst's: Vierzehn Handwerk, fünffzehn Vnglück, vnd das letzt ist der Bettelorden. – Herberger, I, 608.
443. Wenn man einem die Hand im Sacke erwischet, so ergreifft man jhn am Diebstahl, ob man jn gleich nicht einen Dieb nennet. – Petri, II, 853.
444. Wenn man händ hat, die helffen können, so darff man nicht die Füss bitten. – Lehmann, 527, 25.
445. Wenn nicht eine Hand die andere wäscht, so wird keine rein.
Dän.: Haand skal anden toe, eller baade urene være. (Bohn I, 272.)
446. Wenn sich die Hände falten, sollen sich die Gedanken zusammenhalten. – Sailer, 136.
447. Wenn sich ein Paar die Hand geben wollen, so schadet das Meer nicht. – Sprichwörtergarten, 181.
Es gibt ein unsichtbares geistiges Band, eine wahre Blutsverwandtschaft, welche macht, dass sich gleichdenkende Geister auch in der Entfernung kennen und lieben.
448. Wer andern siehet in die Hand, hat nimmer genug an seinem Stand. – Seybold, 97.
449. Wer auff seine eigene Hand gehet, der tritt niemand. – Petri, II, 685.
450. Wer aus fremder Hand isst, der frühstückt übel und isset noch übler zu Nacht.
Dän.: Den som skal aede af en andens haand, bliver sielden maet. (Bohn I, 356.)
451. Wer boshafte Hand schont, der wird von ihr umgebracht.
Lat.: Illius occumbes dextra, cui dextra pepercit. (Gaal, 1707.)
452. Wer die Hand aus der Muffe steckt, kriegt Ringe an die Finger. – Winckler, II, 93.
453. Wer die Hand ausstreckt, bekommt den Preis.
Holl.: Die de handen uit de mouw steekt, krijgt ringen aan de vingers. (Harrebomée, I, 277.)
454. Wer die Hand gedrückt, hat genug erzählt.
Ein Händedruck sagt oft mehr als viel Worte.
455. Wer die Hand im Blute badet, muss sie mit Thränen waschen. – Simrock, 4282; Körte, 2572.
456. Wer die Hand in Blut wäscht, muss sie in Thränen baden. – Graf, 350, 377; Simrock, 4282.
457. Wer die Händ in Kohlen stosst, der thut sich selbst wehe. – Lehmann, 81, 49.
458. Wer die Hand in Teig steckt, dem bleibt er an den Fingern kleben.
Wer viel Güter verwaltet, geht nicht leer aus.
459. Wer die Hand ins Feuer steckt, verbrennt sich die Finger.
Holl.: Die zijne hand in 't vuur steekt, moet gewis zijne vingers branden. (Harrebomée, I, 277.)
460. Wer die Hand legt an den Pflug, nicht hinter sich lug'. – Eiselein, 511; Körte, 4797; Siebenkees, 75.
Wer seine Hand einmal an den Pflug legt, soll sie nicht wieder davon abziehen, sondern die Berufsart festhalten, die er nach reifer Ueberlegung gewählt hat. (Luc. 9, 62; Schulze, 285; Zaupser, 505.)
[312] 461. Wer die Hand nur aufmacht, dem macht das Glück sie täglich voll.
462. Wer die Hand zum Scherz in Feuer hält, wird sich im Ernst verbrennen.
Mit manchen Dingen ist nicht zu spassen. (Altmann VI, 387.)
463. Wer die Hände in den Sack schiebt, füllt ihn mit Armuth. – Parömiakon, 599.
464. Wer die Hände legt zur Ruh, schnürt sich dieselben selber zu.
465. Wer die Hände von Gott loslässt, fällt in des Teufels Klauen. – Winckler, VIII, 65.
466. Wer die Hände will überall im Sode haben, der verbrennt gemeiniglich die Finger. – Petri, II, 371.
467. Wer eigene Hände hat, braucht nicht fremde zu borgen.
Dän.: Hvo selv haver hænder, har ei behov at laane dem. (Prov. dan., 268.)
468. Wer eine Hand hat zum Kampf, hat auch ein Herz zu sterben.
Dän.: Fattes ei haand at stride med, ei heller hierte at døe med. (Prov. dan., 158.)
469. Wer einem Händ' und Füsse hält, thut ebenso viel, als wer ihn schindet.
470. Wer hinten keine Händ' und Augen hat, der ist närrisch, wenn er seinem Feind den Rücken wendet.
471. Wer in die eine Hand wünscht und in die andere spuckt, sehe nach, wo er das Beste (Meiste) hat.
Die Russen sagen: es sei in einer so viel wie in der andern. (Altmann VI, 400.)
472. Wer keine Hand hat, kann sich keine Finger verbrennen.
Aehnlich russisch Altmann VI, 477.
473. Wer keine Hand hat, macht keine Faust. – Eiselein, 276; Simrock, 4278; Körte, 2563; Braun, I, 1084.
474. Wer krumme hende vor den richter dragt, darynnen hat, was ihme behagt, hette der ein mordt gethann, mitt dem leben kompt er wol dauon.
Dieser Spruch gehört zu den handschriftlichen Eintragungen, die sich in einem Exemplar der Egenolff´schen Sprichwörtersammlung (Frankfurt a.M. 1548) finden und welche Latendorf soeben unter der Ueberschrift: Unbekannte Sprüche und Sprichwörter des 16. Jahrhunderts in den Neuen Jahrbüchern für Philologie und Pädagogik, herausgegeben von Fleckeisen und Masius (1867, Abth. 2, Hft. 5, S. 263-269) veröffentlicht hat.
475. Wer mit den Händen wegwirft, muss mit den Füssen suchen.
Holl.: Werp het uwe niet zoo zeer weg met de handen, dat gij het moet gaan zoeken met de voeten. (Harrebomée, I, 282.)
476. Wer mit der Hand zu viel will fassen, muss es bald wieder fallen lassen.
477. Wer mit einer Hand einnimmt und mit zweien ausgibt, wird bald fertig sein.
Dän.: Naar men tager ind med hænder, og giver ud med sække, er det snart giørt. (Prov. dan., 268.)
478. Wer mit Händen und Füssen in die Sache fällt, der fällt mit Händen und Füssen wieder davon.
479. Wer mit leeren Händen kommt, bittet vergeblich.
Frz.: Des mains vuides prières vaines. – De wide main wide prière. (Leroux, I, 27.)
480. Wer mit zwei Händen helfen kann, fange nicht mit einer an.
481. Wer nicht auss seiner Hand kart vnd spielt, der gewint nicht. – Lehmann, 725, 33.
482. Wer nicht will die Hände führen, wird bald auch nicht die Zähne rühren.
483. Wer nur meine Hand noch ganz, so trüg' ich billig den Rautenkranz. – Luther's Tischr., 379a.
484. Wer seine Hand dem Fallenden reicht, dem reicht sie Gott wieder.
485. Wer seine Hand in den eigenen Busen steckt, wird von andern nicht übel reden.
Port.: Mette a mão no seis, não dirás do fado alheis. (Bohn I, 283.)
[313] 486. Wer seine Hand wohl führt, dem wird sie nicht beschmiert.
487. Wer seine Hände in Dreck steckt, zieht sie beschissen heraus.
Holl.: Die zijne handen in stront steekt, moet ze er vuil weêr uithalen. (Harrebomée, I, 277.)
Lat.: In antrum haud legitimum stimulum impingis. (Erasm., 944; Tappius, 199a.)
488. Wer seine Hände nicht beherrschen kann, beherrsche seine Augen.
Holl.: Die zijne handen niet bedwingen wil, die bedwinge zijne oogen. (Harrebomée, I, 277.)
489. Wer seine Hände nicht will bescheissen, der muss mit Narren sich nicht reissen. – Murner, Gäuchm.
490. Wer selbst Hend hat, der darff sie bey andern nicht entlehnen. – Lehmann, 377, 50 u. 246, 14.
491. Wer sich die Hände wund gerungen, dem legt Gott Salbe auf. – Sprichwörtergarten, 193.
492. Wer sich von fremden Händen füttern lässt, der fettet nicht.
It.: Chi per altrui man s'imbocca, tardi si satollu. (Gaal, 391.)
Ung.: Jól nem lakik, ki másnak szájával eszik. (Gaal, 391.)
493. Wer sin Hand twischen Bôm un Borke steckt, klemmt sich. – Goldschmidt, 163.
494. Wer viel in Händen hat, kann viel verlieren.
Frz.: Que plus pert on et mains a on. (Leroux, II, 288.)
495. Wer von fremden Händen gespeist wird, isst nimmer wohl.
It.: Chi per altrui man s'imbocca, tardi si satolla. (Gaal, 391.)
Ung.: Jól nem lakik, ki másnak szájával eszik. (Gaal, 931.)
496. Wer wird die Hand zwischen Hammer und Amboss legen.
Die Russen: Wer legt die Hand unter das eigene Beil. (Altmann VI, 481.)
497. Wer wird in seine eigene Hand beissen!
498. Werend Hand schuff Gott. – Petri, II, 706; Günther, 45; Simrock, 4260; Körte, 2558.
499. Werender Hand wird immer rath. – Petri, II, 706; Simrock, 4259; Körte, 2557; Lehmann, II, 854, 383.
Holl.: De werende hant wordt immer raat. (Harrebomée, I, 277.)
Lat.: Qualibet in villa manus it faciens valet illa. (Fallersleben, 754.)
500. Wess Hand erwärmt den Bettelstab, der kehrt vom Guten ganz sich ab.
501. Wessen Hand leckt der Bär?
502. Wie Hand, so Schwert.
Port.: A espada e o annel, segundo a mão em que estiver. (Bohn I, 264.)
503. Wie kann es die rechte Hand freuen, wenn sie die linke abgehauen hat.
504. Wie sich die Hände bewegen, so müssen sich auch die Zähne regen.
Flink bei der Arbeit und rasch bei Tisch.
505. Wier de Häinjd än de Schîss liécht, dien verdrêge se. – Schuster, 462.
506. Wit van der Hant es en gueden Schüet. (Iserlohn.) – Woeste, 81, 384.
507. Wo eine Hand die ander hält, da steht es wohl in Haus und Feld.
Dän.: Naar haand fylder haand, trives folk og land. (Prov. dan., 264.)
508. Wo einige Hand ist, die gibt nur Einen Fall1. – Graf, 51, 178.
1) Die Abgaben, welche der Besitzer eines zinspflichtigen Guts beim Tode des Vorbesitzers als Beweis der Hörigkeit an den Grundherrn zu zahlen hatte (s. ⇒ Fall 6) und die von so vielen geleistet werden musste, als unter wie viele Theilhaber dasselbe getheilt worden war. Wurden dagegen die Stücke wieder in ein Ganzes vereinigt, so gab es auch nur Ein Besthaupt.
Mhd.: Wo ain ainige Hand ist, di gitt ainen lassz. (Schauberg, II, 125.)
509. Wo es der Hände bedarf, da sind Worte und Buchstaben nichts nütze.
510. Wo Hand, da Kopf.
Was die Hand schreibt, thut, muss der Kopf vertreten; wer schreibt oder unterschreibt, überlege vorher sehr wohl, was. Böhm.: Kd ruka, tam i hlava. (Čelakovsky, 343.)
[314] 511. Wo man mit Händen reichen kann, da braucht man keine Leiter. – Winckler, XVII, 53.
It.: Dove s'arriva colle mani non ci vuol scala. (Pazzaglia, 212, 5.)
512. Wo man mit händen soll helfen, muss man die gelegenheit mit raten nit versaumen. – Lehmann, 604, 147.
513. Wo wäscht ein hand die ander hand, da hat die freundtschafft lang bestand. – Henisch, 1230, 46; Petri, II, 818.
514. Zu einer Hand gehören fünf Finger. – Altmann VI, 434.
515. Zwischen Hand und Mund geht viel zu Grund.
Frz.: De la main à la bouche se perd souvent la soupe. (Bohn I, 15.)
Holl.: Tusschen hand en tand wordt veel te schand. (Harrebomée, I, 282.)
It.: Dalla mano alla bocca si perde la zuppa. (Bohn I, 90.) Lat.: Inter calicem et os multa cadunt. (Gellius.) (Binder I, 783; II, 1530.)
Port.: Da mão a boca se perde a sopa. (Bohn I, 274.)
Span.: De la mano á la boca se pierde la sopa. (Bohn I, 211.)
516. Zwo treue ehversibte Hände fördern mehr als acht fremde.
*517. A de Hand gah. (Luzern.)
*518. A hôt alle Händ vûl zu thun, wie a Koater im März. (Schles.)
*519. Ab der Hand gah. (Luzern.)
*520. Alle Hände voll zu thun haben. – Campe, 527b.
*521. An die ärgere Hand fallen.
*522. An die todte Hand kommen. – Körte, 2573c; Braun, I, 1097.
Von einem geistlichen Stifte erworben werden.
523. Auf die dürre Hand heirathen.
Wird durch folgendes Sinngedicht Lessing's erklärt: Ein Bettler ging auf Freiersfüssen und sprach zu einer Magd, die er nach Wunsche fand: »Nimm mich!« Sie fragt: »Worauf?« – »Auf diese dürre Hand, die soll uns wohl ernähren müssen.«
*524. Auf eigene Hand gehen. – Frischbier2, 1466.
Dän.: Han gaaer paa sin egen haand, som de store giæslinger. (Prov. dan., 137.)
*525. Auf flacher Hand liegen.
Sehr leicht zu finden, einzusehen sein.
*526. Auf Hand halten. (Deutsch-amerikanisch.)
Auf Lager, im Vorrath haben. »N. hat alle Sorten Futterstoff, Mehl u.s.w. auf Hand.« (Der Morgenstern, Doylestown, Pennsylvanien, vom 28. Mai 1857.)
527. Auf ihre Hand darf er nicht hoffen. – Campe, 527b.
*528. Auf seiner eigenen Hand sitzen. – Campe, 528a.
Sich selbst ernähren.
*529. Aus der Hand in den Mund leben. – Körte, 2559a; Körte2, 3177; Braun, I, 1106; Frischbier2, 1462; Lohrengel, II, 39.
Engl.: They have but from hand to mouth.
Frz.: Au jour le jour manger son blé en herbes. – Journée gagnée, journée dépensée. (Körte, 2559a.) – Vivre au jour la journée. (Bohn I, 64.)
*530. Aus der Hand ön den Zand (Zahn). (Trier.) – Firmenich, III, 546, 5; Laven, 175, 5; Körte, 2561.
Holl.: Het is van de hand in den tand. (Harrebomée, I, 278.) Lat.: In diem vivere, ex tempore vivere. (Tappius, 90a.)
*531. Aus der Hand trinken.
Einfach oder dürftig leben. Die Alten sagten in ähnlicher Weise von jemand, der auf der Reise war: Aus dem Kürbis trinken.
Lat.: E cucumere bibere. (Bovill, I, 148.)
*532. Aus freier Hand essen. – Campe, 528b.
Aus der Hand, ohne sich eines Tellers, Messers u.s.w. zu bedienen.
*533. Aus freier Hand verkaufen. – Campe, 528a.
Aus freiem Willen, in eigener Person oder durch Bevollmächtigte, im Gegensatze des gerichtlichen Verkaufs.
*534. Aus guter Hand.
*535. Aus letzter Hand.
*536. Bei de Hand sîn, wie ennen alden Schlof (Pantoffel). (Meurs.) – Firmenich, I, 401, 238.
*537. Bei de Hand sîn, wie ennen alden Schundsborschel (Schuhbürste). (Meurs.) – Firmenich, I, 404, 238.
*538. Bei der Hand sein. – Campe, 528a.
In der Nähe, gegenwärtig und bereit zu dienen, zu helfen.
[315] *539. Beyde Hände voll zu thun haben. – Schottel, 1117b.
*540 Blos von der Hand bis zum Beutel borgen.
Nur gegen baldige Bezahlung verkaufen.
*541. D' Hand drüber schloh. (Luzern.)
Beschwichtigen.
*542. D' Händ unter d' Füss lege. (Luzern.)
*543. D' Hend an' Emm b'schissa. – Tobler, 255.
Durch den Umgang mit jemand in Schande kommen.
*544. D' Hend öber enand thue. – Tobler, 255.
Müssig sein, die Hände in den Schos legen.
*545. Da wölt i net d' Hand umkehren. (Rottenburg.)
D.h. es ist kein Unterschied dazwischen.
*546. Dar is keen Hand vull, man en ganz Land vull. – Eichwald, 727.
*547. Dar sünt de Hande em all up verslêten. (Holst.) – Schütze IV, 120.
Damit weiss er vollkommen umzugehen.
*548. Das hat Hände und Füsse. – Mathesy, 306a; Herberger, II, 170.
Holl.: Dat heeft handen en voeten. (Harrebomée, I, 276.)
*549. Das hat weder Händ noch Füss.
Lat.: Scopae dissolutae. (Seybold, 544.)
*550. Das ist die Hand des Herrn.
Holl.: Dat is manus Domini. (Harrebomée, I, 276.)
*551. Das kommt von meiner Hand.
*552. Das lässt sich nicht mit Einer Hand erwischen (greifen, fangen).
*553. Dat geit van de Hand in'n Tand. – Frommann, II, 539; Bueren, 265; Eichwald, 728; Hauskalender, III.
*554. Dat is dar alle Dage Hand int Haar. – Eichwald, 725.
*555. De Hand in der Taske hewwen. (Büren.)
*556. De Hende kleven laten. (S. ⇒ Finger 141.) – Neocorus II, 354.
*557. Deine Hand blutet. (Rottenburg.)
Spöttischer Zuruf an einen, der sich eben ein Stück Brot gut schmecken lässt.
*558. Der muss Hand von Ars lan.
Er muss in die Tasche greifen und sich etwas kosten lassen.
*559. Deshalb fahr' ich mit der Hand nicht bis zum Arsche. (Oberösterreich.)
Die Sache ist mir viel zu gleichgültig und unbedeutend.
*560. Deshalb verbrenne ich mir die Hände nicht.
Holl.: Daar zou ik mijne hand niet voor in 't vuur willen steken. (Harrebomée, I, 276.)
*561. Die Hand abe ziehen. – Mathesy, 351a.
*562. Die Hand am Arme tragen. – Fischart.
*563. Die Hand am Werk haben.
Frz.: Avoir la main à l'oeuvre. (Kritzinger, 428a.)
*564. Die Hand auf den Mund legen. – Campe, 527b.
Zeichen, dass man etwas weiss, aber nicht sagen will. Holl.: Ik zal mijne hand op den mond legen. (Harrebomée, I, 281.)
*565. Die Hand auf die Tasche.
Empfiehlt Sparsamkeit und Zurückhaltung in Ausgaben.
*566. Die Hand auf etwas geben.
»Do hot er die Hand druf.« (Keller, 170a.)
*567. Die Hand auf etwas legen. – Campe, 527b.
Es in Beschlag nehmen, besonders, um sich schadlos zu machen.
*568. Die Hand aufs Herz.
Holl.: Een ieder legge zijne hand op het hart, en kenne zich zelven. (Harrebomée, I, 277.)
*569. Die Hand aus fremdem Spiel lassen.
Sich nicht in die Angelegenheiten anderer mischen.
*570. Die Hand darüber schlagen.
Etwas ergreifen, sich einer Sache bemächtigen. »Die Luzerner schlugen die Hand darüber«, d.h. sie nahmen in dem Kriege mit Karl dem Kühnen einen Wagen mit Gold weg. (Alte Chronik.)
*571. Die Hand drauf halten.
Sein Vermögen gut zu Rath halten, sparsam sein.
*572. Die Hand im Sacke haben.
In einer Sache nach Belieben schalten und walten können.
*573. Die Hand im Spiel haben.
*574. Die hand in den busen stecken (stossen). – Henisch, 569, 70.
*575. Die Hand in den grossen Topf stecken.
Aus dem Allgemeingut zulangen, aus dem Gemeinde-, Volksseckel zehren.
[316] *576. Die Hand in den Teig, so wird er fein.
Blosses Zusehen macht kein Werk fertig, am allerwenigsten gut.
*577. Die Hand in den Teig stecken.
*578. Die Hand in die Tasche.
Aufforderung zum Geldgeben.
*579. Die Hand in seinem eigenen Busen wärmen.
*580. Die Hand liegt ihm unter dem Fass. (Schweiz.)
Er ist im Handel und Verkehr gehemmt, verschuldet.
*581. Die Hand mit im Sacke haben.
»Do dar de 48 mede regerden vnd de Handt mede jn dem Sacke hedden.« (Stralsunder Chronik, I, 61.)
*582. Die Hand mit im Sode (haben) behalten. – Meinau, 191.
*583. Die Hand mit im Spiele haben. – Eiselein, 276; Braun, I, 1081.
Bei einer Sache mit andern thätig sein, mitwirken, oft mit dem Nebenbegriff, dass es heimlich geschehe.
*584. Die hand mit vogelleim vbersalben. – Franck, II, 20b; Eyering, I, 692 u. 810.
*585. Die Hand über etwas halten. – Campe, 527b.
Es bewahren, beschützen.
Frz.: Il tient les choses des deux mains. (Kritzinger, 427b.)
*586. Die Hand verbrechen (oder verwirken). – Campe, 527b.
Ein Verbrechen begehen, das mit Abhauung der Hand bestraft wird.
*587. Die Hand vom Pfluge zurückziehen.
*588. Die Hand vom Sack, der Hafer ist bezahlt.
Rühre mein Eigenthum nicht an.
*589. Die Hand vom Sack, 's ist Hafer drin.
Sagt man, wenn jemand etwas nicht anrühren soll.
Lat.: Manum de tabula. (Cicero.) (Binder I, 951, II, 1793; Philippi, I, 241; Schonheim, M, 8.)
*590. Die Hand vom Sacke, das Mehl ist verkauft. – Eiselein, 279.
Im Harz: Hand von Sack, es Mahl is verkäft. (Lohrengel, II, 314.)
*591. Die Hand von der Butte, es sind Weinbeeren drin. (Schweiz.) – Eiselein, 104; Braun, I, 1110.
Es gelüste dich nicht.
Holl.: Hand van de bank, het vleesch is verkocht. (Harrebomée, I, 278.)
*592. Die Hand von der Suppe, sonst verbrennt sie dich. – Burckhardt, 359.
In Aegypten lässt man dies einen arglistigen Rathgeber sagen, der die Suppe gern für sich behalten möchte.
*593. Die Hand von einem abziehen. – Sorgteuffel im Theatrum Diabolorum, 526b.
Ihn sich selbst überlassen, aufhören ihm zu helfen, ihn nicht weiter unterstützen.
*594. Die Hand vor den Mund. – Eiselein, 276.
Lat.: Manum ad os apponere. (Eiselein, 276.)
*595. Die Hand wird ihm aus dem Grabe wachsen.
Von einem undankbaren Kinde, besonders einem solchen, das sich an seinen Aeltern vergreift.
*596. Die Hand zu etwas bieten.
*597. Die Hände in den Hosensack (die Tasche) stecken. – Campe, 527b.
Nichts thun, wo man etwas thun sollte.
*598. Die Hände in den Sack schieben. – Parömiakon, 2213.
*599. Die Hände in den Schos legen. – Theatrum Diabolorum, 534a; Eiselein, 277; Braun, I, 1090.
Müssig sein, nichts thun, wo man etwas thun sollte.
Frz.: Tenir les mains dans ses poches. (Kritzinger, 545b.)
Lat.: Compressis manibus sedere. (Livius.) (Binder I, 204; II, 536; Erasm., 446; Philippi, I, 873; Seybold, 82.)
*600. Die Hände in fremde Sachen stecken. – Parömiakon, 235.
*601. Die Hände kleben lassen.
Frz.: Etre dangereux de la main. (Kritzinger, 199a.)
*602. Die Hände mit Vogelleim salben. – Schottel, 1115a.
*603. Die Hände nicht daheim lassen.
Gern zugreifen und mitgehen heissen.
Frz.: Jouer de la griffe. (Kritzinger, 360a.)
*604. Die Hände sind ihm gebunden.
Er kann oder darf nicht thun, was er will.
Holl.: De handen zijn hem gebonden. (Harrebomée, I, 277.)
*605. Die Hände vbern Kopff zusammenschlagen. – Mathesy, 220.
*606. Die Hände zu etwas bieten.
Seine Unterstützung für irgendetwas zusichern.
[317] *607. Die hende in die Kolen schlagen vnd den schweren Vogel auff sich laden. – Fischer, Psalter, 10b; 170, 1 u. 265, 4.
*608. Die hende vberall im sode haben. – Fischer, Psalter, 706; Luther's Werke, VII, 423a; Eiselein, 570.
Engl.: To have a finger in a pie. (Eiselein, 570.)
*609. Die letzte Hand an etwas legen. – Eiselein, 277; Braun, I, 1091.
Es vollenden, zum letzten mal bearbeiten. (Campe, 527b.)
Holl.: Hij legt er de laatste hand aan. (Harrebomée, I, 279.)
Lat.: Ad umbilicum adducere. – Catastrophe fabulae. – Colophonem addere. – Summam manum addere. – Summum fastigium imponere. – Supremum fabulae actum addere. (Eiselein, 277.)
*610. Die letzte Hand fehlt noch.
Von Arbeiten, besonders Kunstwerken, die zwar im ganzen fertig, aber noch nicht fein oder künstlerisch vollendet sind.
*611. Die treue Hand. – Körte, 2565.
So nannte man früher die Sicherung eines Vertrags durch Handschlag, welcher bei unsern Vorfahren den Eid vertrat und mehr galt als unsere Stempelbogen.
*612. Doadrümm kehr' i di Hend nit ümm. (Franken.) – Frommann, VI, 315, 150; für Tirol: Schöpf, 240; hochdeutsch bei Eiselein, 276.
Wenn man etwas für sehr unbedeutend hält.
Lat.: Ciccum non interduim. (Plautus.) (Binder II, 487.) – Digitum non porrexerim. (Eiselein, 276.)
*613. Doas hod kuan Hount und kuann Fuis. (Steiermark.) – Firmenich, II, 767, 78.
Das hat keine Hand und keinen Fuss.
*614. Döas leit uf platter (offner) Hend. (Franken.) – Frommann, IV, 315, 150.
Ist leicht einzusehen.
*615. Du greiffest ferrn mit der Handt hinden hin, ich förcht sie werde dir stincken. – Jocosus, III, 38.
Um jemand auf eine verdeckte Weise der Lüge zu beschuldigen.
*616. Du hast die hend mit vogelleyme geschmiert. (S. ⇒ Finger 132-134.) – Tappius, 27b.
*617. Ehe man die Hand vmbkeret. – Herberger, I, 710.
Kaum dass ein Hund mit dem Schwanze gewedelt, ist die Sache gethan, sagen die polnischen Oberschlesier. (Lompa, 4.)
*618. Eim die hend schmieren (oder salben). – Pauli, Postilla, XXIIIa; Hoffteuffel im Theatrum Diabolorum, 445a.
Dän.: At smørge eens haand med en tør sild. (Prov. dan., 515.)
Frz.: Engraisser les mains à quelqu'un. (Kritzinger, 273a.)
*619. Einander die Hand reichen. – Eyering, II, 53; Braun, I, 1093.
Holl.: Elkander de hand geven. (Harrebomée, I, 278a.)
Lat.: Porrigere manus. (Eiselein, 278.)
*620. Einander in die Hände arbeiten. – Eiselein, 278; Braun, I, 1092.
Lat.: Tradunt operas mutuas. (Eiselein, 278.)
*621. Eine glückliche Hand haben.
*622. Eine Hand ist leer und in der andern hat er nichts. Böhm.: V jedné ruce prázdno a v druhé nic. (Čelakovsky, 170.)
*623. Eine Hand küssen, weil sie nach Branntwein riecht. Port.: Beijo-te, bode, porque has de ser odre. (Bohn I, 268.)
*624. Eine leere Hand reichen.
Dän.: Det er ondt, tom haand frem at rekke. (Prov. dan., 265.)
*625. Eine krumme Hand machen. – Eiselein, 277; Braun, I, 1087.
Bestechen oder sich bestechen lassen.
*626. Eine leichte Hand haben.
Frz.: Avoir la main délicate. (Kritzinger, 212b.)
*627. Einem alle Hände voll zu thun machen. – Schottel, 1118a.
*628. Einem alles unter die Hände geben.
Frz.: Mettre toutes choses entre les mains de quelqu'un. (Kritzinger, 427b.)
*629. Einem an die Hand gehen. – Campe, 527b.
Ihm Handreichung thun, ihm behülflich sein.
Holl.: Iemand aan de hand gaan. (Harrebomée, I, 280.)
*630. Einem andern in die Hände sehen (vnd zu gnaden gehen). – Mathesy, 196a.
[318] *631. Einem auf die Hände sehen. – Campe, 527b.
Auf das achten, was er thut, besonders in der Absicht, dass er nichts entwende.
Holl.: Iemand op de handen zien. ( Harrebomée, I, 280.)
*632. Einem die Hand, aber nicht das Herz geben. (Niederlausitz.)
*633. Einem die Hand auf den Nacken legen.
Von gewaltsamer Unterdrückung einzelner Personen wie ganzer Völker.
*634. Einem die Hand im Sack erwischen. – Grimmelshausen, Teutscher Michel (o.O. 1673), 925.
Ihn ertappen, überführen.
*635. Einem die Hände bieten. – Campe, 527b.
Ihm Hülfe anbieten.
*636. Einem die Hände binden.
Ihn in Einnahme und Ausgabe beschränken.
*637. Einem die Hände füllen. – Campe, 527b.
*638. Einem die Hände küssen.
Holl.: Iemand de handen kussen. (Harrebomée, I, 280.)
*639. Einem die Hände mit Schreckenbergern füllen. – Geitzteuffel im Theatrum Diabolorum, 335b.
*640. Einem die Hände unter die Füsse legen. (Henneberg.)
Ausdruck liebreicher Unterwerfung.
*641. Einem die Hände unterbreiten.
Ihn mit Zuvorkommenheit, Hochachtung und Ergebenheit behandeln.
*642. Einem die Hände versilbern. – Eiselein, 278; Lohrengel, II, 193; Braun, 1094.
Ihn bestechen.
Frz.: Graisser la paté à quelqu'un. (Lendroy, 1171.)
Lat.: Argentei fontes loquuntur. (Eiselein, 278.)
*643. Einem etwas an die Hand bieten (geben). – Sandvoss, 426.
*644. Einem etwas auf die Hand geben. – Campe, 527b.
Abschlägliche Zahlung leisten; zur Vollziehung eines abgeschlossenen Kaufs auf die bedungene Summe ein Hand- oder Angeld geben.
*645. Einem etwas aus den Händen winden. – Campe, 528a.
Es ihm mit Gewalt entreissen.
*646. Einem etwas in die Hand drücken. – Campe, 527b.
Ihn bestechen.
*647. Einem etwas in die Hände geben.
Uebergeben, überliefern, in seine Gewalt bringen.
*648. Einem etwas in die Hände spielen. – Campe, 528a.
*649. Einem etwas zu treuen Händen übergeben. – Campe, 528a.
Seiner Treue anvertrauen.
*650. Einem freie Hand lassen.
Ihn gewähren, nach freiem Willen handeln lassen.
*651. Einem hülfreiche Hand leisten. – Campe, 527b.
*652. Einem in die Hand blasen. – Eiselein, 277.
Man glaubte, dass Hexen oder Zauberer durch das Blasen in die Hand oder in den Hut andern viel Unheil anrichten könnten. »Gott hat mancher Obrigkeit in die Hand geblasen, dass ihr die Pfennige wie Federn verfliegen und verstieben.« (Luther.)
*653. Einem in die Hände fallen.
Frz.: Tomber entre les mains de quelqu'un. (Kritzinger, 427b.)
*654. Einem in die hende sehen. – Sir. 33, 22; Sarcerius, 353; Campe, 528a.
Seinen Unterhalt oder Wohlthaten von ihm erwarten. In einem andern Sinne kommt die Redensart bei Keller in der damaligen Mundart der breslauer Kräuterer vor. Bin Kräuterweib sagt: »Ich gleibe, ihr pfupt (foppt) mich. Hot er og suste nischte (habt ihr nur sonst nichts). Doch ihr hot mer juste an gang derschport, doss ich oich nich salber fragen darf. Wort og a bissel, ich waar oich besser a de Hände sahn.« (Keller, 169a.) Es sollte denn heissen: auf die Hände sehen; dafür heisst es aber mundartlich in Schlesien uff, wie für in die u.s.w. ei die Hände.
*655. Einem nicht in die Hende sehen. – Luther's Tischr. 409b.
*656. Einem zur Hand gehen. – Mathesy, 96a u. 164b.
*657. Einen auff Händen tragen. – Sorgteuffel im Theatrum Diabolorum, 539a.
Ihm alle mögliche Achtung, Liebe und Freundschaft erweisen. (Campe, 528a.)
Holl.: Hij zou hem op de handen door vuur en water dragen. (Harrebomée, I, 280.)
*658. Einen in der hohlen Hand raufen.
*659. Einen in seiner Hand haben.
In seiner Gewalt.
[319] *660. Einen unter die Hände kriegen.
Holl.: Iemand in de handen krijgen. (Harrebomée, I, 280.)
*661. Einen unter die Hände nehmen.
Holl.: Iemand onder handen nemen. (Harrebomée, I, 280.)
*662. Einen von der Hand weisen.
Holl.: Iemand van de hand wijzen. (Harrebomée, I, 280.)
*663. Emm d' Hend onder d' Füess legga. (Appenzell.) – Tobler, 255.
Einem sklavisch ergeben sein.
*664. Er chond ke Hend öber. – Tobler, 255.
Er bekommt bei den Amtswahlen keine Stimme.
*665. Er darf nur die Hand ausstrecken, so hängt an jedem Finger eine.
*666. Er fährt mit der Hand über den Rücken in den Sack.
*667. Er geht mir zur Hand.
*668. Er greift mit beiden Händen danach.
Holl.: Hij grijpt ernaar met beide handen. (Harrebomée, I, 279.)
*669. Er hält die Hand auf.
Vom Armen und dem, der haben will.
*670. Er hält die Hand und thut, als wenn er nicht nehmen wollte.
*671. Er hat alle Hände (und Füsse) voll zu thun.
Sehr viel.
Frz.: Avoir bien des affaires sur les bras.
*672. Er hat auch eine Hand dabei (darin).
Holl.: Zij heeft eene hand met een gat. (Harrebomée, I, 283.)
*673. Er hat die Hand im Spiel.
*674. Er hat die Händ mit Bech beschmiert. – Eyering, II, 276.
*675. Er hat die Hand in anderer Leute Taschen.
Lat.: Utitur manu sinistra. (Catull.) (Binder II, 3461.)
*676. Er hat die Hände im Teig.
Holl.: Hij heeft de handen in dat deeg. (Harrebomée, I, 279.)
*677. Er hat die Hände nicht immer in der Tasche gehabt.
Ist nicht immer müssig und unthätig gewesen; auch er hat zugegriffen, sich mit fremdem Gute bereichert.
*678. Er hat die Hände überm Wasser. (Bremen.)
*679. Er hat die Hände zu früh in den Teig gesteckt.
Holl.: Hij wil al te vroeg met de handen in hat meel zijn. (Harrebomée, I, 280.)
*680. Er hat eine leichte Hand.
Schlägt bald zu.
*681. Er hat es an der Hand wie den Stossdegen. (Schweiz.)
Aus den Zeiten, in denen die Schweizer täglich den Degen trugen, wo er der unzertrennliche Gefährte des Mannes war.
*682. Er hat es aus der ersten Hand.
Holl.: Hij heeft het uit de eerste hand. (Harrebomée, I, 279.)
*683. Er hat es bei der Hand wie der Bettler die Laus.
*684. Er hat es in seiner Hand.
Holl.: Hij heeft dat in zijne hand. ( Harrebomée, I, 279.)
*685. Er hat fette Hände.
Lässt alles fallen.
*686. Er hat Hände wie Krebsscheren.
*687. Er hat keine erstarrten Hände.
Er ist nicht faul, rührt die Arme, steckt die Hände nicht in die Tasche; es ist nicht gut Händel mit ihm anfangen.
*688. Er hat klebrige Hände. – Körte, 2579a; Seybold, 639.
Wer mehr nimmt oder behält, als was recht ist. – »Ich verstih itzt su viel wie vor; doch mercke ich, dar Karle hot anklabende Hände.« (Keller, 155b.)
Dän.: Hans hænder ere beegede; hvad han rører det hænger alt ved. (Prov. dan., 267.)
Frz.: Il ne va pas sans ses mains. (Leroux, II, 174.) – Les mains crochues. – Les mains faites en chapon rosty. (Leroux, I, 98.)
*689. Er hat kletze hend. – Franck, II, 20b.
Lat.: Visco manus tingere.
*690. Er hat lange (mächtige) Hände. – Eiselein, 276.
Frz.: Il est pourveu de longues mains. (Leroux, I, 174.)
*691. Er hat nur zwei Hände, eine zum Nehmen, eine zum Behalten, die zum Geben fehlt ihm. – Sailer, 296; Körte, 1882; Simrock, 3099.
»Viel Leut seynd der meynung, sie sollen vnd dörffen nichts hinweg geben, weil sie nur zwo Händ haben, dass sie mit der einen einnehmen, mit der ander behalten, die dritt damit sie geben sollen, ist jhnen nicht gewachsen.« (Lehmann, 234, 35.)
[320] *692. Er hat seine Hand darin gehabt.
Holl.: Hij heeft er de hand in gehad. (Harrebomée, I, 279.)
*693. Er hat seine Hand in allem Sode.
Wer löschen will, was ihn nicht brennt, und sorgen, was ihm nicht befohlen ist. (Luther.)
*694. Er hat seine Hände in der Tasche.
Ist faul.
Frz.: Il a toujours les mains dans ses poches. (Kritzinger, 427a.)
*695. Er hat viel um die Hand. (Westf.)
*696. Er hat zwei linke Hände.
Der ungewöhnlich Ungeschickte.
*697. Er hat zwei rechte Hände.
Der ausserordentlich Gewandte.
Holl.: Het is een mensch met twee regter handen. (Harrebomée, I, 278.)
*698. Er hatte die Hand zu, als er auf die Welt kam. – Körte, 1882.
In Baiern von einem Geizhalse.
*699. Er haut mit der rechten Hand die linke ab.
*700. Er hed alle Hend. – Tobler, 255.
Ist einstimmig gewählt. Stimmt mit »omne punctum ferre« der alten Römer.
*701. Er hed Hend (oder: vil Hend). (Appenzell.) – Tobler, 255.
D.h. Stimmen; von der Abstimmung durch Händeaufheben bei Volksversammlungen entlehnt.
*702. Er het i-n-eir Hang 's Bättli (Rosenkranz) und i der angere Hang der Düfel. (Solothurn.) – Schild, 83, 295.
*703. Er hot a lange Hend. (Jüd.-deutsch. Brody.)
Greift gern nach fremdem Eigenthum.
*704. Er hot getroffen af der (auf die) rechte Hand. (Jüd.-deutsch. Brody.)
Er hat seinen Meister gefunden.
*705. Er ist bei der Hand wie eine Schuhbürste. – Körte, 2573; Braun, I, 1112.
Holl.: Hij is bij de hand. (Harrebomée, I, 279.)
*706. Er ist in guten Händen.
*707. Er ist mit Händen und Füssen gesegnet worden.
Er ist gehängt worden.
*708. Er ist nicht an beiden Händen links. – Jer. Gotthelf, Käserei, 15.
*709. Er ist seine rechte Hand.
Holl.: Hij is zijne andere hand. – Hij is zijne regter hand. (Harrebomée, I, 279.)
*710. Er ist so wie man eine Hand umdreht. – Frischbier2, 1460.
Ein Mensch ohne Charakter.
*711. Er ist wie ein vmbkerte hand. – Franck, II, 66a.
Der Unbeständige, Wankelmüthige.
*712. Er ist zur Hand, wie ein Spiess hinter der Thür. – Körte, 5665a; Simrock, 9751.
Stets bereit zu helfen, zu dienen.
*713. Er kann die Hände nicht halten. – Frischbier2, 1461.
Er stiehlt.
*714. Er lässt die Hände gern kleben.
Frz.: Il a les mains crochues. – Il est habile à succéder. (Kritzinger, 192a u. 367a.) – Il ne va point sans ses mains. (Kritzinger, 21a.)
*715. Er lässt sich die Hände schmieren (salben).
Holl.: Hij laat zich de handen vullen (smeren, zalven). (Harrebomée, I, 279.)
*716. Er lässt sich nichts an die Hand brennen, er wirft es ehe weg.
Von einem, der nicht knickerig ist; der es nicht macht wie der Geizige, der sich ein Geldstück eher an die Hand brennen liesse, ehe er's wegwürfe.
*717. Er legt ihr die Hände unter die Füsse.
*718. Er macht e krumme Hand. – Tendlau, 301.
Nimmt Bestechung an.
*719. Er muss die Hand immer in der Tasche haben. – Campe, 527b.
Hat viel Ausgaben, muss beständig geben.
*720. Er nimmt keine Hand vors Maul. (Luzern.)
Sagt alles unumwunden heraus.
*721. Er salbt die Hände mit Vogelleim. – Körte, 2579.
*722. Er schreibt eine schöne Hand.
Meist ironisch von jemand, der sehr unleserlich schreibt. Frz.: Il a la main bonne pour chanter, et la voix pour écrire. (Kritzinger, 427b.)
[321] *723. Er steckt seine Hand in anderer Leute Taschen und zieht sie als Faust wieder heraus. – Eiselein, 276.
*724. Er thut's auf eigene Hand.
Holl.: Hij doet het op zijne eigene hand. (Harrebomée, I, 278.)
*725. Er trägt sie auf den Händen.
*726. Er wäscht seine Hände in Unschuld.
*727. Er weiss der Sache Hände und Füsse zu geben.
Der zur Ausführung Gewandte.
*728. Er wil die Hände vberall (oder: auch mit) im sode haben. – Mathesy, 296a; Ehe-Teuffel im Theatrum Diabolorum, 296b; Fischer, Psalter, 74a.
*729. Er will seine Hand überall mit im Spiel haben.
*730. Er will's nicht aus den Händen lassen.
*731. Er wird die Hände nicht in die Hechel schlagen.
Er hütet sich vor Streit.
*732. Er wird mir schon in meine Hände kommen (laufen). Frz.: Il passera par mes mains. (Leroux, I, 174.) – Je le trouverai en mon chemin. (Kritzinger, 132a.)
Holl.: Hij zal wel in mijne handen vallen. (Harrebomée, I, 280.)
*733. Er wird noch aus der Hand fressen lernen, nur Geduld.
Er wird gedemüthigt, zahm werden.
*734. Er wird noch die Hände danach ausstrecken.
Holl.: Gij zult er de handen nog naar uitstrekken. (Harrebomée, I, 278a.)
*735. Er zieht seine Hand von ihm ab.
Holl.: Hij trekt de hand van hem af. (Harrebomée, I, 280.)
*736. Es geht ihm viel durch die Hände. – Campe, 528a.
Er hat mit mancherlei zu thun.
*737. Es geht ihm von der Hand. – Frischbier2, 1463.
Holl.: Het gaat hem vlug van de hand. (Harrebomée, I, 278.)
*738. Es geht ihm von der Hand wie der Hure das Spinnen. Holl.: Het staat hem als eene hoer het haspelen. (Harrebomée, I, 312.)
*739. Es geht von Hand zu Hand. – Braun, I, 1080.
*740. Es hat hende vnd fuesse, was der man redet. – Agricola I, 445; Franck, I, 101; II, 75a; Tappius, 94a; Egenolff, 203b; Eyering, III, 518; Schottel, 1137a; Eiselein, 199; Körte, 2573f.
Ironisch von den Redekünstlern, deren Aussagen und leere Versprechungen in hohem Grade der Wahrheit ähnlich sehen, wie ein Ei dem andern. Ohne Ironie: Was der redet und thut, ist wohlgeredet und wohlgethan. Verneinend: Es hat weder Hände noch Füsse, das Gegentheil, es hat weder Art noch Bestand, es ist Flickwerk und gestümmelt Ding.
Lat.: Os inest orationi illi. (Erasm., 563; Tappius, 94a; Seybold, 423.)
*741. Es hat keine Hand und keinen Fuss. (Rottenburg.)
*742. Es hat weder hend noch füss. – Hauer, Kij; Braun, I, 1111; Mayer, II, 156.
Passt nicht, hat kein rechtes Geschick. »Das hat weder Hende, Füsse noch Haupt, wie jenes Rahtsherrn rede, der da thet rathen, man sollte die Fische halb sieden vnnd halb braten.« (Mathesy, 133a.)
Lat.: Sine capite fabula. (Sutor, 483; Seybold, 563.) – Quin nec caput nec pes sermonum apparet. (Eiselein, 199.)
*743. Es ist dir zu trews handen gelegt. – Franck, II, 55b; Eyering, II, 547; III, 64.
Auf Treu und Glauben anvertraut.
*744. Es ist doch gerade, als hätte man ihm in die Hände geschissen. (Nürtingen.)
Zu einem, der eine Sache nicht anzugreifen weiss.
*745. Es ist eine frische Hand. (Pennsylvanien.)
Neu in der Sache. »Ich bin wol eine frische Hand, aber ich will fortfahren zu schreiben.« (Der Morgenstern, Doylestown, Pennsylvanien, vom 17. Juli 1850.)
*746. Er ist eine hölzerne Hand am Wege.
Zeigt den Weg, geht ihn aber selber nicht.
Holl.: Het is eene houten hand aan den weg. (Harrebomée, I, 278b.)
*747. Es ist in der todten Hand.
Holl.: Het is in de doode hand. (Harrebomée, I, 278.)
*748. Es ist in guten Händen.
Holl.: Het is in goede handen. (Harrebomée, I, 278.)
*749. Es ist mir unter den Händen weggekommen. – Campe, 528a.
*750. Es ist über d' Hand. (Luzern.)
*751. Es kommt viel in seine Hände. – Campe, 528a.
[322] *752. Es liegt auf flacher (offener) Hand.
Holl.: Het loopt over de hand. (Harrebomée, I, 278.)
*753. Es steht in seinen Händen.
Holl.: Het staat nog in uwe handen. (Harrebomée, I, 278.)
*754. Es wächst ihm in die Hand. – Campe, 528a.
Er baut es selbst an, erzeugt es selbst, braucht es nicht zu kaufen.
*755. Et fluggt em vun de Handen. – Eichwald, 718.
*756. Et geit ûs der Hand en der Zand. (Köln.) – Firmenich, I, 175, 173.
In Westfalen: Et get van der Hant oppen Tant (Zahn). (Woeste, 85, 98.) – Was verdient ist, wird sofort verzehrt.
*757. Et öss nig blos e Hand voll, et öss dat ganze Land voll. – Frischbier, 436.
Von Mädchen, die gern heirathen möchten. Trostwort für einen, dem die Braut untreu geworden ist oder der einen Korb bekommen hat.
*758. Eth is all vth der handt in den tandt. – Franck, II, 74a; Tappius, 90b.
*759. Etwas auf seine eigene Hand unternehmen. – Campe, 527b.
Allein, auf eigne Rechnung und Gefahr.
*760. Etwas aus der ersten Hand bekommen. – Campe, 528b.
Unmittelbar von der Person, von der es herrührt.
*761. Etwas aus freier Hand thun. – Campe, 528a.
Blos mit den Händen, ohne Hülfe von Werkzeugen.
*762. Etwas bei der Hand haben.
Holl.: Dat heb ik meer bij de hand gehad. (Harrebomée, I, 276.)
*763. Etwas in die Hände bekommen. – Campe, 528a.
*764. Etwas in fremde Hände kommen lassen.
*765. Etwas in Händen haben. – Campe, 528a.
In seiner Gewalt.
*766. Etwas mit beiden Händen anfassen.
Holl.: Iets met beide handen aanvatten. (Harrebomée, I, 280.)
*767. Etwas mit Hand und Mund versprechen.
Holl.: Met hand en met voet. (Harrebomée, I, 282.)
*768. Etwas mit krummen Händen bewillkommnen. – Parömiakon, 389.
Es sich auf eine diebische Weise zueignen.
*769. Etwas mit leeren Händen anfangen. – Campe, 257b.
Ohne Geld, ohne die nöthigen Mittel zur Ausführung.
Frz.: Commencer avec rien; aller au bois sans cognée; s'embarquer sans biscuit. (Kritzinger, 153a.)
*770. Etwas mit reinen Händen anfassen.
Holl.: Men zal dat met geene onreine handen aantasten. (Harrebomée, I, 281.)
*771. Etwas mit ungewaschenen (unreinen) Händen angreifen.
Lat.: Illotis manibus ad aliquid accedere. (Seybold, 228.)
*772. Etwas nach der Hand verkaufen. – Campe, 528a.
Nach muthmasslicher Schätzung des Masses oder Gewichts, indem man es gleichsam mit der Hand wägt.
*773. Etwas nicht aus seinen Händen lassen.
Nicht von sich, nicht aus seiner Gewalt.
*774. Etwas unter der Hand verkaufen.
*775. Etwas von guter Hand erfahren haben.
Von einer zuverlässigen Person.
*776. Fass es mit beiden Händen. – Eiselein, 277.
Lat.: Ambabus manibus. – Non una tantum manu capiendum est. – Obviis ulnis. (Eiselein, 277.)
*777. Freie Hand haben. – Campe, 527a.
Nach freiem Willen handeln können.
*778. Fremde Hände im Haar finden.
»Tröwest nachgonds vil zu thun. Luther; dz blat hat sich vmbkert, du würdest frembde hend in dem har finden.« (Murner, Ob der König vss engelland in Kloster, IV, 981.)
*779. Greif auf die linke Hand, so findst du's.
*780. Gut von der Hand gehen.
*781. Hand an etwas (ans Werk) legen. – Campe, 527b.
Ein Werk anfangen, etwas thätig angreifen.
Frz.: Mettre la main à la pâte. (Leroux, I, 175.)
*782. Hand an jemand legen. – Campe, 527b.
Sich thätlich an ihm vergreifen.
*783. Hand an sich selbst legen. – Campe, 527b.
Sich selbst das Leben nehmen.
*784. Hand anlegen.
*785. Hand in Hand mit jemand gehen.
*786. Hand über Herz legen.
Aus Mitleid und Gutmüthigkeit mehr thun, als man von jemand nach den Gesetzen der Billigkeit erwarten kann.
[323] *787. Hände und Füsse gehen lassen.
Chemnitius (566) in dem Sinne: die Hoffnung aufgeben, verzweifeln.
*788. Hand von der Butte.
Für die, welche etwas thun wollen, wozu ihnen die Vorbereitung fehlt und die nöthigen Fähigkeiten abgehen.
*789. He hett ähr ênen up de Hand geben. (Mecklenburg.)
Wird gebraucht, wenn ein Bräutigam seine Braut vor der Hochzeit beschwängert und ihr so gleichsam Handgeld gibt.
*790. He hett klebrige Hennen. (Holst.) – Schütze, III, 286.
Er stiehlt, hat unreine Hände, an die alles leicht anklebt.
*791. He hett nig mêr as ut der Hand in den Mund. (Holst.) – Schütze, II, 97; IV, 265.
Er hat nur eben sein Auskommen.
*792. He hollt rein Hand un rein Mund. – Schütze, II, 99.
*793. He is bî de Hand as 'n Schobüst (oder Schôbörssel, Schuhbürste). (Ostfries.) – Frommann, V, 522, 546; Eichwald, 258; Schütze, II, 98.
Stets da, wenn man ihn braucht.
*794. He kann kên reine Hannen holen. (Holst.) – Schütze, III, 286.
*795. He steckt gên Hand in 't kolt Water. (Ostfries.)
*796. Hie hea't ban Hun. (Nordfries.) – Johansen, 70.
Er hat's binnen der Hand, d.h. er hat seinen Lohn schon empfangen.
*797. Höd di, dat min Hannen (Hände) un din Ôren nig Kamraden ward. – Schütze, II, 99.
*798. Ich habe auch zwei Hände.
Holl.: Ik meende dat gij ook handen gehad hadt. (Harrebomée, I, 280b.)
*799. Ich habe nur zwei Hände.
Holl.: Ik heb immers maar twee handen. (Harrebomée, I, 280.)
*800. Ich hoa olle Hände vul zu thun. (Schles.) – Frommann, III, 245, 119.
*801. Ich hoaen mid ûfgehôbnen Händen gebaten. (Schles.) – Frommann, III, 249, 282.
*802. Ich lasse mir die Hände nicht auf den Rücken binden. – Seybold, 157.
*803. Ich stäck m'r d' Hand aen Oarsch, oan mit dar and'rn mach ich d' Arb't noch bäss'r wi dû. – Peter, 443.
*804. Ich war mir wul nimmer lussen die Hände binden. – Gomolcke, 565.
*805. Ich wârem wul êgen suln de Hände underlän. (Schles.) – Frommann, III, 247, 198.
*806. Ich wasche meine Hände in Unschuld.
Frz.: Je m'en lave les mains. (Lendroy, 944.)
*807. Ich wil nit eyn handt darumb umbkeren. – Tappius, 221a; Sutor, 79; Sailer, 117; Mayer, I, 196; Braun, I, 1085.
Um Gleichgültiges, Unbedeutendes, Unwerthes zu bezeichnen, führt Sailer noch folgende sinnverwandte Redensarten dabei an: Ich geb's um ein Stück Brot. Ich werfe darum keine Nussschale weg. Ich gebe keine taube Nuss dafür. Es ist mir eben', als wenn's zu Rom donnerte. In Appenzell: I wött nüd d' Hand omchehra.
Frz.: Il faut plutôt regarder à ses mains qu'à ses pieds.
Holl.: Ik wil er mijne hand niet om verdraaijen (oder: voor omleggen). (Harrebomée, I, 281a.)
Lat.: Manum non verterim. (Binder I, 952; II, 1794; Erasm., 164; Philippi, I, 241; Tappius, 221a; Sutor, 79; Seybold, 298.) – Susque deque habere. (Plautus. Cicero.) (Binder II, 3261.)
*808. Ich will dafür die Hand ins Feuer halten. – Eiselein, 277.
Aus der Zeit der Gottesurtheile.
Lat.: Prudens in flammam mitto manum. (Eiselein, 287.)
*809. Ich will meine Händ auch nit in Sack schieben. – Sutor, 36; Seybold, 157.
Wer mich herausfordert, wird gewahr werden, dass ich mich meiner Haut zu wehren weiss.
*810. Ich wollte lieber in den Händen der Kosacken (Juden) sein.
*811. Ihre Hand ist schon vergeben. – Campe, 527b.
Sie ist schon verlobt.
[324] *812. In der einen hand ein Stein führen, mit der andern ein brot weisen. – Henisch, 518, 29.
Ins Angesicht schmeicheln, hinter dem Rücken schmähen; öffentlich den Freund, heimlich den Feind spielen. Daher entlehnt, dass man den Hunden, um sie zu locken, Brot zeigt, und sie dann mit Steinen wirft.
Lat.: Altera manu lapidem ferre, altera panemo stentare. (Plautus.) (Henisch, 518, 30.)
*813. In die Hand scheissen und daran schmecken. (Baiern.)
Guter Rath an Gelangweilte, wenn sie fragen, was sie thun sollen.
*814. In die Hand scheissen und 's Gesicht damit schmieren. (Nürtingen.)
Antwort auf die Frage: Was soll ich anfangen?
*815. In eyner hand tregt er wasser, vnn aber in der andern fewer. – Tappius, 98a; Eiselein, 276.
Von falschen Freunden und Zweizünglern.
Lat.: Altera manu fert aquam, altera vero ignem. (Tappius, 98a; Philippi, I, 22; Eiselein, 276.)
*816. In gute Hände gerathen.
Frz.: Il est tombé entre bonne main. (Leroux, I, 174.)
*817. Iss is og wie ma ene Hand imdreht. – Gomolcke, 667.
*818. Krumme Hände machen. – Campe, 527b.
Diebisch sein.
*819. Lose Hände haben. – Frischbier2, 1465.
*820. Man hat ihm die Hand im Sack erwischt. – Braun, I, 1086.
*821. Man kann es mit Händen greifen. – Eiselein, 279; Braun, I, 1101; Binder II, 1003.
Es ist augenscheinlich.
Holl.: Men kan het met handen tasten. (Harrebomée, I, 281.)
Lat.: Illud et in dictum intelligitur. (Binder II, 1379; Buchler, 91; Philippi, I, 1967.)
*822. Man muss aber Hand mit anschlagen.
Gottes Segen allein thut's nicht.
*823. Man muss es mit beiden Händen fassen.
*824. Man muss ihnen recht in die Hand legen. – Eiselein, 277.
*825. Man schull de Hande bi êr warmen. – Schütze, I, 338.
Von einer bösen Hausfrau.
*826. Man soll diss (oder jhenes) mit vngewaschnen henden nit angreiffen. – Tappius, 97a.
*827. Man solls mit keyner vnreyne handt antasten. – Tappius, 97a.
Lat.: Illotis manibus. (Erasm., 909; Philippi, I, 187; Tappius, 97a.)
*828. Me hardar Hun. (Nordfries.) – Johansen, 72.
Mit harter Hand.
*829. Me wäscht d' Hang i syn Vermöge. (Solothurn.) – Schild, 83, 293.
Zieht seinen Vortheil daraus.
*830. Meine (linke) Hand juckt, ich werde Geld bekommen. Dän.: Min haand kleer, jeg faaer vist penge. (Prov. dan., 350.)
*831. Mit beiden Händen fassen (zugreifen). – Braun, I, 1089.
Etwas begierig an- oder hinnehmen.
*832. Mit beiden Händen schöpfen.
Mit der grössten Anstrengung etwas thun.
*833. Mit den Händen im Busen suchen, ob sie Aepfelein habe, und unter den Kleidern, was ihr Gott beschert. – Eiselein, 278.
*834. Mit der einen Hand bauen, mit der andern das Schwert führen. – Luther's Tischr., 140b.
*835. Mit der einen Hand gibt er, mit der andern nimmt er. – Tendlau, 285; Simrock, 4287; Braun, I, 1088.
Von andern oder auch von demselben, dem er gegeben, auf einer andern Seite.
*836. Mit der einen Hand nehmen und mit der andern wiedergeben.
*837. Mit der einen Hand versprechen, mit der andern geben.
Böhm.: Jednou rukou slibovati, druhou sázeti. (Čelakovsky, 86.)
*838. Mit der krummen Hand kommen. – Schütze, II, 355; Körte, 2569.
Geschenke bieten.
Dän.: Man faaer og undertiden komme med en krum haand. (Prov. dan., 352.)
[325] *839. Mit der lingge Hand (beim Essen) uf ein warten. (S. ⇒ Tischlaken.) (Schaffhausen.) – Schweiz, II, 168, 4.
Scherzwort, das man zu denen sagt, die zu spät zum Essen kommen, wenn man nicht auf sie gewartet hat.
Frz.: Attendre de la main gauche. (Leroux, I, 174.) – On vous attendra comme les moines font l'abbé. (Lendroy, 1169; Kritzinger, 2a.)
*840. Mit einer Hand aufbauen, mit der andern niederreissen.
Dän.: Opbygge med en haand og nedbryde med en anden. (Prov. dan., 441.)
*841. Mit einer Hand die Natter aus ihrem Loche ziehen.
*842. Mit einer Hand geben, mit der andern wiedernehmen. – Simrock, 4287; Eiselein, 277.
Von denen, die ungern und eigennützig geben.
*843. Mit einer Hand schlagen, mit der andern verbinden.
*844. Mit einer Hand schon die Schnallen der Ewigkeit halten. (S. ⇒ Auge 413 u. ⇒ Fuss 235.) – Parömiakon, 513.
Dem Grabe nahe stehen.
*845. Mit einer Hand streicheln, mit der andern raufen.
*846. Mit eines andern Hand die Schlange aus dem Walde holen. – Winckler, XVII, 7.
*847. Mit fremder Hand die Natter fassen.
Span.: Con agena mano sacar la culebra del horado. (Bohn I, 209; Cahier, 3189.)
*848. Mit fremder Hand die scharfe Lanze fassen.
*849. Mit Hand anlegen.
Frz.: Il a mis la mains à la pâte. (Leroux. I, 174.)
*850. Mit Hand und Mund etwas versprechen.
*851. Mit Hand und Mund versprechen, aber nicht halten, und dennoch nicht roth werden.
*852. Mit händ vnd füssen. – Tappius, 86a; Hauer, 83.
Dän.: Med hænder og fødder, seyl og aarer at stræbe. (Prov. dan., 268.)
Lat.: Manibus pedibusque. (Binder II, 1768; Lang, 155; Erasm., 148; Tappius, 86a; Philippi, I, 240.)
*853. Mit Händen und Füssen widerstreben. – Eiselein, 278; Braun, I, 1099.
*854. Mit Hend' a Föss' dron arbet. (Franken.) – Frommann, VI, 315, 151.
*855. Mit jemand unter der Hand spielen.
Frz.: Jeux de mains, jeux de vilains. (Bohn I, 28.)
Span.: Juego de manos, juego de villanos. (Bohn I, 225.)
*856. Mit leeren Händen kommen.
*857. Mit leeren Händen lockt man keine Vögel.
Holl.: Mit ideler hant is quaet havicken locken. (Tunn., 18, 7.)
Lat.: Cum manibus vacuis nequit austur illaqueari. – Si manus est vacue, non accipitrem vocat illa. (Fallersleben, 512.)
*858. Mit ungewaschenen Händen etwas machen. – Eiselein, 278.
Ohne die gehörige Vorbereitung und ohne die erforderliche Geschicklichkeit zu haben.
Lat.: Illotis manibus. (Eiselein, 278.)
*859. Mit vngewaschen henden hineinplumpen. – Franck, I, 50b; Körte, 2582a; Braun, I, 1100.
*860. Mit vnreinen henden vnd hertzen Gott dienen. – Eyering, III, 242.
*861. Mit vollen Händen geben. – Campe, 527b.
Sehr reichlich.
*862. Mit zwei Händen zugreifen und auch noch einen Raps (Raptus) thun.
*863. Nicht reine Hand halten.
Wo es angeht, etwas entwenden.
*864. Nimmermie luss ich mer die Hände binden. – Robinson, 243.
*865. Nin (nicht eine) Hand int Wark stekn. – Eichwald, 2021.
*866. Nur aus der Hand in den Mund haben. – Körte, 2559.
Das gleich wieder verzehren müssen, was man eben erworben hat.
Frz.: Journée gagnée, journée dépensée.
*867. Reine Hände haben (halten). – Körte, 2573b.
Keiner Veruntreuung, keiner Bestechlichkeit schuldig sein, an keinem Verbrechen theilhaben. (Campe, 527b.)
[326] *868. 'S hôt weder Hände noch Fisse. (Schles.) – Frommann, III, 411, 442.
*869. 'S is wî ma ane Hand imdrät. – Frommann, III, 413.
*870. Se hölt de Hand va de Oge on kikt dörch de Läche. (Natangen.) – Frischbier2, 1474.
Thut schamhaft, ohne es zu sein.
*871. See rissen anander alls oas a Händen. – Gomolcke, 904.
*872. Seine Hand der Ruthe entziehen.
Von den Handschmitzen der Schule entlehnt. Also: aus der Schule gehen, sich nicht mehr als zu Belehrenden, sondern als Belehrten ansehen.
*873. Seine Hand in eines andern Tasche stecken.
Frz.: Couler sa main dans la poche d'un autre. (Kritzinger, 178b.)
*874. Seine Hand ist gegen jeden und jedes Hand ist gegen ihn.
Dän.: Hans haand er mod alle, og alles mod hannem. (Prov. dan., 265.)
Holl.: Ismaëls hand was tegen een ieder, en ieders hand was tegen hem. (Harrebomée, I, 281.)
*875. Seine Hand ist immer offen.
Holl.: Altijd statt zijne hand open. (Harrebomée, I, 276.)
*876. Seine Hände absichtlich ins Feuer stecken.
Sich mit Wissen einer Gefahr, einem Uebel aussetzen.
*877. Seine Hände an fremden Schnitt legen. – Parömiakon, 2734.
Sich in die Angelegenheiten anderer mischen.
*878. Seine Hände heissen: Greifzu. – Simrock, 4040; Sailer, 69.
*879. Seine Hände in Unschuld waschen. – Matth. 27, 24; Ps. 26, 6 u. 73, 13; Fabricius, 48; Schulze, 31; Zaupser, 776; Wurzbach II, 167.
Sich von aller Schuld lossagen, sich für unschuldig erklären. Diese Redensart stammt von der Sitte der Alten, zufolge der ein Angeklagter, der seine Unschuld beweisen wollte, Wasser nahm und sich vor der ganzen Versammlung die Hände wusch. So that Pilatus bei der Verurtheilung Jesu. Frz.: Il m'en lave les mains. (Leroux, I, 174.) – Mains lauer, innocence prouuer. (Bovill, II, 87.)
Holl.: Hij wascht zijne handen in onschuld, hij slacht Pilatus. (Harrebomée, I, 280.)
Lat.: Lavabo inter innocentes manus meus. – Lauare manus. (Bovill, II, 87.)
*880. Seine Hände jucken ihm.
Er hat Lust, eine Prügelei (Schlägerei) anzufangen.
Frz.: Les mains lui démangent. (Lendroy, 576.)
Holl.: Mijne handen jeuken. (Harrebomée, I, 282.)
*881. Seine Hände langen überall zu.
Holl.: Zijne handen staan overal toe. (Harrebomée, I, 283.)
*882. Seine Hände nach jemand ausstrecken.
Holl.: De hand naar iemand uitstrekken. (Harrebomée, I, 277.)
*883. Seine Hände reichen nicht so weit.
Holl.: Zijne handen reiken niet ver genoeg. (Harrebomée, I, 283.)
*884. Seine Hände sind nicht so flink wie seine Zähne.
Frz.: Mains de laine et dents de fer. (Cahier, 983.)
*885. Seine Hände sind nicht so lang.
*886. Seine milde Hand aufthun. – Campe, 527b.
*887. Sich die Hand abhauen, weil ein Finger juckt. – Altmann VI.
*888. Sich die Hände nicht binden lassen.
Sich in seiner Art zu handeln nicht beschränken lassen. »Studentenlaben is doch a recht seiden Laben; ma lest sich do nich balde die Hände binden.« (Keller, 143b.)
*889. Sich die letze Hand verbinden. – Struve, 14.
*890. Sich einer andern Hand bedienen, um die Kastanie aus dem Ofen zu holen.
Sich zur Verrichtung eines gefährlichen Geschäfts anderer bedienen.
*891. Sich mit der linken Hand wehren ohne die rechte.
Als man Kriegsanstalten machte, aber nur um defensiv, nicht offensiv zu verfahren, sagte jemand: »Ich will doch sehen, wie man sich mit der linken Hand wehrt, ohne die rechte.« (Einfälle, 163.)
*892. Sich seine Hände bei etwas verbrennen.
Holl.: Brand je handen niet. (Harrebomée, I, 276.)
*893. Sie haben ihm die Hand im Sack erwischt. – Eiselein, 276.
Auf der That ertappt.
[327] *894. Sie reychen (lehnen) eynander die hend. – Franck, II, 86b; Tappius, 115b.
*895. Sihe yhm auff die hende, du darffest yhm auff die fuesse nicht sehen. – Agricola I, 118; Eyering, III, 306; Körte, 2579.
Frz.: Il faut plutôt regarder à ses mains qu'à ses pieds. – Il lui faut regarder plutôt aux mains qu'aux piés. (Kritzinger, 428a.)
Holl.: Zie hem op de handen, op de voeten behoeft gij hem niet te zien. (Harrebomée, I, 283.)
*896. Sik up sine egene Hand sett'n. – Eichwald, 722; hochdeutsch bei Frischbier2, 1466.
*897. So wol als man eine hand mag vmbkeren. – Tappius, 161b.
*898. Spuw in die hend vnd rüsper dich. – Murner, Ob der König u.s.w.
»So du aber den warhafftigen vnd christlichen künig aber einmal liegen heist, kurz ab, so spuw in die hend vnd rüsper dich.« (Kloster, IV, 930.)
*899. Steck die Hände in den Arsch. – Frischbier2, 1467.
*900. Ueber eine Hand arbeiten. – Campe, 528a.
Von einer Gesellschaft Arbeiter, wenn sie alle entweder rechts oder links sind.
*901. Unter der Hand. – Campe, 528a.
*902. Up sin êgen Hand sitten. – Schütze, II, 97; Richey, 86; hochdeutsch bei Campe, 527b.
Sein Gewerbe auf seine Rechnung, nicht unter der Leitung oder den Befehlen eines andern treiben und sich davon nähren; nicht im Dienstverhältniss stehen.
*903. Uus der Hand ön den Zand. (Trier.) – Laven, 175, 5.
Das Geld, sobald es verdient ist, sofort wieder ausgeben, wie es bei unbemittelten Leuten geschieht.
*904. Uus der Hand op der Zant (Zahn). (Köln.) – Weyden, II, 5.
In Bedburg: Us der Hank in den Zank.
*905. Van der Hand upn Tand (Tan, Zahn) leawen. (Büren.) #Kärglich, kümmerlich.
*906. Von der Hand in den Mund leben. – Eiselein, 279; Lohrengel, II, 488.
Frz.: Gagner sa vie au jour la journée. (Lendroy, 896.)
*907. Von Hand zu Hand. – Eiselein, 276.
Lat.: De manu ad manum. (Eiselein, 276.)
*908. Von späterer Hand. – Campe, 528b.
»Der Kopf an diesem Steinbild ist von späterer Hand« (modern).
*909. Vor der Hand sein. – Campe, 528a.
Den Vorgang vor den übrigen Spielern haben, der letzte im Zuwerfen sein, welches immer den trifft, der die Karte gibt.
*910. Vun de Hand slân. – Schütze, II, 97.
Eine Sache geschwind und oberflächlich machen oder auch um wohlfeilen Preis losschlagen.
*911. Wann sein hend so gern geben als sein mund, so were kein kostfreyer man im land. – Franck, I, 52a.
*912. Was er bekommt in seine Hand, hat einen schlimmen Stand.
Holl.: Wat hem in de hand komt, moet omver. (Harrebomée, I, 282.)
*913. Was er in die Hand nimmt, gelingt.
Holl.: Het is al geluk, waar hij de hand aanslaat. (Harrebomée, I, 278.)
*914. Was sie nicht in der Hand fühlen, das halten sie nicht für gewiss. – Eiselein, 277.
*915. Wat achter de Hand hebbn. – Eichwald, 721.
*916. Wat hê mit d' Hänn upricht, dat stött hê mit'n Aors wedder üm. (Altmark.) – Danneil, 230.
Was er mit der Hand macht, schmeisst er mit dem Arsche um.
*917. Weisse Hände haben. (Oberlausitz.) – Laus. Magazin, XXX, 251.
Nicht arbeiten wollen.
*918. Wenn du auf die linke Hand greifst, so findest du es.
*919. Wenn et to arger Hand sleit. – Schütze, II, 98.
D.h. wenn es recht schlimm wird.
*920. Wenn man ihm eine Hand reicht, greift er nach beiden.
Holl.: Als men hem de hand biedt, neemt hij den geheelen arm. (Harrebomée, I, 276.)
*921. Wenn man meint, man hat ihn bei den Händen, hat man ihn noch nicht bei den Füssen.
Der Unentschiedene, Leichtentschlüpfende.
[328] *922. Wer die Hand in sein Gewissen steckte, zöge sie schwarz heraus.
Holl.: Steek de hand in de conscientie, en zie of ze er niet pikzwaart weder uitkomt. (Bohn I, 338.)
*923. Wie man eine Hand umdreht (umkehrt). – Braun, I, 1109; Tendlau, 183; Körte, 2573a.
Plötzlich, ehe man sich dessen versieht. »Ich gleb's ober nich, doss og (dass es nur) iss, as wenn ma anne Hand umdrehte.« (Keller, 161b.)
*924. Zwischen Hand und Mund fallen.
Dän.: Det er faldet i mellem haand og mond. (Prov. dan., 152.)
925. Arbeitsame Hand geht durchs ganze Land.
Ist einer der Sprüche, die an der Decke eines Sitzungssaales im neuen Rathhause zu Berlin stehen.
926. As män hot kein' Hand, känn män kein Faust mit machen. (Jüd.-deutsch. Warschau.)
Von ohnmächtigen Drohungen.
[1400] 927. Aus der Hand in den Mund, macht im Alter die Rippen wund; aus der Hand in den Kasten, lässt im Alter fein ruhen und rasten. – Horn, Spinnstube, 1857, S. 205.
928. Der eifrigen Hand wird schon Rath.
Bei Tunnicius (455): Der wachtigen hant wert al rât. (Lucratur studiosa manus, bibit omnia segnis.)
929. Der fleissigen Hand gibt Gott das Land.
Lat.: Omnia proposuit labori Deus. (Sailer, Sprüche, 88, 4.)
930. Die Hand beim Zeug stärkt Seel' und Leib. – Hörmann.
931. Die Hand denkt daran, was sie (wenn sie was) gethan.
932. Die Hand gehört in die Arbeit, die in den Rath. – Frost, 107.
933. Die Hand hilft dem Kopf mehr als dem Fuss.
Dän.: Haanden hjelper hovedet meere end foden. (Prov. dan., 290.)
934. Die Hand soll geben, die Füsse sollen suchen. – Globus, XII, 12.
935. Die Hand über dem Hintern, so kommt der Verstand den Kindern. (Rumänien.) – Neue Freie Presse, 4581.
936. Die Hand weiss wol, was sie hält.
937. Die linke Hand schmückt man mit Ringen.
938. Die rechte Hand muss den Hammer schwingen, die linke schmückt sich mit goldnen Ringen. – W. Müller, Sprüche, 95.
939. Die säende Hand ist nicht immer die mähende Hand.
Lat.: Persaepe, quae serunt alii, alii metunt. (Sailer, Sprüche, 140.)
940. Ein hand die ander wescht vnd treugt, vnd ist derhalben hie kein streit. – Büttner, P. 6.
941. Eine goldene Hand verletzt kein Messer. – Neue illustrirte Zeitung, V, 25.
942. Eine Hand voll (Schnee) wirf zur Thür hinaus, ein Berg wird's vor des Nachbars Haus. – W. Müller, Reimsprüche.
943. Eine weisse Hand ist rein genug.
It.: Mano bianca è assai lavata. (Giani, 989.)
944. Es ist der rechten Hand Zier genug, dass sie recht ist; sie bedarf keiner Ringe. – Harssdörffer, 590.
945. Es schadet den Händen nicht, wenn man sie zum Abendsegen faltet. – Altmann VI, 429.
Die Russen: Vom Kreuzschlagen bekommt keiner lahme Hände.
946. Fasst du die Hand der Braut, und sie ist zart wie Sammt, so passt sie nicht fürs Küchen- (Wirthschafts-)amt.
947. Fette Hand macht fetten Mund.
948. Gerechte Hand gehet durch das ganze Land.
Wend.: Wĕrna ruka přiźo přeze wšu zemju, a zloźejska ruka přiźo do sromoty. (Čelakovský, 64.)
949. Hand geben, Füss treten und Anlachen, die drey könn' ein Jungfrau zu narrn machen. – Keil, 19.
950. In der einen Hand die Feder, in der andern das Schwert.
Auf alle, auch unvermuthete Fälle gefasst sein. Die alten Römer hatten die Redensart: Dextrum pedem in calceo, sinistrum in pelvi (sc. ponit). (Hanzely, 140; Philippi, I, 117.)
951. In der Hand eines Bettlers dauert das Geld, wie die Geduld im Kopfe eines Verliebten und Wasser im Siebe. – Pers. Rosenthal, 28.
952. Kleine Hand – fein Verstand.
It.: Mana piccolina, testina fina. (Giani, 990.)
953. Kleine Hand ist gewandt.
954. Krumme Hand regieret alle Land.
»Wer viel geit, viel Recht kreit. Wer wol schmärt, der wol fährt u.s.w.« (Dietrich, I, 600.)
955. Lârê Hånd, frisch's Geld. (Niederösterreich.)
956. Leg dein müssig Hän bei dein hungrig Zânn (Zähne). – Schulfreund, 85, 40.
Sagt man in der Eifel zu einem Müssiggänger.
[1401] 957. Legt man die Hand ins Feuer, so verbrennt sie, legt man Feuer auf die Hand, so verbrennt sie auch.
958. Man handelt nur mit Dingen, die uns Procente bringen.
Lat.: Sola juvant, quae lucra ferunt, sed cetera sordent. (Mant.) (Philippi, II, 194.)
959. Mancher meint, er kriegt ein Hand vol schmeer, so kriegt er ein hand vol teer. – Monatsblätter, VI, 158.
In Bezug auf die argen Täuschungen, die bei Eheschliessungen vorkommen.
960. Mit geschlossener Hand muss man dem Richter die Ohren aufschliessen. – Wirth, I, 180.
961. Müssige Hand kratzt das Hinterland.
Den Rücken, oder die untere Fortsetzung desselben.
Altfries.: Tö Aadber, min Seen suar: Leddig Hand klaud udder Jend. (Hansen, 2.)
962. Nur was in der Hand ist, ist keine Lüge. (Rumänisch.) – Franzos, Vom Don zur Donau.
963. Rührt die Hände, schneidt die Bände und vergesst das Maul nicht.
964. Schmutzige Hand bauet (segnet) das Land.
»Die vnreine Handt, im koth beschissen, erwerben offt gut feiste bissen.« (Waldis, IV, 42, 75.)
965. Sparsame Hand geit dör 't ganze Land. – Kern, 478.
966. Vel Hän' sin guod, dat is kloar, blot in de Schöätel ne, un ne in de Hoar. – Schlingmann, 569.
967. Viel Hände, wenig Arbeit. – Hülfsbuch, II, 9.
968. Was die Hand gethan, damit prahlt der Meissel.
Die Türken: Die Hand arbeitet und die Werkzeuge brüsten sich. (Nordmann.)
969. Was in der Hand ist, das ist keine Lüge. – Schuller, 34.
970. Wås ma nêd in da Hånd håd, kå ma nêd håld'n. (Niederösterreich.)
971. Was soll die Hand, die nichts Gutes thut!
Böhm.: Odsekni tu ruku po loket, která sobĕ dobra nepřeje. (Čelakovský, 57.)
972. Wenn die Hand bei der Arbeit ist, so sollen auch die Augen dabei sein. – Neue illustrirte Zeitung, V, 25.
973. Wenn einer dir gibt die Hände, vertrau' nicht zu behende. – Devisenbuch, 59.
974. Wenn ich die Hand ausstrecke, so hab' ich an jedem Finger eine.
Sagt der, welcher meint, es sei ihm sehr leicht eine Frau zu erhalten.
975. Wer mit der hohlen Hand anklopft, findet selten Gehör. – Hartmann, Junker Hans Jakob, 22.
976. Wer mit vollen Händen kommt, ist stets willkommen.
Frz.: Qui vient, est beau, qui apporte, est encore plus beau. (Bohn I, 55.)
977. Wer nicht gern hat, dass ihm die Hände kalt werden, muss sie zu Fäusten machen. – Schmitz, 192, 139.
978. Wer nichts in der Hand hat, dem fällt nichts heraus.
979. Wer seine Hände legt zur Ruh, schnürt sich die Hände selber zu. – Wenzig, 79.
980. Wer seine Hände steckt in jeden Dreck, den wirft man gar bald um die Eck.
981. Wer seine Hände rührt und Füss, dem hilft Gott gewiss.
982. Wer will behalten reine Hände zum Tanz, der traue keinem Hühnerschwanz.
983. Wo die Hand nicht greifen kann, fängt erst recht das Denken an.
Dän.: Hvor sandsen ender begynder forstanden, hvor forstanden ender begynder skriften. (Prov. dan., 186.)
984. Wo eine Hand in die andere fasst, da geht's mit der Arbeit sicher voran. – Fischer, Curiositäten-Almanach, 270.
*985. Aus der ersten Hand beziehen. – Klix, 86.
*986. Aus der Hand in die Hand. – Frost, 84.
[1402] *987. Dä löf met beeze Hängen en et Füer. (Bedburg.)
*988. Das is as wånn ma mit d'r Hand in 's Wåsser schlåget. (Steiermark.)
Ist wirkungslos.
*989. Dat fallt mi in de (ut de) Hand. – Kern, 479.
*990. Den muss man mit der Hand willkommen heissen. (Niederlausitz.)
In Bezug auf einen seltenen Gast.
*991. Die Gebrüder Hand und Daum.
» ... ein gewisser bestendiger Vertrag darüber verfasset vnd mit aller fünff Herrn Gebrüder Hand vnd Daum Pitschafft versiegelt vnd bestettiget worden.« (Friedeborn, III, 53.)
*992. Die Hand der Ruthe entziehen.
Lat.: Ferulae subducere manum. (Faselius, 88.)
*993. Die Hand im fremden Mehlsack haben. – W. Scott.
*994. Die Hände mit Gelde schmieren. – Schottel, 1116b.
*995. Die Hände am Gürtel halten.
Sie müssig in den Schoss legen.
It.: Teuere le mani a cintola. (Giani, 1877.)
*996. Die ist, wie man eine Hand umdreht. – Klix, 26.
*997. Die kalte Hand.
*998. Einem an die Hand stehen. (Steiermark.)
Ihn beschützen.
*999. Einem die letze Hand ins Maul geben.
D.h. eine Ohrfeige mit der verkehrten Hand.
*1000. Einem eine Hand aufs Maul werfen.
*1001. Einem zu Hand und Halfter überliefert werden.
*1002. Er gibt jedem die Hand, aber es ist nichts darin.
Von einem zwar sehr freundlichen, aber ebenso sparsamen Menschen.
*1003. Er hat durchlöcherte Hände wie Saladin.
Mit Bezug auf die grosse Freigebigkeit desselben.
*1004. Er hat mit der Hand in die Kohlen geschlagen. – Gartenlaube, 1875, S. 466.
Einen Fehlgriff gethan, der unangenehme Folgen hatte.
*1005. Er hat so reine Hände, dass er einen Pup (Pums) in die Apotheke tragen kann.
*1006. Er hot ledige1 Hand. (Jüd.-deutsch.)
1) Müssige. – Er muss alles berühren, an allem meistern.
*1007. Er ist mit der Hand im sack vnd in frischer Leugen erschnappt worden. – Nigrinus.
*1008. Er wird dies mit geschmatzten Händen thun. (Nordböhmen.)
D.h. sehr gern, wird noch dafür dankbar sein.
*1009. Gleich bei der Hand.
Lat.: Tanquam de narthecis. (Cic.) (Philippi, II, 211.)
*1010. I kån net immer die Hand drauf halten. (Niederösterreich.)
Sagt die Mutter, wenn die Tochter nicht selbst auf sich achtet, um die Jungfrauschaft zu bewahren.
*1011. Magst du mit gepundenen Henden vber Reyn schwimmen?
*1012. Mit der Hand ins Wasser schlagen.
*1013. Mit der Hand über den Arsch. (Köthen.)
Stark abweisende Antwort auf die neugierige Frage, wohin man gehe oder fahre.
*1014. Mit eines anderen Hand den Krebs aus dem Loche ziehen.
*1015. Sie nährt sich mit der Hand, auf der sie sitzt.
Engl.: She lies backward and lets out her fore-rooms. (Bohn II, 64.)
*1016. Sie sind wie Hand und Handschuh, wie Rinde und Baum.
*1017. Was sie mit den Händen macht, dreht sie mit dem Arsche wieder um.
Von ungeschickten Dienstboten.
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