1. Am Glück ist alles gelegen.
Frz.: Il n'y a qu'heure et malheur en ce monde.
Lat.: Fortuna homini plus quam consilium valet.
2. Bâr d's Glück hat, fürt di Braut hem. (Henneberg.) – Frommann, II, 411, 141.
3. Bei grossem Glück bedarf man gute Freunde und guten Rath.
Holl.: In den grootsten voorspoed behoeft men den meesten raad. (Harrebomée, I, 405.)
4. Bei grossem Glück ist wenig Klugheit.
5. Bei gutem Glück ist man stolz gemeiniglich.
6. Bei wem das Glück zu Gaste kommt, der muss ihm nicht den Magen verderben.
It.: Chi ha buono in man, non rimescoli. (Gaal, 830.)
7. Beschaffen glück ist vnuersaumpt. – Franck, I, 65a; Gruter, I, 8; Petri, II, 33; Körte, 2263; Eiselein, 243; Simrock, 3789.
Mhd.: Beschaffens glück ist unversaumpt. (Ambr. Liederb.) (Zingerle, 57.)
8. Beschaffen glück kann kein Vnfall abwenden. – Henisch, 991, 16; Petri, II, 33.
9. Beschaffen Glück kommt oft und dick. – Eiselein, 243; Henisch, 1658, 4; Petri, II, 33.
10. Bescheiden glück kompt alle tag. – Henisch, 1658, 6; Petri, II, 33.
11. Bescheiden glück kompt uber nacht. – Henisch, 1658, 6; Petri, II, 33.
12. Beschert Glück ist unverwehrt. – Blum, 12.
13. Beschertes Glück ist unversäumt. – Kirchhofer, 340.
14. Beschertes Glück nimm nie zurück. – Körte, 2239.
15. Besser auf gut Glück irre gehen, als bis zur Nacht am Scheidewege stehen. (Herford.) – Boebel, 144.
16. Bey einem glück seindt zwey vnglück. – Henisch, 1659, 51; Petri, II, 42.
17. Bey grossem glück ist grosse fahr. – Henisch, 1658, 28; Petri, II, 43.
[1731] 18. Bey grossem Glück ist selten Bestand. – Petri, II, 43.
19. Bey gutem glück fürcht vnglück. – Henisch, 1658, 47; Petri, II, 43.
20. Bey kleinem glück ist kleine sorge. – Henisch, 1658, 57; Petri, II, 43.
21. Böss glück, böser glaub. – Franck, I, 85b; Henisch, 1658, 15; Gruter, I, 8; Lehmann, 829, 10; Petri, II, 51.
»Wem das glück wol wil, dem wöllen die leuth vnnd alle welt wol. Das glück machet angenem, reich, bringt trawen vnd glauben, machet gelert vnd weiss.«
22. Darnach das Glück thut deiner walten, also die freund sich zu dir halten. – Petri, II, 55.
23. Das erst gluck ists best. – Lehmann, 188, 11; Petri, II, 59.
Die Czechen sind der entgegengesetzten Ansicht: První štĕstí zřídka bývá dobré. (Čelakovský, 150.)
24. Das Glück begegnet den Narren, aber sie ergreifen es nicht.
Die Russen: Das Glück ist ein Aal in der Narren Teich. (Altmann VI, 482.)
25. Das Glück beisst nicht immer, wenn's sauer sieht, aber wenn's lächelt, will's berücken.
Dän.: Seer lykken suurt, vogt dig for dens bid; giver den smiil, hyt dig for dens gift. (Prov. dan., 403.)
26. Das Glück besucht die Narren wol, aber es miethet sich nicht bei ihnen ein.
Die Russen: Das Glück kommt zu den Narren im Schritt und geht im Sprung wieder fort. (Altmann VI, 446.)
27. Das Glück besucht die Narren wol, aber es setzt sich nicht bei ihnen nieder.
Das Glück ist ein Vogel, der zwar des Narren Wald durchfliegt, aber nicht darin nistet. (Altmann VI, 481.)
28. Das Glück bietet seine Hand dem Kühnen.
29. Das Glück bläht auf.
Lat.: Fortuna reddit insolentes. (Erasm., 752.)
30. Das Glück bleibt nicht vor Einer Thür stehen.
Böhm.: Štĕstí noclehy mĕní. (Čelakovský, 150.)
Holl.: Het geluk staat niet stil voor iemands deur. (Harrebomée, I, 226; Bohn I, 322.)
31. Das Glück braucht einem Bettler nicht viel einzuschenken, so ist er berauscht.
32. Das Glück des einen ist das Unglück des andern. – Kirchhofer, 156.
33. Das Glück des einen müssen oft die andern beweinen.
Frz.: Ce qui nuit à l'un, duit (est avantageuse).
34. Das Glück dient dem Kühnen. – Eiselein, 244.
Die Russen: Das Glück dient dem Stolze. (Altmann VI, 486.)
Engl.: Fortune favours the brave. (Bohn II, 358.)
Lat.: Audentes forsque deusque juvat. (Eiselein, 244.)
35. Das Glück dorkelt überzwerch feldein. – Eiselein, 243.
36. Das Glück dreht sich geschwinder herum als ein Mühlrad.
Die Russen sagen: Das Glück geht immer auf Tanzschuhen. Und: Das Glück hat Sprungfedern unter den Sohlen. (Altmann VI, 407.)
Dän.: Lykken vender sig ofte om. (Prov. dan., 401.)
37. Das glück erhebt die bösen, die frommen zwingt es zur armut (Arbeit). – Henisch, 1660, 3; Petri, II, 61.
Die Russen am Ilmersee: Das Glück fliegt herum wie ein Schmetterling, der erst Eier legt, wenn er die stinkende Blume findet. (Altmann V, 89.)
38. Das Glück findet in der kleinsten Hütte Raum.
39. Das Glück fischet. – Petri, II, 61.
40. Das glück fleucht den, der es sucht, vnnd sucht den, der es fleucht. – Lehmann, 347, 89.
Die Russen: Wenn das Glück nicht bei den Kindern ist, so ist es bei den Narren. (Altmann VI, 497.)
Dän.: Lykken flyer for den som søger hende, og søger den som flyer hende. (Prov. dan., 403.)
41. Das Glück fleugt, wers fengt, der hats. – Henisch, 1660, 6; Lehmann, II, 58, 21; Simrock, 3771.
Den Venetiern steckt es in einer Ecke, wohl dem, der's fasst. (Reinsberg II, 97.)
Holl.: Het geluk vliegt, die het vangt, heeft het. (Harrebomée, I, 226.)
42. Das Glück folgt der Hoffnung, das Unglück der Furcht.
»Schönes Wetter erfolgt, wenn die Spinne sich munter hervorwagt, aber Regen, wenn sie sich verkriecht.« (W. Menzel, Streckverse, S. 193.)
[1732] 43. Das glück förcht der from, das gesatz der dumm. – Franck, I, 70b; Henisch, 1560, 49; Lehmann, II, 58, 22.
44. Das glück förcht die kecken vnd kleinmütigen. – Franck, I, 13a; Gruter, I, 11; Egenolff, 300a; Henisch, 1660, 19; Eyering, I, 306, 308 u. 313; Petri, II, 61; Eiselein, 244.
Engl.: Fortune dreads the brave, and is only terrible to the coward. (Bohn II, 357.)
45. Das glück freundtschafft gebürt, das vnglück sie bewehrt. – Henisch, 1660, 7; Petri, II, 61.
46. Das Glück fürchtet die Kühnen (Klugen). – Körte, 2243.
47. Das Glück gibt dem einen die Nüsse, dem andern die Schalen.
Die Russen im Thal der Moskwa: Das Glück gibt einem die Arbusen, dem andern verweigert es die Schalen. (Altmann V, 109.)
48. Das glück gibt den augenblick. – Franck, II, 144b; Henisch, 1660, 10; Gruter, I, 11; Petri, II, 61.
49. Das Glück gibt geschwind einen Schmatz, aber es ist kein treuer (bleibender) Schatz.
50. Das Glück gibt heute Heil und morgen Keil'.
51. Das glück gibt nicht zu eigen. – Henisch, 1660, 11; Gaal, 743.
Lat.: Fortuna nihil dat mancipio. (Henisch, 1660, 12; Seybold, 193.)
52. Das glück gibt unbeständig gab, nimbt gehling auff vnd wider ab. – Henisch, 1660, 20; Petri, II, 61.
Holl.: 'T geluk is los en krom, het neemt en geeft weêrom. (Harrebomée, I, 226.)
Lat.: Fortuna volubilis errat. (Ovid.) (Binder I, 589; II, 1193; Fischer, 97, 65;: Kruse, 812; Philippi, I, 162; Seybold, 193.)
53. Das Glück gibt vielen zu viel, aber niemandem genug. – Simrock, 3811; Körte, 2248.
Dän.: Lykken har meget til mange, men nok til ingen. (Bohn I, 385.)
Lat.: Fortuna multis dat nimis, satis nulli. (Körte, 2248.) – Multis ipsa dedit nimium sors, haud satis ulli. (Egeria, 140.)
54. Das glück gibt vnd nimpt gemeinigklich das gut vornen an, das best hinden nach. – Henisch, 1660, 13; Petri, II, 61; Sutor, 276.
Lat.: Eripit interdum, modo dat fortuna salutem.
55. Das Glück gibt zersten das gute wie zu Cana, alsdann das Geringere, das sie wol gar die Stiegen hinabfallen. – Sutor, 272.
Lat.: Fortuna divitibus pecunias non donavit, sed mutuo dedit. (Sutor, 271.)
56. Das Glück gleicht dem Balle, er steigt zum Falle.
57. Das Glück grauet selten. – Winckler, XIII, 53.
58. Das Glück grüsset uns, wir müssen ihm danken.
59. Das Glück habe einen noch so schönen Kragen, es gibt noch was (viel) zu klagen.
60. Das glück hält sein worte vnd brieffe nit. – Lehmann, 347, 90.
61. Das glück hasset weiss vnd gelehrt Leuth, die mit vernunfft alle ding vermögen. – Henisch, 1660, 15.
62. Das glück hat ein spar an einem jeden Menschen. – Henisch, 1660, 22; Petri, II, 61.
63. Das Glück hat eine glatte Ferse.
Dän.: Lykken har et skrøbeligt anker-hold. (Prov. dan., 402.)
64. Das glück hat faule Händ, wenn es erhebt, den kan es bald wider fallen lassen. – Lehmann, 346, 63.
65. Das Glück hat Flügel. – Schottel, 1114a; Sailer, 210; Simrock, 3720.
Es ist rasch dahin. In Bezug auf sein langsames Kommen sagt ein russisches Sprichwort: Das Glück geht auf Krücken, das Unglück hat Flügel. (Reinsberg II, 94.)
66. Das Glück hat gläserne Füsse.
67. Das Glück hat gut vnd böss dück. – Franck, II, 144b; Petri, II, 61.
68. Das Glück hat Meilenstiefeln.
69. Das Glück hat Mondesart, nimmt zu und ab mit seiner Gab.
Dän.: Lykken er som maanen, voxer af og paa. (Prov. dan., 402.)
[1733] Frz.: Bien de fortune passe comme la lune. (Leroux, II, 183.) – Fortune varie comme la lune, aujourd'hui serène demain brune. (Leroux, II, 225; Kritzinger, 326b.)
Lat.: Vultus fortunae variatur imagine lunae, crescit, decrescit, in eodem sistere nescit. (Sutor, 268.)
70. Das glück hat neider vil. – Henisch, 1660, 24; Petri, II, 61.
71. Das Glück hat nur so viel Brüste, um die Narren daran zu säugen.
Die Russen: Glück ist ein schneidiges Schwert, woran sich die Hände der Narren leicht verletzen können. (Altmann VI, 500.)
72. Das Glück hat seine Launen.
Dän.: Man skal være klog naar lykken er vred. (Prov. dan., 349.)
73. Das Glück hat Sprungfedern unter den Sohlen.
74. Das Glück hat starke Beine. (Schweiz.) – Kirchhofer, 156.
75. Das Glück hat (verborgene) Tück. – Parömiakon, 2366; Kirchhofer, 155.
76. Das Glück hat vil freundt. – Henisch, 1660, 25; Petri, II, 61.
77. Das Glück hat Weiberart, liebt die Jugend und wechselt gern. – Sailer, 94; Simrock, 3733; Reinsberg I, 33.
78. Das Glück herrschet, erhebt vnd niedrigt. – Petri, II, 61.
79. Das Glück hilft dem Kühnen gern, von weisser Leber bleibt es fern. – Simrock, 3769.
Kühnheit macht gewinnen, sagen die Franzosen. Zum Glück gehört Muth, die Venetier. Dem kühnen Manne reicht das Glück die Hand, die Spanier. (Reinsberg II, 98.)
Engl.: Fortune gives her hand to a bold man. (Bohn II, 75.)
Frz.: Fortune aveugle suit aveugle hardiesse. (Cahier, 846.)
It.: La fortuna ajuta i coraggiosi, ed i matti. (Pazzaglia, 138, 11.)
Lat.: Audaces fortuna juvat, timidosque repellit. (Egeria, 17.) – Fortes Fortuna juvat. (Cicero.) (Erasmus, 101; Faselius, 94; Philippi, I, 160; Seybold, 190; Wiegand, 1019.)
Port.: Ao homem ousado a fortuna lhe dá a mão. (Bohn I, 266.)
Span.: A los osados aguda la fortuna. (Bohn I, 197.) – Al hombre osado, la fortuna le da la mano. (Bohn I, 196; Cahier, 3593.)
80. Das Glück hilft den Kühnen. – Körte, 2243.
Span.: Al hombre osado, la fortuna da la mano. (Körte, 2243.)
Frz.: La fortune aide aux audacieux. (Kritzinger, 45a.)
81. Das Glück hilft den kühnen Leuten nicht zu allen Zeiten.
Lat.: Audaces fortuna juvat non omnibus horis. (Limb. Chronik, 74.)
82. Das Glück hilft denen nicht, die sich nicht selbst helfen. – Simrock, 3732.
Dän.: Lykken bær en mand over bækken, om han gider sprunget. (Bohn I, 385.)
Engl.: Fortune helps them that help themselves. (Bohn II, 358.)
83. Das Glück hilft keinem Hasenfuss. – Mayer, II, 58.
84. Das Glück im Kriege ist unbeständig.
Frz.: Les armes sont journalières. (Kritzinger, 36b.)
85. Das glück im Streitt ist vngewiss. – Henisch, 1660, 18.
Lat.: Mars belli communis. (Henisch, 1660, 28.) – Successus etiam in temerario laudatur. (Henisch, 1660, 29.)
86. Das Glück ist an keinen Pfahl gebunden.
Böhm.: Ctnost' a štĕstí visí na tenké niti. (Čelakovský, 150.)
Holl.: Voorspoed is verleidelijk. (Harrebomée, II, 405.)
87. Das Glück ist aus Flandern, es geht von einem zum andern. – Parömiakon, 1881.
Lat.: Passibus ambiguis fortuna volubilis errat. (Schonheim, P, 4; Philippi, II, 84.)
88. Das Glück ist bald gefunden, aber noch leichter verloren.
Böhm.: Snadno najíti štĕstí, a ztratiti snáze. (Čelakovský, 151.)
89. Das Glück ist blind, sihet niemand an. – Petri, II, 62.
Frz.: La fortune est aveugle. (Franck, I, 26a; Kritzinger, 45b.)
90. Das glück ist blind vnd macht blind. – Henisch, 1660, 26; Gruter, I, 11; Schottel, 1123b; Mayer, I, 198; Lehmann, 230, 134; Kirchhofer, 155; Körte, 2218; Simrock, 3750.
Derselben Ansicht sind auch die Basken und Toscaner. (Reimberg II, 100.) »Blind durch die Welt Fortuna [1734] rennt, weil treue Liebe sie nicht kennt.« (W. Müller, 26.)
Frz.: Fortune aveugle les siens aveugle. (Leroux, II, 224.)
It.: Fortuna instupidisce colui ch' ella di troppo favorisce. (Gaal, 769.)
91. Das Glück ist dem Kühnen hold. – Eiselein, 244; Schlechta, 482.
»Das Glück, das nur dem Kühnen frommt, dem Blöden nie zu Hülfe kommt.« (Reineke Fuchs von Soltau, Buch 3, Kap. 1.) Die Russen sagen: Beim Glück gilt keine Capitulation, sondern nur Ueberrumpelung. (Altmann VI, 409.)
Dän.: Dristig mand har lykken i følge. – Lykken hielper de dristige. (Prov. dan., 402.)
Frz.: Fortune secort les hardiz. (Leroux, II, 225.)
92. Das glück ist den frommen feind. – Franck, I, 26a; Henisch, 1660, 30; Lehmann, II, 58, 23; Körte, 2244; Simrock, 3793.
Dagegen sind, wie die Venetier sagen, die Unverschämten immer glücklich. (Reinsberg II, 94.)
93. Das Glück ist der Dummen Vormund. – Struve, 10.
Et Glöck lett sich nett zwenge, dörch Söcken ouch net fenge: der Louse (Kluge) werkt sich lahm en stîf, der (dem) Dommkopp flügt et ope Lîf, en da gläuvt dann, sing Lousighed (seine Klugheit) düg (thäte) alles, wat et Glöck dann deht. (Aachen.) (Firmenich, III, 234.)
Engl.: Fortune favours fools. (Bohn II, 94.)
Frz.: A fou fortune.
Lat.: Asinus in paleas incidit. (Binder II, 258; Faselius, 22; Germberg, X, 190; Wiegand, 883.) – Fortuna favet fatuis. (Faselius, 94; Wiegand, 19.)
94. Das glück ist der Einfältigen vnnd böser Leut Patron. – Lehmann, 345, 48.
»Die sitzen auff grath wol vnnd haben glück.«
It.: La fortuna ajuta i pazzi ed i fanciulli. ( Gaal, 742.)
Lat.: Contigit et malis venatio. (Gaal, 742.)
95. Das glück ist der Narren Vormund. – Henisch, 1660, 28; Simrock, 3757; Körte, 2256; Reinsberg II, 94; Braun, I, 882.
In Abyssinien sagt man: Das Glück ist der Narren Amme, das Unglück der Waisen rechte Mutter. (Altmann II.)
Holl.: Het geluk is eene weldaad voor den dwaas, maar en vloek voor den zot. (Harrebomée, I, 226.)
It.: A chi fortuna assiste poco senno basta.
96. Das Glück ist der weissheit feind. – Lehmann, 887, 83.
97. Das Glück ist eigensinnig.
98. Das glück ist ein blinde leitterin. – Henisch, 419, 31.
Lat.: Fortuna est caeca dux. (Henisch, 419, 31.)
99. Das Glück ist ein Gast von wenig Rast.
100. Das glück ist ein gebiger, nehmiger. – Henisch, 1660, 31; Petri, II, 62; Schottel, 1123a; Sailer, 210; Simrock, 3746.
101. Das Glück ist ein Geck, den Einen hebt's empor, den andern tritt's in den Dreck.
Holl.: Het geluk is rond, den eenen maakt het koning, den andern stront. (Harrebomée, I, 226.)
102. Das Glück ist ein Heuschober, rupfe daran, so hast du. – Körte, 2230; Simrock, 3778; Braun, I, 867.
Die Welt ist ein Strohhaufen, sagen die Toscaner, wer nicht davon rupft, ist ein Dummkopf. Die Venetier: Die Welt ist dessen, der sie sich nimmt. Die Russen nennen das Glück eine Quelle, aber, fügen sie hinzu, es hat nicht jeder einen Schöpfbecher dazu. (Reinsberg II, 98.)
103. Das Glück ist ein Schalk.
Auch russisch Altmann VI, 508.
104. Das Glück ist ein Weib, das junge Männer liebt und alte fleucht.
It.: La fortuna è una donna cattiva, che non s'accosta mai ch' a giovani. (Pazzaglia, 126, 6.)
105. Das glück ist ein Syren, die welt ein crocodil. – Franck, II, 145a.
»Wem sie wol wöllen, dem wöllen sie vbel, wem sie einn fisch bieten, dem schleichen sie ein scorpion zu, wem sie gute wort geben, der hüt sich vor jnen.«
106. Das Glück ist für Schlafende, das Recht für Wachende.
Dän.: Lykken er de sovendes, retten de vaagendes. (Prov. dan., 402.)
107. Das Glück ist für wenige, der Tod für alle.
Dän.: Faa have lykken, alle have döden. (Bohn I, 367; Prov. dan., 401.)
108. Das Glück ist geschwätzig.
109. Das Glück ist gläsern. – Sailer, 211.
[1735] 110. Das glück ist gläsin, scheint es klar, so bricht es leichtlich, das ist war. – Henisch, 1658, 23; Pauli, Postille, I, 558a; Petri, II, 62.
111. Das Glück ist glässin, wann es scheint, so brichts. – Franck, I, 69a.
112. Das Glück ist im Augenblick dahin, wenn man am besten ist darin.
113. Das Glück ist keinem an den Gürtel gebunden.
»Wir hängen nicht am Gürtel des Glücks, sondern rollen nur unter seinen Sohlen.« (W. Menzel, Streckverse, S. 11.)
114. Das Glück ist keinem treu.
Holl.: Het geluk is bedriegelijk. (Harrebomée, I, 226.)
It.: E più raro chè fenice l'huom' ch' in tutto sia felice. (Pazzaglia, 116, 1.)
Lat.: Dat quodcunque libet fortuna, rapitque vicissim, Irus et est subito, qui modo Croesus erat. – Eripit interdum, modo dat fortuna salutem. (Gaal, 743.)
115. Das Glück ist Kindern und Narren hold.
Der Narr ist der Glückliche, sagen die Letten, denn: er scheuet die Gesellschaft der Weisen. Schon die alten Griechen sagten: Es fürchtet die Klugen.
116. Das Glück ist kugelicht vnnd rund, es laufft dahin vnd kompt zu seiner Stund. – Lehmann, II, 75, 11; Gruter, III, 13; Henisch, 1658, 65; Petri, II, 62.
Mhd.: Saelde diu ist sinewel und walzet umb als ein rat. – Gelûcke ist gar ein wildez lôz, daz dicke walzet an und abe. (Troj. Kr.) – Gelückes rat ist sinewel. (Reinm. Zw.) – Gelücke ist rehte als ein bal, swer stîget der sol vürhten val. (Freidank.) (Zingerle, 56.)
Böhm.: Jak se koule otáčí, tak svĕta losy skáčí. (Čelakovský, 150.)
Kroat.: Kak pila tače, tak srřća svéta skače. (Čelakovský, 150.)
117. Das Glück ist kugelrund. – Kirchhofer, 155; Eiselein, 243; Mayer, I, 198.
Frz.: La fortune a ses hauts et bas. (Kritzinger, 326b.)
118. Das Glück ist kugelrund, es trifft wol manchen Pudelhund. – Müller, 25, 2; Steiger, 177; Simrock, 3714; Körte, 2209; Braun, I, 859; für Mecklenburg: Schiller, II, 4b.
Holl.: Het geluk is rond, die het krijgt, die heeft het. (Harrebomée, I, 226.)
Lat.: Fortuna est rotunda. (Eiselein, 243.)
119. Das Glück ist mancher Art, aber es lässt jedem seinen Bart.
Lat.: Fortuna non mutat genus. (Philippi, I, 192.)
120. Das glück ist nicht deren, die es verdienen, sondern denen es bescheret ist. – Lehmann, 88, 10 u. 342, 2.
Frz.: Aux innocents la main pleine.
It.: La fortuna ajuta i pazzi ed i fanciulli.
Lat.: Contingit et malis venatio. (Philippi, I, 92; Seybold, 88.)
121. Das glück ist niemals vnbeständiger als im krieg. – Lehmann, 443, 115.
122. Das glück ist rund, dem einen laufft es in den Ars, dem anderen in den Mund. – Henisch, 1659, 67; Tappius, 28b; Lehmann, II, 58, 20; für Oldenburg: Bremer Zeitung, 4097.
»Wie das Glück mit jedem spielt, der mit ihm nicht spielen kann, schlägt die Narren es als Pritsche, fliegt als Ball dem weisen Mann.« (W. Müller, 31.)
Holl.: Het geluk is rond, het valt den eenen in den aars en den andern in den mond. (Harrebomée, I, 226.)
123. Das Glück ist rund, den einen macht's zum Hasen, den andern zum Hund.
124. Das glück ist rund, es laufft dem einen inn den Mund, dem anderen in den strund vnd endert sich zu aller stund. – Henisch, 1658, 67; Lehmann, II, 58, 24; Petri, II, 62; Simrock, 3713.
Lat.: Dixit fortuna, si starem rota sub una et non mutarer, tunc non fortuna vocarer. (Sutor, 268.)
125. Das Glück ist rund, halt dich an die Tugend. – Körte, 2278; Simrock, 3718.
126. Das Glück ist rund, sagte der Bub, da fand er eine (thönerne) Schnellkugel.
Holl.: Het geluk is rond, zei het kind, en toen vond het een knikker. (Harrebomée, I, 226.)
127. Das Glück ist rund und dumm, drum kugelt's überall herum.
128. Das glück ist rund, wenn man maint, es stehet am besten, so fellts. – Henisch, 1660, 32; Petri, II, 62.
Frz.: La fortune a ses retours.
[1736] 129. Das glück ist rundt, dem einen lauffts ins Hauss, den andern drauss. – Lehmann, 342, 10.
Holl.: Het geluk is rond; den eenen maakt het koning, den anderen stront. (Bohn I, 322.)
130. Das Glück ist rundt, wers kriegt, dem ists gesundt. – Lehmann, 343, 11; Henisch, 1660, 34; Petri, II, 62.
131. Das Glück ist schnell, wer's will haben, pack's beim Fell.
Holl.: Het geluk is vlug, die het vat, die het had; die het kwist, die het mist. (Harrebomée, I, 226.)
132. Das Glück ist schönen Frauen hold.
Die Russen: Das Glück setzt sich auf den Schos der Schönen. (Altmann VI, 492.)
133. Das glück ist sinwel1, heut ists an dem, morgen an jhenem. – Franck, I, 80a u. 162a; Gruter, I, 11; Petri, II, 62.
1) Walzenförmig, rund, gewölbt. (Vgl. Frommann, I, 96; Schmeller, III, 255.)
Mhd.: Gelücke daz ist sinwel, dicke als am ein bal. (Gudrun.) – Gelücke ist sinewel als ein bal. (Freidank.) (Zingerle, 56.)
Böhm.: Štĕstí jest potočité, kulovaté. (Čelakovský, 150.)
134. Das glück ist sinwel vnd vngleich, den einen macht's arm, den andern reich. – Henisch, 1660, 56; Petri, II, 62.
135. Das Glück ist sobald dahinden als vornan zu finden. – Petri, II, 62; Henisch, 1660, 38.
Böhm.: Pro štĕstí neni zákonu (pravidla). (Čelakovský, 149.)
Holl.: Also wael ist gheluc achter als vore. (Tunn., 5, 6; Harrebomée, I, 226.)
Lat.: Vulgo narrante, bona sors est post, velut ante. (Sutor, 261; Fallersleben, 99.)
136. Das Glück ist starker Wein, wer davon getrunken, schläft erst im Tode den Rausch aus.
Lat.: Quos vult sors ditat, quos non vult, pede tritat. (Sutor, 271.)
137. Das Glück ist überall, wer's zu finden weiss.
Frz.: Le bonheur est dans soi, chez soi, autour de soi et au-dessous de soi. (Cahier, 238.)
138. Das Glück ist vnbestendig. – Eyering, I, 577.
Böhm.: Nekaždemu dlouho štĕstí slouží. (Čelakovský, 150.)
It.: Non sempre la fortuna un luogo tiene. (Pazzaglia, 138, 8.) – Prosperità humana è sospetta, e vana. (Pazzaglia, 310, 4.)
Dän.: Lykken haver skrøbeligt ankerhold. (Bohn I, 385.)
Lat.: Omnia sunt hominum tenui pendentia filo et subito casu, quae valuere ruunt. (Gaal, 745.)
Ung.: Nem mindenkor pap-sajt.
139. Das Glück ist voller Tück.
Lat.: Fortuna obesse nulli contenta est semel. (Franck, I, 86b; Seybold, 193.)
140. Das glück ist wanckelbar vnd vnbeständig, waltzet sich von einem zum andern. – Henisch, 1660, 40; Petri, II, 62.
Lat.: Circulus res mortalium. (Seybold, 76.) – Fortuna nunquam sistit in eodem statu. (Philippi, I, 162.)
141. Das Glück ist wandelbar, aber Hoffnung bleibet immerdar.
Um die Veränderlichkeit des Glücks zu bezeichnen, sagten die Griechen: Das Glück ist wie der Euripas, der Sund zwischen Euböa und Böotien (Golfo di Negroponte), von dem behauptet wird, dass dort Ebbe und Flut stärker sind und rascher wechseln, wie in allen andern Meeren.
Böhm.: Štĕstí brzo opouští, ale dobrá nadĕje nikdy. (Čelakovský, 198.)
Frz.: Fortune soudainement l'homme monte et puis à coup le renverse et démonte. (Leroux, II, 225.)
Lat.: Fortuna aestuaria. (Tappius, 28b; Erasm., 325.)
142. Das Glück ist wetterwendisch. – Eiselein, 243.
Frz.: Il n'est fortune qui ne faille. (Cahier, 41.)
It.: Beni di fortuna passano como luna. (Pazzaglia, 138, 2.)
Lat.: Fortuna aestuaria. (Binder II, 1186; Lang, 224; Philippi, I, 160; Tappius, 28b.)
143. Das glück ist wie ein Jung Weib, das liebt die Junge Männer vnnd läst die Alten. – Lehmann, 344, 42.
Böhm.: Štĕstí jako zimnice, koho chee, toho napadá. (Čelakovský, 154.)
144. Das Glück ist yhm selbst gram. – Petri, II, 62.
145. Das glück kan keyn mittel, es hebt empor oder truckt in kot. – Franck, I, 86b; Gruter, I, 11; Henisch, 1660, 42; Petri, II, 62.
146. Das glück kan nicht still stehen, es führt einen ab, den andern auf. – Henisch, 1660, 44; Petri, II, 62.
[1737] 147. Das glück kan schwimmen, waltzen vnd fliegen. – Mathesy, 120a.
148. Das Glück kann bald umschlagen.
Lat.: Fortuna volubilis errat. (Seybold, 193.)
149. Das Glück kann mehr erreichen als ein langer Arm. – Winckler, XIII, 61.
150. Das Glück kann uns nur nehmen, was es uns gegeben.
Engl.: Fortune can take from us nothing, but what she gave us. (Bohn II, 357.)
151. Das Glück kehrt bei einigen ein, der Tod bei allen.
Dän.: Faae have lykke, og alle have døden. (Prov. dan., 388.)
152. Das Glück kehrt feigen Blicken schnell den Rücken.
Mit dem Netz der Feigheit fischt man nicht des Glückes Störe, sagen die Finnen. (Reinsberg II, 97.)
Lat.: Audentes fortuna juvat timidosque repellit. (Philippi, I, 49.)
153. Das glück klopft vnnd schellet bey manchem an, der Narr lests für der Thüren stan. – Lehmann, 346, 76; Körte, 2231.
Dän.: Lykken banker ofte paa, narren lær hende for dørren staae. – Lykken gaaer til døren, spørger om forsyn er inde. (Prov. dan., 402; Bohn I, 385.)
It.: Bisogna pigliar le venture, quando Iddio le manda.
154. Das Glück kommt dem Mann, wenn er nur warten kann.
Die Serben haben das Sprichwort: Die Hasen werden kommen, aber ich weiss nicht wann. Und: Tag kommt für Tag, auch der Georgentag wird kommen, aber es sind noch viel Sonntage, sagte das alte Weib. Die englischen Neger: Wenn ich nicht sterbe, werde ich Neujahr feiern, sagte der Brüllaffe. (Reinsberg II, 80.)
Böhm.: Bude štĕstí, ale dluho čekati. (Čelakovský, 199.)
Engl.: Fortune is like the market, where if you bide your time, the price will fall. (Bohn II, 358.)
155. Das Glück kommt manchem vor die Thür, wenn er sie nur aufmachte.
156. Das Glück kommt nicht vom früh Aufstehen.
Holl.: Het geluk van den dag komt niet door vroeg opstaan. (Harrebomée, I, 226.)
157. Das Glück kommt über Nacht. – Simrock, 3718; Braun, I, 884.
Habe Glück und schlafe, sagen die Venetier. (Reinsberg II, 97.)
Mhd.: Beschaffens glück kompt uber nacht. (Ambr. Lb.) (Zingerle, 57.)
Frz.: Le bien vient en dormant.
Holl.: Het geluk komt in den slaap. (Harrebomée, I, 226.)
158. Das Glück kommt über Nacht, sagte der Bauer, als er am Morgen ein Nest mit faulen Eiern fand.
Holl.: Dat is een schoone buit, zei Piet, en hij vond een dozijn stinkeijeren. (Harrebomée, I, 175.)
159. Das Glück kommt von ungefähr, wol über neunzig Stunden (tausend Meilen) her. – Eiselein, 242; Simrock, 3717; Braun, I, 863.
Die Türken sagen: Bist du glücklich, so kommt das Glück aus Yemen (dem Glücklichen Arabien) zu dir, bist du's nicht, wird es dir zwischen den Lippen entfliehen. (Reinsberg II, 97.)
160. Das Glück kompt von Gott dem Herrn. – Petri, II, 62.
161. Das Glück lächelt nicht jedem.
Dän.: Lykken er ei hvermands. (Prov. dan., 402.)
Span.: Viene ventura á quien la procura. (Bohn I, 261.)
162. Das Glück lacht uns nur einmal an.
163. Das Glück lässt nicht mit sich spielen.
Die Russen: Mit dem Glück spielen ist ein gefährlich Ding, was schon manchem das Leben gekostet hat. (Altmann VI, 409.)
164. Das glück lasst nit sein tück. – Gruter, I, 11; Henisch, 1660, 47; Petri, II, 62.
165. Das Glück lässt sich an kein Schiffstau binden.
Lat.: Fortuna belli semper ancipiti in loco est.
166. Das Glück lässt sich eher erschleichen als erlaufen. – Körte, 2279; Simrock, 3796; Braun, I, 887.
Glänzende Thaten führen zum Ruhm, stille Talente zum Glück. Die Serben sagen: Wenn das Glück dich nicht erwartet, so kannst du es nicht zu Pferde holen. Aber wo wartet es? Die Russen behaupten: Es sitze auf den Scheidewegen. (Reinsberg II, 97.)
167. Das Glück lässt sich finden, behalten ist Kunst. – Sailer, 210.
Lat.: Fortunam citius reperias, quam retineas. (Seybold, 192.)
[1738] 168. Das Glück lässt sich nicht wie Hasen fangen. – Frischbier2, 1309.
169. Das Glück lässt sich zwingen, aber nicht dingen.
170. Das glück läst sich Melcken von Huren, Buben (Dieben) vnnd Schelcken. – Lehmann, 344, 45; Henisch, 1660, 51; Petri, II, 62; Sutor, 273.
Das Glück begünstigt die Schlauen, sagen die Russen. (Altmann VI, 396.)
Dän.: Lykken lader sig malke af horer, tyve og skalke. (Prov. dan., 403.)
Engl.: Thieves and rogues have the best luck, if they but escape hanging. (Gaal, 772.)
171. Das Glück macht aus Bettlern Könige und aus Königen Bettler.
Lat.: Si fortuna volet, fies de Rhetore Consul; si volet haec eadem, fies de consule Rhetor. (Juvenal.) (Philippi, I, 184; Seybold, 560.)
172. Das Glück macht den Stuhl nicht warm, das Unglück hat Pech an den Hosen.
Die Russen: Wo sich das Glück setzt, ist's nicht von langer Dauer, wo das Unglück Platz nimmt, will's nicht wieder aufstehen. (Altmann VI, 427.)
173. Das glück macht die Leut flink. – Lehmann, 159, 22.
174. Das Glück macht Freundschaft, das Unglück probirt sie.
175. Das Glück macht Könige und Narren.
Zuweilen auch Kaiser. »Wer hätte geglaubt«, schrieb Marc Aurel an seinen Freund Corvin, den König von Sicilien, »dass ich Kaiser und du König werden würde, wir selbst gewiss nicht; am wenigsten zu Rhodus, wo wir Katzen, die wir gestohlen hatten, aus Hunger verzehrten; oder zu Tarent, wo man uns wegen zerlumpter Kleidung den Eintritt in den Tempel der Diana verweigerte, oder zu Capua, wo wir vor Hunger krank lagen.« (Mayer, I, 199.)
176. Das Glück macht reich und macht arm. – Sutor, 279.
177. Das Glück macht sich Bahn, wenn es sucht den Mann.
Span.: A puñadas las buenas hadas. (Bohn I, 201.)
178. Das Glück macht uns zu Gotteskindern, das Unglück stets zu armen Sündern.
179. Das Glück macht verrückt. – Mayer, I, 198.
180. Das Glück mag nehmen Geld und Gut, lässt's uns nur den frohen Muth.
Lat.: Fortuna opes auferre, non animum potest. (Seneca.) (Philippi, I, 162.)
181. Das Glück muss den Mann und nicht der Mann das Glück suchen. – Schottel, 1118b; Sailer, 210; Simrock, 3788.
182. Das Glück muss einen suchen.
183. Das Glück muss man erobern. – Körte, 2242; Simrock, 3770.
184. Das Glück muss man regieren. – Simrock, 3797; Körte, 2247; Braun, I, 875.
Die Russen: Das Glück regiert und mit ihm der Zar. (Altmann VI, 492.)
Dän.: God lykke skal man styre, men den onde skal man overvinde. (Prov. dan., 401.)
It.: Chi ben e mal non può soffrir, à grand honor non può venir. (Körte, 2247.)
185. Das Glück, nicht allemal der Mann, wie er abzielt, treffen kann. – Eiselein, 244.
Lat.: Non semper feriet quocunque minabitur arcus. (Eiselein, 244.)
186. Das glück nimbts einem vnd gibts dem anderen. – Henisch, 1660, 49.
187. Das Glück nimmt den Verstand, das Unglück bringt ihn wieder.
Böhm.: Štĕstí rozum odnímá, a nĕstĕstí přidává. (Čelakovský, 151.)
Poln.: Szczęście rozum odejmuje, a nieszczęście go dodaje. (Čelakovský, 151.)
188. Das Glück regnet zum Dach hinein. – Kirchhofer, 156.
189. Das Glück reicht vorn einen Kuss und stösst hinten mit dem Fuss.
190. Das glück Reit auff der Post, wers ereylt, der hats. – Lehmann, 344, 37.
191. Das Glück reizt die Kühnen.
Frz.: Le bonheur est l'amorce de la témérité. (Cahier, 242.)
192. Das glück schenckt nichts, es leihet nur. – Henisch, 1660, 53; Petri, II, 62; Sailer, 211; Simrock, 3747.
[1739] 193. Das Glück schickt keinen Boten, wenn's kommen oder gehen will.
Dän.: Lykken slaaer ei altid naar den truer, og truer ei altid før den slaaer. (Prov. dan., 403.)
194. Das glück schleicht täglich. – Henisch, 1659, 13; Petri, II, 62.
195. Das Glück schliesst keine Thür, es öffnet wieder eine andere.
Holl.: Het geluk sluit geene deur, of opent weêr eene andere. (Harrebomée, I, 226.)
196. Das Glück schont viele, bis sie reif zur Strafe sind. – Gaal, 770.
Lat.: Indulget fortuna malis, ut laedere possit. (Gaal, 770.)
197. Das Glück setzt sich bei armen Leuten nicht.
Die Russen: Das Glück fühlt sich nicht wohl unter den Armen. (Altmann VI, 401.)
198. Das Glück setzt sich nirgends lange nieder, aber das Unglück hat Pech am Arsche.
Die Russen: Das Glück hat einen kürzern Arm als das Unglück. (Altmann VI, 472.)
199. Das Glück siget mit. – Petri, II, 62.
200. Das Glück sitzt immer auf der Schaukel.
Böhm.: Štĕstí sedá na rozcestí. (Čelakovský, 150.)
Krain.: Na razpotjah sréća edí. (Čelakovský, 150.)
201. Das Glück sitzt nicht in den Haaren. (Surinam.)
Keiner hat es von sich selbst, keiner kann darüber gebieten.
202. Das glück, so es vns zertlet, wil es vns ein strick an halss werffen. – Franck, I, 68a.
203. Das Glück spielt immer die erste Geige.
Lat.: Fortuna in omni redominatur. (Seybold, 192.)
204. Das Glück spielt mit der Welt, es thut was ihm gefällt.
Lat.: Fortuna humana fingit artatque ut lubet. (Seybold, 192.)
205. Das glück stehet wie ein Hewschober, wer darvon rupfft, der hat, wer sich versaumet, der bleibt im Retterdat. – Henisch, 1660, 54; Petri, II, 63.
206. Das Glück sucht den, der sich dessen zu bedienen versteht. – Hollenberg, II, 80.
207. Das Glück sucht den Spieler.
Frz.: La balle cherche le joueur. (Kritzinger, 54b.)
208. Das Glück tanzt auf und ab wie ein Ball.
Ung.: Jövő s' menő vendég a szerencse. (Gaal, 723.)
209. Das glück thuts alles. – Franck, II, 144b; Henisch, 1660, 57; Petri, II, 63; Gruter, I, 11.
Engl.: Fortune gains the bride. – Fortune is all in all in the business.
210. Das Glück und die Liebe sind blind.
Frz.: L'amour et la fortune sont aveugles.
211. Das Glück unterstützt den Kühnen.
212. Das Glück verlässt mich nicht, sagte Dummert, als er einen bösen Groschen fand.
Holl.: Het geluk wil mij niet verlaten, zei Lourens, en hij vond een' kleefschen stuiver. (Harrebomée I, 226.)
213. Das glück verkehrt sich leicht, ist jetzt schon, baldt böss. – Henisch, 1660, 59; Petri, II, 63.
214. Das glück versagt den Küenen nichts. – Henisch, 1660, 58; Petri, II, 63.
215. Das glück verwandelt nit das geschlecht. – Henisch, 1660, 60.
216. Das glück vnd das Recht ist der wachenden. – Petri, II, 63.
217. Das glück vnd der sig gehet vmb wie die wacht. – Franck, I, 162a; Henisch, 1660, 61; Lehmann, II, 58, 25; Simrock, 3716.
218. Das glück vnd die weiber haben die narren hold. – Franck, II, 60b; Petri, II, 63.
219. Das glück wil den kecken wol, es förcht die starcken. – Franck, I, 86b.
220. Das glück wil erschlichen sein. – Franck, I, 103b.
221. Das glück will frey sein, weder eingesperret, noch aussgeschlagen. – Petri, II, 63.
222. Das glück will geritten vnnd nicht gefürcht sein. – Lehmann, 343, 24; 601, 116 u. 858, 2; Henisch, 1660, 65; Petri, II, 63; Sutor, 274.
Engl.: Faint heart never won fair lady. (Bohn II, 91.)
Lat.: Timidi nunquam statuere tropaeum. (Bohn II, 91.)
Span.: A los osados ayuda la fortuna. (Bohn I, 91.)
223. Das glück will hertzhafft angesprengt vnnd nicht gefürcht sein. – Lehmann, 344, 41.
[1740] 224. Das Glück will seinen Anfang haben.
225. Das Glück wird die nicht bedecken, die wie die Schnecken immer in ihren Häusern stecken.
226. Das Glück zieht man mit der Zange nicht herbei und das Unglück kommt selbst.
227. Das glück zu hof endert (verkehrt) sichs offt. – Henisch, 1660, 67; Lehmann, 390, 43; Petri, II, 63.
228. Das gut glück muss man regieren, das böss überwinden. – Franck, I, 61b; Lehmann, II, 58, 28.
»Man muss das glück im zaum halten, dat es vns nit zu frech stürtz, das böss aber mit sig erhalten, dz es vns nit in verzweifflung werff.«
229. Das sinwell glück stehet auf einer Kugel. – Zeytbuch, XXIVb.
230. Das vnbeständig glück behelt stets sein list vnd Tück. – Henisch, 1659, 14; Petri, II, 70.
231. Dass glück kan schand vnnd laster zur Ehr vnnd Tugend verwandeln. – Lehmann, 347, 80.
232. Dass glück lest manchem nur den hindern sehen. – Lehmann, 829, 3.
Dän.: Lykken viiser mangen kun det bageste. (Prov. dan., 402.)
233. Dat Glück is boalle unnen im Doerpe, boalle boewen (oben). (Büren.)
234. Dê 't Glück ênmâl in de Nêrs will, de schadt gên toknipen. (Ostfries.) – Bueren, 249; Frommann, IV, 141, 321; Hauskalender, II.
235. Dê 't Glück hett, geit mit de Brût to Bed', wenn he der ôk nich mit trôd is. (Oldenburg.) – Frommann, IV, 141, 319; Bueren, 390; Eichwald, 211; Goldschmidt, 157.
236. De 't Glück will, de kalwt (kalbt) de Osse. – Frommann, IV, 141, 322.
237. Dem das glück gegen ist, bricht wol ein Bein auff gleicher Erd. – Henisch, 1660, 70.
238. Dem das Glücke pfeiffet, der tantzet wol. – Schottel, 1118b; Sailer, 210.
239. Dem glatten glück traw nicht zu vil. – Henisch, 1658, 21; Petri, II, 74.
Lat.: Rebus tranquillis metuas adversa sub illis. (Binder, 2934; Neander, 308.)
240. Dem glück darff man nicht arbeiten, noch studieren. – Lehmann, 845, 46.
241. Dem glück hat man alles zu dancken. – Henisch, 1656, 5.
242. Dem Glück ist nicht zu trauen.
Die Dame Glück hat, wie die Russen sagen, ein schönes Oberkleid, man soll aber die Untergewänder nicht untersuchen. (Altmann VI, 387.)
Frz.: Le bien de la fortune est un bien périssable. (Kritzinger, 61a.)
Lat.: Fortuna cum blanditur, captatum venit. (Philippi, I, 161; Seybold, 191.) – Levis est fortuna, cito reposcit, quod dedit. (Seybold, 278.)
243. Dem glück ist niemand starck genueg. – Henisch, 1661, 2; Petri, II, 74; Gruter, I, 12; Eyering, I, 374; Schottel, 1122b; Sailer, 211; Körte, 2246; Simrock, 3754; Braun, I, 876; Sutor, 277.
Die Russen sagen vom Glück, es sei ein Buckel, der schwer zu tragen. (Altmann V, 127; Reinsberg II, 101.)
Lat.: Nec facile est aequa commoda mente pati. (Gaal, 764.)
244. Dem glück vnd der zeit traw neut. – Franck, I, 157a.
245. Dem grossen Glücke folgt die Krücke.
246. Dem ist keyn glück bescheret, der sich sein weret. – Franck, I, 86b; Henisch, 1661, 3; Sailer, 72; Körte, 2239; Simrock, 3780.
247. Den das glück entporhebt, den wirffts auch wider ins koth. – Franck, II, 208b; Henisch, 1661, 6; Gruter, I, 13; Eyering, I, 389.
248. Den das glück reich macht, den macht es auch wieder arm. – Franck, II, 208b; Petri, II, 77; Henisch, 1661, 10; Gruter, I, 13.
249. Den einen sucht das Glück, den andern drängt's zurück. – Lohrengel, I, 133.
Die Russen: Zehn suchen das Glück und der elfte findet es. (Altmann VI, 488.)
Dän.: Lykken fælder saa mange store ned som den reyser smaae op. (Prov. dan., 403.)
250. Der Bösen Glück ist ihr Unglück.
[1741] 251. Der eine hat glück, der ander vngemach. – Henisch, 1654, 44; Petri, II, 85.
Dän.: Den eene har lykken, den anden krykken. (Prov. dan., 403.) – Somme have held, og somme uheld. (Prov. dan., 278.)
252. Der êne heft Glück, der andere säet darup. – Körte, 2208; hochdeutsch bei Simrock, 3732.
Böhm.: Kozí zdraví, vlčí hlad. (Čelakovský, 360.)
Holl.: Die een heeft gheluc, die ander siet daer op. (Tunn., 11, 9.)
Lat.: Non est equalis sors omnibus et generalis. (Fallersleben, 273.)
Poln.: Kozie zdrowie, głód wilczy. (Čelakovský, 360.)
253. Der hat's Glück; wenn er zum Anrichten kommt, ist der Napf umgekehrt.
254. Der muss viel Glück haben, der Hasen mit der Trommel fangen will.
Dän.: Der hører lykke til at fange harer med tromme. (Bohn I, 357.)
255. Der nicht glück hat, dem ist feyern das beste. – Lehmann, 525, 37.
256. Der Ruchlosen Glück bringet sie um. – Sprichwort, 1, 32; Schulze, 44; Zehner, 37 u. 47.
Lat.: Prosperitas stultorum perdet illos. (Schulze, 44.)
257. Des andern Glück ist des Neidischen Unglück. – Parömiakon, 57; Körte, 2238.
258. Des einen Glück, des andern Ungeschick. – Eiselein, 244; Simrock, 3729.
259. Des einen glück ist des andern vnglück. – Franck, II, 48a; Tappius, 42b; Egenolff, 53a; Lehmann, 345, 52; Gruter, I, 19; Henisch, 1661, 22; Schottel, 1131a; Simrock, 3730; Braun, I, 871.
Die Czechen: Lässt sich das Glück bei einem nieder, so entgeht es dafür dem andern. Die Engländer: Es gibt kein grosses Banket, bei dem nicht einige schlecht essen. Die Russen: Des Gutsherrn Freudentag ist des Truthahns Trauertag. Und: Wenn man vom ersten Mai (an dem man die Zimmer mit Maien ziert) spricht, so trauern die Birken. (Reinsberg II, 125-126.)
It.: Non è mai male per uno, che non sia ben per un altro. (Gaal, 760.)
Lat.: Bona nemini est hora, quin alicui sit mala. (Philippi, I, 61; Tappius, 42b; Sutor, 271.)
260. Des Glückes Aufgang, der Demuth Untergang.
Lat.: Felix se erigendo felicitatem amittit. (Philippi, I, 153.) – Luxuriant animi rebus plerumque secundis. (Ovid.) (Binder II, 1726; Fischer, 123, 40; Kruse, 512; Seybold, 287; Schonheim, L, 13.)
261. Des Glückes Gesicht wechselt wie der Mond.
262. Des Glückes Sonne bringt selten lange Wonne.
263. Des glücks gewalt hat Monds gestalt. – Henisch, 1661, 20; Petri, II, 117; Sailer, 20; Simrock, 3721.
264. Dess einen glück ist dess andern vnglück vnd des einen vnglück ist dess andern glück. – Gruter, III, 20; Lehmann, II, 83, 141; Henisch, 1654, 32; Petri, II, 116; Eyering, I, 620; Sailer, 213.
Holl.: Des eenen geluk is des anderen ongeluk. (Harrebomée, I, 226.)
265. Dess glücks gefert ist neid. – Henisch, 1418, 54; Petri, II, 117.
266. Det Gläk äss dô, goang em nor nô; et lit sich fäinchden u vilen Aeinchden. (Siebenbürgen.) – Schuster, 1026.
267. Det Gläk äss kugelränd, awer et schepelt wä e Gorenhîft. – Schuster, 687.
268. Det Gläk äss Nimesste 'n un de Schtire geschriwen. – Schuster, 689.
269. Det Gläk äss Nimessten u'n Zähn gebangden. – Schuster, 690.
270. Det Gläk äss wä der Wäincht, et kid unt gît geschwäincht! – Schuster, 688.
271. Det Gläk drêt de Räk äm Ujebläk. – Schuster, 693.
272. Det Gläk entwäscht, wun em 't nid um Schôp erwäscht. – Schuster, 1025.
273. Det Gläk grâlt fîr den Uormen. – Schuster, 741.
274. Det Gläk huot mät Nimessti Brâderschft gedranken. – Schuster, 691.
275. Det Gläk kid äm Drûm. – Schuster, 1028.
276. Det Gläk kid enem ned äm Drum. – Schuster, 1027.
277. Diar 't Lok hê, gongt me a Bridj tu Bâd. (Amrum.) – Haupt, VIII, 352, 32.
Wer das Glück hat, geht mit der Braut zu Bett. Auf Sylt: Diär Lek hed', di geid me di Brid tö Bêd.
[1742] 278. Die sich im Glück verlieren, finden im Unglück sich wieder ein.
279. Doas woarsch gâche Gleick, doass m'r d' Kuh om Bâm schleicht. (Oesterr.-Schles.) – Peter, 448.
280. Donnert das Glück, so kehr' dich nicht dran, lass das Wetter vorübergahn.
281. Durch glücks rhum vnglück zu hauss kam. – Franck, I, 70a; Lehmann, II, 74, 102; Körte, 2227; Körte2, 2746; Simrock, 3741.
282. Ein Glück bietet dem andern die Hand. – Winckler, X, 68; XVIII, 34.
283. Ein Glück kommt selten allein.
Frz.: Fortune ne vient seule. – Fortune ou clère ou brune ne vient sans autre aucune. (Leroux, II, 225.)
284. Ein glück neidet das ander. – Henisch, 1661, 36; Petri, II, 191.
285. Ein klein glück soll man für lieb nemmen, biss besser wirdt. – Henisch, 1658, 58; Petri, II, 208.
286. Ein langsames Glück ist kein schlechtes Glück.
287. Ein Loth Glück ist besser als ein Pfund Verstand.
Holl.: Beter een ons geluk dan een pond wijsheid. (Harrebomée, I, 226.)
288. Ein mässig glück das aller ehrlichest vnnd rhümigest. – Henisch, 1658, 61.
289. Ein Tröpflein glücks gilt mehr, dann ein Fass voll Weissheit. – Henisch, 1661, 48.
Darüber scheinen alle Völker einverstanden. Die Italiener wollen lieber einen Tropfen Glück, als eine Tonne Weisheit. Die Perser lieber ein Korn Glück, als eine Eselsladung von Geschick. Die Serbier finden eine Drachme Glück für besser als hundert Okas Verstand. Die Czechen ziehen fingerhutweis Glück scheffelweisem Verstande vor. Den Russen gilt eine Hand voll Glück mehr als ein Sack voll Weisheit. Den Parmesanern ein Brünkchen Glück mehr als alles Wissen. (Reinsberg II, 95.)
Dän.: Somt forrettes ei ved viisdom men lykke. (Prov. dan., 401.)
290. Ein Quentlein Glück ist besser als ganze Fässer voll Weisheit. – Braun, I, 881; Körte, 2261; Simrock, 3759; Reinsberg II, 95.
Böhm.: Lepši s náprstek štĕstí, nežli s korce rozumu. (Čelakovský, 151.)
Dän.: Bedre et qvintin lykke end et skaale-pund forstand. (Prov. dan., 401.) – Bedre held end hundrede mark. (Prov. dan., 277.)
Frz.: Mieux vaut une once de fortune, qu'une livre de sagesse. (Bohn I, 39; Gaal, 747.)
It.: Vale più alle volte un' oncia di fortuna, che una libra di talento (che cento di sapienza). (Pazzaglia, 138, 10; Gaal, 747.)
Lat.: Gutta fortunae prae dolio sapientiae. (Gaal, 747.)
291. Ein weites Glück im Rück ist besser als ein nahes Unglück im Anblick.
292. Eine Hand voll (Unze) Glück gilt mehr als ein Sack voll (Pfund) Weisheit. – Winckler, II, 78.
293. Einem der keyn glück hat, ist nichts bessers, dann müessig gehn. – Franck, I, 71b; Henisch, 1666, 57.
294. Eines glück wird nicht verzuckt. – Lehmann, 88, 11.
295. Einmal kommt das Glück vor jede Thür.
Engl.: Fortune knocks once at least at every mans gate. (Bohn II, 358.)
296. Es hat einer eben glück, wie er schütt. – Henisch, 1661, 62.
297. Es hat einer glück, darnach er thut. – Franck, I, 139b; Egenolff, 375a; Henisch, 1661, 57; Petri, II, 250; Latendorf II, 13; Körte, 2269; Reinsberg II, 99.
298. Es hat mancher mehr Glück als Recht. – Simrock, 3791.
299. Es hat nicht jeder Glück am Hofe.
Dän.: Alle have ei lykke til at hove ride. (Prov. dan., 301.)
300. Es ist alles am blinden Glück gelegen. – Seybold, 560.
301. Es ist besser ein quintlein glück, als ein Pfündt Weissheit. – Lehmann, 343, 14.
302. Es ist ein gefährlich Glück, so man an Stricke legt. – Winckler, IV, 14.
Von kühnen Handels- und andern Unternehmungen zur See.
303. Es ist ein Glück, das rar ist: ein Stand, der ohne Gefahr ist; ein Kapital, das baar ist; ein Essen, das fein gar ist; ein Trunk, der[1743] rein und klar ist; ein Weib, das guter Haar ist und unter zwanzig Jahr ist.
304. Es ist ein Glück, dass der Mann Blaufärber ist, sagte der Doctor, als er die blauen Hände des Kranken sah, er stürbe sonst an der Cholera.
305. Es ist ein gross glück, vom glück nicht vberwunden werden. – Henisch, 1658, 40; Gruter, I, 33; Petri, II, 260.
306. Es ist ein grosses Glück auf seinen eigenen Füssen ruhen. – Winckler, V, 81.
Glück wird in verschiedenen Dingen gesucht und gefunden. In Volkmar, Roman in Bildern (Leipzig 1854), heisst es: »Glück ist Genuss mit Mass, rechtzeitiges Versagen: Glück ist ein zart Gewissen, frei und rein, Glück ist gebunden, doch kein Knecht zu sein. Glück ist ein starkes Wollen, rasches Nutzen, geduldig Harren bald, bald rasches Geistesblitzen; Glück ist ein Renner, der ans Ziel uns trägt, wenn meisternd unsre Hand die Zügel regt.«
307. Es ist ein grosses Glück, sein Glück erkennen.
Böhm.: Znáti své štĕstí, veliké štĕstí. (Čelakovský, 151.)
Poln.: Znać swoje szczęście, wielkie szczęście. (Čelakovský, 151.)
308. Es ist eitel glück (oder vnglück). – Franck, II, 144b; Henisch, 867, 59; Gruter, I, 33.
Frz.: Il n'y a qu' heur et malheur en ce monde. (Bohn I, 26.)
309. Es ist eyttel glucke mit dem menschen, ynn allem, das er anfahet. – Agricola I, 545; Tappius, 31a u. 59b.
Lat.: Semper feliciter cadunt Jovis taxilli. (Tappius, 59b; Erasm., 113.)
310. Es ist kein Glück in Baierland, wenn die Säue sterben. – Fischart.
311. Es ist kein Glück so gross, es ist etwas daran zu beklagen.
Das Schicksal der Menschen wäre das traurigste, wenn ihnen nichts zu begehren übrigbliebe. Wir sind nur so lange glücklich, als uns noch etwas zu unserm Glücke fehlt. »Alle treibt ihr mit dem Glück eure Spiel' und Possen; wenn es euch ein Beinchen stellt, seid ihr gleich verdrossen.« (W. Müller.)
Dän.: Intet menneskes lykke er fuldkommen. (Prov. dan., 401.)
Lat.: Nulla est tam bona fortuna, de qua non possis queri. (Gaal, 760; Seybold, 390.)
312. Es ist kein Glück so gut, es hat Dornen am Hut.
Engl.: Where ever a man dwells he shall be sure to have a thornbush near his door. (Gaal, 760.)
313. Es ist kein Glück und kein Unglück allein. – Sutor, 279.
Lat.: Fortuna obesse nulli contenta est semel. (Tappius, 171a.)
314. Es ist keyn glück on Dück. – Franck, I, 72a; Henisch, 762, 1; Lehmann, 342, 7; Petri, II, 267.
315. Es ist mehr Glück als Unglück in der Welt.
Holl.: Daar is maar geluk en ongeluk in de wereld. (Harrebomée, I, 226.)
316. Es ist nicht alles Glück, was sich die Leute wünschen.
Die Aegypter rufen denen, die sich Dinge als ein Glück wünschen, die ihnen, wenn sie dieselben erhielten, nur lästig sein würden, sprichwörtlich zu: Entnimm dein Glück vom Schose deiner Schwester. (Burckhardt, 231.) Hergenommen von einer armen Frau, die sich beklagte, dass sie keine Kinder habe, während ihre Schwester deren ein halbes Dutzend besass, aber nicht wusste, wovon sie dieselben erhalten sollte. Das Sprichwort gibt also der Frau den Rath, sich durch das Beispiel ihrer Schwester warnen zu lassen.
317. Es ist selten Glück dabei, wenn sich gesellt vngleich Partey. – Lehmann, 106, 10.
»Der schwach mus erleiden schad vnd den starck dienen auff gerad.«
318. Es ist nichts schwereres, dann Glück vnd Reichthumb tragen. – Lehmann, II, 135, 49.
319. Es kompt manchem wol das glück für die Thür, wann er nur die thür auffthete vnnd es hinein liess, ehe es fürhin lieff. – Henisch, 1662, 17; Sailer, 211; Gaal, 791; Simrock, 3774.
320. Es ligt alles am glück vnd an der zeit, es sey glück oder vnfall. – Henisch, 1662, 11; Petri, II, 285.
321. Es sey Glück oder sey vnfall, Gott fugts wies wesen sol. – Petri, II, 292.
322. Es sey Glück oder sey vnfall, wer's haben sol, der krigt es wol. – Petri, II, 292.
[1744] 323. Es soll sich ein jeder zu glück vnd vnglück schicken. – Henisch, 1667, 42.
324. Etwas Glück ist gut, zu viel verdirbt den Muth (Gesinnung, Charakter).
Böhm.: Štĕstí na čas neškodí, a svou dobou brzo zahubí. (Čelakovský, 151.)
325. Fremdes Glück ist dem Neidischen ein Strick. – Parömiakon, 2482.
Wer es nun noch verzuckert, verbittert sich, wie die Polen sagen, alles Uebrige. (Reinsberg IV, 101.)
326. Glöck öss beter as Arfgôt (Erbgut). – Frischbier2, 1311.
327. Glöck, wer dat Glöck heft, seggt de Brut. – Frischbier2, 1312.
328. Glück allein thut's.
Glück ist die ganze Sache, sagen die Engländer. (Reinsberg II, 96.)
329. Glück ändert die Sitten, bessert sie aber selten.
Auch russisch Altmann VI, 508.
330. Gluck bedarf kein Rhats. – Lehmann, 345, 47; Körte, 2259; Simrock, 3763; Braun, I, 877.
It.: Chi a ventura, poco senno gli basta.
331. Glück bedarff man allweg. – Henisch, 1662, 47.
332. Glück bedarff Witz vnd nimbt die Witz. – Lehmann, 342, 8; Körte, 2260.
333. Glück bei Glück macht guten Frieden. – Simrock, 3803; Körte, 2229.
334. Glück bethört die Leut mehr dann vnglück. – Henisch, 1662, 24; Petri, II, 341.
335. Glück bringt Hochmuth, Hochmuth – Verachtung, Verachtung – Zwietracht, Zwietracht – Ungehorsam, Ungehorsam – Aufruhr. (Schweiz.) – Kirchhofer, 156.
Dän.: Lykken føder hovmod. (Prov. dan., 399.)
336. Glück bringt manchem schmertzen. – Henisch, 1662, 25; Petri, II, 341.
337. Glück bringt (hat) Neider. – Simrock, 3808; Braun, I, 879.
Lat.: Felicibus invidetur. (Seybold, 177.)
Ung.: Sok irigyei vannak a szerencsés embernek. (Gaal, 759.)
338. Glück, Eis und Treu' bricht, eh' man's denkt, entzwei. – Parömiakon, 2804.
339. Glück erwirbt Freunde, Unglück bewährt sie.
Lat.: Amicos res secundae parant, adversae probant. (Binder I, 54; II, 156; Buchler, 21; Seybold, 24.)
340. Glück fällt leicht hinterrück.
»Menschenleben, Muth und Glück felt so uhrplötzlich hinterrück, wie eine Wasserblas im regen, und wie die Wetterhahn sich drehen.« (Froschm., E, VIIb.)
341. Glück fleucht, Unglück schleicht.
Nämlich im Gehen – von uns.
342. Glück folget den Sitten. – Henisch, 1662, 26; Gruter, I, 44; Petri, II, 341; Franck, I, 26a; Körte, 2270.
Lat.: Fortuna jus in hominem mores non habet.
343. Glück fordert bald wider, das es gelihen hat. – Franck, I, 70b.
Lat.: Levis est fortuna, quae dedit, reposcit. (Franck, 1, 70b; Philippi, I, 224; Seybold, 278.)
344. Glück fragt nicht nach recht vnnd billigkeit. – Lehmann, 347, 81; Körte, 2206 u. 2717; Simrock, 3792; Braun, I, 852.
345. Glück gebiert Hoch(Ueber-)muth; Hochmuth nie gut thut.
Dän.: Lykken føder hovmod, hovmod føder laster. (Prov. dan., 402.)
346. Glück gebiert Neid, Sicherheit gebiert Gefahr, Vertraulichkeit Verachtung, Wahrheit gebiert Verfolgung. – Parömiakon, 2098.
Frz.: La prospérité engendre de l'envie et l'assurance du danger. (Kritzinger, 569a.)
Holl.: Geluk baart druk. – Het geluk baart nijd en haat; eet je vlooijen, je sch.. geen muskaat. (Harrebomée, I, 226.)
347. Glück geht über Geschick (Tugend, Witz). – Kirchhofer, 156; Körte, 2268; Simrock, 3758.
Mhd.: Diu saelde dringet für die kunst. (Spervogel.) (Zingerle, 57.)
Frz.: Bonheur passe richesse. (Cahier, 240.) – Il vaut mieulx en bonheur naistre que des bons estre. (Leroux, II, 240.)
It.: Chi ha ventura, poco senno gli basta.
348. Glück, Geld und Gewalt verlieren sich, ein guter Name bleibt ewiglich.
[1745] 349. Glück, Glas und Jungfernschaft haben Stiele ohne Saft1.
1) D.h. dürre, die leicht brechen.
350. Glück, Gut vnd Geld sind eines guten Rahts Knechte. – Mathesy, 336a; Petri, II, 341.
»Vmb Geld kan man nicht gute Rähte kauffen.«
351. Glück hat faule Hände.
352. Glück hat kein rew. – Henisch, 1662, 27; Petri, II, 341.
353. Glück hat Neid(er). – Kirchhofer, 156; Körte, 2266.
It.: Dove è richezza, ivi è invidia.
Lat.: Fortunae comes invidia.
354. Glück hat sein Tück. – Lehmann, 342, 7; Eiselein, 244; Sailer, 70; Simrock, 3736.
»Glück hat sehr viel böser Tück.« (Froschm., R, r iii.)
It.: Nella prosperità temer si deve l'avversità.
Lat.: Magna fortunae dona non sine metu sunt. – Non est fortuna, de qua possis queri nihil. – Nunquam fortuna simpliciter indulget.
355. Glück hat Weiberart, es gibt dem einen den Kopf, dem andern den Bart.
Ein Humorist theilte die Männer ein in solche, bei denen der Bart am Kopfe und andere, bei denen der Kopf am Barte sei. Die Vertheilungslaune des Glücks schildernd, sagen die Tataren: Einer hat Paläste zu bauen, der andere Bettelsäcke zu machen. Die Türken: O Schicksal, dem einen gibst du reife, dem andern unreife Melonen zu essen. (Reinsberg II, 125.)
356. Glück hat Weiberart; es liebt, was jung und – Wechselung.
357. Glück herein, so trincken wir guten Wein. – Henisch, 1662, 27; Petri, II, 341.
358. Glück im Spiel ist Wetter im April.
359. Glück im Spiel, Unglück in der Liebe. – Körte, 2228.
360. Glück ist besser als gut Spielen.
Frz.: Chance vaut mieux que bien jouer. (Cahier, 290.)
361. Glück ist besser als Rath.
Dän.: Lykke er bedre end raad. (Prov. dan., 401.)
Frz.: Fortune vaut plus que conseil à l'homme. (Kritzinger, 326a.)
362. Glück ist besser dann Erbgut. – Henisch, 1662, 30; Petri, II, 341.
Dän.: Bedre er god lykke end høg byrde. (Prov. dan., 397.) – Bedre er held end hundrede mark. (Bohn I, 350.)
363. Glück ist blind und machet blind, die in seinem Gefolge sind.
364. Glück ist der Freunden Sommer vnd Erndt. – Henisch, 1662, 31; Simrock, 2736; Körte, 2258.
Den Glücklichen betet die Menge blindlings an, den Unglücklichen flieht sie wie die Pest.
Engl.: When once fortune begins to frown, friends will be packing. (Gaal, 753.)
Ung.: Meddig tard szerencséd, addig barátid is. (Gaal, 752.)
365. Glück ist der freunden sommer vnd ernt, Vnglück aller freund winter. (S. Freund ⇒ 225, ⇒ 231-233, ⇒ 252, ⇒ 253 u. ⇒ 260.) – Franck, I, 8a; Lehmann, II, 230, 36; Simrock, 2738.
It.: Quando fortuna si parte, conduce seco tutti gli amici.
Lat.: Diligitur nemo, nisi cui fortuna secunda est.
366. Glück ist der Frommen Feind.
367. Glück ist der Narren Witz.
Span.: Ventura te dé Dios, hijo, que saber poco te basta. (Bohn I, 261.)
368. Glück ist der reichen marter vnd staupe. – Henisch, 1662, 23; Petri, II, 341.
369. Glück ist der Tugend gefärte. – Gruter, III, 44; Lehmann, II, 237, 64.
Ung.: A szerencse sokaknak nagy vesztekre szolgál. (Gaal, 770.)
370. Glück ist derer, so's brauchen.
Dän.: Lykke hielper ei naar man ei veed at bruge den. (Prov. dan., 400.)
371. Glück ist des Unglücks Mutter.
372. Glück ist ein Heilpflaster für viel Unfäll.
Mhd.: Gelück ist guot für ungevell. (Zingerle, 57.)
373. Glück ist ein junges Weib, es liebt die jungen Männer und lässt die alten fahren. – Schuppius.
374. Glück ist ein Riegel, der uns den Himmel versperrt. – Parömiakon, 1073.
»Das Glück ist die Feuerprobe des Menschen, das Unglück nur die Wasserprobe.« (Jean Paul.)
375. Glück ist eine Hocke1, die schwer zu tragen ist.
1) Die Russen in Bor: ein Buckel. (Altmann V.)
[1746] 376. Glück ist leichter gefunden (gewonnen) als zu ergreifen. – Körte, 2253.
Engl.: Fortune is easily found, but hard to be kept. (Gaal, 768.)
Lat.: Fortunam citius reperies quam retineas. (Franck, I, 67a; Gaal, 768.)
Ung.: Könnyebb megtalálni, mintsem megtartani a szerencsét. (Gaal, 768.)
377. Glück ist leichter zu überkommen, dann zu behalten. – Franck, I, 67a; Lehmann, II, 230, 135.
Böhm.: Snadno jest lapiti ježdíka, ale nasnadno ho na rukou udržeti. – Snáze štĕstí najíti, nežli se ho ujíti. (Čelakovský, 151.)
Dän.: Lykken er lættere at overkomme end beholde. (Prov. dan., 403.)
378. Glück ist mannigfalt. – Henisch, 1662, 34; Petri, II, 341.
379. Glück ist nicht auf dem Markte feil.
380. Glück ist schwer zu tragen.
Dän.: Vend dig til at bære din lykke vel. (Prov. dan., 401.)
381. Glück ist selten so wol gefasst, vnglück menget sich darein. – Henisch, 1667, 54; Petri, II, 341.
Lat.: Nostra per adversas agitur fortuna procellas. (Seybold, 384.)
382. Glück ist so gut vor als nach. – Lehmann, 342, 6.
383. Glück ist weiser vnd frommer Leut abgesagter feindt. – Lehmann, 345, 54.
384. Glück ist wie Aprilwetter.
Es kommt und geht wie der Mond, sagen die Bergamasken. (Reinsberg II, 102.)
It.: Beni di fortuna passano come luna. (Pazzaglia, 162, 2.) – L'amore e la fortuna si cangiano come la luna. (Gaal, 742.)
Lat.: Vultus fortunae variaturi magine lunae: crescit, decrescit, in eodem sistere nescit. (Gaal, 742.)
385. Glück ist wie der Windt. – Lehmann, 347, 82.
Ung.: Forgó a szerencse, nincs állandó kincse. (Gaal, 742.)
386. Glück ist wie ein Ball, wer steigt, der fürcht' den Fall.
387. Glück ist wie ein Glass, darnach manns trägt, kans leicht brechen. – Lehmann, 344, 43.
388. Glück ist willkommen vorher wie nachher. – Körte, 2237; Simrock, 3794.
389. Glück ist wol anzunemmen (vnd stehet nicht ausszuschlagen). – Henisch, 1662, 36; Petri, II, 341.
390. Glück ist zu allen Dingen gut.
Mhd.: Gelücke ist zallen dingen guot. (Livl. Chron.) (Zingerle, 57.)
391. Glück kan auss einem Postknecht einen Papst, auss einem Schmid einen Kaiser machen. – Schuppius; Lehmann, 346, 61.
392. Glück kan sich alle Tag wenden vnd wiederkommen. – Henisch, 1662, 38; Petri, II, 341.
Lat.: Passibus ambiguis fortuna volubilis errat et manet in nullo certa tenaxque loco. (Gaal, 742.)
393. Glück kan viel, so es einem wol will. – Gruter, III, 44; Lehmann, II, 237, 65.
394. Glück klopfft vnd schellet bey manchem an, wer die Thür bald auffthun kan, der hats. – Lehmann, 345, 58.
395. Glück kommt alle Tag; drob nicht verzag', guter Gesell, sondern stell' und jag'.
Holl.: Geluk komt na den druk. (Harrebomée, I, 226.)
396. Glück kommt alle Tag, wer warten mag. – Körte, 2277 u. 2804; Steiger, 165; Simrock, 3719; Braun, I, 885.
Mhd.: Nicht verzag geluck kompt alle tag. (Fastnachtsspiele.) (Zingerle, 57.)
397. Glück kommt her, geht hin, und verändert des Menschen Sinn.
Lat.: Mens vertitur cum fortuna. (Seybold, 304.)
398. Glück kommt in Schritten, das Unglück geritten.
Böhm.: Štĕstí o berle se vleče, a neštĕstí lítá na křídlech. Štĕstí se trousí, neštĕstí sype. (Čelakovský, 153.)
399. Glück kompt nicht von schlaffen, Gut nicht von geuden. – Henisch, 1662, 40; Gruter, I, 37; Petri, II, 341.
400. Glück lässt selten in lauter Freude zu gehen.
401. Glück lässt sich leicht finden, behalten ist kunst. – Henisch, 1662, 43; Petri, II, 341; Schottel, 1123a; Simrock, 3795.
Viele kommen auf irgendeinem Wege zu Wohlstand, aber nur wenige wissen sich, einmal dazu gelangt, darin zu erhalten.
[1747] 402. Glück lässt sich nicht meistern.
»Wer Glück zum Beistand hat und daneben weisem Rathe folgt, der verscherzt sein Glück.« Die Letten sagen: Ueber Gott kann man keinen Zwinger setzen und hinter das Glück keinen Antreiber. (Reinsberg II, 97.)
Lat.: Fortunam reverenter habe, quicunque repente dives ab exili progrediere loco.
403. Glück laufft einem inn das hauss, dem andern darauss. – Henisch, 1662, 41; Körte, 2207 u. 2718; Sailer, 212; Braun, I, 854.
404. Glück, Lieb' und Glas, wie bald bricht das!
405. Glück macht aus dem Corporal auch wol einen General.
Frz.: De charon soldat, de soldat gentilhomme, et puis marquis si fortune en diet. (Leroux, II, 80.)
406. Glück macht aus Mägden Frauen und aus Krähen Pfauen.
Nur wer auch im Unglück treu bleibt, ist ein wahrer Freund. Die Bergamasken sagen: Das Glück ist eine Schlange, zu dem einen kommt sie, den andern flieht sie. Die Franzosen: Das Glück ist dem einen Mutter, dem andern Stiefmutter. Die Mailänder: Das Glück ist eine Frau, gegen die einen warm, gegen die andern lau. (Reinsberg II, 96.)
Lat.: Si fortuna volet, fies de rhetore consul; si volet haec eadem fies de consule rhetor. (Juvenal.) (Binder I, 1635; II, 3114; Kruse, 1041; Philippi, II, 184; Seybold, 560.)
407. Glück macht blind. – Sailer, 67.
408. Glück macht blind, taub vnd vnsinnig. – Henisch, 1662, 44; Petri, II, 342.
409. Glück macht die Kleinen gross, die Kalten heiss und die Schwarzen weiss.
Frz.: Fortune fait d'un petit un grand, et à coup le devest en blanc. (Leroux, II, 225.)
410. Glück macht die Leute flügg.
411. Glück macht Freunde, Noth bewährt sie. – Simrock, 2735.
»Glück gibt Gefährten, Gefahr bewährt den Freund.« (Friedrich Halm [Freiherr von Münch-Bellinghausen] in Imelda Lambertazzi.)
412. Glück macht Freunde, Unglück prüft sie. – Simrock, 2737; Körte, 2273 u. 2800; Venedey, 109.
Dän.: Lykken giør mange venner, men nøden prøer dem best. (Prov. dan., 402.)
Lat.: Amicos res secundae parant, adversae probant. (Gaal, 753.)
Ung.: A szerencse hozza, de a szükség próbálya meg a jó barátokat. (Gaal, 753.)
413. Glück macht Muth (Uebermuth).
Lat.: Felicitas nutrix est iracundiae. (Philippi, I, 152.) – Fortuna mores fingit.
414. Glück macht Narren.
Dän.: Lykken giør mange giekke. (Prov. dan., 403.)
415. Glück macht reich.
Eine Erzählung dazu findet sich in Lehmann's Speyerscher Chronik (S. 788) und in Gräter's Braga und Hermode, II, 2, 50.
416. Glück macht Schälcke. – Henisch, 1662, 45; Petri, II, 342.
Die Russen: Glück macht keinen unsterblich. (Altmann VI, 484.)
417. Glück macht stolz und närrisch.
Lat.: Felicitas superba. (Seybold, 177.) – Fortuna reddit insolentes. (Binder I, 587; II, 1191; Buchler, 135; Philippi, I, 162; Seybold, 193.) – Res secundae animos inflant. (Seybold, 528.)
418. Glück macht verrucht. – Petri, II, 342.
419. Glück macht verrucht vnd sigen verwegen. – Henisch, 1662, 46; Lehmann, II, 230, 137; Simrock, 3756; Körte, 2254 u. 2777.
Darum sagen die Czechen: Es ist leichter, im Unglück geduldig auszuhalten, als im Glück sich nicht zu überheben. Und die Franzosen: Für grosses Glück muss ein starkes Herz sein. (Reinsberg II, 101.)
420. Glück mit Sünd' und Schand' hat nicht Bestand.
Lat.: Felix criminibus nullus unquam erit diu. (Philippi, I, 153.)
421. Glück muss der junge Mann (Mensch) haben. (Köthen.)
422. Glück muss man verstahn, es ist oft nur Wahn.
Engl.: Felicity lies much in fancy. (Bohn II, 354.)
423. Glück ohn' Neid ist kleine Freud.
Dän.: Det er vel en usel lykke der haver ingen uven. (Prov. dan., 400.)
424. Glück ohne Mangel birgt eine Spitze.
[1748] 425. Glück ohne Mangel ist nicht ohne Angel (Gefahr). – Petri, II, 342; Schottel, 1126b; Simrock, 3737; Sailer, 211; Reinsberg II, 100.
426. Glück ohne Verstand ist Tand.
Böhm.: Štĕstí bez rozumu nic není. (Čelakovský, 151.)
Lat.: Luxuriant animi rebus plerumque secundis. (Gaal, 623.)
427. Glück sitzt auf hohem Pferd, Unglück macht unwerth.
Die Russen: Glück zu Pferde, Unglück unter dem Pferde. Der Glückliche sitzt zu Pferde, der Unglückliche schleppt sich zu Fuss.
428. Glück springt oft zurück.
In Holland sagt man, das Glück liebe den Krebsgang.
429. Glück thut mehr denn stärcke im Streitt. – Henisch, 1662, 48; Petri, II, 342.
430. Glück to, ick schall jo pannen (pfänden). (Ostfries.) – Bueren, 495; Frommann, V, 428, 489.
431. Glück trägt das Unglück auf dem Rück'.
432. Glück und berliner Mädchen (Schleusserinnen) dienen nicht lange an einem Orte.
Die Czechen sagen: Das Glück wechselt gern das Nachtlager. (Reinsberg II, 102.)
433. Glück und Gelegenheit sich lieber aufwarten als befehlen.
434. Glück und Gesang dulden keinen Zwang.
435. Glück und Gewalt werden zusammen nicht alt.
Dän.: Somme have hælde, og somme have vælde. (Prov. dan., 267.)
436. Glück und Glas, wô bâle breket dat. – Schambach, 95.
437. Glück und Heil und übers Jahr ein Wiegenseil. (Schweiz.) – Kirchhofer, 199.
438. Glück und Recht sind der Wachenden. – Körte, 2233 u. 2753; Reinsberg II, 97.
439. Glück und Recht sind nicht immer beisammen.
Dän.: Det er ikke alt ret og gudretteligt, som har lykke og fremgeng. (Prov. dan., 401.)
440. Glück und Regenbogen sieht man nicht über dem eigenen Haus (Haupt), sondern nur über fremdem.
441. Glück und Reichthum tragen, ist die schwerste aller Plagen.
442. Glück und Schalen brechen allzumalen. – Parömiakon, 2906.
443. Glück und Segen (wünsch' ich) zur Eh', was will man meh'?
444. Glück und Sieg gehen um, wie die Wacht. – Reinsberg II, 102.
445. Glück und Unglück kehren über Nacht ein.
Ung.: Jövő s' menő vendég a szerencse. (Gaal, 743.)
446. Glück und Unglück kommen nicht allein.
D.h. ein Glück pflegt ein anderes mitzubringen, ein Unglück ein zweites nach sich zu ziehen.
Frz.: Quant une fortune vient ne vient seule. (Leroux, II, 287.)
447. Glück und Unglück lieben keine geraden Wege.
Lat.: Fortuna immoderata in bono aequa atque in malo.
448. Glück und Unglück sind zwei Eimer am Galgbrunnen. – Eiselein, 242; Simrock, 3726; Braun, I, 861.
Frz.: Prospérité est soeur d'aversité. (Leroux, II, 286.)
Holl.: Voorspoed en tegenspoed doen zich bij beurten op. (Harrebomée, I, 405.)
449. Glück und Unglück stehen in beständiger Wage.
450. Glück und Unglück tragen einander Huckepack (auf dem Rücken). – Eiselein, 242; Simrock, 3727; Sailer, 213; Körte, 2222; Braun, I, 862.
Frz.: Cent ans bannière et cent ans civière. (Gaal, 746.)
Lat.: Hoc est consuetum, comitantur tristia laetum. – Risus habet fletum, nectarque molestat acetum. (Binder II, 2973.)
451. Glück und Unglück tragen selbst einander mit Behagen. – Gaal, 746.
452. Glück und Unglück wohnen auf Einem Hofe (unter Einem Dache).
Dän.: Lykke og ulykke boe under et tag. (Prov. dan., 400.)
453. Glück und Verstand gehen nicht Hand in Hand.
Böhm.: Kde jest štĕstí, nebyva rozumu. – Zřídka se scházejí štĕstí a rozum. (Čelakovský, 151.)
Frz.: En fortune n'a point de raison. (Leroux, II, 218.)
Kroat.: Gde je srĕća, neje pameti. – Redko se izidú dobra srĕća i pamet. (Čelakovský, 151.)
454. Glück und vnglück halten einen steten Wechsel. – Petri, II, 342.
[1749] 455. Glück und Weiber haben Lust an Narren. – Körte, 2257; Simrock, 3753; Braun, I, 878.
456. Glück und Weiber hassen die Weisen. – Körte, 2257.
457. Glück und Weiber lieben die Jungen.
Dän.: Lykken er som en jomfrue, der elsker de unge og ei de gamle. (Prov. dan., 402.)
458. Glück vbertrifft Weissheit. – Henisch, 1662, 49; Petri, II, 342.
Die Neger in Surinam, welche an böse Zauberkräfte glauben, sagen: Glück überwindet den Zauber. (Reinsberg II, 96.)
459. Glück vnd ehr haben neyd zu geferten. – Lehmann, 545, 13; Sailer, 176.
460. Glück vnd Ehr ist nicht ohn neider. – Henisch, 1662, 50; Gruter, I, 44; Petri, II, 342.
461. Glück vnd Glas, wie bald wird eine Jungfrau zu – was! – Abraham a Sancta Clara.
462. Glück vnd Glass wie offt bricht das! – Lehmann, 346, 69; Henisch, 1662, 52; Petri, II, 342; Hermann, III, 6; Erklärung, 6; Pistor., VIII, 93; Hollenberg, I, 38; Bücking, 125 u. 364; Müller, 25, 1; Parömiakon, 592 u. 836; Mayer, I, 198; Körte, 2250; Eiselein, 244; Braun, I, 873; Sailer, 211; Kirchhofer, 153; Simrock, 3734; Lohrengel, I, 326; Curtze, 343, 368.
Die Osmanen sagen: Das Glück ist von Glas, blinkt es am hellsten, springt es am schnellsten. (Schlechta, 137.)
Dän.: Lykke og glas gaaer snart i kras. – Lykken er af glar, hun brister naar hun skinner klar. (Prov. dan., 400 u. 402.)
Holl.: De voorspoed is als glas, dat, hoe helderder het is, en hoe meer het blinkt, deste brozer is. (Harrebomée, II, 405.) – Geluk en glas breekt even ras. (Harrebomée, I, 226; Bohn I, 319.)
Lat.: Fortuna vitrea est, quum splendet, frangitur. (Publ. Syr.) (Binder I, 588; II, 1192; Fischer, 95, 61; Philippi, I, 162; Gaal, 744; Schonheim, F, 18; Seybold, 193.)
Ung.: Sikos sarka vagyon a szerenscének. (Gaal, 744.)
463. Glück vnd gras, wie offt wächst das! – Lehmann, 346, 69; Körte, 2251; Simrock, 3735.
464. Glück vnd guten Tagen ist niemand starck genug. – Zeytbuch, CXLIIb.
465. Glück vnd Haar wächsst alle Jahr. – Henisch, 1662, 51; Petri, II, 342.
466. Glück vnd Heyl ist dess neidthardts speiss. – Franck, I, 57b; Egenolff, 326a; Henisch, 1664, 53; Gruter, I, 44; Petri, II, 342; Lehmann, II, 230, 138; Körte, 2267; Simrock, 3809.
467. Glück vnd Kunst ist dess Artzten bestes. – Petri, II, 342.
468. Glück vnd Reichthumb mag niemand ertragen. – Henisch, 1662, 30.
469. Glück vnd vnglück bringt manigfalt ein ander gestalt. – Henisch, 1662, 55; Petri, II, 342.
470. Glück vnd vnglück, Frewd vnnd Betrübnuss wöllen beyeinander seyn. – Lehmann, II, 230, 139; Henisch, 1662, 61; Petri, II, 342.
471. Glück vnd vnglück führen einen wanckelbaren streit. – Henisch, 1667, 57; Petri, II, 342.
Lat.: Tempora passiva fugiunt, redeuntque dativa. (Sutor, 269.)
472. Glück vnd vnglück ist alle morgen jedermanns Früestück. – Henisch, 1662, 57; Petri, II, 342; Sailer, 213; Hertz, 68.
Dän.: Lykke og ulykke ere hver dags kost. (Prov. dan., 400.)
Frz.: En ce monde fortune et infortune abonde. (Bovill, III, 99; Leroux, II, 218.) – Il n'y a qu'heur et malheur. (Cahier, 47.)
Lat.: Nihil in mundo quam fortunium aut infortunium. (Bovill, III, 99.)
473. Glück vnd vnglück ist nah bey einander. – Henisch, 1667, 66.
Dän.: Lykke og ulykke have en smal grændse. (Prov. dan., 400.)
It.: Il male va dietro al bene, e il bene dietro al male. (Gaal, 745; Pazzaglia, 207, 3.)
474. Glück vnd vnglück seind nahe nachbauern, es trägt eines das ander aufm rucken. – Lehmann, 344, 39.
Dän.: Lykke og ulykke ere som jungen i brønden; drager man een op, saa gaaer den anden ned. – Lykke og ulykke ere næste naboer, den eene baer den anden paa ryggen. (Prov. dan., 400.)
Lat.: Praesente fortuna pejor est futuri metus. (Quinctilian.) (Binder II, 2636.)
[1750] 475. Glück vnd vnglück seind zwen Nachbarn vnd nicht weit von einander. – Henisch, 1662, 59; Lehmann, II, 237, 66; Petri, II, 342; Simrock, 3728.
Böhm.: Štĕstí a nestĕstí sousedy sobĕ jsou. (Čelakovský, 150.)
Holl.: Geluk en ongeluk, gelijk zijne geburen. (Harrebomée, I, 226.)
Lat.: Mala sunt vicina bonis. (Seybold, 293.)
476. Glück vnd vnglück sindt wie zwen Eimer im Brunnen, zieht man einen uff, so sinckt der ander ab. – Lehmann, 346, 72.
477. Glück vnd Vnglück steht nah beysammen. – Eyering, II, 675.
Lat.: Sunt bona mixta malis, sunt mala mixta bonis. (Seybold, 588.)
478. Glück vnd vnglück tregt eines das ander auff dem Rucken. – Lehmann, 230, 140; Henisch, 1662, 63; Petri, II, 342.
Lat.: En modo vadit eques, qui solet ire pedes. (Sutor, 168.)
479. Glück vnd vnglück wandern auff einem Steg. – Henisch, 1662, 65; Petri, II, 342; Sailer, 213; Körte, 2222; Simrock, 3775; Braun, I, 856.
Böhm.: Štĕstí s neštĕstím ob jeden dvůr žive. (Čelakovský, 150.)
Frz.: Le mal suit le bien et le bien suit le mal. (Gaal, 745.)
Lat.: Sunt mala mixta bonis, sunt bona mixta malis.
480. Glück vnd Weiber haben jhre Lust an Narren. – Lehmann, 345, 57; Eiselein, 243.
Lat.: Fortuna favet fatuis.
481. Glück vnnd vnglück sind zween Nachpawren. – Gruter, III, 44; Schottel, 1119b; Sailer, 213; Reinsberg II, 93.
482. Glück, Weib und Wind ändern sich geschwind.
Port.: Vento e ventura, pouco dura. (Bohn I, 295.)
Span.: Muger, viento y ventura, presto se muda. – Viento y ventura poco dura. (Bohn I, 233 u. 261.)
483. Glück, wenn Gott wil, er weiss mass vnd ziel. – Petri, II, 343.
484. Glück will Wîl (Weil) hem (haben). (Rendsburg.)
485. Glückes Gunst ist keine Kunst.
486. Glücks kan sich niemandt erweren. – Franck, I, 65a; Körte, 2252; Körte2, 2734; Simrock, 3767.
487. Gross glück blendet die Menschen. – Henisch, 1658, 33; Petri, II, 357.
488. Gross Glück bricht bald 's Genick.
It.: Mondana felicità quanto più è grande più presto sene và. (Pazzaglia, 127, 6.)
Ung.: Mennél nagyobb a szerencse, annal kevesebbet hidgy néki. (Gaal.)
489. Gross Glück bringt Unglück mit.
Lat.: Infelix nimis est propietate sua homo. (Sutor, 272.)
490. Gross Glück, eitel knecht. – Petri, II, 357; Henisch, 868, 16.
491. Gross Glück erfordert starke Schultern.
Böhm.: Přílišne štĕstí více tíží nežli tĕši. (Čelakovský, 152.)
Poln.: Zbyteczne szczęście więcej ocięzy, niż ucieszy. (Čelakovský, 152.)
492. Gross Glück, gross Sorge.
Frz.: Une grande fortune est une grande servitude. (Valenti, 18.)
Lat.: Nimium ne fide sereno. (Sutor, 270.)
494. Gross Glück, grosse Gefahr. – Schottel, 1123b; Sailer, 210; Reinsberg II, 101; Simrock, 3738; Sutor, 279.
495. Gross glück helt nicht lang farb. – Henisch, 1658, 34; Lehmann, 808, 7; Simrock, 3748; Seiler, 211; Gaal, 756.
Dän.: Hogærdig lykke stod aldrig paa faste been. (Prov. dan., 494.)
Lat.: Brevis est magni fortuna favoris. (Binder I, 145; II, 377; Buchler, 46; Philippi, I, 66.)
496. Gross glück ist der gröst Feindt. – Lehmann, 346, 70.
Die Czechen sagen: Zu grosses Glück ist reines Unglück. Die Italiener: Die Menschen haben keinen schlimmern Feind als das zu grosse Glück. Die Polen: Zu gross Glück beschwert mehr als es erfreut. Die Holländer meinen daher, im grössten Glück brauche man den meisten Rath. (Reinsberg II, 101.)
497. Gross Glück kann nicht jeder tragen.
498. Gross Glück kann ohne Furcht nicht leben.
499. Gross Glück lacht über kleinen Neid.
Die Russen: Wer gross Glück hat, kann kleinen Neid tragen. (Altmann VI, 425.)
500. Gross Glück nimmt den Verstand.
[1751] 501. Gross Glück und Frömmigkeit (Tugend) wachsen nicht in Einem Garten.
It.: Colla prosperità raramente si lega la probità. (Pazzaglia, 298, 3.)
502. Gross Glück und Verstand kommen selten zusammen.
503. Gross glück, wenig vrlaub. – Franck, I, 117a; Lehmann, II, 232, 172; Körte, 2263.
504. Grossem Glück fehlt es oft an Segen vnd gedeyen. – Petri, II, 360.
505. Grossem Glück ist nicht zu trauen.
Die Russen: Dem Glücke traue nicht und vor dem Unglücklichen verschliesse die Thür nicht. (Reinsberg II, 100.)
It.: La fortuna degl' huomini grandi e nel male, e nel ben està appesa ad un leggierissimo filo di paglia. (Pazzaglia, 138, 12.)
Lat.: Maximae cuique fortunae minime credendum. (Gaal, 755.)
506. Grosses Glück geht bald in Stück.
Dän.: Skinnende lykke gaaer snart i stykker. (Prov. dan., 400.)
507. Grosses Glück, grosse Misgunst.
It.: Crescendo i favori, crescono i dolori. (Gaal, 759.)
508. Grosses Glück kann nicht jeder ertragen.
Frz.: A grande fortune grand coeur. (Gaal, 764.)
509. Gut glück gebiret Narren. – Henisch, 1658, 48; Petri, II, 367; Sailer, 211; Körte, 2255.
510. Gut glück geliebt (bleibt) dem Narren. – Gruter, III, 46; Lehmann, II, 239, 99; Simrock, 3751.
511. Gut Glück ist nicht gut zu behalten.
512. Gut glück ist nymmer on dück. – Franck, I, 56a; Egenolff, 324b; Henisch, 1658, 36; Gruter, III, 46; Petri, II, 357; Lehmann, II, 239, 100; Schottel, 1126a; Körte, 2224; Körte2, 2742; Kirchhofer, 155.
513. Gut glück muss mann regieren, das böss überwinden. – Egenolff, 327a; Henisch, 1658, 50; Petri, II, 367; Schottel, 1123a.
514. Gut glück ohne mangel ist nimmer ohne Angel. – Gruter, III, 46; Lehmann, II, 239, 101; Körte, 2226 u. 2745.
Engl.: Wherever a man dwells, he shall be sure to have a thornbush near his door.
515. Gutes Glück bringt stolze Blick. – Parömiakon, 1969.
516. Hast du Glück, so trägt dir Birnen der Fälber und der Ochs gebiert dir Kälber.
517. Hastus glück, so kalbet dir ein ochs. – Franck, I, 76b.
518. Hat das Glück den Esel bekränzt, so wird er von jedem bereverenzt.
519. Hat dich das Glück zum Esel gemacht, so bleib ein Esel on verdacht. – Pauli, Postilla, II, 317a.
520. Hat dir das Glück wohl gewollt, so halt' es in Ehren.
521. Hat einer oft nicht Glück und Gunst, so hilft ihm weder Rede noch Kunst.
522. Hätt' ich Glück und guten Wind, wollt ich im Hut über den Rhein fahren.
Lat.: Quisquis secundo navigarit numine, is vel saligno navigarit vimine. – Virgultea scaphula Aegaeum transmittere. (Philippi, II, 253.)
523. Hett ich glück vnd guten Wind, so füre ich auch wol in eim schüsselkorb vber Rheyn. – Franck, II, 102a u. 117b; Tappius, 156b u. 186a; Gruter, I, 48; Henisch, 1663, 16; Petri, II, 378; Eyering, III, 16; Sailer, 118; Simrock, 3761.
524. Heut glück, morgen vnglück. – Henisch, 1663, 20.
525. Heut in Glück vnd Sicherheit, morgen in aller Noth vnd fehrligkeit. – Petri, II, 380.
526. Ich wart des glücks, hilff Gott vnd schicks. – Henisch, 1710, 39; Gruter, III, 52; Lehmann, II, 281, 10; Petri, II, 398; Simrock, 3806; Körte, 2217.
527. Ich will mein Glück machen, sagte Klaus und kroch am Hofe herum.
Mittelmässig und kriechend, so einer macht Glück (»Médiocre et rampant, et l'on arrive à tout«), heisst es in Figaro's Hochzeit (III, 7) von Beaumarchais.
528. Ik hewwe Glück, hadde de Kahlkopp segt, doa hadde en Kamm funnen.
[1752] 529. Im Glück Erheb dich nicht, im Unglück verzaget auch nicht; denn Gott ist der Mahn, der Glück und Unglück wenden kann.
Auf einem Glasbecher des Grafen Eugen Braida in Brünn. Auch als Inschrift an einem Hause in Franken. (Hertz, 12.)
Dän.: Vær from sagtmodig i medgang, rfymodig og forsynlig i modgang. (Prov. dan., 559.)
Holl.: In geluk voorzigtigheid, in ongeluk geduld. (Harrebomée, I, 227.)
Lat.: Si fortuna juvat, caveto tolli; si fortuna tonat, caveto mergi. (Ausonius.) (Philippi, II, 184; Seybold, 560.)
530. Im Glück erhebe dich nicht. – Hollenberg, III, 20.
Dän.: Lykke og maadelighed er sielden sammen. (Prov. dan., 400.)
531. Im Glück ist zusehen gut.
Holl.: In voorspoed zie toe. (Harrebomée, II, 405.)
532. Im Glück kennst du dich nicht, im Unglück kennt man dich nicht. – Preuss. Volksfreund (Berlin 1845), 10. Jahrg.
Span.: Con el favor, no te conocerás; sin el, no te conocerán. (Cahier, 3424.)
533. Im Glück muss man ans Unglück denken (oder: das Unglück fürchten).
Holl.: Denk in voorspoed op tegenspoed en in tegenspoed op voorspoed. (Harrebomée, II, 405; Bohn I, 330.)
534. Im Glück muss man das Schlimmste fürchten und im Unglück das Beste hoffen. – Eiselein, 244.
Engl.: In prosperity fear the worst, in adversity hope the best. (Eiselein, 244; Gaal, 765.)
Lat.: Cum fortuna premit, meliora sequentia spera, cum fortuna favet, deteriora time. – Sperat infestis, metuit secundis alteram sortem bene praeperatum pectus. (Gaal, 765.)
535. Im Glück sei nicht vermessen, im Unglück nicht verzagt!
Böhm.: Št'asten jsa se nevypínej, ale na boha vzpomínej. – V šteští nedoufej, v nešteští nezoufej. (Čelakovský, 100 u. 157.)
Dän.: Lee ikke naar lykken gaaer dig i tieneste, græd ikke heller naar den tager afskeed. (Prov. dan., 402.)
Frz.: Ne sois fier en prospérité, ni confus en adversité. (Kritzinger, 569b.)
Holl.: In geluk voorzigtigheid, in ongeluk geduld. (Bohn I, 329.)
Illyr.: Nemoj se oholiti, kad si srićan. (Čelakovský, 100.)
536. Im glück sind wir all gedultig. – Franck, I, 14a; Lehmann, II, 278, 42; Simrock, 3152; Mayer, I, 142; Körte, 2265; Sailer, 165.
In guter Zeit sind alle wacker, sagt man in Venetien. (Reinsberg IV, 97.)
Dän.: Det er ingen kunst at være taalmodig i medgang. (Prov. dan., 541.)
537. Im Glück sind wir gute Christen. – Chemnitius, I, 413.
538. Im Glück vergisst man die Heiligen.
It.: Nella prosperità non fumano gli altari. (Bohn I, 111.)
Span.: La buena vida padre y madre olvida. (Bohn I, 225.)
539. Im Glück versieh dich aufs (des) Unglück(s). – Kirchhofer, 156.
Böhm.: Štĕstí předchůdce neštĕstí. (Čelakovský, 154.)
It.: Nelle prosperità, temer si devono le avversità. (Pazzaglia, 298, 1; Gaal, 758.)
Lat.: Rebus tranquillis, metuas adversa sub illis. (Gaal, 758.)
540. Ist dir ein Glück beschert, so gaukelt es querfeldein. – Simrock, 3724; Sailer, 212.
541. J grösser glück, j mehr dück. – Gruter, I, 49; Franck, I, 26a; Petri, II, 391; Körte, 2225; Reinsberg II, 100.
It.: Non hanno gli uomini il maggior nemico, che la troppa prosperità.
542. Je ehe das glück ein Schalck erleucht, je ehe es wider vnterkreucht. – Petri, II, 390.
543. Je grösser das glück ist, desto grösser ist auch die vnsicherheit. – Henisch, 1658, 37; Petri, II, 391.
Böhm.: Čím vĕtší štĕstí, tím ménĕ mu vĕřiž. (Čelakovský, 152.)
Dän.: Jo meere lykken den føyer dig, jo mindre du hovmod dig. (Prov. dan., 403.)
544. Je grösser Glück, je grösser Neid. – Petri, II, 391.
Dän.: Jo bedre velstand, jo fleere misundere. (Prov. dan., 401.)
Lat.: Summa petit livor, perflant altissima venti. (Ovid.) (Seybold, 586.)
545. Je grösser Glück, je schwächer Brück'.
[1753] 546. Je höher glück, je minder sicherheit. – Henisch, 1658, 54; Lehmann, II, 276, 8; Petri, II, 392; Frischbier, 4344.
Dän.: Jo større lykke, jo mindre sikkerhed. – Naar lykken er best, maa man sig frygte meest. (Prov. dan., 401.)
547. Je mehr Glück einer hat, je mehr will er haben.
Frz.: De sa fortune nul n'est content. (Bovill, II, 204.)
Lat.: Fortuna sat est nemini sua. (Bovill, II, 204.)
548. Jeder hasst sein eigen Glück und wirft auf fremdes seinen Blick. – Seybold, 583.
549. Jeder hat Glück nach seinem Schick.
Lat.: Fortunam sui cuique mores fingunt. (Corn. Nep.) (Schonheim, F, 15; Seybold, 191 u. 585.)
550. Jeder hat Glück, nachdem er ist.
551. Jeder ist seines Glückes Schmied. – Körte, 2241 u. 2762: Simrock, 3784; Müller, 34, 9; Günther, 1; Braun, I, 874; Lohrengel, I, 400; Demokritos, III, 54.
Das Glück ist dessen, der es sich macht, sagen die Venetier. (Reinsberg II, 99.)
Dän.: Hver er aarsag til sin lykke. – Hver er smed til sin egen lykke. (Prov. dan., 5 u. 5401.)
Engl.: Every man is the founder of his own fortune. (Gaal, 741.)
Frz.: Chacun est l'artisan de sa fortune. (Lendroy, 773; Kritzinger, 39a; Starschedel, 137; Gaal, 741; Cahier, 749.) – Chacun est le fils de ses oeuvres. – Le bonheur dépend presque toujours de soi. (Cahier, 239.) – Notre bien et notre mal ne tiennent guère qu'à nous. (Cahier, 215.)
Lat.: Fabrum quemque esse fortunae ajunt. (Sallust.) (Binder II, 1194.) Büchmann (142) führt das Sprichwort auf Sallust (ad Caesarem de republica ordinanda) zurück: »Appius ait, fabrum esse quemque fortunae suae«, und findet den Inhalt auch in den Worten des Cornelius Nepos (Atticus 11, 6): »Sui cuique mores fingunt fortunam.« (Binder II, 3233; Faselius, 244; Philippi, II, 204; Seybold, 585; Wiegand, 353.) – Fortunae faber est quilibet ipse suae. (Altdorf, 122; Binder I, 581; II, 1194; Gaal, 741.) – Suis fortuna cuique fingitur moribus.
Slow.: Však svoje sreče kovač.
552. Jedes Glück führt sein Unglück mit sich.
553. Kein glück das best. – Petri, II, 416.
Lat.: Servat multos fortuna nocentes. (Sutor, 272.)
554. Kein Glück falscher als Kriegsglück.
555. Kein glück ist allein. – Henisch, 1663, 42; Petri, II, 416.
556. Kein Glück leidet Vbermut. – Bassler Chronik, S. CCCLXXXII.
557. Kein glück ohn neid, ohn neid kein frewd. – Henisch, 1663, 43.
Dän.: Det er en ringe lykke som ikke haver ti misundere. (Prov. dan., 401.)
558. Kein Glück ohn' Zwick.
Holl.: Geen geluk zonder druk. (Harrebomée, I, 226.)
Lat.: Nulla tam bona est fortuna, de qua non possis queri. (Seybold, 3300.)
559. Kein Glück ohne Neid, kein Sieg ohne Streit.
Lat.: Nulla tam modesta felicitas est, quae malignitatis dentes vitare possit. (Seybold, 390.)
560. Kein glück ohne Tück. – Lehmann, II, 311, 15.
It.: Fortuna non si dà così seconda, che in se qualche amarezza non asconda. (Gaal, 760.)
561. Kein Glück ohne Unglück. – Kirchhofer, 156.
562. Kein Glück so gross, es hat unter dem Strohdach Platz.
563. Kein Glück so gross, es lässt zu wünschen.
564. Khain Glugk an (ohne) Neyd. – Stammbuch, 1568.
Böhm.: Není štĕstí bez závisti. (Čelakovský, 108.)
565. Klein glück das best. – Franck, II, 144b; Henisch, 1658, 60; Gruter, I, 53; Simrock, 3813.
Dän.: Liden lykke er best. – Ond at have for meget eller for lidet. (Prov. dan., 400.)
Lat.: Fortuna miserrima tuta est. (Ovid.) (Binder I, 583; II, 1188; Kruse, 343.)
566. Klein Glück macht grosse Narren.
Auch russisch Altmann VI, 411.
567. Kommt das Glück als Gaul, dann sei zum Reiten nicht zu faul.
Die Russen sagen: Dann wisse ihn wol zu zähmen. (Altmann, VI, 457.) Und: Wo das Glück wie Caviar ist, da schneid' ab, Väterchen. (Altmann V, 84.)
568. Kompt einmal glück, es kommen fünff Sturmwinde darnach. – Henisch, 1663, 45; Petri, II, 424; Simrock, 3723; Sailer, 212.
569. Kompt glück, so ists gut, kompts nicht, so ist aber gut. – Petri, II, 426.
[1754] 570. Kompt glück, so nimbs mit Demuth an, jetzt ist es da, bald läuffs darvon. – Gruter, III, 60; Lehmann, II, 323, 89.
571. Komts glück von Gott, so gehets von statt, was man that. – Lehmann, 346, 68.
572. Langes Glück ist der schlimmste Feind.
It.: Non hanno gli uomini il maggior nemico che la troppo grande prosperità. (Cahier, 3071.)
573. Langsam Glück ist das beste.
Wer durch Betrug, Spiel u.s.w. schnell reich werden will, ist auf falschem Wege.
Böhm.: Nech štĕstí jíti svou vahou. (Čelakovský, 153.)
574. Lass dich das Glück nicht betriegen, es kan waltzen, schwimmen vnd fliegen. – Henisch, 1663, 42; Petri, II, 432.
Um vor falschem Glück zu warnen, sagen die Russen: Wenn das Glück wie eine Hure zu dir kommt, so küsse es nicht. (Altmann VI, 431.)
575. Lock an Uenlock kem ogh emsk. (Nordfries.) – Johansen, 82.
Glück und Unglück kommen nicht zu gleicher Zeit (gleichzeitig).
576. Man darf das Glück wol wie eine Gans rupfen, man muss ihm aber nicht wie einem Geier den Hals umdrehen. – Altmann VI, 432.
577. Man darff dem glück nit arbeyten. – Franck, I, 103b; Henisch, 1663, 60; Lehmann, II, 401, 5.
578. Man hat Glück, danach man thut.
579. Man kennt das Glück nicht, wenn man drin geboren; man kennt es erst, wenn man's verloren.
580. Man muss das Glück am Schopf nehmen (bei den Haaren fassen). (Rottenburg.)
Bei der Mütze kriegen, sagen die Venetier. (Reinsberg II, 98.)
581. Man muss das Glück fassen, wenn's kommt.
Die Russen: Man muss nicht den Bescheidenen spielen, wenn das Glück kommt. (Altmann VI, 505.)
Dän.: Lykken skal tages dristig imod og ei frygte. (Prov. dan., 403.)
582. Man muss das Glück suchen.
583. Man muss dem Glück danken, wenn's grüsst, sagte Hans, da fing er ein altes Lotterielos, das der Wind auf der Strasse trieb.
Holl.: Het geluk is de wereld nog niet uit, zei de food, toen hij iemand acht stuivers en een vrijbriefje uit de loterij t' huis bragt. (Harrebomée, I, 226.)
584. Man muss dem Glück ein Pförtchen öffnen. – Simrock, 3775.
Aber ihm, wie die Letten bemerken, keinen Stein vor die Thür legen. (Reinsberg II, 98.)
585. Man muss dem Glück immer ein Fenster offen lassen.
586. Man muss dem Glück unter die Augen gehen. – Sutor, 273.
Lat.: Fortuna fortes metuit, ignavos premit.
587. Man muss dem glück vnter Augen gehn vnd vil anfahen, biss man verdirbt oder reich wird. – Henisch, 1663, 63; Petri, II, 459.
588. Man muss des Glücks vnnd zeit erwarten. – Eyering, III, 199.
589. Man muss im Glück nicht übermüthig werden.
Böhm.: Ménĕ mysli o sobĕ, když štĕstí obráceno k tobĕ. (Čelakovský, 151.)
Poln.: Mniéj trzymaj o sobie, gdy szczęście po tobie (Čelakovský, 151.)
590. Man muss mit dem Glück zufrieden sein, was man hat.
Lat.: Fortunam praesentem boni consule. (Schonheim, F, 16; Seybold, 192.)
591. Man muss sein Glück nicht nach fremder Elle messen. – Körte, 2249.
592. Man sihet einem jeden sein glück an. – Henisch, 1663, 66.
593. Man sol das glück nit zu hoch versuchen. – Franck, I, 28b.
Die Russen: Nothzüchtige das Glück nicht, wenn es nicht in deinem Bette liegt. (Altmann VI, 499.)
594. Man soll das glück nicht auss der Hand geben. – Henisch, 1663, 67; Petri, II, 464.
595. Mancher hat mehr Glück als Recht. – Pistor., VII, 2.
[1755] 596. Mancher hat mehr glück zu hauss als drauss, mancher mehr drauss als zu hauss. – Lehmann, 112, 11.
597. Mancher sucht sein Glück in der Ferne, das er ganz in der Nähe hätte. – Schöppner, Sagenbuch, I, 146.
Holl.: Het is eene zonderlinge zaak in deze wereld, men laat het geluk liggen, om het vermaak na te jagen. (Harrebomée, I, 227.)
598. Mancher, wenn er das Glück vorn hinausjagt, kommt's zur Hinterthür wieder herein.
Dän.: Man jager lykken for ud af huuset, og hun løber bag ind. (Prov. dan., 403.)
599. Manches Glück thut kein Gut. – Parömiakon, 2707.
600. Mässiges Glück währt am längsten.
Auf ausserordentliche Glücksfälle folgt nicht selten ein Unglücksfall.
Lat.: Infima spreta jacent; fortunae obnoxia summa, quae medio sita sunt, firma manere solent. (Gaal, 754.)
601. Mein Glück ist in Gottes Händen, wie er's will, so kann er's wenden. – Parömiakon, 2244.
602. Miss dein Glück nicht nach fremder Elle. – Simrock, 3812.
603. Mit dem Glück kämpfen, ist ein grosser (schwerer) Kampf. – Schottel, 1122b; Gaal, 771.
Dän.: Det er ondt at stride mod lykken. (Prov. dan., 403.)
Lat.: Pugnare cum Diis cumque fortuna grave est. (Gaal, 771.)
604. Mit Glück ist besser spielen als mit Verstand.
Frz.: Chance vaut mieux que bien jouer. (Gaal, 747.)
605. Mit Glück kommt man weiter als mit Geschick. – Lohrengel, I, 520.
Engl.: Good luck reaches farther than long arms. (Bohn II, 364.)
Holl.: Geluk en een halve penning, al geld en wijsheid genoeg in de wereld. (Harrebomée, I, 226.)
606. Mittel glück (ist) das best. – Franck, I, 57b; Lehmann, II, 406, 93.
Böhm.: Prostřední štĕstí nejlepší. (Čelakovský, 153.)
Dän.: Maadelig lykke og lad derhos, er det beste gods. (Prov. dan., 400.)
607. Nach Glück aussehen (schauen) heisst nach Unglück gehen.
608. Nach grossem glück folgt gross vnglück. – Henisch, 1658, 39; Petri, II, 487.
Die Russen: Ein Glückswind zieht oft einen Unglückssturm nach sich. (Altmann VI, 485.)
609. Neben Glück und Ehr' geht der Neid einher.
610. Nicht allzeit wehret dess glückes tratz, denn Tugend doch behellt den platz. – Henisch, 1664, 5.
611. Nicht jeder der Glück hat, ist auch glücklich.
Frz.: Qui dit fortune, ne dit pas félicité. (Cahier, 750.)
612. Nicht jeder findet das Glück, der es sucht.
613. Niemand ist mit seinem Glück zufrieden.
Lat.: Suae quemque fortunae maxime poenitet. (Cicero.) (Philippi, II, 203; Seybold, 583.)
614. Niemand kan eines andern glück zucken, wenden oder fürkommen. – Henisch, 1664, 12.
615. Niemand kann sein Glück recht tragen. – Lehmann, II, 427, 101.
616. Niemand soll sich seins glücks überheben. – Henisch, 1664, 14 u. 20.
Holl.: Niemand heeft zijn geluk in de hand. (Harrebomée, I, 227.)
617. Niemand verhuret das Glück, nur lützel Ehre. – Eiselein, 244.
618. Nimm für gut, wie's Glück dir thut. – Körte, 2236.
619. Ohne Glück geht alles Fuhrwerk zurück.
Auf Sicilien behauptet man, dass man ohne Glück sogar nicht Eier sieden könne.
Engl.: Fortune is all in the business. (Gaal, 748.)
Holl.: Zonder geluk vaart niemand wel. (Harrebomée, I, 237.)
620. Schlecht Glück, schlechter Glaube (Credit). – Körte, 2264.
Holl.: Kwaad geluk maakt kwaad geloof. (Harrebomée, I, 227.)
621. Schlüg er das glück vornen auss, es lieff hinden wider hinein. – Franck, II, 60b.
622. Schnell glück, schnell vnfall. – Henisch, 1659, 7; Petri, II, 531; Simrock, 3722; Sailer, 211.
623. Schnelles Glück hält schnelle Fahrten. – Eiselein, 243.
[1756] 624. So lange das Glück am Tische sitzt, sitzen auch die Freunde.
625. So sich das glück wendt, wenden sich die freund. – Pauli, Schimpf, LXXb.
626. Soll das Glück nicht von dir weichen, so freie deinesgleichen.
627. Steigt das Glück zum Narren nieder, so ist's geschehen um Kopf und Glieder.
Die Russen: Fährt das Glück dem Narren ins Bein, so bekommt er 's Zipperlein. (Altmann VI, 479.)
628. Stilles Glück verfolgt kein Neid.
Böhm.: Požívej štĕstí svého v tichosti nebudĕ závist'. (Čelakovský, 161.)
629. 'T Gluck is 'n Vagel, de 'n fangt, de 'n het. (Stadland.) – Firmenich, III, 24, 21.
630. Täglich vnglück ist leicht zu tragen. – Henisch, 1659, 12.
D.h. hier Ungemach, das nur einen Tag anhält.
631. Urgäch schlägt's Glück ein. (Oberösterreich.)
Die Russen: Vor dem Glück ist keiner sicher. (Altmann VI, 477.)
632. Verborgen Glück das beste.
Dän.: Lad ei hver vide din lykke, at du ei skal hades. (Prov. dan., 400.)
633. Verliert sich das Glück, so bleiben die Freunde zurück.
634. Verzeihe dem glück sein torheyt. – Franck, I, 51a.
635. Viel Glück, viel Neider. – Binder II, 944.
Lat.: Eminentis fortunae comes invidia. (Vellejus.) (Binder II, 944.)
636. Viel Glück vnd sanfft gewonnen Gut, macht manchem Mann einen tummen Muth. – Petri, II, 572.
637. Viele suchen das Glück, aber nur wenige finden es.
Die Russen: Nicht jeder findet das Glück, der es sucht. (Altmann V, 109.)
638. Wann das Glück am höchsten ist, so versehe dich dess falls. – Franck, I, 148b; Henisch, 1664, 40; Gruter, I, 71; Petri, II, 630.
Böhm.: Štĕstí když chřestí, tut' třeští, boj se neštĕstí. (Čelakovský, 152.)
639. Wann das glück (wol) wil den man, so gilts gleich, wz er kan. – Franck, II, 153b; Henisch, 1664, 42; Gruter, I, 71; Simrock, 3760; Petri, II, 630.
640. Wann de Mann 'et Glück saüket, dann hält et swoar; men wann 'et Glück den Mann saüket, dann get et snoar. (Grafschaft Mark.) – Woeste, 68, 94.
641. Wann eim ein glück (oder Weib) beschert, so gaucklet es seltzsam vber Zwerchfeld herein. – Henisch, 1664, 46.
642. Wannt Glück reagent, heat hei siyn Näppken verkart up'm Puckel. (Büren.)
643. War ke Glick hat, bricht'n Finger in Orsch oa. (Franken.) – Frommann, VI, 168, 122.
644. Wär 's Glück eine Metz oder Hur', man verfolgte seine Spur.
Die Russen: Würde das Glück auch von den Kindern wie eine Hure verfolgt, niemand würde sich scheuen, es bei sich aufzunehmen. (Altmann VI, 454.)
645. Wart glücks mit gunst. – Henisch, 1664, 53.
646. Was das Glück beschert, ist schnell verzehrt.
Lat.: Quod fortuito evenit, instabile est. (Seneca.) (Binder II, 2877; Faselius, 221; Wiegand, 300.)
647. Was das Glück bringt, soll man nicht aussschlagen. – Gruter, III, 98; Lehmann, II, 864, 61.
It.: Chi ha buono in man, non rimescoli.
648. Was das Glück dir heute gab, fordert's morgen wieder ab. – Philippi, I, 224.
649. Was das glück in die höh hebt, das will es (nider-)werffen. – Franck, I, 26a; Henisch, 1664, 53; Eyering, III, 411, 443 u. 554; Körte, 2221.
650. Was das Glück zum Fenster hereinwirft, holt es zum Schornstein wieder heraus.
651. Was dass glück einem in sinn gibt, das gibts jhme auch in die Händt. – Lehmann, 342, 9.
652. Was soll ein glück, das liegt an einem strick. – Henisch, 1664, 57; Gruter, III, 100; Petri, II, 609; Lehmann, II, 866, 90; Körte, 2220.
Ein Gut, das man nicht gebrauchen kann und darf, hat keinen Werth.
[1757] 653. Was soll glück, das erstickt. – Henisch, 1664, 58; Lehmann, II, 836, 176; Körte, 2211.
654. Was soll glück vnd geld, das man nicht geniessen mag. – Henisch, 1664, 60; Petri, II, 609.
655. Was soll glück vnd gelt, dass man nicht braucht. – Henisch, 1664, 59; Petri, II, 609.
656. Wass ist Datz Glück, ain Aytel Sunnenblick.
Aus einer handschriftlichen Sammlung des Grafen Eugen Braida in Brünn.
657. Wecker Glück hebben sall, den kalvt en Oss. (Strelitz.) – Firmenich, III, 71, 54.
658. Wel1 't Glück an 'n Finger lickt2, de schall3 üm d' Hand henhollen4. (Jever.) – Firmenich, III, 13, 16.
1) Wem.
2) Leckt.
3) Soll.
4) Hinhalten.
659. Welch Glück, dass ich wenigstens den Schlüssel gerettet habe, sagte Klaus, als ihm das Haus mit allem verbrannt war.
Holl.: Wel beslagen, zei schipper Auke, het schip verloren, maar het hoosvat behouden. (Harrebomée, I, 362.)
660. Welchen das Glück zu wol helt, den bethöret's. – Luther's Tischreden, 442a.
661. Wem das Glück aufspielt, der tanzt mit Einem Bein.
662. Wem das Glück den Rücken kehrt, der mag an jedem Haar zweihundert Tugenden haben.
663. Wem das Glück die Hand beut, dem schlegts offt ein Fuss vnter. – Lehmann, 347, 86; Braun, I, 858; Eiselein, 243; Simrock, 3739; Reinsberg II, 99.
664. Wem das Glück die Hand bietet, der muss zugreifen.
Lat.: Praesentem fortunam boni consule. (Tappius, 123a.)
665. Wem das Glück die Karten gibt, der hat gut spielen.
Frz.: A beau gagner à qui la fortune rit. (Gaal, 751.)
666. Wem das Glück ein Bein stellt, den will es zu Fall bringen.
Auch russisch Altmann VI, 397.
667. Wem das Glück ein Finger reicht (weist), der soll jhme die Hand bieten. – Lehmann, 346, 67; Schottel, 1119b; Körte, 2232; Simrock, 3777; Braun, I, 860.
Engl.: When fortune knocks, be sure to open the door. (Körte, 2232.)
668. Wem das Glück einen Rock beschert, dem schneidet das Unglück einen Aermel ab.
669. Wem das Glück fehlt, dem fehlt auch der Glaube (Credit).
Holl.: Kwaad geluk maakt kwaad geloof. (Harrebomée, I, 227.)
670. Wem das Glück fehlt, der bedarf gutes Muthes.
Frz.: Il faut avoir le coeur haut, eût-on la fortune basse. (Cahier, 22.)
671. Wem das Glück fürspielt, der hat gut tantzen. – Petri, II, 622.
672. Wem das Glück goldene Eier legen will, der muss ihm bald ein Nest machen.
Die Russen: Kommt das Glück als goldmistender Gaul zu dir, dann führe ihn sogleich an die volle Krippe, damit er in deinen Stall hofire. (Altmann VI, 440.)
673. Wem das Glück heut pfeift, der will morgen wieder tanzen.
Lat.: Si bene nunc remigas, tunc pergis cum reliquis cras. (Sutor, 270.)
674. Wem das Glück Honig ums Maul streicht, den will's betrügen.
675. Wem das Glück Küchlein bäckt, den will es fassen und erdrücken.
676. Wem das Glück lächelt, vor dem bückt sich jedermann.
Lat.: Magnae fortunae comes adulatio. (Binder II, 1739.)
677. Wem das Glück lacht, der gewinnt im Traum.
678. Wem das Glück lacht, der hat gut haushalten.
Böhm.: Komu štĕstí slouží, o ničem ten netouží. (Čelakovský, 149.)
Dän.: Det er godt at raade naar lykken er med. (Bohn I, 360.)
679. Wem das Glück nicht stillhält, der holt's auch laufend nicht ein.
Böhm.: Čím vĕtší šelma (pes), tím vĕtší štĕstí. (Čelakovský, 153.)
[1758] 680. Wem das Glück nicht wohl will, dem mislingt alles.
Mhd.: Dem daz gelük nicht guotes gan, der muoss verliessen über nacht künges hort und kaisers macht. (Ring.) (Zingerle, 195.)
Frz.: Qui a faute d'heur (bonheur) vie lui surabonde. (Leroux, II, 289.)
Holl.: Het is al eens, wat men kan, als het geluk is tegen den man. (Harrebomée, I, 226.)
681. Wem das glück nicht wol wil, den tritts mit füessen. – Henisch, 1664, 55; Petri, II, 622.
682. Wem das Glück nicht wol will, der bricht wol ein bein auff ebener Erd. – Henisch, 1664, 56; Petri, II, 622; Sailer, 211.
Wem das Glück ungünstig, der wird vom Hunde gebissen und wenn er auf dem Kamel sitzt, sagen die Perser.
Holl.: Wien het geluk tegen is, die breekt wel en been op slechter aarde. (Harrebomée, I, 227.)
683. Wem das glück nicht wol wil, der gewint mit arbeiten nur sein Taglohn. – Lehmann, 40, 62.
684. Wem das glück nicht wol will, der wirdt baldt entrüstet oder trawrig. – Henisch, 1664, 58; Petri, II, 622.
685. Wem das Glück nichts gegeben, dem kann es auch nichts nehmen.
Dän.: Lykken tager intet fra den hun intet har givet. (Prov. dan., 404.)
686. Wem das glück pfeifft, der hat gut tantzen. – Henisch, 1664, 64; Schottel, 1196; Eiselein, 244; Simrock, 3804; Körte, 2281.
Böhm.: Komu štĕstí hude, den Ataman bude. (Čelakovský, 149.)
Dän.: Den er glad som løcken ved faris ath. – Det er godt at dandse naar lykken vil spille. (Prov. dan., 394 u. 404.)
Engl.: He dances well, to whom fortune pipes. (Gaal, 751.)
Frz.: Bien danse à qui fortune chante, encor plus bien qui mal deshante. (Leroux, II, 180.)
It.: Assai ben balla, a chi fortuna suona. (Pazzaglia, 26; Gaal, 751.)
Ung.: Jól tánczol, kinek hegedüsse a szerencse. (Gaal, 751.)
687. Wem das glück Pfeifft, der soll Tantzen. – Lehmann, 343, 16.
688. Wem das Glück Rosen reicht (streut), dem beut es auch Dornen.
Engl.: Fortune rarely brings good or evil singly. (Bohn II, 358.)
Lat.: Fortuna multis parcere in poenam solet. (Plinius.) (Seybold, 192.)
689. Wem das Glück schmeichelt, den will es fangen.
Engl.: Fortune sometimes favours those, whom she afterwards destroys. (Bohn II, 358.)
690. Wem das Glück spät kommt, bei dem bleibt es desto länger.
Später Ruhm, vorzüglicher und dauerhafter Ruhm.
691. Wem das Glück vorn (heut) reichet Wein, dem stellt es hinterrücks (morgen) ein Bein.
»Alle treibt ihr mit dem Glück euer Spiel und Possen; wenn es euch ein Beinchen stellt, seid ihr gleich verdrossen.« (W. Müller, 28.)
692. Wem das Glück wohl will, dem fehlt's an Vettern nicht.
Frz.: Salus nous doint et florins, que proutrouverons de cousins. (Leroux, I, 15.)
Holl.: Alst wael wil, so is hem goet te helpen. (Fallersleben, 27.)
Lat.: Dum bene vult, facile quis homo succurrere cuique. (Fallersleben, 27.)
693. Wem das Glück wohl will, dem greift jeder unter den Arm.
Böhm.: Komu štĕstí přeje, tomu snadno dobře raditi.
Dän.: Det er godt at raade naar lykken er med. (Bohn I, 360.)
694. Wem das Glück wohl will, dem kalbt ein Ochs. – Mayer, I, 198.
Den Glücklichen betet die Menge blindlings an, den Unglücklichen flieht sie wie die Pest. (Welt und Zeit, II, 75, 12.)
Dän.: Naar det skal være held, kælver tyren saa godt som koen. (Bohn I, 391.)
Holl.: Alst wael wil, so calft die os. (Tunn., 3, 2.)
Lat.: Dum bene vult, vitulat bos; sic gens undique famat. (Fallersleben, 32.)
695. Wem das Glück wohl will, dem wollen die Leute übel. – Körte, 2283; Sutor, 279.
Böhm.: Při kom štĕstí, při tom i lidé. (Čelakovský, 153.)
696. Wem das Glück wohl will, dem wollen die Leute und alle Welt wohl. – Schottel, 1128a.
[1759] 697. Wem das Glück wohl will, den zieht es beim Aermel.
Böhm.: Komu přeje štĕstí, pomůže mu na kůň vsésti. (Čelakovský, 149.)
Span.: A puñadas entran las buenas hadas. (Bohn I, 201.)
698. Wem das Glück wohl will, der gewinnt Goldstücke.
Böhm.: Komu štĕstí, tomu i losy. (Čelakovský, 149.)
699. Wem das Glück wohl will, der verliert einen Pfennig und findet einen Thaler.
Die Russen: Wer glücklich sein soll, der verliert den Kalk und findet den Marmor. (Altmann VI, 477.)
700. Wem das Glück wohl will, weiss niemand.
Die Russen in Moskau: Wer das Glück in seinen Hemdzipfel geknüpft hat, kann bis zum Herz der Zarin dringen. (Altmann V, 98.)
701. Wem das glück wol wil, den machts reich. – Henisch, 1664, 60; Petri, II, 622.
702. Wem das glück wol will, der hat gut spil. – Henisch, 1665, 1; Petri, II, 622.
Böhm.: K komu štĕstí jede, dobře se mu vede. (Čelakovský, 149.)
703. Wem das Glück wol will, der meint, er müesse nur auch von jhm selber vil halten. – Henisch, 1665, 2.
704. Wem das Glück zärtelt, dem will es eine Schlinge legen.
705. Wem das Glück zu grosse Bissen gibt, den will's ersticken.
Lat.: Maximae cuique fortunae minime credendum.
706. Wem das glück zu wol wil, den macht es zum narren. – Franck, I, 68a; II, 144b; Gruter, I, 77; Henisch, 1665, 4; Petri, II, 622; Schottel, 1125a; Eiselein, 245; Körte, 2223; Braun, I, 855; Kirchhofer, 156; Sailer, 211; Simrock, 3752.
Holl.: Wien het geluk te wel wil, maakt het tot een zot. (Harrebomée, I, 227.)
Lat.: Fortuna nimium, quem fovet, stultum facit. (Publ. Syr.) (Binder I, 586; II, 1189; Fischer, 95, 58; Eiselein, 243; Gaal, 761; Philippi, I, 161; Schonheim, F, 17; Sutor, 272; Seybold, 193.) – Stultitiam patiuntur opes. (Franck, I, 68a; Fischer, 95, 58.)
707. Wem das Glück zürnt, den nimmt es den Apfel vom Munde weg.
708. Wem das Glück zürnt, der verrenkt sich im Schlaf die Hüfte.
709. Wem d's Glück wil, däm chalbert d'r Schîdstock. (Bern.) – Zyro, 32.
710. Wem ist glück gont, der gehet mit der Braut zu Beth. – Henisch, 1665, 6; Petri, II, 623.
711. Wem ist vil glück vnd gut beschert, der ist daheim, wo er vmbfehrt. – Henisch, 1665, 10.
712. Wem 's Glück die Hand bietet, dem schlägt's gern ein Bein unter. – Körte, 2219.
713. Wem 's Glück wohl will, dem kälbert der Holzschlägel auf der Russdiele. (Schweiz.) – Kirchhofer, 156.
714. Wem 't Glück innen Ners will, den schad't kin Toknîpen. (Oldenburg.) – Goldschmidt, 157; Weserzeitung, 1497.
715. Wem 't Glück will, den kalwt 'n Oss. – Goldschmidt, 157.
716. Wem's Glick will, dem kälwert der Spalthammer uff der Kascht (Speicher). (Strasburg.) – Firmenich, II, 527.
717. Wems glück wol will, dem will niemand vbel. – Franck, II, 153b; Henisch, 1665, 9; Gruter, I, 77; Guttenstein, I, 111; Eiselein, 243; Simrock, 3764; Braun, I, 864; für Waldeck: Curtze, 323, 111.
Lat.: Felicibus cognatus est vel quilibet. – Felicitas multos habet amicos. (Eiselein, 243.)
718. Wen das Glück blent, der felt in sein wend. – Petri, II, 626; Henisch, 415, 46; Körte, 2220.
719. Wen das Glück ehrt, der soll es wieder ehren.
Lat.: Fortunam reverenter habe, quicunque repente Dives ab exili progediere loco. (Ausonius.) (Binder I, 584; II, 1195; Fischer, 97, 63; Gaal, 756; Kruse, 344; Philippi, I, 161; Seybold, 162.)
720. Wen das Glück erheben will, dem reicht jeder die Hand.
Aehnlich die Russen Altmann VI, 459.
[1760] 721. Wen das glück erhebt, den stürtzt es wider zu Boden. – Lehmann, 344, 34; Mayer, I, 198.
722. Wen das glück erhebt, den will es stürtzen (werfen). – Lehmann, 344, 33; Petri, II, 587; Simrock, 3743.
723. Wen das Glück erhoben, der soll's auch loben.
D.h. recht würdigen, verständig benutzen.
724. Wen das Glück hebt auss der nider, den stürtzt es plötzlich wider. – Petri, II, 626.
725. Wen das Glück heut beträufelt, den beregnet es morgen.
Die Russen: Wem das Glück einmal in Tropfen geregnet hat, dem regnet es bald in Strömen. (Altmann VI, 485.)
726. Wen das Glück hoch hinaufführt, den will es tief stürzen.
Aehnlich sagen die Russen: Wer dem Glück zu hoch nachfliegt, kann leicht in die Tiefe fallen. Und: Wenn das Glück den Narren hebt, so will es ihn hängen. Die Polen: Wem das Glück schmeichelt, den verräth es gern. Und die Serben: Je grösser das Glück, um so weniger traue ihm. (Reinsberg II, 85 u. 100.)
727. Wen das Glück nach Rom bringt, den bringt's auch nach Jerusalem.
Die Russen: Wer mit Glück nach Sibirien gelangt, wird mit Glück auch wieder nach Moskau gelangen. (Altmann VI, 395.)
728. Wen das Glück nicht stolz und das Uebel nicht zage macht, der taugt wol zum Regieren.
729. Wen das Glück reich macht, den macht es auch wieder arm. – Petri, II, 626.
730. Wen das glück verderben wil, den zertelt es wie ein mutter. – Franck, II, 124a; Henisch, 1665, 23; Petri, II, 626; Schottel, 1125a; Eiselein, 243; Sailer, 272; Simrock, 3742.
It.: La fortuna abbraccia tal volta quelli, che poi vuol sommergere. (Pazzaglia, 138, 7.)
731. Wen das Glück verderben will, den macht es zum Narren.
Lat.: Stultum facit fortuna, quem vult perdere. (Publ. Syr.) (Binder II, 3214.)
732. Wen das Glück verlässt, den verlassen auch die Freunde.
Holl.: Als het geluk gaat, zoo gaan de vrienden. – Zoo lang 't geluk u dient, zoo hebt gij menig vriend; maar is die haan aan 't draaijen, weg vliegen ze als kraaijen. (Harrebomée, I, 226 u. 227.)
It.: Partita la fortuna d'una casa, non v' è più chi la riguardi. (Pazzaglia, 138, 9.)
Lat.: Diligitur nemo, nisi cui fortuna est. (Ovid.) (Binder I, 335; II, 793; Gaal, 752; Kruse, 203; Philippi, I, 120; Seybold, 128.)
Ung.: Meddig tard szerencséd, addig barátid is. (Gaal, 752.)
733. Wen das Glück verstossen will, dem beut es Dirnen, Rausch und Spiel.
734. Wen das Glück zärtelt, dem will es den Strick um den Hals werfen. – Sailer, 272; Simrock, 3744.
Holl.: Als 't geluk u tegenlacht, sta dan op de wacht. (Harrebomée, I, 226.)
735. Wen das Glück zärtelt, dem will es eine Schlinge legen. – Gaal, 752.
Lat.: Rebus tranquillis, metuas adversa Sybillis. (Sutor, 270.)
736. Wen das Glück zärtelt, den verderbt es. – Eiselein, 243.
Böhm.: Koho štĕstí hladí, přerádo ho zradí. (Čelakovský, 152.)
Poln.: Kogo szczeście głaszcze, tego rado troszcze. (Čelakovský, 152.)
737. Wen das glück zu wol helt, den bethört es. – Henisch, 1665, 26; Petri, II, 626.
Lat.: Quem fortuna nimium fovet, stultum facit. (Seybold, 477.)
738. Wenn das Glück Abschied nimmt, gehen die Freunde mit.
Lat.: Fortuna mutante vices, mutantur amici. (Seybold, 192.)
739. Wenn das Glück am höchsten kommt herfür, so steht das Unglück an der Thür.
Lat.: Nemo, cum vivit dicere potest hoc vel illud potior. (Sutor, 271.)
740. Wenn das Glück am meisten schmeichelt, will's betrügen.
Engl.: O destiny, destiny! It pleases you to caress a few, and to molest others.
[1761] Lat.: Fortuna cum blanditur, captatum venit. (Gaal, 762; Franck, I, 688; Seybold, 191.)
Ung.: Tarts a szerencsétül, ha nagyon hizelkedik. (Gaal, 762.)
741. Wenn das Glück am Thore ist, musst du ihm aufmachen, ohne es warten zu lassen.
Die Letten sagen: Steht das Glücksross vor deinem Stall, so führe es an deine Krippe. (Reinsberg II, 98.)
742. Wenn das Glück anklopft, soll man ihm schnell aufthun. – Eiselein, 244; Simrock, 3773; Braun, I, 866.
Frz.: Quand la fortune est à la porte, il faut lui ouvrir sans la faire attendre. (Cahier, 747.)
Holl.: Het geluk staat niet stil voor iemands deur. (Bohn I, 322.)
It.: Quando viene la fortuna, apri le porte. (Bohn I, 123.)
743. Wenn das glück auffgehet, so gehet demut vnder. – Henisch, 1665, 37; Petri, II, 655.
744. Wenn das Glück aufgeht, schneit's Freunde, wenn's untergeht, hagelt's Feinde. – Winckler, IX, 17.
745. Wenn das Glück bei dir anklopft, so sprich nicht: Geh weiter!
Engl.: When fortune knocks, be sure to open the door. (Eiselein, 244.)
746. Wenn das Glück Bettler besucht, bekommen sie Schwindel.
747. Wenn das Glück dem Narren lacht, ist's auf einen Streich bedacht.
Die Russen: Wenn das Glück den Narren hebt, so will's ihn hängen. (Altmann VI, 484.)
748. Wenn das gluck den Mann sucht, so ists gut handeln. – Lehmann, 345, 61; Henisch, 1665, 12; Petri, II, 630.
749. Wenn das Glück den Menschen sucht, so hilft er sich wol. – Simrock, 3505; Reinsberg II, 96.
750. Wenn das glück den Püffel Cront, so thut iederman der Cron gepürende Reverentz. – Lehmann, 343, 21.
751. Wenn das Glück den Rücken kehrt, merkt man erst, wie viel es werth.
»Der Mensch erkennt die Sterne seines Glücks wie die wirklichen erst dann, wenn sie schon eine Weile unsichtbar am Horizonte heraufgerückt sind.« (W. Menzel, Streckverse, S. 193.)
752. Wenn das Glück die Stirn runzelt, so trollen sich die Freunde.
Engl.: When once fortune begins to frown, friends will be packing. (Gaal, 753.)
753. Wenn das Glück dir Küchlein backt, so will es dich fassen und erdrücken. – Sailer, 272; Simrock, 3745.
Frz.: La fortune ne commence jamais par peu, quand elle veut tourmenter. (Kritzinger, 326b.)
It.: Non comincia mai fortuna per poco, quando un mortal si piglia a scherno, a giuoco. (Kritzinger, 326b.)
754. Wenn das glück einem schmeichlet, so wills jhm den Hals abstechen. – Henisch, 1665, 13; Petri, II, 630.
755. Wenn das Glück einen aufhängen will, lässt es ihn einen Strick finden. – Altmann IV, 496.
756. Wenn das glück einen freundtlich anlachet, so will sich das Glücksrad verkehren. – Henisch, 1665, 15; Petri, II, 630.
Ein Augustiner, Konrad Haug, schrieb in ein altes Stammbuch (von Georg Rosenberger, 1563) ein: »Si fortuna juvat, caveto tolli; si fortuna tonat, caveto mergi.« (Zeitung für die elegante Welt, Leipzig 1827, S. 2030.)
Holl.: Als 't geluk u tegen lacht, sta dan op de wacht. (Bohn I, 299.)
757. Wenn das Glück einen Finger reicht, muss man es mit der Hand fassen.
Dän.: Naar lykken byder dig en finger, saa ræk haanden imod. (Prov. dan., 402.)
758. Wenn das Glück einen hebt darniden, den stirtzt es plötzlich wider. – Henisch, 1665, 17.
759. Wenn das Glück einen liebkost, so maulschellt es dafür ein paar andere.
Böhm.: Sedne-li jednomu štĕstí, sto jiných za to zmýlí. (Čelakovský, 156.)
760. Wenn das Glück fehlt, fehlen auch die Freunde.
Holl.: Als de voorspoed faalt, falen de vrienden. (Harrebomée, II, 405.)
761. Wenn das Glück gewählt den Mann, gilt es gleich was er kann. – Körte, 2282.
[1762] 762. Wenn das Glück gewandt den Rücken, lassen sich auch keine Freunde mehr blicken.
Lat.: Quum fortuna manet, vultum servatis amici, quum occidit, turpi vertitis ora fuga. – Ubi fortuna dilapsa est, amici devolant omnes. (Gaal, 597.)
763. Wenn das Glück gibt ein Festmahl, so sind die Besten die letzte Zahl.
764. Wenn das Glück gross ist, muss man ein Unglück besorgen (fürchten). – Simrock, 3740.
Denn, sagt man in Venetien, es kommt kein Glück, ohne dass nicht ein Unglück käme. (Reinsberg II, 101.)
Holl.: Het geluk valt, als het op zijn hoogst is. (Harrebomée, I, 226.)
Lat.: Fortuna magna non caret formidine. (Gaal, 758.) – Rebus secundis adversas maxime metuas. (Seybold, 523.)
Ung.: A legnagyobb szerencse legnagyobb félelem. (Gaal, 758.)
765. Wenn das Glück hin ist, sind die Freunde auch hin. – Seybold, 88.
766. Wenn das Glück kommt, muss man niemals Complimente mit ihm machen.
Dän.: Tag mod lykken medens hun bydes. (Prov. dan., 403.)
767. Wenn das glück lustig ist zu spielen, so treibt es den Ballen so hoch, das sich zu verwundern, vnnd doch ist nichts drin alss windt vnd Dufft. – Lehmann, 345, 60.
Lat.: Pila tota ventus est et percussa elevatur. (Lehmann, 345, 60.)
768. Wenn das glück nicht will an den Mann, so hilfft doch nichts, was er kan. – Henisch, 1665, 19; Petri, II, 630.
769. Wenn das Glück 's Gesicht verzieht, verlieren sich die Freunde. (S. 738.)
770. Wenn das Glück sich neigt, der Galgenstrick steigt.
771. Wenn das Glück uns verlässt, so bleibt uns die Hoffnung.
Die Russen sagen: Das Glück verlässt uns bald, die Hoffnung niemals. (Reinsberg II, 140.)
772. Wenn das Glück unter unsere Füsse rollt, so sieht es der eine nicht, der andere tritt darauf und kaum der dritte hebt es auf. (Wend. Lausitz.)
773. Wenn das Glück untergeht, knicken auch dem Stolze die Beine.
774. Wenn das Glück verzieht, so kommt es dann mit doppelter Bürde.
Engl.: Fortune often rewards with interest those that have patience to wait for her. (Bohn II, 358.)
775. Wenn das Glück vorbeigeht, muss man es bei der Hand nehmen.
Um das Ergreifen der günstigen Gelegenheit, wenn sie sich bietet, das Benutzen der glücklichen Umstände zu empfehlen, sagen die Russen im Sprichwort: Wenn das Glück nackt zu dir kommt, dann hänge ihm deinen besten Mantel um. Kommt das Glück als frostiger Greis zu dir, dann lege deine warme Tochter zu ihm ins Bett, damit er schnell aufthaue. (Altmann VI, 429.)
776. Wenn das glück zu Tantz blässt, so will es jagen. – Henisch, 1665, 25; Petri, II, 630.
777. Wenn dat Glück den Minschen söcht, so helpt et sik wol; man wenn de Minsch dat Glück söcht, da hâl wat run. (Holst.) – Schütze, II, 43.
Sucht das Glück den Menschen, so wird's wol gehen, aber umgekehrt wird er zu wenig kommen.
778. Wenn dich das glück anlacht, so vberheb dich nicht. – Henisch, 1665, 27; Petri, II, 647.
779. Wenn du hast glück in aller sach, so wart dess vnglücks auff dem Tach. – Henisch, 1665, 29.
780. Wenn einen das Glück erhebt, so legt jedweder Hand mit an. – Winckler, XII, 15.
781. Wenn einer Glück hat, so hat er auch Freunde. – Gaal, 752.
782. Wenn einmal Glück kommt, kommen fünf Sturmwinde danach.
Wenn das Glück rasselt, dann kracht es, sagen die Czechen. (Reinsberg II, 101.)
783. Wenn es glück regnet, so sitzen fromme Leuth im Schur1. – Henisch, 1665, 38; Petri, II, 672; Sailer, 205.
1) Bei Sailer steht irrig: Schnee. – Druck der Guten.
784. Wenn Glück im Hauss ist, so wart das vnglück vor der Thür. – Lehmann, 269, 18.
[1763] 785. Wenn Glück kommt zu Macht, wird der Schwache veracht't.
Dän.: Naar helde faaer vælde, faaer stakelen skam. (Prov. dan., 278.)
786. Wenn man das Glück auf der Schwelle erwartet, geht's hinter dem Hause vorbei.
787. Wenn man das Glück empfangen will, öffnet man die Hände.
788. Wenn man das Glück in den Händen hat, muss man es halten.
789. Wenn man Glück hat, fängt man Krebse vor der Kirchthür, sagte der Fischer.
Holl.: Wij beleven wonderlijke tijden, zei Joost de visscher, en hij zag eene garnaal in een' pispot zwemmen. (Harrebomée, II, 386.)
790. Wenn man mit dem Glück zuschnappen will, ist's fort.
791. Wenn 's Glück lächelt, muss man es jagen.
792. Wenn 's Glück kumt, soll mer'm 'n Stuhl stelle'. – Tendlau, 742.
793. Wenn 's Glück nicht will, hilft alles nichts. – Tendlau, 741.
794. Wenn 's Glück nicht will, sind Kunst und Tugend ohnmächtig.
795. Wenn 's Glück will, wird ein Narr König.
796. Wenn sich das Glück wendet, so wenden sich auch die Freunde. – Pauli, 169.
797. Wenn sich das glück wendt, so hat die Freundtschafft auch ein end. – Henisch, 1665, 41; Petri, II, 672.
798. Wenn's das Glück am besten meint, fleucht es wieder davon.
799. Wenn's dem Glück gefällt, füllt es die Säcke mit Korn und Geld.
800. Wenn's Glück dir Ehr' erzeigt, so denk' an Widerwärtigkeit.
801. Wenn's Glück kommt dem Dummen in die Hand, er macht sie erst zu, wenn's wieder entschwand.
Holl.: Alst wael wil, so is men blide. (Fallersleben, 17.)
Lat.: Omnes letantur, dum proaperitate beantur. (Fallersleben, 17.)
802. Wenn's Glück rägnet, so isch er am Schärme. (Solothurn.) – Schild, 61, 61.
803. Wenn's Glück regnet, fehlen mir die Schüsseln. (S. ⇒ Brei 40-45.)
Die Russen: Das Glück ist ein Quell, aber nicht jeder hat den Schöpfbecher dazu. (Altmann V, 132.)
804. Wenn's Glück regnet, hab' ich d' Schüssel unterobsich, und wenn's Koth regnet, so hab' ich sie aufrecht. (Schweiz.) – Kirchhofer, 156.
805. Wenn's Glück regnet, hab' ich meine Schüssel zu Haus.
806. Wenn't Glück regnet, heff ik min Bütten nig utsettet (oder: heff ik mine Schötteln to Huus). (Holst.) – Schütze, II, 40; hochdeutsch bei Simrock, 3802; Körte, 2276.
Sagen die, welche die Erfahrung gemacht zu haben glauben, dass ihnen alles fehlschlägt.
807. Wenn't Glück to'n Maars rin will, helpt äl't Krüütsslâgn nix. (Süderdithmarschen.)
Wenn das Glück zum Arsch hinein will, hilft alles Kreuzschlagen nichts.
808. Wer an das Glück glaubt, dem kommt's.
»Wie der blosse Glaube ans Glück das Glück herbeiführt, so der blosse Glaube ans Unglück dieses.« (W. Menzel, Streckverse, 162.)
809. Wer auf sein Glück wartet, ist sicher vorm Einschlafen.
810. Wer auff das glück vertrawt, auffs Eis derselbig bawt. – Henisch, 1665, 49.
811. Wer böses Glück, hat bösen Glauben.
Holl.: Quaet gheluc maect quade ghelove. (Tunn., 22, 10.)
Lat.: Quod pravo simile facit hoc confidere vile. (Fallersleben, 599.)
812. Wer das Glück auf der Strasse nicht findet, muss es auf einem Fusssteige suchen.
»Es liebt oft schmale Gänge und flieht der Heerstrasse Getümmel und Tross.«
813. Wer das Glück beherbergen will, muss viel Thüren haben.
[1764] 814. Wer das Glück besiegen will, muss ihm seinen Lauf lassen.
815. Wer das Glück erjagen will, muss gute Beine haben.
Um das Glück zu erjagen, muss man gut laufen können, sagen die Russen. (Altmann VI, 477.)
816. Wer das Glück ertragen soll, muss starke Beine haben.
817. Wer das Glück fangen will, muss es lange jagen.
Die Russen: Wer nach dem Glück ausläuft, kann viel Schuhe zerreissen. (Altmann VI, 434.)
818. Wer das Glück hat, der wärmt sich ohne Feuer und mahlt ohne Wind und Wasser.
819. Wer (wen) das Glück im siebzehnten Jahre nicht gefunden hat, der (den) sucht es im achtzigsten umsonst.
820. Wer das Glück nicht ergreift, wenn's ihm begegnet, den verlässt's ungesegnet.
Die Russen: Wer das Glück nicht hascht, dem läuft es vorüber. (Altmann VI, 509.)
Frz.: Qui ne sait pas se servir de la fortune quand elle vient, ne doit pas se plaindre quand elle s'en va. (Cahier, 748.)
821. Wer das Glück nicht mitbringt, der findet es nirgends.
822. Wer das glück offt versucht, den lästs endlich in Hindern sehen. – Lehmann, 346, 62.
Es wendet sich von ihm. Die Russen: Wer dem Glück zu hoch nachfliegt, kann leicht in die Tiefe stürzen. (Altmann VI, 392.)
823. Wer das Glück sucht, dem begegnet's.
It.: Vien la ventura a chi la procura. (Bohn I, 132; Pazzaglia, 366, 1.)
824. Wer das Glück zur Mutter hat, dem ist die ganze Welt Vetter. – Winckler, VIII, 46.
825. Wer dat Glück hebben sall, de schläpt nich to lange. (Waldeck.)
826. Wer dat Glücke hat, geit met der Brut (Braut) tau Bette. (Göttingen.) – Schambach, 90.
827. Wer dem Glück die Hand beut, dem beut es den Arm.
Die Russen: Wer dem Glück sein Hemd leiht, den lässt es nicht lange nackt gehen. (Altmann VI, 454.)
828. Wer dem glück kan vorstehn, der kann vil mehr dem vnglück vorstehn. – Gruter, I, 79; Henisch, 1665, 53.
829. Wer dem glück nachlaufft, den fleucht es, vnd der ehr vnd glück fleucht, dem laufft es nach. – Franck, I, 103b; Henisch, 1665, 51; Lehmann, II, 839, 245.
830. Wer dem Glück nicht dankt, wenn's ihn grüsst, den verlässt es.
It.: Chi ricusa la sua ventura, chiamar si può sventurato. (Pazzaglia, 366, 2.)
831. Wer dem Glücke traut, hat auf Sand gebaut.
Frz.: La fortune est un sable mouvant. – Qui bâtit sur la fortune bâtit sur le sable. (Valenti, 13.)
832. Wer Glöck hefft, besch ... söck ömm Drôm. (Ostpreuss.) – Frischbier2, 267b.
833. Wer Glück hat, bei dem fällt 's Geld zur Feueresse herein.
834. Wer Glück hat, bekommt auch in der Kirche Prügel. – Frischbier2, 1310.
835. Wer Glück hat, braucht keinen Verstand.
Holl.: Die het geluk heeft, heeft geene wijsheid van doen. (Harrebomée, I, 226.)
It.: A chi fortuna assiste poco senno basta. (Pazzaglia, 138, 2.) – Chi ha ventura, poco senno gli basta. (Gaal, 749.) – Ventura aver poco senno basta. (Bohn I, 132.)
836. Wer Glück hat, dem fällt das Geld im Hosenbein 'naufwärts.
837. Wer Glück hat, dem ist gut Rath geben.
Dän.: Det er godt at raade naar lykken er med. (Prov. dan., 403.)
838. Wer Glück hat, dem kälbert der Holzschlägel auf der Bühne. – Lohrengel, I, 810.
839. Wer Glück hat, dem kommt's im Schlaf.
It.: Fortuna (sorte), e dormi. (Gaal, 750; Bohn I, 128.)
840. Wer Glück hat, dem legt der Hahn (Eier). – Altmann V, 131.
Die Russen: Wer Glück hat, der gewinnt Speck von der Ziege. (Altmann VI, 480.)
[1765] 841. Wer Glück hat, der fährt auf einem Schüsselkorbe (oder: auf einem Besenreis) über den Rhein. – Braun, I, 886; Körte, 2275.
Die Russen: Wer mit dem Glück fährt, dem wandelt sich die Trojka in einen Kahn, wenn er ans Meer kommt. (Altmann V, 116.)
Engl.: Give a man luck, and throw him into the sea. (Bohn II, 113; Reinsberg IV, 135.)
Lat.: Deo volente vel vimine navigabis. (Binder I, 301; II, 741; Buchler, 134; Tappius, 186a; Gaal, 750; Philippi, I, 115; Seybold, 119.)
842. Wer Glück hat, der hat auch Ehre.
Jeder zieht vor ihm den Hut. Dass Unglück den guten Ruf eines Menschen vernichte, sprechen die Neger in Surinam durch das Sprichwort aus: Wenn 's Glück nicht gut ist, verdirbt der Mann.
Böhm.: Za štĕstím hodností, za hojností dobrá mysl. (Čelakovský, 164.)
Poln.: Za szczę ścium godność, za dostutkiem dobra myśl. (Čelakovský, 164.)
843. Wer Glück hat, der hat auch Freunde.
Böhm.: V štĕstí mnoho přátel bývá, a v nehodách i svoji se opouštĕjí. (Čelakovský, 154.)
Holl.: In den voorspoed ontbreekt het nooit aan vrienden. (Harrebomée, I, 405.)
844. Wer Glück hat, der hat auch Verstand (Tugend, Witz).
Die Russen: So lange wir glücklich sind, sind wir auch weise. (Altmann VI, 488.)
Mhd.: Er mac vil lîhte witz hân, dem ez nâch saelden sol ergân. (Zingerle, 57.)
Böhm.: Štĕstí i rozum dává, a neštĕstí i poslední brává. (Čelakovský, 151.)
Dän.: Lykken forvandler laster til ære og dyd. (Prov. dan., 403.)
It.: A chi la riesce bene, è tenuto per savio. (Bohn I, 66.)
845. Wer glück hat, der wermet sich ohne fewr, er malet ohne Windt vnd Wasser. – Lehmann, 347, 88.
Holl.: Men doe, wat men wil, die het geluk heeft, wint het spel. (Harrebomée, I, 227.)
846. Wer glück hat, der wirdt schlaffend reich. – Henisch, 1665, 55; Lehmann, 343, 26; Petri, II, 714.
It.: Sorte, e dormi. (Bohn I, 26.)
Lat.: Fortuna domina est rerum humanarum.
847. Wer Glück hat, fängt auch wol mit einem Esel eine Gans, der Unglückliche selbst mit dem Königsfalken keine Maus.
848. Wer Glück hat, führt die Braut. – Frischbier2, 1310; Braun, I, 880.
849. Wer Glück hat in Berlin, der hat noch keins in Wien.
Das Glück ist niemand an die Ferse gebunden; daraus, dass es einem hier wohl geht, folgt nicht, dass es ihm auch dort wohl gehen müsse. Aber auch das Unglück nicht; daher wandern viele aus und versuchen es anderweit. Die Russen drücken denselben Gedanken durch das Sprichwort aus: Wem das Glück in Bor lächelt, dem lacht es darum noch nicht in Nishnij-Nowgorod. (Altmann V, 122 fg.) Dr. Altmann bemerkt a.a.O. hierbei: Bor liegt so ziemlich in der Mitte des Reichs an der Grenze Asiens, am linken flachen Ufer der Wolga, unweit Nishnij- Nowgorods, mit dem es in bedeutendem Geschäftsverkehr steht, und zwar den jährlichen Ueberschwemmungen der Wolga preisgegeben, inmitten einer grossen weitgedehnten Ebene, die, so weit das Auge reicht, nirgends durch Hügel oder Wälder unterbrochen wird. Die einzige Abwechselung bieten in dieser endlosen und ermüdenden Niederung jene langgezogenen Dünenreihen dar, die am Ufer der Wolga hintereinander folgend sich aufthürmen und die, aus dürrem Flugsande bestehend, wahrscheinlich eine Folge der alljährlichen Wolgaaustritte sind. Selten nur findet man Wachholdergestrüpp kümmerlich an jenen Dünen sich emporranken.
850. Wer Glück hat, spielt mit schlechten Karten gut.
851. Wer Glück hat und einen halben Heller, dem fehlt's nicht in Küche noch in Keller.
Die Russen: Wer Glück haben soll, der gewinnt am Kurzstroh, was er am Langstroh verliert. (Altmann VI, 425.)
852. Wer Glück hat und muth'gen Sinn, der tanzt mit der Königin.
853. Wer Glück hat, vor dem zieht jedermann den Hut.
Böhm.: Za štĕstím sláva, za ctností chvála. (Čelakovský, 23.)
854. Wer glück hat zum Himmel, der kan den im Wein nicht versauffen, er turckel denn vom Weg. – Lehmann, 757, 23.
855. Wer Glück hot mit Imma-n- und Schof1, der leg' si nîder und schlôf (Zusatz: aber net z'[1766] lang, dass der grôss Huf a net vergang2). (Vorarlberg.) – Frommann, V, 486.
2) Nicht vergehe.
856. Wer Glück im Spiel hat, hat kein Glück in der Liebe. – Braun, I, 868.
857. Wer Glück und Unglück nicht leiden kann, der ziehe Sporn und Stiefeln an, sitz' auf einem Esel, reit' davon und leb' im Wald auf sein Raison. – Parömiakon, 1970.
858. Wer Glück vnnd ein Nussschal vol Hirn (Witz) im kopff hat, der kan ein halbe Welt regieren. – Lehmann, 344, 29 u. 659, 80; Eiselein, 243; Simrock, 3762; Reinsberg II, 96.
Die Russen sagen: Wer Glück hat, der wird Hauptmann. Denn: Für das Glück gibt es kein Gesetz. (Reinsberg II, 96.)
859. Wer glück vnnd guten windt hat, der kan im Korb vber Rhein faren. – Lehmann, 344, 27.
Holl.: Met geluk en goeden wind vaart men wel. (Harrebomée, I, 227.)
860. Wer glück zum beistandt hat vnnd daneben weisen Rhat volgt, der verschertzt sein glück, denn es läst sich nicht Meistern. – Lehmann, 345, 55.
861. Wer heut wird vom Glück getragen, der will's morgen noch einmal wagen.
862. Wer im Glück aufschwillt, schrumpft im Unglück zusammen.
863. Wer ist vom Glück rein, der führet die braut heim. – Henisch, 487, 45.
864. Wer kein Glück hat, bricht auf ebenem Boden ein Bein.
Die Russen: Wer kein Glück hat, der erstickt an einem Schluck Wasser. (Altmann VI, 392.)
Lat.: In plano frangit, cui sors est invida, plantam. (Gaal, 1579; Seybold, 247.)
865. Wer kein Glück hat, bricht die Finger im Hirsebrei. – Gaal, 1579.
866. Wer kein Glück hat, dem fällt es schwer, die Hufe zu schleppen.
867. Wer kein Glück hat, dem verbrent (gefriert) das Brot im Ofen. – Henisch, 1665, 58; Petri, II, 728; Sailer, 212; Simrock, 3768.
Das ist leicht möglich; schwieriger ist die Sache beim unglücklichen Italiener, dem das Brot im Ofen verhagelt. (Reinsberg IV, 132.)
868. Wer kein Glück hat, der fällt auf den Rücken im Grase und bricht dabei die Nase.
»Wer kein Glück hat, der fällt die Nase ab, wenn er gleich auf den Rücken zu liegen kommt.« (Simplic., III, 104.)
869. Wer meint, das Glück woll' ihn küssen, so hat der Tükel ihn beschissen. – Eiselein, 244.
Kaiser Konrad's I. Wahlspruch.
870. Wer nicht Glück hat, dem ist Feiern das Beste.
871. Wer nicht Glück zum Beistand hat, dem geht kein Anschlag von statt, drum nimm allezeit Gott zu Rath.
872. Wer sein Glück am Himmel sucht, der verliert's auf der Erde.
»Willst du immer weiter schweifen, sieh, das Gute liegt so nah'. Lerne nur das Glück ergreifen (s. Glück ⇒ 742, ⇒ 745, ⇒ 757, ⇒ 766, ⇒ 775, ⇒ 788, ⇒ 792 u. ⇒ 801), denn das Glück ist immer da.« (Goethe, Lyrische Gedichte: Beherzigung.)
873. Wer sein Glück auf Papier baut, darf sich nicht wundern, wenn er zuletzt Lumpen in der Tasche findet.
874. Wer sein glück dultig tragen kan, der ist warlich ein weiser Mann. – Pauli, Postille, II, 317a.
875. Wer sein Glück nicht ergreift, wenn er kann, kriegt es nicht, wann er will.
Frz.: Qui ne prend son avanture quand il peut, il ne l'a pas quand il veut. (Kritzinger, 44b.)
876. Wer sein Glück nicht machen will zu spat, diene früh der Kirche oder dem Staat.
Span.: Quien quiere medrar, iglesia, ó mar, ó casa real. (Bohn I, 251.)
877. Wer sein Glück nicht mitbringt, der findet keins.
Die Russen: Wer das Glück nicht mit in seinen Sommersitz bringt, der findet es nicht darin. Die Russen haben eine besondere Vorliebe für ein ländliches Lusthaus, Dača, Villa. (Altmann V, 95.)
[1767] 878. Wer sein Glück nicht sucht, der versäumt es. – Körte, 2240; Simrock, 3772; Braun, I, 870.
Frz.: Qui ne cherche son avanture, il a perd. (Kritzinger, 44b.)
879. Wer sein Glück nicht sucht und haben will, der muss darum nicht klagen viel.
Frz.: Qui voit son bien et ne le veut, à tort plus après il se deut. (Kritzinger, 70a.)
880. Wer seinem Glücke ausläutet, dem genügen bleierne Glocken.
881. Wer's Glück ergreifen will, muss wie ein Narr aussehen und wie ein Kluger handeln.
882. Wer's Glück hat, dem geben seine Hühner Milch. – Gruter, I, 80; Lehmann, 343, 26; Petri, II, 756; Körte, 2216; für Herford: Boebel, 144.
883. Wer 's Glück hat, dem kalbt ein Ochs im Backofen. (Posen.)
Die Russen: Wer 's Glück hat, der fällt in die Wolga und zieht einen Stör heraus. (Altmann V, 126.) Die Finnen drücken den Unterschied in der Behandlung des Glücksnarren und Weisen so aus: Fällt der Narr vom Mast des Schiffs in den Sund, mit einer Otter in der Hand taucht aus dem Sund er; fällt der Weise aus dem Kähnlein in den Bach, trotz hingereichtem Ruder muss er doch ertrinken. (Reinsberg IV, 135.)
884. Wer 's Glück hat, führt die Braut heim, und wer's kann1, schläft bei ihr. – Eiselein, 92.
1) Bei Kirchhofer (198): wer 's Recht hat.
885. Wer 's Glück will gewinnen, muss es erstürmen und nicht ersinnen.
886. Wer seines Glückes würdig, ist doppelt glücklich.
Lat.: Magna conscientia est felicitatem meruisse. (Egeria, 127.)
887. Wer seines Glücks sich rühmt, der füttert den Neid.
It.: Chi on vuol esser invidiato, non si vanti di sua fortuna. (Pazzaglia, 138, 3.)
888. Wer sich selbst und sein Glück nicht moderiren kann, wie wollte der andere zur Zucht bringen. – Opel, 381.
889. Wer sich über eines andern Glück freut, dem blühet sein eigens. – Braun, I, 883; Körte, 2280; Günther, 68; Simrock, 3810.
Böhm.: Ten mi brat, kdo štĕstí mému rád. (Čelakovský, 228.)
890. Wer sich verlest auff sein Glück, der felt offt in eim Augenblick. – Petri, II, 764.
891. Wer unbeneidet Glück will han, der muss es unbeschrien la'n.
Lat.: Tacitus pasci si posset corvus, haberet plus dapis, et rixae multo minus invidiaeque. (Horaz.) (Binder I, 1712; II, 3269; Philippi, II, 210.)
892. Wer vff künfftig gross glück hofft, der lest sichs durch kein (arbeit, beschwernuss) vnglück verleiden. – Lehmann, 395, 17.
893. Wer weiss, wo das Glück ligt. – Lehmann, II, 853, 362; Kirchhofer, 156; Körte, 2213; Sutor, 277.
894. Wer weiss, wo mir das Glück noch blüht! Das Zuchthaus steht noch offen. – Simrock, 3807.
895. Wer, wenn das Glück ihm lacht, nur an sich denkt, hat keinen Freund in Widerwärtig keit.
896. Wers Glück hat, dem fliegen gebraten Hüner ins Maul. – Lehmann, 344, 26.
897. Wers glück hat, dem fliehen (fliegen) braten enten (Tauben) ins maul. – Franck, I, 26a; Henisch, 1665, 60; Lehmann, II, 854, 382; Simrock, 3765; Körte, 2216.
Holl.: Die het geluk heeft, gebraaden eenden vliegen hem in den mond. (Harrebomée, I, 226.)
898. Wers glück hat, dem kelbert ein ochs. – Franck, I, 26a; II, 117b u. 153a; Henisch, 1665, 62; Schottel, 1146a; Körte, 2216.
Dän.: Naar det skal være held, kælver tyren saa godt som koen. (Bohn I, 391.)
Lat.: Dum fortuna favet, parit et taurus vitulum. (Binder II, 866.)
899. Wers glück hat, der fürt d braut heym. – Franck, I, 26a, 76b u. 86b; Henisch, 487, 53; Gruter, I, 79; Lehmann, II, 854, 381; Petri, II, 756; Eyering, III, 535; Latendorf II, 28; Luther's Ms., 11; Luther, 336; Mayer, I, 198; Sailer, 211; Parömiakon, 1971; Simrock, 1264; Eiselein, 92; Körte, 2247; Körte2, 2801; Wurzbach II, 47; [1768] Steiger, 455; Reyscher, V, 204; für Waldeck: Curtze, 325, 140; Lohrengel, I, 841; Frommann, II, 22.
Auch von Saphir in seinen Modernisirten Sprichwörtern neu ausgelegt. Im Plauderstübchen (Winkel 1859, Nr. 1) heisst es: »Wer 's Glück hat, führt heim die Braut; das Unglück folgt, ist er getraut.« – Als Rechtssatz spricht es den Gedanken aus, dass die Wirkungen der Ehe mit der Heimfahrt beginnen. Diesem sehr bekannten Sprichwort liegt eine geschichtliche Thatsache zum Grunde, die seine Entstehung in die letzte Hälfte des 9. Jahrhunderts (871) setzt. Da die Böhmen dem deutschen Könige Ludwig viel zu schaffen machten, schickte er ein Heer unter der Anführung des Bischofs Arno von Würzburg gegen sie. Das Heer konnte aber nicht auf dem gewöhnlichen Wege in Böhmen eindringen, weil derselbe sehr fest verschanzt und äusserst mühsam zu passiren war. Auf dem eingeschlagenen aber stiess man auf einen Zug Slawen aus Mähren, welche die schöne Tochter des böhmischen Herzogs für den Fürsten von Mähren als Braut abgeholt hatten. Die Franken griffen sogleich den Zug an, schlugen ihn und machten ansehnliche Beute an Pferden und Schildern. Die Braut aber fiel dem Bischof Arno in die Hände, der also das Glück hatte, sie davonzuführen. Lorenz Fries (gestorben 1550) in seiner Fränkischen Chronik erzählt den Vorgang folgendermassen: »Um 871 als der Hertzog in Behaim seine Dochter dem Hertzogen in Mähren vermehlen hatte, vnd die Mähren auf dem weg waren, ihrem Herrn die braut anheimbs zu führen, kahmen von vngeschick bischoff Arn von wirtzburg vnd Rudolff ein vogt in Bairen, die von König Ludwigen (dem Deutschen) mit einem eilenden Heere abermals abgefertigt waren, über die ehegemelten Märhern, welche sich des gar nicht besorgten, Sonder mit ihrer braudt frölich daher fuhren, vbereilten die mit sonderem vortheil vnd vnuersehentlich, schlugen viel zu boden; etliche fingen sie, die vbrigen verliessen die braut vnd ir Frawzimmer (ihre Hofdamen, ihre weibliche Umgebung) vnd flohen daruon. Alss eroberten sie die Braudt mit ihren Ziehrten, Schmuck, Kleinodten, Haimsteuer, Jungfrauen vnd Frauen, auch viel ledige Pferdte vnd Hernisch vnd brachten die sambt den gefangen hinweg. Wer glück hat, fürht die braut heim. Der Hertzog von Mähren wartet mit grosser Seumung vf Sein gemahl. Aber alles vergebens, den bischoff Arn hett die Braut hin vnd brachte sie seinem Herrn dem konig.« Damals sagte man: Wer 's Glück hat, der führt die Braut heim. In der Folge, als man den Vorgang nicht mehr wusste, bekam das Sprichwort den viel mattern Sinn, den es haben würde, wenn es blos von der Ehre, die Braut zur oder aus der Trauung zu führen, abgeleitet wäre. (Eiselein, 92; Gräter, Bragur, VI, 2; Frommann, II, 22; ferner Lorenz Fries, der Geschichtschreiber der Ostfranken, Denkschrift von C. Heffner und Dr. Reuss, Würzburg 1853, S. 18 fg.; Schöppner, Sagenbuch, I, 237.)
Engl.: Fortune gains the bride. (Gaal, 748.)
Frz.: Le plus heureux l'emporte.
Holl.: Die het geluk heeft, leidt de bruit ter kerk. (Harrebomée, I, 226; Bohn I, 309.)
Lat.: Cui fortuna favet, sponsa petita manet. (Binder I, 254; II, 624; Philippi, I, 99; Seybold, 97; Schonheim, C, 16.) – Fors domina campi. (Binder I, 576; II, 1180; Erasm., 325; Philippi, I, 159; Seybold, 190.)
900. Wie das glück ist, so seind die Freund. – Henisch, 1665, 69; Petri, II, 786.
901. Wie das Glück, so ist dass gemüth. – Lehmann, 761, 19.
902. Wie das glück so ist der muth, sie steigen zugleich auff vnnd ab. – Lehmann, 342, 1; Schottel, 1119b.
903. Wie das Glück steigt auf und nieder, kommt man hoch und sinket wieder. – Seybold, 560.
904. Wie ein yeder glück hat, also ist er (auch) gesit(tet). – Franck, I, 26a; Henisch, 1666, 1; Petri, II, 789; Körte, 2272.
905. Wie ein yeder ist, also hat er glück. – Franck, I, 26a.
906. Wie einer thut, so hat er glück. – Lehmann, 343, 17.
907. Wie Glück, so Recht.
Holl.: Zoo geluk, zoo regt. (Harrebomée, I, 227.)
908. Wie 's Glück dir thut, so nimm für gut. – Körte, 2236 u. 2756.
909. Wie 's Glück will fügen, lass dir gnügen.
Lat.: Et quam cunque viam dederit fortuna sequamur. (Seybold, 158.)
910. Wiêr huot det Gläk af séinjem Räk. – Schuster, 753.
911. Will das Glück den Büffel kränzen, macht ihm jeder Reverenzen. – Gaal, 749.
912. Will Glück und Wind dir günstig sein, so fährst in einem Korbe über den Rhein.
[1769] 913. Will glück zu einem, so gönt jhms keiner. – Henisch, 1682, 51.
914. Willst du im Glück sein bis morgen, so lebe verborgen.
Engl.: Boult thy fine meal, and eat good paste, without report or trumpet's blast. – They that are thirsty, drink silently. – You can't fare well, but you must cry roast-meat. (Bohn II, 92.)
915. Wirb, das Glück ist mürb. – Petri, II, 796.
Wo es tüchtiges Streben sieht, greift's mit an.
916. Wo das glück ansetzt, da regnet es glück. – Franck, I, 86b; Henisch, 1664, 37; Gruter, I, 86; Petri, II, 799; Sailer, 212; Körte, 2214; Simrock, 3800; Gaal, 750.
917. Wo das Glück einkehren will, bedarf's keiner Thür.
918. Wo das Glück einkehrt, da klopft auch der Neid an. – Sprichwörtergarten, 344.
Böhm.: Štĕstí má vždycky nenávisti dosti, sama bída se závisti zhostí. – (Čelakovský, 150.)
It.: Dove è richezza, ivi è invidia. (Gaal, 759.)
Lat.: Fortunae comes invidia. (Gaal, 759.)
919. Wo das Glück fehlt, ist alle Sorge unnütz.
It.: Dove la fortuna non vuole ivi non serve la diligenza. (Pazzaglia, 138, 5.)
920. Wo das Glück hinschlegt, da ist man frölich. – Petri, II, 799; Henisch, 1251, 29.
921. Wo des Glückes Gunst, da ist Lachen keine Kunst.
922. Wo fehlt des Glückes Gunst, hilft weder Verstand noch Kunst.
Frz.: Où manque le bonheur, tout soin est inutile. (Cahier, 243.)
It.: Non giova 'l senno, ove fortuna manca. (Pazzaglia, 346, 3.)
Lat.: Si fortuna deest, labor omnis et omnia frusta. (Binder II, 3113; Seybold, 496.)
Span.: Do falta dicha, por demas es diligencia. (Cahier, 3368.)
923. Wo Glück aufgeht, da geht Demuth unter. – Sailer, 84; Simrock, 3755; Reinsberg II, 101.
924. Wo Glück aufgeht, wimmelt's von Freunden.
Dän.: Ved lykkens opgang sneer venner, ved dens undergang hagler fiender. (Prov. dan., 404.)
925. Wo Glück, da Gunst. – Petri, II, 804.
Böhm.: Kam se štĕstí kloní, tam i láska lidská. (Čelakovský, 154.)
926. Wo Glück, da Tück', schau zu, dass dich's nicht berück'.
927. Wo glück ist vnd es wol zugehet, da will jeder der nechst darbey sein. – Lehmann, 346, 71.
928. Wo Glück nicht gibt den Preis, da ist umsunst all' Fleiss.
Span.: Do falta dicha, por demas es diligencia. (Bohn I, 214.)
929. Wo glück nicht will vnd gunst, da gilt nicht Tugend ohn Kunst. – Henisch, 1666, 15.
930. Wo Glück und Gunst nicht will, da hilft Weisheit und Kunst nicht viel. – Hertz, 14.
931. Wo Glück und guter Fall ist, da ist noch mehr Zufall. – Kirchhofer, 156.
932. Wo jemand hin will, da thut ihm das Glück die Thür auf. – Winckler, IV, 37.
933. Wo man sein Glück einmiethet, da wohnt es.
Frz.: Le bonheur est où on le place. (Cahier, 241.)
934. Wo 's Glück einkehrt, wandert der Verstand aus.
935. Wo sich das Glück hinwendet, dahin wendet sich auch der Leute Gunst. – Henisch, 1781, 84.
Frz.: Où la fortune va le peuple y court. (Kritzinger, 326b.)
936. Wo sich das Glück seine Hütte baut, da wächst nur Tausendgüldenkraut.
937. Wo sich dass Glück hinlenckt, da hilfft mennigklich. – Lehmann, 375, 18.
Frz.: A beau gagner à qui la fortune rit.
938. Wo vberauss gross glück ist, da ist allweg vnglück im nechsten Dörfflein darbey. – Henisch, 1658, 42; Petri, II, 1816.
939. Woun's Glick will, köülbed dar Oux. (Steiermark.) – Firmenich, II, 770, 61.
940. Zimlich glück lebt am besten. – Franck, I, 108a; Henisch, 1659, 24; Egenolff, 361a; Eyering, I, 124; III, 597; Schottel, 1113b; Petri, II, 821; Latendorf II, 33.
[1770] Der Mittelstand ohne Ueberfluss dauert am längsten und macht am glücklichsten.
Lat.: Temperata fortuna optima. (Binder II, 3297; Philippi, I, 213; Seybold, 597.)
941. Zu eim glück zehen vnglück. – Gruter, III, 118; Lehmann, II, 904, 10.
In Aegypten hat man, um den Gedanken auszudrücken, dass ein Unglück selten allein kommt, das ironische Sprichwort: Zum Glück meines Hochzeitfestes kam die Kürze der Nacht und die Reue der Sängerinnen. (Burckhardt, 422.) Die Hochzeit ging nicht glücklich vor sich, wozu sich mehrere unangenehme Umstände vereinigten.
942. Zu grossem Glück ist nicht zu trauen. – Gaal, 756; Reinsberg II, 100.
Böhm.: Přílišné štĕstí, pouhé neštĕstí. (Čelakovský, 152.)
Frz.: Un trop grand bonheur est à la fin un malheur. (Kritzinger, 696a.)
943. Zu gutem Glück ist nichts zu spät. – Petri, II, 823.
944. Zu vil glück ist vnglück. – Henisch, 1669, 3; Petri, II, 828.
945. Zu vil glück macht muthwillig. – Henisch, 1659, 31; Petri, II, 828.
946. Zu vil glück macht Narren. – Henisch, 1659, 30; Petri, II, 828.
947. Zum Glück des Lebens gehört nicht gar zu scharf zu sehen.
948. Zum Glück gehört mehr als Schönheit.
Es liegt nicht in Aeusserlichkeiten.
*949. Andern das Glück in die Hände spielen.
Wenn uns etwas nicht nach Wunsch gelingt, und ein anderer davon den von uns beabsichtigten Vortheil erhält. Vom Würfelspiel entlehnt; wenn man so wirft, dass man verliert und ein anderer gewinnt.
*950. Auf gut Glück!
Es sei gewagt, es mag gehen, wie es will. Auf alle Fälle, auf gut Glück, auf Gerathewohl.
Frz.: Vaille que vaille. (Lendroy, 1505.) – Vogue la galère.
*951. Aufs gachi Glück. (Oberösterreich.)
Aufs Gerathewohl.
*952. Da schlag Glück zu, wie zu denen von Kappel Kuh. – Kirchhofer, 69; Eiselein, 150; Wurzbach II, 53; Henisch, 1655, 68; Klosterspiegel, 26, 21.
Friedrich, der letzte Graf von Toggenburg, hatte einen Maler, der von einem kappeler Mönche im Scherz gefragt wurde, ob er auch eine Kuh malen könne. Um seine Kunst zu zeigen, malte er sie, jedoch mit Anspielungen, die ein Böswilliger, der dabei war, als eine von dem Convent absichtlich angestellte Verspottung der Schweizer verbreitete. Diese zogen nun, noch ganz besonders durch den Krieg um das toggenburgische Erbe dazu veranlasst, nach Kappel und verwüsteten das Kloster so, dass es jahrelang verödet dalag. Das Volk aber spottete desselben, indem es sang, denen von Kappel habe ihre Kuh viel Glück gebracht.
*953. Das Glück beim Schopfe ergreifen. – Lohrengel, II, 70.
*954. Das Glück die Stiegen hinunterschlagen. – Parömiakon, 1051.
*955. Das Glück ertappen ohne Strick. – Parömiakon, 495.
Stehlen, ohne ergriffen zu werden.
*956. Das Glück hat ihm den Rücken gewandt.
Wollte Sälde, eine der deutschen Göttinnen, einem Menschen gnädig sein, so wandte sie ihm ihr Antlitz zu, wo nicht, den Rücken. (Vgl. Mühlhausen, Urreligion, S. 16.)
Holl.: Het qeluk heeft hem den rug toegekeerd. (Harrebomée, I, 226.)
*957. Das glück ist jm vom himmel kommen. – Franck, II, 34b.
Um auszudrücken, dass jemand auf sehr leichte, angenehme Weise sein Glück gemacht habe, sagen die Franzosen: Er ist auf einem Sammtwege dazu gelangt. (Il est arrivé à la fortune par un chemin de velours.) Die Redensart wird dem Dr. Gui-Crescent Fagon zugeschrieben, der um das Jahr 1680 erster Leibarzt der französischen Kronprinzessin war. Dr. Gillot hatte hervorragende Anlagen in ihm bemerkt, ihn zum Studium der Arzneiwissenschaft aufgefordert, ihn in jeder Weise unterstützt; und sein Schützling hatte so sehr seine Erwartungen befriedigt, seine Hoffnungen erfüllt, dass er ihn durch seine Empfehlungen in die günstigsten Stellungen beförderte und auch in die eines Leibarztes der Kronprinzessin. Dr. Fagon war dadurch von solcher Dankbarkeit für seinen väterlichen Freund erfüllt, dass er stets, wenn er ihm begegnete, aus dem Wagen stieg, um denselben zu begrüssen. »Aber mein lieber Fagon«, sagte eines Tags Gillot zu ihm, »kehren Sie doch zu Ihrem Wagen zurück, das Pflaster ist sehr böse.« – »Glauben Sie«, erwiderte Fagon, »dass ich vergessen [1771] habe, wie Sie mich auf sammtenem Wege zu meinem Glück geführt?« Diese Antwort wurde bekannt, oft wiederholt und soll auf diese Weise Sprichwort geworden sein. (Lendroy, 363.)
*958. Das glück ist mir beschert. – Henisch, 1656, 30.
*959. Das glück lacht mich an. – Henisch, 1656, 25; Körte, 2286.
Holl.: Het geluk heeft ons vriendelijk aangezien. (Harrebomée, I, 226.)
*960. Das Glück läuft ihm in den Arsch.
*961. Das Glück will ihme.
Nämlich wohl, ist ihm günstig.
Lat.: Tibi fautor est mercurius. (Seybold, 605.)
*962. Das ist gut fürs gache Glück. (Oberösterreich.) – Baumgarten.
Wenn jemand etwas Unangenehmes begegnet, so sagt er: es ist gut für's jähe Glück, weil man es als Abwehr eines zu grossen, d.i. unheilverkündenden Glücks betrachtet.
*963. Das stehet beym glück. – Henisch, 1656, 1.
*964. Dat Glück lôpt äm to Dören und Fensters in. – Frommann, II, 537, 146; Hauskalender, III; Bueren, 267; Eichwald, 645.
Den Venetiern springt es in die Hand, ins Bett. (Reinsberg IV, 105.)
*965. Dem Glück im Schose sitzen. – Körte, 2286; Lohrengel, II, 98.
Die Czechen sagen von einem, dem es sehr wohl geht und den wir ein Schoskind des Glücks nennen: Er sitzt in Gottes Schose. (Reinsberg VI, 136.)
Frz.: C'est le fils de la poule blanche.
*966. Der hat Glück gehabt. – Parömiakon, 2590.
*967. Dî hôt det Gläck um Zäppen (Zipfel). (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 32, 26.
*968. Der hat 's Glück; wenn er zum Anrichten kommt, ist der Napf umgekehrt. – Kirchhofer, 340.
Ein ägyptisches Sprichwort lässt den Unglücklichen sagen: Wenn du mein Glück sähest, du trätest es mit Füssen. (Burckhardt, 572.)
*969. Du hast mehr Glück als Fer–dinand.
Statt der durch rechtzeitige und vorsichtige Selbstcorrectur unterdrückten Redensart: Du hast mehr Glück als Verstand.
*970. Ein handuol glück. – Franck, I, 14a.
*971. Er hat allezeit das Glück, das dem Donnerwetter vorausgeht. – Körte, 2286; Reinsberg II, 101.
*972. Er hat das Glück nicht auf seiner Seite.
Lat.: Fortuna me nigrum pinxit. (Seybold, 192.)
*973. Er hat das Glück vom Goj (Nichtjuden, Fremden). – Tendlau, 606.
*974. Er hat dem Glück einen Pathenbrief geschickt und das Unglück steht Gevatter.
*975. Er hat eh's Glück im Sack. (Oberösterreich.)
Er hat ohnehin viel Glück, ist dessen durchaus sicher.
*976. Er hat glück über glück. – Franck, I, 14a.
*977. Er hat Glück und Strick zugleich. – Parömiakon, 1430.
Von denen, die in grossem Glück zugleich ein Unglück trifft.
*978. Er hat Glück wider recht. – Eyering, II, 301.
*979. Er hat Glück wie eine Faust dick; was er anfasst, wird Gold. – Reinsberg IV, 135.
*980. Er hat Glücks vollauf.
Holl.: Het is al geluk, waar hij de hand aanslaat. (Harrebomée, I, 226.)
Lat.: Semper feliciter cadunt Jovis taxilli. (Seybold, 548.)
*981. Er hat mehr Glück als Vergnügen. – Braun, II, 512.
*982. Er hat mehr glücks als frombkeit. – Henisch, 1656, 50.
*983. Er hat mehr glücks als Verstand (Witz). – Abh., 36; Mayer, I, 128; Eiselein, 243; Kirchhofer, 156; Braun, I, 889; Simrock, 3817; Lohrengel, II, 379; Sutor, 277.
Er ist ohne sein Verdienst und Würdigkeit in Verhältnisse gekommen, welche den Wohlstand fast ohne weiteres zur Folge haben. Als jemand einen Philosophen fragte, wer glücklich sei, antwortete er: Irgendwo ein Lump.
Frz.: Il a plus d'heur que de sagesse (science). (Kritzinger, 374b.)
Holl.: Het is meer geluk dan wijsheid. (Harrebomée, I, 227; Bohn I, 332.)
Lat.: Atheniensium (inconsulta) temeritas. (Binder I, 101; II, 272; Germsberg, I, 7; Tappius, 214b; Erasm., 330; Philippi I, 46; Seybold, 643.) – Foelicior est quam sapiens. [1772] (Bovill, III, 97.) – Fortuna favet ignavos. (Binder I, 582; II, 1187; Steinmeyer, 59; Seybold, 192.) – Omnia secunda saltat senex. (Binder II, 2402; Tappius, 31a; Lang, 132; Philippi, II, 70.)
*984. Er hat mehr glücks, dann rechts. – Franck, II, 22a, 34b u. 60b; Tappius, 31a u. 214b; Henisch, 1661, 53; Lehmann, II, 134, 126; Eyering, II, 296; Pistor., VII, 25; Sailer, 302; Körte, 2286.
Dän.: Han har meere lykke end ret. (Prov. dan., 401.)
Lat.: Fortuna plus, quam meretur, favet.
*985. Er hat's Glück hinten, wo die Pumpelhortigern drauf sitzt.
Hol.: Hij meent, dat hij de fortuin bij het haar heeft, en het is maar bij de bloote billen. (Harrebomée, I, 269.)
*986. Er hat so vil glück, das eim erleyden möcht. – Franck, I, 14a.
*987. Er hat von Glück zu sagen.
*988. Er hat weder Glück no Stern. (Schaffhausen.) – Schweiz, II, 168, 24; Körte, 2286.
Lat.: Minxit in patrios cineres. (Horaz.) (Binder I, 989; II, 1868; Philippi, I, 251; Seybold, 307.)
*989. Er hat weniger Glück als ein Geissbock Federn. – Parömiakon, 2671.
Holl.: Hij is geboren op Sint Galperts nacht, drie dagen voor 't geluk. (Harrebomée, I, 227.)
*990. Er kan das glück dummlen. – Franck, I, 14a; Henisch, 1661, 54; Körte, 2286; Reinsberg IV, 135.
Seb. Franck hat a.a.O. folgende Redensarten zusammengestellt, welche, mit der obigen sinnverwandt, einen hohen Grad von Glück bezeichnen: Er ist got vnd der welt lieb. Er gewinnt all spil. Er kan keyn böss schanz werffen, sein würfel geben alweg zinck drey. Er hat glück über glück. Er hat mehr glück dann rechtes. Ein hand uol glück. Ein ganzer sommer mit glück. Er hat so viel glück, das eim erleyden möcht. Er wyss seins guts kein end. Sein eyr haben all zwen Dotter. Es geben nit alleyn sein küw, sonder auch sein Hennen milch. Diss jar ist sein. Es ist an jm. Er muss reich werden. Es wil alles in sein hauss.
Lat.: Diis hominibusque plaudentibus. ( Franck, I, 14a.)
*991. Er kann von Glück sagen, er ist wol todt, aber er hat doch den Hals nicht gebrochen.
Holl.: Het is een groot geluk, dat gij den hals niet brak. (Harrebomée, I, 227.)
*992. Er macht sein Glück wie ein Ochs, der glitscht.
*993. Er nimmt (ertappt) das Glück ohne Strick. – Parömiakon, 495.
Stiehlt, ohne dass er ergriffen wird.
*994. Er sitzt dem Glück im Schos.
Ist ein Schoskind des Glücks.
*995. Er sucht sein Glück in Polen. (Leipzig.)
*996. Er weiss mit seinem Glück nichts anzufangen.
Frz.: Ne scavoir user de sa fortune. (Bovill, II, 197.)
Lat.: Nescire uti sua fortuna. (Bovill, II, 197.)
*997. Er will das Glück hinten und vorn fassen.
Dän.: Han vil have lykken om baade ender. (Prov. dan., 276.)
Frz.: Il veut avoir tout pour lui.
*998. Er will das Glück zu Markt tragen. – Eyering, II, 459.
*999. Es gereicht ihm nicht zum Glück, sondern zum Strick.
*1000. Es ist eitel glück mit dem menschen in alle dem, das er anfahet. – Tappius, 31a u. 59a; Sutor, 275.
Lat.: Sic fato felix a dextris advolat ales. (Sutor, 275.)
*1001. Es ist eitel glück oder vnglück. – Henisch, 1667, 24; Franck, II, 144b.
*1002. Es ist Glück über Glück.
Frz.: C'est soye sur soye. (Kritzinger, 651b.)
*1003. Es regnet glück, dass man im dreck sitzt biss vber die Ohren. – Lehmann, 830, 13.
Wenn das Ungemach in Haufen kommt.
*1004. Glück auf den Weg! – Braun, I, 865.
*1005. Glück auf ist Bergmannlosung.
Wie Minerophilos sagt, empfinden es die Bergleute gar übel, wenn einer sagen wollte: »Glück, zu!« indem die Kluft und die Gänge sich nicht zu, sondern aufschliessen müssen. Grimm (Deutsche Mythologie, Anh. LXXXI) theilt aus der chemnitzer Rockenphilosophie als Aberglauben mit: »An den Bergzechen soll man nicht sagen: Glück zu, sondern Glück auf, es fällt sonst das Gebäude ein.« Zacharias Werner hat in seiner Weihe der Kraft den Unterschied benutzt: Ein Bergmann kommt zu seinen Kameraden in die Grube und ruft: »Glück zu!« Die andern: »Bist du von Sinnen? Willst du uns die Grube über dem Kopfe zusammenstürzen?«
Lat.: Bene eveniat. (Cicero.) (Faselius, 87; Wiegand, 620.)
[1773] *1006. Glück to, ick sall jo pannen. – Hauskalender, III.
*1007. Glück zu. – Braun, I, 865.
Nicht-bergmännisches Gruss- und Segenswort.
Holl.: Daar slaa geluk toe, God woud's. (Harrebomée, I, 226.)
*1008. Glück zu, wann du weit hinausskömst. – Gruter, III, 44; Lehmann, 237, 67.
*1009. Hei hefft Glück, emm starwe de Fruens. (Nehrung.) – Frischbier, 267a; Frischbier2, 1313.
*1010. Ich kann mein Glück schon ertragen.
*1011. Ich wünsch' dir Glück und gross Jück. – Kirchhofer, 340.
*1012. Man hat ihn im Glück gewalkt. – Sutor, 275.
*1013. Mein Glück steht bei ihnen (in ihrem Vermögen).
*1014. 'S Glick kimmt eam af da Goass g'rid'n. (Oberösterreich.) – Baumgarten, 77.
Wir begegnen der ⇒ Geiss (s.d.) nicht blos im Sprichwort, sondern auch in Volksdichtung und Sage. In der Schweiz hüten ziegenfüssige Zwerge einem Aelpler seine Kühe. (Vgl. Rochholz, Schweizersagen, I, 333.) Im Traunkreise ist sie als »Habagoass« (Habergeiss) zum Popanz geworden. Der Zwergenkönig Laurin hat ein »Ross wie ein Geiss«. Der Teufel hat einen Geiss- oder Bocksfuss. In der obigen Redensart kommt das Glück auf der Geiss geritten. (Vgl. Baumgarten, Progr., 4.)
*1015. 'S Glück drolet em zum Dach (oder: zum Pfeister) y. (Solothurn.) – Schild, 77, 230.
*1016. 'S war ein tausend Glück. (Schles.)
Ein Tausend-Gelicke woarsch nur, dass ... (dies und das nicht eintrat, sonst wäre die Sache noch schlimmer geworden).
*1017. Sein Glück an den Nagel hängen. – Parömiakon, 1661.
*1018. Sein Glück befestigen.
Frz.: Attacher un clou à la roue de la fortune. (Lendroy, 776.)
*1019. Sein Glück geht den Krebsgang. – Eyering, III, 299.
*1020. Sein Glück machen (oder: verscherzen).
*1021. Viel Glück!
Ein Grusswort unter Landleuten, das in Schlesien noch, wenn auch immer seltener, gehört wird. Es entspricht dem römischen: Felix et faustum sit lumen. (Faselius, 87; Wiegand, 407.)
*1022. Vom Glück bekommen, vom Glück genommen.
*1023. Wenn er das Glück vorn ausschlüge, es liefe ihm hinten wieder hinein. – Eiselein, 243; Sailer, 305; Sutor, 277.
*1024. Wenn 's Glück zu'm kummt, is er nit derhaam. – Tendlau, 635.
*1025. Wenn's Glück regnet, sitzt er im Trocknen. – Körte, 2286; Braun, I, 890.
1026. Das Glück bessert selten.
Lat.: Felicitate corrumpimur. (Tacitus.)
1027. Das Glück besucht nur wenige, der Tod alle.
1028. Das Glück bleibt vor keiner Thür stehen.
Holl.: Het geluck en staet niet stil voor yemants deur. (Cats, 160.)
1029. Das glück daruon sein nammen hatt, dass es nicht bleibt an einer statt.
Lat.: O bona Fortuna, cur non es omnibus una? Dixit Fortuna: Si starem rota sub una, et non mutarer, tunc non Fortuna uocarer. (Loci comm., 69.)
1030. Das Glück gibt manchem viel, doch keinem gibt's genug.
Lat.: Fortuna multis dat, nimis satis nulli. (Martial.) (Philippi, I, 161.)
[1355] 1031 Das Glück hat den Reichen das Geld nicht geschenkt, sondern nur (auf Zins) geliehen.
1032. Das Glück hat tausend Augen.
It.: La fortuna ha mille occhi. (Giani, 702.)
1033. Das Glück herrschet über alles. – Monatsblätter, V, 140.
1034. Das Glück hilfft Buben und Schälken.
Lat.: Servat multos fortuna nocentes. (Lucan.) (Philippi, III, 179.)
1035. Das Glück hilfft nicht, wenn man es nicht zu gebrauchen weiss. – Harssdörffer, 59.
1036. Das Glück ist ein reizendes Weib, das immer auf Reisen ist. – Kornmann, II, 99.
1037. Das Glück ist eine Kuh, dem kehrt sie die Hörner, dem das Eiter zu.
It.: La fortuna è una vacca, a chi mostra il davanti, a chi il dietro. (Giani, 704.)
1038. Das Glück ist nicht immer bei guter Laune.
It.: La fortuna non sempre è disposta. (Giani, 703.)
1039. Das Glück kriecht den Dummen ins Bett, der Verständige muss es erobern. – Neue Freie Presse, 4592.
1040. Das Glück kommt von ungefähr wie der Dieb in der Nacht.
1041. Das Glück liegt in der Luft, ein Tölpel, der's nicht fasst.
1042. Das glück richt auff, wirfft wider nider, setzt wider auff vnd bricht es wider. – Loci comm., 68.
Lat.: Glorior elatus, descendo mortificatus, infimus axe teror, rursus ad astra feror.
1043. Das Glück schmeichelt dem einen und grollt dem andern.
Lat.: Favet huic, adversa est illi fortuna. (Gaal, 1460.)
1044. Das Glück, so uns der Morgen bracht, dauert selten bis zur Nacht.
Lat.: Quos felices Cynthia vidit, vidit misero abitura dies. (Seneca.)
1045. Das Glück spielt mit denen, die mit ihm nicht spielen können.
1046. Das Glück sucht nur, wen es will.
1047. Das Glück und die Schuhe sollen nicht zu gross und nicht zu klein sein. – Harssdörffer, 595.
1048. Das Glück war niemals mit den Hohenstaufen.
Raupach lässt im König Enzio zweimal die obigen Worte sagen (II, 2, 5 u. IV, 2, 8).
1049. Das grösste Glück ist auch oft das letzte.
Lat.: Saepe inter fortunam maximam et ultimam nihil interest. (Seneca.)
1050. Das ist fürs gahe Glück, dass die Kuh nit an 'm Boum steigt. – Wurth, 164.
1051. Dat Glück löpt em to Döären un Fenster in. – Schlingmann, 537.
1052. Dem glück ist gleich wie auch dem mon, verkert sich bald, jtz böss, jtz schon. – Loci comm., 70.
Lat.: Vultus fortunae, uariatur imagine lunae: Crescit, decrescit, in eodem sistere nescit.
1053. Der, den das glück freundlich ansicht, kan d' freund recht vnderscheiden nicht, sobald es sich aber wendt, werden die wahren freund erkent.
Lat.: Tempore foelici non cognoscuntur amici: Sorte patet misera, quae sit dilectio uera. (Loci comm., 7.)
1054. Die ihr Glück nicht kennen, kann man nicht glücklich nennen.
Lat.: Beatus non est, esse qui se nesciat. (Philippi, I, 56.)
1055. Ein Quentlein Glück ist besser als eine volle Börse.
1056. Einem andern sein glück nicht vergan, gerings Dings dich nicht hart nim an. – Spangenberg, 19.
Lat.: Ne cui inuideas.
1057. Ein kleines Glück ist auch ein Glück.
Böhm.: Skrovné štĕstí, také štĕstí. (Čelakovský, 153.)
1058. Erheb dich deines glückes nicht, all ding sein in verendrung gericht. – Loci comm., 78.
Lat.: Quam gaudebis, mox post tua gaudia flebis.
[1356] 1059. Es hat nicht jedermann das glück gen Corinth zu fahren.
Es kann nicht jeder grosse Sachen ausführen.
Lat.: Non cuiuis datum est adire Corinthum.
1060. Es ist ein gross Glück, den Hasen mit der Trommel zu fangen.
Bei Tunnicius (792): It is ein grôt geluk, den hasen mit der bungen vangen. (Prosper adest casus, leporem si tympana prendunt.)
1061. Geht es nach glück mit reichem schall, so finden sich freund ohne Zal; sobald das glück sich aber wendt, ist alle Freundschafft auss behend. – Keil, 13.
1062. Gelück ist vngelückes anefang. – Werdea, Aij.
1063. Glück erbt nicht. – Harssdörffer, 203.
1064. Glück macht froh, Unglück gross.
Lat.: Secundae res felicem, magnum faciunt adversae. (Sallust.) (Philippi, II, 171.)
1065. Glück mag man suchen auf allen Wegen, Trübsal kommt überall entgegen.
1066. Glück und Glas sind beyde einerley; geschieht daran ein Stoss, so sind sie beyd entzwey. – Monatsbl., V, 140.
1067. Glück und Gunst geht über Geld und Gut.
1068. Glück und Macht kommt über Nacht.
1069. Glück und par Gellt hott mir nie gefelt, hatt mir auch nie gebrochen als am Sonntag und sechs Tag in der Wochen. (S. ⇒ Arme, der 15.) – Germania, XV, 104.
Bücherinschrift aus dem 17. Jahrhundert.
1070. Glück und Unglück, Freud und Sorgen sind mein Frühstück alle Morgen. – Gerlach, 74.
1071. Glück und Unglück wissen nicht Mass zu halten.
Lat.: Fortuna immoderata in bona atque in mala. (Philippi, I, 161.)
1072. Glück vnd vnglück in dieser zeit füren ein wanckelbaren streit. – Loci comm., 70.
Lat.: Tempora passiua fugiunt, redeuntque datiua.
1073. Glück will haben seine Zeit, wittert endlich alles Leid. – Gerlach, 184.
1074. Glück zu, bis wir einander wiedersehen, sagte ein Blinder zum andern, als sie von einander Abschied nahmen. – Wirth, I, 49.
1075. Gross Glück gebiert Narren und wirft sie über den Tölpel. – Monatsbl., 140, 15.
1076. Grosses Glück, grosse Knechtschaft.
Lat.: Magna servitus est magna fortuna. (Seneca.)
1077. Grosses Glück ist dess Unglückes Nachbar. – Gottfried, 1107a.
1078. Grosses Glück ist schwer zu tragen.
1079. Gut Glück ist besser als gute (hohe, vornehme) Geburt.
1080. Hastu viel glück, oder bist frumm, es kompt von Gott, dem danck darum.
Lat.: Ex ope coelesti fit, si quid habetur honesti, et uenit a sapis, ut agas bene uel mediteris. (Loci comm., 41.)
1081. Heut ist au scho a Glück passirt. (Schwaben.)
Wenn man sieht, wie einer sich dehnt. Auf die Frage: welches? folgt die Antwort: 's hat se e faule Haut g'streckt und ist net broche.
1082. Im glücke mancher mir beysteht, der sich sonst niergend sehen leht.
Lat.: Cui bene succedit, is amicos saepe uidebit. (Loci comm., 5.)
1083. Je besser Glück, je grösser Tück; hüt' dich, dass es dich nicht berück. – Gerlach, 147.
1084. Jeder ist seines Glückes Schmied, sagte ein Sträfling, feilte seine Ketten und Fenstergitter durch und entschwand.
1085. Jeder ist seines Glückes Schmied, und der Hammer dazu ist Gehorsam. (Neustadt bei Friedland in Böhmen.)
1086. Je mehr man glück und guts hier hat, je mehr sich sorg find an der stat. – Spangenberg, 36.
Lat.: Plus est sollicitus, magnis beatus.
1087. Kit det Gläck, kit et däck; kit det Âläk, kit et weder däk. – Schuster, 761.
[1357] 1088. Kommt das Glück zum armen Mann, so wandelt ihn der Schwindel an.
1089. Leufft dir das glück zu gut, so zuck, es wendt sich duck. Geht's dan zuruck, und macht dir druck, halt moidt, doch buck. – Weinsberg, 86.
1090. Lieber einen Tropfen Glück als ein Fass Weisheit. – Sanders, 96.
1091. Man muss alles aufs blinde Glück hinein wagen. – Monatsbl., V, 140, 27.
1092. Man muss sein Glück nicht an die grosse Glocke hängen (oder: an das Fenster malen).
Lat.: Facit gratum fortuna, quem nemo videt. (Philippi, I, 148.)
1093. Mit seinem Glück ist niemand zufrieden und mit seinem Geiste niemand unzufrieden.
Frz.: Nul n'est content de sa fortune, ni mécontent de son esprit. (Kornmann, VI, 85.)
1094. Nit alles Glück ist ohne Tück. – Keil, 52.
1095. Nur was das Glück gegeben, kann es wieder nehmen.
Lat.: Nil eripit fortuna, nisi quod et dedit. (Publ. Syrus.) (Philippi, II, 26.)
1096. Ohne Glück ist kein Gelingen.
1097. 'S Glück kommt net zue eim, ma muass zum Glück komme. (Ulm.)
1098. So glück dir gut vnd ehre geit, hab acht auff widerwertigkeit. – Loci comm., 70.
Lat.: Rebus tranquillis metuas aduersa sub illis.
1099. Sollen heissen Glück und Handel, sagte Meyerleben, als man ihm die Büsten von Gluck und Händel zeigte.
1100. Wär det Glücke hat, sägnet säk êst. – Schambach, II, 522.
1101. Wär det Glücke sächt, dei krigt et nich; wän awer det Glücke sächt, dei krigt et. – Schambach, II, 523.
1102. War's Glick em Sacke hôt, dar knep de Tasche zu. – D. Stoppe's Teutsche Gedichte, Zweite Samml. 1729, S. 6.
1103. Wen das Glück erhöht, der soll hinab sehn, wo er stand.
Lat.: Si sors te evehit, prioris es vitae memor. (Sailer, Sprüche, 154.)
1104. Wen das Glück mit Geld und Gut beschenkt, der wird niemals an den Galgen gehenkt.
It.: Chi ha danari e prato, no sarà mai impiccato. (Giani, 456.)
1105. Wen das Glück verlassen, der findt Dreck auf allen Strassen.
»Wenn eim das glück thut entlaufen, schleht jedermann dreck auff mit hauffen.« (Waldis, III, 46, 25.)
1106. Wenn das Glück anklopft, muss man um Verstand bitten.
1107. Wenn dir das Glück zulegt, alsdan so siehe und werd nicht stolz davon, und wenn es dan sich wend zur stund, so sink darümb nicht gar zu grund.
Lat.: Si fortuna iuuat caueto tolli, si fortuna tonat, caueto mergi. (Spangenberg, 40.)
1108. Wenn Glück am meisten bricht herfür, so helt das unglück vor der thür. – Monatsbl., V, 140.
1109. Wenn me 's Glück hat, ist guot reich werde. (Schwaben.)
1110. Wenn das Glück nachlässt, so trauert man.
Bei Tunnicius (44): Wan dat gelucke afsleit, so truret men. (Quid modo laeterer, mihi dum fortuna noverca?)
1111. Wenn das Glück nicht will, ist die Stadt verloren.
Lat.: Nullus contra fortunam inexpugnabilis murus est. (Seneca.) (Philippi, II, 54.)
1112. Wenn das Glück sich fröhlich zeigt, so hilft es einem durch.
1113. Wenn das Glück zuschlägt, so ist man fröhlich.
Bei Tunnicius (28): Wan dat gelucke tôsleit, so is men vrolik. (Quis non gauderet, sibi dum est Rhamnusia mater?)
1114. Wenn's Glück nicht mehr vorwärts kan, dann tritt's den Rückweg an.
[1358] 1115. Wer das Glück sucht, muss weit gehen im Land, ein Uebel ist bald zur Hand.
1116. Wer dem Glück nicht die Thür öffnet, muss nicht klagen, wenn es nicht eintritt.
Dän.: Den som forseer sin lykke selv, vil gjerne beskilde andre. (Prov. dan., 183.)
1117. Wer Glück hat, braucht keinen Verstand; wer Verstand hat, braucht Glück. – Neue Freie Presse, 4592.
1118. Wer Glück hat, dem fehlt der Glaube nicht.
Lat.: Fidem secunda poscunt, aduersa exigunt. (Philippi, I, 156.)
1119. Wer Glück im Hause haben will, darf nichts dem Glück überlassen.
1120. Wer mit dem Glücke prahlt, dem Unglück bald die Schuld bezahlt.
Lat.: Invitare est calamitatem, cum te felicem vocas. (Philippi, I, 209.)
1121. Wer sich das Glück mit Waschhadern nachwerfen lässt, wird es auch nicht weiter als zum Haderlumpen bringen.
Bezieht sich auf den Brauch, beim Ausgange aus dem Hause zu einem wichtigen Geschäfte u.s.w. sich Waschhadern und dadurch das Glück nachwerfen zu lassen. (Egerbote, 1875, S. 64.)
1122. Wer verlassen ist vom Glück, von dem zieht jeder sich zurück.
It.: Quando uno è sfortunato, da tutti è abbandonato. (Giani, 1549.)
1123. Wie 's Glück es gibt und stehn die Dinge, sind wir bald gross und bald geringe.
Lat.: Omnibus nobis ut res dant sese, ita magni atque humiles sumus. (Terenz.) (Philippi, II, 72.)
1124. Wie 's Glück will, das sei mein Ziel.
Lat.: Quod sors feret, feremus aequo animo. (Terenz.) (Philippi, II, 146.)
1125. Will Glück an den man, so ist's all weissheit, was er kan; wennss jm aber missgheit, so ist's narheit, wa erss besteit. – Weinsberg, 111.
1126. Wo Glück und Freude wollen ein, da werden sie willkommen sein.
1127. Wo kein Glück, da ist umsunst all Witz und alle Kunst. – Gerlach, 125.
1128. Wohin das Glück sich neigt, dahin neigt sich auch des Volkes Gunst.
1129. Wohin, Glück? – Zum andern Glück! – Sanders, 92.
1130. Zufellig glück oder vnglück im Ehestande scheidet die Ehe nicht.
Lat.: Conditio factura non separat matrimonium. (Sarcerius, 473.)
*1131. Auf gut Glück etwas unternehmen.
In dem Sinne: auf eigene Faust.
Lat.: Suo marte aliquid agere. (Cicero.)
*1132. Damit wirst du kein Glück haben. (Berlin.)
Die Redensart wird in Berlin sehr häufig als Verneinung, als Ablehnung einer Bitte gebraucht.
*1133. Das Glück neckt sich mit ihm. (Jüd.-deutsch. Warschau.)
*1134. Das Glück ist still.
»Nur die Sehnsucht singt, nur das Vermissen wird zum Liede; der Besitz aber schweigt, und das Glück ist still.« (Saphir, Weltliche Betrachtungen eines Maikäfers.)
*1135. Er hat mehr Glück als genossen werden kann. (Ulm.)
*1136. Er kann sein Glück nicht ertragen.
Lat.: Papyri fructus non postulat magnam spicam. (Euripides.) (Philippi, II, 81.)
*1137. Er versteht sein Glück zu schmieden.
*1138. Etwas auf gut Glück wagen.
Lat.: Vela ventis permittere. (Quint.) (Philippi, II, 241; Hanzely, 111.)
*1139. Sein Glück mit Füssen treten.
*1140. Sein Glück versuchen.
*1141. Viel Glück auf den Weg.
Lat.: Bene ambula. (Philippi, I, 56.)
Brockhaus-1809: Christoph von Gluck
DamenConvLex-1834: Gluck, Christoph, Ritter von
Kirchner-Michaelis-1907: Glück / Glückseligkeit
Meyers-1905: Glück [1] · Glück [2] · Gluck · Glück auf!
Pagel-1901: Gluck, Themistokles
Pataky-1898: Glück, Walli · Glück, Elisabeth
Pierer-1857: Glück [1] · Glück [2] · Gluck · Glück auf!
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Robert ist krank und hält seinen gesunden Bruder für wahnsinnig. Die tragische Geschichte um Geisteskrankheit und Tod entstand 1917 unter dem Titel »Wahn« und trägt autobiografische Züge, die das schwierige Verhältnis Schnitzlers zu seinem Bruder Julius reflektieren. »Einer von uns beiden mußte ins Dunkel.«
74 Seiten, 3.80 Euro
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Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Dass das gelungen ist, zeigt Michael Holzingers Auswahl von neun Meistererzählungen aus der sogenannten Biedermeierzeit.
434 Seiten, 19.80 Euro