1. Ain Herr, der zu lugen lust hat, dess diener seind alle gottloss. – Agricola II, 221.
2. Alle sind Herren, wer ist Sklave?
3. Alles kamme unsem leiwen Heren alleine anvertruggen, awwer kein jung Méaken un kein draug Hög. (Westf.)
Alles kann man unserm lieben Herrn allein anvertrauen, aber kein jung Mädchen nnd kein trocknes Heu.
4. Als der Herr die Hacke schuf, schuf er auch den Stiel.
5. Alss der Herr auffm Esel geritten, ist er davon nicht besudelt worden, das der Esel sein natürliches werck gethan. – Lehmann, 741, 41.
6. Alt Herrn han auch erstlich Kindsbrey gessen. – Eyering, I, 157.
7. An geschmêrten Hêr lätt fuive grade sinnen. (Sauerland.)
8. Annere Heerens settet annere Suulen. – Lyra, 192; Simrock, 4667a.
9. Arm Herr, arm Ehr'.
Dän.: Høibaaren, fattig herre, er liden i ære (hæder). (Prov. dan., 12 u. 305.)
10. Arme Herrn schinden sehr. – Gruter, III, 6.
Dän.: Arme herrer skinde meest. (Prov. dan., 284.)
11. Auch junge Herrn gedenken zu Hofe gern.
12. Auf einen grossen Herrn und ein altes Geländer muss man sich nicht stützen.
13. Auf Herren nicht baw, noch gutem Wetter traw; das Wetter nicht bestehet vnd herren Gunst vergehet. – Petri, II, 25.
14. Auf Herren sollst du nicht stark bauen, noch schönem Wetter viel vertrauen.
15. Auff grosser herren feindschafft ist nicht leichtlich ein Krieg anzufahen. – Petri, II, 25.
16. Aus grosser Herren Seckel ist gut Häuser bauen.
17. Bä de grîssen Hären ässt em uch nôch ropekächen. – Schuster, 294.
18. Bald d' Herra emol e Soppa mit enand g'gessa heod, sönd alsama glich. (Appenzel.) – Tobler.
Sobald die neugewählten Herren in die Luft der alten kommen, so athmen sie die gleiche aus; sie sind so herrisch wie jene.
19. Bei bösen (zornigen, heftigen) Herren ist viel zu lernen.
Böhm.: Kdo s pány pobývá, v rozum prospívá. (Čelakovsky, 323.)
Holl.: Bij moeijelijke heeren valt veel te leeren. (Harrebomée, I, 294.)
20. Bei grossen Herren ist gut reich werden. – Blum, 760; Körte, 2790.
21. Bei grossen Herren muss alles und nichts aus Einer Schüssel essen. – Parömiakon, 975.
Der Hochgestellte soll alles haben, wissen, können u.s.w. und nichts aus sich machen, d.h. dabei bescheiden und anspruchslos sein.
22. Bei grossen Herren muss man fünf gerade sein lassen. – Eiselein, 303; Simrock, 4648.
Lat.: Indigna digna habenda sunt, herus quae facit. (Plautus.) (Eiselein, 303; Binder II, 1495.)
23. Bei grossen Herren sol man sich wärmen, aber nicht lange. – Petri, II, 43.
24. Bei grossen Herren soll man nur sagen, was sie fragen.
Dän.: Hos store berrer skal man ei tale uden til spurgt. (Prov. dan., 284.)
25. Bei grossen Herren soll man wenig (und süsse) Worte machen.
Dän.: Om store herrer skal man tale vel, eller tie stille. (Prov. dan., 533.)
[535] Frz.: A grand Seigneurs, peu de paroles. (Lendroy, 1156; Cahier, 1616; Leroux, II, 76.)
Holl.: Met groote heeren zal men geene lange morgenspraak houden. (Harrebomée, I, 205.)
It.: Co' gran signori bisogna usar poche parole. (Pazzaglia, 264, 15.)
26. Bei grossen Herren träuft immer etwas ab.
Karl V. soll zwar gesagt haben: »Wie der Mond am schwächsten sei, so er am nechsten bei der Sonnen stehet; also gehe es auch etlichen, welche die nechsten bei grossen Herrn wären, und doch ehe verarmten dann reich würden.« (Zinkgref, I, 79.)
27. Bei grosser Herren Händeln müssen die Bauern Haare lassen.
Lat.: Quiquid delirant reges plectuntur Achivi. (Horaz.) (Binder II, 2837.)
28. Bei Herren muss man sanftmüthig reden, geduldig hören und bedachtsam antworten. – Schottel, 1117b.
29. Besser beim Herrn als beim Herrlein.
Kleinrussisch: Die Herren sind nicht so schlimm, wie die Herrlein.
Böhm.: Lepši pán než pánek. – Nejsou tak zlí páni, jako paňata (pánkové). (Čelakovsky, 326.)
30. Besser den schlimmen Herrn ertragen, als zu einem schlimmern gehen.
Span.: Mal amo has de guardar, por miedo de empeorar. (Cahier, 3212.)
31. Besser des Herrn Schläge (Streiche) als des Knechts Küsse.
Die Russen: Des Herrn Keulenschläge sind gelinder als des Knechts Handstreiche. (Altmann, VI, 479.)
32. Besser die grossen Herren Lügen straffen, denn vmb jhren Willen die Wahrheit schweigen. – Petri, II, 35.
33. Besser ein Herr vber ein klein Ländlein, als ein grosser König vber gar nichts. – Gruter, III, 9.
Von den Vorzügen und dem hohen Werthe der Freiheit und Selbständigkeit.
34. Besser ein kleiner Herr als ein grosser Knecht. – Simrock, 4606; Körte, 2810; Reinsberg III, 126.
Um denselben Gedanken auszudrücken, sagen die Engländer: Besser der Kopf eines Esels, als der Schwanz eines Pferdes; die Franzosen: Besser Eidechsenkopf als Drachenschwanz. Die Holländer: Besser der Kopf einer Ratte, als der Schwanz eines Löwen. Die Italiener: Besser Hechtkopf als Stierschwanz. Besser Katzenkopf als Löwenschwanz. Die Araber: Besser Hundskopf als Löwenschwanz. Die Hebräer: Sei lieber bei den Füchsen das Haupt als bei den Löwen der Schwanz. Die Piemontesen: Besser Herr eines Testan (11/2, Lire) als Diener einer Million. Die Venetier: Besser Herr einer Handschaufel als Diener eines Schiffes. (Reinsberg III, 126.)
35. Besser ein mager Herr, denn ein fetter Knecht. – Petri, II, 36; Henisch, 1078, 49.
36. Besser einem Herrn dienen als einem Herrlein.
Böhm.: Mám-li se kořiti křápu, tedy radĕji škorni. (Čelakovsky, 96.)
37. Besser einem Herrn dienen, der ein Gut, als einem, der blos einen Hut.
Dän.: Bedre at tiene den herre som vil sælge en herregaard, end den som vil kiøbe to. (Prov. dan., 282.)
38. Besser Herr als Knecht. – Petri, II, 37.
39. Besser Herr in eigener Hütte als Sklave im Palast. – Breslauer Zeitung, 1864, Nr. 242.
40. Besser ist, der Herren gelt, denn sein eigen verzehren. – Henisch, 322, 11.
41. Besser klein ein Herr, als gross ein Knecht. – Braun, I, 1315.
42. Besser sich zu Herren stellen, als sich mit den Bauern quälen.
»Besser sei, sich halten zum Herrn, das man genies ihrs Guts und ehren, denn das man sich mit Bawrenhudel und an ihrem mistwagen sudel.« (Froschm., K.)
43. Besser was der Herr will, als was er befiehlt.
Oft würde das Gegentheil dessen geschehen, was der Herr beabsichtigt, wenn seine Anordnungen buchstäblich ausgeführt würden; der verständige Diener sucht das zu thun, was der Herr eigentlich gethan haben will.
Dän.: Untertiden giør tieneren ikke hvad herren befaler, men hvad herren vil. (Prov. dan., 283.)
44. Besser zwei stolze Herren als ein stolzer Knecht.
Der Zaun ist stolzer als der Garten, sagen die Letten; und die Russen: Der Golf ist stolzer als das Meer. (Reinsberg III, 121.)
45. Bey grossen Herren kan man grosses versehen. – Herberger, I, 241.
[536] 46. Bey grossen Herren soll man vngefragt nicht reden. – Lehmann, 200, 12.
47. Bey grossen Herrn gibts viel Salsen, Merrettig und gepfefferts. – Petri, II, 43.
48. Bey grossen Herrn kann man sich wermen, auch wohl gar verbrennen. – Gruter, III, 8; Lehmann, II, 49, 13; Eiselein, 302; Sailer, 324; Simrock, 4639; Braun, I, 1322; Reinsberg III, 123.
Nach Zinkgref (I, 117) ein Ausspruch Friedrich's des Weisen, Kurfürsten von Sachsen.
Dän.: Af store herrer kand mand baade varmes og brandes. (Prov. dan., 533.)
49. Bey grossen Herrn muss man vnrecht leiden vnd noch dazu dancken. – Lehmann, 117, 9.
Es gehört ein guter Magen dazu.
50. Bey grossen Herrn verschütt man den Ablass gern. – }(Gruter, III, 8; Lehmann, II, 49, 14.)
51. D' Herre esse Schnepfedreck, d' Bure esse Krut und Speck, und äser eins soll geng nüt ha. (Bern.) – Schweiz, 248, 23.
52. D' Herre (Geistlichen) zeige eim allemal d'r Weg in Himmel und – göhnd en selber nit. (Aargau.) – Schweiz, II, 144, 22.
53. Darnach die Herren Leute vmb sich haben, also sein sie auch.
»Sagt man im Sprichwort.« (Sarcerius, Hirtenbuch, 494.)
54. De Hêrens in de Stadt hebbt kinen Bûrenverstand. – Goldschmidt, 84.
55. De Herren Befehl is de Knechten Gang. (Ostfries.) – Hauskalender, I.
56. Dem Herren gilt es ein fahen, dem Knecht ein haben. – Petri, II, 74; Mathesy, 80a.
57. Dem Herrn ist besser zu glauben als dem Knecht. – Graf, 32, 43.
Der Herr ist ein Freier, und im Mittelalter dachte man sich den Freien als im Besitz aller edeln Eigenschaften; was er sagte, war also auch wahr. Lügen konnte nur der Knecht, dem man als unfrei alles Schlimme zutraute.
Mhd.: Wenn den herrn doch paz ze gelaubeu ist, dann dem chnecht. (Maurer, II, 64.)
58. Den Här dä kukd zur Fönsder erraus on säd: es göffd neisd draus. (Trier.) – Laven, 178, 23.
Wird gesagt, wenn man jemand etwas abschlägt.
59. Den Herren gefellt nichts, was nicht von jn herflüsst. – Agricola II, 202.
60. Den Herren gibt's Gott im Schlaf.
Frz.: En faisant les maistres desfaillant à la fois. (Leroux, II, 218.)
61. Den Herren, welche der Leute bald müde werden, vnnd jre diener offt verendern, den ist nicht gut dienen. – Agricola II, 171.
62. Den Herrn ist lieber, der schmeicheln kan, denn der jhm guts vnd ehre gan. – Petri, II, 78.
63. Den Herrn kennt man am Gesind, den Vater am Kind. – Mayer, I, 127.
Holl.: Den heer kent men bij zijn gezin. (Harrebomée, I, 294.)
64. Den Herrn muss man mit Fuchsschwantz scheren, vnd reden, wass sie gern hören. – Lehmann, 389, 25.
65. Den Herrn tröste Gott, den der Knecht lehren muss.
66. Den Herrn Wein, den Gensen Wasser. – Petri, II, 78.
67. Den Weltlichen Herren ist gut dienen, unter den Geistlichen gut wohnen. – Milichius, Geitzteuffel im Theatrum Diabolorum, 345b.
68. Den'n Herrn sîn Brôt ick ät', den'n sîn Lêd ick sing'. (Mecklenburg.) – Firmenich, I, 74, 22.
69. Der beste Herr könnte noch besser sein.
Frz.: Il n'est bon maistre qui ne faille. (Leroux, II, 235.)
70. Der einem grossen Herren dienet, der muss thun, was sein Herr will. – Lehmann, 387, 2.
71. Der erste Herr, das beste Geld, sagen die Kriegsleut. – Petri, II, 86; Henisch, 1467, 65.
72. Der frü wil herr sein, der muss lang knecht sein. – Franck, II, 208b; Gruter, I, 15; Schottel, 1142b.
[537] 73. Der grossen Herren Strauss geht an den Unterthanen aus.
74. Der gute Herr vergisst auch den kranken Diener nicht.
75. Der Här virous, derno kît det gânz Hous. – Schuster, 482.
76. Der hat ein bösen Herrn erkoren, wer dient dem püfel vnerforn. – Seidelius, Loci Comm., S. 183.
Lat.: Prauo seruit hero, qui uulgo seruit iniquo. (Germberg, 356.)
77. Der hat meist den schlechtesten Herrn, der sein eigener Herr ist.
78. Der Herr befiehlt und nicht der Knecht.
Lat.: Caput imperat, non pedes. (Philippi, I, 73.)
79. Der Herr befiehlt's dem Knecht, der Knecht befiehlt's der Katze und die Katze ihrem Schwanze. (S. ⇒ Selbst.) – Winckler, X, 24; Reinsberg III, 37.
Die Serben sagen: Der Priester befiehlt's dem Alumnus, der Alumnus dem Kirchendiener. Die Neugriechen: Sie befahlen's dem Fuchs, und der Fuchs befahl's seinem Schwanz. Die englischen Neger in Surinam: Du schickst den Hund, er schickt seinen Schwanz. Die Esten: Der Hund treibt den Schwanz, der Schwanz treibt des Schwanzes Spitze, die Spitze die Wolle, die Wolle hat keine Lust dazu. Meine Magd hat eine Magd, mein Knecht hat einen Knecht. (Reinsberg III, 37.) Die Russen sagen daher: Es schadet nichts, wenn du nach deinem Diener pfeifst, aber es nützt, wenn du dir das Glas Wasser selber holst. Und die Italiener empfehlen, es zu machen, wie der Podestà von Sinigaglia, der es befiehlt und selber thut. (Reinsberg III, 36.)
Holl.: Der heer gebiedt zijnen knecht, de knecht de kat, en de kat haren staart. (Harrebomée, I, 294a.)
80. Der Herr behüte deinen Eingang, wenn du Geld hast, und deinen Ausgang, wenn du bezahlt hast. – Meisner, 21.
81. Der Herr beschert vns vber nacht. – Eyering, III, 298.
82. Der Herr fühlt nicht wie schwer der Sack ist, den der Knecht trägt.
Die Russen: Der Hafersack, den der Hofbauer trägt, drückt nicht auf die Schultern des Gutsherrn.
83. Der Herr gibt jedermann so viel als er jhm gan. – Petri, I, 17.
84. Der Herr führt seine Heiligen wunderlich. (S. Gott ⇒ 389 u. ⇒ 399.) – Schulze, 28.
Lat.: Et scitote quam mirificavit dominus sanctum suum.
85. Der Herr hat übel befehlen, der den Diener macht zu seinem Gesellen.
Dän.: Den herre bedrages som holder sin svend lige ved sig selv. (Prov. dan., 281.)
86. Der Herr hat uns zusammengefügt, sagte die Frau, als der Mann sie bei den Haaren hielt.
Die Bergamasken sagen: Der Herr hat sie gemacht und der Herr hat sie gepaart. (Reinsberg II, 67.)
87. Der Herr hat zuerst sich selbst und erst dann den Aposteln die Füsse gewaschen.
88. Der Herr hat's gegeben, der Herr hat's genommen. – Hiob.
Dän.: Herren gav, herren tog. (Prov. dan., 283.)
89. Der Herr im blauen Haus (Gott) macht alle Händel aus. (Oberösterreich.)
90. Der Herr im Feld, die Frau im Zelt, so fehlt's im Hause nicht an Geld.
Böhm.: Hospodář, má páchnouti vĕtrem, a hospodynĕ dýmem. (Čelakovsky, 375.)
91. Der Herr ist des Hauses Auge.
Er muss auf alles sorgfältig achten, was im Hause vorgeht.
It.: E l'occhio della casa il di lei padrone. (Pazzaglia, 258, 2.)
92. Der Herr ist einer von den schlechten, der selbst sich fürchtet vor den Knechten.
93. Der Herr ist gut, wenn man seinen Willen thut. – Lehmann, 380, 14.
Dän.: Herren er god, giør man hans villie. (Prov. dan., 283.)
94. Der Herr ist karg, die Fraw ist wunderlich.
»Singt man dem kargen am newen jare.« (Mathesius, Historia, LVIa.)
95. Der Herr ist kein Bruder, sagte der Ochsenjunge zum Kühbuben, der ihn duzte.
96. Der Herr ist nicht mächtig, der seiner Vnde-r thanen nicht mechtig ist. – Lehmann, 380, 17.
[538] 97. Der Herr ist nicht mehr hier, er ist auferstanden, schrieb der Dieb ans Sakramenthäuschen, worin der Pfaff seinen Schatz bewahrt.
Ein Priester hatte sein Geld, um es recht sicher zu haben, im Sakramenthäuschen verborgen und darauf geschrieben: Der Herr ist an diesem Orte (Dominus est in isto loco). Ein Dieb stahl den Schatz und schrieb darüber: Surrexit, non est hic.
98. Der Herr ist wie der Knecht. – Sutor, 563; Graf, 524, 315; Wagenfuhr, 55, V.
Lat.: Scilicet in vulgus manant exempla regentum. (Sutor, 563.)
99. Der Herr kann seinen Mann nicht niedern. – Graf, 558, 48.
Gehört dem Lehnrechte an. Musste der Lehnsherr heimfällige Lehen auch wieder ausgeben (s. 111), so war er doch befugt, seine Rechte, sammt dem Gute, worauf sie ruhen, an einen andern zu übertragen, sodass das bisherige persönliche Band aufgelöst und der neue Erwerber verpflichtet wird, in dieses einzutreten; nur darf durch solche Veräusserung das standesrechtliche Verhältniss nicht verletzt werden. Der Lehnsmann braucht sich die Veräusserung an einen Ungenossen (dem Geburtsstand nach tiefer Stehenden), oder die Umwandlung in ein Burglehen (s. ⇒ Kammerlehen) nicht gefallen zu lassen, kann sich jedoch der Veräusserung an einen höhern Herrn nicht widersetzen.
Mhd.: Die herr en mach niet vernedern sinen man. (Holl. Sachsenspiegel, 111, 96.)
100. Der Herr1 kommt nie gepfändet zu Hofe. – Graf, 50, 170.
1) D.h. der freie Eigenthümer. Gepfändet konnte nur der in einem Hörigkeitsverhältniss Stehende werden, der dem Grundherrn den Zins nicht entrichtete.
101. Der Herr kommt und sieht, wenn nicht heute doch morgen.
Dän.: Vor herre kommer nok, om han end ikke kommer til hest. (Bohn I, 403.)
102. Der Herr mag schlaffen biss zu mittag. – Eyering, I, 482.
103. Der Herr muss das Haus ehren (zieren), nicht das Haus den Herrn.
It.: Il padrone hà da esser l'honor della casa, e non la casa l'honor del padrone. (Pazzaglia, 258, 3.)
104. Der Herr muss selber sein der Knecht, will ers im Hause finden (haben) recht. – Petri, II, 356; Gruter, III, 17; Lehmann, 373, 145; Lehmann, II, 79, 82; Froschm., XVIIIb; Luther, 405; Gaal, 1405; Seybold, 401; Körte, 2889.
Engl.: If a man will have his business well done, he must do it himself. (Gaal, 1405.)
It.: Chi non sa fare, non sa commandare.
Lat.: In quaque servus unus est herus domo.
105. Der Herr muss vorauf. – Riehl, Gesellschaft, S. 355.
106. Der Herr nicht zu Hause, niemand zu Hause. – Simrock, 4616; Körte, 2813; Braun, I, 1317.
107. Der Herr regiert das Land und die Höflinge den Herrn.
Dän.: Herren regierer over undersaatterne, men hyklerne undertiden over herren. (Prov. dan., 283.)
108. Der Herr siehet das Herz an. – 1 Sam. 16, 7; Schulze, 16.
109. Der Herr sieht mit Einem Auge mehr als der Knecht mit vieren. – Winckler, XIV, 25; Braun, I, 1319; Körte, 2888; Reinsberg III, 35.
Frz.: L'oeil du fermier vaut fumier.
110. Der Herr soll sein von Linden, der Knecht von Eichen. – Sutor, 895; Eiselein, 301; Simrock, 4598.
Lat.: Populus saepe magis voluntatem, quam rationem ducem sequitur. (Sutor, 895.)
111. Der Herr soll sich mit Lehen nicht bereichern. – Graf, 558, 44.
Dies lehnrechtliche Sprichwort sagt, dass der Lehnsherr heimfällige Lehen immer wieder ausgeben müsse und die Belehnung aus Rücksicht auf seine Bereicherung nicht verweigern dürfe.
Niederd.: Den Heer zul sich met dat leen niet rycken. (Kamptz, II, 473, 1; Lünig, II, 1048.)
112. Der Herr taugt keinen Deut, der sich vor seinem Knechte scheut.
D.i. fürchtet.
Lat.: Minus est quam servus, dominus, qui servos timet. (Philippi, I, 250.)
113. Der Herr versprach mir einen Pelz, doch auch sein Wort ist warm (erwärmt). (Tat.)
114. Der Herren Arbeit seind Sorg und Wachen; ist bisweilen so richtig wie eine Strehne Garns, den die Mäuss zernaget. – Sutor, 410.
[539] 115. Der Herren aug tüngt den acker wohl. – Gruter, I, 19.
116. Der Herren Beispiel ist seiner Leute (Diener, Knechte, Unterthanen) Spiegel.
Dän.: Herrernes Exempel er undersaatternes speyl. (Prov. dan., 285.)
117. Der Herren beste Schatzkammern sind die Unterthanen.
Dän.: Herrens penge ligge tit bedre i under-saatternes punge, end i hans skat-kammer. (Prov. dan., 283.)
118. Der herren bitten ist gebieten. – Agricola I, 182; Egenolff, 28b; Petri, II, 92; Lehmann, 66, 19 u. 380, 9; Latendorf II, 8; Sutor, 225; Sailer, 71.
Böhm.: Co pán prosí, to býti musí. – Co pán prosí ves musí. – Panská prosba rozkazu horši. (Čelakovsky, 324.)
Dän.: Herrebøn er Herrebud. (Bohn I, 374.)
Lat.: Salus civitatis in legibus est. (Sutor, 225.)
Poln.: Pánska prośba gorsza niż rozkazanie. (Čelakovsky, 324.)
Span.: Ruego de grande fuerza es que te hace. (Bohn I, 254.)
119. Der Herren Freetag ist der Armen Wehtag.
Der Herren Freudtag ist der Armen Leidtag.
Dän.: Herrens vellyst er tit de armes graad. (Prov. dan., 284.)
120. Der Herren fuss machet das pferdt faist. – Gruter, I, 19.
121. Der Herren gebot macht das gesetz. – Henisch, 1393, 6.
Lat.: Quicquid regi placet, legis vim habet. (Henisch, 1393, 7.)
122. Der Herren gebot vnd ein irdener Topff wehren offt beide gleich lang. – Petri, II, 92; Henisch, 1393, 4.
123. Der herren gueter sind nicht der, die sie verdienen, sonder den man sie gand. – Agricola I, 267; Lehmann, II, 63, 121; Eiselein, 617; Simrock, 10836.
124. Der Herren Hand reicht auch ins ferne Land.
125. Der Herren Hand reicht weit im Land.
Holl.: Des heeren hand is zoo groot (oder: reikt zoo ver) als 't land. (Harrebomée, I, 294.)
126. Der Herren hitziger Muth kühlet armer Leut Blut. – Petri, II, 117.
127. Der Herren Hunde werden (auch) zu Herren.
128. Der Herren ist gut müssig gehn, sie schertzen nicht lang. – Petri, II, 92.
129. Der Herren, Jungfrawen vnd junger Gesellen Wort sollen kurz, bedächtig vnd gewiss seyn. – Petri, II, 377.
130. Der Herren lust ist armer Gesellen vnlust. – Henisch, 1555, 65.
Engl.: Masters amuse themselves, servants die.
131. Der Herren Sachen sind Sorgen und Wachen. – Eiselein, 303; Simrock, 4635.
132. Der Herrn schaiss stinckt nicht; het es ein armer than, so wers sünd. – Gruter, I, 15; Wurzbach II, 112.
133. Der Herren Schwänze sind ihre Räth, Diener und Hofgesind, die sich nach ihnen ziehen.
134. Der Herren sünd, der bauren buss. – Franck, II, 36b; Eyering, I, 484 u. 503; Gruter, I, 15; Henisch, 213, 15; Latendorf II, 9; Binder II, 2837; Sutor, 178; Lehmann, 841, 15; Graf, 523, 289; Wurzbach II, 177; Sailer, 246; Simrock, 4608; Körte, 2796; Braun, I, 1310; Philippi, II, 127.
Wirkung der Fehler der Grossen.
Holl.: Der heeren zonde, der boeren boete. (Harrebomée, I, 294.)
Lat.: Canis peccatum suis dependet. (Sutor, 178.) – Inferior horret, quidquid peccat superior.
135. Der Herren Sünden müssen die Bauern beweinen. – Winckler, VII, 53.
136. Der Herren Thorheit ist der Unterthanen Strafe.
137. Der Herren thun stinckt nicht, thet es ein armer, so were es sünd. – Petri, II, 93.
Die Abschwächung der ursprünglich derbern Form ist eine Eigenthümlichkeit der Petri'schen Sammlung und hat, wie ich vermuthe in der amtlichen Stellung des Herausgebers (Pastor in Braunschweig) ihren Grund. Die ältere Lesart findet sich bei Gruter, I, 15.
138. Der Herren will quia sic placuit ist vieler ding vrsach. – Lehmann, 856, 28.
[540] 139. Der Herrn gesetz ist: Voluntas et potestas pro ratione. – Lehmann, 309, 75.
Lat.: Quod libet licet sed tyraunica vox est, licet mihi. – Regia vox est non decet. (Lehmann, 310, 75.)
140. Der ist ein Herr, der seiner selbst Herr ist. – Lehmann, 128, 83.
141. Der ist ein sehr glücklicher Herr, der an seinem Hoff ein Fusstappen der warheit kan spüren. – Lehmann, 391, 63.
142. Der ist kein grosser Herr, wer nicht thun kan, was er will vnnd was jhn gelust. – Lehmann, 309, 75.
143. Der ist kein Herr, der seines Gutes Knecht ist.
Mhd.: Nieman der ze hêrren zimt, der sin guot ze herren nimt. (Freidank.) (Zingerle, 66.)
144. Der ist nicht Herr in seinem Land, den seine Unterthanen hassen.
Holl.: Hij is geen heer van zijn land, die van zijne onderdanen gehaat wordt. (Harrebomée, I, 295.)
145. Der weltlichen Herren Gunst reitet auf Hasen. – Herberger, I, 2, 529.
146. Des Härn Uch mâcht det Ruoss fät. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 414.
147. Des Herren Aug füttert die Pferd wohl. – Sutor, 87; Reinsberg III, 34.
»Das heysst, wo man stets zu sicht selb, das in der Axt recht steht der Helb, so gedien Pferdt vnd alles Viech vnd alles gut vermehret sich.« Als Quelle des Sprichworts nennt Waldis (III, 94) den Griechen Xenophon, in der Stelle: »ein könig einst ein weisen fragt (wie Xenophon, der Heid uns sagt) vnd sprach: sag, wie soll ich's anheben, vnd was vor futter muss ich geben mein hengsten vnd mein besten pferden, dass sie feist, glat vnd freudig werden? Er sprach: kein besser Futter weist, dauon die pferde werden feist, wie mich erfarenheit hat gelert: des herrn aug füttert das pferdt!«
Holl.: Herenoghen maken schoone peerde. (Tunn., 15, 7.)
Lat.: Ex visu domini fit pulchritudo caballi. (Sutor, 87.) – Lux domini pulchrum facit ornatumque caballum. (Fallersleben, 387.)
148. Des Herren auge macht das pferdt (Vieh) feyst. (S. ⇒ Auge 45 u. ⇒ Fuss 16.) – Franck, I, 74a; II, 42b; Tappius, 170b; Petri, II, 117; Coler, 209; Zeytbuch, CCXLIIIb; Latendorf II, 8; Lehmann, II, 68, 3; Luther, 79; Simrock, 4613; Braun, I, 1308; Reinsberg III, 84.
»Wie auch das gemende Sprichwort lert: Des Herren Aug füttert das Pferd.« (Waldis, II, 4.) Diese Erfahrung ist sehr allgemein gemacht worden. Auch die Türken sagen: Des Herrn Auge ist des Pferdes Pflege. (Cahier, 2691.) Die Neugriechen: Des Herrn Auge ist des Pferdes Futter. Die Kroaten: Das Auge des Herrn macht Ochsen und Pferde fett. Die Serbier: Die Augen des Herrn mästen das Pferd. Die Russen: Das Pferd wird fett vom Auge des Herrn. Sogar die Neger in Surinam: Das Auge des Herrn macht die Kuh fett. (Reinsberg III, 34.)
Frz.: L'oeil du maître engraisse le cheval. (Cahier, 1179; Kritzinger, 134b.)
Holl.: De beste mesting is des heerens oog. (Bohn I, 303.)
Lat.: Oculus domini saginat equum. (Seybold, 401; Binder II, 2349; Schonheim, O, 6.) – Lux domini pulchrum facit ornatumque caballum. – Visus domini pulchrum facit exornatque caballum. (Coler, 332a; Gartner, 211; Binder II, 3580; Sutor, 40.)
Poln.: Oko Pańskie konia tuczy. (Lompa, 476.)
Port.: O melhor penso do cavallo, he o olho de seu amo. – O olho do amo engorda o cavallo. (Bohn I, 289.)
Span.: El ojo del amo engorda el caballo. (Bohn I, 219.)
149. Des herrn aug ist der best mist auff dem acker. – Franck, II, 42b; Petri, I, 117; Schottel, 1144b; Blum, 221; Simrock, 7037; Gaal, 880.
Frz.: L'oeil du fermier vaut du fumier. (Cahier, 697; Gaal, 880.)
It.: La presenza del padrone è la grassa della possessione. (Pazzaglia, 258, 5; Gaal, 880.)
Lat.: Fertilissimum in agro oculus domini est. (Franck, II, 42b; Gaal, 880.) – Oculus domini impinguat agrum. (Egeria, 196.)
Ung.: Nincs annál jobb gané, melyet a gazda maga lábán viszen ki a szántó földekre. (Gaal, 880.)
150. Des Herrn Aug' macht das Pferd fett (satt), sagte der geizige Bauer, sah sich die Pferde an und verkaufte den Hafer.
151. Des Herrn Auge sieht am schärfsten. – Freidank.
152. Des Herrn Auge soll den Knecht im Zaume halten. – Graf, 278.
[541] 153. Des Herrn Auge thut mehr als seine beiden Hände. – Reinsberg III, 35.
Frz.: L'oeil du maître fait plus que ses deux mains. (Cahier, 1178.)
154. Des Herrn Auge weidet das Pferd. – Froberg, 153.
Lat.: Domini frons plus prodest quam occipitium. (Froberg, 153.)
155. Des Herrn Augen sparen drei Knechte und zwei Mägde.
Der Segen der eigenen Aufsicht findet überall in den Sprichwörtern Anerkennung. Die Italiener sagen: Der Herr ist das Auge des Hauses. Der Herr auf dem Lande ist ein tüchtiges Fieber für den Meier und eine Wohlfahrt für die Meierei. Die Czechen: Die Augen des Herrn bewachen das Haus. Die Russen: Des Herrn Aug' ist Wächter. Die Letten: Ein Spatenstich des Gärtners gilt für zehn des Gärtnerburschen.
156. Des Herrn Birnen faulen nicht. – Winckler, XV, 10.
157. Des Herrn Bücher sind schwer zu lesen. – Winckler, XVI, 19.
158. Des Herrn Fuss düngt am besten. – Schottel, 1144b.
159. Des herrn fuss düngt den acker wol. – Franck, I, 74; Zeytbuch, CCXLIIIb; Eyering, I, 622; Guttenstein, 166, 52; Petri, II, 117; Pistor., II, 7; Luther, Wie weltliche Obrigkeit regieren soll, 80; Seybold, 419; Sailer, 266; Körte, 2801; Simrock, 4614; Braun, I, 1309.
»Des Herrn fusstappen tüngen den Acker wol, haben die Weisen gesagt.« (Luther's Werke, VII, 111a.)
Holl.: De beste mest op den akker is des meesters oog en voet. (Bahn I, 303.)
Lat.: Oculi et vestigia domini res agro saluberrima. (Colum.) (Binder II, 2345.) – Optimus est fimus, qui cadit de calceis domini in agrum. (Binder II, 2435; Seybold, 419.)
Span.: El pié del dueño estiercol para la heredad. (Bohn I, 219.)
160. Des Herrn Fuss macht das Pferd feist. – Sailer, 266.
161. Des Herrn Fusstritt düngt den Acker, des Herrn Fusstritt mästet das Vieh. – Fromm, 550.
162. Des Herrn Gebot macht das Gesetz. – Graf, 286, 13.
163. Des Herrn Nasenspitz nützt mehr als seine beiden Fersen.
Frz.: Face d'homme porte vertu. (Kritzinger, 298a.)
Lat.: Frons domini plus prodest quam occipitium. (Gaal, 311.)
164. Des Herrn Ritt über die Saat lässt goldenen Huf. – Körte, 2802; Simrock, 4615; Reinsberg III, 35.
165. Des Herrn Strenge macht verdrossene Arbeiter. – Altmann V, 82.
166. Des Herrn Stirn nützt mehr als sein ganzer Hinterkopf.
Lat.: Frons domini plus prodest, quam occipitium. (Gaal, 311.)
167. Des Herrn wegen muss man den Hund lieben.
168. Dess Herren hitzigen muth kühlet armer leut blut. – Henisch, 438, 5.
169. Dess Herrn aug düngt den acker wol. – Egenolff, 50b; Henisch, 768, 65; Mayer, I, 47.
170. Dess Herrn gegenwarth ist der hausshaltung vnd feldbaws bester nutz. – Lehmann, 366, 20.
171. Die den Herren am nächsten gehen, treten ihnen gern die Schuhe aus.
172. Die den Herren nicht pariren, müssen Hunde nach Bautzen führen.
Frz.: A bon droit est-il puni qui à son maistre désobeist. (Leroux, II, 68.)
173. Die geistlichen Herren erhalten keinen Tropfen, wenn's auf andere hagelt.
Holl.: De geestelijke heeren loopen doorgaans vrij, of hoogstens in den drup, als het op anderen slagen regent. (Harrebomée, I, 294.)
174. Die grossen Herren sind wie die Kinder; sie greifen nach allem, was glänzt. – Mayer, I, 127.
175. Die grossen Herren stehlen nicht, ei bewahr' uns, sie schwatzen nur heraus, um nichts mehr zu geben. (Schweiz.)
176. Die Herren beissen einander nicht.
177. Die Herren bezahlen der Bauern Schulden nicht.
Frz.: Seigneur ne plaide jamais saisie. (Leroux, II, 76.)
178. Die Herren empfangens, wie sie es aussgeben; ruffen sie hott, so gehets Suder. – Lehmann, 380, 6.
[542] 179. Die Herren haben dess macht, das recht ist. – Agricola, II, 206.
180. Die Herren haben so zarte Ohren, dass sie nichts hören, als was ihnen gefällt. – Lehmann, 392, 73.
181. Die Herren han lange arm. – Eyering, I, 693; III, 15.
182. Die Herren mussens einnemmen, wie sie es aussgeben; ruffen sie hott, so gehets suder. – Lehmann, 74, 40.
183. Die Herren regieren jhre vnterthanen, die Heuchler die Herren; vnd wer dem Heuchler heuchlet, der hat den Herren. – Lehmann, 380, 15.
184. Die Herren schlagen einander den Ball zu. – Sailer, 166.
185. Die Herren sind nicht gleich, aber die Knechte auch nicht.
Holl.: Heer en heer is twee, knecht en knecht is twee. (Harrebomée, I, 295.)
186. Die Herren sind schon gut, nur (aber) die Apostel (Diener) sind des Teufels. (S. ⇒ Amt 15.) – Pistor., IV, 16; Graf, 516, 228; Simrock, 4610; Braun, II, 53.
Wo sich die Diener und Unterbeamten mehr Gewalt amnaason als die Herren und Oberbeamten, was leider sehr häufig der Fall ist.
187. Die Herren sollen sich vor Ahab's Krankheit und Isabell's Lüsten hüten.
Sie sollen nicht nach den Gütern und Gerechtigkeiten ihrer Untergebenen fühlen und jagen.
188. Die Herren tragen jetzo ganze Länder auf den Schultern, was wunder, dass der Atlas den Himmel getragen. – Opel, 372.
189. Die Herren von der Klerisei versalzen uns gar oft den Brei. – Eiselein, 108; Simrock, 1459.
190. Die Herren von Metz lassen es geschehen, wenn's regnet.
191. Die Herren von Omnes regieren nicht wohl.
Viel Hirten hüten übel.
192. Die Herren von Schildburg lassen keinen hängen, sie haben ihn dann. – Simplic. (Nürnberg), I, 531.
193. Die Herren von Ulm, die Kaufleute von Nürnberg und die Bürger von Augsburg. – Berckenmeyer, 225; Deutsche Romanzeitung, III, 41, 392.
Der Ton liegt auf Herren, Kaufleute und Bürger.
194. Die Herrn dürffen keiner Prill, sie sehen durch die finger. – Petri, II, 131.
195. Die Herrn müssen die Bawren kauffen, die bergleut kommen selber gelauffen. – Petri, II, 131; Henisch, 213, 34.
196. Die Herrn reden mit Macht. – Petri, II, 131.
197. Die künftigen Herren machen die vorigen fromm. – Sailer, 246; Simrock, 4636.
198. Die mit dem Herren vnd der Frawen im Hauss auss einem Hafen essen, seind offt jhre ärgste Feindt. – Lehmann, 373, 147.
199. Ein ander Herr, ein ander Dienst.
Die Walachen: Wer die Herren wechselt, bleibt Diener. (Reinsberg III, 115.)
200. Ein armer Herr ist reicher als ein reicher Knecht.
Denn er ist frei, unabhängig, selbständig.
201. Ein einarmiger Herr macht mehr als ein zweiarmiger Knecht.
Die Russen: Der Herr schlägt mit dem Nacken der Axt eher die Birke nieder, als der Knecht mit der Schärfe. (Altmann VI, 465.)
202. Ein einäugiger Herr sieht mehr als ein zweiäugiger Diener (Knecht). – Sprichwörtergarten, 258.
Frz.: Il n'est pour voir, que l'oeil du maître. (Cahier, 996.)
203. Ein fleissiger Herr macht fleissige Diener. – Simrock, 2529.
Böhm.: Pilný hospodář čini obratnou čeládkou. (Čelakovsky, 375.)
Frz.: Les bons maîtres font les bons valets.
Ill.: Marljiv goapodar čini bèrzu drůžinu. (Čelakovsky, 375.)
[543] 204. Ein gnediger Herr, ein vngnediger Hoff. – Petri, II, 191; Henisch, 1670, 40.
Lat.: Invidere omnes, mordere clanculum. (Mathesius, Sarepta, 1562, CXCVIIb.)
205. Ein grosser Herr kan einen, der zerrissen Hosen anhat, wol auff sammete Pfülben setzen. – Lehmann, 45, 54.
206. Ein grosser Herr macht, was er will, ein armer Teufel, was er kann.
Böhm.: Pán jak chce, a chudina jak může. (Čelakovsky, 170.)
Poln.: Panowie jako chcą, ubodzy, jako moga. – Pan jako chce, a chudzina jako może. (Čelakovsky, 170.)
207. Ein grosser Herr muss Binckeltöpff1 in seinem Haus haben, sonst kennt er die seinen wol, wer sie seien. – Luther's Tischr., 112b.
1) Auch: Binckkacheln = Nachttopf. (Vgl. Grimm, Wb., I, 36.)
208. Ein guter Herr bewacht die Schere des Schäfers, damit sie, nur bestimmt die Wolle zu scheren, nicht die Haut nehme.
209. Ein guter Herr, ein guter Diener.
Frz.: Bon maistre, bon serviteur. (Leroux, II, 79.) – Le bon maître fait le bon valet. (Lendroy, 956; Cahier, 991; Leroux, II, 80.)
210. Ein guter Herr hat viel Söhne und Töchter.
Böhm.: Pán dobrý stojí za otce. (Čelakovsky, 323.)
Poln.: Pan dobry za ojca stoji. (Čelakovsky, 323.)
211. Ein guter Herr nimmt's nicht so genau mit seinem Diener.
Frz.: Qui sert bon maître, bon loger en attend (reçoit). (Lendroy, 957; Leroux, II, 69.)
Poln.: U takiego pana, przyjdzie łaska sama. (Lompa, 32.)
212. Ein guter Herr und ein guter Hirt dürfen nicht schlafen.
Böhm.: Pán dobrý a pastýř dobrý o povahách jsou sobĕ rovni. (Čelakovsky, 323.)
213. Ein guter Herr zieht gut Gesinde.
214. Ein gütiger Herr hat eifrige Knechte. – Altmann V, 82.
215. Ein g'waltiger Herr ohne Land, ein reicher Jude ohne Pfand, eine schöne Frau ohne Lieb', eine grosse Stadt ohne Dieb und ein Bock ohne Bart sind wider sein natürlich Art.
216. Ein heiterer Herr macht fröhliche (lustige) Diener.
It.: Quando ridono i padroni, si rallegrano i servitori. (Pazzaglia, 258, 9.)
217. Ein Herr bleibet ein Herr, vnnd ob er von Linden, so vberwehret er dennoch einen Eichnen Knecht. – Mathesy, 62a.
218. Ein Herr büsset1 den andern nicht. – Eiselein, 301; Simrock, 4616; Reinsberg IV, 45.
1) In dieser Lesart ist mir das Sprichwort handschriftlich zugegangen. Sowol Eiselein wie Simrock haben dafür »beisset«. Ich habe angenommen, dass ein Herr den andern nicht »büssen«, mit Strafen oder Bussen belegen kann, weil er keine Gerichtsbarkeit über ihn hat. Für die andere Lesart lässt sich sagen, dass die Herren einander gegenseitig nicht wehe thun.
219. Ein Herr darff nicht lauter Jäger vnd Reuter, er muss auch Schreiber vnd gelehrte haben. – Petri, II, 197; Henisch, 1459, 10.
220. Ein Herr, der lust hat zu Lügen, dess Diener sind alle Gottloss. – Petri, II, 197; Henisch, 701, 50.
221. Ein Herr, der vbel regiert, muss darnach ein Knecht werden. – Petri, II, 197.
222. Ein Herr, der viel Knechte hat, hat viel Feinde. – Sutor, 221.
Lat.: Nil aliud est imperium, quam cura salutis alianae. (Sutor, 221.)
223. Ein Herr hat kein ergern Feind, als einen Diener, der mit vnwillen (unzufrieden) von jhme scheid. – Lehmann, 125, 47.
224. Ein Herr im land ist das best. – Petri, II, 197; Henisch, 326, 45.
225. Ein Herr ist und bleibt ein Herr und wenn er schläft bis Mittag. – Sutor, 222.
Lat.: Ignominiosum praeesse populo, subesse appetitui. (Sutor, 222.)
226. Ein Herr kan nicht alle Weg regiren wie er wil. – Petru, II, 197.
[544] 227. Ein Herr, kein Herr; zwei Herren, ein Herr. – Pistor., I, 46; Volkmar, 365, 401; Eisenhart, VII, 5; Graf, 522, 270; Eiselein, 301; Simrock, 4620.
Bezieht sich auf Gebiete, die mehr als Einem Herrn gemeinschaftlich angehören, in denen also die auszuübenden Landeshoheitsrechte nicht von einem allein ausgeübt, gültige Beschlüsse vielmehr nur in Gemeinschaft erlassen werden können. Wenn in einer solchen Herrschaft ein Herr eine Verordnung ohne Einwilligung des andern oder der übrigen erlässt, so ist es so gut, als hätte sie kein Herr erlassen, weil sie von keiner Verbindlichkeit ist, die sie erst erhält, wenn sie von den Gesammtherren ausgeht.
Holl.: Een heer, geen heer; twee beeren, een heer. (Pistor., I, 60.)
228. Ein Herr mit zwei Gesinden wird schlecht gepflegt, und ein Haus mit zwei Weibern selten rein gefegt.
229. Ein Herr muss in seinem Hause auch Schmeiss und Binckkacheln haben. – Luther's Tischr. (Frankfurt 1571), 28b.
230. Ein Herr muss kein Tewrung in worten machen. – Lehmann, 369, 72.
Er muss dem Diener freundlich sagen, wie die Sache gethan werden soll.
231. Ein Herr muss sehen und nicht sehen (oder: muss auch durch die Finger sehen können).
Er soll nicht alles beachten, jede Kleinigkeit rügen, soll grossmüthig sein.
Böhm.: Velký pán ne všeho si všimá. (Čelakovsky, 323.)
Poln.: Wielkiemu panu nie wszystko trzeba baczyć. (Čelakovsky, 323.)
232. Ein Herr muss sein der letzte ins Bett und der erste wieder heraus.
Frz.: Dernier couché, premier debout doit être chaque maître partout. (Cahier, 999.)
233. Ein Herr muss seinem Diener die Haar nicht zu lang lassen wachsen, sondern zu gepürender zeit wissen abzuschneiden. – Lehmann, 369, 72.
It.: Il padrone indulgente fa il servo negligente. (Gaal, 667.)
Lat.: Familiarius dominus fatuum servum nutrit. (Gaal, 667.)
234. Ein Herr muss wissen, dass kein Diener ohne Fehler ist.
235. Ein Herr ohne Diener, ein Fürst ohne Land, ein Edelmann ohne Bauern und ein Vater ohne Kind vier arme Gesellen sind.
Böhm.: Pán bez sluhy, kniže bez zemĕ, otce bez dĕtstva, zeman bez kmetstva. (Čelakovsky, 324.)
Poln.: Pan bez sługi, książę bez ziemie, ojciec bez dzieci, ziemianin bez kmieci. (Čelakovsky, 324.)
236. Ein Herr ohne land ist ein Fass ohne Wein. – Lehmann, 674, 182.
237. Ein Herr ohne Land ist ein (grosser) Titul ohne Buch. – Opel, 381.
Dän.: Herre uden land er fadet uden viin. (Bohn I, 374); (Prov. dan., 280.)
238. Ein Herr ohne Land ist eine Faust ohne Hand.
Frz.: Maître indolent, valet insolent. (Cahier, 992.)
239. Ein Herr ohne reputation ist wie ein Pfaw ohne schwantz. – Lehmann, 380, 7.
240. Ein Herr sol Gott vnd seinen Vnterthanen dienen. – Petri, II, 197.
241. Ein Herr soll ein Zug vnd ein feder haben; was gesagt vnd geschriben ist, soll gesagt vnd geschrieben bleiben. – Lehmann, 927, 12.
242. Ein Herr soll nicht missfallen haben am rath, der mit jhme nicht zustimbt, sonst verderbt er allen rath. – Lehmann, 667, 120.
243. Ein Herr tregt selbst auch ein Menschen Hembt. – Lehmann, 368, 71.
Hat auch seine Fehler.
244. Ein Herr vnd Edelmann sol für dem sechzigsten Jahr seines alters nicht wissen, das er ein seel hab, sonst kan er nicht reich werden. – Petri, III, 5.
245. Ein Herr von Stroh (von Heu oder von Butter) frisst einen Vasallen von Stahl und Eisen. – Wurzbach II, 175; Winckler, III, 96.
Damit charakterisirt das Volksurtheil das Herrenthum in der Ausübung seiner Oberherrlichkeit.
Frz.: Un seigneur de paille, feurre ou beurre mange un vassal d'acier. (Cahier, 1614; Bohn I, 62.)
[545] 246. Ein jeder Herr ist Kaiser in seinem Lande. – Eisenhart, 632; Pistor., VII, 30; Hillebrand, 241; Hertius, II, 3; Volkmar, 365, 400; Graf, 487, 51; Eiselein, 357; Sailer, 254; Simrock, 4663.
Dies Sprichwort ist nach Hertius schon im 13. Jahrhundert bekannt gewesen. Es handelt von der Landeshoheit der Reichsstände, welche alle die Rechte, die zur Regierung von Land und Leuten erfordert werden, nicht im Namen des Kaisers, sondern in ihrem eigenen ausübten und also hierin souveränen Fürsten gleich waren, die niemand als Gott und das Schwert über sich erkennen. Daher sagte man von ihnen, dass ein jeder Herr in seinem Lande Kaiser sei.
247. Ein jeder Herr ist Papst in seinem Lande. – Eisenhart, 649; Hillebrand, 244; Hertius, II, 2; Simrock, 4664.
Von dem Rechte der Fürsten in Religionssachen. Nach einigen sind die Kirchen- und Religionssachen dem Papste als Statthalter Christi und sichtbarem Oberhaupte der Kirche, nach andern den Concilien und nach einer dritten Ansicht den weltlichen Regenten unterworfen. Zur letztern Meinung bekennt sich das Sprichwort, welches schon vor der von Luther unternommenen Kirchenverbesserung bekannt gewesen ist.
248. Ein jeder ist ein Herr seines guts. – Petri II, 201.
249. Ein jeder ist Herr in seinem Hauss. – Gruter, III, 27; Lehmann, II, 148, 37.
250. Ein keifender Herr macht einen trägen Knecht.
Die Russen: Ein scheltender Herr macht einen rauflustigen Diener. (Altmann VI, 396.)
251. Ein linden Herr vberwehret einen eichenen (eisernen) Knecht. – Petri, II, 212; Graf, 31; Simrock, 4599.
Wortspiel mit Linden (Lindenholz) und gelinden, milden.
252. Ein newer Herr, ein new Gebot. – Petri, II, 217; Henisch, 1392, 62.
253. Ein rechter Herr soll sein der Guten Schutz und der bösen Trutz.
Böhm.: Pán má býti štít dobrým, a zlým kladivo. (Čelakovsky, 323.)
254. Ein schlechter Herr der nicht weiss, wie einem Knechte zu Muthe ist.
255. Ein schlechter Herr, der seinen Knecht fürchten muss.
256. Ein stroherner Herr frisst (verdaut) zehn Bauern von Eisen.
Frz.: Un seigneur de paille mange (combat) un vassal d'acier. (Bohn I, 62; Leroux, II, 787.)
257. Ein und zwei Herren kein Herr, drei Herren – Ein Herr. – Pistor., I, 46; Graf, 522, 271.
»Die gewöhnliche Form der Staatsverwaltung«, heisst es bei Graf (525), »ist in Deutschland die Herrschaft eines einzigen«. Ausnahmsweise gab es jedoch eine Reihe von sogenannten Mitherren oder Ganerben, meist nur in kleinern Ländern, welche zugleich und ungetheilt die Landeshoheit ausübten. Solchenfalls konnte einer ohne den andern rechtswirksam kein Herrscherrecht bethätigen; erst die Ganerben miteinander stellten den Landesherrn vor, worauf sich das obige Sprichwort bezieht. (S. 227.)
258. Ein weiser Herr richt ein ordentlich Regiment an. – Petri, II, 235.
259. Ein weiser Herre liebt viel Freund und engen Rath.
260. Einem grossen Herrn muss man ein wenig auf den Dienst warten. – Herberger, I, 2, 486.
261. Einem guten (verständigen) Herrn ist gut dienen.
Dän.: Er godt at tiene en fornuftig herre. (Prov. dan., 549.)
262. Einem schlimmen Herrn entläuft man, und zum Teufel kommt man.
Frz.: Pour quitter un mauvais maître, on en prend souvent un pire. (Cahier, 995.)
263. Einem zornigen Herrn soll man entweichen. – Petri, II, 179.
264. Eines Herrn ärgster Feind ist ein Knecht, der's übel meint.
Dän.: En herre har ingen større fiende end sin tienere, som skilles fra hannem med uvillie. (Prov. dan., 281.)
265. En Här äs seinjes Amtes Knecht. – Schuster, 718.
266. Enn jungen Herr, en olen Bettler. (Rendsburg.)
Dän.: Ung herre, gammel trygler. (Prov. dan., 281.)
267. Es haben auch grosser Herren Kinder anklebische Hände. – Petri, II, 249.
[546] 268. Es ist besser ein Herr kehre seiner Nahrung die Stirne (oder Angesicht) zu, denn den Rücken (oder Nacken). – Coler, 209.
269. Es ist besser einem Herrn dienen, der eine Herrschaft verthue, als einem, der eine gewinnen will. – Pistor., III, 52; Simrock, 4631.
270. Es ist besser vom Herrn, dann vom Knecht kauffen. – Sutor, 239.
271. Es ist böss, aus Herren Knecht machen. – Petri, II, 257.
272. Es ist doch gut, das die Herrn auch einen Herrn im Himmel haben. – Agricola II, 174.
273. Es ist ein armer Herr, den der Knecht regiert.
274. Es ist ein armer Herr, der nichts zu befehlen hat.
Frz.: Il n'est pas maistre qui n'ose commander. (Leroux II, 236.)
275. Es ist ein armer Herr, der vom Knechte lernen muss.
Böhm.: Bĕda tomu hospodáři, jejž sluha uči. (Čelakovsky, 377.)
Lat.: Malum est habere servum, qui dominum docet.
Slow.: Nĕbývá dobre, ked' klučar svého pána uči. (Čelakovsky, 377.)
276. Es ist gut, grosser Herren müssig gehen. – Körte, 2773.
Lat.: Alterius non sit, qui suus esse potest. (Gaal, 878.)
277. Es ist gut Herr zu seyn, wenn einer das Recht vnter Händen hat. – Petri, II, 263; Lehmann, II, 142, 164; Sutor, 896.
278. Es ist kein Herr, der nicht von einem Knecht abstammt. – Sutor, 242.
279. Es ist kein schlimmerer Herr, als der Knecht gewesen. (S. ⇒ Messer.)
Böhm.: Od pluhu pána, zlá to rána. (Čelakovsky, 100.)
280. Es ist nicht jeder ein Herr, der in Seide geht einher. (Poln.)
Bezieht sich auf den Aufwand, den die Polen in Kleidern machten und der oft ihre Vermögensverhältnisse weit überschritt. In dem Abschnitt Culturhistorische Sprichwröter, hat von Wurzbach ausführlich darüber gehandelt. (Vgl. Wurzbach I, 99 fg., besonders in Behandlung der Sprichwörter Nr. 29 u. 52.)
281. Es ist nicht jeder ein Herr, der sich in die Seite stützt.
282. Es ist nichts bessers, als aus grosser Herren Seckel bauen lernen. – Opel, 372.
283. Es ist pöss mit Herren schertzen. – Hauer, Mij2.
284. Es ist schwer mit grossen Herren Wette laufen, man steckt ihnen das Ziel näher. – Winckler, XIV, 62.
285. Es kann niemands wol ein Herr seyn, er sey dann zuvor Knecht gewesen. – Petri, II, 281; Lehmann, II, 137, 71; Eiselein, 301.
286. Es muss der Herr offt thun, was der Knecht wil, wie der Mann, was die Fraw wil. – Petri, II, 288; Henisch, 1197, 45.
287. Es schadet grossen herrn kein klein vnglück. – Gruter, I, 37.
288. Es wird keiner ein guter Herr, der nicht zuvor Knecht gewesen ist. – Gruter, III, 37.
289. Et es besser 'ne kleine Här, als ene grosse Knäch. (Köln.) – Weyden, III, 12; für Aachen: Firmenich, I, 492, 58.
290. Falscher Herren Worte sind todter Leute Schuhe; wer darauf wartet, wird gewiss barfuss gehen.
291. Faule Herren, träge Knechte. – Gaal, 429.
Dän.: Lad herre, doven svend. – Lad herre, fortredne svenne. (Prov. dan., 370.)
Engl.: Servants will not be diligent, where the masters negligent. (Bohn II, 483.)
It.: Cattivo signore, fà cattivo servitore. (Pazzaglia, 350, 4.) – Il padrone impudente fà il servitor negligente. (Pazzaglia, 258, 4.)
Ung.: A hol kedvére él a gazda, lusta a szolga. – Henyélő gazdának álmos a béresse. (Gaal, 429.)
292. Fremde Herren macht man am besten bendig, wenn man ihre Räthe und Gesandte an güldene Ketten legt. – Opel, 386.
[547] 293. Fremder Herren Gold gibt süssen Klang, allein dem Staate den Untergang. (Schweiz.) – Körte, 2775.
Besonders gegen das offen und im Finstern herumschleichende Pensionswesen, das in der Schweiz allgemein als schädlich erkannt wurde.
294. Fromme Herren findet man gemeiniglich an den Wänden.
Im Bildniss.
295. Frommer Herr, frommer Knecht. – Petri, II, 317.
296. Frü Herr, spat Knecht ist aller hoffertigen Recht. – Westphal, Hoffarts Teuffel, im Theatrum Diabolorum, 408b.
297. Frühe Herren, späte Knechte. – Petri, II, 319; Simrock, 4604; Körte, 2794; Braun, I, 1311; Frischbier, 202.
298. Frumme Herren haben Gott lieb. – Agricola II, 383.
299. Fürchte deinen Herrn als einen Tyrannen, so wirst du ihn zuletzt als deinen Wohlthäter lieben. – Altmann V, 81.
300. Gebietende Herren machen nit vil Wort. – Sutor, 232.
301. Gebietender Herren Bitten sind scharfe Befehle. – Graf, 523, 297.
302. Geht der Herr voraus, so ist Leben in Feld und Haus.
303. Gelehrten Herren ist schwer dienen.
304. Geschwinde Herren machen langsame Diener. – Winckler, XVI, 4.
305. Gestrenge Herren regieren (leben) nicht lange. – Petri, II, 336; Henisch, 1579, 47; Coler, 215b; Seybold, 244; Hollenberg, 8; Simrock, 4661; Körte, 2807 u. 3482; Braun, I, 1306; Frischbier, 313; Frischbier2, 1578; für Düren: Firmenich, I, 483, 70; für Iserlohn: Woeste, 78, 316; für Waldeck: Curtze, 346, 399.
Dän.: Strænge herrer regiere ei længe. (Prov. dan., 284.)
Frz.: La trop grande sévérité n'est pas de durée. – Tout ce qui est violent, dure peu; chose violente n'est pas permanente.
Lat.: Iniqua nunquam regna perpetuo manent. (Seneca.) (Philippi, I, 198; Seybold, 244; Binder II, 1512.) – Omnis nimia potentia brevitate constringitur. (Seneca.) (Binder II, 2410.) – Venti desituri vehementissime spirare solent. (Seybold, 623.) – Violenta nemo imperia continuit diu. (Seneca.) (Eiselein, 303; Binder II, 3552; Philippi, II, 252.) – Vis violenta non est diuturna. (Binder II, 3576.)
306. Gestrenge Herren regieren nicht lange, sagte Michel, als er fünfzig Jahre geprügelt worden war.
307. Getrewer Herre, getrewe Knecht. – Agricola II, 173; Lehmann, 381, 22; Pistor., X, 2; Eisenhart, 676; Hillebrand, 75; Volkmar, 366, 426; Graf, 524, 313; Eiselein, 301; Simrock, 4596.
Von den gegenseitigen Pflichten zwischen Lehnsherren und Vasallen. Das Sprichwort will ganz besonders darauf aufmerksam machen, dass auch der Lehnsherr Verbindlichkeiten – Vertheidigung und Beschützung – gegen seinen Vasallen zu erfüllen habe, und dass gerade von der treuen Erfüllung derselben sehr häufig die Treue des Vasallen abhange. Ausserdem findet das Sprichwort auf jedes Verhältniss zwischen Befehlenden und Gehorchenden Anwendung.
Frz.: Fidélité et félonie sont réciproques entre le seigneur et le vassal. (Loysel, 649.)
308. Gif den Herrn 'n Kusshändken un segge: Gôden Dag, du Jisel. – Lyra, 66.
309. Gräute Hären, gräute Affären. (Soest.) – Firmenich, I, 348, 18.
310. Gross Herr, gross Recht; klein Knecht, klein Recht. – Simrock, 8236.
311. Gross herrn haben kleinen gewalt. – Franck, I, 117a; Lehmann, II, 232, 173.
312. Gross herrn können nit vnrecht thun. – Gruter, I, 45.
313. Gross herrn lassen sich niessen. – Franck, II, 206b; Gruter, I, 45; Petri, II, 359; Körte, 2789 u. 3460.
314. Grosse herren, alte vnd weit gewanderte liegen mit gewalt. – Franck, I, 77b; Egenolff, 336a; Lehmann, II, 232, 178.
315. Grosse Herren bedürffen armer Leut hülff vnd rath wol. – Petri, II, 358; Henisch, 230, 52.
[548] 316. Grosse Herren begehen keine schlechte Thorheit. – Lehmann, 381, 28.
Dän.: Store herrer begaae ingen slet daarskab. (Prov. dan., 533.)
317. Grosse Herren brauchen ihre Diener wie der Handwerker sein Werkzeug; wenn es abge nützt, wirft er es weg. – Winckler, XIV, 59.
318. Grosse Herren brechen etwa ein' Ursach ab dem Zaun. – Eiselein, 655; Simrock, 11993.
319. Grosse Herren dürfen mit Heiligen scherzen. – Eiselein, 295; Simrock, 4491.
Engl.: Great men may jest with saints, 'tis wit in them; in the less, foul profanation. (Eiselein, 295.)
320. Grosse Herren erzürnen, ist gefährlich.
Lat.: Periculosa potentium offensa. (Quintilian.) (Philippi, II, 92.)
321. Grosse Herren fehlen auch. – Seybold, 474.
Lat.: Quandoque bonus nictat Domosthenes. (Seybold, 474.)
322. Grosse Herren geben gern grosse geschencke. – Petri, II, 358.
Dän.: Storre herrer haanes ved at give smaae gaver, og ville ei give store. (Prov. dan., 284.)
Lat.: Mos est praelatis, praebendas non dare gratis. (Binder II, 1905; Gartner, 31.)
323. Grosse Herren geben kurzen Bescheid.
324. Grosse Herren geben nicht gern. – Petri, II, 358.
325. Grosse Herreu gedencken lang. – Agricola I, 338; Franck, II, 65a; Tappius, 74b; Egenolff, 184a; Guttenstein, 60, 69; Petri, II, 358; Gruter, I, 45; Lehmann, II, 232, 179; Henisch, 678, 52; Schottel, 1134b u. 1144a; Sutor, 304; Eiselein, 303; Körte, 2786; Simrock, 4649.
Dän.: Store herrer have lang hukommelse. (Prov. dan., 310.)
Frz.: Qui mange l'oie du roi, à cent ans de là en chie la plume.
Holl.: Groote heeren gedenken lang. – Groote heeren houden lang iets in gedachten. (Harrebomée, I, 294.)
Lat.: Manet alta mente repostum. (Eiselein, 303.)
Span.: Quien come la vaca del rey, á cien años paga los huesos. (Körte, 2786.)
326. Grosse Herren gehen schlecht (schlicht, einfach) herein. – Henisch, 789, 27.
327. Grosse Herren, gross Glück.
Böhm.: Velkému pánu vždy kostka dobře sedá. (Čelakovsky, 280.)
Poln.: Wielkiemu panu zawsze kostka dobrze pada. (Čelakovsky, 280.)
328. Grosse Herren, grosse fehler. – Lehmann, 508, 75; Graf, 516, 211; Pistor., IX, 83.
»Die schönste tugenden seind mit falschen farben schattirt.«
329. Grosse Herren, grosse Gefahr. – Gottfried, 474.
Holl.: Groote heeren, groote kleêren. (Harrebomée, I, 294b.)
330. Grosse Herren, grosse Geschäfte.
331. Grosse Herren, grosse sorge. – Petri, II, 359; Pistor., V, 79; Graf, 516, 207.
332. Grosse Herren, grosse Thorheiten (Streiche).
333. Grosse Herren, grosse Tugend; wenig Wort, aber viel Krafft. – Petri, II, 359.
Dän.: Store folk, store dyder, store lyder. ( Prov. dan., 532.)
334. Grosse Herren haben auch furcht. – Petri, II, 359.
335. Grosse Herren haben die Ohren bei den Füssen. – Parömiakon, 1201.
Wer bei ihnen Gehör finden will, soll sich demüthigen.
336. Grosse Herren haben ein kurzes Gedächtniss.
337. Grosse Herren haben empfindliche Ohren.
Böhm.: Páni (králové) daleko vidí a slyši. (Čelakovsky, 321.)
Frz.: Il n'a ne sens, n'entendement, qui va parler des seigneurs grands. (Leroux, II, 77.)
338. Grosse Herren haben grosse Engel. – Herberger, II, 2, 187.
Dän.: Store herrer have store engle. (Prov. dan., 283.)
339. Grosse Herren haben grosse Gefahr. – Seybold, 452.
Lat.: Praecipites regum casus fortuna facit. (Seybold, 452.)
340. Grosse Herren haben lange Arme. – Gaal, 1030; Egenolff, 303b.
Auch in der Ferne können sie schaden.
Frz.: Les grands ont les bras longs. (Starschedel, 406.)
Holl.: Groote heeren hebben lange lange armen (handen). (Harrebomée, I, 294.)
It.: I principi hanno le braccia lunghe. (Gaal, 1030.)
Lat.: Regum aures, atque oculi multi. (Seybold, 528.)
341. Grosse Herren haben lange Hände. – Graf, 522, 273; Körte, 2785; Simrock, 4650; Braun, I, 1302.
Böhm.: Páni daléko sáhaji. (Čelakovsky, 321.)
Engl.: Kings have long hands.
[549] Frz.: Les rois ont les mains longues.
Kroat.: Velikaši imaju duge ruke i velika vuha.
Lat.: An nescis, longas regibus esse manus. (Čelakovsky, 321.)
Poln.: Panowie i królowie daleko widzą, wiele słyszą. (Čelakovsky, 321.)
342. Grosse Herren haben lange Hände; sie reichen aber nicht bis in den Himmel. – Winckler, II, 35.
Dän.: Storre herrer have lange hænder, men de naae ikke til himlen. (Bohn I, 399.)
343. Grosse Herren haben lange Hende vnnd greiffen offt zu, da es jhnen nicht befohlen ist, nemlich Gott in seinen Augapffel oder geben manchem einen Stirnnickel, das jhm das Blut vnd Gut hernach gehet. – Petri, II, 359.
It.: I prencipi hanno le orecchie molto delicate, e gentili, perché non possono udire, chè le cose, che loro piacciono. (Pazzaglia, 304, 7.)
344. Grosse Herren haben Lustbarkeiten, aber das Volk hat Freuden.
345. Grosse Herren haben viel Egeln, die jhnen anhangen vnd jhr Blut saugen (oder: sie aussaugen. – Lehmann, 16, 59 u. 657, 64.)
346. Grosse Herren irren auch. – Opel, 373.
347. Grosse Herren kommen am sichersten in den Himmel, wenn sie in der Wiege sterben. (S. Fürst ⇒ 83, ⇒ 130 u. ⇒ 153.) – Sutor, 198; Einfälle, 410; Eiselein, 303; Simrock, 4658.
Lat.: Facilius est camelum per foramen acus intrare. (Sutor, 198.) – Quem dii diligunt, adolescens moritur. (Plautus.) (Binder II, 2746.)
348. Grosse Herren können armen Gesellen wol reich machen. – Petri, II, 359; Henisch, 1555, 67; Luther's Tischr., 471a.
349. Grosse Herren können auch dem Tode nicht entlauffen. – Herberger, I, 658.
350. Grosse Herren, lange Pfeifen.
351. Grosse Herren lassen sich die Mücken abwehren, aber nicht die Ohrenbläser.
352. Grosse Herren lassen sich nicht vexiren. – Sutor, 999.
353. Grosse Herrn lassen sich niesen (geniessen), aber man soll sie nicht ganz fressen. – Lehmann, 15, 42.
354. Grosse Herren lassen sich nützen, unter reichen Leuten ist gut sitzen. – Blum, 758; Simrock, 4657.
355. Grosse Herren lohnen übel.
Frz.: De grand maìtre mauvais loyer. (Kritzinger, 430b.)
356. Grosse Herren Lügen strafen ist besser, als um ihretwillen die Wahrheit verschweigen.
357. Grosse Herren machen auch wol einen Bockstreich.
Lat.: Quandoque bonus dormitat Homerus. (Horaz.) (Binder II, 2736; Egeria, 239.)
358. Grosse Herren machen nicht viel Worte. – Seybold, 415; Simrock, 4646; Eiselein, 303; Lohrengel, I, 338.
Lat.: Omnis herus servo monosyllabus. (Binder II, 2412; Buchler, 46; Seybold, 415; Eiselein, 303.)
359. Grosse Herren meinen, die Holl sey nur vor die Bawren gemacht, vnd diese halten das widerspiel. – Lehmann, 745, 24.
360. Grosse Herren müssen das Dintenfass auff jhrem Tische haben vnd die Federn oben auff den Hut stecken. – Petri, II, 359.
361. Grosse Herren müssen grosse Schellen haben.
Als im Jahre 1557 Melanchthon von einem erfurter Rathsherrn gefragt wurde, wie ihm der Klang der grossen Glocke (s. ⇒ Susanna) gefalle, antwortete er: »Magnos magna decent.« (Berckenmeyer, 308; Deutsche Romanzeitung, III, 43, 551.)
362. Grosse Herren müssen viel verzehren. – Petri, II, 359.
363. Grosse Herren müssen viel von sich reden lassen. – Pistor., IX, 57; Simrock, 4647.
Lat.: Lux altissima fati occultum nihil esse sinit. (Binder II, 1723.)
364. Grosse Herren reden wenig, aber Centnerwort.
Lat.: Dominorum dicta brevia sunt, sed emphatica. (Seybold, 134.)
[550] 365. Grosse Herren reden wenig vnd bedächtig. – Petri, II, 359; Henisch, 230, 1.
366. Grosse Herren riechen auch nicht nach Weihrauch, wenn sie todt sind.
Die Russen: Des todten Kaisers Geruch ist übel. (Altmann VI, 480.)
367. Grosse Herren schämen sich, wenig zu geben, und viel zu geben, weigern sie sich.
Lat.: Magnates dare parva, pudet, dare magna recusant. (Mant.) (Philippi, I, 234.)
368. Grosse Herren, schlechte Zahler. (Steiermark.)
369. Grosse Herren sehen die Wahrheit nur im Spiegel.
Engl.: The eyes of the great are dim.
370. Grosse Herren seind am meisten schuldig. – Gruter, III, 46; Lehmann, II, 239, 90.
371. Grosse Herren seind leicht zu versöhnen. – Sutor, 240.
372. Grosse Herren seynd so rar im Himmel als das Wildpret in eines armen Kuche. (S. ⇒ Fürst 83.) – Sutor, 223.
373. Grosse Herren sich lassen niessen; grosse Bäume geben viel Spriessen. – Eiselein, 303.
374. Grosse Herren sind die Zielscheibe böser Zungen. – Eiselein, 650.
375. Grosse Herren sind fürchterlich, auch wenn sie Geschenke bringen. – Mittelrheinische Zeitung, 1863, Nr. 181.
Lat.: Timeo Danaos et dona ferentes.
376. Grosse Herren sind kurz an Worten.
Sie bedürfen nur eines Wortes, um zu erlauben oder zu verbieten: ja oder nein; so will ich's, so befehl ich's, mein Wille ist mein Grund. Untergebene müssen viele Worte machen, um zu erbitten und zu überzeugen.
Holl.: Der heeren lied is een kort gebied. (Harrebomée, I, 294a.)
377. Grosse Herren soll man zu Freunden, aber nicht zu Nachbarn haben.
Böhm.: Veliké pány, mĕj přátely, ale ne sousedy. – Konný pĕšímu není společník, a velký, pán ob pokoj neni soused. (Čelakovsky, 413.)
378. Grosse Herren sollen gnädig sein. – Seybold, 529.
Lat.: Rex apum solus aculeo caret. (Seybold, 529.)
379. Grosse Herren sollen stets gleserne Trinkgeschir auff ihrem Tisch haben, sich anbey Menschlicher Gebrechligkeit zu erinnern. – Petri, II, 359.
380. Grosse Herren tanzen auch wol den Betteltanz.
381. Grosse Herren thun grosse Streiche.
Frz.: Plus le coup vient d'en haut, plus le mal est grand. (Kritzinger, 705b.)
382. Grosse Herren und grosse Ströme sind schlimme Nachbarn.
Holl.: Groote rivier, groote heer en groote weg zijn drie kwade buren. (Harrebomée, I, 294.)
383. Grosse Herren vergessen armer Leut bald. – Petri, II, 359.
384. Grosse Herren verstehen keinen Spass. – Mayer, II, 111.
385. Grosse Herren vnd reiche leut können nicht vnrecht thun. – Petri, II, 359.
386. Grosse Herren wollen gebeten sein.
387. Grosse Herren wollen geförcht vnnd dabey geliebt sein. – Lehmann, 380, 18.
388. Grosse Herren wollen nur bey den geringern gewinnen vnnd nichts auffsetzen. – Lehmann, 558, 14.
389. Grosse Herren wollen viel nemen vnnd Arme leut können wenig geben. – Lehmann, 548, 36.
Dän.: Store herrer ville have meget, og fattigt folk kan lidet give. (Bohn I, 399; Prov. dan., 284.)
390. Grosse Herren wöllen vngestrafft auch vngevexiret seyn. – Petri, II, 359.
391. Grosse Herren zürnen nicht umsonst.
392. Grosse Herrn geben jhr Lehen darumb nicht vmsonst. – Gruter, III, 46; Petri, II, 359; Lehmann, II, 239, 89.
393. Grosse herrn haben vil ohrn vnd augen vnd lange händ. – Egenolff, 302b; Petri, II, 359; Lehmann, II, 232, 180; Schottel, 1122b; Seybold, 525.
Dän.: Store herrer have mange øyene, ører og arme. (Prov. dan., 284 u. 533.)
Holl.: De heer des lands hoort, ziet en reikt ver. (Harrebomée, I, 294a.)
Lat.: Multae regum aures et oculi. (Binder II, 1921.)
[551] 394. Grosse Herrn schämen sich, wenig zu geben, das Grosse aber schlagen sie ab. – Sutor, 69.
Sie sind nicht von »Schenkendorf«. In Aegypten: Herr, sagte er, gebt mir die Melonenschale. – Dein Herr isst die Melone sammt der Schale, antwortete er. (Burckkardt, 522.) Die ägyptischen Bettler pflegen alle, die sie vor den Kaffeebuden oder auf dem Markte Melonen essen sehen, um die Schalen zu bitten, die sie essen, wie auch alle hungrigen Bauern zu thun pflegen.
Lat.: Magnates dare parva pudet, dare magna recusant. (Sutor, 69; Seybold, 290; Binder II, 174.)
395. Grosse Herrn thun mit Kriegen offt grössere Thorheit als trunckene bawern, die sich vmb ein zerbrochen Glass rupffen. – Lehmann, 445, 161.
396. Grosse Herrn thun nicht unrecht. – Schottel, 1122b.
397. Grosse Herrn thun viel verzehren. – Gruter, I, 46.
398. Grosse Herrn wollen ihre Lust haben. – Coler, 476a.
»Stultitiam patiuntur opes, sagt jener.« (Coler, 476b.)
399. Grossen Herren, Fremden und Alten pflegt man eine Lüge zugute zu halten. – Eiselein, 436; Simrock, 6650; Körte, 3969.
Lat.: Senes et qui longinquas regiones peragraverunt per vim mentiuntur. (Eiselein, 436.) – Sunt homines trini, Domini, veteres, peregrini, qui commendantur quamuis mendacia fantur. (Seidel, Paroemiae, Ethicae; Bl. Dd 7a.)
400. Grossen Herren geziemet gross geschenck zu geben. – Petri, II, 361.
401. Grossen Herren ist übel borgen. – Eiselein, 302; Simrock, 4654; Braun, I, 1324.
Frz.: Ne prêtez point votre argent à un grand seigneur. (Bohn I, 40.)
402. Grossen Herren möchte man die Worte abbetteln.
Lat.: Omnis herus monosyllabicus. (Philippi, II, 73.)
403. Grossen Herren muss man nicht (kein Geld) leihen.
»Ein augsburger Kaufmann pflegte zu sagen: Wer Fürsten und grossen Herrn gelt lehnen wollt, müsse sich zuvor mit dreyerlei art Leuthen bekannt machen: mit einem Rechtsgelehrten, Theologo und Soldaten. Mit dem ersten, dass, wenn der Herr nicht zahlen will, er ein Urtheil wider ihn aufbringe, mit dem andern, dass derselbe dem Herrn das Gewissen rühre; mit dem dritten, dass er ihn mit Gewalt zur Zahlung bringe.« (Welt und Zeit, V, 93, 86.)
404. Grossen Herren sind arme Unterthanen keine Ehr'.
Dän.: Herrernes ære ere riige undersaatter. (Prov. dan., 285.)
405. Grossen Herren sol man nicht zu nahe kommen, noch zu fern treten. – Petri, II, 360.
Holl.: Groote heeren zal men groeten, maar zelden ontmoeten. (Harrebomée, I, 294.)
406. Grossen Herren soll man seine Noth mit wenig Worten klagen.
Lat.: Coram rege sua de paupertate tacentes, plus pos cente ferent. (Horaz.) (Philippi, I, 93.)
407. Grossen Herren und schönen Weibern muss man nichts Unangenehmes sagen.
Die Russen: Grossen Herren muss man die Wahrheit oder die Freundschaft opfern. (Altmann VI, 484.)
408. Grossen Herren und Wanderburschen muss man eine Lüge zugute halten.
Holl.: Grooten heeren, vreemden en den ouden pleegt men eene leugen voor goed te houden. (Harrebomée, I, 294.)
409. Grossen Herren vnd schönen Jungfrawen soll man wol dienen vnnd übel (d.h. wenig) trawen, dann jhr Liebe hat Sonnen Art, fället so bald auff ein Dreck als ein Rosenblatt. – Petri, III, 6; Froschm., AaVII; Gruter, III, 46; Henisch, 1196, 33; Lehmann, 380, 10; Lehmann, II, 239, 91; Latendorf II, 15; Eiselein, 304; Körte, 2783; Simrock, 4641; Braun, I, 1304; Lohrengel, I, 339; Reinsberg I, 25.
Dän.: Store herrer og smukke quinder skal man tiene vel og troe ilde. (Prov. dan., 283.)
410. Grossen Herren, Weinstöcken, verliebten Herren und Frauen ist nie in ihrem Versprechen zu trauen.
411. Grossen Herrn legt man alles wol aus. – Lehmann, II, 232, 181; Körte, 2788.
412. Grossen Herrn schadet kein klein Vnglück. – Petri, II, 296.
413. Grosser Herr, gross Recht; kleiner Knecht, klein Recht. – Lehmann, 635, 81.
414. Grosser Herr, wilder Bär. – Lehmann, 381, 21.
[552] 415. Grosser (guter) Herren Bitte ist ein Mordgeschrei. – Eiselein, 302; Simrock, 1110.
Lat.: Estque rogare ducum species violenta precandi. (Eiselein, 302; Binder II, 995; Seybold, 153 u. 290.)
416. Grosser Herren Bitten ist befehlen (oder: sind Befehle). – Pistor., II, 92; Seybold, 153; Simrock, 1109.
Dän.: Storre herres begiering er befallning. (Prov. dan., 533.)
Frz.: Les conseils des supérieurs ont un caractère de commandement pour les inférieurs. (Kritzinger, 107b.)
Holl.: Heeren bidden is gebieden. (Harrebomée, I, 294.)
Lat.: Estque rogare ducum species violenta precandi. (Philippi, I, 137.) – Magnatum preces imperia. (Seybold, 153; Philippi, I, 234; Binder II, 1743.) – Preces armatae. (Seybold, 455.) – Preces magnatum (potentum) armatae. (Binder II, 1743; Philippi, II, 106.) – Principum petitiones sunt coactiones. (Seybold, 457.)
417. Grosser Herren Brieffe pfleget man dreymal zu lesen. – Herberger, I, 2, 587.
418. Grosser Herren Bücher sind schwer zu lesen.
Ihre Absichten, Gedanken, Plane sind schwer zu erforschen.
It.: I libri de' Padroni sono difficili per imparare. (Pazzaglia, 197, 2.)
419. Grosser Herren Fehler sind der Unterthanen Busse. – Winckler, VII, 54.
420. Grosser Herren Gnad' ist nur ein Schneepfad, den ein kleiner Wind verweht. – Parömiakon, 967.
Verlass dich nicht auf die Gunst der Grossen.
421. Grosser Herren Gnad vnd Gunst währet nicht lange. – Lehmann, II, 232, 177.
It.: Così tosto che l'affetto del prencipe prende l'aria svapora. (Pazzaglia, 4.)
422. Grosser Herren Gnaden seynd nit mit Näglen angehefft, sonder nur mit Wachs angeklebet, welches leicht zerschmeltzet. – Sutor, 82.
Lat.: Quisquis magna dedit, voluit sibi magna remitti. (Sutor, 82.)
423. Grosser Herren Gunst ist Dunst.
424. Grosser Herren Gunst ist ein (reisefertiger) Höfling, der allzeit mit dem Hute in der Hand steht. – Winckler, V, 27.
425. Grosser Herren Gunst ist ein Riedstab, der leicht knackt. – Winckler, V, 27.
426. Grosser Herren Gunst ist ein unbändig Pferd, auf dem sich niemand halten kann. – Winckler, XIV, 60.
427. Grosser Herren Gunst ist oft umsunst. – Sutor, 72.
Lat.: Gratia magnatum nescit habere statum. (Sutor, 72.)
428. Grosser Herren Hand reicht ins weite Land. – Gaal, 1130.
Man ist auch im Auslande vor ihren Verfolgungen nicht sicher.
429. Grosser Herren Hass ist kleiner Leute Tod.
Holl.: De haat van den heer is de dood van den man. (Harrebomée, I, 273.)
430. Grosser Herren Hennen legen Eyer mit zwei Dottern. – Petri, II, 361; Henisch, 738, 50; Schottel, 1122b; Gaal, 492; Körte, 2787; Simrock, 4652; Braun, I, 1305.
431. Grosser Herren Huld und Nelkenwein verriecht über Nacht. – Simrock, 4629; Körte, 2780.
432. Grosser Herren Kinder gerathen selten wohl. (S. ⇒ Leute.)
Lat.: Porro a Jove atque a fulmine. (Erasm., 831; Tappius, 132a.)
433. Grosser Herren Krankheit ist kleiner Leute Gesundheit.
Böhm.: Panskánemoc, chudobného zdravi. (Čelakovsky, 299.)
Poln.: Pańska ohoroba, ubogiego zdrowie. (Čelakovsky, 299.)
434. Grosser Herren Leute lassen sich was bedünken. – Eiselein, 303; Simrock, 4655.
Lat.: Jovis sandalium. (Philippi, I, 210.) – Maxima quaeque domus servis est plena superbis. (Juvenal.) (Binder II, 1811; Eiselein, 303.)
435. Grosser Herren Pracht ist armer Leute Ohnmacht.
436. Grosser Herren Sachen sind Sorgen und Wachen.
437. Grosser Herren Söhne sind Taugenichtse.
438. Grosser Herren Staat ist von Arbeit gesponnen und von Gefahr gewebt. – Winckler, V, 24.
[553] 439. Grosser Herren Thüren haben einen schönen Eingang, aber wie kommt man heraus!
Dän.: Herre-døren er viid ind og frem.
440. Grosser Herren und schöner Frauen Liebe hat Sonnenart, sie fällt sobald auf einen Kuhdreck, als auf ein Rosenblatt.
441. Grosser Herren Vberpracht, armer Leute Ohnmacht. – Westphal, Hoffartsteuffel, im Theatrum Diabolorum, 385a.
442. Grosser Herren Worte sind kein Evangelium.
Die Kleinrussen sagen ironisch von der Zuverlässigkeit ihrer Versprechungen: Der Herr hat ihm einen Pelz versprochen, aber auch sein Wort ist warm. (Reinsberg IV, 78.)
Frz.: Promesse de grand n'est pas héritage. (Lendroy, 869.)
443. Grosser Herren Zorn ist ein Donnerwetter. – Eiselein, 302.
Mhd.: Wenn vür bricht der herren zorn, so sint die armen gar verlorn. (Boner.) (Zingerle, 66.)
Lat.: Tempestas grandis est indignatio regis. (Eiselein, 302.)
444. Grosser Herrn freundtschafft hat viel vmbs Leben bracht. – Petri, II, 361.
Lat.: Potentum amicitiae sunt periculosae. (Gaal, 882.)
445. Grosser herrn ist gut müssig gehen. – Franck, II, 90b; Egenolff, 93a; Gruter, I, 46; Eiselein, 304; Simrock, 4643; Körte, 2773 u. 3442.
Dän.: Herre-børn vil ei altid lykkes. (Prov. dan., 287.)
Lat.: Heroum filii noxae. (Philippi, I, 175; Tappius, 77b; Erasm., 199.)
446. Grosser Herrn vnd Jungfraw wort pflegt kurtz zu sein. – Mathesius, Historia, XXIXa.
447. Grote Herre, lange Pipe. – Frischbier2, 1585.
448. Guter Herr, guter Diener.
Frz.: Bon maître, bon serviteur. – Les bons maîtres font les bons valets. (Kritzinger, 430a u. 430b; Gaal, 879.)
449. Hält unser Herr, so halten wir auch. – Pistor., X, 2; Graf, 524, 312.
450. Hat der Herr den Schnupfen, so niesen die Knechte (Diener, Bauern).
Böhm.: Pán má rýmu, a čeládka kýchá. (Čelakovsky, 326.)
Poln.: Panu ryma, paniéj sapka, a czeladzi parskot. (Čelakovsky, 326.)
451. Herr gewest, ist ein schwerer fall. – Henisch, 702, 50.
452. Herr ist ein jedweder in seinem Hauss. – Lehmann, II, 264, 31.
453. Herr oder Knecht, die Mode behält ihr Recht.
Holl.: Of heer, of bode, elk volgt de mode. (Harrebomée, I, 296.)
454. Herr oder Knecht, Recht ist Recht.
Holl.: Is 't heer, is 't knecht, daar valt regt. (Harrebomée, I, 295.)
455. Herr sein ist besser als Knecht, wenn Gewalt mehr gilt als Recht.
456. Herr und Freiheit können nicht zusammengehen.
457. Herr und Unterthan soll stehn für Einen Mann.
Böhm.: Pán stoji poddanýmí, a poddaní pánem. (Čelakovsky, 323.)
Poln.: Pan poddanymi, a poddani panem stoją. (Čelakovsky, 323.)
458. Herr, versurge mich mid am Magister, ich arbte nich garne (betete die faule Magd). (Schles.) – Frommann, III, 417, 639.
Versorge mich mit einem Magister (Pastor, Pfarrer), ich arbeite nicht gern.
459. Herr, vertrawet mir, was jr wölt, nur kein heymligkeyt. – Egenolff, 23b; Lehmann, II, 262, 15.
460. Herr, wir sind alle Schelme, sagte jener Bauer.
461. Herr zu sein, geht nicht, und arbeiten möchten wir nicht.
462. Herren bedörffen offt vieler Diener nicht, aber die Diener bedörffen der Herren. – Lehmann, 380, 19.
463. Herren bleiben herren vnd wann sy schlieffen biss zu mittag. – Agricola II, 176; Egenolff, 19b; Petri, II, 376; Henisch, 414, 7; Lehmann, 380, 11; Lehmann, II, 262, 17; Latendorf II, 17; Sailer, 246; Eiselein, 303; Körte, 2774.
»Herrn bleiben Herrn auch fur und fur, schliffen sie auch biss vmb zwölff vhr.« (Waldis, IV, 52.)
464. Herren, die viel donnern, blitzen wenig. – Altmann V, 85.
[554] 465. Herren für Herren, Knechte für Knechte. – Petri, II, 376.
466. Herren geben Herrenlohn.
Holl.: Heeren geven heeren-loon. ( Harrebomée, I, 429.)
467. Herren haben einen Herrn im Himmel. – Kol. 4, 1; Schulze, 274.
468. Herren haben lügner lieb, die stelen mehr den ander dieb. – Petri, II, 377; Henisch, 694, 58.
469. Herren haben viel Ohren und Augen.
Holl.: Heeren hebben veel ooren en oogen. (Harrebomée, I, 295.)
470. Herren haben viel Ohren vnd lange Händ. – Lehmann, 381, 24.
Holl.: Heeren hebben lange halzen. (Harrebomée, I, 295.)
471. Herren haben vil zu sagen. – Hauer, Kiij.
472. Herren habens gerne, das man kurtz mit (von) ihnen rede. – Petri, II, 377.
473. Herren, Hof vnd gelt lehren die leuth vil Schalkheit vnd betrug. – Petri, II, 377; Henisch, 1474, 17.
474. Herren können lange denken, aber übel vergessen.
475. Herren können wol Schaden, aber keinen Schimpf leiden. – Pistor., IX, 7; Simrock, 4669.
476. Herren kündigen wol einen feyertag vnd lassen feyren wer will. – Petri, II, 377; Henisch, 1091, 69.
477. Herren lassen sich die Mücken vorm gesicht wehren, aber nicht die Heuchler vor den Ohren (Ohrenbläser). – Lehmann, 383, 25; Eiselein, 303; Simrock, 4653; Braun, I, 1326.
478. Herren lassen sich gern schenken.
Die Russen: Hast du den Herren das Mehl geschenkt und der Frau nicht auch die Eier, so hast du keinem was geschenkt. (Altmann V, 77.)
479. Herren lohnen offt jhrem trewen Gesind, wie die Welt pfleget zu lohnen. – Petri, II, 377; Henisch, 1563, 88.
480. Herren muss man nicht auf dem Maul trommeln, noch auf den Rock treten.
481. Herren müssen Diener haben. – Petri, II, 377.
482. Herren ohne Knecht sind gar arm Geschlecht. – Henisch, 701, 57; Mathesius, Sarepta, CLIIIb.
Dän.: Store herrer uden svenne er intet værd. – Stor herre uden svenne er lidet verd. (Prov. dan., 284 u. 533.)
483. Herren recht oder bald des Dieners Knecht.
Dän.: Enten skal man herre være, eller herre tiene. – Heller herre end tiener. (Prov. dan., 281.)
484. Herren, Richter, Pfaff vnd Bader verderben keinen Zanck noch Hader. – Petri, III, 77; Henisch, 169, 2.
485. Herren setzen Eide ab, die sie nicht halten wöllen. – Petri, II, 377; Henisch, 823, 19.
486. Herren sind Herren vnd haben Herrensinne, die muss man ihnen lassen. – Petri, II, 377.
487. Herren sind Katzenart, streicht man sie glat den rucken ab, so recken sie den schwantz; streicht man sie zurück, so funckeln sie. – Gruter, III, 49; Lehmann, 380, 16; Lehmann, II, 264, 30; Eiselein, 303.
488. Herren sind keine Spielkameraden.
Frz.: Il ne faut pas se jouer à son maître. (Cahier, 1001.)
489. Herren sind vnd bleiben Herren. – Petri, II, 377.
490. Herren soll man für Herren kennen vnd nennen. – Petri, II, 377.
491. Herren sünd Herren, säd' de Kohhöder, un slög up'n Swînhöder. (Mecklenburg.) – Hoefer, 658.
492. Herren thun, wie Herren pflegen.
Dän.: Herrer have herrer fore, saa de ringe, saa de store. (Prov. dan., 283.)
493. Herren und Birnen fauljen leicht.
Die grösste Herrlichkeit ist der Vergänglichkeit unterworfen.
Holl.: Heeren en peren rotten. (Harrebomée, I, 295.)
494. Herren und Heilige gehen über alles. – Pistor., X, 29; Eisenhart, 426; Estor, II, 381; Hertius, I, 92; Volkmar, 356, 264; Hillebrand, 102, 135c; Hassl., 52; Graf, 282, 346; Simrock, 4630.
Von dem Vorzugsrecht, welches die herrschaftlichen Schulden und die milden Stiftungen bei einem entstandenen [555] Concurs vor andern Gläubigern haben. Unter den Herren sind vor allen die Landesherren (Fiscus?) und unter den Heiligen die Kirchen zu verstehen.
495. Herren und Heilige gehen vor. (S. ⇒ Gutsherr und ⇒ Herrenschatz.) – Graf, 282, 345; Estor, I, 39, 90; Hassl., 52.
496. Herren und Huren sind von einer Fuhren.
Holl.: Heeren en hoeren zijn van eener voeren. – Heeren en hoeren verschilt maar ééne letter. – Heeren zijn als de hoeren, zij huilen met malkander. (Harrebomée, I, 295.)
497. Herren und Knechte stehen in Gottes Hand, besonders aber die Herren.
In Portugal sagt man: Erst schuf Gott den Portugiesen, dann den Galego, ihm zu dienen. (Magazin für die Literatur des Auslandes.) Galego ist ein Mensch der dienenden Klasse aus der Provinz Galicia.
498. Herren und Mannes falscher Rath gleicht wol ungetreuer That. – Graf, 556, 12.
Mhd.: Herren vnde mannes valsche rat geliket wol ungetrüwer dat. (Homeyer, Lehnrecht, 76, 5.)
499. Herren und Narren haben frei reden. – Eiselein, 302; Simrock, 4637; Körte, 2812.
Dän.: Herrer og narre have frit sprog. (Bohn I, 374; Prov. dan., 200 u. 283.)
500. Herren und Narren thun, was sie wollen.
Böhm.: Pání jak blázni, co chtí, to činí, (Čelakovsky, 170.)
501. Herren vnd fürsten helffen manchem armen Gesellen auff die bein. – Petri, II, 377; Henisch, 259, 63.
502. Herren weichen nicht gern. – Petri, II, 377.
503. Herren werden vneins vnd wieder eins; arme Gesellen bleiben arme Gesellen. – Petri, II, 377.
504. Herren wöllen vortheil haben, den sol man jhnen gönnen. – Petri, II, 377; Heuseler, 209; Lehmann, 560, 42; Simrock, 4632; Körte, 2767.
Schliessen gern Löwenverträge.
505. Herren ziemt Gnade. – Graf, 397, 607.
506. Herrn helffen offtermals den vnterthanen, dz sie zu Eseln werden vnnd es jhnen gleich gildt, es Reitte sie ein Teutscher oder Spanier. – Lehmann, 841, 2.
507. Herrn machen dass Mess jhrer Gerechtigkeit jmmer weiter vnd den schwechern desto enger. – Lehmann, 934, 11.
508. Herrn thun, was jhn gefält, vnd wollen, dass auch die Leut reden, was jhnen gefält. – Lehmann, 657, 61.
509. Hier sünd so vêl Herren tô naschen, säd' de Pogg, dâr glitscht (gleitet) de Adder (Otter) öwer êr Lîw. (Hamburg.) – Hoefer, 849.
510. Hoffertige Herren haben hoffertige gesinde. – Agricola II, 314.
511. Hoffertiger Herren Diener hören die armen nicht. – Agricola II, 316.
512. Ich bin der Herr, hat der Mann gesagt und ist in die Hehnersteige geschloffen (geschlüpft). (Oberösterreich.)
513. Ich habe den Herrn um den Knecht vertauscht. – Seybold, 386.
Lat.: Nucleum amisi, reliqui pignori putamina. (Plautus.) (Philippi, II, 49; Seybold, 386.)
514. Ich Herr, du Herr; wer wird die Stiefeln putzen?
Die Osmanen sagen: Ich bin ein Herr, du bist ein Herr, wer wird nun ein Pferd striegeln? (oder: wer wird das Vieh abwarten?) (Schlechta, 258.) In Finnland: Ich Herr, du Herr, wer von uns wird das Ränzel tragen?
515. Ich will meinen Herrn erheben, so lange ich Hans heisse, sprach der Pfarrer, welcher Christus auf einem Pferde einreiten liess, und der Küster rief: Auf einem Esel! Esel! – Eiselein, 281.
516. Ick bün Herr, seggt dei Mann, da sett hei ünner'n Disch. (Mecklenburg.) – Raabe, 75; Hoefer, 725.
Ich bin der Herr, sagte der Mann, da sass er unterm Tische. (Simrock, 4666; Reinsberg I, 170.)
517. I-ek Här, du Här, bai sall de Süege haüen. (Iserlohn.) – Woeste, 70, 132.
Von Bauern, die viel Ueberflüssiges gelernt haben, aber das ihnen Nöthige nicht wissen oder es anzuwenden verschmähen.
[556] 518. Ik heff den Haren (Herrn) söcht und heft 'n narn1 funnen.
1) Nirgends, aber auch Narren. Hamburger Wortspiel, wo der Reim in der Mitte sitzt. Wenn man jemand lange suchte und am Ende oder nirgends fand.
519. In geistlichen Hären Länner is de Rock am Ellenbogen territten, in weltlicher Hären Länner unter den Armen. (Sauerland.)
520. Ist aus der Herre, so ist aus die Ehre; ist aus die Frawe, so ist aus die trawe. – Pauli, Postilla, I, 198a.
521. Ist der Herr ein Rosskamm, so schachern die Knechte mit Mähren.
522. Ist der Herr ein Saw vnd die Fraw ein Sawmutter, so bekommen sie vnflätige, vntrewe vnd Sawisch Gesinde. – Petri, II, 407; Henisch, 1197, 54.
523. Ist der Herr geitzig; so sind seine nechsten reissig. – Petri, II, 407.
524. Ist der Herr gerecht, wird der Knecht nicht schlecht.
525. Ist der Herr im Haus, ist er König; ist er hinaus, gilt er gar wenig.
526. Ist der Herr nicht da, so stellen die Diener die Stühle auf den Tisch.
Frz.: Voyage de maitre, nôces de valets. (Kritzinger, 479b.)
527. Ist der Herr zu gut, nimmt (ihm) der Diener den Hut.
528. Ist's dem Herrn recht, ist's auch erlaubt dem Knecht.
Vom Beispiel der Höhern.
529. Je blinder der Herr, desto besser sieht der Vogt. – Sprichwörtergarten, 259; Simrock, 4602; Braun, I, 1301; Körte, 2769.
Aber meist nur zum Besten des eigenen Beutels.
530. Je grösser herr, je grösser thor. – Zeytbuch, CXLIIa.
531. Je grösser Herr, je wilder Beer. – Petri, II, 391; Gruter, I, 49; Latendorf II, 18; Henisch, 172, 13; Eiselein, 301; Körte, 2771.
532. Je grösserer Herr, je gottloser Gesinde.
533. Je höher der Herr ist, je werder man seine diener helt in der Welt. – Petri, II, 391; Henisch, 701, 61.
534. Je mehr der Herr trinkt, desto mehr dürsten die Pferde. – Lohrengel, 415; Sprichwörtergarten, 262.
Ein betrunkener Herr ist nicht im Stande, sein Gesinde gehörig zu beaufsichtigen, das bald genug seine Pflichten vernachlässigen wird.
535. Jedem Herrn seine Bratwurst.
Frz.: A tout seigneur tout honneur. (Bohn I, 6; Leroux, II, 76; Cahier, 819.)
536. Jeder Herr des Hofs hat Gebot und Verbot. – Graf, 488, 45.
Sobald der Gutsherr Reichsstand geworden war, so war er für die hörigen Bauern vom Landesherrn kaum zu unterscheiden, da er das Recht, auf seinem Gebiet Gesetze zu geben, Beamte anzustellen und zu entlassen u.s.w. erhielt.
Mhd.: Eyn yecklic her des hoffs hat gebot vnd verbot. (Grimm, Weisth., II, 555.)
537. Jeder Herr hält sich für einen Gott in seinem Dorfe.
Böhm.: Každý pán svou milost chváli, a naši službu za nic váží. (Čelakovsky, 324.)
538. Jeder Herr ist Kaiser in seinem Lande. – Eiselein, 357.
539. Jeder Herr ist Papst in seinem Lande. – Eiselein, 502.
540. Jeder ist Herr in seinem Hause. – Graf, 496, 74; Reinsberg III, 110.
Die Araber: Jeder ist Herr seines Bartes.
Böhm.: Doma jac chci, u lidí jak káží. (Čelakovsky, 374.)
Dän.: Enhver er bonde i loven og i sin egen sag. (Prov. dan., 81.)
Frz.: Chacun est maître chez soi, dit le charbonnier. (Leroux, II, 2.) – Chacun est maître en sa maison. – Charbonnier est maître chez soi. (Gaal, 1728.) – Tout homme sage et de raison, doit être maître en sa maison. (Kritzinger, 430b.)
Holl.: Een ieder is meester in zijn eigen huis. (Bohn I, 314.) – Ieder is heer (meester) van het zijne. (Harrebomée, I, 295; Bohn I, 314.)
[557] Isl.: Hvør er herra i sinu húsi. (Jonssyni, 158.)
Poln.: Doma jako chcesz, u ludzi jak przystoji. (Čelakovsky, 374.)
Span.: Mientra en mi casa me estogy, Rey me soy. (Čelakovsky, 374.)
Ung.: A bagoj is biró maga barlangjában. – Szabad a gazda maga házánál, ha az ágy alá fekszik is. (Gaal, 1728.)
541. Ji Herren von Cammin ät Kes tum Win; un de Wîn in Cammin schmeckt so gôd as de Wîn in Stettin.
Es hatte sich nämlich ein camminer Kaufmann beschwert, dass der ihm von Stettin geschickte Wein, welchen er selbst dort geprobt, nicht denselben guten Geschmack habe, worauf der obige Reim als Rath folgte.
542. Jo grötter Hären, jo mâr Beswären, sach't oll Wîf in Hagen. – Hoefer, 1115; Woeste, 62, 14.
543. Junge Herren, alte Bettler.
Holl.: Jong een heer, oud een boef. (Harrebomée, I, 363b.)
544. Junge Herren vnd junge Pferde endern sich leicht vnd offt. – Petri, II, 410.
545. Jungen Herren ist man hold. – Agricola II, 191; Egenolff, 20b; Seybold, 444.
546. Jungen Herren ist man von Natur holder, denn den alten. – Petri, II, 410.
547. Kann der Herr regieren und der Knecht pariren, so stehet's wohl im Haus.
Dän.: Hvor herren veed at regere, og folket at lyde, der gaaer det vel til. (Prov. dan., 470.)
548. Kein grösserer Herr, als wer sich selbst beherrscht.
Lat.: Imperare sibi maximum imperium est. (Schonheim, I, 8.)
549. Kein Herr kann seinem Manne den Herrn niedern. – Graf, 558, 47.
Der Lehnsherr war zwar befugt, das Verhältniss mit seinem Lehnsmann aufzulösen, seine Rechte sammt dem Gute, worauf sie ruhen, an einen andern zu übertragen, aber dieser musste ein ihm ebenbürtiger oder höherer Herr sein. (S. ⇒ Gut 227.) In Augsburg: Ez enmag auch chein Herre sinem man sinen Herrn geniedern. (Freyberg.)
550. Kein Herr, keine Ehr'.
Holl.: De heer uit, de eer uit. (Harrebomée, I, 294a.)
551. Kein Herr soll erben seiner Eigenleute Eigen. – Graf, 195, 100.
Das hörige Gut fiel nach dem Tode des Dienstmanns, wenn auch in seltenen Fällen, falls nämlich nicht Frauen und Kinder oder Gläubiger vorhanden waren (s. ⇒ Schulden), an den Hof- oder Lehnsherrn zurück, aber nicht dessen wahres ⇒ Eigen (s.d.), das dem natürlichen Erbgange folgte. In Winterthur: Enkuin herre sol erben sine aigener lute eigen. (Gaupp, 138.)
552. Kein schärfer Herr und Gebot als Mangel und Noth.
Holl.: Geen beter meesters dan armoede en nood. (Bohn I, 318.)
553. Keiner mag Herr sein, er sei denn zuvor Knecht gewesen. – Simrock, 4600.
Holl.: Geen goed heer, of hij was te voren knecht. (Harrebomée, I, 294a.)
554. Kleiner Herren Zorn macht nicht viel verworr'n.
Böhm.: Z malého pána malý strach. (Čelakovsky, 326.)
555. Lachenden Herren und heiterm Himmel ist nicht zu trauen.
Böhm.: Panskému smíchu a jasnému nebi nikdy nevĕř; chvilkou se zmĕní. (Čelakovsky, 245.)
556. Laiber e klî Här wai e grûs Knêcht. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 844.
557. Lass den Herrn jhr Wildprät, den Bawern jhr Kirchweyh, den Studenten jhr Mummenschantz, wiltu dein Haus behalten gantz. – Gruter, III, 62; Lehmann, II, 376, 8.
558. Lass grosse Herren Herren seyn, du würdest sonst ihr Narr nur seyn. – Sutor, 223.
Lat.: Non cures juvenis multum, qua veste tegaris; in vestimentis non est sapientia mentis. (Sutor, 223.)
559. Lass Herren Herren seyn. – Petri, II, 433.
560. Lieben Herrn, ich höre nicht wol, sagte jener gute Mann, da jhm die Rede missgefiel. – Herberger, I, 462.
561. Lieber Herr als Knecht. – Schottel, 1120a.
Lat.: Cuncti testantur, felices qui dominantur. (Sutor, 895.)
562. Lieber vom Herrn gekauft als vom Knechte. – Eiselein, 301; Simrock, 4605; Braun, I, 1321.
[558] 563. Liebt der Herr die Karten, so werden die Diener der Würfel warten.
564. Man hat an Einem Herrn genug.
Lat.: Est unum e dominis demeruisse satis. (Seybold, 154.)
565. Man kan die Herren nicht besser betriegen, man sage jhnen die warheit. – Sacerius, 499.
566. Man kan die Herren nicht besser teuschen, man geb jhnen, wass man jhnen schuldig ist. – Petri, II, 453; Mathesius, Postilla; CCXCVIb.
567. Man kan ehe einen Herrn reich machen als viele. – Petri, II, 455; Mathesius, Postilla, CCXCVIb.
568. Man kan Herrn vnd Fürsten zwingen, so zwingt man auch wol geringer Leut. – Petri, II, 455.
569. Man kan nit zweien herren zugleich dienen. – Tappius, 133b; Lehmann, II, 402, 21; Körte, 2805.
Lat.: Nemo potest dominis simul inservire duobus. (Tappius, 133a.)
570. Man kaufft lieber dem herrn dann dem knecht ab. – Franck, II, 154a; Petri, II, 457; Gruter, I, 57.
571. Man lass den Herren jhre Willpert, den Bawren jhre Kirwen, den Hunden jhre Hochzeit, so bleibt man vngeraufft vnd vngebissen. – Lehmann, 586, 20.
572. Man muss der Herrn gunst vor die gab nemen, die wort vor die werck. – Lehmann, 788, 23.
573. Man muss jedem Herrn nach seiner Weise dienen.
574. Man muss nicht Herr sein wollen, wo man Diener gewesen ist.
Böhm.: S pány rukama se nemĕř, máš-li delšî, odsekou; máš-li kratši, vytáhnou. (Čelakovsky, 325.)
Span.: Donde fuiste paje, non seas escudero. (Bohn I, 214.)
575. Man sall sick vor herren vnd könige hoeden, want sie hebben lange arme. – Tappius, 91b.
576. Man sol der Herren geniessen, dass sie auch bei brodt bleiben, sagt jener, stoll seim hern die kleyen, sonst het er das mel genommen.
Diese apologische Form des in Nr. 577 gegebenen Grundtextes des Sprichworts, welche eine treffende Charakteristik solcher Diener gibt, die ihren Herren nur in gewissen Grenzen bestehlen, nämlich nur so weit, als dadurch ihre eigene Stellung nicht erschüttert wird, verdanken wir der Mitheilung Fr. Latendorf's, der sie nebst andern Randschriften, die sich in seinem Exemplare der Egenolff schen Sprichwörter befinden, in den Neuen Jahrbüchern für Philologie und Pädagogik, 1867, Abth. 2, Hft. 5, S. 266, veröffentlicht hat.
577. Man sol der herren geniessen, dass sie auch bey brodte bleiben. – Agricola I, 285; Franck, II, 87b; Tappius, 118a; Joc., II, 137; Egenolff, 170a; Eyering, III, 214; Gruter, I, 58; Henisch, 517, 64; Latendorf II, 22; Schottel, 1133b; Eiselein, 303; Simrock, 4634; Körte, 2791.
Für ihr Bestes, wie fürs eigene sorgen, so dienen, dass sie nicht dabei verarmen. »Man soll der Herren geniesen, soll sie auch bei Brot lassen.« (Melander's Jocoseria.)
Holl.: Men zal met heeren omgaan, zoodat zij ook bij den broode bliven. (Harrebomée, I, 295.)
Lat.: Nec omnia nec passim, nec ab omnibus. (Tappius, 118a.)
578. Man soll den Herren keinen Zug abschlagen, es gehet doch wol zurucke. – Henisch, 1435, 64.
579. Man soll einem Herrn mit guten rhat weisen, aber nicht verweisen. – Lehmann, 599, 89.
580. Man soll keinem Herrn ein Reiss abschlagen, dann sie gehet ebenso bald hinter sich als für sich. – Gruter, III 67; Lehmann, II, 409, 34.
581. Man soll keinem Herrn zugleich Gut vnd Blut vertrawen. – Petri, II, 466; Henisch, 1799, 13.
582. Man zählt nur die Herren; die Mönche und Huren nimmt man überhaupt, wie beim Concil zu Konstanz. – Klosterspiegel, 56, 24.
583. Mancher Herr helt mehr auff einen frembden Esel als auff ein gut Deutsch Ross im Stall. – Lehmann, 122, 22.
584. Mancher Herr schreit sich auff der jagt Heiser; wenn er einem vnderthanen soll bescheid geben, so ist er Stum. – Lehmann, 402, 8.
585. Mancher Herr sein Land vnnd Leut verliehrt, dieweil er vbel hat regiert. – Gruter, III, 67; Lehmann, II, 410, 42.
[559] 586. Mancher Herr will lieber ein dapfferer geschickter Jäger als ein löblicher Regent sein. – Lehmann, 403, 31.
587. Mät grissen Härn äs licht Kîrschen iessen, de Kärn schpräzen enem kèm Gesicht. – Schuster, 896.
588. Mein kind fürchte den Herren vnd den Künig vnd menge dich nit vnder die Auffrhürischen. – Agricola II, 239.
589. Met gräuten Herens ies nit gued Kearssen eaten; se smeytetêeme de Stëiner int Gesichte. (Westf.)
590. Min Heren dat Geld un ik de Schlage, see de Jöde. (Ostfries.) – Bueren, 869; Hoefer, 497; Hauskalender, III.
591. Mir gilt ein Herr wie der andere, sagte der Esel, ich muss bey jedem ein Esel seyn. – Lehmann, 127, 81.
592. Mit den Herren ist nit gut kirschen essen, dann sie schiessen gern mit den steinen. – Tappius, 22a; Egenolff, 19b.
593. Mit den Herren ist nit gut kirschen essen, denn sie wollen die ersten vnd die letzten in der schüsseln sein. – Tappius, 22a u. 132a; Gruter, I, 59.
594. Mit des Herrn Zunge darf man die eigene nicht messen.
Der Herr kann viel sagen, was dem Untergebenen nicht gestattet ist und ihm übel bekommen würde, wenn er es thäte.
Böhm.: S panským jazykem svého nemĕř: bude-li delší přikráti ho; bude-li kratší, pooytáhnou. (Čelakovsky, 325.)
595. Mit grossen Herren ist nicht gut boxen.
Böhm.: Není dobře s pány za prsty se táhati. (Čelakovsky, 350.)
Frz.: A ton maistre ne te dois jouer, ny à plus haut que toy frotter. (Leroux, II, 68; Kritzinger, 430a.)
596. Mit grossen Herren kleine Kundschaft. – Schottel, 1134b.
597. Mit grossen Herren rechten, ist mit zehen Mannen fechten. – Körte, 2798.
Poln.: Nie mścij się kotku na niedźwiedziu.
598. Mit grossen Herren und Narren ist nicht gut scherzen.
Dän.: Skiemt ei med høge herrer, ei heller med for gemeene folk. (Prov. dan., 506.)
599. Mit grossen Herren und starkem Wind die Händel (Kämpfe) eitel (nutzlos) sind.
Böhm.: S vĕtrem a pánem daremný zápas. (Čelakovsky, 324.)
Lat.: Cavendum a potentiore. (Philippi, I, 78.)
600. Mit grossen Herrn ist nicht gut lang gespräch halten, wenig vnd gut hat das lob. – Lehmann, 696, 59.
601. Mit grossen herrn ist nit gut (aus einem hute) kirssen essen, sie werffen eim die stil ann hals (ins Gesicht). – Franck, II, 90b; Guttenstein, I, 11; Egenolff, 19b; Petri, II, 499; Gruter, I, 59; Hollenberg, II, 53; Heuseler, 206 u. 451; Schottel, 1122b; Seybold, 99; Sutor, 566; Pistor., X, 4; Blum, 638 u. 639; Siebenkees, 235 u. 236; Sauer, 287; Eiselein, 379; Simrock, 4644; Körte, 2772 u. 3441; Braun, I, 1300; Frischbier, 312; Frischbier2, 1581; Lohrengel, I, 521; Reinsberg III, 122; Kehrein, VII, 109; für Düren: Firmenich, I, 484, 96; für Aachen: Firmenich, I, 493, 102; für Strasburg: Firmenich, II, 527; für Henneberg: Frommann, II, 412, 157; für Hannover: Schambach, 297; für Rheine: Firmenich, I, 285, 6; schlesisch bei Frommann, III, 409, 347; Schulfreund, 86, 69.
»Mitherren ist böse Kirschen essen.« (Waldis, I, 5, 46.) »Iss nicht mit Herren Kirschen.« (Zeytbuch, XXIXb.) Ein irisches Sprichwort: Halte keine Brüderschaft mit Königen. Die Osmanen sagen in demselben oder ähnlichem Sinn: Aus des Fürsten Brunnen schöpfe nicht. (Schlechta, 156.) (Vgl. auch über Scherze der Grossen, Breslauer Erzähler, 1809, S. 786.) Der vertrauliche Umgang mit Höhergestellten hat seine eigenthümlichen Gefahren. Daher Bürger: »Mit Urian und grossen Herrn ess' ich wol keine Kirschen gern, sie werfen einem, wie man spricht, die Stiel' und Stein' ins Angesicht.« Auch die Russen sagen: Iss nicht Kirschen mit Grossen, mit den Steinen werfen sie die Augen aus. Die Serben: Es ist nicht gut, mit grossen Herren aus einer [560] Schüssel Kirschen essen. Und die Polen: Knacke nicht Nüsse mit dem Teufel. (Reinsberg III, 122.)
Mhd.: Und ist niht guot mit herren kriesin ezzen. Si hant sich des vermezzen. Der sich da nicht hüeten wil, sie werfen im der kriesin stil in die ougen. (Boner.) (Zingerle, 32.) – Wer mit hêrren ezzen wil kirsen, dem werden gern die stil geworfen in die ougen. (Keller.) (Zingerle, 83.)
Böhm.: S velikými pány není dobře třešní jisti. (Čelakovsky, 325.)
Dän.: Aed ei kirsebær med store herrer, de kaste dig steenene i næsen. – Det er ondt at plukke kirsebær med de store. (Prov. dan., 7 u. 345.) – Det er farligt at æde kirsebær med store herrer, de kaste een stenene i hovedet. (Bohn I, 359.)
Engl.: Those that eat cherries with great persons, shall have their eyes splinted out with the stones. (Eiselein, 37; Čelakovsky, 328; Gaal, 882.)
Frz.: Il est dangereux de se familiariser avec les grands. – Ne mange pas des cerises avec les grands; ils t'en jetteraient la queue au visage. (Cahier, 823.)
Holl.: Het is kwaad kersen eten met de grooten; want zij tasten naar de rijpste, en gooijen met de steenen. (Harrebomée, I, 396a.) – Tis mit heren quaet kersen eten. (Tunn., 23, 14.)
Krain.: S velikimi gospodi ni dobro črešnje zobati. (Čelakovsky, 325.)
Kroat.: Z velikum gopodum ni dobro črešeń zobati. (Čelakovsky, 325.)
Lat.: Cerasa prandere debes cum dominante timere. (Fallersleben, 669.) – Cerasa prandere scio cum dominante timere. – Cum domino cerasum res est mala mandere servum. (Binder I, 259; II, 642; Froben., 115; Gartner, 166; Gaal, 882; Philippi, I, 102; Seybold, 99; Eiselein, 379.) – Cum principe non pugnandum. (Binder II, 653; Faselius, 54.) – Haud tutum est cum regibus facetiis ludere. (Philippi, I, 174.) – Leonina societas. (Binder II, 1646; Philippi, I, 263; Erasm., 641; Sutor, 566.) – Mandere cum dominis non suadeo cerasa servis. (Binder II, 1786; Neander, 291.) – Majorem virum cave. (Binder I, 751; Germberg, I, 11.) – Non bene conveniunt nec in una sede morantur Majestas et amor. (Ovid.) (Binder I, 2131.) – Non bene cum sociis regna Venusque mauent. – Nunquam est fidelis cum potente societas. (Phaedrus.) (Binder II, 2320; Philippi, II, 56.) – Potenti irasci, sibi periculum est inquaerere. (Philippi, II, 103.) – Tu cede potentis amici lenibus imperiis.
Ung.: Nagy Urral egy tálbol cseresnyét ne egyél. (Gaal, 882.)
602. Mit grossen herrn ist nit gut schertzen. – Franck, II, 90b.
603. Mit grossen herrn soll man nit lang sprache halten. – Tappius, 176b; Eyering, III, 238 u. 392; Latendorf II, 23; Lehmann, II, 405, 79; Seybold, 534.
Lat.: Sacra celerius absolvenda. (Seybold, 534; Tappius, 176a.)
604. Mit grossen Herrn soll man selten, oder wenig vnd angenemes reden. – Lehmann, 380, 1.
Dän.: Med store herrer skal man tale lidt og behagligt. (Prov. dan., 284.)
605. Mit grosser Herren Zorn bleib unverworr'n.
Die Polen geben die Lehre: Spiele nicht mit dem Herrn Karten, lass dich nicht mit ihm in Wetten ein und leihe ihm kein Geld. (Reinsberg I, 122.)
Lat.: Periculosa potentum offensa. (Seybold, 437.)
606. Mit grôt Herrn is nich gôd Kirschen äten, se langt ümmer na de grötsten. – Schiller, III, 35a; Mone's Anzeiger, I, 292; III, 31.
Lat.: Haud tutum est cum regibus facetiis ludere. (Seybold, 529.)
607. Mit grôt Herrn is nich gôd Kirschen äten, se spîgen ênen de Stengel (Stên) in de Ogen. – Schiller, III, 35a.
608. Mit grote Herren is nich got Kassebeern eten, se spiget Een de Steene in de Ogen. – Eichwald, 773.
609. Mit Herren ist nicht gut spielen.
Frz.: A son maistre on ne doit jouer, ni plus hault que soy se frotter. (Bovill, III, 90.)
Lat.: Haud esse domino, vel magistro colludendum. (Bovill, III, 90.)
610. Mit Herren, Narren vnd Wölff ist nicht gut schertzen. – Petri, II, 477.
611. Mit Herren soll man nur seidin Wort reden. – Lehmann, 387, 1; Eiselein, 303; Simrock, 4645; Braun, I, 1327.
Die Osmanen warnen auch davor, Geschäfte mit ihnen zu machen. (Schlechta, 260.)
612. Mit Herrn ist bös Kirschen essen. – Waldis, I, 5; Hauer, 77.
613. Mit jungen Herrn ist vmbzugehen wie mit jungen Lewen; wenn jhnen die Krallen wachsen, [561] so mag man sich wol fürsehen. – Petri, II, 478; Mathesy, 53b.
614. Mit plumpen Herren ist nicht gut handeln; reden sie nichts zur sach, so reden sie nicht dawider. – Lehmann, 380, 2.
615. Mit solchem Herren ist es aus, dem feindlich ist sein eignes Haus. – Bacmeister, 52.
616. Müssige Herren im Land bringen die Weiber in Schand'.
Frz.: Privés sires fait fol damoisel. (Leroux, II, 80.)
617. Nachdem der Herr ist, so brät man ihm die Wurst.
Frz.: A tel seigneur tel honneur. (Leroux, II, 166.)
618. Neben grossen Herren und grossen Flüssen muss man sich sein Haus nicht bauen.
Frz. Schweiz: Décousché le grô et le rió ne beta pas ton oshau. (Schweiz, II, 213, 32.)
619. Ne'e Heren setten ne'e Wetten. (Rastede.) – Bueren, 905; Hauskalender, I.
620. Neu Herr, neu Recht. – Körte, 2811.
Böhm.: Nový pán, nové pravo. – Nová správa, nová práva. (Čelakovsky, 339.)
Dän.: Ny herre, ny lov; ulige tiid, ulige forordninger; ulige vind, ulig skibsfart. (Prov. dan., 390.)
621. Neue Herren machen neue Wetten (Gesetze). – Graf, 17, 208; Simrock, 4667b; Reinsberg III, 119.
Engl.: New kings, new laws. (Gaal, 692.)
Frz.: A uouveaux seigneurs nouvelles lois. (Bohn I, 4.) – De nouveau seigneur nouvelle mesnye (maison). (Leroux, II, 76.)
Holl.: Nieuwe heeren, nieuwe wetten (keuren). (Harrebomée, I, 296.)
It.: Nuovo rè, nuova legge. (Pazzaglia, 171, 5.)
Lat.: Novus rex, nova lex.
622. Neue Herren, neue Knechte.
Holl.: Nieuwe heeren, nieuwe dienaars. (Harrebomée I, 296.)
623. Neue Herren und neue Schuhe hat man lieber als die alten. – Simrock, 12329.
624. Neuen Herren ist man hold. – Gaal, 150.
625. Neuer Herr, neu Beschwer'. – Körte, 2811.
626. Neuer Herr, neu Gebot. – Sailer, 66.
627. Newe Herren, new Regiment. – Petri, II, 493.
628. Newe Herren, newe fünde. – Petri, II, 493; Simrock, 4667.
629. Newe Herren, newer Jammer. – Petri, II, 493.
630. Nichts »Herr«, nichts »Schelm«; ich bin ein ehrlicher Meister. (Nürnberg.)
Als der Name »Meister« noch ein Ehrenname war, jetzt zieht man die Bezeichnung Herr vor.
631. Niê Hären, niê Fünte. – Schambach, II, 336.
632. Niemand darf wider seinen Herrn den König Kämpfer führen. – Graf, 557, 14.
Die Lehnsleute waren nur schuldig, das Land auf ihre eigenen Kosten zu beschirmen, also nur in deutschen Landen zu dienen, aber nie gegen den Kaiser, den obersten Lehnsherrn.
Altfries.: Ther ne thor nen huskere wither sinne hera theue kening kewpa leda. (Hettema, 34.)
633. Niemand kann wol Herr sein, er sei denn vorher Diener gewesen. – Körte, 4555; Körte2, 5720.
634. Niemand kann zwen herrn (zugleich) dienen. –Nach Matth. 6, 24 und Luc. 16, 13; Tappius, 231b; Petri, II, 495; Lehmann, II, 433, 64; Sutor, 221; Seybold, 339; Gaal, 883; Graf, 517, 250; Zehner, 423; Eiselein, 304; Schulze, 134 u. 189; Körte, 4559; Simrock, 4618; Büchmann, 158; Braun, I, 3040; Gaal, 833; Reinsberg IV, 113.
Man sollte glauben, wenigstens dann nicht, wenn sie ganz verschiedene, vielleicht gar entgegengesetzte Dinge anstreben. Dennoch schreibt Justus Möser an seinen Freund Nicolai: »Ich kann mit Wahrheit sagen, dass mich in den funfzig Jahren vieles erfreut, wenig betrübt und nichts gekränkt hat, ungeachtet ich in sehr besondern Verhältnissen stehe, indem ich Herren und Ständen zu gleicher Zeit diene, für diese die Beschwerden, für jene die darauf zu ertheilenden Resolutionen angebe und vice versa.« (Vgl. Justus Möser von Kreyssig, Berlin 1857, S. 10.) Als Bonifacius nach Deutschland kam, fand er Priester, die dem Gott der Christen und den Göttern der Heiden zugleich opferten. (Wagenseil, Aehrenlese, 6, 11.) Das ist ein persönliches Kunststück, das im allgemeinen auch andere Völker für unmöglich halten; denn die Russen sagen in demselben Sinne: Man kann nicht in zwei Schlitten zugleich fahren. Die Türken: Man trägt nicht zwei Wassermelonen unter [562] Einem Arme. Die englischen Neger: Der Hund hat wol vier Beine, aber er läuft nicht auf vier Wegen. Ein afrikanischer Negerstamm: Man hat zwei Augen, aber zweier Dinge sieht man nicht. Man hat zwei Ohren, doch hört man nicht zweier Dinge. (Reinsberg IV, 113.)
Mhd.: Der zwein herren dienet wol daz siz beide muezen hân verguot, der muoz vil vrüe ûfstân. (Boner.) – Zwein ein man niht dienen kan. (Hohenfels.) – Zweyen herren nicht kan dinen ich. (Ambros. Lb.) – Niemant zwain hern gedienen mag schôn und eben nacht und tag. (Ring.) – Sô hört ich bei der ersten sag: niemant zwain gedienen mag. (Ring.) (Schulze, 134; Zingerle, 67 u. 196.)
Böhm.: Nikdo uemůže dvĕma pánům sloužiti. (Čelakovsky, 19.)
Dän.: Ingen kand tiene to herrer til takke. (Prov. dan., 549.)
Frz.: Nul ne peut bien à deux maîtres servir et la faveur de tous deux acquérir. (Kritzinger, 430a.) – Nul ne peut servir deux maîtres. (Leroux, II, 69.) – Personne ne peut servir à la fois. (Leroux, II, 271; Gaal, 883; Kritzinger, 430b.)
Holl.: Men kan geene twee heeren te gelijk dienen. (Harrebomée, I, 295.)
It.: Chi due padroni ha da servire, ad uno ha da mentire. (Gaal, 883.)
Kroat.: Ki bi rad dvem gosponum služiti, nijednomu nemre vgoditi. (Čelakovsky, 19.)
Lat.: Sorbere simul et flare difficile. (Tappius, 231a.) – Nemo potest dominis pariter servire duobus. (Binder II, 2051; Faselius, 161; Eiselein, 304; Philippi, II, 16.) – Nemo simul dominis par est servire duobus. (Binder II, 2056; Egeria, 153; Gaal, 883; Seybold, 339; Mone, Anzeiger, VII, 505; Zingerle, 67.) – Utiliter servit nemo duobus heris. (Binder II, 3459.)
Ung.: Nehéz két úrnak szolgálni. (Gaal, 883.)
635. Nigge (neue) Hären, nigge Hecke (Zäune). – (Soest.) – Firmenich, I, 348, 17; für Rastede: Firmenich, III, 27, 31; für Iserlohn: Woeste, 74, 224.
636. Nigge Heren, nigge Affären. (Büren.)
637. Nigge Herens, nigge tiyen. (Westf.)
638. Nije Herren, nije Funde. – Eichwald, 772.
639. Nije Herren settn nije Wetten. – Eichwald, 774.
640. Oek (ich) Herr, du Herr, wer ward Löschke1 dräge. – Frischbier, 310; Frischbier2, 1586.
Löschke = Lischke, ein aus Bast geflochtener Korb, der an einem Stricke, nach Art einer Reisetasche, um die Achsel gehängt, getragen wird. Hennig (S. 148) bemerkt: Vielleicht kommt Lischke von Lasche, segmentum corii, oder auch vom litauischen Laugu = ich breche, nämlich den Bast von den Bäumen, oder von Laiskas = ein Blatt oder Zweig. Auch litauisch: Ich bin ein Herr, du bist ein Herr, wer wird den Korb tragen.
641. Omnis Herr Monosyllabus. – Sutor, 232.
642. Onse liewer Heer het völ Spähllüd on Musekanten. – Firmenich, I, 403, 172.
643. Redet der Herr vom Stehlen, so spricht der Schmeichler vom Klauben. – Parömiakon, 3057.
644. Reiche Herrn, arme Vnterthanen (Knechte). – Gruter, III, 76; Lehmann, II, 535, 17.
645. Rike Herens hewt fette Katten. (Westf.)
646. 'S isch nid gûet grossa Hera Chirsi z' ässa; si pänggla (werfen) eim d' Steine n' alli i d' G'sicht. (Bern.) – Zyro, 100.
647. Schläft der Herr, so träumt der Knecht.
648. Sein eigener Herr sein, ist besser als Gold.
649. Sein eigener Herr sein, ist das Beste.
650. Sein selbs herr sein is, die grösst herrschafft. – Franck, I, 161b; Lehmann, II, 568, 64.
651. Seinen Herrn betrügen, heisst noch nicht Rom erstiegen. – Petri, II, 518.
652. Seinen Herrn soll keiner schelten.
Mhd.: Sîn laut nieman schelten sol, noch sînen herren; daz stât wol. (Freidank.) (Zingerle, 132.)
653. So as de Herr is, so is ok sîn Koreth (Kutsche). (Ukermark.)
Die Russen: Furchtsamer Herr, scheuer Knecht. (Altmann VI, 456.) Wie der Herr, so der Werkmeister; wie der Werkmeister, so die Lehrjungen. Langsamer Herr, fauler Werkführer, stinkender Lehrling. (Altmann VI, 462 u. 466.)
Dän.: Som herren, saa tieneren. (Čelakovsky, 376.)
Engl.: Like master, like man. – Like sir, like son. (Gaal, 82.)
Frz.: Tel maître, tel valet. (Lendroy, 955; Leroux, II, 69; Bohn I, 58; Cahier, 990.)
Holl.: Zoo de heer is, zoo is het huisgezin. (Harrebomée, I, 294.) – Zoo de heer is, zoo is het volt. – Zoo heer, zoo knecht. (Harrebomée, I, 296; Bohn I, 345.)
It.: Tal padrone, tal servitore. (Bohn I, 127.)
[563] Lat.: Qualis dominus, talis et canis. (Binder 2723.) – In vulgus manent exempla regentum. (Binder II, 1487.) Mobile mutatur semper cum principe vulgus. (Claudin.) (Binder II, 1877.)
Port.: Tão bom he Pedro como seu amo. (Bohn I, 295.)
654. So die Herren sündend, müssen die Diener die Buss tragen. – Stumpf, II, 237a.
655. So lange kein Herr, so lange kein Knecht. – Eiselein, 701; Simrock, 4597.
656. So oft der Herr in den Stall geht, fällt ihm ein Groschen in den Kasten.
657. So viel Herren, so viel Zähren; so viel Honig, so viel Gall; so viel Freuden, so viel Leiden, so ist's hier und überall. – Hertz, 15.
Hausinschrift in Würtemberg.
658. Stöt d Herre mî man dàl, säd' de Diern, wat dô ik ôk in'n Herrn sînen Ârftenslag. (Hamburg.) – Hoefer, 222.
659. Strenge Härens du richtet nitt lange. (Iserlohn.) – Woeste, 78, 316.
660. Strenge Herren machen gute Knechte.
Holl.: Bij harde heeren worden de knechten goed. (Harrebomée, I, 294.)
661. Strenge Herren machen nicht viel Worte.
662. Strenge Herren regieren nicht lange. – Graf, 524, 304; Eiselein, 303; Lohrengel, I, 25; ostfriesisch im Hauskalender, I; Bueren, 1067.
Auf Sylt: String hiaren ragt eg lang. (Haupt, VIII, 354, 54.)
Isl.: Strangir herrar rikja sjaldan leingi. (Jonssyni, 323.)
Lat.: Invisa imperia nunquam renitentur diu. – Nihil violentum diuturnum. (Philippi, I, 209.)
663. Strenge Herrn regeert nich lange, darum sî bei schnellem Fruost nich bange. (Westf.) – Boebel, 124; für Hannover: Schambach, 223; für Sylt: Haupt, VIII, 354, 54.
Holl.: Strenge heeren regeren niet lang. (Harrebomée, I, 296.)
664. 'T is quaad, mit Heeren Peren eten, sy tasten na de rijpste.
665. Thörichte Herren gehen mit närrischen Händeln um.
666. Träge Herren, faule Diener.
Aehnlich russisch Altmann VI, 428.
667. Trew Herr, trew Knecht. – Petri, II, 502; Sailer, 253.
668. Ueberall ist ein Herr; ist er nicht z' Haus, so kommt er noch z' Haus. (Oberösterreich.)
669. Um einen Herrn steht es gut, der, was er wünschet, selber thut. – Simrock, 9486.
670. Uense' Hear (Herrgott) lässt eahm (ihm, sich) nit ei di Kast'n (Karten) schaug'n; e mischt s' wie 's eahm passt. (Innsbruck.) – Frommann, VI, 36, 48.
671. Uense Hear woass schoa was füar a Goasz as e' krümb'n muass. (Innsbruck.) – Frommann, VI, 35, 36.
672. Unse leve Hêrs Barmhartigheit un Papen Begêrlîkheit, de düürt van nu bit in Ewigkeit. – Bueren, 1190.
673. Unsere Herren und Helfer liegend in den Hürsten; nach dem Kaiser und dem Adel soll uns wenig dürsten. (S. ⇒ Helfer 4.) – Kirchhofer, 62, 30b.
674. Unsers Herrn Recht ist schlecht. – Graf, 17, 212; Schmeller, III, 430.
675. Viel Herren dienen ist schwer. – Aventin, CCCVa.
676. Viel Herren, schlecht Regiment. – Körte, 2804; Blum, 671; Siebenkees, 191.
Lat.: Multi duces Cariam perdiderunt.
677. Viel Herren, viel Risse, sagte die Kröte, als die Egge über sie ging.
Frz.: Au diable tant de maîtres, dit le crapaud sous la herse. (Cahier, 974.)
678. Vierley armer Herrn sind in der Welt: ein Landsherr ohne Land, ein blutarmer Edelmann, ein Priester im Spital vnd ein Apt ohne Gülte (Einkommen). – Gruter, III, 91; Lehmann, II, 802, 93.
[564] 679. Vii Herren, vbel regiert. – Agricola II, 185; Egenolff, 21a; Petri, II, 573; Graf, 522, 268; Simrock, 4662; Körte, 2804; Braun, I, 1312.
Böhm.: Řádu nemnoho, kde pánův mnoho. (Čelakovsky, 313.)
Poln.: Rządu niewiele, gdzie panów wiele. (Čelakovsky, 318.)
680. Vil Herren, wenig hausshalter. – Stumpf, II, 401b.
681. Vil herrn haben nie wol regiert. – Franck, II, 103b; Eyering, III, 349; Gruter, I, 68; Graf, 522, 267; Eiselein, 303.
Lat.: Multi duces deperdidere Cariam. – Multos imperitare malum est, rex unicus esto. (Eiselein, 303.)
682. Vnder grossen herrn ist gut reich werden. – Franck, II, 206b; Gruter, I, 70; Gaal, 1233; Simrock, 4656.
It.: Chi sta appresso il fuoco, è forza che si scaldi. (Gaal, 1233.)
683. Von grossen Herrn halt dich fern.
Böhm.: S velikým pánem není dobře na bratrstvo. (Člakovsky, 324.)
Holl.: Het is genoegelijk of gevaarlijk dat men veel gemeenzaamheid met groote heeren heeft, want hunne gunst maakt groot, en hunne toornigheid klein. Met groote heeren kleine kennis. (Harrebomée, I, 295.)
Lat.: Dulcis inexpertis cultura potentis amici, expertus metuit. (Horaz.) (Binder II, 860; Seybold, 138.)
684. Von grossen Herrn soll man schweigen oder löblich von jhnen reden. – Lehmann, 675, 188.
It.: De' grandi e de' morti o parla bene, o taci. (Bohn I, 90.)
685. Von nichts wird kein grosser Herr.
Die Venetier sagen: Um zu Herren zu werden, muss man keine Furcht vor dem Teufel haben. – Man wird nicht von einem Augenblick zum andern mit nichts zum Herrn. – Wer stiehlt, wird ein Herr. – Wer nicht stiehlt, hat nichts. (Reinsberg II, 118.)
686. Vor grossen Herren kann man sich leicht um den Kopf reden.
Dän.: Hos herrer tael sagtmodig, hør talmodig, svar klogmodig; thi det er ondt at tale hos dem som kunde tale til de døde. (Prov. dan., 284.)
687. Vor grossen Herren soll man sich tief bücken und sie süss ansehen.
Dän.: Store herrer ville baade frygtes og elskes. (Prov. dan., 283.)
688. Vor grosser Herren Pforte kommt die Wahrheit selten zu Worte.
Dän.: Store herrer som have alting, fattes dog eet: den som tør og kand sige dem sandhed. (Prov. dan., 533.)
689. Vorzeiten hat man grosser Herrn zusag vor gewisse warheit gehalten, itzo helt man sie vor gnedige wort. – Lehmann, 928, 17.
690. Wä der Här, esi det Gesäinjt. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 416.
691. Wa Herren sein, da seind Decklaken. – Agricola II, 175.
692. Wann de Häer iut diäm Hiuse geiht, dann böürt de Ruiens deän Stärt op. (Sauerland.)
693. Wann die Herren ains Diebs bedürffen, so nemen sy jn vom Galgen, wann sy sein nimmer bedürffen, so hencken sy jn wider daran. – Agricola II, 162.
694. Wann die herren einander reuffen, muss der arm man das har darleihen. – Franck, II, 36b; Tappius, 199b; Gruter, I, 72.
695. Wann die Herren können regnen1, so können die Diener auf holtzschuhen gehen. – Henisch, 701, 67; Petri, II, 643; Mathesius, Postilla, CCXVIIIa.
1) In einer mir zugegangenen Handschrift steht dafür rechnen. Ist das Schreibfehler, oder soll es heissen: Mögen die Herren noch so gut rechnen, die Diener wissen schon auf Holzschuhen über die Ziffern hinweg oder durch sie hindurch zu kommen?
696. Wann du bey grossen Herren bist, so stich dir ein Messer in die Kehle. – Sutor, 230.
697. Wann du sitzest vnd issest mit ainem Herren, so mercke, wen du vor dir hast, vnd setze ein Messer an deine keele, wiltu das leben behalten, wünsche dir nicht seine speyse, denn es ist falsch Brot. – Agricola II, 191.
698. Wann ein Herr seine Vnterthanen strafft, so heissts, es ist Gottes will gewest. – Lehmann, 726, 5.
[565] 699. Was bleibt für den Herrn, wenn der Knecht müssig geht.
Dän.: Hvad skal ikke herren giøre, naar svennen saa maae? (Prov. dan., 283.)
700. Was d' Herre verbreche, müend d' Bure wieder mache lo. – Schweiz, I, 216, 140.
701. Was den Herrn nutzt, das ist der Vnterthanen schad. – Lehmann, 657, 60.
702. Was der Herr befiehlt, muss der Knecht (Diener) thun.
Dän.: Herrer have at byde, underdanerne at lyde. (Prov. dan., 283.)
703. Was der Herr für Wetter macht, hat der Kalender nicht bedacht.
Die Polen sagen: Es weiss nicht Herr Niewieski, was der Herr im Himmel macht. (Niezgadnie Pan Niewieski co robi Pan Niebieski.) Stanislaus Niewieski war in Polen ein bekannter Kalendermacher, der sich aber, wie es diesen Leuten auch in andern Ländern ergangen ist, in seinen Witterungsvoraussagungen oft sehr erheblich geirrt hat. (Vgl. Wurzbach I, 155.)
704. Was der Herr gethan haben will, muss er selber thun.
705. Was der Herr mannlich leihet, steht auf des Mannes Treue. – Graf, 536, 7.
Von der Treue, die der Lehnsherr dem Lehnsmann schuldig ist.
Mhd.: Swat aber de herre mannlike liet, dat stat uppes mannes truwe. (Spangenberg, 226, 401.)
706. Was der Herr nicht befiehlt, kann der Diener nicht thun.
Dän.: En herre skal ei have dyr tid paa ord, men sige hvad og hvorledes tieneren skal giøre. (Prov. dan., 281.)
707. Was der Herr theuer verkauft, gibt der Diener (Knecht) nicht wohlfeil. – Sutor, 897.
708. Was der Herr thut, ist immer gut. – Frischbier2, 1582.
Lat.: Indigna digna habenda sunt, herus quae facit. (Plautus.) (Philippi, I, 193.)
709. Was der Herr thut, ist wohlgethan; was die Frau thut, geht auch noch an, aber der Junge muss Prügel han.
710. Was der Herr will, muss der Diener thun. – Luc. 7, 8.
Böhm.: Kam pán chce, tam slúha jde. – Pán veli, slúha musí. (Čelakovsky, 20.)
711. Was des Herrn Schuhe zertreten, wächst hundertfältig wieder. – Sprichwörtergarten, 257.
712. Was die Herren erfrewt, das thut den Vnderthanen wehe. – Lehmann, 843, 19.
713. Was die Herren nicht essen, wird den Dienern zugemessen.
Böhm.: Panské nedojedky dobré pro čeládku. (Čelakovsky, 378.)
Poln.: Co drugiemu s wąsa spadło, to musisz jéść. (Čelakovsky, 378.)
714. Was die Herren sünden, das büssen die armen. – Petri, II, 539; Gruter, I, 75.
715. Was die herren sünden, dz büssen die bawren. – Tappius, 199b; Zeytbuch, CCLVa; Hauer, Mij; Henisch, 570.
Lat.: Regum delicta subditi dependent. (Tappius, 199a.)
716. Was die herren sunden, muess ainer zalen, der die schuech mit past bindt. – Hauer, Mij.
717. Was die Herren sündigen, das müssen die Vnderthanen büssen. – Lehmann, 179, 5.
718. Was die Herren thun, muss alles recht sein. – Lehmann, II, 864, 64; Gruter, III, 98; Eiselein, 203.
719. Was die Herren watschen, müssen die Diener beklatschen.
Holl.: Wat de heeren wijzen, moeten de gekken prijzen. (Harrebomée, I, 296.)
720. Was die Herren zerschlagen, müssen die Herren bezahlen.
Böhm.: Svůj pán zbije, svůj pán nahradí. (Čelakovsky, 319.)
721. Was ein grosser Herr nicht kann, das thut ein armer Mann.
Dän.: Det er meget, som store herrer ei maae giøre, og de allerringeste maae giøre. (Prov. dan., 284.)
722. Was ein Herr leihet, das soll er nicht brechen. – Klingen, 37a; Graf, 558, 43.
Der Herr soll dem Lehnsmann für den wirklichen Lehnsgenuss einstehen und ihn darin schützen.
[566] 723. Was grosse Herren nicht verstehen, das wissen ihre Räthe.
724. Was grosse Herren sagen, das muss alles recht vnd wahr sein. – Petri, II, 597.
725. Was grosse Herren thun, ist immer wohlgethan.
Holl.: Wat groote heeren en rijke lieden doen, dat staat hun altijd wel. (Harrebomée, I, 296.)
726. Was grosse Herren verschulden, müssen ihre Räthe dulden.
Mhd.: Ein wort daz ist in algemeine wol bekannt: missetuot ein herre, seht, man sprichet ze hant, sîn rât der habe die bôsheit in gelêret. (Hinnenberger.) (Zingerle, 67.)
727. Was grossen Herren gefällt, das soll allen gefallen.
728. Was Herr vnd König selber thut, dem folgen all mit frischem muth. – Henisch, 1171, 53.
Lat.: Regis ad exemplum totus componitur orbis. (Henisch, 1171, 57.)
729. Was Herren sind von hohem Stand, die reichen weit mit langer Hand.
730. Was man dem guten Herrn freiwillig thut, verweigert man dem schlimmen, auch wenn er es befiehlt. – Altmann V, 82.
731. Was soll ein Herr, der seines Amtes nit waltet!
732. Wass die herren thun, ist alles recht. – Hauer, Kiij3.
Die Russen: Des Herrn Wollust ist keine Sünde. (Altmann VI, 456.)
733. Wass grosse Herren wollen, das soll allen gefallen. – Lehmann, 309, 72.
734. Wat de Herre schitt, dat stinket nich. (Braunschweig.)
735. Weiser Herre gerne hat weiten Freundeskreis und engen Rath. – Bacmeister, 53.
736. Weit vom Herren vnnd nahe bey Freunden wohnen, ist dass best. – Lehmann, 527, 34.
737. Welchem Herrn du dienst, dessen Kleider du trägst. – Kirchhofer, 80; Simrock, 4619; Körte, 2776; Graf, 517, 235; Braun, I, 1306.
Weil grosse Herren besondere Farben haben, in die sich ihre Diener kleiden mussten und woran man erkannte, in wessen Dienst er stehe. Vom Kleide wurde dann das Sprichwort auf die Gesinnung übergetragen.
738. Welcher solchen Herren dient, die es nicht werth seyn, der hat ein schweren dienst. – Lehmann, 127, 72.
739. Wem's der Herr gibt, dem gibt er's mit Haufen.
Lat.: Dantur opes nullis nunc nisi divitibus. (Philippi, I, 110.)
740. Wen der Herr lieb hat, den züchtigt er. – Spr. Sal. 3, 12; Hebr. 12, 6; Büchmann, 154 u. 165; Philippi, II, 135.
Lat.: Carissimus Deo flagello proximus. (Binder II, 443.) – Non amat hic puerum, qui raro castigat istum. (Philippi, II, 31.) – Quem diligit dominus, corripit. (Schulze, 45.)
741. Wen der Herr lieb hat, den züchtigt er, sagte der Spitzbube, als er Streiche erhielt.
742. Wen der Herr sauer ansieht, den werfen die Diener die Treppe hinab (zum Hause hinaus).
Die Russen: Wen der Herr nicht leiden mag, den hassen die Diener. Wem der Herr Böses wünscht, dem flucht der Diener. (Altmann VI, 492 u. 511.)
743. Wen der Herr verderben will, den schlägt er mit Blindheit.
Lat.: Quem perdere vult Deus, prius dementat. (Binder II, 2747; Faselius, 214.)
744. Wen die Herren hassen, der muss Federn lassen.
Holl.: De haat van den heer is de dood van den man. (Harrebomée, I, 294.)
745. Wen ein grosser Herr bittet, der muss dessen Narr oder Packträger sein.
Dän.: Naar en høg beder en ringe, maa han enten være en nar, eller bære sækken. (Prov. dan., 51.)
746. Wen geringe Herren miethen, der kann als Diener mit gebieten. – Seybold, 432.
747. Wenn alle Herren sein werden, wer wird die Körbe tragen?
748. Wenn alle wollen Herren sein, wer wird das Holz spalten klein.
Dän.: Alle ville herrer være, ingen vil paa saekken bære. (Prov. dan., 284.)
[567] 749. Wenn ausbricht grosser Herren Zorn, sind arme Leute gar verlor'n.
750. Wenn de Hêr ut dem Huse geit, dann bört1 de – Rüeus (Hunde) den Steart up.
1) Bören = heben; hochdeutsch bären, tragen.
751. Wenn de Herens de Köppe tohaupe häl't, is dat Volk üewel deranne; wenn dat Volk de Köppe tohaupe streckt, is de Herskop (Herrschaft) üewel deran. (Büren.)
752. Wenn der Herr beim Knecht (die Frau bei der Magd) Geld borgt, so ist er (sie) ein Lump oder will einer werden.
753. Wenn der Herr das Bett hütet, das Gesinde faule Eier brütet.
Böhm.: Kde pán už v posteli, sluha ještĕ veselý. (Čelakovsky, 300.)
754. Wenn der Herr die Hand nicht mit anlegt, ist vergeblich bauen.
Frz.: Si la seigneur n'y met la main, cela n'est que bâtîr en vain. (Kritzinger, 700a.)
755. Wenn der Herr fährt, springt auch ein lahmes Pferd.
756. Wenn der Herr fort ist, ist das Haus todt.
Holl.: Daar de meester uit is, ie het huis dood. (Harrebomée, I, 339.)
757. Wenn der Herr friert, so zittert der Schmarotzer, wär' es auch mitten in den Hundstagen. – Parömiakon, 3058.
758. Wenn der Herr hinkt, so geht der Diener krumm (lahm). – Parömiakon, 197.
Der, so sich beliebt machen, einschmeicheln will.
759. Wenn der Herr kommt zum gemeinen Mann, so will er was han.
Böhm.: Když pán nadchází sprostého, jistĕ cos cítí u nĕho. (Čelakovsky, 324.)
760. Wenn der Herr kurzsichtig ist, so ist der Knecht gar blind. – Simrock, 4600; Körte, 2808; Braun, I, 1320.
761. Wenn der Herr lacht, so singt der Diener. (S. ⇒ Frau 606.) – Winckler, XV, 12.
Böhm.: Když se pán smĕje, celý dvůr vesel bývá. (Čelakovsky, 376.)
762. Wenn der Herr mit dem Knecht spielt, so verspielt er den Herrn.
Böhm.: Pán s svým služebníkem nehraj, a služebník pánu nelaj. (Čelakovsky, 324.)
763. Wenn der Herr nicht da ist, halten die Bedienten Hochzeit.
Frz.: Quand les maîtres sont absens, les valets l'ont gogaille. – Voyage de maître, noces de valet. (Cahier, 993.)
764. Wenn der Herr nicht daheim ist, so kan er desto mehr seines Dieners trew erkennen. – Lehmann, 124, 41; Winckler, XIX, 48.
Frz.: En l'absence du seigneur se cognoist le serviteur. (Leroux, II, 76.)
It.: In absenza del padrone si conosce il servitore. (Pazzaglia, 350, 8.)
765. Wenn der Herr nicht mähen hilft, gibt es nicht viel Bund.
Die Russen: Wo der Herr nicht beim Mähen ist, gibt es eine reiche Nachernte. (Altmann VI, 494.)
766. Wenn der Herr nicht zu Haus, halten die Knechte Saufaus.
767. Wenn der Herr nicht zu Haus, ist niemand zu Haus. – Reinsberg III, 35.
Wenn selbst hundert Sklaven da sind, sagt man in Hindostan, ist der Herr nicht daheim, so ist das Haus leer. (Reinsberg III, 35.)
768. Wenn der Herr nicht zu Haus, steigen die Tische auf die Bänke.
Lat.: Perstrepunt, ubi domini absunt. (Terenz.) (Schulblatt, 486; Faselius, 200; Binder II, 2561; Philippi, 93.)
769. Wenn der Herr sagt: Hühner sind Tauben, so muss (mag) es der Bauer (nur) glauben.
770. Wenn der Herr schläft, so wachen die Diener (Knechte, Lehnsleute).
Das folgende französische Sprichwort bezieht sich hauptsächlich auf das Verhältniss zwischen Lehnsherren und Vasallen. Wenn jener seine Rechte nicht ausübt, so macht dieser sich diese Nachlässigkeit zu Nutze und umgekehrt.
Frz.: Quand le seigneur dort le vassal veille, le seigneur veille quand le vassal dort. (Lendroy, 1363; Cahier, 1615.)
[568] 771. Wenn der Herr schläfert, so fängt sein Schmarotzer (Schmeichler) an zu gähnen (zu schnarchen). – Parömiakon, 195 u. 3057.
772. Wenn der Herr selbst flieht, bricht niemand seine Treue. – Graf, 557, 15.
Der Lehnsmann hatte gelobt, seinen Lehnsherrn bis aufs Aeusserste zu vertheidigen. Das Gelöbniss der Treue ging mitunter bis zu der Bestimmung: »Sähe ein Lehnsmann seinen leiblichen Vater und seinen Herrn in gleicher Gefahr, könnte aber nur einem helfen, so müsste er seinen Vater verlassen und dem Lehnsherrn helfen.« Das obige Sprichwort sagt nun, dass die Pflicht der Treue dann nicht gebrochen wird, wenn sich der Lehnsmann zurückzieht, nachdem der Lehnsherr selbst die Flucht ergriffen.
Mhd.: So aber der herr selbst fleucht, so pricht nyemand sein trew. (Maurer, I, 38.)
773. Wenn der Herr sitzt in der Schenke, verliert das Pferd die Tränke.
774. Wenn der Herr spricht: Mich friert's, so schüttelt es den Knecht, wenn es auch Juli ist. – Parömiakon, 196.
Von Schmeichlern und Launensklaven.
775. Wenn der Herr stolpert, so bluten dem Diener die Zehen.
Aehnlich die Russen: Strauchelt der Herr, so fällt der Diener. (Altmann VI, 398.)
776. Wenn der Herr trauert, weint auch der Diener.
Der Diener ahmt in allem gern dem Herrn nach. Der Vicekönig von Irland, Lord Mulgrave, liebte die schöne Literatur und hat selbst einige gute Romane geschrieben. Natürlich waren nun Herren und Damen am irischen Hofe entschiedene Freunde der Belles-lettres und dichteten, schrieben und verselten nach Leibeskräften. Das ist immer so. Ist der Herr ein Trinker, so sind die Knechte Säufer; liebt er die Karten, so sind sie Croupiers; und ist er Freund der Pferde, so sind sie Rosskämme und Stallknechte.
777. Wenn der Herr trinkt, so saufen die Knechte.
Die Russen: Trinkt der Herr, so zecht der Diener. (Altmann VI, 401.)
778. Wenn der Herr verdampt ist, so gehen die Diener selten vngerissen auss. – Mathesius, Postilla, CLVIIb.
779. Wenn der Herr verreist ist, tanzt das Gesinde auf Tisch und Bänken.
780. Wenn der Herr versorgt ist, muss auch der Esel sein Futter kriegen.
781. Wenn der Herr vom Knecht, die Frau von der Magd lernen soll, so ziehet die Nahrung die Füss zusammen. – Sutor, 226.
782. Wenn der Herr vom Knecht lernen muss, so steht der Handel übel. – Seybold, 293.
Lat.: Male agitur cum domino, quem villicus docet. (Seybold, 293; Binder II, 1763; Schonheim, M, 3.)
783. Wenn der Herr das Land (sein Gut, Feld) verzehrt, so verzehrt das Land den Herrn.
Dän.: Naar handel opædes af sin herre, langveys handel opæder sin herre. (Prov. dan., 271.)
784. Wenn der Herr will, so hat der Diener leicht rechnen.
Poln.: Snadna wina, gdy Pan chce. (Lompa, 29.)
785. Wenn der Herr will, so nützt dem Knecht das Weinen nichts.
Gegen die Nothwendigkeit schützen keine Thränen.
Frz.: Ce que maître veut et valet pleure, sont larmes perdues. (Lendroy, 908; Cahier, 1396; Leroux, I, 68.)
786. Wenn der Herr wird zum Knecht, so steht's um die Pferde schlecht.
Dän.: Hvo der tager herrer til stald-svenne, faaer brødne sadler. (Prov. dan., 528.)
787. Wenn die Herren bauern und die Bauern herren, so gibt's Lumpen. – Simrock, 6680a; Körte, 2815 u. 3488.
788. Wenn die Herren brawer vnd becker sind, so gehet es vber arme leut. – Petri, II, 643; Henisch, 227, 58.
789. Wenn die Herren (Schwarz-)Brot schenken, wollen sie Semmel (Weissbrot) wiederhaben.
790. Wenn die Herren einander rauffen, so müssen die Vnderthanen das Haar darleihen (austhun, die Haare lassen). – Zeytbuch, CCLVa; Schottel, 1117b; Sailer, 246; Simrock, 4609.
Böhm.: Páni se drži za pačesy, a sedlákům hlavy brní. – Páni se budou rvati, sedlaci půjčte vlasův. – Páni se perou, sedláci nastavte vlasův. (Čelakovsky, 325.)
[569] Lat.: Quicquid delirant reges, plectuntur Achivi. (Horaz.) (Philippi, II 127.)
Poln.: Gdy panowie za łby chodzą, u poddanych włosy trzeszczą. (Čelakovsky, 325.)
Slow.: Ked' sa páni zvádiá, sedláci sa musiá za vlasy rúvat'. (Čelakovsky, 325.)
791. Wenn die Herren eines Diebes bedürfen, so nehmen sie ihn vom Galgen; und wenn sie seiner nicht mehr bedürfen, so hängen sie ihn wieder daran. – Sailer, 108.
792. Wenn die Herren essen, singen die Narren. – Frischbier2, 1583.
Holl.: Als de heeren eten, dan zingen de gekken. (Harrebomée, I, 204.)
793. Wenn die Herren nicht zu Haus, halten die Diener Kehr(Sauf-)aus.
794. Wenn die Herren nicht zu Haus, leben die Knecht' in Saus und Braus.
795. Wenn die Herren schiessen wollen, so spannen die Knechte. – Mathesius, Historia, XIIIb.
796. Wenn die Herren sich jucken, blutet den Bauern der Rucken.
Böhn.: Co páni zkřiví, sedláci platií krví. (Čelakovsky, 326.)
Krain.: Kar gospoda stori krivo, kmeti morjo plačat' živo. (Čelakovsky, 326.)
Kroat.: Kaj veliki zakriveju, mali platiti moraju. (Čelakovsky, 326.)
797. Wenn die Herren sich raufen, müssen die Bauern die Haare verkaufen (dazu hergeben). – Pistor., IX, 12; Graf, 523, 221; Braun, I, 1325; Henisch, 213, 16.
Holl.: Als de jonkers malkander plukharen, dan moeten de boeren hun haar leenen. (Harrebomée, I, 268.)
798. Wenn die Herren sich reuffen und trecken, müssen die Bawren ihr Haar darstrecken. – Froschm., Viiii.
799. Wenn die Herren sich schlagen, bekommen die Bauern Beulen.
Böhm.: Páni se klouzají, sedláci si nohy lámou. (Čelakovsky, 326.)
800. Wenn die Herren tagleisten, so wart der Bawer seiner Kuh. – Petri, II, 643; Henisch, 214, 56.
801. Wenn die Herren trinken, so dürsten auch die Diener.
802. Wenn die Herren vneins werden vnd bitten frembde Gast zu sich, so gehen die Königreiche vnter. – Petri, II, 643.
803. Wenn die Herren vom Rath aufgestanden, seynd sie allzeit klüger. – Sutor, 120.
804. Wenn die Herren vom Rathhaus gehen fällt jedem guter Rath ein. – Körte, 2806; Gaal, 1283.
Lat.: Rebus peractis Cleon est Prometheus. (Gaal, 1283.)
805. Wenn die Herren vom Rathhaus kommen, sind sie am klügsten (gescheit). – Sailer, 163; Simrock, 8135; Seybold, 450.
806. Wenn die Herren vom Rathhaus kommen, sind sie klüger, als sie hinaufgingen. – Körte, 2806 u. 3481; Braun, I, 1313; Philippi, I, 149.
Der Allgemeine Anzeiger der Deutschen (Gotha 1836, Nr. 74) meint, dies Sprichwort komme aus den Zeiten her, wo auf den Rathhäusern noch Bibliotheken gesammelt und von den Rathsherren fleissig studirt wurden, während die Rathsherren der neuern Zeit, die überdies zu Stadtbibliotheken kein Geld mehr haben, das Studiren nicht lieben sollen.
Lat.: Posteriores cogitationes meliores. (Seybold, 450; Sutor, 121.) – Posteriores cogitationes sapientiores. (Cicero.) (Binder II, 2627; Philippi, II, 102; Schonheim, P, 16.) – Secundae cogitationes semper sunt meliores. (Seybold, 545.)
807. Wenn die Herren zanken (sich rauffen), so muss der arme Mann das Haar herleihen. – Petri, II, 643.
808. Wenn die Herrn anfangen zu kriegen, so fangen die Leute an zu liegen. – Lehmann, 443, 118.
809. Wenn dir dein Herr auch nur Sand gibt, so stecke ihn artig in die Tasche.
810. Wenn ein Herr gegen der geringern recht vnnd freyheit sich verliebt, so verlieren sie ihre Jungfrawschafft. – Lehmann, 844, 31.
811. Wenn ein Herr nicht 2 Früling, 2 Sommer, 2 Erndten vnnd 2 Herbst machen kan, so soll er seinen vnterthanen auch nicht in einem Jahr 2 Schatzungen aufflegen. – Lehmann, 656, 48.
[570] 812. Wenn ein Herr zum Bettelvogt wird, so zielen die vnterthanen Leuss. – Lehmann, 656, 51.
813. Wenn ein vngetrewer Herr von einem getrewen Diener mit gleicher Müntz bezahlt wird, so ists wett. – Lehmann, 127, 76.
814. Wenn einer zum Herrn wird, so kehren sich Lung und Leber umb. – Petri, II, 651; Lehmann, 330, 12.
»Wann einer zu einem herren wirt, so kert sich lung vnd leber umb ... er redt nicht mehr sein sprach, er hebt an, schwebisch zu reden u.s.w.« (Pauli, Schimpff, LXXIXa.)
815. Wenn es one die grossen Herrn were, so fressen offt die kleinen jhre armen leut (mit Haut vnd har) gar auff. – Mathesius, Postilla, CCCb; Sarepta, LXXXIIb.
816. Wenn et op der Her rênt, dan dröpt (tropft) et op der Kneht. (Aachen.) – Firmenich, I, 492, 27; hochdeutsch bei Simrock, 4607; Riehl, Familie, 153.
Das Gesinde soll im ganzen Hause sein Schicksal mit dem des Herrn als ein und dasselbe erkennen. Viel Beherzigenswerthes sagt darüber Riehl (Naturgeschichte des Volks, Bd. 3: Die Familie, Buch 2, Kap. 2: Das ganze Haus), doch hat er das Verhältniss der dienenden Personen zur Familie in alter deutscher Zeit sehr idealisirt. Was er als historisch bezeichnet, ist vielleicht richtiger unhistorisch, wie dies auch Joh. Müller in seiner Abhandlung Das deutsche Gesindewesen von ehedem nachgewiesen hat. (Vgl. Deutsches Museum, Leipzig 1858, Nr. 15, S. 539.)
Holl.: Als het in de kajuit regent, dan druipt het in de hut. (Harrebomée, I, 374a.)
817. Wenn grosse Herren bawen, so gehets vber dess gemeinen Manns beutel. – Petri, II, 657; Henisch, 356, 50.
818. Wenn grosse Herren Feuer verlangen, muss man Wasser bringen.
Dän.: Store herrer ville ofte eet, og befale eet andet. (Prov. dan., 533.)
819. Wenn grosse Herren knien; so liegen Polster unter.
Die Russen: Wenn ein Grosser auf Latten läge, so wurden die Latten sich krumm biegen. (Altmann VI, 480.)
820. Wenn grosse Herren raufen, müssen die Bauern Haare lassen. – Eyering, I, 485; Pistor., IX, 12; Latendorf II, 30; Körte, 2797.
Lat.: Canis peccatum sus dependit. (Seybold, 65.) – Humiles laborant, ubi potentes dissident. (Phaedrus.) (Binder II, 1348.) – Quicquid delirant reges, plectuntur Achivi. (Seybold, 482.)
821. Wenn Herr vnd Knecht miteinander in irrung kommen, so kan hierin der Herr so wenig Richter sein als der Knecht. – Lehmann, 914, 9.
822. Wenn Herren weiss sind, so haben jhre Heuser einen festen Giebel. – Petri, II, 658.
823. Wenn jeder Herr ist, wer bringt aus dem Stalle (oder: fährt auf den Acker) den Mist.
Böhm.: Já pán, ty pán, kdo bude sviné pásti? – Já pán, ty pán, kdož bude pytle nositi. (Čelakovsky, 326.)
Lit.: Asz pon's tu pon's, kas nĕzs kaszélę. (Čelakovsky, 326.)
Tschud.: Mina herra, sinna herra, kes pörgel kotti kandja. (Čelakovsky, 326.)
824. Wenn man dem Herrn den Zins versitzt, so fällt das Gut an den Herrn zurück. (S. ⇒ Zins.) – Graf, 77, 92.
Wenn der Besitzer eines zinspflichtigen (Lehn-)Gutes die Zinsen nicht zahlte, so wurde er unter gewissen Bedingungen (s. ⇒ Jahr, ⇒ Zins) aus seinem Besitz vertrieben, das Gut fiel an den Lehnsherrn zurück. (Vgl. Grimm, Weisth., I, 339; Schreiber, I, 81 u. 131.)
825. Wenn man einen nicht gern einen Herrn heisst, so ist er gut zu einem Monsieur. – Opel, 377.
826. Wenn man mit den Herrn Kriesi (Kirschen) isst, so rührends einem d' Stein in den Grind. (Schweiz.)
Wer mit reichen und mächtigen Leuten anfängt, zieht den kürzern.
827. Wenn man newen Herrn vnd neue Müntz kieset, so hat man für der Hand verlorn. – Petri, II, 668.
828. Wenn man zu grossen Herren kommt, muss der Diener draussen bleiben. – Parömiakon, 3144.
Die Wahrheit ist ein Diener, den man bei grossen Herren nicht mit » hineinbringen darf«.
[571] 829. Wenn sich der Herr an den Fuss stösst, müssen die Untergebenen hinken.
It.: De peccati de grandi fanno i poveri la penitenza. (Pazzaglia, 277, 3.)
830. Wenn sich die Herren rauffen, so müssen die Bürger vnd Bawern Haare darzu leihen. – Mathesy, 374a.
831. Wenn sich grosse Herren raufen, müssen die Bauern das Bad aussaufen.
832. Wenn sich Herren vnd Fürsten rauffen, so müssen die Bawern jhre Haare lassen. – Pauli, Postilla, I, 12a.
Lat.: Humiles laborant, ubi potentes dissident. Phaedrus.) (Philippi, I, 183.)
833. Wenn sich Herren zu viel demüthigen, so gilt ihr Ansehen nichts. – Petri, II, 673.
834. Wenn's dem Herrn recht, so gefällt's auch dem Knecht.
It.: La corte tien per buono tutto ciò che fà il padrone. (Pazzaglia, 70, 8.)
835. Wenn's der Herr befiehlt und selber thut, so ist's wohlgethan.
Poln.: Kazał Pan, musiał sam. (Lompa, 15.)
836. Wer als Herr sich früh will brüsten, muss spät als Knecht die Ställe misten.
837. Wer auf grosser Herren Gunst baut, verliert seine Freiheit.
838. Wer auff grosser Herrn zusag trawet, der reit auffm Krebs nach glück. – Lehmann, 324, 58.
It.: Baldanza di signor, cappel da matto. (Bohn I, 74.)
839. Wer bei grossen Herren (sein) Recht sucht, der kann lange pochen, ehe man ihm aufmacht.
Sie sollen nach dieser Seite sehr unempfindlich und schwerhörig sein. Die Russen behaupten gar: Den Grossen kann man einen Keulenschlag geben, sie sagen doch nur, sie hätten sich gestossen. (Altmann VI, 388.)
840. Wer bey Herren wohnet, muss dienen, bey nahen Freunden hat man hilff vnd trost. – Lehmann, 527, 34.
841. Wer dem Herrn das Schermesser gibt, der gibt ihm auch die Wolle der Schafe. – Altmann V.
842. Wer den Herren bringt, ist willkommen.
Böhm.: Až budeš pánem, dostaneš všecko darem. (Čelakovsky, 324.)
843. Wer den herren zu nahe ist, der wil ersticken, vnd wer weyt von yhnen ist, der wil erfrieren. – Agricola I, 270; Franck, II, 90b; Tappius, 132a; Egenolff, 166a; Petri, II, 691; Gruter, I, 79; Henisch, 1072, 9; Eiselein, 304; Simrock, 4640.
Als Dr. Stabius, der Mathematiker des Kaisers Maximilian, auf dem Reichstage zu Augsburg 1517 viele Hofleute, die an Mittel dachten vom Hofleben loszukommen, klagen hörte, wandte er das obige Sprichwort an und fuhr dann fort: »Wäret ihr nicht am Hofe, so hättet ihr keine Ruh, bis ihr dran kommt; itzo, da ihr dran seid, habt ihr keine Ruh, bis ihr davon kommt.« (Einfälle, 439.)
Böhm.: S pánem a s dvorem jak s ohnĕm: z blízka se spálíš, z daleka neohřeješ. (Čelakovsky, 321.)
Dän.: For langt fra herre-gunst fryser, for nær brænder. (Prov. dan., 282.)
Poln.: S panem a s dworem jak s ogniem: z blizka się sparzysz, z daleka niezagrzejesz. (Čelakovsky, 321.)
844. Wer den Herrn auffs Maul schlegt, der wird den Knecht nicht feiren. – Luther's Werke, VII, 159a.
845. Wer den Herrn erhebt, der erhebt sich. – Sprichwörtergarten, 484.
Segen würdiger Gottesverehrung.
846. Wer den Herrn ihr Wildpret lässt und den Bauern ihr Kirchweihfest und ihre Hochzeit den Hunden, der hat selten Streit gefunden.
847. Wer den Herrn kennen will, sehe seine Diener an.
It.: Vuoi conoscer il padrone, guarda al servitore. (Pazzaglia, 259, 9.)
848. Wer den Herrn lieb hat, schmeichelt dem Hund.
»Ihr Hund ist sehr freundlich mit tausend Schmeichelreden von mir begrüsst.« (Bettina an Varnhagen von Ense, S. 349.)
849. Wer den Herrn liebt, der liebt auch dessen Hund.
Frz.: Qui aime le maître, aime son chien. (Kritzinger, 139b.) – Qui m'aime, aime mon chien. (Lendroy, 398; Leroux, I, 108.) [572] – Qui aime saint Roch, aime son chien. (Cahier, 1561.)
Span.: Quien bien quiere á Beltran, bien quiere á su can.
850. Wer den Herrn nicht hofieren kann, der muss bleiben ein armer Mann. – Gruter, III, 104; Lehmann, II, 871, 155.
851. Wer den Herrn nicht sieht, macht dem Diener den Kratzfuss.
852. Wer des Herrn Gnade hat, braucht für Güter nicht zu sorgen. – Graf, 557, 19.
Die Herren belohnten die geleisteten Felddienste der Ritter mit Verleihung von Lehen, da ihnen der Reichthum an Liegenschaften dies gestattete. Wer also so glücklich war, sich die Gunst eines Herrn zu erwerben, der war, so lange er lebte, mit Gütern versehen, die allerdings nicht auf seine Erben übergingen (s. ⇒ Herrenhuld), zuweilen sogar noch vorher entzogen werden konnten.
853. Wer dess Herrn Gunst hat, der hat alle Tugend. (S. ⇒ Herrengunst.) – Lehmann, 942, 21.
854. Wer die Herren hereinbringt, soll sie ohne Schaden der Gemeinde wieder hinausbringen. – Graf, 426, 237.
Damit nicht der Gemeinde aus ihrer Bewirthung Kosten und Lasten erwachsen. (S. Lehnsmann.) Regel bei ausserordentlichen Einzügen. Auch im Rechtsverfahren in dem Sinne, dass der Antragsteller die Kosten vorzuschiessen, der sachfällige Theil sie schliesslich zu zahlen habe. (S. ⇒ Hauptsache und ⇒ Sache.) – »Wer die herren herein bringt, der soll sie ohne schaden der gemeinde wieder hinausbringen.« (Grimm, III, 896.)
855. Wer einem bösen Herrn dient, hat die Hölle auf Erden.
Lat.: Se misere servire sciat, qui servat iniquo. (Binder II, 3054.)
856. Wer einem bösen Herrn dient, hat schlimme Tage und wenig Lohn.
Frz.: Qui manvais signor sert son loier pert. (Leroux, II, 301.)
857. Wer einem geitzigen Herrn dient, der hat davon grösser Beschwernuss als von Zahnwehe. – Lehmann, 126, 165.
858. Wer einem guten Herrn dient, bekommt guten Lohn.
Frz.: Qui sert bon maître, bon loyer en reçoit. (Kritzinger, 430b.)
859. Wer einem Herrn dient, der es werth ist, dem ist sein Dienst nicht beschwerlich. – Lehmann, 127, 75.
860. Wer einem Herrn dient, muss sich nach seinem Willen richten.
Frz.: Il te convient par estouvoir (raison), si tu veux faire ton devoir, laissier toute ta volenté, pour ton seigneur servir en gré. (Leroux, II, 77.)
861. Wer einen gnädigen Herren hat, der kriegt gemeinigklich einen vngnädigen hof oder starck widerpart. – Petri, II, 701; Henisch, 1670, 41; Lehmann, 391, 6.
862. Wer einen Herrn hat, der hat auch einen Meister. (S. ⇒ Geselle 57.)
Frz.: Qui a seigneur si a maistre. (Leroux, II, 77.)
863. Wer einen Herrn hat, soll ihm auch treu dienen.
Frz.: Si tu as maître, sers le bien, dis bien de lui, garde le sien, cèle son secret quoi qu'il fasse, et sois fidèle en toute place. (Kritzinger, 430b.)
864. Wer einmal gnädiger Herr geworden ist, bekommt alles umsonst. – Kiesewetter, 29.
865. Wer früe wil ein Herr sein, der mus im Alter ein Knecht sein. – Mathesy, 29b.
866. Wer früh will Herr sein, nmss lange Knecht sein. – Körte, 2795.
Dän.: Hvo aarle vil være herre, bliver længe svend. (Prov. dan. 4.)
867. Wer für den Herrn viel zu thun hat, der ist bey ihnen unwerth. – Petri, II, 709.
868. Wer grosse Herren lobt, sagt ihnen, wie sie sein sollen.
869. Wer grosse Herren sol straffen, dem gehets, als einem, der einen wilden Bären wil ins Ohr blasen. – Herberger, II, 208.
870. Wer grossen Herren die Wahrheit sagen will, muss ein süss Brühlein daran machen.
Böhm.: Nesnadná vĕc mluviti pánůmpravdu. (Čelakovsky, 65.)
Poln.: Panom trudno prawde mówić. (Čelakovsky, 65.)
[573] 871. Wer grossen Herren dient, hat gut Brot und seine Noth.
Port.: Serve a senhor, saberás que he dor. (Bohn I, 294.)
Span.: Sirve á señor, y sabrás que es dolor. (Bohn I, 257.)
872. Wer grossen Herren leiht oder mit ihnen spielt (wettet), der hat einen Wurm im Kopfe.
Böhm.: S pánem v karty nehraj, v závod se nepouštĕj, penĕz mu nepůjčuj. (Čelakovsky, 325.)
Poln.: S panem kart niegraj, w zawod sie niepuszczaj, pieniędzy mu niepożyczaj. (Čelakovsky, 325.)
873. Wer grossen Herren wohlgefällt, ist werth und glücklich in der Welt.
874. Wer grossen Herrn einmal gibt, der muss mehr geben. – Lehmann, 19, 52.
Sie machen sofort ein altes Herkommen (Observanz) daraus. Die Russen: Schenkst du dem Herrn das Pferd, so schenk' ihm auch den Sattel. (Altmann VI, 80.)
875. Wer grosser Herren Gnad will han, muss gut mit ihren Dienern stahn.
Die Russen: Verscherze die Gunst des Leibdieners nicht, hoffst du auf die Gnade des Zaren. (Altmann VI, 473.)
876. Wer grosser Herren Lächeln traut, der hat auf Sand gebaut.
Mhd.: Swann dich din herre lachet an, so laz dir sîn gedröuwen. (Colm.) (Zingerle, 66.)
Span.: Quien bien quiere á Pedro, no hace mal á su perro. (Cahier, 3674; Bohn I, 246.)
877. Wer Herr mag sein, der sei nicht Knecht. – Eiselein, 301.
»Wer sein kann sein, der dienet keim. Der Zaunkönig ist klein und schlecht, noch bleibt er Herr, wird niemands Knecht.« (Froschm., XVII.)
878. Wer Herr sein will, diene Gott.
Die Russen: Wer Gott recht dient, ist kein Diener, sondern ein Herr. (Altmann VI, 430.)
879. Wer Herr sein will, muss Hofdiener werden.
880. Wer Herre dient, griegt Herreloh, treit z'letzt des Teufels Dank dervo. (Frickthal im Aargau.) – Schweiz, II, 184, 20.
Holl.: Die beeren dient, krijgt heeren-loon. (Harrebomée, I, 294.)
881. Wer keinem Herrn dient, ist selbst Herr.
882. Wer klainen herren dienet, der ist selbs herre mit. – Agricola, 188; Egenolff, 21a; Petri, II, 729; Lehmann, II, 842, 286; Seybold, 431; Sutor, 234; Eiselein, 303; Körte, 2792; Simrock, 1622; Wurzbach II, 179.
Dän.: Hvo som tiener smaae herrer, selv være herre med. (Prov. dan., 283.)
Lat.: Pauperioris heri servus conregnat eidem. (Seybold, 431; Binder II, 2504; Buchler, 104.)
883. Wer mit dem Herrn ringt, kann sich leicht die Hüfte verrenken. – 1 Mos. 32, 24.
Holl.: Die daar wel worstelt met den Heer, al breekt zijn heup, hij wint te meer. (Harrebomée, I, 293.)
884. Wer mit den Herren Kirschen isst, bekommt die schönsten nicht.
Holl.: Die met zijnen heer peren eet, kiest de schoonste niet. (Harrebomée, I, 294.)
Span.: Chi mangia peri col suo signore, non sceglie i migliori. (Bohn I, 82.)
885. Wer mit grossen Herren jagen will, zersprengt sich die Hosen.
886. Wer mit grossen Herren theilen muss, denke an den Doctor mit dem rothen Baret.
Erklärt sich aus einer Fabel, die Luther erzählt. »Ein Löwe, Fuchs und Esel jagten miteinander und fingen einen Hirsch. Der Löwe hiess den Esel das Wildpret theilen. Der Esel machte drei Theile. Dess ward der Löwe zornig und riss dem Esel die Haut über den Kopf, dass er blutrünstig da stand, und hiess den Fuchs das Wildpret theilen. Der Fuchs stiess die drei Theile zusammen und gab sie dem Löwen gar. Dess lachet der Löwe und sprach: Wer hat dich so lehren theilen? Der Fuchs zeigt auf den Esel und sprach: Der Doctor da im rothen Barett.« (Heuseler, 209.)
887. Wer mit Herren im Frieden will leben, muss hören, schweigen und nachgeben.
Holl.: Die met beeren in vrede wil leven, moet hooren en stilzwijgen. (Harrebomée, I, 294.)
888. Wer mit Herren processirt, seinen Handel meist verliert.
Frz.: Jamais homme ne gaigne qui plaide à son maistre. (Leroux, I, 168.)
889. Wer mit Herren sitzt zu Tische, bekommt die Knochen vom Fleisch und die Gräten vom Fische.
Böhm.: S pány kdo jídá, nepřejídá; oni, co se sluší, vĕdí, kosti nechají, maso snĕdí. (Čelakovsky, 325.)
[574] 890. Wer mit Herren will lang vmbgehn, der thue als fliehe er vor jn, dem lauffen sy nach; wer sich aber zu jn tringet vnd nötigt, den verachten sy. – Agricola II, 192; Lehmann, II, 842, 293; Simrock, 4660; Egenolff, 22a; Henisch, 1153; Petri, II, 780.
891. Wer mit seinem Herrn isst, bekommt die besten Bissen nicht.
Frz.: Mal partir fait à son seigneur. – Qui avec son seigneur menge poires, il ne choisit pas des meilleurs. (Leroux, II, 77.)
892. Wer muss bei bösen Herren seyn, hat schwere last vnd grosse pein. – Petri, II, 226.
893. Wer nicht ein Herr kann sein, ist billig, dass er Knecht sei.
894. Wer nicht Einem Herrn dienen will, ist bald der Knecht von vielen.
It.: Chi non vuol servir ad un sol signore, a molti ha da servire. (Bohn I, 84.)
895. Wer ohne Herren leben kann, ist fürwahr ein glücklich Mann.
Mhd.: Ein herre, der sîn selbes ist, an dem lît tróst, unt rîch genist. (Frauenlob.) ( Zingerle, 66.)
896. Wer sein eigener Herr sein kann, der gehör' nicht andern an. – Graf, 41, 125.
897. Wer sein eigener Herr sein kann, sei nicht andern unterthan.
Böhm.: Kdo o své ruce býti můž, nebud' pod cizí. (Čelakovsky, 377.)
Ill.: Tudj nikad neka nebude, koi svoj biti može. (Čelakovsky, 377.)
Lat.: Alterius non sit, qui suus esse potest. (Fischer, 9, 14; Froberg, 20; Philippi, I, 22.)
898. Wer sein eigner Herr kann sein, geh' keinen Dienst bei Herren ein. – Murner, Nb., 54; Simrock, 4622; Körte, 2770.
Frz.: Étre son maître, vaut de l'or. (Cahier, 998.)
899. Wer sein Herr kann bleiben allein, der soll keines andern Diener sein. – Froschm., Nii.
Lat.: Alterius non sit, qui suus esse potest. (Owen, IV, 1, 13; Binder I, 41; II, 139; Egeria, 5; Seybold, 21; Philippi, I, 22.)
900. Wer seinem Herrn nicht treu ist, der ist niemand treu.
Dän.: Den som er sin egen herre utroe, bliver aldrig sine hof-brødre tro. (Prov. dan., 281.)
901. Wer seinen Herrn als Tyrann fürchtet, wird ihn zuletzt als seinen Wohlthäter lieben. – Altmann V.
902. Wer seinen Herrn schulmeistert, hat wenig Dank davon.
Frz.: Il ne faut pas vouloir en remontrer à son maître. (Cahier, 1003.)
903. Wer sich auf den Herrn verlässt, wird beschützt. – Spr. Sal. 29, 25; Schulze, 104.
904. Wer sich zum Herrn träumt, steht als Bettler auf.
Dän.: Den der drømmer sig en stor herre, vogner tit en stakkels betlere. (Prov. dan., 123.)
905. Wer vor den Herren fleucht, dem laufen sie nach; wer sich zu jhnen nötiget, den verachten sie. – Petri, II, 775; Henisch, 1153, 19.
906. Wer weiss, lieben Herrn, wer mit dem andern isset, saget jener ehrliche Bürger. – Mathesius, Postilla, CCXb.
907. Wer wil früh Herr seyn, der muss lang Knecht seyn. – Petri, II, 779.
908. Wer wil seyn der Herrn Hofgesind, der richt den Mantel nach dem Wind. – Petri, II, 780.
909. Wer will bei grossen Herren und schönen Weibern was gelten, muss sie nicht schelten.
Beide wollen nur Angenehmes hören.
910. Wer zu grossen Herren geht, muss sammtene Schuhe tragen.
911. Wer zu Herren wird gezahlt und selber hat keine Gewalt, der ist nicht Herr, der ist ein Knecht. – Eiselein, 301.
912. Wer zween Herrn dienen wil, der dient keinem recht. – Petri, II, 785; Gaal, 884.
913. Wer zwei Herren dient, hungert bei einem und friert beim andern.
Böhm.: Sluha dvou pánův chodí bez kaftanu. (Čelakovsky, 381.)
Ill.: Medju dva bana meni gola glava. (Čelakovsky, 381.)
[575] 914. Wer zwei Herren dient zur Hand, der hat einen schweren Stand.
Mhd.: Swer zwein herren dienen sol, der bedarf gelückes wol. (Freidank.) – Er bedarf unmuoze wol swer zwein herren dienen sol. (Hartmann.) – Und wer zbain herren dienen sol und die ungunstlich sein in eyn, zwâr der bedarff gelükkes wöl, das er sein dienst nutzlichen lain. (Wolkenstein,) (Zingerle, 66 u. 67.)
Frz.: Il va en son vivant en enfer qui par avarice à deux hostels sert. (Leroux, II, 240.)
915. Wer zweien Herren dient, erntet von keinem Dank.
Lat.: Deficit ambobus, qui vult servire duobus. (Binder II, 726; Gaal, 884; Neander, 274.)
916. Wer zweyen Herren dienen sol, der darff guts glücks wol. – Henisch, 699, 60; Petri, II, 785; Bacmeister, 35.
917. Wer zweyen Herren dienen will, dienet keinem recht (oder: der verdirbts mit beiden). – Gruter, III, 113; Lehmann, II, 853, 373 u. 880, 275.
Mhd.: Hant zwêne hêrren einen kneht, er dienet bêden selten reht. (Freidank, 50, 7a.)
It.: Chi due padroni ha da servire, ad uno ha da mentire. (Bohn I, 80.)
Span.: Quien á dos señores ha de servir, al uno ha de mentir. (Bohn, I, 245; Cahier, 3708.) – Quien á muchos amos sirve á alguno ha de hacer falta. (Bohn I, 246.)
918. Wie der Herr, also das gesint. – Egenolff, 104a; Petri, II, 787; Gruter, I, 84; Henisch, 1563.
Böhm.: Jaký pán, taková čeládka. – Jaký úřad, taková osádka, jaký hospodář, taková čeládka. (Čelakovsky, 376.)
Frz.: Tel seigneur tel page et serviteur. (Leroux, II, 78.)
Krain.: Kakoršni gospodárji, takšni posli. (Čelakovsky, 376.)
Kroat.: Kakvi gospodari, takvi posli. (Čelakovsky, 376.)
919. Wie der Herr halt (hält) das Hüntel (Hündlein), so halt es ganze Gesintel. (Jüd.- deutsch. Brody.)
Gesinde und Dienerschaft richtet sich nach der Herrschaft.
920. Wie der Herr hinter der Mauer, so ist im Felde der Bauer. (Estn.) – Reinsberg I, 108.
921. Wie der herr ist, so ist auch der knecht. – (S. ⇒ Frau 708.) – Tappius, 175b; Petri, II, 788; Körte, 2768.
Dän.: Som herren er, saa holder han og svenne. (Prov. dan., 283.)
Lat.: Qualis herus, talis et canis. (Schulblatt, 466.) – Qualis herus, talia servus. (Seybold, 472.)
922. Wie der Herr ist, so sind auch die Vnderthanen. – Bünting, II, 130; Pauli, Postilla, 140a; Seybold, 443; Graf, 324, 316.
Böhm.: Jací páni, takoví poddaní. – Pán příkladný poddaným živé právo. – Za přikladem svého krále jde obec i dĕti malé. – Za příkladem své vrchnosti jdou domácí také nhsti. (Čelakovsky, 222.)
Frz.: Tels que sont les princes, tels sont les sujets. (Kritzinger, 671b.)
Lat.: Qualis rex, talis grex. (Seybold, 472.) – Regis ad exemplum totus componitur orbis. (Binder II, 2943; Schonheim, R, 3; Seybold, 524.)
Poln.: Poddany jidzie za pany. (Čelakovsky, 322.)
923. Wie der Herr ist, so wird er besungen.
Frz.: De tel seigneur tel louier. (Leroux, II, 76.)
924. Wie der Herr pfeift, müssen die Leute (Diener Bauern) tanzen.
Böhm.: Jak hospodář píská, tak čeled' skáče. (Čelakovsky, 376.) – Skákej, vraže, jak pán káže. (Čelakovsky, 324.)
925. Wie der Herr, so der Kram. – Reinsberg III, 62.
926. Wie der Herr, so die Karrêt. – Frischbier2, 1584.
927. Wie der Herr, so ist auch sein Hund.
Dän.: Som herren er saa følge ham svende. (Bohn I, 398.)
Span.: Cual el dueño tal el perro. (Bohn I, 243; Cahier, 3400.)
928. Wie der Herr, so sein Haus.
Frz.: Tel seigneur telle mesnye (maison). (Leroux, II, 78.)
929. Wie der Herr, so sein Land.
Frz.: Tant vaut le seigneur, tant vaut sa terre. (Leroux, II, 78.)
930. Wie der Herr, so seine Krone.
Böhm.: Jaký pán takový krám. (Čelakovsky, 376.)
Poln.: Jaki pan, taki kram. (Čelakovsky, 376.)
931. Wie der Herre, so das G'scherre. (Nürtingen.) – Lohrengel, 872; für Sachsen: Boebel, 141.
So viel der Herr werth ist, so viel ist sein Gut werth, sagen die Franzosen. Nach den Netzen kann man den Fischer beurtheilen, die Russen. Wie der Zimmermann, so die Späne, die Engländer. (Reinsberg III, 62.)
Böhm.: Dobrou rukou dobrá zbraň, kůň jezdcem, vojsko vůdcem, poddaní králem, statek hospodářem. (Čelakovsky, 376.)
[576] Poln.: Dobrą ręką dobra broń, koń jezdcem, wojsko hetmanem, poddani królem, majętność gospodarzem. (Čelakovský, 376., ) – Jaki Pan, taki kram. (Lompa, 13.)
932. Wie gut ein Herr ist, das erfährt man, wenn man ein Jahr vnd länger den Hut vor jhme hat abgezogen. – Lehmann, 570, 63.
Dän.: Det giver sig, hvor god en herre er, naar man haver staaet med hatten af et aar for hannem. (Prov. dan., 281.)
933. Wie (der) Herr, so (ist seine) Ehre. – Eyering, III, 555; Winckler, XVIII, 19; Simrock, 4595; Braun, I, 1299.
Holl.: De eer wijst den heer. (Harreboée, I, 172.) – Zulke heer, zulke eer. (Harrebomée, I, 296.)
It.: Qual signore tal honore, (Pazzaglia, 170, 11.)
934. Wie Herr, so Knecht, (Diener). – Lehmann, 373, 144; Hollenberg, I, 9; Parömiakon, 53; Körte, 2768 u. 3431; Gaal, 879; Reinsberg III, 62; für Waldeck: Curtze, 322, 96.
Nicht so umgekehrt. Man darf sich nicht über die Sittenlosigkeit der niedern Stände wundern, wenn die höhern mit ihrem einflussreichen Beispiele vorangehen. (Vgl. Allgemeiner Anzeiger der Deutschen, 1836, Nr. 277.) Saphir bemerkt bei diesem Sprichwort: »Ich kenne manchen Diener, der mir lieber ist als sein Herr, und manch Stubenmädchen, das mir lieber ist als die gnädige Frau.« (Vgl. seine Marinirten Sprichwörter.) – »Was wundert's dich, dass um den Thron der kleine Höfling kriecht, wenn oben drauf sein Schach auf allen Vieren liegt.«
Engl.: Like master, like man. (Gaal, 879.)
Frz.: Tel maître, tel valet. (Gaal, 879; Kritzinger, 430a.)
935. Will der Herr spazieren gehn, so lobt der Diener 's Wetter. – Winckler, VI, 478.
936. Wir sind selbst Herren, wie die Freien Reichsstädte.
Mit diesem Sprichwort bezeichnet man die Freiheit des Volks im Canton Appenzell.
937. Wo dem Herrn eine Kirche gebaut wird, leistet der Teufel Karrendienste. – Allgemeine Zeitung vom 18. Jan. 1864, S. 279.
938. Wo der Herr das Heer anführt, muss der Feind auf sieben Wagen fliehen.
939. Wo der Herr dem Schäfer die Schere nicht hält, nimmt dieser die Haut.
940. Wo der Herr lernt vom Knecht, da steht die Wirtschaft schlecht.
941. Wo der Herr selbst Hand anlegt, da arbeiten zwei mehr als sonst drei.
942. Wo die Herren nur besteuern wollen, da schröpfen ihre Diener.
943. Wo die Herren raufen, muss der Bauer Haare lassen. – Eiselein, 303.
944. Wo die Herren reiten, da fliegt Staub, und wo Bettler tanzen, fliegen Lumpen. (Fries.)
Holl.: Daar de heeren rijden, stuift het stof; daar de bedelaars dansen, stuiven de lappen. (Harrebomée, I, 294.)
945. Wo die Herren schlecken, will den Dienern 's Brot nicht schmecken.
Frz.: De maistres gourmans, serviteurs et chien ont toujours faim. (Leroux, I, 68.)
Lat.: Deficit ambobus, qui vult servire duobus. (Binder II, 726; Neander, 274.)
946. Wo die Herren seyn, da seyn auch die Diener. – Herberger, I, 2, 157; II, 284.
947. Wo die Herren seynd, da ist auch der Hof. – Sutor, 242; Petri, II, 801.
948. Wo Herren sind, da müssen auch Diener sein.
Ich hörte das Sprichwort oft ironisch anwenden, wenn jemand Dienstleistungen von andern begehrte, wo er sich selber helfen, konnte und blos zu bequem dazu war.
949. Wo Herren sind, da sind auch Narren. – Petri, II, 805.
950. Wo Herrn seind, da seind decklaken. – Luther't Ms., S. 7; Egenolff, 19b; Petri, II, 805; Lehmann, II, 857, 441; Eiselein, 302; Simrock, 4665; Körte, 2793.
»D.i. herrlichkeit an tapeten, klaidern vnd andern schmuck gezieret.« (Henisch, 668, 61.)
951. Wo man nicht Herr ist, muss man nicht befehlen.
It.: Non comandar dove non sei padrone. (Pazzaglia, 58, 5.)
952. Wo unser Herr eine Kirche hat, da hat der Teufel eine Kapelle. – Sailer, 234.
[577] 953. Wo zween Herren haben einen Knecht, der mag jhn nimmer dienen recht. – Petri, II, 743.
954. Wohin der Herr die Krippe stellt, da wird der Esel gefüttert.
It.: Chi aspettar puote, viene a ciò che vuole. (Cahier, 2814.)
955. Wol den Heren tho na ys, de wyl ersticken, unde wol verne van en ys, de wyl vorfresen. – Reineke, CCLVIII.
956. Zu einem Herrn gehören zehn Bettelleute.
Will sagen: Um einen einzigen reich zu machen, müssen zehn verarmen.
Böhm.: Kdyby chudý, pánu nedával, brzo by pán zdechnul. – Nebyl bys pánem, kdyby nebyl chlap chlapem. (Čelakovský, 327.)
Poln.: Kiedy by ubogi panu nindawał, predko by pan zubożal (zdechł). – Niebył byś szlachcicem, by niebył chłop chłopem. – Panowie dawno by pozdychali, by jim chłopkowie niedawali. (Čelakovský, 327.)
957. Zween Herren in einem Land und zween Narren in einem Hause vertragen sich nimmermehr. – Musculus, Eheteuffel im Theatrum Diabolormn, 299b.
Dän.: To lierrer, to haner, to narrer i et huus, kunne ei vel forliges. (Prov. dan., 284.)
958. Zween Herren zugleich machens nicht auss. – Petri, II, 829.
959. Zwei Herren im Haus, muss einer hinaus.
Ung.: Illetlen két molnár eggy malomban. (Gaal, 990.)
960. Zwî Jôr (Herren) àm Hous am dräte uor eraus. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 417.
*961. Bai dam Herrn doarf me sich ni sîr g'mäcke macha, a îs koarz g'rîta. – Peter, 448.
Sich nicht gehen lassen, sich nichts herausnehmen.
*962. Bei ihm heisst's: Herr, in meinen Sack.
*963. Bei seinem Herrn einen Dienst oder Hirschen zu bekommen suchen. – Mathesy, 199b.
*964. Den Herren die Augen ausstechen.
*965. Der Herr bedarf ihrer, wie Sanct-Matthäus schreibt. – Matth. 21.
Um eine Ablehnung oder ein Verlangen zu begründen.
Holl.: Het is't evangelie van Palmzondag: De Heer heeft het zelf noodig. (Harrebomée, I, 293b.)
*966. Der Herr färbt einem den Pelz; auch wenn er scherzt. (Lit.)
*967. Der Herr hat's befohlen und muss es selber holen. (Poln.)
*968. Der Herr ist kein Bruder. (Lit.)
*969. Der Herr steckt ihm schon im Kopfe. (Ostpreuss.) – Frischbier, 315; Frischbier2, 1580; Henig, 102.
Er will sich nicht unterordnen; er will hoch hinaus. Von einem sich überhebenden Knechte, Diener, Burschen, der mehr nach seinem als der Dienstherrschaft Willen handeln will.
*970. Doss am Harn ok nich îbel wert. (Schles.) – Frommann, III, 246, 170.
*971. Ein Herr wie die gut Stund. – Sutor, 55.
*972. Er hat sich in der Herrn Holtz verjrret. – Mathesy, 357a.
Er spielt jetzt den grossen Herrn.
*973. Er ist der Herr von Habenichts und Kuhdreck ist sein Wappen. (Rottenburg.)
Böhm.: Hie jaky pán! z čeho košile, z toho i župan. – Švarný panáček! a prázdný sáček. – Veliký pán, a jísti nemá co. (Čelakovský, 98.)
Frz.: Gentilhomme de Beauce qui reste au lit pendant qu'on raccommode ses chausses. (Bohn I, 19.) – Il est seur de son baston. (Leroux, II, 231.) – Seigneur de parchemin. (Leroux II, 76.)
Holl.: Het zijn heeren van Kortrijk. (Harrebomée, I, 295a.)
*974. Er ist ein guter Herr, ein schöner Herr; aber er hebt die Feder auf und lässt das Bett liegen. (Posen.)
*975. Er ist Herr in seinem hauss. – Eyering, II, 353.
*976. Er ist Herr in seinen vier Pfählen, unter Leuten kann er kaum vier zählen.
*977. Er ist Herr und Knecht zusammen.
Frz.: Il ressemble au prêtre Martin, il chante et répond. (Lendroy, 1305.)
Die französische Redensart bezieht sich auf einen Pfarrer Namens Martin zu Passy, unweit Paris, einen Mann von vorzüglichem Charakter und hervorragendem Geist, der eine so grosse Vorliebe für die lateinische Sprache wie die Schriftsteller derselben besass, dass er in seinen spätern Jahren auch mit seiner Umgebung fast nur lateinisch sprach und die an sie gerichteten Fragen auch selbst beantwortete. Ebenso liebte er die Veränderung [578] bei den kirchlichen Wechselgesängen. Es kam daher nicht selten vor, dass das Chor seinem Gesang nicht zu antworten wusste, in welchem Falle er diese Antwort selbst übernahm, was zur obigen Redensart Veranlassung gab.
*978. Er ist im Herrn entschlafen.
*979. Er ist seines Herren nichts. – Frischbier2, 1579.
*980. Er kan zweyen widerwertigen Herren dienen. – Eyering, II, 379; Henisch, 696, 51.
Lat.: Ex ore calidum et frigidum efflare. (Henisch, 696, 52.)
*981. Er lest jhm die Herren abgewinnen. – Eyering, II, 395.
*982. Er muss nach seines Herrn Pfeife tanzen.
Poln.: Dobrze temu, co nie musi pańskiéj trąby słuchać. (Lompa, 11.)
*983. Es hat (findet) alles seinen Herrn.
*984. Es ist der Herr von Nirgendheim.
Die Russen: Er ist Herr aller unentdeckten Länder. (Altmann VI, 513.)
Frz.: Seigneur de nul lieu à faute de place. (Leroux, II, 77.)
Holl.: Het zijn hecren van Nergenshuizen in Geenland. – Hij is heer van het weggewaaide dorpje. (Harrebomée, I, 295.)
*985. Es ist ein sauberer Herr.
Frz.: Vous voilà beau garçon. (Lendroy, 818.)
*986. Es ist nicht jeder ein Herr.
*987. Herr, mein Fisch.
*988. Herr oder Knecht!
Holl.: Heer of knecht. (Harrebomée, I, 295.)
*989. Herr, wie du willst, nur keine alte! (Ostpreuss.) – Frischbier, 309; Frischbier2, 1579.
*990. Ist der Herr da zerbrochen? – Grimmelshausen, Vogelnest, I.
Der Ton auf: da. Kurz zur Erklärung: Liegt der Herr in diesem Spital krank?
*991. Ma muss da gute Harrn nich für a Kup stussen. – Gomolcke, 755.
*992. Man kennt den Herrn an seinem Stiefelschaft.
Erinnert an die ehemals in Polen herrschend gewesene Mode, Stiefeln aus farbigem, entweder aus gelbem, grünem oder rothem Leder zu tragen. Man bedient sich der Redensart, wenn jemand in seinem Anzuge, seiner Sprache, seinem Benehmen, mit einem Worte in seinem ganzen Aeussern etwas Absonderliches, Uebertriebenes besitzt. Wenn nämlich das Oberleder jener bunten Stiefeln bereits abgetragen war, so schenkte sie der Herr der Dienerschaft, die gewohnlich an den farbigen Schaft einen Schuh von gewöhnlichem Leder setzen liess und in solchen zweifarbigen Stiefeln Staat machte. (Wurzbach I, 137, 51.)
Poln.: Poznać Pana po cholewach. (Wurzbach I, 137.)
*993. O Herr im Hemd, die Frau ist (ganz) nackt. – Frischbier2, 1587.
In Schlesien Ausdruck des Staunens, der Verwunderung.
*994. Sei der Herr kein Doctor.
*995. Sein eigener Herr sein. – Mathesy, 330b.
»Ich bin mein eigner Herr«, spricht zu der Gattin Er; sie aber lispelt schlau: »Und ich meine eigne Frau.«
*996. Wenn die Herren Wein trinken, leckt er die Gläser aus (die Pfropfen ab).
Böhm.: S pány ředkev jísti, s prasaty s páti. (Čelakovský, 325.)
*997. Wenn ich ein Herr wär', so wären die Bettler arme Leute.
998. An des Herren Sohlen hangt der beste Mist.
Holl.: Aan de voetzolen des meesters hangt de beste mest. (Harrebomée, II, 71b.)
999. An grosser Herren Höfen fehlt es an Fuchsschwänzern nie, da viel Füchse gefressen werden. – Wirth, I, 114.
1000. Arme Herrn machen reiche Knechte (Diener).
Holl.: Berooide meesters maken rijke knegten. (Cats, 279.)
1001. Aus grosser Herrn Diensten und von reichen Schiffahrten kann man köstliche Güter nach Hause bringen, oder durch Sturm zwischen Klippen untergehen. – Wirth, I, 145.
1002. De elrene here bedwynget den ekenen knecht. – Freybe, Redentiner Spiel, 654.
Ein Edelmann von Ellernholz bezwinget einen Knecht von Eichenholz.
1003. De sandhörster Herr ridd up appelgraue Peer. – Kern, 26.
In Sandhurst hatten die ostfriesischen Fürsten ein Lustschloss.
1004. Dem Herrn ein Scepter, dem Knecht ein Knittel, hält Unart fern auf den Rock und Kittel. – Storch, Freiknecht, II, 233.
1005. Den grossen Herrn solt weichen gern, Schand und Unehr solt fliehen fern.
Lat.: Principibus cede. Probrum fugito. (Spangenberg, 25.)
1006. Der Erste heisst: Herr von Etwas, der Andere Herr von Nichts.
1007. Der Herr befehl, muss aber selbst verrichten. – Frischbier, 4277.
1008. Der Herren Gnad ist gut, so man's mit ehren haben kan. – Petri, II, 92.
1009. Der Herren Kurzweil ist der Diener Fest.
It.: I fastidi dei padroni sono i conviti dei servitori. (Giani, 1235.)
1010. Der Herren Zorn ist schwer. – Petri, II, 93.
1011. Des Herren Milde wirkt mehr als des Dieners Strenge.
Lat.: Blandum imperium imperiosum. (Sailer, Sprüche, 109, 58.)
[1428] 1012. Die Herren wären oft gut, wenn sie böse Räthe hätten (oder: wenn die bösen Räthe thäten).
Eine dieser beiden Lesarten findet sich in Nigrinus, Pap. Inquisition, Vorrede.
1013. Ein argwöhnischer Herr macht ungetreues Dienstvolk.
1014. Ein böser Herr besitzt wol ein schönes Haus.
1015. Ein Herr ohne Knecht ist ein schwach Geschlecht.
Ist ohne Beistand machtlos.
1016. Ein Herr ohne Kopf (Haupt) ist verloren.
1017. Ein herr sehe selber auff sein pferd, will er das es wol gefütert werd. – Loci comm., 51.
Lat.: Ex uisu domini fit pulchritudo caballi.
1018. Ein iglicher Herr hat einen Narren, den er plagt, und einen Narren, der ihn wieder plaget. – Monatsblätter, VI, 186, 8.
1019. Ein roher (harter) Herr macht seine strengen Vorgänger mild.
1020. Ein schlaffer (träger) Herr macht nachlässige (faule, freche) Diener.
1021. Ein vertraulicher Herr zieht freche Diener.
Lat.: Familiaris dominus fatuum nutrit servum. (Faselius, 84.) – Mitium dominorum apud servos ipsa consuetudine metus exolescit. (Plinius.)
1022. Eines Herren schneller Zorn ist ein schädlicher Haussrath im Regiment. – Friedeborn, I, 90.
1023. Er will Herr sein, eh' er Knecht gewesen ist.
Holl.: Hij wil meester wezen, eer hij knecht is. (Harrebomée, II, 73a.)
1024. Erwarte nichts von grossen Herrn, du schmeicheltest denn und kröchest gern.
It.: Il gran signore non ode, se non adulazion, menzogna e frode. (Giani, 1555.)
1025. Es ist nur Ein Herr im Himmel, es soll auch nur Einer auf Erden sein, sagte Bonaparte, da erfror sein Heer. (Böhmen.)
1026. Es kann ein Herr wol zum Knechte, ein Reicher zum Bettler werden.
1027. Frisst der Herr de Stutze, so fress er au de Butze. (Bietigheim.)
1028. Für das, was grosse Herrn verschulden, hat meist das arme Volk zu dulden.
1029. Grosse Herren haben viel Ohren und Augen.
Lat.: Multae regum aures atque oculi. (Philippi, I, 260.)
1030. Grosse Herren, grosse Sklaven.
Böhm.: Pánem velikým býti jest veliká nevole. (Rybička, 337.)
1031. Grosse Herrn ist gut loben.
Poln.: Chwała przyjemna od chwalnego. (Čelakovský, 104.)
1032. Grosse Herren lieben kurze Rede.
1033. Grosse Herren machen kurze Umstände. (Ulm.)
1034. Grosse Herren müssen Narren haben, weil sie sonst nie die Wahrheit erfahren würden. – Wirth, I, 211.
1035. Grosse Herren und Hunde lassen die Thür offen. – Klix, 26.
1036. Grosse Herren wollen bedient sein. (Kamnitz.)
1037. Grosser Herren Hof ist gleich einer Hure, heute hat sie diesen, morgen wählet sie einen andern. – Wirth, I, 223.
1038. Grosser Herrn Kinder sind gewöhnlich grosse Rinder. – Dietrich, I, 986.
1039. Grosser Herren Söhne lernen nicht eher (lieber) als reiten. – Zinkgref, IV, 9.
1040. Grote Heren Krömen1 brengen de Lüttjen to 't Röhmen.
1) Krumen, Brocken, kleine Gefälligkeiten. Durch kleine Unterstützungen oder Begünstigungen können sich Höhergestellte das Rühmen des Volks erwerben.
1041. Herr, hol meck de Dierkes1 von'n Lîf, bat Hans Lenhardt. (Elberfeld.)
1) Läuse. Lenhardt bat den Heiland mit den obigen Worten, ihn vor den unsaubern Genossen in seiner Armuth und Krankheit zu bewahren.
[1429] 1042. Herr lend, Herr blend, dass mich kein Förster noch Jäger nicht kent. – Gutzkow, Unterhaltungen, 1857, S. 360a.
Ehe in Thüringen die Mädchen »ins Holz« gehen, suchen sie sich an einigen Orten durch folgendes Zaubermittel unsichtbar zu machen. Sie stellen einen Topf, unter welchem ein Halstuch liegt, in die Hölle (den Raum hinter dem Ofen), oder sie werfen das Kopftuch bergeinwärts und sprechen obige Worte.
1043. Herr, siehe dein Volk an, Israel löppt up Schöfels. – Kern, 51.
Drückt Staunen darüber aus, dass Juden Schlittschuh laufen.
1044. Herr, siehe dein Volk an, 's sind lauter Zigeuner. (Schwaben.)
1045. Herr werden kannst du nicht, doch Knecht und Magd, so oft es dir behagt. – Schuller, 36.
1046. Herren können weit reichen.
Bei Tunnicius (634): Heren kunnen vêr langen. (Longa manus regi fortisque potentia magno.)
Lat.: An nescis, longas regibus esse manus? (Ovid.)
1047. Herren und Fürsten wollen Soldaten, der Mannsfelder will Volk haben. – Fac. fac., 505.
1048. Herren verkünden wol einen Feiertag und lassen feiern, wer will.
Bei Tunnicius (717): Heren kundigen wol einen vyrdach unde laten vyren we wil. (Saepe iubet ferias quas non servaverit heros.)
1049. Herren wechseln, ist des Narren Lust. (Rumänisch.) – Neue Freie Presse, 4592.
1050. Herren wollen offt ein anders vnd befehlen ein anders.
1051. Ich bin Herr des Kopfes und kann sitzen, wo ich will, sagte die Laus zum Kamme.
1052. Lieber Herr eines Groschens als Knecht eines Thalers.
It.: È meglio esser padrone di un testone che servo d un millione. (Giani, 1231.)
1053. Lieber vom Herrn geschlagen, als vom Knecht getragen.
Holl.: Hij wil liever van den meester geplaagd, dan van den knecht getroedelt worden. (Harrebomée, II, 73a.)
1054. Man darf den Herrn nur etwas an die Kunkel stellen, und wenns eitel Altweiberköden wären, gleich machen sie ein Gespinst daraus. (Schwaben.)
1055. Man muess net mit Herrn spiele wölle, wenn man es net versteht. (Ulm.)
1056. Man sol den Herrn nicht auf dem Maul trumpeln, noch jhn auff den Rock treten. – Petri, II, 465.
1057. Mein Herr ist ein Held, sagte Hans, er hält, was er hat, und behält, was er verspricht. – Harssdörffer, 2195.
1058. Mein Herr will nicht, dass ich soll einen Berghawer nehmen. – Mathesy, 25a.
1059. Mit Herren ist böss sein zu Tisch, sie essen das Fleisch vnd die Fisch vnd geben die beine jhrem g'sind, die doch viel hungeriger sind. – Loci comm., 50.
Lat.: Carnes pullorum comedunt dentes dominorum ossaque dant seruis, sine carnibus et sine neruis.
1060. Mit grossen Herren ist nicht gut sich zu zerren.
Es ist gefährlich sich in Streitigkeiten oder Processe mit ihnen einzulassen.
Böhm.: Nejdřív v posmĕch zavadí, kdo se s vyššim nesnadí. – Není dobře s pány za prsty se táhati. (Rybička, 1282-83.)
1061. Nachsichtige Herren ziehen nachlässige Diener.
It.: Il padrone indulgente fa il servo negligente. (Giani, 1234.)
1062. Niemand kann zweien Herren dienen, antwortete der Knabe, als ihn der Pastor fragte, in welchen Worten der Bibel es verboten sei, zwei Frauen zu nehmen.
1063. No' koi' Angst vor Herre, d' Baure sind au Leut'. (Würtemberg.)
1064. Och Heer ja, Speck vör, Brot na. – Kern, 940.
Pflegt man beim Gähnen zu sagen.
[1430] 1065. Schlaffe Herren machen träge Knechte.
Holl.: Slappe meesters maken stijve knechts. (Harrebomée, II, 73b.)
1066. Sie halten sich auch für Herren, die eines Maulthiers Obersten sind.
Bei Tunnicius (690): Se holden sik ok vor heren, de einer mulen overste is. (Et dominos sese iactant quis belua paret.)
1067. Sobald ich deinen Herrn sehen werde, werd' ich ihn bezahlen, sagte der Blinde zum Boten.
1068. So lange ein Herr friedt haben kan, sol er sich zum Kriege nit reitzen lân.
»Des Keysers Martiani Lehr: Dum in pace licet vivere, non decet principum arma sumere.« (Friedeborn, I, 52.)
1069. Solche Herren, solche Knechte.
Holl.: Zulke meester, zulke knaap. (Harrebomée, II, 73b.)
1070. Ueber Herren ist schlecht zu sprechen.
Bei Tunnicius (768): Up heren is quât spreken. (Non regem culpes, durum tondere leonem.)
1071. Vor grossen Herren man viel nicht spricht, und mit reichen Leuten misst man den Beutel nicht. – Schuller, 36.
1072. Was dem Herrn erlaubt ist, darf noch nicht der Diener.
Lat.: Quod licet Jovi, non licet bovi.
1073. Was den Herren Spass macht, macht nicht immer Spass dem Volke.
Böhm.: Co králové blaznivĕ spáší to lid zlým užíti musí. (Rybička, 435.)
1074. Was die Herren einbrocken, müssen die Bauern aussuppen.
Böhm.: Bůh pokutuje časem celí obce pro hřichy jích vrchností. (Rybička, 438.)
1075. Was die Herren verbrochen, wird an den Dienern gerochen.
Lat.: Inferior horret, quidquid peccat superior. (Philippi, I, 195.)
1076. Was uns der Herr gegeben, soll uns der Teufel nicht wieder nehmen.
1077. Wehe dem Herrn, der seinen Knechten muss zu Willen sein.
Bei Tunnicius (1115): Wî dem heren, de synen knechten mot to willen syn! (Est herus infelix servorum dogmata gestans.)
1078. Weit vom Herrn, von Unehren fern.
It.: Lontan da' signori, lontan da' disonori. (Giani, 1556.)
1079. Wem grosse Herren sein genedig, der denke nur, es were nicht ewig.
Lat.: Gratia regalis non est res perpetualis. (Loci comm., 78.)
1080. Wenn die Herren pfeifen, müssen die Diener (Bauern, Unterthanen) tanzen.
1081. Wer in grosser Herren Höfe zu thun hat, muss ein Hopffensack haben voller Gelt und zween voller gedult. – Zinkgref, IV, 134.
1082. Wer auf grosser Herren Wort und der Aeltern Schuhe wartet, muss lange barfuss gehen. – Harssdörffer, 1519.
1083. Wer bald als Herr sich brüsten möcht', bleibt lange Zeit ein blosser Knecht. – Wenzig, 81.
1084. Wer bald Herr werden will, muss lange dienen.
1085. Wer die Herren wechselt, wird als Diener alt. – Schuller, 36.
1086. Wer grossen Herren dienen muss, dem fehlt's nicht an Verdruss.
It.: Servi a principe e a signore e saprai cos' è dolore. (Giani, 1541.)
1087. Wer Herr im Hause ist, der fange das Lied an. (S. ⇒ Pantoffelholz.)
1088. Wer Herr übers Meer ist, der ist auch Herr übers Land.
Dän.: Herre over vandet, er og herre over landet. (Prov. dan., 280.)
1089. Wer mit grossen Herren geht, stirbt auf dem Stroh. – Heyse.
1090. Wer will einen Herren han, muss einem Bettler den Finger gân.
Span.: Meto mendigo entu pajar, y hacer se te ha heredero. (Bohn I, 232.)
[1431] 1091. Wo die Herren sind, da klingen die Schellen. – Bazar, 1868, S. 50.
1092. Wo es an einem Herrn im Hause gebricht, da ist auch unser Herrgott nicht. – Schuller, 34.
1093. Wo jeder Herr ist, wer putzt die Pferde?
Die Rumänen: »Du bist vornehm; ich bin Herr im Haus, wer zieht denn die Stiefeln aus?« (Schuller, 36.)
1094. Wo lüsterne Herren sind, da fehlt's an Huren nicht.
Die Russen: Im Lande der Wollüstlinge finden sich die Huren ein. (Altmann VI, 451.)
1095. Wullt du Herr blibn in din Rik, stell di nie den Dêner glik. – Plattdütscher Husfründ, III, 11.
1096. Zwei Herren in Einem Haus, zwei Katzen über Einer Maus, zwei Hunde über Einem Bein kommen selten überein. – Romanzeitung, 1874, Nr. 41.
*1097. Den Herren spielen (wollen).
Holl.: Den jube dominé spelen. (Harrebomée, I, 142a.)
*1098. Er kan den Herren rosen vnter die füss legen. – Lehmann, 382, 18.
Er weiss sich angenehm zu machen.
*1099. Herr in Hemad! (Laxenburg.)
Komische Verwunderungsformel.
*1100. Herren von den Beumen werffen.
»Ich geschweige noch von Fürsten vnd Herren, daran mehr gelegen; deswegen so mögen sie wol drauff sehen; denn man kan solche Herren nicht von den Beumen werffen.« (Lauterbeck, Regentenbuch, XXb.)
*1101. Junger Herr mit altem Kopfe.
Scherzhafte Anredeform.
*1102. Meine Herr'n, Aepfel sind keine Bern'.
*1103. Unter d' Herrn neahma. – Nefflen, 967; Michel, 280.
Streng untersuchen.
*1104. Wir können nicht alle grosse Herren sein.
Holl.: Wij kunnen niet allen even groote meester zijn. (Harrebomée, II, 73b.)
Buchempfehlung
Grabbe zeigt Hannibal nicht als großen Helden, der im sinnhaften Verlauf der Geschichte eine höhere Bestimmung erfüllt, sondern als einfachen Menschen, der Gegenstand der Geschehnisse ist und ihnen schließlich zum Opfer fällt. »Der Dichter ist vorzugsweise verpflichtet, den wahren Geist der Geschichte zu enträtseln. Solange er diesen nicht verletzt, kommt es bei ihm auf eine wörtliche historische Treue nicht an.« C.D.G.
68 Seiten, 4.80 Euro
Buchempfehlung
Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Michael Holzinger hat für den zweiten Band sieben weitere Meistererzählungen ausgewählt.
432 Seiten, 19.80 Euro