1. A verzagte Möntsch isch im Himmel nid sichar. (Bern.) – Zyro, 108.
2. Ach, Mensch, betracht', wie Gott verlacht all deinen Pracht, der in einer Nacht wird zu nichts gemacht. – Gerlach, 9.
3. Ain verkerter mensch richtet hader an vnd ain verleumbder machet Fürsten vnains. – Agricola II, 272.
4. Alle Menschen auf Erden könnten noch keinen Schleifstein schinden. (S. ⇒ Ei 80, ⇒ Glatzkopf, ⇒ Kämmen 1 und ⇒ Nichts.) – Simrock, 9083.
5. Alle Menschen müssen sterben. – Ps. 101, 12.
»All menschen sein zum todte feig« (d.h. zum Tode bestimmt). (S. ⇒ Feige, Adj., 1.) (Waldis, III, 25, 34.) In Apulien sagt man dafür: Alle gehen fort. (Ausland, 1870, S. 425, 23.)
Frz.: Tous filz de Adam mourront. (Leroux, I, 2.)
Holl.: Alle menschen zijn ein kwaad onderworpen. (Harrebomée, II, 78b.)
Lat.: Omnes una manet nox. (Horaz.) (Binder I, 1284; II, 2388.)
6. Alle Menschen müssen sterben, alle Ochsen fressen Heu. – Frischbier2, 2609. Wol Parodie auf das Kirchenlied von Albinus: »Alle Menschen müssen sterben, alles Fleisch vergeht wie Heu.«
7. Alle Menschen müssen sterben, nur der Schulz aus Damerau nicht. – Frischbier, 2600.
Der Schulz von Damerau (Dorf bei Elbing) soll deshalb keine Ruhe finden, weil er sein Amt gewissenlos verwaltet habe. Wenn indess alle Dorfschulzen, welche ihre Gemeinde schlecht verwalten, nicht sterben sollten, so wären die Landbewohner noch mehr zu beklagen, da der Tod in der Regel die einzige Instanz ist, durch die sie von einem schlechten Schulzen erlöst werden.
8. Alle Menschen müssen sterben, und am End' ich selber auch, predigte der Kapuziner. – Klosterspiegel, 18, 5.
9. Alle Menschen sind Brüder.
Sie leben auch untereinander wie Kain und Abel.
10. Alle Menschen sind Lügner. – Petri, II, 6.
In ähnlicher Weise sagte Lord Byron: »Alle Menschen sind Spitzbuben durch und durch, und ich ärgere mich blos, dass ich sie nicht beissen kann, da ich kein Hund bin.« Dove behauptet sogar, dass die meisten Winde Lügner sind, weil sie nicht aus den Gegenden kommen, aus welchen sie sagen. Sie gelangen häufig auf Umwegen zu uns. Die Russen: Des Menschen Rede schliesst Lügen in sich, wie sein Schlaf Träume. (Altmann VI, 472.)
Böhm.: Lidé lež, a my též. – Všickni lidé nepravdou živi, a my též po ní nepukli. (Čelakovsky, 67.)
Frz.: Tout homme est menteur. (Kritzinger, 377b; Starschedel, 207.)
11. Alle Menschen sind vernünftig, das männliche und weibliche Geschlecht ausgenommen.
12. Alle Menschen tragen ein schalck im busen. – Henisch, 570, 7; Petri, II, 6.
13. Alle Menschen verkehren in ihren Anschlägen das Vaterunser, und wollen nur, dass ihr Wille geschehe.
14. Alle Menschen werden reicher geboren als sie sterben. – Winckler, XIV, 29.
15. Alle Menschen wissen nicht, was ein gut Kraut kostet. – Lehmann, II, 26, 6; Simrock, 5929.
16. Allen Menschen gefallen, ist nicht möglich. – Lehmann, II, 26, 5.
[589] 17. Allen Menschen recht gethan, ist eine Kunst, die niemand kann. (Deisslingen.) – Birlinger, 326.
Auch Hausinschrift in Franken. (Hertz, 19.)
18. Also hab die menschen holdt, dass du jhre laster meiden solt.
Lat.: Dilige sic homines, ut eorum crimina uites. (Loci comm., 5.)
19. Alssbaldt der Mensch ein wörtlein spricht, so weiss gott schon, was jhm gebricht. – Henisch, 1715, 39.
20. Am Menschen muss man für Ein gut Stück fünf böse abrechnen.
Frz.: Tout homme est menteur. (Leroux, I, 172.)
Holl.: Alle menschen zijn leugenaars. (Harrebomée, II, 78b.)
Lat.: Omnis homo mendax. (Philippi, II, 73.)
21. An des menschen styrn kan man sein frümkeyt nicht spürn. – Werdea, Cij.
22. An (ein) eilede' (eilender) Mensch hat koa' Glück. (Innsbruck.) – Frommann, IV, 39, 63.
23. Auch der hässlichste Mensch ist ein Mensch.
24. Auf einen guten Menschen kommen drei schlimme.
Dän.: For et godt menneske maae man afregne fem onde. (Prov. dan., 413.)
25. Auf manche Menschen regnet's Unglück und auf andere schneit's Dukaten in Rosenwasser. – Winckler, V, 74.
26. Aus Menschen macht man Bischöfe und nicht aus Steinen.
Span.: De los hombres se hacen los obispos, no de las piedras. (Cervantes, Don Quixote.)
27. Aus Menschen werden keine Engel.
»Strebe Mensch zu sein auf Erden, nicht eines Engels Aff' zu werden.« (W. Müller, 84.)
28. Auswendig ein Mensch, inwendig ein Wolf.
Lat.: In figura hominis feritas belluae. ( Cicero.) (Philippi, I, 195.)
29. Bedenk', Mensch, wie fröhlich es da sein mag, da tausend Jahr wird sein ein Tag, und wie betrübt es sei alldar, da Ein Tag wird sein tausend Jahr. – Hertz, 15.
Hausinschrift in Mecklenburg.
30. Bei den Menschen ist jede Caprice vertreten; dem schmecken die Torten und dem die Pasteten. – Masson, 136.
31. Bei einem hoffärtigen Menschen darf man sich keiner Demuth, bei einem Geizigen keiner Güte versehen. – Henisch, 1448, 65.
32. Bei einem Menschen ist kein fried noch Ruhe, biss man jhm mit der Schauffel nachschlegt. – Petri, II, 42.
33. Besoapene Minsken mot me met en Foüer Högge (Heu) iut en Wëe foüren. (Driburg.) – Firmenich, I, 363, 60.
34. Besser Ein Mensch sterbe, als das ganze Volk verderbe. – Joh. 10, 50; Eiselein, 460; Schulze, 245; Simrock, 6981.
35. Besser mit guten Menschen stehlen, als mit schlechten beten.
Hier in dem Sinne, dass der Diebstahl der Guten kein Eigenthum verletzt, nach dem Sprichwort: Stiehl was, so hast du was, aber lass jedem das Seine.
Port.: Antes com bons a furtar, que com máos a orar. (Bohn I, 266.)
36. Blöd vnd kurtz ist dess menschen leben, der blumen dess feldes gleicht er eben.
Lat.: Est homo res fragilis et durans tempore paruo: est igitur similis flori, qui crescit in aruo. (Loci comm., 82.)
37. Böse Menschen haben Ehr' und Pracht, gute werden ausgelacht.
Holl.: Kwade menschen hebben nu eere en pracht, goede menschen worden als ezêls veracht. (Harrebomée, II, 81b.)
Frz.: A la presse vont les fous.
38. Böse Menschen haben keine Lieder, sagte Schinderhans zum Richter, da er seinem Nachbar das Gesangbuch gestohlen hatte.
39. Böse Menschen und Kohlen brennen oder schwärzen.
40. Böser Mensch verderbt heilsamen rhat. – Lehmann, 775, 21.
[590] 41. Das hat ein Mensch gemalt, sprach der Löwe, und gelogen. – Eiselein, 434.
Von einem Gemälde, wie der Mensch den Löwen ermordet, also von parteiischer Darstellung.
42. Das hat kein anderer Mensch gemacht als Spittelbauers Kuh, sagte der Polizeier.
43. Das heiss' ich Menschen fischen, sagte der Hofnarr von Lüttich, als er hörte, der Bischof habe (1273) in zweiundzwanzig Monaten mit seinen Nonnen vierzehn Söhnlein erzielt. – Klosterspiegel, 59, 8.
44. Das ist der Menschen sitt, für gutthat danckt man nit. – Henisch, 644, 20; Petri, II, 65.
45. Das ist ein gefühlloser Mensch, sagte der Bader, als er einen Ertrunkenen bürstete.
Holl.: Die karel heeft geen gevoel, zei dokter Stokvisch, en hij anatomiseerde een dreukeling. (Harrebomée, I, 140.)
46. Das ist ein stummer Mensch, der kein Testament macht. – Graf, 205, 173.
Aus späterer Zeit, in der das altdeutsche Erbrecht, welches keiner Testamente bedurfte, nicht mehr streng zur Ausführung kam, vielmehr auch solche zu Erben eingesetzt wurden, die nach der Blutsverwandtschaft ausgeschlossen gewesen wären.
Fries.: Dat is een stum mensche, deer neen testament maket. (Hettema, XLVI, 51, 72.)
47. Dat bott1 Minsch liht sich Scheuss un Gübb2 en de Häng däu3. (Köln.) – Firmenich, I, 473, 63.
1) Dumme, ungeschickte.
3) Drücken.
48. Dat is 'n rendlichen Minsch, söä de Frû, vêr Wochen ên Handdog un no' rên. – Schlingmann, 486.
49. Dat ruckt hier nâ Mînschen, säd' de Voss, as hei in 't Schîthus raën was. (Lüneburg.)
50. Dat sünd Minschen, sogt Fûst, îerst schîten up de Klink un denn seggen's: Fûst mâk de Döer tô. (Mecklenburg.) – Hoefer, 380.
51. De arme Mönsch hefft ömmer den Wind von väre. (Ostpreuss.)
Der Arme hat immer Gegen- oder widrigen Wind.
52. De dümmsten Minschen kriget (hebbet) de dicksten Kartuffeln. – Schambach, II, 37.
53. De dusendste (hunnertste) Menske verstet 'et Holskenmaken1 nitt. – Woeste, 70, 130.
1) Holzschuhemachen.
54. De eine Minsche is den anderen sîn Düwel. – Schambach, II, 41.
Holl.: De eene mensch is steeds den anderen zijn duivel. (Harrebomée, II, 79a.)
55. De Mäinjtsche biden âsen Hergot äm vilerlä. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 758b.
56. De Mäinjtsche se guor Madesâk. – Schuster, 1117.
57. De Mäinjtsche se guor ous enem Lîm gedrêt. – Schuster, 1116.
58. De Mäinjtsche se guor vun enem Däpner gemacht. – Schuster, 1117.
59. De Mäinjtsche se guor vun enem Dressler gedresselt. – Schuster, 1117.
60. De Mensch ist schabab. – Sutermeister, 137.
61. De Menschke mott lehren (lernen) sau lange hei lêwet. (Waldeck.) – Curtze, 363, 199.
62. De Minsch möt spôrsam sin, segt oll Tîdsch un kakt Sêp ût Mûs'kötel. (Mecklenburg.) – Hoefer, 1072; Schlingmann, 1357.
63. De Minsch ward so ôlt wie 'ne Kau ôn lehrt (lernt) ümmer mehr datau. – Frischbier, 455.
64. De Minsche meint jümmer, hei keime nich bet an sîn Enne. – Schambach, II, 67.
Der Mensch meint immer, er käme nicht bis an sein Ende; es werde ihm sein Vermögen nicht bis an den Tod ausreichen, was ihn oft zuletzt noch karg werden lässt.
65. De Minsche mot lären, sau lange as he in der Weld is. (S. ⇒ Alt 56.) – Schambach, II, 65.
66. De Minschen, de jümmerst for sik dâl kîkt, häft kên gôd Gewäten. – Marahrens, 97.
67. De Minsken kent man an den Gang un de Vögels an'n Gesang. (Ostfries.) – Bueren, 150; Eichwald, 1314; Frommann, III, 429, 256.
[591] 68. De ôle (alte) Mensch ös wie e Schatte, wenn hei äwer den Tûn stögt, dann öss hei oppe andere Sît. – Frischbier, 9.
69. Dei Minsche, dei jümmer lîke klauk is, mot erst noch geboren wären. – Schambach, II, 83.
Kein Mensch handelt durchgehends und in allen Fällen klug; selbst der Klügste irrt sich zuweilen und thut arge Misgriffe.
70. Dei Minsken stirwet, wêl hei dat Âmhalen vergiet't. (Bielefeld.)
Der Mensch stirbt, weil er das Athemholen vergisst.
71. Dem Menschen dient alles zur Speis, bis er den Würmern selber wird zur Speis.
Lat.: Officit hoc menti dans pinguia fercula ventri, pinguis ubi tellus, piger hic solet esse popellus. (Chaos, 101.)
72. Dem Menschen gibt man mit Geben, Gott mit Nehmen und Danken. – Sutor, 317; Simrock, 3999.
73. Dem Menschen ist das Leiden, was dem Weinstock das Schneiden.
74. Dem Menschen ist gesetzt einmal zu sterben. – Hebr. 9, 27; Schulze, 282.
»König Etzel zur h. Ursula: junffrouwe, ich sage dir nû als ê, de eins stirft, hie enstirft neit mê.« (Groote, Köln. Reimchronik, 214.)
75. Dem Menschen ist kein Ding zu schwer, er bohrt die Erde und misst das Meer.
Böhm.: Všecko se lidmi přemůže. (Čelakovsky, 279.)
76. Dem Menschen ist ohne Mühe vnnd Arbeit nichts gegeben. – Lehmann, II, 428, 124.
77. Dem Menschen nützen ist göttlich, schaden teuflisch. – Eiselein, 497.
Wahlspruch Kaiser Heinrich's VI.
78. Dem Menschen thut weh, was beisst oder sticht, aber dem guten Gewissen nicht. – Körte, 2148; Reinsberg II, 47.
79. Dem Menschen widerfährt, was ihm recht ist.
Oft auch, was ihm nicht recht ist.
80. Dem Menschen wird vergolten, nachdem seine Hände verdient haben. – Petri, II, 75.
81. Dem Menschen wird von seiner Hab im tod nichts, denn ein tuch ins grab. – Petri, II, 75; Henisch, 1723, 19.
82. Den Menschen erkennt man am Gange, den Vogel am Gesange.
Die Engländer sagen: Man erkennt eines Menschen Weisheit, wenn er ein Haupt, seine Geduld, wenn er in Noth ist, seine Demuth, wenn er gross wird, und sein Vermögen, wenn er todt ist. (Reinsberg II, 55.)
Lat.: Ex oculis, poculis, loculis cognoscitur homo. (Binder II, 1020; Schreger, 27.)
83. Den Menschen hält man beim Rocke, Gott bei seinem Worte. – Sailer, 382.
84. Den Menschen kennt man an seiner Rede, die Pflanze an ihrem Geruch.
Böhm.: Človĕka po reči, bylinu po vůni (poznáš). (Čelakovsky, 69.)
85. Den Menschen nimmt man beim Wort, Thiere bei den Hörnern.
86. Den Minschen sîn Wille is sîn Himmelrîk. – Schambach, II, 87.
87. Denn' Minschen sî Will is sîn Himmel un sîn Höll'. (Mecklenburg.) – Frommann, II, 37.
88. Der alte Mensch schmeckt nach dem jungen.
89. Der eusserlich mensche hat kein warumb. – Agricola I, 721.
90. Der fürsichtig mensch betracht die werck vnd wort des weysen vnd sicht an den kolben des thoren vnd nit die kleyder. – Wachter.
91. Der ist ein danckbarer mensch, der die wolthaten zu vergelten begirig, ob er schon nichts dazu übrig hat als den willen. – Lehmann, 118, 13.
»Gleich wie der ein Meister seiner Kunst ist, ob er schon die instrument seiner Kunst nicht hatt, es ist einer doch ein Lautenist, ob er schon keinen Laut hatt; einer ist beredt, ob er schon schweigt.«
92. Der ist ein vnruhiger vnnd vnglückhaffter Mensch, der nicht weiss, wenn er genug hat. – Lehmann, 788, 18.
93. Der ist kein Mensch, der kein Geld hat. – Chaos, 192.
[592] 94. Der ist kein Mensch, der nicht eine Ader vom Narren hat. – Lehmann, 530, 28; Richard, 395.
95. Der meist Theil am Menschen ist weiberfleisch; drumb ists nit wunder, dass die Mann die weiber gern sehen vnd lieben. – Lehmann, 872, 47; Eiselein, 636; Simrock, 11408.
96. Der Mensch auf dieser Welt gleicht einem Blatt vom Baum, das eben niederfällt, wie's aufgegangen kaum.
Lat.: Fictilis homo. (Erasm., 947; Philippi, I, 155.) – O homo si scires, quidnam esses, unde uenires, nunquam gauderes, sed in omni tempore fleres. – Puluis et umbra sumus, pulvis nihil est nisi fumus, sed nihil est fumus, nos nihil ergo sumus. (Loci comm., 84.)
Poln.: Człowiek jest właśnie jak listek drzewny, ktoż gdy upadnie stąd ma być rzewny. (Wurzbach I, 264.)
97. Der mensch auss staub vnd erd ist g'macht, gleichwie der rauch zergeht sein pracht.
Lat.: Quid caro? uilis humus; quid carnis gloria? fumus. (Loci comm., 84.)
98. Der Mensch baut oft sein Nest, wo kein Bär sich niederlässt.
Holl.: De mensch heeft dikwijls zijn nest, waar de beer het niet zou verkiezen. ( Harrebomée, II, 79a.)
99. Der Mensch baut Schlösser und die Zeit Ruinen.
100. Der Mensch betrüb sich oder lach, er ist stets eitel, schlecht und schwach. – Gerlach, 193.
101. Der Mensch chunnt drîmol zum Kind: wen er gebore wird, wenn er afaht karisire und als steinalte Ma. – Sutermeister, 113.
102. Der Mensch darf hoffen, dieweil der Odem geht. – Tendlau, 801.
103. Der Mensch, das Glück und Glas, wie bald zerbricht doch das. – Erklärung, 31.
104. Der Mensch denkt, Gott lenkt. – Hollenberg, I, 15; Bücking, 359; Müller, 19, 1; Mayer, I, 203; Ramann, I. Pred., III, 7; Reche, I, 7; Steiger, 95; Eiselein, 459; Simrock, 6969; Körte, 4230; Körte2, 5304; Philippi, I, 181; Braun, I, 2682; Neue Monatsschrift (Jauer 1801), S. 29; für Waldeck: Curtze, 353, 476; plattdeutsch bei Marahrens, 95.
»Lass nur den Menschen denken, Gott wird es dennoch lenken. Nein, mag auch Gott es lenken, der Mensch soll dennoch denken.« (W. Müller, 72.) Die Osmanen drücken denselben Gedanken durch das Sprichwort aus: Nicht des Menschen, sondern Gottes Spruch erfüllt sich. (Schlechta, 378.) Die Neger auf Surinam: Der Mensch macht eine Barke, Gott ein Schiff. Die Litauer: Der Mensch schiesst, Gott leitet die Kugeln. (Reinsberg II, 3.) Die Russen: Der Mensch schiesst den Pfeil, das Schicksal lenkt ihn. Der Mensch hat den Bogen, Gott die Pfeile. Der Mensch vollbringt, was Gott ausführt. (Altmann VI, 487 u. 499.)
Mnd.: Mennich mensche denchet, sus sal it gain, ind Gott deit it in anders gain. (Groote, Köln. Reimchronik, 792.)
Böhm.: Človĕk míní, pán bůh mĕní. – Človĕk myslí, pán bůh obmyslí. – Človĕk tak, bůh jinak. – Človĕk ukládá, bůh rozkládá. – Naše jest myšlení, ale vždy boží způzobení. (Čelakovsky, 13.)
Dän.: Mennesket agter, men Gud skifter. ( Prov. dan., 20.) – Mennesket spaaer, Gud raa'er. (Bohn I, 390.)
Engl.: Man proposes, God disposes. (Bohn II, 114; Masson, 4; Gaal, 804.)
Frz.: L'homme propose et Dieu dispose. (Bohn I, 37; Leroux, I, 166; Cahier, 526; Starschedel, 428; Kritzinger, 240b; Lendroy, 612.)
Holl.: De mensch wikt, maar God beschikt. (Bohn I, 306.)
Ill.: Čovek obraća, a bog oberne. – Čovek odredi, a og naredi. (Čelakovsky, 13.)
It.: L'uomo propone e Dio dispone.
Lat.: Homo proponit, Deus disponit. (Lehmann, 32, 11; Binder I, 670; II, 1327; Schonheim, II, 10.) – Humana consilia divinitus gubernantur. (Bohn II, 114.) – Non omnia eveniunt, quae animo statueris. (Sutor, 120; Philippi, II, 41.) – Sperat quidem animus, quo eveniat, diis in manu est. (Plautus.) (Philippi, II, 197.)
Poln.: Człowiek rozrządza, bóg stanowi. – Człowiek strzela, Pan Bog kule nosi. (Masson, 4.) – Człowiek tak bóg jinak. (Čelakovsky, 13.)
Port.: Homem põe, e Deos dispõe. (Bohn I, 279.)
Schwed.: Menniskan spår och Gud rår. (Marin, 21.) – Wij tale Gud råder. (Grubb, 837.)
Span.: El hombre propone (la gente pone), y Dios dispone. (Bohn I, 217 u. 226; Don Quixote.) – Lo que empeza el hombre para sí mismo, Dios le acaba para los otros. (Masson, 4.) – Los dichos en nos, los hechos en Dios. (Bohn I, 306.)
[593] 105. Der Mensch denkt oft anders als er spricht.
Lat.: Homo semper in sese aliud fert, in alterum aliud cogitat. (Publ. Syr.) (Philippi, I, 181.)
106. Der Mensch denkt's, Gott lenkt's und der Teufel besudelt's. – Eiselein, 459.
107. Der Mensch denkt's, Gott wendt's.
108. Der Mensch dichtet, Gott schlichtet. – Masson, 3.
109. Der mensch dort nie zu gnaden kam, der armen menschen hie was gram.
Lat.: Spernit coelorum regem, spretor miserorum. (Loci comm., 91.)
110. Der Mensch dreht sich in seinen Gewohnheiten wie der Esel in der Oelmühle. – Frischbier2, 2612.
111. Der Mensch ehrt den Platz (Ort), nicht der Platz den Menschen.
Wo der Tüchtigste sitzt, da ist der erste Platz.
Lat.: Homo locum ornat, non hominem locus. (Egeria, 96.)
112. Der Mensch erbleicht, wie Schaum entweicht.
Lit.: Kai Puttá nyksta, taip žmogus issblyksta. (Wurzbach, I, 313.)
113. Der Mensch fährt, Gott rudert.
Lat.: Ancorae jactum praevertit Deus. (Chaos, 1086.)
114. Der Mensch fängt erst beim Baron an.
Von der »Exclusivität des Ranges«, für welche, um mit einem österreichischen Sprichwort zu reden, der Mensch beim Baron anfängt. (Schles. Zeitung, 1868, Nr. 147.)
115. Der mensch fehrt hin auss dieser welt, gleich wie die blumen ob dem feldt.
Lat.: Est hominum status per florem significatus: vt flos cito perit, sic homo puluis erit. (Loci comm., 83.)
116. Der Mensch gar leichtlich geht zu Grund', muss sterben und weiss nicht die Stund'. – Hertz, 9.
Hausinschrift in der Schweiz.
117. Der Mensch geh aus und gehe ein, so steht der Tod und wartet sein.
Lat.: Tempora longa tibi vitae promittere noli; quocunque ingrederis sequitur mors corpus et umbra. (Cato.) (Binder I, 1728; II, 3301; Philippi, II, 214; Seybold, 598.)
118. Der Mensch gewöhnt sich an alles.
Holl.: De mensch gewent zich aan alles. (Harrebomée, II, 79a.)
119. Der Mensch gleicht einem Pfennig, bald gilt er viel, bald wenig, bald gar nichts.
Lat.: Saepe homo agit mane comoedum, vespere tragoedum. (Chaos, 338.)
120. Der Mensch hat den Reichthum wie der Vogel den Schlick, der Fisch die Angel und der Kranke den Rite. – Eiselein, 526.
121. Der Mensch hat die Sprache, um seine Gedanken zu verbergen.
Dies Wort ist französischen Ursprungs und lautet dort: La parole a été donnée à l'homme pour déguiser sa pensée. Aus dem Feuilleton des Siècle vom 24. August 1846 kann man ersehen, dass es Harel, der Redacteur des Nain jaune auf Rechnung Talleyrand's gebracht hat, den man infolge dessen so lange allgemein als den Autor desselben gehalten hat. Es ist aber seitdem nachgewiesen worden, dass es weder von Talleyrand noch Harel, sondern von Voltaire herrührt, der in seinem 14. Dialog Le Chapon et la Poularde den Kapaun sagen lässt: »Les hommes ne se servent de la pensée que pour autoriser leur injustices et n'emploient les paroles que pour déguiser leurs pensées.« (Vgl. Büchmann, 176.)
122. Der Mensch hat eine kurze Zunge und darf nicht sprechen, der Ochs hat eine lange und kann nicht. (Posen.)
123. Der Mensch hat im Innern seine Zier, im Aeussern das Thier. – Schlechta, 213.
124. Der Mensch hat kein Warum. – Petri, I, 14.
Er soll nicht fragen, warum Gott dies oder jenes thue.
125. Der Mensch hat keinen grössern Feind als sich selbst.
Frz.: L'homme est son plus grand ennemi. (Cahier, 620.)
126. Der Mensch hat nicht mehr als zwei Hände.
Die Russen: Der Mensch hat wol zwei Hände, aber nicht drei. (Altmann VI, 455.)
127. Der Mensch hat so viel Weh, wie viel Fische der Bodensee.
Er soll ja, wie behauptet wird, überhaupt nur drei gute Tage haben: Geburts-, Hochzeits- und Begräbnisstag, von denen aber der erste und letzte ausserhalb seines Bewusstseins liegen und der zweite nicht selten sein Unglückstag ist.
Frz.: L'homme en son heur n'a que trois jours d'honneur.
Lat.: Hominis triplex tantum publici honoris dies. (Bovill, II, 167.)
[594] 128. Der Mensch hat viel gelernt, wenn er gelernt hat, wohl zu sterben.
129. Der Mensch hat zwei Gesichter.
Frz.: Homme à deux visages.
Lat.: Homo ianus. (Bovill, III, 59.)
130. Der Mensch hat zwey Ohren vnd ein mund, dass er viel hören vnd wenig reden soll. – Lehmann, 712, 23.
»Aber er soll doch sich nicht wie ein Stummer geberden.«
Lat.: Tam malum est tacere multum, quam malum est multum loqui. (Lehmann, 712, 23.)
131. Der Mensch het en Mage, un nit umesunscht.
»Der fränkische Bauer in der bairischen Rheinpfalz, hat eine Redensart, die, wenn ich nicht irre, den Versen eines der zahlreichen Local- und Dialektdichter entnommen ist, und lautet: Der Mensch het u.s.w. Dies beherzigend, pflegt der Franke den Magencultus. Während die niedersächsische Küche die kräftigste, ist die fränkische die feinste.« (K. Braun, Die deutsche Küche, in Westermann's Monatsheften, Nr. 170, S. 151.)
132. Der Mensch hofft, so lang er lebt. – Reinsberg II, 140.
133. Der Mensch hofft zu leben, auch wenn der Tod ihm auf der Zunge sitzt. – Bertram, 52.
134. Der Mensch in grossen Sorgen steht, voraus, wenn er schlafen geht; Herr Gott, ich bitt', wach' du für mich, so mag ich schlafen sicherlich. – Hertz, 39.
Ueber einer Schlafkammer.
135. Der Mensch is kêne Schite Struh. (Oberlausitz.)
136. Der Mensch isst die Eier, sagt die Henne, und ich habe den Schmerz des Legens. (Surinam.)
Klage dessen, der sich für andere plagen muss.
137. Der Mensch ist das undankbarste Thier.
»Die Herren Menschen sind manchmal wirklich die allernichtswürdigsten Bestien.« (Welt und Zeit, V, 217, 130.) Nach Fr. Schlegel ist der Mensch eine ernste Bestie, weil er den fatalen Ernst des reflectirten Thuns besitzt, während die übrigen Bestien die Heiterkeit der Naivetät charakterisirt. (Morgenblatt, Stuttgart, Jahrg. 50, S. 245.) Die Kalmücken sagen: Ernährst du einen Menschen, so siehst du Blut am Kopfe; ernährst du ein Thier, so siehst du Butter auf den Lippen. (Endemann, Reisen in Russland.)
138. Der Mensch ist der Sklave der Wohlthat. – Burckhardt, 698.
Jede empfangene Wohlthat macht uns mehr oder weniger von dem Wohlthäter abhängig; und das Gefühl dieser Abhängigkeit ist immer ein drückendes.
139. Der Mensch ist eher geboren als der Amtmann. – Eiselein, 289; Simrock, 289; Graf, 516, 223; Braun, II, 34.
140. Der Mensch ist ein Bettler: die Kappen hat er vom Marder, den Beltz vom Fuchsen, den Rock vom Lämmel, das Hemd vom Flachs der Erden, die Strümpff vom Seidenwurm, die Schuh vom Ochsen; soll er alles heimbgeben, so würd er da stehen, wie eine gerupffte Gans. – Chaos, 356.
141. Der Mensch ist ein Blatt vom Baum, das schon niederfällt, wenn's aufgegangen kaum.
An einem Hause Oberhessens steht der Spruch: Der Mensch gleich einer Blume ist, die in der schönen Frühlingsfrist des Morgens an der Blüte steht, des Abends hinfällt und vergeht. (Hertz, 36.) Ein hebräisches Sprichwort lautet: Die Menschen gleichen den Kräutern des Feldes, einige blühen, andere welken. In Illyrien heisst es: Der Mensch ist in der Welt wie die Biene in der Blume. Die Kleinrussen sagen: Der Mensch ist in der Welt wie die Blase auf dem Wasser. (Reinsberg II, 15.) Die Russen: Der Mensch ist eine lebende Leiche. (Altmann VI, 401.)
142. Der Mensch ist ein Buch, welches zu Leipzig geschrieben, zu Schweinfurt gedruckt, zu Ach (Aachen) eingebunden, zu Costnitz feil, zu Lusswitz zu erfragen. – Chaos, 354.
143. Der Mensch ist ein Feld, auf dem alles wachsen kann.
144. Der Mensch ist ein Fischer, der in trübem Wasser fischen muss; wenn er vermeint, er hab weiss was, so hat er einen Krebs oder gar nichts. – Chaos, 349.
[595] 145. Der Mensch ist ein Gebräu aus einem Quentel Witz und einem Centner Narretei.
»Thorheit ein Centner oder mehr, und Leidenschaften meist nicht minder, Weisheit ein Quentchen ungefähr – das ist der Mensch, ihr lieben Kinder.« (Schücking, Welt und Zeit, 30, 120.)
146. Der Mensch ist ein Gewohnheitsthier.
»Denn aus Gemeinem ist der Mensch gemacht und die Gewohnheit nennt er seine Amme.« (Schiller, Wallenstein's Tod, Act 1, Scene 4.) Schopenhauer (Welt als Wille, I, 220) nennt den »gewöhnlichen Menschen Fabrikwaare der Natur«. An einem andern Orte sagt er: »Der Mensch ist im Grunde ein wildes, entsetzliches Thier das wir blos im Zustande der Bändigung und Zähmung, welche Civilisation heisst, kennen.« (Parerga, II, 178.) Nach Kant ist der Mensch ein Thier, das einen Herrn braucht. (Herder's Nachlass, II, 269.) Nach Schopenhauer ist er »ein entlassener Sträfling Gottes«. Nach Plinius d.A. ist der Mensch ein Thier, welches weint, und bestimmt, die übrigen zu beherrschen. (Magazin für die Literatur des Auslandes, 1855, Nr. 26.) Und ein Franzose gab die Erklärung: Der Mensch ist ein Thier, das kocht. So wird nach verschiedenen Standpunkten verschieden aufgefasst und erklärt. Für den Philosophen ist er das Potenzlose als Individuum. Der Chemiker erblickt im Menschen eine Verbindung von 1/4 solider Masse, hauptsächlich Kohlenstoff und Nitrogen, mit 3/4 Wasser. Er bringt einen Menschen von 140 Pfund unter die hydraulische Presse und findet, dass er nichts ist als etwa 35 Pfund Kohlen- und Stickstoff mit 5 Eimer Wasser verdünnt.
Frz.: L'homme est vng arbre renuerse.
Lat.: Homo arbor praepostera. (Bovill, II, 183.)
147. Der Mensch ist ein Lümmel, wenn er nicht ist wie der Himmel. – Parömiakon, 1134.
»Gleich wie der Himmel in steter Bewegung ist, so soll der Mensch sein.« (Judas der Erzschelm, II.)
148. Der Mensch ist ein Madensack.
Die Russen: Der Menschen Balg trägt mehr Ehre, als ihr Fleisch werth ist. (Altmann VI, 426.)
Lat.: Cum fex, cum limus, cum res uilissima simus vnde superbimus? ad terram terra redimus. – Cur caro laetatur, quae uermis esca paratur. (Loci comm., 82.)
149. Der Mensch ist (gleicht) ein(em) Pfennig; bald gilt er viel, bald wenig, bald gar nichts.
Lat.: Saepe homo agit mane comoedum, vespere tragoedum.
150. Der Mensch ist ein Schlägl, Fabl und ein Grass, ein Blum, Heu und Wasserblass, ein Aschen, wie ein Glass zerbricht, ein Punkt, Schall, Wind und schwaches Licht.
151. Der Mensch ist ein Spinnwebennest, wenn eine Fliege drein fallt, so bleibt sie hangen. – Chaos, 348.
»Künstlich, aber ein schlechtes Fundament, welches bald zu grunde geht. Die Spinne frisst den Faden wiederumb, also verzehrt sich der Mensch selber.«
152. Der Mensch ist ein Spital oder Badstuben, wo man nichts als Klagen, Seuffzen, Jammern höret. – Chaos, 335.
153. Der Mensch ist ein Trödelmarkt.
»Da findt man allerlei Waaren; Leder, Leder, aber nur Elend-Leder; Flecke, aber nur Schandflecke; Samen, aber nur Forcht-Samen; Kreiden, aber nur Hauss-Kreiden; Häut, aber nur Bären-Haut; Hafner-Arbeit, aber nur Krüg; Drexler-Arbeit, aber lauter Knöpff; Glaser-Arbeit, aber lauter Angster; Kartenmacher-Arbeit, aber lauter Säu.« (Chaos, 256; Abraham a Sancta Clara.)
154. Der Mensch ist ein Tummelplatz: die Empfängnus ist Sämerey, die Geburt Keyerey, das Leben Phantasey, die Kunst Tändlerey, dein Reichthumb Posserey, dein Wandel Fresserey, dein Freud Vopperey und du bist ein Narrethey. – Chaos, 354.
155. Der Mensch ist ein Wasserblass. – Gruter, III, 18; Eyering, I, 333 u. 507; Egenolff, 322b; Petri, II, 101; Lehmann, II, 81, 102; Fabricius, 100; Eiselein, 629.
Auch mit dem Zusatz: Sobald er geboren wird, fängt er an zu sterben. Hinfällig, vergänglich; sein Stolz auf äussern Glanz und Schönheit wird in einem Augenblick mit aller seiner leiblichen Herrlichkeit zunichte. Das Wort wird dem deutschen Geschichtschreiber Joh. Aventinus zugeschrieben. (Einfälle, 35.) – Abraham a Sancta Clara (Juda der Erzschelm, II) schildert die Vergänglichkeit des Menschen in folgender Priamel: »Der Mensch ist ein Schatten, der bald vergeht. Der Mensch ist ein Gras, das nicht lange steht. Der Mensch ist ein Rauch, der nicht lange währt, er ist ein Feuer, das sich selber verzehrt. Der Mensch ist ein Wasser, das bald abrinnt, er ist eine Kerzen, die bald abnimmt. Der Mensch ist ein Glas, das bald zerbricht, er ist ein [596] Traum, er zeiget nicht. Der Mensch ist ein Wachs, das bald erweicht, er ist eine Rose, die bald verbleicht. Der Mensch ist ein Fleisch, das bald stinkt; er ist ein Schiffel, das bald sinkt.« (Parömiakon, 1037.) Und an einer andern Stelle schildert er den Menschen durch folgende Vergleichungen: »Der Mensch ist ein Garten voller Disteln, eine Rose voller Dörner, ein Himmel voller Finsterniss, ein Kuchl voller Rauch, ein Hauss voller Winckel, ein Buch voller Fehler, ein Kalender voller trübes Wetter, ein Baum voller faulen Früchte, ein Wein voller Gleger, ein Meer voller Schiffbruch, ein Fleisch voller Würm, ein Licht voller Butzen, ein Geschirr voller Schmutz, ein Leibeigner voller Schulden.« (Chaos, 343.) Bogumil Goltz sieht den Menschen etwas anders an. »Die Physiologen haben zutreffend gesagt: Der Mensch sei das Geschöpf par excellence, denn in seinem Organismus sind nicht nur die Facultäten und Kriterien aller Thierklassen, sondern alle Reiche der Natur zum harmonischen Ganzen versöhnt.« (Zur Geschichte und Charakteristik des deutschen Genius, I, 1.) Die Franzosen nennen ihn ein Thier das ausspuckt: L'homme est un animal, qui crache. (Demokritos, I, 52.)
Böhm.: Človĕk jest co pára nad hrncem, co na dešt'ové vodĕ bublinky. (Čelakovsky, 310.)
Holl.: Een mensch is minder dan niets. – Een mensch is niet anders dan een glas. (Harrebomée, II, 74a.)
Lat.: Bulla homo. (Hauer, Liij4; Philippi, I, 180; Seybold, 230; Binder I, 668; II, 1319; Egeria, 322b.) – Omnia sunt mundi quasi bulla caduca rotundi, in pratis ut flos, sic cadit omnis honos. (Eiselein, 629.)
156. Der Mensch ist eine kleine Welt.
Dän.: Mennesket er den lille verden; et kort begreb af alt. (Prov. dan., 414.)
Holl.: De mensch is eene kleine wereld. (Harrebomée, II, 79a.)
157. Der Mensch ist eine Trommel, Kopf und Herz sind die Schlägel; wenn's klingen soll, müssen beide sich rühren. – W. Menzel, Streckverse, 77.
158. Der Mensch ist Erd vnd Koth; so seind sein gedancken nur jrdisch vnd kotig, vnd halten sich nur zum boden. – Lehmann, 237, 3.
Allerdings hängt der Mensch vom Boden ab, aber der bestimmte Mensch, der Mensch dieses Stammes, dieses Volks nicht von der Erde im allgemeinen, sondern gerade von diesem Boden, nicht vom Wasser im allgemeinen, sondern von diesem Wasser. Der Aegypter ist nicht Aegypter ausserhalb Aegyptens, der Indier nicht Indier ausserhalb Indiens. Blumenbach hat untersucht, welchen Einfluss auf den Menschen die Verschiedenheit der Rasse geübt; Ritter, wie Klima und Bodenbeschaffenheit ihn verändert; George Sand, was die Ehe aus dem Manne und Balzac, was ein Alter von 30-40 Jahren aus dem Weibe machen kann; Machiavelli hat ihn als Fürsten, Simon Strüf als Landmann dargestellt, Gall hat seinen Schädel, Lavater sein Gesicht, Charles Bell seine Hand untersucht.
159. Der Mensch ist Erde und wird Erde.
Doch muss zur Erde noch etwas hinzukommen. Zutreffender sagt Moleschott (Kreislauf des Lebens, Mainz 1852, S. 419): »Der Mensch ist die Summe von Aeltern und Amme, von Ort und Zeit, von Luft und Wetter, von Schall und Licht, von Kost und Kleidung. Sein Wille ist die nothwendige Folge aller jener Ursachen, gebunden an ein Naturgesetz, das wir aus seiner Erscheinung erkennen, wie den Planet an seiner Bahn, wie die Pflanze an dem Boden.«
Lat.: Terra es, terram geris, terram teris, in terram reverteris. (Philippi, II, 217; Froberg, 592; Schonheim, T, 10; Seybold, 602.)
160. Der Mensch ist geartet wie sein Gesess, man hat stets dran zu putzen. – Lehmann, 742, 46.
161. Der Mensch ist Gottes und nicht des Kaisers. – Graf, 43, 155.
Der »Racker von Staat« darf ihn nicht vollständig aufzehren.
Mhd.: Der mensche is gotes und nit des keisers. (Endemann, II, 55.)
162. Der Mensch ist in der Welt allüberall vom Tod umstellt.
Böhm.: Človĕk na svĕtĕ okolo smrti se plete. (Čelakovsky, 310.)
163. Der Mensch ist kein engel. – Henisch, 896, 3.
164. Der Mensch ist kein Engel, der Mensch ist kein Ackervagerl. – Blass, 7.
165. Der Mensch ist kein Mann, so lange ihn das Weib nicht getauft hat.
Slow.: Zhlovek ni zhlovek, dokijer ga shena.
166. Der Mensch ist seines Glückes Schmied. – Körte, 4218; Körte2, 5291; Braun, I, 2657; Reinsberg II, 99.
Der Mensch bildet sich sein Schicksal und das Schicksal bildet sich seinen Menschen.
167. Der Mensch ist zur Arbeit geboren. – Petri, II, 101.
[597] 168. Der Mensch ist zur arbeit geboren wie der Vogel zum fliegen. – Lehmann, 38, 21; Gaal, 87; Simrock, 6982.
Auch die Esten und Sarden sagen: Der Mensch ist zur Arbeit, der Vogel zum Fliegen geschaffen. (Reinsberg III, 136.)
Ung.: Ember a' dologra, madár a' szollásra termett. (Gaal, 87.)
169. Der mensch ist zur freundtschafft geboren. – Franck, I, 123b; Lehmann, II, 65, 152.
Kant: »Der Mensch ist nicht für sich, sondern für die Gattung.« (Herder's Nachlass, II, 269.)
170. Der Mensch ist zur Speculation geboren. – Frost, 185.
171. Der Mensch kann alles, was er will. – Simrock, 6971; Körte, 4219; Braun, I, 2676; Pestalozzi's Werke, XV, 388.
Im Gebiet der Wahrheit und der Moral kann er freilich, was er will, wenn – er die Kunst zu leiden versteht. Aber Börne (Pariser Briefe, IV) klagt: »Wenn die Menschen nur einen einzigen Tag wollten oder nur Einen Tag nicht wollten! Aber wollen, das ist's! Nichtwollen das ist's noch mehr.«
172. Der Mensch kann arzneien, Gott gibt das Gedeihen. – Eiselein, 460; Simrock, 3950; Körte, 4238; Braun, I, 2690.
173. Der Mensch kann ordnen und rathen, das Glück aber ist Meister der Thaten.
It.: L'uomo ordisce e la fortuna tesse. (Gaal, 767.)
174. Der Mensch kann seinem Schicksal nicht entgehen.
Dän.: Mennesket feyler, men skjebnen feyler ikke. (Prov. dan., 503.)
175. Der Mensch kompt her auss Schleim vnnd Stanck, was will er denn stoltziren lang. – Lehmann, 137, 26.
176. Der Mensch kompt nackend in die Welt, kompt nackend in das Feder Zelt und nackend in das Toden Feld, was ist's, dass er sich prächtig hält. – Gerlach, 187.
177. Der Mensch lauscht der Musik, findet Gefallen daran, gibt Geld (für die Sängerin) aus, kommt zur Besinnung, grämt sich und stirbt.
178. Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern auch vom Fleisch (und Bier).
Eine humoristische Erläuterung des bekannten biblischen Ausspruchs.
179. Der Mensch lebt nicht vom Ueberfluss. – Körte, 4233.
180. Der Mensch lebt nicht von Brot allein. – Matth. 4, 4; Schulze, 182; Eiselein, 460; Simrock, 6791; Büchmann, 157.
Aber auch nicht von der Noth allein. »Der Mensch lebt nicht von Ideen, sondern von Rindfleisch; die alte Gesellschaft beweist dies, denn es ist ihr wichtigster Bestandtheil.« (Deutsche Schnellpost, Neuyork vom 18. März 1851, Nr. 54.)
Engl.: Man shall not live by bread alone.
Frz.: L'homme ne vivra pas seulement de pain.
It.: L'uomo non vive di pan solo. (Wahl, 89, 3.)
Lat.: Non in solo pane vivit homo. (Wahl, 89, 3.)
181. Der Mensch lebt nicht von Brot, sondern von Geld.
Holl.: De mensch is een geldvretend dier. (Harrebomée, II, 79a.)
182. Der Mensch lebt nur die Hälfte seines Lebens. – Petri, II, 101.
183. Der Mensch lebt nur einmal.
Die Finnen sagen: Der Mensch hat nur Ein Leben, aber viel Zeiten. (Bertram, 56.)
184. Der Mensch lebt vom Menschen. (S. ⇒ Baum 38 und ⇒ Leben, Verb., 157.)
Und mit dem Menschen. Die Perser sagen: Der Mensch kommt zum Menschen um Hülfe. Die Serben: Der Baum stützt sich auf den Baum und der Mensch auf den Menschen. Die Polen: Der Fisch lebt mit dem Fisch, der Vogel mit dem Vogel und der Mensch mit dem Menschen. (Reinsberg II, 19.)
185. Der Mensch legt den Grund, und Gott baut das Haus.
Die Russen: Wo der Mensch die Mole aus Sand baut, da lässt Gott die Granitblöcke (zu ihrer Befestigung) herbeischwimmen. (Altmann V, 83.)
186. Der Mensch legt oft selbst die Eier, die man ihm an den Kopf wirft.
187. Der Mensch lernt nichts geschwinder als lügen und betrügen. – Welt und Zeit, III, 56, 35.
[598] 188. Der Mensch lernt nie aus. – Müller, 41, 5; Oettl, 74.
Auch die ganze Menschheit nicht. Börne (Pariser Briefe, V) sagt: »Ich fange an einzusehen, dass die Menschheit kein Genie hat für die Wissenschaft. Seit einigen tausend Jahren geht sie in die Schule, und sie hat noch nichts gelernt. Gott hätte sie nicht sollen zum Studiren bestimmen, sondern ein ehrlich Handwerk lernen lassen.«
189. Der Mensch liebt nur einmal. – Simrock, 6476; Klix, 46; Reinsberg I, 66.
(Vgl. über dies Sprichwort K. Heidenreich's Kleine Schriften zur Philosophie des Lebens, 1798, Bd. 1, Nr. 3.)
190. Der Mensch macht Kalender, Gott das Wetter.
Die englischen Neger in Surinam: Der Mensch macht eine Barke, aber Gott ein Schiff. Das Wort barki bezeichnet im Negerenglisch nicht nur eine Barke, sondern auch so viel als: trifft eine Abrede. Nach diesem Doppelsinn ist die Bedeutung: Der Mensch macht Entwürfe, Pläne, denkt, und Gott lenkt.
Lat.: Ancorae jactum praevertit Deus. – Humana consilia divinitus gubernantur. (Gaal, 804.)
191. Der Mensch macht Vorschläge, Gott Austräge.
192. Der Mensch mag sein wie er will, einmal will er doch. (Breslau.)
Um die Stärke des Geschlechtstriebes zu charakterisiren.
193. Der Mensch mag so liederlich sein, wie er will, wenn er nur seine Sachen beisammen hat (zusammenhält). – Klix, 40.
194. Der Mensch muss a weng an Dent boss. (Oberösterreich.)
Er muss ein wenig Zeitvertreib, Vergnügen u.s.w. haben. Der mundartliche Ausdruck (Dent von Tenne, bossen = schlagen) bezeichnet das Mahl, welches der Bauer einst seinen Hausgenossen, dem Müller und oft auch Verwandten gab, sobald die Ernte ausgedroschen war. (Baumgarten.)
195. Der Mensch muss eine Freud haben, aber nit am Stöckgraben. (Franken.)
196. Der Mensch muss eine Freud hab'n, und soll er nur eine Laus an einem Strick daherweisen. (Oberösterreich.)
197. Der Mensch muss sich regen, dann gibt Gott seinen Segen.
Dän.: At arbeyde hører til menneskene; at arbeydet lykkes, hører Gud til. (Prov. dan., 32.)
198. Der Mensch muss tanzen, wie Gott ihm pfeift. – Parömiakon, 1733 u. 3230, aus Reime dich oder ich lies dich.
199. Der Mensch noch nicht geboren ist, der jedermann gefällig ist.
200. Der Mensch sieht alle Fehler, nur die seinigen nicht. – Jüd. Volksbl., 1865, S. 149.
201. Der Mensch soll ganz Mensch sein. – Hallische Literatur-Zeitung, Juli 1832.
Jedes Geschöpf soll seiner Natur gemäss leben.
202. Der Mensch soll noch geboren werden, dem alles wohlgelingt. – Petri, II, 101.
203. Der Mensch soll noch geboren werden, der aller Welt gefällig ist.
Lat.: Non fuit hic natus, nullo nascetur et aevo omnibus ex aequo qui' placuisse sciat. (Eiselein, 467; Binder II, 2175; Philippi, I, 37.)
204. Der Mensch soll noch geboren werden, der es allen Leuten recht machen kann. – Reinsberg III, 144.
Mhd.: Und solt ein man gevallen allen liuten alzît wol sich, sô müest er gelückes wol gar wirdic sîn durch liuhte. (Colm.) (Zingerle, 189.) – Ick sach newerlde men, dede allen luden konde te denen. (Red., 1393; Schröder, I.)
205. Der Mensch soll pflügen vnd säen, Gott soll er lassen sorgen vnd walten. – Lehmann, 39, 50.
Dän.: Mennesket pløyer og saaer, Gud raader hvad han faaer. (Prov. dan., 436.)
206. Der Mensch steige so hoch er will, sein Schatten wird nicht breiter.
207. Der Mensch stirbt, aber die Menschen leben.
Lat.: Homines pereunt at humanitas perstat. (Egeria, 94.)
208. Der Mensch stirbt nur einmal. – Schulze, 282.
Aber, wie die Russen sagen, ärmer als er geboren wird. (Altmann VI, 467.)
209. Der Mensch stirbt und verdirbt, der Christ stirbt und erwirbt. – Harms, 167.
[599] 210. Der Mensch sucht Wollust, die er theuer bezahlen muss.
Lat.: Mundani stulte fugientia gaudia quaerunt, aeternum stygiis inde luenda rogis. (Chaos, 946.)
211. Der Mensch thut mehr, was ihn reut, als was ihn erfreut.
212. Der Mensch thut, was er kann, Gott was er will.
Engl.: Man doth what he can, and God what he will. (Bohn II, 98.)
213. Der Mensch tracht, in (und) Gott lacht. (Jüd.-deutsch. Brody.)
214. Der Mensch trennt sich von nichts so schwer als von einer Dummheit.
»Manche Menschen bedauern im vollem Ernste, dass man die Dummheiten des Mitltelalters nicht in Spiritus hängen konnte, um sie vor der moralischen Verwesung zu bewahren.« (Welt und Zeit, III, 51, 2.)
215. Der Mensch übertrifft alle Bossheit: er ist unbarmhertziger als ein Wolff, listiger als der Fuchs, stoltzer als der Pfau, gefressiger als ein Schwein, giftiger als ein Otter, grimmiger als ein Bär. – Sutor, 47.
216. Der Mensch weiss nicht, was er hat, bis er es verloren.
217. Der Mensch will wol regiret vnd wenig medicinirt seind. – Lehmann, 303, 26.
218. Der Mensch wird alle sieben Jahr ein anderer.
Böhm.: Človĕk casem se mĕní. – Jaký vĕk, taký i človĕk. (Čelakovsky, 279.)
219. Der Mensch wird alt und die Krankheit jung.
Böhm.: Tĕlo stárne, neduhy mladnou. (Čelakovsky, 299.)
Tschud.: Junimenne lähhäb wannemaks, töppi lähhäb noremaks. (Čelakovsky, 299.)
220. Der mensch wirt selten zu geil, dem nicht speiss wirt zu theil.
Lat.: Luxuriat raro non bene pasta caro. (Loci comm., 64.)
221. Der Mensch zettelt an und das Glück webt.
222. Der Menschen Arznei macht nie vom Tode frei. – Parömiakon, 2029.
223. Der Menschen Hülfe ist gar klein, ich vertraue denn auf Gott allein. – Weininger, 170.
Hausinschrift zu Lermos in Tirol.
224. Der Menschen Leben vnd wandel ist wie ein Traum. – Lehmann, 753, 5.
Frz.: L'homme florit pour mourir. (Leroux, I, 169.)
225. Der Menschen Sinn und Muth steht nach Reichthum und nach Gut.
Lat.: O dives, dives, non omni tempore vives. (Chaos, 183.)
226. Der Menschen Sinn und Muth steht nach Wollust, Ehr' und Gut.
Lat.: Ambitiosus honos et opes, et foeda voluptas. – Naec tria pro trino numine mundus habet. (Chaos, 1090.)
227. Der Menschen Urtheil geht auf Stelzen. – Parömiakon, 532.
»O Menschenurtheil, wenn du auch vier Füsse hättest, du würdest gleichwol hinken.« (Judas der Erzschelm, I.)
228. Der Menschen vngepürliche freud ist der Engel leid. – Lehmann, 211, 43.
229. Der oft allen Menschen rahten kan, weiss jhn selbst weder zu rahten noch zu helfen. – Schottel, 1141a.
230. Der vnfrum mensch mag nicht weyss seyn. – Wachter.
231. Des menschen angesicht ist eines Löwen. – Gruter, I, 10; Lehmann, 266, 15.
232. Des Menschen Barmherzigkeit geht über seinen Nächsten, Gottes Barmherzigkeit über die ganze Welt. – Sailer, 217; Sprichwörterschatz, 69.
»D.i. wenn einer selbsten da ist, so thun wenig wort mehr, dann viel Brieff.«
Engl.: Not God above gets men's love.
233. Des Menschen Begierden leben und sterben mit ihm.
Dän.: Mennesket er født met affecterne; de leve og døe med een. (Prov. dan., 16.)
234. Des Menschen Ehr' ist eine Luftblas', nicht viel mehr.
Die Russen: Des Menschen Ruhm sitzt in seinem Herzen. (Altmann VI, 428.)
[600] 235. Des Menschen Feind sind sein eigen Haussgenossen. – Petri, II, 119.
Lat.: Totidem hostes, quot servi. (Seneca.) (Binder II, 3332.)
236. Des Menschen Frîen is sîn Verdarf im Gedîen. – Schütze, I, 335; Neocorus, I, 103; hochdeutsch bei Simrock, 2678.
Durch Heirathen kann sich der Mensch ins Unglück und ins Glück bringen.
237. Des Menschen Gedicht wird oft zunicht. – Petri, II, 119; Simrock, 6989; Körte, 4229.
238. Des Menschen Hand ist des Magens Gartenland.
Dän.: Hvert menneskes arbeyde skeer for hans munds skyld. (Prov. dan., 95.)
239. Des Menschen Hertz auff Rosen gehet, wenns mitten vnterm Kreutze stehet. – Petri, I, 22.
240. Des Menschen Herz erfreut der Wein, wenn er ist billig, gut und rein. – Nass. Schulbl., XIV, 5.
241. Des Menschen Herz ist unergründlich.
Holl.: De visschen bewonen de diepten der zee, de arenden zweven in de lucht; men kan de eerste met een' haak, de laatste met een' pijl treffen; maar 's menschen hart is op geringen afstand niet te doorgronden. (Harrebomée, II, 384b.)
Lat.: Multae in hominum animis sunt latebrae, multique recessus. (Philippi, I, 260.)
242. Des Menschen Leben bestehet wie ein Fähnlein auf dem Dach.
Lat.: Penna est vita malis, volat et pernicibus alis. (Chaos, 1072.)
243. Des Menschen Leben hangt an einem Faden. – Eiselein, 414; Simrock, 2239.
Die Chinesen sagen: Der Mensch verschwindet hier unten wie der Mond, welcher gegen Morgen in einem Augenblick hinter den Bergen versinkt. (Reinsberg II, 15.)
Frz.: Homme n'a nul demain. (Leroux, I, 164.)
Holl.: 'S menschen leven hangt aan een haar. (Harrebomée, II, 82a.)
244. Des Menschen Leben ist ein Baum voller Nuss: Gefäng-Nuss im Mutter Leib, Bedreng-Nuss in der Geburt, Verfolg-Nuss in dem Leben, Kümmer-Nuss in der Wirthschafft, Aerger-Nuss in dem Wandel, Betrüb-Nuss in dem Tod. – Chaos, 345.
Die Russen: Des Menschen Leben ist ein Teich mit Karpfen und Hechten, die sich bekriegen. (Altmann VI, 441.)
245. Des Menschen Leben ist ein Dampff (Dunst), der bald vergehet. – Chaos, 347.
»Wie ein Nebel bald entsteht, und bald wiederumb vergeht, so ist unser Leben.«
Lat.: Quid caro? uilis humus; quid carnis gloria? fumus. (Loci comm., 84.)
246. Des Menschen Leben ist ein gefrornes Eyss, worauf die Seel bald fallet und durch der Gnaden Sonne alles Eyss zerschmolzen wird. – Chaos, 346.
247. Des Menschen Leben ist ein Glücks-Hafen, wo man viel darein legt, aber wenig oder ein närrisches Kinderkläpperl herauss langt. – Chaos, 348.
248. Des Menschen Leben ist ein Grass, das nicht lange steht; ein Faumb, der bald vergeht; ein Blum, die bald abschiesst; ein Wurm, der sich bald verschliesst; ein Rauch, der nicht lang wert; ein Feuer, das sich bald verzehrt; ein Wasser, das bald abnimbt; ein Kertzen, die bald abrinnt; ein Glass, das bald zerbricht; ein Traum, der zeiget nicht; ein Wax, das bald erweicht; ein Rosen, die bald erbleicht; ein Fleisch, das bald stinckt; ein Schiffel, das bald sinckt; ein Schatten, der bald vergeht; ein Rad, das nie still steht.
Lat.: Forma decipiens, pecuniae fluxae, imperium invisum, bellum pernitiosum, victoria auceps, concordia fallax, senectus misera. – Vita brevis, mortis felicitas, sapientae fama perenis. (Chaos, 344.)
249. Des Menschen Leben ist ein Greuel der Verwüstung, in der die Sünd ihren Sitz genommen hat. – Chaos, 347.
250. Des Menschen Leben ist ein Hauss, die guten Werk seynd das Gebäu, der Glaube das Fundament, die Hoffnung die Hauptmauren, die Liebe der Dachstuhl. – Chaos, 346.
[601] 251. Des Menschen Leben ist ein Irrgarten, wo die Seel sich verirret zu dem höllischen Minotauro. – Chaos, 346.
»In welchem Garten nichts anders als verfluchte Distel und teuflisches Unkraut.«
252. Des Menschen Leben ist ein Kampf. – Schulze, 22.
»Das menschliche Leben ist ein Traum, Raub, Dampf, Schnee und leichter Schaum, ein Lauff, Wind, Reiff, eine Blum und Grass, ein Schatten, Schlaf und Wasserblass.«
Lat.: Militia est vita hominis super terram. – Somnus, bulla, vitrum, glacies, flos, fabula, foenum, umbra, cinis, punctum, vox, sonus, aura, nihil. (Chaos, 344.)
253. Des Menschen Leben ist ein Krieg. – Chaos, 345.
254. Des Menschen Leben ist ein Meer mit Finsterniss, Gefahren, Sturm und Wetter. – Chaos, 348.
255. Des Menschen Leben ist ein Rohr, das ein Windlein hin und widerwehen kann. – Chaos, 347.
»Der mit Purpur thut schön glantzen und mit Gold den Leib verschantzen, der muss auch den Kehrauss tantzen.«
256. Des Menschen Leben ist ein Schiff, wenn es über das Meer hinüber, sieht niemand den Weg, den es geschnitten. – Chaos, 351.
257. Des Menschen Leben ist ein Spiel, in dem man bald gewinnt, bald verliert. – Chaos, 348.
258. Des Menschen Leben ist ein stetes Sterben.
Dän.: Mennesket som lyset fortærer sig selv. (Prov. dan., 414.)
Holl.: De mensche sterft, terwijl hij leeft, en nog zijn volle krachten heeft. (Harrebomée, II, 79a.)
259. Des Menschen Leben ist ein Tanz. – Chaos, 349.
»So lange lustig, so lange der Spielmann aufgeigt, gehling springt ein Saiten, ist alles still. Wenn der Tantz zu lang wird, wird er verdrüssig, unerwartet hört der Spielmann auf zu geigen, und muss alles auffhören zu tantzen. So tantzen wir der Ewigkeit zu und liegt das Mehriste an der letzten Cadenz.«
260. Des Menschen Leben ist ein Traum.
Engl.: The life of man is a winter's day and a winter's way. (Bohn II, 13.)
Holl.: De mensch is een' droom gelijk. – Des menschen leven gaat als een rook voorbij. (Harrebomée, II, 79a u. 79b.)
Lat.: Est tibi vita brevis, modo vivis, cras morieris. (Chaos, 1067.)
261. Des Menschen Leben ist eine Comödie, ein armer Knab muss offt als König agiren. – Chaos, 349.
»Nach der Comödien: mansit ut ante fuit.«
262. Des Menschen Leben ist eine spanische Wand; man vermeint offt, was dahinter sey, da findt man einen alten liederlichen Strohsack. – Chaos, 347.
263. Des Menschen Leben ist einer Spannen lang. – Eiselein, 413.
Es ist sehr vergänglich. In Bezug darauf sagen die Hebräer: Wehe den Menschen, welche sehen, ohne zu wissen, was sie sehen, welche stehen, ohne zu wissen, worauf sie stehen, d.h. die sich nicht bewusst werden, dass alles vergänglich ist und dass ihr Fuss auf den Gräbern ihres Geschlechts wandelt. (Reinsberg II, 16.)
Lat.: Spithama vitae. – Temporis punctum est omnis vita. (Eiselein, 413.)
264. Des Menschen Leben ist eytel, vergeht wie ein Müller-Säckel. – Chaos, 1095.
265. Des Menschen Leben ist unsers Herrgotts Kartenspiel.
Lat.: Vita est quasi ludus tesserarum. (Philippi, II, 257.)
266. Des Menschen Leben ist wie ein Traum, vergeht wie ein Wasserblatter. – Chaos, 1075.
Lat.: Omnis vita brevis, etiam longissima. (Chaos, 1075.)
267. Des Menschen Leben nimmt immer ab, aber seine Begierden nehmen täglich zu. – Simrock, 877.
268. Des Menschen Leben vergeht geschwind als wie ein Rauch und Wind.
Lat.: Est hominum status per florem significatus: vt flos cito perit, sic homo pulvis erit. – Est homo res fragilis et durans tempore paruo: est igitur similis flori, qui crescit in arvo. – Quid prodest homini, si uiuat secula centum? cum moritur, uitam transisse putat quasi uentum. (Loci comm., 82 u. 84.)
269. Des Menschen Leib verscheusst, wie ein Kleid, dass man täglich tregt. – Lehmann, 7, 19.
[602] 270. Des Menschen Stamm-Hauss ist die Leimb- Gruben, seine gnädige Frau Mutter die Erden, sein adliges Geblüt eine Koth-Schollen, seine Stieff-Brüder die Würmer. – Chaos, 347.
271. Des Menschen Urtheil geht auf Stelzen.
272. Des Menschen Wille (Lust) ist sein Himmelreich. – Schottel, 1134b; Gaal, 1724; Simrock, 6970; Körte, 4228; Körte2, 5301; Braun, I, 2683; Schulze, 3; Teller, 458; für Iserlohn: Woeste, 81, 381; für Waldeck: Curtze, 356, 517.
»Des Menschen Wille ist sein Himmelreich, ob er sich gleich auch oft des Teufels Reich daraus schafft.« (Weckherlin, Gr. Ungeheuer, X, 287.)
Dän.: Mands villie, mands himmerige. (Bohn I, 386.)
Engl.: My mind to me a kingdom is. (Gaal, 1724.)
Holl.: Des menschen zin is zijn hemelrijk. (Harrebomée, II, 79b.)
Lat.: Sua cuique deus fit dira cupido. (Virgil.) (Binder II, 3216; Kruse, 1078; Chaos, 1087.) – Trahit sua quemque voluptas. (Virgil.) (Binder I, 1715; II, 3339; Philippi, II, 222; Schamelius, 14, 3; Schonheim, S, 14.)
Schwed.: Hwars och ens willie är ens himelrike. (Grubb, 352.)
273. Des Menschen Wille ist von Glas, er bricht leicht, wenn der Stoss aus dem Herzen kommt.
274. Des Minsche Wellen ess des Minsche Silligkeit. (Köln.) – Firmenich, I, 472, 21.
Lat.: Curae est sua cuique voluptas. (Ovid.) (Binder II, 673.)
275. Des Minsken Will is sîn Himmelrîk. – Hauskalender, I.
276. Dess Menschen Hertz feyret nicht. – Henisch, 1090, 40; Petri, II, 119.
277. Dess Menschen Lust ist sein Himmelreich. – Lehmann, 906, 7.
278. Det Biéss äss, dat der Mäinjtsch net ales äm Sän hâlde kân. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 1090.
279. Die kleinen Menschen hat Gott geschaffen, und die grossen Ochsen kommen aus Polen. (Niederlausitz.)
So sagen kleine Personen, wenn sich grössere über ihre Kleinheit aufhalten.
280. Die meisten Menschen sterben auf dem Bett und fürchten sich doch nicht davor.
Holl.: De meeste menschen sterven immers op hun bed. (Harrebomée, II, 79a.)
281. Die Menschen bleiben nicht immer Mai.
282. Die Menschen denken immer, die Zeiten würden schlimmer; die Zeiten bleiben immer, die Menschen werden schlimmer.
283. Die Menschen essen, die Thiere fressen.
284. Die Menschen führen den Krieg und Gott gibt den Sieg.
Frz.: Les hommes font la guerre, et Dieu donne la victoire. (Kritzinger, 377a.)
285. Die Menschen geben sich mehr Mühe in die Hölle als in den Himmel zu kommen. – Winckler, XII, 44.
286. Die Menschen gedenken wol, aber Gott schickt wie es soll. – Henisch, 1713, 14.
287. Die Menschen gleichen mehr der Zeit, in der sie leben, als ihren Vätern. – Bücking, 692.
Der ganze gesellschaftliche Zustand mit seinen Ansichten und Sitten hat einen grössern Einfluss auf den Menschen, als die Erziehung und das Beispiel seiner Aeltern.
288. Die Menschen haben alle einerlei eingang in das leben vnd gleichen aussgang. – Henisch, 850, 56; Petri, I, 26.
289. Die Menschen haben den Teufel aus der Hölle vertrieben.
Holl.: De hel is ledig van duivelen, maar vol van doode menschen. (Harrebomée, I, 299b.)
290. Die Menschen hält man bei den Worten, das Vieh bei den Hörnern.
Frz.: On prend les hommes par les paroles et les bêtes par les cornes. (Kritzinger, 115a.)
291. Die Menschen helt man beym Rocke, Gott bey seinem Worte. – Petri, II, 138; Henisch, 1710, 11.
292. Die Menschen kann man hinter das Licht führen, aber Gott nicht. – Parömiakon, 529.
[603] 293. Die Menschen lebten ruhig, wenn die zwei Pronomine nicht wären: Meum und Tuum. – Eiselein, 462.
294. Die Menschen lieben die Veränderung.
Frz.: Changement de propos réjouit l'homme. (Lendroy, 1252.)
295. Die Menschen liegen alle in demselben Spital krank.
Lat.: Maxima pars hominum morbo jactatur eodem. (Horaz.) (Binder II, 1808.)
296. Die Menschen machen Kalender, Gott der Herr das Wetter. – Sailer, 135; Reinsberg VIII, 5.
297. Die Menschen machen sich die meiste Plage (Sorge, Unruhe u.s.w.) selbst.
Frz.: Les hommes sont ingénieux à se tourmenter euxmêmes. (Kritzinger, 377.)
298. Die Menschen misst man nicht mit der Elle. – Hollenberg, II, 96.
Die Körpergrösse allein macht's nicht aus.
It.: Gl'huomini non si misurano a braccio. (Pazzaglia, 228, 3.)
299. Die Menschen misst man nicht nach der Ruth', sind sie brav, so steht es gut.
Holl.: Men meet gen menschen bij het el; zijn zij maar vrom, zoo is't al wel. (Harrebomée, II, 81b.)
300. Die Menschen sind begieriger Krieg anzufangen als auszuführen. – Opel, 383.
301. Die Menschen sind den Tauben gleich, sie lassen sich nieder am Felde, am Teich.
302. Die Menschen sind ein Ameishaufen; schüret man ihn, so ist all Müh und Arbeit verloren. – Chaos, 350.
303. Die Menschen sind keine Engel.
Holl.: Menschen zijn geene engelen. (Harrebomée, II, 82a.)
304. Die Menschen sind Reisende, die dem Tode und der Ewigkeit zueilen. – Chaos, 350.
305. Die Menschen sind unsers Hergotts Kartenspiel. – Luther's Tischr., 32; Eiselein, 363; Simrock, 5443; Braun, I, 1754.
Lat.: Homo dei ludibrium. – Ludit in humanis divina potentia rebus. – Pilas quasi Dii habent homines. (Eiselein, 363.)
306. Die Menschen suchen das Glück und der Tod die Menschen. – Altmann VI, 481.
307. Die Menschen thun mehr ding, die sie rewen als die sie erfrewen. – Lehmann, 690, 1.
308. Die Menschen werden nicht besser.
Lat.: Aetas parentum, pejor avis, tulit nos nequiores, mox daturos progeniem vitiosiorem. (Horaz.) (Philippi, I, 14.) – Meliora praetervolant, deteriora succedunt. (Seneca.) (Fischer, 7, 33.)
309. Die Menschen wollen betrogen sein.
»Und werden betrogen; nur die Art des Betrugs hat ihre Moden, und die Betrüger wechseln ab, die Sache selbst bleibt immer die nämliche.« (Welt und Zeit, III, 58, 49.)
310. Die, so Menschen ohne Affekten haben wollen, machen auss jhnen Hültzin Bilder. – Lehmann, 3, 14.
311. Drei Menschen waren einst auf Erden, wie sie nie waren und nie werden: der eine Mensch, das war ein Mann, der niemals Vater und Mutter gewann; der andere hatte nicht Vater noch auch Mutter und kam vom Manne doch; die beiden Wunder grösser sind, als dass die Magd gebar ein Kind von dem, der schaffet, was er will. – Bacmeister, 11, 19.
312. Dreierlei Menschen liebt Gott vor andern: die nicht zürnen, die sich nicht vollsaufen und die ihren bösen Begierden nicht nachhängen.
313. Dumme Menschen kann man nur mit dummen Gründen überzeugen. – Welt und Zeit, III, 58, 50.
314. E rechte Mensch hed viel z' lide. (Luzern.)
315. Ehe der Mensch den Tiger jagt, jagt oft der Tiger den Menschen.
316. Eim yeden menschen sein zugeben zwen Engel, die füren sein leben; der ein treibt jhn zu allem bösen, so thut der ander jhn erlösen.
Lat.: Est homo spiritibus commissus quisque duobus, vnus custodit, alter peruertere quaerit. (Loci comm., 83.)
[604] 317. Ein alter Mensch kann auch wol ein neues Hemd anziehen; aber er wird deshalb kein neuer Mensch.
318. Ein böser Mensch ist das schlimmste Thier.
Frz.: Homme inutile vaut mieux en terre qu'en pré. (Cahier, 1446.)
Holl.: Een kwaad mensch is het allerslimste beest. (Harrebomée, II, 80a.)
319. Ein böser Mensch ist oft ein guter Fuhrmann.
320. Ein böser Mensch ist wie ein Kieselstein, je mehr man drauff schlägt, je mehr gibt er Fewer (Funken). – Lehmann, 100, 4.
321. Ein böser Mensch ist wie ein Kohl, er brennt oder schwertzt. – Lehmann, 97, 4; Simrock, 1242.
322. Ein böser Mensch kann grosse Dinge thun, aber er ist deshalb kein grosser Mensch.
323. Ein böser Mensch spaltet aus einer Nadel einen Wagen voll. (Lit.)
324. Ein böser Mensch, wenn er böses thut, so thut er, was er kan vnd was sein weise ist. – Lehmann, 97, 7.
325. Ein durchtriebener Mensch ist schwer zu betrügen.
Frz.: Homme rusé, tard abusé. (Kritzinger, 377a.)
326. Ein ehrlicher Mensch ist kein Dieb.
Holl.: Eerlijke menschen zijn geene dieven. (Harrebomée, II, 80b.)
327. Ein falscher Mensch mit zwei Gesichtern ist weder in der Stadt noch im Dorfe angenehm.
328. Ein fauler Mensch bringt nichts an sich. – Petri, II, 183.
329. Ein fetter Mensch, ein schöner Mensch. – Brillat-Savarin, Physiologie des Geschmacks, übersetzt und mit Anmerkungen versehen von K. Vogt (Braunschweig 1867), S. 34 Anm.
330. Ein fleissiger Mensch findet immer zu thun. – Henisch, 1142, 9.
Frz.: Un homme diligent a toujours quelque chose à faire. (Kritzinger, 377.)
331. Ein freigebiger Mensch hat Gott zum Schatzmeister. – Winckler, XI, 29.
332. Ein frommer Mensch gibt jederweilen dem Schalck die Händ, aber nicht das Hertz. – Lehmann, 99, 37.
333. Ein frommer Mensch ist allzeit vnd allenthalben fromb. – Henisch, 1255, 16.
334. Ein gefangener Mensch, ein armer Mensch. – Pistor., VIII, 91.
Frz.: Homme hay est demy mort. (Leroux, I, 163.)
335. Ein gehässiger Mensch verzehrt sich selbst.
Bei Tunnicius (786): De hettische minsche vorvret sik sulves. (Invidulus proprio perit et livore macrescit.)
336. Ein gemeiner Mensch wird nicht edel, wenn er auch hoch steigt.
Frz.: Il fait à Dieu honte, qui vilain haut monte. (Leroux, II, 82.)
337. Ein gescheiter Mensch darf nicht dumm sein. (Breslau.)
338. Ein grosser (langer) Mensch kan nirgend aussem Sack kommen. – Lehmann, 935, 1.
»Er steckt im rathen vnd thun im zweifel.«
Lat.: Homo longus rare sapiens. (Lehmann, 925, 11.)
339. Ein guter Mensch erschrickt vor keinem Galgen.
Böhm.: Dobrý človĕk se neleká, když šibenici vidí. – Nemilo zlodĕji patřiti na šibenici. (Čelakovsky, 28.)
Poln.: Dobry człowiek nietrwožy się, kiedy szubienicę widzi. – Nie miło złodziejowi na szubienicę patrzyć. (Čelakovsky, 28.)
340. Ein guter Mensch hat die Thränen nicht unter dem Dache.
D.h. weit entfernt; er lässt sich durch Bitten leicht zum Erbarmen bewegen. Ein talmudisches Sprichwort sagt, um Milde zu empfehlen: Der Mensch sei weich wie Schilf und nicht hart wie eine Ceder. (Tanith.)
Böhm.: Dobrý človĕk brzo se slituje. (Čelakovsky, 31.)
Lat.: Boni viri lacrymabiles. (Erasm., 193; Seybold, 57; Philippi, I, 62.)
341. Ein guter Mensch ist keines Schelmen Freund.
»Edle Charaktere harmoniren ebenso wenig mit niederträchtigen Menschen als Löwen mit Kröten und Adler mit Fledermäusen.« (Welt und Zeit, III, 58, 48.)
[605] 342. Ein guter Mensch ist leicht zu betrügen.
Frz.: Les bonnes gens sont aisés à tromper. (Cahier, 237.)
343. Ein guter Mensch ist wie ein Lamm, das seine Wolle gibt, aber nicht beisst.
Engl.: A good man can no more harm than a sheep. (Bohn II, 99.)
344. Ein guter Mensch legt keine Fallstricke.
Bei Tunnicius (445): De vrom minsche en lecht synem vrunde neinen strik. (Obsidias nunquam iustus molitur amico.)
345. Ein guter Mensch thut nichts Arges.
Die Osmanen sagen: Vom guten Menschen kommt nichts Schlechtes, es sei denn, er würde arm. (Schlechta, 125.)
346. Ein hässlicher Mensch ist auch ein Mensch.
Böhm.: I človĕk nehezky dĕdic nebeský. (Čelakovsky, 304.)
347. Ein heiterer Mensch verliert nicht bald den Kopf.
Engl.: A man of gladness seldom falls into madness. (Bohn II, 9.)
348. Ein holdseliger Mensch gibt gute Wort vnd willige Gab. – Lehmann, 1, 12.
349. Ein hochmüthiger Mensch meint, er sei aus besserm Thon als sein Nachbar.
In Indien sagt man: Der Rabe ist der Paria der Vögel, und der Esel der Paria der Vierfüsser; aber der Paria der Beschaulichen ist ein jähzorniger Büssender, und der Paria der Parias ist der Mensch, der seinesgleichen verachtet. (Cahier, 2208.)
350. Ein jeder Mensch hat ein Schieffer. – Lehmann, 532, 53.
»Aber das ist der vnterschied, dass einer den Matzen besser kan im Ermel behalten als der ander.«
351. Ein jeder Mensch hat einen Narren bei jhm, allein einer kann jhn besser bergen, denn der ander. – Henisch, 324, 43.
352. Ein jeder Mensch hat seine Gebrechen. (S. ⇒ Gebrechlich.) – Erklärung, 26.
353. Ein jeder Mensch hat seine Weise, wie eine jede Ganss jhren Kopff. – Petri, II, 202; Henisch, 1351, 25.
354. Ein jeder Mensch ist seines Mages Gutserb. – Graf, 204, 156.
Er erbt das Gut seines nächsten Verwandten. »Ein yeglich mensch is seines mages guet.« (Freyberg, IV, 529, 18.)
355. Ein jeder Mensch ist wie Esopi Hatzel, die sich mit anderer Vögel Federn geschmückt. – Lehmann, 535, 44.
356. Ein jeder Mensch sein Creutze hat, wie hoch er in dem Glück auch stat. – Petri, I, 30; Henisch, 622, 49.
357. Ein jeglich mensch auff erden mag vnversehn betrogen werden.
Lat.: Ex improuiso fallitur omnis homo. (Loci comm., 71.)
358. Ein junger Mensch ohne Geld ist halb krank in der Welt.
359. Ein karger Mensch ist nimmer reich.
360. Ein kleiner Mensch kann eine grosse Eiche durchhauen. – Winckler, IV, 88.
361. Ein kranker Mensch, ein halber Mensch.
H. Heine (Reisebilder, Hamburg 1840, III, 165) ist entgegengesetzter Meinung, er sagt: »Kranke Menschen sind immer wahrhaft vornehmer als gesunde, denn nur der kranke Mensch ist ein Mensch. Seine Glieder haben eine Leidensgeschichte, sie sind durchgeistet. Ich glaube sogar, durch Leidenskämpfe könnten die Thiere zu Menschen werden.«
362. Ein langweiliger Mensch verderbt die ganze Gesellschaft, ein schlechtes Ei die beste Suppe.
363. Ein Mensch allein macht keine Statt. – Petri, II, 214.
364. Ein Mensch bedarf des andern. – Sutor, 64; Eiselein, 450.
It.: Ogni dieci anni un uomo ha bisogno dell' altro. (Bohn I, 116.)
365. Ein Mensch, der gegen sich selbst streitet, wird glücklicher sein, als einer, der gegen andere kämpft.
366. Ein Mensch, der Gott nicht gehorsam ist, geht zu Grunde, wie ein Kind ohne Vater.
367. Ein Mensch, der seinen Schatten vernichten will, muss sich selbst vernichten. – H. Hettner, Das moderne Drama, S. 31.
[606] 368. Ein Mensch, der weder Billigkeit, Fleiss noch Höflichkeit besitzt, ist ein wildes Thier, dessen Kopf mit einer Haube bedeckt ist.
Frz.: De sot homme sot songe. (Kritzinger, 655b.)
369. Ein Mensch, ein Vogel und ein Schiff im Meer haben keine sichere Währ.
Dän.: Et menneske, en fugl, et skib, vandrer paa det uvisse. (Prov. dan., 413.)
370. Ein Mensch, früh auf, ist frisch im Lauf.
Frz.: Homme matineux, sain, gai et soigneux. (Kritzinger, 378a.)
371. Ein Mensch gar schwer zu dulden ist, dess Maul geht wie ein Miller-Kist.
Lat.: Pondus valde grave verbosum vas sine clave. (Sutor, 480.)
372. Ein Mensch geht einen Gang.
Niemand kann auf einmal mehr als Eine Arbeit abwarten.
373. Ein Mensch hat mehr Glücks als der ander. – Petri, II, 214.
374. Ein Mensch hat viel winckel vnd krumes im Kopff, vnd einer mehr als der ander. – Lehmann, 428, 7.
375. Ein Mensch helt dem andern das gegengewicht. – Lehmann, 327, 34.
376. Ein Mensch ist besser als der andere.
Lat.: Servus servo praestat, dominus domino. (Aristoteles.) (Philippi, II, 180.)
377. Ein mensch ist des anderen engel (Heiland). – Tappius, 17a; Eyering, II, 80 u. 144-146; Blum, 93; Egenolff, 316b; Schottel, 1125a; Eiselein, 294; Gaal, 1148; Körte, 4225.
Bei den Alten von denen, die unerwartete und schnelle Hülfe brachten. Die Indier sagen: Der tugendhafte Mensch gleicht dem belaubten Baume, welcher, den Strahlen der Sonne ausgesetzt, Frische unter seinen Zweigen verbreitet. (Cahier, 2208.)
Holl.: De eene mensch is den anderen een God. – De eene mensch is om des anderen wil gemaakt. (Harrebomée, II, 79a.)
Lat.: Homo homini deus. (Tappius, 17a; Lang, 2; Binder II, 1321; Eiselein, 294.)
378. Ein mensch ist des anderen teufel. – Tappius, 17a; Franck, Zeytbuch, CLVb; Schottel, 1125a; Simrock, 6987; Körte, 4226; Braun, I, 2681.
»Es ist ja ein mensch des andern teuffel.« (Pauli, Schimpff, XVIa.) Hauptsächlich von Gewerbsneid und Geschäftsmisgunst. Die Araber sagen in diesem Sinne sprichwörtlich: Wer (berufsmässig) Märchen erzählt, liebt nicht den Märchenerzähler. Die Griechen: Der Töpfer ist neidisch dem Töpfer, der Schmied dem Schmiede, der Bettler dem Bettler, der Sänger dem Sänger.
Engl.: Lions make leopards tame. – Man is a wolf to man. – One man breathes another man's death. – The chimney-sweeper bids the collier wash his face.
Frz.: L'hôme a 1'hôme est ennemy, ou à soy mesmes. (Leroux, I, 168.)
It.: La rabbia rimane tra' cani. – Un diavolo caccia l' altro. (Wahl, 167, 17.)
Lat.: Homo homini aut sibi ipsi hostis. (Bovill, I, 190.)
379. Ein mensch ist des andern gott. – Franck, II, 15a; Egenolff, 316b; Petri, II, 214; Gruter, I, 26; Simrock, 6988; Reinsberg II, 13.
In der Schweiz: Es ist ein Mensch 's andern Gott und 's andern Tüfel. (Sutermeister, 130.)
Böhm.: Človĕk človeku bůh i d'ábel. (Čelakovsky, 278.)
Lat.: Homo homini Deus. (Philippi, I, 180; Wiegand, 77; Egeria, 316b; Hauer, Kij2.) – Homo sacra res homini. (Faselius, 107; Wiegand, 189.)
Schwed.: Menneskian är menniskienne en Gud; menniskiän är menniskienne en diefwul. (Törning, 101.)
380. Ein Mensch ist des andern gröste Plag. – Lehmann, II, 70, 31.
381. Ein Mensch ist des andern Hagel. – Gaal, 1148.
382. Ein Mensch ist des andern Spiegel. – Schlechta, 78.
383. Ein Mensch ist des andern wol werth. – Petri, II, 215; Simrock, 6988a.
384. Ein Mensch ist des andern wolff, Teuffel oder hagel worden. – Franck, II, 15a; Gruter, I, 27; Petri, II, 215; Egenolff, 17b; Chaos, 922; Gaal, 1148; Körte, 4226.
Kein Wolf frisst den andern, aber ein Mensch ist des andern Wolf. (Demokritos, IV, 163.)
Lat.: Ab homine homini quotidianum periculum. (Seybold, 2; Philippi, I, 2; Gaal, 1148.) – Homo homini lupus. (Plautus.) (Binder I, 669; II, 1322; Philippi, I, 80; Egeria, 17b; Eiselein, 294; Gaal, 1148.) – Quum tibi proponas animalia cuncta timere, unum praecipio [607] tibi, plus hominem esse timendum. (Cato.) (Philippi, II, 149.) – Vivitur ex rapto, non hospes ab hospite tutus, nec socer a genero, fratrum quoque gratia rara est. (Ovid.) (Philippi, II, 180.)
Poln.: Człowiek człowiekowi czasem miasto boga, czasem téź miasto wilka. – Człowiek człowiekowi zdrowie. (Čelakovsky, 278.)
Ung.: Ember embernek farkassa. (Gaal, 1147.)
385. Ein Mensch ist kein Postgaul, kein Windhund und keine Locomotive. (Rheinhessen.)
Holl.: Een mensch is geen' beest. ( Harrebomée, II, 80a.)
386. Ein Mensch ist nicht Stein noch Stahl. – Lehmann, 741, 34.
387. Ein Mensch ist nicht wie der andere.
Die Araber sagen: Wo zwischen den Menschen sich gar kein Unterschied findet, ist man von einer unheilbaren Thorheit ergriffen. (Cahier, 2438.)
388. Ein Mensch ist niemals einfältiger, als wenn er recht gescheit, niemals dümmer, als wenn er recht klug, und niemals abgeschmackter, als wenn er recht liebenswürdig sein will. – Welt und Zeit, III, 57, 41.
389. Ein Mensch ist nur ein halber Mensch.
D.i. ein unverheiratheter.
390. Ein Mensch ist so gut als der andere. – Pistor., VI, 4; Graf, 350, 374.
Gleichheit vor dem Gesetz, kein Ansehen der Person vor dem Richter. In einer O'Connell'schen Volksversammlung rief ein Irländer begeistert aus: »Ein Mensch ist so gut als der andere, ja noch viel besser.«
391. Ein Mensch ist viel theurer als viel Guts. – Graf, 350, 373.
Mhd.: Ein mensche ist vil tevrer wane ein michel teil gutes. (Senckenberg, Schwabenspiegel, 186.)
392. Ein Mensch ist zum guten so fix wie ein Vogel zum flug, dem ein fittig gelehmt ist. – Lehmann, 505, 21.
393. Ein Mensch ist zum habitu der Tugend so geschickt wie ein Vogel, dem ein Fittig gelemt ist, zum fliegen. – Lehmann, 761, 25.
394. Ein Mensch kan alle Dinge leiden, ohn gute Tage. – Petri, II, 215.
395. Ein Mensch kan sehen, vnd der Klotz ist blind. – Lehmann, 295, 40.
396. Ein Mensch kan viel vberwinnen ehe er stirbt. – Petri, II, 215.
397. Ein Mensch kann keinen Tanz machen.
Bei Tunnicius (426): Ein minsche kan neinen dans maken. (Pulchram solus homo nequit exornare choream.)
398. Ein Mensch kann nicht alles.
Engl.: You may be a wise man, though you cannot make a watch. (Bohn II, 23.)
Frz.: Un seul homme ne peut suffire à tout. (Bohn I, 62.)
399. Ein Mensch kann nicht alles in Gedanken haben. (S. ⇒ Menschlich 1.) – Graf, 414, 95.
In Bezug auf die Vorzüge collegialischer Entscheidungen vor den Urtheilen einzelner Richter.
Holl.: It en mach geen mensche alle dink in gedanken hebben.
400. Der Mensch kommt an Einem Tage so weit wie eine Schnecke in zehn Jahren.
Dän.: Saa langt gaaer et menneske en dag, som en snegl i hundrede aar. (Prov. dan., 210.)
Frz.: Autant chemine ung homme en ung jour comme une limace en cent ans. (Leroux, I, 115; Bohn I, 3.)
It.: Tanto camina un huomo in un giorno, com' una lumaca in cent' anni. (Pazzaglia, 38.)
401. Ein Mensch lebt von des andern Gnade.
Span.: No ha de vivir el hombre en hoto de otro, sino de Dios. (Don Quixote.)
402. Ein Mensch neidet den andern. – Chaos, 338.
»Der Neid ist leyder also vil, dass er gehet vor alle Ziel: ein Vogel den andern spisset, ein Thier das ander frisset, ein Fisch den andern schlindet, ein Mensch den andern schindet.« (Chaos, 409.)
403. Ein Mensch ohne Bildung ist ein Spiegel ohne Politur. – Sailer, 347.
Angeblich ein Wort Albrecht Dürer's.
404. Eine Mensch ohne Ehre ist Kohl ohne Speck.
405. Ein Mensch ohne Freund ist ein Dornstecken ohne Rosen.
406. Ein Mensch ohne Manier ist ein zweibeiniges Thier.
Engl.: A man without reason is a beast in season. (Bohn II, 17.)
[608] 407. Ein Mensch ohne Scham ist ein Bild ohne Haupt. – Petri, II, 215.
408. Ein Mensch ohne Tugend ist ein ungeprägter Pfennig. – Winckler, XIII, 86.
409. Ein Mensch ohne Wissenschaft ist ein Soldat ohne Degen, ein Acker ohne Regen, ein Wagen ohne Räder, ein Schreiber ohne Feder, ein Himmel ohne Stern, eine Nuss ohne Kern. – Parömiakon, 302.
410. Ein Mensch ohne Zucht ist ein Baum ohne Frucht.
Dän.: Menneske uden dyd er som træ uden frugt. (Prov. dan., 129.)
Holl.: Een mensch zonder opvoeding is een boom zonder vruchten. (Harrebomée, II, 80a.)
411. Ein mensch sein ausfart wissen kann, der heimfart er kein gwalt mag han. – Rebhun, 15, 233.
412. Ein Mensch soll das Beste rathen und Gott befehlen, was wohl gerathen. – Chaos, 137.
413. Ein Mensch soll des andern Gott sein und ist des andern Wolf geworden. – Sailer, 107.
414. Ein Mensch soll sein leben nit aussm Wachthauss stossen, darin es verordnet, biss es der Hauptmann ablöset. – Lehmann, 747, 22.
415. Ein Mensch soll sorgen, aber den grossen theil Gott anhenken. – Lehmann, 719, 25.
416. Ein Mensch sucht den andern durch Fragen zu entdecken, die Thiere durch Belecken. – Schlechta, 214.
417. Ein Mensch thut nur eins Menschen werck vnd gehet nur einen weg. – Henisch, 1435, 64.
418. Ein Mensch thut so viel als ein Mensch kan. – Petri, II, 215.
419. Ein Mensch vergisst sein vnrath nicht. – Petri, II, 215.
420. Ein Mensch verheist ein Dorff vnd helt nicht ein Sawstall. – Lehmann, 927, 11.
421. Ein Mensch verheist ein kertz wie ein Mastbaum vnd gibt nit ein Pfennigs liechtlein. (S. ⇒ Gott 965.) – Lehmann, 927, 11.
422. Ein Mensch verzehrt sich an seinen krefften wie ein kertz. – Lehmann, 432, 18.
423. Ein müssiger vnnd gesunder Mensch wonen nicht in Einer Haut. – Lehmann, 302, 6.
424. Ein närrischer Mensch hat närrische Träume.
Holl.: Een zot mensch droomt zotte droomen. (Harrebomée, II, 80b.)
425. Ein nüchterner Mensch ist vmb einen vollen nit zu vertauschen.
Lat.: Navis, si aquis impletur, submergitur. – Ut aqua adversatur igni, immoderatus pectus rationi. (Sutor, 254.)
426. Ein rasen Mensch muss rasen. – Petri, II, 220.
427. Ein schlafender Mensch lebt nicht.
Frz.: Homme endormy corps ensevely. (Kritzinger, 378a.) – Un homme dormant est une beste morte. (Leroux, I, 163 u. 172.)
Holl.: De mensch leeft niet langer dan hij waakt. (Harrebomée, II, 79b.)
428. Ein schlechter Mensch und ein guter Mensch kommen aus Rom nicht besser.
Frz.: Jamais bon cheval ni méchant homme n'amenda pour aller à Rome. (Starschedel, 207.)
429. Ein träger Mensch hält keine Lenden. – Burckhardt, 455.
430. Ein träger Mensch wird nie fertig.
It.: Uomo lento non ha mai tempo. (Čelakovsky, 131.)
431. Ein trunkener und ein unsinniger Mensch sind gleich geachtet.
432. Ein undankbarer Mensch ist nicht werth, dass ihn die Erde trägt.
Böhm.: Nic není mrzutĕjšího nad nevdĕčneho človĕka. (Čelakovsky, 50.)
Holl.: De aarde draagt geen' snooder last dan een' ondankbaar' mensch. – Een ondankbaar mensch is niet waard, dat hem de aarde draagt. (Harrebomée, II, 80a.)
Lat.: Dixeris maledicta cuncta, ingratum cum hominem dixeris. (Publ. Syr.)
[609] 433. Ein ungelehrter1 Mensch ist wie ein unpolirter Spiegel.
1) D.i. ungebildeter. – So pflegte Albrecht Dürer zu sagen: Wie der unpolirte Spiegel kein Bild zurückgebe, so sei auch jener nichts nutz.
434. Ein ungewaschener Mensch ist ein halber Mensch.
»Sagt man im gewöhnlichen Leben; und es liegt viel Wahres darin; denn ein unreinlicher Mensch lässt sich gehen, bis er zuletzt im Schlamm versinkt.« (Gerstäcker in der Kölnischen Zeitung, Oct. 1870.)
435. Ein unverschämter Mensch mischt sich überall ein wie Mäusedreck unter den Pfeffer.
Die Araber sagen: Das ist der Charakter eines lästigen (zudringlichen) Menschen: er kommt uneingeladen in Gesellschaften, setzt sich ungebeten an anderer Tisch; er lacht, wenn andere weinen; mischt sich in Sachen, die ihm nichts angehen; nimmt einen Platz ein, der ihm nicht gehört; gibt Rath, den man nicht verlangt; redet Leute an, die mit ihm nicht sprechen wollen. (Cahier, 2413.)
436. Ein vermessen Mensch macht jhm selbs vil Vnglück. – Henisch, 1666, 66; Sailer, 213.
437. Ein verständiger mensch ist als dann allein, wenn er vnter vnverständigen Menschen ist. – Lehmann, 861, 35.
438. Ein verständiger Mensch sorgt heute schon für den nächsten Morgen.
Die Perser sagen: Ein weiser Mensch würde jeden Tag als den der Auferstehung betrachten, d.h. er würde an die Rechenschaft denken, die er von seinem Leben zu geben hat. Die Hebräer: Hat der Mensch am Vorabend des Sabbats nichts bereitet, was soll er am Sabbat essen? Bezieht sich auf das jüdische Gesetz, nach welchem die Speisen für den Sabbat den Abend vorher zubereitet werden müssen, und die künftige Welt wird als Sabbat betrachtet. (Reinsberg II, 15.)
439. Ein vngeübter Mensch ist wie ein new gemüntzter Patzen. – Lehmann, 821, 28.
440. Ein vngeübter Mensch ist wie ein Vngeschmeltzt Kraut. – Lehmann, 820, 28.
441. Ein vortheilischer Mensch lässt sich nimmer genügen. – Henisch, 1499, 9.
Lat.: Avari oculus nulla conditione expletur. (Henisch, 1499, 10.)
442. Ein zenckischer Mensch kan einen auch mit lachendem Munde vmbringen. – Petri, II, 238.
443. Ein zenckischer Mensch richtet nur vnglück an. – Petri, II, 238; Sailer, 213; Simrock, 11978.
444. Ein zornig Mensch weiss nicht, was er thut. – Petri, II, 239.
445. Ein zorniger Mensch hat den Teufel im Leibe.
Frz.: Quand l'homme est en colère il a le diable au corps. (Leroux, I, 171.)
446. Ein zorniger Mensch hat seine Sinne bis auf fünf.
Bei Tunnicius (996): Ein minsche gans tôrnich is sunder reden. (Mentis eget, ratione caret qui fulminat ira.)
Lat.: Homo extra corpus est cum irascitur. (Publ. Syr.) (Philippi, I, 189.)
447. Einem bösen Menschen ist nie zu trauen.
Lat.: Habent insidias hominis blanditiae mali. (Philippi, I, 172.)
448. Einem bösen Menschen kommt auch sein böser Tag.
Span.: A cada malo, su dia malo. (Cahier, 3525.)
449. Einem dankbaren Menschen soll man geben, ehe er bittet.
Port.: Ao agradecido, mais do pedido. (Bohn I, 266.)
Span.: Al agradecido, mas de lo pedido. (Bohn I, 195.)
450. Einem faulen Menschen wehret die zeit lang. – Henisch, 1021, 13.
451. Einem hasen (raschen) Menschen ist kein Esel bedient. (Eifel.)
Nach einer handschriftlichen Mittheilung soll man dort diese Redensart anwenden, wenn aufgefordert wird zu eilen, wo keine Eile noththut.
452. Einem Menschen ist nichts so ähnlich wie ein Affe und ein Schweizer.
453. Einem menschen ist so viel zu trawen als einem vbernächtigen. – Lehmann, 518, 3.
454. Einem trunkenen Menschen soll ein Fuder Heu aus dem Wege gehen.
Böhm.: Opi lému človĕku se i pán bůh z cesty vyhne. (Čelakovsky, 139.)
455. Einem vermessen Menschen gehets endlich vbel auss. – Petri, II, 177; Henisch, 888, 57.
[610] 456. Einem vernünftigen Menschen sieht nichts ähnlicher als ein Narr, der 's Maul hält.
Frz.: Un sot qui se tait passe pour un sage.
It.: Quando non dice niente, non è dal savio il pazzo differente.
Lat.: Stultus quiete consistens, sapiens reputatur.
Schwed.: Så länge dåren tiger hålles äfwen han för klok. (Marin, 25.)
457. Einem vnkeuschen Menschen ist jede Speiss süss. – Petri, II, 178.
458. Einen Menschen zu erziehen kostet viel und ist doch bald um ihn geschehen. – Struve, I, 20.
459. Einen neidischen Menschen ärgert die Fliege an der Wand.
460. Eines jeden Menschen art ist geneigter zum müssiggang als zur arbeit. – Henisch, 1492, 47.
461. Eines Menschen Thun und Wesen an der Stirne ist's zu lesen. – Simrock, 9913.
462. Eines Menschen wegen fällt (hört) der Markt nicht aus (auf).
Böhm.: Bez jednoho človĕka můž dobře trh býtí. (Čelakovsky, 290.)
463. Eines Menschen Will ist sein Himmelreich. – Petri, II, 236.
464. Eines vnverstendigen Menschen vnverstand ist immer grösser als seine weissheit. – Lehmann, 887, 84.
465. En dun Minsk mutt man mit'n Foder Hau ut'n Wege fahr'n. – Eichwald, 1310.
466. En flîtig Minsche het jümmer Brât, en Müssiggänger dei kümt in Nâd. – Schambach, II, 171.
467. Ên klok Minske, de mott kên Narr sîn (oder: weren). (Waldeck.)
468. En Minsk geit ên Gank (Weg). (Ostfries.) – Bueren, 408; Eichwald, 1312; Frommann, IV, 287, 436; Hauskalender, I.
469. Ên versümend Minske es schlemmer osse ên fûl Minske. (Lippe.)
Ein saumseliger, versäumender Mensch ist schlimmer als ein fauler.
470. Enmal mutt de Mensch rusen (rasen, toben). (Rendsburg.)
471. En'n besôpenen Minschen mot man med en'n Foier Hou ût den Wäge fören. – Schambach, II, 246.
472. En'n hastigen Minschen deint kein Esel. – Schambach, II, 214.
Wer Eile hat, muss sich nicht des Langsamen bedienen.
473. Es geht den Menschen gerade so wie den Leuten. – Klix, 46.
D.h. was einmal Menschen begegnet, das begegnet eben auch Menschen, wenn man auch Leute sagt. Wird gehört, wenn Personen von Ansehen einen Fehler begangen haben.
474. Es geht vnter Menschen wie im Morenland, der schwartz ist der schönste. – Lehmann, 98, 17.
475. Es gibt dreierlei Menschen: gute, schlechte und Tolkemiter. – Frischbier, 2615.
476. Es gibt dreierlei Menschen: Menschen, Christen und Bestien.
477. Es gibt gute wie böse Menschen und Langenbielauer.
Gegend von Reichenbach. Die Bedeutung dieses hier allgemein gebräuchlichen Sprichworts soll in der Einbildung der Langenbielauer liegen, für etwas Apartes gelten zu wollen. Die Fabrikanten sind zum Theil reich gewordene Weber, deren Intelligenz und Bildung nicht im Verhältniss mit ihrem Wohlstande gewachsen ist. Es hat sich die Meinung gebildet, der Langenbielauer glaube, dass man auf ihn besondere Rücksicht nehmen müsse, sei es bei Eisenbahn- und Strassenanlagen, sei es in gesellschaftlichen Cirkeln.
478. Es gibt kein böser Mensch einen Rath, er hat seinen Vortheil dabei.
Jüd.-deutsch: Es get kaan Rosche kaan Eeze, er hat sein Terwe dabei. (Tendlau, 902.)
479. Es gibt Menschen, die nicht anders gerührt werden können als vom Schlage, – Friedrich, Satir. Zeitspiegel, Hft. 4.
480. Es gibt schlechte Menschen und gute Gastwirthe.
[611] 481. Es gibt verschiedene Menschen: gute Menschen, böse Menschen und – Pillkaller. (Gumbinnen.) – Frischbier2, 2615a.
482. Es gibt zweierlei Menschen: die einen zürnen leicht, die andern geben nichts darauf. – Körte, 4239.
483. Es hat kein Mensch so wenig Gewicht, er hat sein bös (gut) Gerücht.
It.: Non si dà huomo senza nome ne nome senza fama. (Pazzaglia, 172, 3.)
484. Es ist bald geschehen vmb einen Menschen, vnd er kostet doch so recht vil zu erziehen. – Agricola I, 204; Lehmann, 747, 13; Schottel, 1132a; Lehmann, II, 128, 144; Simrock, 6986a.
Böhm.: Človĕka zahubiti není maličkost. (Čelakovsky, 355.) – Snadno človĕka zahubiti! ale jak bude duši? (Čelakovsky, 16.)
Lat.: Foliis similes homines. (Chaos, 600.)
Poln.: Człowieka zgubić nie pół rzeczy. (Čelakovsky, 355.)
485. Es ist besser, die Menschen essen mit dem Vich, denn das Vich mit den Menschen. – Petri, II, 255; Henisch, 948, 50.
486. Es ist ein armer Mensch, der nichts hat.
Holl.: Het is een arm mensch, die niets heeft. (Harrebomée, II, 81a.)
487. Es ist ein jeder Mensch verloren, er werde denn dreimal geboren: die Mutter gebiert das Kindelein, die Taufe macht es sündenrein; ein strenger Bote ist der Tod, der uns gebiert dem Herren Gott. – Bacmeister, 11, 21.
488. Es ist ein Mensch dem andern nicht gleich.
Frz.: Il y a grande différence d'homme à homme. (Leroux, I, 167.)
489. Es ist ein Mensch umb dess andern willen. – Chaos, 663.
490. Es ist ein schlimmer Mensch, der um einen Quark zankt.
Bei Tunnicius (1005): It is ein slim minsche, de kift umme Schyt fôr. (Vilis homo lana qui corrixatur aselli.)
491. Es ist ein unglücklicher Mensch und ein Geck, der seines Gutes nicht zu gebrauchen wagt.
Bei Tunnicius (1123): It is ein unselig minsche unde ein geck, der synes gudes nicht bruken dar. (Est miser et stultus cui gaza et nesciat uti.)
492. Es ist einem jungen Menschen wie einem Affen; was er sihet, das wil er auch thun, es sey gut oder böse, es treffe oder falle. – Petri, II, 260.
493. Es ist kein falscherer Mensch als der auf zwei Stühlen sitzt. – Winckler, V, 56.
494. Es ist kein löblicher Mensch, den der Neyd mit seinen Klawen nicht kratzt. – Lehmann, 545, 18.
495. Es ist kein Mensch auff Erd so reich, der arm ist jhm mit dancken gleich. – Petri, II, 260.
496. Es ist kein mensch, er hat einn wandel, hats nit alle vier. – Franck, II, 115b; Gruter, I, 34; Petri, II, 269; Eiselein, 627; Schulze, 18; Simrock, 6973.
Nämlich die Hauptfehler der Pferde.
Mhd.: Dhain welt leichs mensch ward nie so rain, es hunch an einem überpain. (Ring.) (Zingerle, 101.)
Lat.: Nemo sine crimine vixit. (Froberg, 469; Philippi, II, 16.) – Vitiis nemo sine nascitur optimus ille, qui minimis urgetur. (Horaz.) (Philippi, II, 258.)
Ung.: Senki sincs vétek nélkül.
497. Es ist kein Mensch gschuld, as 's Müllers Hund, hät säb Büebli gseit. – Sutermeister, 40.
498. Es ist kein Mensch mehr vor dem andern sicher.
Eine alte Klage, und doch können die meisten ruhig schlafen.
499. Es ist kein mensch ohn ein aber. – Franck, II, 115b; Petri, II, 269; Körte, 4223; Simrock, 6975.
Engl.: Every bean has its black. – Every man has his feeble. – He is lifeless, that is faultless. (Masson, 246.)
Frz.: Chacun a sa chacunière. – Chacun a un fol en sa manche. (Masson, 246.) – Il n'est homme ne femme où il n'y ait un si. (Leroux, I, 167.) – Le meilleur vin a sa lie. – Nul grain sans paille et nul homme sans défaut. – Nul miel sans fiel. (Masson, 246.)
It.: Ogni farina ha crusca. – Ogni grano hà la sua paglia. (Masson, 246.)
[612] Lat.: Nihil est ab omni parte beatum. – Qui sunt absque nisi, non sunt homines mihi nisi. – Raro sunt nisi, qui caruere nisi. – Unicuiqui dedit vitium natura creato. – Vitia et lapsus omnes circumferimus, singuli suos. – Vitiis nemo sine nascitur. (Masson, 246.)
Poln.: Nic bez ale. (Masson, 246.)
500. Es ist kein Mensch ohne ein Nisi. – Lehmann, II, 155, 142.
501. Es ist kein Mensch ohne ein nisi: der ist der beste, der es bedeckt. – Gruter, III, 33; Lehmann, 506, 40.
Mhd.: Man lobet nu nieman ân ein »daz«. (Freidank.)
Frz.: Nuls vifs sans vices. (Leroux, II, 271.)
502. Es ist kein Mensch so alt, er kann noch etwas lernen.
Holl.: Een mensch is nooit te oud, om te leeren. (Harrebomée, II, 80a.)
503. Es ist kein Mensch so arg, er hat etwas gutes an jhm. – Petri, II, 269.
504. Es ist kein Mensch so böss, er thut je derweilen ein Stück der Tugend. – Lehmann, 760, 14.
Mhd.: Ezn gewan nieman sô herten muot, ern taete doch etswenne guot. (Freidank.) (Zingerle, 96.)
505. Es ist kein Mensch so demüthig, er will gelobet sein. – Henisch, 674, 50; Gaal, 1110; Petri, II, 269.
It.: La carne della lodola piace ad ognuno. (Gaal, 1110.)
Lat.: Nemo tam gnarus, qui non sit laudis avarus. (Gaal, 1110.)
506. Es ist kein Mensch so fromb, wenns an sein eigenen nutzen gehet, sein gebrechen thun sich denn herfür. – Lehmann, 218, 21.
507. Es ist kein Mensch so stark, er füllet morgen schon den Sarg.
Böhm.: Dnes človĕk pevnĕjší kamene, a zítra vody slabší. – Dnes človĕk, žeby skály lámal, a zítra by ho vĕtřik povalil. (Čelakovsky, 299.)
508. Es ist kein Mensch so weise, es beissen ihn die Kummerläuse.
Holl.: De voorzigtigste mensch kan wel eene luis in den brijpot laten vallen. ( Harrebomée, II, 79b.)
509. Es ist kein Mensch und Handl also schlimm, es ist ein wenig Gutes drin. – Chaos, 559.
510. Es ist kein Mensch, wer er auch sei, von allem Unglück frei.
Lat.: Est homo vix natus ex omni parte beatus. (Loci comm., 83.)
511. Es ist keyn mensch sonder eyn das. – Tappius, 180b; Lehmann, II, 144, 183.
»Ich glaub kaum das ein mensche lebe, dem nicht ein nisi stand im wege.« – »Ein yeder mensch ein mangel hat, sonst weren wir all gerecht vnd glatt.«
Lat.: Jam uix sunt nisi, qui caruere nisi. – Nihil est ab omni parte beatum. (Tappius, 180a.) – Si nisi non esset, perfectus quilibet esset. (Loci comm., 85.)
512. Es ist mit dem Menschen wie mit einem Eisen; gebraucht mans, so verschleissts, gebraucht mans nicht, so frissts der Rost. – Petri, II, 272; Henisch, 866, 22.
Lat.: Vita humana prope uti ferrum est. (Henisch, 866, 24.)
513. Es ist nicht ein Mensch wie der andere.
Die Osmanen sagen: Es gibt Menschen, und es gibt auch Menschlein. (Schlechta, 26.)
514. Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei. – 1 Mos. 2, 18.
515. Es ist nicht jeder ein Mensch, der eine Sonntagsweste trägt.
It.: Non ogni uomo è uomo. (Cahier, 3141.)
516. Es ist niemahl ein frommer Mensch vnnd ein gut Ross auss Teutschland nach Rom gereiset, das nicht erger were heim kommen. – Lehmann, 689, 40.
517. Es ist offt einer ein böser Mensch vnnd guter Fuhrmann, also ist offtmals einer ein böser Mensch vnnd guter Regent. – Lehmann, 673, 172.
Lat.: Sie Cicero Caesarem laudandum et tollendum censuit. (Lehmann, 673, 172.)
518. Es kann nicht jeder Mensch an zwei Tischen zugleich essen.
519. Es lebt kein Mensch gar ohn Creutz. – Henisch, 622, 53.
520. Es lebt kein Mensch vff Erd so schlecht, der in all seinem thun gerecht. – Eyering, II, 494.
[613] 521. Es mag leicht, das einen Menschen enzieret, ein rotz auff einem ermel. – Agricola I, 370.
Unflat schmückt nicht. Gegen Modenarrheiten.
522. Es möchte den Menschen wenig ehren, wollt' er das Innere auswärts kehren. – Bacmeister, 12.
523. Es sind alle Menschen vernünftig, das männliche und weibliche Geschlecht ausgenommen. – Sailer, 106.
524. Es sind böse Menschen, die ein Schaf auf dem Haupt und einen Fuchs im Herzen haben. – Winckler, II, 37.
525. Es sind böse Menschen, die Gräten haben statt der Knochen.
526. Es sind böse Menschen, die zwischen zwei Wassern schwimmen. – Winckler, IX, 28.
527. Es sind nicht alle Menschen Fischer, die am Meere wohnen.
Aehnlich russisch Altmann VI, 408. Am Meere wohnen auch noch andere Leute als Schiffer. (Altmann VI, 486.)
528. Es sind schlimme Menschen, welche die Worte eines Engels und die Klauen einer Katze haben.
529. Es sind vier lebende Menschen nöthig, einen todten zu begraben.
It.: A cavar di casa un morto, ci voglion quattro vivi. (Bohn I, 86.)
530. Et göwt Mönsche, aber ok Donnerkräte. – Frischbier2, 2620.
531. Et hett sich all mannich Minsch to'n Schelm (Bädler) arbeit. – Goldschmidt, 107.
Dadurch nämlich, dass er sich durch übermässige Arbeit krank und elend gemacht hat und nun nichts mehr verdienen kann; oder dadurch, dass er z.B. bei einer grossen Landwirthschaft, statt verständig die Aufsicht zu führen, selbst mit arbeitet, während er an einer andern Stelle alles ohne Aufsicht lässt.
532. Et lêwet vil Menschken in der Welt, öwwer Gott weit, bû. (Waldeck.) – Curtze, 323, 108; für Iserlohn: Woeste, 73, 197.
533. Et ös alles mönschlich, bloss wat de Kuijel makt, öss schwîn'sch. (Samland.) – Frischbiera, 2622.
534. Et steit keinem Minschen vor'n Kop eschrêwen, wat he dân het. (Hannover.) – Schambach, II, 194.
Ausdruck des Mistrauens gegen Unbekannte; da es niemand vor dem Kopfe geschrieben stehe, was er gethan habe.
535. Eth is ein arm mensch, der ghein inn hefft. – Tappius, 104b.
Lat.: Domus optima. (Tappius, 104b.)
536. Etwas will der Mensch haben. – Hollenberg, III, 10.
537. Faulen Menschen währt die Zeit stets lang.
538. Für Ein gut Stück am Menschen soll man fünf böse abrechnen.
539. Gar schwär ein mensch zu dulden ist, dess maul zusteht zu keiner frist.
Lat.: Pondus ualde graue, uerbosum uas sine claue. (Loci comm., 75.)
540. Gerade Menschen handeln auch krumm.
541. Geschickter Mensch und feines (gutes) Geld haben Werth in aller Welt.
Poln.: W šwiecie człowiek nie zaginie.
542. Grôt Mintsch is 'n half Ledd'r in't Hûs. (Altmark.) – Danneil, 278.
Wer hoch gewachsen ist, erreicht viele Dinge ohne Hülfe einer Leiter.
543. Gute Menschen und echtes Gold sind weich.
544. Gute Menschen und weisse Sperlinge findet man selten.
Engl.: Make much of one, good men are scarce. (Bohn II, 114.)
Frz.: Le bon homme est rare au monde. (Leroux, I, 168.)
Lat.: Hermaphroditus. (Chaos, 1105.)
546. Hat der Mensch sich zu hoch verstiegen, so muss er bald am Boden liegen.
»Dass sich im ewigen Kreislauf der Dinge nicht allzu hoch das Menschlein verfinge, kommt immer irgendein Ungefähr dem eiteln Menschlein in die Quer, und lässt, wenn es sich etwa verstiegen, unsanft es wieder zu Boden fliegen.« (Schücking, Welt und Zeit, 20, 79.)
[614] 547. Hitzige Menschen muss man nicht auf Esel setzen. – Winckler, VI, 3.
548. I böser mensch, i besser glück. (S. ⇒ Schelm und ⇒ Strick.) – Gruter, I, 49; Egenolff, 57b u. 152a; Eyering, I, 313, 370 u. 378; Henisch, 1658, 9; Mathesy, 119b.
Anfang eines Volksliedes aus dem 16. Jahrhundert. (Vgl. K. Goedeke und J. Tittmann's Liederbuch aus dem 16. Jahrhundert, Leipzig 1867, S. 179.)
Böhm.: Hořší-li človĕk, lepší štĕstí. (Čelakovsky, 153.)
Lat.: Fortuna fovet ignauos. (Egeria, 57b; Sutor, 274.) – Quo quis nequior hoc fortunatior. (Henisch, 1658, 10.)
549. I frömmer mensch, i böser glück. – Gruter, I, 44; Henisch, 1658, 18.
550. Ich bin ein ausgezeichneter Mensch, sagte der schwarze Peter, der ein Brandmal auf der Stirn hatte.
Holl.: Ik loop met braadharing, zei Jerven de Plerri, en hij was tot Enkhuizen gebrandmerkt. (Harrebomée, I, 185.)
551. Ick bin man 'n armen Minsch, awer Supp' mit Moaden fröät ick ne, söä der Beddelmann, ass de Frû em'n Teller Nudelsupp' gaw. – Schlingmann, 79.
552. Idt is ghein mensch sonder ein lack. (Westf.) – Tappius, 180b.
553. In des Menschen Hertz sind viel Winckel vnd Querschlege. – Petri, II, 403.
554. In ein bösen Menschen soll man nichts füllen. – Gruter, III, 55; Lehmann, II, 284, 49.
555. Ist das ein gefühlloser Mensch! rief der Barbier, als er einen Ertrunkenen bürstete, der drei Tage im Wasser gelegen.
Holl.: Die karel heeft geen gevoel, zei dokter Stokvisch, en hij anatomiseerde een' drenkeling. (Harrebomée, I, 392b.)
556. Ist der Mensch geboren, fängt er an zu sterben. – Simrock, 6986; Braun, I, 2684.
Die Russen: Der Mensch ist eine wandelnde Leiche. Die Polen: Einmal hat die Mutter geboren, einmal muss man sterben. (Reinsberg II, 153.)
557. Ist der Mensch im Leide, so greift er selber dem Schwert in die Schneide.
558. Je besser Mensch, je neher Gott. – Henisch, 319, 60; Petri, II, 390.
559. Je böser Mensch vnd voller Dück, je besser Wolfart, heil vnd glück. – Eyering, II, 302.
560. Je frömmer Mensch, je grösser das Creutz. – Henisch, 623, 2.
Lat.: Aerumnae bonis viris duplicantur. (Henisch, 623, 4.) – Virtutis spectatae durior conditio. (Henisch, 623, 3; Sutor, 677.)
561. Je gebildeter der Mensch, desto weniger braucht er. – Klosterspiegel, 46, 7.
562. Je heiliger Mensch, je grösser Anfechtung.
»Es ist ein alt vnd warhafftig sprichwort: ye heiliger mensch, ye grössere anfechtung.« (Geiler von Kaisersberg, Vsslegung des Paternosters, Strasburg 1515, XCII, 2a.)
563. Je länger der Mensch auf der Welt ist, je mehr gewohnet er derselben. – Opel, 371.
564. Je lenger hie ein Mensche lebt, je mehr er nach dem gelde strebt.
Lat.: Quando senex fueris, tibi plus amor imminet aeris. (Sutor, 893; Loci comm., 16.)
565. Je mär de Mensk heät, je mär hei begeäret. (Sauerland.)
Je mehr der Mensch hat, je mehr er begehrt. In Aegypten sagt man: Als er zum Islam gelangt war, wollte er Scherif werden. (Burckhardt, 136.) Da dem Mohammedaner seine Religion als die vorzüglichste gilt, so heisst das ebenso viel als: Der Mensch lässt sich an seinem Glück nicht begnügen; je mehr er erhält, je mehr will er haben.
566. Je mehr der Mensch weiss, je mehr will er wissen.
So wie umgekehrt, je weniger der Mensch weiss, je weniger begehrt er zu wissen.
567. Je mehr Menschen man gesehen, je weniger kann man sie verstehen.
568. Je näher der Mensch gesippet, je näher ist er am Erbe. (S. ⇒ Erbe 10, Gut ⇒ 100 u. ⇒ 113, ⇒ Nachlass und ⇒ Nächste.) – Graf, 200, 120.
[615] 569. Je schlimmer Mensch, so besser Glück. – Eiselein, 459.
Der schlimmste Mensch, sagen die Ungarn, ist mitunter der glücklichste. Die Perser: Die süssen Muskatmelonen werden dem Schakal zu Theil. (Reinsberg IV, 137.)
Böhm.: Človĕk všady má své vady. (Čelakovsky, 279.)
Lat.: Miseria nullos, mens mala nocentes facit. (Chaos, 1049.)
570. Je schwächer der Mensch, je stärker Gott.
571. Jede Minsch hett sin Nücken (Launen). (Rendsburg.)
572. Jeder Mensch begert einen Gott, der jhme allhie Gelt vnd gut genug vnd nach dem todt das ewig leben geb. – Lehmann, 67, 29.
573. Jeder Mensch empfaht, wonach das Herz ihm staht.
574. Jeder Mensch gibt seinen Werth sich selbst.
Frz.: Cet homme en vaut bien un autre. (Lendroy, 1500.)
575. Jeder Mensch hat böss Geblüt; wenn man jhm das solt sprengen, würden sich die Leut zu tode bluten. – Lehmann, 504, 12.
576. Jeder Mensch hat einen Narren bei ihm, nur dass ihn einer besser bergt als der ander. – Nass. Schulb., XIV, 5.
577. Jeder Mensch hat etwas Eselsfleisch genascht.
Dän.: Alde have ædt noget af eselet. (Prov. dan., 20.)
578. Jeder Mensch hat sein Aber. – Sailer, 163.
579. Jeder Mensch hat sein Plaisirchen, jedes Thier hat sein Manierchen.
580. Jeder Mensch hat seine Fehler. – Erklärung, 26.
Engl.: There's no man so perfect but hath his failings. (Kritzinger, 715a.)
It.: Ogni casa ha ceffo e fogna. (Gaal, 1218.)
Lat.: Omnis homo in mundo fragilis stat sicut arundo. – Vitiis nemo sine nascitur, optimus ille, qui minimis urgetur. (Gaal, 1131 u. 1218.)
Ung.: Senki sincs vétek nélkül. (Gaal, 1218.)
581. Jeder Mensch hat seine Plage. – Gaal, 1261.
Die Venetier sagen: Jede Thür hat ihren Klopfer. – Alle haben ihr Kreuz. Die Engländer: Wo auch immer ein Mensch wohne, er kann sicher sein, einen Dornbusch vor seiner Thür zu haben. – Jeder Mensch muss seine Metze Asche essen, ehe er stirbt. Die Perser: Jeder Esel hat seine Ladung. Die Tataren: Dem einen fehlt das Wasser zum Trinken, dem andern die Brücke zum Uebergehen. Neger Afrikas: Lange Zähne und kurze Zähne essen die gleiche Speise. (Reinsberg II, 76.)
Frz.: Il n'a pas homme qui n'a somme. (Leroux, I, 167.)
It.: A ciascheduno pesa il suo fardello. (Gaal, 1261.)
Poln.: Każdy ma swego mola, co go gryzie. (Masson, 313.)
Schwed.: Ingen lefver utan möda. (Grubb, 396.)
Ung.: Van kinekkinek mit vállalni. (Gaal, 1216.)
582. Jeder Mensch hat seine schwache Seite. – Klix, 46.
583. Jeder Mensch hat seinen Preis. – Klix, 40.
584. Jeder Mensch hat seinen Wurm (Zwickel). – Simrock, 6976; Körte, 4222; Braun, I, 2678.
Wie nach dem lateinischen Sprichwort jede Haubenlerche ihre Haube.
Lat.: Homo sum, humani nihil a me alienum esse puto. (Terenz.) – Oportet omnibus corydalis cristam inesse. (Erasm., 483; Philippi, II, 74; Tappius, 180b.)
585. Jeder Mensch hat Vernunft, aber nicht jeder gebraucht sie.
Böhm.: Hrubý človĕk neřídí se rozumem, ale chtíči (vášnĕmi) svými. (Čelakovsky, 86.)
586. Jeder Mensch hat Vernunft und auch etwas Unvernunft.
587. Jeder Mensch hat was vom Wolf und Pfau.
Magendienst und Eitelkeit. »Betrachte dir nur die Menschen genau, hat jeder etwas vom Wolf und vom Pfau. Den Wolf erkennst du zur Fütterungszeit, den Pfau am Schweif der Eitelkeit; ja mancher umfasst, du ahnest es nie, in sich eine ganze Menagerie.« (Schücking, Welt und Zeit, 19, 76.)
588. Jeder Mensch hat zwei Pfeile, die heimlich treffen und tief verwunden. – Sailer, 51.
Es sind die Augen gemeint.
589. Jeder Mensch hört sich lieber loben als schelten.
Lat.: Si modo me spernis, mutata veste redibo, quod mihi non dederis, vestibus ipse dabis. (Sutor, 934.)
590. Jeder Mensch ist eine Welt für sich.
Frz.: Chacun homme est un petit monde. (Leroux, I, 166.)
591. Jeder Mensch ist gut an seinem Platz.
Holl.: De menschen zijn als een bos sleutels, waarvan elk tot een bijzonder slot dient. (Harrebomée, II, 79a.)
[616] 592. Jeder Mensch liebt seinen Nächsten, sagte Harpax, und leckte der Katze den Milchbart.
Holl.: Een mensch heeft altijd liefde voor zijn naasten, zei Govert, en hij likte der kat de kruimelen van den baart. (Harrebomée, II, 80a.)
593. Jeder Mensch muss ein Paar Narrenstrümpfe zerreissen.
Davon sind sogar die nicht ausgenommen, die barfuss gehen. Mancher Mensch hat das Unglück, dass seine Narrenschuhe ein Paar unzerreissbare Sohlen haben.
594. Jeder Mensch muss seine Bürde tragen.
Die Türken behaupten: Wenn es einen Menschen ohne Kummer (Sorge) gäbe, so wäre es kein Mensch. (Cahier, 2558.)
Dän.: Er du et menneske, liid det som er menneskeligt. (Prov. dan., 387.)
595. Jeder Mensch muss sieben Jahr narren, und wenn er eins versäumt, muss er von neuem anfangen.
Lat.: Nullum pondus magis inclinat ad lapsum, quam consuetudo mali. (Sutor, 552.)
596. Jeder Mensch nach seiner That, hat in jener Welt seine Statt.
597. Jeder Mensch soll haben: Zehrpfenning, Nehrpfenning, Ehrpfenning und Wehrpfenning. – Gruter, III, 53; Lehmann, II, 282, 20.
598. Jeder Mensch wird mit dem Recht geboren.
»Jedes Individuum bringt das Urrecht, ein Mensch im vollem Sinne des Worts sein zu dürfen, dies naturhistorische Recht, mit auf die Welt.« (Klencke, An den König von Preussen, Leipzig 1849, S. 27.)
599. Jidder Mensch hät senge Sen un jide Wuesch hät ihre Pen. (Bedburg.)
600. Ke Mengsch es ze alt zo lieren. (Bedburg.)
601. Kein bosshafft mensch ist wol daran bey Gott vnd keiner kompt dauon.
Lat.: Nunquam coelesti domino placuere scelesti. (Loci comm., 91.)
602. Kein Mensch, der nicht sündige. – 1 Kön. 8, 46; Schulze, 18; Zaupser, 247.
603. Kein Mensch ist ohne Aber. – Braun, I, 2677.
Jeder hat seine Fehler! Wie die Walachen sagen: Kein Mensch ist eine Kirchenthür. (Reinsberg II, 75.)
Lat.: Unicuique dedit vitium natura creato. (Properz.) (Binder I, 1796; II, 3412; Kruse, 1148; Seybold, 650; Philippi, II, 233.)
604. Kein Mensch ist ohne Lüge.
D.h. ganz wahrhaftig. Im deutsch-französischen Kriege von 1870 haben aber die Franzosen von dieser menschlichen Eigenschaft einen etwas gar zu ausgedehnten Gebrauch gemacht.
Frz.: Tout homme est menteur.
605. Kein Mensch ist seiner Zunge Meister. – Petri, II, 417.
606. Kein Mensch kann das Glück zwingen. – Petri, II, 417.
607. Kein Mensch kann des andern entrahten. – Eyering, III, 142; Schottel, 1120a.
Mnd.: Ik hebbe dat dicke lesen, nen mynsche kan ontekamen wesen. (Mone, Schauspiele des Mittelalters, Bd. 2.)
Dän.: Det ene menneske kand ei undvære det andet. (Prov. dan., 135.)
608. Kein Mensch lebet one laster. – Büttner, J, 4b.
609. Kein Mensch lebt ohne Kreuz.
610. Kein Mensch leidet so viel Uebles, als Gott der Herr leiden muss.
611. Kein Mensch muss müssen. – Simrock, 7186; Körte, 4323; Körte2, 5306; Büchmann, 50.
Jeder aber soll wollen, nämlich das Rechte. Das Sprichwort hat seine Quelle in Lessing's Nathan der Weise, wo Nathan (Aufzug 1, Scene 3) sagt: »Kein Mensch muss müssen, und ein Derwisch müsste?« Fast möchte man annehmen, Lessing habe es dem Volksmunde entnommen, denn er wendet es später (Aufzug 3, Scene 10) noch einmal an. »Daja: Der Vater soll schon müssen. Tempelherr: Müssen, Daja? Noch ist er unter Räuber nicht gefallen. Er muss nicht müssen.«
612. Kein Mensch ohne Fehler.
Holl.: Elk heeft een lak. – Geen mensch zonder lak. (Harrebomée, II, 80b.)
613. Kein Mensch sich selig rühmen soll, er schliesse denn sein Leben wohl. – Gerlach, 109.
614. Kein Mensch wird recht aufgemuntert, es sei denn durch Verfolgung. – Opel, 375.
615. Kein Mensk versäupe seine Blagen, me kann nit wiéten, wat darut wären kann. (Sauerland.)
[617] 616. Kleine Menschen gehen unter in einer grossen Zeit, grosse Männer in einer kleinen. – Welt und Zeit, V, 210, 77.
617. Kleine Menschen, kleine Werke.
Halbe Menschen, halbe Massregeln.
Holl.: Kleine menschen, kleine wenschen. (Harrebomée, II, 81a.)
618. Könnt' ein Mensch sich selber sehn, er würde selber sich verschmähn. – Bacmeister, 12.
619. Könnten die Menschen fliegen wie sie lügen, dann könnte man sagen: wir dürfen weder Schiff noch Wagen.
Holl.: Konden de menschen vliegen, gelijk zij kunnen liegen, men zoude niet vragen naar schuit of wagen. (Harrebomée, II, 81b.)
620. Kummt de Minsk to 't Weten, is he half verschleten1. – Stürenburg, 219a.
1) Abgenutzt, verbraucht, verschlissen.
621. Lebte ein mensch gleich viel hundert jar, so wurd er doch am end gewar, dass dieses leben gleicht dem wind, der hinfehrt vnd verbirgt sich gschwind.
Lat.: Quid prodest homini, si uiuat secula centum? Cum moritur, uitam transisse putat quasi ventum. (Loci comm., 84.)
622. Lieber Mensch, lass es nur gehn, soll es sein, muss es geschehn. – Gerlach, 101.
623. Ma muess jedem Mensche(n) in seim Werth lasse(n). (Ulm.)
624. Man kann den Menschen nur (wol) ins Auge (Gesicht), nicht ins Herz sehen.
625. Man kann den Minschen nich mehr Verstand affödern1, asse2 hat. (Göttingen.) – Schambach, II, 81.
1) Abfordern.
2) Als er; aus: as he, auch arre. – Niemand kann über die Grenzen seiner Befähigung hinaus denken und urtheilen.
626. Man kann einen Menschen wol belügen, aber nimmer Gott betrügen.
Mhd.: Man mac wol liute triegen, got ist iemer unbetrogen. (Spervogel.) (Zingerle, 151.)
627. Man kann einen Menschen wol zwingen, die Augen zu schliessen, aber nicht zum Schlafen.
Dän.: Man kan nøde en mand til at blunde, men ikke til at sove. (Bohn I, 388.)
628. Man kann in keinen Menschen hineinkriechen. – Frischbier2, 2616.
629. Man kann 'n Minsk nich stäken1 as 'n Fatt Botter. – Bueren, 863; Stürenburg, 259b; Kern, 916; Hauskalender, III.
1) Stechen, hier in dem Sinne von prüfen, wie man ein Fass Butter prüft, indem man hineinsticht; oder auch: nicht anbohren und inwendig untersuchen wie ein Fass Butter.
630. Man kann sick up kên Minsch mehr verlâten, säd' de Mann, do hadde he in de Büxen schäten. (Flensburg.) – Hoefer, 748.
631. Man kennt einen Menschen erst, wenn man einen Scheffel Salz mit ihm gegessen hat.
Frz.: Pour bien connaître un homme, il faut avoir mangé un muid de sel avec lui. (Kritzinger, 642a.)
It.: A lungo andare si conosce l'huomo. (Pazzaglia, 172, 10.)
632. Man ladet einen Menschen zu Gast und schickt ein Schwein zu Haus. – Eiselein, 208; Körte, 1764.
633. Man misst die Menschen nicht nach der Elle.
Dän.: Man maaler ikke folk i alen-tal. (Prov. dan., 172.)
Frz.: Los hommes ne se mesurent pas à l'aune. (Cahier, 1081; Lendroy, 72.) – On ne mesure pas les hommes à la toise. (Lendroy, 1427.)
634. Man muss den Menschen nicht messen nach der Tiefe seines Beutels, sondern nach der Elle seines Verstandes. – Winckler, VIII, 17.
635. Man muss die Menschen als Münzen betrachten, deren Curs, nicht deren Werth (Kern) wir achten. (Ruth.)
636. Man muss die Menschen nehmen, wie sie sind.
Frz.: Il faut estimer ce que l'homme faict, non pas ce qu'il peut faire. (Leroux, I, 167.)
637. Man muss die Menschen nehmen wie sie sind, sagte der Gensdarm, und sperrte Schuldige und Unschuldige ein.
[618] 638. Man muss offt einen vor ein todten menschen vfnemen. – Lehmann, 834, 4.
639. Maa mut sik för de Minschen wârn, de Got tekent het. – Marahrens, 95.
640. Man mutt kên Minsch opp den ersten Blick trûn (trauen). (Rendsburg.)
641. Man mutt kèn Minsch to dries warrn laten. (Rendsburg.)
642. Man mutt sick in de Minschen schicken. (Rendsburg.)
643. Man mutt vor jed'n Minschen en Tross hemm (Trost haben). (Rendsburg.)
644. Man soll einem Menschen die Ehre neunmal verdecken. – Simrock, 12287.
645. Man soll jeden Menschen vor ein Engel halten, aber vor jhme auffheben vnd ein ding verwahren wie vorm Dieb. – Petri, II, 460; Henisch, 695, 4; Lehmann, 71, 19.
646. Man soll nur Einen Menschen wider den andern tödten. – Graf, 337, 317.
Nach dem altdeutschen Wiedervergeltungsrecht soll jedes Unrecht durch Gleichartiges gebüsst und gesühnt werden; Auge um Auge u.s.w. Blut wider Blut, ⇒ Leiche (s.d. 2) gegen Leiche. Ist ein Mensch getödtet worden, soll wieder einer, aber keiner mehr getödtet werden.
Mhd.: Man sol nur ain menschen wider den andernn töttn. (Rupr. von Freysingen.)
647. Manche Menschen sind so fein (vom Verstande) wie Spinnweben, die zu nichts dienen als Fliegen damit zu fangen. – Winckler, II, 68.
648. Manchem Menschen fehlt nichts als Kohl, wenn er nur Speck hätte.
649. Mancher braucht einen neuen Menschen und kauft nur einen neuen Rock. – Simrock, 6979; Körte, 4001; Braun, I, 2519.
650. Mancher Mensch ist des andern Wolf und sein eigener Teufel. – Winckler, VIII, 64.
651. Mancher Mensch ist wie das glücks Cloac, vber den es aussschütt, was es hatt. – Lehmann, 347, 87.
652. Mancher Mensch weiss seines Gutes kein Ende. – Eiselein, 460.
653. Mann kan einem Menschen nichts bessers wünschen als gesundheit, ehr vnd gute narung. – Lehmann, 302, 3.
654. Me mot nit mit allen Mensken gut Frönd sinn wellen, do he me vil te vil Schaden vo. (Soest.)
655. Mei (mich) kann kain Minske mânen, wänn ik ne (ihm) niks schüllig sin (bin). (Driburg.) – Firmenich, I, 363, 62.
656. Mensch bleibt (sind) Mensch. – Henisch, 414, 18; Petri, I, 72.
So sehr also auch der eine durch Eigenschaften des Geistes und Herzens über andere hervorragen mag, er ist menschlichen Schwachheiten wie jeder andere unterworfen.
Holl.: De engelen wonen in den hemel, hier heeft men met menschen te doen. (Harrebomée, I, 164.)
It.: Ogni huomo è huomo. (Pazzaglia, 160, 7.)
657. Mensch gedenke dattu moest sterven, dyn guet beholden dyne erven; wan er se dy hebben to grave gebracht, dan kyvn se umbe dyn guet dag und nacht, woe se dyn goet mogen deilen; se en fragen nicht mehr na dyner seilen (Seele)1.
1) Es ist dann noch hinzugefügt: »Hir up dencke, dewile dattu levest, und gyff dattu van gode hevest, wante det lecht brent und lochtet dy voer, dattu machst wenden und setten na dyner koer. Also help dy selvest ut der noet ere dy beslyket de bitter doet.« – Auf dem Umschlage eines Registers der Curien auf dem Domhofe zu Münster aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts. (Vgl. B. Hölscher in der Zeitschrift für vaterländische Geschichte und Alterthumskunde, VIII, 311.) (S. ⇒ Beichten 1, ⇒ Messe 14 und ⇒ Schweigen.)
658. Mensch, helff dir selbs, so hilfft dir Got. – Franck, II, 79b; Egenolff, 71b; Petri, II, 472; Schottel, 1123a; Körte, 4231; Körte2, 5305.
Lat.: Manus mouenda cum Minerua. (Egeria, 71b.)
659. Mensch, hüt' dich! und ich behüt' dich, sprach Gott zum Menschen. (Oberösterreich.)
[619] 660. Mensch, sei Mensch!
Es ist gar nicht überflüssig, dass man sich daran erinnert oder erinnern lasse, Mensch zu sein. So liess sich Philipp von Macedonien zuweilen zurufen: »Du bist ein Mensch.« Im Bresl. Erzähler (1802, S. 373) wurde der Vorschlag gemacht, diese Worte bei den Stubenuhren statt des Kukuks rufen zu lassen; und zwar beim ersten Viertel »Du«, beim zweiten: »Du bist«, beim dritten: »Du bist ein« und bei der ganzen Stunde: »Du bist ein Mensch!«
661. Mensch wie Schwein, jedes findet das Sein'.
Holl.: Of mensch, of zwijn, elk vindt het zijn. (Harrebomée, II, 82a.)
662. Menschen begegnen einander, aber nicht Berge.
Frz.: Les hommes se rencontrent et les montagnes non. (Leroux, I, 168; Bohn I, 15.)
663. Menschen, die andere verachten, sind selber nicht zu achten.
Frz.: Jamais homme n'est à priser pour savoir autrui mépriser. (Kritzinger, 377b.)
664. Menschen, die beständig klaffen, sind zu Freunden nicht geschaffen.
Nachsicht haben mit des Freundes Gebrechen bindet Verbundene noch enger und erhält die Freundschaft.
665. Menschen, die jetzt Feinde sind, eint das Unglück gar geschwind.
Aus Feinden werden oft Freunde, wenn sie gleiches Unglück trifft.
666. Menschen habens zu rathen, Gott zu thaten. – Lehmann, 880, 6.
667. Menschen mit doppeltem Gesicht liebt man nicht.
Frz.: Homme faux et à deux visages n'agrée en ville ni village. (Kritzinger, 378a.)
668. Menschen muss man mit der Laterne suchen.
Frz.: Les hommes sont rares. (Bohn I, 35.)
669. Menschen ohne Gesetz und Herd lieben Krieg und Schwert.
670. Menschen sind Menschen.
Böhm.: Lidé jsou lidé. (Čelakovsky, 279.)
671. Menschen sind nicht auss einem Stein gesprungen. – Petri, II, 472.
672. Menschen tödten ist ein grosse Sach, man bedenk sich wol vnd thue gemach. – Gruter, III, 68; Lehmann, II, 411, 64; Pistor., 727; Winckler, XIX, 47; Graf, 350, 372.
673. Menschen und Aepfel sind oft von innen faul und nur von aussen gut.
674. Menschen und Citronen dürfen nicht zu nahe wohnen.
Sie verderben sonst.
675. Menschen und Erde müssen immer angefeuchtet werden, wenn sie nicht austrocknen sollen.
676. Menschen und Gläser erkennt man am Klange.
677. Menschen und Kartoffeln darf man nicht zu dicht pflanzen, wenn sie gedeihen sollen.
678. Menschen und Katzen werden blind geboren.
Den letztern öffnet die Zeit ihre Augen, den erstern zuweilen die Bildung; sehr oft, um nicht zu sagen in den meisten Fällen, auch nicht. »Die Menschen sind im Zustande ihrer Dummheit ebenso gut geistig blind geboren, als die übrigen Säugethiere physisch, nur die Cultur öffnet ihnen die Augen.« (Welt und Zeit, V, 231, 237.)
679. Menschen und Knackwürste gehen paarweis. (Gera.)
680. Menschen und Münzen misst man nach ihrem Gehalt.
681. Menschen und Münzen nimmt man nach dem Curs.
Ruth.: Ljudi podobny monetam, kotoryja dołżno prinimat po kursu, a nĕ po sobstwĕnnoj ich cjenje. (Wurzbach I, 327, 448.)
682. Menschen und Obst muss man nicht aufeinanderhäufen, wenn sie nicht verderben sollen.
683. Menschen und Pflanzen wachsen immer nach dem Licht.
684. Menschen und Uhren muss man aufziehen, wenn sie gehen sollen.
Holl.: Mensch een uurwerk zullen ze gaan, moeten op gewonden worden. (Harrebomée, II, 82a.)
685. Menschen und Vögel streichen nur mit ihresgleichen.
[620] 686. Menschen und (Juni-)Wind ändern sich geschwind. – Simrock, 6990; Körte, 4236; Braun, I, 2688.
Im Plattdeutschen: Minschen un Wind ännern geschwind. (Schlingmann, 1007.) In Venetien heisst es: Man wechselt öfter den Sinn als das Hemde. Auf Corsika: Zeit und Laune wechseln oft. Die Böhmen sagen: Der Mensch verändert sich mit der Zeit. Die Aegypter: Die Menschen gleichen immer mehr der Zeit, in der sie leben, als ihren Vätern. (Reinsberg II, 15.)
687. Menschen und Zugvögel bleiben nicht an Einem Ort.
Böhm.: Všecko se lidmi prĕmůže. (Čelakovsky, 279.)
688. Mer muss aach de Mensche' zu gefall'n suche'. – Tendlau, 933.
Die Meinung anderer von uns darf uns nicht unbedingt gleichgültig sein.
689. Minsche vor Minsche un God vor God. – Schambach, II, 312.
Mensch als Mensch, und Gott als Gott. Der Mensch soll sich stets bewusst bleiben, dass er nur Mensch ist und sich nicht als Gott dünke.
690. Minsken Will is Minsken Hemmelrîk. (Ostfries.) – Bueren, 842.
691. Mit einem faulen Menschen kan man kein ehr einlegen, man brauch jhn, wozu man wolle. – Henisch, 806, 5; Petri, II, 475.
692. Mit engherzigen Menschen und engen Schuhen ist der Umgang beschwerlich. – Welt und Zeit, I, 121, 120.
693. Mit launischen (scharfen) Menschen und Rasirmessern ist übel scherzen.
»Mit schneidenden Instrumenten und mit schneidenden Menschen ist es gefährlich umzugehen.« (Welt und Zeit, V, 265, 501.)
694. Mit Menschen Frieden, mit Sünden Krieg. – Henisch, 1242, 59; Simrock, 6983; Körte, 4220; Braun, I, 2680.
Bei Tunnicius (1173): Mit den minschen sal men hebben vrede, mit den sunden stryt. (Non hominem perimes, vitiis fera bella parabis.)
695. 'N besaop'n Minsche'n mütt 'n mit'n Füdder Hei ût'n Weg förn. (Altmark.) – Danneil, 275.
696. 'N dûn (betrunkener) Minsk un 'n nöchtern Kalf fallt sick nich dôd. (Rastede.) – Firmenich, III, 28, 100.
697. 'N dunen Minschen un 'n Narr'n föährt ut'n Weg Wagen un Karr'n. – Schlingmann, 342.
698. 'N hungriger Minsch frött 'ne oll' Kluck. – Schlingmann, 684.
In der angeführten Quelle ist das mir sonst unbekannte und unverständliche Sprichwort nicht erklärt. Nach Danneil (106b) ist »oll' Kluck« die Bezeichnung für »Faulpelz«.
699. 'N Minschen kennt einen an 'n Gang un 'n Vagel an sînen Gesang. – Schlingmann, 1009; Kern, 864; Hauskalender, I.
Jeder Mensch hat seine Eigenthümlichkeiten, durch die er sich von andern unterscheidet.
700. 'N Minsk in Docters Hannen un Vagels in Kinner Hannen sünd bald old nog wurren. (Bremen.) – Köster, 252.
701. Närrische Menschen haben närrische Träume.
702. Nie fynder1 of2 de Menschen, ze goan d' aepen te boven3. (Franz. Flandern.) – Firmenich, III, 698, 25.
1) Arglistiger, böser.
2) Als.
3) Sie gehen noch über die Affen. – Vgl. auch Mussäus in Mecklenb. Jahrb., II, 13.
703. Nur der Mensch kann lachen und weinen.
Dän.: Mennesket allene leer og græder. (Prov. dan., 414.)
704. O Mensch, bedenk die Ewigkeit, die Blume welkt, es flieht die Zeit. – Hertz, 82.
Eine Inschrift in der Schweiz.
705. O Mensch, hab Acht, so oft es schlagt, all Zeit betracht'. – Hertz, 57.
An einer Wanduhr in der Schweiz.
706. O mensch, so dir recht wer bekandt dein vrsprung vnd zeitlicher standt, so wirstu dich mit freuden kehren vnd mit weinen dein zeit verzeren.
Lat.: O homo, si scires, quidnam esses, unde uenires, nunquam gauderes, sed in omni tempore fleres. (Loci comm., 84.)
707. O Mensch, warum so hoffärtig?
Bei Tunnicius (1187): O minsche, warumme bistu hoverdich? (Quid cinis et pulvis? quid frigida terra superbis?)
[621] 708. Obschon ein Mensch alt ist, so bleibt doch das Hertz alzeit frisch, böses zu gedencken. – Lehmann, 237, 2.
709. Offt eines Menschen Missethat entgelten muss ein gantze Statt. – Lehmann, 166, 8.
710. Oess wat öss, de Mönsch freit söck doch. – Frischbier2, 1811.
711. Pöss mensch verdirbt nicht. – Hauer, Miij.
712. 'S hot kindsche Menschen, wo kämen sonst de Narren her. – Schles. Provinzialbl., 1862, 570.
713. Sau asse de Minsche doit, sau aase 't 'ne geit. (Hannover.) – Schambach, II, 116.
Wie der Mensch es treibt, so geht es ihm.
714. Schlechte Menschen haben schlechte Schätze.
»Er hat wol den ganzen Tag in den Schlupfwinkeln seiner Kutte nachgesucht, womit er den Gastfreund bewirthen möge, aber weil er nichts anderes als verborgene List und Bosheit darin vorfand, setzte er eben davon ein Pröbchen vor. Schlechte Menschen haben schlechte Schätze.« (J.V. Scheffel, Ekkehard, II, 143.)
715. Sind das Menschen, sagte der Bäcker Liebig zu seinen Schweinen. (Preuss. Holland.) – Frischbier2, 2617.
716. So der mensch sich selbs recht betracht, so ist er zwar auss nichts gemacht, vnd so er wider fehrt dahin, weiss niemand, das er hie ist gsin.
Lat.: Puluis et umbra sumus, puluis nihil est nisi fumus; sed nihil est fumus, nos nihil ergo sumus. (Loci comm., 84.)
717. So der Mensch sich setzt ein Ziel, thut Gott ihm flugs das Widerspiel. – Simrock, 12106.
Lat.: Homo proponit, Deus disponit.
718. So ist der Mensch, z' letzta schlägt mam d' Schaufel auf de Hintern. (Ulm.)
719. So lang ein Mensch aus der Haut will (wächst), hat er einen Wolf im Leibe.
Frz.: Jeune homme en sa croissance a un loup en la pance. (Leroux, I, 117.)
720. So lang ein Mensch in seiner Haut wohnt, guckt der alt Adam vnnd die alt Eva immer herfür. – Lehmann, 504, 14.
721. So lange es Menschen gibt, so lange gibt es Sünder.
Lat.: Vitia erunt, donec homines. (Tacitus.) (Binder II, 3583.)
722. So manch Mensch, so manch Kopff. – Petri, II, 537.
723. So mancher Mensch, so manche Sitte. – Körte, 4221; Braun, I, 2679.
Bei Tunnicius (50): So mannich Minsche, so mannige Sede. (Quot vivunt homines, mores tot in orbe videntur.)
Holl.: Also menich hooft, so menighen sin. (Prov. comm., 46.)
724. So üüs at Minsk hat ûntingt, so ânjagt hat uk. (Amrum.) – Haupt, VIII, 363, 203.
So wie der Mensch es anfängt, so endigt er es auch.
725. So viel Menschen, so viel Köpfe.
Holl.: Zoo menige mensch, zoo menige zin. (Harrebomée, II, 82b.)
726. Sönd dat Mönsche, seggt Marong to sine Schwîn, träde möt de kole Fêt ön e hête Drank. – (Königsberg.) – Frischbier2, 2621.
727. Süsser Mensch, du wirst dich noch in ein Honigfass stecken.
728. 'T hett sick all manck Minsch to'n Schelm arbeit. (Oldenburg.) – Weserzeitung, 4077.
729. 'T is so gau (bald) dân mit 'n Minschen unn he hett doch so väl kost uptotrecken. – Goldschmidt, 116; Weserzeitung, 4057.
730. Thut einer einem bösen Menschen guts, so wirdt doch dem, der es thut, die Hand nicht davon krumb. – Lehmann, 909, 18.
731. Todter mensch macht khain krieg. – Hauer, Mij.
Die Engländer: Ein todter Mensch, die Perser: Eine todte Schlange, die Russen: Ein todter Bär beisst nicht mehr. (Reinsberg II, 157.)
Frz.: Homme mort ne fait pas la guerre. (Kritzinger, 78a.)
732. Trag gegen keinen Menschen Neyd. – Lehmann, II, 625, 22.
733. Trunckener Mensch ist wie ein Fass, welches sehr voll Ritz vnnd rinnet vnnd allenthalben sich ergeust. – Lehmann, II, 626, 38.
[622] 734. Trunckener vnnd vnsinniger Mensch sind gleich geachtet. – Lehmann, II, 626, 40.
735. Ueberall sind Menschen, in Kommotau sind Deutsche. – Reinsberg VI, 81.
Sprichwort der Czechen in Böhmen, welche die Deutschen als Gegensatz zu den Menschen hinstellen. Kommotau mit seinen deutschen Bewohnern muss in einer völlig czechischen Gegend liegen.
736. Um Eines Menschen halber steht kein Pflug still.
737. Undankbare Menschen haben den dritten Theil der Welt inne.
738. Ussen mensch und innen wolf, un friss das lamb. – Marner um das Jahr 1280.
739. Viel Menschen speisen und viel Heuser bawen macht arme Leut, hat manchem grawen. – Coler, 212; Nass. Schulbl., XIV, 5.
740. Vier Menschen sind Gott und der Welt unangenehm: der Arme hoffertig, der Reiche Lügner, der Alte unkeusch und der Kriegmacher. – Mone's Anzeiger, VII, 500.
Aehnlich ein Sprichwort des Talmud: Viererlei Menschen sind jedermann unausstehlich: ein Armer, der stolz ist; ein Greis, der der Wollust fröhnt; ein Reicher, der sich arm stellt, und ein herrschsüchtiger Vorsteher, der für die Gemeinde nichts thut. (Pesach, 112.)
741. Vnglückhafftiger Mensch kombt nie recht; vnd kombt er schon einmal, so wirfft man jhn doch die stigen hinein. – Gruter, III, 92; Lehmann, II, 802, 103.
742. Volle Menschen, tolle Menschen.
Holl.: Als de mensch is vol en zat, wordt hij van den lust gevat. (Harrebomée, II, 78b.)
743. Von einem klebrigen Menschen kommt man schwer los.
Frz.: On ne scauroit assez tost se défaire d'un fascheux et d'un importun. (Leroux, II, 8.)
744. Von einem sterblichen Menschen kan Gott nicht gezwungen werden. – Lehmann, II, 793, 142.
745. Von einem thörichten Menschen kommt auch ein weiser Rath.
746. Von fern hat offt ein Mensch mehr ansehen als vor Augen. – Lehmann, 29, 35.
747. Vor ein gut Stück vom Menschen muss man Fünff böse abrechnen. – Lehmann, 947, 27.
748. Vor einem Menschen, der nicht spricht, und einem Hunde, der nicht bellt, nimm dich in Acht.
Frz.: D'un homme qui ne parle et d'un chien qui n'abboye garde-toi. (Kritzinger, 377a.)
Span.: Del hombre que no habla, y de can que no ladra guárdati. (Cahier, 3449.)
749. Wä der Mäinjtsch, esi de Arbet; wä de Arbet, esi de Mäinjtsch. – Schuster, 476.
750. Wai oas en êrlik Minske stelt, mot oas 'n Deiw (Dieb) hangen. (Driburg.) – Firmenich, I, 363, 59.
751. Wann ain mensch zween mund hat, also zway oren, wann wurde er aufhören zu reden. – Agricola II, 439.
752. Wann de Minsken êrst unner Dokters Füste gerath un de Vügel in Kinnerhänne, sind se boale oalt enôg. (Münster.) – Lyra, 57; Frommann, VI, 428, 90.
753. Wann du einen gebrechlichen Menschen siehest, so dancke Gott vmb deinen graden Leib. – Lehmann, II, 828, 46.
754. Was auch den Menschen beisst und sticht, ein gut Gewissen fühlt es nicht.
755. Was de Mensche ditt, das ditt hä sech selwer. (Waldeck.) – Curtze, 365, 620.
756. Was dem Menschen beschieden ist, dem kann er nicht entgehen.
Lat.: Ducunt volentem fata, nolentem trahunt. (Philippi, I, 125.)
757. Was dem Menschen geliebet, das ist sein Gott. – Henisch, 1460, 8.
758. Was dem Menschen gelüstet, das ist seine Speise.
759. Was dem Menschen verboten ist, das liebt er zu aller Frist.
760. Was den Menschen nehrt, das ist sein Gott. – Lehmann, 685, 57.
[623] 761. Was der Mensch aus sich macht, das gilt er.
It.: L'huomo tanto vale, quanto si fà tale. (Pazzaglia, 172, 12.)
762. Was der Mensch im kleinen ist, das ist ein Volk im grossen. – Frost, 21.
763. Was der Mensch in der Trunkenheit verbricht, muss er in der Nüchternheit büssen. – Frost, 63.
764. Was der Mensch isst, das ist er.
Ein erst in neuerer Zeit entstandener Sinnspruch, um den Einfluss der Nahrungsmittel auf den einzelnen Menschen wie auf den Charakter eines ganzen Volks auszudrücken. Man darf blos an den Fischthran der Eskimos, die Heuschrecken der Buschmänner, die Menschenfleischmahlzeiten der Karaiben u.s.w. denken, um sich davon zu überzeugen, dass die Wahl der Nahrungsmittel den Culturzustand eines Volks charakterisirt. (Vgl. H. Klenke, Nahrungsmittel; L. Feuerbach, Sämmtliche Werke, Leipzig 1866, X; Blätter für literarische Unterhaltung, Leipzig 1866, Nr. 31.) L. Feuerbach a.a.O. wendet in der ersten Abhandlung den Spruch: »Der Mensch ist, was er isst«, auf die Theorie der Opfer an. Er erweitert den Grundgedanken dahin, dass der Mensch nicht nur vermittels der Speiseröhre, sondern auch vermittels der Luftröhre isst. Ja, das Auffressen vor ⇒ Liebe (s.d. 838) findet in der Abhandlung einen Platz. Ein ähnliches Sprichwort haben die Maoren auf Neuseeland: Aus Nahrung wird des Menschen Blut gebildet, und die Erde ist's, die ihm Nahrung gewährt und ihn erhält. (Reise der österreichischen Fregatte Novara, II, 317.) Doch geht die Anwendung, die sie davon machen, dahin, man solle niemals sein Grundstück verkaufen, niemals fruchtbares Land verlassen. Moleschott (Lehre der Nahrungsmittel, Erlangen 1850, S. 3): »Die nothwendige Verkettung zwischen Mensch und Thier, zwischen Thier und Pflanze, zwischen Pflanze und dem Acker, auf dem sie blüht, muss begriffen werden.«
765. Was der Mensch mit Gott beginnt, Anfang, Mittel und End' gewinnt.
766. Was der Mensch nicht von der Natur lernt, lernt er von keinem Lehrer.
767. Was der Mensch säet, das wird er ernten. – Tendlau, 495.
Dän.: Hvad et menneske saaer, dat skal han høste. (Prov. dan., 98.)
Engl.: Whatsoever a man soweth, that shall he also reap.
Lat.: Quisque suae vitae semina jacta metet. (Binder I, 1492; II, 2845; Seybold, 499.) – Ut sementem feceris, ita metes. (Cicero.) (Binder II, 3449; Schonheim, U, 32; Philippi; II, 239; Hauer, Liij; Seybold, 661.)
768. Was der Mensch selbst will, kann ihm nicht unrecht sein. – Gaal, 1748.
Lat.: Volenti non fit injuria. (Gaal, 1748.)
769. Was der Mensch spart am Mund, das fressen Katze und Hund. – Chaos, 675.
770. Was der Mensch werth ist, das widerfährt ihm.
Lat.: Digna merces, quam quis accipit. (Apost., III; Binder II, 783.)
771. Was der Mensch wünscht, das hofft er.
772. Was ein Mensch gethan, bezeichnet seine Bahn.
Die Finnen: Nach dem Menschen bleibt nur die Spur seiner Arbeiten. (Bertram, 70.)
773. Was isch der Mönsch, wenn er Chüedreck scheisst! (Solothurn.) – Schild, 77, 234.
774. Was ist der Mensch! – Tendlau, 751.
Ausruf bei Vernehmung eines unvermutheten Unglücks.
775. Was Menschen nicht belohnen, belohnt Gott. – Simrock, 6985; Sprichwörterschatz, 160 u. 164.
Lat.: Si genus humanum et mortalia temnitis arma, at sperate Deos memores fandi atque nefandi. (Gaal, 796.)
776. Was Menschen nicht strafen, straft Gott. – Simrock, 6984.
777. Was sagt der Mensch nicht, wenn der böse Geist hinter ihm ist! (Westf.) (S. ⇒ Bock 57.)
778. Wass im Menschen nicht ist, dass kan man nicht auss jhm (heraus) kriegen. – Lehmann, 540, 53; Sailer, 150; Simrock, 6980.
779. Wat de Minsch nich kan, dao laot hê sîn Näs van. (Altmark.) – Danneil, 26.
780. Wat de Minsche anfänget, da kümt he ok men an't Enne. (Göttingen.) – Schambach, II, 122.
Was der Mensch, nämlich ordentlich, anfängt, damit kommt er auch zu Ende.
781. Wat de Minsche hem sal, dat krigt he âk. – Schambach, II, 408.
Was der Mensch haben soll, das kriegt er auch; was kommen soll, bestimmt ist, kommt.
[624] 782. Wat de Minschen doch allens erfinden dôt, sagte der Bauer, als ihm der Apotheker ein paar Ohrfeigen gegeben hatte, da er ein Mittel gegen Zahnschmerzen verlangte.
783. Wat der Mäinjtsch dît, dît hi sech. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 632.
784. Wat du vör'n Minsch büst, säd' Johann Fink tô't Swîn, hest beid' Pôten in'n Trog. (Mecklenburg.) – Hoefer, 275; Globus, VIII; Mecklenb. Kalender, 1865; Schlingmann, 419.
785. Wat sin ji för Minschen, söä Westphal, ass de Schwîn 'n Kawen umstoten harn. – Schlingmann, 1437.
786. Wat ût'n Menschen doch allens war'n kann, sagte der Soldat, den der Offizier gescholten; gestern waren wir lauter Helden un heut' bin ich e Swînkerl.
787. We de Minschen war'n geschîder, möckt de Düwel de Hölle wîder. – Schlingmann, 1008.
788. We Minschen denken, un Gott lenkt. – Schwerin, 7.
789. Wei den Menschken nit will hören, mot dem Kalffelle hören. (Waldeck.) – Curtze, 319, 68.
790. Welcher Mensch ein gesunden Finger zubind, der bind ein gesunden Finger wider auff. – Lehmann, II, 868, 123.
791. Wen die Menschen vertreiben, den nimmt Gott auf.
Die Perser: Wer von den Menschen verworfen ist, der ist von Gott erwählt. (Reinsberg II, 7.)
Böhm.: Opuštĕného od lidí bůh má na péči. (Čelakovsky, 12.)
Poln.: Opuszczeni od ludzi są w opiece u boga. (Čelakovsky, 12.)
792. Wenn alle Menschen ennen Senn hädden, dann lîpen se met de Köpp tegenenander. (Meurs.) – Firmenich, I, 405, 319.
793. Wenn alle Menschen fromm wären, so dürfte man kein Thür noch Thor zuschliessen. – Sailer, 238.
Von der Zuverlässigkeit des Guten.
794. Wenn alle Menschen gleich weren, so könnte kein Mensch auffkommen. – Henisch, 1647, 3; Schottel, 1124b.
795. Wenn de Menschen verrückt war'n, do war'n s' es zuirscht om Kuppe. (Oberlausitz.)
Wenn die Menschen verrückt werden, so werden sie es zuerst im Kopfe.
796. Wenn de Minsche Glück hem sal, sau kalwet 'ne âk de Osse. – Schambach, II, 471.
»Das Glück lässt seinen Günstlingen selbst das noch gelingen, was völlig unmöglich zu sein scheint.«
797. Wenn de Minsche nits hem sal, sau kriegt he âk nits. – Schambach, II, 92.
798. Wenn de Minschen under Filderhenne kômet un de Vögel under Kinderhenne, sau sint se wol dranne. – Schambach, II, 472.
Ironie. Menschen unter Schinderhänden und Vögel in Kinderhänden haben gleiches Schicksal; sie werden zu Tode gemartert.
799. Wenn de Minsk kummt to weten, denn is he half verschleten. – Bueren, 1274; Hauskalender, IV.
800. Wenn dem Minschen ehast de Kohl to fett wât, denn ritt a ut. (Ukermark.)
Wenn den Menschen der Kohl erst zu fett wird, dann reisst er aus.
801. Wenn der Mensch aufhört, muss er anheben. – Heuseler, 101.
Wenn er glaubt am Ende zu sein, geht der Kampf erst recht an.
802. Wenn der Mensch fragt, so antwortet Gott.
Die Russen: Wenn der Mensch fragen wollte, so würde Gott antworten. (Altmann VI, 503.)
803. Wenn der Mensch geboren, so fahet er an zu sterben. – Eiselein, 460.
804. Wenn der Mensch geboren wird, so weint er, und die andern lachen; wenn der Mensch stirbt, so lächelt er, und die andern weinen.
Dies ursprünglich indianische Sprichwort schildert den Tod in seiner natürlichen, also angenehmen Form, in der er blos das ruhige Aufhören des Lebens ist, ein Einschlafen, [625] das ein Lächeln auf dem Antlitz zurücklässt. In dieser Form stellten ihn die Alten als Zwillingsbruder des Schlafs mit einer umgestürzten Fackel vor. Das natürliche Ende eines langen, vernünftig hingebrachten Lebens ist ein sanftes Dahinscheiden. Die Darstellungen des Todtentanzes, namentlich des Holbein'schen, beziehen sich auf den gewaltsamen Tod.
805. Wenn der Mensch gelernt recht leben, hat er aussgelebt. – Petri, II, 636.
806. Wenn der Mensch gleich sein bestes gethan hat, so ists doch kaum angefangen. – Henisch, 329, 56.
807. Wenn der Mensch kein Kreuz hätte, so müsste er den Arsch in den Händen tragen.
Wortspiel mit Kreuz in zwei verschiedenen Bedeutungen.
808. Wenn der Mensch recht wüsste, wer er wär', er würde fröhlich nimmermehr. – Simrock, 11699.
809. Wenn der Mensch sagt: ich bin stark, so liegt er im Quark.
Engl.: Every thing breaks because it is slender, man breaks because of his stoutness.
810. Wenn der Mensch schläft, so hat er das Haupt im Magen. – Winckler, XX, 88.
811. Wenn der Mensch seine Schuldigkeit thut, do bleibt a, wos a is. (Oberlausitz.)
812. Wenn der Mensch seine vollkommene Lenge erreicht hat; so neiget er sich zum alten Mann, zum Krücker vnd zum tode. – Petri, II, 852.
813. Wenn der Mensch todt ist, kann jeder auf ihm herumtreten.
Böhm.: Když človĕk umře, dá se o nĕm ledacos mluviti. (Čelakovsky, 315.)
814. Wenn der Mensch todt ist, so fressen jhn die Schlangen vnd Würmer. – Henisch, 1214, 56.
Holl.: Als de mensch zijne oogen sluit, is voor hem de wereld uit. (Harrebomée, II, 78b.)
815. Wenn der Mensch will fliegen, rauft ihm Gott die Federn aus. – Parömiakon, 1426.
816. Wenn der Menschen Hülf' zerrinnt, so kommt Gott und hilft geschwind. – Hertz, 11.
Hausinschrift an der Splügenstrasse.
817. Wenn die Menschen auf dem Kopfe ständen, müssten sie den Verstand in den Füssen haben.
Die Russen: Wenn die Hechte flögen, würden die Geier schwimmen. (Altmann VI, 390.)
818. Wenn die Menschen nicht an Gott denken, denkt Gott an die Menschen.
Die Russen: Wo die Menschen nicht an dem Strang der Glocke ziehen, da lässt Gott den Donner durch die Wolken läuten. (Altmann V, 116.)
819. Wenn die Menschen nichts thun, so lernen sie böses thun. – Pauli, Postilla, 384b.
820. Wenn ein böser mensch regirt, so ists als wenn ein Narr ein schwert in händen hat. – Lehmann, 675, 186.
821. Wenn ein Junger Mensch gern mit Erbaren Alten vmgehet, von dem ist gut hoffnung. – Lehmann, 409, 8.
822. Wenn ein Mensch seinem Ende nah' ist, betet jeder für ihn.
823. Wenn ein Mensch soll Unglück han, bricht er ein Bein auf ebner Bahn.
Holl.: Een ongelukkig mensch zal onder een stroo dood blijven. (Harrebomée, II, 80a.)
824. Wenn ein Mensch vngestüm angrieffen wird, der ist halb vberwunden. – Lehmann, 708, 12.
825. Wenn einer ein bösen Menschen böss schilt, ists ebenso als wenn man ein Mor einen schwartzen oder Essig sawer vnd Wermuth bitter schilt. – Lehmann, 97, 10.
826. Wenn es Menschen nicht sehen, so sieht es Gott. – Gaal, 797; Simrock, 3903; Sprichwörterschatz, I, 36.
It.: Quello che non fà la giustizia, lo fà Dio. (Pazzaglia, 142, 5.)
827. Wenn man einen Menschen kennen lernen will, muss man einen Scheffel Salz mit ihm essen.
Frz.: Pour bien connaître un homme, il faut avoir mangé un boisseau de sel avec lui. (Bohn I, 46.)
[626] 828. Wenn Mensch und Thier sich streiten, haben die Thiere recht.
Bei einem Zuge über die Alpen sagte der Grossprior von Vendôme: »Ich habe wol viel hundert Processe zwischen Mauleseln und Maultreibern mit angesehen, und zur Schande der Menschheit habe ich fast immer gefunden, dass die Thiere wider die Menschen recht hatten.« (Einfälle, 184.)
829. Wenn über des Menschen Glück gestimmt wird, gibt Gott den Ausschlag.
830. Wenn zwei (ungleiche) Menschen das Nämliche thun, so ist ihr Thun doch nicht das Nämliche. – Pestalozzi, Christoph und Else, XII, 337; Hillmer, 416, 47.
Lat.: Quod licet Jovi non licet bovi. (Binder II, 2882.)
831. Wer allein den Menschen will gefallen, der ist in Gottes missfallen. – Lehmann, 21, 13.
832. Wer allen Menschen das Maul stopffen will, muss viel Mels haben. – Lehmann, II, 838, 226.
833. Wer auff Menschen sein vertrawen stelt, der bricht ein bein, ehe denn er felt. – Henisch, 262, 34; Petri, II, 685.
834. Wer de Minschen kenn leer'n will, mutt unner de Minschen gahn. (Rendsburg.)
835. Wer den Menschen nicht dankt, dankt auch Gott nicht.
836. Wer des Menschen Blut vergiesst, dess Blut soll wieder vergossen werden. – Graf, 340, 336.
837. Wer einem bosshafften vndanckbarn Menschen guts thut, der schut Wasser in Sandt. – Lehmann, 810, 1.
838. Wer eines Menschen Fehler nicht bedecken kann, trägt die eigenen zur Schau.
Dän.: Hvo ei kand dølge et menneskes feyl, veed ey hvad han selv er. (Prov. dan., 116.)
839. Wer für alle Menschen Thränen vergiesst, verliert zuletzt die Augen. (Türk.)
840. Wer kan alle Menschen zu Danck thun! – Lehmann, II, 841, 278; Petri, II, 726.
841. Wer Menschen frisst, dem bleibt oft ein Knochen im Halse stecken.
842. Wer Menschen sucht, dem genügen Esel nicht.
843. Wer mehr sein will als ein Mensch, wird ein Narr.
Das war freilich Lavater's Ansicht nicht, der an Gleim schrieb: »Pfui über den blossen nackten Menschen, der nichts weiter sein mag als Mensch, wie Herder in seiner Sünde lehrt. Ich achte keinen blossen Menschen, er ist ein Gattungsthier voll Sünde. Der Mensch soll bekleidet sein mit dem heiligen Mantel des Glaubens.« (Klencke, Gleim, III, 103.) Lessing (Nathan der Weise): »Ach, wenn ich einen mehr in euch gefunden hätte, dem es genügt, ein – Mensch zu sein.«
Lat.: Stultus est, qui cupida cupiens cupienter cupit. (Philippi, II, 202.)
844. Wer mit faulen Menschen umgeht, fängt auch bald an zu stinken.
Holl.: Die met vuile menschen omgaat, leert haast stinken. (Harrebomée, II, 79b.)
845. Wer mit guten Menschen umgeht, wird gut.
Die Türken sagen sprichwörtlich in demselben Sinne: Wer bei einem Moschushändler wohnt, wird selbst wie Moschus duften.
Engl.: Keep good men company, and you shall be of the number. (Bohn II, 4.)
846. Wer mit Menschen umgeht, zu dem können Engel nicht kommen, sagte der Einsiedler.
Empfehlung der Einsamkeit.
847. Wer mit Menschen verkehrt, wird von Menschen belehrt.
Engl.: He that converseth not with men, knoweth nothing. (Bohn II, 4.)
848. Wer nicks mit Minschen tau daun hebben will, mutt ut dei Welt trecken. (Mecklenburg.) – Raabe, 10.
849. Wer sich auf Menschen verlässt, der ist verlassen. – Körte, 4235; Braun, I, 2687.
850. Wer von schlechten Menschen Gutes und von dummen Kluges erwartet, hat selber wenig Verstand.
851. Wer will der Menschen Liebling sein, sei nur charmant und recht gemein.
852. Wer wird über drei Menschen vier Aufseher setzen.
[627] 853. Wi arme Minsken, seggt Fookje-mö, gên ên Blatt Thee in Hûs un Peter kummt mit de Brût. – Kern, 112.
In Bezug auf zu ängstliche Sorge, von der Peinlichkeit der Mutter eines Bräutigams entlehnt.
854. Wie der Mensch glaubt, so geschieht ihm. – Braun, I, 153.
855. Wie der Mensch isst, so schafft er auch.
Holl.: Vlug met de hand, vlug met de tand. (Harrebomée, I, 282.)
856. Wie der Mensch ist, so macht er Lockschen. – Blass, 22.
857. Wie der Mensch ist, so muss es ihm werden.
Goethe in einem Briefe vom 4. Sept. 1788 an Herder. (Herder's Nachlass, I, 96.)
858. Wie der Mensch lebt, so stirbt er.
Holl.: Zoo de mensch in zijn leven is, zoo is hij in zijn sterven. (Harrebomée, II, 82b.)
859. Wie der Mensch sich gewöhnt, so bleibt er. – Klix, 40.
860. Wie der Mensch sich hält, so ist's mit ihm bestellt.
Lat.: Corporis ex habitu noscitur omnis homo. (Gaal, 434.)
861. Wie der Mensch sich vornimmt, so hilft ihm Gott. – Blass, 22.
862. Wie der Mensch, so seine Rede.
Ebenso der Illyrer. Der Türke: Die Rede ist der Mensch. (Reinsberg II, 55.)
Lat.: Qualis homo, talis sermo. (Egeria, 238.)
863. Wie des Menschen Glaube, so ist sein Gott.
864. Wie die Menschen werden gescheiter, macht der Teufel die Hölle weiter. – Körte, 4240; Braun, I, 2689.
Wenn sie wirklich gescheit werden, so macht er sich diese Mühe umsonst.
865. Wie schön der Mensch aussen ist; inwendig hat er böse List.
866. Wie schön der Mensch nach aussen ist, im Innern ist's ein böser Mist. – Bacmeister, 12.
867. Wie vil menschen, so vil sinne. – Tappius, 216a.
Lat.: Quot homines tot sententiae. (Tappius, 216a.)
868. Wir sind alle gebrechliche schwache Menschen. – Chaos, 551; Schulze, 2; Sprichwörterschatz, 201.
Alle Adam's Kinder, alle von Adam's Rippe, alle von Fleisch. Alle Menschen sind, wie es in Venetien heisst, gleich wie die Melonen von Chioggia, einer dortigen Stadt, woher viel Gemüse nach Venedig kommt. Oder: Die Menschen sind alle von einem Rocken heruntergesponnen. Wir sind alle aus demselben Teige. In Toscana: Wir sind alle von einer Haut und Wolle. Ein russisches Sprichwort fügt hinzu: Wir sagen dies aber meist nur, wenn wir von unsern eigenen Schwächen reden. (Altmann VI, 486.) Die Czechen: Wir waschen alle aus einem Wasser und an einem Stege. Die Perser: Die ganze Menschheit hat vorher Milch getrunken. Die Litauer: Unser aller Bruder ist der nasse Lehm. Die Russen: Wir sind alle nur aus Lehm. Die Kroaten: Wir sind alle nur Blut und Fleisch. Die Illyrer: Wir sind alle von gleichem Schädel. (Reinsberg II, 73.)
Lat.: Domos habemus luteas. (Chaos, 686.)
869. Wir sind alle Menschen bis ans Knie, dann fahets Luder an. – Eiselein, 460; Simrock, 6972; Braun, I, 2685.
Engl.: There is no discretion below the girdle. (Eiselein, 460.)
870. Wird der Mensch auch noch so alt, der Tod kommt, wie ein Wind sobald.
Lat.: Nil valet argentum, nihil annis vivere centum. (Chaos, 593.)
871. Wird der Mensch nicht durchgegerbt vom Schicksal, so kommt er nicht zu Verstande.
Die Menschen sind von jeher vom Schicksal genug gegerbt worden, ohne dass eben sehr viele zu Verstande gekommen wären; nicht wenige sind dagegen schlägefaul geworden.
872. Wirfft der Mensch den Stein nicht, so thut der Stein dem Hunde nicht. – Petri, II, 797.
873. Wo de Minsche tau geboren es, da kümt he tau, un he mag mâken, wat he wil. – Schambach, II, 595.
Was dem Menschen vom Schicksal beschieden ist, dem kann er nicht entgehen.
874. Wo den Minschen wol tô Môd ist, de buten sitt, säd' de Voss, dor sêt he achtern Windhalm (oder: achter de Eggtän). – Hoefer, 362a.
Wie dem Menschen nur zu Muthe sein mag, der bei schlimmem Wetter im Freien ohne Obdach oder [628] Schutz ist, sagte der Fuchs, der sich hinter einen Windhalm oder Eggenzahn gesetzt hatte – um zu sagen, dass auch der unbedeutendste Schutz grossen Werth habe.
875. Wo der Mensch die Deiche nicht baut, da baut Gott die Dünen. – Altmann V.
In Kronstadt heisst es: Wo der Mensch die Mole aus Sand baut, da lässt Gott Granitblöcke (zu ihrer Befestigung) herbeischwimmen. Die Küste Narvas ist flach und sandig, das Meer seicht und voller Sandbänke.
876. Wo der Mensch geboren ist, da sehnt er sich zu sterben.
Lat.: Nusquam melius morimur homines, quam ubi libenter viximus. (Publ. Syr.) (Philippi, II, 58.)
877. Wo der Mensch sein Gut hinschafft, da soll es hin gehören. – Graf, 205, 168.
Von der Erbeinsetzung nach römischem Recht, die allmählich das deutsche Erbrecht, das nur Blutsverwandte zum Erbe zuliess, zurückdrängte. (S. ⇒ Eigen 14.)
878. Wo der Mensch sterben soll, tragen ihn seine Füsse hin. – Tendlau, 1058.
879. Wo die Menschen nicht hinsäen, legt der Wind ein Gesäe an.
880. Wo es an Menschen fehlt, muss man selber einer sein.
Aehnliches fordert auch ein hebräischer Spruch. (Cahier, 4297.)
881. Wo Menschen schweigen, müssen die Steine schreien.
Holl.: Waar de menschen zwijgen, moeten de steenen spreken. (Harrebomée, II, 82a.)
882. Wo Menschen sind, gibt es Fehler. – Schmitz, 198, 208.
883. Wo Minschen bünd (sind), da ward äwer Minschen spraken (gesprochen). (Rendsburg.)
884. Wo Mönschen sind, da mönschelet's auch. – Sutermeister, 137.
885. Wodurch der Mensch sündigt, dadurch wird er gepeinigt.
886. Wozu der Mensch Lust hat, dazu hat er auch Andacht. – Pistor., VI, 79; Siebenkees, 77; Simrock, 6686; Gaal, 1126.
Engl.: Nothing is impossible to a willing mind. (Gaal, 1126.)
887. Wüste ein Mensch recht, wer er wer, er würde frölich nimmermehr. – Lehmann, II, 859, 480.
888. Ye pöser mensch, ye pesser glück. – Hauer, Miij; Franck, I, 75b; II, 139b.
889. Zornige Menschen und Narren gehören auf Einen Karren.
Lat.: Ubi multa iracundia, multa insania quoque. (Sutor, 413.)
890. Zu einem lebendigen menschen mus man sich guts vnd boses versehen. – Agricola I, 17; Gruter, I, 88; Petri, II, 825; Henisch, 1796, 57; Lehmann, 322, 31; Egenolff, 8a; Schottel, 1128b; Simrock, 4119; Eiselein, 415; Körte, 4227; Körte2, 5300.
In Mailand heisst es: Niemand sieht in das Innere. In Toscana: Das Herz sieht man nicht. In Litauen: Ich kann doch in keinen Menschen hineinkriechen. Die Sarden sagen: In das Innere eines Berges kann man nicht hineindringen, in das Innere eines Menschen nicht. In Venetien: Das Maulthier ist ein gut Maulthier, aber eine schlimme Bestie. Die englischen Neger: Des Menschen Inneres ist ein Fluss, er trägt Gutes und Böses. (Reinsberg II, 14.)
Lat.: Ab homine homini quotidianum periculum.
891. Zufriedene Menschen gehen genug hinein und unzufriedene noch mehr; denn da springt gleich einer über den andern her. – Frischbier2, 2618.
In Bezug auf enge Wohn- und Versammlungsräume.
892. Zwei Menschen begegnen einander wol, aber zwei Berge nimmermehr.
Frz.: Deux hommes se rencontrent bien, mais jamais deux montagnes. (Kritzinger, 378a.)
893. Zwei Menschen sind unersättlich: ein Wissbegieriger und ein Habsüchtiger.
894. Zweierlei Menschen beklagen beim Sterben ihr Leben: ein Kluger, der nichts genützt, und ein Reicher (Geizhals), der nichts gegeben.
Dän.: To slags folk faae hierte-sorg i graven med: en gierrig som intet nøed, og en viis som ingen gavnede. (Prov. dan., 172.)
[629] 895. Zweierlei Menschen sind untröstlich: Reiche, wenn sie sterben sollen, und Frauenzimmer, wenn sie ihre Schönheit verlieren. – Reform. Kirchenzeitung, Chambersburg, Pennsylvanien, vom 15. Febr. 1851.
896. Zweizüngige Menschen und Lichte, die an beiden Enden angezündet werden, halten sich nicht lange. (S. ⇒ Ding 1349.)
*897. A ginnt kem (keinem) Mensche nischt. (Schles.)
»Mene Nuchbern, dos missginstige Web, gint kim Mensche nischte, auch nich de Lufft, mir weider 's koalde, noch 's woarme.« (Keller, 166b.)
*898. A ies a Kind-frummer Mensch. – Robinson, 215; Gomolcke, 91; Frommann, III, 247, 211.
»Sagte ich, er habe sie (die Lüge) fingersdick hinter den Ohren, so hiess es: o, er ist ein kindfrommer Mensch.« (Keller, 148b.)
*899. A is a blutormer Mensch. (Schles.) – Frommann, III, 248, 225; Gomolcke, 92; hochdeutsch bei Mayer, I, 43.
»Su a blutormer Mensch darf a sau reden!« (Keller, 166b.)
*900. A is a schtênfremder Mensch. (Schles.) – Frommann, III, 243, 41; Gomolcke, 85.
*901. A is gor a hischer Mensch.
»Je nu, a is doch gor zu a hischer Mensch, doss a su fleissig is.« (Keller, 160b.)
*902. A Mensch îss ju kê Hund. – Robinson, 467; Gomolcke, 1150.
*903. A schön Mensch vün Rawicz. (Jüd.-deutsch. Warschau.)
Ironisch von sehr hässlichen Frauen. Die Stadt Rawicz trägt eine Frauengestalt im Wappen, die sich durch nichts weniger als Schönheit auszeichnet.
*904. Auss ihm wird kê Mensch klug. – Robinson, 389.
*905. Das ist kein Mensch, das ist ein Vlaming. – Reinsberg VI, 39.
Damit machen die Wallonen in Belgien ihre Verachtung gegen den germanischen Volksstamm, die Vlämingen Luft, die sich wieder durch eine andere Redensart für diesen Spott Genugthuung verschafften. (S. ⇒ Wale.)
*906. Das kann einem Menschen passiren, der Frau und Kinder hat. – Frischbier2, 2611.
*907. Das wird einem alten Menschen sauer. (Niederlausitz.)
Spottweis von einem Jungen, der bei kleiner Anstrengung stöhnt u.s.w.
*908. Dat es en dütsken Mensken. (Iserlohn.) – Firmenich, III, 188, 91; Woeste, 83, 37.
Sagt der Bauer von einem Gebildeten, der auf des Bauern Weise und in dessen Sprache mit ihm verkehrt. (Firmenich, III, 188.)
*909. De Mensch hat todtnauer Durst. (Aargau.)
*910. Dem Menschen schleget das glücke vnd gut zu, als wenns jar würde mit Bewmen ins Haus geschlagen oder mit Secken drein getragen. – Pauli, Postilla, 316b.
»Ist ein Sprichwort von der Erfahrung genommen.«
*911. Der Mensch ist keinen Heller werth.
Lat.: Homo non semissis. (Cicero.) (Binder II, 146.)
*912. Der mensch ist wie ein saw. – Franck, II, 30b.
*913. Der mensch ligt wie ein saw. – Franck, II, 30b.
Er liegt da wie eine Sau.
*914. Dös is a Mensch, das man mit koan Prüg'l daschlaga kunt. (Oberösterreich.)
Von einem sehr starken, robusten Frauenzimmer.
*915. Ein ganz anderer Mensch werden.
Von seiner gewohnten Lebensweise zu einer andern übergehen.
Lat.: Decedere de suo more. (Faselius, 58.)
*916. Ein handt vol menschen. – Tappius, 214a.
Lat.: Spithama vitae. (Tappius, 214a.)
*917. Ein Mensch gilt ihm ebenso viel als ein Hund. – Agricola II, 204; Eyering, II, 491; Simrock, 6996.
*918. Ein Mensch mit drei Buchstaben. – Eiselein, 460.
Lat.: Homo trium literarum, d.i. fur, Dieb; es kann aber auch einen Vornehmen bedeuten: L.C.S. Lucius Cornelius Sylla; C.J.C. Cajus Julius Caesar.
*919. Ein mensch wie ein ander sau. – Egenolff, 43b; Gruter, I, 27.
Lat.: Homo sus in morem. (Egeria, 40b.)
[630] *920. Ein mensch wie ein Ziffer. – Franck, II, 47b; Körte, 4240b.
Von denen, die, wie Franck a.a.O. sagt, »in eim ding die zal erfüllen vnd mehren, für sich selbs nicht seind noch gelten als der ziffer 0.« Er hat noch folgende mehr oder weniger sinnverwandte danebengestellt, als: »schafft er nicht, so jrrt er doch. Ist er nicht nütz, so erfüllt er doch zal. Ein ganss vnder schwanen. Lass mich mit dir lauffen, sagt jhene schneck zu einem botten. Da schwimmen mir öpfel u.s.w. (s.d. 9 u. 10). Hie stehn wir ⇒ fisch (s.d. 131). Hir stehn wir ⇒ helden (s.d. 4). Der Mausstreck wil alzeit vnder den pfeffer.« Alle diese Sprichwörter hat Franck unter das lateinische: Anser inter holores, gebracht. Ich füge noch bei: Singt er nicht, so schlingt er doch. Oder: Kann er nicht singen, so kann er doch gut schlingen.
*921. Einen zum Menschen machen.
*922. En Mensch blend maken. (Meurs.) – Firmenich, I, 401, 67.
*923. En verfreten Minsk. – Eichwald, 1311.
*924. Er geb ein mensch, wann gleich ein saw ein mensch were. – Franck, II, 30b; Eyering, II, 242; Egenolff, 43b; Körte, 4240a.
*925. Er gehört zu den Menschen, von denen man nicht weiss, ob man sie in den Fasten geniessen darf.
»Er hat zwar Kopf und Herz, aber sein rothes Blut ist kalt, und statt Knochen hat er Gräten, die sehr biegsam sind, aber auch sehr stechen.« (L. Börne, Ges. Schriften, Hamburg 1840, IV, 278.)
*926. Er geht wie ein Mensch zu Gaste und wie ein Schwein zu Haus.
*927. Er is a sadener (seidener) Mensch. (Jüd.-deutsch. Brody.)
Ein edelgesinnter.
*928. Er ist der besste Mensch, wen 'ne Niemer taub macht. – Schweiz, I, 144, 90.
*929. Er ist ein hartleibiger Mensch. – Frischbier2, 2613.
*930. Er ist ein Mensch von altem Schlage.
Frz.: Il est homme tout d'une pièce. (Starschedel, 208.)
*931. Er ist en hungerstottige Mensch. – Sutermeister, 63.
In dem Sinne von ⇒ Niegenug (s.d.).
*932. Er ist heute keines Menschen Freund.
Er ist verdriesslich, verstimmt.
*933. Er ist weder mensch noch got, ich kan jn nit verstehn. – Franck, II, 97b.
Lat.: Salsitudo non inest illi. (Franck, II, 97b; Hauer.)
*934. Es froit (fragt) kê Mensch noch êm, biste Hund oder Mensch. – Robinson, 152.
*935. Es ist der beste Mensch, wenn er schläft.
*936. Es ist ein aufgeblasener Mensch.
Frz.: C'est un homme plein de vent. (Kritzinger, 378a.)
*937. Es ist ein frommer Mensch mit einem Aber.
Lat.: Fallit enim vitium specie virtutis et umbra. (Sutor, 177.)
*938. Es ist ein gescheiter Mensch, frisst keine Schuhnägel (Schuhwichse, Talglichte). – Braun, I, 3985.
Wenn man eben nichts besonders Gutes von jemand sagen kann.
*939. Es ist ein lebendiger, belebter, frolicher mensch. – Agricola I, 407.
*940. Es ist ein Mensch, mit allen Hunden gehetzt.
Dän.: Saa fiin en mand som kand gaae i skoe. (Prov. dan., 165.)
*941. Es ist ein Mensch mit zwei Gesichtern, eins für Gott, das andere für den Teufel.
*942. Es ist ein Mensch ohne Galle.
Frz.: C'est un homme qui n'a point de venin. (Kritzinger, 377b.)
*943. Es ist ein Mensch wie die gute Stunde.
Frz.: On prend les hommes par les paroles, et les bêtes par les cornes.
*944. Es ist ein ungäber Mensch.
Unsere alten Vorfahren konnten alles Listige und Heimliche nicht leiden, daher waren in ihren Augen die Diebe so sehr verachtet; und man nannte sie »ungäbe Menschen«, d.i. Leute, die gar nicht gangbar sind. Damit die Kinder nicht durch Müssiggang Böses thun lernten, führten sie sie vor alters in Friedenszeiten auf Raub und Gewalt aus; denn Gewaltthaten erschienen ihnen, weil sie Achtung ertrotzten, nicht schimpflich.
*945. Es ist ein vnnütz Mensch. – Eyering, II, 533.
Frz.: C'est un homme de rien, un homme léger, le cheval au pied blanc. (Leroux, II, 195.) Von einem arglistigen boshaften Menschen männlichen Geschlechts sagt man: C'est un méchant borgne. (Lendroy, 193.)
[631] *946. Et äs e Mänsch wä e geat Stäckelche Brit. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 34, 50.
Wie ein gut Stückelchen Brot, d.i. ein äusserst gutmüthiger Mensch.
*947. Hê hat kên Minschen dat Waoter lömert1. (Altmark.) – Danneil, 257.
1) Lömern und flömern = eine klare Flüssigkeit durch Aufrühren des Bodensatzes oder durch Vermischung mit fremden Stoffen trüben. – Ein gutmüthiger Mensch, der niemand verletzt, kein Wasser trübt.
*948. He is half Minsk, half Düfel. – Hauskalender, IV.
*949. Ich bin auch ein Mensch. – Eiselein, 460.
Lat.: Homo sum, humani nihil a me alienum puto. (Eiselein, 460.)
*950. In den Minsken is kên Knick noch Schick. – Eichwald, 1313.
*951. Man ist ja doch ein Mensch.
Wenn sich jemand so hart behandelt findet, dass sich sein Rechtsgefühl dagegen empört. (Vgl. Bresl. Erzähler, 1803, S. 45.)
*952. Man ist ja nur ein Mensch.
Um Schwachheiten und Vergehungen zu entschuldigen, die so leicht vorkommen können, und um zu sagen: Man kann doch nicht mehr von einem fordern, als in eines Menschen Vermögen ist. In Pommern: Ik bin dog man ên Minsch. (Dähnert, 307a.) Kann man aber mehr sein, als ein Mensch? (Vgl. Bresl. Erzähler, 1803, S. 45.) »Niemand kann mehr, und niemand soll weniger sein als ein Mensch.« (Jachmann, Reliquien, II, 129.)
*953. O Mensch, drâchtiger! (Ostpreuss.)
Ausruf des Erstaunens.
*954. 'S kan kê Mensch kê Wûrt fer'm ufbrengen. (Schles.) – Frommann, III, 412, 451.
*955. Si hend en ung'reuts Mensch überko. – Sutermeister, 104.
In Bezug auf eine Entbindung von einem todten Kinde. Bei Sutermeister (104) sind noch folgende schweizer Redensarten zur Bezeichnung der Niederkunft üblich: Sie het's Büntili abg'leit. Sie sind erfreut worde. Er het a d' Freud g'seit (Geburt angesagt). 'S ist wieder e Johrwerk vorbi. Sie hend Juged überko. Er het de Klaus obacho. 'S het unzitig geklenkt (Frühgeburt). Der Ofe ist ig'falle. D' Schuemacher sind da uf der Stör. Er het Schîni im Strow. D' Waldbrüedre ist ko. Es ist anderes Wätter.
*956. Wenn 'k dat Minsch ansich, fall'n mi alle mîne Sünden bî. – Schlingmann, 1010.
*957. Wenn 'k dat Minsch ansich, fehl'n mi immer sechs Drîer. – Schlingmann, 1011.
958. Alle menschen wieter mich, allein gott erhellt mich. (Kranen.)
959. Allen Menschen, die mich kennen, gebe Gott, was sie mir gönnen.
Hausinschrift.
960. An menschen offt ein schaafes wat, eins wolffe gmüt bedecket hat. – Loci comm., 58.
Lat.: Pelle sub agnina, latitat mens saepe lupina.
961. An Menschen und Rosenstöcken muss man nie verzweifeln.
»Der Winter entblättert diese, das Unglück beugt jene, aber pflegt sie nur die Liebe, so schiessen die Knospen wieder nach.« (Kotzebue, Gedanken, 82.)
962. Blieb der Mensch für ewig hier, er wäre gar ein armes Thier.
Holl.: Ach bleef de mensch voor eeuwig hier, soo waer hij doch een arem dier. (Cats, 317.)
963. Das besste vom Menschen ist der Hund.
Sprichwörtlich gewordener Ausspruch eines Naturforschers, der aber auch dem Philosophen Schopenhauer zugeschrieben wird.
964. Den Menschen erkennt man in dreifacher Lage: im Zorn, am Geld und beim Trinkgelage.
It.: L' uomo si conosce in tre congiunture: alla collera, alla borsa ed al bicchiere. (Giani, 1680.)
965. Den menschen hie frid wünschen thu, den schlaffenden die ewig rhu. – Loci comm., 161.
Lat.: Pax adsit uiuis, requies aeterna sepultis. (Loci comm., 161.)
966. Denk, o Mensch, an deinen Tod. – Nieter, 89.
Lat.: Memento mori. (Nieter, 89.)
967. Der Mensch denkt, die Polizei lenkt. – H. König, Jérome's Carneval, 65.
968. Der Mensch denkt und der Kutscher lenkt. (Köthen.)
969. Der Mensch gibt mit Löffeln, Gott mit Scheffeln.
Böhm.: Lidé se zlostí, ale bůh s milostí. (Čelakovský, 5.)
970. Der Mensch hat drey Tage: gestern, heut und morgen; thut er heut nicht Busse, so ist gestern und morgen die Zeit verloren. – Harssdörffer, 254.
971. Der Mensch is nor wie a S'tolier1, hant (heut) lebt er, morgen starbt er. (Jüd.-deutsch. Warschau.)
1) Polnisch Stolarz = Tischler. – Scherzhaft um auszudrücken, wie leicht ein Mensch sterben kann.
[1600] 972. Der Mensch is vernarrt. (Jüd.-deutsch. Warschau.)
Die Leidenschaften machen oft den Menschen in seinem Urtheile befangen.
973. Der Mensch ist dem Menschen nöthig. – Merx, 219.
974. Der Mensch ist ein Fangball des Schicksals.
Lat.: Pilas quasi dii habent homines. (Plautus.) (Philippi, II, 95.)
975. Der Mensch ist elend genug, der nichts von Elend weiss.
Lat.: Qui adversa nescit, prorsus homo miserrimus est. (Sailer, Sprüche, 119.)
976. Der Mensch ist gut, aber die Menschen taugen nichts. – Brennecke.
977. Der Mensch ist hoch von Gott geehrt, den redlich sein Beruf ernährt.
978. Der Mensch ist koin Eilweg. (Schwaben.)
979. Der Mensch ist nicht geschaffen, um zu denken, sagt Rousseau.
Holl.: De pastoor is het met Rousseau eens: de mensch is niet geschapen, om te denken. (Harrebomée, II, 232a.)
980. Der Mensch ist stolz auf seine Geburt, der Hirsch auf sein Geweih.
981. Der Mensch ist verborgen unter seiner Zunge. – Löwenheim, 101, 24.
982. Der Mensch ist wie das Schaf, einer geht dem andern nach. – Schuller, 48.
983. Der Mensch lebt allein wegen der Ehre (seines Namens). – Merx, 302.
984. Der Mensch macht das Geld, aber nicht das Geld den Menschen. (Rumänisch.) – Franzos, Vom Don zur Donau.
985. Der Mensch macht den Anschlag und das Glück gibt den Ausschlag.
It.: L'uomo ordisce e la fortuna tesse. (Giani, 1675.)
986. Der Mensch macht schwarze Erde aus dem grünen Blatte. – Merx, 254.
987. Der Mensch mag so dumm sein, wie er will, wenn er sich nur zu helfen weiss.
988. Der Mensch muss eine Freude haben. – Stelzig, Jünglinge, 266.
»Es gibt ein altes Sprichwort und das ist vollkommen wahr: der Mensch u.s.w.«
989. Der Mensch muss sich zu helfen wissen.
990. Der Mensch nehret sich schlaffend. – Fischer, Psalter, 698, 3.
»Lautet das deutsche Sprichwort.«
991. Der Mensch, nicht wissend, was er thun soll, der geh zu Kroll. – Bohemia, 1874, Nr. 200.
Sagt der Berliner. Die Kroll'sche Wirthschaft ist weit bekannt.
992. Der Mensch redet dem Verstande nach und der Ochse wächst dem Futter nach. (Gegend von Eger in Böhmen.)
993. Der Mensch sieht des Menschen Gesicht, Gott sein Herz. – Merx, 300.
994. Der Mensch soll um Frieden beten, bis die letzte Schaufel Erde auf ihn geworfen wird. – Löwenheim, 55, 225.
995. Der Mensch übertrifft die Thiere mit der Rede, die Thiere übertreffen ihn mit Schweigen. – Harssdörffer, 730.
996. Der Mensch versuche die Götter nicht.
Um vor Handlungen und Unternehmungen zu warnen, die voraussichtlich einen unglücklichen Ausgang nehmen müssen. Aus Schiller's Gedicht: Der Taucher.
997. Des Menschen erster (schlimmster) Feind ist der Mensch.
Lat.: Infestius nihil alteri est, quam homini homo. (Sailer, Sprüche, 88.)
998. Des Menschen Herz ist im Unglück wie eine Mühle im Wind; die kann nicht stille stehen; wenn sie nichts zu mahlen hat, so zündet sie sich selber an. – Herberger, Ib, 795.
999. Des Menschen Narrheit ist des Teufels Spott. – Merx, 303.
1000. Die Menschen haben hundert Augen für fremde Fehler, aber keins für die eigenen.
Lat.: Foris Argus, domi talpa. (Sailer, Sprüche, 99, 32.)
[1601] 1001. Die Menschen in der Welt streben nur nach gut vnd gelt, vnd wenn sie es erwerben, legen sie sich hin vnd sterben. – Keil, 22.
1002. Drei Menschen auf einmal verdirbt der Verleumdung Gift: den, der sie spricht; den, der sie hört; den, so sie trifft. – Weingarten, 44.
1003. Dreyerlei art Menschen tragen allerhant harten Kleyder zu Rom: Knecht, Weiber und Mönch. – Zinkgref, IV, 229.
1004. E armer Mönsch heft den Wind ömmer von värn. – Frischbier, I, 114.
1005. E oler Mönsch öss wie e Schatte, wenn hei äver den Tun stöggt, dann öss hei op e andere Sît. – Frischbier, I, 43.
1006. Ein glücklicher Mensch ist ein weisser Sperling.
Lat.: Felicitas mortalibus rarissima. (Sailer, Sprüche, 101.)
1007. Ein guter Mensch bleibt immer Rekrut (Anfänger).
Es gibt immer für ihn noch etwas zu lernen.
1008. Ein guter Mensch zürnt nicht lange.
Engl.: Anger dieth quickly with a good man. (Bohn II.)
1009. Ein hübscher Mensch, sein Kopf ist wie ein Saukürbis, die Nase wie eine Streubüchse, das Maul wie ein Giesslöffel, der Hals wie eine Wasserpumpe, die Ohren sind wie Fliegenklatschen, der ganze Leib ist wie ein Hopfensack. – Heinmar, I, 133.
1010. Ein langer Mensch mit starkem Bart und grossen Augen ist dumm. – Merx, 329.
1011. Ein magerer Mensch ist nur ein halber Mensch. (Chinesisch.) – Fischer, Curiositäten-Almanach, 280.
1012. Ein Mensch allein lebt sich zur Pein.
Frz.: Malheur à l'homme seul.
1013. Ein Mensch gern über den andern lacht, der Teufel sich über alle lustig macht. – Neue Freie Presse, 4592.
1014. Ein Mensch ohne Geld ist wie ein Vogel ohne Flügel; wenn er sich erhebt, fällt er auf den Boden und stirbt. (Rumänisch.) – Neue Freie Presse, 4581.
1015. Ein ungeschaffens (hässliches) mensch zieret eben ein tanz als ein muck' ein habermuss. – Geiler, Schif der Penitens, 116b.
1016. Eines Menschen Wissenschaft kann man in einem Tag erforschen, aber sein Gemüth in langer Zeit nicht. – Wirth, II, 276.
1017. Es ist besser eines Menschen Auge als seinen Ruf verderben. – Merx, 336.
1018. Es ist kein Mensch, der nicht Pfauenfedern an sich habe. – Dietrich, I, 199.
1019. Es thun nicht alle menschen betten, die offtmals in die kirche tretten. Mancher will sich im sommer kulen, ein andrer siht nach seinem bulen. – Loci comm., 88.
Lat.: Non orat semper stans intra templa frequenter: sed quoque lasciuas interdum quaerit amicas.
1020. Es wächst der Mensch mit seinen grössern (d.h. hier höhern) Zwecken.
Nämlich unter den Stiefeln. Scherzhafte Anwendung der Worte Schiller's im Prolog zu Wallenstein.
1021. Es werden solange Menschen sterben, bis die Weiber nicht mehr gebären werden. – Wirth, I, 471.
1022. Fürwar, o mensch, wan dir wer kund, gewisse zeit vnd todes stund, dich nicht so finden lassen wurst, nach Gottes reich mehr hettest durst. – Loci comm., 82.
Lat.: Ah, homo si sciret, quando mors atra ueniret, non sic dormiret, sed coeli regna sitiret.
1023. Geht's dem Menschen noch so schlecht, das Sterben ist ihm doch nicht recht. – Schuller, 51.
1024. Gute Menschen zürnen nicht lange.
Lat.: Bonum apud virum cito moritur iracundia. (Philippi, I, 63.)
[1602] 1025. Ist des Menschen Verstand trübe, so schadet es nicht, wenn auch die Augen nicht offen sind. – Merx, 301.
1026. Jeder Mensch ist ein Schuldner der Menschheit und kann seine Schuld nie ganz abtragen.
Lat.: Communitati hominum debemus plurimum. (Sailer, Sprüche, 53.)
1027. Kein Mensch ist aus Silber; wenn er betrunken ist, zeigt er sein Kupfer. (Rumänisch.) – Neue Freie Presse, 4576.
1028. Kein Mensch ist eine Kirchenthür. – Schuller, 39.
Jeder ist etwas Engel und etwas Teufel.
1029. Kein Mensch ist eine Kirchenthür, es hat jeder seine Fehler. (Rumänisch.) – Franzos, Vom Don zur Donau.
1030. Kein mensch nicht ist, der glauben kan, was wein für schaden richtet an; zu viel getruncken, sagt die Schrift, bald sich verkert in tödtlich gifft. – Loci comm., 56.
Lat.: Nullus homo credit, qui tantum pectora laedit: Immodice potum, sapiet cito toxica totum.
1031. Kein mensch ward nie so rein geboren, er wer durch seine sünd verlohren, so er nicht durch Christi vnschuld erlangte Gottes gnad vnd huld. – Loci comm., 85.
Lat.: Non aliquid potuit sine culpa gignere mundus, solus homo Christus fuit inter millia mundus. – Nullus in Ecclesia uiuit sine sorde uiator: sed fuit absque nota solus mundi dominator.
1032. Leichtlich eim Menschen widerfehrt, darumb er bald sein ganz verkehrt.
Lat.: Quilibet excessus mutat hominis cito gressus. (Loci comm., 69.)
1033. Ma sieht an de Mensch, no net in en ne (nur nicht in ihn hinein).
Lat.: Homo non est ex fronte solum judicandus.
1034. Mag ein Mensch aussehen, wie er will, so steht doch die Nase zwischen den Augen. (Litauen.) – Frischbier, II, 219.
1035. Man kann keinem Menschen weiter als bis an die Zähne sehen.
1036. Man kick der Mensk wull för den Kopp, man nich der in. – Archiv, 48, 13.
1037. Menschen für sich geben nicht Menschen zu Zweien.
Sonderlinge sind nicht gut für Ehe und Haushaltung.
1038. Menschen sind Eintagsfliegen.
Lat.: Diarii omnes. (Sailer, Sprüche, 98, 28.)
1039. Menschen verurtheilen mit kaltem Blut, die warmes haben, ist nicht gut.
1040. Menschen werden alle Tage geboren, aber nicht alle Tage gute Fürsten und Regenten. – Wirth, II, 288.
1041. Mit den Menschen Freundschaft, mit den Lastern Feindschaft. – Harssdörffer, 2712.
1042. Mit einem Menschen, den du nicht erprobst, bleib nicht zusammen. – Ausland, 1872, S. 1204.
1043. Mit vernünftigen und guten Menschen ist gut handeln. – Frischbier, 4215.
1044. O mensch bedenck gantz fleissiglich, warumb Gott hat erschaffen dich, dass du also auffrichtig stehst, nicht wie die Thier gebogen gehst, nemlich das du solt diese welt mit allem jhrem gut vnd gelt, ja herrlichkeit, pracht, ehr vnd kunst, macht, weissheit, list, liebe vnd gunst verachten gar vnd nicht druff bawen, sonder alleinig dich vertrawen dem, der den himmel hat besessen, vnd siner güte nicht vergessen, die er vns allen hat gethon in Christo seinem lieben Sohn, indem er vns will allen geben, so wirs glauben, das ewig leben. – Loci comm., 135.
Lat.: A re terrena procedunt mille venena; et re terrena requies remouetur amoena; et re terrena sanctorum mens aliena. – De re terrena non sit tibi gloria plena; de re terrena non sit tibi plena crumena. De re terrena tua mens non fiat amoena. – In re terrena labor eminet atque cathena. In re terrena nec lex nex iuris habena. – In re terrena nihil est aliud nisi poena. (Loci comm., 135.)
[1603] 1045. O tödtlich mensch, den tod betracht vnd hab deines lebens besser acht; leichtlich der tod dein seel hinreisst, wenn ohn vernunfft du truncken leist.
Lat.: Scis o mortalis, quod mors leuibus uolat quae subito absque mora, te tristi supplimet hora. (Loci comm., 130.)
1046. Ôl Mönsch, ôl Mesthupe. – Frischbier, I, 47.
1047. Sobald der mensch komt auff die Welt, wird ihm vom Tod stets nachgestelt. – Monatsblätter, V, 95, 1.
1048. Vor dem Menschen mit Freundesgesicht und Verrätherherzen bewahr' uns Gott. – Merx, 263.
1049. Wann wird des Menschen Sohn kommen?
Wann wird das Versprechen sich erfüllen? Die Römer sagten, um auszudrücken, wenn etwas Verheissenes sich ereignen werde: Quando iste Metonis annus veniet (Cic.), d.i.: Wann wird das Jahr des Meto kommen? Ein Wortspiel Cicero's über einen seiner Zeitgenossen, Namens Meto, der ein schlechter Zahler war. Ein anderer Meto (auch Meton) war nämlich Astronom zu Athen, welcher durch die Erfindung eines neunzehnjährigen Cyklus die Uebereinstimmung des Sonnen- und Mondjahres erweisen wollte.
1050. Was der Mensch am liebsten hett, das holt der Deibel am ersten; gestern krepirt uns de Kobbel und heute der Vater. – Frischbier, I, 261.
1051. Was im Menschen steckt, muss heraus. – Scheffel, Ekkehard, I, 97.
1052. Was muss der Mensch sich quälen, eh' er Grossvater (Grossmutter) wird. – Frischbier, 3042.
1053. Wat de Minsch sich denke kann, dat es von Gummi jetz zu han. (Köln.)
1054. Wenn der Mensch alt wird, dann wird er pumplich. (Köthen.)
1055. Wenn der Mensch aufdeckt, so deckt Gott zu; deckt er aber zu, so deckt Gott auf.
1056. Wenn der Mensch im Tode die Füsse an sich zieht, werden seine Enkel sie nicht ausdehnen. (Mongolisch.) – Jolomicz, Polyglotte der orientalischen Poesie, 622.
1057. Wer bösen (gemeinen) Menschen Gutes thut, bitte Gott, dass sie ihm nicht vergelten.
Weil sie Wohlthaten mit Uebelthaten erwidern.
1058. Wer unter Menschen leben will, der höre viel und schweige still.
»Es ist ein ganz unleidlicher Gast, wer jedes Wort beim Schopfe fasst.« (Gruppe's Deutscher Musenalmanach, 1852, S. 201.)
1059. Wie gross des Menschen Stellung auch ist, ein Stein ist zuletzt sein Denkmal. – Merx, 323.
1060. Wie kan der mensch nach hoffart sorgen, vnd weisst nicht, ob er lebt biss morgen. – Loci comm., 85.
Lat.: Vnde superbimus? nescimus quando primus.
1061. Wie kann der Mensch so damelig sein, und reisen nach der Lind'? – Frischbier, II, 489.
Heilige Linde bei Rössel ist gemeint.
*1062. Das ist bei Menschen und Vieh unmöglich. (Köthen.)
*1063. Du kannst keinen Menschen tödten, wenn der Herr nicht will. – Neue Illustrirte Zeitung, V, 25.
*1064. Ear is a g'schickda' Mensch, wån-a' bôt'nweis' gehd. (Niederösterreichisch.)
*1065. Er darf huben (muss haben) a Menschen wie der Dübner Teich.
Von solchen, die stets jemand haben müssen, um ihn auszubeuten. Der Fluss, der bei Dubno (einer kleinen Stadt in Volhynien) fliesst, soll nach dem dortigen Volksaberglauben jedes Jahr einen Menschen brauchen.
*1066. Er ist ein netter Mensch.
So sagen die Hamburgerinnen von einem jungen Manne, der ihnen gefällt. Die Dresdnerinnen sagen: »Er ist ein gutes Thierchen«; die Wienerinnen: »Er ist ein lieber Narr.«
*1067. Er ist ein strammpustriger Mensch. (Köthen.)
[1604] *1068. Er ist ein guter Mensch, aber ein schlechter Musikant. – Leipziger Illustrirte Zeitung, 1860, 368a.
*1069. Er ist ein guter Mensch, er tütscht (tunkt) keine Fensterladen in den Kaffee und frisst keine Schuhschmiere. (Köthen.)
*1070. Er ist ein sehmischer Mensch. – Frischbier, 3477.
D.i. ein fauler, dessen Faulheit dem dehnbaren sehmischen Leder vergleichbar ist.
*1071. Er ist kein Mensch, sondern ein Badstubengewölbe; alles, was du sagst, dessen hallt er wider. – Merx, 119.
*1072. Es sind Menschen wie Schemelbeine. (Schles.)
Adelung-1793: Mensch, der · Mensch, das
DamenConvLex-1834: Mensch, Menschheit
Kirchner-Michaelis-1907: Mensch
Meyers-1905: Mensch (der) ist, was er ißt · Mensch · Kein Mensch muß müssen
Pataky-1898: Mensch, Frl. Dr. phil. Ella · Mensch, Der
Pierer-1857: Neuer Mensch · Rother Mensch · Mensch · Alter Mensch · Innerer Mensch
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