1. A de richa Lüta werd ma nüd rüdig1. – Sutermeister, 143; Tobler, 371.
In Appenzell: Von den reichen Leuten bekommt man nicht leere Hände. (Tobler.)
2. Albern Leut dienen nicht in die Welt. – Petri, II, 4.
3. Alberne Lüe sind ock Lüe. (Hannover.) – Schambach, II, 83.
Beansprucht billige Rücksicht gegen Menschen mit beschränkten Geisteskräften.
4. Alde Leute sên gämlich1 (wunderlich). (Schles.) – Palm, 57, 5.
1) Das mittelhochdeutsche gameclich, gemelich, althochdeutsch gamanlich hat seine alte Bedeutung: scherzhaft (gamen = Spass) gänzlich verloren und erscheint hier im Sinne von launisch, während das seltsam (in dem Sprichwort: Is ha ⇒ wunderlich [s.d.] su bin ich seltzam) umgekehrt die Bedeutung des mittelhochdeutschen sëltsame = auffallend, wunderlich, hier noch erhalten hat. (Vgl. Palm, 34.)
[49] 5. Aler Ligden är Fräinjt äs Nemesti Fräinjt. – Schuster, 666.
6. All' Lüüd Müler to stoppen hör'n vöäl Wiegens to. (Seehausen.) – Firmenich, III, 133, 27.
7. Alle Leute konnten nicht treffen, aber mein Sohn schoss dicht vorbei. – Simrock, 10466.
8. Alle oarme Leut hoben gute Lewuwes. (Jüd.-deutsch. Warschau.) – Blass, 5.
Arme Leute haben gute Herzen. Es ist hier aber ironisch von denen die Rede, die gern wohlthun auf fremde Kosten; die selber nichts haben und aus dem Beutel anderer austheilen oder die Hungerigen aus fremder Küche speisen.
9. Alle reichen Leute sind seine Vettern.
Holl.: Alle rijke lieden zijn zijne magen. (Harrebomée, II, 23.)
10. Allen Leuten recht gethan, ist die Kunst, die niemand kann. – Steiger, 135; Lohrengel, I, 20.
11. Aller leut freundt, iedermanns geck. – Franck, II, 159b; Egenolff, 218a; Petri, I, 3; Henisch, 1402, 25; Schottel, 1120a.
Aller Lude vrunt is manniger Lude gek. (Multos ladibrio est cunctis qui poscit amicos.) (Tunn., 100.) Aehnlich sagt ein jüdisch-deutsches Sprichwort in Warschau: A Tow-lakkel is a Rah-lakkel; d.h. Ein-Gut-für-alle, ist ein Schlecht-für-alle; um zu sagen: dass derjenige, der für alle Menschen gleich gut sein will, streng genommen keinen befriedigt. Auch die Güte muss Mass und Ziel haben.
Engl.: Too much familiarity breeds contempt.
Frz.: Une trop grande familiarité engendre le mépris.
Lat.: Neque nulli sis amicus nec multis. (Seybold, 344.) – Nimia familiaritas parit contemptum. (Marin, 4.) – Ridiculus multis, cunctis sit amicus oportet. (Henisch, 1402, 26.)
Schwed.: Alle mans wän är ofta hwar mans narr. (Marin, 4.)
12. Aller Leute Freund, aller Leute Geck (vieler Leute Narr). – Winckler, X, 16.
Man soll sich vor denen hüten, die mit jedermann gut stehen und gleichsam die Gevattersleute der ganzen Welt sind.
Schwed.: Alle mans wän är ofta hwar mans narr. (Wensell, 6; Grubb, 18.)
13. Aller Lüe Fründ, jêdermans Geck. – Schambach, II, 4.
14. Alleyn fromm leut hoffen im vbel. – Franck, I, 69b; Lehmann, II, 26, 9.
Lat.: In malis sperare bonum, nisi innocens nemo potest. (Franck, I, 69b.)
15. Alt leut, alt heut. – Franck, I, 87a; II, 55a; Gruter, I, 4; Petri, II, 11; Lehmann, II, 27, 31; Simrock, 1941; Körte, 3819; Braun, I, 2270.
Lat.: Longa senectus, plena malis. – Metue senectum, non enim venit sola. – Senectus ipsa morbus. (Philippi, II, 175.) – Senectutem plurima opprimunt incommoda. – Viri senis astaphis calvaria.
16. Alt leut, alt Pferd acht niemand werth. – Eyering, I, 5; III, 374; Simrock, 195.
17. Alt leut, alt renck; alt fuchs, alt list. – Gruter, I, 4; Petri, II, 7; Sutor, 888; Sailer, 194.
Lat.: Robur decrescit, senibus prudentia crescit. (Chaos, 858.)
18. Alt Leut muss man dallen lan, weil man jhr zung nicht endern kan. – Egenolff, 12a; Eyering, I, 61.
19. Alt leut muss man dallen lassen. – Gruter, I, 4; Petri, II, 11; Henisch, 637, 19.
20. Alt leüt sol man eren. – Hauer, Miij.
21. Alt Lüt gsehnd am best i d' Witi. – Sutermeister, 140.
22. Alt Lüt und alt Chüe sy eister verachtet. (Solothurn.) – Schild, 56, 2; Sutermeister, 136.
23. Alte Leut, alte Renck, junge Füchs, newe Schwenck. – Lehmann, 7, 20; Körte, 3820; Simrock, 193; Lohrengel, I, 35.
24. Alte Leut gehen alle Tage auff Grabes Bort. – Petri, III, 17; Henisch, 1723, 14.
25. Alte Leut' haben kranke Häut.
Sie haben täglich Schmerzen, es thut ihnen immer etwas wehe.
It.: All' huomo vecchio per tutto gli duole. (Pazzaglia, 392, 2.)
[50] 26. Alte Leut haben viel Beschwerlichkeit.
Lat.: Multa senem circumveniunt incommoda. (Seybold, 317.)
27. Alte Leut' han zähe Häut'.
28. Alte Leut machen ein ding wie es zu jhren zeiten im brauch gewest; die newe Leut machens nach der newen Manier. – Lehmann, 6, 6.
29. Alte leut müssen jre stercke aus der Schüssel nehmen. (S. ⇒ Kiefel.) – Lehmann, II, 26, 18; Eyering, I, 55 u. 503; Gaal, 37; Simrock, 196.
Speise und Trank müssen den Abgang ihrer Kräfte in ganz besonderm Masse ersetzen.
Holl.: Oude lieden zullen hunne sterkte zoeken in de kannen, in weeke bedden en achter den oven. (Harrebomée, II, 25.)
Ung.: Vén embernek kása a' pecsenyéje, bor a' patikája. (Gaal, 37.)
30. Alte leut müssen jre sterckt mit den zenen holen. – Tappius, 193b.
Holl.: Oude lieden moeten het met de tanden houden (of: moeten zich met de tanden weren). (Harrebomée, II, 25.)
Lat.: Viro seni maxillae baculus. (Tappius, 193b; Erasmus, 571; Philippi, II, 253; Seybold, 637.)
31. Alte Leut sagen vom alten ehegestern. – Lehmann, 9, 48.
32. Alte Leut sagen von alten Käsen. – Lehmann, 9, 48.
33. Alte Leut seind andig1 vnd wunderlich, das nimpt jhn niemandt denn hawen vnd schauffeln. – Egenolff, 12a.
1) Difficilis, iracundus, suspiciosus. Franck (II, 170b) sagt bei der Erklärung des Sprichworts: Man muss zuweilen durch die Finger sehen: »Wer so kützlig vnnd so andig ist, dass er alles so nahe will suchen, muss zuweilen durch die Finger sehen.« Das Wort gehört nach Grimm (Wb., I, 315) zu anden, ahnden (vindicare).
34. Alte Leut sind kalte Leut. – Oec. rur., 291.
35. Alte Leut suchen das leben in der kanten. – Gruter, III, 5; Lehmann, II, 34, 33.
36. Alte Leute, alte Schäden (Leiden).
Die Russen: Ein alter Kerl, ein altes Leiden. (Altmann VI, 392.)
37. Alte Leute, alter Wein und alt Geld haben den Preis in aller Welt.
»Man helt viel von alten Leuten, altem Gelde und altem Wein.« (Theatrum Diabolorum, 410a.)
38. Alte Leute bleiben zu Hause.
39. Alte Leute essen auch gern einen guten Bissen.
40. Alte Leute geben guten Rath.
41. Alte Leute haben Blau an Händen und Füssen.
Frz.: Quand l'homme vieillist sang y penser s'appesentist. (Leroux, I, 171.)
42. Alte Leute haben enge Beutel.
Sie geben nicht gern etwas aus, und wenn es geschieht, nur sehr wenig.
43. Alte Leute haben täglich neue Leiden.
Schwed.: Ålderen har hwar dag nyia lijdender. (Grubb, 887.)
Lat.: Frigidus in venerem senior. (Virgil.) (Binder II, 1202.)
45. Alte Leute lassen sich auch wol noch ein Paar Narrenschuhe machen.
Lat.: Deliramus aliquando senes. (Binder II, 734; Lehmann, 8, 39.)
46. Alte Leute lauffen auch schnell, wenn sie ein Furcht anstösst. – Petri, II, 11.
47. Alte Leute müssen den jungen Platz machen.
Lat.: Sexagenarios de ponte dejicere. (Binder II, 3099.)
48. Alte Leute müssen langsam gehen.
Die Russen: Gebrechlichkeit ist des Alters Begleiterin. (Altmann VI, 414.)
49. Alte Leute sehen am besten in die Ferne. – Steiger, 201; Simrock, 198.
50. Alte Leute sind böss jung zu machen. – Lehmann, II, 26, 19; Simrock, 191.
51. Alte Leute sind schwätzig. – Pistor., II, 14.
Lat.: Loqui senibus res est gratissima cunctis. (Binder II, 1693.)
52. Alte Leute sind schwer zu bekehren.
It.: E più facile rovisciar un pozzo, che riformar un vecchio. (Gaal, 1080.)
[51] 53. Alte Leute sind wunderlich, das nimmt ihnen niemand als die Schaufel. – Simrock, 187.
54. Alte Leute sind wunderlich, wenn es regnet, wollen sie Heu machen. – Petri, II, 11; Simrock, 188; Körte, 3823; Braun, I, 2271; Frischbier2, 2406.
Lat.: Senes sunt difficiles (morosi). (Seybold, 551.)
55. Alte Leute sind zweimal Kinder. – Simrock, 190; Braun, II, 39.
56. Alte Leute sitzen gern warm. – Simrock, 197.
57. Alte Leute soll man nicht beschweren (belästigen, quälen).
Holl.: Oude lieden moet men nied hinderen. (Harrebomée, II, 25.)
58. Alte Leute sollen daheim bleiben hinter dem Ofen.
Schwed.: Ålder är en elack reesebroor. (Grubb, 887.)
59. Alte Leute sollen Karten und Würfel ruhen lassen.
Lat.: Senes talos relinquant et tesseras. (Cicero.) (Philippi, II, 176.)
60. Alte Leute sollen rathen, junge fechten. – Seybold, 85.
61. Alte leute sollen yhre stercke suchen ynn der kannen, ynn weichen betten vnd hynder dem Ofen. – Agricola, I, 679; Egenolff, 263a; Petri, II, 11; Tappius, 193b; Gruter, I, 41; Schottel, 1139b; Henisch, 342, 66.
Böhm.: Dla staruszki dobry piec i garnugzki. (Lompa, 11.)
62. Alte Leute und Kinder reden wahr.
Dän.: Gammel mands sagn er sielden usand. (Bohn I, 370.)
63. Alte Leute und weitgereiste haben gut lügen.
Engl.: Old men and far travellers may lie by authority. (Bohn II, 120.)
Port.: Longas vias, longas mentiras. (Bohn II, 120.)
Span.: El viejo en su tierra, y el moço en la agena, mienten de una manera.
64. Alte Leute werden pumplich. – Simrock, 189.
65. Alte Leute werden wieder zu Kindern. – Eyering, III, 276.
»It is vorwar noch als men secht: en olt man kindesche Sinne drecht.« (B. Waldis, Parabel vom verlornen Sohne, herausgegeben von Hoefer, S. 251.)
Engl.: Old men are twice children. (Bohn II, 120.)
Holl.: Als de lieden bijster worden, worden zij weder kinderen. (Harrebomée, II, 23.) – Oude lieden zijn twee maal kinderen. (Harrebomée, II, 25.)
Lat.: Senes bis pueri. (Froberg, 566; Philippi, II, 176; Schonheim, S, 14.)
Schwed.: Gammal man träder barneskoor. (Grubb, 246.)
66. Alte Leute wissen auch nicht alles.
Böhm.: I staří lidé se divívají (nevĕdí o mnohém). (Čelakovský, 217.)
Lat.: Ir wezzi laudis brihnijahs. (Čelakovský, 217.)
67. Alte Leute wundern sich. – Schleicher, 170.
68. Alte Leuth, alte Beuth. – Sutor, 888.
69. Alte Leuth tragen die Augen in der Taschen, den Calender jn dem Haupt vnd die Füesse in Händen. – Henisch, 1323, 55; Gaal, 43.
70. Alte vnd junge Leut seynd nicht gleich gesint. – Lehmann, 6, 5.
71. Alten Leuten und kleinen Kindern muss man was geben.
72. Alter Leute Dank ist krank.
Lat.: In senem ne quod collocaris beneficium. (Erasmus, 476; Philippi, II, 203; Tappius, 100a.)
73. Alter Leute Kinder dauern nicht.
Engl.: The offspring of them that are very old, or very young, lasteth not. (Bohn II, 15.)
74. Alter Leute Krafft ist ein Trünckl Wein, ein weiches Bett und der warme Ofen. – Chaos, 863.
75. Alter Leute Meinung ist allzeit die beste.
Lat.: Seniorum sententiae sunt meliores. (Seybold, 551.)
76. Alter Leute Rath ist so gut als eines Jungen Degen.
Lat.: Consilia senum juvenum lanceae. (Seybold, 85.)
77. Alter Leute Rath macht selten Kopfweh.
78. Alter Leute Rath soll man folgen.
Schwed.: Bäst föllia de gamblas Råd. (Grubb, 64.)
79. Alter Leute Rechnung schlägt oft fehl.
Schwed.: Gammal mans räkning slår ofta felt. (Grubb, 245.)
80. Alter Leute Tod macht keine gross Noth.
Schwed.: Gammal mans död gör lijten sorg. (Grubb, 245.)
[52] 81. Alti Lüt, alti Händ. – Sutermeister, 140.
82. An anderer leutte kindern vnd an frembden hunden hat man das Brot verloren. – Agricola I, 377; Franck, II, 6a; Tappius, 7a; Eyering, I, 69; Egenolff, 10b; Gruter, I, 5; Henisch, 524, 36; Sutor, 429; Lange, 1468; Eiselein, 374; Sailer, 31; Körte, 3381; Simrock, 5645; Chaos, 333; Reinsberg VII, 49.
In der Schweiz: An ander Lüte Kinder und a frönde Hünd het me's Brot verlore. (Sutermeister, 138.) Der Hund läuft davon, oder man muss ihn seinem Herrn unentgeltlich wiedergeben. Wird auch auf den Fall angewandt, wenn jemand auf fremden Acker rechtswidrig gebaut hat und dadurch der Ernte verlustig geht. (S. Graf 779.)
Holl.: Aan vreemde lieden kinderen en vreemde honden is somtijds de kost verloren. (Harrebomée, II, 23.)
Lat.: Qui canem alit exterum, huic praeter lorum nil fit reliquum. (Binder II, 2759; Steinmeyer, 13; Sutor, 429.) – Qui canem alit peregrinum, huic nil reliqui fit, praeter linum.
Schwed.: Fåfäng kost på annars barn och hundar. (Grubb, 227.)
83. An arme Leute will jeder sich die Schuhe wischen.
Schwed.: Den fattige är hwars mans skostrok. (Grubb, 144.)
84. An arme Leuth wüscht man die Schuh, so geht es in der Welt hier zu. – Chaos, 743.
85. An armer Leut' Bart lernt der Junge scheren. – Mayer, I, 43; Simrock, 520; Braun, I, 96; Reinsberg VIII, 53.
Die Russen: An armer Leute Kinnlade lernt der junge Zahnarzt Zähne ausbrechen. (Altmann VI, 453.)
86. An armer leut hochmuth (hoffart) wischt der Teuffel den arss. – Franck, II, 157a; Gruter, I, 5; Eyering, I, 73; Latendorf II, 5; Sutor, 929; Mathesy, I, 120b; Henneberger, 193; Simrock, 504.
»An Hoffart, da wischet der Teufel seinen Hindern an; Und ob sie wol fast drücket, so kan sie doch nichts machen, denn sie hat nichts im Bauche.« (Luther's Werke, VI, 164a.) »Wo Hoffart ist beim armen man, wüscht der teuffel den hindern an.« (Waldis, II, 28, 53.) Die Russen: Armer Leute Hoffart ist wie eine Blase auf dem Sumpfe, die bald genug zerplatzen wird; reicher Leute Hoffart gleicht dem Sumpfe selbst, der erst allmählich austrocknet. (Altmann VI, 454.)
Böhm.: Sluší chudému pýcha, jako krávĕ sedlo. (Čelakovský, 98.)
Engl.: Poor and proud – fy, fy! – The devil wipes his tail with the poor man's pride. (Bohn II, 12.)
Frz.: L'orgueil va au pauvre, comme la selle à une vache. (Cahier, 1989.)
Holl.: Aan arme lieden hoovaardij vaagt de duivel zijn aars. (Harrebomée, II, 23.)
Lat.: Etiam ipsa Daemoni abominatio superbia pauperum. – Immundas fortunas aequum est squalorem sequi. – Superbi gloria cito fit ignominia.
Ung.: Az ördög is neveti a szegény kevély embert. (Gaal, 899.)
87. An armer Leute hoffart wischet Meister Hämmerling die Nase. – Herberger, II, 7.
88. An armer Leute Hoffart wischt der Teufel seine lateinische Kunst. – Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 248; Henisch, 455, 40; Petri, II, 574; Simrock, 504; Frischbier2, 1641; Körte, 2902.
89. An bösen Leuten gewinnt man nichts, weder mit guten, noch mit bösen Worten. – Petri, II, 14.
90. An dreierlei Leuten ist kein Mangel: an Priestern, Juden und Huren.
91. An dummen Leuten fehlt's nicht.
Frz.: Plus de gens bestes que d'asne chrestien. (Leroux, I, 5.)
92. An dummen Leuten sind Rüben und Sack verloren. – Simrock, 8567; Reinsberg IV, 38.
93. An frembder Leuth Kinder vnd frembden Hunden ist die Kost verloren. – Henisch, 1210, 17.
94. An krancken (armen) Leuten kan niemand Ritter werden. – Petri, II, 17.
95. An Leuten, die hoch stehen, sieht man Male und Höcker (Buckel) fern.
Lat.: Omne animi vitium tanto conspectius in se crimen habet, quanto major, qui peccat, habetur. (Juvenal.) (Binder II, 2370; Philippi, II, 64; Seybold, 405.)
96. An viererlei Leuten ist Mangel auf Erden: an Pfaffen, sonst dürfte einer nicht sechs bis sieben [53] Pfründen haben; an Adeligen, sunst wollte nit jeder Bauer ein Junker sein; an Huren, sonst würden Eheweiber und Nonnen das Handwerk nicht treiben, und an Juden, sonst würden Christen nicht wuchern. – Pauli, Schimpff, CLXVIII; Klosterspiegel, 34, 24; Eiselein, 422.
97. An vnverstendigen Leuten kan niemand Meister werden.
98. Ander leut brot schmeckt allzeit besser. – Gruter, III, 6; Grubb, 26.
99. Ander leut creutz lehrt das deine tragen. – Eyering, I, 78; Henisch, 622, 1; Körte, 3551.
Lat.: Aliorum exemplo patiens.
100. Ander leut haben auch hende. – Tappius, 48a; Körte, 3796; Reinsberg II, 71.
Lat.: Et meum telum cuspidem habet. (Tappius, 47a.) – Et mihi sunt vires et mea tela nocent. (Ovid.) (Froberg, 320; Philippi, I, 140.)
101. Ander Leut haben auch heut. – Gruter, III, 6; Lehmann, II, 35, 51.
102. Ander Leut heuser sein besser als vnsers. – Lehmann, 788, 10.
103. Ander Leut Schad ist guter Rath. – Petri, II, 15.
104. Ander Leuth fehl sehen vnd sein eigen nicht, das ist der Thoren sitt. – Henisch, 1040, 15; Petri, II, 15.
105. Ander Leuth gelt, ander Leuth sorg. – Henisch, 1467, 32; Petri, II, 15.
106. Ander Leuth Küh geben immer mehr Milch alss vnsere. – Lehmann, 788, 10.
107. Ander lude breve, büdels unde tavelen en sal men nicht ansein.
Lat.: Alterius chartas, loculum, non inspice mensam. (Tunn., 1308.)
108. Andere Leut gebrechen haben wir vor vns, die vnsern aufm rucken. – Lehmann, 385, 44.
109. Andere Leut muss man nicht mit der Hausselen, sondern mit Krämer Elen messen. – Lehmann, 759, 8.
110. Andere Leut' tragen auch Schälk in der Häut.
111. Andere Leute haben auch einen Kopf.
Span.: Necio es, quien piensa que otro no piensa. (Bohn II, 233.)
112. Andere Leute haben auch Fäuste.
Holl.: Andere lieden hebben ook handen. (Harrebomée, II, 23.)
113. Andere Leute haben auch Spiesse und Schilder, Helme und Harnische.
114. Andere Leute kochen auch mit Wasser. – Körte, 3795; Reinsberg II, 71.
Auch wenn sie thun, als kochten sie alles in Rebensaft.
115. Andere Leute sind auch keine Narren.
»On dencke desholben nich, dass andre Leute Narren seyn; a mêent wul, ich bin ihm gerade gutt genug.« (Keller, 144a.)
116. Anderer Leut Kühe haben allzeit die grössten Euter. – Gruter, III, 6; Lehmann, II, 35, 54; Eiselein, 402; Simrock, 6033; Braun, I, 2054.
Lat.: Parvus semper tuus pullus. (Binder II, 2489; Eiselein, 402.)
117. Anderer Leut Thorheit sey dein Weissheit. – Lehmann, II, 28, 56.
118. Anderer Leut vnglück, der Landsknechte höchstes Glück. – Franck, Zeytbuch, CCXXXb.
119. Anderer Leute Bettdecke schützt mich nicht vor Kälte.
Es ist ein schlechter Trost, zu hören, dass andere etwas haben.
120. Anderer Leute Briefe, Beutel und Tisch soll man nicht ansehen. – Körte, 3742.
Die Italiener und Spanier: Nicht die Augen in den Briefen, noch die Hände in den Taschen (anderer). (Reinsberg IV, 56.)
121. Anderer Leute Fehler sind gute Lehrer.
Schwed.: Andras feel lära bäst. – Bäst lära aff annars skada. (Grubb, 28.)
[54] 122. Anderer Leute Geld ist auch kein Blei.
123. Anderer Leute Höcker (Buckel) sehen wir besser als unsere eigenen.
Lat.: Sed non videmus id manticae, quod in tergo est. (Seybold, 546.)
124. Anderer Leute Speck ist immer fetter.
125. Anderer Lüe Abend is âk noch nich ekômen. – Schambach, II, 9.
Dem Schadenfrohen und Spötter ruft man zu: Anderer Leute Abend ist auch noch nicht gekommen, um ihm zu sagen, dass auch er vor Widerwärtigkeiten nicht sicher sei, dass auch ihm vor seinem Tode noch Aehnliches begegnen könne. (S. ⇒ Spotthäuser und ⇒ Tag.)
126. Andern Leuten muss der Esel Haare tragen.
127. Anderswo gibts auch Leuth. – Sutor, 612.
»Sie thun nach ihrem, nicht nach deinem Willen.«
128. And'r Laits Brûd is d'r Kend'r Säm'l. – Peter, I, 445.
129. Andrer Lüte Küje hend allewîl e grösser Üter. – Sutermeister, 135.
130. Anner Lü(de) Gôd is anner Lü(de) Sorge. (Ostfries.) – Bueren, 12; Frommann, II, 389, 32; Eichwald, 1219; Hauskalender, I; Lohrengel, I, 46.
Die Böhmen: Anderswo sucht er, was er zu Haus im Ueberfluss hat. (Reinsberg IV, 51.) Nämlich zu thun und zu sorgen.
131. Anner Lüde Kôl is ümmer fetter. – Dähnert, 248b.
Was andere Leute haben, scheint immer besser als das, was man selbst besitzt.
132. Anner Lüd' sind ôk Lüd', se(de) Klâs Steffens, dô lewte (lebte) he noch. (Ostfries.) – Frommann, II, 389, 31; Bueren, 44; Hoefer, 1004; Kern, 146; Eichwald, 1823.
133. Arm leut, arm küchen. – Franck, I, 81b; Lehmann, 148, 109; Petri, II, 19; Lehmann, II, 29, 8; Latendorf II, 5; Gaal, 98; Körte, 3804.
Sie sieden und braten nicht viel, um ihren Hunger zu stillen.
Schwed.: Fattig man har kalt kiöke. (Grubb, 205.)
Ung.: A' szegénynek szegény a' szerencséje. (Gaal, 98.)
134. Arm Leut, arm leben. – Lehmann, 44, 34.
Die Letten: Arme Leute grünen nicht leicht. (Reinsberg II, 120.)
135. Arm leut, arms creutz. – Franck, I, 84b; II, 6b u. 157a; Gruter, I, 5; Petri, II, 19; Henisch, 621, 59; Eisenhart, 215; Pistor., III, 44; Körte, 3803; Chaos, 741; Grubb, 204.
Holl.: Arme lui, arm kruis. (Harrebomée, II, 23.)
Lat.: Mola salsa litant, qui thura non habent. (Philippi, I, 254; Seybold, 310.) – Non decet superbum esse hominem servum. (Plautus.) (Binder I, 1160; II, 2151; Philippi, II, 33; Seybold, 365; Sutor, 429.)
136. Arm leut gehören hinder die thür. – Franck, II, 6b; Eyering, I, 104 u. 112; Gruter, I, 5; Petri, II, 19; Lehmann, 44, 27; Sailer, 197.
137. Arm leut haben gut leben. – Franck, I, 117b.
138. Arm Leut helffen die Last auch tragen. – Petri, II, 19.
139. Arm leut kent niemand. – Franck, II, 6b; Petri, II, 19; Egenolff, 11a; Gruter, I, 5; Gaal, 99; Sailer, 197; Simrock, 494; Körte, 3802; Braun, I, 2359.
Lat.: At nunc barbaries grandis habere nihil. (Philippi, I, 47.)
Schwed.: Fattig man haar fåå kiända. (Grubb, 204.)
140. Arm leut kochen dünne (mager) suppen (brey). Franck, II, 157a; Gruter, I, 5; Henisch, 505, 60; Petri, II, 19; Gaal, 98; Sailer, 197.
Holl.: Arme lude coken dunnen bri. (Tunn., 3, 22.)
Lat.: Pauperis est gentis tenuis puls farre carentis. (Fallersleben, 75.)
Schwed.: Fattig man kokar tunn wälling. (Grubb, 204.)
Ung.: Östöver húsnak vékony a' leve. (Gaal, 98.)
141. Arm leut machen reich heiligen. – Franck, I, 87a; Egenolff, 346a; Gruter, I, 5; Petri, II, 19; Lehmann, 683, 39; Chaos, 743; Eiselein, 294; Simrock, 4494; Körte, 3006.
Holl.: Arme lieden maken rijke heiligen. (Harrebomée, II, 23.)
142. Arm leut müssen immerzu vnrecht haben. – Franck, II, 6b; Gruter, I, 5; Gaal, 101; Reinsberg II, 120.
Frz.: Les raisons des pauvres n'ont point de poids. (Gaal, 101.)
Holl.: Arme lieden meeten altijd onregt hebten. (Harrebomée, II, 23.)
It.: Le ragioni del povero non pesano. (Gaal, 101.)
[55] 143. Arm leut müssen essen, was sie haben. – Franck, II, 157a; Gruter, I, 5; Sutor, 653.
Engl.: Poor folks are glad of pottage. (Bohn II, 125.)
Holl.: Arme lieden zullen niet lekker zijn. (Harrebomée, II, 23.)
144. Arm leut müssen vil anfahen, biss sie sich erneren. – Franck, II, 157a; Gruter, I, 5.
145. Arm leut schlaffen (wol) für wol essen. – Franck, II, 92b; Lehmann, II, 29, 10.
146. Arm leut seind von neid vnd grossen ausgaben gefreit. – Franck, II, 184b; Petri, II, 19; Sutor, 30.
147. Arm leut, vil vnglücks, kein freund. – Franck, I, 117a; Lehmann, II, 29, 11.
148. Arm leuth haben eben einen namen, wie sie glück haben. – Franck, I, 117a.
149. Arm Lü Kinner stat achter de Döre. – Weserzeitung, 4036.
150. Arme Leut deuten alles zu jhrer verachtung. – Lehmann, 43, 17.
151. Arme Leut essen, wann sie es haben, Reiche, wann sie wollen. – Lehmann, 46, 63.
»Drumb wolt Clauss Narr nicht arm seyn.«
152. Arme Leut geben Epffel vnd Birnen, die Reichen ein Ochsen. – Lehmann, 236, 65.
Holl.: Arme lude driven arme wise.
Lat.: Pauper pauperem per totum sustinet orbem. (Fallersleben, 72.)
153. Arme Leut haben keinen Freund. – Lehmann, 42, 4.
Die Engländer sagen gar: Arme Leute haben keine Seele. (Reinsberg II, 120.)
Frz.: Les malheureux n'ont point de parens. (Kritzinger, 434b.) – Pauvres gens n'ont guère d'amis. – Pour pauvre personne guère on ne sonne. (Masson, 28.)
It.: La povertà non ha parenti ne amici. (Masson, 28.)
Lat.: Mendico ne parentes quidem amici. (Binder I, 976; II, 1837; Seybold, 303; Erasm., 723.)
154. Arme Leut haben weit heim. – Petri, II, 19; Lehmann, II, 29, 9; Mayer, I, 43; Körte, 3801; Braun, I, 106.
D.i. wie Petri bemerkt, sie gehen bald weg, als hätten sie weit hin nach Hauss. – Wohin sie auch kommen, man nöthigt sie nicht zum längern Verweilen.
Lat.: Infortunati procul amici. (Chaos, 51.)
155. Arme Leut haben wenig frewd. – Gruter, III, 6.
156. Arme Leut' kochen mit Wasser. (Oberösterreich). – Blass, 6.
Die Osmanen sagen: Des Hirten Geschenk ist Fichtenharz. (Schlechta, 200.)
Holl.: Den arme ziet men met halve oogen, den rijke met heele oogen aan. (Harrebomée, II, 141.) – Den armen wil vader noch moeder erbarmen. (Harrebomée, I, 20.)
157. Arme Leut können nicht viel geben. – Petri, II, 19.
158. Arme Leut müssen die Thür zuthun. – Lehmann, 44, 27.
159. Arme Leut müssen jhr Kraut mit Lungen schmelzen. – Gruter, III, 6; Lehmann, II, 35, 59.
160. Arme Leut seynd kleinlaut. – Lehmann, 47, 81.
161. Arme Leut sind bald verführet vnd in harnisch gebracht, wenn die Redeltreiber geschwinde sind. – Petri, II, 19.
162. Arme Leut sollen nicht reich sein. – Lehmann, 45, 15; Petri, II, 19.
163. Arme Leut verziehen jhre Kinder mehr denn die reichen. – Petri, II, 19.
164. Arme Leut will niemand kennen. – Lehmann, 43, 25.
165. Arme Leut wohnen in kleinen Heusern. – Petri, II, 19.
Böhm.: Chudobného chudobné je štĕstí. (Čelakovský, 173.)
Holl.: Arme lieden, arme zinnen. ( Harrebomée, II, 23.)
168. Arme Leute bauen kleine Häuser.
Schwed.: Fattig man bygger små huus. – Små foglar små näste. (Grubb, 204.)
169. Arme Leute behalten ihre Hühner, reiche ihre Töchter nicht lange. – Blum, 188.
170. Arme Leute brauchen kein Geleit.
171. Arme Leute brauchen keine Magentropfen.
172. Arme Leute bringen einen Gruss vom Himmel.
[56] 173. Arme Leute, die kein Geld haben, zahlen die Hälfte, sagte der Komödiant.
174. Arme Leute drückt man am meisten.
175. Arme Leute dürfen sich den grossen nicht gleichstellen.
176. Arme Leute gehören hinter die Thür.
177. Arme Leute gewinnen selten einen Process.
Holl.: Verdrukte lieden verliezen altijd het proces. (Harrebomée, II, 26.)
178. Arme Leute haben auch einen Kopf.
179. Arme Leute haben bald abgespeist. – Blum, 616; Simrock, 589.
Es kommen nur wenige Gerichte auf ihren Tisch; auch haben sie nicht Zeit, um lange zu tafeln.
180. Arme Leute haben einen Sinn mehr als die reichen. – Winckler, V, 48; Chaos, 77.
Engl.: Poor men have no souls. (Bohn II, 16.)
Holl.: Arme lieden hebben eenen zin meer dan andere. (Harrebomée, I, 23.)
181. Arme Leute haben kurze Arme. – Winckler, VII, 20.
182. Arme Leute haben leichten Muth, denn es stiehlt niemand ihr Gut.
Lat.: Cantabit vacuus coram latrone viator. (Juvenal.) (Seybold, 66.)
183. Arme Leute haben nicht viel Freunde.
Holl.: Arme lieden zien zonder vrienden. (Harrebomée, II, 23.) – Daer dat begrijp nauwe is, daer is die vrientschap clein.
Lat.: Est ibi parvus amor ubi tam leviter reprehendere. (Fallersleben, 160.)
184. Arme Leute haben wenig Vettern.
Holl.: Arme lieden hebben nergens neven en nichten. (Harrebomée, II, 23.)
Ung.: Szegény embernek kevés pártfogoja. (Gaal, 101.)
185. Arme Leute kochen ihren Kohl in Wasser.
Schwed.: Fattig man kokar sin kol i watn. (Grubb, 204.)
186. Arme Leute kennt niemand und reiche kennen sich selber nicht. – Berl. Monatsschrift, XVI, 267.
Holl.: De arme lieden kent niemand. – De arme liên zijn ongezien. (Harrebomée, II, 23.)
Lat.: Mendico ne parentes quidem amici sunt. (Philippi, I, 246.) – Vicino diviti, pauper molestus est. (Chaos, 739.)
Poln.: Ubogiego i swoi nieznają. (Masson, 27.)
Span.: Sin dinero no te conocerán, con dinero no te conocerás.
187. Arme Leute können nichts draufgehen lassen.
188. Arme Leute kriegen die Beulen, wenn die reichen sich keilen.
It.: De' pecatti de' signori fanno penitenza i poveri. (Bohn II, 91.)
189. Arme Leute leben von dem, was sie essen.
Frz.: Les pauvres gens vivent de ce qu'ils mangent. (Cahier, 72.)
190. Arme Leute – leere Schüsseln.
191. Arme Leute machen keine (selten) reiche Beute.
192. Arme Leute machen reiche Heilige, singen die Mönche. – Klosterspiegel, 10, 1; Braun, I, 2261.
193. Arme Leute müssen auch leben.
Schwed.: Fattigt folk måste och lefwa. (Grubb, 404.)
194. Arme Leute müssen hinter der Thür stehen.
Holl.: Arme lieden moeten achter de deur staan. (Harrebomée, II, 23.)
Lat.: Curia pauperibus clausa est, dat census honores. (Ovid.) (Seybold, 109.)
195. Arme Leute neidet niemand.
Schwed.: Fattig man löjder minsta afwund. (Grubb, 203.)
196. Arme Leute rechnen nach Pfennigen.
Port.: A gente pobre moeda miuda. (Bohn II, 264.)
197. Arme Leute reden auch wol ein gescheit Wort.
Lat.: Est quandoque olitor valde opportuna locutus. (Gellius.) (Philippi, I, 137; Binder I, 436; II, 990.)
198. Arme Leute schieben kleine Karren.
Holl.: Arme lieden bedrijven arme zaken. (Harrebomée, II, 23.)
199. Arme Leute schlafen sicher.
200. Arme Leute schlafen vor Hunger.
Böhm.: Chudý človĕk i od hladu spáva. (Čelakovský, 172.)
201. Arme Leute sind auch in ihrem eigenen Hause nicht daheim. – Simrock, 512.
In Böhmen sagt man, sie seien halbe Zigeuner.
Böhm.: Chudobný clovĕk, hotový cikán. (Čelakovský, 175.)
Kroat.: Siromak človek, gotov cigan. (Čelakovský, 175.)
202. Arme Leute sind auch zuweilen frölich. – Petri, II, 292.
[57] 203. Arme Leute sind des Himmels Boten.
Böhm.: Kdyby nebylo chudobných, ani by slunce nehřálo. (Čelakovský, 172.)
204. Arme Leute soll man nicht verachten.
Lat.: Utile consilium dominus ne despice servi. (Cato.) (Philippi, II, 237.)
205. Arme Leute sollen nicht lecker sein. – Tunn., 88; Simrock, 499.
Bei Tunnicius (88): Arm lude en sullen nicht lecker wesen. (Quaeret inops regum vel Apici prandia nunquam.)
206. Arme Leute sollen nicht mucksen.
Lat.: Miseros convitia non decent. (Seybold, 308.)
207. Arme Leute speisen nicht an grossen Tafeln.
Holl.: Arme lieden eten op de knien. (Harrebomée, II, 23.)
208. Arme Leute spinnen feine Fäden. – Sprichwörtergarten, 58.
209. Arme Leute treiben arme Weise. – Körte, 3800.
210. Arme Leute vernehen das Geld in einen Wetzstein. – Petri, II, 19; Simrock, 11586.
211. Arme Leute verwechseln die Schüsseln nicht.
212. Arme Leute werden am meisten gedrückt.
213. Arme Leute werden keine Rathsherren.
Lat.: Clausa fides miseris et toto solus in orbe est. (Lucian.) (Binder II, 504.) – Curia pauperibus clausa est, dat census honores. (Ovid.) (Binder I, 278; II, 674; Philippi, I, 107; Seybold, 109.)
214. Arme Leute zählen ihre Schäflein wohl (zweimal).
Lat.: Pauperis est, numerare pecus. (Binder II, 2505; Faselius, 195; Wiegand, 1012.)
215. Arme Leutel haben immer das Fieber im Beutel.
216. Arme Leuth kochen dünne Grütze. – Sutor, 627; Tunn., 85; Körte, 3865; Simrock, 586; Braun, I, 2260.
Lat.: Quid pectant illi, quibus absunt fronte capilli? (Sutor, 627.)
217. Arme leuth machen reiche heiligen. – Wilhelm von Sachsen, 1577; Leitmann, 42, 1; Sutor, 633.
Holl.: Onghevallighe lude maken rike heelighen. (Prov. comm.; Harrebomée, I, 297b.)
218. Arme Leuth sollen nichts haben, sonst wären sie nicht arm.
Lat.: Paupertatem et divitias et dederis mihi. (Chaos, 736.)
219. Arme Lude wêrden vake grôt. – Tunn., 77.
(Filioli terrae crebro virtate resurgunt.)
Lat.: Exire magnus ex turgurio vir potest. (Publ. Syr.) – Potest ex casa magnus vir exire. (Seneca.)
220. Armen Leuten muss man geben, dass sie arm bleiben. – Meisner, 66.
Frz.: Il n'est si mox donner que de povre gent. (Leroux, II, 238.)
221. Armen Leuten schmeckt ihr Schwarzbrot besser als den Reichen ihr Kuchen.
Die Russen: Des Armen Šči (Kohlsuppe) schmeckt besser, als des Reichen Ucha (Fischsuppe). (Altmann V, 125.)
222. Armen Leuten traut man nicht viel.
It.: In povertà è sospetta la lealtà. (Pazzaglia, 300, 2.)
223. Armen Leuten verdirbt wenig. – Petri, II, 19.
224. Armen leuthen sagt man die warheyt, den reichen nymmer. – Franck, I, 116b.
225. Armer Leut Freund vnd Gesell wil niemand gern sein. – Petri, II, 19; Henisch, 1356, 42.
226. Armer Leut gäst sehen bald sawer. – Gruter, III, 6; Lehmann, II, 36, 61.
227. Armer Leut güter ziehen die Füss zu sich. – Lehmann, 44, 39.
Gehen genau zusammen.
228. Armer leut hoffart hat bald ein end. – Franck, I, 67a u. 127b; II, 157a; Gruter, I, 5; Sutor, 634.
Lat.: Cito ignominia fit superbi gloria. ( Franck, I, 67a.)
229. Armer Leut Hoffart hat bald ein End vnd spottet jhr jederman. – Petri, II, 20.
230. Armer Leut Hoffart vnd Kälbermist verreucht gar bald in kurtzer Frist. – Petri, II, 20; Simrock, 505; Körte, 3809b; Braun, I, 2258.
Mhd.: Mich müejet armes menschen hochvart, wan si enist niht uîs. (Colm.) (Zingerle, 190.)
231. Armer leut hoffart wert nit lang. – Franck, I, 53a; Egenolff, 323b; Schottel, 1126a; Simrock, 503.
232. Armer Leut Korn ist dünn gesäet. – Gruter, III, 6; Lehmann, II, 36, 62.
[58] 233. Armer leut red gilt nicht. – Franck, I, 117b; Lehmann, II, 219, 15; Simrock, 514; Graf, 456, 502.
Im Mittelalter konnten sie auch kein Zeugnis ablegen, wenn sie nicht so viel besassen, als die Meineidsbusse betrug. (S. ⇒ Mann.)
234. Armer Leut Sach gilt nichts. – Lehmann, II, 29, 16; Körte, 3807.
235. Armer Leut' Schwein und reicher Leut' Kinder seind bald zeitig. – Birlinger, 561.
236. Armer Leut witz gilt nichts. – Lehmann, 44, 33; Simrock, 518.
»Was graten wirdt von gringen leuten, wirdt von klüglingen verworffen.« (Waldis, II, 27, 129.)
Mhd.: Ach armuot daz dîn ie ûf erden wart erdàht! du hâst mich brâht umb alle mîne witze, daz ich niht tar gesitzen da die rîchen liute sint. (Colm.) (Zingerle, 190.)
Holl.: Arme lui wijsheid gaat meest verloren. (Bohn, II, 300.)
It.: La scienza de' poveri è sprezzata. (Pazzaglia, 339, 5.)
237. Armer Leut Zorn vnnd Hoffart wehret beydes nicht lang. – Mathesy, 183b.
238. Armer Leute Arm reicht (greift) nicht weit.
239. Armer Leute Bier versauert nicht.
240. Armer Leute Gebackenes und reicher Leute Krankheit riecht man weit. (Schles.)
241. Armer Leute Gebratenes riecht weit und dauert nicht lange.
Schwed.: Det warar intet längie, at falligt folk haar något. (Grubb, 404.)
242. Armer Leute Groschen und kleiner Knaben Säbel rosten nicht.
It.: Danari di poveri e arme di poltroni si veggono spesso. (Bohn II, 90.)
243. Armer Leute Gründe senken die Wagschale nicht.
244. Armer Leute Hoffart dauert nicht lange. – Mayer, I, 43 u. 214.
Schwed.: Arm högfärd, skräfla och swälta. (Wensell, 8; Grubb, 787.) – Skräppa och swälta ar fattig högmod. (Törning, 136.)
245. Armer Leute Hoffart ist des Teufels Schuhbürste.
246. Armer Leute Hoffart ist des Teuffels köstlichster Arsswisch. – Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 248.
247. Armer Leute Hoffart tat ein Spott, Reicher Demuth liebet Gott. – Körte, 3809c.
Mhd.: Gedenck waz der wise man gicht, Arme vnd hoffart ist gut niht, Riche vnd ein lugnere die werdent zu jungst vnmere alt vnd ein nar da by die gebresten hastu alle dry. (Dyocletian's Leben, herausgegeben von Ad. Keller, Quedlinburg 1841.)
248. Armer Leute Hoffnung währt nicht lange.
249. Armer Leute Kinder regieren Land vnd Leut. – Petri, II, 20.
250. Armer Leute Kinder sind keine Katzen, wenn sie auch rauhe Köpfe haben.
251. Armer Leute Kinder und reicher Leute Rinder wachsen leicht gross.
Ohne grosse Pflege und besondere Aufsicht.
252. Armer Leute Korn steht dünn.
Dän.: Fattig mands korn voxer altid tyndt. (Bohn I, 91.)
Schwed.: Fattig mans korn wäxer alltid tunnt. (Grubb, 206; Wensell, 31.)
253. Armer Leute Pfennige sind auch Geld.
»Gut ist auch schlichter Leute Rath, wenn er nur findet gute Statt.«
254. Armer Leute Pracht währt kaum über Nacht.
255. Armer Leute Pracht währt kaum über Nacht; zween Tage Weissbrot, darnach Jammer und Noth. – Blum, 634; Simrock, 502; Körte, 3809; Braun, I, 2256.
Nur wenige Tage in der Woche, weil sie in kurzer Zeit unweislich verschwenden, was sie in sechs Wochentagen sauer verdient haben und wovon sie eine ganze Woche ordentlich hätten leben können.
Schwed.: Fattig mans högferd warar intet långe. (Grubb, 203.)
256. Armer Leute Processe sind magere Küche.
257. Armer Leute Rede geht viel in einen Sack. – Simrock, 515; Braun, II, 107.
258. Armer Leute Reichthum sind kleine (viele) Kinder. (S. ⇒ Kind 506.)
Frz.: A pauvres gens enfans sont richesses. (Kritzinger, 347a.)
[59] 259. Armer Leute Suppen haben wenig Augen. – Parömiakon, 1262.
So ersäufen auch manche Schriftsteller ihre magern Ideen noch in einem besondern Wasser des Vortrags.
260. Armer Leute Tisch, erste Schüssel – letzte Schüssel.
261. Armer Leute Tugend leuchtet nicht weit.
Lat.: Virtus inops contempta. (Seybold, 637.)
262. Armer Leute Vergeltsgott ist der beste Dietrich in den Himmel. – Parömiakon, 1603.
263. Armer Leute Weisheit hat keinen Curs.
Holl.: Arme lui's wijsheid gaat meest verloren. (Harrebomée, II, 20.)
264. Armer Leute Witz ist nichts nütz.
Schwed.: Fattig mans råd giäller icke mycket. (Grubb, 205.)
265. Armer Leute Zorn macht nicht viel verworr'n.
Lat.: Vana est sine viribus ira. (Sutor, 618.)
266. Armer Leuth bochen thut selten gut. – Henisch, 1211, 20.
Lat.: Collige fragmentum quod pauperis est alimentum. (Sutor, 633.) – Os rude pecorum sit egeno, non dominorum. (Fallersleben, 73.)
267. Armer Leuth Gäste gehen früe zu Hauss. – Henisch, 1569, 48; Simrock, 510; Braun, I, 2257.
268. Armer Lü Kalwer un rîker Lü Kinner werd gau (schnell) old. (Oldenburg.) – Weserzeitung, 4036.
Die erstern werden aus Mangel an Futter bald geschlachtet oder verkauft, die andern zeitig veiheirathet.
269. Armer Lü Pannkoken un riker Lü Krankheit rûkt lîke wît. (Oldenburg.) – Firmenich, I, 232, 25; Eichwald, 1213.
Wenn sich der Arme einmal etwas zu gute thun will, dann erregt dies ebenso viel Aufsehen im Dorfe, als wenn ein Reicher krank wird.
270. Armer Lüe Pannkôk un rîke Lüe' Süükde1 un Pîn stömen2 wît. – Stürenburg, 266a.
2) Dampfen, duften, ausdünsten.
271. Armer Luie Pankäouken un ruiker Loie Krankheuten riuket gluik wuit. (Lippe.) – Firmenich, I, 269.
272. Auch alte leute lauffen schnell, wann sie forcht anstosst vnd vngefell. – Sutor, 991.
273. Auch alte Leute verderben sich den Magen.
274. Auch alte Leute wundern sich.
Lat.: Nemo celerius opprimitur, quam qui nihil timet. (Chaos, 1036.) – Si timor in mente, currit uetus ipse repente. (Loci comm., 118.)
275. Auch böse Leute helffen dazu, dass man ein Schiff erhalten thu.
Lat.: Declinans nauis, releuatur in aequore prauis. (Loci comm., 91.)
276. Auch bösen Leuten muss man zuweilen eine ⇒ Maien (s.d.) stecken.
277. Auch geringer Leute Rath ist nicht zu verachten. – Gaal, 1271.
Lat.: Non contemnatur quisquis bene consiliatur. – Non sit neglecta servi sententia recta. (Gaal, 1271.)
278. Auch kleine Leute werden giftig.
279. Auf ander Leut ein jeder sieht vnd niemand merckt, was (wo's) jhm gebricht. – Henisch, 1396, 17; Lange, 71; Simrock, 305; Körte, 3794; Lohrengel, I, 56; Braun, I, 2265.
Die Spanier: Unsere Vergehungen sehen wir in Spiegeln an, die verkleinern, die Fehler anderer betrachten wir im Wasser, wo die Gegenstände grösser erscheinen. (Reinsberg VI, 55; Braun, I, 2253.)
Frz.: Le bossu ne voit pas sa bosse, mais bien celle de son compagnon.
It.: In casa Argo, di fuori talpa.
Lat.: Non videmus manticae, quod in tergo est.
Poln.: Cudze się widzi pod lasem, a swego się niewidzi pod nosem. (Masson, 326.)
Span.: El corcobado no vee su córcoba, y vee la de su compañon. (Masson, 326.)
280. Auf anderer Leute Kirchweih ist gut Gäste laden. – Eyering, I, 118; Simrock, 5692; Körte, 3741; Braun, I, 2253; Reinsberg IV, 100.
Engl.: All men are free of other men's goods. (Masson, 44; Körte, 3791.)
Frz.: Généreux du bien d'autrui. (Masson, 44.)
It.: Del cuojo d'altri si fanno le corregie large. (Masson, 44.)
Poln.: Kiedy z cudzego tedy: nu nu! a kiedy z swego, tedy nie, nie! (Masson, 44.)
Span.: Del pan de mi compadre gran zatico á mi ahijado (Masson, 44.)
[60] 281. Auf anderer Leute Kosten zehren ist die beste Diät.
282. Auf anderer Leute Rücken ist leicht tragen.
283. Auf manche Leuth regnet und haglet es nichts als Unglück, auf andere schneyet es lauter Silber und Gold. – Chaos, 747.
284. Auf schöner Leute Hals wächst kein Korn.
Holl.: Op schoone lieden hals wast geen koorn. (Harrebomée, II, 25.)
285. Auff ander Leut beutel einkauffen vnd Wein auffn Kerbholtz sauffen, hat nie lang gelauffen. – Petri, II, 22.
286. Auff ander Leüth Ackern stehet die Saat immer am dicksten. – Lange, 1517.
287. Auff grosser Leut Pracht furtz ich, dass es kracht. – Fischart, Gesch.
»Wird es dann schon veracht, hat man doch nur eins Furtz gelacht« (Kloster, VIII, 250.)
288. Auff hohe Leut sind viel Augen gerichtt. – Petri, II, 20.
289. Auff tode vnd abwesende Leut nichts Böses red noch arges deut. – Mathesy, 394b.
290. Aus ande' Leut Häut'n is guat Ream schneid'n. (Innsbruck.) – Frommann, VI, 35, 22.
291. Aus anderer Leute Beutel (Säckel) ist gut spielen. – Körte, 3789.
292. Aus anderer Leute Schaden ist gut klug werden.
293. Aus and'r Lait's Haita îs gutt Rîma schneida. – Peter, I, 447.
294. Aus grosser Leute Kindern wird selten was Rechtes.
295. Aus vieler (anderer) Leute Beutel ist gut Geld zählen (zehren). – Simrock, 1062.
296. Auss ander leut heut ist gut breyt riemen schneiden. – Franck, I, 82b; Eyering, I, 120; Petri, II, 27; Mayer, II, 161; Birlinger, 983; Eiselein, 421; Körte, 3782; Simrock, 4462; Reinsberg IV, 98; für Franken: Frommann, VI, 316, 169; für Schlesien: Frommann, III, 247, 204.
»Auss ander Leuth Häut ein jeder leicht gross Riemen schneid.« (Chaos, 450.) Ein Mann aus dem Riesengebirge: »Ich ho mich zwischa de grussa Barge niedergesotzt, wu sich die Fremde vu dam grussa Rîbazoal furchta, wu aber bîr ver da Loita sicher seyn, die aus andern Loita garne Riema schneida.« (Keller, 151a u. 171b.)
Engl.: To cut large thongs of another man's leather.
Frz.: Faire du cuir d'autrui large courroie.
Holl.: Uit anderer lieden vleesch is het goed hachten snijden. (Harrebomée, II, 26.)
It.: Fare dell' altrui cuojo larghe corregie.
Lat.: Alienum tergus in latas dissecare corrigias. (Seybold, 18.) – De alieno ludere corio. (Binder I, 288; II, 697; Erasm., 53; Eiselein, 290; Faselius, 58; Philippi, I, 111; Seybold, 114; Wiegand, 839.) – De alieno liberalis. (Eiselein, 290; Erasm., 557; Faselius, 58; Philippi, I, 111; Wiegand, 838.)
Schwed.: Skära breda remmar af andras hud. (Marin, 24.)
297. Auss ander Leute Säckl ist gut Almosen geben.
298. Auss ander Leuth Eisen ist gut schmieden und auss ander Leuth Geldt gut reich wer den. – Chaos, 310.
299. Auss ander Leuth Kuchel man leichtlich fette Suppen geben kan. – Chaos, 451.
300. Auss Jungen Leuten werden alte Weise Leut. – Lehmann, 409, 7.
Lat.: Aliorum ex loculis faciliores sumptus fiunt. (Chaos, 301.)
301. Bedrohte Leute leben lang.
Engl.: Threatened folks live long. (Bohn II, 136.)
Frz.: Gens qu'on menace, vivent longtemps. (Cahier, 1072.)
Holl.: Gedreigde lieden leven het langst. (Harrebomée, II, 24.)
302. Bei ehrlichen Leuten geht's ehrlich zu.
303. Bei frommen leuten lert man frommkeyt, bei bösen schalckheyt. – Franck, II, 99a; Gruter, I, 7; Petri, II, 43; Henisch, 1258, 20.
Mhd.: Man wirt bî reinen liuten guot, bî boesen lernt man valschen muot. (Haslan.) (Zingerle, 52.)
Span.: Juntate á los buenos, y serás uno de ellos. (Don Quixote.)
304. Bei frommen (guten) leuten verleurt man nichts. – Franck, 58a; Petri, II, 43; Henisch, 1253, 56; Gruter, III, 8; Lehmann, II, 49, 16; Simrock, 2882.
Frz.: A gens de bien on ne perd rien. (Leroux, II, 164.)
[61] 305. Bei knauserigen Leuten ist nicht gut kaufen.
Frz.: Il n'est chère que de gens chiches.
306. Bei lamen Leuten lernt man hincken. – Eyering, I, 199.
307. Bekande lude sint leiftallich (angenehm). – Tunn., 810.
(Diligimus notos, ignotum nullus amavit.)
308. Bekappte Leute können nicht erben. – Graf, 210, 195.
Der Eintritt ins Kloster macht erbunfähig. (S. Kind ⇒ 219, ⇒ 370 u. ⇒ 807, ⇒ Kloster 1.) In Hamburg: Bekappede lude mogen nicht erven. (Anderson, 373, 28.)
309. Bekimmerte Loite honn's (haben es) ne gutt. (Schles.)
Es sind Leute gemeint, die sich um Dinge bekümmern, die sie gar nichts angehen, und um ungelegte Eier.
310. Berojgesse (schmollende) Leut gehen auf die Seit'. (Jüd.-deutsch. Warschau.)
D.h. sie suchen sich zu meiden.
311. Besser, die armen Leute sitzen vor deiner Thür als du vor ihrer.
312. Besser gute leut im feld, denn ein Festung in (ihnen) bestelt. – Henisch, 321, 46; Petri, II, 37.
313. Besser ist, mit ander Leut schaden witzig werden, dann in frembder Küchen lernen kochen. – Gruter, III, 10.
314. Besser Leute, die viel haben vnd schweigen still, denn die gross rühmen vnd hetten gern viel. – Petri, II, 38.
315. Besser vieler Leut Rath, denn eines Mannes That. – Petri, II, 40.
316. Bey alten Leuten lernen die Jungen gute Sitten. – Petri, II, 41.
Bei was für Leuten einer gewohnt hat, sieht man bald.
317. Bey ander Leut Fewer kan man sich auch wermen. – Lehmann, 560, 39.
318. Bey armen leuten gibts kleine beuten. – Moscherosch, 25.
319. Bey armen Leuthen ist man gemeinigklich am frölichsten. – Henisch, 1250, 28; Petri, II, 41.
320. Bey frommen Leuthen ist gut wesen, bey den man glücklich kan genesen. – Henisch, 1493, 42; Petri, II, 43.
321. Bey guten Leuten verleurt man nichts. – Gruter, III, 8; Lehmann, II, 49, 16.
322. Bey Leuthen schöner Leibsgestalt findt Keuschheit sich nicht bald. – Chaos, 792.
323. Bey rechten Leuthen gehts ein recht. – Sutor, 239.
324. Bey undanckbaren Leuthen verdient man den Danck, als wie der, welcher Erbsen auf die Stiegen, Ameisen in das Bett oder Bienen in das Bad traget.
Lat.: Ingratum si dixeris, omnia vitia dixeris. (Chaos, 329.)
325. Bey verruchten leuten gehet zugleich auff leib, ehr vnd gut. – Henisch, 813, 64; Petri, II, 44.
326. Bey vnnützen Leuten darff man nicht für böse Wort sorgen. – Gruter, III, 9; Lehmann, II, 50, 19.
327. Bey vollen Leuten lernt man sauffen. – Petri, II, 45.
328. Bî den Lüen is de Nârunge, sacht de Schärensliper, un schof met de Kâr in de Kiârke (Kirche). (Iserlohn.) – Firmenich, III, 185, 21; Woeste, 63, 29; Hoefer, 908.
329. Bî di Leut, so des Gezeuk (Geräth, Werkzeug). (Meiningen.) – Frommann, II, 408, 23.
In Koburg heisst es mehr hochdeutsch: Wie der Herr, so es Gescherr (Geschirr, namentlich vom Fuhrwerk). (Frommann, II, 413, 23.)
330. Bî frümmeden Lüden is gut wanken, äwwer nit gut kranken. (Waldeck.) – Curtze, 324, 124.
331. Bi Gebreck von Lüde wurd mien Söhn noch wol Grosskanzler. (Ostfries.) – Hauskalender, III.
Aehnlich jüdisch-deutsch: Be-Mukem (= an einem Orte) sche-ejn (wo kein) Isch (Mensch) ist Häring auch Fisch. (Tendlau, 227.) Wenn man nichts Besseres hat, muss man mit etwas Geringerm fürlieb nehmen. Man muss Heringe essen, wenn keine bessern Fische da sind; und man muss oft jemand ein Amt anvertrauen, der es nicht erhalten würde, wenn man tüchtigere und geeignetere Personen dazu fände.
[62] 332. Biedere Leute glauben keiner Hure.
333. Bleibe bei den Leuten. – Petri, II, 47.
334. Böse Leut seind allhier in der Welt daheim, so gehets jhnen wohl; Fromme sind Gäst, denen gehets vbel. – Lehmann, 218, 19.
335. Böse leut seind vermenschte teuffel. – Franck, II, 164b; Petri, II, 49; Gruter, III, 11; Henisch, 461, 60; Lehmann, II, 52, 59.
336. Böse Leut sind besser mit gnad vnd wolthaten zu bringen, als mit harter straff. – Lehmann, 909, 27.
337. Böse Leut thun offt hochlöbliche Thaten. – Lehmann, 98, 25.
Lat.: Mali multa laudabilia faciunt. (Lehmann, 98, 25.)
Die Russen: Des Gottlosen Träume sind gottlos. (Altmann VI, 455.)
Lat.: Degeneres animos timor arguit. (Seybold, 116.)
339. Böse Leute haben schlechten Namen.
Holl.: Booze lieden voeren kwade namen. (Harrebomée, II, 23.)
340. Böse Leute schaden sich selbst am meisten.
Schwed.: Ondskan giör sig sielff wärst. (Grubb, 621.)
341. Böse Leute und neue Pflüge sind nirgends besser als in der Erde.
342. Bösen Leuten Gutes thun, heisst oft guten Leuten Böses thun.
343. Bösen Leuten soll man aus dem Wege gehen.
Lat.: Viro malo ne viae comes fueris. (Seybold, 637.)
344. Bösen Leuten soll man kein Sammtkissen unterlegen.
Frz.: A venimeux et à félon doit-on faire si mal non. – Aux gens venimeux et félons l'on ne doit faire que du mal.
345. Bösen Leuten wollen helffen, ist verlohren arbeit. – Petri, II, 49; Henisch, 464, 61.
346. Böser Leut farth wehret nicht lange, denn Gott ist nicht beym Fuhrwerck. – Petri, II, 50; Henisch, 1283, 60; Sailer, 53; Simrock, 2911.
347. Böser Leut Rath am meisten schad dem, der jhn gegeben hat. – Petri, II, 50.
348. Böser Leut rath ist gemeinigklich auff eigen nutz gericht. – Henisch, 830, 1.
349. Böser Leut Uneinigkeit ist der Guten Sicherheit. – Sutor, 36.
Lat.: Certandum est, nulli veniunt sine Marte Triumphi. – Et nisi certanti nulla corona datur. (Sutor, 36.)
350. Böser Leute Freud' währt nur kurze Zeit.
It.: Le nozze de' furfanti duran poco. (Gaal, 500.)
Lat.: Cito improborum laeta in perniciem cadunt. (Gaal, 500.)
Schwed.: Den ondas glädie warar intet länge. (Grubb, 148.)
351. Böser Leuth fluch ist eytel Vatterunser vnd Segen vber die Frommen. – Petri, II, 832; Henisch, 1160, 34.
352. Böss Leut, böss Werk. – Gruter, I, 8; Petri, II, 49; Henisch, 461, 59; Körte, 3815.
353. Böss Leut lassen sich nicht leichtlich vberbösern. Petri, II, 49.
»Denn sie sind aus dem Bösen und dienen dem Bösen.«
354. Böss Leut setzen Gottes Gebott auffn orth vnd jhre Seel auff die Oberthür, vnd thun dieweil, was sie gelüstet. – Petri, II, 49.
355. Brave Leute lobt jeder und lässt sie betteln gehen. – Schulzeitung, 404.
356. Brave Leute sind dünn gesäet und sitzen weit voneinander. – Sailer, 203.
357. Brave Leute sind seltene Leute.
358. Chleini Lüt', Teufelshüt'. (Aargau.) – Schweiz, II, 144, 8.
359. Chlîne Lüt hett Gott erschaffen und die grosse Bengel wachse-n-im Wald. – Germania, I, 146; für Solothurn: Schild, 64, 97; Sutermeister, 140; Wolf, Zeitschrift, III, 100; hochdeutsch bei Simrock, 5755.
Wortspiel mit Bengel = Knüttel und grober Mensch.
360. D' Leut' müss'n was z' rede haba, d' Hund was z' belle. (Oberösterreich.)
361. D' leut nemen sich zu tod. – Franck, I, 74a; Gruter, I, 20.
[63] 362. D' leut sindt nit guldin. – Franck, 89b.
363. D' Lüt lan rede, d' Hünd lan waulen, d' Vögel lan gappen und geng grad usi de rächt Weggen. – Sutermeister, 147.
364. D' Lüt thüend doch nie schüliger, as um die hälig Zit umme. – Steiger, Sitten, I, 103.
Die meisten Ausschweifungen fallen in die Zeit der kirchlichen Feste.
365. Dälsche Leute haben das meiste Glück.
Holl.: Malle menschen hebben het geluk. (Harrebomée, II, 81b.)
366. Dankbaren Leuten Gutes thun macht Freude.
Holl.: Dankbaren lieden is het goed deugd doen. (Harrebomée, II, 23.)
367. Dapffer Leut lassen sich nicht leichtlich auff den Esel bringen; aber wenn sie einmal drauff kommen, so sind sie nicht leichtlich wieder herunter zu bringen. – Petri, II, 55; Henisch, 942, 28.
»Ist geredt von Krieg anzufangen.«
368. Das die Leut so kurz leben, das macht, dass sie so wenig frölich sein. – Lehmann, 110, 38.
369. Das sein narhaftige Leute, wie Pfaff Magnus, der die Eier ass und gab die Brühe um Gottes willen. – Coler, 307b.
370. Das sind die besten Leute, durch die man gewinnt. – Burckhardt, 239.
371. Dat sitt habaüken Lü, dat giet Espenkinner. (Grafschaft Mark.) – Woeste, 70, 131,
372. Dat sünd Lüd' von Mitteln, segt de, hebben 'n Nôrs van twê Hälften. (S. ⇒ Vornehmes.) – Hoefer, 208.
373. De all' Lie' den Snûten (das Maul) stoppen will, is väl Mehls vandônt (vonnöthen). (Stadland in Oldenburg.) – Firmenich, III, 24, 4.
374. De allen Lüen dat Pottkuäksel beschnôpet, verderft sick lichte den Mâgen un werd unsachte unwirsk in der Platten. – Lyra, 76.
375. De dommsten Lît hebbe de besten Kartoffeln (Ernten). (Memel.) – Frischbier, 460.
376. De fîne Lüd leggen de Eier leglech (leicht) en de Netelen. (Meurs.) – Firmenich, I, 400, 38.
377. De Lüd' seggen wol von välen Drinken, äwest nich von välen Döst. (Mecklenburg.) – Raabe, 23.
378. De rîche Lü' halde gêr Fröndschaft; märr me moss hön usgen (ihnen aus der) Teische blîve. (Aachen.) – Firmenich, I, 492, 46.
379. De 't all Lie' recht maken will, de mêt fro (früh) upstân. (Oldenburg.) – Firmenich, III, 24, 5.
380. Den Leuten beliebt, warum man sie treibt und trübt. – Fischart, Gesch.
Lat.: Nitimur in vetitum.
381. Den Leuten gibt man mit Geben, Gott mit Nehmen und mit Danken.
382. Den Leuten guts thun, bringt liebe vnd ruhm. – Lehmann, 909, 26.
383. Den Leuten ist nichts schädlicher, denn unnütze Boten. – Graf, 418, 138.
Es ist hier von Gerichtsboten die Rede, die durch nachlässige Ladungen oder ungenaue Ausführung anderer gerichtlicher Aufträge den Parteien grossen Nachtheil verursachen konnten. Wegen der Wichtigkeit seiner Stellung und des durch seinen Saumsal möglichen Schadens wurde er mit einer eigenthümlichen Strafe bedroht, mit des Königs Malter, die grosse Aehnlichkeit mit einem »kaiserlichen ⇒ Frühstück« (s.d. Nachträge) hat. Es waren dies nämlich zweiunddreissig Schläge mit einer grünen Eichengerte, die zwei Daumellen lang ist. Im schwäbischen Lande wurde des Königs Malter nur zu dreissig Schlägen gerechnet. (Homeyer, II, 16.)
384. Den schlimmsten Leuten soll man die besten Zeugnisse geben. – Pistor., IV, 41.
385. Den wenig leut kennen, der ist am besten daran. – Henisch, 328, 38; Petri, II, 80.
386. Der alten Leut rath sol man nicht verachten. – Eyering, I, 429.
387. Der es allen Leuten wird recht machen, soll noch geboren werden. – Herberger, I, 296.
[64] 388. Der frommen Leut' gar wenig sind, bei tausend man kaum sieben find't.
389. Der gottlose Leuth mit gewalt will fromm machen, der gewinnt nichts dann ein Esel. – Henisch, 1696, 13.
390. Der ist am schlechtesten bey den Leuthen daran, von welchem man weder Gutes noch Böses saget, weder schiltet noch lobet. – Chaos, 363.
391. Der jungen Leute sterben viel, die alten alle.
Engl.: Of young men die many; of old men escape not any. (Bohn, II, 120.)
It.: Di giovanni ne muoiono molti, di vecchi nessuno ne scampa.
392. Der Leute Freund, ihren Sünden feind. – Petri, II, 99.
393. Der Leute Gesundheit ist der Aerzte Krankheit. – Altmann VI, 422.
394. Der Leute Hochmuth, stoltz vnd Zorn ist gemeiniglich grösser denn ihr Macht. – Petri, II, 99.
395. Der Leute Kinder sind nicht wie deine eigenen. (Surinam.)
Von der Behandlung der Stiefkinder.
396. Der Leute vnordentliches (oder: Uebel-)Leben ist der Aertzte Wohlleben. – Sutor, 962; Chaos, 549.
Lat.: Intemperantia est medicorum nutrix. (Seybold, 251; Sutor, 962.)
397. Der Leute Zanksucht und Trug ist der Advocaten Acker und Pflug. – Coler, 323b.
398. Der vil von Leuthen redt, bringt Zeitung dir in Hauss, der tregt gewiss von dir auch Zeitung wieder auss. – Chaos, 156.
399. Deutsche Leute sein beständige Leute. – Nass. Schulbl., XIV, 5.
400. Diar Lidjs Müüser staape skal, skal föl slonten hâ. (Amrum.) – Haupt, VIII, 352, 31.
Wer der Leute Mäuler stopfen will, muß viel Lumpen haben.
401. Dicke Leute, faule Leute.
Frz.: Grosses gens, bonnes gens. (Cahier, 831.)
402. Die armen Leute sind auch in ihrem eigenen Hause nicht daheim. – Sailer, 198.
403. Die besten Leuth geben den besten rhat. – Henisch, 328, 20; Petri, II, 124.
404. Die faulen Leut' und die fetten Schweine schwitzen gern. (Amberg.)
405. Die geschickten Leute können auch närrisch thun, sonst müssten die Narren ertauben.
406. Die gutmeinenden Leut haben Land vnd Leut verderbt. – Petri, II, 148.
407. Die kleinen Leut' lass unveracht, denn sie haben oft grosse Macht. – Seybold, 91.
408. Die künfftigen Leut lassen sich von jhren Vorfahren nicht meistern. – Lehmann, 449, 19.
409. Die Leut' begegnen sich, nicht aber die Berge. – Schmitz, 195, 180.
410. Die Leut betriegen ist kein vnthat, sondern ein geschwindigkeit. – Lehmann, 92, 60.
»Mercurius der Götz hat die Leut vorzeiten gelehrt: Non fraudis esse decipere, sed astutia.«
411. Die Leut führen das Recht in der Taschen. – Gruter, III, 21; Lehmann, II, 84, 161; Petri, II, 136; Simrock, 8220; Sailer, 167.
412. Die Leut geben der tugend die hendt vnnd nicht das Hertz. – Lehmann, 334, 22; Simrock, 10566.
413. Die Leut geben nichts mit lieb, man streiff jhnen denn die Haut über die Ohren, dem geben sie mehr als man begehrt. – Lehmann, 310, 79.
414. Die Leut geloben, was sie sollen, vnd halten doch nit, was sie wollen. – Petri, II, 835.
415. Die Leut halten in nöthen nicht. – Petri, II, 136.
416. Die Leut können Artzneyen, von gott kompt das gedeyen. – Henisch, 1707, 53; Petri, II, 136; Sailer, 383.
417. Die Leut können nirgend mit dem besten zu. – Petri, II, 136.
418. Die Leut lassens jhnen sawer werden, dass sie die Höll verdienen (oder; zum Teuffel fahren). – Lehmann, 744, 8.
[65] 419. Die Leut leben, als wenn vnsar Herr Gott nicht bey uns daheim were. – Lehmann, 112, 12.
420. Die Leut lehrnt mann nicht in der Kirch erkennen, do mann auff den Knien ligt, vnnd am Paternoster betet, sondern auffm marckt, im Handel, im Kauffen vnd verkauffen. – Lehmann, 189, 19 u. 862, 40; Zinkgref, III, 194.
»Denn Scheinheiligkeit, die man in der Kirchen braucht, verkauft manchen vor einen frommen Mann, der sonst ein Bub in der Haut ist.«
421. Die Leut machen offt der Penelope Arbeit; was einer auff einen tag zusammenflickt, das verreist der ander zu morgen. – Lehmann, 775, 17.
422. Die Leut mögen sagen, was sie wöllen, sie haben dennoch nicht, was sie wöllen. – Petri, II, 136.
423. Die Leut nehmen sich zu Tod. – Schottel, 1125a.
424. Die Leut nemen den Segen Esau vnd lassen den frommen den Segen Jakob. – Lehmann, 253, 63.
425. Die Leut nicht ohn gebrechen sind, wie man kein Fisch ohn graden findt. – Petri, II, 136; Henisch, 1395, 36.
426. Die Leut sagen viel vnd lügen auch viel. – Petri, II, 136.
Böhm.: Lidé vždy novin přičiňují. (Čelakovský, 107.)
Poln.: Zawsze ludzie nowin przyczyniaja. (Čelakovský, 107.)
427. Die Leut sagen: Wiltu mit mir leben, so mustu etwas dazu geben. – Lehmann, 147, 108.
428. Die Leut sagten wol, dass in der Elbe kein Wasser were. – Petri, II, 136; Henisch, 869, 28.
429. Die leut schenden vnd schmehen thut (oder leydt) keyn biderman. – Franck, I, 67a.
Lat.: Contumeliam ingenuus nec facere nec pati potest. (Franck, I, 67a.)
430. Die Leut schleichen der Arbeit gern aussm weg. – Lehmann, 38, 18.
431. Die Leut seind wie die Schaff; wenn der Metzger eines nach dem andern metzelt, so dringen die andern auch herbei vnd nemen nicht in acht, was geschiht. – Lehmann, 808, 7.
432. Die Leut seinds jetzo gewohnet, dass sie mit ander Leut Dreck dass Maul schwäncken vnd die Zehn reiben. – Lehmann, 792, 12.
433. Die leut seindt böss mit gesehenden augen zu blenden. – Franck, II, 180a; Gruter, III, 21; Lehmann, 415, 44; Lehmann, II, 84, 162; Sutor, 262.
434. Die Leut seynd Simons von Cyrene geschlechts, niemand trägt gern Gottes Creutz, man zwing jhn denn dazu. – Lehmann, 83, 69.
435. Die Leut spielen mit der warheit wie die Juden mit dem Herrn Christo. – Lehmann, 864, 19.
436. Die Leut sterben noch heutiges tags in der wüste auff der Reiss zum gelobten Lande. – Lehmann, 748, 29.
437. Die Leut versetzen wol die Kleider, aber nicht die Zung. – Petri, II, 302.
438. Die Leut werden offt gar viel betrogen, dass sie einen vor ansehnlich vnd gravitetisch halten, da es doch nur eine Geschwulst ist. – Lehmann, 29, 41.
439. Die Leute, auf denen Gras wächst, sind die besten.
440. Die Leute begegnen sich, nicht aber die Berge. (Eifel.)
Die Engländer: Freunde können sich treffen, aber Berge begegnen sich niemals. (Reinsberg II, 20.) (S. Berg ⇒ 9, ⇒ 12 u.a.)
441. Die Leute essen alles, aber sie glauben nicht alles.
442. Die Leute essen, was sie haben, sagte der Bürgermeister, als er nach der Nahrung (Gewerbszweigen) der Stadt gefragt wurde.
443. Die Leute haben in ihren Häusern Friede wie der Kaiser. (S. Haus ⇒ 193 u. ⇒ 338 und ⇒ Hausfriede 2.) – Graf, 496, 71.
Mhd.: Dy lude sollen in iren husen fride han glych dem keyser. (Senkenberg, IV, 16.)
[66] 444. Die Leute lachen und beissen, so böse ist kein Hund.
Wenigstens nicht so falsch; wenn er nicht toll ist, bellt er, ehe er beisst.
445. Die Leute lassen es sich saurer werden, in die Hölle zu kommen als in den Himmel.
Frz.: On a plus de mal à se damner qu'à se sauver. (Bohn II, 41.)
446. Die Leute machen es überall, wie sie wollen.
Vorausgesetzt, dass sie können.
447. Die Leute meinen, der Arme sei nicht so klug wie der Reiche, denn (sagen sie) wie könnte er arm sein, wenn er klug wäre.
448. Die Leute reden so lange von etwas, bis es geschieht.
Poln.: Co ludzie gadają to wygadają. (Lompa, 80.)
449. Die Leute reden viel, wenn der Tag lang ist.
450. Die Leute sagen immer: die Zeiten werden schlimmer; die Zeiten bleiben immer, die Leute werden schlimmer. – Aarg. Taschenbuch.
An einem Balken im Hausgange in Regesdorf bei Zürich.
451. Die Leute saugen sich nicht alles aus den Fingern.
Böhm.: Řídko sobĕ co lidé z prstu vyssou. – Zřídka sobĕ lidé co z prstu vycucají. (Čelakovský, 107 u. 353.)
Poln.: Rzadko co ludzie z palca sobie wyssą. (Čelakovský, 353.)
452. Die Leute schneiden und mähen mit Recht, die den Acker säen. (S. ⇒ Frucht 6 und ⇒ Garten 3.) – Graf, 76, 61.
Mhd.: Di liute snident unde maent von rehte als sie den acker saent. (Grimm, Freidank, 3, 5.)
453. Die Leute sehen nicht in den Magen, aber auf den Kragen.
Nicht auf das, was ich im, wol aber auf das, was ich auf dem Leibe habe. Ein rabbinischer Spruch drückt denselben Gedanken so aus: Nach deinem Vermögen bestelle deine Kost, mehr verwende auf deine Kleidung und das meiste auf deine Wohnung. (Jüd. Volksbl., 1865, S. 156.) Die Menschen urtheilen nämlich vorherrschend nach dem Scheine.
454. Die Leute sehen uns mit andern Augen an als wir selbst, wenn wir auch in den Spiegel gucken.
Böhm.: Jinak smýšleijí lide o nás, než my o sobé. (Čelakovský, 288.)
Poln.: Jinaczéj ludzie o nas rozumieją, niž my o sobie. (Čelakovský, 288.)
455. Die Leute sind Gottes, der ist das Reich. – Graf, 40, 104.
Mhd.: Die lute die sint gotes, der ist daz riche. (Endemann, III, 6, 193.)
456. Die Leute sind Gottes und der Zins des Kaisers. – Graf, 40, 105.
Mhd.: Die lude sint gotes vnnd der cinns ist des keysers. (Senkenberg, III, 6.)
457. Die Leute sind nicht neu, die Syrup speien und Zähne zeigen wie ein Leu.
458. Die Leute, so ihr Geld bei Tage in die Gruben werfen und bei Licht wieder suchen, sind wol nicht gescheit.
Bedenklichkeit in Betreff der günstigen Anlage von Kapital im Bergbau.
459. Die Leute streiten oft, ob der Himmel blau oder roth und verlieren darüber auf der Erde das Brot.
Schwed.: Mången gapar fulle efter bröd men måste byta i gräset. (Törning, 109.)
460. Die Leute thun und sagen viel.
Holl.: Daar is niets, of de lieden doen het. (Harrebomée, II, 23.)
461. Die Leute treffen nicht immer die Wahrheit.
Lat.: Interdum vulgus rectum videt, est ubi peccat. (Philippi, I, 205.)
462. Die Leute vor uns sind auch keine Narren gewesen. – Schmitz, 197, 205.
463. Die Leute, welche gern Brei mögen, sprechen viel von Grütze.
464. Die Leute werden bestellt mit Aemtern und nicht die Aemter mit Leuten.
465. Die Leute werden (jetzt, dort) gepramt (unterdrückt).
Ein Pram ist ein Fahrnachen, der mit Erde, Steinen, Sand u.s.w. beladen, in der Regel sehr tief ins Wasser gedrückt wird.
[67] 466. Die Leute werden nicht nach der Elle gemessen und nicht nach dem Centner gewogen.
467. Die Leuth kommen zusammen, aber Berg und Thal nit. – Sutor, 528.
Lat.: Occurrunt homines, nequeunt occurrere montes. (Sutor, 528.)
468. Die Leuth leben eines Gotts, aber nicht eines Kopffs. – Lehmann, 430, 38; Sailer, 51; Schottel, 3848.
469. Die Leuth vertreiben nit die Zeit, sonder die Zeit vertreibt die Leuth. – Sutor, 968.
470. Die Leuth, wo das Gras darauf wachset, seynd die besten. – Sutor, 491.
471. Die lütten von Uri synnt die hindresten cristen. – P. Etterlyn, IXb.
».... Yff dz male nam der gothen künigreich ein ende, vnn walliche also by leben belieben derra nit vil warent, die zu gütt vnn teiltent sich in frêde lande ein schar hie hinass, die ander dört hinass ... kamen auch etlich mechtig Herr ... in das land, so ytz genempt wirt Ury vnd wurden cristen ... Also sind die robusten vnd frommen lüt harkomen von grossem geschlecht vnd adel vnd kumpt auch dz sprichwort dahar das man spricht, sy synnt die hindresten cristen gewesen in diesen landen; dz auch war ist ...«
472. Die rotha Lüt hend en Tock (Tücke) meh as ander Lüt. (Kurzenberg.) – Tobler, 27; Sutermeister, 140.
473. Die rotha Lüt hend süba Hüt (Häute), sechsmal meh as ander Lüt. – Tobler, 27; Sutermeister, 146.
474. Die vor Weise Leut gehalten werden, thun vberall den grösten schaden. – Lehmann, 883, 29.
475. Diese Leuth finden auf alle Märckt vor sich ein Kram. – Chaos, 313.
»Nemblich: Fünff-Fingerkraut.«
476. Dom Lidj an ferrödet Apler as nant ap mä tu stellen. (Nordfries.) – Lappenkorb; Firmenich, III, 7, 95.
Mit dummen Leuten und verrotteten Aepfeln ist nichts aufzustellen.
477. Dreierlei Leute dürfen überall hin: Soldaten, Gelehrte und Frauen.
Aehnlich indisch Cahier, 2217.
478. Dreierlei Leute machen sich selbst Schmerzen: wer ohne Noth Streit anfängt, wer ohne Kinder ist und sein Gut durch Wucher mehrt; ein Alter, der ein junges Mädchen zur Ehe nimmt.
479. Dreierlei Leute sind, die lieber nehmen als geben: Edelleute, Kriegsleute, Bettelleute. – Parömiakon, 2643.
480. Dreierlei Leute sind vor allen unleidlich: alte Buhler, arme Prahler und reiche Knicker.
Dän.: Tre slags folk ulidelige, fattig hoffertig, rig løgner og gammel boler. (Prov. dan., 554.)
481. Dreierlei Leute sind vor andern ehrenwerth: züchtige Weiber, fromme Pfaffen, tapfere Soldaten. – Sailer, 318; Eiselein, 421.
482. Dreierlei Leute werden nie fertig: Wegebesserer, Strassenkehrer und Heckenbeschneider.
483. Dreierlei Leuten gehe aus dem Wege: den Weibern, wenn sie karten, den Jägern, wenn sie schiessen, und den Pfaffen, wenn sie beten.
In Irland sagt man: Thu siebenerlei Leuten kein Leid, wenn sie in Zorn sind: einem Barden, einem Kriegsbefehlshaber, einem Weibe, einem Gefangenen, einem Betrunkenen, einem Druiden und einem König in seinem Gebiet.
484. Dreisten Leuten vnd schelcken gibt man gleiche Stück. – Petri, II, 154.
485. Dreyerlei Leuten muss man jhren (freien) Spruch lassen: Herren, Kindern vnd Narren. – Petri, II, 154; Sailer, 96.
486. Dumme Leute finden überall Dinge zum Verwundern.
Frz.: L'admiration est une fille de l'ignorance. (Recueil, 4.)
487. Dumme Leute haben dumme Träume.
Frz.: A sot homme sot songe. (Leroux, I, 165.)
488. Dumme Leute stossen sich oft eine Beule.
Holl.: Dwase hebben veel onghelucs. (Tunn., 10, 15.)
Lat.: Dicitur a multis, sors est contraria stultis. (Fallersleben, 283.)
[68] 489. Durch schwache Leut wird Gottes Macht berümbt. – Petri, I, 28.
490. Ehrbare Leute reden keine schandbaren Worte.
Lat.: Obscoenitas ingenuos non decet. (Seybold, 398.)
491. Ehrliche leut handeln mit einander ohn falsch vnd geferde. – Petri, II, 160.
492. Ehrliche leut reden gern ehrlich auch von bösen Sachen. – Petri, II, 160.
493. Ehrliche leut schemen sich jhres geringen herkommens nicht. – Petri, II, 180; Henisch, 804, 59.
494. Ehrliche Leute, aber schlechte Musikanten. – Simrock, 1854.
495. Ehrliche Leute brauchen nicht viel Worte.
Holl.: Eerlijke lieden hebben met twee woorden gedaan. (Harrebomée, II, 24.)
496. Ehrliche Leute gehen keine krummen Wege.
Frz.: Gens de bien sont toujours gracieux. (Leroux, II, 226.)
497. Ehrliche Leute halten auf Ehre.
Frz.: Gens de biens portent tousjours où ils sont. (Leroux, II, 226.)
498. Ehrliche Leute machen das Wasser nicht trübe.
499. Ehrlichen Leuten ist gut ein kirb kauffen, sie gedenckens lang. – Lehmann, 118, 13.
500. Ehrlicher Leute Tisch soll der meiden, der andern will ihr Ehr' abschneiden. – Chaos, 110.
501. Eigene Kinder und anderer Leute Kinder sind zweierlei Kinder.
Die englischen Neger: Der Leute Kinder sind nicht deine eigenen. (Reinsberg VII, 52.)
502. Eigene Leute sind für nichts geachtet. – Graf, 42, 146.
Eigene Leute sind nur Schatten von Leuten. Der Eigenmann ist rechtsunfähig, er kann nicht besitzen; er dient um keinen andern Lohn als um sein Leben; was er erwirbt oder erzeugt, gehört dem Herrn, er ist blos Gegenstand des Sachenrechts und hat kein anderes Gesetz als den Willen des Herrn. In Bremen: Eyhene Lude syndt vor nichts geachtedt. (Berckenmeyer, 311.)
503. Einfältige Leute sind auch Leute. – Oec. rur., 90.
504. Einfeltige leut müssen mit frembden augen sehen. – Henisch, 844, 25; Petri, II, 184.
505. Einmal in der Leute Mund, kommt man übel heraus. (S. ⇒ Maul.) – Simrock, 6370; Körte, 3837; Braun, I, 2273.
506. Em sekt de Ligde wol af de Klîder, awer ned än de Môgen. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 659.
507. Empfindliche (zornige) Leute haben alle eher neue Sorge als frische Semmeln.
Engl.: Angry (hasty) men seldom want woe. (Bohn II, 57.)
Lat.: Furor iraque metum praecipitant. (Virgil.) (Philippi, I, 166; Schonheim, F, 22.)
Span.: Olla que mucho yerve, sabor pierde. (Bohn I, 238.)
508. Entlaufene Leute können wieder fechten.
Holl.: Ontloopen lieden vechten weêr. (Harrebomée, II, 25.)
509. Ernsthafftige Leut betrügen auch wol. – Petri, II, 241; Henisch, 928, 68.
510. Erst oll Lüd, denn Snappsnut. – Diermissen, 58.
Zur Bezeichnung der Rangordnung.
511. Es fressen sich mehr Leut zu todt, den hungers sterben. – Petri, II, 245.
512. Es gehen viel armer leut redt in ein sack. – Petri, II, 246; Gruter, I, 30; Henisch, 1435, 70; Braun, I, 2262; Körte, 3808.
513. Es gehen zuweilen seltzam Leut zur Kirchen. – Petri, II, 246.
514. Es geht über die armen Leute, wenn die Herren Geld haben wollen.
515. Es gibt allerhand Leute, nur keine runden, sonst thät man mit ihnen kegeln. (Nürtingen.)
516. Es gibt allerlei Leute in der Welt, sogar Spielleute.
Frz.: Il-y-a gens et gens. (Kritzinger, 347b.)
517. Es gibt der Leut gar viel, die vnterm Lob des Schweigens einen grossen Esel decken. – Lehmann, 714, 51.
518. Es gibt Leute, die söffen das ganze Meer, wenn das Aber nicht wär'.
[69] 519. Es gibt Leute, die weder Fleisch noch Fisch sind; sie hauchen das Kalte und das Warme, sie schonen die Ziege und den Kohl.
520. Es gibt Leute wie der Achsennagel am Wagen.
Leute in bescheidenen Stellungen, aber obgleich unscheinbar und wenig bemerkt und geachtet, dem Staate unentbehrlich wie der kleine Nagel, der das Rad in der Achse festhält.
521. Es gibt nur zweierlei Leute in der Welt: solche mit und solche ohne Geld.
Span.: Dos linages solos hay en el mundo, que son el tener y el no tener. (Cervantes, Don Quixote.)
522. Es ist am besten, vber ander Leut schaden klug und weiss werden. – Henisch, 329, 1.
523. Es ist gut, aus ander Leut Heuten lernen Riemen schneiden. – Lehmann, 459, 77.
524. Es ist gut, auss ander Leut Seckel spielen. – Lehmann, II, 142, 160.
525. Es ist gut, vnglückhafftiger Leuth müessig gehn. – Egenolff, 339b; Petri, II, 264; Henisch, 1435, 4.
526. Es ist nicht allen Leuten gut predigen.
527. Es ist nichts gemeiner, als dass man die Leut bereden will, Bley sei Silber vnd Messing Gold. – Lehmann, 767, 9.
528. Es können nicht alle Leut einen Stein schinden. – Petri, II, 284.
Das können nur die Grundgescheiten.
529. Es seynd kein Leut, die schlechter leben, als die, so in den Büchern kleben.
Lat.: Amentes fiunt studiosis cite studentes, nemo fit insanus, qui studet esse bonus. (Chaos, 830.)
530. Es seynd wenig Leut, die in Buhlschafften ein gut Gesicht haben. – Lehmann, 104, 8.
531. Es sihet in allen Stäten dünne von gelehrten Leuten. – Schottel, 1118a.
532. Es sind arme Leut, die nicht ehe dürffen essen, biss die Herren wöllen. – Petri, II, 292; Henisch, 653, 5.
533. Es sind kluge Leut, die nicht viel reden. – Petri, II, 293.
534. Es sind mehr Leute, die so heissen.
535. Es sind nicht alle Leute Menschen.
536. Es sind nicht alles ehrliche Leute, die in die Kirche kommen.
Holl.: Het zijn al geene eerlijke lieden, die in de kerk komen. (Harrebomée, II, 24.)
537. Es sind nicht die weisesten Leute, die am meisten reden.
538. Es sind nicht wenige Leute, die den Rauch für Gebratenes nehmen.
539. Es sind schlimme Leute, die schelten, eh' sie wissen, was sie gelten.
540. Es sind versoffene Leute, welche die Kanne mit Sonnenaufgang aufheben und sie nicht eher als mit Sonnenuntergang niedersetzen.
541. Es sind unglückliche Leute, die Nacht machen, ehe es Abend wird. – Winckler, IV, 85.
542. Es soll keiner mit ander leut schaden reich werden. – Gruter, I, 88.
543. Es wären viel ehrliche Leute gewesen, wenn sie nicht im Ueberfluss ersoffen wären.
544. Es wehret mit vnglückseligen Leuthen die länge nicht. – Henisch, 1657, 52.
545. Es werden auch offt arme Leut gross. – Henisch, 1756, 20; Petri, II, 303.
546. Es wissen nicht alle Leut, was ein gut Kraut kostet zu kochen. – Petri, II, 507.
547. Es wöllen's also han die Leut', sagt jener Pfaff, und that Bescheid. – Hoefer, 829.
548. Et äs gât, wun ein de Legden än d' Ûge sä kân. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 680.
549. Et giet allerlei Lü in der Welt: auch Spiellü un Musekanten. – Woeste, 72, 28; für Hannover: Schambach, II, 168.
550. Eygennützige Leut im Rath machen alles vnglück in der Statt. – Lehmann, 600, 98.
[70] 551. Falsche Leut geben gute Wort auss einem falschen Hertzen. – Petri, II, 308; Henisch, 993, 65.
552. Falsche leut können kalt vnd warm auss einem munde blasen. – Henisch, 405, 35; Petri, II, 308.
Lat.: Viri duplices animis. (Henisch, 405, 36.)
553. Falsche Leuth thun wie falsche Leuth pflegen. – Henisch, 993, 69; Petri, II, 841.
554. Falschen Leuten gehört falsches Geld.
555. Falscher Leute Rath führt auf schlimmen Pfad.
Mhd.: Swaz raete ein valscher bringet, die kument ûz swachem grunde. (Frauenlob.) (Zingerle, 117.)
556. Faul leut haben (oder machen) gern vil feiertag. – Franck, II, 118b; Egenolff, 132a; Gruter, I, 40; III, 37; Eyering, I, 613; Petri, II, 309; Henisch, 1020, 30; Lehmann, II, 174, 4; Gaal, 426.
Holl.: Luije lui vinden haast speel (heilige-, vier-, feest-)dagen. (Harrebomée, II, 25.)
Lat.: Desidi semper feriae. (Binder I, 305; Ita nec in minimis ponas dispendia damnis, II, 745.) – nullo vel breve tempus emi. (Chaos, 709.) aere potest.
557. Faul leut haben lang tage. – Franck, II, 160a; Egenolff, 218b; Gruter, I, 40; Petri, II, 309; Sutor, 585; Henisch, 1020, 29; Gaal, 427; Simrock, 2287.
Bei Lehmann (194, 15) mit dem Zusatz: »Es will jhnen jmmer zu spät nacht werden.«
Lat.: Longa dies ignavo homini, nox longa videtur et longi menses, longior annus abit. (Gaal, 427.)
Schwed.: Lat män är dagen lång. (Grubb, 448; Wensell, 48.)
Ung.: A' rest béres gyakran nézi a' napot. (Gaal, 427.)
558. Faul leut lassen sich gern halten. – Franck, I, 21a.
Es bedarf grosser Anstrengung nicht, sie von einer Arbeit zurückzuziehen. Franck fügt noch folgende verwandte bei: Faul pferd hebt ein klein kind. Es mag leicht sein, das einn faulen hebt. Faul hund legt man an einn strohalm. Faul hund seindt gut zu halten.
559. Faul Leut machen die Woch nur siben Feyertag. – Gruter, III, 37; Lehmann, II, 174, 5.
560. Faul Leuth haben bald Feyertag gefunden. – Henisch, 1020, 65.
561. Faule leut feiern viel.
Lat.: Ignavis semper feriae sunt. (Egenolff, 132a; Binder II; 1363; Froberg, 371; Schonheim, J, 2.)
562. Faule Leut', listige Leut'.
Holl.: Luije menschen zoeken list. (Harrebomée, II, 81b.)
563. Faule Leut thun grosser arbeyt nicht wehe. – Gruter, III, 37; Lehmann, II, 175, 6.
564. Faule Leute boren nicht gern dicke Bretter. – Gruter, III, 37; Lehmann, II, 174, 3.
565. Faule Leute, faule Anschläge. – Simrock, 2388; Körte, 3816.
566. Faule Leute haben die meiste Arbeit.
Engl.: Idle folks have the most labour. (Bohn II, 106; Gaal, 1269.)
567. Faule Leute haben grosse Mühe.
Engl.: Idle people take the most pains. (Bohn II, 106.) – Who is more busy than they that hare least to do. (Gaal, 1269.)
568. Faule Leute haben viel Entschuldigungen.
Engl.: Idle folks lack no excuses. (Bohn II, 706.)
569. Faule Leute hören am liebsten das Feierabendgeläut. (Eifel.) – Schmitz, 201, 258.
570. Faule Leute kommen leicht in Schweiss.
571. Faule Leute kriegen keineBeute!
572. Faule Leute sind gute Propheten.
Holl.: Luije lieden zijn halve profeten. (Harrebomée, II, 25.)
573. Faule Leute sind lebendig todt.
Schwed.: Latar män är lefwandes död. (Grubb, 449.)
574. Faule Leute werden nicht reich.
Frz.: Gens paresseux jamais riches. (Leroux, II, 226.)
575. Faule Leuth haben allzeit faule tag.
Lat.: Otia perpetuo delitiosa care. (Chaos, 710.)
576. Faulen Leuten gehet die arbeit von der Hand. – Petri, II, 309; Henisch, 1020, 68.
577. Faulen Leuten sind die Werck Glieder verbrent im ersten Bade. – Petri, II, 309.
578. Faulen Leuten wird es immer zu spät Nacht.
579. Fauler Leute Schweiss bricht bald aus.
580. Feige Leut' kommen mit tapfern nicht in Streit.
Mhd.: Den frumen hazzent ie die zagen. (Lanzelet.) – Wir han daz selden gesehen daz der bose und der zage queme zû strîte oder zû slage. (Herbort.) (Zingerle, 181.)
[71] 581. Feiste Leut, faule Leut. – Petri, II, 311.
582. Fleissige Leute finden immer etwas zu thun.
583. Frei leut stecken in keiner bubenheut. – Franck, II, 193a; Henisch, 542, 29; Gruter, I, 41; Petri, II, 313; Simrock, 2653; Frost, 114; Graf, 32, 42.
Im Mittelalter verband man mit dem Begriff der Freiheit alle edeln Eigenschaften; der freie Mann war auch ein edler (weiser, starker, gerechter) Mann; den unfreien dachte man sich als Schalk, weil unfreie Zustände den Menschen sittlich herunterbringen.
584. Freie Leute schlagen der Mutter nach. – Graf, 58, 220; Grimm, Rechtsalt., 368.
585. Freie Leute und treue Freunde strafen ins Angesicht. – Sailer, 163; Simrock, 2654.
586. Freier Leute Brot schmeckt besser als der Knechte Kuchen. (Böhm.)
587. Frembde leutte thun offt mehr denn die blutfreunde. – Agricola I, 140; Simrock, 2691.
588. Fremde Leute, fremde Wege.
Holl.: Vreemde liên gaan vreemde gangen. (Harrebomée, II, 26.)
589. Fremde Leuth im Rath machen Unruh in Land und Stadt. – Chaos, 138.
590. Fremde Lü(de) er Brod föt't (füttert, nährt) gôd. (Ostfries.) – Eichwald, 1221; Frommann, V, 427, 467; Schütze, III, 55.
Gute Tage in fremder Herren Dienste nähren gut.
591. Fremden Leuten soll man nicht zu viel trauen.
It.: Giuoco di mani, giuoco di villani.
592. Fremder Leute Kühe haben immer grössere Euter.
Lat.: Fertilior seges est alieno semper in agro vicinumque pecus grandius uber habet. (Ovid.) (Binder I, 543; II, 1128.)
593. Froge1 Lü' gevve klafe Kenger2. (Aachen.) – Firmenich, I, 492, 71.
1)Fragende.
2) Schwatzende Kinder.
594. Fröhliche Leute gähnen nicht.
Dän.: Sielden gaber glad mand, thi en gabende er enten læd eller ulystig. (Prov. dan., 211.)
595. Fromm leut lobet jederman vnd lesst sie doch betteln gan. – Franck, I, 40b; Petri, II, 317; Lehmann, 1255, 43; Latendorf II, 13; Lehmann, II, 173, 39; Simrock, 2824; Sailer, 104.
Die Letten: Redlichkeit ist eine Bettlerin, die an einer Krücke geht, Schelmerei eine Fürstin, die eine Krone trägt. (Reinsberg II, 132.)
Lat.: Probitas laudatur et alget. (Juvenal.) (Chaos, 1059.)
596. Fromm leut sitzen weit von einander. – Franck, II, 168a; Petri, II, 317; Gruter, I, 41; Sutor, 679; Lehmann, 1255, 50; Gaal, 33; Simrock, 2820; Körte, 3812.
Ausgenommen die Conventikelfrommen.
597. Fromme Leut dörffen keines Gesetzes. – Petri, II, 313.
598. Fromme Leut heben sich nur am Himmel, drum haben sie kein glück auffm boden. – Lehmann, 218, 20.
599. Fromme leut können wol zu hoff dienen, aber schwerlich fromb bleiben. – Henisch, 698, 66; Petri, II, 317.
600. Fromme Leut müssen anfechtung haben. – Petri, II, 317.
601. Fromme Leut seynd arme Schaf. – Lehmann, 223, 92.
»Ein berühmter vom Adel, als er zum Ertzbischoff erwehlet, ward er erinnert, er solt ein frommen geistlichen wandel führen; der antwort: ich will mich meinem fürstlichen Stand gemess verhalten: fromme Leut seynd arm Schaf.«
602. Fromme leut thund wie fromme leut (pflegen). – Franck, II, 58a; Tappius, 60b; Petri, II, 317; Lehmann, II, 173, 87.
Lat.: Frugi homines omnia recte faciunt. (Tappius, 60a.)
603. Fromme Leut werden mit geben reich, denn sie gebens Gott auff Wucher; Geitzige werden mit sparen Bettler. – Lehmann, 237, 79.
604. Fromme leut zürnen nit lang. – Franck, I, 66b; Lehmann, II, 173, 38; Simrock, 2820.
605. Fromme Leute, arme Lute.
[72] 606. Fromme Leute haben allzeit mehr Kreuz als andere.
Lat.: Aerumnae bonis viris duplicantur. (Seybold, 14.) – Plus aloës quam mellis habet fere vita bonorum. (Juvenal.) (Seybold, 446.)
607. Fromme Leute haben auch Galle.
Schwed.: Fromt folk haar och sin galla. (Grubb, 219.)
608. Fromme Leute lassen sich leicht regieren.
Lat.: Facile est imperium in bonos. (Philippi, I, 148.)
609. Fromme Leute leben gern in Ruh'.
Schwed.: Fromt folklefwer giärna i roo. (Grubb, 469.)
610. Fromme Leute lieben den Tag, böse die Nacht.
Frz.: Gens de bien ayment le jour et les mechants la nuict. (Leroux, II, 226.)
611. Fromme Leute müssen täglich Lehrgeld geben. – Simrock, 2823; Sailer, 346; Reinsberg II, 132.
Lat.: Bonus vir semper tiro. (Zinkgref, I, 250.)
Schwed.: Fromt folk måste altijd gie lärepenningar. (Grubb, 218.)
612. Fromme Leute sind dünn gesäet. – Gaal, 543; Simrock, 2821; Körte, 3812; Braun, I, 2255.
Die Letten: Unkraut findet sich allenthalben. Die Engländer: Schätze einen Guten, gute Menschen sind selten. In Venetien: Die braven Menschen sind wie die weissen Fliegen. – Die Menschen sind wie die Melonen, unter hundert ist erst eine gut. – Unter tausenden Einer, unter hundert Keiner. (Reinsberg II, 14.)
Frz.: Les gens de bien sont clair-semés dans le monde. (Kritzinger, 146b.)
Lat.: Rari quippe boni: vix sunt numero totidem, quot Thebarum portae divites vel ostia Nili. (Juvenal.) (Binder I, 1534; II, 2920; Philippi, II, 150; Froberg, 556; Seybold, 431 u. 646.) – Vir bonus est animal rarum paucasque per urbes et per rura locos habet: est rarissima virtus. (Mantius.) (Philippi, II, 252; Binder II, 3555.)
Schwed.: Fromt folk är tunt sådt. (Grubb, 219.)
613. Fromme Leute sind dünn gesäet, wenn sie schon in den Klöstern nebeneinander wohnen. – Klosterspiegel, 11, 5.
614. Fromme Leute sind nicht Nachbarn.
Lat.: Rari nantes in gurgite vasto. (Eiselein.)
615. Fromme Leute zürnen nicht lange.
616. Fromme Leuth fragen mehr nach worten, denn Narren nach schlägen. – Petri, II, 317; Henisch, 1189, 30.
617. Fromme Leuth glauben leichtlich. – Henisch, 1255, 46.
Lat.: Credulitas in optimi cujusque mentem facile. (Seybold, 95.)
618. Fromme Leuth haben ein heiteres Angesicht. – Sutor, 467.
Lat.: Viri boni erectis suspiciunt oculis. (Seybold, 636.)
619. Fromme Leuth haben kein Ohren. – Chaos, 920.
620. Fromme Leuth müessen gedoppelt Creutz vnnd elend tragen. – Henisch, 1253, 43.
621. Fromme Leuth seindt allenthalben fast wenige. – Henisch, 1255, 65.
622. Fromme Leuth sind leichtlich zu betriegen. – Henisch, 1255, 2.
623. Fromme Leuth thun, was frommen Leuthen zusteht. – Henisch, 1255, 45.
624. Fromme Leuth weinen leichtlich. – Henisch, 1255, 6.
Lat.: Boni facile extillant lachrymas. (Henisch, 1255, 7.)
625. Fromme Luie sind griddig (gierig). (Lippe.) – Firmenich, 267.
626. Frommen Leuten beschert Gott vber Nacht. – Petri, II, 317.
627. Frommen Leuthen kompt alles zu gutem. – Henisch, 1253, 45.
Lat.: Omnia bonos decent. (Henisch, 1253, 46.)
628. Frommen Leuthen steht alles wol an. – Henisch, 1253, 45.
629. Frommen und gelehrten Leuthen zu lieb soll man ein paar Solen verlauffen. – Sutor, 621.
630. Frommer Leut Gunst erweckt böser Leute vngunst. – Lehmann, 1781, 9; Petri, II, 318.
631. Frömmer Lüe Brot fettet gôd. (Oldenburg.) – Goldschmidt, 112.
Fremder Leute Brot nährt gut.
[73] 632. Ful Lüt hend all Firtig. – Tobler, 22; Sutermeister, 31.
Faule Leute haben allzeit, immerdar Feiertag.
633. Full (faule) Lü' sönd geschwend meu (müde). (Aachen.) – Firmenich, I, 492, 72.
634. Fuol Likt hu gäre Feiertâch. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 434.
635. Für bösen leuten ist niemand gefreit. – Henisch, 461, 57.
Lat.: A vitiosis nemo immunis est. (Henisch, 461, 58.)
636. Furchtsame Leut haben kein glück. – Lehmann, 229, 66.
637. Fürwitzige Leuth begeren immer etwas newes. – Lehmann, 552, 46.
638. Gähzornig leut seind trew leut. – Franck, II, 179b; Lehmann, II, 223, 4; Petri, II, 324.
639. Gau (rasche, schnelle) Lü(de) lôpt sick dôt, loije (faule) Lü(de) dragt sick dôt. – Frommann, V, 128, 45; Bueren, 502; Eichwald, 1222; Goldschmidt, 159.
640. Gebrechliche Leute leben am längsten.
Holl.: De gebrekkige lieden leven't langst. (Harrebomée, II, 23.)
641. Gehertzte Leut machen den Anfang. – Henisch, 1245, 30.
Lat.: Scindere glaciem. (Eyering, II, 632.)
642. Gelarter Leute Waar' nicht viel einträgt baar. – Eiselein, 223.
643. Gelehrt leut kommen allenthalb aus (überall durch). – Franck, II, 7b; Gruter, III, 42; Lehmann, II, 235, 27; Petri, II, 332; Henisch, 1459, 19.
Holl.: Geleerte lieden raken overal uit. (Harrebomée, II, 4.)
Lat.: Artem quaevis alit terra. (Seybold, 37.)
644. Gelehrte Leut loben die Tugend vnd thun die Laster. – Lehmann, 298, 82.
645. Gelehrte Leute schreiben schlecht.
Holl.: Geleerde lieden zijn slechte schrijvers. (Harrebomée, II, 24.)
646. Gelehrte Leute sind nicht voll Neid.
Lat.: Musarum apertae januae. (Binder II, 1958; Seybold, 31 u. 323.)
647. Gelehrte Leute und Bienen müssen wohl in Acht genommen werden. – Pistor., X, 17; Simrock, 3359.
648. Gelehrte Leuth wissens, dapffere Leuth thuns. – Lehmann, 384, 11; Simrock, 3355.
649. Gelehrten Leuten ist gut predigen. – Lehmann, 225, 34; Henisch, 1459, 18; Eiselein, 223.
Lat.: Docere porro facilius ei, qui didicit. (Eiselein, 223.)
650. Gelehrter Leut wahren gelten nit vberall. – Lehmann, 421, 67.
651. Gelehrter Leute Kinder gerathen selten wohl.
Böhm.: Zvláštních lidí dĕti nezdary. – Vzácných předkův potomek často bývá holomek. (Čelakovský, 405.)
Poln.: Przodków zacnych potomek często bywa wyrodek. (Čelakovský, 405.)
Span.: Da padre santo hijo diablo. (Čelakovský, 450.)
652. Gelêrde lude wêrden vornômt1 in allen landen
1) Niederländisch vernaemt = berühmt.
Lat.: Arte sua docti nomen memorabile quaerunt. (Tunnicius, 1030.)
653. Gelert leut seind auch etwa gross narren. – Franck, II, 163a; Petri, II, 322; Simrock, 3350.
654. Gelerte Leut gucken überall oben auss. – Lehmann, 154, 34.
Frz.: Gens révérends sont tousjours par devant. (Leroux, II, 226.)
Lat.: Boni faciles sunt deceptu. (Henisch, 1255, 3.)
655. Gemeine Leut haben viel Richter; ein Fürst ha nur einen, nemlich vnsern Herrn Gott. – Petri, II, 333.
656. Gemeiner leut leitern sind zu kurtz, der Fürsten rahtschläg vnd geschäfft zu erforschen. – Lehmann, 674, 180.
657. Geringe Leute reden auch zuzeiten etwas Gutes.
658. Geringer Leute Zorn ist nicht werth ein Haferkorn. – Simrock, 12138.
659. Geschäftige Leute sind der trägen Hofdiener.
Holl.: De bezett lieden zijn om de onbezette te regt te helpen. (Harrebomée, II, 23.)
[74] 660. Gescheide Leuth haben allzeit vil zu thun.
Lat.: Fatuo dantur semper imperia, non semper ingenuo. (Chaos, 463.)
661. Gescheide Leuth haben ihr Zungen im Hertzen, die Thoren das Hertz auf der Zunge. – Chaos, 918.
662. Gescheide Leuth haben keine Ohren. – Chaos, 919.
663. Gescheide Leuth widerlegen vil mit Stillschweigen. – Chaos, 919.
664. Gescheite Leute haben die Augen im Kopfe, die Narren in den Füssen. – Winckler, XI, 20.
665. Gescheite Leute können auch eine Thorheit begehen.
Lat.: Quandoque bonus dormitat Homerus. (Seybold, 474.)
666. Gescheite Leute müssen keine Narren sein. – Simrock, 7322.
667. Gescheite Leute narriren gern. – Eiselein, 421.
Lat.: Stultitiam simulare loco prudentia summa est. (Cato.) (Eiselein, 421.)
668. Gescheite Leute sterben und die Narren begraben sie.
In Aegypten sagt man: Die Leute gingen weg, die Paviane blieben da. (Burckhardt, 291.)
669. Gescheiter Leute Anschläge sind auch nicht stets von Eichenholz.
Dän.: Viise folkes anslag er ei altid af ege-trae. (Prov. dan., 34.)
670. Geschickte Leute kommen überall fort.
Holl.: Handige lieden raken voort. (Harrebomée, II, 24.)
671. Geschîd Lüt narriered au. – Sutermeister, 141.
672. Gib den Leuten, was jhnen gefällt, so kompstu vberall durch die welt. – Lehmann, 861, 30.
673. Gläubige Leute sind seltene Bräute. – Körte, 3813.
674. Glaubige Leuth können auch mit einem fehl vbereilet werden. – Henisch, 1040, 18.
Lat.: Fideles quoque aliquo anticipari possunt. (Henisch, 1040, 19.)
675. Glückliche Leute machen überall Beute.
Holl.: Gelukkige lieden doorboren alle planken en klieven alle kwasten. (Harrebomée, II, 24.)
676. Gottloser Leute Freud' währt eine kurze Zeit. – Gaal, 500.
Ung.: Igen rövid az istentelenek öröme. (Gaal, 500.)
677. Gräute Luie maket gräute Schrîe, owwer kéine lange Wege. (Sauerland.)
678. Grauwe olde lude sal men eren.
Lat.: Assurgas canis, grandaevos semper honora. (Tunnicius, 1205.)
679. Grobe Leut sagen immer, sie wollens anders machen, sagen aber nit, dass sie es wollen besser machen. – Petri, II, 357.
680. Groben Leuten muss man etwas zugute halten.
Aber nicht alles.
681. Groben Leuten und tollen Hunden soll man aus dem Wege gehen. – Simrock, 4054.
682. Gross leut verachten klein1 iniuri (Schmach) vnd grossen neid. – Franck, I, 109b; Gruter, I, 45; Eyering, II, 661; Petri, II, 360; Eiselein, 342.
1) Bei Franck (a.a.O.) steht, offenbar nur Druckfehler, »keyn«; in allen andern Sammlungen findet sich, wie es auch der Sinn erfordert, das Adjectiv »klein«.
Holl.: Groote lieden verachten kleinen smaad. (Harrebomée, II, 24.)
Lat.: Elephantus murem non mordet. (Apostol.) (Binder II, 939.) – Injuriae magnanimo spernendae, non ulciscendae. (Seybold, 244.)
683. Gross Leuth sind vngeschickt. – Henisch, 1536, 66.
684. Grosse Leut haben grosse anfechtung. – Petri, II, 360.
685. Grosse Leut haben grosse gebrechen. – Petri, II, 360.
686. Grosse Leut haben hohe gedancken vnd artige zufelle. – Petri, II, 360.
687. Grosse Leut können vergeben vnnd offt viel zu gute halten. – Petri, II, 360.
688. Grosse Leut lesen nicht gern feiste Brieffe. – Petri, II, 360; Henisch, 508, 21.
689. Grosse Leut sind (keine) kleine Narren, wenn sie anfangen zu narren. – Petri, II, 360.
[75] 690. Grosse Leut sind vnserm Herren Gott eine Thorheit schuldig, die müssen sie jhm bezahlen. – Petri, II, 360.
691. Grosse Leut tragen Recht vnd Macht in Henden. – Petri, II, 360.
Lat.: Magna decent magnos. (Seybold, 289.)
692. Grosse Leut, wenig Weissheit. – Lehmann, II, 232, 174; Körte, 3829.
693. Grosse Leute fehlen (irren) auch. – Ps. 62, 10; Herberger, I, 858; Tappius, 681; Petri, II, 360; Fischer, Psalter, 361, 4; Acerra philol.: Eiselein, 646; Ramann, Unterr., V, 12; Opel, 373; Simrock, 4060; Schulze, 35; Zaupser, 270.
Lat.: Mendaces filii hominum.
694. Grosse Leute, grosse Fehler; kleine Leute, kleine Fehler.
Holl.: Groote lieden, groote fouten. (Harrebomée, II, 24.)
695. Grosse Leute, grosse Tugend. – Petri, II, 360.
696. Grosse Leute lieben Scham vnd Zucht. – Petri, II, 360.
697. Grosse Leute sind allweg eine halbe Elle faul.
Holl.: Groote luî, luije luî. (Harrebomée, I, 24.)
698. Grosse Leute sind auch einmal klein gewesen. – Petri, III, 360.
Lat.: De nuce fit corulus, de glande fit ardua quercus. (Binder II, 713.)
699. Grosse Leute schenden einander heute, vnd morgen gibt eins dem andern die Schwester, sagte jener. – Mathesy, 177a.
700. Grosse Leute stolpern auch.
701. Grosse Leute thun auch einen grossen fall. – Petri, II, 360; Mathesy, I, 94b.
702. Grosse Leuth leben als wie die, so im Schlaff gehen vnd verderben. – Lehmann, 823, 54.
703. Grossen Leuten stehen grosse Dinge wohl an.
Schwed.: Höga herrar, högt wärk. (Grubb, 369.)
704. Grosser Leute Fehler sieht man weit.
Lat.: Omne animi vitium tanto conspectius in se crimen habet, quanto major, qui peccat, habetur. (Juvenal.) (Philippi, II, 65.)
705. Grosser Leute Kinder sind gemeiniglich eitel Landschaden. – Mathesy, I, 92a.
706. Grosser Leuthe Kind offt nur ein Schand und Schaden sind.
Lat.: Dedecus est natis, claros habuisse parentes, ni studeant illis moribus esse pares. (Chaos, 715.)
707. Grosser weiser leut kinder geraten selten wol. – Tappius, 77b; Körte, 3830.
Frz.: De grands personnages enfans non sages. (Leroux, I, 141.)
708. G'schida Lüüta n'isch guat brediga. (Bern.) – Zyro, 21.
709. Gude lude sint allemanne gudertieren. – Tunnicius, 908.
Gute Leute sind wohlwollend gegen jedermann.
710. Gut leut findt man selten. – Franck, II, 168a; Gruter, I, 46.
711. Gute Leut können viel thun. – Petri, II, 364.
712. Gute leut seind nit (selten) nachbarn. – Franck, II, 168a; Gruter, I, 46; Petri, II, 364; Sutor, 677; Simrock, 4096.
»Man findet sie selten.«
Lat.: Exitus ostendit, quo mundi gloria tendit. (Sutor, 679.)
713. Gute Leut sind jederman gut. – Petri, II, 364.
714. Gute Leut thun die Hand vom Hertzen vnd lassen sich geniessen. – Petri, II, 364.
715. Gute Leute, aber schlechte Musikanten. – Simrock, 12375.
716. Gute Leute sind besser als Geld in der Tasche. (Eifel.)
717. Gute Leute sind keine Schelme.
Holl.: Goede lieden zijn geene guiten. (Harrebomée, II, 24.)
718. Gute Leute sind leicht zu erweichen (erbitten).
Holl.: Goede lieden zijn te vermurwen. (Harrebomée, II, 24.)
719. Guten Leuten folgen gute Leute. – Petri, II, 364.
720. Gutherzige Leut' haben zu Thränen nicht weit.
Lat.: Boni viri lachrymabiles. (Seybold, 57.) – Improba nunquam spes laeta diu est.
[76] 721. Habaüken Lüe1, espen Kinder. (Büren.)
1) Hagebuchene oder hainbuchene Leute.
722. Hailig leut, hailig werck. – Egenolff, 310b; Eyering, II, 13; Petri, II, 375; Gruter, I, 47; Lehmann, II, 261, 11; Sutor, 684; Körte, 3814.
Und: Scheinheilige Leute, scheinheilige Werke.
Lat.: Sanctorum vitas perlege, fac simile. (Chaos, 266.)
723. Halt dich zu guten Leuten, so wirstu gut. – Schottel, 1143a; Henisch, 1794, 61.
Dän.: Af klare brønde klart vand. Godt træ, godt frugt. Hellige folk, hellige gierninger. (Prov. dan., 278.)
724. Halte dich zu frommen Leuthen. – Henisch, 1255, 4.
725. Hässliche Leute sind auch Leute.
Auch der hässliche Mensch ist ein Mensch Gottes, sagen die Kleinrussen. (Reinsberg I, 55.)
726. Hastige Leute geben schlechte Jägersleute.
Engl.: Hasty people will never make god midwives. (Bohn II, 101.)
727. Hastige Leute kommen leicht zu einer Beule.
Holl.: Gaauwe lieden gedijen minst. (Harrebomée, II, 24.)
728. Hastige Leute müssen keinen Esel reiten.
Holl.: Hastige lieden moeten op geene schildpadden rijden. (Harrebomée, II, 24.)
729. Haylose Leut haben allzeit mehr Gelt als rechtschaffene. – Gruter, III, 47; Lehmann, II, 263, 3; Petri, II, 375.
730. Heilige Leut können auch fallen. – Petri, II, 375; Henisch, 989, 25.
731. Heilige leute müssen viel leiden. – Luther's Ms., S. 8.
732. Heillose Leute finden leicht ein Schlupfloch.
Holl.: Looze lieden weten veel regt. (Harrebomée, II, 25.)
733. Heillose Leute haben viel Uebels (Verdruss).
734. Heylloss leut machen auch löcher in ander heut. – Franck, I, 81a; Petri, II, 375; Lehmann, II, 261, 10; Eiselein, 421; Körte, 3799.
735. Hilff fromme Leut mehren, der bösen ist doch genug (oder: sind sonst zu viel). – Petri, II, 381.
736. Hoddele1 Lü en nette2 Lü' blîven överal hange. (Aachen.) – Firmenich, I, 493, 82.
1) Lumpige, zerlumpte.
2) Mit allerhand Flitterkram bekleidete.
737. Hoffärtige Leute müssen Zwang leiden.
Lat.: Impatiens superbia freni. (Seybold, 231.)
738. Hoffertige leut beschawen sich, alte leut klawen sich, müde leut ruhen sich, weise leut besinnen sich, tolle leut äffen vnd närren sich. – Henisch, 300, 15; Petri, II, 382.
739. Hohe Leut gehen offt mit grossen Anschlägen schwanger vnd geberen ein Mück. – Lehmann, 32, 9.
740. Hohe leut, tiefe demut. – Henisch, 675, 83; Petri, II, 383.
741. Hohe Leut wollen lieber über vnd über gehen, denn weichen. – Lehmann, 876, 17.
742. Hohe Leut ziehen Kinder, arme Leut ziehen Kinder. – Petri, II, 383.
743. Hohe Leute stossen bald die Köpfe an. – Parömiakon, 1904.
744. Hoher vnd edler Leut Kind oft nur ein schand vnd schaden sind. – Lehmann, 170, 28.
745. Hölzernen Leuten gehören hölzerne Trompeten.
746. Hübsche Leute haben hübsche Sachen; was sie nicht haben, lassen sie machen. (Braunschweig.)
747. Hübsche Leute, hübsche Sachen.
748. Hungrige Leute sehen nicht auf, sondern in die Schüssel.
Schwed.: Fattigt folk fattas, twå hungrige om lijtet nappas. (Törning, 39.)
749. Hüte dich für solchen Leuten, die mit den Augen pflegen zu reden. – Petri, II, 389.
750. Ich bin auch vnter Leuten gewesen, sagt jener, do er vnter der Spende schier erdruckt war. – Latendorf II, 49.
751. Ich liebe die rückhaltigen Leute nicht, sagte der Krämer, als ihm der Bauer nicht fünf Metzen aufs Viertel messen wollte.
Holl.: Ik houd van die inhalige menschen niet, zei Jochem, en hij wilde vijf vierendeel voor ene el hebben. (Harrebomée, I, 182.)
[77] 752. Ihr, die ihr die Leute draussen füttert und die Leute drinnen hungern lasst, setzt euch abseits vom Wege und esst. – Burckhardt, 748.
Von denen, die eine ihre Mittel übersteigende Gastfreundschaft gegen Fremde ausüben und dabei ihre Familie darben lassen. Man isst im Morgenlande vor der Thür, wo die Reisenden vorüberziehen; und es ist Sitte, jeden fremden von nur einigermassen anständigem Aeussern ohne Unterschied einzuladen, an der Mahlzeit theilzunehmen. Selbst der Aermste theilt sein kärgliches Mahl mit dem Vorübergehenden.
753. In ander Leut Garten ist auch gut grasen. – Lehmann, 401, 64; Eiselein, 207.
Bei Lehmann unter der Ueberschrift: Hurerei.
754. In ander Leut Heut schneid man wie in Filtzhut. – Lehmann, 88, 57.
»Niemand thut sich selbst wehe.«
755. In ander leut kuchen ist gut kochen. – Franck, II, 44a; Eyering, I, 120; Gruter, I, 33; Simrock, 6002; Winckler, X, 31; Sailer, 284; Körte, 3790; Braun, I, 2249.
Die Holländer: Es ist leicht, von anderer Torf ein gutes Feuer anzustecken. In Mailand: Des Nachbars Holz gibt ein schönes Gebäude. (Reinsberg IV, 99.)
756. In ander Leut Ställen ist böss Füllen ziehen. – Henisch, 1284, 63; Petri, II, 401.
757. In ander Leuth Häuser sollst du dein Maul halten.
Lat.: Domi alienae mutus esto. (Chaos, 768.)
758. In ander Leuth Kuchen hat kein gast zu schaffen. – Henisch, 1370, 13; Petri, II, 401.
759. In ander Leuth Topffen ist der Speck allzeit fetter denn in den vnsern. – Henisch, 1079, 9; Petri, II, 401; Reinsberg IV, 101.
760. In ander Lüde Schöttel is't altied fetter. (Ostfries.) – Goldschmidt, 112; Hauskalender, I.
761. In anderer Leute Häusern ist gut Feste feiern.
It.: Le feste sono belle a casa d'altri. (Bohn I, 108.)
762. In anderer Leute Küchen wird immer besser gekocht.
Die Russen: In anderer Leute Küchen schmelzt man auch den Speck und süsset den Honig. (Altmann VI, 461.)
763. In armer Leute Küche verdirbt kein Braten.
764. In armer Leute Mund verdirbt viel Weisheit. – Simrock, 516.
765. In der armen Leut Tasche vnd Flasche muss viel Weissheit vmbkommen vnd versawren. – Petri, II, 402.
»Denn sie können nicht leichtlich herfürbrechen, weil es jhnen an Beutl-Samen mangelt.«
766. In dreier Leute Mund liegt die Wahrheit. – Graf, 455, 490.
Das Zusammenstimmen zweier vereideter Zeugen schliesst den Gedanken einseitiger Auffassung aus und gibt nach den Rechtsbüchern volle Gewissheit. Nach dem obigen Sprichwort ist volle Wahrheit vorhanden, wenn die Behauptung des einen noch durch das übereinstimmende Zeugniss zweier anderer unterstützt wird.
Mhd.: Die wahrheit sal sin in drier lute munde. (Endemann, I, 20, 22.)
767. In kleinen Leuten ist die meiste Tugend. – Petri, II, 405.
Bei Tunnicius (1267): In kleinen luden is de meiste dogede. (Fortior est virtus unita in corpore parvo.)
768. In vieler Leute Haupt wird vernommen und verbessert mancher Sinn. – Graf, 414, 97.
Was viele berathen gewinnt an Gründlichkeit, und insofern haben collegialische Entscheidungen Vorzüge vor Urtheilen einzelner.
Mhd.: Yn vil lewte hewpte wirt vornommen und gebessirt manch syn. (Homeyer, Richtsteig, 369.)
769. Ist me de Lüte im Mûl, so ist men e bald under de Füesse. – Sutermeister, 145.
770. Jächzornig leut seind trew leut. – Franck, II, 179b; Eyering, II, 643; Körte, 3826.
Sie grollen nicht, wie die Engel, sondern stossen den Zorn auf einmal aus.
Holl.: Haastige lieden zien geene verraders. (Harrebomée, II, 34.)
771. Je ärger die Leut', desto ärger die Zeit.
Lat.: Tempora plena dolis, tempora plena malis. (Philippi, II, 214; Binder I, 1730; II, 3303; Seybold, 598.)
772. Je arger Leut, je neher straff. – Petri, II, 389.
773. Je frömmer leut, je weniger gesetz sie bedürffen. – Henisch, 230, 61; Petri, I, 57.
[78] 774. Je füler d' Lüt, desto besser Glück. – Sutermeister, 144; Tobler, 207.
775. Je grösser leut, je grösser creutz. – Henisch, 623, 6.
776. Je grösser Leut, je grösser Tugend vnnd sehnlicher Lieb. – Petri, II, 392.
777. Je hässlicher die Leute, je stolzer der Gang.
Holl.: Hoe leelijker lui, hoe meerder gelaat (Harrebomée, II, 25.)
778. Je heiliger Leut, je grösser anfechtung. – Theatrum Diabolorum, 39a.
779. Je heiliger Leut, je grösser Fahr vom Teuffel. – Petri, II, 844.
780. Je höher Leute, je grösser Gefahr. – Luther's Tischr., 417; Petri, II, 393.
781. Je mehr Leut, je mehr Glück. – Petri, II, 394; Simrock, 6374; Körte, 3797; Graf, 282, 353; Braun, I, 2264.
Auf Rügen: Jo mehr Lüde, jo mehr Glücks. (Normann, 226, 181.)
782. Je mehr Leute zum Reichstag kommen, je mehr Brot ist übrig.
783. Jong Lekt sele bä den alden de Îre brôchen und det Mel hâlden. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 568b.
784. Jonge Lui motten Tegenspot hebben. (Deutz.)
Junge (Ehe-)Leute müssen anfangs mit Widerwärtigkeiten zu kämpfen haben, wenn es ihnen später gut gehen soll.
785. Jung Lück de spille gähn, ahl Lück de knottere1 gähn. (Köln.) – Weyden, III, 9.
1) Keifern, holländisch kneuteren.
786. Junge Leut sollen bey Alten die Ohren brauchen vnnd nicht das Maul. (S. ⇒ Junge, der, 28.) – Lehmann, 409, 14; Reinsberg VII, 64.
787. Junge Leut' und Hunde machen viel unnütze Schritt' in einer Stunde.
Böhm.: Mladík a psík nedĕlá si mnoho ze zacházky. (Čelakovský, 305.)
Wend.: Młodemu hólcej a hawakej je jenak wokoło zanć.(Čelakovský, 305.)
788. Junge Leute, dumme Leute; alte Leute, kalte (schwache u.s.w.) Leute. (Fries.)
Holl.: Jonge luî, domme luî, oude luî, koude luî; 't is goed met hem te lijden. (Harrebomée, II, 25.)
789. Junge Leute fügen und biegen sich nicht gern.
Engl.: The young are not always with their bow lent. (Bohn II, 145.)
790. Junge Leute halten alte für Thoren, alte Leute wissen, dass junge Thoren sind.
Engl.: Young men think old men fools, and old man know young men to be so. (Bohn II, 145.)
791. Junge Leute können auch alt werden. – Petri, II, 410.
792. Junge Leute können so geschwind sterben wie alte.
Frz.: Aussitôt meurent jeunes que vieux. (Kritzinger, 389b.)
793. Junge Leute müssen Zwang leiden.
Holl.: Jonge lieden moeten gedwongen zijn. (Harrebomée, I, 25.)
794. Junge Leute sind gern lustig.
795. Junge Leute sind kühn, alt bedechtig. – Petri, II, 410.
796. Junge Leute sind nicht gute Rathgeber. – Petri, II, 410.
797. Junge Leute sollen bei den Alten die Ohren aufthun und die Mäuler halten. – Schmitz, 182, 13.
798. Junge Leute sollen heurathen, die Alten aber das Grab suchen. – Lehmann, II, 274, 19.
799. Junge Leute stossen überall an wie blinde Rosse. – Sailer, 190.
800. Junge Leute überstehen oft grosse Krankheit.
801. Junge Leute wissen alles besser.
Lat.: Juvenis monitoribus asper. (Philippi, I, 218.)
802. Junge Leute wollen immer um ein paar Fuss über die Nase der Alten hinaussehen.
Holl.: De jonge dwazen meenen dat d'oude razen, maar d' oude hebben meer vergeeten als de jonge dwazen weten. (Bohn II, 305.)
803. Junge Leute zur That, alte zum Rath.
Holl.: Den jongen lieden past de lans, maar wel te raden ouden mans. (Harrebomée, II, 23.)
804. Junge Leuth, dumme (halbe) Leuth. – Henisch, 410, 28.
So wie: Kalbfleisch = Halbfleisch.
[79] 805. Junge Leuth gehen dran wie ein blinder Gaul. – Lehmann, 410, 28.
Böhm.: Mlądík jako orlík, a rozum tetřevi. (Čelakovský, 305.)
806. Junge Leuth im Rath machen Unruh in Land und Stadt. – Chaos, 972.
807. Junge Leuth sehen nit, an wen sie stossen. – Lehmann, 410, 28.
808. Junge Leuth sollen einen hungerigen magen zu Tisch vnnd müden Leib zu bett tragen. – Lehmann, 410, 39.
809. Junge Lü känt starben, ôle Lü möt starben. – Goldschmidt, 159; Bueren, 738; Hauskalender, III; Weserzeitung, 4057; hochdeutsch bei Lohrengel, I, 423.
Engl.: Young men may die, old men must. (Bohn II, 120.)
810. Junge Lüed de spêle görn, ôle Lüed de bromme görn. (Ostpreuss.)
811. Junge vnd frembde Leut im Rath machen vnruh in der Statt. – Lehmann, 600, 98.
812. Junger Leute Weis' ist seltsam Speis. – Seybold, 230.
813. Junger Leuth weiss ist selten ein gut Speiss. – Sutor, 601.
814. Karge Leute entbehren das Beste.
Holl.: Karige lieden onthalen het best, als het erop aankomt. (Harrebomée, II, 25.)
815. Klagenden Leuten ist leicht zu helfen.
Holl.: Klagende lieden zijn goed te helpen. (Harrebomée, II, 25.)
816. Klein leut, grosse hertzen. – Franck, I, 121b; Lehmann, II, 313, 43; Gaal, 889.
Dän.: Smaa folk stor sind. – Smaa folk har og store hierter. (Prov. dan., 512.)
Engl.: A little body does oft harbour a great soul. (Gaal, 889.)
Frz.: A petite cloche grand son. – Dans les petites boites sont les bons onguents. (Gaal, 889; Kritzinger, 76b.) – En petit ventre, gros coeur. – En petite tête gît grans sens.
Lat.: A cane non magno saepe temetur aper. (Masson, 215.) – Ingenio pollet, cui vim fortuna negavit. (Seybold, 241.) – Parva necat spatiosum vipera taurum.
Schwed.: Lijten hund jagar ofta stoort diur. (Törning, 104.)
817. Klein leut zürnen bald. – Franck, II, 150a; Petri, II, 423.
It.: Sdegno d'huomo mite divien furore. (Pazzaglia, 343, 4.)
818. Kleine Leut haben auch Hertz vnd Verstand. – Petri, II, 423; Sutor, 552.
Frz.: La nature enchasse les esprits les plus brillans dans les plus petits corps. (Kritzinger, 268b.)
Lat.: Major in exiguo regnabat corpore virtus. (Seybold, 292.)
819. Kleine Leut haben hohen Muth, ein langer selten Wunder thut; ein bleicher Mann hat Weiberart, hüt dich für schwart vnd roten bart. – Petri, II, 423; Chaos, 993.
820. Kleine Leut', kleine Beut', grosser Neid.
»Hüte dich vor dem Hundsantlitz, wie die Spanier haben, kleine Leut, kleine Beut vnd grosser Neid.« (Fischart, Prakt., in Kloster, VIII, 610.)
821. Kleine Leut können in grossen Nöthen auch Hülf vnnd Beistand leisten. – Lehmann, II, 314, 50.
822. Kleine Leut lauffen bald voll Zorn. – Petri, II, 423.
823. Kleine Leut müssen bey den grossen über sich sehen, vnd die grossen vnter sich. – Lehmann, 262, 22; Eiselein, 381.
Lat.: Tenues magnos suspiciant, magni tenues respiciant. (Lehmann, 202, 22.)
824. Kleine Leut müssen sich mit dem Maul wehren. – Gruter, III, 59; Lehmann, II, 323, 80; Simrock, 5754.
Dän.: Smaa folk maa verje sig med munden. (Prov. dan., 512.)
825. Kleine leut seind eitel Seel und Geist.
Schwed.: Små karlar bära och läng spiut. – Smått folk, stoort mood. (Grubb, 737.)
826. Kleine Leut seynd nicht zu verachten, grosse seynd zu ehren. – Lehmann, II, 313, 46.
Schwed.: Smått folk har och stoort hierta. (Grubb, 463.)
827. Kleine Leut sind bald im harnisch. – Gruter, III, 59; Lehmann, II, 313, 81.
Welche Fliegen beissen übler? die hungrigen. Welche Läuss stechen übler? die magern. Welche Beine angeln mehr? die dürren. Welche Wölff zerreissen mehr? die [80] unersettlichen. Welche Hund bellen mehr? die fressigen. Welche Herren schinden sehr? die armen. Welche Leut zürnen eher? die kleinen. (Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 85.)
Dän.: Smaae folk ere snart i harnisk, ere idel hierte, idel siel og aand. (Prov. dan., 172.)
Schwed.: Smått folk är snar sticket. (Grubb, 737.)
828. Kleine Leut sind eytel Seel vnd Geist. – Gruter, III, 59; Lehmann, II, 323, 82.
829. Kleine Leut sind vnnütz, grosse aber vngeschickt. – Lehmann, II, 314, 54.
830. Kleine Leut soll man hoch setzen, so scheinen sie auch gross. – Petri, II, 423.
831. Kleine Leut thun offt grosse Thaten. – Petri, II, 423.
832. Kleine Leut zürnen bald, doch nicht lang. – Petri, II, 423.
833. Kleine Leute haben auch Zorn.
Böhm.: Malí lidé také se umĕjí hnĕvati. (Čelakovský, 266.)
834. Kleine Leute haben grossen Verstand.
Die Russen: Klein ist die Nachtigall, aber ihre Stimme ist gross. Die Kleinrussen: Die Eidechse ist klein, aber ihre Zähne sind scharf. (Reinsberg III, 125.)
Lat.: Ingenio plenus vir viribus extat egenus. – Quod alibi deminutum, alibi additum.
Schwed.: Smått folk, stoort sinne. (Grubb, 736.)
835. Kleine Leute haben oft grossen Durst.
Frz.: Tel est petit qui bien boit. (Kritzinger, 529a.)
836. Kleine Leute halten blos Ziegen statt der Kühe.
837. Kleine Leute können auch lange Schatten machen.
838. Kleine Leute, reine Leute.
Holl.: Kleine luî, reine luî. (Harrebomée, II, 25.)
839. Kleine Leute sind auch Leute. – Chaos, 372.
Kleiner Glaube ist auch ein Glaube. (Pauli, Postilla, I, 217a.)
840. Kleine Leute sind auch Leute, aber nicht so gross; am Regen und Auswachsen hat's gemangelt.
Lat.: Inter Pygmaeos non pudet esse brevem. (Seybold, 254.)
841. Kleine Leute, Teufelshäute.
842. Kleine Leute werden leicht übersehen.
Holl.: Kleine lieden ziet men niet. – Kleine lieden ziet men over het hoofd. ( Harrebomée, II, 25.)
843. Kleine Lüe süt (oder fint) man nich. (Hannover.) – Schambach, I, 316.
Die Kleinen, nicht blos die an Körper klein sind, sondern weit mehr die an Rang und Stellung in der Gesellschaft. Kleine werden nur zu oft übersehen und ungebührlich vernachlässigt.
844. Kleinen leuten liegt der Dreck nahe beim hertzen. – Henisch, 746, 3; Petri, II, 423; Luther's Ms., S. 5; Simrock, 12360.
845. Kleiner leut halben ist nie keine schlacht verlohren worden. – Gruter, I, 53; Petri, II, 424; Eiselein, 381; Körte, 3834; Simrock, 5731; Markolf, 152; Wurzbach II, 30; Braun, I, 1838.
Die kleinen Leute, die Soldaten, schlagen sich gerade so gut oder so schlecht, wie es nach Haltung der grossen Leute, der Anführer oder Feldherren, geschehen kann. Es waren dieselben Preussen bei Rossbach, Leuthen, Katzbach, Sadowa, wie bei Jena, Auerstädt, Tilsit, aber verschieden angeführt.
It.: Gli huomini non si mesurano a canne. (Körte, 3884.)
Lat.: Corporis exigui vires contemnere noli; ingenio pollet cui vim natura negavit. (Gaal, 889.) – Enectat ingentem vipera parva bovem. (Fischer, 1, 7; Philippi, I, 133.) – Ingenio pugnax corpore parvus erat. (Gaal, 870.)
846. Kluge Leut können sich auch auff einem schmalen Steglein wenden, wenn zumal die grosse Glocke hinter jhnen anhebt zu pumpen. – Petri, II, 425.
847. Kluge Leute begehen auch wol eine Thorheit.
Lat.: Sapientiae comes est stultitia. (Seybold, 537.)
848. Kluge Leute fehlen auch.
Schwed.: Wijst folk feelar och. (Grubb, 860.)
849. Kluge Leute halten sich zu altem Wein. – Lehmann, 7, 10.
Lat.: Qui utuntur vino vetere sapientes puto. (Lehmann, 71, 10.)
850. Kluge Leute irren auch, aber nicht so oft als dumme.
It.: Una volta s'ingannano i prudenti, due gl' ignoranti. (Pazzaglia, 177, 7.)
[81] 851. Kluge Leute kaufen Häuser, Narren bauen welche. – Körte, 3781; Braun, I, 2250.
852. Kluge Leute lachen wenig.
Bei Tunnicius (708): Wyse lude lachen weinich.
853. Kluge Leute machen auch wol dumme Streiche.
It.: Le insalate pazzie le fanno i savj. (Bohn II, 108.)
854. Kluge Leute sorgen nicht darum, ob der Mann im Monde gut geschlafen hat.
Engl.: Wise men care not for what they cannot have. (Bohn II, 23.)
855. Kluge Loithe fahlen och. – Hochdeutsch bei Simrock, 5768; Gaal, 436.
Lat.: Errat et sapiente sapientior. (Seybold, 148.)
856. Kluge vnd alte Leut thun keine geringe Thorheit. – Lehmann, II, 314, 57.
857. Klugen Leuten steht's nicht fein, sich selber ein Verdruss zu sein.
Lat.: Dedecet ingenuos taedia ferre sui. (Seybold, 115.)
858. Kompstu den Leuten vnter die Zeen (Zähne), so helff dir Gott. – Petri, II, 425.
859. Kranke Leute denken gern an den Arzt (sehnen sich nach dem Arzte).
Die Russen: Die Gedanken der Kranken drehen sich um die Medicin. (Altmann VI, 390.)
860. Kranke Leute haben seltsame Gelüste.
Dän.: Meget er som siuge at lyste. (Prov. dan., 396.)
861. Kranke Leute muss man reden lassen.
It.: L'infermo hà la liberta, di dir tutto. (Pazzaglia, 176, 1.)
862. Kranke Leute sind wunderlich.
Holl.: Misselijk is wonderlijk. (Harrebomée, II, 89a.)
Lat.: Dolor excitat iram. (Seybold, 134.)
Schwed.: Siuker är onder at giöra i lag. ( Grubb, 718.)
863. Kühne Leut sind bald im Harnisch. – Lehmann, II, 315, 73.
864. Küne leut lassen sich baldt rüsten. – Gruter, I, 53.
865. Lange Lüde sünt so got as'n Husledder. – Eichwald, 1211.
Hochgewachsene Leute ersetzen eine Hausleiter.
866. Las die Leut reden, Genss künnens nit. – Gruter, I, 54; Schottel, 1127b; Gaal, 1300; Körte, 3787 u. 4764; Reinsberg III, 84.
Engl.: A wise man does not matter what the multitude does talk of him. (Gaal, 1300.)
867. Lass ander leüt auch reden. – Hauer, Kiij2.
868. Lass dich andere Leute loben.
Lat.: Laudet te os alienum. (Seybold, 274.)
869. Lass die leut reden an ein kerbholtz. – Pauli, Schimpff, XCIa.
»Got kan nicht yederman recht thun, all dz versslin spricht.«
Lat.: Cuncta qui potuit. – Multum deliro, si cuiquam placere requiro. – Ne cures rumores.
870. Lass die Leute dich loben, anstatt dich selber zu loben.
871. Lass die Leute Leute sein! – Parömiakon, 1598.
872. Lass die Leute reden und die Hunde bellen! – Simrock, 6368; Körte, 3785; Braun, I, 2251; Parömiakon, 1597; Chaos, 949; Reinsberg IV, 84.
Frz.: On ne peut pas empêcher le vent de venter. (Körte, 3785.) – Se moquer du qu'en dira-t-on. – Etre au dessus du qu'en dira-t-on. (Seybold, 1109.)
Lat.: Tu, si recte facis, ne cures verba malorum.
873. Lât du de Lüte, wat se sünt, so blifst du ôk, wat du bist. – Bueren, 792; Hauskalender, I.
874. Latt du de Lü bi iärem Wiäsen, dann blitt (bleiben) dine Braiwe ungeliäsen. (Iserlohn.) – Firmenich, III, 186, 52.
875. Leckerhafte Leute begehren seltsame Speise. – Eiselein, 420; Braun, I, 2234.
Holl.: Der geile lieden kost te welig. (Harrebomée, II, 23.)
876. Leicht Leuth glauben leicht. – Henisch, 1637, 10.
877. Leichtfertige Leut machen löcher in ander Leut Heut. – Henisch, 400, 39.
878. Leichtfertige Leut reitten gern auff Stutten, die den Sattel zwischen Beinen tragen. – Lehmann, 400, 39.
879. Leichtfertige Leute rühmen sich, närrische Leute schelten sich. – Ramann, I, Pred., I, 289; Körte, 3838.
[82] 880. Leie Lüde sünt praktikst. – Bueren, 817; Woeste, 73, 187; Goldschmidt, 159.
Die faulen Leute suchen auf die kürzeste und bequemste Art fertig zu werden, darauf geht ihr Denken; sie kommen daher leicht auf Vortheile, auf die ein Rührsamer nicht kommt.
881. Leut, die nit können schaden, schelten, damit sie jhren wust ausschütten. – Lehmann, 699, 17.
882. Leut sind darumb nicht katzen, weil sie haar am Bauch haben. – Gruter, III, 63; Lehmann, II, 378, 38.
»Meinst, die Leut seyen Katzen, weil sie Haar am Bauch haben.« (Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 295.)
883. Leut werden viel mehr mit Exempeln als mit gesetzen regiert. – Lehmann, 166, 18.
884. Leute, die alle Hände voll zu thun, machen nicht viel fertig.
Von den Vielgeschäftigen, die nie zu Athem kommen.
Frz.: Il n'y a pas de gens plus affairés que ceux qui ne font rien. (Bohn II, 25.)
885. Leute, die ausser Landes den weisen Ruf haben, essen im Lande das schlechteste Brot. – Masson, 278.
886. Leute, die kein Brot, sind halb todt.
Frz.: Peuple sans blé mal assemblé. (Leroux, II, 282.)
887. Leute, die minnen, sind nicht recht bei Sinnen.
888. Leute gleicher Art haben sich leicht gepaart.
Holl.: Lieden van gelijken aard zijn te zamen wel gepaard. (Harrebomée, II, 25.)
889. Leute, kommt herbei, meine Frau geht entzwei.
Ursprünglich der Ausruf eines überraschten Ehemannes, als er bemerkt, wie seine Gattin beim Auskleiden ihre aus Touren, Zähnen, Kissen, Schienen, Reifen u.s.w. künstlich construirte Jugend und Schönheit zerlegte.
890. Leute und Leute sind zweierlei.
891. Leute, welche die wenigsten Zähne haben, kauen am längsten.
Holl.: Menschen, die de minste tanden hebben, kaauwen het meest. (Harrebomée, II, 82a.)
892. Leuth, die schweigen, und Hund, die bellen, seynd sehr zu förchten. – Chaos, 914.
Lat.: Demissos animo ac tacitos vitare memento; qua flumen placidum est, forsan latet altius unda. (Cato.) (Philippi, I, 114.)
893. Leve Lüe un kladderige Lüe blieben allerwegs an hangen. (Ostfries.) – Bueren, 808; Hauskalender, II.
894. Lieben Leut' ich bitte euch, seid so gut und zahlet gleich.
Häufige Wandschrift in Wirthshäusern.
895. Lieben Leuten gibt man viel Namen.
896. Listige Leut geben ein wenig nach, damit sie viel erhalten. – Henisch, 1380, 63.
897. Lose Leute futtern viel Rechts. – Körte, 3828.
898. Loser leut brach nie kein man. – Franck, II, 183a; Gruter, I, 55; Körte, 3827.
An losen Leuten ist kein Mangel. Franck bemerkt: »Loser leut findt mann genug, aber an verstendigen leuten ist allenthalb ein grosser mangel.«
899. Lüd brüen1 gelt nich. (Lübeck.)
1) Ursprünglich brüden = ärgern, aufziehen, necken, vom altfriesischen brîda = ziehen, zupfen, z.B. an der Nase. (Vgl. Stürenburg, 24b.)
900. Lunsche1 Leut sind böse Leut. – Petri, II, 438.
1) Lûnsch, lünsch, lünsk = launisch. (Danneil, 129b.) Lünschen = übellaunig sein. (Frommann, V, 155.)
901. Ma g'sehd a d' Lüt, aber nid i si ine. (Luzern.)
Man kann die Leute von aussen, aber nicht im Innern beurtheilen.
902. Mâch et wä de Likt, se huost te't wä de Likt. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 1024a.
903. Malle Lüde, de hört de halve Welt to. – Bueren, 821; Hauskalender, I.
904. Malle Lüe lopen de Karten mit. (Ostfries.) – Bueren, 846; Hauskalender, II.
905. Man darf nicht zwei Leute vom Leben thun, wo nur einer bruchhaft ist. – Graf, 315, 220.
Wenn ein Verbrechen nur von einem verübt worden ist, dann soll man nicht zwei darum hinrichten oder bestrafen.
[83] Niederd.: Man schal neue twe lude van den liue don, dar men eyn mynsche brochafftig an is. (Gengler, Stadtrecht, Salzwedel 1578.)
906. Man find Leut, wenn sie gesund worden sind vnd sollen Geld geben, so werden sie kranck. – Petri, II, 445.
907. Man kann den Leuten nicht vor dem Maule sitzen.
Böhm.: Jakým kdo jest, to v jeho moci, a jak o nĕm se myslí a mluví, to v cizí. (Čelakovský, 91.)
Poln.: Jaki kto jest, to w jego mocy; jak o niem rozumieją, w cudzej. (Čelakovský, 91.)
908. Man kann die Leute nicht immer mit einem seidenen Fädlein anrühren. – Herberger, I, 2, 651.
909. Man kann es den Leuten nicht ansehen, was sie für Dreck scheissen.
Holl.: Het is aan de lieden niet te zien, of ze hard of week k ...... (Harrebomée, II, 24.)
910. Man kann es den Leuten nicht ansehen, was sie im Schilde führen.
Holl.: Het is aan de lieden niet te zien, wat zij in de mouw dragen. (Harrebomée, II, 24.)
911. Man kann es nicht allen Leuten recht machen, nicht immer sich selbst.
Dän.: Man kand ei giøre mod enhver, som han vil: thi man kand ei giøre mod sig selv, som man vilde. (Prov. dan., 235.)
Ung.: Lehetetlen minden embernek kedvére járni. (Gaal, 24.)
912. Man kann es nicht allen Leuten recht machen, und wenn man sich die Nase abbeisst.
913. Man kann nicht allen Leuten ins Herz sehen. – Agricola I, 196; Siebenkees, 25.
Nicht von jedem erforschen, ob er wirklich unsers Zutrauens würdig ist.
914. Man kann nicht allen vnnützen Leuten das Maul stopffen, man müsste viel Heu und Stroh dazu haben. – Herberger, I, 816.
915. Man kann olde Lüde woll ûetlopen, man nich ûetraden. – Bueren, 823; Hauskalender, I.
916. Man kann's den Leuten selten recht machen.
Lat.: Nihil fecisse benigne est. (Seybold, 349.)
917. Man könnte den Leuten nicht recht thun, wenn man ihnen die Nase abbisse. – Mayer, II, 125.
918. Man lernt die Leute kennen nicht, bis man mit ihnen verkehrt und spricht. – Schmitz, 192, 133.
919. Man mag den Leuten trauen, soll sich dieselben aber erst ansehen.
920. Man mag den Leuten wol das Ohr leihen, Herz und Vernunft muss man aber für sich behalten.
921. Man misst die Leute nicht nach der Elle und wägt sie nicht nach dem Centner.
Frz.: Il ne faut pas mesurer les hommes à l'aune.
It.: Gli huomini non si mesurano a canne. (Masson, 215.)
922. Man möt de Lüd' spräken lâten, de Gös' köänen 't nich. – Raabe, 135; Schiller, III, 10b.
923. Man muss ander Leuten mit der Krämerelen messen, nicht mit der Hausselen. – Lehmann, 519, 26; Sailer, 270.
924. Man muss den Leuten das Beste und nicht das Schönste rathen.
925. Man muss den Leuten den Staren nicht nemmen. – Lehmann, 279, 61.
»Grosse wichtige geschäfft vnnd händel werden offt vnachtsam auff grathwol oder mit schlechtem verstandt angriffen vnnd verricht. Daher sagt ein Fürnehmer Rath, es' sey ein geheimniss vnnd diene zu erlangung vnnd vermehrung der Reputation, dass man fürgeb: Hohe wichtige geschäfft erfordere grosse geschicklichkeit vnnd Weissheit. Mann muss den Leuten den Staaren nicht nemmen.«
926. Man muss den Leuten nicht weiter (länger) trauen, als man sie sieht.
927. Man muss die leut reden lassen, genss (Fisch) könnens nit. – Franck, I, 78b; Petri, II, 460; Henisch, 1497, 13; Lehmann, II, 403, 33; Sailer, 123; Simrock, 6367; Eiselein, 422; Braun, I, 2266; Masson, 287.
In der Schweiz: Me muess d' Lüt lo rede, d' Gäns könn's nid. (Sutermeister, 147.)
Böhm.: Lidských řečí nevaž sobĕ, pakli ctnost' a rozum v tobĕ. (Čelakovský, 90.)
Lat.: Arbitrii non est nostri quid quisque loquatur. (Cato.) (Binder I, 79; II, 218; Gaal, 1300; Egeria, 11; [84] Fischer, 17, 82; Philippi, I, 38; Eiselein, 422; Froberg, 30; Seybold, 33.)
Poln.: Mów ludskich nic niewaž sobie, gdy rozum, cnota przy tobie. (Čelakovský, 90.)
928. Man muss die Leute drohen (lachen, lügen, richten, schänden, schmähen, spotten u.s.w.) lassen. – Harssdörffer; Chaos, 14.
929. Man muss die Leute kratzen, wo's ihnen juckt.
Frz.: Il faut gratter les gens par où il leur démange. (Bohn II, 22.)
930. Man muss die Leute lassen sagen und die Kühe lassen tragen. – Körte, 3718; Reinsberg IV, 84.
931. Man muss die Leute nehmen, wie sie sind.
Eine wichtige Lebensregel für alle, die nicht zufällig Hofmeister sind.
932. Man muss es von den Leuten nehmen, von den Bäumen kann man es nicht schütteln.
933. Man muss nicht allen, doch guten (klugen) Leuten gefallen. – Gaal, 617; Simrock, 6373.
934. Man muss nicht allen Leuten die Hand drücken.
Lat.: Eligas, quem diligas. – Ne cuivis dextram injeceris. – Praesertim cautus, dignos assumere. (Faselius, 156.)
935. Man muss sich in die Leute schicken, die Leute schicken sich nicht in uns. – Sutor, 123.
Lat.: Foro te para. (Philippi, I, 159.) – Non oportet hospitem semper esse hospitem. (Erasm., 790; Binder I, 1189; II, 2204; Philippi, II, 41; Seybold, 376; Sutor, 123.) – Ut homo est, ita morem geras. (Terenz.) (Philippi, II, 237.)
936. Man sieht an die Leute hin, aber nicht in sie hinein. – Steiger, 71; Eiselein, 421; Simrock, 6378; Körte, 3824; Braun, I, 2272.
937. Man sieht viel Leute, aber man kennt sie nicht.
Holl.: Al ziet men de liên, men kent ze niet. (Harrebomée, II, 23.)
938. Man soll den Leuten folgen, so trinckt man Wein; folget man den Gänsen, so trinckt man Wasser. – Gruter, III, 67; Lehmann, II, 409, 33.
939. Man soll die Leute hören, aber so, dass der Kopf nicht mit den Ohren fortgeht.
Böhm.: Lidí posluchej, a svůj rozum mĕj. (Čelakovský, 204.)
940. Man soll die Leuth nicht hinwerffen, sondern nur hinlenen, damit mans in der Noth widerumb kan hernehmen. – Chaos, 430.
941. Man soll nicht alle Leute über einen Kamm scheren.
Frz.: L'on ne doit pas mettre les gens tous à un prix. (Leroux, II, 254.)
942. Man soll sich den Leuten leihen, nicht schencken. – Lehmann, 899, 48.
943. Man soll sich nicht an anderer Leute Suppe das Maul verbrennen.
944. Man will frembde Leut reformiren vnd kan daheim nicht einer alten bösen Haut steuren. – Petri, II, 454.
945. Manche Leute sind mehr dumm als grob.
Frz.: Gens sont plus sotz que bestes. (Leroux, II, 226.)
946. Manche wollen aller Leuth Freund und vieler Leuth Narr seyn.
Lat.: Credite, si vultis, mundus scatet undique stultis: navis stultorum navigat omne forum (Chaos, 949.)
947. Manchen Leuten muss alles Fisch sein, was in ihr Netz kommt. – Winckler, II, 57.
948. Mancher flickt andern Leuten den Sack und lässt seinen die Mäuse fressen. – Körte, 3793.
Die Russen: Andern vertreibt er die Ratten und ihn vertreiben die eigenen Mäuse. (Reinsberg IV, 52.)
Frz.: L'enseigne du logis chacun esberge et demeure à la playe. (Moscherosch, 553.)
Lat.: Qualis vita, talis fama. (Herberger, II, 331.)
949. Mancher meint, er müsse ander Leut liechter butzen vnd sihet den grossen butz an seinem nicht. – Lehmann, 85, 30.
950. Mann kan die Leut nicht bereden, dass kein gefahr da sey, wan Stroh beim fewr ligt; entweder rauchts oder brennts. – Lehmann, 245, 22.
951. Mann muss es die Leut reden lassen; wenn es die Gänss schnatterten, würde es niemand verstehen. – Lehmann, 301, 17; Reinsberg IV, 84.
[85] 952. Me mot kaine oalle Luüe äüwen. (Lippstadt.) – Firmenich, I, 344, 5.
Man muss keine alten Leute aufziehen, äffen, necken.
953. Me muess d' Lüt neh, wie 's sind oder droh (darohne) sii. – Sutermeister, 147.
954. Me muess de Lüte de Lauf la und de Narre de Gang. – Sutermeister, 149.
955. Me muss d' Lüt lo säge und d' Küh lo träge, so gids Chalber. (Luzern.) – Sutermeister, 147.
956. Me süht de Lüd' wal op de Kleier, mâr (aber) nît dronder. (Meurs.) – Firmenich, I, 400, 35.
957. Mehr leut beten die Sonn an, wann sie auffgehet, denn wann sie nidergehet. – Henisch, 339, 44.
958. Melancholische Leute sind des Todes erste Beute.
959. Melancholische Leute sind lebendig begraben und stinken, ehe sie todt sind.
960. Mêr lüde sterven van eten unde drinken dan im swerde. (S. ⇒ Fressen 5.)
Lat.: Ense cadunt multi, perimit sed crapula plures. (Tunn., 122.)
961. Mer muss de Lück verschliesse1, wie mer se hät. (Bedburg.)
1) Verschleissen, verbrauchen.
962. Met kodde Lügge muss me sich god halden. (Bedburg.)
963. Met langsame Löggen ess net god ilen. (Bedburg.)
964. Mir wei d' Lüt la säge und d' Gäns la gagge. – Schweiz, I, 143, 36.
965. Mißliebige Leute essen auch Brot.
Port.: Tambem os ameaçados comem pão. (Bohn II, 294.)
966. Mit albernen Lüen is nich gaud Kespern (Kirschen) eten. (Hannover.) – Schambach, II, 80.
967. Mit ander Leut' Geald ist guet hause. (Ulm.)
968. Mit ander Leut schad ein weiser Mitleiden hat. – Petri, II, 474.
969. Mit ander leut schaden ist gut weiss werden. – Franck, II, 44a.
970. Mit ander Leut weibern soll man allso vmbgehen, dass die Nachbarn nicht vrsach haben böses zu schwatzen vnd der Mann böses zu gedencken. – Lehmann, 872, 49.
971. Mit anderer Leute Sache muss man behutsamer als mit seiner eigenen umgehen. – Pistor., II, 69.
972. Mit der Leute Gericht kann man der Leute Recht betrügen. – Graf, 477, 632; Klingen, 113a, 1.
Man kann mit dem Recht das Recht verdrehen. Durch falsche Urtheile, besonders an letzter Stelle.
973. Mit dreierlei Leuten komme nicht in Neckerei (Händelei): mit Koch, mit Pfaff' und Polizei.
In Indien sagt man: Lebe immer in gutem Vernehmen mit deinem Koch, mit Dichtern, Aerzten und Zauberern, mit dem, der das Land beherrscht, mit den Reichen und den Hartnäckigen. (Cahier, 220.)
974. Mit dummen Leuten und verrotteten Aepfeln lässt sich nichts aufstellen (machen).
975. Mit ehrlichen Leuten ist gut handeln.
Dän.: From folk er godt at handle med. (Prov. dan., 469.) – Skal du handle, da giør det med from mand. (Prov. dan., 271.)
Frz.: Il n'est que d'avoir affaire à gens de bien. (Leroux, II, 237; Kritzinger, 347b.)
976. Mit ehrlichen Leuten soll man ehrlich handeln.
Lat.: Inter bonos bene agier oportet. (Cicero.) (Philippi, I, 205; Schonheim, J, 24.)
977. Mit erzürnten Leuten ist nicht gut handeln. – Petri, II, 476.
978. Mit frommen Leuten kan man Glück vberkommen. – Petri, II, 476; Henisch, 1506, 45.
979. Mit frommen Leuten umgehen ist keine Kunst; aber das ist eine Kunst, bei Bösen bleiben und nicht böse werden.
980. Mit grossen Leuten ist nicht gut schimpffen. – Moscherosch, 313.
981. Mit grossen Leuten muss man umgehen wie mit Feuer; nicht zu nahe, dass man nicht verbrennt, nicht zu fern, dass man nicht erfriert. (Lit.)
[86] 982. Mit guten Leuten ist gut fortkommen.
Dän.: Godt folk er godt at giøre med. (Prov. dan., 172.)
Holl.: Met goede lieden is het goed omgaan. (Harrebomée, II, 25.)
Lat.: Cum bonis bona est navigatio. (Philippi, I, 101; Seybold, 99.) – Inter bonos facile convenit. (Seybold, 252.)
983. Mit guten Leuten ist gut handeln. – Petri, II, 477; Henisch, 1504, 45.
Schwed.: Godt folk är godt att göra med. (Wensell, 35; Grubb, 274.) – Slätt weed är god at klyfwa. (Grubb, 734.)
984. Mit guten Leuten ist gut umgehen, sagte der Küster und zog dem Heiligen den Rock aus.
Holl.: Met goede luî is het goed te doen te hebben, zei de koster, en hij ontkleedde de beelden (oder: en hij toog onze Lieve Vrouw den rok uit). (Harrebomée, II, 25.)
985. Mit guten Leuten soll man den schwersten Stein nit heben. – Petri, II, 477.
986. Mit hastigen Leuten ist gut vmbzugehen. – Petri, II, 477.
987. Mit rechten leuten gehts eim recht. – Franck, II, 154a; Gruter, I, 59; Petri, II, 497.
988. Mit schlimmen Leuthen soll man keine Gemeinschafft haben. – Sutor, 468.
Lat.: Viro malo ne viae comes fueris. (Sutor, 468.)
989. Mit spöttischen leuten ja nicht zanck, dan wie der säw, ist jhr gesang.
Lat.: Si te contemnunt homines, et friuola dicunt, nil contra risus debes, quam dicere mi sus. (Loci comm., 145.)
990. Mit unerfahrnen Leuthen reise ist es beschaffen wie mit einem Holz, das in ein Feur geworffen; kombts ungebrandt davon, so hats von Glück zu sagen. – Sutor, 613.
Lat.: Homine imperito nunquam quidquam injustius. (Terenz.) (Philippi, I, 179.)
991. Mit vngerechten Leuten ist böss hausshalten. – Petri, II, 481.
992. Mit wenig Leuten soll man fröhlich sein.
Holl.: Met luttel lieden zal men vrolijk zijn. (Harrebomée, II, 25.)
993. Mit zankschen Leuten sol man nicht vortlen. – Petri, II, 482.
994. Mögen die Leute über mich denken wie sie wollen, mein Thaler gilt doch einen Thaler.
Böhm.: At' mĕ jak chce lid si píše, jen když zlato v truhle dyše. (Čelakovský, 53.)
Poln.: Nich mię jak, chcą ludzie piszą, gdy pieniążki w skrzyni dyszą. (Čelakovský, 53.)
995. Müssige Leute haben am meisten zu thun. – Lohrengel, I, 526.
996. Müssige Leute haben seltsame Gedanken. – Simrock, 12376.
997. Müssige Leute im Hause und Wespen im Bienenstock fressen und zehren, was andere mit saurer Arbeit gewonnen.
998. Müssiger Leute grösste Arbeit ist das Böse aus dem Guten zu klauben. – Opel, 378.
999. Muthwillige Leut thun muthwillige that. – Petri, II, 484.
1000. Närrische Leute haben das beste Leben.
Holl.: Malle luî, het beste leven. (Harrebomée, II, 25.)
1001. Närrische Leute haben närrische Gedanken (Pläne).
Holl.: Malle luî hebben malle grillen. (Harrebomée, II, 25.)
1002. Närrische Leute, närrische Händel.
1003. Närrische Leute und faule Eier sind umsonst zu theuer.
Holl.: Malle luî en rotte peren, boeken, die geen deugden leeren, vuile eijeren op een hoop; hoe meer om't geld hoe slechter koop. (Harrebomée, II, 25.)
1004. Nei Lidj, nei Wetten. (Amrum.) – Johansen, 151; Haupt, VIII, 367, 281; Firmenich, III, 5, 64.
1005. Nicht alle Leute beten, welche in die Kirche treten.
1006. Nicht wie viel Leute, sondern was für Leute.
Lat.: Non quot sed quales aliquid dicere notandum est. (Seybold, 378.)
1007. Nichts kommt unter den Leuten mehr herum als alte Rosse und junge Weiber. – Eiselein, 333; Simrock, 8545.
[87] 1008. Niemand kann es allen Leuten recht machen.
Die Osmanen haben das Sprichwort: Deines Esels Schwanz stutze nicht vor den Leuten; einer findet ihn zu lang, der andere zu kurz. (Schlechta, 220.)
Mhd.: Neman den lieden allen zu danke levete noch ne sprach. (Sachsenspiegel.) (Zingerle, 189.)
It.: Non si può dar soddisfazione a tutti. (Gaal, 676.)
Lat.: Cunctis qui placeat, non credo, quomodo vivat. (Binder II, 667; Neander, 270.) – Non conveniens omnibus omnis erit. (Ovid.) (Binder II, 2145.)
Ung.: Nehéz minden embernek eleget tenni. (Gaal, 676.)
1009. Niemand mag anderer Leute Gut verfechten. – Graf, 299, 110.
Nach altdeutschem Recht konnte der Mann zwar durch ein Verbrechen Leib und Fahrhabe, aber nicht liegend Gut (s. ⇒ Eigen 7) verwirken, weil dies ihm nur zur Nutzniessung während seines Lebens geliehen war und den Erben gehörte.
Holl.: Nyemant en mach vervechten ander lute goet. (Mieris, I, 515, 47.)
1010. Nigge (neue) Lüe, nigge Wearke. (Büren.)
1011. Nigge Luie hanget nigge Hecke. (Sauerland.)
1012. Nur dumme Leute stecken ein goldenes Messer in eine schlechte Scheide.
1013. Oeck von Lüdkes, on Lüdkes von mi. – Frischbier 2, 2410.
1014. Offt streitten die Leuth vmb den Himmel vnd verlieren auff der Erden Hab vnd Narung, Landt vnd Leuth. – Lehmann, 384, 2.
1015. Ol' Lüäde sünt wunderlich, wenn't rägent, gähn's hen heuen. (Seehausen.) – Firmenich, III, 122, 32; für Mecklenburg: Raabe, 185.
In Pommern: Trecken se nach heuen.
1016. Olde Lüde mutt starven, junge Lüde könt starven. – Hauskalender, I.
1017. Olde lude sint kintlik.
Sie sind oder werden wieder kindisch.
Lat.: Bis puer ipse senex pueris colludere gestit. (Tunnicius, 409.)
1018. Olden luden sal men dat nouweste nicht seggen. Tunn., 785.
(Grandaevis arcana viris committere noli.)
1019. Ole Lîd sönd wunderlich, wenn se ête, wöll se ok kack. – Frischbier2, 2408.
1020. Ole Lîd sönd wunderlich, wenn se gegête hebbe, wölle se ok drinke: wenn se kacke, wölle se ok pisse. – Frischbier2, 2409.
1021. Ôle Lüde, ôld Tüg. (Holst.) – Schütze, IV, 287.
Alte Leute haben alte (veraltete) Sachen.
1022. Oll Lud seihen am besten en dei Fiern. (Mecklenburg.) – Raabe, 7.
1023. Ollen Loiten koan mans nicht recht machen. – Keller, 151a.
1024. Ont lytse Lju naet leas binne, in greate naet luai, so binne se naet folmecke. (Westfr.)
Wenn kleine (geringe) Leute nicht schlau sind und grosse nicht faul, so sind sie nicht vollkommen.
1025. Oeödar Lidj, öödar Wetten. (Nordfries.) – Johansen, 66.
Andere Leute, andere Sitten und Gebräuche.
1026. Op alle Lüd wat weten, sech selfs dobei vergeten. (Meurs.) – Firmenich, I, 402, 124.
1027. Plumpe Leut thun niemand Ehr an. – Petri, II, 507.
1028. Rächer Loite Krankt und armer Loite Gebrautn's richt beides wät. (Sprottau.) – Firmenich, I, 298, 22.
Die Krankheit reicher und das Gebratene armer Leute erregen die Aufmerksamkeit in weitern Kreisen.
1029. Rächt Lüt händ e Gattig1. – Sutermeister, 145.
1) Von der Stammsilbe Gatt in Gattung, wie artig von Art. Als Substantivum = Aussehen, Form, Gestalt, Manier, d.i. Art und Weise im allgemeinen sowol, als Art und Weise der Geberden. Er hed gueti Gattig = hat ein schönes Aussehen, ein einnehmendes Aeusseres, ein angenehmes Betragen. Das hed d'chei Gattig = das hat keine Art und Weise. Der Sach e Gattig gä = ihr eine gute Form verleihen. Als Adjectiv von Personen und Sachen = artig, nett, von schöner Gestalt und Form, uneigentlich = gesittet, ordentlich, durch gefälligen Umgang sich empfehlend. (Vgl. Stalder, I, 427.)
1030. Rächt Lüt händ rächt Sache und rächt Härdöpfl1. – Sutermeister, 149.
1) Erdapfel (Solanum tuberosum Linn.). (Stalder, II, 39.)
[88] 1031. Recht Lüte hei recht Sache. (Solothurn.) – Schild, 67, 127.
Ausruf derer, die ihre bürgerliche Stellung betonen vollen.
1032. Rechtschaffene Leute kommen überall fort (sind überall willkommen).
Frz.: Bonne maisnie tous dis se paist. (Leroux, II, 185.) – Famille de braves trouve toujours à vivre.
1033. Redliche Leut sollen wenig zusagen vnd viel halten. – Petri, II, 509.
1034. Redlicher Leute Schelten gilt für loser Leute Loben.
Findet sich als Ueberschrift bei Logau.
1035. Reich leüt haben nerrische kinder. – Hauer, L; Gruter, III, 76; Lehmann, II, 535, 19.
1036. Reiche Leut essen auch wol Koel. – Petri, II, 510.
1037. Reiche leut haben vil freund vnd mage1. – Tappius, 194b; Petri, II, 511; Lehmann, II, 532, 39; Gaal, 524.
Lat.: Ubi opes, ibi amici. (Gaal, 524.)
Ung.: A' gazdag embernek sok a' barátja. (Gaal, 524.)
1038. Reiche leut können nit vnrecht thun. – Gruter, I, 45.
1039. Reiche Leut machen arm, arme machen reich. – Petri, II, 511.
1040. Reiche Leut müssen sich nur fürchten für Dieben vnd verretern. – Petri, II, 511.
1041. Reiche Leut seynd allenthalben daheim. – Lehmann, 634, 49; Lehmann, II, 532, 36; Simrock, 8373; Sailer, 203; Lohrengel, I, 564.
Holl.: Rijke lieden zijn allezins t' huis. (Harrebomée, II, 25.)
1042. Reiche Leut verziehen jhre Hunde, arme Leut jhre Kinder. – Petri, II, 511.
1043. Reiche Leute, arme Leute.
Holl.: Rijke lieden, bloode lieden. (Harrebomée, II, 25.)
1044. Reiche Leute, arme Unterthanen.
1045. Reiche Leute beklagt niemand.
Holl.: Vette liên zijn nooit beklaagd. (Harrebomée, II, 26.)
1046. Reiche Leute haben fette Katzen. – Petri, II, 510; Simrock, 8374; Körte, 3832; Braun, I, 2278.
Holl.: Rijke luî hebben vette poesen. (Harrebomée, II, 25.)
1047. Reiche Leute haben offt genge Mäuler; sie dencken, sie mögen mit allen Heiligen scherzen. – Herberger, II, 19.
1048. Reiche Leute haben viel Freunde, den armen Mann kennt niemand.
Ein rabbinischer Spruch lautet: An der Pforte des Ladens (Ueberflusses) gibt's der Freunde und Genossen gar viele, an der Pforte des Elends weilen weder Freunde noch Genossen. (Dukes, Rabbinische Blumenlese.)
1049. Reiche Leute haben viel müssige (schlimme) Gedanken. – Altmann VI, 422.
1050. Reiche Leute hencken sich gern. – Theatrum Diabolorum, 435b.
1051. Reiche Leute nähren sich, arme Leute (bettelleute) mehren sich. – Reinsberg VII, 4.
1052. Reiche Leute prellen im Himmel wie die bleyernen Mönche in die Kirche. – Herberger, Herzpostille, 69a.
1053. Reiche Leute prellen im Himmel wie die Kuh ins Mäuseloch. – Herberger, II, 90.
»Wie schwer es sei, dass ein Reicher ins Reich Gottes komme.«
1054. Reiche Leute seind daheim, wo sie hinkommen. – Lehmann, 117, 20.
1055. Reiche Leute sind am Schlaf die ärmsten.
Lat.: Dormit nocte parum possessor divitiarum. – Insomnis longo veniunt examine curae. (Fischer, 113, 58.) – Sub noctem cura recursat. (Virgil.) (Philippi, II, 203.)
1056. Reiche Leute sind langsam zu gewinnen. – Herberger, II, 90.
D.h. schwer zu bekehren.
1057. Reiche Leute sind selten fromm.
Lat.: Rarae fumant felicibus arae. (Binder II, 2919.)
1058. Reiche Leute wischen sich mehr vom Munde als die Armen hineinkriegen. – Weinhold, 106.
[89] 1059. Reiche Leuth haben das maiste gelt. – Lehmann, II, 532, 37; Petri, II, 510; Henisch, 1468, 56; Simrock, 8345.
»Es ist doch sonderbar bestellt, sprach Hänschen Schlau zu Vetter Fritzen, dass nur die Reichen in der Welt das meiste Geld besitzen.« (Lessing.)
Holl.: Rike lude hebben messt gheldes. (Tunn., 22, 10; Harrebomée, II, 23.)
Lat.: Divitias plures scio nunc quod habent locupletes. (Fallersleben, 606.)
1060. Reiche Leuth haben Freunde vil, arm Freund niemand kennen will.
Lat.: Quem tibi divitiae peperêre, est falsus amicus, argentum, non te, diligit ille tuum. (Chaos, 48.)
1061. Reiche Leuth haben lachende Erben. – Gruter, III, 76; Lehmann, II, 535, 18.
Schwed.: Arfwingars gråt har löget bakom sig. (Grubb, 32.)
1062. Reiche Leuth sind der Heuchler (Schmeichler) narren. – Lehmann, 684, 45.
1063. Reiche Leuth zieht man allzeit für, d' Arme setzt man allzeit hinder thür. – Chaos, 740.
1064. Reichen Leuten ist jedermann geneigt. – Petri, II, 510.
1065. Reichen Leuten will jedermann angehören. – Petri, II, 511; Braun, I, 2276; Reinsberg VII, 48.
1066. Reicher leut geneust man am besten, so sie todt sind. (S. ⇒ Sau.) – Lehmann, 251, 24.
1067. Reicher Leut Kinder und armer Leut Pferd werden bald gross. – Petri, II, 511.
1068. Reicher Leut Töchter vnd armer Leut Kälber (Käse) werden bald gross (reif). – Lehmann, 939, 7; Simrock, 1339; Körte, 3831; Reinsberg I, 133; Braun, I, 2277.
Jene werden früh gefreit, diese müssen früh verkauft werden.
1069. Reicher Leute Kinder und armer Leute Kälber sind bald alt genug. – Birlinger, 22.
1070. Reicher Leute Kinder und armer Leute Rinder werden am besten gepflegt. – Reinsberg VII, 48.
1071. Reicher Leute Kinder und Bettelhütten werden schnell alt. – Winckler, I, 71; Chaos, 788.
1072. Reicher Leute Thorheit gut für Weisheit.
Span.: Las necedades del rico por sentencias pasan en el mundo. (Don Quixote.)
1073. Reicher Leute Töchter und armer Leute Kälber kommen bald an Mann. – Eiselein, 597.
1074. Reicher Leute Ueberfluss wär' armer Leute Armuth.
Frz.: Maintes gens maintes choses ont qui petit de pourfit leur font dont uns homs souffreteus seroit riches qui la lui donneroit. (Leroux, II, 258.)
1075. Reicher Leute Wort muss Salomonis Weissheit sein; was ein armer Mann sagt, das wird veracht. – Petri, II, 511; Gaal, 1767.
Lat.: Dum dives loquitur, verbum Salomonis videtur. (Gaal, 1767.) – Ni sit nota fides, ignoto non bene fides.
1076. Reicher Loite Krankt und ormer Loite Gebroat's roicht ma goar wéit. (Schles.) – Gomolcke, 866; Frommann, III, 248, 239.
Holl.: Rijke lieden ziekte en arme lieden weelde wordt men spoedig gewaar. – Rijke lieden ziekte en schamele lieden pannekoeken verneemt men verre. (Harrebomée, II, 25.)
1077. Reisend Lüd' möt man nich uphollen, säd' de Inspektor to'n Knecht, de von em wull, un smêt'n ût de Döer. (Hamburg.) – Hoefer, 484.
1078. Reisende Lüd' mut man nig upholen. (Hamburg.) – Schütze, III, 286.
Die nämlich in ihr Unglück laufen. Wenn z.B. jemand im L'hombre den andern überbietet und der Ueberbotene jenem das Bête prophezeit.
Holl.: Reizende lieden moet man niet ophouden. (Harrebomée, II, 25.)
1079. Reycher (grosser, weiser) leutte kinder geraden selten wol. – Agricola I, 265; Petri, II, 511; Egenolff, 165a; Luther, 440; Eisenhart, 156; Körte, 3830; Siebenkees, 65; Struve, I, 14; Simrock, 8340; Reinsberg VII, 48; Braun, I, 2276.
Eine Erfahrungswahrheit. Man findet nur sehr wenig Beispiele in der politischen und gelehrten Geschichte, dass der Sohn eines grossen Mannes ebenfalls ein grosser Mann gewesen wäre; aber dagegen [90] viel Beispiele von misrathenen Kindern grosser Väter. Talent und Genie sind das Eigenthum der Person und erben nicht fort; eine ungünstige Bemerkung für den Geburtsadel. Auch ist die Erziehung der Kinder reicher Aeltern selten gut. Wohlleben und Schmeichelei verderben sie, der Strudel unaufhörlicher Vergnügungen macht sie anstrengungsscheu.
Lat.: Heroum filii noxae. (Egenolff, 165a.) – Ignava est opulentia. (Seybold, 226.)
1080. Rich Lüt hand viel Fründ( Verwandte). (Luzern.)
»Welcher reiche Mann besässe nicht einen Schwarm von Freunden, die für ihn schwärmen.« (H. Heine, Vermischte Schriften, Hamburg 1854, II, 93.)
Holl.: Rijke lieden hebben veel vrienden. (Harrebomée, II, 25.)
1081. Richer Ligden är Käinjt gerode sälde gat. – Schuster, 593.
1082. Richt dich in die Leut vnnd in die Zeit, denn die Zeit ist böss. – Lehmann, II, 533, 56.
1083. Richte dich nach den leuten, sie werden sich nit nach dir richten. – Franck, II, 87b; Lehmann, II, 533, 57; Sutor, 277.
Lat.: Polypi mentem obtinet. (Erasm., 423.) – Utere foro. (Sutor, 277.)
1084. Ricker Lü Kinner un armer Lü Koi werd gau (schnell) alt. – Goldschmidt, 160; Hauskalender, I.
Holl.: Rijke lui's kinderen en arme lui's koeijen worden haast oud. (Harrebomée, II, 25.)
1085. Riicher Lüte Töchter und armer Lüte Käs' werd nid alt. – Sutermeister, 116.
1086. Rîk Lü' är Därns un arm Lü' är Kalwer kâmt boll annen Mann. (Jever.) – Frommann, III, 39, 31.
1087. Rîke Lü hebbt fette Katten. (Oldenburg.) – Weserzeitung, 4036; für Soest: Firmenich, I, 348, 19; für Iserlohn: Woeste, 75, 260.
1088. Rîke Lü hebbt plante Saken, de se nich hebbt, de lat se maken. (Oldenburg.) – Weserzeitung, 4036.
1089. Rike Lü hebbt Rinner, arme Lü Kinner. (Oldenburg.) – Weserzeitung, 4030.
1090. Rîke Lü' Krankheit un arme Lü' Pankôk rûkt lîk wît. (Jever.) – Bueren, 986; Frommann, III, 38, 15; Eichwald, 1210; Kern, 985; Hauskalender, I.
1091. Riker Lü Kinner war'n gau old. – Bueren, 990; Eichwald, 1218.
1092. Rîker Lü'n Kinner un armer Lü'n Rinner, dä wärt am besten verpliäget. (Iserlohn.) – Woeste, 75, 261.
1093. Rothi Lüt könned vo Gott ewegg. – Sutermeister, 140.
1094. Rotzige Leute stecken in gesunder (starker) Haut.
1095. Rotzige Leute wollen immer andern die Nase putzen (wischen).
Frz.: Les morveux veulent toujours moucher les autres. (Bohn II, 35.)
1096. Ryke lude hebben vêl geldes. – Tunn., 929.
(Aeris habent multum quibus extant fuadus et agri.)
1097. Ryke lude unde arme eten wol kôl. – Tunn., 621.
(Brassica vel regum pueros cum paupere nutrit.)
1098. 'S gitt allerhand Leit, âch Schpielleit. – Lohrengel, II, 436.
1099. 'S goht nüd über g'schid Lüt als der Huet. (Luzern.) – Schweiz, II, 243, 30.
1100. Sau Lüde, sau Tüüg, sau Stall, sau Veih. (Waldeck.) – Curtze, 328, 162.
1101. Schedliche Leut eeind wie ein glüend kol im Kleid vnd wie ein mauss im Brodtkorb. – Lehmann, 775, 18.
1102. Schelmische Leut thun schelmische That. – Petri, II, 528.
1103. Schlaue Leute wissen viel Rechts.
Holl.: Lose lude weten vele rechts.
1104. Schlechte Leute und schlechter Wein werden bald verrufen sein.
1105. Schlechten Leuten misfallen ist kein Unglück.
1106. Schlechter Leute Münze sind Pfennige und Kreuzer. – Markolf, 86.
Und wie ihre Münze, so ist ihre Rede.
[91] 1107. Schlimme Leut sinds, die vmb eines Drecks willen zancken. – Petri, II, 530.
1108. Schön leut haben vil ankrähens. – Fischart, Ehez., in Kloster, X, 493; Lehmann, 707, 50.
Lat.: Difficulter custoditur quod multis placet.
1109. Schön Leut sein gar freundlich. – Theatrum Diabolorum, 296b; Lehmann, 707, 50.
1110. Schön leut sint leicht erbittlich, dan Hofart macht sie kitzlich. – Fischart, Ehez., in Kloster, X, 493.
1111. Schöne Leut sind gern hoffertig. – Petri, II, 531.
Lat.: Fastus inest pulchris, sequiturque superbia formam. (Seybold, 174.)
1112. Schöne Leut sind rotzig. – Petri, II, 532; Heuseler, 375.
»Kein menschlicher Leichnam ist so schön und gesund, es geht Rotz und Unflat von ihm, darum kommt auch zuweilen aus einem löblichen Geschlecht ein ungerathener Sohn.« (Luther.)
1113. Schöne Leut sind selten keusch. – Lehmann, II, 567, 43; Simrock, 9167.
1114. Schöne Leute haben schöne Sachen. – Frischbier, 359; Frischbier2, 2407; Simrock, 9168.
1115. Schöne Leute haben schöne Sachen, was sie nicht haben, lassen sie sich machen. (Deutz.)
1116. Schöne Leute, stolze Leute. – Grubb, 730.
1117. Schöne Leute und zerrissene Schürzen bleiben leicht hängen.
Holl.: Schoone lieden en gescheurde scholte kleederen hebben veel aanstoot. (Harrebomée, II, 26.)
1118. Schöne Leute werden wol alt, aber hässlich nicht bald.
Lat.: Pulchrorum etiam autumnuas pulcher. (Seybold, 464.)
1119. Schönen Leuten ist jedermann günstig. – Seybold, 189.
1120. Schuldige Leute sehen vnter sich. – Petri, II, 533.
1121. Schwache Leute haben auch Fäuste.
It.: Nella zuffa il debole è forte. (Bohn I, 111.)
1122. Schwache Leute – witzige Leute.
Engl.: Weak men have need to be witty. (Bohn II, 141.)
1123. Schwartz leut seind auch etwa weiss. – Franck, I, 128b; Gruter, I, 64; Petri, II, 531; Sutor, 753.
1124. Sei doch auch wie de Leut'. (Ulm.)
1125. Sind die Leute gesund, sind die Aerzte siech und wund.
Ruth.: Kogda wsje zdrawi, togda lekar bolen. (Wurzbach, I.)
1126. Slichte (geringe) lude wêrden ôk wol grôt. – Tunn., 539.
(Tardus equum celerem crebro producit asellus.)
1127. So de Lüe, so de Werke. (Lippe.)
1128. So lange die Leute singen, ist die Kirchen noch nicht aus.
1129. Sok Lidj, sok Tjüüg. (Amrum.) – Haupt, VIII, 359, 341.
1130. Solche Leute muss man haben, die nichts nach den Türken fragen. – Birlinger, 1054.
1131. Starcke Leute haben starcke Uebel (Kranckheit). – Petri, II, 540; Sutor, 853; Simrock, 9816; Körte, 3835; Braun, I, 2275.
Dän.: Sterke folk, sterke sygdomme. (Prov. dan., 531 u. 539.)
Lat.: Corpora morbis majora patent. (Sutor, 853.)
1132. Starcker Leut Spiel ist krancker Leut Todt. – Petri, II, 540; Lehmann, II, 570, 106; Simrock, 9818.
Holl.: Der sterke lieden spel der zwakke (kranke) lieden dood. (Harrebomée, II, 23.)
1133. Starcker leute spilen vnd schertzen bringt schwachen leuten tod vnd schmertzen.
Lat.: Dum ludit fortis, trudit me cuspide mortis. (Loci comm., 67.)
1134. Stille Leut habens hindern Ohren. – Lehmann, II, 571, 16; Sutor, 561.
Lat.: Non credas undam placidam non esse profundam. (Sutor, 561.)
1135. Stillen Leuten und stummen Hunden ist nicht zu trauen.
Frz.: Les gens sans bruit sont dangereux, il n'en est pas ainsi des autres. (Cahier, 266.)
[92] 1136. Stinckende Leuth haben gern wohlriechende Gekreut. – Gruter, III, 83; Lehmann, II, 580, 114.
Holl.: Stinkende lieden hebben gaarne riekende kruiden. (Harrebomée, II, 26.)
1137. Stoltze Leut halten den Kopff, wie eine Katz, die eine Maus tregt. – Petri, II, 542.
1138. Stoltze Leut spiegeln sich in ihrem eignen schatten. – Petri, II, 542.
1139. Stoltze Leuth können nit eins bleiben.
Lat.: Mons cum monte non miscetur. (Chaos, 55.)
1140. Stolze Leute, hochbeinige Rede.
Lat.: Violenta superbia voce. (Seybold, 634.)
1141. Stolze Leute sind gut schmähen, denn sie klagen nicht.
Engl.: 'T is good beating proud folks, for they'll not complain. (Bohn II, 126.)
1142. Stumme Leute dienen nit zum Kramer. – Petri, II, 543.
1143. Suverlike (hübsche) lude sint gern hoverdich. – Tunn., 1242.
(Saepius elati quibus extat formu decora.)
1144. 'T givt kên bêter Lüd' as Mannslüd' un Frugenslüd' (Pommern.)
1145. Taube Leute ertragen manchen Schimpf.
Engl.: Deaf men go away with the injury. (Bohn II, 5.)
1146. Tho Lidj, thiar hal Brei mei seaki föl fan Grât. (Nordfries.) – Lappenkorb: Firmenich, III, 3, 20.
Die Leute, welche gern Brei mögen, sprechen viel von Grütze.
1147. Thörichter Leute Hoffnung fällt in den Brunnen.
1148. Thu' wie andere Leute, so narrest du nicht. – Simrock, 7343; Körte, 3780 u. 4756.
1149. Todte Leute führen keinen Krieg.
It.: Huomo morto non fà guerra. (Pazzaglia, 234, 1.)
1150. Todte Leute liegen still.
Holl.: Het past wel, dat doode lieden still liggen. (Harrebomée, II, 24.)
1151. Tôrnige lude sol men nicht quellen (reizen). – Tunn., 73.
(Ignes instanter gladio fodisse caveto.)
1152. Treue Leute sind dünn gesäet.
Lat.: Nusquam tuta fides. (Seybold, 397.)
1153. Trunckene leut reden nicht von hohen dingen. – Henisch, 713, 16.
1154. Trunckene leut sehen doppelt. – Pauli, Postilla, Reg. zu Bd. 1.
1155. Trunkene Leute fallen nicht böse.
Holl.: Dronke lui krijgen geen ongeluck. (Harrebomée, II, 24.)
1156. Trunkene Leute haben einen trunkenen Gang.
1157. Trunkene Leute und kleine Kinder reden die Wahrheit. – Reinsberg VII, 90.
1158. Tüchtige Leute schüttelt man nicht von den Bäumen wie Sauäpfel.
1159. Ueber ander Leut Trübsal hat man bald ausgeweint.
Lat.: Cito arescit lachryma praesertim in alienis malis. (Seybold, 76.)
1160. Ueber gescheite Leute geht nichts als die Haut. (Nürtingen.)
1161. Um schlechter Leute Zorn gibt man wenig. – Simrock, 12138a.
1162. Unbekannten Leuten bald vertrauen macht sich hintern Ohren krauen. – Gaal, 1554; Reinsberg III, 71; Schlesw.-Holst. Jahrb., IV, 120.
1163. Undankbare Leut' gibt es jederzeit.
Lat.: Haec seges ingratos tulit, et feret omnibus annis. (Seybold, 209.)
1164. Ungeduldige Leute gucken stets in die andere Woche, ehe die gegenwärtige noch vorüber ist.
1165. Ungesunde Leute leben oft am längsten.
Frz.: Les pots fêlés sont ceux qui durent le plus. (Kritzinger, 553b.)
1166. Ungleiche Leute, ungleiche Reden.
Lat.: Intererit multum, Davusne loquator an heros. (Horaz.) (Binder I, 785; II, 1542; Seybold, 253; Philippi, I, 285.)
1167. Unglückliche Leute soll man nicht verspotten.
Schwed.: Spotta intet, den lyckan är wrång. (Grubb, 757.)
[93] 1168. Unkûsche lude leven selden lange.
Lat.: In venerem proni non vivunt Nestoris annos. (Tunn., 1240.)
1169. Unrechter Leute Busse gibt immer wenig Frommen. – Graf, 42, 132.
Mhd.: Unrechter lute buthe gevet al luzzil vromen. (Homeyer, III, 45, 9.)
1170. Unstete Leute werden selten reich.
Holl.: Ongestadige lieden worden zelden rijk. (Harrebomée, II, 25.)
1171. Unter bösen Leuten wohnen ist die Hölle auf Erden.
Frz.: Il n'y a chose qui plus décontente, que de vivre entre mal gent. (Leroux, II, 1266.)
1172. Unter den Leuten ist die Nahrung.
Lat.: Qui eget, in turba versetur. (Seybold, 489.)
1173. Unter fremden Leuten lebt sich's nicht wie daheim.
Böhm.: Každý se rodí, ale nekaždý mezi lidi se hodí. (Čelakovský, 288.)
1174. Unter gute Leut' mischen sich auch böse Häut'.
Lat.: Punico malo semper inest aliquod granum putre. (Seybold, 465.)
1175. Unvernünftige Leute gehören ins Kloster.
Eigentlich niedersächsisches Sprichwort, wo es also lautet: Anewenten Lüde hört na dem Closter. So wären also die Klöster Narrensammlungen und hätten einen vernünftigen Zweck; ihre Aufhebung wäre zu bedauern, weil die unvernünftigen »Lüde« die vernünftige Menschheit bedrohen, man wollte sie denn durch Irrenhäuser ersetzen.
1176. Unweise Leute werden von Fürsten befördert, quia similis, simili gaudet. – Eiselein, 198.
1177. Unwuise Luie dauet unwuise Werke. (Sauerland.)
1178. Ûs ander Lück's Leder ess gôt Rême schnieke. (Köln.) – Firmenich, I, 472, 28.
1179. Van drunken luden sol men nicht nâseggeń.
Man soll nichts nachreden von dem, was sie gesagt haben.
Lat.: Potores memores gestarum spernite rerum. (Tunnicius, 450.)
1180. Van wysen luden rât vragen is nutte. – Tunn., 628.
(Utile saepe fuit bene consuluisse peritos.)
1181. Vber ander Leuth regieren ist ein gross ding, aber gar glatt vnd schlipffrig. – Henisch, 1629, 5.
1182. Vberall machens die Leut wie sie wollen. – Lehmann, 259, 10.
1183. Veracht geringe Leuth nicht gar, den kleinen Mäusen wächst das Haar. – Henisch, 1518, 38; Petri, II, 565.
1184. Verderbte Leute geben die besten Kriegsleute. – Einfälle, 66.
Fr. Burcard bemerkt dazu: »Wenn sie nichts mehr haben, müssen sie wol sehen, wo sie kriegen.«
1185. Verdorbe Leut vnd Saltzwaaser suchen gar genaw. – Lehmann, II, 795, 16.
1186. Verdorben Leuthen frist der Wolff keine Kuh. – Gruter, III, 87; Lehmann, II, 795, 15.
1187. Vermügen vnd kecke Leut beist ein kleiner Rauch nicht. – Petri, II, 568.
1188. Verschlaffen Leut thun selten gut. – Petri, II, 568.
1189. Verständige Leute achten nicht, was unnütze Leute von ihnen sagen.
1190. Verständigen Leuten ist gut predigen. – Eiselein, 619.
»Verstandnen Leuten ist predigen gut.« (Brandt, Nsch., in Kloster, I, 619.)
1191. Verzagten Leuthen ligt das Hertz in Hosen. – Gruter, III, 87; Lehmann, II, 797, 42.
Holl.: Versaagde lieden gedijen niet. (Harrebomée, II, 26.)
1192. Viel grosser Leute sind von Partecken erzogen. – Petri, II, 572.
1193. Viel Leut geben viel Beut. – Lehmann, II, 790, 75.
1194. Viel Leut haben zu viel, aber keiner hat genug. – Lehmann, 349, 16.
Lat.: Avaro tam deest, quod habet, quam quod non habet. (Egeria, 22; Philippi, I, 53; Schonheim, A, 32.) – Multi nimium, nemo satis. (Fischer, 141, 127.) – Non est in mundo dives, qui dicit abundo. – Onmia des cupido, sua non perit inde cupido. – Quisquis ditatur, rapidos milvos imitatur.
[94] 1195. Viel Leute, aber wenig Menschen.
Dän.: Faa mennesker, men folk nok. (Prov. dan., 413.)
It.: Gl'huomini sono pochi, ma gente assai. (Pazzaglia, 160, 9.)
1196. Viel Leute vollbringen viel.
Holl.: Veel lieden doen meer werk dan één. (Harrebomée, II, 26.)
1197. Viel Leuth, viel Beut; viel Feind, viel Ehr. – Gruter, III, 87; Lehmann, II, 798, 52; Fischart, Gesch.; Körte, 3798.
Angeblich ein Ausspruch G. von Frundsberg's. (Kloster, VIII, 480.) Die letztere Hälfte gaben die Baseler den Luzernern zur Antwort: Quo plures hostes tanto major honos.
1198. Vielen Leuten dienen ist die beste nahrung. – Henisch, 327, 33.
1199. Viererlei Leute bringen ihr Leben in Traurigkeit zu: Neidische, Betrüger, Geizige und Eigensinnige.
1200. Vil leut sind weiser denn einer. – Henisch, 847, 31; Petri, II, 574.
1201. Viler Leuthe Namen stehen im Calender geschriben, deren Seelen in der Höllen seyn. – Sutor, 181.
1202. Vill Löck hant ihr ege Räet. (Bedburg.)
1203. Viltzige Leut sehen vngern essen. – Petri, II, 576.
1204. Viltzigen Leut felt ein blutstropffen vom Hertzen, wenn jhr Gesind oder Gest nach dem brot greifen. – Petri, II, 576.
1205. Vnbekannten Leuten bald trawen macht offt sich hindern ohren krawen. – Henisch, 176, 9.
1206. Vneinige Leuth vnd Landt haben nicht lang bestandt. – Lehmann, 813, 15.
Lat.: Dum singuli pugnant vniversi vincuntur. (Lehmann, 813, 15.)
1207. Vnglückhafftiger leute ist gut müssig gehn. – Gruter, I, 33; Körte, 3811.
1208. Vnkeusche Leut leben selten lang. – Petri, II, 559.
1209. Vnselige Leut machen die Heiligen reich. – Petri, II, 561; Simrock, 4495; Körte, 3782; Klosterspiegel, 10, 34.
Sie opfern nämlich dem angeblichen Heiligen ihr Vermögen, in der Meinung dafür ihre Fürsprache zu gewinnen. Dadurch sind Kirchen und Klöster zu so grossen Reichthümern gelangt.
Tunnicius (847): Unselige (d.i. unglückliche) Lude maken de hilligen ryk. (Munera divorum miseris portantur ad aras.)
1210. Vnverstendige Leut gehen an den Wenden. – Petri, II, 565.
1211. Volle Leute erkennt man im Gesicht.
1212. Volle Leuth sollen nicht vom fasten predigen. – Henisch, 1015, 43.
1213. Von alten Leuten kann man viel Gutes lernen.
Lat.: Utile doctrinis praebere senilibus aures. (Philippi, II, 237; Kritzinger, 347b.)
1214. Von alten Leuten und kleinen Kindern hat man wenig Dank.
Holl.: Van oude lieden en jonge kinderen behaalt men weinig dank. (Harrebomée, II, 26.)
1215. Von andern leuten jhren geschäfften vnd sachen soll man nit vbel reden, wie gern es andere hören. – Lehmann, 702, 62.
1216. Von argen Leuten kommen arge Zeiten.
1217. Von armen Leuten ist nicht viel zu gewinnen.
It.: Co' tristi non vi è cos' alcuna da guadagnare. (Pazzaglia, 161, 12.)
1218. Von armen Leuten weiss man wenig zu sagen. – Petri, II, 579; Sutor, 631.
1219. Von armer Leute Schweiss werden die grossen Leute reich.
1220. Von böser leut fried vnd bund den frommen wirdt grosser jammer kund. – Henisch, 558, 21.
1221. Von guten Leuten lernt man (kommt) Gutes.
Frz.: De gens de biens ne vient que bien. (Leroux, II, 209; Kritzinger, 347b.)
1222. Von redlichen Leuten denkt man nichts Arges.
Lat.: In bonum virum non cadit suspicio. (Schonheim, I, 10.)
[95] 1223. Vor den gezeichneten Leuten soll man sich hüten.
Frz.: Des gens signés ou marqués se faut garder. (Kritzinger, 347a.)
1224. Vor frommen Leuten, stillen Wassern und tollen Hunden soll man sich hüten.
Ein hebräisches Sprichwort sagt: Wenn du einen sittenlosen Andächtler siehst, so meide seine Nachbarschaft. (Pes., 49.)
1225. Vor klügern Leuten muss man nicht gelehrt thun. (S. ⇒ Franciscaner 2, ⇒ Hinkender 2 und ⇒ Lahmer 29.)
1226. Vor Leuten, die nichts zu verlieren haben, muss man sich in Acht nehmen.
Frz.: Il se faut garder des gens qui n'ont rien à perdre. (Kritzinger, 525a.)
1227. Vor Leuten, die schweigen und Hunden, die nicht bellen, wenn sie getroffen werden, hat man sich wohl vorzusehen.
1228. Vor neunerlei Art von Leuten behüt uns Gott zu allen Zeiten: vor dem Schuldtheiss und sein Bott, vor eim Wucher und eim Jodt, vor Artzten und Juristen, dann sie seynd böse Christen; und auch vor Advokaten, weil sie dem Säckel schaden, und endlich vor eim Corporal, weil der der ärgst ist überall. – Chaos, 443.
1229. Vor schielenden Leuten hüte dich zu allen Zeiten.
»Wilt du gesellen suchen vnder den leuten, so meyd den schillenden zcu allen zceyten, denn er ist vntraw vnd falscheyt vol.« (Werdea, Aiij.)
1230. Vor spindeldürren Leuten hüte dich beizeiten.
Holl.: Wacht u voor de lieden, die niet meer vet hebben, dan een hoen voor de voorhoofd. (Harrebomée, II, 26.)
1231. Vorbezahlte Leut' haben zur Arbeit selten Zeit.
Frz.: Gens payés d'avance, ont les bras rompus. (Cahier, 1813.)
1232. Vornehme Leute essen nicht viel. (Schles.)
1233. Vornehmer Leute Kinder gerathen selten wohl.
Lat.: Virtutes parentum non propagantur genitura. (Lehmann, 170, 34.)
1234. Vrome luden vragen mêr na wôrden, dann gecken na slägen. – Tunn., 912.
(Verba probum laedunt plus quam correctio bardos.)
1235. Vulle (trunkene) lude, gecken unde kinder sol men nicht tergen (reizen). – Tunn., 1296.
(Ebriacos fatuum et noli irritare puellos.)
1236. Wä alle Lüggen de Mûl wüll stoppen, dä möss vill Heu un Strüh han. (Bedburg.)
1237. Wäa sick op anne Lüd valät, de is valoaten genog. (Ukermark.)
1238. Wachende Leute träumen nicht.
Holl.: Wakkere lieden zijn geene droomers. (Harrebomée, II, 26.)
1239. Wann alle Leut fromb weren, so dörfft man keine Thüren versperren. – Gruter, III, 93; Lehmann, 219, 48; Lehmann, II, 859, 3.
1240. Wann alle Leut weren gleich, vnd weren alle samptlich reich vnd weren all zu Tisch gesessen, wer wolt aufftragen trincken vnd essen. (S. ⇒ Herr 823.) – Lehmann, 12, 20; Hauff, Lichtensteiner, 245.
1241. Wann die Leuth gesund sein, so ist der Artzt kranck. – Henisch, 1583, 41.
Lat.: Male habet medicus, si nemo male habuerit. (Henisch, 1583, 42.)
1242. Wann man den Leuten die Händ mit güldin Armbändern bind, so können sie wol schreiben, die gute Meister darinn seynd. – Lehmann, 280, 10.
1243. Wan't naau as an gud Lidj, würd Tâdern tu Fâderen bêden. (Amrum.) – Haupt, VIII, 352, 27.
Wenn's genau (knapp) ist an guten Leuten, so werden Tatern (Zigeuner) zu Gevattern gebeten. (S. Gebrechen ⇒ 2 u. ⇒ 3 und Jungfer ⇒ 42 u. ⇒ 48.)
1244. Wär alle Lück'e gläub un sîn Bätt verkäufe, dä litt mem Âsch om Strüh. (Köln.) – Firmenich, I, 475, 192.
1245. War konnss ollen Loithen recht machen! – Robinson, 782; Gomolcke, 1062.
[96] 1246. Was alle leut tragen können, dass kan auch wol einer tragen. – Henisch, 847, 32; Petri, II, 586.
1247. Was ander leüt haben ist als zuuil. – Hauer, Lij2.
1248. Was den Leuten gefällt, ist leicht verkauft.
Holl.: Een ding dat den lieden aanstaat, is half verkocht. (Harrebomée, II, 24.)
1249. Was den Leuten zuwider ist, das treib' ich, und wo man mich nicht haben mag, da bleib' ich.
Lat.: Oderunt hilarem tristes, tristemque jocosi. (Chaos, 394.)
1250. Was die Leut nicht straffen, das strafft Gott. – Petri, II, 589.
1251. Was euch die Leute thun sollen, das thut ihnen auch. – Matth. 7, 12; Schulze, 233; Sprichwort, 24, 29; Zehner, 503.
Lat.: Hoc facias homini, quod cupis esse tibi. (Binder II, 1308; Neander, 284.)
1252. Was in aller Leute Mund, ist nicht immer ohne Grund.
Dän.: Det alle mand siger er gierne sandt. – Gemeen rygte er sielden løgn. (Prov. dan., 492.)
1253. Was man alten Leuten und kleinen Kindern opfert, ist verloren.
Holl.: Het is al verloren, wat men aan oude lieden en jonge kinderen te koste legt. (Harrebomée, II, 24.)
1254. Was man an vndankbare Leute legt, ist alles verloren. – Lehmann, II, 128, 140.
1255. Was man mit ander Leut Augen sihet und mit andern Ohren hört, dass wird nur halb gesehen vnd gehört vnd geht nur ins Wamms vnd nicht ins Hertz. – Lehmann, 53, 47.
1256. Was rechtschaffenen Leuten gefällt, das bringt Ehr' in der Welt.
Lat.: Principibus placuisse viris non ultima laus est. (Horaz.) (Binder I, 1394; II, 2650.)
1257. Was reiche Leute thun, ist alles wohlgethan.
Holl.: Wat groote beeren of rijke lieden doen, dat staat han altijd wel. – Wat rijke lieden doen, moet gedaan zijn, wat zij zeggen, moet wijsheid wezen. (Harrebomée, II, 26.)
1258. Was uns an andern Leuten nicht gefällt, muss man nicht an sich selber dulden.
Böhm.: Co se na jiných nelíbí, na sobĕ netrp. (Čelakovský, 288.)
Poln.: Coć się w drugich niepodoba, w sobie niecierp. (Čelakovský, 288.)
1259. Was von ehrlichen leuten seinen ankunfft hat, das tracht nach ehren vnd wird zu ehren. – Henisch, 804, 61.
1260. Was vor Leut' geschieht, da ist keine Betrügerei dabei. – Blass, 22.
1261. Wat de Lekt wäinjtschen, dât glîwe se gärn. – Schuster, 812.
1262. We me nit ist wie ander Lüt, so geit's eim nit wie ander Litu. – Sutermeister, 133.
1263. Wecker 't all de Lü recht moaken will, de schall erst noch gebor'n werd'n. – Schwerin, 60.
1264. Wegen böser Leuthen kommen schwere Zeiten. – Sutor, 1063.
Lat.: Adsunt caelestia ubi absunt terre solatia. – Propter perversa veniunt adversa. (Sutor, 1003.)
1265. Wehlîdig Lüt sterbed nid so bald. – Sutermeister, 127.
1266. Weidliche vnd dapffere leut sind die best mawren in einer jeden Statt. – Henisch, 328, 16.
1267. Weise Leut' begehen keine kleine Thorheit.
Frz.: Vivent les gens d'esprit pour faire des sottises. (Cahier, 1650.)
1268. Weise Leut gehören in den Rath, Narren für den Tisch vnd Reuter ins Feld. – Petri, II, 617.
1269. Weise leut haben gewonlich torecht kinder. – Tappius, 77b; Franck, I, 129a; II, 66a; Gruter, I, 77; Petri, II, 618.
1270. Weise Leut haben Hasen Hertz, dörffen nichts wagen vnnd ersticken jhre anschläg in der Geburt. – Lehmann, 882, 26.
1271. Weise Leut haben nichts zu thun als was Narren verderben, dass sie es verbessern. – Lehmann, 887, 81.
[97] 1272. Weise Leut haben wol vielmal gröblich genarret. – Petri, II, 618.
1273. Weise Leut lachen wenig. – Petri, II, 618.
1274. Weise Leut richten sich nach dem Wetter vnd Wind. – Lehmann, 336, 62.
1275. Weise Leut thun alles mit bedacht vnd furcht. – Lehmann, 274, 7.
1276. Weise Leut thun selten grosse thaten, das best thut der grosse muth. – Lehmann, 882, 25.
1277. Weise Leut, will es nicht gehen, wie sie es haben wollen, so lassen sie es gehen, wie andere Leut wollen. – Lehmann, 336, 62.
1278. Weise Leute essen auch gern Lobsalm.
Die Russen: Das Lob geht auch in die Ohren der Weisen. (Altmann, VI, 502.)
1279. Weise Leute geben kurzen Bescheid.
Holl.: Bij wijze lieden kort bescheid. (Harrebomée, II, 23.)
1280. Weise Leute gehören zum Regieren, beherzte zum Kriege und vorsichtige zum Gewerbe.
1281. Weise Leute haben ihren Mund (ihre Zunge) im Herzen, die Narren das Herz auf der Zunge. – Winckler, I, 55; IX, 93; Simrock, 7161; Sailer, 281.
1282. Weise Leute haben unter Narren übel reden.
1283. Weise Leute lassen es nicht gehen, wie sie es haben wollen, sondern wie andere Leute wollen.
1284. Weise Leute machen sich jederman gerecht. – Lehmann, 336, 62.
1285. Weise Leute tragen ihren Kopf in der Mitte.
1286. Weise Leute treten vnters Dach, wenn es Spiesse vnnd Kugeln will regnen. – Lehmann, 336, 62.
1287. Weise Leute widerlegen viel mit Stillschweigen. – Winckler, I, 78.
1288. Weise Leute wollen Narren haben. – Pauli, Postilla, 208b.
1289. Weise Leuth müssen die Narren vbers wasser tragen. – Lehmann, 885, 64.
1290. Weise Leuth wissen's, Tapffere Leuth thun's. – Lehmann, 882, 25.
1291. Weisen Leuten stehen die Augen im Kopffe, Narren gehen im finstern. – Petri, II, 618.
1292. Weiser Leut anschläg seynd nicht allzeit von eychen Holtz. – Lehmann, 33, 25.
1293. Weiser Leute Kinder gerathen selten wohl.
Holl.: Rijker, grooter en wijzer lieden kinderen gedijen zelden. (Harrebomée, II, 25.)
1294. Weiss leut haben gemeynlich thörechte kinder. – Franck, I, 129a.
1295. Weiss leut haben jren mund im hertzen. – Franck, I, 129a; Gruter, I, 77; Schottel, 1145b; Petri, II, 618.
Holl.: Wijze lieden hebben den mond in het hart. (Harrebomée, II, 26.)
1296. Weiss leut könden wol schweigen. – Franck, I, 129a; Petri, II, 618.
Holl.: Wijze lieden wederleggen veel met stilzwijgen. (Harrebomée, II, 26.)
1297. Weiss leut, reich leut. – Franck, I, 129a; Gruter, I, 77.
1298. Weiss leut seind allein reich. – Franck, I, 129a.
1299. Weiss leut seind auch etwa narrn. – Franck, I, 128b; Petri, II, 618; Gruter, I, 77.
1300. Weiss leut, starck leut. – Franck, I, 129a; Petri, II, 618; Körte, 3817; Gruter, I, 77.
1301. Weiss leut, weiss worte. – Franck, I, 129a; Lehmann, II, 837, 203; Petri, II, 618; Körte, 3818.
1302. Weiss vnd gut meinende Leut haben offt Land vnnd Leuth verderbt. – Henisch, 599, 82.
1303. Welsche Leut, falsche Leut. – Parömiakon, 3017.
1304. Wen ander Leute nicht plagen, den quelen seine eigen Kinder. – Petri, II, 625.
1305. Wenig Leuten genügt an dem was Gott jhn fügt. – Petri, II, 293.
[98] 1306. Wenig vnd fromb leut ist die beste Obrigkeit. – Henisch, 392.
1307. Weniger Leut Noth, vieler Leut Hende, machens gut vnd behende. – Petri, II, 627.
1308. Wenn alle Leute gesund, so kommen die Aerzte auf den Hund.
Die Russen: Vom Gesundsein der Leute werden die Aerzte nicht reich. (Altmann VI, 441.)
Lat.: Medico male est, si nemini male est. (Lehmann, 51, 48; Binder II, 1819.)
1309. Wenn alle Leute klug wären, so verkaufte man keine Schellen.
Schwed.: Om allt folk wore klokt, säldes inga narrbjellror. (Wensell, 62; Grubb, 615.)
1310. Wenn alle vnnütze Leut stürben, so müsten fromme Leute vnnütz werden, denn der Teufel muss vnnütz Gsind haben in der Welt. – Petri, II, 851.
1311. Wenn alt leut dantzen, so ist der Himmel in einer farb. – Henisch, 648, 12; Körte, 3822.
1312. Wenn alte Leute einreissen, so bauen sie; wenn die jungen Leute bauen, so reissen sie ein.
Daher sagt ein rabbinischer Spruch: Rathen dir die Alten, reisse ein, und die Jüngern: baue; so reisse lieber ein und baue nicht. (Dukes, Rabbinische Blumenlese.)
1313. Wenn alte Leute tanzen, wird viel Staub.
Frz.: Les vieilles gens qui fons gambades à la mort sonnent des aubades. (Leroux, II, 252.)
1314. Wenn arme Leut vorm Hause stehn, so pflegt die Thür schwer aufzugehn.
Lat.: Dum pauper clamat, ianua limen amat. (Loci comm., 156.)
1315. Wenn arme Leut' zu Ehren kommen, ist's selten nur zu ihrem Frommen.
»Der arm ein tummes hertze treit, so er kommet zu würdigkeit.«
Lat.: Corde stat inflato pauper honore dato. (Loci comm., 155.)
1316. Wenn arme Leute sterben, läutet man nicht viel.
Frz.: Pour pauvre personne guères on ne sonne. (Leroux, I, 35.)
1317. Wenn arme Leute wollen thurm bawen, Wildprät einkauffen oder einen andern inn sein geheg fallen, so bleibet jhnen gemeinlich die grad vnnd beinlein im Halss bestecken. – Petri, II, 629; Henisch, 1724, 54.
1318. Wenn arme Leuth ihr Ding gerne theuer verkauffeten, so schenken sie es den Reichen. – Sutor, 78.
1319. Wenn d' Lüt und 's Veh vor de Mugge, Brämn und de Fleuge nit sicher sy, so zell uff Räge. (Solothurn.) – Schild, 119, 174.
1320. Wenn de Lüe albern wärd, sau krîget se't (tôerst) in de Koppe. – Schambach, II, 715.
Man will damit einer sonst unbegreiflichen Haltung irgendjemandes, sei es eine ausgesprochene Ansicht oder eine Handlungsweise erklären, indem man sie aus Geistesstörung herleitet; der, will man sagen, müsse nicht bei Sinnen sein, der so etwas sage oder thue. (S. ⇒ Geck, Adj., 2.)
1321. Wenn die Leut gesund seynd, so seynd die Medici im Beutel krank. – Lehmann, 51, 48; Henisch, 1583, 41; Sutor, 859.
Lat.: Ex malis alienis comparat sibi medicus bona. (Lehmann, 51, 48.) – Male habet medicus, si nemo male habuerit. (Seybold, 299; Sutor, 859; Philippi, I, 237.) – Si valeant homines, ars tua Phoebe jacet. (Ovid.) (Philippi, II, 193.)
1322. Wenn die Leut in den Kirchen beten, so sitzen doch die Raben auffm Dach. – Lehmann, 238, 6.
1323. Wenn die Leute keine Noth (Sorge, Unruhe) haben, so machen sie sich welche.
Frz.: Ceux qui n'ont point d'affaires, s'en font. (Kritzinger, 10b.)
1324. Wenn die Leute sagen, du habest silberne Löffel gestohlen, so gehe bei keinem Galgen vorbei.
Macht der öffentlichen Meinung, des Gerichts u.s.w. Die Franzosen: Wenn die Leute sagen: Du seiest [99] ein Esel, so schreie wie ein Esel. (Reinsberg II, 51.) Die Hebräer: Nennen dich deine Freunde einen Esel, so lege dir eine Halfter auf. Und: Sagt dir einer, du habest Eselsohren, kümmere dich nicht darum, sagen dir's zwei, so lege dir einen Sattel auf. Die Italiener: Sagt dir jemand, du seiest ohne Nase, so greife mit der Hand hin. In Venetien heisst's: Wenn dich die Leute betrunken nennen, so gehe zu Bett. Auch die Neugriechen: Nennt man dich betrunken, so halte dich beim Gehen an eine Mauer.
1325. Wenn die Leute von mir reden, so reden sie nicht von andern.
1326. Wenn die Leute zu ehren kommen, so werden sie stoltz. – Pauli, Postilla, III, 1643.
1327. Wenn du den Leuten thust, was ihnen gefällt, so kommst du damit durch die Welt.
1328. Wenn du wilt Leut zusammengeben, gib gleich vnd gleich zusammen eben. – Petri, II, 338.
1329. Wenn dumme Lüe to Market kamen, kriegen de Kôplüe Geld. (Ostfries.) – Kern, 331; Bueren, 1295; Hauskalender, II.
1330. Wenn gescheidte Leute nicht auch dumme Streiche machten, so würden die Narren übermüthig.
It.: Se i savii non errassero i pazzi s'impiccarebbero. (Pazzaglia, 109, 1.)
1331. Wenn grosse Leute dahin sind, so sihet man erst, was man an jhnen gehabt hat. – Petri, II, 658.
1332. Wenn gute Leute in Feuer kommen, brennen sie recht.
Holl.: Als goede lieden kwaad worden, is er geen houden aan. (Harrebomée, II, 23.)
1333. Wenn hoffärtige Leuth Donnerwetter wären, so hätten sie das Erdreich schon längst über einen Hauffen geworffen. – Chaos, 963.
1334. Wenn junge Leute Erfahrung hätten und alte Kräfte, so wär' beiden geholfen. (S. ⇒ Jugend 160.)
1335. Wenn junge Leute nicht schlafen und alte nicht wachen, so kanns (können sie's) nicht lange machen.
Holl.: Als jonge lieden niet slapen en oude niet waken, kunnen zij het beiden niet lang maken. (Harrebomée, II, 23.)
1336. Wenn kleine Leute sich die Hände waschen, können sie mit den Grossen essen.
Wer sich zu schicken weiss, kommt gut durch die Welt. Ordentliche Leute sind überall gern gesehen.
1337. Wenn lose Leute eins werden, so geht's auff ein newes Schelmstück. – Herberger, I, 750.
»Mutuum muli scabunt kraznorate, kraznorate ist der Weltkinder Symbolum.«
1338. Wenn man den Leuten den Willen macht, behält man sie in Frieden.
1339. Wenn man den Luien den Willen nit deit, dann hänget de Stä(r)ten derächter. (Sauerland.)
1340. Wenn man die Leut verderben vnnd betrügen will, soll mans also machen, dass es der billigkeit ehnlich sihet. – Lehmann, 677, 203.
1341. Wenn man die Leut wol balsamirt, so gewinnt der Handel ein guten Geschmack. – Lehmann, 289, 30.
1342. Wenn man sich mit guten Leuthen sammlet, geben sie nicht, so gönnen sie doch. – Henisch, 1682, 41.
1343. Wenn man wil Leut im Ehestande zusammen teidingen, so muss man grosse Wannen voll Lügen zutragen. – Petri, III, 13; Henisch, 800, 63.
1344. Wenn men âle Lüe med der Limpe1 behandelt, sau kümt et doch an den rechten Smed. – Schambach, II, 494.
1) Limpe (angelsächs. lempe = lenitas) bedeutet Gelindigkeit, Sanftheit, Glimpf. Sinn: Mit Sanftheit und Güte erlangt man von alten Leuten mehr als durch Schroffheit und Härte, wodurch sie nur eigensinnig und halsstarrig gemacht werden.
1345. Wenn närrische Leute schön machen, so putzen sie die Pfannen (Töpfe) von aussen.
Holl.: Als onzindelijke lieden net worden, schuren zij de pan van buiten. (Harrebomée, II, 23.)
[100] 1346. Wer abwesend die Leuth schändt, und Lugen dichten kann behend, und Heimlichkeit nit schweigen kan, vor dem hüt sich wol jederman. – Chaos, 156.
1347. Wer alle Leute d' Müler will verstoppe, braucht viel Lumpen. (Luzern.)
In der Herzegowina: Ich kann keine Lappen fertig weben, um der Welt den Mund stopfen zu können. (Reinsberg IV, 85.) In der Schweiz: We me alle Lüte wett d' Müler verschoppe, müesst me vil Lappe ho. (Sutermeister, 133.)
Holl.: Wie kan het allen man van pas maken (naar den zin doen). (Harrebomée, II, 64a.)
1348. Wer allen Leuten das Maul stopfen will, findet nicht Lumpen und Scherwolle genug. – Geiler, Nsch., 41, in Kloster, I, 452.
1349. Wer allen Leuten gefallen (recht thun) will, muss zeitig auf den Beinen sein.
Frz.: Qui veut plaire à tout le monde, doit se lever de bonne heure. (Bohn II, 54.)
1350. Wer allen Leuten recht thun kann, der tilg mich aus und schreib sich an.
1351. Wer allen leuten wolt das maul stopffen (verkleistern), der muss vil brey (Brot, meel) haben. – Henisch, 505, 67; Petri, II, 678; Körte, 3783; Braun, I, 2254; Reinsberg IV, 85.
Böhm.: Aby všem ústa zavázal a zašil, musil by mnoho platna miti. (Čelakovský, 90.)
Holl.: Die alle lude den mont stoppen sal, behoevet vele meels. (Tunn., 9, 21.)
It.: Chi vuol turar la bocca a tutti bisogna ch' habbi assai (farina) polenta. (Pazzaglia, 35, 3; Bohn I, 88.)
Lat.: Cunctorum multis eget implens ora farinis. – Farris habet multum qui cunctis obstruit ora. (Fallersleben, 218.)
1352. Wer aller Leute Stichblatt ist, kann gut pariren. – Simrock, 140.
1353. Wer ander Leut meistern will, der soll erst für seiner eignen Thür kehren. – Petri, II, 681.
1354. Wer ander Leut nicht höret, dem gibt Gott wider keine audienz. – Petri, II, 682.
1355. Wer ander Leut nur wil beschmitzen, der soll an meinem Tisch nicht sitzen. – Petri, II, 681.
Lat.: Quisquis amat dictis absentum rodere famam, hanc mensam vetitam noverit esse sibi. (Seybold, 459.)
1356. Wer ander Leut schwärtzt, ist drumb nicht weiss. – Lehmann, 701, 52.
1357. Wer ander Leut vber die Achsel ansihet, der verarmet. – Petri, II, 682.
1358. Wer ander Leut wil lehren, der sol sich erst bekehren. – Petri, II, 681.
1359. Wer ander Leute schendet, der taugt selber nicht. – Petri, II, 681.
1360. Wer ander Leuten eine Grube grebet, der fellet selbst darein. – Mathesy, 179b.
1361. Wer andere Leute zwagen will, soll sich erst selber scheuern.
Lat.: Censor omni careat culpa. (Seybold, 72.) – Si culpare velis, colpabilis esse cavebis. (Binder II, 3107; Gartner, 48.)
1362. Wer andern Leuten den Mund schliessen will, soll seinen zuerst zuhalten.
Dän.: Hvo der vil binde for en andens mund, skal først snøre for sin egen. (Bohn I, 377.)
1363. Wer andern Leuten schaden will, den trifft; es oft am ersten.
1364. Wer arme Leute nicht wil hören der taugt nicht zum regieren. – Petri, II, 854.
1365. Wer auf anderer Leute Schuhe wartet, der muss lange barfuss gehen.
Lat.: Ne saeva in canos juvenis convitìa fundas, sed subito assurgas praetereunt si senes. (Chaos, 860.)
1366. Wer böse Leut nicht straffen will, der muss den frommen schaden viel.
Holl.: Hij doet den goeden lieden kwaad, die't kwaade zonder straffen laat. (Harrebomée, II, 24.)
Lat.: Bonis nocet, qui malis parcit. (Friedborn, II, 153.)
1367. Wer böse Leute kennt, kann sich vor ihnen hüten.
1368. Wer brave Leute schänden kann, wird leicht bei schlechten Beifall han.
1369. Wer d' leut schreckt, der muss jm förchten. – Franck, I, 57a; Simrock, 6375; Körte, 3836.
[101] 1370. Wer den Leuten allen Willen thut, hat viel Freunde.
Lat.: Obsequio dulces retinentur amici. (Binder I, 1253; II, 2336.)
1371. Wer den leuten auffhilfft, dem greifft man auch an sein bürd. – Franck, II, 192b; Eyering, III, 459; Gruter, III, 105; Petri, II, 692; Lehmann, II, 871, 158; Sailer, 207; Simrock, 6377.
1372. Wer den Leuten aus dem Wege geht, bekommt keine Beulen an den Kopf.
»Das ist die beste weiss, bey den Leuten fortzukommen, wenn man's macht wie jener Fuhrmann, der in einen bösen holen weg einem andern Fuhrmann begegnet vnd derselbs nicht wolt zurück weichen, so wich er zurück vnd macht also dem streit ein End.« (Lehmann, 77, 48.)
1373. Wer den leuten dienen will, der diene jhn somehr mit beiden händen als mit einer. – Henisch, 699, 38; Petri, II, 692.
1374. Wer den Leuten durch die Finger sieht, hat viel Freunde.
Holl.: Het baat wel aan de liên, door de vingers te zien. (Harrebomée, II, 24.)
1375. Wer den Leuten gewalt thut, muss gewalt leiden. – Petri, I, 104.
1376. Wer den Leuten guts thut, der ist ein Gott; wer vor's gut wider gutthat fordert, der ist wie ein Wucherer. – Lehmann, 980, 11.
1377. Wer den leuten inn Mund kompt, der kompt selten (wieder unverletzt) drauss. – Franck, II, 52b; Eyering, II, 77.
Holl.: Die op der lieden tongen vaart, die is genoeg vermaard. (Harrebomée, II, 24.)
1378. Wer die Leut will betriegen, der legt zum grund ein krumme Lügen. – Lehmann, 90, 17; Chaos, 556.
1379. Wer die Leuth mit reden kann wenden, der hat dass Spiel in seinen Händen. – Lehmann, 650, 113.
1380. Wer es allen Leuten recht machen will, muss früh aufstehen.
Engl.: He has need rise betimes, that would please every body.
It.: Non si puó dar soddisfazione a tutti.
Ung.: Nehéz minden embernk eleget tenni.
1381. Wer eynmal in der Leute mundt kompt, der kan übel wieder darausskommen. – Lehmann, II, 841, 264; Tappius, 50b.
1382. Wer fremde Leut bezwungen hat, der wird berühmt ob grosser That; wer aber selbst sich meistern kann, ist ein viel stärkrer Rittersmann.
Lat.: Ardua resvicisse alios victoria, major est animi fluctus composuisse sui. (Chaos, 1025.)
1383. Wer für andere Leute stiehlt, wird für sich selbst gehängt.
Lat.: Nemo furatur alteri. (Plinius.) (Chaos, 302.)
1384. Wer hinter den Leuten klagt, den soll der Kaiser nicht hören. – Graf, 448; Endemann, I, 29.
Ein Klage, die in der Wohnung des Richters oder anderswo, nicht vor dem Richter und dem Gerichtsorte (Gerichtsstätte) angebracht ward, war nicht rechtswirksam.
1385. Wer in der Leute Mund kommen will, der braucht seinem Hunde nur den Schwanz zu putzen.
Böhm.: Kdo se chce v povĕst' dáti, potřebuje si jen střechu obíliti a louku vydlažditi. (Čelakovský, 108.)
1386. Wer kan vor böse Leuth! – Gruter, III, 107; Lehmann, II, 874, 197.
1387. Wer kann allen Leuten die Mäuler stopfen!
Lat.: Arbitrii nostri non quid quisque loquatur. (Cato.) (Seybold, 33.) – Famam quotusquisque potest effugere? (Binder II, 1092.) – Famae os nemo claudit. (Seybold, 172.)
1388. Wer kann es allen Leuten recht machen!
Lat.: Momo satisfacere quis potest. (Binder II, 1879.)
1389. Wer klugen Leuten gefällt, thut besser, als wer allen gefällt. – Gaal, 617.
Lat.: Omnibus in mundo cum possit nemo placere, ut multis placeas, cura sit una tibi. (Gaal, 617.)
[102] 1390. Wer Leut zu ehren ladet, der soll der ehren nicht vergessen. – Lehmann, 230, 1.
1391. Wer Leute hält, muss sich auf Leute verlassen.
Frz.: Qui a affaire à gens de bien, se repose. (Cahier, 48.)
1392. Wer mit bösen Leuten verkehrt, wird leicht versehrt.
Frz.: A meschans gens ne peut on gaigner. (Leroux, II, 164.)
Holl.: Die met booze liên verkeert, heeft hun boosheid haast geleerd. (Harrebomée, II, 24.)
1393. Wer mit bösen leutten nicht will zu thun haben, der muss aus der welt gehen (ziehen). – Agricola I, 714; Müller, 64; Schottel, 1140a; Henisch, 461, 63; Simrock, 6372; Eiselein, 422; Gaal, 229; Lehmann, II, 842, 289.
Denn er vergisst, dass in der unvollkommenen Welt nichts Vollkommenes gefunden wird.
Holl.: Wie met booze lieden niet te doen wil hebben, die moet de wereld uittrekken. (Harrebomée, II, 26.)
It.: Chi non vuol vivere se non co' giusti, viva nel deserto. (Gaal, 229.) – Chi non vuol commercio coi cattivi, esca dal mondo. (Pazzaglia, 50, 3.)
1394. Wer mit den Leuten auskommen will, muss stark durch die Finger sehen.
Holl.: Wil men alle dingen met goede oogen aanzien, dan moet men staâg door de vingeren kijken. (Harrebomée, II, 382.)
1395. Wer mit ehrlichen Leuten zu thun hat, darf wenig sorgen.
Frz.: Qui a à faire à gens de bien, ne se doit soucier de rien. (Kritzinger, 347b.)
1396. Wer mit faulen Leuthen Hauss helt, dem ghenade Gott. – Simrock, 2293; Sailer, 276; Henisch, 1021, 2.
1397. Wer mit klugen Leuten umgeht, wird verständig, wer mit Narren verkehrt, der wird ihr Geselle.
Frz.: Qui compaignie a saige tient per raison plus saige devient, et qui de fole amour s'asamble per raison le fol resamble. (Leroux, I, 183.)
1398. Wer mit Leuten umgehet, lernt Leute kennen.
It.: Chi molto pratica, molto impara. (Pazzaglia, 301, 1.)
1399. Wer mit Leuten vierzig Tage vertraut umgegangen, ist einer der Ihrigen geworden. – Burckhardt, 644.
1400. Wer mit Leuten will handlen, der muss ein Argus sein vnd auff allen seyten scharpffe Augen haben. – Lehmann, 514, 28.
1401. Wer mit rechtlichen Leuten umgeht, verliert nicht.
Wird nicht betrogen, übervortheilt.
Frz.: Avec gens de bien tu ne perdras rien. (Kritzinger, 347a.)
1402. Wer nicht stets mit Leuten vmbgeht, der hat keine erfahrung. – Lehmann, 184, 17.
1403. Wer nicht wil mit bösen Leuten zu thun haben, der muss auss der Welt ziehen. – Petri, II, 745.
1404. Wer nit unter die Leuth kombt, kan mit den Leuten nit umbgehen.
Lat.: Austeritas solitudinis comes. (Chaos, 801.)
1405. Wer seine Leute nicht überwacht, der wird von ihnen ausgelacht (oder: der wird von ihnen gemacht, betrogen).
Frz.: Ne pas surveiller ses gens, c'est leur livrer son argent. (Cahier, 1672.)
1406. Wer sich an ander Leut Exempel spiegelt, der hat ein guten Spiegel. – Lehmann, 193, 22.
1407. Wer sich auf anderer Leute Schüssel verlässt, geht hungrig zu Bette.
Frz.: Qui s'attend à l'écuelle d'autrui, souven dîne mal.
It.: Chi spera sul ben altrui, è sempre povero.
Span.: Quien espera en mano ajena, mal yanta y peor cena. (Masson, 196.)
1408. Wer sich durch die Leute strafen lässt, durch den werden die Leute nicht gestraft.
Böhm.: Kaž se lidmi, at' se nebudou tebou kázati. – Zbožný se lidmi káže, a hubený sam sebou. (Čelakovský, 33.)
1409. Wer sich in ander Leut Vnflath wälzet, der macht sich selbst bey andern auch stinckend. – Petri, II, 856; Henisch, 944, 11.
[103] 1410. Wer sich mit bösen Leuten schilt, hat anders nichts als Zeit verspilt.
Lat.: Certamen, lites, rixas, et jurgia vites. – Ob litis fulcrum sibi condit inane sepulchrum. (Chaos, 419.)
1411. Wer sich um anderer Leute Sachen bemüht, hat mehr Unruhe als Dank.
Holl.: Te veel bemoeijens met anderer lieden zaken maakt zich zelven ongerust. (Harrebomée, II, 26.)
1412. Wer sich von der Leut krieg vnd zanck ernehrt, arbeit in dess Teuffels werckstadt. – Lehmann, 916, 25.
1413. Wer sich zu ehrlichen Leuten gesellet, dem gehets ehrlich. – Petri, II, 765.
1414. Wer unbekannten Leuten will trauen, wird bald hinter den Ohren krauen.
1415. Wer vmb grosse Leute ist, der lädet eine schwere Last auff sich. – Mathesy, I, 76a.
Mathesius schildert das Los derer, die sich in solcher Stellung befinden, noch weiter, indem er sagt: »Er muss offt Narr vnd Esel seyn vnd in einen sawren Apffel beissen, Reden lassen für Ohren gehen. Mus auch bisweilen des Psittigs Reim füren: Des Brod ich ess, des Lied ich singe, mus mit den Wolffen heulen vnd ein jammerknecht seyn.«
1416. Wer vmb gross Leut ist, der muss offt Narr vnd Esel seyn vnd lassen Rede für Ohren gehen. – Petri, II, 774.
1417. Wer von jungen (vnerfahrenen) Leuten rhat nimbt, der ist als einer, der von vnzeitigen Trauben Wein trinckt. – Lehmann, 599, 88.
1418. Wer vor fremden Leuten weint, verliert (verschwendet) seine Thränen.
Böhm.: Nač mezi lidi po zármutek; ano doma pláčí. (Čelakovský, 182.)
1419. Wer will den Leuten ihr Ehr' abspan, der soll des Tisches müssig gahn.
1420. Wer will mit leuten jnne wesen, der muss behende brieffe lesen. – Henisch, 508, 50.
1421. Werden die kriegenden Leute versöhnt, das soll dem Kaiser lieb sein. – Graf, 423, 166.
Es ist oft besser, wenn die in einen Rechtsstreit verwickelten Personen sich vergleichen, als den Process fortführen.
Mhd.: Werden die kriegenden lute versunet, dez sal dem kaiser lieb sin. (Endemann, 208, 148.)
1422. Widerbürsten vnd vnschlachtigen Leuten muss man Zaum vnd gebiss anlegen. – Petri, II, 786.
1423. Wie die Leute leben, so klingen jhnen einst die Glocken. – Herberger, II, 331.
Lat.: Qualis vita, talis fama. (Herberger, II, 331.)
1424. Wie die Leute sind, so begrüsst (empfängt) man sie.
Die Franzosen: Je nach den Leuten richtet sich der Weihrauch. (Reinsberg III, 63.)
Schwed.: Som folket är så föllier och ähran. (Grubb, 751.)
1425. Wie die Leute, so ihre Reden.
Frz.: Selon les gens, l'encens. (Cahier, 808.)
1426. Wie die Leute, so 's Gezeuke. (Breslau.)
Wie der Herr, so seine Sachen, sein Zeug.
1427. Wie du die leut grüssest, also danckt man dir. – Franck, I, 74a; Petri, II, 788; Henisch, 644, 35.
»Wir danken Gott auch nit alweg, darumb sols vns nicht wundern, ob zuweilen die Leut uns nit danken.«
1428. Wie einer mit den Leuten handelt, also handelt man wieder mit jhm. – Petri, II, 789.
1429. Wie soll der andern Leuten heissen schweigen, der selbst nicht schweigen kann! – Simrock, 9374.
1430. Wie viel leut, so vil heut. – Franck, II, 122a; Petri, II, 792; Gruter, I, 85; Latendorf II, 29; Sutor, 428; Eiselein, 421; Simrock, 6371.
1431. Will man arm leut zu sehr beschwern, so wirdt Gottes hilff nicht sein fern.
Lat.: Quo duplices lateres exurget tempore Moses. (Loci comm., 160.)
1432. Willige Leute soll man nicht überladen.
1433. Willst du Leute zusammengeben, gib gleich und gleich zusammen eben.
1434. Wilt du ander Leuth straffen und lehren, am ersten thu dich selbst bekehren. – Sutor, 99.
Lat.: Tunc alios culpa, cum tu fueris sine culpa. (Sutor, 99.)
[104] 1435. Wilt du bey Leuten wohnen, so schick dich auff gedult. – Henisch, 1410, 69.
1436. Witzige und verständige Leut' wissen, was die Büchse bedeut't.
Die Macht des Geldes ist ihnen bekamt.
1437. Wo de Löck esu vill va kalle, do ess gät an, udder et kütt gät dran. (Bedburg.)
1438. Wo fromme Leute sind, da ist gut wohnen. – Simrock, 2833.
1439. Wo Leute müssig stehen, soll man nur fern vorübergehen.
Frz.: Quand gens oyseux y a en une place, sagement fait qui d'icelle desplace. (Leroux, II, 286.)
1440. Wo Lüde sünt, dar sprêkt Lüde. (Holst.) – Schütze, III, 54; Richey, 156; hochdeutsch bei Reinsberg IV, 84; Körte, 3786; für Pommern: Dähnert, 286b.
In einer Versammlung geht es selbstverständlich laut zu. Warnung vor Unvorsichtigkeit im Reden, das Ausplaudern nach sich zieht.
1441. Wo man nicht alte Leut hat, muss man kinder auff die Bänck setzen. – Gruter, III, 117; Lehmann, II, 884, 331; Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 491.
1442. Wo nit Leut sein, da setzt man d' Gans uff d' Bank. – Birlinger, 168.
1443. Wo reiche Leute sind, ist es allzeit theuer. – Luther, Tischr., 82.
1444. Wo sich die Leut rauffen, da gehe weg. – Petri, II, 815.
1445. Wo sich die Leute kaum des Hungers erwehren, da sind nicht viel Hunde zu nähren.
1446. Wo sich die Leute keilen und raufen, da soll man nicht hinzulaufen, sagte der Polizeimann, und ging seitab.
1447. Wo viel Leut' in einem Haus, da guckt einer oben 'naus.
Holl.: Daar vele lieden in huis zijn, is er één, die ze allen overkán. (Harrebomée, II, 23.)
1448. Wo viel Leut verkehren, da ist tewer zeren. – Petri, II, 817.
1449. Wo viel Leute hinkommen, herbergt man übel.
1450. Wo viel Leute sind, da gibt es Gewinn, sprach der blinde Bettler, und liess sich auf die Dult (den Jahrmarkt) führen. – Eiselein, 421; Hoefer, 58.
1451. Wo viel Leute verkehren, da ist gut sich nähren.
»Wo viel Leut auff und niedergehen, sich einander auch wol ernährt, der arbeitet und sparsam zehrt.« (Froschm., Aa VI.)
1452. Wo viel Leuth seindt, da trägt man viel zu. – Lehmann, 807, 17.
1453. Wyse lude maken gecken wys. – Tunn., 916.
(A prudente datur bardis sapientia cunctis.)
1454. Wyse lude unde gecken hebben gêrne gaven. – Tunn., 1237.
(Prudens et stultus laetatur munere semper.)
Kluge Leute wie Narren haben gern Geschenke.
1455. Wyse luyde lathen offt thillen gecke kinder. – Tappius, 77b.
1456. Zag leut haben keyn glück. – Franck, I, 51b; Lehmann, II, 902, 1.
1457. Zenkisch Leut, vnselige Leut. – Petri, II, 821.
1458. Zieht man den Leuten die Larve herab, so geht der Kopf meist mit herab.
1459. Zornige Leute, ehrliche Leute.
Engl.: Hot men harbour no malice. (Bohn II, 105.)
1460. Zornige Leute erkennt man am besten beim Spiel, auf der Jagd und Buhlschaft. – Einfälle, 288.
1461. Zornige Leute hören nicht auf guten Rath.
1462. Zornige Leute kommen bald zu einer Beule.
Frz.: Gens chauds ont beaucoup de meau. (Leroux, II, 225; Kritzinger, 347a.)
1463. Zornige Leute wissen nicht, was sie thun.
Lat.: Ira furor brevis est. (Horaz.) (Froberg, 400; Philippi, I, 211.)
1464. Zornigen Leuten muss man das Messer nehmen.
Aber sehr behutsam.
[105] 1465. Zu alten leuten ehre trag, so volgt dir lob all deine tag.
Lat.: Vis ut honoreris, semper canos uenereris. (Loci comm., 181.)
1466. Zu anderer Leute Schaden soll sich niemand bereichern, ausser Juristen und Medici.
Lat.: Quibus licitum est, jure suo ex alienis incommodis sua comparare commoda.
1467. Zu kluge Leute regieren nicht wohl.
Schwed.: Alt för klokt folk regera intet wäl. (Grubb, 26.)
1468. Zweierlei Leute hass' ich am heftigsten: falsche Zeugen und Verleumder.
1469. Zweierlei Leute nehmen ihr Herzeleid mit ins Grab; ein Geiziger, so nichts genossen, und ein Weiser, der niemand genützt.
1470. Zwischen ehrlichen Leuten bedarfs keiner Rechnung. – Simrock, 1851.
1471. Zwischen Leuten und Leuten ist ein Unterschied.
Frz.: Il y a fagot et fagot. – Il y a gens et gens. (Leroux, II, 241.)
*1472. A wêss nich, wî a de orme Loite genunk tribeliren sul. (Schles.) – Frommann, III, 249, 276.
*1473. A wiel andern Loithen Rotten fangen und kon im salber keene Moise fangen. – Robinson, 137; Gomolcke, 1156; Frommann, III, 247, 202.
*1474. Als yetzt die leut gesinnet seind. – Tappius, 101b.
*1475. An andern Leuten zum Ritter werden wollen.
*1476. Ander Leuth Hilff nit mehr bedürffen. – Sutor, 81.
Lat.: Sine cortice nare. (Sutor, 81.)
*1477. Anderer Leute Ernte abmähen.
*1478. Anderer Leute Häuser löschen und das eigene brennen lassen. – Geiler, Nsch., 24.
»Wir reden von disen, so ander leut fürdern vnd sich versaumen, oder so ander leut häuser löschen vnd lassen das jrig brennen.« (Kloster, I, 355.)
*1479. Andern Leuten flickt er den Sack, seinen lässt er die Mäuse fressen.
*1480. Auf anderer Leute Rücken tragen. – Braun, I, 2252; Körte, 3788.
*1481. Bi anner Lüe över de Däle1 wesen. – Stürenburg, 29b; Kern, 1091.
1) Auf fremder Diele sein, bei oder mit andern Leuten zusammen wohnen. Mit andern ein gemeinschaftliches Familienleben führen.
*1482. Bi de Lüden is de Nahrung. – Eichwald, 1212.
Lat.: Ubi hominum frequentia, ibi quaestus. (Seybold, 619.)
*1483. Bleib bei den leuten. – Franck, II, 187b.
Ueberhebe dich nicht; wolle nicht alles besser wissen und verstehen als andere. Zu viel Weisheit ist Thorheit.
*1484. Bringt mi hen, wo Lüde sind. – Dähnert, 286b.
Sagt man, wenn man an einem kleinen Orte nicht sein will.
*1485. Dai Lü hett kain guet Holt am Truoge. (Iserlohn.) – Woeste, 85, 95.
*1486. Das sên die besten Loite. – Gomolcke, 354.
D.h. gute Freunde. Um stattgefundene Versöhnung auszudrücken, heisst es: Se sein wieder de besten Loite.
*1487. Das sind keine Leute, auf die man wartet.
Holl.: Het zijn geene lieden, daar men naar wacht. (Harrebomée, II, 24.)
*1488. Das sind Leut als wenn me sie auf der Stadeltrage zusammengeschoben, hätt'. (Rott-Thal.)
*1489. Das sind Leute wie die Griesknödl, nötter net so rund. (Rott-Thal.)
Ironisches Lob.
*1490. Dat is unner de Lüde. – Dähnert, 286b.
So geht das Gerücht, so erzählt man sich.
*1491. De Leit in (um) Hand hah'n. – Lohrengel, II, 94.
Die Leute zum besten haben, klatschen.
*1492. De rea Legd. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 37, 93.
Die rauhen Leute heissen sprichwörtlich in Siebenbürgen die Walachen. Man nennt sie auch: de reaschächtigen (rauhschaftigen). Auch werden sie durch die Redensarten bezeichnet: Se drôn Werbes (tragen Bindschuhe); dä ä Brotfanne gôn (die in Bratpfannen gehen).
*1493. Dear schlupft de Leut in Hintern nei. (Ulm.)
[106] *1494. Den Leuten die Fersen behawen. – Theatrum Diabolorum, 477b.
Wol in Bezug auf üble Nachrede.
*1495. Den Leuten einen blauen Dunst für die Augen ziehen. – Herberger, II, 545.
*1496. Den Leuten im Maul herumfahren und jedermann auff der Zunge sitzen. – Mathesy, I, 166a.
*1497. Den Leuten in die Mäuler kommen. – Mathesy, I, 359a.
*1498. Der thuat bei annern Leuten mausen und derhemm mog er nit ratten. (Franken.)
*1499. Die Art Leute sind alle hohl. (Altenburg.)
Von gewissen untern Beamten, die wegen ihrer geringen Besoldung der Bestechung leicht zugänglich sind.
*1500. Die (solche) Leut sind dick geseet, aber dünn auffgangen. – Theatrum Diabolorum, 229a.
*1501. Die Leute speien dagegen.
»Pfui, ich seh die Leuthe speien recht dargegen, dass er sich so gämlich aufführt. Und doch thut er, als wenn ihm nichts drum wäre.« (Keller, 149a.)
*1502. Die Leute zur Bank hauen. – Schottel, 1116b.
*1503. Du bleibst wol bei andern leuten. – Franck, II, 104b.
*1504. Du kanst die Leute bezaubern. – Agricola II, 83.
*1505. Du makst kên dôde Lüd. – Schütze, I, 226.
Du bist mir nicht gefährlich, dich fürchte ich nicht.
*1506. Er bringt sie unter die Leute.
D.i. ins Gerede, in übeln Ruf.
*1507. Er folgt den Leuten; folgt' er den Gänsen, so müsst' er Wasser trinken. – Fischart, Gesch.
*1508. Er geht mit den Leuten um, wie der Gärtner mit dem Buchsbaum. – Parömiakon, 2045.
Der ihn arg beschneidet.
*1509. Er gehört zu den Leuten in der Welt, die mehr Läuse haben als baar Geld.
*1510. Er hält viel von andern Leuten, aber noch mehr von sich.
Holl.: Hij houdt veel van de lieden, maar van sich zelven meest. (Harrebomée, II, 24.)
*1511. Er hat andern Leuthen zimmlich das Register gezogen.
Hat sie übervortheilt, sich an ihnen bereichert.
*1512. Er isst gern anderer Leute Brot.
Holl.: Hij heeft anderer lieden brood gegeten. (Harrebomée, II, 24.)
*1513. Er ist einer von unsern Leuten.
*1514. Er ist in der Leute Mäuler.
Holl.: Hij is op der lieden tong.
*1515. Er ist nicht aller Leute Freund.
Sowol von bissigen Hunden als misgestimmten Menschen.
*1516. Er ist unter den Leuten gewesen. – Braun, I, 2280.
Frz.: Il a hanté les foires. (Kritzinger, 368b.)
*1517. Er ist wie die alten Leute, er hat's vergessen.
Wenn einer etwas nicht wissen will.
Holl.: Hij slacht de oude luî, zij willen het niet weten. (Harrebomée, II, 25.)
*1518. Er kann die Leute gut abmalen.
Der Verleumder.
*1519. Er miethet Leute genug, aber er ist sein einziger Diener.
Dän.: Han fester saa mange, og fører saa faa hiem. (Prov. dan., 164.)
*1520. Er sieht anderer Leute Splitter, aber nicht seine eigenen Balken.
Holl.: Hij ziet wel anderer lieden stekjes, maar niet zijn' eigen balk. (Harrebomée, II, 25.)
*1521. Er thut d' Lüt d' Auge usbohre und d' Löcher mit Dreck fülle. (Luzern.)
Vom Heuchler, der sich fromm stellt, aber dabei seinen Vortheil nicht vergisst.
*1522. Er weiss sich in die Leute zu schicken, wie der Schulze in den Litzenrock. – Fischart, Trostb.
»... Wann einer nicht von wegen eines Gasts ein Wirt ist, sonder sich wais inn leut zu schicken, wie der Schulthais inn dem lützen Rock.« (Kloster, X, 658.)
*1523. Er will anderer Leute Ratten fangen und fängt sich selber nicht die Mäuse. – Simrock, 8136.
*1524. Er wird in der Leute Mäuler herumgezogen. – Mayer, II, 174; Braun, I, 2601.
[107] *1525. Es gibt mehr (viel) Leute, die so heissen.
Frz.: Il y a bien des ânes qui n'ont que deux piés. (Kritzinger, 28b.)
*1526. Es is nor Leutens Gelächter. (Jüd.-deutsch. Warschau.)
Von sehr lächerlichen Dingen.
*1527. Es ist einer von unsere Leut'. – Eiselein, 422; Braun, I, 2268.
*1528. Es sind Leute aus einerlei Teig (Mehl, demselben Gebäck).
Frz.: Ce sont des gens de même farine. (Kritzinger, 304a.)
*1529. Es sind Leute, die keine warmen Läuse haben. – Eiselein, 412.
Leute, die Reinlichkeit lieben, machen die Läuse kalt, d.i. todt.
*1530. Es sind Leute von der alten Welt.
Gehören ihren Sitten und Gewohnheiten, sowie ihrer Denk- und Handlungsweise nach einer frühern Zeit an.
*1531. Es sind Leute von Einer Profession.
Holl.: Het zijn lieden van eender nering. (Harrebomée, II, 24.)
*1532. Es sind Leute, wie auf den Schub gekommen.
*1533. Es sind tapfere (tüchtige) Leute.
»... Seht ers woas ber far topper Loite sîn, darem ihre Woahre su an grussmächtige Noamen bekimt.« (Keller, 152b.)
*1534. Es sind zwei arme Leute vor Einer Thür.
Holl.: Twee arme lieden voor ééne deur. (Harrebomée, II, 26.)
*1535. Et sönd schöne Lüd, wenn men ön op der Röck süht. (Gladbach.) – Firmenich, III, 516, 43.
Sie sind am schönsten, wenn man ihnen beim Fortgehen auf die Röcke sieht.
*1536. Etwas unter die Leute bringen.
*1537. Für andere Leute die Kastanien aus dem Feuer holen.
*1538. Für ein Leut' bist du zu g'scheid, und für ein Hund kannst du z' wenig laufen. (Rott.-Thal.)
*1539. Hä süt ander Lücks Splinter un singen eigen Balken nit. (Köln.)
*1540. He het de Lüd in Schock. – Piening, 2.
Er weiss die Leute in Respect zu erhalten.
*1541. He is mit den Lüden. (Holst.) – Schütze, III, 54.
Er ist gefällig, umgänglich, willfährig, lässt sich viel gefallen.
*1542. He is von goden Lüden. (Holst.) – Schütze, III, 55.
Von guter Herkunft.
*1543. Hei mot et von Lüen nemen, von 'n Bömen kann hei et nich schüddeln. (Hannover.)
*1544. Hi snaket fan öther Lidj an sin Anj lucket ham iin auer a Dör. (Nordfries.) – Lappenkorb.
Er spricht von andern Leuten und sein Eigenes blickt ihm über die Thür herein.
*1545. Hungrige Leute halten es bei ihm nicht lange aus.
Holl.: Schamele lieden kunnen bij hem niet banken. (Harrebomée, II, 26.)
*1546. Ich hab' auch schon Leute in der Welt gesehen.
Bin nicht so unerfahren wie man meint.
Holl.: Meent gij, dat wij nooit lieden gezien hebben. (Harrebomée, II, 25.)
*1547. Ich kann nicht allen Leuten nach ihrem Maule reden.
Mhd.: Allen lieten ich nekan zu danke sprechen noch ne sol. (Sachsenspiegel.) (Zingerle, 189.)
*1548. Ich kenn' meine Leit wie der Schinner seine Hunne. – Lohrengel, II, 327.
*1549. Ich mag nicht in der Leute Mäulern herumgezogen werden. (Nürtingen.)
*1550. Ich will die Leute schon zu Wasser reiten.
»Mancher sagt: Bekomme ich das Regiment oder Ampt, ich will die Leut anders zu Wasser reiten.«
*1551. Ihr Loite, macht och Fingerhandschken, was de ôch êm recht is. (Schles.) – Frommann, III, 242, 7; Gomolcke, 809.
Aufforderung zur Billigkeit.
*1552. In andrer Leut Küche kochen. – Schottel, 1125b.
*1553. In der Leute Mäuler kommen. – Schottel, 1113a.
Gegenstand ihres Geklatsches werden.
[108] *1554. Ji sêt over de lütje Lü hen. – Bueren, 732; Hauskalender, III.
Ihr seht über die kleinen Leute hin, überseht, verachtet sie.
*1555. Leut' laden. (Oberösterreich.)
Leute laden. Es thue dies der Bräutigam und der »schöne Mann«, eine der Hauptpersonen bei der Hochzeit. Als solche werden in Oberösterreich überhaupt, wenn auch nicht überall genannt: Bräutke (Braut), Zua Bräutke (Zu- Braut), schena Man, schens Weib oder auch schena Bue, schens Mensch, je nachdem die Betreffenden verehelicht sind oder nicht. (Baumgarten, III.)
*1556. Man muss solchen Leuth auss dem Weg räumen. – Chaos, 313.
Vor Dieben muss man seine Sachen schützen.
*1557. Op alle Lüd' wat wêten, sech selfs dobei vergêten. (Meurs.)
*1558. 'S eis wi ormer Loite Getraide. (Sprottau.) – Firmenich, II, 298, 25.
D.h. ärmlich, spärlich.
*1559. Schmieriger Leute Trosttag. (Breslau.)
Nämlich der Sonnabend; da nimmt man es ihnen nicht übel, wenn sie unsauber sind.
*1560. Se is so mit den Lüden. – Dähnert, 286b.
Sie ist sanft und gesprächig im Umgange.
*1561. Settig Leut' sett me könne anderst zweien. – Sutermeister, 85.
*1562. Sich grossen Leuten an die Seite setzen.
*1563. Sich in die Leute schicken.
*1564. Sie lässt alle Leute über ihre Zunge laufen. (Meiningen.)
*1565. Solche Leute gibt's zum Streuen und Vorlegen.
*1566. Solche Leute wachsen wie die Pilze.
Lat.: Fungus una nocte nascitur. (Philippi, I, 165.)
*1567. Solche Leuth lauffen mit den Hasen und jagen mit den Hunden.
Lat.: Claudicat et semper titubat pede Pontius uno, Hexametrum in gressu Pentametrumque refert. (Chaos, 289.)
*1568. Ut anner Lüd Büdl tärn. (Altmark.) – Danneil, 221.
Auf fremde Unkosten leben.
*1569. Vor gelehrten Leuten Latein reden.
Frz.: Il veut parler latin devant les cordeliers. (Kritzinger, 173b.) – Parler latin devant les Clercs. (Kritzinger, 147b.)
It.: Vuol persuader l'acqua al pesce. (Kritzinger, 173b.)
*1570. War kon derfür, doss em de Loithe grom seyn. – Robinson, 395.
*1571. Was geht das die Leute an!
Lat.: Id populus curat scilicet. (Terenz.) (Philippi, I, 185.)
*1572. Was werden die Leute dazu sagen. – Struve, II, 2; Parömiakon, 1601.
In Pommern: Wat warden de Lüde seggen. (Dähnert, 286b.) Was wird davon überall geurtheilt werden? Zu viel Gleichgültigkeit gegen das Urtheil der Welt kann den Menschen zu einem Bösewicht, zu viel ängstliche Achtung zu einem ganz schwachen Menschen machen. Auch hier ist die Mittelstrasse die goldene.
*1573. Wer kann vor böse Leute!
*1574. Wie die Leute nun heutzutage sind. – Eiselein, 421.
Lat.: Ut nunc sunt homines. (Plautus.) (Binder II, 3444; Erasm., 200; Eiselein, 421.)
*1575. Wo anger Löck et Hätz hand, do hät hä kêne Stên. (Bedburg.)
*1576. Wöllst Lied gröte on Stêner stête. (Dönhofstädt.)
Wenn jemand unnöthigerweise nach der Stadt gehen will.
1577. Alte Leute verstehen den Markt.
1578. Alten Leuten werden die Zähne vom Essig stumpf, dem Richter von Süssigkeiten.
»Dass er, wo er soll, nicht beissen kann und will.« (Pers. Rosenthal, 329.)
1579. Alte Leute reden gern wahr.
1580. Alte Leute springen nicht weit.
1581. Alten Leuten ist schwer tanzen lehren; die Beine sind zu steif.
Lat.: Senis mutare linguam. (Hieron.) (Erasm., 409; Philippi, II, 176.)
1582. Andere Leute haben auch Nägel unter den Stiefeln.
1583. Andere Leute wollen auch leben.
1584. Anderer Leute Schaden ist der Juristen und Aerzte Gewinn. – Wirth, I, 501.
1585. Anderer Leute Schmerzen thun nicht weh.
Aber desto mehr die eigenen.
1586. Anderer Leute Sorge hängt man an den Nagel.
1587. Arme Leute haben die meisten Kinder.
1588. Arme Leute haben ein gutes Herz.
1589. Arme Leute haben weder Kopf noch Füsse.
1590. Arme Leute rechnen mehr in Pfennigen als in Thalern.
Die Russen: Zu den Armen rede nicht in der Rubelsprache. (Altmann VI, 479.)
1591. Armer Leute Gerümpel kommt mit Zeit ins Haus.
Dän.: Fattig mands ting kommer ikke all sends til byes. (Prov. dan., 160.)
1592. Armer leut Hoffart vnd Kindesdreck verraucht gar bald. – Hans Sachs, III, CXXXIII, 3.
1593. Armer Leute Lust ist gefüttert mit Unlust.
Dän.: Fattig mands kede haver mange ulede. Fattig mands lyst haver megen uroe. (Prov. dan., 160.)
1594. Aus anderer Leute Tasche ist gut schnauzen.
In Breslau, wenn jemand sich darüber aufhält, dass der und der bei dieser und jener Gelegenheit sich karg bewiesen, wenig gegeben hat.
[1552] 1595. Bei alten Leuten ist es das ganze Jahr Winter.
1596. Bei armen Leuten wärmt man sich nicht.
Lat.: Cubans cum inope friget. (Bovill, III, 58.)
1597. Bei den Leuten der Maremmen hält's kein Hund aus, wie er sich mag stemmen.
It.: Maremmani, Dio ne scampi i cani. (Giani, 999.)
1598. Böse Leute fressen einer den andern, und der Teufel den letzten. – Historien-Cabinet, 46.
1599. Das seynd elendige leut, die offt müssen schamroth werden und offt verbleichen. – Zinkgref, IV, 518.
»Mit welchem Spruche angedeutet werden diejenigen, so viel schuldig. Mahnt man sie, so werden sie schamroth; sehen sie den, dem sie schuldig, so verbleichen sie.«
1600. De dömmst Lait' haë de schönnste Schucke. (Ermland.) – Frischbier, II, 576.
1601. De dommst Lied buë de gröteste Knulle. – Frischbier, I, 650.
1602. De-e arme Lytte ihr Käs un de rîche Lytte ihr Kinder sian boll zietig. (Mülhausen.) – Alsatia, 1851, 14.
1603. Denke nichts, was nicht alle Leute wissen, rede nichts, was nicht alle Leute hören, und thue nichts, was nicht alle Leute sehen dürfen. – Weingärtner, 54.
1604. Die faul'n Leut und die zottig'n Hund schwitzen beim Essen. – Wurth, 58.
1605. Die Leute machen falsches Geld und 's Geld macht falsche Leute. – Haug, Epigramme, 1, 44.
1606. Dreierlei Leute gibt es in der Welt: fromme und gottselige wenig; böse und ruchlose mehr; mittelmässige, zuweilen gut, zuweilen bös, am meisten. – Harssdörffer, 1173.
1607. Dreyerley Leute sind zu wenig in der Welt: erstlich Juncker, denn ein jeder Haluncke und Stalljunge will itzt Juncker sein; hernach der Artzney Doctoren, denn jetziger Zeit wollen Hirten, alte Weiber, Zigeuner und Landstreicher curiren; drittens Juden, denn wenn deren genug, so lieffen die meisten nicht mit dem Judenspiess. – Taubmannia, 92.
1608. Einfältige Leute sind noch keine Narren, und kluge Leute keine Schelmen.
Dän.: En enfoldig er ingen nar, og en viis er ingen skalk. (Prov. dan., 144.)
1609. Erbarm dich vber arme leut, so findst bey Gott barmhertzigkeit. – Loci comm., 158.
Lat.: Ostia cur claudis, si uocem pauperis audis? Fac quae Christus amat, dum pauper ad ostia clamat.
1610. Erleuchte Leute haben auch jre Fehltritt oder Phabenfüsse. – Mathesius, Postilla, CXIIIIa.
1611. Es müssen zu allem Leute sein.
Kein Beruf und Stand ist überflüssig; jede Stelle verlangt ihren Mann.
1612. Falsche Leut, die auf beyden Achseln können Wasser tragen. – Pauli, Schimpff, 84.
1613. Feine Leute, feine Sachen.
1614. Frome luyde soicht man gerne, weise leyde soicht man ferne. – Weinsberg, 12.
1615. Für alte Leute sind zwei Suppen nicht zu viel. (Ital.)
1616. Grosse Leut werden nicht eher geacht't, denn so man sie verloren hat. – Lauterbeck, XLIb.
1617. Grosse Leute, grosse Laster. – Dietrich, II, 199.
1618. Grosse Leute, kleine Schwächen.
Der Titel einer 1870 in Berlin erschienenen Schrift, welche Geschichte und Charakterzüge berühmter Männer enthält.
1619. Grosser Leute Gunst und Hobelspanfeuer währet nicht lang.
Altfries.: Gurt Liddens gönst en Spuun Jöld waaret man kuurt. (Hansen, 6.)
1620. Gut fromme leut solt ehren du, und die dir gutes gethan darzu.
Lat.: Bonos in precio habeto. Bene meritos honora. (Spangenberg, 6.)
[1553] 1621. Haben alte Leute jungen Muth, und junge alten, ist es gut. – Frieske, 14.
1622. Hämorrhoidarische Leut' bringen ihr Leben weit.
It.: Uomini emorroidarii, uomini ottuagenarii. (Giani, 1673.)
1623. Heiligen Leuten widerfährt keine kleine Thorheit. – Mathesius, Sarepta, XXIIa.
1624. Kluge Leute kochen, ehe sie Hunger haben. – Sanders, 99.
1625. Leute, die sich Freunde nennen, die musst du erst lernen kennen; mancher rühmt sich seiner Treu', Mund und Herz ist zweierlei. (Oberhessen.)
1626. Leute, die Zähne bei sich haben und kein Geld, sind die schlimmsten Gäste. – Erasmus.
1627. Luscht'ge Leut hob'n an niad'n nou g' freut. (Tirol.)
Lustige Leute haben einen jeden noch gefreut.
1628. Lytt kenne, unn Hyser misse isch 'n gueti Sach. – Alsatia, 1851, 39.
1629. Magere Leute haben mehr Blut als fette.
1630. Man kann in die Leute nicht weiter hineinsehen als bis an die Zähne.
1631. Man muss die Leute nehmen, wie sie sind, nicht nach dem sie aussehen.
1632. Man muss die Leute reden lassen.
1633. Man soll nicht den Leuten die Aemter, sondern den Aemtern die Leute geben.
Böhm.: Ne lidům úřadové, ale úřadům lidé dáni býti mají. (Rybička, 172.)
1634. Man soll andern Leuten so wenig in die Töpfe wie in die Geldbeutel gucken.
1635. Mit weisen Leuten solt umbgehen, und in der Hoffnung fest bestehen. – Spangenberg, 31.
Lat.: Sapientum utere consuetudine. – Spem foue.
1636. Müssige Leut' sind von der Sünde nie weit.
Frz.: Homme oiseux est volontiers vicieux. (Kritzinger, 377a.)
1637. Närrische Leute haben ein närrisch Gewand an. (Böhmen.)
1638. Neidischer Leut lachen ist ein Pferdslachen, die lachen, wenn sie beissen wollen. – Zinkgref, IV, 127.
1639. Net alle Leit schlafen, die zu Bett gegange sän. (Oberharz.)
1640. Reiche Leute brauchen nur Ein Auge, das andere haben sie in der Tasche.
Schwed.: Rijk man passar intet på ett öga, han har det andra i taskan. (Grubb, 684.)
1641. 'S ist no so a Handvoll Leut'. (Schwaben.)
Um zu sagen: er ist nur so ein kleiner Kerl.
1642. Ueberall Leute, in Komotau Deutsche.
Spottwort der Czechen auf die deutsche Niederlassung in Komotau, wodurch sie sagen wollten, dass die Deutschen nicht zu den Leuten, d.i. Menschen, gehören. Der Egerbote von 1875, der in seinem zweiten Theile den Titel führt: Comotovia, Allgemeines Jahrbuch für das mittlere Egergebiet, fügt, um zu schildern, wie sich seit jener Niederlassung der Deutschen bis jetzt die Verhältnisse geändert haben, S. 62 dem Sprichwort die Verse bei: »Leute allüberall; in Komotaus Mauern nur Deutsche!« rief einst Libuscha's Volk höhnisch voll Zorn nach Nordwest. »Seht, wie alles sich dreht! Heut kommen Przemysl's Enkel, um an der Assig mit Lust wahre Menschen zu sein.« – Das Sprichwort ist ursprünglich czechisch: Všude lidé, v Komotovĕ Nĕmci.
1643. Unbekannten Leuten soll man nicht zu viel trauen. – Wirth, II, 460.
1644. Verständige Leute antworten nicht eher, bis sie gefragt werden.
1645. Verstorbne Leut nicht schmech noch spot; bedenk das dir auch kömpt der Tod. – Spangenberg, 18.
Lat.: Mortuum ne ridete. – Mortalia cogita.
1646. Viel Leute, viel Häute; jeder steckt in der eigenen.
1647. Viele Leute tadeln mich, aber ich glaube, sie irren sich; ich glaube aber auch dabei, dass Niemand ohne Tadel sei. – Hertz, 20.
Hausinschrift im Allgäu.
[1554] 1648. Villen leuthen feindtlich, nicht vil leuthen allzu heymelich, vil getralben ist nicht gut, Nymant weiss des ande(rn) muth. – Monatsblätter, V, 47, 2.
1649. Vier glückselige leüt sind: der dem gottsdienst ernstlich obligt, der aller ding vrsachen versteht; der den weldfall vermeiden kan; den anderer gfahr witzig machen vnd der nichts schuldig ist. – Rasch, 184.
1650. Vier leut beklagen sich, sie gwinnen nie: Priester aus seinem ambt; kramer aus seiner wahr; regierer aus seinem regiment; fragner aus dem samen. – Rasch, 183.
1651. Vier leut erlangen freundschafft: die kostfreyen, die mächtigen, die sanfftmüetigen, die liebesprächigen. – Rasch, 163.
1652. Vier leut erlangen reichtumb: die betrogenen, die geitzigen, die beschaidenen, die sorgfeltigen. – Rasch, 173.
1653. Vier leut erschittern die weld: knecht zum herren werden; maid, nachfahrin jhrer frauen; weib vnhältig von begier vnd zorn; narr, mit speis ersettigt. – Rasch, 204.
1654. Vier leut gehn in die jnnersten gmach: Priester, beichtvater der seel; Doctor, arzt des leibes; Jurist, rathgeb des guetes; freudenbott, helffer der eher. – Rasch, 264.
1655. Vier leut seind jhnen selbst gfährlich: der auf den zehen einher tritt; ein fauler, in krieg geschickt; sailgeher; ungelerte beese obrigkait. – Rasch, 262.
1656. Vier leut zeigen sich mehrers gwins vnd stellen sich grösser als war ist: spilmann, Schauspiler; kriegsmann; procurator, beistand; arzt. – Rasch, 182.
1657. Vier vnglückselig leut sind: der vnmässigen sünden vnterliegt; der guets thun kundte, thuets nit; der nichts kan, wil nit gelehret sein; der lehren kan, vnd lässts doch bleiben, ist faul oder vntreu. – Rasch, 185.
1658. Vierlay leut seind, die ernst ankheren zu herrschen, gern gwalt haben: arme, das sie frembds an sich ziehen; reiche, gewunnes zu erhalten; belaidigte, sich zu rechen; frumbe, sich freudlich zu schützen. – Rasch, 120.
1659. Von reichen Leuten muss man's Wirthschaften lernen. (Wien.)
1660. Vor fremden Leuten zuckersüss, im eignen Haus wie Schlangenbiss. (Rumänisch.) – Neue Freie Presse, 4592.
1661. Was andre Leut ärgert, das thu' ich partout, und wenn sie noch brummen, dann lach' ich dazu. (Marienwerder.) – Frischbier, I, 111.
1662. Wat de vöärnöähme Lü' dumm sind, söä' de Bû'r, wischte sich 'n Oars met Papir un kam met 'n Finger dörch. – Schlingmann, 224.
1663. Wenn alle Leute gerettet sind, kommen eitel gute Nachrichten.
1664. Wenn die Leute verdreht werden, werden sie's zuerst im Kopfe.
1665. Wenn es alte Leute zu betriegen gehet, ist die Vertraulichkeit der jungen gross. – Köhler, 31, 7.
1666. Wer den Leuten gefallen will, muss thun, was sie wollen, und reden, was sie gern hören. – Harssdörffer, 1878.
1667. Wer die Leute will erwecken, der bekommt es mit dem Stecken.
1668. Wer die zal frommer Leüt noch so klein, so müssen der freunden doch zween sein.
Lat.: Audiui dici, quod erunt duo semper amici. (Loci comm., 4.)
[1555] 1669. Wer kan sich der geharnischten leut erwehren, sagte jener, da man jm hundert Vngerisch gulden in den rachen schob. – Mathesius, Sarepta, CLXIIIIb.
1670. Wer Leut fatzen wil, muss Fatzwerk wider auffklauben. – Ayrer, V, 2861, 9.
1671. Wer mit den Leuten wandeln will, muss übersehen und schweigen still. – Gerlach, 15.
1672. Wer mit heillosen Leuten umgeht, dem geht es heillos. – Hans Sachs, III, CCCLIII, 1.
1673. Zehn arme Leute haben in einem Hause Raum, aber nicht zwei Könige in einem Lande.
Dän.: Ti fattige kunne være i et huus, men ei to konger i et heelt land. (Prov. dan., 161.)
1674. Zweierlei Leute seynd, die vergebliche Mühe und Arbeit thun: der Eine, welcher Güter sammelt und selbst nicht geneusst; der Andre, welcher was Guts gelernt hat und nicht darnach thut. – Pers. Rosenthal, 281.
*1675. Der möchte mit seinen armen Leuten zu Hause bleiben. – Köhler, XXXI.
*1676. Die tollen Leut zu Dölpelbach1.
1) Name einer Lalenburg und auch eine Geschichte der Art. (Germania, V, 314.)
*1677. Er kann gut Leute zum Narren haben mit einem lanken Sack und – nichts drin. (Hirschberger Kreis.)
*1678. Er will allen Leuten Schuhe anpassen.
Holl.: Hij meent allen den schoen te kunnen passen. (Harrebomée, II, 254b.)
*1679. Ihr Leute, Kinder! (Lusdorf.)
Ausruf der Verwunderung. Dafür auch: Ne, Ihr Leute Kinder!
*1680. Vor schin'n Leuten zu soin. (Lusdorf bei Böhmisch-Friedland.)
Vor schönen Leuten zu sagen. Einleitungsformel zur Berührung einer unästhetischen Sache, im Sinne der lateinischen Redensart »Sit venia verbo«.
Buchempfehlung
Die tugendhafte Sara Sampson macht die Bekanntschaft des Lebemannes Mellefont, der sie entführt und sie heiraten will. Sara gerät in schwere Gewissenskonflikte und schließlich wird sie Opfer der intriganten Marwood, der Ex-Geliebten Mellefonts. Das erste deutsche bürgerliche Trauerspiel ist bereits bei seiner Uraufführung 1755 in Frankfurt an der Oder ein großer Publikumserfolg.
78 Seiten, 4.80 Euro
Buchempfehlung
Romantik! Das ist auch – aber eben nicht nur – eine Epoche. Wenn wir heute etwas romantisch finden oder nennen, schwingt darin die Sehnsucht und die Leidenschaft der jungen Autoren, die seit dem Ausklang des 18. Jahrhundert ihre Gefühlswelt gegen die von der Aufklärung geforderte Vernunft verteidigt haben. So sind vor 200 Jahren wundervolle Erzählungen entstanden. Sie handeln von der Suche nach einer verlorengegangenen Welt des Wunderbaren, sind melancholisch oder mythisch oder märchenhaft, jedenfalls aber romantisch - damals wie heute. Michael Holzinger hat für diese preiswerte Leseausgabe elf der schönsten romantischen Erzählungen ausgewählt.
442 Seiten, 16.80 Euro