1. Ach, dass ich meine armen Kinder so geschlagen, klagte der Bauer, und sie waren des Pfaffen. – Eiselein, 375.
2. Alle Kinder werden mit Weinen geboren.
Lat.: Clamabunt E et A quotquot nascuntur ab Eva. (Binder I, 193; II, 497; Seybold, 77.)
3. Alte Kinder, gewisser Tod.
4. An der Kinder weis erkent man der Mutter fleis. – Fischart, Ehez., in Kloster, X, 481.
5. An fremden Kindern vnd Hunden ists brot verloren. – Lehmann, 398, 30; Heuseler, 215; Gaal, 924; Pistor., IX, 35; Struwe, I, 50; Mathesy, 73b; Blum, 143.
Der fremde Hund wird allerdings, sobald er frei wird, trotz des guten Futters, das er erhalten, wieder fortlaufen, um seinen Herrn aufzusuchen und nichts als den Strick zurücklassen; daraus lässt sich aber noch nicht die allgemeine Anwendung des Sprichworts auf Pflegekinder rechtfertigen, da einzelne Undankbare vielen Dankbaren gegenüberstehen. – Die Spanier: Erziehe kein fremdes Kind, denn du weisst nicht, ob es wohl gerathen wird. – Wer ein fremdes Kind erzieht, sammelt sich Kohlen im Busen. (Reinsberg VII, 49.) Der Engländer: Leg' ein fremdes Kind an deinen Busen und es wird am Elbogen wieder herauskriechen.
Engl.: Put another man's child in your bosom, and he'll creep out at your elbow. (Bohn II, 46.)
Frz.: Il fait mal nourrir autruy enfant, car il s'en va quant il est grant. (Leroux, II, 232.)
6. An gehorsamen Kindern finden die Eltern frewd. – Petri, II, 17.
[1269] 7. Andere Kinder sind Schleppsäcke, willst du auch einer sein? – Kirchhofer, 193 u. 332, 152; Tobler, 123.
Findet seine Erklärung in einem Kinderspiel, das Kirchhofer und Tobler a.a.O. beschreiben. Die Kinder fragen der Reihe nach die Mutter: Darf ich auf die Gasse? Mutter: Nein. Kind: Andere Kinder sind auch gegangen. Mutter: Die andern Kinder sind Schleppsäcke; willst du auch einer sein?
8. Artig Kind fordert nichts, artig Kind bekommt auch nichts. (Litauen.) – Frischbier2, 1990.
9. Auch ein Kind im Schilfe lässt Gott nicht ohne Hülfe.
10. Auff einmal aller Kinder Pat können werden, ist misslich. – Gruter, III, 7.
Bei Lehmann (II, 36, 70); »Auff einmahl aller Kinder Pat oder Petter werden können, ist vnmüglich.«
11. Aus Kindern werden auch Leuth und aus Hienle Hannen. – Sutor, 597.
12. Aus kindern werden auch (alt) leutte. – Agricola I, 594; Franck, I, 75a; II, 92a; Egenolff, 243b; Hauer, Mij2; Eyering, I, 151; Lehmann, 409, 22; Petri, III, 29; Eiselein, 375; Reinsberg II, 105.
Um die Entwickelungsfähigkeit eines menschlichen Wesens und darum seinen alle andern Dinge überragenden Werth auszusprechen, sagen die Maoren: Ein Kindlein wächst, eine Axt bleibt immer klein. (Reise der österreichischen Fregatte Novara um die Erde, 1857-59, II, 317, wo aus einer Sammlung maoriacher Sprichwörter des Gouverneurs George Grey eine Anzahl mitgetheilt werden.)
Böhm.: Z dĕtí bývaji lidé. (Čelakovsky, 266.)
Holl.: Kleine kinderen worden groot (oud). (Harrebomée, I, 406a.)
Lat.: Quem taurum metuis vitulum mulcere solebas. (Ovid.) (Binder I, 1448; II, 2749.) – Sub qua nunc recubas arbore, virga fuit. (Seybold, 585.)
13. Aus Kindern werden Lüt' und aus Leuten nüt.
14. Aus kindischen Kindern werden weise Leute. – Sailer, 264.
15. Aus kleinen Kindern werden (auch) grosse Männer, die sich auffbäumen. – Lehmann, 379, 13; Lehmann, II, 35, 57.
16. Aus leipziger Kindern wird entweder was Rechts oder nichts.
17. Auss beschissenen Kindern werden auch Leute. – Lehmann, 170, 26.
Darum muss man sie nicht wegwerfen, denn die in der Jugend fahrlässig, tölpisch oder bös und muthwillig sind, wenn sie erwachsen, werden sie oft tüchtige Leute.
Holl.: Niemand zal zijn kwaad kind verdrinken. (Harrebomée, I, 407a.)
18. Auss gescheiden kindern werden Gecken. – Franck, II, 134b; Gruter, I, 7; Petri, II, 29; Henisch, 1533, 64; Lehmann, II, 32, 65; Sailer, 289; Eiselein, 374; Simrock, 5631; Braun, I, 1824; Reinsberg VII, 44.
Nicht immer, aber oft genug.
Lat.: Odi puerulos praecoci sapientia. (Seybold, 402.)
19. Auss Kindern richt man Leut zu. – Petri, II, 29.
20. Auss kindern werden alte leut. – Franck, I, 34; Egenolff, 243a; Petri, II, 29.
21. Auss Kindern werden Leut, auss Jungfrawen werden Bräut. – Lehmann, 176, 25; Abh., 114; Herberger, II, 16; Gaal, 1011; Blum, 655; Mayer, II, 12; Bücking, 194; Beyer, II, 250; Ramann, I. Pred., I, 5; Struwe, I, 46; Siebenkees, 69; Lohrengel, I, 65; Eiselein, 375; Tendlau, 559; Broma, II, 539; Körte, 3399; Simrock, 5635; für Waldeck: Curtze, 315, 69.
Mach Mone (Quellen, 188) schon um das Jahr 1500 bekannt.
Frz.: Les enfans deviennent gens (hommes). (Leroux, I, 140; Kritzinger, 271a; Starschedel, 417.)
Lat.: Ante fuit vitulus, qui nunc fert cornua taurus. – De nuce fit corylus, de glande fit ardua quercus, e parvo puero saepe peritus homo. (Seybold, 29 u. 119; Froberg, 130; Philippi, I, 115.) – Nemo nascitur artifex. – Tandem fit surculus arbor. (Eiselein, 375; Gaal, 1011; Binder I, 68; II, 188 u. 907; Gärtner, 17; Herberger, II, 16; Sutor, 589; Philippi, I, 33.)
22. Bann (wenn) me di Kenner zu Mart scheckt, lüse di Krämer Geld. (Henneberg.) – Frommann, II, 409, 69.
[1270] 23. Bann's Kend gehôbe is, will jeder Gevater stêe. (Meiningen.) – Frommann, II, 410, 105.
24. Bekäme jedes Kind den rechten Namen, so müssten die Zwillinge von Gnadenthal Pater Beichtiger heissen. – Klosterspiegel, 74, 7.
25. Bekommen die Kinder Zähne, so thut sich der Tod bene.
Span.: Cuando la criatura dienta, la muerta la tienta. (Bohn I, 244.)
26. Berliner Kind, spandauer Wind, charlottenburger Pferd sind alle drei nichts werth. – Deutsche Romanzeitung, III, 44, 631; Hesekiel, 26.
Holl.: Die te Gent is geboren, te Utrecht ligt ter schole en te Luik leert zijn Walsch, is een muitmaker door zijn' hals, en komt gij dan nog wat te kort, zoo moogt gij aanspreken die van Dord. (Harrebomée, I, 229.)
27. Beschissne kinder sol mann nit wegkwerffen. – Agricola I, 593; Egenolff, 242b; Henisch, 302, 56; Petri, II, 33; Gruter, I, 8; Latendorf II, 6; Simrock, 938.
Aeusserer Schmuz ist bald abzuwaschen. »Man sagt, das man die beschissne kindt nicht offtmals weggeworffen findt.« (Waldis, I, 86, 57.) »Kein beschissens kind zu werffen hin, dan es werden auch leut aus jn.« (Eyering, I, 154.)
Dän.: Man kaster ikke barnet bort for det er ureent. (Prov. dan., 333.)
Holl.: Men moet geene bek .... (besnotte) kinderen wegwerpen, want men weet niet, waar zij nog toe komen kunnen. (Harrebomée, I, 406b.)
28. Besser a Kind ass a Kolb, 's leeft a Pauren nich in Hoaber. – Robinson, 661; Gomolcke, 1158.
29. Besser das Kind weint (jetzt), als die Aeltern künftig. – Eyering, I, 168; Petri, II, 256; Gaal, 1005; Mathesy, 200a; Sutor, 272; Eiselein, 373; Struwe, I, 30; Sailer, 263; Körte, 3367; Reinsberg VII, 83.
Die Walachen sagen: Besser: wehe mir, als wehe uns.
Böhm.: Lépe jest, aby dĕti plakaly, nez otcové. – Plač ty radĕji než já, řiká moudrá matka, nechtíc býti po vůle dítĕti v žádosti jeho nemoudré. (Čelakovsky, 409.)
Dän.: Bedre at børnene græde end forældrene sukke. – Bedre er at barn græder end en gammel mand. (Prov. dan., 57 u. 251; Bohn I, 349.)
Frz.: Il vaut mieux que l'enfant pleure, que le père. (Gaal, 1005.)
Holl.: Beter dat het kind weent dan de vader (of: moder). (Harrebomée, I, 401a.) – Beter ist, dat een kint schreit dan een olt man. (Tunn., 6, 14.)
It.: É meglio che il fanciullo pianga, che il padre. (Pazzaglia, 288, 2; Gaal, 1005.)
Lat.: Juveniles lacrimae vitiis obstant. (Philippi, I, 216; Gaal, 1005; Seybold, 269; Fischer, 117, 93.) – Melius est, ut pueri fleant, quam senes. (Eiselein, 615.) – Quod fleat est melius puer unus quam vir adultus. (Fallersleben, 129; Loci comm., 176.)
Ung.: Jobb, ha a' gyermekek sirnak, mintsem a' szüleik. (Gaal, 1005.)
30. Besser die Kinder arbeiten vnd die Eltern ruhen, denn dass die Eltern arbeiten vnd lassen die Kinder faulentzen. – Petri, II, 35; Henisch, 322, 44.
31. Besser die Kinder bedürffen dein, denn das du ihnen in die Hend sehest. – Petri, II, 35; Henisch, 320, 63.
32. Besser ein arm Kind, das weis ist, denn ein König, der ein Narr ist. – Petri, II, 35; Henisch, 320, 44.
33. Besser ein fromb Kind, denn tausend Gottlose. – Petri, II, 35.
34. Besser ein junges Kind lehren im Hauffen, denn daheim im Hauss allein. – Petri, II, 35; Henisch, 322, 58.
35. Besser ein Kind fliegt, als dass es kriecht.
Frz.: Il vaut mieux dire (à un enfant) tiens toi tranquille que (de lui dire) paresseux.
36. Besser keine Kinder haben als sie schlecht erziehen. – Reinsberg VII, 67.
37. Besser ohne Kinder sterben, denn gottlose Kinder haben. – Petri, II, 39.
Böhm.: Lépe dĕtí nemíti, než nezbednĕ chavati. (Čelakovsky, 406.)
38. Besser zehen Kind mit ehren als eins mit vnehren. – Henisch, 322, 43; Petri, II, 40.
39. Besser zehn Kinder gemacht, als ein einziges umgebracht. – Simrock, 5638; Reinsberg VII, 6.
Holl.: Beter een kind gemaakt dan een' man dood gestoken. (Harrebomée, I, 401a.)
[1271] 40. Beter 'n Kind als 'n Kalw. – Globus, VIII.
Trostspruch leichtfertiger Dirnen.
41. Bey Kindern ist kein Streich verloren, als der nebenhin gehet. – Sutor, 596.
42. Böse Kinder begehren die Ruthe. – Altmann VI, 422.
Dän.: Ondt barn skal man ilde vugge. (Bohn I, 394.)
Die Russen: Wer schon als Kind flucht, der wird als Greis nicht segnen. (Altmann VI, 473.)
44. Böse kinder machen den vatter (die Alten) fromm. – Franck, II, 64; Egenolff, 58b; Petri, II, 49; Gruter, I, 9; Mayer, I, 104; Sailer, 86; Eiselein, 375; Simrock, 3622; Körte, 3391; Braun, I, 1841; Reinsberg VII, 91.
Lat.: Parentem laudant infelices filii. (Egenolff, 58b; Seybold, 426.)
45. Böse Kinder zeigen früh ihre Mucken.
Dän.: Ondt barn quæder fuul viise. (Prov. dan., 48.)
46. Bring' ein Kind zur Welt, Weib, das hundert Jahre zählt. (Poln.)
Als die Polen im Jahre 1575 die Schwester Sigismund August's, Anna, den letzten Sprössling des jagellonischen Königshauses, zur Königin erwählt und ausgerufen hatten, gab man ihr den siebenbürgischen Fürsten Stephan Bathory zum Gemahl. Als nach der Trauung von einigen Grossen des Reichs der Wunsch ausgesprochen wurde, die Ehe möge durch einen männlichen Sprossen gesegnet werden, vergassen einige Edelleute den Anstand so weit, dass sie mit Bezug auf das Alter der Braut (50 Jahre) in die obigen sprichwörtlich gewordenen Worte ausbrachen, die man später anwandte, um jemand zu etwas aufzufordern, was er doch nicht leisten könne. (Vgl. Wurzbach I, 55.)
47. Chlîni Chind1, chlîne Chummer; grosse Chind grosse Chummer. (Bern.) – Zyro, 90.
1) Der Berner spricht das d am Ende einer Silbe wie g, also King.
48. Chlyni Ching, chlys Leid; grossi Ching, grosses Leid. Sy si chly, so trambe si eim uff d' Füess, sy si gross, so trambe si eim uff's Herz. (Solothurn.) – Schild, 64, 94.
49. D' Kindar und d' Fakeln (Ferkel) haben allawal (jederzeit) lare Sackeln. (Baiern.) – Reinsberg, VII, 67.
50. Daheim gezogen Kind ist in der Fremde wie ein Rind. – Sailer, 263.
51. Dai suinen Kinnern giät Bräoud (Brot) un litt selwer näoud (Noth), dai is wärth, dat me ne slätt met der Kiuse (Keule) däoud. (Arnsberg.) – Firmenich, I, 353, 8.
52. Das Älteste Kind beräth das jüngste. – Graf, 216, 222.
Bezieht sich auf die den Geschwistern gebührende Abfindung. Da, wo die Bauernhöfe, um der Zerstückelung der Grundstücke entgegenzuwirken, einem Sohne übergeben wurden, konnten die andern Geschwister eine Abfindung (Aussteuer) beanspruchen, um sich eigenen Herd zu gründen, wenn sie es nicht vorzogen, in einem abhängigen Verhältnisse am heimatlichen Herde zu bleiben. Unter dem »ältesten« ist hier der Sohn zu verstehen, welcher das Gut erhielt, auch wenn er den Jahren nach nicht der älteste war. Das »berathen« weist darauf hin, dass der Sohn, dem der väterliche Hof geblieben, seinen Geschwistern in Nothfällen Hülfe bieten sollte. (S. Erben 14.) Das Sprichwort gehört dem. Mindener Provinzialrecht an: »Das älteste Kint das Jüngste beräth.« (Wigand, Minden, II, 418, 13.)
53. Das ehelich geborene Kind behält seines Vaters Heerschild. – Hertius, II, 6; Eisenhart, 150; Hillebrand, 25, 33; Simrock, 5576; Graf, 58, 207; Reinsberg VII, 50.
Dies Sprichwort handelt von Kindern, die aus einer Misheirath hervorgegangen sind und will sagen, dass solche Kinder, auch wenn die Mutter mit dem Vater nicht ebenbürtig war, dennoch des letztern Stand, Wappen und Güter erben also, das Herkommen der Mutter ihnen nicht zum Nachtheil gereichen solle, obgleich bei Prinzen eine Ausnahme stattfindet. (S. Heerschild 1.)
54. Das jüngste Kind folgt dem Vater. – Graf, 59, 234.
D.h. es war in einzelnen Theilen Deutschlands auch dann frei, wo alle übrigen Kinder wegen der Unfreiheit der Mutter eigen waren. (S. Mutter.)
Mhd.: Ye dat jungste kind nach dem vatter. (Grimm, Wb., III, 522; Grimm, Rechtsalt., 326.)
55. Das Kind beschmuzt sich und reisst Löcher, die Mutter näht und wäscht. (Böhmen.)
[1272] 56. Das Kind bricht alle Gedinge. – Graf, 205, 164 u. 560, 83.
Wenn auch die Eheleute beim Beginn ihrer Ehe ihre künftigen Vermögensrechte zu ordnen berechtigt sind, das eheliche Kind bricht ihre Ehestiftungen und Verträge; denn jedem Kinde gehört seiner Aeltern Gut. Das Kind bricht aber auch in lehnsrechtlicher Beziehung dann das Gedinge, wenn ein Lehen für den Fall seines Ablebens ohne männliche Nachkommen einem andern zugesichert war, der Lehnsbesitzer aber noch einen lehnsfähigen Erben erhält. (S. Gedinge 2.)
Mhd.: Daz kint daz bricht all gedinge. (Ortloff, Eisenacher Rechtsbuch, S. 699.)
57. Das Kind büsert. (Oberhessen.) – Hillebrand, 21, 31; Estor, I, 388; Graf, 58, 225; Grimm, Rechtsalt., 368.
Soviel wie: Das Kind folgt dem Busen (s. 67).
58. Das Kind, das seine Mutter verachtet, hat einen stinkenden Athem. – Simrock, 5624; Reinsberg VII, 93.
59. Das Kind der Stiefmutter wird doppelt (zweimal) gefüttert. (Poln.)
60. Das Kind eint und scheidet der Aeltern Gut. – Graf, 205, 163.
Welche besondern Festsetzungen die Aeltern bei Eingehung der Ehe in Betreff ihres Gutes gemacht haben mögen, sie können die Erbrechte des Kindes nicht beeinträchtigen. Auf Rügen: Dat kindt sammt und scheidet dat Gut siner Olderen. (Normann, 79.)
61. Das Kind erstickt offt die Mutter. – Lehmann, 31, 5.
62. Das Kind fällt wieder in der Mutter Schos. – Pistor., I, 80; Eisenhart, 277; Sachsenspiegel, I, 17, 1; Hillebrand, 157, 219; Eiselein, 376, Graf, 194, 75; Simrock, 5574; Körte, 3394; Braun, I, 1845.
Der mütterliche Schos bezeichnet Aeltern uud Grossältern. Das Sprichwort redet von der Verlassenschaft eines Kindes und sagt, dass sie nach dem Tode des Kindes den Aeltern wieder zufalle. Daher hiess früher das Erbrecht der Aeltern auch Schosfall. (Grimm, Rechtsalt., 476.) Nach dem römischen Rechte haben die leiblichen Geschwister eines Kindes nach dessen Tode gleiches Recht am Erbe mit den Aeltern. (S. Gut, Subst. 43.)
Frz.: D'ou vient l'agneau, là retourne la peau.
63. Das Kind fällt (gehört) zur ärgern Hand. – Gengler, 55, 10; Ficker, 66, 59; Pistor., VI, 36; Eisenhart, 151; Estor, I, 26 u. 70; III, 308; Hertius, II, 6; Eiselein, 373; Hillebrand, 20, 30; Simrock, 5575; Graf, 58, 216-218; Eichhorn, I, 50; Grimm, Rechtsalt., 324.
Während in einem Theile Deutschlands das Kind der bessern Hand folgte (s. 67), in einem andern die freie Mutter ein frei Kind gewann (s. Geburt 6), wieder die Söhne nach dem Vater, die Töchter nach der Mutter (s. Sohn) ihr Freiheitsmass bestimmt erhielten, sagt das obige Sprichwort, das einer spätern Zeit und einem in ungesetzlicher Form entstandenen Gesetz angehört, dass die Kinder stets unfrei sind, wenn nur eins der Aeltern unfrei ist. Unter der »ärgern Hand« wird der Ehegatte verstanden, welcher mit dem andern nicht von gleichem Stande ist, es mag Vater oder Mutter sein. Das Sprichwort will daher sagen, dass Kinder aus einer ungleichen Ehe entsprossen, allemal nur den Stand erlangen, welchem der ungleiche Gatte angehört. Zu den ungleichen Ehen gehörten die eines Freien mit einer Leibeigenen, oder eines Adlichen mit einer Bürgerlichen. Unter den verschiedenen Abstufungen der Freien kennt der Sachsenspiegel keine Misheirathen. Und wenn es darin heisst, dass ein Kind besser geboren sein könne, als seine Mutter; so ist dies nur in dem Falle denkbar, wenn die Mutter aus einer andern Klasse der Freien als der Vater ist. (Vgl. darüber und bei verwandten Sprichwörtern die Abhandlung: Hoher Adel, Ebenbürtigkeit und Misheirathen in den Grenzboten, Leipzig 1855, Nr. 10; die Schrift: Ueber Misheirathen in den deutschen regierenden Fürstenhäusern u.s.w. von H. Zäpf, Stuttgart 1853.)
Mhd.: Diu kint gehörent zu der ergern hant. (Maurer, I, 46.)
Lat.: Partus sequitur ventrem. (Binder II, 2480; Eiselein, 373.)
64. Das Kind findet sich leichter als die Wiege. – Altmann VI, 404.
65. Das Kind folgt dem Busen. – Estor, I, 388; Hillebrand, 21, 31; Kindlinger, 693; Grimm, Rechtsalt., 325; Graf, 58, 224.
Sagt, dass der Geburtsstand der Mutter den des Kindes bestimmt. Galt früher von Kindern aus Ehen zwischen freien und leibeigenen Personen, oder von Ehen unfreier Leute, die verschiedenen Herren gehörten, jetzt bedingungsweise von unehelichen Kindern.
Frz.: Le ventre affranchit. (Loysei', I, 40.)
[1273] 66. Das Kind folgt seiner Mutter. (S. 59 u. 67.) – Graf, 58, 222.
Mhd.: Dat kint volghet sijnre moeder. (Kindlinger, 193.)
67. Das Kind geht nach der bessern Hälfte. – Graf, 58, 212.
Im alten Norden war es Rechtsgrundsatz, dass wenn eins der Aeltern frei war, das Kind stets dessen Geburtsstand erhielt, und zwar ohne Unterschied des Geschlechts.
Dän.: Gangin barn a bätra halvo. (Rosenv., 17b.)
68. Das Kind im Leib ist eine Last, in der Geburt ein schwerer Prast1, im Auferziehn erfordert's Müh, es sei so spat wie früh. – Seybold, 238.
1) Vgl. Campe, Wb., III, 685.
69. Das Kind is gestorbe' (todt), die Gevatterschaft hat e End'. – Tendlau, 724; Frischbier2, 1991; Parömiakon, 3059.
Wenn die bindende Ursache aufhört, lässt auch gewöhnlich die dadurch veranlasste freundliche Rücksicht nach.
Lat.: Contemnunt spinas cum cecidere rosae. (Philippi, I, 92; Seybold, 87.)
70. Das Kind ist beider Aeltern Kind. – Graf, 193, 68.
Ist also auch berechtigt beide Aeltern zu beerben. »Dat kynt beyde oldaren is.« (Richthofen, 383, 11.)
71. Das Kind ist das Nächste. – Graf, 193, 61.
Nämlich zum Erbe. (S. Gut, Subst. 28.)
Mhd.: Daz chint is daz neste. (Ortloff, I, 6, 1.)
72. Das Kind ist der Schutz des faulen Weibes und der Zügel des raschen. (Finn.)
73. Das Kind ist oft der Mutter Tod. – Eiselein, 374.
Lat.: Malum cousilium consultori pessimum. (Eiselein, 374.)
74. Das Kind ist schwer zu taufen, sagte der betrunkene Pfarrer, da konnte er das Formular nicht finden.
75. Das Kind kann dem Kinde Gut leihen. – Graf, 559, 60.
Jeder Lehnsmann kann sein Gut bis in die siebente Hand weiter verleihen. (Vgl. Graf, 339, 58.) Dabei hindert Unmündigkeit weder am Leihen noch am Empfangen. »Wie jung auch der Sohn nach seines Vaters Tode ist, wird er vor seinen Herrn gebracht, dass er ihm sein Gut leihe, so soll es ihm der Herr leihen, wenn sein Vormund für ihn nach Lehnrecht das Lehen nachsucht und Bürgen setzt.« (Köhler, Görlitzer Lehnrecht.) Der Eid wird später geleistet.
76. Das Kind macht den Schaden und der Vater muss ihn bezahlen.
Die Finnen: Das Kind kennt nicht die Obrigkeit, das Weib nicht die Gesetze. (Bertram, 43.)
77. Das Kind mag seinen Vater nicht erben, weil er lebe. – Petri, II, 66.
78. Das Kind muss einen Namen haben, soll man's tauffen. – Petri, II, 66.
79. Das Kind muss einen Namen haben und wenn's Hans heissen soll.
Holl.: Het kind moet een' naam hebben, al heette het dan ook Roeltje. (Harrebomée, I, 404b.)
80. Das Kind muss einen Vater haben. – Petri, II, 66.
81. Das Kind sagt nur, was es gehört.
Engl.: The child saith nothing, but what he heard at the fire. (Bohn II, 4.)
82. Das Kind sagt wol, dass man's schlägt, aber nicht warum. – Simrock, 3596; Körte, 3372; Reinsberg VII, 83.
Dän.: Barn kærer at det fanger hug, og ikke hvad det bryder. (Prov. dan., 48 u. 309.)
Holl.: Tkint seit, dat ment slaet, men niet waer om. (Tunn., 23, 13; Harrebomée, I, 404b.)
Lat.: Quod puer est cesus fert, sed non cur ita cesus. (Fallersleben., 697.)
83. Das Kind sammelt und scheidet der Aeltern Gut. (S. 56.) – Graf, 155, 116.
Welche besondere vermögensrechtliche Bestimmungen auch in den Ehestiftungen gemacht worden sein mochten, so galten sie im wesentlichen nur so lange, all die Ehe kinderlos war. Sobald der Ehe ein Kind entspross, war in der Regel Gabe und Gedinge entzwei; denn das Kind sammet (einet) und scheidet seiner Aeltern Gut, sobald es das Licht der Welt erblickt. Es eint so, dass dann Kind und Aeltern gleich reich werden, und es scheidet so, dass dem Vater ein Theil gehört, der Mutter der zweite und dem Kinde der dritte, sofern es nicht Zwillinge sind, in welchem Falle vier Theile entständen. »Dat kindt sammet und scheidet dat gudt siner Olderen.« (Normann, 151, 121.)
84. Das Kind schlegt dem Vater nach. – Petri, II, 66.
[1274] 85. Das Kind soll kriechen, bis es gehen lernt. – Reinsberg VII, 45.
Dän.: Barn skal krybe til det lærer at gaae. (Bohn I, 348.)
86. Das Kind stehet in der Geburt vnd ist kein Krafft da zum geberen. – Lehmann, 715, 5.
87. Das Kind steht allezeit zu seines Vaters Statt. – Graf, 194, 75.
Was es, so lange es dem älterlichen Hause unselbständig angehört, bei seinem Tode hinterlässt, gehört den Aeltern. (S. Aeltern 12, Erbgut 4, Gut 25.) »Vnd stehet allzeit dass kindt zu seines vaters statt.« (Kamptz, III, 381.)
88. Das Kind stirbt auf die Mutter. – Graf, 194, 77.
Die Mutter beerbt ihr Kind.
Mhd.: Dat kind stirbt auff dy mutter. (Thüngen, 67, 317.)
89. Das Kind, welches nicht schreit, nährt sich nicht gut.
90. Das Kind, welches von der Amme genährt wird, nährt auch die Amme.
91. Das Kind will etwas Willen han.
Holl.: Kinderen moeten wat wils hebben. (Harrebomée, I, 406a.)
92. Das Kind wird nicht lange leben, es ist zu klug.
Im Englischen hat man in neuerer Zeit das Sprichwort: Das Kind wird nicht lange leben, es ist in zu vielen (Versicherungs-) Gesellschaften eingekauft. (Vgl. Breslauer Zeitung, 1865, Nr. 493, S. 2793.)
93. Das kränckste vnd schwächste Kind das liebste. – Petri, II, 67.
94. Das liebe Kind ist dem Vater so ehnlich als wenns jhm aus den Augen wer geschnitzet. – Herberger, I, 2, 725.
95. Das münchener Kind kennt keinen höhern Thurm als den Frauenthurm. – Simrock, 7150; Reinsberg V, 94.
96. Das stärkste Kind ist das liebste.
97. Dass muss ein klug Kind seyn, das seinen Vatter kennt. – Musculus, Eheteufel, im Theatrum Diabolorum, 295b.
98. Dat drudde Dêl vun'n Kinne sleggt ma'n Vader. – Eichwald, 1011.
99. Dat mot en slecht Kind siyn, wo sik kein Vâr (Vater) tau finnen lätt. (Büren.)
100. De dat Kind hebben sall, mut ünner liggen. – Schütze, II, 255.
Pflegte man früher in Hamburg beim Anstecken einer Tabackspfeife an der andern zu sagen.
101. De Käinjt se from, wu se schlôfen. – Schuster, 585.
102. De Käinjt terfen net kumpern. – Schuster, 587.
103. De kên Kinner hett, hett ok kên Hinner. – Eichwald, 1013.
104. De Kengere ihre Welle steht en den Holzhött. (Bedburg.)
105. De Kinder glîket den Eldern mehr es den Nober. (Westf.) – Boebel, 143.
106. De Kinder mötet bet taun twölften Jâre 'togen wären. – Schambach, II, 57.
Wenn die richtigen Grundlagen zur Erziehung bis dahin nicht gelegt sind, so ist es nachher zu spät.
107. De Kinder utstürrt (ausschickt), kriggt Kinder wêr. – Kern, 227.
108. De Kinder Will sitt in de Moors Knappsack. (Ostfries.) – Hauskalender, III.
109. De Kinner winnt (miethet), möt Kinner holen. – Goldschmidt, 115.
Wird meist in Bezug auf Dienstboten gebraucht, doch nicht selten auch auf junge, in der Wirthschaft unerfahrene Frauen angewandt.
110. De klî Käinjt hu lâchen uch schrân än enem Säkeltchen. – Schuster, 578.
111. De klî Käinjt hun det Fät angder'n Pil. – Schuster, 577.
112. De mit Kinder utgeit, kummt ôk mit Kinder wêr to Hûs. – Kern, 226.
113. De sîn Kind kleet in 'er Ask, den jök't dat Geld in der Task. (Bremen.) – Köster, 251.
114. De sin Kinner gift Brod un litt sülwest Noth, de is werth, dat man em sleit mit der Kul dot. – Eichwald, 196; für Altmark: Danneil, 23.
[1275] 115. Dei Kinner wint, möt Kinner holden. – Körte, 3375.
116. Dein Kind ist bis zum fünften Jahre dein Herr, bis zum zehnten dein Knecht, vom zehnten bis funfzehnten dein Geheimrath, dann wird es entweder dein Freund oder dein Feind.
117. Deine Kinder essen nicht mit dir, du issest mit den Kindern.
118. Dem einen Kind gibt man das Brodt, dem andern entzeucht mans. – Petri, II, 73.
119. Dem Kind all sein Muthwillen wehr, so hastu sein im alter Ehr. – Petri, II, 74.
120. Dem Kind schadet der Mutter Bruch nicht. – Klingen, 243a; Graf, 300, 127.
Wenn die Aeltern sich straffällig machen, so haben dies die Kinder nicht zu büsen. (S. Sohn und Stehlen.)
121. Dem Kind singe Welle stich en der Hötte1. (Köln.) – Firmenich, I, 475, 208.
122. Dem Kinde keinen Branntwein, dem Füllen keinen Hafer. – Bertram, 43.
123. Den Kindern gibt man Milch und Brei.
Die Russen: Den Kindern Brei, den Grossen Bohnen. (Altmann V, 100.)
124. Den Kindern jhren Willen lassen, verderbt sie. – Petri, II, 78.
125. Den Kindern muss man den Kopf brechen. – Mayer, II, 104.
126. Den Kindern sitzt das Herz nicht für dem hindern. – Petri, II, 78.
127. Den Kindern soll man jhre kindische Weise lassen. – Petri, II, 78.
128. Den lieben kindern gibt man vil namen. – Franck, I, 87b; Schottel, 1128a; Braun, I, 1843.
129. Der bleibt gewiss ein verderbtes Kind, der mehr verzehrt, als er gewind. – Gruter, III, 18; Lehmann, II, 81, 111.
130. Der dritte Theil vom Kind schlägt nach dem Vater. – Reinsberg VII, 31.
131. Der Käinjden ärzîren äs äm Uorsch verlîren. – Schuster, 579.
132. Der Kinder Ehre ist der Aeltern Freude.
Holl.: Der kinderen eer is de kroon der ouderen. (Harrbomée, I, 402a.)
133. Der Kinder eigener Will ist Muthwill. – Sutor, 605.
134. Der Kinder hat, der hat auch Dreck; der feiste Säw hat, der hat auch Speck. – Lehmann, II, 80, 90.
135. Der Kinder nächster Vatermag ist ihr Vogt1. – Graf, 172, 171.
1) Vormund. – Ueber die verschiedenen Bezeichnungen des Vormundes vgl. Momber. Ursprünglicher Grundsatz war, der nächste männliche Verwandte sei Vormund der verwaisten Kinder. (S. Erbloser, Freund 87, 284 u. 423.)
136. Der Kinder Regiment nimpt kein gut end. – Petri, II, 97; Mathesy, 232b.
137. Der Kinder Schande ist für die Aeltern keine Ehre.
Mhd.: Wan man oft des kindes schand zelt dem vatter in die hand. (Ring.) (Zingerle, 198.)
138. Der Kinder vnuerstand hindert Gott nicht an seiner Allmacht. – Petri, I, 18.
139. Der Kinder Weinen lehrt (macht) die Frauen singen. – Lehmann, II, 322, 70; Körte, 3376; Simrock, 5660.
140. Der Kinder Wille steckt in der Ruthe. – Simrock, 5561.
Auch die Russen sagen: Die Kinder begehren die Ruthe. (Reinsberg VII, 81.)
141. Die ein kind thut geberen, sol es erhalten vnd ernehren.
Lat.: Est puer alendus a patre, simulque tuendus. (Loci comm., 151.)
142. Die ersten Kinder die liebsten. – Petri, II, 127.
143. Die ersten Kinder nemmen die reiffsten byrn hin. – Henisch, 392, 43; Petri, II, 127.
144. Die gerathenen Kinder sind die besten.
145. Die kinder bleiben nit lang vff einem sinne. – Tappius, 91a; Henisch, 414, 1.
Lat.: Pueri mutantur in horas. (Henisch, 414, 2.)
[1276] 146. Die Kinder des Schmieds fürchten die Funken nicht (oder: sind der Funken gewöhnt).
147. Die kinder, die so tydlick wysen, de leuen nit lang oder eth werden gecke darvyth. – Tappius, 242b.
Lat.: Odi puerulos praecoci sapientia. (Tappius, 242a; Erasm., 306.)
148. Die Kinder essen nicht mit uns, sondern wir mit den Kindern. – Oec. rur., I, 4.
149. Die Kinder haben gleiches Recht zu ihrem Erbtheil. (S. Schwert und Sohn.) – Graf, 189, 43.
150. Die Kinder haben Lachen und Weinen in einem Sack.
Poln.: Dzieci mają placz i śmiech w jednej torebce. (Lompa, 10.)
151. Die Kinder in der Were gehören zu dem Gute. (S. Gut 26.) – Graf, 195, 88.
»Dy kinder in der were dy gehoren tzu dem erve.« (Nering, IV, 74.)
152. Die Kinder jagt man hinaus und die Fremden tanzen im Haus.
In Aegypten sagt man: Die Hochzeit ist die Hochzeit unsers Vaters, aber die fremden Leute verdrängen uns. (Burckhardt, 31.) Die, welche die begründetsten Ansprüche auf etwas haben, werden oft durch andere ihrer Rechte beraubt, sowie oft bei einem Feste die Kinder zurücktreten müssen, um den Gästen Platz zu machen.
153. Die Kinder kriegen offt stumpffe Zeene, wenn die Eltern haben Wintertrollen gessen. – Petri, II, 134.
154. Die Kinder küssen die Ruthen. – Luther's Tischr., 5a.
Nehmen eine verdiente Strafe dankbar hin.
155. Die Kinder lernen, dass die Alten können (wissen).
Holl.: Ieder leert het best, als hij een kind is, dat hem te pas zal komen, als hij een man is. (Harrebomée, I, 405b.)
156. Die Kinder muss man in sauberm Wasser baden vnd nicht in Mistlachen. – Lehmann, 457, 54; Sailer, 288.
157. Die Kinder müssen der Eltern schuld bezahlen. – Petri, II, 133; Henisch, 364, 19.
158. Die Kinder müssen oft die Sünde der Aeltern beweinen.
159. Die Kinder piepen, wie die Aeltern singen.
Böhm.: Co dĕtí činí? Co při otci vidí. (Čelakovsky, 410.)
160. Die Kinder reden, was sie von den Alten hören.
Span.: Lo que el niño oyó en el hogar, eso dize en el portal. (Cahier, 3570.)
161. Die Kinder schlagen zuweilen um (aus der Art).
»'S hâst wul sunste: Der Oppel felt nich weit vum Stomme, zuweilen ober schlon die Kinder doch im.« (Keller, 162a.)
162. Die Kinder seyn Kammerlyren. – Gruter, III, 21; Lehmann, II, 84, 159.
163. Die Kinder sind das erste Blut. – Graf, 200, 108.
Sie haben daher die ersten Ansprüche auf den älterlichen Nachlass.
Fries.: De kinder de syn dat erste blot. (Richthofen, 562.)
164. Die Kinder sind der Mutter Artzt. – Petri, II, 134.
165. Die Kinder sind einem nicht am Schienbein gewachsen. – Eiselein, 385.
166. Die Kinder sollen keine Kälber sein, wenn sie aus dem Hause gehen.
Böhm.: Ut své dĕti doma kaši jísti. (Čelakovsky, 272.)
167. Die Kinder wachsen auf, wie im Walde die Bäume.
Die Polen behaupten: Stadtkinder wachsen auf wie die Ferkel, Edelmannskinder wie die jungen Wölfe. Ironisch der Holländer: Er wächst in Schönheit auf wie die jungen Affen. (Reinsberg VII, 66.)
168. Die Kinder, welche den Kuchen verzehrt, sind die Feinde derer, die ihn gespart.
169. Die Kinner und die Hund' frassen alli Stund'. (Franken.)
170. Die kleinen Kinder sind die besten.
Holl.: Kleine kinderen, goede kinderen; wel hem, die er geen heeft. (Harrebomée, I, 406a.)
171. Die kleinsten Kinder müssen zuerst ins Bett.
Holl.: Da jongste kinders moeten eerst te bed. (Harrebomée, I, 401b.)
[1277] 172. Die kleinsten Kinder sind die liebsten. – Petri, II, 134.
173. Die letzten Kinder nehmen der Mutter Brautschatz. – Graf, 216, 235.
Bezieht sich auf die sogenannte Collationspflicht, welche eine gleichmässige Theilnahme der erbberechtigten Häupter bezweckt. Danach mussten die Töchter sich anrechnen lassen, was ihre Mutter als Mitgift oder Aussteuer ausgebracht, und die letzten, d.h. die Kinder zweiter Ehe erhielten der Mutter Brautschatz voraus.
Niederd.: De lesten kyndere nemen erer moder brutschat. (Hach, 254.)
174. Die liebsten Kind holt Gott am ersten. – Gruter, III, 21; Lehmann, II, 85, 164.
175. Die meiste Chinder händ d' Chübelmacher und d' Besebinder. (Frickthal im Aargau.) – Schweiz, II, 184, 49.
176. Die rechten Kinder bekommen Honigwecken, den Stiefkindern muss Schimmelbrot schmecken.
Die Russen: Dem eigenen Kinde bäckt die Mutter die süssen Wecken, dem Stiefkinde, wenn's hoch kommt, die salzigen Brezeln. Und: Die rechten Kinder bekommen süss Maderachen, die Stiefkinder sauern Kwas.
177. Drei Kinder Einer Mutter sind dreierlei Art.
In Litauen: Kinder einer Mutter, aber nicht einerlei Art. (Reinsberg I, 177.)
178. D's gebrannt Kend för't sich vorm Feuer. (Henneberg.) – Frommann, VI, 411, 145.
179. E Käinjd äs wä e Wäinjd; awer wur enem der Sadelhäst schläkt, dâd äs niche Schpâss. – (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 602b.
Ein Kind, ein Wind; wenn aber einem der Sattelhengst stürzt, das ist kein Spass. (Programm des evangelischen Gymnasiums in Schässburg, Kronstadt 1860, S. 17: Die siebenbürgisch-sächsische Bauernhochzeit von Joh. Mätz.) Das Sprichwort charakterisirt die praktische Richtung des siebenbürgischen Bauern, der es nicht liebt, wenn Acker und Gut zersplittert und sein Besitzthum zerrissen und verflüchtigt wird. Noch stärker vertritt der thüringische Bauer diese Richtung. (S. Weibersterben.)
180. E Käinjd, e Wäinjd. – Schuster, 602a.
181. E Käinjd schrât schî wun e hangrig äs. – Schuster, 571.
182. E Kengk ess 'no Greuel em Hus. (Bedburg.)
D.h. ein einziges Kind.
183. E Könd öss kâ' Rönd. (Trier.) – Laven, 180, 42.
Gegen unmässige Züchtigungen.
184. E schönn Kenk wat noh si Modder â't (artet). (Aachen.) – Firmenich, I, 492, 56.
185. Een Kind is beder as en Kalw (Kalb), dat löbt (läuft) wenigstens datt erste Jahr ni in't Korn. (Rendsburg.)
186. Een Kind, kên Kind, twêi Kind, Spêlkind, drêi Kind, recht (vêl) Kind. (Hannover.) – Schambach, I, 8; Sackmann, 102; Eichwald, 1027; Frommann, IV, 287, 430; Goldschmidt, 162; Bueren, 407; hochdeutsch bei Reinsberg VII, 7.
Im Hochdeutschen mit dem Zusatz: Vier Kinder, ein ganzes Haus voll Kinder. – Drei Kinder werden als die wünschenswerthe Anzahl Kinder bezeichnet, die eine Familie haben müsse, zwei Kinder sind Spielkinder, drei sind rechte oder viel Kinder. (Simrock, 12358a.) Auch der Italiener betrachtet zwei bis drei Kinder als Familienfreude, eine grössere Zahl als eine Last, wenn er sagt: Haver due figlivoli ò trè spesso è contento; haverne sette, ò otto è gran tormento. (Pazzaglia, 132, 2.) Der Mailänder insbesondere sagt: Einer, keiner; zwei wie einer; drei, so so; vier, der Teufel auf vieren. Und ähnlich der Venetier: Eins, keins; zwei, eins; drei, so so; vier, hoho. (Reinsberg VII, 7.)
187. Eh' das Kind erwacht, hat Gott der Milch gedacht.
188. Eigen Kind, liebes Kind.
Die Bulgaren: Das buckelige eigene Kind geht vor dem geraden Stiefkinde. Die Letten: Mein einbeiniges Kind ist mir lieber als dein zweibeiniges. – Wenn unser Kind spielt, hat des Nachbars Kind glotzende Augen. Die Kleinrussen: Ist das Zigeunerkind auch schwarz, der Zigeuner hat es doch lieb. Der Hindostaner: Mein Sohn ist mein Sohn, eines Fremden (Sohn ist) zu nichts gut. Der Spanier: Es gibt keinen solchen Sohn, wie der von mir erzeugte. – Es wäre denn, dass es der Sohn jenes alten preussischen Obersten aus Pommern wäre, von dem der letztere rühmend sagt: »Mein Sohn sieht mich jut aus, mein Sohn reitet mich jut und tanzt mich jut; mein Sohn macht mich viel Freude; nur macht er mich viel Schulden.« (Reinsberg VII, 36.)
[1278] 189. Ein armes Kind spielt ebenso vergnügt mit Rechenpfennigen als ein reiches mit Dukaten.
190. Ein dummes Kind ist so viel als zwei kluge.
191. Ein eigensinnig Kind ist ein böses Kind.
Dän.: Egen villie giør ondt barn. (Prov. dan., 138.)
192. Ein einig Kind geht mehr zu Herzen, als wenn man sieben Kinder hat.
Sieben gehen sehr über den Beutel und den Brotschrank.
Mhd.: Es is ein alt gesprochen wort: Ein einic kint ze herzen gât baz dannedâ man siben hat. (Liedersaal.) (Zingerle, 80.)
193. Ein einig Kind gereth selten. – Henisch, 1506, 33.
194. Ein from Kind ist der Eltern Preiss. – Petri, II, 186.
195. Ein from Kind kent seinen Vatter. – Henisch, 1253, 28; Petri, II, 486.
»Ein rechts Kind seinen Vater kennt, ein Bankert jn im zweiffel nennt.« (Eyering, II, 167.)
196. Ein from Kind strafft sich selbst. – Petri, II, 186; Henisch, 1253, 29.
197. Ein gebrand Kind fürchtet das Fewer. – Mathesy, 191b.
Holl.: Een gebrand kind vreest het vuur. (Bohn I, 313.)
198. Ein geschlagen Kind weint seinen Schmerz bald aus.
Dän.: Det barn er ilde slaget, der ikke maae græde. (Prov. dan., 46.)
199. Ein grindig Kind fürchtet den Kamm.
200. Ein grindig Kind lässt sich nicht gern kämmen.
Dän.: Skurved barn vil ey gierne kæmmes. (Prov. dan., 47.)
201. Ein gut erzogen Kind ist eine Rechnung ohne Probe. – Sailer, 264; Simrock, 5590; Reinsberg VII, 74.
202. Ein gut geartet Kind zieht sich allein.
Die Finnen: Ein gutes Kind bringt selbst die Ruthe, ein schlechtes verbessert sich nicht durch die Ruthe. (Bertram, 56.)
Dän.: Det skal være et godt barn der aver sig selv. (Prov. dan., 41.)
203. Ein gut gezogen Kind muss reden und schweigen können.
Dän.: Vel tugtet barn taler ey af sig selv, eller tier tilspurdt. (Prov. dan., 47.)
204. Ein gut Kind das erröthet bald.
Dän.: Blyg barn rødmer snart. – Rødme er dyds farve. (Prov. dan., 77.)
205. Ein gut Kind soll man züchtigen, dass es nicht böse, und ein böses, dass es besser wird.
Dän.: Man skal rævse godt barn at det ikke bliver ondt, og ondt barn at det ikke bliver værre. (Bohn I, 389.)
206. Ein gutes Kind singt gute Lieder.
Dän.: Godt barn quæder gierne godt viise. (Prov. dan., 48.)
207. Ein Haufen Kinder und ein Korb mit Eiern ist zerbrechliche (abgängliche) Waare.
Holl.: Een hoop kinderen is een korf met eijeren. (Harrebomée, I, 402b.)
208. Ein hauffen Kinder vnd ein hauffen Ameysseneyer vergehen bald. – Lehmann, 116, 44.
209. Ein heymgezogen kindt ist bey den leuten wie ein rind. – Agricola I, 134; Egenolff, 81b; Theatrum Diabolorum, 398a; Petri, II, 196; Gruter, I, 47; Latendorf II, 13; Siebenkees, 252; Blum, 500; Struve, I, 6.
»Da steh' ich als ein ander Rind, und bin ein heimgezogen Kind.« Sehr leicht wird ein Kind im älterlichen Hause verzogen. An sich hat eine einsame Erziehung Nachtheil fürs ganze Leben eines Menschen. In dem engen Kreise bleibt auch der Kreis der Einsichten und Begriffe beschränkt. Furchtsamkeit, Unbehülflichkeit u.s.w. sind Folgen davon. Bei den Isländern hatten der Dummdreiste und der Ungereiste Einen Namen. Beide hiessen Heimskr (Heimlinge) und es ward bei ihnen Sprichwort: Heimskt er heimalit barn, d.h. Kinder, die blos zu Hause erzogen werden, sind dumm. – »Man hat ein heime gezogen kint ze hove dicke für ein rint.« Freidank in der zweiten Ausgabe der Bescheidenheit; da sie jedoch nur in einer einzigen Handschrift, im Liederbuch der Hätzlerin, vorkommen soll, so bestreitet Franz Pfeifer die Echtheit der Stelle aus dem Grunde, weil »Rind« ein unhöfischer Ausdruck sei, den Freidank nicht gebraucht haben könne. (Vgl. Europa den Artikel: Unhöfische Worte, Leipzig 1867, Nr. 32, Sp. 1006.) Für heimgezogen (einheimisches) Kind, ist in der Stettiner Chronik von Liebeborn das Wort »Einzögling« gebraucht. »Es sind nun fast 17 Jahre, der E.E.A.W.G. (Ew. Edlen, Achtbaren, Wohlweisen, Grossgünstigen) auch als yhren Einzögling vnnd Bürgers Sohn zu diesen Sekretariat dienstordentlich revociret und bestetiget.«
[1279] (Friedeb., II, Vorrede.) Schon das dabeistehende »Bürgers Sohn« bezeugt, wie Fr. Hasenow bemerkt, dass »Einzögling« nicht, wie man vermuthen könnte, einen aus der Fremde Eingezogenen, Eingewanderten bedeutet, sondern im Gegentheil ein »heimgezogen Kind«. »Dieweil ein heimgezogen Kind bleibt unverstendig als ein Rind.« (Froschm., Hibb.)
Holl.: Een onbezocht kind blijft een wild rind. (Harrebomée, I, 403a.)
Lat.: Aedibus eductus patriis, habitusque licenter, quos vitulo mores esse videmus habet. (Philippi, I, 11; Seybold, 12.) – Odi puerulos praecoci sapientia. (Sutor, 600.)
210. Ein hübsches Kind und ein guter Wein, die können wol beieinander sein. – Hesekiel, Ein Graf von Königsmarck (Berlin 1860), II, 206.
211. Ein jedes Kind bringt sein glück mit, wenns geboren wirdt, vnd nimpts weg, wenn es stirbt. – Henisch, 1661, 42.
212. Ein Kind an der Bost litt den grössten Dost. (Waldeck.) – Curtze, 317, 44.
213. Ein Kind – Angstkind. – Schambach, II, 116.
Bei einen einzigen Kinde sind die Aeltern stets um das Leben desselben in Sorge. »Es ist ein alt gesprochen Wort: Ein einzig Kind zu Herzen geht bass, dann da man sieben hat.« Die Esten sagen: Mehr ein Kindchen als keins. Und ein hebräisches Sprichwort in Bezug auf viele Kinder fragt: Hast du sechzig Kinder erzeugt, die bei deinen Lebzeiten sterben, wozu sind sie nütze? Nimm eine Frau und erzeuge mit ihr einen Sohn, der besser als die sechzig ist. (Reinsberg VII, 7.)
Holl.: Eén kind hart pijn, vele kinderen hoofd pijn. (Harrebomée, I, 402b.)
214. Ein Kind – Angstkind, twei Kinner – Spielkinner. (Büren.) – Firmenich, I, 26; hochdeutsch bei Simrock, 5609; Körte, 3364; Reinsberg VII, 6.
215. Ein Kind aus gutem Haus bringt die halbe Schule (Bildung) mit heraus.
Frz.: Enfant de bonne ville est demy escripvain. (Leroux, I, 140.)
216. Ein Kind, das eine Stiefmutter bekommt, bekommt auch einen Stiefvater.
Dän.: Det barn der faaer stivmoder faaer ogsaa stivfader. (Bohn I, 357.)
217. Ein Kind, das erzogen ist mit Wein, die Sonne, die scheint am Morgen fein, und eine Frau, die spricht Latein, werden nicht von langer Dauer sein.
Holl.: Een kind, dat met wijn wordt opgevoed, eene vrouw, die Latijn spreekt, en eene zon, die te vroeg schijnt, maken zelden eene goede rekenning. (Harrebomée, I, 402b.)
218. Ein Kind, das geschlagen, muss wol weinen und klagen.
219. Ein Kind, das kein Leben empfangen, mag kein Erbe sein. – Graf, 210, 192.
Um erbfähig zu sein, musste nachgewiesen werden, dass das Kind nach seiner Geburt, wirklich, wenn auch nur einen Moment gelebt habe. »Lebt das Kind nur so lange, dass es die vier Wände beschreit, dass es der Nachbar bezeuge, so ist sein Leben genugsam dargethan.« (Kraut, Vorles., S. 19.)
Fries.: Aen kynt dat ne lyff ontfiengen haet, dat mei nen erun wessa. (Hettema, XXX, 10, 232.)
220. Ein Kind, das nicht beliebt, ist überall im Wege.
Frz.: Enfant dé testé ne trouve-on jamais beau. – Enfant hay ne locra ja bel. (Leroux, I, 140.)
221. Ein Kind, das nicht spielt, und dem nicht wackelt der Mund, ist nicht gesund.
Gesunde Kinder spielen gern und haben stets Appetit.
Holl.: Jonge kinders moeten spelen, of van pijn en ziekte kwelen. (Harrebomée, I, 405b.)
222. Ein Kind, das seine Mutter verachtet, hat einen stinkenden Athem. – Sailer, 265.
Die afrikanischen Neger sagen: Wenn ein Kind seinen Aeltern nicht gehorcht, wird's ungesalzene Speise essen. (Reinsberg VII, 68.) (S. Aeltern 37, 38 u. 40.)
223. Ein Kind, das sich einmal (das Maul) verbrannt hat, bläst auch die kalte Suppe.
Slov.: Opek dete ludina hladno piha.
224. Ein Kind fürchtet sich vor einem Wort, das andere nicht vor Schlägen. (Lit.)
225. Ein Kind gedeiht nicht wie das andere.
Dän.: Hvert barn er ikke sin davre liig. (Prov. dan., 46.)
226. Ein Kind hat nicht den Verstand der alten Leute.
Holl.: Van een kind kan men geen mans wijsheid hebben. (Harrebomée, I, 407a.)
[1280] 227. Ein Kind ist ein Blatt weiss Papier, man sieht jeden Flecken darauf.
Holl.: Een kind is gelijk wit papier; wanneer men er kwaad inprent, wordt het besmet. (Harrebomée, I, 402b.)
228. Ein Kind ist offt der Mutter Arzt, saugt von ihr die Krankheit. – Sutor, 603.
229. Ein kind kan ehe was vertragen, denn ein altes. – Agricola I, 397; Petri, II, 207; Struve, I, 49.
Holl.: Een kind kan eer wat verdragen dan een oude. (Harrebomée, I, 402b.)
230. Ein Kind kan nicht triegen. – Petri, II, 207.
231. Ein Kind kann eher einen Vater wieder bekommen als eine Mutter.
Holl.: Een kind krijgt nog wel eens een' anderen vader, maar nimmer eene andere moeder. (Harrebomée, I, 402b.)
232. Ein Kind kann ein Pferd zum Wasser führen, aber hundert Männer können es nicht zum Saufen zwingen (oder: können nicht machen, dass es trinkt).
233. Ein Kind, kein Kind. – Steiger, 424.
Dän.: Eene barn, sørge-barn. (Prov. dan., 47.)
Holl.: Een kind winnen, is maar een geluk. (Harrebomée, I, 402b.)
234. Ein Kind – kein Kind: zwey Kind – ein halb Kind: drey Kind – Ein Kind. – Petri, II, 207; Latendorf II, 10; Simrock, 5612; Reinsberg VII, 6.
In der Lombardei: Wer nur zwei hat, hat nur eins, wer nur eins hat, hat keins. (Reinsberg VII, 6.)
It.: Chi hà un figlivol solo, spesso se ne sovviene. (Pazzaglia, 132, 3.)
235. Ein Kind, kein Kind; zwey Kinder, Spielkinder; drey Kinder, viel Kinder; vier Kinder, ein hauffen Kinder. – Petri, II, 207.
236. Ein Kind kriecht so lange, bis es gehen lernt. – Simrock, 5651.
Dän.: Barn skal krybe til det læerer at gaae. (Prov. dan., 48.)
237. Ein Kind macht der Mutter immer Mühe. – Eiselein, 373; Reinsberg I, 175; VII, 39.
Das lateinische Sprichwort spricht das im besondern aus: Infans ante partum matri est onerosus, in partu dolorosus, post partum laboriosus. (Sutor, 603; Philippi, I, 194; Seybold, 238.)
238. Ein Kind merkt es, dass ein Kalb ein Vieh ist. – Simrock, 5379.
239. Ein Kind mit Geld findet überall Weg und Steg in der Welt.
Dän.: Saa op høyes riigt barn af byrd, som hiorten af sine takker. (Prov. dan., 98.)
240. Ein Kind mit sieben Wärterinnen wird wenig Schutz gewinnen. (Slow.)
241. Ein Kind nimmt ein gefärbtes Ei für ungefärbter Eier zwei. – Graf, 169.
242. Ein Kind, Nothkind. – Simrock, 5608.
Wegen der beständigen Sorge, es zu verlieren.
243. Ein Kind ohne Laus wird nicht gross. – Frischbier2, 1992.
Nach dem Volksglauben in der Provinz Preussen (oder auch anderwärts?) sollen Läuse die Gesundheit der Kinder anzeigen oder – bewirken.
244. Ein Kind ohne Mutter steht fern, auch wenn es neben der Stiefmutter steht.
245. Ein Kind redet, wie es weise ist. – Simrock, 12359.
246. Ein Kind soll kindische geberden haben. – Lehmann, 408, 4.
247. Ein Kind soll seinen Vater erben, wie es von ihm geerbt ist. – Graf, 205, 159.
Mhd.: Een kind sal sin vater erben als es von im geerbet is. (Kaiserr., II, 97.)
248. Ein Kind trägt den Baum in Spänen fort.
249. Ein Kind und ein Hund mögen alle Stund'.
250. Ein Kind und zwei gelten gleich. – Graf, 216, 233.
Wo die Enkelkinder an Stelle der Aeltern ins Erbe treten; sie bekommen zusammen den Theil, der auf diese gefallen wäre.
Mhd.: Dan ein kind ond zwey gleich gelten. (Blumer, I, 492.)
251. Ein Kind – Unglückskind. – Frischbier2, 1993.
252. Ein kind verstehet das ander am besten. – Tappius, 136b.
253. Ein kind versteht das ander. – Gruter, III, 27; Lehmann, II, 144, 46.
Holl.: Kinderen verstaan kinderen, en de eene boeuf den andern. (Harrebomée, I, 406a.)
[1281] 254. Ein Kind von einer stunde gehört mit zum bunde. – Henisch, 558, 1.
Ist sterblich wie alle andern Glieder seines Geschlechts.
255. Ein Kind wächst in die Dicke, ein anderes in die Länge.
Dän.: Naar det eene barn faaer tænders, faaer det annet hænder. (Prov. dan., 47.)
256. Ein kind wie ein faust macht ein vnglück (Hader, Zorn) wie ein hauss. – Gruter, III, 27; Lehmann, II, 149, 47; Petri, II, 207; Pistor., VI, 34; Simrock, 5611.
257. Ein Kind wie eine Mauss macht viel Zänck ins Hauss. – Sutor, 373; Reinsberg VII, 57.
258. Ein Kind wird der Mutter am sauersten.
259. Ein Kind zu Herzen gaht, bis dann, da man sieben hat.
260. Ein klein Kind un en Mesteswîn môtet den meisten Dost lîen. – Schambach, II, 148.
Ein Säugling und ein Mastschwein müssen den meisten Durst leiden. Beide sind in der stärksten körperlichen Entwickelung begriffen und beide haben ein grosses Bedürfniss zu trinken, ohne dasselbe aussprechen zu können.
261. Ein klein Kind vberwind wol einen grossen Kerl. – Petri, II, 209.
262. Ein kleines Kind find auch wol ein Gülden ehe denn ein Alter. – Petri, II, 208; Henisch, 794, 64.
263. Ein kleines Kind hat einen kleinen Arsch.
Holl.: Hoor eens, weet je wat: een klein kind heeft een klein gat. (Harrebomée, I, 405b.)
264. Ein lebhaft Kind will alles Neue sehen, aber man soll mitgehen und es ihm zeigen.
Dän.: Viis barn i bye, og gak selv efter. (Prov. dan., 47.)
265. Ein liebes Kind macht viel Sorgen.
Dän.: Kier barn giør sorgen tung.
266. Ein reiches Kind wird oft von einer armen Mutter gepflegt.
Dän.: Ofte sidder rigt barn paa fattig moders skjød. (Bohn I, 394.)
267. Ein richtiges berliner Kind muss mit Spreewasser getauft sein. – Deutsche Romanzeitung, III, 44, 63; Hesekiel, 26.
268. Ein schwartzes kindt auch wol ein weissen Groschen findt. – Waldis, III, 14; Petri, II, 225; Henisch, 1099, 26.
269. Ein uugerathenes Kind ist ein Nagel in den Sarg der Aeltern.
270. Ein verwenth Kind wird muthwillig. – Petri, II, 232.
271. Ein verzärtelt Kind find't oft ein kläglich Ende.
272. Ein vngelert Kind, der man viel find, ist wie ein Rind in sachen blind. – Petri, II, 233.
273. Ein zu lecker erzogenes Kind wird Müssiggänger (Bummler) geschwind.
274. Einem Kinde, dem das Brot nicht schmeckt, soll man keinen Kuchen geben.
275. Einem Kinde gibt man 's Brot, das andere leidet Noth.
Holl.: Den enen kinde ghevet men broat dat ander let men gaen.
Lat.: Huic puero panis datur, alter transit inanis. (Fallersleben, 178.)
276. Einem Kinde soll man kein spitziges Messer geben.
Lat.: Ne puero gladium (committe). (Apostol., XIII; Binder I, 1100; II, 2003.)
277. Einem Kinde ziemen kindliche Geberden.
Die Letten: Dem Kinde kindischer Verstand. (Reinsberg VII, 45.)
278. Einem nackenden Kind kan man nichts ausziehen. – Petri, II, 177.
279. Einem nackenden Kinde frewrt auch in weiden schatten. – Petri, II, 177; Henisch, 1244, 43.
280. Einerley Kinder, mancherlei sinn. – Henisch, 837, 57; Petri, II, 181.
281. Eines Kindes Rücken muss früh gebeugt werden.
Dän.: Barneryg vil bøies i tide. (Bohn I, 348.)
282. Einn ieden halten sein kind, wie er sein ältern. – Franck, I, 157b.
[1282] 283. Einziges Kind, liebes Kind. – Simrock, 5610; Reinsberg VII, 73.
Dän.: Eene barn er altid kiær, det er geeft bedre at være eene barn end eene koe (hest). (Prov. dan., 47.)
284. Em miss de Käinjde mit wîj âr schielen. – Schuster, 591.
285. Ên Kind, gên Kind. – Hauskalender, I; Kern, 222.
286. Erschlage dein Kind nicht, du weisst nicht, was daraus werden kann.
Holl.: Sla uw kind niet dood, je weet niet, wat eruit groeijen kan. (Harrebomée, I, 407a.)
287. Erst das Kind und dann die Wiege.
Holl.: Eerst het kindje kijken, daarna wiegen. – Eerst het kindje kijken, eer men der minne drinkgeld geeft. (Harrebomée, I, 407a.)
288. Es artet am Kinde das dritte Theil nach den Gevattern. – Petri, II, 242; Henisch, 1418, 3.
289. Es gehet den Kindern nicht wol, wenn sie still sitzen. – Henisch, 1435, 22.
290. Es gibt keine Kinder mehr.
Wenn Kinder frühzeitig Verstand und Klugheit besitzen.
Frz.: Il n'y a plus d'enfans. (Bohn I, 25; Starschedel, 417.)
291. Es heysst offt ein kindt einn vatter, were es ein gans, ein feder wer nit sein. – Franck, II, 62a; Lehmann, II, 127, 131.
292. Es ist besser, das kind weine, dann der vatter selbst. – Franck, II, 7b; Tappius, 9a; Gruter, I, 32; Egenolff, 149a; Henisch, 322, 39; Simrock, 5583; Braun, I, 1881.
293. Es ist besser, das kindt weyne, dann ich. – Agricola I, 636; Franck, I, 78a; Guttenstein, I, 109 u. 139.
294. Es ist besser die kind bitten dich, dann du sie. – Franck, I, 75a; Egenolff, 336b; Petri, II, 255; Gruter, I, 32; Lehmann, 170, 31; Mayer, II, 158; Sailer, 263; Siebenkees, 66; Simrock, 5586; Körte, 3368; Reinsberg VII, 83; Braun, I, 1835.
Ein kluger Rath für Aeltern, ihren Kindern nicht so viel zu geben, dass sie dann genöthigt sind, von deren Gnade zu leben. Was die Kinder den Aeltern geben sollen, ist alles zu viel, und Aeltern, die sich auf die Kinderbank setzen, müssen daher oft ihre Uebereilung bereuen.
Dän.: Bedre at børn bede forældrene, end forældrene børnene. (Prov. dan., 53.)
295. Es ist besser die Kinder mit Worten ziehen als mit Schlägen.
Böhn.: Dítky napravuj stydem, a ne hrůzou a bičem. (Čelakovsky, 410.)
Lat.: Pudore et liberalitate liberos retinere satius esse credo quam metu. (Terenz.) (Philippi, II, 114.)
296. Es ist besser, die Kinder sitzen auf der Aeltern Bank, als die Aeltern auf der Kinder Bank. (S. 294.)
297. Es ist besser kein Kind, denn böse Kind. – Henisch, 461, 55; Petri, II, 256.
298. Es ist besser Kinder vnd Jungfrawen wohnen bei den alten. – Henisch, 328, 53.
299. Es ist besser, kinder weynen, denn alte leutte. – Agricola I, 651; Henisch, 322, 42; Schottel, 1127b.
300. Es ist besser, man last dem Kind die Nass vngeputzt, als dass man sie abreisst. – Lehmann, 542, 95.
301. Es ist besser sein Kind rotzig lassen, als ihm die Nase abreissen. – Reinsberg VII, 84.
Ein rohes Naturkind ist besser als ein verdorbenes Erziehungsstubenproduct, woran keine Natur mehr zu erkennen ist.
Frz.: Mieux vaut souffrir (laisser) son enfant morveux que de lui arracher le nez. (Cahier, 618; Gaal, 1343; Leroux, II, 240; Lendroy, 62; Bohn I, 22.)
302. Es ist besser zehn Kinder zeugen, als ein einziges umbringen. – Pistor., VI, 33.
303. Es ist ein ausgetragenes Kind, das mit einem Ass ein Pfund gewinnt.
304. Es ist ein fromb Kind, es wil seinem Vatter sein gut Gerüchte nicht benemen. – Lehmann, II, 141, 141.
305. Es ist ein Kind wie ein ander Rind. – Simrock, 8469.
306. Es ist ein weiss kindt, das seinen vatter kent. – Franck, II, 62a u. 197b; Tappius, 69a u. 90b; Egenolff, 276a; [1283] Gruter, I, 33; Lehmann, II, 138, 101; Petri, II, 262; Gaal, 1000; Simrock, 5581; Körte, 3390; Sprichwörterschatz, 15; Reinsberg VII, 26; Braun, I, 1842.
Man kann jetzt sagen: Kluger Mann, der seinen Grossvater kennt. Gottfr. Herder wenigstens hat nie etwas Zuverlässiges über seinen Grosavater erfahren können. Die Franzosen: Niemand kann seinen Vater nennen. Die Russen: Der Vater weiss wol wann, aber die Mutter weiss woher. Der Venetier antwortet auf jede Frage über seine Herkunft mit dem Reimvers: Mare sicura e pare de ventura (Die Mutter ist sicher, der Vater ungewiss). Die Russen versichern: Nicht alle Kinder des Gutsherrn sind Junker, und der Spanier behauptet: Eine gescheite Frau starb niemals ohne Erben. (Reinsberg VII, 27 u. 28.)
Dän..: Det er et klogt barn som kiender sin egen fader. (Prov. dan., 47; Bohn, I, 359.)
Engl.: It's a wise child knows his own father. (Bohn II, 78; Gaal, 1000.)
Frz.: L'enfant est sage qui son pere connoit. (Kritzinger, 271a.)
Holl.: Dat sijn wise kinder, die haren vader kennen. (Tunn., 26, 4.) – Het is een wijs kind, dat zijn' vader kent. (Harrebomée, I, 404a; Bohn I, 325.)
Lat.: Liberi prudentes, suos qui norunt parentes. – Matris ut capra dicitur. – Nati prudentes sunt, qui novere parentes. (Fallersleben, 724; Loci comm., 151; Gaal, 1000.) – Nemo suum patrem unquam noverit ipse.
307. Es ist gut mit kindern spilen. – Franck, I, 84a.
Bei Petri (II, 263) mit dem Zusatz: »Sie lassen jhnen bald leicht am gewinnen.«
308. Es ist kein Kind so hässlich, die Mutter nennt es schön.
Aehnlich russisch Altmann VI, 491.
309. Es ist leichter zwei Kinder tragen als eins gebären. – Altmann VI, 422.
310. Es ist nichts lieber als Kindeskind. – Hassl., 49; Eiselein, 376; Simrock, 5620.
Lat.: Et nati natorum, et qui nascentur ab illis. (Eiselein, 376.)
311. Es ist oft einer der Kinder Vormund, ein anderer ihr Erbe. – Graf, 172, 174.
Es ward dies aber erst möglich, nachdem nicht mehr auf Sperr- und Spillhand Rücksicht genommen wurde, sondern die nächsten Blutsverwandten das Erbe antraten. So konnte ein entfernter männlicher Verwandter durch nähere Blutsverwandten vom Erbe getrennt werden. Da aber die Vormundschaft ein unveräusserliches Recht der männlichen Verwandten blieb, so konnte der Fall eintreten, dass einer der Kinder Vormund wurde, der nicht zum Erbe kam.
Mhd.: It is dike ein der kindere vormündere und ein ander ir erve. (Sachsenspiegel, I, 23, 2.)
312. Es liegt nicht an dem, wie viel man den Kindern lasse, sondern wie ehrlich es gewonnen ist. – Petri, II, 286.
313. Es muss kein fromb Kind ein eheweib werden, sie sey denn zuvor ein hur worden. – Henisch, 801, 24; Petri, II, 289.
»Denn man leugt vnd lestert ohne schew.«
314. Es müssen die Kinder gelten, was die Eltern geborget haben. – Mathesius, Sarepta, CCXXIIa.
315. Es sind böse Kinder, die viel klaffen. – Petri, II, 293.
Holl.: Tsijn quade kinder, die vele clappen. (Tunn., 24, 5.)
Lat.: Est puer ingratus mala qui famare paratus. (Fallersleben, 708.)
316. Es sind fromme Kinder, die man mit dem Holtz stillen kan. – Petri, II, 293; Henisch, 1253, 30.
317. Es sind mehr Kinder durch Essen verdorben, als vor Hunger gestorben.
Holl.: Meer kinderen zijn er van eten bederven, dan er van den honger ooit zijn gestorven. (Harrebomée, I, 406b.)
318. Es sind unleidliche Kinder und Hunde, die Nachsicht finden zu jeglicher Stunde. – Körte, 3370.
Frz.: Enfant par trop caresśe mal appris et pis réglé.
319. Es sind viel Kinder, die graue Haare haben.
320. Es sitzt oft ein reiches Kind in einer armen Frauen Schos. – Reinsberg VII, 42.
In Bezug auf Ammen.
321. Es soll einer lieber mit Kindern vff stecken reitten als müssig gehen. – Lehmann, 573, 3.
322. Es wird uns kein Kind in ein Kloster thun. – Petri, II, 307.
323. Es wissen auch die kinder vff der gassen dauon zu sagen vnd zu singen. – Tappius, 17b u. 18b; Henisch, 660, 1; Schottel, 1131a.
[1284] 324. Et is better tehn Knigere upp'em Kissen, osse ent upp'em Gewissen. (Waldeck.) – Curtze, 317, 48.
325. Fertrockne Güorn dênt bäter 'n Gadful as 'n Fatful. (Süderdithmarschen.)
Verzogenen Kindern dient besser ein Arsch voll als eine Schüssel voll.
326. Frembd kind werden wol zogen. – Franck, I, 144b; Lehmann, II, 172, 22; Mayer, I, 105; Simrock, 5595; Reinsberg VII, 67.
327. Frembde Kinder gehen nimmer so nahe zu Hertzen als die eigenen. – Petri, II, 314.
Die Polen: Das Kind der Stiefmutter wird doppelt genährt. (Reinsberg I, 193.)
328. Fremde Kinder und eigene Kinder sind zweierlei Kinder.
Die Neger in Surinam: Der Leute Kinder sind nicht deine eigenen. (Reinsberg I, 193.)
329. Fremder Kind wird viel geschlagen, hör' ich Witwen und Waisen sagen.
330. Fremder Kinder Fürz stinken mehr als eigener Kinder Dreck.
Die Russen: Der Koth der fremden Kinder stinkt für den eigenen mit. (Altmann VI, 411.)
331. Fromme Kinder entschlaffen willig, muthwillige mit geschrey vnd vngedult. – Lehmann, 749, 41.
332. Fromme Kinder haben zuweilen gottlose Aeltern. – Blum, 508.
Ebenso wie zuweilen fromme Aeltern gottlose Kinder haben.
333. Fromme Kinder ziehen sich selbst. – Gaal, 377; D.h. sehr leicht.
334. Frühezeitige Kinder gerathen auch selten wol; sie sterben oder legens nicht wol. – Lehmann, II, 171, 47.
335. Frühweise Kinder werden nicht alt. – Körte, 3388; Simrock, 5629; Reinsberg VII, 44.
Böhm.: Vtipné dĕti netrvalé. (Čelakovsky, 402.)
Frz.: Les enfants vivent peu quand ils ont trop d'esprit. (Cahier, 617.)
Holl.: Een kind verstandig vóór de jaren, dat ziet men dikwijls kwalijk varen. (Harrebomée, I, 402b.)
Lat.: Odi puerulos praecoci sapientia. (Philippi, II, 62.) – Praecocia ingenia cito deficiunt. (Binder I, 1387; II, 2632; Philippi, II, 104; Seybold, 452.)
336. Frühwitzige Kinder leben nicht lange, aber Spätobst dauert. – Sailer, 151; Simrock, 2861; Reinsberg VII, 44.
337. Früwitzige kinder leben nit lang. – Franck, II, 134a; Egenolff, 145b; Eyering, II, 636; Petri, II, 319; Gruter, I, 42; Reinsberg I, 177.
Holl.: Als de kinderen vroeg wijs worden, leven zij niet lang, of daar worden gekken uit. (Harrebomée, I, 401a.)
338. Für ein Kind gibt es leicht schlecht Wetter.
Engl.: To a child all weather is cold. (Bohn II, 4.)
339. Fürwitzige (frühweise, frühwitzige) Kinder werden gecke (Tölpel). – Henisch, 1402, 36; Petri, II, 319; Sailer, 289; Körte, 3385; Simrock, 5630; Reinsberg I, 177; VII, 44.
»Die Kind, die bald listig wern, leben nit lang oder werden thoren.« (Eyering, II, 636.)
Engl.: Foul in the cradle and fair in the saddle. (Körte, 3385.)
340. Gäb' es keine Kinder, wer würde die Nacht Geschrei im Hause machen.
Böhm.: Kdyby nebylo dĕtcův, nebylo by pláčův. (Čelakovsky, 402.)
341. Gebrät Käinjt hat sich vîr em Féier. – Schuster, 1078.
342. Gebrent kind förchts fewer. – Egenolff, 65b; Eyering, II, 638; Petri, II, 325; Gruter, I, 42; Henisch, 1083; 12; Grimmelshausen, Stoltze Melcher; Sutor, 669; Hollenberg, I, 34; Blum, 423; Bücking, 263; Sailer, 185; Mayer, I, 102; Steiger, 336; Müller, 16, 3; Lohrengel, I, 215; Eiselein, 375; Struve, I, 51; Baumgarten, 24; Siebenkees, 148; Simrock, 1290; Braun, I, 1838; Reinsberg III, 97.
»Ein sprichwort sagen thut: verbrents kind fürcht dess feuers glut.« (Ayrer, IV, 2562, 22.)
Dän.: Brændt barn ræddes ild og bidet hund. (Prov. dan., 48, 88 u. 409.) – Brændt barn rædes gierne ilden, og bidt barn hund. (Bohn I, 351.)
Engl.: A burnt child dreads the fire. (Gaal, 1001; Bohn II, 75.)
[1285] Frz.: Enfant brûlé craint le feu. (Gaal, 1001.) – Chat échaudé craint l'eau froide. – Qui brûle une fois soufflera volontiers à l'autre. (Kritzinger, 128a u. 656b.)
Holl.: Gebrande kinderen schuwen (vreezen) het vuur. (Harrebomée, I, 403a.)
It.: Can' scottato dall' acqua calda ha paura poi della fredda. (Bohn II, 75.)
Lat.: Cautus enim metuit. (Philippi, I, 77.) – Facit experientia cautos. (Binder I, 504; II, 1075; Philippi, I, 148.) – Navis scopulos deprecatur. (Seybold, 169 u. 330.) – Nemo libenter recolit, qui laesit, locum. (Phädrus.) (Philippi, II, 45.) – Non procul a stabulis audet discedere, si qua excussa est avidi dentibus agna lupi. (Ovid.) (Binder II, 2214; Philippi, I, 43.) – Piscator ictus sapit. (Seybold, 442; Philippi, II, 96; Froberg, 531; Hauer, kij; Hanzely, 109.) – Post male prudentior. – Quae nocent, docent. (Philippi, II, 118.) – Quae pro parte nocent, plurima saepe docent. – Terretur minimo pennae stridore columba, unguibus, accipiter, saucia facta tuis. (Qvid.) (Binder I, 1741; II, 3319.) – Tranquillas etiam naufragus horret aquas. (Ovid.) (Binder I, 1752; II, 3340; Sutor, 235.) – Vulpes haud rursus capitur laqueo. (Egenolf, 65b.)
Span.: Gato escaldado del agua fria a miedo. (Bohn II, 75.)
Ung.: Keze égett gyermek írtózik a' tüztöl. (Gaal, 1001.)
343. Gebrente Kinder hüten sich für dem fewer. – Fischer, Psalter, 249, 1.
344. Gescheite Kinder leben nicht lange. – Struve, I, 32.
»Kurzem Sommer«, sagt Shakspeare, »pflegt ein schöner Lenz vorherzugehen.«
Lat.: Is cadit ante senem, qui sapit ante diem. – Praecocia ingenia cito deficiunt, praecocibus mors ingeniis est insita semper. (Binder I, 387; II, 2622; Philippi, II, 104; Seybold, 452.) – Praecocia ingenia raro maturescunt. – Qui sapit ante pilos, non sapit ille diu. (Binder I, 1485; II, 2802; Philippi, II, 136; Eiselein, 19.)
345. Gib dem Kinde, was es will, und dem Hunde, so oft er mit dem Schwanze wedelt, so wirst du einen guten Hund und ein böses Kind haben. – Winckler, III, 97.
Engl.: Give a child all he shall crave, and a dog while his tail doth wave, you shall have a fair dog and a foul knave. (Bohn II, 195.)
Holl.: Geef een kind, als het eischt, en een' hond, als hij kwispelstaart, gij zult een kwaad kind en een' goeden hond hebben. (Harrebomée, I, 403a.)
346. Gibt man dem Kinde eines fingers lang nach, so wils ein elen (eine Spanne) haben. – Petri, II, 339; Henisch, 818, 65; Sutor, 551; Sailer, 263.
347. Grosse Kinder entwöhnen sich schwer.
348. Grosse Kinder, grosse Sorge; kleine Kinder, kleine Sorgen. – Lehmann, 170, 27; Sailer, 264.
Die Aeltern wünschen die Kinder gross, und sind sie herangewachsen, dann sind ihnen die Aeltern übrig. Der Holländer drückt dies so aus: O Kinder, wäret ihr gross! O Aeltern, wäret ihr todt. (Reinsberg VII, 46.)
349. Gute Kinder, artige Spiele.
Dän.: Fagre børn qvæde fagre viser. (Bohn I, 367.)
350. Gute Kinder, grosse Freud'; böse Kinder, grosses Leid.
Die Russen: Schlimme Kinder lassen keine Freude zu. In Galizien: Gute Kinder eine Krone, aber schlimm das Ende. Die Böhmen: Gute Kinder sind ein schönes Gut; schlimme Kinder Verwirrung im Hause. Und: Wenn nicht Kinder wären, gäbe es keine Thränen. (Reinsberg VII, 65.)
Böhm.: Dobré dĕti krásný statek, zlé pak dĕti v domĕ zmatek. – Dobré dĕti vĕnec, zlé dĕti všemu honec. (Čelakovsky, 402.)
351. Gute Kinder hat man nicht zu viel.
Dän.: Gode børn ere ey for mange. (Prov. dan., 87.)
Holl.: Goede kinderen kan men niet te veel hebben. (Harrebomée, I, 403b.)
352. Gute Kinder sind der Aeltern Freude.
»Den eltern grosse freude bringt, wann sie haben gehorsam kind.« Die Russen: Glücklich die Kinder, an denen Vater und Mutter Freude erleben. (Reinsberg VII, 65.)
Lat.: Gaudet uterque parens, cum filius est bene parens. (Binder II, 1229; Loci comm., 151; Neander, 284.)
353. Gute Kinder sind der Aeltern Reichthum, Heil und Segen. (Finn.)
354. Guten Kindern folgt Heil, bösen ein Seil. – Parömiakon, 2529.
355. Haben die Kinder Recht zu einem Erbe, so haben sie auch Recht zum andern. – Graf, 194, 67.
Wie sie ein Recht auf den Nachlass des Vaters besitzen, so auch auf den Nachlass der Mutter.
[1286] Mhd.: Habenn di kinder recht zcu einem guthe szo habenn si ouch recht zcu dem guthe wu er gelegin. (Michelsen, 28, 6.)
356. Hâskemöh, mîn leve Kind, wat is't 'n Eilandsleven. – Bueren, 637; Kern, 119.
Unter den Eilanden sind hier die ostfriesischen und oldenburgischen Inseln gemeint, die für ihre Bewohner die Welt sind, und wenig festländische Vergnügungen bieten.
357. Hastu kind, so zeuge (ziehe) sie. – Franck, II, 8b; Eiselein, 374.
Die Erziehung der Kinder geht allem andern vor.
Frz.: Faut nourrir les enfans cette année et différer à carder les laines jusques à l'autre. (Prov. en basque.)
358. Hastu Kinder, so zeuch sie; nimbst du ein weib, so warte jr. – Lehmann, II, 261, 7; Petri, II, 373; Henisch, 233, 11.
Die Russen: Hast du verstanden, Kinder zu zeugen, so verstehe auch, sie zu belehren. Und die Czechen: Nicht blos Kinder zeugen, sondern auch leiten. (Reinsberg VII, 60.)
359. Hat das Kind auch eine Platte auf dem Kopfe? frug eines Bauern Frau, als man sagte: Ei, ei, wie ist das Kind dem Vater so ähnlich. – Klosterspiegel, 31, 15; Eiselein, 372.
360. Hat ein jedes Kind seinen rechten Namen, so heist du nicht Peter götz. – Henisch, 1717, 35; Eiselein, 386; Simrock, 5584; Körte, 3290.
Frz.: Le bon oiseau se fait de lui-même. (Gaal, 377.)
361. Hätte jedes Kind den rechten Namen, dies Mädchen hiesse Pater Joseph. – Klosterspiegel, 36, 10.
362. Hätte jedes Kind eine Platte, das einen Pfaff (Mönch) zum Vater hat, so fehlt's an Perrüken in Land und Stadt.
363. Heimerzogen kindt ist bei leuten ein rindt. – Egenolff, 81b; Eiselein, 374; Körte, 3387.
364. Hetten Kinder kein anstoss, so wüchsen sie wol eins Baums gross. – Lehmann, 169, 17; Petri, II, 379; Henisch, 223, 11.
Lat.: Saepe lupi modica fit cibus undique causa. (Sutor, 593.)
365. Ich bin ein gerieben Kind, sagte Pfiff, ich kann multipliciren, wo lauter Nullen sind.
366. Ich habe meine Kinder geschlagen, beichtete der Mann, und sie gehörten dem Pater Guardian. – Klosterspiegel, 31, 17.
367. Ich hoa wull schuen a Kind gehobt, oawer a ganz numpern klenes, sagte die Magd zum Pfarrer, als er sie fragte, ob sie noch Jungfrau sei.
368. Ich verlasse meinen Kindern die ganze Welt. – Meisner, 63.
D.h. nichts.
369. Ihr macht das Kind, aber nicht sein Herz. (Afrika.)
370. Ist das Kind nicht getauft, so erbt es nicht. – Graf, 210, 196.
Infolge des Einflusses, den die Priester auf das deutsche Recht übten, galt ein ungetaufter Mensch für erbunfähig. Während im ursprünglichen deutschen Rechte die Erbfähigkeit an das Blut geknüpft war, wurde sie nun von der Kirche vom Wasser abhängig gemacht. (S. Heide 4.) Das Sprichwort ist aus dem dänischen Rechte entlehnt. (Vgl. Homeyer, Grundriss, 80a.)
371. Ist das Kind satt, so hungert die Amme. – Altmann V, 461.
372. Je lewer Kind, je echärper Roo. – Schwerin, 3; Danneil, 277; ostfriesisch bei Frommann, VI, 280, 730; Bueren, 705; Hauskalender, I.
373. Je lieber kind, je schärpffer (grösser) rut. – Agricola I, 649; Egenolff, 75b u. 250a; Eyering, III, 81; Franck, I, 26; Petri, II, 393; Gruter, I, 75b; Luther's Tischr., 209b; Luther, 458; Fischer, Psalter, 173, 3; Latendorf II, 18; Schottel, 1138a; Sutor, 677; Gaal, 1004; Sailer, 263; Eiselein, 372; Steiger, 368; Venedey, 104; Ramann, II. Pred., I, 244; Simrock, 5593; Körte, 3369 u. 413; Braun, I, 1834; Reinsberg I, 178.
Die Russen: Wen man liebt, den schlägt man auch. Wer straft, der liebt auch. Die Türken: Wer seine Töchter nicht schlägt, wird es an seinen Knien fühlen.
[1287] In Mailand: Wer den Stock spart, hasst die Söhne. Wer seine Sprösslinge liebt, schont sie nicht vor der Peitsche. Der gute Vater findet den Stock. Wer den Kindern wohl will, straft sie gut. Die Venetier: Der Vater, welcher gut ist, wendet den Stock an. Die alten Römer: Der Vater züchtigt den Sohn, welchen er liebt. (Reinsberg VII, 82.)
Mhd.: Je lieber kint, je groezer pesen. – Je zerter kint, ie groezer rout. (Wolkenstein.) – Wie lieber kint, ye scherffer rout. (Muscatblut.) – Liebem kinde ist guot ein rîs. (Marner.) – Ze liebem kinde gehoerent beseme groze. (Labers.) (Zingerle, 81 u. 198.)
Dän.: Jo kier ere barn, jo skarpere riis. (Prov. dan., 48; Bohn I, 382.)
Frz.: Qui aime bien, châtie bien. (Leroux, I, 141.)
Holl.: Hoe liever kind, hoe scherper roede. (Harrebomée, I, 405b.)
Lat.: Diligit hic natum virga qui corrigit illum. (Binder II, 792.) – Non amat hic puerum, qui raro castigat (corrigit) illum (istum). (Binder I, 1147; II, 2125; Philippi, II, 31; Gartner, 37; Seybold, 361; Eiselein, 372.) – Pater filium, quem amat, castigat. (Gaal, 1004.) – Qui parcit virgae, odit filium. (Philippi, II, 135.) – Quo quis Deo charior, eo flagellis proximior. – Sit licet in natos facies austera parentum, aequa tamen semper mens est et amica voluntas. (Mant.) (Philippi, II, 31, 135 u. 192.)
Ung.: A' ki fiát szereti, nem kimélli ostorát töle. (Gaal, 1004.)
374. Je, mehr Kinder, desto mehr Vaterunser, je mehr Vaterunser, desto mehr Brot. – Frischbier, 398; Frischbier2, 1997; Hennig, 122 u. 145.
375. Je mehr Kinder, je mehr glück vnd heilige engel. – Henisch, 895, 62.
376. Je mehr Kinder, je mehr Glücks. – Luther's Tischr., 412b; Heuseler, 467; Petri, II, 394; Eiselein, 375; Simrock, 5615; Reinsberg I, 170; VII, 6.
377. Je mehr man ein Kind beklagt, je mehr weint es. – Reinsberg VII, 83.
Dän.: Jo mere mand ynker barnet, jo mere det græder. (Prov. dan., 568.)
378. Je schöner Kind, je grösser Liebe.
379. Jedem Kinde gefällt seine Butterbemme am besten. – Luther.
380. Jedes Kind behält seines Vaters Recht. – Graf, 57, 205.
Dass das Kind, dessen in rechter Ehe lebende Aeltern vollfrei waren oder nur verschiedenen Graden des Adels angehörten, dem Rechte des Vaters angehörte, war unzweifelhaft; das obige Sprichwort spricht aber den Satz aus, dass jedes Kind ohne Rücksicht auf dessen Echtheit und Freiheit dem Geburtsstande des Vaters folge, eine Rechtsansicht, die nicht zu allgemeiner Geltung gelangt ist. (S. Kind.)
Mhd.: Ein ieglich kint beheldet sines vater recht. (Wackernagel, 16, 13.)
381. Jedes (neugeborene) Kind bringt sein Glück mit.
Auf Amrum: Arka Biarn brangt sin Lok mä. (Haupt, VIII, 369, 308.)
Holl.: Elk kind brengt duizend gulden mede. (Harrebomée, I, 403a.)
382. Jedes Kind erbt für sein Theil und für sein Haupt. – Graf, 216, 224; Mohr, 167, 1.
383. Jedes Kind ist seines Vatters. – Lehmann, 42, 30; Eiselein, 373; Simrock, 5579; Graf, 163, 122; Reinsberg VII, 26.
384. Jedes Kind sich sehnet, wie's die Mutter hat gewöhnet.
385. Jedes Kind weiss, dass eine Sau ein Schwein ist.
Holl.: Een kind zou merken, dat een kalf een beest is. (Harrebomée, I, 402b.)
386. Junge Kinder bleiben bei alten Gnaden. – Graf, 155, 118.
Unter »Gnaden« werden die Vortheile verstanden, die den Frauen zum Schutze ihres Vermögens ausser den bestimmten Rechten, wie des Pfandrechts am Vermögen ihres Mannes, in den verschiedenen Rechtsbüchern zugesichert werden und deren eine grosse Anzahl sind, als: Leibgedinge oder Leibzucht, Witthum, Morgengabe, Musstheil, Eingeschneitel, Haubenbandsgerechtigkeit, Gnadenjahr u.s.w. Die Glosse zum Sachsenspiegel nennt diese Vorrechte »Gnaden«. Dem Manne helfen diese Vorrechte nichts; nur den Kindern werden sie zuweilen eingeräumt, und darauf bezieh sich das obige Sprichwort.
Mhd.: Jungen kinder sullen beleiben bei alten genaden. (Auer, 294, 100.)
387. Junge Kinder haben das essen lieb. – Henisch, 949, 29; Petri, II, 402.
[1288] 388. Kein Kind ist seiner Mutter Kebskind. – Graf, 164, 136.
»Kein kint ist seiner mutter kebisch kint.« (Hertius, II, 3, 260.)
389. Kein Kind, keine sorge. – Petri, II, 417.
390. Kein Kind soll des Vaters Schuld entgelten. – Graf, 222, 277.
Schulden, die der Vater macht, sollen den Sohn nicht drücken. (S. Gut 231.)
Mhd.: Keyn kint sol des vatters schuld entgelten. (Lassberg, Schwäb. Lehnrecht, 61, 9.)
391. Keine Kinder, keine Hände. – Petri, II, 417.
392. Kên Kind ward grôt sunder (ohne) Bûlen (Beulen). (Ostfries.) – Frommann, VI, 285, 76; Eichwald, 1015; hochdeutsch bei Reinsberg VII, 59.
393. Kên Minske schloe sîne Kiner daut, denn man weit nich, wat darut weren kann. (Waldeck.) – Ostfriesisch bei Kern, 235.
394. Kenger un Gecke sagen de Worret. (Bedburg.)
395. Kenner uffen Schôss brenget Brot ins Hôs. (Waldeck.) – Curtze, 364, 606.
396. Kind ohne Ruth thut nicht gut.
Mhd.: Daz kint gehoeret zou dem rîse. (Haslan.) – Mit gerten schol man kinder strafen. (Ring.) (Zingerle, 81 u. 198.)
397. Kind seind kind, wann mann es ein jar trieb. – Franck, I, 82b.
398. Kind verloren, etwas verloren; Mann verloren, alles verloren.
Klage einer Witwe. Die Frau des Hindu fragt: Mein Kind ist (mir) sehr theuer, mein Mann ist mir sehr theuer, bei wem soll ich schwören? Eine andere stellt den Mann entschieden höher und ruft aus: Mag mein Sohn sterben, aber laas uns nicht voneinander scheiden. Es ist dies sehr erklärlich; sie weiss, was sie am Manne hat, aber sie kann nicht wissen, wie der Sohn gerathen wird. (Reinsberg VII, 26.)
399. Kind vnd Kindeskind lahen nichts im hauss vnd tragen stets für brennen auss. – Petri, II, 422; Henisch, 502, 8.
400. Kind, wirst du roth, so warnt dich Gott.
401. Kinder binden die Ehe. – Petri, II, 420.
402. Kinder bleiben Kinder, und wenn sie bis Mittag schlafen. – Frischbier2, 1998.
403. Kinder brauchen strenge Zucht.
»Die Kinder muss man ziehen hart, sonst ein verloren hauff drauss ward.« (Froschm., Ppii.)
404. Kinder de spejen (speien), pleggen to dejen (gedeihen). – Kern, 231.
405. Kinder denken, jede Maus hat Gift im Schwanz.
Die bereits durch verkehrte Wärterinnen der Natur entfremdeten; sonst freuen sich Kinder über jedes Thierlein, greifen nach jedem und würden selbst mit dem wirklich giftigen furchtlos spielen.
406. Kinder denken lange.
Sie erinnern sich oft in spätem Alter gewisser Vorgänge aus ihrer frühesten Jugend.
Dän.: Barnet-mindet er langt. – Mand og alderdommen kand mindes barndommen. (Prov. dan., 49.)
407. Kinder denken, Väter lenken.
408. Kinder, die früh sterben, kann der Teufel spät nicht erben.
Lat.: Abripitur juvenis, mala ne venientia cernat. (Seybold, 2.)
409. Kinder, die man am wenigsten acht, überleben vnd erben gemeiniglich die andern. – Petri, II, 420.
410. Kinder, die mit Feuer spielen, pissen gern ins Bett.
Holl.: Kinderen, die met vuur spelen, p ..... hun bed. (Harrebomée, I, 405b.)
411. Kinder, die nicht vom Herzen kommen, hängen auch nicht am Herzen.
Dän.: Børn gaae fra hiertet, og til hiertet; og hvor børn ei komme fra hiertet der komme de ei heller ind. (Prov. dan., 86.)
412. Kinder, die offt was finden, sind gern Diebe. – Petri, II, 420; Henisch, 694, 66.
413. Kinder, die schreien, am besten gedeihen.
414. Kinder, die über der Taufe schreien, leben nicht lange. – Struve, II, 36.
Eine Bemerkung, die vielleicht nicht ganz Aberglaube ist. Die Kälte, welche sie bei der schnellen [1289] Entblössung empfinden, der Reiz des kalten oder zu warmen Wassers, den sie fühlen, und viele andere Umstände können Ursache davon sein.
415. Kinder Einer Mutter zwar, aber nicht von Einem Haar (einerlei Art).
Die Basken: Sieben Kinder eines und desselben Leibes sind verschieden in Gesinnung und Denken. Die Litauer: Alle sind einer Mutter, aber nicht alle eines Verstandes. Die Esten: Die Mutter steckt zwar die Brust in des Kindes Mund, aber nicht den Verstand in seinen Kopf. In Afrika: Ihr macht das Kind, aber nicht sein Herz. (Reinsberg VII, 37.)
416. Kinder erziehen ist besser (schwerer) als Kinder zeugen.
Böhm.: Nejen zploditi, ale také voditi. – Umĕl jsi dítky zploditi, umčj též vyučiti. (Čelakovsky, 406.)
417. Kinder erziehen ist kein Gänsehüten.
Holl.: Kinderen kweeken is geen ganzen wachten. (Harrebomée, I, 405b.)
418. Kinder (gut) erziehen ist nicht jedermanns Sache.
It.: Governar patti non è mestier da tutti. (Pazzaglia, 158, 6.)
419. Kinder, es ist ein Weinkotz, sagte der Pfaffe, da er spie. – Hoefer, 836.
420. Kinder essen des Tags nur einmal. – Petri, II, 420.
D.h. sie essen den ganzen Tag.
421. Kinder essen lieber Milch als Meerrettich.
So haben schwache Menschen halbe Massregeln lieber als ganze und beben vor kräftigen zurück.
422. Kinder finden oft eher einen Deut als grosse Leut'.
423. Kinder findet man nicht auff dem Mist (oder: auff den Gassen). – Gruter, III, 29; Lehmann, II, 322, 63; Simrock, 5639; Reinsberg I, 175; VII, 8.
424. Kinder folgen dem Freigeborenen. (S. 67.) – Graf, 58, 213.
Dän.: Barn fylghin thøm fräls ar. (Rosenv., 17.)
425. Kinder fragen nicht, was das Brot kostet.
Dän.: Barn skiøtte ey hvad skieppen koster. (Prov. dan., 49.)
426. Kinder fragen, olde Lüde weten't wol. (Ostfries.) – Bueren, 774; Brem. Wb., I, 445.
427. Kinder gebären ist Gottes Werk. – Luther's Werke, II, 391a.
428. Kinder gehen zur gleichen Theilung. – Kamptz, III, 380; Graf, 216, 229.
429. Kinder gerathen nicht allwege nach den Eltern. – Petri, II, 420.
430. Kinder, Gesind vnd Weiber essen sich offt am genasch siech vnd kranck, auch wol gar todt. – Henisch, 1563, 34; Petri, II, 420.
431. Kinder haben es am besten in der Fasten, Priester zu Ostern, die Füllen in der Ernte und die Bauern zu Weihnacht.
Dän.: Det er godt at være barn om fasten, præst om paasken, føll om hosten, og bonde om juulen. (Prov. dan., 48.)
432. Kinder haben kindische Anschläge. – Struve, II, 30.
433. Kinder haben Lachen und Weinen in Einem Sack. – Simrock, 6127; Reinsberg VII, 83.
434. Kinder haben machet Ehr', aber auch den Beutel leer. (Darmstadt.)
435. Kinder haben nicht den Verstand alter Leute.
Frz.: L'on ne doit pas mettre son sens à un enfant. (Leroux, II, 254.)
436. Kinder haben nicht verstand, darumb sollen Eltern jhnen solchen einpflanzen. – Lehmann, 171, 45.
Den Geist entwickeln.
437. Kinder halten das Maul, wenn's voll ist.
Holl.: Kinderen zijn nimmer stil. ( Harrebomée, I, 406a.)
438. Kinder halten Rechenpfennige, für Dukaten.
Manche, die keine Kinder sind, halten neue Worte für neue Ideen.
439. Kinder hat man, Kinder kriegt man. – Simrock, 5644; Reinsberg VII, 8.
440. Kinder hawet man mit der Ruten vnd rettet jhre Seel von der Hell. – Petri, II, 420.
441. Kinder in meinem Zeichen geboren, müssen anderer Leute Narr sein. – Eiselein, 375.
Anderer Leute Narr muss nur der sein, der es sein will; man kann dazu niemand zwingen.
[1290] 442. Kinder in Pên1, willt de all frên2? (Ostfries.) – Frommann, V, 285, 772.
1) Pê, Pî, auch Pijn, Pîge, Pigge, Pîke, Pey = grobes wollenes Tuch, dicker Boy.
2) Schon freien.
443. Kinder (Kinner) is de best Overwinnst1. (Ostfries.) – Frommann, VI, 288, 764.
444. Kinder kan man nicht in einen Handschuh stecken. – Petri, II, 420.
445. Kinder kann man mit Würfeln betrügen, Männer mit falschen Eiden und Lügen.
Lat.: Viri jure jurando, pueri talis fallendi. (Philippi, II, 253.)
446. Kinder, Kinder, bleibt's zu Haus, 's Unglück passt beim Thür'l draus. – Reinsberg II, 92.
447. Kinder kommen vom Hertzen vnd gehen wieder zu hertzen. – Petri, II, 420; Herberger, I, 2, 427; Herberger, Herzpostille, I, 530.
448. Kinder können anders nicht als weinen. – Reinsberg VII, 40.
449. Kinder können der Rut so wenig entbehren als essens vnd trinckens. – Petri, II, 420.
450. Kinder können Kindern kein Gut leihen. – Graf, 559, 61.
An manchen Orten wurde die Belehnung des unmündigen Sohnes des verstorbenen Lehnsmanns bis zum Eintritt der Mündigkeit verschoben.
451. Kinder können nicht mit Riesen kämpfen.
Böhm..: Tĕžko jest ditíti s obry za prsty se táhatí. (Čelakovsky, 350.)
452. Kinder können viel verwachsen. – Petri, II, 420.
453. Kinder könt't dôn, un olde Lü(de) hebbt der Wark (Arbeit, Werk) an. (Ostfries.) – Frommann, VI, 285, 771; Bueren, 762; Hauskalender, I.
454. Kinder kriegen keine Mutter wieder, aber der Vater wol ein frawen. – Petri, II, 420; Henisch, 1197, 57.
455. Kinder lassen sich keine grauen Haare wachsen.
Dän.: Barne-sorgen varer stakket. (Prov. dan., 49.)
456. Kinder lässt man nicht Brot schneiden, sie würden sich mit dem Messer nur Schaden thun. – Sailer, 288.
457. Kinder leckt man nicht am Schnee. – Gruter, III, 39; Lehmann, II, 322, 64; Simrock, 5641; Reinsberg I, 175; VII, 8.
458. Kinder lernen an Bänken gehen.
459. Kinder lernen eher einen Spruch auf dem Markte (in der Küche) als in der Schule.
Dän.: Børn lære snarere et sprog i kiokkenet und i skolen. (Prov. dan., 86.)
460. Kinder lernen mit den Augen so viel als mit den Ohren.
461. Kinder lernen reden in kurzer Zeit, Schweigen lernt mancher sein Lebtag nicht.
462. Kinder machen die Eltern alt. – Petri, II, 420.
463. Kinder machen einer Mutter viel Mühe. – Simrock, 5604.
Lat.: Infans ante partum matri est onerosus, in partu dolorosus, post partum laboriosus. (Philippi, I, 194; Seybold, 238.)
464. Kinder machen grosse Freud', machen auch gross Herzeleid.
Dän.: Børn giøre baade glæde og sorg. (Prov. dan., 84.)
465. Kinder machen Kindereien.
Lat.: Pueri puerilia faciunt.
466. Kinder machen lieb vnd leid. – Petri, II, 421.
467. Kinder machen nur Sorgen.
Die Basken: Wer Kinder hat, der hat viel Dinge nöthig, indessen auch der Kinderlose ist nicht frei von Sorgen. Wer Kinder hat, ist frei von den Sorgen um die Kinder. Die Litauer: Kinder wie Bohnen (Buchweizen) und kein Rindchen Brot. Wer Kinder hat, isst die besten Bissen nicht selbst. (Reinsberg I, 175.)
468. Kinder machen viel Plage.
469. Kinder maken Hinder (Hinderniss). – Kern, 228.
470. Kinder meinen, wenn es in ihrem Dorfe regnet, es regne in der ganzen Welt. – Opel, 386.
471. Kinder mercken lang, zumal was böse ist. – Mathesius, Historia Jesu, LXVIa.
472. Kinder misst man nicht mit Schüsseln auss wie kirschen. – Gruter, III, 39; Lehmann, II, 322, 65.
[1291] 473. Kinder mit Willen, de kriegt watt vör de Billen (Hinterbacken). (Ostfries.) – Bueren, 763; Frommann, V, 285; Hauskalender, I.
474. Kinder môt't nich mit olde Lü(de) in de Rîge1 sitten. (Ostfries.) – Frommann, VI, 285, 769; Bueren, 764; Hauskalender, I.
475. Kinder muss man nicht zu sehr in die Sonne setzen.
Unerfahrene Leute nicht in öffentliche hohe Aemter und Stellungen bringen.
Böhm.: Nevysazovati dĕti na slnuce. (Čelakovsky, 364.)
476. Kinder muss man ziehen, dass der Apfel bei der Ruthe liegt. – Eiselein, 658.
477. Kinder müssen an Bänken (am Laufzaum) gehen lernen.
Lat.: Auxilio indigent, quae de novo emergunt. (Binder II, 306; Philippi, I, 53; Seybold, 50.)
478. Kinder müssen kriechen, um gehen zu lernen.
Holl.: Kinders zullen kruipen leeren, om te kunnen gaan met eene. (Harrebomée, I, 406a.)
479. Kinder müssen nicht alles wissen, sagte der Bub', der im Garten Kirschen genascht, als der Herr ihn zu sich rief, um ihm etwas zu sagen.
480. Kinder müssen nicht jeden Mus kosten wollen. – Reinsberg VII, 62.
481. Kinder müssen nicht von allem haben. – Struve, I, 24; Mayer, I, 105.
482. Kinder müssen nie wissen, dass die Aeltern Geld (Vermögen) haben.
Sie verlassen sich sonst darauf, anstatt ihre Anlagen und Kräfte zu gemeinnütziger Thätigkeit auszubilden, und werden geldstolz, eitel, verdorben.
483. Kinder müssen schreiten, wohin die Ammen sie leiten.
484. Kinder müssen sich ausgangen, hat der Vater gesagt, ist ihm's Kind aus der Wiegen gefallen. – Hoefer, 1098.
485. Kinder müssen warten, bis sie gefragt werden.
Lat.: Primum auscultare disce, si nescis loqui. (Philippi, II, 107.)
486. Kinder müssen was zu mutzen (spielen) haben. (Kamnitz.)
487. Kinder, Narren und trunken Leut' finden überall Geleit.
Frz.: Il y a une providence pour les fous, les enfants et les ivrognes. (Cahier, 1493.)
488. Kinder, Narren, trunkner Mund reden aus des Herzens Grund. – Gaal, 1006; Reinsberg VII, 90.
Engl.: Children and fools teil truth. (Gaal, 1006; Eiselein, 374.)
Lat.: Si secretarum seriem vis noscere rerum, ebrius insipiens, pueri dicunt tibi verum. (Gaal, 1006; Loci comm., 176.)
489. Kinder, narren vnd volle leut sagen gern die warheyt. – Franck, II, 35b; Tappius, 37a; Eyering, I, 186; Lehmann, II, 313, 34.
Lat.: Vinum et cum puericia et sine puericia veridicum est. (Tappius, 36b.)
490. Kinder nie verstehen, wie sie der Mutter zu Herzen gehen.
»Wo find man Kinder die verstehen, wie sie der Mutter zu Hertzen gehen.« (Froschm., Aa VIIIb.)
491. Kinder ohne Ehe und Ehe ohne Kinder, da ist nicht viel Freud' dahinter.
Lat.: Conjugium sine prole, est quasi dies sine sole. (Seybold, 83.)
492. Kinder reicher Leute und Bettlerhütten werden geschwind alt.
493. Kinder sagen wahr.
Dän.: Barn siger gierne sandingen. (Prov. dan., 48.)
494. Kinder sagen wol, dass sie gesteupet seyn, sie sagen aber nicht warumb. – Petri, II, 421.
Böhm.: Dítĕ praví: bito jsem; ale ne poví proč. (Čelakovsky, 357.)
Poln.: Prawi dziecie, źe go bito, ale niemówi za co. (Čelakovsky, 357.)
495. Kinder saugen an der Mutter, wenn sie klein, und am Vater, wenn sie gross sind.
Engl.: Children suck the mother when they are young, and the father when they are old. (Bohn II, 78.)
[1292] 496. Kinder scheuen die Kauzen und gescheite Leut' die Mönche. – Klosterspiegel, 70, 1.
497. Kinder schöpfft man nicht auss dem Brunnen. – Gruter, III, 39; Lehmann, II, 322, 66; Simrock, 5640; Reinsberg I, 175; VII, 8.
Es ist keinen Aeltern gleichgültig ein Kind zu verlieren. Kindern sagt man jedoch, dass sie aus Brunnen, Teichen, Höhlen und Bergen geholt werden oder auf Bäumen und Sträuchen wachsen, dass sie der Storch (in Böhmen der Rabe) bringe, sowie man in Frankreich und Italien den Kindern das Dickwerden der Schwangern mit dem Worte erklärt: Sie ist von einer Schlange gebissen worden. (Reinsberg VII, 17.) Die Russen: Man schüttelt die Kinder nicht von sich ab, wie die Nüsslein von der Haselstaude. (Altmann VI, 424.)
498. Kinder schreien so lange, bis man ihnen zu essen gibt.
So manche politische Kinder tadeln die Regierung und die Einrichtungen des Staats so lange, bis man ihnen ein einträgliches Amt oder einen ihre Eitelkeit nährenden Orden gibt.
499. Kinder, Schweine und Hühner sind nie satt. – Reinsberg VII, 61.
500. Kinder sehen auch gern gemalte Bilder. – Petri, II, 421.
501. Kinder sehen mehr darauff, was die Eltern thun, als was sie sagen. – Lehmann, 171, 50.
»Sind jhre Affen, was sie sehen, das thun sie nach.«
502. Kinder seind lieb, dann sie werden saur. – Franck, II, 167b; Gruter, I, 53; Petri, II, 441; Simrock, 5602.
503. Kinder seynd bald zu g'schweigen.
Lat.: Parva manus pueri modico solet esse repleta. (Sutor, 594.)
504. Kinder sin warten, bis sie gefruet waden. (Nordböhmen.)
Kinder sollen erst dann reden, wenn sie gefragt werden.
505. Kinder sind Affen, was sie sehen, thun sie nach.
Holl.: Kinderen zijn apen. (Harrebomée, I, 406a.)
506. Kinder sind armer Leute Reichthum.
Die Serben: Die Kinder sind den Armen ein lebendiger Schatz. Kinder sind ein Segen des Herrn, aber sie reissen die Knöpfe von den Kleidern. Die Holländer sagen daher: Wohl dem, der keine Kinder hat! Von jungen Kindern und alten Leuten hat man wenig Dank. Und: Zieht ihr Kinder auf? Zieht lieber Spanferkel auf, so habt ihr alle sechs Wochen Geld. (Reinsberg VII, 5 u. 46.)
Dän.: Børn er fattig mands rigdom. (Bohn I, 351.)
Engl.: Children are poor men's riches, certain cares, but uncertain comforts. (Körte, 3357.)
Frz.: Enfans sont richesses de pauvres gens. (Leroux, I, 140.)
507. Kinder sind der Aeltern grösster Reichthum. – Struve, II, 64.
Vorausgesetzt, dass sie von der Natur geistig und körperlich wohl ausgestattet sind. Ungesunde, verstandesschwache u.s.w. Kinder können aber die reichsten Aeltern zu den bettelärmsten machen, d.h. in eine Gemüthsstimmung versetzen, dass sie sich ärmer fühlen, als der erste Bettler. – Die Isländer sagen: Kinder sind besser als Reichthum. Ein afrikanisches Sprichwort heisst: Wenn unser Herr einem Manne Reichthümer gibt und es sind keine Kinder da, so haben die Reichthümer keinen Werth. Und ein anderes: Das Gold ist schön, aber der Erbe selten. (Reinsberg VII, 4.)
Lat.: Omnis in Ascanio cari stat cura parentis. (Virgil.) (Seybold, 415.)
508. Kinder sind der erste Hausrath.
Wenn's so ist, so kommt der junge Erdenbürger gleich in die Noth hinein und wird leicht zum Unrath.
509. Kinder sind der Mutter beste Spielleute.
Dän.: Barnet er moderens beste leger. (Prov. dan., 49.)
510. Kinder sind des armen Mannes Reichthum, sind sichere Sorgen, aber ungewisses Glück. – Reinsberg I, 175.
Böhm.: Dítky jsou chudinĕ živý poklad. (Čelakovsky, 402.)
Engl.: Children are poor men's riches, certain cares, but uncertain comforts; when they are little, they make parents fools; when great, mad. (Bohn II, 4.)
511. Kinder sind des Hauses Segen. – Venedey, 98.
Frz.: Il n'y a plus d'enfans.
512. Kinder sind die beste Wolle vom Schafe. – Luther's Tischr., 115a; Petri, II, 421.
Das liebste Pfand in der Ehe.
[1293] 513. Kinder sind ein Gab des Herrn vnd Leibsfrucht ist ein Geschenck. – Petri, II, 421.
514. Kinder sind ein liebes (theures) Pfand.
515. Kinder sind eine Brücke zum Himmel. (Pers.)
516. Kinder sind eine freiwillige Plage.
Die Erziehung derselben ist mit viel Beschwerden verbunden, die der, welcher den Besitz der Kinder aufgibt, nicht zu tragen hat.
517. Kinder sind eine Gabe Gottes; aber man muss sie behalten, wenn man sie bekommt.
518. Kinder sind einem nicht am Schienbein gewachsen. – Simrock, 5643.
519. Kinder sind gern bei ihresgleichen.
Dän.: Barn ganger gierne did, som det finder sin liige. (Prov. dan., 47.)
520. Kinder sind Gottes Segen.
531. Kinder sind halbe Arbeit vnd heil essen. – Petri, II, 421.
522. Kinder sind Kammerleiern.
Die Dänen denken etwas anders; sie sagen: Das Kind ist das angenehmste Spielzeug der Mutter. (Reinsberg VII, 3.)
523. Kinder sind keine Aule. – Schambach, II, 267.
Keine Alte; man muss nicht Ansprüche an sie machen, die nur der gereifte Verstand und die entwickelte Kraft befriedigen kann.
524. Kinder sind Kinder. – Petri, II, 421; Eiselein, 375; Struve, I, 39; Schambach, II, 267.
Nicht nur Beschönigung ihrer Unarten, sondern zur Mässigung übermässiger Ansprüche an sie. (Vgl. über dies Sprichwort auch: H.G. Zerrenner's Deutschen Schulfreund, Erfurt 1798, Bdchn. 19.) Ein Kind ist ein Kind und wär es der Sohn des Propheten. (Reinsberg VII, 59.)
Engl.: Boys will have toys. (Eiselein, 375.)
Holl.: Kinder dat zijn kinder. (Tunn., 13, 20.) – Kinderen doen als kinderen, en doen maar kinderwerken. (Harrebomée, I, 405b.)
Lat.: Sunt pueri pueri, vivunt pueriliter illi. (Fallersleben, 443.)
525. Kinder sind lieb, sie kommen vom Hertzen und gehen wieder zu Hertzen (mit Schmertzen). – Froschm., JVII.
526. Kinder sind Liebespfänder.
Lat.: Carissima pignora liberi. (Seybold, 67; Philippi, I, 74.)
527. Kinder sind nur in der Wiege.
Dän.: Hvo børn vil kysse, skal gaae til vuggen. (Prov. dan., 368.)
528. Kinder sind Raubvögel.
529. Kinder sind Segen; aber wer sie hat, der muss sie kleiden (füttern) und pflegen.
Holl.: Die kinder wint, moet kinder holden. (Tunn., 9, 10.)
Lat.: Est puer allendus a patre simulque tenendus. (Fallersleben, 226.)
530. Kinder sind seltzam Wahr, wer sie nicht hat, möcht sie gern haben; wer sie hat, der möcht sie nit verlassen vnd hat doch nur Mühe vnd Arbeit mit jhnen. – Petri, II, 421.
531. Kinder sind sicherer Kummer, aber unsicherer Trost.
Dän.: Børn er vis sorg, men uvis glæde. (Bohn I, 351.)
532. Kinder sind unsers Herrgotts Närrchen. – Luther's Tischr., 36.
533. Kinder sind wie Reiff am Zaun. – Petri, II, 421.
534. Kinder sint'ne Gabe des Hären, un wär se nich hat, dei kan se entbären. – Schambach, II, 268.
535. Kinder, so da seyn am liebsten, holet Gott am ersten. – Gruter, III, 39; Lehmann, II, 322, 67.
Damit sie durch eine falsche Liebe nicht verdorben, verzogen werden.
536. Kinder so schreien, am besten gedeihen. – Eiselein, 375; Reinsberg VII, 43.
537. Kinder soll man gewehnen, dass sie mit willen vnd nit mit forcht gehorsam seyn. – Lehmann, 171, 44.
538. Kinder soll man nicht Engel nennen, sonst sterben sie. – Gutzkow, Ritter vom Geist, IV, 162.
539. Kinder soll man nicht vergiften.
Sie sollen nichts Böses sehen und hören.
Lat.: Maxima debetur puero reverentia. (Gaal, 1546.)
[1294] 540. Kinder soll man strafen (ziehen), dass der Apfel bei der Ruthe liege. – Eislein, 375; Simrock, 5594; Reinsberg VII, 85.
541. Kinder sollen bei den Aeltern (Alten) die Ohren brauchen und nicht den Mund.
Die Entstehung der verwandten französischen Redensart wird so erzählt: Ein heirathslustiges Mädchen kniete vor der Bildsäule der Venus, welche den Cupido im Arm hielt, ohne zu bemerken, dass ein loser Vogel dahinter verborgen war. Sie bat die Göttin um einen jungen Gatten, worauf der Verborgene mit seiner Stimme antwortete: »Der ist nicht für dich!« Die junge Beterin, welche glaubte, Cupido sei so naseweis, für seine Mutter zu antworten, rief zornig ans: »Schweig, kleiner Barbouin, lass deine Mutter reden, die klüger ist als du.«
Frz.: Taisez-vous, petit barbouin, laissez parler votre mère, qui est plus sage que vous.
Span.: Mozo bien criado, ni de suyo habla, ni preguntado calla. (Cahier, 3547.)
542. Kinder sollen nit Krieger sein. – Petri, II, 421.
543. Kinder spielen wie Kinder.
544. Kinder sterben ist besser als Kernen gerben. (Horgen.) – Birlinger, 299.
Dies mir unverständliche schwäbische Sprichwort findet sich nur bei Birlinger, aber ohne alle und jede Erklärung.
545. Kinder thun kindische That. – Petri, II, 421.
546. Kinder thun wie Kinder pflegen. – Petri, II, 421.
»Das ist zu verwundern nit, dass Kinder leben nach Kinder Sitt.«
Dän.: Det er sæd at børn giøre børne gierning. (Bohn I, 362.)
547. Kinder treiben Kinderpossen.
Nur greifen ihnen die Erwachsenen oft ins Handwerk.
Holl.: Kinderen gaan kinderen gang. (Harrebomée, I, 405b.)
548. Kinder un dûne1 Lü(de) seggd de Wârheit. (Ostfries.) – Bueren, 765; Frommann, VI, 285, 770; Hauskalender, I.
1) Hier: trunkene; dûn = dicht, nahe; dick, strotzend, voll; betrunken.
549. Kinder und Affen machen nach, was sie sehen. – Reinsberg VII, 86.
550. Kinder und alte Leute reden wahr.
Wird oft in abergläubischer Weise angewandt, wenn von Dingen die Rede ist, die sich noch ereignen sollen.
551. Kinder und Bäume müssen nicht zu dicht stehen.
Frz.: Grand nombre d'enfans et planté diminue libéralité. (Leroux, II, 227.)
552. Kinder und Bienenstöcke nehmen bald ab, bald zu. – Simrock, 5644a; Reinsberg VII, 21.
553. Kinder und Erben antworten nicht zu der Festung. – Graf, 443, 374.
Die Kinder werden für die Vergehen der Aeltern strafrechtlich nicht in Anspruch genommen. Auf Rügen: Kinder edder Erven andtworden nichts tho der Vheste. (Normann, 44, 34.)
554. Kinder und Faakeln hobe olleweil laare Sakeln. – Zaupser, Idiot., 89; Mayer, II, 13.
Kinder und junge Schweine haben immer leere Magen.
555. Kinder und Flinten richt't man von hinten.
Frz.: Les enfants et les galères se couduisent par l'arrière. (Cahier, 615.)
556. Kinder und Flöhe sind schwer zu hüten.
557. Kinder und Frauen gewinnt man leicht durch ein Stück Lebkuchen.
Dän.: Børn og qvinder ere tit snart lokkede. (Prov. dan., 86.)
558. Kinder und Frauen verschweigen, was sie nicht wissen. – Eiselein, 375.
»Heimliche Ding offne nit deinem weib oder kindern, wann frawen vnd kind verschweigen nichtz, dann das sy nit wissen.« (Haltaus, Liederbuch, LXX.)
559. Kinder und Gecken glauben alles, was man ihnen sagt.
560. Kinder und Gläser hat man nie zu viel.
Böhm.: Sklenic a dĕtí není nikdy nazbyt. (Čelakovsky, 401.)
Poln.: Szklanek i dzieci niema nigdy uadto. (Čelakovsky, 401.)
561. Kinder und Hund' essen zu aller Stund'.
Engl.: Children and chickens must be always picking. (Bohn II, 25.)
562. Kinder und Hunde gehören nicht in die Kirche.
563. Kinder und Hunde sind gute Unterhändler.
Man liebkost den Hund, um sich die Gunst des Herrn, das Kind, um die der Mutter zu gewinnen.
564. Kinder und Hunde wissen, wer ihnen gut ist.
[1295] 565. Kinder und Narren glauben, dass zwanzig Gulden und zwanzig Jahre ohne Ende sind. – Frischbier, 263.
Holl.: Kinderen en gekken verbeelden zich, dat twintig gulden niet verminderen, en twintig jaren niet eindigen kunnen. (Harrebomée, I, 405b.)
566. Kinder und Narren haben einen Schutzengel. – Reinsberg VII, 60.
567. Kinder und Narren haben gut fahren.
568. Kinder und Narren lachen über alles.
Weil die Ansichten der Dinge ihnen neu und noch nicht alltäglich geworden sind. Sie haben Neugierde, die dem Verständigen fehlt, der weiss, dass alles Geschehene nur Wiederholung des Geschehenen ist. (Breslauer Erzähler, 1806, Nr. 5.)
Engl.: Children and fools have merry lives. (Bohn II, 78.)
569. Kinder und Narren lassen sich nicht lieben. – Reinsberg VII, 71.
Sie arten aus bei Mangel an Strenge.
570. Kinder und Narren reden (sagen) die Wahrheit. – Gaal, 1006; Hassl., 32; Mayer, II, 12 u. 206; Eisenhart, II, 1, 8; Bücking, 343; Pistor., I, 93; Steiger, 461; Siebenkees, 68; Neus, 66; Simrock, 5623; Körte, 3356 u. 4189; Lohrengel, I, 438; Braun, I, 1825; Reinsberg VII, 90; für Baiern: Zaupser, 92; für Düren: Firmenich, I, 483, 33; für Eifel: Schmitz, 196, 190; für Meiningen: Frommann, II, 409, 70; für Meurs: Firmenich, I, 404, 267; für Hannover: Schambach, I, 160; für Waldeck: Curtze, 347, 415; schlesisch bei Gomolcke, 703; Robinson, 800.
»Es ist war, das Kind, narre vnd trunken leut sagen die warheyt.« (Pauli, Schimpff, LXIIIa.) »Ich hört bey allen tagen, Kinder vnd Narren die Wahrheit sagen.« (H. Sachs, IV, LX, 2.) Und da es immer Kinder und Narren geben wird, so ist die Annahme gerechtfertigt, dass die Wahrheit nie ganz von der Erde schwinden wird. Die grosse Offenherzigkeit, die man bei Kindern und albernen Leuten wahrnimmt und mit welcher sie alles, was sie gesehen oder gehört haben, bekannt machen, hat dies Sprichwort veranlasst. Wenn es auf Rechtssachen angewandt wird, so will man damit sagen, dass das Zeugniss dergleichen Leute, obgleich sie zu ordentlichen Zeugen unfähig sind, in gewissen Fällen, die in ihrem Kenntnisskreis liegen, nicht ganz unerheblich sei, besonders wenn es Dinge betrifft, die sie selbst mit angesehen oder angehört haben. »Man sagt, Kinder und Narren sagen die warheit, darumb die weiss vnd verstendig seind, gehen billig der wahrheit müssig.« (Lehmann, 863, 7.)
Dän.: Børn, narre og drukne sige sandhed. (Prov. dan., 490.)
Engl.: Children and fools tell truth. (Gaal, 1006; Bohn II, 78.)
Frz.: Enfants et sots sont devins. (Leroux, I, 140.) – Il n'y a que les fous et les enfans qui disent ingénûment ce qu'ils pensent. – Les enfans et les fous disent la vérité. (Gaal, 1006; Cahier, 614.)
Holl.: Kinderen en gekken (dronken lieden) zeggen de waarheid. (Harrebomée, I, 405b.)
It.: I putti e i matti indovinano. (Gaal, 1006.)
Lat.: Si secretarum seriem vis noscere rerum: ebrius, insipiens, pueri dicent tibi verum. (Gaal, 1006.) – Stultus opportuna loquitur. (Seybold, 583.) – Sunt tres, qui nullo discrimine vera fatentur: ebrius, stultus nesciolusque puer.
Span.: Los niños y los locos dicen la verdad. (Bohn I, 230.)
Ung.: A' bolondok és gyermekek leghamarább ki mondgyák az igazat. (Gaal, 1006.)
571. Kinder und Narren reden wahr.
Dän.: Sandhed skal man lære af børn og drukne folk. (Bohn I, 397.)
Frz: Enfants et fous sont devins. (Bohn I, 16.)
572. Kinder und Narren sagen, was sie thun (wollen); die Alten und Weisen, was sie gethan haben.
Böhm.: Dĕti povídají, co činí; staří, co jsou činilí; blázni co by činiti mĕli; stateční, co by rádi činili; rozumní co činiti sluší. (Čelakovsky, 289.)
Kroat.: Détca povédaju, kaj činiju; stari, kaj su včinili; bedaki, kaj bi včiniti morali; serdčeni, kaj bi včiniti radi; pametni, kaj je činiti. (Čelakovsky, 290.)
573. Kinder und Narren suchen das Uebel wie die Aerzte. – Reinsberg VII, 60.
574. Kinder und Narren verrathen alles. (Tirol.)
In Welschtirol: I tosati ed i mutti indovinano tutto. Unschuldige Kinder sollen einen ungetrübten Blick und eine gewisse dämonische Kraft haben. Auf diesem Volksglauben beruht das obige Sprichwort. Als Beleg dafür erzählt das Morgenblatt der Bairischen Zeitung (München 1865, Nr. 284-285): »Am Zimmermoos bei Rattenberg sprach ein Mann in der Heimgartstube über irgendein Vorhaben und äusserte bezüglich der [1296] Ausführung allerhand Bedenklichkeiten. Da meinte ein dreizehnjähriger Knabe, er würde es so und so machen. ›Ja, ja‹, bemerkte nun ein altes Mütterchen, ›aus ihm redet die Unschuld und die trifft und errathet das Rechte.‹ Also ganz, was der Dichter sagt: ›Was kein Verstand der Verständigen sieht, das übet in Einfalt ein kindlich Gemüth.‹«
575. Kinder und Narren verstehen kein Harren.
576. Kinder und Thüren bringen die Menschen zusammen. – Gutzkow, Ritter vom Geist, II, 39.
577. Kinder und Trunkene fallen in Gottes Hand.
Böhm.: Dítĕ a opilého pán bůh střeže. (Čelakovsky, 139.)
Poln.: Pijanego a dziecięcia pan bóg strzeże. (Čelakovsky, 139.)
578. Kinder und trunkene Leut' sagen die Wahrheit.
Lat.: Vinum et pueri veraces. (Apostol., XIV; Binder II, 3549.)
579. Kinder und Trunkene wissen nicht, dass sie leben. – Einfälle, 267.
580. Kinder unter meinem Zeichen geboren, müssen anderer Leute Narren sein. – Simrock, 7412a.
581. Kinder van Willen (eigenwilligen) dênt wat vör de Billen (Hinterbacken). – Kern, 230.
582. Kinder vertreiben die alten. – Petri, II, 421.
583. Kinder vnd ein korb voll Eyer ist gebrechlich Wahr. – Gruter, III, 39; Lehmann, II, 322, 68.
584. Kinder vnd Katzen erziehen, ist Kunst; es gibt jhnen nicht jeder gern zu essen. – Petri, II, 846.
585. Kinder vnd Kindes Kinder sind Stützen vnd Stebe dess Alters. – Petri, II, 421.
586. Kinder vnd Narren glauben baldt. – Henisch, 1637, 8; Petri, II, 421.
587. Kinder vnd Narren sind gern beysammen. – Eyering, III, 144.
588. Kinder vnd Thoren dienen nicht zusammen. – Henisch, 696, 58; Petri, II, 421.
589. Kinder vor1 Kinder un Eldern vor Eldern. – Schambach, II, 269.
1) Vor steht hier, wie in einigen andern Sprichwörtern und Redensarten, statt: als, z.B.: Vor Kind sin ek er enmâl west (= als Kind bin ich einmal dagewesen). – Die Kinder sollen sich (den Aeltern gegenüber) stets als Kinder, die Aeltern aber (den Kindern gegenüber) sich als Aeltern fühlen.
590. Kinder wachsen keinem an den Fersen. – Guter, III, 39; Lehmann, II, 322, 69; Simrock, 5462.
591. Kinder wachsen wie die Bäume im Walde. – Reinsberg I, 175.
592. Kinder weichen einem hässlichen, Heuwagen einem trunkenen Manne.
Böhm.: Dĕti s štítí ošklivce, a pán bůh opilce. (Čelakovsky, 139.)
593. Kinder, weil mer assen, schmeckt's am besten.
594. Kinder werden Mann's. – Philippi, I, 33.
595. Kinder werden mit Weinen geboren.
596. Kinder werden vneins vnd bald wieder eins; wer sich zwischen steckt, der ist ein Narr. – Petri, II, 421.
597. Kinder werden von Ammen, Fürsten von Höflingen (Cabinetsräthen) gelenkt.
598. Kinder weynen machen Frawen singen. – Gruter, III, 39; Lehmann, II, 322, 70; Reinsberg I, 176.
599. Kinder wie de Bilder, Gesechter wie de Ape. – Frischbier, 397.
600. Kinder wie de Bilder, man de hübsche Gesöchter fehle. – Frischbier2, 2011.
601. Kinder wöllen das Auge immer ehe füllen denn den Bauch. – Petri, II, 421.
602. Kinder wollen offt jhrer frommen Eltern lied nit singen. – Lehmann, 169, 17.
Lat.: Bonis parentibus liberi raro similes evadunt plerique pejores, raro pauci meliores sunt. (Lehmann, 169, 18.)
603. Kinder zeugen vnd einen Staat bessern macht ein ewig gedechtniss. – Petri, II, 421.
604. Kinder zu viel lieben, heisst hassen. – Petri, II, 421.
605. Kindern ist fremdes Brot Semmel. – Reinsberg IV, 102.
606. Kindern kann man eine alte Haube aufsetzen, aber keinen alten Kopf. (Franken.)
[1297] 607. Kindern kann man mit kleinen Dingen eine grosse Freude machen.
Böhm.: Dĕti dĕtinství tĕši. – Špatná vĕc, která dĕtí netĕší. (Čelakovsky, 304.)
608. Kindern sol man keine Messer (Schwert) in die Hende geben. – Petri, II, 421.
Macht und Gewalt, weder Jünglinge, noch Unerfahrene, oder Narren, weil sie dieselbe zu ihrem und zu anderer Verderben misbrauchen.
Holl.: Men moet het kind geen mes of stok in handen geven. (Harrebomée, I, 406b.)
609. Kindern sol man mit Zucker stellen, Alte mit Eidschweren fellen. – Petri, III, 9.
610. Kindern soll man kein Aergerniss geben.
Lat.: Maxima debetur puero reverentia. (Juvenal.) (Binder I, 960; II, 1807.) – Nil dictu foedum visuque haec limina tangat, intra quae puer est. (Juvenal.) (Binder I, 1120; II, 2088.)
611. Kindern soll man kein Messer zum Spielen geben.
Lat.: Ne puero gladium (committas). (Philippi, II, 18.)
612. Kindern soll man nicht allen Willen lassen.
613. Kindern und Narren steht alles frei. – Gryphius, s. 104.
614. Kindern und Trunkenen muss man kein Licht anvertrauen.
615. Kindern ziemen kindische Geberden. – Sailer, 191; Simrock, 5639; Reinsberg VII, 60.
Dän.: Børne-lader hos et barn er godt tegn. (Prov. dan., 87.)
616. Kindes Hand bebet leicht.
617. Kindes Hand ist bald gefüllt, Kindes Zorn ist bald gestillt. – Petri, II, 421; Braun, I, 1837.
618. Kindes Rücken soll man früh beugen.
Dän.: Barne-ryggen vil bøyes i tide. – Bøy ympen mens hun er ung. – Vrid vidien mens hun er grøn. (Prov. dan., 49.)
619. Kindes Sorge wird nicht alt.
Dän.: Barne sorg varer stakket. (Bohn I, 348.)
620. Kindes Taufe bricht Ehestiftung. – Graf, 550, 113; Braun, I, 1847.
Alter Rechtsgrundsatz der Erbfolge, nach welchem den Kindern das Vermögen der Aeltern unbedingt anheimfällt.
621. Kindes Will ist eines Dreckes werth. – Henisch, 746, 2; Petri, II, 422.
622. Kindes willen ist nicht zu trawen; was sie heut wöllen, thut es morgen grawen. – Henisch, 1507, 11; Petri, II, 422.
623. Kinger on Lüde, wenn dat all's Mönschen wer'n. (Danzig.) – Frischbier2, 2012.
624. Kinner bünd (sind) ok Minschen. (Rendsburg.)
625. Kinner, de to fröh klôg bünd, de ward selten ôlt. (Rendsburg.)
626. Kinner fall'n Engel in 'n Schôt. (Altmark.) – Danneil, 186.
Kinder fallen oft scheinbar sehr gefährlich, ohne sich zu schaden.
627. Kinner in Pên wäll de all frêen? – Goldschmidt, 114.
Gegen das zeitige Heirathen wird die Kinderplage als Grund hervorgehoben.
628. Kinner is 't best Aewerwinnst. – Goldschmidt, 125.
Der Arme darf sich getrost auf die Unterstützung seiner Kinder verlassen, hat er sie nur eist mit sauerer Mühe auferzogen.
629. Kinner mâkt (gift) Hinner1. – Köster, 253; Frommann, VI, 285, 765; Stürenburg, 87; Goldschmidt, 124.
1) D.i. Hindernisse.
630. Kinner möt nich alle Möse smeckn will'n. – Eichwald, 1021.
631. Kinner möten reden, wenn de Höhner pissen. (Pommern.)
Zur Abweisung vorlauter Kinder.
632. Kinner müöt'r wäsn, man se müöt Dwang heb'n. (Süderdithmarschen.)
Kinder müssen sein, aber sie müssen Zwang, Zucht haben.
633. Kinner spält gern, ole Lü nält gern. – Goldschmidt, 122; Weserzeitung, 4057.
Kinder spielen, alte Leute schwatzen gern. Nälen bezeichnet aber auch eine gewisse Geschäftigkeit, die nichts schafft.
634. Kinner un alle Lüe segget de Wôerheit. (Paderborn.) – Firmenich, I, 362, 26; für Altmark: Danneil, 100.
[1298] 635. Kinner un junge Hunne denket lange. (Paderborn.) – Firmenich, I, 362, 3.
636. Kinner un Kalver är Dêl, so behold se är Lîw (oder: Bôk un Back) hêl. – Bueren, 766; Goldschmidt, 117; Firmenich, I, 232, 37 u. II, 38; Frommann, VI, 285, 766; Kern, 690; Schiller, II, 5; Hauskalender, I.
Empfiehlt zweckmässige Ernährung der Kinder.
637. Kinner un Kalwer Mât möt ôl Lüe wäten. – Goldschmidt, 117.
638. Kinner un Lüd', säd' jenn Bûr, ju red't öwer mîn Sûpen, äwerst nimmend red't öwer mîn grôten Döst. (Hinterpommern.) – Hoefer, 116.
639. Kinner van Willen krigt wat (wecke) vör de Billen1. – Frommann, VI, 285, 768; Eichwald, 1007; Deecke, 10; Diermissen, 26; Weserzeitung, 4057; Goldschmidt, 120; Stürenburg, 17a.
1) Sitzbacken. – Der Spanier: Maulthier und Kind schlag' auf den Hintern, aber nicht auf den Kopf, noch sonst wohin. (Reinsberg VII, 83.)
Holl.: Kinderen, die willen, slaat men voor de billen. (Harrebomée, I, 405b.)
640. Kinner van Willen1 sitt üewel te stillen. (Iserlohn.) – Woeste, 71, 155.
1) Eigenwillige, eigensinnige.
641. Klâch Käinjt liéwe net lang. – Schuster, 592.
Bezieht sich, wie Schuster bemerkt, auf einen weitverbreiteten Aberglauben, der wahrscheinlich seine Quelle im Heidenthume hat, wonach die Götter göttliche Kräfte nicht gern bei Sterblichen sehen. Vielleicht könnte man aber auch sagen, die Verdummungspartei habe das Sprichwort zur Einschüchterung der Erziehung erfunden, damit das heranwachsende Geschlecht nicht zu gescheit werde. Die natürlichste Erklärung dürfte wol aber die sein, dass eine zu frühzeitige Entwickelung der geistigen Kräfte die physische Grundlage derselben zerstören muss.
642. Klân Könner, klâ Lâd; grûss Könner, grûss Lâd. (Trier.) – Laven, 184, 64.
643. Klâne Kenn trere de Alte uf de Schuss, grusse uf d's Harz. (Nassau.) – Kehrein, VI, 17.
644. Klauke Kinner liwet ni lang. (Paderborn.) – Firmenich, I, 362, 27.
645. Kleine Kinder belecken auch leere Schachteln.
646. Kleine Kinder drücket den Schât, grôte Kinder drücket dat Harte. – Schambach, II, 273.
Je grösser die Kinder werden, je grösser wird auch die Sorge, der Kummer, die sie verursachen.
Holl.: Kleine kinderen hoofdpijn, groote kinderen hartpijn. – Kleine kinderen, nooit verlost, groote kinderen, groote kost. (Harrebomée, I, 406a.)
647. Kleine Kinder essen Brei, grosse nagen das Herz entzwei. – Reinsberg VII, 45.
Böhm.: Malé dĕti kasi jedí, a velkí dĕti srdce užírají. (Čelakovsky, 402.)
648. Kleine Kinder gehören hinter den Ofen. – Frischbier2, 1999.
649. Kleine Kinder, grosse Sorgen; grosse Kinder, grössere Sorgen. – Reinsberg VII, 45.
650. Kleine Kinder, gute Kinder. – Reinsberg VII, 46.
651. Kleine Kinder haben weiche Schnibben1. – Petri, II, 423.
1) Eigentlich: Spitze, spitziger, langer Schnabel, dann ein Vogel mit solchem Schnabel, endlich ein spitz zulaufendes Läppchen auf der Stirn, die Schneppe. (Campe, IV, 241b; Stürenburg, 228b.) – Unter kleinen Kindern versteht der Franzose Kinder bis etwa zum fünften Jahre, ältere heissen junge Kinder (jeunes enfants). (Reinsberg VII, 57.)
652. Kleine Kinder, klein Kreuz; grosse Kinder, gross Kreuz. – Mayer, II, 12; Eiselein, 374; Braun, II, 540.
653. Kleine Kinder, kleine Leiden (Mühe, Noth, Plagen); grosse Kinder, grosse Leiden (Mühe, Noth, Plagen). – Frischbier2, 2000.
654. Kleine Kinder, kleine sorgen; grosse Kinder, grosse sorgen. – Petri, II, 423; Herberger, II, 119; Mathesy, 357a; Pauli, Schimpff, XXXVIa; Luther, I, 124; Latendorf II, 20; Gaal, 1007; Steiger, 362; Körte, 3374; Eiselein, 374; Simrock, 5607; Venedey, 100; Reinsberg I, 176; VII, 45; für Baiern: Zaupser, 89; für Iserlohn: Woeste, 72, 174; für Mecklenburg: Gryse, Fr. 83; für Waldeck: Curtze, 317, 45.
In Baiern: Kloane Kinda, kloane Sorge; grosse[1299] Kinda, grosse Sorge. (Reinsberg VII, 45.) Eine Betrachtung über dies Sprichwort findet sich in Uhlich's Sonntagsblatt, Gotha 1860, Nr. 9.
Böhm.: Malé dĕti, malá starost. (Čelakovsky, 402.)
Dän.: Smaa børn, smaa sorge; store børn store sorge. (Prov. dan., 87; Bohn I, 398.)
Holl.: Klein kind, kleine rouw. (Harrebomée, I, 406a.)
It.: Fanciulli piccioli, dolor di testa; fanciulli grandi, dolor di cuore. (Gaal, 1007.)
Lat.: Magna dignitas, magna cura. (Sutor, 167.)
655. Kleine Kinder, kleinen Aerger; grâte Kinder, grâten Aerger. – Schambach, I, 16.
656. Kleine Kinder, kleines Leid; grosse Kinder, grosses Leid. (Eifel.) – Schmitz, 189, 97; für Lippe: Firmenich, I, 269.
657. Kleine Kinder machen den Aeltern Kopf-, die grossen Herzweh. – Winckler, XVI, 10; Reinsberg VII, 45.
It.: Fanciulli piccoli, dolor di capo, e figli grandi, dolor di cuore. (Pazzaglia, 120, 1.)
658. Kleine Kinder muss man nie allein lassen. – Struve, II, 39.
Zwar hat auch dies Sprichwort in einem Aberglauben seine Quelle, man fürchtete nämlich, allein gelassene Kinder würden hinweggehext oder gegen Wechselbälge vertauscht; indessen hat seine Forderung auch einen naheliegenden sehr vernünftigen Grund, weil sie dadurch vor vielen Gefahren bewahrt bleiben.
659. Kleine Kinder müssen Geduld haben.
660. Kleine Kinder müssen nicht alles wissen.
Zur Abweisung neugieriger Frager.
661. Kleine-Kinder, rechte Spielvögel, aber alte Kinder der Eltern Geschwür vnd böse Blattern. – Mathesy, 357a.
662. Kleine Kinder sind armer Leute Reichthum. – Gaal, 1008.
Engl.: Children are poor men's riches, are certain cares, but uncertain comforts. (Gaal, 1008.)
663. Kleine Kinder sind der Eltern beste spiel Vögel. – Petri, II, 423.
664. Kleine Kinder sind leicht zu überreden.
Dän.: Syv aars barn er snart at lokke. (Prov. dan., 638.)
665. Kleine Kinder soll man nicht tödten, sie können noch nütz werden. – Petri, II, 423.
666. Kleine Kinder treten auf die Füsse, grosse auf das Herz.
667. Kleine Kinder tretten auffn Schoss, die grossen trotten auffs Hertz. – Petri, II, 423; Reinsberg VII, 46.
Auch russisch Altmann VI, 506.
668. Kleine Kinder und Kuchenteig haben's gern warm.
Die Lombarden empfehlen: Sollen die Säuglinge wachsen, so wickle sie gut ein. Denn, sagen die Bergamasken: Das Kind, welches noch keine Zähne hat, friert (ist) immer (kalt). Die Spanier: Das kleine Kind und das junge Kalb frieren auch am Mittag. Die Engländer: Für ein kleines Kind ist jedes Wetter kalt. (Reinsberg VII, 43.)
669. Kleine Kinder wandeln sich neunmal, ehe sie gross werden. – Petri, II, 423.
670. Kleine Kinner kacket kleine Küotelken. (Sauerland.)
671. Kleine Kinner ligget up'm Schäut (Schos), graüte up'm Hearten. (Westf.)
672. Kleine Kinner treten op de Scherze (Schürze), de groten op't Herze. – Reinsberg VII, 46.
Holl.: Als de kinderen klein zijn, loopen zij der moeder op den rok; als zij groot zijn, op het hart. (Harrebomée, I, 401a.)
673. Kiemen Kindern fällt das Brot auf die Schmiere.
674. Kleiner Kinder und alter Leute Tugend darf man nicht (zu sehr) loben.
Weil Bewusstsein oder Kraft zum Sündigen fehlt.
675. Klî Käinjt, klî Sorgen, grîss Käinjt, grîss Sorgen. – Schuster, 570.
676. Kluge Kinder leben nicht lange. – Eiselein, 375; Simrock, 5632; Reinsberg VII, 44.
677. Kluge Kinder werden selten alt. – Struve, I, 32; Bremser, 34; Bücking, 237.
Wenn bei Kindern die Geistesfähigkeiten sich zu schnell entwickeln, so geschieht dies gewöhnlich auf Kosten der Körperkräfte. Auch sind schwächliche Kinder wegen ihrer grossen Reizbarkeit empfänglicher für Seeleneindrücke.
[1300] Dän.: Klogt barn lever ei længe. – Umoden frugt varer ei længe. (Prov. dan., 48 u. 87.)
Lat.: Senilis juventa praematurae mortis signum. (Plinius.) (Philippi, II, 176.)
678. Krêgden de Kinner keinen Stât (Stoss), sau wören se in enen Jâre grât. – Schambach, I, 15.
679. Lass dein Kind zu einem Trottbaum werden und beuge ihn hernach. – Eiselein, 372.
680. Lasst das Kind schlafen!
Holl.: Laat dat kind maar slapen. ( Harrebomée, I, 406a.)
681. Lasst das kind sein sünd, so lasst der vatter die rut. – Franck, II, 183b.
682. Läwer selen de Käinjt schrâ, wa de Aelder. – Schuster, 597.
683. Leichtfertige Kinder brauchen strenge Zucht.
Dän.: Onde børn skal man ilde vugge. (Prov. dan., 87.)
684. Leiv Kenger hant völ Name. (Aachen.) – Firmenich, I, 493, 91; für Gladbach: Firmenich, III, 516, 39; ostfriesisch bei Bueren, 797.
685. Leive Kinner kritt viel Namen. (Iserlohn.) – Woeste, 73, 199; ostfriesisch in Hauskalender, I.
686. Leve Kinder un Mevenkinder sünd nich to troen. (Ostfries.) – Bueren, 798; Hauskalender, I.
687. Lêwer e klên Kind wie e Kalf. – Frischbier2, 2008.
688. Liebe Kinder essen nicht viel, machen aber grosse Haufen.
Holl.: Lieve kinderen eten weinig, maar zij maken groote hoopen. (Harrebomée, I, 406a.)
689. Liebe Kinder thun nicht übel.
Eigentlich: sie betragen sich gut; ironisch: man übersieht ihnen ihre dummen Streiche.
Holl.: Lieve kinderen mogen niet misdoen. (Harrebomée, I, 406a.)
690. Lieben kindern gibt man vil namen. – Franck, II, 166b; Egenolff, 223b u. 346b; Petri, II, 438; Gruter, I, 55; Lehmann, 467, 98; Sailer, 88; Eiselein, 374; Körte, 3397; Simrock, 5603.
»Daran merck, wem sein Kind lieb sey, dem gibt er nammen mancherley.«
Dän.: Kiært barn gives (har) mange navne. (Bohn I, 383; Prov. dan., 48.)
Holl.: Den lieven kinde gheeft men menighen (vele, lieve) name. (Tunn., 6, 15; Harrebomée, I, 406a.)
Lat.: Blanda patrum pravos facit indulgentia natos. – Dilectis pueris varia nomina damus. (Eiselein, 374.) – Expedit plurima habere cognomina. (Seybold, 164.) – Saepe datur nato varium nomen bene grato. (Loci comm., 151; Sutor, 603; Fallersleben, 179.) – Ut expedit, si plura habeas cognomina. (Eiselein, 374.)
691. Lieber a Stuba voll Kinder, ass a gotziger Krippel. – Birlinger, 302.
692. Lieber mit Kindern auf Stecken reiten als leer und müssig schreiten.
693. Lieber ungezogen Kind als verzogen Kind. – Eiselein, 373; Simrock, 5589; Reinsberg I, 178.
694. Liebes Kind, lernestu wol, so wirstu guter Hüner voll, lernestu aber übel, so mustu mit den Sewen essen aus dem Kübel. – Luther's Tischr., 416a; Reinsberg VII, 100.
Mit diesem Spruche pflegte Luther seine Kinder zum fleissigen Lernen zu ermahnen.
695. Liess man den kindern jren willen, man könt sie bald von weinen stillen. – Murner, Vom luth. Narren; Kurtz, 2458.
696. Luse (kluge, pfiffige) Kinder wäde nit alt. (Köln.) – Firmenich, I, 475, 184.
697. Lütje Kinner docket, grote Kinner rocket. – Eichwald, 1008.
698. Lütje Kinner, lütje Sorgen; graute Kinner, graute Sorgen. (Lippe.) – Firmenich, I, 269; ostfriesisch bei Bueren, 803; Hauskalender, I; Kern, 232 u. 765.
699. Lütke Kinner trêt in den Schaut (Schos), graute Kinner in 't Hert (Herz). (Lippe.) – Firmenich, I, 269; für Strelitz: Firmenich, III, 73, 92.
700. Mag das Kind heissen wie es will, wenn es nur einen Namen hat.
Holl.: Het komt er niet op aan, hoe het kind heet, als heet maar een' naam heeft. (Harrebomée, I, 404b.)
701. Man darf das Kind nur vor den süssen Früchten warnen, die bittern warnen vor sich selbst.
[1301] 702. Man darf den Kindern nicht zum Pfleger1 geben, der ihres Vaters Todfeind war. – Graf, 172, 178.
1) Vormund, s. Momber. Selbst wenn es ein naher Verwandter wäre, würde dem Feinde des Vaters die Fürsorge für die Kinder nicht anvertraut werden dürfen. Diese gehörten dem nächsten Freunde (s.d. ⇒ 87, ⇒ 284 u. ⇒ 423).
Mhd.: Man sall den kinden nicht zu pfleger geben, der ires vatters todfeind war. (Meichsner, 319, 2.)
703. Man darf ein Kind nicht bei seinem Namen nennen, ehe es getauft ist. – B. Auerbach, Barfüssele (Stuttgart 1862), S. 198.
704. Man findt manches ersoffen kind, das vertrinckt alles so es findt; so es auch kündt die heute sein abziehen, es geb sie vmb wein.
Lat.: Omnibus est notum quod ualde diligo potum, si possem, uellem pro potu ponere pellem. (Loci comm., 56.)
705. Man fragt die Kinder gross nicht, was sie klein getragen haben. – Simrock, 5594.
706. Man gibt den Kindern nicht alles, wonach sie langen.
Holl.: Kinderen, die veel eischen, geeft men niet. (Harrebomée, I, 405b.)
707. Man gibt offt eim ein kindt, wer es ein ganss, es wer kein feder dran seyn. – Gruter, I, 56; Petri, II, 447; Henisch, 1351, 34; Lehmann, 767, 7; Eiselein, 372; Simrock, 5562; Körte, 3389; Reinsberg VII, 27.
Obgleich die Neger der französischen Colonien erklären: »Ich füttere das Pferd nicht, um es den Offizieren zum Reiten zu geben; so ist doch kein Gerichtshof in Europa mit Geschäften überhäufter als der, den die Franzosen la Cour des Aides nennen.« (Sa femme va à la cour des aides = seine Frau setzt ihm Hörner auf, macht ihn zum Hahnrei.) Und wenn auch nicht jede Frau ihre Nachbarin mit den Worten der Spanierin bedauern kann: »Ach, was für Mühe, Nachbarin! Der Hirsch wechselt das Geweih alle Jahre und euer Mann alle Tage«; so ist doch kein Land besuchter als das, wohin die Frauen ihre betrogenen Männer schicken und welches Franzosen und Italiener deshalb als Cornwallis bezeichnen. (Reinsberg VII, 27.)
708. Man kann auch von einem Kinde lernen. – Ramann, II, Pred., II, 200.
709. Man kann es am Kinde sehen, was für einen Vater es hat.
Man kann sich auch oft sehr täuschen, weil der Apfel nicht selten weit vom Stamme fällt.
710. Man kann Kinder damit ausgeben. – Tendlau, 197.
Von einer grossen Ausgabe, mit der man Kinder ausstatten könnte.
711. Man kann nicht auf einmal aller Kinder Pathe (Gevatter, Vetter) werden. – Simrock, 5622; Reinsberg VII, 24.
712. Man küsset offt das Kind von der Mutter wegen vnd die Amme vmb dess Kindes willen. – Egenolff, 346a; Petri, II, 457; Mayer, I, 9; Eiselein, 372; Simrock, 5625; Körte, 3361; Braun, I, 1828; Reinsberg VII, 42.
Dän.: Mange kysser barnet for ammens skyld. (Bohn I, 387.)
Engl.: Many kiss the child for the nurse's sake. (Bohn II, 108.)
Lat.: Puer osculatur propter matrem. (Eiselein, 372.)
713. Man küsst das Kind oft um der Mutter willen.
714. Man küsst das Kind und meint die Amme. (Schwed.)
715. Man lecket die Kinder nicht am Schnee. – Petri, II, 458.
716. Man legt die jüngsten Kinder zuerst ins Bett, sagte eine Tochter, als ihre ältere Schwester Braut war. – Winckler, IV, 61.
Aehnlich sagte eine Mutter, die mehrere heirathsfähige Töchter besitzt, einem Freier um eine jüngere: »Die älteste geht vor, ich mache keine Ladenhüter.«
717. Man mag das Kind baden (waschen), aber man muss es nicht ersäufen.
Holl.: Men moet, om het kind te wasschen, het niet verdrinken. (Harrebomée, I, 406b.)
718. Man muss das Kind nicht loben, bis es ein Mann wird.
719. Man muss (soll) dass Kind nicht mit dem bad ausschütten. – Lehmann, 509, 22; Lehmann, II, 404, 49; Mathesius, Postilla, CCIIIIa; Eisenhart, IV, 37; [1302] Pistor., III, 4; Blum, 545; Struve, II, 23; Simrock, 695; Reinsberg IV, 120; VII, 24.
Die Russen: Der Läuse wegen soll man einem Kinde nicht den Kopf abhauen. (Altmann VI, 399.) Es ist sehr gewöhnlich, mit dem Misbrauch die gute Sache selbst aufzuheben. In Beziehung auf Rechtsangelegenheiten will das Sprichwort sagen, dass wegen eines bei einem Rechtsgeschäft vorgefallenen Fehlers nicht stets das ganze Geschäft ungültig sei, sondern wenigstens theilweise aufrecht erhalten werden könne.
Dän.: At kaste barnet ud med løven (badet). (Prov. dan., 49 u. 333; Bohn I, 382.)
Holl.: Men moet het kind niet met het bad uitschudden. (Harrebomée, I, 406b.)
Lat.: Aegri quia non omnes convalescunt, non id circo nulla medicina est. (Philippi, I, 12.)
720. Man muss dem Kinde einen andern Namen geben.
Holl.: Men geeft het kind een' anderen naam. (Harrebomée, I, 406b.)
721. Man muss dem Kinde einen (den rechten) Namen geben. – Luther, 112; Pistor., F, 32; Simrock, 5656a; Reinsberg VII, 21.
Frz.: Appeler un chat un chat. – Nommer les choses par leur nom.
Holl.: Geef het kind een' naam. (Harrebomée, I, 403a.)
722. Man muss den Kindern den Hals beugen, weil sie jung sind.
Holl.: Buig uw kind den hals terwijl het jong is, opdat het niet hardnekkig worde. (Harrebomée, I, 401a.)
723. Man muss den Kindern den Schmuz nicht so lange an den Händen lassen, bis er angewachsen ist.
Frz.: L'en ne doit jà acoustumer a son enfant mal amorson (mauvaise coutume). (Leroux, II, 254.)
724. Man muss den Kindern den Willen brechen. – Struve, I, 52.
725. Man muss den Kindern nicht alles sagen, sie schwatzen aus der Schule.
726. Man muss den Kindern nicht ihr Brot nehmen und es vor die Hunde werfen. – Matth. 15, 26; Schulze, 218; Zaupser, 765.
727. Man muss den Kindern nicht zu viel willen lassen. – Petri, II, 459.
728. Man muss der Kinder Brot nicht den Hunden geben.
Heilige Dinge muss man nicht Ungeweihten, Laien mittheilen, oder durch solche, die ihren Werth nicht begreifen, entwürdigen lassen.
729. Man muss die Kinder derer, die wohlleben, nicht Schlemmer heissen.
Was können die Kinder für das Leben der Aeltern.
730. Man muss die Kinder lehren aufs Wort merken (oder: durch Worte ziehen).
Holl.: Kinderen moeten door eerzucht, niet door slagen opgroeijen. (Harrebomée, I, 406a.)
731. Man muss die Kinder nehmen, wie sie kommen.
Holl.: Men kan kinderen winnen (minnen), maar niet zinnen. (Harrebomée, I, 406b.)
732. Man muss ein Kind nicht zu viel wiegen (schaukeln).
Holl.: Men kan een kind wel te veel wiegen. (Harrebomée, I, 406b.)
733. Man sagt das Kind besser zum Christenthum und zum Erbe, denn davon. – Graf, 210, 191.
Von der Zeit an, als man die Erbfähigkeit an die Taufe geknüpft hatte, war es natürlich sehr wichtig, zu wissen, ob ein Kind getauft sei oder nicht. War es zweifelhaft, ob ein Kind getauft worden sei, oder war es ungewiss, ob es vor oder nach dem Taufacte gestorben sei, so sollte nach dem obigen Sprichwort der günstigere Fall angenommen werden. »Men scholl dat kindt billiger tho deme Christenthome und tho deme Erve tügen also darvon.« (Thorsen, I, 2.)
734. Man sieht's dem Kinde an, was für einen Vater es hat. – Simrock, 12358.
735. Man sol die Kinder lieb haben, vnd sie es aber nicht wissen lassen. – Petri, II, 466.
736. Man sol die Kinder mit Vernunfft auffziehen. – Petri, II, 466.
737. Man soll das Kind beim rechten Namen rufen.
Lat.: Ulcus tetigisse juvabit. (Binder II, 3390.)
738. Man soll dem eigenen Kinde so viel geben, dass das Stiefkind (fremde) nicht weint.
Dän.: Giv det hvide barn saa, at det sorte græder ikke. (Prov. dan., 47.)
[1303] 739. Man soll dem Kinde nicht so oft geben, als es haben will.
Dän.: Giv ei barnet mens det beder, eller hunden mens halen røres. (Prov. dan., 237.)
740. Man soll die Kinder in sauberm Wasser baden, nicht in Mistlachen. – Lehmann, 130, 38.
741. Man soll die Kinder nicht eher taufen (verheirathen), bis sie geboren sind. – Altmann VI, 446; Reinsberg IV, 25.
742. Man soll die Kinder nicht fühlen lassen, dass die Väter uns hassen.
Lat.: Ne irascamur inimicorum et hostium liberis. (Seneca.) (Seybold, 337.)
743. Man soll nicht dem einen Kinde einen bunten und dem andern einen grauen Rock geben.
Nicht eins vor dem andern bevorzugen und auszeichnen. Die englischen Neger sagen: Was du deinen eignen Kindern nicht willst zu essen geben, musst du nicht den Kindern deines Freundes reichen. (Reinsberg VII, 62.)
744. Man soll seine Kinder so kleiden, dass man im Alter nicht selbst bloss gehen muss.
Dän.: Kled dine børn saa, i deres ungdom, at de ei skal see dig nøgen i din alderdom. (Prov. dan., 347.)
745. Man stösst manch Kind in einen Orden, ehe es ist ein Mensch geworden. – Brandt, Nsch., in Kloster, I, 619.
746. Man streicht den Kindern das maul vol brey ein. – Henisch, 505, 41.
747. Man wirft die betendelte Kinder nicht weg; auss beschissen Kindern werden auch Leut. – Lehmann, 506, 55.
»Kein beschissenes Kind zu werffen hin, dann es werden auch alt leut aus in.« (Eyering, I, 154.)
748. Manche Kinder reden klug wie alte Leute.
Zurechtweisung für junge Leute, wenn sie mit ihrer Weisheit zu freigebig sind.
749. Mancher könnte sein Theil am Kinde am Charfreitag essen, ohne die Fasten zu brechen.
750. Manches versoffene Kind vertrinckt alles, was es find; es geb die Haut vmb Wein, wens jhr könt mechtig seyn. – Petri, II, 454.
751. Mann muss dem Kind ein andern Vatter machen. – Lehmann, 176, 32.
752. Me frogt de Kender grôt niet, wat se klein gedragen hebben. (Meurs.) – Firmenich, I, 401, 84.
753. Mein Kind hat sich nicht gescheut, am Sonntag zu sterben, und ich als Mutter sollte mich scheuen, zu wehklagen. (Surinam.)
Wenn du mir Ursache zur Betrübniss gibst, so wundere dich nicht, wenn ich betrübt bin.
754. Mein Kind, sei witzig, die Welt ist spitzig. – Gaal, 1705.
Engl.: The world is round, if you cannot swim therein, you run a ground. (Gaal, 1705.)
755. Meine Kinder, stehlet mir nicht, nur schleppt mir nach Hause. (Oberschles.) – Reinsberg IV, 111.
756. Mit Kindern ist gut spielen, aber nicht gut haushalten.
Von sehr jungen, unerfahrenen Frauen.
Holl.: Met enen verdronken kint is goet spelen. (Tunn., 19, 2.)
757. Mit Kindern spielen ist gut.
758. Mit kleinen Kindern hat man Mühe vnnd arbeit, mit den grossen Sorg vnd angst. – Petri, II, 478.
759. Mu cha Chind o net in es Bockhoren zwinge. (Obersimmenthal.) – Schweiz, II, 188, 3.
760. 'N dood Kind hett 'n lebendig bi 't. Bên. (Ostfries.) – Bueren, 927; Hauskalender, III.
761. 'N Kind is besser as en Kalw, et löpt'n Buren nich ut'n Stalle. (Göttingen.)
762. 'N spejend Kind, 'n dejend Kind. – Kern, 231.
763. Nach dem krancken Kind sihet man sich am meisten vmb. – Petri, II, 485.
764. Nenne das Kind, so kennt man das Kind. – Petrl, II, 485.
Lat.: Novus fructus, novus luctus. (Binder I, 1220; II, 2267; Seybold, 385.)
[1304] 766. Nicht alle Kinder des Gutsherrn sind Junker.
767. Niemand kan seine kinder lehren, zu frü stellen nach Gott vnd ehren.
Lat.: Nemo nimis prope didicit nociua cauere. (Loci comm., 204.)
768. Niemand soll seine bösen Kinder vertrencken. – Petri, II, 495.
769. Niemand zieht böse Kinder, dann die Bettler. – Birlinger, 305.
In einer altwürtembergischen Kastenordnung vom Jahre 1536.
770. Nin Kind ward grot sunner Bulen. (Oldenburg.) – Goldschmidt, 118.
Kein Kind wird gross ohne Beulen.
771. Nümms dränk sin Kinner aw, he wêt nich, wat derut wêren kann. – Firmenich, I, 233, 59; Goldschmidt, 120; Weserzeitung, 4057; Eichwald, 1009; Hauskalender, I.
Holl.: Niemant en sal sijn quade kint verdrinken. (Tunn., 20, 3.) – Verzuip je kinderen niet, wie weet, wat ze worden kunnen. (Harrebomée, I, 407a.)
Lat.: Non mergas puerum nunc parvum post valiturum. (Fallersleben 546.)
772. Quarrige Kinder gehen am längsten. – Simrock, 5649; Körte, 3382; Reinsberg VII, 43.
Frz.: Pot frêlé dure longtemps. (Körte, 3382.)
773. Rechte Kinder bekommen bunte Röcklein, Stiefkinder nur graue.
774. Sau lange de Kinder ätet, hület se nich. – Schambach., II, 346.
So lange die Kinder essen, weinen sie nicht; man kann sie daher leicht beruhigen, wenn man ihnen etwas zu essen gibt. Eine Butterschnitte stillt viel Kinderthränen, eine Pfeffernuss thut's noch leichter.
775. Schickt man Kinder gen Marckt, lesen Kramer Geld. – Sutor, 415.
Lat.: Cui mens est stulta pro paucis vult dare multa. (Sutor, 495 u. 921.)
776. Schiessen dem Kind die Zähne ein, stoss dem Fass den Boden ein. (Nassau.)
D.h. gib ihm Wein.
777. Schlâch der de Käinjt, net dat se der ândre schlôn. – Schuster, 598.
778. Schreiende Kinder machen singende Mütter.
Holl.: Schreijende kinderen maken zingende moeders. (Harrebomée, I, 407a.)
779. Schwerredenden Kindern hilft es, Bettelbrot zu essen. – Simrock, 1035; Reinsberg VII, 45.
Da Kinder fast stets Hunger haben, so sind sie oft in der Notwendigkeit, sprechen zu müssen, wenn sie Brot haben wollen.
780. Sein Kind hält jeder fürs schönste.
781. Seine Kinder muss jedermann wohlfahrten. – Graf, 163, 141.
D.h. er hat die Pflicht, für ihre leibliche und geistige Wohlfahrt zu sorgen.
Isl.: Sitt barn skall hverr mathr fram fora. (Graup, I, 234.)
782. Seint jr nit kinder, so seind die pauren kein leut. – Schade, III, 138, 20.
783. Selig ist ein Kind, da ein Priester auss wird. – Petri, II, 519.
784. Selten ein Kind versteht, wie's der Mutter zu Herzen geht. – Eiselein, 374.
785. Senn de Kinner kle, trât'n si em uf de Be; senn si grâss, ufs Herz. (Franken.)
786. Sind der Kinder noch so viel, der Vater behält das Vorspiel.
Dän.: Vare børnene 24, da var faderen ældst. (Prov. dan., 37.)
787. Sind die Kinder funfzig Jahr, soll man das Schulgeld den Bettlern geben. – Sprichwörtergarten, 289.
Engl.: An old naught will never be ought.
788. Sind die Kinder satt, bekommen auch die Hunde.
789. So das Kind geboren, ist das Testament gefertigt.
790. So mennich Kind, so mennich Faderunser. (Süderdithmarschen.)
791. So viel Kinder, so viel Paternoster. – Simrock, 5614; für Münster: Firmenich, I, 298, 34; Frommann, VI, 426, 62; ostfriesisch bei Bueren, 1058; Hauskalender, I.
[1305] 793. Soll ein Kind gedeihen, so soll man ihm zu trinken geben wie einem Falken, es füttern wie ein Kalb, es kleiden wie ein Schaf und es schlagen wie einen Esel.
Dän.: Barn skal have drik som høg, føde som nøed, klæder som væder og hug som asen. (Prov. dan., 46.)
793. Soll ein kind gedeyen, so mag yhm der vater leicht etwas lassen; ia es ist zu uil, was er yhm lesst, vnd wenn er yhm schon nichts liesse. Soll ein kind nicht gedeyen, so ist es alles zu wenig, vnd wenn er yhm noch so uil liesse. – Agricola I, 508.
Holl.: Zal een kind gedijen, zoo mag hem de vader ligt iets laten; maar het is te veel, wat hij hem laat, al liet hij hem ook niets. Zal een kind niet gedijen, zoo is alles te weinig, al liet zijn vader hem ook nog zooveel. (Harrebomée, I, 407b.)
794. Spêende Kinder, dêende Kinder. – Bueren, 1029.
795. Speibende Kinder, bleibende Kinder. (Steiermark.)
796. Starkes Kind, starke Krankheit. – Körte, 3384.
797. Steht das Kind wohl, so ist jede Hebamme gut. – Simrock, 4472; Reinsberg VII, 14.
798. Stirbt das Kind in der Were, so lässt es das Gut auf dem Herd. – Graf, 195, 89.
Hat das Verhältniss im Auge, dass Kinder gemeinschaftlich ihr ungetheiltes Gut verwalten, wie sie es vielleicht von den Aeltern empfangen haben, sodass alles allen gehört. Wenn nun eins dieser Kinder stirbt, so erben weder die Aeltern noch die Geschwister, es bleibt viel mehr wie es gewesen ist. Was vorher z.B. Fünfen gehört hat, gehört jetzt Vieren ungetheilt. Die Friesen: Steruat tha bern, sa lewas thet goud uppa thene hert. (Richthofen, 330.)
799. Straf' dein Kind so, dass der Apfel bei der Ruthe sei.
Die Russen: Schlage erst drei Kreuze, ehe du deinem Kinde einen Schlag gibst. – Züchtige deine Kinder mit Ruthen, aber zerbrich ihnen den Rücken nicht. (Altmann, VI, 402 u. 454.)
800. 'T Kind is dod, Farrerschaft is ut. (Strelitz.) – Firmenich, III, 72, 76.
801. Thue dem Kind sein Willen, so greindts nit. – Gruter, III, 84; Lehmann, II, 627, 5.
Greinen = den Mund verzerren, schwäbisch = weinen, bairisch = zanken, schelten, schweizerisch = grunzen; versteht sich idiotisch.
802. Thut ein Kind auch üble Ding', der Mutter Lieb' wird nicht gering.
Böhm.: Ač dítĕ křivo, přede mateři mílo. (Čelakovsky, 400.)
803. Träck (ziehe) Kinder op, träck jung Hung up. (Köln.) – Firmenich, I, 472, 24.
Will sagen, dass wer junge Hunde aufzieht mitunter ebenso viel, wenn nicht mehr Dank erntet, als mit der Erziehung von Kindern.
804. Ûese (unse) Kinner sind nit so geraist1 as de Kinner in der Stadt. (Grafschaft Mark.) – Frommann, V, 59, 63.
1) D.h. nicht so knapp, so karg genährt, von raisen, wie englisch: to raise = surgere, dann figürlich: aufziehen, erziehen.
805. Um des Kindes willen küsst man die Amme. – Lehmann, II, 791, 87; Pistor., II, 25; Simrock, 5626; Körte, 3360; Reinsberg VII, 42.
»Vmb dess kindes willen geschichts, dass du die ammen küssen siehst.« Vielleicht auch manchmal um ihr selbst willen.
Holl.: Om des kints wil cust men die voetster (zoogster). (Tunn., 20, 2; Harrebomée, I, 407a.)
Lat.: Oscula nutrici pueri dant eius amici. (Fallersleben, 578; Loci comm., 6.)
806. Um kleine Kinder kleine Trauer.
Frz.: De petit enfant petit deuil. (Leroux, I, 141.)
807. Uneheliche Kinder haben keine Erbschaft. (S. Ebenbürtig und Echter 2.) – Graf, 210, 184.
Auf Seeland: Anugth barn maghal ey arual. (Thorsen, 86, 58.)
808. Ungeniet kind ist wie ein wild rind. – Franck, I, 121a; Paradoxa, 124b; Körte, 3371.
Ungeniet kommt nicht von Genie, sondern von nieten, ein ungenietetes, ungefüges, das sich nicht in den Willen der Aeltern und Lehrer oder in keine gute Sitte fügt, also ungehorsames, ungesittetes.
809. Ungerathen Kind der Aeltern Schande sind.
Lat.: Improbitas filii patris dedecus est. (Seybold, 222.)
810. Ungerathene Kinder kommen (bekommt) dem (der) Henker in die Hände (Schule).
Lat.: Audit carnificem nolens audire parentem. (Seybold, 45.)
[1306] 811. Ungerathene Kinder sind ein Fluch des Hauses.
Holl.: Waar een ondeugend kind in huis is, komt de vloek in langs alle deuren. – Weelderige kinderen, treurige ouders. (Harrebomée, I, 407b.)
812. Ungetuagene1 Kinner goaet (gehen) to Wièrke as Rinner. – (Münster.) – Frommann, VI, 427, 80; für Osnabrück: Firmenich, II, 162, 2; Lyra, 27; hochdeutsch bei Simrock, 5583a; Reinsberg VII, 13.
1) Ungezogen, unartig von dügen = taugen.
813. Unmündiger Kinder Gut gewinnt nichts. – Graf, 172, 180.
Entweder, um zu sagen: es wird so verwaltet, dass es nicht wächst, oder, um auszudrücken, dass es, weil es weder gewinnen noch verlieren soll, nicht zu Speculationen benutzt werden dürfe. (S. Gut 71 und Kindergut.) »Merke, das vnmündiger Kinder gut nichts gewinnt.« (Klingen, 90b, 1.)
814. Unsere Kinder sind unsere Plagen. – Reinsberg VII, 57.
815. Vaöl Kinner, väöl Vaterunser. (Altmark.) – Danneil, 100.
816. Vêl Kinner, vêl Segen, sär dei Küster, as hei den Döpschilling in dei Tasch steckt. (Mecklenburg.) – Raabe, 185; Hoefer, 636; Kern, 333.
817. Verbrentes kind förchts fewr. – Franck, I, 58b u. 102a; Egenolff, 18a u. 356a; Eyering, III, 342; Guttenstein, I, 9; Gruter, I, 67; Petri, II, 566; Latendorf II, 26; Körte, 3380.
818. Verhätschelte Kinder gerathen nicht.
Die Basken: Ein zärtlich erzogen Kind kommt oft jämmerlich um. Ein zu lecker gewöhntes Kind wird Müssiggänger, wenn es erwachsen ist. (Reinsberg I, 178.) Die Bergamasken: Gewöhnt man die Söhne lecker, werden sie Diebe. In Brescia empfiehlt man: Erziehe deine Söhne als arm, wenn du sie reich und geschätzt haben willst. (Reinsberg VII, 72.) Die Russen sagen: Die Kinder werden schwer entwöhnt, die an einer goldenen Brust gesogen haben. (Altmann VI, 444.)
Frz.: Enfant par trop caressé mal appris et pis réglé. (Leroux, I, 140.)
Holl.: Zoo het kind te veel gevleid wordt, wordt het tot veel kwaad verleid, (Harrebomée, I, 403a.)
It.: Fanciul troppo accarezzato non è mai ben regolato. (Pazzaglia, 120, 2.)
819. Verzogen Kind bleibt ein Rind.
Die Litauer: Verziehe die Kinder nicht, mit der Ruthe rufst du sie nicht heim. (Reinsberg VII, 72.)
820. Viel Kinder erwürgen sogar den Edelmann. (Saulgau.) – Birlinger, 121.
821. Viel Kinder machen schmale Bissen.
Holl.: Daar veel kinderen zijn, daar smaldeelt het zoo. (Harrebomée, I, 401a.)
822. Viel Kinder, viel Aerger. – Reinsberg I, 174.
823. Viel Kinder, viel Augen Gottes. (Saulgau.) – Birlinger, 301.
824. Viel Kinder, viel Mäuler, viel Stückchen Brot. – Frischbier2, 2003.
825. Viel Kinder, viel Segen (Gottes). – Birlinger, 300.
826. Viel Kinder, viel Vaterunser; viel Vaterunser, viel Aerger. – Reinsberg VII, 57.
827. Viel Kinder, viel Vaterunser; viel Vaterunser, viel Segen. – Blum, 18; Eiselein, 374; Körte, 3357; Simrock, 5613; Braun, I, 1826; Rochholz, 301; Reinsberg I, 174; VII, 6; Lohrengel, I, 679; für Eifel: Schmitz, 187, 71; für Iserlohn: Woeste, 71, 14; für Waldeck: Curtze, 317, 42.
Ein Trost für kinderreiche Aeltern, dass es auslangen werde, wenn sie redlich das Ihre thun. Ein alter frommer Glaube, der aber von der Erfahrung oft genug widerlegt wird. Sicherer ist der Satz: Viel Kinder, viel Sorge und Unruh, vielleicht auch viel Kummer und Verdruss und oft genug wenig Freude.
828. Viele Kinder sind Gottes Segen im Haus, aber sie ziehen einem das Hemde vom Leibe aus. Riehl, Familie (Stuttgart 1855), S. 228.
Die Walachen behaupten: Kindersegen brach noch keines Hauses Dach. (Reinsberg I, 175.)
829. Vil Käinjt, vil schtäkeltscher Brît. – Schuster, 573.
830. Vil Käinjt, vil Vuoterâser. – Schuster, 572.
831. Vill Kenger, vill Vatteronser, evver ôch vill Schnidde Brud. (Bedburg.)
832. Vill Kinder, vill Schnede Brud, vill Vaterunser. (Köln.) – Weyden, IV, 167; für Waldeck: Curtze, 317, 42.
[1307] 833. Vndanckbare Kinder geben der Mutter Otternlon. – Petri, II, 849.
834. Vngehorsamen Kindern fressen die Raben gemeiniglich die Augen auss. – Petri, II, 558.
853. Vngeraten Kinder sind böse Blutschweren vnd dem Hertzen eine grosse Pein. – Petri, II, 558.
836. Vo Kinde'n1 und Loap'n2 ku ma3 d' Woachet4 de toap'n5. (Innsbruck.) – Frommann, VI, 35, 39.
1) Von Kindern.
2) Lap = Blödsinniger, Thor, Narr.
3) Kann man.
4) Wahrheit.
5) Ertappen, erwischen.
837. Völ Kenger es Sêge Goddes egen (im) Hûs, märr (aber) se hauen enge1 de Noppe2 vage (vom) Lif. (Aachen.) – Firmenich, I, 493, 124.
1) Sie halten einem.
2) Die Fäserchen von Wolle im Tuch, vom holländischen nop. – Viel Kinder sind ein Segen aber auch Ursache, dass man sich behelfen muss. Noppe sind eigentlich Wollknötchen, aber man trug ehemals auch Röcke aus einem Zeuge, worauf solche Noppen oder Knöpfchen gezupft waren. – Die Bergamasken sagen: Sind die Kinder artig und gesund, so hat man wirklich nie zu viel. Die Polen behaupten unbedingt: Kinder und Gläser hat man nie zu viel. (Reinsberg VII, 5.) (S. Kindersegen.)
Holl.: Kinderen zijn een zegen des Heeren, maar zij houden iemand de noppen van de kleêren. (Harrebomée, I, 406a.)
838. Völ Kinder word't stûr1 Een Olde to underholden, man Een Olde underhold't mackelk völ Kinder. – Bueren, 1210; Stürenburg, 271b.
1) Schwer, schwierig, grosse Kraftanstrengung erfordernd.
839. Vor der Kinder. Nöthlichkeit1 vergist man des Gasts (Manns) allzeit. – Gruter, III, 93; Lehmann, II, 805, 417; Fischart, Gesch.
1) Der Befriedigung ihrer natürlichen Bedürfnisse, gegen die vieles andere zurückstehen muss.
840. Vor viel Kindern und wenig Brot bewahr' uns lieber Herre Gott.
Engl.: From many children and little bread, good Lord deliver us. (Bohn II, 359.)
841. Wä em sich de Käinjd erziht, esi huot em se. – Schuster, 595.
842. Wa mer dä Kenger ehre Welle dêt, da kreische se net. (Bedburg.)
843. Wä welld holden e fresch Kenk, dä hat et für aprelsche Sonn un Märzer Wenk. (Bedburg.)
844. Wann än Kind kacken well, äs en Kä(r)l, säu be(r)stet dem Aes. (Sauerland.)
845. Wänn d' Kend'r klään sain, trâte s' d'r Mott'r of d' Scherze; wänn 's grûss sain; goar ofte ofs Herze. (Oesterr.-Schles.) – Peter, 448.
846. Wann das Kind todt ist, so ist (hat) die Gevatterschafft auss (ein Ende). – Petri, II, 631; Henisch, 1418, 13; Lehmann, II, 826, 15; Gaal, 1003; Pistor., IX, 39; Simrock, 5653; Körte, 3395; Reinsberg VII, 24; Braun, I, 1846.
Im allgemeinen: Der Tod hebt alle Verpflichtungen und Verbindlichkeiten auf. Oder: Mit dem Tode einer geliebten Person, die zwei Familien durch Heirath verband, ist das Band zwischen ihnen aufgelöst. Im besondern aber bezieht sich das Sprichwort auf die geistliche Sippe, die nach der Lehre der katholischen Kirche durch ⇒ Gevatterschaft (s.d. 2) entsteht (s. Geratter 9 u. Taufstein) und gewisse Ehehindernisse begründet. Das Sprichwort sagt nun, dass durch den Tod des Kindes das gevatterschaftliche Verhältniss mit seinen Folgen aufgehört habe, wie durch den Tod der Frau die schwägerliche Sippe erlöscht. (S. Frau 607.) Die Böhmen: Stirbt das Kind, so stirbt auch die Gevatterschaft. Die Serben: Stirbt das Pathenkind, ist die Gevatterschaft zerrissen. Die Ungarn: Ist das Kind todt, ist die Gevatterschaft hin. (Reinsberg VII, 24.)
Böhm.: Umře dítĕ, umře i kmotrovství. (Čelakovsky, 412.)
Dän.: Naar barnet er dødt, er fadderskabet ude, er skogerskabet glemt. (Prov. dan., 151.)
Frz.: Ne compère, ne ami, l'enfant est mort. (Leroux, II, 267.)
Holl.: AIs het kind dood is, is het gevaderschap uit. (Harrebomée, I, 401a.)
It.: Doglia passata, commar dimenticata. ( Gaal, 1003.) – Morto 'l fanciullo, addio compare. (Pazzaglia, 234, 6.)
Lat.: Contemnunt spinas, cum cecidere rosae. (Ovid.) (Binder I, 225; II, 568; Philippi, I, 93.) – Decrescit factus calor, ac amor ipse coactus. – Nescio, quid sit amor, nec amo, nec amor, nec amavi, sed scio, si quis amat, uritur igne gravi. (Sutor, 4.) – Post mortis morsum vertit dilectio dorsum. (Binder II, 2622; Schreger, 27.) – Sublato fundamento tollitur relatio. (Binder I, 1686; II, 3227; Schreger, 71; Seybold, 87 u. 584.)
Ung.: Meg hólt a gyermek, oda a komaság. (Gaal, 1003.)
[1308] 847. Wann de Kinner to Bedde goat, dann wêrt dat Hius gräut. (Westf.)
848. Wann die kind nit so lieb, wer wolt sie erziehen! – Franck, II, 117b.
849. Wann die Kinder beginnen gross zu werden, so wirdt die Mutter alt. – Henisch, 247, 46; Petri, II, 644.
850. Wann die Kinder Brot essen, bekommen sie rothe Wangen; wann die Väter Wein trincken – rothe Nasen. – Sutor, 138.
851. Wann die kinder nit so lieb weren, so würden sie selten erzogen. – Tappius, 187a.
852. Wann die kleinen Kinder weinen, so singt die Mutter; wann die grossen singen, so weint die Mutter. – Sutor, 167.
853. Wann Kinder zo Maat (Markt) gonn, dann freuen sick de Kauflück. (Köln.) – Firmenich, I, 474, 134.
854. Wann man den kinderen jren willen lasst, so weynen sie nit. – Franck, II, 117a; Tappius, 184b; Lehmann, II, 830, 70.
855. Wann 't Kind kasselt1 is, will'r jederên wuol Vadder2 to staunen. – Lyra, 126.
1) Kasseln = taufen.
2) Gevatter.
856. Wär de Kindere klät in der Aschen, dän schmarret det Geld in der Taschen. – Schambach, II, 510.
857. Wär de Kindere klät in der Aschen, dei is en Narren in sîner Taschen. – Schambach, II, 510.
Wer die Kinder, so lange sie noch sehr klein sind und überall herumkriechen, gut kleidet, der ist ein Narr an seiner Tasche, er wirft das Geld für die Kleider weg.
858. Wär de Kindere nich in'n ersten Járe wârt, mot se in'n tweiten un dredden Jâre wâren. – Schambach, II, 511.
Wer den Kindern im ersten Lebensjahre die erforderliche Pflege und Wartung nicht gewährt, trägt die Schuld, dass sie sich später entwickeln, später gehen lernen u.s.w. und muss, was versäumt war, später nachholen.
859. Wär sek med Kindern afgift, krigt hinderlân. (Hannover.) – Schambach, II, 82.
Er wird wie ein Kind behandelt.
860. Wären die Kinder nicht lieb, wer würde sie erziehen. – Agricola I, 695; Egenolff, 264b; Lehmann, II, 827, 38; Struve, 27; Sailer, 288; Simrock, 5601; Reinsberg I, 176; VII, 49.
Holl.: Wanneer die kinderen niet zoo lief geacht werden, zoo zouden zij beter op gevoed worden. (Harrebomée, I, 407b.)
861. Was da sagt ein Kind vnd Narr, das ist gemeiniglich recht vnd war. – Latendorf II, 29.
862. Was das Kind auf der Gasse spricht, hat des Vaters oder der Mutter Gesicht.
Nicht immer; vielleicht sind die Reden der Kinder auf der Gasse nur selten ein Echo der älterlichen.
863. Was das Kind sich angewöhnt, davon lässt es schwer.
Dän.: Barnet græder sin bane, for det lader gammel vane. (Prov. dan., 49.)
864. Was das Kind verbrochen, wird am Gesind gerochen.
865. Was das kindt nit mag, das geht in der ammen krag. – Franck, II, 67a; Tappius, 79b; Gruter, I, 74; Eyering, II, 132; Simrock, 5627; Körte, 3359; Reinsberg VII, 42.
Holl.: Wat het kind niet mag, dat mag de zoogster. (Harrebomée, I, 407b.)
Lat.: Nutrícum more male. (Philippi, II, 58; Tappius, 79a; Erasm., 808; Sutor, 363; Seybold, 397.)
866. Was das kindt nit mag, das mag die amm. – Franck, II, 67a; Petri, II, 587.
867. Was den Kindern wehe thut, das gehet dem Vater vmb den kleinen Finger vnd der Mutter vmb den gantzen Leib. – Petri, II, 588; Henisch, 1102, 69.
868. Was die Kinder am liebsten wollen, soll man jhnen am wenigsten geben. – Petri, II, 589; Henisch, 1383, 60.
[1309] 869. Was die Kinder hören im Haus, das plaudern sie auf der Gasse aus.
Die Spanier: Was das Kind am Herde gehört, sagt es an der Thür wieder. In Mailand räth man: Wer wissen will, wie es steht, der frage das kleinste Kind im Haus. Die Engländer: Das Kind sagt nichts, als was es beim Feuer gehört hat. Dann sagen die Bergamasken: Kinder sind immer aufrichtig. Die Hebräer behaupten: Das Gespräch der Kinder auf der Gasse rührt entweder vom Vater oder von der Mutter her. (Reinsberg VII, 90.)
Engl.: What children hear at home, soon flies abroad. (Bohn II, 4.)
Frz.: Ce que l'enfant oit au foyer est bientôt connu jusqu'au moustier. (Bohn I, 10; Kritzinger, 271.)
Port.: Dizem os filhos ao soalheiro, o que ouvem dizer ao fumeiro. (Bohn I, 275.)
Span.: Dicen los niños en el soiejar lo que oyen á sus padres en el hogar. (Bohn I, 213; Kritzinger, 271.)
870. Was die Kinder nicht thun sollen, das muss man selbst nicht thun (oder: ihnen nicht vorthun).
Dän.: Hvad du vil laste hos dine børn, lad dine børn ei see hos dig.
871. Was die Kinder zerreissen, muss die Mutter flicken (nähen).
Die Czechen: Das Kind beschmuzt sich und reisst Löcher, die Mutter näht und wäscht. (Reinsberg I, 190.)
872. Was du deinem eigenen Kinde nicht zu essen geben willst, das musst du auch nicht den Kindern deines Freundes (Nachbars) geben. (Surinam.)
Was dir selber zu schlecht ist, musst du andern nicht anbieten.
873. Was für necksche (curiose, seltsame) Kinder gibt's doch, sagte der Bauer, als er in der Stadt einen Affen am Fenster sitzen sah.
Holl.: Wat vindt men ter wereld zeldzame kinderen, zei de boer, en hij zag een' aap op het venster zitten. (Harrebomée, I, 4b.)
874. Was gefrevelt das Kind, straft man gern am Gesind'. – Steiger, 108.
875. Was ist lieber als Kindes Kind? – Petri, II, 601.
876. Was kann das arme Kindt darzu, sagte Klaus Narr, das die Mutter eine Hure ist. – Henneberger, 218; Petri, II, 601.
877. Was Kinder auss zwang thun, das hat kein Bestand. – Lehmann, 171, 53.
878. Was man als Kind gelernt, vergisst man nicht leicht (mehr). – Reinsberg VII, 99.
879. Was man den Kindern gelobet, das muss man in der Hand haben. – Petri, II, 851.
In der Herzegowina sagt man: Dem Türken und dem kleinen Kinde versprich entweder nichts, oder gib es ihm. (Reinsberg VII, 62.)
Böhm.: Dítĕtí dej, a neslibuj, a tak také Turku. (Čelakovsky, 94.)
880. Was nicht Kind, wird nimmer Kind. – Latendorf II, 32; Simrock, 5619; Reinsberg VII, 60.
881. Was sagt ein Kind vnd Narr, das ist offt recht vnd wahr. – Petri, II, 607.
882. Was soll einem Kinde das spitzige Messer. – Eiselein, 373.
Lat.: Ne puero gladium. (Eiselein, 373; Seybold, 342.)
883. Wast du bliywen en schoaün Kind, dann niem di in Acht vöer Märtelucht un Aprilwind. (Büren.)
884. Wat de Käinjt rieden, äs gor gäre wôr. – Schuster, 588.
885. Wat öss hi, wat öss da, Kinga bringt de Adeba (Storch). – Frischbier2, 2014.
886. Wat Kinder sage, muss noch eimôl gesât wäde. (Köln.) – Firmenich, I, 474, 136.
887. We well han e schönn Kenk, verwahr et vor Müäzluft en Aprelswenk. (Aachen.) – Firmenich, I, 491, 12; hochdeutsch bei Reinsberg VIII, 103.
Wer will haben ein schönes Kind, bewahre es vor Märzluft und Aprilwind.
888. Wei de Kinner lät waülen in der Aske, deam wârt dat Geld nit schimmelig in der Taske. (Büren.)
889. Wei will siyn en fiyn Kind, mot sik waren vör den Märzwind un vör de Aprilsunne, dann bliwt hei sau witt äs ne Nunne. (Büren.)
[1310] 890. Weinend Kind lässt das Maul hängen.
Dän.: Det barn er snart til at græde som læben hænger paa. (Prov. dan., 48.)
891. Weinende Kinder machen singende Frauen (Ammen). – Reinsberg VII, 40.
Die Russen: Wenn das Kind nicht weint, so versteht es die Mutter nicht; und die Türken behaupten: Wenn das Kind nicht weint, wird es keine Nahrung bekommen. (Cahier, 1994 u. 2718.)
Dän.: Grædende barn giør siungende amme. (Prov. dan., 47.)
892. Weise Kinder sind der Eltern frewd. – Petri, II, 617.
893. Weisem Kind ist man feind. – Lehmann, II, 837, 202; Simrock, 11492; Körte, 3386.
Lat.: Odi puerulum praecoci sapientia.
894. Weisse (kluge) Kinder kriegen wol grawe röck, aber nicht grawe köpffe. – Petri, II, 617; Henisch, 1734, 54.
895. Welche ein Kind thut geberen, sol es erhalten vnd ernehren.
Lat.: Est puer alendus a patre, simulque tuendus. (Loci comm., 151.)
896. Welche Kinder zeugen, sollen ihnen beizeiten den Rücken beugen.
Frz.: De l'homme les plus beaux ouvrages, c'est faire enfans, qui soient bien sages. (Kritzinger, 378.)
897. Welches Kind ist frei und echt, das behält des Vaters Recht. – Graf, 57, 204.
Wenn bei Vollfreien nur verschiedene Grade des Adels in Betracht kommen, entscheidet für den Geburtsstand der des Vaters. – Die Aegypter sagen: Welches von deinen Kindern liebst du am meisten? »Das Kind derjenigen Mutter«, antwortet er, »deren Aufführung ich am sorgfältigsten bewache.« (Burckhardt, 633.) Der Vater liebt das Kind am meisten, in dessen Echtheit er keinen Zweifel setzt. Daher, weil infolge der Vielweiberei sich die Kinder verschiedener Mütter in dem Hause Eines Gatten zusammenfinden.
Mhd.: Sv art kint is vri vnde echt, dar behalt it sines vader recht. (Homeyer, I, 16, 2.)
898. Wemmer 'n Kind 'n Will'n thut, greint's nit. (Franken.) – Frommann, III, 327, 423.
899. Wenig Kinder werden jhren Eltern gleich. – Petri, II, 627.
900. Wenn das Kind da ist, wird die Hebamme gelobt. – Altmann VI, 484.
901. Wenn das Kind dem Vater gleicht, so nimmt es den Zweifel von der Mutter.
902. Wenn das Kind den Willen hat, so weint es nicht. – Gaal, 1002; Struve, I, 36; Körte, 3377; Reinsberg IV, 96.
Gilt von grossen und kleinen Kindern.
903. Wenn das Kind entwöhnt ist, wird die Amme entlassen.
Die Russen: Wenn das Kind entwöhnt ist, was fragt man nach den Brüsten der Amme. (Altmann VI, 445.)
904. Wenn das Kind ertruncken ist, so deckt man erst den Brunnen zu. – Petri, II, 631; Henisch, 669, 53; Tunn., 2, 8; Blum, 554; Bücking, 175; Simrock, 1360; Lohrengel, I, 747; Reinsberg IV, 27.
Die, welche Vorsicht anwenden, wenn das Unglück geschehen ist. Als in Paris ein Thronerbe den Hals gebrochen hatte, dachte man an die Pflasterung der Stadt (1184). Wenn einige Tausend oder Hunderttausend Menschen im Kampfe für religiöse oder bürgerliche Freiheit hingeopfert sind, dann kommen Toleranzedicte, wie schon Friedrich II. in einem Briefe an Voltaire bemerkte, und – Verfassungen. Die Franzosen empfehlen daher: Man muss die Kinder bis zum siebenten Jahre vor Feuer und Wasser hüten. (Reinsberg VII, 48.) Die Abyssinier sagen: Ist das Kind einmal verschlungen, was nützt dir, wenn der Alligator mit dir weint!
Holl.: Als dat kind verdronken is, so stopt men den put. (Tunn., 2, 8.)
Lat.: Clypeum post vulnera sumere. (Ovid.) (Binder II, 514; Faselius, 46; Wiegand, 796.)
Span.: Si el niño lloráre, acállelo su madre, y si no quisiere callar, déxelo llorar. (Bohn I, 257.)
905. Wenn das Kind ertrunken ist, verschliesst man den Brunnen.
In Bedburg: Wann et Kenk versoffen ess, welld mer den Pötz zomâche.
Lat.: Maxima pars pecore amisso praesepia claudit tunc que sapit, cum calva retro fortuna recessit. (Philippi, I, 244.)
[1311] 906. Wenn das Kind fest an der Tugend hält, das ist das schönste Erbe auf der Welt.
Lat.: Dos est magna parentum virtus. (Horaz.) (Philippi, I, 125.)
907. Wenn das Kind geboren, ist das Testament gemacht1. – Eisenhart, 116; Pistor., I, 19; Hillebrand, 165, 230; Simrock, 5577; Körte, 3392; Graf, 204, 152; Braun, I, 1840.
Bezeichnet die Unabänderlichkeit der Erbfolge der Leibeserben, die so fest steht, dass ein fertiges Testament durch später geborene Kinder, die darin nicht berücksichtigt sind, von selbst ungültig wird. Das Sprichwort bezieht sich auf den Satz aus dem römischen Recht, dass durch die Geburt eines Notherben (suus posthumus) das Testament, in welchem dieser keine Berücksichtigung gefunden habe, vernichtet werde.
908. Wenn das Kind geboren ist, so ist das Gut schon vererbt. – Graf, 204, 153.
Mhd.: Wan di kint geborin werdin, so ist ir gut vorerbit. (Ortloff, Eisenachsches Rechtsbuch., S. 669.)
909. Wenn das Kind gestorben, hat die Gevatterschaft ein Ende. – Eiselen, 372; Mayer, I, 118.
910. Wenn das Kind gestorben ist, was nützt es den Heiligen zu schlagen!
911. Wenn das Kind getaufft, so wil mancher Gefatter werden. – Petri, II, 630.
Engl.: When the child is christened, you may have godfathers enough. (Bohn II, 78.)
Frz.: C'est quand l'enfant est baptisé qu'il arrive des parrains. (Bohn I, 11.)
912. Wenn das Kind getauft ist, fehlt's nicht an Pathen. – Reinsberg IV, 30.
913. Wenn das Kind getauft ist, will jeder heben. – Henisch, 1418, 9; Sailer, 163; Simrock, 10121; Reinsberg IV, 30; VII, 2; für Waldeck: Curtze, 356, 519.
914. Wenn das Kind in der Wiege liegt, kann man erkennen, was (wess) es ist.
915. Wenn das Kind ist geboren, haben die Rüben den Geschmack verloren. – Simrock, 8566.
Zu Weihnachten sind die Rüben saftlos.
916. Wenn das Kind nicht lallen wollte, würde es auch nicht sprechen lernen. – Reinsberg III, 104.
917. Wenn das Kind nicht schreit, wird es nicht gestillt.
918. Wenn das Kind nicht weint, glaubt die Mutter es brauche nichts. – Gartenlaube (Leipzig 1860), S. 239.
Die Basken: Einem Kinde, das nicht schreit, gibt die Mutter die Brust nicht. So sagt man auch in der Herzegowina. Auch die Türken sagen: Man gibt den Busen nicht dem Kinde, das nicht weint. (Schlechta, 51.) Und die Dänen: Wer wird einem Lamme geben, das nichts verlangt! (Reinsberg VII, 40.)
919. Wenn das Kind nicht weint, kümmert sich die Mutter nicht darum. (Lit.)
Böhm.: Dítĕe nepláče, mát nerozumí. (Čelakovsky, 9.)
Poln.: Dziecię niepłacze, matka niewié, czego potrzebuje. (Čelakovsky, 9.)
920. Wenn das Kind nur da ist, es findet sich leicht jemand, der es aus der Taufe hebt.
921. Wenn das Kind seine Zähne hat, braucht es keine Amme mehr.
922. Wenn das Kind sich selber kann verstehen, so kann es auch seine Mündel wohl verstehen. – Graf, 173, 185.
Mit erlangter Mündigkeit hat das Kind nicht nur das eigene Bestimmungs- und Verwaltungsrecht gewonnen, sondern auch die Vormundschaft über seine eigenen noch unmündigen Familiengenossen.
Mhd.: Alz daz chint sich selven muz versten alz muz ez sine mundelen wol versten. (Sachsenspiegel, I, 42, 2.)
923. Wenn das Kind weint, reicht ihm die Mutter die Brust.
Mahnung zum Gebet.
924. Wenn das Kind zahnt, soll die Mutter den Unterrock verkaufen und ihm Wein geben. – Venedey, 100; Reinsberg I, 176.
Die Spanier: Wenn das Kind zahnt, versucht es der Tod. Sie stellen als Regel auf: Dem neuen Knaben Brot und Ei und später Brot und Stock. Die Franzosen wollen vom Weine für kleine Kinder nichts wissen; sie sagen: Sonnenschein bei Morgenlicht, Frau, die sprechen will Latein, kleines Kind, genährt mit Wein, kommen zu gutem Ende nicht. (Reinsberg VII, 44.)
[1312] 925. Wenn de Kender op grôte Hüskes gonnt setten1, dann fallen se dôr den Brehl2. (Meurs.) – Firmenich, I, 402, 107.
1) Abtritt gehen.
2) Brille, Sitzöffnung.
926. Wenn de Kinder ätet, sau hület se nich. – Schambach, II, 346.
927. Wenn de Kindere frîet, mötet de Eldern eschlachtet wären. – Schambach, II, 468.
Wenn die Kinder freien (heirathen), müssen die Aellern geschlachtet werden. Sind die Kinder verheirathet, so erscheinen ihnen die alten Aeltern als Bürde und sie wünschen den Tod herbei. (S. Söhnchen.)
928. Wenn de Kinner ären Willen krigt, denn krîten (schreiten) se nich. – Goldschmidt, 161; für Altmark: Danneil, 275; Bueren, 1214; Kern, 234; Hauskalender, II.
929. Wenn de Kinner to Markte kamt (kommen), kriegt de Kramers Geld. (Oldenburg.) – Firmenich, I, 232, 33; Eichwald, 1019.
930. Wenn dem Kinde der Zahn wächst, so ruft es bald Brot. (Wend. Lausitz.)
931. Wenn die Kinder altern, werfen sie das Spielzeug weg.
So verlässt der erwachsene Mensch unhaltbare Ansichten, irrige Vorstellungen, wenn sich richtigere Kenntnisse in seiner Seele niederlassen.
932. Wenn die Kinder beim Grossvater gegessen, so wollen sie noch zu Hause bei der Mutter essen.
Holl.: Als de kinderen gegeten hebben, zoo willen ze nog weder to huis eten. (Harrebomée, I, 401a.)
933. Wenn die Kinder draussen nicht folgen, löschen die Aeltern daheim die Lichter aus. – Steffens, Hausfreund (Berlin 1845), S. 142.
934. Wenn die Kinder eine Stiefmutter haben, so haben sie auch einen Stiefvater. – Sailer, 261.
935. Wenn die Kinder essen sehen, so wollen sie auch essen. – Petri, II, 644.
936. Wenn die Kinder geboren werden, sind sie alle schön, wenn sie heirathen, alle gut und wenn sie sterben, alle Heilige. – Reinsberg I, 176; VII, 35.
937. Wenn die Kinder hungern, spielen sie nicht.
938. Wenn die Kinder in die Schule gehen, sollen sie auch das Feuer in der Nachbarschaft löschen helfen.
939. Wenn die Kinder lernen gute Bisslein kennen, so ist das studiren auss. – Petri, II, 644; Henisch, 396, 39.
940. Wenn die Kinder nicht beten wollen, beschert ihnen Sanct-Niklas Pferdeäpfel ein. – Luther.
941. Wenn die Kinder noch auff'n Schoss treten, so treten sie nicht auffs Herz. – Petri, II, 644.
942. Wenn die Kinder schreien, gibt man ihnen ein Spielwerk (oder: etwas zu naschen).
Wenn die Völker schreien, macht man es ungefähr ebenso; man gibt ihnen das Spielwerk einer Constitution, um davon zu naschen.
943. Wenn die Kinder still sind, haben sie meist etwas verschüttet.
Engl.: When children stand quiet, they have done some harm. (Bohn II, 4.)
Holl.: Als de kinderen stil zijn, dau hebben zij kwaad gedaan. (Harrebomée, I, 401a.)
944. Wenn die Kinder versorgt sind, ist der Vater unwerth.
Lat.: Senescit bos, est opera multa bovis. (Sutor, 891.)
945. Wenn dit nich wä, wenn dat nich wä, wo käm' denn de (klên) Kinga he. On dat ösy ganz gewiss nicht wa, de Kinga bringt de Adeba. – Frischbier2, 2015.
946. Wenn du böse Kinder hast, was nützt dir Geld? Und hast du gute, wieder, was nützt es? (Türk.)
947. Wenn ein jeder sein Kind zöge, brauchte man keines Henkers.
948. Wenn ein Kind geboren ist, sieht man ihm die Wehen nicht an, die es gemacht.
Die Opfer sind bald vergessen, welche die errungene Freiheit gekostet, die Mühen und Anstrengungen, die ein Geschäft nöthig gemacht hat.
[1313] 949. Wenn ein Kind im Schlafe lächelt, so plaudert es mit einem Engel.
Man behauptet nun freilich, dass ein derartiges Lächeln durch krampfhafte Empfindungen hervorgebracht werde; aber es können, wie das Berliner Fremdenblatt (1866) bemerkt, wohlige Empfindungen sein, die das Lächeln des kleinen Weltbürgers hervorrufen.
950. Wenn ein Kind kranck ist, da ist der Mutter Hand die beste vnd gelindeste Artzney. – Petri, II, 652.
951. Wenn ein Kind seine Geschwister durch eine Stapfe tragen kann, so müssen sich die Verwandten ihrer nicht mehr annehmen. – Kothing, 186; Hillebrand, 132, 193; Graf, 173, 186.
Man hat mit diesem Sprichwort im Canton Schwyz das Ende der Alimentationspflicht bezeichnet. Stapfe heisst ein gewundener oft mit Stufen versehener Einschnitt in einer Mauer. Hier soll damit ein erschwerter Durchzug bezeichnet werden.
952. Wenn ein Kind sieben Jahr, so ist sein Wesen klar.
Dän.: Siuv-aarig barn er beqvemt til embede. (Prov. dan., 48.)
953. Wenn ein Kind stirbt, wird's ein Engel.
954. Wenn ein Kind zeitig stirbt, so dürfen die Aeltern seinen Namen keinem folgenden Kinde geben. – Struve, II, 38.
Ein grundloser, lächerlicher Aberglaube.
955. Wenn et Kind verdrunken ist, so decket man de Putte to late. – Körte, 3396.
956. Wenn ich mit den Kindern der Armuth esse, so schläft mein Herz.
So bin ich zufrieden. Nach einem Missionsblatte aus Tennessee.
957. Wenn jedes Kind seinen Vater kennte, wo wolltest du deinen finden? – Simrock, 5587; Körte, 3390b.
958. Wenn Kinder kacken willt as oll Lüde, so deit jüm de Eers weh. – Eichwald, 403.
959. Wenn Kinder kacken wollen wie grosse Leute, so knacken ihnen die Aersche. – Simrock, 5646.
960. Wenn kinder nicht so lieb weren, so wurden sie langsam erzogen. – Agricola I, 665; Egenolff, 264b; Eyering, III, 402; Gruter, I, 74; Petri, II, 644.
961. Wenn kinder roth werden, haben sie was angestellt. – Lehmann, 917, 19; Sailer, 184.
Die Lombarden sagen: Wenn die Kinder ruhig sind, ist es ein schlimmes Zeichen. Die Engländer: Wenn die Kinder ruhig sind, haben sie irgendeinen Streich gespielt. (Reinsberg VII, 69.)
962. Wenn Kinder vnd Narren zu Marckt kommen, so lösen die Krämer gelt. – Theatrum Diabolorum, 402b; Gaal, 1010; Simrock, 5659; Körte, 3398; Mayer, II, 12; Parömiakon, 559; Braun, I, 1844; Reinsberg VII, 7.
Holl.: Als de kinderen (of zotten) ter markt komen, krijgen de kramers geld. (Harrebomée, I, 401a.)
963. Wenn Kinder vnrein (vngewaschen, vngebürst) sind, das ist das beste Zeichen, dass sie eine böse Stiefmutter haben. – Henisch, 327, 54.
964. Wenn Kinder willen kacken up olde Lüe Gemacken, denn fallen se dör de Brill. (Ostfries.) – Bueren, 1296; Stürenburg, 100a; Kern, 233; Hauskalender, II.
Es bekommt Kindern und jungen Leuten gewöhnlich schlecht, wenn sie erwachsenen und ältern Personen nachäffen wollen.
965. Wenn Kinder wohl schreien, so leben sie lange. – Eiselein, 357; Simrock, 5650.
966. Wenn Kinder wohl schreien, so wachsen sie wohl.
967. Wenn Kindern Zucht und Tugend fehlt, nützt ihnen Gut und Geld wenig.
968. Wenn Kinner to Markt kamt, freut sick de Koplüe. (Bremen.) – Köster, 255; Bueren, 1294.
969. Wenn kleine Kinder mit Feuer spielen, so pissen sie ins Bett.
970. Wenn man dem Kinde den Finger gibt, so greift es nach der Hand. (S. Pfaffe.) – Reinsberg VII, 63; Körte, 3358.
971. Wenn man dem Kinde eines Fingers lang nachgibt, so will's eine Spanne haben.
Von der Brechung des Eigensinns.
[1314] 972. Wenn man die Kinder nur zum Ausshalten zeucht, so dienen sie nicht wol zum Hausshalten. – Petri, II, 664.
973. Wenn man ein Kind in den Spiegel sehen lässt, so sieht es in der Folge Gespenster. – Struve, II, 37.
Aberglaube. Die Gespensterfurcht und das Gespenstersehen haben eine andere Quelle: furchteinflössende Wärterinnen und abergläubische Grossmütter.
974. Wenn man ein Kind lange ungetauft liegen lässt, bekommt es grosse Augen. – Struve, II, 35.
Ein Aberglaube, für den sich wol kaum ein vernünftiger Grund auffinden lassen dürfte. Im Gegentheil wäre es gut, wenn die Einrichtung getroffen würde, dass im Winter gar nicht getauft oder die Taufe zu Hause verrichtet würde, um den vielen nicht zu vermeidenden. Erkältungen der kleinen, erst wenig Tage alten und an Luftwechsel noch gar nicht gewöhnten Kindlein zu begegnen. Ein grosser Theil der Erblindungen haben in der frühen Taufe ihren Grund. Gelegentlich einer Debatte in der ersten Kammer Sachsens wurde nachgewiesen, dass von 192 Blinden 94 dadurch erblindet seien, dass sie als Kinder nach der Taufe Augenentzündungen bekommen. Klein in seinem Lehrbuch zum Unterricht der Blinden sagt: »Die meisten derer, die für blindgeboren gelten, sind es durch, unvorsichtige und fehlerhafte Behandlung der Augen in der ersten Zeit ihres Lebens geworden.«
975. Wenn man ein Kind streicht mit der Ruth', lässt's seine Schalkheit und thut gut.
Lat.: Ni castigetur petulans mox clunis habetur. – Verberibus tactus probus est, virgaque coactus. (Sutor, 589.)
976. Wenn man Kinder ausschickt, kommen Kinder zurück.
Holl.: Die kinderen uitzendt, krijgt kinderen-antwoord. (Harrebomée, I, 402b.)
977. Wenn man Kinder nicht ehe lieben soll, sie verdientens denn, so müssten sie wol verderben. – Henisch, 698, 11.
978. Wenn man Kindern jren Willen lest (thut), so weinen (schreien) sie nicht. – Pein, II, 663; Eyering, I, 680; Simrock, 5600; Körte, 3377 n. 4215; Lohrengel, I, 770; Reinsberg VII, 79.
Die Spanier: Kindern und Dienern muss man schön thun, wenn man sich an ihnen freuen will. Die Esten: Wenn das Kind erlangt, warum es weint, so weint es nicht mehr. (Reinsberg VII, 79.)
Dän.: Lad (naar) barnet have (faaer) sin villie, da (saa) græder det ikke. (Prov. dan., 48; Bohn I, 383.)
Engl.: The devil himself is good, when he is pleased. (Körte, 3377.)
979. Wenn me de Kender öhren Well düht, dann krîten se nît. (Meurs.) – Firmenich, I, 401, 55; hochdeutsch bei Latendorf II, 29.
Holl.: Als men het kind zijnen wil geeft, krijt het niet. (Harrebomée, I, 401a.)
980. Wenn 's satte Kind nicht essen mag, hat auch der Honig keinen Geschmack. – Eiselein, 372.
981. Wenn sattes Kind nicht essen mag, so hat ihm Honig bittern Schmack. – Lohrengel, I, 775.
982. Wenn's den Kindern gut geht, denken sie nicht an die Aeltern.
Frz.: Joyeuse vie père et mère oublie. (Bohn I, 28.)
983. Wenn 't Kind dôd is, so is de Vadderschap ût. (Ostfries.) – Bueren, 1254; Kern, 221; Hauskalender, II.
984. Wenn 't Kind dôd is, wurd de Pütt to mâkt. (Ostfries.) – Hauskalender, II.
985. Wenn 't Kind edoft is, sau wilt alle Lüe Vader sîn. – Schambach, II, 479.
Wenn das Kind getauft ist, da fehlt es nicht an Leuten, die versichern, sie hätten eine Gevatterstelle übernommen. Ist Gefahr oder Noth vorüber, dann erklärt jeder seine Bereitwilligkeit zu dienen.
986. Wenn 't Kind in'n Brunnen fall'n is, denn wä(r)t'r todeckt. (Altmark.) – Danneil, 275.
987. Wenn 't kind kerstend1 is, wil ider vadder wesen. – Lübben.
1) Kerstenen = döpen, taufen; carsteln, auch kasten, d.i. christeln; Kasten für Carsten = Christian. (Richey, 111.) – Wenn das Kind getauft ist, will jeder Gevatter stehen, d.i. wenn es zu spät ist, bietet jeder Hülfe an.
988. Wenn 't Kind kristet (getauft) is, well jiedereine (ein jeder) woel Vadder stoahn. (Büren.)
[1315] 989. Wenn 't Kind verdrunken (versopen) is, schall de Sôd1 dämpt worden. – Bueren, 1155; Stürenburg, 249a; Kern, 220.
1) Gewöhnlicher Pütte = Brunnen, altfriesisch sath, sad, bairisch sod, von seden, sieden = aufquellen, aufwallen.
990. Wenn 't Kind verdrunken is, well man 't Putt decken. – Woeste, 72, 69.
991. Wenn 't Kind versôpen is, denn werd de Brunnen tauelegt. – Schambach, II, 480.
992. Wer an seinen Kind will Freude han, muss sie nicht verwildern lan.
Holl.: Wie aan zijn kind of knecht wil lust en vreugde zien, die moet nooit volle gunst nand een of d' ander bien. (Harrebomée, I, 407.)
993. Wer das Kind bei der Hand fasst, greift der Mutter ans Herz.
Man macht sich die Mutter leicht geneigt, wenn man ihr Kind freundlich behandelt.
Böhm.: Dítĕ za raku, matku za srdce. (Čelakovsky, 400.)
Dän.: Hvo der tager barnet ved haanden tager moderen ved hjertet. (Bohn I, 377.)
Holl.: Wie het kind bij de hand neemt, krijgt de moeder bij het harte. (Harrebomée, I, 407b.)
Poln.: Dziecię za rękę matkę za serce. (Čelakovsky, 400; Wurzbach I, 240, 142.)
994. Wer das Kind eine Mähre schilt, schlägt den Vater hinters Ohr.
995. Wer dem Kinde die Hand reicht, gewinnt das Herz der Mutter.
996. Wer dem Kinde die Nase wischt, küsst der Mutter den Backen. – Simrock, 5628; Körte, 3362; Braun, I, 1827; Reinsberg VII, 42.
997. Wer den Kindern auf alle Fragen antwortet, curirt sie durch Aderlassen.
998. Wer die Kinder lobt, den lieben sie.
Frz.: Enfant aime moult qui beau l'appelle. (Leroux, I, 140.)
999. Wer ein eintzig Kind hat, der macht gemeinlich ein Narren auss jhm, gleich wie einer, der ein eintzig Schwein hat, der mest es desto besser. – Lehmann, 170, 37.
Lat.: Intempestive qui docet, ille nocet. (Philippi, I, 204.)
1000. Wer ein fremdes Kind erzieht, nährt eine Schlange in seinem Busen.
Holl.: Die een vreemd kind aan zijne borst neemt, vindt eene adder in zijnen boezen. (Harrebomée, I, 402a.)
1001. Wer ein säugendes Kind hat, der hat eine sinkende Frau. – Simrock, 5605; Reinsberg I, 176; VII, 40.
1002. Wer einem ein Kind zur ehe gibt (bringt), der gönnt jhm auch das gut. – Henisch, 802, 14; Petri, II, 699; Graf, 164, 140.
Der Mann, welcher eine Person zur Ehe nimmt, die Kinder aus frühern Verhältnissen besitzt, hat Anspruch auf das Gut, das von deren Vater zu deren Erziehung gewährt worden ist oder gesetzlich gewährt werden soll.
1003. Wer einem sein Kind zur Ehe gibt, der ist jhm nicht feindt. – Petri, II, 700; Henisch, 1054, 26.
1004. Wer eines Kind zur eben begert, der ist sein Feind nicht. – Petri, II, 705.
1005. Wer fromme Kinder hat, dancke Gott, der sie gegeben vnd fromm wachsen vnd geraten lassen. – Lehmann, 170, 30.
1006. Wer keine Kinder hat, hat keine Kindersorge.
Die Basken: Wenn das Maulthier keine Fohlen trägt, ist es auch frei von den Sorgen, welche die Thiere plagen, die welche haben. (Reinsberg VII, 47.)
1007. Wer keine Kinder hat, weiss nicht, was Liebe ist. – Reinsberg VII, 4.
1008. Wer Kinder fragt um Rath und eine (alte) Witwe freit, dem passt das Narrenkleid.
Holl.: Vraag geene hulp van een kind, en trouw geene weduwe. (Harrebomée, I, 407a.)
1009. Wer Kinder hat, braucht nicht für Kinderschuhe zu sorgen.
1010. Wer Kinder hat, braucht viel am Morgen; wer keine hat, ist auch nicht frei von Sorgen.
1011. Wer Kinder hat, der hat auch Sorge. – Reinsberg VII, 47.
It.: Chi hà figliuoli, ha duoli. (Pazzaglia, 132, 1.)
1012. Wer Kinder hat, der muss sie ernehren. – Petri, II, 729.
[1316] 1013. Wer Kinder hat, hat Dreck; wer Schweine hat, hat Speck. (Flatow.) – Frischbier2, 2004.
1014. Wer Kinder hat, isst die besten Bissen nicht selbst. – Reinsberg VII, 47.
Böhm.: Kdo má dítky, nežije bez lahůdek. (Čelakovsky, 402.)
Holl.: Die kinderen heeft, moet ze voeden (onderhouden). (Harrebomée, I, 402a.)
1015. Wer Kinder hat, muss für sie sorgen.
Lat.: Est patris, nato vestem praebere cibumque. (Binder I, 434; II, 987; Seybold, 153.)
1016. Wer Kinder hat, muss sparen.
Die Spanier meinen: Man braucht nicht zu gewinnen für die guten Kinder, noch zu hinterlassen für die schlechten.
1017. Wer Kinder in der Wiege hat, muss andere zufrieden lassen. – Frischbier2, 2005.
Wer eigene Fehler hat, muss sich nicht über die Fehler anderer aufhalten.
1018. Wer Kinder lehrt, lernt mehr als sie.
1019. Wer Kindern vnnd Narren die finger ins Maul steckt, der wer gern gebissen. – Lehmann, II, 848, 283; Sailer, 125.
1020. Wer könnt Kinder aufziehn, wenn s' nöt lieb wären. (Rott-Thal.)
1021. Wer meinem Kinde die Nase putzt, küsst mir das Gesicht.
1022. Wer mit Kindern schläft, steht nass auf.
1023. Wer mit Kindern spielen wil, der muss sich der docken nicht Schemen. – Petri, II, 736; Sutor, 300.
Lat.: Pupas fer tecum, si tu vis ludero mecum. (Loci comm., 176; Sutor, 300.)
1024. Wer na Kindern verlanget, is dumm. – Schambach, I, 17.
Bezeichnet die Aeltern als die glücklichern, die gar keine Kinder haben.
1025. Wer nicht kinder hat, der weiss nicht, warumb er lebt. – Agricola I, 333; Franck, I, 67; Gruter, I, 82; Egenolff, 182a; Petri, II, 742; Gaal, 1009; Struve, I, 21; Eiselein, 374; Simrock, 5617; Reinsberg I, 174; VII, 4.
Das kann wol nur für die gelten, welche den Zweck des Lebens darein setzen, Güter und Wurden zu erwerben und sie mit dem Namen auf ihre leiblichen Nachkommen zu vererben. »Millionen beschäftigen sich, dass die Gattung bestehe, aber durch wenige nur pflanzet die Menschheit sich fort.« Ein talmudisches Sprichwort sagt in ähnlichem Sinne: Vielerlei Menschen sind Verstorbenen gleichzuachten: ein Armer, ein Blinder, ein Aussätziger und ein Kinderloser. (Nedarim, 64.)
Dän.: Hvo ei har børn, veed ei hvorfor hau lever. (Prov. dan., 87.)
Holl.: Wie geene kinderen heeft, die weet niet, waarom hij leeft. (Harrebomée, I, 407b.)
It.: Chi non ha flgliuoli, non sà che cosa sia amore. (Gaal, 1009.)
Lat.: Conjugium sine prole, est quasi dies sine sole. (Philippi, I, 89; Schonheim, C, 11.)
1026. Wer nicht Kinder hat, mit dem stirbt sein Nam vnd Güter. – Petri, II, 742.
1027. Wer ohne Kinder lebt, der weiss von keinem Leide; wer ohne Kinder stirbt, der weiss von keiner Freude.
1028. Wer schlechte Kinder zieht, bindet sich selbst die Ruthe auf den Rücken.
1029. Wer sein Kind lässt ohne Lehr, der verdient gar wenig Ehr'.
»Dem Vater und Mutter gebürt kein ehr, der seim Kind gönt weder lieb noch lehr.« (Froschm., JVII.)
1030. Wer sein Kind lieb hat, der züchtigt es. – Sirach 30, 1; Schulze, 169; Zaupser, 394.
Mhd.: Ze lieben kinden hoert ein rîd. (Colm.) – Ein man, der ber sîn liebez kint, die wîle ez sich bêren lât. (Marner.) (Zingerle, 81.) – Wer sein kint lieb hat, der zaigt im die gaissel frue und spat. (Mone, Anzeiger, VII, 504.)
Frz.: Qui bien aime, bien châtie.
Holl.: Wie zijne kinderen liefheeft, die kastijdt ze. (Harrebomée, I, 407b; Bohn I, 311.)
Lat.: Non amat hic puerum, qui raro corrigit illum. (Loci comm., 151; Philippi, II, 31; Sutor, 589.)
Span.: Ese te quiere bien que te hace llorar. (Don Quixote.)
1031. Wer sein Kind straffet, der zeucht Ehre daraus; wer es nicht straffet, der wirt schande erleben. – Agricola I, 95; Lehmann, II, 850, 322; Struve, II, 25.
Frz.: Bien labeure qui chastoie son enfant. – Bien travaille qui élève bien son enfant. – Qui aime bien chastie bien. (Leroux, I, 141.)
[1317] Holl.: Wie zijn kind straft, die heeft eere van bem; wie het niet straft, die zal schande beleven. (Harrebomée, I, 407b; Bohn I, 344.)
It.: Odia il suo figlio, chi li sparagna la sferza. (Pazzaglia, 249, 2.)
1032. Wer seine Kinder nicht züchtigt, erzieht Zuchtruthen für das Land.
Dän.: Hvo ei vel optugte sine børn, giør fædernelandet skade. (Prov. dan., 441.)
1033. Wer seine Kinder nicht züchtigt zur rechten Zeit, wird weinen zur Unzeit.
Dän.: Man skal reffse et godt barn, at det bliver ikke ondt. (Prov. dan., 470.)
Engl.: Who ever does not beat his daughters, will one day strike his knees in vain.
1034. Wer seine Kinder selbst zieht, dem dürfen sie andere Leute nicht ziehen.
1035. Wer seine Kinder wil sehen im Harnisch reiten, der muss nicht harren, biss es auff dem berg gereifft hat. – Petri, II, 753.
1136. Wer seine Kinder zärtelt, der setzt sie ins leicht Schiff. – Lehmann, 170, 42; Salier, 263.
Der Pole sagt: Weichliche Erziehung macht die Kinder träge, harte macht sie kräftig und gesund. Der Engländer: Ein Kind kann zu viel von seiner Mutter Segen haben. Der Italiener: Wer seinen Sohn zu sehr liebkost, wird keine Freude daran haben. Die Bergamasken: Wer zu zärtlich gegen den Sohn ist, wird es bald bereuen. Die Venetier: Die Söhne, welche man zu sehr verwöhnt, werden an Schlimmes gewöhnt. (Reinsberg VII, 72.)
1037. Wer seinem Kind die ruthen spart, der hasset es nach feindesart. – Petri, II, 753.
»Recht liebt der seine kinder nicht, so kein ruten auff jhn zerbricht. Denn durch d straff werden sie bereit zu Gottsfurcht vnd der erbarkeit.«
Lat.: Qui parcit uirgae puerum non diligit ille; nam uirgae tactus, prauos exterminat actus. (Loci comm., 151.)
Span.: Quien no castiga culito, no castiga culazo. (Bohn I, 250.)
1038. Wer seinem Kind viel nach thut geben, wird wenig Freud' an ihm erleben.
Lat.: Blanda patrum segnes facit indulgentia natos. (Binder I, 131; II, 346; Philippi, I, 60; Seybold, 54.)
1039. Wer seinen Kindern gibt das Brot und leidet nachher selber Noth, den schlage mit der Keule todt. – Petri, II, 753; Henisch, 524, 1; Simrock, 5533; Körte, 3366; Braun, I, 1833; Frischbier, 396; Frischbier2, 2006; Reinsberg VII, 96.
»Wer da gibt seinen Kindern Brod vnd leidet selbs not, den sol man schlahen mit der Keulen tod.« (Pauli, Postilla, I, 182b.) Nach Bädeker's Deutschland (Koblenz 1856, II, 115) findet sich bei Jüterbogk folgende Notiz: »Ueber einem der alten Stadtthore hängt eine Keule mit der Ueberschrift: ›Gibst du deinen Kindern Brot und leidest nachmals selber Noth, schlag' ich dich mit dieser Keule todt.‹« Gegen die unkluge Abhängigkeit von ihren Kindern, in die sich oft Aeltern verdetzen.
1040. Wer seinen Kindern gibt, dass er verdirbt, den soll man schlagen, dass er stirbt.
1041. Wer seinen Kindern lehrt mit wenigem auskommen, hinterlässt ihnen mehr als Reichthum.
1042. Wer sich mit kleinen Kindern zu Bette legt, steht beschmuzt auf.
1043. Wer sin Kinnern gifft Brod un litt sülwst Noth, de is wärt, dat'n mit de Kül sleit dôd. (Altmark.) – Danneil, 276.
Frz.: Qui donne son ben avant de mourir, peut s'apprêter à souffrir. (Cahier, 217.)
1044. Wer vngern straffet seine kind, zeigt an, daas sie jhm nicht lieb sind. – Loci comm., 151.
1045. Wer will gute Kinder ziehn, muss das Böse selber fliehn.
Lat.: Praecipimus omnia, ut saltem plura fiant. (Sutor, 596.)
1046. Wie das Kind, so die Taufe. – Eiselein, 373.
1047. Wie ein jeder sein Kind haben wil, also bekompt vnd hat ers. – Petri, II, 789; Mathesy, 199b.
1048. Wie ist das Kind dem Vater so ähnlich!
Sagen die Frauen, wenn eine geboren hat. Eine Bäuerin fragte: Hat es auch die Platte auf dem Kopfe?
1049. Wie man das Kind zu Hause gezogen, so wird es draussen sein.
Dän.: Saa er barn i bye bært, som det er hiemme lært. (Prov. dan., 47.)
Frz.: Les enfants sont ce qu'on les fait. ( Cahier, 616.)
1050. Wie man die Kinder zeucht, so lohnen sie einem. – Petri, II, 791.
[1318] 1051. Wie man die Kinder zieht (gewöhnt), so hat man sie. – Petri, II, 791; Henisch, 1595, 57; Simrock, 5598; Mayer, I, 104; Struve, I, 17; Reinsberg I, 178; VII, 77.
Nur im allgemeinen wahr.
Mhd.: Swes daz kind gowont daz selbe im nâch dont, daz ist ein alt gesprochen wort. (Berthold.) (Zingerle, 54.)
Holl.: Zoo men de kinderen gewent, zo zijn (blijven) ze. (Harrebomée, I, 408a.)
Lat.: Quales quisque sibi natos eduxit, habebit. (Binder I, 1431; II, 2720; Sutor, 597; Balingen, I, 5, 763; Seybold, 471.)
1052. Wie 's Kind gewöhnt, ward, so schlägt's in die Art. – Simrock, 5577; Reinsberg VII, 78.
Mhd.: Ein jeglich kint sich dâ nâch sent als ez diu muoter hât gewent. (Freidank.) (Zingerle, 54.)
1053. Wie viel ein Kind zerreisst und beschmuzt, die Mutter flickt und putzt.
Böhm.: Dítĕ špiní a dere, matka šije a pere. (Čelakovsky, 400.)
1054. Wie werd' ich mein Kind verstehen, klagte das Mädchen, der Vater ist ein Franzose.
Holl.: Och, snikt het bodrogen meisje, nun zal ik mijii eigen kind niet kunnen verstaan; want het is bij een' Franschman. (Harrebomée, I, 407a.)
1055. Wiér nichen Käinjt huot, känt net Frâd uch Lîd. – Schuster, 575.
1056. Wiér nichen Käinjt huot, wîss nit, woräm e lieft. – Schuster, 574.
1057. Willst du ein Kind mit goldener Milch tränken, so sorge erst für die silberne Brust. (Nishnij-Nowgorod.) – Altmann V.
1058. Wir haben kein Kind und suchen einen Namen für dasselbe.
1059. Wir hassen die kindt, die frü seyndt geschwindt. – Gruter, I, 86.
1060. Wir sind auch Kinder gewesen. – Sailer, 119; Simrock, 5658; Reinsberg VII, 60.
Theils Erinnerung an die Vergangenheit, theils Aufforderung an Aeltern und Lehrer, nicht zu viel von Kindern zu verlangen oder ihnen jede Lust zu versagen.
Lat.: A primis et nos pueriliter egimus annis. (Philippi, I, 36; Seybold, 32.)
1061. Wir sind Kinder der Zeit.
Im rechten Sinne selten genug erfasst, von Halbgebildeten dagegen häufig in dem Sinne angewandt, der herrschenden Zeitrichtung dadurch ihre Unterwerfung zu erklären, dass sie etwas thun, weil es Mode ist.
1062. Witzige Kinder leben nicht lange. – Reinsberg VII, 44.
1063. Witzige kinder werden alte gecken. – Gruter, III, 115; Lehmann, II, 882, 316.
Holl.: Ik haat het kind, dat voortijdige wijsheid heeft. (Harrebomée, I, 405b.)
1064. Wo find man Kinder, die verstehn, wie sie der Mutter zu Hertzen gehn! – Petri, II, 804.
1065. Wo Kengar sind und Vieh, do fällt alle Dag gät für. (Bedburg.)
1066. Wo Kinder die Zügel führen, da werden die Gäule den Wagen regieren.
1067. Wo Kinder regieren, machen Narren die Gesetze.
1068. Wo Kinder sind, da ist auch Gott.
1069. Wo Kinder sind, da kommen Kinder zu. – Petri, II, 807.
1070. Wo Kinder sind, da sol man Vnehrbares weder sagen noch sehen lassen. – Petri, II, 807.
1071. Wo Kinder und Tauben, da gibt's zu scheuern und zu klauben.
Frz.: Enfans, poules et les coulombs embrenent et souillent les maisons. (Leroux, I, 140.)
1072. Wo sechs Kinder satt werden, da stirbt auch das siebente nicht Hungers. – Breslauer Zeitung, 1864, Nr. 389.
1073. Wo viel Kinder, da ist immer Brot.
1074. Wo viel Kinder sind, da ist selten kalt bettstro. – Henisch, 342, 36; Petri, II, 817.
1075. Wo vier Kinder essen, da langt die Suppe auch fürs fünfte.
1076. Wohin die Kinder von Geburt gehören, da sollen sie bleiben. – Graf, 57, 203.
Die Abstammung aus rechter Ehe entschied im Mittelalter über den Stand des einzelnen; er war so frei als [1319] er geboren war und konnte seinen Stand in der Regel nicht wechseln.
Mhd.: Wuo die kinde von gepurd hin gehören, sollen sie pleiben. (Grimm, Weisth., III, 525.)
1077. Wohlgeboren Kind soll man auch wohl ziehen.
Dän.: Naar du et foster vel avler, lad det og blive vel født. (Prov. dan., 189.)
1078. Wohlgeraten Kinder sind der Eltern bester Schatz. – Petri, II, 809.
1079. Wolgeraten Kinder sind der Eltern frewd. – Petri, II, 809.
1080. Wohlgerathene Kinder sind des Alters Stab. – Sailer, 195; Simrock, 5621; Reinsberg I, 179; VII, 74.
Die Finnen: Gute Kinder sind der Aeltern Reichthum, Glück, Heil und Segen. (Reinsberg I, 179.)
1081. Wos tütt ma ne fer de Kinder, sagte die Frau, als sie bei der Tochter zur Kirmes war. (Oberlausitz.)
Was thut man nicht für die Kinder, sagte die Frau, als sie bei der Tochter zur Kirmes war.
1082. Wun de Käinjt schran, bekun de Méisker Knietwasser. – Schuster, 584.
1083. Yhe lieber kindt, yhe grosser rothe. – Agricola I, 649.
1084. Zärtliche Kinder muss man warm baden.
Von weichlichen und ausschweifenden Menschen.
1085. Zug ein jeder sein kind, dörfft man keins henkers nicht. – Gruter, III, 118; Lehmann, II, 904, 8.
1086. Zu Kindern ist leichter zu kommen als zu Männern. – Reinsberg VII, 8.
Nicht unbegründete Klage erwachsener Mädchen.
1087. Zu solchen Kindern gehört solche Mutter. – Petri, II, 827.
1088. Zusammengebrachte Kinder bringen einem Hause kein Glück.
Böhm.: Dvoje dĕti svedeny, vždy jedny skráceny. – Svedené dĕti, svedené neštĕstí. (Čelakovsky, 396.)
Kroat.: Dvoja, detca, dva veliki gréhi. (Čelakovsky, 396.)
1089. Zwey Kinder oder drey geben ein gross Haussgeschrey. – Petri, II, 830.
*1090. A ies wie a besch ..... Kind. – Robinson, 792.
*1091. Auff einmal aller Kinder gevatter werden. – Eyering, I, 122; Henisch, 577, 6.
*1092. Bei diesem Kinde will jeder Pathe sein.
*1093. Bis auf Kind und Kindeskind.
Holl.: Kind en kinds kind. (Harrebomée, I, 405b.)
*1094. D' Kend'r macht ma mid'm Pôp'l forchtich, d' Grûssa mid'm Taif'l. (Oesterr.-Schles.) – Peter, 451.
*1095. Da folgen die Kinder wie die Orgelpfeifen.
Wenn sie so aufeinanderfolgen, dass, wie die Dänen sagen, das eine Kind Zähne, wenn das andere Hände bekommt. (Reinsberg VII, 58.)
*1096. Da kann ik min Kinner kên Brod för kopen. – Schütze, I, 154; Lohrengel, II, 58.
Dafür kann ich meinen Kindern kein Brot kaufen; hört man bedürftige Mütter sagen, die Mühe und Arbeit umsonst thun sollen.
*1097. Da möchte man ja gleich ein Kind kriegen von Werchpuzen und Sägespänen. – Holtei, Eselsfresser, I, 146.
*1098. Dam Kende lott oach d' Tomb-ôd'r1 schlôn. (Oesterr.-Schles.) – Peter, 445.
1) Die Ader, aus der sein dummes Zeug, seine übermüthigen Streiche kommen. – Man vertreibe oder bändige seinen kindischen Uebermuth.
*1099. Damit kann man kein Kind schrecken.
Lat.: Leonem larva terres. (Philippi, I, 222.)
*1100. Damit kann man (nur) Kinder fürchten machen.
*1101. Dar kann ick wol levere Kinner mit högen1. (Holst.) – Schütze, II, 145; Richey, 96.
1) Erfreuen, glücklich machen, zufriedenstellen. – Das weiss ich besser anzuwenden.
*1102. Das begreift (versteht) ein Kind.
*1103. Das Ching hat syni Auge nit g'stohle. (Solothurn.) – Schild, 74, 199.
Er hat die Augen des Vaters oder der Mutter.
*1104. Das ist nichts für kleine Kinder.
Abfertigung neugieriger Leute.
*1105. Das kann ein jedes Kind begreifen.
Holl.: Dat kan een kind wel begrijpen (vatten, verstaan).
*1106. Das kann selbst ein Kind merken.
Lat.: Et puero perspicuum. (Binder I, 451; II, 1003; Erasm., 745; Seybold, 158.)
[1320] *1107. Das Kind aus der Wiege werfen. – Grimm, V, 717.
Einen schwer erzürnen.
*1108. Das Kind bey seinem rechten Namen nennen (rufen). – Theatrum Diabolorum, 210a; Braun, II, 538.
Mit der Wahrheit nicht hinter dem Berge halten, eine Angelegenheit ohne verhüllende Redensarten darstellen. In Pommern: Dat Kind bi sinem Namen nömen. (Dähnert, 226b.)
Frz.: Apeller un chat un chat. – Nommer les choses par leur nom. (Kritzinger, 127 u. 144.)
Lat.: Dicere id, quod res est. (Binder I, 315; II, 715.)
*1109. Das Kind geben, um die Wiege zu er(be)halten. – Altmann V, 515.
*1110. Das Kind hat einen Bock. – Reinsberg, 58.
*1111. Das Kind im Mutterleibe nicht verschonen.
Frz.: Epargner ni âge ni sexe.
*1112. Das Kind ist ihm wie aus den Augen geschnitten.
*1113. Das kind mit dem bad ausschütten. – Franck, II, 16b; Tappius, 20b; Franck, Zeytbuch, I; Eyering, I, 319; Egenolff, 18b; Murner, Nb., 80; Guttenstein, I, 10; Schottel, 1113b; Blum, 545; Fabricius, 80; Eiselein, 371; Mayer, II, 156; Tendlau, 875; Struve, I, 14; Körte, 3388 u. 4225; Grimm, I, 1069, 1; Lohrengel, I, 79; Braun, I, 1839; für Franken: Frommann, VI, 164, 21.
Das Gute mit dem Schlechten wegwerfen. Von denen, die keinen Unterschied zu machen wissen. Oft verfällt man auch ins Gegentheil und macht des Kindes Badewasser zu Weihwasser.
Frz.: Jeter la pomme (ou la cerise) avec la queue. – Jeter l'or avec les crasses. – Jeter le manche après la cognée. (Körte, 3388.)
Lat.: Cum cane simul et lorum. (Egenolff, 18b; Sutor, 179.) – Usum propter abusum tollere. (Binder I, 1802; II, 3433; Seybold, 654; Philippi, II, 235; Sutor, 168.)
*1114. Das Kind muss doch einen Namen haben.
*1115. Das Kind muss einen andern Namen haben.
»Buntschuh stiffel hört nit zusamen, das kint muss hon ein andern namen«. (Brandt, Vom luth. Narren, in Kloster, X, 111.)
*1116. Das Kind steht in der Gehurt und ist keine Kraft zum Gebären.
*1117. Das Kind taufen, ehe es geboren ist.
*1118. Das Kind taufen lassen, wenn's gestorben ist. – Altmann VI, 515.
*1119. Das Kind thuts der Stiefmutter klagen. – Eyering, I, 380 u. 438.
*1120. Das Kind wachst wie ein reiffe Gersten.
Lat.: Hic juvenis crescit, velut hoc, quod crescere nescit. (Sutor, 594.)
*1121. Das kindt wil seinen vatter leren kind machen. – Franck, II, 13a.
Franck a.a.O. hat diese Redensart für: Sus Minervam, mit folgenden verwandten zusammengestellt: Das ey wil alzeit klüger sein, dann die henn. Der finger lernt den hindern scheissen. Er dunckt sich weiss vnd ist noch kaum dreimal vmb seine mutter gelauffen. Er ist noch binder den ohren nass. Das Milchmaul tregt die windel noch vmb dem Bauch. Er helt sich selbst feucht. Er meynt er höre das grass wachsen, die flöhe husten. Er könde einer lauss ein steltzen machen. Dazu bemerkt er: Wider die, die jung vnd vngeniet vil von sich selbs halten.
*1122. Das muss einem Kinde einleuchten.
Was sehr leicht zu verstehen ist.
*1123. Das sieht ein Kind ein.
Lat.: Vel puero perspicuum. (Philippi, II, 242; Tuppius, 18b.)
*1124. Das wird man Kindern und Enkeln noch erzählen.
*1125. Dat Kind hät de Begovung1. (Köln.) – Firmenich, I, 476, 253.
1) Es ist mit Krämpfen behaftet.
*1126. Dat Kind rukt na de Harbarge. (Oldenburg.) – Bueren, 361; Frommann, II, 537, 147; Kern, 225; Eichwald, 1025.
Die Sache verräth ihren Ursprung.
*1127. Dat Kint is sînem Varer ut de Ogen krapen. (Mecklenburg.) – Günther, II, 200, 39.
*1128. Dat Kint schall wol 'n sachten (sanften) Dôd hebben. (Ostfries.) – Bueren, 223; Eichwald, 1024; Frommann, II, 537, 141; Kern, 224; Hauskalender, II.
Wird von einer Sache gesagt, die im Anfange sehr eifrig betrieben wird.
*1129. Dat sint Kinner as'et ingesatte (eingesetzte) Gerichte. (Grafschaft Mark.) – Frommann, V, 60, 90.
[1321] *1130. De Kinner, de se mitnander telet, will ik ok wol mit'n Ellbogen grot sögen. – Eichwald, 1010.
*1131. Dem kind die dutten (oder mammen) zucken. – Franck, II, 82a.
*1132. Dem Kinde einen Namen geben, ehe es geboren ist. – Winckler, XVIII, 18.
*1133. Den Kindern ein bös Exempel vortragen. – Murner, Nb., 51, in Kloster, IV, 771.
*1134. Die Kinder auf der Gasse singen es.
Lat.: Lippis et tonsoribus notum.
*1135. Die Kinder den Hirschen (auch: dem Teufel) auf die Hörner binden.
»Die Eltern sollen sich wohl vorsehen, dass sie nit ihre Kinder in Zulassung zu Affter-Comedien und liederlichen Pritschenmeistereien den Hirschen oder nit gar dem bösen Feind auff die Hörner setzen.« (Gottsched's Beiträge, St. 13., S. 283.)
*1136. Die wird nicht beim ersten Kinde sterben.
Weil sie schon geboren hat.
Engl.: The is past dying of her first child. (Bohn II, 157.)
*1137. Dies Kind muss man anders taufen. – Parömiakon, 1576.
Damit muss man anders verfahren; hier ist dies nicht angewandt.
*1138. Do häss dem Kind de Bein' noch nit gesinn. (Köln.) – Firmenich, I, 473, 98; Simrock, 899.
Du hast dem Kind die Beine noch nicht gesehen.
*1139. Doa schall man wol de Kinner mit to Bett jaogen. – Danneil, 100.
*1140. Drei Kind aus Einem Ofen. – Eiselein, 499.
*1141. Du musst deinen Kindern einen Vater erhalten.
Lat.: Mature fias senex, si diu vis esse senex. (Cicero.) (Philippi, I, 243.)
*1142. E höt Kängd (Kinder) wä Argelflûren. (Siebenbürg.-sächs.)
Er hat viele Kinder, die an Grösse ab- oder zunehmen wie Orgelpfeifen.
*1143. Ein altes Kind. – Hauer, L2.
Holl.: Dat zijn kinderen met grijze baarden. (Harrebomée, I, 401b.)
*1144. Ein Kind auf Brot und Wasser setzen.
Frz.: Donner à un enfant une fricassée de pain sec.
*1145. Ein Kind aus der Taufe heben.
Gevatter stehen.
Frz.: Tenir un enfant sur les fonts de bâteme. (Kritzinger, 323.)
*1146. Ein Kind der Noth. – Eiselein, 371.
*1147. Ein Kind des Glücks. – Eiselein, 371.
*1148. Ein1 Kind ist ein Straf Gottes. (Oberösterreich.) – Baumgarten.
1) Nämlich ein einziges Kind, weil ein solches in der Regel verhätschelt, verzogen wird.
*1149. Ein Kind merkt (weiss) das. – Eiselein, 372; Braun, I, 1831.
Holl.: Een kind zou merken, dat det figuurlijker wijze gesproken is, en dat eene muis geen olifant en een toren geen horen is. (Harrebomée, I, 402b.)
Lat.: Hoc et puero notum. (Eiselein, 372.)
*1150. Ein Kind vun Plunnen1 krig'n. – Eichwald, 1022.
1) Lumpen, Fetzen. (S. Plünne.)
*1151. Ein verzogen kindt. – Agricola I, 635.
*1152. Ein verzognes Kind ist ein Straf' Gottes. (Oberösterreich.)
*1153. Einem Kinde Bauernstiefeln anziehen.
Lat.: Herculis cothurnos aptare infanti. (Quinct.) (Binder I, 651; II, 1292; Philippi, I, 175; Hanzely, 10; Faseluis, 103; Huer, Mij2.)
*1154. Einem Kinde Herculesrüstung anlegen.
Etwas ganz verkehrt anfangen.
*1155. En Kind möt se hebben un wenn't ôk man von Plünnen (Plunder) is. (Lehre bei Braunschweig.)
*1156. Er betrübet kein Kind auff der Gassen. – Herberger, II, 286.
*1157. Er hat das Kind recht getauft, wie jener Dominicaner, der sich rühmte, sie seien die Hunde des Herrn. – Klosterspiegel, 56, 18.
*1158. Er hat die Kinder fresslieb.
Lat.: Liberorum amantior quam Gello. (Philippi, I, 225.)
*1159. Er hat sich lieb Kind gemacht. – Frischbier, 399; Frischbier2, 1994; Hennig, 122 u. 145.
Er hat es verstanden, sich einzuschmeicheln.
[1322] *1160. Er hat weder Kind noch Kegel (oder: weder Kind noch Kacks). – Braun, I, 1822.
»Vnd hat doch weder Kegl noch Kindt«. (Ayrer, I, 112, 3.) »Sich weder vmb Kind noch Kegel, Hausshaltung noch Küche, Kammer vnd Kirche annehmen.« (Mathesy, 262a.) »Se is zur huchzet gefohren und haut Kind und Kegel mit genummen.« (Keller, 171.) Der Ursprung der Redensart ist schwer zu erklären, die Bedeutung des Wortes Kegel war schon im 17. Jahrhundert verloren. Erst Adelung setzt bestimmt für »Kind und Kegel« an: eheliche und uneheliche Kinder oder die ganze Familie. Nach dem Volksausdruck »Kegelschieben« für beischlafen, will man Kegel als eine verhüllende Form für Penis nehmen. Mannhardt (Zeitschrift für d. Mythologie, III, 107) nimmt Kegel geradezu als Bild des Phallus an. (Vgl. den Artikel Kegel bei Grimm, V, 389 fg.)
Frz.: Il n'a ni enfans ni suivans. (Kritzinger, 663a.)
Holl.: Hij heeft kind noch kraai (kuiken) te voeren. (Harrebomée, I, 405a.) – Met zeil en treil.
*1161. Er hat weder Kind noch Rind. – Körte, 3356a; Frischbier2, 2002.
Ist ledig, ohne Hausstand.
Frz.: Il n'a ni cheval ni âne, ou ni âne ni mulet.
Holl.: Hij heeft kind noch kraai.
*1162. Er ist als Kind vertauscht worden.
Bezieht sich auf die Antwort eines einfältigen Menschen, der sich, als man ihm seine Dummheit vorwarf, damit zu entschuldigen glaubte, dass er sagte, er sei als Kind vertauscht worden.
*1163. Er ist auf einmal aller Kinder Gevatter geworden. – Sutor, 477.
In dem Sinne von Buch 54, nur soll es dort überwitzig heissen.
Lat.: Uno ore calidum et frigidum. (Sutor, 477.)
*1164. Er ist ein ausgetragenes Kind. – Frischbier, 395; Frischbier2, 1995.
Von einem klugen, durchtriebenen Menschen, wofür man auch die Bezeichnungen: ausgetragener, netter Junge, richtiger Sohn und Neunmonatskind hat. Bei den Franzosen heissen die Bauern von Vertus »gute Kinder« und gelten für so einfältig wie die von Vironchaux, die deshalb »verdutzte« heissen. Beutelschneider und Spitzbuben nennen sie Kinder der Matte: Enfans de la Matte. – Enfans qui sont de la Matte savent tous jouer de la patte. (Leroux, I, 140.) In Italien stehen Modena und Ravenna in dem Rufe, sich sogenannter, »ausgetragener Kinder« zu erfreuen. In diesem Sinne sagt man: Ein Kind von Modena. Ein Kind von Ravenna. Sie sollen mit dem Barte geboren werden. In ähnlicher Weise sagt man von jemand, der unschuldig ist oder thut und nichts weiss: Es ist ein Kind von Ninove. In Ostindien versteht man unter »Kindern von Budaon« Narren, weil die Bewohner dieser in Rohilkand gelegenen Stadt für närrisch gelten. (Reinsberg V, 166; VI, 29, 45 u. 107.)
*1165. Er ist ein einfältig Kind, wie ein burghauser Würfel.
*1166. Er ist ein Kind des Todes. – Eiselein, 371; Braun, I, 1830.
*1167. Er ist ein Kind seiner Zeit.
Er ist nicht besser und nicht schlechter, als seine Zeitgenossen.
*1168. Er ist ein Kind wie ein ander Rind. – Eiselein, 529.
Lat.: Rusticus est quasi Rind, nisi quod sibi cornua desint. (Eiselein, 529.)
*1169. Er ist kein Kind (mehr).
Frz.: N'être plus enfant. (Kritzinger, 271a.)
Lat.: Non ignorat, quid distent aera lupinis. (Seybold, 373.)
*1170. Er ist wie's Kind im Hause.
In Pommern von jemand, der dort viel Gutes geniesst: He is dar as Kind im Huse. (Dähnert, 226b.)
Holl.: Hij is er als kind in huis. (Harrebomée, I, 405a.)
*1171. Er ist zum kind worden. – Franck, II, 80b.
*1172. Er kann dem Kinde einen andern Vater machen. – Herberger, II, 417.
»Vnd der Vntugend einen andern Namen geben.« Die Franzosen sagen: Er ist wie die Kinder von Chauny, er hat mehr Geist als Vater und Mutter. (Reinsberg V, 148.)
*1173. Er kann dem Kinde keinen Namen geben.
*1174. Er kann kein Kind beleidigen.
Man will damit einen gutmüthigen Menschen bezeichnen, als wenn es ein Ruhm wäre, ein wehrloses Kind nicht zu mishandeln, d.h. keine Brutalität auszuüben. (Vgl. Jachmann, Reliquien, III, 174.)
*1175. Er nennt das Kind beim rechten Namen.
Holl.: Hij noemt het kind bij den regten naam. (Harrebomée, I, 405a.)
[1323] *1176. Er thut keinem Kinde etwas zu Leide. – Struve, II, 7.
Soll ein Lob sein, als wenn die einem Kinde zugefügte Beleidigung nicht viel zu bedeuten hätte. Wer ein Kind beleidigt, ist aber um so strafbarer, weil es sich nicht selbst vertheidigen kann.
Holl.: Hij zal geen kind of kraai leed doen. (Harrebomée, I, 405a.)
*1177. Er will für seine Kinder immer aparte Würste gebraten haben.
*1178. Er will überall hübsch Kind bleiben.
Nirgends anstossen.
*1179. Er zöhe es dem kind aus dem maul. – Franck, II, 73a.
*1180. Es fehlt ihm an Kindern wie dem Jupiter.
Der bekanntlich sehr viel Kinder hatte.
Lat.: Jupiter orbus. (Erasm., 18.)
*1181. Es ist ein bernrainer Kind. – Kirchhofer, 63, 32; Reinsberg V.
Schweizerische Bezeichnung ungezogener Kinder. Kirchhofer erzählt die Entstehung der Redensart so: »Ein Knabe Namens Schappeler, der mit andern Buben im Jahre 1384 von Stadelhofen zu Konstanz aus dem Walde kam, trieb Spott mit dem Christusbilde am Bernrain. Er langte nach der Nase des Bildes und sprach: ›Herr Gott, lass dir schnäuzen, so küsse ich dich desto gerner‹, worauf ihm die Hand an der Nase gestand. Erschrocken brachten die andern Knaben die Kunde davon nach Konstanz. Auf Antrieb der Mutter kam die Priesterschaft mit Kreuz und Fahnen heraus, die Mutter gelobte eine Wallfahrt nach Einsiedeln und der Bube ward ledig. Da er aber fortfuhr zu fluchen und zu lästern, wurde ihm zwei Jahre nachher die Zunge aus dem Halse geschnitten«; woraus man ersehen kann, wie man sich damals auf radicale Heilmittel verstand. Besser wäre es freilich wol gewesen, man hätte sich, anstatt dem Knaben die Zunge auszuschneiden, an den Kopf gefühlt und gefragt, ob das würdige Gegenstände der Verehrung sind, die einen zwölfjährigen Knaben zum Spott reizen können.
*1182. Es ist ein echtes berliner Kind.
*1183. Es ist ein fromm kind, es will seinem vatter sein gut gerücht nicht nehmen. – Tappius, 77b.
Ironisches Lob, insofern man durch dasselbe daran erinnert wird, dass sein Vater fleissiger, gebildeter, brauchbarer, rechtschaffener war.
Böhm.: Pražský kvítek (zralá kopa). (Čelakovsky, 478.)
*1184. Es ist ein Kind, das viele Hebammen hatte. – Eiselein, 292.
Von etwas, das durch vieler Leute Rath oder Beistand zustande gekommen oder ausgeführt worden ist.
*1185. Es ist ein Kind der Nacht.
Frz.: Enfans de la messe de minuit, qui chorche Dieu à taton. (?) (Leroux, I, 140.)
*1186. Es ist ein Kind mit Wasserkopf.
Holl.: Een kind met een waterhoofd. (Harrebomée, I, 402b.)
*1187. Es ist ein Kind von Ninive.
Er weiss nicht rechts von links zu unterscheiden. Aus Jona 4, 11.
Holl.: Het is een kind van Ninive. (Harrebomée, I, 403b.)
*1188. Es ist ein Kind, woran der Hafner das Pfeifel nicht vergessen hat. – Eiselein, 371.
*1189. Es ist ein natürlich kind. – Tappius, 69a.
*1190. Es ist ein verzärtelt Kind.
Der Holländer nennt es ein Weissbrotkind (Semmeljunge, Semmelmaul); der Franzose: Enfant gâté (verdorbenes Kind); der Este charakterisirt es mit den Worten: Du bist lauter Milchfinger, und der Lette hat dafür die Redensart: In einer Tonne erzogen und durchs Loch gespeist. (Reinsberg VII, 72.)
*1191. Es ist ein verzogen Kind. – Agricola I, 635.
Dem aller Wille gethan worden ist.
Holl.: Het is een vertogen (verwend, ongeregeerd) kind. (Harrebomée, I, 404a.)
*1192. Es ist mir gar nicht wie bei meinem ersten Kinde. (Meiningen.)
*1193. Es ist nur, damit das Kind einen Namen hat. – Braun, I, 537.
*1194. Es ist nur ein Kind. – Struve, II, 6.
Ein Ausdruck der Verachtung, mit der man insgemein von Kindern spricht, als wären sie Nullen in der Schöpfung, obgleich sie es nicht sind und unsere grösste Aufmerksamkeit und Achtung verdienen.
*1195. Es sind die verwöhnten Kinder von Stavoren.
So wurden in alter Zeit die durch das Glück übermüthig gewordenen Bewohner von Stavoren, der ehemaligen Hauptstadt von Friesland genannt. Folgende Sage dient zur Erklärung. Zur Zeit, als das Glück dieser Stadt, das zuletzt ein so trauriges Ende nehmen sollte, noch ans Fabelhafte grenzte, sandte eine wohlhabende Witwe ein Schiff mit reicher Fracht nach Danzig [1324] und gab dem Kapitän den Auftrag, die beste Waare von dort zurückzubringen. Er nahm Weizen ein und glaubte so den ihm gewordenen Befehl am treulichsten erfüllt zu haben. Als aber bei seiner Rückkehr die Frau hörte, was er geladen, gerieth sie in grossen Zorn, fragte ihn, auf welcher Seite er den Weizen ins Schiff geschafft habe. Auf seine Antwort: »Am Backbord«, befahl sie, er möge ihn nur am Steuerbord wieder ausladen und ins Meer werfen. Er that es; aber kaum war es geschehen, so entstand eine so gewaltige Sandbank, dass der Hafen geschlossen wurde, die Schiffahrt aufhörte und man bald »Stavoren in Stavoren suchen« musste. Nur die Erinnerung früherer Glanzzeit erhielt sich im Munde des Volks, und noch Jahrhunderte hindurch wuchsen auf der Sandbank alle Sommer Aehren von schönem Aussehen, aber ohne Körner. (Reinsberg VI, 48.)
*1196. Es sind Kinder von Ypern.
Der Spitzname der Bewohner von Ypern, der einen gutgemeinten Ursprung hat. Wilhelm von Dampierre, Sohn der Margarethe von Konstantinopel, der mit ihr gemeinschaftlich Flandern regierte, war 1249 mit Ludwig IX. von Frankreich nach Aegypten gezogen und dort in Gefangenschaft gerathen. Ypern, das damals über 200000 Einwohner und einen überaus blühenden Handel trieb, erwirkte dem Fürsten die Freiheit und empfing ihn bei seiner Rückkehr äusserst glänzend. Bei dem Festmahl, das ihm gegeben wurde, fragte er seine Mutter, wer ihr die Mittel zu seinem Loskauf verschafft habe. »Unsere Kinder von Ypern«, antwortete sie, »haben uns diesen Beweis von Liebe gegeben.« Sie sprachen nun auch von den Bürgern Yperns nur als von ihren lieben Kindern. Die Bezeichnung ging in den Volkmund und wurde Spitzname. (Reinsberg VI, 49.)
*1197. Es sind Kinder wie die Bilder, (aber) Gesichter wie die Affen. (Ostpreuss.)
*1198. Es sind wol Kinder Einer Mutter, aber nicht Einer Art. (Lit.)
*1199. Es wissen auch die kinder auff der gassen dauon zu singen. – Franck, II, 15b.
*1200. Es wissens die kinder auff der gassen. – Agricola I, 165; Eyering, II.
Es ist aller Welt bekannt.
Dän.: Det vide børn paa gaden at tale om. (Prov. dan., 87.)
Frz.: Les enfants en parlent dans les rues.
Holl.: Dat weten de kinderen op de straat wel. (Harrebomée, I, 401b.)
Lat.: Lippis et tonsoribus notum. (Seybold, 280.)
*1201. Getogen und geboren bremer Kind. – Reinsberg V, 78.
Wie man einen echten Bremer nennt.
*1202. Gîn Kind off Kücken. – Stürenburg, 350a.
Nicht Kind noch Kegel.
*1203. Hätte jedes Kind seinen rechten Namen, so hiessest du nicht Peter Götz.
*1204. Hê hat nich Kind un Kegel. (Altmark.) – Danneil, 100.
Man sagt dort auch: He hat nich Hind nich Kind.
*1205. He hebbt mehr Kinner als Koi. (Oldenburg.) – Weserzeitung, 4097.
*1206. He hört mit tom Kinde. (Holst.) – Schütze, I, 133.
Bezieht sich auf einen Vorgang, der bei der früher stattfindenden Kirchenbusse unehelich Geschwängerter vorkam. Der Schwängerer und die Geschwängerte mussten nämlich vor den Altar knien und vom Geistlichen eine Strafrede entgegennehmen. Einmal sollten nach der Predigt zwei solche Personen »Bôt sitten« (Busse sitzen) und dann eine Taufe erfolgen. Einer der Gevattern, welcher meinte, die Taufhandlung gehe vor sich, setzte sich zu den Busssitzern wie sie aufs Knie am Altar und sagte: »Ik hör mit tom Kinde.« Diese Rede wurde sprichwörtlich und wird angewandt, wenn jemand behauptet, Theil an einer Sache (Mahl, Erbschaft, Gewinn u.s.w.) zu haben.
*1207. Ich bin in der kleinen Kinder Zunft, die keine Zeen haben. – Eyering, III, 58.
*1208. Ich habe nur ein Kind, die andern sind Mädchen. – Frischbier2, 1996.
Scherzhafte Antwort auf die Frage, wie viel Kinder jemand habe.
*1209. Jedes Kind versteht's (weiss es).
Lat.: Hoc discunt omnes ante Alpha et Beta puellae. (Juvenal.) (Seybold, 217.)
*1210. Kên Kind, kên Hund.
»Ja, wenn wir nur wüssten, für wen die zusammenscharrten, kên Kind, kên Hund.« (C. Mücke, Schuster Müller, Berlin 1840, S. 12.)
*1211. Kennte jedes Kind seinen Vater, wo wolltest du deinen finden?
*1212. Kinder in die Welt setzen.
*1213. Kinder, singt, de Oge brêke. – Frischbier, 400; Frischbier2, 2010.
[1325] *1214. Krêg sist ä Kind von Plunne. – Lohrengel, II, 366.
Sie kriegte sonst ein Kind von Lumpen, es würde etwas Ausserordentliches geschehen; z.B. wenn jemand seine Neugierde, Sehnsucht nicht befriedigen kann. Der Harzer sagt dann auch wol: Es schtusstne es Hârz ob (es stosst ihm das Herz ab).
*1215. Lehr' dine Kinder Kahle (Kohlen) kaue. – Frischbier, 454.
Bekümmere dich einzig um deine Angelegenheiten.
*1216. Man hat das Kind mit dem Bad aussgeschütt. – Lehmann, 934, 82.
*1217. Man kan dem Kinde keinen Namen geben. – Schottel, 1117a.
*1218. Man kann Kinder damit ausgeben (ausstatten). – Tendlau, 197, 490 u. 798.
So gut, so kostbar ist etwas.
*1219. Man kennt seine Kinder.
»Man kennt schon deine Kinder.« (Keller, 158a.)
*1220. Man könnte Kinder mit ihm (damit) fürchten machen.
Lat.: Tenedius homo. – Vapula papyria. (Philippi, II, 216 u. 241.)
*1221. Man möcht' ein Kind von Lumpen gebären. – Eiselein, 373.
*1222. Meine Kinder wachsen wie auf Hefen. (Posen.)
*1223. Meinen, man schöpfe die Kinder aus dem Brunnen.
Mit Familie und Hausrath. In Schlesien: Se hoan Kind und Kegel mite genommen. (Gomolcke, 891.)
Holl.: Zij zijn weg met bed en bulster. (Harrebomée, I, 35.)
*1224. Men hät den Keng de Bên noch net gesenn. (Bedburg.)
*1225. Mit Kind und Kegel. – Für Würzburg: Sartorius, 168.
*1226. Mu cha Chind o net in es Bockhoren zwinge. (Obersimmenthal.)
*1227. Nun gibt's keine Kinder mehr.
Beim Kartenspiel, wenn man keine Stiche mehr abgeben will.
*1228. 'S Chind is Chloster träge. (Luzern.)
*1229. 'S Chind sieht Engeli. – Steiger, Sitten, I, 62.
Wenn es bei geschlossenen Augen lächelt, im Schlaf oder bei Gehirnreizung.
*1230. 'S Kind im Mutterleib erfriert.
*1231. 'S Kind muss än Name ha'n. – Lohrengel, II, 271.
*1232. Sall dat Kind kênen Namen hebben? (Holst.) – Schütze, III, 133.
So fragt man jemand, der undeutlich spricht oder beim Spiel zu lange zaudert, ehe er à tout macht.
*1233. Se hebbt nich Kind noch Küken. – Eichwald, 1014; hochdeutsch bei Reinsberg VII, 8.
*1234. Seine Kinder verheirathen, ehe sie geboren sind. – Altmann VI, 512.
*1235. Seinen Kindern auf der Bank sitzen.
Von ihnen ernährt werden.
*1236. Sich lieb Kind machen. – Kirchhofer, 32.
Sich bei andern einzuschmeicheln suchen.
*1237. Sie gait schwer zu Kind. (Jüd.-deutsch. Brody.)
D.h. sie hat schwere Niederkünfte, uneigentlich von Schwierigkeiten in einem Geschäft.
*1238. Sie schonen weder Kind noch Rind. – Eiselein, 372.
*1239. Syni Ching luege zu anger Lüte Pfeister us. (Solothurn.) – Schild, 74, 200.
Er hat uneheliche Kinder.
*1240. 'T is Kinder Tîd to Bedd, Wesselohm kummt mit de Sandpüt (Sandbeutel). – Kern, 173.
Wenn die kleinen Kinder schläfrig werden.
*1241. Von kinds bein auff. – Tappius, 156b.
Lat.: A teneris unguiculis. (Erasm., 6; Tappius, 156b.)
*1242. Vor dem ist das Kind im Mutterleibe nicht sicher. – Tendlau, 299.
*1243. Wart', es ist noch ein Kind zu taufen. – Eiselein, 372; Simrock, 102a.
*1244. Was is mich das mit dich, mein Kind. (Stettin.)
»Ungemein häufig und vielseitig angewandte Redensart, ganz oder halb scherzhafter Verwunderung, Warnung, Besorgniss. Wie das plattdeutsche mî, dî Accusativ und Dativ ist, so hat der Volksdialekt der pommerschen Städte, besonders Stettins, für beide Fälle nur: mich, dich. Die obige selbständig auftretende[1326] Redensart ist eigentlich nur der Anfang des Neckspruchs, mit dem der wegen einer Kleinigkeit, eines versagten Vergnügens z.B., Betrübte gehänselt wird: ›Was is mich das mit dich, mein Kind? Du isst mich nich, du drinkst mich nich, du stippst mich nich in'n Kaffee in; du bist mich doch nich krank?‹ Ob dies ein Product gemüthlicher Selbstironie ist oder ein Spott des mirenden Berliners auf den michenden Pommer, der diesem in seiner Gutmüthigkeit selbst gefallen hat, kann ich nicht entscheiden. Gehört hab' ich die Redensart wie in Stettin, so in Berlin nicht selten.« (Fr. Hasenow.)
*1245. Weder Kind noch Rind schonen. – Braun, I, 1823.
*1246. Wir sind auch Kinder gewesen.
1247. A klan's Kind bringt an Wåg'n voll Arbeit. (Niederösterreich.)
1248. A klein Kind is a Spilechin (Spielzeug), a gross Kind is a Mühlechin. (Jüdisch- deutsch. Warschau.)
Kleine Kinder machen Vergnügen, grosse Sorgen.
1249. Auf Kinder und Rinder kann man nicht bauen. (Oderbruch.) – Engelien, 222.
1250. As (wenn) a Kind verliert jüngerheit die Mütter, is ihm nebbich sehr bitter. (Warschau.)
⇒ Nebbich (s.d.), Ausruf des Mitleids = leider.
1251. Aus einem kleinen Kinde wird oft ein gelehrter Mann.
Bei Tunnicius (1341): Van einem kleinen Kinde wert vake ein gelêrt man. (A puero sapiens homo fit magnusque tenello.)
1252. Bei kleine Kinder is schlecht zu essen, bei grosse Kinder is schlecht zü gehen. (Jüd.-deutsch. Warschau.)
Gehen heisst hier: sich tragen (Tracht).
1253. Bekommt das Kind viel Nüsse, bekommt die Puppe viel Schmisse.
Die Russen: Stets gehauen wird die Puppe von dem Kinde, das viel Schläge empfängt. (Altmann VI, 480.)
1254. Böse Kinder singen schlechte Lieder.
1255. Das erste Kind, welch Glück und Ehr, das zweite freut die Aeltern sehr, das dritte heisst man froh willkommen, das vierte wird auch angenommen, das fünfte ist schon überzählig, beim sechsten seufzt und klagt man schmählich, das siebente endlich wird fatal, ein armes achte gar zur Qual, das neunte – nein, nun wird's zu viel, das zehnte – setze Herr ein Ziel, ein elftes noch, dass Gott erbarm, das zwölfte, weh, das macht uns arm, und dennoch kaum nach Jahresfrist, das letzte Kind das liebste ist.
1256. Das Kind ist des Mannes Vater.
Engl.: The child is the father of the man. Dies Wort hat Lewes zum Motto von Goethe's Leben (Bd. 1) gewählt, das aus Wordsworth: My heart leaps up, entlehnt ist. (Vgl. Büchmann, X, 147.)
[1494] 1257. Das Kind kann nicht alt werden.
Sagt man ironisch zu einem, der sich durch albernes Wesen lächerlich macht.
1258. Das Kind redet nicht flugs in der Wiege. – Schuppius, Schriften, I, 872.
1259. Das Kind, welches der Vater schlägt, hat er lieb.
Bei Tunnicius (170): Dat kint, dat de vader sleit, dat heft hei leif. (Quem caedit genitum natum bene diligit usque.)
1260. Das Kind wird von der Ruthe belehrt, der Mann von der Noth bekehrt. (Rumänisch.)
1261. Dem kotzte Kind git men der decksten Appel. – Geschräppels, 10.
1262. Dem Kinde macht es grosse Freud, wenn man ihm flickt (gibt) sein (ein) altes (neues) Kleid.
1263. Des Kindes Bauch dem Korbe gleicht, närrisch ist, wer stets ihm reicht. – Sanders, 11.
1264. Des Kindes Willen sucht, wenn's schreit, die Alte zu erfüllen. – Sanders, 12.
1265. Die Kinder dürfen nicht entwöhnt werden, wenn die Erde und die Bäume weiss sind und das Feld leer ist. – Struve, I, 3.
1266. Die Kinder erben nur der Aeltern Gut, selten ihren Muth.
D.h. ihr Gemüth, ihren Charakter, ihre Tugenden.
Lat.: Dedecus est natis, claros habuisse parentes, ni studeant illis moribus esse pares. (Froberg, 126; Philippi, I, 112.)
1267. Die Kinder haben eine grosse Freude an den schönen Soldaten, sagte die Magd, als die Frau sie fragte, warum sie stundenlang auf dem Exercirplatze herumfahre.
1268. Die Kinder haben ihre eigenen Engel (Beschützer). – Magdeburger Zeitung, 1878, Nr. 27.
1269. Die Kinder schreien wol, aber sie sagen nicht, warum.
Bei Tunnicius (968): De Kinder schryen wol, mer se seggen nicht wâr umme. (Pusio flet caesus, renuit sed dicere culpam.)
1270. Eider (bevor) män derzieht a klein Kind esst män zehn grosse Ochsen auf.
Von der grossen Mühe bei Erziehung der Kinder.
1271. Ein bestraftes Kind weint lange.
1272. Ein böses (träges) Kind soll man züchtigen, dass es sich bessere (gut werde), und ein gutes, dass es nicht schlecht werde.
1273. Ein gutes Kind gehorcht geschwind. – Feldbausch, 274.
1274. Ein jedes Kind seinen Engel find't.
It.: Dove ci è infanzia, c' è providenzia. (Giani, 840.)
1275. Ein Kind braucht mehr als eine Wiege.
Die Russen: Mütterchen, du magst nicht nur für die Wiege, sondern auch für die Windeln sorgen. (Altmann V, 110.)
1276. Ein Kind, das auswärts geht, sagt, wie es in dem Hause steht.
Holl.: Het Kint dat buyten spelen gaet, seggt hoe het in den huyse staet. (Cats, 213.)
1277. Ein Kind, das nicht weint, bekommt keine Milch. – Schuller, 213.
1278. Ein Kind muss das Kleid tragen, das ihm die Mutter gegeben hat.
Von denen, die sich nach den Vorschriften anderer richten müssen.
Lat.: Quem mater amictum dedit, observat. (Quinctilian.) (Erasm., 924; Philippi, II, 124.)
1279. Ein Kind, so mans stäupt mit der rut, lest es sein schalckheit vnd recht thut.
Lat.: Ni castigetur petulans mox clunis habetur, verberibus tactus probus est, uirgaque coactus. (Loci comm., 164.)
1280. Es ist besser, dass die Kinder den Aeltern, als dass die Aeltern den Kindern in die Hände sehen. – Stelzig, Hausväter, 185.
1281. Es ist umb ain haufen kinder wie umb ain haufen eir. – Zimmerische Chronik, IV.
1282. Grosser Herren Kinder bleiben öffters Rinder.
Lat.: Heroum filii noxae. (Simonis Gnomologie, 195.)
1283. Haben wir kleine Kinder, so brauchen wir keine Narren.
[1495] 1284. Hastu Kind, wenig Gold darbey, lehr sie ein Handwerck, Künste frey. Dass sie ihr Leben mögen nehren und grosser Armuth sich erwehren. – Pauli, Schimpff, 178.
Lat.: Si tibi sint nati, nec opes, tunc artibus illos instrue, quo possint in opem defendere vitam.
1285. Hat man Kinder, so braucht man keine Affen. – Scharfenberg, Historie, 129.
1286. Hat man keine Kinder, so ist es ein Schmerz; hat man Kinder, so sind es tausend. – Merx, 281.
1287. Ir myn kynder vnd enckel, staet all zit nach eym gulden wagen; kricht ir den wagen, so mogt ir eyn gulden spannagel daruon krigen. – Weinsberg, 100.
1288. Ist das Kind gewaschen, will's was in die Taschen.
Es will etwas zu essen haben.
1289. Ist gleich das kind jetzt klein vnd schwach, es wird wol besser, thu gemach. – Loci. comm., 125.
Lat.: Non perdas puerum nunc aegrum post ualiturum. (Loci. comm., 125.)
1290. Jedes Kind ist schon auf seinen Vortheil bedacht.
1291. Kinder fechten ernster als grosse Männer.
Bei Tunnicius (1345): Kinder vechten êrnster dan grote mans. (Bella movent pueri citius quam martius heros.)
1292. Kinder gehen wieder in das Haus, aus dem sie kamen heraus.
1293. Kinder machen ist der armen Leute ihr Schweinsbraten.
1294. Kinder machen ist keine Kunst, aber keine machen, sagte der Pfarrer, als der Schulmeister sein neuntes Kind anzeigte. – Junker und Pfaffen, II, 270.
1295. Kinder müasset dockelet (gespielt) ha. (Ulm.)
1296. Kinder paart ju, de Kanter kömmt. (Natangen.) – Frischbier, 2859.
Aufforderung, sich bei festlichen Anlässen u. dgl. paarweise aufzustellen.
1297. Kinder reden die Wahrheit.
1298. Kinder und B'soffene fåll'n da Muatta Gottes in 'n Schoss. (Niederösterreich.)
1299. Kinder und Frauen lassen sich gern die Augen blenden. – Scheffel, Ekkehard, II, 172.
1300. Kinder und Hühner werden nimmer satt. (Ital.)
1301. Kinder und Narren haben kurze Beine. – Auerbach, Neues Leben, I, 149.
1302. Kinder und Trunkene haben einen eigenen Schutzengel. – Grandjean, I, 31.
1303. Kinder, unsere Ochsen haben solche lange Hörner, sagt der Bauer, als er sich reckt und die Arme weit ausstreckt. (Ostpreussen.)
1304. Kinder unter zwei Jahren sind ja frei, sagte der Bauer, als er für die Lämmer so viel bezahlen sollte als für die Schafe.
1305. Kinder werden selten so gut, als die Aeltern waren.
1306. Kinder zankt euch nicht, schlagt euch lieber. (Köthen.)
Scherz- und spottweise.
1307. Kindern stopft man den Mund mit Nüssen, Weibern mit Küssen, Männern mit Schlüssen. – Fliegende Blätter, Nr. 1708, S. 124.
1308. Kindern und Frauen muss man ihr Spielzeug lassen. – Alte und neue Welt, 1877, S. 439.
1309. Kindern Wein geben, ist gleich, als Feuer zu Feuer thun. – Friesen, Spiegel, XXIVb.
1310. Kinner krei 'k ne miehr, söä' de oll Kraftsch, de Bôm blöht ne miehr. – Schlingmann, 904.
1311. Kinner krei 'k ne mihr, söä' de oll' Kraftsch, mîn Mann kloppt hüt sîn Pîpenkopp up mîn'm Bauknawel ût. – Schlingmann, 903.
[1496] 1312. Kinner un Hunn' gaht lik dörch de Welt.
1313. Klani Kinder essen Leber, grosse Kinder essen Herz. (Wien.)
1314. Kleine Kinder kommen auf dem Wasser geschwommen, 's weiss Mancher nicht, wie er dazu gekommen. – Egerbote, 1875, S. 63.
1315. Kleine Kinder und kleine Schulden machen viel zu schaffen.
1316. Kommt das Kind zum Z, so sagt's dem Abc Valet.
1317. Kündern und hailigen ist guot phlegen, sie künden nit, oder dörfen nit vil reden. – Zimmerische Chronik, IV.
1318. Kynder, borgt nemans, vor denen ir vre goede moist abzehen, wan ir sie manet. – Weinsberg, 98.
1319. Lev Kind, bess eckersch nit schêl, dat do der nimmbst einen ahle Kehl. – Geschräppels, 13.
1320. Man bringt die kleinsten Kinder immer zuerst zu Bette, sagte das Mädchen, als der Vater nicht wollte, dass sie vor der ältern Schwester Braut sein solle. – Wirth, I, 101.
1321. Man muss den Kindern nie zeigen, dass man sie lieb hat. – Volksbote, 1871, S. 74.
1322. Man setz nit kinder über eyer. – Hofmann, 31, 56.
1323. Man soll den Kindern keine Messer in den Händen lassen.
Bei Tunnicius (990): Men sal den kinderen neine messe in den handen laten. (Et telum et gladius sunt eripienda puellis.)
1324. Man soll nicht zweimal ein Kind sein.
Lat.: Ne bis puer. (Sailer, Sprüche, 98, 27.)
1325. Mannig frumme kindt hat ein schalck zum eignen vatter, vnd ein frummer vatter ein dieb zu eignem son. – Wachter.
1326. Mit einem ertrunknen Kinde ist schlecht spielen.
Bei Tunnicius (752): Mit einem vordrunken kinde is quàt spelen. (Cum puero ludus submerso flebilis.)
1327. Mit kinder zeügen, heüsser bawen, bücher schreiben macht man sich einen ewigen Namen. – Monatsblätter, V, 159, 1.
1328. 'N Drüttdêl Kinner sleggt 'n Vader. – Schlesw. Holst. Schulblatt, 1878, Nr. 8.
1329. Sind Kinder und kein Geld zu Kindern euch gegeben, so lehret sie was Gutes, damit sie können leben. – Schuppius, Schriften, I, 892.
1330. Ueber Kinder und Thoren wacht ein besonderer Schutzengel. – Scheffel, Ekkehard, II, 28.
1331. Um deine Kinder und um dein Brot mach dir keine Sorge. (Rumänisch.) – Neue Freie Presse, 4592.
1332. Vertraut die Kinder meiner Hut, ihr wisst, ich hab' ein Institut.
Selbstempfehlung.
1333. Was das chind gewonett hat, wann es davon will lassen, so ist es zu spat. – Oesterreichische Blätter, II, 622.
1334. Wat kann dat arme Kind darvör, seggt de Hewamm. – Schröder, 572.
1335. We ein, der vil chind hat und wenig brot. – Serapeum, XXIX, 115.
1336. Wenn dat kint aussschläft, so wirt es gern gutes mutes. – Hofmann, 34, 103.
1337. Wenn die Kinder Brot essen, so bekommen sie rothe Wangen, wenn die Väter Wein trinken, so bekommen sie rothe Nasen. – Wirth, I, 292.
1338. Wenn die Kinder gokeln1, so pinkeln sie über Nacht ins Bett.
1) Mit Feuer spielen.
1339. Wenn die Kinder grösser werden, reiten sie auf Steckenpferden. – Jähns, I, 197.
1340. Wenn die Kinder mündig werden, so bleibt der Vater älter.
[1497] 1341. Wenn kleine Kinder sterben, bin ich Messner. (Baiern.)
Wenn jemand beim Kartenspiel viel, der andere wenig bekommt, so sagt Obiges der letztere.
1342. Wer die Kinder beobachtet, weiss, wie die Aeltern sind. – Fischer, Curiositäten-Almanach, 270.
1343. Wer keine Kinder hat, ist mit Unglück glückselig (oder: glückselig über solchem Unglück). – Historien-Cabinet, 149.
1344. Wer sehen will sein Kind erblühn, darf's nicht mit warmem Brot aufziehn.
It.: Chi vuol vedere il bambin fiorito, non lo levi dal pan bollito. (Giani, 193.)
1345. Wer seine Kinder lästert, der lästert sich selbst.
Bei Tunnicius (633): De syne kinder lastert, de lastert sik sulven. (Natos diffamans est nullo dignus honore.)
1346. Wer viel Kinder und wenig Brot hat, der lernet das Flicken von sich selber. – Historien-Cabinet, 151.
1347. Wie die Kinder, so die Rinder. (Eifel.)
1348. Will das Kind die Gevattersleut nicht sehn, so wird es bald hinübergehn. – Egerbote, 1875, S. 64.
1349. Willst wie ein Kind du fröhlich sein, so saug Liebfrauenmilch brav ein. – Frieske, 8.
1350. Wo das Kind regiert im Haus, ist's am besten – naus.
Die Finnen sagen: In dem Hause lebt man nicht gut, wo das Kind Aeltestes ist. (Bertram, 39.)
1351. Wo viel Kinder und wenig Brot, da ist im Hause Noth.
1352. Zü-n-a Kind a Rüth, zü-n-a Narr ün a Hünd a Stecken. (Jüd.-deutsch.)
Für ein Kind die Ruthe; für einen Verstockten der Stock.
*1353. A Kind verknassen. (Jüd.-deutsch. Warschau.)
Ein Kind verloben. (S. Knas.)
*1354. Auf alle jüdische Kinder gesugt. (Jüd.-deutsch. Warschau.)
Wenn von etwas Gutem die Rede ist, das man gern auf die Seinigen übertragen wissen möchte.
*1355. Der kann Einem einreden a Kind in Bauch. (Warschau.)
Eine solche Ueberredungskunst besitzt er.
*1356. Dus mindste Kind hot genossen1. (Jüd.-deutsch. Warschau.)
1) Geniesst. – Zur Bekräftigung einer Aussage.
*1357. Ein aufgelesen Kind.
*1358. Ein Kind auf Credit machen.
Schwängern vor der Hochzeit.
Frz.: Faire un enfant à credit. (Kritzinger, 189a.)
*1359. Er kann kein Kind ebbes z' leid thue. (Ulm.)
*1360. Er möcht' überall das schöne Kind sein. (Wien.)
Ist einer, der es mit keinem verderben will.
*1361. Erst de Kinder de Stäkker wegnähme. (Natangen.)
Beim Kartenspiel.
*1362. Es sind die Kinder des Propheten Daniel.
So werden die Bergknappen in der Schweiz, Tirol, welche den heiligen Daniel in der Löwengrube als Patron verehren, genannt. (Westermann, 25, 620.)
*1363. Kinder, betet, die Schweden kommen. (Zittau.)
*1364. 'S ist besser, die Kinder sein derhame. (Hirschberg.)
*1365. Sie hat die Kinder alt gekauft.
Antwort auf die Frage, wie es möglich sei, dass eine noch sehr junge Frau schon so erwachsene, grosse Kinder haben könne.
*1366. Wat hett dat Kind 'n Kopp! – Kern, 489.
Nämlich, was für einen klugen Kopf hat es!
*1367. Wie die Kinder von zu Hause. (Schwaben.)
Antwort auf die Frage: Woher kommst du?
Brockhaus-1911: Kind [2] · Kind
DamenConvLex-1834: Kind, Friedrich · Kind
Herder-1854: Kind [2] · Kind [1] · Heinrich das Kind
Meyers-1905: Kind [1] · Kind [2] · Kind folgt der ärgern Hand · Kind und Kegel
Pataky-1898: Kölla-Kind, Frau W. Stäfa · Kind, Joh. Louise · Kind, Friederike Roswitha
Pierer-1857: Todtgeborenes Kind · Kind · Kind [2] · Angewünschtes Kind · Kind [1]
Buchempfehlung
Diese »politische Komödie in einem Akt« spiegelt die Idee des souveränen Volkswillen aus der Märzrevolution wider.
30 Seiten, 4.80 Euro
Buchempfehlung
Zwischen 1804 und 1815 ist Heidelberg das intellektuelle Zentrum einer Bewegung, die sich von dort aus in der Welt verbreitet. Individuelles Erleben von Idylle und Harmonie, die Innerlichkeit der Seele sind die zentralen Themen der Hochromantik als Gegenbewegung zur von der Antike inspirierten Klassik und der vernunftgetriebenen Aufklärung. Acht der ganz großen Erzählungen der Hochromantik hat Michael Holzinger für diese Leseausgabe zusammengestellt.
390 Seiten, 19.80 Euro