1. A guate Hund ve'laft se' nit1 u2 an schlecht'n is kua Schad. (Unterinnthal.) – Frommann, VI, 36, 63.
1) Verläuft sich nicht.
2) Und.
2. A klenst'n Hund'na hengt mer di grössten Prügel ou (an). (Franken.) – Frommann, VI, 317.
3. A muar Hüünjen a thanner Slâb. (Amrum.) – Haupt, VIII, 354, 52.
Je mehr Hunde, desto dünneres Gesöff.
4. Ach der godste Honk ka mer hetze bes hä kott wied. (Bedburg.)
5. Alle Hunde bellen: ams amma, amma! (Lit.)
6. Als man den Hund henken will, hat er Leder geäss.
»Man muss etwas erdenken, so man den Hund will hencken; man spricht, er sei ein Lederfress, der doch nie keines geäss.« (Liedersaal.)
Engl.: 'Tis an easy matter to find a stick, to beat a dog. (Gaal, 917.)
Lat.: Dum canem caedimus corrosisse dicitur corium. (Eiselein, 330.)
7. Alt hund reiten auff dem ars. – Franck, II, 164a; Lehmann, II, 27, 30; Simrock, 4993.
8. Alt hund sind bös zu bannen. – Franck, I, 81b; II, 36b; Gruter, I, 4.
Mhd.: Swer altem hunt ein baut an leit, der verliust sîn arebeit. (Freidank.) (Zingerle, 73.)
Lat.: Canes vetulos loro non assuefacies. – Canis antiquus catenae assuefieri non potest. (Froberg, 69; Philippi I, 71; Seybold, 65.) – Ire catenatus nescit canis inveteratus. (Sutor, 548; Loci comm., 181.)
9. Alt hund sind böss zu bendigen. – Franck, I, 87a; Eyering, I, 34 u. 48; Sailer, 193; Körte, 3024; Simrock, 5089.
Holl.: Het is kwaad oude honden aan banden te leggen. (Harrebomée, I, 318.)
10. Alt hundt lassen sich nit penttigen. – Hauer, L.
»Dasz böss bendig zu machen sey ein alter hund, ist ein alt gschrey.« (Loci comm., 181.)
11. Alte hund sind nit gut bendig zu machen. – Tappius, 8a; Henisch, 277, 60; Lehmann, II, 27, 29; Ayrer, IV, 2631, 23; Coler, 470b; Schottel, 1113b; Mathesy, 40a; für Köln: Firmenich, I, 319, 73.
» ...Bestättige mit meinem Exempel, dass alte Hund schwerlich bändig zu machen.« (Grimmelshausen, Courage.)
Böhm.: Starého psa neuč v povod. – Starý pes k řetĕzu nepůjde (nepřivykne). – Tĕžko starého psa učiti. (Celakovsky, 407.)
Holl.: Olde hont sijn quaet bandlich te maken. (Tunn., 20, 22.)
Lat.: Annosa vulpes haud capitur laqueo. (Seybold, 28.) – Colla canum veterum durum est adsuescere loris. (Binder II, 525; Schamelius, V, 190.) – Est annosa canis vix assuefacta catenis. (Zingerle, 73.) – Non vult annosus canis in reste molossus. – Non vult annosus fore tentus reste molossus. (Fallersleben, 576.) – Psittacus senex ferulam negligit. – Senex psittacus negligit ferulam. – (Henisch, 277, 61; Seybold, 551.) – Senis mutare linguam. (Tappius, 8a.) – Serum est canes vetulos adsue facere loris. (Seybold, 554.) – Tardum est annosos discere vincla canes. (Zingerle, 197.)
[818] 12. Alte Hund' und Affen, junge Mönch' und Pfaffen, wilde Löwen und Bären soll niemand in sein Haus begehren. – Büsching's Wöchentliche Nachrichten, I, 334; Eiselein, 329.
13. Alte Hunde beissen auch.
Span.: A perro viejo, no le digas: quiz quiz (tus, tus). (Cahier, 3758.)
14. Alte Hunde bellen auch.
Aehnlich russisch Altmann VI, 424.
15. Alte Hunde bellen nicht umsonst.
Böhm.: Starý pes, statrý rektor (učitel). (Čelakovsky, 308.)
Frz.: Jamais bon chien n'abbaye à faute. – L'aboy d'un vieux chien doit-on croire. (Leroux, I, 108.)
16. Alte Hunde haben stumpfe Zähne. – Nass. Schulbl., XIV, 5.
17. Alte Hunde ist bös bellen lehren. – Simrock, 5008.
Holl.: Ouden honden is kwaad bassen te leeren. (Harrebomée, I, 321; Bohn I, 336.)
It.: Can vecchio non s'avezza a portar collare. (Bohn I, 77.)
18. Alte Hunde lassen sich schwer bändigen. – Luther, 128.
»So kann«, sagt Luther, »niemand alte Schälke fromm machen.«
Lat.: Annosa arbor non transplantatur. (Gaal, 926.) – Colla canum veterum nolunt attingere lorum. (Schamelius, 190, 2.) – Senem corrigere durum.
19. Alte Hunde lassen sich schwer täuschen.
Holl.: Oude honden hooren naar geen: wis, wis. (Harrebomée, I, 321.)
20. Alte Hunde oft selber verschulden, wenn man sie nicht länger will dulden.
21. Alte Hunde sind bös zu ziehen.
Engl.: An old dog will learn no tricks. (Körte, 3024; Gaal, 926.)
Holl.: Oude honden laten zich moeijelijk afrigten. (Harrebomée, I, 321.)
22. Alte Hunde, treue Hunde.
23. Alte Hunde und alte Freunde sind viel werth.
24. Altem Hund und altem Knecht ergeht es überall gar schlecht.
Böhm.: Starému psu a starému sluhovi jeden plat. – Starý čeledín, jako starý pes: pryč s dvora, anebo pod lavici. (Čelakovsky, 379.)
Poln.: Stary sługa jak stary pies. (Čelakovsky, 379.)
Ung.: Ag ebnek, vén szolgának egy a fizetése. (Gaal, 292.)
25. Alter Hund lernt nicht aufwarten (tanzen).
26. Alter Hund macht gute Jagd.
27. Am fremden Hunde riechen die andern. – Eiselein, 326; Simrock, 5048; Braun, I, 1520.
28. An alten Hunden ist Chrisam vnd Tauff verloren. – Henisch, 624, 12; Simrock, 5012.
29. An bäsen Hund geit mer (gibt man) zwä Brocken. (Franken.) – Frommann, VI, 317, 190.
30. An bellenden Hunden sollen hohe Leut kein Hundschläger werden. – Lehmann, 731, 55.
31. An bösen Hünj mut'm an Stak Broad du, that'r ean egh bat. (Nordfries.) – Lappenkorb; Firmenich, III, 2.
Einem bösen Hunde muss man ein Stück Brot geben, dass er einen nicht beisse.
32. An den Hunden liegt's nicht, wenn die Pferde sterben.
33. An der hund hincken, huren (buhlschwester) wincken, frawen weinen vnd krämer schweren sol sich niemand (kein weiser an)keren. – Franck, I, 75b; II, 83b; Tappius, 1023; Egenolff, 89b; Eyering, I, 80 u. 749; Petri, II, 15; Henisch, 1196, 56; Gruter, I, 5; Lehmann, 92, 59; Lehmann, II, 262, 26; Pistor., V, 20; Blum, 392; Sailer, 143; Graf, 47; Seybold, 440; Eiselein, 331; Parömiakon, 2299; Körte, 3042; Körte2, 3779; Simrock, 5070; Braun, I, 1552.
Bei Fischart (Prakt.) heisst es: »Du aber sollst dich an der Hund hincken, der Metzen wincken, der Frauen weinen, der Kinder greinen, der Krämer schwören nicht ein Dimplein kehren.« – »Weist das sprichwort: an frawen weinen, an hund hincken auff dreyen beinen vnd darzu auch an Kaufmanns schweren soll sich kein weiser man ankern.« (H. Sachs, I, XXVIIb.) Der Volkskalender des Kladderadatsch (Berlin 1850) hat den Spruch (Monat Juli) in folgender Fassung: »An alter Bummler Trinken, an junger Mädchen Winken, an alter Weiber Zähren und mancher Fürsten Schwören, da soll sich niemand kehren.«
[819] Mhd.: An hundes hinken, frawen wainen und krâmer schweren, dâ darff sich kain man an keren. (Fastnachtsspiel.) (Zingerle, 75.)
Böhm.: Když pes spí, žid přisahá, žena pláče, nevĕř. (Čelakovsky, 393.)
Dän.: Naar hunde hinker, horen vinker, qvinder græde, kræmmere svære, derom skal sig ingen kere. (Prov. dan., 292.)
Holl.: Aan der honden hinken, aan der hoeren winken, aan des kramers zweren, en des wijfs begeeren zal men zich niet keeren. (Harrebomée, I, 315.)
Lat.: Phoenicum pacta. (Philippi, II, 95.)
Poln.: Kiedy pies śpi, żid przysięga, pijany się modłi, a białogłowa płacze, rzadko wierzyć trzeba. (Wurzbach I, 210, 101; Čelakovsky, 393.)
34. An fremden Hunden und Kindern hat man das Brot verloren. – Pistor., IX, 35; Simrock, 2692.
»Man sagt, was man den frembden Hunden zu gut thut vnd den frembden kinden, das wirdt mit vnflat vnd mit stanck bezalt, denn solchs ist der Welt danck.« (Waldis, III, 47, 34.)
Lat.: Qui canem alit exterum. (Tappius, 6b.) – Qui canem alit peregrinum huic praeter funiculum nihil fit reliqui. (Seybold, 480.)
Ung.: Idegen ebnek kenyeret ne hány. (Gaal, 924.)
35. An Hünj leapt nimmer söwen Juar dol. (Nordfries.)
Ein Hund läuft nie sieben Jahr toll. – Der Lauf des Bösen hat sein Ziel, der Verbrecher bleibt in der Regel nicht eine sehr lange Zeit unangefochten.
36. An kleiner Hund bellen sol man sich nicht kehren. – Petri, II, 17.
37. Andere Hund sind zum Hasen-, andere zum Bärenfangen. – Lehmann, 397, 2.
38. Arge Hunde gehen stets mit zerrissenem Fell.
Mhd.: Bî argen hunden hoert man argez schallen. (Colm.) (Zingerle, 75.)
Lat.: Ossis jactura non est canibus nocitura. (Mone, Anzeiger, VII, 505; Zingerle, 75.)
39. Auch der böseste Hund wedelt mit dem Schwanze.
Freundlichkeit ist keine Bürgschaft für Güte.
40. Auch der Hund hebt den Fuss zur Hochzeit.
41. Auch die Hunde der Herren werden zu Herren.
42. Auch ein Hund beisst nicht, wenn man freundlich mit ihm spricht.
Böhm.: I pes nehned ukousne, vlídnĕ-li promluvíš. (Čelakovsky, 85.)
43. Auch einem frommen Hunde muss man die Hand nicht ins Maul stecken.
44. Auch einem Hunde, der mit dem Schwanze wedelt, darf man nicht trauen.
45. Auch gute Hunde knurren, wenn man ihnen mit dem Stock kommt.
Böhm.: Nepodávej psu vidliček. (Čelakovsky, 370.)
46. Auf des Hundes Biss Hundshaar nit vergiss, und auf viel Wein lass Wein das beste Pflaster sein.
47. Auf die Hunde, die heftig bellen, und Feinde, die viel Prahlens machen, hält man nicht viel.
Lat.: Canes plerumque, qui vehementius latrant, et hostes, qui multum hostilitatis denunciant, habentur viliores. (Seybold, 64.)
48. Auf einen stillen Hund und schweigenden Menschen gib wohl Acht. – Winckler, II, 19.
49. Aus dem Hunde, glaube mir, wird, wie er wächst, doch nie ein Stier.
Die Russen: Der Hund wächst sich nie zum Löwen aus, wenn er sich auch noch so sehr streckt. (Altmann VI, 420.)
50. Bange (furchtsame) Hunde bellen viel.
Der Feind, welcher die meisten Drohungen ausstösst, ist nicht der gefährlichste. Weiber fechten mit der Zunge besser als Männer.
Lat.: Canes timidi vehementius latrant, quam mordent. (Gaal, 929.)
Ung.: A félénk eb csak ugat, de nem igen marhat. (Gaal, 929.)
51. Begossene Hunde fürchten das Wasser. – Eiselein, 331; Simrock, 5058.
52. Bei Hunden sieht man zu jeder Frist, ob einer Mops oder Pinscher ist.
53. Bei Hunden trinkt man keinen Wein.
54. Bei Hunden und Katzen ist Beissen und Kratzen.
Mhd.: Bî hunden und bî katzen was bîzen ie und kratzen. (Freidank.) (Zingerle, 75.)
55. Beisst der Hund, so wird er wieder gebissen (oder geschmissen). – Lehmann, 589, 5.
56. Bellende Hunde beissen nicht. – Waldis, II, 36, 28; Eiselein, 332; Simrock, 5002; Lohrengel, I, 79.
Da der Hund mit dem Menschen fast über die ganze [820] Erde verbreitet ist, so erscheint es sehr natürlich, dass auch die im vorstehenden Sprichwort benutzte Wahrnehmung bei verschiedenen Völkern sprichwörtlich geworden ist. So sagt man im südlichen Frankreich: Ca à qui layre non boii pas gnaca, wie aus der kürzlich erschienenen Sammlung der provinziellen Sprichwörter des südlichen Frankreich (Proverbes Bearnais recueillis par J. Hatoulet et E. Picot, Paris 1862, S. 20) zu ersehen ist.
Mhd.: Grînunden hunt der nie gebeiz sult ir harte vürhten niht. (Helbling, VIII, 544.)
Engl.: Dogs that bark at distance, bite not at hand. (Kritzinger, 139b.)
Frz.: Chien qui aboie ne mord pas. (Bohn I, 13; Kritzinger, 139b.)
Holl.: Blaffende honde bijten niet. (Bohn I, 501.) – En bassende hond wil geen' hinder doen. (Harrebomée, I, 317.)
It.: Can che abbaia non morde. (Bohn I, 76.) – Can che abbaia non morde mai. (Kritzinger, 139b.)
Lat.: Nemo canem timeat, qui non laedit nisi latret. (Mone Anzeiger, VII, 505; Zingerle, 73.) – Nulla minacis tuae linguae apud me est autoritas. – Si non morderis, cane quid latrante vereris.
Port.: Perro ladrador, nunca bom caçador. (Bohn I, 291.)
Span.: Perro ladrador nunca buen mordedor. (Bohn I, 240.)
57. Bellenden Hunden gibt man Brodt, so hat mann vor jhrem Zorn keine Noth. – Lehmann, II, 213, 28.
58. Bellenden Hunden stopft man das Maul mit Brot. – Eiselein, 332.
Engl.: Barking dogs never bite. (Eiselein, 332.)
59. Bellenden hundt fürt kein ritter im schilt, sonder einn hasen. – Franck, II, 108a.
60. Bellet Ein Hund, so klaffen sie alle. – Eiselein, 326; Simrock, 5001; Braun, I, 1519.
61. Besser des Hundes Freundschaft als seine Feindschaft. – Körte, 2992.
Holl.: Ic had liever den hont te vriende dan te viande. (Tunn., 16, 4; Bohn I, 301.)
Lat.: Plus canis appeterem plausum quam ferre furorem. (Fallersleben, 438; Loci comm., 94.)
62. Besser ein lebendiger Hund, denn ein todter Löwe. – Petri, II, 36; Sailer, 185; Simrock, 5054.
Frz.: Mieux vaut goujat debout qu'empereur enterré.
Holl.: Bij mijne geestelijkheid, zei de pastoor, jk was liever een levendige kapitein in eene komedie dan een doode vizier. ( Harrebomée, I, 381b.) – Een levende hond is beter dan een doode leeuw. (Harrebomée, I, 317b.)
63. Besser ein stummer Hund als ein toller.
Holl.: Beter stomme honden dan razende. (Harrebomée, I, 316.)
64. Besser einen Hund reizen als ein altes Weib.
»Kein Zorn ist furchtbarer als Weiberzorn, besonders wenn noch zu dem Fehler ihres Geschlechts das Alter hinzukommt. Der Hund bellt nur, beisst höchstens; aber das alte Weib hat auf ihrer Zunge das Gift der Verleumdung oder sie bereitet gar das schreckliche Aquatofana.«
65. Bi da Hund begrûnt, begrôt er auch. (Ungar. Bergland.) – Schiller, III, 4b.
Wie er begrünt, d.i. beginnt, anfängt, begraut er auch; für: Jung gewohnt, alt gethan.
66. Bissige Hunde fahren in jeden Stein.
Span.: Los perros de zurita, no teniendo á quien unos á otros se muerden. (Cahier, 3643.)
67. Bissige Hunde haben zerbissene Ohren. – Hollenberg, II, 65; Schottel, 1118a; Sailer, 208; Winckler, V, 22; Simrock, 5027.
Aehnlich russisch Altmann VI, 391 u. 478. Folgen der Zänkerei und Schicksal zanksüchtiger Menschen.
Dän.: Ild hund haver ar i næse. (Bohn I, 380.) – Onde hunde faae revne skind. (Prov. dan., 360.)
Frz.: Un chien hargneux a tourjours les oreilles déchirées. (Lendroy, 397; Bohn I, 13; Gaal, 920; Cahier, 363; Starschedel, 100 u. 411.)
Holl.: Bitse honden krijgen hakkelige ooren. – Een twistzoekende hond loopt meest met gescheurde ooren. (Harrebomée, I, 318.)
68. Böse Hund bellen von sich selbst. – Lehmann, 924, 18.
69. Böse Hund haben zerrissen (zerbissen) fälle. – Henisch, 461, 48; Petri, II, 49; Sailer, 208; Simrock, 5027; Eiselein, 334; Körte, 3008.
Dän.: Den hund som gierne bider, maa tit lade haar til skaden. (Prov. dan., 312.)
It.: Can ringhioso e non forzoso, guai alla sua pelle. (Bohn I, 77; Cahier, 2840; Gaal, 920.)
Lat.: Canis qui mordet, mordetur. (Gaal, 920.)
70. Böse Hunde bellen, auch wenn man sie nicht neckt (reizt).
Dän.: En ond hund gøer og uden aarsag. (Prov. dan., 311.)
71. Böse Hunde bewahren das Haus. – Winckler, V, 51.
[821] 72. Böse Hunde fürchten einander.
Holl.: Twee kwade honden bijten elkander niet. (Harrebomée, I, 322.)
73. Böse Hunde muss man kurz binden.
74. Böse Hunde muss man nicht necken.
Holl.: Kwade honden moet men niet tergen. (Harrebomée, I, 321.)
75. Böse Hunde sind gute Wächter, sang ein Bauer von seiner Frau. – Eiselein, 332; Winckler, IV, 54.
76. Böse Hunde spielen mit dem Schwanze.
Holl.: Alle kwade honden spelen met den staart. (Harrebomée, I, 315.)
77. Böse Hunde, zahme Schafe. – Sprichwörtergarten, 491.
Strenge, wohl von ägyptischer Frohnvögtelei zu unterscheiden, führt zu Ordnung.
78. Bösem Hunde gehört ein Knüppel (Klöppel). – Körte, 3005; Braun, I, 1536.
Frz.: A méchant chien, court lien. (Körte, 3005a.)
Holl.: Ten quaden honden hoort enen clappel. (Tunn., 21, 10 u. 25, 21; Harrebomée, I, 322.)
Lat.: Non desit baculus ubi vult mordere catellus. (Fallersleben, 145.)
79. Bösen Hunden muss man Brot vorwerfen. – Steiger, 138.
80. Bösen Hunden weicht der Wolf aus.
Frz.: A mauvais chien on ne peut montrer le loup. (Leroux, I, 106.)
81. D' Hund bissid en and nid. (Luzern.)
82. D' Hund und d' Herrn lassen die Thüren offen. (S. ⇒ Edelleute 9.) (Oberösterreich.)
83. Dar löpt kên Hund söwen Jahr dull. – Frommann, II, 535, 91; Goldschmidt, 162.
84. Darumb nagt der Hund ein Bein, weil ers nit gantz verschlucken kan. – Lehmann, 398, 26 u. 306, 86.
Frz.: Le chien ronge l'os pour ce qui ne le peult engloutir. (Leroux, II, 247.)
Holl.: De hond knaagt aan het been, omdat hij het niet door kan zwelgen. (Harrebomée, I, 316.)
It.: Il cane rode l'osso perchè non lo puo inghiottire. (Pazzaglia, 40, 9.)
85. Das ist ein guter Hund, der einem Wild nachjagt. – Lehmann, 397, 4.
86. Das ist ein Hund von Gaul, sagte der Junge, da ritt er auf der Sau.
87. Das muss ein schlechter Hund sein, der des Pfeifens nicht werth ist. – Winckler, IV, 36.
88. Dass der Hundt nicht zur Hochzeit kompt, das macht der Prügel hinter der Thür. – Lehmann, 266, 17 u. 728, 29; Eiselein, 326.
89. Dat geer de Hund sin Möm nich, wenn se ôk im Kindelbett läge. (Holst.)
So was Schlechtes gäbe selbst der Hund nicht und wenn die Mutter im Kindbett läge.
90. Dat is 'n Hund von 'n Pierd, se de Jung un rêd (ritt) up'n Segabuck. – Frommann, II, 538; Firmenich, I, 18, 14; Hoefer, 504.
91. Dat kummt bî de Hün(de) êr Wünsken mit to pass1, dat de Kalver starven. (Ostfries.) – Eichwald, 864; Frommann, III, 431, 209; Buren, 277; Hauskalender, III.
1) Es kommt erwünscht, trifft sich gut.
92. Dat 's 'n woahren Hund van 'n Pierd, säd' dê Jung, dann rêd he up'ne Katte (oder Swîn). (Mecklenburg.) – Schiller, III, 6b; Frommann, II, 538, 175; für Jever: Frommann, III, 38, 3; ostfriesisch bei Bueren, 364; Eichwald, 918; Hoefer, 504.
93. De den Hund tarrt1, môt de Bete (Biss) vörlêf (fürlieb) nêmen. (Ostfries.) – Goldschmidt, 160; Frommann, III, 432, 262; Bueren, 117.
1) Tarren = zerren, necken, reizen.
94. De fründlichsten Hunnen bîten am düllsten. (Ukermark.)
Die Menschen, die sich gegen uns so ausserordentlich freundlich stellen, sind in der Regel die gefährlichsten.
95. De grötste Hund mot sek schämen. – Schambach, II, 303.
96. De Hangd beisse sich uch em en drech Schank.
97. De Hün(de) un de Adellü(de) mâkt kên Dör (Thür) achter sick tô. (Ostfries.) – Frommann, III, 429, 248; Eichwald, 867.
[822] 98. De Hund blifft alltîd vör de Stêrt. (Ostfries.) – Bueren, 297; Hauskalender, III; Stürenburg, 260a.
99. De Hund, de blafft, bitt (beisst) nich. – Goldschmidt, 94; Bueren, 337; Eichwald, 866; Frommann, III, 429, 247.
In Hannover: De Hund, dei bellt, dei bit nich. (Schambach, 52.)
100. De Hund, de een'n bäten hät, doavan mütt'n an Hoar upbinden. – Schwerin, 45; Danneil, 207.
101. De Hund, de sick Dâgs gnabben, krabben sick Nachts. – Bützower Ruhestunden, II, 48; Frommann, II, 226; Schiller, III, 4b.
102. De Hunn', de am fründlichst'n swänzeln, de bît'n teerst. – Danneil, 278.
Dem Schmeichler ist am wenigsten zu trauen.
103. De Hunne gât nîren up Plan- (oder Vlân-) schauen. – Schambach, II, 53.
Die Hunde gehen nirgends auf Planschuhen. Es sind dies Schuhe, aus leinenen und andern Lappen zusammengenäht, in denen man sehr leise auftritt. Nach Schambach geht der Sinn dahin, dass der Anspruchsvolle und Unverschämte nicht auf weichen Socken geht, d.h. nicht artig und bescheiden auftritt.
104. De irscht Hangd miss em än't Wasser schméisse, sonst wärde se rôsendig. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 138b.
105. De irscht Hangd schméisst em än de Bâch. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 138a.
Schuster bemerkt hierbei: Die von J. Grimm (Deutsche Mythologie, S. 46) in Zweifel gezogenen Hundeopfer sind durch dieses Sprichwort, das in seiner Beweiskraft auch durch andere Quellen unterstützt wird, mindestens für Wassergötter als bezeugt anzusehen, zumal wenn Nr. 105, das mehr Gebot des Aberglaubens als Sprichwort ist, nicht ausser Acht gelassen wird; denn es ist wirklich eine abergläubische Sitte, die Erstlinge einer Hündin ins Wasser zu werfen. Den Wassergöttern wurden sie geopfert, die sich sonst rächten, indem sie, wie Nr. 104 sagt, die verweigerten Opfer wüthend (wasserscheu) machten. Denn die Nixe sind tückisch und grimmig (grasnäkisch) wie das Element, dem sie angehören. Wassergott und Wasserscheu in Beziehung zu bringen, lag nahe. Näher ist Schuster in seinen Mythentrümmern in dem Abschnitt von den Elbischen Wesen, worauf er verweist, auf diese Sache eingegangen. Die Irokesen verbrennen bei ihrer Neujahrsfeier einen Hund. Der Geist des Hundes wird als Bote zum grossen Geiste hinangesandt, ihn ihrer fortgesetzten Treue zu versichern. Der Hund, der treue Begleiter des Indianers auf der Jagd, ist das Sinnbild der Treue. (Vgl. Neujahrsfeier der Irokesen in der Deutschen Schnellpost, Neuyork vom 29. Juni 1851.) Als der Inka Pachacutec die Indianer von Xauxa und Huanca, dem jetzigen Thale von Huancaya und Jauja, besiegte und gewaltsam zum Sonnendienste bekehrte, fand er göttliche Verehrung der Hunde unter ihnen. Die Priester bliesen auf skelettirten Hundsköpfen. Auch wurde die Hundsgottheit von den Gläubigen in Substanz verehrt. In den peruanischen Grabmälern der ältesten Epoche findet man bisweilen Hundeschädel, ja Mumien von ganzen Hunden. Bei den Mondfinsternissen spielten die peruanischen Hunde eine eigene Rolle; sie wurden so lange geschlagen, bis die Verfinsterung vorüber war. Bei den Eingeborenen von Nordamerika in den Rock-Mountains wird den zu bewirthenden Fremden als Ehrenmahl gekochtes Hundefleisch vorgesetzt.
106. De mit Hünn' to Bede geit, steit mit Flöhe up. – Eichwald, 837.
107. De 'n Hund hangen will, find't ok sacht'n Strick. (Ostfries.) – Frommann, VI, 142, 353; Bueren, 309; Hauskalender, III.
108. De 'n Hund smîten (slan) will, finn't ôk wol 'n Stên (Knüppel) (Mecklenburg.) – Bueren, 309; Eichwald, 870; Schiller, III, 4b; für Rastede: Firmenich, II, 29, 125; Goldschmidt, 158; Frommann, IV, 142, 353.
109. De ollen Hunne sünd quâd tô bännigen. – Schiller, III, 4a.
Auch wol mit dem Zusatz: »Wat darin begrîst, begrapt darin.« (Bützower Ruhestunden, XX, 31.)
110. De över de Hund kummt, kummt ôk över de Stärt. – Stürenburg, 260a.
111. De sick vör een Hund verhüert, môt Knaken freten. (Ostfries.) – Frommann, IV, 142, 331; Bueren, 247; Eichwald, 869; Hauskalender, II.
112. Dei Hund, dei bett, dei leicht vergett; awerscht dei Hund, dei ward gebete, verr dem öss schwer tau vergete. – Frischbier, 346; Frischbier2, 1731; [823] Neue Preuss. Provinzialbl., 1846, I, 14; Simrock, 5059a.
Der Hund, welcher beisst, vergisst leicht; dem Hund aber, der gebissen wird, ist Vergessen schwer.
113. Dem bellenden Hund verehr ein brot, so hat man vor seinem Zorn kein not. – Petri, II, 73; Henisch, 275, 9.
114. Dem bösen Hunde wächst der Schwanz.
In dem Sinne: Je ärger Schalk, je besser Glück.
Frz.: A mauvais chien la queue lui vient. (Kritzinger, 141b.)
115. Dem einen Hund ist's leid, wenn der andere in die Küche geit. – Körte, 3022.
116. Dem guten Hunde ein guter Knochen.
Frz.: A bon chien bon os. (Leroux, I, 106.)
117. Dem Hund die Wurst vertrawen ist Torheit. – Petri, II, 74.
118. Dem Hunde das Bein abjagen, ist bös.
119. Dem Hunde, der Asche leckt, vertraue kein Mehl! – Winckler, IV, 84.
Menschen, die eine Neigung zur Nasch- oder Leckerhaftigkeit haben, ist nicht gut, etwas anzuvertrauen.
It.: Al can, che lecca lo spiedo, non gli fidar l'arrosto. (Pazzaglia, 42, 15.)
120. Dem Hunde, der dich anbelt, wirff ein stuck brodt dar, so schweigt er. – Lehmann, 397, 10.
121. Dem Hunde ist der Schwanz gewachsen, dass er damit wedele.
Aus der Schwanzpredigt des Wiesenpaters zu Ismaring in Baiern, die er über den Text hielt: Johannes soll er heissen. Er legte darin den Bauern ans Herz, sich statt der Schimpfwörter immer diejenigen Namen zu geben, welche ein jeder in der Taufe erhalten habe. Namentlich sollten sie einander nicht »Schwanz« schimpfen. »Der Schwanz«, sagte er, »ist zwar am rechten Orte eine rechte Sache. Denn warum ist gewachsen dem Hund sein Schwanzerl? Dem Hund sein Schwanz ist gewachsen, damit er damit wedle und wackle, dass ihm nit fahren die Mucken ins Loch. Und seht, wir Geistlichen sind erst die wahren Schwanzerl; wir müssen wedeln und wackeln, damit nit fahren ins Loch der Höllen die Seelen der gläubigen Christen. Also sollt ihr über die Schwänz nit spotten und sie nit brauchen gegeneinander zum Schimpf. Daher erstens sollt ihr den Nächsten nit heissen Biberschwanz, das zeige ich im ersten Theil. Zweitens sollt ihr den Nächsten nit heissen Katzenschwanz, das zeige ich im zweiten Theil. Und drittens sollt ihr den Nächsten nit heissen Sauschwanz und das zeige ich im dritten Theil.« (Klosterspiegel, 83, 3.)
122. Dem Hunde ist ein Knochen lieber als ein Edelstein.
Dän.: Hunden holder meere af been end af edelsteen. (Prov. dan., 58.)
123. Den alten Hund ist schwer Bellen lehren. – Körte, 3223; Braun, I, 1543.
Ung.: Késö az agg ebet tánzra tanitani. (Gaal, 926.)
124. Den gebissenen Hund beissen alle Hunde.
Port.: A cāo mordido todos o mordem. (Bohn I, 263.)
125. Den Hund der Bengel bendig macht, zuchtruth der Jugend legt den pracht. – Gruter, III, 75; Lehmann, II, 77, 49; Petri, II, 78.
126. Den Hund schätzt man nicht nach den Haaren, sondern nach den Zähnen.
127. Den Hund schickt man nicht nach Bratwürsten. – Simrock, 5025.
128. Den Hund schlägt man, und den Herrn meint man.
Die Chinesen: Wer den Hund schlägt, soll an den Herrn denken.
Böhm.: Boj se lvíku, kdy psa bijí. (Čelakovsky, 88.)
Lat.: Coram leone canis castigatur. (Čelakovsky, 88.)
Poln.: Boj się lewku, gdy psa biją. – Gdy pieska biją, lewek niech się boji. (Čelakovsky, 88.)
129. Den Hunden ist böse zu betten, sie bezahlen ihre Kammerdiener mit Flöhen.
130. Den Hunden schadet es nicht, wenn man sie wie Vieh behandelt.
131. Den kleinsten Hunden hängt man die grössten Knittel an.
»Man spricht: dem allerkleinsten Hund hängt man die grossen Knittel an; und öfters haben kleine Wunden am allerwehesten gethan.«
132. Der alte Hund offt selbst verschuldt, dass man jhn länger nicht geduldt. – Lehmann, 128, 90.
133. Der beste Hund verliert zuweilen die Spur.
134. Der böseste Hund bekommt den besten Bissen.
Holl.: De kwaadste hond krijgt 't beste been, de beste hond heeft veeltijds geen. (Harrebomée, I, 316.)
[824] 135. Der böste Hond krijt dät zeressenste Fell. (Siegen.) – Firmenich, I, 519, 1.
136. Der dem hund nit weret, der hetzt jn. – Franck, I, 159a; Lehmmann, II, 61, 92.
137. Der den Hund hetzt, bekommt nicht immer den Hasen.
Die Russen: Diesem gehört der Hund, jenem die Jagd, der dritte aber schiesst den Hasen. (Altmann VI, 473.)
138. Der erste Hund fängt den Hasen.
139. Der feige Hund bellt wol, aber er beisst nicht.
140. Der feigste (furchtsamste) Hund belfert am meisten.
Lat.: Canes timidi vehementius latrant. (Faselius, 39.)
141. Der frembd hund anfesselt, gewint nicht, dann den strick. – Franck, II, 6a; Gruter, I, 82.
142. Der fremde Hund aufzeucht, verdient keinen Dank.
Lat.: Canem alens exterum praeter linum nihil habet. (Seybold, 64.)
143. Der gebrannte Hund fürchtet die Küche.
144. Der gute Hund bekommt nicht stets den besten Knochen.
Frz.: Bon os n'écheoit guère à bon chien. (Cahier, 375.)
145. Der Hangd gänt séinjen Brâder en gâde Bässe net. – (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 144.
146. Der Hangd richt de Brôten. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 135.
147. Der Hangt schirlt sich vun de Schliejen. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 136.
148. Der Heangd billt: ham, ham! und dinkt derbä, e hât en Mäck (Mück) gefângen. (Schässburg.) – Firmenich, III, 425, 27; Schuster, 137.
149. Der hinkende Hund kommt nach.
Holl.: De hinkende hond komt gemeenlijk achteraan. (Harrebomée, I, 316.)
150. Der Hund beim Topf schlägt sich leicht auf den Kopf.
Von denen, die in ihr eigenes Verderben rennen, weil der, welcher einen Hund tödten will, ihn durch vorgehaltene Speise anlockt.
151. Der Hund beisset vergebens in den stein, damit er geworffen wird. – Henisch, 266, 54.
Lat.: Canis saeuiens in lapidem. (Henisch, 266, 55.)
152. Der Hund beisst den Stein, aber nicht den, der ihn warf.
Holl.: De hond bijt den steen, en niet, die hem werpt. (Harrebomée, I, 316.)
Lat.: Canis saeviens in lapidem. (Seybold, 66.)
153. Der Hund beisst nicht in jedes Fell.
Dän.: Hunde sie vel hvis skind de skulle rive i. (Prov. dan., 312.)
154. Der Hund beist (seinen Herrn) vors (Tisch-) Brot. – Petri, II, 93; Gruter, III, 70; Henisch, 266, 61.
Die Welt lohnt mit Undank. A. Schopenhauer, den auf seinen einsamen Spaziergängen stets sein Pudel begleitete, schrieb im Jahre 1845 den Hunden zu Ehren folgendes Distichon: »Wundern darf es mich nicht, dass manche die Hunde verleumden; denn es beschämet zu oft leider den Menschen der Hund.«
155. Der Hund bekommt nicht stets (oder: so lange), wenn (als) er mit dem Schwanze wedelt.
Mhd.: Den hunt wirt kaum halp gewert, was er mit seinem schwanz begert. ( Fastnachtspiele, 528, 19.)
156. Der Hund bellet desto mehr vor seines Herrn Thür. – Petri, II, 93.
157. Der Hund bellt, aber der Wolf geht seinen Gang.
158. Der Hund bellt den Mond an, aber der Mond scheint fort.
Die Türken: Der Hund bellt und die Karawane geht vorüber. (Cahier, 2571.) Der Hase ist auf den Berg böse, aber der Berg trägt's ihm nicht nach. (Cahier, 2655.)
Böhm.: Pes štĕká, ale mĕsíc nerani. – Pes štĕká, a pán (král) jede. (Čelakovsky, 91.)
Dän.: Hunden gøer og ad maanen. (Prov. dan., 313.)
Poln.: Pieś szczeka, a dworzanin jedzie. (Čelakovsky, 91.)
159. Der Hund bellt den Postwagen an, der ruhig weiter fährt.
Ruth.: Pes bresze, a witer nese. – Wôlno sobaci i na hospoda brechaty. (Wurzbach I, 209.)
160. Der Hund bellt gegen den Sonnenschein, und dennoch scheint die Sonne rein.
Ruth.: Pes bresze na sonce, a sonce swityt. (Wurzbach I, 209, 100.)
[825] 161. Der Hund bellt Narren und Weise an.
Aehnlich russisch Altmann VI, 474.
162. Der Hund bellt nicht fürs Haus, er bellt seinetwegen.
Böhm.: Neštĕká pes pro ves, ale pro sebe. (Čelakovsky, 57.)
163. Der Hund bellt nicht in seinem Hause. – Burckhardt, 568.
164. Der Hund bellt schlecht, wenn er aus Furcht bellt.
165. Der Hund bellt vor der eigenen Thür.
Ein hebräisches Sprichwort, um vor vielem Reden an fremden Orten zu warnen, sagt: Der Hund kann sieben Jahre an einem fremden Orte sein, ohne einmal zu bellen.
166. Der Hund benagt das Bein, weil er es nicht verschlingen kann. – Winckler, XX, 57.
167. Der Hund bezahlt mit der Haut.
168. Der Hund bleibt ein Hund, wenn man ihm auch den Schwanz abhaut.
Holl.: Al snijdt men den hond den staart af, altijd blijft hij een hond. (Harrebomée, I, 316.)
It.: Taglia la coda al cane, e riman cane. (Gaal, 116.)
169. Der Hund bleibt treu, schlägt der Herr ihm auch ein Bein entzwei.
Poln.: Byś swemu psu i nogę uciął, przecie za tobą pójdzie. (Wurzbach I, 208, 98.)
170. Der Hund darff für die Schuh nit sorgen. – Waldis, II, 31, 222; Petri, II, 93.
171. Der Hund, den ich aufgefüttert, beisst mich in die Beine.
Frz.: Tel le chien nourrist qui puis menge la courroye de son soulier. (Leroux, I, 109.)
172. Der Hund, der an der Krippe liegt, neidet den Ochsen, der das Heu fressen will.
173. Der Hund, der auf dem Heu liegt, frisst es selbst nicht und lässt es auch keinem andern.
Aehnlich russisch Altmann V, 70.
Frz.: Il est comme le chien du jardinier, qui ne mange pas de chou et n'en veut pas laisser manger aux autres. (Lendroy, 411.)
174. Der Hund, der den Hasen ausspürt, ist so gut als der, so ihn fängt. – Simrock, 4987; Braun, I, 1550; Körte, 3026.
175. Der Hund, der den Knochen verdient, kriegt ihn nicht.
176. Der Hund, der einen beisst, leckt ihn wieder, bis er heil ist.
177. Der Hund, der mich abends beisst, muss mich morgens wieder lecken. – F. Schmidt, Bilder aus dem Volksleben (Berlin 1848). S. 61.
Wer abends gesoffen, soll morgens wieder saufen. (S. ⇒ Hundshaar.)
178. Der Hund, der mich gebissen, mag mich auch wieder heilen.
So sagen die, welche die Folgen eines Rausches durch einen zweiten Rausch heilen zu meinen müssen. (S. ⇒ Hundshaar.)
Holl.: Die van den hond gebeten is moet van het zelfe haar daarop leggen. (Harrebomée, I, 316.)
179. Der Hund, der nicht getroffen ist, schreit nicht. – Körte, 3019.
180. Der hund, ders hasen inngeweyd frist, derselb hernach gut weydisch ist. – Eyering, I, 93.
181. Der Hund des Gärtners frisst keinen Kohl (Salat), er will aber auch nicht, dass andere ihn essen (oder: und will doch die beissen, die ihn abbrechen). – Winckler, VI, 17.
Frz.: Il est comme le chien du jardinier qui ne mange point de choux, et n'en laisse point manger aux autres. (Kritzinger, 141a; Starschedel, 102.)
Holl.: Des hoveniers hond eet geene koolen, en hij wil niet, dat anderen daarvan eten. (Harrebomée, I, 316.)
It.: Il cane dell' ortolano non mangia la lattuga, nè vuol che altri la mangi. (Gaal, 203; Bohn I, 76.)
Port.: Cāo de palheiro nem come, nem deseia comer. – O perro de hortelāo nāo come as versas, nem a outrem as deseia comer. (Bohn I, 271 u. 289.)
Span.: El perro del hortelano, que ni come las berzas, ni las deja comer. (Cahier, 3640; Bohn I, 219.)
182. Der Hund ehe Fleisch den Leder frist, der Saw nicht viel vmbs baden ist. – Petri, II, 93.
183. Der Hund erzürnt sich nicht, wenn man ihn mit einem Knochen wirft.
[826] 184. Der Hund eylet, drumb wirfft er blindt jungen. – Lehmann, 161, 5.
185. Der Hund fängt den Hasen, und der Jäger bekommt den Dank (das Schussgeld).
Mhd.: Man sprichet: den hasen vienc der man, sô hât ez lihte der hunt getân. (Welscher Gast.) (Zingerle, 64.)
186. Der Hund frisst dem Esel keine Disteln weg.
Holl.: Wat den hond past, dat past den ezel niet. (Harrebomée, I, 322.)
187. Der Hund frisst Gras, wenn er sich den Magen verdorben hat.
Frz.: Le chien voyons du fin matin cercher l'erbe contre venin. (Leroux, I, 335.)
188. Der Hund frisst nicht alle Kräuter, an die er riecht.
Einen ähnlichen botanischen Instinct wie die Hunde haben auch viele Völker, die, wenn sie die zahlreichen Recepte ihrer politischen Aerzte wirklich gebrauchten, schon ausgerottet wären. Glücklicherweise schickt man sie aber nur in die Apotheke, ohne die Arznei einzunehmen.
189. Der Hund frisst sein Gespienes wieder. – Spr. Sal. 26, 11; 2 Petr. 2, 22; Schulze, 93; Zaupser, 180; Braun, I, 1546.
Alte Sünden wiederholentlich begehen; aber auch: das Geredete keck wegleugnen.
Dän.: Hunde vender sig til sin spye og som til sin søle. (Prov. dan., 312.)
Frz.: Le chien rehume ce qui'l a vomi. (Bovill, II, 63; Leroux, I, 108.)
Holl.: De hond keert tot zijn uitbraaksel terug. (Harrebomée, I, 316.)
Lat.: Suum canis vomitum resorbet. (Bovill, II, 63.)
190. Der Hund frisst selten Braten, er hab' ihn denn gestohlen.
191. Der Hund frisst wider, was er aussgespeiet hat. – Petri, II, 93; Henisch, 1213, 36.
Lat.: Canis ad proprium vomitum. (Henisch, 1213, 37.)
192. Der Hund fürcht sich vor dem Knüttel. – Oec. rur., 476.
193. Der Hund gehört untern Tisch und das Weib dazu.
Ein sprichwörtlicher Scherz, der durch verschiedene Betonung doppelsinnig ist. Der richtige Sinn fordert, dass der Ton auf unter und dazu gelegt werde: Der Hund gehört unter den Tisch und das Weib zum Tische.
194. Der Hund ginge bei keinem Kruge vorbei, wenn er Geld hätte. – Frischbier2, 1729.
195. Der Hund hat den Braten genascht und der Küchenjunge kriegt die Prügel.
Aehnlich russisch Altmann VI, 445.
196. Der Hund hat die Katze so gern, wie der Bauer den Herrn.
197. Der Hund hat viel Läger und Beiläger. – Eiselein, 326.
Lat.: Compluria masculi canis cubilia. (Eiselein, 326.)
198. Der Hund hat wol vier Beine, aber er läuft nicht auf vier Wegen.
Sinn: Man kann nicht überall zugleich sein, nicht alles auf einmal thun, niemand kann zwei Herren dienen.
199. Der Hund hat Zähne, wenn er auch nicht bellt.
200. Der Hund heilt seinen Schaden mit Lecken. – Eiselein, 326.
201. Der Hund heult, wenn er sich die Schnauze verbrennt.
202. Der Hund hinket, wenn er will.
Wer nicht will, kann leicht eine Entschuldigung finden.
It.: Il cane zoppica quando vuole. (Pazzaglia, 42, 19.)
203. Der Hund hört bald zu klaffen auf, setzt man ruhig weiter seinen Lauf.
204. Der Hund in der Garküche erhungert nicht.
205. Der Hund ist am Schwanze und der Schwanz am Hunde.
Wenn ein paar Menschen in derselben Sache betheiligt sind.
206. Der Hund ist am stärksten im eigenen Stalle.
207. Der Hund ist dem Fleische hold, er nimmt lieber Knochen als Gold.
Mhd.: Eim hunde lieber ist ein bein, denn ein pfunt, daz gloube mir. (Boner.) – Eins rindes schenkel naeme ein hunt für rotes goldes tûsent pfunt. (Freidank.) (Zingerle, 74.)
[827] 208. Der Hund ist ein getrew thier, iedoch ist er lieber bey dem, der jhm ein stuck Brodt gibt, als der jhn schlägt. – Lehmann, 398, 28.
209. Der Hund ist ein gutes Thier, eh' er beisst, bellt er vor. – Sutor, 224.
210. Der Hund ist ein Löwe in seinem Hause.
It.: Ogni cane è leone a casa sua. (Bohn I, 116.)
Lat.: Canis domi ferocissimus. (Seybold, 65.)
211. Der hund ist freydig auff seinem mist. – Franck, I, 84b; II, 14b; Egenolff, 343b; Petri, II, 93; Gruter, I, 15; Henisch, 332, 21; Blum, 393; Körte, 3014.
212. Der Hund ist keck im eigenen Hause. (S. Hahn ⇒ 28 u. ⇒ 29.) – Eiselein, 128.
Mhd.: Manec hunt vil wol gebâret, der doch der liute vâret. (Freidank.) (Zingerle, 73.)
Böhm.: Každý psík na svém dvoře smĕleji štĕká. (Čelakovsky, 119.)
Dän.: Hund er hiemme riigest. – Hund diervest for sin egen dør. (Prov. dan., 310.)
Frz.: Le charbonnier est maître chez soi. (Lendroy, 321.) – Tout chien est lion en sa maison. (Gaal, 843.)
It.: Ogni cane è lione a casa sua. (Gaal, 843.)
Lat.: Aedibus in propriis canis est mordacior omnis. (Gaal, 843.) – Canis est audax juxta proprias aedes. (Eiselein, 328.)
213. Der Hund ist kurz ohne Schwanz, mit dem Schwanze wär' er länger. (Lit.)
214. Der Hund ist nicht schuld, dass die Schaf' und Kälber sterben.
Dän.: Det staaer ei til hund naar hors skal døe. (Prov. dan., 301.)
215. Der Hund ist stoltz für seinem eygen hofe. – Latendorf II, 44; Petri, II, 93; Henisch, 329, 22.
Lat.: Est audax amen proprium canis ante foramen. (Henisch, 829, 22.)
216. Der Hund ist tapfer (stark) auf seinem Mist. – Simrock, 5023; Braun, I, 1544.
Frz.: Chien sur son furnier est hardy. (Leroux, I, 166; Bohn I, 13.)
Lat.: In foribus propriis canis est audacior omnis. (Mone, Anzeiger, VII, 505; Zingerle, 73.)
217. Der Hund jagt übel, den man am Halsbande zur Jagd schleppen muss.
218. Der Hund kann keine Secke tragen, der Esel kann nicht Hasen jagen. – Waldis, I, 13.
219. Der Hund kann noch vor Tagesanbruch sieben Junge zur Welt bringen. (Surinam.)
In kurzer Zeit kann sich vieles ändern.
220. Der Hund kaut keine Orangenzweige und hat doch weisse Zähne.
Um zu sagen: Wem das Glück wohl will, dem fällt alles ohne Mühe zu. Die Neger in Surinam kauen ihrer Zähne wegen dergleichen Zweige.
221. Der Hund kennt den wohl, der ihm einen guten Bissen (Knochen) gibt.
Frz.: Le chien connaît ceux qui lui font du bien. (Kritzinger, 139b.)
222. Der hund kent sein beyn (seinen Knochen) wol. – Franck, I, 84b; Egenolff, 344a; Gruter, I, 15; Petri, II, 93; Henisch, 262, 67; Blum, 284; Körte, 3018; Simrock, 5039.
Es ist nicht anzunehmen, dass er seine für eine künftige Mahlzeit aufgesparten Knochen nicht wieder finden sollte. So denkt der Mensch in den Tagen der Noth an den früher gesammelten Nothpfennig.
223. Der Hund knurrt, wenn er einen harten Knochen klaubt.
Frz.: Si l'os est dure le chien est ennoyeux. (Leroux, I, 109.)
224. Der Hund knurrt, wenn man ihm den Knochen nehmen will.
Frz.: Le chien se deffend quand on luy oste un os. (Leroux, I, 108.)
225. Der Hund knurrt, wenn man ihm den Knochen nehmen will, auch wenn er ihn nicht frisst.
Dort (224) Vertheidigung des Eigenthums, hier (225) Bild des Neides, der andern auch das nicht gönnt, was ihm selbst nichts nützt.
Ruth.: Pes na kosty łeżyt, sam ne jist i druhomu ne dast. (Wurzbach I, 209.)
226. Der Hund knurrt, wenn man ihn tritt.
227. Der Hund kommt nicht mehr in die Küche, wo man ihn einmal verbrüht hat. – Parömiakon, 2791.
So klug sind wir Menschen nicht.
228. Der Hund kommt nicht mehr unter den Baum, an den man ihn einmal gehängt hat.
[828] 229. Der Hund kompt nicht bald wieder dahin, da er einmal geschlagen ist. – Henisch, 845, 56; Petri, II, 93.
230. Der Hund lässt das Bellen nicht. – Parömiakon, 517.
Denselben Gedanken drückt das Sprichwort in verschiedenen Formen aus: Der Dieb lässt das Stehlen nicht. Der Dachs lässt das Graben nicht. Der Geizige lässt das Scharren nicht. Die Sau lässt das Wühlen nicht. Das Kalb lässt das Blöken nicht. Der Flucher lässt das Schwören nicht. Der Schlemmer lässt das Saufen nicht.
231. Der Hund lässt ungern von geschmiertem Leder.
232. Der Hund läuft dem Steine nach und lässt den gehen, der ihn geworfen hat.
»Der Hundt dem geworffnen Stein nachgeht, verlesst den, dern geworffen hat.« (Waldis, 92.)
233. Der Hund läuft seinem Herrn nach, wenn er ihn auch mishandelt.
»Ein frommer Mann, der stets einen Hund mit sich lauffen hatte, ward gefragt, warum er den Hund stets bey sich hätte. Der gab die antwort: Dieweil der Menschen vntreu so gross sey, freue er sich, dass er doch noch ein treu Thier vmb sich habe.« (Zinkgref, I, 290.)
Böhm.: By ty svému psu nohu ufal, on za tebou pobĕhne. (Čelakovsky, 50.)
234. Der Hund leckt die Wunde, die er gebissen.
Wenn jemand das zugefügte Uebel gut zu machen sucht.
Holl.: De hond likt de wond (Harrebomée, I, 316.)
235. Der Hund legt die Pfote wol auf die Bank, er behält sie aber nicht oben.
Böhm.: Nevytrvá psí noha na lavici, musí zas pod lavici. (Čelakovsky, 152.)
Poln.: Niewytrwa psia noga na ławie, musi być pod lawą. (Čelakovsky, 152.)
236. Der Hund liegt auf dem Knochen; er frisst ihn selber nicht und lässt ihn von keinem andern fressen. (Ruth.)
237. Der Hund liegt in der Krippen, weil der Löw vnd Bär vmb die Geyss streiten. – Gruter, III, 79; Lehmann, II, 97, 83.
238. Der Hund liegt überall an der Kette.
So angenehm manches Verhältniss von der Ferne aus erscheint, wenn man es näher betrachtet, so hat es auch seine Schattenseite.
239. Der Hund macht sich oft umsonst müde Beine.
Dän.: Hunden derfor bliver snart gammel, for han løber saa mangen et vildt løb. (Prov. dan., 313.)
240. Der Hund mag Geld scheissen, sagte der Bauer, als der Knecht mehr Lohn verlangte.
241. Der Hund merkt sich wohl, wer ihm einen Bissen gibt.
Holl.: De hond onthoudt wel, wie hem goed doet. (Harrebomée, I, 316.)
242. Der Hund murret, eh' er beisset. – Sutor, 44.
243. Der Hund murret, wenn man jhn bey den Ohren zupfft. – Lehmann, 924, 8.
244. Der Hund muss sehr elend sein, der nicht nach Fleisch schnappt.
It.: Ad ogni tristo cane piace la carne. (Pazzaglia, 285, 6.)
245. Der Hund nagt die Beine, die er weder bezwingen noch verschlingen kann.
246. Der Hund Reuel beisst die Leute oft.
Von der Nachreue.
247. Der Hund säuft nur so lange, als ihn dürstet.
248. Der Hund scheisst immer auf den hohen Stein. – Frischbier2, 1711.
Gutgestellte, reiche Leute haben vorzugsweise Glück. Wer hat, dem wird gegeben.
249. Der Hund scheisst mehr als die Nachtigall. (Nürtingen.)
250. Der Hund schläft, wenn er will, und frisst, wenn er was hat.
Böhm.: Pes spí kdy chce, ale nejí kdy chce. (Čelakovsky, 135.)
251. Der Hund schlägt keine Bratwurst aus.
252. Der Hund schlingt wieder, was er gespien.
253. Der Hund schnappt auch wol nach einer Fliege.
Holl.: Een hond snakt naar eene vlieg. (Harrebomée, I, 317.)
254. Der Hund schnappt eher nach dem Fleisch als nach dem Leder.
[829] 255. Der Hund sieht ja den Bischof an.
Warum sollte der Niedere nicht Zutritt zum Höhern haben, der Geringere mit dem Vornehmern sprechen dürfen.
Frz.: Un chien regarde bien un évêque. (Starschedel, 100.)
256. Der Hund, so der Kuchen gewohnt ist, ist böss wieder herauss zu bringen. – Petri, II, 93; Henisch, 1607, 47.
257. Der Hund stirbt nicht von einem Floh- oder Fliegenstich.
Poln.: Nie szokoda psa, kiedy go muchy źrą. (Lompa, 22.)
258. Der Hund tanzt ums Geld.
259. Der Hund trinkt Wasser: schlapp, schlapp; für sich, ja für sich.
Die Neger Surinams, um zu sagen, dass jeder sich selbst der Nächste ist.
260. Der Hund waiss (kennt) seins Herren willen wol. – Agricola, II, 153; Egenolff, 35b; Petri, II, 93; Eiselein, 327; Blum, 391; Simrock, 5014.
Er ist auf die Stimme und den Wink seines Gebieters abgerichtet.
Mhd.: Man spricht: hunt weisz heren willen wol. (Morszheim.) (Zingerle, 197.)
261. Der Hund wedelt mit dem Schwanze nicht vor dir, sondern vorm Brote. – Winckler, XX, 55.
Frz.: Le chien remue la queuë, non pas pour toi, mais pour le pain. (Kritzinger, 141a.)
It.: Muove la coda il cane, non per te, ma per il pane. (Bohn I, 110.)
Port.: Bole com o rabo o cāo, nāo por ti, senāo pelo pāo. (Bohn I, 269.)
Span.: Menea a cola el can, no por tí, sino por el pan. (Bohn I, 232.)
262. Der Hund wedelt mit dem Schwanze, wenn man ihm einen Bissen gibt.
Er bezeigt sich dankbar.
Bohm.: I pes pomní, kdo ho krmí. – I pes pamatuje, kdo mu dobrotuje. (Čelakovsky, 50.)
263. Der Hund wedelt nicht umsonst mit dem Schwanze.
Span.: Menea la coda el can, no por tí, sino por el pan. (Cahier, 3275.)
264. Der Hund wedelt so lange mit dem Schwanze, als er den Knochen sieht.
Die Russen: Hältst du dem Hunde den Knochen vor, dann betet er dich mit Wedeln an; hat er den Knochen verschlungen, dann bellt er Flüche hinter dir her. (Altmann VI, 447.)
265. Der Hund wehrt sich, wann man jhm will das bein nemen. – Lehmann, 398, 20 u. 894, 6.
»Der Hund, dem man sein Stück Fleisch wegnehmen will, wehrt sich mit seinem Leben um den Besitz desselben, wenn dieser auch ein völlig unrechtmässiger ist, und er es eben erst aus der Küche eines andern gestohlen hat.« (Vogt, Thierstaaten, 191.) Dadurch unterscheidet er sich wesentlich vom Menschen, der sich seine angeborenen Rechte rauben lässt, ohne sich zu wehren.
266. Der Hund weiss am besten, wo er das Fleisch gestohlen hat.
Böhm.: Ví pes, čí sádlo snĕdl. (Čelakovsky, 372.)
Poln.: Kto jada flaki (drštky, drŭbky) mówi, że każdy taki. (Čelakovsky, 372.)
267. Der Hund, welcher den Knochen verdient, bekommt ihn nicht.
268. Der Hund, welcher die Trüffeln sucht, darf sie nicht fressen. – Sprichwörtergarten, 13.
Der Mensch soll nicht nur dann etwas Gutes thun, wenn er weiss, was ihm dafür wird.
269. Der Hund, welcher in der Küche liegt, wird nicht verhungern.
270. Der Hund, welcher sich zu den Wölfen gesellt, kann leicht mit ihnen erschlagen werden.
271. Der Hund, welcher unten liegt, wird von allen gebissen.
Dän.: Naar hunden ligger under, bide hem alle. (Prov. dan., 313.)
Holl.: Alle honden bijten den hond, die onder ligt. (Harrebomée, I, 315.)
272. Der Hund wendet sich zum eigenen Gespei. – Eiselein, 329.
Lat.: Canis reversus ad vomitum. (Eiselein, 329.)
273. Der Hund will von der Schwarte nicht.
[830] 274. Der Hund wird (dadurch) nicht ledig, ob er schon in die Ketten beisst. – Lehmann, II, 82, 54; Eiselein, 327; Simrock, 4997; Braun, I, 1523.
Ein Uebel wird durch Murren nicht geringer, noch weniger abgewandt.
Dän.: Hunden bliver ei løs, om han end bider i lænken. (Bohn I, 379.)
275. Der Hund wird oft geschlan, auch wenn er nicht ins Haus gethan.
Mhd.: Der hunt wirt zuwîlen geschlân umb daz der lebe hât getân. (Morolf.) (Zingerle, 75.)
276. Der Hunde Bellen hindert niemand. – Körte, 2998.
277. Der Hunde Bellen jagt das Schwein aus dem Walde. – Körte, 2999.
278. Der Hunde Bellen macht's nicht, dass die Pferde hinken.
279. Der Hunde Gebete reichen nicht bis in den Himmel. – Winckler, XIX, 29.
280. Der Hundt bellt doch, ob man jhm schon den Schwantz abschneid. – Lehmann, 101, 64.
Was im Wesen eines Dinges begründet ist, dem wird durch äussere Abänderungen nicht abgeholfen.
281. Der Hundt schnappt nach dem schatten im Wasser vnd verliert das Fleisch auss dem Mundt. – Lehmann, 250, 13.
282. Der hungrige Hund fürchtet keinen Stock.
283. Der ist ein guter Hundt, der nur einem Wildt nachjagt. – Lehmann, 902, 30.
284. Der junge Hund schämt sich nicht, er trägt den Schlaf (Unreinigkeit) in den Augen mit sich herum (oder: er geht ungewaschen aus). (Surinam.)
Von denen, die alle Rücksichten auf den äussern Anstand aus den Augen setzen.
285. Der klügste Hund begreift nicht, warum die Ziege Kohl frisst. – Altmann V, 110.
286. Der knurrende Hund bekommt die kleinsten Brocken.
287. Der kranke Hund sucht schon frühzeitig sein Heilkraut.
Man soll nicht zu spät Hülfe suchen, sondern sich bald an den Arzt wenden.
Frz.: Le chien au matin à l'herbe va pour son venin. (Bovill, III, 202.)
Lat.: It matutinus canis ad herbam. (Bovill, III, 202.)
288. Der letzte Hundt fängt bissweilen noch den Hasen. – Lehmann, 451, 11.
Dän.: Den sidste hund fanger og ofte haren. (Prov. dan., 312.)
Lat.: Praestat sero, quam non venire. (Binder II, 2640; Lehmann, 451, 12.)
289. Der löppt gên Hund söven Jahr dull. – Bueren, 164; Hauskalender, I.
290. Der schlimmste Hund hat den schönsten Schwanz.
Frz.: A méchant chien belle queue. (Leroux, I, 106.)
291. Der schlimmste Hund kriegt oft die besten Beine. Winckler, IX, 2.
292. Der sünd mehr Hunde ass Bünke. – Bueren, 166; Hauskalender, I.
293. Der vorderste Hund fängt den Hasen.
Oft auch der letzte.
294. Des Hundes Bellen wird den Himmel nicht erschellen.
295. Dess Hundes bellen jagt die Saw auss dem Walde. – Petri, II, 118.
296. Diar an Hünj slâu wal, fant sâcht an Knappal. (Nordfries.) – Johansen, 144.
Auf Amrum: Diar an Hüünj slaau wal, kaan lagt an Staak finj. Auf Sylt: Diär en Hün' slaa wel, di fendt saagt en Stok. (Haupt, VIII, 355, 80.) – Wer einen Hund schlagen will, findet leicht einen Knüppel.
297. Diar lêpt nian Hüünj sööwen Juar dol of hi fant sin Steed. (Amrum.) – Haupt, VIII, 362, 181.
298. Die ärgsten Hunde sind die hinterwärts beissen.
299. Die eigenen Hunde, die eigenen Knochen.
Dän.: Vore egne hunde skulle gnave vore egne beene. (Prov. dan., 312.)
300. Die ersten Hund wirft ma gern in' Boach. (Niederösterreich.)
Erste Versuche, erste Liebschaften u.s.w. mislingen meist. In Bezug auf 300 und 301 vgl. oben auch 104 und 105.
[831] 301. Die ersten Hunde ertränkt man gern (werden ersäuft). (Oberösterreich.)
Beim Kartenspiel gebräuchlich, um zu sagen: Die anfangs gewinnen, verlieren am Ende.
302. Die Hund, die die Wölff verjagen, sind so gut, als die sie fangen. – Lehmann, 397, 14.
303. Die hund, die vil bellen, beissen nit. – Tappius, 39a; Latendörf II, 8; Lehmann, 135, 13; Binder II, 2994.
304. Die Hund flohen einander. – Gessner, Thierbuch, LIIIIa.
»Was dahin gedeutet wirt, so ein böser bub ein nichtsölligen tropffen lobt.«
305. Die Hund nemen den Kindern das Brot, nicht den Alten. – Petri, II, 132; Henisch, 524, 25.
306. Die Hunde beissen sich erst Wunden, dann lecken sie dieselben.
307. Die Hunde bellen, die Wölfe heulen und die Pfaffen lügen.
308. Die Hunde bellen wider die, so Stäbe tragen. – Eiselein, 330.
309. Die Hunde des Dorfes beissen sich untereinander; aber wenn der Wolf kommt, sind sie Freunde.
Wenn der Wolf kommt, sagen die Tataren, thun sich die (zankenden) Hunde zusammen und treiben ihn zum Dorfe hinaus.
310. Die Hunde, die am meisten bellen, beissen am wenigsten.
311. Die Hunde, die so arg bellen, sind lange nicht die schlimmsten. – Schulfreund, 88, 138.
312. Die Hunde fressen schwerlich Bratwürste, sie stehlen sie denn. – Simrock, 5022; Körte, 3021; Braun, I, 1542.
313. Die Hunde haben überall Zähne.
Holl.: Honden hebben tanden in alle landen. Harrebomée, I, 293; Bohn I, 328.)
314. Die Hunde heben das Bein auf und saichen an die Wand, dass sie ihre Schuhe nicht besaichen. – Eiselein, 330.
315. Die Hunde laufen nicht dem Manne nach, sondern dem Knochen.
316. Die Hunde scharren hinter sich.
317. Die Hunde schwinden, wo sie nichts zu fressen finden.
318. Die Hunde sind nicht schuld, dass die Hasen sterben.
319. Die Hunde vor dem pfarrig seyn sollten, seynd vielmals selber Wölffe. – Franck, Weltbuch, XLVa.
320. Die Hunde wären gut, aber die Jäger taugen nichts.
Gute Truppen, schlechte (feige, ungeschickte, übelgesinnte) Anführer.
Frz.: Les soldats sont bons, mais les chefs ne valent rien.
321. Die Hunde wurden satt und beschenkten einander mit den Ueberbleibseln. – Burckhardt, 357.
Die Aegypter gebrauchen dies Sprichwort, was uns sehr unzart erscheinen muss, von der Freigebigkeit der Paschas und anderer hohen Personen gegeneinander.
322. Die Hundt werden offt von ihren Herrn so geängstiget, dass sie die Zähne gegen sie blecken. – Lehmann, 805, 8.
323. Die kleinen Hunde hetzen die grossen aneinander.
324. Die Majätzischen Hund sind nur gewohnt zu bellen, aber nicht zu beissen.
»So antwortete der Erzbischof Arnold von Mainz um das Jahr 1156 denen, welche ihn vor einem baldigen Aufruhr seiner Bürger warnten.« (Crusius, I, 601b.)
325. Die todten hund beissen nit. – Tappius, 15b.
326. D'n Hond muss me de Bä lass on d'n Bauer di Kermes. – Frommann, II, 410, 114.
327. Dö ersten Hund trenkt ma ge'n. (Oberösterreich.) – Baumgarten, 80.
328. Dre Hunde an em Knocken verdräget sik sellen. (Waldeck.) – Firmenich, I, 325, 8.
329. E schüche (schüchterner) Hung isch nit feiss. (Solothurn.) – Schild, 63, 82.
[832] 330. Eh' de Hund schött, öss de Has' längst äwer alle Barg. – Frischbier2, 1734.
Zum Langsamen, der zur Sache zu spät kommt.
331. Eher will ich den Hund fressen, als mich vom Hunde fressen lassen.
Dän.: Før eder jeg af hunden, end hunden af mig. (Prov. dan., 134.)
332. Eigne Hunde, theure Jagd.
Holl.: Eigen honden, duurkoop jaagt. (Harrebomée, I, 318.)
333. Ein alter Hund bellt nicht umsonst.
Frz.: Vieux chien n'aboie pas en vain. (Bohn I, 63.)
It.: Cane che morde (Cane vecchio) non abbaia in vano. (Pazzaglia, 40, 7; Bohn I, 76; Gaal, 923.)
Holl.: Een oude hond bast niet zonder oorzaak. (Harrebomée, I, 318.)
334. Ein alter Hund geht traurig an seine Ruhe. – Petri, II, 164.
335. Ein alter Hund gewöhnt sich schwer an ein Halsband.
It.: Can vecchio non s'avezza a portar collare. (Bohn I, 77.)
336. Ein alter Hund ist schwer zu dressiren.
337. Ein alter Hund lernt keine Kunststücke.
338. Ein alter Hund lernt nimmer stehen. – Eiselein, 334.
Engl.: An old dog will learn no tricks. (Eiselein, 334; Kritzinger, 483a.)
Ung.: Késö az agg ebet táncra tanitani. (Gaal, 926.)
339. Ein alter Hund lernt schwer tanzen.
340. Ein beissiger Hund bellt, ob er schon kein vrsach hat. – Lehmann, 101, 66.
Dagegen die Italiener: Can che morde non abbaia in vano. (Bohn I, 76.)
341. Ein bellender Hund taugt nichts zur Jagd.
Port.: Cāo que muito ladra nunca bom para a caça. (Bohn I, 271.)
342. Ein bissiger Hund hat keinen festen Schlaf.
Frz.: Chien dangereux sans meraude se couche. (Leroux, I, 105.)
343. Ein bissiger Hund kommt ohne Schwanz nach Hause.
Frz.: A mauvais chien la queue luy vient. (Leroux, I, 106.)
344. Ein bissiger Hund zeigt die Zähne nicht. – Schlechta, 44.
345. Ein blöder Hund erhascht selten einen Knochen.
Lat.: Pudor egenti viro inutilis. (Philippi, II, 114.) – Verecundia inutilis viro egenti. (Seybold, 464 u. 625.)
346. Ein blöder Hund wird selten fett (feist). – Blum, 524; Bohn I, 147; Eiselein, 327; Simrock, 5045; Seybold, 364; Körte, 3030; Braun, I, 1547; Lohrengel, I, 197; für Waldeck: Curtze, 342, 360; für Henneberg: Frommann, II, 409, 45; für Hannover: Schambach, I, 58; für Preussen: Frischbier2, 1732.
Dasselbe Schicksal hat ein blöder Mensch, der dabei noch ganz von Kräften kommen kann.
Dän.: Sielden bliver blu hund fed. (Bohn I, 397; Prov. dan., 310.)
Frz.: Il n'y a que les honteux qui perdent. (Gaal, 916; Kritzinger, 310a.) – On ne gagne rien à être honteux. (Starschedel, 411.)
Holl.: Een bloode hond wordt zelden vet. (Harrebomée, I, 319.)
It.: Al porco peritoso non cade in bocca pera mezza. (Gaal, 916.) – L'huomo vergognoso molte cose perde. (Pazzaglia, 400, 9.)
Lat.: Qui timide rogat, docet negare. (Seneca.) (Philippi, II, 140.)
347. Ein bösen hund, der wil beissen, soll man mit knütteln wegschmeissen.
Lat.: Non desit baculus, si uult mordere catellus. (Loci comm., 200.)
348. Ein böser Hund beisst in jeden Stein.
Frz.: Mauvais chien ne trouve où mordre. (Leroux, I, 109.)
349. Ein böser Hund frisst selber nicht und lässt auch andere nicht fressen. – Schlechta, 479.
350. Ein böser Hund ist selten allein.
351. Ein britischer (englischer) Hund kann so viel ausrichten als drei Soldaten. – Berckenmeyer, 88; Deutsche Romanzeitung, III, 47, 867; Hesekiel, 51.
Noch aus der Zeit, als die alten Briten ihre Doggen im Kriege benutzten. So nahm Graf Essex hundert englische Doggen nach Irland mit sich, theils um das Lager zu bewachen, theils die verkrochenen nackten Irländer in ihren Höhlen und Winkeln aufzusuchen.
352. Ein fauler Hund findt offt ein gut stuck Fleisch. – Lehmann, 347, 83.
[833] 353. Ein fauler Hund ist voller Flöhe.
Span.: A perro viejo todas son pulgas. – El perro flaco todo es pulgas. (Cahier, 3641.)
354. Ein feiger Hund bellet wol, beist aber nicht. – Petri, II, 183; Henisch, 266, 99.
355. Ein feiger Hund hat nie einen Wolf gesehen.
Frz.: Chien couart voir le loup ne veut. (Leroux, I, 105.)
356. Ein feister Hund achtet der Flöhe nicht.
Dän.: Tyk hund agter ei loppe-bid. (Prov. dan., 311.)
357. Ein feister Hund ist ein schlechter Wächter.
358. Ein feister Hund taugt nichts zur Jagd.
Böhm.: Z tučnosti pes se kazí. (Čelakovsky, 152.)
359. Ein flüchtiger Hund wirft blinde Junge.
360. Ein frommer Hund, der beim Fleische sitzt und nicht kostet.
361. Ein furchtsamer Hund läuft vor dem Hasen.
Dän.: Reed hund før haren løber. (Prov. dan., 311.)
362. Ein gefleckter Hund meint (will), dass alle Hunde bunt.
»Ein gefleckter hund ist begeren, das alle hund geflecket weren; also wolt, der mit schanden ist umbgeben, das ydermann geschendet würd in seinem leben.« (Werdea, Biiij.)
363. Ein gut gezogener Hund jagt mit Lust.
Span.: El can de buena raza, si hoy no caza, mañana caza. (Bohn I, 216.)
364. Ein guten Hund wirfft man auffs wenigst ein gut Bein vor. – Lehmann, 72, 9.
Dän.: En god hond kaster man i det ringeste et godt been for. (Prov. dan., 312.) – En goa hund skal have et godt been. (Prov. dan., 311.)
365. Ein guter Hund beisst den eigenen Herrn nicht.
Holl.: Geen hond bijt zijn' eigen'meester. (Harrebomée, I, 318.)
366. Ein guter Hund bekommt selten einen fetten Bissen (guten Knochen).
Die Russen: Der bessere Hund bekommt den schlechtern Knochen zu nagen. (Altmann VI, 416.)
Frz.: A bon chien il ne vient jamais un bon os. (Bohn I, 1; Kritzinger, 140b.) – Au chien qui d'aboyer s'égueule jette un bon os en la gueule, in continent il se taira. (Leroux, I, 106.) – Jamais à un bon chien il ne vient bon os. (Lendroy, 1116; Gaal, 1253; Leroux, I, 106; Starschedel, 101.)
367. Ein guter Hund bellt niemals umsonst.
Frz.: Jamais bon chien n'aboie en vain (à faux). (Kritzinger, 139a; Bohn I, 27; Starschedel, 102; Cahier, 10 u. 360.)
368. Ein guter Hund bellt nur zur rechten Zeit. – Hollenberg, I, 67.
Immerwährendes Bellen verfehlt seinen Zweck; so das beständige Hofmeistern in der Erziehung.
It.: Can vecchio non abbaja indarno.
369. Ein guter Hund bellt sich früh(er) zu Tode.
370. Ein guter Hund find wol (überall) einen Knochen. – Petri, II, 193.
Frz.: A bon chien, bon os. (Cahier, 366.)
371. Ein guter Hund findet überall einen Herrn.
It.: A cane bonu non faltat padronu.
372. Ein guter Hund hält seinen Hof rein. (Posen.)
373. Ein guter Hund im Haus beisst den fremden 'naus.
374. Ein guter Hund im Hause lässt von fremden sich nicht ausbeissen. – Eiselein, 325.
375. Ein guter Hund ist seines Futters werth.
Dän.: Hunden er sagt beenene værd. (Prov. dan., 312.)
376. Ein guter Hund jagt nicht allem Wilde nach.
377. Ein guter Hund jagt von Art (Natur).
Frz.: Bon chien chasse de race. (Lendroy, 327; Leroux, II, 58; Bohn I, 8; Cahier, 365.)
Span.: El can de buena raza, siempre ha mientes de la caza. (Cahier, 3276.)
378. Ein guter Hund läuft nicht jedem nach, der ihn ruft.
Dän.: Hunden skal ikke være hver mands som hvidsler. (Prov. dan., 312.)
379. Ein guter Hund macht seiner Art keine Schande.
Holl.: Een goede hond doet zien ras eer aan. (Harrebomée, I, 317.)
380. Ein guter Hund scheisst nicht in seine Bude. – Frischbier, 347; Frischbier2, 1712.
381. Ein guter Hund, so die Fährte nicht verliert.
382. Ein guter Hund und a bravs Weib gehören zum Haus. (Rott-Thal.)
383. Ein guter Hund verdient sein Futter wohl.
Holl.: Een hond verdient den kost. (Harrebomée, I, 317.)
[834] 384. Ein hinkender (lahmer) Hund fängt keinen Hasen.
Kommt immer zu spät, findet stets leere Näpfe.
Frz.: Il n'y a que les honteux qui perdent. (Lendroy, 874.)
385. Ein Hund an der Kette beisst eher als ein freier.
386. Ein Hund beisst dem andern den Schwanz nicht ab.
Poln.: Pies psu ogona nie ugryzie. (Lompa, 28.)
387. Ein Hund beisst (beleckt) den andern.
Böhm.: Pes psa jí, oba nešlechetní. (Čelakovsky, 92.)
388. Ein Hund beisst den andern wol, aber er schimpft1 ihn nicht.
1) Die Osmanen sagen: aber er frisst ihn nicht. (Schlechta, 397.) – »Einem Lumpenhunde geschieht aber recht, wenn er von einem andern Lumpenhunde verachtet wird.« (Varnhagen von Ense, Tagebuch, Leipzig 1861, I, 41.)
Lat.: Canis caninam non est. (Binder II, 414.)
389. Ein Hund bekommt Prügel und kein Brot, den andern füttert man mit Butterbrot.
Voltaire schreibt: »Es gibt Hunde, die man kämmt, liebkost, mit Bisquit füttert und denen man schöne Hündinnen zum Privatvergnügen hält; es gibt andere Hunde, die man aushungern lässt, tritt, schlägt und die zuletzt ein Anatom an den Pfoten auf den Tisch nagelt, um sie bei lebendigem Leibe langsam zu seciren. War es das Verdienst oder die Schuld dieser Hunde, dass sie glücklich oder unglücklich gewesen sind?«
390. Ein Hund bellt den Bischof an, wenn er ihn nicht kennt.
Böhm.: Pes i na svatého zaštĕká. – Volno psu i na boha láti. (Čelakovsky, 91.)
Frz.: Un chien regarde bien un évêque. (Bohn I, 61.)
391. Ein Hund bleibt ein Hund, wenn er gleich alle Tage in die Kirchen ging. – Petri, II, 198.
»Ging ein Hund tags tausend Stund zu Kilchen, er ist doch ein Hund.« (Liedersaal.)
Frz.: Le chien ne peut pas être chèvre, ni le lapin devenir lièvre. (Cahier, 370.)
392. Ein Hund, dem warm ist, hat stets Haare genug.
393. Ein Hund, den der Frost schüttelt, bellt übel.
Holl.: De hond, die van vreeze blaft, blaft niet wel. (Harrebomée, I, 316.)
394. Ein Hund, den man mit Bratwürsten (Knochen) wirft, bellt (beisst) nicht.
Dän.: Sielden gøe hund at beens hug (naar man kaster been til hanem). (Prov. dan., 311.)
It.: Non si offende mai cane gettandogli le ossa. (Bohn I, 114.)
395. Ein Hund, den man zur Jagd treiben (tragen) muss, fängt nicht viel Wild.
Dän.: Den hund man skal nøde til skovs, beder ikke mange dyr. (Bohn I, 354.)
396. Ein Hund, der alle Hasen hetzt, hat nimmer Ruhe.
397. Ein Hund, der an einem Bein nagt, kend keinen freund. – Lehmann, 66, 22; 104, 7; 398, 21 u. 562, 73; Petri, II, 198.
Holl.: Eeen hond aan een been kent geene vrienden. (Bohn I, 314.)
398. Ein Hund, der Asche leckt, leckt auch Mehl.
Holl.: Een hond, die asch likt, mag ook wel meel. (Harrebomée, I, 317.)
399. Ein Hund, der aus allen Schüsseln frisst, bewacht kein Haus.
400. Ein Hund, der beisst, wird wieder gebissen.
401. Ein Hund, der bellt, fängt wenig.
Port.: Perro ladrador, nunca bom caçador. (Bohn I, 291.)
402. Ein Hund, der bellt und nicht beisst, hat keine zerfetzten Ohren.
Holl.: Een hond, die bast en geen geweld doet, wacht zijn vel. (Harrebomée, I, 217.)
403. Ein Hund, der das Haus bewacht, hat viel Feinde.
404. Ein Hund, der den Wolf verjagt, ist so gut, als der ihn fängt.
405. Ein Hund, der der Küche gewohnt ist, ist bös herauszubringen.
406. Ein Hund, der die Rebhühner selber frisst, nützt dem Jäger nichts.
Aehnlich russisch Altmann VI, 407.
407. Ein Hund, der einen Maulkorb trägt, kann weder bellen noch beissen.
Die Maulkörbe, welche Menschen angelegt werden, sind sehr verschieden, thun aber dieselbe Wirkung.
[835] 408. Ein Hund, der Fleisch hat, benagt keine Knochen.
409. Ein Hund, der in der Küche aufgewachsen ist, taugt nichts zur Jagd.
Gegen verweichlichende Erziehung.
It.: Can di cucina non è mai buon da caccia. (Pazzaglia, 40, 8.)
410. Ein Hund, der in jeden Stein beisst, muss viel Zähne haben. – Sprichwörtergarten, 182.
Der Rechthaberische, Streit- und Processüchtige verliert in der Regel selbst dann, wenn er auch Recht behält.
Dän.: Naar hunden bider i steenen, forbider han tit sin tand. (Prov. dan., 313.)
411. Ein Hund, der keine Noth, spielt mit dem Brot.
412. Ein Hund, der keine Zähne hat, kann den Wolf nicht abwehren.
Die Russen: Wer seinem Hund die Zähne stumpft, schärft dem Wolf die Krallen. (Altmann V, 119.)
413. Ein Hund, der lange genug aushält, fängt den Hasen.
Port.: O galgo, a larga, a lebre mata. (Bohn I, 288.)
414. Ein Hund, der Lappen frisst, auch das Leder nicht vergisst.
415. Ein Hund, der läuft, ist schnell gejagt.
Holl.: Een willige hond is haast gejaagd. (Harrebomée, I, 318.)
416. Ein Hund, der liebt Gekneif, bellt auf den eignen Schweif. (Böhm.)
417. Ein Hund, der mit den Wölfen geht, wird mit den Wölfen erschlagen.
Aehnlich russisch Altmann V, 130.
Port.: Cāo que lobos mata, lobos o matāo. (Bohn I, 271.)
418. Ein Hund, der mit heissem Wasser begossen worden ist, fürchtet auch das kalte.
Frz.: Chien, une fois échaudé d'eau froide, est intimidé. (Leroux, I, 106.)
It.: Cane scottato teme l'acqua fredda. (Pazzaglia, 40, 6.)
419. Ein Hund, der nach Schatten schnappt, verliert das Fleisch. – Sprichwörtergarten, 469.
Ist aus einer bekannten Aesopischen Fabel entstanden und wird durch diese erklärt.
420. Ein Hund, der nach zwei Hasen jagt, fängt keinen.
Port.: Galgo que muitas lebres levanta, nenhuma mata. (Bohn I, 278.)
Span.: Galgo que muchas liebras levanta, linguna mata. (Bohn I, 223.)
421. Ein Hund, der nicht auf Einer Spur bleibt, fahet weder Hirsch noch Hasen. – Eiselein, 325; Simrock, 8921.
422. Ein Hund, der nicht friert, hat Haare genug.
Böhm.: Pes huňat, jemuž teplo, a sedlák bohat, jemuž syto. (Čelakovsky, 328.)
423. Ein Hund, der nicht wachsen soll, bekommt Branntwein ins Futter.
424. Ein Hund, der rohes Fleisch gekostet hat, ist immer lüstern danach.
Lat.: Periculosum est, canem intestina gustasse. (Theokritos.) (Hanzely, 130; Philippi, II, 92.)
425. Ein Hund, der sich an eine Ziege gewöhnt hat, lässt nicht von ihr, bis er stirbt. (Schweiz.)
It.: Cane imbizzadu a craba finza ad sa morte nd'hat.
426. Ein Hund, der sich einmal das Maul verbrannt, fürchtet auch kaltes Wasser.
It.: Cane scottato soffia in sorato. – Il cane scottato dall' acqua calda, ha paura anco della fredda. (Gaal, 986.)
Ung.: Le forrázott kutya az esötül is fél. (Gaal, 986; Kritzinger, 139b.)
427. Ein Hund, der sich in die Küche gewöhnt hat, lässt nicht davon.
Holl.: Een kwade hond wil nimmer maat, wanneer hij in de keuken gaat. ( Harrebomée, I, 317.)
428. Ein Hund, der Wölfe beisst (jagt, erbeisst), wird von Wölfen ge(er-)bissen.
Span.: Perro que lobos mata, lobos le matan. (Bohn I, 240.)
429. Ein Hund, der zwei Thore bewacht, überfrisst sich nicht.
Böhm.: Pes dvojích vrat mívá hlad. (Čelakovsky, 220.)
430. Ein Hund erleufft ehe einen Hasen, denn ein Ochs. – Petri, II, 198.
[836] 431. Ein Hund findet überall dürre Knochen.
An Entschuldigungen für seine Ränke ist ein schlimmer Mensch nicht verlegen.
432. Ein hund flöet dem andern (liest dem andern die Flöhe ab). (S. Eisen ⇒ 14 u. ⇒ 15, Hand ⇒ 122 u. ⇒ 123 und ⇒ Traube.) – Eyering, II, 104; Gruter, I, 25; Henisch, 1156, 11; Eiselein, 328; Körte, 3009; Wurzbach II, 168.
433. Ein hund für ander wird gepreist, der seinem herren trew beweist.
Lat.: De cane laudando, quatuor bene disce probando: est lingua medicus, denique fidelis amicus, aedes custodit, fures latrandoque prodit. (Loci comm., 10.)
434. Ein Hund hat keine Schulden.
Man will damit sagen, dass alle Leute Schulden haben, nur ein Hund habe keine.
435. Ein Hund hat lieber (fressbar) Gebein als kostbar (köstlich) Gestein.
Die Sorge für den Unterhalt ist wichtiger als die für Gegenstände der Pracht.
Holl.: Een hond heeft liever't gebeent dan kostelijk gesteent. (Harrebomée, I, 317.)
436. Ein Hund heisst (nennt) den andern Flöhpeter.
Aehnlich russisch Altmann VI, 445.
Holl.: De eene hond verwijt den anderen, dat hij vlooijen heeft. (Harrebomée, I, 316.)
437. Ein Hund im Hauss lest sich von frembden nicht aussbeissen. – Lehmann, 71, 23.
438. Ein Hund ist beherzt in seinem Hause.
Mhd.: Sô habt es wol gesehen vor, daz ieder hund auf seinem mist für ander drey geherzer ist. (Ring.) (Zingerle, 197.)
Frz.: Chien sur son fumier est hardi. (Bohn I, 13.)
Holl.: Die hont is stolt voor sijn eighen hol. (Tunn., 13, 13; Harrebomée, I, 317.)
Lat.: Est audax amen proprium canis ante foramen. (Fallersleben, 313.)
439. Ein Hund ist bös beim Schwanz zu fassen (halten).
Holl.: Men kan en geen' hond bij den staart doortrekken. (Harrebomée, I, 321.)
440. Ein Hund ist ein getrew Thier, doch ist er lieber bey dem, der jhn ätzet, als der jhn schlegt. – Lehmann, 519, 24.
441. Ein Hund ist ein treu Thier. – Blum, 104.
442. Ein Hund ist gegen den, der jhn ernehrt, mehr danckbar als ein Mensch gegen Gott. – Lehmann, 117, 2.
443. Ein Hund ist neidisch, wenn der andere in die Küche geht.
444. Ein hund ist nit lang an ein wurst gebunden. – Tappius, 161b; Simrock, 5024; Körte, 3020.
Holl.: Een hont er is niet lanc ghebonden aen een worst. (Fallersleben, 349; Harrebomée, I, 317.)
Lat.: Facile vulpes pyrum comest. (Plautus.) (Binder II, 1072; Philippi, I, 121.) – Non canis ad hillam ligatur, mordet ad illam. (Fallersleben, 349.)
445. Ein Hund kan allein nit lang bellen. – Petri, II, 198; Frischbier2, 1713; Schambach, II, 113.
Wenn der Anfänger einer Händelei, eines Zanks niemand findet, der ihm etwas entgegnet, so wird er bald wieder aufhören müssen, sowie Feuer erlischt, wenn kein Brennstoff hinzukommt.
446. Ein Hund kann lange bellen, bis der Mond zu scheinen aufhört.
447. Ein Hund kann lange mit dem Schwanze wedeln, bis er satt wird.
Die Russen: Der Hund wird vom Wedeln nicht fett, sondern von der Fütterung.
448. Ein Hund lebt wie ein Hund.
Mhd.: Ein hunt lebt als ein hunt. (Morolf.) (Zingerle, 75.)
449. Ein Hund leckt dem die Hand, der ihm ein Stück Fleisch hinwirft.
450. Ein Hund leidet keine Gesellschaft.
451. Ein Hund lernt eher heulen, als ein Wolf bellen. – Altmann VI, 396.
452. Ein Hund liebkost jeden Herrn.
»Die menschliche Hundsnatur macht's ebenso.« (Welt und Zeit, V, 248, 365.)
453. Ein Hund liest dem andern die Flöhe ab.
Lat.: Mutuum muli scabunt. (Seybold, 324.)
454. Ein Hund macht den Weg zehnmal, den er nur einmal zu machen hat.
Umstandskrämer in Geschäften machen es auch so.
455. Ein Hund murret, wenn der ander in die Küchen gehet. – Lehmann, 546, 38.
[837] 456. Ein Hund nicht lang behalten wirst, so du jhn bindest an ein Wurst.
Lat.: Si canis ex hilla religatur, mordet in illa. (Germberg, 1.)
457. Ein Hund nimmt es nicht übel, wenn man ihm einen Brocken (Knochen) zuwirft.
It.: Non si offende il cane gettandogli del pane. (Pazzaglia, 250, 1.) – Non si offende mai cane gettandogli le ossa. (Bohn I, 114.)
458. Ein Hund nirgend freudiger ist, denn in seinem Hause auf eignem Mist.
459. Ein Hund ohne Zähne kann wol bellen, aber nicht beissen.
460. Ein Hund riecht am andern, ob er den Pfeffer nicht habe. – Eiselein, 330; Simrock, 5049; Braun, I, 1527.
Nach dem Märchen, dass bei des Löwen Hochzeit der Pfeffer gefehlt habe und ein Hund ausgesandt worden sei, ihn zu holen. Da dieser nicht gleich wiederkam, hiess der König allen Hunden ihn aufsuchen; aber sie haben ihn bis heute noch nicht gefunden.
461. Ein Hund riecht dem andern nicht ans Maul, sondern unter den Schwanz. – Eiselein, 326.
462. Ein Hund schilt den andern Kläffer.
Auch russisch Altmann VI, 401.
463. Ein Hund schlägt keinen Knochen aus. – Altmann VI, 414.
464. Ein Hund schnappt nach einer Fliege. – Simrock, 5020.
Holl.: Een hont snapt nac een vlieghe. (Tunn., 12, 1.)
Lat.: Velter hiat modicam cupiens comprendere muscam. (Fallersleben, 332.)
465. Ein Hund, so der Kuchen (Küche) gewohnt, ist böss wieder herauszubringen. – Sutor, 551.
466. Ein Hund springt vor Freude, wenn ihn ein Erdenklos an den Kopf trifft, weil er's für einen Knochen hält. (Pers.)
467. Ein Hund und ein Quetschebam (Pflaumenbaum), in zehn Jahren sein se krank und lahm. (Frankfurt a.M.)
468. Ein Hund von guter Art ist bald dressirt (geschult).
Frz.: Le bon oiseau se fait de lui-même. (Lendroy, 703.)
469. Ein Hund wirft dem andern die Flöhe vor. – Winckler, VIII, 88.
470. Ein Hund zieht nicht so viel als ein Pferd.
In England wurden die Hunde bereits durch ein Gesetz vom 24. März 1843 vom Ziehen befreit, da es verbietet, sie dazu anzuwenden. (Vgl. Deutsche Allgemeine Zeitung, S. 16.) Vielleicht erreichen unsere Thierschutzvereine Aehnliches.
471. Ein Hungeriger hundt fragt nicht nach dem stecken. – Lehmann, 556, 35.
472. Ein hungriger Hund achtet keine Streiche.
Frz.: Chien affamé ne craint le bâton. (Gaal, 946.)
It.: Cane affamato non prezza bastone. (Gaal, 946.)
Lat.: Asinus esuriens fustem negligit. (Gaal, 946.)
473. Ein hungriger Hund benagt grosse Knochen um wenig Fleisch.
Manche Commentatoren gleichen ihnen.
474. Ein hungriger Hund fragt nach keinem Stecken, wo er findet, lässt er sich's schmec ken. – Gaal, 946.
475. Ein hungriger Hund frisst auch dem Diebe das Brot aus der Hand.
In Bezug auf blos sinnliche Treue der Menschen, die ebenso wenig grossen Versuchungen widerstehen, als die Treue des hungrigen Hundes einem dargereichten Knochen. Ein hungriger Hund wird nicht wüthend, sagen die Osmanen. (Schlechta, 15.)
476. Ein hungriger Hund frisst wol eine beschmuzte (schmierige) Wurst.
Holl.: Hongrige honden eten wel beslijkte worsten. (Harrebomée, I, 321.)
477. Ein hungriger Hund fürchtet keinen Stock. – Winckler, X, 76.
Dän.: Hungrig hund og tørstig hest passer ei om hugg. (Bohn I, 380.)
Frz.: Chien affamé, de bastonnade n'est intimidé. (Bohn I, 13; Leroux, I, 105.)
It.: Can affamato non hà paura del bastone. (Pazzaglia, 40, 4; Bohn I, 76.)
478. Ein hungriger Hund sieht nicht, wer (welche Hand) ihn füttert.
[838] 479. Ein hungriger Hund träumt von Knochen.
Böhm.: Psu hladovému všecky dobré kousky ve snu na oči lezou. (Čelakovsky, 191.)
480. Ein ieder hund ist freudig auff seinem mist. – Franck, II, 53a.
481. Ein junger Hund jagt besser als ein alter Löwe. – Winckler, XIX, 25.
482. Ein junger Hund muss beissen lernen. – Körte, 3007.
483. Ein karger Hund bringt den andern.
Frz.: A vilain, vilain et demi. (Kritzinger, 715b.)
484. Ein karger Hund vergisst der freundt. – Henisch, 1234, 18; Petri, II, 206.
485. Ein kleiner Hund beisst in jedes Holz, ein kleiner Mann hat den grössten Stolz.
Dän.: Stakket hund kuldet ko, og liden mand ere gierne hovmodige. (Bohn I, 349.)
486. Ein kleiner Hund braucht kein grosses Band.
Frz.: A petit chien petit lien. (Leroux, I, 106.)
487. Ein kleiner Hund fängt (greift, fasst) oft einen grossen Eber.
Auch der Mächtige soll kleine Feinde nicht verachten.
Böhm.: Častokráte psíček malý velikého vepře svalí. (Čelakovsky, 266.)
Holl.: Al schijnt de hond niet groot te zijn', nog vangt hij wel een magtig zwijn. (Harrebomée, I, 315.)
It.: Picciola pietra un gran carro riversa. (Gaal, 914.)
Lat.: A cane non magno saepe tenetur aper. – Enecat ingentem vipera parva bovem. (Gaal, 914.)
Ung.: Apró a bors, de erös és gyors. (Gaal, 914.)
488. Ein kleiner Hund im Haus beisst den grossen (fremden) hinaus.
Dän.: En liden hund i huus lader sig ikke bide af en stor. (Prov. dan., 315.)
489. Ein kleiner Hund trägt oft einen grossen Klöppel.
Frz.: Petit chien, belle queue. (Kritzinger, 142a.)
490. Ein lahmer Hund behält noch zum Laufen drei Beine.
491. Ein lahmer Hund wird keinen Hasen fangen.
»Mistrauische Menschen sind lahmen Hunden gleich, welche die Hasen nicht verfolgen können und nur diejenigen fangen, die ihnen gleichsam ins Maul laufen.«
492. Ein laufender Hund findet bald einen Knochen.
493. Ein lebendiger Hund ist besser (böser) als ein todter Löwe. – Pred. Sal. 9, 4; Winckler, I, 90; Schulze, 123; Zaupser, 297.
Frz.: Un chien vivant vaut mieux qu'un lion mort. (Kritzinger, 124a; Starschedel, 101.)
494. Ein lebendiger Hund ist mehr zu fürchten als ein todter Löwe.
495. Ein magerer Hund hat die meisten Flöhe.
Span.: Al perro flaco, todo es pulgas. (Bohn I, 197.)
496. Ein magerer Hund ist gut für eine lange Jagd.
Sprichwort der Jäger im Westen Nordamerikas.
497. Ein müssiger Hund hat keine müden Beine.
Engl.: The dog that is ildle is never tired of running.
498. Ein neidischer Hund misgönnt fremdem und eigenem Schlund. (Böhm.)
499. Ein satter Hund spielt mit dem Brot.
»Gleichwie der hund spilt mit dem brot, wann er satt ist vnd hat kain not.« (Fischart, Lob des Podagr., in Kloster, X, 725.)
500. Ein schlaffenden hund sol man nit wecken. – Tappius, 87b; Wend Vnmuth, IV, 157; Schlechta, 105.
»Du scholt nich grellen den hunt, de de schlapen wel in jenniger stunt.« (Facetus bei Fr. Wiggert, Zweites Scherflein zur Förderung der Kenntniss ältester deutscher Mundarten und Schriften, Magdeburg 1836, S. 19, 82.)
Frz.: Eveillant le chien qui dort, s'il te mord, il n'a pas tort. (Kritzinger, 141a.)
Holl.: Slapende honden zal men niet wakker maken. (Bohn I, 337.)
It.: A cani magri mosche ingorde. (Pazzaglia, 235, 5.) – Non destar (svegliare) il can che dorme. (Pazzaglia, 42, 12; Bohn I, 115.)
Lat.: Ignem gladio ne fodito. (Binder II, 1364; Buchler, 105.) – Irritare canem noli dormire volentem. – Malum bene conditum ne moveas. (Erasm., 614; Tappius, 87a; Philippi, I, 239.) – Temulentus dormiens non est excitandus. (Philippi, II, 216.)
501. Ein schlaffenden hund vnd alten neid lass bleiben, sonst wird es dir leid.
Lat.: Irritare canem noli dormire volentem nec mouere iram post tempora longa latentem. (Loci comm., 111.)
502. Ein schlimmer Hund hält das Haus rein. – Frischbier2, 1714.
[839] 503. Ein schmuziger Hund beschmuzt den andern.
504. Ein thörichter Hund läufft selten vber neun Tage. – Mathesy, 327b.
505. Ein todter Hund beist nicht. – Petri, II, 229.
»Ein Toder hund kan niemand beysen.« (Ayrer, II, 829, 33; 901, 15; 485, 25; 1381, 32.)
Frz.: Morte la bête, mort le venin. (Lendroy, 132.)
Poln.: Pies zdechły nikoga nie ukąsi. (Lompa, 28.)
506. Ein toller Hund beisst seinen eigenen Herrn.
Port.: O perro com raiva a seu amo morde. (Bohn I, 289.)
Span.: El perro con rabia a su amo muerde. (Cahier, 3638.)
507. Ein toller Hund beisst viele.
It.: La rabbia rimane tra'cani. (Gaal, 854.)
508. Ein toller Hund leufft keine sieben Jahr. – Petri, II, 229; Blum, 395; Pistor., X, 21.
Nicht lange; entweder die Krankheit oder die Menschen machen seinem Leben bald ein Ende. Auch Tyrannen werden nicht alt. Auffallend grosse Verbrecher beflügeln die Nemesis selber. »Ein torecht Hundt, glaub mir vorwar, laufft selten vber sieben Jar.« (Waldis, II, 10, 31.)
Frz.: Chien enragé ne peut longuement vivre. (Bohn I, 13; Leroux, I, 105.)
Holl.: Een dolle hond loopt (raast) geen zeven jaar. (Harrebomée, I, 317; Bohn I, 318.)
509. Ein treuer Hund ist besser als ein falscher Mensch.
»Mein Hektor ist ein vortrefflich Thier, unter den Hunden ein Cavalier, von nobeln Sitten, von guten Manieren, und fährt er nicht, so läuft er doch mit Vieren. Man dürft' ihm bieten die schönsten Brocken, er liess sich nicht vor die Thüre locken; ist treu, ist dankbar, ist verschwiegen, stellt keinem hinterrücks ein Bein, verlästert niemand mit frechen Lügen, könnt' allen Hunden ein Vorbild sein. Ja, lernt' ich solch einen Menschen kennen, ich müsst' ihn Freund und Bruder nennen.« (L. Schücking, Welt und Zeit, 56, 221.)
Böhm.: Dobrý pes lepší nežzlý človĕk. (Čelakovsky, 32.)
510. Ein tückischer Hund fährt plötzlich in die Beine.
Frz.: Chien sournois mord en tapinois. ( Cahier, 1919.)
511. Ein verbrannter (verbrühter) Hund fürchtet sich auch vor kaltem Wasser. – Winckler, II, 9.
Frz.: Chien échaudé ne revient pas en cuisine. (Cahier, 374; Starschedel, 100.)
It.: A cane scottato l'acqua fredda pare calda. (Bohn I, 65 u. 101.)
512. Ein vortrefflicher Hund, wenn es darauf ankommt, die Fährte zu verlieren.
513. Ein wüthiger Hund läuft nur neun Tage. – Simrock, 5031.
514. Ein zänkischer Hund findet auch seinen Meister.
Frz.: Chien hargneux, proi de loup. (Cahier, 1917.)
515. Ein zänkischer Hund hat seine Zähne immer gewetzt.
Frz.: Chien rioteur a volontiers les oreilles tirées. (Leroux, I, 106.)
516. Ein zottiger Hund stirbt Hungers und niemand sieht's.
Wo äusserer Glanz das innere Elend verbirgt.
Dän.: Det er ondt at lære gammel hund at kure. (Bohn I, 361.)
Frz.: Le chien barbet meurt de faim et si personne ne le voit. (Kritzinger, 139a.)
517. Einem alten Hunde das Aufwarten lehren, lohnt schlecht.
Mhd.: Twingst du den alten hunt in bant, sô maht du hüeten diner hant. (Morolf, 51a.)
It.: Cane vecchio non s'avvezza a portar collaro. (Pazzaglia, 40, 2.)
Lat.: Est annosa canis uix assuefacta catenis. (Haupt, VI, 304, 13.)
518. Einem alten Hunde ist übel bellen lehren. – Bücking, 229.
519. Einem alten Hunde pisst der Fuchs an den Hals.
Verachtung des hülflosen Alters.
It.: Al cane che invecchia, la volpe gli piscia. (Pazzaglia, 42, 17; Gaal, 1740.)
Lat.: Annoso leoni vel lepores insultant. (Gaal, 1740.)
520. Einem bellenden Hunde kann man ausweichen.
Böhm.: Hafavého psa dále slyšeti. (Čelakovsky, 81.)
521. Einem bellenden Hunde stopft man das Maul mit einem Knochen.
»Dem bellenden Hunde verehr man Brot, so hat man von seim zorn keine noth.« (Froschm., Ssv.)
522. Einem bösen Hunde darf man den Wolf nicht zeigen.
Frz.: Au mauvais chien l'on ne peut montrer le loup. (Bohn I, 3.)
[840] 523. Einem bösen Hunde gehört eine kurze Kette.
Frz.: A rebelle chien dur lien. (Leroux, I, 106.) – Méchant chien, court lien. (Bohn I, 38; Cahier, 376; Leroux, I, 106.)
Holl.: Voor eenen fellen hond behoeft men eenen scherpen band. (Harrebomée, I, 322.)
524. Einem bösen Hunde gibt man zwei Brote (oder: gibt man zwei Bissen, gibt man ein Stück mehr).
525. Einem bösen Hunde kann man kein Bett zurechtmachen.
256. Einem bösen Hunde muss man ein Stück Brot ins Maul (in die Seite) werfen.
Wurst oder Schinken thun noch bessere Dienste.
Dän.: Kast den gøende hund brød eller been for, saa kommer du af med ham. – Man skal give en ond hund brød, saa stoppes munden paa ham. (Prov. dan., 310.)
It.: Can latrante per achetarlo bisogna imboccarlo. (Pazzaglia, 40, 3.)
527. Einem fremden Hunde wirft man kein Brot vor.
528. Einem Hund, der will beissen, soll man Knittel unter die Füsse schmeissen. – Sutor, 116.
Lat.: Non desit baculus, si vult mordere catellus. (Sutor, 116.)
529. Einem Hunde das Brot geben, ist oft besser als einem armen Kinde. – Meisner, 127.
530. Einem Hunde, der Asche leckt, darf man kein Mehl vertrauen.
Engl.: The dog that licks ashes, trust not with meal. (Gaal, 1560.)
It.: A cane che lecchi cenere, non gli fidar farina. (Gaal, 1560; Bohn I, 65; Cahier, 2291.)
531. Einem Hunde, der den Stock gefühlt, darf man ihn nur zeigen.
Böhm.: Bitému psu jedno hůl ukaz. (Čelakovsky, 195.)
Poln.: Bitemu psu dosyć kij pakazać. (Čelakovsky, 195.)
532. Einem Hunde, der einmal Leder frisst, stets darnach gelüst't. – Fischart, Trostb.
533. Einem Hunde, der immer knurrt, muss man das Maul mit dem Bengel stopfen.
Mhd.: Man sol streichen vârnden hunt, daz er iht grîne zaller stunt. (Freidank.) – Stillen sol men fraidigen hund, daz er nicht grein zuo aller stund. (Wolkenstein.) (Zingerle, 75.)
534. Einem Hunde, der mit dem Schwanze wedelt, darf man kein Brot geben.
Bösen Hunden, die beissen würden, wirft man etwas Brot u.a.w. vor, um sie zu besänftigen; ein Hund aber, der mit dem Schwanze wedelt, ist in guter Stimmung. So verwendet man seine Geschenke, um Feinde zu gewinnen.
535. Einem Hunde, der schläft, kommt nichts ins Maul.
536. Einem Hunde träumt gern von Wurst.
Lat.: Canis panes somnians. (Seybold, 65.)
537. Einem hungrigen Hunde muss man nicht die Schlüssel zur Fleischkammer geben. – Sprichwörtergarten, 70.
538. Einem hungrigen Hunde wirf ins Maul, willst du ihn haben zum Freunde.
539. Einem liegenden Hund löppet kein Hase in de Mund. (Sauerland.)
540. Einem schlafenden Hunde ist bös trauen.
541. Einem schlafenden Hunde läuft kein Hase ins Maul.
Mhd.: Ez wirt vil selten hirz erjeit mit slâfendem hunde. (Wigalois.) (Zingerle, 133.)
Dän.: Sovnig hund fanger sielden hiort. (Prov. dan., 522.)
Frz.: Renard qui dort la matinée n'a pas la bouche emplumée.
542. Einem tollen Hunde soll man (zeitig) aus dem Wege gehen. – Blum, 109; Bücking, 93.
Auch russisch Altmann VI, 405.
It.: A pignatta che bolle, non s'accosta la gatta. (Gaal, 919.)
Lat.: Dum furor in cursu est, currenti cede furori. (Ovid.) (Philippi, I, 127.) – Fumantem ursi nasum ne tentes. (Gaal, 919.)
543. Einen bösen Hund muss man kurz anbinden.
Frz.: A méchant chien court lien. (Bohn I, 3; Kritzinger, 140a.)
It.: A cattivo cane, corto legame. (Bohn I, 65; Pazzaglia, 42, 18.)
544. Einen bunten Hund kennt jeder. – Gutzkow, Ritter vom Geist, IV, 371.
545. Einen faulen Hund legt man an einen Strohhalm an.
[841] 546. Einen Hund, der die Zähne stets bleckt, fürchtet man nicht.
547. Einen Hund, der jagen soll, füttert man nicht.
Böhm.: Psův nekrmívaji, když jdou na lov. (Čelakovsky, 332.)
548. Einen Hund, der jedermanns Geselle ist, hat niemand gern.
549. Einen Hund, der schlafen will, soll man nicht reizen (necken, stören).
550. Einen Hund, der zu weit vorgeht, packt der Wolf.
Böhm.: Prudký pes prichází vlku pod zub. (Čelakovsky, 114.)
551. Einen Hund muss man sich nicht zum Feinde machen.
552. Einen Hundt, der seinen Herrn verlest, soll niemand aufnehmen. – Lehmann, 398, 29.
553. Einen magern Hund stechen die Fliegen am meisten.
554. En âld Hund is nich lichte bellsch to maken. (Hannover.) – Schambach, II, 37.
Ein alter Hund ist nicht leicht bellisch zu machen.
555. En bûse Hond muss me e Stöck Brûd méc gâ. (Henneberg.) – Frommann, II, 415, 127.
556. En doller Hund rennt man nägen Dâg. (Danziger Nehrung.) – Frischbier2, 1733.
557. En Hangd dîen de schlîft, sâl em ned afwäken. – Schuster, 140.
558. En Hangd hät de Schôf. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 143.
559. En Hund, de bluffet, bitt nit. (Waldeck.) – Curtze, 347, 414.
560. En läg Hund het en läg Mûl. – Schambach, II, 150.
Ein magerer Hund hat ein freches Maul. Das Wort lêg steht in zwei verschiedenen Bedeutungen: mager und frech. Die Spitze bezieht sich auf die Volksmeinung, magere Personen seien zungenfertig und frech.
561. En ôle Hund is kwâd belln lêrn. (Süderdithmarschen.)
Einem alten Hunde ist bös Bellen lehren.
562. Es ärgert einen Hund, wenn er einen andern in die Küche gehen sieht. – Riehl, Novellen, 225.
563. Es beissen nicht alle Hunde, die bellen.
Die Russen: Alle Hunde bellen, aber nicht jeder beisst. (Altmann VI, 399.)
Frz.: Tous les chiens, qui aboient, ne mordent pas. (Lendroy, 8; Gaal, 929; Cahier, 9; Starschedel, 102 u. 411.)
Holl.: Alle blaffende (keffende) honden bijten niet. (Harrebomée, I, 315.)
564. Es erbost sich kein Hund, wenn er mit einem Knochen geworfen wird. – Winckler, XII, 94.
565. Es gibt mehr als Einen bunten Hund. – Blum, 396; Simrock, 5072.
Weil Menschen viel äusserliche Merkmale miteinander gemein haben können, so muss man vorsichtig sein, um sie nicht miteinander zu verwechseln. Weil wir dies oder das an jemand bemerken, muss er nicht nothwendig der und der sein, in solchem Falle sagen wir mit dem Sprichwort: Es gibt mehr als Einen bunten Hund.
Engl.: There are more mares in the wood than Grisell. (Gaal, 925.)
566. Es gibt mehr (viel) Hunde, die Pudel heissen. (Schles.)
Wenn man eine Person für eine andere, ein Ding für ein anderes hält.
Frz.: Il y a plus d'un âne à la foire qui a'appelle Martin. (Gaal, 925; Lendroy, 38.)
Holl.: Er zijn meer hondjes, die Del heeten. (Harrebomée, I, 318.)
Ung.: Nem tsak Eggy kutyának neve Fari. (Gaal, 925.)
567. Es gibt überall Hunde, die einen anbellen.
Port.: Nunca falta hum cão, que vos ladre. (Bohn I, 287.)
568. Es hängt nicht vom Hunde ab, ob der Schinder das Pferd bekommt.
Dän.: Det staaer ikke til hunde, naar hors skal døe. (Bohn I, 363.)
569. Es hilfft dem Hund nicht, dass er in die ketten beist; er wird doch nicht loss. – Henisch, 266, 59; Petri, II, 252.
570. Es ist besser einen Hund zu reizen als eine Hökerin.
It.: E meglio stuzzicare un cane che una vecchia. (Bohn I, 97.)
[842] 571. Es ist besser einen Hund zum Freunde zu haben, als zum Feinde.
Holl.: Beter een hond te vriend dan te vijand. (Harrebomée, I, 316.)
572. Es ist besser hunds freundtschafft, denn seine feindtschafft. – Petri, II, 256; Henisch, 321, 49.
573. Es ist bös, dem Hund das Bein abjagen. – Simrock, 12341.
574. Es ist böss, einem bösen Hund sein Bett machen. – Gruter, III, 32; Lehmann, II, 154, 120.
575. Es ist dem einen hund leyd, dass der ander in die küchen geht (geit). – Franck, II, 65b; Tappius, 77a; Petri, II, 258; Gruter, I, 32; Latendorf, II, 11; Lehmann, II, 130, 174; Oec. rur., 47; Schottel, 1143a; Eiselein, 330; Simrock, 5040; Steiger, 115.
Mhd.: Ez ist einem hunde leit, daz der ander in die kuche geit. (Diutisca.) (Zingerle, 74.)
Holl.: Het is den eenen hond leed dat d'ander in de keuken gaat. (Bohn I, 323.) – Tis den enen hont leet, dat dander in die coken gheet. (Tunn., 23, 16; Harrebomée, I, 318.)
It.: Il cane dell' ortolano non mangia la lattuga, nè vuol che altri la mangi.
Lat.: Canis in praesepi. – Figulus figulo invidet, faber fabro. (Tappius, 76b; Erasm., 510.) – Uni quando cani cocus id dat, displicet altri. (Fallersleben, 673.)
576. Es ist dem Hunde eine Arbeit, sein Bette zu machen. – Eiselein, 333.
Lat.: Magnus labor est cani lectum sternere, quoniam saepius hinc inde se vertit. (Eiselein, 333.)
577. Es ist ein frommer Hund, der beym stück Fleisch sitzt vnd dess nicht geneusst. – Lehmann, 63, 19; Eiselein, 326.
Beherrschung der Begierden.
578. Es ist ein guter Hund, der die Fährte nicht verliert. – Eiselein, 325; Simrock, 4983.
579. Es ist ein guter Hund, so nur Einem Wilde nachjagt. – Eiselein, 326; Simrock, 4982.
580. Es ist ein schlechter Hund, den man zur Jagd tragen muss.
581. Es ist eins, ob mich ein Hund oder eine Hündin beisst.
Frz.: Autant vaut être mordu d'un chien que d'une chienne. (Lendroy, 79; Starschedel, 100.)
582. Es ist gut, todte Hunde schlagen, sie beissen nicht. – Lehmann, II, 143, 167.
583. Es ist kein guter Hund, der allem Wild (jedem Hasen, Vogel) nachläuft. – Lehmann, 902, 30.
Dän.: Det er ingen god hund der løber efter alt vildt som forekommer. (Prov. dan., 311.)
584. Es ist kein Hund, der nicht Flöhe hat.
585. Es ist kein Hund, der seinen Herrn verräth.
Nur der Mensch verräth Wohlthäter und Vaterland.
586. Es ist kein Hund, er knurrt, wenn man ihm einen Knochen nehmen will.
Dän.: Ingen hund lader tage et been fra sig, at han jo knurrer eller bider. (Prov. dan., 311.)
587. Es ist kein Hund so bös (elend), der nicht einmal (noch) mit dem Schwanze wedelte.
It.: Non v'è si tristo cane, che non meni la coda. (Pazzaglia, 379, 7; Cahier, 2841.)
588. Es ist kein Hund so bös, er wedelt einmal mit dem Schwanze, wenn er Brot oder einen Knochen sieht. – Winckler, VII, 29.
Die Russen: Auch die bösen Hunde wedeln mit dem Schwanze, wenn sie Brot in des Fremden Hand sehen. (Altmann VI, 443.)
589. Es ist kein Hund so klein, er hält (jagt) das wildeste Schwein. – Eiselein, 328.
Lat.: A cane non magno saepe tenetur aper. (Binder I, 4, II, 3; Fasceti, 3; Froberg, 1; Philippi, I, 4; Schonheim, A, 4.) – Corporis exigui vires contemnere noli. – Enecat ingentem vipera parva bovem. (Fischer, 1, 7.)
590. Es ist nicht der Hundt schuld, dass die Schaff vnd Kälber sterben. – Lehmann, 841, 9.
591. Es ist nicht gut, den Hund am Schwanz fassen.
Die Russen: Wer den Hund am Schwanz hält, kann sich leicht die Hand nässen. (Altmaan VI, 419.)
592. Es ist nicht jeder Hund ein Fuchsjäger.
Dän.: Alle hunde bide ikke reven. (Prov. dan., 312.)
593. Es ist nicht jeder Hund toll, der bellt.
Die wenigsten Hunde bellen aus Wuth, die meisten aus Gewohnheit. Mit dem Tadel der meisten Menschen ist's ungefähr ebenso.
[843] 594. Es ist nicht leicht, alte Hunde an die Kette zu legen.
595. Es ist nit noth, dass man die hund mit bratwürsten werff, weil man gute bengel hat. – Gruter, I, 36; Sutor, 847; Eiselein, 331; Simrock, 5021.
Lat.: Si canis ex hila religatur, mordet in illa. (Eiselein, 331.)
596. Es ist schlimm, dem Hunde einen Knochen aus dem Maul zu nehmen.
Holl.: Ont neem den hond niets uit zijn' mond. (Harrebomée, I, 321.)
597. Es ist schlimm für junge Hunde, wenn sie mit jungen Bären spielen.
Dän.: Ildt er rakke at lege med biørnehvalp. (Bohn I, 380.)
598. Es ist schwer, Hunde bellen zu lehren.
Auch nicht nöthig.
599. Es ist törlich, vnwillige Hund zu jagen führen. – Franck, Weltbuch, LXV.
600. Es ist übel, alte Hunde an einem Stricke gehen zu lehren.
601. Es kompt selten, das der Hund braten isset, er habe sie denn gestohlen. – Henisch, 481, 22.
602. Es läst jhm kein Hund kein Bein nemen, er murrt oder beist. – Lehmann, 877, 27.
603. Es leufft kein toller Hund vber neun Tage. – Petri, II, 285; Latendorf II, 10; Philippi, II, 125.
604. Es liegt nicht allerwegen an den Hunden, dass die Hasen (Pferde) sterben. – Petri, II, 286; Mathesy, 388b; Eiselein, 333.
»Christen sollen sich des trösten, das es nicht an dem Hund liegt, das die Pferde sterben.« (Fischer, Psalter, 55, 3.) »Es ligt nicht an Hunden, dass die Pferd sterben, sonst müsten sie jhres geitzes halben alle auff ein mal dran.« (Theatrum Diabolorum, 557a.)
Lat.: Imputari mihi non debet, quod per me non stat, quo minus fiat. (Seybold, 233.)
605. Es ligt nicht an der Hunde bellen, dass die Pferde hincken. – Petri, II, 286; Henisch, 275, 32.
606. Es schadt nicht, wenn die hund bellen, wenn sie nur nit beissen. – Egenolff, 337a; Henisch, 267, 4; Lehmann, 135, 13 u. 700, 36.
607. Es schicket mancher seinen Hund, da er ihm selbst nit getrauet. – Sutor, 990.
Lat.: Mittimus interdum, quo nolumus ire catellum. (Sutor, 990.)
608. Es sendet mancher seinen Hund, wenn er selbst nicht kommen wil. – Petri, II, 292; Lehmann, II, 138, 98.
609. Es sind böse Hunde, die ihren eigenen Herrn beissen.
Holl.: Het zijn slechte honden, die hun eigen volk bijten. (Harrebomée, I, 319.)
610. Es sind nicht alle Hunde Pudel.
Frz.: Par le poil on nomme le chien. (Cahier, 1918.)
611. Es sind nichtswerthe Hunde, die, so man sie anrührt, bellen und beissen.
612. Es sind üble Hunde, so man auf die Jagd tragen muss. – Eiselein, 333.
Lat.: Invitis canibus venari. (Eiselein, 333.)
613. Es sind wenig Hunde, die einen Fuchs beissen, denn er beisst wieder.
614. Es steht dem Hunde frei, auch unsern Herrgott anzubellen.
Ruth.: Wölno sobaci i na Hospoda brechaty. (Wurzbach I, 209.)
615. Es wird mancher Hund in Ehren gehalten um des Herrn willen.
616. Et giewt mehr bunte Hunne äs ëinen, mehr bunte Köppe, äs ëine. (Büren.)
617. Et is besser em kodde Hong e Knippche gevven, als m'em Stên dornoh werpe. (Bedburg.)
618. Et is en Hund vun'n Pearde, sagte de Junge, doa rêt'e up der Suegen. (Büren.)
619. Et is kein Hund sau old, hei geit geren noch up de Jagd. (Wolfenbüttel.)
620. Et läupet kenn Hund siwwen Johre dull, hei läupet sick an. (Waldeck.) – Curtze, 346, 401; friesisch bei Haupt, VIII, 2; für Bremen: Köster, 252; für Hannover: Schambach, 225.
[844] 621. Et löppet (et geeit) kein dull Hund sibben Joar; hei wert einmoal schoeten. (Marsberg.) – Firmenich, I, 321, 30.
622. Et stett nit biem Hunde, wat hei fretten will, süss freit hei jümmer wost. (Waldeck.) – Curtze, 341, 341.
623. Eynem hundt betten, ist eine grosse arbeydt. – Pauli, Schimpff, LXXIa.
624. Faul hund legt man an einn strohalm. – Franck, II, 21a; Körte, 3031.
625. Faul hund seindt gut zu halten. – Franck, II, 21a.
626. Faule Hunde reiten auf dem Arsch, wenn sie jagen sollen. – Simrock, 580.
627. Feige Hunde bellen viel.
Lat.: Canes timidi vehementius latrant. (Curtius.) (Philippi, I, 70.)
628. Fliehe den Hund, der dir die Zähne zeigt. – Intelligenzblatt der Stadt Hof vom 1. Mai 1783, S. 34.
629. Fremdem Hunde, fremdem Pferde und fremdem Weib traue nicht bei deinem Leib.
Böhm.: Cizímu psu, cizímu koni a cizí ženĕ nikdy nevĕř. (Čelakovsky, 252.)
Poln.: Cudzemu psu, cudzemu koniowi i cudzéj żonie niedowierzaj. (Čelakovsky, 252; Wurzbach I, 204, 89.)
630. Fremder Hund nimmt den Strick zum alten Herrn mit zurück.
631. Frigg man irst, säd' de Scheper to sinen Hund, sast'n Start wol hängen laten.
632. Furchtsam Hund bellen die Leut an, beissen niemand. – Lehmann, 229, 78.
633. Furchtsame Hund schlagen den Schwantz vnter die Bein vnd drehen sich auss. – Lehmann, 229, 83.
634. Furchtsame Hunde bellen am meisten.
Holl.: Bloode honden blaffen veel. (Harrebomée, I, 316.)
Lat.: Ut quisque ignavus animo, procax ore. (Philippi, II, 238.)
635. Furchtsame Hunde bellen mehr als sie beissen.
Dän.: De redde hunde gøe altid meest; gøe meere end de bide. (Prov. dan., 240.)
636. Gebrannte Hunde fürchten auch kaltes Wasser.
Holl.: Gebrande honden vreezen ook koud water. (Harrebomée, I, 318.)
637. Gemeniglich, wenn ma unter die Hunde wirfft, so trifft ma eenen. – Gomolcke, 404; hochdeutsch bei Simrock, 5019.
638. Geschwänzte Hunde kann man stutzen. – Eiselein, 331.
Lat.: Nemo comatus, qui non praeciditur. (Eiselein, 331.)
639. Gewehnt der Hund in die Kuchen, so ist er nicht leicht davon zu gewehnen. – Lehmann, 18, 30.
640. Gib dem Hunde Brot, so folgt er ohne Noth.
Frz.: Veux-tu que le chien te suive? Donne-lui du pain. (Cahier, 371.)
641. Gib dem Hunde einen bösen Namen und er ist verloren.
Engl.: Give a dog an ill name, and his work is done. – Give a dog an ill name and you may as well hang him. (Bohn I, 369.)
Holl.: Geef eens een' hond een' kwaden naam, dan mag hij wel over boord springen. (Harrebomée, I, 318.)
642. Gib dem Hunde, so oft er mit dem Schwanze wedelt, und dem Kinde, was es will, so wirst du einen guten Hund und ein böses Kind haben.
643. Ging ein Hund tags tausend Stund zu Kilchen, er ist doch ein Hund.
Die Russen: Ein Hund reiset fort und ein Knochennager kommt wieder. (Altmann V, 105.)
644. Greift man den Hund beim Schwanz, so knurrt er. – Eiselein, 326; Simrock, 5079; Neues schweiz. Museum (Basel 1865), V, 339.
645. Grode Hunn bid (beissen) ni. (Rendsburg.)
Mhd.: Die grôzen hunde bîzent niht cleine hunde, so man giht. (Martina.) (Zingerle, 197.)
Holl.: Goed honds, kwaad kats. (Harrebomée, I, 318.)
647. Gute Hunde finden die Spur ohne Dressur.
648. Gute Hunde fressen nicht aus fremden Schüsseln.
649. Gute Hunde, gute Kinder.
Holl.: Goed honds, goed kinds. (Harrebomée, I, 318.)
[845] 650. Gute Hunde jagen von Art (ohne Lehrmeister).
Frz.: Bon chien chasse de race. (Gaal, 82; Starschedel, 100.)
651. Guter art Hunde vnd Pferde trawren vmb jhrer Herren todt. – Petri, II, 364.
652. Hab' lieber einen Hund zum Freunde als zum Feinde.
653. Ham kaan an Hüünj wel so föl slaau, dat'r bat. (Amrum.) – Haupt, VIII, 358, 113.
654. Ham mut belli mä thön Hünjer, thiar'm mad as. (Nordfries.)
Man muss mit den Hunden bellen, da man zwischen ist.
655. Ham skal an Hüünj an Stak Bruad du, dat'r ên eg bat. (Amrum.) – Haupt, VIII, 388, 38.
Man muss einem Hunde ein Stück Brot geben, dass er einen nicht beisst.
656. Hastige Hunde gebären blinde Junge. – Winckler, III, 31.
657. Hat auch der Hund Scham?
So fragt der Litauer, um Unverschämtheit anzudeuten.
658. Hat der Hund ein Bein, so kennt er keinen Freund.
Holl.: Een hond aan een been, kent geene vrienden. (Harrebomée, I, 317.)
659. Hat der Hund Fleisch, benagt er keine Knochen.
660. Hat der Hund Fleisch gekostet, lässt er nicht davon.
661. Hat der Hund je was gethan, so muss er Leder gefressen han. – Henisch, 1214, 54.
662. Hat der Hund keine Kost zu Haus, so läuft er auf die Gasse hinaus.
»Wenn ein Laster dich verlässt, sage nicht: ich hab's entlassen.« (W. Müller.)
663. Hätte der Hund nicht geschissen, so hätte er den Hasen gefangen (erlaufen).
Lat.: Dum fugans canis mingit, fugiens lepus evadit. (Binder II, 867; Novarin, 73.)
664. Hätten Hunde und Kinder genug Geld, so wären Wurst und Pfefferkuchen die theuersten Dinge in der Welt.
»Ja, wenn die Hundt, Kinder vnd fliegen Gelts genug hetten, wil ichs nit liegen, weren Pfefferkuchen, Honig, Wurst so thewr, das niemandt kauffen durst.« (Waldis, IV, 55.)
665. Hinger sich scharren die Hunde! – Gomolcke, 436.
666. Hinkenden Hunden ist nicht zu trauen.
Port.: Não fiar de cão, que manqueja. (Bohn I, 285.)
667. Hund' an der Kette und am Wagen sind zu beklagen.
668. Hund, aus der Küche!
669. Hund, beiss und bill, so man stehlen will! – Eiselein, 333.
670. Hund beissen kein Einheimischen, so lang sie ein Frembden haben. – Gruter, III, 50; Lehmann, II, 287, 85.
671. Hund bellen schadt nit, wenn sie nur nit beissen. – Sutor, 993.
672. Hund bleibt Hund.
Gewöhnlich in Bezug auf den Geizhals; im allgemeinen von einem niedrig gesinnten verächtlichen Menschen, der sich nie ändert, wie sich auch Verhältnisse und Umstände gestalten mögen.
Jüd.-deutsch: Keelev bleibt Keelev.
673. Hund bleibt Hund, auch wenn er vor der Kirchen stund.
Mhd.: Gienge ein hunt tûsent stunt ze kirchen, er waer doch ein hunt. (Freidank.) (Zingerle, 75.)
674. Hund bleibt Hund, wenn er auch ein roth Halsband trägt.
Dän.: Two hund, oc kein hund, dog er hund som føre waar. (Prov. dan., 319.)
Frz.: Lavez chien, peignez chien, toutefois n'est chien que chien. (Bohn I, 31.)
675. Hund bruntzen, wen sie wollen, vnd Weiber weinen, so offt, sie wollen. – Lehmann, 398, 25.
676. Hund, der beissig, hat jederzeit zerbissene Ohren. – Lehmann, II, 268, 95.
677. Hund, der einmahl mit heissem Wasser gebrant, förchtet auch das kalte Wasser. – Lehmann, II, 268, 93.
678. Hund, der hungrig, achtet keiner Streich. – Lehmann, II, 268, 102.
[846] 679. Hund, der lebendig, ist besser dann ein todter Löw. – Lehmann, II, 268, 90.
680. Hund, der schläfft, kompt nichts ins Maul. – Lehmann, II, 268, 99.
681. Hund, die alt, sind böss bendig zu machen. – Lehmann, II, 269, 106.
682. Hund, die an Ketten gebunden, seynd beissiger als andere. – Lehmann, 12, 8.
683. Hund, die forchtsam, bellen am meisten. – Lehmann, II, 268, 91.
684. Hund, die jedermans gesellen sein, hat niemand gern. – Lehmann, 259, 23; Simrock, 5073.
685. Hund, die jhren Herrn verlassen, soll keiner annehmen. – Petri, II, 385; Gruter, III, 50; Lehmann, II, 267, 86; Sutor, 431.
686. Hund, die klein, spüren vnnd finden die Hasen, die grossen fangen sie. – Lehmann, II, 268, 103.
687. Hund, die vil (am meisten) bellen, beissen selten (am wenigsten). – Franck, II, 45a; Blum, 110; Siebenkees, 229; Sailer, 282; Braun, I, 1537.
»Die grossen Bocher schlagen nicht, bellend Hund beissen auch nicht. Schedlicher sindt still beissig Hunde, still wasser haben tieffe grunde.« (Waldis, II, 36.) – Ein Mensch, der lärmt und poltert, ist meist ungefährlicher als der, welcher sich zu verhalten weiss, weil man sich vorm letztern weniger hütet, als vorm erstern.
Böhm.: Pes bázlivý víc štĕká než kouše. – Pes horší, co mlčkem kouše. – Pes, který velmi štĕká, nerad kouše. (Čelakovsky, 270.)
Dän.: Den hund som bieffer meget, han bider ikkun lidet. (Prov. dan., 311.)
Engl.: Barking dogs never bite. – Brag 's a good Dog, but Holdfast is better. (Gaal, 929.) – Dogs that bark at distance, bite not at hand. – The greatest barkers bite not sorest. (Bohn II, 365.)
Frz.: Chacun chien qui aboye ne mord pas. (Bohn I, 13.)
It.: Cane ch' abbaja, morde poco. (Pazzaglia, 40, 5; Gaal, 929; Cahier, 2839.)
Poln.: Pies, co bardzo szczeka, niebardzo kąsa. – Pies gorszy, co milczkiem kąsa. – Nie każdy kąsa, co waąsem trząsa. (Čelakovsky, 270.)
Port.: Cão que muito ladra, pouco morde. (Bohn I, 272.)
688. Hund her, so fressen die Wölff keine Schaff. – Lehmann, 397, 18.
689. Hund in den Küchen, Pfaffen im Rath haben im Newen Testament wenig gutes aussgericht. – Mathesy, 272a.
690. Hund ist gehertzt in seinem Hauss. – Lehmann, II, 268, 96.
691. Hund ist Hund, Pudel oder Spitz (weiss oder schwarz). – Schlechta, 53.
Dän.: Hund er Hund om han er aldrig saa broget. (Bohn I, 380.)
692. Hund können kein gut wort sagen. – Lehmann, 101, 65.
693. Hund leidet kein Gesellschafft. – Lehmann, II, 268, 98.
694. Hund müssen gute Zähn haben. – Lehmann, II, 268, 89.
695. Hund nagt die Bein, die er nicht zwingen noch verschlingen kann. – Lehmann, II, 268, 104.
696. Hund schertzen vnd spielen so lang mit einander, biss sie vber einander fallen. – Lehmann, 399, 16; Eiselein, 331.
Lat.: Sufficit actus submissionis. (Eiselein, 331.)
697. Hund seind der Betler feind; der Neyd deren, die nach ehr vnnd wolfart streben. – Lehmann, 545, 16.
698. Hund seind der Bettler feind und Bettler den Hunden. – Eiselein, 333.
699. Hund und Hahn sind kühn auf ihrem Plan.
Die Araber: Jeder Hund bellt vor seiner Thür, jeder Löwe macht sich breit in seinem Wald.
Frz.: Un chien et un coq sont forts sur leur pailler. (Cahier, 368.)
700. Hund und Hase laufen beide, aber jeder um etwas anderes.
Der Hund, um Beute zu machen; der Hase, um sich zu retten.
Dän.: Hunden og haren løbe vel baade, men ikke om eet. (Prov. dan., 313.)
701. Hund und Katze, Huhn und Hahn ist des Ungenossen Vieh. – Graf, 69, 49.
Wer nicht vollberechtigtes, d.i. mit Haus und Hof angesessenes Mitglied der Gemeinde (Mark) war, durfte [847] nur solches Vieh halten, das kein Gras frisst. Ein solcher Mann war unwerig, ein Ungenosse; er genoss das Gemeindegut nicht mit.
Mhd.: Ein hont vndt katz ein hon vnd ein hain das soll sin vihe sein. (Grimm, Weisth., II, 308.)
702. Hund' und Katze ersäufen sich nicht, wenn sie auch den Bach sehen.
703. Hund' und Katzen reisen selten miteinander. – Sutor, 574.
Lat.: Nec in una sede morantur. (Sutor, 574.)
704. Hnnd' und Säu' machen gross Geschrey, seynd dannoch arm darbey. – Sutor, 479.
Lat.: Canire est stulti, tanquam barrire elephanti. (Sutor, 479.)
705. Hund vnd Katzen bewahren das Hauss. – Gruter, III, 51; Lehman, II, 267, 87.
706. Hund vnd Katzen taugen nichts beysammen. – Gruter, III, 51; Lehmann, II, 257, 88.
707. Hund vnd Säw soll der Herr regieren, der nur sein nutzen will nachspüren. – Lehmann, 657, 54.
708. Hund vnd Sew haben gross geschrey. – Petri, II, 385; Eiselein, 333.
709. Hund', Wildpret, Federspiel bringt kein Nutz und kostet viel. – Eiselein, 328.
710. Hunde an ketten seind beissiger vnd fallen die Leut mehr an. – Lehmann, 397, 8; Eiselein, 333.
711. Hunde behandelt man wie Hunde.
»Es schadet euch zweibeinigen Hunden nicht, dass ihr wie das Vieh behandelt werdet.« (Westdeutsche Zeitung, 1849, Nr. 72.)
712. Hunde bellen nicht, wenn Hausfreunde kommen.
It.: I cani abbaiano a chi non conoscono. (Bohn I, 101.)
713. Hunde bellen nur die Fremden an.
Dän.: Hunde giøe ad alle fremmede. (Prov. dan., 197.)
714. Hunde bellen und beissen in allen Landen.
715. Hunde bellen, wo Arme schellen.
716. Hunde bittet man nicht zur Hochzeit, und sie kommen doch.
717. Hunde, die beissen und nicht bellen, brauchen Schellen.
Holl.: Een hond, die bijt, maar niet en bast, heeft ook den sneêgste wel verrast. (Harrebomée, I, 317.)
718. Hunde, die beissen wollen, bellen nicht.
It.: Il can che vuol mordere non abbaia. (Bohn I, 101.)
719. Hunde, die den Hasen ausspüren, sind so gut, als die ihn fangen. – Petri, II, 385; Sailer, 58.
720. Hunde, die einen Braten gerochen haben, wollen ihn auch gern belecken. – Simrock, 5039a.
721. Hunde, die ihre Herren verlassen, sind des Futters nicht werth.
722. Hunde, die jedermanns Gesellen sind, hat man nicht gern. – Sailer, 286.
723. Hunde, die nicht mehr jagen können, hengt man auff. – Petri, II, 385.
724. Hunde, die sich vorher berochen, beissen sich um so heftiger.
Die bittersten Feinde sind die, so es aus Freunden werden.
725. Hunde, die viel bellen, beissen nit. – Franck, I, 75b; Petri, II, 385; Lehmann, II, 268, 94; Latendorf II, 17; Günther, 48; Seybold, 379; Körte, 3002.
Je mehr der Hund bellt, sagen die Russen, je weniger beisst er. (Altmann VI, 403.)
Engl.: Brag is a good dog, but Holdfast is better. (Körte, 3002.)
Frz.: Chien qui aboie ne mord pas. (Bohn I, 13; Leroux, I, 105.)
Lat.: Canes qui plurimum latrant parum mordent. (Hauer, Miij2.) – Si non morderis, cane quid latrante vereris? (Sutor, 225.)
Port.: Cão muito ladra, pouco morde. (Bohn I, 272.)
726. Hunde, Fliegen und Ferkel braucht man nicht auf die Hochzeit zu laden, sie kommen von selbst. – Eiselein, 326.
727. Hunde, Fliegen und Possenreisser sind die ersten bey Tische und die letzten wider davon. – Coler, 472b.
728. Hunde fressen fremden Dreck.
Dän.: Hunde æde anden mands ærende. (Prov. dan., 7.)
729. Hunde haben viel Nester. – Lehmann, 400, 37.
Von Männern, die im schlimmen Sinne mit viel weiblichen Personen verkehren.
[848] 730. Hunde, Kühe und Esel haben es zum besten, die dürfen nur trinken, so viel ihnen beliebt. – Opel, 381.
731. Hunde müssen auch ernehret sein. – Lehmann, II, 268, 92.
Man mag sie so schlecht füttern, wie man will.
732. Hunde müssen Beine nagen.
Von hündischer Behandlung.
733. Hunde, Pferd' und verliebte Herzen machen Vergnügen, aber mehr Schmerzen.
Frz.: De chiens, chevaux, armes, amours pour un plaisir mille doulours. (Cahier, 350.)
734. Hunde pissen und Weiber weinen, wann sie wollen. – Eiselein, 331; Simrock, 5050.
Lat.: Canes, dum volunt, mingunt; mulier dum vult flet. (Eiselein, 331.) – Canes et mulieres mingunt, quando volunt. (Binder II, 410.)
735. Hunde sind Bettler.
736. Hunde und Bettler sind selten intim.
Lat.: Canis mendico auxilians. (Eiselein, 333.)
737. Hunde und Edelleute lassen die Thür auf. – Körte, 2990; Braun, I, 1533.
738. Hunde und Herren machen keine Thür zu. – Eiselein, 334.
739. Hunde und Hofschranzen kann man zu allem abrichten.
»Wenn ein Vornehmer Lust hätte auf dem Kopfe zu stehen, so würden die Elenden seine Füsse mit demüthigen Worten anreden.« Montaigne erzählt von einem Könige, an dessen Hofe es Sitte gewesen, dass sogar jedesmal eine Hofdame die Hand hinhielt, so oft die Speicheldrüse der Majestät von Ueberfluss geplagt war.
740. Hunde und Höflinge sind Ein Geschlecht.
Wenn der König von Ceylon fragte, woher jemand komme, so antwortete dieser: »Dein Hund kommt von da oder dort.« Fragte er nach der Zahl seiner Kinder, so lautete die Antwort: »Deine Hündin hat deinem Hunde zwei Junge geworfen.« (Breslauer Erzähler, 1806, S. 602.)
741. Hunde und Katzen müssen sich bratzen. (Kamnitz.)
742. Hunde und Katzen sind gern da, wo man sie nicht ruft. – Schlechta, 198.
743. Hunde und Kinder wissen, wer ihnen gut ist.
744. Hunde und Schmeichler beschmuzen gern ihren eigenen Herrn.
745. Hunde und Verleumder prüfen die Natur von hinten. – Eiselein, 332.
Lat.: In canis podicem inspicere. (Eiselein, 332.)
746. Hunde, Vögel vnd Krieg seynd lieblich vnd anmutig, bringen aber grossen Schaden. – Lehmann, II, 268, 101.
747. Hunden, die einen anbellen, soll man ein stück Brot fürwerffen. – Petri, II, 385.
748. Hunden ist böss das Bett zu machen. – Petri, II, 385; Henisch, 343, 21; Lehmann, II, 268, 105.
749. Hundes bellen hindert niemand. – Petri, II, 385.
750. Hundt lausen einander die Flöh ab. – Lehmann, 165, 11.
751. Hungrige Hund vnd durstige Pferd geben auff keine Streich acht. – Lehmann, 62, 8.
Dän.: Hungrige hunde og tørstige heste passe ei om hug. (Prov. dan., 315.)
752. Hungrige Hunde fressen auch alte, riechende Würste.
It.: Cani affamati mangiano boldoni imbrattati. (Pazzaglia, 4.)
753. Hungrigem Hund werffs ins Maul, wiltu jhn halten zum Freund. – Lehmann, II, 269, 107.
754. Hunn' pissen un Frûnslüd wên', wenn 's will'n. (Altmark.) – Danneil, 86; für Jever: Frommann, III, 39, 27.
755. Hunn' un Eddellüd laot'n de Däör aopen. (Altmark.) – Danneil, 33; für Mecklenburg: Raabe, 75.
756. Ich habe den Hund lieber zum Freund als zum Feind. – Simrock, 5064.
»Ich hab den Hund lieber zum Freund, denn das er solte sein mein Feind.«
Lat.: Plus canis appeterem plausum, quam forte furorem. (Loci comm., 94.)
[849] 757. Ich sehe lieber den Hund mit dem Schwanze wedeln als die Zähne zeigen.
Dän.: Jeg seer heller en hund logrer ad mig med halen, end bider mig med tanden. (Prov. dan., 311.)
758. Ich sollte einen Hund füttern und selber bellen? – Eiselein, 333.
Engl.: What, keep a dog, and bark myself? (Eiselein, 333.)
759. Ich will mich nicht mit jedem Hunde beissen, sagte der Schafhund; ich muss meine Zähne für den Wolf sparen. – Hoefer, 893; Sutor, 127; Simrock, 4996.
760. Is man erst aver (über) de Hund, kummt man ôk woll aver de Stert (Schwanz). (Ostfries.) – Frommann, VI, 284, 741; Bueren, 709; Hauskalender, I.
761. Ist der Hund nicht dreist, so wird er selten feist.
762. Ist der Hund todt, springt jede Katze auf ihm herum.
763. Ist der Hund unter dem Tisch, so sieht er auch hinauf.
Böhm.: Pust psa pod stůl, poleze i na stůl. (Čelakovsky, 52.)
764. Ist kein Hund da, so nimmt man die Ziege zur Jagd.
Die Neger in Surinam: Man muss sich zu helfen wissen.
765. Ja leecher (abgezehrter, magerer) d'r Hund, ja ärger de Fleh. (Oberharz.) – Lohrengel, I, 394; für Hannover: Schambach, I, 314.
It.: Le maggiori tribulazioni vengono à' più miseri. (Pazzaglia, 380, 2.)
766. Jag mit den hunden, die vorhanden. – Franck, II, 114b; Eyering, III, 198; Petri, II, 409.
767. Jage den lauchenden1 Hund nicht hinaus, er soll sein Theil mit riechen. – Eiselein, 327.
1) Fustenden, windenden (Crepitus ventris edentim).
768. Jar a Hüünj komt, as a Hâs tu Haal (zu Loche). (Amrum.) – Haupt, VIII, 355, 81.
Auf Sylt: Jer di Hün' klaar und', es di Haas tö Hol. (Haupt, VIII, 355, 81.)
769. Jarag Hüünjer luup altidj me rewlag Skan. (Amrum.) – Haupt, VIII, 353, 51; Johansen, 32; Firmenich, III, 71, 111.
D.i. bissige Hunde laufen stets mit zerschundener Haut herum.
770. Je betziger vnd schlimmer Hund, je mehr Flöhe. – Petri, II, 396; Gruter, III, 53; Lehmann, II, 282, 23.
Dän.: Jo bidskere hund, jo fleere lopper. (Prov. dan., 70.)
771. Je grötter de Hünd, je grötter de Knüppel. (Westf.)
772. Je kürzer der Hund angelegt ist, je böser ist er. – Winckler, II, 86.
773. Je magerer der Hund ist, desto mehr er frisst.
Der magere Hund ist hier ein Bild des Neides.
Lat.: Quo quis indoctior, eo impudentior.
774. Je magerer der Hund, je fetter (grösser) die Flöhe. – Körte, 3013; Simrock, 5046.
775. Je mehr Hunde, je weher dem Bein. – Petri, III, 394; Henisch, 262, 67; Lehmann, II, 276, 11; Simrock, 5037.
Holl.: So meer honden so wee den been. (Fallersleben, 795; Harrebomée, I, 321.)
Lat.: Ve sibi quando canes veniunt os rodere plures. (Fallersleben, 795.)
776. Je mehr Hunne, je mehr Flöhe. (Göttingen.) – Schambach, I, 256; für Mecklenburg: Schiller, III, 4a.
777. Je mehr man den Hund prügelt, desto treuer wird er.
778. Je schäbiger (beissiger) Hund, je mehr Flöhe. – Blum, 402; Körte, 2993; Braun, I, 1539.
Je schmuziger und pöbelhafter der äussere Mensch, je unreiner und gemeiner pflegt auch seine Seele, sein Denken und Handeln zu sein. In Westfalen: Je schöerwiger Hund, je mehr Fläue.
Holl.: Hoe schurftiger hond, hoe meer vlooijen. (Harrebomée, I, 321.)
779. Je schlimmer Hund, je mehr Flöhe. – Henisch, 1157, 3.
780. Je ulleger1 Hund, je mehr Flöhe. (Meurs.) – Firmenich, I, 406, 342.
1) Elender, erbärmlicher.
781. Je unseliger der Hund, je mehr Flauh. (Sauerland.)
[850] 782. Je zahmer der Hund, desto grimmiger kommt ihm der Wolf vor. – Winckler, XVI, 94.
783. Jeder Hund, der auf den Hof kommt, muss bellen. (Posen.)
785. Jeder Hund ist ein Löwe in seinem Haus.
It.: Ogni cane e leone a casa sua. (Bohn I, 116.)
786. Jeder Hund schüt nau sin Manêr. – Frischbier2, 1737.
787. Jeder Hund sucht seinen Herrn.
Und, wenn die Franzosen richtig beobachtet haben, genau in der Richtung, in der er zu finden ist. Sie behaupten: Um ihre Herren wieder zu finden, sehen die Hunde der Normandie nach oben, die der Picardie nach unten. Sie wollen damit sagen, die Normands verdienten häufig gehangen zu werden, die Picarden dagegen fände man oft trunken auf der Erde liegen. (Reinsberg V, 135.)
788. Junge Hunde belfern alles an.
789. Junge Hunde haben scharfe Zähne.
Dän.: Unge hunde har skarpe tænder. (Bohn I, 402.)
790. Junge Hunne mötet bîten lâren. – Schambach, II, 259.
Junge Hunde müssen beissen lernen. In der Jugend muss man lernen, was man fürs Leben braucht.
791. Kann der Hund den Knochen nicht beissen, so nagt (leckt) er daran.
Böhm.: Nemůže-li pes kosti hrýzti, bude ji lízati. (Čelakovsky, 122.)
792. Kein Hund ist des Hasen Freund.
Dän.: Ingen hund er harens ven. (Prov. dan., 311.)
793. Kein Hund lässt sich ein Bein nehmen, er knurre denn. – Eiselein, 326; Simrock, 5035.
794. Kein Hund trinkt länger, als ihn dürstet.
795. Kein toller Hund läuft sieben Jahre. – Simrock, 5032.
»Es bleibt das alde Sprichwort war, es laufft kein toll Hund sieben Jar.« (Aus dem Jahre 1542.) (Weller, Annalen, I, 35.) Im Oberharz: Kü tuller Hund left siem Jahr. (Lohrengel, I, 429.) In Pommern: Kên dull Hund löpt över söwen Jar. (Dähnert, 199a.)
Dän.: Ingen hund løber gal i femten aar. (Prov. dan., 311.)
796. Kem ik aauer a Hüünj, do kem ik uk aauer a Stört. (Amrum.) – Haupt, VIII, 353, 44.
Komm' ich über den Hund, so komm' ich auch über den Schwanz.
797. Kên Hund löppt negen Joar dull, hei löppt all ihrer an. (Mecklenburg.) – Schiller, III, 4b.
798. Kleine Hund finden vnd steubern das wildbret, die grossen fangens. – Lehmann, 263, 44.
Frz.: Par petitz chiens le lieure est trouue et par le grands est happe. (Bovill, II, 153; Leroux, I, 110.)
Lat.: Minores leporem canes reperiunt, maiores capiunt. (Bovill, II, 153.)
799. Kleine Hund können nichts den bellen vnd beissen. – Lehmann, 427, 11.
Holl.: De kleine honden zijn haast verbeten. – De kleinste honden keffen 't meest. (Harrebomée, I, 331.)
800. Kleine Hunde beissen auch.
Holl.: Kleine hondjes bijten ook. ( Harrebomée, I, 321.)
801. Kleine Hunde bleiben lange jung. – Frischbier2, 1723.
Kleine Menschen pflegt man für jünger zu halten als sie sind.
Dän.: Liden hund er længe racke. (Prov. dan., 320.)
Holl.: Kleine hondjes blijven lang jong. (Harrebomée, I, 321.)
802. Kleine Hunde bringen auch grössere in Zorn.
Lit.: Mazi Szunyczei ir dideluss su jadrim. (Wurzbach I, 210.)
803. Kleine Hunde, kleine (schwache) Bande.
Holl.: Voor kleine honden kleine banden. (Harrebomée, I, 322.)
804. Kleine Hunde, kleine Halsbande; grosse Hunde, grosse Ketten. – Lehmann, II, 268, 97.
805. Kleine Hunde machen das meiste (lauteste) Gebelfer.
»Kleine Hunde bellen laut, lauter als sie sollten, weil sie gern es wollten, dass man auch nach ihnen schaut.« (L. Schücking, Welt und Zeit, 88, 345.)
Lat.: Bella movet citius cui desunt cornua taurus. (Alan., 2; Binder II, 322.)
806. Kleine Hunde, schöne Schwänze.
Kleine Leute haben gewöhnlich viel Geist.
Frz.: Petit chien, belle queue. (Cahier, 364; Leroux, I, 110; Starschedel, 101.)
[851] 807. Kleine Hunde und kleine Leute tragen die Nase hoch.
Dän.: Stakket hund og kulder koe, og liden mand ere gierne hofmodige. (Prov. dan., 296; Bohn I, 399.)
Lat.: Raro breves humiles vidi, aut longos sapientes. (Prov. dan., 296.)
808. Kleinen Hunden hengt man grosse Bengel an. – Gruter, III, 39; Lehmann, II, 323, 84.
809. Klin Hangd bele gärn. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 581.
810. Klin Hangd se bêss. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 580.
811. Komm ich ävver der Honk, da komm ich ôch ävver der Stärtz. (Bedburg.)
Holl.: Kwam ik tot Kampen, ik kwam wel over den Ijssel. (Harrebomée, I, 378.)
812. Kommt ein Hund in übeln Ruf, so ist er toll.
Holl.: Komt de hond in opspraak, dan is hij dol. (Harrebomée, I, 321.)
813. Kommt ein Hund ins Haus, so geht ein Hund hinaus.
Frz.: Qui chien s'en va à Rome mastin s'en revient. (Leroux, I, 109.)
814. Kommt man über den Hund, so kommt man auch über den Schwanz. – Blum, 113; Mayer, I, 77; Eiselein, 327; Bücking, 320; Simrock, 5052; Körte, 3045; Braun, I, 1560; Schulfreund, 87, 86; Wurzbach II, 200; ostfriesisch bei Firmenich, I, 19, 26; für Aachen: Firmenich, I, 493, 88; für Düren: Firmenich, I, 484, 93; für Kleve: Firmenich, I, 382, 31; für Düsseldorf: Firmenich, I, 438, 5; für Köln: Firmenich, I, 475, 176; für den Oberharz: Lohrengel, I, 454; für Nassau: Kehrein, VI, 30; für Strelitz: Firmenich, III, 71, 45; für Meurs: Firmenich, I, 400, 31; für Waldeck: Curtze, 337, 289; für Ostpreussen: Frischbier, 348; Frischbier2, 1724; für Stendal: Firmenich, III, 132, 11; für Altmark: Danneil, 86; für Holstein: Diermissen, 122; für Mecklenburg: Schiller, III, 4b.
Auf der Insel Sylt lautet das Sprichwort friesisch: Kumt em aur Hünd, da kumt em uk a ur Stört. In Kleve: Kommt gei over den Hond, dann kommt gei ök over de Start. – Zur Ermunterung, das vollends zu vollenden, wofür man bereits grosse Opfer gebracht hat. Ueberwindet man das grössere Hinderniss, so wird man wol auch des kleinern Herr werden. – Unter Hund soll, wie die einen sagen, nicht das Thier, sondern das astronomische Sternbild Sirius, das Hunds gestirn, gemeint sein, das die bekannten Hundstage (24. Juli – 24. August) mit der grössten Sommerhitze bringt. Hat man diese überstanden, so ist die folgende leicht zu ertragen. – Nach andern ist ein Arm der Schelde, die Westerschelde, die auch Hont genannt wird, darunter zu verstehen. Dieser Ansicht ist namentlich Harrebomée, der a.a.O. sagt: »Wer die breite und hochgehende Hont oder Westerschelde mit seinem Fahrzeuge überschritten hat, der kommt auch wol ohne Gefahr über die schmale und stille Schelde selbst, die im Sprichwort Schwanz genannt wird.«
Frz.: Quand on a avalé boeuf, il ne faut pas s'arrêter à la queue. (Starschedel, 410.)
Holl.: Komt men over de hont, dan komt men ook over den staart. (Harrebomée, I, 325.)
815. Kummandeer dien Hund un blaff sülfst. (Ostfries.)
816. Kummt man öwer de Hund, so kummt man ok wol över de Stêrt. – Eichwald, 843.
817. Lass deine Hunde sich raufen, kommt nur kein fremder zugelaufen. (Böhm.)
818. Lass den Hund bellen, singen kann er nicht.
Böhm.: Pes neumí než hafati. (Čelakovsky, 91.)
Kroat.: Cùcek nezna nego lajati. (Čelakovsky, 91.)
819. Lass den hund schlaffen. – Franck, I, 74a; Hauer, 23.
820. Lass die Hunde bellen. – Parömiakon, 1594.
Denselben Gedanken in: Lass die Gänse schnattern! Lass die Schafe blärren! Lass die Leute reden!
821. Lass die Hunde bellen, wenn sie nur nicht beissen. – Egenolff, 337; Petri, II, 296; Schottel, 1143b; Binder II, 3499; Simrock, 5006; Körte2, 3732.
Dän.: Hvad agter jeg om hundeglam mig ære, men den klaffer skam. – Hvad skader det at en hund giør og ei bider. (Prov. dan., 20 u. 311.)
Holl.: Wat schadet des honts bassen, die niet en bijt. (Harrebomée, I, 322; Fallersleben, 746.)
Lat.: Oderint, dum metuant. (Gaal, 930.) – Si non morderis, cane quid latrante vereris. (Fallersleben, 746.) – Verba cutem non laniant. (Seybold, 624.)
Port.: Ladre-me o cão, não me morda. (Bohn I, 280.)
Span.: Ládreme el perro, y no me muerda. (Bohn I, 226.)
Ung.: Hadd morogjon varga Pál, csak jó sarút varjon. (Gaal, 930.)
[852] 822. Lass einen alten Hund schlaffen, erweckest du jhn, so mustu sorgen, du könnest jhn nicht leichtlich zum Lager bringen. – Petri, II, 846.
823. Lass einen hundt sorgen, der bedarff vier schuch. – Agricola I, 408; Franck, I, 84b; II, 85a; Egenolff, 195b; Eyering, III, 167; Henisch, 230, 59; Gruter, I, 54; Fischer, Psalter, 699d; Schottel, 1136a; Sutor, 164; Blum, 483; Eiselein, 333; Simrock, 5065; Körte, 3030 u. 3769.
»Ich lass einen Hund sorgen, sagten die Alten, der hat vier Füsse; wenn er Schuhe trüge, so müsste er allezeit zwey paar haben, da ich nur eins bedarff.« (Theatrum Diabolorum, 555a.) ...»Denn er liess die Hunde sorgen, die bedörfften vier Schuh.« (Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 296.)
Holl.: Laat den hond zorgen, die moet twee paar schoenen hebben. (Harrebomée, I, 321.)
Lat.: Annulum angustum ne portato! – Cor ne edito! (Binder II, 583; Philippi, I, 94; Tappius, 110b.) – Quin cani curas relinque, is quatuor calciamentis eget, in solicitum et anxium. (Gesner, I, 235.)
Span.: Ládreme el perro, y no ne muerda. (Cahier, 3642.)
824. Lasst mann den hundt am leder kifen (nagen), so lert ers essen. – Franck, II, 155b; Gruter, I, 55.
825. Lauernde Hunde schnappen den Speck zuerst.
826. Lauf dem Hund nach immer, so beisst er dich nimmer. – Gruter, III, 62; Lehmann, II, 376, 14.
»Ist eine gute Heylung für den Hundsbiss, lauff all zeit nach dem Hund, so beisset er dich nimmer wund.« (Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 179.)
827. Lêwer Hund, wolls Rohe han, mottst ön de Spierlingsgasse gahn. (Elbing.) – Frischbier2, 1738.
Ein Hund, der ruhig seinen Knochen abnagen will, muss in die Spierlingsgasse gehen.
828. Lieber einen bösen Hund aufbringen (erzürnen) als ein alt Weib.
Lat.: Malo canem, quam anum irritare. – Praestat canem irritare, quam anum. (Philippi, II, 105; Seybold, 295 u. 453.)
829. Liegt der Hund, so beissen ihn alle. – Eiselein, 328; Simrock, 5055.
830. Listige Hunde haben zerbissene Ohren, böse Hunde zerbissen Fell.
831. Mach's wie der Hund, lecke dich, wo du bist wund. – Körte, 3027.
832. Mag der Hund bellen, der Ochs geht ruhig seinen Weg.
It.: Cane abbaia, e bue pasce. (Bohn I, 76.)
833. Mag der Hund den ganzen Tag bellen, am Abend weiss man nichts davon.
Böhm.: Na vítr psi štĕkají. – Pes štĕká, a vítr odnáší. (Čelakovsky, 91.)
Ill.: Što pas laje, vjetar nosi. (Čelakovsky, 91.)
Ruth.: Pes bresze, a witer nese. (Wurzbach I, 209.)
834. Mag mich der Hund beissen, er wird mich nicht fressen.
Dän.: Haver en hund bidt mig, da har han ikke ædt mig. (Prov. dan., 312.)
835. Man darf einen Hund nicht fett werden lassen, sonst wird er toll. (Russ.)
Der russische Finanzminister Cancrin wandte das Sprichwort an, um damit die Anträge und Wünsche für Verbesserung der Lage des Volks zurückzuweisen.
836. Man darf nicht jedem Hunde trauen, der mit dem Schwanze wedelt.
Mhd.: Mit zagel weiget sumelich hunt vriuntlichen âne mâze, der mich doch unverschuldes wîlen gerne bizze; den muoz ich streichen, daz er sîner bôsheit nich erlâze; er waenet, daz ich sîner schalcheit niht enwizze. (Rumelant.) (Zingerle, 75.)
837. Man find wenig Hund, die ein Fuchss beissen. – Henisch, 1272, 20; Lehmann, 387, 8.
»Dann sie beissen wider.« (Lehmann, 397, 7.)
838. Man füttert den Hund um des Herrn willen.
Holl.: Dikwijls heeft men een oog op den hond om des meesters wille. (Harrebomée, I, 317.)
839. Man gibt auch einem Hunde ein Stück Brot, wenn er mit dem Schwanze wedelt.
It.: Anco il cane col dimenar la coda si guadagna le spese. (Bohn I, 72.)
840. Man gibt dem Hunde nicht so oft Brot, als er mit dem Schwanze wedelt. – Körte, 3043; Braun, I, 1554.
841. Man gibt dem Hunde nicht so viel, als er wol mit dem Schwantz schmeichelt. – Petri, II, 446; Simrock, 5041.
[853] 842. Man gibt dem Hunde nur, was man selber nicht mag.
Holl.: Aris, geef den hond het spek! – Neen moêr, ik mag het zelf wel. (Harrebomée, I, 316.)
843. Man hängt den Hunden einen Klöppel an, dass sie nicht vber den Zaun springen. – Fischer, Psalter, 245b.
844. Man hat einen Hund lieber zum Freund als zum Feind.
845. Man jagt den Hund zu spät von der Wurst, wenn er sie zwischen den Zähnen hat. – Altmann IV, 494.
846. Man kan keinem bösen Hund kein Bett zurecht machen. – Lehmann, 101, 67.
847. Man kann dem schlimmsten Hunde mit einem Bissen Brot (Knochen) das Maul stopfen.
Dän.: En ond hund kand stilles med et stykke brød. (Prov. dan., 311.)
848. Man kann den Hund schwer von dem Fleisch (von der Wurst) halten, wenn er einmal gekostet hat.
Holl.: Men kan den hond niet van het spek houden, als hij er den smaak van beet heeft. (Harrebomée, I, 321.)
849. Man kann den Hunden das Bellen nicht verbieten.
850. Man kann die Hunde mit Ketten binden, sie werden doch wieder nach Hause finden.
851. Man kann einen Hund noch so gut füttern, aber Speck gibt er nicht.
Ung.: Nem lesz az ebből szalonna. (Gaal, 1150.)
852. Man kann sich auch an einem Hunde versündigen. – Simrock, 12339.
853. Man kennt den Hund nicht immer an den Haaren.
Frz.: On ne congnoist pas les gens aux robbes ne les chiens aux poilz. (Leroux, I, 110.)
854. Man kommt oft leichter über den Hund als über den Schwanz.
Die Beendigung einer Sache bietet oft die meisten Schwierigkeiten. (S. Ende ⇒ 49 u. ⇒ 50.) »Wenn nur mit dem Friedensschlusse die schleswig-holsteinische Frage geregelt wäre; aber es scheint, dass man über den Schwanz nicht so leicht kommen wird, wie über den Hund.« (Breslauer Zeitung, 1864, Nr. 507.)
855. Man lasse dem Hunde den Knochen, so bleibt man ungebissen. – Simrock, 5038.
856. Man lässt den Hund vom Wilde kosten (lecken), aber das Meiste (Beste) bekommt er nicht.
857. Man liebkost den Hund, wenn man ihm einen Maulkorb anlegen will.
Die Araber: Küsse dem Hunde die Schnauze, bis du ihm den Maulkorb angelegt. (Cahier, 2244.)
858. Man macht sich keinen Hund zum Feinde, wenn man ihm einen Knochen gibt.
Holl.: Men maakt geen' hond gram met een been. (Harrebomée, I, 321.)
859. Man mag den Hund wol anbinden, aber man muss ihn nicht erwürgen.
860. Man mot faken 'n swarten Hund Swan heten. – Globus, VIII.
Man muss oft einen schwarzen Hund Schwan heissen.
861. Man muss dem Hunde nicht so oft (Brot, Fleisch) geben, als er mit dem Schwanze wedelt. – Winckler, I, 89.
Holl.: Men behoeft den hond geen brood te geven, zoo lang hij met den staart kwispelt. – Men geeft het hondje niet zooveel brood, als zijn staartje wel eischen zou. (Harrebomée, I, 321.)
It.: Non dar del pane al cane ogni volta che dimena la coda. (Bohn I, 112.)
862. Man muss den Hund erst an die Kette legen, ehe man sich mit ihm neckt.
Holl.: Men moet den hond aan den band leggen, eer men hem tergt. (Harrebomée, I, 321.)
863. Man muss den Hund haben, wie er gewohnt ist.
864. Man muss den Hund loslassen, wenn er jagen soll.
Dän.: Red hundene for hanen løber, thi da er det for seent sadle førend du rider. (Prov. dan., 468.)
865. Man muss den Hund mit den Flöhen haben. – Lehmann, 82, 65; Binder II, 1382.
Das Uebel muss man mitnehmen, das im Gefolge eines uns erwünschten Gutes ist.
[854] 866. Man muss den Hund nicht füttern, wenn der Wolf schon im Dorfe ist. – Frischbier2, 1725.
867. Man muss den Hund nicht füttern, wenn er auf den Fang gehen soll. – Kiesewetter, 48.
868. Man muss den Hund nicht gleich hängen, wenn er einmal Wurst genascht.
Frz.: Il ne faut pas tuer son chien pour une mauvaise année. (Cahier, 361.)
869. Man muss den Hund nicht in die Kirche betten.
Dän.: Giv ei hunde det hellige, og kast ei perler for svin. (Prov. dan., 312.)
870. Man muss den hund nicht nach Bratwürsten aussenden (der Wurst schicken). – Henisch, 480, 3; Petri, II, 459; Blum, 123; Braun, II, 531.
D.h. man soll die ehrliche Seite eines jeden, mit dem man zu thun hat, studiren, und keinem mehr auflegen, als er, der eigenen Sicherheit und seiner Tugend unbeschadet, zu tragen im Stande ist. Die Ehrlichkeit mancher Menschen kann in zehn Fällen die Probe halten und ist doch für einen gewissen Fall zu schwach.
Dän.: Urimeligt at binde hunden ved polsen, betro ulven faaret; slukke ild med olie. (Prov. dan., 566.)
It.: Non bisogna raccomandare il lardo alla gatta. (Gaal, 921.)
Lat.: Canis canistri malus est custos. (Gaal, 224; Philippi, I, 71; Fischer, 37, 8; Seybold, 65.) – Egregium vero custodem ovium, quod aiunt, lupum. (Fischer, 37, 8.)
Ung.: Nem ebre bízták a hájat (a marha mirigyet). (Gaal, 921.)
871. Man muss den Hund nicht nach der Farbe schätzen.
Dän.: Man skal ikke agte hunden efter haarene. (Bohn I, 389.)
872. Man muss den Hund nicht zu weit in die Küche lassen. – Petri, II, 459.
873. Man muss den Hund nicht zum Inspector der Fleischkammer machen.
874. Man muss den Hund so führen, dass er nicht auf den Strick tritt (scheisst). (Schles.)
875. Man muss den Hund zur Hand haben, ehe man den Hasen aufjagt.
Dän.: Red hunden før end haren løber. (Bohn I, 395.)
876. Man muss die Hunde nicht eher auslachen (schimpfen), bis man aus dem Dorfe ist. – Lohrengel, I, 503.
Die Russen: Speie nicht eher auf das Haupt der Schlange, als bis es vom Rumpfe getrennt ist. (Altmann VI, 416.)
Frz.: Il faut flatter le chien jusqu'à ce qu'on soit aux pierres. (Cahier, 357.) – Il ne faut pas se moquer des chiens qu'on ne soit hors du village. (Bohn I, 24; Lendroy, 410; Leroux, I, 108; Gaal, 971; Cahier, 377; Kritzinger, 141a; Starschedel, 100.) – Tant doit-on le chien blander (caresser) c'on ait la voie passée. (Leroux, I, 109; Bohn I, 58.)
877. Man muss die Hunde nicht loslassen, ehe die Jagd beginnt.
878. Man muss die schlaffende Hund nicht wecken. – Lehmann, 69, 27.
879. Man muss einem bösen Hund ein Stück Brot ins Maul werfen. – Simrock, 12340.
880. Man muss einen Hund lieber hängen, als ihm einen schlechten Namen machen.
881. Man muss immer etwas für die Hunde in der Hand haben, es sei Brot, ein Stein oder ein Stock.
It.: O sassi, o pani, bisogna aver qual cosa in man pei cani. (Bohn I, 118.)
882. Man muss mit den Hunden jagen, die man hat. – Eiselein, 333.
883. Man muss nur mit eigenen Hunden jagen.
884. Man muss offt ein Hundt in Ehren halten umb seines Herrn willen. – Lehmann, 155, 38; Eiselein, 326; Simrock, 5066.
Dän.: Der som han kand kun sende sin hund til mig, vilde jeg giøre den til gode for hans skyld. (Prov. dan., 312.)
Engl.: Love me, love my dog.
Frz.: Il faut avoir égard au chien à cause du maître. (Kritzinger, 140a.) – Qui aime Martin, aime son chien.
Lat.: Basiat armigerum foemina propter herum. (Eiselein, 326.)
Span.: Quien bien quiere á Beltran, bien quiere á su can. – Quien bien quiere á Pedro, no hace mal á su perro. (Bohn I, 246.)
885. Man muss sich keinen Hund zum Feinde machen.
Auch geringe Feinde sind gefährlich.
Dän.: Man skal ei have en hund til aven. (Prov. dan., 311.)
[855] 886. Man muss sich nach den bellenden Hunden nicht vmbsehen. – Lehmann, 700, 36.
887. Man muss sich nicht eher über die Hunde beklagen, bis man ausser ihrem Bereich ist.
»Wer hierzulande von Hunden spricht, der spreche nur ja recht leise; drum, Liebster, sprich so verfänglich nicht, dass dich nicht einer beisse.« (L. Schücking, Welt und Zeit, 45, 179.)
888. Man muss sich nicht selber zum Hunde machen.
Holl.: Niemant si een hont om een lüttel.
Lat.: Pro modico cari nolite cani similari. (Fallersleben, 547.)
889. Man muss sich vor dem Hunde hüten, sein Schatten beisst nicht.
Dän.: Vær dig for hunden, kyggen bider ikke. (Bohn I, 402.)
890. Man reizt den Hund so lange, bis er beisst.
Holl.: Men tergt den hond zoo lang, tot dat hij eens bijt. (Harrebomée, I, 321.)
891. Man schmeichelt dem Hund e wegen des Herrn. – Winckler, XVI, 31.
Hund steht hier für Günstling; zweibeinig oder vierbeinig ist gleich, sowie es auch keinen Unterschied macht, ob der Günstling mit Haaren oder Stacheln bedeckt, ob er ein Woll- oder Borstenträger ist, ob er singt, spielt, bellt oder grunzt. Der schwarze Kaiser Soulouque hatte, als er noch über Haïti herrschte, ein Schwein zu seinem Günstling, mit dem er Zimmer und Mahl theilte. Dies Schwein wandelte eines Tags auf dem Markt, steckte seinen Rüssel in einen Korb der prächtigsten Bananen und liess sich dieselben trefflich schmecken, wofür es vom Eigenthümer derselben einen kräftigen Schinkentritt erhielt. Diese Beleidigung seines Günstlings wurde dem Kaiser hinterbracht, der im gerechten Zorn den unglücklichen Obsthändler verhaften liess, sofort Gericht über ihn hielt, worauf er, der Majestätsverletzung schuldig befunden, erschossen ward. (Vgl. Allgemeine Modenzeitung, Leipzig 1867, Nr. 24, S. 383.)
Böhm.: Nehled' na psa, ale čí pes. (Čelakovsky, 166.)
Frz.: Qui aime Bertrand, aime son chien. (Bohn I, 48.)
It.: Porta rispetto al cane per amor del padrone. (Pazzaglia, 42, 13.)
892. Man soll dem Hund nicht so viel geben, als er begehret mit dem Schwantz. – Gruter, III, 67; Lehmann, II, 409, 32.
893. Man soll Hund um Eberkopf geben. – Simroch, 4985.
Mhd.: Man sol hunde umb ebers houbet geben. (Par zival.) (Zingerle, 73.)
894. Man weisset wol dem hunde das brot auff dem messer vnd schlegt jhm mit der schalen auff das maul. – Henisch, 524, 53; Petri, II, 470.
895. Man zeucht wol einen Hund auff, so zeucht man auch wol ein Kind auff. – Petri, II, 470.
896. Man zieh' dem Hund ein Röcklein an, so kennt er nicht mehr sein Gespan.
Span.: Vióse el perro en bragas de cerro y no conoció a su compañero. (Cervantes in Don Quixote.)
897. Manche Hunde bellen immer.
»Die Natur etlich Hunden git, dass sie ums Gwon bellen allzit.« (Brandt.)
898. Mancher Hund ist weiser als sein Herr und gehet nicht mehr zu Hofe, da er übel tractirt worden. – Eiselein, 327.
899. Mancher ist wie ein rasender Hund, beisst jederman, bekante vnd vnbekante. – Lehmann, 701, 39.
»Noch lieber gehe ich mit Bären um, wenn sie nur angebunden, als mit einem tollen Publikum von losgelassenen Hunden.« (L. Schücking, Welt und Zeit, 45, 179.)
900. Mancher sendet seinen Hund, wenn (wohin) er selbst nicht kommen (gehen) will.
»Mancher dahin schicket sein Hund, da er hinkäm zu keiner stund.«
Holl.: Tseint menich sinen hont, daer hi self niet comen en will. (Tunn., 23, 15; Harrebomée, I, 321.)
Lat.: Mittimus interdum quo volumus ire catellum. (Fallersleben, 699; Loci comm., 166.)
901. Me mot Hund oder Hase sin. (Westf.)
902. Me muess eme böse Hung es Stücki Brod i's Mul werfe. (Solothurn.) – Schild, 63, 81.
903. Mein Hund und dein Hund sind zweierlei Hund.
»An deinem Hund mir es nicht gefällt, dass er noch immer mich angebellt; wollt' aber etwa meiner dich beissen, würd' ich genial die Bestie heissen.« (L. Schücking, Welt und Zeit, 553.)
[856] 904. Men kan den grötsten Hund beschämen. – Schambach, II, 75.
Selbst den Unverschämten, wie hoch auch sein Rang, kann man unter Umständen empfindlich blossstellen.
905. Met unwellige Hongen ess net god Hase fange. (Bedburg.)
906. Mit alten Hunden ist am besten jagen (ist die sicherste Jagd). – Hollenberg, II, 83; Eiselein, 326; Simrock, 4984.
Der erfahrene Mann ist in schwierigen Fällen besser zu gebrauchen, als ein Jüngling, der, wenn er auch die erforderlichen Kenntnisse besitzt, doch davon noch keine Anwendung gemacht hat.
Frz.: Il n'est chasse que de vieux chiens. (Bovill, III, 117; Cahier, 304 u. 1814; Leroux, I, 108; II, 58; Bohn I, 24; Starschedel, 101; Lendroy, 413.)
Holl.: Met oude honden jaagt men 't best. (Harrebomée, I, 321.)
Lat.: Optima veterum canum venatio. (Bovill, III, 117.)
907. Mit bösen (grossen) Hunden muss man sich nicht necken.
Holl.: Groote (kwade) honden is kwaad sarren. (Harrebomée, I, 318.)
908. Mit den Hunden, mit denen man läuft, muss man auch bellen.
909. Mit faulen (vnwilligen) Hunden ist böss jagen. – Petri, II, 476.
910. Mit gezwungenen Hunden ist nicht gut (ist übel) jagen. – Blum, 208.
Holl.: Met onwillige honden is kwaad hazen vangen. (Harrebomée, I, 321; Bohn I, 334.)
911. Mit guten Hunden ist gut jagen.
Frz.: Pour faire bien aller les affaires, il faut se servir des gens habiles et de bonne volonté. (Starschedel, 410.)
912. Mit Hunden fangt man Hasen, mit loben die narren, mit Gelt die Frawen. – Lehmann, 489, 22; Eiselein, 431; Sailer, 93; Simrock, 6563.
913. Mit Hunden kein Gast, mit Kindern keine Gästin. (Lit.)
914. Mit jungen Hunden ist bös Hasen jagen. – Gaal, 928.
915. Mit jungen Hunden und Bären ist bös spielen.
Dän.: Ilt er rakke at leege med biørne-hvolpe. (Prov. dan., 72.)
916. Mit lustigen (begierigen, willigen) Hunden ist gut jagen.
Lat.: Volentem bovem agito. (Seybold, 652.)
917. Mit schlafenden Hunden erjagt man keinen Hirsch. – Eiselein, 333; Körte2, 3767.
Mhd.: Ez wirt vil selten hirz erjeit mit slâfendem hunde. (Wigalois.) (Zingerle, 75.)
918. Mit vil hunden ist sich böss zu beissen. – Franck, II, 100b.
919. Mit vnwilligen Hunden fängt man nichts. – Lehmann, II, 406, 89; Körte, 3032.
920. Mit vnwilligen hunden ist nit gut (ist böss) jagen. – Franck, II, 86b; Tappius, 116a; Lehmann, 123, 30 u. 397, 16; Lehmann, II, 406, 88.
Wenn man Leute zu einer Unternehmung zwingt, so erreicht man selten seinen Zweck. »Es ist nicht allzeit gut, mit vnwilligen Hunden zu jagen.« (Herberger, II, 469.)
Frz.: La chasse va mal, quand il faut y porter les chiens.
Holl.: Mit onwillighen honden is quaet jaghen. (Tunn., 18, 6; Harrebomée, I, 321.)
Lat.: Impromptis canibus nil venator capit ullus. (Fallersleben, 511.) – Invitis canibus venari haud facile est. (Erasm., 408; Tappius, 115b; Philippi, I, 209.)
921. Mit willigen (begierigen) Hunden fahet man bald. – Egenolff, 301b; Schottel, 1122a; Blum, 209; Parömiakon, 2252.
Wer mit Lust dient, dient unter übrigens gleichen Umständen allezeit besser und getreuer als der, den man mit Gewalt erst zu allem, was er thun soll, nöthigen muss.
922. Mötn Hund, mötn Hund, he hett en Schinken im Mund.
923. Muss man den Hund zum Jagen tragen, so wird man nicht viel erjagen (oder: so gibt's eine schlechte Hetze). – Parömiakon, 2253.
924. 'N blöde Hund frett sick nich fett. (Ostfries.) – Hauskalender, IV.
925. 'N blöen Hund ward ni fett. (Oldenburg.) – Firmenich, III, 13, 14; für Jever: Frommann, III, 39, 48.
[857] 926. 'N klenst'n Hund'na hengt mer di grässt'n Prüg'l ou. (Franken.) – Frommann, VI, 317, 189.
927. 'N oll'n Hund blaff'n lêrn, hôlt swaor. (Altmark.) – Danneil, 277.
928. Nicht jeder Hund beisst, der bellt.
Frz.: Chacun chien qui aboye ne mort pas. (Leroux, I, 107.)
929. Nicht jeder Hund treibt den Dachs (Fuchs) aus seiner Höhle.
930. Nichtswertige Hund, so man sie anrührt, bellen vnd beissen. – Lehmann, 591, 37.
931. Nimbt man den Hund beym Schwantz, so murrt er oder beisst. – Lehmann, 938. 26.
932. Nöd an ieda Hund hoast Brandl. (Oberösterreich.) – Baumgarten, 80.
Unter verschiedenen Benennungen, in verschiedener Gestaltung tritt oft derselbe Gegenstand, der nämliche Fall auf. Brandl ist ursprünglich ein Name rother Hunde.
933. Nur ein toller Hund kann dich beissen, sagte der Mann, als seine Frau klagte, dass der Hund, der sie gebissen, wol toll gewesen sein möge.
934. Nur Hunde und Franzosen gehen, wenn sie gegessen haben (oder: wenn sie satt sind).
935. Ob mich ein Hund oder eine Hündin beisst, der Wundarzt fordert nicht weniger. – Körte, 3018a.
Frz.: Autant vaut bien battu, que mal battu. – Autant vaut être mordu d'un chien que d'une chienne. (Bohn, I, 7.)
Holl.: Of men van den hond of de kat gebeten wordt, is het zelfde. (Harrebomée, I, 321.)
936. Obschon der Hund in die Ketten beist, so würd er doch nicht ledig. – Lehmann, 398, 34.
937. Offt wann die Hund meinen, sie haben den Fuchs beym Fell, so haben sie ein Maul voll Haar. – Lehmann, 225, 16.
938. Oft fressen die Hunde den Jäger auf.
Dän.: Hund æd tit jægeren op. (Prov. dan., 311.)
939. Oft nimmt der dritte Hund das Bein, worüber zwei uneinig sein (sind). – Gaal, 922.
Gilt von den meisten streitenden Parteien, die eine dritte Macht auseinanderbringt, es seien Nachbarn, Gemeinden oder Völker; besonders haben es aber alle kleinen kriegführenden Mächte zu ihrem grossen Nachtheil erfahren.
940. Ole Hünn' sünt quad bänsk to makn. – Eichwald, 833.
941. Olen Hunden ist quad bläken to lehren. (Bremen.) – Köster, 254.
942. Oll Hunn rîd'n upp'n Aors. (Altmark.) – Danneil, 278.
943. Op vêle Hund' öss de Hâs dodt. – Frischbier2, 1734.
944. Ous dem Hangd mâcht em niche Bâflîsch. – Schuster, 139.
945. Rasende Hund lauffen nicht weit. – Lehmann, 398, 19.
Die sehr wüthen und toben, leben nicht lange; ein Wüthrich oder Tyrann wird nicht alt.
946. Räudige Hunde haben zähes Leben. – Altmann VI, 410.
947. 'S isch nüt, wenn me-ne Hung muess uff d' Jagd trage. (Solothurn.) – Schild, 63, 83.
948. Sage zum Hunde: kusche, so hält er die Gusche.
949. Sâinjd em den Hangd mät dem Schtocheise geschlôn hat, huot en nemi gärn. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 167b.
950. Schätze den Hund nicht nach den Haaren, sondern nach den Zähnen. – Simrock, 5007.
Dän.: Man skal ikke agte hunden efter haarene. (Bohn I, 389; Prov, dan., 313.)
951. Schlafende Hunde beissen nicht. – Winckler, XX, 56.
Holl.: Slapende honden bijten niet. (Harrebomée, I, 322.)
952. Schlaffende Hunde sol mann nit auffwecken. – Franck, I, 79b; II, 41b u. 72b; Egenolff, 65b u. 338; Petri, II, 529; Gruter, I, 64; Lehmann, 397, 13; Eiselein, 333; Blum, 144; Sailer, 58; Körte, 3039; Simrock, 5030.
»Herr, thut kein schlaffenden Hund auffwecken.« (Hans Sachs, III, XLII, 1.) Ist doch der Mensch oft [858] verdriesslich, wenn er, ohne ausgeschlafen zu haben, geweckt wird. – Reize den ruhigen Feind nicht.
Mhd.: Den slafenden hunt sal nymant wecken. (Morolf.) (Zingerle, 73.)
Böhm.: Spícího psa nemáš buditi. (Čelakovsky, 114.)
Dän.: Sovende hund skal mand ei vekke. ( Prov. dan., 521.)
Engl.: It is not good to wake a sleeping dog. (Gaal, 915.)
Frz.: Il fait mal éveiller le chien qui dort. – N'éveillez pas le chat qui dort. (Leroux, I, 108.)
Holl.: Men moet geene slapende honden wakker maken. (Harrebomée, I, 321.)
It.: Non destare il can che dorme. (Gaal, 915.)
Kroat.: Speće cucke ne treba buditi. (Čelakovsky, 114.)
Lat.: Irritare canem noli dormire volentem. (Gaal, 915.) – Ignem gladio ne fodito. (Binder I, 687; II, 1364; Buchler, 105; Seybold, 227.) – Sopitum canem ne excitu. (Seybold, 576.)
Poln.: Nie ciągnij psa za ogon, bo cię ukąsi.
953. Schleichende Hunde beissen am ersten.
Holl.: Sluipende honden bijten het eerst. (Harrebomée, I, 322.)
954. Schleichende Hunde naschen gern.
Holl.: Sluipende honden hebben het spek allereerst weg. (Harrebomée, I, 322.)
955. Schlimme Huing hewwe terrêtnet Fell. (Elbing.) – Frischbier, 1740.
956. Schweigender Hund beisst am ersten. – Petri, II, 533; Simrock, 5004; Körte, 3003; Braun, I, 1524.
957. Schwerlich essen die Hund Wurst, sie stehlen sie dann. – Gruter, III, 80; Lehmann, II, 575, 60.
958. Selbst ein Hund in der Fremde bellt sieben Jahre nicht.
959. Sieben Hunde sind eines Hasen Meister. – Petri, II, 522.
960. So die Hund Grass speyen, die Weiber vber die Flöh schreyen, oder sie die Zähe jucken, so schwartz scheinen die Höltzer vnd die Hecken, die alt Mauren schwitzen an ecken, die Bräut den Hafen scharren vnd lecken, soll sich ein Wetter herzustrecken. – Fischart, Prakt., in Kloster, VIII, 647.
961. So lange der Hund geht, jagt man ihn.
Holl.: Terwijl de hond gaat, drijft men hem immer voort. (Harrebomée, I, 322.)
962. So oft die Hunde pissen gehn, so oft die Weiber schwatzen stehn. (Mailand.)
963. So viel Hunde, so viel Schwänze; so viel Bräute, so viel Kränze.
964. Soll der Hund Schläge haben, so findet sich bald ein Stock. – Gaal, 917.
Engl.: It's an easy thing to find a staff to beat a dog or to find a stone to throw at a dog. (Gaal, 917.)
It.: Tosto si trova il bastone, per dar al cane. (Gaal, 917.)
965. Still beissige Hunde sind die schädlichsten. – Petri, II, 541.
966. Stumme Hunde beissen gern.
Lat.: A cane muto et aqua silente cave tibi. – Bruta fulmina. – Canis timidus vehementius latrat, quam mordet. – Fulgor ex pelvi.
967. Stumme Hunde und stille Wasser sind gefährlich. – Eiselein, 332; Simrock, 5003.
Lat.: Cave tibi a cane muto et aqua silente. (Seybold, 70; Philippi, I, 4 u. 77.)
968. Such dir einen andern Hund, wenn du keinen bessern Knochen hast. – Körte, 3034.
969. 'T gift mehr bunt' Hünn' as ên. (Oldenburg.) – Firmenich, III, 13, 13.
970. Thu' wie ein Hund und leck' dich selber, wo du wund.
971. Todte hunde beissen nit. – Franck, I, 76b; II, 13b; Egenolff, 17a; Eyering, I, 726; Gruter, I, 66; Blum, 112; Sutor, 499; Binder II, 1324; Sailer, 185; Eiselein, 333; Pistor., VI, 51; Wurzbach II, 200; Körte, 3039 u. 3776; Simrock, 5056; Braun, I, 1548.
»Tod Hund beissen nimmer, sprach Antonius Commodus, wenn man jm saget, er solt nicht ein jedem vnd ein jedes mit dem Tod straffen, sondern sonst am Gut vnd Leib ein straff anthun.« (Zeitbuch, CXXXVIIb.) »Die Todten beissen keinen; aber wer unter die Lebenden tritt, dem wird der Kopf geschoren und bellt ihn an, vom Tagelöhner bis zum Bürgermeister, wenn er einem von ihnen nicht die gehörige Verbeugung macht.« (Frankfurter Bilder von Ed. Beurmann.) Man gibt dem Sprichwort folgenden Ursprung. Pompejus war seinen Feinden in die Hände gefallen. Als diese nun über sein Leben oder seinen Tod berathschlagten, [859] rieth Theodotus, ihn dem Cäsar aufzuopfern; denn, sprach er, todte Hunde beissen nicht. – Böse, ausser Wirksamkeit gesetzte Staatsdiener schaden uns nicht mehr. In Pommern: Dode Hunde bîtenj nich. (Dähnert, 199a.)
Böhm.: Mrtvý pes nekouše. (Čelakovsky, 236.)
Dän.: Biorne-skindet bids ikke. – Død hund bider ingen. (Prov, dan., 511.)
Frz.: Chien mort ne mord plus. (Gaal. 993.) – Mort le chien, mort le venin. (Kritzinger, 68b.) – Homme mort, ne mort point. (Kritzinger, 378a.)
Holl.: Doode honden bijten niet, al zien ze leelijk. (Harrebomée, I, 317.) – Doode honden bijten niet. (Bohn I, 312.)
It.: Cane (uomo) morto non fa più guerra. (Gaal, 933; Pazzaglia, 40, 1.)
Lat.: Canis a corio nunquam absterrebitur uncto. – Canis mortuus non mordet. (Eiselein, 333; Sutor, 504.) – Homo mortuus non facit guerram. (Binder II, 1324; Steinmeyer, 19.) – Mortui non mordent. (Binder II, 1900; Buchler, 234; Fischer, 139, 114; Hauer, Mij; Philippi, I, 257; Seybold, 314.)
Span.: El muerto no mordió.
Ung.: A döglött eb meg nem marja az embert. (Gaal, 933.)
972. Todte Hunde bellen nicht mehr. – Frischbier2, 1728.
Wird auch z.B. beim Kartenspiel gebraucht, um zu sagen, dass schon zugegebene Trümpfe nicht zu fürchten sind. Die Russen: Wenn der Hund gestorben ist, so hört das Bellen auf. (Altmann VI, 391.)
973. Todte Hunde sind gut schlagen, sie beissen nicht.
Wenn der Hund todt ist, steckt ihm jedes Kind die Hand in den Rachen. (Altmann VI, 488.)
974. Tolle Hunde bellen nicht. – Sprichwörtergarten, 168.
Der gefährliche Feind schreckt nicht durch Drohungen.
975. Twei Hunne an einem Knoken verdrêget sik nit. (Westf.)
976. Ueber einen gebissenen Hund fallen alle Hunde her.
977. Unnerdess dat de Hund schitt, segt Johann Jochen, is de Hâs lang' to Busch. – Hoefer, 485.
978. Verzagter Hund bellt am meisten. – Eiselein, 332; Simrock, 5005; Braun, I, 1528.
979. Viel Hunde fressen viel.
Dän.: Jo fleere hund, jo værre labe de saad. (Prov. dan., 312.)
980. Viel Hunde iest der Hasen tudt. – Robinson, 592.
981. Vil Heangd sen der Hôsen Dît. – Schuster, 133.
982. Vîl Hond sain Hoasens Toud. (Ungar. Bergland.) – Schröer.
983. Vil Hund beissen, da sie doch niemanden angebollen. – Lehmann, 702, 65.
984. Vil hund seind der hasen todt. – Franck, I, 75b, 84a u. 88a; II, 100b; Tappius, 150b; Eyering, I, 369 u. 418; III, 351; Egenolff, 97b; Petri, II, 573; Henisch, 943, 55; Gruter, I, 68; Gesner, I, 716; Lehmann, 587, 7; Binder II, 1931 u. 1997; Schottel, 1122a; Bücking, 111; Blum, 207; Coler, 590a; Eiselein, 282 u. 333; Körte, 3040; Simrock, 4986; Lohrengel, I, 675; Mayer, I, 113; Braun, I, 1551; für Waldeck: Firmenich, I, 326, 52; Curtze, 355, 510; für Steiermark: Firmenich, II, 766, 50; für Eifel: Schmitz, 184, 26; für Niederösterreich: Frommann, III, 391, 42; für Oberösterreich: Baumgarten, 80; für Altmark: Danneil, 275; schlesisch bei Gomolcke, 1049; Frommann, III, 243, 53; für Hannover: Schambach, I, 132.
Der Menge von Verfolgern unterliegen zuletzt Helden, nicht nur Hasen. Viele über einen macht die Klugheit selbst rathlos. Eine Zeit lang kann's einer schon aushalten, aber auf die Dauer ist der Sieg der Mehrzahl. So unterlag Napoleon; nur Preussens Friedrich ging unbesiegt aus dem Kampf hervor. Aber dafür heisst er auch der Einzige. – Die Russen: Einem Herrn kann man eher entfliehen als zwei Verfolgern. (Altmann VI, 496.) »Zwen hundt sein stets des hasen todt.« (Waldis, IV, 1, 262.)
Böhm.: Mnoho psův (chrtův), zaječí smrt'. (Čelakovsky, 369.)
Dän.: Mange hunde ere harens død. (Bohn I, 387.)
Frz.: Enfin on est accablé par le nombre. (Starschedel, 410.)
Holl.: De veelheid der honden is der wolven dood. – Veel honden zijn den haas zijn dood. (Harrebomée, I, 322; Bohn I, 343.)
It.: Cent' ocche ammazzano un lupo. (Gaal, 922.)
Kroat.: Naproti tomu zas. – Vnogo psov vuka zakolje. (Čelakovsky, 369.)
Lat.: Cave multos, si singulos non times. (Faselius, 43.) – Cedendum multitudini. (Binder I, 186; II, 475; Erasm., 134; Fischer, 41, 24; Hauer, Mij2; Philippi, I, 78; Seybold, 72; Tappius, 149a.) – Ingenti turba franguntur fortia castra. – Loricam duram possunt penetrare [860] sagittae. – (Alan.) (Binder II, 1694.) – Multis ictibus dejicitur quercus. (Seybold, 319.) – Multitudo canum mors est leporum. (Eiselein, 333.) – Ne Hercules quidem adversus duos. – Praeda canum lepus est. (Martial.) (Binder II, 2633.) – Unus contra multos. (Binder II, 3421; Lang, 87; Seybold, 652.)
Poln.: Gromada psów, śmierć zajęcza. (Čelakovsky, 369.)
Port.: A cão mordido todos o mordem. (Bohn I, 263.)
Ung.: Sok hangya az oroszlánt is meg emészti. – Sok lúd a disznót is meg győzi. (Gaal, 932.)
Wend.: Wjele psow jenoho zajaca smjerć. (Čelakovsk, 369.)
985. Vil Hunde beissen einen. – Petri, II, 573.
986. Völ Hüünjer bitj a Hâs duad. (Amrum.) – Haupt, VIII, 354, 53.
Auf Sylt: Füul Hün'ner sen di Haas sin Duad.
987. Vom Hunde (be)kommt (man) kein(en) Speck.
988. Von einem schlechten Hunde muss man auch kein gutes Junges aufziehen.
989. Von Hunden und Schwätzern hält man sich gern einige Schritte fern.
Holl.: Laat den hond en den snapper met de vrede. (Harrebomée, I, 321.)
990. Von tollen Hunden nimmt man keine Zucht. – Winckler, XII, 23.
991. Vor dem Hunde fürchte ich mich nicht, sagte der Hirsch, aber das Bellen kann ich nicht vertragen.
Die englischen Neger in Surinam haben ein ähnliches Sprichwort, das sie auf feige Leute anwenden, denen es nie an einer Entschuldigung fehlt.
992. Vor den Hunden sind nicht sicher die Katzen, vor den Katzen nicht die Ratzen, vor den Geiern nicht die Spatzen, vor den Junggesellen in grünen Auen noch weniger die Jungfrauen. – Parömiakon, 3209.
993. Vor einem Hundt, der an Ketten ligt vnd vor dem Menschen, der nach seinem willen lebt, hat man sich wol fürzusehen. – Lehmann, 897, 10.
994. Vor einem todten Hunde fürchtet man sich nicht.
995. Vor Hunden, die nicht bellen, und Leuten, die nicht reden, muss man sich hüten.
Port.: Cão que não ladra, guarda del. – Guardate do homem que não falla, e do cão, que não ladra. (Bohn I, 272 u. 278.)
Span.: Guárdate de hombre que no habla y de can que no ladra. – Ládreme el perro y no me muerda. (Čelakovsky, 270.)
996. Vor Hunden muss man einen Stock tragen.
Sich gegen mögliche Anfälle zu waffnen suchen.
997. Vor rothen Hunden und vor Schwägersleut' hüte dich zu aller Zeit.
Span.: Cuñados, y perros bermejos pocos buenos. (Bohn I, 210.)
998. Vor tollen Hunden und argwöhnischen Menschen nimm dich in Acht!
999. Vornehme Hunde sind den Bettlern feind.
»Aristrokratische Hunde knurren auf Bettler, ein echter demokratischer Spitz klafft nach dem seidenen Strumpf.« (Goethe.)
1000. Wä bei de Hongen ess, muss der met hüle. (Bedburg.)
1001. Wä ene Honk wärpe well, fenkt leit enn Stên. (Gladbach.) – Firmenich, III, 516, 25.
1002. Wa ma ön Hund af d' Sau wirft, so beisst a's nima. (Oberösterreich.) – Baumgarten, 81.
Zu arges Hetzen (eines Menschen auf einen andern) verfehlt der beabsichtigten Wirkung.
1003. Während der Hund bellt, frisst der Wolf die Schafe. – Körte, 2995.
1004. Während der Hund scheisst, läuft der Hase in den Busch. – Blum, 745; Körte, 2944; Simrock, 4988.
Die Russen: Indess der Hund sich verschnaufte, war der Hase über den Berg. (Altmann VI, 433.) Eine kurze Versäumniss kann die Erreichung eines Zwecks hindern. Darum rüstig hinter der Sache her, denn die Gelegenheit kommt so nicht wieder.
Dän.: Den stund hunden pisser, løver ulven ad skoven. (Prov. dan., 313.) – Medens hundene veire, løber haren ad skoven. (Bohn I, 390.) – Medens hunden pisser, løbe dyrene af skoven. (Prov. dan., 455.)
Frz.: Tandis que le chien pisse, le loup s'enfuit. (Lendroy, 406; Körte, 2995; Starschedel, 102.)
Holl.: Terwijl de hond kakt, ontkomt der wolf. – Terwijl de hond pist, ontlopt de haas. (Harrebomée, I, 322.)
It.: Mentre ch'il cane piscia, la lepre se ne va. (Pazzaglia, 42, 14.)
[861] 1005. Während sich die Hunde anknurren, holt (frisst) der Wolf das Schaf.
Frz.: Pendant que les chiens s'entre grondent, le loup dévore la brebis. (Bohn I, 45.) – Quand les chiens s'entrepillent, le loup fait ses affaires. (Cahier, 378.)
1006. Wamme de Hund nit tearget1, dann wiss'n eame de Teane nit. (Westf.)
1) Teargen = durch Necken reizen, mittelhochdeutsch zergen, althochdeutsch zerren.
1007. Wammen den Honk schmîten well, da mag des Klöppels leite (leicht). (Solingen.) – Firmenich, I, 442, 5.
1008. Wan ain hund ainmal leder frisst, darnag jn stäts darnag gelüst. – Fischart, Trostb., in Kloster, X, 724.
1009. Wan der hund nitt lustig ist zu jagen, so reittet er vff den arss. – Tappius, 116a u. 131a.
1010. Wan me der Honk schlon wel, dan hat me gau (leicht, schnell) 'ne Stack fonge. (Aachen.) – Firmenich, I, 494, 130.
1011. Wann den Hunden die bäuch kurren, (wenn sie) viel Grass essen vnd murren, so bleibt der regen selten vnderwegen. – Fischart, Prakt., in Kloster, VIII, 647.
1012. Wann der alte hund bellet, sol man auffsehen. – Franck, II, 94a; Tappius, 137b; Gesner, I, 235; Lehmann, II, 837, 25; Körte, 3000.
Lat.: Annoso prospectandum latrante molosso. (Seybold, 28.) – Eum ausculta, cui quatuor sunt aures. (Seybold, 159; Tappius, 136a.) – Latrans annosus foris aspice queso molossus. (Fallersleben, 16.) – Nequaquam negligendum, quoties senes periculum cavendum admonent. (Franck, II, 94a.)
1013. Wann der Hund anbeisst, lasst er nit gern mer nach. – Franck, II, 70a.
1014. Wann der hund der küchen gewonet, lasst er nit gern mehr nach. – Franck, II, 70a.
1015. Wann der Hund scheist, mag er nicht wol bellen. – Lehmann, II, 869, 131.
1016. Wann der Hund todt ist, so krähet keine Henne mehr nach. – Gruter, III, 94; Lehmann, II, 860, 8.
1017. Wann der hund vnden ligt, so beissen alle hundt auff (in) jn. – Franck, I, 55b; Eyering, III, 379; Petri, II, 635; Henisch, 267, 17; Lehmann, 829, 5; Körte, 3011.
Schicksal des Unterdrückten.
1018. Wann der hundt vnden ligt, fliehen alle hundt vor jm. – Franck, II, 37b.
1019. Wann hat je der Hund Scham gehabt? (Lit.)
1020. Wann ma ond'r d' Honde schmaisst, dân ma trefft, dar mält sich. (Troppau.) – Peter, 447.
1021. Wann man dem Hunde zu will, so hat er Leder gessen. – Agricola II, 117; Luther's Werke von Gerlach, XXIII, 175.
Eine Ursache lässt sich bald finden oder vom Zaun brechen.
1022. Wann man den hund slagen will, so hat er ledder gessen. – Tappius, 109a; Latendorf II, 31; Lehmann, II, 830, 77; Blum, 386; Sailer, 151; Eiselein, 329; Körte2, 3013; Körte2, 3745.
Mhd.: Als man den hund henken wil, sô hât er leder gessen. (Aus der Grazer Handschrift, von Hoffmann; ferner Diutisca, I, 324.) – Swen man den hunt wil henken, man spricht, er sî ein ledervrâz. (Frauezucht.) (Zingerle, 74.)
Frz.: Quand on veut noyer son chien, on dit, qu'il a la rage. (Lendroy, 400; Starschedel, 102 u. 411.)
Holl.: Als men den hont slaen wil, so hevet hi leder gheten. (Fallersleben, 34; Harrebomée, I, 316.)
It.: Chi il suo can vuol ammazzare, qualche scuse sa pigliare.
Lat.: Qui catulum cedit, coreum fert ipse comedit. (Fallersleben, 34.)
Ung.: Mely kutyát meg akarnak ölni, veszedt nevét költik.
1023. Wann sich der Hund krümbt, so will er scheissen. – Gruter, III, 103; Lehmann, II, 870, 138.
Mhd.: So zich der hunt krumpt, will er scheissens pflegen. (Fastnachtspiel.)
1024. Wann sich zwen Hunde beissen vmb ein bein, so laufft der dritte darmit daruon. – Henisch, 263, 2.
[862] 1025. Wär fremme Hunne füttert un anderer Lüe Kinder uptüt, dän slâet se de Schênen kaput. – Schambach, II, 533.
Wer fremde Hunde füttert und anderer Leute Kinder aufzieht, dem schlagen sie die Schienbeine entzwei.
Dän.: Det brød er forloret, som gives fremmede hund og folk. (Prov. dan., 117.)
Span.: Quien da pan á perro ajeno, pierde el pan y pierde el perro. (Cahier, 3612.)
1026. Wär manke den Hunnen is, maut ermanke (oder dermân) hülen. – Schambach, II, 548.
In demselben Sinne wie: Wer unter den Wölfen ist, muss mit ihnen heulen. Man versucht mit diesem Sprichwort alles zu rechtfertigen, was man lieber gelassen haben sollte, gleichwol aber gethan hat, weil man sich der zwingenden Einwirkung anderer, unter denen man lebt und mit denen man verkehrt, nicht zu entziehen vermocht habe.
1027. Wär ôwer den Hund is, dei kümt âk ôwer den Swanz. (Hannover.) – Schambach, I, 129.
1028. Was der Hund gesündigt, büsset oft die Sau. – Eiselein, 327.
Hauer sagt für das folgende lateinische Sprichwort: »Was die herrn sünden, das püessen die paüren, (oder:) muess ainer zalen, der die schuech mit past bindt.«
Lat.: Canis peccatum sus dependit. (Binder I, 164; II, 420; Eiselein, 327; Erasm., 799; Hauer, Mij; Philippi, I, 71; Seybold, 65; Tappius, 38a.)
1029. Was der hund thut, geht vber die saw auss, vnnd muss das schwein zalen vnd than haben. – Franck, II, 36b.
1030. Was der Hund übriglässt, das frisst der Löwe nicht.
1031. Was geht's den Hund an, wenn der Schinder das Pferd holt.
Dän.: Det staaer ikke til hunde, naar hors skal døe. (Bohn I, 363.)
1032. Was hat der Hund mit dem Reissbündel zu thun?
Die Neger in Surinam, um zu sagen: Was geht das dich an?
1033. Was schad des Hunds bellen, der nicht beisst. – Lehmann, II, 835, 165.
1034. Was soll der Hund in der Kirche, er versteht die Predigt doch nicht.
Poln.: Co po psie w košciele, kiedy się nie modli? (Lompa, 7.)
1035. Was soll ein Hund in der Badestube? – Petri, II, 609; Eiselein, 327.
Lat.: Quid cani et balneo? (Eiselein, 327; Philippi, II, 129; Seybold, 484.)
1036. Was von Hunden kompt, bellt gern. – Lehmann, 541, 75; Sailer, 148; Simrock, 5013.
1037. Was weiss der Hund von Scham!
Lit.: Ar tur szu gédó's. (Wurzbach I, 210.)
1038. Wasset de Hund, de Knüppel wasset ok. – Eichwald, 842; Goldschmidt, 120; Weserzeitung, 4057.
1039. Wat a Hünj knapt, as warm. (Amrum.)
Was der Hund scheisst, ist warm.
1040. Wat en gaud Hund is, dei folget der Jagd. – Schambach, II, 416.
Wird auf einen Schmarotzer, der hier als Jagdhund aufgefasst ist, angewandt, der vermöge seiner trefflichen Spürkraft jede Gelegenheit zu schmarotzen erwittert und sich rechtzeitig einstellt.
1041. Wato hool ik 'e Hund, wenn ik sölbs dat Bell'n doon schal? (Süderdithmarschen.) – Für Strelitz: Firmenich, III, 74, 143.
Wenn ich selber bellen soll, wozu habe ich einen Hund?
1042. We kan den Hunden dat blecken verbeden.
1043. We me den Hund lang gnug chrätzt het un d's letzt stellt me ne ab, so bisst er eme no. (Bern.) – Schweiz, II, 248, 7.
1044. We met grusse Hong wel pisse gohn, de moss auch de Beng (Beine) dernoh ophevve könne. (Aachen.) – Firmenich, I, 494, 148.
1045. Wecke den Hund nicht auff, der da schlefft. – Mathesy, 118a.
1046. Wei met Häunern to Bedde geit, de stèit met Floauen weyar up. (Büren.)
1047. Weil der Hund bellet, verliert er den Knochen. – Winckler, XI, 85.
[863] 1048. Weil der Hund bellt, so frisst der Wolff das Schaff. – Lehmann, 803, 23; Winckler, X, 79.
1049. Weil der Hund bruntzt, so entlaufft der Hass. – Lehmann, 803, 23.
1050. Weil der Hund geht, so treibt man ihn. – Eiselein, 328.
1051. Welcher Hund das Läpplein frisst, der frisst auch das Leder. – Heuseler, 231.
Luther in seiner Schrift Wider den Meuchler zu Dresden.
1052. Welcher Hund siech ist, heult und bellt am meisten. – Eiselein, 328.
1053. Welcher Hund unten liegt, in den beissen alle. – Sutor, 629.
1054. Wen Hunde liebkosen und Strassenjungen schimpfen, dem thut eine scharfe Bürste noth.
Hunde und Schmeichler machen oft durch die Heftigkeit ihrer Liebkosungen ihre eigenen Herrn so schmuzig, dass sie sich Fusstritte von denselben zuziehen.
1055. Wenn alle Hunde schlagen an, ist's um des Hasen Fell gethan.
1056. Wenn alte Hunde bellen, soll man Achtung stellen. – Nass. Schulbl., XIV, 5.
1057. Wenn de Huingd Maise on de Jägasch Nösse, dann öss es met de Jagd geschösse. (Heilsberg.) – Frischbier2, 1741.
Wenn die Hunde Mäuse suchen und die Jäger Nüsse, dann ist es mit der Jagd vorbei.
1058. Wenn de Hund drömt, so is 't vun Brot. – Eichwald, 856.
1059. Wenn de Hund hengen sal, het he Läer e fräten. – Schambach, I, 221.
1060. Wenn de Hund schött, kann hei nig bellen. – Frischbier2, 1742.
In Pommern: Wenn de Hund schitt, kann he nich blaffen. Als entgegengesetzte Thätigkeiten aufgefasst, weil sie von gewissermassen einander entgegengesetzten Organen verrichtet werden.
1061. Wenn de Hund weg is, gaht de Schâpen averall (oder: wâr se willen). (Ostfries.) – Bueren, 1242; Hauskalender, II.
1062. Wenn dein Hund kalte Nieren hat, so lege ihm eine Kutte an und er wird im ganzen Lande mit jeder Hündin läufig. – Klosterspiegel, 71, 17.
1063. Wenn dem Hunde das Wasser ans Maul geht, so schwimmt er.
Mhd.: Er tut recht als ein adel hunt, sô dem daz wazzer gît in munt, sô hebt er an und swimmet. (Dietrichs Ausfahrt.) (Zingerle, 197.)
1064. Wenn dem Hunde das Wasser in die Ohren läuft, merkt er, dass es ans Ertrinken geht.
Böhm.: Pes neví o nebezpečenství, dokud se mu do uši nenalévá. (Čelakovsky, 194.)
Kroat.: Cúcek ne zna za pogibel, dok mu se vúha ne zalévaju. (Čelakovsky, 194.)
1065. Wenn der Hund am Bein nagt, so kennt er keinen Freund. – Lehmann, 260, 32.
1066. Wenn der Hund am Knochen nagt, so kann er nicht bellen.
Holl.: Een hond moet knagen zonder bassen. (Harrebomée, I, 317.)
1067. Wenn der Hund auch in die Kette beisst, er wird doch nicht ledig.
1068. Wenn der Hund auch in die Räder beisst, der Wagen bleibt nicht stehen.
1069. Wenn der Hund auch zu Hof gewesen ist, so ist er doch kein Junker.
1070. Wenn der Hund bei seinem Herrn, so kann ihm niemand das Bellen wehr'n.
»Wenn der Hund ist bey seinem Herrn, kan jhn das bellen niemand wern.« (Waldis, I, 74.)
1071. Wenn der Hund beisst, so wird er wieder gebissen (geschmissen).
1072. Wenn der Hund beist vnd man salbt jhn mit einem Eichen Prügel, so hinckt sein Herr nicht davon. – Lehmann, 128, 99.
1073. Wenn der Hund bellt, so kriegt er Schmier, bellt er nicht, so kriegt er erst recht Schmier. – Frischbier2, 1708.
[864] 1074. Wenn der Hund bellt, verliert er den Knochen.
1075. Wenn der Hund Brot in der Hand sieht, wedelt er mit dem Schwanze. – Parömiakon, 2318.
1076. Wenn der Hund das Bein (den Knochen) zwischen den Zähnen hat, so hebt er den Schwanz und kennt keinen Freund. – Winckler, VI, 24.
Holl.: Als de hont dat been heeft, so heeft hi den staert in den mont.
Lat.: Dat dorsum canis, os eius quando venit in os. (Fallersleben, 90.)
1077. Wenn der Hund das Fleisch gefressen hat, so hilft es nichts, ihn vom Beine zu jagen.
1078. Wenn der Hund das Gras benagt und die Frau ob Flöhen klagt, der Rauch nicht will zum Schornstein 'naus, kommt bald ein Regen übers Haus. – Boebel, 123.
1079. Wenn der Hund das Gras benagt und die Frau ob Flöhen klagt; wenn die Sonne bleich von Schein, Frösche morgens Quäker sein; die Magd sehr schläfrig sitzt im Haus, der Rauch nicht will zum Schornstein 'naus, so soll, wie man glaubt allgemein, der Regen uns sehr nahe sein. (Arnsberg.) – Orakel, 19.
1080. Wenn der Hund das Leder gekostet hat, lässt er selten mehr davon.
Lat.: Intestina canem semel adgustasse periculum est. (Gaal, 1140.) – Periculosum est, canem intestina gustasse. (Gaal, 58; Seybold, 437.)
Ung.: Ha egyszer a kutya a marha belet meg kóstolta, a húst se haggya abban. (Gaal, 1140.)
1081. Wenn der Hund den (gepörsselten) Igel will beissen, trägt er ein blutiges Maul davon. – Lehmann, 631, 50; Eiselein, 326.
Sieh erst, mit wem du dich in Rechtshändel einlässt!
1082. Wenn der Hund den Knochen, so hält er den Schwanz im Maul. (Niederl.)
1083. Wenn der Hund den Prügel nicht achtet, achtet er der Worte nicht. – Körte, 3006.
1084. Wenn der Hund die Küche verlässt, fliehen auch die Freunde.
Holl.: Als de hond in den pot is, vlieden de vrienden. (Harrebomée, I, 315.)
1085. Wenn der Hund ein Stück Brot erhält, will er mehr haben.
1086. Wenn der Hund einen Knochen findet (sieht), so hebt (wedelt) er den (mit dem) Schwanz.
Die Russen: Auch der Hund des Zaren bellt, wenn er einen Knochen sieht. (Altmann VI, 421.)
Holl.: Als de hond een been heeft, dan heeft hij zijn' staart op. (Harrebomée, I, 315.)
1087. Wenn der Hund einen Knochen findet, verlässt er den Herrn.
Im Glück verlässt man die alten Freunde.
1088. Wenn der Hund einen Knochen hat, kennt er seinen eigenen Herrn nicht.
Holl.: Een hond, die een been knaagt, kent zijn' eigen' meester niet. (Harrebomée, I, 317.)
1089. Wenn der Hund einmal Leder frisst, lässt er selten davon.
Lat.: Canis assuetus corio nunquam abstinebitur. (Seybold, 65.)
1090. Wenn der Hund einmal mit heissem Wasser wird begossen, so fürcht er auch kalt Wasser. – Lehmann, 68, 7.
1091. Wenn der Hund fischt, geht die Krätze fort.
1092. Wenn der Hund Fleisch (Braten) frisst, so hat er es meist gestohlen.
Poln.: Tanie mięso psi jadają. (Lompa, 31.)
1093. Wenn der Hund fremde Bettler sieht, beisst er die Leut' im Hause nicht.
It.: Il cane non morde il domestico mentre vede il forastiere. (Pazzaglia, 40, 10.)
1094. Wenn der Hund gar Lappen frisst, er auch das Leder nicht vergisst. – Körte, 3035.
1095. Wenn der Hund gebadet ist, wälzt er sich wieder im Koth.
Frz.: Le chien se frotte à la charogne. (Bovill, I, 200.)
Lat.: Canis cadauere se volutatim imbuit. (Bovill, I, 200.)
1096. Wenn der Hund Geld hat, sagt man zu ihm: Erlauchter Herr Hund!
Ueber die Höflichkeit der Araber des nördlichen Afrika. (Vgl. Ausland, 1858, S. 41.)
[865] 1097. Wenn der Hund Geld hätte, dann kaufte er sich Brot. – Frischbier2, 1729.
1098. Wenn der Hund Geld hätte, er ging bei keinem Krug vorbei. – Frischbier2, 1729.
1099. Wenn der Hund Geld hätte, er würde nicht lauern.
1100. Wenn der Hund geschmierts Leder frisst, so frisst er auch bald ungeschmierts. – Eyering, III, 381-383.
1101. Wenn der Hund Hunger hat, klaubt er auch an alten Knochen.
Holl.: Als de hond dol van honger is, eet hij ook vuile peusen. (Harrebomée, I, 315.)
1102. Wenn der Hund hungrig wird, so beist er sobald in einen Stein als in ein Bein. – Petri, II, 635.
1103. Wenn der Hund im Ertrinken ist, gibt ihm jeder einen Tritt.
Frz.: Quand le chien se noye chacun lui porte de l'eau. (Bohn I, 47.)
1104. Wenn der Hund in der Küche ist, vergisst er seinen Herrn.
Frz.: Chien en cuisine son per n'i désire. (Leroux, I, 105.)
1105. Wenn der Hund ins Feuerzeug scheisst, dann fängt's nicht.
1106. Wenn der Hund ins Rosenwasser gepisst, kann man sich nicht mehr damit salben (schminken).
Die Araber: Wenn die Cisterne voll Rosenwasser wäre und ein einziger Hund fiele hinein, so wird sie verunreinigt. (Gryphius, 39.)
1107. Wenn der Hund jagt, fühlt er Flohstiche nicht.
Die Chinesen: Der Hund im Stall bellt seine Flöhe an, der jagende Hund fühlt sie nicht. (Cahier, 2071.)
1108. Wenn der Hund kein Brot mag, so gib ihm auch kein Fleisch.
1109. Wenn der Hund knurrt, die Schlange zischt und das Weib weint, so will der erste beissen, die andere stechen und das Weib betrügen.
Dän.: Naar hunden begynder at snærre, slangen at hvidsle, quinden at græde, da vil den første bide, den anden stinge, den tredie bedrage. (Prov. dan., 313.)
1110. Wenn der Hund lacht, so weint der Hase.
1111. Wenn der Hund mit dem Schwanze wedelt, meint er mehr das Fleisch als den Herrn.
Die Russen: Das Gewedel des Hundes gilt minder dem Herrn als dem Brotnapf. (Altmann VI, 450.)
1112. Wenn der Hund mit dem Schwanze wedelt, will er einen Bissen haben.
Holl.: Als de hond met den staart kwispelt, wil hij een brokje hebben. (Harrebomée, I, 315.)
1113. Wenn der Hund mit der Wurst über den Eckstein springt, so glaube nur nicht, dass er sie wiederbringt. – Breslauer Zeitung, 1866, Nr. 8, S. 34.
1114. Wenn der Hund nicht eilete, so gebiert er nicht blinde Jungen. – Henisch, 419, 34; Simrock, 1980.
Holl.: Een haastige hond werpt blinde jongen. (Harrebomée, I, 317.)
Lat.: Canis festinans coecos parit catulos. (Binder I, 161; II, 417; Tappius, 87b; Erasm., 305; Gaal, 342; Schamelius, 196, 4.)
1115. Wenn der Hund nicht folgen will, so gib ihm einen Knochen.
Span.: Quieres que te siga el can, dale pan. (Cahier, 3274.)
1116. Wenn der Hund nicht geschissen hätte, hätte er den Hasen gefangen. (Nürtingen.)
1117. Wenn der Hund nicht kann den Werfer beissen, so beisst er den Stein.
1118. Wenn der Hund offt vber die nasen geschlagen wirdt, so wirt er entlich schüchter. – Henisch, 890, 10; Petri, II, 635.
1119. Wenn der Hund scheisst, so kann er nicht wohl bellen. – Gruter, III, 103; Eiselein, 327; Simrock, 4989.
Mhd.: Wenn der hunt scheisst, so kan er nit peln. (Fastnachtspiel.) (Zingerle, 73.)
1120. Wenn der Hund schläft, beisst er nicht.
1121. Wenn der Hund schläft, stiehlt der Wolf das Schaf.
[866] 1122. Wenn der Hund schon lange inn stein beisset, so verbült er die Zäne vnd richtet nichts aus. – Mathesy, 141a; Petri, II, 635.
1123. Wenn der Hund schon zu Hof ist gewest, so ist er doch kein Juncker. – Lehmann, 168, 33.
1124. Wenn der Hund siehet, dass einer ein bein in der hand hat, so rühret er den schwantz. – Lehmann, 398, 33.
1125. Wenn der Hund sol Würste holen, so verschlingt er zehen, ehe er eine bringt. – Petri, II, 635.
1126. Wenn der Hund toll ist, beisst er den eigenen Herrn. – Sprichwörtergarten, 463.
Der Zornige weiss oft nicht, was er thut.
1127. Wenn der Hund träumt, so beisst er in einen Knochen.
Die Russen: Ein Hund kann nur von Knochen träumen. (Altmann VI, 420.)
1128. Wenn der Hund träumt, so ist's von Brot oder Fleisch.
Lat.: Canis panes somnians. (Philippi, I, 71.)
1129. Wenn der Hund viel Herren hat, schläft er hungrig ein.
Holl.: Als de hond onderligt, al de wereld wil hem krijten (bijten). (Harrebomée, I, 325.)
1130. Wenn der Hund vor seines Herrn Thür ist, hat er grosses Recht.
Von jemand, der so sicher ist, dass man nicht an ihn kommen kann.
1131. Wenn der Hund wacht, mag der Hirt schlafen. – Eiselein, 325; Graf, 523, 293; Braun, I, 1518.
Lat.: Dormire fas est, si vigilat canis. (Eiselein, 325.)
1132. Wenn der Hund will scheissen gehn, so sieht man ihn gekrumpen stehn. – Simrock, 5071.
1133. Wenn der Hund zu knurren anfängt, so will er beissen.
Holl.: Als de hond begint te knorren, wil hij bijten. (Harrebomée, I, 315.)
1134. Wenn der Hund zu laut will sein, hat er ein zerbrochnes Bein.
Wer mit seinem Urtheil zu laut ist, dem kann es schlecht bekommen.
1135. Wenn der hundt nicht lustig ist zu iagen, so reyttet er auff dem arsch. – Agricola I, 300; Franck, II, 86b; Egenolff, 173b; Petri, II, 635; Gruter, I, 77; Lehmann, 397, 15 u. 897, 23; Blum, 202; Simrock, 4992; Körte, 2996; Winckler, II, 11.
Wenn man jemand um Hülfe, Unterstützung u.s.w. bittet und er macht viel Ausreden.
Holl.: Als die hond niet lustig tot jagen is, zoo rijdt hij op den aars. (Harrebomée, I, 315.)
Lat.: Stultitia est, venatum ducere invitos canes. (Plautus.) (Philippi, II, 201.)
1136. Wenn dich der Hund beim Rock nimmt, so gib auf die Füsse Acht.
1137. Wenn die alten Hunde bellen, so sollen die jungen billig auffmerken. – Froschm., HhVIIIb; Petri, II, 641; Lehmann, 411, 52.
1138. Wenn die alten Hunde bellen, sol man hinaus sehen. – Luther's Ms., 14; Sutor, 167.
Lat.: Cane vetulo latrante prospectandum est. (Fischer, 37, 7; Philippi, I, 70.)
1139. Wenn die Hunde bellen, so frischt einer den andern an. – Lehmann, 794, 11.
1140. Wenn die Hunde das Grass speyen vnd die Weiber vber die Flöh schreyen oder jhnen die zeen jucken, so thut nass Wetter herrucken. – Henisch, 1157, 11; Petri, II, 643.
1141. Wenn die Hunde das Jagdrecht bekommen, ist's um die Hasen geschehen.
1142. Wenn die Hunde gähnen, ist die beste Jagd vorbei. – Blum, 726; Simrock, 4990.
Wenn sich Müdigkeit ankündigt, ist die Zeit für anstrengende Geschäfte vorüber.
1143. Wenn die Hunde heulen, soll man die Spritzen verkeilen (in Stand setzen oder vertheilen).
Alter Aberglaube, nach welchem durch das Heulen der Hunde eine Feuersbrunst angekündigt werden soll. Nicht nur Menschen, sondern auch Thiere sollen die Gabe des Vorspuks besitzen, es soll aber auch eine besondere Art Vorspuk zu sehen geben, die sich bei gewissen Thieren findet, zu denen der Hund gehört, [867] der spuksichtig ist und wie oben behauptet, Feuersbrünste, aber auch Leichenzüge durch Heulen voraus ankündigen soll. Besonders gern sitzt ein spuksüchtiger Hund auf Kreuzwegen. Auch das Pferd soll die Gabe besitzen, die ebenso den Eulen, Elstern und Krähen zugeschrieben wird. Der Vorspuksglaube hat eine sehr ausführliche Behandlung gefunden in der Schrift: Aberglaube und Sagen aus dem Herzogthum Oldenburg, herausgegeben von L. Strackerjan, Oldenburg 1868. Vgl. auch Vorspukende Thiere und Menschen in Europa von F. Steger (Leipzig 1868, Nr. 20).
1144. Wenn die Hunde nicht zu Hause sind, so ist der Fuchs König. – Winckler, XV, 51.
1145. Wenn die Hunde schlafen, hat der Wolf gut Schafe stehlen. – Simrock, 4995; Braun, I, 1538; Körte, 2997.
1146. Wenn die Hunde wallfahrten, wer soll dann die Schafe (den Kuhstall) hüten.
Die Hindus sagen: Wenn alle Hunde nach Benares gehen, wer soll denn da die Schüsseln rein lecken. (Reinsberg VI, 107.)
1147. Wenn drei Hunde beieinander im Brunnen liegen, so freut sich einer so sehr als der andere.
1148. Wenn du mit einem jungen Hunde spielst, leckt er dir den Mund.
Von denen, die die Hand nehmen, wenn man ihnen den kleinen Finger bietet.
1149. Wenn ein alter Hund baffet (bellt), so siehe aus. – Schottel, 1121b; Sailer, 58; Winckler, I, 24; Simrock, 4999.
Shakspeare sagt: »Einem Hunde gehorcht man, wenn er in seinem Amte spricht.«
Holl.: Als de oude honden blaffen (bassen), is het tijd, dat men uit ziet. (Harrebomée, I, 315.) – Als die olde hont blaft, so sal men utsien. (Tunn., 2, 0.) Het gel bas van eenen ouden hond behoort men te gelooven. (Harrebomée, I, 318.)
Port.: O cão velho, quando ladra dá conselho. (Bohn I, 288.)
Span.: El perro viejo, si ladra, da consejo. (Bohn I, 219.)
Ung.: A vén ebnek ugatására méltó kitekénteni. (Gaal, 923.)
1150. Wenn ein bissiger Hund auch todt ist, so fürchtet man noch seine Zähne.
Span.: Perro lanudo, muerte de hambre, y no creido de ninguno. (Bohn I, 240.)
1151. Wenn ein Hund bellet, so fangen sie alle an vnd wissen nicht warumb. – Lehmann, 702, 69.
»Also thut der Pöbel; wenn der einen hört loben oder schelten, so folgen sie alle.«
Dän.: Naar en hund gøer, saa begynde de alle, og vide ei hvorfor. (Prov. dan., 312.) – Naar en hund tuder, saa tuder de alle. (Prov. dan., 148.)
Holl.: Als er één hond blaft, worden de andere wakker. (Harrebomée, I, 315.)
1152. Wenn ein Hund bellt, wieder bellen nützt wenig.
Holl.: Wat baat het, tegen honden weder de bassen. (Harrebomée, I, 322.)
1153. Wenn ein Hund gebissen, der muss Hundshaar darauff legen. – Lehmann, 758, 42.
1154. Wenn ein hund pelfert, so bellet der ander wider. – Henisch, 381, 12; Petri, II, 652.
1155. Wenn Ein Hund pisst, so pissen die andern auch.
Holl.: Als de eene hond pist, dan ligt en de andere den poot op. (Harrebomée, I, 215.)
It.: Quando un cane piscia tutti gl'altri fan lo stesso. (Pazzaglia, 42, 20.)
1156. Wenn ein Hund unterliegt, will ihn alle Welt beissen.
1157. Wenn Ein Hund zu bellen anfängt, so bellen die andern.
Auch russisch Altmann VI, 398.
Holl.: Als er één hond blaft, blaffen er vele. (Harrebomée, I, 315.)
1158. Wenn ein junger Hund spassen mag, vertreibt er eine ganze Heerde Gänse.
1159. Wenn einer dem Hund fleucht, so läufft er jm erst nach. – Zeytbuch, CCXLVIIIb.
1160. Wenn fremde Hunde deinen Hund beissen, so lauf und vertheidige ihn.
1161. Wenn grosse Hunde vorbeigehen, belfern die kleinen.
1162. Wenn Hunde, Kinder vnd Fliegen Geldes gnug hetten, so weren Würste, Pfefferkuchen vnd Honig so tewer, dass es niemand anders kauffen kennt. – Petri, II, 659.
[868] 1163. Wenn Hunde und Tyrannen den Tod fühlen, sind ihre Bisse am gefährlichsten.
1164. Wenn Hunde zur Hochzeit kommen, setzt man ihnen Prügelsuppe vor.
It.: Le bastonate cacciano i cani delle nozze. (Pazzaglia, 246, 3.)
1165. Wenn ma unter de Hunde schmeisst, so trifft ma inn (einen). (Schles.) – Frommann, III, 246, 183.
1166. Wenn man an den Hund will, so find man bald ein brügel. – Gottfr., 1112b.
1167. Wenn man an einen Hund will, so muss er den Braten gefressen haben.
1168. Wenn man dem Hunde auch den Schwanz abschneidet, er bleibt doch ein Hund.
It.: Taglia la coda al cane, e' riman cane. (Bohn I, 127.)
1169. Wenn man dem Hunde auch ein Bein bricht, seine Treue wanket nicht.
Buffon behauptet: »Der einzige Unterschied zwischen dem Hunde und dem Menschen besteht darin, dass man sich in Noth und Gefahr auf diesen niemals, auf jenen aber immer verlassen kann.«
1170. Wenn man dem Hunde auch eins über die Augen gibt, er kümmert sich nicht darum. (Lit.)
1171. Wenn man dem Hunde das Maul mit Fleisch gestopft hat, dann ist leicht stehlen.
It.: Placato il cane, il rubar e facile. (Bohn, I, 121.)
1172. Wenn man dem Hundt die Haut will abstreiffen, so sagt man, er sey wüthig (toll). – Lehmann, 856, 31; Sailer, 151; Simrock, 5033.
1173. Wenn man den Hund an eine goldene Kette legt, so ist's doch eine Kette.
Die Russen: Der Hund sei noch so treu, eine goldene Kette verdient er nicht. (Altmann VI, 462.)
1174. Wenn man den Hund auf die Jagd tragen muss, gibt's eine schlechte Hetzung. – Parömiakon, 2253.
Frz.: La chasse va mal, quand il faut y porter les chiens. (Starschedel, 410.)
1175. Wenn man den Hund in die Kirche lässt, so geht er auch auf den Altar.
Holl.: Men laet den hont in, hi gaet op die gaern.
Lat.: Scandere vult quernam canis intromissus ad aulam. (Fallersleben, 503.)
1176. Wenn man den Hund Junker heisst, will man ihn hängen.
Gefährlichkeit der Schmeichelei.
Holl.: Als men den hond jonker heet, dan wil men hem hangen. (Harrebomée, I, 316.)
1177. Wenn man den Hund lesst am Lappen kawen, so frisset er bald das Fleisch hernach. – Luther's Tischr., 358b; Petri, II, 663.
1178. Wenn man den Hund mit dem Prügel trifft, so schreit er.
1179. Wenn man den Hund nicht satt füttert, so sucht er Knochen in allen Gassen (Gossen).
1180. Wenn man den Hund ruft, so wedelt er mit dem Schwanze.
Die Russen: Man ruft den Hund nicht zu Hofe, er soll denn wedeln. (Altmann VI, 437.)
1181. Wenn man den Hund schlagen will, findet man Knüppel in allen Winkeln. – Eiselein, 329; Frischbier2, 1730.
»Wenn man gern schlagen wolt den Hundt, findt sich der Knüttel selb zur stund.« (Waldis, II, 2, 35.)
1182. Wenn man den Hund schlagen will, so hat er's Fleisch aus dem Hafen gestohlen. – Mayer, II, 201.
1183. Wenn man den Hund trifft, dann bellt er. – Kehrein, VIII, 109.
1184. Wenn man den Hund will hencken, so hat er braten oder leder gefressen. – Henisch, 481, 29; Petri, II, 663.
»Als wenn ein den Hund wolt henken, so sagt man, dass er schmer hab gfressen.« (Waldis, IV, 100, 30.)
Span.: Para azotar el perro, que se come el hierro. (Bohn I, 239.)
1185. Wenn man den Hund zum Jagen tragen muss, so ist übel gejagt. (Nürtingen.)
Die Türken: Der Hund, den man gegen seinen Willen auf die Jagd nimmt, fängt kein Wild. (Cahier, 2572.)
[869] 1186. Wenn man den Hunden den Knochen nimmt, um den sie sich beissen, so werden sie Freunde.
Böhm.: Psi se o kost hryzou, vez mi kost a přestanou. (Čelakovsky, 348.)
1187. Wenn man den Hunden ein Bein vorwirft, so frisst's der stärkste.
1188. Wenn man die Hunde zur Jagd muss tragen, kann man nicht viel Hasen jagen. – Sutor, 79; Mayer, II, 222.
Dän.: De hunde som skulle nødes til skoven, bide ei mange dyr. (Prov. dan., 312.)
1189. Wenn man die Hunde zum Laufen nöthigen muss, fahet man nicht viel.
Lat.: Invitis canibus venator nil capit ullus. (Sutor, 79.)
1190. Wenn man die Hundt zum Jagen nötigt, so Reiten sie auffm Arss. – Lehmann, 849, 4.
1191. Wenn man die kleinen Hunde mit Füssen tritt, so thut es ihnen ebenso weh als den grossen.
1192. Wenn man einem Hunde ein Bein will nehmen, so wehrt er sich. – Lehmann, 562, 74.
1193. Wenn man einem Hunde übel will, macht man ihn toll.
Die Russen: Der Hund ist toll, von dem die Leute wollen, dass er erschlagen werden soll. (Altmann VI, 459.)
Böhm.: Když psa chtí ubiti, volají, že se pominul. (Čelakovsky, 350.)
Holl.: Als men den hond wil doodslaan, so beschuldigt men hem van dolheit. (Harrebomée, I, 316.)
Lat.: Canem quem odi, insimulo rabiei. (Bovill, I, 58.)
1194. Wenn man einen fremden Hund hat, so beisst man keinen Einheimischen.
1195. Wenn man einen Hund aufknüpfen will, fehlt's nicht an einem Strick.
Böhm.: Kdo chce psa obĕsiti, snadno oprátku najde. (Čelakovsky, 350.)
Holl.: Als men den hond hangen wil, zoo krijgt men weelhaast een zeel. (Harrebomée, I, 316.)
Kroat.: Koj svoga cucka obesiti hoće, lehko vužinec najde. (Čelakovsky, 350.)
Lat.: Malefacere qui vult, nunquam non causam invenit. (Philippi, I, 237.)
1196. Wenn man einen Hund fortschickt, kommt ein Knochennager wieder.
1197. Wenn man einen Hund werfen will, findet man bald einen Stein.
Holl.: Als men eenen hond wil smijten, vindt men ligt eenen steen. (Harrebomée, I, 316.)
1198. Wenn man einen schlafenden Hund will necken, findet man leicht einen Stecken. – Körte, 3012.
Lat.: Ad calamitatem quilibet rumor valet (sufficit). (Fischer, 3, 12; Philippi, I, 7.)
1199. Wenn man 'n Hund hangen wil, fin't man sacht'n (schon) Strick. (Süderdithmarschen.)
1200. Wenn man nur vorm Hunde sicher ist, sein Schatten ist nicht gefährlich.
Dän.: Vær dig for hunden, skyggen bider ikke. (Bohn I, 402.)
1201. Wenn man unter die Hunde wirfft, so schreiet, der getroffen ist (vnd wer schreyet, der ist getroffen). – Luther's Tischr., 252; Petri, II, 669; Mathesy, 141b; Simrock, 5018.
1202. Wenn man vnter die Hund wirfft, den man trifft, der bellt. – Gruter, III, 97; Lehmann, II, 863, 41; Blum, 398; Eisenhart, V, 29; Sailer, 252.
»Wenn man vnder die Hund wirfft, schreit keiner, denn welcher getroffen wird.« (Rollwagenbüchlein, Vorrede.) Wenn Thorheiten und Laster im allgemeinen verspottet werden, so trifft der Stachel der Satire vorzüglich den, der sich schuldig fühlt.
1203. Wenn man von dem Hunde redet, so wedelt er mit dem Schwanze.
1204. Wenn mann den Hund will schlagen, so muss er dass Fleisch gefressen haben. – Lehmann, 181, 15 u. 305, 21.
Ein Verwand ist leicht gefunden. Wenn man mit jemand brechen will, so bürdet man ihm alle erdenklichen Fehler und Vergehen auf.
Span.: Para azotar el perro, que se come el hierro. (Bohn I, 339.)
1205. Wenn mann einn hundt schlagen wil, so findet man leicht einn prügel (stecken). – Franck, I, 64b; II, 76b; Petri, II, 663; Lehmann, 856, 30; Lehmann, II, 830, 78; Blum, 385.
Die Nordfriesen: Thiar (der) an Hünj slau wall, hi [870] fant saght an Knappel. Die Russen: Wenn einer gegeiselt werden soll, finden zwei die Knute. (Altmann VI, 419.)
Böhm.: Snadno hůl najfti, kdo chce psa bíti. (Čelakovsky, 350.)
Engl.: He that's resolved to beat a dog never wants long a stick. – Tis an easy matter, to find a stick, to beat a dog. (Kritzinger, 140a.)
Frz.: Qui veut frapper (battre) un chien, facilement trouve un bâton. (Leroux, I, 109; Kritzinger, 140b u. 141a.)
Holl.: Men kan ligt een stok vinden, als men den hond wil slaan. (Bohn I, 332.)
It.: Chi vuol batter il cane trova ben bastone. (Pazzaglia, 28, 2; Bohn I, 87.) – Facilmente si trova un bastone per dar ad un cane. (Bohn I, 98 u. 128.)
Lat.: Bellum non voluntate, sed necessitate captandum est. – Occasione duntaxat opus est improbitati. (Tappius, 108b; Philippi, II, 60).
Poln.: Łacno kij naležć (łatwo o kij), kto psa chce uderzyć. (Čelakovsky, 350.)
Ung.: Ki valakit verni akar, könnyen talál botra. (Gaal, 917.)
1206. Wenn me den Hund nit target, wiss hei emme ok de Tenne nit. (Sauerland.)
1207. Wenn me-ne böse Hung treit und stellt e-n- ab, so bysst er eim i di Wade. (Solothurn.) – Schild, 63, 30.
1208. Wenn sich auch zwei Hunde beissen, kommt ein Wolf, sie werden ihn zerreissen.
»Das Bild manches häuslichen Lebens, worin der Zank und Hader der Angehörigen oft nur durch die Dazwischenkunft eines Fremden, der den Keifenden verfällt, unterbrochen wird.« (Wurzbach I, 208, 99.)
1209. Wenn sich der dürre Hund satt gefressen, ist er der schlimmste Kläffer. (Wend. Lausitz.)
1210. Wenn sich der Hund will erschlagen lassen, darf er nur sagen, er sei toll.
1211. Wenn sich die eigenen Hunde beissen, so mische sich niemand hinein.
1212. Wenn sich die Hunde gebissen han, lecken sie einander den Arsch.
Aehnlich russisch Altmann VI, 424.
1213. Wenn sich zwen hund vmb ein bein beissen, so tragt's der dritt davon. – Petri, II, 673; Henisch, 363, 3; Lehmann, 398, 24.
»Zwen Hundt beissen sich umb ein Bein, so nimpts der dritt und behalts allein.« (Waldis, II, 3, 37.)
Dän.: Naar to hunde drages om et been, kommer den tredie og snapper det. (Prov. dan., 168.)
Engl.: Two dogs strive for a bone, and the third runs away with it. (Gaal, 922.)
Holl.: Als twee honden vechten om een been, gaat er de derde mede hen. (Harrebomée, I, 316; Bohn I, 299.)
1214. Wenn wüthende Hunde einander beissen, so muss man keinen bei den Ohren reissen.
1215. Wenn zornige Hund einander zausen, soll man sich nicht drein mengen, sie bezalen einander selbst. – Lehmann, 522, 22.
1216. Wenn zwei Hunde an einem Bein nagen, so gibt's Händel.
1217. Wenn's nach den Hunden ginge, wären die Hasen längst verschwunden.
Böhm.: Kdyby bylo po vůli psi, nezůstalo by kobyly ve vsi. – Kdyby po psí vůli bylo, žádné by klisny na svĕtĕ nebylo. (Čelakovsky, 35.)
1218. Wer bei Hunden zu Gevattern gestanden, darf hernach ihretwegen keinen Stock tragen. – Winckler, III, 25.
1219. Wer bey Hunden ist, der lehrt (lernt) bellen. – Lehmann, 962, 37.
1220. Wer bey Hunden schläfft, der stehet mit Flöhen widerumb auff. – Lehmann, 859, 4.
1221. Wer bi Hund'n slöpt, sackt sik Flö up. (Süderdithmarschen.)
1222. Wer bittet die Hund zu Gast. – Petri, II, 687.
1223. Wer dem Hunde dass beissen nicht weret, der hetzet jhn an. – Lehmann, 398, 31 u. 700, 36.
1224. Wer dem Hunde den Knochen nimmt, den beisst er in die Finger.
Die Russen: Wer dem Hund das Bein abjagt, der muss es am eigenen Beine büssen. (Altmann VI, 424.)
1225. Wer dem Hunde einen Knochen gibt, kann ihn hundertmal mit Steinen (Bengeln) werfen.
Es gibt Leute, die sich mit Füssen treten lassen, wenn sie nur gefüttert werden.
[871] 1226. Wer dem Hunde in den Arsch greift, der wird von der einen Seite gebissen, von der andern beschissen.
Die Russen: Wer in des Hundes Hintern greift, zieht eine stinkende Hand zurück. (Altmann VI, 423.)
1227. Wer dem Hunde Fleisch gibt, den beisst er nicht in die Finger.
1228. Wer dem Hunde nachläuft, den beisst er (auch in den Hundstagen) nicht.
1229. Wer dem Hunde nicht wehrt, der hetzt ihn. – Simrock, 5015; Körte, 3004.
1230. Wer dem Hunde schmeichelt, will den Herrn gewinnen.
Aehnlich russisch Altmann VI, 463.
1231. Wer dem Hunde will den Hintern küssen, wozu braucht der sich erst das Maul zu wischen.
1232. Wer dem Hundt würst vertrawt, der hat schaden zu gewinn. – Lehmann, 320, 3.
1233. Wer den Hund an eine Bratwurst bindet, wird ihn nicht lange behalten.
Bei Petri (II, 701): der behelt sie nicht.
1234. Wer den Hund aufhängen will, der findet auch den Strick für ihn.
1235. Wer den Hund aus dem Brunnen hebt, dem schüttelt er Wasser um die Ohren.
1236. Wer den Hund aus dem Wasser zieht, den beisst er zum Dank in die Finger.
Dän.: Den som drager hunden af brønden, faaer tit mærke af hans tænder. (Prov. dan., 313.)
1237. Wer den Hund bei den Ohren (oder beim Schwanze) fasst, der wäre gern gebissen.
Frz.: Qui prend le chien par les oreilles, s'il le mord, ce n'est pas merveille. (Cahier, 369.)
Poln.: Nie ciągnij psa za ogon, to nie ugryzie cię. (Lompa, 23.)
1238. Wer den Hund hängen will, findet den Strick wol. – Blum, 387.
Dän.: Hvo der vil have hunden hængt, finder nok et reb. (Bohn I, 378.)
Engl.: He that would hang his dog gives at first that he's mad. (Gaal, 917.)
Lat.: Ad prave agendum parvus satis est praetectus. – Male facere qui vult nunquam non causam invenit. (Gaal, 917.)
1239. Wer den Hund hängen will, findet leicht eine Ursache.
Dän.: Den der vil have hunden hængt, siger den bider faar. (Bohn, I, 352.)
1240. Wer den Hund liebkost, den beleckt er.
Frz.: Flattez un chien, il vous fera caresse. (Cahier, 728.)
1241. Wer den Hund locken will, gibt ihm ein Stück Brot.
Span.: Quieres que te siga el can? Dale pan. (Bohn I, 253.)
1242. Wer den Hund weckt, wenn er schläft, muss nicht klagen, wenn er gebissen wird.
Frz.: Qui reveille le chien qui dort s'il le mort, il n'a pas tort. (La Gverre de Geneve, 1534, S. 13.) (S. ⇒ Einkaufen 4.)
1243. Wer den Hunden gut ist, ist auch den Kindern gut.
Man hat bemerkt, dass Menschen, welche Thiere freundlich behandeln, auch wohlwollend gegen Kinder sind.
1244. Wer dess bellenden Hunds will abkommen, der werff jhm nur Brodt oder ein Bein vor. – Lehmann, 235, 59.
1245. Wer die Hunde abflöht, dem zeigen sie die Zähne zum Dank.
1246. Wer ein Hund zum Rentmeister hat, der kan viel ersparen. – Lehmann, 722, 15.
1247. Wer einem Hunde vertraut das Fleisch und einem Schelm sein Pferd, der ist wol arg bethört.
Poln.: Do konia łotra masztalerza, psa do śpizarni, a do pana łgarza, bez szkody nie zapuści za den. (Wurzbach I, 204, 91.)
1248. Wer einen fremden Hund ernährt, dem bleibt nichts als der Strick in der Hand.
Oft nimmt er auch den Strick zum alten Herrn mit zurück.
Engl.: He that keeps an other man's dog, shall have nothing left him but the line. (Gaal, 924.)
Lat.: Canes alens exteros praeter funiculum nihil habet. (Philippi, I, 70.)
[872] 1249. Wer einen Hund ersäufen will, sagt, er sei toll.
Frz.: Quand on veut noyer son chien, on lui fait croire qu'il est enragé. (Bohn I, 54; Cahier, 373; Gaal, 917; Kritzinger, 140a.) – Qui bon chien veut tuer la raiger li met seure. (Leroux, I, 109.)
It.: Chi vuol ammazzar il suo cane, basta che dica ch'è arrabbiato. (Bohn I, 87.)
Span.: Quien a su perro quiere matar, rabia le ha de levantar. (Cahier, 3644.)
1250. Wer einen Hund liebkost, dem beschmuzt er zum Dank dafür den Rock.
Holl.: Streebje den hond, hij bederft uw kleed. (Bohn I, 338.)
1251. Wer einen Hund wil werfen (schlagen), findet bald einen Prügel (Stock). – Schottel, 1131a.
Dän.: Hvo som vil henge (slaae) hunden, faaer vel reeb (kiep). (Prov. dan., 313.)
Holl.: Die een hond wil slaan, kan wel een' stok vinden. (Harrebomée, I, 317.)
It.: Chi vuol dar al cane, trova facilmente il bastone. – Facilmente si trova un bastone per dar ad un cane. (Bohn I, 87 u. 98.)
1252. Wer einen schlafenden Hund will wecken, findet leicht einen Stecken.
»Es ist ein gemein sprichwort; wann einer ein schlaffenden hund wölle wecken, finde er leichtlich ein stecken darzu.« (Geiler, Nsch., 79, in Kloster, I, 660, 2.)
1253. Wer frembde Hunde zeugt (aufzieht) vnd ander Kinder seugt, dem ist sampt allem vngefell, beschert der Teuffel vnd die Hell. – Heyneccius Drey newe schöne vnd lustige Comedien (Bor. M.D.L.xxxij).
1254. Wer fremde Hunde fahet (anbindet), gewinnt nichts als den Strick. – Eiselein, 326; Körte, 3016; Simrock, 4998; Braun, I, 1541.
Mhd.: An fremden hunden wirt gar oft viel gûter tât verloren. (Müglin.) (Zingerle, 74.)
1255. Wer fremdem Hunde Brot gibt, büsst sein Brot ein und den Hund auch.
Lat.: Perit panis, quo peregrinum canem alis. (Seybold, 437.)
1256. Wer fremden Hunden das Brot gibt, den bellen die eigenen vor Hunger an.
It.: Chi dà del pane a' cani d'altri, spesso viene abbaiato da' suoi. (Bohn I, 79.)
1257. Wer Hund und Katze (zahme Hausthiere) hinausjagt, ist noch kein Jäger.
Es erfordert weder Muth, noch List u.s.w.
1258. Wer Hunde hält, bekommt die Flöhe als Zugabe.
Dän.: Man maae have lopperne med hunden. (Prov. dan., 389.)
1259. Wer Hunde halten will, muss sich ihr Pissen und ihre Blähungen gefallen lassen.
Dennoch zieht mancher den Umgang mit Hunden dem mit Menschen vor, wie z.B. Schopenhauer gethan. Und in C.F. von Schweitzer's Nachlass lesen wir: »Warum nur hältst du so viel Hunde im Haus? Mit Hunden kommt man am besten jetzt aus; man weiss denn doch gleich zu jeder Frist, ob einer ein Mops oder Pinscher ist.« (L. Schücking, Welt und Zeit, Berlin 1855, Nr. 97.)
Holl.: Die honden wil leiden, moet kakken en pissen verbeiden. (Harrebomée, I, 317.)
1260. Wer kan den Hunden das bellen verbieten (abgewöhnen). – Petri, II, 727; Henisch, 375, 21; Simrock, 5011.
Holl.: Wie kan den hond het blaffen verbieden. (Harrebomée, I, 322.)
1261. Wer lehret die Hunde Hasen jagen! – Petri, II, 855.
1262. Wer mit dem Hunde Brüderschaft macht, darf keinen Stock mehr tragen.
Holl.: Die van den hond zijn' compeer maakt, durft geen' stok meer dragen. (Harrebomée, I, 317.)
1263. Wer mit grossen Hunden pissen will, muss auch das Bein hoch aufheben können. – Riehl, Novellen, 120.
Frz.: Ils veulent faire, comme les grands chiens; ils veulent pisser contre la muraille. (Lendroy, 405; Leroux, I, 108.)
1264. Wer mit Hunden hetzen will, der muss Brot vorher werffen, so können sie bald folgen. – Petri, II, 736.
1265. Wer mit Hunden spielt, wird leicht beschmuzt.
Die Araber sagen: Spiele nicht mit Hunden, sie könnten sich deine Vettern nennen! Empfiehlt Selbstachtung, die auch von jedem Araber streng beobachtet wird, denn jeder von ihnen behauptet seinen Rang.
[873] Während es bei uns gut und schlecht erzogene Leute, Männer von gutem und schlechtem Tone gibt, sind die Araber in dieser Hinsicht gleich. Ein Araber selbst der niedrigsten Klasse, der untersten Stellung, tritt mit Zuversicht auf, den Kopf in die Höhe und die Augen auf den gerichtet, mit dem er spricht, und wäre dieser Pascha, Khalif, Sultan u.s.w. (Vgl. darüber den Artikel Arabische Höflichkeit im Ausland, XXXI, 41, nach einer in der Revue Africaine enthaltenen Abhandlung des Generals Daumas.)
1266. Wer mit Hunden spricht, wird angebellt.
1267. Wer mit Hunden vmbgehet, der lernt bellen. – Petri, II, 736.
1268. Wer mit Hunden zu Bette geht, steht mit Flöhen auf. – Eiselein, 334; Sailer, 124; Winckler, V, 6; Simrock, 5047; Körte, 3036; Braun, I, 1549; Parömiakon, 2462; Lohrengel, I, 824.
Böhm.: Kdo se psy líhá, s blechami vstává. (Čelakovsky, 40.)
Dän.: Hvo der gaaer i seng med hunde staaer op med lopper. (Prov. dan., 497; Bohn I, 376.)
Engl.: He that goes to sleep with dogs, shall rise with fleas. (Eiselein, 334; Gaal, 931.)
Frz.: Qui se couche avec les chiens, il se lève avec les puces. (Bohn I, 52; Kritzinger, 104b; Cahier, 372.) – Qui haute chiens puces remportent. (Leroux, I, 109.)
Holl.: Die met honden te bed gaat, staat met vlooijen weder op. (Harrebomée, I, 317; Bohn I, 310.)
It.: Chi dorme co' cani, si leva con pulici. (Pazzaglia, 42, 16; Bohn I, 79; Kritzinger, 140b; Gaal, 931.)
Kroat.: Koi s cucki leže, s buhami rad staje. (Čelakovsky, 40.)
Span.: Quien con perros se echa, con pulgas se levanta. (Čelakovsky, 40.)
Ung.: Ki kutyával hál, bolhásan kél-fel. (Gaal, 931.)
1269. Wer mit Hunnen to Bedd' geit, steit mit Flö werrer up. – Schiller, III, 4a.
1270. Wer nach jedem Hunde werfen will, der muss viel Steine aufheben (haben). – Körte, 3001; Simrock, 5010; Braun, I, 3540; Lohrengel, I, 827.
1271. Wer ohne Hund und ohne Netz Hasen (Hirsche) fangen will, muss gute Beine haben.
1272. Wer schlägt meinen Hund, liebt mich nicht von Herzensgrund. – Körte, 2941.
Engl.: Love me, love my dog.
Frz.: Qui m'aime, il aime mon chien. (Leroux, I, 109.)
1273. Wer seinen Hund behalten will, muss ihn gut füttern.
Port.: Queres que te siga o cão, da-lhe pão. (Bohn I, 293.)
1274. Wer seinen Hund mit Fleisch füttert, kann selber Knochen essen. – Altmann VI, 465.
1275. Wer seinen Hund todtschlagen will, sagt, er sei toll geworden. – Winckler, XII, 22.
Frz.: Qui veut noyer son chien, l'accuse de la rage. (Cahier, 358.)
It.: Chi vuol ammazzar il suo cane, basta che dica ch' è arrabbiato. (Bohn I, 87.) – Chi il suo can vuol ammazzare, qualche scuse sà pigliare. (Gaal, 917.)
Span.: Quien á su perro quiere matar, rabia le ha de levantar. (Bohn I, 216.)
Ung.: Mely kutyát meg akarnak ölni, veszedt nevét költik. (Gaal, 917.)
1276. Wer sich als Hund ausgibt, muss als Hund bellen. (Ostpreuss.)
1277. Wer sich auss viel Hunden will aussbeissen, der muss Mund vnd Zähn wetzen. – Lehmann, 309, 55.
1278. Wer sich des Hundes nicht erbarmt, wird sich auch eines Menschen nicht erbarmen.
Böhm.: Kdo se psa a chlapce neujme, ten také o ženu se nezastane. (Čelakovsky, 290.)
Poln.: Kto się o psa i o chłopca nieweźmie, nieweźmie się i o žonę. (Čelakovsky, 290.)
1279. Wer sich zu einem Hunde macht, kann leicht an die Kette kommen. – Altmann VI, 412.
1280. Wer sick vor'n Hund verhürt, môt Knaken fräten. (S. ⇒ Pfannkuchen.) – Goldschmidt, 103.
1281. Wer söck als Hund utgöfft (vermêth't), mott ok als Hund belle. – Frischbier2, 1743.
Wer sich für einen Hund ausgibt oder vermiethet, muss auch als Hund bellen.
1282. Wer unter den Hunden gewesen ist, der weiss was beissen heisst.
Holl.: Die met de honden geloopen heeft, veet van dood bijten. (Harrebomée, I, 317.)
1283. Wer vber den Hund kompt, der kompt auch wol vber den Schwantz. – Petri., II, 771.
[874] 1284. Wer vom Hunde Wurst kauft, muss mit Fleisch bezahlen.
1285. Wer von Hunden kauft Wurst und von der Katze Speck, mag wohl sehen, ob er Fleisch hat oder Dreck.
Dän.: Hvo som vil kiøbe pølse fra hunden, maae give ham flesk igien. (Prov. dan., 313; Bohn I, 378.)
1286. Wer von Hunden wird gebissen, der heilt es mit hunds haaren. – Lehmann, 397, 1.
Ob dies Mittel auch den Biss toller Hunde heilt, steht dahin. Dagegen hat Karl Theodor, Kurfürst von Baiern, im Jahre 1784 mittels Rescripts einen sehr einfachen Heilweg vorgezeichnet, indem er erstlich alle Heilmittel gegen den Biss toller Hunde verbietet und dann befiehlt, dass die davon Betroffenen sich allein an die Gnade und Wunderkraft des heiligen Hubertus wenden sollen. (Vgl. Hausblätter von Hackländer, Stuttgart 1867, S. 368.) (S. ⇒ Pest.)
Holl.: Die van den hond gebeten is, moet van het zelfde haar daarop leggen. (Bohn I, 311.)
It.: E non mi morse mai cane ch'io non avessi del suo pelo. (Bohn I, 97.)
1287. Wer will, dass ihm ein Hund nachläuft, der darf ihm blos Brot (Wurst) geben.
Span.: Quieres que te siga el can? Dale pan. (Bohn I, 253.)
1288. Wer will ein beissigen Hund zu Tisch vnnd Bett haben, der nehm ein Weib. – Lehmann, 139, 11.
1289. Wer wird beim Hunde Brot suchen!
It.: Dall' asino non cercar lana. (Gaal, 934.)
1290. Wer wird den Hunden das Bellen verbieten!
1291. Wer wird die Hunde mit Bratwürsten werfen, so lange man Bengel (Prügel, Knittel) hat. – Blum, 551.
Wer wird zur Erreichung seiner Zwecke die kostbarsten Mittel wählen, besonders wenn sie die zweckwidrigsten sind.
1292. Wer wird die Hunde mit Heu füttern!
Holl.: Wilt gij den hond hooi te eten geven! (Harrebomée, I, 322.)
1293. Wer wird die Hunde mit Schaubroten füttern.
1294. Wer wird einem Hunde Honig vorsetzen!
Dän.: Lad hund til honningtrag, da springer han i med baade. (Bohn I, 384.)
1295. Wer wird einen Hund ins Wirthshaus rufen.
Die Neger in Surinam, um zu sagen: Was hast du hier zu suchen? Bleib bei deinesgleichen.
1296. Weren Hund, Katzen vnnd die Gänss alle todt, so weren die Haasen, Meuss vnnd Pappeln auss vieler Noth. – Gruter, III, 113; Lehmann, 880, 376.
1297. Wie der Hund an die Kette kommt, so kommt er wieder los. – Boebel, 101.
Wie die Hundstage in Betreff der Witterung beginnen, so enden sie.
1298. Wie der Hund den Armen beisst, verehrt der Mensch den Reichen. (Chin.)
1299. Wie der Hund in die Kirche kommt, so geht er wieder hinaus.
Böhm.: Pes jaký do chrámu, taký z chrámu. (Čelakovsky, 35.)
Poln.: Jaki pies do kościoła, taki z kościoła. (Čelakovsky, 35.)
1300. Wie der Hund ist, so bekommt er sein Halsband.
Böhm.: Psu psí čest'. (Čelakovsky, 105.)
1301. Wie der Hund nicht kan die Flöh auseflöhen, also kan ein mensch die beschwerden nicht all abschaffen. – Lehmann, 79, 10.
1302. Wie der Hund nicht lässt sein Bellen, so lässt der Dieb nicht sein Stehlen. – Sutor, 391.
1303. Wie der Hund, so die Kette.
Frz.: Tel chien, tel lien. (Leroux, I, 33.)
1304. Wie der Jung Hund ist, so wirt der Alt. – Lehmann, 409, 16.
1305. Will der Hund nicht jagen, so hat er nichts zu nagen.
» ... Vnd das der Hundt ist treg zum jagen, so muss er offt am hunger gnagen.« (Waldis, IV, 42, 73.)
1306. Will der Hund nicht pariren, soll man ihn mit Haselöl schmieren.
Holl.: Gij moet den hond wat zoetjes onder den staart blazen, zei kees Aaije, dan kunt gij het wat langer uit houden. (Harrebomée, I, 318a.)
[875] 1307. Will ein Hund fahren in die Bein, so wirf ihm einen Stein.
Frz.: Au chien qui mord, il faut jeter des pierres. (Cahier, 362.)
1308. Will jemand seinen Hund beschirmen, so muss er sich der Busse unterziehen. – Graf, 291, 53.
Nach manchem deutschen Rechte musste ein Thier, das Schaden gestiftet, dem Beschädiger ausgeliefert werden; wer das Thier in Haus und Hof in seinen Schutz nahm, musste auch den Schaden ersetzen.
Mhd.: Wil ok jemant sinen hund beschermen, der mot den broka undergen. (Hach, 323, 152.)
1309. Will man den Hundt abschaffen, so ist er schebig vnd blind. – Lehmann, 856, 30.
1310. Wir haben einen Hund gefangen. (Ung.)
Sind übel angekommen, arg getäuscht worden. Mag sich auf die Zeit Heinrich's I. von Deutschland beziehen, der den ungarischen Abgesandten einen schäbigen Hund statt des Tributs auflud.
1311. Wir Hunde fangen die Hasen, sagte der Mops.
1312. Wir Hunde werfen den Fuchs, sagte der Schoshund.
1313. Wir sind schon bass vor Hunden gestanden, wir erschrecken nicht. – Eiselein, 322.
1314. Wird der räudige Hund gehängt, so geschieht ihm sein Recht.
1315. Wirfft man den Hunden ein Bein vor, so frists der sterckst. – Lehmann, 398, 23.
1316. Wirfst du den Hund mit einem feisten Bein und den Bettler mit einem Pfennig – sie kommen beide wieder. – Eiselein, 330; Simrock, 5028.
1317. Wirft man unter die (viel) Hunde einen Stein, so schreit der getroffene allein.
1318. Wirft man unter viel Hunde Stein, welcher rufft, wird getroffen sein. – Wend Vnmuth, IV, 332.
1319. Wo böse Hunde, da gibt's gebissene Beine.
Dän..: Galne hunde revne skind. (Prov. dan., 214.)
1320. Wo de Hund den Putt apen findt, dar sleit he de Snut in. – Schütze, IV, 150.
Gelegenheit macht Diebe.
1321. Wo der Hund aufs Kissen kommt, will er mit im Bette liegen.
1322. Wo der Hund bei der Heerde fehlt, frisst der Wolf die Schafe. – Parömiakon, 290.
Unter dem Hunde versteht hier Abraham a Sancta Clara den die Christenheit beschützenden Dominicanerorden, der die Heerde Christi vor dem Ein- und Ausdringen der Vernunft geschützt hat.
1323. Wo der Hund bellt, da mag er auch fressen.
1324. Wo der Hund einmal Prügel bekommen hat, da geht er nicht bald wieder hin.
»Wo der Hund einmal wirdt geschlagen, dahin thut er sich nicht bass wagen.« (Waldis, I, 26.)
1325. Wo der Hund mit dem Kopfe hindurchkommt, holt er auch den Schwanz nach.
Holl.: Daar de hond zijn kop doorkrijgt, haalt hij ook zijn gaat. (Harrebomée, I, 316.)
1326. Wo der Hund sich einmal die Nase verbrannt, da riecht er nicht mehr hin.
Holl.: Een hond ruikt nimmer aan den kant, daar hij den neus eens heeft gebrand. (Harrebomée, I, 317.)
1327. Wo die Hunde bellen, ist's dorff nicht weyt. – Luther's Ms., 14.
1328. Wo die Hunde fehlen im Haus, gehen die Diebe frei ein und aus.
It.: Dove non sono i cani, la volpe è rè. (Bohn I, 94.)
1329. Wo die Hunde keine Knochen finden, gehen sie nicht hin.
1330. Wo die Hunde Pisse riechen, heben sie das Bein auf.
Holl.: Waar de honden pis ruiken, daar ligten zij het been op. (Harrebomée, I, 322.)
1331. Wo die Hunde zu schnüffeln finden, sind sie schwer zu verjagen.
Holl.: Honden zijn kwaad van het leêr te jagen. (Harrebomée, I, 321.)
1332. Wo es an Hunden fehlt, da hat der Fuchs das Regiment.
It.: Dove non sono cani la volpe è rè. (Pazzaglia, 419, 9.)
1333. Wo gären fret de Hund Wost, wenn he mant Slûe krigt. (Göttingen.) – Schambach, I, 278; Lohrengel, I, 892.
Wie gern frisst der Hund Wurst, wenn er nur Wurstschale [876] bekommt. Von Leuten, die so thun, als ob sie etwas nicht haben möchten, während sie doch sehr eifrig danach streben.
1334. Wo geren fritt de Hund Schelle, wenn hei keine Wost hat. (Braunschweig.)
Wie gern frisst der Hund Schale, wenn er keine Wurst hat.
1335. Wo geren fritt de Hund Wost, wenn hei man Schelle hat.
1336. Wo Hund und Wolf sich verbünden, da helfe Gott der Heerde.
1337. Wo Hunde, da sind Flöhe, wo Korn ist, da sind Mäuse, wo Weiber sind, da sind Worte.
Frz.: Où chiens y a, puces y a. (Kritzinger, 141a.)
1338. Wo Hunde sind, da bellen Hunde.
1339. Wo Hunne sint, da sint âk Hunnejungens. – Schambach, II, 603.
Wo es Hunde gibt, da finden sich auch grosse oder kleine Jungen, die mit ihnen spielen, sie necken, zum Bellen und Beissen reizen.
1340. Wo keine Hunde sind, da hört die Jagd auf.
1341. Wo man dem Hunde den Napf füllt, da bellt er auch.
Holl.: De honden bassen, daar zij gevoed worden. (Harrebomée, I, 316.)
1342. Wo man den Hund einmal begossen (verbrüht) hat, da geht er nicht bald wieder hin.
Ung.: Höl petsén yét lopott és le forráztatott az eb, ott nem sokat jár. (Gaal, 383.)
1343. Wo oa (ein) Hund hi' brunzt, brunz'n meahr hi'. (Tirol.) – Frommann, VI, 35. 20.
1344. Wo viel Hunde an einem Bein, wird wenig zu schlucken sein.
»Das Bein hat wohl von Wehe zu klagen, daran zugleich viel Hunde nagen.« (Sutor, 429.)
Lat.: Vae tibi, quando canes veniunt os rodere plures (Sutor, 429.)
1345. Wo viel Hunde sind, da ist auch viel Hundedreck.
1346. Wo zwei Hunde und ein Knochen hat selten einer daran gerochen.
1347. Wohin ein Hund pisst, dahin pissen alle.
Holl.: Waar één hond tegen pist, daar pissen zij allen tegen. (Harrebomée, I, 322.)
1348. Wollen Hunde den Igel beissen, so pörsselt er sich. – Eiselein, 326.
1349. Wöllst d' matt de grussen Honnen sêchen, da mach nomme daste et Böön abkräss. (Eifel.)
Willst du mit den grossen Hunden pissen, so mach nur, dass du das Bein aufkriegst.
1350. Wo'r der Hund den Pott apen find't, da'r sleit he de Snut' in. – Körte, 3025.
Gelegenheit macht Diebe.
1351. Wun em en Hangd schlô wäl, fäinjt em schin en Kläpel. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 792.
1352. Wun em nô em Hangd wirft, trôft em en Beamten (oder: Fafen). (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 533.
1353. Zornige Hunde soll man nicht zu viel reitzen. – Petri, II, 822.
1354. Zu einem bösen Hund gehört ein Knittel (harter Prügel, Knüppel). – Petri, II, 822; Lehmann, 50, 37; Lehmann, II, 902, 17; Simrock, 5016.
Die Franzosen: Bösem Hunde harte Kette. Die Venetier: Störrischem Esel harter Stock. (Reinsberg III, 59.)
1355. Zween böse Hunde beissen einander nicht (selten). – Petri, II, 829; Winckler, II, 13.
1356. Zween Hund an einem Bein bleiben selten ein. – Petri, II, 829; Latendorf II, 33.
»Wie man denn spricht: Zwen Hund allein bleiben nicht eins an einem bein.« (H. Sachs, III, V, 2.)
Frz.: A un os deux chien fallos. – Deux chiens sont mauvais à un os. (Cahier, 356.) – Deux chiens a un os ne s'accordent. (Leroux, I, 106.)
Lat.: Una domus non alit duos canes. (Henisch, 261, 57.)
1357. Zween hund an einem bein vertragen sich selten wol. – Henisch, 261, 56; Sailer, 59; Schlechta, 120; für Waldeck: Curtze, 338, 306.
»Das zween Hunde ein Bein nagen, ohne Grimm, das hör' ich selten sagen.« (Freidank.) »Wo ist's war vnd denck ich jtzund, wenn an eim bein nagen zween hund, dass sie gar selten einig bleiben.« (Ayrer, IV, 2728, 4.)
[877] 1358. Zween hund inn einem hauss künden sich nit vertragen. – Tappius, 204b.
1359. Zwei böse Hunde weichen einander aus.
Die Venetier: Zwischen Hunden beisst man sich nicht. Die Türken: Hund frisst nicht Hund. (Reinsberg IV, 45.)
Holl.: Twee grimmige (kwade) honden vreezen elkander. (Harrebomée, I, 322.)
1360. Zwei böse Hunde werden nicht gut, wenn man sie auch in Eine Hütte sperrt.
1361. Zwei Hund an Einem Bein kommen selten vberein. – Eyering, II, 19; Lehmann, 66, 22; Lehmann, II, 268, 104; Blum, 117; Oec. rur., 472; Eiselein, 329; Simrock, 5036; Körte, 3044; Braun, I, 1553.
Wenn zwei oder mehrere ein und dasselbe Ding besitzen oder geniessen wollen, so kommt es unter ihnen leicht zu Streitigkeiten. Wie derselbe Gedanke bei den verschiedensten Völkern hier unter diesem, dort unter einem andern Bilde sprichwörtliche Gestalt gewonnen hat, zeigt auch dies Sprichwort. Das Deutsche hat den Hund zum Bilde gewählt, aber auch den Hahn. Wir sagen ebenso: Zwei Hähne auf Einem Misthaufen vertragen sich nicht. Derselben Ansicht sind Albanesen, Czechen, Dänen und Litauer; und ähnlich sagt der Toscaner: Zwei Hähne befinden sich nicht wohl in Einem Hühnerhause. Der Venetier: Zwei Hähne auf Einem Hühnerhofe beissen sich. Der Pole hat statt der Hähne, die sich nicht vertragen, zwei Kater an Einem Ort; der Russe: zwei Bären in Einer Höhle oder zwei Wölfe in Einem Wald. Der Spanier sagt: Zwei Sperlinge auf Einer Kornähre vertragen sich nie. Der Czeche sagt auch: Ein Haus leidet nicht zwei Herren. In Afrika heisst es: Zwei Könige sitzen nicht in Einer Stadt; und der Hebräer fragt: Ist es möglich, dass zwei Könige sich einer einzigen Krone bedienen können? In Böhmen behauptet man: zwei Köchinnen in Einer Küche und zwei Hähne auf Einem Düngerhaufen taugten nicht. Dur Russe sagt: Zwei Schafsköpfe legt man nicht in Einen Kessel. Der Däne bemerkt: Zwei Herren, zwei Hähne und zwei Narren in Einem Haus können sich nicht vertragen; dasselbe bemerkt der Ruthene in Galizien von zwei Hähnen, zwei Rauchsäulen und zwei Herren. Der Hebräer drückt denselben Gedanken mit dem Worte aus: Zwei Krähen schlafen nicht auf Einem Brete. Und in Afrika vernimmt man wieder die Worte: Zwei grosse Fische trinken nicht Wasser an Einer Felsenschlucht, wie: Zwei Krokodile leben nicht in Einer Höhle.
Mhd.: Bî dem beine hazzet hunt gesellen. (Murner.) – Daz zwêne hunde ein bein nagen ân grînen, hoere ich selten sagen. (Freidank.) (Zingerle, 74.)
Böhm.: Kde dva psi kost jednu hryzou, brzo se sperou. (Čelakovsky, 243.)
Dän.: To hunde forliges ei vel om et been, eller to friere om en brud. – Uglen og kragen, to som elsker een; to hunde om et been kunne ei forliges. (Prov. dan., 180.)
Engl.: Two cats and a mouse, two wifes in one house, two dogs and a bone never agree in one.
Frz.: Il n'y a toujours que trop de chiens autour d'un os. (Cahier, 367.) – Quand deux chiens se mettent après un os, ils ne s'accordent guère. (Gaal, 927.)
Holl.: Twee honden aan den zelfden haard bijten elkander. – Twee honden aan een been komen zelden overeen. (Harrebomée, I, 322; Bohn I, 339.)
It.: Due cani, ch' un sol osso hanno, difficilmente in pace stanno. (Pazzaglia, 156, 5.)
Krain.: Če dva psa eno kost glodata, se skoljeta. (Čelakovsky, 243.)
Lat.: Dum canis os rodit, socium quem diligit odit. (Binder I, 375; II, 861; Gartner, 56; Philippi, I, 282; Seybold, 139; Oec. rur., 472; Gaal, 927.)
Ung.: Nehezen alkuszik-meg két eb egy csonton. (Gaal, 927.)
1362. Zwei Hund an Einem Knochen, zwei Pfeifer in Einer Schenke und zwei Hähne auf Einem Mist bleiben selten ohne Zwist.
1363. Zwei Hunde jagen besser. – Glaubrecht, Erzählungen für das Volk (Frankfurt a.M. 1847), S. 28.
1364. Zwei Hunde können nicht an Einem Knochen nagen. – Binder II, 3402.
Lat.: Una domus non alit duos canes. (Binder II, 3402; Erasm., 521; Seybold, 648.)
1365. Zwen Hund beissen einen. – Henisch, 267, 9.
1366. Zwen Hund sein stets des Hasen todt. – Waldis, IV, 1; Seybold, 337.
Lat.: Ne Hercules quidem adversus duos. (Seybold, 337.)
*1367. A dêm schmöckti kei Hund. (Aargau.)
Den röche kein Hund an.
*1368. A hot hoite a faule Hund. – Robinson, 526; Gomolcke, 73.
*1369. A hot kin tudte Hund gesahn. – Robinson, 774; Gomolcke, 1138.
*1370. A kimmt vum Hunde uff a Schwanz.
In der Gegend von Militsch von jemand, der so schlecht wirthschaftet, dass er an den Bettelstab kommt. In [878] Oesterreichisch-Schlesien hat man (vgl. Peter, I, 446), um diesen Gedanken auszudrücken, die an ihrem Ort mundartlich aufgeführten Redensarten: Er ist vom Faden aufs Stroh gekommen. Er ist auf den Hund, »of's Schnoaterbrâtla« kommen. Er hat ⇒ gewirthschaftet (s.d.), bis ihm die Krücke im Ofen geblieben.
*1371. A siht immer an wêsse Hund vor a Buck an. – Gomolcke, 213.
*1372. A sitt an weissen Hund fer en Bekknecht (Bäckergesellen) an. – Frommann, III, 410, 392; Ribinson, 571; Gomolcke, 841.
*1373. Afn Hund keme. (Oberösterreich.) – Baumgarten, 80.
*1374. Als der hunt, dem man am messer das brot zeiget, wann sie darnach greiffen, so schlegt man sie ans maul. – Nas, 463a.
*1375. As'n besnijet (beschneieter) Hund gan. – Globus, VIII.
*1376. Auf dem Hunde sein. – Campe, Wb., II, 801b.
In schlechten Umständen sein.
*1377. Auf den Hund bringen.
Unglücklich machen.
*1378. Auf den Hund kommen. – Eiselein, 329; Wurzbach II, 192.
Um das Herabkommen eines Menschen in seinen Vermögensverhältnissen zu bezeichnen.
*1379. Aus jedem Dorf ein Hund. (Ostpreuss.) – Frischbier, 593.
Beim Kartenspiel von jeder Farbe eine Karte haben. Scherzhaft kommt auch die Verdrehung vor: Aus jedem Hund ein Dorf.
*1380. Befiehl's dem Hunde und belle selber.
Holl.: Beveel (commandeer) je honden, en blaf zelf. (Harrebomée, I, 316.)
*1381. Betrüge einen andern Hund mit diesem Knochen.
*1382. Da bellt kein Hund und kräht kein Hahn.
Ort, Gegend ohne Leben; Einöde, Wüste.
Dän.: Hvor man hverken hører hund eller hane. (Prov. dan., 308.)
*1383. Da deit de Hund wat in. (Hamburg.) – Schütze, II, 172.
*1384. Da greoss Hund is san Vöda. (Oberösterreich.) – Baumgarten, 80.
Der grosse Hund ist sein Vetter. Er hat einflussreiche Bekannte oder Verwandte.
*1385. Da hat der Hund drein g'schissen. (Nürtingen.)
Die Sache ist vereitelt, es ist nichts daraus geworden.
*1386. Da hett he en Hund utstuppen seen. (Holst.) – Schütze, II, 173; IV, 218.
Dort ist's ihm schlimm ergangen; er kommt dahin nicht wieder.
*1387. Da Hund had ihm 's Mass g'nomma. – Zaupser, Idiot., Nachlese, 28; für Baiern: Klein, II, 3; Mayer, I, 167.
Er hat zu viel gethan, er hat in der Arbeit das rechte Mass verfehlt.
*1388. Da Hund is ma schon vorn Licht umganga. – Zaupser, Idiot., Nachlese, 27.
Ich hab's mir schon vorher gedacht, dass es so kommen werde.
*1389. Da ist Hund und Katz' das beste Vieh.
*1390. Da kêm ik up en stûven1 Hund to rîden. (Holst.) – Schütze, IV, 215.
1) Stûf = stumpf, kurz, abgestutzt. – Da käme ich schlimm weg.
*1391. Da kreit nig Hund noch Hân na. – Schütze, II, 82.
Die Sache hat keine Folgen, sie bleibt verschwiegen. (S. ⇒ Krähen.)
Dän.: Der giøde ikke en hund deraf. (Prov. dan., 232.)
*1392. Da liegt der Hund auf dem Heu.
*1393. Da (hier) liegt der Hund begraben. – Binder II, 1304; Eiselein, 329; Körte, 3047b; Wurzbach II, 191; Simrock, 5057; Braun, I, 1555; Baumgarten, 80; schlesisch bei Frommann, III, 246, 167; Robinson, 363; Gomolcke, 340 u. 445; für Franken: Frommann, VI, 317, 191; für Würzburg: Sartorius, 167.
Das ist's, worauf es ankommt; hier ist das Hinderniss. Bei Dähnert (199a): Dar liggt de Hund begrawen. – Ueber den Ursprung dieser Redensart schrieb mir in den dreissiger Jahren ein Sprichwörterfreund aus Kamenz (Gräve): »Ich erinnere mich eines Streites der Maurergesellen, wenn ich nicht irre, in Berlin, weil einer derselben einen todten Hund so eingemauert hatte, dass der Schwanz herausgehangen, wodurch das ganze Mittel (Maurer- oder Bauhandwerkerzunft) sich beschimpft fühlte, ein gewaltiger Streit entstand und [879] die Mauer abgetragen werden musste. Dies soll die Redensart veranlasst haben.« Sehr wahrscheinlich gehört aber diese Redensart einer frühern Zeit an und hat einen andern Ursprung. Die Elegante Zeitung (1824, Nr. 186) verlegt denselben nach Nürnberg und erzählt ihn so: In einer frühern Periode, wo Nürnberg als Freie Reichsstadt durch seinen Handel und Kunstfleiss sich auszeichnete und blühte, wurde dort das noch stehende Rathhaus nach einem grossen und kostspieligen Plan und Anschlag erbaut. Dieser Bau währte mehrere Jahre, und er war bis auf einen Flügel vollendet, als es der Stadtkasse an Mitteln gebrach, die Kosten nach dem gemachten Anschlage zu bestreiten. Der Bau unterblieb also, und der fehlende Theil wurde nun, statt massiv, nur aus Fachwerk erbaut. Der Baumeister führte in seinem Petschaft einen Hund; und über die letzte massive gothische Thür, die nach diesem nur leicht und wohlfeil erbauten Flügel führt, hat er diesen Hund, in Stein gehauen, anbringen lassen, wodurch das obige Sprichwort entstanden sein und welches symbolisch andeuten soll: Man kann in einer angefangenen Sache nicht weiter gehen, weil unübersteigliche Hindernisse vorhanden (eingetreten) sind. (Vgl. auch: Durchflüge durch Deutschland, die Niederlande und Frankreich, IV, 54.) – Nach noch einer andern Erzählung soll das Sprichwort auf folgende Weise entstanden sein. Der österreichische Feldhauptmann Sigmund II. (1547-1610) hatte einen treuen Hund, der ihm auf einer seiner Fahrten in den Niederlanden das Leben gerettet hatte, diesem liess er an der Gartenmauer des Schloss-Brauhauses zu Sanct-Veit (Oberösterreich) ein Denkmal mit einer Inschrift setzen: das noch bis zum Zusammenfall der Mauer (1821) gestanden hat. – Baumgarten (II, 61) erzählt folgende Sage: »Im Schloss Seisenburg war einmal ein Graf, der einen Hund besass, welcher ihm ungemein lieb war. Als das Thier starb, liess es der Graf ausweiden, den leeren Balg mit Dukaten füllen und so begraben. Nach langer Zeit kam eines Tages der kleine Sohn des herrschaftlichen Jägers zum Grossvater gesprungen mit den Worten: ›Grossvater, geschwind, geschwind, da draussen liegt ein wunderschöner Hund, der glänzt wie Gold.‹ (Da liegt der Hund begraben.) Das Kind zog den Alten, der nicht wollte, mit sich; und in der That, er sah den Hund, glänzend in Gold, in einiger Entfernung vor sich liegen; als sie aber nahe kamen, war er verschwunden.« – Die Illustrirte Zeitung (Leipzig, Bd. 22, Nr. 676, S. 403) erzählt den möglichen Ursprung folgendermassen: Nur eine Stunde vom Inselsberge herab, bei dem Dorfe Winterstein, ist ein Grab; der verwitterte Denkstein trägt die Inschrift:
Ano 1650 Jar der Marcinwar
ward ein Hund hieher begrawen,
das ihn nicht fressen die Rawen,
war sein Name Stuczel genannt,
Fürsten und Hern wol bekannt
geschah ub seiner grosse Trauligkeit,
die er seine Hr. und Frawen beweist.
Im Volksmunde geht der Vers noch, wie folgt, weiter:
Schickt man ihn hin nach Friedenstein,
so lief er hurtig ganz allein,
und hat er seine Sach' ausgericht,
drum hat er diesen Stein gekriegt.
Man mag die Geschichte von dem Hunde a.a.O. ausführlicher lesen; hier nur dies. Im Dreissigjährigen Kriege hatte der betreffende Hund den Briefwechsel zweier Liebenden zwischen Winterstein und Friedenstein sehr treu und pünktlich besorgt; wofür ihm ein ruhiges Alter zugesichert wurde. So lange er indess noch laufen konnte, leistete er Dienste: so lief er z.B. täglich von Winterstein nach dem 11/2 Stunde entfernten Waltershausen, Einkäufe zu machen. Solche Treue wollte man nach dem Tode desselben noch ehren. Man begrub ihn unter grosser Leichenbegleitung auf den Kirchhof, wo ihn aber die Geistlichkeit nicht duldete. Stuczel, so hiess er, musste wieder ausgegraben werden und eine andere Grabstelle erhalten; wo er nun schon über zwei Jahrhundert liegt. (S. ⇒ Winterstein.) Hund hat aber auch die Bedeutung eines Schatzes. (Vgl. Schmeller, II, 209; Sartorius, 167.) Vielleicht daher auch bei H. Sachs (Kurzweilige Fastnachtsspiel) : »Da ligt der Hund (vnd klopfft mit der Hand auff sein Daschen).«
Frz.: C'est là le noeud de l'affaire. – C'est là que gît le lièvre.
Holl.: Dáár ligt de hond begraven. (Harrebomée, I, 316.)
Lat.: Hinc illae lacrymae. (Erasm., 441; Kruse, 387; Fischer, 103, 12; Philippi, I, 177.)
*1394. Da möt'n dei Hunn' ut't verkihrt End bleken. – Schiller, III, 5a.
»Wat in Kuttelputt in dei holl Eik los is un worüm tau Perdöhl dei Hunn' ut't verkihrt End' bleken, mag de leiw Himmel weiten.« (Raabe, 213.) (S. ⇒ Bellen 3.) Aus Westfalen ist mir neulich die Redensart zugegangen: Sie bellen mit den Händen, wie die unnaer Hunde. Zur Entstehungsgeschichte derselben ist beigefügt: In der (November 1864 erfolgten) Ankündigung des Westfälischen Hausfreundes, der zu Unna erscheint, sagen die Herausgeber: »Wir werden keine ›stummen Hunde‹ sein«, und schliessen mit dem Wunsche: »Der Herr möge das Werk unserer Hände fördern.« Die Rheinische Zeitung hat dazu bemerkt: »Nach menschlicher Weisheit geschieht das Bellen sonst nicht mit den Händen.« (Vgl. auch Breslauer Zeitung, 1864, Nr. 578.)
[880] *1395. Da pfeift der Hund hinein.
*1396. Da tragen die Hunde ganze Köpfe davon. – Mayer, II, 109.
Da, wo viel aufgeht. Mayer hat die Redensart unter der Ueberschrift »Schwelgerei«.
*1397. Da welld met den grusse Hongen seken gan, kann avver et Bên net huch genog ophewwen. (Bedburg.)
*1398. Dagegen muss man alle Hunde, die bellen können, loslassen.
*1399. Damit kann man keinen Hund vom Ofen locken. – Eiselein, 330; Simrock, 5042; Braun, I, 1558.
»Dass man keinen Hund mit mir auss dem Ofen hätte locken können.« (Simplic., 81.) In Franken: Daomit kou mer ken Hund von Ouf'n locken. (Frommann, VI, 317, 192.) In Oberösterreich: Damit lockt man koan Hund van Ofn für. (Baumgarten, 80.) »Die spinnwebige Dialektik kann keinen Hund aus dem Ofen locken, sie kann keine Katze tödten.« (H. Heine, Vermischte Schriften, Hamburg 1854, I, 73.) Es ist hier nicht das Innere des Ofens, der Feuerraum, sondern der leere Raum unter ihm, oder auch der Hinterofen gemeint, wo die Hunde gern in der Wärme liegen. Obgleich der Hund die Wärme liebt, so bedarf es doch nicht viel, ihn von dort hervorzulocken.
Frz.: Ce n'est pas ainsi que vous lui tirerez les vers du nez.
*1400. Dar lopt kên Hund seben Jahr dull. – Eichwald, 860.
*1401. Dar schall nich Hund noch Hahn na kreihn. – Eichwald, 835.
*1402. Dar sünt mehr bunte Hünn' as ên. – Eichwald, 836.
*1403. Dar sünt mehr Hünde as Bünk. (Oldenburg.) – Frommann, II, 530, 101; Eichwald, 861; Stürenburg, 27b.
1) Bunk, Knake = Knochen. Bunker = grosser Apfel, Rübe, Beule, Laus u.s.w.
*1404. Dar wêss a Hund zu fihr'n, doass a nê uff a Strick scheisst. (Hirschberg.)
*1405. Das ist dem Hunde zu schlecht. (Rottenburg.)
*1406. Das ist den Hunden geflöhet.
Holl.: Het is den hond gevlooid. (Harrebomée, I, 318.)
*1407. Das ist nicht für die Hunde.
Holl.: Het is niet voor de honden. (Harrebomée, I, 318.)
*1408. Das ist noch nicht unterm Hunde.
Frz.: Cela n'est pas tant chien. (Lendroy, 395.)
*1409. Das ist unterm Hunde.
Unter aller Kritik. In der Studentensprache kann etwas nur noch einen einzigen Grad schlechter gedacht werden; dann ist es unter der Katze.
*1410. Das kann weder Hund noch Katze verstehen.
Holl.: Hond noch kat kan dat verstaan. (Harrebomée, I, 321.)
*1411. Da stinkt der Hund. (Oberösterreich.)
Hier mangelt's, hier fehlt etwas, hier liegt's.
*1412. Das weies ihm der Hund Dank.
Holl.: Dat wete hem de hond dank. (Harrebomée, I, 316.)
*1413. Das (Ding) wird den Hund haben. – Graf, 349; Grimm, Rechtsalt., 717.
Lat.: Res redibit ad restim.
*1414. Das wird ihm der Hund Dank wissen.
*1415. Dass nur kein schwarzer Hund dazwischenkommt.
Holl.: Zie, dat daar geen zwarte hond tusschen komt. (Harrebomée, I, 322.)
*1416. Dat gäve de Hund sîner Möme (Mutter) nich, wenn se ôk im Kindelbedde läge. – Eichwald, 851; Richey, 165; Schütze, III, 109.
Von einer seltenen Leckerspeise.
Holl.: Een hond zou dat zijne moêr niet geven. (Harrebomée, I, 317.)
*1417. Dat gêt vör de Hunde. – Dähnert, 199a.
Es geht verloren.
*1418. Dat is as 'n Hund vör'n Groschen. (Altmark.) – Danneil, 278.
*1419. Dat is een stûren Hund. (Ostfries.) – Stürenburg, 271b; Bueren, 215.
Das ist eine grosse, schwere Aufgabe. Stûr = schwer.
*1420. Dat is so gôd as'n Hund ân Stirt. (Mecklenburg.) – Schiller, III, 4b.
*1421. Dat is'n schlechten Hund, de sîn oll Herr bitt. (Ostfries.)
*1422. Dat kumt bî de Hün(de) er Wünsken mit to pass, det de Kalwer starvt. (Ostfries.) – Frommann, III, 428, 209.
[881] *1423. Dat's kein Hund vör'n Gröschen. (Pommern.)
Das ist kein Hund für einen Groschen.
*1424. De de Hund tarrgt, mutt de Bät vorlêf nehmen. – Hauskalender, I.
*1425. De geit voär de Hunne. (Ukermark.)
Er geht für die Hunde, d.i. er verkommt, geht hinüber.
*1426. De grôte Hund sin Pae. – Schambach, II, 316.
Von einem Dünkelhaften. (S. ⇒ Denken 93 und ⇒ Marian.)
*1427. De Hund abloh. (Luzern.)
Unbändig werden.
*1428. De Hund is an den Knüppel gebungen. (Waldeck.) – Curtze, 361.
*1429. De Hund mache. (Luzern.)
*1430. De Hund sall dî 'n Kloppkôken schîten. (Pommern.)
Sinn: Ich will dir was – niesen.
*1431. De Hunde honnem wul a Wäk gefrassen, doss a nich hâr kimmt. – Frommann, III, 244, 101.
Die Hunde haben ihm wol den Weg gefressen, dass er nicht herkommt. »P. behauptete, es sei Unrecht, dass sie wegblieben, wie wenn ihnen die Hunde den Weg gefressen hätten.« (Hołtei, Eselsfresser, I, 225.)
*1432. De Hunde un de Aedellü mâkt gên Döhr achter sik to. (Ostfries.) – Bueren, 141; Hauskalender, I.
*1433. Dem hat der Hund das Mass genommen. – Schmeller, II, 210; Schiller, III, 5a.
*1434. Dem Hond muss me di Bä (Beine, Knochen) lass on (und) d'n Bauer di Kermes. – Frommann, III, 410, 114.
*1435. Dem Hunde das Bellen lehren.
Frz.: On ne peut pas deffendre bien le chien à abaier (aboyer) ne le menteur à jaingler (mentir). (Leroux, II, 274.)
Holl.: Het is moeijelijk, honden te leeren blaffen. (Harrebomée, I, 318.)
*1436. Dem Hunde den Schwanz aufheben. – Altmann, VI, 517.
*1437. Dem Hunde die Bratwurst befehlen. (S. ⇒ Fuchs 365 und ⇒ Hecht 32.)
*1438. Dem Hunde die Knochen weisen.
Etwas Unnöthiges thun; denn er findet sie selber weit besser.
*1439. Dem Hunde einen Knochen vor (in die Kehle, hin-)werfen.
Einen durch etwas Annehmliches zum Schweigen bringen, ihn bestechen.
Frz.: Jetter un os à la gueule d'un chien pour le faire taire. (Kritzinger, 140b.)
*1440. Dem Hunde schmeicheln, bis man einen Stein in der Hand hat.
Einem so lange gute Worte geben; bis man ihm die Stirn bieten kann.
*1441. Dem Hunde Spreu (Disteln), dem Esel Knochen geben (reichen). – Eiselein, 327.
Wenn man einem Ungelehrten ein gelehrtes Amt überträgt, dem Gelehrten aber ein Degengehänge gibt.
Lat.: Canis das paleas, asino ossa. (Philippi, I, 43 u. 70; Henisch, 939, 34.)
*1442. Dem Hunde um des Herrn willen schmeicheln.
Frz.: Caresser les bras dont on hait le corps. (Kritzinger, 90a.)
*1443. Dem wird auch der Hund den Leichenstein setzen.
»Auf ihn passt Kästner's Wort: Ihr Hund macht den Rücken krumm, setzt ihm ein Epitaphium.«
*1444. Den bösen Hund mit Bratwürsten werfen.
Einen Grobian mit Höflichkeit abwehren.
*1445. Den faulen Hund anhengen. – Herberger, I, 608.
D.i. faulenzen.
*1446. Den grossen Hund zum Vetter haben.
Die Gunst einflussreichar Personen besitzen.
*1447. Den hat der Hund gemacht. (S. ⇒ Bulle, der, 3.) – Frischbier2, 1709.
*1448. Den Hond henken (hinken) lôten. (Meurs.) – Firmenich, I, 400, 17; für Mecklenburg: Schiller, III, 4b; hochdeutsch bei Fischer, Psalter, 669, 1.
Den Hund hinken lassen. Gryse in seiner Historia van der Lere, Leuende vnd Dode Joach. Slüters, des ersten Evangel. Predigers tho Rostock, 1593 (Bog. G 2) sagt: »Alse nun solckes Jochim Rosin erfahren dat de vornemsten vnd meisten des Caspels neuenst dem wanckelmödigen gemeinen Mann den hund hincken leten vnd by em stünden alse de Hase by synen Jungen, [882] hafft se sick gudt willich vth der Stadt begeuen.« Wenn Sandvoss in seiner Sprichwörterlese aus B. Waldis (S. 53) die obige Redensart durch »geil sein« erklärt, so mag dies vielleicht in Bezug auf folgende Stelle zutreffen: »drumb liess ers (= er sie) selten auff die gassen, denn sie den hund pflag hincken lassen« (Waldis, II, 88, 3); aber eine allgemeine Gültigkeit kann man der Erklärung wol kaum zugestehen, auch nach dem nicht, was Sandvoss im Anhange (S. 138-39) noch hinzufügt; wie schon das Beispiel aus Gryse beweist. Es scheint mehr der allgemeine Gedanke darin zu liegen: sich, oder irgendeine Sache, unbesorgt, vielleicht leichtsinnig gehen zu lassen. Auch Schade (I, 126, 550) aus dem Jahre 1542: »Den hunt gern hincken lan.« H. Sachs, III, XXXIX, 2: »Ich lass mich nicht mercken wie du. Ich kan den Hund fein lassen hincken, thu jr mit einem Aug nur wincken, so weiss sie schon, wie, wo vnd wenn.«
Holl.: Hij laat den hond hinken. (Harrebomée, I, 320.)
*1449. Den Hund ablassen. (Baiern.) – Klein, I, 207.
Ein Mädchen zum Tanzen aufführen.
*1450. Den Hund an eine Bratwurst binden.
Von denen, die einem solchen etwas anvertrauen, der keinen Glauben verdient und im voraus schon zu der Vermuthung begründete Veranlassung gibt, dass es werde verloren sein.
Dän.: At binde hunden ved pølsen. (Prov. dan., 96.)
Lat.: Agninis lactibus alligare canem. (Plautus.) (Erasmus, 13; Binder I, 31; II, 101; Philippi, I, 15; Seybold, 15.)
*1451. Den Hund aus dem Ofen locken. – Eiselein, 330.
*1452. Den Hund bei den Ohren zwacken. – Spr. Sal. 26, 17.
*1453. Den Hund beim Schwanz und den Wolf beim Ohr halten.
*1454. Den Hund d'rschlag'n. (Grafschaft Mark.) – Frommann, V, 372.
Das Dreschen enden. Wer von den Dreschern den letzten Streich gethan, der hat »den Hund derschlagen« und wird verlacht.
*1455. Den Hund in Grôm (Graben) trecken. – Lohrengel, II, 147.
Verächtlich gebraucht.
*1456. Den Hund liebkosen um des Herrn willen.
It.: Si ha rispetto al cane per il padrone.
*1457. Den Hund mit Pasteten füttern.
*1458. Den Hund nach der Wurst (Bratwurst) schicken. – Schottel, 1113a; Sailer, 300.
*1459. Den Hund nicht hinken lassen.
Nicht zu nachsichtig sein. (Vgl. Anna, Kurfürstin von Sachsen von K. von Weber, Leipzig 1865, S. 203.)
*1460. Den Hund schlaffen lassen. – Zeytbuch, XXIX.
*1461. Den Hund schlagen und den Esel meinen.
Frz.: Battre le chien devant le loup. (Lendroy, 109 u. 110.)
Lat.: Canem caedere, coram leone. (Bovill, I, 83.)
*1462. Den Hund über den Schmerleib setzen.
*1463. Den Hund vor dem Wilde schlagen. – Körte, 3048a; Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 234.
Ihn auf eine unkluge Weise entmuthigen.
*1464. Den Hund vorm Löwen schlagen.
Einen Schwächern in Gegenwart eines Mächtigern bestrafen, damit dieser sich eine Lehre darausziehe. Etwa wie: Den Sack schlagen und den Esel meinen.
Frz.: Battre le chien devant le lion. (Körte, 3648c; Starschedel, 103; Kritzinger, 140a.) – Pour douter (par crainte) bat-on le chien devant le lyon. (Leroux, I, 322.)
*1465. Den Hund vorm Wolf schlagen.
Sich stellen, als ob man mit einem uneins wäre, um einen dritten gemeinschaftlich zu hintergehen.
Frz.: Battre le chien devant le loup. (Starschedel, 103.)
*1466. Den Hund zum Jagen tragen. – Binder, II, 1538.
Lat.: Bovibus aratrum praeferre. (Binder II, 375; Novarin, 555.) – Inivitas canes venatum ducere. (Plautus.) (Binder II, 1559.) – Invita Minerva (aliquid facere). (Horaz.) (Binder II, 1558) – Invitis canibus venator nil capit ullus. (Binder II, 1559; Gartner, 35; Hanzely, 135.)
*1467. Den Hunden ausläuten.
Die Füsse wie zwei Perpendikel hin und wieder bewegen, wenn man sitzt. Oder: mit den Füssen unterm Tische schlenkern.
*1468. Den Hunden das Lamm befehlen. – Eiselein, 331.
Lat.: Objicere canibus agnos. (Eiselein, 331.)
*1469. Den schlaffenden Hund wacker machen. – Stettler, Annalen, I, 88a.
D.i. aufwecken.
*1470. Den seigt kein hoffärtiger Hund mehr an. (Rottenburg.)
So verachtet ist er.
[883] *1471. Den sollen die Hunde fressen. – 1 Kön. 14, 11 u. 21, 14.
Der Hund, welcher bei den Griechen und andern Völkern (s. 105) geopfert wurde, war bei den Juden unrein. (Vgl. Jes. 66, 3.)
*1472. Den werden die Hunde noch anpissen.
Holl.: De honden zullen nog aan hem pissen. (Harrebomée, I, 316.)
*1473. Der grosse Hund ist sein Vetter. (Oberösterreich.)
Hat Protection.
*1474. Der hat den Hund am Schwanze.
Es geht rückwärts mit ihm.
*1475. Der Hund auf dem Heuhaufen.
Lat.: Canis in praesepi. (Gaal, 203.)
*1476. Der Hund beisst uns nicht.
Der Ton liegt auf der.
Holl.: Dat is de hond niet, die ons bijten zal. (Harrebomée, I, 316.)
*1477. Der Hund bellt den Mond an.
Machtloser Zorn, der seinen Gegenstand nicht erreichen kann.
Frz.: Ce sont des chiens qui aboient à la lune. (Starschedel, 102.)
*1478. Der Hund dankt mit dem Schwanze.
Holl.: De dankbaarheid, die de mond schuldig is, betaalt de aars. (Harrebomée, I, 120.)
*1479. Der Hund geht vns vmb vor dem Liecht. – Ayrer, I, 181, 18; II, 461, 9; Lehmann, 386, 11; für Tirol: Schöpf, 281; Klein, I, 282.
Der Hund mir vor dem Liecht vmbgat. (Ayrer, II, 1415, 35; III, 1864, 36; 1962, 35; 1965, 24 u. 2919, 14.) Ich vermuthe, argwohne. (Vgl. Schmeller, II, 210.) Wenn man über den Fortgang einer Sache in Verlegenheit ist, in einer Angelegenheit nur Vermuthungen hat, nicht klar sieht. »Ich bin ein hartseliger Mann, wie sol ich all mein Dingen than. Mir geht der Hund vmb vor dem liecht, mich drückt vnser Pfaff, der Bosswicht, er buel heymlich mit meiner Frawen.« (H. Sachs, III, XLV, 2.)
*1480. Der Hund hat einen Knüttel. – Opel, 115, 83.
Es ist ein widerwärtiger, ungünstiger Umstand bei der Sache.
*1481. Der Hund hat ihm den Weg verrannt.
Von jemand, der nicht heimkommt.
*1482. Der Hund hat ihm den Zapfen geholt. (Eifel.)
So sagt man in der Eifel, wenn ein Schenkwirth aus irgendeinem Grunde die Concession verloren hat.
*1483. Der Hund hat leder fressen. – Eyering, I, 340; Luther's Ms., S. 3.
Mhd.: Der hund hât leder gezzen, sô man dienstes wil vergezzen. (Freidank.) – Ein ansprach prechen sie vom zawn, der fromm muss leder gessen han so lang bis er kumpt aus dem rat. (Morszheim.) (Zingerle, 74 u. 197.)
*1484. Der hund hat mit der haut bezalt. – Franck, I, 52b; Körte, 3028.
*1485. Der Hund heisst Denks. – Campe, Wb., II, 801b.
D.h. die Hunde haben ein gutes Gedächtniss.
*1486. Der Hund im Kegelspiel sein. – Jer. Gotthelf, Käserei, 405.
Man sieht ihn nicht gern; er ist zu unrechter Zeit in die Gesellschaft gekommen.
Frz.: Il a été reçu comme un chien dans un jeu de quilles. (Starschedel, 100; Kritzinger, 141a.)
*1487. Der Hund in der Badstube (oder: in der Küche).
Von jemand, der sich an einem Orte befindet, wo sein Aufenthalt widerwärtig, störend, hinderlich ist.
Lat.: Canis in balneo. (Philippi, I, 71.)
*1488. Der Hund (liegt) in der Krippe. – Lang, 50.
*1489. Der hund ist in dem potte. – Tappius, 41a; Gesner, I, 235; Körte, 3025a.
*1490. Der Hund ist weg mit hals vnd band. – Eyering, I, 490.
*1491. Der Hund raset wider den Stein und nicht wider den, so geworfen. – Eiselein, 327.
*1492. Der Hund reitet auf dem Arsche mit ihm.
Er ist sehr zurückgekommen; es geht mit ihm zur Neige.
*1493. Der Hund scheisst Geld! (Schles.)
Wird häufig von denen erwidert, welche zum Kaufen eines Gegenstandes aufgefordert werden, um zu sagen, dass es ihnen an Geld fehlt.
*1494. Der Hund scheisst'n (ihm) doch amoal uf's Grâb. (Franken.) – Frommann, VI, 317, 193.
Was nutzt ihm sein Reichthum, er muss doch einmal sterben.
*1495. Der Hund sündigt und das Schwein muss büssen.
Man denkt an Tycho und Senator Walkendorp. Als [884] der letztere einmal mit dem jungen König Christian IV. auf der Sternwarte Uranienburg war, wurde er über das Gebell zweier englischen Doggen, die Tycho vom König Jakob VI. geschenkt erhalten hatte, unwillig und wehrte sie mit Fusstritten ab. Tycho nahm sich ihrer an und es entstand ein Streit, der zur Folge hatte, dass dem berühmten Astronomen die Unterstützungen aus Staatsmitteln entzogen wurden und er infolge dessen Dänemark verliess.
*1496. Der Hund wil dem Herrn zu tisch auftragen. – Eyering, I, 282.
*1497. Der ist mit allen Hunden gehetzt.
Hat viel erfahren, ist sehr durchtrieben.
Lat.: Duodecim artium. (Philippi, I, 129.)
*1498. Der muss den Hund heben. (Rottenburg.)
*1499. Der sünd mehr Hunden als Bunken (Knochen). (Ostfries.) – Firmemch, I, 18, 9.
*1500. Dî hôt de Heangd im Zôgel. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 33, 29.
*1501. Diar leit a Hüünj bigreewen. (Amrum.) – Haupt, VIII, 360, 145.
*1502. Die eigenen Hunde bellen ihn an.
Kommt schon bei Plautus, Die Familie aus Karthago, vor, wo es heisst: Bellen mich die eigenen Hunde an?
*1503. Die hund ausstoseen. (S. ⇒ Fliege 110.) – Franck, II, 15a.
*1504. Die hund heulens. – Franck, II, 16a.
*1505. Die Hunde abnehmen (abrufen).
Einen Wortstreit unterbrechen.
*1506. Die Hunde bellen's in der Stadt aus. – Eiselein, 333; Sailer, 57; Körte, 2047d; Braun, I, 1557.
*1507. Die Hunde in der Stadt bellen es.
Die Sache ist stadtkundig, weltbekannt.
*1508. Die Hunde mit Bratwürsten werfen.
Entfernen wollen und Mittel wählen, die eine Annäherung zur Folge haben müssen. Also von der Anwendung zweckwidriger Mittel.
*1509. Die Hunde mit Speck füttern.
Frz.: Il ne faut pas donner le lard aux chiens. (Leroux, I, 108.)
*1510. Die Hunde möchten ihn anpissen. – Simplic., 301.
Um einen hohen Grad von Verachtung auszudrücken.
*1511. Die Hund mögen schier an sie seichen. – Grimmelshausen, Vogelnest, II.
*1512. Die Hunde seichen ihn an. – Franck.
Höchster Grad der Verachtung.
*1513. Die Hunde sind hier nicht los.
Frz.: Il n'y a point de danger, nos chiens sont liés. (Starschedel, 102.)
*1514. Die Hunde tragen bei ihm ganze Köpfe davon. (Baiern.)
Von einem Schwelger.
*1515. Die Hunde werden bald um ihn bellen.
Er wird bald sterben.
*1516. Die Hunde werden sich um den Schatten beissen. (Nürtingen.)
So heiss wird es werden.
*1517. Die Hunde zusammenhetzen. – Narrenspiegel, 109.
Zank erregen.
*1518. Die muss dem Hunde auch was vermachen. (Schweiz.) – Körte, 3047.
Von unsaubern, wasserscheuen Köchinnen, wie eine solche den Hund, der ihr die Küchengeschirre reingeleckt, in ihrem Testamente bedacht haben soll.
*1519. Dir wird der Hund was scheissen.
D.h. du bekommst nichts.
*1520. Dit Hangd béisse nimi. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 141.
*1521. Du dunderschlachtiger Hund. – Mayer, I, 63.
Mayer hat a.a.O. die bairischen Schimpfformeln, zu denen die vorstehende gehört, zusammengestellt und sie für die beiden Geschlechter geordnet. Für das männliche führt er ausser der obenerwähnten auf: Calfakter, Dalk, Esel, Einfaltspinsel, Leyer, Loitl, Lümmel, Laus-, Lumpen-, Saukerl, Galgenschwengel, Maulaff, Schussbartl, Schurimuri, Sienzler, Strumpfgidi, Schlankel, Passauertölpel, Schwanz, Erz-, Fuchs-, Katzen-, Sauschwanz, Spitzbue, Erzspitzbue, Schurke, Erzschurke. Für das weibliche Geschlecht: Balg, Besti, Beitschn, Fud, Gschosl, Heugeigen, Load, Luder, versoffene Lutzl, Musch, Ruesch, Runggunkl, Schlagerin, Trampel, Vischperl.
*1522. Du fîrscht âch de Hund bis noch Enkebach. (Frankfurt a.M.) – Firmenich, II, 66, 2.
Wird angewandt, wenn jemand etwas unternimmt, wozu ihm entweder Fähigkeit, Tüchtigkeit oder die erforderlichen Mittel fehlen.
[885] *1523. Du gibst dem Hund sprewer, dem Esel beiner. – Henisch, 939, 33.
*1524. Du kannst dir einen andern Hund suchen, wenn du keinen bessern Knochen hast.
*1525. Du kannst Hunde im Graben ziehen, dann verdienst du einen Strick.
*1526. Du werst den hund im potte finden. – Tappius, 41a; Gesner, I, 235.
Lat.: Canis in olla ubi ne bolum quidem relictum esse intelligunt. (Gesner, I, 235.)
*1527. Du wirst den Hund (noch Hunde) führen (tragen) müssen. – Hillebrand, 215-216; Eiselein, 332; Graf, 349; Simrock, 5074.
Vom 10. bis 13. Jahrhundert erschien das Hundetragen als selbständige Ehrenstrafe für vornehme Verbrecher. Der Hund war ein verachtetes Thier, und der Missethäter musste ihn tragen oder führen, um anzuzeigen, dass er werth sei, gleich einem solchen erschlagen oder neben ihm aufgehangen zu werden, welches letztere als eine besondere Beschimpfung für den zum Strange Verurtheilten galt.
*1528. Du wüster Hund. (Rottenburg.)
»Hat seinen Ursprung von den Hunnen, die man schimpflich Hunde nannte.« (Adrian Beier in seinen Jahn'schen Sprüchen und Wahrwörtern, S. 391, 4.) Hund ist jetzt noch ein arges Schimpfwort bei verschiedenen Völkern. Nur die Venetier halten es noch für eine grössere Beleidigung, wenn man sie Friauler nennt. Sie sagen sprichwörtlich: Nenne mich Hund, aber sage nicht Furlan zu mir. (Reinsberg VI, 14.) Auch die Leute von Padua sind bei ihnen nicht gut angeschrieben, denn sie sagen: Paduaner – Hund; oder Paduaner und Vicentiner – Diebe oder Mörder, wie man unter »Barke nach Padua« eine feile Dirne versteht.
*1529. Ehe der Hund mit dem Schwanze wedelt.
... ist die Arbeit gemacht, die Sache abgethan.
Poln.: Ani pies ogonem nie machnął, a już robota skończona. (Lompa, 5.)
*1530. Ein freidig hunt uf seiner mist. – Schade, III, 129, 14.
*1531. Ein hannöverischer Hund sein.
Im Gesellschafter von Gubitz (1825) heisst es von einem Berichterstatter aus der Stadt Hannover: »Er will, dass sein Licht allein leuchte, er will Selbstherrscher aller Meinungen in meiner Vaterstadt, alleiniger Volksredner, kurz ›ein hannöverischer Hund sein‹.« Ueber eine Erklärung und Anwendung dieser Redensart habe ich sonst nichts gefunden.
*1532. Ein Hund, aber ohne Schwanz. – Eiselein, 331.
Holl.: Het is een hond, had hij naar een' staart. (Harrebomée, I, 318.)
*1533. Ein Hund würde das seiner Mutter nicht geben.
Von einem Leckerbissen, irgendetwas Gutem, da ein Hund keinem andern an demselben Knochen zu klauben gestattet.
*1534. Ein Hund zerzaust dem ändern die Ohren.
Holl.: De eene hond bijt den anderen in het oor. (Harrebomée, I, 316.)
*1535. Ein hundt neme nit ein stuck brots von jm. – Franck, II, 55a; H. Sachs, I, XXVIII, 1.
*1536. Einander wie Hund und Katze aushohlhippen1. – Fischart, Bienenk., 94a.
1) Ausschelten. (Vgl. Grimm, I, 888.) (S. ⇒ Hippenbube.)
*1537. Einem andern Hund würdestu dise bein zu nagen geben. – Henisch, 260, 7.
*1538. Einem auf den Hund geben. (Elsass.) – Klein, I, 207.
Einen tüchtig treffen, abkappen, prügeln, todtschlagen.
*1539. Einem auf den Hund helfen.
Holl.: Hij helpt hem op den hond. (Harrebomée, I, 319.)
*1540. Einem blinden Hunde seinen Bissen stehlen. (Nordamerika.) – Douai, Land und Leute in der Union (Berlin 1866), S. 83.
*1541. Einem den Hund lesen. – Jer. Gotthelf, Käserei, (Berlin 1850), S. 142.
Ob so viel wie: Einem die Leviten lesen, oder: Einen verdächtigen, denunciren?
*1542. Einem den Hund vor die Füsse werfen. – Eiselein, 332; Wurzbach II, 196.
Um die höchste und letzte Entrüstung auszudrücken. Diese Redensart rührt ohne Zweifel daher, dass ehemals Männer, die zur Strafe des Hundetragens verdammt waren, ihren Unterdrückern den Hund vor die Füsse warfen, wenn sie Gelegenheit sahen, sich wieder frei zu machen oder, wenn sie den Tod diesem Schimpf vorzogen. Auch liess Heinrich I. den Gesandten der Hunnen, welche Tribut von ihm forderten, räudige Hunde vor die Füsse werfen.
[886] *1543. Einem einen blauen Hund zeigen. – Körte, 3046a.
Soviel, wie ihm etwas auf den Aermel binden.
*1544. Einem Hunde die Schmer anvertrauen.
It.: Non andar dalla gatta per lardo.
*1545. Einem tollen Hunde ins Maul greifen.
Eine Sache von der gefährlichsten Seite anfassen.
Frz.: Prendre le tison par où il brûle. (Lendroy, 1242.)
*1546. Einen alten Hund davon verstehen. – Braun, I, 1531.
*1547. Einen geschundenen Hund schinden.
Einmal, einen quälen, der schon sehr viel erlitten hat, jemand dasselbe Leiden wiederholt zufügen; dann auch, sich vergebliche Mühe machen.
It.: Scorticar il cane scorticato. (Bohn I, 125.)
*1548. Einen Hund an eine Bratwurst binden. – Henisch, 480, 64.
Lat.: Agninis lactibus alligare canem. – Cognatum illi, lupo ovem committere. (Henisch, 480, 65.)
*1549. Einen Hund nach Buxtehude tragen.
Von thörichten Bemühungen.
*1550. Einen mit Hunden forthetzen.
»Mit Hunden soll man sie ausshetzen.« (Waldis, IV, 3.)
*1551. Einen tollen Hund streicheln.
*1552. Einen wie einen Hund halten (behandeln). (S. ⇒ Fusshader.) – Mathesy, 38b.
Frz.: Recevoir quelqu'un comme un chien dans un jeu de quilles. (Lendroy, 1276.)
*1553. Em känen ümmer de Hunde bepissen. – Dähnert, 199a.
Von einem, der niemals Geld bei sich hat.
*1554. En schevatsken Hund. – Eichwald, 853.
*1555. Er bedarf eines Hundes, wie der Bettler einer Goldwage. – Eiselein, 330.
Lat.: Te ipsum non alens catulos alis. ( Eiselein, 330.)
*1556. Er beisst danach wie der Hund in den Stein.
Von Zorn, der nicht auf den richtigen Gegenstand gerichtet ist.
*1557. Er bricht dem Hunde die Zähne aus und beisst (bellt) selber.
*1558. Er chient kein Hund us em Ofe'n use locke. (Schaffhausen.) – Schweiz, II, 168, 38.
Zur Erklärung dient der lateinische Reim: vide canis, hic est panis.
*1559. Er fällt über den hund. – Luther's Ms., 12.
*1560. Er findet den Hund im Topf.
Kommt zu spät, es ist alles aufgezehrt, der Hund leckt schon die Geschirre ab.
*1561. Er geht wie der Hund auf die Kirmes.
*1562. Er gibt dem Hunde keinen abgeklaubten Knochen, er kocht ihn erst aus.
Poln.: Nie wyrzuci on za psam mięsa, ledwie kość. (Lompa, 5.)
*1563. Er had ma 'n Hund ablassen. (Baiern.)
D.i. er hat mir den Hund abgelassen, er hat mit mir getanzt. Daher weil die Mädchen, gleich dem Kettenhunde, immer an ihrer Stelle sitzen bleiben, bis eine Mannsperson sie zum Tanz auffordert. (Zaupser, Idiot., Nachlese, 23.)
*1564. Er hängt's dem Hunde an den Wedel (Schweif). (Rottenburg.)
*1565. Er hat den Hund bellen hören, hat ihn aber nicht gesehen.
Dän.: Har vel hørd hunden giøe men har ei seet ham i bund. (Prov. dan., 307.)
*1566. Er hat den Hund nach Fleisch geschickt. – Eyering, II, 274.
*1567. Er hat den Hund im Leibe. (Köthen.)
Ist ruinirt.
*1568. Er hat einen Hund da peitschen sehen. (Fries.)
Um zu sagen, dass jemand in Bezug auf eine Sache das Vertrauen, die Zuneigung fehlt, weil er unangenehme Erfahrungen in Betreff derselben gemacht hat. Er will nicht Soldat, Landwirth u.s.w. werden, weil er die Beschwerden u.s.w. dieses Berufs kennen gelernt hat.
*1569. Er hat Hund und Strick zugleich verloren. Wenn alles auf einmal zu Grunde geht.
*1570. Er hat keinen todten Hund gesehen. (Schles.)
Der Unerfahrene oder der Neugierige, der sich umsonst bemüht hat.
*1571. Er hat nit einen hund auss dem ofen zu locken. – Franck, II, 23b; Hauer, Kiij3; für Schlesien: Gomolcke, 376.
Franck a.a.O. führt diese Redensart an, um den Sinn der lateinischen: Zonam perdidit, dadurch auszudrücken. Er fügt aber noch folgende für denselben Zweck zur geeigneten Auswahl hinzu, wenn es sich darum handelt, [887] den Gedanken auszusprechen, dass jemand nichts besitzt, dass es mit seinem Vermögen zu Ende ist: »Es ist jm pestilenz in seckel kommen. Er hat gelt in eim wetzstein verneet. Er helt hauss in wetschger. Er bringt mehr leuss dann gelts. Er ist von blinden beraubt worden zwischen zwo kanten. Er hat weder seckel noch gelt. Er hat den gürtel verzert. Er hat den schlüssel zur trugen, da das gelt innen ligt, verlorn. Er ist reich daheym, hat aber weit heym.« »Die alten krieger vnd Vngern«, sagt er, »trugen jre barschafft hangen vnd eingeneet für künfftig not an vnd vnder dem gürtel; der nun nicht het sein Capellin besungen, von dem sagt man: zonam perdidit. Es ist jhm der gürtel empfallen. Hir sihe aber, wie allenthalb, wo die Latini, Greci oder Hebrei ein sprichwort haben, haben wir zehen.« – Die Polen sagen: Er hat nicht, um einen Hund zur Thür hinauszutreiben.
Poln.: Nie ma czem psa z domu wygnać. (Lompa, 26.)
*1572. Er hat sich ganz auf den Hund geschafft.
*1573. Er hat weder Hund noch Katze.
Er ernährt kein lebendes Thier, ist sehr arm.
Frz.: Il n'a ni cheval ni âne, ni âne ni mulet.
*1574. Er hat's, als hätt' ihn ein Hund gebissen. – Campe, II, 801b.
Er muss es ungeahndet hingehen lassen.
*1575. Er hilft ihm auf den Hund.
Trägt zur Verschlechterung seiner Lage bei.
*1576. Er ist allen Hunden schuldig.
*1577. Er ist auf dem Hunde.
*1578. Er ist auf den Hund gekommen. – Frischbier, 345; Frischbier2, 1715; Körte, 3048; Lohrengel, I, 21.
Nach einigen soll Wallenstein diese Redensart veranlasst haben. Auf der Universität Altdorf studirend, war er in der Regel an den Streichen der Studenten nicht wenig betheiligt. Um jene Zeit ward ein neues Schulgefängniss (Carcer) erbaut. Damit es lange unbesetzt bleiben möchte, machte der Rector bekannt, dass es den Namen dessen führen solle, der zuerst dahin kommen werde. Nachdem das Ehrgefühl die Studirenden lange vor so strafwürdigen Handlungen bewahrt hatte, wurde endlich dem Wallenstein die Strafe zuerkannt, der indess ein Mittel fand, seinen Namen der Brandmarkung zu entziehen. Er half sich nämlich damit, dass er, als er eingesperrt werden sollte, einen Hund mit sich nahm und diesen vor sich zur Thür hineinschob. Der Einfall ward belacht und der Carcer hiess von nun an »der Hund«. Der böhmische Geschichtschreiber Palacky hat nun zwar den Studienaufenthalt Wallenstein's in Altdorf für ein Märchen erklärt, obwol eine Eingabe desselben, datirt 20. Jan. 1600, um Erlass der verfügten Relegation, unterzeichnet »Albrecht von Waldstein Freiherr«, aus den Acten seit 1790 gedruckt vorliegt. Der Archivar Baader hat aber in einer kleinen Schrift (Wallenstein als Student an der Universität Atldorf, Nürnberg 1860) die Identität jenes wegen Strassentumultes, Schuldenmachens u.s.w. relegirten Raufboldes mit dem nachmaligen Herzoge Friedland unzweifelhaft nachgewiesen. – »Auf den Hund kommen« hiess also ursprünglich so viel als ins Schuldgefängniss kommen. In der Folge bekam die Redensart die allgemeinere Bedeutung: in schlechte Umstände gerathen. Dieser Erklärung steht aber das Bedenken entgegen, dass die Redensart von Schriftstellern jener Zeit so gebraucht wird, als ob sie bereits allbekannt wäre. So sagt Fischart (Geschichtklitterung, 1617): »Ja, dass ich euch auf den Hund bringe!« – Andere erklären so: »In Bergwerken ist bekanntlich die niedrigste Arbeit das Wegschaffen der überflüssigen Erd- und Steinmassen, welche in der Regel die ›Jungen‹ verrichten. Die Karren, welche dazu gebraucht werden, heissen ›Hunde‹. Die Bergleute, welche den Hund fahren, bilden die unterste Klasse und bekommen den geringsten Lohn. Macht sich ein Bergmann höherer Klasse eines Vergehens schuldig, so muss er den ›Hund fahren‹; er ist auf den Hund herabgesetzt worden, ist auf den Hund gekommen.« (Vgl. Deutsche Romanzeitung, Berlin 1864, Jahrg. 1, S. 950.) – Man hat auch noch einen ältern Ursprung der Redensart gesucht. Ein griechischer Redner, Namens Zoilus, machte es sich zur Aufgabe, alle Dichter, besonders aber Homer, herabzuwürdigen. Man nannte ihn deshalb den Hund der Beredsamkeit. Sein grösstes Verdienst bestand im Widersprechen; er tadelte und lästerte alles; er machte alles schlecht. Wenn es daher jemand schlecht geht, so geht es ihm so, wie denen, welche Zoilus angriff; sie sind auf dem Hunde. Zoilus zeichnete sich, wie Aelian im 2. Buche seiner Geschichten erzählt, schon durch seine Tracht aus. Er trug einen grossen Bart, der bis an den Gürtel herabhing, sein Kopf war kahl und die Haare warren bis auf die Haut abgeschoren. Er bediente sich eines Mantels, der ihm bis an die Knie reichte. – Wie verschieden indess die Ansichten über den Ursprung der Redensart sind, so geht doch ihr Sinn dahin, auszudrücken, dass jemand in seinen Verhältnissen heruntergekommen sei. Herr Lehrer Schwieren in Bedburg hat mir folgende mundartliche Redensarten mitgetheilt, welche dies Herunterkommen aus bessern Umständen in Noth bis zu völliger Armuth und Entblössung von allen Hülfsmitteln in verschiedener Weise ausdrücken [888] Hä ess op der Honk kummen. Hä ess vom Bett op et Strüh kummen. Hä ess vom Essel op den Driefer kummen. Dä kan der Düvel net mieh banne. Dä steht zwesche Hangen un Würgen. Dä ess us dem Rähn en de Dâchsief kummen. Dä fiddelt noch op ênen Schnôr. Dat ess'ne Mann, dä sich net mieh gehürig söhne un der Düvel met Weihwasser onge de Ope werpe kann. Et Hus steht op popierne olle. Dü ess jetzt wie 'ne Voggel op de Heck. Hä ess öm de Eck. Hä ess övver de Wuppen.
*1579. Er ist auf den Hund gekommen, wie eine deutsche Constitution. (Aus Kurhessen 1855.)
*1580. Er ist den Hunden überliefert.
In schlechte Hände gefallen.
*1581. Er ist der Hund, der das Leder gefressen hat. – Murner, Nb., 30.
An ihm wird fremdes Vergehen gebüsst. »Ich binn der selb frumm fleissig hundt, der wol seines herren hüten kundt; da aber kam der neyd vnd hass, ward ich der Hundt ders leder frass.« – »Die falsche katz leugt mich yetz an, das ich das leder fressen han.« (Kloster, IV, 713.)
*1582. Er ist ein Hund, wenn er Zaggel hat. – Luther's Ms., S. 1.
*1583. Er ist ein todter Hund.
Ein machtloser, ungefährlicher Mensch. (Vgl. 1, Sam. 24, 15; 2 Sam. 9, 8 u. 16, 9.)
*1584. Er ist mit allen Hunden gehetzt. (S. ⇒ Pfütze und ⇒ Wasser.) – Eiselein, 332; Simrock, 5063; Frischbier, 344; Frischbier2, 1716; Braun, I, 1529; Lohrengel, II, 381.
»Ein mit allen Hunden gehetzter Fuchs.« (Langbein, Zimpel's Brautfahrt, Berlin 1820, XXIX.)
Lat.: A fronte praecipitium, a tergo lupi. – Leporis vitam vivere. (Eiselein, 332.)
*1585. Er ist unter die Hunde gekommen. – Frischbier2, 1715.
Frz.: Ils veulent faire comme les grands chiens, ils veulent pisser contre les murailles. (Kritzinger, 140b; Starschedel, 102.)
*1586. Er ist weder Hund noch Fuchs.
»Die weder Hund noch Fuchs (vom Hasen sag' ich nichts), weder unter die Gelehrten noch Ungelehrten zu rechnen seyn.« (Grimmelshausen, Teutscher Michel.)
*1587. Er ist wie der Hund an der Kette.
Er kann nicht abkommen, weil Amt oder Beruf es nicht gestatten.
Frz.: Il est là comme un chien à l'attache. (Lendroy, 66; Starschedel, 102; Kritzinger, 141a.)
Holl.: Hij is er als een hond aan den band. (Harrebomée, I, 319.)
*1588. Er ist wie der Hund an der Krippe.
Von denen, die weder selbst etwas geniessen, noch es andere geniessen lassen. Wenn jemand kostbare Handschriften sorgfältig eingeschlossen bewahrt, und sie weder selbst aufschlägt, noch andern die Benutzung erlaubt, sowie der Hund an der Krippe keine Gerste frisst, aber dennoch dem Pferde den Genuss verwehrt.
*1589. Er ist wie der Hund auf dem Heu, er frisst es selbst nicht und lässt's auch die Kuh nicht fressen.
Ein treffliches Bild des Neides.
Holl.: Hij slacht den hond, die op het hooi lag, hij mogt het zelf niet en wilde niet toelaten, dat de os het at. (Harrebomée, I, 320.)
Poln.: By pies na sianie, sam go nie je i krowie go nie da. (Wurzfbach, I, 209, 100.)
Port.: Cāo de palheiro nem come, nem deixa comer. (Bohn I, 271.)
*1590. Er ist wie ein abgebrühter (verbrühter) Hund. – Frischbier2, 1718.
*1591. Er jagt den Hund aus der Küchen. – Eyering, II, 325; Henisch, 634, 26.
Von einem, der nicht weiss, was er mit seiner Zeit anfangen soll. (Grimm, V, 795.)
*1592. Er kann keinen Hund aus dem Ofen locken. – Schottel, 1115a; Sailer, 302; Körte, 3046c; Wurzbach II, 197; Lohrengel, II, 362.
Er weiss sich in keiner Verlegenheit Rath, und versteht seine Kenntnisse nicht anzuwenden. Oder: Er ist so mittellos, dass ihm ein Stück Brot sogar fehlt, einen Hund damit zu locken.
Frz.: Il n'est absolument bon à rien.
*1593. Er kann mit den Hunden heulen.
Holl.: Hij kan wel met de honden huilen. (Harrebomée, I, 320.)
*1594. Er kommt vom Hunde auf den Schwanz. (Militsch in Schlesien.)
In seiner Wirthschaft rückwärts.
[889] *1595. Er lässt keinen Hund in Ruh'.
Holl.: Hij kan geen' hond of geene kat met vrede laten. (Harrebomée, I, 320.)
*1596. Er läst die Hund sorgen, die dörffen vier Schuh. – Lehmann, 721, 2.
Lehmann a.a.O. hat mit der vorstehenden Redensart die folgenden zusammengestellt, um den Sorglosen zu schildern: »Er fragt nichts darnach, es werde Essig oder Wasser aussm ding. Es geht jhm vmb die Finger vnnd nicht drin. Es geht jhm vmbs Wammes, nicht ins Hertz. Er trägt kein eng Wammes. Er sihet das Wetter in der warmen Stuben zum Fenster auss an. Er läst rauschen wz nit bleiben will. Er machts wie die Herrn zu Metz, die lassens geschehen, wann es regnet. Er kehrt sich an keine Ganss, sie sei dann gebraten. Er wüscht das Maul vnd gehet davon. Was er nicht darff, lässt er fliessen. Er deckt den Himmel darüber. Sein Wammes liegt so hart nicht an; er kan es aussthun, wann er will. Er setzt sich nieder vnd trincket einmal. Er hinckt nicht, thut jhn auch nicht wehe, wann ein ander sich stösst. Er sieht, wie er seine Sorgen andern anhängt. Er sagt nicht, was der Müller aufschüt. Er will den Gelehrten befehlen, die werden die Todten rathfragen. Rom geht jhn nichts an, er hat kein Haus darin.«
*1597. Er macht's wie Fugger's Hund, wie Scharcha-Manhem's Hund. (S. ⇒ Machen.) – Tendlau, 797.
*1598. Er mag nümme mit de Hünde über d' Häg us. (Luzern.)
*1599. Er meint, der grosse Hund ist sein Göth' (Pathe) und is nicht amol der kleine. (Rott-Thal.)
*1600. Er möchte (muss) Hunde führen bis Bautzen (auch Buschendorf bei Nürnberg). – Körte, 3047e u. 3784; Simrock, 5075; Braun, I, 1556; Grimm, Rechtsalt., 717; schlesisch bei Gomolcke, 181.
So gross der Reichthum der Erfindung in Betreff der Lebens- und Leibesstrafen in der Vorzeit war, so mannichfach waren auch die Ehrenstrafen, deren man sich bediente. Zu den letztern gehörte es z.B., dass Adeliche, welche während Anwesenheit des Kaisers das Land beunruhigten, einen Hund bis an ein Haus, eine Kirche oder die Grenze tragen, oder bis zu den Jagden des Herrschers an den nächsten Grenzort des Gaues führen mussten. (Vgl. Grimm, Deutsche Rechtsalt., 715.) Im ostfriesischen Landesrechte bestand unter dem Namen Hermschêd, sonst Harmschêr, Harniscara genannt, eine uralte geistliche Strafe, nach welcher der büssende Missethäter (z.B. ein Meineidiger) einen Stuhl, ein Rad, einen Hund u.s.w. zum Schimpf tragen musste. (Stürenburg, 86b.) Sonst bestimmte Karl V. (Peinliche Halsgerichtsordnung, Art. 128) zur Strafe der Landesfriedensbrecher das Schwert. (Vgl. auch Döbber, Schauplatz der Leibes- und Lebensstrafen, I, 1080; Neues Laus. Magazin, Bd. 13, Hft. 4, S. 340.) Demnach würde die vorstehende Redensart eine Person bezeichnen, die tief in der öffentlichen Achtung gesunken ist oder als eine solche, wenn auch ungerechterweise, behandelt wird. (Vgl. den Aufsatz: Die Strafen, der Vorzeit und Gegenwart in der Gartenlaube, Leipzig 1856, Nr. 23 u. 24, S. 320.) – Nach andern soll die Redensart ihren Ursprung in der Zeit Heinrich's I. von Deutschland haben, der den bei Bautzen lagernden Ungarn zwei Boten mit einem Fehdebriefe nebst zwei räudigen Hunden übersandte, worüber der Ungarfürst so in Zorn gerieth, dass er den Boten Nasen und Ohren abschneiden liess und sie so nebst den Hunden an Heinrich I. zurückschickte. Da dies Hundeführen nach Bautzen den Boten so schlecht bekam, so soll seitdem die Redensart angewandt worden sein, um die äusserste Noth zu bezeichnen, weil gewiss jeder erst dann dies Geschäft ergreifen würde, wenn sonst gar kein Rettungsmittel für ihn vorhanden wäre.
Lat.: Servabis bovem. (Philippi, II, 179.)
*1601. Er muss immer den Hund heben. (Nürtingen.)
Das Schwerste bei der Sache thun.
*1602. Er muss sein Hund oder sein Narr sein.
*1603. Er schlägt den Hund vorm Wild.
*1604. Er sieht darauf wie ein Hund auf eine kranke Kuh.
*1605. Er sieht einen weissen Hund für einen Bäckergesellen (oder: Müllerknecht) an. – Simrock, 5076.
»Ich sauff dich, ich tauff dich, ich rauff dich, seh, wie dir die Stieraugen spannenweit vor dem Kopff ligen; jetzt sichst ein weissen Hund für ein Müllerknecht an.« (Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 178.)
Frz.: Il croit que les vessies sont des lanternes.
Holl.: Hij ziet een' witten hond ann voor een' bakkers knecht. (Harrebomée, I, 320.)
*1606. Er spricht nicht Hund, noch Narr. (Meiningen.)
Sagt gar nichts, äussert sich weder für noch gegen, weder zustimmend, noch abweisend. Er sagt nichts weder Hund noch Narr. (Vgl. Frommann, III, 392, 2.)
[890] *1607. Er treibet die Hunde auss vnnd laufft selbs mit. (S. ⇒ Fliege 110.) – Agricola II, 201; Franck, II, 15b; Tappius, 18a; Henisch, 1435, 67; Lehmann, II, 125, 92; Simrock, 5077; Körte, 3037.
Von einem geschäftigen Müssiggänger oder einem Menschen, der nicht geachtet wird.
Holl.: Hij drijft (jaagt) niet, en loopt zelf mede. (Harrebomée, I, 319.)
*1608. Er treibt ihn auf den Hund. (Eifel.)
Wenn jemand durch aufreibende Arbeit zu Grunde gerichtet wird.
*1609. Er versteht einen alten Hund davon. – Eiselein, 333.
*1610. Er weckt den Hund. – Eyering, II, 405.
*1611. Er weiss den Hund zu führen, dass er nicht auf den Strick scheisst.
*1612. Er weiss stets den Hand so anzubinden, dass er den Strick nicht zerbeisst. – Hamb. Schulbl., 1863, Nr. 320.
*1613. Er will dem Hunde das A-b-c lehren.
Lat.: Ferrum natare doces. (Philippi, I, 154; Froberg, 245.)
*1614. Er will den Hund nicht beissen. – Herberger, I, 138 u. 815.
Auch mit dem Zusatz: und sich mit Stillschweigen ausdrehen. (S. ⇒ Fuchs 405.)
*1615. Er will einem alten Hunde das Aufwarten lehren. – Parömiakon, 481.
*1616. Er will's machen wie die grossen Hunde, die wollen an die Mauern pissen.
Er will's den Grossen nachthun, die Alten nachahmen.
*1617. Er wird den Hund im Topfe finden. – Körte, 3025b.
Denn, einmal dazu gekommen, geht er nicht eher weg, bis alles aufgezehrt ist.
*1618. Es bellens die hund in der stat. – Franck, II, 15a.
Um zu sagen, dass irgendetwas allgemein bekannt ist, hat man auch die Redensarten: Die hunde heulens. Die genss gagen dauon. Es weyss niemand dann iederman. Ferner: Die Sperlinge zwitschern es auf den Dächern. (Franck, II, 15a.)
*1619. Es bellt ihn kein Hund an.
» ... Ohne dass jn ein Hund anbellt.« (Langbein, Vacuna, Berlin 1805, XXXI.)
*1620. Es fiel ein weisser Hund neben einem schwarzen.
Die Sache fiel halb glücklich, halb unglücklich aus, von einem Aberglauben entlehnt.
*1621. Es geht der Hund vorm licht vmb. – Lehmann, 397, 17.
*1622. Es gibt mehr bunte Hunde.
*1623. Es hat einen Hund.
*1624. Es hat jm ein hund einn wetzstein ins hauss getragen. – Franck, II, 170a; Sutor, 769; Eiselein, 330.
Von einem, der sich stellt, als suche er etwas, das er schon weiss.
*1625. Es ist ein grosser Hund.
Frz.: C'est un chien au grand collier. (Lendroy, 401.)
*1626. Es ist ein Hund, dem man nicht trauen darf.
Von schlauen, falschen, gefährlichen Leuten.
*1627. Es ist ein Hund, der den Mond anbellt.
Frz.: C'est un chien qui aboie à la lune. (Lendroy, 418.)
*1628. Es ist ein Hund, der gegen solche Wölfe nicht bellt. – Geiler, Nsch., 21.
Von sogenannten Rücksichtsmenschen, trockenen Pelzwäschern.
*1629. Es ist ein Hund, der nicht bellt. – Parömiakon, 1511.
Hüte dich vor ihm!
*1630. Es ist ein Hund, der viel Läger hat.
Von einem zu grossen Freunde des weiblichen Geschlechts.
*1631. Es ist ein hund, wenn er nur einen schwantz hette. – Agricola I, 403; Schottel, 1136a; Simrock, 5055; Neues Schweiz. Museum (Basel 1865), S. 339.
Von Menschen, die niemand etwas Gutes gönnen, als sich selbst; die um sich beissen wie ein Hund, die zwar menschliche Gestalt, aber einen hündischen Charakter haben. Agricola: »Darumb nennt man einen eygennutzigen, der niemand guts gunnt, denn yhm selbs, vnd lesst yhm niemand zu lieb seyn u.s.w. einen hund, allein er hat kein schwantz, dabey man yhn kennen mochte vnd ist nichts an yhm denn dass er eines menschen gestalt hat, sonst wo er einem menschen [891] nicht ehnlich were, vnd hette einen schwantz, so were es rechtschaffen ein hundt.« Zu der Zeit, als man in England nur mit Französischparliren »fein« sein konnte, sagte man: Hans wär' ein Edelmann, spräch' er nur französisch. (Reinsberg IV, 5.)
*1632. Es ist ein schöner Hund, aber er bellt (beisst) nicht.
Böhm.: Pes, který neumí stĕkati, přivolává na ovce vlky. (Čelakovsky, 75.)
Frz.: C'est un beau chien, s'il voulait mordre. (Lendroy, 412.)
*1633. Es ist ein schöner Hund, wenn er nur beissen (bellen) wollte.
Er könnte etwas ausrichten, wenn er nur wollte oder wenn er keine Memme wäre.
Frz.: C'est un beau chien, s'il voulait mordre. (Starschedel, 109.)
*1634. Es ist ein Schwartzer Hundt darzwischen gelauffen. – Lehmann, 386, 11.
Der Ausführung hat sich ein Hinderniss entgegengestellt.
*1635. Es ist ein (kein) stummer Hund.
Aus Jes. 56, 10 entlehnt, wo es heisst: »Alle ihre Wächter sind blind, stumme Hunde sind sie, die nicht strafen können, sind faul, liegen und schlafen.« Die Herausgeber des Westfälischen Hausfreundes, der anfänglich der Düppelstürmer heissen sollte, sagen in der Ankündigung des Blattes: »Wir werden keine stummen Hunde sein, wenn es gilt, für unsern König u.s.w. den Mund aufzuthun.« (Breslauer Zeitung, 1864, Nr. 578.)
*1636. Es ist ein trefflicher Hund, wenn's gilt, die Spur zu verfehlen. – Eiselein, 325.
*1637. Es ist gerade so viel, als wenn er dem Hunde in den Arsch gesehen hätte.
Holl.: Het is, als of het den hond in zijn gat gezeten heeft. (Harrebomée, I, 318.)
*1638. Es ist kein Hund und keine Seele in der Stube gewesen. (Baiern.)
*1639. Es ist nicht Hund, nicht Stuhl. (Lit.)
Von einem Menschen, mit zweideutigem Charakter. Der Grund dazu liegt in der eigenthümlichen Gestalt eines in Litauen üblichen Möbels. Die Stühle, deren sich der Bauer bedient, werden aus einem Stück Holz geschnitten, welches oben glatt gehobelt ist, vorn die Gestalt eines Thierkopfes erhält und rückwärts wie der Hintertheil eines Thieres abgerundet ist. Vier Aeste vertreten die Stelle der Füsse. Der Ruthene sagt: Ni to pes, ni boran, d.i. Nicht Hund, nicht Widder. (Wurzbach I, 140, 53.)
*1640. Es ist weder Hund noch Katze davongekommen.
Alles ist verloren.
Holl.: Daar is kat noch hond afgekomen. (Harrebomée, I, 316.)
*1641. Es ist weder Hund noch Katze zu sehen.
Keine lebendige Seele.
Frz.: Il n'y a ni bête ni gens. (Kritzinger, 68b.)
*1642. Es ist weder Hund noch Leutsch. (Schweiz.)
Unentschiedenheit. Die Engländer: Er ist weder Falke noch Weihe. Die Franzosen: Halb Feige, halb Weintraube. (S. ⇒ Fisch 263.)
*1643. Es ist, wo die Hund' einander gute Nacht geben. (Nürtingen.)
Wo es liederlich hergeht.
*1644. Es ist zwischen Hund und Wolff. – Lang, 509.
In der Dämmerung, zwischen Tag und Dunkel.
Frz.: Arriver entre chien et loup. (Starschedel, 103; Kritzinger, 139b.)
*1645. Es kann weder Hund noch Katze hinein.
Holl.: Daar kan kat noch hond door. (Harrebomée, I, 316.)
*1646. Es kräht weder Hund noch Hahn danach. – Körte, 3048g.
*1647. Es möchten dich die Hunde anbellen. – Sutor, 169.
*1648. Es pisst ihn kein Hund an. – Eiselein, 331; Wurzbach II, 198.
So verachtet ist er.
*1649. Es sind zwei Hunde an einem Knochen.
Zwei haben dieselben Ansprüche, theilen denselben Gewinn.
Frz.: Ce sont deux chiens après un os. (Lendroy, 403; Starschedel, 101; Kritzinger, 139.)
*1650. Es sind zwei Hunde in Einer Küche.
Holl.: Het zijn twee honden in ééne keuken. (Harrebomée, I, 319.)
*1651. Es soll kein Hund mucken. – 2 Mos. 11, 7; Judith, 11, 13.
*1652. Es war dem Hund die Wurst vertraut. – Froschm., Pii.
[892] *1653. Es würde kein Hund daran riechen.
Um grosse Verachtung gegen etwas auszudrücken.
Poln.: Aui by tego pies nie powąchał. (Oberschlesien. Lompa, 5.)
*1654. Es würde kein Hund ein Stück Brot von ihm nehmen. – Körte, 3046b; Wurzbach II, 198; Braun, I, 1559.
Zur Bezeichnung eines Menschen, welcher die höchste Verachtung verdient. Die Redensart verdankt ihren Ursprung dem Banne. Es ist bekannt, welche üble Folgen dieser nach sich zu ziehen pflegte, besonders wenn der Papst einen Fürsten und sein Land damit belegte. Mit dem Verbannten durfte kein Mensch umgehen oder mit ihm essen. Er konnte keine gerichtliche Handlung vornehmen, keinen Contract machen; und wenn er starb, durfte er nicht in geweihter Erde (auf dem Kirchhofe) begraben werden. Um einen Verbannten der höchsten Verachtung blosszustellen, dass er nicht so viel werth sei als ein Hund, behauptete man, ein rechtmässiger und verdienter Bann sei von einer solchen Kraft, dass auch Hunde einen verbannten Menschen verabscheuten und nicht einmal ein Stück Brot von ihm annähmen. Man führte davon verschiedene Beispiele an, untersuchte aber nicht, ob die Erzählung wahr oder erdichtet sei; und wenn etwas Wahres zum Grunde lag, ob nicht Betrug dabei im Spiel gewesen, dass man z.B. vorher das Brot mit einer dem Hunde widrigen Sache bestrichen oder bestreut habe, oder ob es zu einer Zeit geschehen sei, wo der Hund beim Einfluss des Wetters Speisen verschmäht. An dergleichen sorgfältige Prüfung dachte man nicht, und die Klerisei hielt es ihren Vortheilen gemässer, dies als eine wunderthätige Kraft des Bannes auszuposaunen, woraus denn das Sprichwort entstand. (Gräter's Bragur, Bd. 6, Abth. 2.)
Poln.: Aniby pies kawałka chleba od niego nie wział. (Lompa, 5.)
*1655. Et äs e licht Heangd. (Siebenbürg.- sächs.) – Frommann, V, 32, 33.
*1656. Etwas vor die Hunde werfen. – 2 Mos. 22, 31.
Holl.: Hij werpt het voor de honden. (Harrebomée, I, 320.)
*1657. Gôch den Heangd aussen. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 177, 207.
Jage den Hund hinaus, d.h. putze das Licht. (S. ⇒ Räuber.)
*1658. Hä läuf dem Hunk en Bein av. (Köln.) – Firmenich, I, 477, 271.
*1659. Halb Hund, halb Röde1. – Schiller, III, 3b.
1) Wie Röe, Rüe, ein Name des Hundes. Bei Johannes Römoldt (Spiel von dem grewlichen Laster der Hoffart, herausgegeben von K. Goedeke in der Zeitschrift des historischen Vereins für Niedersachsen, Jahrg. 1850, V, 655) heisst es von Mantelträgern: »Halb Hund, halb Röde sind sie genannt, in aller Welt jtzt wol bekandt.«
*1660. Hald a Hund, an loss de Katze lofen.
»Ihr misstich (müsst euch) doas Ding nich a su ûfmutzen; an andrer wirs nich a haur anders, och noch tausendmol schlimmer machen; drum, Mutter, hald a Hund, loss de Kotze lofen.« (Keller, 169b.)
*1661. He bendt ok 'nen doën Hond de Mull tu. (Meurs.) – Firmenich, I, 406, 344.
*1662. He findt de Hund in de Pott. (Ostfries.) – Frommann, VI, 282, 677; Bueren, 520; Hauskalender, II.
*1663. He hett dor enen Hund utstüppen seen. – Dähnert, 199a.
Er scheut sich, nach dem Orte zu kommen.
*1664. He hett mi gên Hund to Bade stört. (Ostfries.) Hauskalender, III.
*1665. He hett mit'n Hund mêten un de Swans togeben. (Holst.) – Schütze, IV, 266.
Von schlechtem Mass, auch dem Uneigennutz.
*1666. Hê is as de Hund up 't Heu, sülfst frett hê't nich, un de Kô günn't he't nich. (Mecklenburg.) – Bütz. Ruhestunden, XXIV, 62; Schiller, III, 4b.
*1667. He is ganz im Hund. – Dähnert, 199a.
Er ist in elenden Umständen.
*1668. He mot van den eigesten Hond hör hebben. (Deutz.) (S. ⇒ Hundehaar 6.)
*1669. He wêt1 sînen Hund to leiden. (Pommern.)
Er weiss die Sache anzugreifen.
1) Fr. Hasenow, dem das Sprichwörter-Lexikon viel Beiträge, darunter auch eine werthvolle Sammlung pommerscher Sprichwörter, nicht nur aus der Literatur, sondern ganz besonders auch aus dem Volksmunde verdankt, bemerkt: »Das Plattdeutsch wird in Pommern sehr verschieden gesprochen. In manchen Gegenden kann man die Bewohner jedes einzelnen Dorfes an ihrem Dialekt unterscheiden, daher z.B. nicht aus Versehen, sondern wie ich's gehört, einmal wêt, wie oben, ein andermal wet (wett); (s. ⇒ Hammel 8) für weiss 3. Sing. praes. [893] von wêten = wissen steht.« – Und was hier von Pommern gesagt wird, gilt sicher auch von andern deutschen Ländern; von Schlesien wenigstens in so hohem Masse, dass die Bewohner verschiedener Gegenden einander selbst kaum verstehen. Doch sind diese Verschiedenheiten leichter darzustellen, als die feinern Unterschiede. Die Bewohner des hirschberger Kreises z.B. sprechen im allgemeinen Einen Dialekt; wenn man aber denselben Satz von Dorf zu Dorf aussprechen lässt, so ist es unmöglich, durch unsere gewöhnlichen Schriftzeichen die Lautmodification darzustellen.
*1670. Hei öss nich sau e Hund öm e Knake, wenn hei man et Flêsch heft. – Frischbier2, 1735.
*1671. Hi kemt öw'n Hön to ridden. (Nordmarsch.) – Haupt, VIII, 375, 22.
Er kommt auf den Hund zu reiten.
*1672. Hier hett de Hund in den Büdel schêten. – Schütze, II, 172.
Wenn jemand beim Einsammeln von Geschenken, von freiwilligen Gaben an einer Stelle nichts erhalten hat. Ursprünglich Ausruf der lübecker Gassenbuben, wenn beim Vogelschiessen der Lustigmacher der Handwerker bei seinem Umgange von jemand nichts erhält.
*1673. Hier ist ein Hund verreckt.
Redensart beim Kartenspiel.
*1674. Hinger sich schorren de Hunde. (Schles.) – Frommann, III, 248, 247.
*1675. Hulss der Hund1, a kon schwimmen. (Schles.) – Gomolcke, 426; Robinson, 154; Frommann, III, 248, 243.
1) So viel als: hol's der Teufel. Die Scheu des Volks, gewisse Wörter, wie Gott, Christus, verflucht u.s.w. auszusprechen, erstreckt sich auch auf den Teufel, dessen Namen zu nennen man ganz besonders vermeidet. Es finden sich daher in allen Gegenden dafür Ausdrücke, die aus dem Namen Teufel entstellt sind oder sich auf seine Gestalt und Farbe u.s.w. beziehen, also in irgendeiner Weise an ihn erinnern, ohne ihn zu nennen In Schlesien hat man dafür: Daniel, Fuchs, Geier, Gottseibeiuns, Hund, der Leibhaftige, Teuker, Teutschel, Teuxel. (Gomolke, 462.) Ueber das Bestreben des Volks, der Fluchformel durch Umschreibungen auszuweichen, vgl. auch Stöber in Frommann, II, 501.
*1676. Hund auss der Küchen. – Gruter, III, 50; Lehmann, II, 267, 84; Eiselein, 327.
*1677. Hund für den löwen schlahen. – Luther's Ms., 11.
*1678. Hund für 'n Groschen. (Breslau.)
*1679. Hund' rut, de Mönsche hebbe gesiegt. – Frischbier2, 1736.
*1680. Hund um Katze geben.
Frz.: Qui perd un chien et recouvre un chat, c'est toujours une bêste à quatre pieds. (Leroux, I, 109.)
*1681. Hund' und Katzen werden eher eins.
Lat.: Unda cum flamma prius redibit in gratiam. (Seybold, 648.)
*1682. Hund und Strick ist fort.
Lat.: Cum cane simul et lorum (periit). (Philippi, I, 101; Tappius, 20b.)
*1683. Hunde führen (tragen). – Körte2, 3784.
Eine alte Strafe für Majestätsverbrecher vom Adel.
*1684. Hunde führen bis Buschendorf1. – Grimm, Rechtsalt., 717.
*1685. Hunde und Katzen befreunden wollen. – Philippi, I, 37.
*1686. Hunde und Katzen einladen (füttern).
Alle Leute ohne Auswahl freihalten, verschwenderisch geben.
Frz.: Donner à manger à chien et à chat. (Kritzinger, 139.)
*1687. Hunde und Katzen würden sich eher vertragen.
Lat.: Echini duo prius amicitiam neant. (Philippi, I, 130.)
*1688. I möcht's käm Hund gunne. – Steiger, Sitten, II, 61.
*1689. Ich bin (ja) auch dem Hund nicht vom A(r)sch gefallen. (S. ⇒ Zaun.) (Rottenburg.)
Dass man mir so verächtlich begegnen sollte.
*1690. Ich glêbe, die Hunde honem a Weig gefrassen. – Robinson, 113.
Bei Gomolke (502) mit dem Zusatze: dass a nich heem kümt.
*1691. Ich hab den Hund beim Schwantz. – Lehmann, 244, 9.
In demselben Sinn wie: Die Sache hängt an einem seidenen Faden, sie steht auf der Spitze.
[894] *1692. Ich hab' den Hund im ⇒ Duppen (s.d.) funden. – Grimm, II, 1567.
Einen Näscher ertappt.
*1693. Ich hab' ihn, wie den Hund an der Peitsche. (Ostpreuss.)
*1694. Ich kann nicht allen Hunden Schuhe machen. (Schles.)
Um zu sagen, dass man nicht alle Uebel abstellen, jedem Nothleidenden, Hülfesuchenden beistehen könne.
*1695. Ich mûss rään Honde fir'n bain'm. – Peter, 447.
Ich muss mir eine verächtliche Behandlung gefallen lassen. Ich muss rein Hunde bei ihm führen.
*1696. Ich soll immer der dickköpfige Hund sein.
Soll stets der Katze die Schelle anhängen.
*1697. Ich will keinen Hund mit einer Schelle.
Span.: No quiero perro con cencerro. (Cervantes, Don Quixote.)
*1698. Ich wollte lieber einen bösen Hund aufbringen (reizen, zornig machen), denn ein alt Weib.
*1699. Ich wollte lieber Hunde führen, als dies oder jenes thun.
»So hört man in unserer Gegend«, sagt. J.F. Wenz in Frankenthal, »sich öfters Leute ausdrücken, wenn sie der Unmuth anwandelt oder wenn ihnen sonst etwas Unfreundliches begegnet. Bei den Griechen und Römern herrschte schon die Sitte, das man Aelternmörder oder Empörer gegen die Obrigkeit in einen Sack steckte, dazu einen grindigen Hund, einige Katzen und Schlangen that und so den zugebundenen Sack ins Meer oder von einem Felsen herabwarf. Im 12. Jahrhundert hatte man aber in unserer Gegend ein noch sonderbareres Schauspiel. Der deutsche Kaiser Friedrich der Rothbart unternahm einen Zug nach Italien. Er bestellte unterdessen den Pfalzgrafen Hermann, der im Namen des Kaisers nicht nur die dem Kaiser und Reich gehörigen Burgen und Castelle schützen und vertheidigen, sondern auch Recht und Gerechtigkeit handhaben sollte. Das Herrschen und Regieren erschien demselben aber so angenehm, dass er mit dem Plan umging, sich die ihm übertragene Macht so zuzueignen, dass er nicht nöthig habe, dem Kaiser zu gehorchen, sondern selbst Meister über den Kaiser zu werden. Der damalige Erzbischof von Mainz, Arnold, erhielt Kenntniss von diesem Plan und theilte ihn sofort dem Kaiser mit. So wurde schon in Italien über den Pfalzgraf Hermann die Reichsacht ausgesprochen, weil er landfriedensbrüchig geworden war und es gewagt hatte Aufruhr, Empörung und Krieg anzuzetteln. Seine Strafe, die er später erleiden musste, war folgende: Er und noch zehn andere Grafen am Rhein, seine Mitgenossen, musste ein jeder einen grindigen Hund bis Speier auf den Markt tragen; die Hunde mussten auf dem ganzen Wege dahin bellen und wurden für diesen Zweck von den sie begleitenden Gerichtsdienern von Zeit zu Zeit gezwickt. Aber nur diesen Edeln war die Strafe, einen Hund zu tragen, auferlegt, den nicht edeln Leuten wurde ein Stuhl an den Hals gehängt als Zeichen der Leibeigenschaft und Unterthänigkeit.« Ein alter Dichter Guntherus, beschreibt und besingt die Geschichte des Hundetragens in: Parei Hist. Bavar. palatina, Frankfurt 1717, S. 140. (Vgl. darüber Allgemeiner Anzeiger der Deutschen, Gotha 1816, Nr. 74.)
*1700. Ich wolt ein Hund fort sorgen lan, der hat vier füss, kein Schu daran. – Eyering, II, 469.
*1701. Ich würde seinen Hund besser behandeln.
*1702. Ick bin as de Hund ane Swanz. – Dähnert, 198b.
Mir fehlt etwas, daran ich gewohnt bin.
*1703. Ihr beschiessner Hund. – Gomolcke, 610.
*1704. Ihre Hunde jagen nicht zugleich (zusammen).
Sie sind keine Freunde. Sie vertragen sich nicht, haben sehr verschiedene Ansichten.
Frz.: Leurs chien ne chassent pas ensemble. (Bohn I, 36; Starschedel, 101; Kritzinger, 140a; Lendroy, 329.)
*1705. Ik sal ôk ümmer de dulle Hund sin. – Schütze, I, 268.
Ich soll an allem schuld sein, auch: ich soll immer das Gegentheil verfechten.
*1706. Ik schall jümmer de bukende Hund wesn. – Eichwald, 834.
*1707. Ja, wenn der Hund net g'schissen hätt', dann hätt' er den Hasen gefangen.
*1708. Jeden Hund für einen Pudel halten.
Aehnlich russisch Altmann VI, 516.
*1709. Kein Hund fräss' es, wenn man's ihm vorwürfe.
*1710. Kein Hund nimmt einen Brocken von ihm. – Mayer, I, 63.
*1711. Kein Hund pisst den mehr an. – Frischbier2, 1710.
[895] *1712. Kein Hund und kein Seel'. – Schöpf, 283.
D.i. gar niemand.
*1713. Koan Hund brunzt den a. (Oberösterreich.)
*1714. Liar dü ans an ualen Hüünj bell'n. (Amrum.) – Haupt, VIII, 365, 231.
Lehre du einmal einen alten Hund bellen.
*1715. Man könnte Hunden und Katzen damit vergeben.
*1716. Man muss dem Hund ein Bengel anhencken. – Lehmann, 386, 13.
*1717. Man muss den Hund nicht so weit in die Küchen kommen lassen. – Lehmann, 386, 15.
*1718. Man sollte ihn mit Hunden aufhängen!
Für den zum Strang Verurtheilten, an sich der schimpflichsten Strafe, lag noch eine Erhöhung der Beschimpfung darin, wenn er neben oder zwischen Hunden gehängt wurde. (S. Hundetragen.) So erzählt Khevenhüller in seinen Annalen: »Den 15. Juli 1624 ist zu Neisse ein Jude, Namens Manosses, um dass er mit falschen Münzen interessirt, unter sich an die Füsse mit zwei Hunden aufgehängt worden. Als er etliche Stunden gehangen und von den Hunden ziemlich zerbissen worden, hat er gegen Abend ein Christ zu werden gebeten. Darauf bald die Jesuiten sich seiner angenommen und so viel bei der Obrigkeit erhalten, dass man ihn wieder herabgenommen, in das Gefängniss geführt, gelabt und nach der Hand getauft.«
*1719. Man sollte ihn mit Hunden aus dem Dorfe jagen.
Holl.: Men zoude hem met honden uit de stad hitsen. (Harrebomée, I, 321.)
*1720. Man würde heut' keinen Hund hinausjagen.
So schlecht ist das Wetter.
Dän.: Man skulde nu ei jage en hund ud. ( Prov. dan., 322.)
Poln.: Źle tam i psa wygnać. (Lompa, 36.)
*1721. Mehr Hunde als Bünke. (Ostfries.) – Bueren, 858.
*1722. Mir hat der Hund was g'schissen.
Ich habe nichts erhalten.
*1723. Mit den Hunden in die Kost gehen. – Parömiakon, 754.
Sehr nothdürftig leben, schlecht essen.
*1724. Mit solchen Hunden fällt die Jagd schlecht aus. – Binder II, 1559.
*1725. Mit unwilligen Hunden jagen.
Lat.: Invitis canibus venari. (Seybold, 258.)
*1726. Möt'n Hund, möt'n Hund, he hett'n Schinken in'n Mund. – Eichwald, 852.
*1727. Na, nu kümmt de Hund ganz ruch ut d' Koppel. (Pommern.)
Nun kommt der Hund ganz rauch aus der Koppel. Koppel ist ein eingezäunter Weideplatz.
*1728. Nicht einmal der Hund bellt in seinem Walde.
*1729. Nimm dich vor dem Hunde in Acht!
Warnungsruf vor einer Gefahr, mit dem Tone auf »dem«, von einem bestimmten Menschen.
Lat.: Cave canem. (Faselius, 43.)
*1730. Op den Hond gohn. (Meurs.) – Firmenich, I, 402, 144.
*1731. Scheiss der Hund ins Feuerzeug. (Pommern.)
Ach was, ohne Bedenklichkeit, ich riskir's, d.h. gewöhnlich ich fahre fort, leichtsinnig zu sein.
*1732. Schlossers Hund vorlegen (an die Thür ketten). – Frischbier2, 1726.
Ein Schloss vor die Thür.
*1733. Sein Hund hat das Wild nicht getödtet, aber er will ein Rippenstück.
Von einem, der schneiden will, wo er nicht gesäet, essen, obgleich er nicht gearbeitet hat.
*1734. Sein Hund hat einmal in der neunten Schule heruntergeschaut; er ist aber nicht so hoch hinaufgekommen. – Sailer, 310.
Entweder von denen, die keine gelehrte Schulbildung genossen oder überhaupt von solchen, die sich nur sehr wenig Schulkenntnisse erworben haben.
*1735. Seine eigenen Hunde beissen ihn.
Holl.: Zijne eigene honden bijten hem. (Harrebomée, I, 322.)
*1736. Seinen Hund hinschicken, wohin man sich selbst nicht getraut.
*1737. Seinen Hund mit Zwieback füttern.
»Es gibt Hunde, die man kämmt, liebkost, mit Bisquit füttert, denen man schöne Hündinnen zum Privatvergnügen hält; es gibt aber auch andere Hunde, die man aushungern lässt, die man tritt und schlägt, und die zuletzt ein Anatom an den Pfoten auf den Tisch nagelt, um sie bei lebendigem Leibe langsam zu seciren.« (Voltaire.)
[896] *1738. Selbig gibt's mehr als rothe Hunde. – Jer. Gotthelf, Käserei, 425.
*1739. Sich vor einem Hunde ohne Zähne fürchten.
*1740. Sich wie Hund und Katze vertragen. – Mathesy, 335a.
In eingewurzelter Feindschaft leben.
Frz.: S'accorder comme chiens et chats. (Kritzinger, 128a.)
*1741. Sie führt 'n Hund hoaim. (Baiern.) – Zaupser, Idiot., Nachlese, 13; Klein, I, 707.
Es hat niemand mit ihr getanzt. Dies ist ein Schimpf für ein Mädchen und man sagt spottweise: Geh nicht zu ihr, dass dich der Hund nicht beisst. Nur auf dem Lande üblich.
*1742. Sie haben den Hund recht losgelassen.
*1743. Sie weret keinen hund dauon. – Franck, II, 62b.
Von leichtsinnigen Dirnen, die in ihrer Auswahl nicht streng sind.
*1744. Um mich schaut sich kein Hund um. (Oberösterreich.) – Baumgarten, 80.
*1745. Und wär's ein Hund, wenn er nur Geld schiss.
Böhm.: Třebat ipes, by jen vejce nesl. (Čelakovsky, 286.)
*1746. Unser Hund und ihr Hund haben zuweilen aus Einer Schüssel gefressen. (Oberschlesien.)
Spott auf entfernte oder blos angebliche Verwandtschaft oder Bekanntschaft. In ähnlicher Weise die Böhmen: Er ist mir ein naher Freund; ich bin einer Mutter Sohn und er ist einer Mutter Sohn. Die Serben: Meine Mutter und seine Mutter sind zwei geborene Frauen. Meine Mutter und seine Mutter haben sich an Einer Sonne gewärmt. Die Galizier: Wir sind verwandt; seine Mutter und meine Mutter haben an Einem Wasser Wäsche gewaschen. Die Russen: Nahe Verwandtschaft, wir haben an Einer Sonne Lumpen getrocknet. Die Letten: Wir gehören zu Einer Zunft, dein Vater war ein Zauberer, meine Mutter eine Hexe. In der Oberlausitz sagt man: Dein Ochse hat aus unserer Pfütze getrunken. (S. ⇒ Gebäck 2, ⇒ Morgen, ⇒ Suppe und ⇒ Verwandt.)
*1747. Up'n Hund sin. (Holst.) – Schütze, II, 171.
Von kleinem Unglück, Zurücksetzung in Gesellschaften u. dgl.
*1748. Up'n stuwen Hund to riden kamen. – Dähnert, 198b.
Schlecht wegkommen.
*1749. Vber den Hund fallen. – Henisch, 982, 19; Eiselein, 329.
Abgewiesen werden.
Lat.: Repulsam ferre. (Eiselein, 329; Henisch, 982, 20.)
*1750. Vom Hunde auf den Schwanz kommen.
*1751. Von dem nimmt kein Hund kein Stück Brot mehr. (Rottenburg.) – Für Preussen: Frischbier2, 1710.
Diese doppelte Verneinung ist in der Redensart stehend.
*1752. Vor die Hunde. (Schles.) – Weinhold, 37.
*1753. Vun Hund to Wust. (Holst.) – Schütze, IV, 381.
*1754. Vunn Hund de Wurst kopen. – Eichwald, 845.
Seine Bedürfnisse nicht an der Quelle befriedigen, sondern da kaufen, wo die Waare schlecht, vielleicht unredlich erworben, wo keine Auswahl in derselben, wo das, was wir wünschen, gar nicht feil ist. Aehnlich sagten Portugiesen und Spanier: Das Fleisch vom Wolfe kaufen. (S. ⇒ Hafer 44.)
*1755. Weder Hund noch Narr.
*1756. Wenn ein Hund 'nen Furz lässt, muss er kommen zum Riechen. (Pommern.)
Zum Neugierigen, Hans in allen Gassen.
*1757. Wenn's ein Hund gewesen wäre, er hätte dich gebissen.
Wenn jemand etwas nicht finden kann, das ihm vor Augen liegt.
Holl.: Als het een hond was', had hij u in de beenen gebeten. (Harrebomée, I, 316.)
*1758. Wer schoss den Hund? (Nordamerika.)
Diese Redensart wird in den Vereinigten Staaten Nordamerikas angewandt, wenn man nicht weiss, wer etwas gethan hat oder wie und wodurch es zu Stande gekommen ist. Es ist mir nicht gelungen, die Entstehung derselben zu ermitteln. Wahrscheinlich führt sie auf eine Jagdanekdote zurück. Die Neuyorker Staatszeitung vom 11. November 1863, bekanntlich ein Hauptorgan der demokratischen Partei, erzählt, dass der Kriegsminister Stanton in Washington 15000 Soldaten Urlaub ertheilt habe, um ihr Wahlrecht in ihrer Heimat Pennsylvanien bei der Wahl des neuen Gouverneurs (im Sinn der Unionsregierung, d.i. im republikanischen oder antidemokratischen Sinn) auszuüben. Anstatt zu sagen: Wer schoss den Hund? sagt sie, kann man nun fragen: Wer erwählte Curtin? (den neuen republikanischen Gouverneur von Pennsylvanien), um auszusprechen, dass seine Wahl der Einwirkung des Kriegsministers, der 15000 Hülfsstimmen geschickt habe, zuzuschreiben sei.
[897] *1759. Wie den Hunden gedeyt dz Grass. – Eyering, I, 303.
*1760. Wie der Hund auf dem Heu.
Dän.: Han er som hund ved hø-stakken. (Prov. dan., 311.)
Frz.: Comme le chien du jardinier qui ne mange pas de choux et ne veut pas que personne en mange. (Leroux, I, 107.)
Lat.: Canino more possidet. – Canis in praesepi. (Seybold, 65.)
*1761. Wie der Hund in Flöhen.
»Vnd geh gleich in den seinen vmb, wie der Hund in sein Flöhen krumb.« (H. Sachs, III, XXXIX, 1.)
*1762. Wie der Hund von Brote träumen.
Was man gern hätte, davon träumt man. Der Hund hat mehr Knochen als Brot.
*1763. Wie ein begossener Hund davongehen.
Aeusserst beschämt, mit dem Nebenbegriff der Muthlosigkeit.
Frz.: Etre battu de l'oiseau. (Lendroy, 1107.) – Il s'en est retourné honteusement, la queue entre les jambes.
*1764. Wie ein Hund das Wasser lecken. – Richter 7, 5.
*1765. Wie ein Hund gegen den Stein wüthen, der ihn traf.
Einem andern die Schuld des Unglücks beimessen.
*1766. Wie ein Hund sterben.
Frz.: Mourir en bête. (Kritzinger, 68b.)
*1767. Wie Hund vnd Katzen leben. – Herberger, I, 800; Braun, I, 1525.
Frz.: C'est belle bataille que de chiens et chats. – C'est belle bataille que de chiens et de chatz, chascung a ongles. (Leroux, I, 160.)
*1768. Wo hat Hund Haus (Hof)? – Tendlau, 248.
Woher die Hoffart? Was steckt dahinter?
*1769. Zum Hunde in die Hütte kriechen.
Sich bittend und unterwürfig an einen Untergeordneten wenden.
1770. A Hünd schickt a Hünd; a Ruw (Rabbiner) schickt a Ruw. (Jüd.-deutsch. Warschau.)
1771. Alle Hünd ün alle Jewunim1 hoben Ein Punim2. (Jüd.-deutsch. Warschau.)
1) Plural von Jawan = Grieche; griechisch-katholischer Christ, Russe; in dem obigen Sprichwort: russische Soldaten.
1772. Alte Hunde kommen auch durch den Winter, aber wie, das weiss nur ihr Fell. – Schuller, 38.
1773. Auch der schlechte Hund bellt in des guten Hundes Strick. – Bertram, 54.
[1452] 1774. Auf en fremde Hund schlägt alles nei. – (Neresheim.)
1775. Besser den Hund selber verzehren, als sich von ihm fressen lassen.
1776. Böser Hund ist besser krank als gesund.
Span.: Hijo malo, mas vale doliente que sano. (Cahier, 3463.)
1777. Dät is en schlecht Hunt, de biet Ös licht un nich dorvan fret. – Engelien, 215.
1778. Dem Hund viel Knochen, gibt im Fell viel Pochen. – Glaubrecht, Heidehaus, 60.
1779. Dem Hunde ist schlecht das Bett zu machen.
Bei Tunnicius (1284): Dem hunde is quât dat bedde maken. (Maximus est sudor dromadi consternere lectum.)
1780. Den zottigen Hunden und den faulen Leuten wird g'schwind warm. (Wien.)
1781. Der bissige Hund zeigt seine Zähne nicht. – Merx, 288.
1782. Der geschlagene Hund flieht, auch wenn er nur den Schatten eines Stockes sieht.
It.: Cane battuto teme l' ombra del bastone. (Giani, 276.)
1783. Der Hünd chappt1 a Beigel2 beim Bäcker; der Bäcker bleibt a Bäcker ün der Hund bleibt a Hünd.
1) Hascht.
2) Eine Art Brezel. – Das Unrecht, das man dem Reichen thut, macht ihn nicht immer arm.
1784. Der Hund, der einmal vom Leder gefressen, ist schwer davon zu entwöhnen. – Zinkgref, IV, 187.
1785. Der Hund gehört an die Ketten.
1786. Der Hund hat den Wetzstein getragen. – Egerbote, 1877.
Wenn jemand unter einem nichtigen Verwände in einem Hause Fuss zu fassen sucht, um etwas ganz anderes zu erreichen.
1787. Der Hund ist ein treuer Gefährte; man darf aber doch den Knittel nicht vergessen. – Sanders, 69.
1788. Der Hund ist rauh, drum friert er nicht; der Bauer reich, drum klagt er nicht.
1789. Der Hund ist wenig werth, der sich an jedes Pfeifen kehrt.
1790. Der Hund kommt, wenn man ihn ruft, ein lieber Gast kommt ungerufen. – Bertram, 75.
1791. Der Hund riecht nicht mehr an die Wand, an der er sich einmal die Nase verbrannt.
Holl.: Een hont en riekt niet aen de kant, daer hij de neus heeft eens gebrant. (Cats, 295.)
1792. Der Hund, so mit dem Schwanze wedelt, liebt seinen Herrn.
1793. Der Hund soll dem Herrn, die Katze der Frau dienen (gefallen).
1794. Der Hund, welcher naschen (stehlen) will, versteht es, wenn man nach dem Stock greift.
1795. Der Hund wird vom Laufen, der Narr von fremden Sorgen alt. – Schuller, 37.
1796. Der junge Hund spielt immer, wenn der alte will.
1797. Die Hunde beissen sich untereinander, wenn aber ein Wolf kommt, sind sie einig.
1798. Die Hunde haben den Jäger gefressen.
»Wenn einer der Vnkosten halben, so auff die Jaghunde gehen, in Armut kompt.« (Theatr. Diabolorum, 266a.)
1799. Die Hunde laufen vorm Walde nie, vor dem Stocke laufen sie. – Schuller, 37.
1800. Die Hunde sind nicht Schuld am Sterben der Pferde.
1801. Ein alter Hund und hungriger Floh beissen scharf.
1802. Ein beissender (bissiger) Hund ist schlimm, noch schlimmer ein zankendes Weib. – Bertram, 63.
1803. Ein fauler Hund hat kein Absteigequartier. – Merx, 34.
1804. Ein gebissener Hund hat zum Wiederbeissen Grund.
1805. Ein Hund bellt nicht lange.
[1453] 1806. Ein Hund, der Hasenblut frisst, sehr gut zum Hasenjagen ist.
1807. Ein Hund hat kein Ehrgefühl.
1808. Ein Hund ohne Schweif, eine Kuh ohne Hörner und ein kleiner Mann mit Klinge sind drei hoffärtige Dinge.
1809. Ein Hund und ein Hase thun selten gut beisammen. (Rheinpfalz.)
1810. Einem neidigen Hund schlägt die Suppen nicht zu. – Gansler, II.
1811. Einen Hund ohne Halsband kann jeder schlagen und treten.
1812. Eingesperrte Hunde suchen herauszukommen oder heulen zum Erbarmen.
1813. Es beisst kein fremder Hund einen einheimischen.
1814. Es mocht ein hunt wol smecken, das die fladen gut weren. – Hofmann, 38, 155.
1815. Es sind drey böser Hunde: Ingratitudinem, Superbiam et Invidiam; welchen diese drey Hunde beissen, der ist sehr übel gebissen. – Luther, Colloq.; Monatsbl., VII, 15.
1816. Gegen böse Hunde gehören böse Stöcke.
Bei Tunnicius (1067): Tegen bose hunde horen quade stocke. (Saeva canum rabies duro cohibenda bacillo.)
1817. He is nett as 'n Hund, de ut de Kett kummt. – Kern, 678.
Von wildem, ungestümem Benehmen.
1818. Hinaus mit dem Hund aus der Stube.
Um zu sagen: Fort mit den trüben Gedanken.
1819. Hinter dem Hunde heisst es: du Hund; vor dem Hunde heisst es: Herr Hund.
1820. Hund mit der Wurst to de Dör utgeit, Snîder 't Wîf mit de Ellstock sleit. – Kern, 370.
Ein paar Zeilen eines Tanzliedes, die sprichwörtlich geworden sind.
1821. Hund und Grobian und venediger Edelmann lassen die Thüre offen stahn.
It.: Nè can nè villan, nè gentiluomo venezian. (Giani, 1383.)
1822. Hunde sind nicht gut zu schicken, denn sie fressen oft die Botschaft.
Besonders wenn man sie nach Wurst und andern Fleischwaaren sendet.
1823. Hunde und Huren wollen immer haben und kosten viel zu unterhalten. – Wirth, I, 213.
1824. Hunde und Wirthe schmeicheln nicht umsonst.
It.: Carezza di cani e inviti d' osti, non può fare che non ti costi. (Giani, 285.)
1825. In ein hunt gehört hunt essen. – Hofmann, 28, 22.
1826. Ist der Hund oft geprügelt schon, so darfst ihn nur mit dem Stocke drohn. – Wenzig, 78.
1827. Ist schlimm der Hund, misgönnt er fremdem Mund und selbst dem eignen Schlund. – Wenzig, 80.
1828. Ja, an alte Hund. (Schwaben.)
1829. Je mehr Hunde und Windspiel im Felde, je lustiger ist die Jagd. – Harssdörffer, 2632.
1830. Jedem was sein, dem Hund das Bein. – Wenzig, 77.
1831. Junge Hunde riechen anders als Säuen.
Lat.: Aliter catuli longe olent, aliter sues. (Plautus.)
1832. Lauernde Hunde beissen zuerst.
Bei Tunnicius (631): Lupende hunde byten êrsten. (Crebrius obmordet tacitus latrante molossus.)
1833. Ma bringt ehnda aus an todten Hund an Schass (Schuss, Wind) als aus dem a Wort. (Niederösterr.)
1834. Mach dich mit keinem Hund gemein, wenn du nicht willst gebissen sein.
1835. Magere Hunde leiden am meisten von den Fliegen.
1836. Man bind't die Hunde nicht mit Bratwürsten an. – Auerbach, Neues Leben, III, 32.
1837. Man gibt einem bösen Hunde lieber zwei Stück Brot als einem guten eins. (Rheinpfalz.)
[1454] 1838. Man kann einen Hund wol in den Jordan werfen, aber er kommt als Hund wieder heraus.
1839. Man muss die Hunde bellen lassen, sie habens nicht besser gelernt. – Lehmann, 542, 97.
1840. Mit bissigen Hunden muss man freundlich sein. (Wienerwald.)
1841. Seit er Hund ist, hat er einmal ein Wild erlegt. – Merx, 355.
Von dem, der nach langem Miserfolge einmal ein Glück gehabt hat.
1842. Was weiss der Hund vom Honiglecken, er tritt mit den Füssen in den Napf.
1843. Wenn de Hund bellt, kann he nich schîten, seggt de ôl Küselow. – Schröder, 676.
1844. Wenn der alte Hund Knochen nagt, wachsen dem jungen die Zähne.
Mächtiger Einfluss des Beispiels.
1845. Wenn der Hund ein Stück Fleisch findet, so fragt er nicht, ob es von Schulzen's Kuh oder Müller's Esel ist.
1846. Wenn ein Hund den Igel beisst, wird ihm das Maul blutig. – Storch, Freiknecht, I, 63.
1847. Wenn junge Hunde und junge Bären miteinander spielen, muss man die Hände nicht dazwischen halten.
1848. Wenn man auch den Hund kämmt und wäscht den Kopf, er bleibt der alte Tropf.
1849. Wenn man dem hunt zu wil setzen, so hatt er das smer gessen. – Hofmann, 34, 93.
1850. Wenn man den Hund tritt, so beisst er.
1851. Wenn man dem Hunde den Schwanz (die Ohren) stutzt, so schreit er.
1852. Wenn man schlagen (tödten) will den Hund, so fehlt es nie an einem Grund.
It.: Chi il suo can vuol ammazzare, qualche scusa sa pigliare. (Giani, 280.)
1853. Wer allen Hunden schuldig ist, erschrickt, wenn einer bellt.
1854. Wer dem Hunde Fleisch gibt, erhält Knochen zurück. – Bertram, 45.
1855. Wer den Hund füttert, dem leckt er die Hände.
1856. Wer den Hund nicht füttern will, füttere den Dieb. – Bertram, 73.
1857. Wer den Hund schlägt, schlägt den Herrn.
1858. Wer ohne Hunde jagt, kehrt ohne Hasen heim.
It.: Chi va a caccia senza cani, torna a casa senza lepri. (Giani, 267.)
1859. Wer spielt mit Hunden, gewinnt Wunden.
1860. Wie man die Hunde zieht, so hat man sie.
*1861. A fauler Hond, dear net flacke (liegen) konnt. (Neresheim.)
*1862. Alle Hunde loslassen.
*1863. Auf a Hünd zu klein, auf a Katz zu gross. (Jüd.-deutsch. Warschau.)
*1864. Das ist wie für den Hund eine Fliege. – Frischbier, 4280.
Poln.: To jak na psa mucha.
*1865. Das mag der Hund nicht, und wenn's mit Butter geschmiert ist. (Breslau.)
*1866. Das nennt man: mit dem Hunde gemessen und den Schwanz zugegeben.
*1867. Dem Hunde Zähn' weisen. – Schottel, 1115b.
*1868. Den Hund aufgeigen.
Hörmann erklärt die Redensart so: Wenn die Roderinnen oder Worperinnen den Mähern mit Heuausbreiten nicht nachkommen, so nehmen letztere den Wetzstein und streichen damit dreimal quer über den Rücken der Sense, was einen schrillenden Ton gibt. Das heisst dann: der haben sie den Hund aufgegeigt.
*1869. Den Hund reiten.
Aus Wohlstand in Nothstand kommen.
*1870. Der alte Hund läuft mir nach. (Niederrhein.)
Ich werde nicht mehr lange leben. Der Hund ist der Seelenführer ins Todtenland.
*1871. Der Hund ist wieder auf die Vorderfüsse gefallen.
Von jemand, der, sittlich gehoben, in seinen alten Zustand zurücksinkt.
[1455] *1872. Der Hund kann's (mag's, soll's) riechen.
*1873. Die Hunde haben ihm den Weg verlaufen. (Schles.)
Von jemand, der über die erwartete Zeit ausbleibt.
*1874. Du Hund von Bautzen!
*1875. Ein allerliebster Hund für 'n Groschen. (Grünberg.)
*1876. Er ist Hund und Ratte zugleich. (Philadelphia.)
Gehört bald dieser, bald jener Partei, je nach Umständen an.
*1877. Er ist kein Hund aus der Pfennigschenke.
*1878. Er kann keinem Hunde eine Suppe machen und ist Schulze.
*1879. Er lässt alle Hunde los, die bellen wollen.
*1880. Es gibt mehr bissige Hunde als Katzen. (Rheinpfalz.)
*1881. Es ist ein gemeiner Hund.
Um einen gemeinen schlechten Menschen zu bezeichnen.
*1882. He is 'n Hund van Kerl. – Kern, 655.
*1883. Jetzt geht mir der Hund vorm Licht rum. – Scherzgern, 77.
*1884. Musst du mich gleich en krumm'n Hund heissen? (Nordwestl. Böhmen.)
Sagt man zu jemand, der mit etwas nicht einverstanden ist, auch wenn seine Einwendung im lindesten Tone geschah.
*1885. Nun reitet der Hund auf dem Spund. – Köhler, 55, 8.
*1886. Viel Hunde und kein Brot.
Dän.: Han har mange hunde og intet brød. (Prov. dan., 35.)
*1887. Von den Hunden gefressen werden wie Bischping.
Diese Redensart ist dadurch entstanden, dass im grodzinskischen Kreise gegen Ende des 18. Jahrhunderts ein leidenschaftlicher Jäger sein bedeutendes Vermögen durch Haltung eines grossen Jagdpersonals und eines reichen Hundestalls durchgebracht hat.
Poln.: Biszpinga psy zjadły. (Awd., 18.)
*1888. Wie der Hund, so der Herr.
*1889. Zwischen Hund und Wolf.
Zur Bezeichnung des Zwielichts; die Redensart drückt eigentlich aus, dass in dem dämmernden Zustande die Gestalt des Hundes nicht mehr von der verwandten des Wolfes unterschieden werden kann. (J. Grimm, Reineke Fuchs, Berlin 1834, S. XXVI.)
Frz.: Entre chien et loup.
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