1. A blind man may perchance hit the mark. – Tauben- und Hühner-Zeitung (Berlin 1862), Nr. 6, S. 46.
2. A Mann a Wort oder a Hundsfott. (Ulm.)
3. A Mann wie a Maus ün a Weib wie a Haus is noch nit gleich. (Jüd.-deutsch. Warschau.)
Will sagen, dass der Mann der Frau an körperlicher Kraft weit überlegen sei. Aehnlich rabbinisch Dukes, 227; Blass, 11.
4. Ain man, kain man. – Hauer, L2.
5. Ain man macht kain thantz. – Hauer, Lij2.
6. All' Mann 'rann, seggt de Bûr, onn hefft man êne Junge, onn densölwge hefft he söck gelege (oder: on desölwge öss lahm). – Frischbier, 58; Frischbier2, 262.
7. Alle Männer sind Adam's Söhne, alle Weiber Eva's Töchter.
Dän.: Alle mandfolk ere Adams sønner og quindvolk Evae døttre. (Prov. dan., 6.)
8. Allens kümmt an'n Mann, seggt dei Diern, blôt ick nich. (Mecklenburg.) – Raabe, 75; Hoefer, 697; hochdeutsch bei Eiselein, 446; Simrock, 6800.
9. Alles kommt an den Mann, nur ich nicht, klagte die Nonne. – Klosterspiegel, 34, 23.
10. Allweg soll des Mannes Kind vorgehen in die Losung. – Graf, 189, 33.
Von dem Vorzugsrecht der Verwandten väterlicherseits in der Erbfolge vor denen mütterlicherseits. Wenn dies Sprichwort aber behauptet, dass sie stets vorgehen sollen, so steht es mit andern Rechtsätzen und Gewohnheiten im Widerspruch. (S. Vaterauge und Spêrhand.)
Holl.: Alle wege sal smans kint voren gaan in di lossinga. (Mieris, 512, 10.)
11. Allweg soll wollen mehr ein Mann, dann er mit der That geleisten kann. – Lehmann, II, 27, 39; Körte, 3089.
12. Als Mann Sprichwort – Dummkopf Sprichwort – Jüngling Sprichwort – schlecht Sprichwort. – Schweiz, III, 9; Frick, 1860, S. 242.
Frz. Schweiz: Révi dé-s-anhian, Révi dé tukan; Révi dé dzouné dzin, Révi dé rin.
13. Alsbald ein Mann gewint gross Gut, verkert sich an jhm Sinn vnd Muth. – Petri, II, 9.
14. Âlt Moan uch jong Frä – sächer Käinjt. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 379.
15. Altem Mann bringt jeder Tag immer eine neue Plag'.
Span.: Hombre viejo, cada dia un malo nuevo. (Cahier, 3757.)
16. Alten Mann mit grauem Bart liebt nicht leicht ein Mädchen zart.
17. Alten Männern junge Frauen. (Altgriech.)
Die Alten wollten, dass alte Männer lieber Jungfrauen heiratheten, damit, wenn Kälte zu Kälte käme, die Ehe nicht unfruchtbar bliebe.
[361] 18. Alten Manns soll man nicht spotten.
Span.: Quien con el viejo burla, primero rió y des pues llora. (Bohn I, 247.)
19. Alter Mann, guter Rath. – Sailer, 192; Simrock, 229.
20. Alter Mann ist als ein abgehawen meyen im Wasser. – Gruter, III, 5; Lehmann, II, 34, 35.
21. Alter Mann, junges Weib, zwei gewisse Kinder; junger Mann und altes Weib sind nur arme Sünder. – Pistor., II, 21; Eisenhart, 165; Struve, 186; Simrock, 221; Körte, 4073; Reinsberg I, 131; Braun, I, 2526.
Frz.: Vieux mari et jeune femme – enfants certains; jeune mari et vieille femme ne laissent pas d'orphelins. (Masson, 183.)
It.: Marito vecchio, moglie giovane, assai figliuoli. (Gaal, 33.)
Lat.: Semper seni juvenculam subjice. (Philippi, II, 174.)
22. Alter Mann, kalter Mann.
Holl.: En oud man is een nacht ijs. (Harrebomée, II, 56b.)
23. Alter Mann, lieber Gott; altes Weib, alter Deiwel. (Alt-Pillau.)
24. Alter Mann, neue Mär; gelehrter Mann, unbekannte Mär.
25. Alter Mann seiner jungen Frau macht Freuden wie der Floh im Ohr.
Engl.: An old man who weds a buxom young maiden, bids fair to become a freeman of Buckingham. (D.i. a cuckold = Hörnerträger). (Bohn II, 198.)
26. Alter Mann stellt nicht mehr seinen Gesellen. – Eiselein, 231.
Lat.: Viri vetuli braccatus socius militiam recusat. (Eiselein, 231.)
27. Alter Mann und jung Weib ist besser als alt Weib und junger Mann (Gesell). – Simrock, 222.
28. An armen Mannes Hoffart wischt der Teufel seinen Bart.
Holl.: Eens armen mans hoovaardij is niets waard. (Harrebomée, II, 26b.)
29. An einem Mann fehlt's keiner schönen Maid, wie an Processen guten Advocaten zu keiner Zeit.
30. An einem Mann wird hochgepreist, wenn ehr vnd tugend er beweist. – Henisch, 813, 57; Petri, II, 16.
31. An jhres Mannes Tod ein Fraw ist noch nie worden graw. – Petri, II, 17.
32. An urem Mann is a Wattren (Freigebiger) auf a fremden Beutel. (Jüd.-deutsch. Warschau.)
Wenn jemand auf Kosten anderer mildthätig ist.
33. An urm Mann is wie a löchriger Sack. (Jüd.-deutsch. Warschau.)
D.h. schwer zu füllen.
34. An urm Mann steht bei der Thür. (Jüd.-deutsch. Warschau.)
Um zu sagen: Wer Gefälligkeiten oder Wohlthaten beansprucht, muss bescheiden sein.
35. An Wedwüf her iarst Mân mut altidj üübh baasel dânsi. (Nordfries.) – Johansen, 66.
Der erste Mann einer wieder verheiratheten Witwe muss allezeit auf dem Tische tanzen. D.h. er wird bei jedem Anlass gelobt.
36. Ander Mann, ander Glück. – Petri, II, 15; Henisch, 1659, 34; Eiselein, 304; Sailer, 211; Körte, 4101; Simrock, 3799; Braun, I, 2539; Reinsberg II, 96.
Auch wol mit dem Zusatz: denn Gottes Wunder erben nicht.
37. Aene brave Mann, de get (gibt), wat he kann. (Aachen.) – Firmenich, III, 233.
38. Aene domme Mann, de mieh get, as he kann. (Aachen.) – Firmenich, III, 233.
39. Arm Man muss arms creutz trag. – Eyering, I, 104; II, 16.
40. Aerme Manns Rinder un rîche Manns Kinder sin bâl bestât (untergebracht). (Köln.) – Firmenich, I, 471, 7.
41. Armen Mann kennt niemand.
Schwed.: Fattig man är känd af få. (Wensell, 31.)
42. Armen Mann mit guten Sinnen soll man für den reichen minnen.
43. Armen Mannes Korn steht selten dicht.
Dän.: Fattig mands korn voxer altid tyndt. (Prov. dan., 355.)
Schwed.: Fattig mans korn wäxer altid tunnt. (Rhodin, 50; Wensell, 31; Grubb, 206.)
[362] 44. Armen Mannes Verstand hat wenig Werth im Land.
Holl.: Daar is aan geen ding meerder verloren dan aan eens armen mans wijsheid. (Harrebomée, II, 53.)
45. Armer Mann, gesunder Mann; gesunder Mann, reicher Mann. – Chaos, 546.
46. Armer Mann ist kein Rathsmann.
Holl.: Een arm man wordt niet ontvangen in den raad. (Harrebomée, II, 55b.)
47. Armer Mann, kalte Küche.
Schwed.: Fattig man har kalt kiöke. (Grubb, 205.)
48. Armer Mann kocht dünnen Brei.
Schwed.: Fattig man kokan tunn wälling. (Rhodin, 50; Grubb, 204.)
49. Armer Mann, unwerther Gast. – Simrock, 495.
50. Armer manns ego, per corbem fallere cogor; cor möcht in tausend springere frusta meum. – Grubb, 426.
Als Unterschrift eines Bildes in dem Stammbuch eines Studenten, das eine Jungfrau darstellt mit einem bodenlosen Korbe, durch den eine Mannsperson gefallen ist. (S. Korb ⇒ 22 u. ⇒ 27.)
51. As an urem Mann seht a Groschen, springt er vün der Haut heraus. (Jüd.-deutsch. Warschau.)
So erpicht soll der Arme aufs Geld sein. Einer armen Frau, die sich in schweren Kindesnöthen befand, rieth daher ein Witzling, dem Kinde einen Groschen vorzuhalten, dann werde die Geburt sofort erfolgen.
52. As de Mann is, wart em de Wust brat. – Günther, II, 200, 47.
53. Aet es kêne Mann äsu gôt, of 'â hät 'ne Wolfzank onger dem Hôt. (Düren.) – Firmenich, I, 484, 115.
Es ist kein Mann so gut, er hat einen Wolfszahn unter dem Hut.
54. Auch den weisen Mann ein Narr barbieren kann.
Mhd.: Von tumper ougen blicke wirt vil wîser man betrogen. (Eraclius.) (Zingerle, 171.)
55. Auch der weiseste Mann muss zuweilen die Farbe seines Bartes wechseln. (Morgenl.)
56. Auch ein blinder Mann schiesst bisweilen eine Krähe.
57. Auch ein guter Mann thut zuweilen einen bösen Schritt.
Holl.: Een goed man neemt somtijds wel een' kwaden voet voor. (Harrebomée, II, 56a.)
58. Auch ein starker Mann zuckt mit dem Kopf, wenn man ihn plötzlich begiesst.
Die Neger in Surinam haben das Sprichwort: »Lauge kann den Gouverneur in Verlegenheit bringen«, um auszudrücken, dass auch reiche hochgestellte Leute durch Mangel eines Gegenstandes oder durch plötzliches Eintreten unvorhergesehener Umstände in Verlegenheit kommen können.
59. Auch ein weiser Mann hat seine Grillen. – Altmann VI, 434.
60. Auf dem gefallenen Manne will jeder herumtreten.
61. Auf den alten Mann bauen, ist mislich. – Simrock, 230; Braun, II, 34.
62. Aus dem reichen Mann wird gar leicht ein Bettelmann (oder: ein armer Lazarus).
Lat.: Irus erit subito, qui modo Croesus erat. (Ovid.) (Binder I, 815; II, 1575; Fischer, 117, 81; Kruse, 633; Philippi, I, 211; Seybold, 263; Schonheim, J, 31.)
63. Aus einem frommen Mann ein grosser Schalk werden kann.
64. Aus eines armen Mannes Tasche kann auch einmal ein guter Brocken fallen.
Ung.: Néha a' hájas táskábol is esik ki a' zsiros pogácsa. (Gaal, 1271.)
65. Bedrohter Mann lebt dreissig Jahr. – Simrock, 1690; Graf, 293, 82.
Dän.: Længe lever truet mand, om han fanger brød. (Bohn I, 383.)
Holl.: Een ghedreicht (gedreut) man, leeft wael XXX jaer. (Tunn., 11, 11.) Bei Harrebomée, II, 56a: zéven, dertig, hundert jaar. (Bohn I, 312.)
It.: Vive più il minacciato che l'impiccato. (Bohn I, 132.)
Lat.: Vivere ter denos vir quam minor hic valet annos. (Fallersleben, 323.)
Span.: Los amenazados comen pan. (Bohn I, 229.)
66. Befindt sich irgend hie ein Mann, der in Wahrheit sagen kann, dass ihn sin Heirat nicht [363] gereu', und fürcht sich nicht vor siner Frawen: der mag diesen Backen herunter hawen. – Eiselein, 653; Berckenmeyer, 312.
67. Bei einem alten Mann guten Rath man haben kann.
68. Bei einem armen Mann kann man schöne Frauen und stolze Pferde selten schauen.
69. Bei Gebrech von Männern muss man Weiber in den Rath nehmen.
Böhm.: Kde lidí není, tu musi jeden stolice na lavice stavĕti. (Čelakovský, 175.)
70. Beim geraden (schlichten, richtigen) Mann heisst's: das ist mein und das ist dein.
Holl.: Een effen man is't: dijn is't, mijn is't. (Harrebomée, II, 55b.)
71. Beim Mann Vorsicht, bei der Frau Nachsicht.
72. Beim reichen Mann hinkt's auch manchmal.
Frz.: Il n'est pas homme de bien qui n'a jambe de bois. (Leroux, I, 167.)
73. Beim verständigen Mann ist's mit wenig Worten gethan.
74. Bekümmerter Mann ersieht selten seinen Vortheil. – Simrock, 6066; Körte, 4076; Braun, I, 9528.
Holl.: Becommert man doet selden bate. (Tunn., 6, 6.)
Lat.: Profectum faciunt rarum quos debita stringunt. (Fallersleben, 114.)
75. Besser als nichts ist noch ein Mann, wenn er auch weder sehen noch hören kann.
76. Besser bei einem bösen Mann sein als bei einem freundlichen Weibe. – Winckler, I, 60.
Holl.: Het is beter bij een' boozen man, dan bij een vriendelijk wijf te zijn. (Harrebomée, II, 58a.)
77. Besser, dass der Mann Leib und Gut wehrt, als dass er danach klagt. – Graf, 390, 564.
Niederdeutsch: Het is better dat een man syn lyf ende syn goet verwer dan hi nae claghe. (Holl. Sachsenspiegel, 115, 101.)
78. Besser des Mannes Bosheit als des Weibes Schalkheit (oder: falsche Frömmigkeit).
79. Besser ein alter Mann vnd ein junges Weib, denn ein altes Weib vnd ein junger Gesell. – Petri, II, 35.
Nicht selten ziehen sogar Mädchen einen alten Mann dem jungen vor, indem sie sagen: Lieber mit dem Alten essen, als mit dem jungen weinen. In Spanien heisst es: Lieber einen Mann mit weissem Barte für deine Tochter als einen jungen Mann mit gescheiteltem Haar. Die Serbin sagt: Besser eines alten Mannes Liebling als eines jungen Mannes Liebchen. Die Engländerinnen: Besser unter dem Barte des Alten, als unter der Peitsche des Jungen. (Reinsberg I, 118.)
80. Besser ein armer Mann mit Verstand als ein reicher Narr im Land.
»Ein arm Kind und ein junger Mann, der weiss ist und wol rathen kann, zu jeder Zeit viel besser war, denn ein reicher und alter Narr.« (Froschm., VVI.)
81. Besser ein armer Mann und gesund als ein reicher und krank.
Bei Tunnicius (1197): Beter is ein arm man gesund dan ein ryk man krank. (Sanus inops praestat morbosi divitis aurum.)
82. Besser ein geduldig Mann, denn der nicht vbersehen kan. – Henisch, 1411, 21; Petri, II, 38.
83. Besser ein gedultig Mann, denn der sein geist nicht halten kan. – Henisch, 1411, 17; Petri, II, 38.
84. Besser ein Mann, der gelts bedarff, denn gelt, das eines Mannes bedarff. – Henisch, 1469, 39; Petri, II, 36.
85. Besser ein Mann ohne Geld, als Geld ohne Mann. – Sailer, 317; Eiselein, 447; Petri, II, 38; Simrock, 3291; Steiger, 184.
Denn, sagt man in Mailand, der Mann ist das Paradies der Frauen. – Lieber einen alten Mann heirathen, denn Mädchen bleiben. – Besser von einem schönen Manne gemishandelt, als vom Bruder geliebkost werden. – In Toscana: Ein alter Mann ist besser als keiner. Und in Venetien: Lieber als nichts einen alten (oder blinden) Mann. Die Hebräer behaupten: Ist der Mann auch nur ein Wollkämmer, so ruft ihn die Frau dennoch wohlgemuth vor die Schwelle des Hauses und setzt sich neben ihn. Ist der Mann auch nur ein Feldhüter, so ist die Frau zufrieden und verlangt nicht viel von ihm. Ist der Mann auch nur so gross wie [364] eine Ameise, so setzt sich die Frau dennoch zwischen die Vornehmen hin. (Reinsberg I, 77.)
Lat.: Uti qui nescit nummis, careat simul istis. (Binder II, 3455.)
86. Besser ein Mann ohne Haus, als ein Haus(wesen) ohne Mann.
Dän.: Bedre er mand huusløs (pengeløs) end huus (og penge) mandløs. (Prov. dan., 54.)
Frz.: J'aime mieux un homme sans maison et sans argent, qu'une maison et de l'argent sans possesseur.
87. Besser ein verborget Mann, denn ein versorget Mann. – Petri, II, 36; Henisch, 455, 89.
88. Besser ein verseumern Man, den ein verseumern fraw. – Petri, II, 36.
89. Besser ein wunderlicher Mann, der lebt, denn ein frommer, der todt ist. – Petri, II, 36.
90. Besser ein zorniger Mann als ein hungriger.
Dän.: Det er bedre at møde vred mand end fastende. (Bohn I, 358.)
91. Besser einen alten Mann zur Eh', als lebenslänglich Liebesweh.
92. Besser eines alten Mannes Liebe als eines jungen Hiebe.
Engl.: Better be an old man's darling than a young man's snarling. (Bohn II, 45.)
93. Besser eines armen Mannes Tochter, als eines reichen Mannes Magd zur Ehe gewinnen. – Henisch, 320, 46; Petri, II, 36.
94. Besser ist's, ein armer Mann als reich und an der Kette stahn.
95. Besser Mann als geld. – Henisch, 1469, 43; Petri, II, 38.
96. Besser Mann ohne Gut als Gut ohne Mann.
Holl.: Het is beter man zonder goed, dan goed zonder man. (Harrebomée, II, 58a.)
97. Besser Mannes bossheit, denn Weibs falsche frömmigkeit. – Petri, II, 38; Henisch, 1258, 21.
98. Besser mit einem alten Mann am vollen Tisch als mit einem jungen am leeren.
Böhm.: Lépe se starým papati, nežli s mladga plakatí. (Čelakovský, 389.)
99. Besser ohn Mann, denn ohn Gott leben. – Petri, II, 39; Henisch, 1711, 58.
100. Besser von schönem Manne geschlagen als vom Bruder auf Händen getragen.
101. Besser zehen Man freundschafft, denn eins Mans feindschafft. – Petri, II, 40.
102. Besser zweier Männer Rath als eines Mannes That.
»Ik hebbe dick gehort: vil beater twyer mans rat, wan eynes mannes daet.« (Fuchs und Hahn, 1, 36.)
103. Bewegter Mann nicht wirken kann.
104. Bezahlt man den Mann, so sind die Wunden quitt. – Graf, 321, 252.
War nach altdeutschem Recht die Busse für ein einem andern zugefügtes Unrecht bezahlt, der Verletzte befriedigt; dann war die Wunde quitt, d.h. der Rechtsfrieden wieder gesichert. Nicht selten gab sogar die Feierlichkeit der Busszahlung und die darauf erfolgte Wiederversöhnung Anlass zu nachher entstehender enger Freundschaft. ( Vgl. Graf, 329.)
Fries.: Betale he den man, so sind de wunden quitt. (Richthofen, 566, 13.)
105. Bin ich anders ein witzig Mann, ich nemme den Dotter für die Schalen an. – Gartnerus, Dict. prov.; Loci comm., 114.
Lat.: Sicut ego novi, plus testae pars valet ovi. (Loci comm., 114; Sutor, 408.)
106. Bist du ein Mann, so streng' dich an.
107. Bistu der ander, dritte oder vierte Mann, so bistu am besten dran. – Petri, II, 500.
108. Bleicher Mann ist Weiberart. – Lehmann, II, 48, 49.
109. Blind man, arm man. – Luther's Ms., 16; Mathesy, 263b; Eisenhart, II, 1, 7; Bücking, 8; Ramann, I. Pred., II, 5; Parömiakon, 2021; Gaal, 218; Braun, I, 2527; für Trier: Laven, 176.
110. Blinder Mann, armer Mann, hat er auch Pelzwerk an.
111. Blinder Mann, ein armer Mann, hätt' er auch Seid' und Sammet an. – Simrock, 1150.
Bei Tunnicius (183): Ein blint man, arm man, al heft he bunte Kleider an. (Quam miser est caelus, [365] tectus sit murice quamvis.) Bunte d.h. theure Kleider, denn das Wort »bunt« bezeichnete früher nicht blos verschiedene Farben, sondern mit dem im Neuhochdeutschen ausgestorbenen vêch kostbares Pelzwerk. (Vgl. darüber Grimm, Wb., II, 525.)
Dän.: En blind-mand er en arm mand, bær han end silke og fløiel. (Prov. dan., 74.)
112. Brave Männer und alte Waffen werden nur in der Noth gebraucht.
113. Bû de Mann, sau de Kroam. (Waldeck.) – Curtze, 323, 117.
114. D' Manne hei alli es Schît im Rügge, wenn 's nit brönnt, so mottet's. – Sutermeister, 111.
115. D' Manne hei Chnöpfli u d' Wiber Häftli. (Bern.) – Schweiz, II, 248, 3.
116. Da ist der Mou oum ärmsten, wenn de Kinner Rouz zu'n Brat essen. (Franken.)
Da ist der Mann am ärmsten, wenn die Kinder Rotz zum Brot eggen, d.h. so lange sie noch sehr klein sind.
117. Danach der Mann geboren, danach nimmt er theil. – Graf, 216, 225.
Die Nachkommen erben nicht immer gleich, sondern haben nur am Erbe nach dem Grade der Verwandtschaftsnähe theil.
Mhd.: Darnach der man gheboren is, darnach sal er teil nemen. (Kaiserrecht, II, 34.)
118. Danach der Mann gerathen, wird ihm die Wurst gebraten. – Simrock, 6805; Körte, 4078; Braun, I, 2529.
Engl.: Every man is remarked according as he deserves.
Ung.: Minő a' vendég, olyan a vendégség.
119. Danach Mann, danach Gunst. – Körte, 4080.
Frz.: Selon les gens l'encens. (Körte, 4080.)
Lat.: Qualis vir, talis honos.
120. Danach Mann, danach Quast; danach Wirth, danach Gast. – Eiselein, 447; Lohrengel, I, 106.
Eiselein bemerkt: Quast hiess ehemals velamen pudendorum.
Frz.: A gens de village trompette de bois.
Lat.: Si bonus (malus) est hospes, bonus (malus) aut similis venit hospes. (Sutor, 129.)
121. Darna Man, darna Quast. – Bueren, 201; Frommann, II, 536, 127; Hauskalender, II; Petri, II, 55.
122. Darnach der Mann Geld gibt, pfeifft der Spielmann. – Petri, II, 55; Henisch, 1469, 50.
123. Darnach der Mann ist, darnach ist auch sein Glück. – Henisch, 1659, 63; Petri, II, 55.
124. Darnach der Mann ist, ist auch seine Krafft. – Petri, II, 55.
125. Darnach der Mann, so brät man ihm ein Häring. – Lehmann, 154, 29; Körte, 4079; Simrock, 6586; Braun, I, 2530.
Die Neger in Surinam: Wenn du gut tanzest, wirst du Kuhkopf essen. (Reinsberg III, 66.)
126. Darnach der Mann werth, so wird er geehrt. – Lehmann, 154, 21.
Mhd.: Aber sew wellen merken nicht, daz man gern haltet den man nâch dem, vnd er sich halten chan. (Vintur.) ( Zingerle, 96.)
127. Darnoach d'r Mou, darnoach brät't mer 'n die Worscht. (Franken.) – Frommann, VI, 320, 266.
128. Das ist ein arm gezwungen man, der nicht ein furtz aufm feld darf lan.
Lat.: Valde coactus homo, qui bombum seruat in agro. (Loci comm., 183.)
129. Das ist der beste Mann, der sich freut über anderer Wohlergehen. – Burckhardt, 246.
130. Das ist der edle Mann, der es im Unglück thut, wie die Wäsche, die rein wird, wenn man sie schlägt.
131. Das ist der man, ders kan.
132. Das ist ein edler Mann, der nicht schadet, wie er schaden kann.
In Aegypten: Heil dem Manne, der seine Macht kennt und sich doch enthält, andern Uebles zu thun. (Burckhardt, 305.)
133. Das ist ein frommer Mann, der sich im Glück recht halten kann. – Henisch, 1254, 10.
134. Das ist ein gar gescheiter Mann, der hier weis ist und dort narren kann.
Mhd.: Er was gewizzen unde guot, den tumben tump den wîsen fruot. (Wigalois.) – Mit den wîsen was er Wîs, den tumben tump. (Rudolf.) – Er was küene hôch [366] genuot, mit tumben tump, mit wîsen wîs: dâ von sô het er lobes prîs. (Lichtenstein.) – Den sûren sûr, den scharfen scharf, den herten hart dâst allez guot, derz kan, dâ mans bedarf. (Reinmar Zw.) (Zingerle, 171.)
135. Das ist ein gemarterter (geplagter) Mann, dess Weib und Magd in der Küchen nichts weiss noch kann. – Luther's Tischr., 408a.
Zu einer guten Ehe gehört eine Frau, die das Hauswesen versteht.
136. Das ist ein geschlagner Mann, der's dulden muss und nicht klagen kann.
Lat.: Heu quam miserum est ab illo laedi, de quo non possis queri. (Publ. Syr.) (Philippi, I, 176.)
137. Das ist ein glücklich Mann, der zu Hause essen kann.
Holl.: Het is een regt gelukkig man, die t'huis zijn putje schrapen kan. (Harrebomée, II, 59a.)
138. Das ist (der Welt) ein lieber Mann, der alles zum besten kehren kann. – Mathesy, 27a.
139. Das ist ein mächtiger Mann, der sich der Flöhe erwehren kann.
Mhd.: Waz hilfet hêrschaft unde list, sît daz ein flôch sîn meister ist. (Freidank.) (Zingerle, 34.) – Alle künge ûf erden mit iren heren mügen sich der floehe niht erweren. (Renner.)
140. Das ist ein Mann, der sich regieren kann.
It.: Colui è huomo che può regger se stesso. (Pazzaglia, 160, 11.)
141. Das ist ein Mann, der spricht wie ein Mann.
Bei Tunnicius (1018): Dat is ein man, de strak kallet als ein Mann. (Esse virum dicis, sermo cui firmus et acer.)
Holl.: Wat sal een man, hi en spreect als een man? (Prov. comm., 744.)
142. Das ist ein schlechter Mann, der nit ein halbe Stund von seinem Handwerk reden kann. – Chaos, 652.
143. Das ist ein starker (grossmütiger) Mann, der seinen Muth selbst brechen kann. – Froschm., VIIb.
144. Das ist ein unbrauchbarer Mann, der nicht befehlen und nicht gehorchen kann.
145. Das ist ein verächtlich Mann, auf den man sich nicht verlassen kann.
Holl.: Niet so quaet als quaet toe verlaet. (Tunn., 20, 1.)
Lat.: Res mala, res stulta, dare nil, promittere multa. (Fallersleben, 544.)
146. Das ist ein weiser man, der schaden mag, vnnd es nit wil thun. – Franck, I, 158a.
147. Das ist ein weiser mann, der auss holder abbrechen machen kan. – Agricola I, 749; Gruter, I, 11; Lehmann, 646, 59; Petri, II, 68; Eyering, I, 413 u 444; Lehmann, II, 64, 140; Simrock, 11521.
Ueberall das rechte Mass, auch in der Lust. »Das Sprichwort hat einen sehr schönen Doppelsinn. Von dem, der sich vom Liebsten, was er hat, loszumachen im Stande ist. Wer einen Bruch der Freundschaft und Liebe, des Friedens u.s.w., wenn er nothwendig ist, zu bewirken versteht, der, sagt das Sprichwort, ist ebenso weise, wie der (ironisch) kunstreich, der aus Hollunder Abbrechen, d.h. Lichtputzen machen kann. Diese Abbrechen sind nichts anderes als ein gespalten Hölzchen, um das Licht von dem verkohlten Dochte zu reinigen.« (Eiselein.) »Aus holdern macht man abbrechen liechtschnupffen vnd liechtscheeren, aber sie wirt geredet, dass ein weisser man aus der not eine tugent mache. Niemand weichet gern von dem, was er lieb hat.« (Agricola.)
148. Das ist ein weiser Mann, der in die Zeit sich schicken kann. – Waldis, II, 95.
149. Das ist ein weiser Mann, der recht geben und nehmen kann.
Holl.: Het is een wijs man, die geven en nemen kan. (Harrebomée, II, 59a.)
150. Das ist ein weiser Mann, der reden läst vor Ohren gahn. – Lehmann, 882, 16.
151. Das ist ein weiser Mann, der Schälke mit Schälken verjagen kann.
152. Das ist ein weiser Mann, der sich an eines andern Vnfall bessern kann. – Petri, II, 66.
153. Das ist ein weiser Mann, der sich in seinen Stand schicken kann.
»Wer das nicht kan, der bleibt elend, und bleibt ein Narr bis an sein End.« (Froschm., F.vi.)
154. Das ist fürwahr ein armer Mann, der sein Weib nicht zwingen kann.
Oder der sich, weil sie einem höhern Stande angehört, vor ihr bücken muss. Da sagen die Russen: Wehe dem [367] armen Manne, dessen Frau im Hause höhern Ranges ist. (Reinsberg I, 116.)
Böhm.: Za starých časův bývalo, že muž ženu bíval, a nyní žena muže tepe. – Zle, kde muž v rouše a žena v kukle chodí. (Čelakovský, 394.)
155. Das ist fürwahr ein armer Mann, der sich nicht begnügen kann.
Engl.: They need much, whom nothing will content. (Gaal, 1593.)
Frz.: Qui n'a suffisance, n'a rien. (Gaal, 1593.)
156. Das ist fürwahr ein glücklich Mann, der Herrengunst entbehren kann.
157. Das ist fürwahr ein kluger Mann, der seinen Geck verbergen kann. – Körte, 1887.
158. Das ist fürwahr kein weiser Mann, der sich nicht selber rathen kann.
Lat.: Odi sapientem, qui sibi non sapit. (Binder I, 1266; II, 2355; Seybold, 403.)
159. Das ist wol ein seltner Mann, den kein Weib betrügen kann.
Mhd.: Wer von wîben niht enwirt betrogen, der lobe guoten wirt. (Boner.) (Zingerle, 166.)
160. Das muss ein Mann thun, der Courage hat, sagt Schneider Lai, als ihn seine Frau unter das Bett (den Tisch) getrieben hatte.
Spott auf jemand, der, nachdem er sich feig benommen hat, seinen Rückzug als eine muthige That darstellt. Dem Sprichwort soll ein wirklicher Vorgang in Daun (Regierungsbezirk Trier) zu Grunde liegen. Ein Schneider Namens Lai soll von seiner Frau unter das Bett oder unter den Tisch getrieben worden sein, dann dieselbe drohend angesehen und ausgerufen haben: Das muss ein Mann thun, der Courage hat.
161. Das muss ja seyn ein armer mann, der nicht ein Fähnlein Läuss ernehren kann. – Gruter, III, 14; Lehmann, II, 76, 26.
162. Das wär' ein seltner Mann, der niemals irren kann.
It.: È buon maestro chi non falla mai. (Pazzaglia, 116, 2.)
163. Dass du den Mann zufrieden machest, sey nicht träg den Tisch zu decken. – Henisch, 1241, 6.
164. Dat sünd Minschen, segt Fûst, ierst schîten se up de Klink un denn seggen's: Fûst, mâk de Döer tô. (Mecklenburg.)
165. De den Mann troet (vriet), de troet (vriet) ôk de Schulden. (Holst.) – Schütze, IV, 78; Pistor., X, 84.
166. De êne hett1 de Mann un de andere hett de Will2 dervan. – Eichwald, 1273; Kern, 243; Frommann, IV, 286, 395; Hauskalender, III.
1) Besitzt ihn gesetzlich.
2) Besitzt ihn wirklich.
167. De Maenner hebbet alle den Brand, un brennet se nich, sau glimmet se doch. (Göttingen.) – Brem. Sonntagsbl., 1855, 4.
Sagen die Frauen mit Bezug auf die Heftigkeit und den Jähzorn der Männer.
168. De Maenner hebbet öre Fruen sau leif as dat Water in der Kîpen. (Göttingen.) – Brem. Sonntagsbl., 1855, 4.
Die Frauen behaupten, die Männer hätten ihre Frauen nach der Hochzeit so lieb, wie das Wasser im Tragkorbe.
169. De man mot sin sulven de knecht, wil he idt im huse finden recht. – Ebstorf, 5.
170. De Man schaffet, de Frûe fret. – Schambach, II, 62.
Der Mann schafft (erwirbt), die Frau frisst (verzehrt).
Holl.: De man wint, de vrouw niet spint.
171. De Mann e Mûs, de Frû e Vagel. (Elbing.) – Frischbier2, 2529.
Jedes erhält sein Theil.
172. De Mann har sine Fru verlaren mit en Büdel vull Gelde; harr he sine Fru man wedder, frög he nicks na'm Gelde. – Diermissen, 34.
173. De Mann kann nig so vêl in de grôte Dör infören, as de Fro ût de lütje Dör ûtdrêgen kan. (Holst.) – Schütze, IV, 323.
Der Fleiss des Mannes hilft nichts, wenn die Frau nicht spart.
174. De Mann mutt wol alles êten, aber nicht alles wêten. – Simrock, 6796; Körte, 4117.
Er muss geniessen, was die Kelle gibt, aber nicht nach jedem kleinen häuslichen Geheimnisse der Hausfrau forschen; so meinen wenigstens viele Frauen.
[368] 175. De Mann schall erwerven, de Frouwe dat ere dartho scherven, dat sülve ock nich laten vörderuen, vp dat se beyde nicht hunger steruen. – Gryse, Fr. 8.
176. De Männer het en Füerbrand in'n Hindersten, brennt he nich, so glimmt he doch. (Hannover.) – Schambach, II, 63.
Die Frauen behaupten: Die Männer haben alle den Brand, und wenn er nicht brenne, so rieche er doch, um zu sagen, sie seien hitzig, leidenschaftlich, nur der eine mehr als der andere.
177. De ryke man wert vorgetogen. – Tunn., 980.
(Curia divitibus patet et dis solus amatur.)
178. Deinen Mann liebe wie deinen Freund und fürcht' ihn wie deinen Feind.
179. Dem alten Manne soll man nicht ins Maul (in Hintern) sehen.
180. Dem armen Mann fehlt viel, dem geizigen alles.
Schwed.: Fattig man felar något, den girige allt. (Wensell, 31; Grubb, 207.)
181. Dem armen Mann stirbt das Rind (die Kuh), dem reichen das Kind.
Frz.: A un pauvre homme sa vache meurt et au riche son enfant. (Bohn I, 3; Leroux, I, 166.)
182. Dem blinden Mann ist es gleich, ob (wie) seine Stube gemalt ist.
Die Russen: Einem blinden Mann gilt die Katharinenkirche für den Sophiendom. (Altmann V, 88.)
183. Dem fleissigen Manne guckt der Hunger wol ins Fenster, aber ins Haus darf er nicht kommen. – Sailer, 159.
184. Dem gemeinen Mann will niemand gern zu Tantz pfeiffen. – Petri, II, 304; Gaal, 99.
185. Dem geschickten Mann brennt's auch wol von der Pfann'.
Holl.: Aan een' knap' man kan wel eens iets mislukken. (Harrebomée, II, 52a.)
186. Dem Mann einen Vogel, sagte der Fuhrmann, und legte sich die Gans vor. – Simrock, 2908; Hoefer, 374.
187. Dem Mann mag Gott Trost sagen, der stets sich soll mit Unglück tragen. – Petri, II, 79.
188. Dem Mann vertraue nicht, der viel mit vielen spricht. – Gaal, 1446.
Lat.: Exigua est tribuenda fides, qui nulla loquuntur. (Gaal, 1446.)
189. Dem Manne die Hosen, der Frau den Rock, sonst schiesst die Wirthschaft einen Bock.
190. Dem Manne ein Ei, dem frommen Schweppermann zwei. (S. ⇒ Ei 122.) – Pistor., III, 97; Gottfr. Henrico Maiero, Vetur dictum Teutonicum: Dem Mann ein Ei u.s.w. (Altdorfii 1720 u. 1711).
191. Dem Manne eine Frau, dem Knaben eine Ruthe.
Gegen das Heirathen unreifer Burschen.
Frz.: Aux hommes on baille des femmes et aux enfants des verges fermes. (Leroux, I, 166.)
192. Dem Manne ist es keine Ehre, eine Frau zu schlagen. – Gaal, 490; Simrock, 6783.
Holl.: Een man heeft weinig eere, als hij eene vrouw slaat; is zij boos, zoo helpt het niet, en is zij vroom, zoo doet hij haar onregt. (Harrebomée, II, 56a.)
193. Dem Manne sind vier Worte unduldbar: Mörder, Dieb, Räuber und Mordbrenner. – Graf, 352, 408.
Der Mann konnte leicht über einen muthwilligen Scherz, über einen Spott oder andere Beleidigung hinwegsehen ohne Gefahr für seine Ehre; aber unter keinen Umständen durfte er dulden, dass man ihn Mörder, Dieb u.s.w. schalt.
Altgoth.: Oquethius orth iru manni fiugur: thiufr oc morthing, raufere oc kajna vargr. (Schildner, 51, 1.)
194. Dem Manne, was dem Manne gebührt.
195. Dem reichen Manne kalbt der Ochs, dem armen nicht die Kuh.
Frz.: Au riche homme, souvent sa vache vêle et du pauvre le loup veau emmène. (Leroux, I, 166.)
196. Dem trunkenen Manne soll ein Fuder Heu ausweichen. – Simrock, 10516; Graf, 391, 589.
197. Dem trunkenen Manne soll ein geladener Wagen weichen. – Graf, 391, 590.
»Ein Weisthum bestimmt sogar: wenn ein Düngerwagen mit fünf Pferden angefahren und ihm ein Betrunkener in den Weg käme, so soll der Fuhrmann [369] still halten, den Mann an sich vorübergehen lassen, ihm auch gute Worte auf den Weg geben und erst dann seine Strasse weiter fahren, denn sonst könnte er Anlass zum Zorn geben.« (Grimm, Weisth., III, 70.)
198. Dem weisen Manne und dem Gold ist man überall hold.
199. Den alten Mann braucht man wie der Appenzeller die Schuhe.
Ein im Thurgau übliches Sprichwort, das man einem sagt, wenn er nicht weiss, wie er eine Sache anfangen soll.
200. Den alten Mann mit grauem Bart lieben selten die Mägdlein zart.
Lat.: Senis amplexus culta puella fugit. (Tibull.) (Binder II, 3079.)
201. Den gemeinen Mann soll man nit lassen müssig gahn. – Lehmann, 586, 5; Eiselein, 225.
Müssig soll eigentlich niemand gehen. Der Vornehme hat ebenso wenig ein Privilegium dazu.
202. Den halt ich für ein g'lehrten man, so allzeit weisslich leben kan.
Lat.: Doctor erit qui scit sapienter uiuere semper. (Loci comm., 179.)
203. Den hält man für ein'n weisen Mann, der zu rechter Zeit reden kann. – Petri, II, 78.
204. Den halt man vor ein weisen Mann, der zu der Sach wol rathen kann. – Chaos, 825.
205. Den man zeygts ampt an. – Egenolff, 296b; Guttenstein, 139, 23.
Lat.: Magistratus uirum arguit. (Egeria, 1296b.)
206. Den Mann der Noth macht wol der Reichthum todt.
Holl.: Hij, die een man was in den nood, die blijft wel onder weelde dood. (Harrebomée, II, 60a.)
207. Den Mann empfängt man nach dem Kleide und begleitet ihn nach dem Verstande. – Körte, 4080.
Die Finnen sagen: Den Mann beurtheilt man nicht nach seinem Rocke. (Bertram, 42.)
208. Den Mann erkennt man in seinem Amt (Beruf). – Guttenstein, 139, 24.
Dän.: Man prøver best en mand i sin væld. (Prov. dan., 460.)
Holl.: Men kent een man niet eer voor dat hij komt tot eer. (Bohn I, 333.)
209. Den Mann ich halb verdorben acht, dessen Vieh nicht bringt, noch tragt; dess Weib gern trinket Wein, dess Sohn ein Spieler pflegt zu sein, die Tochter man auf der Gassen findt und Magd und Knecht selten zu Hause sind. – Chaos, 678.
210. Den Mann kennt man an seinen Freunden.
Holl.: Men kent den man aan zijne vrienden. (Harrebomée, II, 62a.)
211. Den Mann kennt man an seiner Rede.
Die Finnen: Den Mann bemerkt man an seinem Gange. (Bertram, 69.)
Schwed.: Mannen kiännes aff talet. (Grubb, 514.)
212. Den Mann muss man nicht zum Gespielen nehmen (heirathen). (Hechingen.)
213. Den Mann nimbt man beym Wort, den Ochsen bey den Hörnern.
Lat.: Verba ligant homines, animalia caetera funes. (Chaos, 482.)
214. Den Mann nimmt man beim Wort und den Hund beim Schwanze. – Simrock, 11890.
Frz.: On prend les oiseaux par le bec et les hommes par la parole. (Leroux, I, 92.)
215. Den Mann siehe bei seinen Gesellen an.
216. Den Männern Frauen und den Kindern Brot.
Holl.: Den mannen geeft men huisvrouwen, den kinderen geeft men brood. (Harrebomée, II, 54b.)
217. Den schlechten Mann selbst eine Maus anbeissen kann.
Das Schlechte wird, es sei auf was für eine Art es wolle, bestraft. Auch von denen, die über jede Kleinigkeit Zank anfangen und sich für verletzt und beleidigt halten.
218. Den schuldigen Mann geht 's Grausen (kommt Grausen) an. – Gaal, 1388.
Lat.: Crimina quisquis agit tremebundo pectore vivit. – Fures clamorem metuunt. (Gaal, 1388.)
219. Den stärksten Mann Weiberlist betrügen kann.
220. Den tapfern Mann kann eine feige Kugel tödten.
Frz.: Couard souvent coup mortel au preux donne. (Bohn I, 14.)
[370] 221. Den tapfern Mann und den guten Wein soll man nicht nach dem Herkommen fragen. – Sailer, 93.
222. Denck an (auf) den alten mann. – Gruter, I, 13; Petri, II, 78; Schottel, 1125a.
Die Serben sagen: Hebe das weisse Geld für den schwarzen Tag auf. Dasselbe empfehlen die Neugriechen, die Albanesen vom weissen Kreuzer, die Russen von der weissen Kopeke. (Reinsberg III, 17.)
Holl.: Gedenk aan den ouden man. (Harrebomée, II, 57a.)
223. Denck jung an den alten mann, wiltu nit betlen gan. – Gruter, I, 13.
Engl.: Save something for the man that rides on the white horse. (Bohn II, 129.)
Lat.: Venturae memores jam nunc estote senectae, sic nullum vobis tempus abibit iners. (Ovid.) (Philippi, II, 243; Binder II, 3495.)
224. Der alt man schmeckt nach dem jungen. – Franck, I, 146b; Lehmann, II, 62, 76; Simrock, 231; Körte, 4100; Braun, I, 2542.
225. Der alte Mann soll daran denken, dass er jung gewesen ist.
Lat.: Multorum cum facta senex et dicta recenses, fac tibi succurrant, juvenis quae feceris ipse. (Cato.) (Philippi, I, 263.)
226. Der alte Mann sucht das Leben in der Kanne. – Petri, II, 80.
Holl.: De oude man smaakt altijd naar den jongen. (Harrebomée, II, 54b.)
227. Der (den) ärme Mann bedure, magd em net satt; wat hölpt betrure döm, de nüs hat. (Aachen.) – Firmenich, III, 233.
228. Der arme Mann darf bei der Hochzeit nicht fehlen.
Der »arme Mann« hiess in Oberösterreich ein Hochzeitgast, von dem man sagte, er sei eingeladen, weil nichts glücklich ausgehe, bei dem der liebe Herrgott nicht dabei sei. (Baumgarten.)
229. Der arme Mann hat mehr Storchen im Hause als Frösche.
Lat.: Egeni manducant panem doloris. (Lehmann, 46, 64; Binder II, 932.)
230. Der arme Mann kann essen und hat nichts, der reiche hat und kann nicht.
Engl.: The difference, between the poor man and the rich is that the poor walketh to get meat for his stomach; the rich, a stomach for his meat. (Bohn II, 58.)
231. Der arme Mann mästet dem Reichen die Kühe.
232. Der arme Mann muss draussen vor der Thüre stehen. – Petri, II, 81.
Schwed.: Fattig mans rum är back dören. (Grubb, 205.)
233. Der arme Mann muss in den Sack; was Geld gibt, hat ein guten schmack. – Petri, II, 81.
234. Der arme Mann pflegt seine Kuh wie der reiche sein Kind.
Holl.: Een arm man verliest zooveel aan zijne koe, als een rijke aan zijn kind. (Harrebomée, II, 55b.)
235. Der arme Mann zieht die Hühner und der reiche isst sie.
236. Der auswärtige Mann ist keine Antwort schuldig. – Graf, 437, 299.
Nach altdeutschem Recht war kein Beklagter verpflichtet, auf eine Klage einzugehen, die nicht bei dem Gerichte seines Heimatsbezirks angebracht war. (S. ⇒ Kläger 10.)
Mhd.: Der auswendige man ist nicht pflichtig zu antworten. (Homeyer, III, 33, 2.)
237. Der bekannte Mann gehet vor. – Petri, II, 83; Henisch, 269, 7.
238. Der bekannte Mann zeugt dem vnbekanten das brodt aus dem Maul. – Petri, II, 83.
239. Der beste Mann auf Erden wird nie vollkommen werden. – Aarg. histor. Taschenbuch.
240. Der beste Mann hat oft ein böses Weib.
Holl.: Daar had nooit goed man kwaad wijf. (Harrebomée, II, 53a.)
241. Der den mann fängt, hat auch sein haut. – Gruter, III, 16.
242. Der dreizehnte Mann bringt den Tod herein.
Holl.: De dertiende man brengt den dood an. – Dertien man aan de tafel is binnen het jaar één dood. (Harrebomée, II, 54a u. 54b.)
243. Der ehrlichste Mann wird am ersten (leichtesten) betrogen.
Span.: El buen hombre goza el hurto. (Bohn I, 216.)
[371] 244. Der erste Mann ist ein silberner, der zweite ein goldener Sessel. (Rott-Thal.)
245. Der erste Mann ist Geld, der andere Kupfer vnd Blei. – Petri, II, 86.
Holl.: De eerste man is een vriend, de tweede man is een man, de derde man is een meester. (Harrebomée, II, 54a.)
246. Der gemeine Mann kan sich selbst nicht rhaten, drumb soll er guten rhat folgen. – Lehmann, 587, 13.
247. Der gemeine Mann merkt eben auf seines Herrn Leben.
Lat.: Scilicet in vulgus manant exempla Regentum. (Chaos, 977.)
248. Der gemeine Mann muss schulden mit baarem Gelt zahlen, Herren mit gutem Hofwind an statt feins Gelds, sonst wird ihr Schatz bald erschöpft sein. – Lehmann, 931, 48.
249. Der gemeine Mann tregt die Last. – Henisch, 1485, 85; Petri, II, 89.
250. Der gemeine Mann verdaut nicht alles.
251. Der gute Mann macht die gute Frau.
252. Der ist ein armer Mann, der ihm selbs nit helffen kann.
Lat.: Odit sapientem, qui sibi non sapit. (Sutor, 569.)
253. Der ist ein armer Mann, der seinen nutz nicht fordern kan. – Petri, II, 94; Henisch, 1178, 2.
254. Der ist ein behertzter Mann, der ein Wolff nicht fürcht vmb Lichtmesse; ein Bawern in der Fastnacht vnd einen Pfaffen in der faste, wenn man soll beichten. – Petri, II, 94; Henisch, 1015, 68; Pauli, Schimpf, LXXXVb.
255. Der ist ein geschickter Mann, der sich in alle sättel schicken kan. – Lehmann, 292, 2.
256. Der ist ein hurtig Mann, der ein Jüden vnd Zölner vbervortheilen kan. – Gruter, III, 17; Lehmann, II, 80, 87.
257. Der ist ein kluger Mann, der Geld und Gut recht brauchen kann.
258. Der ist ein kluger Mann, der seinen Geck verbergen kann.
259. Der ist ein kluger Mann, der seinen Nutzen verschweigen kann. – Petri, II, 95; Gaal, 1231.
Engl.: He that shews his purse longs to be rid of it. (Gaal, 1231.)
Lat.: Propter invidiam vela opulentiam. (Gaal, 1231.)
260. Der ist ein kluger Mann, der sich in Menschen (oder: in alles) schicken kann. – Simrock, 5572.
Lat.: Vir sapiens, qui se ad casus accommodat omnes. (Binder II, 3562.)
261. Der ist ein man, der sich selbs regieren kan. – Franck, I, 73a; Lehmann, II, 64, 136; Simrock, 6812.
262. Der ist ein Mann, der starke Worte reden kann. – Petri, II, 95.
Dän.: Den er mand som giør mands gierninger. (Prov. dan., 409.)
263. Der ist ein Mann von guter Art, der seinen Leib gar fein verwahrt bis zu des Herrn Himmelfahrt. – Frischbier2, 1630; Neue Preuss. Provinzialbl., VI, 227.
264. Der ist ein selig Mann, der ihm selber alles ringeren kan. – Chaos, 726.
Der es vermag, sich auch eine schwere Last so leicht als möglich zu machen, ein herbes Schicksal von der mildesten Seite aufzufassen.
265. Der ist ein starcker Mann, der Laster vberwinden kan. – Petri, II, 95.
266. Der ist ein tapferer Mann, der seinen Zorn bemeistern kann.
267. Der ist ein tapfrer Mann, der siegt (schlägt), wo andrer wird geschla'n.
Lat.: Virtus est domare, quae cuncti pavent. (Philippi, II, 254.)
268. Der ist ein verlorener Mann, der höher will steigen als er kann.
Holl.: Hij is een verloren man, die hooger wil vliegen den hij kan. (Harrebomée, II, 60a.)
269. Der ist ein weis verständig Mann, der feindt vnd freundtschafft halten kan. – Petri, II, 95; Henisch, 1233, 50.
[372] 270. Der ist ein weiser Mann, der in die Zeit sich schicken kann.
Holl.: Hij is gewis een deugdelijk man, die op zijn' tijd zwijgen en spreken kan. (Harrebomée, II, 60a.)
It.: Chi al tempo sa piegarsi, è uomo da lodarsi. (Gaal, 1790.)
271. Der ist ein weiser Mann, der masse rahmen kan. – Schottel, 1133b.
272. Der ist ein weiser Mann, der Schickelmann zur Hand gehen kann. – Lehmann, 920, 23; Binder II, 1367.
273. Der ist ein weiser Mann, der sein Dunckel brechen kan. – Lehmann, 257, 19.
274. Der ist ein weiser Mann, der sich an eines andern vnfall bessern kan. – Henisch, 319, 14.
Lat.: Felix quem faciunt aliena pericula cautum. (Henisch, 319, 15.)
275. Der ist ein weiser Mann, der sich in sein Stand schicken kan. – Chaos, 367.
Mit dem Zusatz: »und tracht nit mehr nach andern sachen, die ihm sein Leben schwerer machen.«
276. Der ist ein weiser Mann, der sich selber rathen kann.
»Der ist auch Lohnes wêrth, der gutem Rath folgt unbeschwert. Wer aber selber wüst kein Rath, auch nach der Weisen Lehr nicht that, der war und blieb ein toller Narr, bracht sich und ander in Gefahr.« (Froschm., Bbiiib.)
277. Der ist ein weiser Mann, der wohl hören kann. – Lehmann, 882, 21.
278. Der ist ein weiser Mann, der zu Zeiten harren kan. – Petri, II, 95.
279. Der ist ein weiss verständig Mann, der sich selbst kennen kann. – Petri, II, 95.
280. Der ist eyn früntlich man, der eynen früntlich handeln kan. – Werdea, Biij.
281. Der ist eyn weyser man, der gelück vnd vngelück leyden (tragen) kan. – Werdea, Diij; Henisch, 1661, 12.
»Dem söll wir vnweyss sagen, der nicht vngelück kan tragen.« (Werdea, Diij; Petri, II, 95.)
282. Der ist eyn weyser man, der wenig lewten getrawen kan. – Werdea, Biij.
283. Der ist eyn weysse man, der myt vernunfft schweygen kan. – Werdea, Aiiij.
284. Der ist fürwahr ein thöricht Mann, der seinem Nachbar das Haus zündet an und selber mit verbrennet dann.
Mhd.: Ez dunket mich ein tumber muot, swer im selbe schaden tuot sîme nâchgebûre ze leide. (Freidank.) – Erst tumbe sammir got, der mit schaden richet daz man im gesprichet. (Reinhart.) (Zingerle, 116.)
285. Der ist fürwahr ein vnweiss Mann, der seine Schand nicht schweigen kan. – Petri, II, 95.
286. Der ist fürwahr ein weiser Mann, der seinen Zorn bezemen kan. – Petri, II, 95.
287. Der ist fürwar ein weiser mann, so gescholten nit zürnt, gelobt nit geschwilt, der seinn zorn zemen kan. – Franck, II, 192a.
288. Der ist gar ein weiser Mann, der Lug mit Lug wohl gelten kann.
Z.B. Märchen vom Schneekinde, das in Aegypten zerschmolzen.
289. Der ist kein Mann, der nicht Nein sagen kann.
It.: Non è uomo chi non sa dir di nò. (Bohn I, 112.)
290. Der ist kein Mann, den Zorn nicht warm machen kann.
Lat.: Vir non videtur, qui irasci nescit. (Faselius, 273; Seybold, 636; Schulbl., 485.)
291. Der ist Mann, der erwerben kann.
292. Der ist wol ein rechtschaffen Mann, der sein affekten zwingen kan. – Lehmann, 5, 48.
293. Der kältste Mann ist wärmer, denn das wärmste Weib nach der complexion. – Henisch, 611, 67; Petri, II, 97.
294. Der kluge (geschickte, weise) Mann sucht ein (ist ohne) Amt, und der Esel trägt den Sammt (das Amtskleid).
Holl.: Verstandigen staan naar ampten en de dom-ooren krijgen ze. (Bohn I, 341.)
295. Der klügste Mann kann vom Narren etwas lernen.
Frz.: Un fou avise bien un sage. (Bohn I, 62.)
[373] 296. Der letzt Mann nimpt die ehr einem andern. – Henisch, 814, 21.
Lat.: Rerum ab aliis gestarum postremus quispiam interveniens gloriam intercipit. (Henisch, 814, 22.)
297. Der liebste Mann, der lebendige. – Petri, II, 99.
298. Der mag wol bleiben ein armer Mann, der seinen Nutzen nicht fördern kann.
Lat.: Qui tacet ut mutus, raro fit munere tutus. (Loci comm., 183.)
299. Der man ist an das schwerd gebunden. – Luther's Ms., 15.
300. Der Mân sâl abräinjen, de Fra sâl zesumen hâlden. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 382.
301. Der Mân sâl mîren (mehren), de Frä sal erhalden. – Schuster, 383.
302. Der Man sol allerley schaffen zu'n henden, das Weib zu'n brenden. – Coler, 218b; Heyl, 103.
1) Brente = ein hölzernes Gefäss für verschiedene Wirthschaftszwecke, z.B. für Weintrauben, gesalzenes Fleisch, in Viehwirthschaften besonders für Milch (Milchkübel, Milchnapf), in der Küche das Gefäss zum Aufwaschen. Die Milch wird in Brenten aufgestellt. »Er ässe, wenn man es ihm gäbe, zwei Brenten voll.« »Seih ihn in ein schönes Schaff oder in ein Brenten.« (Vgl. Grimm, II, 371.) – D.i. die Frau soll das, was der Mann erworben, aufbewahren, durch die ganze Haushaltung angemessen vertheilen und verwenden.
It.: Gli uomini fanno la roba, e le donne la conservano. (Bohn I, 100.)
303. Der Mann an (einen) Vogel, der Schneider ane (eine) Gans. (Hirschberg.)
304. Der Mann bleib' auf der Kanzelei und das Weib treibe die Kocherei. – Parömiakon, 1111.
305. Der Mann bleibt allweg das Haupt und die Frau sein Hut. – Eiselein, 448.
306. Der Mann, der auf seine Frau etwas kommen lässt, schneidet sich selbst in die Nase. – Schles. Zeitung, 1868, Nr. 31.
307. Der Mann, der das Wenn und das Aber erdacht, hat sicher aus Häckerling Gold schon gemacht. – Klix, 40; Masson, 378.
308. Der Mann ehrt das Amt, nicht das Amt den Mann.
Schwed.: Mannen pryder rummet. – Personen heedrar Ambetet. (Grubb, 517.)
309. Der Mann ehrt den Platz. – Tendlau, 900.
310. Der Mann ehrt sich gar schlecht, der ist des Weibes Knecht.
Lat.: Non sane convenit ut Hercules Omphalae serviat. (Binder II, 2223.)
311. Der Mann einen Vogel, der Bauer1 eine Gans.
1) In Hirschberg: der Schneider.
Holl.: De man een vogeltje, en den boer eene gans. (Harrebomée, II, 54b.)
312. Der Mann einen Vogel, die Frau einen Sperling. – Klix, 40.
313. Der Mann erfährt es allzeit am letzten, was geschehen ist. – Petri, II, 100.
314. Der Mann erwirbt das Vermögen, die Frau erhält es.
315. Der Mann fährt's auf Wagen ins Haus, die Frau trägt's in der Schürze hinaus. – Frischbier, 486; Frischbier2, 2525.
316. Der Mann findet leicht wieder eine Frau, die Kinder aber nie wieder eine Mutter.
Böhm.: Žena muži zas se můž naroditi, matka nikdy. (Čelakovsky, 400.)
Poln.: Žona męžowi može się urodzić, a matka juž nie. (Čelakovsky, 440.)
317. Der Mann findet nur Vergnügen bei seiner ersten Frau.
318. Der Mann führt das Regiment im Haus; aber was die Frau will, muss geschehen.
Engl.: As the good man saith, so say we, but as the good woman saith, so it must be. (Bohn II, 45.)
319. Der Mann gehört in den Rath, die Frau ins Bad. – Simrock, 6786; Körte, 4074; Braun, I, 2525; Reinsberg I, 137.
320. Der Mann geht in Geschäften aus, die Frau zu Schmaus. – Bertram, 48.
[374] 321. Der Mann geht zum Erbe, das Weib davon. – Graf, 189, 28; Hillebrand, 155, 216; Bluntschli, Deutsches Privatrecht, 186, 10.
Bespricht die Bevorzugung des Mannes vor der Frau im Erbrecht und in Bezug auf liegende Güter. (S. ⇒ Erbgut 2, ⇒ Lilie, ⇒ Schwert und ⇒ Schwertseite.) Es ist wol skandinavischen Ursprungs: Tha gangen hatt er til ok huva fram. (Grimm, Rechtsalt., 473.)
322. Der Mann hat die Jahre in den Knochen, die Frau im Gesicht.
In der Lombardei: Die Männer haben die Jahre, welche sie fühlen, die Frauen, welche sie zeigen. (Reinsberg I, 129.)
323. Der Mann hat Zeit genug, sich eine Frau zu wahlen.
324. Der Mann hinaus, die Frau ins Haus. – Nass. Schulbl., XIV, 5.
325. Der Mann im Mond hat das Holz gestohlen. – Simrock, 7079.
326. Der Mann in Stiefeln kennt den Mann in Bastschuhen nicht.
Holl.: De man in laarzen kent den man in schoenen niet. (Harrebomée, II, 54a.)
327. Der mann ist aller ehren werd, der all ding zum besten kert. – Gruter, I, 16; Henisch, 811, 50.
328. Der Mann ist alles Lobes werth, der gutem Rath folgt unbeschwert. – Chaos, 825.
329. Der Mann ist dann am ärmsten, wenn die Kinder Rotz zum Brot essen. (Nürnberg.)
Wenn nämlich seine Kinder noch so klein sind, dass sie blos Opfer erfordern, ohne sie durch irgendeine kleine Hülfsleistung vergelten zu können.
330. Der Mann ist das (von) Feuer, das Weib das (von) Werch und der Teufel der Wind, der bläst. – Reinsberg I, 70.
331. Der Mann ist das Haupt des Weibes und das Weib die Krone des Hauses.
Die Finnen: Der Mann herrscht über seine Frau, der Pastor über seine Gemeinde und der Kaiser über das ganze Reich. (Bertram, 69.)
332. Der Mann ist das Haupt, die Frau sein Hut. – Simrock, 6779.
Die Russen: Die Frau ist dem Mann ein Pflaster, er ihr ein Hirt. Der Pfau ist schön durch seine Federn, die Frau durch ihren Mann. In Venetien heisst es: Der Mann macht die Frau, und die Frau macht den Mann. In Mailand: Der gute Mann macht die gute Frau. In England: Die gute Frau macht den guten Mann. (Reinsberg I, 94.)
333. Der Mann ist das Haupt, on de Fru öss et Klutke, dat sött bawe drop. (Natangen.) – Frischbier, 177.
334. Der Mann ist das Haupt und das Weib die Krone, sagt die Grossmutter.
335. Der Mann ist das Haupt und die Frau die Krone.
Das letztere setzen die Frauen hinzu, wenn die Männer das erste behaupten. Man bedient sich aber auch des ganzen Satzes, wenn ein Mann seine Frau schmäht, um zu sagen: Wenn ein Mann seine Frau schände, so schände er sich selbst.
336. Der Mann ist das Haupt und die Frau sein Leib. – Graf, 140, 23.
Dän.: Manden skal være hoveder, quinden hiertet. (Prov. dan., 139.)
337. Der Mann ist das Paradies der Frauen.
338. Der Mann ist der Frauen Meister. – Graf, 171, 160.
Gesetzlicher Vormund: »Der man is der frawen maister.« (Kaiserrecht, XII.)
339. Der Mann ist der letzte im Haus, der erfährt, was man (was die Frau) trägt zur Hinterthür 'naus.
Engl.: The good man is the last, who knows, what's amiss at home. (Bohn II, 46.)
Lat.: Dedecus ille domus sciet ultimus.
340. Der Mann ist des Weibes Haupt. – 1 Kor. 11, 3; Schulze, 265; Graf, 140, 22.
Mhd.: Der mân ist ein houpt des wibes. (Daniels, 387, 46.)
Frz.: L'homme est l'âme de la maison. (Leroux, I, 169.)
Lat.: Caput mulieris vir.
341. Der Mann ist des Weibes Vogt und Meister. – Graf, 171, 161.
»Da ist davon gesetzet, daz der man des wîbes voget ist vnd ir maister.« (Schwabenspiegel, 9.)
Mhd.: Der man is sines wibes vogtt und ir meister. (Maurer, I, 8.)
[375] 342. Der Mann ist des Weibes Vormund zur Hand, da sie ihm angetrauet wird. – Graf, 171, 162.
Von dem Augenblicke an, da sie in gesetzliche Ehe mit ihm eingetreten ist, steht sie unter ihm.
Mhd.: Die man is vormunde sînes wîbes, to hant als sie imme getrüwet werd. (Sachsenspiegel, III, 45, 3.)
343. Der Mann ist die Seele seines Hauses. – Winckler, XIV, 98.
Frz.: L'homme fait la couronne. (Leroux, I, 169.)
344. Der Mann ist ehrenwerth, der alle ding zum besten kehrt. – Lehmann, 41, 19; Simrock, 1855; Körte, 4103.
345. Der Mann ist ehrenwerth, der sein Geld in Ruh' verzehrt. (Nassauer Garten bei Königsberg.)
346. Der Mann ist geschaffen zu Ernst vnd Schutz, das Weib zu Schimpff vnd Frewden. – Petri, II, 400.
347. Der Mann ist glücklich, welcher keine Sorgen hat.
Bei Tunnicius (174): Selig ist ein Mann sunder sorge. (Ex animus curas remove, cor mandere noli.)
348. Der Mann ist nicht besser als sein Wort. – Simrock, 11891.
349. Der Mann ist nicht zu finden, der einen Wetzstein könnte schinden.
Holl.: Alle die levenden vilden nog geen wetsteen. (Harrebomée, II, 456.)
Lat.: Vivens nemo datur, per quem cos excoriatur. (Fallersleben, 58.)
350. Der Mann ist Pfeffer, welcher in die Zunge beisst, das Weib Zwiebel, welche Zunge und Augen beisst. – Altmann VI, 412.
351. Der Mann ist schuldig, sein Weib zu verhegen. – Graf, 140, 21; Klingen, 204a, 2.
D.h. über ihre sittliche Führung zu wachen.
352. Der Mann ist seins Leibs nicht mechtig, sondern das Weib. – Petri, II, 100.
353. Der Mann ist ungeziert am schönsten. – Eiselein, 448; Braun, I, 2543.
Lat.: Forma viros neglecta decet. (Eiselein, 448.)
354. Der Mann ist weis' und wohlgelehrt, der alle Ding' zum besten kehrt. – Simrock, 976.
Schwed.: Den man är wijs och mycket snill, som alt til bästa tyda will. (Grubb, 136.)
355. Der Mann kann mit einem Leiterwagen nicht so viel zum Thor hereinfahren, als die Frau in der Schürze zum Hinterpförtchen hinausträgt. – Simrock, 6795.
Die Verschwendung der Frau ist für die Wirthschaft gefährlicher als die des Mannes. Daher sagen die Engländer: Der Mann muss seine Frau um Erlaubniss bitten, vorwärts zu kommen. Die Russen: Verschwendet der Mann, so brennt der Hof halb ab, verschwendet die Frau, so brennt er ganz ab. – Der Mann schleppt mit dem Geldbeutel nicht so viel fort, wie die Frau mit dem Kochtopf. (Reinsberg I, 152.)
Böhm.: Nenavozí muž na řebřínovem voze do domu, co žena po zástĕrkách vynesti můze. (Čelakovsky, 390.)
Wend.: Muž njezamože zreblowanym wozom tak wjele domoj nawozić, hač žona šórcuši domach wotnosi. (Čelakovsky, 390.)
356. Der Mann kann nig so vêl in de grôte Dör inföhren, as de Fro1 ut de lütje2 Dör uttragen kann. (Holst.) – Körte, 4071; Masson, 87.
1) Oder: as en Kistenfegersch = Gelegenheitsmacherin.
2) Kleine.
357. Der Mann kann's nicht hereinfudern, was die Frau fortschürzt (mit der Schürze fortträgt). (Wend. Lausitz.)
358. Der Mann kommt an den Galgen, die Frau unter den Stein. – Grimm, Rechtsalt., 687; Graf, 341, 347.
Die mittelalterlichen Rechtsbücher kennen als regelmässige Lebensstrafen Schwert, Galgen und Rad. Frauen wurden aber, der weiblichen Ehre wegen, im entsprechenden Falle nicht mit dem Galgen bestraft, sondern in die Grube versenkt oder unterm Stein begraben, d.i. gesteinigt.
359. Der Mann legt das Gut auf die Schwelle und die Frau zieht es herein.
360. Der Mann löst sich mit seiner Habe. – Graf, 321, 251.
Er macht das gethane Unrecht durch entsprechende Busse gut. »Das sich ein mann mit seiner habe lösen mag.« (Klingen, 69a, 1.)
[376] 361. Der Mann macht die Frau und die Frau den Mann.
362. Der Mann macht die Schule.
Der tüchtige Lehrer lehrt mehr durch seine Person als durch seine Worte. Die Bildung des Willens ist die Hauptsache. »Auf den Willen wirkt nur ein starker Wille«, sagt sehr wahr Nägelsbach in seiner Gymnasialpädagogik herausgegeben von Autenrieth, S. 21. Ein Lehrer ohne Willen ist ein tönendes Erz. Vernachlässigte Willensbildung macht endlich ein Volk zum Waschlappen, so klug und gelehrt es sein mag.
363. Der Mann muss etwas erwerben, die Frau muss nichts lassen verderben, sonst müssen sie beide am Bettelstabe sterben. – Bair. Schulzeitung, 1864, S. 300.
364. Der Mann muss etwas unter den Zähnen haben.
365. Der Mann muss gewinnen, die Frau wohl spinnen.
Holl.: De man moet winnen, zal 't wijf wel spinnen. (Harrebomée, II, 54b.)
366. Der Mann muss Haar lassen, er mag eine alte oder eine junge Frau heirathen. – Eiselein, 267; Simrock, 4161.
367. Der Mann muss seine Frau führen und fassen. – Hillebrand, 121, 166; Graf, 140, 24.
Dies Sprichwort drückt im Canton Schwyz die Pflicht des Ehemannes aus, seine Frau standesgemäss zu halten.
368. Der Mann muss seine Frau thun bis auf den Kirchhof. – Hillebrand, 120, 165; Graf, 140, 25.
Dies Sprichwort gehört dem Canton Schwyz an, wo es indess jetzt seine Rechtskraft verloren hat. Es drückt den Satz aus, dass der Ehemann einer ohne Kinder verstorbenen Frau alle Kosten, welche der Todesfall veranlasst bis zum Begräbniss, dieses eingeschlossen, zu tragen hat, während weitere Ausgaben, z.B. für kirchliche Exequien, auf die Erben fallen.
369. Der Mann muss seinem Herrn folgen und der Herr dem Mann. – Graf, 556, 11.
»Eyn man musz woll folgenn seynem herrnn, vnnd der herre dem manne.« (Thüngen, Das sächs. Weichb., aus dem Cod. Palatinus, Heidelberg 1837, S. 173.)
370. Der Mann muss selber sein der Knecht, will er's im Hause haben recht. – Chaos, 684.
371. Der Mann scheint offt gering, durch den Gott schaffet grosse Ding. – Petri, II, 296.
372. Der Mann schiesst, aber Gott trägt die Kugel. (Lit.)
373. Der Mann schiesst mit dem Pfeil, das Weib mit der Zunge.
374. Der Mann schleppt mit dem Geldbeutel nicht so viel fort wie die Frau mit dem Kochtopf.
375. Der Mann sei beklagt, der seiner Frau ein Geheimniss sagt.
376. Der Mann sei frumb, das Weib sei stumm, so geht das Hausshalten recht vmb. – Petri, II, 100.
377. Der Mann, so Meister im Haus ist, soll das Osterlied anheben, predigte der Mönch am Ostertage. – Eiselein, 447; Klosterspiegel, 34, 1.
Als kein Mann anzufangen sich getraute, fing der Pater an.
378. Der Mann soll schöner sein als der Teufel, das Weib garstiger als ein Engel.
379. Der Mann soll sehen wie ein Teuffel, das Weib wie ein Engel. – Gruter, III, 18; Lehmann, II, 80, 98.
Engl.: In the husband wisdom, in the wife gentleness. (Bohn II, 47.)
380. Der Mann soll werben, das Weib sparen. – Petri, II, 100.
Die Bergamasken: Der Mann erwirbt das Vermögen, die Frau erhält es. – Der Mann legt das Gut auf die Schwelle und die Frau zieht es herein. (Reinsberg I, 152.)
381. Der Mann soll ziehen, nähren, zeugen, das Weib gebären und säugen.
382. Der Mann soll zu allen Tagen im Haus die Hosen tragen.
Die Toscaner rathen: Gib der Frau die Hosen nicht. Die Mailänder sagen: Dem Mann die Hosen, der Frau den Rock. Und die Franzosen warnen: Dulde auf deinem Fuss beileibe nicht den Fuss von deinem Weibe; denn bald könnt' es sie ergötzen, dir ihn auf den Kopf zu setzen. (Reinsberg I, 170.) Die Finnen haben den Spruch: Der Mann ist geschaffen zum Lenken der Frau, die Frau, die Kinder zu hüten. (Bertram, 72.)
[377] 383. Der Mann stirbt, aber das Amt bleibt.
384. Der Mann taub, die Frau stumm, gibt die besten Ehen rundum. – Simrock, 10119.
In Spanien heisst es: Der Mann sehe nicht, die Frau sei blind. (Reinsberg I, 98.)
Engl.: The husband must not see and the wife must blind be. (Masson, 176.)
Frz.: Pour faire bon ménage, il faut que l'homme soit sourd et la femme aveugle. (Venedey, 93.)
385. Der Mann und der Hund, die müssen hinaus; die Katz' und die Frau, die bleiben zu Haus.
386. Der Mann verhindert der Frau die Ehe. – Graf, 550, 110.
»Uir uxori sue dicitur maritagium impedire.« (Leges Normannorum, Bd. 7 von Ludew. reliqu. manuscriptorum, 337, §. 2.)
387. Der Mann verurtheilt nicht billig einen Dieb, der selbst ein Dieb ist. – Graf, 408, 39; Klingen, 58b, 1.
Der Richter soll fleckenlos vor der öffentlichen Meinung dastehen.
388. Der Mann vnnd Fraw im Hauss seind spiegel jhres Gsindes. – Lehmann, 365, 3.
389. Der Mann, welcher mit Weibern streiten will, muss eine geläufige Zunge haben.
In Finland sagt man: Dem Mann, der mit Weibern zankt, muss die Zunge nicht mit Grütze verbrannt sein. (Bertram, 39.)
390. Der Mann will haben für seinen Leib ein junges und gesundes Weib.
Böhm.: Muž miluje ženu zdravou, a bratr sestra bohatou. (Čelakovsky, 389.)
391. Der Mann wird bei seinen Gesellen erkannt.
Lat.: A bonis disces bona; et malis te immiscens mentem amittes. (Eiselein, 230.)
392. Der Mann wird reich, dem die Frauen übel gerathen und die Immen (Bienen) wohl. – Eiselein, 448; Simrock, 6797.
393. Der Mann wohnt, wo er Weib und Ofen hat. – Graf, 49.
394. Der Mann zerbricht die Häfen, die Frau die Schüsseln. – Simrock, 6788; Körte, 4072; Reinsberg I, 151; Braun, I, 2523.
Wenn ein paar Eheleute gemeinschaftlich an der Zugrunderichtung ihres Hauswesens arbeiten.
395. Der Männer Ehre ist auch der Frauen Ehre; der Weiber Schande ist auch der Männer Schande. – Estor, I, 347; Eisenhart, 125; Pistor. V, 91 u. 96; Hillebrand, 2; Eiselein, 134; Simrock, 6798; Sailer, 141; Reinsberg I, 141.
Von der Gemeinschaft unter Ehegatten in Ansehung der Ehre. Die Frau hat an dem Range, dem Titel u.s.w. des Mannes theil; sowie es dem Mann wiederum mit zum Schimpf gereicht, wenn seiner Frau etwas Schimpfliches begegnet; daher der Mann schon seiner eigenen Ehre wegen die gekränkte Ehre seiner Gattin zu wahren verpflichtet ist.
396. Der Männer Weisheit sitzt in ihrem ganzen Körper, der Weiber Weisheit nur in ihrem Mittelpunkt. – Altmann VI, 411.
397. Der miselsüchtige Mann empfängt weder Lehen und Erbe. – Graf, 210, 193.
Der misel- auch maiselsüchtige, d.i. Aussätzige. Er gehörte zu denen, die nach dem altdeutschen Recht durchaus erbunfähig waren. Denn ihn, hiess es, hat der Himmel mit dem Siechthum vom Menschengeschlecht losgerissen. Selbst der König wurde abgesetzt, wenn diese Krankheit ihn erfasste. (S. ⇒ Mäuschen.)
Mhd.: Der miselsiche man entphet wedir len noch erbe. (Sachsenspiegel, I, 4.)
398. Der rechte Mann am rechten Platze.
399. Der reiche Mann hat nimmer genug. – Petri, II, 105; Lehmann, II, 661, 165.
400. Der reiche Mann kommt immer obenan.
Bei Tunnicius (980): De ryke man wert vorgetogen. (Curia divitibus patet et dis solus amatur).
Lat.: Curia pauperibus clausa est, dat census honores. (Ovid.)
401. Der reiche Mann will alles han, vnd sollt der arm auch betteln gahn. – Henisch, 347, 33; Petri, II, 105.
402. Der stärkste Mann wird nicht mehr thun als er kann.
Engl.: A man can do no more than he can. (Bohn II, 76.)
[378] 403. Der thut einem alten Manne nicht unrecht, der ihm das Abendbrot stiehlt. (S. ⇒ Alte, der, 9.)
Engl.: He wrongs not an old man, who steals his supper from him. (Bohn II, 15.)
404. Der truncken man verschweiget nicht, alles, das nur sein hertze gicht.
Lat.: Ebrietas prodit, quod amat cor sine quod odit. (Loci comm., 33.)
405. Der verständige Mann nimmt Lehr' und Mahnung an.
»Der weise Mann hat für gut, straf' ich ihn, so er missethut, und thu' ich einem Thoren das, er wird mir immer mehr gehass.« (Freidank.)
Lat.: Argue consultum, te diliget; argue stultum, avertet vultum, nec te dimittet inultum. (Eiselein, 448.)
406. Dernoh de Mann is, brött' me'n de Wost. (Waldeck.) – Curtze, 344, 374; für Meurs: Firmenich, I, 401, 75; für Düren: Firmenich, I, 484, 98; für Soest: Firmenich, I, 349, 68.
407. Derweil es dem Mann wohlgeht, heisst er klug.
408. Des armen Mannes Kinder und des reichen Mannes Kälber sind früh reif.
Schwed.: Fattig mans barn och rike mans kalf dö ej gerna. (Rhodin, 50.)
409. Des armen Mannes Mahl ist schnell bereit (oder: ist bald verzehrt).
Dän.: Fattig mands mad er snart ædt. (Prov. dan., 11.)
410. Des armen Mannes Rede ist keine Rede.
Böhm.: Chudobného zdání nemá uznání. (Čelakovsky, 173.)
Poln.: Ubogiego zdanie – niedba nikt na nie. (Čelakovsky, 173.)
411. Des einen Mannes Tod ist des andern Brot.
Schwed.: Mången blijr dod en annen til brod. (Grubb, 548.)
412. Des Mannes Ehre ist der Frauen Ehre. – Graf, 140, 17.
413. Des Mannes Ehre ist der Frauen Tugend. – Winckler, II, 22.
Holl.: Mans eere, vrouwe deugd. ( Harrebomée, II, 62a.)
Lat.: Uxor coruscat radiis mariti. (Philippi, II, 240.)
414. Des Mannes Ehre schönt das Weib. – Graf, 140, 18.
In Kleve: Des mannes eere schöent dat wyff. (Kamptz, III, 30.)
415. Des Mannes freund, der sachen feind. – Henisch, 1053, 18; Petri, II, 118.
Holl.: De man een vriend, maar daarom de zaak eene partij. (Harrebomée, II, 54a.)
416. Des Mannes Gut steht der Frau zu Pfande. – Graf, 154, 98.
Wenn das eingebrachte Gut der Frau beim Tode des Ehemannes nicht mehr voll vorhanden ist, so muss es ihr aus dem Nachlass des Verstorbenen ersetzt oder ergänzt werden.
Mhd.: Des mannes guet stet der vrouwen to pande. (Richthofen, 13.)
417. Des Mannes Jugend ist selten lauter Tugend.
Holl.: Mans vreugd is zelden deugd. (Harrebomée, II, 62a.)
418. Des Mannes Mutter ist der Frauen Teufel. – Steiger, 106; Simrock, 6790; Körte, 4067; Reinsberg I, 196; Braun, I, 2844.
Dän.: Mands moder er ei sønne-kone god, uden der er syv dags reyse til hende. (Prov. dan., 410.)
Lat.: Omnes socrus oderunt suas nurus. (Terenz.)
419. Des Mannes Mutter ist des Teufels Unterfutter.
Holl.: Mans moêr is de duivel op den vloer. (Harrebomée, II, 62a.)
420. Des Mannes Saat ist verdient, sobald die Egge darüberfährt. – Graf, 75, 58.
Wer den Boden bearbeitet hat, dem soll die Ernte, die Frucht gehören. (S. ⇒ Garten 3.)
Mhd.: Des mannes sat di he mit sime phluge wirket, di ist verdinet, als di egede dar uber get. (Homeyer, II, 58, 2.)
421. Des Mannes Sinn ist sein Gewinn. – Körte, 4115; Simrock, 6815; Braun, I, 2548.
422. Des Mannes weissheit ein ende hat, wenn grosser zorn jhm begaht. – Henisch, 887, 13.
423. Des Mannes Wort, des Mannes Ehre. – Graf, 227, 10.
Dän.: Mands oord, mands ære. (Prov. dan., 440.)
Schwed.: Mans ord och mans aera. (Grubb, 508; Reyscher, XVI, 98.)
424. Des reichen Mannes Krankheit und des armen Mannes Pfannkuchen riechen gleich weit.
Auf der Insel Amrum: Rikmâns Krankheîd an Armmâns Pankuken jo stinnelik Füür. (Haupt, VIII, 350, 4.)
[379] 425. Des wegfertigen Mannes wegen hat der Gesessene sein Recht nicht verloren. – Graf, 442, 341.
Der Kläger als angreifender Theil muss nicht nur den, wenn auch noch so entfernten Gerichtsstand des Beklagten aufsuchen, sondern auch die Gerichtszeit und Fristen derselben abwarten, weil eines für den Gerichtsbezirk fremden oder wegfertigen Manns wegen in den dort bestehenden Einrichtungen keine Aenderungen gemacht werden. Es zeigt sich auch hier, wie das ⇒ Recht (s.d.) dem Antworter (Beklagten) günstiger ist als dem Kläger, da er die Ladung des Beklagten bewirken muss, und diese, nicht erst die Klagebeantwortung, wie spätere Reichsgesetze anordnen, den Streit anhängig macht. (S. ⇒ Ladung 3.)
Mhd.: Umb des wegfertigen mannes willin hat der gesezzin man sin recht nit virlorn. (Endemann, I, 17, 18.)
426. Dess Mannes eifer schont nicht. – Petri, II, 118; Henisch, 824, 59.
427. Dess Mannes Liebe ist des Weibes Leben. – Petri, II, 118.
428. Dess Mannes Mund soll sein Siegel seyn. – Petri, II, 118.
429. Dess Manns gesundheit hilfft dess Weibes kranckheit. – Henisch, 1584, 32; Petri, II, 118.
430. Det Mannes Moder, der Frauen Düvel. – Venedey, 101.
431. Deutscher Mann, Ehrenmann. – Simrock, 1545.
432. Die alten Männer halten sich mit den Zähnen auf. – Lehmann, II, 69, 13.
433. Die dem Mann trauet, die trauet auch die Schuld. – Eisenhart, 129; Hertius, I, 70; Estor, I, 308 u. 347; Hillebrand, 126, 177; Runde, 606; Eiselein, 601; Simrock, 9244; Sailer, 251; Graf, 152, 61.
Die dem Mann trauet (d.h. hier vertrauet), die trauet auch den Schulden. (Hillebrand, 125, 176; Graf, 152, 62.) Die den Mann heirathet, heirathet auch die Schulden. Im Niederdeutschen: Die de Mann trouwet, die trouwt ôk de Schulden. (Pistor., IV, 33 u. X, 84; Hassl., 43.) Von der unter Eheleuten bestehenden Gütergemeinschaft, welche in einem Miteigenthum des einen Ehegatten über das Vermögen des andern während der Ehe besteht, und wonach, mit gewissen Einschränkungen und Bedingungen, beide nebst andern Beschwerden die gegenseitigen Schulden über sich nehmen. Wie die Frau nach geschlossener Ehe am Erwerbe theilnimmt, so haftet sie auch für die vom Mann eingegangenen Schulden. (Runde, 35, 136.)
Frz.: Qui épouse femme, épouse ses dettes. (Pistor., 1059; Hassl., 43.) – Qui épouse le corps, épouse les dettes. (Loysel, 110.)
Holl.: Die den man trouwt, trouwt ook de schulden. (Harrebomée, II, 55a.)
Lat.: Quae viro nubit, nubit quoque (illigat se) ejus aeri alieno ac debitis. (Pistor., 1059.)
434. Die eifersüchtigsten Männer sind meist die, welche selbst nicht sauber sind.
Lat.: Zelotypo conjux semper suspecta marito: nam quae quisque facit, fieri sibi furta meretur. (Binder II, 3706.)
435. Die einen alten Mann nimmt, hat ein Bett voll Knochen.
Engl.: An old man is a bed full of bones. (Bohn II, 121.)
436. Die einen Mann hat wie ein Mäuschen, ist nicht Herrin mehr im Häuschen.
Holl.: Die een' man heeft als een muisje, is geen baas meer in zijn huisje. (Harrebomée, II, 55a.)
437. Die Männer beim Schmause, die Weiber zu Hause. – Eiselein, 449; Simrock, 6787; Braun, I, 2559; Masson, 89.
Die Finnen: Selig ist das Weib zu Hause, der arme Mann auf Reisen. (Reinsberg I, 149.)
438. Die Männer fürchten die Gefahr, die Weiber nur den Anblick derselben. (Abyssinien.)
439. Die Männer haben die Jahre, welche sie fühlen; die Frauen die, welche sie zeigen.
440. Die Männer müssen oft das Bett hüten, wenn die Weiber geboren haben.
441. Die Männer regieren die Welt und die Weiber die Männer. (Posen.)
442. Die Männer sind nicht einmal zum Kröhnreiben zu gebrauchen. (Kamnitz.)
Behaupten die Frauen, wenn sich die Männer in weibliche Arbeit mischen.
443. Die Männer singen, sagen und sprechen: den jungen (Weibern) soll man wohl ton und die alten gehn lon. – Steinhövel.
[380] 444. Die Männer sollen die Weiber ehren, sie können alle zusammen kein Kindlein gebären.
445. Die Männer sollen kriegen vnd reden, die Weiber daheim bleiben vnd Hausshalten. – Henisch, 634, 45; Petri, II, 138.
446. Die Männer sollen schulen, den Weibern gehört das Spulen. – Parömiakon, 1113.
447. Die Männer von den Zünfften regirn mit schlechten Vernünfften. – H. Sachs; Chaos, 972.
448. Die Männer von Kunitz sind keine Bauern. – Deutsche Romanzeitung, 1866, 42.
Kunitz soll früher eine Stadt gewesen sein, und daher sollen sich dort die Männer »Männer von Kunitz« nennen, um nicht Bauern zu heissen.
449. Die Männer wollen Butter, die Kühe aber Futter. – Eiselein, 449.
450. Die meisten Männer sind Frauboasen in langen oder kurzen Hosen.
451. Die menner haben das plar1 am morgen vnd die Weiber erst nach mittentag. – Rollwagenbüchlein, XLV.
1) Geplärr, berlue.
452. Döm (den) hesch ich merr (nur) 'ne louse (klugen) Mann, de spreichen en ouch schwigge kann. (Aachen.) – Firmenich, III, 233.
453. D'r Mann ist des Weiwes Haupt und de Fra de Nachtmütz drauf. – Lohrengel, II, 173.
454. D'r Moan an Vogel, sagte der Knecht und nahm sich aus einer Schüssel mit gebratenen Staaren die in der Mitte liegende Taube. (Oberlausitz.)
455. Dreimal glücklich (selig) ist der Mann, der Herrendienst entrathen kann. – Simrock, 4621.
Lat.: Beatus ille, qui procul negotiis paterna rura bobus exercet suis. (Faselius, 68.)
456. Du bist der Mann, dich geht's zuvörderst an. – Eiselein, 447.
457. Du findst keinen närrichten man, der auffs zukünfftig sorgen kan.
Lat.: Insipiens curam male gestat corde futuram. (Loci comm., 188.)
458. Dummen Mann und Pavian muss man nicht nehmen zum Kumpan.
Frz.: A homme sot deux paires de matins. (Leroux, I, 165.)
459. Dummen und frommen Mann will ich nicht zum Nachbar han.
Ein rabbinischer Spruch: »Ist ein Unwissender überfromm, so wohne nicht in seiner Nachbarschaft.« (Dukes.)
460. Durch den Mann ist die Königin die Frau, durch ihn kommt sie nach Birkenhau.
Zu körperlicher Züchtigung herab.
461. Durch einen Mann mit Bart wird die Frau verwahrt.
Holl.: Met een' man met een' baard is eene vrouw bewaard. (Harrebomée, I, 62a.)
462. E guete Ma cha-n-e gueti Frau mache. (Solothurn.) – Schild, 66, 112.
463. E Mân brâcht nor de Hand ze wiéjen, se hêd un em jêde Fäinjer en Froa. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 372.
464. Ehelich (echter) Mann und ehelich (echtes) Weib nehmen unehelichen (unechten) Mannes Erbe nicht. (S. ⇒ Ebenbürtig.) – Graf, 210, 187.
Vater und Mutter konnten uneheliche Kinder nicht beerben, aber diese konnten das Erbe des echten Vaters nehmen, wo keine echten Kinder da waren.
Mhd.: Echt man noch echt wif ne nimt ok unechten mannes erve nicht. (Sachsenspiegel, I, 53.)
465. Ehrenwerthe Männer heirathen bald, weise gar nicht.
466. Ehrlichen Mann soll man ohn' Argwohn la'n.
Lat.: In bonum virum non cadit mentiri. (Seybold, 234; Binder I, 717; II, 1406; Schonheim, J, 10.)
467. Ehrloser Mann ist nirgend daheim. – Henisch, 799, 47.
468. Eim alten mann gehört ein jungs weib. – Franck, II, 57a.
469. Eim alten mann ist ein junges weib ein tödlich gift. – Franck, II, 106a.
[381] 470. Eim ehrlichen vnd tapfferen man steht auch ein hübscher leib wol an.
Lat.: Est procerum uere, procerum corpus habere. (Loci comm., 172.)
471. Eim glarten Man der rhum ist Vituperium. – Bitter, P, 6.
472. Eim milten mann sol man sein hold; er gibt doch obs, hat er kein gold.
Lat.: Dat pyra, dat poma, qui non habet aurea dona. (Loci comm., 107.)
473. Eim vollen mann sol ein fuder hew weichen. – Franck, II, 72b; Sailer, 268.
474. Ein alt man vnd jungs weib, ein hauss vol kinder. – Franck, II, 57a; Tappius, 58b; Gaal, 38.
Böhm.: Starý muž a mladá žena – jisté dĕti; mladý muž a stara žena – jisté bití. (Čelakovsky, 390.)
Wend.: Stary muž ha młoda žona – wĕste dźeći; młody muž ha stara žona – wêste pnky. (Čelakovsky, 390.)
475. Ein alter man, ein iunges weib, gewisse kinder. – Agricola I, 672; Franck, II, 57a; Tappius, 95b; Egenolff, 260a; Eyering, II, 12; III, 276; Gruter, I, 24; Petri, II, 165; Latendorf II, 11; Mayer, I, 20; Sailer, 85.
Die Spitze des Sprichworts liegt in der Betonung des Worts »gewisse«, nämlich zwei. Dagegen sagen die Russen: Wenn der Junge die Alte freit, gibt es Kindtaufen im andern Dorfe. (Altmann VI, 420.)
Dän.: Gammel mand og ung kone visse børn. (Prov. dan., 217.)
Holl.: En oud man en een jong wijf zijn kinders al hun lijf. (Harrebomée, II, 56b.)
476. Ein alter Man kan auch wol eine grosse thorheit begehen. – Mathesy, 355b.
477. Ein alter Mann beim fewer ist der gewisse todt. – Henisch, 1087, 40; Petri, II, 165.
478. Ein alter Mann, der eine junge Frau nimmt, gibt dem Tode Handgeld.
Joh. Dorat, ein französischer Gelehrter, heirathete im hohen Alter ein Mädchen von 19 Jahren. Als man ihm vorstellte, warum er nicht lieber eine Frau von reiferm Alter genommen, antwortete er: »Ich will mir doch lieber mit einem blank geschliffenen als mit einem verrosteten Degen das Herz durchbohren lassen.« (Einfälle, 132.)
Frz.: L'homme vieil qui demande sa bonne fortune ne doit en futur avoir cure. (Leroux, I, 170.)
479. Ein alter Mann, der freit, ist nicht gescheit.
Holl.: Een oud man, die vrijt, is eene winterbloem. (Harrebomée, II, 56b.)
480. Ein alter Mann, der nichts mehr kann, der muss ein Fuhrmann werden; und wenn er nicht mehr klatschen kann, so muss er unter die Erden.
481. Ein alter Mann, ein junges Weib, ein alter Lappen, eine junge Närrin. – Petri, II, 165.
482. Ein alter Mann, ein junges Weib, ein vngleicher Zeug – Henisch, 1644, 21.
»Einem bejahrten Mann verdachte man, dass er sich noch um junge Frauenzimmer bemühe. Es ist das einzige Mittel, versetzte er, sich zu verjüngen, und das will doch jedermann.« (Loeper, Goethe's Sprüche, 417.)
Frz.: Homme vieil et poure qui a mal vescu de ieune femme sera batu.
Lat.: Vetulus et inops vir, ab vxore iuvene poenas luit. (Bovill, III, 172.)
483. Ein alter Mann, ein junges Weib, gewisse Kinder; ein junger Mann, ein altes Weib – ein grosser Sünder. (Breslau.)
484. Ein alter Mann, geklagt sei's Gott, ist oft nur junger Leute Spott.
Lat.: Sexagenarios de ponte dejicere. (Philippi, II, 181.)
485. Ein alter Mann im Hause ist Schrecken im Hause, eine alte Frau im Hause ist eine Perle im Hause. – Jüd. Volksbl., 1865, S. 172.
486. Ein alter Mann in seinem Land und ein junger auf fremder Strassen, die sagen viel Dinge, die nicht ganz passen.
Zutreffen, genau wahr sind, sie irren oder übertreiben.
Holl.: Een oud man in zijn land, een jonge daar buiten, die zeggen veel dingen die niet sluiten. (Harrebomée, II, 56b.)
487. Ein alter Mann ist am Tage weis' und in der Nacht Eis.
Holl.: Een oud man is een nacht ijs. (Harrebomée, II, 114b.)
488. Ein alter Mann ist besser als keiner.
[382] 489. Ein alter Mann ist wie eine abgehauene Mai im Wasser.
Dän.: Gammel mand bliver snart graa. (Prov. dan., 250.)
490. Ein alter Mann macht einer jungen Frau Freude, wie ein Floh im Ohr. – Simrock, 220; Masson, 182.
Es ist offenbares Elend, klagen die Serben, eine junge Frau bei einem alten Manne. Die Perser meinen: Besser für eine junge Frau ein Pfeil im Herzen, als einen alten Mann an ihrer Seite. Das lahme Schwein, bemerken die Albanesen, frisst die weiche Birne. Die Chinesen sagen: Ein alter Mann, der eine junge Frau heirathet, ist gleich einem verwelkten ausspriessenden Weidenbaume. (Reinsberg I, 117.)
491. Ein alter Mann mauset gemeiniglich einem andern einen Sperber für. – Petri, II, 165.
492. Ein alter mann nicht freien solt, kein freulein jung wird jhm mehr holdt.
Lat.: Vir nimis antiquus, non est mulieris amicus. (Loci comm., 181.)
493. Ein alter Mann nimmt seine Kräfte aus der Kanne.
Span.: Quando el viejo no puede beber la huesa le pueden hacer. (Bohn I, 244.)
494. Ein alter Mann ohne Witz, ein Furz ohne Hitz' und ein Ofen ohne Glut, die drei sind zu nichts gut. – Eiselein, 499.
495. Ein alter Mann steigt nicht gern Berge.
Dän.: Svart er gammel mand mod bierg at reise. (Prov. dan., 537.)
496. Ein alter Mann trägt am besten die Weisheit im Kopfe.
Lat.: Turpe est seni ex commentario sapere. (Seneca.) (Philippi, II, 227.)
497. Ein alter Mann und ein alt Pferd sind nicht viel werth; aber ein alt Weib und eine alte Kuh, die taugen noch wozu.
Holl.: Een oud man en een oud paard zijn niet veel waard, maar een oud wijf en eene oude koe die deugen ja waartoe? (Harrebomée, II, 56b.)
498. Ein alter Mann und ein junges Weib leben zusammen wie ohne Leib.
499. Ein alter Mann und eine junge Maid, da gibt's mehr Leid als Freud'.
Frz.: Homme vieil et pauvre qui a mal vescu, de jeunes femmes sera fouetté et batu. (Leroux, I, 165.)
500. Ein alter Mann vnd ein altes Weib gehören zusammen. – Henisch, 1439, 65.
Die Polen: Selten stimmt es, ein alter Mann und eine junge Frau. Die Spanier: Ein junges Mädchen passt nicht für einen Greis. Die Dänen: Zwei Hähne in einem Haus, eine Katze und eine Maus, ein alter Mann und ein junges Weib leben selten ohne Keib. (Reinsberg I, 117.)
501. Ein alter Mann vnd ein junges Weib sind ein vngleicher Zeug. – Petri, II, 165.
Kaiser Friedrich IV. sagte: »So man einen Alten höflich und glimpflich ums Leben bringen will, gebe man ihm ein junges Weib; das ist ein sonderlich und gewiss Gift.« Sein Sohn Maximilian hatte sich die Worte gemerkt. Er heirathete nicht wieder, obgleich er im zweiundfunfzigsten Lebensjahre Witwer wurde.
Lat.: Cascus cascam ducit (i.e. vetulus anum). (Gaal, 733.)
502. Ein alter Mann vnnd Jung Weib seind selten ohne keib. – Lehmann, 827, 4.
Böhm.: Řídká shoda, starý muž a mladá žena. (Čelakovsky, 390.)
Dän.: Gammel mand og ung viv, leve sielden uden kiv. (Prov. dan., 217.)
Holl.: Een oud man en een jonge vrouw blijft zelden dan met groot berouw. (Harrebomée, II, 56b.)
503. Ein alter Mann zeugt Waisen.
Böhm.: Krátke dříví, hotové uhlí; pozdní dítky, hotoví sirotci. – Starý otec sirotky plodí. (Čelakovsky, 390.)
504. Ein alter, unzüchtiger Mann mit Ehren nicht bestehen kann.
Lat.: Turpe senex miles, turpe senilis amor. (Ovid.) (Philippi, II, 227; Seybold, 615.)
505. Ein ander Mann ist, der den Degen macht, ein ander, der ihn braucht und den Feind schlägt. – Schuppius, I, 93.
506. Ein arm man offt viel kunst vermag, die bleibt verschmehet all sein tag.
Lat.: Pauperis in capite pereunt bona dogmata saepe. (Loci comm., 159.)
507. Ein arm man soll nicht reich sein. – Luther's Ms., 17.
[383] 508. Ein armen mann, als man jetzt sicht, hat selten ein gut gross gerücht.
Lat.: Pauper homo raro uiuit cum nomine claro. (Loci comm., 158.)
509. Ein armer Mann darf keinen Gusto haben. – Blass, 10; B. Auerbach, Schatzkästlein des Gevattermanns, I, 20.
Holl.: Een arm man, die lekker is, heeft zijnen wil niet. (Harrebomée, II, 55b.)
510. Ein armer Mann darf keinen Verstand haben.
Holl.: Een arm man is onverstandig. (Harrebomée, II, 55b.)
511. Ein armer Mann darf nicht blöde sein.
Schwed.: Fattig man får intet wara blyger. (Grubb, 207.)
512. Ein armer Mann geht sicher seinen Weg.
Schwed.: Fattig man går trygg fram (sin wäg). (Rhodin, 50; Wensell, 31.)
513. Ein armer Mann hat keine Neider.
Dän.: Fattig mand har ikke mange misundere. (Prov. dan., 41.)
514. Ein armer Mann hat keine reichen Vettern (Freunde).
D.h. sie kennen ihn nicht.
Mhd.: Armüete scheidet dicke mâge, zwie nâhe daz sie sîn geboren. (Colm.) (Zingerle, 190.)
515. Ein armer Mann hat wenig Freunde (Bekannte).
Dän.: Fattig mand har faa kyndiger. (Bohn I, 368.)
516. Ein armer Mann ist ein armer Mann, er komme hin, wo er wolle. – Lehmann, II, 120, 7; Petri, II, 167.
517. Ein armer Mann ist immer hinter der Thür.
Frz.: Povre hom laisse on à la porte, parce que bel habit ne porte. (Cahier, 1291.)
Holl.: Arm man is alom versteken. (Tunn., 5, 17.) – Arm man is alom veracht. (Harrebomée, II, 52b.)
Lat.: Pauper vitatur miser et vilis reputatur. (Fallersleben, 107.)
518. Ein armer Mann ist in Gottes Bann.
Holl.: Een godloos man is in Gods ban. (Harrebomée, II, 56a.)
519. Ein armer Mann ist kein graff. – Petri, II, 167; Henisch, 1725, 47; Simrock, 501; Graf, 33, 59.
Wie nach der mittelalterlichen Vorstellung dem adelich geborenen Manne Tapferkeit, Weisheit und alle edeln Eigenschaften vererbt waren, so widersprachen sich auch Armuth und Adel. Bei Tunnicius (463): Ein arm man is nein greve. (Principis officium nunquam mandatur egeno.) In Reinke de Vos, ältester Druck von 1498, herausgegeben von Lübben (Oldenburg 1867), lautet das Sprichwort V, 554: Ein arm man enis jo nen greve.
Holl.: Een arm man is zelden graaf (greve). (Tunn., 12, 9; Harrebomée, II, 50b.)
Schwed.: Fattig man är icke grefwe. (Grubb, 204.) – Fattig man är ingen grefwe. (Grubb, 204; Rhodin, 50.)
520. Ein armer Mann ist so voll Pläne wie ein Ei voll Dotter.
Span.: Hombre pobre todo es trazas. (Bohn I, 224.)
521. Ein armer Mann kann auch guten Rath geben.
Schwed.: Fattig man finner ock stundom ett godt råd. (Wensell, 31; Grubb, 206.)
522. Ein armer Mann kann kein Zeuge sein. – Graf, 456, 501.
Wie Unechte (Uneheliche), Räuber, Diebe, Kämpfer, Beschorene (d.i. für rechtlos Erklärte), Spielleute, Gefangene und Geächtete nicht zur Ablegung eines Zeugnisses zugelassen wurden, so auch niemand, der nicht wenigstens so viel besass, um eine Meineidsbusse bezahlen zu können; und nur insoweit war der Arme von der Ablegung eines Zeugnisses ausgeschlossen, keineswegs, weil er als bestechlich erachtet ward oder ihm weniger zu glauben sei als einem Begüterten. (S. ⇒ Mann.)
Altfries.: Een eerm man mey neen orkena wessa. (Hettema, XV, 1698.)
523. Ein armer Mann kann nicht alles (immer) essen, was gut schmeckt.
Holl.: Arm man lecker heeft sinen wil niet. (Tunn., 4, 2.)
Lat.: Esurit atque sitit pauper qui lauta requirit. (Fallersleben, 74.)
524. Ein armer Mann kocht dünnen Brei.
»Ein armer mann kocht dünnen brey, der nicht hat ein scheffel mehl oder drey.« (Loci comm., 159.)
Lat.: Pauperis est gentis tenuis puls farre carentis. (Sutor, 679.) – Si tibi deficit aes, miser es et pinguis non es. (Philippi, II, 192.) – Si non adsunt carnes, taricho contentos esse oportet. (Philippi, II, 189.)
525. Ein armer Mann muss kuschen. – Blass, 10.
[384] 526. Ein armer Mann ohne Geld ist völlig versoss en.
Bei Tunnicius (145): Ein arm Man sunder gelt is al vorschowen. (Aere vacans cunctis ignaeus habetur et ex cors.)
Holl.: Arm man is alom versteken (veracht). (Prov. comm., 107; Harrebomée, II, 52b.)
Lat.: Pauper ubique iacet. (Ovid.)
527. Ein armer Mann soll die Herren nicht wissen lassen, was er in seinem Hause hat. – Wurzbach, II, 177; Petri, II, 166.
Das Volksurtheil empfiehlt damit Vorsicht gegen das begehrliche Junker- und Herrenthum.
528. Ein armer Mann soll kein Schamhut auffsetzen; er nutzt jhm nichts. – Lehmann, 697, 21.
529. Ein armer Mann versteht den Pfiff.
Holl.: Armoede zoekt list. – De arme man zoekt list, daar de rijke niet op gist. (Harrebomée, II, 52.)
530. Ein armer Mann und lecker hat seinen Willen nicht. – Simrock, 500.
Bei Tunnicius (87): Ein arm Man lecker en heft nicht synen willen. (Optata fruitur nunquam re lautus egenus.)
531. Ein beherzter Mann, der Mut und Lust bezwingen kann. – Schottel, 1132b.
532. Ein bekümmert mann thut selten gut. – Henisch, 1795, 26; Petri, II, 168.
533. Ein bewegter Mann nichts gutes machen kann. – Lehmann, 5, 43.
534. Ein bleicher Mann hat Weiberart; hüt dich vor einem rothen ⇒ Bart (s.d. 36-40). – Henisch, 415, 23; Gaal, 153.
535. Ein blind Mann, ein arm Mann. – Petri, II, 169; Latendorf II, 9; Parömiakon, 2416 u. 2921.
Lat.: Caecus inops dictus quamvis sit gemmis amicta. (Gaal, 218.)
Schwed.: Blinder man en armer man. (Grubb, 47.)
536. Ein blind Mann, ein arm Mann vnd hett er auch seiden Kleider (oder: hett er auch Seid vnd Sammet) an. – Petri, II, 169; Tunn., 6, 11; Henisch, 420, 23; Lehmann, II, 121, 13; Ramann, I. Pred., II, 3; Körte, 4082; Simrock, 1150.
Holl.: Een blind man is een arm man, al had hij bonten kleêren (cleider) an. (Fallersleben, 125; Harrebomée, I, 20 u. II, 55b.) – Hij is wel arm, die niet eenen steek ziet.
Lat.: Caecus inops dictus, quamvis variis sit amictus. (Loci comm., 20; Binder I, 149; Sutor, 631; Philippi, I, 67; Seybold, 60.)
537. Ein blind Mann, ein armer Mann, weh dem, der nicht sehen kann. – Pauli, Postilla, 298b.
538. Ein blinder Mann fällt nicht so oft wie ein sehender. – Altmann VI, 413.
539. Ein blinder Mann findet zuweilen auch ein Hufeisen.
Dän.: Blind-mand finder stundum en heste skoe. (Prov. dan., 74.)
540. Ein blinder Mann schiesst auch wol einen Vogel.
Bei Tunnicius (470): Ein blint man schüt ôk wol einen vogel. (Interdum caeci volucris deprehenditur arcu.)
Holl.: Een blind man schiet somtijds wel eene kraai. (Harrebomée, II, 55b; Bohn I, 312.) – Een blint man schoot een quattel. (Tunn., 12, 16.)
541. Ein blinder Mann sieht im Finstern so viel als ein anderer ohne Licht.
Holl.: Een blind man kan dat zoowel in 't duister zien als zonder kaars. (Harrebomée, II, 55b.)
542. Ein blindt man, ein arm man, noch ist das viel ein armer man, der sein weib nicht zwingen kan. – Agricola I, 748; Egenolff, 293b; Gruter, I, 27; Petri, II, 169; Henisch, 420, 25; Sailer, 259; Simrock, 1149; Chaos, 978; Körte, 4082; Lohrengel, I, 98.
Im Plattdeutschen: Blinner Mann 'n armer Mann, vill ärmrer Mann, dä sîn Wîw ne twingen kann. (Schlingmann, 992.)
Dän.: Jeg vidste gierne hvad han mon heede, som sig af quinder ei lær leede; en blind mand en arm mand, dog meere arm end han, som sin hustrue ei tvinge kand. (Prov. dan., 295.)
Holl.: Een blind man is een arm man; maar die zijne vrouw niet bedwingen kan, is nog veel armer man. (Harrebomée, II, 55b.)
543. Ein blöder Mann freit keine schöne Frau.
Dän.: Red mand frier ikke vakre møer. (Prov. dan., 199.) – Red mand har tynd lykke. (Bohn I, 395.)
Engl.: Faint heart never won fair lady.
[385] Holl.: Een vervaardman kreeg nooit eene schoone vrouw. (Harrebomée, II, 56b.)
Schwed.: Rädder man frijar sällan wacker pijga. (Grubb, 698.)
544. Ein bösen Mann hindert eine fliege an der Wand. – Latendorf II, 12; Petri, II, 179; Henisch, 1146, 60.
545. Ein bösen Mann soll auch wol ein mauss beissen. – Henisch, 461, 65.
Lat.: Vel mus mordeat virum improbum. (Henisch, 461, 66.)
546. Ein böser Mann ist besser als eine gute Frau.
Holl.: Het kwaadste van een' man is beter dan het beste van eene vrouw. (Harrebomée, II, 19b.)
547. Ein böser Mann ist doch ein Mann.
Und also wie die Esten behaupten besser als Witwenthum. (Reinsberg I, 182.)
548. Ein böser Mann ist ein Teufel, ein böses Weib eine Hölle.
Dän.: Naar en ond mand er som en Diewel, da er en end quinde som et helvede. (Prov. dan., 436.)
549. Ein böser Mann richtet viel Unheil an.
Dän.: For en ond mand tit mange lide. (Prov. dan., 435.)
550. Ein boshafter Mann gibt ein Auge hin, wenn er seinen Nachbar dadurch blind machen kann.
Dän.: Ond mand mister gierne sit eene øg, at hans naboe kand miste baade sine. (Prov. dan., 445.)
551. Ein braver Mann braucht keinen Stammbaum.
Span.: Al hombre bueno, no le busques abolengo. (Bohn I, 196.)
552. Ein braver Mann fängt keine Feindschaft an. – Aarg. Taschenbuch.
553. Ein braver Mann geht gradaus. – Eiselein, 256.
554. Ein braver Mann ist ein Schatz für die Gemeine.
Lat.: Bonus vir commune bonum. (Froberg, 61; Philippi, I, 64.)
555. Ein braver Mann ist Herr seines Pferdes und Genosse seiner Frau.
Frz.: Il faut être compagnon de sa femme et maître de son cheval. (Leroux, I, 147.)
556. Ein braver Mann ist überall daheim.
Dem wackern Mann, sagt der Italiener, ist die ganze Welt Vaterland. (Reinsberg II, 72.)
557. Ein braver Mann schluckt 'nunter, was er abbeisst. – Frischbier2, 1952; Schleicher, 171.
558. Ein dapffer Man schilt sich mit niemands. – Henisch, 648, 67.
559. Ein dapfferer Mann ist ein recht befestigung eines Schloss. – Henisch, 648, 65.
560. Ein dummer Mann hat dumme Träume.
Dän.: Daarlig mand haver daarlig drøm. (Prov. dan., 101.)
561. Ein dunkler Mann ist ein Juwel in den Augen einer schönen Frau. (Engl.)
562. Ein echter deutscher Mann mag keinen Franzen leiden, doch ihre Weine trinkt er gern. – Goethe's Faust; Büchmann, 94.
563. Ein edler Mann will auch einen guten Namen haben.
Lat.: Est hominis ingenui velle bene audire ab omnibus. (Cicero.) (Philippi, I, 136.)
564. Ein ehrlich Mann, ein ehrlich Kleid. – Mathesy, 65b.
565. Ein ehrlicher Mann achtet weder auf Lob noch Tadel.
Schwed.: Ärlig man aktar hwarken lof eller tadel. (Wensell, 83; Grubb, 904.)
566. Ein ehrlicher Mann braucht nur die Hälfte seines Verstandes, ein Schurke (Schelm) kommt mit dem ganzen nicht aus.
It.: Ad un uomo dabbene avanza la metà del cervello, ad un tristo non basta ne anche tutto. (Bohn I, 68.)
567. Ein ehrlicher Mann hält sein Wort. – Henisch, 804, 65; Petri, II, 174; Ramann, II, 279.
Dän.: En ærlig mand holder sit ord. (Prov. dan., 15.) – Mands ord, mands ære. (Bohn I, 386.)
Engl.: An honest man's word is as good as his bond. (Bohn II, 103.)
Frz.: Honnête homme ne manque jamais de parole. – Un homme d'honneur n'a que sa parole. (Marin, 11.)
Holl.: Een eerlijk man houdt zijn woord. (Harrebomée, II, 55.) – Een eerlijk man's woord is zijn zegel. (Bohn I, 313.)
Port.: Homem de bem, tem palavra como Rei. (Bohn I, 279.)
[386] 568. Ein ehrlicher Mann ist ein Daniel in Babylon, ein Moses in Aegypten, ein Naeman in Syrien und ein Noah in der ganzen Welt. – Winckler, IV, 38.
569. Ein ehrlicher Mann ist ein reicher Schatz.
Holl.: Een eerlijk man is meer waard den goed. (Harrebomée, II, 55b.)
570. Ein ehrlicher Mann ist überall daheim.
Holl.: Eens eerlijken mans erf ligt in alle landen. (Harrebomée, II, 56b.)
It.: Al galantuomo ogni paese è patria. – Il galantuomo è sempre a casa sua, dovunque egli si ritrovi. (Pazzaglia, 147, 2 u. 147, 3.)
571. Ein ehrlicher Mann kehret nicht gern ein zu einem schnöden schindenwirt. – Henisch, 864, 66; Petri, II, 174.
572. Ein ehrlicher Mann lügt nicht.
Lat.: In virum bonum non cadit mentiri. (Marin, 11.)
573. Ein ehrlicher Mann macht sich eines Knochens wegen nicht zum Hunde.
Dän.: Giev mand giør sig ikke til hund for et beens skyld. (Bohn I, 370.)
574. Ein ehrlicher Mann mit Charakter ist bald ein gepackter.
Wenigstens in einem Lande, wo Schurken das Regiment führen.
575. Ein ehrlicher Mann muss sich nicht lassen Nüsse auf dem Kopfe aufklopfen.
576. Ein ehrlicher Mann schämt sich seines Handwerks nicht.
Holl.: Geen eerlijk man schame zich zijne kunst of zijnen naam. (Harrebomée, II, 57a.)
577. Ein ehrlicher Mann sich nicht verstellen kann.
Frz.: Gens de bien se monstrent toujours où ces sont. (Leroux, II, 226.)
578. Ein ehrlicher Mann verliert nichts, wenn ihn auch ein Gassenhund anbellt (Gassenbube mit Koth wirft).
Dän.: Ärlig mand er ei des værre, at en hund gjøer ad ham. (Bohn I, 348.)
579. Ein ehrlicher Mann wird selten reich.
Holl.: Een eerlijk man werd zelden rijk. (Harrebomée, II, 50b.)
580. Ein ehrlos Mann kann nicht als Zeuge gahn.
Schwed.: En ährelös man bör ick witna. (Törning, 35.)
581. Ein ehrloser Mann ist nirgend daheim. – Petri, II, 174.
582. Ein eifersüchtiger Mann stirbt als Hahnrei. (Ital.)
583. Ein einfältiger Mann, ein zweifältiger Schalk.
»Simplex homo ging nach Rom, duplex nequam kam dann hom.«
Dän.: Eenfoldig mand, mangfoldig skalk. (Prov. dan., 135.)
584. Ein einig man kan zu keiner stund mehr essen, denn mit einem mund.
Lat.: Vir unus more ueteri solo cibat ore. (Loci comm., 202.)
585. Ein einziger Mann keinen Tanz machen kann.
586. Ein eitler Mann und ein Geck sind von einem Geheck.
Lat.: Forma viros neglecta decet. (Schonheim, F, 13; Binder II, 1176.)
587. Ein falsch Mann von Natur muss han zu allen Zeiten bösen wahn. – Henisch, 994, 7; Eiselein, 447.
588. Ein feiger Mann gewinnt keine Stadt.
Lat.: Timidus nunquam statuit trophaeum.
Schwed.: Rädder man winner ingen stad. (Grubb, 699; Wensell, 66.)
589. Ein feiger Mann hat das Herz in den Hosen.
Schwed.: Rädder man haar hiertat i broken. (Grubb, 700.)
590. Ein feiger Mann ist am tapfersten hinter dem Ofen.
Dän.: Bedre er feg mand i huus end uden hus. (Prov. dan., 162.)
591. Ein feiner Mann zieht ein fein Weib. – Lehmann, II, 122, 28.
It.: Il buon marito fà la buona moglie. (Pazzaglia, 215, 11.)
592. Ein fleissiger Mann kann jhm nimmer selbst genug thun. – Henisch, 1500, 30.
593. Ein flüchtiger Mann kann morgen wieder fechten.
»Vom Obersten Bönnighausen, so gemeiniglich, wann es zum Treffen kommen thät, den Hasenpfad in ritt, sagt ein Edelmann: Bönningkshausen Pferd ist sehr sinnreich, dann es den Feind drey tag zuvor riechen kann, ehe es dem ansichtig wird. Von dem möchte [387] man gedenken, als Demosthenes sagt: Vir fugiens iterum pugnabit. Bliebe ich jetzt todt, so käme ich ein andermal nicht wieder.« (Zinkgref, III, 49.)
594. Ein flüchtiger Mann sicht nit vil umb.
Lat.: Vir fugiens haud moratur lyrae strepitum. (Philippi, II, 353; Sutor, 992.)
595. Ein flüchtiger Mann wird nicht gekrönt.
Holl.: Een vlugtend man werd nooit gekroond. (Harrebomée, II, 56b.)
596. Ein freier Mann duldet keinen Zwang.
Lat.: Acerba est omnis homini ingenuo servitus. (Philippi I, 5.)
597. Ein froher Mann, ein braver Mann.
598. Ein from Man helt sein wort wol. – Pauli, Postilla, 114b.
599. Ein fromb Mann hört sich nicht gern loben. – Henisch, 1255, 13.
600. Ein frommer Man zeucht ein fromm weib. – Franck, II, 130b; Gruter, I, 25; Eyering, II, 69; Petri, II, 186.
Dän.: God mand har gemeenlich ond kone.
601. Ein frommer Mann, der seiner Frauen nicht genug thun kann. – Facet., 506.
602. Ein frommer Mann, der sich wol hält, der darff keines Rechtens in der Welt. – Sutor, 333.
Lat.: Vir bonus est pluris, quam tota scientia iuris. (Loci comm., 205.)
603. Ein frommer Mann hält alle für fromm.
Lat.: Bonus minime putat alium esse malum. (Sutor, 209.)
604. Ein frommer Mann hilfft (dient), wo er kann. – Lehmann, 77, 55; Schottel, 1131a; Sutor, 705; Simrock, 2825.
Dän.: En from mand kand hielpe en heel stad. – Frommer mand hielper hvor han kand. (Prov. dan., 202.)
Holl.: Een vroom man helpt, waar hij kan. (Harrebomée, II, 56b.)
605. Ein frommer Mann ist ein Paar Sohlen werth.
606. Ein frommer Mann ist so seltzam als ein weiser Rab. – Lehmann, 222, 76.
607. Ein frommer Mann kann ohne Schaden über einen Steg gehen, darunter ein Schalk liegt.
D.h. ein Schalk kann wol von Gott und redlichen Leuten reden und sie lassen über die Zunge gehen, und er bleibt doch ein Schalk.
608. Ein frommer Mann verderbt nichts. – Petri, II, 186.
609. Ein frommer Mann wird erkannt auss seinen Händeln. – Petri, II, 186.
610. Ein furchtsamer Mann fangt keine gute That an. – Lehmann, 228, 53.
611. Ein furchtsamer Mann hat wenig Glück.
Dän.: Redd mand har tynd lykke. (Prov. dan., 468.)
612. Ein furchtsamer Mann prophezeit nur Unglück.
Dän.: Reed mand spaaer altidt ondt, leger alting ilde ud. (Prov. dan., 468.)
613. Ein geduldiger Mann ist besser als ein starker.
Schwed.: En tålig man är bättre, än en stark. (Wensell, 29.)
614. Ein gedultiger Mann hat das beste Leben auff Erden. – Petri, II, 188.
615. Ein geehrt und mächtig Mann hört nicht gern einen Tadel an.
Dän.: Den som er i agt og magt lader sig ei gierne straffe. (Prov. dan., 19.)
616. Ein gefangener Mann, ein armer Mann.
Lat.: Carcer mala mansio. (Binder I, 169; II, 439; Philippi, I, 73; Seybold, 67.)
617. Ein gelehrter Mann trägt seinen Schatz bei sich.
Holl.: Een geleerd man draagt zijn rijkdom in den boezem. (Harrebomée, II, 56a.)
618. Ein geiziger Mann, ein arger (armer) Mann.
Frz.: Homme chiche jamais riche. (Bohn I, 20.)
619. Ein gemeiner Mann ist offt viel Witziger als ein gelehrter. – Lehmann, 587, 36.
»Denn er will nicht Witziger sein als vonnöthen ist.«
620. Ein gemeiner Mann ist witzig genug, so er weiss, dass er sein Wammes an Leib vnnd die Strümpf an die Füss muss ziehen. – Lehmann, 588, 17.
621. Ein gescheiter Mann hat den Neid lieber als die Erbarmung. – Chaos, 157.
622. Ein geschickter Mann wol ein schön Liedlein singen kann.
Aehnlich die Finnen Bertram, 55.
[388] 623. Ein geschlagener (besiegter) Mann ist auch ein Mann.
In Finland: Ein Mann bleibt ein Mann, auch wenn überwunden. (Bertram, 72.)
624. Ein geschwinder Mann soll auff keim Esel sitzen. – Lehmann, 161, 14.
625. Ein getäuschter Mann ist ein Hund, der 's Haus verloren hat.
626. Ein gewarnter Mann stehet für zwei. – Winckler, XV, 41.
627. Ein glarter Mann nicht acht noch fragt, was Plebs von jm dicht oder sagt. – Büttner, P, 6.
628. Ein glimpfflicher Man teuschet viel Leute. – Petri, II, 191.
629. Ein gnügig Mann bald ist gestillet. – Sutor, 72.
630. Ein goder Mann von rechter Art drächt sînen Pölz (s.d.) bött ⇒ Himmelfahrt (s.d.), on deiht em denn de Bûk nog weh, dann drächt hei em bött Barthlomä, on fängt em dann te frere an, dann treckt hei em von vere (vorn) an. (Ostpreuss.)
631. Ein greiser Mann im Hause ist eine Grube im Hause, eine greise Frau im Hause ist ein Schatz im Hause.
632. Ein grosser Mann begehet kein kleine Thorheit. – Lehmann, 508, 75.
633. Ein grosser Mann ist nicht gross vor seinem Kammerdiener.
Holl.: Daar is geen groot man voor zijnen diener. (Harrebomée, II, 53a.)
634. Ein grosser Mann kann über viel kleine wegsehen.
Holl.: Een groot man heeft voordeel, want hij ziet over veel kleine lieden. (Harrebomée, II, 56a.)
635. Ein grosser Mann verdient grosse Ehre.
Frz.: A grant homme grant verre. (Leroux, I, 165.)
Span.: Hablando del rey Roma, pronto asoma. (Cahier, 3692.)
636. Ein gut ehrlich Man drinket sick wol drunken, ein Schalk averst wahret sick des Drunkes. – Neocorus, I, 148.
637. Ein gût man is almans vrunt. – Tunn., 1347; Petri, II, 193.
(Vir bonus et iustus cunctis se praestat amicum.)
638. Ein guter Mann braucht keinen Brief, bei einem schlechten nützt kein Brief. – Blass, 11.
639. Ein guter Mann ist auch ein erb oder heuratgut. – Henisch, 1793, 19.
640. Ein guter Mann ist guter Seide werth. – Simrock, 6803; Reinsberg III, 66.
641. Ein guter Mann ist jedermanns Freund.
Bei Tunnicius (1347): Ein gût man is almans vrunt. (Vir bonus et iustus cunctis se praestat amicum.)
642. Ein guter Mann macht eine gute Frau.
Es fehlt aber nicht an Fällen, die fürs Gegentheil zu sprechen scheinen; dem Sokrates z.B. ist das Experiment nicht gelungen.
Holl.: Een goed man maakt wel eene goed vrouw. (Harrebomée, II, 56a.)
643. Ein guter Mann macht keinen schlechten Nachbar.
Ist er gut, sein Nachbar kann es auch sein.
Dän.: Een er ikke ond fordi en anden er god. (Bohn I, 364.)
644. Ein guter Mann straft seine Kinder.
Bei Tunnicius (597): Ein gût Mann straffet allewege de kinder. (Castigat vitii puerum virtutis amator.)
645. Ein guter Mann thut, was er kann, sagte der Hahn und sass auf einem Ei.
Holl.: Alle ding dient waargenomen, zei de haan, en hij zat op het ei, om niet te missen. (Harrebomée, I, 265.)
646. Ein guter Mann wird nichts Böses stiften.
Bei Tunnicius (788): Ein gût man sal nein quat stoken. (Vir probus adiiciet rutilum non ignibus ignem.)
647. Ein hässlicher Mann findet leicht eine schöne Frau.
In Mailand behauptet man sogar, dass hässliche Männer sich gern schöne Frauen suchen. (Reinsberg I, 52.)
Engl.: A black man 's a jewel in a fair woman's eye. (Bohn II, 25.)
[389] 648. Ein hastig vnd vngehalten man soll sich auff kein esel setzen lan.
Lat.: Festinans nimium vir non ascendat asellum. (Loci comm., 65.)
649. Ein hastiger Mann ist kein Verräther.
Bei Tunnicius (569): Ein hâstig man en is nein vorräder. (Excaudens subito fallax non traditor ille.)
650. Ein hastiger Mann muss (soll) keinen Esel reiten. – Körte, 4106.
Bei Tunnicius (572): Ein hastig man sal up neinem esel reyden. (Festinans nimium tardo haud utetur asello.) – Dies Sprichwort gehört zu denen, welche Eiselein (s. dessen Vorwort S. XXXIII) ausgemerzt haben will, weil es gar keinen Boden habe. Abgesehen davon, dass es mit dem Ausmerzen von Sprichwörtern, sobald sie einmal da sind, eine schwierige Sache ist, hat Eiselein auch nicht angegeben, was er unter »Boden« versteht. Zwar hat Körte keine Quelle angegeben, aber ich habe nachgewiesen, dass sich die von ihm aufgeführte Lesart schon bei Tunnicius und ebenso im Holländischen findet. Wenn das eine Sprichwort dem jähen oder hastigen Mann das Reiten auf dem Esel empfiehlt, das andere ihn davor warnt, so ist das noch kein Widerspruch; aus verschiedenen Gesichtspunkten haben sie beide recht.
Holl.: Een haastig (jagtig) man moet op geen' ezel rijden. (Harrebomée, II, 56a.)
Lat.: Non asino lenti vectura valet vehementi. – Si fueris vehemens, asinum conscendere vetes. (Mone, Anzeiger, 1838, 506.)
651. Ein hastiger Mann zerbricht viel Porzellan.
Engl.: A hasty man never wants woe. (Bohn II, 101.)
Holl.: Een' hastig' man ontbrak nooit leed. (Harrebomée, II, 56a.)
Port.: Homem atrevido, odre de bom vinho, e vaso de vidro pouco duraõ. (Bohn I, 279.)
Span.: Olla que mucho yerve, sabor perde. (Bohn II, 101.)
652. Ein häuslicher Mann heirathet früh, ein kluger nie.
Engl.: Honest men marry soon, wise men not at all. (Bohn II, 14.)
653. Ein häuslicher Mann schaut oft den Brotlaib an. – Schreger, 28; Binder II, 51.
654. Ein hefftig Mann soll sich auff den Esel nicht setzen lan. – Henisch, 938, 35.
655. Ein hundertjähriger Mann, ein alt Weib ohn Zahn, da ist wenig Freude dran. – Wehlt's Tagebuch.
656. Ein iunger man kan neunmal verderben vnd dennoch widerumb genesen. – Agricola I, 31; Latendorf II, 11; Petri, II, 205; Lehmann, II, 124, 67; Henisch, 679, 43; Schottel, 1129a; Eiselein, 447; Simrock, 5282.
Frz.: La jeunesse revient de loin. (Gaal, 673.)
657. Ein jäher Mann gibt keinen guten Jäger.
Schwed.: Hastig man gier ingen god jägare. (Grubb, 316.)
658. Ein jäher Mann soll Esel reiten, die gehen langsamb. – Henisch, 938, 26; Petri, II, 188; Eiselein, 448; Körte, 4107.
»An Muthe allzujäher Mann viel trägen Esel reiten soll.« (Wiensbeke.)
Lat.: Ergo praecipites asinum conscendite stulti, quo veteres fatuos bestia tarda vehat. (Locher.)
659. Ein jähzorniger Mann ist kein Verräther. – Petri, II, 188; Körte, 3121.
660. Ein jeder Mann hat seine eigenen Sorgen. – Bücking, 558.
Jeder hat etwas zu dulden und zu tragen.
661. Ein jeglicher Man gern Lob vertreit, doch schelten thut ihm leid.
Lat.: Spernit nemo suas, quas poscit vendere merces. (Chaos, 473.)
662. Ein jeglicher Mann sollt Gut nach seiner Tugend han.
663. Ein junger man viel besser gfalt eim jungen weib, weder der alt.
Lat.: Foemina uult iuuenem thalamo, spernitque senilem. (Loci comm., 181.)
664. Ein junger Mann, der den Kopf hängt; eine alte Frau, die ihn in die Höhe wirft; blaue Rüben und rother Knoblauch sind vier Dinge, die man meiden soll.
665. Ein junger Mann, der sich den Frauen ergibt, betritt den Weg zum Elend.
[390] 666. Ein junger Mann im Haus, da wird nicht viel daraus.
In der Schweiz: En junge Ma cha nünmol z' Grund goh und doch wider z'weg chu. (Sutermeister, 141.)
Holl.: Jonkmans moeten buiten huis verzoeken. (Harrebomée, I, 365b.)
667. Ein junger Mann kann neunmal verderben und dennoch wieder genesen.
Holl.: Een jonkman kan negen maal verderven, en dan nog weder genezen. (Harrebomée, I, 365a.)
668. Ein junger Mann lehnt gern sich an den alten an.
Frz.: Homme jeune enuy jeune. (Leroux, I, 164.)
669. Ein junger Mann muss viermal verderben, ehe er haushalten lernt. – Sailer, 190; Simrock, 5823; Schmitz, 179, 24.
670. Ein junger Mann ohne Zwang (Noth, Bedrängniss) und ein Christ im Glauben krank, gedeihen selten.
Holl.: Een jonkman zonder bedwang, of Christenen, in't geloove krank, gedijen zelden. (Harrebomée, I, 365a.)
671. Ein junger Mann und ein Hahn mögen ein Jahr lang gehen.
Frz.: Le garçon et le coq sont bon un an durant. (Kritzinger, 342a.)
672. Ein kleiner Mann grosse Bäume fällen kann.
Frz.: Petit homme abat grand chêne. (Kritzinger, 22; Bohn I, 45.)
Holl.: Een klein man velt wel een' grooten boom. (Harrebomée, II, 56a.)
673. Ein kleiner Mann ist auch ein Mann. – Körte, 4110.
Dän.: Liden mand(en) er derfor ikke et pindsvin. (Prov. dan., 385.)
Frz.: Un petit homme est homme entier comme un grand. (Cahier, 1348.)
674. Ein kleiner Mann kann leicht einem grossen Kerl eine Ohrfeige geben.
Engl.: A short man needs no stool to give a great lubber a box on the ear. (Bohn II, 132.)
675. Ein kleiner Mann macht oft einen grossen Schatten. – Simrock, 8896a; Reinsberg III, 26.
Dän.: Liden mand giør ofte stor skygge. (Prov. dan., 510.)
Frz.: D'un petit homme souvent grand ombre. (Leroux, I, 167; Bohn I, 62.) – Petit homme abbat bien un grand chesne. (Leroux, I, 171.)
It.: Di picciol uomo spesso grand' ombra. (Bohn I, 92.)
Lat.: Etiam capillus unus habet umbram suam. – Ex parvis saepe magnarum rerum momenta pendent.
676. Ein kleiner Mann macht oft grosse Possen. – Possierlicher Markolf, 63.
677. Ein kleiner Mann wirft keinen grossen Schatten.
Holl.: Het is een klein man, en hij wil eene groote schaduw maken. (Harrebomée, II, 58b.)
678. Ein kluger Mann gibt seine Geheimnisse nicht der Frau zur Aufbewahrung.
Frz.: Jamais homme sache et discret ne révèle à femme son secret. (Leroux, I, 168.)
679. Ein kluger Mann ist wie der Zeiger an der Uhr, dessen Anschläge man nicht eher merkt, als bis sie schlagen. – Einfälle, 543.
680. Ein kluger Mann muss nicht hören auf der Frauen Weinen und der Krämer Schwören.
681. Ein kluger Mann rathet, eh' er thatet.
It.: Al ben s'appiglia chi ben si consiglia.
682. Ein kluger Mann soll nie sagen: Ich hätt's nicht gedacht. – Nass. Schulbl., XIV, 5.
683. Ein kluger Mann sorgt für seinen Torf vor Sanct-Johann.
Holl.: Die wil wezen een wijs man, doe zijn' turf op vóór Sint Jan. (Harrebomée, II, 55a.)
684. Ein kluger Mann verachtet guten Rath nicht, wenn er auch aus einem jungen Munde kommt.
Span.: Aunque seas prudente viejo, no desdeñes el consejo. (Bohn I, 204.)
685. Ein kranker Mann ist besser zu Haus als drauss.
Dän.: Bedre er feg mand i huus, end uden huus. – Siwg mand loffner ikke gierne hamp. (Prov. dan., 56 u. 498.)
686. Ein kühler Mann ist besser als ein eifersüchtiger.
It.: Meglio è haver un marito senz' amore, ch' haverne un geloso. (Pazzaglia, 215, 13.)
687. Ein kühner Mann erschrickt nicht vor grossen (schweren) Dingen.
Dän.: Dristig mand kand meget forfare. (Prov. dan., 122.)
[391] 688. Ein kühner Mann fährt ein rasch Gespann.
Dän.: En mand hastig kand skaffe mange seyer. (Prov. dan., 275.)
689. Ein kühner Mann geht voran.
Frz.: Il n'est entre prinse que de homme hardy. (Leroux, II, 235.)
690. Ein kummervoller Mann weiss sich selten zu helfen.
Bei Tunnicius (178): Ein bekummert man dôt selden bate. (Anxius et moestus quaerit sibi commoda nunquam.)
Holl.: Een bekommerd man doet zelden baat. (Harrebomée, II, 55b; Prov. comm., 7.)
691. Ein langer Mann ist selten weise.
Lat.: Homo longus raro sapiens. (Demokritos, I, 155.)
692. Ein leichter Mann macht ein schweres Weib.
693. Ein leichtsinnig man, der gehet leicht der thorheyt ban. – Franck, I, 68b.
694. Ein Man, der ohne Weib ist, der lebt im Hauss wie ein Wanders Man. – Lehmann, 142, 44.
695. Ein man, der schebig ist, mag werden bald blutrust. – Nopitsch, 205.
Lat.: Vir quem tormentat scabies persepe cruentat. (Sutor, 468; Mone, Anzeiger, 1854, 270; Fallersleben, 201.)
696. Ein man hat des kleine ehre, wenn er ein weib schlegt. – Agricola I, 413; Petri, II, 213; Gruter, I, 26.
697. Ein man in seinem hauss ist stercker dann vil drauss. – Franck, II, 53b; Mayer, II, 164.
698. Ein man ist dan kein man, wann durch einen nichts geschehen kan.
Lat.: Solus quando datur, tunc nullus nemo reputatur. (Loci comm., 202.)
699. Ein man ist des andern werdt, zwen seindt eins meyster, drei gar der tod. – Franck, I, 100b; Henisch, 749, 45; Petri, II, 214; Gruter, III, 28; Lehmann, II, 149, 52; Sailer, 265.
Miss darum zuvor deine Kräfte.
Dän.: En kare er den anden wærd, toere eens mester, tre døden. (Prov. dan., 333.)
700. Ein man kans nit alles. – Franck, II, 98b.
701. Ein man, kein man. – Franck, II, 68a; Tappius, 31a; Egenolff, 61b; Eyering, II, 142; Petri, II, 214; Henisch, 840, 49; Gruter, I, 26; Hauer, L2; Luther's Ms., S. 4; Lehmann, 166, 3; Schottel, 1122a; Eiselein, 446; Philippi, II, 234; Simrock, 1952; Körte, 4097; Graf, 455, 479.
Bei Tunnicius: Ein man, kein man. (Unus homo nihil est, dicto non credimus uni.) – Ein Ma, kein Ma. (Sutermeister, 122.) – Eines Stimme ist keines Stimme, sagen die Italiener. Einer zählt nicht. Einer entscheidet nicht. Die Spanier: Einer und keiner ist ganz eins. Die Sarden: Ein Mann allein ist für nichts gut. Die Franzosen: Ein Mann allein hilft wenig. In Afrika heisst es: Einer allein ist kein Held. Wenn du auch stark bist, thust du doch nicht zweier Leute Arbeit. (Reinsberg III, 148.) Das Zeugniss Eines Mannes ist zur Führung eines gerichtlichen Beweises unzureichend. (S. ⇒ Leute 766, wo dreier statt dreierlei zu lesen ist.)
Böhm.: Jeden človĕk, žádný clovĕk. (Čelakovsky, 351.)
Dän.: Een mand, ingen mand; een gang, ingen gang. (Prov. dan., 135.)
Engl.: One hand does not clap.
Frz.: Un homme, nul homme. (Bohn I, 62.)
Holl.: Een man gheen man. (Tunn., 11, 14; Harrebomée, II, 56a.)
It.: Uno non fa numero. – Una noce sola non suona in un sacco. (Gaal, 343.)
Lat.: Audiatur et altera pars. – Dictum unius, dictum nullius. (Binder II, 764; Lehmann, 166, 5.) – Solus quando datur quasi nullus homo reputator. (Fallersleben, 325.) – Unus homo non facit choream. – Unus vir, nullus vir. (Gaal, 343.) – Vir unus autem nemo cuncta despicit. – Vnus vir nullus vir. (Egeria, 61b; Binder II, 2424; Sutor, 361; Germberg, VII, 114.)
Schwed.: En man är ingen man. (Grubb, 195.)
702. Ein man macht keyn dantz. – Franck, I, 75; Gruter, I, 26.
703. Ein Mann beim Trunck wird offt erkent, den man sonst einen Dokter nennt. – Henisch, 722, 17.
704. Ein Mann betrügt den andern, aber nur einmal.
705. Ein Mann der auff einer Stelzen geht, kan auch sein lück vertreten. – Lehmann, 508, 76.
706. Ein Mann, der das Feuer seiner Frau nicht löscht, muss nicht klagen, wenn sie ihm das Haus anzündet.
Frz.: L'homme n'a ny sens ny raison qui jeune femme laisse an tison. (Leroux, I, 169.)
[392] 707. Ein Mann, der den Frauen dienen will, gelobe ihnen wenig und halte viel.
708. Ein Mann, der ein Weib genommen, ist in einen Käfig kommen.
Frz.: L'homme marié est un oiseau en cage. (Leroux, I, 69.)
709. Ein Mann, der ein Weib genommen, ist um seine Freiheit kommen.
Die Bergamasken sagen: Ein verheiratheter Mann ist ein Vogel im Käfig. Die Engländer: Der verheirathete Mann muss seinen Stab in eine Stange verwandeln. (Reinsberg I, 100 u. 145.) D.h. er darf nicht mehr frei werden, er muss ein Zelt für seine Familie aufschlagen.
Engl.: The married man must turn his staff into a stake. (Bohn II, 13.)
710. Ein Mann, der ein Weib genommen, und ein Vogel, der in Käfig kommen, sind zwei arme Thiere.
It.: Uomo ammogliato, uccello in gabbia. (Bohn I, 131.)
711. Ein Mann, der ertrinken soll, greift nach einem Strohhalm wol.
712. Ein Mann, der etwas kann, kombt durch die Welt, tregt leicht, braucht nit viel Geld. – Sutor, 407.
713. Ein Mann, der Geld, ist ein Freier, der gefällt.
Die Finnen sagen von einem hässlichen Freier, der wohlhabend oder reich ist: Der Mann ist schwarz, der Bart ist weis. (Bertram, 72.)
714. Ein Mann, der Geldes bedarf, ist besser als Geld, das eines Mannes bedarf.
715. Ein Mann, der grosse Dinge verrichten soll, muss sein wie eine Laus mit einem Flohkopf oder wie ein Hirschbraten mit Kuhfleisch gespickt. – Winckler, IV, 71.
716. Ein Mann, der heirathet, zieht in den Krieg.
Span.: Ir á la guerra ni casar, no se ha de aconsejar. (Bohn I, 225.)
717. Ein Mann, der nicht weiss, was Kummer ist, der setz' ein Weib sich aufs Genist.
718. Ein Mann, der nur in seiner Zelle, gehört dem Himmel oder der Hölle.
It.: Uomo solitario, o bestia o angiolo. (Bohn I, 131.)
719. Ein Mann, der seine Frau einmal schlägt, schlägt sie mehr.
Holl.: Wanneer een man zijne vrouw éénmal slaat, slaat hij haar meer. (Harrebomée, II, 63b.)
720. Ein Mann, der seiner Frau ein Geheimniss vermacht, wird von ihr auf den Teufelsweg gebracht.
Sagen die Neger in den französischen Colonien.
Frz.: L'homme qui veut avoir nom de discret modérément doit celer son secret. (Leroux, I, 170.)
721. Ein Mann, der sich selber beherrscht, ist stärker, als einer, der andere bekämpft.
Holl.: De man, die zich zelven bestrijd, is gelukkiger, dan die tegen eenander kampt. (Harrebomée, II, 54a.)
722. Ein Mann, der vmb sein Freyheit streittet, hat 20 Händ vnd noch so viel Hertz. – Lehmann, 202, 8.
723. Ein Mann, der will, kann mehr, als zehn, die müssen.
724. Ein Mann, der zwei Mäuler küsst, dem stinkt eins.
725. Ein Mann, ein Mann; ein Wort, ein Wort. – Petri, II, 213; Graf, 227, 11; Parömiakon, 540; Braun, I, 2531.
Frz.: Jà encuntre sa lecherie ne hums ne fame, lecheresse ne gardera weu ne promesse. – Jamais homme ni femme lâche ne garde voeu ni promesse. (Leroux, I, 167.)
Lat.: Et semel emissum volat irrevocabile verbum. (Chaos, 482.)
726. Ein Mann, ein Mann, hat er gleich keinen guten Fetzen an. – Parömiakon, 3112.
So lässt Abraham a Sancta-Clara heirathssüchtige Jungfrauen und Witwen ausrufen: »Ich muss dies Jahr noch einen Mann haben, es gehe wie es wolle; es schmeckt mir kein Süppel, wenn ich nicht hab' den Lippel. Der Paul kommt mir alleweil ins Maul. In den Franz verschau' ich mich ganz. Ach, dass ich doch werde beglückt mit dem lieben Benedict. Dem Meister Berthold bin ich von Herzen hold und mit Herrn Mathies gibt's alle Tag ein Paradies.« (Abrahamisches Lauberhütt, II.)
727. Ein Mann, ein Weib; ein Fleisch, ein Leib. – Henisch, 1136, 60; Petri, II, 213; Eiselein, 446.
[393] 728. Ein Mann, ein Weib, zwei Seelen und Ein Leib. – Graf, 139, 2.
In Westfalen: Man vnnd wyff heiten twee Seelen vnnd ein lyff. (Kindlinger, II, 340.)
729. Ein Mann, ein Wort. – Hillebrand, 94, 125; Graf, 227, 60.
Böhm.: Muž slovo. (Čelakovsky, 345.)
730. Ein Mann, ein Wort; ein Wort, ein Mann. – Eisenhart, 340; Hillebrand, 95, 126; Reyscher, XVI, 97; Mayer, II, 182; Simrock, 11888a; Graf, 217, 18; Venedey, 138; Körte, 4083; Körte2, 7005-7006; Marin, 11.
Das Sprichwort hat die doppelte Bedeutung, dass sich Doppelzüngigkeit nicht mit der Ehre eines Mannes verträgt, und umgekehrt, dass es seine Ehre ist, dass ihm das Wort auch da zukommt, wo es gilt, ein solches zu haben, und dass es zugleich seine Pflicht ist, es zu fordern. »Wer ein Mann ist, dem gebührt das Wort.« Das Sprichwort hat in den Ordalien seinen Entstehungsgrund. Man brauchte anfangs, um die Wahrheit einer Aussage zu bestätigen, nur das Zeugniss eines Freundes, der sich für die Wahrheit mit seinem deutschen Ehrenwort verbürgte, daher das obige Sprichwort. Allmählich artete der deutsche Charakter aus; man verbürgte endlich seines Vortheils willen auch Unwahrheiten. Um davor abzuschrecken, führte man die Gottesurtheile oder Ordalien ein. (Vgl. Braga und Hermode, III, 1, 155.) Wenn der Sachsenspiegel (II, 49, 7) unter »Wort« auch einen geschlossenen Ort, eine Haus- oder Hofstätte versteht (wir haben noch den Ausdruck »Wirth« für ein Grundstück), dann hat das Sprichwort auch den Sinn, dass der Besitz eines Grundstücks in der Gemeinde, mit welcher das Stimmrecht sich verband, als eine Bedingung der Mannhaftigkeit anzusehen sei. (Vgl. Sachse, Erklärung der Rechtssprichwörter in der Zeitschrift für deutsches Recht, Tübingen 1856, XVI.) Nach Reyscher drückt das Sprichwort den deutschrechtlichen Grundsatz aus, dass die blosse Einwilligung zur Verbindlichkeit der Verträge hinreiche, dass es daher weder des Gebrauchs feierlicher Worte, noch vorausgegangener Leistungen bedürfe, um einem Geschäft Klagbarkeit zu geben. (Zeitschrift für deutsches Recht, Leipzig 1841, V, 197.) Die Osmanen sagen: Sei der Mann deines Wortes. (Schlechta, 265.) Und: Wer kein Mann von Wort ist, ist gar kein Mann. (Cahier, 2780.)
Engl.: An honest man's word, is as good as his bond. (Gaal, 1751; Marin, 11.)
Frz.: Honnête homme ne manque jamais de parole. (Gaal, 1751.) – Un homme d'honneur n'a qu'une parole. (Cahier, 868.)
Holl.: Een man, een man, een woord, een woord. (Harrebomée, II, 56a.)
Lat.: Verbis opera concordare debent. ( Seneca.) (Binder II, 3508.)
Schwed.: En karl star wid sina ord. (Marin, 11.)
731. Ein Mann ein Wort, ein Wort, ein Mann; ein Mönch ein Schalk, ein Schalk, ein Mönch. – Klosterspiegel, 21, 11.
732. Ein Mann erferts am letzten, wenn sein Fraw ein Hur ist. – Lehmann, 674, 222.
»So gehts Fürsten, die zu viel trawen; vnd wenn der Schad geschehen, so sicht man erst zum Pferdt vnd will darnach alles zu Polzen drehen.«
733. Ein Mann findet überall sein Brot.
Die Türken: Wer ein Mann ist, schlägt sich aus Steinen sein Brot.
734. Ein Mann gilt mehr als zehn Weiber.
Die Frauen konnten nach deutschem Recht nicht einmal ihre Güter verwalten. (S. Frau ⇒ 205, ⇒ 228, ⇒ 492 u. ⇒ 685.) Die Sprichwörter zeigen, dass der Werth der Frauen gegen den des Mannes zurückstand, auch der deutschen. (S. ⇒ Bock 30 und ⇒ Weiberfleisch.)
735. Ein Mann hat nicht allen Verstand. – Bertram, 47.
736. Ein Mann hat so viel Recht als der andere. – Graf, 432, 245.
Die Parteien haben vor Gericht ein gleiches Vertheidigungsrecht. (S. ⇒ Einwohner 1, ⇒ Gericht 23 und ⇒ Kläger 18.)
Altfries.: Dat dij ena man also fulla riucht aegh to feren als en oder. (Hettema, I, 44, 14.)
737. Ein Mann hat Zeit genug, sich eine Frau zu wählen. – Bertram, 61.
738. Ein Mann im Bart sieht aus wie ein Bock, ein Mann ohne Bart sieht aus wie 'ne Dock1.
1) Die Finnen sagen: wie ein Pastor. (Bertram, 64.)
739. Ein Mann in der Stadt ist so gut als zehn draussen. – Petri, II, 213.
740. Ein Mann in schlechtem (schlichtem) Kleid ist manchmal auch gescheit.
Lat.: Vilis amictus saepius abscondit spirituale jubar. (Salut.) (Binder II, 3536.)
[394] 741. Ein Mann isst mit Einem Munde.
Bei Tunnicius: Ein man it mit einem munde. (Unus homo solo pulmentis vescitur ors.)
742. Ein Mann ist ein Esel, wenn er nicht ist wie ein Rösel. – Parömiakon, 2425.
743. Ein Mann ist ein Lümmel, wenn er nicht ist wie der Himmel. – Parömiakon, 2424.
744. Ein Mann ist ein Mann, und hätte er auch keine Hosen an.
Engl.: A man's a man, though he hath but a hose on's head. (Bohn II, 114.)
745. Ein Mann ist ein Schlüffel, wenn er nicht ist wie ein Schiffel. – Parömiakon, 2423.
746. Ein Mann ist Mann in seinem Haus, und wär' er nicht grösser als eine Maus.
Dän.: En mand er mand i sit huus, var han ei større end en muus. (Prov. dan., 409.)
747. Ein Mann ist nicht besser als sein Wort. (S. 730 u. 748.) – Graf, 227, 40.
Holl.: Een man is niet beter dan zijn woord. (Harrebomée, II, 56a.)
748. Ein Mann ist nicht besser als seine Rede.
749. Ein Mann ist so alt, als er sich fühlt, und ein Weib so alt, als sie aussieht.
It.: Gli uomint hanno gli anni ch' e' sentano, e le donne quelli che mostrano. (Bohn I, 100.)
750. Ein Mann ist, wer als ein Mann handelt.
Dän.: Den er mand, som giør mands gierning. (Bohn I, 353.)
751. Ein Mann kan nicht viel erheben. – Lehmann, 166, 4.
752. Ein Mann kann an einem Tage drei Hauptthaten begehen: Weib nöthen, Mann schlagen und stehlen. – Graf, 351, 397.
Die Nothzucht war das erste der Verbrechen, deren sich ein Mann an einem Tage schuldig machen konnte, dann Mord und Diebstahl.
Altfries.: Th'n mon mey eynes deys dria haueddeda dua wif nedenima, mon sla and stela. (Richthofen, 244, 37, 17.)
753. Ein Mann kann ein Pferd zum Wasser bringen, aber zehn können nicht machen, dass es trinkt.
Holl.: Een man kan het paard naar het wed brengen, maar geen tien man kunnen het doen zuipen. (Harrebomée, II, 56a.)
754. Ein Mann kann kein tantz machen. – Henisch, 840, 47; Petri, II, 214.
Lat.: Unus homo non facit ciuitatem. (Henisch, 840, 48.)
755. Ein Mann kann keine Hausfahrt thun. – Graf, 306, 160.
Von Verbrechen, zu deren Ausführung viel Theilnehmer gehören.
Niederdeutsch: En man mey nene hus fere dua. (Wiarda, 49.)
756. Ein Mann kann machen, dass ihn seine eigenen Hunde beissen. – Eiselein, 448; Simrock, 5060.
Engl.: A man may cause his own dog to bite him. (Eiselein, 498.)
757. Ein Mann kann nicht alles sehen. – Petri, II, 214.
758. Ein Mann kann nicht gedeihen, wenn die Frau nicht ihren Segen dazu gibt.
Engl.: A man must ask a wife's love to thrive. (Bohn II, 43.)
759. Ein Mann kann nur (nicht mehr als) mit Einem Munde essen. – Simrock, 7168.
Holl.: Een man encan niet meer mit enen mont eten. (Tunn., 12, 18; Harrebomée, II, 56a.)
760. Ein Mann kann sich eher zu Tode grämen als eine Frau. – Pistor., IX, 56; Simrock, 6794; Reinsberg I, 180.
761. Ein Mann kann um eines Weibes willen seine Kinder nicht wegwerffen. – Petri, II, 214.
762. Ein Mann macht eine Wallfahrt. Ja, sagte jemand, und für seine Bubenstücke bleibt er zu Mekka wohnen. – Burckhardt, 480.
763. Ein Mann macht keinen Markt. – Eiselein, 452; Simrock, 6831.
Lat.: Quae unius hominis, illa non est civitas. (Eiselein, 452.)
764. Ein Mann macht keinen Tanz, eine Blume keinen Kranz. (S. ⇒ Jude 30.) – Eiselein, 587; Simrock, 1953; Körte, 4098; Reinsberg III, 4; Masson, 310.
Frz.: Un homme ne fait pas un bal. (Gaal, 344.)
[395] Holl.: Een man en can ghenen dans maken. (Tunn., 11, 15.)
It.: Un uomo non fa un ballo. (Gaal, 344.)
Lat.: Solus homo validam nunquam facit ille choream. (Fallersleben, 326.) – Unus vir non facit civitatem. (Gaal, 344; Sutor, 468.)
765. Ein Mann mag wol Gewalt mit Gewalt vertreiben. – Graf, 390, 560.
Es gibt Fälle und diese hat dies Sprichwort im Sinne, in denen es besser ist, mit wehrhaftem Arm Leib und Gut zu schützen, als, daran beschädigt und beraubt, danach zu klagen. (S. Gewalt ⇒ 4, ⇒ 44, ⇒ 135 u. ⇒ 147 und ⇒ Mann 77.)
Mhd.: Eyn man mag wol gewalt mit gewalt vertriben. (Daniels, 435, 18.)
766. Ein Mann mit der Feder regiert tausend mit dem Schwert.
767. Ein Mann mit Geld ist ein Mann mit Hörnern, ein Mann mit Hoffart. (Lit.)
768. Ein Mann mit Geschick macht überall sein Glück.
Holl.: Een man van alle nering vindt ligtlijk zijne tering. (Harrebomée, II, 56b.)
769. Ein Mann mit grosser Verwandtschaft ist das grosse Messer und die Kuhhaut.
Die Neger in Surinam, um zu sagen: Man solle sich nicht in Familienangelegenheiten mischen, man richte nichts aus. Mit einem Manne, der eine grosse Verwandtschaft besitze, komme man nicht durch, Blutsverwandte ständen einander bei.
770. Ein Mann muss für seine Ehre stehen.
Holl.: Een man moet zijne eer verdedigen tot aan zijn einde. (Harrebomée, II, 86a.)
771. Ein Mann nimmt ein Weib, wo er will, und die Frau ihren Mann, wo sie will. – Graf, 141, 29.
Die Schliessung des Ehebandes soll von zwingenden Einflüssen frei sein. (S. ⇒ Brautlieb, Ehe ⇒ 28, ⇒ 42-44 und ⇒ Niftel.)
Mhd.: Ain man nimpt sin weib, wo er will, und ein fraun sin man wo sy will. (Grimm, I, 287.)
772. Ein Mann ohn gelt ist ein Leiche. – Henisch, 1470, 55; Petri, II, 212; Reinsberg II, 110.
773. Ein Mann ohne Entschluss ist ein Schiff ohne Ruder.
774. Ein Mann ohne Frau ist ein Esel, der nicht grau.
775. Ein Mann ohne Frau ist ein Haus ohne Dach, und eine Frau ohne Mann ein Haus ohne Fundament. – Demokritos, II, 323.
Dän.: Mand uden frue, hoved uden hue, ild uden grue, perse uden skrue, vintræ uden drue kand saa lodet due. (Prov. dan., 177.)
776. Ein Mann ohne Frau ist ein Saumthier ohne Tau (Leine, Leitseil, auch Last). (Span.)
777. Ein Mann ohne Freund ist nur ein halber Mann.
Holl.: Een man is maar een man alleen, heeft hij geen vriend, zijn magt is kleen. (Harrebomée, II, 56a.)
778. Ein Mann ohne Geld ist eine Null in der Welt.
Dän.: Mand uden penge er som blind uden stav, apothek uden zukker, stad uden klokke og snart som legen uden siel. (Prov. dan., 452.)
Holl.: Een man zonder geld is een lijk. (Harrebomée, II, 56b.) – Een man zonder geld is een schip zonder zeilen. (Bohn I, 315.) – Een man zonder geld verdwijnt en versmelt. (Harrebomée, II, 56b.)
779. Ein Mann ohne guten Nam' ist ein Spiegel ohne Rahm', ein Markt ohne Kram, ein Feuer ohne Flamm', ein Teich ohne Damm, ein Hirt ohne Lamm, ein Baum ohne Stamm. – Parömiakon, 3239; Abrahamisches Lauberhütt, III.
780. Ein Mann ohne Muth kauft selten gut.
Holl.: Bekommerd man doet zelden eene goede koopmanschap. – Een bekommerd man doet zelden baat. (Harrebomée, II, 55b.)
781. Ein Mann ohne Waffe (Werkzeug) ist ein Mann ohne Hände.
Dän.: Ambedeløs mand er haandløs. (Prov. dan., 28.)
782. Ein Mann ohne Weib ist ein Haupt ohne Leib; ein Weib ohne Mann, ein Leib ohne Haupt daran. – Simrock, 6780; Körte, 4069; Reinsberg I, 93.
783. Ein Mann ohne Weib ist ein Mann ohne Sorgen. – Bertram, 55.
784. Ein Mann ohne Weib ist nur ein halber Mann: es mangelt jhm ein Rieb vnd stück vom Hertzen. – Petri, II, 214.
In Mailand sagt man: Der Mann ohne ein Stückchen Frau ist ein Saumthier ohne Ladung (oder auch: eine [396] Fliege ohne Kopf und Beine). Der Finne empfiehlt: Kauf dir kein Messer, aber nimm dir eine Frau. Und: Der Mann hat Zeit genug, sich eine Frau zu wählen. Denn, sagt der Czeche, allein sein taugt dem Menschen nicht. (Reinsberg I, 101.)
785. Ein Mann ohne Weib ist wie ein Fuhrmann, dem die Pferdt seind aussgespant. – Lehmann, 142, 40.
Holl.: Een man zonder vrouw is een schip zonder keel, en ligchaam zonder ziel. – Een man zonder vrouw is eene keuken zonder vuur. – Een man zonder wijf is een arm katijf. (Harrebomée, II, 56b.)
786. Ein Mann ohne Zauber ist wie ein lahmer Tauber, der keine Taube erobert.
Von einem Manne, der nichts Gewinnendes für eine Frau hat.
Böhm.: Nekouzlený muž, jako nesolený hrách. (Čelakovsky, 243.)
787. Ein Mann, so ein Weib genommen, ist um seine Freiheit (Ruhe u.s.w.) kommen.
In Bergamo heisst es: Der verheirathete Mann hat vier ewige Plagen: Mangel, Reue, Unruhe und Sorgen. In Venetien: Den verheiratheten Männern steht eins von drei Dingen bevor: Gefangenschaft, Krankheit oder Hahnreischaft. (Reinsberg I, 93.)
788. Ein Mann sol seine Ehr vertheidigen biss in den Todt. – Petri, II, 214; Henisch, 815, 25.
789. Ein mann soll allweg mehr wöllen, als er thun kann. – Gruter, I, 26; Simrock, 6809.
790. Ein Mann soll ein Mann sein. – Petri, II, 214.
Empfiehlt Ehrlichkeit, Redlichkeit im Wortgeben und Worthalten.
Holl.: Een man zal een man zijn. ( Harrebomée, II, 56b.)
791. Ein Mann soll kein Sturmwind sein, der im Hause alles wirft ein.
792. Ein Mann soll seinen Leib nicht zieren (schmücken) wie ein Weib.
Lat.: Forma viros neglecta decet. (Ovid.) (Philippi, I, 159.)
793. Ein Mann soll sich erst fürchten, wenn der Kopf vor den Füssen liegt. – Winckler, IX, 23; Chaos, 788.
Lat.: Unus homo veram nunquam facit esse choream. (Binder II, 3422; Neander, 320.)
794. Ein Mann über Bord gibt einen Esser weniger.
Holl.: Een man over boord een eter te minder. (Harrebomée, II, 56; Bohn I, 315.)
795. Ein Mann verlässt seinen Posten nicht eher, bis man ihn ruft. – Sprichwörtergarten, 283.
796. Ein Mann vermag in seinem Hause mehr als vier draussen. – Petri, II, 214.
797. Ein Mann verschiesst seine Pfeile nicht umsonst. – Sprichwörtergarten, 12.
798. Ein Mann versteh' alles aufs beste, er braucht (doch) den Schneider zu Rock und Weste.
Frz.: Un philosophe se fait habiller par son tailleur. (Venedey, 44.)
799. Ein Mann vnd ein Weib sollen seyn ein Leib. – Gruter, III, 28; Lehmann, II, 149, 53.
800. Ein Mann voll Worte ohne That ist ein Garten mit Unrath.
Engl.: A man of words and not of deeds is like a garden full of weeds. (Gaal, 1764.)
801. Ein Mann von guter deutscher Art trägt seinen Pelz bis Himmelfahrt, und friert's dann noch und kommt noch Schnee, so trägt er'n auch bis Barthol'mä.
Mit diesem »alten Spruch« charakterisirt die Niederschlesische Zeitung (Görlitz vom 7. August 1867) den Sommer von 1867.
802. Ein Mann von Stroh will ein Weib mit goldenem Popo.
Die auf Gold sitzt.
803. Ein Mann weiss nicht alles.
Bei Tunnicius (600): Ein man wet al dink nicht. (Omnia quis novit? quis Tullius atque poeta?)
Lat.: Unus vir non cernit omnia. (Sutor, 468.)
804. Ein Mann wiegt so viel als hundert Leute.
It.: Un uomo ne val cento, e cento non ne valgon uno. (Cahier, 3142.)
805. Ein Mann wiegt zehn Weiber auf. – Simrock, 6793.
806. Ein Mann wird unwerth, der mit Fragen nicht aufhört.
Lat.: Saepe fit ingratus, qui quaerere saepe paratus. (Sutor, 475.)
[397] 807. Ein Mann wohnt seiner Frau bei, die Nachbarin geberdet sich, als ob es ihr selbst widerführe. – Burckhardt, 714.
»Wenn sich ein Augenzeuge das Ansehen gibt, als geniesse er wirklich selbst, wovon er doch nur Augenzeuge ist. Dies Sprichwort, obgleich gar nicht natürlich übersetzt, bemerkt Burckhardt, gehört nicht zu den unzartesten, von denen ich sehr viele von Leuten der besten Erziehung in Gegenwart der tugendhaftesten Frauen habe gebrauchen hören.«
808. Ein Mann zu Pferd meint, er sei noch einmal so viel werth.
Frz.: Un homme bien monté est toujours orgueilleux. (Bohn I, 62.)
809. Ein milter Mann ist seines gelts Herr. – Henisch, 1470, 56; Petri, II, 215.
810. Ein müssiger und ein gesunder Mann haben nicht eine Haut an.
811. Ein rechter Mann hilft, wo er kann. – Simrock, 4529.
812. Ein rechter Mann verlässt seinen Posten nicht.
Lat.: Turpe referre pedem, ne passu stare tenaci. (Ovid.) (Binder I, 1774; II, 3369; Kruse, 1129.)
813. Ein rechtlicher Mann kann nicht länger ruhig leben, als ein Schurke es zulässt.
Span.: No vive mas el leal que cuanto quiere el traidor. (Bohn I, 237.)
814. Ein rechtschaffener Mann findet überall sein Brot.
Dän.: Frommer mand faaer vel sit brød. (Prov. dan., 202.)
815. Ein rechtschaffener Mann trinkt mit dem Frevler nicht aus Einer Kann'.
Lat.: Bonus animus nunquam erranti obsequium accommodat. (Philippi, I, 63.)
816. Ein reicher Mann hat klingenden Verstand.
Schwed.: Rijker man dristar på gullet. (Grubb, 687.)
817. Ein reicher Mann ist nie zu alt, wenn er um ein jung Mädchen wirbt.
Frz.: Un homme riche n'est jamais laid (vieil) pour une fille. (Leroux, I, 159; Bohn I, 62.)
818. Ein reicher Mann kann nicht wohl schlaffen. – Lehmann, II, 130, 176.
819. Ein reicher Mann kennt seine Freunde nicht.
Holl.: Een rijk man weet niet wie zijn vriend is. (Harrebomée, II, 56b.)
820. Ein reicher Mann muss klug (gescheit, weise) sein, wenn er auch ein Narr wäre.
Dän.: Rig mand er viis mand. (Prov. dan., 476.)
Holl.: Een rijk man moet wijs zijn, al is hij ook een zot. (Harrebomée, II, 56b.)
821. Ein rothköpfiger Mann und eine Frau mit einem Bart sind selten einer guten Art.
822. Ein rührig Mann ist früh (zeitig) auf dem Plan.
Frz.: Homme fin lève matin. (Leroux, I, 163; Cahier, 1052.)
823. Ein schlecht (einfach, schlicht) Mann kan auch bissweilen weisslich reden.
Lat.: Saepe etiam est olitor valde oportuna locutus. (Sutor, 846.)
824. Ein schlechter (einfacher) Mann hat auch seinen Sinn. – Petri, II, 224.
825. Ein schlechter Mann ist auch ein Mann, der sein ort vertreten kan. – Lehmann, 264, 51.
826. Ein schwatzhafftiger Mann, ein vnleidlicher Mann. – Petri, II, 226.
827. Ein starcker mann, der an kranckheit leit, hat mit dem tod ein gewissen streit.
Lat.: Semper habet fortis morbos, quasi iurgia mortis. (Loci comm., 169.)
828. Ein starker Mann weicht nicht.
Schwed.: Stadig man weekar intet. (Grubb, 759.)
829. Ein stiller Mann ist wie ein Diamant, mit schweigen sich verräth niemand. (Ulm.)
830. Ein stolzer Mann rühmt sich seiner Prügel nicht.
Frz.: Il fait bon battre l'orgueilleux quand il est seul. (Bohn I, 21.)
831. Ein stroherner Mann ist einer goldenen Frau werth. (S. ⇒ Bock 36.)
Der Perser fragt: Was für ein Mann ist das, der weniger ist als eine Frau. Der Italiener behauptet: Eine Mütze ist mehr werth als hundert Hauben. Im Niederdeutschen: Neen Kerl is so ring, der beste is he wêrt.
Engl.: A man af straw is worth a woman of gold. (Bohn II, 44.)
Frz.: Un homme de paille vaut une femme d'or. (Bohn I, 62.)
[398] It.: Anche dei zoppi si maritano. – Un uomo di paglia vuole una donna d'oro. (Bohn I, 30; Pazzaglia, 160, 8.)
Port.: Homem de palha val mais, que mulher de ouro. (Bohn I, 279.)
832. Ein tapferer Mann achtet klein Unglück nicht. – Grubb, 451.
833. Ein tapferer Mann braucht keinen langen Degen.
Frz.: A hardi homme court baton. (Leroux, I, 165.)
Holl.: Een dapper man behoeft geen' langen degen. (Harrebomée, II, 55b.)
834. Ein tapferer Mann fängt nicht mit Raufen und Schlagen an.
Span.: El prudente todo lo ha de provar antes que armas tomar. (Cahier, 3223.)
835. Ein tapferer Mann ist der Schild seiner Magen. – Graf, 42, 136.
Der freie deutsche Mann hatte die Seinen, wo es noththat, mit den Waffen zu schützen und jede ihnen zugefügte Unbill zu rächen. Jeder einzelne erachtete sich so selbständig frei als ein Staat; jede absichtlich zugefügte Beleidigung hatte den Krieg der ganzen Familie des Beleidigten gegen die des Beleidigers zur Folge. Kein richterliches Erkenntniss konnte die Fehde beendigen, sondern nur ein Friedenschluss zwischen den Kämpfenden. Noch im Jahre 1488 wurde über einen Todschlag ein Vergleich abgeschlossen. (Vgl. Blumer, I, 397.)
836. Ein tapferer Mann liebt (führt) einen kurzen Degen.
Frz.: A vaillant homme, courte épée. (Cahier, 1750; Leroux, II, 62; Lendroy, 523.)
837. Ein tapfferer Mann ist allenthalben daheimb.
Lat.: Omne solum forti patria est, ut piscibus aequor. (Chaos, 720.)
838. Ein todter Mann führt keinen Krieg. – Simrock, 10391; Graf, 237, 111.
Der Tod hebt nicht alle Vertragsverbindlichkeiten auf, die bereits erworbenen Klagerechte dauern fort; wer aber todt ist, erhebt keine neuen Klagen. (S. ⇒ Tod.)
Frz.: Homme mort ne fait pas la guerre. (Leroux, I, 164.)
It.: Uomo morto na fa guerra. (Bohn I, 131.)
Port.: Homem morto, naõ falla. (Bohn I, 279.)
839. Ein todter Mann furzt nicht mehr.
840. Ein todter Mann hat keine Freunde.
Frz.: Un homme mort n'a parents ni amis. (Bohn I, 62.)
841. Ein truncken Mann, ein vnleidlicher Mann. – Petri, II, 231.
842. Ein trunckener Mann sieht ein Bock vor ein Gärtner an. – Lehmann, 757, 21; Chaos, 208.
Frz.: Homme ivre n'est pas à foy. (Leroux, I, 164.)
843. Ein trunkener Mann gibt trunkenen Rath.
Der Rath kommt am besten aus einem nüchternen Kopfe.
Dän.: Drukken mand, drukket raad. (Prov. dan., 124.)
844. Ein trunkener Mann hat sein Herz im Munde.
Die Finnen sagen: Im Munde ist der Besoffenen Herz. (Bertram, 67.)
845. Ein trunkener Mann lebt wie im Traum, und was er spricht, ist Schaum.
846. Ein trunkener Mann muss tanzen, wenn er's auch nicht kann.
Mhd.: Die drunkenheit macht manchen man ouch tanzen der sin nit enkan. (Muscatblüt.) (Zingerle, 152.)
847. Ein überfallener Mann ist halb geschlagen.
Frz.: Homme assailli à demi vaincu. (Bohn I, 20.)
It.: Uomo assalito, è mezzo preso. (Cahier, 2815.)
848. Ein unerfahrener Mann ist wie ein ungesalzen Kraut. – Sailer, 184; Körte, 411; Braun, I, 2545.
849. Ein ungelehrt und unwissend man ein Land nit wohl regieren kan. – Chaos, 973.
Mit dem Zusatz: »Soll er mit frembden Augen sehen, so ist es umb das Land geschehen.«
850. Ein vergessener Mann ist am besten dran.
Holl.: Een vergeten man is er best aan. (Harrebomée, II, 56b.)
851. Ein vernünfftiger Man zeucht ein vernünfftig Weib, oder ein witzpoldt. – Lehmann, 152, 176.
In Venetien heisst es: Der Mann muss gut sein, gesund sein, Brot haben; die Frau muss gefallen, schweigen, häuslich sein. In Toscana: Beim Manne Vorsicht, bei der Frau Geduld. In Mailand: Wackrer Mann, geduldiges Weib machen im Hause Zufriedenheit. (Reinsberg I, 97.)
Dän.: En klog mand giør en viis koone, og konen en tyk salig mand. (Prov. dan., 349.)
852. Ein vernünftiger Mann regiert seine Frau. – Bertram, 57.
[399] 853. Ein verschuldeter Mann ist nur ein halber Mann.
Frz.: Homme endebté chacun a foudroyé. (Leroux, I, 163.)
854. Ein verständiger Mann ist kein armer Mann.
Span.: Bel hombre no es todo pobre. (Bohn I, 205.)
855. Ein verständiger Mann sich wohl in andere schicken kann.
Lat.: Qui sapit in numeris moribus aptus erit. (Ovid.) (Philippi, II, 136.)
856. Ein verständiger und weiser Mann kann manchem Unglück entgahn.
Lat.: Non de ponte cadit, qui cum sapientia vadit. (Sutor, 734.)
857. Ein verzagten man gehet kein glück an. – Henisch, 1435, 66; Petri, II, 232.
Lat.: Nemo se mutat, qui se mutari desperat. (Loci comm., 186.)
858. Ein verzagter Mann gehet keinen kühnen an. – Petri, II, 232.
859. Ein verzagter Mann niemals mit Ehren kam vom Plan. – Eiselein, 446.
860. Ein vnerfahrener (Klotziger) Mann kein Statt noch Dorff regieren kan. – Lehmann, 566, 15.
861. Ein vnerfahrner starcker Mann ist weniger zu fürchten als ein schwacher vnd doch weisser. – Lehmann, II, 287, 6.
862. Ein Vngeschickter Mann hält nichts recht gethan, als da er selbst Hand legt an. – Lehmann, 820, 24.
863. Ein vngeschickter Mann vnnd Herr ist nur ein Klotz vnd gar nichts mehr. – Lehmann, 820, 27.
864. Ein volljähriger Mann kann mit seiner Rechten all sein Geld verwetten und mit seiner Zunge versprechen. – Graf, 236, 78.
Er kann sich durch Spiel und nachtheilige Verträge um all sein Gut bringen.
Altfr.: En ierich mon thi mei nieth sinre ferra hond al sin riucht urweddia und mit sinre tunge vrmelia. (Hettema; Wetten, I, 208.)
865. Ein wackerer Mann und eine fleissige Maid machen ein Paar in Zufriedenheit.
866. Ein weiser man, der nimmet rath, so es dem thoren vbel gath.
Lat.: Casus dementis, correctio fit sapientis. (Loci comm., 37.)
867. Ein weiser Man schlegt der noth nichts ab. – Lehmann, 554, 2.
Lat.: Necessitas ante rationem. (Gaal, 1226.)
Ung.: Nincsen a szükségnek szabott törvénye. (Gaal, 1226.)
868. Ein weiser Man thut, was er kan, das vbrig läst er vor sich gahn. – Lehmann, 882, 20.
869. Ein weiser Mann bedenckt sich offt ein Stund, wass er reden will, so bedenckt man billig Zehen stunden, was man thun will. – Lehmann, 750, 25.
870. Ein weiser Mann besinnet seine red. – Petri, II, 236.
871. Ein weiser Mann deckt sich nicht mit des pöfels mantel. – Lehmann, 887, 82.
872. Ein weiser Mann, der seine Kunst nit brauchen lest vnnd ein vergraben Schatz sind beide nichts nütz. – Petri, II, 236; Henisch, 483, 51.
873. Ein weiser Mann, ein starcker Mann. – Petri, II, 236.
874. Ein weiser Mann fängt von selbst damit an, womit der Narr aufhören muss.
It.: Quel che fa il pazzo all' ultimo, lo fa il savio alla prima. (Bohn I, 123.)
875. Ein weiser Mann folgt nicht der Narren Rath.
Mhd.: Der wîse suochet wîsen rât, der tôre sich nâch toren hât. (Freidank.) (Zingerle, 171.)
876. Ein weiser Mann gehet die rechte Ban. – Petri, II, 236.
877. Ein weiser Mann gibt der Noth nach. – Eiselein, 496.
Lat.: Adversum necessitatem ne Dii quidem resistunt. – Necessitati parere semper habitum est sapientis. (Eiselein, 496.)
[400] 878. Ein weiser Mann hat lang Ohren vnnd ein kurtze Zung. – Lehmann, 882, 15; Eiselein, 638; Simrock, 11515.
Böhm.: Chceš-li moudrým mužem slouti, dej řečem mimo se plonti. (Čelakovsky, 91.)
879. Ein weiser Mann hat niemalen eine Heimblichkeit seinem Weib geoffenbaret.
Lat.: Virtutem primam esse puta, compescere linguam; proximus ille Deo, qui scit ratione tacere. (Chaos, 917.)
880. Ein weiser Mann hat offt eim Narren ein Glass mit wein gebracht vnnd hats selbst bescheidt gethan. – Lehmann, 882, 18.
881. Ein weiser Mann hat seine Augen im Kopff, ein Narr auffm Rücken. – Lehmann, 882, 19.
D.h. er sieht vorher, was der Thor erst nachher bemerkt.
Schwed.: Wise män har ögonen i hufwudet, men dåren i stiärten. (Törning, 161.)
882. Ein weiser Mann hat seine Zunge im Herzen, der Narr hat das Herz auf der Zunge.
Schwed.: En wis man har tungen i hjertat, en dåre har hjertat på tungen. (Wensell, 30.)
883. Ein weiser Mann hat stets den Tod vor Augen.
Holl.: Een wijs man heeft steeds den dood voor oogen. (Harrebomée, II, 57a.)
884. Ein weiser Mann henckt keines Handwerckers schurtz vmb sich. – Lehmann, 887, 82.
885. Ein weiser Mann ist auch ein reicher Mann.
886. Ein weiser Mann ist kaltsinnig. – Petri, II, 236.
887. Ein weiser Mann ist reich genug.
Schwed.: Wis man är rik man. (Wensell, 80.) – Wijs man är rijk nog. (Grubb, 859.)
888. Ein weiser Mann ist überall daheim.
Schwed.: Wijs man är allestäds hemma. (Grubb, 859; Wensell, 80.)
889. Ein weiser Mann kann mit Ochsen und Eseln Hasen fangen. – Chaos, 824.
890. Ein weiser Mann lächelt, ein Narr lacht.
Bei Tunnicius: Ein wyse man lachet sedigen (sittig), de gek let syne stemme horen. (Subridet sapiens, bardi sed voce cachinnant.)
891. Ein weiser Mann lehrt seinem Kind, zu leben da, wo man's gut find't.
Holl.: Een wijs man leert zijn kind: blijf, daar gij het wel findt. (Harrebomée, II, 57a.)
892. Ein weiser Mann macht nicht viel Worte.
Dän.: Jo klogere mand, jo mindre af oord. (Prov. dan., 440.)
Frz.: A sage home assiet peu de paroles. – L'homme sage n'a pas besoin de beaucoup de paroles. (Leroux, I, 165.)
893. Ein weiser Mann soll Rath fragen bei Weisen.
Bei Tunnicius (403): Ein wys man sal rât vragen van wysen. (Prudentis refert bene consuluisse peritos.)
894. Ein weiser Mann vertraut seiner Frau kein Geheimniss an.
895. Ein weiser Mann ward nie genannt, an dem sich keine Thorheit fand. – Eiselein, 595; Simrock, 10268.
896. Ein weiser Mann wird nimmer alt.
Böhm.: Domům a statkům se počítají léta, a moudrý človĕk vždy jest mlad. (Čelakovsky, 205.)
Ill.: Kucám se i baštinam ištu godišta, a mudar covek sveg je mlad. (Čelakovsky, 205.)
897. Ein wohlerzogner Mann kein'n Schimpf ertragen kann.
Lat.: Ingenuitas non recipit ignominiam. (Publ. Syr.) (Binder II, 1510.)
898. Ein wolgeraten Mann viel tausend helffen kann. – Petri, II, 237.
899. Ein zornig man ist seiner sinn beraubt. – Franck, II, 192a.
900. Ein zornig Mann das recht nicht sehen kan. – Petri, II, 239.
901. Ein zornig Mann hat seine Sinn biss ohn funff. – Petri, II, 239; Henisch, 1290, 30.
902. Ein zornig Mann ist nicht bey ihm selbst. – Petri, II, 239.
903. Ein zornig Mann richt Hader an. – Petri, II, 139.
904. Ein züchtiger Mann ist ein Hort.
905. Einem alten man gehört ein alts weyb. (S. ⇒ Kummet 2.) – Hauer, Kiij2.
906. Einem alten Mann thut man kein Unrecht, wenn man ihm sein Abendessen nimmt.
Engl.: He wrongs not an old man, who steels his supper from him.
[401] 907. Einem armen Mann ist ein Ei so viel werth als dem reichen ein Ochs.
Frz.: Au pauvre un oeuf vaut un boeuf. (Leroux, I, 94.)
908. Einem armen Mann kann man nicht viel nehmen.
909. Einem armen Mann kommt nicht alles mit Haufen.
Schwed.: Fattig mans tarff kommer intet alt i sänder. (Grubb, 202.)
910. Einem armen Mann läuft der Ruhm nicht nach.
Lat.: Pauper homo raro comes est de nomine claro. (Fallersleben, 338.)
911. Einem armen Mann mangelt viel, einem geitzigen alles. – Lehmann, 251, 18; Sailer, 172.
912. Einem bissigen Manne soll man aus dem Wege gehen.
913. Einem blinden Manne ist es gleich, gepinselt oder gemalt.
In Russland sagt man: Einem blinden Manne gilt die Katharinenkirche für den Sophiendom.
914. Einem ehrlichen Manne gleicht nichts so sehr als ein Betrüger (Schelm, Spitzbube).
Frz.: Rien ne ressemble plus à un honnête homme qu'un fripon. (Bohn I, 55.)
915. Einem ehrlichen Manne ist es gleich, ob ihn ein Schelm lobt oder eine Hure schilt.
Dän.: Ärlig mand agter hverken lov eller last, om en hore laster mig, eller en tyv roser mig erlige meget. (Prov. dan., 15.)
916. Einem ehrlichen Manne thut eine Wunde nicht so weh als eine Ohrfeige. – Eisenhart, 473; Eiselein, 560; Pistor., I, 61; Simrock, 7676; Graf, 352, 417.
Ein Schlag ins Gesicht galt unsern Vorfahren als eine so arge Beleidigung, die sie zu der Zeit, als Beleidigungen noch selbst gerächt werden durften, mit eigener Gewalt, zuweilen mit Todschlag rächten. (S. ⇒ Maulschelle.)
917. Einem einigen Mann fallen nicht allzeit gute und treffliche Worte zu. – Luther's Tischr., 34a.
Einer weiss nicht alles; mehrere können sich gegenseitig helfen, was einer nicht weiss, das weiss der andere.
918. Einem erfahrenen Mann (der die Streiche weiss) kann man die Augen nicht leicht verbinden.
919. Einem gefallenen Manne gibt jeder einen Fusstritt.
Engl.: If a man once fall, all will tread on him. (Bohn II, 91.)
920. Einem gehenden Manne nimmt man kein Pferd. – Simrock, 3171.
Wo nichts ist, kann man nichts nehmen. Der Nackte ist nicht zu plündern. (Reinsberg IV, 7.) (S. ⇒ Geld 1092-93; ⇒ Kopf 435-437.)
921. Einem gescheiten Manne sieht nichts ähnlicher als ein Narr, der das Maul hält. – Simrock, 7324.
922. Einem grossen Mann hat der Tod nichts an.
Weil er durch seine Thaten auch nach dem Tode lebt.
It.: I virtuosi trionfano della morte mediante la fama. (Pazzaglia, 118, 7.)
923. Einem jungen Mann, der Brot und Verstand, gehört ein Weib zur Hand.
924. Einem klugen Mann steht das essen auf der gassen nicht wol an. – Henisch, 948, 48.
925. Einem kühnen Manne ist das Glück hold.
Dän.: Dristig mand har lykken i sit følge. (Bohn I, 363.)
Schwed.: Dristig man har lyckan i föllie. – Rädder man är lyckan tunn. (Wensell, 26 u. 66; Grubb, 156 u. 699.)
926. Einem kühnen Manne reicht Fortuna gern die Hand.
Frz.: A l'homme vaillant et hautain la fortune lui presse la main. (Leroux, I, 165.)
927. Einem Mann von Eichen müssen hundert strohene weichen.
It.: Un huomo ne val cento, e cento non ne vagliono uno. (Pazzaglia, 172, 4.)
928. Einem Manne, dem die erste Frau gestorben, ist es so viel, als wäre der Tempel zu Jerusalem abgebrannt. (Hebr.)
929. Einem Manne, der seine Frau lässt allein, stellt der Teufel ein Bein.
Frz.: L'homme n'a ni sens ni raison, qui jeune femme laisse au tison. (Bohn I, 37.)
[402] 930. Einem Manne mit doppeltem Gesicht traue nicht.
Holl.: Wacht u voor een' man met twee aangezigten. (Harrebomée, II, 63b.)
931. Einem Manne passen keine Knabenschuhe mehr.
932. Einem Manne, so im Zorn, ist alles verworr'n.
Die Finnen sagen: Sogar die Milch schmeckt nicht dem erzürnten Mann. (Bertram, 40.)
933. Einem Manne wird oft verziehen, was beim Weibe unverzeihlich ist.
It.: Agli uomini ogni peccato mortale è veniale, alle donne ogni veniale è mortale. (Bohn I, 68.)
934. Einem nüchternen Manne geht kein Glück an. (Saulgau.) – Birlinger, 191; Eiselein, 496.
935. Einem reichen Mann fehlt es nie an Freunden.
Frz.: A riche homme ne chault qui amy lui est. (Leroux, I, 165.)
936. Einem Reichen Mann stehet es alles wohl an; gelobt sey, der da kompt mit secken Silber vnnd Gold. – Lehmann, 682, 19.
937. Einem schuldigen Mann geht das Grausen an. (Niederösterreich.)
938. Einem schwachen Mann nützt die schwere Rüstung nichts.
Holl.: Al heeft een zwak man een groot zwaard in de vuist, hij zal daarom niet te harder slaan. (Harrebomée, II, 52a.)
939. Einem tapfern Mann steht ein auffrechter (gerader) Leib wohl an.
Lat.: Est procerum vere procerum corpus habere. (Sutor, 548.)
940. Einem todten Mann darf man nicht trauen, nackte Mädchen zu beschauen.
Die Russen: Das Glied eines blinden Mannes wird zum Auge, wenn er am Bache steht, worin die nackten Mädchen plätschern. (Altmann VI, 469.)
941. Einem trunckenen Manne höret das zu, in dem Dreck liegen spat vnd fruh. – Limb. Chronik, 37.
942. Einem trunckenen (vollen) Mann soll ein geladener(s) Wagen (Fuder Heu) ausweichen. – Luther, 105; Latendorf II, 11; Lehmann, II, 132, 106; Chaos, 205; Mathesy, 214b; Eisenhart, 476; Pistor., VI, 56; Steiger, 42.
Betrunkenen soll man aus dem Wege gehen, sich aber ganz besonders hüten, sie zum Zorn zu reizen, weil man dann keinen Ersatz für den erlittenen Schaden erlangen, sondern jeden Verlust und jedes Uebel sich selbst zuzuschreiben hat.
Frz.: Homme yvre et pervers va de travers. (Leroux, I, 164.)
Lat.: In vino veritas. (Sutor, 244.)
943. Einem trunkenen Manne soll man aus dem Wege gehen.
Frz.: D'homme qui s'ennyvre tost t'en délivre. (Leroux, I, 166.)
944. Einem untreuen Mann ist man keine Treue schuldig.
Mhd.: Man ne sal dem untrûwen man neheine trûwe leisten. (Alexanderlied.) – Vür untriuwe ist niht sô guot sô der triuwelîche tuot. (Freidank.) (Zingerle, 158.)
945. Einem vernünftigen Manne sieht nichts ähnlicher als ein Narr, welcher das Maul hält. – Körte, 4498; Körte2, 5584.
946. Einem vnbekanden Mann trawen ist Thorheit. – Petri, II, 178.
947. Einem vollen Mann sol ein geladener Wagen weichen. – Schottel, 1136b.
948. Einem vollkommenen Manne kann man keinen bessern Namen finden als »Ritter«. – Graf, 32, 41.
Mit dem Worte »Mann« verband man im Mittelalter die Vorstellung »Freiheit«; da das Mass derselben verschieden war, so war ein »vollkommener Mann« ein Vollfreier; diesen dachte man sich als weise, stark, tugendhaft. Und so erschien in der Vorstellung auch der Ritter. Solche Vorzüge mussten bürgerlich und staatsrechtlich auch ausgezeichnet sein, und sie waren es. Der Adliche erhob beim Schwure nur einen Finger. (Klingen, 19b, 2.) Der Eid des ⇒ Ritters (s.d.) wog schwerer als der von Bauern und Bürgern; man glaubte sogar, dass kein Löwe einen edeln Mann verletze. (Vgl. Westphalen, III, 87.)
Mhd.: Auch sint man eim vollenkumen manne keinen bezzern namen konde finden, den ein ritter. (Endemann, III, 4.)
949. Einem wegfertigen Manne kann man kein Gras verweigern. – Graf, 389, 584.
Bei aller Strenge auf der einen Seite geht durch die altdeutschen Gesetze ein schöner Zug von Humanität. [403] So streng die Achtung vor dem Eigenthum gehegt wurde; so waren doch, wo es Beistand und Unterstützung galt, gewisse Eingriffe gestattet, worauf sich das obige Sprichwort bezieht. Der Reisende durfte auf fremdem Grund und Boden sein Nachtlager nehmen und sich einrichten, Holz fällen, um ein Feuer anzumachen, um Wagen, Schlitten wieder in den Stand zu setzen; er durfte sein ermüdetes u.s.w. Pferd selbst auf fremder Wiese grasen lassen. (S. ⇒ Drei 34.)
Jüt.: Waegh faraen man oc gest mughae men aec graes synae. (Thorsen, Jüt. Lov., I, 172, 261; Gulath, 545, 11.)
950. Einem weisen Mann folgt (dient) das Glück.
Schwed.: Wis man binder lyckan wid hjulet. (Grubb, 861; Wensell, 80.)
951. Einem weisen Mann widerfehrt kein schlechte Torheit. – Petri, II, 178.
952. Einem witzigen Manne begegnet keine kleine Thorheit. – Opel, 373.
953. Einen berühmten Mann muss man nicht zu nahe ansehen.
Holl.: Beroemde mannen moet men niet al te nabij beschouwen. (Harrebomée, II, 52b.)
954. Einen blinden Mann zu führen, schlagen sich zehn Weiber.
955. Einen braven Mann kennt man wohl.
956. Einen ehrlichen Mann erkennt man am Gesicht.
It.: Dalla ciera, si conoscono li galanthuomini. (Pazzaglia, 147, 2.)
957. Einen frommen Mann bescharret man ebenso wie einen Schalck; ein fromb Weib stirbt eben sowol als ein Hur, aber vngleich ist jhr haimfart. – Petri, II, 175; Henisch, 1255, 25.
958. Einen gefangen Mann sol man nicht schlagen. – Petri, II, 179.
959. Einen geschlagenen Mann haut ein jeder in die Pfann'.
Dän.: Slagen mand bliver snarest slagen of foragtet fiende. – Slagen mand giør ingen modstand.
960. Einen hungrigen Mann kann eine Fliege aufregen.
961. Einen Mann, der was kann, sagte die Tochter, als die Mutter sie fragte, was sie ihr zum Jahrmarkt mitbringen solle.
Span.: Madre, casar, casar, que carrafico me quiere llevar. (Bohn I, 230.)
962. Einen Mann erkennt man am Gange.
963. Einen Mann hungerte manche Stund'; er ging und kaufte sich einen Hund. – Simrock, 5069.
Mhd.: Einen man hungerte manche stunt, der gieng und koufte einen hunt. (Morolf.) (Zingerle, 74.)
964. Einen Mann kennt man nicht eh'r, bis dass er kommt zur Ehr'.
Holl.: Men kent een' man niet eer, voor dat hij komt tot eer. – Men kent eens mans wijsheid, als hij en hoofd is. – Men kent geen' man, als eer hij magt krijgt. (Harrebomée, II, 62a.)
965. Einen Mann lernt man kennen im Spiel, auf der Buhlschaft und auf der Jagd. – Eiselein, 448.
966. Einen Mann misst man nicht nach der Elle.
Böhm.: Chlap se jako oves korcem nemĕří. (Čelakovsky, 268.)
Poln.: Korcem chłopa niemierz. – Niemierzą chłopa w korza jako owies. (Čelakovsky, 268.)
967. Einen Mann muss man nicht eher beim Bart nehmen, bis man ihm den Kopf abgeschlagen hat.
968. Einen Mann von Flaum jagt der Wind über den Zaun.
It.: L'huomo di piuma vola. (Pazzaglia, 172, 2.)
969. Einen tapfern Mann das Unglück nicht besiegen kann.
Lat.: Quemcunque fortem videris, miserum neges. (Seneca.) (Philippi, II, 123.)
970. Einen verdrossenen Mann kein Gott befriedigen kann.
971. Einen weisen Mann fürcht jederman. – Petri, II, 150.
972. Eines alten Mannes Platz ist hinter dem Ofen.
973. Eines alten Mannes Tanz und der Märzensonne Glanz sind von kurzer Dauer.
Holl.: Eens ouds mans vreugd en de Maartsche zon dienen tijdelijk waargenomen. (Harrebomée, II, 56.)
[404] 974. Eines armen Mannes Arm greift nur bis an das Herz seines Weibes. – Altmann VI, 443.
975. Eines armen Mannes guten Rath soll man nicht verachten.
Dän.: Ringe mands goode raad er ikke at foragte. (Prov. dan., 466.)
976. Eines armen Mannes Korn verschont das Hagelwetter selten.
Span.: El hombre necesitado cada año apedreado. (Bohn I, 217.)
977. Eines armen Mannes Mahl ist schnell gegessen.
Schwed.: Fattig mans mat är snart äten. (Rhodin, 50; Wensell, 31; Grubb, 203.)
978. Eines armen Mannes Rath gilt selten viel.
Schwed.: Fattig mans råd giäller icke mycket. (Wensell, 31; Grubb, 705.)
979. Eines armen Mannes Wort wird nicht gehört.
Holl.: Eens armen mans reden is er niet gehoord. (Harrebomée, II, 56b.)
980. Eines armen Mannes Zorn wird verlacht.
Dän.: Fattig mands trusel er ingen mands trusel. (Prov. dan., 557.)
981. Eines blinden Mannes Frau braucht keinen Spiegel für ihren Mann.
Aber sie selbst bedarf doch einen.
Engl.: For whomd oes the blind man's wife paint herself? – The blind man's wife needs no painting. (Bohn II, 3.)
Span.: La mugér del ciego, pra quién se afeita?
982. Eines edeln Mannes Kind kann kein Schalk sein. – Graf, 35.
Nach mittelalterlicher Rechtsanschauung ist der Geburtsstand das Mass der Tugend, der Weisheit, Gerechtigkeit u.s.w., die im Blute fortwallen, sodass der edel Geborene einer unedeln Handlung unfähig ist. Wir sind jetzt anderer Ansicht; wir wissen, dass der Apfel oft gar weit vom Stamme fällt. (S. Adel ⇒ 1, ⇒ 2, ⇒ 7 u. ⇒ 11.)
983. Eines ehrlichen Mannes Wort kommt aus dem Herzen.
Holl.: Zoo de man is in den mond, zoo is ook zijns harten grond. (Harrebomée, II, 64a.)
984. Eines faulen Mannes Gebet kommt nicht in den Himmel.
Dän.: Lad mands bøn bliver sielden hørt. (Prov. dan., 371.)
985. Eines faulen Mannes Kehle vertrocknet bald.
986. Eines frommen Mannes geneust ein ganz Land. – Petri, II, 222.
Lat.: Bonus vir commune bonum. (Seybold, 58; Fischer, 35, 41; Henisch, 1255, 31.)
987. Eines frommen Mannes Herkommen und eines guten Weines Heimat soll man nicht zu genau erforschen.
Nach Eiselein (300) ein Spruch des Kaisers Ferdinand I.
988. Eines fromen mans kan man vil geniessen. – Agricola I, 32; Egenolff, 29b; Gruter, I, 28; Henisch, 1255, 30; Schottel, 1129a.
Richard (378) hat in den Sprichwörtern aus dem 16. Jahrhundert: »Eines frommen Mannes kans man viel gemessen«, was offenbar wol Folge einer undeutlichen Abschrift ist. Die Perser sagen: Wenn ein frommer Mann einen halben Laib Brot isst, gibt er die andere Hälfte den Armen. (Reinsberg II, 16.)
989. Eines geringen Mannes rath stehet nicht zu verachten, wenn er gut ist. – Henisch, 1518, 18; Petri, II, 222.
990. Eines jungen Mannes Gedanken schwebeln und schwanken.
Die Finnen: Wie die Wellen sich bewegen, so sind des jungen Mannes Gedanken. (Bertram, 61.)
991. Eines klugen Mannes Erbe liegt in allen Landen.
Dän.: Den kloges arv findes i alle lande. (Bohn I, 554.)
992. Eines Mannes Brot (Athem, Glück, Leben) ist des andern Noth (Tod).
Engl.: One man's breath an other man's death. (Gaal, 1148.)
993. Eines Mannes Bruder kann ihm nicht zeugen helfen. – Graf, 456, 497.
Das Zeugniss des Bruders vom Beweisführenden, hatte keine gerichtliche Gültigkeit. (S. ⇒ Frau 62 und ⇒ Kumpan.)
994. Eines (einzelnen) Mannes Hand ist nur ein schwacher Widerstand. – Petri, II, 222.
[405] 995. Eines Mannes Mutter im Hause ist der Teufel in der Klause.
Bei jungen Eheleuten wird es für rathsamer gehalten, die Mutter der Frau als des Mannes ins Haus zu nehmen.
996. Eines Mannes Rede hab' ich nun gehört, hören wir auch des andern Wort. – Graf, 433, 268.
Mhd.: Einz mans rede hab nu gehort, hore wir auch dez andern wort. (Homeyer, Richthofen, 341, 17.)
997. Eines Mannes Rede ist keine Rede, man soll sie hören alle bede. – Mathesy, 66b; Eisenhart, 522; Hassl., 33; Hillebrand, 217, 313; Körte, 4084; Körte2, 5135; Reyscher, XVI, 95; Simrock, 1947; Sachsenspiegel, I, 62, 5.
Der Richter soll nicht nur den Kläger hören und das, was derselbe in der Klage vorgetragen, ohne weiteres für wahr annehmen, sondern das prüfend vernehmen, was der Beklagte dagegen einwendet. In Warschau hat man ein jüdisch-deutsches Sprichwort, welches denselben Gedanken ausspricht: Beim Mischpet (Gericht) müss män Zwei hören. Der Richter soll durch Anhören einer Partei nicht beeinflusst werden. (Blass, 7.) Viele Rathhauseingänge sind mit dem obigen Spruche versehen, der auch wol mit dem Schluss erscheint: »Man soll die Part verhören bede.« Das hat schon das Buch: Schertz mit der Wahrheit. Von gueten Gesprächen (Frankfurt a.M.). So lautet jener deutsche Reim auf der Thür zur Audienz des lübecker Rathhauses vom Jahre 1573 (vgl. Zietz, Ansichten der freien Stadt Lübeck, S. 112); ferner über der Rathhausthür in Nürnberg, über dem Eingange zum alten Rathhause der Altstadt Kassel, an der Wand der grossen Rathsstube in Frankurt a.M., über der Rathssaalthür in Winterthur und ähnlich in Basel vom Jahre 1611. In lateinischer Sprache erscheint die Sentenz nur in der Gerichtsstube des berner Rathhauses im Jahre 1416 und auf dem Bande, das die Darstellung einer Rathsversammlung in den Miniaturen zu dem hamburger Stadtrecht vom Jahre 1497 (vgl. Lappenberg, Die Miniaturen zu dem hamburger Stadtrecht, S. 27.) umschlingt. (Vgl. E.H. Meyer, Ueber die Sprüche der Rathhaushalle in Bremen im Bremischen Jahrbuch, I, 73.)
Dän.: Var klagemaal nok, da fandtes ingen uskyldig. (Prov. dan., 346.)
Holl.: Eenen man gehoord, maar half gehoord. (Harrebomée, II, 53b.)
It.: Non giudicar per legge, nè per carte, se non ascolti l'una e l'altra parte. (Pazzaglia, 151, 10.)
Lat.: Audiatur et altera pars. (Binder I, 157; II, 282; Seybold, 45; Wiegand, 393; Faselius, 24.)
998. Eines mannes redt ist ein schön halbe redt. – Eyering, I, 142; Lichner, 2, 2; Graf, 432, 266.
Holl.: Waar een man alleen is, daar zijn de woorden maar haef. – Waarl slechts één man is, daar is geene halve taal. (Harrebomée, II, 63b.)
Lat.: Qui statuit aliquid, parte in audita altera, aequam licet stat nerit, haud eaquam est tamen. (Seneca.) (Binder I, 1497; II, 2811; Philippi, II, 140; Seybold, 501.)
999. Eines Mannes Uebelthat muss oft entgelten die ganze Stadt.
Lat.: Unius peccata viri populus luit omnis. (Philippi, II, 233.)
1000. Eines Mannes vnglück ist des andern glück. – Henisch, 1667, 36.
Lat.: Alterius salus, saepe est alterius exitium. – Mala nemini sors est quin alicui sit bona. – Nemo ditescit, nisi malo alterius. (Henisch, 1667, 37, 38 u. 39.)
1001. Eines Mannes wegen bleibt kein Pflug stehen. – Simrock, 1951; Körte, 4099; Graf, 516, 230; Braun, I, 2540.
1002. Eines Mannes wegen wird keine zur Bübin.
Lat.: Difficile est assueta derelinquere. (Egeria, 63a.)
1003. Eines (rechtschaffenen) Mannes Wort ist so gut (besser) als eine Handschrift.
1004. Eines Mannes Zeugniss taugt nicht. – Graf, 455, 484.
Ist zur Führung eines Beweises nicht ausreichend (S. ⇒ Leute 766.)
Altfries.: Enis monnis thiuch daecht naet. (Richthofen, 254, 37.)
1005. Eines Mannes Zeugniss taugt nicht und wäre es ein Bischof. – Graf, 455, 486.
Altfries.: Aenis mannis orkenscip daegh naet, allweer hit een Biscop. (Hettema, XV, 50, 114.)
1006. Eines redlichen Mannes Wort soll seine Seele sein.
1007. Eines reichen Mannes Hunger ist bald gestillt.
Dän.: Rig mands trang varer ikke længe. ( Prov. dan., 476.)
[406] 1008. Eines todten Mannes Kind tragen, ist eine schwere Bürde.
Von einer schwangern Frau, deren Mann gestorben ist.
1009. Eines ungreineten Mannes Mund kochet kalt und blaset warm.
1010. Eines weisen Mannes Ernte dauert das ganze Jahr.
Holl.: Eens wijsen mans oogst duurt het gansche jaar. (Harrebomée, II, 56b.)
1011. Eins eintzigen Mannes kleider kosten offt vieler armen schweiss vnd arbeit. – Lehmann, 423, 5.
1012. Eins Mannes narrentheidung wird offt eines gantzen volcks meinung. – Lehmann, 514, 49.
1013. Eins mans red ist ein halb red, man sol die part verhören bed. – Franck, I, 89b u. 104a; II, 98b u. 165b; Henisch, 847, 24; Gruter, I, 28; Petri, II, 226; Lehmann, 167, 25; Latendorf II, 9; Hainhof., 3; Graf, 433, 267; Sailer, 253.
Lat.: Ne judex fueris, partes ni audiveris ambas. (Eiselein, 140; Binder II, 1998.)
Schwed.: En man är ingen man. – Ens taal skal ingen dömas efter. (Törning, 37.)
1014. Eins mans rede ist von keiner wirde. (S. 1003 u. 1005.) – Franck, II, 165b; Graf, 455, 485.
Bei Tunnicius: Eins mans rede is van neiner gewêrde. (Unius est hominis nullius sermo momenti.)
1015. Eins Mans Wort ist keins Mans Wort. – Petri, II, 226.
1016. Eins weisen Mans Muth gehet für Thoren grosses Gut. – Petri, II, 229.
1017. Eins weisen Mans Muth ist nehest Gott die beste hut. – Petri, II, 236.
1018. Eme rechte Mann g'hört au a rechte Nas. (Neresheim.)
1019. En blinde Ma, en arme Ma; doch ist de no schlimmer dra, wo si Frau nid meistre cha. – Sutermeister, 34.
1020. En g'öpflete Ma und es Straurind sind bedi glîch g'schwind. – Sutermeister, 124.
1021. En Mann, dä nâ Kindern verlanget, is dum. – Schambach I, 17.
Völlige Kinderlosigkeit wird dadurch als der glücklichere Zustand bezeichnet.
1022. En Mân ône Frâ friesse Wânzen ug Flî. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 376.
1023. En Mann kann net ebbes hinner sich bringe, wenn er net en Frâ hat, das ebbes vor sich zu bringen wêss. (Pennsylvanisch-deutsch.) – Weltbürger vom 14. Juni 1851.
1024. En verschrockene Ma ist im Himel verlore. – Sutermeister, 143.
1025. En vull Mann, en dull Mann. – Eichwald, 1268; Schlingmann, 987.
1026. En wys Man schal sturen (steuern) deme quaden vor synes Nabers Dore, dat id vor syne eghene Dor nicht en kome. – Grautoff, II, 40.
1027. Ene Mann ess ene Weg. (Bedburg.)
Ein Mann besitzt nicht Kraft für mehrere und kann also auch nicht so viel leisten.
1028. Erzürnter Mann, wenn dich die Flöhe beissen, sollst ihnen gleich die Zähne ausreissen.
Lat.: Si mordent pulices, mordentibus excute dentes, sic non mordebunt, nec aucto dente nocebunt. (Sutor, 52.)
1029. Es fallet schwer, wenn bei einem gelehrten Mann (der hoch am Brett sitzet) die Grobheit vmb etliche Centner mehr wieget als beym gröbsten Bauren. – Chaos, 670.
1030. Es findet auch je ein blinder Mann ein Hufeisen. – Henisch, 420, 35.
Lat.: Saepe etiam est olitor valde opportuna locutus. – Saepe etiam est sub palliolo sordido sapientia. (Henisch, 420, 36.)
1031. Es folgt nicht zwei Männern Busse um Eine Schuld. – Graf, 320, 230.
Für ein und dasselbe Unrecht kann nur eine Busse gefordert werden. Wenn jemand z.B. in einem Streit eine Hand eingebüsst hätte, und wäre die auf den Verlust einer Hand gesetzte Entschädigungssumme von [407] einem gezahlt, so kann sie nicht noch von einem zweiten gefordert werden, wäre er auch betheiligt gewesen.
Mhd.: Iz ne volgit zwein mannin ir boze nicht vmme ene schult. (Köhler, I, 430, 20.)
1032. Es gebührt sich nicht, dass ein armer Mann Konrad heisst. – Schottel, 519.
1033. Es gehet alles über den gemeinen Mann auss.
Lat.: Inferior horret, quidquid peccat superior. (Chaos, 980.)
1034. Es gehört vil zu einem frommen mann (oder weib). – Franck, II, 199a; Lehmann, 222, 76.
1035. Es hat auch offt ein schlechter1 Mann sehr vil zu einer Sach gethan. – Simplic., 433.
1) Schlichter, einfacher.
1036. Es hat immer Männer gegeben mit Haaren auf den Zähnen.
Böhm.: I dříve jsou statní lidé v nesnázích bývali. (Čelakovsky, 196.)
Ill.: I prije su junaci u nevolje upali. (Čelakovsky, 196.)
1037. Es hat kein Mann so weisen Sinn, es sitzt ein Gecklein drin.
Holl.: Geen man hat zulk een' wijsen zin, of daar zat wel een gekje in. (Harrebomée, II, 57a.)
1038. Es helt sich stets der gemeine Mann, nachdem sie einen Herren han. – Petri, II, 252; Henisch, 485, 41.
1039. Es ist besser der Mann ehrt das Amt als das Amt den Mann.
Dän.: Vel den mand som forsynes med amt; men bedre det amt som forsynes med mand. (Prov. dan., 409.)
1040. Es ist besser ein alter mann vnd ein jung weib, dann ein alt weib vnd junger gesell. – Tappius, 58b; Egenolff, 260b; Eyering, II, 506; Henisch, 320, 29; Lehmann, II, 128, 145.
Holl.: Het is nog beter een oud man en een jong wijf, dan een oud wijf en een jong man. (Harrebomée, II, 59a.)
1041. Es ist besser ein man on gelt, dann gelt on einn man. – Franck, I, 159a.
1042. Es ist dem Manne keine Ehre, eine Frau zu schlagen. – Gaal, 490.
Dän.: Det er ingen ære at slaae en quinde. (Prov. dan., 14.)
Frz.: Quand un homme bat sa femme, le diable s'en rit. (Gaal, 490.)
1043. Es ist dem Mann vmb ein Vogel, sagt jener Fuhrmann vnd legt die Gans für sich. – Latendorf II, 12.
1044. Es ist ein armer Mann, der auf seiner Hochzeit nicht zugegen ist.
Holl.: Het is een arm man, die op zijne bruiloft niet tegenwoordig is. (Harrebomée, II, 58a.)
1045. Es ist ein armer Mann, der Herr sein will und nicht befehlen kann.
It.: Non è padrone chi comandar non osa. (Pazzaglia, 58, 6.)
1046. Es ist ein armer Mann, der sich nicht selber helfen kann.
1047. Es ist ein elend Mann, der sein Weib nicht zwingen kann.
Die Chinesen: Ein dummer Mann fürchtet seine Frau, eine kluge Frau gehorcht ihrem Manne. (Reinsberg I, 159.)
1048. Es ist ein elender Mann, der seines Weibes wegen kurze Hosen tragen muss. – Winckler, III, 7.
1049. Es ist ein fein ding vmb ein man, der etwas kan. – Franck, II, 7b; Petri, II, 262.
1050. Es ist ein gefährlich Mann, der nichts1 verlieren kann.
1) Also auch nicht guten Namen und Ehre.
It.: Guardati da chi non hà che perdere. (Pazzaglia, 281, 8.)
1051. Es ist ein gewandter Mann, der seinen Wagen auf engem Platze wenden kann.
Holl.: Hij is voorwaar een rustig man, die op een' engen hoek zijn wagen draaijen kan. (Harrebomée, II, 60a.)
1052. Es ist ein leichtfertig man, der glaubt iederman. – Franck, II, 96b.
1053. Es ist ein schlimmer Mann, dem niemand traut und dem niemand trauen kann.
1054. Es ist ein schlimmer Mann, der sich des Bösen rühmen kann.
It.: Non u' è maluaggio uguale a colui, che si preggia di far male. (Pazzaglia, 114, 9.)
1055. Es ist ein schwach Mann, der die Gevatterey jrt. – Gruter, III, 32; Lehmann, II, 154, 127.
[408] 1056. Es ist ein seliger Mann, der artzney entbern kan. – Henisch, 898, 14.
1057. Es ist ein tapferer Mann, der seinen Zorn bemeistern kann. – Simrock, 12158a.
1058. Es ist ein ungeborener Mann, der es allen recht machen kann.
1059. Es ist ein weiser Mann, der hören und schweigen kann.
Holl.: Het is een wijs man, die hooren en zwijgen kan. (Harrebomée, II, 50a.)
1060. Es ist ein weiser Mann, der sein Hauss bewachen kann. – Petri, II, 839.
1061. Es ist ein weiser Mann, der viel leiden und schweigen kann.
Holl.: Het is een wijs man, die veel lijden en zwijgen kan. (Harrebomée, II, 59a.)
1062. Es ist geschwind öppis amene Ma. (Luzern.)
Es hängt sich leicht ein Makel an den Ruf eines Menschen; oder: ein Fehltritt ist leicht gethan. Darum aber ist Sorge und Vorsicht um so nöthiger.
1063. Es ist gut, wenn die Männer einig werden zu Einem Mann. – Graugans, 1, 79; Graf, 77.
D.h. wo man sich zur Verwaltung eines Gemeinwesens über den tüchtigsten Mann vereinigt.
Holl.: Het behoeft wel, dat een arm man Koenrad heet. (Harrebomée, II, 57b.)
1064. Es ist kein gefährlicherer Mann, denn der auf zwei Stühlen sitzen kann.
Holl.: Geen losser man, dan die op twee stoelen sit. (Harrebomée, II, 57a.)
1065. Es ist kein kluger Mann, der mehr umfasst, als er halten kann.
Holl.: Die meer bestaan wil, dan hij kan, dat is een losbol van een' man. (Harrebomée, II, 37.)
1066. Es ist kein man, er hat einn wolffszan, vnd kein ross ohn einn duck, vnd kein weib on einn teufel. – Egenolff, 108a; Eyering, II, 549; Gruter, I, 154; Sailer, 376; Eiselein, 446; Simrock, 6810; Braun, I, 2536.
Die Perser sagen: Wo's immer nur eine Jungfrau mit dem Antlitz einer Fee gibt, da wird sie von einem Dämon begleitet. (Reinsberg I, 39.)
Lat.: Nemo mortalium omnibus horis sapit. (Gaal, 1518.)
1067. Es ist kein Mann, er hab' einen Wolfszahn und beisse sich stets mit des Weibes Hundszahn.
1068. Es ist kein Mann, er hat auch einen Wolfszahn; es ist keine Frau, sie hat ihn au. – Simrock, 6809a; Eiselein, 446.
1069. Es ist kein Mann, er ist dem Weibe unterthan.
B. Waldis (IV) führt dies näher aus: »Man seh die Welt jetzunder an, man findt jetzt schier kein hohen Mann, der nit den Weibern wirdt zu theil, offt ziehen muss am Narrenseil. Und ist kein Mann so stoltz von leib, der jetzt nicht fürchten muss sein Weib. Vmbsonst ist nit das gmäld erdacht, da man ein magern Mann gemacht, der allen Männern stets nachgeht vnd sie zu fressen vntersteht, die sich nit förchten für jrn Weibern, wirdt aber wol so mager bleiben. Derselben auch verschmachten muss: er findt jr keine; es ist vmbsunst. Darumb singt man noch das alte Liedt: Der Schäfer Newenstadt sein Rössli aussgeboten hat, ein vnuerzagten Mann zu geben, dem nit sein Weib darff widerstreben, findt aber kein, ders So begert, derhalb behelt er wol sein Pferdt.« – In Wien unter dem Thor, der Rothe Thurm genannt, hing eine Speckseite und dabei stand der Reim: »Befindt sich irgend hier ein Mann, der mit Wahrheit sprechen kann, dass ihm sein Heirath nicht gereuen, und fürcht sich nicht vor seiner Frau, der mag diesen Backen herunterhauen.« Einst kam nun ein Mann, der es wagen wollte, die Speckseite herunterzunehmen. Als man ihm nun die Leiter brachte, hinaufzusteigen, um das Abenteuer zu bestehen, bat er, es möge es ein anderer für ihn thun; wenn er einen Fleck an seinem Rock erhalte, möchte seine Frau ihn ausschelten. Mache dass du fortkommst, rief man ihm zu; denn wer das fürchtet, ist nicht Herr im Hause, und es mag ihn wol reuen, geheirathet zu haben. (Vgl. Braun, Bibliothek des Frohsinns, Bd. 3, Hft. 1, Nr. 210.) Wenn Luther (Werke, Eisleben, II, 335a) an seine Frau schrieb, so pflegte er den Brief mit den Worten zu eröffnen: »Mein Herr Käthe!« Scheint er nicht damit auch die Herrschaft seiner Frau anzuerkennen?
1070. Es ist kein Mann, er weiss ein böses Weib zu zähmen, nur sein eigenes nicht.
Engl.: Every man can tame a shrew but he that hath her. (Bohn II, 45.)
[409] 1071. Es ist kein Mann so gross, er kann sich noch strecken, und keiner so klein, er kann sich noch bücken.
Dän.: Ingen er saa lang, han maa jo række sig, ingen saa liden han maa jo bukke sig. (Bohn I, 381.)
1072. Es ist kein Mann so kleine, er hat der Teufelsadern eine. – Simrock, 6811; Körte, 4109; Braun, I, 2544; Frost, 196.
1073. Es ist kein Mann so klug, ein Weib macht ihn zum Narren.
Holl.: Wijze en kloeke mannen zijn wel door eene vrouw omgebragt. (Harrebomée, II, 64a.)
1074. Es ist kein Mann so klug von Rath, der nichts von einem Gecken hat. – Simrock, 3126.
Lat.: Nullus enim culpa, stultitiaque vacat. (Gaal, 602.)
1075. Es ist kein Mann so weis', er kommt in falsches Gleis.
Holl.: Geen man zoo wijs, of hij kan dwalen. (Harrebomée, II, 57b.)
1076. Es ist kein reicher Mann, er muss an seinem Kinde han einen Feind über zwölf Jahr heimlich oder offenbar. – Freidank.
1077. Es ist kein so armer Mann, der im Jahr nicht einmal lachen kann.
Schwed.: Fattig man finner och stundom en god dag. (Grubb, 206.)
1078. Es ist kein weiser Mann, als der so schweigen kann.
Holl.: Geen wijzer man dan een, die zwijgen kan. (Harrebomée, II, 57b.)
1079. Es ist keyn man, er hat eins wolffs zan, hat er nit das maul vol. – Franck, I, 90a; II, 115b; Egenolff, 349a; Gruter, I, 34; Petri, II, 268; Masson, 246; Körte, 4095.
1080. Es ist keyner keyn weysser man, denn der do weysslich thun kan. – Werdea, Biiij.
1081. Es ist manch weiser Mann den frawen unterthan. – Petri, II, 272; Henisch, 1197, 40.
1082. Es ist Mann als Ross. – Eiselein, 446.
1083. Es ist nicht jeder ein gelehrter Mann, der im Katechismus lesen kann.
Die Italiener: Nicht jeder, der die Buchstaben kennt, ist weise. – Nicht jeder ist Doctor, der das Pelzkleid trägt. Die Polen: Nicht jeder Kahlkopf ist ein Pfarrer. Die Finnen: Meth ist nicht in jedem Kruge, Klugheit nicht in jedem Kopfe. Die französischen Neger: Französisch sprechen heisst nicht Verstand haben. (Reinsberg III, 17.)
1084. Es ist nicht stets der beste Mann, der süsser Worte viel geben kann. – Petri, II, 276.
1085. Es ist nichts, sagte die Frau, man bringt nur meinen Mann um.
1086. Es ist noch besser ein alter mann vnd ein junges weib, dann ein alt weib vnd ein junger gesell. – Agricola I, 673; Gruter, I, 36.
1087. Es ist vmb einen Mann, der nichts kan, weder gethan noch gelassen. – Lehmann, 168, 6.
1088. Es kann wol ein kleiner Mann einen grossen in Dreck werfen.
Holl.: Een klein man kan wel een' groot' man overwinnen. (Harrebomée, II, 56a.)
1089. Es muss offt ein frommer Mann eines bösen Schalcks entgelten. – Henisch, 1255, 36.
1090. Es muss sich offt ein guter Mann vnter einer schlechten Deck behelffen. – Lehmann, 182, 34.
Dän.: En god mand maa ofte behielpe sig under et slet dekke. (Prov. dan., 62.)
1091. Es soll ain armer man die Herren nicht wissen lassen, was er in seinem Hause hat. – Agricola II, 180; Egenolff, 30b.
1092. Es soll ein jeder Mann seine Ehr' besorgen wie er kann.
1093. Es steht gut, wenn ein armer Mann Konrad1 heisst. – Körte, 4105.
1) Mittelhochdeutsch Kuonrât, d.i. kühn an Rath. (Vgl. Weigand, Wb., I, 622.) Es ist gut, wenn er, blos auf die Mittel seines Verstandes angewiesen, falls irgendetwas mislingt, neue Auskunftswege entdeckt und also nicht in Verlegenheit kommt.
1094. Es steht schlimm um den Mann, hat das Weib die Hosen an.
Böhm.: Bĕda mužům, kde žena vládne. (Čelakovsky, 318.)
[410] 1095. Es trägt kein Mann so schlimmen Hut, dass er nicht einmal (etwas) Gutes thut.
Holl.: Geen man zoo kwaad, of hij deed wel iemand baat. (Harrebomée, II, 57a.)
1096. Es treibt den Mann aus seinem Haus ein unverständig Weib hinaus.
1097. Es ward kein weiser Mann genannt, an dem sich keine Thorheit fand. – Eiselein, 595.
Lat.: Nullum magnum ingenium sine mixtura dementiae. (Eiselein, 595.)
1098. Es weiss ein jeder Mann gar wohl wie er mit Frauen laichen soll. – Eiselein, 407.
1099. Es werden wenig Männer sein, die Weiber hassen und den Wein. – Eiselein, 449.
1100. Es wil ein karger Man allzeit einen verthuer han. – Eyering, II, 179.
1101. Es will niemand gern dem gemeinen Mann zu Tantz pfeiffen. – Henisch, 1485, 43.
1102. Es will offt wissen ein thorecht man, dess sich der weise nie besan.
Lat.: Scire rudes quaerunt quod docti non docuerunt. (Loci comm., 189.)
1103. Es wird gefunden so glücklich (rein) kein Mann, er wird sein Bürde (ein Flecklein) han.
»Wir haben gehort ein altz Sprichwort: Nie chain Man so eben gesatz, im geprest ettwaz. Vnd als die weisen noch wellen, so sol er yms zu Vnhayl zellen, dem solich Gemach ist geschert, das ym nymer widerwert dhain Vngenut.« (Haltaus, Glossarium, I, 598.)
1104. Es wird keine vmb eins Mannes willen ein Hur. – Petri, II, 306.
1105. Es zeucht ein mann wol ein fromme frawen, er zeugt wol ein vnfromme. – Pauli, Schimpff, XXXVb.
1106. Et is beter, bi'n ôlen Mann to spulen als bi'n jungen to hûlen. – Simrock, 9273.
1107. Eyn alder man mit hurn lieb beladen, auch eyner, der inn kleydern wil baden sein narren vnd thorn, an yn ist alle straff verloren. – Werdea, iiij; Petri, II, 165.
1108. Faul Mann wird jederman gram. – Gruter, III, 37; Lehmann, II, 174, 7.
1109. Fauler Mann – todter Mann.
Dän.: Lad mand er halv-død mand og ei livet værd. (Prov. dan., 371.)
1110. Flüchtig man, schuldig man. – Franck, I, 167b; Egenolff, 224a; Gruter, I, 41; Henisch, 1161, 4; Petri, II, 312; Schottel, 1144a; Wurstisen, CCXXV; Pistor., II, 53; Eisenhart, 601; Sailer, 183; Simrock, 2554; Graf, 443, 363; Körte, 4104.
Man muthmasst, dass derjenige, welcher sogleich nach einem begangenen Verbrechen die Flucht ergriffen hat, der Verbrecher sein müsse; obgleich ein solcher Schluss sehr gewagt ist, weil noch viel andere Gründe jemand zur Flucht bestimmen können, z.B. die Absicht, seine Unschuld freier und besser beweisen zu können, oder den mit dem Gefängniss verbundenen Beschwerden zu entgehen u.v.a. Verdächtig kann die Flucht machen, wie dieselbe auch in der peinlichen Halsgerichtsordnung Karl's V. (Art. 25) den entfernten Anzeigen (Indicien) zugezählt wird. (S. Fliehen ⇒ 4 u. ⇒ 13, Fuss ⇒ 14 u. ⇒ 16.)
Dän.: Flygtig mand, skyldig mand. (Prov. dan., 171.)
Frz.: Qui fuit le jugement, condamné se rend. (Loysel, 799.)
Lat.: Probitas laudatur et alget. (Wiegand, 481.)
Schwed.: Flygtig man, skyldig man. (Sutor, 165.)
1111. Frage den kranken Mann, ob er zu Bette wünscht. (Türk.)
1112. Frei Mann, frei Gut. – Pistor., I, 26; Hillebrand, 43, 58; Eisenhart, 72; Bodmann, 172; Körte, 4113; Simrock, 2647; Sailer, 254; Grimm, Rechtsalt., 295; Braun, I, 2549.
Im Mittelalter galt der Grundsatz: Ist der Mann frei, so ist auch sein Gut frei, und umgekehrt. Die freien Grundeigenthümer und seit der letzten Hälfte des Mittelalters die Ritterbürtigen dienten mit ihrem Blute, nicht mit dem Gute. Güter dieser Art blieben dann nur bis in die neuere Zeit von öffentlichen Abgaben und Lasten, wie Einquartierung u. dgl., befreit. Seit der Französischen Revolution hat sich durch die neuere Gesetzgebung vieles geändert.
Mhd.: Freimann sind, der freigut hat. (Grimm, III, 739.)
1113. Freier Mann hasset jeden Zwang.
[411] 1114. Fromm Mann muss betteln gahn. – Lehmann, 127, 8.
1115. Frommen Mann lobt jedermann und lässt ihn betteln gahn.
1116. Frommer Mann, böses Weib. – Simrock, 2826; Lehmann, II, 173, 40.
1117. Frommer Mann hilfft, wo er kan. – Lehmann, 218, 33.
1118. Frommer Mann zeugt (zieht) ein fromb Weib. – Gruter, III, 40; Lehmann, II, 177, 51.
1119. Führt ein blinder Mann den andern, werden beide nicht weit wandern. – Gaal, 221.
Engl.: If the blind lead the blind, both fall into the ditch. (Gaal, 221.)
1120. Fünf stolze Mann sind in der Welt gezählt: ein junger Rathsherr und neuer Jurist, ein Bauernsohn, der ein Herr worden ist, ein Fähndrich und neugebackener Edelmann, der's weiss, wer von der Welt erzählen kann.
1121. Für Männer ist Wissen über Tugend, für Frauen ist Tugend dem Wissen entsagen. (Chin.)
1122. Gar manchen werden man die weiber mit list betrogen han.
Lat.: Adam, Simsonem, Loth, Dauidem, Salomonem foemina decepit, quis modo tutus erit. (Loci comm., 130.)
1123. Gedultiger Mann ist ein weiser Mann. – Lehmann, 241, 32.
Dän.: Taalmodig mand er viis mand. (Prov. dan., 542.)
1124. Gefangen Mann, arm Mann. – Petri, II, 326.
Holl.: Een gevangen man wordt altijd verzwaard. (Harrebomée, II, 56a.)
1125. Gefangen Mann, listig Mann.
Holl.: Een gevangen man zoekt list. (Harrebomée II, 56a.)
1126. Geitzig man, arg man. – Franck, I, 118b; Henisch, 1449, 36.
1127. Geitziger Man pfetzt (schneidet, zwickt) jederman. – Lehmann, 250, 2.
1128. Gescheite Männer haben ihren Mund im Herzen.
Lat.: Qui sibi soli sapit, aliis desipit. (Chaos, 162.)
1129. Gescheiter Mann ist nie ein Narr. – Eiselein, 229.
1130. Geschickter Mann nicht hungern kann.
Die Osmanen sagen: Der wahre Mann weiss sein Brot auch aus Steinen herauszuschlagen. (Schlechta, 28.)
1131. Geschminkte (geputzte) Männer und bärtige Frauen sind übel zu schauen.
Schwed.: Mannen tiänar ille smink. (Grubb, 507.)
1132. Geschwind und weis' muss sein der Mann, der sich vor Frauenlist hüten kann.
1133. Gesunder Mann, reicher Mann. – Grubb, 361.
Lat.: Si ventri bene, si lateri pedibusque tuis, nil divitiae poterunt regales addere majus. (Horaz.) (Gaal, 700.)
Schwed.: Sunder man är rijker man. (Grubb, 771; Wensell, 71.)
1134. Gewarnter Mann gegen zwei sich wehren kann. – Körte, 4111.
Engl.: Afore warn'd, afore arm'd. (Körte, 4111.)
Frz.: Un homme averti en vaut deux. (Bohn I, 62.)
Holl.: Een gewaarschuwd man is er twee waard. (Harrebomée, II, 56a.)
It.: Un avvertito ne val due. (Bohn I, 130.)
Span.: Hombre apercebido vale por dos. (Bohn I, 224.)
1135. Gewarnter Mann ist halb gerettet. – Körte, 4111a; Simrock, 11188; Braun, I, 2546.
Schwed.: Warnad är så godt som bewärd. (Marin, 29.)
1136. Gleich Mann, gleich Magd, gleich Ehestand, die Gleichheit ist der Liebe Band. – Körte, 2187; Froschm., Fvb.
1137. Glimpff Mann est pluris, quam tota scientia juris. – Sutor, 333.
1138. Glimpfflicher Mann führt die Leut an. – Lehmann, 342, 8; Eiselein, 241; Simrock, 3780.
Schwed.: Foglig man är kloker man. (Grubb, 212.)
1139. Glücklich ist der Mann, der eine Frau entbehren kann.
Holl.: Gelukkig is de man, die de vrouw derven kan. (Harrebomée, II, 57b.)
[412] 1140. Glücklich ist der Mann, der wohl gelebt und sterben kann.
Holl.: Gelukkig is de man, die wel leeft en sterven kan. (Harrebomée, II, 57b.)
1141. Glückselig ist der Mann, der mit seinen Ochsen ackern kann.
1142. Glückselig ist ja wohl der Mann, der in der Zeit Ja sagen kann. – Schuppius, Schr., III, 229.
1143. Grindiger Mann ist leicht blutig geschlan.
Holl.: Die schorfte is haest ghebloetreist.
Lat.: Vir quem tormentat scabies cito valde cruentat. (Fallersleben, 201.)
1144. Grosse Männer, grosse Fehler.
Frz.: Grands personnages ont par usage faute d'enfans ou ne sont sages. (Leroux, II, 227.)
1145. Grosse Männer kann ein Dorfschulz nicht mit dem Zollstock messen.
»Nur wenige Menschen besitzen einen richtigen Massstab zur Würdigung grosser Männer. Die Schuhmacher zu Rhodus hatten auch kein Mass, um dem Koloss Stiefeln anzumessen.« (Welt und Zeit, V, 249, 375.)
1146. Grosse Männer, kleine Söhne.
1147. Grosse Männer und gefüllte Blumen bringen selten guten Samen. – Welt und Zeit, V, 201, 2.
1148. Grosse Männer und Kometen erscheinen nicht alle Tage.
»In unsern Tagen sieht man mehr Kometen als grosse Männer.« (Welt und Zeit, V, 247, 357.)
1149. Grosser Mann, blöder Mensch. – Lehmann, 939, 13.
1150. Grosser Mann, kleine Rache.
1151. Guter Mann, böse Frau.
Holl.: Goede mannen hebben gemeenlijk kwade vrouwen. (Harrebomée, II, 57b.)
1152. Hagerer Mann, zäher Mann.
Engl.: Fore-warn'd, fore-arm'd.
It.: Uomoavvisato, mezzoservato.
Span.: Seco y no de hambre mas recio es que alambre. (Bohn I, 256.)
1153. Halt den Mann, die Kuh will beissen (stossen). – Simrock, 4240.
Bei Tunnicius (853): Halt den man, de ko wil stoten. (Iratum serva, taurus sua cornua tollit.)
Holl.: Holt den man, die coe wil bissen. (Tunn., 15, 16.)
Lat.: Vacca pugnante vir post teneatur et ante. (Fallersleben, 408.)
1154. Halte sich ein Mann der ehren, dess guts wirt allweg rath. – Henisch, 816, 18.
1155. Har ick man irst 'nen Mann, wat gahn ei anner Mäkens an. (Mecklenburg.) – Raabe, 23.
1156. Hastig Mann – schlechter Jägersmann.
Dän.: Hastig mand giver ingen god jæger. (Prov. dan., 321.)
1157. Hastiger Mann soll trägen Esel reiten. – Simrock, 4384; Körte, 4107; Braun, I, 2541.
Mhd.: So kumt der gar daz sprichwort wol, daz muotes alz gaeher man vil traegen esel rîten sol. (Winsbeke.) (Zingerle, 46.)
Holl.: Haestich man en sal ghenen esel riden. (Tunn., 17, 5.)
Lat.: Debet homo lentum vehemens equitare jumentum. – Festinans nimium vir non ascendat asellum. (Fallersleben, 386.)
Schwed.: Hastig man rijder illa på åsnar. (Grubb, 316.)
1158. Hastiger Mann war nie Verräther. – Simrock, 4383; Körte, 4810; Braun, I, 2547.
Holl.: Haestelic man en was nie verrader. (Tunn., 15, 2.)
Lat.: Non est festinus vir traditor immo divinus. – Qui furit ex capite vir non est traditor ille. (Fallersleben, 385.)
1159. Hat der Mann eine weiche Hand und die Frau einen breiten Rücken, so kann's mit der Ehe glücken.
It.: Nel marito prudenza, nella moglia patienza. (Pazzaglia, 215, 1.)
1160. Hat der Mann gut gewinnen, so hat die fraw zu spinnen. – Henisch, 1197, 49; Petri, II, 374.
1161. Hätt' ein Mann auch so viel Augen als Haar', so brächt' ihm die Frau den Staar.
1162. Hätt' ich nur erst einen Mann, was gehn mich andre Jungfern an! – Simrock, 6801; Braun, I, 2553.
1163. Heat de ríyke Mann gnaug, litt de Brodeter keine Naut. (Büren.)
1164. Heil dem Manne, der seine Macht kennt und sich doch enthält, andern Uebels zu thun. – Burckhardt, 303.
[413] 1165. Ich bin ein angesehener Mann, sagte der Dieb, da stand er am Schandpfahl.
Holl.: Hoe heb ik zooveel bekijks, zei losse Trui, en zij werd naar het spinhuis gebragt. (Harrebomée, I, 95.)
1166. Ich bin ein ehrlicher Mann, sagte Finanzer; wer kein Geld hat, ist ein Hundsfott.
1167. Ich bin ein guter Mann, ich lasse, was ich nicht kann, trinke nie aus leerer Flasche und stecke keinen Kirchthurm in die Tasche.
1168. Ich bin ein lieber Mann, sagte der Executor, ich habe einnehmende Manieren.
1169. Ich bin ein Mann wie ein ander Mann, nur dass mir Gott der Ehre gan.
»Auff eine Zeit schriebe einer der Abgönner des Kaisers Maximilianus jhme vber sein Secret mit Kreide den Spruch: ›Da Adam rodet vnd Eva spann, wer war da ein Edelmann?‹ Vnd wie wol es der gute Keyser wol verstunde, dass es yhme angeschrieben were, vertrug ers doch demütig, vnd sagte es hernach seinen Rähten vber tische sampt den obigen Worten: ›Ich bin ein Mann, wie ein ander Mann, nur dass mir Gott der Ehre gan.‹« (Mathesy, 155a.)
Holl.: Ik ben een man gelijk een ander man, alleen dat mij God de eere gunde. (Harrebomée, II, 61a.)
1170. Ich bin jetzt auch ein hochangesehener Mann, sagte der Dieb, als er am Galgen hing.
Lat.: Sunt miseri fures, quos mala furca necat. (Sutor, 369.)
1171. Ich bin überall ein höfisch Mann, sagte der Soldat (Kosack), denn die Leute sehen mich lieber im Hofe als in der Stube. – Eiselein, 317.
1172. Ich möcht wol sehen so ein weisen Mann, der ein böses Weib bezwingen kann. – Chaos, 513.
1173. Ich muss heunt meinem Mann noch Gallen zu essen geben, sagen die Frawen. – Hoefer, 285.
1174. Ich nehme des weisen Mannes Muth für eines Thoren grosses Gut.
Lat.: Mentem animumque viri malim sapientis habere, regales inopis quam rationis opes. (Seybold, 304; Binder I, 980; II, 1846.) – Plus probo thesaurum docti, quam diuitis aurum. (Loci comm., 49.)
1175. Ich sah auff erden nie kein mann, er hatte, das er nicht wolt han.
Lat.: Qui sint absque nisi non sunt homines mihi uisi. (Loci comm., 84.)
1176. Ich will lieber den Mann ohne das Geld als das Geld ohne den Mann. – Eiselein, 446.
1177. Ich wüsste gern wie der Mann auch hiess, der sich sein Weib nicht narren liess. – Petri, II, 398.
1178. Idt is gewis ein framer man, de sick um sin wif nimpt an; idt is gewiss ein frames wif, wo se bi einem Mann blivet. – Ebstorf, 5.
1179. In armen Mannes Munde ertrinket Witzes viel.
In einem alten Stammbuch (von Georg Rosenberger) von 1563 steht: »Wol manches schöne Wort verdirbt in eines Bettlers Munde, wol manches schöne Gras verdirbt in schlammig tiefem Grunde, wol mancher schöne, grade Baum verdirbt auf breiter Heide; auch mancher schöne Leib verdirbt in grobem zwill'chnen Kleide.« (Zeitung für die elegante Welt, Leipzig 1827, S. 2014.)
Engl.: Industry is often concealed under a straw.
1180. In einem grossen Mann ist Witz für viel kleine.
Frz.: César ha beaucoup de Marins.
Lat.: Multos Caesari Marios inesse. (Bovill, I, 163.)
1181. Ins Armen Mans seckel verdirbet viel Weisheit. – Wilhelm von Sachsen, 1577; Sutor, 309.
In Würtemberg: Es verdirbt viel Witz in's arma Mann's Beutl. (Nefflen, 460.) Bei Tunnicius: In ein armen man blift vele wysheit vorswegen. (Saepe viri sub corde latet sapientia egentis.) »In der Armuth leeren Beutel mehr versiegte Weisheit steckt, als der Reichthum dicke Thorheit in den vollen Kasten heckt.« (W. Müller, 45.) »Ein arm Mann wol eh geben hat ein guten, weisen, trewen rath.« (Waldis, III, 14.)
Mhd.: In aremmannes herze verdirbet wîsheit vil. – Armmannes witze ist gar verlorn und huote an reinen wiben. (Colm.) – Men vindet mannigen kleinen man, darin is wisheit unde list, de mannigem groten vremde ist. (Lübben, Reineke Voss, 932.)
Holl.: In eens arm mans hooft blijft veel wijsheit versmeerd. (Tunn., 15, 21; Harrebomée, II, 61a.)
Lat.: Haud facile emergunt, quorum virtutibus obstat res angusta domi. (Juvenal.) – Multa prudentia perit in pauperum crumena. (Binder II, 1286 u. 1915.) – Nil bene pauper agit. (Alan., 4; Binder II, 2084.) – Nulla fides inopi. (Auson.) (Binder II, 2281.) – Pauperis in capite pereunt bona dogmata saepe. (Binder II, 2506 [414] Neander, 296; Sutor, 631; Fallersleben, 434.) – Pauperum rationes pondus non habent. (Binder II, 2506; Lehmann, 44, 33.) – Saepe est etiam sub pallio sordido sapientia. (Cicero.) – Saepe sub attrita latitat sapientia mente. (Gaal, 864.)
1182. Ist das ein vornehm Mann, sein Pferd rührt kein bezahltes Futter an.
1183. Ist dem gemeinen Mann bekannt, wie viel er Finger an einer Hand, so ist er klug und belehrt genug.
Ein guter Wink für einen volksaufklärenden Unterrichtsminister.
1184. Ist der Mann auch noch so fleissig und das Weib ist liederlich, geht die Wirthschaft hinter sich. – Gaal, 487.
Ung.: Nem kaparhat annyit a kakas hogy a jérce kine vakarja. (Gaal, 487.)
1185. Ist der Mann aus dem Haus, ist das Tischtuch auch hinaus.
Holl.: Als de man van huis is, is het tafellaken verloren. (Harrebomée, II, 52b.)
1186. Ist der Mann aus dem Haus, so lebt die Frau in Saus und Braus.
Engl.: When the good man's from home, the good wife's table is soon spread. (Bohn II, 46.)
1187. Ist der Mann im grünen Kranz, wacht das Weib auf gleicher Schanz. – Parömiakon, 2258.
1188. Ist der Mann im Wirthshaus, geht das Weib ins Schenkhaus. – Parömiakon, 2256.
1189. Ist der Mann klein, so ist der Muth desto grösser. – Petri, II, 407.
1190. Ist der Mann unvorsichtig und die Frau eine Thörin, so geht alles den Krebsgang. – Simrock, 6792.
1191. Ist ein Mann über Bord, so ist ein Esser fort.
1192. Ist schön und wohlgestalt der Mann, so steht ihm Wort und Werk gut an. – Eiselein, 448.
1193. Ist's auch nur ein kleiner Mann, so ist es doch ein Mann, sagte die Frau.
Die Hebräar sagen: Ist der Mann auch nur ein Wollkämmer, die Frau setzt sich wohlgemuth neben ihn auf die Schwelle des Hauses. Ist der Mann auch nur ein Feldhüter, die Frau ist zufrieden und verlangt von ihm nicht grosse Güter. Ist der Mann auch nur so gross wie eine Ameise, so setzt sich die Frau doch in vornehme Kreise.
1194. Ist's kein Mân, so ist's derweil doch ein Galan.
1195. Ist's mein Mann zufrieden, was werd' ich zum Richter beschieden.
1196. Ja, ja, mîn leiwe Mann, wenn hei de Arften nich sau mag, so seihe hei tau, wo hei Speck krigt, sä' jenne Frû tau'n leckern Handwerksburssen. (Hildesheim.) – Schlingmann, 459; Hoefer, 339.
1197. Jähzorniger Mann ist kein Verräther.
1198. Je frömmer Mann, je grösser Kreuz.
1199. Je frömmer Mann, je weniger argwon. – Petri, II, 391.
1200. Je grösser der Mann, je grösser die Brille.
1201. Je grösser der Mann, je grösser seine Leidenschaften (jüdisch: der Jeezer Horre). – Tendlau, 335.
Jēzer hará = das böse Dichten, der böse Sinn, die Sinnlichkeit, im Gegensatz zum Jēzer hattob, dem guten Dichten, dem höhern Streben; beide werden von den Talmudisten personificirt, z.B.: Der Jēzer hará stellt sich zuerst als Wanderer ein, dann als Gast und endlich als Hausherr. (Sukkah, I, C.)
1202. Je grösser (länger) der Mann, je kleiner (kürzer) der Muth.
Frz.: Grant homme est volontiers couart. (Leroux, I, 167.)
1203. Je grösser Mann, je schwerer Fall. – Henisch, 988, 46; Petri, II, 392; Körte, 4116.
Lat.: Ut lapsu graviore ruant. (Sutor, 927.)
1204. Je grösser vnd edler ist der Mann, je eher er sein Zorn stillen kann. – Lehmann, 925, 40.
1205. Je heiliger Mann, je wunderbarlicher That. – Petri, II, 392.
1206. Je höher Man, je höher gebrechen. – Pauli, Postilla, 303b.
[415] 1207. Je kühner der Mann, je vorsichtiger das Schwert.
Dän.: Dristig mand og red sværd. (Prov. dan., 122.)
1208. Je kühner Mann, je weniger Worte.
Schwed.: Jw kiäckare man, jw mindre aff ord. (Grubb, 409.)
1209. Je nodem de Mann es, wörd em de Worsch gebroën. (Meurs.) – Firmenich, I, 401, 75.
1210. Je sehrer ein Mann gewinnt, je mehr er sein Gut minnt. – Freidank.
1211. Je tapferer Mann, je kürzer Degen.
Frz.: A vaillant homme courte épée. (Bohn I, 7.)
1212. Jedem Mann ein stück, sagte jener Schneider, vnd legte alle Stücke Fleisch jhm selbst allein vor. – Mathesy, 84b.
1213. Jedem Mann ziemt seine Lage. – Graf, 31, 36.
Dän.: Hvorjum brag hæfir sitt lag. (Jonssyni, 162.)
1214. Jeder findet seinen Mann, wie er will und wann. – Körte, 4118; Grimmelshausen, Vogelnest, II.
1215. Jeder friedbare Mann hat Frieden in seinem Hause. (S. ⇒ Haus 280 und ⇒ Leute 443.) – Graf, 496, 72.
»Yeder fridger man sol fryd in seinem Haws haben.« (Kaltenbäck, I, 4, 14.)
1216. Jeder Ma hat a Wolfsza, hat er nit an, hat ers Maul voll. (Schwäb.)
1217. Jeder Mann e Vagel on de Bûr e Gans. (Ostpreuss.)
1218. Jeder Mann findet seinesgleichen. – Eiselein, 474.
1219. Jeder Mann ist ein Löwe in seiner eigenen Sache (auf seinem eigenen Boden).
1220. Jeder Mann sich allzeit selbst das Beste gann. (S. ⇒ Hemd 3.) – Eiselein, 566.
1221. Jeder Mann weiss wol, wie er mit Frauen laichen soll. – Eiselein, 407.
1222. Junge Männer, alte Weiber, abgefeimte Sünder; alte Männer, junge Weiber, ganz gewisse Kinder. (Niederlausitz.)
1223. Junge Männer gehen zu Weine, alte klopfen Steine.
1224. Junger man wicz, vnd stro in hicz vnd der schatt an der wend, die trew hant schier ein end. – Mone, Anzeiger, 1839, S. 545.
1225. Junger Mann und altes Weib schadet Seel' und Leib.
1226. Kann der Mann wohl reden und die Frau wohl schweigen, so soll man sich vor ihnen neigen.
Dän.: Naar manden roses af sin veltalen hed, roses konen af sin taushed. (Prov. dan., 486.)
1227. Kein braver Mann fällt (einen) von hinten an.
1228. Kein fester Mann dann einigkeit. – Henisch, 839, 7.
Holl.: Klein man, groot hart. (Harrebomée, II, 61b.)
1229. Kein grosser Mann thut eine geringe Thorheit. – Luther's Tischr., 388; Eiselein, 449; Simrock, 4061.
1230. Kein Mann darf Recht verkaufen. – Graf, 410, 78.
Gegen Bestechlichkeit und Käuflichkeit der Richter. »Kein man sal recht nicht verkouffen.« (Nering, II, 12.)
1231. Kein Mann ist ein Meuchler, kein Meuchler ein Mann. – Petri, II, 417.
1232. Kein Mann ist schuldig seine Gewer zu räumen. – Graf, 94, 159.
Er kann nicht anders als durch Urtel und Recht aus seinem rechtmässigen Besitz entfernt werden. (S. ⇒ Gewere 5.)
Mhd.: Keyn man is phlichtig sine gewer zcu ruman. (Ortloff, XXXVIII, 7.)
1233. Kein Mann kann des andern Gut verwirken. – Graf, 299, 109.
Zur Erklärung s. ⇒ Leute 1009; ⇒ Schlagen und ⇒ Stehlen.
Holl.: Gheen man en mach des andern goet verwirken. (Holl. Sachsenspiegel, 35, 26.)
1234. Kein Mann mag des andern Haus anzünden, ohne dass er Mordbrenner heisse. – Graf, 365, 469.
Bei der Brandstiftung kam es in Ansehung der Strafe, ähnlich wie beim Raube, nicht so auf den Erfolg als auf den bösen Willen an. Das Gesetz der Ostgothen sagte: »Wer Feuer an eines andern Mannes Haus stiehlt, d.i. heimlich wie ein Dieb anzündet, heisst Mordbrenner, wird beides zusammen ergriffen: Hand und Brand, so mag man ihn busslos ins Feuer stossen, wenn auch die Absicht des Thäters nicht erreicht worden ist.«
[416] 1235. Kein stolzerer (übermüthigerer) Mann, als wenn der Bauer wird ein Edelmann.
1236. Kein verzagt Mann bult eine schöne frawen. – Henisch, 554, 53.
1237. Kein weiser Mann begeht eine kleine Thorheit.
Dän.: Ingen klog mand begaaer en ringe daarskab. (Prov. dan., 349.)
1238. Kein weiser Mann wardt je genannt, an dem man nicht ein Thorheit fandt. – Lehmann, 882, 17; Froschm., Kib; Gaal, 1518; Simrock, 11501; Körte, 4096; Körte2, 5147; Braun, I, 2537.
Die Engländer sagen: Jeder Mensch hat seine Schwachheit. Die Mailänder: Niemand ist vollkommen. Die Russen: Jeder hat sein (Stecken-)Pferd. Die Kroaten: Jeder führt seine Ziege. (Reinsberg II, 74.)
Lat.: Nullum magnum ingenium sine specie dementiae fuit. – Sapientiae comes est stultitia. (Philippi, II, 166; Schonheim, S, 5; Seybold, 537.)
1239. Keines Mannes Herr, keines Herrn Mann. – Simrock, 4623.
1240. Klei Mann, gross Hätz. (Köln.) – Firmenich, I, 472, 18; hochdeutsch bei Simrock, 5750.
Kleiner Mann, grosses Herz.
1241. Kleine Männer, grosse Mäuler.
1242. Kleiner Mann auch schaden kann.
Holl.: Geen zulk een kleine man, of hij kan wel hinderen doen. (Harrebomée, II, 57a.)
1243. Kleiner Mann, freier Mann.
1244. Kleiner Mann, freudig Mann. – Petri, II, 424.
1245. Kleiner Mann, kleiner Schatten. – Lehmann, 427, 5; Schrader, 45.
1246. Kleiner Mann macht oft grossen schatten. – Lehmann, 427, 13.
Lat.: Saepe magna virtus in pusillo corpore est. (Lehmann, 427, 13.)
1247. Kluge Männer suchen wirthliche Frauen. – Simrock, 6791; Braun, I, 2552.
1248. Krankem Mann ist daheim am wohlsten.
Dän.: Bedre er syg mand i huus, end uden huus. (Prov. dan., 56.)
1249. Kranker Mann, armer Mann.
Frz.: Qui n'a santé, n'a rien. (Bohn I, 50.)
1250. Lebendiger Mann – lieber Mann. – Eiselein, 415; Simrock, 6268.
Beweggrund für die Frauen zu einer folgenden Ehe.
1251. Lediger Mann ein Pfau; verlobter Mann ein Löwe; Ehemann ein Esel. (Span.)
1252. Legt der Mann die Karten, wird die Frau der Liebe warten.
1253. Lieber einen blinden Mann als keinen.
1254. Lieber einen Mann mit einem Auge als mit einem Kinde. (Span.)
Gegen das Heirathen eines Witwers.
1255. Lieber einen Mann mit weissem Bart für deine Tochter als einen jungen mit schön gescheiteltem Haar. (Span.)
1256. Lieber mit dem alten Manne essen als mit dem jungen (hungern und) weinen. (Serb.)
Unter Umständen wird ein alter Mann dem jungen mit Recht vorgezogen.
1257. Lieber Mann und liebes Weib, aus den zweien wird ein Leib. – Eiselein, 446.
1258. Macht der Mann sich einen Jucks, so geht das halbe Gut in Ducks; geht die Frau zum Tanze, so ruinirt sie das ganze.
Böhm.: Muž-li zahýří, půl dvoru hoří, a žena li zahýří, všecken shoří. (Čelakovsky, 390.)
1259. Man braucht den alten Mann wie der Appenzeller die Schuh. – Tobler, 7.
Me brûcht der alt Mâ wie der Appizeller d' Schue. (Sutermeister, 44.)
1260. Man ehrt den Mann um des Kleides willen.
Lat.: Hunc homines decorant, quem vestimento decorant. (Binder II, 1350.)
1261. Man empfängt den Mann nach dem Kleid und entlässt ihn nach dem Verstande. – Simrock, 5723.
Daher sagt ein rabbinischer Spruch: In der Stadt, wo man wohnt, reicht der Name hin, ausserhalb muss es das Kleid thun. (Dukes.)
[417] 1262. Man fasst den Mann beim Wort, den Ochsen bei den Hörnern. – Chaos, 1055.
Dän.: Ord binde en mand og hampereb oxen. (Bohn I, 395.)
Frz.: On prend les hommes par les paroles, et les bêtes par les cornes. (Starschedel, 409.)
1263. Man find gar offt ein klein Mann, der darff ein grossen greiffen an. – Petri, II, 445.
1264. Man find manchen künen Mann, der Thürn vnd Mauren brechen kan; der ist recht starck, der sich bereit zu allem Anstoss vnd Widerwertigkeit. – Gruter, III, 65; Lehmann, II, 407, 10.
1265. Man hat nie keinen Mann gesehen, der nicht ein fehltritt kont begehen. – Henisch, 243, 54; Petri, I, 71.
1266. Man is so lange ên ehrlich Mann, bätt (bis) man selwst ingesteit, dat man ên Schelm is. (Rendsburg.)
1267. Man lobt manchen Mann, der kein Lob gewann. – Petri, II, 458.
1268. Man muss dem gemeinen Mann den prügel nicht in die Hand geben. – Lehmann, 587, 6.
1269. Man muss dem Mann helfen, wenn er den Berg erklimmen will, nicht, wenn er schon wieder unten ist. (Finnland.)
1270. Man muss den Mann nicht nach der Elle messen.
Niemand blos nach dem äussern Scheine beurtheilen. Um diesen Gedanken auszudrücken, sagen die Neger in Surinam: Man muss den Mann nicht mit dem Auge wägen.
1271. Man nimmt den Mann beim Wort, den Hund beim Schwanz. – Simrock, 11890; Graf, 228, 25.
1272. Mân on Frâ sein aa Leib, awer nödd aan Dreib (Darm, Magen). (Trier.) – Firmenich, III, 547, 43; Laven, 186, 73.
1273. Man sihet dem mann an, was er kan. – Franck, II, 118b; Gruter, I, 58.
1274. Man sol kein vnerfahrenen Mann am Schöppenstuhl beisitzen lahn. – Petri, II, 466; Chaos, 972.
1275. Man soll den gemeinen Mann lassen einfältig selig werden und nicht mit Schuldisputieren verwirren. – Opel, 396.
1276. Man soll den Mann nicht dafür halten, dafür man jn ansicht. – Eyering, III, 214.
1277. Man soll sich keinem Manne anvertrauen, den man nicht kennt.
Frz.: Aujourd'huy ne te fye poinct à l'homme si non bien a poinct. (Leroux, I, 166.)
1278. Manchen grawsamen starcken Mann Weiber List betrügen kan. – Lehmann, II, 405, 65.
1279. Mancher alter grawer Mann trägt noch seinen Kindskopff. – Lehmann, 8, 42.
1280. Mancher ist ein Mann, der's kann, doch sieht man's ihm nicht an, dass er's kann. – Simrock, 5411.
1281. Mancher ist wol ein junger Mann von jahren, aber ein alter von Verstand. – Lehmann, II, 274, 21.
1282. Mancher Mann trägt mehr am Leibe als er besitzt.
Dän.: En mands kleder koster til mangen sved. (Prov. dan., 347.)
1283. Mancher were ein behaltner Mann, het er hoffart vnd Pracht gelan. – Petri, II, 433.
1284. Mann also Ross. – Latendorf II, 23; Petri, II, 443.
1285. Mann bei Mann, alle beieinander, so viel ihrer vom Brote sind. (Lit.)
D.h. sämmtliche Hausgenossen.
1286. Mann bleibt doch Mann, sagte Töffel, als ihn seine Frau unter den Tisch gesteckt hatte. (Altenburg.)
1287. Mann, brock in, sag (sagte) de Frû, eck well mangs iätten (mitunter essen), dass wegkömms. (Recklinghausen.) – Firmenich, III, 170, 4.
1288. Mann ist Mann, aber einer ist doch nicht wie der andere.
Die englischen Neger auf Surinam: Alle Männer sind Männer, aber nicht alle Männer verstehen einen Schurz recht umzuthun. Nicht jeder Soldat ist auch ein Held.
[418] 1289. Mann, kumm na Hus, de Her Pastauer is da, un well'n Ossen sein (sehen). (Westf.)
1290. Mann läst manchen tauglichen (guten) Mann anstatt einer Henne vmbgehen. – Lehmann, 773, 23.
1291. Mann, nimm deine Hau', ernähre deine Frau! – Simrock, 6782; Venedey, 100; Körte, 4066.
1292. Mann ohne Bart ist Weiberart.
1293. Mann ohne Weib, Haupt ohne Leib; Weib ohne Mann, Leib und kein Haupt daran! – Venedey, 94; Braun, I, 2521.
Dän.: Mand uden hustru er hoved uden legem, qvinde uden huusbond legem uden hoved. (Prov. dan., 317.)
1294. Mann on Wiew sön ên Liew; wenn se söck prögle, sönd et doch ehrer twei. – Frischbier2, 2534.
1295. Mann und Frau liegen so lange auf Einem Kissen, bis sie kriegen Ein Gewissen. – Bog. Goltz, Zur Charakteristik und Naturgeschichte der Frauen.
1296. Mann und Frau sind die nächsten Verwandten, wenn sie zwei Paar Beine übereinander legen. – Winckler, III, 23.
1297. Mann und Hund haben manche böse Stund'.
Dän.: Manden og den hund de have saa mangen ond stund. (Prov. dan., 409.)
1298. Mann und Hund machen die Rund', aber Katzen und Weiben sollen zu Hause bleiben.
Holl.: Mannen en honden, die doen de ronden, maar katten en wijfen moeten t' huis blijven. (Harrebomée, II, 62a.)
1299. Mann und Vorsatz halten Schritt.
1300. Mann und Weib haben (gemein) kein gezweites Gut zu ihrem Leib. – Eisenhart, 120; Eiselein, 446; Estor, III, 437; Hillebrand, 121, 168; Pistor., VIII, 54; Simrock, 6781; Runde, 603; Graf, 153, 64.
Von der Vormundschaft, die dem Manne über seine Ehefrau zusteht, indem er ihre Güter verwaltet und das Recht besitzt, den Nutzen davon zu ziehen, durch welches Verfügungsrecht sich diese Vormundschaft von allen unterscheidet. In Hindostan heisst es: Die beste Genossenschaft ist zwischen Mann und Weib. (Reinsberg I, 94.) Die Russen sagen: Mann und Frau sind eine Seele. Die Czechen: Was dem Mann theuer, ist der Frau heilig. Es soll durch das Sprichwort das enge Band, das zwischen Ehegatten besteht, angezeigt werden. Ferner ist nach demselben die Gewalt über die Kinder beiden Eheleuten gemein; beide gehören miteinander unter eine Gerichtsbarkeit und nach dem Kirchenrecht beide in eine gemeinschaftliche Pfarre. Es bezieht sich jedoch nicht auf Handlungen, die nicht aus dem Ehestande herfliessen, sondern von den Ehegatten als Staatsbürger begangen werden. (Vgl. auch Saphir's Marinirte Sprichwörter in seinen Humoristischen Abenden, Augsburg 1830.)
Mhd.: Man und weip ist ain laip. (Rössler, Stadtrecht von Brünn, III, 401.) – Ir habet wol vernommen daz, daz der man unt sîn wîp süln sîn ein sêle und ein lîp. (Eraclius.) – Hie felschit sich daz alde wort, daz wart missemeilig dort, daz ein man und sîn wîp solden haben einen lîp. (Georg.) – Daz si zwô sele unde ein lîp wâren, dô si was sîn wîp. (Klage.) – Ein lîp, zwô sêle, daz ist, swâ sich zwei gebent ze samen mit rechter ê. (Reinm. Zw.) – Der wirt und ouch sîn wîp zwô sêlen und niur ein lîp. (Altschwert.) – Diu was im nâch sippe ein lîp und zwô sêlen doch, alz ez ist gewonlich noch. (Martina.) – Ein lîp, zwô sêle, ein munt, ein muot. (Reinm. Zw.) (Zingerle, 97.)
Böhm.: Muž nepřede, a bez košile nechodí, a bába ač přede, předce dvou nenosí. (Čelakovsky, 186.)
Frz.: Mari et femme ne font qu'un corps. (Masson, 243.)
Holl.: Man en wijf zijn twee zielen in één lijf. (Harrebomée, II, 62a.)
Lat.: Animae dimidium meae. – Una inquimus amina mea et huius. (Arist.) (Eiselein, 447.)
Schwed.: Qwinnan och mannen äro ett. (Törning, 127.)
1301. Mann und Weib haben kein verschieden (gezweit) Gut. – Graf, 153, 65.
Die deutschen Rechte kennen nur zwei Hauptarten der Ordnung ehelicher Vermögensrechte; entweder werden die Güter geeinigt und verbunden für alle Zukunft, auch über die Dauer der Ehe hinaus (Gütergemeinschaft) oder nur für die Dauer der Ehe (Güterverbindung). Die letztere Form ist die allgemeine, auf die sich wol auch das obige Sprichwort bezieht. Ehegatten haben für die Dauer ihres Lebens kein verschiedenes Gut. Das Sprichwort hat seine Quelle wol im Sachsenspiegel (I, 31, 1): Man unde wyf ne hebbet nein getveiet gut to irme live.
Holl.: Mann unde Wyf hebben geen verscheyden Goet. (Ant. Mathaeus, Paroemia belgica, Nr. 9.)
Schwed.: Man och qwinna hafwa obytt sins emellan. – Wänners gods bör wara odeelt. (Törning, 105.)
[419] 1302. Mann und Weib ist oin Leib, aber itt oin Wämpa. (Illeraichen.) – Birlinger, 526.
1303. Mann und Weib ist oin Leib, aber nitt oin Maga. (Saulgau.) – Birlinger, 526.
1304. Mann und Weib kommen auf halb und halb zusammen. – Graf, 153, 68.
1305. Mann und Weib sei ein Leib, sagte der Bauer; aber ich ha uff der Pust fîr zwê missa zoal'n.
Holl.: Man en vrouw zijn één, zei Jochem; maar in de delftsche schuit betalen zij voor twee. (Harrebomée, II, 62a.)
1306. Mann und Weib sein e Thier; wenn sie sich aber keilen, denkt ma, 's sei 'ner (es sind ihrer) vier.
Holl.: Man en wijf zijn één, maar als ze zamen kijven, stellig twee. (Harrebomée, II, 62b.)
1307. Mann und Weib sind ein Leib. – Estor, I, 346; III, 438; Eisenhart, 113; Eiselein, 447; Hillebrand, 164; Pistor., VI, 95; Reyscher, V, 203; Petri, II, 470; Luther's Tischr., 402b; Sailer, 141; Schulze, 1; Simrock, 6778; Körte, 4068; Graf, 139, 1; Parömiakon, 2407 u. 2954; Braun, I, 2522; Reinsberg I, 93 u. 147.
In Ostfriesland: Mann un Wîf is (sind) en Lîf. (Hauskalender, I; Kern, 238.) »Aber selten«, bemerkt jemand, »ausgenommen sie liegen einander in den Haaren, ein Kopf.« Bei Gottsched (Versuch einer kritischen Dichtkunst) lesen wir: »Ein Mann und Weib sind nur ein Leib, pflegt man zu sagen; doch wird es klar, dass sie ein Paar, wenn sie sich schlagen.«
Mhd.: Alse in got geboten hât, daz bêde man unde wîp sîn als ein lîp. (Kaiserchronik.) (Zingerle, 198.) Nach 1 Mos. 2, 24.
1308. Mann und Weib sind Ein Leib; aber ein Sinn findet sich selten darin.
1309. Mann und Weib sind ein Leib, sagte der Mann, als die Frau schalt, dass er einen Bittern getrunken hatte.
Er meinte, es sei ebenso gut, als wenn sie ihn getrunken hätte.
1310. Mann und Weib sind in gleicher Gewer. – Estor, III, 438; Hillebrand, 122; Graf, 153, 66.
Ihr beiderseitiges Vermögen ist für die Dauer der Ehe vereinigt, im Wesen aber getrennt. Nimmt man das Wort »Gewer« im Sinne von Besitz, so hat das Sprichwort den Sinn: Mann und Weib haben kein gezweites Gut. Fasst man es in der Bedeutung von Haus und Hof auf, so sagt es, dass Mann und Frau das gleiche Domicil, nämlich das des Mannes, haben. (Sachsenspiegel, I, 31, 2 u. 45, 2.)
1311. Mann und Weib soll Kindstheil nehmen. – Graf, 270, 250.
Vom Erbrecht überlebender Ehegatten, welches ihm neben den Kindern eingeräumt war. Meist war ihm ein Kopftheil bestimmt. Nach manchen Schweizerrechten erhält die Witwe wenn ein Kind oder zwei vorhanden sind, je ein Drittel. Meist bleiben sie aber beisammen und theilen gar nicht. (S. ⇒ Frau 625 und ⇒ Mutter.)
1312. Mann und Weib werden mit den Händen zusammengegeben, und mit den Füssen laufen sie wieder auseinander. (S. ⇒ Hand 289.)
Die Chinesen sagen: Mann und Weib sind den Vögeln auf dem Felde ähnlich; des Nachts kommen sie in einerlei Gebüsch zusammen, aber am Morgen trennen sie sich voneinander. (Reinsberg I, 96.)
Dän.: Mand og qvinde gives sammen med hænderne, men med fød derne løbe de fra hinanden igien. (Prov. dan., 439.)
1313. Mann und Wein haben früh und abends andern Schein.
Frz.: On ne doibt juger d'homme ne de vin sans les esprouver soir et matin. (Leroux, II, 273.)
1314. Mann unn Fru is êns. (Rendsburg.)
1315. Mann vnd Weib offt die armuth zwingt vnd sie zu list vnnd lügen dringt. – Lehmann, 492, 20.
1316. Mann vör Mann 'n Vâgel, säd' de Paster, un mi de gebraden Gôs. – Hoefer, 812.
1317. Mann vör Mann 'n Vugel, äwwer de Köster (Küster) man 'n Lokfinken. (Lippe.)
Sagt z.B. der Vorsitzende bei einem Mahle, um auszudrücken, jeder solle ein volles Glas ganz austrinken oder von Bratvögeln, Würsten u.s.w. aus der umgehenden Schüssel ein ganzes Exemplar nehmen und verzehren, wenn auch für den Küster nur ein kleiner Rest übrigbleibe. Wol noch aus der Zeit der Reihentische.
1318. Mann vör Mann 'nen Vogel, seggt jene Mann un leggt sich dei Gans up'n Teller. (Mecklenburg.) – Raabe, 75.
[420] 1319. Mann, Weib und Teufel sind drei gradus comparationis. – Opel, 372.
1320. Männer fehden, Weiber reden. – Wurzbach II, 465.
1321. Männer gleicher Stärke befehden ihre Werke.
Frz.: Par leur orgueil pareilles gens sont defraudez le plus souuent.
Lat.: Pares viri a mutuae salutis exspectatione, alterutra se priuant salute. (Bovill, III, 199.)
1322. Männer hören einander, Weiber sehen einander an, denn sie reden alle.
Auch die Chinesen sind dieser Ansicht. (Reinsberg I, 17.)
1323. Männer können nicht fröhlich sein, fehlen Frauen und Wein.
1324. Männer mit bösen Leibern sind vergiftet von Weibern.
1325. Männer schämen sich der Kinderhosen.
Des Menschen Wille ist wandelbar, noch wandelbarer sein Geist. Wie verschieden sind nicht die Ansichten des Knaben von denen des Jünglings, und diese wiederum von den Ansichten des Mannes, und wer könnte wol dafür bürgen, dass er nach einem Jahre alle Gegenstände noch aus dem nämlichen Gesichtspunkte ansehen werde wie heute? Die künftigen Gedanken des Menschen liegen ebenso sehr ausser seiner Gewalt als seine künftigen Empfindungen. Wie oft haben wir uns nicht unserer frühern Ideen, wie unserer Knabenstreiche zu schämen!
1326. Männer sind Adams Söhne vnd Weiber Eve Töchter. – Lehmann, 504, 13.
»Drumb haben Männer vnd Weiber jhre Gebrechen.«
1327. Männer sollen reden, Weiber schweigen. – Simrock, 6785; Reinsberg I, 14.
1328. Männer sterben, Aemter bleiben.
Die Sorge für eine tüchtige Vorbereitung zum Amte ist daher wichtiger als die fürs Amt selbst. Dies wird sich finden, wenn die Tüchtigkeit dazu da ist, weil der Tod einen Beamten nach dem andern abruft.
1329. Männer und Frauen setzt der Herr in die Welt, worauf sich gleich und gleich gesellt.
1330. Männer und Lerchen singen nur im Freien, Weiber und Nachtigallen im Dunkeln.
1331. Männer verschweigen fremde, Weiber eigene Geheimnisse. – Sailer, 103; Simrock, 3173.
Der Mann ist unglücklich, sagen die Sarden, welcher Frauen ein Geheimniss anvertraut. (Reinsberg I, 15.)
1332. Männer von zünfften regieren mit schlechten vernünfften. – Lehmann, 573, 81.
1333. Männer von Zunft walten mit Unvernunft. – Eiselein, 669; Simrock, 12180; Braun, I, 5499.
1334. Männer werden zu Wölfen, Weiber zu Katzen. – Eiselein, 648.
Volksaberglauben.
1335. Männer wiegen schwerer als Leute.
Frz.: Homme enfant. Homme dage perfaict. Homme saige.
Lat.: Homo. Homo homo. Homo homo homo. (Bovill, 206.)
1336. Mannes langer Mangel daz ist des Herzen angel. – Herrig, Archiv, XXXII, 435.
1337. Mannes list ist behendt, Frawenlist hat kein endt. – Lehmann, 468, 14.
1338. Mannes Mund zehret auss biss auff den Grund. – Petri, II, 464; Henisch, 1770, 46.
1339. Mannes Mutter, Sohnes Wyf, ewiger Kyf. – Petri, II, 464; Henisch, 959, 31.
1340. Mannes Wort ist Mannes Ehre.
Engl.: Man's word, man's honour.
Schwed.: Mans ord och mans ära.
1341. Mann's Grötte, Mann's Mate. (Ostfries.) – Hauskalender, I; Bueren, 836.
1342. Mann's Hand bab'n. – Eichwald, 724; Schambach, II, 293; Kern, 247.
Nach dem Volksglauben wird von dem Brautpaar der Theil in der Ehe die Herrschaft haben, dessen Hand oben ist, wenn sie sich vorm Altar die Hand reichen. Das obige Sprichwort fordert daher, dass des Mannes Hand dabei oben sei, weil er das Regiment haben soll. Des Mannes Wille soll der massgebende sein.
1343. Mann's Moder, Düwels Unnerfoder. (Holst.) – Schütze, I, 279; für Oldenburg: Goldschmidt, 110; hochdeutsch bei Simrock, 7230; Körte, 4371; Frischbier2, 2533.
1344. Mann's Mô'er is Frauen Düwel, Frauen Mô'er is Mannes Satan. (Münster.) – Firmenich, I, 297, 20; Frommann, VI, 426, 52.
[421] 1345. Mann's Môr1 is so gôd as de Düfel över de Flôr (Hausflur). (Ostfries.) – Bueren, 856; Stürenburg, 146b; Kern, 246 fg.; Hauskalender, II.
1) Des Ehemanns Mutter pfuscht der Hausfrau in die Wirthschaft und macht den Mann aufsätzig gegen die Frau; sie will als die ältere Frau das Hausregiment führen, wogegen sich die jüngere als die eigentliche Hausfrau auflehnt, was zu Unfrieden und Zerwürfnissen führt.
1346. Mann's Mutter, Düwels Grossmutter. (Mecklenburg.) – Günther, III.
1347. Medians as a Mân, apsküü wan hea di Hingar skeeban. (Nordfries.) – Johansen, 84.
Gleich ist der Mann, aufschieben hat der Henker geschaffen.
1348. Mein Mann hat das Wechselfieber, sagte die Frau, da war er im Schuldgefängniss.
1349. Mein Mann ist auch etwas im Kartenspiel, spricht die Frau, wenn er des Raths ist (oder: da war er Rathsherr). – Eiselein, 446; Simrock, 6799; Hoefer, 328.
1350. Mein Mann ist jetzt sehr fromm, sagte des Zimmermanns Frau, er ist alle Tage auf dem Kirchendach.
Holl.: Ik heb een' vroom' man, zei Lijsje, de nachtloopster, mijn man timmert aan de kerk. (Harrebomée, II, 61a.)
1351. Mein Mann ist wol ein guter Rechenmeister, aber er kann nicht multipliciren, sagte die Frau, die zehn Jahr verheirathet war und noch kein Kind hatte.
1352. Mein Mann wurde nicht eifersüchtig, wenn mich auch mein Liebhaber mit einem Lich te suchte. – Burckhardt, 317.
Von der Blindheit eines Hahnrei.
1353. Men nimmt kenem gohenden Mann e Päed af. (Bedburg.)
1354. Mennich Mann lude singet, wenn man em de Brût bringet. Wusste he, wat man em bröchte, he vêl lêver wenen möchte. – Diermissen, 203; Hertz, 41.
Inschrift des Brautzimmers im lübecker Rathsweinkeller. Dieser Spruch steht am Kamin einer Zelle im lübecker Rathhause, in welcher die Junker ihr Hochzeitsmahl hielten. (Hertz, 41.)
1355. Mennig Manns Fründ, mennig Manns Geck. – Hauskalender, III.
1356. Mer süht dem Mann op der Rock, evver net drongen. (Bedburg.)
1357. Min Mann hölt söck kein' Hor, he heft e Frû. (Natangen.) – Frischbier2, 1769.
Wurde früher häufig als Erwiderung auf die Anrede »Madam« gebraucht, und stammt wol aus der Zeit der Maitressenwirthschaft.
1358. Min Mann öss e Gefreiter on lätt söck spräke wie e Gemener. (Wehlau.)
1359. Mit dem dreizehnten Mann kommt der Tod an.
Holl.: De tertiende man brengt den dood an. (Harrebomée, II, 54a.)
1360. Mit dem frommen Manne geht Gott und die Armuth zu Tische. – Sailer, 240.
1361. Mit einem guten Manne auskommen ist keine Tugend, sondern mit einem bösen.
1362. Mit einem reichen Manne geht man bis zur Arche Noah's zurück.
Um den Nachweis zu führen, dass man mit ihm verwandt ist.
1363. Mit einem vernünfftigen guten Man können ausskommen ist kein kunst, sondern mit dem, der widerporstig ist. – Lehmann, 153, 185.
1364. Muin Mann hett (heisst): Mak't dornohe; eck heute: Waltefrühe (wohl zufrieden). (Lippe.)
1365. 'N bedreven Mann deit selden 'n goden Kôp. (Ostfries.) – Bueren, 500; Hauskalender, I.
1366. 'N braven Mann helpt, wo'r kann. – Schlingmann, 981.
1367. 'N Mann over Bord is 'n Frêter minner. – Bueren, 943.
1368. 'N rîke Mann, 'n gode Mann. – Kern, 248.
1369. 'N schuldigen Mann geht Grausen an. (Oberösterreich.)
[422] 1370. 'N warm Mann, 'n fast Mann. (Ostfries.) – Bueren, 934; Hauskalender, III.
1371. Nachdem der Mann, brädt man jhm ein Häring. – Gruter, III, 70; Lehmann, II, 430, 2.
1372. Nachdem der Mann ist, danach wird ihm die Wurst gebraten. – Blum, 636; Gaal, 1774; für Köln: Weyden, II, 6; Chaos, 923.
In Schlesien: Noach dem der Moan is, brät ma de Wurst. (Gomolcke, 807.) Während der gleichgültigere Bekannte mit dem, was die Kelle gibt, fürliebnehmen muss, bewirthet man den willkommenen, seltenen, hochgeachteten Besuch mit dessen Lieblingsgerichten.
Holl.: Zoo als de man is, braadt men de worst. (Harrebomée, II, 64a.)
1373. Nachdem der Mann ist, ist auch sein sterck. – Gruter, III, 71; Lehmann, II, 430, 3.
1374. Nachdem der Mann, nachdem er kann.
Holl.: Naardat de man is, is zijne kracht. (Harrebomée, II, 62b.)
1375. 'Ne Mann wie 'ne Mus, fürch sich net für 'ne Frau wie en Hus. (Bedburg.)
1376. Nichts höht des Mannes Schild, denn ⇒ Fahnlehen (s.d.). – Simrock, 2241; Graf, 33, 80.
Des Adelichen Schild, d.i. sein lehnrechtlicher Rang, kann nur durch Belehnung mit der Landeshoheit einschliesslich der höchsten königlichen Gerechtsame, insbesondere des Gerichts- und Heerbannes seitens des Königs (Kaisers) erhoben werden.
1377. Niemand kann einen wegfertigen Mann bekümmern. – Graf, 445, 401.
In der Rechtssprache des Mittelalters wurde ein streitiges Gut (oder ein entsprechender Werth) bekümmert, wenn es vom Richter in Besitz genommen, eingezogen, mit Beschlag belegt wurde. Es geschah das namentlich bei Ausländern oder Flüchtigen. Man hat nun allerdings im Betreff flüchtiger Verbrecher gesagt, dass, wenn man den Mann selbst suche, sein Gut nicht bekümmert (eingezogen) werden dürfe, was der Sinn des obigen Sprichworts ist. Graf bemerkt aber, dass dasselbe, so bestimmt es seine Behauptung ausspreche, unrichtig sei, weil gerade bei Flüchtigen der Kummer (Beschlagnahme oder Einziehung des Gutes) nöthig erscheine und in stetiger Uebung sei. »Nymand mag bekummern eynen wegevertigen Mann«. (Nering, III, 97.)
1378. Niemand kennt den Mann, biss jhm sein Ampt zeigt an. – Petri, II, 495.
1379. Nimbstu ein Mann, so ists vmb dein glück gethan. – Franck, II, 132a; Gruter, I, 92; Henisch, 1664, 16; Petri, III, 10; Simrock, 6802; Körte, 4075; Venedey, 92.
1380. Nimmt der Mann Manneslos, nimmt das Weib Weibeslos. – Graf, 216, 242.
Wenn aus dem Erbe das Heergeräth (s.d.) ausgeschieden wurde, so geschah dies auch mit der ⇒ Gerade (s.d.); griffen die Schwertmagen oder männlichen Verwandten nach jenem, so langten die weiblichen oder Spillmagen nach dieser.
1381. Nur der ist ein weiser Mann, der seine Affecten zwingen kann.
1382. Nympstu einen mann, so heffstu din gelücke all. – Tappius, 230b.
1383. Ob ich gleich bin ein alter Mann, so kombts mir doch zun zeiten an. – Facet., 477.
1384. Oft klagt der Mann über die Frau und die Frau über den Mann, und beide haben recht.
Dän.: Tit klager manden ret over qvinden, og qvinden ikke uret over manden. (Prov. dan., 346.)
1385. Oft wohnt ein kluger Mann in einem schlechten (schlichten) Hause.
1386. Ôl (alter) Mann onn ôl Perd sönd wenig werth, ôl Wîw onn ôl Kau gahne de Werthschaft nau. (Natangen.) – Frischbier, 8; Frischbier2, 45.
1387. Ôler Mann öss bôld geschlage, ôlet Wîw bôld op e Narsch gestott. (Friedland in Preussen.) – Frischbier2, 46.
1388. Per Mann en Vugel un Kasper en Buukfink. (Sauerland.)
1389. Prüf' den Mann, dann trau' dem Mann.
1390. Reche Manns Kenger un ärm Manns Renger sind früh grussjährig. (Bedburg.)
1391. Redliche Männer machen aus ihren Berufsgeschäften Pflichten; Schurken aus ihren Pflichten Geschäfte. – Welt und Zeit, V, 262, 474.
[423] 1392. Reichen Manns Töchter und armen Manns Kälber werden früh zeitig.
Dän.: Riig mands datter, og fattig mands stud, blive ei gamle i gaarde. (Prov. dan., 102.)
1393. Reicher Mann, alter Mann.
Holl.: Als die man rijk wordt, zal hij wel oud zijn. (Harrebomée, II, 52b.)
1394. Reicher Mann lebt alle Tage in Saus.
1395. Reicher Mann, starker (mächtiger) Mann.
Holl.: Die rijke man, die sterke man. (Harrebomée, II, 55a.)
1396. Rîk Man's Krankhaid an arm Man's Pankuken stirmi fiir. – Firmenich, III, 3, 7.
Reichen Mannes Krankheit und armen Mannes Pfannkuchen riechen weit.
1397. Rîke Mann, gôde Mann. – Bueren, 994.
1398. Rothen Mann und bärtiges Weib halte dir drei Schritt vom Leib.
Die Franzosen sagen: Rothen Mann und bärtig Weib, grüsse sie vier Stunden weit, in der Hand vier Steine bereit, sie zu werfen zu rechter Zeit. (Reinsberg I, 124.)
1399. Rothhaarige Männer und bärtige Weiber grüsse von fern, mit drei Steinen in der Hand.
1400. 'S is eis en arme Ma, wenn er niid hed als Wib und Chind. (Luzern.)
1401. 'S ist amol a Mann g'wesen, hat 'n Sack traga; wenn du's nett glaubst, will dir's nochmal saga. (Flohberg.) – Birlinger, 1143.
1402. 'S ist eine scho ne ganze Ma, wenn er mit Freude wybe cha. (Gegend am Thunersee.) – Sutermeister, 122; Schweiz, I, 192, 109.
1403. Säumiger Mann füllt keine Scheunen an. (Westf.) – Boebel, 145.
1404. Scharpffe Männer machen gute Bezahler. – Lehmann, II, 566, 24.
1405. Schmaust der Mann beim Pflug, sitzt das Weib beim Krug. – Parömiakon, 2257.
1406. Schnupfende Männer, pfeifende Weiber und brüllende Kühe sind selten gut. (Nordbrabant.)
In der untern Volksklasse ist das Schnupfen dort nur bei den Frauen üblich.
1407. Schönem Mann steht alles an.
Frz.: Les beaux hommes au gibet, les belles femmes au bordel. (Bovill, II, 147.)
Lat.: Formosi viri patibulo, formosae mulieres prostibulo. (Bovill, II, 147.)
1408. Schweigend Mann, lobend Mann. – Lehmann, II, 568, 61; Simrock, 9361.
Holl.: Een zwijgende man, een geloovende man. (Harrebomée, II, 57a.)
1409. Sein eigen Mann sein ist besser, denn eins andern Knecht. – Petri, II, 518.
1410. Selbst ist der Mann im Hause. – Hollenberg, I, 91.
1411. Selig ist der Mann, der Herrendienst (Herrengunst) entrathen kan. – Froschm., Evb.
Lat.: Alterius non sit, qui suus esse potest.
1412. Sie prügeln nur meinen Mann, sagte die Frau, sonst ist's nichts.
Port.: Não he nada, senão que matão a meu marido. (Bohn I, 285.)
Span.: No es nada, sino que matan a mi marido. (Bohn I, 285.)
1413. Sihe den man bey seim gesellen an. – Franck, I, 78a; Lehmann, II, 569, 84; Henisch, 1557, 1.
1414. Sind die Männer taub und die Weiber stumm, so ist die Welt ohne Zank und frumm.
1415. Sind Mann und Weib von gleichem Sinn, so ist die Ehe ein Gewinn.
Dän.: Samtykke giør egteskabet, ikke leger maulet. (Prov. dan., 140.)
1416. So lang bist du ein frommer Mann, dieweil man dein geniessen kann. – Henisch, 1495, 45.
1417. So lang ein Mann kann Käs' verdauen, kann er der Frauen Liebe trauen (oder: kann er auf Frauenliebe bauen).
Holl.: Zoo lange leeft hier vrouw en man, als hij de kaas verdouwen kan. (Harrebomée, II, 434a.)
1418. So lange ein Mann den Rath sucht, kann sein Sohn nicht Rathmann sein. – Graf, 504, 153.
Niederd.: Dewile en man dhen raet socht, en sal sin sone nen raetman wessen. (Lappenberg, 89.)
1419. So man ein Mann für klug wil schetzen, thut man jn vor in Empter setzen. – Eyering, III, 303.
[424] 1420. So Mann, so Gäst. – Gruter, III, 82; Lehmann, II, 578, 87.
1421. So Mann, so Perd, ennen Schôf, den (der) sine Wôrd nît hält. (Meurs.) – Firmenich, I, 404, 247.
1422. So misshandelt ein voller man, spricht er, der wein sei schuldig dran.
Lat.: Si per uina labes, non uini, sed tua labes. (Loci comm., 59.)
1423. So unschuldig der Mann, man macht ihm dennoch Lügen an.
1424. Starcker Männer spiel ist krancker Männer tod. – Lehmann, 724, 14.
1425. Stirbt der Mann ohne Kind, sein Vater sein Erbe nimmt. – Graf, 194, 76.
Das Gut der Kinder, die keine Nachkommen haben, fällt an die Aeltern. (S. ⇒ Eltern 12, ⇒ Erbgut 4, ⇒ Gut 25, Kind ⇒ 62 u. ⇒ 88 und ⇒ Kindesgut.)
Mhd.: Stirft di man ane kint, sin vater nimt sîn erve. (Sachsenspiegel, I, 17, 1.)
1426. Stotterndem Mann soll man nicht widersprechen.
1427. 'T is ôk 'n Mann, sää' de Dêrn, doa friete se 'n Schnîder. – Schlingmann, 307.
1428. Thränenreiche Männer sind gut. (Altgriech.) – Goethe, Wahlverwandtschaften (Tübingen 1809), I, 296.
»Eine unendliche Geduld soll es geben, aber einen unendlichen Schmerz will der Behagliche nicht anerkennen. Verschmäht doch aber ein edler Grieche, der auch Helden zu schildern weiss, keineswegs, die Seinigen bei schmerzlichem Drange weinen zu lassen; daher sagt er selbst im (obigen) Sprichwort: Thränenreiche Männer sind gut.«
1429. Thut der Man der Frawen guts, so gewint sie jhn lieb. – Lehmann, 143, 51.
Zur Erläuterung fügt Lehmann bei: »Kein Hun helt sich zum Kappen.«
1430. Todter Mann kämpft nicht.
1431. Trunckner Mann behelt nichts Heimliches bey sich. – Lehmann, II, 626, 39.
1432. Trunken Mann, gefangen Mann.
Dän.: Drukken fanger sig selv, binder hænder og fødder paa sig. (Prov. dan., 124.)
1433. Trunkener Mann redet, was der nüchterne gedacht.
Schwed.: Drucken man talar, hwad nyckter tänker. (Wensell, 26; Rhodin, 45.)
1434. Trunkener Mann sieht den Himmel für einen Dudelsack an.
Schwed.: Drucken man ser syn för tu. (Grubb, 158; Wensell, 26.)
1435. Unschuldig Mann kein forcht thut han. – Eyering, III, 363.
1436. Unter eines armen Mannes Rocke verdirbt viel Weisheit.
1437. Unter zehn Männern sind neun Weiber. – Schlechta, 31.
1438. Uppen Mann 'n Vagel, secht de Fôrman un legt de Gôs vör sik hen. (Jever.) – Frommann, III, 39, 40.
1439. Ut ander Manns Läer is gôd Rêmen schnîden. – Hauskalender, I.
1440. Verfesteter Mann ist allerorten verfestet. – Graf, 443, 369.
Dies Sprichwort steht mit einem andern, dass niemand in eines andern Herrn Gericht verhaftet werden könne (s. ⇒ Verfestung), weil die Verhaftung (s. ⇒ Festung 3) nur ein Urtheil sei, das nur den erkennenden und die mit ihm einem gemeinschaftlichen Oberrichter untergeordneten Richter binde, im Widerspruch; denn es spricht die Behauptung aus, dass ein verhafteter Mann überall verhaftet sei. Graf (449) bemerkt, dass es nicht buchstäblich zu verstehen, sondern nur dahin aufzufassen sei, dass blos die Anschuldigung auf einem solchen laste, und daher die Verhaftung im ganzen Reiche bewirkt werden könne.
1441. Verführe nicht anderer Männer Frauen, so wird deine eigene nicht befleckt werden. (Chin.)
1442. Verzagt man kam mit ehrn nie vom plan. – Franck, II, 64b; Gruter, I, 68; Petri, II, 569; Eiselein, 620; Simrock, 6808; Körte, 4077.
Gedicht von Uhland in: Düsseldorf II.
Lat.: Audendum tibi aliquid, si vis esse aliquid. (Sutor, 1002.)
1443. Verzagt Mann gewinnt kein Stadt. – Gruter, III, 87; Lehmann, II, 797, 38.
[425] 1444. Verzagter man bult vmb kein schön weib. – Franck, II, 44a u. 144b.
1445. Verzagter man sigt nie auff dem plan. – Franck, II, 144b.
1446. Vmb eines Mannes glück dobelen wol zehen vnd gereth doch keinem. – Henisch, 1664, 31; Petri, II, 555.
1447. Vnbillig wird begert von eim mann, das er mit nicht verbringen kan.
Lat.: Vltra posse uiri, non uult Deus ulla requiri. (Loci comm., 192.)
1448. Voll Mann, toll Mann. – Petri, II, 578.
1449. Vollem vnd zornigem Mann soll ein Hewwagen aussweichen. – Gruter, III, 68; Eiselein, 622; Lehmann, II, 804, 138; Simrock, 11034.
Schwed.: Drunken man och wredan skal ett hövagn wijka. (Grubb, 157.)
1450. Voller Mann, fauler Mann. – Sailer, 70; Simrock, 11030; Körte, 4094; Braun, I, 2534.
1451. Voller Mann hat kein Vernunfft. – Lehmann, II, 805, 140.
1452. Voller Mann ist einem vnsinnigen gleich. – Lehmann, II, 805, 142.
1453. Voller Mann offenbaret alle Ding. – Lehmann, 805, 143.
1454. Voller Mann, vnlustig Mann. – Petri, II, 577.
1455. Von einem armen Manne soll man nichts ausleihen, einer miessen (hässlichen) Maid soll man keinen Kuss geben. – Blass, 19.
1456. Von einem frommen Mann kombt ein fromme Fraw. – Gruter, III, 93; Lehmann, II, 805, 144.
1457. Von keinem Mann fordert man mehr als er kann.
Ueber seine Kräfte ist niemand verpflichtet.
Frz.: On n'est point obligé à faire plus qu'on ne peut.
1458. Vor einem bartlosen Mann und einer bärtigen Frau hüte dich, wie vor der Pest im Gau.
1459. Vor einem jungen Mann, der betet, und einem alten, der fastet, bewahre uns Gott.
1460. Vor einem schweigenden Mann hüte sich, wer kann.
1461. Wa der man selbs nit kompt, da wirt jm sein haupt nit wol gelaugt (gezwagt). – Tappius, 172b.
1462. Wakên sik twischen Mann un Frû stellen deit, wenn se sik vertöörnt hebt, de is ebenso dumm as ên, de sik twischen twê Regenschirms stellt, wenn dat regen deit. – Piening, 115.
1463. Während ich auf einen Mann warte, der Ritter sei, sinken die Brüste bis auf die Schürze dabei.
So klagt die alte Jungfer Spaniens, die früher zu wählerisch war.
1464. Wandert ein frommer Mann in Italiam, so kommt hernieder zu uns ein Nequam.
Lat.: Venit in Italiam spectabilis indole rara Germanus, rediit de puero mulier. (Eiselein, 492.)
1465. Wann de Mann 'et Glück saüket, dann hält et swar; men wann 'et Glück den Mann saüket, dann get et snar (rasch). (Iserlohn.) – Firmenich, III, 186, 40.
1466. Wann de rîik Mann krank is, dat wütet alle Lüe; wann de arme Mann Pankauken bäcket, dat rüket alle Lüe. (Westf.)
1467. Wann der mann sechs fliegen an der frawen find, die jhm missfallen, so findet die frawe zwintzig an jhm, die jr missfallen; darum so muss arm pacientz haben. – Pauli, Schimpff, XXXVIa.
1468. Wann durch Einen Mann nichts geschehen kann, dann ist Ein Mann kein Mann.
Lat.: Solus quando datur, tunc nullus homo reputatur. (Sutor, 560.)
1469. Wann ein schlechter (gemeiner, schlichter) man eines grossen Herrn Freund ist, so ist er entweder sein Narr oder sein Esel1. –[426] Gruter, III, 95; Lehmann, II, 861, 25; Blum, 421; Winckler, XIX, 56.
1) Bei Gruter steht dafür: Gesell, was aber wol Druckfehler ist. – Der Vornehme hat ihn zum besten, oder benutzt ihn blos als Mittel zu seinen Zwecken.
1470. Wann 'n ârmer Mann uf'n Gaul kommt, dann rannt e Leit em. (Nassau.) – Kehrein, VI, 29.
1471. War der mann selust nicht kompt, dar wert eme dat hoefft nicht wol (reyn) gewaschen. – Tappius, 170b.
1472. Wäre dem Mann keine Gehülfin gegeben, er würde schlecht auf Erden leben. – Eiselein, 447.
1473. Warmer Mann, starcker Mann; gesundter Mann, reicher Mann. – Lehmann, 302, 9.
1474. Was da sei der Mann, zeigt sein Amt an.
1475. Was der brave Mann abbeisst, das schluckt er auch hinunter. (Lit.)
1476. Was der man kan, zeigt sein ampt an. – Franck, I, 77b; Tappius, 136a; Eyering, III, 412; Gruter, I, 45; Petri, II, 588; Lehmann, 11, 1; Schottel, 1128b; Latendorf II, 28; Simrock, 9812; Körte, 4088; Graf, 33, 66.
Im Mittelalter wurde der Mann durch seinen Geburtsstand zu dem betreffenden Amte berufen und war also auch ohne besondere Vorbildung dazu befähigt. Man schloss nicht: dieser Mann wäre wegen seines Verstandes zu dem oder jenem Amte geeignet, sondern weil er dies Amt hat, besitzt er den zu demselben erforderlichen Verstand. (S. ⇒ Gott 1818.)
Frz.: L'office dénote quel soit l'homme, et le pommier quelle est la pomme. – L'office et la somme monstreront quel soit l'homme. (Leroux, I, 170.)
Holl.: Wat de man kan, wijst het ambt an. (Harrebomée, II, 63b.)
Lat.: Magistratus virum iudicat. (Binder I, 915; II, 1736; Tappius, 135b; Philippi, I, 234; Weber, II, 58.) – Sermo hominis iudex. (Sutor, 729.)
1477. Was der man kan, zeygt der wein (die red) an. – Franck, I, 89b; II, 13a; Gruter, I, 75; Petri, II, 588; Egenolff, 347b; Lehmann, II, 832, 106; Latendorf, II, 28; Blum, 577; Gaal, 1691; Eiselein, 446; Simrock, 11439; Körte, 4088; Sailer, 182; Braun, I, 2535.
Schwed.: Aff ljudet kännes malmen; aff orden (talet) pröfwas mannen. (Grubb, 8; Wensell, 5; Rhodin, 1.)
1478. Was der Mann auf sich trägt, davon gibt er nichts ab. – Graf, 510, 181.
Von einer Last, die jemand auf seinem Rücken trug, hatte er keinen Zoll zu entrichten. (S. ⇒ Edelmann 14, ⇒ Federspiel 2, ⇒ Fuss 107-109, ⇒ Pfaff, ⇒ Scheffel und ⇒ Studentengut.)
1479. Was der Mann gelobt, ist er schuldig mit Recht. – Graf, 141, 33.
Mhd.: Waz der man gelobet, daz is er sculdig mit rehte. (Kl. Kaiserrecht, II, 86.)
1480. Was der Mann in rechter Gewer nicht hat, dafür soll er antworten. – Graf, 94, 161.
Wem der rechtliche Besitz eines Gutes angefochten wird, der muss sich gegen dem Kläger, der ein besseres Recht nachweist, vor dem Richter verantworten.
Mhd.: Swaz der man in rechter gewer nit en hat, da sal er umbe antwurten. (Schwabenspiegel, 248.)
1481. Was der Mann kann, das zeigt das Werck an. – Lehmann, 749, 1; Gaal, 1717.
Kleine Menschen, kleine Massregeln, halbe Menschen, halbe Massregeln.
It.: All' opera si conesce il maestro. (Gaal, 1717.)
1482. Was der Mann kann, zeigt die Kleidung an.
1483. Was der Mann liebt, das hasst die Frau.
Frz.: Ce que le baron ayme femme a en hayne. (Leroux, I, 144.)
1484. Was der Mann nicht mit Mannschaft empfängt, ist mit Recht kein Lehn. – Graf, 556, 6.
Mannschaft, Gerichtspflicht, Treue und Dienst gehörten wesentlich zum Lehn. »Bei der Lehnshuldigung kommt der (Lehns-)Mann mit gefalteten Händen dem Herrn so nahe, dass er ihn berühren kann, kniet dann nieder, schwört Mannstreue und bietet dreimal seine Mannschaft an. Dabei ist der Kuss als Zeichen gegenseitiger Treue unerlasslich. Ungeküsst heisst: ohne Mannschaft; und Mannschaft ist die Treue zwischen Lehnsmann und Lehnsherrn, sodass jener diesem und dieser jenem im Felde wie im Gericht folgen muss.«
Mhd.: Swaz so der man mit manschaft nicht antfet, daz n' ist mit rechte ne hein len. (Köhler, Görlitzer Lehnrecht, 23.)
1485. Was der Mann selbst auf sein Gut sagt, kann der Kaiser nicht wenden. – Graf, 445, 416.
Was der Angeklagte selbst gesteht, muss der Richter als Thatsache betrachten, so lange nicht ein Irrthum [427] nachgewiesen ist. (S. ⇒ Irren 21, wo es aber heissen soll: Wer irret, der bekennet nicht.)
Mhd.: Was der man auf sein gut selber besaget, das enmag der kayser nicht wider wenden. (Senkenberg, II, 119.)
1486. Was der Mann überwintert, das mag er auch übersommern. – Graf, 69, 46.
Im Interesse einer für die ganze Genossenschaft gleichmässig vortheilhaften Weidebenutzung galt die allgemeine Bestimmung, dass jedes Mitglied derselben so viel Vieh auf die gemeine Weide sollte treiben dürfen, als mit dem Umfange seiner Wirthschaft im Einklange stand. Das obige Sprichwort bestimmt dies nun näher, indem es sagt, dass jeder so viel Vieh im Sommer auf die Weide bringen dürfe, als er im Winter in seinen Ställen unterzubringen vermöge. (S. ⇒ Benachten und ⇒ Erziehen 3.)
Mhd.: Waz der man gewintern mag uff dem sinen, das sal er ouch ane geverde sumren. (Grimm, I, 166.)
1487. Was der Mann verehrt, ist auch der Frauen werth.
Böhm.: Co muži vzácno (draho), to bud' ženĕ svato. (Čelakovsky, 391.)
1488. Was der Mann vermag, legt sein Amt an den Tag.
1489. Was der Mann vorm Kuss verspricht, verzieht viel eh' als Gliedergicht.
Die Russen: Was der Mann dem Weibe vor der Umarmung sagt, das soll sie sich nach derselben wiederholen lassen. (Altmann VI, 460.)
1490. Was der Mann werth, weiss man erst, wenn man ihn entbehrt.
Dän.: Man veed ei hvortil folk duer førend de ere borte. (Prov. dan., 172.)
1491. Was der reiche Mann thut, das gilt für gut.
Lat.: Dummodo sit dives barbarus ille placet. (Ovid.) (Eiselein, 525.)
1492. Was ein jeder für ein Mann, Creutz und Noth muss zeigen an. – Chaos, 1041.
1493. Was ein Mann nicht will, soll er auch einem andern erlassen. – Graf, 288.
1494. Was ein Mann schuldig ist, braucht er nicht zu versteuern. (S. ⇒ Gilt, ⇒ Nachtrag.) – Graf, 511, 194.
Ursprünglich kam nur das wirkliche Vermögen bei der Besteuerung in Betracht. »Waz ein man schuldig ist, daz sal he nicht verschozzen.« (Schott, 170, 4.)
1495. Was ein Mann umsonst hat, soll er umsonst geben. – Graf, 419, 158.
Nach mittelalterlicher Rechtsanschauung sollte, wie das Recht dem hilft, der sich selber nicht helfen kann, der gewandte Fürsprecher den Unkundigen freiwillig und unentgeltlich vertreten. »Die Zunge der Beredten«, sagt das Kaiserrecht, »soll mit den Stammlern getheilt werden.« (Endemann, I, 12, 15.) Allein der Rechtsanwalt hat sein Wissen nicht umsonst; es kostet ihm vielmehr viel Arbeit, Geld und Zeit.
Mhd.: Waz ein man ummesust hat, daz sal er ouch ummesust geben. (Daniels, Weichbildglosse, 237, 19.)
1496. Was für ein Mann ist es, schau! der weniger ist als eine Frau? (Pers.)
1497. Was haben soll ein armer Mann, darumb muss man zu rathe gan. – Henisch, 759, 13.
1498. Was ich gegen den Mann spreche, das spreche ich auch gegen die Frau. – Graf, 142, 149.
Bezieht sich auf ein aus geistlicher Sitte entspringendes Ehehinderniss. Wenn der Mann ein Kind aus der Taufe hob, so galt für seine Frau, was für ihn galt, und umgekehrt. (S. ⇒ Gevatter 9 und ⇒ Gevatterschaft 2.)
1499. Was ist ein Mann, der sein Wort nicht hält.
Bei Tunnicius (924): Wat is ein man, de syn wôrt nicht enholt? (Se varium praestans nullo laudatur honore.)
1500. Was ist ein Mann, er spräche denn wie ein Mann. – Lehmann, II, 835, 149.
Holl.: Wat sal een man, hi en sprict als een man. (Tunn., 2, 17.)
Lat.: Hunc virum reputa qui profert grandia verba. (Fallersleben, 744.)
1501. Was nützt des Mannes That, hält die Hausfrau nicht zu Rath.
1502. Was sagstu nur, du trunckner man? ligst wie ein klotz da vnbesunnen, es sein dir alle sinn entrunnen.
Lat.: Ebris, quid faris? uinis, uel morte grauaris? – Quid facias nescis, truncus sine mente quiescis. (Loci comm., 55.)
1503. Was sol der waise Mann, der jhm selbst nicht rathen kann. – Petri, II, 608.
1504. Was soll ein Mann, der nicht (mit) saufen und raufen kann. – Fischart, Gesch.
[428] 1505. Was weiss der gemeine Mann von Gurkensalat, er würd' ihn mit der Mistgabel essen. – Frost, 42.
1506. Wat de Mann op de Schiufkar noch Hius brenget, kann de Frau in der Schötte heriut drögen. (Sauerland.)
1507. Wat schat äm ruiken Mann ein Auge, dei den ganzen Duik vull Fiske hät. (Sauerland.)
1508. Weh, jmmer Weh eim solchen Mann, der seim Weib thut die Herrschaft lan; drumb wiltu wol fahren biss ins End, so gib keim Weib das Regiment. – Lehmann, II, 867, 102; Gruter, III, 101.
Böhm.: Bĕda muži tomu, kde žena nad stav jeho v domu. (Čelakovský, 387.)
1509. Wehe dem armen Mann sein Leben lang, dessen Frau ist von höherm Rang.
1510. Weil die Männer ziehn nach Compostell, ihre Weiber sich legen auf Pumpernell. – Fischart, Gesch.
1511. Weise Männer zanken sich nicht.
1512. Weise mir den Mann, ich weise dir das Recht. – Petri, II, 618; Graf, 31, 37.
Aus der Zeit, in welcher es für die verschiedenen Stände verschiedene Rechte gab, und der Adel nach andern Gesetzen als Bürger und Bauer gerichtet wurde.
Holl.: Wijs mij den man, ik wijs u het regt. (Harrebomée, II, 214.)
1513. Weisen Mannes Muth ist besser als eines Thoren grosses Gut.
1514. Weiser Mann, starker Mann. – Simrock, 11506; Körte, 4039; Braun, I, 2533.
1515. Weiser Mann, weise Rede.
Frz.: De sage home sage demande. (Leroux, I, 166.)
1516. Welch fremder Mann sich frei sagt, den soll man für frei halten. – Graf, 41, 116.
Die Freiheit wurde als Regel angenommen, und jeder galt so lange für frei, bis rechtsgültig nachgewiesen war, dass er in einem Hörigkeitsverhältniss stand, d.h. eigen war.
Mhd.: Svelk inkomen man sik fri seget, den sal man vor fri halden. (Homeyer, III, 32.)
1517. Welch Man ein Henn hat, die nicht Eyer legt, vnd ein Saw, die nicht jungen tregt, vnd ein Kuh, die nicht Milch gibt, vnd ein Tochter, die all Nacht aussligt, vnd ein Sohn, der allzeit gern spilt, vnd ein fraw, die jhm heimlich abstilt, vnd ein Magd, die da geht mit einem Kind: fürwahr, der hat ein vnnütz Hausgesind. – Petri.
1518. Welch Mann ist des Gutes Knecht, der hat immer Schalkes Recht. – Graf, 52.
Er gehört wol zu den Unfreien, ist aber dennoch nicht eigen, weil der Dienst auf dem Gute haftet. Sein Schutzherr muss ihm die Freiheit bewahren; denn er soll um jeden der Seinen ein Pferd zu Tode reiten und darüber noch eines, bis ihm der Bügel unter den Füssen schlitzt. (Grimm, Weisth., 313 u. 318.)
Mhd.: Swelicher man ist des guotes knecht, der hât iemer schalkes recht. (Grimm, Rechtsalt., 302.)
1519. Welcher Man zwey Meuler Kusst, dem stinckt eins. (S. ⇒ Frau 580.) – Lehmann, 105, 21.
1520. Welcher Mann dreissig Tugenden hat und er begeht eine Missethat – der Tugenden wird vergessen, die Missethat scharf gemes sen. – Eiselein, 448.
1521. Welcher will sein ein alter man, der sol im essen massen han. – Loci comm., 1.
1522. Wenn de arme Mann up Martendag slachtet, sau is et Wînachten alle. (S. ⇒ Martin.) – Schambach, II, 383.
1523. Wenn de Mann es wie e Mûs on de Frû es wie e, Hûs, so heft he de Hände bawe on kann dem Wiew dat Fell utgarve. (Mockerau bei Graudenz.)
Der Mann ist stets Herr im Hause. – Utgarven = ausgerben.
1524. Wenn de Mann öss wie e Lûs on de Frû wie e Hûs, mot se doch gehorche. (Samland.)
1525. Wenn der gemein Mann den Rhat will lehren, dann ists Zeit zu straffen vnnd zu wehren. – Lehmann, 758, 11; Eiselein, 225.
[429] 1526. Wenn der junge Mann wüsste und der alte könnte, so würde viel mehr in der Welt geschehen.
It.: Se il giovane sapesse e il vecchio potesse, non è cosa che non si facesse. (Bohn I, 125.)
1527. Wenn der Man verwundt ist, soll man nicht die Fraw pflastern. – Lehmann, 181, 18.
Lat.: Nullus plectetur, nisi qui peccatus habetur.
1528. Wenn der Mann das Glück sucht vnd der Handel treibt jhn, so stehets nit wol vmb die Narung. – Petri, II, 636.
1529. Wenn der Mann das Weib zu einer thür aussjagt, so soll sie zur andern wieder eingehen. – Petri, II, 636; Henisch, 850, 35.
1530. Wenn der Mann des Nachts und das Weib bei Tag das Regiment führt, so stimmen Pfeifen und Geigen zusammen. (S. ⇒ Geige 24.) – Eiselein, 524.
Die Franzosen nennen ein Mädchen scherzhaft: Un compagnon (garçon) fendu oder pisseuse; und die Deutschen beschreiben einen Knaben als ein Kind, woran der Hafner das Pfeifel nit vergessen hat. (Reinsberg VI, 12.)
1531. Wenn der Mann die Frau einmal schlägt, so schlägt er sie mehr; und wenn der Mönch die Nonne küsst, so thut er noch mehr. – Klosterspiegel, 11, 13.
1532. Wenn der Mann einleffelt vnnd die Frau aussscheffelt, da nimmt die Narung nicht zu. – Mathesy, 262b.
1533. Wenn der Mann einlöffelt vnd die Frau ausscheffelt, so geht die Wirthschaft zu Grunde. – Petri, II, 636; Simrock, 2618; Masson, 86.
1534. Wenn der Mann einträgt wie die Bienen und die Frau ausgibt wie eine Sanduhr, werden sie reich.
1535. Wenn der Mann gern Kuchen isst, braucht die Frau nicht stets zu braten.
Holl.: Daar de man te veel van koeken houdt, behoeft de vrouw niet altijd de pan bij den steel te houden. (Harrebomée, II, 53a.)
1536. Wenn der Mann lebt vom Weib allein, muss er auch ihr Spielmann sein.
1537. Wenn der Mann liebt, was die Frau hasst, so hasst die Frau alles, was dem Mann gefällt.
Dän.: Naar manden elsker det som konen hader, saa hader alt det manden elsker. (Prov. dan., 410.)
1538. Wenn der Mann nicht rührt die Knochen, so kann die Frau nicht kochen.
Darum heisst es in Hindostan: Wenn der Mann etwas bringt, so kann die Frau essen; wenn er nichts herbeischafft, so muss sie es lassen. Die Czechin sagt daher: Willst du mit mir leben, so bringe (Brot) mit dir. Wer nichts hat und erwirbt, soll nicht heirathen. Selbst afrikanische Neger sagen: Einer hat nicht Kleider und verlangt nach einer Frau. Und surinamische: Ich habe nichts, mir einen Schurz zu kaufen; wo soll ich's hernehmen, eine Schürze zu kaufen. (Reinsberg I, 97.)
1539. Wenn der Mann nicht selbst kommet, so kann man jhm die händ nicht binten. – Lehmann, 246, 10.
1540. Wenn der Mann nicht selbst kommet, so wird jhme der kopff nit gezwagen. – Lehmann, 246, 10.
1541. Wenn der Mann nicht zu Mittag und die Frau nicht zu Abend zu essen hat, da soll keine Heirath finden statt.
1542. Wenn der Mann schmaust beim Pfluge, so sitzt das Weib beim Kruge.
1543. Wenn der Mann seine Frau im Leben nicht gehörig geprügelt hat, kann sie im Grabe nicht verfaulen. (Schles.)
1544. Wenn der Mann selber nicht kompt, so wird jhm das Hemd nicht wol gewaschen. – Henisch, 1595, 3.
1545. Wenn der Mann spricht, muss das Weib schweigen.
Frz.: Ce n'est pas à la poule à chanter devant le coq.
1546. Wenn der Mann stirbt, so felt seine Nahrung vnd stirbt sein halb gut. – Petri, II, 636.
[430] 1547. Wenn der Mann stirbt, so stirbt auch seine Klage. – Graf, 301, 136.
Da die Strafe für erlittenes Unrecht sich an die Person dessen knüpft, der es zugefügt hat, so kann der Beleidigte mit seiner Klage nicht mehr gehört werden, wenn er so lange gewartet, bis der Beleidiger gestorben ist. Aber auch die Erben des beleidigten Theils können nicht mehr klagbar auftreten, wenn ihr Erblasser keine Klage anhängig gemacht hat. Nach diesen beiden Seiten findet das obige Sprichwort seine Anwendung.
Mhd.: Wan der man stirbet, stirbet ouch syne clage. (Daniels, Weichbildsglosse, 91, 86.)
1548. Wenn der Mann taub und die Frau ist blind, so gibt's eine Ehe ohne bösen Wind.
Holl.: Dan de man de vrouw bemint, als hij doof is, en zij blind. (Harrebomée, II, 53a.)
1549. Wenn der Mann todt ist, wächst Gras auf seinem Grabe.
Wer kümmert sich um den, der gestorben ist.
1550. Wenn der Mann todt, vergisst man, was er gethan.
Holl.: De man dood, zijne dienst vergeten. (Harrebomée, II, 54a.)
1551. Wenn der Mann trinkt, dürstet auch die Frau.
Dän.: Tit drikker saaledes manden, at konen findes öllsyg. (Prov. dan., 122.)
1552. Wenn der Mann trinkt mit der Frau, so ist kein Leid; trinkt die Frau dem Manne zu, dann ist Freud'.
Engl.: When the husband drinks to the wife, all would be well; when the wife drinks to the husband, all is well. (Bohn II, 47.)
1553. Wenn der Mann verschwendet, brennt der Hof halb, wenn die Frau verschwendet, brennt er ganz ab. (Russ.)
1554. Wenn der Mann verwundet ist, muss man nicht der Frau Pflaster auflegen.
1555. Wenn der Mann voll, ist das Weib toll. – Parömiakon, 2255.
1556. Wenn der Mann vorm Spiegel steht und die Frau ist's Hausdecret, so geht die Wirthschaft verdreht.
Frz.: A l'homme le miroir ne sied, s'il n'a le visage offensé. (Leroux, I, 165.)
1557. Wenn der Mann wild, so sei die Frau mild.
1558. Wenn der Mann will vorwärts kommen, muss er die Frau um Erlaubniss bitten.
Ohne die Frau kommt kein Hauswesen vorwärts.
1559. Wenn der Mann zu Hause ist, lehrt die Frau wol das Netz plötzen.
1560. Wenn der Mann zürnt, so ist Schweigen die beste Antwort des Weibes. – Sailer, 261.
Abraham a Sancta-Clara sagt: »Unser Herr will, dass ein Weib bei demjenigen verbleibe, was ihr von Recht zugehört und sich in des Mannes Arbeit nicht einmische. Das Himmelreich ist gleich einem Pflug, den ein Weib führt auf einem Acker: das sind die Worte des Herrn nicht. Der Himmel ist gleich einem Harnisch, den ein Weib anthat und ins Feld zog: das sind die Worte unsers Herrn nicht. Das Himmelreich ist gleich einer Holzhacke, mit der ein Weib die Eichbäume im Walde umhackt: das sind die Worte des Herrn nicht: sondern das Himmelreich ist gleich einem Sauerteige, den ein Weib unter das Mehl mischt und zu Hause ein gutes Brot bäckt.« (Judas der Erzschelm, I.)
1561. Wenn der Mann zürnt vnnd poldert, so ist schweigen einer vernünfftigen Frawen best antwort. – Lehmann, 874, 75.
1562. Wenn der reiche Mann auffgestanden, so hat der arme bereit sein gut verzehrt. – Henisch, 283, 13; Petri, II, 637.
1563. Wenn der reiche Mann ausgespielt ist, so bleibt noch ein armer Mann übrig.
Holl.: Als een rijk man uit gedobbeld is, zoo heeft hij nog eens armen mans goed. (Harrebomée, II, 52b.)
1564. Wenn die Männer auf der Romfahrt sind, so geben die Mönche den Weibern daheim zweihundertundsiebzigtägigen Ablass. – Klosterspiegel, 75, 22.
1565. Wenn die Männer die Weiber schlagen, so bedeutet's trübe Suppen.
1566. Wenn die Männer disputiren, sollen die Weiber die Butter rühren. – Parömiakon, 1112.
[431] 1567. Wenn die Männer sich mit Weibern schleppen, so werden sie wie Tücher auf den Treppen.
Goethe hat zum Schluss: »so werden sie so gleichsam abgesponnen wie ein Wocken.« (v. Loeper, 315.)
1568. Wenn ein alter Mann ein junges Mädchen heirathet, so kommt der gute (frische) Morgen zur Mitternacht. – Einfälle, 540.
1569. Wenn ein alter Mann ein junges Weib heirathet, so ist es ebenso, als wenn ein Aff' auf den Ofen kriecht. (Samland.) – Frischbier2, 2527.
1570. Wenn ein alter Mann freit ein junges Weib, legt der Teufel ein Ei in die Eh' als Zeitver treib.
1571. Wenn ein alter Mann verliebt ist, so ist's was Grosses und ebenso, als ob ein alter Baum (Zweig) frische Frucht treibe. (Pers.)
1572. Wenn ein armer Mann stirbt, so ist er todt.
Dän.: Der gaaer mindre sagn af fattig mands død en riig mands tand-vee eller hoveo verk. (Prov. dan., 486.)
1573. Wenn ein armer Mann zu Recht gefordert wird, so stehen alle Wandel nach Gnaden. – Graf, 322, 266.
Es würde mit dem Armen sehr schlimm gestanden haben, hätte man ihm Bussen wie dem Reichen auferlegt; er hätte dann meist mit Leib und Leben büssen müssen. Das obige Sprichwort sagt aber, dass man auf die Vermögensverhältnisse bei Festsetzung der Busse billig Rücksicht nehme, und Bussen wandelte, d.i. so ermässigte, dass es wol jedem möglich war, sich durch Zahlung einer Geldbusse vor grösserm Ungemach zu bewahren.
Mhd.: Wan di armen zu recht geuordert werden, so stent alle wandel nach genaden. (Grimm, III, 899.)
1574. Wenn ein gemeiner Mann weiss, wie viel er Finger an einer Hand hat, so ist er witzig genug. – Lehmann, 588, 17.
Empfiehlt sich als Motto für ein Schulregulativ.
1575. Wenn ein grosser Mann in Unglück kommt, so freuen sich die Schufte.
1576. Wenn ein kleiner Mann will obenaus, so verliert er den Boden im eigenen Haus.
Holl.: Clein man coen is niet dan voetghetrap.
Lat.: Parvus et elatus vir semper erit pede stratus. (Fallersleben, 146.)
1577. Wenn ein man das weib einmal schlecht, so schlecht ers mehr. – Agricola I, 416; Gruter, I, 73; Egenolff, 199a; Henisch, 846, 9; Petri, II, 636; Körte, 4070; Simrock, 6784; Braun, I, 2524.
1578. Wenn ein Mann kein Schlafmütz ist, so ist es gut zu aller Frist.
Dän.: Brade mænd ere de beste. (Prov. dan., 88.)
1579. Wenn ein Mann reich wird, so wird er hündisch.
Bei Tunnicius (154): Als ein man rijket, so hundet he. (Crescit avaricies quantum res gliscit opima.)
Holl.: Als een man rijct, so hond hi. (Prov. comm., 100.)
Wie Hoffmann von Fallersleben in seiner Ausgabe des Tunnicius bemerkt, ist die Fassung dieses Sprichworts bei Harrebomée, II, 52b: »Als de man rijk wordt zal hij wel oud zijn«, eine misverständliche, wie er 121, 154 nachweist.
Lat.: Dum quis ditatur, cupidos vultres imitatur. – Homo sordidus, avarus caninus.
1580. Wenn ein Mann sein Weib schlägt, so lacht der Teufel.
1581. Wenn ein mann seine ehefrawen schent, so ist er vorgeschendt. – Pauli, Schimpff, XXXVIb.
1582. Wenn einem Manne seine Frau stirbt, thut es ihm so lange wehe als einem andern, wenn er die Ellenbogen stösst.
1583. Wenn es zwischen Mann und Frau friert, so dauert der Frost nicht lange.
Frz.: Il gèle souvent entre homme et femme. (Leroux, I, 167.)
1584. Wenn ich keinen Mann kriege, lass ich mir einen backen, sagte die Magd.
Holl.: Krijg ik geen' kerel, ik laat er mij een' bakken, zei de meid. (Harrebomée, I, 392b.)
1585. Wenn man den Mann hat, so hat man die Daschen auch. – Luther's Tischr., 441b; Henisch, 1500, 52; Petri, I, 99.
1586. Wenn man den Mann nicht schelten kann, so schelte man den Hut.
1587. Wenn man den Mann will lernen kennen, muss man zu Aemtern ihn ernennen.
It.: Se vuoi conoscere un uomo ponilo in dignità. (Cahier, 3140.)
[432] 1588. Wenn man Einen Mann hört, so hört mans nur halb. – Petri, II, 666.
1589. Wenn Man vnd Weib einander schlagen; so ist der gewin, dass ander Leut zu lachen haben. – Lehmann, 152, 177.
Dän.: Naar mand og qvinde slaaes, have de det gavn deraf, at naboerne lee af dem. (Prov. dan., 510.)
Holl.: Als man en vrouw het malkander brengen, dan lagchen de engeltjes in den hemel. (Harrebomée, II, 52b.)
1590. Wenn mancher Mann wüsste, wer mancher Mann wäre, thät mancher Mann manchem Mann manchmal mehr Ehre. – Simrock, 1818; Körte, 4053; Wurzbach II, 256; Klix, 40; Braun, I, 2514.
Diese Worte soll Karl XII. von Schweden, als er bei seiner Anwesenheit in Schlesien unerkannt bei einem Gastwirthe in Schweidnitz einkehrte, an die Thür seines Zimmers geschrieben haben, um dem Gastwirth, der ihn sehr unhöflich behandelte, eine Lehre zu geben. Als der Wirth später erfuhr, wer sein Gast gewesen, bedauerte er seine Haltung und schrieb die Worte über die Thür seines Gasthauses, um andere vor ähnlichen Misgriffen zu warnen.
Holl.: Zoo menig man wist, wat menig man is, menig man deet menig man groote eere. (Harrebomée, II, 64a.)
1591. Wenn Mann und Weib beisammen sind, gewinnen sie gar leicht ein Kind. – Eiselein, 632.
1592. Wenn Mann und Weib sich streiten, so bleibe du im Weiten.
Die Lombarden empfehlen: Zwischen Mann und Frau mischt euch nicht ein, lasst sie es unter sich selbst ausmachen. Denn sagen die Sarden: Händel zwischen Mann und Frau dauern vom Bett bis zum Stuhl. Und die englischen Neger Surinams fragen: Wer soll den Streit zwischen Kamm und Haar schlichten? (Reinsberg I, 136.)
1593. Wenn Mann vnd Weib gleich ziehen, so gehet die Nahrung fort, vnd wird alles träglicher im Hauss. – Henisch, 1647, 5; Petri, II, 669.
1594. Wenn Mann vnd Weib viel küssen, schertzen vnd spielen, so wird endlich ein Niderländischer Krieg drauss. – Lehmann, 104, 19.
1595. Wenn Männer reden, sollen Weiber schweigen.
Schwed.: Mannen bör tala och hustrum tijga. (Grubb, 519.)
1596. Wenn Männer zusammenkommen, so hören sie aufeinander; kommen Weiber zusammen, so sehen sie aufeinander.
1597. Wenn sich Mann und Weib auch zanken im Haus, so jagen sie doch miteinander ein fremd Schwein aus ihrem Garten hinaus. – Eiselein, 447.
1598. Wenn zum armen Mann kommt die böse Frau, so heisst's für immer ach und au.
1599. Wenn zwei Männer sich küssen, so sieht das aus, als wenn sich zwei Bullen im A. lecken. – Frischbier2, 2528.
1600. Wenn's nur ein Mann ist, sagte die Frau, hat er auch nur Ein Auge.
Span.: Séase velado y se ase un palo. (Bohn I, 256.)
1601. Wens der Mann nit reucht vnd die Fraw es nicht sagt, so ist die Werkstatt in gemeinschafft. – Lehmann, 399, 25.
Steht bei Lehmann unter dem Titel »Hurerei«.
1602. Wer den Mann liebt, der liebt auch seinen Hund.
Holl.: Die zegt, dat hij den man bemint, gun ne ook zijnen hond het goede. (Harrebomée, II, 55a.)
1603. Wer den Mann nicht schlagen kann, der schlage den Hut.
1604. Wer den Mann nicht schlegt, der darff jhn nicht bessern. – Petri, II, 692.
1605. Wer den Mann will erkennen und messen, der muss mit ihm schaffen und essen.
Mhd.: Swer den man erkennen welle, der werde sîn geselle. (Freidank.) (Zingerle, 51.)
1606. Wer den Mann will kennen von Grund, schlag' seine Frau oder seinen Hund.
Holl.: Die wil kennen des mans grond, die sla zijne vrouw of zijnen hond. (Harrebomée, II, 55a.)
1607. Wer dess gemeinen Mannes Wein vnd Wasser geniessen will, der richt sich nach dem Wind vnd zeucht gute Seiten auf. – Henisch, 1495, 58.
[433] 1608. Wer ein alter Mann werden will, muss jung dazuthun.
It.: Chi vuol esser lungo tempo vecchio, bisogna cominciar a buon' ora. (Bohn I, 87.)
1609. Wer ein Mann ist, steht auf eigenen Füssen.
Frz.: Un grand homme ne s'abandonne pas lui-même. (Cahier, 8.)
1610. Wer einem alten Mann das Abendbrot stiehlt, thut ihm nicht unrecht.
Span.: Quien hurta la cena al viejo no le haze agravio. (Bohn II, 31.)
1611. Wer einem verständigen Manne gehorcht, hat genug befohlen.
Engl.: He commands enough that obeys a wise man. (Bohn II, 4.)
1612. Wer einen Mann hat, der hat auch einen Schatz.
Die baskischen Frauen sagen: Wer einen Mann hat, hat einen Herrn. Und die Brescianerin klagt: Wer einen Mann hat, hat Prüfungen. (Reinsberg I, 91.)
1613. Wer einen Mann nimmt, thut wohl, wer keinen nimmt, besser.
1614. Wer ist ein Mann von guter Art, trägt seinen Pelz bis Himmelfahrt.
Auf der Insel Usedom, um die lange Kälte und die Schärfe des Ostwindes zu bezeichnen.
1615. Wer nicht lang wil sein ein reicher Mann, der fang ein Bergwerck an, vnd leg sein Gut in Kuchs, so geht es bald in Duchs. – Petri, II, 742.
1616. Wer sein eigener Mann sein kan, der dient keinem andern. – Henisch, 699, 57; Petri, II, 751.
Lat.: Alterius non sit, qui suus esse potest. (Henisch, 699, 58.)
1617. Wer sein will ein fürsichtig Mann, mag offt in vnglück wol bestan.
Lat.: Non de ponte cadit, qui cum sapientia vadit. (Loci comm., 179; Sutor, 116.)
1618. Wer sich an Gemeinen Mann hengt, der hengt ärger als am Baume. – Lehmann, II, 586, 1.
1619. Wer will kennen den Mann, der sehe seinen Gesellen an.
Holl.: Bi sinen gheselle kent men den man.
Lat.: Cognitus in parte sit per socium vir aperte. (Fallersleben, 127.)
1620. Wer will sein ein Mann von Stand, geh' im Sommer aufs Land.
Frz.: Il ne faut passer que de pays en autre pour estre gentilhomme. (Leroux, II, 64.)
1621. Wer will sein ein weiser Mann, soll lassen Rede für Ohren gahn. – Chaos, 412.
Lat.: In libera civitate oportet etiam linguas esse liberas. (Eiselein, 447.) – Resiste irae, si potes, si non potes, cede. (Chaos, 412.)
1622. Wer will werden ein alter Mann, soll Mass in Speis' und Tranke han.
Lat.: Parcito saepe cibis, et sic annosior ibis. (Sutor, 128; Loci comm., 1.)
1623. Wess sich der Mann verbindet, dess bleibt er verbunden. – Graf, 229, 52.
Die Verträge, die er eingeht, muss er halten.
Mhd.: Wez sich der mann vorbindet dez muss er vorbunden syn. (Senckenberg, II, 33.)
1624. Wie de Ma, so de Bocks. (Meurs.) – Firmenich, I, 407, 399.
1625. Wie der Ma, so dät Geschörr. (Siegen.) – Firmenich, I, 520, 11.
1626. Wie der man, also sein red vnd thun. – Franck, II, 13a; Eyering, III, 528; Petri, II, 787.
1627. Wie der Mann geht, so steht er.
1628. Wie der Mann gekleidet ist, so brät man ihm die Wurst. – Reinsberg III, 66.
1629. Wie der Mann genäht ist, wird er auch begraben werden. (Oberlausitz.) – Reinsberg IV, 43.
1630. Wie der Mann ist, also redt er. – Lehmann, II, 854, 390; Petri, II, 787.
Lat.: Qualia verba viri, talis et ipse vir est. – Qualis vir, talis oratio. (Chaos, 486.)
1631. Wie der Mann ist, so bratet man jhm den Hering. – Moscherosch, 140.
Frz.: Selon le drap la robe. (Kritzinger, 618a.)
Holl.: Zulke man, zulke visch. (Harrebomée, II, 64a.)
Lat.: Qualis persona, talis perizoma. (Seybold, 472; Binder I, 1434; II, 2723.)
[434] 1632. Wie der Mann ist, so sind seine Träume.
Frz.: Tel homme, tel songe. (Leroux, I, 172.)
1633. Wie der Mann reichet, also hundet er. – Petri, II, 787.
1634. Wie der Mann, so brät man ihm die Wurst. – Eiselein, 446; Simrock, 6804; Lohrengel, I, 873.
Frz.: A gens de village trompette de bois. – Selon les gens l'encens. (Eiselein, 446.)
1635. Wie der Mann, so der Hut. (Posen.)
1636. Wie der Mann, so der Quast.
1637. Wie der Mann, so die Ehre. (Frankenwald.)
Mhd.: Man hât den man, als man in siht. (Spervogel.) (Zingerle, 96.)
Engl.: Every man is remarked according, as he deserves. (Gaal, 1774.)
Lat.: Qualis vir, talis honos. (Gaal, 1774.)
1638. Wie der Mann, so die Frau.
Frz.: Tel homme, telle femme. (Leroux, I, 172.)
1639. Wie der Mann, so die Predigt.
1640. Wie der Mann, so ist die Expedition. – Lehmann, 280, 67.
»Wer vngeschickte zu geschefften schickt, der hat vngeschickte verrichtung.«
1641. Wie der Mann, so ist seine Stärke.
1642. Wie der Mann, so sein Gespann (sein Auftreten, Wirken u.s.w.).
1643. Wie der Mann, so sein Kram. – Körte, 4085; Körte2, 5148.
Es kommt alles auf den Mann, auf die Wirthschaft, auf die Behandlung der Sache an.
Frz.: Tant vaut l'homme, tant vaut sa terre. (Kritzinger, 378b.)
1644. Wie der Mann, so seine Rache.
1645. Wie der Mann, so seine Rede. – Eiselein, 446; Körte, 4090.
Böhm.: Jaký rozum (človĕk) taková řeč. (Čelakovský, 69.)
Dän.: Som manden saa og hans tale. (Bohn I, 398.)
Holl.: Zoo als de man is, zoo zijn zijne woorden. (Harrebomée, II, 64a.)
Ill.: Kakov človak takve rĕči. (Čelakovský, 69.)
Lat.: Inertibus viris inera oratio. – Qualis homo, talis sermo. – Qualis vir, talis oratio. – Sermo imago animi est. (Eiselein, 446; Philippi, II, 120; Seybold, 472; Faselius, 213; Wiegand, 350; Fischer, 185, 14; Gaal, 1294; Tappius, 15a; Binder II, 2726.)
1646. Wie der Mann, so such' er sein Gespan (seinen Cumpan).
1647. Wie der Mann, so wird ihm gethan.
Holl.: Zoo en man doet, zoo gaat het hem. (Harrebomée, II, 64a.)
1648. Wie ein Mann den andern lähmt, so soll man ihm hinwider thun. (S. ⇒ Auge 12, ⇒ Blut 3, ⇒ Fliess, ⇒ Glied 18, Haupt ⇒ 20 u. ⇒ 25, ⇒ Lähmung, Leib ⇒ 72 u. ⇒ 73 und ⇒ Leiche 2.) – Graf, 337, 307.
Mhd.: Wie ein man den andern lembt, das sol man jm hinwider tuen. (Rupr. von Freysing.)
1649. Wie heisst der Mann, der nie von Weibern sich hat narren lan.
Lat.: Ejus ego vellem viventis noscere nomen, qui non feminea lusus ab arte foret. (Binder I, 402; II, 935; Seybold, 145.)
1650. Wie hoch sich ein Mann abschätzt, so viel gilt er.
Frz.: Autant vault l'homme comme il s'estime. (Leroux, I, 66.)
1651. Wie mag ich den halten für ein weisen Mann, der Ihm selbst nicht rathen kann! – Gruter, III, 113; Lehmann, II, 880, 285.
Lat.: Non bonus est ulli, qui malus ipse sibi. (Chaos, 528.)
1652. Wie Mann, so Pferd, wie Volk, so Schwert.
Holl.: Zoo man, zoo paard; zoo volk, zoo waard. (Harrebomée, II, 64a.)
1653. Wie Mann, so Werk.
Holl.: Zulke man, zulk werk. (Harrebomée, II, 64a.)
1654. Wie sehr ein Mann Recht hat, er kann es vermuthwillen. – Graf, 236, 77; Klingen, 178a, 2.
Z.B. wenn er mündig ist, durch leichtsinnige, unvorsichtig eingegangene Verträge.
1655. Wie soll jhm thun ein frommer Mann, ders buben nicht entberen kann. – Henisch, 544, 22.
1656. Wie's der Mann werth, so wird er geehrt. – Eiselein, 214.
Lat.: Animus generosus est impatiens contumeliae.
1657. Willst du einen Mann erspüren, gib ihm etwas zu regieren. – Graf, 518, 259.
[435] 1658. Willst du einen Mann strafen an Seel' und Leib, so gib ihm ein Weib. (Mail.)
1659. Wilt du erkennen den Mann, so schaw sein gesellschaft an. – Henisch, 1558, 53; Latendorf II, 30.
Lat.: Noscitur ex socio, qui non cognoscitur ex se. (Binder I, 1215; II, 2260; Gartner, 134; Froberg, 490; Fischer, 157, 113; Schonheim, N, 32.) – Vis tu nosse hominem, qualis sit, perspice amicos. (Palingen, 10, 92; Binder II, 3575.)
1660. Wilt du sein ein weiser Mann, so lass red für Ohren gahn vnd nim nicht alles in vbel an. – Henisch, 1333, 32.
1661. Wiltu werden ein geschickter Mann, soltu zu fragen nit Schame han.
Lat.: Non pudor est quaeri, quae nescis, sive doceri. (Sutor, 732.)
1662. Wir sind ein Mann wie ein ander Mann, allein das vns Gott die Ehre gahn. – Petri, II, 798; Henisch, 1333, 29.
»Ist Herrn vnd Fürsten Reimen.«
1663. Wir spielen Mann und Frau, sagte der Junge, der sich mit seiner Schwester prügelte, als die Mutter fragte, was sie sich zankten.
1664. Wo der arme Mann den Dienst anbot, da war sein Lohn immer gering. (S. ⇒ Arbeit 141 und ⇒ Gnade 38-40.) – Graf, 180.
1665. Wo der Mann aussgehet vnd buben ein, da kann nichts guts sein. – Henisch, 543, 24; Petri, II, 801.
1666. Wo der Mann gewinnen will, da soll er verlieren. – Graf, 438, 317.
Die Anhängigkeit eines Rechtsstreits begründete den besondern Gerichtsstand der Widerklage. Es galt als Recht: Wer Klage anbringt, muss vor demselben Richter Rede stehen, falls ihn der Beklagte im Verlauf des ursprünglichen Rechtsstreits wiederbelangt, wenn er sonst auch diesem Gericht nicht unterworfen wäre.
Altfries.: Deer een man wil wynne, ... in da riucht mot er aeck wrlyesa. (Hettema, I, 23, 8.)
1667. Wo der Mann Häfen bricht vnd das Weib Krüge, da ist das Gedeyen auss. – Henisch, 1407, 29; Petri, II, 801.
1668. Wo der Mann hinfällt, da fällt auch die Busse hin. – Graf, 437, 309.
Wo ein Verbrechen begangen ist, da muss es gebüsst werden. (S. ⇒ Esel 506 und ⇒ Grundbrüche.)
Mhd.: Wo dann der mann hynne fiele, do fyle auch die busse hyne. (Grimm, I, 491.)
1669. Wo der Mann klagt, da muss er auch antworten. – Graf, 438, 318.
Mhd.: Wo eyn Man clagt, do musz er auch antwarten. (Thüngen, 337.)
1670. Wo der Mann Recht fordert, da soll er auch Recht nehmen. – Graf, 438, 319.
Mhd.: Swa der man reht vordert, dâ sal er reht nemen. (Wackernagel, 79, 77.)
1671. Wo der Mann selbst nicht kompt, wird jhm sein Haupt nit wol gezwagt. – Lehmann, II, 852, 4; Simrock, 9488.
1672. Wo der Mann taub und das Weib stumm ist, da gibt es die besten Ehen. – Pistor., X, 55.
1673. Wo ein guter (frommer) Mann ist, da kompt ein guter Mann zu. – Petri, II, 803.
1674. Wo ein Man ist vnnd kein Weib, da ist ein Haupt vnd kein Leib; wo ein Weib ist vnd kein Man, da ist ein Leib vnd kein Kopf darân. – Lehmann, 142, 37 u. 869, 9; Eiselein, 448; Chaos, 510; Törning, 37.
1675. Wo es an verständigen Männern fehlt, steigen die Narren im Curs. (S. ⇒ Frau 728 und Jungfer ⇒ 47 u. ⇒ 48.)
Böhm.: V bezlidenství i Janek človĕk, a s nim Anka, jsou lidé. (Čelakovský, 175.)
Frz.: En défaut d'homme sage monte le fol en chaire et cage. (Leroux, I, 158.)
Port.: Por falta de homens fizerão a meu pai juiz. (Bohn I, 292.)
Span.: Por falta de hombres buenos, á mi padre hicieron alcalde. (Bohn I, 241.)
1676. Wo genge (kein) Man es, do es genge Roth, wo genge Frau is, do es genge Stôt (Staat). (Aachen.) – Firmenich, I, 491, 13; für Köln: Weyden, III, 10.
[436] 1677. Wo man den Mann selber sucht, da darf man sein Gut nicht bekümmern. – Graf, 341, 346.
Lebensstrafe hebt Geldstrafe auf.
Mhd.: Wa man den man selibr sucht, da sal man sin gut nicht bekummern. (Kl. Kaiserrecht, I, 32.)
1678. Wo wackerer Mann und braves Weib bedarf man keinen Zeitvertreib.
1679. Woher bist du Mann? Aus dem Lande meiner Frau.
1680. Wohin ein Mann sich wendet, sein Charakter geht mit.
1681. Wohlgestaltem Mann steht Wort und Werk gut an. – Eiselein, 448.
1682. Wol dem Mann, der am letzten end wol ringen kan. – Henisch, 886, 11.
1683. Wol jm, er ist ain sälig man, der sich selbs wol erkennen kan. – Agricola II, 71.
1684. Wozu der Mann mit Unwissen kommt, dazu gehört Gnade. – Graf, 398, 618.
Genade verdient der, welcher nicht aus Bosheit und Vorsatz, sondern aus Unkenntniss oder Unwissenheit schuldig geworden ist.
Mhd.: Warzu der man mit unwizzen kumet, darzu hort gnade. (Kl. Kaiserrecht, III, 2.)
1685. Wun en âlt Mân iwer 'n Dirpel schrigde kân, äs em äinjde nôch net ze trân. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 542.
Die geschlechtlichen Neigungen und Regungen sollen dann immer noch nicht völlig erloschen sein.
1686. Zehn Männer vertragen sich eher zusammen in einem Sack als zwei Frauen in Einem Hause. (Ostpreuss.)
1687. Zehrt der Mann beim Stern, so ist das Weib nicht fern. – Parömiakon, 2259.
1688. Zu einem frommen Manne gehört viel.
1689. Zubricht der Mann gropen, so zubricht das Weib krüge. – Henisch, 1750, 26; Petri, II, 822.
1690. Züchtiger Mann ist ein Hort. – Simrock, 12169a.
1691. Zuerst der Mann macht schlecht das Weib, zuletzt den Mann macht schlecht das Weib.
1692. Zwei Männer sind Eines Mannes Zeugen. (S. ⇒ Leute 766 und Mann ⇒ 795 u. ⇒ 1002-1003.) – Graf, 455, 478.
Dän.: Tveier menn eins mans vithi. (Gulath, 477.)
1693. Zwei Männer sind glücklich: ein Blinder, der kein Weib sieht und ein Tauber, der keins hört.
1694. Zweifle an dem Manne, der zwei Sprachen spricht, zweifle nicht mehr an dem, der drei redet.
1695. Zwen männer seind (alleweg) eins mans herr. – Tappius, 205b; Henisch, 847, 44; Petri, II, 829; Lehmann, II, 903, 38; Reinsberg III, 52.
Bei Tunnicius (1003): Twe manne sint allewege eins mannes hêr. (Herculeos artus facile et duo vincere possent.)
Holl.: Een man is tegen eeu' man opgewassen. (Harrebomée, II, 56a.) – Twee mannen sijn altoos eens mans heer. (Prov. comm., 43; Tunn., 24, 2.)
Lat.: Ne Hercules quidem adversus duos. (Tappius, 205b.)
1696. Zwischen Mann und Mann ist ein grosser Unterschied.
Frz.: Il y a grande différence d'homme à homme. (Kritzinger, 377b.)
1697. Zwischen Mann und Weib ist die beste Genossenschaft für Haus, für Seel' und Leib.
*1698. A ies gor der Monn dernoch. – Robinson, 50; Keller, 154b.
*1699. A îs a stênrêcher Moan. – Gomolcke, 131.
*1700. A Mann, a Vogel!
Im Harz: A Mann, ä Vugel. (Lohrengel, II, 14.) Die Redensart wird gebraucht, wenn für jeden in der Gesellschaft ein Stück, beim Trinken ein Glas, eine Kufe, eine Flasche verlangt wird.
*1701. A Mann auf a Spann', a Burd (Bart) auf an Eil (Elle).
Stehende Figur in Volksmärchen als Zwerg, Zauberer.
*1702. Aach e Mann am Brückelch'n. – Tendlau, 233.
Von einem unbedeutenden einflusslosen Menschen. Das Brückelchen ist ein Gässchen bei der Judengasse in Frankfurt a.M. Es war und ist teilweise noch der Sammelplatz der jüdischen Proletarier.
[437] *1703. Alle Mann en Quast. (Braunschweig.)
Alle nach der Reihe, das Alter voran.
*1704. An dem hat er seinen Mann gefunden.
Holl.: Hij heeft zijn' man in dem gevonden. (Harrebomée, II, 60a.)
*1705. An eines tauben Mannes Thür klopfen. – Eiselein, 588.
Holl.: Dat is aan eens dooven mans deur geklopt. (Harrebomée, II, 53a.)
*1706. Anderthalb Mann und ein Pferdekopf.
Von einem Zimmer oder irgendeinem Orte, wo sich sehr wenig Menschen befinden. Aus einer Till Eulenspiegel'schen Erzählung entstanden. Als Till Eulenspiegel noch als kleiner Knabe in der Wiege lag, da kam eines Morgens, als seine Aeltern oben nicht anwesend waren, ein Mann zu Pferde an die Thür, die er aufstiess und fragte, ob niemand zu Hause sei. Eulenspiegel antwortete: »Anderthalb Mann und ein Pferdekopf«, weil er sich nur für einen halben Mann rechnete, der Reiter aber mit dem Leibe auf dem Kopfe des Pferdes lag und beide zum Theil im Wohnhause waren.
*1707. Da steckt ein Mann drin.
Von einem Knaben mit hervorragenden Anlagen.
Holl.: Daar steekt een man in. (Harrebomée, II, 53a.)
*1708. Dar bin ick Mann vôr. – Dähnert, 297b.
*1709. Dar Mann bringt mich o noch nich in Himmel. (Hirschberg.)
*1710. Darto is he de Mann nig. – Dähnert, 297b.
Dazu ist er nicht befähigt.
*1711. Darup warde ik Mann. – Dähnert, 297b.
*1712. Das ist der kluge Mann, wenn wo was fehlt, fragt man bei dem an. – Klix, 46.
*1713. Das ist der Mann bei der Spritze, sonst niemand was nütze. – Klix, 40.
*1714. Das ist ein ganzer Mann. – Eiselein, 446.
Frz.: C'est le roy des hommes. – C'est un homme marqué à l'A. (Leroux, I, 166 u. 172.)
*1715. Das ist ein gemachter Mann. – Eiselein, 446.
Sein Wohlstand ist sicher begründet.
*1716. Das ist ein Mann für mich.
Span.: Con vos me entierren. (Don Quixote.)
*1717. Das ist ein Mann nach meinem Herzen.
Holl.: Dat is een man naar mijn hart. (Harrebomée, II, 53b.)
*1718. Das ist ein Mann nach meinem Sinn.
Holl.: Dat is een man van zijnen zin. (Harrebomée, II, 53b.)
*1719. Das ist ein Mann wie ein Papptoffel. – Klix, 40.
*1720. Das ist nicht der Mann dazu. – Pauli, Postilla, 117a.
*1721. Das ist vor eines tauben Mannes Thür gesungen.
Von ganz erfolglosen Bemühungen.
Holl.: Het is al voor eens dooven mans deur gezongen. (Harrebomée, II, 58a.)
*1722. Dat es 'ne Mann, dä sich net mieh gehürig söhen und der Düfel met Weihwasser onge de Oge werpe kann. (Bedburg.)
*1723. Dat is de Mann, de 't Lant verhüert (verpachtet). (Ostfries.) – Bueren, 357; Eichwald, 1272; Frommann, II, 538, 171; Kern, 241.
An den muss man sich wenden. Es wird eine Anekdote von einem gewissen Ohmstede, erzählt, der mit ausserordentlichen Körperkräften ausgestattet gewesen sein soll. Einmal hatte derselbe Land zu verpachten. Einige Tage nach der Bekanntmachung wird Ohmstede, der eben am Pflügen ist, von einem Vorübergehenden angehalten, ihm die Wohnung des Verpächters zu zeigen, worauf Ohmstede erwidert, indem er auf sich selber zeigte: »Hier is de Mann, de 't Land verhürt«, und dann, mit aufgehobenem Pfluge auf seine Wohnung zeigend, hinzusetzte: »und dar wohnt he.«
*1724. Dat is'n Mann. – Dähnert, 297a.
Der weiss sich als Mann zu zeigen.
*1725. Dat kann en blind Mann met dem Stock fäulen. (Büren.)
Ist leicht einzusehen oder zu begreifen.
*1726. De denkt up'n ollen Mann. – Dähnert, 297a.
Er nimmt seine Gesundheit in Acht.
*1727. De is sîn Mann ankamen. – Kern, 240.
In dem Sinne: Er hat seinen Mann, d.i. Gegner gefunden. Auch: Er ist sehr unangenehm überrascht worden.
*1728. De ole Mann ward al dummerhaftig. – Eichwald, 1266.
[438] *1729. Dem alte Ma huse. (Luzern.) – Schweiz, II, 24, 10.
Dafür sorgen, dass man im Alter nicht Noth zu leiden braucht.
*1730. Dem Mann einen Vogel, der Frau einen Sperling. (Köthen.)
Scherzhafte Umgestaltung von Nr. 1740.
*1731. Dem Mann kann geholfen werden. – Klix, 40.
Diese Redensart ist aus Schiller's Schauspiel: Die Räuber entlehnt. (Büchmann, 21.)
*1732. Den hat ein weiser Mann gemacht, hat ihn aber zu zeitig laufen lassen.
Holl.: Een wijs man heeft u gemaakt; maar hij is te vroeg van u gescheiden. (Harrebomée, II, 57a.)
*1733. Denk an den Mann im Monde.
In Böhmen, um zu sagen: Arbeite nicht am Sonntage.
*1734. Der ist jetzt an den rechten Mann gekommen.
Lat.: Novacula in cotem. (Philippi, II, 48.)
*1735. Der ist mein Mann nicht.
Holl.: Hij is mijn man niet. (Harrebomée, II, 60a.)
*1736. Der kalte Ma (der Winter) hänkt ech der Huesten a. – Sutermeister, 32.
*1737. Der kranke Mann ist nicht geheilt.
Russland verglich vor dem orientalischen Kriege 1853-55 die Türkei mit einem »kranken Manne«, in dessen Erbschaft man sich theilen müsse. England und Frankreich eilten demselben aber zu Hilfe. Nach dem Pariser Frieden aber entstand die obige Redensart: Der kranke Mann ist nicht geheilt, die seitdem auch in anderer Beziehung sprichwörtlich gebraucht wird, um zu sagen, dass es mit einem in schlechtem Zustande befindlichen Gegenstande beim alten geblieben ist. Der geschichtliche Ursprung wird so erzählt: Es war im Januar 1853, als der Kaiser Nikolaus seine geschichtlich gewordene Unterredung mit Lord Soymour, dem damaligen englischen Gesandten in Petersburg, hatte. Der Kaiser sprach darin seine Ansichten über den zu erwartenden Zerfall des türkischen Reichs aus. »Die Angelegenheiten der Türkei«, sagte der Kaiser – und Seymour berichtete es unter dem 11. Jan. desselben Jahres an Lord John Russell –, »sind in völliger Desorganisation, das Land ist dem Zusammensturz nahe. Sein Fall würde ein grosses Unglück sein; und es ist von Wichtigkeit, dass England und Russland sich darüber verständigen. Sehen Sie, wir haben einen kranken Mann auf dem Arme; und es wäre ein grosses Unglück, wenn er uns eines Tags entglitte, besonders ehe wir noch alle Anstalten getroffen hätten.« Nach einigen Tagen fügte der Kaiser noch Folgendes, das Bild weiter ausführend, hinzu: »Jetzt ist die Türkei Stufe für Stufe in einem Zustand der Altersschwäche versunken, dass, so sehr wir auch wünschen die Existenz des Kranken zu verlängern, er doch plötzlich sterben und uns auf den Armen bleiben kann. Wir können einen Todten nicht wieder aufwecken.« (Schlesische Zeitung, 1869, Nr. 75.) Nikolaus ist inzwischen, vielleicht infolge des orientalischen Kriegs, gestorben, aber der »kranke Mann« lebt noch. Und es ist hier eingetroffen, was die unter Kranke, der, 6 und Feige, Adjectivum 1 aufgeführten Sprichwörter aussprechen. Es wird übrigens behauptet, die von Nikolaus angewandte Bezeichnung sei nicht in seinem Kopfe entsprungen, sondern hofgeschichtliche Ueberlieferung. Sie soll zuerst von Voltaire und zwar in einem seiner Briefe an Katharina von Russland angewandt sein. Zwischen ihm und der Kaiserin waren über den Gesundheitszustand des kranken Türken vertrauliche Aeusserungen gepflogen worden, und Voltaire sprach es mit aller Bestimmtheit aus, »der kranke Mann könne nur in dem über ihn zusammenschlagenden Arme Russlands sein richtiges und wohlverdientes Ende finden«. Das Voltaire'sche Wort vom kranken Manne, der auf den letzten Schlag des russischen Zaren warte, war in die russischen Hoftraditionen übergegangen und hatte sich in demselben als pikanter Ausdruck einer Idee festgesetzt, welche das Schicksal selbst in die Bestimmung Russlands eingepflanzt habe. (Ruppius, Sonntagsblatt, Berlin 1868, Nr. 24, S. 192.)
Engl.: The sick man in a carriage.
*1738. Der lebendig man, der lieb. – Franck, II, 114b.
In demselben Sinne heisst es a.a.O. ferner: »das liebst weib sei dir, das da lebt, das liebst gelt, das du hast.«
*1739. Der man macht sein vorfarn fromm. – Franck, II, 64a.
D.i. »er helt sich so vbel, dass die fraw den vorigen auss der erden kratzt.«
*1740. Der Mann einen Vogel.
D.i. jeder ein Stück.
*1741. Der Mann hat einen Namen.
Holl.: Het zijn mannen van naam. (Harrebomée, II, 59b.)
*1742. Der Mann hat Recht, der muss einen Schnaps kriegen. – Klix, 46.
*1743. Der Mann im Mond hat Holz gestohlen. – Eiselein, 472; Braun, I, 2754.
Es dürfte schwerlich einen Volksstamm auf der Erde geben, der nicht an die Flecken im Monde eine Sage [439] knüpfte. Unerklärt ist es noch, warum der Mond von verschiedenen Völkern mit den Hasen in Beziehung gesetzt ist. Die hottentottische Namaquahorde verehrt den Mann im Monde als ein höheres Wesen, und vermeidet den Genuss des Hasenfleisches, weil ihnen dies Thier geheiligt erscheint. (Waitz, Anthropologie, II, 342; die Mondsage vom Hasen betreffend Anderson, Lake Ngami, London 1856, S. 328.) – In der 13. Fabel des indischen Hitopadesa gibt sich ein Hase vor dem Elefanten für den Botschafter des Mondes aus und sagt, dass der Mond in seiner Scheibe den Hasen als Wappenthier trage. (A. Boltz, Hitopadesa, Leipzig 1868, S. 59.) In Indien heisst der Mond wirklich Hasenträger. Doch vergleicht man die Mondflecken dort auch mit einem Reh und nennt den Mond danach auch Rehträger. (Humboldt, Kosmos, II, 539.) In Siam erblickt man in der Mondscheibe bald einen Hasen, bald ein altes Ehepaar, einen Grossvater und eine Grossmutter, welche die Felder im Monde bestellen. Buddha hat den Buchstaben Om darin erkannt. (Bastian, Völker Ostasiens, III, 242 u. 349.) Die Japanesen dagegen erblicken ein Kaninchen, das in einem Mörser Reiskörner stösst. (Bastian, Völker Ostasiens, V, 480.) Die mongolischen Buräten sehen in den Umrissen auf der Mondscheibe ein von ihrer Mutter verwünschtes Mädchen, das in der einen Hand einen Blätterbüschel hält, während es im andern Arme einen Wasserkrug trägt. (Ausland, 1866, 535.) Auf Samoa, der grossen Schifferinsel, erblickt man darin eine Frau mit ihren Kindern, ihrem Hammer und Klopfbret, die der Mond, den sie beleidigt, von der Erde weggenommen hat. (Turner, Nineteen years in Polynesia, London 1861, S. 247.) Auf Rarotonga, einer Insel der Cooksgruppe, 200 deutsche Meilen von jener entfernt, wird erzählt, dass eine Göttin einen Knaben geboren, den zwei Götter als Sohn beanspruchten und der daher getheilt werden musste. Der Gott, welcher die Kopfhälfte erhielt, schleuderte sie in den Himmel, und es wurde die Sonne daraus; der andere warf die Beinhälfte in den Wald, wo sie lange lag, bis sie der Sonnengott erhielt, auch in den Himmel warf, wodurch der Mond entstand. Die dunkeln Flecken zeigen die Verwesung an, von der das Fleisch bereits angegriffen war. (Sunderland and Buzacott, Mission Life etc., London 1866.) Die Potewatami, ein Indianerstamm im jetzigen Iowa, sahen im Mond ein Weib sitzen und einen Korb flechten, mit dessen Vollendung die Welt untergehen müsse, wenn nicht während der Verfinsterung desselben ein Hund mit dem Weibe kämpfe und den Korb zerreisse. (Waitz, Anthropologie, III, 224.) Die Inca-Peruaner erklären die Mondflecken dadurch, dass sich eine Dirne in den Mond verliebte; als sie ihn aber anfasste, schloss er sie in seine Arme und hält sie noch fest. (Conmentarios reales etc., Lissabon 1609.) Shakespeare (Sommernachtstraum, V, 1 und Sturm, II, 2) spielt auf eine alte Sage an, von einem Bauer, der Holz gestohlen hat, der im Monde einen Dornbusch trägt und auf den sich der Vers bezieht: Rusticus in luna quem sarcina deprimit una, monstrat per spinas, nulli prodesse rapinas. Noch älter als diese Sage, die sich schon im 12. Jahrhundert findet, ist eine altnordische, nach welcher Mani (der Mond) den Aeltern zwei Kinder, die Wasser geschöpft hatten, stahl und mit sich in den Himmel trug. Im europäischen Mittelalter war die Deutung der Mondflecken sehr verschieden. Sie haben aber nicht blos eine mythologische, sondern auch ihre wissenschaftliche Geschichte, an deren Hand wir sehen, wie wir den Mann im Monde los geworden sind. (Vgl. über den Mann im Monde Ausland, Augsburg 1869, Nr. 45.)
*1744. Der Mann ist blutarm, hat gar nichts als Läus und die sind krank. (Oberschwaben.) – Birlinger, 26.
*1745. Der Mann ist ein Seiler.
So sagte man in Hessen von einem Manne, der sehr breit und langweilig über einen Gegenstand spricht, seinen Kopf in langen Fäden ausspinnt.
*1746. Der Mann ist so sicher wie die londoner Bank.
Bei F.W. von Schütz (Archiv für Schwärmerei und Aufklärung, Altona 1797-98, Bd. 1, Hft. 1) befindet sich ein Aufsatz: Das durch den Minister Pitt cassirte Sprichwort: Der Mann ist so sicher wie die londoner Bank.
*1747. Der Mann macht Nägel mit Köpfen. – Simrock, 7292.
*1748. Der Mann zerbricht die Häfen und das Weib die Schüsseln. – Birlinger, 798.
*1749. Der schwarze1 Mann kommt.
1) Am Rhein: Buhkerl. – Kinderscheuche.
*1750. Der wird seinen Mann stellen. – Klix, 46.
*1751. Di Mân hê lung fangeren. (Amrum.) – Haupt, VII, 358, 110.
Der Mann hat lange Finger.
*1752. Dös ist e Ma, deams Leabe freut, dear 's Sontighäs ge Wertig (Werktag) treib. ( Ulm.)
*1753. Drei Mann on êne Hoppesack. – Frischbier2, 2531.
Wenn mehr Kraft als Last vorhanden ist.
[440] *1754. Drei Mann un e Rosskopp. – Tendlau, 1029.
Um zu sagen, wenige, wenn gefragt wird: Waren viel Leute da? Beruht auf einer Sage, die Tendlau a.a.O. erzählt.
*1755. D'rsent dar Moan tûd îs, do is oss wänn a Hond v'rackt wär. – Peter, 447.
Es will nicht mehr gehen.
*1756. Du bist eben ein man, wie Judas ein zwölffbott. – Franck, II, 51a.
»Brauchs so man widerwärtige ding wil zusamen reymen, odder auss einem dreck gern bisam machet.«
Holl.: Het is een man als Cats, en Cats was een vent als eene onderdeur. – Het is een man als eene paarden-vijg, daar is geene gal in. – Het is een man als mossel en visch. (Harrebomée, II, 58b.)
*1757. Du bist ein mann von Cescon wie mans auff der Alb hat. (S. ⇒ Hölzlein 7.) – Franck, II, 49b.
*1758. Du bist mir ein recht man. – Franck, II, 51a.
*1759. Du bist noch nicht der Mann, den Teufel festzuhalten.
Mephistopheles in Goethe's Faust. (Büchmann, 48.)
*1760. Du wersch e rächte Ma, wenn de numme-n angersch thätsch. – Sutermeister, 83.
*1761. Ein blinder Mann schoss einen Vogel. – Simrock, 1144; Tunn., 12, 16.
*1762. Ein gewürfelter Mann, er hört vier Sprachen. – Eiselein, 575.
*1763. Ein kostfreier mann in ander leut heuser. – Egenolff, 319b.
*1764. Ein Mann nach der Uhr.
Aeusserst pünktlich, vielleicht pedantisch genau.
*1765. Ein Mann von altem (echtem) Schrot und Korn. – Eiselein, 447.
Lat.: Antiqua virtute ac fide. (Eiselein, 477.)
*1766. Ein Mann wie ein alt Weib.
*1767. Ein Mann wie ein Kind; alles, was er sieht, will er haben. – Körte, 4114.
*1768. Einen alten Mann nehmen, um einen jungen zu gewinnen.
Frz.: Du cuir d'un vieux mari on en achète un jeune. (Bohn I, 16.)
*1769. Einen stillen Mann aus jemand machen.
Ihn durch überwältigende Gründe zum Schweigen bringen; auch wol durch Mord beseitigen.
*1770. En hêden Mann un en flassen Frô. (Holst.) – Schütze, II, 119.
Unpassendes Ehepaar. Hêde = Werch.
*1771. En Ma sê wie die lieb Stond. – Tobler, 308.
Ein herzguter Mann sein.
*1772. En Mann vun Fassun. – Eichwald, 1267.
*1773. En Mann vun grot Bedrif. – Eichwald, 1265.
*1774. Er gibt einen Mann, wo man ansetzt.
*1775. Er hat (einmal) seinn man gefunden. – Franck, II, 62a; Lohrengel, II, 430.
Von der Demüthigung eines Stolzen.
Dän.: Hau har faaet sin rette mand (rette kiøbmand). (Prov. dan., 473.)
Frz.: Il a trouvé chaussure à son pied. (Lendroy, 358.)
*1776. Er hat sich an den unrechten Mann gewandt.
Ist übel angekommen, hat an einem falschen Orte Schutz, Zuflucht gesucht.
*1777. Er heisst ein Mann, aber der Nam' ist an ihm verloren. – Körte, 4118g; Braun, I, 2555.
*1778. Er is a berühmter Mann, denn er geht in Kupfer aus. – Idiot. Austr., 89.
Spott auf jemand, der einen Kupferausschlag im Gesicht hat.
*1779. Er isch e Ma, wo me meinen sett', er well eim chüsse-n, und schlot eim glîch der Hogge1. (Solothurn.) – Schild, 88, 349; Sutermeister, 83.
1) Beim Schwingen. – Zur Schilderung der Falschheit.
*1780. Er ist der Mann nicht.
*1781. Er ist der Mann nicht, um an Schafen den fünften Fuss zu suchen.
Holl.: Gij zijt de man niet, om vijf pooten aan een schaap te zoeken. (Harrebomée, II, 57b.)
*1782. Er ist der tapffer man, der Siegel und Brief durchreden kann. – Murner, Schelm., 3.
»Hett ich schon hunderttausend brieff vnd den Rechten stets nachlieff u.s.w. Denn lauf ich zu den Aduocaten, der selb frumb, redlich, bidermann mit Gelt nur brieff durchreden kan.« (Kloster, I, 831.)
*1783. Er ist ein eisgrauer Mann. – Chaos, 612.
[441] *1784. Er ist ein frommer Mann, wenn er schläft.
Dän.: Det er en from mand naar han sover. (Prov. dan., 201.)
*1785. Er (es) ist ein ganzer (gemachter, geschlagener) Mann. – Eiselein, 446.
*1786. Er ist ein höfischer Mann, die Leute sehen ihn überall lieber im Hofe als im Hause.
1787. Er ist ein kühner Mann auf seinem Mist. – Nass. Schulbl., XIV, 5.
Vom Haushahn entlehnt.
*1788. Er ist ein Mann auf seinem Plan. – Körte, 4118e.
*1789. Er ist ein Mann bei der Spritze. – Klix, 40.
*1790. Er ist ein Mann comme il faut.
*1791. Er ist ein Mann von der Courage.
Der in Chaos (526) ironisch so geschildert wird: »Er kann kein blossen Degen sehen. Er kann kein Pulver riechen. Er kann kein Zinnkraut brauchen. Bei Marschiren thut ihm der Magen weh. Vor der Trommel Rühren verstopfft er die Ohren. Vor dem ›Schultert das Gewehr!‹ fängt er an zu zittern. Wenn der Trompeter zu Feld bläst, klappern ihm die Zähne. Vom Schiessen schwindelt ihm der Kopff.«
*1792. Er ist ein Mann von echtem Schrot und Korn.
Dän.: Han er saadan som en god mand skal være. (Prov. dan., 244.)
*1793. Er ist ein Mann von sieben Sinnen. – Lehmann, 903, 1.
Zur Bezeichnung eines witzigen Mannes; auch ironisch von überklugen, eingebildeten, dünkelhaften. Lehmann (904, 11 u. 14) hat sie als sinnverwandt mit den folgenden Redensarten zusammengestellt: Er ist ein Gemsensteiger, Gutdünkler, schlecht und recht wie die Spitzmäuse, oben aus und nirgends an, hat zweischneidigen Verstand, ist hinter sich und vor sich wie die Sägemühlen. Er hört's Gras wachsen, die Flöhe hüpfen, die Mücken an der Wand niesen. Er kann jeder Axt einen Stiel finden, jeder Laus Stelzen machen, einer Gans Hufeisen aufschlagen, sieben vor ungerade zählen.
*1794. Er ist ein Mann von Verstand.
Die Holländer haben eine grosse Anzahl dergleichen Redensarten: Het is een man van verstand, – van de wereld, – van goud, – van groote gaven, – van stavast, – van den tabbaard, – voor de vuist. Het is een mannetje op een' turf, – van boter, – van stroo, – om in eene praam te zetten, – om op eene praauw te setten, – om op eene vlaggespil te setten u.s.w. (Harrebomée, II, 58b.)
*1795. Er ist ein Mann von Wort.
In Schottland sagt man von unbeständigen Personen: Er ist ein Mann von Aberdeen, der sein Wort zurücknimmt. In England heissen sie: Männer von Duresly, einer Stadt in Glocestershire. (Reinsberg V, 116 u. 119.)
Frz.: C'est un homme entier. (Kritzinger, 177b.)
Holl.: Hij is een man van zijn woord. (Harrebomée, II, 60a.)
*1796. Er ist ein Mann von Worten, man darf ihn nur einmal fragen.
Lat.: Non fucata, sed est simplex oratio veri. (Sutor, 484.)
*1797. Er ist ein mann, wem er taug; was er redt vnd helt, ist war. – Franck, II, 99a.
Franck hat diese Redensart für: Cothurno versalutior, mit den folgenden zusammengestellt: »Vnstetter dann der wetterhan. Ein bedenhender wie ein bundtschuch. Ein verbrent kindt. Ein nasser knab. Ein geschmitzter gsel. Ein abgefürter würffel.« Und fügt hinzu: »Wir sagen: Er heysst dacite eum caute, der wie ein vmbkerte handt auff seinn worten besteht, wie ein beltz auff seinn ermeln, der es machen vnnd eim ieden ding ein nasen vnd schönbart träen vnd machen kan wie er wil. Wir sagen: Es weyss niemandt, obs tuch oder garn vmb jn sei, obs dran bleib oder herab geh, obs tag oder nacht bei jm sei. Ein man wie ein göckelhan, der allen hennen jr recht kan thun. Ein listiger fuchs. Ein nasenträer, der ieden saw einn sattel auflegen, yeder flo ein ketten, vnnd ieden Igel einn bart flechten, darzu yeder lauss ein steltzen machen kan.« – »Brauchs wann einer auff nicht bleibt, sonder jm heut diss, morgen das lasst gefallen, vnnd doch mit geschwinden griffen verblümen kan, als sei es alweg also sein will vnnd meynung gewesen.«
*1798. Er ist ein Mann wie ein anderes Weib.
Holl.: Het is een man als onze klaas, en die was zoo wreed als een lam. – Het is een man als spek, en spek is so goed als geld, als het niet garstig is. (Harrebomée, II, 58b.)
*1799. Er ist ein Mann wie ein Kind, er wischt seine Nase an den Aermel.
Holl.: Het is een man als een kind; hij veegt zijn' neus aan zijne mouw af. (Harrebomée, II, 58b.)
*1800. Er ist ein Mann wie Judas ein Apostel. – Eiselein, 350; Körte, 4118h; Braun, I, 2551.
[442] *1801. Er ist ein Mann wie von Hollunderholz.
Von einem weichlichen und unnützen Menschen, weil das Holz des Hollunderbaums äusserst gebrechlich und fast zu allem untauglich ist.
*1802. Er ist ein rauhmäuleter Mann. (Rott-Thal.)
Sehr barsch.
*1803. Er ist ein recht guter Mann, aber Sparta hat viele, die besser sind. (Altgriech.)
Wider die, welche sich nicht nur für die ersten, sondern wol gar für die einzigen halten.
*1804. Er ist ein todter Mann.
Sein Bestehen, Amt, Vermögen, Leben, ist gefährlich bedroht.
*1805. Er ist einmal vff seinen mann kommen. – Tappius, 69b.
*1806. Er ist en g'schlagne Ma. – Sutermeister, 90; hochdeutsch bei Eiselein, 446.
*1807. Er ist en Ma wie David, er het Bei bis an's Fidle ufe. – Sutermeister, 90.
*1808. Er ist en Ma wie David, nu hät er ke Harpfe. – Sutermeister, 90.
*1809. Er ist en Ma wie die lieb Stund. – Sutermeister, 90.
*1810. Er ist Gott einen armen Mann schuldig.
Wider den leichtsinnigen Verschwender.
*1811. Er ist ihm Mann's genug. – Körte, 4118c; Braun, I, 2556.
*1812. Er ist jhm Mans gewesen gnug. – Eyering, II, 144.
*1813. Er ist kein Mann, sondern das Gewölbe eines Bades; er macht das Echo zu dem, was du sagst. (Türk.)
*1814. Er ist nicht Mann davor.
Er ist dies nicht im Stande, er vermag es nicht, man kann ihm dies nicht anvertrauen.
Holl.: Daar zijt gij ook geen man voor. (Harrebomée, II, 53a.)
*1815. Er ist nicht mein Mann.
Sein Charakter sagt mir nicht zu.
Frz.: Ce n'est pas mon homme. (Kritzinger, 378b.)
*1816. Er ist sein eigener Mann geworden.
Ist aus dem dienenden Verhältniss herausgetreten und hat ein eigenes Geschäft eingerichtet, eine eigene Wirthschaft begründet.
Dän.: Han er bleven sin egen mand. (Prov. dan., 137.)
*1817. Er ist zum stillen Mann geworden.
Gestorben oder zum Schweigen gebracht.
*1818. Er kan auf einmal fünfzehn Mann die Stiegen hinunter werffen.
Lat.: Gladius secat, calumnia separat amicos. (Sutor, 204.)
*1819. Er kann noch ein grosser Mann werden in – Schilda.
Lat.: Quid non fies profectus Arbelas. (Hanzely, 227; Philippi, II, 130.)
*1820. Er macht guet Ma. – Sutermeister, 83.
*1821. Er mag ein guter Mann sein, aber man wird nichts gewahr davon.
Holl.: Het mag wel een goed man wezen, maar hij bewijst het niet. (Harrebomée, II, 19b.)
*1822. Er muss stets dem letzten Manne den Sack aufheben.
*1823. Er soll seinn man finden. – Franck, II, 51a.
Um zu sagen, dass man gegen angedrohte Angriffe gerüstet sei und sie abzuwehren wissen werde. Franck führt dabei noch folgende sinnverwandte Redensarten an: »Er würt mich nit werloss finden. Mein schwerdt schneidt auch. Ich wil jm mans gnug sein. Ich bin nicht hasenschreckig. Es sol jm noch sawr werden, wil er mich schlagen. Zwagest du mir, so schier ich dir. Du bist mir ein recht man. Er würdt ein ding thun, das jm leyd wirt.« Und ferner (Franck, II, 54a.): »Machs, wie du wilt, ich habe ein schilt. Far nur her, ich bin schon da. Wie du wilt vnd wann, du findst deinn man.«
*1824. Er steht seinen Mann. – Körte, 4118b; Braun, I, 2550.
*1825. Er stellt e tolle Ma i d' Hose. – Sutermeister, 99.
*1826. Er stellt seinen Mann im Essen und Trinken.
*1827. Er will ein kluger Mann sein, aber er redet (thut) wie ein Narr.
Holl.: Het mag wel een wijs man zijn, maar hij kalt als een gek. (Harrebomée, II, 59b.)
[443] *1828. Er will überall guet Ma si. (S. ⇒ Löffel 93.) – Sutermeister, 83.
*1829. Er wird seinen Mann stehen.
*1830. Es gibt noch grössere Männer als er.
Lat.: Brasidas quidem vir bonus, sed Lacedaemon multos habet praestantiores. (Philippi, I, 66.)
*1831. Es haben's zwei Männer an einer Stange weggetragen.
Wenn der Schweizer etwas verlegt oder verloren hat.
*1832. Es isch e kalte Ma über Fäld gange. – Sutermeister, 32.
Um zu sagen: Der Winter ist gekommen.
*1833. Es isch e kalte Ma vor der Thür. – Sutermeister, 32.
*1834. Es ist ein ehrlicher Mann, er hat den Postwagen noch nicht bestohlen.
Es ist auffallend, wenn man in dem Annalisten Gregorius Turonensis liest: »Gunthram war ein ehrlicher Mann, nur sehr zum Meineide geneigt, indem er nie Wort hielt, auch dann nicht, wenn er seinen Freunden eidlich gelobt hatte, es zu thun.« Man konnte also damals ein ehrlicher Mann heissen, wenn man auch ein offenbarer Schurke war. So erzählte man in Berlin, der als zweideutiger Charakter bekannte Kriegsrath Cranz habe nie versäumt, sich als »ehrlichen Mann« mündlich, wie in seinen Schriften zu rühmen. Deshalb soll Fr. Nicolai gesagt haben: »Ich habe allen Respect vor ehrlichen Leuten, besonders, wenn sie es selber sagen und es sogar mit Schwabacher Schrift drucken lassen.« (Wagenseil, Aehrenlese, Nr. 33.)
*1835. Es ist ein gewanderter Mann, er ist einmahl zu Marckte vnd zweymal zur Mühle vnd dreimal zu Bade gewesen. – Lehmann, II, 129, 155; Körte, 4118f; Braun, I, 2554.
*1836. Es ist ein guter Mann, aber man kann schwer zu seinem Beutel kommen.
Holl.: Het is een goed man, maar men kan hun niet gemakkelijk aan de beurs komen. (Harrebomée, II, 58a.)
*1837. Es ist ein guter Mann, der sich in alle Sättel schickt.
Wenn jemand ein »guter Mann« genannt wird, so ist das nicht selten weit eher eine Beleidigung als ein Lob. Diese Ansicht scheint sogar unter den Ureinwohnern Afrikas zu herrschen. Die Neger eines ostafrikanischen Stammes gaben dem englischen Reisenden Burton in einem Lobliede den Titel eines »schlimmen« oder »bösen« Mannes, was sie als ein Compliment betrachteten; denn ein »guter Mann« wäre so viel gewesen als ein Tropf. (Ausland, 1860, Nr. 32, S. 761.) Auch bei uns hört sich mancher lieber einen »Mordkerl«, als einen »guten Mann« nennen.
*1838. Es ist ein guter Mann, er frisst keine Schuhwichse und scheisst in keine Kirche. (Schles.)
*1839. Es ist ein Mann der Schreibstube.
*1840. Es ist ein Mann, er hat keine Stimme im Kapitol.
Er steht unter dem Pantoffel seiner Frau.
*1841. Es ist ein Mann von altem Schrot und Korn. – Braun, I, 2538.
Lat.: Homo antiqua virtute et fide. (Terenz.) (Philippi, I, 180.)
*1842. Es ist ein Mann von Nase. (Talmud.)
Ein hervorragender, »dickthuender« Mann.
*1843. Es ist ein Mann wie David, wenn er nur eine Harfe hätte. (S. Aber ⇒ 8 u. ⇒ 13 und ⇒ Hund 1631.)
*1844. Es ist ein Mann wie ein alt Weib. – Körte, 4087.
*1845. Es ist ein Mann wie ein Baum. – Tendlau, 546.
Von einem kräftigen männlichen Wuchse.
*1846. Es ist ein Mann wie ein Hirsch.
Furchtsam und stets auf die Flucht bedacht. Der Hirsch verlässt sich überall mehr auf seine Beine, als auf seinen Muth.
*1847. Es ist ein Mann wie ein Lachs, aber nicht so fett.
*1848. Es ist ein Mann wie eine Pfeife, der Hintere wie ein Knopf. (Lit.)
*1849. Es ist ein theur mann. – Tappius, 105b.
Wol ironisch, um zu sagen, er ist keinen Pfifferling werth.
*1850. Es ist eyn bewandert man, er ist eynmal zum marcke vnd zweymal zur müllen gewest. – Tappius, 35b.
Lat.: Neque compluitur, neque sole aduritur. (Philippi, II, 18; Tappius, 35a.)
*1851. Es ist Mann und Maus verloren.
Lat.: Cum cane simul et lorum (periit). (Erasm., 518; Binder I, 258; II, 640; Philippi, I, 101; Seybold, 98.)
[444] *1852. Es ist mir wider den Mann. (Köthen.)
Es widerstrebt meinem Innern.
*1853. Etwas an den Mann bringen.
Ein Mädchen, sein Geld, Vermögen.
*1854. Eyn man von tausent freuden. – Tappius, 243a.
Lat.: Omnium horarum homo. (Tappius, 242b.)
*1855. Hä ess 'ne Mann bei der Spreuz1. (Köln.) – Firmenich, I, 475, 185.
1) Bei der Spritze, d.h. er ist stets auf dem Platz, wenn's gilt.
*1856. He denkt up den ollen Mann.
Er spart in der Jugend.
*1857. He is en Mann von Fassun1.
1) Gestalt, Form, Mode, hohe Geburt, Anstand, Feinheit, Bildung, feine Lebensart. ( Vgl. Stürenburg, 51.) Französisch: Façon. (S. ⇒ Fatsun.)
*1858. He is kên Mann de achtzehn Schilling vör en Mark utgivt. (Holst.) – Schütze, III, 78.
Von einem zu Rathe haltenden, vorsichtigen Manne, der sich wol in Acht nimmt, 2 Schilling mehr als nöthig ist, zu geben. 1 Mark = 16 Schilling.
*1859. He sall sin Mann ankomen. – Bueren, 557.
*1860. Het geht nit vör de Mann eiges. (Niederrhein.)
Es wird nichts besser gethan, als was man selbst thut.
*1861. Hurrah, min Mann kann schwemme. – Frischbier2, 2532.
Ausruf der Verwunderung.
*1862. I bin Manns genug d'rzua. – Sartorius, 173.
Ich habe dazu Geschick, Kraft und Ausdauer.
*1863. Ich hab einen frommen man bey der handt. – Agricola I, 565.
Ein Scherz, mit dem man das Gegentheil bezeichnen will. Agricola: »Das ist ein schertz vnd wirt das widderspiel gemeynet seyn.«
*1864. Ihr Mann ist im Zeichen des Widders geboren.
Sie hat ihm Hörner aufgesetzt.
*1865. Ihr Mann ist zwar todt, aber die Kinder haben dadurch den Vater nicht verloren.
Dän.: Om manden en er død, saa ere hendes børn dog ikke faderløse, ei heller hun enke. (Prov. dan., 112.)
*1866. Ihr sackerletscher Moan. – Gomolcke, 629.
*1867. Ihr sed och wul nich der Moan darnoch. – Gomolcke, 633.
*1868. Ihr seyd a schmuck Moan. – Robinson, 440; Gomolcke, 628.
*1869. Ihr seyd grode der Moan dernoch. – Robinson, 976.
*1870. Man hat ihm seinen Mann gezeigt.
Einen Stärkern über ihn kommen lassen.
Frz.: On lui a fait voir son maître.
*1871. Mann Gottes aus Pörschken. – Frischbier, 487; Frischbier2, 2526.
Zuruf an Einfältige und solche, die geistreich sein wollen.
*1872. Mann Gottes aus Pörschken, wo hast du deine Schafchens (Schäfchen)? (Ostpreuss.)
Wird häufig nur mit dem ersten Theil als Zuruf an einfältige Leute gebraucht, die geistreich sein wollen, auch wol an solche, welche oberflächlich und ohne Kenntniss über Geistliche selbst urtheilen. – Pörschken ist ein Kirchdorf im Kreise Heiligenbeil, Regierungsbezirk Königsberg.
*1873. Mann vnd Mord.
» ... Ist alsdann der andere auch da, vnd gibt wieder böse wort; so kömpt es zum streiten vnd wird offt Man vnd Mord daraus.« (Mathesy, 214b.)
*1874. Mein Mann ischt koaner. – Auerbach, Dorfgeschichten, V, 61.
D.i. mit mir kann sich niemand vergleichen.
*1875. Mit dem Mann kann me au fuahrwerke (oder: haudere, hotte). (Ulm.)
*1876. Mit Mann un Mus verdrunken. – Kern, 1597.
*1877. Mit Mann vnd alle. – Mohnike, Strals. Chronik, I, 214 u. 215.
»Vele Schepen vorgingen mit Manne mit alle. Dat bleff mit Mann vnd alle.« – So viel wie: untergehen mit Mann und Maus.
Holl.: Met kat en met muis. (Harrebomée, I, 388a.)
*1878. 'N Mann van Kap'tal, hett 'n Noers van twê Hälften. (Pommern.)
*1879. Näge Mann on ên Rosskopp. – Frischbier2, 2535.
*1880. 'S is a Mann mit em Bart, er arbt wie a Kind und frisst wie a Pfard.
Frz.: C'est un homme qui est à moi à vendre et à dépendre. (Leroux, II, 110.)
Holl.: Het zijn mannen met baarden, zij werken als kinderen, en freten als paarden. (Harrebomée, I, 28.)
[445] *1881. 'S is emme reiche Mann sei Kind. (Pennsylvanisch-deutsch.)
Von einer weiblichen Person, die in Kleidung und Hauswesen sehr sauber ist. »Ein Weibsbild, was 's net sehne kann, wenn ehnig ebbes (irgendetwas) verrisse, wenn ehnig ebbes im Haus stabig (staubig) oder dreckig is, sell is emme reiche Mann sei Kind, un wenn ihr Vatter im Taglohn schaffe misst.« (Vgl. Pennsylvanisch-deutsche Sprache und Häuslichkeit, in Weltbürger, Buffalo vom 14. Juni 1851, Nr. 57.)
*1882. Schadt d'n reich'n Mann ä Åg. – Lohrengel, II, 422.
*1883. Seinen Mann stehen (finden).
*1884. Sich bis auf den letzten Mann schlagen.
*1885. Sie fand ihren Mann wie der Kukuk mit zugebundenen Augen. (Lit.)
In den slawischen Volksliedern und Sagen spielt der Kukuk eine bedeutende Rolle. (Vgl. Wurzbach I, 108.)
*1886. Sie gibt jhrem Mann alle Tage Kifelerbeis zu essen. – Mathesy, 161b.
*1887. Sie hält sich zu ihrem Manne wie der Hase zum Hunde. – Eiselein, 283.
Im Plattdeutschen: Se hält sich tom Mann, we de Hoase tom Hund. (Schlingmann, 627.)
Lat.: Illa manet cum viro, ut lepus cum cane. (Eiselein, 283.)
*1888. Sie hat ihrem Mann das türkische Wappen auf den Kopf gesetzt. – Parömiakon, 261.
Halbmond, zwei Hörner; ist ihm untreu geworden. (S. ⇒ Hahnrei und ⇒ Oberhülfsgericht.)
*1889. Sie lässt ihrem Mann den Strauss tragen.
Von einer Französin, die ihrem Mann Hörner aufsetzt.
*1890. So, Mann Gottes! (Ulm.)
*1891. Such dir einen reichern Mann.
In Warschau jüdisch-deutsch: Leg' dich auf a grössern Ojscher wie ich bin. Man will sagen: der kann deine Capricen besser ertragen. Wird gebraucht, wenn jemand Streit vom Zaune bricht.
*1892. 'T was 'n Mann, de hêt Popan; Popan hêt he, in de Hosen schêt he. (Pommern.)
Am Schluss von Geschichten, die man Kindern erzählt, aber auch dem Bericht eines andern hinzugefügt, den jener ernsthaft genommen wissen will. In demselben Sinne s. ⇒ Tuterutut. (Vgl. Agricola, I, 624 u. 625.)
*1893. Up den olen Mann denk'n. – Eichwald, 1269.
*1894. Vor einem Manne stehen.
*1895. Was der Mann redet, hat Hände und Füsse.
*1896. Zum klugen Mann gehen.
D.h. zu einem Mann, der durch sympathische, geheime Wunder, Zaubermittel etwas entdecken oder bewirken soll.
1897. A Mua un a Wei is a Lei un zwee Ranzen. (Eger.)
Ein Mann und ein Weib ist ein Leib und zwei Ranzen. Wenn auch nach der Schrift Mann und Weib Ein Leib (zwei in Einem Fleische) sind, so bedarf doch dieser Leib die doppelte Nahrung des einfachen, was das obige Sprichwort denen zu bedenken gibt, die eine Ehe schliessen, ohne zu wissen, wie sie ihren Lebensunterhalt zusammen finden werden.
1898. Ach, sie haben einen guten Mann begraben.
Sprichwörtlich bei Begräbnissen nach dem Gedicht von M. Claudius: »Bei dem Grabe meines Vaters.« (Büchmann, X, 61.)
1899. Also vest er bey seim manne helt, wie sich der has zun hunden stelt. – Loci comm., 118.
Lat.: Sic adstat socio, sicut lepus ipse molosso.
1900. Alte Männer sind gemeiniglich eifferer. – Luther, Colloq., 43.
1901. Alter Mann muss das Bergesteigen lan.
[1580] 1902. Am e arme Ma' putzt jedermann d' Schuah a. (Ulm.)
1903. An der Männer Schwören, an der Frauen Zähren soll sich niemand kehren.
»Den Schwüren der Männer und den Thränen der Frauen ist niemals zu trauen.«
It.: Ad uomo che giura, ed a donna piangente, non creder mai niente. (Giani, 436.)
1904. An urem-Mann is wie a Hojker1.
1) Höcker, Buckliger. – Beide tragen, was sie besitzen, auf dem Rücken.
1905. Armen Mannes Glück ist dünn gesät.
1906. Armer man hat armes manss kauff. – Hofmann, 35, 116.
1907. Armer Mann, arme Küche.
Dän.: Fattig mand, fattig kjøkken. (Prov. dan., 160.)
1908. Armer Mann – arm Gut.
1909. Auch den weisen Mann bellen Hunde an.
1910. Besser ein Mann ohne Namen als ein Name ohne Mann, sagte die Frau Major Steigmann, als die Gräfinnen sie fragten, warum sie einen Bürgerlichen geheirathet.
1911. Bistu ein böss vnd zornig man, der sich mit niemand vertragen kan, so thu jhm so, wenn die flöh beissen, soltu jhn all die zeen aussreissen.
Lat.: Si mordent pulices, mordentibus excuti dentes: sic non mordebunt, nec acuto dente nocebunt. (Loci comm., 99.)
1912. Da, wo kein Mann mehr ist im Haus, geht auch die Hafergrütze aus. – Schuller, 43.
1913. Das ist ein wohlberedter Mann, der drei Paar Brombeerblätter sprechen kann.
Ein scherzhafter Spruch zum Nachsprechen, um die Zungenfertigkeit zu prüfen und zu üben.
1914. Dem Manne ein Weib, dem Buben die Ruthe.
It.: All' uomo moglie, al putto verga. (Giani, 1090.)
1915. Dem Manne gebührt das Beste, sagte das Weib, gab ihm das Eiweiss und ass den Dotter.
1916. Dem Manne ziemt Klugheit und der Frau Geduld.
It.: Nel marito prudenza, e nella moglie pazienza. (Giani, 1012.)
1917. Den Männern, die zu viel befehlen, wird selten gehorcht.
»Ich will, ich will! Man muss die Worte schicklicher wählen, sonst schweigen die Frauen trotzig still.« (Kotzebue, Gedanken, 24.)
1918. Den trägen Mann spornt der Hunger an.
It.: Il negligente la fame lo fa diligente. (Giani, 645.)
1919. Der arme Mann hat auch ein Herz.
1920. Der arme Mann ist gesund, er lebt von der Hand in den Mund.
1921. Der brave Mann antwortet, wie er gefragt wird.
Span.: Acometa quien quiera, el fuerte espera. (Cahier, 3429.)
1922. Der brave Mann denkt an sich selbst zuletzt.
Tell's Worte an den Fischer Ruodi.
1923. Der brave Mann hilft, wo er kann. – Birlinger, 1181.
1924. Der erste Mann ist ein Freund, der zweite ein Mann, der dritte ein Herrscher.
Holl.: De eerste man is een vriendt, de tweede man is een man, de derde is een meester. (Cats, 129.)
1925. Der heisst mit Unrecht mir ein Mann, der seine Frau nicht meistern kann.
1926. Der ist ein glücklich Mann, der alles ergründen kann.
Lat.: Felix qui potuit rerum cognoscere causas. (Virgil.) (Philippi, I, 153.)
1927. Der ist ein Mann, der, was er soll, auch leisten kann.
1928. Der ist ein verständig Mann, der nicht alles will, was er kann.
1929. Der ist noch kein tapfrer Mann, der mit einem wüthenden Eber faulen Streit fängt an. – Pers. Rosenthal, 66.
1930. Der ist wol ein thöricht Mann, der sich selbst im Lichte stehen kann.
[1581] 1931. Der kluge Mann schafft sich im Sommer den Schlitten, im Winter den Wagen an. – Schuller, 40.
1932. Der Mann denkt, die Frau lenkt. – Kotzebue, Gedanken, 178.
1933. Der Mann herrscht über seine Frau, der Pfarrer über seine Gemeinde, der Kaiser über das Reich. – Bertram, 69.
1934. Der Mann ist April, wenn er Frauen kürt; December, wenn er sie heimgeführt.
It.: Gli uomini sono Aprile quando fanno all' amore, Decembre quando hanno sposato. (Giani, 1674.)
1935. Der Mann ist die Sonne, das Weib der Mond; der Mann regiert bei Tage, das Weib bei der Nacht. – Wirth, I, 301.
1936. Der Mann muss bey der Frawen sein im ersten iahr ein Esel, im andern ein Joseph bey der wigen, im dritten ein Guckuck bey dem Kind. – Monatsblätter, VI, 173.
1937. Der Mann sitzt und lebt zu hauss unter dem Juncker.
Stein, Peregrinus, schildert das Los des Ehemannes wie der Ehe selbst nicht einladend. Von jenem sagt er: »Er ist überherret, übermannet, überweibet. Er hat zu hauss das Fegfewer, und die heisse Hell, einen Brumkater und nagenden wurm an der seiten, der ihm das hertz auffrist, und weder tag noch nacht ruh lest. Wenn sie anfengt zu gnurren, brummen und krehen, so ist da kein aufhören. Es ist ein schener Oelgötz, eine schene Monstranz, wen nur Heiligthum drinnen wer. Sie bawen mit einander die Helle. Sie begehren sich als Katzen und Hunde. Eins bricht Töpfe, das ander krüge. Wenn sie zu hauff reiten, so ist nur da Bu, Ba, Schelm, Dieb, Galgenvogel, Hallunck, Nichtenguts, Teuffelsnachlass, Hausshund, Schorb, Gnack, Schurck, Dreckharcker u.s.w.« (Monatsblätter, VI, 173.)
1938. Der Mann stirbt nur seinem Weibe, das Weib nur ihrem Gatten. – Löwenheim, 25.
1939. Der Mann soll seiner Frau das kurze Messer geben, das längere soll er selbst behalten.
1940. Der man wird siech von bösen gsellen, darumb soltu zu frommen stellen.
Lat.: Per prauum socium, uir uenit in uicium. (Loci comm., 6.)
1941. Der richtige Mann kommt nie zu spät.
1942. Der schlaue Mann wird oft des starken Meister.
1943. Der wahre Mann kann auch den Steinen Brot entlocken.
1944. Des armen Mannes Füllen wird bald ein Pferd, und des reichen Mannes Tochter bald eine Frau. – Frischbier, I, 113.
1945. Des Mannes Ehre ist der Preis seines Blutes. – Merx, 299.
1946. Des Mannes Wort ist quaerere, der Frauen: tueri. – Zinkgref, IV, 203.
»Der Mann bringt es in das Haus, die Frau muss es drinnen halten, sonst hilft es nicht, wenn schon der Mann mit Scheffeln in das Hauss wirfft und die Fraw mit maltersäcken wieder drauss trägt.«
1947. Des reichen Mannes Kinder und des armen Mannes Kälber werden schnell reif.
1948. Deutsche Männer, deutsche Sitten. Dienstag. Aber um wieviel Uhr
Dän.: Danske-mænd, danske-sæder. (Prov. dan., 106.)
1949. Die Männer an den Galgen, die Weiber in die Grube. – Graf, 341, 349.
1950. Die Männer machen die Gesetze und die Frauen die Mode.
It.: Gli uomini fanno le leggi, e le donne i costumi. (Giani, 544.)
1951. Die Männer regieren publice die Stadt, die Weiber privatim die Männer und zuweilen beide die Kinder. – Harssdörffer, 1175.
1952. Ein alten man macht der gut wein gleich wie den jungen frölich sein; so aber der wein nicht ist gut, der jung wie der alt trauren thut. – Loci comm., 202.
Lat.: Vinum subtile, facit in sene cor iuuenile; sed uinum uile, reddit iuuenile senile. (Loci comm., 202.)
1953. Ein alter Mann friert, wenn er auch am Ofen sitzt.
[1582] 1954. Ein alter Mann weiss, wie man ein Weib halten soll. – Ayrer, IV, 2709, 31.
1955. Ein armer Mann kann oft nicht finden, was er braucht.
Er kann es nicht finden, weil er es nicht besitzt.
1956. Ein armer Mann nennt keine Frau sein, sie sei denn bucklig und habe schiefe Bein'.
Dän.: Fattig mand har ikke fruen, uden han haver slang eller skieve been. (Prov. dan., 160.)
1957. Ein armer Mann soll keine schöne Frau haben.
Dän.: Fattig mand skal ei have faver kone, eller feed hest. (Prov. dan., 160.)
1958. Einen erfahrenen Mann heisst man überall willkommen.
1959. Ein fauler Mann, ein armer Mann.
It.: Uomo poltrone, uomo poverone. (Giani, 1395.)
1960. Ein frommer Mann misgönnt niemand sein Glück.
Bei Tunnicius (1181): Ein vrom man vorgunt nummande syn gelucke. (Vir bonus et iustus sortem non invidet ulli.)
1961. Ein guter Mann – er trinkt keine Schuhwichse und beisst auch keine Ofenzangen ab. – Steffens, Hausfreund, 1846.
1962. Ein guter man ist ein boser gelter. – Hofmann, 30, 43.
1963. Ein hungriger Mann frisst eine Bruthenne. – Birlinger, 475.
1964. Ein karger Mann gönnt sich und andern nichts. – Reuterdahl, 191.
1965. Ein kranker (unglücklicher) Mann frage nicht bei Vettern an.
1966. Ein Mann aus der Asturier Land trinkt reinen Wein und ficht gewandt.
It.: Uomo Asturiano, vino puro e lancia nella mano. (Giani, 175.)
1967. Ein Mann bringt sein Brot aus Steinen heraus. – Ausland, 1872, S. 1205.
1968. Ein Mann, der da wohl mag trinken und essen so er dann zu Tisch ist gesessen, und wohl mag arbeiten, was ihm zusteht, damit man sich zu ehren begeht, und ein Mann mag seyn zu ziemlicher Zeit, wann er bei seinem Eheweib leit, und wohl mag schlafen fruh und spat und zu rechter Zeit seinen Brunnen hat und wohl mag unten ausdäuen, damit er mag ein Sau erfreuen; wann ihm die sieben Stuck wohnen bei, so soll er niemand klagen, dass er krank sey. – A. von Keller, Alte gute Schwänke in Schaltjahr, IV, 598.
1969. Ein Mann, der nicht versichert sein Leben, wird seinem Weib viel Kummer geben.
Engl.: The man, who not insures his life, may greatly injure his children and wife.
1970. Ein man, der schebig ist, mag werden bald blutrust.
Lat.: Vir quem tormentur scabies, persaepe cruentat. (Loci comm., 125.)
1971. Ein Mann, ein Wort, ein Wort, ein Mann, ist besser, als ein Schwur gethan. – Frieske, 13.
1972. Ein man hat dick nicht grosses gut, hat doch frommkeit vnd weisen mut.
Lat.: In paupertate multi pollent bonitate. (Loci comm., 156.)
1973. Ein Mann ohne Buss' ist ohne Wasser ein Fluss; ein Weib ohne Schamb ist ohn Licht eine Lamp. – Harssdörffer, 508.
1974. Ein Mann ohne Freunde ist wie die linke Hand ohne die rechte. – Harssdörffer, 528.
1975. Ein Mann ohne Geld ist ein Narr in der Welt. – Volksblatt für Stadt und Land, Wien 1878, Nr. 1.
1976. Ein Mann ohne Wissenschaft ist unbehauenes Holz. – Sanders, 107.
1977. Ein man soll stellen, darnach er sich kan gebrechen. – Hofmann, 32, 71.
1978. Ein neidischer Mann gäb gern ein Auge hin, wenn der Nachbar auf beiden nicht sähe.
[1583] 1979. Ein redlich mann, der thut sich wehren vnd denckt, je mehr feind, je mehr ehren. – Loci comm., 94.
Lat.: Plus quies honoratur, hostis si multiplicatur.
1980. Ein rothköpfiger Mann ist Weibern ein lieber Nachtkumpan.
Engl.: A red-headed man will make a good stallion. – A brinded pig will make a good brawn to breed on. (Bohn II, 50.)
1981. Ein schwacher Mann kann noch wol an einem Stabe fortschleichen. – Herberger, II, 262.
1982. Ein unglücklicher Mann ist bei Unglücklichen am schlimmsten dran.
1983. Ein verheiratheter Mann ist ein Vogel im Käfig.
1984. Ein wackerer Mann hat so viel Hosen als Geliebte. (Rumänisch.) – Neue Freie Presse, 4581.
1985. Ein weiser Mann, der nicht dient, und ein verborgner Schatz verdienen Einen Platz.
Sie nützen beide nichts.
Lat.: Paulum sepultae distat inertiae celata virtus. (Horaz.) (Philippi, II, 86.)
1986. Ein weiser Mann soll nichts beweinen, als den Verlust seines Freundes. – Wirth, II, 116.
1987. Ein weiser Mann stösst nicht zum zweiten mal am selben Steine an.
Lat.: Peccare bis id ipsum haud sapientis est viri. (Sailer, Sprüche, 182.)
1988. Ein weiser Mann Ungemach ertragen kann.
Böhm.: Moudrý i nechvile přetrpĕti umí. (Čelakovský, 111.)
1989. Eines Mannes Verwilligung ist sein Recht. – Herberger, Ib, 707.
1990. Eines Mannes Rede ist von keiner Würde. – Graf, 455, 485.
1991. Eines todten Mannes Freunde sind auch todt.
1992. En verbrannten Mann kümp noch wul wier up, men en versoppenen nich.
Ein Mann, dem das Haus abgebrannt ist, kommt noch wol wieder empor, aber ein Trunkenbold nicht. (Alte und neue Welt, 1877, S. 471.)
1993. Es ist besser, der Mann werde von seinem Weibe geliebt, als gefürchtet. – Wirth, II, 283.
1994. Es ist ein seltener Mann, der im Feuer nicht verbrennt und unter den Bösen gut bleibt.
Lat.: Nil sanctius quam inter malos bene vivere. (Sailer, Sprüche, 197.)
1995. Es ist kein Mann so wohlgeacht, dass sein nicht werd einmal in Unglimpf dacht. – Gerlach, 10.
1996. Es ist oft Ein Mann hundert werth und hundert nicht Einen. – Sanders, 53.
1997. Es redet viel der kranke Mann, gesund macht's jeder, wie er's kann. – Neue Freie Presse, 4592.
1998. Es sitzt kein Mann so gut, es fehlt ihm was im Muth.
Mhd.: So ebene nie kein kunec gesaz, im würre dannoch eteswaz. (Freidank, 73, 22.) – Wir haben gehôrt ein altez sprichwort: nie kein man sô eben gesaz, im gebreste etewaz. (Ottokar, 378a; Haupt, III, 278.)
1999. Fert der Mann an, so fert das Weib aus. – Mathesius, Sarepta, XXVa.
2000. Gelt, mein Mann, ich habe dich lieb. – Ayrer, III, 2225, 19.
»Dies alte sprichwort war b'lieb.«
2001. Gewiss vermisse ich meinen Mann, sagte die Frau, als man sie fragte, ob er ihr nicht sehr fehle; er machte Feuer an, holte Wasser, brachte die Betten in Ordnung u.s.w., was ich jetzt alles selber machen muss.
2002. Grosse Männer sind nicht ohne Feinde. – Kornmann, V, 14.
2003. Hastiger Mann, guter Mann.
Man nimmt an, dass Personen heftigen Charakters ohne Falsch sind.
2004. Ich bleib bei den meisten Mann vnd leide dafür, was ich kann. Wer weiss, wie es im Himmel ist; was ich hier hab, das bin ich gewiss. – Sarcerius, Schlemmer, 11b.
[1584] 2005. Ich habe meinem Manne kräftige Suppen und Eier mit rohem Schinken gegeben, sagte die Frau zu ihrer Freundin, welche über die grosse Schwäche ihres Mannes klagte, und er ist wieder so gestärkt, dass er mich jetzt die Woche wenigstens a paar mal prügelt.
2006. Ich will ein heiliger Mann werden, wenn ich loss komme, gelobte der Wolff in der Gruben. – Mathesius, Postilla, CLIXa.
2007. In eines armen Mannes Haus muss man nicht nach Feuer gehen. – Pers. Rosenthal, 310.
2008. Ist der Mann nicht mehr verliebt, dann ist die Ehe meist getrübt.
It.: Marito disamorato, matrimonio rammaricato. (Giani, 1011.)
2009. Je grösser der Mann, je grösser die Schelle.
Das Oberkleid der im Mittelalter in Diensten bei Fürsten, Päpsten, Bischöfen, Grafen u.s.w. stehenden Narren endigte sich in mit Schellen besetzten Zipfeln, welche auch an den Krausen, Aermeln, Gürteln befestigt waren und zu Knöpfen des Wamses dienten; je grösser, je besser. (Steffens, Der Hausfreund in Hütten und Palästen, Berlin 1844, S. 3b.)
2010. Ist ein Mann auch noch so rund (wohlhabend, reich), er gibt den Käse nicht dem Hund.
2011. Je gelehrter (vortrefflicher) Mann, je böser (unbilliger) Weib. – Aventin.
2012. Kranker Mann nicht fehlen kann.
2013. Lieber alten Mann, als keinen han.
It.: Marito vecchio meglio che nulla. (Giani, 1014.)
2014. Man en Vogel, en Köste en Borkfink, seggt se bi et Kortenschpelen, wen sich jera en Penning nimmt. (Ukermark.) – Engelien, 217, 28.
2015. Man heisst manchen einen frommen Mann vnd manchen einen Schalk vnd thut jnen beiden vnrecht. – Luther's Werke, VII, 170a.
2016. Mann gegen Mann, aber zwei gegen den Teufel.
Dän.: Een mod een og to mod funden. (Prov. dan., 155.)
2017. Männer machen die Gesetze und Frauen die Sitte.
Frz.: Les hommes font les lois, les femmes font les moeurs. (Ségur.)
2018. Männer nehmen, Hochzeit machen, das ist Gottes Sache. – Gerlach, 111.
»Drum die Heirath, so gezwungen, noch gar selten sind gelungen.«
2019. Männer, über welche Weiber herrschen, sind verba anomala. – Harssdörffer, 2599.
D.h. sie stehen ausserhalb der Regel, der gewöhnlichen Ordnung.
2020. Männern pflegt es schlecht zu stehen, wie eitle Weiber herzugehen.
Lat.: Sint procul a nobis juvenis ut femina comti, fine coli modico forma virilis amat. (Ovid.) (Philippi, II, 139.)
2021. Mein Mann ist grade kein eigentlicher Doctor, aber seine Mutter hat zehn Jahre bei einem Doctor gewaschen, und da steckt's im Geblüt, sagte die Frau, als sie gefragt wurde, ob ihr Mann studirt habe, da er curire.
2022. Mein Mann prügelt mich nicht mehr, ich bin ihm also gleichgültig, sagte ganz betrübt eine russische Bäuerin.
2023. Nachdem der Mann, nachdem die Gunst. – Herberger, I, 554.
2024. Nach eines tapfern Mannes und eines guten Weines Herkunft soll man nicht gar zu genau fragen. – Zeiller, Hundert Epigramme.
Ein Spruch des Kaisers Ferdinand I.
2025. Oller Mann un junget Wîw – gewisse Kinner; junger Mann un ollet Wîw, man arme Sünner. – Schlingmann, 989.
2026. Plinter man, armer man. – Hofmann, 34, 94.
2027. Schickt mir der Mann eine Wurst und habe selber einen Schweinestall. (Schles.)
2028. Schweigendem Mann niemand helfen kann.
Wer Hülfe will, der muss sagen, was ihm gebricht.
2029. Tapfrer Mann macht sich durch die Feinde Bahn.
[1585] 2030. Tapfere Männer müssen etwas vom Fuchs an sich haben, damit sie nicht so leicht betrogen werden. – Wirth, I, 506.
2031. Trunken Mann, trunken Rath.
Dän.: Drukken mand, drukket raad. (Prov. dan., 124.)
2032. Ueberraschter Mann ist halb geschlagen.
It.: Uomo affrontato è mezzo morto. (Giani, 1678.)
2033. Was ein braver Mann ernstlich begehrt, das wird ihm von Küche, Keller und Bette gewährt. – Storch, Freiknecht, III, 44.
2034. Weisem Mann das Glück nicht schaden kann.
Lat.: Sapiens ipse fingit fortunam sibi. (Philippi, II, 165.)
2035. Welcher Mann ein Huhn hat, das nicht legt, und eine Schweinsmutter, die nicht Junge trägt, und hat einen ungetreuen Knecht, der ihm gar selten arbeitet recht, und eine Katz, die nimmer fäht kein Maus, und ein Weib, die buhlet aus dem Haus, und eine Magd, die geht heimlich mit ein'm Kind, der hat gar ein unnütz Hausgesind.
Nach einer wolfenbütteler Handschrift in Eschenburg's Denkmälern; vgl. Schaltjahr, IV, 307.
2036. Welcher Mann nicht geltende Güter hat und viel mit bösen Weibern umgaht, ungern arbeit't und gern feiert, über Tag beim Spiel umleiert, früh und spät liegt bei dem Wein, und des besten stets will voll sein, und nicht flieht vor der Schanden säul', der wird gewiss dem Henker zu Theil. – Nieritz, Volkskalender für 1858, S. 73.
2037. Welcher man will ehre han, der ist sorgen nimmer an.
Wer nach Ehre strebt, ist nie ohne Sorge.
Lat.: Cura plenus eris, si uis ut glorificeris. (Loci comm., 78.)
2038. Wenn der Mann gehet ins Maht, sol das Weib liegen im Bad.
Die Frau soll eine Reihe von Jahren jünger sein als der Mann. »Denn vnser Vorfahren haben darob gehalten, wo einer für zwantzig jaren mit einem Weib zu schaffen hatte, ward er für einen Bösswicht vnd ehrloss gemacht vnd von jedermann gehalten, musst einer wol zu seinen jaren kommen.« (Aventin, XXIIIb.)
2039. Wenn ein alter Mann ein junges Weib nimt, das ist ein hellisch spectakel und wider die Natur. – Monatsblätter, VI, 157.
2040. Wenn ein armer Mann bei einem Fest ist, so thut man ihm viel Wermuth in den Wein.
2041. Wenn ein armer Mann durch den Wald fährt und ihm ein Nagel bricht, soll er einen Finger ins Loch steken, aber kein Holz schneiden.
Alte Rechtsbestimmung, Waldfreiheit betreffend, um (übertreibend) auszudrücken, dass niemand ohne Erlaubniss Holz im Walde hauen oder schneiden dürfe. (Gierke, Humor im Recht. )
2042. Wenn sich Mann vnd Fraw schlagen, werden auss eim Fleisch zwey. – Theatr. Diabolorum, 296b.
2043. Wenn wir den Mann haben, so haben wir auch die Tasche; haben wir aber die Tasche ohne den Mann, so ist's doch nichts. (Luther.) – Zinkgref, IV, 57.
2044. Wenn zu zwei vernünftigen Männern eine Frau kommt, entstehen zwei Narren.
2045. Wer ein frommer Mann ist, der sitze stille! – Döpler, I, 147.
So riefen Richter und Schöppen bei Eröffnung des Freigerichts.
2046. Wer einem verständigen Manne seine Tochter gibt, der findet einen Sohn; wer sie einem Narren gibt, der verliert seine Tochter. – Harssdörffer, 869.
2047. Wie der Mann im Mund, so ist seines Herzens Grund.
Holl.: Soo de man is in den mont, so is hem sijns hertens gront. (Cats, 268.)
2048. Wie der Mann ist, so kommt er aus der Thür.
[1586] 2049. Wie ein Mann sich hält, so wird er gehalten.
Mhd.: Daz man geren halt den man nach dem und er sich halten chan. (Vintler.) (Zingerle, 28.)
2050. Wo der Mann das Geld zum Götzen macht, da macht der Götze den Mann zum Sklaven.
2051. Wo der Mann die Schürze trägt, ist die Wirthschaft schlecht gepflegt.
Böhm.: Hospodářství zle stojí, kde se žena muže nebojí. – Zle kde muž v rouše a žena v kukli a v škorních chodí. (Rybička, 2118-19.)
2052. Wo der Mann wie die Biene einträgt, und das Weib wie die Sanduhr körnleinweise ausgibt, da kann ein Haus reich werden. – Harssdörffer, 1880.
2053. Wo ein man nit vber mach springen, do muss er vnten hindurch krichen. – Hofmann, 33, 77.
2054. Wo kein Mann im Haus, geht auch die Mamaliga (Maisbrei) aus. (Rumänisch.) – Neue Freie Presse, 4581.
2055. Zeige mir den Mann und ich zeige dir das Gesetz.
Dies Sprichwort wird in W. Scott's Braut von Lammermoor auf bestechliche Richter angewandt.
*2056. Das ist der rechte Mann auf der rechten Stelle.
Engl.: The right man in the right place.
Der Engländer A.H. Layard gebrauchte das Wort in einer Rede, die er am 15. Jan. 1855 im Unterhause hielt. (S. Büchmann, X, 276.) Doch ist diese Redensart im Deutschen vorher schon in dieser oder ähnlicher Form angewandt worden.
*2057. Den blanken Mann putzen. – Frischbier, 3041.
Etwas Ueberflüssiges thun.
*2058. Den hat der reiche Mann in die Helle zu Gaste geladen. – Herberger, I, 550.
»Wie man in Meissen redet.«
*2059. Den Mann hat's.
»So nennt der Sprachbrauch dortlands jenen Zustand, wo der Liebe Zauber uns gepackt hat.« (Scheffel, Trompeter, 59.)
*2060. Der hat den Mann beim Weibe gelassen.
*2061. Der Mann fiel von der Eiche herab und ruhte aus. – Frischbier, 4305.
Man gebraucht die Redensart, wenn der Gast sich beeilt, nach Hause zu kommen; er soll dadurch zu längerem Verweilen bestimmt werden.
*2062. Ein Mann wie ä David, wenn er nur Harf könnt' spielen. – Horn, Spinnstube, 1851, S. 150.
*2063. Ein Mann zum Nehmen oder Lassen.
»Doch liebte man ihn allgemein und behandelte ihn als Schoskind. Es war, wie man volksmässig sagt, «ein Mann zum Nehmen oder Lassen». Und man nahm ihn.« (J. de Verne, Von der Erde zum Monde, Wien 1874, S. 122.)
*2064. Er ist noch kein so alter Mann, dass er mit der Glatze sterben kann.
Dän.: Han er ikke endnu saa gammel, han kand jo skurved doe. (Prov. dan., 216.)
*2065. Er war ein Mann.
Aus Shakespeare's Hamlet: »He was a man, take him for all in all« (I, 2). Auch Antonius vom Brutus im Cäsar, V, 5: »This was a man.«
*2066. Gegen den Mann gehen. – Frommel III, 17.
»Die Tante war ein Nachtschmetterling, der erst nachts recht fliegen konnte; sie schlief bis in den hellen, lichten Tag hinein, des Nachts war sie aber nicht ins Bett zu kriegen. Das ging aber dem Vater entsetzlich gegen den Mann. Denn bei uns galt als Hausordnung, dass der liebe Gott die Nacht für den Schlaf und den Tag zum Wachen und Arbeiten gegeben.«
*2067. Sie sieht nie uf a Mann, sie sieht uf a Ploan. – Schles. Provinzialblätter, 1871, S. 437.
*2068. Sie will den Mann aus der Erde kratzen. – Monatsblätter, VI, 158.
Von einer sehr betrübten Witwe. Stein hat dafür noch folgende Redensarten angeführt: Sie wird sich noch die Augen ausweinen, gross Herzeleid anthun, in den Brunnen stürzen u.s.w.
Adelung-1793: Martins-Mann, der · Mann, der
Brockhaus-1809: Der Mann mit der eisernen Maske
Meyers-1905: Mann, Thomas · Mann, Horace · Mann. · Wilder Mann · Starke Mann · Mann [2] · Alter Mann · Alle Mann auf · Mann im Mond · Mann [1] · Mann und Weib sind ein Leib
Pagel-1901: Mann, Ludwig · Mann, Jakob
Pataky-1898: Mann, Mathilde · Mann, Frau Mathilde
Pierer-1857: Rother Mann · Mann [3] · Mann [2] · Wilder Mann · Voller Mann · Silberner Mann · Auf den alten Mann einschlagen · Alter Mann [2] · Alter Mann [1] · Mann [1] · Mann im Mond · Blinder Mann
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